TASCHEN Magazin Frühjahr/Sommer 2015 (Aktuelle deutsche Ausgabe)

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Frühjahr/Sommer 2015

instant Andy

Bowie an ERDE Ziggy Stardust und der Weg zum Zenit

Warhols Polaroidporträts

Seite 140

Seite 62

ALPHA Beauty Naomi Campbell – britische Stilikone

Seite 150

Der heilige Tramp Charlie Chaplin – Genie des Komischen

Seite 80

Buchcover der Weimarer Republik

Seite 74

35 Jahre TASCHEN Auf vielfachen Publikumswunsch – wir machen weiter! Seite 14

Est. 1980 Stay flexible!

© Andy Warhol Foundation

Blickfänger



Willkommen in der Via Meravigli, Mailand

Regalsystem von Marc Newson Terrazzo-Boden von Jonas Wood


design a n d technology.

luminor 1950 regatta 3 days chrono flyback automatic titanio (ref. 526)

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Berlin, Mai 2015

Liebe Buchwürmer, als ich zehn war, habe ich mich in eine Ente verliebt, genauer gesagt in einen Erpel namens Donald. Jeden Tag nach der Schule klapperte ich die An- und Verkaufläden meiner Nachbarschaft auf der Suche nach alten, in meiner Sammlung fehlenden Micky-Maus-Heften ab. Als mir klar wurde, dass ich mit meiner Leidenschaft für Donald nicht allein war, startete ich einige Jahre später aus dem Keller meines Elternhauses meinen eigenen Versandhandel für alte Comics.

1980:

Benedikt eröffnet seinen ersten Laden mit einer Riesenauswahl an Comics aus der ganzen Welt in Köln.

Nach dem Abitur eröffnete ich in Köln einen kleinen Laden, in dem ich alte und neue Comics aus der ganzen Welt verkaufte. Ente gut, alles gut: Donald brachte mir Glück! Und ausserdem lernte ich von ihm und seinem Onkel Dagobert alles Wissenswerte über den Kapitalismus. Meine zweite Liebe galt der Kunst. Und da gute Kunst­bücher teuer waren, nahm ich mir vor, sie für jedermann erschwinglich zu machen. 1985 erschien Picasso, der erste Band der Kleinen Kunstreihe. Von nun an ging’s bergauf und dank Donald, Picasso und unseren Millionen treuen Lesern können wir in in diesem Jahr unser 35-jähriges Jubiläum in der Gutenberg-Galaxie feiern. Danke für Ihre Treue zu TASCHEN. Peace,

1986:

Das Plakat zeigt Benedikts Tochter Marlene. Wie sie heute aussieht, sehen Sie auf Seite 10.

Benedikt Taschen benedikttaschen

Türgriff im Kölner Verlagshaus


Est. 1980

Stay flexible! Front cover: Grace Jones, 1984 © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc.

162

All photographs © TASCHEN GmbH unless noted otherwise: 14/15 © Walton Ford. Courtesy of the artist and Paul Kasmin Gallery, New York; 16 © SSPSAE-VE e polo museale veneziano, Venice/Photo Luciano Romano, Naples; 17 © David Bailey; 18/19 © Luciano Romano, Naples; 20 © Ellen von Unwerth; 21 © J. Paul Getty Trust. Used with permission. Julius Shulman Photography Archive, Research Library at the Getty Research Institute; 22/23 © The Frank Lloyd Wright Foundation, Scottsdale, Arizona/Photo: Ezra Stoller © Esto; 24/25 © Darren Almond; 26 © Sebastião Salgado; 27 © Ralph Morse; 28/29 © National Geographic Creative; 30 © Aurelio Amendola, Pistoia; 31 © David LaChapelle; 32/33 © Alfred Wertheimer; 34 © National Gallery of Victoria, Melbourne, Australia/Bridgeman Images; 35 © Theo Ehret; 36/37 © Photographer Luciano Romano, © Société Compagnie Immobilière SAS et consorts STOCLET, toute reproduction est interdite; 38/39 © David Lees/Bridgeman Art Library; 40/41 © Annie Leibovitz; 50–57, 58t, 59–61 © NASA, ESA & Hubble Heritage (STScI/ESA); 58b © NASA, ESA; 62–72© Mick Rock; 75r © VG Bild-Kunst Bonn 2015/John Heartfield (© The Heartfield Community of Heirs); 80–83, 85b, 87–88 © Property of The Roy Export Company Establishment. All rights reserved; 84, 86 © Cineteca di Bologna; 85t Courtesy Heritage Auctions/HA.com; 90/91, 99b © Peter Lindbergh. Exclusive licensee Pirelli UK Tyres Limited;

92, 94b, 96t, 98tl, 98bl, 98bm, 99c © Pirelli UK Tyres Limited; 93, 94t, 95, 98cl © Pirelli & C. S.p.A; 96b, 99t © NK Image Limited. Exclusive licensee Pirelli UK Tyres Limited; 97, 98tr © Richard Avedon Inc. Exclusive licensee Pirelli UK Tyres Limited; 98br © Mario Testino. Exclusive licensee Pirelli UK Tyres Limited; 100–105 © Lena Herzog; 106/107 © BIG, Bjarke Ingels Group; 108 © Fernando Guerra; 109tl © Iwan Baan; 109tr © Claudio Manzoni; 109b © Timothy Hursley; 111 © Iwan Baan; 112t © Leonardo Finotti; 112b © Lucerne Festival Ark Nova; 113t © Stephen Goodenough; 113b © James Morris; 114– 116, 119t © dpp images, Hamburg; 117 © AMC/Everett Collection/action press; 118t © Rex Features/action press; 118b © HBO/Jessica Miglio/Everett Collection/action press; 119b © Sony Pictures Television/Collection Christophel/action press; 120 © HBO/Andrew Schwartz/Everett Collection/ action press; 121t © HBO/Landmark Media Press & Picture/action press; 122–128 © Mario Testino; 130–136 © Kishin Shinoyama; 138/139 Photo: Dana Edelson; 140–147 © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc.; 148/149 © Courtesy of Hunt Institute for Botanical Documentation, Carnegie Mellon University, Pittsburgh, PA; 150/151 © 2005 Peter Lindbergh; 152 © Ellen von Unwerth; 153 © Sebastian Faena; 154/155 © 2015 Nobuyoshi Araki/Condé Nast Japan; 156 © Gui Paganini; 157 © 1991 Peter Lindbergh; 158 © Nick Knight/Trunk Archive; 159 © 2013 Matthew Rolston Photographer, Inc., all rights reserved; 160 © Allen Jones; Inside back cover: © Matthias Vriens McGrath; 160/161 © Mert Alas and Marcus Piggott. Courtesy art partner

Text: Harald Hellmann Design: Andy Disl & Benedikt Taschen Koordination: Florian Kobler & Jonas Scheler Produktion: Claudia Frey & Ute Wachendorf Directed and produced by Benedikt Taschen Printed in Germany Halbjährlich herausgegeben von TASCHEN Hohenzollernring 53, D–50672 Köln Tel: +49-221-20 18 00, contact@taschen.com Anfragen für Inserate an: media@taschen.com

60 150

9

80

148

130


6

9

Mein Lieblingsbuch

Lektürevorschläge von prominenten Buchwürmern

La Grande Belezza

Nagelneu: TASCHEN-Store Mailand

14

ad astra

44

Kleine reihe 2.0

45

Geballter Kopfstoff

50

Fernstsehen mit Hubble-TV

62

Planet Bowie im Morgenlicht

Highlights aus 35 Jahren TASCHEN Die erfolgreichste Art-Book-Reihe der Welt relaunched Weltkultur kompakt und preiswert – die Bibliotheca Universalis So scharf kann Astronomie sein: 25 Jahre Hubble-Weltraumteleskop

Ziggy Stardust auf dem Weg zur Unsterblichkeit: David Bowie 1972–73

50 74 Druckfrische

80

90

122 Zwanziger

Blühende Buchkultur: 1000 Cover aus der Weimarer Republik

Chaplinesk

Stilprägend: Charlie Chaplin, der erste Weltstar des Kinos

SEISMOGRAF DER SINNE Der Pirelli-Kalender – Objekt der Begierde seit 1964

100 Sie

leben!

… aber wollen nur spielen: die Traummaschinen des Theo Jansen

106

140

62

Alle reden vom Wetter Adaptive Architektur: Bjarke Ingels zeigt’s dem Klima

108 Wie

hingegossen

Kann auch soft sein: das Beton-Revival

110

Exzellenzcluster Bauen und Wohnen

Die Premier League zeitgenössischen Bauens in Architecture Now!

114

122

Breaking Bad etc.: Highend-Serien im TV

Narziss und Schmollmund Mario und seine Männer – Testinos SIR

130 Liebe

ist …

Yoko Ono & John Lennon – fotografiert von Kishin Shinoyama

138

dIE MUTTER ALLER LATE-NIGHTS

Saturday Night Live: Geburt der US-Comedy

140 Instagram

A.D.

Andy Warhols Polaroidporträts

148

Günstling der Gärten

150

Gesamtkunstwerk Campbell

Ein Strauß Buntes von P.-J. Redouté Die historisch-kritische Werkausgabe

162

TASCHEN Gallery

169

Um die welt in 36 Stunden

90

Walter White LEBT hier nicht mehr

Unser neuer Hotspot in der Stadt der Engel Der Handkoffer für schnelle Globetrotter

74


Mein Lieblingsbuch von TASCHEN ist …

Prominente Buchwürmer empfehlen ihre TASCHEN-Lieblinge Illustrationen von Robert Nippoldt

„Henri Matisse. Cut-outs ist einfach göttlich! Ich liebe Matisse – er hat am selben Tag wie ich Geburtstag: am 31. Dezember. Sein Werk hat mich schon immer inspiriert, sein Gefühl für Farbe und diese unglaub­ liche joie de vivre.“

Diane von Fürstenberg José Mourinho „Ich liebe dieses Buch – es hat so viele Erinnerungen in mir geweckt.“

Dita van Teese „Es gibt viele wunderbare Pin-up-Bücher von TASCHEN, aber DIESES ist die Vollendung. Ich besitze sogar einige der gezeigten Bilder im Original!“


Steve McCurry „Fünfzig Jahre nach den ersten Ideen zum Film ist The Making of Stanley Kubrick’s 2OO1: A Space Odyssey ein echtes historisches Dokument. Was für ein faszinierender und exzentrischer Charakter Kubrick doch war …“

Lauren Taschen „Ein Muss für jeden, der in einer Beziehung lebt oder verheiratet ist. Ein Lehrbuch, um das andere Geschlecht zu verstehen. Könnte Menschenleben retten!“

„Mein Lieblingsbuch (neben meinem eigenen) ist Leonardo. Ein toller WÄLZER, in dem alles drin ist. Ein Genie­streich über das Leben eines Genies.“

Alejandro González Iñarritu „Wenn man ein TASCHEN-Lieblings­buch benennen muss, wird man gleich zum Verräter an so vielen anderen. Im Moment ist gerade Walton Fords Pancha Tantra mein Favorit. Angesichts dieser tollen Bilder kann man nur sagen: Tiere haben einfach mehr zu sagen als Menschen.“

Peter Beard


Suzy Menkes „TASCHENs Klimt: The Complete Paintings gehört auf jeden Fall auf die Wunschliste aller Designer. Großartig gestaltet und ein fantastischer Druck, der die exotisch anmutende Erotik eines echten Ausnahmekünstlers lebendig werden lässt.“

Marlene Taschen

„Ich liebe die geheimnisvolle Schönheit von Darren Almonds Fullmoon-Land­ schaften. Seine Bilder erzeugen eine romantische Sehnsucht und ein Gefühl von Stille, die in unserer hektischen Welt selten sind.“

Anthony Bourdain „Keine Frage, eindeutig die Rolling Stones. Sie waren damals Ikonen und sind es heute noch. Umstürzlerisch, elegant, innovativ und klassisch zugleich. Sie waren die ersten Aristokraten des Rock ’n’ Roll.“

„Peter war schon immer Peter Beard. Er ist einzigartig. Einen solchen Kerl hat es seit Richard Burton (dem Forscher, nicht dem Schauspieler) oder dem Pflanzensammler George Forrest nicht mehr gegeben. Wenn ich seinen Namen höre, muss ich immer gleich an Afrika und all diese anderen abenteuerlichen Gestalten denken. Peters ganze Magie steckt in diesem wunderschönen Band.“

David bailey


TASCHEN-Store Mailand


Modulare Bücherregale in poliertem Stahl mit grellen gelben Corianeinlagen und große Schaukästen mit Glasabdeckung, entworfen von Marc Newson.

Marlene Taschen

Marc Newson und Rem Koolhaas


„Es handelt sich um ein modulares System, das sich leicht an unterschiedliche Formate anpassen lässt und für jeden Store und jede Location die passende Aufteilung bietet. Mir war wichtig, einen insgesamt recht neutralen Look zu wählen, damit die Bücher voll zur Geltung kommen. Einige ausgewählte Bände können innerhalb eines bunten Einsatzes präsentiert werden.“ – Marc Newson


Shoppen Sie online auf taschen.com und erfahren Sie mehr über Signierstunden und unseren nächsten Warehouse Sale vom 25.– 28. Juni.

Sie finden unsere TASCHENstores in Amsterdam Beverly Hills Brüssel Hamburg Hollywood Köln London Mailand Miami New York Paris

„Zu den bekanntermaßen hochwertigen Büchern von TASCHEN gehört einfach auch ein Store, der es an Wertigkeit mit ihnen aufnehmen kann. Und hier ist einer, in der Via Meravigli in Mailand, in der Straße der Wunder. Welcher Name könnte passender sein?“ –we-heart.com


„TASCHEN-Bücher sind

praktisch dafür entworfen, zu Sammlerobjekten zu werden. Oft steigen sie fast unmittelbar im Wert.“ —Abebooks


Around the world in 35 years with TASCHEN …


Walton Ford


Hieronymus Bosch


David Bailey


Comic beginnings, surreal success, and magical artists!


Caravaggio


Ellen von Unwerth


Julius Shulman


Frank Lloyd Wright


Cultural archaeology and luxury for less


Darren Almond


Some like it hot and some like it not


Sebasti達o Salgado


Moonfire


Big, bold, bright!

National Geographic


Small, smart, smashing!


Michelangelo


David LaChapelle



Bookworm’s delight: never bore, always excite!

Alfred Wertheimer


William Blake


Theo Ehret

A passion for TASCHEN

It’s different, I like it!



Gustav Klimt



Thank you for your continuous support

Modern Art


Annie Leibovitz


Publisher of art, anthropology, and aphrodisia since 1980


Interstellare Highlights und Bestseller aus 35 Jahren TASCHEN Seit 1980 f端r Sie auf Mission in der Gutenberg-Galaxie


“The most exquisite books on the planet.” –Wallpaper*, London


Kleine Reihe 2.0

„Ein Genie wie mich für 9,95 DM?“, fragte sich ein vewunderter Señor Dalí in unserem Katalog von 1987/88, worauf die Antwort folgte: „Schluss mit teuren Kunstbüchern!“ Unter diesem Leitmotiv ging die Kleine Reihe von TASCHEN 1985 mit einem Band zu Picasso an den Start – die erste Eigenproduktion des Verlages. Der Anfang einer einzigartigen Erfolgsgeschichte: Mittlerweile sind rund 200 Einzelbände erschienen, die in über 20 Sprachen übersetzt wurden und sie zur erfolgreichsten Kunstbuchreihe der Welt machten. Zu ihrem 30. Geburtstag haben wir die Reihe mit dem markanten Slimline-Format in einen neuen Hardcover-Orbit geschossen, sie überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Eines allerdings hat sich nicht geändert: der unverschämt günstige Preis!


