syndicom - die Zeitung

Page 1

Nr. 3 24. 3. 2016

die zeitung

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern

Logistik

Die Post will die Schalterarbeit auf zwei verschiedene Stellenprofile aufteilen  Seite 4 grafische industrie

Tamedia schweigt Seit dem 1. Januar ist Tamedia nicht mehr Mitglied des Unternehmerverbands Viscom, dem Sozialpartner für den GAV grafische Industrie. Trotzdem kann Tamedia noch belangt werden, wenn sie den GAV unterläuft. Zwar beteuerte Andreas Schaffner, Chef der Tamedia-Druckzentren, mündlich, dass der GAV im laufenden Jahr nicht in Frage gestellt werde. Eine verbindliche Bestätigung dieser Aussage, von den Betriebskommissionen, syndicom und Syna eingefordert, bleibt aus. Sollte es beim Schweigen bleiben, machen wir am 8. April eine Aktion vor der GV der Tamedia-Aktionäre!  › Seite 7

telecom/IT

Die Lohnerhöhung bei Swisscom wirkt mager, ist aber nicht das Wichtigste  Seite 6

Medien

Letzte

Grosse Solidarität und Hilfe für die Belegschaft der konkursiten Schlaefli & Maurer  Seite 7

Alain Carrupt blickt zurück auf 30 Jahre Gewerkschaftsarbeit und Engagement  Seite 16

die digitale Revolution und ihre folgen #8

Braucht es das Buch noch?

Ausgerechnet Rafael Ball, neuer Leiter der ETH-Bibliothek Zürich, stellt den Sinn der Bibliotheken und ihrer Bücherbestände aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung in Frage. Das hat viele aufgebracht, denn sowohl Bücher wie Bibliotheken sind weiterhin unverzichtbar.  › Seiten 2 und 3

Tag der schrift 2016

Wie inszeniert man Schrift in räumlichen Konstellationen? Was braucht es für eine künstlerisch wertvolle Unterschrift? Was ist eine gute digitale Schrift? Solche Fragen faszinieren nicht nur Typografieverrückte, wer einmal am Tag der Schrift war, kommt immer wieder. Das nächste Mal am 9. April in der Berufsschule für Gestaltung in Zürich. Hört die Signale der Signaletik, der fremden Schriftsysteme und -familien, und hört die Referate von Grafikern, typografischen Gestalterinnen, Kalligrafinnen und Webdesignern aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Grossbritannien! www.tagderschrift.org

© AUDE HAENI

Für alle Typo-Nerds

digital versus analog ∙ Die Digitalisierung zwingt die Bibliotheken auf eine Gratwanderung zwischen herkömmlich-analogen und neuartig-digitalen Angeboten. Gleichzeitig bietet sich Bibliotheken die Chance, sich als Ort der Bildung und des Austausches neu zu entwerfen.

Aktuelle Forschung

Callcenter: Aufbruch oder Sackgasse In den Callcentern der Schweiz steigen die Anforderungen an die Mitarbeitenden – sowohl in technischer Hinsicht als auch in Psychologie und Gesprächsführung. Gleichzeitig bietet die Branche wenig Attraktives. Eine aktuelle Studie bringt Analysen und Lösungsansätze.  Patrick Probst Unter der Leitung des Basler Soziologieprofessors Ueli Mäder haben Riccardo Pardini und Bianca Fritz in einer Studie die Arbeitssituation in der CallcenterBranche erforscht. Sie haben Experten­ interviews geführt, 45 Führungskräfte und Angestellte aus zwölf verschiede-

nen Callcentern der Schweiz ausführlich befragt sowie eine umfangreiche Analyse vorgenommen. «Die Ergebnisse sind brisant», kommentiert Professor Mäder die jetzt vorgelegte Studie. «Sie zeigen auf, dass die meisten Callcenter in der Schweiz die künftigen

Herausforderungen der Branche kaum bewältigen können, wenn ihre Anstellungsbedingungen zu wenig attraktiv sind fürs zunehmend höher qualifizierte Personal, das sie benötigen.» Klar ist, hier besteht Handlungsbedarf.

Fortsetzung auf Seite 4

Erste Studie dieser Art Die Studie «Arbeiten im Call Center» wurde von der Gewerkschaft syndicom und der Post-Stiftung Sovis in Auftrag gegeben. Seitens syndicom leistete die Sektion Bern einen substanziellen finanziellen Beitrag an die Studie. Erstmals gibt eine Studie umfangreich Aufschluss über die Arbeitssituationen in Schweizer Callcentern. Aktuell gibt es ungefähr 900 Callcenter in der Schweiz, die rund 30 000 Personen beschäftigen.


2 | Hintergrund

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Hintergrund | 3

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Die digitale revolution und ihre Folgen #8

Her mit den Büchern!

tionskapitalismus zu sein.» Auf Ball schiesst er richtig scharf: «Ein Bibliothekar, der die Forderung aufstellt, man solle endlich die Hemmungen vor elektronischen Büchern überwinden, und der darüber hinaus Bibliotheken zu quasi bücherfreien Zonen erklärt, hat nicht nur seinen Beruf verfehlt, er mischt sich auch in Forschungspraktiken ein, die ihn gar nichts angehen.» Hagner geht auch auf die Diskussion über die Haltbarkeit digitalisierter Bücher ein. Es sei grossartig, dass Altbestände bedeutender Bibliotheken digital einsehbar blieben, aber wie lange werden die Digitalisate elektronisch lesbar sein? «Gut möglich, dass in zweihundert Jahren niemand mehr genauer erforschen kann, was Informatiker und Teilchenphysiker im Jahr 2016 getrieben haben.»

Ein Interview in der «NZZ am Sonntag» brachte Anfang Februar die Schweizer Bibliothekswelt in Wallung. Gut daran: Es wird wieder über das Buch und die Bedeutung von Bibliotheken diskutiert. Und wie!  Suleika Baumgartner*

Weg mit den Büchern, sagt der Direktor Genau das will einer nicht wahrhaben, der es eigentlich besser wissen müsste: Rafael Ball, seines Zeichens neuer Leiter der ETH-Bibliothek in Zürich. Mit seinen Aussagen in der «NZZ am Sonntag» vom 7. Februar hat er Bibliotheksmitarbeitende wie BenutzerInnen in Rage gebracht. Fassen wir zuerst die umstrittenen Aussagen zusammen: Öffentliche Bibliotheken seien überbewertet und inzwischen überflüssig, sie seien nur mehr ein Hort der Bücher statt des Wissens. Dank der Digitalisie-

rung finde man alles Relevante bequem im Internet, die meisten Bücher könne man getrost entsorgen und viele, gerade kleinere Bibliotheken schliessen. Dazu meinte etwa die Direktorin der Zentralbibliothek Zürich eine Woche später in einem Leserbrief: «Unser Kollege von

Werden Digitalisate von Büchern in zweihundert Jahren noch lesbar sein?

der ETH-Bibliothek (...) liebt die Provokation. Es ist längst bekannt, dass die Bibliotheken heute zwei Welten bedienen müssen: die digitale und die analoge. Es ist auch bekannt, dass diese Doppelfunktion Ressourcen verschlingt. Aber deswegen die ganze Bibliothekswelt abzuschaffen, das geht zu weit.»

Wir brauchen das Papier, erinnert die Direktorin Heute geht es oft um eine schnelle Orientierung im Datenmeer. Auch dazu äusserte sich Susan­na Bliggenstorfer: «Für die an die Orientierung anschlies­ sende Aneignung des Wissens durch intensives Studium ist das Buch mit seiner unschlagbaren Übersicht bereits wieder

sehr gefragt.» Deshalb würden ja auch so viele elektronisch vorliegende Texte ausgedruckt. Bliggenstorfer kann weiterhin steigende Zahlen sowohl bei den BenutzerInnen als auch bei den Ausleihen präsentieren und bestätigt damit für wissenschaftliche Bibliotheken einen überraschenden Trend. In den öffentlichen Stadt- und Gemeindebibliotheken allerdings sinken die Ausleihzahlen seit 2011. Laut Bundesamt für Statistik (BfS) waren die Ausleihen 2014 aber immer noch höher als 2007. Der Rückgang wird vor allem auf die eingebrochene Nachfrage bei CD und DVD zurückgeführt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die in der «Neuen Zürcher Zeitung» zitierte These von Schaffhausens Stadtbibliothekar Oliver Thiele, nämlich die, dass die Medien-Ausleihe in den Zeiten der Sharing-Economy sogar im Trend liege. Inwiefern haben sich gerade allgemein-öffentliche Bibliotheken verändert? Als ich in den 1980er-Jahren meine Ausbildung zur Diplombibliothekarin absolvierte, träumte ich von einem Café in der Bibliothek. Nach vielen Jahren im Journalismus kehrte ich in die Bibliotheksarbeit zurück und stellte mit Freude fest: Da

ist einiges gegangen! Kaum war die Regionalbibliothek Wetzikon beispielsweise umgezogen und hatte am neuen Standort ihre Türen geöffnet, entdeckten SchülerInnen die hellen Arbeitsplätze am Fenster. Und das ohne dass wir explizit Werbung dafür gemacht hätten.

Ort ohne Konsumzwang Mehr Werbung braucht das moderierte Erzählcafé, das wir vor einem Jahr lanciert haben. Fast schon ein Selbstläufer sind indes die Veranstaltungen für Kinder, hier leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Leseförderung. Kurz, moderne Stadtund Gemeindebibliotheken sind Begegnungs- und Kommunikationsorte. Ganz wichtig: Sie sind heutzutage eine der wenigen Einrichtungen, in denen es keinen Konsumzwang gibt. In Wetzikon ist der Internetzugang für alle BesucherInnen gratis. Kürzlich verfasste bei uns ein Student, dessen Muttersprache garantiert nicht Deutsch war, sein Gesuch für ein Stipendium, eine Migrantin druckte ihre Bewerbung für eine Arbeitsstelle aus und eine ältere Frau kam auf diese Weise zu ihrer neuen Wohnung. In Deutschland stellen Bibliotheken Flüchtlingen unter anderem kostenlose Bibliotheksausweise aus und reagieren damit auf

Lob auf zivilisierte Räume

© AUDE HAENI

Wann warst du das letzte Mal in einer Bibliothek? Letzte Woche? Prima, dann weisst du, wovon hier die Rede sein soll! Schon lange nicht mehr oder überhaupt noch nie? Gemach, du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, aber ich kann dir versichern: Du hast etwas verpasst. Womöglich geistert in deinem Kopf nämlich ein überholtes Bild herum – etwa das Klischee der verstaubten Regale, des strengen Blicks der Bibliothekarin, des mühsamen Suchens nach der richtigen Signatur. Bibliotheken sind noch immer ein Hort des Wissens, haben sich aber grossmehrheitlich stark verändert.

werden bibliotheken überflüssig? ∙ Steigende Zahlen bei den Ausleihen überraschen, doch die Bibliothek als «zivilisierter Raum» braucht dringend die angekündigte Bundesförderung.

eine gesellschaftliche Realität; die Stadtbibliothek Thun wiederum ermöglicht Flüchtlingen kostenlosen Zugang zu Laptops mit einem Internetanschluss, welche die Organisation Thun4Refugees organisiert hat. Rafael Balls Aussagen sind – abgesehen davon, dass sie arrogant daherkommen – auch kurzsichtig: Die Vorstellung, dass

das Internet die Bibliotheken einfach ersetzt hat, könnte von unter Spardruck stehenden PolitikerInnen noch so gerne aufgenommen werden.

Totgesagte leben länger Alles gut und schön, kann man nun sagen, aber wie geht es dem Buch generell? Glaubt man Michael Hagner, dann leben Tot-

gesagte länger. Hagner ist Professor an der ETH Zürich, er lehrt Wissenschaftsforschung und hat 2015 seinen 280 Seiten dicken Beitrag «Zur Sache des Buches» veröffentlicht. In einer ausführlichen Replik auf Ball schrieb Hagner in der NZZ vom 12. Februar: «Dem gedruckten Buch geht es erstaunlich gut, und das wird auch für län-

Historisches Archiv und Bibliothek PTT

«Der Erhalt von digitalen Beständen ist teuer und pflegeintensiv» Wie können Bibliotheken heutzutage den Spagat zwischen digitalem und analogem Angebot bewältigen? Wir haben bei der Leiterin des PTT-Archivs, Heike Bazak, nachgefragt.  Interview: Naomi Kunz Frau Bazak, welche neuen Funktionen können Bibliotheken innerhalb von digitalen Informationsgesellschaften einnehmen? Die Vielfalt an Informationen, die frei zugänglich sind, nimmt stetig zu. Die Kunst jedoch ist, die relevanten Informationen zu finden und zu nutzen. Archivarinnen und Archivare sowie Bibliothekarinnen und Bibliothekare verstehen sich heute als Informationsspezialisten, die Kunden bei der Recherche unterstützen. Ausserdem bleiben Archive und Bibliotheken die Orte, an denen ein Wissenszugang von nicht im

Netz verfügbaren Quellen möglich ist. Websites, die heute frei abrufbar sind, sind es allenfalls in einem Jahr nicht mehr.

Was sind Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung? Die analoge und die digitale Welt optimal zu kombinieren, bleibt eine grosse Herausforderung. In einer vernetzten digitalen Gesellschaft haben wir die Möglichkeit, durch das Internet, Suchmaschinen und Online-Kataloge bekannter zu werden und unsere Bestände damit einer grös­seren Nutzergruppe zugänglich zu machen.

Welche analogen und digitalen Bestände haben Sie im Angebot? Wir verfügen über Archiv-Bestände zu Vorläufern der eidgenössischen Postverwaltung (1708–1848), der Eidgenössischen Post (1848–1997), der Eidgenössischen Telegrafen- und Telefonverwaltung (1852–1997), der Poststellenchroniken, Telefonbücher (1880 bis heute), Zeitschriften und Bücher zur Post, Telefonie, Telegrafie, zum Weltpostverein, der Internationalen Fernmeldeunion und Telekommunikation sowie zum Verkehr und zu Neuen Medien. Im historischen Bestand befin-

den sich Bücher ab dem 17. Jahrhundert. Insgesamt haben wir rund 90 000 Titel in der Bibliothek und über 5000 Laufmeter an Archivbeständen. Digital haben wir primär Retro-Digitalisate, zum Beispiel von Telefonnetz-Karten, die bei uns auch online recherchierbar sind.

Wie ist das PTT-Archiv zwischen analogen und digitalen Beständen organisiert? Die analogen Bestände sind die Hauptquelle für unsere Kunden. Dies bleibt auch in Zukunft so. Aber auch wir müssen uns der digitalen Welt stellen. Aus die-

sem Grund führen wir ein System zur digitalen Langzeitarchivierung. Diese ist für Bestände notwendig, die bereits digital verfasst worden sind oder für sogenannte «Retrodigitalisate», das sind analoge Bestände, die digitalisiert wurden.

