Almanah 2012

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b o s n i s c h / k r o a t i s c h /s e r b i s c h f ü r »A l m a n a c h /J a h r b u c h «

Jahrbuch für Integration in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – 2012 / 2013

01


„ IM

CHANCE

Schlechte Nachrichten gibt es genug. Hier kommt eine gute: Im Integrationsbereich ist in den letzten fünf Jahren mehr passiert als in drei Jahrzehnten zuvor. Vorwort Heißen Sie Öztürk oder Jugović?

Foto © Marko Mestrovic

MIT EINANDER LIEGT DIE

Liebe Leser, Liebe leserinnen!

Und Konzerne und Banken haben

Nein? Glück gehabt. Mit Namen wie

längst verstanden, dass die fast 1,6

diesen haben Sie es ziemlich schwer.

Millionen Österreicher mit interna­

Der Wohnungsmakler wird eher

tionalen Wurzeln ein Gewinn und

keine Wohnung für Sie finden. Von

keine Belastung sind.

einem Bewerbungsgespräch können Sie meistens nur träumen und zur

Natürlich geht immer alles noch

Polizei sollten Sie ganz besonders

besser. Natürlich gibt es in der Asyl-

nett sein. Selbst wer perfekt inte-

und Abschiebepraxis noch schrei-

griert ist und Deutsch spricht wie ein

ende Ungerechtigkeiten. Es schadet

Schönbrunner, ist 2012 in Österreich

aber nicht, einmal eine positive

vor Alltagsrassismus nicht sicher.

Bilanz zu ziehen – ohne die Konflikte und Probleme zu leugnen.

Aber jetzt zur guten Nachricht. Im

»Seit einigen Jahren ist die ‚Das Boot ist voll‘Politik am Rückzug.«

Integrationsbereich geht endlich

Seit fünf Jahren berichtet das biber,

etwas weiter. Seit einigen Jahren

das Magazin für neue Öster­reicher,

ist die »Das Boot ist voll«-Politik am

direkt aus den multiethnischen Co-

Rückzug. Wirtschaft, Politik, Inter­

mmunities. Clemens Neuhold und

essensvertretungen und Vereine

Marina Delcheva haben für Sie unser

arbeiten an einem neuen, offeneren

Know-how im Bereich Vielfalt zu-

Österreich.

sammengefasst. Wir haben unseren ersten Jahresbericht für Integration

Probleme nicht leugnen – Auf Re­gie-

»Almanah« genannt, das ist die in

rungsebene gibt es mit Sebastian ­

vielen slawischen Sprachen übliche

Kurz im Integrationsbereich »good

Bezeichnung für ein Nachschlage-

news« zu berichten. Der Staatsse­kre-

werk. Einen besseren Überblick

tär hat wenig gesetzliche Kom­ pe-

werden Sie nirgends finden.

tenzen, verfügt dafür aber über Engagement und Können. Institu­tionen

gerechtigkeit muss sein

wie Polizei, Heer und Schulen be-

Schreiben Sie uns Ihre Meinung:

mühen sich offensiv um Mitarbeiter

kravagna@dasbiber.at

mit Migrationsbackground. Anders als viele andere europäische Millionen­ metropolen hat es zudem Wien unter Bürgermeister Michael Häupl geschafft, ehemalige Problemviertel wie die

Dr. Simon Kravagna

Gegend rund um den Brunnen­markt

Herausgeber und Chefredakteur von

in Vorzeigeprojekte zu verwandeln.

das biber


1,569

39 %

Millionen Menschen in Österreich haben Migrationshintergrund. Das ist jeder Fünfte.

39 % der Wiener Wohnungseigentümer sind Migranten.

282.200

In Österreich lebende Migranten transferieren jährlich 780 Millionen Euro in ihre Heimatländer. Jährlich wandern 130.000 Menschen nach Österreich ein und 100.000 ab.

haben ex-jugoslawische Wurzeln.

04

18 %

9 %

Ein Migrant lebt in Wien auf durchschnittlich 30 m 2 . Öster­ reicher haben 13 m 2 mehr zur Verfügung.

Menschen haben türkische Wurzeln

512 .000

Der Durchschnittsösterreicher ist 42 Jahre alt. Ausländische Staatsangehörige sind um sieben Jahre jünger.

€ 780.000.000 Nach erweiterter Definition ist jeder zweite Wiener Migrant.

Jeder 3. Migrant ist hier geboren.

Vielfalt in Zahlen

Österreich ist die Summe seiner Bürger. Die Nachkommen der Gastarbeiter und die neuen Zuwanderer aus aller Welt machen einen wachsenden Teil dieser Rechnung aus.

Österreicherinnen gebären im Schnitt 1,3 Kinder, Türkinnen in Österreich 2.

Migranten geben 20 Milliarden Euro pro Jahr aus. Das ist die doppelte Kaufkraft Kärntens. Touristen geben in Österreich jährlich 16 Milliarden Euro aus.

Türken sparen 18 Prozent ihres Einkommens, doppelt so viel wie Österreicher.

05


Der Markt Markt: Das sind türkische Eckgeschäfte, die wir früher Greißler nannten; das ist der rot-weiß-rote Supermarkt, der serbische Schokolade führt; das ist eine heimische Bank, die auch Rumänisch spricht; das ist ein Zuwanderer, der sein mitgebrachtes Wissen in Österreich investiert; das ist das, was Menschen täglich zusammenbringt.

S 08–S 09 Ajvar for Austria p e r s i s c h f ü r » M o t o r«

Auf den Geschmack der Heimat wollen Zuwanderer nicht verzichten. Die Supermarktregale für »Ethnofood« werden breiter. Foto © Philipp Tomsich

S 10 Der K(r)ampf um den Titel Daheim top, in Österreich flop? Warum es Österreich schadet, wenn Zuwanderer unter ihrem Wert geschlagen werden. Foto © Marco2811/Fotolia

S 12–S 13 Meine Bank spricht Jugo Hochzeitskredite für Türken, Beratungen auf Serbokroatisch: Die Banken kämpfen um jeden Cent der Migranten. Foto © Philipp Tomsich

06


Zuwanderer integrieren. Bei aller Liebe für Schnitzel

Gewürzen, Keksen, Süß­waren, Scho-

oder Sachertorte – die Liebe zum neuen Heimatland

koladen, Kaffeesorten und Packerl-

geht nur sehr bedingt durch den Magen.

suppen bis hin zu Limonaden und Energy-Drinks.«

»Ohne Sudzuk-Wurst, Argeta-Pastete oder Vegeta-Gewürze könnte ich nicht leben.«

Mit kleinen Portionen werden die tendenziell größeren ZuwandererHaushalte nicht abgespeist. Im Ethno­food-Regal gilt XL statt Small. »Käse, Hülsenfrüchte oder eingelegtes Gemüse gibt es bei uns in Gebinden bis zu fünf Kilo«, sagt Satek.

Grundnahrungsmittel – Bei einer Kaufkraft der Migranten von 20 Milliarden Euro sowie einem Migranten-

Wie immer kommt es auch beim

Anteil von 20 Prozent in Österreich und 50 Prozent in

Ethnofood auf die Marke an. »Marken,

Wien blieb den Supermärkten nichts anderes übrig,

die in den Herkunftsländern eine

Der süße Geschmack der Heimat

als die Lieblingsmarken der Migranten ins Sortiment

hohe Bekanntheit haben«, gehen

aufzunehmen. Zur asiatischen Kokosmilch und zur Soja-

am besten, sagt Berkmann. Dazu

sauce, die es schon seit den 90er-Jahren im Supermarkt

zählen zweifelsohne »Eurokrem«-

gab, gesellten sich plötzlich die »Grundnahrungsmittel«

Schokolade und »Domaćica«-Kekse.

Betäubung – zum Prozedere. In

der türkischen und ex-jugoslawischen Community wie

Die »absoluten Verkaufsschlager«

Öster­reich wird das Tier sofort nach

Sarma-­K raut, Ajvar oder Sudzuk-Wurst. »Früher kam

bei Zielpunkt sind das türkische

dem sogenannten Schächtschnitt

unsere Wurst per Bus aus Sarajevo, jetzt kommt sie

Joghurt-Getränk »Gazi« und der ser-

betäubt. Das genügt manchen Tier-

vom Supermarkt nebenan«, erzählt Aljović.

bi­sche Doncafe.

schützern aber nicht. »Wir halten

Schächtung – ein Halsschnitt ohne

alle Richtlinien ein. Aber es ist trotz-

Ajvar for Austria Text: Clemens Neuhold Fotos: Phlipp Tomsich

,Vier Pfoten‘«, sagt Nakhai. Kein Luxus mehr – Egal ob HalalFleisch, Schoko oder Kraut: Ethnofood darf kein Luxus sein, das haben die Supermärkte erkannt. »Am Anfang war uns das zu teuer«, sagt

In den heimischen Supermärkten dehnen sich die Regale für Ajvar, Ayran oder Argeta immer weiter aus. Ethnofood – eine rot-weiß-rote Erfolgsgeschichte.

»Am Anfang war das Sortiment nicht so groß, doch

Aljović. Mittlerweile sind die Pro-

dann haben wir es wegen der guten Nachfrage bei

dukte teilweise billiger als in türki­

Merkur und Billa Stück für Stück erweitert. Wir ent­

schen Supermärkten wie Etsan oder

decken immer wieder neue Länder und Produkte«,

Burak, hat ein biber-Preisvergleich

erzählt Karin Nakhai, Pressesprecherin von Rewe. »Wir

ergeben. An das dortige Angebot an

haben unser Ethnofood-Sortiment besonders dort

Ethnofood kommen die heimischen

stark ausgeweitet, wo es einen starken Anteil an neuen Österreichern gibt«, sagt Spar-Sprecherin Nicole

Ajvar: Grundnahrungsmittel wie das tägliche Brot

Der Markt

Supermärkte natürlich nicht ran, dafür gibt es beim »Österreicher« mehr Alltagsware.

Berkmann. Damit meint sie zum Beispiel Wiener

Die 21-jährige Melisa Aljović ist in Bosnien geboren. Bei

Bezirke mit einem hohen Anteil an türkischen oder exjugoslawischen Migranten, den größten Zuwanderer­

Halal – legal – Ein heikler Punkt

Umgekehrte Integration – Neue Be-

gruppen neben den Deutschen (für die ein eigenes

ist Halal-Fleisch, das Merkur oder

gehrlichkeiten weckt das erwei­terte

Ethnofood-Regal wohl mager ausfallen würde).

Zielpunkt in ihr Sortiment aufge-

Sortiment auch bei den Öster­ rei-

nommen haben. »Halal« bedeutet

chern, die mit neuen Geschmäckern

ihrem Beruf fragt niemand mehr, ob sie »integriert« ist:

08

dem ein Spagat zwischen ,halal‘ und

»Früher kam unsere Wurst per Bus aus Sarajevo, jetzt kommt sie vom Supermarkt nebenan.«

Sie unterrichtet Deutsch. Doch selbst für sie gibt es eine

Lebenselixier – Besonders eifrig geht Zielpunkt

»erlaubt«. Für gläubige Muslime ist

experimentieren oder die »Grund-

Grenze der Anpassung an Österreich: die Schwelle zur Küche.

das Thema Ethnofood an. »Wir haben in 100 Filialen

Fleischverzehr nur zulässig, wenn bei

nahrungsmittel« der Migranten von

»Ohne Sudzuk-Wurst, Argeta-Pastete oder Vegeta-Gewürze

be­ gonnen, mit 25 Produkten im Regal«, erzählt der

der Schlachtung der Name Allahs

Reisen kennen. Die Zuwanderungs­

könnte ich nicht leben«, sagt sie. Wenn es ums Essen geht,

ehemalige Zielpunkt-Eigentümer Jan Satek. »Mittler­

erwähnt und das Fleisch von einem

welle ins Ethnofood-Regal der

müssen sich die österreichischen Lebensmittel in die tradi-

weile umfasst die Produktpalette 80 Produkte in 300

muslimischen Fachmann geprüft

Migranten rollt – Integra­tion einmal

tionellen Kochgewohnheiten, Geschmäcker und Zutaten der

Filialen. Das Angebot reicht von landestypischen

wird. Traditionell gehört auch die

umgekehrt. 09


Migranten als große Chance für Wien

Unternehmer mit Migrationshintergrund haben eine große Bedeutung für die Wiener Wirtschaft.

Interview Menschen mit Migrationshintergrund sind ein »wichtiger Teil der Wiener Wirtschaft geworden«, betont Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien. Wer in einem anderen Land einen Betrieb

Der K(r)ampf um den Titel

Die Rechtsberatung der AK Wien berät über 385.000 Menschen im Jahr – telefonisch, per E-Mail oder persönlich im Gespräch, auf Wunsch auch in in Türkisch, Serbisch, Bosnisch und Kroatisch.

Viele Zuwanderer arbeiten unter ihrem Ausbildungs­ niveau. Talente gehen verloren. Ihre Titel sollen schneller anerkannt werden.

Die AK-Info-Broschüren zur Lohnsteuerveranlagung, zum Arbeitsrecht und für freie Dienstnehmer­ Innen gibt es in türkisch, serbisch, bosnisch und kroatisch.

Text: Clemens Neuhold Foto: Thomas Lehmann

Der Markt Die heute 59-jährige Dragiza Szlauer (siehe oben)

Betroffenen. Und dem Land gehen

hat an der Universität in Ljubljana ein Studium

wichtige Talente verloren«, sagt

der Slawistik abgeschlossen und schon an der

die AK-Bildungs ­expertin Gabriele

Uni Graz unterrichtet. Als sie nach Österreich

Schmid.

kam, bat sie in Wien um die Anerkennung ihres Studienabschlusses. Nach langem Hin und Her und

Doch seit einigen Monaten kommt

vielen Behördengängen stand fest: Sie sollte acht

Bewegung in die Debatte: Der Zu-

Prüfungen nachholen, darunter Slowenisch-Kurse,

gang zur Anerkennung von Hoch-

Die AK fördert Weiter­bildung für ihre Mitglieder mit dem AKBildungsgutschein im Wert von 100 Euro. Rund 17.000 Bildungsgutscheine waren es im vergangenen Jahr. Damit werden auch Kurse, etwa zum Perfektionieren von Deutsch oder der eigenen Muttersprachen, unterstützt. ArbeitnehmerInnenvertreterInnen mit ausländischem Pass engagieren sich auch innerhalb der AK: Sie haben als AK-Mitglieder selbstverständlich das passive wie aktive Wahlrecht.

gründet, der wolle bleiben, Teil der Gesellschaft werden und etwas aufbauen. Knapp ein Drittel aller Wiener Unternehmer haben Migrationshintergrund. Laut Jank sind sie für die Bundeshauptstadt in mehrfacher Hinsicht unverzichtbar. So sorgen migrantische Unternehmer für ein vielfältiges Produkt- und Dienst­leistungsangebot.

Foto © Meinrad Hofer

AK Wien für neue ÖsterreicherInnen

Vor allem aber schaffen sie zusätzliche Arbeitsplätze. In Wien sind es mehr als 25.000 Menschen, die

in

den

Betrieben

migrantischer

Unterneh-

mer beschäftigt sind. Diese Unternehmer nutzen ihre Kontakte in die Heimatländer für Handelsbe­ ziehungen und bringen mit ihrer eigenen Sprache

Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien im Interview

und Kultur spezielles Wissen ein – im Jahr 2012 haben Menschen aus rund 90 Ländern ein Unternehmen in

Rund ein Drittel der Unternehmer

mal. In der Wirtschaftskammer Wien

Wien gegründet. Die Wiener Wirtschaft ist damit ein

in Wien hat migrantischen Hinter-

haben wir daher eine Reihe von Netz-

gutes Beispiel für gelebte Integration, von der alle

grund. Welche Bedeutung haben

werkplattformen eingerichtet, die

Wienerinnen und Wiener profitieren.

diese für Wien?

migrantische Unternehmer nutzen

Unternehmen mit migrantischem

können.

Aus diesem Grund setzt die Wirtschaftskammer

Hintergrund prägen unsere Wirt-

Wien seit einigen Jahren gezielte Maßnahmen zur

schaft entscheidend mit. Sie bringen

Was tun Sie für migrantische Be-

besseren Unter­stützung und Beratung migrantischer

zusätzliche Produkte und Dienstleis­

triebe noch?

Unternehmer.

tungen in die Stadt und stärken mit

Wir bieten eine ganze Reihe von

ihren grenzüberschreitenden Kon-

Serviceangeboten speziell für Unter­-

takten den Wirtschaftsstandort.

nehmer mit Migrationshintergrund.

die sie in Graz selbst unterrichtet hatte. Sie ver-

schulabschlüssen wird leichter wer-

zichtete entnervt und nahm eine Arbeit als Be-

den. Im nächsten Jahr sollen öster-

treuerin von behinderten Menschen an. »Ich habe

reichweit vier bis sechs neue Anlauf-

immer gerne unterrichtet – und ein bisschen kann ich

stellen im AMS eingerichtet werden.

das ja auch in diesem Beruf.«

Sie bieten für alle, die im Ausland

Welche Bedeutung haben Netz-

tungen in verschiedenen Sprachen,

eine Berufsqualifikation erworben

werke?

mehrsprachige Infoterminals und

Wie viele ausländische Berufsabschlüsse und Hoch-

haben, erstmals gebündelt Informa-

Das wichtigste ist, auch außerhalb

Broschüren, Mentoringprogramme

schuldiplome, passte auch der Abschluss von Dragiza

tionen und Unterstützung an. »Ein

der eigenen Community Netzwerke

sowie Informationsveranstaltungen.

Szlauer nicht so einfach ins österreichische System.

erster wichtiger Schritt. Wir wollen,

aufzubauen. Das betrifft die Bezieh­

Darüber hinaus schärfen wir mit

Seit Jahren fordert die Arbeiterkammer (AK) Erlei­ch-

dass das ausgebaut wird, damit

ungen zu Kooperationspartnern und

speziellen Kampagnen das öffent-

terungen bei der Anerkennung von Berufs- und Hoch-

Menschen wie Frau Szlauer künftig

schulabschlüssen aus dem Ausland. Dennnoch wird

die Chance bekommen, das Können,

jeder dritte Zuwanderer unter seiner Qualifikation

das sie mitbringen, auch bei uns zu

beschäftigt und bezahlt. »Das ist frustrierend für die

nutzen«, so Schmid.

10

Mehr Infos dazu:

Die AK im Netz:

wko.at/wien/diversity

wien.arbeiterkammer.at www.youtube.com/AKOesterreich www.facebook.com/Arbeiterkammer oder als app fürs smartphone In Kooperation mit der Wirtschaftkammer Wien

Dazu zählen etwa Gründungsbera-

Lieferanten ebenso wie zum ei-

liche Bewusstsein für das Thema

genen Kundenstock. Nur wer sich

»Migration und Wirtschaft«. Wiens

möglichst breit aufstellt, nutzt auch

Wirtschaft spricht alle Sprachen,

seine wirtschaftlichen Chancen opti­-

und darauf können wir stolz sein. 11


Text: Clemens Neuhold Foto: Philipp Tomsich

Der Markt Bei einer türkischen Hochzeit sind 1.000 Gäste keine

und mittlerweile eine Selbstverständ­-

Seltenheit – und 1.000 Geschenke auch nicht. Von

lichkeit. »Manche bankenspezifi­schen

Bulgarisch. »Wir haben in jeder

Geld bis Gold gibt es alles. Doch was macht der

Begriffe oder Zusammenhänge ver-

dritten Filiale mindestens einen

Hochzeitskorb mit der Raiffeisen-Schleife und der

steht man in der Muttersprache ein-

Mitarbeiter mit besonderen Sprach-

»Sumsi«-Sparbüchse zwischen all diesen Gaben?

fach am besten«, sagt Bosek.

risch, Tschechisch, Rumänisch oder

kenntnissen. Somit können 15 Prozent der 1.000 Vertriebsmitarbeiter

Wo dieser Korb auftaucht, hat das Paar einen türkischen »Hochzeitskredit« von Raiffeisen aufgenommen, um die sündteure Hochzeit zu finanzieren. Der Kredit ist ein Konsumkredit mit kurzer Laufzeit. Das Hochzeitspärchen kann ihn mit dem Geld, das es bei der Hochzeit bekommt, gleich zurückzahlen.

»Das Angebot spricht sich im Grätzel herum.«

»Manche Fachbegriffe versteht man in der Muttersprache oft besser.«

beraten«, sagt Retail-Vorstandsdirektor Wolfgang Klein. »Ethnobanking ist kein kurzfristiger Trend, sondern basiert auf einer demografischen Entwicklung, auf die wir laufend reagieren müssen. Wir nehmen Vielfalt als Chance wahr.«

»Ethnobanking« will er das aber

Aber ist Ethnobanking in frem-

nicht nennen. »Den Begriff verwen-

den Sprachen nicht gegen die Be-

den wir nicht, der schubladisiert

strebungen der Integrationspolitik;

zu sehr.« Die Bank Austria hat über

gegen das Ziel, dass alle Migranten

100 Mitarbeiter mit türkischen,

möglichst gut Deutsch sprechen?

