Iesus Sirach

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Iesus Sirach (Ecclesiasticus)



Inhaltsverzeichnis Kapitel 1 ................................................................................ 1 Lobpreis der Weisheit ...................................................... 1 Selbstbeherrschung und Aufrichtigkeit ............................ 2 Kapitel 2 ................................................................................ 3 Treue zu Gott in der Erprobung ....................................... 3 Kapitel 3 ................................................................................ 5 Pflichten gegenüber den Eltern ........................................ 5 Über die Bescheidenheit .................................................. 6 Über Starrsinn und Hochmut ........................................... 7 Über die Hilfsbereitschaft ................................................ 8 Kapitel 4 ................................................................................ 8 Die Weisheit als Lehrerin.................................................. 9 Mut zur Wahrheit ........................................................... 10 Kapitel 5 .............................................................................. 11 Über trügerische Sicherheit............................................ 11 Über verantwortliches Reden ........................................ 12 Kapitel 6 .............................................................................. 12 Über den Umgang mit Freunden.................................... 13 Wie man Weisheit erwirbt ............................................. 14 Kapitel 7 .............................................................................. 16 Verschiedene Ratschläge................................................ 16 Rechtes Verhalten in Haus und Familie.......................... 17 Besondere Verpflichtungen............................................ 18


Kapitel 8 .............................................................................. 19 Klugheit und Vorsicht beim Umgang mit Menschen...... 19 Kapitel 9 .............................................................................. 21 Über den Umgang mit Frauen ........................................ 21 Über den Umgang mit anderen Männern ...................... 22 Über Regierende ............................................................ 23 Kapitel 10............................................................................ 23 Warnung vor Überheblichkeit ........................................ 24 Wer verdient Ehre? ........................................................ 25 Über Bescheidenheit und Selbstachtung ....................... 25 Kapitel 11............................................................................ 26 Der Schein kann trügen! ................................................. 26 Zuletzt kommt es immer auf Gott an ............................. 27 Sieh dir deine Gäste gut an! ........................................... 29 Kapitel 12............................................................................ 29 Hilf nicht den Falschen! .................................................. 29 Vorsicht mit Feinden! ..................................................... 30 Kapitel 13............................................................................ 32 Vorsicht mit reichen Freunden! ..................................... 32 Vom Unterschied zwischen Reichen und Armen ........... 33 Über Freude und Glück .................................................. 34 Kapitel 14............................................................................ 35 Vom richtigen Gebrauch des Reichtums ........................ 35 Auf der Suche nach Weisheit ......................................... 36 Kapitel 15............................................................................ 37


Über die Freiheit des Menschen .................................... 38 Kapitel 16............................................................................ 39 Unrecht tun macht sich nicht bezahlt ............................ 39 Ein Lied auf Gottes Weisheit in der Schöpfung .............. 41 Kapitel 17............................................................................ 41 Gott entgeht nichts ........................................................ 42 Aufruf zur Umkehr .......................................................... 43 Kapitel 18............................................................................ 44 Gottes Größe und die Nichtigkeit des Menschen .......... 44 Die rechte Art zu helfen ................................................. 45 Über kluge Voraussicht .................................................. 46 Über Selbstbeherrschung ............................................... 47 Kapitel 19............................................................................ 47 Über unverantwortliches Reden .................................... 48 Weisheit und was manche dafür halten ........................ 49 Kapitel 20............................................................................ 50 Über Reden und Schweigen zur rechten Zeit ................. 50 Widersprüchliches .......................................................... 51 Über unpassendes Reden ............................................... 52 Weisheit verpflichtet ...................................................... 52 Kapitel 21............................................................................ 53 Warnung vor dem Unrecht ............................................ 53 Weisheit und Torheit ...................................................... 54 Kapitel 22............................................................................ 56 Über Faulenzer und missratene Kinder .......................... 56


Über die Unbelehrbarkeit dummer Menschen .............. 56 Über Freundschaft und Treue ........................................ 58 Ein Gebet um Hilfe zur Selbstbeherrschung................... 58 Kapitel 23............................................................................ 59 Über unnötiges Schwören und zuchtloses Reden .......... 59 Über Unzuchtssünden .................................................... 60 Kapitel 24............................................................................ 62 Die Weisheit stellt sich vor ............................................. 62 Die Weisheit und das Gesetz .......................................... 64 Kapitel 25............................................................................ 65 Wer Lob verdient und wer nicht .................................... 65 Über Frauen.................................................................... 66 Kapitel 26............................................................................ 67 Lob der guten Ehefrau .................................................... 69 Betrübliche Feststellungen ............................................. 69 Kapitel 27............................................................................ 70 Deine Sprache verrät dich! ............................................. 70 Über den Umgang mit Geheimnissen ............................ 71 Über Heuchelei und Falschheit ...................................... 72 Verzeihung statt Rachsucht ............................................ 73 Kapitel 28............................................................................ 73 Warnung vor Streitsucht ................................................ 74 Warnung vor der bösen Zunge ....................................... 74 Kapitel 29............................................................................ 76 Über Darlehen ................................................................ 76


Über die Hilfsbereitschaft .............................................. 77 Über Bürgschaften.......................................................... 77 Über das Leben zu Hause und unter Fremden ............... 78 Kapitel 30............................................................................ 79 Über Kindererziehung .................................................... 79 Über die Gesundheit ...................................................... 80 Kapitel 31............................................................................ 81 Über die Gefahren des Reichtums ................................. 81 Vom Maßhalten beim Essen und Trinken ...................... 82 Kapitel 32............................................................................ 85 Richtiges Verhalten bei einem Festmahl ........................ 85 Mit dem Gesetz leben .................................................... 86 Kapitel 33............................................................................ 87 Über die Ungleichheit..................................................... 88 Unabhängig bleiben ....................................................... 89 Über den Umgang mit Sklaven ....................................... 90 Kapitel 34............................................................................ 91 Über die Sinnlosigkeit von Träumen .............................. 91 Über die Nützlichkeit des Reisens .................................. 92 Gott ernst nehmen ......................................................... 92 Über Opfergaben und Gebete ........................................ 93 Kapitel 35............................................................................ 94 Gott sorgt für das Recht ................................................. 95 Kapitel 36............................................................................ 96 Gebet um Hilfe für Israel ................................................ 96


Über die Wahl der Ehefrau............................................. 98 Kapitel 37............................................................................ 99 Über wahre und falsche Freunde ................................... 99 Über gute und schlechte Ratgeber................................. 99 Über Weisheit und nutzloses Wissen ........................... 100 Über Gesundheit und Krankheit................................... 101 Kapitel 38.......................................................................... 102 Über das Verhalten bei Todesfällen ............................. 103 Das Weisheitsstudium als Beruf und die übrigen ........ 104 Kapitel 39.......................................................................... 106 Ein Lied zur Ehre des Herrn .......................................... 107 Kapitel 40.......................................................................... 109 Über das Schicksal des Menschen ................................ 109 Über Vergängliches und Bleibendes............................. 111 Die höchsten Güter ...................................................... 111 Über das Betteln ........................................................... 112 Kapitel 41.......................................................................... 113 Über den Tod ................................................................ 113 Über das Schicksal der Sünder ..................................... 113 Wovor man sich schämen soll ...................................... 114 Kapitel 42.......................................................................... 115 Wovor man sich nicht schämen soll ............................. 115 Über die Sorgen mit Töchtern und Frauen................... 116 Gottes Größe in der Schöpfung .................................... 117 Kapitel 43.......................................................................... 118


Kapitel 44.......................................................................... 121 Henoch ......................................................................... 122 Noach .......................................................................... 123 Abraham ....................................................................... 123 Isaak und Jakob ............................................................ 123 Mose ............................................................................. 124 Kapitel 45.......................................................................... 124 Aaron ............................................................................ 125 Pinhas ........................................................................... 127 Kapitel 46.......................................................................... 128 Josua und Kaleb ............................................................ 128 Die Richter .................................................................... 129 Samuel .......................................................................... 129 Kapitel 47.......................................................................... 130 Natan ............................................................................ 130 David............................................................................. 130 Salomo .......................................................................... 132 Rehabeam und Jerobeam............................................. 133 Kapitel 48.......................................................................... 133 Elija ............................................................................... 133 Elischa ........................................................................... 134 Hiskija und Jesaja.......................................................... 135 Kapitel 49.......................................................................... 136 Joschija ......................................................................... 136 Jeremia ......................................................................... 137


Ezechiël ......................................................................... 137 Die Zwölf Propheten..................................................... 137 Serubbabel und Jeschua ............................................... 138 Nehemia ....................................................................... 138 Rückblick auf die ersten Großen .................................. 138 Kapitel 50.......................................................................... 139 Der Oberste Priester Simeon ........................................ 139 Segensgebet ................................................................. 141 Verhasste Nachbarvölker ............................................. 141 Schlusswort des Verfassers .......................................... 141 Kapitel 51.......................................................................... 142 Ein Danklied von Iesus, dem Sohn Sirachs ................... 142 Auf der Suche nach der Weisheit ................................. 143


Kapitel 1 Lobpreis der Weisheit 1 Alle Weisheit kommt vom Herrn und bei ihm hat sie ihre Wohnung für alle Zeiten. 2 Wer kann die Regentropfen zählen, wer die Sandkörner am Meeresstrand? Wer zählt die Tage der Ewigkeit? 3 Wer kann messen, wie hoch der Himmel ist, wie weit die Erde, wie tief das Meer? 4 Vor allem anderen hat Gott die Weisheit geschaffen, schon seit Urzeiten gibt es Einsicht und Klugheit. 6 Wem wurde der Ursprung der Weisheit enthüllt, wer hat ihre klugen Pläne durchschaut? 8 Einer allein ist wirklich weise und tief zu verehren: Er sitzt auf dem Thron des Himmels! 9 Der Herr selbst hat die Weisheit geschaffen; er hat sie für gut befunden und nach Maß und Zahl eingeteilt und hat sie ausgegossen über alle seine Werke. 10 Allen Menschen gab er daran Anteil, besonders reichlich denen, die ihn lieben. 11 Alle, die den Herrn ernst nehmen, kommen zu Ehre und Ruhm, mit Glück und Freude werden sie gekrönt. 12 Die Ehrfurcht vor dem Herrn erquickt das Herz, gibt fröhlichen Sinn und ein langes Leben. 13 Wenn du ihn ehrst, geht es dir am Ende gut und am Tag deines Todes wirst du gepriesen. 14 Den Herrn zu ehren ist der Anfang der Weisheit. Den Menschen, die ihm die Treue halten, ist sie angeboren; 1


im Mutterleib wurde sie zusammen mit ihnen erschaffen. 15 Von jeher wohnt sie bei solchen Menschen, auch bei ihren Kindern und Enkeln wird sie bleiben. 16 Den Herrn ernst zu nehmen bringt Weisheit in Fülle. Sie beglückt die Menschen mit ihren Früchten, 17 sie füllt die Häuser und Vorratskammern mit allem, was man sich wünschen kann. 18 Die Krone der Weisheit ist es, den Herrn zu ehren; wo sie herrscht, blühen Wohlstand und Gesundheit. 19 Einsicht und Erkenntnis gießt sie aus wie Regen; sie mehrt den Ruhm aller, die sie bewahren. 20 Die Wurzel der Weisheit ist Ehrfurcht vor dem Herrn und ihre Zweige sind ein langes Leben. 21 Ehrfurcht vor dem Herrn nimmt die Sünden weg; wer bei ihr bleibt, wendet allen Zorn ab. Selbstbeherrschung und Aufrichtigkeit 22 Für unberechtigtes Aufbrausen gibt es keine Entschuldigung; wer sich vom Zorn hinreißen lässt, bringt sich selbst zu Fall. 23 Ein geduldiger Mensch kann warten, bis der rechte Augenblick gekommen ist; später freut er sich darüber. 24 Bis zum richtigen Zeitpunkt behält er seine Gedanken für sich und alle preisen ihn für seine Klugheit. 25 In den Schatzkammern der Weisheit liegen einsichtsreiche Lehren; aber Sünder verabscheuen es, sich nach Gottes Weisungen zu richten. 26 Willst du Weisheit erlangen, so befolge seine Gebote, dann wird er dir Weisheit schenken. 2


27 Den Herrn ehren und ihm gehorchen, das ist Weisheit und Bildung; über Treue und Demut freut er sich. 28 Sträube dich nicht dagegen, den Herrn ernst zu nehmen! Tritt nicht mit geteiltem Herzen vor ihn! 29 Rede den Leuten nicht nach dem Mund, nimm deine Worte in Acht! 30 Sei nicht überheblich, damit du nicht stürzt und dich selbst in Schande bringst! Denn der Herr wird deine verborgenen Gedanken aufdecken und dich vor der ganzen Gemeinde bloßstellen. So ergeht es dir, wenn du nicht mit Ehrfurcht vor ihn trittst, sondern mit einem Herzen voller Hintergedanken.

Kapitel 2 Treue zu Gott in der Erprobung 1 Mein Sohn, wenn du dir vorgenommen hast, dem Herrn zu dienen, dann richte dich darauf ein, dass du auf die Probe gestellt wirst. 2 Bleib unbeirrt bei deinem Entschluss, und wenn es dann ernst wird, behalte die Ruhe! 3 Bleib ganz eng mit dem Herrn verbunden, verlass ihn niemals; dann kannst du am Ende nur gewinnen. 4 Nimm alles an, was dir zustößt; selbst wenn du Demütigungen erfährst, ertrage sie mit Geduld! 5 Denke daran: Gold wird im Feuer auf seine Echtheit geprüft; und Menschen, die Gott angenommen hat, müssen durch den Schmelzofen der Demütigung gehen.

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6 Vertrau dem Herrn, er wird dir beistehen; bleib auf dem geraden Weg und hoffe auf ihn! 7 Ihr, die ihr den Herrn ernst nehmt, rechnet mit seinem Erbarmen! Wendet euch nicht von ihm ab, damit ihr nicht zu Fall kommt. 8 Setzt euer Vertrauen auf ihn, der Lohn dafür bleibt nicht aus. 9 Erwartet von ihm Glück, unvergängliche Freude und Erbarmen! 10 Erinnert euch an die Generationen, die vor euch waren, und fragt euch: Ist je ein Mensch enttäuscht worden, der dem Herrn vertraute? Hat Gott je einen verlassen, der ihm gehorsam blieb? Hat er je einen überhört, der zu ihm um Hilfe rief? 11 Ihr wisst doch: Der Herr ist voll Liebe und Erbarmen, er vergibt Schuld und hilft im Augenblick der Not. 12 Weh den Zaghaften und Unentschlossenen, den Sündern, die auf zwei Wegen gleichzeitig gehen wollen! 13 Weh den Unentschiedenen, die sich nicht an den Herrn halten; sie werden keinen Schutz finden. 14 Weh denen, die nicht durchhalten können! Was wollen sie tun, wenn der Herr sie zur Rechenschaft zieht? 15 Wer den Herrn ernst nimmt, widersetzt sich nicht seinen Befehlen. Wer ihn liebt, lebt so, wie der Herr es will. 16 Wer ihn liebt und ehrt, will ihm Freude machen und hält sich an sein Gesetz. 17 Alle, die den Herrn ernst nehmen, machen sich bereit, ihm zu begegnen. Sie beugen sich unter seine Macht und sagen: 4


18 »Wir wollen lieber in die Hand des Herrn fallen als in die Hände von Menschen; denn sein Erbarmen ist genauso groß wie seine Majestät.«

Kapitel 3 Pflichten gegenüber den Eltern 1 Ihr Kinder, hört auf mich, euren Vater! Folgt meinem Rat, dann geht es euch gut. 2 Denn der Herr will, dass der Vater von den Kindern geehrt und das Recht der Mutter von den Söhnen geachtet wird. 3 Wenn du deinen Vater ehrst, gleichst du damit manchen Fehler aus; 4 und wenn du deine Mutter achtest, kommst du zu Ansehen und Wohlstand. 5 Wer seinen Vater ehrt, wird an den eigenen Kindern Freude erleben und seine Gebete werden erhört. 6 Wer seinen Vater achtet, wird lange leben; und wer dem Herrn gehorcht, macht das Herz seiner Mutter ruhig. 7 Wenn du den Herrn ernst nimmst, ehrst du deinen Vater1 und du wirst deinen Eltern dienen wie ein Sklave seiner Herrschaft. 8 Mach deinem Vater Ehre mit allem, was du sagst und tust, damit sein Segen auf dich kommt. 9 Vergiss nicht: Der Segen der Eltern festigt die Häuser der Kinder, aber ihr Fluch reißt die Mauern nieder bis auf den Grund. 5


10 Suche nie auf Kosten deines Vaters berühmt zu werden; denn die Herabsetzung deines Vaters ist keine Ehre für dich. 11 Dein eigener Ruhm hängt von der Ehre deines Vaters ab. Und wenn eine Mutter nicht geehrt wird, ist das eine Schande für ihre Kinder. 12 Mein Sohn, sorge für deinen Vater, wenn er alt geworden ist; mach ihm keinen Kummer, solange er lebt! 13 Sei nachsichtig mit ihm, wenn sein Verstand abnimmt; sieh nicht auf ihn herab, weil du noch stark und kräftig bist! 14 Der Herr wird es dir nicht vergessen, wenn du mit deinem Vater barmherzig bist; er wird es dir als Sühne für viele Verfehlungen anrechnen. 15 Er wird es dir zugute halten, wenn du in Bedrängnis kommst; und deine Schuld wird wegschmelzen wie Eis an der Sonne. 16 Wer aber seinen Vater im Stich lässt, ist genauso schlimm wie einer, der Gott lästert. Und wer seine Mutter kränkt, über den kommt der Fluch des Herrn. Über die Bescheidenheit 17 Mein Sohn, sei bescheiden bei allem, was du tust; dann wird man dich mehr lieben als einen, der Geschenke macht. 18 Sei umso bescheidener, je angesehener du bist; damit erwirbst du dir die Gunst des Herrn. 19 Viele sind einflussreich und berühmt, aber nur den Bescheidenen vertraut Gott seine Geheimnisse an. 6


20 Die Macht des Herrn ist gewaltig, er wird von denen geehrt, die sich vor ihm beugen. 21 Versuche nicht, hinter Dinge zu kommen, die deinen Verstand übersteigen; befasse dich nicht mit Fragen, die dein Wissen überfordern! 22 Denk nach über das, was dir aufgetragen ist! Was Gott dir verborgen hat, das brauchst du nicht zu wissen! 23 Beschäftige dich nicht vorwitzig mit Dingen, die über deine täglichen Aufgaben hinausgehen! Schon was dir bisher gezeigt worden ist, übersteigt das Fassungsvermögen des menschlichen Verstandes. 24 Viele haben sich in ihren eigenen Gedankengängen verirrt; ihr Wahnwitz hat ihr Denken durcheinander gebracht. Über Starrsinn und Hochmut 26 Ein Mensch, der starrsinnig ist, nimmt ein böses Ende; und wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. 27 Mit Starrsinn schaffst du dir selbst viel Ärger, und wer sich mit der Sünde einlässt, häuft Schuld auf Schuld. 28 Nichts, was einem hochmütigen Menschen zustößt, kann ihn bessern; sein Hochmut ist ein Unkraut mit tiefen Wurzeln. 29 Wer verständig ist, lernt aus Sprichwörtern und Beispielen, und über ein aufmerksames Ohr freuen sich weise Lehrer.

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Über die Hilfsbereitschaft 30 Wie Wasser loderndes Feuer löscht, so löschen milde Gaben manche Verfehlung aus. 31 Wenn du anderen hilfst, sorgst du für deine Zukunft: Gerätst du selbst in Not, wird dir geholfen.

Kapitel 4 1 Mein Sohn, bring einen Armen nicht um das, was er zum Leben braucht! Und wenn seine Augen dich anflehen, dann lass ihn nicht vergebens warten! 2 Bedürftige lass nicht hungern und kränke sie nicht; sie haben es schwer genug. 3 Verbitterte verletze nicht noch mehr. Lass niemand warten, der auf deine Hilfe angewiesen ist. 4 Wenn ein Mensch in Not ist und dich um etwas bittet, dann weise ihn nicht ab und lass ihn nicht stehen. 5 Sieh nicht weg, wenn ein Armer die Hand ausstreckt; gib ihm keinen Grund, dich zu verfluchen! 6 Denn wenn er so verzweifelt ist, dass er dich verflucht, wird sein Schöpfer den Fluch wahr machen. 7 Mach dich in der Gemeinde beliebt; verbeuge dich vor denen, die Autorität haben. 8 Einem Armen aber höre besonders aufmerksam zu, antworte ihm freundlich und höflich! 9 Rette die Schutzlosen vor ihren Ausbeutern und sei nicht furchtsam, wenn du als Richter für ihr Recht eintreten sollst.

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10 Sorge für die Waisenkinder wie ein Vater und für ihre Mutter wie der Ehemann, den sie verloren hat. So erweist du dich als ein Sohn des Allerhöchsten; er wird dich mehr lieben als deine eigene Mutter. Die Weisheit als Lehrerin 11 Die Weisheit bringt ihre Kinder zu Ehren; sie kümmert sich um alle, die sie suchen. 12 Wer sie liebt, liebt das Leben. Wer ihretwegen früh aufsteht, erlebt viel Freude. 13 Ein Mensch, der sie besitzt, kommt zu großen Ehren; wo er ein Haus betritt, wird es vom Herrn gesegnet. 14 Alle, die der Weisheit dienen, dienen dem heiligen Gott; er liebt jeden, der die Weisheit liebt. 15 Wer auf sie hört, wird über die Völker zu Gericht sitzen. Wer sich an sie hält, lebt in Sicherheit. 16 Alle, die der Weisheit vertrauen, erhalten sie zum Besitz und werden sie an ihre Kinder weitergeben. 17 Anfangs führt dich die Weisheit auf gewundenen Pfaden. Sie erschreckt dich so sehr, dass du Angst hast weiterzugehen. Ihre strenge Erziehung ist eine Qual für dich. Mit ihren Forderungen stellt sie dich so lange auf die Probe, bis sie dir völlig vertrauen kann. 18 Dann aber kommt sie auf dem geradesten Weg zu dir, enthüllt dir ihre Geheimnisse und erfüllt dich mit Freude. 19 Doch wenn du von ihrem Weg abweichst, zieht sie sich zurück und lässt dich in dein Verderben laufen.

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Mut zur Wahrheit 20 Tu alles zur rechten Zeit und lass dich nicht zum Bösen verleiten, sonst musst du dich vor dir selbst schämen! 21 Es gibt eine Scheu, die dich schuldig werden lässt, und eine andere Scheu, die dir Ruhm und Ehre einbringt. 22 Sei unparteiisch, sonst schadest du dir selbst. Lass dich nicht von deiner eigenen Scheu zu Fall bringen! 23 Wenn der Augenblick es erfordert, mach den Mund auf und rede! Du brauchst dein Wissen nicht zu verstecken. 24 Ob du Weisheit und Bildung besitzt, zeigt sich an dem, was du sagst. 25 Auf keinen Fall widersprich der Wahrheit! Scheu dich zu reden, wenn du nicht Bescheid weißt. 26 Aber scheu dich nicht, deine Verfehlungen zu bekennen; es wäre sinnlos, den Lauf eines Flusses aufhalten zu wollen. 27 Lass dich nicht von einem dummen Menschen beherrschen und von einem mächtigen lass dich nicht einschüchtern! 28 Kämpfe für die Wahrheit unter Einsatz deines Lebens; der Herr wird selbst den Kampf für dich führen. 29 Sei nicht voreilig mit Worten, aber auch nicht faul und träge mit Taten! 30 Benimm dich vor deinen Hausgenossen nicht wie ein Löwe, aber auch nicht wie ein Gespensterseher! 31 Streck die Hand nicht aus zum Nehmen und halte sie dann fest geschlossen, wenn es ans Zurückgeben geht! 10


Kapitel 5 Über trügerische Sicherheit 1 Verlass dich nicht auf deinen Reichtum; bilde dir nicht ein, dass er dich unabhängig macht. 2 Gib nicht jedem Wunsch nach, den du dir erfüllen kannst; du musst nicht alles haben, was du begehrst. 3 Rede dir nicht ein, niemand habe Macht über dich. Der Herr sorgt für das Recht und wird es auch bei dir durchsetzen. 4 Denke nicht: »Ich habe zwar Unrecht begangen, aber es ist mir nichts geschehen.« Der Herr lässt sich Zeit! 5 Du solltest dir nicht so sicher sein, dass er dir alles vergibt und du deshalb ruhig Schuld auf Schuld häufen kannst. 6 Rede dir nicht ein: »Sein Erbarmen ist grenzenlos; darum wird er mir meine vielen Sünden schon vergeben.« Es ist wahr: Bei ihm ist viel Erbarmen – aber auch Zorn! Und den bekommen die Sünder zu spüren. 7 Deshalb kehre schnell wieder zum Herrn zurück! Verschieb es nicht von einem Tag auf den anderen! Sein Zorn kann dich ganz plötzlich treffen und dann bist du verloren! 8 Verlass dich nicht auf deinen Reichtum, erst recht nicht, wenn du ihn durch Unrecht erworben hast! Er wird dir nichts nützen, wenn Gottes Hand zuschlägt.

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Über verantwortliches Reden 9 Häng deinen Mantel nicht nach dem Wind und tanz nicht auf jeder Hochzeit; beides tun doppelzüngige, charakterlose Menschen. 10 Bleib entschieden bei deiner Überzeugung und steh zu dem, was du sagst. 11 Sei immer bereit zu hören, aber lass dir Zeit mit der Antwort! 12 Antworte einem anderen nur, wenn du weißt, wovon du redest; sonst halte lieber den Mund! 13 Was du sagst, kann dir Ehre oder Schande einbringen; deine Zunge kann dir sogar zum Verderben werden. 14 Sieh zu, dass niemand dich einen Verleumder nennen kann; stifte mit deiner Zunge kein Unheil! Ein Dieb erntet Schande und die Doppelzüngigen trifft ein strenges Urteil. 15 Vermeide die kleinen Fehler genauso wie die großen.

Kapitel 6 1 Wenn jemand dein Freund ist, dann sei zu ihm nicht wie ein Feind! Ein schlechter Ruf hat Schimpf und Schande im Gefolge; so geht es jedem doppelzüngigen, charakterlosen Menschen. 2 Lass dich nicht von deinen Wünschen beherrschen; sie könnten deine ganze Kraft aufzehren.