Wie steht es eigentlich um die Pflege und Aufbereitung digitaler und analoger Bestände? Der Erhalt von digitalen Beständen ist eine äusserst kostspielige Angelegenheit. Die Kosten sind sogar höher als jene, die für die Pflege analoger Bestände anfallen: bei der digitalen Lang-

zeitarchivierung wird mit einer Aufbewahrungszeit von mehr als zehn Jahren gerechnet. Die Authentizität der Unterlagen muss über Jahrzehnte bis Jahrhunderte bewahrt werden. Es sind aber nur bestimmte Dateiformate langzeitarchivierungstauglich, das heisst, die Daten müssen regelmässig migriert werden. Zusätzlich braucht es Sicherungskopien, die deponiert werden müssen, und die Daten sind – damit sie auch gefunden werden können – in einer Datenbank zu verzeichnen. Damit fallen alle 5 bis 6 Jahre hohe Kosten an. Bestände auf Papier sind, nachdem sie restauriert, entsäuert, archivgerecht verpackt, in einer Datenbank erfasst und in einem Archivmagazin gemäss konservatorischen Standards bewahrt werden, für die nächsten hundert Jahre sicher und gut aufbewahrt und nicht mehr pflege­intensiv.

Welche Strategie verfolgen Sie im Hinblick auf die Digitalisierung? Wir orientieren uns nach den Kundenbedürfnissen, aber auch nach dem Erhaltungszustand von Dokumenten. Wenn diese durch digitale Nutzung geschont werden können, bekommen sie eine höhere Priorität.

Werden die analogen oder die digitalen Bestände mehr genutzt? Das ist je nach Fragestellung und Interesse verschieden. Ein Beispiel für einen Bestand, der aufgrund der Digitalisierung bekannter und damit häufiger genutzt wird, sind bei uns die sogenannten Postkurs-Karten aus den Jahren 1850 bis 1964. Darauf sind die Postkutschenverbindungen, Bahnpostverbindungen und Postautolinien abgebildet. Ebenso lassen wir die Telefonbücher digitalisieren und erhoffen uns einen ähnlichen Erfolg.

gere Zeit so bleiben.» Warum? «Weil es zahllose Leserinnen und Leser gibt, die lieber ein gedrucktes Buch nach Hause tragen und lesen, als die Lizenz für ein E-Book zu erwerben, die ihnen jederzeit wieder entzogen werden kann; und überdies mögen sie es nicht, beim Lesen Datenlieferanten für die gros­ sen Unternehmen des Informa-

Hagner bringt noch einen anderen Aspekt ins Spiel, der von vielen KommentatorInnen unberücksichtigt blieb: Bücher oder Attrappen von Büchern als Kulisse aufzubauen, um eine Bibliothek zu simulieren, sei nicht nur Ausdruck eines um hundert Jahre zu spät kommenden Dadaismus, der also keiner mehr sei. Schlimmer: «Die Bildungsinstitution selbst wird zum lächerlichen Kulissenzauber verzwergt, und die Menschen, die etwas auf Bildung, Wissen und Buchkultur geben, werden für so dumm gehalten, dass sie sich damit zufrieden gäben.» Das spiele letztlich politischen Kräften in die Hände, die auf Bildung, sorgfältiges Abwägen, geduldiges Argumentieren

und Sachkenntnisse nur zu gerne verzichteten, um simple Antworten, Halbbildung und das Spiel auf der Klaviatur der Emotionen an deren Stelle zu setzen. Michael Hagner nennt Bibliotheken «zivilisierte Räume»; und weil es davon nicht allzu viele gebe, «sollten wir uns ihrer nicht ohne Not entledigen».

Das Buch braucht Förderung Zum Schluss noch einige Zahlen. Das BfS zählte für das Jahr 2013 in einer unvollständigen Erhebung 775 Bibliotheken mit insgesamt rund 1,4 Millionen aktiven BenutzerInnen. Der «Tages-Anzeiger» meldete am 18. Februar: Dass die Schweizer Buchhandelsbranche in den letzten Jahren immer weniger Umsatz gemacht hat (2015 waren es 5,7 Prozent weniger als im Vorjahr), ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass 2008 die Buchpreisbindung abgeschafft wurde. Pikant: Die Zahl der verkauften Bücher hat sich kaum verändert. So hat syndicom mit ihren im Abstimmungskampf geäusserten Befürchtungen leider recht behalten. Ich halte es deshalb mit Tagi-Autor Martin Ebel: «Die Fördermassnahmen des Bundes, die 2016 anlaufen, sind notwendig und dringend.»

* Die Autorin ist stv. Leiterin der Regionalbibliothek Wetzikon (ZH), sie äussert ihre persönliche Meinung. Rafael Ball in der NZZ a. S.: http://goo.gl/ttRj3M Michael Hagner in der NZZ: http://goo.gl/wlh7ea Leserbrief von Susanna Bliggens­ torfer online nicht verfügbar.


4 | Branchen

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Branchen | 5

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Aktuelle Forschung

Die wichtigsten Trends: Gut und nachhaltig

Agentinnen und Agenten und erweitert das Arbeitsspektrum.

1. Einfache Aufgaben fallen weg Wenig anspruchsvolle Callcenter-Aufgaben werden zunehmend automatisiert oder ins Ausland vergeben. Es gibt immer weniger Arbeitsplätze für niedrigqualifizierte Arbeitskräfte.

Kommentar aus dem Management: «Wenn ein Mitarbeiter ein paar Wochen in den Ferien war, ist er einen Tag lang nur beschäftigt mit Einlesen von neuen Prozessen, Produktänderungen, Planänderungen, das ist extrem.» 2. Prozessorientierte Arbeit Die Produktionsform der Callcenter entwickelt sich von einer extrem arbeitsteiligen Arbeitsweise hin zu prozessorientierten Arbeitsformen. Die prozessorientierte Arbeitsform stellt höhere Kompetenzanforderungen an die

In der heutigen Arbeitswelt ist der Begriff Callcenter mehrheitlich durch neue Bezeichnungen abgelöst worden. Branchenintern spricht man hauptsächlich von Contact- oder Service-Centern. Die Verwendung unterschiedlicher Bezeichnungen zeigt bereits, wie heterogen die Branche selbst ist. Das verbindende Element der Unternehmen liegt in ihrer Arbeitstätigkeit, welche Sachbearbeitung und Kommunikation mit technischen Prozessen effizient verknüpft. (ppr)

Management-Kommentar: «Fremdsprachen sind gefragt und die Fähigkeit, nicht nur zu telefonieren, sondern auch zu erfassen. Die schriftliche Arbeit, z. B. einen Vertrag aufzusetzen, eine Reklamation aufzunehmen, das braucht andere und zusätzliche Skills.» 3. Mehr Gesprächskompetenz Die soziale Interaktion im Kundenkontakt rückt immer stärker in den Fokus. Kommunikative Fähigkeiten der Agentinnen und Agenten werden immer wichtiger. In der Gesprächsführung genauso wie im schriftlichen Ausdruck.

Kommentar eines Experten: «Sie müssen als Agent oder Agentin den Kunden zu verstehen geben, dass Sie diese ernst nehmen, dass Sie das Problem ernst nehmen und dass Sie alles versuchen, um das Problem zu lösen. Sie müssen eigentlich den Dialog steuern, ohne dass der Kunde dies bemerkt.» 4. Aushängeschild des Betriebs Um im globalen Konkurrenzkampf bestehen zu können, müssen sich die Callcenter in der Schweiz vermehrt auf qualitativ hochwertige und kostenintensive Dienst-

Struktur verändert sich schneller als Kultur, lautet eine arbeitssoziologische Theorie zum sozialen Wandel. So ist es nicht verwunderlich, dass die Erneuerung der Arbeitskultur in den meisten Callcentern mit dem Strukturwandel nicht Schritt zu halten vermag. Wie stark aber die beiden Dimensionen Struktur und Kultur auseinanderdriften, muss zu denken geben, allen voran den Unternehmen selbst. Aus Sicht der Arbeitnehmenden weiten sich die folgenden Problemfelder immer mehr aus:

Management-Kommentar: «Für uns hat der Standort Schweiz heute die höchste Bedeutung überhaupt. Die Phase der OffshoreBewegungen ist vorbei. Der Rückwärtstrend zurück in die Schweiz, weniger Calls, dafür qualitativ hochwertige – das ist Fakt.» 5. Technologischer Wandel Die Zahl der Kommunikationskanäle, die Agentinnen und Agenten im Kundenkontakt beherrschen müssen, nimmt stetig zu: von Telefon über Chat bis zu sozialen Medien. Mitarbeitenden-Kommentar: «Es geht neu mehr in Richtung ‹digitale Begleitung›, also ich bin nicht nur Supporter, sondern Begleiter.»

1. GAV als Innovationsplattform Im Herbst 2015 ist der zwischen syndicom und dem Arbeitgeberverband Contact­ swiss ausgearbeitete Gesamtarbeitsvertrag in Kraft getreten – erstmals überhaupt für die Branche. Dieses Instrument gilt es nun zu nutzen, um die Arbeitsbedingungen weiterzuentwickeln, insbesondere was das Lohnniveau betrifft, und für Kompensationsleistungen zur zunehmenden Arbeitslast.

Die Berufsbildung «Fachfrau/Fachmann Kundendialog» trägt bisher wenig zur Aufwertung der Branche bei. Sie gilt im Vergleich zu einer kaufmännischen Lehre als minderwertig und wird von den Absolvierenden vermehrt als Sackgasse wahrgenommen.

In Bezug auf die Arbeitsgestaltung lässt sich feststellen: Es sind mehrere parallel verlaufende Entwicklungen gleichzeitig, die den Strukturwandel von einer Branche mit eher niedrigen Qualifikationsanforderungen hin zu einer Branche mit hohen Anforderungen vorantreiben – und somit intensivieren.

Kommentar eines Angestellten: «Du fragst dich einfach, ob du wirklich Chancen hast, dich darauf weiterzuentwickeln. Es ist eher begrenzt. Ich glaube, ich würde eher ein KV machen.» 2. Die Fortbildung ist Dürftig Weiterbildungsangebote erfolgen fast ausschliesslich in den operativen Abteilungen und sind gebunden an produktspezifische Inhalte. Wechseln die Produkte, verfällt der Wert dieser Weiterbildungen für die Karriere der Beschäftigten.

Kommentar einer Angestellten: «‹Fortbildung› ist wohl ein wenig hochgegriffen. Aber es gibt immer wieder Software-Releases, Prozessanpassungen. Das gibt es insgesamt viermal im Jahr.»

Leiter der Studie Soziologieprofessor Ueli Mäder, Co- Autor Riccardo Pardini (Bianca Fritz fehlt auf dem Bild), zusammen mit den Initianten Daniel Münger und Daniel Hügli von syndicom (v.l.n.r.).

3. kaum Karrieremöglichkeiten Die Aufstiegsmöglichkeiten sind durch den flaschenhalsförmigen Übergang zum unteren Management begrenzt.

Kommentar aus dem Management: «Es ist sicher nicht ganz einfach, aus dem Customer

anspruchsvoller Job ∙ Die Arbeit im Callcenter muss endlich aufgewertet werden.

Care hinaus in andere Abteilungen zu kommen. Es bleiben Einzelfälle. Beispielsweise als Assistentinnen im HR-Bereich nehmen wir sehr gerne Callcenter-Agentinnen in Form von Stages.» 4. Die Arbeitslast steigt Die Mitarbeitenden sind kontinuierlichen Rationalisierungsprozessen unterworfen. Stets droht Automatisierung oder Auslagerung von Arbeitsprozessen, was zu immer höheren Belastungen führt. Das Arbeitsvolumen pro Stunde nimmt stetig zu, somit die Arbeitsdichte. Reaktionszeiten werden kürzer, Kundengespräche immer mehr gestrafft. Optimierungs- und Standardisierungsprozesse beschleunigen den Arbeitsrhythmus.

Mitarbeitenden-Kommentar: «Jedes Projekt hat eine Zielvorgabe. Aber je nach Gerät und Kunde ist es nicht innerhalb der Frist lösbar. Man versucht, die Effizienz zu steigern, oder springt über den eigenen Schatten.» 5. Image der Branche ist schlecht Massenmedien berichten nur selten dif-

Begleitgruppe Weiterentwicklung Poststellen und Verkauf

Am 2. März fand das jüngste Treffen statt. Die Geschäftsleitung PV informierte syndicom und Syna, dass per 1. Januar 2017 am Schalter zwischen Verkaufs­ personal und Beratungspersonal unterschieden werden soll. Ein Teil der Mitarbeitenden soll

Genehmigen beide Gremien das Vorhaben, wird die Geschäftsleitung PV im Frühsommer die Mitarbeitenden über das weitere Vorgehen informieren. Die Geschäftsleitung PV hat für das Verkaufs- und das Beratungsprofil bereits Stellenbeschriebe verabschiedet. Die Einreihung beider Profile ist innerhalb der Lohnsystematik der Post defi-

niert und wird zusammen mit dem Umsetzungskonzept im April/Mai ebenfalls der Konzernleitung und dem Verwaltungsrat vorgelegt. Nach dem Entscheid des Verwaltungsrats wird PV das Gespräch mit den Gewerkschaften suchen und danach über die Einreihungen informieren, teilt die Post mit.

ferenziert über die Callcenter-Branche. Der grosse Anteil der im Untersuchungszeitraum der Studie erschienen Presseartikel befasst sich mit negativen Aspekten der Branche.

Mitarbeitenden-Kommentar: «Es geht hier nicht wie auf der Galeere zu. Dieser Eindruck wird von den Medien halt schon oft vermittelt. Das ist vielleicht auch bis zu einem gewissen Grad eine Falschdarstellung.» Zusammenfassend geht aus der Studie hervor: Das schlechte Image der Branche kommt nicht von ungefähr, sondern steht in engem Zusammenhang mit den tatsächlichen Arbeitssituationen und beruflichen Perspektiven in der Branche.

Aus gewerkschaftlicher Sicht: Fünf Lösungswege aus dem Dilemma Vor dem Hintergrund der zunehmenden Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Arbeitswelt der Callcenter-Branche ist der Handlungsbedarf gross. Aus Sicht der Gewerkschaft syn-

Nur ein Teil der Schweizer Callcenter sind bisher dem Gesamtarbeitsvertrag unterstellt. Contactswiss und syndicom streben an, beim Bundesrat möglichst rasch die Allgemeinverbindlichkeit zu erwirken, damit der Konkurrenzkampf in Zukunft nicht mehr über Personalkosten ausgetragen wird, sondern über die Dienstleistungsqualität. Nur so kann sich das Image der Branche verbessern.

3. Ausbildung aufwerten Die neu eingeführte Ausbildung «Fachfrau/Fachmann Kundendialog» ist ein erster Schritt in Richtung Professionalisierung der Branche. Allerdings leidet der Lehrgang noch unter zahlreichen Kinderkrankheiten. Seinen Zweck, nachhaltig hochqualifizierte Arbeitskräfte für die Branche auszubilden, erfüllt er nur dann, wenn der Fokus erweitert wird – auf das möglichst effiziente und effektive Management von Kundenbeziehungen, die in Zukunft immer wichtiger werden.