Grätzl-Tratsch – Die Raiffeisen ist bei Ethnobanking

serbischen, kroatischen oder bos-

Klein sagt nein: »Unser Angebot

Pionier in Österreich. Noch zentraler als der Hoch-

nischen Wurzeln, die auch in der

orientiert sich nicht an der Integra-

zeitskredit ist die Beratung in der Muttersprache der

Muttersprache beraten, und sieht

tionspolitik, sondern an den Kunden

Kunden aus den größten Zuwanderer-Gruppen – also

sich ebenfalls »führend« im Be-

und ihren Bedürfnissen.« Bosek

auf Türkisch, Serbisch, Kroatisch oder Bosnisch. »Rund

reich Ethnobanking. Sie will das

meint dazu: »Es geht nicht nur um

30 Prozent der Kredite, die wir im Bereich der tür-

Angebot aber, wie es Vorstand

die Sprache. Kunde und Berater

kischen Community vergeben, haben mit Hochzeiten

Rainer Hauser ausdrückt, »bewusst

teilen so auch ihren kulturellen Hin-

oder Haushaltsgründungen zu tun. Außerdem ist die

nicht marke­ tingmäßig ausschlach-

tergrund. Und diese Gemeinsam-

Zahl der Neukunden mit persönlicher Migrations­

ten« und schil­ dert die Filialen mit

keit verstärkt das Vertrauen.«

geschichte an einigen Standorten überproportional«,

dem Sonderange­b ot für Migranten

zieht Georg Kraft-Kinz, Vize-Chef der Raiffeisen Wien/

nicht eigens aus.

»Letztens hatte ich einen Kunden

Die Vielsprachige – Die Bawag P.S.K.

aus meinem Nachbardorf am Balkan

Niederösterreich Bilanz. Dafina Radić berät in einer

Meine Bank spricht Jugo

ihre Kunden in deren Muttersprache

Raiffeisen-Filiale in Ottakring Kunden aus dem Balkan­

und es stellte sich heraus, dass er

raum. »70 bis 80 Prozent meiner Neukunden haben

bewirbt ihr Angebot offensiv. Sie

kam. Sie können sich vorstellen, dass

Migrationshintergrund«, sagt sie. »Das Angebot spricht

setzt in ihren Filialen neben Türkisch

wir nicht sofort über Kreditkondi­

sich im Grätzl herum.« Oft würde sich das Gespräch auf

und BKS auch auf Polnisch, Unga-

tionen sprachen«, lacht Radić.

Bosnisch oder Serbisch zunächst um die Familie oder die Orte am Balkan drehen, aus denen man stammt. Wenn die Schüchternheit durch den Small-Talk über-

Seit fünf Jahren locken Banken gezielt Migranten in ihre Filialen. Ethnobanking nennt sich das. Wirkt es? Eine Bilanz.

wunden sei und es dann um die konkrete Beratung gehe, kippe das Gespräch nicht selten ins Deutsche,

Ethnobanking:

erzählt Radić. Andere Kunden vertrauen gerade

» Beratung in der Muttersprache

dann lieber der Muttersprache, wenn um Zinsen und

» Kredite für Spezialanlässe wie Hochzeiten

Tilgungsraten gefeilscht wird. »Persönliche Beratung ist das Entscheidende, kaum gefragt sind Info-Folder in anderen Sprachen«, sagt Kraft-Kinz. Bei der Erste Bank kämen die vergünstigten Über­ wei­ sungen ins ehemalige Jugoslawien gut an, sagt Privat- und Firmenkundenvorstand Peter Bosek. Auch

» billige Überweisungen in die Heimat » Sponsoring für Projekte in der Community » gemeinsames Fastenbrechen im Ramadan

die Beratung in der Muttersprache sei ausgebaut worden 12

13


Wie wirken sich Vielfalt und Migration auf Markt und Wirtschaft aus?

Lehre mit Matura – kostenfrei!

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Georg Kapsch

Frank Hensel

Präsident der Industriellenvereinigung

Vorstandsvorsitzender REWE International AG

»Eine richtig gesteuerte

»Mit rund 40.000 Mit-

Migrationspolitik ver-

arbeitern ist auch in

stärkt nicht nur die wirt-

unserem Unternehmen

schaftliche Dynamik,

die interkulturelle Zu-

sondern erhöht auch

sammenarbeit und die

die Kompetenzen der

damit verbundene Inte-

Bevölkerung in unserem

gration von zugewan-

Land. Im internationalen

derten Menschen von

Wettbewerb sind diese

enormer Bedeutung.

Talente und Fähigkeiten

Gegenseitiges Ver-

unverzichtbar, daher

ständnis aufzubringen

gilt es diese zu fördern

und zu leben ist dabei

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Georg Kraft-Kinz

Rudolf Hundstorfer

Brigitte Jank

Dietmar Hoscher

Generaldirektor-Stv. Raiffeisen Niederöster­reich-Wien

Sozialminister

Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien

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Peter Hanke Geschäftsführer der Wien Holding

»Die Zuwanderung in

»Die nachhaltige Integra-

»Rund ein Drittel der

»Migration zählt zweifel-

ein enormes Potenzial

den vergangenen Jahren

tion, insbesondere ju-

Wiener Unternehmer

los zu den sensibelsten

für wirtschaft­lichen

und Jahrzehnten hat

gendlicher MigrantInnen,

hat einen migrantischen

und wichtigsten gesell-

Fortschritt. Mitarbeiter­

Österreich reicher ge-

ist Voraussetzung für

Hintergrund. Allein

schaftspolitischen Auf-

Innen mit Migrations-

macht. Internationalität

die Weiterentwicklung

im vergangenen Jahr

gaben der Gegenwart

hintergrund sind eine

und Mobilität sind

unserer Gesellschaft

haben Unternehmer

und Zukunft. Menschen

Bereicherung für jedes

wesentliche Faktoren

und Wirtschaft. Wir

aus mehr als 80 unter-

mit Migrationshinter-

Unternehmen, da sie

im internationalen

stehen vor der Heraus-

schiedlichen Ländern

grund sind wichtig für

eine frische und offene

Wettbewerb. Die be-

forderung, Bildungs-

in Wien eine Firma

unsere Gesellschaft und

Sichtweise in ihre

wusst gewollte und

benachteiligungen so-

gegründet. Sie prägen

Kultur. Ihr Know-How ist

Arbeit mit einbringen.

zugelassene kulturelle

wie Bildungsabbrüche

unsere Wirtschaft ganz

eine Bereicherung, ihr

Diesen Beitrag nutzt die

Vielfalt bereichert jeden

und die damit verbun­-

entscheidend, bringen

mitunter völlig anderer

Wien Holding in ihren

von uns. Jeder Mensch

dene Ausgrenzungs-

zusätzliche Produkte

Zugang eröffnet neue

fünf Geschäftsfeldern –

zählt, nicht die Herkunft,

gefährdung junger

und Dienstleistungen in

Perspektiven und Chan-

Immobilien, Kultur,

nicht der Reisepass.

Menschen mit Migra-

die Stadt und stärken

cen. Es ist an der Zeit,

Logistik, Umwelt und

Ich will in einem Land

tionshintergrund noch

mit grenzüberschrei-

dass wir alle Integration

Medien – als wichtigen

leben, das von der Welt

stärker als bisher zu

tenden Kontakten den

nicht als Pflicht sehen,

Impuls für Projekte.«

profitiert.«

vermeiden.«

Wirtschaftsstandort.«

sondern als Gewinn.« 15


Marketing mit Respekt

Vor einigen Jahren haben österreichische Firmen die Migranten als Zielgruppe entdeckt. Marktforscherin Christina Matzka erklärt, weshalb Türken speziell umworben werden und warum Banken Ethnomarketing brauchen. Interview Warum werden Migranten immer

In welchen Branchen zahlt sich

interessanter für die Marktforschung

Ethnomarketing aus?

und die Wirtschaft?

Auf jeden Fall im Banksenktor und

Es ist allen Unternehmen klar ge-

am Automarkt. Das Auto ist noch

worden, was das für eine große Zahl

immer ein Statussymbol und hat

an Personen ist, die eine große Kauf-

bei unterschiedlichen Gruppen ein

kraft hat. Früher dachte man: »Mi-

anderes Image. Auch im Mobilfunk-

granten sind arm. Und wenn sie Geld

sektor ist es sinnvoll: Vor allem Mi-

haben, dann schicken sie es eh heim.«

granten schauen irrsinnig genau auf

Die Zahlen haben gezeigt, dass das

die Tarife, weil mobile Kommunika­

nicht so ist.

tion einen größeren Anteil ihres

Wenn’s um Beste Beratung geht, ist nur eine Bank meine Bank. Willkommen, Welcome, Merhaba und Dobar dan! Raiffeisen in Wien begrüßt die Vielfalt! www.raiffeisenbank.at/ethnobanking

Budgets ausmacht. Was unterscheidet die migrantische Zielgruppe von anderen Gruppen

Ganz große Firmen wie Coca-Cola

wie Frauen oder ledigen Männern

oder Red Bull verzichten gänzlich

mit hohem Einkommen?

auf Ethnomarketing …

Das sind die verschiedenen Lebens­-

Weil das große Marken sind. Das

weisen. Ein österreichischer Banken-

iPhone ist ein gutes Beispiel. Das

Boss hat mal gesagt: »Wenn ich einen

braucht kein Ethnomarketing. Da ist

Österreicher mit seiner Familie zu

die Ansprache jeder Zielgruppe so

mir in die Bank einlade, kommen

stark vorhanden, dass es ein Selbst-

vier bis fünf Personen. Wenn ich die

läufer ist. Aber der Mobilfunkanbieter,

Familie eines türkischen Kunden ein-

der mit dem iPhone wirbt, sollte

lade, kommen 30 bis 40 Personen.«

schon an Ethnomarketing denken.

Christina Matzka ist Mitbegründerin des auf Migranten-

Das sind Dinge, die es gilt auszu­

Marktforschung spezialisierten Marktforschungsinstituts

nutzen, wenn ich Marketing mache.

Was ist denn ein Musterbeispiel für »Migranten-Marketing«?

»EthnOpinion«. Dieses führt seit Dezember 2010 österreichweit Online-Umfragen, Fokusgruppen und Inter­

Man unterscheidet also nur nach

views unter Migranten durch. Die Firma wurde vom

dem Migrationshintergrund. Sind

Hochzeitskredit speziell für Türken

Marktforschungsinstitut »Meinungsraum«, der Agentur

Faktoren wie Alter oder Einkom-

ein. »Nivea« hat auch mit einem Kip-

Als erstes fällt mir der »Raiffeisen«-

»Skills« und von biber gegründet. Sie verfügt über ein

men egal?

ferl geworben. Für die Zielgruppe,

Online-Panel mit etwa 4.500 Respondenten und befragt

Was ich bloß nicht machen darf, ist

die es ansprechen soll, hat dieses

diese regelmäßig und in verschiedenen Muttersprachen

Ethnomarketing für die 1,5 Millionen

Symbol eine große Bedeutung. Aber

Migranten in Österreich zu betrei­ben.

die anderen werden so nicht vor

Bei jeder Marketing- und Marktfor­

den Kopf gestoßen. Generell sollte

zu Community-Themen.

schungsentscheidung muss ich ganz

man mit Symbolen arbeiten, die

genau nachdenken, welche Migranten-

von allen freundlich aufgenommen

gruppen ich ansprechen möchte. Je

werden.

weiter die Integration fortgeschritten ist, desto geringer werden diese ethnischen Unterschiede werden. 16

Text: Marina Delcheva Foto: Phlipp Tomsich

17


Die Politik Der anonyme »Ausländer« von gestern ist der »neue Öster­reicher« von heute. Lange Zeit sprachlos, sucht die Politik wieder nach Worten und Werten für ein besseres Zusammenleben. Höchste Zeit, denn zwischen Schulhof und Gemeindebau fällt die Vielfalt manchen schwer. Da braucht es neben klaren Werten und Worten eine Vielfalt an konkreten Antworten.

S 20–S 21 »Türkenbelagerung muss man nicht kennen« Der erste Staatssekretär für Integration, Sebastian Kurz, zieht Zwischenbilanz und verrät, was seine Leistung war. Foto © ÖVP

r u m ä n i s c h f ü r »S t i m m e «

S 23 »Was ist Österreich?« Die »Rot-Weiß-Rot-Fibel« soll Zuwanderern Österreich und seine Werte näherbringen. Wir bitten Promis zur Werte-Wertung. Foto © Frank Leonhardt/dpa/picturedesk.com

S 24–S 27 Radau im Bau Im Gemeindebau kristallisieren sich kulturelle Konflikte auf engstem Raum. Auf Tour mit Michael Häupls »Peace-Keepern«. Foto © Christian Wind

18


Konkret haben wir zehn Millionen Euro in die

um an die Spitze zu kommen. Aber

bei Migranten höher als bei der

sprachliche Frühförderung gesteckt, das Verbot für

ich sehe positive Trends: In der Bun-

Durchschnittsbevölkerung. Es gibt

Ausländer bei der freiwilligen Feuerwehr aufgehoben,

desschülervertretung hat rund die

extrem viele erfolgreiche und flei-

mit der Caritas Lerncafés aufgebaut, ein Paket gegen

Hälfte einen Migrationshintergrund.

ßige Migranten. Und zwar die über-

Schulpflichtverletzungen geschnürt und die Zahl der

Oder nehmen sie meinen Obmann

wältigende Mehrheit.

Zuwanderer erhöht, deren Ausbildung anerkannt wird.

der Jungen ÖVP in Salzburg, der heißt Asdin El Habbassi und wird

Sie wollen Vorbereitungsklassen für

»Wer sich im Herzen als Österreicher fühlt, soll auch so behandelt werden.«

sicher, wenn er will, eine politische

Schüler mit Deutschdefiziten. Dort

Karriere machen.

würden Migranten zusammenge-

Wie ist die Quote in Ihrem direkten

sich minderwertig fühlen und ab-

Umfeld?

sondern, kritisiert eine bosnisch-

Wir haben Gott sei Dank keine

stämmige Deutschlehrerin aus dem

pfercht Ausländerdeutsch lernen,

Quote. Aber unter meinen engsten

biber-Umfeld.

Mitarbeitern gibt es eine mit un-

Ich finde das extrem scheinheilig,

Was haben Sie bis zur Wahl im Oktober noch vor?

garischen und einen mit deutsch-

was da gesagt wird. Derzeit lassen

Ein Staatsbürgerschaftswesen neu, eine »Rot-Weiß-

kroatischen Wurzeln und einer ist

wir es zu, dass Ausländer, die nicht

Rot-Fibel«, die unsere Werte von Anfang an vermittelt,

in der Türkei aufgewachsen; in der

Deutsch können, in die Sonderschule

und den Staatsbürgerschaftstest neu, bei dem es mehr

Integrationsabteilung selbst sind es

abgeschoben werden. Das, finde ich,

um Fragen des Zusammenlebens als um historisches

noch viel mehr.

ist das wirkliche Verbrechen. Und wir setzen Kinder, die nicht Deutsch

Faktenwissen gehen soll. Es ist nicht notwendig für die Integration, dass jemand weiß, wann die Zweite Türken-

Zu Ihrer Bedingung für die Express-

sprechen, in den Unterricht mit Ma-

belagerung war.

Staatsbürgerschaft: Wie viele Wiener

thematik und Sachunterricht, anstatt

arbeiten drei Jahre durchgehend

ihnen vorher zumindest drei Monate

Was sind die drei wichtigsten Werte für Neuzu­

ehrenamtlich?

lang Deutsch beizubringen. Das ist fahrlässig. Die Zahl der Schulab­

wanderer?

In Wien weiß ich es nicht. Aber in

Unser Demokratieverständnis, die Religionsfreiheit,

ganz Österreich arbeiten 43 % der

brecher ist unter den Migranten

die Gleichstellung von Mann und Frau.

Bevölkerung ehrenamtlich. Wenn wir

viermal so hoch.

unsere Zivilgesellschaft, die auf frei-

»Türken­ belagerung muss man nicht kennen« Text: Clemens Neuhold Fotos: Philipp Tomsich

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz über seine Leistung, warum man auch ohne das Wissen über »1683« integrierbar ist und wie Migranten Freunderlwirtschaft lernen.

Machen Sie bis 2018 als Staatssekretär weiter? Oder

willigem Engagement aufgebaut

Egal, wie viel man leistet, am

überlassen Sie vielleicht das Feld einem Neo-Öster-

ist, erhalten wollen, sollten wir

Schluss hält noch die öster­ r ei-

reicher?

Mi­granten in die Vereine bringen.

chische Freunderlwirtschaft die

nalrat kandidieren. Danach gibt es ein Wahlergebnis, Koalitionsverhandlungen und dann wird man sehen, ob es wieder ein Integrationsstaatssekretariat gibt. Übrigens: Ein Neo-Österreicher könnte auch ein anderes Ministerium übernehmen. Die Politik macht zu

»Qualifikation muss entscheiden, nicht Herkunft.«

Die Politik

Die Qualifikation muss entscheiden, nicht die Herkunft. Wir unterstützen etwa ein Programm der Wirtschaftskammer, das gut Qualifizierten, die unsere Kultur noch nicht so gut kennen, hilft, durch einen Mentor ein Netzwerk zu bekommen. Das hilft

oft den Fehler, dass, wenn sich jemand mit Migrations-

Integration durch Leistung ist Ihr Motto. Was war Ihre

hintergrund engagiert, gleich gesagt wird: Du bist jetzt

Wie steht es mit einem Moscheen-

für Integration zuständig, so wie die Frau für Frauen­

Verein?

politik und der Junge für die Jugend-Agenden.

Darüber reden wir derzeit mit der

Eine türkische Kollegin meint: Am

SPÖ. Es sollte jedenfalls integrativ sein.

Schluss bleibe sie wegen ihrer dunk-

beim persönlichen Karriereweg.

leren Hautfarbe immer die Türkin.

Ist in Österreich ein türkischstämmiger Minister

Leistung?

denk­b ar?

Wie soll sich das Ehrenamt ausge-

Diskriminierung ist ein Wahnsinn.

Es ist gelungen, von einer emotionalen, verfahrenen

Das hoffe ich doch sehr! Das ist möglich und wün-

hen für Zuwanderer im täglichen

Es ist unsere Pflicht als Mehrheits-

Debatte zu einem sachlichen Diskurs über Integration zu

schenswert. Wenn wir in die Wirtschaft schauen, gibt

Existenzkampf?

bevölkerung, Zuwanderern gegen-

kommen. Wir haben zwischen Asyl und Integration unter-

es viele Neo-Österreicher, die super sind.

Machen wir endlich Schluss mit

über offen zu sein, und nicht nach

dem Vorurteil, dass alle Migranten

der Hautfarbe zu urteilen, sondern

schieden und wir haben ein Bewusstsein dafür geschaffen,

20

Zuwanderer draußen.

Derzeit schaut es so aus, als würde ich für den Natio­

dass viele Menschen mit Migrationshintergrund schon in

Warum sind noch so wenige Migranten in der Politik?

im Existenzkampf sind und nicht

nach der Leistung. Wer sich im Her-

Österreich geboren und damit genauso Österreicher sind

Die Parteien waren lange zu wenig offen für

fähig, ein selbstbestimmtes Leben

zen als Österreicher fühlt, soll auch

wie jene ohne ausländische Wurzeln.

Migranten. Außerdem muss man schon lange aktiv sein,

zu führen. Die Akademikerquote ist

so behandelt werden. 21


Was ist Österreich? Text: Marina Delcheva

Das Staatssekretariat für Integration bastelt gerade an einer »Rot-Weiß-Rot-Fibel« für neue Österreicher. Darin enthalten: österreichische Grundwerte wie Demokratie, Gleichstellung von Mann und Frau sowie Religionsfreiheit. Der Almanah fragte vorab bei fünf heimischen Promis nach, was Österreich für sie bedeutet.

Die Politik

Aylin Kösetürk

Eser Ari-Akbaba

Fadi Merza

Ali Rahimi

Alev Korun

Austria’s Next Topmodel 2010

Wetter­fee bei »Wien heute«

Thaibox-Weltmeister

Teppichhändler

Nationalrats­abgeordnete der Grünen

»Was ist Österreich?« »Einzigartig. Hier findet man einfach alles.«

»Eine Nation in

»Österreich ist ein

»Österreich ist meine

»Mein Land, für das

Mitteleuropa,

schönes, demokratisches

Heimat. Mit Österreich

ich mich bewusst

ein EU-Mitgliedstaat,

Land, in dem Sicher-

verbinde ich das Gefühl,

entschieden habe.

meine Heimat.«

heit – im Gegensatz zu

angekommen zu sein.

