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Am 29. September finden die Nationalratswahlen statt. Wem ihr am letzten Sonntag dieses Monats die Stimme gebt, ist euer Geheimnis. Aber mit der großen biber-Mitmach-Kampagne „Ich bin Österreicher, ich geh wählen!“ wollen wir unsere wahlberechtigten Leser dazu auffordern, ihr Kreuzerl in der Kabine zu machen. Als Unterstützung haben wir uns berühmte Neoösterreicher aus Sport, Musik, Mode oder Medien geholt. „Auch, wenn ich im Ausland lebe, ist es wichtig, wählen zu gehen“, so Ausnahmetechniker und Stoke City-Kicker Marko Arnautović. Profiboxer Marcos Nader erinnert daran, dass
„vom Raunzen nix besser wird“ und Miss-Austria 2012, Amina Dagi, will der Partei die Stimme geben, die sich vor allem für Migranten einsetzt. Ihr wisst, was jetzt zu tun ist! Den Wecker am 29. September auf „Wählen“ stellen, Reisepass herauskramen und ein paar Schritte zum nächsten Wahllokal machen. Ausreden wie „Oh, ich hab’s vergessen“ oder „War bis spät Nachts in der Disko und habe deshalb verschlafen“ werden nicht akzeptiert. Die nächsten Wahlen sind erst wieder in fünf Jahren, da ist genug Zeit zum Feiern und Schlafen.
Von Amar Rajković und Adam Bezeczky
SASA SCHWARZJIRG, 27
ATV-MODERATORIN „„Wir Österreicher raunzen ja furchtbar gerne. Über alles! Wer nicht wählen geht, darf auch nicht raunzen! Er macht sich selber mundtot! Und, wenn ich eines nicht sein will, dann mundtot.“
MARKO ARNAUTOVIĆ, 24
FUSSBALLPROFI, STOKE CITY „Ich bin ein in Österreich geborener Österreicher. Auch wenn ich im Ausland lebe, ist es für mich wichtig, den Bezug zur Heimat in keinster Weise zu verlieren. Und dazu gehört für mich auch, wählen zu gehen. Soweit ich weiß, leben in Österreich knapp 20 % Österreicher mit Migrationshintergrund. Das ist eine ganze Menge! Sie gestalten dieses Land aktiv auf vielen Ebenen mit. Nachdem ich mich selbst jung fühle und schon Familie habe, ist mir eine, in die Zukunft schauende, Jugend- und Familienpolitik wichtig. Und natürlich der Sport, besonders der Fußball. Im Nationalteam leben wir Völkerverbindung!“
WIR 6
NAZAR, 28, RAPPER
„Ich möchte klarstellen, dass ich mich trotz meiner persischen Wurzeln als Teil dieses Landes sehe und mir das nicht durch Vorurteile anderer nehmen lasse. Deshalb sage ich auch ganz bewusst ‚WIR Österreicher‘! Also, wir Österreicher sind ein Volk, das fast schon notorisch unzufrieden ist. An allem und jedem wird herumgemeckert, jeder weiß alles besser, aber kaum einer versucht wirklich etwas zu ändern. Wenn man schon aktiv nichts beisteuert, sollte man mindestens passiv an der politischen Gestaltung des Landes teilnehmen und deshalb unbedingt wählen gehen und seine Stimme der Partei geben, die am ehesten die eigene Meinung vertreten kann. Das Privileg, in einer Demokratie zu leben und die Möglichkeit zwischen so vielen verschiedenen Parteien zu haben, ist ein Geschenk, das für die Menschen hier leider zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Wer den Wert einer freien und fairen Wahl erfahren möchte, dem empfehle ich, ein kurzes Gespräch mit meinen Verwandten im Iran.“
ÖSTERREICHER GEHEN WÄHLEN! DIE ZUKUNFT UNSERES LANDES GEHT UNS ALLE AN! DESWEGEN DER APPELL VON PROMIS WIE KICKER ARNAUTOVIĆ, RAPPER NAZAR ODER DITECH-GRÜNDERIN IZDEBSKA. „LEUTE, GEHT WÄHLEN!“
POLITIKA & GESELLSCHAFT
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DITECH-GRÜNDERIN „Jeder Bürger, der in Österreich wohnt und in Österreich Steuern zahlt, gestaltet die Zukunft dieses Landes. Das Wichtigste ist derzeit, die Wirtschaft zu stabilisieren. Täglich lesen wir in den Nachrichten über neue Konkurse und Menschen, die arbeitslos werden. Dieser Zustand ruiniert die Zukunft des Landes und sorgt nachhaltig für Verunsicherung und Armut. Es ist eine Spirale, die durch kluge Maßnahmen unterbunden gehört.“
