syndicom - die zeitung

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Nr. 5 3. 6. 2016

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

die zeitung

AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern

Logistik

Angestellte beklagen sich über immer mehr Überstunden bei der SecurePost AG  Seite 4 Dossier digitalisierung #9

Internet der Dinge

Jetzt kommt «the next big thing»: das Internet wächst und umfasst zunehmend auch Maschinen, Geräte und Fahrzeuge. Im «Internet der Dinge», wo die Grenze zwischen online und offline langsam, aber sicher verschwindet, verbinden sich neuartige Geräte miteinander. Doch dem aktuellen Hype könnte bald wieder die Ernüchterung folgen, denn noch fehlen einheitliche Standards für den Aufbau eines weltumspannenden Netzes ohne grosse Sicherheitslücken. Die Gewerkschaften befürchten einen massiven Verlust an Arbeitsplätzen durch die anrollende Automatisierungswelle.  › Seite 2

Medien

Unsere Umfrage zeigt: Medienschaffende wollen einen GAV mit Mindestlöhnen  Seite 7

gleichstellung

Die Darstellung von Frauen in den Medien zementiert konservative Rollenbilder  Seite 8

Frauen

14. Juni: Lohngleichheit ist eine zentrale Forderung des Frauenkampftags  Seite 9

Interessengruppen

Höhere Renten sind machbar Wegen der Finanzkrise fallen die Pensionskassen-Renten immer tiefer aus. Die Volksinitiative AHVplus, die am 25. September an die Urne kommt, gibt Gegensteuer und fordert eine Erhöhung der AHV-Renten um 10 Prozent. Eine Gesprächsrunde über Fakten und Hintergründe.  › Seite 3

telecom

Ein Schwerpunktthema der Gewerkschaft syndicom ist das hartnäckige, langfristige Engagement für eine vollständige GAV-Abdeckung in möglichst allen Branchen. Im Sektor Telecom/IT entstand im Umbruchsjahr 2009 ein Vierjahresplan, der für die künftigen Verhandlungen und die Erreichung der GAV-Ziele klare Leitplanken setzte.  Dank sorgfältiger Planung und konsequenter Umsetzung konnten in den darauffolgenden Jahren in allen Branchen des Sektors schöne Erfolge erzielt werden.  › Seite 5

© MARGARETA SOMMER

GAV-Politik gestern, heute und morgen

für solide AHV-Renten ∙ Die syndicom-VertreterInnen Rodolphe Aeschlimann, Patrizia Mordini und Michael Moser sind sich einig, dass Pensionierte, Frauen und Junge am 25. September solidarisch JA sagen zu AHVplus und sich vehement gegen eine Erhöhung des Rentenalters auf 67 einsetzen werden.

NEIN zur Initiative Pro Service public!

Für einen starken Service public und gegen die Privatisierung von Post und Swisscom Die gefährliche und verfängliche Initiative Pro Service public verfehlt nicht nur ihr Ziel, sondern gefährdet die staatsnahen Betriebe. syndicom und ihre Mitglieder sind über die Post und Swisscom direkt betroffen. Deshalb setzen wir uns vehement gegen die Initiative ein.

© DANIEL RIHS

•  Die Initiative führt zu weiteren Privatisierungen. •  Die Initiative reisst ein Loch in die Bundeskasse und erhöht den Spardruck. •  Die Initiative bedroht die Gesamtarbeitsverträge und guten Arbeitsbedingungen. Symbolische Aktion auf dem Bundesplatz · Gut 30 Berufsleute zeigten die schwerwiegenden Folgen eines Gewinn- und Querfinanzierungsverbots. Pöstlerinnen, Zugbegleiter, Feuerwehrleute, Lehrerinnen und Pflegende lehnen die Service-public-Initiative entschieden ab!


2 | Hintergrund

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016

Die digitale Revolution und ihre Folgen #9

Hier spricht Ihr Briefkasten

Das Internet der Dinge, wo sich Objekte vernetzen und Abläufe sich selber optimieren, ist der neuste Schrei. Post und Swisscom mischen mit, aber auch gewitzte Schweizer Start-ups. Die Datenschutzbehörde ruft zur politischen Vorsorge auf, damit wir jetzt den Überwachungsstaat von morgen verhüten.  Albertine Bourget, freie Journalistin beeinflussen, dann bietet die Revision des Datenschutzgesetzes jetzt die Gelegenheit dazu.»

Wenn eine Postsendung unbefugt geöffnet wird, schlägt das Paket Alarm. Geht ein Lagerbestand zur Neige, löst das Regal eine neue Bestellung aus. Die Obstkiste beschwert sich, wenn es ihr unterwegs zu warm wird: Das «Internet der Dinge» lässt die Grenze zwischen online und offline verschwinden und macht vieles zum ersten Mal möglich.

Absehbare Problemfälle

Der Gelbe Riese verfiel letzten März darauf, zwischen Bern und Biel versuchsweise ein erstes Low-Power-Funknetzwerk (LPN) aufzusetzen. Es überträgt im Gegensatz zu herkömmlichem Mobilfunk die Daten langsamer, hat aber eine deutlich grössere Reichweite und braucht weniger Energie. «Mit dieser Technik können verschiedenste Gegenstände und Geräte wie Fahrzeuge, Pakete und Briefkästen sehr kostengünstig und bei minimalem Energiebedarf mit dem Internet verbunden werden», stellt das Unternehmen zufrieden fest. Die Post könne dadurch neuartige, intelligente Dienstleistungen anbieten. Intelligente Briefe, führerlose Postautos, Paketauslieferung mittels Drohnen, Roboter im Zustelldienst kommen auf uns zu.

Kehrichtabfuhr optimieren Die Swisscom ihrerseits wird laut Mediensprecherin ­Lauranne Peman den Ausbau ihres LPN-Netzes Ende 2016 abschlies­ sen. Die Fernmeldedienstanbieterin ist überzeugt, dass neue Technologie sowohl die Arbeitswelt als auch den Alltag spürbar vereinfachen kann. Als Beispie-

© VEGE/FOTOLIA

Roboter im Zustelldienst

Optimieren, alarmieren, überwachen ∙ Die Geräte wissen es selbst am besten, und sie wissen auch viel über uns.

le zählt die Swisscom-Sprecherin auf: Parkfelder melden ihre Belegung und übermitteln diese ins Verkehrsleitsystem; Recycling­container melden ihren Füllstand, optimieren so die Sammel­routen und reduzieren Kosten und Abgas; der eigene Briefkasten sendet der Besitzerin eine Nachricht, sobald ein Paket angekommen ist; Heizungszähler senden den Bezug der Mietpartei direkt an die Verwaltung zur exakten Abrechnung; Maschinen und Geräte melden sich anbahnende Ausfälle frühzeitig den Angestellten.

Preisgekrönte Schweizer Gadgets In der Schweiz wie anderswo sind die vernetzten Gegenstände auf dem Vormarsch. Das Neuenburger Start-up-Unternehmen Kizy Tracking wurde im ver-

gangenen Februar am «IoT/M2M Innovation World Cup» in Barcelona für seine Tracking-Lösung ausgezeichnet: Es bietet einen zierlichen Tracker von 50 Gramm für die weltweite Lokalisierung von Behältern, Paletten oder auch einfach Briefen. Ein weiteres Schweizer Start-up, Swissprime Technologies, wurde für seine Anwendung My Lock ausgezeichnet. Diese ermöglicht es, Schlösser per Telefon zu öffnen und zu schliessen.

Erste Vorboten der neuen Revolution Die angekündigte Revolution dürfte dürfte noch zehn Jahre brauchen, heute sind die Daten und Technologien noch kaum standardisiert. Auch drohen noch massive Lücken in der Datensicherheit. Ob Revolution oder nicht: Man geht davon

aus, dass um 2025 weltweit über 50 Milliarden Objekte, Maschinen und Geräte miteinander vernetzt sein werden. Das Risiko der Piraterie steigt, denn die IT-Sicherheit der Unternehmen ist nicht unfehlbar. Und auch für Privatpersonen besteht die Gefahr, dass ihre persönlichen Daten gehackt werden.

Als Beispiele für absehbare Problemquellen nennt Böhlen Chio­falo intelligente Stromzähler (Smartmeter), in Kraftfahrzeugen in­stal­lierte «Pay as you drive»-Systeme, tragbare Computersysteme (Wearables) und natürlich Gesundheitsanwendungen, die Informationen über unseren Gesundheitszustand protokollieren und preisgeben. Die bei der Nutzung vernetzter Gegenstände generierten Daten liefern Informationen über unsere Privat- und Intimsphäre und sind für die kommerziellen Zwecke Dritter hochinteressant. Der Rat von Böhlen Chiofalo an arglose User ist daher, die eigenen Daten «unter Kontrolle zu halten». Der EDÖB ruft die Hersteller vernetzter Gegenstände zudem zu standardmässigen Voreinstellungen auf, welche die Einhaltung des Datenschutzes erleichtern.

Totale Automatisierung Jetzt das Datenschutzgesetz für die Zukunft stärken Das Hauptrisiko, so die Kommunikationsspezialistin beim Eidgenössischen Datenschutzund Öffentlichkeitsbeauftragten, EDÖB, Silvia Böhlen Chio­ falo, liegt bei der Menge der gesammelten Daten. Silvia Böhlen Chiofalo weist darauf hin, dass der Schutz der Privatsphäre eine der wesentlichen Sorgen bleiben wird: «Wollen wir den Gang der Dinge noch

Maschinen und Systeme, die miteinander kommunizieren sowie sich selbst verwalten und optimieren, stellen die nächste Automatisierungswelle dar, die so genannte Industrie 4.0. In einem Interview prophezeite einer der IoT-Pioniere, der Unternehmer David G. Simmons, dass die aktuellen technologischen Umwälzungen die Arbeitswelt ebenso verändern werden, wie es das Internet in den 90er-Jahren getan hat.

Kommentar

© KARIN AMMON

Prekäre Jobs und sinkende Einkommen in der smarten neuen Arbeitswelt Die Digitalisierung der Arbeitswelt nimmt immer mehr an Fahrt auf. Verlässliche Aussagen über die Folgen des Strukturwandels auf die Beschäftigung lassen sich derzeit keine machen. In der Schweiz ist zwar fast die Hälfte aller Jobs durch den technologischen Fortschritt gefährdet, aber «nur» etwa 10 Prozent werden aufgrund der aktuellen Faktenlage sicher verschwinden. Was mit den anderen 40 Prozent der im Prinzip automatisierbaren Stellen geschieht, darüber streiten sich die Wissenschaftler noch: Die einen sehen eine technologisch bedingte Arbeitslosigkeit voraus, prekäre Arbeitsverhältnisse und zunehmenden Druck auf die Löhne. Andere vertrauen auf die Innovationsfähigkeit der Unternehmen und darauf, dass es die freie Marktwirtschaft – wie bei früheren industriellen Umwälzungen – schon irgendwie richten wird und dass genügend neue Jobs entstehen werden, vor allem in der Informations- und Kommunikationstechnologie. Im Moment scheint das pessimistische Szenario realistischer zu sein. Lernende Roboter, selbstfahrende Autos, 3D-Drucker und internetbasierte Dienstleistungen erlauben es den Arbeitgebern, mit immer weniger Personal immer schneller und billiger zu produzieren, räumlich und zeitlich unabhängig. Geht uns also die Arbeit aus? Oder entstehen neue Berufsbilder und Tätigkeitsprofile?

Einige Berufe und Branchen werden gänzlich verschwinden. Neu sind nicht nur schlecht Qualifizierte, sondern auch Menschen mit mittleren Qualifikationen unter Druck, vor allem wenn sie Tätigkeiten mit einer gewisse Routine ausüben. Es droht eine Polarisierung des Arbeitsmarktes: Auf der einen Seite gut qualifizierte Fachkräfte mit hochbezahlten, sicheren Stellen und Top-Arbeitsbedingungen, auf der anderen Seite ArbeitnehmerInnen mit schlechtbezahlten, unsicheren Jobs, ohne Schutz durch Sozialversicherungen. Die Aussicht auf Unterbeschäftigung und schrumpfende Kaufkraft ist für die Gewerkschaften eine enorme Herausforderung. Für eine gerechte Verteilung von Beschäftigung und Einkommen sind nicht nur in der Arbeitsmarktpolitik, sondern auch in der Sozialpolitik neue Lösungen gefragt. Sind immer mehr Leute als Freelancer tätig und immer weniger fest angestellt, werden auch keine Versicherungsbeiträge in die Sozialwerke einbezahlt. In der Arbeitswelt der Zukunft sind eine gute Ausbildung, lebenslanges Lernen, Flexibilität und Kreativität mehr denn je unabdingbare Voraussetzungen, um arbeitsmarktfähig zu bleiben. Werden die Gewerkschaften angesichts deregulierter und flexibler Arbeitsmodelle die atomisierten Angestellten und Freelancer noch zu erreichen wissen? Nick Manouk


Interessengruppen | 3

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016 Initiative AHVplus

Von 1160 Franken kann man nicht leben

sollte nicht die Ergebnisse eines einzelnen Jahres zum Massstab nehmen. Ich war lange Zeit Mitglied in der Pensionskasse einer

Wie wird denn diese Rentenerhö­ hung das Leben konkret verändern? Rodolphe Aeschlimann: Jedes

AHVplus dürfte zwischen 3,6 und 4,1 Milliarden Franken jährlich kosten. Wie können diese zusätzlichen Mittel beschafft werden? Rodolphe Aeschlimann: Es ist eine paritätische Erhöhung der Lohnbeiträge um 0,8 Prozent vorgesehen (je 0,4 Prozent von den Arbeitgebern und ArbeitnehmerInnen). Dies ist durchaus vertretbar. Die AHV-Beitragssätze wurden im Gegensatz zu den Pensionskassenbeiträgen seit 1975 nicht mehr angepasst. Michael Moser: Bei einem Bruttojahreslohn von 54 000 Franken würde der zusätzliche Lohnabzug pro Jahr nur gerade 200 Franken ausmachen. Die Rente aber würde um über 2000 Franken jährlich steigen.

Brauchen die Pensionierten dieses «kleine Plus», das die Initiative fordert, wirklich? Rodolphe Aeschlimann: Für viele Rentnerinnen und Rentner ist dies sehr wichtig. Die zweite Säule gibt es erst seit 1986. Die Situation der Altersgruppen, die

bisschen zählt. Die Krankenkassenprämien steigen jedes Jahr. Im Kanton Freiburg bezahlen meine Frau und ich monatlich 1045 Franken, obwohl wir weder privat noch halbprivat versichert sind! Es gibt zwar etwas Ergänzungsleistungen, aber jetzt kommt noch die Unfallversicherung hinzu, die wir bis 65 nicht bezahlen mussten. Pensionierte, die marktübliche Mieten zahlen, haben es vielfach trotz Ergänzungsleistungen schwer.

Die AHV-Mindestrente liegt bei 1160 Franken für eine alleinstehende Person. Kann man davon leben? Rodolphe Aeschlimann: Nein.

Weshalb werden Männer und Frauen im Rentenstand nicht gleich behandelt? Patrizia Mordini: Haushalt,

Das ist unmöglich. Sogar mit Ergänzungsleistungen bleibt es sehr schwierig. Und wenn man ein Haus besitzt, hat man keinen Anspruch auf Ergänzungsleistungen.

© MARGARETA SOMMER

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Gewerkschaft und weiss, dass man einen Zeitraum von mehreren Jahren als Grundlage nehmen muss. Patrizia Mordini: Die Rechte spielt das aktuelle Defizit hoch. Den Eintritt der Babyboom-Generation ins Rentenalter kann die AHV gut meistern.

einige darauf. Mit AHVplus werden Personen mit niedrigen Renten weniger auf Ergänzungsleistungen angewiesen sein, um es bis zum Monatsende zu schaffen. Michael Moser: Die Ergänzungsleistungen dürfen nicht zur Norm werden, sondern sollen die Ausnahme bleiben. Heute sind aber bereits fast 180 000 Rentnerinnen und Rentner auf Ergänzungsleistungen angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Gemäss Bundesverfassung müssen die AHV-Renten «den Existenzbedarf decken». Davon sind wir auch mit einer Vollrente noch weit entfernt. Die Renten müssen steigen. Wie selbst der Bundesrat einräumt, sind diese seit 1980 gegenüber den Löhnen um rund 20 Prozent in Rückstand geraten. Die Erhöhung um 10 Prozent mit AHVplus stellt also eher ein Minimum dar.

schon vorher Beiträge zahlten, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. So sind Pensionierte der grafischen Industrie häufig weniger gut gestellt als jene der PTT.

