Nr. 1 29. 1. 2016
die zeitung
www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation
AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern
telecom/IT
Netzinfrastruktur: syndicom hat den ersten Branchen-GAV abgeschlossen Seite 4 Logistik
Post schmuggelt Sonntagsarbeit ein Der Online-Shop Coop@home will Lebensmittel auch am Sonntag ausliefern. Die Post machts möglich: Sie stellt für die Warenlieferung Taxifahrer ein und hebelt so das Sonntagsarbeitsverbot rücksichtslos aus. Denn Taxis dürfen auch am Sonntag Waren ausliefern, «sofern sie hauptsächlich Personen transportieren». Die Zeche bezahlen die Taxifahrer, welche zu miesen Bedingungen Sonntagsarbeit leisten, und die Paketboten, deren Anstellbedingungen immer mehr unter Druck kommen. › Seite 6
logist ik
Umfrage zeigt: Paketzusteller sind unzufrieden mit ihrem Zeiterfassungssystem Seite 5
Medien
Tamedia ist aus dem Viscom ausgetreten. Tatsache bleibt aber: der GAV gilt Seite 6
letzte
Die SGB-Parolen für die Volksabstimmung im Februar: Einmal Ja und dreimal Nein Seite 16
die digitale revolut ion und ihre folgen #6
Die Medien auf der digitalen Grossbaustelle Die Digitalisierung verändert die Arbeit in den Medien grundlegend. Globale Unternehmen wie Google, Apple und Facebook dominieren auch die Entwicklung in der Schweizer Presse, schreibt Nick Lüthi im 6. Teil unserer Serie über die Digitalisierung der Arbeitswelt. Seine Westschweizer Kollegin Magali Philip gibt Einblicke in ihren Alltag als Social-Media-Spezialistin. Seiten 2–3
Buch und Medienhandel
Im Dezember kritisierte syndicom, dass Orell Füssli Thalia (OFT) ohne Meldung bei den Behörden und ohne Verhandlungen über einen Sozialplan den Abbau von 15 Vollzeitstellen eingeleitet hatte. Nach den Versammlungen der BuchhändlerInnen der OFT-Filialen The Bookshop und Kramhof in Zürich hat die Geschäftsleitung eingelenkt: Auf Ende Januar ist sie zu einem Gespräch mit syndicom bereit. Ausserdem werden die entwürdigenden «Bewerbungen für die eigene Stelle» nicht mehr von allen Angestellten verlangt, und OFT hat den Behörden den Stellenabbau gemeldet. › Seite 7
© RINGIER
Erstes Einlenken
so arbeiten schweizer medien heute ∙ Ein Blick durchs «Fischauge» in den Newsroom beim «Blick».
Gewerkschaftspolit ik
Paul Rechsteiner: Löhne gegen Dumping schützen Ausserdem: Die AHV-Rente nachbessern – und die Errungenschaften des sozialen Staatswesens gegen Angriffe verteidigen. Paul Rechsteiner zu den wichtigsten Zielen der Gewerkschaftsbewegung im neuen Jahr. Interview: Thomas Zimmermann, SGB SGB: Seit den Wahlen im Oktober haben FDP und SVP eine Mehrheit im Nationalrat. Diese Mehrheit politisiert antisozial und arbeitnehmerfeindlich. Welches sind da die drei grössten Herausforderungen für den SGB im kommenden Jahr? Paul Rechsteiner: Die erste Herausforderung besteht darin, im aktuellen Jahr ein geregeltes Verhältnis mit der EU zu
erreichen. Wir wollen die Arbeitsplätze und die Löhne sichern. Dafür braucht es eine Stärkung der Schutzmassnahmen. Zum Zweiten geht es darum, die AHV-Renten zu verbessern. Wir werden für die Volksinitiative AHVplus kämpfen, die dieses Jahr zur Abstimmung kommt. Für die Altersvorsorge 2020 ist die Ausgangslage nach den Wahlen schwieriger geworden.
Klar ist: Eine von Verschlechterungen geprägte Vorlage wird von uns bekämpft. Ein gutes Signal ist der erfolgreiche Kampf der Bauarbeiter für das Rentenalter 60 und gute Renten auf dem Bau. Das zeigt uns zum einen, dass es anständige Renten braucht und eine Verschlechterung nicht verträgt. Und zum andern, dass zusätzliche Beiträge kein Tabu sind,
wenn es mehr Geld braucht. Drittens müssen wir 2016 wohl mit grös seren Angriffen auf die sozialen Errungenschaften im Arbeitsgesetz und durch Sparprogramme rechnen. Aber wir sind nicht wehrlos. Soweit Gesetze geändert werden, können wir Verschlechterungen mit dem Referendum bekämpfen.
Fortsetzung auf Seite 12
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syndicom | Nr. 1 | 29. Januar 2016
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syndicom | Nr. 1 | 29. Januar 2016
Die digitale revolut ion und ihre Folgen #6
«Unser Beruf öffnet sich und macht mehr Sachen möglich» Projekten, die auf den sozialen Netzwerken weitergetragen werden. Das sind beispielsweise neue Sendungen oder Spezialsendungen. Ich stehe allen Kolleginnen und Kollegen bei Fragen zur Nutzung dieser Plattformen zur Verfügung, z. B. über die wirksame Veröffentlichung eines Videos, eines Fotos, den Umgang mit Fans oder Kritikern einer Seite. Aus dem Team können auch Ideen und Projekte für Sendungen hervorgehen, die auf Twitter, Facebook, Instagram oder Snapchat ein neues Publikum erreichen sollen.
Die Technologien im Medienbereich bieten viele neue Möglichkeiten. Wie wirken sich diese konkret in den Redaktionen aus? Einige Leute sehen sich vorläufig noch als reine P resse-, Radiooder Fernsehjournalisten. Ihre gesamte Ausbildung war darauf ausgerichtet. Wenn es aber um soziale Netzwerke geht, stellen sie fest, dass sie über diese
Plattformen heute einen direkten Kontakt mit den Leserinnen, Zuhörern und Zuschauern haben und eigene Themen verbreiten können. Auf den sozialen Netzwerken hat man einen grösseren Spielraum. Im Fernsehen wird zum Beispiel eine Reportage verlangt, die 30 Sekunden dauert, obwohl es eigentlich um eine zweistündige Kundgebung geht. Das kann etwas frustrierend sein. Mit dem Verbreitungskanal der Social Media wird die journalistische Tätigkeit umfassender: man kann Fotos, Videos und Audioaufnahmen machen, Live-Tweets absetzen, mit Leuten interagieren und so Kontakte finden. Unser Beruf öffnet sich damit mehr als früher und wird dadurch bereichert.
Kannst du ein Beispiel geben aus deiner eigenen beruflichen Arbeit? Beispielsweise wurden im Rahmen unseres so genannten «Projekts Exil» Social Media von Anfang an einbezogen. Wir hatten die Aufgabe, zu überlegen,
wie der Journalist Nicolae Schiau auf den sozialen Netzwerken auf journalistisch innovative Weise von seiner Reise erzählen konnte, auf der er syrische Flüchtlingen von der syrisch-türkischen Grenze bis nach Calais begleitete. Wir unterstützten und berieten ihn während seiner 20-tägigen Reise, die er auf Twitter,
Das grösste Risiko wäre, unsere Kollegen nicht zu begleiten und zu unterstützen. Denn die Welt des Internets und der Netzwerke ist hart. Man kann durchfallen, auch wenn es in der Schweiz im Vergleich zu den USA oder sogar Frankreich noch im Rahmen bleibt. Wir müssen lernen, welche Kommunikationsstile in diesen Netzwerken gelten. Ich sehe eher die «Wir müssen lernen, welche positive Seite, auch Kommunikationsstile in wenn ich in zwei Jahren vielleicht andediesen Netzwerken gelten.» rer Meinung bin. Die Gefahr ist vielInstagram, Periscope und Sound- leicht das «Alles sofort». Gedancloud dokumentierte, mit Fotos ken machen sollte man sich und Videos. Ich bin sehr stolz immer bevor etwas gepostet auf das Resultat: eine erwei- wird. Danach ist es zu spät. terte Reportage, die eine echte Wenn etwas auch nur für drei journalistische Arbeit geblieben Sekunden gepostet ist, kann ist, aber mit der Nutzung die- ein Screenshot verhängnisvoll ser Netzwerke ein grosses Plus sein. Man vertritt sein Mediaufweist. Nicolae hat praktisch um als Journalistin oder RadioFernsehpersönlichkeit alles nur mit seinem Smartpho- oder und kann folglich nicht einfach ne gemacht! irgendetwas sagen.
Gibt es bezüglich der neuen Technologien auch heikle Aspekte?
© MARGARETA SOMMER
Kommentar
Kritisch begleiten genügt nicht: Medien im Bann der Digitalisierung Kürzlich beklagte sich ein Journalist auf dem Twitter-Account unserer Gewerkschaft (@syndicomTweets), dass syndicom die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Medien verschlafen habe. Mein Hinweis auf die Artikelserie in dieser Zeitung und auf verschiedene Veranstaltungen zum Thema, zu denen wir ebenfalls in dieser Zeitung, auf unserer Website und via Social Media eingeladen hatten, vermochte ihn nicht umzustimmen. «‹Dank› der Digitalisierung haben schon hunderte Journis die Stelle verloren», klagte er, und auf die Nachfrage, wie syndicom auf die Digitalisierung der Arbeitswelt reagieren solle, antwortete er schliesslich, «die Gewerkschaft sollte die Vorgänge kritisch begleiten». Aber mit Fahnenschwingen und Artikelschreiben nehmen wir keinen Einfluss auf den technologischen Wandel. Was also soll man tun, angesichts der «digitalen Revolution», die mittlerweile sogar überzeugte Neoliberale über die Zukunft rätseln lässt? Schliesslich wird damit nicht nur die Medienlandschaft, sondern die gesamte Arbeitswelt, ja, letztlich wohl das ganze Gesellschaftsgefüge umgekrempelt. Und tatsächlich ist es so, dass wir alle uns Gedanken machen sollten, wie wir dazu beitragen können, diese noch ungewisse Zukunft menschenfreundlich zu gestalten. Als MedienschaffendeR kann man sich sich auch daran erinnern, dass Journalismus
noch nie davon abhing, ob jemand eine Schreibmaschine bedienen kann. Nicht das Medium ist entscheidend für die Zukunft des Berufsstandes, nicht die digitale oder analoge Form, sondern die Frage, welchen Wert die Gesellschaft der Arbeit der JournalistInnen beimisst. Nicht die Technik ist schuld an der Misere, sondern jene, die sie menschenfeindlich einsetzen. Guter Journalismus vermittelt Informationen, recherchiert und bringt in Form, was für die LeserInnen interessant und wichtig ist. Guter Journalismus schürft unter der Oberfläche und hilft in einer demokratischen Gesellschaft bei der Meinungsbildung. Wie die Medien in Zukunft finanziert werden, weiss niemand. Nicht einmal, ob die jetzt grossen Verlage ihr Geschäft weiterhin mit bezahlten Redaktionen machen wollen. In den sozialen Medien öffnen sich aber auch Räume für alternative Netzwerke, für neue Geschäftsmodelle und Ideen. Statt die Digitalisierung zu diabolisieren, müssen wir lernen, sie für positive Ziele einzusetzen. Im Gewerkschaftskampf für anständige Arbeitsbedingungen und zusammen mit Mitgliedern, die Sparübungen, Personalabbau und Lohndumping in allen zur Verfügung stehenden Medien publik machen. Nina Scheu, Chefredaktorin
meiner Meinung nach ganz klar an journalistischer Neugier. So viel geschieht im Internet oder kommt von dort. Und dort findet sich auch das Publikum, das den traditionellen Medien abhanden
kommt – die unter 25-Jährigen. Diese Plattformen sind auch sehr nützlich, um Kontakte zu finden, um zu sehen, wer reagiert, und um nicht immer mit denselben Experten zu tun zu haben.
Man muss aktiv sein, um Kontakt aufnehmen zu können.
In deiner Facebook-Gruppe «Etre journaliste au 21ème siècle» machst du dich etwas über tra-
ditionelle Medien lustig, die mit angestaubten Kommunikationsstilen auf den sozialen Netzwerken erscheinen.
Facebook-Funktion, die jetzt für Promis und Journalisten verfügbar ist und Live-Video-Streaming auf der eigenen Facebook-Seite ermöglicht. In der Gruppe kritisiere ich freundschaftlich, dass sich der «Blick» damit begnügt, mit dem hergebrachten journalistischen Kodex zu arbeiten. Sie hatten also ein grosses Mikrofon mit dem «Blick»-Logo und führten Interviews wie im Fernsehen. Auf den sozialen Netzwerken wollen die Leute etwas Spontaneres – auch wenn das Spontane zuvor überlegt wurde. Sie wollen, dass man sie direkt anspricht und nicht, dass man ihnen einen TV-Bericht zeigt.
Ich habe den «Blick» als Beispiel gebracht. Der nutzt eine
Magali Philip BR-Journalistin, Redaktorin und Social-Media-Spezialistin bei RTS.
Welche journalistischen Formen scheinen dir geeignet?
Weshalb braucht es die Internetpräsenz? Wenn man als JournalistIn heute nicht auf diesen Plattformen präsent ist – nicht einmal als Besucher (man ist nicht verpflichtet, aktiv zu sein) –, fehlt es
© MARGARETA SOMMER
syndicom: Wie sieht deine Arbeit bei RTS aus? Magali Philip: Ich arbeite an
Interview: Yves Sancey
SELFIE: © MAGALI PHILIP
Journalismus sieht heute völlig anders aus als noch in den Achtzigern (siehe dazu Seite 8!). Was inzwischen geht, darüber sprachen wir mit Magali Philip, der Social-Media-Spezialistin bei Radio Télévision Suisse (RTS).
In einer Reportage über die Kundgebungen am Rande der Uno-Klima konferenz in Paris filmt sich eine Journalistin mit einem Selfie-Stick. Sie ist vor Ort an einer Demo, sie erzählt live, was sie sieht. Man taucht in das Geschehen ein. Der Kanal heisst AJ+ und gehört zu Al Jazeera. Das ist meiner Meinung nach das Beste, was in den sozialen Netzwerken gegenwärtig gemacht wird. Al Jazeera hat junge Leute ohne Fernseherfahrung angestellt. Es gibt keine Webseite. AJ+ exis-
tiert nur auf den sozialen Netzwerken und hat einen Riesen erfolg. Viele Videos werden bis zu über eine Million Mal angesehen. Sie haben einen sehr speziellen, eigenen Stil. Man steigt direkt mit ein ins Thema, mit wirkungsvollen Worten und starken Bildern. Es gibt keine Einleitung. Grafisch ist es sehr stylisch und alles wird unter titelt. So kann sich das Publikum das Video auch ohne Ton im Bus oder Zug anschauen. Im Moment lassen sich alle davon inspirieren.
che des Publikums. Tatsächlich hat sich seit ein paar Jahren eine international gut vernetzte Szene von Medienschaffenden herausgebildet, die sich intensiv mit neuen Gestaltungsmöglichkeiten befassen und selbst auch solche produzieren. Nahezu täglich sehen wir neue und überraschende digitale Darstellungsformen. Ob Politik, Sport, Kultur oder Unterhaltung, in allen Genres lassen sich Geschichten neu erzählen. Zahlen und Statistikreihen, die bisher in einer Behördenschublade lagerten, werden dank Datenjournalismus digital zum Leben erweckt. Nur: Erreicht man damit auch das gewünschte Publikum? Zeitungen, Radio und Fernsehen tun sich schwer damit, ein jüngeres Publikum anzusprechen. Die Nutzerschaft der bisherigen Kanäle wird immer älter und stirbt zunehmend weg, ohne dass in gleichem Mass Nachwuchs auftaucht. Junge binden sich nicht mehr an traditionelle Marken. Ihr Medienkosmos sind die digitalen Plattformen, wie Facebook, WhatsApp, Snap-
chat. Klar werden auch dort NZZ-Artikel geteilt. Aber immer gratis und aus dem redaktionellen Kontext gelöst. Das ist nur beschränkt im Interesse des Verlags. Aktuell legen die Traditionsmarken ihre Hoffnungen auf zielgruppenspezifische Plattformen, wo jüngere Leute so angesprochen werden, wie sie das von ihrer dominierenden digitalen Mediennutzung her gewohnt sind (vgl. Interview oben). Der Erfolg ist ungewiss.
