syndicom - die zeitung

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Nr. 2 26. 2. 2016

die zeitung

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

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Schlaefli & Maurer führt Konkurs herbei Statt von ihren Chefs wurden die Angestell­ ten am 18. Februar von Vertretern des RAV und des Wirtschaftsamts vor ihrem Betrieb empfangen. Über Nacht ist die Druckerei Schlaefli & Maurer in Uetendorf BE geschlossen worden, die Traditionsfirma wurde für Konkurs erklärt. 65 MitarbeiterIn­ nen, davon 11 noch in Ausbildung, sind betroffen. Die Druckerei Schlaefli & Maurer wurde von ihrem Besitzer (seit 2014 Lukas Dziadek) wahrscheinlich bewusst in den Konkurs getrieben. Langjährige, qualifizierte Mitar­ beiter wurden Knall auf Fall entlassen, Aufträge wurden so schlecht ausgeführt, dass Kunden absprangen – und dann pro­ filierte man sich, trotz Betreibungen in grosser Höhe, als «Silbersponsor» des SC Bern, ein Engagement, das unter 125 000 Franken nicht zu haben ist. Im Hintergrund hatten Dziadek und der CEO von Schlaefli & Maurer, Thomas Lüdi, bereits eine Nachfolgefirma gegründet, die «Swiss­ printed.ch». Diese liess all ihre Aufträge bei Schlaefli & Maurer drucken, denn sie verfügt als reines Internetportal zur Auftrags-Ak­ quise über keine eigenen Druckmaschinen. Das könnte sich – so darf man spekulieren – in Zukunft ändern: Dziadek und Lüdi können die Schlaefli-&-Maurer-Werte aus der Kon­ kursmasse zum Schleuderpreis zurückerwer­ ben. Und als neu-alte Besitzer der Druckerei einem Teil der Beschäftigten neue Jobs zu schlechteren Bedingungen anbieten. Kurz: Der Name wird anders, es kostet weniger, aber letztlich bleibt alles beim Alten; vor allem die Chefs. In die Röhre gucken nur die Beschäftigten, die ohne Sozialplan auf die Strasse gestellt werden. syndicom hilft der Belegschaft mit Rechts­ beratung und Weiterbildung. In Zusammen­ arbeit mit der paritätischen Berufsbildungs­ kommission wird geschaut, dass für die 11 betroffenen Lehrlinge Anschlussmöglich­ keiten gefunden werden. Bereits haben sich mehrere Druckereien bei der Gewerkschaft gemeldet, die bereit sind, Leute von Schlaef­li & Maurer in ihren Betrieben anzu­ stellen. Sollte sich die Befürchtung bewahrheiten und Swissprinted.ch die konkursite Drucke­ rei aufkaufen, raten wir dringend davon ab, sich zu schlechteren Bedingungen erneut anstellen zu lassen. Denn dass es den Herren Dziadek und Lüdi nur um die eigene goldene Nase geht, haben sie mit ihrem Vorgehen mehr als deutlich gemacht. Nina Scheu

telecom/it

Bei Skyguide wurde der neue GAV mit hoher Zustimmung angenommen  Seite 6

Medien

Brutale Entlassungen bei der RSI im Tessin infolge des Sparprogrammes der SRG  Seite 8

doppelseite tag der frau

Kampf um die Gleichstellung: von den Anfängen bis zum Neoliberalismus  Seiten 10 und 11

stellenabbau swisscom

Swisscom spart beim Personal Die Swisscom befindet sich inmitten eines Strukturwandels. Mehrere hundert Stellen sollen gestrichen werden. Es trifft vor allem Mitarbeitende in den Callcentern. syndicom setzt alles daran, dass die betroffenen Angestellten umgeschult und weiterbeschäftigt werden können.  › Seite 5

© SWISSCOM

Grafische Industrie

Branchenkonferenz der Buchhändlerİnnen

Keine Mehrarbeit im Buchladen! Am Sonntag, 7. Februar, diskutierten die BuchhändlerInnen im Volkshaus Zürich angeregt über das Begehren des Schweizerischen Buchhändler- und Verlegerverbands (SBVV), ihre Arbeitszeit für das Jahr 2016 von 40 auf 41 Wochenstunden zu verlängern.  Roland Kreuzer, Leiter Sektor Medien Als «unmoralisches Angebot» bezeichnete eine Versammlungsteilnehmerin die Tatsache, dass der SBVV erwarte, die BuchhändlerInnen würden Mehrarbeit sogar ohne Lohnausgleich schlucken. Die längst fällige und seit Jahren versprochene Erhöhung des Einstiegslohns nach der

Lehre auf 4000 Fr. wurde von niemandem auch nur entfernt als Kompensation für die Mehrarbeit betrachtet.

Das Limit ist bereits erreicht Die Arbeitsbelastung im Buchhandel ist gross und nimmt ständig zu, das zeigte

die Diskussion sehr deutlich, einstimmig wurde deshalb an der 40-Stunden-Woche festgehalten. Die Befürchtung, dass die Befristung zum Dauerzustand werden und bei den Grossen der Branche zum Stellenabbau führen könnte, war zu

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2 | Hintergrund

syndicom | Nr. 2 | 26. Februar

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syndicom | Nr. 2 | 26. Februar

Die digitale Revolution und ihre Folgen # 7

Eine Experimentelle Antwort auf die uberisierung

Das neue Online-Prekariat

Freelancer in den USA proben neue Gewerkschaft

Das Netz und seine schicken neuen Firmen erfinden die Arbeitswelt und Wertschöpfung neu und avancieren immer mehr zur Jobmaschine. Was dabei herausgekommen ist: Ein neues Dienstleistungsprekariat, das nicht mehr weiss, was Privatleben einmal bedeutete.  Eike Wenzel «Wir sind keine zielgruppen oder endnutzer oder konsumenten. wir sind menschen – und unser einfluss entzieht sich eurem zugriff. kommt damit klar» – so proklamierte es die basisdemokratische Vision der Internet-Pioniere 1999 im sogenannten Cluetrain-Manifest* für die erwachende Internetkultur. Wie weit haben wir uns von dieser Ursprungsidee entfernt! Die drohende Uberisierung* (vgl. auch syndicom-Zeitung Nr. 12/201515) unserer Arbeitswelt ist das genaue Gegenteil: Pseudo­ individualität, Pseudoautonomie, Pseudosouveränität. Jetzt spricht das Netz: «Wir, die gros­ sen Internet-Portale, sind keine dezentrale Subversionsstruktur, kein personalisierender Arbeitsmarkt, sondern ein Strukturvertrieb für Billigst-Dienstleistungen. Kommt damit klar!»

Eine Kultur postmoderner Sklaven Als das erste Cluetrain-Manifest durchs Netz geisterte, hatten wir alle die Hoffnung, dass «Märkte Gespräche sind», wir Konsumenten und Internetnutzer also mehr erwarten als reine Transaktionen. Seit wir wissen, wie Datenklau á la NSA, Amazon, Google und Facebook funktioniert, stellen wir erschrocken fest, dass es sich leider genau umgekehrt verhält: Gespräche sind Märkte – Daten-, Media- und Werbe­märkte, auf die es diverse Portal-Monopolisten abgesehen haben. Die Initiatoren des ersten Cluetrain-Manifestes haben im Janu-

auch ein sozioökonomischer Trend gesetzt würde, auf den insbesondere armutsgefährdete Bevölkerungsschichten wie Alleinerziehende und so genannte «Unmarried House­ holds» mangels Alternativen aufspringen.

ar 2015 eine zweite Ausgabe* vorgelegt, in der sie vehement den erweiterten Datenschutz und die Internet-Transparenz einklagen. Fakt ist: ein florierender Arbeitsmarkt wird das Internet in nächster Zeit bestimmt nicht werden. Oder anders gesagt: Wenn wir nicht aufpassen, wächst im Netz

sieren. Uber-Boss Travis Kalanick hat im letzten Jahr auf der Digital-­Life-Design-Konferenz* in München die Schaffung von 50  000 Arbeitsplätzen versprochen. Man braucht kein Erbsenzähler zu sein, um schnell zu erkennen, dass das, was Kalanick als mögliche Arbeitsplätze verspricht, auf einer sehr diffusen Schätzung beruht und McJobs meint. Unternehmen wie Uber betreiben Wohl gibt es Zahlen, die suggerieren, dass eine digitale Schattenwirtschaft Uber in den USA für ein kleines Arbeitsund schaffen prekäre McJobs. platzwunder gesorgt habe: Ende 2014 eine Dienstleistungskultur post- waren insgesamt 160 000 Fahrer bei Uber beschäftigt, 40 000 moderner Sklaven heran, die ihr Privatleben dafür aufgeben, in Uber-Fahrer kamen allein im der vermeintlich sozialen Sha- Dezember 2014 hinzu und verring-Welt* 18 Stunden pro Tag dienten durchschnittlich etwas ihren Lebensunterhalt mit digi- mehr als klassische Taxifahrer. talen Billigjobs zusammen­ zu­ Nicht berücksichtigt ist in dieser Statistik jedoch, dass Uber-Fahkratzen. rer ihren Wagen selbst zur Verfügung stellen sowie Wartung Null Freizeit mehr – dafür und Unterhalt bezahlen müssen. keine Qualifikation nötig Uber, in das 2013 ­Google 250 Millionen Dollars investierte, und Die Lebenslüge der SharingAirbnb, die über ihr Sharing-Bu- Arbeit siness gewissermassen eine digi- Was ist an alledem eigentlich so tale Schattenwirtschaft betrei- schlimm? Mich stört weniger die ben, kreieren keine neuen Jobs, provokative Haltung gegenüber am ehesten noch höchst pre- der hergebrachten Gesetzgekäre McJobs*. Diese und ähn- bung als vielmehr die Lebens­lüge liche Unternehmen könnten der New Economy, Share-Ecounsere Arbeitswelt in den kom- nomy oder wie immer man es menden Jahren auf fragwürdi- nennen möchte. Als unterbege Weise verändern: Jeder kann zahlter «TaskRabbit»* tagtäglich sich für lausiges Geld innerhalb 14 Stunden am Rad einer neuvon Stunden als Uber-Chauf- en Low-Budget-Service-Ökonofeur «erfinden», seine Wohnung mie zu drehen, hat mit eigenbei Airbnb einstellen und auch ständigem und selbstbewusstem dafür lausige Honorare kas- Unternehmertum nichts zu tun.

Fazit

Die Uberisierung geht in eine vollkommen andere Richtung: Solche Flexibilisierung steigert nicht die Lebensqualität, sie produziert Niedrig­ löhne, neue Abhängigkeiten und vernichtet Lebensqualität. Uber begreift sich selbst längst als Logistik-Plattform, die bis 2030 nicht nur Personen befördern, sondern unseren Lebensstil mit «Anwendungen» wie E-Commerce, Food-Bringdienste und Mobilitätsdienstleistungen aller Art dominieren möchte. Wenn es in zehn Jahren ernst wird mit den selbstfahrenden Autos, dann könnte es Uber sein und nicht Google oder Daimler, das den Markt beherrscht. Und bis dahin könnte Uber wichtige

Teile der Ökonomie in ein vernetztes McJob-Land verwandelt haben, wo qualifizierte Arbeitsplätze praktisch keine Rolle mehr spielen.

Flexibilisiert wurden vor allem die Frauen Mit Flexibilität lockte uns das Computerzeitalter, Flexibili-

In diesem hochbeschleunigten Wandel müssen wir soziale Frühwarnsysteme schaffen. sierung versprach uns die Vernetzung der Arbeitswelt. Dabei brauchen wir Flexibilität in der

Arbeitswelt wirklich dringend – allerdings auf einer ganz anderen Ebene: 93 Prozent der flexiblen Jobs werden in der Schweiz und in Deutschland von Frauen gemacht und nur 7 Prozent von Männern. Hier müssen wir in den nächsten Jahren ansetzen. Anschaulich zeigte dies die «New York Times» 2014 mit dem Porträt einer jungen Frau, die in der prekären Dienstleistungswelt von Uber lebt. Ihre Arbeitstage beginnen um 4 Uhr morgens. Bevor sie ihre drei Kinder weckt und Frühstück macht, fährt sie mit ihrem Auto bereits zwei Personen an den Flughafen. Für eine Fahrt erhält sie 28 Dollar, für die Benzinkosten muss sie selbst aufkommen. Die Frau

arbeitet als Fahrerin für Uber, Lyft und Sidecar. Ausserdem baut sie auf Kundenanfrage bei Task­ Rabbit Möbel zusammen und pflegt auch noch Gärten. Sie und ihr Partner sind auf ihre Verdienste angewiesen.

Wir nannten es einmal unser eigenes Leben Auch ich liebe das Hineingleiten von entspannter Bildschirmlektüre in Arbeitsprozesse. Doch es geht bei einem solchen Wertschöpfungsmodell nicht um die Transzendierung zwischen Arbeit und Freizeit, sondern um die komplette Kommerzialisierung von Lebenszeit. Auch das wäre punktuell nicht so schlimm, wenn damit nicht

Auf den ersten Blick kommt es wie ein Deregulierungsparadies daher: jeder darf sich seinen schlecht bezahlten Allerwelts-Job selbst aussuchen. Bei genauerem Hinsehen bieten die Jobs jedoch keinerlei Nachhaltigkeit – wie etwa: gute Ausbildung oder hoher sozialer Nutzen der Tätigkeit gegen einen guten Lohn. Die von Trendforschern gerne beschworenen Mikro-Entrepreneure sind in erster Linie Mikro-Verdiener. In dem Masse, wie der Alltag der prekären Dienstleistenden aus einer Aneinanderreihung von Sharing-Jobs besteht, droht Privatheit als solche zu verschwinden. Ein pessimistisches, aber kein sarkastisches und beileibe kein wirklichkeitsfremdes Szenario. Es kommt jetzt darauf an, dass wir immer bessere Frühwarnsysteme schaffen, die dem hochbeschleunigten Wandel, der die Digitalisierung auszeichnet, sozialverträgliche Anpassungsmodelle entgegensetzen.

Dr. Eike Wenzel ist Gründer und Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ GmbH) in Heidelberg. * Siehe Glossar unten

Glossar Rick Levine, Christopher Locke, Doc Searls und David Weinber­ ger publiziert und von zahlreichen Experten unterschrieben.

te Unternehmen machten aus dem «Teilen» ein lukratives Geschäft – entgegen der Urspringsidee (siehe: «Uberisie­ rung»).

pro Klick auf ein Produkt) gibt es Kleinstbe­ träge (oft nur wenige Rappen) zu verdie­ nen.

«New Clues» Die 2015 erschienene Aktualisierung des Cluetrain-Manifests. Die beiden Autoren Doc Sears und David Weinberger sehen das offene Internet zunehmend gefährdet und mahnen die Öffent­ lichkeit: Wir Menschen, die vernetzt miteinander kommunizie­ ren, sind das Internet! Weder Facebook, Google und Amazon noch Regierungen und Wirtschaftsverbände sind berechtigt, das Internet für sich zu beanspruchen, das Netz ist ein öffent­ liches Gut, das die Allgemeinheit für sich verteidigen muss.

Uberisierung der Arbeitswelt Firmen wie Uber (Taxi-Dienste), Airbnb (Unterkunft), Tas­ kRabbit und Clickworker (Mini-Jobs) ermöglichen Privatper­ sonen über koordinierende Plattformen Verdienstmöglichkei­ ten im Mikrobereich. So lässt sich zwar nebenher Geld verdienen, doch das Risiko (Unfall, Krankheit, Versicherungen etc.) tragen die Arbeitenden alleine. Siehe auch Ausgabe 12/2015.

Digital Life Design (DLD) Jährlich stattfindende internationale «Innovationsplattform», eine Konferenz für Investoren und Internet­-Unternehmen.

Sharing-Economy Ursprünglich als nachhaltiges Wirtschaftsmodell gedacht, mit dem durch das Teilen von Gütern und Dienstleistungen zum Wohle der Gemeinschaft eine neue Ökonomie entstehen sollte. Es kam anders: diverse, teils äusserst renditeorientier­

McJobs Kampfbegriff für Miniatur-Jobs, bei denen die «Crowdworker» kleine Aufgaben ortsungebunden und zum Stückpreis via Internet erledigen und abrechnen. Pro Auftrag (z. B. pro Botenfahrt, pro Produktbeschreibung für einen Katalog oder

© SETH WENIG/KEYS TONE

Cluetrain-Manifest Eine 1999 erstellte Samm­ lung von 95 Thesen über das Verhältnis von Unterneh­ men und ihren Kunden im digitalen Zeitalter und neuer damit einhergehen­ der Kommunikations- und Wirtschaftsformen. Laut dem Manifest werden neue Technologien auf Kosten des konventionel­ len Marketings wachsen­ den Einfluss auf die Kommunikation haben. Die Autoren proklamieren, dass zukünftig Märkte nicht mehr einseitig sein, sondern auf Beziehungen zwischen Menschen basieren werden. Das Manifest wurde von

sklaventreiber ∙ Wegen seiner Profitgier erntet Uber weltweit Proteste.

TaskRabbit Plattform für Kleinst-Dienstleistungen («McJobs»). Die Auftraggeber können auf einen globalen Pool von arbeitswilligen «Taskrabbits» («Arbeitskaninchen») zugrei­ fen. 2008 in Boston gegründet, geschätzter Marktwert mittlerweile: 37,5 Millionen Dollar. Die Firma profitiert immens, die Arbeitenden kaum. (red)

Immer mehr Jobs werden von Freiberuflern ausgeführt. In den USA haben sich die Freelancer in einer Union organisiert, mit überraschendem Mitgliederzuwachs. Die Organisation versteht sich als Pionierin einer neuen Gewerkschaftsgeneration. 53 Millionen US-Amerikaner sind freischaffend, gut ein Drittel aller Berufstätigen in den Vereinigten Staaten. Das besagt eine aktuelle Erhebung der amerikanischen Freelancers Union, einer Organisation für Freischaffende, die in mancher Hinsicht gewerkschaftsähnlich auftritt. Die Zahl ist sehr grosszügig berechnet – mitgezählt wurden beispielsweise Festangestellte, die in ihrer Freizeit kleinere Jobs annehmen. Doch zeigt sie, welche Umwälzung in den vergangenen Jahren im Arbeitsmarkt stattgefunden hat: Immer mehr Jobs von einst Festangestellten werden von Freiberuflern übernommen. Und in dem Mass, in dem sich der Arbeitsmarkt in den USA verändert hat, geht der Aufstieg der Freelancers Union einher. Im Jahr 2003 von der Rechtsanwältin Sara Horowitz in New York gegründet, hat die Organisation mittlerweile mehr als 260 000 Mitglieder. Das ist ein erstaunlicher Erfolg in einer Zeit, in der traditionelle Gewerkschaften an Mitgliederschwund leiden.