Patrizia Mordini: Für die ärmsten 20 Prozent spielen die zweite und die dritte Säule sozusagen keine Rolle oder sie sind unerreichbar. Vor allem für die Frauen: 38 Prozent der Rentnerinnen leben nur von der AHV. Bei den Männern sind es 19 Prozent. Der Aufwand, um Ergänzungsleistungen zu erhalten, ist sehr gross. Die wirtschaftlichen Verhältnisse werden genauestens geprüft. Aus Scham verzichten

Kinder, betagte Eltern: Die Frauen leisten weiterhin mehr unbezahlte Arbeit als die Männer und verdienen bei bezahlter Arbeit rund 20 Prozent weniger als diese. Teilzeitarbeit – die mehrheitlich Frauen betrifft –, Erwerbs­ unterbrechungen und niedrige Löhne wirken sich bereits während des Berufslebens und später zwangsläufig auch auf die Höhe der Rente aus. Das System ist noch immer auf das traditionelle Familienmodell mit dem Mann als Hauptverdiener ausgerichtet.

Ist denn die AHV eher frauentauglich als die zweite Säule? Patrizia Mordini: Das ist sie! Dank verschiedenen Ausgleichsmechanismen wie den Erziehungs- und Betreuungsgutschriften sind die Durchschnittsrenten von Frauen und Männern in der AHV ungefähr gleich hoch. Die Rentenberechnung in der zweiten Säule, die auf den effektiven Beiträgen basiert, benachteiligt die Frauen: Ihre Renten sind durchschnittlich nur etwas mehr als halb so hoch wie jene der Männer.

Die Diskussionsrunde: Rodolphe Aeschlimann (IG Pensionierte), Patrizia Mordini (Leiterin Gleichstellung, GL-Mitglied) und Michael Moser (Zentralsekretär Jugend).

Rodolphe Aeschlimann: An der zweiten Säule ist stossend, dass man mit einem Lohn von weniger als 21 500 Franken jährlich gar keine Beiträge einzahlen kann – ich denke hier an die Situation einer meiner Töchter, die zwei Kinder hat und weniger als 50 Prozent arbeitet. Michael Moser: Mit den gros­sen Pensionskassen, die die Milliarden der zweiten Säule verwalten, haben wir Monster geschaffen, die am Tropf der Börse hängen. Das AHV-System ist viel gesünder und stabiler.

Welches ist euer schlagendes Hauptargument für AHVplus? Rodolphe Aeschlimann : Mit all den Teuerungen ist es jetzt an der Zeit, auch die Renten anzuheben – und zwar über eine Erhöhung der Beiträge, die seit 40 Jahren unverändert geblieben sind. Dies ist ein echtes Bedürfnis in der Bevölkerung. Patrizia Mordini: AHVplus hilft den Frauen wirklich. Für die Gleichstellung von Männern und Frauen müssen in der AHV Verbesserungen vorgenommen werden, um die Renten zu erhöhen.

Michael, du bist 31 Jahre alt. Interessierst du dich überhaupt für das Thema Renten? Michael Moser: Jetzt etwas mehr! Meine Freunde haben noch keine Meinung zu AHVplus, weil es für sie noch etwas theoretisch ist. Aber man muss sie davon überzeugen, dass die AHV ein funktionierendes System ist, das man nicht zerstören darf, sondern stärken sollte.

Die Renten der heutigen Jugendlichen könnten dahinschmelzen … Michael Moser: Ja. Wenn man die nicht-linearen Werdegänge betrachtet, die Prekarisierung der Arbeit mit verschiedensten Praktika, befristeten Arbeitsverträgen, vorübergehender Arbeitslosigkeit: dann könnten die prekären Jungen von heute die prekären Rentner von morgen werden. Die Jungen der vier grossen Gewerkschaften, die Jungen Grünen und die Juso gründen derzeit ein Komitee und starten dazu Aktionen.

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Yves Sancey: Das Betriebsergebnis der AHV ist 2015 um 559 Millionen Franken gesunken. Wie soll man da die Renten um 10 Prozent erhöhen können? Rodolphe Aeschlimann: Man

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Am 25. September kommt AHVplus an die Urne. Die Initiative fordert eine Erhöhung der AHV-Renten um 10 Prozent. Der Frauentag vom 14. Juni steht schon im Zeichen dieses Volksbegehrens. Ein Gespräch mit Patrizia Mordini, Michael Moser und Rodolphe Aeschlimann, welche bei syndicom die Frauen, die Jungen sowie die Rentnerinnen und Rentner vertreten.  Interview: Yves Sancey

Michael Moser: Für die Jungen ist die private Vorsorge viel zu teuer. Wir müssen in die erste Säule investieren, da die AHV für die niedrigen und mittleren Einkommen ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bietet als die zweite Säule. Und natürlich stärkt AHVplus die AHV.

Infos unter: www.ahvplus-initiative.ch Broschüre bestellen bei syndicom: Tel. 058 817 18 08.

Das wollen wir erreichen: • Die Volksinitiative AHVplus verlangt die Erhöhung aller AHV-­ Altersrenten um 10 Prozent. • Die Erhöhung wird als Zuschlag auf die laufenden und künftigen Altersrenten ausbezahlt. • Der Zuschlag soll spätestens zwei Jahre nach der Annahme der Volksinitiative auf die laufenden AHV-Renten ausbezahlt werden. Zusätzliche Gesetzesanpassungen sind nicht nötig. Die grosse Mehrheit der Pensionierten erhält mit AHVplus 200 Franken pro Monat mehr, Ehepaare 350 Franken. Die Initiative des Gewerkschaftsbunds wird von einer breiten Allianz unterstützt, darunter syndicom, die RentnerInnenorganisation VASOS/AVIVO, die Sozialdemokraten, Grünen und die Juso. (SGB)


4 | Logistik

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016

Digitales Portemonnaie

Alles zahlen mit dem Handy

«Schluss mit Cash», verspricht die PostFinance-Tochter Twint AG*. Wollen wir das überhaupt? Hat Twint Chancen gegen Apple und Google? Was das Zahlsystem bringt: für Händler und Konsumentinnen, für die Verkaufsangestellten.  Roland Lamprecht, Zentralsekretär Minimum nur 2 Rappen. Die klassische EFT/POS-Transaktion kostet das Zehnfache. Weiter entfällt die Kommission der Kreditkartenunternehmen. Der erhoffte Erfolg blieb bis dato aber aus. Auch einen zweiten Trumpf hat PostFinance: Twint funktioniert nicht nur ohne Kreditkarte, sondern bietet auch die Option der Äufnung per LSV an. Gerade kritische KonsumentInnen könnten damit überzeugt werden. Aber die Idee des «vollumfänglichen» Portemonnaies (inkl. datenschnorchelnde Treueprogramme und Lock-Gutscheine) wirkt noch nicht sympathisch.

Die Beweggründe der PostFinance

Die Digitalisierung unserer täglichen Transaktionen schreiObwohl der Detailhändler Coop tet voran. Wenn die PostFinanPartner ist von Twint und die ce sich jetzt nicht ein Stück Werbemaschinerie der PostFi- vom Kuchen abschneidet, verliert sie Marktanteile. Bereits nance auf Hochtouren läuft, nutzt praktisch noch niemand gibt es zahlreiche Bezahlsystedie App. Es ist die klassische me auf mobilen Geräten wie Huhn-Ei-Problematik: Die Kun- PayPal, Google Pay, Apple Pay ­ aymit*. Der dinnen laden die App erst, wenn oder das Schweizer P Schweizer Markt ist noch nicht entwickelt Druck der Giganten schweisst die und lässt die Chance zu, dass eine BezahlSchweizer Anbieter zusammen. App sich zum Primus mausern kann. Dafür nimmt die PostFinanein Grossteil der Händler Twint ce sogar in Kauf, ihre eigene als Zahlungsoption anbietet. Der PostFinance Card direkt zu konHändler hingegen will nur Zah- kurrenzieren und kleinere Marlungsmöglichkeiten anbieten, gen zu akzeptieren. Ob die Strawelche die Kundschaft auch tegie aufgeht, ist offen. (bereits) nutzt. Die PostFinance versucht diese Problematik mit Druck auf die Händler geschickter Preispolitik auszu- Detailhändler werden von den hebeln: Eine Transaktion mit diversen Anbietern neuer ZahTwint kostet den Händler im lungsverfahren stark umworben

Kein grosser Erfolg

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© UELI S TEINGRUBER

Twint ist eine App. Man kann damit nicht nur elektronisch bezahlen, sondern – wie mit der Supercard von Coop – im gleichen Schritt Treuepunkte sammeln und Gutscheine einlösen. Einsetzbar ist die App an EFT/ POS-Terminals (bargeldlosen Kassiergeräten), die mit der sog. Beacon-Technologie (Identifizierung des Telefons per Blue­tooth) ausgerüstet sind – das kleine Gerät kostet den Händler derzeit 95 Franken. Aber auch im Netz: Twint kann zur Überweisung zwischen zwei Apps benutzt werden (vom Kunden zum Händler oder von Kundin zu Kundin). Aufladen kann man das digitale Portemonnaie mit Guthabenkarten, per Lastschriftverfahren, via E-Banking oder am Postomat.

Noch benutzt kaum jemand die bemüht trendigen Kassierterminals · Doch die Drohung ans Verkaufspersonal steht im Raum.

und haben die Qual der Wahl. Jeder Anbieter preist seine Zahlungsart als unverzichtbar an. Die PostFinance geht so weit, dass sie bei ihren Kleinkunden vorbeikommt und die App kostenlos einrichtet. Erstaunlich, unter welchem Druck die PostFinance stehen muss, wenn dies angeboten wird.

ungewisse Zukunftsperspektiven Die Annahme, dass sich der Zahlungsverkehr zum Teil auf Smartphones und Tablets verschieben wird, ist sicher realistisch. Die Margen würden dadurch einbrechen, womit die Anbietenden weniger Ressourcen für den klassischen Zahlungsverkehr einsetzen könnten. Liebgewonnene Dienstleistungen wie das gelbe Postbüchlein, der rote Einzahlungsschein und

die Maestro-Karte geraten unter Druck. Auch dies ist Teil der «industriellen Revolution 4.0».

Digitalisierung darf nicht gegen die Menschen gehen Arbeitnehmende, welche mit diesen Entwicklungen in ihrem Arbeitsumfeld nicht mehr mitkommen, werden massiv an den Rand gedrängt. Unsere Arbeitsund Lebenswelt wird immer stärker von der digitalen Welt

bestimmt: jeder Schritt wird gemessen, jeder Einkauf registriert, jede Bewegung hinterlässt ihre Spuren. Als Gewerkschaft müssen wir dazu beitragen, dass die Arbeitnehmenden im Zuge der vierten industriellen Revolution nicht auf der Strecke bleiben. syndicom ist bereit, diese Herausforderung anzunehmen und für die Arbeiterinnen und Arbeiter nach Lösungen zu suchen!

* Paymit und TWINT fusionieren Kurz vor Druck dieser Ausgabe traf die Meldung ein, dass die beiden Bezahl-Apps Paymit und Twint fusionieren. Die fünf grössten Schweizer Banken, die Schweizer Börse SIX, die Detailhändler Coop und Migros sowie Swisscom haben sich mit Twint (PostFinance) auf eine Partnerschaft geeinigt. Das neue System, das nicht zuletzt Giganten wie Apple, Google oder Samsung abwehren soll, wird Twint heissen. Ob die Fusion die Wettbewerbsbehörde überzeugt und was sie für die Angestellten der beiden Unternehmen bedeutet, ist noch nicht bekannt. (red)

SecurePost Überstunden explodieren An der nationalen Versammlung vom 30. April in Olten wurden die Delegierten über die GAV-Verhandlungen orientiert. Dabei wurde auch das Verhandlungsmandat von syndicom neu definiert. Ein wichtiger Punkt war, dass sich die Angestellten für konkrete Massnahmen bei Verhandlungsblockaden einsetzten. Sie drückten ausserdem ihre Unzufriedenheit über die explodierende Überstundenzahl aus und forderten eine bessere Arbeitszeitplanung. syndicom konnte über die mit der Personalkommission erzielten Fortschritte informieren. Die bereits lange geführte Diskussion über die zusätzlichen Pausen für die Arbeit in Räumen ohne natürliche Beleuchtung (Art. 15 Abs. 3 ArGV) wurde von der SecurePost AG endlich ernst genommen. Es soll eine unparteiische Feststellung der Situation in den betreffenden Basen – Oensingen, Bassersdorf, Daillens, Genf, Chiasso (und Mezzovico) etc. – vorgenommen werden. Die Ergebnisse werden uns im Juni mitgeteilt. Matteo Antonini, Zentralsekretär Sektor Logistik

PostMail Besorgnis über Zukunft der Berufe An der Jahresversammlung äusserten sich die Delegierten des Bereichs PostMail besorgt über die Zukunft der verschiedenen Berufe angesichts der Digitalisierung der Arbeitswelt. Sie beschlossen, diese Problematik zum Thema der nächsten nationalen Versammlung im November zu machen. Im Schwerpunkt der regen Diskussion lag die Umsetzung des neuen Lohnsystems, dessen Transparenz in Frage gestellt wurde. syndicom wurde beauftragt, die Umsetzungskriterien zu klären und zu vereinheitlichen. Weiter ging es um die Anwendung des neuen GAV-Artikels über die Bezahlung der Pauschalen bei Dienstunterbrechung ausserhalb des üblichen Arbeitsorts. Diese Thematik hat grosse Bedeutung, weil Ablösungen heute fast zum Normalfall werden. Die Anwendung des Arbeitsgesetzes in den Zentren bringt viele Fragen mit sich, die genaue Antworten erfordern. Die Delegierten bestätigten, dass sie die erste Ansprechstelle der Gewerkschaft an den Arbeitsorten sein wollen. Matteo Antonini, Zentralsekretär Sektor Logistik


Telecom | 5

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016 GAV-Politik

16 Jahre Gesamtarbeitsverträge in der Telekommunikation

syndicom konnte seit der Gründung in allen drei Sektoren GAV-Erfolge verbuchen. Weitere werden hinzukommen, dank den engagierten Mitgliedern und dank der Entscheide vom letzten Jahr, sich auf die GAV- und Branchen-Politik zu fokussieren. Im nachstehenden Bericht beleuchten wir die GAV-Erfolge im Sektor Telecom/IT.  Franz Schori, politischer Fachsekretär

2009: Ein Jahr des Umbruchs Nach und nach knüpften die damaligen Verantwortlichen bei der GeKo Kontakte zu Mitbewerbern der Swisscom; auch erste Mitglieder konnten geworben werden. So fallen auch die ersten Sozialpläne und Lohnabschlüsse ausserhalb der Swisscom in diese Zeit. Nach personellen Wechseln in der Branche Telecom erarbeiteten die neuen Verantwortlichen 2009 einen ersten Vierjahresplan. Bereits bei der Planung konnten Giorgio Pardini, Daniel Münger und der Schreibende an die Vorarbeiten der Vorgänger anknüpfen. In der damaligen Planung enthalten war die Weiterentwicklung des GAV Swisscom, der Abschluss eines GAV mit Sunrise und mit Johnson

Controls, das Erarbeiten einer Callcenter-Strategie sowie Aufbau und Konsolidierung des sozialen Dialogs mit T-Systems und Hewlett Packard. Der GAV Swisscom konnte erfolgreich weiterentwickelt werden; zurzeit steht schon die nächste Weiterentwicklung an. Dasselbe gilt für den GAV Sunrise: In Kraft seit 2013, steht er bereits vor der ersten Weiterentwicklung. Der GAV Johnson Controls hingegen gehört der Vergangenheit an: Im Zusammenhang mit der Auslagerung des Facility Managements von Swisscom an Johnson Controls war ein GAV-Abschluss möglich. Nur wenige Jahre später verlor Johnson Controls den Swisscom-Auftrag wieder – und damit syndicom den GAV. Immerhin konnten wir für die betroffenen Mitarbeitenden eine saubere Überführung in den GAV ISS erreichen, der aber nicht von syndicom betreut wird. Hewlett Packard spielt zurzeit bei der GAV-Politik des Sektors Telecom/ IT keine Rolle. Bei T-Systems hingegen stehen GAV-Verhandlungen vor der Tür.