ISMET ÖZDEK, 34
MARCOS NADER, 23
TANZSCHULLEHRER & OPERNBALL-CHOREOGRAF „Es geht um meine Zukunft und die Zukunft meiner Kinder. Auch wenn ich nicht hier geboren wurde, will ich mitbestimmen wie Österreich im Jahr 2030 aussieht.“
ditech.at, tina herzl, petra rautenstrauch, marko mestrovic, stefan tauber, philipp tomsich, sia kermani, lucia bartl, Starpix / picturedesk.com, Ferrigato Roland / Verlagsgruppe News / picturedesk.com
ALEKSANDRA IZDEBSKA, 36
PROFIBOXER „Es ist eine Sauerei, wenn man nur zu Hause sitzt und über die Politik schimpft. Das Wahlrecht wurde schwer erkämpft, deshalb sollte man es unbedingt nutzen.“
AMINA DAGI, 19
MIJA FRIEDLÄNDER-CHON, 57
MISS AUSTRIA 2012 „Weil für mich als österreichische Bürgerin die Zukunft unseres Landes wichtig ist und die migrantenfreundlichen Parteien mehr Stimmen bekommen.“
AKAKIKO-GRÜNDERIN „Mit dem Gang zur Urne zeigt man Respekt vor dem Land und nimmt die Pflicht als Bürger wahr, die Stimme abgeben zu dürfen. Ich wünsche mir, dass die Parteien nicht nur vor Wahlen die Themen so intensiv in der Öffentlichkeit diskutieren, sondern auch in der dazwischen liegenden Zeit. Vor den Wahlen ist immer viel Action, ansonsten ist es aber viel zu ruhig.“
MIKE GALELI, 45
SCHAUSPIELER „In der Türkei haben Menschen ihr Leben verloren, um für das Wahlrecht zu kämpfen. Wir haben die Möglichkeit, zu wählen, also sollten wir dies auch in Anspruch nehmen.“
RAF CAMORA, 29
PRODUZENT & RAPPER „Wenn man sich im Vorhinein ausschließt, hat man im Nachhinein kein Mitspracherecht mehr.“
LIU JIA, 31
MORTEZA TAVAKOLI, 32
SCHAUSPIELER „Ich wünsche mir von der Politik, dass wenigsten 80% der Wahlversprechen umgesetzt werden. Ich möchte nicht als Wähler in Nachhinein bemerken, dass mir nur Honig um den Mund geschmiert wurde, um an meine Stimme zu kommen.“
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POLITIKA & GESELLSCHAFT
ESER ARI-AKBABA, 33,
TV-MODERATORIN „Jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, der seinen Lebensmittelpunkt in Österreich hat, sollte auch das Recht auf Mitbestimmung haben.“
FADI MERZA, 35
KICKBOXER „Weil die Österreicher mit Migrationshintergrund ein Bestandteil der Gesellschaft und Kultur dieses Landes sind und wir ebenfalls die gleichen Rechte und Verpflichtungen haben. Mit Wählen kannst du etwas Positives beitragen und Dinge verändern!“
TISCHTENNIS-PROFI „Ich bin froh und stolz darauf, die Chance zu haben, um mein Recht und meine Meinung durch die Wahl vertreten zu dürfen. Demokratie lebt von der Teilnahme. Auf Grund meiner chinesischen Herkunft weiß ich es zu schätzen.
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INHALT 04 Faces of the month
biber-Redakteurin Menerva heiratete in Ägypten – trotz Chaos auf den Straßen.
18 Ivanas Welt: Gesichter des Leids POLITIKA
22 Rote Feministin, muslimischer ÖVPler und eine
Menschenrechtlerin. Streitgespräch zw. den migrantischen Kandidaten von Rot, Schwarz und Grün. Nurten Yilmaz, Asdin El Habbassi und Alev Korun.
30 Du sagst mir, wie du wohnst und ich sag’ dir, wer du
bist: Österreichs Politiker zeigen uns ihre RückzugsRefugien.
40 Wahlen total: Boxer für einen Pensionisten, warum
Nemo die FPÖ wählt und deutsche Parteien nix gegen Doppelpässe haben.
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HOLLYASYL
In der beschaulichen Kulisse der Tiroler Berge streben junge Asylwerber den großen Traum an – Schauspieler werden. Beim „Tatort“ durften sie schon mal ran.
QUOTENMIGRANTEN WIDER WILLEN
Sie sind Politiker und wollen nicht mehr als Migranten gesehen werden. Nurten Yilmaz, Asdin El Habbassi und Alev Korun über Türkisch in der Schule, Staatsbürgerschaften und Politikerträume.