«Symbiose» zum gegenseit igen Nutzen Sie bietet ihren Mitgliedern hauptsächlich das, was diese als Einzelkämpfer auf dem freien Markt bisher nicht bekommen: Unterstützung bei der sozialen Absicherung, günstige Krankenversicherungen, Ärztezentren und Zugang zur privaten Rentenversorgung. Mitgliedsbeiträge müssen sie dafür nicht zahlen. Die Freelancers Union finanziert sich über Zuschüsse und Kredite grosser amerikanischer Stiftungen wie die Rockefeller Foundation – und über die Gebühren für Krankenversicherungen bei der hauseigenen Versicherung. Eigenen Angaben zufolge sind die Preise für eine Versicherung dort 40 Prozent günstiger als auf dem freien Markt. «Es kommt mehr dabei raus, wenn man kollektiv handelt», heisst es in einem Imagevideo der Union.

Vorreiterin einer neuen Gewerkschaftergenerat ion? Horowitz selbst sieht sich gern als Vorreiterin einer neuen

Gewerkschaftergeneration, die es ihrer Ansicht nach verstanden hat, auf die neuen Bedürfnisse ihrer Mitglieder einzugehen. Zu diesen Bedürfnissen zähle auch die Möglichkeit, sich zu vernetzen. So hat die Freelancers Union USA-weit Zentren aufgebaut, in denen sich die Mitglieder treffen, austauschen, arbeiten, zum Arzt gehen oder gemeinsam Yoga machen. Auf der Webseite der Union finden sich unzählige praktische Tipps für die Selbstständigkeit, zum Umgang mit Kunden bis hin zu Steuererleichterungen. Auch virtuell können sich die Mitglieder in Foren, Videochats, Blogs und Datenbanken vernetzen. «Help ourselves» ist das Motto – helft uns selbst.

Kein Verhandlungsmandat für Gesamtarbeitsverträge Die Organisation handelt dagegen keine Mindestlöhne für ihre Mitglieder aus und möchte dies auch nicht, ebenso bietet sie keinen Rechtsschutz an. Dies ist auch die Hauptkritik, der sich die Freelancers Union stellen muss: Ohne offizielles Verhandlungsmandat gegenüber Arbeitgebern bzw. Auftraggebern habe sie keinen Hebel, ihre Mitglieder aus ihrer prekären Situation zu befreien und Unternehmen dazu zu bringen, ihren Profit fair mit den Freischaffenden zu teilen. Tatsächlich darf die Freelancers Union solch ein Mandat rechtlich auch nicht übernehmen – da Freiberufler in den USA als selbstständige Unternehmer gelten und nicht als Arbeitnehmer. Arbeitgeber sind nicht verpflichtet, mit Freelancern zu verhandeln, auch wenn sie eine Gewerkschaft gründen. Sara Horowitz sieht das nicht als Problem. Für sie ist die Freelancers Union ein Versuch, neue Wege zu finden, wie sich Arbeiter in einem sich verändernden Arbeitsumfeld organisieren können.

Frauke Ladleif Die Langfassung dieses Textes erschien 2015 im gewerkschaftli­ chen Debattenmagazin «Gegen­ blende» des Deutschen Gewerk­ schaftsbundes. www.gegenblende.de


syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

Kurier, Express, Paket und Mail

Branchen | 5

syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016 Stellenabbau Swisscom

Private werben für Fairness, die Post lässt Taxi fahren

Kommentar

© THOMAS CUNZ

Bitte mehr Excellence bei der Stellenpolitik Standard gelten. Gezahlt werden muss bei KEP & Mail ein Mindestlohn von jährlich 42 000 Franken. Die Arbeitszeit: 42 Stunden pro Woche. Unter 50-Jährige haben Anspruch auf 20 Ferientage, Ältere auf 25 Tage. An diese Vorgaben hätten sich die Firmen gehalten, sagt Sutterlüti: «Ich hab es verschiedentlich nachgeprüft.» Allerdings bezieht sich der Lohn auf volle Stellen, und die sind in der Branche rar. Beispiel: Quickmail aus St. Gallen, der einzige private Briefzusteller. Um zweimal pro Woche adressierte Mailings, Kundenzeitschriften oder Kataloge zu verteilen, hat er gerade 55 Vollzeit-, dafür aber über 2000 Teilzeitstellen mit einem durchschnittlichen Pen­ sum von 20 Prozent geschaffen. Das sind dann nach Ansicht des Verbandes «besonders gute alternative Verdienstmöglichkeiten».

Zwei Pressemeldungen werfen ein Schlaglicht auf den Stand der Dinge: Die Schweizerische Post testet die Auslieferung von Online-Bestellungen am Sonntag. Der Verband der privaten Postdienstleister derweil hat mit syndicom und dem Personalverband Transfair einen Gesamtarbeitsvertrag vereinbart, der am 1. Juli für 3000 Beschäftigte in Kraft tritt. Die staatseigene Fast-Monopolistin nutzt also die Marktliberalisierung zum weiteren Abbau des Arbeitsschutzes. Seit vier

Monaten liefert sie in Zürich, Genf und Lausanne Waren, die am Samstag bei Coop@home oder Nespresso bestellt wurden, am Sonntag aus. Freilich nicht durch Pöstlerinnen und Pöstler – die sind vom gesetzlichen Verbot der Sonntagsarbeit geschützt. Sondern von Taxifahrern, die als Subunternehmer engagiert werden. Denn sie dürfen auch sonntags arbeiten und Waren ausfahren, wenn sie hauptsächlich Personen transportieren. Wie wenig Taxifahrer verdienen, ist

PostCom: Was und wie reguliert die Behörde? Alle Unternehmen des Postmarktes müssen sich bei der Regulie­ rungsbehörde PostCom registrieren. Wer einen jährlichen Umsatz von mehr als 500 000 Franken erwirtschaftet, unterliegt der «ordentlichen» Meldepflicht. Anfang Februar dieses Jahres hatten sich 38 grosse Unternehmen registriert (14 von ihnen sind Mitglie­ der von Kep & Mail). Der «einfachen» Meldepflicht für Unternehmen mit weniger als einer halben Million Jahresumsatz waren 111 Betriebe nachgekommen. Laut Postgesetz sind alle grossen Betriebe zu «branchenüblichen Arbeitsbedingungen» und zu GAV-Verhandlungen verpflichtet. Ebenfalls deren Subunternehmen, wenn sie mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Postdiensten erreichen. Das Fachsekretariat der PostCom betont, dass die grossen Firmen jährlich eine aktuelle Liste ihrer Subunternehmen einreichen müssen. Auf dem Papier ist der Postmarkt damit vor einer Verwilderung der Arbeitsbedingungen und vor Lohnzerfall geschützt. Die Firmen müssen «nur» ihrer Melde- und Berichtpflicht wahrheits­getreu nachkommen. PostCom erwartet eine Studie zu den Löhnen, Arbeitszeiten und Ferien, die bei bei Professor Yves Flückiger, Universität Genf, in Arbeit ist. Auf dieser Grundlage will die Behörde 2017 «Mindest­ standards» festlegen. Es ist davon auszugehen, dass sie in etwa den Bestimmungen des Kep & Mail-GAV entsprechen werden. (mst)

bekannt. Dass die Post nicht die Buchstaben von Arbeitsgesetz und Chauffeursverordnung verletzt, wohl aber den Geist der Arbeitsschutzbestimmung, ist offensichtlich. Ob sie damit Geld verdient, ist eher zweifelhaft. In jedem Fall aber besetzt sie ein mögliches Geschäftsfeld im verrückt expandierenden Onlinehandel. Sie blockiert private Anbieter und erhöht den Druck auf die eigenen Paketboten. Peter Sutterlüti, der Präsident von KEP  &  Mail, dem Verband privater Postunternehmen, kommentiert den neuen Service der grossen Konkurrentin: «Wenn ihre Tochterfirmen und Subunternehmen unserem neuen GAV unterstellt wären, gäbe es weniger Möglichkeiten, die Regeln zu unterlaufen.» – Der Stolz auf sein Projekt GAV ist kaum zu überhören.

vielschichtiger Markt, Verschiedene Ansichten Dazu hat Sutterlüti auch Grund. Denn sein Verband vereint nunmehr 23 Unternehmen, die Kurier- und/oder Expressdienste, Paket- und/oder Briefbeförderung anbieten. Die also auf durchaus unterschiedlichen Teilmärkten mit teilweise unterschiedlichen gesetzlichen Vorgaben wirtschaften. Zusätzlich schwierig ist das unterschiedliche Verständnis, teilweise Unverständnis der Sozialpartnerschaft. Denn dem Verband angeschlossen sind

Schweizer Filialen internationaler Konzerne wie DHL (Deutsche Post), DPD (La Poste, Frankreich), FedEx (USA) oder TNT (Niederlande, jüngst verkauft an FedEx). Assoziiert ist zudem UPS (USA). Gerade die US-amerikanischen Firmen mussten wohl zuerst davon überzeugt werden, dass ein GAV noch nicht die kommunistische Machtergreifung bedeutet. Diese Unternehmen gehören durchweg zu den Grossen der

massstab für die branche

An die Stelle dieses vormaligen Reglements soll ab 1. Juli des Jahres also der GAV treten. Es ist davon auszugehen, dass der Vertrag bei Löhnen und Arbeitszeiten in etwa den bisherigen Vorgaben des KEP-Verbandes entspricht. Einzelheiten sollen aber erst in den nächsten Monaten bekannt werden. Inzwischen haben laut Präsident Sutterlüti alle seine Firmen den Vertrag angenommen. In der jetzigen «Umsetzungsphase» würden Daniel Münger: «Der GAV mit die Beschäftigten KEP & Mail ist ein erster Schritt informiert und ihre in einer sehr heterogenen bisherigen Arbeitsverträge angepasst. Branche.» Daniel Münger, Branchenleiter Logistik Branche. Sie befördern nach bei syndicom, erhoffte sich bei eigenen Angaben mit rund 5000 Unterzeichnung des Vertrages Beschäftigten jährlich 50 Milli- einen «ersten grossen Schritt onen Pakete und 60 Millionen zur Regulierung der ArbeitsbeBriefe. Ihr Umsatz: 1 Milliarde dingungen in einer sehr heteroFranken. Zwar stellen sie nur genen Branche». Auf dieser Basis eine kleine Minderheit der ins- wollen die neuen Sozialpartner gesamt 149 Firmen, die sich auf einen allgemeinverbindlichen dem Postmarkt tummeln (Stand: Vertrag anstreben, dem sowohl 1. 2. 2016, siehe «PostCom» auf die Privaten als auch die Schweidieser Seite). Doch der Einfluss zerische Post und ihre Tochterdes Verbandes geht weit über die firmen unterstellt werden. Eine Mitgliedsfirmen hinaus. illusionäre Hoffnung? Peter SutDenn der Verband beschloss im terlüti ist davon überzeugt, dass September 2007 Arbeitsbedinnur ein allgemeinverbindlicher gungen und Löhne, die nicht Vertrag für die gesamte Branche nur für die Mitglieder und deren zu einer gewissen MarktbereiniSubunternehmen verbindlich gung führen wird: «Dann wird es sind, sondern faktisch heu- keinen Wettbewerb mehr über te auch als branchenüblicher Sozial­dumping geben.»

© KEYS TONE/S TEFFEN SCHMIDT

Verkehrte Welt? Der gelbe Riese verspottet mit seinen neuen Subunternehmern den Arbeitsschutz. Dagegen erklärt der Arbeitgeber­ präsident der Privatpöstler, Sozialdumping künftig verhindern zu wollen. Die Re-Regulierung gibt noch viel zu tun.  Michael Stötzel

Harter Schlag ∙ Besonders die Callcenter von Swisscom werden umstrukturiert und ausgedünnt.

Die Swisscom hat am 4. Februar offiziell mitgeteilt, dass hunderte von Arbeitsplätzen örtlich verschoben oder abgebaut werden. syndicom fordert die Swisscom auf, betroffene Mitarbeitende in den Aufbaubereichen weiterzubeschäftigen sowie den Sozialplan grosszügig anzuwenden. Was die Swisscom im Rahmen von «Excellence 2016+» (so wird das Restrukturierungsprojekt bezeichnenderweise genannt) kommuniziert hat, ist für hunderte von Swisscom-Mitarbeitenden ein harter Schlag. Besonders von den Um- und Abbau-Massnahmen betroffen sind Mitarbeitende in Contact- und Callcentern. syndicom fordert von der Swisscom, die Mitarbeiten-

den soweit möglich umzuschulen und in den Wachstumsbereichen des Unternehmens weiterzubeschäftigen.

111) und seine Mitarbeitenden soll eine zukünftige Betriebsform garantieren, dass möglichst viele Stellen dauerhaft erhalten bleiben.

unterstützung für callcenter und 1811

neue strategien gefordert

syndicom wird allen betroffenen Mitarbeitenden zur Seite stehen. Dies gilt besonders für die Beschäftigten der sechs Contact- und Callcenter in Basel, Bern, Genf, Luzern, Rapperswil und Zürich, die geschlossen werden. Für Mitarbeitende, die trotz Umschulungs- und Weiterbildungsmassnahmen nicht weiterbeschäftigt werden, muss wie im GAV vereinbart eine grosszügige Anwendung des Sozialplans durchgesetzt werden. Für den Auskunftsdienst 1811 (vormals

Der Umbau und Stellenabbau haben auch gesellschaftliche Dimensionen: Der Druck am Arbeitsplatz steigt, Arbeit wird verdichtet und die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen. Zudem verschärft die Digitalisierung der Arbeitswelt die Situation. syndicom entwickelt gemeinsam mit engagierten Mitgliedern Positionen, wie die Arbeitswelt menschlich bleiben und die Arbeit auf mehr Schultern verteilt werden kann. (syndicom)

So schlecht läuft es der Swisscom gar nicht Die von Swisscom angekündigte Restrukturierung mit einem Abbau von 700 Stellen im Jahr 2016, die Aufhebung von 6 der 14 regionalen Callcenter und Einsparungen von 300 Millionen Franken bis 2020 kommen bei den Angestellten und bei syndicom schlecht an. Natürlich muss sich Swisscom an ein Umfeld im Wandel anpassen und sieht sich vor diversen Her­ ausforderungen. Wegen des starken Konkurrenz­ drucks, insbesondere wegen der aggressiven Tarif­ senkung von Salt und Gratisdiensten wie WhatsApp, fallen die Preise im Telecom-Markt. Ausserdem muss Swisscom drei Mobilfunktechnologien nebeneinan­ der betreiben, die Glasfaser weiter ausbauen und in Big Data investieren. Dem Geschäftsbericht 2015 ist ein leichter Rück­ gang beim Umsatz (–0,2%) und beim Reingewinn (–20,2%) zu entnehmen. Es gibt allerdings auch eine optimistischere Lesart. Infolge von Firmenkäu­ fen, -verkäufen und Wechselkursen konnte Swiss­ com einen Umsatzanstieg verzeichnen (+0,7%). Dasselbe gilt für das Betriebsergebnis vor Abschrei­ bungen (+2,3%). Belastet wird die Jahresrechnung durch zwei Rückstellungen: 186 Millionen für eine angefochtene Busse wegen Missbrauchs der markt­ beherrschenden Stellung, 70 Millionen für den Sozialplan. Dennoch beträgt der Reingewinn immer noch 1,36 Milliarden Franken und die E­ bitda-Marge liegt bei 35,1 Prozent! CEO Urs Schaeppi versprach, dass alles getan werde, um die Zahl der Entlassungen zu begrenzen, nannte aber keine Zahlen. Swisscom will zwar in diesem Jahr in den Wachstumsbereichen (TV, Mobilität, Energie, Datenspeicherung) 500 neue Arbeitsplätze schaffen. Dennoch dürften rund hundert Personen trotz der geplanten und von syndicom geforderten Umschulung und Weiterbildung ohne Anstellung bleiben. Wie Swisscom bis 2020 300 Millionen Franken einsparen will und wie sich dies in den kommenden Jahren auf die Zahl der Arbeitsplätze auswirken soll, bleibt unklar. Das Ausmass der Restrukturierungen auf Kosten der Swisscom-Angestellten ist unverhältnismässig. Die Massnahmen scheinen letztlich nur den Aktionären zu dienen, die seit fünf Jahren eine Dividende von 22 Franken je Aktie erhalten. Zum Aktionariat gehört auch der Bund, der gleichzeitig Steuersen­ kungen für Unternehmen vorsieht. Yves Sancey

Poststellen-Netz

Poststellen-Schliessungen für den schicken PostParc? Nach über fünf Jahren zieht die Post wieder am Berner Hauptbahnhof ein, mit neuen Grössenverhältnissen. Am 22. Februar fand die Eröffnung der zurzeit grössten landesweiten Poststelle im Berner PostParc statt. Zum Angebot im futuristisch anmutenden Gebäudekomplex gehören unter anderem auch ein Postshop, eine Philatelie-Theke sowie einer der schweizweit grössten «My Post 24»-Paketautomaten. Die Poststelle wird an den Werktagen von 7.30 bis 21 Uhr, samstags von 8 bis 17 Uhr und sonntags von 16 bis 21 Uhr geöffnet sein. Gleich gegenüber der Poststelle reiht sich auch die PostFinance ein.

welche opfer fordert der Postparc? Die Eröffnung des PostParcs wird für das Poststellennetz und die Post-Angestellten bestimmt Folgen tragen. Was bedeuten die längeren Öffnungszeiten für die Mitarbeitenden in ihrem Berufsalltag konkret? Und: wie steht es um die Zukunft kleinerer Poststellen in der Nähe des PostParcs? Beschlossen ist bereits die Schliessung der Poststelle im Inselspital sowie der Poststelle am Bärenplatz in der Innenstadt Bern. Hat die Post Lösungen für die Mitarbeitenden dieser Poststellen vorgesehen? Ein grösserer Beitrag zum Thema ist in Planung. (red)

© DIE SCHWEIZERISCHE POS T

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syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

skyguide

Post-Immobilien

Hohe Zustimmung zum neuen GAV

Offene Tagung der IMS AG

84% des organisierten Personals sagten an der Urabstimmung Ja: damit tritt jetzt bei Skyguide der neue GAV Administration, Operationen und Technik in Kraft. Er bringt moderne Arbeitszeit­ modelle, Kündigungsschutz für Ältere – aber auch erstmals eine Leistungskomponente im Lohn.