4. Aus- und Weiterbildung garantieren Die Branche kann die Herausforderungen der Zukunft nur meistern, wenn sie den Mitarbeitenden das Recht auf Aus- und Weiterbildung zubilligt. Die Regelung im Rahmen des neuen Branchen-GAV geht in diese Richtung.

Mitglieder gestalten die Branche

Die Mitarbeitenden im Callcenter erbringen hochwertige Dienstleistungen. Dies über mehrere Kommunikations-Kanäle und in diversen Sprachen. Die hohe Qualität macht die Arbeit anspruchsvoller. Genau das hält die Schweiz als Callcenter-Standort aber auch attraktiv. Damit dies so bleibt, muss die Branche in die Mitarbeitenden investieren: in die Arbeitsbedingungen, in die Aus- und Weiterbildung und in die betriebliche Mitwirkung. Der Gesamtarbeitsvertrag bildet die Grundlage für viele Verbesserungen in der Callcenter-Branche. Nun geht es darum, den bestehenden GAV auf den Verband Callnet.ch auszu­weiten und ihn vom Bundesrat für die ganze Branche als allgemeinverbindlich erklären zu lassen. Bei der Entwicklung von Lösungen für die Branche haben die Gewerkschaftsmitglieder eine besonders wichtige Rolle: An der syndicom-Konferenz der Callcenter-Mitarbeitenden vom 10. Juni habt ihr die Gelegenheit, die Zukunft mitzugestalten. Daniel Hügli, Zentralsekretär Telecom/IT

Bedenken von syndicom – keine Lohnkürzung! Gleichzeitig will PV alle Rahmenbedingungen einer allfälligen Umsetzung kommunizieren. Hierfür werden im Frühsommer in den Poststellengebieten Info-Meetings durchgeführt. syndicom sieht die anzunehmenden Anpassungen der

Die Konzernleitung der Post verkündet an ihrer Medienkonferenz zur Bilanz 2015 eine doppeldeutige Botschaft. Einerseits legt die Post in einem rasant wandelnden Umfeld noch zu. Gleichzeitig soll das Poststellennetz konsequent ausgedünnt werden.

jeweiligen Funktionsstufen aufgrund der Stellenbeschriebe kritisch. Diese widersprechen im Geiste der Aussage der Konzernleiterin Post, Susanne Ruoff, dass mit dem neuen GAV die Löhne übernommen werden. Wir werden die Post an diese Aussage erinnern. Ausserdem werden wir die Stellenbeschriebe intern bewerten und Massnahmen definieren. Das nächste Treffen der Begleitgruppe WPV findet bereits am 30. März 2016 statt. Für Fragen oder Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung.

Meldet euch bei Fragen telefonisch im Zentralsekretariat oder bei roland.lamprecht@syndicom.ch

syndicom fordert die Post und ihre Tochtergesellschaften auf, zukünftig nicht auf Personalabbau und Lohndruck zu setzen. Vom guten Geschäftsgang soll schliesslich nicht nur das Kader, es sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren.

7 Millionen mehr Gewinn

© KEYS TONE

Verkaufsdruck entschärfen

Stellenprofile schon fertig

Kommentar

Die Post floriert, das Kader profitiert. Und das Personal?

Der Bereich Poststellen und Verkauf will zukünftig das Verkaufs- und das Beratungsgeschäft am Schalter trennen. syndicom fordert, dass die neuen Stellenprofile nicht mit einer tieferen Lohneinstufung einhergehen.  Roland Lamprecht, Zentralsekretär Logistik so vom Verkaufsdruck entlastet werden und ausschliesslich klassische Postdienstleistungen anbieten. Dieser Vorschlag ist der Konzernleitung und dem Verwaltungsrat unterbreitet worden und soll bis Ende Mai geprüft werden.

Neue Technologien stellen immer neue Herausforderungen an die Mitarbeitenden. Um den Wandel mit dem verfügbaren Personal bewältigen zu können, empfiehlt sich eine sozialpartnerschaftliche, vorausblickende Planung der Ressourcen. Ein Vorgehen, welches sich beispielsweise bei Swisscom bewährt hat.

Bilanzmedienkonferenz 2015

Neu zwei Stellenprofile am Postschalter Die Post strebt im Projekt «Weiterentwicklung Poststellen und Verkauf» (WPV) Transparenz an und bindet die Gewerkschaften in den Prozess ein. In Form einer Begleitgruppe versammeln sich seit April 2015 regelmässig Vertreter von syndicom und Transfair, die Geschäftsleitung des Bereichs PV und die Projektverantwortlichen.

5. s ozialpartnerschaftlich koordinierte Personalplanung

2. Allgemeinverbindlichkeit des GAV

1. Die Ausbildung ist eine Sackgasse

© JENS FRIEDRICH

Die Basler Studie gibt detailliert Auskunft über die Arbeitsorganisation und die Gestaltungsmöglichkeiten des Personals in den zwölf untersuchten Betrieben. Zusammenfassend werden in der Callcenter-Branche folgende fünf Trends festgestellt:

dicom drängen sich besonders folgende Massnahmen auf, um das Dilemma zu lösen:

© PATRICK GUTENBERG

Fortsetzung von Seite 1

Die grossen Probleme der Branche: Wandel und Starrsinn

leistungsangebote fokussieren. Der Kundenkontakt muss immer professioneller erfolgen. Der Kundendialog und somit die Arbeit im Callcenter entwickelt sich immer mehr zu einer wichtigen Kompetenz eines Unternehmens, die auch nicht so einfach ins Ausland ausgelagert werden kann.

© KEYS TONE

Callcenter: Aufbruch oder Sackgasse

Wird Frau Ruoff Wort halten? ∙ Die bisherigen Löhne sollen in den neuen GAV übernommen werden.

Bei einem stabilen Konzerngewinn von 645 Millionen Franken (+7 Millionen) ist die Post ein gesundes Unternehmen, das zuversichtlich in die Zukunft blicken kann. Trotz sinkendem Ertrag konnte der Gewinn

gesteigert werden. Zu diesem guten Ergebnis haben vor allem die 54 420 MitarbeiterInnen der Schweizerischen Post beigetragen.

Wachstum = Stellenabbau? Die Ankündigung, dass die Post «konsequent ihre Dienstleistungen und Zugangspunkte» weiterentwickeln will, löst aus Arbeitnehmersicht Unbehagen aus. Im letzten Jahr wurden 550 Vollzeitstellen gestrichen. Es kann nicht sein, dass Weiterentwicklung mit Stellenabbau und zusätzlichem Druck auf

die Arbeitsbedingungen einhergeht. Im Gegenteil: Die Mitarbeitenden verdienen besondere Wertschätzung für ihre tägliche Leistung in einem Umfeld, das von Optimierungsdruck und Auslagerungen geprägt ist (man denke an die Wagenführer).

24% mehr fürs Kader Die Vergütung des obersten Kaders nahm um 24 Prozent zu, die tiefen Löhne stagnierten. Die Post muss ihre Verantwortung als soziale und faire Arbeitgeberin gegenüber ihren Angestellten wahrnehmen. Ein «sozial-

verträglicher» Abbau von Stellen reicht nicht aus. Den Mitarbeitenden, welche in den nächsten Jahrzehnten das Unternehmen mittragen werden, muss eine Zukunftsperspektive gegeben werden. Dies bedeutet, dass in das Personal investiert werden muss. Die Mitarbeitenden sollen gleichmässig am Gewinn beteiligt werden. Spätestens bei den kommenden Lohn- und GAV-Verhandlungen wird sich zeigen, ob die Post auch wirklich bereit ist, ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen. (syndicom)


6 | Branchen

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Branchen | 7

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Lohnabschluss Swisscom

Grafische Industrie

Lohnerhöhung wird 2017 spürbar

Hallo Tamedia, was kostet eine Antwort?

Plus 0,4 Prozent der Lohnsumme für 2016, plus 0,6 Prozent für 2017: Diesem Lohnabschluss mit der Swisscom hat die gewerkschaftliche Firmenkonferenz Swisscom Group zugestimmt. Auf den ersten Blick unspektakulär, kann der Lohnabschluss bei näherer Betrachtung eine nachhaltige Wirkung entfalten.  Franz Schori*

Seit dem 1. Januar ist Tamedia nicht mehr Mitglied des Unternehmerverbands Viscom, dem Sozialpartner der Gewerkschaften für den Gesamtarbeitsvertrag grafische Industrie. Trotzdem kann Tamedia belangt werden, wenn sie den GAV unterläuft.  Angelo Zanetti, Zentralsekretär grafische Industrie

Aufträge an die Gewerkschaft Weiter erteilte die Firmenkonferenz Swisscom Group mehrere Aufträge an syndicom: Erstens sollen die «Zielvereinbarungen» abgelöst werden durch ein Sys-

tem, das Mitarbeitende effektiv in der beruflichen Entwicklung fördert. «‹My Performance› ist ein reines Herrschaftsinstrument, das in dieser Form abgeschafft gehört», fand ein Kollege, wofür er grossen Applaus erntete. Überprüft werden soll auch die Entwicklung des Medianlohns bei Swisscom. Giorgio Pardini, Leiter des ICT-Sektors bei syndicom, äusserte seine Befürchtung, die ausbleibende Teuerung und die Verteilung der Lohnerhöhungen der letzten Jahre könnten zu einem tieferen

zusätzlich den Auftrag, mit der Swisscom zu diskutieren, wie Leute motiviert werden können, die über mehrere Jahre hinweg trotz guter Leistung keine Lohnerhöhung erhalten haben. Zum «Der Medianlohn muss sich Beispiel mit zusätzlimit der Arbeitsproduktivität chen freien Tagen – kontinuierlich entwickeln.» was sowieso in Zeiten steigender Erwerbslosigkeit auf die soziAgenda vität kontinuierlich gegen oben alpartnerschaftliche zu entwickeln», befand Pardi- gesetzt werden müsste. ni mit Nachdruck. Die Firmenkonferenz erteilte syndicom * Fachsekretär Telecom/IT Medianlohn geführt haben. «Das geht natürlich nicht; denn der Medianlohn hat sich im Gleichschritt mit der Arbeitsprodukti-

Seminar zur Mitgliederwerbung

Das Seminar zur gewerkschaftlichen Mitgliederwerbung des syndicom-Sektors Telecom/IT von Mitte Februar diente gleich zwei Zielen: Die Mitglieder verschiedener Firmenvorstände trafen sich für zwei Tage zum Austausch untereinander und erhielten gleichzeitig von Kommunikationsfachmann Mark Herbst weitere interessante neue Impulse für die Mitgliederwerbung.

Anzeige

© S YNDICOM

Überall gleiche Probleme

Gruppenbild mit neuem Schwung. Von links im Zickzack: Hugo Meier (Localsearch), Daniel Hügli (syndicom), Mark Herbst (Leiter), Claudio Nicolazzo (Sunrise), Max Stoop (Cablecom), Peter Siegrist (Cablecom), Henner Knorr (Capita), Cornelia Ziehler (Sunrise), Jacques Rufer (Cablecom), Giuseppe Morabito (Sunrise), Valentina Smajli (syndicom), Beat Isler (Cablecom), Luigi Marchiondi (Sunrise), Urs Zbinden (syndicom), Fabrizio D’Orazio (syndicom), Heidi Pulfer (syndicom). Es fehlt Margit Wesche (Capita).

Ähnlich erlebte das Seminar Henner Knorr, kürzlich gewählter Firmenvorstandspräsident

Wieder eintreten oder die Vertragstreue erklären! Ausgerechnet Tamedia, das finanzkräftigste und grösste Schweizer Zeitungsdruck-Unternehmen, meint, sich aus der Sozialpartnerschaft schleichen zu können – das ist nicht

gemeinverbindlich sein. Tamedia kann belangt werden, wenn der GAV unterlaufen wird: •  Das gilt für die Nachtzuschläge, die Arbeitszeit und alle Leistungen und Pflichten, die im GAV festgeschrieben sind. • Tamedia muss die Beiträge für die kostenlosen beruflichen Weiterbildungskurse der Angestellten weiterhin einziehen und überweisen. •  Tamedia muss die Umsetzung des GAV mitfinanzieren und deshalb Nichtgewerkschaftsmitgliedern Vollzugskostenbeiträge

zuletzt gegenüber den Angestellten respektlos. Wir fordern von Tamedia eine rechtsverbindliche Rückkehr in die GAV-Partnerschaft: Wiedereintritt in den Viscom oder Vertragstreue-Erklärung beim Berufsamt der grafischen Industrie – einen dritten Weg gibt es nicht. Bis zu seinem Ablauf Ende 2018 muss Tamedia den GAV sowieso einhalten, weil er unterschrieben wurde, als sie noch Mitglied des Viscom war. Und voraussichtlich ab 2017 wird der GAV für die ganze Branche gelten, bis dann sollte er all-

Konkurs Druckerei Schlaefli & Maurer

Erfolgreiche Mitgliederwerbung trotz Zeitdruck

Bei den Gesprächen drehte sich alles um den Gesamtarbeitsvertrag, stellten verschiedene Teilnehmer fest. «Wir haben in den Gesprächen erkannt, dass uns alle die gleichen Themen beschäftigen, besonders Zeitdruck und Personalmangel», schilderte Sunrise-Firmenvorstandspräsidentin Cornelia Ziehler nach dem Seminar.

Der Chef der Tamedia-Druckzentren, Andreas Schaffner, erklärte noch im Januar in Zürich, Bern und Bussigny sowie gegenüber den Gewerkschaften mündlich, dass die Einhaltung des GAV bei Tamedia 2016 nicht in Frage gestellt werde. Aber Lippenbekenntnisse genügen nicht: Die Betriebskommissionen, syndicom und Syna ver-

langten eine verbindliche Bestätigung, dass Tamedia den GAV ohne Einschränkung einhalten wird. Doch an der Werdstrasse mag man sich offenbar nicht so gerne festlegen: Eine Antwort ist bis heute ausstehend.

beim Contact- und Callcenter Capita/Avocis: «Wir haben festgestellt, dass es überall schwie-

rig ist, mit ArbeitskollegInnen in Kontakt zu treten, weil ihnen die Zeit fehlt. Mit gemeinsam

entwickelten Konzepten können wir dagegen angehen.» Für Hugo Meier, Firmenvorstands­ präsident bei Localsearch.ch, waren die aufgezeigten Werbetechniken besonders aufschlussreich. So fühle er sich nach dem Seminar motiviert und werde mit neuem Schwung an die Mitgliederwerbung herangehen. Für Beat Isler, Firmenvorstand UPC Cablecom und Mitglied des Vorstands der Sektion Bern syndicom, gab das Seminar Anregungen für die engere Zusammenarbeit seiner Sektion mit den RegionalsekretärInnen und Vertrauenspersonen bei innerbetrieblichen Werbeaktionen. Besonders zu spüren war die neu entfachte Motivation bei den Mitgliedern des Firmenvorstands Sunrise: Sie haben bereits begonnen, eine Präsentation für die gewerkschaftliche Werbung bei Sunrise zu entwickeln. (SF)

vom Lohn abziehen und selbst solche bezahlen. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in den Druckereien werden wir nicht locker lassen und alles unternehmen, damit Tamedia jetzt und in Zukunft den GAV respektiert!