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ANGRABEN ERLAUBT
Sie sind Anfang 20, gut aussehend und tragen den Spitznamen „Goldgräberinnen“. In Nobelhotels von Sofia tummeln sich junge Bulgarinnen in der Hoffnung, reiche Geschäftsmänner zu treffen.
BALKANSTRASSE 2.0
Von uns wird sie nur „Balkanstraße“ genannt. Die Straße unserer wildesten Jugendsünden wurde erneuert und mit Grünflächen bereichert. Doch, taugt das den Bewohnern?
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DA, WENN MAN IHN BRAUCHT
Nenad Bjelica hat Austria Wien n die Champions League geführt. Der Nachfolger von Peter Stöger über Egos im Team, Krieg in und den Traum, in Deutschland zu coachen.
ZU HAUS‘ BEIM PETZNER
Karl Marx am Klo, Bettkoje unterm Dach und Fahrrad im Vorraum. Österreichs Politiker öffnen die Pforten zu ihrem privaten Reich.
RAMBAZAMBA
46 Ihre Füße tun ihr noch immer weh. biber-Redakteurin Marina mischte sich mit High Heels unter die Goldgräberinnen Bulgariens. Junge Frauen, die in teuren Hotels auf reiche Ausländer warten.
50 Chinesisch essen, aber richtig! Nicht im Reis
herumstochern, dem Ältesten die Delikatessen auf den Teller servieren und niemals Stäbchen ins Essen stecken.
60 Die biber-Community geht wählen! Antun, Mustafa und Tamer sind drei der 25 Wahlbotschafter. Und was macht ihr am 29. September?
66 Schüler-Redakteur Johannes weiß ganz genau: Er will
studieren. Stundenlange Orientierungstests sollen ihm die Wahl erleichtern. Wir verraten schon einmal: Sie haben es nicht getan
SPORT
70 Interview: „Wenn die Mannschaft verliert, ist der
Trainer schuld.“ Nenad Bjelica will mit Austria Wien den Titel verteidigen und hat ähnliche Träume wie sein Vorgänger Peter Stöger.
KOLUMNE
78 Die Leiden des jungen Todor: Wie kann ein
Zahnpasta-Model für Nächstenliebe werben?
Coverfotos: Sia Kermani, Marko Mestrović, Stefan Tauber Fotos: Christoph Liebentritt, Amelie Chapalain, Susanne Einzenberger, Marko Mestrović, Susanne Einzenberger, Philipp Tomsich
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AUSERWÄHLT
IMPRESSUM MEDIENINHABER: Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR: Simon Kravagna
Was haben Kurier, Standard, Heute, Kleine Zeitung, Ö1, PULS 4 und Ö3 gemeinsam? Sie berichteten alle über die biber-Pressekonferenz zur Wahlkampagne „Wir sind Österreicher, wir gehen wählen.“, die im Cafe Landtmann stattfand. Promis wie Marko Arnautovic, Di-Tech Chefin Aleksandra Izdebska, Kickbox-Weltmeister Fadi Merza oder Model Amina Dagi unterstützen unsere überparteiliche Initiative, Neo-Österreicher zu motivieren, wählen zu gehen. Bei so einer großen Medienpräsenz sind wir uns sicher, dass wir viele Menschen erreicht haben. Danke an unsere Medien-Kollegen für die Verbreitung der Nachricht! Jetzt liegt es an Euch, Leute. Wir sehen uns in der Wahlkabine.
STV. CHEFREDAKTEUR: Amar Rajković ONLINE: Teoman Tiftik
ART DIRECTOR: Dieter Auracher
CHEFICA VOM DIENST: Delna Antia
LEKTORAT: Eldina Slipac
LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer ANZEIGEN: Bernhard Friedrich, Irina Obushtarova
REPORTERIN: Marina Delcheva
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller
AKADEMIELEITUNG: Marina Delcheva KOLUMNIST/INNEN: Ivana Martinović, Todor Ovtcharov FOTOCHEF: Marko Mestrović MARKETING & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT: Irina Obushtarova
Bussi, poljubac, öpücükler
REDAKTION & FOTOGRAFIE: Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Kardelen Ari, Stephanie de la Barra, Lucia Bartl, Muhamed Beganović, Adam Bezeczky, Milena Borovska, Ayper Cetin, Amélie Chapalain, Maida Dedagić, Amra Ducić, Ali Cem Deniz, Nana Egger, Susanne Einzenberger, Armand Feka, Thomas Frank, Matthias Fuchs, Menerva Hammad, Tina Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal, Anna Koisser, Fabian Kretschmer, Reinhard Lang, Lyudmila Gyurova, Sophie Kirchner, Andreas Marinović,
Marko Mestrović
Eure Redaktion Breite Wahlmobilisierungsfront: von links nach rechts: Fadi Merza, Mi-Ja Chon, Nazar, Eser Ari-Akbaba, Mike Galeli
Maria Matthies, Marko Mestrović, Ivana Martinović, Jeta Muarami, Momčilo Nikolić, Marie-Noel Ntwa, Elsa Okazaki, Aurora Orso, Anastasia Osipova, Todor Ovtcharov, Jelena Pantic, Michele Pauty, Senad Pintol, Magdalena Possert, Marian Smetana, Vanessa Spanbauer, Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić, Julia Svinka, Reka Tercza, Teoman Tiftik, Bahar Tugrul, Aleksandra Tulej, Filiz Türkmen, Magdalena Vachova, René Wallentin, Artur Zolkiewicz
GESCHÄFTSFÜHRUNG: Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna, Bernhard Friedrich. KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien Tel: +43/1/ 9577528 redaktion@dasbiber.at marketing@dasbiber.at INTERNET: www.dasbiber.at
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FACES OF THE MONTH
Du bleibst jetzt bei mir! biber-Redakteurin Menerva lässt ihren Mann nicht mehr los.