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Die Medien auf der digitalen Grossbaustelle Heute sieht es danach aus, als würden die Giganten der aktuellen und letzten Generation der Medienwirtschaft den Ton angeben. Facebook, Walt Disney und Sony heissen die Platzhirsche. Am deutlichsten zeigt sich dies bei der Werbung. Einst brachte sie den Zeitungen einen vermeintlich nimmer versiegenden Geldstrom. Heute kämpfen sich die Verlage mit viel Geld und teuren Akquisitionen zurück in die digitale Arena. Google bleibt unerreichbar. Schon jeder zweite digitale Werbefranken fliesst zum Medien- und Werbekoloss nach Kalifornien. Denn während sich die Verlage an das einträgliche Zeitungsgeschäft klammerten, entwickelten die angehenden Giganten ihre Geschäftsmodelle für die digitalen Plattformen. Als dann die Medienhäuser bei der Werbung ins Netz aufgeschlossen hatten, folgte mit der massenhaften Verbreitung der Smart-
phones gleich der nächste Umbruch. Und auch hier haben Konzerne wie Facebook, Google und Apple die Nase vorn. Sie stellen die Geräte her (Apple), kontrollieren das Betriebssystem (Google) und verfügen über die weltweit grösste Medienplattform (Facebook).
Allianzen beherrschen den Medienmarkt Es verwundert also nicht, dass Medienunternehmen ihre Innovationsschritte immer im Licht der Aktivitäten der drei Giganten betrachten müssen; ob Werbung, Inhaltsdistribution, Storytelling – alles erfolgt unter Berücksichtigung der gegebenen Rahmenbedingungen. Auch in der medienpolitischen Debatte sind Apple, Google, Facebook präsent und helfen Entwicklungen anzustossen. Auch die angekündigte Werbeallianz von SRG, Swisscom und Ringier steht ganz im Zeichen solcher Überle-
Mit «20 Minuten» und «20min.ch» verfügt Tamedia über die dominante Medienmarke in Print, Online, Mobile und absorbiert so einen Grossteil des Marktpotenzials. Neben dem Platzhirsch «20 Minuten» im Gratiszeitungsmarkt tut sich selbst der gut etablierte «Blick am Abend» von Der digitale Journalismus Ringier schwer. Und verfügt über das grösste je «Watson»? Das von AZ-Medien-Verleger mögliche Instrumentarium, um Peter Wanner finandas Publikum anzusprechen. zierte Start-up ist mit dem Ziel angetreten, «20min.ch» herauszu können. Dieser Sichtweise zufordern. Publizistisch macht folgen nicht alle. Insbesondere «Watson» zwar immer wieder Tamedia bekämpft die Allianz von sich reden, aber kommerziund hält die Underdog-Solidari- ell bringt das nicht genug Geld ein. Vorerst verbraucht «Wattät für vorgeschoben. Tamedia tat sich in der Vergan- son» noch viel mehr Mittel, als genheit hervor mit Akquisitio- die Werbung einbringt. nen und dem Aufbau eines starken digitalen Standbeins. Mit Abonnementmodell nur noch dem publizistischen Geschäft eine Nische haben diese aber nichts zu tun. Neben der NZZ, die immerhin Anders als früher, als die Rub- zwölf Prozent ihrer täglich verrikeninserate direkt an die Zei- kauften Auflage als E-Paper austung gekoppelt waren, laufen die liefert, kann kein anderer Verlag Geschäfte im Digitalen getrennt. nur ansatzweise ähnliche Zahgungen: Argumentativ setzten die drei Unternehmen auf das David-gegen-Goliath-Argument: die kleinen Schweizer Medien müssten zusammenhalten, um wenigstens im Heimmarkt gegen Google & Co. bestehen
len vorweisen. Immerhin lässt sich ein beständiges Wachstum auf tiefem Niveau feststellen. Dazu tragen auch die Bezahlschranken bei, die nur noch eine bestimmte Anzahl Artikel zur freien Lektüre anbieten und danach zur Kasse bitten. Auch die gebührenfinanzierte SRG kann sich der Marktdynamik nicht entziehen. Im TV-Geschäft muss sie zusehen, wie Millionen von Werbefranken zu ausländischen Privatsendern abfliessen. Die radikalen Gebührenabschaffer von «No Billag» sehen ein ausreichend grosses und vielfältiges Medienangebot auf allen digitalen Kanälen, sodass es keine von der Allgemeinheit finanzierten Programme mehr brauche. Man will der SRG die Expansion ins digitale Werbegeschäft verwehren.
Multimedial, immersiv – mehr geht gar nicht Wird der digitale Journalismus besser als der Zeitungsjournalismus? Ihm steht das grösste je mögliche Instrumentarium zur Verfügung für die Anspra-
Die Medienpolitik ist entscheidend Die Zukunftsaussichten sind nicht rosig, aber auch nicht hoffnungslos. Zwar treibt die Digitalisierung die Entwicklung rasant voran, aber auch die Politik verfügt über einen grossen Spielraum im Medienbereich. Es gilt, einen neuen Rahmen zu schaffen für die Regulierung der Service-public-Medien, die auch im künftigen Schweizer Mediensystem eine zentrale Rolle spielen.
Nick Lüthi, freischaffender Journalist
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Interview mit Daniel Hügli
Post Logistics
Erster GAV Netzinfrastruktur
Ungerechte Zeiterfassung in der Kritik Über ein Drittel des Personals der Paketzustellung hat an der Umfrage zum Zeiterfassungssystem AZB 2.0 teilgenommen. Das ist eine hohe Teilnahme, die bestätigt, dass das derzeit verwendete System Anlass zu Diskussionen und Kritik gibt. Eine erste Analyse zeigt, dass eine allgemeine Unzufriedenheit besteht. Das wird an den nächsten Personalversammlungen besprochen. Matteo Antonini, Zentralsekretär Logistik
Daniel Hügli, Zentralsekretär des Sektors Telecom/IT, kommentiert im Gespräch Ziele, Inhalte und mögliche Folgen des neuen Gesamtarbeitsvertrags für die Branche Netzinfrastruktur. Interview: Yves Sancey
Hauptbetroffenen, die Beschäftigten, gedacht, an ihre Arbeitsbedingungen, die Arbeitszeiten, die Zulagen. Und wir wollten Mindestlöhne für die gesamte Branche festlegen. Auf Seiten der Unternehmen braucht es gemeinsame Standards für die ganze Branche. Für diejenigen Unternehmen, die diesen Standards bei weitem nicht genügen, wurde vorgesehen, dass sie 12 bis 18 Monate Zeit haben, um ihre Arbeitszeiten und Mindestlöhne anzupassen. Ziel ist es, keinen unlauteren Wettbewerb mehr zu haben. Auf den Unternehmen mit guten GAVs lastete ein grosser Konkurrenzdruck.
Welche Verbesserungen bringt der neue Branchen-GAV? Die wichtigsten Verbesserungen haben wir in einem Factsheet aufgeführt (s. Seite 5 unten). In einer Branche, in der nur
drei Unternehmen – Saphir Group, Network 41 und Cablex – einen GAV hatten, ist ein Branchen-GAV besonders wichtig. Die Verkürzung der Arbeitszeit war eine zentrale Forderung. Der Wechsel von der 50- zur 42-Stunden-Woche (nach einer Übergangsfrist) bedeutet einen grossen Fortschritt. Das ist aber nur ein Anfang. In der nächsten Verhandlungsrunde wird eine Wochenarbeitszeit von 41 Stunden angestrebt. Wir wollen uns den drei bereits bestehenden GAV annähern.
Die Nacht- und Sonntagszulagen sind deutlich höher als im Arbeitsgesetz. Ja, auch wenn untypische Arbeitszeiten die Ausnahme bleiben sollen. Der Mindestlohn liegt bei über 4000 Franken (13mal ausbezahlt) oder, für Ungelernte, monatlich bei 3750 Franken (13-mal ausbezahlt). Es ist wichtig, einen Mindestlohn festzulegen, aber auch Löhne, welche die Ausbildung berücksichtigen. Wir werden in
dung der Mitglieder und für die Mitwirkung in den Gewerkschaftsorganen vorgesehen. Die Gewerkschaft hat auch erreicht, dass Regionalsekretärinnen und -sekretäre Zugang zu den Unternehmen erhalten, beispielsweise um eine Personalversammlung zu organisieren.
den nächsten Verhandlungen natürlich für die Erhöhung dieser Mindestlöhne kämpfen. Bei den Ferien haben wir 5 Wochen bis 50 Jahre und für Ältere 6 Wochen, also eine bzw. zwei Wochen über dem gesetzlichen Minimum.
Gibt es auch Verbesserungen, die in der Tabelle nicht aufgeführt sind?
Was halten die Angestellten vom GAV?
Die gibt es, zum Beispiel bei der Taggeldversicherung: Für bis zu 720 Tage Abwesenheit (Krankheit oder Unfall) werden 80% des Lohns ausbezahlt. Vorher war es nur das gesetzliche Minimum. Das ist eine gute Grundlage, die wir noch weiter verbessern wollen. Das ist wichtig, weil das Unfallrisiko für bestimmte Personalkategorien in dieser Branche eher hoch ist. Für Leute, die regelmässig im Tunnel ohne Tageslicht und in einer feuchten Umgebung arbeiten, wurde ein Pauschalzuschlag pro Tag festgelegt. Ausserdem sind bezahlte Urlaubstage für die Weiterbil-
Unsere Gewerkschaftsmitglieder, vor allem jene bei Cablex, sind erleichtert, dass endlich Standardbedingungen für die ganze Branche festgelegt wurden. Dadurch verringert sich der Druck auf ihren Unternehmen, deren Konkurrenten sich bisher weniger um gute Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen kümmerten. Dank dem Branchen-GAV lassen sich diese besseren Arbeitsbedingungen rechtfertigen. Dieses Jahr soll eine Branchenkonferenz stattfinden, zu der alle unsere Mitglieder, aber auch alle Beschäftigten der Branche eingeladen werden, die noch
nicht Mitglied sind. Mit einer grösseren Mitgliederzahl können wir auch unsere Repräsentativität und vor allem unsere Möglichkeiten zur Verbesserung des GAV und der Arbeitsbedingungen weiter stärken.
«Wenn Dumpingbetriebe vom Markt verschwinden, nehmen wir das in Kauf. Die Arbeit wird nicht weniger in diesem Sektor.» Besteht nicht die Gefahr, dass bestimmte Unternehmen schlies sen müssen, wenn sie die neuen Standards anwenden? Es ist möglich, dass bestimmte Unternehmen, die Lohndumping betrieben haben und ihre Angestellten die Höchstarbeitszeit arbeiten liessen, vom Markt verschwinden werden. Das muss in Kauf genommen werden, wenn man Unternehmen haben will, die bestimmte minimale Qualitätsstandards einhal-
© JENS FRIEDRICH
Von links: Jean-Pierre Mitard (VFFK/AELC), Heiner Oberer (SNiv), Michael Eichenberger (VFFK/AELC), Werner Sturm (VFFK/AELC), Giorgio Pardini (syndicom), Hans-Peter Legler (SNiv), Daniel Binzegger (SNiv), Daniel Hügli (syndicom), Andreas Etter (VFFK/AELC).
Der rasche und flächendeckende Ausbau eines hochleistungsfähigen Glasfasernetzes ist essenziell, damit die Schweiz weltweit eines der wettbewerbsfähigsten Länder bleibt. Alleine die Swisscom investiert deshalb mehrere
Milliarden Franken in den Glasfaserausbau.
Nicht nur Internet-Ausbau Hinzu kommen auch von Elektrizitätsversorgern hohe Investitionen für ein zuverlässiges
Hochspannungsnetz, welches insbesondere den Anforderungen der neuen Energiequellen Wind und Sonne gerecht werden muss. Bahn unternehmen investieren Milliarden Franken in Infrastrukturprojekte, Bei-
Diesen Entwicklungen will syndicom etwas entgegensetzen. Während zwei Jahren wurden zwischen syndicom und verschiedenen Arbeitgebern der Branche intensive Gespräche geführt. Das Resultat mündet nun in der Sozialpartnerschaft zwischen syndicom und SNIV sowie VFFK. Der GAV für die Netzinfrastruktur-Branche tritt am ersten Juli in Kraft. Unterstehen werden ihm gegen 70 Unternehmen mit rund 4000 Beschäftigten, hauptsächlich in Planung, Errichtung und Unterhalt von Netzinfra-
Wenn sich die Bedingungen für die Angestellten verbessern – besteht dann nicht die Gefahr, dass weniger teure Subunternehmen beigezogen werden? Was die Vergabe von Unteraufträgen betrifft, ist es zentral, dass für in- und ausländische Unternehmen ein gemeinsamer Standard gilt. Es braucht in allen Branchen Kontrollen, bei den Handwerkern oder auf den Baustellen. Wir haben deshalb im GAV eine paritätische Kommission vorgesehen. Diese hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, Kontrollen in den Unternehmen durchzuführen.
Ergebnisse sollen präsent iert werden
Unverständnis seit langem Etwa 600 Personen von über dreissig verschiedenen Zustellzentren in der Schweiz haben an der Umfrage teilgenommen, was 35%, also über einem Drittel, des Personals der Paketzustellung entspricht. Das ist eine hohe Teilnahme, die bestätigt, wie sehr das betreffende System seit langem Anlass zu Kritik und Unverständnis gibt. Hoch ist auch die Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die ihre Meinung
schriftlich geäussert und Anregungen gegeben haben oder auf bestimmte Details des Erfassungssystems AZB 2.0 eingegangen sind.
FactSheet zum Gesamtarbeitsvertrag der Netzinfrastruktur-Branche
syndicom hat im Dezember 2015 mit der Vereinigung von Firmen für Freileitungs- und Kabelanlagen (VFFK) und dem Schweizerischen Netzinfrastrukturverband (SNIV) einen GAV für die Branche abgeschlossen (s. oben). Der GAV tritt am ersten Juli in Kraft; unterstehen werden ihm gegen 70 Unternehmen mit insgesamt rund 4000 Beschäftigten. 50-Stunden-Wochen, Dumpinglöhne und miese Arbeitsbedingungen sollen damit endlich der Vergangenheit angehören.
Sozialpartnerschaft gelungen
ten. Wer seine Stelle verliert, wird aber sicher wieder eine finden, da die Arbeit in diesem Zukunftssektor nicht abnehmen wird.
beobachtet. Das heutige System ist eine Weiterentwicklung einer früheren Version. Nach der Sammlung der Daten aus der Umfrage ist es nun an der Zeit, eine Analyse vorzunehmen und das Gespräch mit den Arbeitnehmenden zu suchen.