Branchen-GAV für die Contactund Callcenter-Branche. Aktuell ist die Ausdehnung auf weitere Unternehmen in der Branche in der Diskussion sowie der Antrag auf Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) durch den Bundesrat. In der Vierjahresplanung 2013 bis 2016 geriet auch UPC stärker in den Fokus. Ziel: GAV-Abschluss. Stand heute: Die GAV-Unterzeichnung steht kurz bevor. Ebenfalls in den Fokus rückte die Netzinfrastrukturbranche. Über die Firmen-GAV mit Saphir Group, Cablex und Network 41 konnte der Branchen-GAV Netz­ infrastruktur verhandelt und abgeschlossen werden. Dieser Branchen-GAV tritt am 1. Juli 2016 in Kraft; ihm unterstehen rund 40 KMU in der Netzinfrastrukturbranche. Auch hier ist die AVE das Ziel.

Verschmel zende Branchen als Folge der digitalisierung Der GAV Localsearch zeigt exemplarisch die zunehmende Ver-

ge GAV-Erfolge möglich. So baute der Sektor Telecom/IT seine Miliz-Strukturen Jahr für Jahr aus.

schmelzung der Branchen infolge der Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft. Denn hinter diesem Unternehmen stehen sowohl die Swisscom als auch das Medienhaus Tamedia. Ein weiteres Beispiel der verschmelzenden Branchen ist die geplante moderne Rohrpost «Cargo Sous Terrain» mit den Akteuren Swisscom und Post sowie Detailhändlern.

Aufträge für Forschungsarbeiten 2014 führte syndicom bei Swisscom, Sunrise, UPC und Salt (vormals Orange) eine Umfrage zur Entgrenzung der Arbeit durch. Die Resultate dieser Studie fliessen nun in die GAV-Weiterentwicklungen ein. Ebenfalls Einfluss auf die GAV-Politik hat die Studie «Arbeiten im Call Center», welche die Uni Basel im Auftrag von syndicom und der Stiftung Sovis erarbeitet hat. Seit 2015 befasst sich der Sektor mit der Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft. So hat syndicom kürzlich eine Studie in Auftrag gegeben, um die Auswirkung der Digitalisierung auf die syndicom-Branchen aufzuzeigen. Für syndicom ist klar, dass die Arbeitnehmenden beim digitalen Wandel nicht zu den VerliererInnen gehören dürfen. Und dass die Unternehmen in der Verantwortung stehen, ihre Angestellten durch Aus- und Weiterbildungsmassnahmen fit zu halten.

«Meine Arbeit ist mehr wert» Auf dem Weg zum GAV Swisscom 2013 erarbeitete der Sektor ein Positionspapier unter dem Namen «Meine Arbeit ist mehr wert». Zentral an dieser Arbeit war der Einbezug des Firmenvorstands Swisscom Group, dem u. a. Mitglieder von Personalvertretungen bei Swisscom angehören. Aus dem Positionspapier entstand der fundierte Forderungskatalog. Überhaupt sind engagierte Mitglieder unerlässlich für die gewerkschaftliche Arbeit; denn nur mit engagierten Mitgliedern sind nachhalti-

Ziel mehr als erreicht: GAV in zwei Branchen

Neue Haltung zum Grundeinkommen

Die GAV-Entwicklung in der Contact- und Callcenter-Branche war so in keiner Planung enthalten: Zuerst entstand bei Capita/Avocis in Tägerwilen eine gewerkschaftliche Bewegung. Daraus folgte der soziale Dialog, der zu GAV-Verhandlungen führte. Aber nicht nur mit Capita, sondern auch mit Telag und MS Direct. Resultat war der Abschluss eines ersten

Diskutiere mit über deine Arbeitsbedingungen im Contact- und Callcenter! Melde dich noch heute online an – und motiviere auch deine ArbeitskollegInnen zur Teilnahme! Am Freitag, 10. Juni, führen wir eine erste Branchenkonferenz und Fachtagung für Mitarbeitende in Contact- und Callcentern durch. Die Konferenz findet im Volkshaus in Zürich statt, beginnt um 10.15 Uhr und dauert bis ca. 16.45 Uhr. Riccardo Pardini, Autor der Studie «Arbeiten im Call Center», stellt die Studienergebnisse vor. Anschliessend diskutieren wir mit euch diese Ergebnisse und legen gemeinsam die Schwerpunkte der gewerkschaftlichen Branchenpolitik für die kommenden Jahre fest. Für alle syndicom-Mitglieder ist die Teilnahme an der Fachtagung kostenlos und muss vom Unternehmen als Gewerkschaftsurlaub gewährt werden, wenn es dem Branchen-GAV untersteht. Nicht-Mitglieder bezahlen eine Teilnahme­gebühr von 50 Franken. Melde dich noch heute an unter www.syndicom.ch/cctagung. (cca)

© JENS FRIEDRICH

Am Anfang steht der Plan. Dann folgt die Strategie. Und schliesslich die zielgerichtete, konsequente und professionelle Umsetzung. Das tönt einfach. Doch nicht selten ist die Geschichte des Erfolgs geprägt von Rückschlägen, Umwegen und Sackgassen. Von Zeit zu Zeit müssen die Ziele überprüft und angepasst werden. Wie beim jungen, ambitionierten Sportler, der selbstbewusst das Gefühl hat, 100 Meter in 5 Sekunden rennen zu können. Nach der Gründung der Gewerkschaft Kommunikation (GeKo) im Jahr 1999 fokussierte sich die Arbeit der damaligen Branche Telecom auf das verhandeln eines Gesamtarbeitsvertrags (GAV) mit Swisscom sowie auf den GAV mit dem Flugsicherungsunternehmen Sky­guide.

GAV Sunrise 2017: Mach mit! Bestimme mit! Die vom Firmenvorstand beschlossene Umfrage zur Erneuerung des GAV Sunrise läuft noch. Die Kolleginnen und Kollegen können sich bis am 10. Juni an der Umfrage beteiligen und so die Forderungen und Prioritäten für die Verhandlungen festlegen. Der Firmenvorstand verspricht sich von der Umfrage ein breit abgestütztes Mandat für die Verhandlungen. Er wird in den Verhandlungen auf ein solches Mandat angewiesen sein, um die Forderungen durchzusetzen. Die bisherigen Resultate zeigen, dass mehr Erholungszeit (z. B. Ferien) ein grosses Bedürfnis darstellt, aber auch die Überarbeitung des Bonussystems liegt weit vorn. Die Umfrage ist für alle Mitarbeitenden von Sunrise offen. Wichtig ist es, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen für die Teilnahme an der Umfrage zu motivieren. Je mehr, desto besser. Fordere deine Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen aktiv auf, an der Umfrage teilzunehmen! Das ist bequem möglich unter syndicom.ch/gavsunrise17. (cca)

Was das genau heisst, gilt es gemeinsam mit unseren Mitgliedern zu konkretisieren. Ebenso gilt es zu diskutieren, ob die Reduktion der Arbeitszeiten im Kontext des befürchteten Rückgangs der Arbeit neu zu thematisieren ist. Und ob als Fernziel nebst der Neudefinition des Rechts auf gute Arbeit entgegen der aktuellen Haltung der Gewerkschaften nicht doch auch ein bedingungsloses Grundeinkommen auf die Agenda gesetzt werden müsste. Der syndicom-Kongress Ende 2017 wird die Weichen für die Jahre 2018 bis 2021 stellen. Eines wird sich gleich bleiben: Das hartnäckige, langfristige Engagement für eine vollständige GAV-Abdeckung in den Branchen Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT), Contact- und Callcenter, Netzinfrastrukturen und Flugsicherung. Ebenso der Einsatz für die Demokratisierung der Wirtschaft und mehr soziale Gerechtigkeit.


6 | Medien

syndicom | Nr. 5 | 6. Juni 2016

Tag der Medienfreiheit

Werbung lässt die Muskeln spielen

Die Knebelung der Presse ist in vielen Ländern an der Tagesordnung, auf JournalistInnen wird politischer und wirtschaftlicher Druck ausgeübt. Auch in der Schweiz, wie Stephanie Vonarburg und Roger Blum ausführen.  Pieter Poldervaart, freier Journalist Neben China und Nordkorea ist seit ein paar Jahren die Türkei für JournalistInnen ein besonders gefährliches Pflaster. Während die Türkei auf Platz 151 der von Reporter ohne Grenzen publizierten Rangliste der Pressefreiheit steht, nimmt die Schweiz Rang 7 ein. Trotzdem gibt es auch in der Schweiz rechtliche und wirtschaftliche Defizite, sagt Roger Blum, emeritierter Professor für Medienwissenschaft an der Universität Bern. Einerseits werde etwa die Recherche mit versteckter Kamera in den meisten demokratischen Ländern freier gehandhabt als bei uns. Anderseits schreiten die Fusionen in der Medienbranche fort, was die Meinungsvielfalt reduziert und die Ressourcen schmälert. Blum: «Das erlaubt weniger Recherche und weniger kritischen Journalismus.» Dass Geld auch die Medienwelt regiert, weiss Stephanie Vonarburg. Die Juristin und Zentralsekretärin von syndicom verweist dabei auf Inserateboykotte gewichtiger Firmen, die angesichts der klammen Finanzlage vieler Verlage gerne mit den Muskeln spielen. So wurde kürzlich bekannt, dass die UBS

seit einem Jahr keine Anzeigen mehr in «Finanz und Wirtschaft» schaltet, weil der Grossbank die Berichterstattung nicht passt. «Das ist kein Einzelfall, zahlreiche Boykotte werden gar nicht bekannt», meint Vonarburg.

Drohungen Auch schon die Drohung oder die Angst vor einer solchen kann reichen, auf eine Recherche zu verzichten. Wenig hilfreich sind da Aussagen wie die von Markus Somm, Chefredaktor und Besitzer der «Basler Zeitung», der kürzlich den Unternehmen riet: «Wenn ihr nicht zufrieden seid mit den Medien, dann müsst ihr aufhören, Inserate zu schalten.» Überraschenderweise erhielt er gar Unterstützung vom Verlegerpräsidenten Hanspeter Le­ bru­ ment, der sagte: «Als Verleger kann ich nicht den Helden spielen und dabei einen Grosskunden verärgern.»

Kein Gesamtarbeitsvertrag Wenn der oberste Schweizer Verleger Verständnis für die Beeinflussung der Redaktionen durch die Inserenten zeigt, ist das schlimm genug. «Derselbe Le­bru­ment ist aber auch verantwortlich für die Kündigung des

GAV vor zwölf Jahren», kritisiert Stephanie Vonarburg. Das Vertragswerk ist nicht nur wichtig für die Löhne, sondern ebenso für die Unabhängigkeit des Journalismus. So umfasste der frühere GAV etwa den Schutz der RedaktorInnen und freien JournalistInnen in berufsbezogenen Rechtsfällen sowie den Anspruch auf ein Redaktions­ statut.

Öffentlichkeitsgesetz Nachholbedarf ortet Vonarburg auch beim Öffentlichkeitsgesetz. Seit 2004 sind alle verwaltungsinternen Informationen der Öffentlichkeit zugänglich, die nicht aus besonderen Gründen unter Verschluss bleiben müssen. «Viele Bundesstellen und Kantone haben diese Denkweise noch nicht verinnerlicht», so die Gewerkschafterin. Und wo der freie Zugang im Prinzip gewährt werde, würden gelegentlich prohibitive Gebühren verlangt oder die Anfrage verschleppt – bis das Thema kalter Kaffee sei. Gewisse Fortschritte gibt es beim Artikel 293 StGB, der die Veröffentlichung geheimer amtlicher Verhandlungen regelt – zeitgemäss wäre seine komplette Abschaffung.

Buch und Medienhandel

Es werde Licht!

SELFIE © ELISABETH FANNIN

Eine Aufklärungsaktion von syndicom für mehr Tageslicht-Pausen bei der Buchhandelskette Orell Füssli Thalia.  Nina Scheu

Orell Füssli Thalia soll fortan wieder Orell Füssli heissen, liess die Geschäftsleitung der Buchhandelskette Anfang Mai wissen. Die Besinnung auf alte (Marken-)Werte sollte mehr sein als Fassadenmalerei. Zeit wäre es auch für eine Verbesserung

der Arbeitsbedingungen. Zum Beispiel für Angestellte, die ohne Tageslicht arbeiten müssen. syndicom startete dazu eine Aufklärungsaktion. Oft wird unterschätzt, wie wichtig Tageslicht für unser Wohlbefinden und für die Gesundheit ist. Chronischer Mangel an natürlichem Licht kann zu Angstzuständen, Reizbarkeit und Depressionen führen. Deshalb müssen gemäss gesetzlicher Grundlage ständige Arbeitsplätze über Tageslicht und Sicht ins Freie verfügen. Räume ohne natürliche Beleuchtung dürfen nur dann als Arbeitsräume benützt werden, wenn durch

besondere Massnahmen sichergestellt ist, dass den Anforderungen der Gesundheitsvorsorge Genüge getan ist. Konkret heisst das, dass für Arbeitnehmende, die ohne Tageslicht arbeiten, pro Halbtag zusätzlich 20 Minuten Pause gewährt werden müssen, damit sie Tageslicht tanken können. syndicom hat die Geschäftsleitung von Orell Füssli (mit und ohne Thalia) schon mehrmals auf die gesetzlichen Vorgaben aufmerksam gemacht. Da sich bis jetzt noch nichts verbessert hat, besuchte syndicom-Regionalsekretärin Elisabeth Fannin im Mai Filialen in Zürich, Bern, Basel und Chur, um mit Informationsflyern die Angestellten auf ihr Recht auf «Lichtpausen» aufmerksam zu machen. Als Nächstes machen wir Meldung bei den kantonalen Arbeits­ inspektoraten. Auf dass der Leitung von OFT endlich ein Licht aufgehe.

Quellenschutz bedroht Schliesslich ist der Quellenschutz seit 2013 zwar solide gesetzlich verankert. Doch im Einzelfall komme es immer wieder zu Druckversuchen auf Medienschaffende, die sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen.