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3 Was sie dann von dir übrig lassen, gleicht einem kahlen Baum, von dem alle Blätter und Früchte abgefressen sind. 4 Böse Wünsche vernichten den, der sie hat, und machen ihn zum Gespött seiner Feinde. Über den Umgang mit Freunden 5 Durch freundliche Worte gewinnst du viele Freunde und einleuchtende Rede verschafft dir ihre Zustimmung. 6 Menschen, die dich grüßen, solltest du viele haben; aber als Ratgeber nimm nur einen unter tausend! 7 Wenn du jemand zu deinem Freund machen willst, dann vertrau dich ihm nicht zu schnell an; finde zuerst heraus, ob er es verdient. 8 Mancher ist dein Freund, solange es für ihn nützlich ist; aber sobald du in Schwierigkeiten gerätst, ist er nicht mehr da. 9 Es gibt Freunde, die fangen Streit mit dir an und hängen es gleich an die große Glocke; dann kommst du ins Gerede. 10-11 Es gibt Freunde, die mit an deinem Tisch sitzen, solange bei dir alles zum Besten steht. Sie folgen dir wie dein Schatten und befehlen deinen Dienern, als wären es ihre eigenen. Aber sobald du in Schwierigkeiten gerätst, verschwinden sie. 12 Wenn es dir schlecht geht, wollen sie nichts von dir wissen und lassen sich nicht mehr sehen. 13 Halte dich fern von deinen Feinden und nimm dich in Acht vor deinen Freunden! 13


14 Ein zuverlässiger Freund ist wie ein sicherer Zufluchtsort. Wer einen solchen Freund gefunden hat, der hat einen wahren Schatz gefunden. 15 Er ist nicht zu bezahlen und mit nichts aufzuwiegen. 16 Ein zuverlässiger Freund ist ein echtes Heilmittel; wer dem Herrn gehorcht, findet einen solchen Freund. 17 Ein Mensch, der sich an den Herrn hält, kann auch rechte Freundschaft halten; denn der Freund, den er wählt, passt zu ihm. Wie man Weisheit erwirbt 18 Mein Sohn, bemühe dich um Bildung von deiner Jugend bis ins hohe Alter, dann wirst du weise werden. 19 Wenn es dir um Weisheit geht, musst du dich anstrengen wie ein Bauer, der seinen Acker pflügt und besät; dann kannst du auch eine reiche Ernte erwarten. Es kostet einige Mühe, Weisheit zu erwerben; aber schon bald wirst du ihre Früchte genießen. 20 Für einen Dummkopf sind ihre Anforderungen zu schwer; wer keinen Verstand hat, hält es nicht bei ihr aus. 21 Sie kommt ihm vor wie ein großer Stein, an dem er seine Kraft messen soll; darum lässt er sie schnell wieder fallen. 22 Wie ihr Name sagt, ist die Weisheit nur etwas für Weise; darum bekommen nur wenige sie zu sehen. 23 Mein Sohn, hör auf meinen Rat, schlag ihn nicht in den Wind! 24 Leg dir selbst die Fesseln der Weisheit um die Füße und ihren eisernen Ring um den Hals! 14


25 Nimm sie auf die Schultern und trage sie; ärgere dich nicht über ihre Stricke! 26 Lass dich mit deinem ganzen Willen auf sie ein und folge ihr mit deiner ganzen Kraft! 27 Geh ihren Spuren nach und suche sie; sie wird sich dir zu erkennen geben. Und wenn du sie ergriffen hast, dann lass sie nicht wieder los! 28 Am Ende wirst du bei ihr Ruhe finden und deine Mühe wird sich in Freude verwandeln. 29 Dann werden ihre Fußfesseln für dich zum starken Schutz und ihr Halseisen zum prächtigen Gewand. 30 Ihr Joch wird zum goldenen Schmuck2 und ihre Stricke zu purpurfarbenen Bändern. 31 Wie ein Prachtgewand wirst du sie tragen und wie eine strahlende Krone. 32 Mein Sohn, wenn du nach Bildung strebst, dann erlangst du sie auch. Wenn du ganz bei der Sache bist, wirst du klug werden. 33 Wenn du gerne zuhörst, wirst du lernen und weise werden. 34 Geh dorthin, wo die Alten beieinander sitzen. Und wenn du einen Weisen unter ihnen findest, halte dich zu ihm! 35 Hör aufmerksam zu, wenn von Gott und seinem Willen geredet wird. Achte darauf, dass dir kein lehrreiches Wort entgeht! 36 Wenn du einen klugen Menschen gefunden hast, dann steh früh auf und geh zu ihm! Betritt sein Haus so oft, dass seine Türschwelle abgenutzt wird.

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37 Überdenke immer wieder die Vorschriften und Gebote des Herrn! Er selbst wird dein Herz fest machen und dir die ersehnte Weisheit schenken.

Kapitel 7 Verschiedene Ratschläge 1 Tu nichts Böses, dann wird dir nichts Böses geschehen. 2 Trenn dich vom Unrecht, dann wird es dir fernbleiben. 3 Säe kein Unrecht aus, mein Sohn, sonst wächst in den Furchen eine siebenmal schlimmere Ernte. 4 Bitte Gott nicht um eine führende Stellung und den König nicht um einen Ministersessel! 5 Stell dich vor Gott nicht als gerecht hin und spiele vor dem König nicht den Weisen. 6 Wünsche dir nicht, Richter zu werden! Es könnte dir die Kraft fehlen, dem Unrecht die Stirn zu bieten. Womöglich lässt du dich von einem Mächtigen beeinflussen und verfängst dich selbst in den Schlingen des Unrechts. 7 Schädige nicht das Wohl der Stadt, sonst bringst du dich bei deinen Mitbürgern in Verruf. 8 Meine nicht, dieselbe Verfehlung ein zweites Mal ungestraft begehen zu können. Schon für das erste Mal wird dich Gott zur Rechenschaft ziehen! 9 Rede dir nicht ein: »Gott, der Höchste, wird mir die vielen Opfergaben anrechnen, die ich ihm bringe.« 10 Lass dir viel Zeit zum Beten; aber beeil dich, den Armen zu helfen! 16


11 Mach dich nicht lustig über jemand, der verzweifelt ist! Denk an Gott, der Menschen erniedrigen und erhöhen kann! 12 Verbreite keine Lügen über deine Verwandten und Freunde. 13 Du sollst überhaupt nicht lügen; wenn du dich daran gewöhnst, hat das schlimme Folgen. 14 Rede kein dummes Zeug in der Versammlung erfahrener Männer! Und wenn du betest, sag nicht alles zweimal! 15 Drück dich nicht vor der Feldarbeit oder anderer harter Arbeit; Gott, der Höchste, hat sie uns zugeteilt. 16 Schließ dich nicht einem Haufen schlechter Menschen an; denk daran, dass Gottes Strafe nicht auf sich warten lässt! 17 Gib allem Hochmut den Abschied; denn was den Menschen erwartet, ist Verwesung. Rechtes Verhalten in Haus und Familie 18 Tausch einen Freund nicht gegen Geld ein und einen treuen Bruder nicht einmal gegen feinstes Gold! 19 Wenn du eine kluge und tüchtige Frau heiraten kannst, dann zögere nicht; ihre Liebenswürdigkeit ist mehr wert als Gold. 20 Einen Sklaven, der treu für dich arbeitet, oder einen Lohnarbeiter, der sich willig für dich einsetzt, darfst du nicht schlecht behandeln. 21 Einem verständigen Sklaven begegne mit Liebe; weigere dich nicht, ihn freizulassen! 17


22 Wenn du Vieh besitzt, kümmere dich selbst darum; und wenn es dir Nutzen bringt, dann verkauf es nicht! 23 Hast du Söhne? Kümmere dich um ihre Erziehung und treib ihnen von klein auf den Starrsinn aus! 24 Hast du Töchter? Pass gut auf sie auf; geh nicht zu freundlich und nachsichtig mit ihnen um! 25 Wenn du eine Tochter verheiratet hast, dann hast du ein großes Werk vollbracht. Aber gib sie nur einem vernünftigen Mann! 26 Wenn du eine Frau geheiratet hast, die nach deinem Herzen ist, dann schick sie nicht fort! Aber einer, die kein Vertrauen verdient, schenke auch keins! 27 Ehre deinen Vater von ganzem Herzen und vergiss nicht, welche Schmerzen deine Mutter deinetwegen ausgestanden hat. 28 Denk daran, dass du deinen Eltern das Leben verdankst! Wie könntest du ihnen jemals vergelten, was sie für dich getan haben? Besondere Verpflichtungen 29 Ehre den Herrn mit ganzem Herzen und bring seinen Priestern Achtung entgegen! 30 Liebe deinen Schöpfer mit aller deiner Kraft und lass seine Diener nie im Stich! 31 Nimm den Herrn ernst und ehre den Priester! Gib ihm, was ihm zusteht, so wie es dir befohlen ist: die ersten Früchte des Feldes und der Bäume, die Wiedergutmachungsopfer, die Vorderkeulen der Opfertiere, den Anteil an allen Gaben, die Gott geweiht werden, und den Zehnten Teil deiner Erträge. 18


32 Hilf den Armen; Gott wird dich dafür reichlich segnen. 33 Allen Lebenden gegenüber sei freigebig und auch den Toten erweise die schuldige Liebe! 34 Wende dich von den Trauernden nicht ab, sondern weine mit ihnen! 35 Versäume nicht, die Kranken zu besuchen; sie werden dich dafür lieben. 36 Denk an dein Ende bei allem, was du tust; dann wirst du nie etwas Unrechtes tun.

Kapitel 8 Klugheit und Vorsicht beim Umgang mit Menschen 1 Fordere keinen Mächtigen heraus; du könntest in seine Gewalt geraten! 2 Streite dich nicht mit einem Reichen; er könnte andere mit seinem Geld bestechen, gegen dich auszusagen. Geld hat schon viele vom rechten Weg abgebracht, sogar den Charakter von Königen hat es verdorben. 3 Führe kein Wortgefecht mit einem Schwätzer; du würdest nur Öl in sein Feuer gießen! 4 Scherze nicht mit einem Grobian; sonst beleidigt er noch deine Vorfahren. 5 Mach deinem Mitmenschen keine Vorhaltungen, wenn er sich bereits von seinen Verfehlungen abkehrt. Vergiss nicht, dass wir alle schuldig sind! 6 Verachte niemand, weil er altersschwach ist; auch einige von uns kommen noch so weit! 19


7 Freu dich nicht über den Tod eines Mitmenschen; erinnere dich, dass wir alle sterben müssen! 8 Lass nicht außer Acht, was weise Menschen gesagt haben, sondern beschäftige dich eingehend mit ihren Lehren! Dadurch kannst du dich bilden und lernst, was du für den Dienst hoher Herrschaften brauchst. 9 Hör gut zu, wenn die Alten erzählen; auch sie haben es von ihren Vätern gehört. Durch sie gewinnst du Einsicht und lernst, wie du antworten musst, wenn es darauf ankommt. 10 Sei vorsichtig mit gewissenlosen Menschen! Blase nicht ihr Feuer an, du wirst sonst selber darin verbrennen. 11 Lass dich von einem frechen Spötter nicht herausfordern; sonst dreht er dir aus deinen eigenen Worten einen Strick! 12 Leihe keinem etwas, der mächtiger ist als du; sonst kannst du es gleich abschreiben. 13 Leiste keine Bürgschaft, die dein Vermögen übersteigt; sonst kannst du dich darauf einrichten, dass du sie einlösen musst! 14 Prozessiere nicht gegen einen Richter; wegen seiner Stellung würde er auf jeden Fall Recht bekommen. 15 Geh nicht zusammen mit einem Waghals auf Reisen! Weil er immer seinen Kopf durchsetzen muss, bringt er dich von einer Schwierigkeit in die andere; und wegen seiner Verrücktheit kommst du schließlich mit ihm um. 16 Lass dich nicht auf einen Streit mit einem Jähzornigen ein, geh auch nicht mit ihm irgendwohin, wo ihr allein seid! Im Jähzorn ist er sogar zum Totschlag fähig und wenn keine Hilfe in der Nähe ist, bringt er dich um. 20


17 Führe kein vertrauliches Gespräch mit einem Dummkopf; denn was du ihm sagst, kann er nicht für sich behalten. 18 In Gegenwart eines Fremden tu nichts, was er nicht sehen soll! Du weißt ja nicht, ob er es gegen dich verwendet. 19 Schütte nicht jedem dein Herz aus; es würde dir wenig Freude einbringen.

Kapitel 9 Über den Umgang mit Frauen 1 Plage nicht die Frau, die du liebst, mit eifersüchtigen Verdächtigungen; damit brächtest du sie nur auf böse Gedanken gegen dich. 2 Liefere dich keiner Frau so weit aus, dass sie dich beherrscht! 3 Gib dich nicht mit der Frau eines anderen ab, damit du nicht in ihr Netz gehst! 4 Halte dich nicht bei einer Frau auf, die für dich singt und spielt und tanzt; sie könnte dich mit ihren Künsten umgarnen. 5 Schau nicht zu lange nach einem jungen Mädchen; es könnte dich teuer zu stehen kommen. 6 Gib dich nicht mit Prostituierten ab; sie bringen dich um Hab und Gut. 7 Streif nicht mit suchenden Blicken durch die Gassen und die abgelegenen Winkel der Stadt!

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8 Wenn du eine schöne Frau siehst, wende deine Augen von ihr ab! Richte deinen Blick nicht auf Reize, die dir nicht gehören! Frauenschönheit hat schon viele Männer auf Abwege gebracht, denn an ihr entzündet sich die Leidenschaft wie ein Feuer. 9 Setz dich nie zusammen mit einer verheirateten Frau zum Essen und Trinken nieder! Du könntest dein Herz an sie verlieren und deine Leidenschaft brächte dich ins Verderben.

Über den Umgang mit anderen Männern

10 Gib keinen alten Freund auf; ein neuer kann ihn dir niemals ersetzen! Mit einem neuen Freund ist es wie mit dem Wein: Erst wenn er alt geworden ist, schmeckt er richtig. 11 Beneide keinen schlechten Menschen um seinen Erfolg; du weißt nicht, wie es mit ihm ausgeht. 12 Liebäugle nicht mit dem Glück gewissenloser Menschen; denk daran, dass die Strafe sie bestimmt noch vor ihrem Tod ereilt. 13 Halte gehörigen Abstand zu einem, der Macht hat, dich zu töten; dann musst du keine Angst um dein Leben haben! Wenn du ihm aber nicht ausweichen kannst, hüte dich vor jedem falschen Schritt; sonst ist es um dich geschehen! Halte dir vor Augen, dass du auf einem Weg voller Fußangeln gehst oder wie oben auf der Stadtmauer, ein leichtes Ziel für feindliche Pfeile. 22


14 Lerne deine Mitmenschen kennen, so gut du kannst; aber Rat und Hilfe suche nur bei den Weisen! 15 Unterhalte dich mit verständigen Leuten und bring das Gespräch auf das Gesetz Gottes, des Höchsten! 16 Männer, die Gott gehorchen, sollen deine Tischgenossen sein; den Herrn zu ehren sei dein größter Stolz! Über Regierende 17 Ein Künstler wird berühmt durch das Werk, das seine Hände geschaffen haben; der Herrscher eines Volkes zeigt seine Kunst in weisheitsvollen Worten. 18 Ein Schwätzer ist in seiner ganzen Stadt gefürchtet, und wer unüberlegt redet, macht sich verhasst.

Kapitel 10 1 Ein weiser Herrscher hält sein Volk in Zucht, seine Einsicht festigt seine Autorität. 2 Wie der Herrscher eines Volkes, so sind auch seine Minister; wie das Oberhaupt einer Stadt, so die Bewohner. 3 Ein ungebildeter König richtet sein Volk zugrunde; ein Staatswesen hängt ab vom Sachverstand seiner Führer. 4 In der Hand des Herrn liegt alle Regierung auf der Erde; er setzt zur rechten Zeit den richtigen Mann als Herrscher ein. 5 Auch der Erfolg dieses Mannes liegt in der Hand des Herrn; denn er verleiht dem Gesetzgeber seine Autorität. 23


Warnung vor Überheblichkeit 6 Trag es deinem Mitmenschen nicht ewig nach, wenn er Unrecht getan hat, und handle nie aus gekränktem Stolz! 7 Überheblichkeit ist bei Gott und bei den Menschen verhasst, Unrecht tun gilt bei beiden als schlimme Verfehlung. 8 Wenn ein Volk Macht und Herrschaft verliert und ein anderes an seine Stelle tritt, liegt das an seiner Ungerechtigkeit, Überheblichkeit und Habgier. 9 Staub und Asche ist der Mensch, schon bei Lebzeiten beginnt er zu verfaulen – worauf ist er dann so stolz? 10 Selbst bei einer langen Krankheit macht der Arzt Scherze und doch gilt: »Heute König, morgen tot!« 11 Wenn ein Mensch stirbt, bleibt ihm als Besitz nichts als Würmer, Käfer und Maden. 12 Hochmut fängt damit an, dass ein Mensch sich vom Herrn abwendet und gegen seinen Schöpfer rebelliert. 13 Der Anfang des Hochmuts ist Auflehnung gegen Gott, und wer sich daran gewöhnt hat, bei dem regnet es Schandtaten. Darum setzt der Herr einem solchen Menschen mit unerwarteten Plagen zu und richtet ihn schließlich zugrunde. 14 Der Herr stürzt stolze Herrscher und setzt Arme und Geringe an ihre Stelle. 15 Übermütige Völker reißt er aus mit Stumpf und Stiel und pflanzt andere dafür ein, die sich ihm unterstellen. 16 Ganze Länder verwüstet er und wühlt sie um bis hinunter zu den Fundamenten der Erde. 17 Manche Völker fegt er aus dem Land und rottet sie aus, sodass sich niemand mehr an sie erinnert. 24


18 Gott hat keinen Menschen überheblich geschaffen und keiner wird als Gewalttätiger geboren. Wer verdient Ehre? 19 Wer verdient Ehre? Die Menschen! Und warum? Weil sie den Herrn ernst nehmen. Wer verdient keine Ehre? Die Menschen! Warum nicht? Weil sie Gottes Gebote ständig übertreten. 20 Menschen ehren ihre Führer, aber Gott ehrt die Menschen, die ihn ernst nehmen. 21 Den Herrn ernst nehmen ist der Anfang dafür, von ihm angenommen zu werden. Der Anfang dafür, von ihm verworfen zu werden, sind Starrsinn und Stolz. 22 Ob einer reich und angesehen ist oder arm – das Einzige, worauf er stolz sein kann, ist die Ehrfurcht vor dem Herrn. 23 Es ist nicht recht, einen armen, aber verständigen Menschen zu verachten. Und es ist unpassend, einen Sünder zu loben. 24 Angesehene Leute, Richter und Herrscher werden geehrt; aber keiner von ihnen ist größer als der, der den Herrn ernst nimmt. 25 Einem klugen Sklaven werden freie Bürger zu Diensten sein und kein verständiger Mensch wird sich darüber aufregen. Über Bescheidenheit und Selbstachtung 26 Spiel nicht den Weisen, wenn du arbeiten sollst, und tu nicht vornehm, wenn du nichts zu beißen hast. 25


27 Besser arbeiten und genug haben, als den feinen Herrn spielen und Mangel leiden. 28 Mein Sohn, sei bescheiden, aber bewahre dir deine Selbstachtung! Ehre dich selbst in dem Maß, in dem du es verdienst. 29 Wer soll einen Menschen für rechtschaffen erklären, der gegen sich selbst sündigt? Wer soll einen Menschen achten, der sich selbst verachtet? 30 Ein Armer kann durch seine Klugheit zu Ehren kommen und ein Reicher durch seinen Reichtum. 31 Wenn jemand geehrt wird, obwohl er arm ist, wie viel mehr werden sie ihn ehren, wenn er reich wird? Aber wenn jemand verachtet wird, obwohl er reich ist, wie viel mehr werden sie ihn verachten, wenn er arm wird?

Kapitel 11 1 Weisheit adelt einen Armen und gibt ihm einen Ehrenplatz unter den Großen. Der Schein kann trügen! 2 Lobe niemand für sein gutes Aussehen; aber verabscheue auch niemand, wenn dir sein Anblick nicht gefällt! 3 Die Biene ist klein im Vergleich mit anderen geflügelten Wesen; aber sie erzeugt die beste von allen Süßigkeiten. 4 Gib nicht an mit den Kleidern, die du trägst, und werde nicht hochmütig, wenn man dich ehrt. Denn was 26


der Herr tut, kann der Mensch weder erkennen noch begreifen. 5 Viele große Herrscher mussten am Ende auf dem Boden sitzen; ihre Krone trugen dann andere, die vorher niemand kannte. 6 Viele Hochstehende sind tief gestürzt, berühmte Leute sind in die Gewalt von Geringen geraten. 7 Merk dir: Erst prüfen, dann tadeln; erst nachdenken, dann urteilen! 8 Unterbrich einen anderen nicht, wenn er redet; hör ihm bis zum Ende zu, dann antworte! 9 Streite nicht um eine Sache, die dich nichts angeht, und mach nicht mit, wo Schurken zu Gericht sitzen! Zuletzt kommt es immer auf Gott an 10 Mein Sohn, beschäftige dich nicht mit zu vielen Dingen! Wenn du dir zu viel vornimmst, bleibst du nicht ungeschoren. Du mühst dich ab und erreichst doch nicht das Ziel; dann willst du aufgeben und kommst nicht mehr davon los. 11 Da ist ein Mensch, der strengt sich an und arbeitet, so hart und schnell er kann; aber es geht ihm immer schlechter. 12 Ein anderer ist schwerfällig und immer auf Hilfe angewiesen, er hat zu wenig Kraft und zu viel Armut. Aber der Herr sieht ihn freundlich an, holt ihn aus seiner Niedrigkeit heraus 13 und bringt ihn zu Ehren, sodass viele sich wundern. 14 Vom Herrn kommt alles: Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum. 27


17 Was der Herr denen schenkt, die ihm gehorchen, hat festen Bestand; seine Huld wird sie immer auf guten Wegen führen. 18 Mancher Mensch wird reich, weil er sein ganzes Leben lang knausert und spart. Doch was hat er davon? 19 Er kann sich sagen: »Jetzt darf ich mich ausruhen und meinen Besitz genießen.« Aber er weiß nicht, wie viel Zeit ihm dafür bleibt, und dann stirbt er und muss seinen Besitz anderen hinterlassen. 20 Halte dich an das, was dir aufgetragen ist, und bleib dabei! Du wirst bis ins Alter genug daran zu tun haben. 21 Wundere dich nicht über das, was Sünder fertig bringen! Vertrau dem Herrn und bleib bei deiner Aufgabe! Für den Herrn ist es eine Kleinigkeit, einen Armen ganz plötzlich reich zu machen. 22 Mit seinem Segen belohnt er alle, die ihm gehorchen, und dieser Segen wird schnell sichtbar. 23 Frage dich nicht: »Was fehlt mir noch? Welche Annehmlichkeiten könnte ich noch gebrauchen?« 24 Sag auch nicht: »Ich habe alles und bin unabhängig. Welches Unglück könnte mich jetzt noch treffen?« 25 Wenn es dir gut geht, vergisst du die schlechte Zeit. Und geht es dir schlecht, so vergisst du die Tage des Glücks. 26 Auf das Ende kommt es an! Für den Herrn ist es leicht, den Todestag eines Menschen abzuwarten, um ihm seine Taten zu vergelten. 27 Eine einzige böse Stunde lässt das angenehme Leben vergessen und beim Ende eines Menschen werden alle seine Taten aufgedeckt. 28


28 Darum preise niemand vor seinem Tod glücklich; erst an seinem Ende erkennt man einen Menschen. Sieh dir deine Gäste gut an! 29 Überleg dir genau, wen du in dein Haus einlädst; denn ein hinterhältiger Mensch findet viele Gelegenheiten, dir zu schaden. 30 Ein überheblicher Mensch ist gefährlich wie ein Lockvogel im Käfig; wie ein Späher lauert er auf eine Gelegenheit, dich zu Fall zu bringen. 31 Er verdreht Gutes in Böses, sogar an der selbstlosesten Tat findet er noch etwas auszusetzen. 32 Ein kleiner Funke setzt einen ganzen Haufen Kohlen in Brand und ein Schurke wartet nur darauf, Blut zu vergießen. 33 Nimm dich in Acht vor Unheilstiftern, sie planen nichts als Unheil und können deinen guten Ruf für immer ruinieren. 34 Hol einen Fremden in dein Haus und er bringt alles durcheinander; er entfremdet dich deiner eigenen Familie.

Kapitel 12 Hilf nicht den Falschen! 1 Wenn du etwas Gutes tust, sei dir sicher, wem du es tust; dann wirst du für deine guten Taten Dank bekommen. 29


2 Jede gute Tat an einem Menschen, der den Herrn achtet, wird dir belohnt; wenn nicht von ihm selbst, dann von Gott, dem Höchsten. 3 Wer nichts als Böses im Sinn hat und keinem Armen hilft, ist keine gute Tat wert. 4 Hilf dem, der Gott achtet; aber unterstütze niemand, der Unrecht tut! 5 Tu dem Gutes, der sich vor Gott beugt; aber einem Menschen, der sich gegen Gott erhebt, gib nichts! Weigere dich, ihn zu ernähren, sonst wird er zu stark und bekommt dich in seine Gewalt. Für jede Wohltat, die du ihm erweist, bekommst du doppelt so viel Ärger zurück. 6 Gott, der Höchste, hasst die, die Unrecht tun; und allen, die ihn missachten, gibt er die verdiente Strafe. 7 Hilf guten Menschen, aber unterstütze keinen, der Unrecht tut. Vorsicht mit Feinden! 8 In guten Tagen brauchst du den Freund nicht als Verteidiger; aber in schlechten Zeiten bleibt der Feind nicht verborgen. 9 Wenn es einem Mann gut geht, ärgern sich seine Feinde, aber wenn es ihm schlecht geht, verlässt ihn sogar sein Freund. 10 Trau niemals einem Feind; denn seine Bosheit ist wie Rost, der sich immer tiefer ins Eisen frisst. 11 Auch wenn er unterwürfig tut und sich tief vor dir bückt, pass auf und nimm dich vor ihm in Acht! Er ist 30


wie ein Spiegel aus Kupfer: Du kannst ihn ständig polieren und er setzt doch immer wieder Grünspan an. 12 Hol ihn nicht an deine Seite; sonst versucht er, dich zu stürzen und deine Stelle einzunehmen. Setz ihn nicht auf den Platz rechts von dir; sonst macht er dir bald deinen eigenen Platz streitig. Am Ende musst du mit Bedauern einsehen, dass meine Warnungen berechtigt waren. 13 Wenn jemand Schlangen beschwört oder wilde Tiere zähmen will und dabei gebissen wird, hat niemand Mitleid mit ihm. 14 Genauso wenig hat man Mitleid mit jemand, der sich mit einem Schurken einlässt und in seine Schurkereien verstrickt wird. 15 Ein Schurke bleibt eine kleine Weile bei dir; aber wenn du nicht gemeinsame Sache mit ihm machst, hält ihn nichts mehr in deiner Nähe. 16 Ein Feind spricht zu dir mit honigsüßen Worten, während er überlegt, wie er dich in seine Fallgrube stürzen kann. Er kann Tränen mit dir vergießen; aber findet er eine Gelegenheit, so vergießt er dein Blut. 17 Wenn dir ein Unglück zustößt, wartet er schon an Ort und Stelle auf dich, und unter dem Vorwand, dir zu helfen, stellt er dir ein Bein. 18 Dann zeigt er sein wahres Gesicht! Er reibt sich die Hände, nickt beifällig mit dem Kopf und streut Gerüchte über dich aus.