Von Oktober bis Dezember waren die Regionalsekretäre von syndicom mit der Verteilung des Fragebogens zur Zufriedenheit mit dem Arbeitszeiterfassungssystem AZB 2.0 und der Datensammlung beschäftigt. Die Sekretäre waren am Morgen früh oder gegen Ende des Arbeitstages in den verschiedenen Postfilialen anwesend, um den Fragebogen zu präsentieren, was Anlass zu oft intensiven und sehr angeregten Diskussionen gab.
Allgemeine Unzufriedenheit Eine erste quantitative Analyse hat gezeigt, dass eine allgemeine Unzufriedenheit besteht, die syndicom schon seit langem
Zu diesem Zweck werden die Regionalsekretäre in jeder Filiale Versammlungen organisieren, um die Ergebnisse der Umfrage zu präsentieren. Diese Versammlungen finden zwischen Januar und Februar statt. Die Teilnahme an diesen Versammlungen ist sehr wichtig, weil so die Umfrageergebnisse partizipativ gedeutet und Delegierte für die Schaffung von Arbeitsgruppen bestimmt werden können. Vor allem aber kann so der Gewerkschaft ein ausdrücklicher Auftrag erteilt werden, damit sie auf eine Systemänderung oder einen Systemwechsel hinarbeitet.
Neuer GAV Skyguide steht
Regulierung einer Boombranche spiel: der (umstrittene) Gotthard-Basistunnel. Das hohe Auftragsvolumen hat in der Netzinfrastruktur-Branche zu einem Boom geführt, der nebst seriösen Unternehmen auch inländische und ausländische Unternehmen anzieht, welche unfaire Mittel wie Lohn- und Sozialdumping einsetzen.
© PATRICK GUTENBERG
Welche Ziele habt ihr mit dem Abschluss dieses Branchen-GAV verfolgt? Daniel Hügli: Wir haben an die
strukturanlagen in den Bereichen Energie, Telecom, Transport und Verkehrstechnik.
Allgemeinverbindlichkeit angestrebt Branchen-Gesamtarbeitsverträge entfalten ihre volle Wirkung erst, wenn sie allgemeinverbindlich sind. Die Sozialpartner streben an, dass der Bundesrat den Netz infrastruktur-GAV im nächsten Jahr für allgemein-
Der Boom hat Unternehmen angezogen, die keine Sozialstandards kennen. verbindlich erklärt. Den Unternehmen sichern gute Standards eine nachhaltige Zukunft, den Beschäftigten faire Löhne und Arbeitsbedingungen. Dem Dumping und der Prekarisierung soll branchenweit der Riegel geschoben werden. (syndicom)
Gesamtarbeitsvertrag
Arbeitsgesetz
Arbeitszeit
42 Stunden pro Woche
50 Stunden pro Woche
Mindestlohn
Ungelernte: Fr. 3750.–/Monat (13-mal); Gelernte oder ab einem Alter von 25 Jahren: Fr. 4000.–/Monat (13-mal)
Kein Mindestlohn
Regelmässige Nachtarbeit
Lohnzuschlag von Fr. 10.– pro Stunde sowie Zeitgutschrift von 10%
10% Zeitkompensation
Unregelmässige Nachtarbeit
50% Lohnzuschlag
25% Lohnzuschlag
Sonntag/Feiertag
100% Lohnzuschlag
50% Lohnzuschlag
Lohnfortzahlung bei Krankheit/Unfall
Lohnfortzahlung 720 Tage 80% des Lohnes
Im ersten Dienstjahr Lohnfortzahlung 3 Wochen zu 100%, nachher angemessen länger
Kündigungsschutz bei Krankheit/Unfall
1. Dienstjahr: 30 Tage 2.–4. Dienstjahr: 90 Tage Ab 5. Dienstjahr: 12 Monate
1. Dienstjahr: 30 Tage 2.–5. Dienstjahr: 90 Tage Ab 6. Dienstjahr: 180 Tage
Ferien
Bis 50. Altersjahr: 25 Tage Ab 50. Altersjahr: 30 Tage
Bis 20. Altersjahr: 5 Wochen Ab 20. Altersjahr: 4 Wochen
Feiertage
Mindestens 8 bezahlte Feiertage pro Jahr
1 bezahlter Feiertag pro Jahr
Abschluss eines Sozialplans bei umfangreichen Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen
Verhandlungspflicht in Unternehmen ab 250 Beschäftigten und bei mindestens 30 Kündigungen
Probezeit
3 Monate
1 Monat
Kündigungsfristen
Probezeit: 7 Tage 1. Dienstjahr: 1 Monat, auf Monatsende 2.–9. Dienstjahr: 2 Monate, auf Monatsende Ab 10. Dienstjahr: 3 Monate, auf Monatsende
Probezeit: 7 Tage 1. Dienstjahr: 1 Monat, auf Monatsende 2.–9. Dienstjahr: 2 Monate, auf Monatsende Ab 10. Dienstjahr: 3 Monate, auf Monatsende
Sozialplan
Skyguide-GAV aufgewertet Die Sozialpartner haben sich nach elf Verhandlungsrunden auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) Skyguide AOT geeinigt. Der neue GAV Skyguide AOT (AOT steht für administratives, operationelles und technisches Personal) ist verständlicher und transparenter als der aktuelle GAV, dies besonders durch die Integration neuer Elemente. Eine wesentliche Verbesserung ist ein Sozialplan, der parallel zum neuen GAV in Kraft treten wird. Dank diesem Sozialplan wird künftig bereits vor einer Reorganisation bekannt sein, mit welchen Leistungen diejenigen rechnen können, deren Stelle abgebaut wird.
Mehr Mitwirkungsrechte und neues Lohnsystem Deutlich verbessern konnten wir auch die Mitwirkungsrechte: die Arbeitsorganisation und der Gesundheitsschutz werden von einer Personalvertretung behandelt. Für gewerkschaftliche Tätigkeiten werden mehr
Freistellungen möglich sein. Zudem werden auch die Informationsrechte der Gewerkschaften ausgebaut. Angelehnt an das Lohnsystem bei der Swisscom, werden Skyguide und syndicom ein neues Lohnsystem entwickeln und verhandeln, das 2018 eingeführt werden soll. Das neue Lohnsystem soll sowohl mehr Transparenz als auch klarere Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Infoveranstaltungen und urnenAbstimmung Am 19. Januar fand in Dübendorf eine Informationsveranstaltung statt, an welcher der neue GAV vorgestellt wurde. Eine weitere Infoveranstaltung folgt am 9. Februar in Genf. Der Branchenvorstand Flugsicherung hat ausserdem beschlossen, eine Urnen-Abstimmung zum GAV durchzuführen. (syndicom)
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Grafische Industrie
Bookshop Orell Füssli Thalia
Mit oder ohne Tamedia im Viscom – der GAV gilt
Konkret ging es Tamedia vor allem um die Senkung der Nachtzuschläge im Zeitungsdruck und die 42-Stunden-Woche als Normalarbeitszeit, die ausgerechnet vom Branchenriesen Tamedia, der jedes Jahr einen Gewinn von 100 Millionen Franken und mehr verzeichnet, vorgebracht wurde – sicherlich mit der Unterstützung anderer Zeitungsdrucker. Im Laufe
der GAV gilt weiterhin Natürlich sind die Beschäftigten der drei Druckzentren von Tamedia in Zürich, Bern und Bussigny besorgt. Vor kurzem ist ein neuer GAV in Kraft getreten, und viele stellen sich die Frage, was nun bei Tamedia geschehen wird. syndicom ist sofort tätig
© YVES SANCEY
Bescherung vor Weihnachten
der Verhandlungen versuchten wir Klarheit zu gewinnen über die Absichten von Tamedia: Ja, nein, wir haben noch nichts entschieden, nein, wir treten nicht aus, so lauteten nacheinander die Stellungnahmen. Kurz vor Weihnachten jedoch kam dann die offizielle mündliche Mitteilung für das Personal und damit die Bestätigung des Austritts aus dem Arbeitgeberverband Viscom. Begründet wird dieser nicht mit dem Verhandlungsresultat, sondern mit Viscom-internen Problemen.
© NAOMI KUNZ
Nach fast sechs Monaten Verwirrspiel und Dementis hat die Führung von Tamedia kurz vor Weihnachten ihre Entscheidung mitgeteilt, aus dem Arbeitgeberverband Viscom auszutreten. Für syndicom steht fest, dass der GAV für die nächsten drei Jahre in jedem Fall anzuwenden ist. Angelo Zanetti, Zentralsekretär Grafische Industrie und Verpackungsdruck Das Gerücht, wonach Tamedia den Austritt aus dem Viscom erklärt hat, machte seit dem Beginn der Verhandlungen über eine Erneuerung des GAV, im Juni 2015, die Runde. Es handelte sich um ein Druckmittel gegenüber der Delegation des Arbeitgeberverbands Viscom: Entweder wird unseren Forderungen Gehör geschenkt oder wir verlassen den Verband.
geworden und hat sich mit Vertretern der drei Personalkommissionen und zusammen mit den Kollegen von Syna, mit der Leitung der Druckzentren von Tamedia getroffen. Diese forderten wir auf, den GAV wie bisher verbindlich zu respektieren und die Sozialpart-
nerschaft weiterzuführen. Wir haben Tamedia auch auf die Verpflichtung hingewiesen, dass sie den neuen GAV bis Ende 2018 einhalten muss, da er vor dem Ablauf der Kündigungsfrist von Tamedia beim Viscom am 31. Dezember 2015 unterzeichnet wurde. Diese Auffassung stützt
sich auf ein Urteil des Bundesgerichtes, das die Vertragsflucht von Unternehmen via Verbandsaustritt stoppt. syndicom hat die Leitung der Druckzentren auch an das baldige Inkrafttreten der Allgemeinverbindlichkeit des GAV erinnert, die bis 2017 erfolgen sollte und alle Unternehmen der grafischen Industrie zur Einhaltung des GAV verpflichtet. Laut Tamedia-Leitung gibt es 2016 keine Änderungen der Anstellungsbedingungen. Doch syndicom und die Bekos wollen Gewissheit, dass der GAV für die gesamte Laufzeit nicht in Frage gestellt wird. Wir verstärken unsere Präsenz in den drei Druckzentren und den Kontakt mit den Personalkommissionen. Unsere Ziele bleiben die Anwendung und Umsetzung des GAV und die Rückkehr von Tamedia zur Sozialpartnerschaft.
Arbeiten rund um die Uhr
SecurePost
Lohnvorschlag abgelehnt
Post macht den Sonntag zum Zustelltag
Die syndicom-Delegierten von SecurePost haben den Vorschlag für eine Lohnvereinbarung abgelehnt. Weitere Verhandlungen folgen.
Der Online-Shop Coop@home möchte Lebensmittel-Bestellungen auch am Sonntag ausliefern. Dafür ist die Post verantwortlich. Diese engagiert nun Taxifahrer, welche ohne Ausnahmebewilligung am Sonntagmorgen die Boxen zustellen können. Bruno Schmucki
es braucht nun bessere Arbeitsbedingungen Insbesondere die Arbeitnehmenden haben den Betrieb über Wasser gehalten, indem sie eine beträchtliche Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen hinnahmen: 44 Wochenstunden,
weniger Ferien, eingefrorene Löhne etc. Jetzt, wo der Betrieb wächst und Gewinn macht, ist es Zeit, diese Bedingungen wieder nach oben zu korrigieren. Die Personalversammlung hat sich für Forderungen ausgesprochen, mit denen die Arbeitsbedingungen bezüglich Arbeitszeit, Ferien und Entschädigungen jenen des Mutterhauses wieder angenähert werden können. Ein wichtiger Punkt ist die Reduzierung der Flexibilität. Zudem soll der GAV auch administrative Profile und Cash-Center erfassen. Ausserdem wurden Probleme wie die rasante Zunahme der Überstunden, Arbeitsplanung und Verfügbarkeit behandelt. Zur weiteren Diskussion dieser Themen sind Personalversammlungen in Daillens, Oensingen und Zürich geplant (Infos hierzu folgen ab Februar).
ner, und es interessiert offenbar niemanden.
Schon seit Oktober testet die Post in den Städten Zürich, Genf und Lausanne Auslieferungen von Online-Einkäufen am Sonntag. Die beiden Anbieter Coop@ home und der Kaffeekapsel-Hersteller Nespresso beteiligen sich am Versuch. Wer bis am Samstagmittag bestellt hat, bekommt die Lieferung von der Post bis am Sonntagmittag zugestellt.
Markieren auf dem Markt
Post nutzt Hintertüre Doch es ist nicht der Pöstler, der am Sonntag zweimal an der Haustür klingelt, sondern ein Taxifahrer. Denn die Post muss sich an das gesetzliche Sonntagsarbeitsverbot halten und hat keine Chance, für die Sonntagszustellung von Online-Einkäufen eine Ausnahmebewilligung zu erhalten. Für die Taxi-Firmen, welche nun für die Post als Subunternehmen unterwegs sind, gelten hingegen andere
© Z VG
Matteo Antonini, Zentralsekretär Logistik Mit dem Aprillohn hätte ein einmaliger Betrag von 500 Franken ausbezahlt werden sollen. Dieser Vorschlag hätte weder den Einsatz der Arbeitnehmenden für den Betrieb noch die Ergebnisse des Geschäftsjahrs 2015 oder die künftigen Wirtschaftsaussichten angemessen abgebildet. Das wurde an der Personalversammlung bei SecurePost vom 9. Januar in Olten klar. syndicom wurde beauftragt, die Lohngespräche an der ersten GAV-Verhandlungsrunde am 2. Februar wieder auf den Tisch zu bringen.
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syndicom | Nr. 1 | 29. Januar 2016
Regeln: Taxis dürfen nämlich auch am Sonntag Waren ausliefern – sofern sie eben Taxis sind und «hauptsächlich Personen transportieren». Die Post nützt diese Lücke und hebelt damit das Arbeitsverbot, mit welchem der Gesetzgeber die Sonntagsruhe bisher geschützt hat, nun rücksichtslos aus. Ob sich damit Geld verdienen lässt, weiss kei-
Vielmehr geht es der Post darum, zu verhindern, dass andere Anbieter diesen Service für den expandierenden Onlinehandel übernehmen und so die Post bei der Auslieferung unter der Woche konkurrenzieren. Die Zeche für diese Strategie bezahlen die Taxifahrer, welche schlecht bezahlt und zu miesen Bedingungen Sonntagsarbeit leisten, und die Paketboten, deren Anstellungsbedingungen immer stärker unter Druck kommen. Zudem wirkt sich das verheerend auf alle anderen Post-Bereiche aus. Das scheint den Angestellten schon längst klar. In einer Umfrage in der Personalzeitung der Post sprachen sich 82 Prozent gegen die Sonntagszustellung aus.
erfolgreiche Kampagne
Zusammenstehen nützt: Orell Füssli Thalia lenkt ein
Fachklasse Grafik Luzern gerettet
Erster Erfolg: Nach den Versammlungen der BuchhändlerInnen der OrellFüssli-Thalia-Filialen The Bookshop und Kramhof in Zürich ist die Geschäftsleitung von OFT zu einem Gespräch mit syndicom bereit, und die entwürdigenden «Bewerbungen für die eigene Stelle» werden nicht mehr generell von allen Angestellten verlangt. Roland Kreuzer, Leiter Sektor Medien syndicom kritisierte im Dezember, dass OFT ohne Gespräche mit der Gewerkschaft, ohne Meldung bei den Behörden und ohne Verhandlungen über einen Sozialplan mit dem Abbau von 15 Vollzeitstellen Massenentlassungen einleitete. Im Newsletter des Schweizer Buchhandels vom 10. Dezember wies die OFT-Geschäftsleitung diesen Vorwurf der geplanten Massen entlassung als «nicht korrekt» zurück. Richtig sei, dass OFT mit dem Umzug des Bookshop in die Filiale Kramhof voraussichtlich
verunsichere unnötig die Mitarbeitenden und schade allen. Der SBVV sekundierte: «Der Verband findet es bedenklich, dass die Gewerkschaft ausgerechnet im arbeitsintensiven Dezember das Personal mit fragwürdigen Aussagen wie ‚Massenentlassungen‘ in Unruhe versetzt.»