MEIN TRAUM IN BLAU SCHON ZWEI JAHRE TRÄUMTE ICH DAVON, DIE LIEBE MEINES LEBENS ZU HEIRATEN. ENDLICH IST ES VOLLBRACHT! SELBST DAS POLITCHAOS IN MEINER ÄGYPTISCHEN HEIMATSTADT ALEXANDRIA KONNTE UNS NICHT DARAN HINDERN. Von Menerva Hammad
Während sich ganz Ägypten um die Politik sorgt, kreisen meine Gedanken um mein Hochzeitskleid. Jede Braut kennt das. Wochenlang am Suchen nach dem richtigen Kleid, hätte ich fast den allerletzten Geduldsfaden verloren. Alles voller Pailletten, oder noch schlimmer: in Neonfarben. So konnte ich doch nicht heiraten! Und dann, völlig unerwartet, strahlte mich ein hellblaues Kleid an und es war Liebe auf den ersten Blick – gekauft! Ihr fragt euch sicher, warum heiratet sie nicht in Weiß? Weil nach ägyptischem Brauch die Braut nur dann Weiß anzieht, wenn sie mit ihrem Mann zusammenwohnt. Mohamed lebt in Alexandria und ich in Wien. Hier in Ägypten wollen wir unsere Liebe allen zeigen und uns für ewig binden. STOLZE OMI Im Trauungssaal angekommen, sah ich viele vertraute Gesichter. Verwandte, Freunde, sogar meine Omi, die eigentlich kaum gehen kann – alle feierlich angezogen und stolz bis über beide Ohren. Rund hundert Personen wollten Zeugen dieser Stunde sein, jener Stunde, die mich von einer Tochter zur Ehefrau macht. Mindestens genauso viele konnten aufgrund der verhängten Ausgangssperre nicht aus Kairo einreisen. Als Mohamed und ich eintrafen, wurden alle laut, Küsse hier und Jubel dort. Der Saal war in einer Moschee, die sich inmitten eines riesigen Irrgartens in Alexandria befindet. Plötzlich wurde es still. Der Imam, der uns traute, betrat den Saal. Minuten später ernannte er uns zu Mann und Frau. Ich konnte es kaum fassen, bekam Geschenke zugesteckt und mein Gesicht war voll von Abdrücken fremder Lippen. Jeder wollte mit uns aufs Foto, oder zumindest einmal abdrücken, während wir vor der Kamera rumblödelten. Dabei entstand auch dieser Schnappschuss. Danke, Mama! Und nächstes Jahr zieht mein Mohamed nach Wien, dann heirate ich in Weiß! 14
FACE OF THE MONTH
FACE OF THE MONTH
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DIE QUOTE ERLEDIGT NICHT DEN JOB! VON MARINA DELCHEVA
Jedes Mal, wenn ein Migrant Karriere macht, kommt sofort der Vorwurf des Quotenmigranten. Dabei wollen die meisten einfach nicht mehr nur am Bau arbeiten oder Toiletten putzen.