Denn mir wurde die

vielen anderen Ländern –

Österreich steht aber

österreichische

großge­schrieben wird.

auch für Zukunft – meine

Staatsbürgerschaft

Österreich ist ein Land,

und unsere Zukunft, die

im Unterschied zu

in dem man seine Träume

wir auch nur gemeinsam

Staatssekretär Kurz

verwirklichen kann!«

gestalten können.«

nicht geschenkt.«

»Was sind die drei wichtigsten Werte Österreichs?«

DIE.NACHT ERWACHT 22

jeden DI 22:00

»Kultur, Stabilität und Sicherheit.«

»Demokratie und

»Sicherheit,

»Sicherheit, Sozial­-

»Demokratie, Rechts-

Religionsfreiheit. Das

Lebensqualität,

partnerschaft

staatlichkeit und

ist mal das Wichtigste.«

Multikulturalität.«

und Demokratie.«

Meinungsfreiheit.«

»Was sollte jeder Neuankömmling über Österreich wissen?« »Historisches,

»Die Bildungseinrich-

»Österreich ist ein

»Ich denke, dass es

»Dass Vielfalt unsere

Aktuelles

tungen, dass Wien die

schönes Land – ein

wichtig ist, zu ver­

Stärke ist und es hier

und traditionelle

Hauptstadt ist, dass

Land, in dem man

suchen, die österrei-

Chancen zu ergreifen

Werte.«

die deutsche Sprache

sowohl viele Rechte

chische Geschichte

gibt, aber genauso Vor-

für die Österreicher

als auch Pflichten

und Kultur mit all ihren

urteile, die einem nicht

sehr wichtig ist, die

hat. Jeder kann hier

Eigen- und Besonder-

erspart bleiben. Dass es

Handynetzbetreiber,

vieles erreichen,

heiten kennenzulernen

weltoffene und solidari­

die Notrufdienste, die

wenn man sich an die

und zu verstehen. Für

sche Menschen in Öster­-

Sehenswürdigkeiten,

Regeln hält, darum

beides ist die Sprache

reich gibt, so wie solche,

die Sachertorte, rechts

sollte sich jeder

eine Grundvoraus-

die Frem­den skeptisch

stehen und links gehen

Neuankömmling

setzung, ohne die ein

gegenüber­stehen.

(U-Bahn), … – aber

hier ANPASSEN!«

gutes Zusammenleben

Und: dass es »DIE Ös-

nur schwer möglich ist.«

terreicher« nicht gibt.«

Fotos v. l. n. r.: © Kosmas Pavlov © Lucia Bartl © Irene Schaur © Rahimi & Rahimi GmbH © Jürg Christandl

alles mit der Zeit!«

23


»Wir haben gekickt, bis die Polizei kam. Dann haben wir uns hinter der Ecke versteckt, bis sie weg war, und das Spiel ging weiter«, schildert der 12-jährige Monir einen Lausbubenstreich, der zum Erwachsenwerden einfach dazugehört. Neben ihm hängt der 14-jährige Mohamed lässig auf der Bank. »Wenn sich die alten Leute aufgeregt haben, sind wir schon einmal frech geworden – aber nicht sehr frech.« Auch das sollte weiter nicht aufregen. Tut es aber: im AlfredKlinkan-Hof in Wien-Donaustadt. Denn dort kickten nach der Schule nicht nur die zwei Amigos bis in die Dunkelheit. Aus der ganzen Nachbarschaft kamen bis zu 80 Nachwuchs-Alabas, denn einen besseren Ort zum Kicken als den von vier Hochhausfronten eingesäumten Rasen konnte sich kein Bubenherz erträumen. Die vielen »Fußballspielen verboten«-Schilder standen dem Traum nicht im Weg.

»Wenn sich die alten Leute aufgeregt haben, sind wir schon einmal frech geworden – aber nicht sehr frech.« Für die österreichischen Pensionisten, die (damals selbst noch jung) in 1970er-Jahren in den Gemeinde­bau zogen, wurde der Kickertraum zum Albtraum. Durch das Sogsystem in der Häuserschlucht erreichte der Lärmpegel ein Ausmaß, das kein Arbeitsinspektor in einer Fabrik dulden würde. Vorbei der ruhige Lebensabend.

Radau im Bau Text: Clemens Neuhold Fotos: Christian Wind

24

Häupls »Peace-Keeper« – Eingesessene Österreicher,

Umbauen gegen den Lärm: Der »Generationenhof« wird die alte Fußballwiese im Alfred-Klinkan-Hof in Wien Donaustadt ersetzen

die eine Ruh’ haben wollen, versus Zuwanderer, die

Alte gegen neue Österreicher: Im Wiener Gemeindebau ist der Konflikt, den niemand offen anspricht, nicht zu überhören. Seit 2010 schickt die Stadt Wien ihre Friedenswächter aus. Ist die Mission erfolgreich? Eine Gemeindebau-Schau in drei Akten.

Die Politik

eine andere Lautstärke gewohnt sind: Das ist der Stoff,

sperrten. Jetzt wird aus dem Fuß-

aus dem Konflikte im Gemeindebau gemacht sind. Der

ballhof ein »Generationenhof« - mit

die Hof-Unruhelage. »Unter den Türken ist es eher üblich, dass nicht

Lärm ist der häufigste Grund, warum die Wohnpart-

einer Sitzlaube für die Alten, coolen

die Eltern, sondern die älteren Geschwister auf die Kinder im Hof auf-

ner der Stadt Wien ausrücken. 2010 ins Leben gerufen

»Smarties«-Sitzsteinen für die Ju-

schlichten die Wohnpartner Konflikte vor Ort; sie sind

gend und einer Kletterwand für die

passen«, glaubt Spitzer einen Grund

so etwas wie die »Peace-Keeper« im Gemeindebau.

Kinder. Für die Kicker wird eine Wie-

zu kennen, warum es heute leben-

»Lärm ist Lärm«, lautet ihre Devise. Man unterscheidet

se außerhalb der Wohnhausanlage

diger als früher zugeht. Wie auch

bewusst nicht zwischen Migranten und eingesessenen

gesucht.

Seit Anfang 2000 zogen viele kinderreiche Mi-

immer: Der Generationenhof soll‘s richten und wieder für mehr Res­

Österreichern. Doch oft verläuft die Front genau dort. Hof-Unruhelage – Von Stiege 3

pekt voreinander sorgen. Derzeit ist

kommt der Hof-Techniker in seinem

die Baustelle noch komplett einge-

granten-Familien in die Gemeindebauten ein, das

Blaumann des Weges. Mietervertre-

zäunt. Kostenpunkt des Projekts:

Umfeld wurde bunter und lauter. Mit dem Lärmpegel

terin Elke Spitzer ruft ihn, ihr Hof-

300.000 Euro, transparent ausge-

der einen stieg der Frustpegel der anderen. Diese

Echo hallt dreimal so laut zurück.

schrieben am Gerüst. Das gibt so

Ausgangslage ist von der Donaustadt bis zum Wiener-

»In unserer Zeit haben alle Angst

manchem Österreicher Grund zum

berg ähnlich. Im Klinkan-Hof ging das so weit, dass die

vorm Hauswart gehabt, solche Leut’

Nörgeln à la: »Sau teuer und eh bald

Wohnpartner den illegalen Fußballhof vorübergehend

fehlen heut«, kommentiert der Mann

wieder hin.« 25


Die 10-jährige Nina, deren Eltern aus Tschetschenien

Was die Bewohner neben dem

reien schaukelten sich immer mehr

stammen, und die 11-jährige Sarah mit ägyptischen

Lärm noch spaltet, ist der Neid. Als

auf, der Abschnitt der Siedlung be-

Wurzeln können die Neueröffnung nicht erwarten. Sie

vor rund zehn Jahren kinderreiche

kam den Beinamen »Kampfhof«. Die

Drei Amigos – Sie kickten, bis die

rütteln am Zaun. »Der alte Hof war voll chillig. Wann

Familien in den Waldbrunner-Hof

Lage eskalierte, als vor der Tür einer

Polizei kam. Heute ist der Hof ge-

sperrt er endlich wieder auf?« Der Zaun droht um-

einzogen, legte man Wohnungen

türkischen Familie gezündelt und

sperrt und die drei echten Neo-

zu­kippen. Es wäre nicht das erste Mal. Immer wieder

zusammen. Dass die Zuwanderer

die Stiege mit Hakenkreuzen vollge-

Österreicher, die in Wien geboren

soll der Zaun auf die Wiese gekracht sein, weil sich

nun größere Wohnungen hatten,

schmiert wurde. Die Peace Keeper

sind und perfekt Deutsch sprechen,

Jugendliche aus Spaß dagegen katapultierten. Isleyen

sorgte bei den Alteingesessenen für

rückten aus und gingen zwischen

treten das Leder auf einer Wiese

Halil von Stiege 3 hält den Betonsteher gerade noch

Ärger, obwohl sie pro Kopf gerech-

außerhalb des Hofs.

fest. »Ich verstehe die Kinder. Es ist normal, wenn

net noch immer mehr Wohnfläche

Kinder spielen wollen, wo sollen sie denn hin?« Der

hatten.

geborene Türke wohnt im 8. Stock. Der Lärm, der in

Die Stimme der Mieter – Elke Spitzer ist Mietervertreterin und

den letzten Jahren vom Fußballfeld nach oben drang,

Im Waldbrunner-Hof soll ein riesi­

störte ihn nicht. »Die älteren Leute sind da empfind­-

ger Gemeinschaftskeller wieder für

licher.« Er erzählt von anonymen »Scheiß-Ausländer!«-

mehr Harmonie sorgen. Gemeinsam

Rufen, die immer wieder aus einem der vielen Fenster

mit Kollegin Patricia Lang von den

in den Hof drangen und die Kinderstimmen ein paar

Wohnpartnern richtet ihn Dervisoski

Sekunden übertönten.

gerade ein. Box-Studio, Lerncafé,

»Es ist normal, wenn Kinder hier spielen. Wo sollen sie denn hin?«

versucht, den Überblick über die

»Man hat sich gar nicht mehr gegrüßt, jetzt sagt man wieder Hallo.«

Computerclub, Nachhilferaum und

die Fronten. Ihre Antwort: Eine Groß­-

Kinderkrippe sollen hier für gute

gruppen-Mediation zwischen öster­

Vibes sorgen. Geld gibt es keines

reichischen und türkischen Mietern.

von der Stadt, deswegen sind Be-

Die Mediation leitet Claudia Hage­

wohner wie der ehemalige türkische

nauer vom Wohnpartner-Team Flo­-

Box-Profi gefragt, der den Kindern

ridsdorf. »Neue, ungewohnte Situa­

zeigt, was eine Harke ist, oder die

tionen sorgen oft für Irritation.

österreichische Pensionistin, die

Wichtig ist, dass die Leute mitei-

Konflikte im Hof zu behalten. Für

Zwiebelattacken – Szenenwechsel: dritter Bezirk. So

Kin­ d ern mit Deutschschwächen

nander reden«. Die Türken zögerten

die jungen Kicker sucht sie eine Ver-

weiträumig und offen der Alfred-Klinkan-Hof, so eng

hilft. Die Einrichtung für den Keller

zunächst. Doch dann schaltete sich

einswiese außerhalb vom Bau.

und verwachsen der Karl-Waldbrunner-Hof. Er rangiert

tragen die beiden Power-Frauen

eine türkische Wohnpartnerin ein

auf der Gemeindebau-Luxus-Skala im untersten Drittel.

aus Verlassenschaften im Bau zu-

und überzeugte 20 türkische Fami-

Die dichten Sträucher sind als Lärmdämpfer gegen

sammen.

Betonflächen zwischen dem Gestrüpp versucht ein indisches Mädchen gerade, ihren Rekord im Gaberln von 31-mal zu brechen. Daneben hockerln Erem und Musti mit Hund Leonardo auf einer Steinmauer. Erem erzählt von einem wütenden »Müllwerfer«, der Tische

lien, mitzumachen. »Man hat sich gar nicht mehr gegrüßt, jetzt sagt

die dicke Luft im Hof gepflanzt. Auf einer der kleinen

»Die Türken machen was sie wollen.«

man wieder Hallo«, freut sich Hage­ nauer über erste Erfolge. »Die Lage hat sich total beruhigt. Das ist vor allem den Frauen auf beiden Seiten zu verdanken.«

und Stühle aus dem Fenster geschleudert haben soll. Das Gerücht bestätigt sich nicht, aber eine Bewohnerin

26

Hakenkreuze im »Kampfhof« – Zu-

Als Sprecherin der türkischen Be­

erzählt von Zwiebeln und Tschick-Stummeln, die aus

rück nach Transdanubien, in den

wohner tritt die junge Sultan Erdogan

den Fenstern gepfeffert werden, wenn es jemandem

Gemeindebau Jedleseer Straße in

auf. Sie fetzte sich im Kampfhof

zu laut wird. »Multi-Kulti ist halt ein bissl laut«, sagt

Floridsdorf. Hier flogen noch bis

regelmäßig mit ihrer Nachbarin

Austro-Türkische Freundschaft –

Mietervertreterin Güldan Dervisoski aus Mazedonien,

vor Kurzem die Fetzen – und die

Michelle Kührer. Dann kam die Me-

Michelle Kührer (l.) und Sultan

»aber wir leben gerne hier und passen uns an«. Ge-

türkischen Teppiche. Diese wurden

diation und die beiden lernten sich

Erdogan sind heute dicke Freunde

meinsam mit anderen Frauen und Müttern versucht

wiederholt auf den Gebüschen zum

von einer neuen Seite kennen. Heute

und vermitteln zwischen »ihren

sie, Ordnung in die enge Hofwelt zu bringen. »Wir sind

Trocknen aufgehängt oder gleich

sind die beiden dicke Freunde. Zu-

Leuten«. Vor der Mediation konnten

der Hof der starken Frauen. Wir greifen ein, wenn sich

auf der Hofwiese ausgebreitet. »Die

sammen arbeiten sie am besseren

sich die beiden Nachbarinnen nicht

die Kinder hauen, wir teilen unser Essen, wir verschö-

Türken machen, was sie wollen!«,

Klima im Bau. Sie versuchen, »ihre

riechen.

nern den Hof.« Die Frauen kommen aus dem Kongo,

bekamen Mietervertreter bei ihren

Leut‘« davon zu überzeugen, dass

aus Indien, der Türkei oder eben Mazedonien. »Echte«

Rundgängen ständig zu hören. Und so

es hilft, sich zu grüßen, nicht gleich

Österreicher sehe man hier kaum. Doch gesprochen

mancher Türke beschwerte sich über

zu schimpfen, wenn etwas fremd ist

wird Deutsch, denn das ist die Sprache, die all diese

die »ausländerfeindlichen« Österrei­

und die Teppichstange anstatt der

Nationen verbindet.

cher. Die Scharmützel und Reibe-

Sträucher zu benutzen. 27


»Wenn man muss, lernt man schnell« Wiens Bürgermeister Michael Häupl über seine Vorstellung von Inte­gration, strenge Haumeister und den echten Wiener im Jahr 2050. Interview Warum wird die Rennbahnsiedlung

Im Gemeindebau ist Fußballspielen verboten, überall

durch Sprache, Bildung und Ausbil-

kicken junge Migranten. Sollen die Verbotsschilder

dung haben wir eine 100-prozentige

nie ein Pariser Banlieue?

weg oder die jungen Kicker?

Übereinstimmung.

Weil wir aufpassen, dass es keine sozialen Ghettos in Wien gibt. Die

Das ist ein Beispiel dafür, dass gutes Zusammenleben nicht nur durch strenge Regeln funktioniert. Konflikte

70 Prozent der Volksschüler haben

Wohnsituation in Wien ist eine völlig

im Gemeindebau hat es immer gegeben, früher hieß

Migrationshintergrund. Muss sich

andere. 45 Prozent der Wohnungen

das Bassena-Streit. Junge Leute wollten etwas anderes

Wien an Schulen mit 100 Prozent

in Wien sind gefördert.

als Ältere. Uns hat damals der autoritäre Hausmeister

Migranten-Anteil gewöhnen?

vertrieben. Heute sollte man mehr miteinander reden

Um den Anteil geht es nicht. Für

Wie viele Migranten haben Sie im

und Lösungen wie etwa Ballkäfige finden.

mich ist nicht entscheidend, wo

Team?

jemand geboren ist, sondern dass

Unter den Stadträten etwa Renate

Bei Gemeindebauten mit bis zu 50 Prozent türkisch-

er Deutsch kann und eine ent-

Brauner. Die hat einen deutschen

stämmigen Mietern – stimmt die Durchmischung noch?

sprechende Ausbildung bekommt.

Vater und hat damit nach unserer

Wenn man sich den neuen Migrationsbericht an-

Quantitativ ist die Zuwanderung zu

Definition einen Migrationshinter-

schaut, haben fast 50 Prozent der Wiener Migra­

bewältigen.

grund. Im Gemeinderat sind es einige.

Wenn jemand ständig beschimpft wird, darf man sich

Wie schaut der »echte« Wiener

Wann ist Wien bereit für einen tür-

nicht wundern, dass es entsprechend zurückschallt.

2050 aus?

kischstämmigen Bürgermeister?

Wie der echte Wiener 1910. In

Darüber mache ich mir keine Ge-

Die Leute, die zu uns kommen, wollen keinen Radau,

meinem geliebten Ottakring wie

danken. Die Frage stellt sich eher, ob

sondern ein besseres Leben für sich und ihre Kinder.

auch in Favoriten waren die »Ziegel-

ich irgendwann eine Nachfolgerin

Aber wir müssen sicherstellen, dass die Menschen ihre

Böhm« essenzieller Bestandteil.

tionshintergrund. Wichtig ist der gegenseitige Respekt.

bekomme. Die Frauen haben schon die Mehrheit im Stadtsenat.

Kinder in die Schule schicken und alle Deutsch lernen. Ohne Kontrolle geht es nicht.

Warum wird Favoriten nicht Neukölln?

Wo gibt es Ihre Lieblings-Cevapi?

Beim Thema Deutsch passt kein Blatt Papier zwischen

Weil wir versuchen, zu einer ande-

Die mache ich mir selbst, natürlich

Sie und Staatssekretär Sebastian Kurz.

ren Verteilung zu kommen. Nehmen

mit Ajvar.

Es passt kein Blatt zwischen all jene Menschen, die

Sie den Bezirk mit den meisten Aus-

Integration ernst nehmen. Jeder, der schon einmal

ländern, den 15. Bezirk. Die Wahl­

länger im Ausland war, weiß: Wenn man muss, lernt

ergebnisse dort falsifizieren die

man eine Sprache ganz schnell.

Thesen von Strache. Und wenn ich

Was unterscheidet Sie und den Staatssekretär?

das Berlin-Kreuzberg, ohne den

Das Trennende will ich nicht betonen. Bei Integration

Umweg der Gewalt.

mir heute Ottakring anschaue, ist

28

Text: Clemens Neuhold Foto: Michele Pauty

29


Schön war es im Hotel Mama, wo die Wäsche gewa-

Ayse und ihr Mann Özkan, beides

schen, die Hemden gebügelt und der Kühlschrank

Bankangestellte, waren lange Zeit

voll war. Aber jetzt wird es Zeit für die Suche nach

auf Wohnungssuche und erlebten

den eigenen vier Wänden. Papa hat harte Zeiten für

Unglaubliches. »Niemals hätte ich

die Wohnungssuche prophezeit. Als Gastarbeiter mit

gedacht, dass es heute noch für

gebrochenem Deutsch und ausländischem Namen

Migranten so schwer ist, eine Woh-

hatte er es schwer, eine Wohnung zu finden. Doch wir

nung in Wien zu finden«, sagt die

sind jung, sind hier aufgewachsen, integriert, sprechen

24-Jährige. Özkan meint: »Was wir

perfekt Deutsch – da muss es doch egal sein, dass wir

uns alles von den Vermieter anhören

Öztürk, Jugović oder Erkurt heißen.