Momentan finden die Verhand­ lungen zur Erneuerung des GAV für die IMS AG statt. Die durch syndicom organisierte Offene Tagung bietet allen Mitarbeiten­ den von IMS die Möglichkeit, sich über den Stand der Verhand­ lungen zu informieren und die Verhandlungsdelegation ken­ nenzulernen. Als IMS-Mitarbei­ tende hast du die Möglichkeit, dich einzubringen und die Gewichtung der Forderungen mitzubestimmen. (red)

4000 Franken monatlich, einen Sozialplan, ausgebaute Gewerkschaftsrechte sowie eine Personalvertretung. Die grösste Neuerung ist die Ablösung der bisher automatischen Lohnerhöhung durch ein Lohnsystem mit indi-

vidueller Leistungskomponente. In einem nächsten Schritt werden die Sozialpartner die neuen Salärbänder dieses «analytischen Lohnmodells» verhandeln, das 2018 in Kraft treten soll. (syndicom)

3. Tarif-Gipfel der Mediengewerkschaften

Keine Mehrarbeit im Buchladen!  Fortsetzung von Seite 1 gross. Die KollegInnen von Orell Füssli Thalia, denen 2015 die Nettoarbeitszeit (ohne Pausen) um 1,5 Stunden auf 40 Wochenstunden verlängert worden war, betonten, dass für sie damit das Limit der Wochenarbeitszeit erreicht sei, eine weitere Aufstockung auf 41 Stunden komme nicht in Frage. Die der Versammlung zur Prüfung und zum Entscheid vorgelegten Alternativvorschläge (Kompensation der Erhöhung der Wochenarbeitszeit mit 5 zusätzlichen Ferientagen oder mit 2,5% Lohnerhöhung) fanden nur wenig Sympathie.

den Bogen überspannt

Melde dich noch kurzfristig zur Tagung an bei: martin.zuercher@syndicom.ch

Die BuchhändlerInnen sehen die Probleme des Buchhandels sehr wohl, sie lehnen es aber ab, dass die «Lösung» auf ihrem Buckel ausgetragen wird. Mit einem «offenen Brief» dreier SBVV-Vorstandsvertreterinnen, der die BuchhändlerInnen aufforderte, an die syndicom-Branchenkonferenz zu gehen, um sich mit einem Ja zur Arbeitszeitverlängerung «für die Zukunft des Buchhandels einzusetzen», hatte der SBVV den Bogen ein-

Samstag, 27. Februar 2016, 10–15 Uhr, Hotel Bern, Zeughausgasse 9, Bern

betriebsbesuch

Bei den Büezern von Cablex Meine Pflichten als Regionalsekretärin sind vielfältig und anspruchsvoll. Eine der schönsten Aufgaben ist klar, bei den Leuten vor Ort präsent zu sein. Dies gibt mir Gelegenheit zum Kontakt mit vielen unterschiedlichen Menschen. Im Gespräch bekomme ich konkrete Informationen über den Arbeitsalltag unserer Mitglieder und erfahre, wo der Schuh drückt. So ging es mir auch bei meinem letzten Betriebsbesuch bei Cablex. In vol­ ler Arbeitsmontur hatte ich Gelegenheit, mit Josef Sonntag, Teamleader im Netzbau, die Cablex-Büezer auf einer Baustelle in der Zentralschweiz besuchen. Vor Ort hatte ich sogar die Möglichkeit, selbst mit Werkzeugen Hand anzulegen und direkt bei der Arbeit mitzuhelfen. Ich sah, wie anspruchsvoll die Arbeit der Cablex-Leute ist. Die Widrigkeiten der Arbeit zeigten sich mir schnell. Bei jeder Witterung, bei Wind und Wet­ ter draussen feinmechanische Arbeiten zu verrichten und dabei noch sämt­ liche Sicherheitskriterien einzuhalten, ist keine einfache Sache. Umso stolzer bin ich, dass ich mich als Gewerkschafterin für die Cablex-Mit­ arbeitenden einsetzen und ihre Rechte vertreten darf. Die gewerkschaftli­ che Errungenschaft des Gesamtarbeitsvertrags sichern den Mitarbeitenden eine gerechte Entlöhnung, korrekte Entschädigungen und gute Arbeitsbe­ dingungen.

deutig überspannt. Tiefe Löhne, hohe Arbeitsbelastung, grosse Flexibilität: offenbar ist die Wertschätzung der BuchhändlerInnen noch nicht bei allen ArbeitgeberInnen genügend vorhanden. Nur zwei Tage nach der Übermittlung der syndicom-Konferenzentscheide verkündete der SBVV in seinem Newsletter: «Mit dem Entscheid ist klar, dass sich die GAV-Mindestlöhne in diesem Jahr gegenüber 2015 nicht verändern.» Der zweite Teil der Beschlüsse der Branchenkonferenz syndicom wird vom SBVV offenbar nicht in Betracht gezogen: syndicom war dem SBVV entgegengekommen, dass trotz laufendem GAV Gespräche über eine Revision aufgenommen werden könnten, wenn der Mindestlohn nach der Lehre ab 2016 auf 4000 Fr. erhöht würde.

Lohnentwicklung fehlt Für eine GAV-Überarbeitung hätten die BuchhändlerInnen nämlich durchaus ihre Anliegen für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, wie der ­ zweite Teil der Versammlung zeigte. Alle Mindestlöhne müssten

erhöht werden, und die weitgehend fehlende Lohnentwicklung in der Branche kann nur garantiert werden durch eine schrittweise Erhöhung der Mindestlöhne bis mindestens zum 10. Berufsjahr.

Eine Woche weniger Ferien als der Detailhandel Bei den Ferien herrscht Aufholbedarf, denn inzwischen liegt die Branche gut eine Woche hinter den im Detailhandel üblichen Regelungen zurück. Der Mutterschaftsurlaub in einer Branche mit einem hohen Frauenanteil soll mindestens auf 16 Wochen erhöht werden, Vaterschaftsurlaub sollte heute selbstverständlich sein. Arbeitszeitverlängerung gehört nicht zu den Wünschen der BuchhändlerInnen, denn die 40-Stunden-Woche ist ein Bereich, in dem der Buchhandel gegenüber dem Detailhandel noch einen Vorteil hat. Die Diskussion über die Arbeitsbedingungen wird fortgesetzt, und sollte der SBVV den GAV kündigen, werden die BuchhändlerInnen ihre Forderungen an einer nächsten Branchenkonferenz formulieren.

Wir sind die Wachhunde der Demokratie Im Februar trafen sich Mediengewerkschaf­terInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Tarif-Gipfel in Bern und verabschiedeten einen eindringlichen Appell. Wir bringen Auszüge. Die rund 20 TeilnehmerInnen am Tarifgipfel der deutschsprachigen Mediengewerkschaften in Bern warnen Medienschaffende davor, sich u. a. im Interessenkampf der privaten Verleger gegen den öffentlichen Rundfunk unreflektiert einspannen zu lassen. «Die Medien müssen gestärkt werden in ihrer Rolle als ‹Wachhunde› der Demokratie. Sie erbringen eine wesentliche öffentliche Aufgabe, die anerkannt und gefördert werden muss.»

Schutz durch solide GAV «Am besten lassen sich gute Arbeitsbedingungen durch Gesamtarbeitsverträge garantieren. Durch sichere Anstellungsbedingungen können sich Medienschaffende auf die Qualität ihrer Arbeit konzentrieren und damit ihre Rolle in einer demokratischen Gesellschaft erfüllen (...).»

Warnung vor der SVP-Init iat ive «Die europäischen JournalistInnen-Verbände sind alarmiert über die möglichen Auswirkungen der faktischen Entrechtungs-Initiative der SVP auf JournalistInnen. Medienschaffende ohne Schweizer Pass riskieren die Ausschaffung aus der Schweiz, beispielsweise bei angeblicher Behinderung der Polizei im Rahmen der Berichterstattung über Demonstrationen (...). Die Schwächung der Medienfreiheit findet indes nicht nur in der Schweiz statt. Die Journalistenverbände verurteilen die Bestrebungen zur Schwächung der Pressefreiheit (...) etwa in Ungarn und Polen. Auch die Diffamierung der Medien durch populistische Bewegungen ist unannehmbar.»

Vollständige Fassung des Berner Appells auf www.syndicom.ch

GAV Presse

Die Eiszeit muss jetzt enden Vor 11 Jahren kündigte «Schweizer Medien» den Gesamtarbeitsvertrag der Presse in der deutschen und italienischen Schweiz. Doch der letzte Kongress des Verlegerverbands forderte einstimmig, dass 2016 ein Entwurf für einen neuen GAV erarbeitet werden solle. Die Journalistenverbände sind bereit. Wenn auch überfällig, war es doch eine kleine Sensation, dass der letzte Verlegerkongress im September einstimmig beschloss, die Aufnahme von Gesprächen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag in den Jahreszielen des Verbands «Schweizer Medien» zu verankern. Vorausgegangen war ein längeres Geplänkel zwischen Präsidium und Saal, dann wurde die Sitzung unterbrochen, und während der Pause besann sich der Vorstand des Verlegerverbandes darauf, dass es diplomatisch wohl ungeschickt wäre, die Stimmen der eigenen Mitglieder öffentlich zu ignorieren. Schliesslich kam es zur Abstimmung im Plenum mit ihrem überaus deutlichen Resultat («syndicom» berichtete).

Valentina Smajli, Regionalsekretärin Telekommunikation/IT Nordwest-/Zentralschweiz

Ein Jahr Zeit

© JOSEF SONNTAG

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von 3 Jahren ausgestattet und tritt bereits am 1. März 2016 in Kraft. Skyguide und syndicom setzen damit die bisherige Sozialpartnerschaft fort. Gegenüber dem älteren bringt der neue GAV Fortschritte wie flexible Arbeitszeitmodelle, höhere Zusatzvergütungen, Freitage für die Weiterbildung, verbesserten Kündigungsschutz besonders für Angestellte über 55, die Einführung eines garantierten Mindestlohns von über

Branchenkonferenz der Buchhändlerinnen

Die IMS AG erhält einen neuen Gesamtarbeitsvertrag!

© YVES SANCEY

Nach elf Verhandlungsrunden über sieben Monate wurde am 12. Februar ein neuer Gesamtarbeitsvertrag für die rund 700 Verwaltungsangestellten, operationellen Fachleute, Techniker und Ingenieure (AOT) unterzeichnet. Es handelt sich um die Hälfte des Skyguide-Personals, ohne Fluglotsen, für deren Belange die Swiss ATCA zuständig ist. Der neue GAV Skyguide AOT ist mit einer Geltungsdauer

Branchen | 7

syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

Wenn der Vorstand von «Schweizer Medien» also seine eigenen Mitglieder und ihre Forderungen ernst nimmt, so muss er – nach elfjähriger Totalverweigerung, Diskreditierung und Blockadepolitik – jetzt mit den

Arbeitnehmendenvertretungen, also mit syndicom und Impressum, einen Vertragsentwurf aushandeln, den er seinen Mitgliedern vorstellen und mit ihnen diskutieren kann.

Wir sind bereit Selbstverständlich nehmen sowohl syndicom als auch der JournalistInnenverband Impressum das Angebot der Arbeitgeber an, als Sozialpartner den längst überfälligen GAV in diesem Jahr zumindest so weit auszuarbeiten, dass er als Entwurf dem Präsidium von «Schweizer Medien» zuhanden des kommenden Verlegerkongresses 2016 vorgelegt werden kann. Seit 2004 fordern wir eine Wiederaufnahme der Verhandlungen für die Deutsch­schweiz und das Tessin (in der Romandie gilt ein eigener, ungekündigter GAV), erst jetzt scheinen die Verleger eingesehen zu haben, dass ein Gesamtarbeitsvertrag für die Medien Sinn macht. Im Vorfeld der bevorstehenden Verhandlungen geht es syndicom und Impressum nun dar-

um, die Medienschaffenden in der Deutschschweiz und im Tessin ins Boot zu holen: Welche Bestimmungen sind für sie am wichtigsten, wo sollen die Gewerkschaften und Verbände ihre Interessen besonders vehement verteidigen, was soll in Bezug auf Arbeitszeiten, Mindestlöhne, Ferien und Kündigungsschutz im Entwurf verankert werden? Gewerkschaft und Berufsverband brauchen die Forderungen der Mitglieder, um sie gut vertreten zu können. Natürlich müssen auch viele jüngere FotografInnen und JournalistInnen, die noch nie unter dem Schutz eines GAV

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V MEDIEN-GA

JETZT

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GuteArbeitsVerhältnis standen, über die Inhalte und die Geschichte des Gesamtarbeitsvertrags Presse informiert werden. Impressum und syndicom haben dafür neu eine gemeinsame Website gestaltet, auf der die Infos zu den früheren Gesamtarbeitsverträgen, ein Veranstaltungskalender und mit der Zeit auch Berichte über den Fortschritt der Verhandlungen – wenn sie denn einmal begonnen haben – zu finden sind.

MedienGAV.ch Die Website MedienGAV.ch wird zunächst ein Ort der Information sein, der laufend mit Dokumenten, Berichten von den

Verhandlungen und Veranstaltungshinweisen ergänzt wird. Aber natürlich sollen die Medienschaffenden selbst auch intensiv mitreden, wenn es um die Verhandlungen und die Inhalte des GAV-Entwurfs geht. Dazu nutzen wir die Kommentarmöglichkeiten auf Twitter und Facebook: Twitter.com/ MedienGAV und Facebook.com/ MedienGAV. Demnächst starten wir eine Umfrage, die online ausgefüllt werden kann und verschicken auf Wunsch regelmässig einen Newsletter. (nis)

Besucht uns auf MedienGAV.ch, wir freuen uns auf eure Kommentare!


8 | Branchen

Verbandsaustritt verhindert GAV nicht

Wir wollen die Herausforderungen anpacken

In der letzten Ausgabe der Zeitung haben wir über den Austritt von Tamedia aus dem Arbeitgeberverband berichtet. Nach unserem Treffen mit der Geschäftsleitung im Januar und einem Brief steht die Antwort von Tamedia immer noch aus.  Angelo Zanetti, Zentralsekretär Grafische Industrie und Verpackungsdruck

Die Mitglieder des syndicom-Zentralvorstands wählten am 20. Februar die neue Gleichstellungsverantwortliche und den neuen Leiter Kommunikation. Sie diskutierten die Jahresziele 2016 und legten den Termin für den nächsten Kongress fest.

Tamedia ist die bedeutendste Verlagsgruppe unseres Landes, deren Produktpalette Tagesund Wochenzeitungen, Zeitschriften, Internetportale und Agenturen umfasst. Die Gruppe beschäftigt 3700 Arbeitnehmende, über das ganze Land verteilt. Mit ihren drei Druckzentren in Zürich, Bern und Bussigny ist die Gruppe auch im Druckbereich führend. In den drei Zentren arbeiten über 350 Personen. Tamedia druckt ausserdem die Tageszeitungen anderer Verlage, dazu gehören Schwergewichte wie die NZZ, «La Liberté» und ein Teil der Zeitungen von Coop und Migros. Das ist nicht nur im Hinblick auf die Monopolisie-

rung besorgniserregend: Mit einer so hohen Arbeitslast beschleunigt sich das Arbeitstempo. Überstunden, nicht bezogene Pausen, Temporärarbeit usw. sind die Folgen.

unterstrichen auch die drei Personalkommissionen Ende Januar in einem Schreiben an ihre Geschäftsleitung: «Der GAV und das Zusatzabkommen für das Druckzentrum Bussigny bilden eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf.» Immer noch warten wir auf die Antwort von Tamedia. Aber wir lassen nicht locker. Zumal es keinen Zweifel gibt: Spätestens mit der Allgemeinverbindlichkeit wird der GAV sowieso auch für Betriebe gelten, die aus ihrem Arbeitgeberverband ausgetreten sind – also auch für Tamedia.

GAV ist die Rote Linie Tamedia ist eine Geldmaschine, die immer mehr Reichtum hervorbringt, der in den Taschen des Aktionariats verschwindet. Folglich wird die Maschine ständig geölt und revidiert. Jetzt sind die Arbeitsbedingungen in den Druckzentren an der Reihe.