Sollten wir bis dann keine verbindlichen Garantien dafür erhalten, treffen wir uns am 8. April an der Generalversammlung von Tamedia, wo die Dividenden an die Besitzerfamilie und Aktionäre verteilt werden!

Tamedia-Abschluss 2015

Von heute auf morgen arbeitslos

Lieber GAV als Geldgeschenke!

Knall auf Fall wurde die Schlaefli & Maurer AG in Uetendorf geschlossen. 65 Mitarbeitende der konkursiten Druckerei, davon 11 Lernende, stehen auf der Strasse. syndicom war sofort vor Ort, um die Betroffenen mit Rat und Tat zu unterstützen.

Kein anderes Schweizer Medienunternehmen erreicht ein Ergeb­ nis von 334 Millionen Franken und eine Gewinnmarge von 22,9% Ebitda und 12,3%Ebit! syndicom fordert ein Bekenntnis von Tamedia zu Gesamtarbeitsverträgen für Druck und Vorstufe und die Redaktionen.

Die von Tamedia am 15. März bekannt gegebenen Zahlen zum Geschäftsjahr 2015 sind so hoch wie noch nie.

Digitalerfolg dank Print

Am 17. Februar wurde der Konkurs über die traditionsreiche Druckerei im Berner Oberland eröffnet, und schon am Tag danach führte syndicom eine erste Betriebsversammlung durch, an welcher auch die stellvertretende Leiterin der Arbeitslosenkasse von syndicom teilnahm. Rund 25 der 65 Betroffenen nahmen teil. Es wurde rege diskutiert und viele machten ihrem Unmut Luft. An einer zweiten Betriebsversammlung mit ähnlicher Beteiligung konnten rund 10 Tage später noch offene Fragen geklärt werden. syndicom unterstützt die Betroffenen in arbeitsrechtlichen Fragen sowie in der Weiterbildung. Doch der Schock sitzt bei den ehemaligen Angestellten tief. Für unsere Mitglieder wurde sofort eine Stellenbörse

eingerichtet. Die Solidarität der Arbeitgeber in den Druckereien der Umgebung ist immens.

Enorme Solidarität von den Druckbetrieben Beinahe täglich erreichten und erreichen uns Stellenangebote von Betrieben, die neue MitarbeiterInnen suchen. Wir sind überzeugt, dass hier einige KollegInnen aus der Schlaefli-&-Maurer-Belegschaft einen neuen Wirkungskreis finden werden. Es ist auch bereits zu ersten Anstellungen gekommen. Dank der guten Kontakte des Unternehmensverbandes Viscom zu den Lehrbetrieben läuft die Vermittlung der 11 Lehrlinge auf Hochtouren. syndicom war auch dabei, als Viscom zusammen mit der Lehraufsichtskommission eine

Infoveranstaltung für die Lernenden durchführte. Viele Betriebe haben sich solidarisiert und machten den Lernenden Angebote, sodass für alle eine Anschlusslösung gefunden werden sollte. Drei Lehrlinge konnten bereits vermittelt werden. Immerhin ein Lichtblick in dieser unschönen Geschichte. Nun bleibt zu hoffen, dass das Konkursamt bald seine Abklärungen abgeschlossen hat. Es steht in der Pflicht, die Umstände aufzudecken, die zum Konkurs geführt haben. Vieles ist noch unklar und einige brennende Fragen blieben bis jetzt unbeantwortet. syndicom bleibt am Ball und hilft den Betroffenen auch weiterhin – denn dafür ist eine Gewerkschaft da.

Stefanie Fürst, Regionalsekretärin

Der Bereich Digital wächst erneut. Allerdings wurden die Digital-Investitionen durch den Printbereich finanziert, der den Löwenanteil des Gewinns erarbeitet. syndicom kritisiert, dass Tamedia die publizistische Qualität und die Arbeitsbedingungen zunehmend der Profitmaximierung unterordnet: Ohne Investitionen in die Publizistik und in den Journalismus, ohne klares Engagement für die Medienqualität wird Tamedia zum Gemischtwarenladen im digitalen Kommerz. Wegen des schwierigen Werbemarktes ist der Umsatz im Print um 7 Prozent zurückgegangen. Trotzdem bewegen sich die Gewinnmargen (Ebitda) der Geschäftsbereiche Print regional und Print national immer noch auf sehr hohen 15,6 beziehungs-

weise 19,3 Prozent. Den 7 Mitgliedern der Geschäftsleitung werden die Vergütungen um über 74 Prozent auf 15,4 Millionen Franken erhöht! Die Gewinnausschüttung an die Aktionäre ist mit 48 Millionen weiterhin sehr hoch. Und auch wenn die 3366 Angestellten mit einem einmaligen Bonus von 6200 Franken pro 100-%-Stelle partizipieren: ihr Anteil am Gewinn, den sie erarbeitet haben, ist vergleichsweise klein; und mangels allgemeiner Lohnerhöhungen bleibt er nicht nachhaltig.

Wir fordern klares Ja zu GAV Angesichts dieser Gewinnzahlen und der herausragenden Position von Tamedia im Zeitungsdruck und als Verlegerin ist es skandalös, wie das Unternehmen sich aus der Vertragspartnerschaft für den Gesamtarbeitsvertrag der grafischen Industrie stehlen will. syndicom verlangt von Tamedia das Bekenntnis, den GAV der grafischen Industrie weiterhin einzuhalten, und eine Zustimmungserklärung zum Aushandeln eines fairen GAV für die JournalistInnen in der Deutschschweiz und im Tessin. (syndicom)

© TAMEDIA ZÜRICH

systembedingt niemand mehr unter dem Lohnband angestellt werden kann. Bereits bei der Lohnsummen­erhöhung von 0,6 Prozent per 1. April nächsten Jahres werden deutlich mehr Personen profitieren als in diesem Jahr.

© PATRIC SPAHNI

Rund 70 syndicom-Mitglieder befanden an der Firmenkonferenz Swisscom Group vom 25. Februar über den neuen zweijährigen Lohnabschluss mit der Swisscom. Dank der Beharrlichkeit von syndicom werden per 1. April die letzten 400 Mitarbeitenden ins Lohnband geführt, was einen grossen Teil der Lohnsummenerhöhung dieses Jahres auffrisst. Damit wird jedoch eine langjährige Ungerechtigkeit endlich aufgehoben. Zudem ist das Thema künftig vom Tisch, weil


Branchen | 9

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016 Medien-GAV jetzt!

Meuterei auf der Galeere Sie organisieren eine bessere Zusammenarbeit zugunsten der Medienschaffenden in der Schweiz (von links): Stephan Ruppen (SSM), Pierre-Henry Badel (SFJ/AJS), Florian Niedermann (syndicom), Roland Kreuzer (syndicom), Rafael Poncioni (SSM), Ruedi Bruderer (SSM), Sina Bühler (syndicom), Christian Campiche (Impressum), Stephanie Vonarburg (syndicom), Urs Thalmann (Impressum).

Eine Interessenvertretung aller Medienschaffenden syndicom, Impressum, das Syndikat Medienschaffender (SSM) und der Verband der FachjournalistInnen (SFJ-AJS) haben sich im Februar im Berner Käfigturm getroffen, um die Zukunft der Organisationen der Medienschaffenden in der Schweiz zu diskutieren. Die Mitglieder der Gewerkschaften und Verbände stehen denselben Herausforderungen gegenüber, war man sich einig. Es wird nun eine Arbeitsgruppe mit VertreterInnen der vier Organisationen eingesetzt, um Szenarien für eine engere, effizientere Zusammenarbeit zu prüfen. Dadurch soll die Interessenvertretung und Unterstützung der Medienschaffenden in der Schweiz gestärkt werden. Beim Treffen haben sich vier grundsätzliche Herausforderungen herauskristallisiert, für die es gemeinsame starke Antworten braucht: Die verschlechterten Arbeitsbedingungen von fest angestellten und vor allem freien Medienschaffenden, der Stellenabbau, der Kommerzialisierungsdruck durch die Wirtschaft und die politischen Angriffe auf den Service public der Medien. In der gemeinsamen Arbeitsgruppe werden sich von Seite syndicom Sina Bühler, Präsidentin Branche Presse und elektronische Medien, und Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin und Branchenleitung Presse, engagieren. (red)

Macht euch stark für einen neuen Medien-GAV in der Deutschschweiz und im Tessin. Folgt der GAV-Kampagne von syndicom und Impressum auf der gemeinsamen neuen Webseite, auf Twitter oder Facebook. Wir befinden uns im Jahre XII des vertragslosen Zustands. In Helvetien will die ganze Branche der Print- und Onlineverlage seit Jahren nichts von einem Medien-GAV wissen. Die ganze Branche? Nein! Seit Kritix, Scribix, Autora, Pictura und ihre MitstreiterInnen Syndica und Impressix sich zusammenge­ rauft haben und gemeinsam gegen die Zustände auf den Medien-Galeeren ankämpfen, rückt der Medien-GAV endlich wieder in Sichtweite. So haben auch Hanspeter Cäsar Lebrument und sein römisches Verlegerreich im September anno ­ MMXV beschlossen, den geistigen Limes abzubauen: die Medienunternehmen haben sich das Jahresziel gesetzt, einen GAV auszuarbeiten!

zu gewinnen sein. Daher, liebe Journalistinnen, Fotografen, Produzentinnen, Freie und Volontäre:

Besucht unsere Webseite www.mediengav.ch und füllt die dort aufgeschaltete GAV-Umfrage aus, um klarzustellen, was ihr im GAV wollt. Schaut euch die XXIII unbeugsamen Gallier an, die für ihre Testimonials hinstehen und sagen, warum sie endlich wie-

der einen GAV für die Printmedien in der Deutschschweiz und im Tessin wollen. Die Webseite MedienGAV.ch bündelt die Informationen zur gemeinsamen GAV-Kampagne von syndicom und Impressum und informiert über Aktionen und Veranstaltungen sowie über den Stand der Verhandlungen. Folgt uns auch auf Twitter und Facebook!

Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin Presse und elektronische Medien

«

Kämpft mit für einen GAV Ohne fabelhaften Zaubertrank wird aber keine GAV-Schlacht zu verhandeln, geschweige denn

© Caroline Minjolle

© Z VG

Anzeige

GAV-Politik

Wie die AVE funktioniert

Qualität hat mit den Arbeitsbedingungen zu tun. Wer Qualität im Journalismus möchte, muss für einen Gesamt­ arbeitsvertrag sein.»

Stefan Keller, Journalist und Buchautor

Der Antrag auf Allgemeinverbindlichkeit des GAV der grafischen Industrie ist beim Staatssekretariat für Wirtschaft eingereicht. Jetzt geht die Arbeit los. Erstmals werden alle dieselben Arbeitsbedingungen haben! Das SECO hat unseren Antrag auf Allgemeinverbindlichkeit des Gesamtarbeitsvertrags der grafischen Industrie endlich erhalten. Die Erklärung soll spätestens vom 1. Januar 2017 bis zum Ablauf des GAV Ende 2018 in Kraft sein. Das ist gar nicht anders möglich, da die AVE nur bestehen kann, wenn ein GAV in Kraft ist.

Das Dossier ist nun in den Händen des Staatssekretariats; dieses leitet das Verfahren mit der Veröffentlichung unseres Antrags im Bundesblatt ein. Die Aufgabe der Gewerkschaft ist jetzt, jene Arbeitnehmenden, die ohne GAV arbeiten, über diese wichtige Neuigkeit zu informieren. Das Berufsamt der grafischen Industrie seinerseits muss das Programm zur Kontrolle der Umsetzung des GAV

vorbereiten. Das Hauptziel einer Allgemeinverbindlich­erklä­rung ist ja die Kontrolle über die Anwendung von Lohnregelungen, Ferien, Arbeitszeiten usw. Die Kontrollen werden gemäss einem festen Programm erfolgen. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit von Kontrollen auf Anzeige. Eine Anzeige können sowohl Gewerkschaften als auch betroffene Arbeitnehmende einreichen. (aza)

«

JournalistInnen, die in den Beruf einsteigen, werden in vielen Redaktionen kaum noch richtig betreut. Ihre Kolleginnen und Kollegen stehen selber unter ständigem Zeitdruck. Mit einem GAV erhalten Volontärinnen und Volontäre wieder eine Ausbildung, die diesen Namen verdient.» Sina Bühler, freie Journalistin, Präsidentin der Branche Presse und elektronische Medien von syndicom

Werbe-Allianz Swisscom, SRG und Ringier

Werbebatzen für die Publizistik einsetzen Beschwerde vor Bundesverwaltungsgericht: Der Verband Schweizer Medien und die nicht beteiligten Medienhäuser leisten Widerstand gegen die Reklame-Allianz zwischen Swisscom, der SRG und Ringier. Das wundert uns nicht. Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) hat Ende Februar mit dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) die Werbeallianz Swisscom, SRG und Ringier durchgewunken. Dies hat bei nicht an der Allianz beteiligten Medienhäusern, dem Verband Schweizer Medien und weiteren Verbänden Widerstand hervorgerufen: sie werden gemeinsam eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einreichen.

Auch syndicom sieht der Allianz mit Skepsis entgegen. Kann das geplante Joint-Venture tatsächlich den Abfluss von Werbegeldern in Suchmaschinen und soziale Netzwerke stoppen?

Nutzen fraglich, Nachteile deutlich Bereits letzten August gab syndicom zu bedenken, dass vor allem kleine Schweizer Printund Onlinemedien durch die Allianz vermehrt Schwierigkei-

ten bekommen könnten, Werbegelder für die Finanzierung ihrer publizistischen Leistungen zu generieren. Damit würde die Medienvielfalt weiter unter Druck geraten, zumal der Werbekuchen insgesamt kaum wachsen wird. Werbegelder dürfen kein Selbstzweck sein, insbesondere bei diesen gewichtigen Allianzpartnern nicht. Vielmehr sollen die Werbeerlöse eingesetzt werden, um die Qualität der Publizistik

zu stärken, die Medienvielfalt und die publizistische Qualität zu fördern und solide Arbeitsbedingungen in allen Medien wieder herzustellen. Die Partner sollen dies garantieren.