»Mit euren vielen, lauten Festln passt ihr nicht in unsere ruhige Wohnanlage.«

Die 5 härtesten Absagen:

Neben den Absagen wie »wenn Österreicher aus« waren es die un-

eich zu klan. Es ist

ausgesprochen Dinge, die veracht-

ja bekannt, dass die Tiakn

enden Blicke, die wehtaten. Das

junge Paar hat sogar daran gedacht, auszuwandern, aber die neue Heimat wieder zu verlassen, das hätten sie nicht verkraftet: »Als Kinder sind

29, ist in Wien aufgewachsen, ist Geschäftsmann und hat ein geregeltes Einkommen. Er sucht eine 2-Zimmer

Land.« wir Ausländer nehmen, ziehen die

»Die Wohnung ist für

Gebärmaschinen san.« Schon vergeben – Der gebürtige Türke Ibrahim Erkurt,

mussten, ist eine Schande für dieses

»Ausländer nehmen wir

wir weg aus der Türkei, weil unsere

Wohnung – und das schon seit Jahren. Es liegt nicht

nicht, da ziehen

Eltern auf ein besseres Leben in Ös-

daran, dass Ibrahim nicht aktiv sucht oder bei der Su-

die Österreicher aus.«

terreich hofften. Jetzt schon wieder

che zu kritisch ist. Er ist schon lange nicht mehr wählerisch. Täglich durchforstet er akribisch jedes Inserat

unsere Heimat zu verlassen, das würden wir nicht verkraften.«

in Internet und Zeitung. Doch meist kommt es nicht einmal zu einem Besichtigungstermin, da es am Tele-

»Kurz und bündig:

fon bereits heißt: »Die Wohnung ist schon vergeben.«

Wir wollen keine Ausländer

Der 29-Jährige ist sich jedoch sicher, dass nur sein

als Mieter.«

türkischer Name ihm die Tür zur neuen Wohnung versperrt: »Einmal, da wollte ich es wissen und hab’ unter

einem österreichischen Namen angerufen. Der Vermie-

Wir müssen draußen bleiben Text: Melisa Aljović Fotos: Phlipp Tomsich

30

ter machte sich freundlich einen Besichtigungstermin

»An Ausländer vermieten?

mit mir aus, obwohl es für Herrn Erkurt, zwei Minuten

Das tu ich mir nicht an.«

zuvor hieß, die Wohnung sei bereits vergeben.«

Laute(r) Jugos – Ivona und Marko, sie ist Frisörin, er

Wir sind jung, integriert, sprechen Deutsch, haben Arbeit. Wir heißen Öztürk und Jugović – und finden keine Wohnung.

Die Politik

»Wie woa des noch amal, woher san Sie jetzt genau?« Endstation Gemeindebau – Sie blieben und suchten weiter. Nach zig Absagen fanden sie dann eine Wohnung im Gemeindebau. Ihre Nach-

Facharbeiter, schaffen es dank ihrer international klin-

»Lieber einen

genden Namen oft bis vor die Wohnung, aber keinen

österreichischen

barn – ausschließlich Ausländer. Ihr

Schritt weiter. Bei ihrem südländischen Teint werden

Studenten ohne

Ausblick – graue Fassaden. »Nach-

die Vermieter dann stutzig: »Wie woa des noch amal,

Einkommen als einen

dem wir am privaten Wohnungs-

woher san Sie jetzt genau?« Und sobald rauskommt,

Ausländer mit.«

markt keine Chance hatten, be-

dass das Paar ursprünglich aus Kroatien ist, aber in

warben wir uns um eine Gemeinde-

Österreich geboren wurde, kommt auch prompt die

wohnung, die uns schließlich zuge-

Absage: »Mit euren vielen, lauten Festln passt ihr nicht

sprochen wurde«, sagen die gebür-

in unsere ruhige Wohnanlage.« Und Auf Wiederschaun.

tigen Türken. Lieber wäre ihnen eine

Ibrahim, Ivona und Marko stehen für viele junge Mi-

private Wohnung gewesen, aber

granten, die es nicht fassen können, dass sich seit

man nimmt, was man kriegt. »Bevor

Papas Gastarbeiter-Zeiten nicht viel geändert hat am

ich mit rassistischen Vermietern in

Wiener Wohnungsmarkt; dass auch im 21. Jahrhundert

einem Haus lebe, teil ich mir eher ein

ein »ić« im Nachnamen oder ein dunkler Teint genügen,

WC mit unseren polnischen Nach-

um unerwünscht zu sein.

barn«, sagt Özkan. 31


Doch nicht nur die beiden führt der letzte Ausweg

Auch am privaten Wohnungsmarkt

in den Gemeindebau, viele Migranten finden dort Zu-

gab es Verbesserungen: Diskrimi­

flucht vor dem harten privaten Wohnungsmarkt. Für

nie­ rende Inserate wie »keine Aus-

Ausländer blieb der Gemeindebau bis 2006 noch ver-

länder« oder »nur Inländer« sind ­

schlossen. Dann öffneten sich seine Tore auf Druck der EU.

seit 2004 offiziell verboten. Doch sie finden sich immer noch in Zei-

»Bevor ich mit rassistischen Vermietern in einem Haus lebe, teil’ ich mir eher ein WC mit unseren polnischen Nachbarn.«

Wie wehrt man sich?

Sobald der Verdacht auf eine Diskriminierung bei der Wohnungssuche besteht, sollte man Beweise sammeln. »Am besten ist es, in solchen Fällen gleich ein Gedächtnisprotokoll zu

tungen, weil die Strafe gering ist.

erstellen und sich damit an uns zu wenden«, sagt Frau Salinger von der

Zunächst gibt es bloß eine Verwar-

Gleichbehandlungsanwaltschaft.

nung und später eine Höchststrafe von 360 Euro. Es gibt mehrere

Sie und ihr Team richten sich dann an den Vermieter und weisen ihn auf die

Organisationen (siehe rechts »Wie

Gesetzeslage hin. Denn im Gesetz heißt es: »In Österreich sind Diskriminie-

wehrt man sich?«), die Be­troffenen

rungen bei Gütern und Dienstleistungen, unter anderem bei der Miete oder

helfen, sich gegen die Diskrimi­nie-

dem Kauf einer Wohnung, aufgrund des Geschlechts und der ethnischen Zugehörigkeit ausdrücklich verboten.«

rung am Wohnungsmarkt zu wehren. Aber viel mehr als ein Entschuldi-

Gleichbehandlungsanwaltschaft

Ein Türke kommt selten allein – Da fühlten sich plötz-

gungsschreiben des Ver­mie­­ters oder –

Taubstummengasse 11, 140 Wien

lich die Österreicher gegenüber den Ausländern be-

im Fall einer Klage bei Gericht – ein

0800/206 119 oder 01/532 02 44

Die Betroffenen können schon froh sein, wenn sie eine Entschuldigung erhal-

nachteiligt: »Das ist selbstverständlich nicht der Fall.

paar hundert Euro Schadensersatz

www.gleichbehandlungsanwaltschaft.at

ten. Falls einem das nicht reicht, kann man vor Gericht gehen und im besten

Die Vergabe der Gemeindewohnungen basiert auf

springen dabei nicht raus. Und das

Fall einen Schadensersatz von einigen hundert bis tausend Euro einklagen. Frau Salinger wünscht sich, dass viele Betroffene vor Gericht gehen und die

Anspruch auf die Wohnung hat man aber auch nach einer Intervention nicht.

transparenten Richtlinien, die gesetzlich verankert

Umtaufen als letzte Chance

ist nur wenig Trost, wenn man so

Zara Zivilcourage

sind«, sagt Hanno Csisinko, Sprecher von Wohnbaus-

auf eine Wohnung? Das kann

wie zuletzt die Öztürks diesen Satz

und Anti-Rassismus-Arbeit

Diskriminierung damit öffentlich machen. Bei ausländerfeindlichen Inseraten

tadtrat Michael Ludwig. Die Organisation Zara, die sich

es wohl nicht sein.

hört: »Die Wohnung ist für eich zu

+43 (1) 929 13 99

fordert sie schon beim ersten Vergehen eine saftige Strafe. Eine generelle Ver-

für Zivilcourage und gegen Rassismus einsetzt, bestä-

klan. Es ist ja bekannt, dass die

office@zara.or.at

schärfung der Gesetze ist laut Ministerium für Arbeit, Soziales und Konsumen-

tigt, dass für Österreicher und Migranten zumindest im

Tiakn Gebärmaschinen san.«

www.zara.or.at

tenschutz nicht geplant.

Gemeindebau die gleichen Spielregeln gelten. Erschienen im biber 04/12.

Fledermaus-Haus Als ich als kleines Mädchen nach Österreich kam, war ein kalter Pfarr­h aus-Keller mein Zuhause. Gemeinsam mit meiner Familie und anderen Ausländern wohnte ich dort eine gefühlte Ewigkeit. Einige Lungen-

Inklusion voraus!

sichern. Als Unternehmen mit ge-

Österreich und im speziellen Wien

sellschaftlicher Verantwortung hat

war und ist schon von je her ein

SIMACEK Facility Management Group

Land von Einwanderern. Bei einem

GmbH CSR als Managementsystem

Familienunternehmen, das seit 70

in allen Arbeitsprozessen verankert.

Jahren am Markt ist, mit einem

DIM (Diversity Management) ist

Frauenanteil von über 70 Prozent und

entzündungen später zogen wir in ein »richtiges« Haus – Fledermäuse

Personelle Vielfalt, Diversität in Bezug auf Alter und

Bestandteil der CSR Strategie, wird

einem nicht geringeren Mitar­ beiter­ -

und Schimmel inklusive. Damals im kleinen, unbeheizten Zimmer, das

Geschlecht, ethnische und religiöse Zugehörigkeit,

aber auch als eigenständiges Sys-

anteil von Menschen mit Migrations-

ich mit Mama, Tante und Cousins teilte, schwor ich mir: Wenn ich groß bin,

körperliche Behinderung oder sexuelle Orientierung

tem gesehen. Es geht uns hierbei

hintergrund ist es selbstverständ-

kauf’ ich mir eine schöne, bunte Wohnung – nur für mich und meine Mama.

werden immer öfter als Chance erkannt, wertge-

immer um das »Nichtgleichmachen«,

lich, dass Diversitätsmana­ge­­ment

schätzt und im positiven Sinne in die erfolgreiche Ent-

sondern um Inklusion und die Be-

einen sehr wichtigen Stellenwert

16 Jahre später ist es soweit. Mit einem österreichischen Pass in der

wicklung des Unternehmens eingebracht.

Hand, einem Einkommensnachweis und perfekten Deutschkennt-

reicherung der Diversität für den

in unserem Unternehmen einnimmt.

Geschäftserfolg.

Der Dialog mit unseren Stakeholdern, der Netzwerkgedanke und die Parti­-

nissen begebe ich mich auf Wohnungssuche – und verzweifle. Frau Aljović ist den Vermietern offenbar nicht gut genug, nicht öster­

Es ist ein Prozess, der kontinuier­li­-

reichisch genug. Hinter jedem »Schon vergeben« der Vermieter steckt

ches Lernen erfordert, und es be­trifft

Eine Wirtschaft, die das Potenzial

eine freie Wohnung, die auf Urösterreicher wartet – so kommt es mir

immer die Menschen und die Orga­

der personellen Vielfalt nicht nur

nisation, die sich einem Wandlungs-

akzeptiert, sondern auch stärkt und

wachstum auch öffnet. Es ist uns

fördert, ist eine Wirtschaft, die nach-

Persönlich nehme ich das Ganze nicht. Denn meine Freunde, alles Vor-

wichtig, die Unterschiedlichkeiten zu

haltig Ihre Zukunft sichert.

zeige-Migranten, haben meist noch viel ärgere Storys und Wohnungs-

stärken und das Gemeinsame zu

mittlerweile vor.

fördern. Die kulturelle Vielfalt von

Torturen erlebt. Jetzt frage ich mich, liebe Vermieter und Politiker: Wie ist das jetzt mit der Integration? Sollen wir brav arbeiten, soll ich

Diese Wertschätzung wird zur Wertschöpfung im

Menschen mit Migrations­hintergrund

weiter in der Schule Kindern Deutsch beibringen und trotzdem zurück

Unternehmen. CSR und Diversity Entwicklungen zu

bringt eine Bereicherung in unsere

fördern und zu unterstützen bedeutet die Zukunft zu

Arbeitswelt.

ins Fledermaus-Haus? 32

zipation stehen ebenfalls im Fokus.

Kommentar von Melisa Aljović

www.simacek.com Foto © Simacek

Bezahlte Anzeige

33


Foto © Istockphoto.com

Was bedeutet Integration für Sie? Nachgefragt

Der nächste Deutschkurs ist nur einen Klick entfernt.

Das Online-Angebot www.sprachportal.at zeigt Zuwanderern schnell und einfach den Weg zum nächsten Deutschkurs und bereitet interaktiv auf die Prüfungen vor.

Maria Vassilakou

Claudia Schmied

Cornelia Kogoj

Alexander Wrabetz

Johann Gudenus

Vizebürgermeisterin von Wien

Bildungsministerin

Generalsekretärin der Initiative Minderheiten

ORFGeneraldirektor

Klubobmann der FPÖ Wien

Der Österreichische Integrations­

Angeboten wird ein Online-Kurs auf

»Integration ist: respekt-

fonds (ÖIF) bietet ab sofort einen

A1-Niveau. Interaktives Lernen ist

volles Zusammenleben

mich: respektvoll

eigentlich nichts mehr,

Notwendigkeit, die zur

eine Bringschuld der

neuen Online-Service für Migrant/

laut Experten eine sinnvolle Ergän-

in Vielfalt; die Möglich-

zusammenleben.

da es in den letzten

Selbstverständlichkeit

Zuwanderer. Sie sollten

innen an: Das Sprachportal soll

zung zu regelmäßigen Deutsch-

keit, seine Chancen

Unsere Schule soll in

Jahren symbolisch

werden muss. Dazu

ja nicht nur bei uns,

Deutschlernen so einfach wie möglich

kursen. Online-Kurse auf höheren

auf eine gute Ausbil-

der sprachlichen und

derart aufgeladen und

trägt der ORF nach

sondern vor allem auch

machen und Zuwanderern optimale

Niveaustufen (A2 und B1) sind in

dung, einen guten

kulturellen Diversität

missbraucht wurde,

besten Kräften bei, sei

mit uns leben wollen.

Unterstützung bei der Suche nach

Planung.

Arbeitsplatz, ein gutes

eine Chance sehen.

dass es mittlerweile

es mit dem in türkischer

Um ihnen das Erreichen

Leben wahrnehmen zu

,Chancengerechtigkeit‘,

völlig sinnentleert ist.«

und deutscher Sprache

dieses Ziels zu ermög-

Fit für die Prüfung? – Ähnlich wie bei

können – und das, ohne

,Inklusion‘ und

auf ,Okto‘ ausge­strahlten

lichen, müssen wir

Alle Kurse auf einen Blick – Mit dem

der Führerscheinprüfung besteht

dauernd nach seiner

,Potenzialorientierung‘

,WienHeute – Haber

ihnen umfangreiche

Sprachportal fasst der ÖIF erstmals

auf dem Sprachportal die Möglich-

Herkunft beurteilt zu

sind die Schlüssel

Magazin‘ oder durch

Hilfestellung leisten.

alle eigenen Deutschkurse sowie

keit, eine Prüfungssituation nachzu-

werden.«

für gelingende Inte-

Information über unter-

Wer aber mit unseren

grationspolitik.«

schied­liche Lebens-

westlich-demokra­

welten, ihre Besonder-

tischen Werten nicht

heiten, Geschichten,

zurechtkommt, der

einem passenden Deutschkurs bieten.

externe Deutschkurse von zertifi-

stellen und unter Zeitdruck Fragen

zierten Kursinstituten auf einer Seite

zu beantworten.

übersichtlich zusammen – und das

• Kursangebote finden • Online Deutsch lernen • Lehrmaterial gratis herunterladen www.sprachportal.at Hotline: +43 (1) 715 10 51-250

34

»Integration heißt für

»Das I-Wort bedeutet

»Integration ist eine

»Integration ist für mich

für ganz Österreich. Auch das Prü-

Mehr Service – Zeitgleich mit der

Erfahrungen und

soll sich eine andere

fungsangebot des ÖIF wird erklärt,

Vor­s tellung des Sprachportals star-

Perspek­tiven in all

Heimat suchen.«

Prüfungstermine in ganz Österreich

tet der ÖIF auch seine Sprach-

unseren Medien und

sind auf einen Blick einsehbar.

Hotline. Unter der Telefonnummer

Programmen.«

(01) 715 10 51-250 können sich ZuOnline Deutsch lernen – Mit dem

wanderer auch persönlich über pas-

Sprachportal erweitert der ÖIF sein

sende Deutschkurs-Angebote bera-

An­gebot auch in Richtung e-Learning:

ten lassen. Bezahlte Anzeige

Fotos v. l. n. r.: © Die Grünen © Repolusk © Initiative Minderheiten © Ingo Pertramer © präsentationsart.com

35


arbeit & karriere Der Vater baute Häuser mit seinen Händen, die Mutter putzte sie und die Tochter baut sie nun als Architektin um: Der Gastarbei­terGeneration folgt eine Generation neuer Österreicher, die alte Rollen­muster abstreifen. Der Staat hat ein Auge auf sie geworfen. Er braucht sie als Lehrer, Soldaten, Polizisten. Und er schätzt sie als Unternehmer, die den Standort Österreich in Bewegung halten.

S 38–S 39 Migranten-Power Der Staat will neue Österreicher als Lehrer, Soldaten oder Polizisten, doch der Zustrom an Bewerbern stockt aufgrund von Berührungsängsten und anderen Hürden. tschechisch für »machen«

S 40 Red ma Deutsch, Kollega Wie viel Deutsch am Arbeitsplatz muss sein und wie viel Muttersprache ist erlaubt? Über die Deutschpflicht hinter der Wurst-Theke.

S 42–S 43 Wer ist hier der Boss? Polnische IT oder asiatische Feinkost: Wir stellen Zuwanderer vor, die in Österreich ihr eigenes Firmenimperium aufgebaut haben. Foto © Dream-Emotion/Fotolia.com

36


Text: Clemens Neuhold Foto: Reinhard Lang

Arbeit & Karriere

Zuwanderer sind am Jobmarkt noch immer stark benachteiligt, beim Staat sind sie jedoch gefragt wie nie.

Die 29-jährige Adina Mircioane hat zwei Jobs: Po-

Gemessen an der Gesamtzahl

immer mehr – in manchen Wiener

lizistin und Dolmetscherin. Fürs Übersetzen geht

von 6.000 Wiener Polizisten ist der

Hauptschulen liegt ihr Anteil bei

so manche Mittagspause auf der Inspektion drauf;

Anteil der Migranten in Uniform aber

80 Prozent, österreichweit bei 20

ihre Kollegen wissen, dass sie Mircioane jederzeit ru-

noch immer winzig – er liegt aktuell

Prozent. Da werden Lehrer, die auf

fen können, wenn sie gerade einen Rumänen verhören,

bei 120 Personen. Deswegen geht

diese Schüler besonders eingehen

der kein Deutsch kann. Mircioane ist wegen ihrer aus-

die Aktion »Wien braucht dich«, mit

können, weil sie ähnlicher Herkunft

ländischen Wurzeln besonders gefragt. Das trifft auf

der die Polizei gezielt Migranten

sind, zu Schlüsselkräften.

die Mehrzahl der Zuwanderer nicht zu. In Österreich

anheuert, weiter. »Die einen trauen

werden mehr als ein Drittel der Migranten im Job stark

sich den Job bei der Polizei nicht

benachteiligt, hat die Arbeiterkammer erhoben. Sie

zu. Andere haben ein negatives Bild

können das, was sie durch ihre Herkunft mitbringen –

von der Polizei. Oder es scheitert

andere Sprachen, kulturelles Wissen über ausländische

an den Deutschkenntnissen«, sagt

Mitbürger – nicht ausspielen und werden gerade des-

Mircioane.

wegen oft schlechtergestellt. Doch es ändert sich was, und der Staat ist die treibende Kraft dahinter.

Eine weitere Hürde hat mit der

»Viele haben sich gar nicht als Migranten geoutet.«

Tradition zu tun: Für manche Eltern

»Am Anfang haben sich alle gewundert, warum ich keinen Akzent habe.«

ist es einfach undenkbar, dass ihre Tochter Polizistin wird. Dieselbe

heer wünscht sich mehr Migranten

Hürde, nur umgekehrt, gibt es beim

in seinen Reihen. Die Wehrdienst-

Lehrerberuf, der schnell einmal als

berater im Heerespersonalamt, die

zu unmännlich gilt. Die sichere (Schul-)Bank – Dabei ist

und sprachlichen Defiziten ein, er-

der Job sicher, die Ferien sind groß-

klärt Major Barthou vom Minis­terium

Schon 2007 hat die Wiener Polizei das Ziel ausge-

zügig und der Bedarf ist noch größer

für Landesverteidigung. Für sie gibt

rufen, für jedes Revier einen Migranten wie Mircioane

als bei der Polizei. Zigtausende Leh-

es eine eigene Sprachförderung. Spe­-

zu finden, der hilft, sprachliche Barrieren zu durchbre-

rerposten werden in den nächsten

ziell bei Auslandseinsätzen, unter

chen. »Am Anfang haben sich alle gewundert, warum

Jahren frei, weil eine Pensionierungs-

anderem in Bosnien oder im Kosovo,

ich keinen Akzent habe«, sagt Mircioane. Jetzt ist sie

welle anrollt. Dazu kommt der Aus-

rückt der Migrationshintergrund sch-

eine von vier PressesprecherInnen und damit die Stim-

bau der Ganztagsschule, wo zusätz-

nell in den Vordergrund – rasche Auf-

me der Wiener Polizei. Eine weitere Pressesprecherin

liche Lehrer gebraucht werden.

stiegschancen inklusive. Und falls

sorgt im 4. Bezirk für Recht und Ordnung.

auf ein Berufsheer umgestellt wird, Im Regierungsprogramm 2008

könnten noch mehr Jobs beim Heer

wurde das Ziel, den Anteil von

winken.