Schlecht beraten von McKinsey
Diese Interpretation ist ein sehr eigenwilliger und in keiner Art und Weise den sozialpartnerschaftlichen Gepflogenheiten entsprechender Umgang mit einem massiven Stellen McKinsey ist kein guter Ratabbau. OFT-Berageber, was Sozialpartnerschaft ter McKinsey ist mit Sicherheit kein betrifft! guter Ratgeber, was Sozialpartnerschaft betrifft! Unhaltbar ist insgesamt maximal 15 Vollzeit- der Vorwurf an syndicom, dass stellen abbauen werde ... die Gewerkschaft die AngestellOFT rechnet offenbar mit einem ten verunsichere! Für VerunsiExodus von Angestellten, denn cherung und Empörung sorgte ob und wie viele Entlassun- einzig die Geschäftsleitung, die gen überhaupt nötig seien, sei ihren BuchhändlerInnen diesen im Moment noch völlig offen. Stellenabbau unter den WeihVon einer Massenentlassung nachtsbaum legte und gleichzu sprechen, sei deshalb «nicht zeitig von ihnen einen Effort im lösungsorientiert». Wer das tue, Weihnachtsgeschäft erwartete.
Stellenabbau nun doch gemeldet Dem Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich wurde im Dezember seitens OFT gemäss unseren Informationen jetzt doch Meldung über den Stellenabbau gemacht, und für Ende Januar erklärte sich die Geschäftsleitung von OFT zu einem Treffen mit syndicom bereit (nach Redaktionsschluss). Zudem wird nicht mehr darauf beharrt, dass sich alle Angestellten für ihre eigene Stelle faktisch neu bewerben müssen. Die Rede ist nur noch von einem «Formular», dessen Nichtausfüllen keine negativen Konsequenzen bei der zukünftigen Stellenbesetzung habe.
Wir lassen nicht locker, ‹OFT› muss Stellen ret ten Das Zusammenstehen der OFT-BuchhändlerInnen mit ihrer MitarbeiterInnenvertretung und syndicom zeigte erste Resultate. Wir werden nicht locker lassen. OFT muss sich «lösungsorientiert» an den Verhandlungstisch setzen, um Stellen zu retten oder für den schlimmsten Fall einen Sozialplan zu vereinbaren.
Tarifgipfel GAV in den Medien
D - A - CH: Gipfeltreffen der Mediengewerkschaften Im Februar diskutieren Medienschaffende aus der Schweiz, Österreich und Deutschland über GAV und Tarifverträge in den Medien. Stephanie Vonarburg* Am 11. und 12. Februar organisieren die syndicom-Branche Presse und elektronische Medien und der Journalistenverband Impressum einen Tarifgipfel: ein Treffen mit VertreterInnen von Mediengewerkschaften und -verbänden aus Deutschland und Österreich zum Thema GAV und Tarifverträge in den Medi-
en. Wie sieht die Situation der freien Journalistinnen und Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus? Was können wir von den Nachbarn lernen? Welche Ideen und Strategien haben sich in den Tarifverhandlungen bewährt? Für den 12. Februar sind interessierte Mitglieder herzlich ein-
Kommt und diskutiert mit! Der öffentliche Teil des Tarifgipfels findet am Freitag, 12. Februar, von 14 bis 18.30 Uhr im Politforum des Käfigturms Bern statt. Anschliessend wird ein Apéro serviert. Die medienschaffenden Mitglieder sind herzlich willkommen. Weil der Platz auf rund 30 TeilnehmerInnen beschränkt ist, ist eine vorgängige Anmeldung nötig: stephanie.vonarburg@syndicom.ch.
© LUIS HAR TL , FACHKL ASSE GRAFIK LUZERN
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geladen. Nebst Referaten zu den Anliegen der JournalistInnen wird die GAV-Kampagne «GuteArbeitsVerhältnisse – Medien-GAV jetzt!» vorgestellt. Es wird diskutiert, wie die Medienschaffenden in Print und Online nach über 12 Jahren wieder zu ihrem GAV kommen. «Schweizer Medien» hat vor ein paar Monaten die Türe zu den Vertragsverhandlungen einen Spalt geöffnet. Damit nun ein GAV resultiert, der verlässliche Standards setzt, braucht es den Einsatz aller Journalistinnen und Fotografen.
* Zentralsekretärin Presse und elektronische Medien
Ziel erreicht! ∙ Nach nur vier Wochen rettete eine Petition mit 20 000 Stimmen den Erhalt der Schule.
Die schweizweit tiefsten Unternehmenssteuern – Ergebnis bürgerlicher Finanzpolitik –, Mindereinnahmen beim Finanz ausgleich, ausbleibende Nationalbankgelder: Die Regierung des Kantons Luzern geriet in den Panikmodus. In einer Nacht- und-Nebel-Aktion beschloss sie für 2016 ein radikales Sparprogramm. Haupt opfer der Rotstift-Orgie sollte die Berufsbildung sein – man wollte insbesondere die renommierte Fachklasse Grafik ersatzlos streichen – die einzige Schule in der Zentralschweiz, die eine Ausbildung zur Grafikerin oder zum Grafiker mit eidgenössischem Abschluss für AbsolventInnen der Sekundarschule anbietet.
Gigant ische Kampagne lanciert Da hatte die Regierung allerdings nicht mit dem Förderverein Fachklasse Grafik (ffGrafik) gerechnet. Er lancierte eine gigantische Kampagne gegen die Schliessungsabsicht: Eine Petition zum Erhalt der Schule unterschrieben in nur vier Wochen mehr als 20 000 Personen. Intensive Lobby- und Medienarbeit, Protestkundgebungen der Schülerinnen und Schüler und eine vom Gewerkschaftsbund orga-
nisierte Grosskundgebung führten zum Erfolg: Der Kantonsrat lehnte die Schliessung der Fachklasse Grafik mit 79 gegen 34 Stimmen ab.
Gefährliche Klausel Der Verzicht auf die Schliessung wurde mit einer gefährlichen Auflage verbunden: Die Berufsverbände der Branche sollen in grafischen Betrieben mehr Lehrstellen schaffen – auf Kosten der angeblich zu teuren VollzeitschülerInnen der Fachklasse Grafik. Weil die notorisch ineffizienten Verbände das kaum schaffen, dürfte die Schule bei weiteren Sparprogrammen erneut zur Disposition stehen.
Dabei ist die Logik eine andere Weil die Nachfrage nach GrafikerInnen mit Praxisbezug in der Kommunikationsbranche gross ist und diese nicht allein durch Lehrbetriebe befriedigt werden kann, braucht es Vollzeitschulen wie die Fachklasse Grafik Luzern. Oder will sich der Kanton Luzern etwa bewusst als Standort für innovative Betriebe der Kommunikationsbranche verabschieden?
Vera Bueller, Journalistin BR
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Medienfreiheit
Medienkritik: die ersten 36 Jahre
1980 lancierte «Klartext» erstmals die öffentliche Selbstreflexion in der Medienbranche. 2011 kam es zum Joint-Venture von «Klartext» und «Edito». Neu geben die Verbände syndicom, Impressum und SSM gemeinsam das Magazin «Edito» heraus, Verlegerin ist Bachmann Medien. Ein Rückblick auf die Geschichte von «Klartext» und die guten alten Zeiten. Marianne Erdin Gabagnati* «Klartext»-Archiv. Über die Wortwahl der Beschwerdeschreiber schweigen wir aus Respekt vor den Toten.
riker, nahm Hannes WieLand auch an den gemeinsamen Sitzungen teil. Er trank ein Bier und machte seine Blattkritik. Der begeisterte Fussballer verlor dabei des öftern seine sportliche Fairness. Die Redaktion schaute konsterniert aus der Wäsche, Chefredaktorin U rsula Dubois schnappte nach Luft, und Stiftungsrätin Marie-Josée Kuhn (damals WOZ, heute Chefredaktorin «work») kräuselte die rot geschminkten Lippen. Produzentin Irmgard Imstepf, intern «The Brain» genannt, versuchte die Wogen zu glätten. Dank ihr liefen die Sitzungen nicht aus dem Ruder. Aber es war Hannes WieLand, der uns mit seinem Engagement vor dem finanziellen Absturz bewahrte.
Mut zum motzen bröckelt
Die Reflexion über die Medienlandschaft hielt bis zum Ende von «Klartext» als eigenständiges Magazin im Jahre 2011 an, die Interna hingegen flossen gegen Schluss harzig. Konnte man früher nach einer netten Plauderei mit der Chef sekretärin den Chefredaktor (Chefredaktorinnen gab es nicht) Wahre Schlachten persönlich ans Telefon bekommit empörten Briefen Die Verleger reagierten auf die men, ging das später nicht mehr. Erstausgabe empört, die schrei- Die Kommunikationsabteilung benden Kolleginnen und Kolle- wurde dazwischengeschaltet. gen erfreut. Sie hielten während Das Klima in den Redaktionen war ein ganz anderes geworden. Und heute ist jeder froh um den «Der Stiftungsrat hätte manchJob und behält Probmal am liebsten in die Tischkante leme lieber für sich.
Jahren zuverlässig die Leitungen offen für «Klartext». So etwas wie Selbstreflexion über das eigene Tun und Lassen hatte eingesetzt. Auch das war neu für die damalige Medienlandschaft. Es kam zu wahren Briefschlachten zwischen «Klartext»-GegnerInnen und der Redaktion des neuen Hefts. Davon zeugt das
Eine Wohlfühl zone der Achtzigerjahre
Journalismus anno 1980 war, verglichen mit heute, eine Wohlfühlzone. Arbeitsbeginn lieber spät als früh am Morgen, lange Kaffeepausen mit Zeitunglesen, Zigarettenqualm in den Büros, Alkohol über Mittag und in jedem Kaff ein Korrespondent mit seiner Hermes Baby (für Nachgeborene: das ist eine mechanische Schreibmaschine). Die Verleger
Neues Konzept und neues Layout Die herausgebenden Verbände syndicom, Impressum und SSM lösen den bisherigen Verein Edito + Klartext auf. Am 7. Dezember 2015 haben sie mit Bachmann Medien einen Verlagsvertrag zur Herausgabe des gemeinsamen Medienmagazins unterschrieben. Damit übernimmt Ivo Bachmann als Verleger mehr Verantwortung für das Magazin. Gewerkschaft und Berufsverbände bleiben die Herausgeberinnen der gemeinsamen Publikation (Print und Online, auf Deutsch und Französisch). syndicom erklärte sich einverstanden, dass das Magazin nur noch «Edito» heisst – der Titel ist kürzer und funktioniert in beiden Sprachen. Den Verein Edito + Klartext brauchte es für die Fusion der beiden Hefte «Edito» und «Klartext». Nach den zwei Jahren des Joint-Ventures (2011/2012) und den drei Jahren des Vereins (2013–2015) zeigte sich, dass die Vereinskonstruktion mit tripartiten Gremien wie GV, Herausgeberrat und Herausgeberausschuss organisatorisch etwas überstrukturiert war. Bachmann Medien übernimmt nun als Verlegerin die Hauptverantwortung, auch in der Personalführung und Inserateakquisition, und setzt ein klares publizistisches Konzept um. Wir sind überzeugt, dass unser Medienmagazin damit inhaltlich zulegt und finanziell auf stabile Füsse zu stehen kommt. Auch das Layout im Print und auf der Website wird aufgefrischt. Die drei Verbände sichern mit ihren Abonnements das finanzielle Rückgrat des Magazins, die beglaubigte Gesamtauflage beträgt über 10 000 Exemplare. Weil der Namensteil «Klartext» jetzt verschwindet, haben wir Marianne Erdin um einen Rückblick auf die «bewegten guten alten Zeiten» gebeten. (Stephanie Vonarburg)
Die Genfer Tageszeitung «Le Courrier» sieht sich mit den Klagen des Kunstsammlers Jean Claude Gandur konfrontiert. Gegenstand der Zivil- und Strafklagen sind journalistische Beiträge, die das unabhängige Blatt am 16. Mai 2015 publiziert hat. Darin ging der erfahrene Journalist Benito Perez den Ursprüngen des Vermögens nach, das Gandur mit seinen Firmen im
Öl- und Rohstoffgeschäft ab den 1970er-Jahren angehäuft hat.
Angriff gegen Medienfreiheit Die Anklage ist ein Angriff gegen die Medienfreiheit und die journalistische Unabhängigkeit. syndicom hat dem betroffenen Journalisten und der Redaktion von «Le Courrier» ihre gewerkschaftliche Unterstützung zugesichert.
Jubiläumsfete
BILD: ARCHIV «KL AR TEXT»
gebissen ob der Sturheit der MacherInnen.»
Ein Ölmilliardär und Kunstsammler klagt gegen «Le Courrier». syndicom kritisiert den grundlegenden Angriff auf die Medienfreiheit und die Informationsfreiheit der Öffentlichkeit. Stephanie Vonarburg*
Jürg Bürgi ∙ Mitgründer und langjähriger Redaktor, später Stiftungsrat, hier happy am 10-Jahre-Jubiläum.
wohnten in Villen, sammelten Kunst – später dann Zeitungstitel aus anderen Landesteilen – und brauten ihr eigenes Bier. In diese Zeit, als Zeitungsbesitzer sein gleichbedeutend war mit der Lizenz zum Gelddrucken, platzte dieses Blatt mit seinen tiefschwarzen Schlagzeilen und klopfte der Branche auf die Finger. Die Schlagzeilen waren jeweils deftig und liessen manchen «Angegriffenen» den Krawattenknopf lockern und zur Feder greifen.
Tiefschwarze Schlagzeilen An der für das Heft charakteristischen schwarzen Typografie auf der Front hielt die Redaktion
eisern fest. Als es in den Zeitungen rundherum bereits von Bildern wimmelte, wehrte sich die Redaktion hartnäckig gegen ein anderes Fotokonzept. Der Stiftungsrat hätte manchmal an den unzähligen Sitzungen am liebsten in die Tischkante gebissen (rauchen war verboten) ob der Sturheit der Macher in dieser Diskussion. Wir trauten daher unseren Augen nicht, als unter Chefredaktor Hans Stutz im Jahre 2007 tatsächlich ein Mensch in Ganzkörperaufnahme das Cover zierte. Es war der damalige NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann. Er posierte professionell, wie ein Model. Die schwarze Schlagzeile dazu: «Wir wollen die Besten sein!»