Fördermit tel generieren per Werbe-Abgabe syndicom hofft, dass das Bakom als Aufsichtsbehörde diesen Gedanken besonders berücksichtigen und wenn nötig Massnahmen einleiten wird. Eine

mögliche Massnahme könnte sein, eine Abgabe auf durch Werbung erzielte Einnahmen zu erheben und bei den Medienunternehmen (wie dem geplanten Joint-Venture) und Vermarktern (wie Google) einzutreiben. Ausserdem gut denkbar ist eine Datenverkehrs­abgabe für Webdienste, die journalistische Leistungen Dritter kommerziell verwerten. Dies würde Fördermittel für demokratische, unabhängige Medien bereitstellen. (nku)


10 | Frauen

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016 Gleichstellungsgesetz in der Vernehmlassung

Gesetz über die Ladenöffnungszeiten (LadÖG)

© ERIC ROSET

Internationaler Frauentag ∙ Oben: Am 8. März besuchte syndicom ausgewählte Grossbetriebe mit einem hohen Frauenanteil. Gruppenbild mit Susanne Oehler und Patrizia Mordini von syndicom im neu eröffneten Postparc Bern. Bild unten: Junge und Alte an der Demonstration in Genf («Frauen rackern bis ins Grab» steht auf den Schildern). (red)

Der Bund hat in seinem Entwurf zur Änderung des Bundesgesetzes über die Gleichstellung von Frau und Mann (Gleichstellungsgesetz, GlG) die geplanten staatlichen Massnahmen aufgezeigt. syndicom wurde zur Vernehmlassung eingeladen. In unserem Kommentar erläutern wir, warum der Gesetzesentwurf zu wenig weit geht, und fordern weiterführende Massnahmen.

freiwillige Projekt «Lohngleichheitsdialog» gescheitert: Die Zahl der teilnehmenden Unternehmen blieb deutlich unter den erhofften 100 – es waren 51. Fast die Hälfte von diesen sind zudem staatliche oder staatsnahe Betriebe. Um den bereits 35 Jahre alten Verfassungsauftrag zu erfüllen, für gleichwertige Arbeit gleichen Lohn zu bezahlen, sind verpflichtende staatliche Massnahmen zwingend.

Der Bund muss in die Verantwortung treten

Regelmässige Lohnanalysen

Der Bund soll bei der Bekämpfung der Lohndiskriminierung mehr Verantwortung übernehmen. Denn die tatsächliche Lohngleichheit ist noch nicht erreicht, die Lohndifferenz in der Privatwirtschaft beträgt aktuell 15,1 Prozent (Lohnstruktur­ erhebung 2014). Derweil ist das

syndicom erachtet es als zentral, dass regelmässig Lohnanalysen durchgeführt werden – mindestens alle drei Jahre. Bis 2020 soll diese Massnahme erstmals flächendeckend in allen Unternehmen umgesetzt werden. Dabei darf die Verantwortung nicht allein an die Unterneh-

Nicht noch länger an der Kasse sitzen Längere Öffnungszeiten bedeuten für das Personal in den meisten Fällen nur: noch schlechtere Arbeitsbedingungen. Das nehmen wir nicht hin!

men und die externen Kontrollstellen delegiert werden. Auch der Staat muss aktiv werden und die betriebsinternen Lohnkontrollen anhand von Stichproben überprüfen.

Der Nationalrat hat am 29. Februar ein Gesetz angenommen, das längere Öffnungszeiten ermöglichen würde. Konkret: Detailhändler dürften ihre Ware unter der Woche zwischen 6 und 20 Uhr und am Samstag zwischen 6 und 18 Uhr anbieten.

Öffentliche Sanktionen Weiter sollen bei Nichteinhaltung des Gesetzes – sprich bei Nichtdurchführen der Lohnkontrollen, Nichtpublizieren der Ergebnisse und bei Verzicht auf Korrektur von entdeckter Lohndiskriminierung – öffentliche Sanktionen folgen. Die Gewerkschaften müssen bei den Kontrollen einbezogen werden und in einer tripartiten Bundeskommission Einsitz nehmen. Nur dadurch wird die Transparenz gegenüber den Arbeitnehmenden und ihren Vertretungen gewährleistet. (syndicom)

widerstand von Personal und Kantonen Das Verkaufspersonal wehrt sich entschieden gegen eine Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten. Denn das Gesetz würde eine wesentliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen mit sich bringen. Ohne allgemeinverbindlichen GAV könnten die

Arbeitszeiten immer weiter flexibilisiert werden. Dies in einer Branche, die hinsichtlich der Löhne und wegen der prekären Arbeitsbedingungen ohnehin wenig attraktiv ist. Der Nationalrat missachtet aber auch den Willen der Kantone, die sich grossmehrheitlich gegen eine Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten ausgesprochen haben.

Es war nur der Anfang!

Ständerat soll auf kurs bleiben

Am 28. Februar verteidigten die Stimmenden erfolgreich den Rechtsstaat, die Gewaltenteilung, die Menschenrechte. Wir müssen wachsam bleiben.  Nina Scheu

SGB und syndicom appellieren an den Ständerat, der das Gesetz in der ersten Debatte verworfen hatte, an der Souveränität der Kantone festzuhalten. (red)

Thema «Work and care», Folge 3

Pflegeurlaub ohne Lohneinbusse bei der Post

Anzeige

men der Planung von Arbeitseinsätzen, der Anpassung des Beschäftigungsgrades und/oder der Gewährung von unbezahlten Urlauben erfolgen.» Eine gewisse Flexibilität erlaubt zudem das Jahresarbeitszeit-Konto: bei der jährlichen Saldierung können 100 Plusstunden und 50 Minusstunden auf das nächste Jahr übertragen werden. Möglich ist auch, ein längerfristiges «Zeitsparkonto» zu äufnen, die angesparte Zeit muss man innerhalb von fünf Jahren beziehen. «Wofür solche Zeitguthaben letztlich genutzt werden, wissen wir nicht», sagt Jolk.

Das Post-interne Netzwerk «Move» engagiert sich rund um das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dazu gehört explizit auch das Thema «Work & Care». Laut einer Umfrage von 2012 bei Postfinance sind 27 Prozent der Angestellten aktuell oder in naher Zukunft betroffen. Gepflegt werden zu 13 Prozent Ehepartner, zu 58 Prozent Eltern, zu 29 Prozent andere wie Grosseltern oder Geschwister. Pro Monat wurden im Durchschnitt 24 Stunden für die Angehörigenpflege aufgewendet.

Wertschätzung und Entgegenkommen vom Betrieb Als wichtigste Bedürfnisse pflegender Mitarbeitender beschreibt Verena Jolk: «Die Pflegenden schätzen eine gewisse Arbeitsflexibilität, eine offene und wertschätzende Kommunikation und Verständnis für ihre Situation; gefragt sind vor allem Flexibilisierungsmöglichkeiten ohne Lohneinbusse.» Unterstützung erhalten sie bei der Post durch die kostenlose interne Sozialberatung. «Sie vernetzt auch mit Anlaufstellen in der Region und informiert über rechtliche Ansprüche.» 2015 nutzten 140 Mitarbeitende die Beratung im Rahmen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Verena Jolk betont: «Work and Care nimmt bei der Post auch deshalb einen wichtigen

Wir können noch nicht ruhen Obwohl die SVP bisher immer mit ihrer Angstmacherei erfolgreich gewesen war, bewies die Bevölkerung bei der vergangenen Abstimmung Selbstsicherheit und sprach sich für Vertrauen in Parlament und Justiz aus, aber auch dafür, dass sich jene 25 Prozent der Bevölkerung, die keinen Schweizer Pass besitzen, auf ihre Heimat verlassen können: Vor Gericht darf es nur wegen der Staatszugehörigkeit

Lesestoff zum Thema Angehörigenpflege und Beruf Eine Studie des Migros-Kulturprozent von 2005 gibt es auf www.workcarebalance.ch. Hier findet sich auch eine umfangreiche Literatur-Dokumentation. Die Sicht des Bundes findet sich auf www.bag.admin.ch unter Themen: Gesundheitspolitik, hier auch ein Bericht «Situationsanalyse und Handlungsbedarf». Mehrere Beiträge von Travailsuisse auf www.travailsuisse.ch unter Themen: Gleichstellung/Vereinbarkeit.

Platz ein, weil 40 Prozent der Mitarbeitenden über 50 Jahre alt sind.»

Unklares Gesetz Angestellte müssen laut Gesetz keine Überstunden leisten, wenn sie familiäre Verpflichtungen haben. Das Obligationenrecht, Art. 324, hält fest, dass man bis zu drei Tage frei erhält, um sich zu organisieren, doch die Lohnfortzahlung ist nicht klar geregelt. Die Rechtslage in anderen Ländern ist bunt: 10 Tage bezahl-

te Absenz in Deutschland, Slowakei, Kanada, 1–2 Jahre bei schwerer Erkrankung in Belgien und Spanien, 100 Tage pro Jahr in Frankreich, 3 Tage pro Monat in Italien. In Deutschland besteht ein Anspruch auf sechs Monate Pflegezeit mit Kündigungsschutz, ein Pflegeentschädigungsfonds gewährt zinslose Darlehen. Fortsetzung folgt!

Broschüre der Post zu Angehörigenpflege und «work & care»: http://goo.gl/4nxqLP

Arbeitnehmende bald besser vor Lohndumping geschützt? Der Nationalrat beschliesst mit deutlicher Mehrheit eine Verschärfung der Bussen bei Lohndumping im Rahmen der Flankierenden Massnahmen. Die Vorlage geht nun an den Ständerat.  Christian Capacoel Um die Flankie­renden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit zu stärken, soll nach dem Willen des Nationalrats die Obergrenze der Bussen für Verstösse gegen minimale Lohn- und Arbeitsbedingungen von 5000 auf 30 000 Franken erhöht werden. Die abschreckende Wirkung der Bussen würde damit auf jeden Fall zunehmen. Im Fokus dieser Verschärfung stehen einerseits ausländische Arbeitgeber, die gegen die schweizerischen Lohn- und Arbeitsbedingungen verstossen, aber auch Schweizer Arbeitgeber, die gegen zwingende Mindestlöhne verstossen.

keine Menschen erster und zweiter Klasse geben. Auch wenn wir es uns anders wünschen, wissen wir: Die SVP mässigt sich auch nach dieser Niederlage nicht. Die nächsten Angriffe auf Menschenrechte und AusländerInnen in Form von Initiativen und parlamentarischen Vorstössen sind schon aufgegleist. Umso mehr müssen wir wachsam bleiben und die Anliegen der Gewerkschaftsbewegung weitertragen: eine diskriminierungsfreie Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative, die die Bilateralen nicht gefährdet, und eine Stärkung der AHV, wie wir sie mit der Initiative AHVplus verlangen.

Zwei neue syndicom-Regionalsekretäre

Schutz des Mindestlohns

© KEYS TONE

Die Post beschäftigt rund 45 000 Mitarbeitende. Im GAV ist festgehalten, dass man bei Erkrankung von Ehemann, Elternteil oder Kind eine Woche bezahlte Absenz erhält, um sich zu organisieren. «Im Jahr 2015 wurde dieser Urlaub 3464 Mal genutzt», sagt Verena Jolk von der Abteilung Kommunikation Personal. Im GAV ist auch die Unterstützung von Mitarbeitenden mit familiären Betreuungspflichten geregelt: «Die Arbeitgeberin unterstützt Mitarbeitende mit familiären Betreuungsverpflichtungen. Unterstützung kann unter anderem im Rah-

© KEYS TONE

«Work and Care» ist wichtig bei der Post, weil mehr als ein Viertel der Mitarbeitenden betroffen ist. Die Arbeitgeberin Post bietet eine Woche bezahlte Absenz bei Erkrankung eines nahen Angehörigen, flexible Arbeitszeit und Sozialberatung.  Rita Torcasso

Dafür mobilisierten sich junge, nicht klar dem Rechts-linksSchema zuordenbare StimmbürgerInnen, die bei anderen Wahlen unsichtbar geblieben waren.

Obwohl noch kurz vor den Abstimmungen vom 28. Februar ein Ja zur Durchsetzungsinitiative vorausgesagt wurde, erlitt die SVP zuletzt ausgerechnet bei ihrem Lieblingsthema, der Fremdenfeindlichkeit, eine klare Niederlage. Die Wende trat ein, weil es die SVP mit einem für sie überraschenden Gegenspieler zu tun bekam – der Schweizer Stimmbevölkerung. Plötzlich ging es bei der Abstimmung nicht mehr um Ausländer, sondern um die wahren Hintergründe der Initiative: Das war eine Entscheidung über unser politisches System! Es ging um den Rechtsstaat, um Gewaltentrennung und Menschenrechte.

Einzig die SVP mit Gewerbeverbandspräsident Jean Francois Rime stellte sich aktiv gegen höhere Bussen. Damit handelte die SVP einmal mehr gegen die Interessen aller Arbeitnehmenden in der Schweiz.

deutliches Votum fast aller Parteien Die klare Mehrheit im Nationalrat (103 zu 77 Stimmen) hingegen folgte der Argumentation, dass eine Erhöhung der Obergrenze die Abschreckung für alle Arbeitgeber erhöhe und dass dadurch Arbeitnehmende wirkungsvoller vor Lohndumping geschützt wären. Aber auch

anständige Arbeitgeber, die sich an die geltenden Regeln halten, würden davon profitieren. Sie wären besser vor unfairem Wettbewerb geschützt.

wicht iger Schrit t für den Schutz des Mindestlohns Nun muss sich der Ständerat mit der Vorlage befassen. Aus gewerkschaftlicher Sicht ist zu hoffen, dass die Vorlage auch in der kleinen Kammer angenommen wird. Auch wenn die Bussen­erhöhung die Problematik des Lohndumpings nicht endgültig lösen kann, wird wieder ein Schritt in die richtige Richtung getan.

© PATRICK GUTENBERG

© MICHAEL MOSER

syndicom kommentiert das Gleichstellungsgesetz

Kommentar

Beni Hürzeler In den 80er-Jahren habe ich bei der Post die damals klassische Monopollehre absolviert. Anschliessend war die Post 32 Jahre meine Arbeitgeberin. Zuletzt war ich als Wagenführer im Verteilzentrum Härkingen tätig. Seit November 2015 bin ich bei syndicom als Regionalsekretär mit Arbeitsort Olten angestellt. Als ehemaliger Pöstler weiss ich, was die Pöstlerinnen und Pöstler für Probleme haben. Zuständig bin ich für die Sektion Basel, alle Postbetriebe beider Basel und das Paketzentrum Härkingen.

Marco Geissbühler Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie, kenne ich den Sinn gewerkschaftlicher Arbeit nicht nur aus der Theorie. Ohne die Errungenschaften der Arbeiterbewegung hätte ich niemals studieren können. Meine ersten journalistischen Gehversuche machte ich bei der Zeitung «vorwärts». Als Sekretär der SP Aargau lernte ich, Kampagnen zu entwickeln und mit ehrenamtlich Engagierten umzusetzen. Die letzten Jahre arbeitete ich bei der Gewerkschaftszeitung «work». Jetzt habe ich aus der Branche zu syndicom gewechselt. Als Regionalsekretär für den Sektor Medien helfe ich mit, den neuen GAV für die grafische Industrie durchzusetzen – und für die Medienschaffenden einen GAV zu erreichen.