Bibliotheca Universalis – Weltkultur kompakt und preiswert Seit der Verlagsgründung 1980 ist TASCHEN gleichermaßen zum Synonym für kühne und spektakuläre Projekte wie für innovative und preiswerte Kunstbücher geworden. In der Reihe Bibliotheca Universalis erscheinen 100 unserer absoluten Lieblingstitel und Bestseller in einem handlichen neuen Format und zu einem unschlagbaren Schnäppchenpreis. Kunst, Architektur, Visionäres, Erotisches, Museales und Verbotenes, Apollinisches und Dionysisches, Sex, Pop, Antike und Moderne, mal laut, mal leise, aber immer aufregend – gehen Sie auf Entdeckungstour!


kleine r

Die erfolgreichste Kuns


reihe 2.0

stbuchreihe der Welt

NUR

€ 9,99 Hardcover, 96 Seiten 21 x 26 cm


100 Contemporary Houses

The Grand Tour

Architekturtheorie

100 Interiors around the world

Alchemie & Mystik

Dalí. Das m Werk

Van Gogh. Sämtliche Gemälde

Encyclopaedia Anatomica

Das Buch der Bibeln

Bourgery. Atlas der Braun/Hogenberg. menschlichen Anatomie Städte der Welt

D’Hancarvil Antikensam

Weltkultur kompa Die Welt der Ornamente

Racinet. Kostümgeschichte

Skandinavisches Design

domus 1950s

1000 Chairs

Design des 20. Jahrhunderts

Logo Design

100 Contemporary Fashion Designers

Fashion. Eine Modegeschichte

100 Filmkla

1000 Record Covers

Funk & Soul Covers

Jazz Covers

Norman Mailer. MoonFire

Eadweard Muybridge

Blossfeldt. Published W


malerische

Monet

Hiroshige

Leonardo. Das zeichnerische Werk

Moderne Kunst 1870–2000

Tom of Finland. The Complete Kake Comics

lle. mmlung

Martius. Das Buch der Palmen

Seba. Das Naturalienkabinett

The Male Nude

1000 Nudes

Erotica Universalis

Decorative Art 50s

Decorative Art 60s

Decorative Art 70s

1000 Lights

akt und preiswert

Nur

€ 14,99 Hardcover, 568–832 Seiten 14 x 19,5 cm

assiker

Stanton. The Dominant Wives

Mid-Century Ads

1000 Tattoos

Complete Work

Geschichte der Photographie

Photographie des 20. Jahrhunderts

Stieglitz. Camera Work

Steinweiss

Fotografen A–Z

Curtis. Die Indianer Nordamerikas


Raum, Zeit,


Rund 7500 Lichtjahre von der Erde entfernt ist der Carinanebel ein weiterer Ort, an dem man die Dramatik der Geburt und des Sterbens von Sternen ausgezeichnet beobachten kann. Diese Aufnahme zeigt gewaltige S채ulen kosmischen Gases und Staubs mit neugeborenen Sternen auf den Spitzen.

... und ein Teleskop


Unser Auge im All

HUBBLES

STERNTAGE­BÜCHER


Hellblaue Jungsterne, die vor Energie bersten, sprengen 196.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ein „Loch“ in das Zentrum einer Region, in der neue Sterne entstehen.

Zum 25. Geburtstag der Hubble-Mission – die spektakulärsten Aufnahmen aus den Weiten des Alls


Der Pferdekopfnebel ist ein Ort, an dem fortwährend neue Sterne entstehen. Die dichten Gas- und Staubwolken innerhalb des Nebels fallen in sich zusammen, um Sterne zu bilden, während die Ränder gleichzeitig vom intensiven UV-Licht erodiert werden, das vom benachbarten Sigma Orionis ausgeht, einem aus fünf Sternen bestehenden System, das so viel Licht abstrahlt wie 75.000 unserer Sonnen.

Ein Komet prallt mit der Stärke Tausender Atombomben auf den Jupiter. Wir können dabei zusehen, wie vier von Plutos insgesamt fünf Monden entdeckt werden. Während es mit einer Geschwindigkeit von 28.000 km/h 565 km außerhalb der Erdatmosphäre kreist, lüftet das Hubble-Teleskop den Schleier, hinter dem sich viele Wunder unseres Sonnensystems und die kosmische Choreografie des Universums verbergen. Im Universum gibt es unzählige Galaxien scheinbar unermesslichen Ausmaßes. Hubble hat mit seinem präzisen „Auge“ die menschliche Wahrnehmung bis an die Grenzen des Kosmos und weit in die Vergangenheit geführt. Dieses einzigartige Observatorium im Orbit erhellt uns die unermesslichen Tiefen des Alls und hilft uns, Theorien wie die vom Urknall besser zu verstehen.


„Sie werden Staunen!

Das Hubble-Teleskop hat die Pforten zu unserem Universum in seiner ganzen wundersamen Pracht aufgestoßen. Dieses Buch legt den Kosmos buchstäblich in Ihre Hände.“ –James Cameron

Die Formation Arp 23, der man den Spitznamen „Rosengalaxie“

gegeben hat, ist tatsächlich ein Zusammenwirken zweier Galaxien, deren Schwerkraft die jeweils andere verformt, indem sie deren Arme streckt. Höchstwahrschein­lich werden beide letztendlich zu einer einzigen größeren Galaxie verschmelzen – kein ungewöhnliches Ereignis im kosmischen Tanz des Universums.


Bei Geburt und Tod von Sternen sind wir nun live dabei. Vom dichten Orionnebel, in dem sich junge Sterne bilden, bis zum gespenstischen Licht, das ihren gewaltsamen Tod reflektiert, manifestiert sich in unserer Galaxie der Lebenszyklus von Abermillionen Sternen. Ob es Leben, wie wir es kennen, auch jenseits unseres Planeten gibt, gilt es noch herauszufinden, doch inzwischen wissen wir, welche Kräfte die Entstehung, den dramatischen Untergang und schlieĂ&#x;lich die Wiedergeburt weit entfernter Sonnen in turbulenten Wolken interstellarer Gase bewirken.


„Betörende Fotos, die Sie veranlassen werden, Ihren Platz im Universum zu überdenken.“ –buzzfeed.com

Wenn sich Hubble durch ein Bild definieren lässt, dann ist es dieses Porträt

des Adlernebels oder M 16, auch bekannt als „Säulen der Schöpfung“. Dieser gewaltige Nebel ist die Geburtsstätte aller möglichen Sternentypen, von winzigen Roten Zwergen bis zu massiven Blauen Hyperriesen. Auf dem linken Bild sind die „Säulen“ in sichtbarem Licht zu sehen. Das rechte Bild zeigt Licht im Infrarotbereich, das einen Großteil der umgebenden Wolken durchdringt.


ZU DEN URSPRÜNGEN

DER SCHÖPFUNG Owen Edwards interviewt Zoltan Levay

OE: Wenn man bedenkt, dass kürzlich eine Galaxie entdeckt ­wurde, die 13 Milliarden Lichtjahre entfernt ist, scheinen Sie ja zu bekommen, was Sie wollen. Na ja, nicht das Universum ist begrenzt, sondern eher unsere Möglichkeiten.

Owen Edwards spricht mit Zoltan Levay, dem Leiter des Imaging-Teams im Office of Public Outreach am Space Telescope Science Institute in Baltimore, Maryland. Dort wandelt Levay die komplexen Daten, die Hubble gesammelt hat, zu Fotos und Grafiken um, die es auch Laien ermöglichen, sich ein Bild von den Weiten des Universums zu machen. Er schrieb früher Software, mit der Astronomen die von Hubble gesandten Daten analysieren konnten, und befasst sich seit der Reparatur des Teleskops im Jahr 1993 unmittelbar mit der Interpretation der Bilder.

Links: Edwin Hubbles Entdeckungen haben mehr als nur ein großes Teleskop inspiriert. In den 1940er-Jahren schauten Tausende von Menschen quer durch die Vereinigten Staaten zu, wie der Spiegel des Hale-Teleskops von der Corning-Glasfabrik in New York zur PalomarSternwarte in Kalifornien transportiert wurde. Unten: Es dauerte ein ganzes Jahr, den Hauptspiegel des Hubble genau auf die erforderliche Krümmung zu schleifen. Obwohl er perfekt geschliffen war, wies der Spiegel einen winzigen Fehler von etwa fünf Mikrometern Größe auf, der aber erst auffiel, als die ersten Bilder aus dem Weltraum übertragen wurden.

OE: Seit wann interessieren Sie sich für Astronomie? Das war schon in der Highschool in den 1970ern so. Als Teenager baute ich mir sogar selbst ein Teleskop. Deshalb ist die Arbeit mit Hubble unglaublich befriedigend für mich. OE: Für einen Laien sind die HubbleBilder extrem beeindruckend. Verblasst die Romantik, wenn man sie jeden Tag sieht? Nicht völlig. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Meine Kollegen und ich sind in der Hinsicht allerdings vielleicht etwas überheblich geworden – wir rufen ständig nach noch spektakuläreren Bildern. Das ist so eine Art „Her mit einer neuen Galaxie“Syndrom. — 58 —

OE: Wo wir gerade von Möglichkeiten sprechen: Astronomen haben berechnet, dass die kürzlich fotografierte Galaxie, die auf einem Bild des Galaxienhaufens Abell 2744 zu sehen ist, 500 Millionen Jahre nach dem Urknall entstand, was wohl in kosmischen Dimensionen einem Wimpernschlag entspricht. Werden wir irgendwann Bilder von Objekten zu Gesicht bekommen, die noch weiter weg sind und noch näher dran an der Zeit, in der das gesamte Universum entstand? Mit Hubble und dem James Webb Space Telescope werden wir wahrscheinlich weiter blicken als bisher, aber an den Urknall kommt man zeitlich nur bis zu einem gewissen Punkt heran, denn eine Weile war das Universum lichtundurchlässig. Das James-Webb-Weltraumteleskop wird


„Hubble brachte uns das Universum vor die eigene Haustür.“

–Neil deGrasse Tyson

irgendwann den Zeitpunkt sehen, an dem Sterne sich formierten und Licht erschien, aber das ist dann das Limit. OE: Als Hubble 2009 zum fünften Mal von Astronauten gewartet wurde, war das auch das letzte Mal. Wie ist die Prognose für den weiteren Betrieb des Teleskops? Die Batterien, Gyroskope und anderen Elemente sind in einem guten Zustand, wir werden also aller Voraussicht nach mindestens weitere fünf Jahre Daten sammeln können. Bis dahin ist auch das Webb-Teleskop installiert. Da das Space-Shuttle-Programm inzwischen eingestellt wurde, können wir keine Astronauten mehr zu Hubble schicken. Es bestünde noch die Möglichkeit einer ­Wartung durch Roboter, aber zurzeit ist nichts geplant.

„Ich glaube, die Tatsache, dass das Hubble zunächst un­vollkommen war und dass Ingenieure am Boden und Astronauten im All es reparieren mussten, verlieh ihm eine mensch­ lichere Qualität. Die Hubble-Geschichte war fesselnd …“ OE: Lassen Sie uns über die Ästhetik der Bilder sprechen. Ist die Zugabe von Farbe wirklich mehr für die Öffentlichkeit gedacht als für die Astronomen? Die Wissenschaftler verwenden die Farbbilder normalerweise nicht direkt für ihre Arbeit. Farbe ist zwar sehr wichtig in der Astronomie, doch wie andere Größen wird sie numerisch aus den Daten berechnet. Die monochromen Bilder reichen aus, um die Formen der Objekte wahrzunehmen. Die Bilder sind eigentlich ein NebenproRechts: Pionier der fernen Sterne. Edwin Hubble auf der Palomar-Sternwarte bei San Diego, wo er seine Theorien über das expandierende Weltall entwickelte, 1950.

dukt der hochmodernen Technik. Aber auch Astronomen lassen sich natürlich von den Fotos inspirieren. OE: Was wir auf den Farbfotografien sehen, entspricht also nicht dem, was wir sehen würden, wenn wir in einem Raumschiff auf das abgebildete Objekt zusteuern würden? Diese Gebilde sind tatsächlich nicht das, was wir mit unseren Augen sehen würden. Aber man muss dazu sagen, dass unsere — 59 —

Augen ohnehin nicht viel von dem wahrnehmen könnten, was Hubble uns zeigt, da es nur sehr wenig Licht gibt und Hubble nicht nur sichtbares, sondern auch infrarotes und ultraviolettes Licht aufnimmt. Die Farben sind jedoch keineswegs willkürlich. Die Grundfarben ­basieren auf Daten. Wir wählen die Farbschattierungen so, dass sie so viele Informationen wie möglich enthalten, und versuchen, die Farben so nah wie möglich am natürlichen Spektrum auszurichten.


Das Sonnensystem

0,000000042 – 4

Die MilchstraSSe

Benachbarte Galaxien

Lichtjahre von der Erde

Lichtjahre von der Erde

4 – 50.000

50.000 – 5.000.000

OE: Können Sie den Vorgang für uns kurz zusammenfassen? Die Aufnahmen werden am STScI geplant, und die Befehle an Hubble gehen vom Kontrollzentrum des Goddard Space Flight Center der NASA aus. Zuerst macht Hubble eine Aufnahme, ein komplexer Prozess, den man sich aber so vorstellen kann wie das Drücken des Auslösers an einer Kamera. Die Belichtungszeit kann wenige Sekunden oder auch viele Minuten betragen (und sich, wenn die einzelnen Belichtungen digital zusammengefügt werden, auf insgesamt etliche Tage belaufen). Die Daten landen beim STScI, wo wir sie in wissenschaftlich sinnvolle Einheiten übersetzen und archivieren, damit Wissenschaftler sie für ihre Arbeit nutzen können. Wir sprechen hier von einer Datenmenge von etwa 120 Gigabit pro Woche.

Die Farben werden den Wellenlängen gemäß vergeben, die längsten sind rot, die kürzesten blau, und alles dazwischen ist grün. Wenn die einzelnen Bilder zusammen­gefügt werden, entsteht ein Farbbild – analog zu dem, was bei ganz normaler digitaler Fotografie passiert. Dieses

Bild bearbeiten wir dann, um das beste Ergebnis zu erzielen. Da Hubbles Kameras nur ein winziges Blickfeld haben, ­legen wir manchmal mehrere Bilder zu einem Mosaik ­zusammen, das dann einen größeren Bereich abdeckt.

Unten: In 560 Kilometern Höhe über der Erdoberfläche wechseln die Astronauten Steven Smith und John Grunsfeld die Gyroskope am Hubble aus, 27. Dezember 1999.

OE: An diesem Punkt setzt Ihre Arbeit ein, richtig? Sobald die ­Daten sich im Hubble-Archiv befinden? Genau. Manchmal weisen Astronomen uns auf interessante Hubble-Forschungsergebnisse hin, die man illustrieren könnte. Wenn die Bilder noch schwarz-weiß sind, stellen wir das Farbspektrum und die Farbintensität so ein, dass die wichtigsten Komponenten betont werden. Das ähnelt dem Prozess, bei dem früher in einer Dunkelkammer beim Erstellen eines Abzugs vom Negativ die Belichtung eingestellt wurde. Hier verwenden wir Farbe und benutzen dabei mehrere Versionen des Bildes, die mit unterschiedlichen Filtern gemacht wurden. Wir nutzen die Primärfarben – Rot, Blau und Grün. Wofür stehen die Farben, wenn schon nicht für das, was man tatsächlich sehen würde? — 60 —

Lichtjahre von der Erde

OE: Halten Sie es für legitim, die Fotos in erster Linie als Kunst­werke zu betrachten? Na ja, ein paar Fotos haben wir tatsächlich


„An die Stelle der glatten ,Hightechästhetik‘, die in astronomischen Publikationen so verbreitet ist, trat die Anmutung eines klassischen Folianten. Hochglanzbilder von Galaxien und Nebeln sind von mattschwarzen Rändern umgeben, die die Kunst vor Fingerabdrücken schützen.“ –Sky and Telescope

Der Virgo-Superhaufen

5.000.000 – 100.000.000 Lichtjahre von der Erde

nur aus ­visuell-ästhetischen Gründen bearbeitet, und natürlich wollen wir immer beeindruckende Bilder erzeugen, aber es handelt sich doch um echte Fotografien von realen ­Orten. Für jemanden, der hauptsächlich Kunst darin sehen will, ist es wichtig zu verstehen, dass wir versuchen, die Wirklichkeit zu präsentieren, keine künstlerische Vision. OE: Die Entfernungen, die diese Fotografien repräsentieren, sind so gewaltig, dass man sich fragt, wie selbst Astronomen sie begreifen können. Wie können Laien sie verstehen? Es ist alles eine Frage des Maßstabs. Man fängt am besten mit unserem Sonnensys-

„Je tiefer man in den Weltraum hineinschaut, desto weniger können wir Dinge gedanklich erfassen. Wir haben keine Erfahrung, die uns hilft, zeitliche Maßstäbe dieses Ausmaßes zu verstehen und Kräfte, die so verschieden sind von jenen, die wir auf der Erde antreffen. Aber diese Vorgänge haben uns her­ vorgebracht.“ tem an, von dem die meisten Menschen nach den fantastischen Bildern der Voyager eine ziemlich gute Vorstellung haben. Und dann geht man einfach immer weiter. Astronomen gehen die kosmische Entfernungsmessung mit vereinfachenden Methoden an, bei denen man schrittweise Wege entwickelt, um sich normalerweise