Mit ten im Wahnsinn
«Klartext», die Nummer 1
«Inserate reinzuholen für ein medienkritisches Blatt ist der härteste Job der Welt. Er macht dich wahnsinnig.» So beschrieb ein junger Akquisiteur mit einschlägiger Erfahrung diese Arbeit und lehnte den Job ab. Unser langjähriger Inserate akquisiteur Hannes WieLand ertrug den Wahnsinn. Unermüdlich putzte er die Klinken in den Inserateabteilungen. Unter dem Stiftungsratspräsidenten Heinz Däpp, Berner Journalist und Sati-
Für die Jubiläumsnummer 30 Jahre «Klartext» 2010 mobilisierten wir nochmals alle möglichen Einnahmequellen. Sogar branchenfremde Leute spendeten Geld, darunter ein Schönheits chirurg. Die Unionsdruckerei Schaffhausen war sehr grosszügig und gewährte uns für die Grossauflage Rabatt. In seiner Rede zum 30-JahrJubiläum sprach Wirtschaftsund Medienrechtsprofessor Peter Nobel über die «Wichtigkeit des wahren Journalismus». Er schenkte uns den Ausstellungskatalog seiner mehr als 800 Werke umfassenden Sammlung «Press Art». Chefredaktor Nick Lüthi (heute Redaktor bei der «Medienwoche») nippte während der Ansprache versonnen an seinem Glas.
Partnerschaft mit EDITO 2011 taten wir uns mit «Edito» zusammen. Aus «Klartext», herausgegeben von einer unabhängigen Stiftung, wurde «Edito + Klartext», publizistisch verantwortet von syndicom, Impressum und SSM. Wie hat es der ehemalige Bundesratssprecher Oswald Sigg am Premierenapéro von «Edito + Klartext» gesagt: «Ihr habt die Mauer zwischen syndicom, Impressum und SSM niedergerissen mit dieser Partnerschaft.» Oder in den Worten von jmb auf Parmelin-Englisch: «Chers amis, je vous souhaite le best et don�t break together!»
* Als Volontärin 1979 mit dem «Klartext» gross geworden. Präsidentin Stiftungsrat «Klartext» von 1999 bis 2012.
Der Vorgang steht in einem politischen Kontext: Das Genfer Stimmvolk wird am 28. Februar über den Um- und Erweiterungsbau des Musée d�art et d�histoire de Genève (MAH) abstimmen. In der parlamentarischen Debatte war die Vorlage umstritten. Unter anderem in Frage gestellt wurden die gemischte Finanzierung aus öffentlichen und privaten Geldern und die Partnerschaft mit der Kunststiftung von Jean Claude Gandur. Der Kläger verkennt mit seinem Vorgehen das Funktionieren und die Rolle der Medien in der Schweiz. Die verfassungsmässige Medienfreiheit und die Informationsfreiheit der Öffentlichkeit gehören zu den Fundamenten einer Demokratie. Die Medien sollen in der demokratischen Meinungsbildung über alle relevanten Elemente recherchieren und berichten dürfen. Dies hat der «Courrier» als unabhängige Publikation unter
Anwendung der berufsethischen Regeln im Journalismus gemacht. Aufschlussreich ist, dass Gandur weder vom Gegendarstellungsrecht noch von der Möglichkeit einer berufsethischen Beschwerde beim Presserat Gebrauch gemacht hat.
Referendum gegen das NDG ist eingereicht Das Referendum gegen das neue Nachrichtendienstgesetz (NDG) ist mit fast 70 000 Unterschriften zustande gekommen. Am 14. Januar reichte das Bündnis gegen den Schnüffelstaat – zu dem auch syndicom gehört – das Referendum gegen das neue NDG bei der Bundeskanzlei ein. Die 67 271 Unterschriften (davon 56 542 beglaubigt) zeigen den grossen Widerstand in der Bevölkerung gegen die anlasslose Massenüberwachung und die Beschränkung der Grundrechte. Nun wird die Stimmbevölkerung das letzte Wort zum neuen Schnüffelgesetz haben. (red)
gandur erhebt rekurs Auf strafrechtlicher Ebene hat die Staatsanwaltschaft Genf im November 2015 auf Nichteintreten entschieden: Die Vorwürfe wegen Ehrverletzung durch den Journalisten seien angesichts des öffentlichen Interesses am Artikel, der Seriosität der Quellen und dem guten Glauben des Autors nicht weiterzuverfolgen. Gandur hat Rekurs erhoben. Parallel läuft das Zivilverfahren, welches bei einer Verurteilung katastrophale finanzielle Folgen für die Zeitung hätte.
* Zentralsekretärin Presse und elektronische Medien
Thema: Work and Care, Folge 1
Wenn Angehörige krank sind
Rund 220 000 berufstätige Frauen und 110 000 Männer pflegen zu Hause ihre kranken Angehörigen. Was bedeutet diese Doppel belastung für sie? Wie werden sie am Arbeitsplatz unterstützt? Diese Fragen diskutiert unsere Artikelserie. Rita Torcasso, freie Journalistin Noch immer übernehmen mehrheitlich Frauen die Pflege kranker Familienmitglieder, der Anteil der pflegenden Männer beträgt ein Drittel. Um die 330 000 erwerbstätige Personen betreuen und pflegen Angehörige oder nahestehende Personen.
Armutsrisiko Umfragen in neun Betrieben aus verschiedenen Branchen zeigten: im Schnitt mussten 26 Prozent der Angestellten Arbeit und Pflege von Angehörigen unter einen Hut bringen. Bei Eintritt eines Pflegefalls in der Familie arbeitete die Hälfte der involvierten Personen Vollzeit, im Laufe der Pflegephase reduzierten zwei Drittel ihr Arbeitspensum, 19 Prozent gaben die Erwerbsarbeit auf (vgl. dievolkswirtschaft.ch, 2014).
land, keine Pflegeversicherung, welche die Lohnfortzahlung bei Ausfällen oder Arbeitsreduktion garantiert.
Versicherung angedacht wie bei Mut terschaft Der Bundesrat will zuerst kurzfristige Massnahmen überprüfen: bezahlte Kurzabsenzen, Anspruch auf unbezahlten Urlaub mit Kündigungsschutz
sowie eine Ausweitung der Betreuungsgutschriften für die AHV. Für eine längerfristige Verbesserung der Situation von erwerbstätigen Familienpflegenden stellt er eine Versicherung nach dem Modell der Mutterschaftsversicherung oder eine nach Einkommen abgestufte Lohn ergän zung zur Diskussion. Als dringlich stuft er die Sensibi-
Im Arbeitsgesetz sind gerade mal 3 Freitage für berufstätige Mütter oder Väter verankert, wenn ein Kind erkrankt.
lisierung der Arbeitgeber ein. Beim Arbeitgeberverband wird auf der Webseite zwar darauf hingewiesen, dass familiäre Pflege unterstützt werden soll, doch einen Ausbau der Sozialversicherungen schliesst der Verband kategorisch aus. Er setzt ausschliesslich auf individuelle Lösungen wie flexiblere Arbeitszeit, unbezahlten Urlaub und Sozialberatung im Betrieb.
Was bieten die GAV?
Handlungsbedarf erkannt Der tägliche Spagat zwischen Erwerbsarbeit und unbezahlter Pflege ist erst seit einigen Jahren überhaupt ein öffentliches Thema. Ende 2014 veröffentlichte der Bundesrat den Bericht «Unterstützung für betreuende und pflegende Angehörige». In der Schweiz gibt es, anders als zum Beispiel in Deutsch-
© PETER MASZLEN/FOTOLIA
Im analogen Jahr 1980 schauten junge Journalistinnen und Journalisten kritisch den Zustand ihrer Branche an, schrieben darüber und berichteten zu allem Übel auch noch über Interna aus den Redaktionen. Die erste Ausgabe des Schweizer Medienmagazins «Klartext» war erschienen. So etwas hatte es zuvor noch nicht gegeben. Und «Klartext» sollte über viele Jahre hinweg das einzige Medienmagazin der Schweiz bleiben.
Maulkorb für den «Courrier»? © JUSO SCHWEIZ
Schweizer Medienmagazin «Klartext»
Branchen | 9
syndicom | Nr. 1 | 29. Januar 2016
Nach der Arbeit ruft die Arbeit ∙ Nach wie vor sind Arbeit und die Pflege von Angehörigen nur schwer vereinbar.
«Mit Hilfe der Gewerkschaften wird die Problematik auch in immer mehr Gesamtarbeitsverträgen zum Thema», sagt Nina Scheu, Mediensprecherin von syndicom: «Aber es gibt noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. So hatten wir in der grafischen Industrie 2015 noch ganz andere Kämpfe zu bestehen.» Im neuen GAV für die Callcenter gibt es jetzt ein Recht auf bis zu drei bezahlte Freitage, um die Pflege erkrankter Angehöriger zu organisieren. «Es ist wichtig, dass der Anspruch ausdrücklich im GAV festgehalten ist. Damit wissen alle, welche Rechte sie haben», sagt Daniel Münger von syndicom, «Work & Care wurde über den GAV überhaupt erst ein Thema im Branchenverband.» Im GAV Skyguide der Flugsicherung sind bereits zwei bezahlte Freitage festgelegt.
In der nächsten Folge werden die konkreten Verhältnisse beim «Tages-Anzeiger» und bei Swisscom beleuchtet.
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Filmt ipp
Mitgliederporträt
Selten noch hat man im Kino die Gnadenlosigkeit heutiger Arbeitswelten und die Demütigungen, denen ältere Arbeitslose ausgesetzt sind, so präzise und hautnah miterleben können wie in dem grossartigen neuen Spielfilm «La loi du marché» des französischen Regisseurs Stéphane Brizé. Geri Krebs erhält schliesslich eine Anstellung als Ladendetektiv in einem Hypermarché.
© FRENET IC
Ein hervorragend gespielter proletarischer Lebenslauf
Lieber detektiv im Supermarkt als arbeitslos ∙ Hauptdarsteller Vincent Lindon in seiner neuen Arbeitskluft.
einer Firma gestellt hat, bis sich diese entschied, ihr Produkt in einem anderen Land von billigeren Arbeitskräften herstellen zu lassen.»
«Das Gesicht der Arbeitslosenstat ist ik» Brizé weiter: «Dieser Mann wurde nicht gefeuert, weil er seinen Job nicht gut gemacht hätte, er wurde entlassen, weil jemand mehr Geld machen wollte. Thierry ist das Gesicht der Arbeitslosenstatistik, von der wir täglich in den Nachrichten hören. In der Zeitung wer-
den sie vielleicht nur in zwei Zeilen erwähnt, doch dahinter steckt immer eine menschliche Tragödie.» In «La loi du marché», der im deutschen Verleihtitel nicht «Das Gesetz des Marktes», sondern «Der Wert des Menschen» heisst, erzählt Brizé die Geschichte des 51-jährigen Thierry, der Maschinist war in einer Fabrik irgendwo in Frankreich. Doch nun ist er seit 20 Monaten arbeitslos, die Produktion wurde ins billigere Ausland verlagert. Thierrys Situation wird noch verschärft, weil er keine Weiterbildung vorwei-
sen kann, aber als Familienvater grösstenteils für den Unterhalt der Familie aufkommen muss, seine Frau verdient nur sehr wenig. Und dann ist da noch der halbwüchsige, schwer sprachbehinderte Sohn, der nächstens in einem Wohnheim eine Berufsausbildung beginnt. Thierrys Lage wird noch prekärer, als er nach einem vom Arbeitsamt verordneten sinnlosen Umschulungskurs eine vage zugesicherte Stelle nicht bekommt und ihm die Aussteuerung droht. Jetzt ist er bereit, jeden Job anzunehmen – und
Doch er hat nicht damit gerechnet, dass dieser langweilige Job, bei dem er, in einen unmöglichen Anzug gezwängt, meist nur blöd herumzustehen hat, ihn bald in ein moralisches Dilemma stürzen wird. Die Regeln des Marktes erweisen sich am Ende des Films als tödlich, doch sie werden schon hier in einer Weise erfahrbar, die einem den Atem stocken lassen. Eine sich fast ständig in Bewegung befindende Kamera ist Thierry stets auf den Fersen, zeigt seine Anspannung bis hin in kleinste Gesten. Noch einige Szenen davor hat man Thierry bei einem erfolglosen Bewerbungsgespräch gesehen. Es findet via Skype statt – und die Art und Weise, wie Kameramann Eric Dumont – der bis anhin ausschliesslich in Dokumentarfilmen arbeitete – Thierrys Körpersprache ins Bild rückt, ist ganz grosse Kunst. Getragen wird der Film aber in erster Linie von Hauptdarsteller Vincent Lindon, der hier in seiner dritten Zusammenarbeit mit Stéphane Brizé (nach «Quelques heures de printemps», 2012, und «Mademoiselle Chambon», 2009), zusammen mit einem grossartigen Ensemble von Laien alle Register seines Könnens zieht – und dafür zu Recht am Filmfestival von Cannes 2015 den Preis als bester männlicher Hauptdarsteller gewann.
Buchtipp
Rezepte von Geflüchteten Liebe geht nun mal durch den Magen. Und der Geschmack von Heimat lässt sich nicht von der Zunge zaubern. Menschen, die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen, kommen oft mit leeren Händen. Ihren kulturellen Schatz bringen sie aber mit, darunter eine Fülle an kulinarischen Traditionen und Rezepten mit Geschichte. Wie Heimat schmeckt, erfahren wir im neusten Kochbuch des Zürcher Rotpunktverlags, das uns in die Küche von Flüchtlingen im Kanton Zürich führt. Menschen aus Sri Lanka, Guinea, Kurdistan, Afghanistan und
manch anderen Ländern erzählen ihre Geschichte, kochen und bewirten und lassen uns ein Stück ihres Alltags «schmecken». Da ist zum Beispiel der Gewerkschafter Dabo aus dem Senegal, der bei der Zubereitung von Thiep dyen (Reis mit zweierlei Fisch) von seinem Kampf für die ArbeiterInnen einer Fischfabrik erzählt. Oder die Familie A. aus Syrien, die eifrig Deutsch lernt und uns mit einem Kokoskuchen beglückt, dessen Name übersetzt «Nur ein Kuss» bedeutet. Meseret aus Eritrea, eine orthodoxe Christin, gibt Einblick in die reiche äthiopische
Gemüseküche und berichtet über die Rituale der Fastentage Mittwoch und Freitag. Den Anstoss zu diesem Kochbuch-Projekt gab das Solinetz Zürich, dessen Ziel es ist, der Bevölkerung die Situation der Flüchtlinge näherzubringen, und zwar mittels Aktionen nicht nur für Flüchtlinge, sondern gemeinsam mit ihnen. Die Vielfalt der Landesküchen lässt mich staunen – und ab und zu auch schmunzelnd den Kopf schütteln. Ich gebe es zu, das eine oder andere Rezept verlockt mich weder zum Nachkochen noch zum Essen. Gera-
«Sehr gut, was die Gewerkschaften machen»
Die meisten von uns haben eine einzige Arbeitsstelle, die genügend einbringt, um davon leben zu können. Das ist nicht selbstverständlich. Das Leben von Eveline Bader ist im Moment weitaus anstrengender. Katrin Bärtschi Eveline Bader (49) ist eine grosse Frau, die die Dinge beim Namen nennt. 2010 verlor sie ihre Teilzeitstelle bei der Post, wo sie während vier Jahren Briefträgerin gewesen war. Es handelte sich dabei, wie der verantwortliche Vorgesetzte unermüdlich wiederholte, nicht um eine Kündigung, sondern um den Verzicht auf eine Vertragsverlängerung, was für Eveline auf dasselbe herauskam: Sie musste fortan mehrere Jobs unter einen Hut bringen, statt von einer Stelle leben zu können.