Alev Korun, Nationalratsabgeordnete der Grünen; Eser Ari-Akbaba, Wettermoderatorin bei der Zeit im Bild; Asdin El Habbassi, Kandidat zum österreichischen Nationalrat der ÖVP – sobald jemand mit sogenannten internationalen Wurzeln die Karriereleiter emporsteigt und das auch noch für die Öffentlichkeit sichtbar, muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, ein Quotenmigrant zu sein. Solche Zuschreibungen passieren dann ganz (medien)öffentlich. Dabei ist natürlich nie die Rede von einem Quotenchristen oder einer Quotenfrau – und wenn, dann fällt diese Bezeichnung hinter vorgehaltener Hand und ist zumindest nach außen verpönt. Vor 20 Jahren war es noch undenkbar, dass eine Türkin das Wetter moderiert oder ein praktizierender Moslem für eine christlich-konservative Partei ins Parlament geht. Letzteres wird auch heute noch in Frage gestellt. Bis vor kurzem waren nicht-österreichische Namen höchstens auf den Personalkärtchen von persischen Ärzten im AKH zu lesen. Sie wurden aber nicht bei Interviews im Fernsehen eingeblendet und waren nicht in der Bundespolitik präsent. Und weil das jetzt langsam und sehr zaghaft passiert, gehen alle davon aus, dass nur die Herkunft ausschlaggebend für die Personalentscheidung war. Es ist für Parteien und Unternehmen in Zeiten der Weltoffenheit und Toleranz selbstverständlich imagefördernd den einen oder anderen Migranten auf sein Plakat zu klatschen oder bei Presseterminen vorzuführen. Schließlich haben viele Konsumenten und Wähler einen migrantischen Background. Aber warum fragt niemand, weshalb gerade diese eine Person von über einer Million Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich für diese konkrete Position ausgewählt wurde? Warum ein Austro-Marokkaner muslimischen Glaubens und nicht ein Bosnier oder Türke für den Nationalrat kandidiert? Warum gerade diese eine dunkelhäutige Moderatorin die Nachrichten verliest und nicht jemand anderes mit Kopftuch, dunkler Haut oder asiatischen Gesichtszügen? Zum sogenannten Quotenmigrant gehört ein bisschen mehr dazu als zufällig in einem anderen Land geboren worden zu sein oder ausländische Eltern zu haben. Das Migrant-Sein an sich kann nämlich keine Menschen operieren, kein Unternehmen leiten und auch keine Nachrichten vor der Kamera verlesen. 16
uch Du willst a Month Fan of the werden? it ein Bild m Sende uns agazin an M R E B I B einem sbiber.at online@da
ICH BIN ZU FETT FÜR´S BALLET! VON MENERVA HAMMAD
Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus. Männer mögen Fußball, Frauen mögen Schuhe.Männer können nicht zuhören, Frauen können nicht einparken. Bla-bla-bla. Nur vier Stunden hielt ich es als Vegetarierin aus, dann wurde ich von einem Hamburger verführt. Und wenn ich sein soll, was ich esse, dann will ich lieber eine Sachertorte sein als eine Karotte. Ich werde niemals Größe 34 tragen und das nicht, weil ich meinen Körper hasse, sondern weil ich ihn liebe. ÜBERALL SCHLANKE BEINE Egal wohin ich schaue, ich sehe nur schlanke Beine und schaue ich auf meine eigenen, ist es so, als würden die Beine dreier Frauen zusammenkleben. Wie jede andere Frau habe ich Diäten ausprobiert, Kalorien gezählt, nix gezählt (weil nix gegeessen), gegeessen und Sport gemacht, Entgiftungstees getrunken....ich nahm auch ab und dann rasant wieder zu , ab, und zu und ab und zu....der berühmte Teufelskreis des Jojo-Effekts war mein bester Feind! ENGE HOSE Eines Tages kaufte ich mir eine 34er Jean und probierte sie an. Sie reichte mir gerade einmal bis zu den Knien. Meine Oberschenkel weigerten sich in dieses enge Stückchen Stoff hineinzupassen und von meinem Po will ich gar nicht anfangen, immerhin habe ich ja einen, der zwei Frauen gehören könnte! Ich sah in den Spiegel und heulte los! „Ich esse nie wieder etwas!“ Natürlich habe ich sofort danach gegessen - zum Trost halt. Und so marschierte ich im Leben, in einem Körper, den ich nicht wirklich mag und mit einem Appetit der einfach nicht gezügelt werden will. Es ist ja nicht so, dass ich zu viel esse, es
FA N OF TH E MO NT H
GS TOP 3 BLO
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n ir alle kenne w ie d , n e p book Ty Die 10 Face ndes er dieses La g ü tr e lb y s A Die wahren ht! SMILEY“ „Ich lese nic
ist nur so, dass das was ich esse, gut schmeckt „Ich bin eine Frau und kein Fahrrad. Ich muss nicht schlank sein, um glücklich zu sein. Ich und oft macht das fett. muss einfach nur meinen Körper lieben, egal welche Figur ich habe.“ Was für ein AHAICH MUSS EINFACH NUR MEINEN Elebnis: Die ganze Zeit griff ich meinen KörKÖRPER LIEBEN Irgendwann habe ich auf eine Freundin ge- per an! Ich arbeitete gegen mich selbst und troffen, die zwar „mollig“ ist, aber – so wie es hasste mich für jeden Bissen, den ich doch so scheint – doch selbstbewusst. Ich fragte sie ein- genoss.... fach direkt, wie das mit dieser Figur sein kann. Sie konnte nicht mehr aufhören zu lachen, so ENDLICH VERLIEBT – IN MICH SELBST als würde sie in mir ihr altes Spiegelbild sehen. Das ist schon Monate her und seitdem habe
Valentina ich zehn Kilo abgenommen – ohne zu hungern! Trotzdem gehe ich gerne zum Chinesen, esse Eis oder trinke ein Cola. Ich bin nur nicht mehr so fixiert aufs Abnehmen. Und obwohl ich doch eher füllig bin, fühl ich mich wohl. Nicht, weil ich abgenommen habe, aber weil ich gelernt habe, meinen Körper zu lieben. Und auch wenn ich immer zu fett für´s Ballet bleibe und mir die 34er Hose niemals passen wird: In meiner 38er Jean fühl ich mich fabelhaft.