Tamedias Austritt aus dem Arbeitgeberverband Viscom führte zu einer Verunsicherung bezüglich der rechtlichen Situation. Er bedeutet aber keine Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags. Das

Stellenabbau RSI

Stellenabbau somedia

Entlassen, per sofort ausgesperrt

Gründe unklar

War die Stimmung bei Radiotelevisione Svizzera, der SRG in der Südschweiz, bereits seit Jahren schlecht, ist sie nun definitiv im Keller. Das Schweizer Fernsehen und Radio muss 40 Millionen Franken pro Jahr sparen, da Einnahmen aus der Mehrwertsteuer wegfallen und aufgrund des neuen Radio- und Fernsehgesetzes mehr Gebührengelder zu den Privatanbietern abfliessen. Die Folge ist ein Abbau von rund 250 Stellen, davon 49 bei RSI. Bisher wurden offenbar 18 Entlassungen ausgesprochen; genaue Zahlen nennt die RSI aber nicht. Wichtig sind die Proportionen: RSI zählt gemäss eigenen Angaben 1100 Vollzeitstellen, verteilt auf 1236 Angestellte (2014/15). Sie ist damit nach der Kantonsverwaltung die grösste Arbeitgeberin im Tessin. 2016 muss die RSI 6 Millionen Franken sparen. Dies bei einem Budget von 247 Millionen.

entlassung mit security?! Anlass für die neuerliche Klimaverschlechterung war nicht das Sparprogramm an sich. Dass es zu Entlassungen kommen würde, war bereits seit einiger Zeit bekannt; zusammen mit der Hausgewerkschaft SSM hatte das Personal einen Sozialplan ausgehandelt. Für Empörung sorgte die Umsetzung: Einige Mitarbeitende, darunter auch langjährige, wurden während der Arbeitszeit ohne Vorwarnung zu ihren Vorgesetzten bestellt, wo ihnen

© RSI / L . DAULTE

Als Folge des SRG-Sparprogramms hat das Radio und Fernsehen der italienischen Schweiz erste Personen entlassen. Sie wurden wie Delinquenten behandelt, «schlimmer als bei den Lehman Brothers».

die Entlassung mitgeteilt wurde. Unter den Augen externer «Berater der Personalabteilung» mussten sie umgehend ihren Schreibtisch räumen; E-Mail-Konten und Parkkarten wurden mit sofortiger Wirkung gesperrt. Eine Mitarbeiterin, die ihren Dienst beenden wollte, wurde aufgefordert, das Sendehaus sofort zu verlassen. Anderenfalls müsse sie «begleitet» werden. Aus Angst vor den Reaktionen hatte man private Security-Leute bestellt, welche diese Arbeit im «Notfall» verrichtet hätten. «Das war schlimmer als bei den Lehman Brothers», kommentiert ein Mitarbeiter, «dort hatten sie wenigstens Schachteln, um ihren Kram mitzunehmen.» «Teils langjährige Mitarbeitende wurden wie Delinquenten

behandelt», reklamierten SSM und Impressum. syndicom prangerte die eklatante Verletzung der Würde der Arbeitnehmenden an und forderte eine Rücknahme der Kündigungen und einen runden Tisch, um alternative Modelle zu diskutieren, wie die Sparvorgaben erfüllt werden könnten.

«Schlecht kommuniziert» Anderntags schaltete RSI-Direktor Maurizio Canetta ein 5 Minuten langes Video auf der RSI-Homepage auf, in dem er die schärfste Kritik zurückwies und von Falschdarstellungen sprach. Einen Tag später räumte er am Radio aber ein, Fehler begangen zu haben, auch in der Kommunikation. Das Schuldeingeständnis wurde wiederholt, als Generaldi-

rektor Roger de Weck im Radiostudio von Lugano-Besso in einer Personalversammlung auf die Angestellten traf. Zugleich wurden aber die Forderungen von syndicom nach einer Rücknahme der Entlassungen entschieden zurückgewiesen. Wie ein Damoklesschwert hängt die No-Billag-Initiative über den Diskussionen. Tatsächlich dürfte eine Annahme dieser Initiative das Ende der RSI in ihrer jetzigen Form bedeuten. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die RSI im Verhältnis zu den anderen Unternehmenseinheiten der SRG relativ kostengünstig ein Vollprogramm für Radio, Fernsehen und Internet auf die Beine stellt.

Gerhard Lob, Lugano

Bei der Somedia, dem Verlag der «Südostschweiz» mit Sitz in Chur, sind Sparmassnahmen im Gang, die mit einem Stellenabbau verbunden sind. Die Bündner Publikation ­www.grheute.ch hat die Vorgänge Anfang Februar öffentlich gemacht. Die Rede ist von einem Abbau durch Frühpensionierungen, Pensenreduktionen und Entlassungen. Somedia wollte sich anfänglich nicht dazu äussern. Der CEO Andrea Masüger sprach dann in den Medien von «nur» 4,75 Vollzeitstellen. Klar ist jedoch, dass die Massnahmen auf 10 bis 15 Personen verteilt sind. Im Kontakt mit Betroffenen hat sich herausgestellt, dass das Personal weder vorab konsultiert noch einbezogen wurde. Auch die Gewerkschaften waren nicht informiert. syndicom stellte der Unternehmensleitung daher schriftlich Fragen zu den Gründen für die Sparmassnahmen und den Perspektiven des Unternehmens, zum Umfang des Abbaus und zur Anzahl der Betroffenen sowie ihrem Profil (Alter und Dienstjahre im Unternehmen) und zum Mitwirkungsverfahren (kantonales Arbeitsamt, Konsultation, Sozialplan). syndicom erklärte sich gegenüber Masüger auch zu einem Gespräch bereit, um ein korrektes Verfahren, zukunftsgerichtete Lösungen und abfedernde Massnahmen für alle Betroffenen zu finden. Dieser hat das Angebot vehement zurückgewiesen. Der Druck ist bis jetzt offenbar zu gering, um das Unternehmen zu einem Sozialplan zu bewegen. (syndicom)

Das Jahr 2016 hält zahlreiche Herausforderungen für unsere Gewerkschaft bereit: Auf nationaler Ebene setzt sich syndicom bis zum Abstimmungssonntag noch gegen die Durchsetzungsinitiative ein – der ZV verabschiedete dazu eine Resolution (siehe: syndicom.ch/news). Im Sommer wird über die irreführende «Pro»-Service-public-Initiative abgestimmt, im Herbst fordern das Referendum gegen das neue Nachrichtendienstgesetz und die SGB-Initiative für eine bessere AHV (AHVplus) unser Engagement. Auch die Angriffe der Liberalisierer auf die Ladenöffnungszeiten und die Swisscom (Stichwort: Privatisierung) werden weitergehen. Natürlich darf darob der tägliche Einsatz

für unsere Mitglieder im Kündigungs- oder Rechtsfall ebenso wenig zu kurz kommen wie die Branchenpolitik, der Einbezug der IG oder laufende GAV-Verhandlungen.

auf Vorverschiebung des nächsten Kongresses abzulehnen. Damit können auch die Aufgabenprofile überprüft und mit der nötigen Sorgfalt ein neues Präsidium gesucht werden.

nächster Kongress wird nicht vorverschoben

zwei neue gesichter

Auch intern mangelt es nicht an Herausforderungen: Dem Rückgang der Mitglieder wollen wir zukünftig vermehrt Werbekampagnen in den Branchen entgegensetzen. Viel zu diskutieren gaben auch zwei Zeitungsartikel, die über innergewerkschaftliche Probleme berichtet hatten. Klar ist, dass syndicom diese Probleme ernst nehmen muss. Jedoch räumte der ZV gleichzeitig ein, dass diesbezüglich Ver-

Bereit für kommunikation und gleichstellung ∙ Christian Capacoel, Patrizia Mordini

besserungsbemühungen laufen. Nicht zuletzt, um den angelaufenen Projekten («Task Forces» zur Konzentration auf die Branchen-

politik, Verschlankung administrativer Abläufe etc.) genügend Zeit zur Umsetzung zu geben, beschloss der ZV, einen Antrag

Als ersten Schritt in die Zukunft wählte der ZV zwei jüngere Semester in vakante Leitungspositionen (siehe Bild): Patrizia Mordini nimmt als neue Leiterin Gleichstellung ab sofort Einsitz in die Geschäftsleitung, Christian Capacoel übernimmt die Kommunikationsleitung. Für Alain Carrupt, der sein Amt niederlegt, war es die letzte ZV-Sitzung als Präsident. Er wird zu einem späteren Zeitpunkt verabschiedet. (nis)

DoppelaUSSTELLUNG werner bischof

Der Krieg machte den Ästheten zum Reporter Zum 100. Geburtstag Werner Bischofs (1916–1954) widmet das Musée de l’Elysée in Lausanne dem Zürcher Fotografen zwei Ausstellungen. Sie zeigen seinen Wandel vom Ästheten hin zum engagierten Reporter. Mit einem Fotostudio machte sich der junge Werner Bischof in der Mode- und Werbebranche einen Namen. Dann kam der Krieg. In dieser Zeit gab sich Bischof nur der Suche nach den Formen hin, dem Absoluten in SchwarzWeiss. Im Dachgeschoss des Museums sind die frühen Bilder des weltberühmten Schweizer Fotografen zu sehen. Faszinierende Originalabzüge und Kontaktbögen. Weisse geometrisch-symmetrische Formen auf Schwarz: Spiele des Lichts, Spie-

der grafischen Dimension seiner Arbeit lässt sich in zahlreichen, mit viel Sorgfalt komponierten Bildern erkennen.

gelungen in einer Seifenblase, einzelne Blumen, die Stichen gleichen. In allem wird nach der formalen, abstrakten Perfektion gesucht. Auch in Aufnahmen von Frauen. «Er schreibt mit dem Licht», sagte einer seiner Lehrer. Von Werner Bischofs Faszination für den Surrealismus, insbesondere für Man Ray, zeugt das Bild eines mit netzartigen Motiven verzierten Oberkörpers (rechts). Für ein perfektes Ergebnis griff Bischof auch zum Mittel der Bildbearbeitung und des Bildschnitts. Die Bedeutung

FOTOREPORTER UND JOURNALIST Nach dieser sesshaften Zeit wurde Werner Bischof ein Abenteurer der Moral. Die Grauen des Kriegs rund um die Insel Schweiz drängten ihn, Journalist und Fotoreporter zu werden. Neben Robert Capa, Henri Cartier-Bresson und anderen gehörte er zu den ersten Fotografen der renommierten Agentur Mag-

Zwei Eintrit te zur Doppelausstellung zu gewinnen Bis 1. Mai 2016, Musée de l’Elysée, Avenue de l’Elysée 18, 1006 Lausanne Infos: www.elysee.ch/

Harbour of Kowloon, Hong Kong, China, 1952

Das Musée de l’Elysée offe­ riert den ersten fünf Perso­ nen, die an folgende Adresse schreiben, zwei Gratisein­ tritte: Redaktion syndicom, «Wettbewerb Elysée», Rue Pichard 7, 1006 Lausanne. Die Eintritte werden den Gewinnern oder Gewinnerin­ nen direkt zugestellt.

© WERNER BISCHOF/MAGNUM PHOTOS

Der bürokratische Aufwand ist hoch, auch weil wir erstmals vor einer solchen Aufgabe stehen. Dennoch befinden wir uns in der Endphase der Erarbeitung des Gesuchs um die Allgemeinver­ bindlichkeitserklärung (AVE) des GAV für die grafische Industrie. Am 10. Februar trafen sich syndicom und Syna im Berufsamt der grafischen Industrie mit dem Arbeitgeberverband Viscom. Dort haben wir das Dossier bespro­ chen, welches das Gesuch selbst, das Budget und einen Nachweis verschiedener Quoren enthal­ ten muss. Am Anfang hatten wir den Umfang der Vorberei­ tungsarbeiten unterschätzt. Eines aber steht fest: Sowohl die Gewerkschaften als auch Viscom wollen die AVE. Sie soll am 1. Januar 2017 in Kraft treten. Das SECO wird unser Gesuch spätes­ tens Anfang März erhalten. (aza)

Aus dem Zentralvorstand

© NINA SCHEU

Allgemeinverbindlichkeit: Bald ist es so weit

GRAFISCHE INDUSTRIE

Aktuell | 9

syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

© WERNER BISCHOF/MAGNUM PHOTOS

GRAFISCHE INDUSTRIE

syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

Breast with grid, Zurich, Switzerland, 1941

num, für die er zahllose Reportagen unternahm. Dieses Material wird in der zweiten Ausstellung «Standpunkt» gezeigt, die von der Agentur Magnum produziert wurde. 1945 reiste er durch das kriegsversehrte Europa. Seine Bilder sind berühmt für ihre überströmende Empathie, aber auch die ausgefeilte Komposition und den subtilen Einsatz von Licht. Mit seiner Reportage über die Hungerkatastrophe im indischen Bundesstaat Bihar, die

1951 in der Illustrierten «Life» erschien, erlangte der Zürcher internationale Anerkennung. Die Eleganz und Fluidität in seinen Bildern und sein enormes technisches Können hinderten ihn nicht daran, der Tragik des Lebens ins Gesicht zu sehen. Das Schicksal setzte schliesslich dem Leben dieses Fotografen früh ein Ende. Er starb mit 38 Jahren bei einem Autounfall während einer Reportage in Lateinamerika – auf dem Gipfel seiner Kunst. (YS)


10 | Frauen

syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

porträt einer FEMINISTIschen UND GEWERKSCHAFTlichen Aktivist in

«Dieser internationale Frauentag ist die wichtigste Kundgebung für das Frauenwahlrecht gewesen, welche die Geschichte bis heute verzeichnen kann!», schrieb die deutsche Sozialistin Clara Zetkin über den ersten internationalen Frauentag vom 19. März 1911. In Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz und den USA nahmen Millionen von Frauen an Protestmärschen teil. Die Forderungen von 1911: das Wahl- und Stimmrecht, die Einführung des Acht-Stunden-Arbeitstages, ausreichender Mutter- und Kinderschutz, die Festsetzung von Mindestlöhnen und gleicher Lohn bei gleicher Arbeitsleistung. 1912 schliessen sich auch auch die Frauen in Frankreich, den Niederlanden und Schweden dem Protesttag an, 1913 die Frauen aus Russland, später wird der internationale Frauentag auf den 8 März festgesetzt.

gleichstellung im Jahr 2016? von wegen! In der Schweiz ist das Wahlund Stimmrecht seit 1971 auf eidgenössischer Ebene eingeführt, die Gleichberechtigung der Geschlechter seit 1981 in der Bundesverfassung verankert und seit 1996 steht das Recht auf Lohngleichheit im Bundesgesetz über die Gleichstellung. Sind also die Frauen auf ihrem langen Weg zur Gleichberechtigung am Ziel angekommen? Ist der internationale Frauentag ein

© SUSANNE ÖHLER

Am 8. März findet der internationale Frauentag statt. Die Forderung der ersten Stunde nach «gleichem Lohn für gleiche Arbeit» ist bis heute in der Schweiz nicht umgesetzt. Und jetzt droht den Frauen zusätzliches Ungemach in der Altersvorsorge.  Patrick Probst

Internationaler Frauentag ∙ Rund 12 000 Personen demonstrierten letztes Jahr auf dem Berner Bundesplatz für Lohngleichheit.

Relikt aus vergangenen Zeiten und obsolet geworden? Die Antwort lautet: «Leider nein.» Die gesetzlich verankerte Lohngleichheit ist auch im Jahr 2016 nicht umgesetzt in der Schweiz. Gemäss aktueller Lohnstrukturerhebung des Bundesamtes für Statistik von 2014 verdienen Frauen in der Privatwirtschaft 15,1 Prozent weniger als Männer. Konkret heisst das: Sie müssen vom 1. Januar 2015 bis am 24. Februar 2016 arbeiten, um jenen Lohn zu erhalten, den Männer bereits am 31. Dezember 2015 in der Tasche haben. An diesem sogenannten «Equal Pay Day» finden jeweils Aktionen zur Lohngleichheit statt.

Im Jahre 2012 liess sich fast die Hälfte dieser Lohndifferenz nicht durch objektive Kriterien wie die Funktion erklären, sondern allein aufgrund des Geschlechts. Dieser Diskriminierungsanteil entsprach einem Betrag von durchschnittlich 678 Franken pro Monat. Die komplexe Analyse zum erklärbaren und nicht erklärbaren Anteil des aktuellen Lohnunterschieds von 15,1 Prozent ist noch im Gange – den aktuellen Diskriminierungsanteil legt der Bund voraussichtlich im Herbst vor. Die Lohngleichheit unter Männern und Frauen wird am 14. Juni, am Schweizer Frauentag, das Kampagnenthema von SGB und syndicom sein.

zynischer vorschlag auf eine überfällige Forderung Während die Geschlechter-Löhne lebenslang auseinanderklaffen, soll gemäss Bundesrat und bürgerlicher Parlamentsmehrheit das Rentenalter der Frauen erhöht und jenem der Männer angeglichen werden. Der Zynismus ist markant: «Ihr habt die Gleichberechtigung gewollt, jetzt könnt ihr sie mit dem Rentenalter 65 haben», so stellt man die Frauen an ihren Platz. Dass die Löhne der Frauen aber zeit ihres Arbeitslebens diskriminierend tief waren und somit auch die Vorsorgebeiträge, wird hingenommen. Erst recht, dass Frauen viel längere Erwerbs­ unterbrüche hinnehmen müs-

sen und meist nur Teilzeitarbeit leisten können, um Kinder und Angehörige zu betreuen. Eine perfide Logik: Die Frauen haben schon weniger verdient und sollen jetzt immerhin nicht früher als die Männer in Rente gehen dürfen. Steigt das Rentenalter der Frauen von 64 auf 65 Jahre, verlieren die Frauen nicht weniger als 1,22 Milliarden Altersvorsorge-Franken. Ein happiger Betrag. Gleichzeitig sieht das Projekt Altersvorsorge 2020 keine Rentenerhöhungen für die heutigen Rentnerinnen vor. Obwohl viele aus erster und zweiter Säule zu wenig Rente erhalten, um den «gewohnten Lebensstandard in angemessener Weise» fortführen zu können, wie die Bundesverfassung vorschreibt. Als Antwort auf das Projekt Altersvorsorge 2020 hat der SGB, dem auch syndicom angehört, die Volksinitiative AHVplus lanciert, welche im September 2016 zur Abstimmung kommt und Rentenerhöhungen um 10 Prozent verlangt. Dieses Jahr ist der Protest der Frauen also von grösster Dringlichkeit, geht es doch nicht nur um den Lohn, sondern auch um die Vorsorgefrage.

gleichheit in den medien

AHVplus für die Frauen Der 8. März steht in einer hundertjährigen Tradition des Kampfes für die Rechte der Frauen. Am kommenden Tag der Frau kämpft syndicom für eine starke AHV – und stärkt damit auch die Frauen.  Patrizia Mordini liegen für Frauen im Schnitt bei etwa 1390 Franken, die Männer erhalten durchschnittlich 2580 Franken. Dieses starke Gefälle kommt zustande, weil Männer zumeist einen geradlinigeren Berufsverlauf in Vollzeit durchlaufen haben, während bei Frauen häufiger Unterbrüche, niedrige Löhne, Teilzeitarbeit und ein grösserer Anteil an unbezahlter Arbeit in Haushalt und Betreuung vorkommen. Nur etwa ein Viertel der Rentnerinnen und ein Drittel der Rentner verfügen über eine 3. Säule.