Erst Leiharbeiterin, dann Minipensum Zur Post war sie mittels Ausleihvertrag gekommen. Die gelbe Riesin hatte bei ihrer Tochterfirma Presto, wo Eveline bereits als Zeitungs-Frühzustellerin tätig war, Aushilfspersonal für die Postzustellung gesucht. Anfänglich zwei, zuletzt sechs bis sieben Stunden pro Werktag arbeitete Eveline dann zusätzlich als Briefträgerin, was ihr sehr gefiel: «Ich fange gerne am Morgen beizeiten an und habe dann am Nachmittag frei. Und die Arbeit als Pöstlerin ist abwechslungsreich.» Die Gründe für die Nichtverlängerung des Vertrags mit der Post versteht Eveline bis heute nicht: «Angesichts der Tatsache, dass mir zuletzt eine Abgangsentschädigung bezahlt wurde, waren sie wohl nicht stichhaltig», sagt sie und fährt fort: «Inzwischen habe ich jedoch aufgehört, darüber nachzudenken. Ich brauche meine Energie lieber für anderes!»
4 Jobs und ein eigenes Projekt de der Schafskopf mit Zwiebeln und Rosinen aus Jemen. Den Koch hingegen würde ich gerne kennenlernen und seinen gut gewürzten Erzählungen übers Kochen lauschen. Es berührt mich, wie sensibel die Porträts geschrieben sind. Die gut erläuterten Rezepte werden mit passenden Bildern und Geschichten illustriert, im Anhang gibt es ein Glossar und Tipps für den Einkauf. Das Buch ist handlich und hat auch in der kleinsten Küche Platz ...
Christine Hunziker, Buchhändlerin und Museumsmitarbeiterin
Séverine Vitali, Ursula Markus: Heimat im Kochtopf, Rotpunktverlag, 272 Seiten, ca. 39 Franken
Evelines Leben ist beschwerlicher geworden: «Neben der Frühzustellung der Zeitungen erledige ich noch einen grösseren Putzauftrag. Zudem bin ich bei einem Grossverteiler fürs regelmässige Inventarisieren angestellt, und heuer kann ich zum vierten Mal während der Badesaison im Marzilikiosk mitwirken, was mir grossen Spass bereitet.» Spass macht ihr auch der Aufbau ihres eigenen Nagelstudios. Eveline absolvierte kürzlich eine einjährige Ausbildung zur Nageldesignerin. «Das Kreative hat in meinem Leben wieder mehr Raum. Und mir etwas Eige-
nes zu erschaffen, ist wirklich wichtig für mich.» Irgendwann, in ein paar Jahren, möchte Eveline mit ihrem Mann in seine Heimat Tunesien zügeln.
In Tunesien die Hände der Bräute verschönern «Dort würde ich die Hände der Bräute verschönern. Wir würden vielleicht hier eine kleine Wohnung behalten. Und sollte es in Tunesien nicht klappen, könnten wir zurückkehren. Vor allem nach den Ferien in Nord afrika kommt mir die Schweiz bünzlig vor. Und für jeden Buchstaben musst du etwas bezahlen. In Tunesien kann man viel mehr nach dem eigenen Rhythmus gehen als hier, wo immer ein Chef da ist, der auf die Uhr schaut. Nach getaner Arbeit ruht man aus, meint nicht, nun müsse noch dies und das unternommen und erledigt werden. Mir gefällt das Zeithaben.» «Das Leben in Tunesien hat schon auch Nachteile. Die Hygiene entspricht nicht ganz unseren Vorstellungen, es herrscht eine recht grosse politische oder eher religiöse Unsicherheit. Seit Ben Alis Sturz sind vermehrt vollverschleierte Frauen auf den Strassen zu sehen. Das Kopftuch war für mich nie ein Problem, aber wenn die Augen und die Mimik nicht mehr sichtbar sind – das stört und ängstigt mich mehr als die Panzer und das Militär.»
© MARGARETA SOMMER
Endstation Ladendetektiv
Es gelingt dem französischen Autor und Regisseur Stéphane Brizé immer wieder, sein sozialpolitisches Engagement in Geschichten von knorrigen Figuren zu packen, die unbeholfen, aber gerade deshalb auch sympathisch mit den Widrigkeiten ihres Schicksals kämpfen. In einem Interview antwortete er auf die Frage, ob «La loi du marché» ein politischer Film sei, entsprechend entschieden: «Ja. Ich habe das Leben eines Mannes betrachtet, der 25 Jahre lang seinen Körper, seine Zeit, seine Energie in den Dienst
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Hilfe beim Kampf um die Stelle Seit ihrer Lehre als Hotelfachangestellte (Hofa) ist Eveline Bader Mitglied der Hotel&Gastro Union. Als Briefträgerin trat sie dann auch syndicom bei. «Ich finde sehr gut, was die Gewerkschaften machen. Zum Beispiel das Aushandeln der Gesamtarbeitsverträge. Und sie stehen ihren Mitgliedern zur Seite. Als wir bei Presto neue Verträge erhielten, erklärte jemand von syndicom mir alles. Und die Gewerkschaft half mir auch damals bei meinem Kampf. Der nicht ein Kampf gegen die Post, sondern um meine Stelle war. Es ist wichtig, dass es die Gewerkschaften gibt.»
Schon zu alt? «Hier in der Schweiz eine Anstellung zu finden, ist sehr schwierig. Mein Alter ist auf dem
Arbeitsmarkt bereits ein grosses Thema. Oder ich bin überqualifiziert, selbst wenn ich mich mit einem bescheidenen Lohn zufriedengäbe. Fände ich eine Fünfzig- bis Sechzigprozentstelle, müsste ich nicht mehr verschiedene Jobs ausüben, immer
organisieren, immer hin und her. Die Arbeit sollte mir Spass machen. Ansonsten bin ich offen für alles, was mir zusammen mit dem Studio meine Existenz sichern kann.» Seit kurzem hat Eveline wieder ein kleines Pen sum im Innendienst der Post.
«Wenn sich da mehr ergäbe – das wäre schon super!»
Postskriptum: Mitte Dezember 2015 erhielt Eveline Bescheid, dass ihr Arbeitspensum bei der Post aufgestockt wird – «ein Weihnachtsgeschenk!»
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Gewerkschaftspolitik
Recht so?
Wir müssen auf jeden Fall die Bilateralen Verträge erhalten. Einen Rückgriff auf Kontingente mit der Neuauflage eines Saisonnierstatuts lehnen wir klar ab. Die jüngere Geschichte hat
Die Menschen sind verunsichert. Sie befürchten Stellenverlust und Lohnabbau. Was tun? Es geht darum, die bereits ergriffenen Schutzmassnahmen weiterzuentwickeln. Die flankierenden Massnahmen zum Schutz
Ende Februar stimmen wir auch über die sogenannte Durchsetzungs-Initiative ab. Warum müssen wir Nein stimmen?
der Löhne hatten und haben eine positive Wirkung. Auf neue Probleme braucht es aber neue Antworten. Nicht nur auf Bundesebene. Auch in den Kantonen ist im Kampf gegen Lohn dumping einiges in Bewegung geraten.
© YOSHIKO KUSANO
Wieso konzentrieren sich die Gewerkschaften auf eine Stärkung der AHV? In der zweiten Säule zahlen wir immer mehr ein, müssen aber froh sein, wenn wir wenigstens das Erreichte halten können. Die AHV hat für alle mit unteren und mittleren Einkommen ein sensationelles Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn die Menschen im Alter sicher leben sollen, müssen wir die AHV stärken, das steht fest.
Aktion auf dem Bundesplatz am 16. Dezember ∙ Nur wenn wir die AHV stärken, leben wir im Alter sicher.
Im Tessin, in Baselland und in Genf gibt es neue Massnahmen. In Zürich wird im Februar über eine Gewerkschafts-Initiative gegen Lohndumping abgestimmt. Das sind wichtige Schritte. Auch zum Schutz älterer Beschäftigter muss mehr geschehen.
Das Parlament hat im Gesetz zum neuen Ausschaffungsartikel eine Härtefallklausel festgeschrieben. So, wie es der Rechtsstaat verlangt. Die Durchsetzungs-Initiative will dagegen einen Automatismus ohne jeden Spielraum für die Gerichte. Das verstösst gegen die Menschenrechte, aber auch gegen die Gewaltenteilung. Die Ausschaltung der Gerichte ist ein Angriff auf den Rechtsstaat. Es geht um menschliche Schicksale. Nämlich um Hunderttausende von Secondos und Secondas, die hier geboren und aufgewachsen sind. Und um ihre Angehörigen. Sie gehören zur Schweiz. Nicht nur, wenn es um Fussball geht. Auch wenn sie einmal eine Dummheit oder eine Jugendsünde begangen haben. Dafür sollen sie bestraft werden wie alle anderen auch. Aber nicht auch noch ihre soziale Existenz verlieren. Alles andere wäre eine Schande für die schweizerische Demokratie.
Service Public: Tagung des SGB
Die herrschende Sparlogik legitimiert sich mit viel zu pessimistischen Zahlen Der Gewerkschaftsbund hat eine gut besuchte Tagung zum Thema «Den Service public stärken. Jetzt erst recht!» durchgeführt. Die Teilnehmenden aus mehreren Gewerkschaften waren sich einig: Der Service Public in der Schweiz befindet sich trotz Kostendruck auf einem qualitativ guten Niveau. Alle sind deshalb gefordert, das dies so bleibt. Dore Heim, SGB Gleich eingangs stellte Daniel Lampart eine Analyse des SGB vor, die zu reden gab: Die Finanzpolitik von Bund, Kantonen und Gemeinden stütze seit Jahren konsequent auf viel zu pessimistische Budgets ab und legitimiere so ihre Sparlogik. Folge: Der Druck auf die öffentlichen Dienstleistungen wächst massiv, die Arbeitsbedingungen werden laufend verschlechtert.
Beispiel Post Inputs aus Post, Bundesverwaltung, Bahnverkehr und Sozialbereich zeigten die gewerkschaftlichen Anliegen auf: Daniel Münger von syndicom konstatierte einen Kostendruck bei der Post, den der Bundesrat mit seinen strategischen Zielen mit-
verantwortet. syndicom werde das Restmonopol im Briefverkehr der Post verteidigen und im Gegenzug darauf bestehen, dass die Digitalisierung nicht auf dem Buckel der Beschäftigten realisiert und die ältere Bevölkerung nicht abgehängt wird.
Beispiel Bund René-Simon Meyer, Präsident des Personalverbands des Bundes, prangerte die Haltung rechtsbürgerlicher Parlamentarier an, die die Bundesverwaltung als «Kostentreiber» diffamieren. Tatsächlich erbringe die Bundesverwaltung unverzichtbare Leistungen für die Bevölkerung, die Kantone und Gemeinden, aber eben auch für die Privatwirtschaft.
Beispiel Bahn Das Bundesamt für Verkehr hat Ende 2014 eine Strategie zum öffentlichen Verkehr publiziert, die Giorgio Tuti vom Eisenbahnerverband als gefährlich kritisierte. Sie wolle das bisher so erfolgreiche schweizerische Bahnsystem europäisieren und ebne den Zugang für grenzüberschreitenden Busfernverkehr. Der SEV werde solche Tendenzen konsequent bekämpfen.
Beispiel Sozialarbeit Katharina Prelicz-Huber, Präsidentin VPOD, erinnerte an die regelrechte Hetzkampagne gegen die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden im vergangenen Jahr. Selbst wenn Einigkeit über ein Angebot wie z. B.
die familienergänzende Kinderbetreuung bestehe, gehe es nie um Fragen der Qualität, sondern immer um Kosten und Preise. Die Folge: Hohe Fluktuation, zu wenig Personal, enormer Druck auf die Verbleibenden und eine Häufung von Burnouts.
ETH-Studie: Grundversorgung modernisieren ETH-Professor Marko Köthenbürger hat aktuell die volkswirtschaftliche Bedeutung des Service public untersucht: Die Schweiz hat im internationalen Vergleich mit 33 Prozent eine der tiefsten Staatsquoten und gleichzeitig «eine bemerkenswerte Qualität des Service public». Die Infrastrukturunternehmen Post, Swisscom und SBB sind
deshalb gefordert, die Grundversorgung laufend der technologischen Entwicklung und den veränderten Bedürfnissen der Bevölkerung anzupassen.
Protest gegen «K-Tipp»Initiative Am Schlusspodium zeigten sich Regierungsrätin Barbara Egger und Staatsrat Pierre-Yves Maillard kämpferisch und optimistisch: der Service public befinde sich auf einem guten Niveau, in den letzten Jahren sei trotz Sparprogrammen sogar ausgebaut worden. Die Tagungsteilnehmenden befürworteten einstimmig eine Resolution gegen die «Pro-Service-public»-Initiative, die sich de facto als anti-Service-public erweisen würde.
«Ich wurde fristlos entlassen» Ich wurde im November fristlos entlassen, weil ich zum zweiten Mal etwas zu spät zur Arbeit kam. Ich habe mich bei der Arbeitslosenkasse angemeldet, aber kein Geld erhalten, sondern 40 Einstelltage. Finanziell bin ich knapp dran und weiss nicht, wie ich über die Runden kommen soll. Was kann ich tun? Einstelltage sind eine versicherungsrechtliche Sanktion. Damit soll sich die versicherte Person an dem Schaden, den sie durch ihr pflichtwidriges Verhalten verursacht hat, beteiligen. Die Anzahl Einstelltage wird am Verschulden bemessen. Zuerst muss geklärt werden, ob überhaupt ein pflichtwidriges Verhalten vorliegt. Bei dir stellt sich die Frage, ob die fristlose Kündigung gerechtfertigt war. Art. 337 des Obligationenrechts (OR) erlaubt eine fristlose Ent-
lassung aus «wichtigen Gründen», d. h. wenn die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses dem Arbeitgeber nach Treu und Glauben nicht mehr zugemutet werden darf. Bei weniger schwerwiegenden Verfehlungen muss vor einer fristlosen Kündigung eine Abmahnung erfolgt sein. Du bist zweimal mit geringer Verspätung zur Arbeit erschienen. Das ist keine schwerwiegende Verfehlung! Es ist auch keine «weniger schwerwiegen-
de» Verfehlung, und da es keine Abmahnung gab, ist die fristlose Entlassung nicht gerechtfertigt. Damit hast du Anspruch auf Lohn während der Kündigungsfrist, wie wenn dir auf Ende November regulär gekündigt worden wäre (Art. 337c Abs. 1 OR). Auch kannst du eine Entschädigung von maximal sechs Monatslöhnen fordern (337c Abs. 3). Die Rahmenfrist der Arbeitslosentaggelder beginnt erst nach der Kündigungsfrist. Gibt es berechtigte Zweifel, ob der Arbeitgeber den Lohn für die Kündigungsfrist bezahlt, muss die Arbeitslosenkasse bereits ab deiner Anmeldung bzw. ab der fristlosen Entlassung Taggelder ausrichten (Art. 29 Arbeitslosen-
versicherungs-Gesetzes, AVIG). Damit gehen deine Ansprüche auf die Arbeitslosenkasse über: Die Kasse wird das Verfahren gegen den Arbeitgeber führen. Du musst umgehend beim Arbeitgeber Einsprache gegen die fristlose Entlassung erheben und die Lohnzahlung für die Kündigungsfrist und allenfalls eine Entschädigung fordern. Setze eine Frist! Weiter musst du gegen die Verfügung der Arbeitslosenkasse Einsprache erheben, weil die fristlose Kündigung ungerechtfertigt war. Sollte der Arbeitgeber den Lohn nicht bezahlen, kannst du dich bei der Arbeitslosenkasse melden und um Ausrichtung der Taggelder nach Art.