Bundesgeld könnte Verbesserung bringen Zwar gefährden juristische Hürden und fehlender GAV den kritischen Journalismus. Doch die Medienschaffenden sind erfinderisch. «Journalismus ist in den letzten Jahren technisch und

methodisch besser geworden. Dazu tragen auch die internationalen Recherchenetzwerke bei», erklärt Blum. Jüngstes Beispiel ist die konzertierte Veröffentlichung der «Panama Papers». Punkto Finanzierung favorisiert Roger Blum ein Stiftungsmodell, wie es auch die Eidgenössische Medienkommission vorschlägt: Eine Institution soll Gelder für Recherchen vergeben, ohne politisch-administrativen Einfluss. Steuergeld für journalistische Recherche? Blum: «Kritischer Journalismus ist existenziell für eine Demokratie. Erst recht für eine direkte Demokratie.»

syndicom-Aktion am Tag der Medienfreiheit Am Tag der Medienfreiheit (3. Mai) organisierten die SRG und der Verband Schweizer Medien eine Tagung zum Thema «Für eine journalistische Recherche ohne Fesseln». syndicom empfing die TagungsteilnehmerInnen mit einem Flyer, der in Erinnerung rief, dass auch in der Schweiz Verbesserungen nötig sind. Denn Medienfreiheit bleibt eine Theorie, wenn die Produktionsund Arbeitsbedingungen unwürdig sind. Nur ein fairer Gesamtarbeitsvertrag legt den Grundstein für angemessene Arbeitsbedingungen von fest angestellten Medienschaffenden und Freelancern. Und nur mit gut dotierten Redaktionsbudgets lässt sich journalistische Recherche betreiben. Schliesslich bleiben die Medien nur bei garantierter Unabhängigkeit gegenüber allen politischen und wirtschaftlichen Akteuren vertrauenswürdig, erfüllen ihre Aufgaben als «Wachhunde der Demokratie». Darum muss für die Deutschschweizer und Tessiner Redaktionen nach 12 Jahren Vertragslosigkeit jetzt dringend ein guter GAV abgeschlossen werden. Thematische Einladungen zum Surfen: www.mediengav.ch: Hier sagen Medienschaffende, warum sie ihren GAV wollen und was darin geregelt werden muss. www.europeanjournalists.org: die Europäische Föderation der JournalistInnen sichert den Medienschaffenden in der Deutschschweiz und im Tessin ihre Unterstützung zu. www.srgssr.ch: «Für eine journalistische Recherche ohne Fesseln». Die Medienmitteilung zur spannenden Tagung von SRG und Schweizer Medien vom 3. Mai. www.skmr.ch: Das Factsheet des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte, SKMR, erklärt anhand von konkreten Fällen die Bedeutung der Europäischen Menschenrechtskonvention für die Schweizer Medien. (nis)

Unabhängige Westschweizer Buchhandlungen

Mindestlohn von 4000 Franken In den jährlichen Lohnverhandlungen mit dem Westschweizer Buchhändler- und Verlegerverband ASDEL (Association suisse des diffuseurs, éditeurs et libraires) werden die Mindestlöhne für die unabhängigen Westschweizer Buchhandlungen festgelegt. Trotz negativem Index der Konsumentenpreise waren die Verhandlungen in diesem Jahr endlich erfolgreich: Am 1. Januar 2016 wurde die unterste Stufe der Lohnskala für qualifizierte Buchhändlerinnen und Buchhändler von 3896

Franken auf 4000 Franken angehoben. Dieser wichtige Schritt entspricht der Idee des Mindestlohns, den die Schweizer Stimmberechtigten im Mai 2014 an der Urne abgelehnt hatten. Allerdings handelt es sich hier um Mindestlöhne, die für alle Buchhandlungen im ASDEL gelten, und nicht um Lohnobergrenzen! (Patrizia Alcaraz)

Die Lohnskala kann eingesehen werden auf unserer französischen Webseite: syndicom.ch, Branche Livres et diffusion de médias


Medien | 7

syndicom | Nr. 5 | 6. Juni 2016 Jahresversammlung der Europäischen Journalistinnen-Föderation (EJF) in Sarajevo

«Die freie Berufsausübung wird immer öfter kriminalisiert»

Informationsfreiheit ist ein Menschenrecht

Die Europäische JournalistInnen-Föderation (EJF) ist die grösste Organisation von Mediengewerkschaften und -Berufsverbänden in Europa und steht für über 320 000 Journalistinnen und Journalisten. Sie hat 71 Mitgliedsorganisationen in 43 Ländern. Wir sprachen mit Francisco Audije-Vega, Journalist, Gewerkschafter und Aktivist der EJF.

syndicom und Impressum fordern von den Schweizer Verlegern GAV-Verhandlungen. Rund 100 Delegierte aus 53 verschiedenen Gewerkschaften und Verbänden aus 38 europäischen Ländern erklärten sich mit dieser Forderung solidarisch.  Sergio Ferrari, freier Journalist «Skandalös», befand Anthony Bellanger, Generalsekretär der Internationalen JournalistInnen-Föderation (IJF), die über 600 000 Mitglieder aus 129 Ländern vertritt und der auch die EJF angehört. Es ist wirklich kaum zu glauben: In einem Land wie der Schweiz gestehen die Verleger den JournalistInnen in der Deutschschweiz und im Tessin das Grundrecht auf einen GAV nicht zu.

Sie waren die letzten drei Jahre Mitglied im Vorstand der EJF. Was ist derzeit Ihre grössten Sorge?

Gefährliche EU-Richtlinie für Geschäftsgeheimnisse Die von Zentralsekretärin Stephanie Vonarburg im Namen von syndicom und Impressum eingebrachte Motion mit der Forderung nach einem GAV wurde von der Generalversammlung der EJF Ende April in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo dann auch einstimmig verabschiedet. An der Versammlung in Sarajevo

© URS THALMANN

© S TEPHANIE VONARBURG

Das Recht der Journalistinnen und Journalisten auf eine freie Berufsausübung wird weltweit

Die syndicom-delegation in sarajevo: ∙ Journalist Sergio Ferrari und Zentralsekretärin Stephanie Vonarburg.

schlossen sich die syndicom-Delegierten ihrerseits der Kritik an der neuen europäischen Richtlinie über den «Schutz von Geschäftsgeheimnissen» an (Wortlaut auf http://eur-lex. europa.eu). Das Europäische Par-

lament nahm diese Richtlinie am 13. April an – trotz einer Gegen-Petition mit über einer halben Million Unterschriften, die von dreissig gros­sen Gewerkschaften und NGOs eingereicht worden war. «Diese Richtlinie

wurde auf völlig intransparente Art und Weise erarbeitet», erklärte Dominique Pradalié, die Generalsekretärin der Mediengewerkschaft SNJ-France. Mehr noch: «Die Richtlinie ist gefährlich. Sie gefährdet das Recht der Bürgerinnen und Bürger auf hochwertige Informationen und die Freiheit, unseren Beruf auszuüben. Sie stellt das private über das öffentliche Interesse.» Das Thema wird die europäische Debatte in den kommenden zwei Jahren weiter

immer mehr eingeschränkt und kriminalisiert. Und zwar nicht nur bei der politischen Berichterstattung, sondern auch im Bereich der Wirtschafts- und Finanzinformation.

Was sind die wichtigsten Themen für die Zukunft? Der Kampf gegen die weitere Verschlechterung der oftmals prekären Arbeitsbedingungen von JournalistInnen. Und die Verteidigung der öffentlich-rechtlich organisierten audiovisuellen Medien. Sie werden durch die Konvergenz der grossen Medienkonzerne und neoliberale Ideen stark bedrängt. (SFi)

beschäftigen. Denn die EU-Länder müssen diese Richtlinie noch ratifizieren und ihre Gesetze in diesem Zeitraum entsprechend anpassen. Die EJF verabschiedete noch zwanzig weitere Motionen und Initiativen, die sich für journalistische Rechte einsetzen. Am baldigen Kongress des IJF Anfang Juni in Angers (Frankreich) werden diese weiter behandelt. syndicom entsendet Delegierte.

www.europeanjournalists.org

Umfrage

Medienschaffende wollen GAV mit Mindestlöhnen Auf MedienGAV.ch haben syndicom und Impressum die Medienschaffenden gefragt, was in ihrem künftigen GAV wie geregelt werden soll. Die Antworten sind eindeutig, die Erwartungen klar, das Signal an die Sozialpartner ist stark.  Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin Teilgenommen haben bisher 409 Medienschaffende, davon 367 auf Deutsch und 42 auf Italienisch. Das sind rund 10 Prozent der organisierten, aktiven Medienschaffenden. Angesichts der Tatsache, dass das Ausfüllen eine vertiefte Auseinandersetzung mit den eigenen Arbeitsbedingungen erfordert, ist das eine zufriedenstellende Teilnahme. Für die Auswertung ergibt sich eine repräsentative Datenlage. Von den Teilnehmenden sind rund ein Drittel freischaffend oder teilweise freischaffend und zwei Drittel fest angestellt.

Löhne und Honorare gehören in den GAV Interessant ist, dass die beiden Sprachregionen sehr ähnlich geantwortet haben. Fast einstimmig (95%) kommt die Rückmeldung, dass im GAV die Mindestlöhne für Festangestellte geregelt sein müssen. 97 Prozent wollen, dass die journalistische Berufserfahrung bei der Lohnentwicklung angerechnet wird. Eine grosse Mehrheit (60%) befürwortet einen Einstiegslohn

von 5843 Franken pro Monat (so wie er aktuell im Westschweizer GAV geregelt ist) und 13 Prozent fänden mindestens 6500 Franken angemessen. Die vier Erfahrungsstufen des früheren GAV finden bei drei Vierteln der Teilnehmenden Zustimmung. Zusätzliche 19 Prozent finden, dass die Lohnerhöhungen dort zu tief waren. Sehr klar wird auch der Forderung zugestimmt, dass die Mindesthonorare der Freischaffenden im GAV geregelt werden müssen (87%). 47 Prozent würden das Tageshonorar von 516 Franken (die höchste Kategorie im früheren GAV) befürworten, 38 Prozent verlangen 563 Franken, wie im aktuellen Westschweizer GAV.

Die durchschnit tliche Arbeitszeit definieren Mehr als drei Viertel der Teilnehmenden verlangen, dass die Wochenarbeitszeit im GAV definiert wird. Im Tessin liegt der Anteil gar bei 87 Prozent. Während die Deutschschweizer Stimmen sich zu etwa gleichen Teilen auf 40 und 42 Wochenstunden

Braucht es eine Sozialplan-Pflicht bei Stellenabbau? Beantwortet: 335  Übersprungen: 33

Ja

beit (95%). Zur Finanzierung der Weiterbildung wollen 72 Prozent einen redaktionsinternen Weiterbildungsfonds mit einem Lohnprozent äufnen. Eine Mehrheit von 61% der Teilnehmenden aus der Deutschschweiz befürwortet den Anspruch auf eine Woche Weiterbildungsurlaub pro Jahr; im Tessin sind es 67,5%.

Nein

Journalistische Unabhängigkeit sichern 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

verteilen, schlägt die Waage im Tessin klar in Richtung 40-Stunden-Woche aus (78,8%).

Sozialplanpflicht bei Stellenabbau Eine eindrückliche Mehrheit (92%) will, dass es bei einem Stellenabbau auch eine Sozialplanpflicht gibt. Bei der Höhe der Abgangsleistungen sind drei Viertel dafür, dass diese mindestens auf dem Niveau des früheren GAV liegen müssen (75%), darüber hinaus finden 16 Prozent, dass die Leistungen höher definiert werden müssen.

soziale Fragen, Ferien und Weiterbildung 85 Prozent befürworten mindestens 16 Wochen Mutterschaftsurlaub und gut zwei Drittel einen vollen Lohnausgleich. Beim Vaterschaftsurlaub hält die eine Hälfte zwei Wochen für angemessen, die andere beurteilt dies als zu wenig. Die Ferienregelung gemäss früheren GAV und aktuellem Westschweizer CCT von 5 Wochen wird praktisch einstimmig verlangt (96%), ebenso die zusätzliche arbeitsfreie Woche bei regelmässiger Sonntags- und/oder Nachtar-

Interessant ist auch, dass der GAV in der Einschätzung der Medienschaffenden nicht nur zur Regelung der Arbeitsbedingungen notwendig ist, sondern auch zur Klärung des Verhältnisses von Redaktion und Verlag: Die journalistische Unabhängigkeit (98%) und die Mitwirkungsrechte der Redaktionen (87%) geniessen einen hohen Stellenwert. Die Umfrage-Resultate geben den Verhandlungsdelegationen einen ambitiösen Auftrag und senden ein starkes Signal an die Sozialpartner.

Mehr dazu auf www.MedienGAV.ch, Facebook und Twitter #MedienGAV


8 | Gleichstellung

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016

FRAUEN UND MEDIEN

Stereotype auf allen Kanälen

Gleichstellung? Von wegen. Frauen sind in den Medien weiterhin untervertreten. Es sei denn, es ginge um Promis oder ihre Elternrolle, sagt ein neuer Bericht des Global Media Monitoring Project.  Sina Bühler, freie Journalistin Natürlich halten wir Schweizerinnen und Schweizer uns für moderne Menschen. Gerne behaupten wir auch, unsere Gesellschaft sei viel fortschrittlicher als andere. Schliesslich haben wir die direkte Demokratie, eine freie Presse. In Wahrheit ist die Schweiz so konservativ wie kaum ein europäisches Land: denken wir an das Frauenstimmrecht, die unglaublich späte Einführung einer minimalen Mutterschaftsversicherung, die Versuche, Abtreibungen wieder zu verbieten, das Scheitern des Vaterschaftsurlaubs. Schweizer – und auch Schweizerinnen – mögen es traditionell. Und die Medien spielen dabei die wichtigste Rolle. Aktuell: die Kritik an SRF-Moderatorin Steffi Buchli, die vier Monate nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten will.

UNO-Kritik an der Schweiz So sieht das auch der UNO-Ausschuss zur Beseitigung von Diskriminierungen (UNO-CEWAS). In der Schweiz sei die Partizipation der Frauen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens gering, die Medien verbreiteten Geschlechterstereotype. Dies trage dazu bei, die gesellschaftliche Rolle der Frauen zu verkennen und ihnen den

Zugang zu leitenden Stellungen und namentlich zur Politik zu erschweren.

97% altmodisch Diese Erkenntnis stammt von 2009, doch daran hat sich nicht viel geändert. Das zeigen die neueste Studie von Global Media Monitoring (GMM) und der Zusatzbericht der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten. Ein Beispiel: In gerade mal 3 Prozent der untersuchten Nachrichten in Print, Online, Radio und TV werden Rollenbilder atypisch dargestellt, das Thema Gleichstellung wird in 6 Prozent der Berichte thematisiert. GMM analysiert alle fünf Jahre tagesaktuelle Nachrichten aus der Geschlechterperspektive. Die Forscherinnen und Forscher nehmen weltweit den gleichen Stichtag. Dieses Mal war es der 25. März 2015. In der Schweiz untersuchten sie 514 Meldungen aus Tageszeitungen, TV- und Radiosendungen, auf News-Webseiten und Twitterkanälen. Die Ergebnisse: Insgesamt sind nur 24 Prozent der 1051 erwähnten Personen Frauen. Zwei Prozent mehr als vor fünf Jahren. Diese Steigerung hat vor allem damit zu tun, dass erstmals auch Internetmedien ausgewer-

tet wurden. Dort sind die Frauen besser vertreten als im Durchschnitt: Auf Webseiten mit 30 Prozent, auf Twitter mit 48 Prozent.

Romandie machts besser Ausserdem berichtet die Westschweiz mit einer Nennung von 30 Prozent Frauen ausgeglichener als die Deutschschweiz (20%) und das Tessin (18%). In Wirtschaft und Politik, als Expertinnen oder Kommentatorinnen werden Frauen unterdurchschnittlich erwähnt oder zitiert. Überdurchschnittlich ist der Frauenanteil unter Promis, im Sport, in der Elternrolle und bei Umfragen. Nichterwerbstätige werden häufig durch Frauen dargestellt – obwohl unsere Frauen­erwerbs­tätigkeit weltweit überdurchschnittlich hoch ist. Der Anteil Journalistinnen betrug 30 Prozent (–5%). Dies erklärt die sinkende Erwähnung von Frauen als Handelnden allerdings nicht: Journalistinnen erwähnen Frauen nicht häufiger als Journalisten, der Unterschied beträgt gerade 1 Prozent.

MedienLEITFADEN – Sind Frauen nur mitgemeint? Gemeinsam mit der Medienwissenschaftlerin Martina Leonarz haben Frauen von syndicom, SSM und Impressum einen handlichen Leitfaden zusammengestellt, der Journalistinnen und Journalisten dabei hilft, auf Stereotype oder Diskriminierung in ihrer eigenen Berichterstattung zu achten. Zu den vier wichtigsten Ebenen der Diskriminierung werden Kontrollfragen angeboten: Kenne ich eine sachkundige Frau, die ich für ein Interview anfragen kann? Würde ich einem Mann/einer Frau die gleichen Fragen stellen? Sind mir weibliche Schreibformen wichtig? Zeige ich Frauen im Bildmaterial? Welche und warum? Für Stephanie Vonarburg, syndicom-Zentralsekretärin der Branche Presse und elektronische Medien, sind diese einfachen Praxistipps an die Medienschaffenden essenziell, um die chronische Unter­ vertretung der Frauen in der Berichterstattung aufzuheben. «Wenn die Medien Geschlechterstereotype darstellen, zementieren sie die konservativen Rollenbilder und untergraben die Gleichstellungsanliegen. Wir müssen weg von Klischees, hin zu einer gendergerechten Berichterstattung.» Die gewerkschaftlichen Gleichstellungsforderungen bezüglich Löhnen und Frauenvertretung in den Führungsetagen der Medien seien aktueller denn je. Leitfaden im Dossier Gendergerechte Medien auf syndicom.ch/News

Der Bericht des Global Media Monitoring Project und der Zusatzbericht sind veröffentlicht auf: WhoMakesTheNews.org.