AHVplus stärkt die Frauen Die AHV-Renten hingegen sind bei Frauen und Männern fast gleich hoch, etwa 1800 Franken.

1906 gab Margarethe Faas, die erste Arbeiterinnensekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, die feministische Gewerkschaftszeitung «Die Vorkämpferin» heraus. Darin prangerte sie den herrschenden Diskurs über die «Natur der Frau» an. Ein kurzes Porträt einer Wegbereiterin der gewerkschaftlichen Organisation der Arbeiterinnen.  Maryam Khan Akbar Jahrzehnte vor Simone de Beauvoir gab die Schweizerin Margarethe Faas (-Hardegger), die erste Sekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, 1906 die feministische Gewerkschaftszeitung «Die Vorkämpferin» heraus. Darin entkräftete Faas die gängigen Stereotpyen über die «Natur der Frau». Diese seien unrealistisch und mit Vorurteilen zugunsten der Männer und deren Interessen behaftet. Als Antinaturalistin betonte Margarethe Faas, dass die Frauen den Männern von Natur aus gleichgestellt seien, aber durch

Gebräuche, Sitten und Gewohnheiten den Männern untergeordnet würden. Die Frau sei eine ewig Verfolgte, die sowohl religös, juristisch als auch politisch unterdrückt worden sei.

erzieht und behandelt, wird die Sache des Feminismus gewonnen sein.» Biologische Funktionen würden jedoch weder Beherrschung noch Ausgrenzung rechtfertigen. Mit verschiedenen Lohnbeispielen zeigte Faas auf, dass die Frauen schon immer unterbezahlt waren. Die Löhne würden den Frauen keine Anerkennung verleihen und vor allem keine Unabhängigkeit, so Faas. Sie reichten zudem nicht aus, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Welche Arbeiterinnen, so fragte sich Faas, können für sich selbst aufkommen?

Gleiche Bildung und gleiche Erziehung Faas formulierte auch den noch heute aktuellen unmissverständlichen Satz: «Sobald den Mädchen dieselbe Bildung zukommt wie den Jungen, und sobald man in den Familien alle Kinder auf dieselbe Weise und mit denselben Freiheiten

Margarethe Faas-Hardegger (1882–1963) war eine Schweizer Frauenrechtlerin, Gewerkschafterin, Pazifistin, Feministin und Verfechterin der sexuellen Freiheit. Sie arbeitete vormals als Telegrafistin bei der PTT wie ihr Vater und begann später an der Universität Bern ein Rechtsstudium. 1903 war sie massgeblich an der Gründung des Berner Textilarbeitervereins beteiligt. 1905 wurde sie zur ersten Arbeiterinnen­sekretärin des Schweizerischen G e w e r k s c h a ft s b u n d e s gewählt, wo sie «Die Vor­ kämpferin» publizierte. Unermüdlich hielt sie Vor träge über die Gewerkschaftsbewe­ gung und Geschlech­ terthemen wie die Empf ängnisverhü­ tung, die freie Lie­ be, sexuelle Freiheit und stand für freies Denken ein. Dies brachte ihr ver­ schiedene Prozesse und einige Gefäng­ nisaufenthalte ein. 1908 unterstützte sie die Gründung der Frauen­ gewerkschaft «Syndicat des femmes prolétaires» in Lausanne. 1909 verlor sie ihre Stelle bei der Gewerkschaft, deren Bürokratie und Schwerfälligkeit sie kriti­ sierte. Sie gehörte dem Sozialistischen Bund von Gustav Landauer an. Margarethe Faas blieb bis zu ihrem Tod politisch aktiv.

Einblicke in den alltag der arbeiterinnen Einige Ausschnitte aus «Die Vorkämpferin» erschüttern noch heute: beispielsweise porträtierte Faas Baumwollspinnerinnen, die gezwungen waren, ihre Hände pausenlos in das kochendheisse Wasser in den Wannen zu tauchen. Oder sie zeigte Frauen, die in der Appretur schufteten und für Hungerlöhne ihre elfstündigen Arbeitstage in einer 36 bis 40 Grad heissen Umgebung verbrachten und deshalb oft schwer erkrankten.

Appell für gesellschaftliche und polit ische Mitsprache Margarethe Faas rief die Frauen immer wieder auf, sich von der Ausgrenzung zu befreien, und

Arbeiterinnenstreik in Yverdon ∙ 1907 formierten sich die Zigarrenarbeiterinnen gewerkschaftlich und protestierten für bessere Arbeitsbedingungen.

forderte ihre sichtbare, uneingeschränkte Präsenz in der Gesellschaft. Wie die Männer sollten die Frauen ihren Platz in den Räumen einnehmen, die sie umgeben. Unablässig forderte Faas den freien Zugang zu Bildung für Frauen und das politische Stimmrecht ein. Margarethe Faas wollte die Frauen aus ihrer doppelten Gefangenschaft der Fabrikarbeit und ihrer gesellschaftlich zugeschriebenen Rolle befreien. Die Arbeiterinnen sollten sich den Gewerkschaften anschlies­ sen und für ihre Rechte kämpfen und Widerstand leisten. So äusserte sich Faas lobend über die Färberinnen von La Chauxde-Fonds, die 1907 für höhere Löhne und kürzere Arbeitstage

streikten. Ebenso erfreut zeigte sie sich über die Zigarrenarbeiterinnen in der Fabrik der Vautier Frères, die ihre Interessen mit Feuer und Flamme verteidigten.

wicht ige vordenkerin Es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis ihre politischen Forderungen umgesetzt wurden. Es ist Faas zu verdanken, dass das Frauenstimmrecht, aber auch die Idee der bezahlten Hausarbeit Sache der Gewerkschaftsbewegung wurde. So positionierte die schweizerische Arbeiterinnenbewegung ihr politisches Profil nicht zuletzt dank der feministischen (Vor-)Kämpferin.

Auszug aus einem Artikel im «Courrier» vom 7. Juli 2015.

Thema «Work and care», Folge 2

Aktions-Tag «AHV stärken – Frauen stärken»

Für zwei Drittel der Rentnerinnen und Rentner ist die AHV die wichtigste Einkommensquelle. Gerade für Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen fallen die AHV-Renten und die Pensionskassengelder bescheiden aus. Mittlerweile hat sich die Schere noch weiter geöffnet: Die AHV-Rente fällt im Vergleich zum letzten Lohn immer tiefer aus. Die Rententhematik ist auch im Gleichstellungskontext zu betrachten. Für 38 Prozent der Frauen ist die AHV-Rente zusammen mit den Ergänzungsleistungen die einzige Einnahmequelle. Bloss 19 Prozent der Männer leben allein von der AHV. Die Renten aus der Pensionskasse

Kämpferin für die Gleichstellung

© COLLECT ION DU MUSÉE D ’ YVERDON ET RÉGION

Weniger Lohn, dafür gleiches Rentenalter?

© SOZIAL ARCHIV

INTERNATIONALER FRAUENTAG VOM 8. MÄRZ

Frauen | 11

syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

Gutschriften sorgen dafür, dass auch unbezahlte Erziehungsund Betreuungsarbeit in die Rentenberechnung einfliessen. Deshalb profitieren besonders Frauen mit tieferen Einkommen vom solidarischen AHV-Finanzierungsmodell. Die Volksinitiative AHVplus will eine Erhöhung der AHV-Rente um 10 Prozent für alle: Dies bedeutet eine Erhöhung für Alleinstehende um etwa 200 Franken und für Ehepaare um 350 Franken pro Monat. Eine solche Erhöhung ist finanzierbar. Sie kostet Arbeitgeber und Angestellte je 0,4 Lohnprozente. Dies ist sinnvoll und machbar, auch weil die AHV auf einem soliden Fundament steht und die Lohn-

beiträge seit 40 Jahren nicht erhöht wurden.

Aktions-Tag Am 8. März wird syndicom in den Regionen in ausgewählten Betrieben mit einem hohen Frauenanteil präsent sein und mit den Mitarbeitenden frauenpolitische Aspekte, insbesondere das Thema AHVplus, diskutieren. Beim SGB können für Sensibilisierungskampagnen ausserdem geschulte AHVplus-BotschafterInnen für Referate angefragt werden. Die Abstimmung im Herbst ist wichtig – sprechen wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen, und stärken wir die AHV und auch die Frauen.

«Prix Femmes & médias» Zum dritten Mal organisiert die Conférence Romande de l’Egalité den «Prix Femmes & Médias» in Lausanne. syndicom unterstützt den Event als Sponsorin. Die Veranstaltung soll die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten aufwerten, welche die Debatte zur Gleichstellung der Geschlechter voranbringen. Ein wichtiges Vorhaben, denn auch die aktuelle Studie des Global Media Monitoring Project zeigt: 75 Prozent der in Schweizer Nach­ richten erwähnten Personen sind Männer. Der Anteil von Frauen bei den Medienschaffenden beträgt knapp 30 Prozent. Bei Wirtschaftsund Politikthemen sowie als Experten sind Frauen unterdurch­ schnittlich erwähnt. Stereotype Geschlechterrollen sind also in den Medien nach wie vor verbrei­ tet. (red) www.egalite.ch/femmes-medias

Eine Null-Regelung und ein Vorzeigemodell Beim «Tages-Anzeiger» gibt es keine Regelungen für die Pflege Angehöriger, die Swisscom bietet hingegen das flexible Modell «work & care» an.  Rita Torcasso Für die Pflege von Angehörigen ist laut der Präsidentin der Peko des «Tages-Anzeigers», Andrea Fischer, von Seiten der Tamedia keine Regelung vorgesehen. «Das hängt vom Vorgesetzten und vom Betrieb ab», betont sie. Andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel bei einem Pflegefall von zuhause aus arbeiten zu können, kommentiert Fischer folgendermassen: «Es gibt für manche Funktionen keine Präsenzpflicht, aber die Umstände verlangen dann eben doch, dass die meisten vom Büro aus arbeiten.»

Peko hat Beratungsfunktion Wer bei einem plötzlichen Pflegefall Unterstützung braucht,

hat beim «Tages-Anzeiger» nur die Möglichkeit, sich an die externe, betriebliche Sozialberatung Proitera zu wenden. Dort berät eine Sozialarbeiterin die Mitarbeitenden von Tamedia. «Dieser Dienst ist jedoch wenig bekannt und wird von Tamedia auch kaum propagiert. Beim ‹Tages-Anzeiger› hat die Peko diese Funktion mehr oder weniger übernommen», sagt Fischer.

Kompensieren und Reduzieren Im Vergleich zu anderen Betrieben ist die Angehörigenpflege bei der Swisscom im Modell «work & care» gut geregelt. Basis für diese Regelung war eine Umfrage mit rund 2500 Mitar-

beitenden. Sie zeigte, dass sich rund 12 Prozent der Angestellten in einer Pflegesituation befanden und dass sich 16 Prozent in absehbarer Zeit damit konfrontiert sahen.

Ausgestaltung nach Absprache möglich «Work & care» bietet zwei miteinander kombinierbare Möglichkeiten: für eine kurzfristigere Pflegezeit kann man das Gleitzeitarbeitskonto um bis zu 100 Stunden überziehen; für eine Langzeitpflege kann eine Reduktion des Arbeitspensums beansprucht werden. «Das work-&care-Modell haben in gut einem Jahr 15 Mitarbeitende genutzt, vier davon über die Gleitzeit-

arbeit, 11 reduzierten das Pen­ sum», erklärt Florian Rotzetter von der HR-Abteilung. Zehn der 15 betroffenen Personen waren Männer. Gemäss Florian Rotzetter ist die Zeitspanne des reduzierten Arbeitspensums nicht beschränkt. «Das wird direkt mit dem Vorgesetzten vereinbart und muss für beide Seiten vertretbar sein.» Rotzetter nennt zwei reale Beispiele: ein 39-jähriger Mann reduzierte während sechs Monaten das Vollzeitpen­ sum um 20 Prozent, ein anderer Mitarbeiter nutzte die 100 möglichen Gleitzeit-Minusstunden für Pflege. Davon kompensierte er später 50 Stunden mit Mehrarbeit, 50 Stunden wur-

den über mehrere Monate verteilt vom Lohn abgezogen. «Jeder Mitarbeiter, der sich für das Modell «work & care» meldet, wird von der internen Sozialberatung Health & Employability beraten und unterstützt – auch um vor Überlastung zu schützen», erklärt Rotzetter. «In kritischen Fällen von hohen Pflegekosten oder einer grösseren Lohneinbusse kann ein Unterstützungsbeitrag über den Fonds geleistet werden.» Auf die Frage, ob das Modell work & care in den neuen GAV ab 2017 aufgenommen werde, sagt der HR-Verantwortliche: «Das wird sicher thematisiert, im Unternehmen ist das Modell gut verankert.»


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Filmtipp

Mitgliederporträt

Postfahrer: «Eine vom Aussterben bedrohte Spezies»

Die Grenzen der Methode Michael Moore

Gern würde er in Zukunft Postautos fahren, wegen des sozialen Aspekts. Sozialplan verbessert. Ausserdem konnten wir die Bevölkerung auf die Politik der Post aufmerksam machen», sagt JeanCharles Froidevaux.

Gewohnt, wenig zu schlafen Er fährt täglich rund 200 Kilometer. Ein typischer Arbeitstag beginnt um 2 Uhr früh in Biel. Dort steigt er in seinen Lastwagen und fährt ins 50 Kilometer weit entfernte Brief- und Paketzentrum Härkingen, wo er rund vierzig Briefbehälter lädt. «Bei 300 bis 400 Kilo pro Behälter lade ich manchmal 8 bis 10 Tonnen», rechnet er. Danach macht er mit seinen Kollegen aus Delémont Pause. «In der letzten Zeit haben wir vor allem über unsere Zukunft gesprochen.» Seine Tour führt ihn weiter nach Moutier, Reconvilier und Tramelan, wo er die Post auslädt. «Es ist eine einsame Arbeit. Das Radio ist ein unverzichtbarer Begleiter im Lastwagen», meint er lächelnd. Um 6.30 Uhr ist

Ein Liebeserklärung an neun Länder, acht europäische und ein arabisches, formuliert Michael Moore in «Where to Invade Next» als dokumentarisches Roadmovie während zweier kurzweiliger Filmstunden.  Geri Krebs

Jean-Charles zurück in Biel, wo er noch eine Tour in der Stadt macht, bevor er seinen Arbeitstag um 9 Uhr morgens beendet. Jean-Charles Froidevaux arbeitet gerne nachts, da er so Zeit für seine fünfjährige Tochter und für Velotouren und zum Laufen hat. Rund 4 Stunden Schlaf reichen dem Chauffeur aus Saignelégier. «In diesem Beruf gewöhnt man sich daran, weniger zu schlafen.»

Seit seiner Briefträgerlehre 1986 war Jean-Charles immer bei der Post angestellt. Ende der 80er-Jahre, als fast die gesamte Post mit der Bahn transportiert wurde, arbeitete er im Versand in den Bahnhöfen. Es war für ihn logisch, dass er Lastwagenchauffeur wurde. Nachdem er seinen Lastwagenführerausweis erworben hatte, wurde er fest angestellt. Im Jahr 2000 erlebte der Stras­ sentransport einen Boom. In Daillens, Frauenfeld und Härkingen wurden Paketverteilzentren eröffnet. Nach mehreren Jahren in Chaux-deFonds wurde JeanCharles Froidevaux nach Biel versetzt, wo neue Arbeitsplätze entstanden. 2004 wechselte er vom einfachen Lastwagen ans Steuer eines Lastwagens mit Anhänger. Aber 2005 wendete sich das Blatt. Die Post setzte die schmerzliche Auslagerungs-Maschinerie in Gang. «Als die Restrukturierungen anfingen, gingen einige Chauffeure in den Privatsektor, andere wurden intern umgeschult», erinnert er sich. Mit der Eröffnung der Briefsortierzentren 2008 änderten sich die Arbeitszeiten, die Touren begannen früher. «Einige haben aufgehört, weil es für sie schwierig wurde», sagt Jean-Charles.

Es gibt nur noch 187 Vor drei Monaten berief die Leitung der Distributionsbasis eine Versammlung der Chauffeure ein. Jean-Charles Froidevaux hatte schon befürchtet, dass eine Auslagerung angekündigt werden würde. «Trotzdem war es ein Schock.» Er beschloss, sich zu mobilisieren, und wurde zum Zugpferd im Kampf. Da die Post seit 2005 keine neuen Chauf-

BILDER: LUC A DA C AMPO, S TRATES

Die Verlagerung von der Bahn auf die Strasse

Norwegen kennt keine Rache

Feier-«Abend» um 9 Uhr früh · Jean-Charles Froidevaux geht mit dem Fahrrad heim.

feure mehr einstellt, ist JeanCharles Froidevaux einer der jüngsten. «Natürliche Abgänge wurden nicht ersetzt. Wir wussten, dass wir eine vom Aussterben bedrohte Spezies waren.» Die Zahl der Chauffeure ist in zehn Jahren von 1200 auf heute 187 zurückgegangen.

Erster Arbeitskampf in 30 Jahren Jean-Charles Froidevaux ist seit Beginn seiner Berufstätigkeit Mitglied in der Gewerkschaft.