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Kapitel 13 Vorsicht mit reichen Freunden! 1 Wer Pech anfasst, wird schmutzig; und wer mit überheblichen Leuten Umgang pflegt, wird wie sie. 2 Versuche keine Last zu tragen, die zu schwer für dich ist! Suche keinen Umgang mit Leuten, die mächtiger oder reicher sind als du! Niemand hängt einen Tontopf neben einen eisernen Kessel über das Feuer; wenn der Kessel an ihn stößt, zerbricht der Topf. 3 Der Reiche tut anderen Unrecht und beschimpft sie noch dafür; der Arme erleidet das Unrecht und muss sich dafür noch entschuldigen. 4 Wenn du dem Reichen nützlich bist, nutzt er dich aus; doch wenn du in Not bist, lässt er dich darin sitzen. 5 Solange du etwas hast, bleibt er bei dir und saugt dich aus – ihm selbst tut das nicht weh! 6 Wenn er dich braucht, täuscht er dich mit lächelnden Augen und macht dir Hoffnungen. Ganz freundlich fragt er dich: »Was kann ich für dich tun?« 7 Er lädt dich zum Festessen ein und verpflichtet dich dadurch zu Gegenleistungen. Nachdem er dich so zweioder dreimal ausgeplündert hat, macht er sich über dich lustig. Und wenn du ihm später noch einmal begegnest, kennt er dich nicht mehr und blickt in eine andere Richtung. 8 Pass auf, dass du nicht übertölpelt und gedemütigt wirst, weil du zu arglos gewesen bist!

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9 Wenn ein einflussreicher Mann dich zu sich einlädt, halte dich zurück! Er wird dich dafür umso häufiger einladen. 10 Dräng dich ihm nicht auf, sonst weist er dich zurück. Bleib aber auch nicht zu weit hinten, sonst vergisst er dich. 11 Nimm dir nicht heraus, mit ihm wie mit deinesgleichen zu reden! Glaub auch nicht alles, was er sagt! Mit seinem Lächeln und seinen vielen netten Worten stellt er dich nur auf die Probe. 12 Was du ihm unter vier Augen sagst, behält er nicht für sich. Erbarmungslos benutzt er es, um dich zu misshandeln und ins Gefängnis zu bringen. 13 Behalte deine Geheimnisse für dich und sei äußerst vorsichtig: Du bewegst dich ständig am Rand eines Abgrundes. Vom Unterschied zwischen Reichen und Armen 15 Jedes Tier liebt seinesgleichen und beim Menschen ist es nicht anders. 16 Jedes Lebewesen gesellt sich zu anderen seiner Art und auch der Mensch schließt sich seinesgleichen an. 17 Verbindet den Wolf etwas mit dem Lamm? Genauso wenig verbindet den Menschen, der Gott gehorcht, mit dem, der Gott missachtet. 18 Verträgt sich die Hyäne mit dem Hund? Genauso wenig verträgt sich der Reiche mit dem Armen. 19 Die wilden Esel in der Steppe sind die Jagdbeute der Löwen; genauso leben die Reichen von den Armen. 33


20 Überhebliche Menschen verabscheuen die Bescheidenheit; genauso verabscheut der Reiche den Armen. 21 Wenn ein Reicher hinfällt, wird er von seinen Freunden aufgehoben. Wenn ein armer Schlucker hinfällt, wird er von seinen Freunden aufgegeben. 22 Wenn ein Reicher einen Fehler macht, helfen ihm viele; wenn er Unsinn redet, geben sie ihm Recht. Doch wenn ein Habenichts einen Fehler macht, beschimpft man ihn; und wenn er etwas Vernünftiges sagt, hört keiner hin. 23 Wenn der Reiche spricht, schweigen alle und loben seine Rede bis in den Himmel. Doch wenn der Arme spricht, fragen sie: »Wer ist denn der?« Und wenn er stolpert, stoßen sie ihn vollends zu Boden. 24 Reichtum ist etwas Gutes, wenn kein Unrecht daran klebt. Und Armut ist nichts Schlechtes, auch wenn gewissenlose Menschen das behaupten. Über Freude und Glück 25 Was im Herzen eines Menschen vorgeht, verändert sein Gesicht und macht es fröhlich oder traurig. 26 Ein fröhliches Gesicht ist ein Zeichen für ein glückliches Herz; aber um gute Merksprüche zu finden, musst du angespannt nachdenken.

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Kapitel 14 1 Wie glücklich ist der Mensch, der nie etwas Unbedachtes sagt und nicht von Reue über seine Verfehlungen geplagt wird! 2 Wie glücklich ist einer, wenn ihn sein Gewissen nicht anklagt und seine Hoffnung nie zuschanden wird! Vom richtigen Gebrauch des Reichtums 3 Reichtum taugt nicht für einen kleinlichen Menschen. Was fängt ein Geizhals mit Wohlstand an? 4 Wer Schätze anhäuft und sich selbst nichts gönnt, sammelt für andere; sie werden sich mit seinem Besitz ein gutes Leben machen. 5 Wie kann jemand gut zu anderen sein, wenn er zu sich selbst schlecht ist? Er wird mit seinem Wohlstand niemals glücklich! 6 Niemand ist schlimmer dran als ein Mensch, der sich selbst nichts gönnt. Solche Schlechtigkeit trägt ihre Strafe in sich. 7 Tut er einmal etwas Gutes, dann nur aus Versehen; und hinterher wird seine ganze Verkehrtheit sichtbar. 8 Wer gierige Augen hat, ist ein schlechter Mensch; denn wenn er andere in Not sieht, wendet er sich einfach ab. 9 Er ist nie zufrieden mit dem, was er hat; seine Habgier trocknet seine Gefühle aus. 10 Mancher geizt sogar mit dem eigenen Brot, darum sitzt er hungrig an seinem Tisch.

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11 Mein Sohn, tu dir selbst etwas Gutes, soweit du dazu in der Lage bist, und bring dem Herrn die Opfergaben, die ihm zustehen! 12 Denk daran, dass der Tod nicht lange auf sich warten lässt und du den festgesetzten Tag nicht kennst. 13 Tu deinem Freund Gutes, bevor du stirbst; gib ihm so großzügig, wie du kannst! 14 Lass dir keinen einzigen Freudentag entgehen! Wenn du zu etwas Lust hast und es recht ist, dann tu es! 15 Was du durch deine Mühe erworben hast, musst du ja doch anderen hinterlassen. Dann wird es durch das Los unter die Erben aufgeteilt. 16 Darum hab deine Freude daran, anderen zu geben und auch für dich selbst zu nehmen; in der Totenwelt ist keine Freude mehr zu finden! 17 Wir alle altern und nutzen uns ab wie ein Gewand; es ist ein uraltes Gesetz: »Mensch, du musst sterben!« 18 Die Blätter am Baum welken und fallen ab und neue wachsen nach. So ist es auch mit den Geschöpfen aus Fleisch und Blut: Eine Generation stirbt und eine neue wird geboren. 19 Alles, was ein Mensch schafft, vergeht und zerfällt, und mit seinem Werk geht auch er selbst dahin, der es gemacht hat. Auf der Suche nach Weisheit 20 Wie glücklich ist der Mensch, der sich eifrig mit der Weisheit befasst und beim Denken seinen Verstand gebraucht! 36


21 Er denkt über die Wege der Weisheit nach und lernt ihre Geheimnisse kennen. 22 Er eilt ihr nach wie ein Jäger und lauert ihr überall auf. 23 Er späht durch ihre Fenster und lauscht an ihrer Tür. 24 Er lagert gleich neben ihrem Haus; seine Zeltpflöcke schlägt er in ihre Mauer, 25 um sein Zelt in ihrer Nähe zu haben, bei der Wohnung des Glücks. 26 Er stellt seine Kinder unter ihren Schutz3 und bleibt unter ihren Zweigen, 27 wo er Schatten findet vor der Hitze. Er darf in ihrem Glanz wohnen.

Kapitel 15 1 So handeln alle, die den Herrn ehren und ihm gehorchen. Wer sich im Gesetz auskennt, erlangt Weisheit. 2 Sie kommt ihm entgegen wie eine Mutter, sie nimmt ihn auf wie eine junge Braut. 3 Einsicht ist das Brot, das sie ihm zu essen gibt, und Klugheit das Wasser, mit dem sie ihn tränkt. 4 Er stützt sich auf sie und wankt nicht; er hält sich an sie und wird nicht enttäuscht. 5 Sie macht ihn angesehener als seine Nachbarn. Wenn er in der Gemeinde spricht, legt sie ihm die Worte in den Mund.

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6 Sie erfüllt ihn mit Freude und Jubel und macht ihn für alle Zeiten berühmt. 7 Aber unverständige Leute werden die Weisheit nie erlangen; Menschen, die Unrecht tun, bekommen sie gar nicht zu Gesicht. 8 Von Eingebildeten hält sie sich fern; in den Gedanken der Lügner kommt sie nicht vor. 9 Wer sich gegen Gott auflehnt, kann ihm keine Loblieder singen; der Herr legt ihm keine in den Mund. 10 Loblieder gibt es nur da, wo Weisheit ist, und der Herr selbst schenkt Gelingen dazu. Über die Freiheit des Menschen 11 Sag nicht: »Gott ist schuld, dass ich Unrecht getan habe.« Er veranlasst niemals etwas, das er hasst! 12 Sag nicht: »Er selbst hat mich in die Irre geführt.« Zur Ausführung seiner Pläne braucht er keine Sünder. 13 Der Herr hasst alles, was abscheulich ist, und niemand, der ihn ernst nimmt, kann so etwas lieben. 14 Am Anfang, als Gott den Menschen schuf, hat er ihm die Freiheit zu eigener Entscheidung gegeben. 15 Wenn du willst, kannst du seine Gebote befolgen. Von deiner Entscheidung hängt es ab, ob du ihm die Treue hältst. 16 Er hat Feuer und Wasser vor dich gelegt; du selbst hast die Wahl, welches von beiden du nehmen willst. 17 Du kannst wählen zwischen Leben und Tod und bekommst, was du wählst. 18 Die Weisheit des Herrn und seine Macht sind groß und er sieht alles. 38


19 Er weiß alles, was ein Mensch tut. Freundlich blickt er auf die, die ihm gehorchen. 20 Er hat keinem befohlen, schlecht zu sein, und keinem erlaubt, Unrecht zu tun.

Kapitel 16 Unrecht tun macht sich nicht bezahlt 1 Viele Kinder sind nur dann etwas, was du dir wünschen solltest, wenn sie etwas taugen! Auf missratene Söhne kannst du nicht stolz sein. 2 Und wenn sie noch so zahlreich sind, freu dich nur dann über sie, wenn sie den Herrn ernst nehmen! 3 Verlass dich nicht darauf, dass sie lange leben, rechne auch nicht mit ihrer großen Anzahl! Ein Kind, das auf Gott hört, ist besser als tausend andere. Sogar kinderlos sterben ist besser, als Kinder zu haben, die sich gegen Gott auflehnen. 4 Durch die Klugheit eines einzigen Mannes nimmt die Bevölkerung einer Stadt zu; aber eine Bande von Gottvergessenen macht sie menschenleer. 5 Dafür habe ich viele Beispiele gesehen und noch treffendere habe ich gehört: 6 In der Versammlung der Sünder entzündete sich Gottes flammender Zorn und die Flamme verzehrte das ganze ungehorsame Volk. 7 Er vergab den Riesen der Vorzeit nicht, die sich im Vertrauen auf ihre Stärke gegen ihn empörten.

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8 Die Stadt, in der Lot wohnte, verschonte er nicht, weil er den Übermut ihrer Bewohner verabscheute. 9 Er hatte kein Erbarmen mit dem todgeweihten Volk der Kanaaniter, sondern vernichtete es wegen seiner Schuld. 10 Ebenso erging es den 600000 Mann in der Wüste, die starrsinnig waren und sich zusammenrotteten. 11 Selbst wenn es nur einen einzigen Starrsinnigen gäbe, es wäre ein Wunder, wenn er seiner Strafe entginge. Der Herr ist voll Erbarmen, aber er kann auch zornig werden. Er hat die Macht, zu vergeben und zu vernichten. 12 So groß wie sein Erbarmen, so schwer ist auch seine Strafe und er beurteilt jeden nach seinen Taten. 13 Kein Verbrecher entkommt mit seiner Beute; aber wer dem Herrn die Treue hält, dessen Geduld wird nicht enttäuscht. 14 Für jede gute Tat schafft der Herr die Gelegenheit und jeder bekommt den Lohn für seine Taten. 17 Sag nicht: »Ich werde mich vor dem Herrn verstecken; gibt es da oben einen, der an mich denkt? Unter so vielen Leuten kann mich niemand erkennen. Wer bin ich denn als Einzelner in der ganzen riesengroßen Welt?« 18 Wenn der Herr nach seiner Schöpfung schaut, dann fängt alles zu beben an: der Himmel mit seinen höchsten Höhen, die Erde und der tiefste Abgrund. 19 Die Berge und die Fundamente der Erde zittern, wenn er sie anblickt. 20 Doch wer denkt schon darüber nach? Wer achtet auf das Tun des Herrn? 40


21 Das meiste davon ist für den Menschen ebenso unsichtbar wie der Wind. 22 Wer verkündet die gerechten Taten des Herrn? Wer erwartet noch welche? Die Zeit, als er den Bund mit uns schloss, ist schon so lange her! 23 So denkt nur einer, der wenig Verstand hat. So urteilt jemand, der durch seine Dummheit irregeführt ist. Ein Lied auf Gottes Weisheit in der Schöpfung 24 Hör mir zu, mein Sohn! Achte auf meine Worte, damit du etwas lernst! 25 Meine Unterweisung ist auf der Waage gewogen, mein Wissen genau ermittelt! 26 Als der Herr ganz am Anfang seine Werke geschaffen hat, da bestimmte er jedem seinen Platz. 27 Er gab den Gestirnen die ewige Ordnung und legte ihren Auftrag für immer fest. Sie ermatten nicht und werden nicht müde, nie lassen sie ihre Arbeit im Stich. 28 Keins von ihnen verdrängt das andere, nie widerstreben sie seinem Befehl. 29 Dann schaute der Herr die Erde an und füllte sie mit seinen guten Gaben. 30 Er bedeckte sie mit jeder Art von Tieren und alle kehren zurück in den Staub.

Kapitel 17 1 Aus Erde formte der Herr die Menschen, auch sie schickt er wieder zu ihr zurück. 41


2 Er gab ihnen abgezählte Tage und setzte die Zeit ihres Lebens fest, und doch übertrug er ihnen die Herrschaft über alles, was auf der Erde lebt. 3 Er schuf sie nach seinem eigenen Bild und gab ihnen teil an seiner Macht. 4 Furcht vor den Menschen ließ er auf alle Geschöpfe fallen; sie sollten herrschen über die Tiere auf dem Land und die Vögel in der Luft. 6 Er gab ihnen Zunge, Auge und Ohr und einen Verstand, um nachzudenken. 7 Mit Einsicht und Wissen erfüllte er sie und leitete sie durch Beispiele an, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. 8 Er lehrte sie, ihn ernst zu nehmen, und zeigte ihnen die Größe seiner Werke. 10 Ihn, den Heiligen, sollen sie preisen und die Größe seiner Werke verkünden! 11 Doch nicht nur Einsicht schenkte er ihnen, sondern auch das Gesetz, den Weg zum Leben. 12 Er schloss mit ihnen einen ewigen Bund und verkündete ihnen seine Gebote. 13 Sie sahen den Glanz seiner Herrlichkeit und hörten seine gewaltige Stimme. 14 Er warnte sie ernstlich vor jedem Unrecht und für ihr Leben miteinander gab er ihnen klare Weisung. Gott entgeht nichts 15 Der Herr sieht jederzeit, was die Menschen tun; nichts kann seinen Augen entgehen. 42


17 Über jedes Volk hat er einen Herrscher gesetzt; aber Israel ist das Eigentum des Herrn. 19 Alle Taten der Menschen liegen vor ihm wie im hellsten Sonnenlicht; ständig beobachtet er, was sie tun. 20 Kein Unrecht entgeht ihm, jede Verfehlung ist ihm bekannt. 22 Jede Hilfe, die einem Armen geleistet wird, ist vor dem Herrn so wertvoll wie ein Siegelring; jede Freundlichkeit ist für ihn so kostbar wie ein Auge. 23 Zuletzt spricht er den Verbrechern das Urteil und verhängt die volle Strafe über sie. 24 Doch denen, die umkehren, gewährt er Zutritt zu sich. Er spricht all denen Mut zu, die nicht genug Kraft zum Durchhalten haben. Aufruf zur Umkehr 25 Kehr um zum Herrn und hör auf, Unrecht zu tun! Bete zu ihm und verringere deine Schuld! 26 Wende dich hin zu Gott, dem Höchsten, und wende dich ab vom Unrecht! Hasse mit aller Kraft, was er verabscheut! 27 Gibt es in der Totenwelt jemand, der den Höchsten preist? Es ist Sache der Lebenden, ihm mit Lobliedern zu danken. 28 Solange ein Mensch lebt und gesund ist, kann er den Herrn preisen; wenn er stirbt und nicht mehr da ist, hören die Danklieder auf. 29 Groß ist das Erbarmen des Herrn! Groß ist seine Nachsicht mit allen, die zu ihm umkehren! 43


30 Bei Menschen ist keine Vollkommenheit zu finden, denn kein Mensch ist unsterblich. 31 Nichts ist heller als die Sonne, doch sogar sie kann sich verfinstern. Noch leichter wird das Denken des vergänglichen Menschen durch das Böse verfinstert. 32 Gott zieht das ganze Heer der Gestirne zur Rechenschaft, wie viel mehr dann die Menschen, die doch nur Staub und Asche sind!

Kapitel 18 Gottes Größe und die Nichtigkeit des Menschen 1 Er, der ewig lebt, hat alles geschaffen, ausnahmslos alles! 2 Der Herr allein behält am Ende Recht. 4 Keinem Menschen hat er die Fähigkeit verliehen, seine Taten hinreichend zu schildern; niemand kann seine ganze Größe erforschen. 5 Wer kann seine gewaltige Macht ermessen? Wer kann alle Erweise seines Erbarmens aufzählen? 6 Es lässt sich nichts davon wegnehmen, es lässt sich auch nichts hinzufügen. Es ist unmöglich, die Wunder des Herrn zu ergründen. 7 Wenn jemand meint, er sei am Ende mit seinem Bericht, dann ist er noch ganz am Anfang. Und wenn er aufhört, dann nur, weil er nicht mehr weiterweiß. 8 Was ist der Mensch? Wozu ist er zu gebrauchen? Was ist gut an ihm und was ist schlecht? 9 Wenn er sehr alt wird, dann allenfalls hundert Jahre. 44


10 Was ist das, verglichen mit der Ewigkeit? Ein Wassertropfen im Meer, ein Sandkörnchen am Strand! 11 Deshalb hat der Herr auch so viel Geduld mit den Menschen und ist so freigebig mit seinem Erbarmen. 12 Er sieht sie an und weiß, wie elend ihr Ende ist. Darum ist er so nachsichtig mit ihnen. 13 Ein Mensch hat Erbarmen mit seinen Allernächsten; das Erbarmen des Herrn gilt der ganzen Menschheit. Er weist sie zurecht, er erzieht und belehrt sie und die Verirrten holt er zurück wie ein Hirt seine Schafe. 14 Er hat Erbarmen mit allen, die sich von ihm führen lassen und willig auf seine Entscheidungen hören. Die rechte Art zu helfen 15 Mein Sohn, wenn du einem anderen Menschen hilfst, dann mach ihm nicht gleichzeitig Vorwürfe! Begleite deine Gabe nicht durch Worte, die ihn verletzen! 16 Ein Wort kann mehr aufmuntern als eine Gabe, genauso wie der Tau an heißen Tagen Erleichterung schafft. 17 Ja, ein gutes Wort ist wertvoller als ein reiches Geschenk. Und wer wirklich helfen will, gibt beides! 18 Nur ein Dummkopf macht lieblose Vorwürfe, und eine Gabe, die ungern gegeben wird, macht niemand Freude.

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Über kluge Voraussicht 19 Erst unterrichte dich, danach kannst du reden! Kümmere dich um deine Gesundheit nicht erst, wenn du krank bist! 20 Erforsche dich selbst, bevor Gott dich zur Rechenschaft zieht. Wenn dieser Augenblick dann gekommen ist, wirst du bei ihm Vergebung finden. 21 Beuge dich vor Gott nicht erst, wenn du krank geworden bist! Kehr zu ihm um, sobald du dich verfehlt hast! 22 Wenn du dem Herrn ein Versprechen gegeben hast, lass dich durch nichts davon abhalten, es rechtzeitig zu erfüllen. Warte nicht bis zu deinem Tod, um die Sache in Ordnung zu bringen. 23 Aber bevor du ihm etwas versprichst, überdenk es genau! Versuche nicht, Gott auf die Probe zu stellen! 24 Denk nach! Soll er am Ende deines Lebens zornig auf dich sein? Soll er sich dann von dir abwenden und dich bestrafen? 25 Wenn du mehr als genug zu essen hast, denk an den Hunger, der kommen kann! Wenn du reich bist, denk an Armut und Not! 26 Zwischen Morgen und Abend kann sich vieles ändern und der Herr handelt schnell! 27 Ein weiser Mensch ist zu jeder Zeit vorsichtig, aber wenn Unrechttun an der Tagesordnung ist, nimmt er sich besonders in Acht vor jeder Verfehlung. 28 Wer Verstand hat, erkennt die Weisheit und ehrt jeden, bei dem er sie sieht. 46


29 Menschen, die gut mit Worten umgehen können, haben vorher selbst etwas gelernt. Nun können sie viele treffende Worte weitergeben. Über Selbstbeherrschung 30 Lass dich nicht von deinen Begierden und Leidenschaften hinreißen, sondern halte sie in Schranken! 31 Wenn du dir erlaubst, jedem Wunsch nachzugeben, machst du dich zum Gespött deiner Feinde. 32 Such nicht dein Vergnügen bei üppigen Schwelgereien, lass dich nicht an solche Gesellschaften fesseln! 33 Mach dich nicht arm durch Festgelage, wenn du nicht genug im Beutel hast und dir das Geld dafür leihen musst.

Kapitel 19 1 Ein Arbeiter, der dem Alkohol verfällt, wird nicht reich. Wer nicht auf die kleinen Ausgaben achtet, richtet sich langsam, aber sicher selbst zugrunde. 2 Wein und Weiber bringen vernünftige Leute auf Abwege, und wer sich mit Prostituierten abgibt, verliert schließlich jede Hemmung. 3 Seine Tollheit bringt ihm den Tod; dann werden die Würmer seinen faulenden Körper fressen.

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Über unverantwortliches Reden 4 Wer anderen zu schnell Vertrauen schenkt, handelt leichtsinnig. Wer diesen Fehler begeht, hat selber den Schaden davon. 5 Wer Vergnügen an Schlechtigkeiten1 hat, verurteilt dadurch sich selbst. 6 Wer sich aus Klatschereien heraushält, erspart sich manchen Ärger. 7 Erzähl nie ein Gerücht weiter, dann kann dir auch kein Schaden daraus entstehen. 8 Rede über keinen, weder Freund noch Feind! Du darfst nur dann etwas bekannt machen, wenn du durch Schweigen schuldig würdest. 9 Wenn du über jemand redest und er erfährt es, dann traut er dir nicht mehr und bald hasst er dich. 10 Wenn du ein Gerücht hörst, nimm es mit ins Grab! Hab keine Angst, du wirst nicht davon platzen! 11 Ein Schwachkopf, der etwas verschweigen soll, leidet darunter wie eine Gebärende, die ihr Kind zur Welt bringen will. 12 Jedes Wort, das er in sich behalten muss, schmerzt ihn wie ein Pfeil, der in seinem Oberschenkel steckt. 13 Wenn du hörst, dein Freund habe etwas Falsches getan, dann warne ihn, dass er es nicht wieder tut! 14 Wenn du hörst, dein Nachbar habe etwas Verkehrtes gesagt, dann warne ihn, dass er es nicht wieder sagt! 15 Wenn du etwas Schlimmes über deinen Freund hörst, frag ihn selbst! Glaub nicht gleich alles, was man dir sagt; denn oft genug ist es eine Verleumdung. 48


16 Manchmal tut jemand etwas Verkehrtes ohne böse Absicht. Wer hat noch nie wenigstens mit der Zunge gesündigt? 17 Stell deinen Mitmenschen zur Rede, bevor du ihm Strafen androhst! Regle die Sache nach dem Gesetz Gottes, des Höchsten, und nicht nach deinem Zorn. Weisheit und was manche dafür halten 20 Den Herrn ernst nehmen, das ist die ganze Weisheit, und deshalb gehört zur Weisheit immer auch, sein Gesetz zu befolgen. 22 Sich in allem Schlechten auszukennen ist keine Weisheit, und dem Rat von Verbrechern zu folgen ist keine Klugheit. 23 Manche handeln mit einer Art von Schlauheit, die man nur verabscheuen kann; andere handeln wie Schwachköpfe, weil sie nicht genug Klugheit besitzen. 24 Jemand, der nicht viel Wissen hat, aber Ehrfurcht vor Gott, ist besser als ein überaus schlauer Kopf, der sich über das Gesetz hinwegsetzt. 25 Es gibt eine Schlauheit, die so durchtrieben ist, dass sie unehrlich wird. Und es gibt eine Freundlichkeit, die jemand nur heuchelt, um zu bekommen, was er will. 26 Gewisse üble Leute sehen aus, als drücke sie der Kummer zu Boden, aber ihr Herz ist voller Hinterlist. 27 Sie schlagen die Augen nieder und stellen sich taub; aber wenn du am wenigsten damit rechnest, übervorteilen sie dich.

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28 Vielleicht haben sie im Augenblick nicht genug Kraft, ihre bösen Absichten auszuführen; aber sobald sich die Gelegenheit ergibt, werden sie dir schaden. 29 An seinem Aussehen erkennst du einen Menschen; an seinem Auftreten erkennst du, ob er Einsicht und Lebensklugheit besitzt. 30 Seine Kleidung, sein Lachen und sein Gang sagen dir, was für einer er ist.