© PATRICK GUTENBERG

8. März

Aktuell | 11

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016


12 | Kultur

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Neu im Kino

Mitgliederporträt

Das Ende des noblen Schweigens

Typografie als Lebensprojekt

Werner Schweizers Dokumentarfilm «Offshore – Elmer und das Bankgeheimnis» ist ein Krimi aus der Finanzwelt, minutiöse Recherche über einen helvetischen Mythos und das faszinierende Porträt eines Unerschrockenen.  Geri Krebs urteilt werden, das es so heute gar nicht mehr gibt. Es lohnt sich, am «Fall Rudolf Elmer» dranzubleiben.

Ein ganzes Leben, das der Typografie – oder der Kunst, Gedanken in Form zu bringen – gewidmet ist, hinterlässt zwangsläufig Spuren. Roger Chatelain beschreibt den Beginn seiner Karriere so: «Nach der Mittelschule riet mir meine Mutter, in die Druckindustrie zu gehen, weil ich meine Nase ständig in die Presse steckte. Mein Vater, Uhrmacher wie viele in Courtételle, fand das eine gute Idee. Er meinte: ‹Zeitungen erscheinen jeden Tag; du läufst also nicht Gefahr, arbeitslos zu werden!›» Der junge Mann holte sich also sein Rüstzeug als Schriftsetzer in der Druckerei des «Démocrate». Die Typografen bil«Zeitungen gibt es immer, da deten damals noch eine richtige Zunft. wirst du nicht arbeitslos.» «Man sagte uns, wir Vater Chatelain zum jungen Roger seien die Intellektuellen unter den Handwerkern, der Adel nen neuen Ausgabe mit grünem der Arbeiterklasse. Es gab eine Einband steht Roger Chatelain, sehr starke gewerkschaftliche Koordinator der Redaktions- Organisation und bedeutende kommission. Der Typograf im Streiks.» Ruhestand empfängt uns in seinem hübschen Haus in Le Inhalt und Form Mont-sur-Lausanne. 1969, als er immer mehr Erfahrung sowie eine Linotype- und eine Korrektoren-Ausbildung Liebe zur gründlichen Arbeit Bei diesem wachen, liebenswür- vorweisen konnte, zog er mit digen Mann in Schwarz, dessen seiner kleinen Familie nach Lau­ gra­ fie­ freimütiges Gesicht eine stilvol- sanne, um an der Typo­ le Brille ziert, ist die Liebe zur schule zu unterrichten. Er wurgründlichen Arbeit zu spüren. de zu einer Referenz auf seinem Schreibt man im Französischen Émile oder Emile? Moyen Âge oder Moyen Age? Schreiben Sie Grossbuchstaben mit oder ohne Akzent? Ihnen mag das unbedeutend erscheinen, für andere ist es äusserst wichtig. Im Westschweizer Verlagswesen tobt die Debatte seit Jahrzehnten. Heute spricht sich der «Leitfaden für Typografen» in seiner 7. Auflage zum ersten Mal für die Option ohne Akzent aus. Das ist revolutionär! Das Werk für Fachleute – dessen letzte Auflage von 10 000 Exemplaren ohne jede Werbung vergriffen ist – gilt in Fachkreisen als Referenz. Hinter der schö-

Vom Schnorchler zum Whistleblower Wer schon immer glaubte, dass die Geschichte des Bankgeheimnisses elend kompliziert ist, findet das hier bestätigt. Vom ersten grossen Bankenskandal der Nachkriegszeit, dem Debakel der Kreditanstalt um ihre Filiale Chiasso im Jahr 1977, bis zur faktischen Aufhebung des Bankgeheimnisses (mit dem Bundesgesetz über den automatischen Informationsaustausch) im letzten Jahr war es ein weiter und verworrener Weg. «Offshore» umreisst ihn vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte Rudolf Elmers und schafft dabei das Kunststück, spielerisch leicht und mit witzigem Unterton die Demontage des Mythos Bankgeheimnis zu vermitteln. «Offshore» ist auch eine Kriminalstory vom Bankangestellten, der auf den Cayman Islands steuerfreie Offshore-Konstrukte verwaltet, bis er bei seinen Vorgesetzten in Ungnade fällt und zum Whistleblower wird. Mit allen Konsequenzen: Elmer wird verhaftet, er verbringt 220 Tage in Untersuchungshaft, wird wegen Verletzung des Bankgeheimnisses angeklagt. Darüber hinaus bringt Regisseur Werner Schweizer sich selber auch noch in erster Person ein, er ist gleich alt wie Elmer, stammt aus ähnlich einfachen Verhältnissen, und so erscheinen bei allen Unterschieden immer wieder Parallelen auf.

Absurd und monströs Bis heute ist der Mann, der mittlerweile Mitglied der Zürcher «Alternativen Liste» ist, nicht rechtskräftig verurteilt, sein Prozess wird dieses Jahr in eine neue Runde gehen. An den Solothurner Filmtagen, wo «Offshore» seine Premiere erlebte, sag-

Buchtipp

Roger Chatelain blättert für die Fotografin im Typo-Guide, einem seiner Bücher · «Man findet immer etwas Kleines, das man hätte besser machen können.»

Gebiet und war an zahlreichen Publikationen beteiligt. Zur Faszination für die Form kommt die Liebe zum Inhalt: Sein Engagement für den Schutz der französischen Sprache vor Anglisierung oder vor dem SMS-Slang führte ihn nach Quebec, Wallonien und ins Aosta-Tal, wo er mit Freunden und Beschützern von Molières Sprache Freundschaft schloss. Heute ist Roger Chatelain etwas

kompromissbereiter. «Mail» statt «courriel» kommt ihm fast ohne Stirnrunzeln über die Lippen. Er konzentriert sich vor allem auf die Typografie.

Futura auf dem Mond Während des Gesprächs blättern wir in seinem neusten Werk. Es ist das sechste seit seiner Pensionierung im Jahr 2003. Das Layout ist gepflegt, aber auch sehr kreativ. Gleichzeitig gibt er seine

enzyklopädischen Anekdoten zum Besten. «Wussten Sie, dass das Schild, das die Astronauten 1969 auf dem Mond zurückliessen, in Futura beschriftet ist?» Er erwähnt seine Komplizenschaft mit Adrian Frutiger, der kürzlich verstorbenen Koryphäe der Typografie, und erzählt vom Grafikkrieg zwischen den «Klassizisten» der französischen Schule und den «germanischen» Modernisten, allen voran die Deutschschweizer. Es wird verständlich, welche Bedeutung die Form für die Wirkung eines Buchs hat: «Wenn ich ein historisches Werk lese, mag ich eine klassische Schrift wie Garamond. Für ein Nachschlagewerk passt eine gerade Schrift wie Frutiger besser.» Man versteht immer besser, wie die Typogra­fie zu einer solchen Leidenschaft, zu einem Lebensprojekt werden kann. «Wenn man ein fertiges Buch anschaut, findet man immer etwas, das man hätte besser machen können – Kleinigkeiten, die man noch ausfeilen müsste.» Seit Roger Chatelains Jugend haben die Computer sowohl die Produktion als auch den Konsum von Texten tiefgreifend verändert. Roger scheint diese Entwicklung nicht übermässig zu bedauern. «Für alles, was mit Illustration und Kommunikation zu tun hat, ist die Informatik ein wunderbares Instrument.» Das Projekt geht weiter.

Recht so!

Rudolf Elmer: Das Buch zum Film Ein Krimi aus dem wahren Leben, frisch ab Presse im März. Süffiger könnte er nicht geschrieben sein. Das Thema Bankgeheimnis hat mich bisher marginal interessiert, seit ich aber diesen verführerisch packenden Bericht verschlungen habe, sieht es anders aus. Die Geschichte beginnt mit einem Polizei-Überfall auf Rudolf Elmer in dessen Tiefgarage: Dieser Einstieg sorgt bereits für Herzklopfen. Kapitel für Kapitel erfahre ich mehr über Elmer und seine Geschichte mit den Banken und ihren Schattenseiten – in der Schweiz und weltweit. Elmer kommt aus einem einfachen Elternhaus, der Vater war Lokführer, die Mutter Hausfrau. Er ist der Erste in der Familie, der das Gymnasium besucht. Schnell macht er Karriere bei Julius Bär und wird später COO auf den Cayman-Inseln. Nach Jahren verliert er diesen Job aus dubiosen Gründen. Elmer flieht nach vorn und behält die gesamten Kundendaten der Bank. Es folgen Zeiten der Beschattung, die Elmer

und seine Familie fast durchdrehen lassen. Doch dann kommt Wikileaks ins Spiel – und raubt nicht nur Elmer, seinen Verteidigern und Anklägern, sondern auch der wenig abgehärteten Leserschaft den Schlaf. Eine Stärke des Krimis sind die träfen Schilderungen, die bunten Detailinformationen. Mit Schalk schildert der Autor Szenen auf der Strasse oder im Gefängnis und wirft dabei einen speziell scharfen Blick aufs Outfit seiner Protagonisten. Der scharfzüngige Carlos Hanimann, geboren 1982, arbeitet seit Jahren als WOZ-Journalist. 2010 gewann er den Ostschweizer Medienpreis für eine Reportage im Kulturmagazin «Saiten». Dass er auch sein eigenes Leben gern als Krimi

inszeniert, zeigte er 2012 mit dem «DölfTweet»: Weil er eine brisante Meldung auf Twitter geteilt hatte, musste er sich beim Bezirksgericht Zürich wegen mutmasslicher Verleumdung verantworten. Nicht wegzudenken ist die Chronologie am Buchende. Sie startet mit einem Skandal 1932 und der anschliessenden Verankerung des Bankgeheimnisses im Schweizer Strafgesetz 1934 und endet 2018. Dann wird die Schweiz den automatischen Informationsaustausch einführen. Wenn nicht noch ein Krimi dazwischenkommt.

Christine Hunziker Carlos Hanimann, «Elmer schert aus», Echtzeit-Verlag 2016, 144 Seiten, ca. 29 Franken

Arbeit auf Abruf heisst nicht «nach Belieben» Ich arbeite seit ungefähr drei Jahren in einem Callcenter. Im Arbeitsvertrag ist festgehalten, dass sich meine Einsätze nach dem vorhandenen Arbeitsvolumen richten und auf Abruf erfolgen – ich habe keinen Anspruch auf ein Mindestpensum. Bis diesen Februar konnte ich jedoch monatlich immer zwischen 80 und 100 Stunden arbeiten. Jetzt habe ich den Einsatzplan für März bekommen, worin ich nur für 40 Stunden eingeteilt bin. Mit einer solchen Reduktion bin ich nicht mehr in der Lage, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Auf Anfrage hat mir meine Chefin mitgeteilt, dass ich in Zukunft nur noch mit einem Pensum in diesem Umfang rechnen könne, die Auftragslage sei schlecht. Muss ich das hinnehmen? Arbeit auf Abruf zeichnet sich dadurch aus, dass die zu leistende Arbeit bezüglich Umfang und Lage nicht definiert ist und diese Parameter vom Arbeitgeber je nach Bedarf festgelegt werden. Das Arbeitsvolumen kann

monatlich stark variieren. In deinem Fall ist die Sachlage nun aber so, dass du seit rund drei Jahren relativ konstant eingesetzt wurdest und darum auf Weiterführung dieses Arbeitspensums vertraut hast. Juristisch

stellt sich die Frage, ob du – entgegen dem Wortlaut des Arbeitsvertrags, der den Anspruch auf ein Mindestpen­ sum verneint – auf Zuweisung des gewohnten Arbeitsvolumens vertrauen durftest. Die Gerichte haben diese Frage mehrfach dahingehend beantwortet, dass sich Angestellte bei längerer, in etwa konstanter Abrufhäufigkeit auf das gewohnte Pensum verlassen dürfen. Aus einer konstanten Monatsstundenzahl bzw. einer regelmässigen täglichen Arbeitszeit dürfen die Arbeitnehmenden in Abrufarbeitsverhältnissen schliessen, dass sich die Arbeit auf Abruf in

ein Arbeitsverhältnis mit einem festen Beschäftigungsgrad umgewandelt hat und damit ein Anspruch auf Zuweisung von Arbeitseinsätzen im gewohnten Umfang besteht, solange das Arbeitsverhältnis andauert. Damit du diesen Anspruch (nötigenfalls gerichtlich) durchsetzen kannst, ist es notwendig, dass du deinem Arbeitgeber mitteilst, dass du mit der Reduktion nicht einverstanden bist, und deine Arbeit weiterhin im gewohnten Umfang anbietest. Sollte der Arbeitgeber deiner Forderung nicht nachkommen, wiederhole Forderung und Arbeitsangebot per eingeschrie-

© Z VG

Rudolf Elmer ist einer, der vom Saulus zum Paulus wurde. Während 15 Jahren arbeitete Elmer für die global agierende Zürcher Privatbank Julius Bär, 8 Jahre davon war er Direktor ihrer Niederlassung auf den Cayman Islands. In der Hierarchie der Bank war er die Nummer zwei, als er ab 2003 – zunächst anonym – begann, deren Methoden öffentlich zu machen und Kundendaten an Steuerämter weiterzuleiten. Minutiös zeichnet Regisseur Werner Schweizer («Verliebte Feinde») den unglaublichen Werdegang dieses Schweizer Robin Hood für mehr Transparenz in der Finanzwelt nach. Immer wieder zu Wort kommt der Basler Strafrechtsprofessor und Korruptionsspezialist Marc Pieth. Zu Beginn des Films bezeichnet er Rudolf Elmer klar als einen, der jahrelang mitgemacht hat im System der Beihilfe zu Steuerhinterziehung und Herkunftsverschleierung von Vermögenswerten – und der mit der Öffent-

te Werner Schweizer, er werde wohl noch einige «Updates» zu einem Fall liefern müssen, der in sich absurd und monströs ist: jemand soll wegen eines Deliktes ver-

© VANESSA C ARDOSO

Die Nummer zwei bei julius Bär

lichmachung dieser Angelegenheiten der Gesellschaft einen unendlich wertvollen Dienst erwiesen hat.

Roger Chatelain, Mitglied erst von comedia und dann von syndicom, ist einer der Begründer der Westschweizer Tage der Typografie. Er ist auch Mitverfasser des Westschweizer «Leitfadens für Typografinnen und Typografen». Noch bevor in Frankreich die Wogen hochgingen, weil eine Rechtschreibreform das Französische vereinfachen und den Accent circonflexe (teilweise) abschaffen will, brachte die Tageszeitung «24Heures» letzten November dieses Porträt.  Gregory Wicky

© XENIX

«In den USA ist die Schweizer Grossbank UBS unter Druck und muss Kundendaten an die Behörden weitergeben», verkündet die genormte Stimme des Sprechers von Radio DRS – wie der Sender damals noch hiess – und wünscht «guten Start in den Freitag». Der Einstieg in «Off­ shore» ist eine Momentaufnahme aus der Zeit nach der Finanzkrise von 2008, und als ZuschauerIn ertappt man sich beim Gedanken, wie oft man Ähnliches in den letzten Jahren gehört hat. Kurz nach dieser Eröffnungsszene erblickt man Rudolf Elmer, wie er im Januar 2011 anlässlich einer Pressekonferenz in London im Blitzlichtgewitter zwei CDs mit Kundendaten an Julian Assange übergibt – das war eineinhalb Jahre bevor der Wiki­ leaksGründer in die ecuadorianische Botschaft flüchten musste.