Anzeige

Erstmals aber nahm er nun an einem Kampf teil. «Wenn man merkt, dass man sein Einkommen verlieren wird, fühlt man sich sofort betroffen.» Gleich am Anfang trat er dem Aktionskomitee bei. Er gehörte auch zur Delegation der drei Angestellten, die mit der Geschäftsleitung verhandelten. Sein Kampf wurde so zu einem täglichen Gesprächsthema in der Familie und mit Freunden. «Die Leute verstehen die Politik der Post nicht. Viele wussten nichts von der laufen-

Sein Heimatland habe Probleme, die keine Armee lösen könne, sagt Michael Moore im Vorspann seines neusten Dokumentarfilms. Daher sei es besser, wenn er – und nicht das Militär – in die Welt hinausgehe. Zu erforschen, wie andere Länder «uramerikanische Werte» wie Freiheit, Menschenrechte und Demokratie prakatizierten und welche Ideen die USA allenfalls aufgreifen könnten, das verkündet Moore wortreich als Absicht für seine Reise. Dass Gewalt und Waffenkult die USA prägen, hat Michael Moore vor 14 Jahren in seinem wohl eindrücklichsten Film, «Bowling for Columbine», exemplarisch vorgeführt. Ausgangspunkt war ein Amoklauf an einer Highschool, der Film rechnete ab mit Waffenfetischismus und der Idee, dass eine gewalttätige Gesellschaft nur mit noch mehr Gewalt friedlicher werden könne.

den Auslagerung.» Jean-Charles Froidevaux ist heute entschlossen, den Beruf zu wechseln. Eine Tätigkeit im Privatsektor kommt für ihn aber nicht in Frage: «Das ist ein Dschungel. Es gibt fast keine Gesamtarbeitsverträge und die Chauffeure arbeiten bis zu 48 Stunden pro Woche.» Gerne wäre er Postauto-Fahrer, wegen des «sozialen Aspekts». Auch wenn er bei den neuen Arbeitszeiten nicht mehr zusammen mit seiner Tochter zu Mittag essen könnte.

Daran anknüpfend, entwickelt sich in Michael Moores neuestem Film auf einer seiner Stationen, Norwegen, die wohl bewegendste Begegnung: Ob er Anders Breivik erschiesssen würde, wenn er die Möglichkeit dazu hätte, fragt der Filmemacher einen Vater, dessen Sohn eines der 77 Opfer des Rechtsterroristen war. Der Mann verneint ruhig und bestimmt, erklärt, er wolle sich nicht auf Breiviks Niveau bege-

© FALCOM MEDIA GMBH

Jean-Charles Froidevaux stand im Kampf der Post-Chauffeure gegen die Auslagerung des LKW-Transports an vorderster Front. Nach über 20 Jahren am Steuer seines Lastwagens ist er heute entschlossen, den Beruf zu wechseln.  Sophie Dupont Um 1.30 Uhr früh hat JeanCharles Froidevaux seinen Arbeitstag in der Distributionsbasis Biel begonnen. Dennoch lässt er keine Spur von Müdigkeit erkennen, als er vor seiner Tasse Kaffee sitzt. Der 45-Jährige ist einer der noch verbliebenen 187 Chauffeure der Post. Nach drei Monaten des Kampfs gegen die Privatisierung des Paket- und Briefverkehrs haben die Chauffeure im Dezember dem Sozialplan ihres Arbeitgebers zugestimmt. Und damit akzeptiert, dass die eigene Lastwagenflotte des gelben Riesen verschwindet. «Dank unserem Kampf wurde der ursprüngliche

Kultur | 13

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Import statt Export von Freiheit und Demokratie ∙ Michael Moore auf Forschungsreise in Übersee.

ben und dieser sei ja im Gefängnis und damit bestraft. Das skandinavische Land hat mit seinem liberalen Strafvollzug eine der niedrigsten Mordraten weltweit und die Idee der Rache ist dem dortigen Justizsystem fremd, wie Moore erstaunt konstatiert.

Opt imismus und Humor «Where to Invade Next» ist der optimistischste Film ­ Michael Moores und er enthält auch mehr Humor als seine vorherigen Werke. Das zeigt sich etwa, wo Moore in Frankreich gesundes Essen in den Schulkanti-

nen vorfindet, sich gleichzeitig über die Offenheit der schulischen Sexualaufklärung wundert – und diese mit der Situation im US-Bundesstaat Texas vergleicht. Texas hat die meisten Teenagerschwangerschaften der westlichen Welt, doch der Gouverneur hat die Sexualkunde abgeschafft und empfiehlt zur Verhütung Abstinenz. Neben solch fröhlicher Polemik ist dies aber auch der Film, der die Grenzen der «Methode Michael Moore» zeigt. Was die Kanadierin Debbie Melnick schon 2007 in ihrem Dokumen-

tarfilm «Manufacturing Dissent: Uncovering Michael Moore» aus linker Sicht an Moores Arbeitsweise kritisiert hatte, tritt in «Where to Invade Next» offen zutage: Ein selektiver Umgang mit historischen Fakten, eine fehlende Bereitschaft, sich selber kritischen Fragen zu stellen, und die Konstruktion einer Wirklichkeit, die alles ausblendet, was nicht in ein vorgefasstes Bild passt. Wenn Moore in Italien ausgerechnet in Florenz, der wohlhabendsten Grosstadt des krisengeschüttelten Landes, verweilt

und sich dort in einem Vorzeige­ betrieb die Vorzüge der italie­ ni­schen Arbeitsgesetzgebung erklären lässt, mutet das angesichts rekordhoher Arbeitslosigkeit geradezu ironisch an. Ähnliches gilt für Portugal, das zwar tatsächlich den Irrweg des «War on Drug» vor 15 Jahren aufgab und seither mit liberalen Drogengesetzen einigen Erfolg hat – doch deshalb das Land mit einer der höchsten Emigrationsraten in ganz Europa rundum als Idyll zu zeigen, würde wohl nicht einmal der portugiesischen Tourismusförderung einfallen.

????? Buchtipp

Roman eines halben Jahrhunderts Bei den «Unvergleichlichen» scheint der Name Programm zu sein: Das 700 Seiten starke Werk ist herausragend! Es ist die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Frauenleben in der wechselvollen Zeit anfangs des 20. Jahrhunderts, erzählt in einem sogenannten «Parallelroman». Darin werden Leben, Leiden und Emanzipation der beiden Frauen Paula Ahrons und Jenny Gass erzählt, in Kapiteln alternierend. In Zürich kämpft Paula gegen die Armut und für den Kommunismus, während die Bankierstochter Jenny in Basel gut behütet aufwächst, aber wenig

Geborgenheit erfährt. Beide ringen um das Glück und die Freiheit in der Liebe. Sie kennen sich nicht, lernen sich erst nach Jahrzehnten kennen. Was sie verbindet, ist die Zeit. Als Lesende besuche ich mal eine, dann wieder die andere in ihrem Alltag, die Geschichten sind fortlaufend, aber erzählt wird immer nur ein Ausschnitt – das macht die Spannung, die Faszination aus. «Die Unvergleichlichen» zeichnet mit historischer Genauigkeit ein Bild der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowohl in der Schweiz wie auch in Europa. Es ist angewandte Geschichte des 1. und 2. Weltkriegs und

der Zürcher Kommunismusbewegung. Als Zürcherin gefällt es mir besonders, dass die hiesigen Schauplätze authentisch sind. Meine Mutter erkannte gar Orte ihrer Kindheit wie die Wohnungen an der Kirchgasse, den damaligen Hegibachplatz oder das Altersheim in Oberuster, wo ein Verwandter seinen Lebensabend verbrachte. Ja, Suter schreibt so sensibel und präzise, dass Zeitgeschichte lebendig wird, sei es das Drama der Verhaftung und des Gefängnisaufenthalts von Klara oder die Beschreibungen von Krankheit, Alkoholabhängigkeit, Sterben. Mit der Beerdi­ gung von Paula beginnt auch

das erste Kapitel, unzählige Personen treten dabei auf. Das verwirrt leider ein wenig. Aber die Lesenden mögen das grosszügig stehen lassen, denn später im Buch werden diese Menschen uns wieder begegnen. Daniel Suter, Journalist und engagiertes syndicom-Mitglied, ist sich das Recherchieren gewohnt, das beweist er auch mit dem übersichtlichen Personenverzeichnis am Ende des Romans. In 18 Kapiteln lese ich mich durch ein halbes Jahrhundert: Unvergleichlich verführerisch, diese Zeitreise!

Christine Hunziker

Daniel Suter, Die Unvergleichlichen, edition 8, 2015, 752 Seiten, ca. 39 Franken.


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Weiterbildung

Recht so!

Konkubinats-Strafe im Todesfall? den sind, oder Personen, die mit dieser in den letzten fünf Jahren bis zu ihrem Tod ununterbrochen eine Lebensgemeinschaft geführt oder die für den Unterhalt eines gemeinsamen Kindes aufzukommen haben, Personen also, die einen Versorgerschaden erleiden (Art. 20a BVG, Abs. 1 lit. a). Wenn eine solche Person fehlt, kann eine Pensionskasse Pflegekindern, Eltern oder Geschwistern des Verstorbenen (Abs. 1 lit.  b) Leistungen zugestehen. Diese «Kaskade» gilt im obliga-

torischen Teil der beruflichen Vorsorge zwingend. Im überobligatorischen Bereich wird es unübersichtlich: Die Begünstigtenkaskade gilt ebenfalls, sofern sie explizit im Reglement der Vorsorgeeinrichtung ausgesprochen ist und das Reglement als solches rechtsprechungskonform ist. So darf z. B. in einem Reglement keine Stufe übersprungen werden, aber das Weglassen einer nachfolgenden Stufe (so Abs. 1 lit. c) oder das Ausschliessen von Begünstigten, etwa der Eltern und Geschwister, ist rechtens. Die Reglemente dürfen zudem verlangen, dass die Begünstigten schriftlich gemeldet werden oder ein allfälliger Unterstützungsvertrag vorgelegt wird.

In eurem Fall stellt sich die Frage, wie ihr konkret vorsorgeversichert seid: Wie ist die massgebende Begünstigtenklausel ausgestaltet? Müsst ihr formelle Vorkehren treffen, um als Hinterlassene anspruchsberechtigt zu werden? Im Fall, dass ein Partner den anderen finanziell unterstützt oder dies künftig nötig sein könnte, entsteht ein Anspruch auf Hinterlassenenleistung aufgrund der «Erheblichkeit» der Unterstützung. Das Vorsorgereglement darf im überobligatorischen BVG-Bereich für Konkubinatspaare eine Dauer der Gemeinschaft bis zu fünf Jahren verlangen. Diese Bedingung erfüllt ihr als Paar aktuell nicht. Vorab sind also die

Movendo-kURSE

© Z VG

Wir sind ein Paar im mittleren Lebensalter und in unterschiedlichem Aus­ mass erwerbstätig. Wir haben keine gemeinsamen Kinder und leben seit gut zwei Jahren zusammen. Hätten wir im Fall des Todes des einen oder andern ein Recht als Hinterbliebene gegenüber der Pensionskasse des andern? Unverheiratete haben derzeit beim Tod eines Lebensgefährten aus der ersten Säule keinen Anspruch auf eine Witwen- oder Witwerrente. In der zweiten Säule, der beruflichen Vorsorge, sieht das Gesetz vor, dass überlebende Ehegatten, eingetragene Partner und Partnerinnen sowie Kinder Anspruch auf eine Rente haben, anderseits auch weitere begünstigte Personen Leistungen erhalten können. In erster Linie Personen, die von der versicherten Person in erheblichem Masse unterstützt wor-

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Ruth Wenger, lic. iur. Rechtsdienst syndicom

Vorsorgereglemente eurer Pensionskassen zu lesen. Selbstverständlich stehen dir als Mitglied von syndicom bei der Abklärung deiner Ansprüche die zuständigen Regionalsekretäre und -sekretärinnen bei. Du kannst sie dazu ohne weiteres kontaktieren.

Gewerkschaftsschule Schweiz

Movendo, das Bildungsinstitut der Gewerkschaften, geht auf die gesammelten Ersparnisse von Bundesrat Max Weber zurück. Das Bildungs-Portfolio macht es besonders Vertrauensleuten und Gewerkschaftsprofis möglich, informiert zu bleiben. 3000 Frauen und Männer jährlich machen heute davon Gebrauch. Schon für 30 Franken kann man Fördermitglied werden.  Christine Goll, Leiterin Movendo

Sitzungsgelder und eine Erbschaft Max Weber legte seine Sitzungsgelder, Honorare und eine kleine Erbschaft, die er gemacht hatte, zusammen und setzte 1946 den Grundstein für die Stiftung Gewerkschaftsschule Schweiz (GSS), die bis heute ihre Wirkung entfaltet. Damit sollte «jedem intelligenten Vertrauens-

mann und Funktionär mit ernsthaftem Bildungswillen die Möglichkeit zu einer Einführung in die für ihn wichtigen Wissensgebiete» gegeben werden. So stand es damals im Mitteilungsblatt der Arbeiterbildungs-Zentrale nach dem Start des ersten gewerkschaftlichen Bildungsgangs.

Seit 1946 sichert der Förderverein den monetären Rückhalt 1946 wurde auch gleich der Förderverein der Stiftung GSS gegründet. Bereits damals war klar, dass diese «Bildungsstätte» ihrer Aufgabe nur gerecht werden konnte, wenn sie von einem grossen Kreis von gewerkschaftsnahen Organisationen und Einzelpersonen getragen wird. Geändert hat sich bis heute nur der Jahresbeitrag von damals 5 auf heute 30 Franken.

Die Vertrauensleute belohnen, weil sie sich einsetzen und exponieren Inzwischen nutzen jährlich über 3000 Frauen und Männer aus den Verbänden, davon ein Drittel Vertrauensleute und

Werde Mitglied im Förderverein Gewerkschaftsschule Gewerkschaftliche Bildung muss bezahlbar sein. Dafür sorgt der Förderverein der Stiftung Gewerkschaftsschule Schweiz. Als Fördermitglied kannst du die Weiterbildung von Vertrauensleuten in den Betrieben und den Ausbildungslehrgang «Management in gewerkschaftlichen Organisationen» unterstützen. Der Förderverein ist eine Interes­ sengruppe von Gewerkschaftskolleginnen und -kollegen, ehemaligen Kursteilnehmen­ den und Menschen, die mit ihrem solidarischen Engagement zu einer guten Aus- und Weiterbildung des gewerkschaftlichen Nachwuchses beitragen. Schon mit 30 Franken pro Jahr kannst du dabei sein. Auf www.foerderverein-gss.ch oder über die Movendo-Telefonnummer 031 370 00 70 kannst du dich informieren, mit dem Förderverein in Kontakt kommen und beitreten.

Mitarbeitende von Gewerkschaften, das Bildungsangebot von Movendo. Dies ist nur dank der Stiftung GSS möglich, welche die Kurse und Lehrgänge mitfinanziert. Vertrauensleute sind als Bindeglied zur Arbeitswelt unentbehrlich für ihre Gewerkschaften, weil sie sich besonders stark für gewerkschaftliche Anliegen einsetzen und exponieren. Das meist ehrenamtliche, gewerkschaftliche Engagement von Vertrauensleuten will Movendo mit

für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorgekommissionen: Aufbaukurs 16. bis 18. März, Vitznau, Hotel Flora Alpina. Inhalt: Freizügigkeit, Wohneigentumsförde­ rung, Risikobetrachtung, Jahresrechnung, Anlageorganisation BVV 2, Teilliquidation, Stiftungswechsel, Frühpensionierung. Referenten: Sabino Di Mambro (Fachmann für Personalvorsorge), Roman Kahr (Fachspezia­ list BVG), Heinrich Nydegger (Unia). Stress in Beruf und Alltag 28. und 29. April, Oberdorf SO, Fortbildungs­ zentrum. Inhalt: Standortbestimmung, Stress­analyse, Zielsetzungen, Umgang mit Belastungen. Referentin: Sybille Wölfing (Erwachsenen­ bildnerin).

Die Stiftung hinter den kostenlosen Gewerkschaftskursen

Schon mal den Namen Max Weber gehört? Nicht der deutsche Soziologe, der ehemalige Schweizer Bundesrat. Er war unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter des SGB und Sekretär der Schweizerischen Arbeiterbildungs-Zentrale, also der Vorläuferin von Movendo, dem heutigen Bildungsinstitut der Gewerkschaften. Movendo bietet allen Gewerkschaftsmitgliedern Weiterbildungskurse an und informiert die Teilnehmenden über Strategien, Instrumente und Handlungsmöglichkeiten ihrer Gewerkschaft. Damit beiben die Migtlieder auf dem neusten Wissenstand, wenn es um Wirtschaft, Sozialversicherungen oder Politik geht.

für Mitglieder von Stiftungs­r äten und Vorsorgekommissionen: Basiskurs 2. bis 4. März, Thun, Hotel Freienhof. Inhalt: Zusammenspiel der Sozialversicherun­ gen, BVG, Begriffe, Verantwortung, Haftung, Kapitalzins, technischer Zinssatz, Rechtsver­ hältnisse, Deckungsgrad, Säule 3a. Referenten: Sabino Di Mambro (Fachmann für Personalvorsorge), Roman Kahr (Fachspezia­ list BVG), Heinrich Nydegger (Unia).

Die Wirtschaft verstehen 28. und 29. April, Männedorf, Seminarhaus Boldern.

kostenlosen Bildungsangeboten belohnen. Die Zukunft der Gewerkschaften hängt nicht zuletzt von ihrem Einsatz ab.

Gewerkschaft will gelernt sein Gut ausgebildete Vertrauensleute sind das eine, ebenso gut ausgebildete Gewerkschaftsprofis das andere, denn sie müssen Vertrauensleute gewinnen, in der täglichen Arbeit unterstützen und untereinander vernetzen können.