Das sichtbare Universum

100.000.000 – 13.800.000.000 Lichtjahre von der Erde

unvorstellbar große Entfernungen vorzustellen. Ein Lichtjahr ist gigantisch, aber zusammen mit dem Parsec – das Astronomen bevorzugen – ist es ein zweckdienliches Längenmaß, genau wie Meter oder Kilometer. OE: Wenn Hubble, Webb oder noch leistungsstärkere Teleskope der Zukunft uns nicht die Nano- und Millisekunden direkt nach dem Urknall zeigen können, weil diese Zeit „lichtundurchlässig“ war, macht das die Urknalltheorie unbeweisbar? Ich würde den Begriff „Theorie“ hier gerne loswerden, da es so viele Missverständnisse darüber gibt, was Wissenschaftler, ob Astronomen oder Evolutionsbiologen, damit meinen. Die Mehrheit der Astronomen stellt das Konzept des Urknalls nicht infrage. Nur über die Details wird noch debattiert, und dies wird sich fortsetzen, je mehr wir über das Universum erfahren. So gingen Astronomen früher davon aus, dass dem sich ausdehnenden Universum irgendwann die Energie ausgehen und die Schwerkraft alles in sich zusammenfallen lassen würde. Inzwischen weiß man, dass die Ausdehnung des Universums sich nicht verlangsamt, sondern sogar schneller wird und dass Dunkle Energie diese Ausdehnung unendlich weitergehen lässt. OE: Die Idee des Urknalls, eines unvorstellbaren Nichts, von dem sich das Universum ausdehnte, ist für uns Normalsterbliche schon schwer zu begreifen. Wie sollen wir uns dann ein Universum vorstellen, das nicht den Naturgesetzen und Zyklen folgt, die wir jeden Tag um uns herum beobachten? Der Lebenszyklus eines Universums ist — 61 —

eine faszinierende Angelegenheit. Wenn man in den fernen Weltraum blickt und sich dabei immer mehr dem Ursprung von allem nähert, werden die Dinge zunehmend kontraintuitiv. Wir haben keinerlei Erfahrungen, die uns helfen, solche immensen zeitlichen Dimensionen und Kräfte zu verstehen. Wir kennen Magnetismus und Schwerkraft, aber Phänomene wie Dunkle Energie und Dunkle Materie sind für unser Leben einfach nicht relevant. Trotzdem haben diese Vorgänge uns hervorgebracht. Wie Carl Sagan einmal sagte, sind wir aus „Sternenstaub“ gemacht, und: „Im Bewusstsein des Menschen erkennt die Natur sich selbst.“ Die Fotos von Hubble helfen uns, unseren Platz im Universum zu erklären.

Expanding Universe. Photographs from the Hubble Space Telescope Hardcover mit Ausklappern, gedruckt auf zwei verschiedenen Papiersorten, 260 Seiten € 49,99


vOM HiMMel

GefAllen David Bowie wird Ziggy Stardust



„Dieses Foto ist wirklich ein Sinnbild für Großbritannien während der frühen GlamRock-Ära: Selbst Ziggy Stardust muss mal in der britischen Eisenbahn essen!“ –Barney Hoskyns


David Bowie und Mick Ronson im Zug von London nach Aberdeen, Schottland, 15. Mai 1973.



Bowie – Wiedergeburt in Glam und Glitter Barney Hoskyns im Gespräch mit Bowie-Fotograf Mick Rock

Einen solchen Namen kann man gar nicht erfinden: Wie der Mann selbst einräumt, klingt Mick Rock wie der Name einer Comicfigur, als hätte man die gesamte Popkultur der 1970er-Jahre eingedampft in zwei Silben. Doch Mick Rock heißt er tatsächlich, der Fotograf, dessen Bilder den Glam Rock in der ersten Hälfte jenes Jahrzehnts einfingen und definierten und der im Frühjahr 1972 den unaufhaltsamen Aufstieg des David Bowie in Gestalt seiner Kunstfigur Ziggy Stardust dokumentierte. Auf sich aufmerksam gemacht hatte Mick Rock bereits mit einem Albumcover für den früheren, von Bowie verehrten PinkFloyd-Mitbegründer Syd Barrett. Er hätte sich 1972 an kaum einem anderen, besseren Ort wiederfinden können als im Herzen des Glam-Orkans, den Bowie in diesem Jahr entfachte.

so waren es denn seine Bilder, die Bowie/ Ziggy – auf und hinter der Bühne, im Aufnahmestudio, in der Freizeit zu Hause oder unterwegs – im Epizentrum des Pop der 1970er-Jahre festhielten. Hören wir ihn selbst über seine wilden Tage mit Bowie auf dem Höhepunkt der Teenagerrevolution des Glam Rock.

„David hatte diesen ganzen langweiligen, vergammelten Jeans-Look satt. Er war auf dem Weg in die Zukunft, zurück schaute er nicht …“ —Mick Rock

Die wunderbaren, verrückten und überraschend intimen Bilder, die sich in diesem Buch finden, bezeugen, wie nah Rock diesem Star war, der sein Freund wurde und es immer noch ist. Diese Art des Vertrauens und der Nähe zwischen einem Star und einem Fotografen konnte es nur in einer Ära des Rock geben, in der die Kunst noch einen höheren Stellenwert einnahm als der Kommerz. Eine charismatischere Persönlichkeit als Bowie hätte sich ein Fotograf wohl kaum wünschen können. Mick Rock ist bescheiden genug zuzugeben, dass hier Glück und der Zeitgeist auf seiner Seite waren. Und Links: Backstage während der Tournee durch Großbritannien im Sommer 1973. Rechts: Mick Rock am Set für die Werbung für The Jean Genie, San Francisco, Oktober 1972.

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BH: Was hat Bowie und dich Anfang 1972 zum ersten Mal zusammengebracht? Ich arbeitete damals in einer Dunkelkammer in den Büros der Zeitschrift Oz, und da lag ein Stapel obskurer Promoplatten herum. Es war auch Bowies Hunky Dory darunter, die nahm ich dann mit nach


Ein Standbild aus dem Werbevideo f端r die Single The Jean Genie. Regie: Mick Rock, San Francisco, Oktober 1972.


„Mich faszinierte seine Aura. Diese permanenten Verwandlungen und Ver­änderungen wirkten auf mich wie hypnotisierend.“ –Mick Rock


Hause und hörte sie mir ständig an – vor Presseagentin, verabredete sich mit mir allem Life on Mars. am Bahnhof Liverpool Street und nahm Ich schrieb zu dieser Zeit Beiträge für den mich mit zu einem Gig in Birmingham. Sie Rolling Stone und machte auch Fotos brachte mich hinter die Bühne, um mich dafür. Ich hatte in David vorzustellen, und ich durfCambridge studiert te meine ersten Fotos von ihm „Er dachte nicht und konnte durchschießen. Ein oder zwei Tage über Geld nach, aus ein paar Worte später fuhr ich zu seinem Haus zusammenbasteln. in Beckenham und seine Gedanken Ich hatte einen Artikreisten um Star­ interviewte ihn. kel über Syd Barrett ruhm.“ –Mick Rock von Pink Floyd geBH: Was hat dir an schrieben. Auch Bowie gefallen? einen über Rory Gallagher, für dessen Zunächst inspirierte mich erste drei Albumcover ich die Fotos geseine Musik, dann faszinierte macht habe. mich seine Aura. Diese perAls David verkündete, „Ich bin bi“, erregte manenten Verwandlungen das viel Aufsehen. Ich schlug Andrew und Veränderungen wirkten Bailey – dem Londoner Herausgeber des auf mich wie hypnotisierend. Rolling Stone – vor, etwas über Bowie zu Ja, mich interessierte diese machen, und er stimmte zu. Zur gleichen Kunstfigur mehr als die eiZeit meinte ein Freund von mir, er war gentliche Person. Artdirector des Männermagazins Club International, er wolle vorne, bevor man zu BH: Hat David Bowie genaue Vorden Titten und Ärschen kommt, einen stellungen darüber, wie er fotografiert Musikteil – etwas, das ein bisschen provo- werden wollte? kativ sein sollte. Und so hatte ich einen Er schien meine Fotos von Anfang an zweiten Auftrag. Anya Wilson, Davids gemocht zu haben. Er sagte zu seinem Manager: „Mick sieht mich so, wie ich mich sehe.“ Ich war natürlich hocherfreut, das Oben: Mit Iggy Pop und Lou Reed, Dorchester Hotel, London, 16. Juli 1972. Rechts: An Bord der Queen zu hören. Elizabeth 2, Southampton, Großbritannien, Januar 1973. Unten: Auf Tournee in Großbritannien, Sommer 1973. BH: Sollten wir uns Bowie eher als einen

Avantgardekünstler denn als Popstar vorstellen? David hat von sich selbst immer als einer Kopiermaschine gesprochen, die überall Eindrücke aufnimmt. Er hat eine Menge unterschiedlicher Einflüsse miteinander verknüpft: die ganze Warhol-Geschichte, Velvet Underground, Jacques Brel, Kabu-

ki, das Living Theatre, Uhrwerk Orange. Lindsay Kemp war ein enormer Einfluss. Und dann dieser futuristische Weltraumaspekt, für den sich auch Roxy Music begeisterten. David saugte alles in sich auf und mixte dann daraus einen fantastischen Cocktail.

„Das war épater la bourgeoisie. Ein Gefühl von Revolution. Je mehr Missbilligung uns entgegenschlug, desto besser fanden wir es …“ –Mick Rock

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An Bord des Luxusliners QE2,

Southampton, GroĂ&#x;britannien. Januar 1973.


Fotosession für das Album Pin Ups

Frankreich, Juli 1973. © all photos by Mick Rock.


Limitiert auf 1.972 Exemplare, alle signiert von David Bowie und Fotograf Mick Rock

Art Edition NR. 1–100 UK Summer tour, 1973 (unten links)

Art Edition NR. 101–200 Scotland, May 1973 (unten rechts)

Pigmentdruck, signiert von Fotograf Mick Rock, 30 x 40 cm (Papierformat, Rahmen nicht enthalten) je € 1.250

Collector’s Edition NR. 201–1.972

Limitierte Edition von 1.772 Exemplaren, jeweils signiert von David Bowie und Fotograf Mick Rock, 314 Seiten € 500

„David saugte alles in sich auf und mixte dann daraus einen fantastischen Cocktail.“ –Mick Rock

XL

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Bibliotopia

Berlin nach dem Ersten Weltkrieg. Befreit vom Muff des Kaiserreichs, erleben Kunst, Kultur und Wissenschaft eine nie gekannte Blüte. Ein neues Lebensgefühl, die Lust am Experimentieren, der Geist der Moderne haben Einzug gehalten. Und das schlägt sich auch auf den Buchcovern dieser Epoche nieder: die Sammlung Holstein – Rückblick auf ein herausragendes Kapitel deutscher Buchkunst.

Cover: Andreas Karl Hemberger

Illustration: Werner Graul, 1927

Illustration: Walter Trier, 1931


Cover: Sasha Stone, 1926

Cover: John Heartfield, 1929

Cover: Georg Salter, 1926

Cover: Hermann Seewald, 1931


Cover: Werner Gräff, 1926

Illustration: Oskar Garvens, 1925

Illustration: Dugo (AndrĂĄs Szenes), 1928

Illustrator unbekannt, 1932

Cover: Georg Salter, 1931


Design: Pewas, 1928

Cover: Georg Salter.

Es mutet immer wieder wie ein Wunder an, mit welcher Geschwindigkeit sich nach dem Ende des Kaiserreiches ein liberaler, aufklärerischer, international gesinnter Zeitgeist wenn nicht durchsetzte, so jedenfalls Gehör verschaffte. Von der Sozialismusdiskussion zur Frauenemanzipation und Jugendproblematik, von den Architektur- und Städte­baudiskussionen bis zum Kino – das Buch spiegelt den freien, neugierigen Geist jener Zeit. Was die Entwerfer mit diesen – von heute aus gesehen primitiven – technischen Voraus­set­zun­gen an Effekten zauberten, ist atemberaubend. Buchstaben wurden von Hand gezeichnet, bevor sie in Blei gegossen wurden, Collagen mit der Schere montiert, lithografierte Illustrationen mühsam in den Druckprozess eingefügt.

Illustration: Hanns Anker, 1931

Cover: Viktor Josef Kuron-Gogol, 1927


Vom Vergnügen, schöne Bücher anzuschauen Von Christoph Stölzl

„Wozu braucht einer eine Bibliothek, der die Sammlung Holnicht weiß, was es heißt, ein Buch im Vorstein hätte kennenbeigehen zu streicheln? ... Warum braucht lernen können. Um einer eine Bibliothek, der nicht weiß, was es den Verstand – vor heißt, in einem Buch nur so zu blättern? ... Glück natürlich. Wer aber eine Bibliothek mit Recht besitzt, Was soll man zu der weiß, daß die Bücher nicht nur einen diesem nicht lesbaren Inhalt haben, sondern auch eine endenden Strom fühlbare Stimmungsatmosphäre, eine sicht- von Meisterwerken bare Aura und in Typografie und Einband sagen? Schatzkameine Physiognomie, ein Gesicht, das einem mer? Paradies? das Herz warm Enzyklopä„Unser Buch ist auch hält wie die die? Lehrein Denkmal für die Porträts der pfad? Freunde an der Weite und Vielfalt der Woher Wand.“ Das kommt es, geistigen Positionen hat Béla Balázs der ‚Weimar Culture‘. dass für jeden, der Augen hat zu 1923 geschriesehen, die Buchumschläge aus der […] Die vorliegende ben. Der geniWeimarer Republik eine unerhörte ale ungarische Publikation zeigt, dass Lebendigkeit haben? Sie atmen, sie das demokratische Feuilletonist lächeln uns zu oder blicken uns ernst der Zwanziger- Deutschland alle und tapfer an. Sie vibrieren und tanjahre, der sich Chancen besaß, ein zen. Warum? Das hat mit der Vielnach eigenem deutigkeit des Mediums zu tun, mit Labor vorbildlicher Bezeugen einder Mischung von profanem Zweck Weltkultur zu werden.“ und ehrgeizigster Kreativität, mit mal durch das Betrachten eines typografisch makellosen der Fantasie, die ein altes Buch unweigerfrühen Tacitus-Druckes vor dem Selbstlich wachruft: Wer hat es in der Hand mord gerettet hatte, wäre wahrscheinlich gehabt, welches verborgene Leben hat es fast um den Verstand gekommen, wenn er begleitet?

Das Phänomen Buchumschlag ist mit den üblichen Sprachformeln der Kunstgeschichte schwer zu beschreiben, weswegen die Geschichte der Buchkunst ja auch ein Orchideenfach für Connaisseure geblieben ist. Die beim Buch beteiligten Künste, ob Typografie, Buchbinderei oder Umschlagsentwurf, sind, seit die „autonome“ Kunst in der Moderne das Ideenbanner ergriffen hat, meistens als bloßes Echophänomen registriert worden, eben als „angewandte“ Kunst. Gegen den auch im 20. Jahrhundert vitalen Dauermythos des Tafelbildes kommt das bedeutendste Plakat, der erstaunlichste Buchumschlag bis heute nicht an. Buchkunst ist deshalb ein Thema für verschwiegene Süchtige geblieben. Aber wie soll es auch anders sein? Sie ist eine synästhetische Sache. Bücher muss man, so wie Balázs es beschreibt, in die Hand nehmen, streicheln, als Fetisch und „Berührungsreliquie“ erfahren dürfen, sie verlangen nach der gleichen intimen Zuwendung wie Juwelen. Bücher darf, Bücher muss man bisweilen ins Bett mitnehmen, Gemälde nie. Für unser Buch aber gilt, was Hermann Kafka seinem Sohn Franz zurief, als dieser ihm seine erste Publikation mitbrachte: „Leg’s auf den Nachttisch!“ Denn man kann ein solches Buch nicht einfach lesen und dann beiseitelegen. Es ist eine ständige Verlockung, auf der Landkarte der Zwanzigerjahre herumzuwandern. In Sachen der Oben: Illustration: George G. Kobbe, 1923. Links: Cover: Georg Salter, 1930. Gegenüber: Illustration: Walter Trier, 1931.