Aktuell | 13

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Martin Scheidegger Rechtsanwalt Leiter Rechtsdienst syndicom benem Brief. Wenn der Betrieb effektiv an der schlechten Auftragslage leidet und dein Pen­ sum darum nicht aufrechterhalten kann, wirst du vermutlich gekündigt. Wenigstens hast du aber während der Kündigungsfrist noch Anspruch auf den Lohn im vollen Umfang. Auch beim RAV gibt es noch Spezialitäten zu beachten. Wir raten dir, dich umgehend auf deinem Regionalsekretariat zu melden.


syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Weiterbildung

Veranstaltungen

Unsere Pensionierten laden ein Pensionierte Medien Aarau Mittwoch, 6. April, 14.15 Uhr, Monatshock im Restaurant Viva in Aarau. Peter Rymann

Movendo-kURSE

Systeme zur Leistungs- und Personalbeurteilung 26. und 27. April, Vitznau, Hotel Flora Alpina. Inhalt: Übersicht über Beurteilungssysteme, Kriterien einer fairen Beurteilung, Gestaltungsfelder für die Personalvertretung. Referent: Peter Lüthi (Team- und Organisationsberater). Stress in Beruf und Alltag 28. und 29. April, Oberdorf SO, Fortbildungszentrum. Inhalt: Standortbestimmung, Stress­analyse, Zielsetzungen, Umgang mit Belastungen. Referentin: Sybille Wölfing (Erwachsenenbildnerin). Ein schwieriges Gespräch steht bevor 29. April, Olten, Restaurant Aarhof. Inhalt: Selbstbild und Fremdbild, Modelle und Techniken der Kommunikation, Gesprächsvorbereitung. Referentin: Emiliana Della Torre (Movendo). Für Mitglieder von Personalvertretungen: Aufbauseminar 9. bis 11. Mai, Oberdorf SO, Fortbildungszentrum. Inhalt: Erfahrungsaustausch und Standortbestimmung, Erfolgsfaktoren für die PV-Arbeit, Beteiligung der Mitarbeitenden, Sitzungsgestaltung, Gesprächsführung, Handlungsmöglichkeiten für eine bessere Arbeitswelt. Referent: Peter Lüthi (Team- und Organisationsberater). Info und Anmeldung Die Kosten werden für Mitglieder im Allgemeinen von der Gewerkschaft getragen. Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich unverzüglich. Anmeldung: auf Movendo.ch, info@movendo.ch oder Telefon 031 370 00 70.

Pensionierte Graf. Industrie Basel Die 68. Jahresversammlung findet am 30. März 2016 um 12 Uhr im Restaurant Seegarten (Grün 80) in Münchenstein statt. Einladungen wurden versandt. Jahresprogramm der Pensionierten GIV, Sektion Basel: 20. April Vortrag, Forschung im Unispital Basel, 18. Mai Pensioniertentreffen in Bulle, 8. Juni Spargelessen im Bohrerhof, 29. Juni Rosenwoche in Bischofszell, 27. Juli Sommerwanderung, 17. August Waldfest, 21. September Le Roselet, 5. Oktober Konfitürenmanufaktur Faller, 9. November Zolli Basel, 14. Dezember Klaushock. Zu allen Veranstaltungen werden Einladungen versandt. Paul Stadler

HeliaS-kURSE Grundkurs Digitale Fotografie 20. und 21. April, digital-fine-art, Zürich, Hermetsch­loostr. 77. Referent: Roberto Carbone. Anmeldeschluss: 30. März.

Mit syndicom an die Drupa

Praktischer Einblick in Grossformatdrucker und Schneidplot ter 22. April, sfg St. Gallen, Demutstrasse 115. Referent: Roland Spirig. Anmeldeschluss: 29. März.

Vom 31. Mai bis am 10. Juni 2016 wird in Düsseldorf die Drupa, die bedeutendste Messe der grafischen Industrie Europas, stattfinden.

Homepage-Baukasten: Websites erstellen mit Jimdo 27. April. Referent: Diobe Wyss. Anmeldeschluss: 5. April. Bildbeurteilung für Leute ohne Bild-⁄Foto-Ausbildung 28. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 5. April. Photoshop: Bildbearbeitung für Print und Web 12. und 19. Mai. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 19. April. Workshop Schneiden 12. Mai, Schule für Gestaltung, Bern, Schänzli­ halde 31. Referent: Patrick Rotzetter. Anmeldeschluss: 19. April. Workshop: Print-Publishing mit Scribus, Gimp, Inkscape 20. Mai, 27. Mai, 3. Juni. Referent: Ueli Baumgartner. Anmeldeschluss: 26. April. Porträt-Bearbeitung mit Photoshop 26. Mai. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 3. Mai. Photoshop: Tipps und Tricks 2. Juni. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 10. Mai. Infos und Anmeldung Kursort ist in der Regel das syndicom-Bildungszentrum, Bern, Looslistras­s e 15. Anmeldung: auf Helias.ch.

Pensioniertenverein Region Basel Wanderung. Die Wanderung vom 21. April führt uns nach Aesch ins «Kluserstübli». Wir treffen uns um 13.15 Uhr in der Schalterhalle Basel SBB, Abfahrt des Zuges 13.37 Uhr, oder direkt am Bahnhof in Münchenstein um 14.00 Uhr. Wir laufen von dort gemütlich der Birs entlang nach Aesch. Es sind alle herzlich eingeladen, auch die Kolleginnen und Kollegen der Sektoren 2 + 3 sowie Ehefrauen und PartnerInnen. Nicht-Wanderer erreichen Aesch mit dem Tram 11 bis Aesch Endstation, dann 5 Min. zum Rest Kluserstübli an der Pfeffingerstrasse 3. Auch für die Jasser ist wieder ein Platz reserviert. Ich hoffe aufeine grosse Wanderschar. Euer Wanderleiter Othmar

Besucht die Drupa mit uns! Reise mit dem Bus nach Düsseldorf. Abfahrt: Freitag, 3. Juni, ab Thun, Bern und Basel (begrenzte Platzzahl) Anmeldeschluss: 30. April Anmeldung online: www.syndicom.ch∕drupa

MAZ-kURSE

Mitgliederadministration

Texten und Vertonen am TV: Das Publikum fesseln 17. bis 19. Mai 2016 (3 Tage) Leitung: Bernd Merkel, MAZ-Studienleiter; Daniela Wassmann, Sprechausbilderin/ Dozentin, SRF Schweizer Radio und Fernsehen. Leute zum Reden bringen: So machts der Staatsanwalt und so eine Recherchejournalistin 27. Mai 2016 (1 Tag) Leitung: Catherine Boss, Redaktorin Recherchedesk, Tamedia; Christoph Ill, Leitender Staatsanwalt, Kanton St. Gallen, Staatsanwaltschaft. Professionelle Videos: Von der Idee zum publizierten Beitrag 20. und 21. Juni 2016 (2 Tage) Leitung: Pascal Fessler, Longtail Media. CAS Visueller Journalismus 2016/17 22. September 2016 bis 4. Mai 2017 (22 Tage) Leitung: Dozierende aus der Praxis. Infos und Anmeldung: MAZ.ch

Das syndicom-Sudoku Zu gewinnen gibt es Tankgutscheine von unserer Dienstleistungspartnerin Eni. Die Lösung (die dreistellige Zahl aus den farbigen Feldern, Reihenfolge: von links nach rechts) wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösung und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustrasse 33, 3001 Bern. Einsendeschluss: 18. April. Kreuzworträtsel Die Lösung des syndicom-Kreuzworträtsels aus Nr. 5 lautet: Auslagerung.Gewonnen hat: Peter Schnyder aus Signau. Er gewinnt Reka-Checks im Wert von 50 Franken von unserer Dienst­ leistungs­partnerin Reka. Wir gratulieren herzlich!

© S YNDICOM

für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorgekommissionen: Aufbaukurs 16. bis 18. März, Vitznau, Hotel Flora Alpina. Inhalt: Freizügigkeit, Wohneigentumsförderung, Risikobetrachtung, Jahresrechnung, Anlageorganisation BVV 2, Teilliquidation, Stiftungswechsel, Frühpensionierung. Referenten: Sabino Di Mambro (Fachmann für Personalvorsorge), Roman Kahr (Fachspezialist BVG), Heinrich Nydegger (Unia).

Service | 15

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Erfolgreicher Frühlingsputz Mit dem Versand der syndicom-Ausweise 2016 hat unsere Administration alle Mitglieder aufgefordert, ihren Eintrag in der Datenbank zu kontrollieren. Das Echo war riesig: über 3000 Mutationsmeldungen sind bei uns eingetroffen und haben dafür gesorgt, dass die Datenbank wieder à jour ist. Herzlichen Dank an alle, die sich an diesem Frühlingsputz beteiligt haben. Unterdessen durfte Nejla Grbo von der Mitgliederadministration (Foto), welche zusammen mit ihren Kolleginnen einen gros­ sen Zusatz-Effort geleistet hat, die Ziehung der glücklichen GewinnerInnen des Wettbewerbs vornehmen. Eine Hotelcard haben gewonnen: Beatrice Ferraro, 6616 Losone Sandra Maria Burch-Blättler, 6010 Kriens Matteo Langenegger, 3032 Hinterkappelen Lucia Faretra, 8134 Adliswil Jean-Charles Guerry, 1304 Cossonay-Ville Monika Meyer, 3422 Kirchberg Anton Wuethrich, 3652 Hilterfingen Verena Gschwind-Zumstein, 8800 Thalwil Verena Stalder, 4127 Birsfelden Gérald Joly, 1272 Genolier Eine blaue syndicom-Tasche haben gewonnen: Erika Limacher, 9245 Oberbüren Adem Memedi, 3185 Schmitten FR Daniela Chassot, 3084 Wabern Cynthia Hänni, 3004 Bern Martina Paita-Herren, 1670 Ursy Simone Luchetta, 8005 Zürich Max Koch, 4414 Füllinsdorf Gabriele Margot Kellenberger, 9523 Züberwangen Kurt Lauper, 8047 Zürich Maurizio Foletti, 6932 Breganzona

Pensionierte Bern Post/Swisscom Unsere nächste Monatsversammlung findet am Donnerstag, 7. April, um 15 Uhr in Bern statt. Neu wieder am alten Standort im Restaurant Mappamondo, Länggassstrasse 44. Von der Referentin Katharina Prelicz-Huber, Präsidentin VPOD, vernehmen wir das Neuste zum Thema Service public. Wir hoffen, viele von euch möchten sich einen Eindruck vom neu gestalteten Mappamondo-Saal und -Restaurant verschaffen. Mit einer Teilnahme an der Versammlung ist dies möglich. Beat Thierstein, Sekretär Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post Wir treffen uns am Dienstag, 5. April, ab 11 Uhr im Aarecafé in Interlaken anstatt wie vor-

Wir nehmen Abschied

gesehen in Grindelwald. Das Aarecafé liegt hinter dem Kursaal Interlaken. Anmeldungen nimmt bis am 2. 4. unser Präsident Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, entgegen und erteilt auch Auskunft. Wir wünschen allen Kranken gute Besserung. Margrit Stender Pensionierte Swisscom Luzern 1. Frühlingswanderung am 21. April. Ab Zollbrück wandern wir auf der linken Flussseite der Emme entlang bis Emmenmatt, dann weiter am Ufer der Ilfis über Langnau (Mittagshalt im «Goldenen Löwen») bis Trubschachen. Wanderzeit ca. 3½ Std. Besammlung 7.40 im Bahnhof Luzern vor dem Gleis 4. Abfahrt um 7.57, Rückfahrt ab Trubschachen 17.12. Ankunft Luzern 18.03. Fahrkosten ½-Tax ca. 19 Franken. Anmeldung bis 18. April an Meinrad von Däniken, 041 280 58 58. Meinrad von Däniken Rentnertreff der Mediengruppe Schaffhausen Der nächste Hock findet am Mittwoch, 6. April, 15 Uhr im Restaurant Stauffacher statt. Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnahme. Karin und Herbert Pensionierte Zofingen Medien Unsere Frühlingswanderung findet (kein Scherz) am Freitag, 1. April, statt. Mit dem Bus Linie 1 ab Zofingen 13.52 Uhr bis Küngoldingen Post. Wanderung über den Schneckenberg, Winterhalden, der Autobahn nach bis Station Striegel, über die Autobahnbrücke nach Walterswil ins Restaurant «St. Urs und Viktor». Rückweg wieder über die Autobahnbrücke mit der SBB nach Zofingen. Pensionierte Zürich Medien Erinnerung. Bitte beachtet, dass unsere Hauptversammlung dieses Jahr nicht an einem Mittwoch, sondern Donnerstag, 7. April, 15 Uhr im «Zeughaushof» stattfindet. Ihr habt per Post erhalten: Einladung, Traktandenliste, Jahresprogramm, Anmeldetalon. Der Vorstand freut sich über einen zahlreichen Besuch und eure Anmeldungen bis 27. März. Auskunft: Jürgen Schendekehl, Sonnenbergstrasse 35, 8032 Zürich, 044 252 13 35, juergen.schendekehl@bluewin.ch. Postveteranenverein Zürich Unsere nächste Versammlung findet am Donnerstag, 14. April, um 14.30 Uhr im Volkshaus

Leserbrief

In Nr. 2/2016 hat sich der Kollege Johannes Schüpbach zu syndicom geäus­sert. Ich bin nicht mit allem einverstanden, was der Kollege schreibt, aber seine Bemerkung, die RentnerInnen seien «in eine nichtssagende IG abgeschoben» worden, kann ich nachvollziehen. Ganz unschuldig an diesem Umstand sind wir Älteren jedoch nicht. Ich finde es richtig und gut, wenn die verschiedenen RentnerInnengruppen Ausflüge und Jassnachmittage für ihre Mitglieder veranstalten. Meiner Meinung nach sollte sich aber die Tätigkeit der RentnerInnen nicht auf dies beschränken. Wir Älteren haben das Recht und die Pflicht, uns politisch in die Gewerkschaft und die Gesellschaft einzumischen. Wie ich als politischer Rentner nun konstatieren muss, kommt von dieser IG nichts. Ich habe noch nie weder ein Mail noch einen Newsletter der IG bekommen, wenn es um die Mobilisierung für Abstimmungen, Initiativen oder Referenden geht. Hier in Bern habe ich

zum Glück den Gewerkschaftsbund, die linken Parteien und andere, die mich zum Mitmachen mobilisieren. Ich will mich nicht brüsten, aber für das NDG-Referendum habe ich etwa sechs Sonntage investiert für Unterschriftenbogen zu sortieren und zu zählen, für die Abstimmungen vom 28. 2. bin ich am Berner Bahnhof etwa ein Dutzend Mal am Morgen früh gegen die DSI und gegen den Abbau der Krankenkassenprämien auf der Strasse gewesen. Mit ganz wenigen Ausnahmen war ich immer der Einzige von syndicom. Ich finde, es ist die Pflicht von uns Älteren, dem Rechtsrutsch die Stirn zu bieten und die gewerkschaftlichen Anliegen mit allen Mitteln zu verteidigen. Und wir haben die Jungen für linke Gewerkschaftspolitik zu motivieren und mit ihnen zusammen für eine soziale, bunte und weltoffene Schweiz zu kämpfen. Dieses Ziel den RentnerInnen näher zu bringen, wäre die Aufgabe der IG. Wenn sie das nicht tut, brauchen wir sie nicht mehr. Jürg Tüscher

Präsidentinnenkonferenz Am Mittwoch, 6. April, 10.30 Uhr findet die PräsidentInnenkonferenz der Pensioniertenvereinigungen im Hotel Bern statt. Einladungen und Unterlagen werden wir euch zukommen lassen. Der Präsident der Nationalen Pensio­nier­ tenvereinigung Roland Gutmann

Lydia Aicher, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 77 Jahre, Mitglied seit 2006. Leny Baltensperger, Sektion Zürich Logistik, 83 Jahre, Mitglied seit 1999. Ernst Bodmer, Sektion Ostschweiz, 86 Jahre, Mitglied seit 1961. Willy Dummermuth, Sektion Lötschberg Post, 83 Jahre, Mitglied seit 1949.