Mitgliederumfrage

Optimierung der Administration und Infrastruktur Liebes Mitglied syndicom hat ein strategisch wichtiges Projekt zur Optimierung der Administration und Infrastruktur mit folgenden Hauptzielen lanciert: - Optimierung, Standardisierung und Automatisierung der administrativen Prozesse - Verbesserung der Qualität und Erreichbarkeit der Mitgliederbetreuung - Steigerung der Effizienz - Optimale Einsetzung der Ressourcen Für den Erfolg des Projektes ist deine Mitwirkung entscheidend. Deine Antworten sollen uns helfen, unsere Stärken und Schwächen aufzuzeigen. Deshalb bitten wir dich, an der Umfrage teilzunehmen! Die Umfrage kannst du elektronisch auf unserer Website syndicom.ch ausfüllen. Wir danken dir für deine wertvolle Unterstützung. Mit der Beteiligung an der Umfrage nimmst du automatisch an der Verlosung von 10 x 100 Franken-Reka-Checks teil. Die Umfrage läuft bis am 16. März 2016. Rückfragen zum Ausfüllen des Fragebogens richtest du bitte an pool@syndicom.ch. Deine Angaben werden strikt vertraulich behandelt und anonymisiert ausgewertet.

Publireportage

Inhalt: Ökonomische Grundbegriffe und Zusammenhänge, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Rezepte der Gewerkschaften für eine gerechtere Wirtschaft. ReferentInnen: Daniel Lampart (SGB), David Gallusser (SGB), Danièle Lenzin (Unia). Ein schwieriges Gespräch steht bevor 29. April, Olten, Restaurant Aarhof. Inhalt: Selbst- und Fremdbild, Modelle und Techniken der Kommunikation, Gesprächs­ vorbereitung. Referentin: Emiliana Della Torre (Movendo). Einführung: berufliche Vorsorge 12. Mai, Bern, Hotel Bern. Inhalt: Aufbau der 2. Säule, Finanzierung, Leistungen und Funktionsweise der berufli­ chen Vorsorge, Vorsorgeausweis richtig lesen und verstehen. Referentin: Sia Lim (SEV). Info und Anmeldung Die Kosten werden für Mitglieder im Allgemei­ nen von der Gewerkschaft getragen. Mit dei­ ner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich unverzüglich. Anmeldung: auf Movendo.ch, info@moven­ do.ch oder Telefon 031 370 00 70. HeliaS-kURSE Farbmanagement 21. März. Referent: Peter Laely, Anmelde­ schluss: 2. März. InDesign Turbo 5. und 6. April. Referent: Peter Laely. Anmel­ deschluss: 15. März.

Typografie mit Adobe InDesign 8. April. Referent: Peter Laely. Anmelde­ schluss: 15. April. Intensivkurs Camera RAW 11. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmel­ deschluss: 22. März. Wie gestalte ich ein markantes Logo? 13. und 14. April, Atelier Punkt, Elsauerstr. 37, Elsau. Referentin: Isabelle Macciacchini. Anmeldeschluss: 22. März. Veranstaltung für Druckfachleute (bei Chromos) 15. April, ½ Tag, Chromos AG, Niederhasli­ strasse 12, Dielsdorf. Referent: Sven Bänzi­ ger. Anmeldeschluss: 22. März. Grundkurs Digitale Fotografie 20. und 21. April, digital-fine-art, Hermet­ schloostr. 77, Zürich. Referent: Roberto Car­ bone. Anmeldeschluss: 30. März. Prakt ischer Einblick in Grossformatdrucker und Schneidplot ter 22. April, sfg St. Gallen, Demutstrasse 115, St. Gallen. Referent: Roland Spirig. Anmel­ deschluss: 29. März. Homepage-Baukasten: Websites erstellen mit Jimdo 27. April. Referent: Diobe Wyss. Anmelde­ schluss: 5. April. Bildbeurteilung für Leute ohne Bild-⁄Foto-Ausbildung 28. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmel­ deschluss: 5. April.

Photoshop: Bildbearbeitung für Print und Web 12. und 19. Mai. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 19. April. Workshop Schneiden 12. Mai, Schule für Gestaltung, Schänzlihalde 31, Bern. Referent: Patrick Rotzetter. Anmel­ deschluss:19. April. Workshop: Print-Publishing mit Scribus, Gimp, Inkscape 20. Mai, 27. Mai, 3. Juni. Referent: Ueli Baum­ gartner. Anmeldeschluss: 26. April. Porträt-Bearbeitung mit Photoshop 26. Mai. Referent: Dieter Wassmer. Anmelde­ schluss: 3. Mai. Infos und Anmeldung Kursort ist in der Regel das syndicom-Bil­ dungszentrum, Looslistras­s e 15, Bern. Anmeldung: auf Helias.ch. MAZ-kURSE Geschichten erzählen: Narrat iver Journalismus 5. und 6. April. Leitung: Michael Haller, Jour­ nalistik-Professor, Reporter u. a. «Spiegel». Die mult imediale Sommerserie: von der guten Idee zur konkreten Umsetzung 4. und 18. Mai. Leitung: Alexandra Stark und Beat Rüdt, MAZ-Studienleiter, Dozierende aus der Praxis. Infos und Anmeldung: MAZ.ch


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Unsere Pensionierten laden ein Pensionierte Medien Aargau Mittwoch, 2. März, 14.15 Uhr, Restaurant Viva, Aarau (Kasernenareal). 58. Jahresver­ sammlung der Pensionierten Medien Aargau (Aarau/Zofingen). Alt-Zentralsekretär Heinz Thommen informiert über AHVplus. Nach der Versammlung wird ein Imbiss offeriert. Der Vorstand freut sich auf einen zahlreichen Besuch. Peter Rymann Pensioniertenverein der Region Basel Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, nach­ dem nun auch die Larven der Frau Fasnacht wieder in einem der diversen Kästen ver­ schwunden sind, wenden wir uns wieder den alltäglichen Problemen zu, welche ja genü­ gend vorhanden sind. Das heisst, wir laden euch ein, maskiert oder unmaskiert, unsre nächste Monatsversammlung vom 7. März im Rest. Bundesbahn, Hochstrasse 59, 4053 Basel, zu besuchen. Beginn wie immer um 14.30 Uhr. Wir freuen uns bereits jetzt auf euer Erscheinen. Mit kollegialen Grüssen, für den Vorstand: Ernst Knaus, Präsident Region Basel Wanderung Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, die Wanderung vom 17. März 2016 führt uns von Pratteln nach Liestal, ins Rest. Bären. Wir treffen uns um 13.15 Uhr in der Schalterhal­ le Basel SBB, Abfahrt des Zuges 13.31 Uhr nach Pratteln. Wir laufen dann in ca. 1½–2 Std. nach Liestal in den Bären, wo wir immer gut bedient wurden. Es sind alle, Kollegin­ nen, Kollegen der Sektoren 2 + 3 sowie Ehe­ frauen und PartnerInnen, herzlich eingela­ den. Nicht-Wanderer und diejenigen, welche nicht mehr gut zu Fusse sind, erreichen Liestal mit der S3, dem Bus 80/81 dann vom Bahnhof ca. 10 Min. zum Rest Bären. Für die Jasser ist

Schweizerischer Lithographen-Bund SLB-Senioren Bern Es gibt uns noch! Jedoch als aktive Rent­ ner-Gruppe innerhalb der syndicom-Sektion Bern. Wir planen regelmässig interessante Anlässe wie Besichtigungen, Ausflüge, aber auch gemütliche Stunden mit einem Essen. Unser Jahresprogramm 2016: 31. März: Wanderung Bern Umgebung 12. Mai: Besichtigung Rega-Basis Belpmoos 18. Mai: 5. Pensionierten-Treffen Sektor Medi­ en in Bulle 23. Juni: Jahresausflug, Salzmuseum in Salins-les-Bains, Frankreich 25. August: Besichtigung Murten mit Stedtli­ bummler 8. September: Illusorialand, Sandro del Pre­ te, Hettiswil 13. Oktober: gemütlicher (Jass-)Nachmittag mit Imbiss, Rest. Beaulieu 3. November: Besuch Einstein-Museum Bern 2. Dezember: Jahresschlussfeier; Mittages­ sen im Hotel Bern 17. 2. 2017: HV mit Mittagessen im Hotel Bern Für Mitglieder der syndicom, die sich in unse­ re Rentnergruppe einteilen lassen, ist der Bei­

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Computerprogrammfehler

Matterhorn Gotthard Bahn

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11

königliches Brettspiel

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Eidg. Departement (Abk.)

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Unterschriftskürzel für Prokura

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USGeheimdienst

Förderkübel in Bergwerken

schweiz. Rheinzufluss

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Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post P D E A Liebe wir treffen P S R AKollegen, R G A U E R und A A Kolleginnen C 2016, ab 11 Uhr G M G BdenA1.NMärz B UDienstag, uns am S C H A C H WA E R M E im Restaurant bei Spiez. Der L A E Aeschi A in A Sternen G E E K R U F U N S BusU fährt ab Spiez um 10.06 Uhr und 11.06 B B S U S O S L A I Uhr. Anmeldungen nimmt bis am 28. 2. unser C A R H O Präsident Markus Stender, K 033 335 17 18, P U CTel. J O A N R S auchI Auskunft. Wir wün­ Werteilt H Y und entgegen S A C K A N T O N A L schenO allen A E K Besserung. U V gute I Kranken B I ST OE SL SI EI RN ET R B PI RP AS Margrit Stender

Das syndicom-Kreuzworträtsel Zu gewinnen gibt es Reka-Checks im Wert von 50 Franken, gespendet von unserer Dienst­leistungs­partnerin Reka. Das Lösungswort wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösungswort und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustr. 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 14. März 2016.

Abk.: Rappen

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Südschweizer

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Fragewort

Internetkürzel Island

Umlaut

Schweiz. Leichtathletikverband Schweizer Alpenclub (Abk.)

geometrische Form

IG Pensionierte Sektion Biel-Bienne Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wir laden euch herzlich ein zu unserer Generalversamm­ lung am Dienstag, 15. März 2016, 14.30 Uhr, im Restaurant Büttenberg, Geyisriedweg 63, 2504 Biel/Bienne. Nach den statutarischen Geschäften wird uns Corrado Pardini zum The­ ma «AHVplus – starke Altersvorsorge für Jung und Alt» informieren. Wir freuen uns auf einen informativen und geselligen Nachmittag mit möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen. Denjenigen, welche aus gesundheitlichen Gründen an unserer Generalversammlung nicht teilnehmen können, wünschen wir eine gute Genesung und hoffen, dass sie bald wie­ der dabei sein können. Voranzeige betreffend unsere Aktivitäten im Jahr 2016: Wir besuchen die MÜVE/MÜRA am 10. März. Zur Grillparty treffen wir uns am 4. August. Der Jahresausflug findet im Septem­ ber statt. Zum traditionellen Chlouser treffen wir uns am Dienstag, 6. Dez. Der Vorstand, Fritz Schenk

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Eishockeyscheibe

nord. Männername

trag Fr. 24.–. Für Mitglieder anderer Rentner­ gruppen und Nicht-syndicom-Mitglieder ist der Beitrag Fr. 48.– pro Jahr. Mit dem beschei­ denen Jahresbeitrag, den wir einkassieren, können wir dann teilweise die Ausgaben aus unserer Kasse finanzieren. Haben wir dein Interesse geweckt? Es würde uns freuen, wenn du dich zu einem Mitmachen in unserer Pensionierten-Gruppe entschlies­ sen kannst. Möchtest du weitere Auskünfte über unsere Rentnergruppe, dann informiere dich bei einem unserer Vorstandsmitglieder. Der Vorstand für das Vereinsjahr 2016: Präsident Rolf Kneubühl, Neufeldstrasse 36 A, 3012 Bern Tel. 031 301 65 51, Vize-Präsident Hans Rudolf Setz, Grissachstr. 10, 1797 Münchenwiler, Tel. 026 670 32 50, Sekretär Erwin Steiner, Abendstrasse 30/92, 3018 Bern, Tel. 031 991 76 67.

AUSLAGERUNG

laute Äusserung

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abgedichtet

Vereine

Berg in Graubünden: Piz ...

3./4. Fall von wir

Vorname des Malers Miró † e. CHGliedstaat betreffend

Schaffhauser Wappentier

heimische Ölpflanze

5 Augenblick

Bez. der Griechen bei Homer

Prag in der Landessprache

schwed. Angriffs- Univer- Gartengemüse verhalten sitätsstadt

Nordantikes frz.: westRechenschweiStrasse brett zer

Gegenteil von Kälte

auch ein Plätzchen reserviert. Ich hoffe auf eine grosse Wanderschar. Euer Wanderleiter Othmar

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2_16 raetsel ch

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SUDOKU Die Lösung des syndicom-Sudokus aus Nr. 1 lautet: 963. Gewonnen hat: Ruth Brutschin aus Wettingen. Sie erhält eine Trinkflasche inkl. Eistee von unserer Dienstleistungspartnerin KPT. Wir gratulieren!

Präsidentinnenkonferenz Am Mittwoch, 6. April, 10.30 Uhr findet die PräsidentInnenkonferenz der Pensioniertenvereinigungen im Hotel Bern statt. Einladungen sowie Unterlagen werden wir euch zukommen lassen. Der Präsident der Nationalen Pensioniertenvereinigung Roland Gutmann syndicom-Pensionierte Medien Schweiz Am 18. Mai findet in Bulle das 5. Pensionierten-Treffen des Sektors Medien statt. Alle Pensionierten des Sektors Medien haben eine persönliche Einladung erhalten. Anmeldungen bis 1. März an Peter Rymann, Spiegelgasse 9, 5200 Brugg, perymann@gmail.com, 056 441 44 87 oder 076 436 00 93. Ebenso allfällige Fragen. Das Organi­sa­ tionskomitee hat ein schönes Programm vorbereitet und freut sich auf eure Anmeldungen. Peter Rymann

Pensionierten-Verein Olten Post + Telecom Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, wir laden euch herzlich ein zur Hauptversamm­ lung am Donnerstag, 10. März 2016, 15 Uhr im Restaurant zur Kapelle in Trimbach. Nach dem geschäftlichen Teil offerieren wir einen Imbiss aus der Chäppeliküche. Allen Mitglie­ dern, die aus gesundheitlichen Gründen an diesem Nachmittag nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung. Neu pensionierte Kolleginnen und Kollegen sind herzlich willkommen. Für den Vorstand Joe Vonarburg Pensionierten-Vereinigung Post + Swisscom Winterthur Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachdem die 77. Generalversammlung mit einem fei­ nen Mittagessen schon wieder Vergangenheit ist, freuen wir uns, euch herzlich einzuladen zur Monatsversammlung vom 10. März 2016 ins Hotel Wartmann. Beginn um 14.15 Uhr. All denjenigen Mitgliedern, die aus gesund­ heitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Neu pensionierte Kolleginnen und Kollegen sind immer herzlich willkommen. Euer Vorstand Pensionierte Zofingen Medien Am Fr., 4. März 2016, machen wir einen Besuch bei Edi Egger im Seniorenheim «Lindenhof». Ab Zofingen mit dem Bus 13.52 Uhr Linie 1 bis Oberfeld Oftringen. Wanderung: Dem Dorf­ bach entlang ins Restaurant im Lindenhof. Eure Wanderkollegen Fred und Paul Pensionierte Zürich Medien Am Mittwoch, 9. März 2016, besuchen wir das historische Kleinkraftwerk Ottenbach. Wir treffen uns um 13 Uhr am Bahnhof Wiedikon beim Bus 215 – Abfahrt 13.20, Ankunft 13.59 in Ottenbach Engelwiese, dann rund 5 Minu­ ten zu Fuss. Für die KollegInnen, die individu­ ell anreisen: Muristrasse 33, 8913 Ottenbach. Die Führung beginnt um 14.10 und endet etwa um 15.45 Uhr. Die Anlage wird für die Führung in Betrieb gesetzt. Wir erhalten einen Einblick in die Geschichte der früheren Seidenwebe­ rei und in die damalige industrielle Welt. Bei der Besichtigung entlang des Oberkanals gibt es Informationen zu den Wasserbauten, zur Regulierung des Zuflusses und zum Turbinen­ haus. Rückfahrt ab Ottenbach mit Bus 215 um 15.59 oder 16.40 direkt nach Wiedikon oder

Service | 17

syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

um 16.09 mit Bus 213 und Umsteigen in Affol­ tern a. A. (16.23 S5) nach Zürich. Anmelde­ schluss: Mittwoch, 2. März 2016. Auskunft und Anmeldung: Jürgen Schendekehl, Sonnen­ bergstrasse 35, 8032 Zürich, 044 252 13 35, juergen.schendekehl@bluewin.ch. Postveteranen Zürich Unsere nächste Versammlung findet am Don­ nerstag, 10. März, 14.30 Uhr im Volkshaus Zürich (grüner Saal) statt. Frau Yvonne Mag wird uns über das Thema «Ausbildungen bei der Post heute» informieren. Wir freuen uns auf einen Grossaufmarsch. Mit freundlichen Grüssen Der Vorstand Sekt ionen

Sektion Bern Postpersonal Unsere nächste Hauptversammlung fin­ det statt am Samstag, 19. März 2016, wie gewohnt im Hotel Bern in Bern. Beginn 14 Uhr. Wir erwarten unsere Mitglieder ger­ ne und wir hoffen auf ein zahlreiches Erschei­ nen. Der Sektionspräsident Samuel Siegrist

Wir nehmen Abschied

Mit syndicom an die Drupa

Rolf Arnet, Sektion Zürich Logistik, 88 Jahre, Mitglied seit 1943.

Freitag, 3. Juni, bis Sonntag, 5. Juni 2016

Max Bolli, Sektion Schaffhausen Post, 84 Jahre, Mitglied seit 1947.

Das Jahr 2016 wird nicht nur ein EM-Jahr sein, sondern auch ein Drupa-Jahr. Vom 31. Mai bis 10. Juni 2016 wird in Düsseldorf die bedeutendste Messe der grafi­ schen Industrie Europas stattfin­ den. Die Drupa 2016 wird mit einigen Highlights aufwarten. Neben den ständig weiterentwickelten Druckverfahren werden das Bedrucken unterschiedlichster Materialien und Oberflächen sowie der komplette Work­ flow eine neue Dimension einnehmen. Die Drupa bietet einmal mehr Gelegenheit, die neuesten Entwicklungen der Technologie in unseren Branchen mitzuverfolgen.