Kapitel 20 Über Reden und Schweigen zur rechten Zeit 1 Mancher Tadel kommt zur Unzeit; es ist manchmal klüger, zu schweigen. 2 Es ist besser, jemand zur Rede zu stellen, als den Ärger in sich aufzustauen. 3 Wer sich zu seiner Tat bekennt, dem bleibt Schaden erspart. 4 Wer mit Gewalt das Recht durchsetzen will, gleicht einem Eunuchen, der darauf brennt, ein Mädchen zu verführen. 5 Manche gelten als weise, weil sie nicht reden; und manche sind allen verhasst, weil sie zu viel reden. 6 Einer schweigt, weil er nichts zu sagen weiß; ein anderer schweigt, weil er die rechte Zeit zum Reden abwarten kann. 7 Ein kluger Mensch schweigt bis zum richtigen Augenblick; ein Prahlhans oder Dummkopf verpasst ihn. 50


8 Wer zu viel redet, gilt als unausstehlich. Wer Sonderrechte für sich beansprucht, macht sich verhasst. Widersprüchliches 9 Manchmal hat jemand Glück im Unglück und manchmal wird aus Gewinn Verlust. 10 Das eine Mal machst du ein Geschenk und erreichst damit nichts; das andere Mal bringt es dir das Doppelte ein. 11 Manchmal wird einer gestürzt, weil er zu hoch stand, und manchmal steigt einer aus dem Nichts zu hohen Ehren auf. 12 Manchmal glaubst du, für wenig Geld viel bekommen zu haben, und hast doch siebenmal mehr bezahlt, als es wert war. 13 Ein kluger Mensch weiß sich mit ein paar Worten beliebt zu machen; aber die Liebenswürdigkeiten eines dummen Schwätzers sind vergebliche Liebesmühe. 14 Wenn ein unverständiger Mensch dir etwas schenkt, hast du nichts davon; denn mit einem Auge gibt er und mit vielen Augen wartet er auf die Gegenleistung. 15 Er gibt wenig, aber er schimpft über vieles mit lauter Stimme wie ein Marktschreier. Heute leiht er dir etwas und morgen schon will er es zurückhaben. Solche Leute sind ekelhaft! 16 Und dann sagt solch ein Dummkopf: »Niemand mag mich! Keiner weiß meine Wohltaten zu schätzen! Sie lassen sich von mir füttern und reden schlecht von mir.« 17 Oft und viel wird über ihn gelacht. 51


Über unpassendes Reden 18 Mit der Zunge ausgleiten ist schlimmer als auf dem Pflaster ausgleiten. Genauso schnell gleiten die Unheilstifter aus und stürzen. 19 Ein Mensch ohne Benehmen gleicht einer schlecht angebrachten Geschichte, wie man sie so oft von unwissenden Leuten hört. 20 Wenn ein Dummkopf ein kluges Wort zitiert, nimmt ihn niemand ernst; denn er gebraucht es nicht im richtigen Zusammenhang. 21 Manche sind zu arm, um zu sündigen; sie können sich mit einem ruhigen Gewissen schlafen legen. 22 Manche richten sich selbst zugrunde, weil sie sich scheuen, einem Dummkopf die Stirn zu bieten. 23 Mancher verspricht einem Freund etwas, weil er nicht nein sagen will; damit macht er ihn ungewollt zu seinem Feind. 24 Lügen sind hässliche Flecken im Charakterbild eines Menschen; aber die Unverständigen lügen immerzu. 25 Ein Dieb ist nicht so schlimm wie ein Gewohnheitslügner; aber beide laufen ins Verderben. 26 Ein Lügner hat keine Ehre im Leib, seine Schande wird er nicht mehr los. Weisheit verpflichtet 27 Wer seine Worte klug gebraucht, kommt im Leben voran; ein verständiger Mensch gewinnt die Gunst seiner Vorgesetzten. 52


28 Wer seinen Acker bebaut, kann hinterher viel Getreide anhäufen; und wer die Gunst der Mächtigen hat, kann viel Unrecht abbauen. 29 Geschenke und Bestechungen können sogar Weise blind machen; wie ein Maulkorb verhindern sie den Tadel. 30 Weisheit, die du für dich behältst, ist wie ein vergrabener Schatz – beide sind nutzlos. 31 Jemand, der seine Dummheit versteckt, handelt besser als jemand, der seine Weisheit versteckt.

Kapitel 21 Warnung vor dem Unrecht 1 Mein Sohn, hast du Unrecht begangen? Tu es nicht wieder! Und wegen deiner bisherigen Verfehlungen bitte um Vergebung! 2 Flieh vor der Sünde wie vor einer Schlange; denn wenn du ihr zu nahe kommst, schnappt sie mit ihren Zähnen zu wie ein Löwe. Dann ist es um dein Leben geschehen! 3 Jedes Unrecht wirkt wie ein beidseitig geschliffenes Schwert: Es hinterlässt Wunden, für die es keine Heilung gibt. 4 Frechheit und Vermessenheit lassen den Reichtum schwinden; überhebliche Menschen bringen sich um Hab und Gut. 5 Wenn die Armen beten, hört es Gott und schnell verhilft er ihnen zum Recht. 53


6 Wer Zurechtweisung ablehnt, tritt in die Fußstapfen des Sünders; wer aber den Herrn ernst nimmt, wendet sich ihm mit ganzem Herzen zu. 7 Wenn jemand gut reden kann, merken es alle; aber wenn er danebengreift, merken es nur die Klugen. 8 Wer mit fremdem Geld sein Haus baut, ist wie jemand, der Steine für seinen eigenen Grabhügel sammelt. 9 Eine Rotte von gewissenlosen Menschen ist wie ein Haufen Zunder und ihr Ende ist loderndes Feuer. 10 Der Weg, auf dem Sünder gehen, ist eine bequeme Straße; aber sie führt in den Abgrund der Totenwelt. Weisheit und Torheit 11 Ein Mensch, der das Gesetz befolgt, hat seine Gedanken in der Gewalt; und wer den Herrn in jeder Hinsicht ernst nimmt, besitzt Weisheit. 12 Um Bildung anzunehmen, braucht es Klugheit; aber es gibt eine Klugheit, die bitteres Leid verursacht. 13 Die Erkenntnis eines Weisen wächst an wie ein Strom; sein Rat ist wie eine Quelle, die Leben spendet. 14 Aber der Verstand eines gottvergessenen Hohlkopfs ist wie ein gesprungener Krug: Er behält kein Wissen zurück. 15 Wenn ein verständiger Mensch einen klugen Spruch hört, sagt er: »Das war gut!«, und fügt noch andere hinzu. Doch ein oberflächlicher Mensch findet keinen Geschmack daran und vergisst den Spruch, sobald er ihn gehört hat.

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16 Einem Dummkopf zuhören ist wie Wandern mit schwerem Gepäck; aber die Worte eines Klugen sind eine Wohltat. 17 Was der Kluge zu sagen hat, darauf wird in der Gemeinde gehört; über seine Worte wird gründlich nachgedacht. 18 Den Unwissenden erscheint Weisheit so nutzlos wie ein zerfallenes Haus; aber was sie für Wissen halten, sind zusammenhanglose Sätze. 19 Der Unvernünftige hält Bildung für ebenso hinderlich wie Handschellen und Fußeisen. 20 Die Unwissenden lachen lauthals, wo die Klugen nur leise lächeln. 21 Für den Verständigen ist Bildung wie ein schmückender goldener Armreif. 22-23 Ein unerzogener Dummkopf steckt den Kopf durch die Tür und rennt gleich ins Haus. Wer erfahren ist und sich benehmen kann, wartet bescheiden, bis er zum Eintreten aufgefordert wird. 24 An der Tür lauschen ist ein Zeichen von Ungezogenheit; ein vernünftiger Mensch würde sich schämen, so etwas zu tun. 25 Schwätzer wiederholen nur, was andere gesagt haben; erfahrene Leute wägen ihre Worte genau ab. 26 Dummköpfe haben das Herz auf der Zunge; kluge Menschen denken, bevor sie reden. 27 Wenn ein Unheilstifter den Satan verflucht, dann verflucht er sich selbst. 28 Wer über andere schlecht redet, verdirbt seinen eigenen Ruf; in seiner Nachbarschaft kann ihn niemand ausstehen. 55


Kapitel 22 Über Faulenzer und missratene Kinder 1 Ein Faulpelz ist mit einem schmutzverklebten Stein zu vergleichen: Wer ihn sieht, schüttelt sich vor Ekel. 2 Auch mit einem Mistklumpen lässt er sich vergleichen: Wer ihn berührt hat, schüttelt sich die Hand ab. 3 Einen missratenen Sohn zu haben ist für jeden Vater eine Schande; aber bei einer Tochter ist der Schaden noch größer. 4 Eine vernünftige Tochter bekommt einen Mann, aber eine schändliche macht ihrem Vater viel Kummer. 5 Eine überhebliche Frau macht ihrem Mann wie ihrem Vater Schande; keiner von beiden kann noch Achtung vor ihr haben. 6 Belehrung zur falschen Zeit ist so unangebracht wie lustige Musik zur Zeit der Trauer; aber strenge Erziehung und eine Tracht Prügel sind immer am Platz. Über die Unbelehrbarkeit dummer Menschen 9 Wer versucht, einen Uneinsichtigen zu belehren, ist wie jemand, der die Scherben eines Kruges zusammenleimen oder einen Menschen aus tiefem Schlaf aufwecken will. 10 Mit einem Dummkopf kannst du dich ebenso gut unterhalten wie mit einem, der gerade einschläft: Wenn du aufhörst zu reden, fragt er: »Ja – was ist?« 11 Über einen Toten weint man, weil sein Lebenslicht erloschen ist; über einen Dummkopf muss man weinen, 56


weil sein Verstand erloschen ist. Über einen Toten muss man nicht so viel weinen, denn er hat wenigstens Ruhe gefunden; aber das Leben eines Dummkopfs ist schlimmer als der Tod. 12 Die Trauer um einen Toten dauert eine Woche; über einen gottvergessenen Narren trauert man, solange er lebt. 13 Verschwende deine Worte nicht an jemand, der keinen Verstand hat! Meide den Umgang mit jemand, der sich aufführt wie ein Schwein. Komm einem solchen Menschen nicht zu nahe, sonst hast du nur Ärger und wirst schmutzig, wenn er seinen Dreck abschüttelt. Geh ihm aus dem Weg; dann hast du Ruhe und musst dich nicht über seine Verrücktheiten aufregen. 14 Was ist eine schwerere Last als Blei? Darauf gibt es nur eine Antwort: »Der Dummkopf!« 15 An Sand, Salz und Eisen hat man schwer zu tragen; aber ein Uneinsichtiger ist untragbar. 16 Holzbalken, die man beim Hausbau fest miteinander verbindet, werden auch von einem Erdbeben nicht auseinander gerissen. So ist jemand, der gelernt hat, seine Entschlüsse genau zu überlegen: In schwierigen Augenblicken kann ihn nichts erschüttern. 17 Entscheidungen, die sich auf einsichtsvolle Überlegungen gründen, sind wie ein schöner Verputz, der fest auf der geglätteten Mauer sitzt. 18 Holzpfähle, die man auf einer Anhöhe aufstellt, halten nicht stand, wenn der Wind dagegen bläst. So geht es einem Menschen, der durch dumme Überlegungen ängstlich geworden ist: Jeder Schrecken wirft ihn um. 57


Über Freundschaft und Treue 19 Wer ein Auge verletzt, bringt Tränen hervor; wer ein Herz verletzt, bringt dessen wahre Gefühle zum Vorschein. 20 Wer mit einem Stein nach Vögeln wirft, verscheucht sie; und wer einem Freund beleidigende Vorwürfe macht, zerstört die Freundschaft. 21-22 Wenn du deinem Freund harte Worte gesagt hast, ja sogar wenn du gegen ihn das Schwert gezogen hast, ist noch nicht alles verloren; du kannst mit ihm wieder ins Reine kommen. Aber kein Freund bleibt bei dir, wenn du ihn beschimpfst, ihn von oben herab behandelst, seine Geheimnisse ausplauderst oder ihm in den Rücken fällst. 23 Gewinne das Vertrauen deines Nachbarn, solange er arm ist; dann lässt er dich nicht verhungern, wenn es ihm besser geht. Halt ihm in Notzeiten die Treue; dann teilt er mit dir, wenn er zu Wohlstand kommt. 24 Rauch und Qualm sieht man früher als das Feuer: Erst hört man Schimpfworte, dann fließt Blut. 25 Ich will mich nie scheuen, einen Freund zu verteidigen; ich werde mich ihm nie entziehen, wenn er mich braucht. 26 Wenn mir seinetwegen Schaden entsteht, werden alle, die es erfahren, sich vor ihm in Acht nehmen. Ein Gebet um Hilfe zur Selbstbeherrschung 27 Ich wünschte, jemand stellte einen Posten ans Tor meiner Lippen und verschlösse meinen Mund mit einem 58


sicheren Siegel! Dann würde ich nichts Verkehrtes reden und meine Zunge könnte mich nicht ins Verderben bringen.

Kapitel 23 1 Gott, mein Vater, Herr meines Lebens, liefere mich nicht den Neigungen meiner Lippen aus, lass mich nicht durch sie zu Fall kommen! 2 Stell doch jemand mit einem Stock neben mich, damit er meine Gedanken und Wünsche in weise Zucht nimmt! Er dürfte mir keine Torheit durchgehen lassen, keine Verfehlung sollte ungestraft bleiben! 3 Dann würden meine Fehler sich nicht häufen und meine Sünden nicht immer mehr werden. Ich würde nicht vor meinen Feinden erniedrigt werden und sie hätten keinen Anlass, sich hämisch über mich zu freuen. 4 Herr, mein Vater, Gott meines Lebens, bewahre meine Augen vor gierigen Blicken, 5 lass keine bösen Wünsche in mir aufkommen! 6 Lass mich weder der Fresssucht noch der Unzucht verfallen und gib mich nicht der Schamlosigkeit preis! Über unnötiges Schwören und zuchtloses Reden 7 Ihr jungen Leute, hört, was ich euch über das Reden zu sagen habe! Wer das beachtet, verfängt sich nicht in gefährlichen Schlingen. 8 Durch ihre eigenen Werke kommen die Sünder zu Fall, ebenso die Lästerer und die Hochmütigen. 59


9 Gewöhne dich nicht ans Schwören und nenne nicht bei jeder Gelegenheit den heiligen Namen Gottes! 10 Ein Sklave, dem man ständig auf die Finger schaut, ist nie frei von Striemen. Genauso ist einer, der ständig schwört und den heiligen Namen ausspricht, nie frei von Schuld. 11 Ein Mann, der viel schwört, sündigt viel; darum weichen die Plagen nie von seinem Haus. Schwört er unbedacht, so macht er sich schuldig. Schwört er leichtfertig, so macht er sich doppelt schuldig. Schwört er einen Meineid, so kann er keine Nachsicht erwarten und seine Familie wird harte Zeiten erleben. 12 Es gibt eine Art zu reden, die so schlimm ist wie der Tod – möge sie nie in Israel gehört werden! Menschen, die Gott ernst nehmen, hüten sich vor solchen Reden, sie wälzen sich nicht im Dreck! 13 Gewöhne dir keine gemeine, schmutzige Redeweise an; du würdest nicht frei von Schuld bleiben! 14 Denk an deinen Vater und deine Mutter, wenn du mit wichtigen Leuten zusammensitzt. Du könntest dich sonst vergessen und aus Gewohnheit etwas Unpassendes sagen, wodurch du dich unmöglich machen würdest. Dann würdest du wünschen, nie geboren zu sein, und den Tag deiner Geburt verfluchen. 15 Wer sich einmal an anstößiges Reden gewöhnt hat, kann es sich sein Leben lang nicht wieder abgewöhnen. Über Unzuchtssünden 16 Zwei Sorten von Menschen häufen Sünde auf Sünde und die dritte fordert erst recht Gottes Zorn heraus; 60


denn die Leidenschaft solcher Menschen brennt wie ein Feuer und hört erst auf, wenn sie ausgebrannt ist: der Mann, der nur seinem Geschlechtstrieb folgt und nicht zur Ruhe kommt, bevor das Feuer erloschen ist; 17 der Mann, den jede Frau reizt und der nicht genug bekommt, bis er tot ist; 18 der Mann, der seiner eigenen Frau untreu wird. Ein solcher Mann denkt: »Kann mich jemand sehen? Es ist dunkel hier, die Wände verbergen mich. Nein, niemand kann mich sehen. Warum mache ich mir nur Gedanken? Der da oben bemerkt es gar nicht, wenn ich sündige.« 19 Dieser Mann hat nur Angst vor den Augen anderer Leute und vergisst, dass Gottes Augen zehntausendmal so hell sind wie die Sonne und alles sehen, was die Menschen tun. Sie durchdringen auch die verborgensten Winkel. 20 Der Herr hat alle Dinge gekannt, bevor er sie schuf, und er kennt sie genauso, seitdem sie da sind. 21 Jener Sünder wird ertappt, wo er es am wenigsten erwartet, und bekommt seine Strafe in aller Öffentlichkeit. 22 Dasselbe gilt für eine Frau, die ihrem Mann untreu wird und ihm einen Erben unterschiebt, der von einem anderen Mann stammt. 23 Erstens hat sie das Gesetz übertreten, das Gott, der Höchste, gegeben hat. Zweitens ist sie ihrem Mann gegenüber schuldig geworden. Drittens hat sie in ihrer Hurengesinnung Ehebruch begangen und von einem anderen Mann Kinder bekommen.

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24 Sie selbst wird vor das Gericht der Gemeinde gestellt, aber unter ihrer Verfehlung haben auch die Kinder zu leiden. 25 Sie werden von der Gemeinde nicht anerkannt und dürfen keine Familien gründen. 26 Die Frau selbst wird ihre Schande nicht mehr los, und wenn sie stirbt, wird man sie noch in der Erinnerung verfluchen. 27 Alle, die noch leben, werden daran erkennen, dass es nichts Besseres gibt, als den Herrn ernst zu nehmen, und nichts Schöneres, als seine Gebote zu befolgen.

Kapitel 24 Die Weisheit stellt sich vor 1 Die Weisheit preist sich selbst; inmitten Israels, ihres eigenen Volkes, besingt sie ihren Ruhm. 2 In der Gemeinde Gottes, des Höchsten, und vor seinen mächtigen Engeln singt sie ihr Lied: 3 »Aus dem Mund des Höchsten ging ich hervor und wie ein Nebel bedeckte ich die Erde. 4 Im hohen Himmel war meine Wohnung, auf einer Wolkensäule stand mein Thron. 5 Allein umschritt ich den Kreis des Himmels und ging umher in den Tiefen des Abgrunds. 6 Ich herrschte über1 das wogende Meer, über alle Länder und alle Völker 7 und suchte überall nach einem Ruheort. Wo war das Land, in dem ich bleiben konnte? 62


8 Da gab der Schöpfer der ganzen Welt mir Weisung, er, der auch mich geschaffen hat, befahl: ›In Israel nimm deinen festen Wohnsitz, die Nachkommen Jakobs sollen dir gehören!‹ 9 Am Anfang schuf er mich, vor aller Zeit, und bis in Ewigkeit werde ich nicht vergehen. 10 Ich diente ihm in seinem heiligen Zelt, dann wurde der Zionsberg mein fester Platz. 11 In Jerusalem, der geliebten Stadt, ließ er mich ein Zuhause finden, dort übe ich jetzt meine Herrschaft aus. 12 Ich schlug Wurzeln bei dem viel gerühmten Volk, das der Herr sich zum Eigentum erwählt hat. 13 Wie die Libanonzeder wuchs ich empor, wie eine Zypresse hoch auf dem Hermon; 14 ich wuchs wie die Palmen in En-Gedi, wie Oleanderbüsche in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum im ebenen Land, wie eine Platane wuchs ich empor. 15 Der lieblichste Duft ging von mir aus, wie Duft von Zimt, Gewürzrohr und Myrrhe, wie der von Galbanum, Onyx und Stakte, von den Weihrauchwolken im Heiligen Zelt. 16 Ich breitete mich aus wie eine Eiche mit stattlichen, wunderschönen Zweigen. 17 Wie ein Weinstock trieb ich herrliche Ranken, aus meinen Blüten wurde reiche, beste Frucht. 19 Kommt alle her, die ihr mich haben wollt! Kommt, esst euch satt an meinen Früchten! 20 Schon allein an mich zu denken ist köstlicher als jede Leckerei, und mich für immer zu besitzen erfreut mehr als der süßeste Honig. 63


21 Esst mich, dann habt ihr Hunger nach mehr; trinkt mich, dann habt ihr Durst auf mehr! 22 Gehorcht mir, dann werdet ihr nicht enttäuscht! Tut, was ich sage, und ihr bleibt frei von Schuld!« Die Weisheit und das Gesetz 23 Alles, was hier von der Weisheit gesagt ist, gilt zugleich vom Buch des Bundes, den Gott, der Höchste, mit uns geschlossen hat. Es gilt von dem Gesetz, das Mose uns verkündet hat und das die Nachkommen Jakobs in ihren Synagogengemeinden als ewigen Besitz hüten. 25 Dieses Gesetz ist voll von Weisheit, randvoll wie der Pischonfluss, wie der Tigris zur Zeit der ersten Früchte. 26 Es ist voll von Erkenntnis, überfließend wie der Eufrat, wie der Jordan zur Zeit der Ernte. 27 Es strömt über von Unterweisung wie der Nil, wie der Gihon zur Zeit der Weinlese. 28 Der erste Mensch, der diese Weisheit erforschen wollte, ist nie damit fertig geworden, und auch der letzte wird sie nicht ausschöpfen. 29 Denn ihre Gedanken reichen weiter als das Meer und ihre Einsicht ist tiefer als der tiefste Abgrund. 30 Ich selbst, Iesus Sirach, wollte wie ein Kanal das Wasser der Weisheit in meinen Garten leiten. 31 Ich sagte: »Ich will meinen Garten bewässern und meine Beete tränken!« Aber der Kanal schwoll an zum Strom und der Strom wurde zum Meer.

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32 Nun will ich weitergeben, was ich in Erfahrung gebracht habe; es soll hinausstrahlen und weithin leuchten wie die Morgensonne. 33 Wie ein Prophet will ich Belehrung von mir geben und sie den kommenden Generationen hinterlassen. 34 Ihr werdet sehen: Nicht nur für mich selbst habe ich mir so viel Mühe gegeben, sondern für alle, die nach der Weisheit fragen.

Kapitel 25 Wer Lob verdient und wer nicht 1 An drei Dingen habe ich besondere Freude, sie gelten bei Gott und bei Menschen als schön:1 wenn Brüder einander gut verstehen, wenn Nachbarn gute Freunde sind und wenn Eheleute harmonisch miteinander leben. 2 Drei Arten von Menschen kann ich nicht ausstehen, weil ihre Lebensweise mich abstößt: hochmütige Bettler, betrügerische Reiche und alte Männer, die so unvernünftig sind, sich mit fremden Frauen abzugeben. 3 Wenn du in der Jugend keine Erfahrung gesammelt hast, kannst du im Alter nicht darauf zurückgreifen. 4 Klares Urteil und hilfreicher Rat passen gut zu weißem Haar. 5 Weisheit, Besonnenheit und Einsicht, das ist es, was man von alten, angesehenen Männern erwartet. 6 Die Krone alter Menschen ist ihre Erfahrung, aber ihr größter Stolz kann nur die Ehrfurcht vor dem Herrn sein. 65


7 Neun Beispiele von wahrem Glück kann ich aufzählen, aber am meisten preise ich das zehnte: wenn jemand an seinen Kindern Freude haben kann; wenn einer den Sturz seiner Feinde erlebt; 8 wenn ein Mann mit einer verständigen Frau verheiratet ist; wenn Mann und Frau ein besseres Gespann abgeben als Ochse und Esel; wenn einer nie durch seine Worte schuldig wird; wenn jemand nicht für einen arbeiten muss, der weniger kann als er selbst; 9 wenn jemand einen wirklichen Freund findet; wenn einer vor Leuten reden kann, die aufmerksam zuhören, 10 und wenn jemand Weisheit erlangt hat – denn er ist wahrhaftig groß. Aber niemand übertrifft den, der den Herrn ernst nimmt! 11 Ein solcher Mensch ist mit keinem zu vergleichen, denn die Ehrfurcht vor dem Herrn ist größer und wichtiger als alles. Über Frauen 13 Keine Wunde ist schlimmer als verwundete Liebe. Keine Schlechtigkeit ist größer als die, zu der Frauen fähig sind. 14 Kein Angriff ist gefährlicher als ein Angriff von Menschen, die hassen. Keine Vergeltung ist grausamer als die Vergeltung der Feinde. 15 Kein Gift ist tödlicher als Schlangengift und kein Zorn ist schlimmer als der Zorn einer Frau. 16 Lieber mit einem Löwen oder Drachen zusammenwohnen als mit einer bösen Frau! 66


17 Die Laune einer Frau verändert ihr Gesicht, bis sie dreinschaut wie ein grimmiger Bär. 18 Ihr Mann muss bei den Nachbarn essen gehen; dort sitzt er am Tisch und seufzt, ohne es zu wollen. 19 Jeder Ärger ist klein, verglichen mit dem Ärger, den eine Frau bereiten kann. Das Schicksal der Sünder soll sie treffen! 20 Eine Frau, deren Zunge nie stillsteht, ist für einen ruhigen Mann genauso anstrengend wie ein steiler Sandhügel für die Füße eines Greises. 21 Fall nicht auf die Schönheit einer Frau herein! Begehre auch keine zur Frau, nur weil sie Vermögen hat. 22 Ein Mann, der sich von seiner Frau ernähren lässt, muss sich auf Wutausbrüche, Unverschämtheiten und große Schande gefasst machen. 23 Ein niedergedrücktes Gemüt, ein saures Gesicht und ein gebrochenes Herz – das ist das Werk einer schlechten Frau. Kraftlose Hände und zitternde Knie bekommt ein Mann, der mit seiner Frau nicht glücklich ist. 24 Mit einer Frau hat die Sünde angefangen, ihretwegen müssen wir alle sterben. 25 Gib dem Wasser in deiner Zisterne keinen Abfluss und einer bösen Frau erlaube keine Unverschämtheit! 26 Wenn sie dir nicht auf Wort und Wink folgt, dann schick sie weg!

Kapitel 26 1 Wer eine gute Frau hat, ist ein glücklicher Mann; er lebt doppelt so lange. 67


2 Eine tüchtige Frau macht ihrem Mann Freude; er wird seine Lebensjahre in Frieden vollenden. 3 Eine gute Frau ist ein großes Geschenk; der Herr gibt sie denen, die ihn ernst nehmen. 4 Gleichgültig, ob ein solcher Mann reich oder arm ist, er ist zufrieden und sein Gesicht ist immer fröhlich. 5 Drei Dinge machen mich unruhig, aber vor dem vierten habe ich schreckliche Angst: übler Klatsch in der Stadt, zusammengelaufene Volksmassen und Verleumdung – sie alle sind schlimmer als der Tod. 6 Aber am meisten Kummer und Verdruss macht eine Frau, die auf eine andere eifersüchtig ist. Bei allen diesen Übeln ist die Zunge beteiligt und richtet Unheil an. 7 Eine böse Frau ist wie ein hin und her zerrendes Ochsengespann; wer sie halten will, gleicht einem, der einen Skorpion in die Hand nimmt. 8 Eine trunksüchtige Frau ist ein großes Ärgernis; sie kann ihre Schamlosigkeit nicht verbergen. 9 Eine zuchtlose Frau erkennt man an ihrem herausfordernden Blick, ihr Augenaufschlag verrät sie. 10 Auf eine hemmungslose Tochter musst du scharf aufpassen; sie nutzt jeden unbewachten Augenblick aus. 11 Achte genau auf ihren schamlosen Blick und wundere dich nicht, wenn sie dich hintergeht. 12 So wie ein durstiger Wanderer jedes Wasser trinkt, das er findet, wird sie sich vor jedem Pflock niedersetzen und für jeden Pfeil den Köcher öffnen.