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„Das demokratische Deutschland besaß alle Chancen, ein Labor vorbildlicher Weltkultur zu werden.“ Buchkunst vermisst diese Karte die beste aller Welten. Wer geglaubt hat, sich einigermaßen auszukennen, wird eines Besseren belehrt. Da ist zwar die beglückende Wiederbegegnung mit den großen Legendenfiguren wie Heartfield, Gulbransson, George Grosz, Masereel, Lucian Bernhard, Tschichold, Salter und E. R. Weiß, um nur ein paar zu nennen. Sie wären allein schon staunenswert in der Fülle ihrer Produktivität. Aber neben ihnen erscheint hier zum ersten Mal die ganze tief gestaffelte Talenteschar von Namen, die auch Kenner der Zwanzigerjahre noch nie gehört haben. Es ist ein unschätzbares Verdienst der akribischen Forschung der Autoren, hier einer ganzen Generation kunsthistorische Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Berlin, die „Menschenwerkstatt“ (Heinrich Mann, 1920), war als Magnet für Talente aus ganz Europa noch viel erfolgreicher, als wir es bisher gewusst haben. Kein Computer half den Gestaltern jener Zeit, keiner egalisierte aber auch die individuellen Handschriften der Künstler. Buchstaben wurden von Hand gezeichnet, bevor sie in Blei gegossen wurden, Collagen mit der Schere montiert, lithografierte Illustrationen mühsam in den Druckprozess eingefügt, Prägestempel raffiniert gefeilt. Was die Entwerfer mit diesen, von heute aus gesehen primitiven, technischen Voraussetzungen an Effekten zauberten, ist atemberaubend. Gerade weil alles auf das handwerkliche Genie des Buchkünstlers ankam, atmen viele der Umschläge die Frische von Originalgrafiken. Weit offen stehen die Fenster der Buchkunst zu den wichtigen Strömungen der Zeit: Expressionismus, Verismus, Neue Sachlichkeit, Konstruktivismus, Fotografie

und Art déco werden zitiert, meistens aber „Unwiederbringlich“. Denn der größte Teil in etwas ganz Eigenes, dem Buch Angemesdieser Kultur wurde nach dem 30. Januar senes verwandelt. Nicht „angewandt“ ist die 1933 zertrampelt, verbrannt, ihre Schöpfer zeitgenössische Kunst, sondern anververfolgt oder aus wandelt, in etwas Neues, etwas nie Gese- „Weit offen dem Land getriestehen die Fenster ben. Was hier henes, oft Spielerisches transponiert – Konzeptkunst oft, Miniaturisierung des der Buchkunst zusammengetraTafelbildes nie. zu den wichtigen gen, erforscht, Man kann Buchumschläge nicht trenliebevoll ins Licht Strömungen der nen von den Texten, die sie umhüllen der Wissenschaft Zeit: Expressiound für die sie Aufmerksamkeit erheigestellt worden schen. Unser Buch ist auch ein Denkmal nismus, Verismus, ist, sieht vielNeue Sachlichkeit, leicht von Weifür die Weite und Vielfalt der geistigen Positionen der „Weimar Culture“. Der Konstruktivismus, tem wie eine englische Begriff ist hier bewusst „SpezialsammFotografie und gewählt, weil lung“ aus. In Art déco werden unsere neutrale Wirklichkeit ist zitiert, meistens Terminologie es ein Denkmal der „Zwanziger- aber in etwas ganz für den „Mögjahre“ weniger Eigenes, dem Buch lichkeitssinn“ des deutlich auf die Angemessenes besseren stimulierende, Deutschland zwiverwandelt.“ ja die unverschen 1918 und zichtbar herausfor1933. Wen würde der Anblick dieses Denkdernde Wirkung der mals nicht still und wehmütig machen, trauersten deutschen rig über so viel Anfang, dem die Vollendung Republik verweist. verwehrt wurde? Die vorliegende Publikation zeigt, dass das demokratische Deutschland alle Chancen besaß, ein Labor vorbildlicher Weltkultur zu werden. Wie viele geistvolle, mutige Verleger, wie viele originelle Positionen, wie viel Freimut bei den Themen! Es mutet immer wieder wie ein Wunder an, mit welcher Geschwindigkeit sich nach dem Ende des Kaiserreiches ein liberaler, aufklärerischer, international gesinnter Zeitgeist wenn nicht durchsetzte, so jedenfalls Gehör verschaffte. Von der Sozialismusdiskussion zur Frauenemanzipation und Jugendproblematik, vom politisch engagierten Reisejournalismus bis zur „jüdischen Frage“, von den Architektur- und Städtebaudiskussionen bis zum Kino – das Buch spiegelt den Buchumschläge in der Weimarer Republik freien, neugierigen Geist jener Zeit und Jürgen Holstein erzählt in den Biografien der Autoren, VerHardcover, 456 Seiten leger und Buchgestalter zugleich ein € 49,99 — 79 —


Herein, ohne anzuklopfen

Der „Große Diktator“ besucht überraschend das Nachbarland Ostrich.


Sehr witzig, Herr Chaplin! CC in der Totalen und im Detail


Totalitärer Ton

Paul Duncan zur Entstehungsgeschichte von Der große Diktator

Im Jahr 1931 besuchte Chaplin im Rahmen seiner weltumspannenden Werbetournee für City Lights (Lichter der Großstadt) auch Berlin. Dort begegnete man ihm mit antisemitischer Feindseligkeit. Chaplin war zwar kein Jude, weigerte sich aber strikt, diesbezügliche Gerüchte zu dementieren, da er der Meinung war, ein solches Dementi würde den Antisemiten in die Hände spielen. 10. März 1931: Jewish Telegraphic Agency: Charlie Chaplin wurde heute Opfer einer antisemitischen Demonstration vor dem Hotel Adlon. Eine Menge von Hitleristen versammelte sich dort und beschimpfte den „jüdischen Komiker“. Die Demonstranten wurden schließlich von der Polizei vertrieben. 30. Januar 1933: Hitler wird Reichskanzler. 22. März 1933: Das Konzentrationslager in Dachau wird eröffnet. Heinrich Himmler, Polizeipräsident von München, beschreibt es als „das erste Konzentrationslager für politische Gefangene“. 24. März 1933: Hitler sichert sich Machtbefugnisse, die ihn praktisch zum Diktator machen. Er erklärt die NSDAP zur einzigen im Deutschen Reich zugelassenen Partei. 31. Januar 1935: Hollywood Reporter: Die jüngsten Filme, die unter das Naziverbot fallen, sind allesamt Produktionen von

Charlie Chaplin. Als Grund geben die Zensoren an, Chaplin sei kein „Arier“. Im Frühjahr 1936 fuhren Chaplin und Paulette Goddard mit dem Schiff nach Ostasien. Sie heirateten im Juni 1936 in der chinesischen Stadt Kanton (Guangzhou). Den Rest des Jahres 1936 und das ganze Jahr 1937 arbeitete Chaplin an einer Geschichte, die auf Bali spielte, einer Verfilmung des Romans Regency und an Stowaway. Mitte April stattete Konrad Bercovici Chaplin einen Besuch ab. Sie sprachen über den Bürgerkrieg in Spanien. Chaplin hatte eine Kurzgeschichte über den Konflikt mit dem Titel „Rhythm“ („Rhythmus“) geschrieben, die in Script veröffentlicht worden war. Sie sprachen auch über die Invasion der Japaner in China. Charlie Chaplin: „Wir kamen dann auf den wachsenden Einfluss der Nazibewegung in Europa und Amerika zu sprechen. Bercovici schlug vor, ich solle eine Komödie darüber machen. Ich sagte ihm, dass Herr Alexander Korda dies Anfang 1937 auch schon vorgeschlagen habe. Da Hitler den gleichen Schnurrbart hatte wie der Tramp, könnte ich beide Figuren spielen. Damals dachte ich nicht groß über diese Idee nach. Doch dann traf es mich wie ein

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Blitz – natürlich! Als Hitler könnte ich in einem Kauderwelsch flammende Reden ans Volk halten, soviel ich wollte, und als Tramp mehr oder weniger stumm bleiben.“ Eine Woche später besuchte Bercovici Chaplin erneut für eine Nacht und las ihm Notizen vor, die er sich für einen Hitler-Film gemacht hatte. Bercovici-Notizen: Charlie, Barbier/ Herrenfriseur oder Tapezierer, hat einen Streit mit einigen SS‑Leuten und wird in ein Konzentrationslager geworfen. Flieht von dort in einem Militärmantel. Wird für Hitler gehalten, dem er ähnelt. Er läuft fort, sie rennen ihm nach und grüßen ihn mit „Heil!“ Er führt die inzwischen zu einem Heer angewachsene Menge zur österreichischen Grenze. In der Zwischenzeit ist der echte Hitler inkognito ausgegangen, um seine Seele zu erforschen. Die Wachen des Konzentrationslagers, die nach ihrem Gefangenen suchen, entdecken ihn und verprügeln ihn nach Strich und Faden, ungeachtet seiner Beteuerungen, er sei der echte Hitler. Chaplin kehrte Ende Juli nach Beverly Hills zurück und arbeitete weiter an dem Drehbuch, unterstützt von Dan James, den er in Carmel kennengelernt hatte.


„Doch dann traf es mich wie ein Blitz – natürlich! Als Hitler könnte ich in einem Kauderwelsch flammende Reden ans Volk halten, soviel ich wollte, und als Tramp mehr oder weniger stumm bleiben.“ –Charlie Chaplin

Schatten an der Wand

Der Führer übt seine neuesten Moves.



9. November 1938: Die Nationalsozialiseinem großen Geschütz und Granaten ten koordinieren Angriffe auf jüdische Ein- Chaos stiftet, wohnt er in einer schäbigen richtungen im ganzen Reich, bei denen Absteige. Die Wirtschaftskrise hat alle 7.500 jüdische Läden zerstört und 400 Gesellschaftsschichten erfasst und führt zur Synagogen niedergebrannt werden. Revolution. Charlie wird in einem koscheren 91 Juden werden ermordet und über Restaurant verhaftet und in ein Konzentra25.000 in Konzentrationslager tionslager gesteckt. Hinkle, der neue Diktaverschleppt. tor von Ptomainia, hält eine Rede, die in der Am nächsten Tag ließ Chaplin ein 32 Seiten ganzen Welt ausgestrahlt wird: „Adenoid starkes Drehbuch urheberrechtlich schütHinkle Schlitz Helka-selza Budweiser hanzen. The Dictator heiser Blatz! [Durch die (Der Diktator) Heftigkeit seines Gebrülls „Es ist mir scheißegal, war die ob Hitler wütend sein wird. biegen sich alle Mikrofone Geschichte „eines nach hinten.] Lieberwootz Er kann doch nicht noch kleinen Fisches in saukraut Heinz wiener schlimmer werden, als er schnitzel! Hauser, grauser, einem haiverseuchten Ozean“. schon ist, oder?“ –Charlie Chaplin mauser, fauser! Schultz! Im Anschluss an [Verschluckt ein kleines eine Anfangsszene, die im Großen Krieg Mikrofon].“ spielt und in der Charlie, ein Soldat aus Pto- In Chaplins früherem Entwurf hatte Hinkle mainia [Ptomaine = Leichengifte], mit Ostrich überfallen und Mussemup abgesetzt. Jetzt lädt Adenoid Hinkle, der Gegenüber: Skizze von J. Russel Spencer für die „Phooey“ [„Pfui“] von Ptomainia, Benzine Szene zwischen Hynkel und Benzino Napaloni, Gasolini, „il Digaditchi di Bacteria“, in seiin der die beiden Diktatoren sich gegenseitig zu nen Palast ein: Sie wollen Ostrich gemeinübertreffen suchen. Napaloni weist darauf hin, dass Hynkels Uhr zwei Minuten nachgeht. Oben: sam überfallen. Am Büfett während des Auf dem Plakat wird Hitler die couragierte HanBalls spitzt sich ihr Kräftemessen zu. nah gegenübergestellt, eine Figur aus dem jüdi- Drehbuchnotiz: Das Essen, das wie ein schen Getto. Unten: Hynkel vollführt zu Wagners Gebirge auf dem Tisch gestapelt ist, stellt Lohengrin-Vorspiel einen Balletttanz mit Welt­ für die Diktatoren das Gelände an der kugel. Wagner war Hitlers Lieblingskomponist.

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Grenze zu Ostrich dar. Sie beginnen militärische Manöver, bei denen Teile der Speisen Heere darstellen. In Kartoffelsalat gesteckte Würste sind Geschütze. Große Würste sind Dicke Berthas. Hummer sind Panzer, Oliven sind Geschosse. Das Sandkastenspiel beginnt friedlich, endet aber


gewalttätig mit dem Werfen von Torten. Am 19. April schrieb Chaplin Gags für die Palastszenen, unter anderem einen, bei dem Essen in der Form von Globen und Europakarten präsentiert wird. „Garbitsch Phooey, die Welt gehört Ihnen. Welches Stück hätten Sie gern?“ Am nächsten Tag wandelte Chaplin diese Idee dahingehend ab, dass Hinkle den Globus in seinem Büro aufnimmt und einen Ballontanz damit vollführt, begleitet von „Anitras dans“ („Anitras Tanz“) aus Edvard Griegs Peer Gynt. Das britische Außenministerium war besorgt, dass Chaplin dem Land als britischer Staatsbürger Probleme mit Deutschland und Italien bescheren könne. Daher behielt das britische Konsulat in Los Angeles die Situation im Auge. Dan James: Jüdische Produzenten in Hollywood sagten zu ihm: „Schau mal, Charlie, du machst es unseren Leuten da drüben furchtbar schwer. Du wirst Hitler zur Unten: In einer anderen Skizze von J. Russel Spencer führt Professor Spittenkoff Hynkel seine neueste Erfindung vor: ein aufblasbares Ein-Personen-Luftschiff. Gegenüber oben: Die berühmte Nonsensrede wurde zuerst bei Außenaufnahmen in Girard gefilmt. Gegenüber unten: Das Produktionsteam studierte Wochenschauaufnahmen von Hitlers Reden, um das Set für die Rede zu entwerfen. Diese Skizze der „Szene im Sportpalast“ zeigt, wie man eine große Menschenmenge vortäuschen wollte.

Weißglut bringen.“ Charlie sagte: „Es ist Spaghettiwurfszene merkten die Leute von mir scheißegal, ob er wütend sein wird. Er Western Costume an, wie sehr er Hitler kann doch nicht noch schlimmer werden, ähnlich sehe. Charlie drehte sich um und als er schon ist, oder?“ Sie sagten, dies sei sagte: ‚Hitler sieht mir ähnlich!‘“ eine Katastrophe, nicht nur für die Juden, Am 31. August begannen Kameraproben sondern auch für die amerikanische (Chaplin suchte für die Rollen der GettobeAußenpolitik. Charlie bekam langsam kalte wohner nach jüdischen Schauspielern, die Füße. Roosevelt hörte davon und schickte Jiddisch sprachen), und es wurden Kopien Harry Hopkins, seinen engsten Berater, um des Drehbuchs angefertigt. mit Charlie zu sprechen. Hopkins sagte: 1. September 1939: Deutschland überfällt „Schauen Sie, Charlie, der Präsident steht Polen. voll und ganz hinter Ihnen. Sie müssen sich 3. September 1939: Frankreich und Großkeine Sorgen machen, britannien erklären dass die Verleiher den „Mehr denn je braucht Deutschland den Film boykottieren. Er die Welt nun das Lachen.“ Krieg, greifen aber wird dafür sorgen, dass vorerst noch nicht –Charlie Chaplin er in die Kinos kommt. militärisch ein. Er ist der Meinung, dass dies eine sehr Nach drei Tagen Proben in den Gettokuliswichtige Sache ist und dass Sie weitermasen begann Chaplin am 9. September mit chen und nicht auf diese Leute hören sollden Dreharbeiten. Seine erste Szene als Dikten, die versuchen, es Ihnen auszureden.“ tator – der jetzt Hynkel von Tomainia hieß – Chaplin stellte seine Szenenfolgen am war die Nonsensrede, die am 5. Dezember 13. Juli zu einem vollständigen Drehbuch gedreht wurde. zusammen und ordnete den Bau des Dan James: „Er ordnete an, die Kamera 8.100 Quadratmeter großen Sets der Getto- laufen zu lassen, und er spielte für straße auf dem Studiogelände an. Im 213 Meter Film. Die Temperatur lag bei gesamten Monat August wurden Kostüme, über 38 Grad Celsius da draußen. Er Masken und Ton getestet. machte das endlos, und zwischen den EinTed Tetrick: „Bei den Kostümanproben stellungen unterhielt er die Komparsen, trug Charlie nie einen Schnurrbart. Bei der indem er ihnen Szenen aus dem Theaterletzten Anprobe für die Uniform in der stück Sherlock Holmes vorspielte. Am Ende