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IVANAS WELT Von Ivana Martinovic´
GESICHTER DES (MIT)LEIDS Auf dem Foto war ein kleines, achtjähriges Mädchen zu sehen. Sie lächelt, in ihrem welligen, schulterlangen Haar trägt sie eine hübsche Schleife seitlich ihrer Schläfe. Daneben ist das Foto eines zehnjährigen Jungen mit süßem Seitenscheitel. Er sitzt auf dem Schoß seiner Mutter, auf ihrer Bluse ist ein Judenstern. Neben den Fotos in der jüdischen Prager Synagoge ist die Beschreibung über sie zu lesen. Sie wurden in Auschwitz von den Nazis getötet. Wie? Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken beim Gedanken, wie dieses lächelnde Mädchen mit Schleifchem im Haar zu Tode gekommen sein muss. In dieser Synagoge ist auch eine Wand mit unzähligen Namen anderer Opfer. Sie füllen den ganzen Raum, in kleinen Buchstaben mit Geburtsjahr und Todesjahr geschrieben. Die Gesichter dieser Kinder haben sich in meinem Kopf eingebrannt. Sie geben ihrem Schicksal und der Tatsache, wozu Menschen im Stande sind, ein Gesicht– grausam zu töten!
Foto: Igor Minic´
IKONEN ZUM WACHRÜTTELN
In Ivanas WELT berichtet biber-Redakteurin Ivana Martinović über ihr daily life.
Nachdenklich spazierte ich auf den Straßen in Prag und grübelte über die Gegenwart. In meinem Kopf schwirrten Gesichter des Leids herum, die viel stärker in Erinnerung bleiben als Statistiken und Namen. Weinende Frauen aus dem Bosnienkrieg, Plakate von Nachbarn in Not, hungernde Kinder in Afrika, die Frau im roten Kleid bei der Erdogan’schen Wasserwerfersäuberung, das pakistanische Mädchen, dem die Taliban in den Kopf schossen, weil sie zur Schule gehen wollte, nur um wenige Beispiele zu nennen. Scheinbar braucht jede menschliche Tragödie Ikonen des Leids, um Menschen wachzurütteln und ihnen ins Bewusstsein zu rufen, dass es nicht vorbei ist.
BAD NEWS ENTERTAINMENT DER WOHLSTANDSGESELLSCHAFT
Malala war 15 als ihr die Taliban in den Kopf schossen. Sie wurde vom "Time"Magazin zu den 100 einflussreichsten Personen gewählt.
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BILAWAL ARBAB / EPA / picturedesk.com
Gesichter des Leids rütteln wach – für wie lange? Während wir darüber in der Zeitung lesen, in der U-Bahn, auf dem Weg in die Arbeit oder ins Schwimmbad und daneben über die Hitzewelle klagen? Plakate von Hilfsorganisationen oder Aufmacherfotos der Medien über das fremde Leid kommen mir für die Wohlstandsgesellschaft wie Entertainment vor. Wie ein Drama im Kino, das dem Publikum Gesichter präsentiert, um auf das Leid dieser Welt aufmerksam zu machen. Für den Nichtbetroffenen nur wie ein Film, weil es einen nicht selbst betrifft. Emotionen und Mitleid flackern während dem Lesen auf, vielleicht wird sogar eine Träne verdrückt, wie im Film. Ist die Geschichte vom Tisch, ist das Leid meistens vergessen. Aber es existiert noch bei den Menschen, die es betrifft, überall auf der Welt. Wie bei den abgeschobenen Asylwerbern aus dem Servitenkloster, die aus den Medien verschwanden und somit auch aus den Köpfen der anderen. Aber sie existieren noch, oder auch nicht.