Prix Femmes & Médias: Gleichstellung ist nichts Abstraktes! (Autorin in dieser syndicom-Zeitung, s. Seite 2). syndicom sprach mit den beiden Preisträgerinnen aus der «Courrier»-Redaktion. Laura Drompt, 28, ist beim «Courrier» für den Inlandteil verantwortlich, Dominique Hartmann, 52, ist Co-Chefredaktorin der Zeitung.

Unterstützung von Seiten der Leserinnen, von KollegInnen und aus gleichstellungspolitisch engagierten Kreisen erfahren. Das tut gut! Wir stellen fest, dass unsere Zeitung nicht allein ist und unsere regelmässige Berichterstattung über Gender- und Gleichstellungsfragen beachtet wird. Eigentlich wurde die gesamte Redaktion ausgezeichnet. Ich sehe den Preis als Anreiz, mich weiterhin vertieft mit der Gender-Thematik ausein­ander­zusetzen. Dominique Hartmann: Die Gleichstellung von Männern und Frauen in den Medien hat in unserer Redaktion einen

Wie interpretiert ihr den Schweiz-Bericht des Global Media Monitoring? Drompt: Die Zahlen sind dra© PATRICK GUTENBERG

syndicom: Was bedeutet der Preis für eure Arbeit? Laura Drompt: Wir haben viel

die Zeitung zwei stellvertretende Chefredaktorinnen.

© RMR

Bereits zum dritten Mal wurde in Genf der «Prix Femmes & Médias» verliehen. Der Preis zur Förderung der Gleichstellung in den Medien wird unter anderem von der Gewerkschaft syndicom unterstützt und wurde 2010 von den Gleichstellungsbüros der französischsprachigen Schweiz (Conférence romande de l’égalité) lanciert. Drei Preise und einen Sonderpreis vergab die von der «Bilan»-Chefredaktorin Myret Zaki präsidierte Jury auf dem Dampfer «Genève». Mit dem ersten Preis wurde eine Gemeinschaftsarbeit von drei Journalistinnen und Journalisten des «Courrier» ausgezeichnet. Dominique Hartmann, Laura Drompt und Mohamed Musadak hatten im vergangenen Jahr ein Dossier zum Thema Care-Arbeit für den Internationalen Frauentag vom 8. März erarbeitet. Der zweite Preis ging an Pierre-Yves Moret für seine Radiosendung «La ­place à part des femmes dans ­l’église». Den dritten Preis – den Prix Coup de cœur – erhielt die freie Journalistin Albertine Bourget

Laura Drompt

Dominique Hartmann

hohen Stellenwert. Wir sollten alles thematisieren, was die Präsenz der Frauen im öffentlichen Raum gefährdet. Gleichstellung ist nichts Abstraktes. Als Medienschaffende müssen wir auch auf diesem Feld die Zusammenhänge aufzeigen.

cherweise teilen meine männlichen Kollegen meine Sichtweise. Ich persönlich wurde wegen meines Geschlechts nie in meiner Arbeit eingeschränkt. Hartmann: Auch ich habe mich nie diskriminiert gefühlt. Das hängt wohl damit zusammen, dass ich in einer kleinen Redaktion arbeite, wo es einfacher ist, sich Gehör zu verschaffen. Und Teilzeitarbeit ist gang und gäbe. Trotz des Bewusstseins für Genderfragen hat es beim «Courrier» bisher nur immer männliche Chefredaktoren gegeben. Doch es sind Veränderungen im Gange: Von 2013 bis 2016 hatte

Wie seht ihr eure eigene persönliche Situation als Journalistin? Drompt: Vielleicht habe ich als Journalistin eine grössere Sensibilität für so genannte «Frauenthemen»: Recht auf Abtreibung, Vereinnahmung des weiblichen Körpers, Mangel an Identifikationsfiguren. Glückli-

matisch. Aber es lässt sich etwas dagegen tun. Zum Beispiel kann man bei Recherchen über mögliche Gesprächspartnerinnen nachdenken. Man kann Listen von Spezialistinnen erstellen. Leider sind Frauen auf der höchsten politischen und wirtschaftlichen Ebene eher rar. Hartmann: Der Frauenanteil nimmt zwar ständig zu, aber in gewissen Bereichen ist die Situation immer noch unbefriedigend. Dies erschwert die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten und zeigt, dass sich Gewohnheiten nur langsam verändern, auch unsere. Wir müssen besser darauf achten, wie wir Frauen darstellen – aber auch darauf, zu welchen Redaktionsfunktionen sie Zugang erhalten. Patrizia Alcaraz

www.egalite.ch/femmes-medias


Gleichstellung | 9

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016 14. Juni – 25 Jahre nationaler Frauenstreiktag

in Kürze

Protest-Zvieri auf dem Bundesplatz Das Jubiläum des Frauenstreiktags am 14. Juni nehmen wir zum Anlass für ein Gespräch mit Patrizia Mordini, seit Anfang März Leiterin Gleichstellung und Mitglied der Geschäftsleitung bei syndicom.  Interview: Naomi Kunz

mich noch sehr gut an den 14. Juni 1991 erinnern, als eine halbe Million Schweizer Frauen während eines Tages die Arbeit niederlegten. Zu dieser Zeit besuchte ich die Wirtschaftsmittelschule Bern. Wir hätten einen wichtigen Aufsatz schreiben sollen. Doch gemeinsam mit einigen Klassenkameradinnen haben wir stattdessen auf dem Bundesplatz demonstriert und gestreikt. Die Nichtwahl von Christiane Brunner in den Bundesrat und die mediale Kampagne gegen sie waren ein Affront. Der Bundesrat war 1991 ja ein reines Männergremium. Da hat sich inzwischen einiges getan. Dass wir gemeinsam mit so vielen Frauen etwas bewegen konnten und dass am Ende doch noch eine Frau in den Bundesrat gewählt wurde, war für mich ein starkes Zeichen. Bald darauf bin ich als 20-Jährige «erleichtert eingebürgert» worden und habe sogleich von meinem Stimm- und Wahlrecht Gebrauch gemacht.

Was hat dich politisiert? Geboren und aufgewachsen bin ich in Burgdorf, wo mein Vater als Schlosser arbeitete. Er war Mitglied beim Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeiterverband (Smuv), über dessen Zeitung ich die Welt der Gewerkschaften kennenlernte. Mein Vater stammt aus Italien, meine Mutter aus Österreich, sie war im Service tätig. Im Verlauf meines Psychologie-Studiums an der Uni Bern, das ich unter anderem als Kassiererin bei der Migros und Callcenter-Angestellte selbst finanzierte, habe ich mich zunehmend

© NINA SCHEU

syndicom: Patrizia, was bedeutet dir persönlich der 14. Juni? Patrizia Mordini: Ich kann

«1991 war der Bundesrat noch ein reines Männergremium.» Patrizia Mordini

politisch engagiert: Zunächst in der Exekutive der Studierendenschaft der Universität Bern im Ressort Frauen und später als Co-Präsidentin der Gleichstellungskommission beim Verband der Schweizer Studierendenschaften. Danach folgten mehrere Jahre als Frauenvertreterin im Vorstand des Gewerkschaftsbundes Stadt Bern und seit einigen Jahren bin ich Stadträtin für die SP in Bern. Nach drei Jahren im Gendermanagement der SBB freue ich mich nun, mich für syndicom als Leiterin Gleichstellung und Mitglied der Geschäftsleitung einzusetzen.

Welche Aktionen plant syndicom am 14. Juni? Wir besuchen die Frauen in ausgewählten Betrieben und nehmen an den Protestpausen in verschiedenen Städten und Regi-

14. Juni

Wir nehmen uns 15 Prozent frei! Vor 25 Jahren haben die Frauen in der Schweiz gestreikt und damit ein Gleichstellungsgesetz erkämpft, das vor 20 Jahren in Kraft getreten ist. Trotzdem fehlt in ihrem Portemonnaie noch immer der stattliche Anteil von 15 Prozent. Das geht nicht! Am 14. Juni werden wir deshalb 15 Prozent weniger lang arbeiten und uns eine Stunde freinehmen! Wir fordern Lohngleichheit und senden ein glasklares Signal an Bundesrat, Parlament und Arbeitgeber: Wir wollen den ganzen Kuchen – Lohnkontrollen jetzt! Alle Aktionen auf einen Blick: www.sgb.ch/Lohngleichheit

onen teil. Zusammen mit dem SGB rufen wir die Frauen in der ganzen Schweiz zu verlängerten Mittagspausen auf. Es gibt ja einen Gesetzesentwurf, der die Arbeitgeber zur Überprüfung ihrer Löhne verpflichtet (siehe syndicom-Zeitung Nr. 11/2015). Doch die Politik zaudert, und die Arbeitgeber laufen Sturm gegen die geplanten Lohnkontrollen. Unsere Aktionen werden auf der Facebook-Seite «Achtung, fertig, Frauen los!» angekündigt und man kann sich auch direkt bei mir melden.

Wo möchtest du in Zukunft Schwerpunkte setzen? Die Gleichstellungsarbeit wird noch wichtiger. Die aktuelle Zusammensetzung im Parlament gefährdet sowohl bereits Erreichtes als auch noch Anzustrebendes. Bereits ist die parlamentarische Initiative für zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub im April vom Nationalrat abgelehnt worden. Wir wollen mit jüngeren potenziellen Mitgliedern, Frauen und mit Migrantinnen und Migranten in unseren Branchen gezielt das Gespräch suchen. Wir müssen ihre Bedürfnisse und I­deen noch besser abholen, um sie in unserer Gewerkschaftsarbeit bestmöglich vertreten zu können. Denn wirtschaftliche Veränderungen wie die Digitalisierung werden gerade auch unsere Interessengruppen betreffen.

Lohnmobil Auf Tournee Das Lohnmobil ist eine Wanderausstellung zum Thema Lohngleichheit von Frauen und Männern. In seinem zweiten Tourneejahr ist das Lohnmobil in der Deutschschweiz unterwegs. Wie wirkt sich die Berufswahl auf den späteren Lohn aus? Welchen Einfluss hat ungleicher Lohn auf die Altersvorsorge? Ist jede Arbeit gleich viel wert? Was geht das die Männer an? Die Ausstellung beantwortet diese Fragen, dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm. Bis 8. Juni auf dem Zürcher Hechtplatz, 13.–15. Juni Bundesplatz Bern. Die ganze Tour: Lohnmobil.ch. (red) Frauenquote bei der BBC Bei der British Broadcasting Company, besser bekannt als BBC, ist eine Frauenquote von 50% eingeführt worden. Bis 2020 will der TV- und Radiosender die Hälfte aller Stellen mit Frauen besetzen. Damit soll die Bevölkerung besser repräsentiert werden. Die Quote gilt für alle Stellen vor und hinter der Kamera oder dem Mikrofon und auch für die Führungspositionen. Bei den Mitarbeitenden hat die BBC die Frauenquote schon fast erreicht: Frauenanteil 48 Prozent. In den Führungsgremien hingegen ist er mit 41 Prozent noch zu tief. Fazit: Bei der SRG gibt es noch viel zu tun! (ssm) Schweiz unter Beobachtung der ILO An der Jahreskonferenz der Internationalen Arbeitsorganisation ILO vom 30. Mai bis 11. Juni in Genf muss sich die Schweiz erklären. Ein Bericht hält fest, dass der Kündigungsschutz für Personen, die sich im Rahmen von Gewerkschaftsaktivitäten für die Interessen der Angestellten eingesetzt haben, im Schweizer Gesetz ungenügend ist. Das Gleiche gilt für Whistleblower. Die ILO hat seit einer Klage des SGB von 2003 mehrmals Empfehlungen zuhanden der Schweiz gemacht, um den Kündigungsschutz menschenrechtskonform zu gestalten. Sollte die Schweiz Verbesserungen verweigern, droht ihr ein Platz auf der Schwarzen Liste der internationalen Staatengemeinschaft. Ausserdem befasst sich die ILO-Konferenz mit menschenwürdiger Arbeit in globalen Lieferketten sowie Gestaltung des Freihandels durch Mindeststandards im Arbeits- und Sozialrecht. (SGB) Bewegung bei den Medien-GAV Seit Jahren fordert syndicom, dem GAV der Romandie zwischen Médias Suisses und Impressum beitreten zu können. Jetzt hat der Westschweizer Verlegerverband seine ablehnende Haltung endlich aufgegeben. Nach einer Präsentation der syndicom-Vertreterinnen Stephanie Vonarburg und Patrizia Alcaraz erteilte die Generalversammlung dem Verbandsvorstand den Auftrag, mit syndicom und dem Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) Beitrittsgespräche zu führen und darüber zu berichten. Im Gegensatz zur Romandie gibt es in der Deutschschweiz und im Tessin seit über zehn Jahren keinen Medien-GAV mehr. Auf Druck der Gewerkschaften verlangte die Versammlung der Arbeitgebers jetzt auch hier die Präsentation eines Vertragsentwurfs bis Ende Jahr. (red) 11. Juni: WEITERBILDUNGSKURS «Meine Rechte als UrheberIn» Medienschaffende sehen sich regelmässig mit der Verletzung ihrer Urheberrechte konfrontiert. Das Recht, sich als Urheberin oder Urheber gegen eine Entstellung der eigenen Texte und Bilder zur Wehr zu setzen, bleibt immer häufiger auf der Strecke. Der Kurs bietet einen Überblick über die aktuelle urheberrechtliche Praxis im Text-, Foto- und Videojournalismus. Fallbeispiele illustrieren die Rechtsgrundlagen und bieten Gelegenheit, eigene Fragen aufzuwerfen und Anliegen zu diskutieren, aus denen die Teilnehmenden praktischen Nutzen ziehen können. Referentin ist Regula Bähler, Rechtsanwältin und u. a. Dozentin am MAZ. Für Mitglieder 80 Fr. (in Ausbildung: 60 Fr.), für Nichtmitglieder 120 Fr. syndicom-Mitglieder können eine Unterstützung aus dem Solidaritätsfonds verlangen. Samstag, 11. Juni, Volkshaus Zürich, 10 bis 16 Uhr. Infos und Anmeldungen bei Idris.Djelid@syndicom.ch. (red) Tag der Freien am 3. September: Damit sich Frei Sein lohnt! Wie arbeiten freie Journalistinnen und Journalisten erfolgreich? Welche potenziellen Auftraggeber bieten Ersatz für die kränkelnden Zeitungsverlage? Lebt es sich besser im gut organisierten Alltag oder im kreativen Chaos? Mit möglichst spontaner Themenwahl oder einer durchdachten Jahresplanung? Am 15. Tag der Freien werden verschiedene Arbeitsweisen diskutiert und neue Möglichkeiten aufgezeigt. Erklärt wird unter anderem das SIMAP, das Informationssystem über das öffentliche Beschaffungswesen in der Schweiz. Wie funktioniert die Plattform und wie bewirbt man sich erfolgversprechend für einen Auftrag? Ausserdem gibt eine Expertin aus dem Bereich Arbeitsmethodik Tipps, wie man sich als FreischaffendeR richtig organisiert. Wie immer sind auch RedaktionsvertreterInnen anwesend, die von ihrer Zusammenarbeit mit Freischaffenden erzählen. Schliesslich ist der Tag der Freien eine Gelegenheit, mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Deutschschweiz zu diskutieren. Zürich, Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13, Samstag, 3. September, 13 bis 17.15 Uhr (anschliessend Apéro). (red)


10 | Kultur

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016

Neu im Kino

In letzter Minute

Hoher Preis für mutigen Journalismus

© FRENET IC

Eine Starbesetzung mit Cate Blanchett und Robert Redford in den Hauptrollen soll nicht den Blick darauf verstellen, dass «Truth» ein hochspannendes Lehrstück über Feigheit und Zivilcourage im Medienbetrieb ist – «based on a true story».  Geri Krebs

Entsetzen in der Redaktion ∙ Elisabeth Moss, Cate Blanchett, Topher Grace und Dennis Quaid in «Truth».