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Lob der guten Ehefrau 13 Eine anmutige, liebenswürdige Frau entzückt ihren Mann; ihre Tüchtigkeit erhält ihn gesund und stark. 14 Eine Frau, die schweigen kann, ist ein Gottesgeschenk und eine mit guter Erziehung ist unbezahlbar. 15 Es gibt nichts Schöneres als eine Frau mit Schamgefühl; eine, die sich selbst in der Gewalt hat, ist von unschätzbarem Wert. 16 Die Schönheit einer guten Frau in einem sauberen, schmucken Heim ist wie die Sonne, die an Gottes Himmel strahlt. 17 Wie eine helle Lampe auf dem heiligen Leuchter, so erscheint ihr schönes Gesicht auf einem wohlgeformten Körper. 18 Wie goldene Säulen auf silbernen Sockeln, so sind ihre schlanken Beine auf kräftigen Füßen. Betrübliche Feststellungen 28 Zwei Dinge machen mich traurig, aber das dritte bringt mich in Wut: wenn ein Soldat nicht einmal das Nötigste zum Leben bekommt, wenn kluge Leute wie Dreck behandelt werden und wenn sich einer vom Recht zum Unrecht wendet. Der Herr wird ihn mit dem Tod bestrafen! 29 Einem Händler wird es kaum gelingen, sich von Verfehlungen frei zu halten.

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Kapitel 27 1 Viele sind in Sünde geraten, weil sie auf Gewinn aus waren. Wer reich werden will, nimmt es nicht so genau. 2 Zwischen zwei Steinen kann man einen Pflock eintreiben; zwischen Kauf und Verkauf schleicht sich das Unrecht ein. 3 Wer nicht fest dabei bleibt, den Herrn ernst zu nehmen, dessen Haus wird bald ein Trümmerhaufen sein. Deine Sprache verrät dich! 4 Wenn du ein Sieb schüttelst, bleibt zum Schluss der Abfall darin übrig; ebenso zeigen sich die Fehler eines Menschen, wenn er seine Überlegungen ausspricht. 5 Ob ein Tongefäß gelungen ist, stellt sich im Brennofen heraus; ob ein Mensch etwas taugt, zeigt sich, wenn du mit ihm sprichst. 6 Die Pflege eines Baumes erkennst du an seinen Früchten und die Gesinnung eines Menschen an seinen Worten. 7 Lobe niemand, bevor du ihn reden gehört hast; denn daran kannst du einen Menschen erkennen. 8 Wenn du dich bemühst, das Rechte zu tun, wird es dir auch gelingen; du wirst dich damit schmücken wie mit einem Festgewand. 9 Nur Vögel gleicher Art nisten zusammen; so kommt auch die Ehrlichkeit nur zu denen, die mit ihr leben wollen. 70


10 Wie ein Löwe auf Beute lauert, so lauert die Sünde auf alle, die sich mit Unrecht abgeben. 11 Was ein Mensch sagt, der Gott ehrt, ist immer wohlbegründet. Einer, der Gott missachtet, gleicht dem Mond: Er wechselt ständig seine Meinung. 12 Im Kreis von Unverständigen geize mit deiner Zeit; im Kreis von Verständigen aber nimm dir Zeit! 13 Das Gerede dummer Leute bringt Verärgerung und ihr Gelächter ist die Ausgelassenheit von Sündern. 14 Beim Gerede von Leuten, die alles mit Schwüren beteuern, stehen einem die Haare zu Berge, und wenn sie miteinander zanken, kannst du dir nur die Ohren zuhalten. 15 Der Streit übermütiger Menschen führt oft zu Blutvergießen; schon ihren Schimpfreden zuzuhören ist eine Qual. Über den Umgang mit Geheimnissen 16 Wer Anvertrautes ausplaudert, zerstört das Vertrauen und findet nie einen wahren Freund. 17 Liebe deinen Freund und bewahre dir sein Vertrauen! Wenn du seine Geheimnisse verrätst, kannst du ihn als Freund vergessen. 18 Dann hast du seine Freundschaft genauso endgültig verloren wie einen Toten. 19 Du bist deinen Freund los und bekommst ihn nicht wieder, genauso wenig wie du einen Vogel wieder einfangen kannst, den du aus deiner Hand entkommen lässt. 71


20 Es ist nutzlos, ihm nachzulaufen; er ist schon zu weit fort, wie eine Gazelle, die aus der Schlinge freigekommen ist. 21 Wunden kannst du verbinden und nach Beleidigungen kann man sich aussöhnen, aber wer Anvertrautes ausplaudert, für den gibt es keine Hoffnung mehr. Über Heuchelei und Falschheit 22 Wer mit den Augen zwinkert, führt Böses im Schilde und niemand kann ihn davon abbringen. 23 Wenn er bei dir ist, schmeichelt er dir mit freundlichen Worten und begeistert sich für alles, was du sagst. Aber hinter deinem Rücken redet er ganz anders, da dreht er dir aus deinen Worten einen Strick. 24 Es gibt vieles, was ich nicht ausstehen kann, am wenigsten einen solchen Menschen, und auch der Herr verabscheut ihn. 25 Wer einen Stein in die Luft wirft, wird selbst davon getroffen; und ein heimtückischer Schlag verletzt auch den Schläger. 26 Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; und wer anderen Schlingen legt, fängt sich selbst darin. 27 Wer Unheil stiftet, auf den fällt es zurück und er weiß nicht, woher es kommt. 28 Überhebliche Menschen haben für andere nichts als Hohn und Spott; aber die Vergeltung lauert auf sie wie ein Löwe.

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29 Wer schadenfroh über den Sturz rechtschaffener Menschen jubelt, läuft in eine Falle und bekommt seine Strafe, noch ehe er stirbt. Verzeihung statt Rachsucht 30 Rachsucht und unbeherrschter Zorn sind abscheulich; aber Sünder sind Meister darin.

Kapitel 28 1 Der Herr übersieht kein Unrecht; wer sich rächt, muss mit der Rache des Herrn rechnen. 2 Wenn jemand dir Unrecht getan hat, vergib ihm! Dann wird der Herr auch deine Schuld vergeben, wenn du ihn darum bittest. 3 Aber wenn du einem anderen gegenüber unversöhnlich bleibst, kannst du beim Herrn keine Vergebung erwarten. 4 Wenn du kein Erbarmen hast mit einem anderen Menschen, einem Sünder, wie du selbst es bist, wie kannst du dann um Vergebung deiner Schuld beten? 5 Wer soll deine Verfehlungen aus der Welt schaffen, wenn du anderen ihre Fehler nachträgst, obwohl du ein vergänglicher Mensch bist? 6 Denk an dein Ende, an Tod und Verwesung, die dich erwarten; hör auf zu hassen und halte dich an die Gebote! 7 Denk an die Vorschriften des Bundes, den Gott, der Höchste, mit uns geschlossen hat! Anstatt einem 73


Mitmenschen nachzutragen, was er dir angetan hat, übersieh es! Warnung vor Streitsucht 8 Halte dich aus Streitereien heraus, dann hast du weniger Gelegenheiten, Unrecht zu tun. Ein jähzorniger Mensch facht Streit an, 9 und ein boshafter bringt Freunde auseinander; er stiftet Feindseligkeit zwischen Leuten, die sich gut verstehen. 10 Je mehr Brennstoff, desto heißer das Feuer; je größer der Starrsinn, desto hitziger der Streit; und je mächtiger und reicher jemand ist, desto mehr kann er es sich erlauben, wütend zu werden. 11 Eine unvorhergesehene Meinungsverschiedenheit kann ein Feuer entflammen und ein hitziger Streit führt leicht zu Blutvergießen. 12 Du kannst einen Funken anblasen, dann wird er zur Flamme; du kannst auch darauf spucken, dann verlöscht er – und beides machst du mit demselben Mund! Warnung vor der bösen Zunge 13 Fluch über die Verleumder und Lügner! Sie haben schon viele, die im Frieden miteinander lebten, ins Unglück gestürzt. 14 Viele sind durch verleumderische Zungen in Schwierigkeiten geraten, viele mussten ihre Heimat verlassen; feste Städte sind durch Verleumdung zerstört 74


worden und angesehene Männer haben ihre Häuser verloren. 15 Verleumder sind schuld, dass tüchtige Frauen fortgejagt und um den Ertrag ihrer mühevollen Arbeit gebracht wurden. 16 Wer auf Verleumdung achtet, hat keine ruhige Minute mehr; um seinen Frieden ist es geschehen. 17 Mit einer Peitsche kann man Striemen schlagen, mit der Zunge Knochen zerschlagen. 18 Durch scharfe Zungen sind mehr Menschen ums Leben gekommen als durch scharfe Schwerter. 19-20 Du kannst dich freuen, wenn du vor bösen Zungen in Sicherheit bist und ihrer Wut nicht zum Opfer fällst, wenn du ihr eisernes Joch nie auf dem Nacken und ihre schweren Ketten nie an den Füßen spürst! 21 Der Tod, den sie bringen, ist schlimm; aber tot sein ist besser, als unter ihrer Gewalt zu leben. 22 Über Menschen, die Gott ernst nehmen, hat die böse Zunge keine Macht; sie können nicht von ihren Flammen versengt werden. 23 Aber alle, die den Herrn verlassen, fallen ihr zum Opfer. Sie flammt unter ihnen auf und verlischt nicht mehr. Sie wirft sich auf sie wie ein Löwe und reißt sie in Stücke wie ein Leopard. 24-25 Deinen Grundbesitz umgibst du mit einer Dornenhecke; du solltest auch vor deinen Mund eine Tür mit Schloss und Riegel machen! Dein Geld schließt du sorgfältig ein. Geh genauso sorgfältig mit deinen Worten um, leg jedes von ihnen auf die Waage!

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26 Pass auf, dass du nicht über deine eigenen Worte stolperst und dem vor die Füße fällst, der schon darauf wartet!

Kapitel 29 Über Darlehen 1 Wer mit seinem Nachbarn fühlen kann, ist auch bereit, ihm etwas zu leihen. Wer anderen aus der Not hilft, befolgt die Gebote Gottes. 2 Wenn dein Mitmensch etwas braucht, dann leih es ihm; und wenn du ihm etwas schuldest, dann zahl es ihm pünktlich zurück! 3 Halte, was du versprochen hast, und zeig, dass du zuverlässig bist! Dann leihen dir auch die anderen jederzeit, was du brauchst. 4 Viele betrachten ein Darlehen als einen glücklichen Fund, den sie ruhig behalten können. So bereiten sie denen Ärger, die ihnen ausgeholfen haben. 5 Bevor solch ein Mensch das Geld eines anderen in Empfang nimmt, küsst er ihm die Hand und redet im unterwürfigsten Ton. Doch wenn es ans Zurückzahlen geht, schiebt er es immer wieder hinaus und sagt, wie Leid es ihm tue, aber die Zeiten seien gerade so schlecht. 6 Kann er zurückzahlen, so bringt er kaum die Hälfte und tut, als brächte er etwas Gefundenes zurück. Kann er es nicht, so ist der Gläubiger sein Geld los. Dafür bekommt er einen ungewollten Feind, der ihn mit

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Flüchen, Schimpfworten und Verachtung belegt, statt ihm zu danken. 7 Darum wollen viele nicht mehr leihen. Sie sind nicht hartherzig; sie wollen nur nicht unnötig betrogen werden. Über die Hilfsbereitschaft 8 Trotzdem: Sei großherzig gegenüber den Bedürftigen, lass sie nicht auf deine Hilfe warten! 9 Unterstütze die Armen, wie der Herr es befohlen hat; schick sie in ihrer Not nicht mit leeren Händen weg! 10 Gib dein Geld lieber für einen Verwandten oder Freund aus, als es unter irgendeinem Stein zu vergraben, wo es verrottet! 11 Verwende deinen Reichtum, wie Gott, der Höchste, es angeordnet hat; das bringt dir mehr ein als dein Gold. 12 Wohltaten, die du anderen erwiesen hast, kannst du als Juwelen in deiner Schatzkammer betrachten; sie werden dir aus jedem Unglück heraushelfen. 13 Sie werden dich besser gegen deine Feinde verteidigen als der festeste Schild und der schwerste Spieß. Über Bürgschaften 14 Ein guter Mensch übernimmt die Bürgschaft für die Schulden seines Nachbarn. Nur einer, der jedes Anstandsgefühl verloren hat, lässt ihn im Stich.

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15 Wenn dir jemand den Gefallen getan hat, für dich zu bürgen, vergiss es ihm nicht! Er hat sich selbst für dich aufs Spiel gesetzt. 16 Nur ein Schurke ruiniert seinen Bürgen; 17 nur wer keine Dankbarkeit kennt, lässt seinen Retter im Stich. 18 Bürgschaft hat schon viele Wohlhabende zugrunde gerichtet und sie wie Wellen im Meer hin und her geworfen, von einer Schwierigkeit in die andere. Einflussreiche Männer haben dadurch Haus und Heimat verloren und mussten in fremden Ländern umherirren. 19 Der Bösewicht verstrickt sich in Bürgschaften und wer auf Profit aus ist, verstrickt sich in Prozesse. 20 Hilf deinen Mitmenschen, so gut du kannst; aber pass auf, dass dich keiner hereinlegt! Über das Leben zu Hause und unter Fremden 21 Das Wichtigste, was der Mensch zum Leben braucht, sind Wasser, Brot, Kleidung und ein Heim, wo er für sich sein kann. 22 Lieber ein Leben in Armut unter dem eigenen Bretterdach als ein Schlemmerleben in fremden Häusern. 23 Sei zufrieden mit dem wenigen oder vielen, das du hast; dann hörst du von niemand den Vorwurf, ein fremder Eindringling zu sein. 24 Von Haus zu Haus ziehen zu müssen, ist kein Leben. Und weil du fremd bist, darfst du nirgendwo den Mund aufmachen. 78


25 Du lädst andere zum Essen und Trinken ein und keiner dankt dir dafür. Im Gegenteil, du bekommst noch herabsetzende Worte zu hören: 26 »Los, Fremder, deck den Tisch! Bring her, was du zu essen hast!« 27 »Verschwinde, Fremder! Ich erwarte einen wichtigen Gast. Mein Bruder kommt mich besuchen, da brauche ich das Haus.« 28 Als Fremder beschimpft und als Darlehensgeber auch noch beleidigt zu werden, das ist für einen empfindsamen Menschen schwer zu ertragen.

Kapitel 30 Über Kindererziehung 1 Wer seinen Sohn liebt, gibt ihm häufig den Stock zu spüren; dann kann er sich später über ihn freuen. 2 Wer seinen Sohn gut erzieht, wird seine Freude an ihm haben und kann im Kreis der Bekannten stolz auf ihn sein. 3 Wer seinen Sohn streng erzieht, macht seine Feinde neidisch und seinen Freunden gegenüber strahlt er vor Glück. 4 Stirbt der Vater, so ist es, als sei er gar nicht gestorben; denn er hat sein wahres Ebenbild hinterlassen. 5 Solange er lebt, freut er sich beim Anblick seines Sohnes, und wenn er stirbt, hat er nichts zu bereuen.

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6 Er hinterlässt einen, der ihn an seinen Feinden rächen kann und seinen Freunden die verdiente Dankbarkeit erweist. 7 Wer seinen Sohn verwöhnt, muss ihm ständig unnötige Wunden verbinden und beim kleinsten Schrei fährt ihm der Schreck in die Glieder. 8 Ein ungebändigtes Pferd wird störrisch und ein Sohn, dem man die Zügel schießen lässt, wird unberechenbar. 9 Sei zu zärtlich mit deinem Kind und du wirst böse Überraschungen erleben. Mach dauernd Scherze mit ihm und es wird dir Kummer machen. 10 Deshalb lach nicht zu viel mit ihm, sonst musst du später seinetwegen weinen oder vor Ärger mit den Zähnen knirschen. 11 Solange es Kind ist, lass ihm nicht seinen Willen! 12 Solange es klein ist, gib ihm tüchtig was hinten drauf, sonst wird es widerspenstig und gehorcht dir nicht mehr. 13 Erzieh deinen Sohn mit Strenge und gib dir Mühe mit ihm, damit er dir keine Schande macht! Über die Gesundheit 14 Arm sein, aber gesund und kräftig, ist besser als reich sein, aber an allen möglichen Krankheiten leiden. 15 Ein gesunder Körper ist besser als Gold und ein fröhlicher Sinn besser als Perlen. 16 Kein Reichtum ist mehr wert als die Gesundheit und kein Glück größer als ein fröhliches Herz. 17 Tot sein und für immer Ruhe haben ist besser als ein elendes Leben mit nicht endender Krankheit. 80


18 Was soll das beste Essen, wenn jemand zu krank ist, um den Mund aufzumachen? Ebenso gut könntest du es auf sein Grab stellen. 19 Was soll ein Götzenbild mit einem Speiseopfer anfangen? Es kann doch weder essen noch riechen! Genauso geht es dem Menschen, dem der Herr mit Krankheit zusetzt. 20 Er sieht das schöne Essen und seufzt, wie ein Eunuch, der ein Mädchen umarmt. 21 Gib dich nicht dem Trübsinn hin, quäl dich nicht selbst mit nutzlosem Grübeln! 22 Freude und Fröhlichkeit verlängern das Leben des Menschen und machen es lebenswert. 23 Überrede dich selbst zur Freude, sprich dir Mut zu und vertreibe den Trübsinn! Der hat noch nie jemand geholfen, aber viele hat er umgebracht. 24 Eifersucht und Ärger verkürzen das Leben und Sorgen machen vorzeitig alt. 25 Ein fröhliches Herz sorgt für guten Appetit und auch für gute Verdauung.

Kapitel 31 Über die Gefahren des Reichtums 1 Wer unbedingt reich werden will, kommt um den Schlaf und magert ab. 2 Das ständige Sorgen vertreibt den Schlaf wie eine schwere Krankheit.

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3 Der Reiche müht sich ab mit dem Sammeln von Geld und Gut, und wenn er sich ausruht, genießt er seinen Reichtum. 4 Der Arme müht sich ab, um schlecht und recht leben zu können, und wenn er sich ausruht, muss er hungern. 5 Wer das Geld liebt, bleibt nicht schuldlos; wer immer reicher werden will, wird vom Reichtum verführt. 6 Das Gold ist schon manchem zum Verhängnis geworden, ganz plötzlich sah er sich ruiniert. 7 Für alle, die ihm verfallen sind, ist es eine Falle; jeder Unverständige gerät hinein. 8 Wie glücklich ist jemand, der reich wird, ohne schuldig zu werden, weil er nicht hinter dem Geld her ist! 9 Wo ist solch ein Mensch? Wir möchten ihm gratulieren; denn er hat ein Wunder vollbracht, das noch keinem gelungen ist. 10 Wer diese Prüfung bestanden hat, darf stolz sein. Hat er eine Gelegenheit zum Sündigen gehabt und sie nicht genutzt? Konnte er jemand betrügen und hat es nicht getan? 11 Dann wird sein Glück von Dauer sein und alle in der Gemeinde zählen seine Wohltaten auf. Vom Maßhalten beim Essen und Trinken 12 Wenn du an einem reich gedeckten Tisch sitzt, dann lass nicht vor Staunen den Mund offen stehen und sag auch nicht: »Das ist mehr, als ich essen kann!« 13 Denk daran, wie hässlich gierige Augen sind! Von allem, was geschaffen wurde, ist nichts schlimmer als das Auge. Darum muss es auch so oft weinen! 82


14 Streck nicht die Hand aus nach etwas, worauf dein Tischnachbar blickt; sonst stößt du mit seiner Hand in der Schüssel zusammen. 15 Lass dir von deinem eigenen Gefühl sagen, was der andere empfindet, und überleg dir genau, was du tust! 16 Was dir vorgesetzt wird, das iss wie ein Mensch! Schling es nicht in dich hinein, das kann niemand ausstehen! 17 Zeig, dass du dich benehmen kannst, und hör als Erster auf zu essen! Stopf dich nicht voll, sonst fällst du unangenehm auf! 18 Wenn du mit mehreren zusammen bei Tisch sitzt, dann sei nicht der Erste, der zulangt! 19 Ein Mensch, der sich benehmen kann, braucht nicht viel, um genug zu haben. Wenn er sich dann schlafen legt, hat er auch keine Atembeklemmungen. 20 Wer sich den Magen voll schlägt, bekommt Bauchschmerzen und kann nicht schlafen. Wer beim Essen bescheiden ist, hat einen gesunden Schlaf, wacht am nächsten Morgen früh auf und fühlt sich wohl. 21 Wenn man dich genötigt hat, mehr zu essen, als du verträgst, geh nach draußen und brich es aus, dann fühlst du dich wieder besser. 22 Hör auf mich, mein Sohn, schlag meinen Rat nicht in den Wind! Eines Tages wirst du mir Recht geben. Bei allem, was du tust, sei vernünftig, dann wirst du auch nicht krank! 23 Ein glänzender Gastgeber wird von allen gepriesen, ein ausgezeichneter Ruf ist ihm gewiss.

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24 Über einen knauserigen Gastgeber dagegen schimpft die ganze Stadt, sein Ruf ist genauso schlimm wie er selbst. 25 Spiel beim Weintrinken nicht den starken Mann; der Wein hat schon viele schwach gemacht. 26 Wie der Glühofen gehärteten Stahl erprobt, so zeigt der Wein den Charakter überheblicher Menschen, wenn sie – von ihm erhitzt – in Streit geraten. 27 Der Wein kann dem Menschen Leben einflößen, wenn er maßvoll getrunken wird. Was wäre das Leben ohne Wein? Er war doch von Anfang an da, um uns zu erfreuen! 28 Zur rechten Zeit und mäßig getrunken, gibt der Wein eine heitere Stimmung und ein fröhliches Herz. 29 Doch im Übermaß getrunken, versetzt er in schlechte Laune, macht gereizt und streitsüchtig. 30 Wenn ein Dummkopf betrunken ist, steigert sich sein Ärger zum öffentlichen Ärgernis. Sein Rausch nimmt ihm alle Kraft und bringt ihm außerdem noch Schläge ein. 31 Wenn du zusammen mit einem anderen trinkst, mach ihm keine Vorhaltungen! Spotte nicht über ihn, wenn er in Stimmung geraten ist! Beschimpf ihn nicht und komm ihm vor allem nicht mit den Schulden, die er dir zurückzahlen soll!

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Kapitel 32 Richtiges Verhalten bei einem Festmahl 1 Wenn dir bei einem Festmahl der Vorsitz übertragen wird, dann spiel dich nicht auf! Benimm dich wie jeder andere Gast auch! Kümmere dich um das Wohl der anderen, bevor du dich selber hinsetzt. 2 Nachdem du alle deine Pflichten erfüllt hast, kannst du deinen Platz einnehmen und dich über die Zufriedenheit der anderen freuen. Zum Dank für dein vorbildliches Verhalten werden sie dir den Ehrenkranz aufsetzen. 3 Bist du älter als die anderen Gäste, so steht es dir zu, das Wort zu ergreifen. Sprich nur über Dinge, die du genau kennst, aber lass auch die Musik zu ihrem Recht kommen! 4 Wo es Musik und Gesang zu hören gibt, halte keine langen Reden! Es wäre der schlechteste Augenblick, deine Weisheit anzubringen. 5 Musik zu einem Festmahl mit Wein ist wie ein Rubin in einem goldenen Schmuckstück. 6 Wie ein Smaragd in einem goldenen Siegelring, so ist eine schöne Melodie zusammen mit einem guten Wein. 7 Wenn du jung bist, sprich nur, wenn es nötig ist; aber höchstens zweimal und nur, wenn du gefragt wirst! 8 Fass dich kurz und sag viel mit wenig Worten! Zeig, dass du Bescheid weißt und trotzdem schweigen kannst! 9 Wenn du unter angesehenen Leuten bist, halte dich nicht für ebenso wichtig. Und wenn Ältere da sind, halte dich mit deinem Geschwätz zurück. 85


10 Einem bescheidenen Menschen geht ein guter Ruf voraus, genauso sicher wie der Blitz dem Donner. 11 Wenn es Zeit ist, zu gehen, musst du nicht zu den Letzten gehören! Geh schnell nach Hause und mach unterwegs keine Dummheiten! 12 Zu Hause kannst du dich weiter vergnügen und tun, was dir Spaß macht; aber versündige dich nicht durch überhebliches Gerede! 13 Und für alles danke deinem Schöpfer, der dich mit so vielen guten Gaben erfreut! Mit dem Gesetz leben 14 Wer den Herrn ernst nimmt, nimmt auch seine Weisung an. Alle, die schon frühmorgens nach ihm fragen, erfahren seine Liebe. 15 Wer sich ernsthaft mit dem Gesetz beschäftigt, entdeckt seine ganze Fülle. Aber wer nur vor den Leuten so tut, wird daran scheitern. 16 Wer den Herrn ernst nimmt, findet heraus, was recht ist. Seine guten Taten werden sichtbar wie das Licht. 17 Sünder lassen sich nicht zurechtweisen; sie legen sich das Gesetz so zurecht, wie es ihnen passt. 18 Ein einsichtiger Mensch beachtet jede andere Meinung, aber ein hochmütiger nimmt auf nichts Rücksicht. 19 Tu nichts ohne Überlegung, dann hast du hinterher nichts zu bereuen. 20 Geh keiner Tätigkeit nach, die voller Gefahren ist; dann machst du auch nicht mehrmals denselben Fehler. 86


21 Fühl dich aber auch nicht zu sicher, wenn alles ganz einfach aussieht. 22 Sogar deinen Kindern gegenüber sei vorsichtig! 23 Bei allem, was du tust, verlass dich auf dein eigenes Gewissen; auch das gehört zum Befolgen der Gebote. 24 Wer dem Gesetz vertraut, beachtet seine Vorschriften. Und wer sich auf den Herrn verlässt, wird keinen Schaden erleiden.

Kapitel 33 1 Ein Mensch, der den Herrn ernst nimmt, wird von Unglück verschont. Gerät er in Schwierigkeiten, so hilft der Herr ihm heraus. 2 Einsichtige haben niemals Abscheu vor dem Gesetz; aber wer seine Liebe zum Gesetz nur heuchelt, gleicht einem Boot, das vom Sturm geschüttelt wird. 3 Ein verständiger Mensch verlässt sich auf das Gesetz; für ihn ist es so zuverlässig wie eine Entscheidung der heiligen Lose. 4 Wenn du willst, dass andere dir zuhören, dann bereite deine Rede gut vor! Nimm all dein Wissen zusammen, bevor du etwas sagst! 5 Die Gefühle und Gedanken eines Dummen sind wie ein Wagenrad auf seiner Achse: Sie drehen sich immerfort im Kreis. 6 Ein Freund, der über jeden spottet, ist wie ein Hengst, der unter jedem Reiter wiehert.