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des Tages war er völlig erschöpft. Sein Gesicht war aschfahl. Er schwitzte aus allen Poren, trug ein Handtuch um den Hals geschlungen und ließ sich in die Limousine fallen, und ich sagte: ‚Mein Gott, ich frage mich, ob er morgen früh wieder hier ist.‘ Aber am nächsten Morgen war er da. Außerordentliche Ausdauer.“ Jackie Oakie stieß am 4. Januar zur Produktion. Jack Oakie: „Charlie wollte mich ursprünglich ‚Benzino Gasolino‘ nennen, entschied dann aber, dass es vielleicht zu sehr nach ‚Benito Mussolini‘ klinge. Daher heiße ich nun ‚Benzino Napaloni‘. Ich lernte in den Wochen, in denen ich bei Chaplin war, mehr über die Schauspielerei als in all den Jahren zuvor beim Film.“ 10. Mai 1940: Deutschland beginnt mit der Eroberung Belgiens, der Niederlande und Frankreichs. Charlie Chaplin: „Mehr denn je braucht die Welt nun das Lachen. Lachen ist ein Sicherheitsventil, damit wir nicht den Verstand verlieren.“ Vom 23. Juni an verbrachte Chaplin eine Woche mit dem Drehen von Szenen und dem Schreiben der Schlussrede. Vier Takes der Schlussrede wurden am 28. Juni gedreht und weitere vier am 1. Juli. Chaplin schloss die Dreharbeiten am 9. Juli ab und setzte

den Schnitt fort. Die letzten Schnitte nahm er am 10. Oktober vor. Charlie Chaplin: „The Great Dictator war für zwei Kinos in New York gebucht, das Astor und das Capitol. The Great Dictator lief im Capitol am 15. November vor glamourösem Publikum an, das erfreut und begeistert war. Ein junger New Yorker Sprössling fragte mich auf gutmütige Art,

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was ich denn gegen die Nazis hätte. Ich sagte, weil die Nazis was gegen die Menschen haben. ‚Ach ja, stimmt‘, sagte er, als habe er plötzlich etwas entdeckt. ‚Sie sind ja Jude, nicht wahr?‘ – ‚Man muss kein Jude sein, um gegen die Nazis zu sein‘, antwortete ich. ‚Man muss nur ein normaler, anständiger Mensch sein und sonst nichts.‘“


Bei der letzten Anprobe für die Uniform merkten die Kostümbildner an, wie sehr er Hitler ähnlich sehe. Charlie drehte sich um und sagte: „Hitler sieht mir ähnlich!“ Porträtsitzung im Stehen

Hynkels Terminplan ist so voll, dass ihm nur wenige Sekunden bleiben, seine Eitelkeit zu befriedigen.


Genie mit Melone

Die erste Auflage von 10.000 Exemplaren enthält einen kostbaren Filmstreifen mit 12 Einzel­bildern aus Lichter der Großstadt (1931), der aus einem Original-35-mm-Film aus dem Chaplin-Archiv geschnitten wurde.

Nach drei Jahren Arbeit und Sichtung des gesamten Materials des umfangreichen Chaplin-Archivs dokumentiert dieser Wälzer im XL-Format die Entstehung sämtlicher Chaplin-Filme. Anhand von persönlichen Briefen, Skizzen, Storyboards, Plakaten und Setfotos sowie mündlichen Berichten einiger seiner engsten Weggefährten wird erzählt, wie Chaplin mit brillanten Spontaneinfällen und penibelster Planung zum ersten internationalen Filmstar wurde.

XL Das Charlie Chaplin Archiv Halbleineneinband und Hardcover mit Originalfilmstreifen, 560 Seiten € 150 — 89 —


Zeitgeist ohne Hüllen Promis vor und hinter der Kamera – ein halbes Jahrhundert Pirelli-Kalender

Peter Lindberghs Ausgabe von 2002 wurde in den Paramount

Studios in Hollywood mit bekannten Schauspielerinnen aufgenommen – eine verführerische Hommage an Hollywoods Glanztage. Model: James King



„Der Pirelli-Kalender – die wohl erregendste Art der Welt, den Lauf der Zeit zu verfolgen“ –Vogue

Herb Ritts, 1994

1994 kehrte Derek Forsyth nach 20 Jahren Pause als Creative Director zurück. Er erkannte, unter welchem Konkurrenzdruck der Kalender stand, und überredete Pirelli, für das Shooting auf den Bahamas mit den angesagtesten Models zu arbeiten. Model: Cindy Crawford

Brian Duffy & Allen Jones, 1973

Die Bilder sollten moderne Versionen des alten Pin-ups sein und wurden von Alberto Vargas’ Arbeiten inspiriert.


Steven Meisel, 2015

Der Kalender mit Fetischthematik wurde von Carine Roitfeld gestylt. Sie bemerkte dazu: „Manchmal ist es erotischer, etwas Mode zu zeigen, als komplett nackt zu sein.“ Model: Raquel Zimmermann — 93 —


„Für mich steht der Pirelli-Kalender für Frauen, die sich selbst annehmen, ihren Körper akzeptieren, sich wohlfühlen und stark sind.“ –Isabeli Fontana

Herb Ritts, 1999

Ritts ließ jeden Monat eine andere Dekade repräsentieren, von der Belle Époque bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Model: Michele Hicks

Nick Knight, 2004

Knight konstruierte für jeden Monat Geschichten, die auf den intimsten Sexfantasien berühmter Frauen basierten. Model: Esther de Jong

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Richard Avedon, 1995

Avedon schuf kühne, dynamische Bilder, um die vier Jahreszeiten zu repräsentieren. Model: Nadja Auermann

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Richard Avedon im Gespräch mit Christy Turlington, die auf dem Oktober-, Novemberund Dezemberbild der Ausgabe von 1995 zu sehen ist.

Herb Ritts gelingt mit Supermodel Cindy Crawford auf Paradise Island auf den Bahamas eine himmlische Komposition für die 1994er-Ausgabe.

Für den Kalender 2009 von Peter Beard reisten die Models ins Okavango-Delta in Botswana und ließen sich dort wagemutig auf Bäumen mit wilden Elefanten ablichten.

Das Powerduo der Modefotografie, Mert Alas & Marcus Piggott, fotografiert Karen Elson 2005 auf einem Schnellboot vor Cap d’Antibes.

Patrick Demarchelier fotografiert Michelle Buswell am Strand von Rio de Janeiro für den Kalender 2005.

Mario Testino bei den Aufnahmen in Neapel für den Kalender 2001.


Der Pirelli-Kalender, der nur an VIPs und wichtige Kunden verschickt wird, erschien 1964 zum ersten Mal und avancierte seitdem zur Legende. Er präsentierte im Laufe seiner Geschichte die schönsten Models, darunter Alessandra Ambrosio, Gisele Bündchen, Naomi Campbell, Laetitia Casta, Cindy Crawford, Penélope Cruz, Milla Jovovich, Heidi Klum, Angela Lindvall, Sophia Loren und Kate Moss. Zur Feier des 50. Jahrestages dieser mittlerweile legendären Institution präsentiert Ihnen TASCHEN einen Retrospektivband mit Nachdrucken der voll­ständigen Kalender, fotografiert u. a. von Richard Avedon, Peter Beard, Patrick Demarchelier, Nick Knight, Karl Lagerfeld, Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin, Annie Leibovitz, Peter Lindbergh, Sarah Moon, Terry Richardson, Herb Ritts, Mario Sorrenti, Bert Stern, Mario Testino, Bruce Weber.

Nick Knight in Aktion für seinen Kalender 2004, der von weiblichen Fantasien inspirierte futuristische Bilder zeigt.

Herb Ritts mit Laetitia Casta, die für den Kalender 1999 eine Vintage-Pin-up-Pose einnahm.

Limited Edition von 1.000 Exemplaren mit Nach­drucken der kompletten Kalender

Peter Lindbergh fotografiert eine leicht bekleidete Kiera Chaplin für die Hollywood-Ausgabe von 2002.

Inklusive des unveröffentlichten Kalenders von 1963, einer Auswahl ,,zensierter“ Bilder, die den Redakteuren zur damaligen Zeit zu gewagt erschienen, und Outtakes von den Fotosessions. Mit einer Einleitung von Philippe Daverio und einem Inter­view mit Artdirector Derek Forsyth und Martyn Walsh.

Collector’s Edition Nr. 1–1.000

OUT d l o S

SUMO Size

Leinengebunden, mit 2 Ausklappern in einem Plexiglas-Schuber mit Gravur, 48 x 48 cm, 560 Seiten € 1.500


Terence Donovan

Peter Beard

UWE OMMER

Mert Alas & Marcus Piggott

Nick Knight

HANS FEURER

Helmut Newton

peter lindbergh

STEVE McCURRY


Bruce Weber

Richard Avedon

Brian Duffy

Terry Richardson

Clive Arrowsmith

Steven Meisel

Bert Stern

XL

Karl Lagerfeld

Auch erhältlich im XL-Format Pirelli — Der Kalender. 50 Jahre und mehr 30 x 30 cm, 576 Seiten € 49,99



Kommen Sie in friedlicher Absicht? Ist das ein Fall f端r die X-Files? Lena Herzog begegnet den Windwanderern von Theo Jansen

NEULICH AM STRAND


Unheimliche Begegnungen der 3. Art Von Lawrence Weschler

Theo Jansen erschien mir als eine Kreuzung aus Leonardo da Vinci und Don Quijote: Leonardo wegen der hochfliegenden Ambitionen und des erfinderischen Aufwands, den das ganze Unterfangen erforderte, wegen des Zeichentalents und der Lust am naturwissenschaftlichen Experimentieren. Don Quijote wegen des überdrehten Ehrgeizes und der eines fahrenden Ritters würdigen Kühnheit, die sein Projekt kennzeichnen. Denn wenn das nicht das Träumen des unmöglichen Traums ist, der Kampf gegen die Windmühlen, dann weiß ich nicht, was es sonst sein sollte. Jansen ist ein reizender, ungemein sympathischer Typ, ein verschrobener Enthusiast, ein groß gewachsener smarter Mann mit positiver Ausstrahlung, der trotz seiner mehr als 65 Jahre noch immer sehr jugendlich wirkt. Als ich nach Holland fuhr, um ihn zu treffen, saßen wir auf einer Bank an der windgepeitschten Promenade und blickten auf den Strand von Scheveningen

am nordwestlichen Zipfel von Den Haag. Unten harkten Bulldozer den Sand zurecht und verpassten den Dünen nach einer Reihe von Herbststürmen wieder eine akzeptable Form, während über uns Winterwolken vorbeiflitzten. Er zeigte nach Süden, in Richtung des etwas abgelegeneren Strandabschnitts, wo er jeden Sommer seine sich stets weiterentwickelnden Beests aus Plastikrohren auf Herz und Nieren prüft, dann wies er nach Norden, wo er 1948 als jüngstes von elf Kindern auf die Welt kam. Zu seinen frühesten Erinnerungen gehört, wie er mit großer Begeisterung aus Uhrgläsern und anderen einzelnen Glasscheiben Linsen schliff und dann, während er sich in der Badewanne räkelte, mit den Lichtbrechungen an der Decke spielte. In der Schule war er gut in Geometrie, doch besonders lockte ihn die Aussicht aufs Fliegen, und er hoffte, eines Tages Pilot zu werden. An der Universität von Delft, wo er Physik im Hauptfach belegte, erwies sich Jansen als ein eher halbherziger Student. Lieber

„Wenn das nicht das Träumen des unmöglichen Traums ist, dann weiß ich nicht, was es sonst sein sollte.“

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Oben: Zaun, Studie von Teilen, Ypenburg, Vorort von Delft, Niederlande. Links: Animaris Adulari Ondula. Gegenüber: Ein kleiner Junge bewundert Animaris Plaudens Vela.

stürzte er sich in außerlehrplanmäßige Hippieaktivitäten wie Musikmachen. Nach sieben Jahren ließ er seine Ausbildung sausen, heiratete und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Doch tief im Herzen sehnte sich Jansen noch immer nach dem Himmel. 1980 bastelte er ein linsenförmiges und heliumgefülltes Ufo mit einem Durchmesser von mehr als 4,50 Metern, an dem auch noch ein Sender hing, der gespenstische Geräusche von sich gab. Gemeinsam mit Freunden ließ er das Ding an einem stürmischen Nachmittag über Delft in die Luft steigen, was zu einer überaus befriedigenden, einer dem Krieg der Welten würdigen Panikreaktion der gesamten Bevölkerung und einer heißen Verfolgungsjagd mit der Polizei führte. Im Jahr darauf erfand er beim Herumexperimentieren eine Malmaschine – eine Art Tintenstrahldrucker avant la lettre, ein gewaltiges, wandhohes Ding, das statt Tinte Farbe spritzte und das jedes x-beliebige dreidimensionale Objekt, das man davor platzierte, in Originalgröße auf die Wand druckte. Ein paar Jahre später kamen


„Sie haben nichts Unheimliches an sich, wie so viele andere Roboter, die verzweifelt lebensecht wirken wollen … sie scheinen fast so etwas wie eine Seele zu besitzen.“


TimeWalker Urban Speed Chronograph and Hugh Jackman Crafted for New Heights The TimeWalker Urban Speed Chronograph is an ultra-high-performance lifetime companion. Inspired by the dynamism of urban life, its precise automatic chronograph movement is encased in a sophisticated 43 mm microblasted stainless steel case with a black satin-ďŹ nish ceramic bezel, worn on a highly resistant strap made of Montblanc Extreme Leather. Visit Montblanc.com


dann die Strandbeests. Bereits seit einigen Jahren, seit er Der blinde Uhrmacher, den 1986 erschienenen Bestseller des englischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins, gelesen hatte, hatte Jansen über künstliche Lebens­formen der einen oder anderen Art nachgedacht. „Dieses Buch hatte einen enormen Einfluss auf mich.“ Unverdrossen beschloss er daraufhin, einen Algorithmus für das Gehen auszuhecken; das Gehen – also das stete Vorwärtsstolpern, bei dem man sich gerade noch fängt, bevor man stürzt – interessierte ihn schon seit Langem. „Im Grunde“, führte Jansen aus, „bedeutet Gehen schlicht, seine Form fortwährend so zu verändern, dass man sich voranbewegt.“ Jansen stellte für sich die willkürliche (für ihn allerdings ganz selbstverständliche und unumstößliche) Regel

auf, dass er außer PVC-Rohren oder Gummischläuchen keinerlei technologische Hilfsmittel einsetzen würde: keine elektronischen Zeitmesser oder Zähler oder Kurbelwellen. Er bevorzugte angesichts der allenthalben immer häufiger verwendeten digitalen Hilfsmittel eine dezidiert analoge Lösung. Die Kalibrierungen und Neukalibrierungen erforderten Jahre, –Forbes mehrere Generationen von Beesttypen und immer neue Experimente draußen am Strand. Der Effekt war extrem verblüffend, fast Furcht einflößend. Der Anblick eines solchen Strandbeest ist unheimlich – oder vielleicht doch eher das genaue Gegenteil, liebenswert und niedlich. Den Strandbeests haftet nichts Abstoßendes an, wenn sie unbeirrt voranschreiten. Nein, man möchte staunend „Oooh“ machen. Sie sind niedlich und bewundernswert und scheinen diese Bewunderung und Zuneigung geradezu einzufordern. Ihr Anblick ist herzergrei-

fend. Aber sagt das etwas über sie aus oder eher über uns? „Oh“, entgegnete er, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. „Ganz offensichtlich über sie: Sie sind sehr lebendig.“

„Spektakuläre, mechanische, philosophische Schönheit, zusammengefasst in den Talenten eines Mannes, der zugleich Künstler und Handwerker ist, im weiteren Sinne beider Begriffe.“

Theo Jansen richtet eines der vielen Gelenke, das die Kunststoffröhren der Strandbeests verbindet.