In einer Zeit, da Journalismus vielen als Auslaufmodell gilt, war der diesjährige Oscar-Gewinner «Spotlight» von Tom McCarthy ein cineastischer Lichtblick gewesen. Dort standen die Recherchen des «Boston Globe» über einen gigantischen Missbrauchsskandal im Jahr 2002 im Zentrum, nun erinnert «Truth» von James Vanderbilt an einen Fall von 2004, ebenfalls aufgedeckt von investigativen JournalistInnen, und mindestens so gravierend wie jener der Priester, die sich in der Diözese Boston massenhaft an Kindern vergangen und dabei die Pro-

tektion ihrer Oberen genossen hatten. Doch in «Truth» erlebt das den Skandal aufdeckende Team kein Happyend, sondern die geballte Macht einer Diffamierungskampagne, der sie schliesslich weichen mussten.

Ungünstiges Licht auf George W. Bush «Truth» basiert auf einem 2005 erschienenen Sachbuch der ehemaligen Chefin von CBS News, Mary Mapes, die enthüllt, wie sie und ihr Team der Nachrichtensendung «60 Minutes» im Sommer 2004 Dokumente publik machten, die den damali-

gen Präsidenten George W. Bush ernsthaft in Bedrängnis brachten, und wie der Wirbel um diese Dokumente sie schliesslich den Job und die berufliche Existenz kostete. In den auch als «Rathergate» bekannt gewordenen Dokumenten – nach Dan Rather, Mary Mapes’ Vorgesetzter bei CBS News – konnte man Brisantes lesen: Der junge G ­ eorge W. Bush war in den 1970er-Jahren dank Protektion aus höchsten Kreisen seiner Einberufung nach Vietnam entgangen. Stattdessen konnte er eine kurze militärische Karriere im Inland begin-

nen und wurde aufgrund weiterer Günstlingswirtschaft bald ganz vom Dienst befreit. Brisant war die Geschichte vor allem, weil Bush im Sommer 2004 mitten im Wahlkampf stand und seinen demokratischen Herausforderer John Kerry wiederholt wegen dessen seinerzeitigen Engagements gegen den Krieg in Vietnam angegriffen hatte. Am Anfang des Films sieht man eine Mary Mapes (Cate Blanchett) als geschasste Nachrichtenfrau, sie hat das mediale Erdbeben, das ihre Enthüllungen auslösten, beruflich nicht überlebt. In einem grossen Flashback wird dann die Geschichte aufgerollt, wird gezeigt, wie Mary und ihr Team den alten Dan Rather (Robert Redford) überzeugen können, alle Energie in die Recherche um die Vergangenheit eines Präsidenten zu stecken, der ein gutes Jahr zuvor, im März 2003, den Krieg im Irak entfesselt hatte. Dass die Welt heute unter den Folgen dieses Krieges weiter leidet, der den halben Mittleren Osten in Brand gesteckt hat, macht aus «Truth» einen Film mit aktuellem Hintergrund. Es lohnt sich, trotz der Vielzahl von Nebenfiguren und Sub-Plots dranzubleiben. Es ist schliesslich ein Lehrstück über Desinformation und ein Muss für alle medial Tätigen und für alle, die an Journalismus interessiert und überzeugt sind, dass es ihn auch weiterhin braucht.

Frauenpolitische Stadtrundgänge Am 14. Juni vor 25 Jahren hatten die Frauen in der Schweiz die Nase voll. Sie traten in den Streik. Zwei Stadtrundgänge zur Geschichte der Gleichstellung führt syndicom dieses Jahr durch.

Vitodura packt aus! Für diesen theatralischen Streifzug mit drei Rundgängerinnen steigt Vitodura, die Göttin der Gerechtigkeit und Schutzherrin der Stadt, vom Dach des Stadthauses. Sie kennt und liebt Winterthur seit den Anfängen und richtet ihren kritisch-humorvollen Blick mit uns auf gesellschaftliche Umbrüche und ihre Auswirkungen.

Winterthur, am 4. Juni um 15.45 Uhr, mit Apéro. Treffpunkt vor dem Stadthaus Berna bewegt Von Patrizierinnen, denen der Besuch der Uni verwehrt wurde, und aus Protest geworfenen Windeln wird uns berichtet. Wir erzählen von der Frauenbewegung in der Schweiz um 1900. Welche Themen bewegten die Frauen damals? Was ist noch immer aktuell? Patrizia Mordini, neues Geschäftsleitungsmitglied und Leiterin Gleichstellung bei syndicom, wird zum Jubiläum des Frauenstreiks und zu aktuellen Gleichstellungsthemen wie der AHVplus-Abstimmung berichten. Ausserdem Infos über die neuesten Entwicklungen zur vom SBVV angestrebten Arbeitszeiterhöhung im Buchhandel.

Bern, am 5. Juni von 10.45 bis 14.30 Uhr, mit Apéro. Treffpunkt Eingang Kornhauskeller. Anmeldung auf syndicom.ch, News, Rubrik Veranstaltungen

Buchtipp

Spurensuche auf dem alten Fluchtweg Ich habe sowohl eine Schwäche für Graphic Novels wie auch für Palatschinken, die verführerischen Pfannkuchen aus Osteuropa. Deshalb sprang mich der vorliegende Band mit seinem fröhlichen Titelblatt regelrecht an! Es handelt sich jedoch nicht um eine unbeschwerte, sondern um eine sehr ernste Geschichte. Erzählt wird ein Leben im Krieg und auf der Flucht, mit entbehrungsreichen Jahren in Übergangslagern. Und es ist eine Auseinandersetzung mit der «neuen» Heimat. Die junge Fotografin Caterina Sansone ist die Tochter einer Frau, die als Kind in den 40er-Jah-

ren mit der Familie das heutige Rijeka in Kroatien verlassen musste und nach vielen bewegten Jahren in Florenz wohnhaft wurde. Zusammen mit dem Comiczeichner Alessandro Tota bereiste Sansone den Fluchtweg ihrer Ahnen in umgekehrter Richtung, von Florenz über Neapel, Palermo, Udine und Triest. Daraus entstand ein reicher Band mit Comicepisoden, Erinnerungsdokumenten und Fotos. Ein raffiniert konzipiertes Potpourri, das die Frage «Wo und was ist Heimat?» zu klären versucht. Der historische Hintergrund: Rijeka hiess einst Fiume,

gehörte im 20. Jahrhundert erst zu Österreich-Ungarn und war dann kurze Zeit Freistaat, bevor es 1924 von Italien annektiert wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Fiume jugoslawisch, heute gehört es zu Kroatien. Man kann sich vorstellen, wie schwierig diese wechselhafte Entwicklung für die Einwohner war. In den Zeichnungen sehen wir Sansone und Tota selbst, wie sie unterwegs sind, erleben ihre Hochstimmungen und Launen und sind mit ihnen auf der Suche nach historischen Plätzen, wie dem Ort des ehemaligen Flüchtlings-Barackenlagers oder einer Schule. Am Schluss

geht den jungen Künstlern das Geld aus ... aber zum Glück nicht die Energie, ein wunderbares Buch aus dieser Spurensuche zu entwickeln. Was ist nun mit den Palatschinken? Sie werden am Ende des Buches serviert, sozusagen als Dessert. Es ist die süsse Erinnerung an die Grossmutter aus Fiume. Sie schmecken nach Kindheit und lassen auch in mir eigene Familiengeschichten wach werden.

Christine Hunziker ist Buchhändlerin und Museums­mitarbeiterin.

Caterina Sansone, Alessandro Tota: Palatschinken. Verlag Reprodukt 2015, 186 Seiten, ca. Fr. 32.50


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syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016 MITGLIEDERPORTRäT

Zustellerin im Sibirien der Schweiz Corinne Morhan liebt die nordischen Länder – und ihre Arbeit als Zustellerin im jurassischen La Brévine. Ein Gespräch mit der neuen Präsidentin der Sektion Arc Jurassien.  Aude Haenni, freie Journalistin BR und Fotografin

4x4 und Spikes So einfach ist es aber nicht. Die Bedingungen im Hochtal von La Brévine können im Winter ziemlich ziemlich hart sein, sagt die Abenteurerin: «Ich mag den Schnee, ich fahre gerne Auto. Aber ich bin froh, dass wir Vierradantrieb und Spike-Reifen haben! Und natürlich gibt es Tage, die anstrengender sind als andere, zum Beispiel wenn man vor lauter Weiss die Strasse nicht mehr sieht. Oder wenn es regnet: Für mich das Schlimmste.» Einige behaupten, dass in La Brévine nur leben kann, wer dort geboren wurde. Corinne Morhan allerdings kam 1973 in Liestal (BL) zur Welt. Als sie zwei Jahre alt war, zogen ihre Eltern nach Prilly, dann in den Kanton Neuenburg, wo sie zur Schule ging und eine KV-Lehre machte.

hier mit den abgelegenen Häusern. Die Touren werden immer mehr zusammengelegt, man muss alles in kürzerer Zeit erledigen.» Und die Leute verstünden nicht, weshalb die Tarife steigen und die Leistungen der Zusteller sich reduzieren.

«Das war nicht sehr spannend, aber es gab mir eine Grundlage. Mein Ziel war vor allem, finanziell unabhängig zu werden», so ihre einzige Erklärung. Und, wie es scheint, ging es auch darum, die Reiselust zu stillen. «Seitdem ich mit Laurent zusammen bin, haben wir von Anfang an grosse Reisen gemacht. Wir gingen auf Reise, kamen zurück, arbeiteten ein wenig, kündigten die Stelle und die Wohnung und verreisten wieder. Das ging während Jahren so.»

Kämpfen gegen Ungerechtigkeiten

Dem Charme von La Brévine erlegen Bis zu dem Tag, an dem sie im Val-de-Travers eine erste Ausbildung bei der Post machte. «Sie suchten Leute mit einem EFZ für die Arbeit am Schalter», sagt Corinne. Der Kundenkontakt gefiel ihr. Weniger aber der Verkaufsdruck. Sie absolvierte deshalb eine zweite Ausbildung in kleinen Poststellen, für Ferienvertretungen. «Die Posthalter zu vertreten, die Buchhaltung und Zustelltouren zu machen, das war zwar interessant. Aber es stresste mich auch ziemlich. Ich hatte viel Verantwortung und arbeitete mal hier, mal dort im Kanton.» Bei einer Vertretung in La Brévine erlag sie dem Charme der Region: «Ich dachte mir, ich würde gerne in die Gegend ziehen, auf einen einsamen Bauernhof, weit weg vom Dorf !» Dort lebt das Paar 13 Jahre später immer noch. Die Unbekümmert-

© AUDE HAENNI

«Wenn ich mit meinem Partner Laurent in Skandinavien auf Langlaufskiern unterwegs bin, schleppe ich auf meiner Pulka – dem Transportschlitten – 40 Kilo Material mit. Wir packen unsere Sachen und Vorräte ein und ziehen von Hütte zu Hütte. Das ist eine ganz besondere Welt, es gefällt mir sehr.» Wenn man Corinne Morhans Erzählungen über ihre Reisen im Norden zuhört, von Erfrierungen an den Händen oder einer Begegnung mit einem Braunbären, so denkt man, dass ihre Arbeit im «Sibirien der Schweiz», wo sie Briefe und Pakete zustellt, ein Leichtes sein muss.

Sesshaft geworden und Gewerkschafterin · Corinne Morhan.

heit und die sechsmonatigen Reisen sind weit weg. Corinne Morhan ist sesshaft geworden und engagiert sich voll und ganz in ihrer Arbeit als Zustellerin, die sie seit 12 Jahren gerne ausübt. «Ich mag diesen Kontakt mit den Leuten. Wir sind hier nicht in der Stadt. Die Leute kennen

uns und erwarten uns.» Corinne sieht sich zwar noch einige Jahre so weiterarbeiten – mit Tagen, an denen sie um 5.30 Uhr aufsteht und rund fünfzig Kilometer im Tal zurücklegt. Aber sie macht sich keine Illusionen: Der Beruf wird sich verändern. «Man spürt grossen Druck, vor allem

Gegen solche Ungerechtigkeiten hat Corinne Morhan stets zu kämpfen versucht. Als kritischer Mensch hat sie angefangen, an den Versammlungen von syndicom teilzunehmen. «Ich wollte wissen, worum es im GAV geht, welche Rechte und Pflichten die Arbeitnehmenden haben.» Und um «auszuhelfen», wie sie sich ausdrückt, hat die Zustellerin im April 2015 das Präsidium der Sektion Arc Jurassien Medien-Post-Telecom übernommen. «Der Präsident wollte aufhören und kam auf mich zu. Ich habe Ja gesagt.» Ganz einfach. Seither versucht sie, «es gut zu machen», auch wenn es gar nicht so leicht ist, plötzlich eine solche Funktion wahrzunehmen. «Es ist interessant, aber es gibt viel zu tun, mit Sitzungen und massenweise Unterlagen. Und es ist etwas speziell, dass ich für Sektoren zuständig bin, in denen ich mich gar nicht auskenne. Ich hoffe, dass man nachsichtig sein wird mit mir.» Mit dem Motto «den Leuten helfen und sie informieren» ist die neue Präsidentin jedenfalls schon gut gestartet.

Recht so!

Ich bin derzeit aufgrund eines von meinem Arzt ausgestellten Zeugnisses teilarbeitsunfähig. Obwohl ich dieses Arztzeugnis meinem Vorgesetzten vorgelegt habe, verlangt er regelmässig, dass ich mit höherem Pensum arbeite, als gemäss Arztzeugnis zulässig ist. Wenn du wegen Krankheit oder Unfall nur mit einem Pensum arbeiten kannst, das unter deinem üblichen Beschäftigungsgrad liegt, muss dein Arbeitgeber das respektieren. Wenn er sich nicht daran hält und ein höheres Pensum von dir verlangt, verletzt er seine Pflicht zum Schutz deiner Gesundheit gemäss Artikel 328 OR.

Wie soll ich reagieren? Wird dein reduzierter Beschäftigungsgrad (entweder auf dem Einsatzplan oder durch nicht kompensierte Überstunden) nicht respektiert, musst du das deinem Arbeitgeber sofort mit-

teilen, und zwar am besten schriftlich (ein E-Mail reicht aus). Bitte darum, die Überschreitung deiner Arbeitszeit zu korrigieren, und nimm auch rasch Kontakt zu syndicom auf, damit du bei diesem Vorgehen Unterstützung erhältst. Antwortet dein Arbeitgeber nicht oder lehnt eine Anpassung deiner Arbeitszeit ab, kannst du diese selbst vornehmen. Informiere schriftlich und im Voraus darüber, dass du gezwungen seist, deine Arbeitszeit anzupassen, damit sie das ärztlich verordnete reduzierte Pensum nicht überschreitet. Gib genau an, wann du deine Arbeitszeit

zu kürzen gedenkst. Achte darauf, dass du deinen Arbeitgeber früh genug informierst, damit er sich organisieren kann und ihm durch deine Abwesenheit kein Schaden entsteht.

Welche Konsequenzen hat mein Arbeitgeber zu gewärtigen? Kommt dein Arbeitgeber seiner Pflicht zum Schutz deiner Gesundheit trotz deines Protests nicht nach und führt die zu hohe Arbeitslast direkt zu einem gesundheitlichen Schaden, kann der Arbeitgeber dazu verpflichtet werden, die finanziellen Folgen dieses Schadens zu tragen.