© Z VG
Wer ein Leben lang gearbeitet hat, muss von AHV- und BVG-Rente anständig leben können. Die AHV-Renten sind gegenüber den Löhnen in Rückstand geraten. Hier muss aufgeholt werden, denn gerade Personen mit tiefen und mittleren Löhnen müssen bei der Pensionierung einen empfindlichen Einkommensschnitt verdauen. Klar braucht es mehr Finanzen, wenn die Renten erhöht werden. Der nötige Mehrbedarf an Mitteln ist bei der AHV gut investiert. Ich verweise nochmals auf die Bauarbeiter: Die Lohnbeiträge für gute Renten lohnen sich.
Themenwechsel: Der Bundesrat will die Masseneinwanderungs-Initiative mit einer Schutzklausel umsetzen. Auch ohne Einigung mit der EU sollen damit ab einem ominösen Schwellenwert Kontingente für einen Rückgang der Zuwanderung sorgen. Ein akzeptabler Weg?
gezeigt: das bringt nur Diskriminierung und eine Tieflohn politik in den betroffenen Branchen. Im neuen System mit gleichen Rechten für alle ist es gelungen, die Löhne zu verbessern und die Gesamtarbeitsverträge zu stärken. Das sind unsere Ziele, und wir kämpfen weiter für sie, aber unter veränderten Voraussetzungen.
© Z VG
Paul Rechsteiner: Löhne gegen Dumping schützen Fortsetzung von Seite 1 Die Bürgerlichen haben im Natio nalrat die Forderung nach höheren AHV-Renten hart angegriffen. Sie behaupten, dass die Initiative «Giesskannenverbesserungen» bringe, die man nicht bezahlen kann. Was sagst du?
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Olivia Kaderli Master of Law Rechtsdienst syndicom
29 AVIG ersuchen. Als Mitglied hast du Rechtsschutz, dein Regionalsekretariat hilft dir gerne weiter!
Weiterbildung Referent: Christoph Dengler (Berufs- und Laufbahnberater). Movendo-kURSE Basiskurs für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorgekommissionen 2. bis 4. März, Hotel Freienhof, Thun. Inhalt: Zusammenspiel der Sozialversicherungen, BVG, Begriffe, Verantwortung, Haftung, Kapitalzins, technischer Zinssatz, Rechtsverhältnisse, Deckungsgrad, Säule 3a. Referenten: Sabino Di Mambro (Fachmann für Personalvorsorge), Roman Kahr (Fachspezialist BVG), Heinrich Nydegger (Unia). Aggressionen im öffentlichen Dienst 3. und 4. März, Hotel-Restaurant Römertor, Winterthur. Inhalt: Aggressionen und ihre Ursachen, Kommunikation und Wahrnehmung, Deeskalationsstrategien, Selbstmanagement. Referent: Fritz Zurflüh (Ausbildner und Berater). Aufbaukurs für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorgekommissionen 16. bis 18. März, Hotel Flora Alpina, Vitznau. Inhalt: Freizügigkeit, Wohneigentumsförderung, Risikobetrachtung, Jahresrechnung, Anlageorganisation BVV 2, Teilliquidation, Stiftungswechsel, Frühpensionierung. Referenten: Sabino Di Mambro (Fachmann für Personalvorsorge), Roman Kahr (Fachspezialist BVG), Heinrich Nydegger (Unia). Der Weg der Frau: Wen-Do 17. und 18. März, Romerohaus, Luzern. Inhalt: Gesellschaftliche Rollenerwartungen, verbale und körperliche Selbstverteidigung. Referentin: Jeanne Allemann (Wen-Do-Trainerin). Beruflich am Ball bleiben – persönlich weiterkommen 18. März und 8. April, Hotel-Restaurant Toggenburgerhof, Kirchberg SG. Inhalt: Persönliche und berufliche Standortbestimmung, Ressourcen, Fähigkeiten und Stärken erkennen, berufliche Möglichkeiten kennen, Berufs- und Lebensziele, Aktionsplan.
Protokollführung 31. März bis 1. April; Fortbildungszentrum, Oberdorf SO. Inhalt: Bedeutung und Arten von Protokollen, Instrumente zur raschen Erfassung des Gehörten, professionelle Gestaltung des Protokolls. Referent: Gerhard Friedl (Erwachsenenbildner). Info und Anmeldung Die Kosten werden für Mitglieder meistens von der Gewerkschaft getragen. Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich unverzüglich. Anmeldung auf Movendo.ch, per Mail: info@ movendo.ch, Telefon: 031 370 00 70. HeliaS-kURSE
Strategie für mobiles Design 11. März. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 16. Februar. Barrierefreie PDF-Dokumente 14. März. Referent: Beat Kipfer. Anmeldeschluss: 23. Februar. Acrobat & PitStop 15. und 16. März. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 23. Februar. Workshop Schriftgestaltung mit Glyphs 18. und 19. März, Colab, Zentralstrasse 37, 8003 Zürich. Referent: R. E. Scheichelbauer. Anmeldeschluss: 23. Februar. Farbmanagement 21. März. Referent: Peter Laely, Anmeldeschluss: 2. März. InDesign Turbo 5. und 6. April. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 15. März. Typografie mit Adobe InDesign 8. April. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 15. April. Camera RAW Intensivkurs 11. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 22. März.
Adobe Photoshop für Einsteiger 25. Februar. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 2. Februar. Up-to-date mit Adobe Photoshop 29. Februar. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 9. Februar. Animationen mit InDesign 3. und 4. März. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 9. Februar. Mobile Apps als Brücke zu Desktop-Programmen 7. März. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 16. Februar. Grundkurs Adobe After Effects 8. und 9. März. Referentin: Jane Gebel. Anmeldeschluss: 16. Februar.
Wie gestalte ich ein markantes Logo? 13. und 14. April, Elsau. Referentin: Isabelle Macciacchini. Anmeldeschluss: 22. März. Veranstaltung für Druckfachleute (bei Chromos) 15. April, ½ Tag, Chromos AG, Niederhaslistr. 12, 8157 Dielsdorf. Referent: Sven Bänziger. Anmeldeschluss: 22. März. Digitale Fotografie Grundkurs 20. und 21. April, Zürich. Referent: Roberto Carbone. Anmeldeschluss: 30. März. Praktischer Einblick in Grossformatdrucker und Schneidplot ter 22. April, sfg St. Gallen, Demutstrasse 115, 9012 St. Gallen. Referent: Roland Spirig. Anmeldeschluss: 29. März.
Homepage-Baukasten: Websites erstellen mit Jimdo 27. April. Referent: Diobe Wyss. Anmeldeschluss: 5. April. Bildbeurteilung (für Leute ohne Bild-⁄Foto-Ausbildung) 28. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 5. April. Infos und Anmeldung Kursort ist in der Regel das syndicom-Bildungszentrum, Looslistrass e 15, Bern. Anmeldung: auf Helias.ch. MAZ-kURSE Leadership 2016: Als Chefin überzeugen 29. Februar bis 6. Dezember (12 Tage) MAZ Luzern & Akademie für Publizistik, Hamburg. Leitung: Dozierende aus der Praxis. Filmen mit Android-Smartphone: Professionell arbeiten mit einfachsten Mit teln 3. März (1 Tag). Leitung: Katharina Deuber, Inhaberin Film und Mehr GmbH, Auftragsfilm, Moderation, Medientraining. Kompaktkurs Social-Media-Redaktor 2016 3. März bis 24. Juni (12 Tage). Leitung: Dozierende aus der Praxis. Redigieren – Zusammenstreichen? Zusammen streichen 7. und 8. März (2 Tage). Leitung: Dominique Eigenmann, Deutschland-Korrespondent, «Tages-Anzeiger», Christian Scholz, freischaffender Autor und Fotograf. Trends im Journalismus: Mehrwert für Web, Mobile und Print 9. März (1 Tag). Leitung: Simon Eppenberger, Stv. Ressortleiter/Leiter Tagesreporter Zürich, «Tages-Anzeiger». Journalist ruft an: Rasch und kompetent antworten 1. April (1 Tag). Leitung: Oliver Schroeder, Studienleiter MAZ. Infos und Anmeldung: MAZ.ch
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Präsidium
Unsere Pensionierten laden ein Pensionierte Medien Aarau Mittwoch, 10. Februar, 14.30 Uhr, «Raclette-Stübli» beim Chäs-Toni an der Mühlestras se 5 in Niederlenz. Jahresversammlung der Gruppe Aarau mit anschliessendem «Raclette à discrétion». Eure PartnerInnen sind ebenfalls herzlich eingeladen. Bus ab Lenzburg oder Wildegg bis Niederlenz Dorfplatz. Der Vorstand
Region Basel, Wanderung Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, die Wanderung vom 25. Februar führt uns von der Buuseregg nach Buus ins Rest. Rössli. Wir treffen uns um 13.15 Uhr in der Schalterhalle Basel SBB, Abfahrt nach Gelterkinden 13.31 Uhr, dann mit Bus 100 bis Buuseregg, Abfahrt 14.03 Uhr. Wir spazieren gemütlich in ca. 1¾ Std. nach Buus ins «Rössli». Es sind alle, Kolleginnen, Kollegen der Sektoren 2 und 3 sowie Ehefrauen und PartnerInnen herzlich eingeladen. Nicht-Wanderer und alle, die nicht mehr gut zu Fusse sind, nehmen den Zug Basel ab 15.17 Uhr bis Gelterkinden, dann Bus 100 ab 15.40 Uhr bis Buus Dorf, dann ca. 5-10 Min. zurück zum Rest. Rössli. Ich hoffe auf eine grosse Wanderschar. Euer Wanderleiter Othmar Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir treffen uns am Dienstag, 2. Februar, ab 11.30 im Restaurant Rawyl in Weissenbach. Der Zug fährt ab Interlaken-Ost um 10.30 und ab Interlaken-West um 10.34, umsteigen in Spiez: Abfahrt 11.12 Richtung Zweisimmen. Anmeldungen nimmt bis zum 30. 1. unser Präsident
Postveteranenverein Zürich Unsere nächste Versammlung findet statt am Donnerstag, 11. Februar 2016, um 14.30 Uhr im Volkshaus Zürich (gelber Saal). Wir werden da unsere Generalversammlung abhalten und freuen uns auf einen Grossaufmarsch. Siehe auch persönliches Schreiben! Mit freundlichen Grüssen der Vorstand
Die ausgetrocknete Töss im letzten September (Ausflugsziel der Postveteranen Zürich).
Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, entgegen und erteilt auch Auskunft. Wir wünschen allen Kranken gute Besserung. Margrit Stender Pensionierten-Verein Olten Post + Telecom Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, wir laden euch herzlich ein zur Hauptversammlung am Donnerstag, 10. März, 15 Uhr im Restaurant zur Kapelle in Trimbach. Nach dem geschäftlichen Teil offerieren wir einen Imbiss aus der Chäppeliküche. Allen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen an diesem Nachmittag nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung. Neu pensionierte Kolleginnen und Kollegen sind herzlich willkommen. Für den Vorstand Joe Vonarburg Pensionierten-Vereinigung Post + Swisscom Winterthur Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir laden euch herzlich ein zur 77. Generalversammlung am 11. Februar im Hotel Wartmann. Wir treffen uns zum traditionelle Mittagessen um 12 Uhr. Anschliessend findet die Versammlung statt. Damit ein reibungsloser Service garantiert werden kann, ist eine Anmeldung erforderlich. Die Anmeldung zum Essen wurde persönlich zugestellt oder an der letzten Versammlung abgegeben. Ihr könnt euch auch unter der Telefonnummer 052 232 55 69 (Fritz
Schwender) anmelden. Anmeldeschluss ist der 2. Februar. Wir hoffen auf eine rege Beteiligung und wünschen jetzt schon ‚En Guete‘. Denjenigen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir eine gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Eine Teilnahme an der Generalversammlung ist Ehrensache – wir zählen auf euch! Neu- und auch schon länger Pensionierte sind herzlich willkommen. Hanspeter Stauch Pensionierte Zofingen Medien Am Freitag, 5. Februar, findet unsere Winterwanderung statt. Mit dem Bus Linie 5 Richtung Brittnau, Zofingen ab 13.47 Uhr, fahren wir bis Abzw. Bahnhof (Schuhfabrik). Wanderung: Der Wigger entlang bis zum Restaurant Lerchenhof Mehlsecken. Eure Wanderkollegen Fred und Paul syndicom-Pensionierte Zürich Medien Wir treffen uns zur ersten Veranstaltung im 2016 am 10. Februar um 15 Uhr im Café Boy, Kochstr. 2 (beim Lochergut). Florian Aicher nimmt uns wieder mit auf eine Reise, nach Griechenland. Er unterstreicht seinen Vortrag mit seinen schönen Bildern. Wie immer werden wir viel Wissenswertes über Land und Leute erfahren. Wir hoffen auf rege Teilnahme, auch Freunde sind willkommen! Anmeldeschluss: 7. Februar. Anmeldungen bei:
Das syndicom-Sudoku Zu gewinnen gibt es eine schnittige Trinkflasche inkl. Eistee, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin KPT. Die Lösung (die dreistellige Zahl aus den farbigen Feldern, Reihenfolge: von links nach rechts) wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Lösung und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 15. Februar. Kreuzworträtsel Die Lösung des syndicom-Kreuzworträtsels aus Nr. 5 lautet: Versammlung. Gewonnen hat: Frieda Bless aus St. Gallen. Sie erhält einen USB-Stick von syndicom. Wir gratulieren herzlich!
Sektion Bern Postpersonal Unsere nächste Hauptversammlung findet statt am Samstag, 19. März, wie gewohnt im Hotel Bern, NEU Volkshaus 1914, in Bern. Beginn 14 Uhr. Wir erwarten unsere Mitglieder gerne und wir hoffen auf ein zahlreiches Erscheinen. Der Sektionspräsident Samuel Siegrist MiTglieder-Wet tbewerb 2015 Herzliche Gratulation! Die Gewinner des Mitglieder-Wettbewerbs 2015 sind Kurt Pfyffer aus Obernau und Alma Sejdic aus Baar. Sie haben sich für syndicom eingesetzt und erfolgreich neue Mitglieder geworben. Gewinn: je ein Reisegutschein von der REKA im Wert von 500 Franken. Für euren Einsatz und euer Engagement sagen wir herzlichen Dank, Kurt und Alma! Das Gewinnspiel geht weiter Damit syndicom stark auftreten und sich für das Wohl der ArbeitnehmerInnen einsetzen kann, brauchen wir stetig mehr Mitglieder. Unter allen Mitgliedern, die bis am 31. Dezember 2016 zwei oder mehr Neumitglieder werben, verlosen wir erneut zwei Reisegutscheine der REKA im Wert von je 500 Franken. Auf der Webseite findest du neu alle Unterlagen, die du für die Mitgliederwerbung brauchen kannst, an einem Ort: www.syndicom. ch / Service / Mitgliedermarketing. Das Werbeset mit allen Unterlagen kannst du auch bestellen unter: kommunikation@syndicom.ch.