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SIE SIND DIE 1,6 PROZENT! (VON LINKS NACH RECHTS) NURTEN YILMAZ (SPÖ), ASDIN EL HABBASSI (ÖVP), ALEV KORUN (DIE GRÜNEN)
„UM GOTTES WILLEN, UNSER LAND GEHT UNTE R“ Nurten Yilmaz (SPÖ), Asdin El-Habbassi (ÖVP) und Alev Korun (Grüne) werden als einzige Abgeordnete mit internationalen Wurzeln nach den Wahlen im Parlament sitzen. Ein Streitgespräch über linke Träumereien, Türkisch als Maturafach, Parallelgesellschaften und den Makel, anders zu sein. Von Amar Rajković und Marko Mestrović (Fotos)
DER ANFANG AUGUST vorgelegte Integrationsbericht bestätigt es: Österreich ist ein Einwanderungsland mit knapp 20% Migrantenanteil. Trotzdem sitzt mit Alev Korun bis jetzt nur eine Politikerin mit entsprechendem Background im Nationalrat. Auf die 183 Sitze gerechnet ergibt das eine Quote von 0,5%! Nun schicken auch die Koalitionsparteien ÖVP und SPÖ ihre Migranten in die Wahlschlacht für den 29. September – den marokkanisch-stämmigen Obmann der Jungen ÖVP in Salzburg, Asdin El-Habbassi, und die Ottakringerin und bekennende Feministin Nurten Yilmaz, deren Eltern 1966 aus der Türkei nach Österreich einwanderten. Da alle drei Kandidaten auf einem aussichtsreichen Platz gereiht sind, wird der kommende Nationalrat immerhin 1,6 Prozent an Abgeordneten mit Migrationsbackground aufweisen.
biber: Woher kommt ihr und wie definiert ihr
eure Identität? NURTEN YILMAZ: Ich bin von den Eltern aus der Türkei mitgebracht worden. Ich bin allerdings sehr froh, dass ich in Österreich aufwachsen konnte. Meine Identität ist vielschichtig: Bin sowohl Türkin, Österreicherin, Wienerin als auch Europäerin. ALEV KORUN: Ich komme aus dem 17. Bezirk, davor habe ich lange im 3. gewohnt und davor in Innsbruck. Ich finde es schade, dass auch beim biber mit der Identitäts-Frage begonnen werden muss, ich bin ein Mensch, der seit über 25 Jahren in diesem Land lebt und der die ersten 19 Jahre seines Lebens woanders gelebt hat – in der Türkei. ASDIN EL HABBASSI: Ich bin gerade ein Salzburger in Wien und sehe mich als Österreicher, als Europäer und bin auch stolz auf meine marokkanischen Wurzeln. Ich glaube, dass Identität weit mehr ist als die Antwort auf die Frage: „Woher komme ich?“ oder „Was haben meine Eltern für ein Herkunftsland?“ Ihr seid in euren jeweiligen Parteien die einzigen Migranten, die nach den Wahlen im Parlament vertreten sein werden. Seht ihr euch als Quotenfüller?
EL HABBASSI: Wenn ich als Salzburger in Wien als Quotenmigrant gelte, dann bin ich das gern. Ich glaube, wir brauchen mehr Buntheit in Österreich. Viel wichtiger ist es, dass ich aus der Jugend- und Bildungspolitik bin und nicht, woher ich komme. Die Tatsache, dass du als praktizierender Moslem in der Christlichen Volkspartei bist, sorgte für einigen Tumult, selbst innerhalb der Partei. EL HABBASSI: Ich glaube, dass manche Medien das gerne machen, weil sie Schlagzeilen brauchen. Die ÖVP habe ich als weltoffene und zukunftsorientierte Partei wahrgenommen und kennengelernt. KORUN: (unterbricht) Und die Wortmeldung von Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel, Migranten würden Stimmen kosten? EL HABBASSI: Frau Stenzel hat mich nicht namentlich erwähnt. YILMAZ: Die Frage, die sich stellt: „Wie präsentiert dich deine Partei?“ Und bei dir war das die erste Information: praktizierender Moslem. EL HABBASSI: Das ist das, was die Zeitungen geschrieben haben. YILMAZ: Das darf man nicht zulassen und keine Auskunft über seinen Glauben geben. Kein Journalist würde einen Österreicher in der Fastenzeit fragen: „Sind sie praktizierender Christ?“
KORUN: Interessant finde ich, dass bei anderen Leuten, die Deutsch als Muttersprache haben, nie gesagt wird: „Du bist doch sicher zum Zug gekommen, weil du kein Migrant bist.“ Frau Korun, ist die ÖVP aufgrund der KandiDas ist ein Makel, der den Minderheiten im- datur von El-Habbassi plötzlich eine gute Wahl für Migranten? mer auf die Stirn gepickt wird. 22
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„STAATSBÜRGERSCHAFT IST EIN HOHES GUT, DAS MAN NICHT JEDEM NACHSCHMEISSEN DARF.“ ASDIN EL HABBASSI
KORUN: Nein. Ich habe ein konkretes Beispiel: Ein Vater, den ich aus dem Kindergarten meiner Tochter kenne, ist Opernsänger mit bosnischen Wurzeln, lebt jetzt seit 13 Jahren im Land und hat eine Lücke von ganzen drei Tagen im Visum. Deswegen wird ihm die Staatsbürgerschaft verwehrt. Das ist ein konkretes Gesetz, das die Unterschrift von der ÖVP trägt. Sich hinzustellen und zu sagen, wir sind eine ganz offene Partei, weil bei uns ein praktizierender Muslim kandidiert, ist zu wenig. EL HABBASSI: Wir sagen in der ÖVP, dass Staatsbürgerschaft ein hohes Gut ist, das man nicht jedem nachschmeißen darf. Nur jemand, der was leistet, soll auch die Möglichkeit haben, früher eine Staatsbürgerschaft zu bekommen.