— 105 —

Lena Herzog. Strandbeest. Die Traummaschinen von Theo Jansen Hardcover mit 3 Ausklappern, 328 Seiten € 39,99


IM CLINCH MIT DEM KLIMA

HeiSSkaltes von Bjarke Ingels

OdySsee rund um den Erdball

Architektur vereint die Wissenschaft und Kunst, die Bühne für unser Leben zu errichten. Es geht darum, die Welt zu entwerfen und zu bauen, in der wir leben wollen. Städte und Gebäude sind nicht vorherbestimmt – sie sind, wie sie sind, weil wir noch nicht mehr können oder wissen. Sie spiegeln die besten Bestrebungen unserer Vorfahren auf diesem Planeten. Und sie haben Mängel. Es liegt an uns, das Bemühen unserer Vorgänger weiterzuführen, dort weiterzumachen, wo sie aufhörten, und die Welt zu erschaffen, die wir für uns und unsere Kinder haben wollen. Dieses Buch ist klimatisch geordnet, wie eine Odyssee rund um den Erdball von einem der heißesten Orte – der Arabischen Wüste – bis zu einem der kältesten – der finnischen Tundra. Während unserer Reise stellen wir fest: Je extremer das Klima, desto größer die Wirkung auf die Architektur. Im heißen Sand oder auf kaltem Eis dreht sich beim Bauen alles darum, den Temperaturextremen standzuhalten. In milderen Klimazonen können die Bauwerke stärker von anderen Aspekten wie Kultur, Programmen, Immobilien, Tradition, Bevölkerungsdichte etc. beeinflusst werden. Dies ist eine Odyssee architektonischer Anpassung von Heiß zu Kalt.


Wenn New York 16 km Flutschutz braucht,

um es vor einem zweiten Hurrikan Sandy zu schützen, warum die Barriere nicht als Freizeitareal entwerfen? THE DRY LINE ist ein Beispiel für das, was wir Soziale Infrastruktur nennen, praktisch notwendige öffentliche Einrichtungen, die so entworfen wurden, dass positive Nebeneffekte für das urbane Leben entstehen. Wir sehen diese spezielle Infrastruktur nicht als eine Mauer zwischen Stadt und Wasser, sondern eher als eine Art Kette sozialer und ökologischer Perlen, die auch als Flutschutz fungieren. Mit ihren Bildungs- und Sporteinrichtungen, einem Aquarium und einem Museum wird THE DRY LINE die Uferpromenade nicht nur sicherer, sondern auch einladender für seine Bürger machen.

Auch verfügbar:

10. Auflage BIG. HOT TO COLD Softcover mit Umschlag, 712 S. € 39,99

BIG. YES IS MORE Softcover mit Umschlag, 400 S. € 19,99


Gerührt und geschüttelt Nackt, wie er aus dem Mixer kommt: Beton feiert sein Comeback

Kubische Casa

Dieser fast monolithische, mit einigen Öffnungen oder perforierten Metallplatten versehene Betonwürfel bietet reichlich offenen, für das brasilianische Klima geeigneten Innenraum. Auch hier verwenden die Architekten den Beton in kräftiger, nahezu undekorierter Form. Die Öffnungen sind unregelmäßig; ein überdachter Bereich bildet einen geschützten Außenraum.


Flüssiger Stein

Dieser administrative Gebäudekomplex von Lucio Morini + GGMPU befindet sich am Rand der historischen Altstadt von Córdoba, Argentinien, direkt am Fluss Suquia. Gebäude A hat eine segmentierte Prismaform aus Beton, die auf einem Kubus basiert.

Familie mit fünf Ecken

Dieses Einfamilienhaus auf einem ein Hektar großen Hanggrundstück in einem Vorort von Monterrey bietet Panoramaausblicke auf die Stadt. Der Bauherr wünschte sich ein Wohnhaus mit klarer Trennung zwischen öffentlichen und privaten Bereichen sowie Maßnahmen zur passiven Energieeinsparung. Das Erscheinungsbild des Hauses gleicht einer Anhäufung miteinander verbundener, unregelmäßiger Fünfecke.

Surfboard über Singapur

Wenige Bauwerke der jüngeren Zeit erreichten den „Kultstatus“ des Marina Bay Sands in Singapur von Moshe Safdie. Mit seinem geschwungenen Dachelement namens SkyPark, das die drei Einzelgebäude darunter vereinigt, stellt es eine praktische Demonstration der Möglichkeiten von Beton in der Baukunst dar.

Beton – einst Synonym für die schrecklichen Bausünden der 60er- und 70er-Jahre, heute als geheilt entlassen und voll rehabilitiert.

100 Contemporary Concrete Buildings Philip Jodidio. 2 Hardcoverbände im Schuber, 730 Seiten € 39,99


EACH AND EVERY TASCHEN BOOK PLANTS A SEED! TASCHEN arbeitet klimaneutral.

Unseren jährlichen Ausstoß an Kohlenstoffdioxid kompensieren wir mit Emissionszertifikaten des Instituto Terra, eines Regenwaldaufforstungsprogramms im brasilianischen Minas Gerais, gegründet von Lélia und Sebastião Salgado. Mehr über diese ökologische Partnerschaft erfahren Sie unter: www.taschen.com/zerocarbon

Inspiration: grenzenlos. CO2 -Bilanz: null.


Mit und ohne Balken Die Sonderausgabe zum Jubiläum von Architecture Now! präsentiert die aufregendsten Projekte rund um den Erdball

Schwimmende Schule in Makoko

Sie wurde für die historische Pfahlbautensiedlung von Makoko gebaut, die sich auf der Lagune von Nigerias größter Stadt Lagos befindet. Dieses Pilotprojekt berücksichtigt auf innovative Weise die sozialen und physischen Bedürfnisse der Gemeinde im Hinblick auf den Klimawandel und eine rasant fortschreitende Urbanisierung. Die preiswerte dreistöckige A-Struktur ist auf etwa 100 Grundschüler ausgerichtet. Sie bietet einen 93 m2 großen Spielbereich, Klassenzimmer, ein RegenwasserSammelsystem sowie Komposttoiletten.


Art Museum Rio

ARK NOVA


Cardboard Cathedral

Antarctic Research Station

Gegenüber oben: Drei bereits bestehende Gebäude mit unterschied­ lichem architektonischen Stil wurden von Barnardes + Jacobsen zum neuen Komplex des Art Museum of Rio zusammengeführt: das Palacete Dom João, eine Polizeistation und der alte zentrale Busbahnhof. Die Architekten schufen ein „schwebendes Quadrat“ auf dem Dach der Polizei­station und nutzten die hohen Decken des Palastes für neue Ausstellungshallen. Gegenüber unten: Diese aufblasbare Konzerthalle von Anish Kapoor und Arata Isozaki liegt in der Nähe der Gegend von Tohoku, die 2011 am meisten von Erdbeben und Tsunami betroffen war. Außen- und Innen­ struktur bestehen aus mit PVC beschichtetem Polyester, der Boden aus Zederntreibholz, und ein 12,2 Meter langer Container dient als Luftschleuse. Ein frei hängender, mit Helium gefüllter Schallreflexionsballon sorgt in der 18 Meter hohen Halle für eine perfekte Akustik. Oben: Beim Erdbeben vom 22. Februar 2011 starben in Christchurch, Neuseeland, 185 Menschen, und über 80 Prozent der Gebäude in der Innenstadt, darunter auch die Kathedrale, wurden zerstört oder schwer beschädigt. Shigeru Ban arbeitete hier, wie schon bei anderen Katastrophenhilfsprojekten, unentgeltlich. Er erschuf die provisorische Cardboard Cathedral aus Holz, Pappröhren, einer Polycarbonatverschalung und bedrucktem Keramikglas. Links: Halley VI, die südlichste Forschungsstation der British Antarctic Survey, wurde auf 150 Meter dickem Schelfeis errichtet, das sich jährlich um 400 Meter zum Meer hin verlagert. Die Stahlstruktur des Londoner Architekten Hugh Broughton ist mit hochisolierendem, vorab verglastem und angestrichenem faserverstärkten Kunststoff verkleidet, um den extremen klimatischen Bedingungen zu trotzen: hohen Schneever­ wehungen, Temperaturen bis zu -56 °C und Windgeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern.

Architecture Now! Ausgabe 2015 Philip Jodidio Leinen, flexibler Einband, mit Leseband und Griffregister € 29,99


Unter Cliffhängern Das gucken wir weg – der TV-Guide für Serienjunkies


Starke Reaktionen: Der Umgang mit schr채gen Kopfbedeckungen und explosiven Gemischen

wird bald zur Routine. F체r Schwefels채ure hat die Serie allerdings auch andere, makabre Verwendungen.


Heile Vorstadt mit Spannungsrissen Von Jürgen Müller und Steffen Haubner

Ein namenloser Schrecken hat die Welt ihrer Farbe beraubt. Die Luft scheint elektrisiert wie vor einem schweren Sturm. Bleiernes Wasser rinnt aus einem Schlauch, aus der Ferne sind Sirenen zu hören. Ein Windspiel zeugt von glücklicheren Tagen, als sich die Familie um den nun verwaisten Swimmingpool versammelte. Was einst vertraut war, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Eine Verschwörung der Dinge gegen

die Tyrannei ihrer Besitzer. Eine Schnecke kriecht über eine graue Steinmauer, sie trägt ihre Festung und wirkt doch filigran und zerbrechlich. Die Fühler suchen Orientierung in der vibrierenden Stille. Aus der Tiefe des Wassers treibt ein Plüschtier an die Oberfläche, ein Bär in schrillem Pink mit nur einem Auge. Unbarmherzig angezogen, treibt das zweite auf die Filteranlage zu und verschwindet im Strudel.

Die Eingangssequenz der zweiten Staffel von BREAKING BAD (2008–2013) zeigt weder irgendwelche Personen noch eine nachvollziehbare Handlung. Im Gegenteil inszeniert sie rätselhafte Bilder. Welche Katastrophe hat hier stattgefunden? Welches Unheil nimmt seinen Lauf ? Erst in der letzten Folge sehen wir die Auflösung der Szene – ein Kunstgriff, der praktisch die gesamte Staffel zu einer einzigen Rückblende oder einem mehrere Stunden dauernden Vorspann macht, zu einer monströsen Ouvertüre der noch folgenden Staffeln. Der Autor, Vince Gilligan, kann sich dabei auf ein Publikum verlassen, das mit solchen Zumutungen umzugehen gelernt hat. Serien leben von der Erwartungshaltung des Zuschauers. Daran, ob diese auch auf die Probe gestellt wird, kann man gewöhnliche von herausragenden Produktionen unterscheiden. Lange Zeit garantierte das Festhalten an akzeptierten Erzählmustern, am Spiel mit Wiedererkennungswerten den Erfolg. Heute haben sich TV-Virtuosen

„Wenn die Zuschauer etwas erwarten, dann das Unvorhersehbare.“ wie Gilligan ein Publikum geschaffen, das geradezu danach verlangt, dass seine Ahnungen und Vorhersagen von Folge zu Folge und von Staffel zu Staffel vom Sturm der Ereignisse hinweggefegt werden. Wenn die Zuschauer etwas erwarten, dann das Unvorhersehbare. Früher war es ein Privileg ambitionierter Spielfilme, kunstvoll-allegorische Bilder wie die eingangs geschilderten zu inszenieren. Heute sind es Fernsehserien, die Einstellungen nicht mehr nur als Mittel einer linearen Handlung einsetzen, sondern ihren Rätselcharakter herausstellen. Dieser Wandel im Umgang mit der eigenen Bildsprache ist bemerkenswert. Er übergibt die Deutungshoheit an die Fangemeinde und lässt eher an den Texter einer Rock-’n’-Roll-Band denken, der nichts Links: Schönste Leiche und Ikone der Fern­ sehgeschichte: Sheryl Lee als Laura Palmer in Twin Peaks. — 116 —


Traurige Grace Kelly aus Suburbia: Betty Draper (January Jones) mit Gatte Don Draper (Jon Hamm).


Oben: Missi (Miley Cyrus) stürzt Walden in Konflikte: Sie ist die Tochter eines alten Freundes – und reichlich verführerisch. Gegenüber oben: 26 Staffeln und kein Ende: Die Simpsons ist eine Familienserie im doppelten Wortsinn. Unten: Abenteuer Supermarkt – George und Jonathan bereiten sich auf einen Einsatz vor. Gegenüber unten: Der mächtigste Mann: In House of Cards hat Frank Underwood (Kevin Spacey) die politischen Zügel fest in der Hand.

mehr fürchtet als den Vorwurf, sein Publikum mit plumpen Botschaften zu langweilen. Moderne Serien wie Breaking Bad oder LOST (2004–2010) präsentieren sich als wahre Labyrinthe an Verweisen, fordern zu Analogiebildungen und Verschwörungstheorien heraus. Ihr Ziel ist es, so undurchschaubar zu sein wie das Leben selbst. Vince Gilligan ist es gelungen, die Realität der Moral nicht im Sinne ethischer Impe-

rative, sondern als Grauzone vor Augen zu führen. Gemeinsam mit den Hauptcharakteren der Serie, die ihm von Folge zu Folge ans Herz wachsen und deren Motive ihm so nachvollziehbar erscheinen, geht der Zuschauer immer einen Schritt weiter auf das Böse zu. Er sieht nicht das Unrecht ihrer Handlungen, sondern erlebt die Innensicht ihrer Welt und der damit verbundenen Entscheidungen.

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Moral, so werden wir in Breaking Bad belehrt, ist im Lebensvollzug keinesfalls als das Problem absoluter Kategorien zu begreifen, sondern als Praxis permanenter Abwägungsprozesse. Als Zuschauer werden wir aufgefordert, die Innensicht der Protagonisten einzunehmen, uns aber nicht mit ihnen zu identifizieren. Wie in vielen der heutigen Serien werden dem ambitionierten Zuschauer komplexe unterschwellige Bedeutungsebenen angeboten, die nur entdeckt, wer einzelne Folgen wiederholt anschaut. Doch selbst dann werden ihm Rätsel zugemutet, die ungelöst bleiben. Die Serie imitiert das Leben insofern, als niemals wirklich alles gesagt noch begriffen wäre. Dass im Rahmen einer TV-Serie komplexe Fragestellungen aufgeworfen werden, gehört wesentlich zum Phänomen der „neuen Serien“. Die technischen und medienpolitischen Voraussetzungen dieser Entwicklung, die von Sendern wie HBO und


AMC in Gang gebracht wurde und seitdem Unter einer „Familien­ Dutzende von „High Quality TV Series“ serie“ versteht man oder, in Anlehnung an die cineastische Gat- zunächst eine besondere tungsbezeichnung, „Autorenserien“ herForm von TV-Serie. vorgebracht hat, sind seither vielfach anaLaut der gängigen Defilysiert und erörtert worden. Wenn es einen nition ist die Handlung gemeinsamen Nenner all dieser Analysen so beschaffen, dass sich gibt, dann ist es jener, dass heutige TVeine ganze Familie, also Shows mit der inhaltlich oft eindimensioalle Altersgruppen, in ihr nalen Serienwelt der Vergangenheit kaum wiederfinden und sich mehr etwas gemein haben. für die Thematik interDoch der Bruch mit der betulichen Fernessieren. Serien wie sehunterhaltung früherer Jahre erfolgte Unsere kleine Farm nicht erst mit den neuen technischen Mög- (Little House on the Prailichkeiten wie DVD und Internet. Er zeich- rie, 1974–1983) führen nete sich vielmehr bereits in den 1980erheile Familien vor, die Jahren in Serien wie Polizeirevier Hill das einzelne Mitglied Street (Hill Street Blues, 1981–1987) und gegen eine als feindselig erlebte Außenwelt Chefarzt Dr. verteidigen. Die Westphall Erzählstruktur „Früher war es ein Privileg (St. Elsewhere, deckt sich dabei ambitionierter Spielfilme, 1982–1988) exakt mit der ab, die sich Vorstellung einer kunstvoll-allegorische Bilder sozialkritiintakten sozialen zu inszenieren. Heute sind es schen AspekGemeinschaft. Fernsehserien, die ihren ten nicht Bedrohungen von länger verRätselcharakter herausstellen.“ außen werden schlossen. durch innere Bei näherer Betrachtung der langfristigen Stärke und familiären Zusammenhalt Entwicklung wird zudem im Thema der abgewehrt. Jeder Zuschauer entdeckt Familie eine überraschende Kontinuität unter den Protagonisten genau das Fami­ erkennbar. lienmitglied, das zu ihm passt.

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Die Produzenten von heute finden allerdings keinen homogenen und berechenbaren Rezeptionsrahmen mehr vor. Sie treffen auf ein vollkommen heterogenes Publikum, das die gezeigten Inhalte auf ganz unterschiedlichen Reflexionsebenen wahrnimmt. Den Machern neuer Serien gelingt es gerade dadurch, dass sie diese Heterogenität zum Thema machen, erfolgreich zu sein. Nach wie vor wird jedem Zuschauer ein identifikationsstiftender Charakter angeboten, allerdings in weitaus extremerer Form, als dies in den alten Serien geschah. Die Kernfamilie, die früher im Zentrum stand, ist einem zu immer


Macht einiges durch:

Kate Winslet als Mildred Pierce in der gleichnamigen Miniserie.