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Über die Ungleichheit 7 Warum sind manche Tage wichtiger als die anderen, wo doch alle Tage des Jahres ihr Licht von derselben Sonne bekommen? 8 Der Herr hat sie in seiner Einsicht ausgesondert und sie als Festzeiten und Feiertage bestimmt. 9 Diese Tage hat er zu herausragenden und heiligen Tagen gemacht, die anderen gelten als gewöhnliche Tage. 10 Alle Menschen sind aus Erde, so wie Adam aus Erde geschaffen wurde. 11 Gott hat sie in seiner großen Weisheit alle verschieden gemacht und ihnen unterschiedliche Lebenswege bestimmt: 12 Manche hat er gesegnet und zu hohen Ehren gebracht, manche hat er geweiht und zum Dienst in seiner Nähe ausgesondert. Andere hat er verflucht und erniedrigt und sie von ihrem hohen Posten heruntergeholt. 13 Wie Ton, den der Töpfer mit seinen Händen formt, wie es ihm gefällt, so sind die Menschen in der Hand ihres Schöpfers: Er bestimmt, was er mit jedem Einzelnen macht. 14 Dem Guten steht das Böse gegenüber und dem Leben der Tod. So steht der Sünder dem Menschen gegenüber, der Gott ehrt. 15 Sieh dir alles an, was Gott, der Höchste, geschaffen hat: Alles kommt paarweise vor, eins das Gegenteil vom anderen. 88


16 Ich selbst habe mich als Letzter abgemüht, wie einer, der nach den Winzern durch den Weinberg geht und Nachlese hält. 17 Unter dem Segen des Herrn habe ich meinen Dienst getan und meine Weinpresse gefüllt wie ein Winzer. 18 Versteht meine Absicht: Nicht für mich allein habe ich mir so viel Mühe gegeben, sondern für alle, die nach Anleitung zu einem gottgefälligen Leben suchen. 19 Hört mir zu, ihr Führer des Volkes! Ihr Vorsteher der Gemeinde, achtet auf das, was ich sage! Unabhängig bleiben 20 Solange du lebst, lass niemand Gewalt über dich bekommen, weder Sohn noch Frau, weder Bruder noch Freund! Übergib auch keinem dein Vermögen! Du könntest es bedauern und müsstest es dann zurückfordern. 21 Solange noch ein Hauch von Leben in dir ist, lass keinen Menschen über dich bestimmen! 22 Es ist besser, wenn deine Kinder dich um etwas bitten müssen, als wenn du von ihnen abhängig bist. 23 Bei allem, was du tust, behalte die Zügel in der Hand, damit niemand deine Autorität in Frage stellt! 24 Erst am Ende deines Lebens, in deiner letzten Stunde, verteile deinen Besitz an die Erben!

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Über den Umgang mit Sklaven 25 Ein Esel braucht sein Futter, seine Last und den Stock; ein Sklave braucht sein Brot, seine Arbeit und strenge Zucht. 26 Lade deinem Sklaven Arbeit auf, dann hast du deine Ruhe. Wenn er müßig geht, will er nur freikommen. 27 Mit Zaumzeug und Joch kann man Zugtiere zähmen; einen widerspenstigen Sklaven zähmt man mit Stock und Peitsche. 28 Stell ihn an die Arbeit, damit er nicht herumlungert. 29 Wer nichts zu tun hat, kommt auf alle möglichen schlechten Gedanken. 30 Er soll arbeiten, wie es sich für ihn gehört. Und wenn er dir nicht gehorcht, leg ihm Fußeisen an! Aber geh in keinem Fall zu weit; tu nichts, was gegen das Recht verstößt! 31 Wenn du nur einen Sklaven hast, dann behandle ihn wie deinesgleichen; denn du hast ihn mit sauer verdientem Geld erworben. Einen solchen Sklaven behandle wie einen Bruder; denn er ist für dich so wichtig wie dein eigenes Leben. 32 Wenn du ihn misshandelst, läuft er dir davon. 33 Wie willst du ihn dann wiederbekommen?

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Kapitel 34 Über die Sinnlosigkeit von Träumen 1 Leere, trügerische Hoffnungen sind etwas für Leute ohne Verstand und nur Uneinsichtige lassen sich von Träumen in Unruhe versetzen. 2 Wer auf Träume achtet, ist wie jemand, der Schatten fangen will oder dem Wind nachjagt. 3 Was du im Traum siehst, ist nur eine Spiegelung, so unwirklich wie das Spiegelbild eines Gesichtes, verglichen mit dem Gesicht selbst. 4 Etwas Unreines kann nichts Reines hervorbringen; ebenso wenig kann der Schein die Wirklichkeit hervorbringen. 5 Wahrsagereien, Zeichendeutungen und Träume sind alle gleich sinnlos, genauso wie die Phantasien einer Gebärenden. 6 Darum schenke einem Traum keine Beachtung, es sei denn, Gott, der Höchste, hätte ihn dir zur Warnung geschickt. 7 Träume haben schon viele in die Irre geführt; sie haben sich Hoffnungen gemacht und sind enttäuscht worden. 8 Aber ohne solchen Trug geht in Erfüllung, was das Gesetz verspricht oder androht, und die Weisheit aus dem Mund vertrauenswürdiger Menschen führt zur Vollkommenheit.

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Über die Nützlichkeit des Reisens 9 Ein Mensch, der viel herumgekommen ist, hat viel gelernt; er hat reiche Erfahrungen gesammelt und redet von Dingen, die er kennt. 10 Wer keine Erfahrungen gemacht hat, hat nur ein beschränktes Wissen; 11 wer aber viel herumgekommen ist, ist reich an Lebensklugheit. 12 Bei meinen eigenen Reisen habe ich viel gesehen und mehr gelernt, als ich mit Worten ausdrücken kann. 13 Das hat mir oft das Leben gerettet, wenn ich in Gefahr geraten bin. Gott ernst nehmen 14 Alle, die den Herrn ernst nehmen, werden am Leben bleiben; 15 denn sie setzen ihre Hoffnung auf den, der sie retten kann. 16 Wer Ehrfurcht vor dem Herrn hat, hat nichts zu fürchten. Er verliert nie den Mut, denn der Herr ist seine Hoffnung. 17 Wie glücklich ist der Mensch, der den Herrn ernst nimmt! 18 Er weiß, wem er vertraut und wer ihm zur Seite steht. 19 Der Herr blickt freundlich auf alle, die ihn lieben. Er ist ihr Beschützer und starker Helfer, ihre Zuflucht bei glühendem Wind, ihr Schatten bei sengender Mittagshitze. Er bewahrt sie davor, zu straucheln und zu stürzen. 92


20 Er füllt ihr Herz mit Freude und lässt ihre Augen strahlen. Er beschenkt sie mit seinem Segen, mit Gesundheit und Leben. Über Opfergaben und Gebete 21 Wenn jemand Gott als Brandopfer ein Tier darbringt, das er sich durch Unrecht angeeignet hat, hat sein Opfer vor Gott keinen Wert. 22 Gaben von Menschen, die das Gesetz übertreten, nimmt der Herr nicht an. 23 Gott, der Höchste, hat keine Freude an Opfergaben von Menschen, die ihn missachten. Wenn er Schuld vergibt, dann liegt es nie an der Zahl der Opfer. 24 Wer einem Armen ein Tier wegnimmt, um es Gott als Opfer darzubringen, handelt wie einer, der einen Sohn in Gegenwart seines Vaters tötet. 25 Das Leben der Armen hängt an ihrer dürftigen Nahrung; wer sie ihnen nimmt, ist ein Mörder. 26 Wer seinem Mitmenschen wegnimmt, wovon er lebt, bringt ihn um. 27 Auch der ist ein Mörder, der einem Arbeiter nicht den verdienten Lohn auszahlt. 28 Wenn der eine baut und der andere niederreißt, dann haben beide viel Mühe gehabt; sonst ist nichts dabei herausgekommen. 29 Wenn der eine segnet und der andere verflucht, auf welchen von ihnen soll der Herr dann hören? 30 Wenn jemand durch die Berührung eines Toten unrein geworden ist und sich durch ein Bad gereinigt 93


hat, darauf aber den Toten wieder berührt, welchen Wert hat dann sein Bad? 31 So ist es auch mit dem, der wegen seiner Verfehlungen fastet und anschließend dasselbe Unrecht wieder begeht. Findet er noch einmal einen, der sein Gebet erhört? Was nützt es ihm, dass er sich so kasteit hat?

Kapitel 35 1 Das Gesetz befolgen heißt: die Opfergaben an Gott vervielfachen. 2 Wer sich nach Gottes Geboten richtet, bringt ihm damit ein Mahlopfer. 3 Eine Wohltat erweisen zählt als ein Speiseopfer, 4 und den Armen helfen als ein Dankopfer. 5 Sich von allem Bösen fern halten ist eine Opfergabe, an der Gott Freude hat; und wer Unrecht meidet, bringt ihm damit ein Sühneopfer. 6 Komm trotzdem nicht mit leeren Händen in den Tempel des Herrn; 7 denn alle diese Opfer hat er angeordnet. 8 Wenn jemand, der dem Herrn gehorcht, sein Opfer darbringt und das Fett auf dem Altar verbrannt wird, steigt der Wohlgeruch hinauf zu Gott, dem Höchsten. 9 Der Herr wird sein Opfer annehmen und den Teil, der für ihn verbrannt wird, nicht übersehen. 10 Ehre den Herrn durch großzügige Opfergaben; sei nicht kleinlich, wenn du ihm die ersten Früchte von deiner Ernte bringst! 94


11 Bring ihm alle deine Gaben mit einem fröhlichen Gesicht; und wenn du für ihn den Zehnten entrichtest, tu es mit Freude! 12 Gib Gott, dem Höchsten, so wie er dir gegeben hat; tu es freigebig und nach Vermögen! 13 Der Herr wird es dir vergelten, siebenfach wird er es dir zurückgeben. Gott sorgt für das Recht 14 Versuche nicht, den Herrn mit Opfern zu bestechen, er nimmt sie nicht an! 15 Verlass dich auch nicht auf Opfergaben, die du durch Unrecht an dich gebracht hast; denn der Herr sorgt für das Recht und vor ihm sind alle gleich. 16 Er ist nicht voreingenommen für die Reichen, und wenn einem Armen Unrecht geschehen ist, hört er auf sein Gebet. 17 Niemals überhört er den Hilferuf der Waisen oder die Klage einer Witwe. 18 Er sieht die Tränen, die über ihre Wangen laufen, 19 und hört ihren Schrei, ihre Anklage gegen den, der die Tränen verursacht hat. 20 Wer dem Herrn so dient, wie es vor ihm recht ist, wird angenommen und seine Bitten erreichen den Himmel. 21 Das Gebet der Armen, die nur noch von Gott etwas erwarten, durchdringt die Wolken. Es gibt sich erst zufrieden, wenn es sein Ziel erreicht hat. Es gibt keine Ruhe, bis Gott, der Höchste, eingreift 95


22 und den Seinen Recht verschafft. Der Herr lässt nicht auf sich warten. Er hat nicht lange Geduld mit den Verbrechern; für ihre Grausamkeit wird er ihnen die Knochen zerschmettern. 23 Er wird den Fremden, die ihn nicht ehren, ihr Tun vergelten; alle Vermessenen wird er ausrotten und die Macht seiner Feinde zerbrechen. 24 Jedem Menschen wird er geben, was er aufgrund seiner Taten und Absichten verdient. 25 Er wird seinem Volk zum Recht verhelfen und es durch sein Erbarmen zur Freude führen. 26 Wenn er sich in der Zeit der Not über uns erbarmt, dann ist das so erquickend wie Regen in einem dürren Sommer.

Kapitel 36 Gebet um Hilfe für Israel 1 Hab Erbarmen mit uns, du Herr und Gott der ganzen Welt! 2 Stürze alle Völker in Angst und Schrecken! 3 Streck deine Hand aus zum Kampf gegen die fremden Völker, damit sie deine Macht erkennen! 4 Als du uns gestraft hast, hast du sie an uns sehen lassen, wie heilig du bist. Lass uns nun an ihnen sehen, wie gewaltig du bist! 5 Lass sie erkennen, wie wir es erkannt haben, dass es keinen anderen Gott gibt, nur dich, Herr!

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6 Zeig uns neue Wunder, wiederhole deine staunenswerten Taten! 7 Mach den Ruhm deiner starken Hand noch größer! 8 Fach deinen Zorn an wie ein Feuer, schütte ihn aus 9 über unsere Feinde, um sie zu vernichten! 10 Lass bald die Zeit kommen, die du bestimmt hast; mach deinen Schwur wahr, damit alle Welt von deinen gewaltigen Taten spricht! 11 Im Feuer deines Zornes sollen alle umkommen, die sich bis jetzt noch retten konnten! Sie, die dein Volk gequält haben, sollen den Untergang finden! 12 Zerschmettere die Köpfe der feindlichen Herrscher, die behaupten: »Außer uns zählt niemand!« 13 Bring die Stämme der Nachkommen Jakobs wieder zusammen! 16 Gib ihnen ihr Land wieder, das du ihnen am Anfang als Besitz zugeteilt hast! 17 Herr, hab Erbarmen mit dem Volk, das deinen Namen trägt, mit Israel, das du deinen erstgeborenen Sohn genannt hast! 18 Hab Mitleid mit Jerusalem, der Stadt, in der dein Heiligtum steht und die du erwählt hast, um dort zu wohnen! 19 Erfülle die Zionsstadt mit deinem Ruhm und deinen Tempel2 mit deiner Herrlichkeit! 20 Bekenne dich zu deinem Volk, das du am Anfang geschaffen hast! Lass die Zusagen in Erfüllung gehen, die in deinem Namen ausgesprochen wurden! 21 Belohne alle, die auf dich warten, damit deine Propheten als zuverlässige Boten bestätigt werden. 97


22 Herr, erhöre die Bitte deiner Diener; du warst doch immer gut zu deinem Volk. Dann werden alle auf der Erde erkennen, dass du der Herr bist, der ewige Gott. Über die Wahl der Ehefrau 23 Der Magen verträgt zwar alle möglichen Speisen; aber die einen sind besser als die anderen. 24 Wie der Gaumen einen Wildbraten sofort herausschmeckt, so kann ein kluger Verstand Lügen herausfinden. 25 Ein Ränkeschmied macht anderen das Leben schwer; aber ein erfahrener Mann weiß, wie er es ihm heimzahlt. 26 Eine Frau muss jeden Mann nehmen, der sie heiraten will; aber ein Mann kann unter den Mädchen das beste auswählen. 27 Die Schönheit einer Frau bringt das Gesicht des Mannes zum Strahlen; für seine Augen gibt es keinen schöneren Anblick. 28 Wenn sie dazu noch freundlich und einfühlend ist, zählt ihr Mann nicht zu den gewöhnlichen Sterblichen. 29 Wer eine solche Frau gewinnt, gewinnt das Beste, das er je bekommen kann: eine Hilfe, wie er sie braucht, und eine feste Stütze. 30 Wo der Zaun fehlt, kann jeder Dieb das Grundstück plündern. Wo die Frau fehlt, irrt der Mann klagend umher. 31 Niemand vertraut einem flinken Räuber, der von einer Stadt zur anderen eilt. Genauso wenig vertraut man einem Mann, der kein Heim hat und jede Nacht dort schläft, wo er sich gerade befindet. 98


Kapitel 37 Über wahre und falsche Freunde 1 Jeder kann sagen: »Ich bin dein Freund.« Aber mancher ist es nur dem Namen nach. 2 Der Schmerz, den du empfindest, wenn ein vertrauter Freund zum Feind wird, ist so schlimm wie der Tod. 3 Die Neigung zum Bösen in uns, wie konnte sie nur entstehen? Wie konnte sie die Erde mit Falschheit überschwemmen? 4 Da genießt einer alle Freuden am Tisch seines Freundes; aber sobald es dem Freund schlecht geht, wendet er sich gegen ihn. 5 Solange er etwas für seinen Bauch bekommt, ist er bereit, mit seinem Freund zu leiden. Doch wenn es zum Kampf kommt, verschwindet er hinter seinem Schild. 6 Einen Freund darfst du nie vergessen, erst recht nicht, wenn du reich wirst. Über gute und schlechte Ratgeber 7 Jeder Ratgeber hält seinen Plan für den besten; aber mancher sucht mit seinem Rat nur den eigenen Vorteil. 8 Sei vorsichtig, wenn dir einer gute Ratschläge geben will! Finde heraus, was er damit bezweckt; denn für sich selbst plant er zuerst. Dann zieht er für dich das schlechtere Los 9 und sagt: »Es sieht gut für dich aus.« In sicherem Abstand bleibt er stehen und wartet ab, was mit dir geschieht. 99


10 Hol dir keinen Rat bei jemand, der dir nichts gönnt! Und einem Menschen, der neidisch auf dich ist, sag nichts von deinen Plänen! 11 Berate dich nie mit einer Frau über ihre Rivalin,1 mit einem Feigling über den Krieg, mit einem Händler über ein gutes Geschäft, mit einem Käufer über das Verkaufen, mit einem Geizhals über Dankbarkeit, mit einem Unbarmherzigen über Güte, mit einem Faulenzer über eine Arbeit, mit einem Gelegenheitsarbeiter über ein Werk vieler Jahre, mit einem trägen Diener über eine schwierige Aufgabe. Erwarte von keinem dieser Leute einen brauchbaren Rat! 12 Halte dich vielmehr an jemand, der Gott ernst nimmt und von dem du weißt, dass er die Gebote befolgt. Halte dich an einen, der so denkt und fühlt wie du und dem es genauso wehtut wie dir, wenn dir etwas misslingt. 13 Und verlass dich auf dein eigenes Gewissen, es ist dein zuverlässigster Ratgeber! 14 Dein eigenes Empfinden sagt dir für gewöhnlich mehr als sieben Wächter, die auf einer Anhöhe Ausschau halten. 15 Vor allem aber bitte Gott, den Höchsten, dich immer auf den richtigen Weg zu bringen. Über Weisheit und nutzloses Wissen 16 Der Anfang jeder Tat ist das Gespräch; vor jedem Unternehmen kommt die Unterredung. 17-18 Die Entscheidung, die ein Mensch trifft, kann in vier verschiedene Richtungen führen: zum Guten oder 100


zum Bösen, zum Leben oder zum Tod. Und deine Zunge kann andere Menschen in jede dieser Richtungen lenken. 19 Mancher ist so klug, dass er andere belehren kann, aber nicht klug genug, um sich selber zu helfen. 20 Mancher kann geschickt mit Worten umgehen; aber er muss hungern, weil ihn niemand leiden kann. 21 Der Herr hat ihm keine Liebenswürdigkeit geschenkt, weil von wirklicher Weisheit nichts bei ihm zu finden ist. 22 Mancher ist nur für sich selbst weise und von seinem Wissen hat er allein den Nutzen. 23 Ein wirklich weiser Mann belehrt sein Volk und seine Belehrung hat beständigen Nutzen. 24 Ein solcher Mann wird von allen gerühmt; alle, die ihn kennen, preisen ihn glücklich. 25 Ein Mensch lebt nur eine bestimmte Zahl von Jahren; aber die Lebensjahre Israels kann man nicht zählen. 26 Ein Weiser gewinnt das Vertrauen seines Volkes und sein Name wird für alle Zeiten fortleben. Über Gesundheit und Krankheit 27 Mein Sohn, während deines ganzen Lebens prüfe dich selbst! Wenn du merkst, dass dir etwas nicht bekommt, dann verweigere es dir! 28 Nicht jeder kann alles vertragen und nicht alles ist für alle gleich gut. 29 Sei maßvoll bei jeder Art von Genuss, stürze dich nicht gierig auf das Essen! 30 Zu viel Essen macht krank und Maßlosigkeit führt nur zu Bauchschmerzen. 101


31 Gefräßigkeit hat schon viele umgebracht; wer sie vermeidet, lebt länger.

Kapitel 38 1 Gib dem Arzt die gebührende Ehre; denn du brauchst ihn und der Herr hat seinen Berufsstand eingesetzt. 2 Gott, der Höchste, gibt dem Arzt das Wissen und der König belohnt ihn mit Geschenken. 3 Sein Können gibt ihm großes Ansehen, sogar mächtige Leute bewundern ihn. 4 Der Herr bringt auch die Heilmittel aus der Erde hervor. Ein vernünftiger Mensch wird deshalb nicht zögern, sie zu gebrauchen. 5 Hat nicht ein Stück Holz einmal bitteres Wasser trinkbar gemacht und dadurch Gottes Macht erwiesen? 6 Gott hat den Menschen das Wissen um diese Heilmittel gegeben, damit sie ihn für seine Wunder preisen. 7 Durch sie heilt er die Menschen und lindert ihre Schmerzen; der Apotheker bereitet eine Mischung daraus. 8 Gottes Schaffen ist nicht zu Ende; von ihm kommen Gesundheit und Wohlbefinden für die Menschen auf der ganzen Erde. 9 Mein Sohn, wenn du krank wirst, nimm es nicht auf die leichte Schulter! Bete zum Herrn, er wird dich wieder gesund machen. 10 Hör auf, Unrecht zu tun; tu, was recht ist; entferne jede Art von Sünde aus deinem Herzen! 102


11 Bring dem Herrn ein Brandopfer, das ihm Freude macht, und auch den Teil des Speiseopfers, der für ihn verbrannt wird! Gib reichlich Öl dazu, mehr als üblich ist! 12 Dann lass den Arzt kommen; denn der Herr hat ihn eingesetzt. Er soll an deiner Seite bleiben, du brauchst ihn! 13 Es gibt Augenblicke, in denen deine Wiederherstellung von seiner Kunst abhängt. 14 Auch er betet zum Herrn, dass der es ihm gelingen lässt, Schmerzen zu lindern und das Leben zu erhalten. 15 Wer gegen seinen Schöpfer sündigt, verdient es, den Arzt nötig zu haben! Über das Verhalten bei Todesfällen 16 Mein Sohn, wenn jemand stirbt, dann weine und klage über ihn. Zeig, dass es dir nahe geht! Gib ihm ein ordentliches Begräbnis und vernachlässige sein Grab nicht. 17 Klage laut über seinen Tod und vergieß heiße Tränen. Ehre ihn, wie es sich gehört, und halte die Trauerzeit ein, einen Tag oder zwei, um das Gerede der Leute zu vermeiden. Dann aber fasse dich wieder in deinem Schmerz! 18 Die Trauer kann dir alle Kraft rauben und dir sogar den Tod bringen. 20 Darum überlass dich nicht deiner Trauer, schüttle sie ab und denk daran, dass auch für dich das Ende kommt.

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21 Vergiss nicht, dass du den Toten nicht zurückholen kannst. Ihm kannst du nicht mehr nützen, aber dir selbst kannst du schaden! 22 Erinnere dich daran, dass sein Schicksal auch deines ist: Gestern er – morgen du! 23 Wenn jemand zur letzten Ruhe gelegt worden ist, dann lass auch die Erinnerung an ihn zur Ruhe kommen! Wenn der Lebensgeist ihn verlassen hat, tröste dich über den Verlust! Das Weisheitsstudium als Beruf und die übrigen Berufe 24 Um Weisheit zu erlangen, braucht ein Gelehrter viel Zeit zum Studieren. Nur wer von anderen Arbeiten frei ist, kann dieses Ziel erreichen. 25 Wie soll einer weise werden, der ständig den Pflug führt und dessen ganzer Stolz der Stock ist, mit dem er seine Zugtiere antreibt – der sich nur um die Arbeit seiner Rinder kümmert und sich nur mit seinen Stierkälbern unterhält? 26 Seine Aufmerksamkeit richtet er darauf, gerade Furchen zu ziehen, und bis in die Nacht hinein ist er damit beschäftigt, seine Kühe zu füttern. 27 Ebenso geht es dem Handwerker oder Künstler. Tag und Nacht denkt er an nichts anderes, als Siegel zu gravieren oder unermüdlich seine bunten Webmuster zu wechseln. Seine Aufmerksamkeit richtet er darauf, naturgetreue Abbilder zu schaffen, und bis in die Nacht hinein arbeitet er an der Vollendung seines Werkes. 28 Ebenso geht es dem Schmied an seinem Amboss. Seine Gedanken sind bei dem Stück Eisen, das er 104


bearbeitet. Der glühende Atem des Feuers lässt seinen Körper dahinschmelzen, ständig hat er mit der Hitze zu kämpfen. Vom Dröhnen des Hammers werden seine Ohren taub, seine Augen hängen an dem Modell, das er nachbilden soll. Seine Aufmerksamkeit richtet er darauf, seine Arbeit zu vollenden, und bis in die Nacht hinein arbeitet er daran, sie bis zur Vollkommenheit zu verbessern. 29 Ebenso geht es dem Töpfer, der an seiner Arbeit sitzt und mit den Füßen die Scheibe dreht. Andauernd ist er in Sorge, ob ihm das Stück gelingt und wie viele er schaffen kann. 30 Mit den Füßen macht er den zähen Ton geschmeidig, um ihn mit den Händen formen zu können. Seine Aufmerksamkeit richtet er darauf, eine tadellose Glasur zu erreichen, und bis in die Nacht hinein ist er damit beschäftigt, seinen Brennofen zu reinigen. 31 Sie alle vertrauen auf ihre Hände und jeder ist ein Könner in seinem Beruf. 32 Ohne sie würden keine Städte gebaut, niemand könnte darin wohnen oder dorthin reisen. Aber in der Ratsversammlung fragt man nicht nach ihrer Meinung. 33 In der Gemeinde erreichen sie niemals eine ehrenvolle Stellung. Sie sitzen nicht auf dem Stuhl des Richters und kennen sich nicht aus in den Bestimmungen des Rechtes. Für Bildung und Rechtswesen ist von ihnen nichts zu erwarten, kluge Worte wirst du von ihnen nicht hören. 34 Aber sie halten diese Welt in Gang und ihr Gebet besteht in der Ausübung ihres Berufes. Ganz anders 105


steht es mit dem, der sich der Erforschung des Gesetzes widmet, das Gott, der Höchste, gegeben hat.