Lehrern mit Migrationshintergrund

Melek Yapakci bekam einen Korb als sie sich bei der

38

Freiwillige rekrutieren, gehen speziell auf Interessenten mit Akzenten

ist aus dem Iran. Und Mircioanes kleine Schwester

Wanted: MigrantenPower

In Reih und Glied – Auch das Bun­des­-

zu vergrößern, extra verankert. Seit­

»Sie wünschen? Prejete si?« – Und

her wird an den Pädagogischen

auch bei privaten Firmen werden

Hochschulen speziell auf die Mehr-

Migranten begehrter. Wenn im Call-

sprachigkeit der Lehrer-Anwärter

Center des Internetanbieters UPC

geachtet. Außerdem wird bei man-

schon nach dem Abheben klar

gelnden Deutschkenntnissen am

wird, dass der Kunde die tech-

Anfang noch ein Auge zugedrückt.

nischen Details auf Deutsch nicht

»Viele, die schon österreichische

verstehen wird, schalten die Be-

Staatsbürger waren, haben sich

rater zu einem Kollegen, der die

gar nicht als Migranten geoutet«,

Muttersprache des Kunden spricht.

sagt Rüdiger Teutsch, der Experte

Ein Drittel der Mitarbeiter bei UPC

im Unterrichtsministerium. »Dabei

sind Migranten. »Wir freuen uns

Polizei bewarb. Also wurde sie Österreichs einzige

ist Mehrsprachigkeit etwas Tolles.«

über jeden Mitarbeiter, der auch

muslimische Kadersoldatin. Heute nimmt nicht nur

Migranten stehen im Bildungssektor

weitere Sprachen beherrscht«, sagt

das Heer, sondern auch die Polizei Migranten wie

im Hintergrund. Dabei werden die

die Sprecherin des Unternehmens

Adina Mircioane (s. oben) mit Handkuss.

Schüler mit Migrationshintergrund

ganz pragmatisch. 39


Red ma Deutsch, Kollega

Die Zahl der Betriebe steigt, in denen Migranten die Mehrheit stellen. Für die Chefs stellt sich nun die heikle Frage: Wie viel Deutsch ist Plicht, wie viel Muttersprache erlaubt? Text: Clemens Neuhold Foto: kali9/istockphoto.com

Bisherige Bilanz Staatsekretariat für Integration Arbeit & Karriere

können die Mitarbeiter untereinan-

Jahrzehntelang wurde das Thema Integration sehr

welche Hautfarbe oder Religion je-

Damit wurde das Thema einerseits

der reden wie sie wollen. »Bei dem

emotional behandelt. Oft mit Sicherheit und Asyl

mand hat – entscheidend ist, was

versachlicht, andererseits der Fokus

Nationalitäten-Mix ist uns das egal«,

in einen Topf geworfen, und Migranten daher meist

jemand hier in Österreich für die

weg von Sicherheit und Asyl ge­lenkt

sagt Sprecherin Ursula Riegler.

entweder als Täter oder als Opfer dargestellt. Mit

Gesellschaft beiträgt. Diesen Beitrag

auf jene Lebensbereiche, um die es

»Wehe, ich höre ein persisches oder türkisches Schimpfwort!« Die Politik sieht das Thema, ab-

Arbeit & Karriere

ner Integrationsstadträtin Sandra

Gesetz im Ministerrat beschlossen

Frauenberger meint: »Es gilt, Mehr-

» Caritas-Lerncafes

Flächendeckend in ganz Österreich ausgebaut

sprachigkeit noch stärker vor den

» Einführung des Sprachportals

Gratis-Deutschkurse für alle

Vorhang zu holen.« Der für Inte-

» Hausbesuchsprogramm für bildungsferne Migrantinnen

In 24 Standorten ausgebaut

» Förderung für Kinder und Jugendliche

z. B. Stipendien, 2 Millionen im Jahr 2012

los: Wie viel Deutsch ist Pflicht und wie viel Mutter-

streng: »Die Konzernsprache ist

kisch spricht, wird der Mitarbeiter

grundsätzlich Deutsch. Im Großhan-

auf Türkisch antworten.«

ausgeschlossen fühlen. Zusammenarbeit funktioniert

delslager ist Deutsch aber nicht so

nur, wenn jeder Deutsch spricht.« Für Migranten blei-

wichtig. Generell darf man bei uns

sagt biber-Redakteurin Alexandra Stanić. Auch bei

Vereinfacht, Rechtsanspruch von wenigen Monaten

Und wie ist die Arbeitssprache

» AMS-Migrantenindex

Gesetz im Ministerrat beschlossen

im Fußball, der ohne die vielen Zu-

» Aufhebung Migrantenverbot bei Feuerwehr

Umgesetzt

wanderer arm dran wäre? Ziemlich

» Arbeitsmarkt-Paket, z. B. für Mangelberufe

1,8 Millionen beschlossen für 2012

Deutsch. Darauf achten besonders

» Jungjournalisten-Mentoring

Lehrgänge bereits begonnen

jene Trainer, die selbst Migranten

» Ausbau WKO-Mentoring-Programm am Arbeitsmarkt

Läuft bereits

sind. Beim Ex-Trainer der Austria, Ivica Vastić, wird sowohl am Rasen als auch in der Kabine nur Deutsch gesprochen.

Amir

Kolahdouzian

vom Multi-Kulti-Amateurverein FC

dass Mitarbeiter untereinander Deutsch sprechen sol-

reden, in welcher Sprache man mag –

»Wehe, ich höre ein persisches oder

len – damit das Miteinander fein funktioniert und sich

Hauptsache man kümmert sich gut

türkisches Schimpfwort.« Das kostet

die Teams gut verstehen.« Auch die Lebensmittelket-

um die Kunden«, sagt Sprecherin

bei ihm einen Euro.

te Zielpunkt stellt dazu unmissverständlich fest: »Die

Nicole Berkmann. Bei McDonalds

40

Arbeit: » Anerkennung der im Ausland erworbenen Qualifikationen

Royal Persia ist besonders streng:

Billa heißt es auf Anfrage: »Wir haben eine Regelung,

Deutsch: Paket im Ministerrat beschlossen, Strafen verdoppelt

sprache erlaubt? Anker stellte klar: »Niemand soll sich

wenn es um die Arbeit geht, sprechen wir Deutsch«,

Viele dieser Maßnahmen, von denen einige vom unabhängigen Expertenrat für Integration vorgeschlagen wurden, sind bereits umgesetzt:

» Schulabbrecher: Erleichterung des Nachholens von Abschlüssen

Vordergrund. »Wenn ein Kunde Tür-

»Wir lieben, lachen und lästern in der Muttersprache;

in Wissenschaft und Gesellschaft.

Gudenus), eher liberal. Die Wie-

Deutsch.« Spar sieht es nicht so

sprache zu pflegen?

ermöglichen.

10 Millionen pro Jahr neu verhandelt und beschlossen

Headline brach im vergangenen Jahr eine Diskussion

- oder im Lager? Und ist es nicht auch gut, die Mutter-

Leistung. Es geht nicht darum, woher jemand kommt,

» Schulpflichtverstoße durch Eltern

Sebastian Kurz sieht die Kunden im

»Es gilt, Mehrsprachigkeit noch stärker vor den Vorhang zu holen.«

che und Bildung, am Arbeits­markt,

» Sprachförderung im Kindergarten

Arbeits- und Umgangssprache ist

im Gespräch mit Landsleuten nur, wenn ein Österrei-

wirklich geht: Maßnahmen für Spra­-

anerkennen und vor allem zunächst

wird Deutsch gesprochen!«, Johann

»Türkisch-Verbot für Bäckereiangestellte.« Diese

cher daneben steht? Wie schaut’s aus im Pausenraum

muss man einfordern, aber auch

wurde ein neuer Zugang etabliert: Integration durch

gesehen von der FPÖ (»Bei uns

gration zuständige Staatssekretär

ben aber viele Fragen offen. Gilt der Deutschvorrang

der Schaffung des Staatssekretariats für Integration

Gesellschaft: » Dialogforum Islam

Erste Ergebnisse, z. B. Imam-Ausbildung, Transparenzpaket

» Staatsbürgerschaftsreform

Novelle vorgelegt

» Integrationsbotschafter an Schulen

Projekt »Zusammen Österreich« gestartet, läuft 1 Jahr

» Strafen für Zwangsverheiratung im Ausland

Gesetz im Ministerrat beschlossen

» Integrationsglossar

Bereits im Umlauf

» Medienpreis für Integration

Bereits 2012 erstmals vergeben

Bezahlte Anzeige

41


Mija Friedländer-Chon (Bild links) steht an der Spitze von elf AkakikoFilialen (Foto © Mija Friedländer). Davor Sertić (Bild rechts) startete mit seiner Speditionsfirma Unitcargo von Wien aus durch (Foto © Unitcargo).

Arbeit & Karriere

Foto © Unitcargo

Text: Marina Delcheva

Sie schaffen tausende Jobs und kurbeln die Wirtschaft an. Jeder zehnte österreichische Unternehmer hat Migrationshintergrund – vom Catering-Magnaten bis zum IT-Genie.

Foto © Mija Friedländer

Wer ist hier der Boss?

»Ich habe mein Leben lang sehr schwer für andere geha-

Aus dem Liebespaar ist heute eines der erfolgreichsten

Die Sushi-Königin – Mija Friedländer-

Der Transport-Tycoon – Eigentlich war

ckelt. Jetzt arbeite ich endlich für mich selbst«, sagt Ne-

Geschäftspaare Österreichs geworden. Seit Juni 2012 ist

Chon, Geschäftsführerin von Akakiko,

Davor Sertić schon immer in Öster­

sim Aywan. Die Austro-Türkin betreibt eine 24-Stunden-

DiTech auch im Buchhandel vertreten. Die IT-Firma be-

betreibt heute das größte Asia-Gas-

reich – er kam als Baby mit seinen

Bäckerei in Wien mit fünf Angestellten.

treibt gemeinsam mit der Buchkette Thalia in Wien einen

tronomie-Unternehmen Öster­reichs.

Eltern nach Wien. Trotzdem spricht

»Shop im Shop« und verkauft dort ihre PC-Bestseller.

Die gebürtige Südkoreanerin steht

er fließend Serbokroatisch, und Ost-

an der Spitze von elf Res­ tau­ rant­ -

europa ist sein lukrativstes Geschäfts-

Attila, der »Hummerkönig« – Über 60 Airlines, 16 For-

filialen, drei Franchise-Restaurants ­

feld. 2004 gründete der gebür­tige

in Zypern und etwa 200 Angestellten.

Sie ist eine von 68.400 Migranten, die laut Statistik Austria eine eigene Firma gegründet haben. Das ist jeder zehnte Neo-Österreicher. In der Hauptstadt haben sogar 38 Prozent

mel-1-Rennen und die Fußball-Europameisterschaft

der 110.000 Wiener Unternehmer einen Migrationshinter-

2012: Fluggäste, Rennfahrer und Fußballfans werden

grund, so die Wirtschaftskammer Wien. 30 Prozent davon

weltweit mit den Gourmetmenüs von Attila Dogudan

Friedländer-Chon kam 1979 nach

sind Frauen.

verköstigt. Der gebürtige Türke zog als Zehnjähriger

Österreich und arbei­tete ursprün­g ­

Europa und Asien. Die Spedi­ tions-

mit seinen Eltern von Istanbul nach Wien. 1981 über-

lich als Krankenschwester. Parallel

firma hat Zweignieder­ l assungen

Sehr oft machen Zuwanderer mit ihrem Sprung in die

nahm er das Familienrestaurant »Kervansaray« und

dazu betrieb sie ein Obst- und Ge-

in der Slowa­kei, in Bulgarien, der

Selbstständigkeit aus der Not eine Tugend: Ausländer sind

gründete drei Jahre später einen Partyservice. 1987

müsegeschäft am Nasch­markt. 1994

Türkei und seit November 2012 auch

aufgrund ihrer Herkunft, ihres Namens oder ihrer Bildungs-

holte Airline-Chef Niki Lauda Dogudans Cateringme-

eröffnete sie unter dem Fanta­­ sie-

in Schweden. Unitcargo wickelt

abschlüsse, die in Österreich nicht anerkannt werden, häufig

nüs von Do&Co an Board. Es folgten weitere Catering-

namen »Akakiko« ihr erstes eigenes

jährlich 15.000 LKW-Komplett­ l a­

benachteiligt. Die eigene Firma ist oft der schnellste Ausweg

Verträge mit internationalen Fluglinien und Aufträge

Restaurant und brachte das da-

dungen ab.

aus schlecht bezahlten Hilfsjobs.

für Sportevents wie das ATP Masters in Madrid und die

mals eher unbekannte Sushi nach

Formel 1. Do&Co betreibt an weltweit 22 Standorten

Österreich. »Ich wollte einfach nach

Davor Sertić setzt in doppelter

Manche Gründer haben wahre Imperien aus einer kleinen

Gourmetküchen und beschäftigt 5.000 Mitarbeiter. Im

der Geburt meines vierten Kindes

Hinsicht auf Vielfalt: Er beschäftigt

Branche erobert (Foto © DiTech

Firma gemacht. Der »Almanah« stellt vier Migranten-Bosse

vergangenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen 466

wieder selbstständig tätig sein. Ich

Mitarbeiter aus über 14 Ländern mit

GmbH).

und ihr Lebenswerk vor.

Millionen Euro umgesetzt.

konnte selbst entscheiden und war

14 Muttersprachen – von Türkisch

Aleksandra und Damian Izdebski haben mit DiTech die heimische IT-

Kroate seine eigene Speditionsfirma Unitcargo. Heute transportieren etwa 5.000 LKWs Güter in 40 Länder in

dadurch in der Lage, meine eigene

bis Albanisch. Zudem sind 23 seiner

Kreativität zu entfalten«, sagt die

33 Angestellten Frauen. Im Vorjahr

1999 in ihrer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung begonnen, Com-

Geschäftsfrau. 16 Stunden Arbeit pro

erwirtschaftete die Firma 10 Mill­ -

puter zu reparieren und Software zu warten – die Geburtsstun-

Tag und Erreich­barkeit rund um die

ionen Euro Umsatz. 2012 sollen

de von DiTech. 13 Jahre später leitet das Ehepaar ein landes-

Uhr waren der Preis, den die vier-

es, trotz kriselnder Wirt­ s chaft,

weites IT-Unternehmen mit 20 Zweigstellen, 300 Mitarbeitern

fache Mutter für ihre Selbstständig-

20 Millionen werden, verspricht

und einem Jahresumsatz von 105 Millionen Euro. Neben

keit bezahlen musste.

Sertic.

Die IT-Stars – Damian und Aleksandra Izdebski haben

dem klassischen Verkauf baut DiTech eigene Computer unter

dem

Markennamen

»dimotion«

und

versorgt

über 450.000 namentlich registrierte Kunden. Damian und Aleksandra kamen 1992 im Alter von 16 Jahren mit ihren Eltern nach Österreich. Die gebürtigen Polen sprachen kein Wort Deutsch und hatten kaum Geld. Die

42

beiden lernten einander als Jugendliche vor der polnischen

Attila Dogudan beschäftigt mit

Kirche in Wien kennen, wo sie um 50 Schilling pro Stunde

Do & Co 5.000 Mitarbeiter weltweit

Zeitungen verkauften, um sich ihr Taschengeld zu verdienen.

(Foto © DO & CO). 43


Welche Vor- und Nachteile haben Migranten am Arbeitsmarkt? Nachgefragt

Petra Draxl

Ursula Simacek

Leiterin des AMS Wien

Geschäftsführerin der SIMACEK Facility Management Group

44

Hartwig Löger

Vorsitzender Gewerkschaft vida

Vorstandsvorsitzender von UNIQA Österreich

»Vom Gastgewerbe bis

»DER Vorteil von Migran-

zur Pflege – einige

tinnen und Migranten ist

Branchen könnten ohne

die Fähigkeit, sich in ver-

Beschäftigte mit Migra-

schiedenen Kultur- und

tionshintergrund zu-

Sprachwelten bewegen

sperren. MigrantInnen

zu können. Sprachliche

tragen wesentlich zum

und kulturelle Vielfalt ist

Funktionieren der Wirt-

eine gesellschaftliche

schaft sowie zum sozia-

Tatsache, die Unterneh-

len und kulturellen Leben

men konstruktiv nutzen

bei. Gleichzeitig werden

sollten. Auf dem Weg zu

sie oftmals im öffentlichen

echter Chancengleich-

Diskurs negativ darge-

heit am Arbeitmarkt ist

stellt und im Arbeitsleben

die Anerkennung von

diskriminiert. Wir leben

im Ausland erworbenen

und arbeiten gemeinsam,

Qualifikationen oft eine

arbeiten wollen, finden

von Menschen mit

daher wollen wir auch

Hürde und führt zur Be-

keine gravierenden

Migrationshinter-

die gleichen Rechte und

nachteiligung von Men-

Benachteiligungen

grund bringt eine

gute, gerechte Lebens-

schen mit Migrations-

vor. Medi­zinerInnen

Bereicherung in unsere

bedingungen für alle.«

hintergrund.«

aus dem Iran werden

Arbeitswelt. Der Vorteil

sich mit der Frage der

liegt klar auf der Hand:

Anerkennung ihrer

Menschen aus unter-

Ausbildung in Öster­

schiedlichen Nationen

reich auseinandersetzen

bringen neue Impulse

müssen, ansonsten aber

für die Wirtschaft und

auf wenig Vorurteile

die Gesellschaft. Für

stoßen, vor allem wenn

Menschen mit geringem

sie gut Deutsch können.