Oben: Zeigen Ausdauer und Weitblick: die Ermittler „Rust“ Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) in True Detective.

neuen Konstellationen zusammengesetzten Figurenfundus gewichen, in dem sich das Publikum respektive die Gesellschaft selbst wie in einem Spiegel reflektieren kann. Darin liegt die integrative Kraft neuer Serien. Anders ausgedrückt: Die Familie ist geblieben, nur wird sie heute in viel mannigfaltigeren Ausformungen

erlebt, die ihrerseits einer permanenten Metamorphose unterworfen sind. Die existenziellen Fragen bleiben die gleichen: Wer übernimmt Verantwortung? Wer fühlt sich wem zugehörig und warum? Was garantiert den sozialen Zusammenhalt? Wie geht man mit Bedrohungen von außen um? Was sind die Ziele der Gemeinschaft? Was ist Heimat? Die TV-Serie ist das ideale Medium, um das ins Wanken geratene soziale Gefüge zu visualisieren. Denn im Gegensatz zum Individualismus und zur

„Die Zuschauer hoffen, dass wir ihnen genau das Richtige liefern. Und dann reden sie darüber, machen BingeWatching, fahren damit Bus, nehmen es mit zum Friseur, tweeten und bloggen darüber, erstellen Fansites und setzen sich mit einer Leidenschaft damit auseinander, von der ein Blockbuster-Film nur träumen kann.“ –Kevin Spacey — 121 —

subjektiven Perspektive des Kinos verweist die Serie immer auf ein unendliches Vorher und ein unendliches Nachher. Die verbindende Kraft der Familie, des Kollektivs, besteht darin, dass der Einzelne immer nur eine temporäre Manifestation einer ununterbrochenen Linie mit Ahnen und Nachfolgern ist. Der Inhalt entspricht damit in perfekter Weise der Form, ist doch jede Folge immer nur ein Status quo einer potenziell endlosen Reihe von Szenen, die niemals ein Ende finden müsste.

Die besten TV-Serien. TASCHENs Auswahl der letzten 25 Jahre Jürgen Müller Hardcover, 744 Seiten € 49,99



Greg Rogove und Devendra Banhart, Los Angeles, 2008

Mario Testinos Männergalerie

Hallo, schĂśner Mann!


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Gegenüber: Dennis Hopper und Sean Penn, Los Angeles, 2007. Unten: Fernando Fernandes, Rio de Janeiro, 2008. Rechts: Sean „Diddy“ Combs, Los Angeles, 2007.

„Die Art, wie Männer in der Fotografie, in der Mode gesehen werden und wie sie Bilder von sich selbst betrachten, hat sich in den letzten Jahren geändert. Das maskuline Image, der persönliche Stil eines Mannes, die sich ändernden Vorstellungen zum männlichen Gesicht und Körper – diese Themen stehen jetzt im Fokus.“ –Mario Testino

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„Eine Vielzahl erotischer Möglichkeiten“ Mario Testino im Gespräch mit Patrick Kinmouth

PK: Dieses Buch ist voller Bilder von Männern, die sich mutig eine eigene Identität schufen und bis zu einem gewissen Grad die Vorstellung von Männlichkeit in der Öffentlichkeit neu definierten – zum Beispiel David Bowie, Mick Jagger, Andy Warhol, ja sogar David Beckham. MT: In meiner Jugend war David Bowie für mich eine sehr wichtige Figur. In Perus streng konservativer Gesellschaft war es schwer, anders zu sein. Wie Bowie ein völlig neues Männerbild entwarf, ohne dabei etwas von seiner Männlichkeit aufzugeben, hat mich sehr beeindruckt. Es wurde mir klar, dass man das Risiko eingehen muss, man selbst zu sein, selbst wenn andere das als bedrohlich oder anstößig empfinden mochten. David Beckham ist ebenfalls ein gutes Beispiel dafür, wenn auch auf andere Weise. Seine Einstellung gegenüber dem eigenen Körper und sein gesamtes Erscheinungsbild, der Mut zu ausgefallener Klei-

„Es wurde mir klar, dass man das Risiko eingehen muss, man selbst zu sein.“ dung und seine Tätowierungen haben einen immensen Einfluss darauf gehabt, wie Männer sich selbst betrachten, sich kleiden und öffentlich präsentieren. Es wurde mir klar, dass man das Risiko eingehen muss, man selbst zu sein. PK: Deine Bilder sind zwar oft erotisch aufgeladen, aber nie vulgär. Ich habe das Gefühl, du entwickelst in deinem Werk eine interessante Art von kultivierter Distanz zur Sexualität. MT: Ich bin natürlich an Sex interessiert! Aber ich betrachte das lediglich als einen Aspekt unter vielen gleichberechtigten Aspekten in einem Bild. Ich mag Sinnlichkeit und ein gewisses Mysterium der Sexualität. Eindeutig pornografische Bilder interLinks: Julian Schnabel, New York, 2001. Gegenüber: Sir Elton John, Paris, The Sunday Telegraph, 1997. S. 128: Josh Hartnett, New York, VMAN, 2005. — 126 —


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essieren mich nicht … sie dienen nur einem Zweck, und der hat nichts mit meiner Arbeit zu tun. Ich bin vielmehr daran interessiert, ein Bild zu komponieren, das eine Vielzahl erotischer Möglichkeiten suggeriert. Ich glaube, dadurch hat ein Bild eine

len. Deshalb ist Araki hier in einem Porträt vertreten, als Inspiration. Wie Mapplethorpe, Newton und andere hat er den Mut, Bereiche zu erkunden, die nun einmal Teil der menschlichen Fantasie sind. Das kann man gut finden oder auch nicht, aber man

gemacht habe, neben denen eines Freundes stehen können, die ich mit einer kleinen Kamera allein zu Hause geschossen habe. Aber solange sich jedes von ihnen sehen lassen kann, nach seinen jeweiligen Gegebenheiten, ist das in Ordnung. Eine Privataufnahme und eine Auftragsarbeit können gleichermaßen effektvoll sein. Und im Kontext eines Buches entwickeln sie ein ganz neues Leben. PK: Ich weiß von der Zusammenarbeit mit dir, dass jedes Detail sorgsam durchdacht wurde, so spontan die Bilder auch wirken mögen. MT: Jedes Detail dient der zentralen Aussage des Bildes. Natürlich kann man seine Pläne gegenüber der Ausgangsidee jederzeit ändern, und das mache ich auch oft spontan. Ich achte penibel darauf, dass alles, was im Bild zu sehen ist, auch zum Bild beiträgt. Hinterher wirkt das dann oft zufällig.

„Man könnte dieses ganze Buch als eine Art Dialog mit meiner Kamera über Neugier und Freiheit betrachten.“

längere Lebensdauer. Letztendlich, denke ich, ist es interessanter, jemandes Neugier zu erregen, als ihn sexuell zu erregen. PK: Das ist wohl auch der Grund dafür, dass du in deinen Männerbildern ge­legent­lich in gewissem Maße mit den Geschlechterrollen spielst? MT: Man könnte dieses ganze Buch als eine Art Dialog mit meiner Kamera über Themen wie Neugier und individuelle Freiheit betrachten. … Ich persönlich finde, wir sollten offen dafür sein, uns Dinge jenseits des Gewöhnlichen und Alltäglichen vorzustel-

muss die Qualität und Perfektion dieser Bilder anerkennen. PK: In der Auswahl, die du für das Buch getroffen hast, stehen bisher unveröffentlichte Privatfotos gleichberechtigt neben sehr bekannten Bildern, zum Beispiel die Bilder von David Gandy auf Capri. MT: Letzten Endes war die Qualität des Bildes für mich das entscheidende Kriterium. Es ist ziemlich interessant, dass Bilder, die ich mit einem ganzen Team von Mitarbeitern für eine bestimmte Marke — 128 —

PK: Du erschaffst also eine Art von Hyperrealität … Die visuellen Entscheidungen sind dezidiert: Farbe, Komposition, Einstellung, Stil, all das ist mit Bedacht gewählt. Aber es geht auch um Fragen des Geschmacks … ein Spiel mit den traditionellen Vorstellungen vom guten Geschmack. MT: In der Modefotografie muss Schönheit auch immer etwas Provokantes haben, das darf dann ruhig mal die Grenzen zum bad taste berühren. Wir tragen eine Menge genormter Erwartungen und Überzeugungen mit uns herum, die sich im Laufe der Jahre in unseren Köpfen angesammelt haben. Das schließt auch Vorstellungen davon ein, was angeblich „guter Geschmack“ ist und was nicht und was „männlich“ ist und was nicht. Ich denke, wir sollten uns nicht zu sehr von diesen vorgefassten Meinungen beherrschen lassen. Was nicht heißt, dass ich Tradition und Geschichte gänzlich ablehne. Nein, ich schätze beides. Ich blühe auf, wenn Neues mit Altem vermischt wird, Underground mit Eleganz, Klassik mit Popkultur. Das ist doch der halbe Spaß im Leben. Ich versuche, all diese Aspekte in ein sinnliches Zusammenspiel zu bringen und miteinander zu verschmelzen.


Limitierte Auflage von insgesamt 1.000 nummerierten Exemplaren, allesamt signiert von Mario Testino Collector’s Edition

Mario Testino. SIR Festeinband mit Schweizer Broschur und japanischem Tuch, im Metallschuber geliefert. 456 Seiten € 500

XL

„Ich denke, es ist interessanter, jemandes Neugier zu erregen, als ihn sexuell zu erregen.“ –Mario Testino

Lesen Sie Testinos persönliche Kommentare zu seiner ausschließlich aus Männerporträts bestehenden Sammlung unter www.taschen.com/sir

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In New York mit John und Yoko

Yoko Ono und John Lennon fotografiert von Kishin Shinoyama


„Seit ich in den 1960ern als Fotograf anfing, begeisterte ich mich für Fotos von New

York und ließ mich von den großen Fotografen der Stadt wie Irving Penn und Richard Avedon inspirieren. Es war auf­regend, dort zu sein und die Stadt mit ihren Augen zu sehen.“


Die Ballade von Yoko und Kishin Jesse Dylan im Gespräch mit Yoko Ono und Kishin Shinoyama

Kishin Shinoyama ist einer der bedeutendsten Fotokünstler Japans. Seit seiner Auszeichnung mit dem in Japan sehr angesehenen Preis für den „Most Promising Young Photographer“ (Vielversprechendster Nachwuchs­ fotograf ) im Jahr 1966 – er war damals 26 Jahre alt – veröffentlichte Shinoyama eine erstaun­ liche Anzahl an Fotobüchern und Mono­ grafien, meist mit den für ihn typischen Aktbildern von Frauen und Männern. Seine lyrischen wie sinnlichen und dabei provokativen Bilder wurden von der Kritik gelobt, aber auch für ihre Anstößigkeit attackiert und haben Shinoyama zu einem der umstrittensten und zugleich angesehensten Künstler Japans gemacht. Obgleich viele seiner Fotografien Berühmtheiten und Popstars zeigen, beweist Shinoyama eine bemerkenswerte Leichtigkeit im Umgang mit den Porträtierten. In seinem Werk fängt er kostbare intime Momente von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ein, die, durch seine Linse betrachtet, eine unerwartete Offenheit und Verwundbarkeit an den Tag legen. Seine Fähigkeit, Nähe auch dann zu erzeugen, wenn er die Berühmten und oft Fotografierten ablichtet, verleiht seinen Bildern die Anmutung von Familienschnappschüssen, als wären es ganz private Momente ohne Selbstdarstellung oder Befangenheit. Diese Redlichkeit zeigt sich vielleicht am deutlichsten in der Serie von Fotografien, die Shinoyama von Yoko Ono und John

Lennon machte, nachdem er von Ono den Auftrag erhalten hatte, ein Coverfoto und Werbebilder für die Vermarktung des später von der Kritik gerühmten Albums Double Fantasy von 1980 auf­zu­nehmen. Heute, über 30 Jahre später, schwingen in –Kishin Shinoyama diesen Bildern (von denen viele nun zum ersten Mal zu sehen sind) eine bemerkenswerte Frische und Ehrlichkeit mit. Shinoyama fängt das berühmte Paar an einem Höhepunkt seiner langjährigen Beziehung ein, in einem Moment der

Magazin Asahi Graph ein Foto von Yoko im Dakota-Gebäude zu machen. Das war unsere erste Begegnung. Sie mochte das Bild, das ich von ihr aufnahm, und erinnerte sich dann an mich. YO: Ich habe Sie als Fotokünstler empfohlen, nicht wahr, Mr Shinoyama? KS: Das stimmt. Sie wollten, dass ein japanischer Fotograf das Coverbild für Double Fantasy machte, also riefen Sie mich an und machten mir ein Angebot.

intensiven schöpferischen Katharsis und der persönlichen Neu­erfindung. Der Regisseur Jesse Dylan spricht mit Kishin Shinoyama und Yoko Ono über dieses unvergessliche Fotoshooting.

das insgesamt nicht mehr als sieben oder acht Stunden dauerte. Ich machte rund 800 Fotos. Kürzlich, 30 Jahre später, sagte Yoko zu mir: „Warum machen wir daraus nicht ein Fotobuch?“ Ein paar der Bilder waren in der Öffentlichkeit bekannt, aber das ist nun das erste Mal, dass so viele davon zu sehen sind. Als ich sie alle im Layout beisammen sah, sagte ich sogar zu mir selbst: „Wow, wunderbarer Ausdruck! Großartig!“

„Die Fotos verraten, wie ich mich fühlte. Ich würde sagen, ich habe es ganz gut hingekriegt.“

„Sie arbeiteten ständig und ruhten sich abwechselnd im Studio aus. John sagte mir, dass er die Songs fürs nächste Album schon fertig habe und Double Fantasy in Kürze herausbringen würde.“

JD: Wie haben Sie beide sich kennen­ gelernt, Mr Shinoyama und Ms Ono? KS: Vor 40 Jahren, 1974, kam ich nach New York City, um für das japanische — 132 —

JD: Erzählen Sie uns von dem Buch, das Sie zusammen mit Yoko Ono veröffent­lichen werden, so lange, nachdem die Bilder aufgenommen wurden. KS: Es war nur ein zweitägiges Shooting,



JD: Wenn Sie ein Foto machen, gibt es dann den Moment, an dem Sie sagen: „Das ist es!“? Oder ist für Sie jeder Moment wichtig? KS: Also, ich habe keine feste Methode, mit

mache Fotos von allem, was ich sehe, ohne irgendetwas an mir vorbeigehen zu lassen. Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, dass John bald sterben würde. Aber genau das macht diese Fotos so wertvoll.

und Ihnen. Wie haben Sie es geschafft, den beiden nach so kurzer Zeit so nahe zu sein? KS: John und Yoko waren kreativ, sie arbeiteten zusammen an dem Album, nachdem sie so lange keine Musik gemacht hatten. Sie zogen ihren Sohn groß, liebten einander und lebten gemeinsam ihr glückliches Leben. Ich glaube, als ich diese Aufnahmen machte, waren sie so glücklich wie nie zuvor. Ich bin sehr froh, dass ich dort war, um die Bilder zu machen. Es war keine Sache der Technik, ich hatte einfach nur

„Alle lieben John, und alle werden dieses Buch lieben.“ –Kishin Shinoyama

das Glück, im besten Moment ihres Lebens anwesend zu sein. YO: Wissen Sie, das hier wird die ganze Welt erreichen. Alle lieben John, und alle werden dieses Buch lieben.

der ich eine bestimmte Situation fotografiere. Ich verbringe Zeit mit den Leuten, schaffe gemeinsam mit ihnen Nähe, und dann kann ich ein paar gute Bilder machen.