Kapitel 39 1 Er untersucht die Weisheit aller früheren Lehrer und befasst sich mit den Worten der Propheten. 2 Er bewahrt die Reden berühmter Männer im Gedächtnis und folgt dem Gang ihrer Überlegungen. 3 Er erforscht den verborgenen Sinn der Sprichwörter und geht den rätselhaften Anspielungen der Gleichnisse auf den Grund. 4 Einflussreiche Leute nehmen seinen Dienst in Anspruch, Regierende rufen ihn zu sich. In ihrem Auftrag bereist er fremde Länder, denn er kennt aus Erfahrung die guten und schlechten Seiten der Menschen. 5 Schon frühmorgens widmet er seine ganze Aufmerksamkeit dem Herrn, seinem Schöpfer. Er wendet sich im Gebet an Gott, den Höchsten, und bittet ihn um Vergebung seiner Schuld. 6 Und wenn es dem Herrn, diesem großen Gott, gefällt, erfüllt er ihn mit Verständnis. Dann strömen einsichtsreiche Worte aus ihm hervor und mit seinem Gebet preist er den Herrn. 7 Er hat klares Wissen und gute Einsicht und ergründet die Geheimnisse Gottes. 8 In der Unterweisung, die er gibt, zeigt sich die Erziehung, die er bekommen hat. Sein ganzer Stolz ist 106


das Gesetz, das der Herr seinem Volk gegeben hat, als er den Bund mit ihm schloss. 9 Viele rühmen die Einsicht eines solchen Mannes; sie wird niemals vergessen werden, denn über Generationen hin werden sich Menschen an ihn erinnern. 10 Fremde Völker werden von seiner Weisheit reden und die Gemeinde des Herrn wird seinen Ruhm ausbreiten. 11 Wenn er ein langes Leben hat, wird sein Name berühmter als die Namen von tausend anderen. Und wenn er sich zur letzten Ruhe legt, kann er zufrieden sein. Ein Lied zur Ehre des Herrn 12 Ich habe noch weiter nachgedacht und gleiche jetzt dem vollen Mond: Ich bin voller Gedanken und muss sie aussprechen. 13 Hört auf mich, meine treuen Söhne, dann werdet ihr wachsen wie ein Rosenstock am Bachufer. 14 Wie der Weihrauch werdet ihr Duft verströmen, wie Lilien werdet ihr blühen. Singt gemeinsam mit lauter Stimme, preist den Herrn für alle seine Taten! 15 Verkündet seinen Ruhm, ehrt ihn mit euren Liedern! Schlagt die Harfen und singt dazu: 16 Wie gut ist alles, was der Herr gemacht hat! Was er befiehlt, geschieht zur rechten Zeit. 17 Du brauchst nicht zu fragen: »Was ist denn dies?«, und auch nicht: »Wozu ist das da gut?« Denn jedes ist nötig zu seiner Zeit. Er sprach und das Wasser türmte 107


sich zu Haufen; er befahl und es sammelte sich in Speichern. 18 Sein Befehl lässt geschehen, was ihm gefällt, und wenn er hilft, kann niemand es hindern. 19 Er sieht alles, was die Menschen tun, vor seinem Blick kann sich keiner verstecken. 20 Alles behält er genau im Auge, von Urzeiten an bis zum letzten Ende; nichts ist für ihn fremd und unbegreiflich. 21 Darum sollst du nicht fragen: »Was ist denn dies?«, und auch nicht: »Wozu ist das da gut?« Denn alles, was Gott schuf, hat seinen Zweck. 22 Sein Segen bedeckt das Land wie ein Strom und tränkt den trockenen Boden wie eine Flut. 23 Doch die Völker bekommen seinen Zorn zu spüren, wie damals, als er wasserreiches Land zu einer salzigen Wüste machte. 24 Für die Seinen sind seine Wege eben, doch für Verbrecher voll von Hindernissen. 25 Gleich am Anfang schuf er Gutes für die Guten und ebenso Schlechtes für die Sünder. 26 Was der Mensch vor allem zum Leben braucht, ist Wasser und Feuer, Eisen und Salz, feines Weizenmehl, Milch und Honig, Wein, Olivenöl und Kleidung. 27 Dies alles dient den Treuen zum Guten, doch für Sünder verwandelt es sich in Schlechtes. 28 Die Stürme hat Gott zur Vergeltung geschaffen, ihr Wüten gleicht schweren Geißelhieben. Wenn die Zeit der Bestrafung gekommen ist, zeigen sie ihre ganze Gewalt, bis der Zorn ihres Schöpfers sich wieder legt. 108


29 Feuer und Hagel, Hunger und Pest, auch sie hat Gott zum Strafen geschaffen. 30 Reißende Tiere, Skorpione und Schlangen, das Schwert, das die Verbrecher vernichtet, 31 sie gehorchen mit Freuden seinem Befehl. Sie stehen auf der Erde für ihn bereit, bis ihr Augenblick gekommen ist; dann tun sie unfehlbar, was er verlangt. 32 Dies alles stand von Anfang an für mich fest. Deshalb habe ich darüber nachgedacht und es schließlich niedergeschrieben: 33 Alles, was der Herr geschaffen hat, ist gut. Wenn etwas fehlt, dann schafft er es herbei. 34 Von dem, was er tut, kann niemand behaupten, das eine sei schlechter als das andere; denn zur rechten Zeit hat jedes seinen Wert. 35 Darum singt nun und jubelt mit Herz und Mund und preist den Namen eures Herrn!

Kapitel 40 Über das Schicksal des Menschen 1 Viel Unruhe ist jedem Menschen in die Wiege gelegt worden. Auf allen liegt eine schwere Last, angefangen von dem Tag, an dem sie aus dem Schoß ihrer Mutter hervorkommen, bis zu dem Tag, an dem sie zurückkehren in den Schoß der Erde, der Mutter aller Geschöpfe.

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2 Ihre Herzen sind voller Angst, ihr Grübeln und ihr besorgtes Fragen kreist um das, was auf sie wartet: um den Tag ihres Todes. 3 Darin geht es allen gleich: dem, der auf strahlendem Thron sitzt, wie dem, der in Staub und Asche kauert; 4 dem, der Purpurgewand und Krone trägt, wie dem, der sich in Lumpen hüllt. 5 Jeder erfährt Zorn und Eifersucht, Aufregung und Unruhe, Todesangst und Hass und Streit. Sogar nachts, wenn der Mensch auf seinem Bett Ruhe sucht, verwirren Träume seine Gedanken. 6 Ruhe findet er so gut wie keine. Bilder schrecken ihn auf und es geht ihm nicht besser als am hellen Tag. Aus seinem Inneren steigen sie auf und ängstigen ihn. Er sieht sich auf der Flucht vor dem Feind. 7 Und wenn er gerade meint, es sei um ihn geschehen, wacht er auf und kann es kaum fassen, dass seine Furcht völlig grundlos war. 8 Alle Geschöpfe, Menschen wie Tiere, haben das gleiche Schicksal; aber die Sünder trifft es siebenfach: 9 Tod, Blutvergießen, Streit und Krieg, Katastrophen, Hungersnot, Verwüstung und Seuche. 10 Das alles wurde für die geschaffen, denen das Gesetz Gottes gleichgültig ist; ihretwegen kam einst auch die große Flut. 11 Alles, was aus der Erde hervorgegangen ist, kehrt auch in die Erde zurück, so wie alles Wasser ins Meer zurückfließt.

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Über Vergängliches und Bleibendes 12 Alles, was auf Bestechung und Unrecht gegründet ist, wird vergehen. Was aber durch Treue entsteht, bleibt für immer bestehen. 13 Wer Unrecht tut, dessen Wohlstand ist wie ein Sturzbach, der plötzlich versiegt, oder ein verhallender Donnerschlag beim Gewitter. 14 Er hält die Hände auf und freut sich; aber weil er das Gesetz übertritt, zerrinnt ihm am Ende alles zwischen den Fingern. 15 Die Kinder von Menschen, die Gott missachten, werden nicht viele Nachkommen haben; sie gleichen Pflanzen, die auf hartem Felsen Wurzeln treiben wollen. 16 Sie sind wie Riedgras, das am Ufer der Flüsse wächst und früher ausgerissen wird als jedes andere Gras. 17 Freundlichkeit aber ist wie ein fruchtbarer, herrlicher Garten und Wohltaten bleiben für immer im Gedächtnis. Die höchsten Güter 18 Angenehm leben kann jemand von seinem Besitz oder vom Ertrag seiner Arbeit, aber noch mehr, wenn er einen Schatz entdeckt. 19 Der Name eines Mannes bleibt bestehen, wenn er Kinder hat oder eine Stadt gründet, aber noch mehr, wenn er Weisheit erlangt. Wenn einer Vieh und Äcker besitzt, wird er weithin bekannt, aber noch mehr, wenn er eine tugendhafte Frau hat. 20 Wein und Musik erfreuen das Herz; aber noch mehr erfreut die Liebe zur Weisheit. 111


21 Flöte und Harfe verschönern den Gesang; aber noch mehr erfreut die Gabe wohlklingender Rede. 22 Anmut und Schönheit entzücken das Auge; aber noch mehr entzückt junges Grün auf den Feldern. 23 Es ist eine glückliche Stunde, wenn du einem Freund oder Gefährten begegnest; aber noch glücklicher ist es, wenn Frau und Mann einander begegnen. 24 Brüder und Helfer stehen dir im Notfall bei; aber noch mehr Hilfe erwächst dir aus den Wohltaten, die du anderen erwiesen hast. 25 Durch Gold und Silber findet man Sicherheit, aber noch mehr durch einen guten Rat. 26 Durch Wohlstand und Kraft bekommst du Selbstvertrauen, aber noch mehr durch Ehrfurcht vor dem Herrn. Wenn du sie hast, dann fehlt dir nichts; du brauchst keine andere Hilfe zu suchen. 27 Die Ehrfurcht vor dem Herrn ist wie ein fruchtbarer, herrlicher Garten; sie ist ein besserer Schutz als aller Ruhm. Über das Betteln 28 Mein Sohn, verbring dein Leben nicht als Bettler! Lieber sterben als betteln! 29 Wer stets nach fremden Tischen schielt, hat ein erbärmliches Leben. Er Verunreinigt sich mit fremden Speisen, die jeder Mensch mit Verstand und Erziehung meidet. 30 Wer kein Schamgefühl hat, dem schmeckt das erbettelte Brot süß; aber in seinem Bauch müsste es wie Feuer brennen. 112


Kapitel 41 Über den Tod 1 Tod – wie bitter ist der Gedanke an dich für jemand, der zufrieden und sorgenfrei in seinem Heim lebt, dem alles gelingt und der noch genügend bei Kräften ist, um Freuden zu genießen! 2 Tod – wie willkommen ist dein Urteilsspruch für jemand, der in Armut lebt, dessen Kräfte schwinden, der durch hohes Alter und viele Sorgen lebensmüde geworden ist, sich gegen alles auflehnt und die Geduld verloren hat! 3 Hab keine Angst vor dem Urteilsspruch des Todes! Denk an alle, die dir vorausgegangen sind, und an die, die nach dir kommen. 4 Der Herr hat den Tod über alle Geschöpfe verhängt. Was nützt es, sich gegen das zu sträuben, was ihm, dem Höchsten, gefällt? Ob du zehn, hundert oder tausend Jahre lebst, in der Totenwelt fragt niemand mehr danach. Über das Schicksal der Sünder 5 Die Kinder von Sündern werden verabscheuenswerte Menschen; sie wachsen in einer Umgebung auf, wo niemand Gott ernst nimmt. 6 Ihr Erbbesitz geht zugrunde und ihre Nachkommen werden in bleibender Schande leben.

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7 Die Kinder eines Sünders werden dem Vater sein verkehrtes Leben vorwerfen, das solche Schande über sie gebracht hat. 8 Weh euch Männern, die ihr Gott nicht ernst nehmt und das Gesetz des Höchsten verlassen habt! 9 Ihr wurdet geboren, um verflucht zu werden, und wenn ihr sterbt, wird der Fluch euch begleiten. 10 Alles, was aus der Erde hervorgegangen ist, wird in die Erde zurückkehren. So geht es auch denen, die Gott nicht ernst nehmen: Unter dem Fluch fangen sie an und sie enden im Verderben. 11 Wenn ein Mensch stirbt, gilt die Trauer dem toten Körper. Aber bei Sündern stirbt auch der Name, weil er nicht durch gute Taten in Erinnerung bleibt. 12 Darum erwirb dir einen guten Ruf; er wird dich länger überleben als tausend riesige Goldschätze. 13 Gute Tage sind gezählt; aber ein guter Name bleibt für immer. Wovor man sich schämen soll 14 Ihr jungen Leute, richtet euch nach dem, was ich euch beigebracht habe; dann könnt ihr in Frieden leben. Weisheit, die jemand für sich behält, ist wie ein vergrabener Schatz – beide sind nutzlos. 15 Ein Mensch, der seine Dummheit versteckt, handelt besser als einer, der seine Weisheit versteckt. 16 Deshalb will ich euch sagen, wovor ihr euch schämen sollt. Denn nicht jede Art von Scham ist angebracht und nur wenige Leute haben in jedem Fall ein zuverlässiges Urteil. 114


17 Schämt euch vor Vater und Mutter, ein unzüchtiges Leben zu führen, vor Herrschern oder Mächtigen, eine Lüge auszusprechen, 18 vor einem Richter oder Vorsteher, Verbrechen zu begehen, vor der Gemeinde und dem Volk, das Gesetz zu übertreten, vor einem Geschäftspartner oder Freund, treulos zu handeln, 19 vor den Leuten eures Wohnortes, etwas zu stehlen. Schäm dich davor, einen Schwur oder Vertrag zu brechen, beim Essen die Ellbogen auf den Tisch zu stützen, jemand zu verwünschen, der um eine Gabe bittet, 20 einen Gruß nicht zu erwidern, eine Prostituierte anzusehen, 21 die Bitte eines Verwandten abzuschlagen, jemand etwas vorzuenthalten, das ihm zusteht, die Frau eines anderen anzustarren, 22 mit seiner Sklavin anzubändeln oder gar dich ihrem Bett zu nähern, deine Freunde zu beschimpfen oder es ihnen vorzuhalten, wenn du ihnen einmal etwas geschenkt hast,

Kapitel 42 Wovor man sich nicht schämen soll 1 Gerüchte weiterzutragen, etwas Vertrauliches auszuposaunen. In all diesen Fällen ist Scham angebracht. Wenn du dich entsprechend verhältst, werden die Leute dich achten. Es gibt aber auch Fälle, in 115


denen Scham fehl am Platz ist; da würdest du dich schuldig machen, wenn du falsche Rücksicht nimmst. 2 Schäm dich nicht, dich zum Gesetz des Höchsten und zum Bund mit ihm zu bekennen, dich an das Recht zu halten, weil du sonst einen Schuldigen freisprechen könntest, 3 mit einem Geschäftspartner oder Reisegefährten die Kosten abzurechnen, mit anderen ein Erbe zu teilen, 4 genaue Gewichte und Maße zu benutzen, großen oder kleinen Besitz zu erwerben, 5 beim Kaufen und Verkaufen über den Preis zu verhandeln, deine Kinder mit Strenge zu erziehen, einem boshaften Sklaven den Rücken blau zu schlagen. 6 Wenn du deiner Frau nicht trauen kannst oder wenn in deinem Haus zu viele Hände sind, tust du gut daran, deine Wertsachen unter Verschluss zu halten. 7 Mach eine genaue Aufstellung von allem, was du in Verwahrung gibst oder nimmst! Schreib auch alle Ausgaben und Einnahmen auf! 8 Schäm dich nicht, einen uneinsichtigen Dummkopf zurechtzuweisen, ebenso auch den Greis, der wegen Unzucht angeklagt ist. Durch all das zeigst du, dass du eine gute Erziehung genossen hast, und alle werden deinem Verhalten zustimmen. Über die Sorgen mit Töchtern und Frauen 9 Eine Tochter hält ihren Vater ständig in Unruhe, auch wenn er es sich nicht anmerken lässt. Die Sorgen um sie rauben ihm den Schlaf. Solange sie jung ist, sorgt er sich, sie könnte vor der Heirat verblühen, und wenn sie 116


verheiratet ist, sie könnte von ihrem Mann verstoßen werden. 10 Wenn sie noch Jungfrau ist, hat er die Sorge, sie könnte verführt werden und ein Kind bekommen, während sie noch im Haus des Vaters wohnt. Und wenn sie einen Mann hat, sorgt er sich, sie könnte diesem untreu werden, oder es könnte sich herausstellen, dass sie keine Kinder bekommt. 11 Auf eine hemmungslose Tochter musst du scharf aufpassen. Sonst bringt sie es so weit, dass deine Feinde dich verspotten, die ganze Stadt über dich redet, das Volk zusammengerufen wird und du mit Schande bedeckt vor der großen Versammlung stehst. 12 Sieh bei keinem Menschen auf Schönheit! Setz dich nicht zum Gespräch in einen Kreis von Frauen! 13 Denn aus einer Frau kommt Bosheit hervor, ebenso wie aus einem Kleidungsstück Motten. 14 Selbst die Schlechtigkeit eines Mannes ist immer noch besser als die Güte einer Frau und eine schändliche Frau bringt ihren Mann in Schande. Gottes Größe in der Schöpfung 15 Ich will an die Werke des Herrn erinnern und beschreiben, was ich gesehen habe. Durch seine Worte entstanden seine Werke und sein Befehl wurde ausgeführt unter seinem Segen. 16 Die Sonne blickt strahlend auf alles herab, vom Glanz des Herrn ist die Schöpfung erfüllt. 17 Selbst seine Engel sind nicht imstande, von all den Wundern zu erzählen, die der Herr der Welt fest 117


aufgerichtet hat, sodass durch seine Macht das All besteht. 18 Er blickt in das Meer und ins menschliche Herz und durchschaut sie beide bis auf den Grund. Denn er, der Höchste, hat alles Wissen, er kennt die Zeichen der wechselnden Zeiten. 19 Er tut kund, was einst war und was kommen wird; die verstecktesten Spuren deckt er auf. 20 Nicht ein Gedanke kann ihm entgehen, kein einziges Wort bleibt ihm verborgen. 21 Die herrlichen Werke seiner Weisheit, er hat sie alle genau geordnet. Er ist derselbe seit uralten Zeiten und wird es für immer und ewig bleiben. Nichts ist hinzuzutun, nichts wegzunehmen, nie braucht er jemand, der ihn berät. 22 Wie wundervoll sind alle seine Werke, bis hin zum kleinsten sichtbaren Funken! 23 Und all das lebt und besteht für immer; für alles, was nötig ist, ist gesorgt. 24 Alle Dinge sind paarweise da, eins ist das Gegenstück zum anderen. Und keins hat er fehlerhaft geschaffen, 25 eins macht die Güte des anderen vollkommen. Wer kann jemals genug sehen von dieser Pracht?

Kapitel 43 1 Wie herrlich ist der Himmel anzuschauen! Wie klar und prachtvoll ist sein Gewölbe!

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2 Die Sonne verkündet's bei ihrem Aufgang. Wie bewundernswert ist dieses Gestirn, das Gott, der Höchste, geschaffen hat! 3 Wenn sie am Mittag hoch oben steht, dörrt sie das Land aus durch ihre Strahlen. Wer hält ihrer glühenden Hitze stand? 4 Zum Schmelzen und Brennen heizt man den Ofen – die Sonne brennt dreimal so heiß auf die Berge; ihr feuriger Atem weht über die Erde, ihre flammenden Strahlen blenden das Auge. 5 Wie groß ist der Herr! Er hat sie gemacht, auf seinen Befehl durcheilt sie ihre Bahn. 6 Zur bestimmten Zeit erscheint auch der Mond, ein ewiges Zeichen der wechselnden Zeiten, 7 eine Leuchte, die abnimmt, bis sie verschwindet. Er gibt das Signal für die großen Feste, 8 auch der Monat hat von ihm den Namen. Wie schön, wenn er wechselt und wieder wächst! Ein leuchtendes Banner der himmlischen Heere, so strahlt er vom hohen Gewölbe herab. 9 Herrlich ist der Himmel beim Glanz der Sterne! Welch funkelnder Schmuck an den Höhen des Herrn! 10 Er, der Heilige, hat ihren Dienst geordnet und nie ermüden sie auf ihrer Wacht. 11 Sieh den Regenbogen, wie prächtig er ist, und preise den, der ihn gemacht hat! 12 Am Himmel erscheint sein strahlender Halbkreis, von der Hand des Höchsten dort ausgespannt. 13 Wenn der Herr es befiehlt, wirbelt Schnee herab, Blitze zucken und vollstrecken sein Gericht. 119


14 Dazu öffnen sich auch seine Vorratskammern und die Wolken fliegen wie Vögel heraus. 15 Seine Kraft presst die Wolken so fest zusammen, dass sie zu Hagelkörnern zerspringen. 16-17 Sein Donner grollt und die Erde erzittert; die Berge schwanken, wenn er sich zeigt. Wenn er es will, weht der Wind von Süden, kommt Sturm von Norden oder Wirbelwind. Wie Vögel, die vom Himmel schweben, wie Heuschrecken, die den Boden bedecken, so lässt er den Schnee herniederfallen. 18 Sein strahlendes Weiß bestaunen die Augen, die wirbelnden Flocken entzücken das Herz. 19 Wie Salz streut der Herr den Reif auf die Erde, der gefriert zu feinen, spitzen Nadeln. 20 Er lässt den kalten Nordwind blasen und die Wasserflächen erstarren zu Eis; auf Teiche und Pfützen senkt sich die Kälte, überzieht sie mit einem Panzerhemd. 21 Der Glutwind dörrt Berge und Steppen aus und verbrennt das Gras wie ein flammendes Feuer. 22 Doch feuchtender Nebel bringt schnelle Heilung und alles erquickt der kühlende Tau. 23 Gott zähmte das Meer nach seinem Plan und setzte die Inseln mitten hinein. 24 Seeleute erzählen von den Gefahren; voll Staunen hören wir ihre Geschichten: 25 Dort im Meer gibt es riesige Ungeheuer und seltsame, wunderliche Geschöpfe. 26 Er bringt seine Boten glücklich ans Ziel und sein Wort hält die ganze Welt zusammen. 120


27 Noch viel mehr könnten wir aufzählen und würden nie ans Ende kommen; der Schluss kann nur lauten: Er ist alles! 28 Nie können wir ihn gebührend preisen; er ist groß, noch viel größer als seine Schöpfung. 29 Der Herr ist gewaltig und ehrfurchtgebietend, unfassbar und herrlich ist seine Macht. 30 Rühmt ihn, erhebt ihn, so hoch ihr nur könnt – er ist höher, als ihr euch vorstellen könnt! Preist ihn unermüdlich mit aller Kraft – ihr werdet doch nie damit fertig werden! 31 Wer hat ihn gesehen und kann ihn beschreiben? Wer kann ihn so preisen, wie er es verdient? 32 Wir kennen nur wenige seiner Werke, viele, noch größere, sind uns verborgen. 33 Alles, alles hat er geschaffen – und den Frommen hat er Weisheit und Erkenntnis geschenkt!

Kapitel 44 1 Drum lasst sie uns preisen, die berühmten Männer, unsere Vorfahren in vergangenen Zeiten! 2 Der Herr hat ihnen hohe Ehren zugeteilt, sie berühmt gemacht seit uralten Tagen. 3 Da waren Herrscher über Königreiche und Männer, bekannt durch ihre Macht; da waren Berater mit tiefer Einsicht und Überbringer prophetischer Botschaft. 4 Da waren besonnene Führer der Leute; sie kannten die Schriften ihres Volkes und belehrten es mit Worten der Weisheit. 121


5 Manche ersannen kunstvolle Weisen, andere schrieben herrliche Gedichte. 6 Da waren Männer mit Reichtum und Einfluss, die ungestört in ihren Häusern lebten. 7 Schon bei Lebzeiten waren sie alle berühmt und wurden von den Menschen gepriesen. 8 Manche erwarben sich so großen Ruhm, dass man noch heute ihre Namen nennt. 9 An andere aber denkt niemand mehr; es ist, als hätten sie nie gelebt. Sie sind gestorben und vergessen, genauso wie später ihre Kinder. 10 Wir wollen jene frommen Männer preisen, deren gute Taten nie vergessen werden. 11 Ihr guter Ruf bleibt als Erbe bestehen für ihre Kinder und Kindeskinder. 12 Ihre Nachkommen halten sich an den Bund und folgen seinen Regeln wie die Väter. 13 Nie sterben ihre Familien aus und ihr Ruhm bleibt für immer unvergessen. 14 Ihre sterblichen Reste werden in Frieden begraben, ihr Name lebt weiter für alle Zeiten. 15 Die Völker erzählen von ihrer Weisheit und die Gemeinde verkündet ihr Lob. Henoch 16 Henoch führte ein Leben, das dem Herrn gefiel; darum wurde er zu ihm in den Himmel geholt. Er gab allen späteren Generationen ein Beispiel der Hinwendung zu Gott. 122


Noach 17 Noach erwies sich als ein Mann, der Gott in jeder Hinsicht die Treue hielt. Als Gott sein Strafgericht schickte, wurde er zum Lösegeld für die Menschheit: Um seinetwillen ließ Gott Menschen auf der Erde übrig, als die große Flut hereinbrach. 18 Gott schloss einen Bund mit ihm, der für immer gültig bleibt. Dabei machte er die Zusage, dass kein zweites Mal eine Flut alle Geschöpfe vernichten werde. Abraham 19 Abraham wurde der große Vater vieler Völker; an Berühmtheit gibt es niemand seinesgleichen. 20 Er hielt sich an das Gesetz des Höchsten und trat in den Bund mit ihm. Durch die Beschneidung bestätigte er den Bund, und als er auf die Probe gestellt wurde, blieb er treu. 21 Deshalb sicherte ihm Gott mit einem Eid zu, seine Nachkommen würden zum Segen für die Völker werden; sie sollten so unzählbar sein wie der Sand auf der Erde und so hoch erhöht wie die Sterne am Himmel, ihr Land würde von einem Meer zum anderen reichen, vom Eufrat bis zu den Enden der Erde. Isaak und Jakob 22 Dieselben Zusagen gab Gott auch Isaak, weil er der Sohn Abrahams war.

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Mose 23 Dann übertrug er den Bund und die Zusage, zum Segen für alle Menschen zu werden, auf Jakob. Er bestätigte die Segenshandlung Isaaks an Jakob und setzte Jakob zum Erben des versprochenen Landes ein. Dann teilte er Jakobs Anteile den zwölf Stämmen zu. Unter den Nachkommen Jakobs sonderte Gott einen frommen Mann aus, der bei allen angesehen war,

Kapitel 45 1 den Gott und die Menschen liebten: Mose, dessen Andenken in Ehren gehalten wird. 2 Gott stellte ihn an Ehre den Engeln gleich und machte ihn so groß, dass seine Feinde Angst vor ihm bekamen. 3 Auf Moses Wort hin ließ Gott die Katastrophen schnell hereinbrechen; damit verschaffte er ihm Achtung bei Königen. Er gab ihm die Gebote für sein Volk und ließ ihn etwas von seiner Herrlichkeit sehen. 4 Wegen seiner Treue und Bescheidenheit wählte der Herr ihn aus allen Menschen aus und nahm ihn in seinen Dienst. 5 Er ließ ihn seine Stimme hören und führte ihn in die dunkle Wolke hinein. Dort sprach er zu ihm Auge in Auge und gab ihm die Gebote: das Gesetz, das zu Leben und Erkenntnis führt. So konnte Mose den Israeliten Gottes Rechtsforderungen und die Satzungen seines Bundes bekannt machen.