Ausbildungshinter-

Anders jene Menschen,

grund bzw. keinen

die gering qualifiziert

Sprachkenntnissen gibt

sind, deren Ausbildung

es sicherlich Barrieren

schwer anerkannt wird

im Arbeitsleben. Es gibt

machen einen tollen Job,

Erfolges ist nicht nur die

und die schlecht Deutsch

aber einige Branchen, in

unabhängig von ihrer

geheime Geschmacks­-

sprechen. Wiener Unter-

denen durch Aus- und

Herkunft. Wir sind stolz

formel von Coca-Cola,

nehmen gehen immer

Weiterbildungsmaß-

auf die Vielfalt in unseren

sondern auch die gute

positiver auf Menschen

nahmen Qualifikationen

Teams und wissen diese

Mischung aus lokalen

mit Migrationshintergrund

und Sprachkenntnisse

zu schätzen. Der Team-

und interna­tionalen

zu. Es ist die Mehrspra-

erworben werden

geist und die Leidenschaft

Mitarbeitern. Allein bei

chigkeit, das Verstehen

können, wie in unserer

unserer Mitarbeiter, Öster-

uns in Österreich arbei-

unterschiedlicher Kul-

Branche und im

reichs bester Gastgeber

ten Menschen aus mehr

turen, das heute ein wert-

Speziellen in unserem

zu sein, sind zwei kon-

als 20 Nationen.«

volles Plus ausmacht.«

Unternehmen.«

krete Beispiele dafür.«

»Deutsche, die bei uns

Fotos v. l. n. r.: © AMS Wien/Hromek © Simacek © Alexandra Kromus © Uniqua © Stadtschulrat Wien © WKW

Rudolf Kaske

»Die kulturelle Vielfalt

Andreas Schwerla

Philipp Bodzenta

Managing Director McDonald’s Austria

Director Public Affairs, Coca-Cola

»Unsere Mitarbeiter

»Das Geheimnis unseres

45


Die Feile immer dabei

Technikerinnen sind gefragt wie nie. Eine Chance für Migran­ tinnen, die technische Raffinesse mitbringen. stolz. In Kooperation mit dem AMS wird Damen gleich welcher Altersgruppe und Herkunft die Möglichkeit geboten, über den sogenannten zweiten Bildungsweg in die TechWelt einzusteigen – und noch ein-

Foto © ÖBB/Knopp

mal richtig Karriere zu machen. Feile immer dabei – Mehrsprachigkeit ist besonders von Vorteil – ge­rade wenn frau in internationalen Konzernen arbeitet. Trotzdem haben es Frauen mit Migrationshintergrund

Bahn frei zur Lehre mit Qualität

in Österreich oft doppelt schwer. »Häufig haben zugewanderte Frauen

450 neue Lehrstellen, 1.850 Lehrlinge, 22 Berufe – und das mit Auszeichnung. Die ÖBB fahren als größter Ausbilder des Landes mit Hochgeschwindigkeit in Richtung Zukunft.

in ihrer Heimat eine Ausbildung gemacht, die bei uns nicht angerechnet wird«, sagt Schroll. Auch Mariam Kaskandelov fühlt

Der Startschuss für die neue Bewerbungsphase bei

ist in Wirtschaft und Industrie eine

den ÖBB ist gefallen. Mit der Ausschreibung von

gefragte Fachkraft. Die Hälfte aller

insgesamt 450 Lehrstellen im kaufmännischen und

Lehrlinge bleibt nach positivem Lehr-

technischen Bereich. Österreichs Wirtschaft braucht

abschluss bei den ÖBB beschäftigt,

junge Menschen, die gut ausgebildet sind. Und die

und auch die andere Hälfte ist am

Jugendlichen brauchen Lehrplätze, wo sie gefördert

Markt sehr gefragt. Dieser Erfolg und

Foto © ÖBB/Deopito

Arbeit & Karriere

sich an der Werkbank pudelwohl. Während sie an einem Kontaktsegment feilt, erzählt die 32-jährige

Wenn Salma Easmikhan morgens zur Arbeit fährt,

und Kärnten die fünf besten Studen­

Armenierin und wie Salma ausgebil-

hat sie immer zwei dicke Wälzer dabei. »Nie ohne

tinnen mit Scheinen statt Blüten

dete Kindergarten-Pädagogin, dass

mein englisches und bengalisches Wörterbuch«, sagt

belohnen. Auch bei A1, Infineon, Ver-

sie bei ihrem zweiten Einstieg in die

die 31-Jährige aus Bangladesch. Schließlich geht’s

bund oder Siemens werden die Da-

Berufswelt unbedingt etwas ganz

bei ihr tagtäglich um die hohen Gesetze der Physik:

men heiß umworben.

anderes machen wollte. Neben ihr

Wie funktionieren Strom und Widerstand? Worauf

feilt Josephine Akpam Imanlemen

das offi­zielle Gütesiegel als »staatlich

Mobil und schnell – Die ÖBB be­för-

muss sie beim Gewindeschneiden achten und was zum

aus Nigeria, die daheim zehn Jahre

Frauenpower in der Technik – Nicht nur zwei Gleis-

ausgezeichneter Lehrbe­trieb« unter-

dern jährlich 450 Millionen Kun­den

Kuckuck ist ein »Vorhängeschloss«? Salma will das

bautechnikerinnen, sondern auch 300 weitere Mitar-

stri­chen. Ein weiterer Beweis für die

an ihr Reiseziel. Mit der umwelt-

genau verstehen, denn sie wird Elektrotechnikerin.

beiterinnen sind mit einer Ausbildung bei den ÖBB zu

Qualität der Ausbildung sind die

freun­dlichen E-Mobility-Flotte, die zu

und gefordert werden. Beides bieten die ÖBB an.

diese Qua­lität werden zusätzl­ich durch

Text: Delna Antia Foto: Michele Pauty

ihrem Traumjob gefahren. Immer mehr junge Frauen

Preise für die ÖBB-Lehrlinge. Mit dem

92 Prozent auf Ökostrom und erneu­-

Salma ist eine der wenigen Frauen in Österreich, die

nutzen die Chance einer Lehre bei den ÖBB, auch in

Sieg bei der Berufs­weltmeis­terschaft

erbare Energien setzt, fahren täglich

sich für eine technische Ausbildung entschieden haben.

technischen Berufen.

2011 in London bestätigte die Ausbil-

6.500 Personen- und Güterzüge. Mit

Nur jede Fünfte wagt den Schritt in die Männerdo­

Qualität auf ganzer Schiene – Die Bahn ist nicht nur

»Frauen sind die besseren Männer.«

in der Gasindustrie arbeitete. Salma hat in Bangladesch Chemie studiert, abschließen konnte sie das Studium nicht. Für den Job als Kinder-

Für Helmut Schroll, Ausbildungs-

gartenlehrerin reichten in Österreich

dungsgruppe der Mechatro­niker die

Kundenorientierung, gesellschaftlicher

mäne, denn noch immer gilt das Klischee: »Frauen und

leiter der Siemens AG, gilt sogar:

ihre Deutschkenntnisse nicht und

hohe Qualität der Ausbildung.

Verantwortung und Pünktlichkeit be-

Technik? Das kann ja nicht gut gehen.«

»Frauen sind die besseren Männer.«

sie galt als »zu unsportlich«. Jetzt,

einer der größten, sondern auch einer der besten

Weil sie von Natur aus mehr Fein-

in der Ausbildung zur Elektronikerin,

Scheine statt Blüten – Von wegen. Firmen und Kon-

fühligkeit und Feinmotorik mitbrä­

braucht’s weder Sprachraffinesse

wegen die ÖBB das System Bahn

Ausbildungsbetriebe in Österreich. 97 Prozent der

Wer ab jetzt auf die Qualitätsschiene

nachhaltig in Richtung Zukunft.

Lehrlinge bestehen ihren Lehrabschluss beim ersten

der ÖBB umsteigen möchte, der

zerne ringen um die weiblichen Tech-Genies, Förder­

chten – was gerade für Montage-

noch Fitness. Hier sind einfach nur

Antritt. Der hohe Anteil an positiven Lehrabschlüssen

findet alle weiteren Infos und Online-

ungen lauern hinter jeder Ecke – wie etwa die lustige

arbeiten nützlich sei. Daher ist man

echte Männer, äh, Frauen gefragt.

ist der beste Beweis für die Qualität von Ausbildung und

Bewerbungsmöglichkeiten

Initiative »1.000 Euro statt Blumen«, wo der Elektrover-

im Siemens-Haus auf das Projekt

Ausbildern. Wer einen Lehrabschluss bei den ÖBB hat,

oebb.at/lehrberufe

band FEEI und die technischen Fachhochschulen Wien

»Frauen in die Technik« besonders

46

unter:

Bezahlte Anzeige

Erschienen im biber 04/12.

47


Medien, kultur & sport Es gibt Stimmen, die grenzen ab und grenzen aus. Und es gibt Stimmen, die setzen sich spielend über Grenzen hinweg. Stimmen aus Musik, Ballett, Literatur oder Sport, die nur die eigenen Grenzen kennen, an die sie jeden Tag aufs Neue gehen.

S 50–S 51 Ballett ist sprachlos

t ü r k i s c h f ü r »V i e l f a l t«

Die gebürtige Serbin Vesna Orlic ist die Ballettmeisterin der Volksoper. Glück ist für sie grenzenlos, die Konkurrenz unter den Künstlern auch. Foto © Michele Pauty

S 54–S 5 5 biber-Akademie Die biber-Akademie bildet junge Journalisten aus, die aus akademischen Diskursen über Migration und Integration lebendige Geschichten machen. Foto © Philipp Tomsich

S 56–S 58 Der Alaba-Effekt Star-Kicker David Alaba bricht rassistische Stereotype spielend auf. Kinderfreundin Vanessa Spanbauer über den »Alaba-Effekt«.

48

49


War es schwierig, 1987 nach Österreich zu kommen?

Und das Schlimmste?

Das war es nicht. Ich habe die damalige Chefin der

Die

»Carmina

scheiden. Tänzer zu sein bedeutet sehr

Volksoper, Susanne Kirnbauer, in Belgrad kennen-

Burana«. Das war für mich eine

viel harte Arbeit und Konsequenz.

ge­lernt. Sie wollte mich dann unbedingt hier an der

Entweder-Oder-Sache. Entweder ich

Karina Sarkissova hat ihren Weg

Volksoper engagieren. Und so wurde ich einfach abge-

habe Erfolg oder ich höre auf mit

gewählt, um berühmt zu werden.

worben.

dem Ballett. Ich weiß nicht, wie ich

Ich gehe einen anderen.

Premiere

von

Das muss jeder für sich selbst ent-

einen Misserfolg weggesteckt hätte. Haben es ausländische Künstler, die heute nach

Wer wird der nächste Ballettsuper-

Österreich kommen, leichter oder schwerer?

Sie sind Ballettmeisterin an der

star in Österreich?

Eher schwerer. Die Grenzen sind heute offen. Die

Volksoper und Stellvertreterin von

Das ist noch schwer zu sagen. Aber

Konkurrenz ist somit sehr groß. Wenn etwas aus­ge­

Manuel Legris, dem Direktor des

es gibt ein paar ganz junge Tänzer,

schrieben wird, melden sich heute über 200 Tänzer.

Wiener Staatsballetts. Eigentlich

bei denen man sehen kann, dass sie

Es ist sicherlich härter als damals, einen Platz zu

sind Sie die mächtigste Frau im

alle Voraussetzungen mitbringen.

bekommen.

österreichischen Ballettgeschehen.

»Die Österreicher lernen von den Ausländern und die Ausländer von den Österreichern.«

In den »Seitenblicken« sieht man

Welche Voraussetzungen braucht

Sie aber nie.

denn eine Ballerina oder ein Ballett­-

Es gibt eben auch Leute, die im

tänzer?

Hintergrund große Arbeit leisten.

Am Anfang sind die körperlichen

Als Tänzerin war ich im Vordergrund

Voraussetzungen und das Talent

und jetzt arbeite ich hinter den Ku-

die Hauptsache. Wenn man das hat,

lissen. Am wohlsten fühle ich mich

muss man sehr viel arbeiten, um

auch heute noch im Ballettsaal.

die Technik zu beherrschen. Und dann muss man sehr viel an seiner

Ballett ist sprachlos Text: Marina Delcheva Fotos: Michele Pauty

Würde die österreichische Kulturlandschaft ohne

Was halten Sie davon, wenn andere

Persönlichkeit und an seinem Aus-

Künstler aus dem Ausland genauso gut funktio­

Ballerinas wie Karina Sarkissova

druck arbeiten. Viele kleine Mäd-

nieren? Also ohne Sopranistinnen aus Moskau,

medial sehr präsent sind und sehr

chen sehen am Ballett nur die rosa

ohne Balletttänzer aus Serbien oder Dirigenten

viel von ihrem Privat- und Intim­

Tutus. Man übersieht oft, welch

aus Japan?

leben nach außen tragen?

harte Arbeit dahintersteckt.

Sie würde schon funktionieren, aber so funktio­ -

Sie ist die mächtigste Ballerina Österreichs. Die Ballettmeisterin der Volksoper Wien, Vesna Orlić, erzählt, warum die österreichische Kultur »Ausländer« braucht und wieso ihr Glück grenzenlos ist.

niert sie eben noch besser. Die Österreicher lernen von den Ausländern und die Ausländer von den Österreichern. Das ist eine sehr gute Mischung, deshalb entwickeln sich hier die klassische Musik und das Ballett sehr gut. Der Balletttanz braucht keine Deutschkenntnisse. Leute aus der ganzen Welt treffen sich in Wien und verständigen sich durch den

Zur Person

Tanz und die Musik. Sie haben das mittelalterliche Werk »Carmina

Medien, Kultur & Sport

Burana« sehr erfolgreich an der Volksoper inszeniert. War es schwierig, dieses alte Stück auf die Bühne zu bringen?

Sie sind seit 25 Jahren in Österreich in der Ballettwelt zu

Ich habe das Stück modernisiert. Ich wollte unbedingt

Hause. Sind Sie stolz auf die österreichische Ballettkultur?

Chor, Ballett und Orchester auf der Bühne vereinen. Die

Ja, ich bin sehr stolz. Ich bin ja ein Teil dieser Ballettkultur.

Arbeit war nicht leicht, aber es hat alles auch mit großer

Fühlen Sie sich heute mehr als Österreicherin oder als

so wie ich es mir von Anfang an gewünscht habe.

Unterstützung der Volksoper wunderbar funktioniert – Serbin? Ich denke nicht oft darüber nach. Ich bin ein glücklicher

50

Vesna Orlić wurde in Belgrad, Serbien, geboren und kam 1987 im Alter von 19 Jahren als Ballerina an die Volksoper Wien. Sie tanzte in zahlreichen

Was war das Schönste, das Ihnen in Ihrer Laufbahn als

Stücken als Solistin und ist heute Ballettmeisterin und Stellvertreterin des

Mensch – verwurzelt in beiden Kulturen. Mit meiner Familie

Ballerina passiert ist?

Ballettdirektors der Wiener Staatsoper. Sie ist als Choreografin tätig und

bin ich sehr verbunden und auch mein Mann ist Serbe. Aber

Es sind mir viele schöne Sachen passiert. Ich könnte

unterrichtet zudem an der Ballettschule der Wiener Staatsoper. Im Früh-

Wien ist meine Stadt. Die Menschen haben mich hier sehr gut

mich nicht nur für eine schöne Situation entscheiden.

ling 2012 inszenierte sie sehr erfolgreich »Carmina Burana« an der Volks­

aufgenommen.

Ich liebe diesen Beruf einfach sehr.

oper. Im Staatsballett sind 102 Tänzer aus circa 27 Nationen tätig. 51


Die ganze Welt für Österreich

Zwei Zuwanderer, die für ihre Bücher und Filme Standing Ovations bekommen, ein Dirigent und eine Stargeigerin, die Musikhallen verzaubern. Vier Grenzgänger und ihre Geschichte.

Medien, Kultur & Sport

Text: Marina Delcheva

Albena Danailova spielt die erste Violine und ist

von 1982 bis 1984 ihr Direktor. Er

Konzertmeisterin der Wiener Philharmoniker. Die bul­-

diri­ gierte mehrmals das Neujahrs-

garische Violinistin studierte an Musikschulen in Hamburg

konzert der Wiener Philharmoniker

und Rostock. Nach ihrem Studium spielte Danailova

und nahm gemeinsam mit Andrea

unter anderem mit den London Philharmonics. 2006

Bocelli »Senti­mento« – eines der er-

wurde sie Konzertmeisterin des Bayrischen Staats­

folgreichsten Alben der klassischen

orchesters. Zwei Jahre später wurde sie als Konzert­

Musikgeschichte – auf. 2005 wurde seine erste eigene Oper »1984«

meisterin des Orchesters der Wiener Staatsoper enga­giert. Im Vorjahr avancierte sie zudem zur ersten Violine der Wiener Philharmoniker. Die Musikerin ist

Albena Danailova, Konzertmeisterin (Foto © Lois Lammerhuber)

(nach dem Roman von George Orwell) uraufgeführt. Derzeit ist er

auch als Solistin international erfolgreich. Sie ist regel-

Chefdirigent der Münchner Philhar-

mäßig in Israel, den USA, Deutschland und Bulgarien zu

moniker.

Gast. Danailova gewann zahlreiche Musikpreise wie den Dimitré

»Tibor Varga«-Spezialpreis und den »Vittorio Gui«-Preis.

Dinev

schreibt

Stücke

und Erzählungen. Er wurde 1968 in Nina Kusturica ist Regisseurin und Filmemacherin. Sie

Plowdiv, Bulgarien, geboren und

wurde 1975 in Mostar, Bosnien, geboren und floh mit ih-

floh 1990 nach Österreich. Er studierte Philosophie und Russisch

rer Familie in den 1990er-Jahren vor dem JugoslawienKrieg nach Wien. Die Tochter einer Schau­spielerin und eines Dirigenten studierte Regie und Schnitt an der

Nina Kusturica, Filme­m acherin und Regisseurin (Foto © Mobilefilm)

in Wien und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Dane-

Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.

ben schrieb er Erzählungen und

Schon ihr Diplomfilm »Auswege« wurde 2003 inter-

Dramen. Der Durchbruch gelang ihm

national bekannt. Der Spielfilm über häusliche Gewalt

2003 mit seinem Bestseller »Engels­

wurde bei den Filmfestspielen von Berlin gezeigt und

zungen«. Da Dinev den Roman, wie

eröffnete in Österreich die Diagonale. 2009 brachte

den Großteil seiner Werke, auf Deutsch

Kusturica den Dokumentarfilm »Little Alien« heraus, in

geschrieben hatte, wurde das Buch

dem sie minderjährige Asylwerber auf ihrem gefähr-

für den bulgarischen Markt in seine

lichen und illegalen Weg durch Europa begleitete. Der

Muttersprache übersetzt. Sein Stück

Film lockte 30.000 Zuseher in die heimischen Kinos.

»Eine heikle Sache, die Seele« wurde

Mit dem berühmten Regisseur Emir Kusturica ist die

Lorin Maazel, Dirigent (Foto © Chris Lee)

2008 am Volkstheater Wien urauf­ geführt. Neben den Erfolgen in

Filmemacherin entfernt verwandt.

Schweiz ist er auch in seiner Heimat

US-amerikanischen Familie in Paris geboren. Schon

Bulgarien ein gefragter Autor und

als Kind war er ein begabter Dirigent, Komponist und

Dramaturg. Dinev wurde mit zahl-

Violinist und dirigierte als Neunjähriger ein Studen-

reichen Preisen wie dem Mannheimer

tenorchester. Er studierte in Pittsburgh Mathematik,

Literaturpreis, dem »Buch.Preis« der

Philosophie und Sprachen. Danach setzte er seine

Arbeiterkammer Oberösterreich und dem »Writer in Residence«-Preis

musi­ kalische Ausbildung fort. Maazel leitete jahrelang Konzerte und Opern der Salzburger Festspiele. 1964 debütierte er an der Wiener Staatsoper und war 52

Dimitré Dinev, Schriftsteller (Foto © Reinhard Werner)

der »One World Foundation« in Sri Lanka ausgezeichnet.

BERND PREIML + FM4 + DYNAMOWIEN

Öster­ reich, Deutschland und der Lorin Maazel ist Dirigent. 1930 wurde er als Sohn einer

53


biber-Akademie:

Medienmacher mit Migrationsvordergrund In zehn Monaten hat die biber-Akademie 20 Jungjournalisten mit Zuwanderungsgeschichte aus­gebildet. Die Absolventen setzen ihre Praktika in großen heimischen Redaktionen fort oder machen gleich Karriere in der Pressearbeit.

Medien, Kultur & Sport

angekommen. »Ohne Fleiß kein

style-Redak­teurin bei msn.at. Auch

Preis«, sagt Delna Antia, die von

im Ausbildungsjahr 2012/2013 wer-

und haben Einblicke in sonst verborgene, migrantische

Jänner bis Februar biber-Akademi­-

den neue, junge Talente durch die

Welten erhalten.

kerin war. Aufgrund ihres Enga­

biber-Schule gehen und mehr Vielfalt

gements und ihrer journalistischen

in die österreichische Medienwelt

Je vier Stipendiaten wurden zwei Monate lang in

Fertigkeiten ist sie als neue Chefin

bringen.

der biber-Redaktion ausgebildet und konnten eigene

vom Dienst in der biber-Redaktion

Berichte und Reportagen im Heft veröffentlichen. Die

geblieben. Ali Cem Deniz absol-

Partnermedien der biber-Akade-

Akademieleiter Clemens Neuhold, Thomas Frank und

vierte nach der biber-Akademie ein

mie sind der ORF, »Der Standard«,

Ivana Martinović hielten Schreibwerkstätten und be-

Praktikum bei FM4, wo er derzeit

»Die Presse«, die »Kleine Zeitung«,

treuten die Stipendiaten beim Recherchieren, Schreiben

als freier Redak­teur eigene Beiträge

die Gratiszeitung »Heute«, die »Wie-

und Veröffentlichen. Zwei weitere Monate absolvieren

auf Sendung bringt. Ayper Cetin

ner Zeitung«, der »Kurier«, »News«

die biber-Akademiker in einem Partnermedium oder in

wollte den Newsroom der »Zeit im

und die Bezirksblätter. Das Projekt

den Pressestellen großer österreichischer Firmen.

Bild« von innen sehen. Ihre Arbeit

wird mit Hilfe der Industriellen­

als ZiB-Praktikantin wurde mit einer

vereinigung, des Staatssekretariats

bibers Musterschüler – Neben Filiz Türkmen haben

Prakti­k umsverlängerung belohnt.

für Integration, der Novomatic,

19 weitere Stipendiaten die biber-Akademie absol-

Maida Dedagić wurde nach Absol­

der OMV und der BAWAG P.S.K.

viert. Einige von ihnens sind bereits in der Medienwelt

vierung der biber-Akademie Life­ -

finanziert.