Nach 28-jährigem Engagement in verschiedenen Führungspositionen der Gewerkschaft syndicom und ihrer Vorgängerorganisationen hat Alain Carrupt entschieden, seine Tätigkeit nach und nach zu reduzieren und in der ersten Hälfte des nächsten Jahres in den Ruhestand zu treten. Er stellt sein Amt als Präsident von syndicom an der nächsten Sitzung des Zentralvorstandes (ZV) vom 20. Februar 2016 zur Verfügung. Der ZV wird das weitere Vorgehen und den Terminplan für die Regelung seiner Nachfolge festlegen. Ein bereits ernannter Ad-hoc-Ausschuss, dem auch Alain Carrupt angehört, wird diesen Prozess begleiten und unterstützen. (syndicom)
© MARGARETA SOMMER
Postveteranenverein Zürich Wandergruppe Donnerstag, 25. Feb., wandern wir der Töss entlang, in der Hoffnung, dass sie etwas mehr Wasser führt als im vergangenen September – der Fluss war total ausgetrocknet (siehe Bild links). Doch der Grund liegt weder in der Klimaerwärmung noch in der Übernutzung des Grundwassers. Tiefe Grundwasserstände und damit die Austrocknung der Töss sind natürliche Phänomene. Zürich HB ab 8.09 Gleis 10. Wila an 9.10. Im Café Dreispitz verpflegen wir uns. Dann marschieren wir via Tablat nach Bauma, Zeit 2 Std. Im Restaurant Tannen an der Dorfstrasse erholen wir uns von der morgendlichen Tour. Für Kolleginnen und Kollegen, die zum Mittagesessen anreisen: Zürich HB die S24 ab 10.44, Wthur 11.16/11.26, Bauma an 11.59, 10 Min. Fussmarsch ab Bauma Bahnhof. Am Nachmittag folgen wir dem Flusslauf bis Steg. Billette: Wohnort–Wila via Wthur und retour ab Steg oder ZVV-Tageskarte, Fahrpreis mit Halbtax Fr. 16.80. Donnerstag, 26. März, Aargauer Jura. Ich grüsse euch herzlich. Kari Bichsel (044 302 40 51)
Widerspruch Heft 66
syndicom-Präsident Alain Carrupt wird sich zurückziehen
Ruth Brunner, Zelgstrasse 33, 8003 Zürich, Tel. 044 461 12 95 oder brunnerruth@gmx. ch. Mit kollegialen Grüssen der Vorstand
© KARL BICHSEL
Pensioniertenverein Post Region Basel Generalversammlung Geschätzte Kolleginnen und Kollegen. Bereits ist es wieder so weit, um sich zum höchsten Feiertag eines Vereines, der Generalversammlung, zu treffen. Das heisst Freunde und Kollegen zu sehen, etwas Rückschau über das vergangene Jahr zu halten und sich anschliessend in ein gemütliches Gespräch zu vertiefen. Ganz in diesem Sinne laden wir alle Mitglieder dazu ganz herzlich ein. Die Generalversammlung findet am 1. Februar statt. Beginn der Versammlung ist um 14.30 Uhr. Wir treffen uns wie an den Monatsversammlungen im Restaurant Bundesbahn, Hochstrasse 59, 4053 Basel. Bei allen leider unabkömmlichen Kolleginnen und Kollegen hoffen wir auf ein baldiges Wiedersehen, und allen Kranken baldige Genesung. Ganz in diesem Sinne freut sich der Vorstand auf euer Erscheinen. Für den Vorstand: Ernst Knaus, Präsident
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syndicom-Pensionskasse für Freischaffende Neue Kasse verzögert sich Die Fusionsdiskussionen zwischen der Pensionskasse Freelance der Gewerkschaft syndicom und der Pensionskasse Journalisten des Berufsverbandes Impressum sind noch nicht am Ziel. Der Zusammenschluss war ursprünglich auf Anfang 2016 vorgesehen. Trotz intensiven Gesprächen in Arbeitsgruppen und in gemeinsamen Sitzungen der Stiftungsräte sind noch Fragen offen. Namentlich die versicherungstechnischen Berechnungen der Pensionskassen-Expertin haben neue Fragen über die künftigen Leistungen aufkommen lassen. Während klar ist, Ausschreibung Studer/Ganz-Preis für unveröffentlichtes Prosadebüt Die 2005 gegründete Studer/Ganz-Stiftung fördert jüngere Autorinnen und Autoren der Schweiz. Ende September 2016 vergibt die Stiftung zum sechsten Mal in der Deutschschweiz einen Preis für das beste unveröffentlichte Prosadebüt-Manuskript. Gesucht werden unveröffentlichte Romane und Erzählungen von Autorinnen und Autoren, die noch kein eigenes Werk publiziert haben und das Schweizer Bürgerrecht besitzen oder ihren Wohnsitz in der Schweiz haben. Das ausgezeichnete Manuskript wird mit 5000 Franken prämiert und im Dörlemann-Verlag veröffentlicht. Informationen: Studer/Ganz-Stiftung, c/o AdS, Tel. 044 350 04 60, info@studerganzstiftung.ch, www.studerganzstiftung.ch
dass die RentnerInnen der PK Journalisten bei ihrer alten Versicherung (AXA Winterthur) bleiben, erfordert die vorgesehene Übernahme der RentnerInnen der PK Freelance in die fusionierte Kasse hohe Rückstellungen. Hier sucht der Stiftungsrat der PK Freelance nun nach einer Lösung. Die Stiftungsräte der beiden Pensionskassen sind übereingekommen, die Diskussionen Anfang 2016 fortzusetzen. Dann wird eine neue Offerte der PK Freelance diskutiert, die konkrete Vorschläge zu den offenen Fragen machen wird. René Hornung, Stiftungsratspräsident PK Freelance syndicom
Konferenz der Branche Buch und Medienhandel Sonntag, 7. Februar 2016, 10 bis 13 Uhr, Volkshaus Zürich Diskussion und Entscheid über eine für 2016 befristete Erhöhung der Arbeitszeit auf 41 Stunden. Mit welchen Forderungen soll syndicom GAV-Verhandlungen aufnehmen? Info: buch@syndicom.ch
Wir nehmen Abschied
Werner Altherr, Sektion Bern, 75 Jahre, Mitglied seit 1993. Marcel Balmer, Sektion Olten/Solothurn, 55 Jahre, Mitglied seit 2004. Silvio Bernhard, Rhätia, 75 Jahre, Mitglied seit 1999. August Christen, Sektion Bern, 86 Jahre, Mitglied seit 1950. Peter Danuser, Rhätia, 68 Jahre, Mitglied seit 1970. Bruno Gassner, Rhätia, 79 Jahre, Mitglied seit 1958.
Finanzmacht – Geldpolitik Die «Griechenlandkrise» wirft Schlaglichter auf den Zustand der europäischen Währungsunion und demonstriert die Macht der Finanz institutionen. In der Schweiz bringt die Nationalbank mit ihrer Schockpolitik Teile der Wirtschaft und Arbeitsplätze in Gefahr. Deutlich wird, welche Macht die Geldpolitik besitzt und was sie auslöst. Brennpunkte im aktuellen heft Das im September 2015 erschienene «Widerspruch»-Heft 66 knüpft an den aktuellen Brennpunkten der Geld- und Währungspolitik an. Es fragt nach ihrer Machtbasis, nach theoretischen Dogmen und praktischen Folgen der Zentralbanktätigkeit für Wirtschaft und Bevölkerung in der Schweiz, in Europa und weltweit. Auch Grundfragen der Geldtheorie und der Geldreform werden erläutert. Diskussionsbeiträge befassen sich mit dem Aufstieg der nationalen Rechten in der Schweiz, mit Care-Arbeit, mit Geschlechtergerechtigkeit und mit Gramscis Gefängnisbriefen. Ein Essay zu Louis Althusser, Buchbesprechungen und Berichte runden das Heft ab. «Widerspruch» 66, Finanzmacht – Geldpolitik, 191 S., Fr. 25.–, im Buchhandel erhältlich. www.widerspruch.ch Impressum
syndicom-Zeitung
Fritz Gerber, Sektion Region Basel, 81 Jahre, Mitglied seit 1950. Robert Gmür, Sektion Region Basel, 81 Jahre, Mitglied seit 1953. Susi Hanselmann, Sektion Ostschweiz, 49 Jahre, Mitglied seit 2007. Ot to Hofmann, Sektion Zürich Telecom, 89 Jahre, Mitglied seit 1950. Hans Hohl, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 91 Jahre, Mitglied seit 1944. Stefan Jaggi, Sektion Aargau, 48 Jahre, Mitglied seit 2004. Hans Käser, Sektion Region Basel, 89 Jahre, Mitglied seit 1946. Georg Kleiber, Sektion Region Basel, 92 Jahre, Mitglied seit 1946. Willy Kölliker, Sektion Biel/Bienne, 89 Jahre, Mitglied seit 1947. Armin Madliger, Sektion Bern, 96 Jahre, Mitglied seit 1943. Dorly Mazot t i-Lehner, Sektion Lötschberg Post, 62 Jahre, Mitglied seit 1999. René Muggler, Sektion Zürich Telecom, 89 Jahre, Mitglied seit 1947. Hans Georg Nägeli, Sektion Bern, 78 Jahre, Mitglied seit 1959. Manfred Pulver, Sektion Bern, 80 Jahre, Mitglied seit 1965. Henri Richoz, Sektion Fribourg, 89 Jahre, Mitglied seit 1999.
Chefredakt ion: Nina Scheu
Hans Rohner, Sektion Ostschweiz, 83 Jahre, Mitglied seit 1994.
Redakt ion: Naomi Kunz Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch
Hans Roost, Sektion Zürich Logistik, 82 Jahre, Mitglied seit 1999.
Layout: Katja Leudolph
Frédéric Rudin, Sektion GIV Zürich/ Ostschweiz, 93 Jahre, Mitglied seit 1941.
Lektorat: Ulrike Krüger Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 Inserate: stab@syndicom.ch Druck: Ringier Print Ebikonerstrasse 75, 6043 Adligenswil Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ommunikation. «syndicom» erscheint 11 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 2/16 erscheint am 26. Februar. Redaktionsschluss: 8. Februar.
Adolf Schneider, Sektion Aargau, 82 Jahre, Mitglied seit 1955. Ernst Spalt, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 86 Jahre, Mitglied seit 1948. Günter Steinmüller, Sektion Ostschweiz, 79 Jahre, Mitglied seit 1961. Franz Walker, Sektion Zürich Logistik, 67 Jahre, Mitglied seit 1999. Paul Wegmann-Lengacher, Sektion Region Basel, 88 Jahre, Mitglied seit 1947. Walter Werner, Sektion GIV Zürich/ Ostschweiz, 91 Jahre, Mitglied seit 1947.
16 | Letzte
syndicom | Nr. 1 | 29. Januar 2015
Parolen für die Abst immung am 28. Februar
Eidgenössische Volksabstimmungen syndicom und Gewerkschaftsbund empfehlen für die kommenden Abstimmungen vom 28. Februar 2016 folgende Parolen: Ja zur Spekulationsstopp-Initiative, weil sie unmoralisches Geschäften einschränkt. Nein zur Durchsetzungs-Initiative, weil sie ein Zwei-Klassen-Recht einführt. Nein zur zweiten Gotthardröhre, weil sie die Verlagerung des alpenquerenden Verkehrs von der Strasse auf die Bahn gefährdet. Und schliesslich: Nein zur Initiative «gegen die Heiratsstrafe», weil es eine solche gar nicht gibt. Diese Parolen hat der SGB-Vorstand einstimmig für die Vorlagen des eidgenössischen Urnenganges im Februar beschlossen.
Volksinitiative «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln»
Ja
Die von der Juso lancierte und von der SP, den Grünen und von Hilfswerken unterstützte Initiative verlangt vom Bund, Vorschriften zur Bekämpfung der Spekulation mit Agrar-Rohstoffen und Nahrungsmitteln zu erlassen. Die Initiative sorgt dafür, dass unmoralische Spekulation wenigstens auf Schweizer Boden eingeschränkt wird. Sie sendet ein wichtiges Signal, dass die Bevölkerung solche Geschäfte eindämmen will und die Schweiz kein Freihafen für eine Spekulation sein will, die in anderen Ländern bekämpft wird. Die negativen Folgen auf Steuererträge und Arbeitsplätze sind bescheiden und werden von den Gegnern der Initiative masslos übertrieben. http://spekulationsstopp.ch
Durchsetzungs-Initiative der SVP
Nein
Die Gewerkschaften lehnen die Durchsetzungs-Initiative ab, weil sie ein Zweiklassenrecht einführt. Die Bestrafung einer Tat darf nur von der Schwere der Tat und nicht von der Nationalität des Täters oder der Täterin abhängen. Wenn zwei Jugendliche, ein Schweizer und ein nicht eingebürgerter Secondo, leichtsinnig einen Einbruch begehen, sollen sie bestraft werden, und zwar beide gleich. Es geht nicht an, dass der Secondo, in der Schweiz geboren und aufgewachsen, darüber hinaus noch ausgeschafft werden soll. Das würde die Verhältnismässigkeit ausschalten. Verhältnismässigkeit ist jedoch nicht nur eine bewährte Alltagsmaxime, sondern auch ein Verfassungsgrundsatz. www.durchsetzungsinitiative-nein.ch
Zweite Gotthardröhre
Nein
Der Bau eines zweiten Strassentunnels widerspricht der vom Stimmvolk wiederholt unterstützten Verlagerungspolitik von der Strasse auf die Schiene. Das Versprechen, die beiden Röhren nur einspurig zu betreiben, ist kaum glaubwürdig, weil kaum durchzuhalten. Die früher oder später ermöglichte Öffnung aller vier Spuren würde eine Reduktion des Alpentransitverkehrs auf der Strasse verunmöglichen. Mit der NEAT steht genügend Kapazität zur Verfügung, um während der Sanierung die Nord-Süd-Verbindung zu gewährleisten und die mit der Annahme der Alpen-Initiative bereits beschlossene Verlagerung endlich umzusetzen. www.zweite-roehre-nein.ch
CVP-Initiative «gegen die Heiratsstrafe»
Nein
Die Initiative will eine viel zu enge und überholte Konzeption der Ehe in der Bundesverfassung verankern («Die Ehe ist die auf Dauer angelegte und gesetzlich geregelte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau»). Diese Konzeption schliesst gleichgeschlechtliche Paare aus und diskriminiert damit Menschen anderer sexueller Orientierung. Sie behindert somit eine Öffnung der Sozial- und Familienpolitik. Die Initiative behauptet eine Benachteiligung verheirateter Paare gegenüber anderen Lebensgemeinschaften. Die Plafonierung der AHV-Renten auf 150 % für Ehepaare bestraft diese zwar auf den ersten Blick. Durch exklusive Leistungen (Witwenleistungen, Ehegattensplitting, Beitragsbefreiung für nichterwerbstätige Ehepartner) werden Ehepaare jedoch insgesamt privilegiert. Dieser Plafonds stammt aus Hausfrauenzeiten und muss angehoben werden – und wird auch angehoben gemäss der «Altersvorsorge 2020». Auch bei der Steuer ist die Heiratsstrafe weitestgehend beseitigt: Auf kantonaler Ebene sind Ehepaare nunmehr bevorteilt. Es gibt hier keinen Handlungsbedarf mehr. www.sgb.ch, Themen: Wirtschaft