SYNDICOM-PENSIONIERTE MEDIEN SCHWEIZ Am 18. Mai findet in Bulle das 5. Pensionierten-Treffen des Sektors Medien statt. Alle Pensionierten des Sektors Medien haben eine persönliche Einladung erhalten. Man kann sich immer noch anmelden bei Peter Rymann, perymann@gmail.com, 056 441 44 87 oder 076 436 00 93. Ebenso allfällige Fragen. Das Organisationskomitee hat ein schönes Programm vorbereitet und freut sich auf viele Anmeldungen. Peter Rymann

Josef Felix, Rhätia, 82 Jahre, Mitglied seit 1955. Albert Hohl, Sektion Ostschweiz, 88 Jahre, Mitglied seit 1951. Erich Hostet tler, Sektion Bern, 73 Jahre, Mitglied seit 1965. Heinz Huber, Sektion Zürich Logistik, 82 Jahre, Mitglied seit 1949. Hanspeter Hutmacher, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 61 Jahre, Mitglied seit 1977. Got tlieb Lörtscher, Sektion Bern Postpersonal, 91 Jahre, Mitglied seit 1947.

Zürich (grüner Saal) statt. Unser Kollege Kurt Brüschweiler wird uns über seine Eindrücke von einer Kanada-Reise berichten. Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnahme und wünschen allen, die gesundheitlich verhindert sind, gute Besserung. Mit freundlichen Grüssen Der Vorstand Wandergruppe. Donnerstag, 31. März, wandern wir im Aargauer Jura vom Bänkerjoch nach Zeihen. Zürich HB ab 9.03 bis Aarau.

Alfred Luginbühl, Sektion Bern Postpersonal, 80 Jahre, Mitglied seit 1971. Willi Lüthi, Sektion Ostschweiz, 89 Jahre, Mitglied seit 1999. Piero Mazzei, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 92 Jahre, Mitglied seit 1959. Willy Moser, Sektion Lötschberg Post, 84 Jahre, Mitglied seit 1959. Lina Müller, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 84 Jahre, Mitglied seit 1975. Rudolf Pulver, Sektion Bern Postpersonal, 80 Jahre, Mitglied seit 1958. Ueli Rothenbühler, Sektion Bern, 69 Jahre, Mitglied seit 1971.

Ende August 2015 verbrachten wir zwei herrliche Tag auf der Riederalp.

Im Rest. Aarauerstube kehren wir zu Kaffee und Gipfeli ein. Weiter per Postauto bis Bänker­joch. Wanderung bis Herznach, ca. 2 Std. Beim Postunternehmer Marcel Suter im «Löwen» essen wir zu Mittag. Wir ziehen weiter bis Zeihen, ab 15.06, mit Umsteigen treffen wir kurz vor 16 Uhr in Zürich ein. Billette: Wohnort bis Bänkerjoch via Aarau und zurück ab Zeihen–Effingen. Fahrpreis Halbtax ab Zürich HB Fr. 23.80. Plan für die Nichtwanderer: Zürich ab 11.08, Aarau an 11.35, ab 11.39 Auto 135 bis Herznach. Der «Löwen» liegt gleich bei der Haltestelle. Wir grüssen euch herzlich: W. Wacker, S. Hüsser und K. Bichsel (044 302 40 51). Donnerstag, 28. April: Die Thurgau-Wanderung führt über ebene Wege und bietet traumhafte Rundsicht. Kaffee und Gipfeli im «Isebähnli» und dann durch den Ortsteil nach Dottenwil. Weiter über Zwingenstein­hub zur Station Roggwil, am Schloss Mammertshofen vorbei nach Roggwil, wo wir im «Ochsen» zu Mittag essen. Nachmittags wandern wir in einer Stunde am Rand von Arbon zum Bahnhof. Zürich ab 8.09, St. Gallen an 9.19, 9.35 Wittenbach. Arbon ab 16.17, Zürich an 17.51. Billette: Wohnort–Wittenbach via St. Gallen und retour ab Arbon via Romanshorn. Fahrpreis ab Zürich HB Halbtax: 32 Franken. Wer zum Mittagessen dabei sein möchte, hat gute Postautoverbindungen über St. Gallen oder Romanshorn/Arbon. Die Haltestelle heisst «Ochsen». Ich freue mich auf eine gute Beteiligung, Kurt Hakios, Tel. 071 446 90 88.

© KARI BICHSEL

14 | Service

Hans-Rudolf Rüfenacht, Sektion Bern Postpersonal, 84 Jahre, Mitglied seit 1948. Ot to Schär, Sektion Thurgau Post, 88 Jahre, Mitglied seit 1953. Arthur Schweizer, Sektion Thurgau Post, 78 Jahre, Mitglied seit 1956. Josef Stalder, Sektion Zentralschweiz, 94 Jahre, Mitglied seit 1941. Wilhelm Trippmacher, Sektion Region Basel, 95 Jahre, Mitglied seit 1946. Kurt Wirz, Sektion Biel/Bienne, 69 Jahre, Mitglied seit 1970. Hermann Zahnd, Sektion Bern, 86 Jahre, Mitglied seit 1959.

Impressum

syndicom-Zeitung Chefredakt ion: Nina Scheu Redaktion: Naomi Kunz Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch Layout: Katja Leudolph Lektorat: Ulrike Krüger Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijou­strasse 33, Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 Inserate: stab@syndicom.ch Druck: Ringier Print Ebikonerstrasse 75, 6043 Adligenswil Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ­ ommunikation «syndicom» erscheint 11 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 4/16 erscheint am 29. April. Redaktionsschluss: 11. April.


16 | Letzte

syndicom | Nr. 3 | 24. März 2016

Alain Carrupt trit t in die zweite Reihe

«Es ist ein Privileg, sein Engagement zum Beruf machen zu können» Ende Februar hat Alain Carrupt sein Amt als Präsident von syndicom abgegeben. Mehr als 30 Jahre engagierte er sich für die Gewerkschaften – zuerst ehrenamtlich, dann ab 1994 als Profi. Jetzt zieht er sich langsam zurück, reduziert mit Rücksicht auf seine Gesundheit das Pensum und übernimmt andere Aufgaben. Die syndicom-Zeitung sprach mit Alain Carrupt über sein gewerkschaft­ liches Selbstverständnis, seine Erinnerungen, die Aufteilung der PTT und die Zukunft von syndicom.  Interview: Bruno Schmucki An welche Momente in deiner Karriere denkst du gerne zurück? Welche Momente waren schwierig? Alain Carrupt: Die Gewerkschaftsarbeit

1990/Z VG

gen getroffen wurden. Glücklicherweise konnte die Einheit der Gewerkschaft trotz der grossen Differenzen in dieser Frage erhalten werden. Als Folge dieser Aufteilung der PTT und der Marktliberalisierungen kam es rasch zu einer gewerkschaftlichen Neuordnung innerhalb der PTT. Unsere Statuten wurden an die neue Realität angepasst. Sie

«Die Gewerkschaftsarbeit ist hart. Aber sie ist auch eine ständige Bereicherung.»

Du hast während 17 Jahren für die PTT gearbeitet. Später hast du die Aufteilung in Swisscom und Post als Gewerkschafter miterlebt und begleitet. Wie bist du damit umgegangen? Was waren die entscheidenden Momente in diesem Prozess?

sollten den Übergang von der Unternehmens- zur Branchengewerkschaft möglich machen. Das war die Basis für die Gründung der Gewerkschaft Kommunikation.

Damals war es schwierig, die Folgen dieser Entwicklung abzuschätzen. Ich erinnere mich an die heftigen Debatten in der PTT-Union über die Frage, ob Referenden gegen die Gesetze ergriffen werden sollten, die gleichzeitig diese Aufteilung und die Öffnung des Telekommunikationsund Postmarkts regelten. Es gab grosse Spannungen. Schliesslich entschied die

Die Gewerkschaft – deine Gewerkschaft – hat sich in der Zeit, in der du für und bei der Gewerkschaft gearbeitet hast, stark gewandelt. Es war ein weiter Weg von der VSTTB über die PTT-Union und die Gewerkschaft Kommunikation schliesslich zu syndicom. Was hat sich geändert und was ist gleich geblieben?

1987/Z VG

Meine Eltern waren Posthalter, heute sind sie pensioniert. Auch mein Bruder hat bei der Post gearbeitet. Die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft war in unserer Familie eine stark verankerte Tradition. Mein Vater war Präsident einer Sektion des Posthalterverbands (SPV), mein Bruder präsidierte eine Sektion des Verbands Schweizerischer Postbeamter (VSPB). Als sie erfuhren, dass ich bei der Fernmeldedirektion Sion angestellt wurde, vermittelten sie mir eine klare Botschaft. Und ich habe sie verstanden: Gleich nach Stellenantritt wurde ich Mitglied im Verband Schweizerischer Telegraphen- und Telephonbeamten (VSTTB).

1992/Z VG

Sowohl bei dir als auch in deiner Familie ist die berufliche Laufbahn bei der PTT mit dem Engagement für die Gewerkschaft eng verflochten. Wie kommt das?

2003/© KEYS TONE

ist hart. Man muss viel einstecken und erlebt schwierige Momente. Aber sie ist in menschlicher Hinsicht auch eine ständige Bereicherung. Ich habe es immer als Privileg betrachtet, mein Engagement zum Beruf machen zu können. In schwierigen Momenten habe ich mich immer an diese Chance erinnert. Ich denke gerne zurück an die unzähligen Begegnungen, Gespräche und gemeinsamen Emotionen und an die Solidarität, die vor allem bei den Streiks spürbar wurde. Der schwierigste Moment war die Ankündigung des Abbaus von 6000 Stellen bei der Swisscom im Jahr 1998 und der damit verbundenen Entlassungen. Ich erfuhr davon am Tag einer Delegiertenversammlung und erinnere mich noch heute daran, wie wenn es gestern gewesen wäre. Als ich die Delegierten darüber informierte, war ich tief bestürzt. Allgemein waren die schwierigen Momente immer eng mit den ­Schäden verbunden, die den Menschen durch Entlassungen und Restrukturierungen entstehen.

2013/© FRANT IŠEK MATOUS

Mehrheit, auf die Referenden zu verzichten – aus verschiedenen Gründen, hauptsächlich aber wegen der fehlenden politischen Unterstützung. Aber auch wegen der «Sozialklauseln», die in die verschiedenen Gesetze aufgenommen wurden. Auch im Rückblick ist es schwierig zu wissen, ob damals die richtigen Entscheidun-

In den ersten Jahren, in denen ich auf nationaler Ebene arbeitete, konnten wir jedes Jahr die Verbesserungen auflisten, die wir für unsere Mitglieder erreicht hatten. Bei jeder Versammlung wurden wir dazu herzlich beglückwünscht. Seither hat sich die Situation aber stark verschärft. Seit Mitte der 90er-Jahre müssen wir (zu) häufig dafür kämpfen, das Erreichte zu verteidigen oder die Folgen der verschiedenen Restrukturierungen abzufedern. Ausserdem sind wir von Sozialpartnern eines Unternehmens – der PTT – zu Sozialpartnern von Dutzenden von Unternehmen geworden. Wir haben aber nicht immer genügend Ressourcen, um dieser Entwicklung vollständig gerecht werden zu können. Dieser Wandel führte nicht nur zu einer Neuordnung, sondern zu einer radikalen Veränderung der Gewerkschaft. Von einer Gewerkschaft der «Forderungen» sind wir zu einer Gewerkschaft der «Kämpfe» geworden, von einer Unternehmens- zur Branchengewerkschaft. Gleich geblieben ist das immer noch grosse Engagement unserer MilizerInnen. Es gibt nicht viele Gewerkschaften, die auf so viele engagierte AktivistInnen zählen können.

Mit welchen Strategien und Ideen kann syndicom die Zukunft meistern? Was sind die grössten Herausforderungen? syndicom ist gut gewappnet für die Zukunft. Die Prioritäten, die für die Zeit bis zum Kongress festgelegt wurden, sind sinnvoll. Sie sollten entschlossen umgesetzt werden. Es geht jetzt darum, die Präsenz der Gewerkschaft in den Unternehmen zu stärken, die Vertrauensleute noch mehr zu unterstützen und eine sehr aktive GAV-Politik weiterzuverfolgen. So können wir uns den Herausforderungen stellen – der Verschärfung der Arbeitsbedingungen, der zunehmenden Individualisierung und vor allem der fortschreitenden Digitalisierung und damit verbundenen Entmenschlichung. Ich bin zuversichtlich in Bezug auf die Zukunft von syndicom und der Gewerkschaften allgemein. Allerdings müssen sich alle immer bewusst sein, dass nur Solidarität und gemeinsames Handeln den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern helfen, sich wirksam zu verteidigen und ihre Situation zu verbessern. Der Individualismus ist eine Sackgasse. Zum Schluss ein Appell an unsere Mitglieder: Wenn jede und jeder von euch nur einen Kollegen von der Gewerkschaft und der Notwendigkeit der Solidarität überzeugen und zum Beitritt bewegen würde, wären die Zukunftsaussichten der Personen, für die wir uns einsetzen, um einiges besser.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.