Kann mein Chef meine Arbeitszeit frei einteilen? Wenn dein Arztzeugnis nicht präzisiert, wie viele Stunden

du pro Tag höchstens arbeiten darfst, kann der Arbeitgeber deine Arbeitszeit (im Rahmen deines Arbeitsvertrags) frei einteilen, solange dein reduzierter Beschäftigungsgrad über die ganze Arbeitswoche eingehalten wird. Hast du einen Einsatzplan, musst du sofort nach Erhalt den Plan überprüfen. Hast du fixe Arbeitstage, kann dein Vorgesetzter nur dann über das reduzierte Pensum hinausgehende Stunden von dir verlangen, wenn du diese Stunden an den Tagen davor oder danach kompensieren kannst.

Welches Risiko gehe ich ein, wenn ich nicht reagiere? Das Risiko ist vor allem medizinischer Art, denn dein Gesundheitszustand könnte sich verschlechtern, wenn du mehr

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Der Arbeitgeber muss Teilkrankschreibung respektieren

Florine Monbaron MLaw, Anwältin syndicom-Rechtsdienst arbeitest, als dir ärztlich gestattet ist. Tritt tatsächlich eine Verschlechterung ein, ohne dass du dich gegen das zu hohe Pen­ sum gewehrt hast, könnte dein Arbeitgeber nicht für die Folgen haftbar gemacht werden. Unter gewissen Umständen könntest du auch nicht mehr vor einer Entlassung wegen Krankheit geschützt sein.


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Service | 13

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016 Weiterbildung Acrobat & PitStop 22. und 23. September. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 30. August.

Konfliktmanagement und Mediation 9. und 10. Juni, Männedorf, Seminarhaus Boldern. Inhalt: Konflikte diagnostizieren, persönliche Konfliktfähigkeit, Methoden und Instrumente zur niederschwelligen Vermittlung in Konflikten. Referent: Oliver Martin (Organisationsberater und Mediator).

Weiterführungskurs Adobe After Effects 4. und 5. Oktober. Referentin: Jane Gebel. Anmeldeschluss: 13. September.

Digitalisierung der Arbeitswelt: Risiko oder Chance? 17. Juni, Bern, Unia-Zentralsekretariat. Inhalt: Veränderte Formen der Arbeitsorganisation, erhöhte Anforderungen an die Arbeitszeitflexibilität, Zugang zu Qualifizierungen für die Beschäftigten, «gute Arbeit» als gewerkschaftliche Strategie. ReferentInnen: Martin Kuhlmann (Arbeitsund Industriesoziologe), Regula Müller (Movendo).

Typografie mit Adobe InDesign 19. Oktober. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 27. September.

Votum, Rede, Referat: texten und vortragen 20. und 21. Juni, Zürich, Trigon Bildungszentrum. Inhalt: Regeln der Rhetorik, verständliche Sprache sprechen, Aufbau einer Rede, Manuskripte vorbereiten und vortragen. Referent: Felix Mätzler (Kommunikationsberater).

Adobe InDesign für Einsteiger 31. Oktober. Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 11. Oktober.

Alles rund um den Lohn 23. Juni, Bern, Hotel Bern. Inhalt: Rechtliche Grundlagen zu Lohn und Lohnbestandteilen wie Lohnfortzahlung bei Ferien und Unfall, Überstunden, Überzeit, Kurzabsenzen, Feiertage, Fallbeispiele, Analyse des eigenen Arbeitsvertrags. Referentin: Janine Junker (Rechtsanwältin). Welche Wahrheit schreibt die Zeitung? 24. Juni, Olten, Restaurant Aarhof. Inhalt: Themenwahl und -gewichtung, Folgen der Medienkonzentration auf wenige grosse Verleger. Referent: Thomas Zimmermann (SGB). Wie funktioniert unsere Wirtschaft? 27. Juni, Olten, Restaurant Aarhof. Inhalt: Das ABC der Wirtschaft, Einkommensund Vermögensverteilung, Massnahmen der Gewerkschaften. ReferentInnen: David Gallusser (SGB), Danièle Lenzin (Unia). Info und Anmeldung Die Kosten werden für Mitglieder im Allgemeinen von der Gewerkschaft getragen. Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich unverzüglich. Anmeldung: auf Movendo.ch, info@movendo.ch oder Telefon 031 370 00 70. HeliaS-kURSE Wie publiziere ich heutzutage? 9. September. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 16. August. Animationen mit InDesign 15. und 16. September. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 23. August. Farbmanagement 21. September. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 30. August.

Bildung ist immer politisch

Faszination des Heissfolienprägens 7. Oktober, Schule für Gestaltung Bern. Referent: Thomas Isaak. Anmeldeschluss: 13. September.

InDesign Turbo 20. und 21. Oktober. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 27. September. Webseiten erstellen mit Adobe Muse 27. Oktober. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 4. Oktober.

Infos und Anmeldung Kursort ist in der Regel das syndicom-Bildungszentrum, Bern, Looslistras­se 15. Anmeldung: auf Helias.ch.

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Movendo-kURSE

Alles Gute unserem Neurentner Hans Kern

Hans Kern kam 1973 bereits als Gewerkschaftsmitglied aus Deutschland in die Schweiz. «Gefängnis oder Schweiz?» hiess die Frage für ihn und andere kritische deutsche Zeitgenossen, die nicht Militärdienst leisten wollten. Nicht wenige hinterliessen wie er in der Gewerkschaftsgeschichte der grafischen Industrie der Schweiz ihre Spuren. Nach Stationen bei Stämpfli und Maurer und der Weiterbildung zum Typographischen Gestalter wurde Hans 1989 in einer Kampfwahl als Zentralsekretär und Mitglied der Geschäftsleitung der Gewerkschaft Druck und Papier gewählt. Aus- und Weiterbildung war ihm in den 27 Jahren Gewerkschaftsfunktionär ein zentrales Anliegen, wobei er Bildung immer auch als gewerkschaftlich-politische Bildung verstand. Er initiierte 1989 den Tag der Typographie, der zu einer multimedialen Erfolgsgeschichte wurde und uns ein grosses Renommee bei Fachleuten und Lernenden der Branche verschafft. Hans prägte die Entwicklung der Berufsbilder vom Schriftsetzer bis zum Interactive Media Designer mit, die Gewerkschaft war auch

da am Puls der Branchenentwicklung. Weitere Meilensteine waren der Aufbau des Bildungszentrums, des Lehrmittelverlags und die Verlagsleitung der Typografischen Monatsblätter, wobei die beiden Letzteren aufgrund der veränderten Welt der Gestaltung vor Hans «in Pension» gingen. Als Basismitglied wie als Sekretär war Hans engagiert und motiviert: 1984 organisierte er zur grossen Überraschung der Restschweiz den nationalen Druck-GAVStreik auf dem harten Berner Oberländer Pflaster – gewissermassen seine gewerkschaftliche Reifeprüfung! Später erhielten mit seiner Aufbauarbeit und Leitung der Branche Visuelle Kommunikation bei comedia und syndicom viele KollegInnen eine gewerkschaftliche Heimat. Man würde Hans nicht gerecht, ohne seinen internationalistischen Geist zu erwähnen: gewerkschaftliche Bildungsarbeit in Osteuropa schon in den Achtzigerjahren, Bildungstreffen mit deutschen und österreichischen KollegInnen hielten den Horizont weit. Und Kuba war eine seiner grossen Leidenschaften, was in der Organisation von acht Kuba-Bildungsreisen, im Kulturaustausch «El Arte de vivir» und in der Produktion des OSPAAAL-Buchs mit kubanischen Solidaritätsplakaten (Schönstes Schweizer Buch 2003!) zum Ausdruck kam. Mit der Pensionierung von Hans verlieren wir als Gewerkschaft Know-how, unseren «Historiker und Sammler» und einen guten Arbeitskollegen. Als Freund und Kollege bleibst du uns aber erhalten! Auf Wiedersehen an Demos, Aktionen, Veranstaltungen und beim Diskutieren über die Welt ohne Gott bei einem Glas Wein! Roland Kreuzer

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MAZ-kURSE Multimedia-Storytelling: Für jedes Element das richtige Format 22. August (1 Tag). Leitung: Alexandra Stark, MAZ-Studienleiterin. MAZ-Multimediatag 12. September (1 Tag). Leitung: Diverse. Fragen über Fragen: Das gute ­Interview 19. und 20. September (2 Tage). Leitung: Andreas Bormann, Moderator NDR. Kompaktkurs: Von der Grafik zur animierten Infografik 29. September bis 11. November (5 Tage). Leitung: Beat Rüdt, MAZ-Studienleiter. Content Creation: Inhalte fürs Zielpublikum erstellen 22. und 23. August (2 Tage). Leitung: Uwe Stolzmann, Radio- und Printjournalist; Beat Rüdt, MAZ-Studienleiter; Christine Zimmermann, Geschäftsleiterin und Kommunikationsdesignerin. CAS Health Communication 2017 7. März bis 24. Oktober 2017 (20 Tage). Leitung: Jeanette Nagy, MAZ-Studienleiterin. Infos und Anmeldung: MAZ.ch

Wir suchen per 1. August 2016 oder nach Vereinbarung eineN

MitarbeiterIn Rechtsdienst (60–70%) Im Rechtsdienst von syndicom sind Sie für folgende Dienstleistungen zuständig: – selbständiges Bearbeiten von Rechtsschutzgesuchen der Mitglieder bis hin zur Prozessführung, erstrangig aus dem Sozialversicherungsrecht, zweitrangig aus dem Gebiet des Arbeitsrechts; - Beratung der Arbeitslosenkasse syndicom, - Beantworten von Rechtsanfragen aus den Regionalsekretariaten und von Mitgliedern, - juristische Begleitung von GAV-Verhandlungen, - Planung und Durchführung von juristischen Weiterbildungen der politischen Sekretäre und der Mitarbeitenden der Arbeitslosenkasse, - Erstellung von juristischen Vorlagen und Führen der juristischen Wissensdatenbank, - Erstellen von Fachartikeln in Gewerkschaftspublikationen. Wir erwarten von Ihnen – einen Universitätsabschluss in Rechtswissenschaften einer schweizerischen Universität oder Anwaltspatent (alternativ auch erfahrene Sozialversicherungsfachperson) – ausgewiesene Berufs- und Prozesserfahrung im Gebiet des Sozialversicherungsrechts von Vorteil, – Interesse an gewerkschaftlichen und (sozial-)politischen Fragen, – ausgezeichnete Planungs- und Organisationsfähigkeiten, – Verhandlungssicherheit in Deutsch mit sehr guten Kenntnissen der französischen Sprache, ­weitere Sprachen von Vorteil, – guten Umgang mit dem Computer. Die Anliegen unserer Mitglieder zu vertreten, steht für Sie im Zentrum Ihres Dienstleistungs­ verständnisses, und Sie sind gewohnt, flexibel und situationsbezogen zu handeln. Durchsetzungsvermögen, Verhandlungsgeschick und Teamfähigkeit setzen wir für diese Funktion voraus. syndicom bietet nicht nur vielseitige Tätigkeiten in einem politischen Arbeitsumfeld, sondern auch aussergewöhnlich gute Arbeitsbedingungen. Arbeitsort ist Bern. Interessiert? Dann senden Sie Ihre vollständige Bewerbung bis 15. Juni 2016 an syndicom, Personalabteilung, Monbijoustrasse 33, 3011 Bern oder personaldienst@syndicom.ch. Nähere Auskünfte erteilt Ihnen gerne Martin Scheidegger, Leiter Rechtsdienst, Tel. 058 817 18 06.


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syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016

Unsere Pensionierten laden ein Pensioniertenverein Post Region Basel Es freut uns, euch alle zu unserer letzten Sitzung vor den Sommerferien einzuladen. Zudem danken wir allen herzlich, welche uns im 1. Halbjahr bei den Wanderungen und an den Versammlungen begleitet haben. Eure Besuche sind Ansporn, unsere Aufgaben weiterhin bestmöglich zu erfüllen. Unsere nächste Sitzung findet am 6. Juni wie gewohnt um 14.30 Uhr im Restaurant Bundesbahn, Hochstrasse 59, 4053 Basel, statt. Wir hoffen, dass möglichst viele Kolleginnen und Kollegen dieses Angebot annehmen und geniessen können. Allen jenen, welche leider aus welchen Gründen auch immer fernbleiben können oder müssen, wünschen wir baldige Genesung und freuen uns bereits jetzt auf ein baldiges Wiedersehen. Ganz in diesem Sinne wünscht inzwischen der Vorstand genüg- und erholsame Ferien und freut sich bereits jetzt auf die Sitzung im September. Für den Vorstand: Ernst Knaus, Präsident Wanderung Die Wanderung vom 16. Juni führt uns durch die Stadt Basel. Wir treffen uns um 13.45 Uhr bei der Bushaltestelle 80 «Breite» Richtung Aeschenplatz, von dort laufen wir dem Rhein entlang, den Mühleberg hinauf, St.-Alban-Vorstadt, Münsterplatz zur Schifflände und zur Klingentalfähre. Mit der Fähre (übernimmt der Verein) hinüber ins Kleinbasel, von dort weiter zum Rest. Schiff in Kleinhüningen. Es sind alle, Kolleginnen, Kollegen der Sektoren 2 + 3 sowie Ehefrauen und PartnerInnen herzlich eingeladen. Nicht-Wanderer kommen direkt in das Rest. Schiff, wo für uns reserviert

ist. Das «Schiff» befindet sich an der Hochbergerstrasse 134, ein paar Schritte von der Endstation 8/36 Kleinhüningen, Richtung Dreiländereck. Euer Wanderleiter Othmar Sommerhock Der Sommerhock vom14. Juli findet in Lampenberg statt. Ich habe dort im Rest. Reblaube für uns reserviert und das Mittagessen auf ca. 12.30 Uhr bestellt. Menü: Suppe/Salat, Rindsbraten, Spätzli und Gemüsegarnitur. Für sage und schreibe Fr. 21.50. Wir treffen uns um 10.30 Uhr in der Schalterhalle Basel SBB, Abfahrt des Zuges 11.01 Uhr nach Lausen, von dort mit BLT-Bus 93 nach Lampenberg, Ankunft 11.42 Uhr. Nach ein paar Schritten erreichen wir die «Reblaube». Also, Kolleginnen, Kollegen nehmt eure Ehefrauen, Freundinnen, Freunde oder Partner und kommt an den Sommerhock. Das Billett besorgt jedes selber. Wer kein U-Abo (TNW) hat, löst am besten eine Tageskarte ganzes TNW für Fr. 17.80 ohne ½-Tax, Fr. 11.50 mit ½-Tax oder Zone 5 ab Basel. Nach gemütlichem Zusammensitzen kann jedermann nach Hause gehen, wann er Lust hat. Ich hoffe auf eine grosse Plauderschar. Euer Wander- und Reiseleiter Othmar Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post Wir treffen uns am Dienstag, den 7. Juni, zu unserem jährlichen Ausflug. Die Treffpunkte sind um 7.15 Uhr in Thun, um 8.15 Uhr in Spiez, um 8.35 Uhr in Interlaken West und um 8.45 Uhr in Interlaken Ost. Mitzubringen ist eine gute Laune. Anmeldungen nimmt bis zum 5. Juni unser Präsident Markus Sten-