Text: Marina Delcheva Foto: Phlipp Tomsich

»Ich muss gestehen, am Anfang

betreut den Social-Media-Auftritt des

war ich etwas voreingenommen und

Hauses und ist Ansprechpartnerin

abgeschreckt, da mir Menschen in

für Journalisten. Ihr Kopftuch war

Anzügen immer sehr suspekt er-

dabei nie ein Thema. »Nur manchmal

schienen und ich nie so recht wusste,

sind Leute, die von außen ins Haus

wie ich mich in ihrer Gegenwart

kommen, für einen kurzen Augen-

Franz Wohlfahrt

Sebastian Kurz

Michaela Huber

Rudolf Leeb

Christoph Neumayer

Generaldirektor Novomatic AG

Staatssekretär für Integration

Senior Vice President Corporate Communications & Public Affairs, OMV

Leiter Sponsoring & Community Affairs der BAWAG P.S.K.

Geschäftsführer der Industriellen­ vereiningung

verhalten soll«, sagt Filiz Türkmen

blick verblüfft über mich. Aber meis­

(siehe links), »aber in Wahrheit sind

tens überspielen sie das sehr gut

hier alle sehr nett und die Arbeit ist

und nehmen es einfach als Tatsache

»Novomatic will zu einer

super.« Die gebürtige Türkin war

hin«, erzählt die junge Austro-Türkin.

lebendigen Zivil­­gesell­-

lichung der Integrations­-

naler Öl- und Gaskon-

punkt des Sponsorings

­einigung unterstützt

schaft beitragen und

debatte sehr wichtig.

zern, in dem mehr als

der BAWAG P.S.K., er-

gerne die biber-

eine der ersten Absolventinnen der

»Mir ist eine Versach­-

»Wir sind ein internatio­-

»Bildung, ein Schwer-

»Die Industriellenver-

biber-Akademie und ist heute Social-

Ihre Herkunft und ihr Aussehen

unterstützt daher die

Journalisten mit Migrati-

60 verschiedene

höht die Durchlässigkeit

Akademie, da hier

Media-Beauftragte und Mitarbei­terin

seien kein Nachteil bei der Arbeit,

Akademie für Nach­

onsbackground können

Nationen an einem

der Gesellschaft und

offene und kritische

der Presse­abteilung in der Industri­

sagt Türkmen. Manchmal ist eine

wuchsjournalisten. Jour­-

viel dazu beitragen und

Strang ziehen. Das

verbessert die Berufs-

junge Menschen als

ellenvereinigung (IV). Daneben ab-

zweite Muttersprache sogar von

nalisten mit migran-

daher unterstützen wir

macht uns erfolgreich

chancen Jugendlicher.

zukünftige journa­

solviert sie gerade ihren Master in

Vorteil. Wenn der türkische Wirt-

tischem Background

die biber-Akademie.

und stark. Integration

Die biber-Akademie

listische Exzellenz

Publizistik an der Universität Wien.

schaftsminister das Haus besucht,

bringen eine neue,

Zudem geht es mir aber

wird bei uns gelebt

ist ein Angebot, das

Österreichs ausgebildet

sagt Filiz als einzige »Merhaba«

längst überfällige

auch einfach darum,

und gespürt, einer von

un­mittelbar wirkt.

und gefördert werden.«

Durch die ehrwürdigen Gänge der

statt »Hello!« und wechselt ein paar

Sichtweise in die fest­­-

dass Integration gelebt

uns ist immer in einem

Learning by doing ist

IV am Schwarzenbergplatz in Wien

Worte auf Türkisch mit ihm.

gefahrene Integra­tions-

wird und auch möglichst

unserer 30 Länder

die beste Methode, um

debatte in Öster­reich ein.«

viele Menschen mit

neu. Und daher hat uns

in einen Beruf hinein-

spazieren eigentlich nie Kopftuch­

54

tionen finden. Auch ein paar Exoten – »waschechte« Österreicher – sind durch die biber-Schule gegangen

trägerinnen. Außer Filiz Türkmen.

Vielfalt in den Medien – Die biber-

unterschiedlichsten

als OMV die Idee der

zuwachsen. Wir halten

Die 25-Jährige steigt mit einem

Akademie wurde 2011 gegründet,

Lebensgeschichten im

biber-Akademie sofort

diesen Ansatz für gut

Laptop unter dem Arm in den Pater­

um engagierte Jungjournalisten mit

Journalismus beschäf-

begeistert. Wir wün-

und werden auch die

noster – der älteste Aufzug seiner

migrantischen Wurzeln zu rekru-

tigt sind. Herzliche

schen viel Erfolg und

kommenden Projekte

Art in Österreich – und fährt in den

tieren und auszubilden. Ihre kultu-

Gratulation an alle

freuen uns auf die neue

begleiten.«

Absolventinnen und

Kommunikationsge­

Absolventen für die

neration!«

Newsroom. Die ehemalige biber-

relle Vielfalt und ihre Kontakte in

Akademikerin setzte ihr Praktikum

die ethnischen Communities sollen

in der IV fort und blieb gleich dort.

redaktionell genutzt werden und

Heute schreibt sie Pressemeldungen,

den Weg in die heimischen Redak-

Fotos v. l. n. r.: © Novomatic © Philipp Tomsich © OMV © Philipp Tomsich © IV

Leistung! Und viel Erfolg allen Neuen!« 55


Vor kurzem ist mir was Witziges passiert. Hinter mir

beschimpft, dumm angeredet oder

am Gehsteig höre ich zwei Männerstimmen und ein

bekommt gleich einen Bodycheck,

paar Wortfetzen tiefstes Wienerisch. Ich bemerke,

nicht nur von Erwachsenen, sondern

wie die Männer versuchen, mich einzuholen. Ihre

teilweise auch schon von Kindern.

Schritte werden schneller. Mental bin ich schon auf

Man wird unterschätzt oder gleich

eine rassistische Ansage oder den x-ten dummen

für völlig blöd gehalten. Für mich

Spruch auf Englisch gefasst. Doch nein. Die zwei – ich

ist dieser Alltagsrassismus längst

schätze sie auf 45 Jahre – beginnen ganz normal mit

normal geworden. Ich kenne ihn von

mir zu quatschen und wollen meine Herkunft wissen.

klein auf. Sowas beginnt schon im

Huch, das ist neu. Verdutzt erkläre ihnen, dass ich Ös-

Kinderwagen, wenn jemand deine

terreicherin bin und mein Vater aus Nigeria stammt.

weiße Mutter attackiert, weil sie ein

»Wie der Alaba!«, sagt der eine mit großen Augen.

Kind mit einem Schwarzen hat. In

Noch komplett überrascht von der Situation sage ich:

der Schule wollte mich ein Lehrer

»Ja, mit dem hab´ ich als Kind sogar gespielt.« Zur Er-

in den Deutschkurs für Ausländer

klärung: Man kannte sich in der Community, unsere El-

schicken. Auf meine Antwort »Ich

tern waren befreundet. Und so krabbelte ich mit dem

bin kein Ausländer« entgegnete er:

späteren Star-Kicker zwischen Bauklötzchen und der

»Doch!«

Holzlokomotiven um die Wette. Erst kürzlich hab ich alte Fotos von uns beiden gefunden. Die zwei Männer sehen mich noch eine Zeit staunend an und wünschen mir einen »ganz, ganz schönen Tag«.

»Man wird beschimpft, dumm angeredet oder bekommt gleich einen Bodycheck.«

Nationalspieler Alaba – ein All-Star am heimischen Fußballhimmel (Foto © Karl Schöndorfer/picturedesk.com)

»Ich bin ein sogenannter Mischling.« In der Innenstadt könnte man eine gewisse Weltoffenheit voraussetzen, wenn einen dann aber am Graben ein Anzugträger aus dem Nichts so fest anrempelt, dass man fast in den nächsten Werbeaufstel-

Danke David! Durch dich scheint sich etwas zu tun

ler hineinkracht, sieht man, dass es

in Österreich. Das verfestigte Bild vom dunkelhäutigen,

damit nicht so weit her ist. Auch die

aidskranken Drogendealer bekommt Risse – durch Ta-

tägliche Fahrt mit den Öffis ist nicht

lente wie Alaba, bei denen die Hautfarbe vielen egal ist.

immer so angenehm, wenn man als

Aus automatischer Ablehnung wird Neugierde. Viel-

»Neger« beschimpft wird. Nur ist

leicht kommt nur mir das so vor, aber es tut sich was.

eben genau das nichts Besonderes mehr. Eigentlich traurig! Ich denke

Der AlabaEffekt Text: Vanessa Spanbauer Foto: Eibner/EXPA/picturedesk.com

56

»Unser David« – »Alaba schreibt Geschichte« – »Heilsbringer«. In den Medien ist National-Kicker David Alaba ein Superstar. BiberRedakteurin Vanessa Spanbauer erzählt, wie der »Alaba-Effekt« ihr Leben beeinflusst.

Österreichs Champions – Auch andere Schwarze

mir nur meinen Teil und versuche, es

werden Teil dieses neuen Bildes, etwa Alabas Schwe-

in manchen Situationen mit Humor

ster Rose, die Finalistin bei Popstars war, oder Lydia

zu nehmen. Lustig wird es, wenn

Obute, die Gewinnerin von Austria’s Next Topmodel. Claudia Unterwerger kennt man als Stimme von FM4

Die Autorin lernte Alaba schon früh kennen (Foto © Vanessa Spanbauer)

zwei alteingesessene Wienerinnen im 39A über die »krimineuln« – ja,

und als Gesicht vom ZIB-Flash. Und Arabella Kiesbau-

ich beherrsche Wienerisch perfekt –

er ist ja schon lange ein Fixstern am österreichischen

Ausländer herziehen, dabei auf mich

Fernsehhimmel. Ziemlich gestaunt habe ich über den

zeigen und denken, ich verstehe

Privatsender Puls 4, der David, Rose, Lydia Obute und

sie nicht. Wenn ich mich dann kurz

India Callender, die Finalistin des Kiddy Contests 2011,

vorm Aussteigen umdrehe und kon-

von Plakatwänden strahlen hat lassen – mit dem Titel:

tere: »Jo, passt scho, i versteh’ eich

»Österreichs Champions«. Ist das ein neues Movement?

besser, ois ihr glaubts!« kontere, sind deppate Blicke garantiert.

Es wäre höchste Zeit, denn Veränderung ist bitter

Medien, Kultur & Sport

nötig in einem Land, wo für dich als Schwarzer kein

»Mischling« ist schon o.k. – Ich bin

Tag ohne Rassismus zu vergehen scheint. Man wird

ein sogenannter Mischling. Geboren 57


und aufgewachsen bin ich in Österreich. Mit meiner

das mit geringerem Haut­krebsrisiko!

sagter. Paradox bleibt das ganze Hin

afrikanischen Familie habe ich fast keinen Kontakt,

Außerdem falle ich durch meine Haut-

und Her trotzdem, denn ich war ja

daher fehlt der Bezug zur Kultur Nigerias. Ich bin durch

farbe auf und bleibe den Leuten im

immer nur ein Österreicher. Die Frage

und durch Österreicherin. Wer mich kennt, würde nie

Gedächtnis. Das kann auch von Vor-

»Woher kommst du?«, versuche ich

auf die Idee kommen, etwas Afrikanisches an mir zu

teil sein. Man scheint sich sehr leicht

immer mit einem knappen »aus Wien« oder »aus Österreich« zu be­-

suchen. Die Außenwelt sieht das jedoch anders. Für

an mich zu erinnern. Bei Rock-Kon-

die Leute auf der Straße bin ich Ausländerin. Ja, ich

zerten – surprise, ich höre keinen Hip-

antworten. Darauf folgt fast immer:

bin zweisprachig aufgewachsen – Hochdeutsch und

Hop – passiert es mir regelmäßig, dass

»Woher wirklich?« oder mein ganz be-

Wienerisch. Ich bin außen dunkel und innen weiß, ein

Musiker mich in der weißen Masse

sonderer Lieblingssatz: »Du schaust

fleischgewordenes Bounty eben.

der Zuschauer erkennen und grüßen.

»Integration fängt bei jedem selbst an«

Österreichs Spitzensport­lerinnen und Spitzensportler als Botschafter für einen fairen Umgang miteinander.

so exotisch aus!« Dann wird drauflos geraten. Und natürlich beginnen sol-

Medien, Kultur & Sport

I am from Austria – Vielleicht werden

che Gespräche sehr oft auf Englisch.

ich nicht. Ich bin beides, doch andere Leute wollen oft,

meine Schokoladen-Seiten durch

Aber davon kann mein Baby-Freund

Gemeinsam gewinnen – und manchmal auch ge-

Daniela Iraschko (Skispringen) –

dass ich mich für eine Seite entscheide. Ich sage selber

den Alaba-Effekt bald noch ange-

ja ein Lied singen.

meinsam verlieren. Der Teamgedanke ist im Sport

»Gerade Sport und vor allem der

Mischling zu mir, also kann man mich ruhig auch so be-

ein ganz wesentlicher Faktor. Und beim Thema Inte-

Grundgedanke des Sportes unter-

zeichnen. Nur »Mulatte« finde ich nicht so toll.

gration verhält es sich genauso. Daher treten sowohl

scheidet nicht zwischen Geschlech-

das Sportministerium als auch Österreichs Spitzen-

ter, Rasse, Kulturen und Klassen.

Innere Konflikte, ob ich schwarz oder weiß bin, habe

»Ich bin außen dunkel und innen weiß, ein fleischgewordenes Bounty eben.«

sportlerinnen und Spitzensportler für Fairness und

Fussball ist wohl der bekannteste

Toleranz ein.

und einfachste gesellschaftliche In-

Das Sportministerium vergibt zum Beispiel jährlich den Integrationspreis Sport an besonders zukunfts-

Markus Rogan gewann insgesamt 34 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften (Foto © GEPA)

tegrationsmotor. Doch Integration fängt bei jedem selbst an, nur so kann man es gemeinsam leben.«

trächtige Projekte, die sich über sportliche Angebote um die Integration von Menschen mit Migrationshinter-

Armin Stremitzer (Hockey) – »Sport

grund verdient machen. Für Projekte zum Thema Inte-

ist völkerverbindend und vermittelt

gration und Sport stellt das Sportministerium jährlich

grundlegende Werte des Zusam-

rund 300.000 Euro zur Verfügung.

menlebens wie Respekt, Teambe-

lege ich viermal, zu welchem Friseur ich gehe. Ein

Die Gewinner der zwei Hauptpreise 2012 waren

sozial-integrativen Eigenschaften

österreichischer oder türkischer Friseur kann mit

»Sport Fair bindet« des ASKÖ, bei dem Mädchen mit

meinen Haaren nicht umgehen. Aber auch bei den

und ohne Migrationshintergrund zwischen 12 und 15

Afro-Friseuren gibt es Probleme, weil meine gek-

Jahren miteinander Sport treiben und »ESK geht neue

Schokoladen-Seiten – Eines meiner größten Probleme ist mein Haar. Schon in meiner Kindheit war

Zur Person

reitschaft und Solidarität. Diese

meine weiße Mutter damit über­ fordert. Jetzt über-

haben somit Vorbildwirkung für die Daniela Iraschko ist Österreichs erfolgreichste Skispringerin und gewann Gold bei der Ski-WM 2011. (Foto © privat)

Gesellschaft.« Violetta Oblinger-Peters (Kanu­

räuselten Haare für sie ungewohnt lang sind. Viele,

Wege«, ein Projekt des Eggenberger Sportklubs Graz,

auch total fremde Menschen, verspüren das Bedürf-

bei dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit

sport) – »Meiner Erfahrung nach

nis, meine Haare einmal anzugreifen, manche be-

gezielten Integrationsmaßnahmen im Fußball in das

kann Sport in höchstem Maße inte-

neiden mich um meine Krause, aber nur, weil sie nicht

österreichische Vereinsleben eingebunden werden.

grationsfördernd sein, denn Sport­

wissen, wie mühsam sie ist. Ich wiederum versuche seit

lerInnen kommen zusammen, um

Jahren alles, um sie loszuwerden. Mein Glätteisen ist

ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

mein heiligstes Gerät.

Österreichs Sportstars treten für Integration ein:

Es gibt keine Barrieren, gesellschaft-

Markus Rogan (Schwimmen) – »Integration ist Tole-

denn als AthletIn wird die sportliche

liche Vorurteile spielen keine Rolle,

»Ich bin zweisprachig aufgewachsen – Hochdeutsch und Wienerisch.«

ranz, Neugier und inzwischen absolut notwendig um Erfolg zu haben. Ich habe das Glück beide

Leistung unabhängig von Nationa­litäten bewertet. Sport ermöglicht ein

Seiten kennen ge­lernt zu haben. Zuerst als Österrei-

integratives Miteinander, in dem man

cher mit neuen Freunden aus aller Welt die zu uns

einander näher kommen und Anders-

nach Wien zum Training kamen. Dann, als Gast

artigkeit kennen lernen kann.«

Vanessa Spanbauer wurde am 2. November 1991 in Wien als Tochter

in Amerika, als Trainingspartner in Italien und als

einer Österreicherin und eines Nigerianers geboren. Derzeit studiert

Teil des stärksten internationalen Schwimmvereines

Nicht nur mit meinen Haaren, auch mit meiner »ge-

sie Anglistik und Geschichte an der Universität Wien. 2010 begann

der Welt, mit Mitgliedern von jedem Kontinent. In

bräunten« Haut kann ich bei manchen Punkten. Immer

Vanessa für das Online-Musikmagazin »Enemy.at« zu schreiben. Im

jedem Umfeld zeigt sich das gleiche Bild: Je offener

mehr rennen ja ins Solarium und werden dabei höch-

Herbst 2012 absolvierte sie gemeinsam mit 3 anderen Stipendiaten die

und neugieriger die einzelnen Teammitglieder sind

stens orange. An mich kommen sie nicht heran. Ich bin

biber-Akademie. Im »Alaba-Effekt« verarbeitet sie ihre Erlebnisse von

von einander zu lernen, desto erfolgreicher ist die

von Natur aus braun und zwar zu jeder Jahres­zeit und

Rassismus bis hin zur plötzlichen Akzeptanz. (Foto © Philipp Tomsich)

Mannschaft als ganzes.«

58

Armin Stremitzer ist Kapitän der österreichischen Hockey-Nationalmannschaft (Foto © GEPA)

Bezahlte Anzeige

Violetta Oblinger-Peters ist Kanutin und wurde 2008 Olympiadritte im Kanuslalom. (Foto © GEPA)

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Wien Holding:

Dafür steht Vielfalt

Wer in Wien Vielfalt und Integration sagt, sollte auch Wien Holding sagen. Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Ländern, 70 Unternehmen unter einem Dach und unschlagbar gute Events – das alles vereint der städtische Konzern.

Kultur • Immobilien • Logistik • Umwelt • Medien

Arbeiten, ganz nah am Wasser – Natasa Pavlovic ist

Dem Star ganz nah – Zuhdija Begic

Nach dem Ferialjob im Marketing

gebürtige Serbin und lebt seit 1973 in Österreich. Nach

ist gebürtiger Bosnier und lebt seit

top – Auch Angela Djuric hat ihre

dem Abschluss der Handelsschule in Salzburg zog

1970 in Wien. »Ein volles Haus ist

Wurzeln in Bosnien, ist jedoch in

sie nach Wien. Seit neun Jahren ist sie nun ein fester

das Schönste, ich krieg noch immer

Wien aufgewachsen. Sie fühlt sich

Bestandteil der Personalabteilung im Hafen Wien.