„Ich glaube, sie waren so glücklich wie nie zuvor. Ich bin sehr froh, dass ich dort war. Es war keine Sache der Technik, ich hatte einfach nur das Glück, im besten Moment ihres Lebens anwesend zu sein.“

JD: Erinnern Sie sich an Ihren ersten Eindruck von John? KS: John war ein großer Star. Jeder in der Welt kennt John Lennon von den Beatles, nicht wahr? Er war wirklich ganz auf seine Musik konzentriert. Ich war wahnsinnig aufgeregt, ihn zu treffen, aber er war so … wie kann man es ausdrücken? Zärtlich? Er war so angenehm. Das war mein erster Eindruck von John. JD: Wenn ich die Fotos betrachte, habe ich wirklich das Gefühl, es herrscht darin eine Intimität zwischen John und Yoko

–Kishin Shinoyama

JD: Sie haben viele Bücher veröffentlicht. Meinen Sie, ein Fotobuch herauszubringen ist, wie einen Schlussstrich unter eine vergangene Zeit zu ziehen? KS: Das kann man so sagen. Ich glaube, die Fotografie sollte einen Moment einfangen, bevor er vorüber ist. Jeder Moment endet augenblicklich, er wird Vergangenheit, verstehen Sie? Die Fotografie ist eines der Mittel, mit denen man Momente aufzeichnen kann. Egal, woran ich gearbeitet habe, ich habe meinen Ansatz nie verändert. Ich John und Yoko bei Aufnahmen in der Hit Factory und (rechts) mit ihrem Sohn Sean. Es war für beide die erste Aufnahmesession seit Seans Geburt. — 134 —

JD: Wenn Sie sich die Bilder nun zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder ansehen, können Sie wahrscheinlich objektiver darauf reagieren als damals. Wie wirken diese Fotos heute auf Sie? KS: Ich bin wirklich überrascht. Ich spüre meine Gier, meinen Hunger in diesen Bildern. Dass ich als Fotograf meine ganze Energie dafür einsetzte, die Momente einzufangen, wie sie wirklich waren. Ich würde sagen, ich habe es ganz gut hingekriegt.


„Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, dass John bald darauf sterben würde. Das macht diese Bilder für mich besonders wertvoll.“


„John war ein großer Star – ganz auf seine Musik konzentriert. Er war so … wie kann man es ausdrücken? Zärtlich?“ –Kishin Shinoyama


Limitierte Edition von insgesamt 1.980 nummerierten Exemplaren, signiert von Yoko Ono und Fotograf Kishin Shinoyama

Art Edition NR. 1–125

Yoko Ono and John Lennon, 1980

Art Edition NR. 126–250

Yoko Ono and John Lennon, 1980 (siehe Seite 76) Pigmentdruck auf HahnemühlePhoto-Rag-Papier, signiert von Fotograf Kishin Shinoyama, 40 x 30 cm Papierformat, Rahmen nicht enthalten

Collector’s Edition NR. 251–1.980

Limitiert auf insgesamt 1.730 nummerierte Exemplare, jedes von Yoko Ono und Kishin Shinoyama signiert, 174 Seiten € 500

je € 1.250

XL

„Ich wollte ganz nah dran sein. Ich wollte wirklich einfangen, wie sie zusammen­ arbeiten, eine visuelle Dokumentation ihrer Beziehung während des Fotoshootings.“ –Kishin Shinoyama

— 137 —


„Mach dir keine Gedanken wegen der anderen Tänzer … Das sind Profis.“ Paul Rudd als Regisseur von Beyoncés Video Single Ladies, 2008. Mit Justin Timberlake, Bobby Moynihan, Andy Samberg und Beyoncé.

Über 2300 Bilder aus dem SNL-Archiv Exklusivinterview mit Lorne Michaels Eine Aufschlüsselung des 6-Tage-Zyklus der Show und ein Komplett­führer zu allen Staffeln

Saturday Night Live Alison Castle (Hg.) Hardcover mit Lesebändchen, 500 Seiten ENGLIsche ausgabe € 39,99


Live aus New York,

it’s Saturday Night! DIE KOMPLETTE GESCHICHTE UND ENTSTEHUNG VON SNL SEIT 1975, AUF DER BÜHNE UND HINTER DEN KULISSEN

„Wenn Sie ein Fan sind, dann ist dieses Ding bemerkenswert. Es ist klassisches Coffee-Table-Futter zu Kunst hochstilisiert, ein Kompendium von Seriennotizen und Nebensächlichkeiten, Fotos vom Set, Sitzungen für die Sendung, während der Sendung selbst … Man kann es schwer aus der Hand legen.“ –The Chicago Tribune

„Das 500-Seiten-Buch gewährt uns intime Einblicke in eine der lustigsten, furcht­losesten Shows in der Geschichte des Fernsehens.“ –Vanityfair.com


Polaroid-Pop Bevor es Instagram gab, gab es Warhol

Andy Warhol war ein unermüdlicher Chronist des Lebens und seiner Begegnungen. Von den späten 60er-Jahren bis zu seinem Tod 1987 trug er praktisch auf Schritt und Tritt eine Polaroidkamera bei sich, mit der er eine gewaltige Sammlung an Sofortbildern von Freunden, Liebhabern, Mäzenen, Prominenten, Unbekannten, Landschaften, Modischem und sich selbst anhäufte. Dieses Buch, das in Zusammenarbeit mit der Andy-Warhol-Stiftung entstand, enthält Hunderte dieser

Sofortbilder, von denen viele niemals zuvor veröffentlicht wurden. Porträts von Berühmtheiten wie Mick Jagger, Alfred Hitchcock, Jack Nicholson, Yves Saint Laurent, Pelé, Debbie Harry sind ebenso enthalten wie Fotos seiner Entourage und seines High Life, Landschaftsfotos und Stillleben, die von Cabbage Patch Dolls bis zu den unverwechselbaren Suppendosen reichen. Warhols Polaroidbilder, oft spontan und ungeschönt, dokumentieren seine Ära, wie Instagram die unsrige erfasst. Diese Sammlung vom inoffiziellen Hoffotografen der New Yorker Ober- und Unterschicht ist eine unverzichtbare Chronik des Lebens und Wirkens, der Welt und der Weltanschauung von Andy Warhol. Andy Warhol. Polaroids Reuel Golden (Hg.) Fester Einband, 560 Seiten € 74,99

XL

— 140 —


„Polaroids sind der schnellste Weg, ein Autogramm zu bekommen.“ –Andy Warhol


„Die Porträts zeigen, wer in Warhols Club willkommen war, einem Ort, der zugleich privat, versnobt und Spießern aus der Mittelschicht feindlich gesinnt war, aber dennoch offen für jede Menge Ausgestoßene.“ –Richard Woodward — 142 —

Oben, im Uhrzeigersinn von links oben: Robert Mapplethorpe 1983, Salvador Dalí 1972, Andy Warhol 1986, Man Ray 1973. Gegenüber: David Hockney 1973.




„Der Zusammenhang, den Warhol in seiner Kunst zwischen Fotografie und Ruhm herstellte, wurde zur grund­legenden Überzeugung einer Generation, die ihren Erfolg daran misst, wie oft sie auf YouTube angeklickt wird.“ –Richard Woodward

Gegenüber: Liza Minnelli. Oben, im Uhrzeigersinn von links oben: Jack Nicholson 1972, Anjelica Huston 1972, Sylvester Stallone 1979, Arnold Schwarzenegger 1977, Muhammad Ali 1977, Nico 1972. — 145 —


Oben, im Uhrzeigersinn von links oben: Karl Lagerfeld 1972; Valentino 1972; Yves Saint Laurent 1972; Château Lafite, Bordeaux 1972; Lee Radziwill, Montauk, New York 1972; Helmut Berger 1973. Gegenüber: Jane Forth und Max Delys, Paris 1970.

Fotografien und Zitate von Andy Warhol © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. — 146 —


„Wenn nicht jeder eine Schönheit ist, dann ist es niemand.“ –Andy Warhol


Euphorie der Bl端ten

Stillleben mit Blumen (Detail), 1839


Durch Pariser Gärten

Botanische Spaziergänge mit Pierre-Joseph Redouté Pierre-Joseph Redouté stand hoch im Kurs. Der offizielle Hofmaler von Königin Marie-Antoinette (die ihn angeblich einmal um Mitternacht herbeizitierte, um einen Kaktus zu porträtieren) und spätere Liebling von Joséphine Bonaparte brachte Blumen in die allerhöchsten Kreise und setzte den chaotischen Umwälzungen der Französischen Revolution die Anmut seiner perfekt gezeichneten Blüten entgegen. Dieser Nachdruck zeigt 144 seiner Bilder von Blumen, Ästen und Früchten. Die präzisen und gleichzeitig zarten Illustrationen, die ursprünglich zwischen 1827 und 1833 erschienen, sind sowohl schön anzusehen als auch informativ: Sie dokumentieren einige der filigransten Pflanzen der Welt und beschwören die vergangene Schönheit Pariser Gewächshäuser und Gärten herauf.

XL

Pierre-Joseph Redouté Auslese der schönsten Blumen Leinengebunden, auf Acquerellopapier gedruckt, 336 Seiten € 99,99


The Art of Beauty

Naomi Campbells kometenhafter Aufstieg zum Superstar inmitten von Fotografenlegenden und den größten Fashiondesignern unserer Zeit

Peter Lindbergh

„Ich liebe es, Frauen mit Persönlichkeit, Charakter und Stil zu fotografieren. Das macht für mich wahre Schönheit aus. Naomi ist eine solche Frau.“ Fotografiert 2005 für GQ, Italien.



Ellen von Unwerth

„Als ich Naomi zum ersten Mal sah, war ich nicht nur von ihrer Schönheit und Eleganz beeindruckt, sondern auch von ihrer Entschlossenheit, die Welt zu erobern.“ Fotografiert für Vogue, Italien, April 1990.

„Ich sah Naomi zum ersten Mal, als sie als junges Mädchen für Rifat Ozbek lief. Ich war von der echten Anmut und Eleganz dieses wunderschönen Geschöpfs fasziniert. Seitdem sind viele Jahre vergangen, und ich bewundere noch immer ihre Schönheit und Professionalität. Sie ist definitiv eines der einflussreichsten Models weltweit. In meinen Augen wird sie immer das entzückendste Mädchen mit dem perfektesten Körper sein.“ –Manolo Blahnik

Sebastian Faena

Fotografiert für V Magazine, Spanien, Herbst 2011. — 152 —


„Naomi ist das einzige Model, das uns über die ‚Kunst der Schönheit‘ nachdenken lässt: Sie ist verführerisch, stark, metaphysisch, elegant und einzigartig.“ –Stefano Pilati


Nobuyoshi Araki

Fotografiert f端r Vogue, Japan, September 2014.


„Britische Stilikone und Vorreiterin mit unendlicher Energie – Naomi, wir verbeugen uns vor dir!“ –Christopher Bailey



Gui Paganini

Fotografiert für Vogue, Brasilien, 2006.

Peter Lindbergh

Cindy, Tatjana, Helena, Linda, Claudia, Naomi, Karen und Stephanie in Brooklyn, New York, USA, 1991. Fotografiert für Vogue, USA, September 1991.

— 157 —


Nick Knight

„Ich habe sie gefilmt, fotografiert und Skulpturen von ihr gemacht: In all diesen Medien haben ihre unglaubliche Schönheit und Stärke mich dazu inspiriert, moderne und kraftvolle Bilder zu schaffen, die für unsere heutige Zeit relevant sind.“ Fotografiert für i-D, Herbst 2010.

Matthew Rolston

Fotografiert für Vogue, Spanien, März 1995. — 158 —



Verpackt in ein Kunstwerk von Pop-Art-Legende Allen Jones …


Limitierte Ausgabe, signiert von Naomi Campbell

Weitere Details und Preise auf taschen.com


BRIGHT LIGHTS

Ob Rockstars oder Pioniere der Fetish-Art – die TASCHEN Gallery bietet allen Künstlerinnen und Künstlern Raum, die unserer Zeit ihren Stempel aufgedrückt haben.

TASCHEN Gallery, 8070 Beverly Blvd, Los Angeles


Hinter unseren Toptiteln steht in der Regel eine jahrelange Recherche. Eine Vielzahl von Menschen ist in Archiven und an Schauplätzen auf der ganzen Welt aktiv gewesen, hat Kontakte geknüpft, geforscht, gesammelt und gestöbert. Bücher zu machen ist eine tolle Art, das Leben zu gestalten, und immer auch ein Abenteuer. Unter dem Motto „Das Spektakel zum Buch“ soll die neue Location in LA mit begleitenden Ausstellungen (und Partys!) etwas von diesem Thrill und Abenteuer vermitteln und auch die Dinge zeigen, die nicht zwischen zwei Buchdeckel passen, aber jedem Titel doch seinen kulturellen Kontext zuweisen. Gestartet sind wir im letzten Dezember mit der Ausstellung IT’S JUST A SHOT AWAY zu unserem Buch über die ROLLING STONES, unmittelbar gefolgt von einem großen Tribute an zwei Trailblazer der Fetish-Art, an ERIC STANTON und ELMER BATTERS. Was die Zukunft bringt? Das steht in den Sternen über Los Angeles oder im Netz unter: www.taschen.com/gallery

„Bizarre Life ist eine bedeutende Studie, wie weit die Gesellschaft hinsichtlich künstlerischer Akzeptanz gekommen ist, und – wie die zahlreichen Nachahmungen aus jüngster Zeit belegen – eine, die sich noch viele Jahre für Künstler als fruchtbar erweisen wird.“­ – Hunger TV, London


Bizarre Life – The Art of Elmer Batters & Eric Stanton April–Juni 2015

Eric Stanton, A Lesson in Eros, 1964. Coverbild mit von 60er-Jahre-Leinwandgöttin Ursula Andress inspirierter weiblicher Figur.


Benedikt Taschen und Dian Hanson vor Allen Jones’ Hatstand, Table and Chair. Elmer Batters. Yolanda & Sylvia, circa 1980.


It’s Just A Shot Away:

The Rolling Stones In Photographs Dezember 2014 – März 2015 Drucke erhältlich unter www.taschen.com/gallery

Jack Nicholson und David Bailey.

Justin Murdock und Steven Tyler.

Udo Kier mit Arnold Schwarzenegger.

Charlotte Taschen und Hardhitta-Galerist Bene Taschen.


David LaChapelle, Pamela Anderson, David Bailey und Amber Rose mit Benedikt Taschen.

Über 10.000 Besucher, darunter Größen aus Kunst, Mode und Musik, kamen zur Eröffnungs­ show, auf der fast 100 Bilder der Stones von Starfotografen wie David Bailey, Peter Beard, Gered Mankowitz, Ethan Russell und Anton Corbijn zu sehen waren.


A high-octane mechanical tribute to the automobile spirit

L.U.C Engine One Tourbillon. High-end mechanical watchmaking and the best of motor sports meet and mingle in a handsome and powerful timepiece. This limited-edition model celebrating Chopard’s 150th anniversary vividly embodies the spirit of automobiles, a world with which the brand has enjoyed strong ties over several decades. It is driven by a hand-wound tourbillon movement machined – and signed – like an engine block and mounted on shock-absorbing silent-blocks. Beating at 28,800 vibrations per hour and endowed with a 60-hour power reserve, this mechanical L.U.C Calibre 1TRM was designed, developed and produced by Chopard Manufacture and its impressive precision is chronometer-certified by the Swiss Official Chronometer Testing Institute. Other subtle nods to classic motor racing include the gleaming titanium “bodywork” of the case, curving lugs shaped like aerodynamic car wings, as well as four reinforced inserts on the strap reminiscent of historical car seats.

L.U.C Engine One Tourbillon: available in a limited numbered series of 150 in titanium, in honour of Chopard’s 150th anniversary, ref. 168526-3001.


Handgepäck genügt! 3 Bände der Reisebuch-Bestseller-Reihe „36 Hours“ der New York Times mit 365 Reisezielen in aller Welt

„Ein prächtiges CoffeeTable-Buch mit eingebautem Blitzurlaubsplaner. Wunderschön aufbereitet …“ — The Independent, London

Digitale Inhalte im Wert von über € 65 inklusive

Ergänzend zu unserer Reihe mit Regionalbänden bieten wir nun für nimmersatte Power-Reisende das Allerbeste der „36 Hours“-Touren aus aller Welt, insgesamt 365 Reiseziele von A–Z sortiert. Eine Keycard ermöglicht sofortigen und unbegrenzten Zugriff auf die digitale Ausgabe jedes Ziels.

The New York Times. 36 Hours. World Flexicover, in Leinen gebunden, 3 Bände im Schuber, mit Lesebändern, Register und Keycard, 1.800 Seiten. Derzeit nur auf Englisch lieferbar € 99,99


“Outside of a dog, a book is man’s best friend. Inside of a dog, it’s too dark to read.” — Groucho Marx

„TASCHEN ist in der Verlags­welt ein wahres Wunder des guten Geschmacks … Sie liefern sowohl inhaltlich als auch stilistisch durchgehend erstaunlich hohe Qualität und dokumentieren Vergangenheit und Gegenwart auf unver­zichtbare Art und Weise.“ –Mad Men-Erfinder Matt Weiner

TASCHEN-Store Mailand


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