der, Tel. 033 335 17 18, entgegen und erteilt auch Auskunft. Neue Kolleginnen und Kollegen sind herzlich willkommen. Wir wünschen allen Kranken gute Besserung. Margrit Stender Pensioniertenverein Olten Wir laden euch ein zum Frühsommerausflug ins Weisstannental am Donnerstag, 16. Juni. Die Reise führt uns über Zürich–Männedorf– Mels–Weisstannental zur Alp Siez. Nach dem Mittagessen Führung durch die Alpkäserei. Abfahrt in Olten Hasli 7.00, beim Bahnhof Olten 7.15, Bushaltestelle EO Oftringen 7.25 und Zofingen obere Brühlstrasse 7.30. Jedes Mitglied erhält eine persönliche Einladung mit Anmeldung. Anmeldungen bis 8. Juni an: Dora Muster, Sägerei 4, 4616 Kappel, Tel. 062 216 43 39. Wir freuen uns auf rege Beteiligung! Mit freundlichen Grüssen Der Vorstand Pensioniertengruppe Medien Schaffhausen Autoritärer Übergriff anno 1951 Es war vor 65 Jahren. Ich zählte 22 Lenze, als wir an der 92. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Typographenbundes in Biel teilnahmen. STB-Präsident war damals K. Aeschbach, als unvergessliche Sekretäre wirkten E. Leuenberger und B. Weber. Als Präsident der Sektion Schaffhausen hielt der kämpferische Hugo Leu die Zügel in den Händen. Wir Jung-Gewerkschafter aus Schaffhausen, die zuvor 4 Jahre der Jungbuchdrucker-Gruppe angehört hatten, reichten der Versammlung mutig eine Motion ein mit dem Inhalt: «Das Zentralkomitee wird eingeladen, zuhan-

den der Mitgliedschaft eine Vorlage auszuarbeiten zwecks Einführung des Mitspracherechts im graphischen Gewerbe.» Wir betonten in der Begründung, dass ein Vorstoss der Verbandsleitung äusserst zeitgemäss sei. Nach einer Diskussion der Idee kam es zur Abstimmung – und zur Annahme der Motion! Was kurz darauf geschah, bewegt mich bis heute noch. Leuenberger war bei Annahme nicht im Saal gewesen. Als er zurückkam, stellte er den Antrag, die Abstimmung zu wiederholen, und rief dazu auf, die Motion abzulehnen. Die Abstimmung wurde wiederholt, unsere Motion abgelehnt. Ziemlich erschreckend für uns. Arthur Müller Pensionierten-Vereinigung Post + Swisscom Winterthur Wir laden euch herzlich ein zur Monatsversammlung vom 9. Juni ins Hotel Wartmann. Beginn um 14.15 Uhr. All denjenigen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Neu pensionierte Kolleginnen und Kollegen sowie schon länger Pensionierte sind sowohl in der Pensioniertenvereinigung wie auch in der Wandergruppe herzlich willkommen. Hanspeter Stauch Pensionierte Zofingen Medien Unsere Juni-Wanderung findet am Freitag, 10. Juni, statt. Mit dem Bus Linie 1, Zofingen ab 13.52 Uhr bis Bahnhof Aarburg. Wanderung: Der Aare nach bis Restaurant «Wir sagen immer noch Ocean-Bar» zu den besten Frühlingsrollen!! Retour ab Bahnhof Rothrist mit dem Bus. Eure Wanderkollegen Fred u. Paul

März 2016  ∙

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syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016 Briefe von Mitgliedern Pensionierte Zürich Medien Am Mittwoch, 15. Juni, treffen wir uns wieder zu einem «sozialen Stadtrundgang» durch ein anderes Viertel unserer Stadt als letztes Jahr. Wer dabei war, weiss, wie viel wir dabei «für uns Neues» kennen lernen können. Zwei «Surprise»-Verkäufer führen uns an Orte, an die wir sonst nie kommen würden. Dauer: 2½ Stunden mit Pause. Treffpunkt: 14.50 Uhr unter dem Engel im Hauptbahnhof, dort werden wir von unseren Stadtführern abgeholt. Wir hoffen auf rege Teilnahme, auch Freunde sind willkommen. Anmeldungen bei Ruth Brunner, Zelgstr.33, 8003 Zürich, Tel. 044 461 12 95 oder brunnerruth@gmx.ch.

© KARI BICHSEL

Postveteranenverein Zürich Unser nächster Anlass findet am Donnerstag,9. Juni, statt. Wir machen unseren Jahresausflug. Programm: Besammlung: 8.20 Uhr Treffpunkt HB. Abfahrt: 8.37 Uhr nach Kreuzlingen, von hier aus führt uns der Reiseleiter nach Mannenbach. Apéro auf dem Schiff (offeriert). Im Seehotel Schiff werden wir kulinarisch verwöhnt. Das Mittagessen (Essen, Mineral, Café Crème) wird offeriert. Übrige

Wir nehmen Abschied

Die Arbeitslast der Zusteller ist unerträglich geworden syndicom muss die Missstände in der Zustellung härter bekämpfen. Bei Post Mail wurden einst Hundertstelsekunden eingeführt, heute wird jeder im Team mit dem Schnellsten gemessen. Die Produktivität in der Post-­ zustellung hat längst 112 Prozent überschritten. Mit der Arbeitszeiterfassung wird jede Minute mit den Zahlen der Briefzentren oder dem Paketzentrum abgeglichen. Von oben wurde befohlen, die Pausen einzuhalten und auf dem Scanner einzugeben. Doch die Zustelltouren werden grösser: man gibt die Pause auf dem Scanner ein – und arbeitet weiter. Wer die Norm nicht erfüllt, dem werden Lohneinbussen via Personalbeurteilung angedroht. Die Paketzusteller erleben die totale Überwachung. Diese Akkordarbeit bewältigen zu müssen, ist unmenschlich. Der chronische Zeitdruck macht krank. Es braucht endlich Gegenmassnahmen der Gewerkschaften. Die Lohnerhöhungen in den letzten zehn Jahren waren für das uniformierte Personal nicht hoch genug, um dies zu rechtfertigen. Der Elektroroller DXP (17 000 Fr.) müsste dringend mit einem Dach nachgerüstet werden, da bei starkem Niederschlag die Zusteller schnell eine durchnässte Uniform haben. Da sich die Briefzustellung über Kilometer erstreckt, sollte dieser Wetterschutz schnellstens realisiert werden. Die Sparwut der Generaldirektion ist im Postbetrieb kaum noch zu ertragen, denn bekanntlich trocknen diese in Bundesbern ihre Hände mit heisser Luft. Das kann der Zusteller nicht. Guido Haller

Briefträger oder gejagter Hund? Als ehemaliger Vollblutpöstler wundere ich mich jeden Tag, zu welcher Uhrzeit der Zusteller, früher Briefträger genannt, die Post in den Briefkasten legt. Biete ich ihm einen Kaffee an, höre ich: Besten Dank, Bibi, habe keine Zeit, bin schon spät dran. Dass das Briefträgerleben nur noch mit Hetze und Stress verbunden ist, haben wir der neuen Strategie der Post zu verdanken. Es wird nicht mehr genügend Personal eingestellt. Stellen werden nur noch zwischen 40 und 6O Prozent angeboten. Fällt ein Kollege aus, wird zusammengelegt. Wann der Zusteller fertig wird, interessiert kein Schwein. Der Kunde ist König – das war einmal. Komme ich um 9 Uhr nicht, komme ich halt um 12 Uhr. Der Service public ist im Eimer. Ebenfalls das soziale Denken der Post gegenüber den Zustellern. Motzt du, könnte es dich deinen Arbeitsplatz kosten. Die Ausreden der Vorgesetzen, sie seien auch unter Druck, finde ich mehr als fragwürdig, nein fast lächerlich. Auch ich habe über 45 Jahre bei der Post gearbeitet. Solche prekären Situationen habe ich nie erleben müssen. Ich würde mir wünschen, dass das Personal mehr Mut zeigen würde und sich vermehrt gegen Ungerechtigkeiten wehrt. Obwohl die Gewerkschaften nicht mehr den gleichen Elan haben wie zu früheren Zeiten, lohnt es sich immer noch, beizutreten. Vielleicht helfen sie euch dabei, die Post wieder ein bisschen auf den Boden der Realität zu bringen. Der Pöstler ist ein Mensch und kein Hund! Bibi Imhof, ehemaliger Pöstler und Gewerkschafter

bach vier Mal. An Riedern vorbei führt uns der Weg zum Bahnhof von Netstal. Wanderzeit 1 Std. 40 Min. Zürich HB ab 7.43 mit der S25 ,Glarus an 8.43, weiter mit dem Postauto ins Klöntal, Vorauen an 9.11. Kaffee im Hotel Vor­auen. Für Kolleginnen und Kollegen, die zum Mittagesessen anreisen: Zürich HB S25 ab 9.43, Glarus 10.43/10.48 Postauto Klöntal bis Rhodannenberg an 11.01. Ich bitte euch um Anmeldung bis Freitag, 24. Juni. Nächste Wanderung mit Übernachtung in Schüpfheim, Donnerstag und Freitag 30./31 Juli. Ich grüs­ se euch herzlich. Kari Bichsel, 044 302 40 51

und Restaurant Freienhof begrüssen. Als Referent hat der Leiter des Sektors 1, Daniel Münger, die Anwesenden über die Gewerkschaft syndicom, die Pensionskassen und die AHVplus-Initiative unterrichtet. In seinem Referat weist er auch auf die Gefahr einer Wackelrente hin. Nach langjähriger Mitarbeit im Vorstand ist Josef Werlen als Vertreter des Oberwallis zurückgetreten. Leider bleibt der Sitz des Oberwallis momentan vakant. Neu in den Vorstand gewählt sind Klaus Wampfler als Vertreter PM und Mathias Fischer als Vertreter PA. Die restlichen Mitglieder, Alfred Schenk (PV), Markus Stender (Pensionierte), Sabrina Camichel (Sekretärin), Andrea Wyss (Kasse) und Beat Haldimann (Präsident) sind in ihren Ämtern bestätigt worden. Wie jedes Jahr sind auch an dieser Hauptversammlung die Jubilare mit 25, 50, 60, 65 und 70 Jahren Mitgliedschaft geehrt worden. Beat Haldimann, Präsident

Postveteranen im Fricktal bei den Dinosauriern.

Getränke gehen auf eigene Kosten. Die Heimreise (15.44 Uhr) erfolgt ab Mannenbach via Kreuzlingen. Ankunft HB 17.21 Uhr. Billett: Wohnort–Kreuzlingen Hafen und zurück ab Mannenbach via Kreuzlingen lösen. Wir hoffen auf schönes Wetter und auf eine grosse Teilnahme. Anmeldung: Spätestens bis und mit 6. Juni an: Walter Klöti, Tel. 044 814 20 20, E-Mail: kloetiw@bluewin.ch. Hannes Pfeiffer, Tel. 044 713 11 10 Wandergruppe Wanderung, Donnerstag, 30. Juni. Das Klöntal zählt zu den schönsten Tälern der Voralpen. Der gleichnamige See ist ein Juwel. Wir wandern ab Vorauen vorbei an stiebenden Wasserfällen. Nach dem Zeltplatz Güntlenau erreichen wir das Restaurant Rhodannenberg. Dauer 2 Std. Nach der Mittagsrast folgen wir nun der Löntsch auf dem Tobelweg durch den Wald und überqueren dabei den Gebirgs-

Sektion Lötschberg Post Hauptversammlung Am 16. April konnte der Präsident von Lötschberg Post, Beat Haldimann, über 40 Personen an der Hauptversammlung im Thuner Hotel

Das syndicom-Sudoku Zu gewinnen gibt es Reka-Checks im Wert von Fr. 50.–, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin Reka. Die Lösung (die dreistellige Zahl aus den farbigen Feldern, Reihenfolge: von links nach rechts) wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösung und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 20. Juni. Kreuzworträtsel Die Lösung des syndicom-Kreuzworträtsels aus Nr. 5 lautet: Tag der Arbeit. Gewonnen hat: Marianne Friederich-Baur aus Basel. Sie erhält ein Portemonnaie von unserer Dienst­leistungs­partnerin KPT. Wir gratulieren!

Got tfried Baenziger, Sektion Ostschweiz, 89 Jahre, Mitglied seit 1964. Martin Baumgartner, Sektion Zürich Logistik, 84 Jahre, Mitglied seit 1948. Gilbert Beiner, Sektion Biel/Bienne, 77 Jahre, Mitglied seit 1962. Hanspeter Böni, Sektion GIV Zürich/ Ostschweiz, 60 Jahre, Mitglied seit 1978. Frieda Bühler, Sektion GIV Zürich/ Ostschweiz, 84 Jahre, Mitglied seit 1992. Georges Burgat, Sektion Zürich Logistik, 87 Jahre, Mitglied seit 1946. Walter Ciganek, Sektion GIV Zürich/ Ostschweiz, 79 Jahre, Mitglied seit 1957. Bernhard Egger, Sektion Biel/Bienne, 76 Jahre, Mitglied seit 1999. Ernst Egger, Sektion Lötschberg Post, 84 Jahre, Mitglied seit 1952. Rudolf Gabus, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 81 Jahre, Mitglied seit 1956. Hansjürg Jörimann, Sektion GIV Zürich/ Ostschweiz, 72 Jahre, Mitglied seit 1969. Walter Knecht, Sektion Zürich Logistik, 90 Jahre, Mitglied seit 1944. Jean Mahon, Sektion Biel/Bienne, 82 Jahre, Mitglied seit 1955. Romano Prevosti, Rhätia, 75 Jahre, Mitglied seit 1968. Hans Räss, Sektion Zürich Logistik, 73 Jahre, Mitglied seit 1961. Bernhard Salvisberg, Sektion Biel/ Bienne, 89 Jahre, Mitglied seit 1962. Ernst Sturzenegger, Sektion Ostschweiz, 95 Jahre, Mitglied seit 1942. Alfred Volkart, Sektion Zürich Logistik, 67 Jahre, Mitglied seit 1999. Fredy Wanner, Sektion Zürich Logistik, 92 Jahre, Mitglied seit 1944. Fritz Zürcher, Sektion Emmental-Ober­ aargau Post, 83 Jahre, Mitglied seit 1961.

Impressum

syndicom-Zeitung Chefredaktion: Nina Scheu Redaktion: Nick Manouk, Naomi Kunz Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch Layout: Katja Leudolph Lektorat: Ulrike Krüger Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijou­strasse 33, Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 Inserate: sekretariatspool@syndicom.ch Druck: Ringier Print Ebikonerstrasse 75, 6043 Adligenswil Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ­ ommunikation «syndicom» erscheint 11 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 6/16 erscheint am 1. Juli. Redaktionsschluss: 13. Juni.


16 | Letzte

syndicom | Nr. 5 | 3. Juni 2016

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1. Mai

«Gemeinsam kämpfen – für eine starke AHV»

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THUN © PHILIP RODRIGUEZ

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den letzten Jahren die Lage der Werktätigen verbessert hätten, dank mehr abgeschlossener GAV und dank der flankierenden Massnahmen. Weiter kritisierten sie den Unwillen, gegen den überbewerteten Franken vorzugehen: «Die Schweiz ist fast das einzige Land in Europa, in dem die Arbeitslosigkeit steigt», befand SGB-Sekretariatsleiter Daniel Lampart. «Der Druck auf Löhne und Arbeitsplätze nimmt zu. Wo gibt es ein Land, das zulässt, dass die eigene Währung Arbeitsplätze vernichtet und Firmen vertreibt? Der Franken muss uns nützen, nicht schaden.» Dore Heim, geschäftsführende SGB-Sekretärin, kritisierte die rechte Politik: «Die Revision des Gleichstellungsgesetzes soll einen stärkeren Hebel gegen die Lohndiskriminierung bringen, hängt aber in der Luft wegen rechter Mehrheiten in Bundesrat und Parlament.» (red)

BASEL © FRANT ISEK MATOUS

Trotz äusserst garstiger Witterung gingen am Tag der Arbeit Zehntausende Menschen auf die Strassen. Auf den Kundgebungen in über 50 Schweizer Städten protestierten sie gegen Renten- und Stellenabbau. Die Schweizer Linke demonstrierte friedlich für soziale Gerechtigkeit und plädierte entschieden dafür, dass die sinkenden Pensionskassenrenten durch höhere AHV-Renten ausgeglichen werden. Sie protestierten gegen die Pläne der bürgerlichen Parteien, einen Leistungsabbau und Rentenalter 67 erzwingen zu wollen – obwohl ältere Arbeitnehmende schon heute Mühe haben, bis zum ordentlichen Rentenalter ihre Stelle zu halten. Dutzende von RednerInnen zeigten auf, dass die AHV die Alterung der Gesellschaft bislang gut aufgefangen hat und dies auch in Zukunft tun wird. Die Gewerkschaften wiesen darauf hin, dass sie in


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