Gänsehaut, wenn 16.000 Menschen

weder als Bosnierin noch als Öster-

»Was mir besonders gut gefällt, ist, dass mich mein

jubeln«, sagt er über seine Arbeit als

reicherin, aber sehr wohl als Wie-

Arbeitgeber, der Hafen Wien, nominiert hat, 2011 am

Betriebsleiter der Wiener Stadthalle.

nerin. »Deswegen arbeite ich auch

Management-Programm der Wien Holding teilzu­

In 27 Jahren Betriebszugehörigkeit

gerne bei der Wien Holding. Wien

nehmen. Im Laufe der Zeit sind die Kollegen aus den

hat er viele Stationen und Abteilun-

ist eine großartige Stadt und hat so viel zu bieten, immer ist irgendetwas

verschiedensten Unternehmungen der Wien Holding

gen durchlaufen, heute führt er 80

zu einer tollen Arbeitsgruppe zusammengewachsen

Kollegen. Ursprünglich wollte Zuhdija,

los. Mit ihren Tochterunternehmen

und ich freue mich, wenn wir uns im Rahmen diverser

der von seinen Kollegen liebevoll

trägt die Wien Holding viel dazu

Tagungen und Veranstaltungen immer wieder bege­

»Sudo« genannt wird, an der gra-

bei und ich finde es toll, hier auch

gnen und unsere Erfahrungen austauschen können.« Guide im Kunst Haus Wien – Lalaine Cerrade ist gebür-

Wien Holding GmbH Universitätstraße 11, 1010 Wien T +43 (1) 408 25 69-0 F +43 (1) 408 25 69-37 office@wienholding.at www.wienholding.at

60

fischen Lehranstalt studieren. Aber

dazuzugehören.« Nach ihrem Ba-

ähnlich wie Lalaines Mutter wollte

chelor in Kommunikationswirtschaft

auch sein Vater, dass er »etwas Ge-

absolvierte sie 2008 ein Ferialprak-

Topevents wie das Erfolgsmusical »Elisabeth« im Raimund­-

tige Filippina und seit 2004 im Kunst Haus Wien tätig.

scheites« lernt, deshalb absolvierte er

tikum bei der Wien Holding. Dank

theater, Pink in der Wiener Stadthalle, Großprojekte wie

Ursprünglich wollte sie Künstlerin werden. Da ihre

eine Lehre als Maschinenschlosser.

guter Leistungen und Elan wurde

die Entwicklung des Standortes Neu Marx, der Twin City

Mutter aber andere Pläne mit besseren Erfolgs-

Nach acht Jahren Tätigkeit bei einer

sie 2011 durch die Anstellung im Bereich Marketing und Öffentlich-

Liner auf der Donau und Topwellness in der neuen Therme

aussichten für sie hatte, studierte sie Marketing­

Stahlfirma in Wien Wieden wollte

Wien. All diese Projekte und Umsetzungen haben eines

management. Ihre Aufgaben im Kunst Haus sind

er etwas Neues probieren. Das war

keitsarbeit ein fixer Bestandteil des

gemeinsam: Sie wurden von der Wien Holding realisiert.

im Aufsichtsbereich und im Einsatz als Guide an-

dann die Entschei­dung für Zuhdija,

Wien-Holding-Teams und macht im

Insgesamt 70 Unternehmen erfüllen ihre kommunale Auf-

gesiedelt. Ihrer Liebe zur Kunst konnte Lalaine

beim Unterhaltungs-Unterneh­m en

Management-Programm 2013 als

gabe und schaffen gleichzeitig einen Mehrwert und bessere

auch privat nie abschwören und so ist sie nach wie vor

Wiener Stadthalle anzuheuern.

bisher jüngste Teilnehmerin mit.

Lebensqualität für die Stadtbewohner. Diese Arbeit und

als Künstlerin in Wien tätig. Dabei experi­mentiert sie

Leis­tung, die zum Erfolg führt, wird in der Wien Holding von

liebend gern mit neuen Materialien, wie man auf ihrer

Mitarbeitern aus unterschiedlichen Ländern übernommen.

Homepage www.lalaine-art.com bewundern kann.

Fotos v. l. n. r.: © Felicitas Mattern, © Katrin Bruder, Foto 3 u. 4 © Eva Kelety

Bezahlte Anzeige

61


Das ist doch Ghetto Text: Clemens Neuhold Foto: Lucia Bartl

Mit seinem provokanten Buch »Wir kommen« landete der 25-jährige Linzer Inan Türkmen in den Bestseller-Listen und mitten in einem medialen Wirbelsturm. Jetzt will er nicht mehr der »Wuttürke« der Nation sein. Interview Wie hat dein Buch, das im Frühjahr

es ist scheißegal, woher du kommst.

2012 erschienen ist, dein Leben ver-

Ich bin weder Türke, Kurde noch Ös-

ändert?

terreicher. Also wie soll ich integriert

Direkt danach setzte es 80-Stunden-

sein?

Wochen zwischen Uni und Interviews. Die Reaktionen in den Medien und

Was hältst du von Sebastian Kurz?

Internetforen waren heftig. Das war

Er ist okay. Ich hab eine 50:50-

eine Zeit lang anstrengend, wenn

Meinung von ihm. Ab und zu sind

da alles auf einmal auf dich einpras-

gute Ideen dabei und ab und zu

selt. Da hab ich kurz nachgedacht,

greife ich mir als einer, der beide

ob das alles so gut war.

Seiten sehr gut kennt, auf den Kopf

Die Presse hat dich zum Wuttürken

auf so eine Idee? Wenn du heute im

und denke mir: Wie kommt man gemacht.

letzten Kindergarten-Jahr vor der

Bei einem der ersten Interviews

Volksschule in eine Vorbereitungs-

habe ich alles ironisch beantwortet.

klasse mit 20 Ausländern und einer

Sie fragten: »Warum bist du eigent-

Lehrerin kommst, ist das Ghetto,

lich so wütend?«, und ich hab gesagt,

das funktioniert nicht. Ohne so früh

ich wär’ halt immer wütend, schon

österreichische Mitschüler zu haben,

gleich nach dem Aufstehen. Ich wur-

hätte ich nie so gut Deutsch gelernt.

de ganz ernst zitiert, ohne Ironie! In

Ein verpflichtender Kindergarten von

den Medien geht das sehr schnell,

drei bis sechs Jahren: Das würde

dass man falsch dargestellt wird.

wirklich helfen.

Türkmens These – »Egal, ob ihr uns mögt oder nicht, ob

Bist du also eher der Guttürke, der

Das klingt nach einem politischen

ihr uns integriert oder nicht, ob ihr uns in der EU haben

Vorzeigemigrant?

Programm.

wollt oder nicht, unser Einfluss in Europa wird steigen.

Schon gar nicht. Ich hasse »Vor-

Für mich ist das ein soziale, keine politische Frage. Ich kriege auch ab

Denn wir sind jünger, hungriger und stärker als ihr.«

zeigemigrant«, das ist für mich ab-

Türkmen beschreibt in seiner Streitschrift »Wir kommen«

wertend gemeint. Ich habe keinen

und zu Anrufe, wo die Leute sagen:

die boomende türkische Wirtschaft auf der einen, und

Migrationshintergrund, ich bin in Ös-

»Hey, rede mit der und der Familie,

den wachsenden Einfluss der Auslandstürken in Ländern

terreich geboren und aufgewachsen.

die wollen die Kinder nicht jeden Tag in den Kindergarten schicken.«

wie Österreich oder Deutschland, auf der anderen Seite. Hältst du dich für gut integriert?

Ich versuche, den Eltern zu erklären,

Nein. Ich bin in Linz multikulti auf-

wie unglaublich wichtig ein regel­

gewachsen und froh darüber. Bei

mäßiger Kindergartenbesuch ist.

uns gibt es diese sinnlose Integra­ tionsfrage nicht. Wenn wir essen

62

Wie geht’s für dich nach dem Studi-

gehen, sitzt ein Kurde neben einem

um weiter?

Türken, ein Türke neben einem Öster­-

Ich werde auf jeden Fall in die

reicher, ein Österreicher neben einem

Türkei gehen und dann nach Linz

Rumänen. Wir sind eine Familie und

zurück. Dort bin ich zu Hause.


Schon mal gehört von? Von der gratis Nachhilfe für Schüler mit Migrationshintergrund bis zur kos­ten­losen Unternehmens­be­ra­ tung auf Türkisch: Diese Institutionen bieten umfassenden Service zum Thema Integration und Vielfalt.

Initiative Minderheiten

Verein Medien-Servicestelle Neue ÖsterreicherInnen

Mingo Migrant Enterprise

Caritas Lerncafés

Der »Verein zur Förderung des Zu-

Die Service-Ein­richtung ist eine An-

Die Start-up-Initiative »Mingo« der

Alle Kinder, ob mit oder ohne Migra-

sammenlebens von Minderheiten und

laufstelle für öster­reichische Journa-

Stadt Wien ist ein Serviceprogramm

tionshintergrund, sind in den Lern-

Impressum Medieninhaber:

Mehrheiten« engagiert sich seit 1991

listen. Die Medienservicestelle wurde

der Wirtschaftsagentur Wien. Es

cafés der Caritas willkommen. An

biber Verlagsgesellschaft mbH

für mehr Akzeptanz auf gesellschaft-

2011 von der Arbeiterkammer, der

richtet sich an Firmengründer, Jung-

22 Standorten österreichweit wird

Herausgeber und Chefredakteur:

licher und politischer Ebene. Ziel ist

Skills Group, des Vereins Wirtschaft

unternehmer und Selbstständige

kostenlose Lern- und Nachmittags-

Simon Kravagna

es, einzelne ethnische Minderheiten

für Integration und der Industriellen-

mit Migrationshintergrund und in-

betreuung angeboten. Ehrenamt-

Chefredaktion:

miteinander zu vernetzen und ihre

vereinigung gegründet. Sie liefert als

formiert in verschiedenen Sprachen

liche und hauptberufliche Mitarbei-

Clemens Neuhold,

Anliegen an die Öffentlichkeit zu

neutrale Informationsquelle Zahlen,

über Förderangebote rund um die

ter helfen beim Lernen sowie bei der

Marina Delcheva (stellv.)

bringen. Die Arbeit reicht dabei von

Daten und Fakten rund um das

Firmengründung. Das Service reicht

Vorbereitung auf Schularbeiten und

Gestaltung:

Informationsveranstaltungen bis zu

Thema Migration. Rechercheanfragen

von kostenlosen Workshops und

Tests. Weitere Informationen und

ortnerundweihs.com

Lobbying bei NGOs und Politik. Die

werden von jungen Journalisten,

Coachings bis zur Vermittlung von

Standorte der Cafés sind über die

Christoph Weihs (Art Direction),

Non-Profit-Organisation ist in Wien

manche davon mit Migrationshin-

günstigen Büros für den Firmen-

Homepage der Caritas abrufbar.

und Innsbruck tätig.

tergrund, unentgeltlich aufbereitet

start.

Melanie Gelbmann (Grafik), akirasakurai.com (Artwork)

und veröffentlicht. Verein zur Förderung

Anzeigen:

Wirtschaftsagentur Wien | mingo

www.caritas.at/hilfe-einrichtungen/lerncafes/

des Zusammenlebens von

Verein Medien-Servicestelle Neue

Ebendorferstraße 2

Minderheiten und Mehrheiten

ÖsterreicherInnen

1010 Wien

(Initiative Minderheiten)

Media Quarter Marx 3.4

www.mingo.at

Gumpendorfer Straße 15/13

Maria-Jacobi-Gasse 1

A-1060 Wien

1030 Wien

+ 43 (1) 966 90 01

+ 43 699 150 970 80

www.minderheiten.at

www.medienservicestelle.at

Irina Obushtarova Fotochef: Philipp Tomsich Lektorat: Sabine Schmidt Druck:

Diversity-Referat der Wirtschaftskammer Wien

Verein Wirtschaft für Integration

Das Diversity-Referat der WKW

Der seit 2009 bestehende Verein

Auflage: 55.000 Stück

Leykam Druck GmbH & CoKG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl

Österreichischer Integrationsfonds (ÖIF)

M-Media, Diversity Mediawatch Austria

berät Wiener Unternehmer, die die

sieht Mehrsprachigkeit und Zuwan-

Vielfalt ihrer Mitarbeiter (Gesch­lecht,

derung als Stärke des Wirtschafts-

Migrationshintergrund, Be­hin­der­ung,

standortes Wien. Als Hauptaufgabe

Kontakt:

Der ÖIF ist ein Fonds der Republik

M-Media unterstützt Migranten und

sexuelle Orientierung) im Unter­

sieht der Verein seine Tätigkeit im

BIBER Verlagsgesellschaft mbH

Österreich und Partner des Innen-

deren Medien bei der redaktionellen

nehmen fördern möchten. Das Refe­-

Bildungsbereich, aber auch den

Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien

ministeriums (BMI). Das Hauptan-

Erarbeitung von relevanten Themen

rat ist auch eine Anlaufstelle für

Kampf für Chancengleichheit am

Tel.: 01/957 75 28

liegen der schon 1960 gegründeten

und sieht sich als Brücke zu österrei-

Unternehmer mit Migrationshinter­

Arbeitsmarkt und die Bewusstseins­

redaktion@dasbiber.at

Organisation ist die Förderung der

chischen Mainstream-Medien. Ein­mal

grund und berät diese in ihrer Mutter­-

bildung und Information der Ge-

sprachlichen, beruflichen und gesell­-

wöchentlich erscheint in der Tages-

sprache. Zu den Tätigkeiten des

sellschaft über die Vorteile der Zu-

Es gelten die aktuellen

schaftlichen Integration von Mi-

zeitung »Die Presse« eine Migra­ -

Referats gehören Mentoring-Pro-

wanderung. Gegründet wurde der

Anzeigenpreise Dezember 2012.

granten in Österreich. Zu den Akti-

­tionsseite, die von M-Media-Redak-

gramme für migrantische Unter-

Verein 2009 von Ali Rahimi, einem

Alle Rechte vorbehalten.

vitäten zählen Sprachförderungen,

teuren gestaltet wird. Migranten

nehmer oder die Kontaktaufnahme

Unternehmer mit persischen Wur-

Das Magazin und alle enthaltenen

Projekt- und Bildungsförderungen,

und ihre unterschiedlichen Lebens-

mit Förderstellen. Jedes Jahr ver-

zeln, und Georg Kraft-Kinz, stell-

Text- und Bildbeiträge sind

Information der Öffentlichkeit zu den

welten sollen einer breiten Öffent­

leiht die WKW den mit 3.000 Euro

vertretender Generaldirektor der

urheberrechtlich geschützt und

Themen Integration und Migration

lichkeit frei von Klischees gezeigt

dotierten »DiversCity-Preis« an Un-

Raiffeisenbank NÖ-Wien. Der Rede­

geistiges Eigentum der jeweiligen

sowie Hilfestellungen bei der Integra­-

werden. Das Leistungsan­gebot des

ternehmer, die sich außerordentlich

wettbewerb

tion am Arbeitsmarkt. Der ÖIF un-

Vereins reicht von Medienberatung

um

unterschiedlicher

Schüler mit fremder Muttersprache

Für unverlangt eingeschicktes

terstützt das BMI bei der Umsetzung

für Orga­nisa­tionen bis zu Workshops

Herkunft oder unterschiedlichen Ge-

ist eines von vielen Förderprojekten

Text- und Bildmaterial wird keine

seiner Integrationsvereinbarungen.

und Trainings für Medienfachleute.

schlechts oder um Mitarbeiter mit

des Vereins.

Mitarbeiter

»Sag’s

Multi«

für

Behinderung bemühen.

64

Österreichischer

M-Media Verein zur Förderung

Integrationsfonds

interkultureller Medienarbeit

Autoren und Gestalter.

Haftung übernommen. Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.

Verein Wirtschaft für Integration WKW, Diversity-Referat

quartier21/MQ

Schlachthausgasse 30

Franz-Josefs-Kai 27/1

Stubenring 8-10

Museumsplatz 1e-1.4

A-1030 Wien

A-1010 Wien

1010 Wien

1070 Wien

+ 43 (1) 710 12 03-0

+ 43 (1) 533 87 47-36

+ 43 (1) 514 50 10 70

+ 43 (1) 944 48 46

www.integrationsfonds.at

www.m-media.or.at

http://wko.at/wien/diversity

www.vwfi.at

© 2012 biber UID ATU 6369 3346 FN 297923y

65


Redefreiheit

sponsoring.casinos.at Serviceline +43 (0) 50 777 50

Sie schreibt über Freiheit, redet gern über Demo­kratie und liebt Schokolade. Tahrin Alam hat im Vorjahr den Redewettbewerb »Sag’s Multi« gewonnen.

» Hiermit bitte ich die Anwesen­d en,

Text und Foto: Marina Delcheva

»aber wenn mich jemand fragt, wo-

alles Bedrückende wegzuden­ ken

her ich komme, antworte ich immer:

und für einen Moment die Person

‚aus Wien‘.« Tahrin gehört einer

zu sein, die man wirklich ist. Es

jungen Generation an, die nicht

ist höchste Zeit, sich aus dem auf-

mehr nach der Herkunft oder nach

gesetzten Lächeln, der erlogenen

der Religion fragt. Sie hat Freunde

Mimik, die unsere wahren Gesichter

mit den unterschiedlichsten Nach-

verbergen, zu befreien, die wir

namen und Hautfarben, ohne zu

einst aufsetzten, um von anderen

wissen, woher sie oder ihre Eltern

Personen Akzeptanz zu erlangen«,

stammen. »Ich werde eigentlich nur

schreibt die 15-jährige Tahrin Alam in

von Erwachsenen gefragt, wo ich

ihrer Siegesrede. Die Schülerin mit

herkomme, nie von Jugendlichen«,

bengalischen Wurzeln hat den Ju-

sagt sie. »Mittlerweile wundere ich

gendredewettbewerb »Sag’s Multi«

mich eher, wenn jemand ein echter

in der Kategorie der neunten und

Österreicher ist.«

zehnten Schulstufe gewonnen. Trotzdem gehört Tahrins Herkunft

Sags Multi

»Ich rede einfach gern, stunden-

zu ihrem Alltag. Ihre alleinerziehen-

lang; über Politik, Umwelt, über

de Mutter ist in der bengalischen

Der Redewettbewerb »Sag’s Multi« wird heuer

Freiheit, über Musik«, sagt sie und

Community stark verwurzelt und

zum vierten Mal vom »Verein Wirtschaft für Inte-

zupft die offenen Schuhbänder ihrer

versucht ihre beiden Töchter im

gration« (VWfI) veranstaltet. Mitmachen dürfen

»Doc Martens« zurecht. »Ich gehe

Sinne ihrer Herkunft zu erziehen.

Jugendliche zwischen 13 und 20 Jahren, die eine

zum Beispiel heikel mit dem Thema

Auch ihre Familiengeschichte lässt

andere Mutter­s prache als Deutsch haben.

Krieg um, der bringt keiner Seite

Tahrin nicht los. In ihrer Rede über

etwas. Und ich bin wirklich froh,

Freiheit spricht sie auch über ihren

Heuer starten 406 Teilnehmer aus sieben Bundes­-

dass die Amerikaner Obama ge-

bengalischen Großvater, der 1971

ländern in den Wettbewerb. Sie werden ihre Reden

wählt haben. Er wirkt kompetent

als Kriegsoffizier für die Unabhän-

zum Teil auf Deutsch und zum Teil in ihrer Mutter-

und nicht so kapitalistisch«, sagt die

gigkeit Bangladeschs gekämpft hat:

sprache verfassen. Dabei sind insgesamt 45 Sprachen

Schülerin des Schulschiffs in Wien.

»Ich frage mich schon seit Längerem,

vertreten – von Albanisch bis Urdu. Mit der Initiative

Der Kellner setzt ihr eine Jumbo-

wie weit die Menschen gehen wür-

möchte der VWfI die Mehrsprachigkeit von Jugend-

Tasse heißen Kakao vor. »Oh, meine

den, um Freiheit zu erlangen. Viele

lichen fördern. Auf die Gewinner warten Bildungs-

heiße Schokolade kommt. Ich liebe

Soldaten sterben im Kugelhagel

reisen in verschiedene Hauptstädte Europas. Die

Schokolade.«

eines Krieges, nur damit ihre Familien, ihre Freunde in Freiheit leben

Vorjahresgewinner haben Istanbul, Moskau und Brüssel besucht.

»Ich bin Wienerin« – Tahrins Eltern

können. Anhand meiner eigenen

kommen aus Bangladesch. »Ich

Familie kann ich sagen, dass man

Infos unter: www.sagsmulti.at

wurde von klein auf so erzogen,

bereit ist, das Leben dafür aufs Spiel

dass ich Bengalin bin«, erzählt sie,

zu setzen.«

66

Foto: Peter Svec

... zum Abschluss

ar r r, H e p Sop

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inos Ca s

tr Aus

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r ü f ! n n i n o w i e rat G g n i e t E In die Pl

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, den n e dia Geg die kas In nd e i u w oj ltig rri St ungen . ä f l a g e o vi ben. H Ström hinwe s t s i nd en r le de usik Höre üsse u Grenz enden . m t l l d lle ind un in f We a nn et. reten iese E über a r verb rden k d n i we ölke terp all d um erb er. k v ihre In rtiert Publik ieses V macht i met s o u s o e d g p M enen /Ga und ützt ans bar alle H in d ress tr kteure nterst spür t t t. n ane Exp indet A stria u gratio r Pl e d e 3 in verb nos Au mit Int 201 i r s a a a u C ekt, d ebr j 2. F 2 Pro . am u.a Live

Gut für Österreich.

67

h er osc H r a


Studierende und sozial benachteiligte Kinder lernen mit- und voneinander – eine Initiative mit Zukunft. Dass Kinder unabhängig von ihrer Herkunft eine Chance auf Ausbildung haben, ist eines der wichtigsten gesellschaftlichen Anliegen überhaupt. Darum haben Caritas, WU Wien und REWE International AG im Jahr 2010 die Initiative «Lernen macht Schule» ins Leben gerufen. Jährlich unterstützen seither rund 120 Studierende der WU als «Lernbuddys» unentgeltlich etwa 200 Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen. Die Aktivitäten reichen von Lernhilfe über gemeinsame Freizeitgestaltung bis hin zur Stärkung der Deutschkenntnisse. Aktuelle Infos zur Initiative «Lernen macht Schule» finden Sie unter www.lernen-macht-schule.at. 68


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