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Aaron 6 Aaron aus dem Stamm Levi sonderte Gott aus zu seinem Dienst und erhöhte ihn wie seinen Bruder Mose. 7 Er schloss einen für immer gültigen Bund mit ihm und übertrug ihm den Priesterdienst für das Volk des Herrn. Er zeichnete ihn aus durch herrliche Gewänder und glänzenden Schmuck, 8 hüllte ihn in vollendete Pracht und stattete ihn aus mit den Kennzeichen seiner Würde: leinene Kniehosen, Priesterhemd und Obergewand. 9 Granatäpfel und viele goldene Glöckchen waren ringsum am Saum des Gewandes angebracht. Bei jedem Schritt Aarons im Heiligtum erklangen die Glöckchen und erinnerten Gott an sein Volk. 10 Er gab Aaron den heiligen Amtsschurz, kunstvoll aus Goldfäden und blauer und roter Wolle gefertigt, dazu die Brusttasche mit den heiligen Losen für die Rechtsentscheide, 11 aus karmesinrotem Garn von Künstlern gewebt, und die kostbaren Steine mit eingravierten Namen, von einem Edelsteinschneider in Gold gefasst und auf die Brusttasche gesetzt, um den Herrn an die zwölf Stämme Israels zu erinnern. 12 Er gab ihm den Turban und den goldenen Schmuck darüber mit der eingravierten Inschrift »Dem Herrn geweiht«, ein Zeichen hoher Ehre, ein prachtvolles Kunstwerk von vollendeter Schönheit. 13 Vor Aaron hat es nie so etwas Schönes gegeben. Niemals hat ein Fremder diesen Schmuck getragen und auch in Zukunft wird das nie geschehen. Nur einer von 125


Aarons Söhnen war dazu berechtigt und so wurde es auch bei seinen späteren Nachkommen gehalten. 14 Seine Opfer müssen regelmäßig zweimal täglich dargebracht und vollständig verbrannt werden. 15 Mose setzte Aaron als Priester ein und salbte ihn mit dem heiligen Öl. Ein unverbrüchlicher Bund wurde mit ihm und seinen Nachkommen geschlossen, der gültig bleibt, solange der Himmel besteht. Sie sollen dem Herrn als Priester dienen und das Volk in seinem Namen segnen. 16 Der Herr wählte Aaron aus allen Menschen aus, um dem Herrn Opfer darzubringen und duftenden Weihrauch zu verbrennen, um ihn an sein Volk zu erinnern und Sühne für die Schuld des Volkes zu erwirken. 17 Durch seine Anweisungen gab der Herr ihm die Vollmacht, Rechtsentscheidungen zu treffen und Israel in seinem Gesetz und seinen Vorschriften zu unterweisen. 18 Als sie in der Wüste waren, wurden einige, die nicht zu Aarons Familie gehörten, neidisch auf ihn und lehnten sich voller Wut gegen ihn auf. Es waren die Leute um Datan und Abiram sowie Korach und seine Anhänger. 19 Der Herr sah es und wurde darüber so zornig, dass er ein Wunder geschehen ließ und die ganze Bande durch ein loderndes Feuer vernichtete. 20 Aber die Ehre Aarons machte er noch größer: Er gab ihm als Erbbesitz das Anrecht auf die ersten Früchte jeder Ernte, und an den ersten Broten durfte er sich sättigen. 126


21 Die Priester ernähren sich von den Opfern, die dem Herrn dargebracht werden; er hat sie Aaron und seinen Nachkommen zugeteilt. 22 Doch im Gegensatz zum übrigen Volk bekam Aaron keinen Anteil am Landbesitz; denn der Herr hatte zu ihm gesagt: »Ich selbst bin dein Anteil, von mir bekommst du alles, was du brauchst.« Pinhas 23 Dem Ruhm nach an dritter Stelle steht Pinhas, der Sohn Eleasars, der sich leidenschaftlich für die Ehre des Herrn einsetzte, der fest blieb, als das Volk sich auflehnte, vorbildlich in der Bereitwilligkeit seines Herzens. So schaffte er Sühne für die schuldig gewordenen Israeliten. 24 Darum schloss der Herr einen besonderen Bund mit ihm, der für alle Zeiten gültig ist: Pinhas sollte dem Heiligtum und dem ganzen Volk vorstehen, ihm und jeweils einem seiner Nachkommen sollte die Würde des Obersten Priesters zustehen. 25 Durch den Bund Gottes mit David, dem Sohn Isais vom Stamm Juda, wurde verfügt, dass das Königtum immer vom Vater auf einen einzigen Sohn vererbt werden sollte. Das Priesteramt aber geht von Aaron auf alle seine Nachkommen über. 26 Ihr Priester, der Herr verleihe euch Weisheit, gerechte Richter für sein Volk zu sein, damit das Glück und der Ruhm Israels in allen kommenden Generationen nicht aufhören! 127


Kapitel 46 Josua und Kaleb 1 Josua, der Sohn Nuns, war ein tüchtiger Kriegsmann. Er war Moses Nachfolger in der Aufgabe, prophetische Weisungen zu geben. Er machte seinen Namen wahr und wurde der große Retter des Volkes, das der Herr sich erwählt hatte. Er besiegte die Feinde, die sich ihm entgegenstellten, und brachte die Israeliten in den Besitz des Landes. 2 Wie gewaltig war er, wenn seine Hand das Schwert hochreckte, um die feindlichen Städte anzugreifen! 3 Keiner vor ihm war so unbesiegbar, denn er führte die Kriege des Herrn. 4 Er war es auch, auf dessen Befehl die Sonne stillstand und der Tag so lang wurde wie sonst zwei. 5 Als die Feinde ihn von allen Seiten bedrängten, betete er zu Gott, dem Höchsten, und der mächtige Herr antwortete mit einem Hagelsturm von ungeheurer Wucht. 6 Den ließ er auf das feindliche Heer los und vernichtete es, als es die Steige von Bet-Horon hinabfloh. Die Völker sollten erkennen, über welche Waffen Josua verfügte und dass ihr Krieg sich gegen den Herrn selbst richtete. Josua hielt immer dem Herrn die Treue. 7 Schon zur Zeit Moses tat er das und mit ihm Kaleb, der Sohn Jefunnes: Sie traten der ganzen Volksversammlung entgegen, hielten sie vom Ungehorsam zurück und brachten die aufrührerischen Anklagen zum Schweigen. 128


8 Darum blieben die beiden am Leben, als Einzige von 600000 Israeliten, die den Zug durch die Wüste angetreten hatten. Nur sie durften das Land betreten, das von Milch und Honig überfließt. 9 Der Herr verlieh Kaleb große Kraft; noch in hohem Alter war er stark genug, das Hügelland als Erbbesitz für sich und seine Nachkommen zu erobern. 10 An ihm sollten alle Israeliten erkennen, wie gut es ist, dem Herrn zu gehorchen. Die Richter 11 Auch die Richter wären zu nennen, jeder mit dem Ruhm, den er erlangt hat. Sie haben sich nicht vom Herrn abgewandt und sind nicht dem Götzendienst verfallen. Wir wollen ihr Andenken in Ehren halten! 12 Könnten doch ihre Gebeine aus dem Grab wieder aufstehen! Könnte doch ihr Ruhm in ihren Nachkommen zu neuem Leben erwachen! Samuel 13 Samuel wurde von Gott, seinem Herrn, geliebt. Als Prophet des Herrn richtete er das Königtum ein und salbte Männer zu Herrschern über sein Volk. 14 Nach dem Gesetz sorgte er in der Volksversammlung für das Recht und so beschützte der Herr die Nachkommen Jakobs. 15 Durch seine Treue erwies er sich als wahrer Prophet; und an seinen Weisungen erkannte man ihn als zuverlässigen Seher. 129


16 Als die Feinde ihn von allen Seiten bedrängten, betete er zu seinem mächtigen Herrn und brachte ihm ein junges Lamm als Opfer. 17 Der Herr antwortete vom Himmel mit lautem Donnergrollen 18 und vernichtete die Anführer der Feinde2 und alle Fürsten der Philister. 19 Bevor Samuel sich zur letzten Ruhe niederlegte, bezeugte er vor dem Herrn und dem König: »Niemals habe ich etwas genommen, das einem anderen gehörte, nicht einmal ein Paar Sandalen.« Und niemand widersprach ihm. 20 Selbst noch nach seinem Tod sagte er dem König voraus, was für ein Ende er nehmen würde. Aus dem Innern der Erde sprach er als Prophet, um die Verfehlung des Volkes auszulöschen.

Kapitel 47 Natan 1 Nach Samuel kam Natan, der zur Zeit Davids prophetische Weisungen verkündete. David 2 Wie die Fettstücke aus den Mahlopfern herausgelöst werden als Anteil für den Herrn, so wurde David unter den Israeliten ausgewählt. 3 Er spielte mit Löwen und Bären, als wären es Ziegenböckchen und Lämmer. 130


4 Er war noch ein junger Bursche, da tötete er den Riesen und befreite dadurch sein Volk von der Schande. Nur mit Schleuder und Stein trat er Goliat entgegen und machte seinem vermessenen Höhnen ein Ende. 5 Er betete zum Herrn, dem Höchsten, und der stärkte Davids rechte Hand, sodass er den erfahrenen Krieger niederstrecken und die Macht seines Volkes wieder aufrichten konnte. 6 Darum ehrten sie ihn, als hätte er zehntausend erschlagen; sie priesen ihn, weil der Herr ihm so sichtbar geholfen hatte, und krönten ihn zum König. 7 Alle Feinde ringsum rieb er auf und seine allerschlimmsten Gegner, die Philister, schlug er so vernichtend, dass ihre Macht für immer gebrochen war. 8 Bei allem, was er tat, pries er den heiligen Gott und dankte dem Höchsten mit rühmenden Worten. Er liebte seinen Schöpfer und sang ihm mit ganzem Herzen seine Loblieder. 9 Er stellte Sänger beim Altar auf, die schöne Weisen erklingen ließen. 10 Den Feiertagen gab er eine vollkommene Ordnung und machte sie zu glanzvollen Festen. Vom frühen Morgen an hallte das Heiligtum wider von Musik und Gesang, um den heiligen Namen des Herrn zu preisen. 11 Der Herr vergab David seine Verfehlungen und festigte seine Macht für alle Zeiten. Er schloss einen Bund mit ihm und sagte ihm zu, dass auch seine Nachkommen auf dem ruhmreichen Thron Israels sitzen sollten.

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Salomo 12 Auf David folgte sein Sohn Salomo, ein kluger und verständiger Mann. Seinem Vater David zuliebe ließ Gott ihn in Sicherheit leben. 13 Solange er regierte, gab es keinen Krieg. Gott schenkte ihm Frieden mit allen Nachbarvölkern, sodass er einen Tempel zu Ehren des Herrn bauen konnte, ein Heiligtum von dauerndem Bestand. 14 Salomo, wie weise warst du schon in deiner Jugend! Deine Klugheit glich einem überfließenden Strom, 15 dein Wissen umfasste die ganze Erde. Deine tiefsinnigen Aussprüche waren überall bekannt, 16 dein Ruhm reichte bis zu den fernsten Inseln und alle liebten dich, weil du ihnen den Frieden brachtest. 17 Die ganze Welt bewunderte dich wegen deiner Lieder und Sprichwörter, wegen deiner Gleichnisse und ihrer Deutung. 18 Du wurdest nach dem Namen des Herrn, deines Gottes, genannt und häuftest Gold und Silber in solchen Mengen an, als wäre es Zinn und Blei. 19 Aber deine Leidenschaft für Frauen brachte dich unter ihre Herrschaft. 20 Damit beflecktest du deine Ehre und die deiner Nachkommen. Die bekamen den Zorn Gottes über deine Torheit zu spüren und hatten viel darunter zu leiden. 21 Deine Herrschaft zerfiel in zwei Teile, im Gebiet von Efraïm erstand ein rebellisches Königreich. 22 Aber der Herr hört nicht auf, sich zu erbarmen. Er lässt keine seiner Zusagen unerfüllt. Die Nachkommen seines Erwählten, der ihn liebte, lässt er nicht zugrunde 132


gehen. Darum hat er einen Rest der Nachkommen Jakobs überleben lassen und David einen neuen Spross geschenkt. Rehabeam und Jerobeam 23 Als Salomo starb, hinterließ er als Nachfolger einen seiner Söhne: Rehabeam. Der war der Dümmste im Volk, Verstand war nicht seine Stärke. Mit seiner Antwort brachte er einen Teil des Volkes dazu, sich von ihm loszusagen. Jerobeam, der Sohn Nebats, führte die Nordstämme Israels auf Abwege und verleitete sie zur Sünde. 24 Sie trieben es so schlimm, dass sie aus ihrem Land fortgetrieben wurden. 25 In jeder Schlechtigkeit übten sie sich, bis die Vergeltung über sie kam.

Kapitel 48 Elija 1 Dann trat der Prophet Elija auf. Er glich einem Feuer und seine Worte brannten wie eine Fackel. 2 Er brachte eine Hungersnot über das Volk und sein leidenschaftlicher Einsatz für den Herrn brachte vielen den Tod. 3 Auf Befehl des Herrn hielt er den Regen zurück und dreimal ließ er Feuer vom Himmel fallen.

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4 Elija, welchen Ruhm hast du erlangt durch deine Wundertaten! Wer könnte so vermessen sein, sich mit dir zu vergleichen? 5 Auf Befehl des Herrn holtest du einen Verstorbenen aus der Totenwelt ins Leben zurück. 6 Könige stürztest du ins Grab, berühmte Männer schicktest du von ihrem Krankenlager in den Tod. 7 Am Berg Sinai hörtest du, wie der Herr dich tadelte. Aber du hörtest dort auch, wie er seinen Feinden das Strafurteil sprach. 8 Du setztest Könige ein, um das Urteil zu vollstrecken, und Propheten, die deinen Platz einnehmen sollten. 9 In einem feurigen Wirbelsturm wurdest du in den Himmel geholt, auf einem Wagen mit Pferden aus Feuer. 10 Für die letzte Zeit bist du dazu ausersehen, dem Volk seine Sünden vorzuhalten und dadurch dem Strafgericht Gottes zuvorzukommen und seinen Zorn zu besänftigen. Du sollst das Herz der Eltern den Kindern zuwenden und die Stämme der Nachkommen Jakobs wiederherstellen. 11 Wie glücklich sind alle, die dich dann sehen werden, und auch alle, die gestorben sind, während sie sehnsüchtig auf dich warteten! Denn auch wir werden wieder zum Leben erwachen! Elischa 12 Als Elija im Wirbelsturm den Blicken entschwand, ging sein Geist auf Elischa über und erfüllte ihn. Solange Elischa lebte, hatte er vor keinem Herrscher Angst und ließ sich von niemand Vorschriften machen. 134


13 Keine Schwierigkeit war für ihn unlösbar; noch im Grab gingen von seinem Leichnam prophetische Kraftwirkungen aus. 14 Im Leben wie im Tod vollbrachte er erstaunliche Wundertaten. 15 Aber trotz allem wollte das Volk nicht umkehren und von seinen Sünden ablassen, bis es aus seinem Land weggeführt und über die ganze Erde verstreut wurde. Nur noch ein kleiner Teil des Volkes blieb im Land, aber dieser Rest hatte noch einen Herrscher aus dem Königshaus Davids. 16 Manche von ihnen taten, was dem Herrn gefiel; andere häuften Schuld auf Schuld. Hiskija und Jesaja 17 Hiskija befestigte seine Stadt Jerusalem und stellte die Wasserversorgung sicher. Mit eisernen Werkzeugen ließ er einen Tunnel durch den Fels graben und im Inneren der Stadt Vorratsteiche anlegen. 18 Während seiner Regierungszeit rückte Sanherib gegen ihn vor und schickte seinen obersten Heerführer zu ihm. Dieser wollte die Zionsstadt angreifen und prahlte mit vermessenen Worten. 19 Die Bewohner der Stadt verloren allen Mut und zitterten vor Angst, sie wanden sich wie eine gebärende Frau. 20 Sie schrien zum Herrn, der voll Erbarmen ist, und streckten ihm ihre Hände entgegen. Da antwortete ihnen der heilige Gott vom Himmel her und half ihnen durch Jesaja. 135


21 Der Herr schlug das Heerlager der Assyrer, sein Engel löschte sie aus; 22 denn Hiskija tat, was dem Herrn gefiel. Er folgte dem Vorbild seines Ahnherrn David, wie es ihm der große Prophet Jesaja befohlen hatte, auf dessen Visionen man sich verlassen konnte. 23 Jesaja ließ damals die Sonne zurückgehen und verlängerte das Leben des Königs. 24 Unter dem mächtigen Einfluss des Geistes sah er in die letzte Zeit und machte den Verzagten in der Zionsstadt Mut. 25 Er sagte für alle Zukunft voraus, was kommen wird; von verborgenen Dingen sprach er, ehe sie eintrafen.

Kapitel 49 Joschija 1 Die Erinnerung an Joschija ist wie der Duft einer Weihrauchmischung, die von Kennern zubereitet wurde. Von ihm zu reden ist für jeden Mund süß wie Honig, für jedes Ohr wie Musik bei einem Festmahl mit gutem Wein. 2 Er folgte dem richtigen Weg, als er das Volk zur Umkehr bewegte und dem abscheulichen Götzendienst ein Ende machte. 3 Mit ganzem Herzen wandte er sich dem Herrn zu und festigte die Treue zu Gott in jener Zeit des Unrechts.

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Jeremia 4 Außer David, Hiskija und Joschija sündigten alle Könige unausgesetzt. Sie hielten sich nicht an das Gesetz, das Gott, der Höchste, uns gegeben hat. Die Könige von Juda sind untergegangen; 5 sie mussten ihre Macht und ihre Ehre Fremden überlassen. 6 Diese zerstörten die erwählte Stadt und ihr Heiligtum durch Feuer und machten ihre Straßen menschenleer. So hatte es Jeremia vorausgesagt, 7 den die eigenen Leute misshandelten. Dabei hatte Gott ihn doch schon im Mutterleib zum Propheten erwählt und ihm den Auftrag gegeben, auszureißen und zu vernichten, aber auch aufzubauen und anzupflanzen. Ezechiël 8 Ezechiël schaute in einer Vision die Herrlichkeit Gottes auf dem Wagen mit den Keruben. 9 Er sprach auch von dem Unwetter, das die Feinde vernichten wird, und tat Gutes für alle, die auf dem rechten Weg blieben. Die Zwölf Propheten 10 Könnten doch die Gebeine der Zwölf Propheten aus dem Grab wieder aufstehen! Denn sie gaben den Nachkommen Jakobs neuen Mut und retteten sie mit ihrer unerschütterlichen Hoffnung.

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Serubbabel und Jeschua 11 Wie können wir Serubbabel gebührend preisen, ihn, der wie ein Siegelring an Gottes rechter Hand war, 12 und mit ihm Jeschua, den Sohn Jozadaks? Sie bauten damals den Tempel wieder auf, das Heiligtum des Herrn, das zu bleibendem Ruhm bestimmt ist. Nehemia 13 Nehemia – auch sein Andenken sei in Ehren gehalten! Er richtete unsere zerfallenen Stadtmauern wieder auf, stellte die Tore und Riegel wieder her und baute unsere Häuser wieder auf. Rückblick auf die ersten Großen 14 Unter allen Menschen, die auf der Erde gelebt haben, ist keiner mit Henoch zu vergleichen; denn er wurde von der Erde entrückt. 15 Keiner wurde geboren, der Josef gleicht, dem Oberhaupt seiner Brüder und Helfer seines Volkes. Seinen Gebeinen wurde hohe Achtung erwiesen. 16 Auch Sem und Set waren berühmt unter den Menschen; doch über allen Lebewesen in der Schöpfung steht Adam.

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Kapitel 50 Der Oberste Priester Simeon 1 Der Oberste Priester Simeon, der Sohn von Onias, besserte den Tempel aus und erneuerte ihn. 2 Er legte die Fundamente für die hohe Doppelmauer und die Befestigungen am Tempel. 3 Zu seiner Zeit wurde der Wasserspeicher angelegt, er hatte den gleichen Umfang wie das »Meer« aus Bronze. 4 Simeon machte sich Gedanken, wie er das Volk schützen könnte; darum befestigte er die Stadt für den Fall einer Belagerung. 5 Wie herrlich war er, wenn er aus dem Tempelhaus3 heraustrat und alles Volk ihn umringte! 6 Er war wie der Morgenstern, der zwischen den Wolken hervorleuchtet, wie der volle Mond, 7 wie die Sonne, die über dem Tempel des Höchsten strahlt, wie der Regenbogen mit seiner leuchtenden Pracht in den Wolken, 8 wie die blühenden Rosen zur Frühlingszeit, wie Lilien an einer Quelle, wie das Grün des Libanons im Sommer, 9 wie brennender Weihrauch auf der Räucherpfanne, wie ein Gefäß, ganz aus Gold getrieben und mit Edelsteinen aller Art verziert, 10 wie ein Ölbaum voller Früchte, wie eine Zypresse, die bis in die Wolken ragt. 11 Wenn er seine Amtskleidung anlegte und sich mit all ihrer Pracht schmückte, um zu dem heiligen Altar hinaufzugehen, dann erfüllte er den Vorhof des Tempels mit herrlichem Glanz. 139


12 Wenn er aus den Händen der Priester die Teile des Opfers entgegennahm und dabei neben dem Opferfeuer des Altars stand, von seinen Brüdern umgeben wie von einem Kranz, dann war er wie eine Zeder auf dem Libanon, die in einem Kreis von Palmen steht. 13 So standen die Nachkommen Aarons in ihrer Pracht vor der ganzen Gemeinde Israels und hielten die Opfergaben für den Herrn in ihren Händen. 14 Wenn Simeon seinen Dienst am Altar vollzog und das Opfer bereitet hatte für Gott, den Höchsten, den Herrn der Welt, 15 dann griff seine Hand nach der Schale, um daraus Wein an den Sockel des Altars zu gießen, eine duftende Gabe für den Höchsten, den König der Welt. 16 Darauf stießen die Priester laute Rufe aus und bliesen die Trompeten aus gehämmertem Silber. Mit dem lauten Schall erinnerten sie den Höchsten an sein Volk. 17 Sogleich warf sich das ganze versammelte Volk nieder, um den Herrn anzubeten, Gott, den Höchsten, den Herrscher der Welt. 18 Und dann fingen die Sänger an, ihn zu preisen, und ihre wunderschönen Weisen ertönten mit mächtigem Schall. 19 Das Volk verharrte im Gebet zum Herrn, dem Höchsten, der voll Erbarmen ist, bis der Gottesdienst zum Abschluss gekommen war. 20 Dann kam Simeon vom Altar herab, hob seine Hände über die Gemeinde der Israeliten und erteilte ihr den Segen des Herrn, wobei ihm die Ehre zuteil wurde, den heiligen Namen auszusprechen. 140


21 Die Gemeinde hatte sich unterdessen zum zweiten Mal niedergeworfen, um den Segen des Höchsten zu empfangen. Segensgebet 22 Nun preist alle Gott, dem die ganze Welt gehört und der überall Gewaltiges vollbringt! Von Mutterleib an sorgt er für uns; er beschenkt uns mit Glück und Gelingen und erweist uns täglich sein Erbarmen. 23 Er fülle unsere Herzen mit Freude und schenke uns in unserer Zeit den Frieden, den Israel in der Vorzeit hatte! 24 Er gewähre uns immer sein Erbarmen und rette uns jetzt zu unserer Zeit! Verhasste Nachbarvölker 25 Zwei Völker gibt es, die ich nicht ausstehen kann, und das dritte ist gar kein richtiges Volk: 26 die Bewohner des Berglandes Edom, die Philister und die unverständigen Samariter. Schlusswort des Verfassers 27 Unterweisung voll von Einsicht und Weisheit habe ich, Jesus, der Sohn Eleasars und Enkel Sirachs aus Jerusalem, in diesem Buch niedergeschrieben; alle meine Kenntnisse und Erfahrungen habe ich darin einfließen lassen.

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28 Unvergängliche Freude ist dem gewiss, der sich immer wieder mit dieser Unterweisung beschäftigt. Wer sie sich zu Herzen nimmt, wird weise. 29 Wenn er sie in die Tat umsetzt, wird er in jeder Lage stark sein; denn die Ehrfurcht vor dem Herrn leitet ihn.

Kapitel 51 Ein Danklied von Iesus, dem Sohn Sirachs 1 Ich danke dir, Herr, du König; ich preise dich, Gott, mein Retter! Deinen Namen will ich rühmen, 2 denn du bist mein Beschützer und Helfer. Du hast mich vor dem Grab bewahrt, mich aus der gefährlichen Schlinge befreit, die Verleumder und Lügner mir ausgelegt hatten. Du warst mein Beistand gegen meine Feinde. 3 Weil dein Erbarmen so groß ist und dein Name dafür bürgt, hast du geholfen und mich gerettet vor dem wütenden Hass meiner Gegner, aus den Händen der Mordgesellen, aus vielen Nöten, die mich bedrängten, 4 aus erstickender Hitze, die mich umringte, aus Feuern, die ich nicht gelegt hatte, 5 aus den tiefsten Tiefen der Totenwelt, vor Lügenworten und Verleumdung, 6 vor den Pfeilen einer boshaften Zunge. Mein Leben war dem Ende ganz nah, ich stand schon mit einem Fuß im Grab. 7 Von allen Seiten umringten mich Feinde und niemand war da, der mir helfen konnte. Ich blickte mich um nach 142


Beistand von Menschen, doch weit und breit war keiner zu sehen. 8 Da dachte ich an dein Erbarmen, Herr, an deine Taten seit uralter Zeit: Du rettest alle, die auf dich hoffen, und befreist sie aus der Macht ihrer Feinde. 9 Da schrie ich zu dir hinauf um Hilfe und bat dich um Rettung vom sicheren Tod. 10 Ich betete: »Herr, du bist mein Vater, du bist mächtig und kannst mich retten. Überhebliche Feinde bedrängen mich, ich bin ohne Hilfe; verlass mich nicht! 11 Ich werde nicht aufhören, dir zu danken und deinen Namen mit Liedern zu preisen.« Du hast meinen Hilferuf gehört, 12 mich vom Rand des Grabes zurückgeholt und der Zeit des Unglücks ein Ende gemacht. Darum danke ich dir und preise dich, Herr, und rühme deinen Namen! Auf der Suche nach der Weisheit 13 Als ich jung war und noch nicht angefangen hatte, in der Welt umherzureisen, betete ich schon ausdrücklich um Weisheit. 14 Ich stand vor dem Tempel und fragte nach ihr, und ich werde bis zum Ende nach ihr streben. 15 Von ihren ersten Blüten in meinem Leben bis zum Reifen ihrer Früchte war sie meine ganze Freude. Meine Füße waren immer auf dem geraden Weg; denn von Jugend auf folgte ich ihrer Spur. 16 Ich brachte ihr nur ein klein wenig Aufmerksamkeit entgegen und schon wurde sie mir zuteil und brachte mir umfassendes Wissen. 143


17 Durch sie bin ich Schritt für Schritt weitergekommen. Darum preise ich den, der mir zur Weisheit verholfen hat. 18 Ich war entschlossen, ihre Lehren in die Tat umzusetzen und das Gute zu tun. Und ich habe es nicht zu bereuen! 19 Ich habe tüchtig um sie kämpfen müssen; mit dem Befolgen des Gesetzes nahm ich es sehr genau. Oft genug musste ich im Gebet traurig bekennen, wie weit ich noch von ihr entfernt war. 20 Aber ich richtete alle meine Gedanken auf sie; und ich fand sie, als ich mich von Verfehlungen fern hielt. Von Anfang an gab sie mir Einsicht, deshalb werde ich sie nie verlassen. 21 All mein Wünschen und Sehnen galt ihr, darum habe ich in ihr einen herrlichen Besitz erworben. 22 Der Herr hat mir zum Lohn für meine Mühen die Gabe der Rede geschenkt; mit dieser Gabe will ich ihn preisen. 23 Ihr alle, die ihr unwissend seid, kommt zu mir, lernt in meiner Schule! 24 Warum redet ihr ständig von eurer mangelnden Bildung und von eurem Wissensdurst? 25 Ich kann euch nur sagen: Weise zu werden kostet kein Geld. 26 Nehmt die Mühe auf euch und seid bereit zu lernen; die Weisheit ist euch ganz nahe! 27 Überzeugt euch selbst, wie wenig Mühe ich mir geben musste, um so große Befriedigung zu finden!

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28 Selbst wenn ihr eine Menge Silber für die Weisheit hingeben müsstet, sie würde euch eine ebenso große Menge Gold einbringen. 29 Freut euch über die Güte des Herrn und schämt euch nicht, ihm öffentlich dafür zu danken. 30 Erfüllt eure Aufgabe, ehe eure Zeit abgelaufen ist! Dann wird er euch zu seiner Zeit dafür belohnen.

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