Christina Campos, Sektion Region Basel, 60 Jahre, Mitglied seit 1999.

Reise mit dem Bus nach Düsseldorf. Abfahrt: am Freitagmorgen ab Thun, Bern und Basel (Die Platzzahl ist beschränkt!) Anmeldeschluss: 30. April 2016. Online-Anmeldung unter www.syndicom.ch∕drupa

Albert Michel, Sektion Bern Postperso­ nal, 84 Jahre, Mitglied seit 1964.

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Schöner Büroplatz frei! Im legendären Zürcher Presseladen wird per 1. April 2016 ein Platz frei. Wir bieten grosszügige Zweierbüros – zentrale Lage beim Schaffhauserplatz – freundschaftli­ che Atmosphäre – gute Infrastruktur. Für Fr. 557.– pro Monat ist all dies inklusive: Internet, eigene Telefonnummer, Telefon­ kosten, Versicherung, div. Zeitungs- und Zeitschriftenabos, Farblaserdrucker, Kopierer, Briefmarken, separates Besprechungszimmer, Kaffee­maschine  … Für weitere Informationen und Besichtigungs­termine bitte melden: Tel. 044 368 40 84, www.presseladen.ch

Hans Hegnauer, Sektion Bern, 75 Jahre, Mitglied seit 1964. Karl Hinder, Sektion Zürich Logistik, 82 Jahre, Mitglied seit 1955. Emil Kälin, Sektion Zürich Logistik, 79 Jahre, Mitglied seit 1957. Jürgen Lipus, Sektion Region Basel, 74 Jahre, Mitglied seit 1964.

Helen Müller-Stäubli, Sektion Thurgau Post, 75 Jahre, Mitglied seit 1979. Theodor Nievergelt, Sektion Buch und Medienhandel Zürich/Ostschweiz, 91 Jahre, Mitglied seit 1969.

Leserbriefe Die neuen Spielregeln der SVP greifen unseren Rechtsstaat an 2010 wurde die SVP-Ausschaffungs-Initiati­ ve mit knapp 53 Prozent angenommen. Noch vor Ablauf der fünfjährigen Umsetzungsfrist hat sie im Jahre 2012 die Durchsetzungs-In­ itiative lanciert. Nach dem Willen der SVP soll in der Schweiz eine Gesetzgebung für senkrechte Schweizer und eine für nichtgenehme Ausländer eingeführt werden. Ohne Spielraum für die Gerichte werden dazu direkt anwendbare Bestimmungen in der Verfassung festge­ schrieben. Dabei hat das Parlament schon längst Umsetzungen zur Ausschaffungsiniti­ ative beschlossen, die weit über den Delikte­ katalog der SVP-Ausschaffungsinitiative hinausgehen. Um die in der Bundesverfassung veranker­ ten Grundrechte, die Menschenrechtskon­ vention und das Personenfreizügigkeitsab­ kommen mit der EU nicht zu verletzen, wurde in der vom Parlament beschlossenen Umsetzung zur Ausschaffungsinitiative lediglich eine Härtefallklausel eingebaut. Mit dieser soll verhindert werden, dass Personen ohne Schweizer Pass, sogar wenn sie in der Schweiz geboren und aufgewach­ sen sind, bei leichten Verstössen und einer Deliktsumme ab 300 Franken automatisch abgeschoben werden. Anstelle dieser Zwängerei-Initiative hätte die SVP bei Nichtgefallen der Umsetzungs­ gesetzgebung des Parlaments nach altbe­ währten demokratischen Spielregeln das

Jean Gremion, Sektion Fribourg, 64 Jahre, Mitglied seit 1966.

Referendum ergreifen können. Geblendet von ihrem 30-prozentigen Wähleranteil, hat sie es vorgezogen, mit neuen Spielre­ geln unsern Rechtsstaat in Frage zu stellen. Gut 55 Prozent der stimmberechtigten Bevölkerung sind leider in der Vergangen­ heit der Urne ferngeblieben. Ein Grossteil von ihnen hat es am 28. Februar 2016 in der Hand, dass die Schweiz nach dieser wichti­ gen Volksabstimmung nicht mit Unrechts­ staaten verglichen werden muss. Heinz Thommen, Vorstandsmitglied der IG Pensionierte

Zum Artikel «Medienkrit ik: die ersten 36 Jahre», Ausgabe vom 29. Januar 2016 Der Artikel von Marianne Erdin verdient Klartext, enthält er doch eine gewaltige Portion Unklarheit. Der Rückblick beginnt erst im Jahr 1995, kurz nach ihrem Eintritt in den Stiftungsrat. Abgesehen von einer Erwähnung und einem Bild von Mitgründer Jürg Bürgi sind die Jahre von 1980 bis 1994 totgeschwiegen. Keine Silbe von Max Jäggi, der von 1985 bis 1994, drei Jahre vor sei­ nem plötzlichen Tod, Chefredaktor war. Dieser Grand Seigneur war es, der das Medienmagazin mit Chuzpe und Tacheles prägte und erst richtig zu jener Zeitschrift entwickelte, die mit Gänsehaut in den Chefetagen der Redaktionen gelesen wurde. Auch Klaus Bonanomi, der interimistisch die Redaktion leitete, fehlt in der Aufzählung. Marianne Erdins Geschichtsschreibung beginnt mit der Wahl von Ursula Dubois, die ihre Karriere als Chefin des Medienmagazins mit einer äusserst dubiosen Handlung einleitete. Ich war damals Mitglied des «Klartext»-Teams. Als sie mich nach der Geburt meiner ersten Tochter im Juni 1995 im Frauenspital besuchte, überbrachte sie einen grossen Blumenstrauss – und die Kündigung. Es ist durchaus üblich, dass neue Chefs neue Leute ins Team mitbringen, aber die Art und Weise ist inkompatibel mit der Funktion einer Gewerkschafterin. «Klar­ text» wird es nun nicht mehr geben. Aus meiner Sicht als «Klartext»-Schreiberin aus der Max-Jäggi-Ära ist das auch gut so. Hannah Einhaus, Zollikofen

Anmerkung der Redaktion: Auch Hannes WieLand, langjähriger Mitstreiter des «Klartext», hat sich bei uns über die fehlende Präsenz von Max Jäggi und den flapsigen Tonfall in Marianne Erdins Artikel beschwert. Nicht zuletzt, weil er als Biertrinker bezeichnet wurde, wo er doch immer Wein genossen habe, wenn jeweils über die Inhalte des Magazins diskutiert wurde. Diese Wortmeldungen zeigen, wie engagiert der «Klartext» produziert wurde und wie sehr das Medienmagazin seinen Macherinnen und Machern am Herzen lag und liegt. Wir geben Hopfen und Malz nicht verloren und glauben, dass das so bleibt und dass die jetzige Crew das kritische Blatt in eine weiterhin engagierte Zukunft tragen kann.

Befehlskultur bei der Gewerkschaft? Unter dem Titel «Befehlskultur bei der Gewerkschaft» erschien in der BZ vom 5. Februar 2016 ein umfangreicher Bericht. Darin zeigt sich in der Öffentlichkeit, wie Mitglieder mit der zusammengewürfelten Einheitsgewerkschaft Mühe haben. Es ist bekannt, die vielgepriesene Fusion hat Fragen über die neue Struktur gebracht und so auch einen gewissen verborgenen Unmut. Die Gewerkschaftsspitze kümmert das anscheinend wenig, so fehlt bis anhin irgendeine öffentliche Reaktion. Hier viel­ leicht die entscheidende Frage: ist etwa der Bodenkontakt zu der Mitgliedschaft verloren gegangen? Die syndicom würde mit Infor­ mationen besser dastehen, wenn sie ihre Mitglieder orientiert, anstatt einfach zu diktieren und zu befehlen. Als negatives Beispiel in Sachen Mitglied­ schaft müssen die Pensionierten genannt werden, diese wurden in eine nichtssagende «IG» abgeschoben. Es muss für die Betroffe­ nen, die viele Jahre aktive Mitglieder waren, ein herbes Empfinden sein, nur noch am Rande dazuzugehören. Ist es vielleicht so, dass diese Mitglieder gerade noch recht sind, um die Mitgliederbeiträge zu bezah­ len, aber ja nicht aufmucken sollen? Es stellt sich leider für die Zukunft der syndicom die Frage, wie weit eine solche Institution noch sinnvoll ist. Johannes Schüpbach, Münsingen

Hans Räber, Sektion Zürich Logistik, 90 Jahre, Mitglied seit 1947. Got tlieb Rüegsegger, Sektion Zürich Telecom, 84 Jahre, Mitglied seit 1957. Jean-Claude Scherly, Sektion Fribourg, 74 Jahre, Mitglied seit 1995. Heidi Schmid, Sektion Olten/Solothurn, 75 Jahre, Mitglied seit 2002. Walter Siegrist, Sektion Bern Postperso­ nal, 94 Jahre, Mitglied seit 1948. Andreas Stalder, Sektion Ostschweiz, 60 Jahre, Mitglied seit 1972. Arnold Tanner, Sektion Ostschweiz, 95 Jahre, Mitglied seit 1946. Karl Täschler, Sektion Zürich Logistik, 83 Jahre, Mitglied seit 1952. Mart in Tschabold, Sektion Bern Postper­ sonal, 49 Jahre, Mitglied seit 1984. Walter Vet terli, Sektion Thurgau Post, 80 Jahre, Mitglied seit 1952. Impressum

syndicom-Zeitung Chefredakt ion: Nina Scheu Redaktion: Naomi Kunz Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch Layout: Katja Leudolph Lektorat: Ulrike Krüger Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijou­strasse 33, Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 Inserate: stab@syndicom.ch Druck: Ringier Print Ebikonerstrasse 75, 6043 Adligenswil Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ­ ommunikation «syndicom» erscheint 11 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 3/16 erscheint am 24. März. Redaktionsschluss: 7. März


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syndicom | Nr. 2 | 26. Februar 2016

International

Üble neue Ära in Argentinien

Argentinien erlebt einen sozialpolitischen Erdrutsch. In nicht einmal zwei Monaten sorgte Mauricio Macri für 40 000 Entlassungen, ruinierte die Reallöhne, behinderte die Pressefreiheit und regiert zunehmend per Dringlichkeitsdekret. Unser Gespräch mit Victorio Paulón von der «CTA de los Trabajadores» zeigt die enormen Aufgaben, vor denen die Gewerkschaften des Landes jetzt stehen.

führt eine klar volks- und gewerkschaftsfeindliche Politik. Die Folgen tragen die Arbeitnehmenden sämtlicher Sektoren, besonders aber jene des öffentlichen Sektors. Seit Jahresbeginn wurden unter verschiedensten Vorwänden über 40 000 Kündigungen ausgesprochen. Man hat das Gefühl, dass es sich um den Beginn einer neuen Ära handelt. Die ersten Massnahmen der neuen Regierung – die hauptsächlich aus aktiven oder ehemaligen Führungskräften privater Konzerne (Shell, General Motors, Telefónica, HSBC, IBM) besteht – erinnern an den reinen Neoliberalismus der 90er-Jahre.

Würden Sie einige dieser Massnahmen für uns erläutern? Zwei davon zeigen, wie Macri Klassenkampf von oben betreibt: Zunächst hat er die Exportsteuern gesenkt, teilweise ganz abgeschafft, was den Agrarexportsektor, einen der reichsten des Landes, direkt begünstigt. Gleichzeitig hat er den Peso abgewertet. Ein macchiavellisti-

Buenos Aires, 27. Januar 2016 ∙ DemonstrantInnen fordern «Freiheit für Milagro Sala», Indigenen-Aktivistin und erste politische Gefangene der neuen Regierung von Mauricio Macri.

scher Plan: Die künstlich erzeugte abrupte Inflation erreichte Ende 2015 gegenüber dem Dollar 40 Prozent. Zugleich hat die Macri-Regierung für die paritätischen Lohnverhandlungen 2016 eine Obergrenze von rund 25 Prozent festgelegt. Die Peso-Abwertung schadet also direkt der Kaufkraft der Arbeitnehmenden. Ebenso den Renten und Pensionen.

Noch ein Beispiel? Der Angriff gegen das 2009 verabschiedete Gesetz über die audiovisuelle Kommunikation, das eine Demokratisierung der Medien zum Ziel hatte. Macri hat die Behörden aufgelöst, welche die Gesetze umsetzten, er entschärfte per Präsidialdekret das Anti-Monopol-Gesetz für den Mediensektor, er schasste den Sport­ reporter und Fernsehstar Víctor Hugo Morales, einen Kritiker der gros­sen Medienkonglomerate wie Clarín. Der Multimedia-Konzern Clarín gehört zu den Stützen

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RegionalsekretärIn (80%) Arbeitsort: St. Gallen Als RegionalsekretärIn der Region Zürich-Ostschweiz organisieren und beraten Sie unsere Mitglieder. Die Mitgliederwerbung, die Unterstützung der Mitglieder bei Konflikten und die Vernetzung sind Ihre Hauptaufgaben. Sie entwickeln im Team Projekte und Kampagnen, sind für deren Umsetzung verantwortlich und koordinieren nationale Kampagnen des Sektors Telecom/IT in der Region. Sind Sie interessiert? Dann senden Sie Ihre vollständige Bewerbung bis 4. März 2016 an daniela.hess@syndicom.ch oder an syndicom, Personalabteilung, Monbijoustrasse 33, 3011 Bern. Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an Giorgio Pardini, Leiter Sektor Telecom/IT und Mitglied der Geschäftsleitung, Tel. 058 817 18 15. Das vollständige Stelleninserat finden Sie auf www.syndicom.ch

des Präsidenten. Ausserdem nutzt Macri das Ende der ordentlichen Legislatur­ periode, um über einfache Regierungsverordnungen oder Dringlichkeitsdekrete zu regieren. Damit umgeht er die Konsultation der Legislative, in der er keine Mehrheit besitzt.

Wie sehen Sie die Zukunft in Argentinien? Unsere Geschichte zeigt, dass die diversen Rechtsregierungen ihre antisozialen Massnahmen zunehmend härter umgesetzt haben. Ich fürchte, nach der Kriminalisierung der sozialen Bewegungen wird es nicht lange bis zum ersten Todes­ opfer dauern. Auf die Kundgebungen gegen die Entlassungen, gegen die für die Medienkonzerne lukrativen Reformen, gegen Zensur und gegen die Erhöhung der Tarife für öffentliche Güter und Dienstleistungen hat die Regierung ungewöhnlich heftig reagiert. Gummigeschosse wurden eingesetzt. Ein weiterer Schritt folgte mit der Inhaftierung der ersten politischen Gefangenen, der Indigenen-Aktivistin Milagro Sala, die in einer armen Region Wohnungsbau-Kooperativen auf die Beine gestellt hatte. Ebenfalls festgenommen wurde Rodolfo A ­ guiar, Generalsekretär der «Asociación Trabajadores del Estado» (Verband der Staatsangestellten) von Río Negro.

Ihr Bereich sind ja die Menschenrechte ... Diese Arbeit müssen wir intensivieren, da die Herausforderungen in den kommenden Jahren enorm sein werden. Wir setzen uns mit anderen Menschenrechtsorganisationen, wie den Müttern der Plaza de Mayo, dafür ein, dass die Bildung des kollektiven Gedächtnisses weitergeführt wird. Dies war einer der gros­sen Erfolge der letzten zwölf Jahre. Vor den Wahlen untersuchte ein Ausschuss der beiden Parlamentskammern die Komplizenschaft zwischen den Konzernen und den Militärs während der letzten Militärdiktatur (1976–1983). Ein 1500-seitiger Bericht deckte auf, dass alle 25 grössten Unternehmen des Landes in das «Verschwinden» von Gewerkschaftern verwickelt waren, die meistens in diesen Unternehmen arbeiteten: Acindar, Techint, Mercedes Benz, Ford und so weiter. Wir sind entschlossen, diesen Kampf gegen die frühere und die heutige Straflosigkeit weiterzuführen.

Interview: Sergio Ferrari

Gibt es auch Grund zur Hoffnung? Wenn wir längere historische Zyklen betrachten, stellen wir fest, dass es diesen antisozialen Regierungen nie gelungen ist, die Arbeiter zu bezwingen. Deshalb betrachten wir die aktuelle Situation aus Sicht der kämpferischen Gewerkschaftsbewegung mit grosser Besorgnis, sind langfristig aber optimistisch. In den ersten Monaten haben sich Menschen im ganzen Land auf verschiedenste Arten mobilisiert. Ein Beweis dafür, dass sie nicht alles zu jedem Preis akzeptieren.

© CL AUDIA RODRIGUEZ

syndicom: Wie sehen die ersten zwei Monate der Amtszeit von Mauricio Macri aus gewerkschaftlicher Optik aus? Victorio Paulón: Der neue Präsident

© KEYS TONE/AP/NATACHA PISARENKO

In Argentinien gab es am 10. Dezember 2015 nicht einfach einen Regierungswechsel, sondern ein politisches Erdbeben. Seit der rechtskonservative Unternehmer Mauricio Macri das Land regiert, hat er praktisch die sozialen Errungenschaften der letzten zwölf Jahre Kirchner-Regierung zunichte gemacht. In wenigen Wochen nahm er einen krassen Kurswechsel in der Wirtschafts-, Sozialund Aussenpolitik und im Mediensektor vor. Im Gespräch mit der syndicom-Zeitung analysiert der Menschenrechtsverantwortliche des grössten Gewerkschaftsbundes des Landes, der «CTA de los Trabajadores», Victorio Paulón, diesen teils antidemokratischen Rechtsrutsch.

Victorio Paulón ist seit den 70er-Jahren kämpferischer Gewerk­ schafter. Von 1975 bis 1981 sass er als einer der Anführer eines symbolträch­ tigen Streiks der Metallarbeiter in Villa Constitución (einer Stadt im Süden der Provinz Santa Fe) im Gefängnis.


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