Leistung und Integration – das ist ja nichts KORUN: Ich finde es lustig, dass das Integrationsstaatssekretariat, welches von den Grünen, Schlechtes, oder? der Caritas und MenschenrechtsorganisatiKORUN: Dass Migranten und Migrantinnen onen fast Jahrzehnte lang gefordert wurde, nun zum Land was beitragen sollen ist nichts von der ÖVP besetzt ist. Wir Träumer haben Neues. Dieses Leistungsmantra ist total „retro“, offensichtlich gut geträumt, so gut, dass Herr weil man seit den 60ern den Migranten nichts Kurz sich auf diesen Stuhl gesetzt hat. anderes predigte als: „Hackl gefälligst und zah- EL HABBASSI: (unterbricht) Ich freue mich, le deine Steuern!“ Das taten die Leute dann dass die Grünen Sebastian Kurz ins Integratiauch. Der ÖVP geht es nicht um Leistung, onsstaatssekretariat geträumt haben. sondern um höheres Einkommen. Die Billa- KORUN: Na, na, jetzt verdrehen Sie mir das Kassiererin verdient nicht genug, deswegen Wort im Mund. darf sie nicht Österreicherin werden. YILMAZ: Für eine Partei, die sich über 100 Was halten Sie vom türkischen PremierminiJahre gegen Integration gewehrt hat, tut sich ster Erdoğan, Frau Yilmaz? was in der ÖVP. Wir brauchen trotzdem grundlegende Gesetzesänderungen, kein Ge- YILMAZ: Die AKP ist nicht meine Partei und setz wurde so oft wie das Staatsbürgerschafts- Premier Erdogan nicht mein Premier. Punkt! recht geändert. Das ist der Beweis dafür, dass Ich wünsche mir, dass sich die Menschen, die hier mit ihren Kindern und Enkelkindern lekeiner damit zufrieden ist. KORUN: Tatsache ist, dass die Gesetze von ben, genauso leidenschaftlich für das Hier und Da interessieren, wie für die Politik in der der ÖVP und SPÖ beschlossen wurden. YILMAZ: (aufgebracht) Ich weiß, aber was Türkei. KORUN: Mich interessiert, was diese Leute in soll ich jetzt machen? Österreich politisch denken und wo sie die ZuFrau Yilmaz, warum hat es ihre Partei zugel- kunft des Landes sehen. assen, dass die ÖVP das Integrationsstaatssekretariat besetzt? Schließlich wählen traditionell besonders viele Migranten die SPÖ. YILMAZ: Ich weiß es nicht. Herr El Habbassi, sehen sie das Amt bei der ÖVP gut aufgehoben?
ch Alena Rückenba egenz , Br Maturantin, 20
„In der Schule lernen wir zu wenig davon, was für uns im Hier und Jetzt wichtig ist. Nur mit Politik- und Wirtschaftsunterricht sind wir gerüstet für das Leben dort draußen.“
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„AKP IST NICHT MEINE PARTEI, ERDOGAN NICHT MEIN PREMIER.“
NURTEN YILMAZ EL HABBASSI: Ja, absolut. Sebastian Kurz hat mit seinem lösungsorientierten, sachlichen Stil die Debatte belebt und ihr die negative Dynamik genommen. Wir müssen von der rechten Das heißt auch, dass diese Leute beispielsweise Hetzkultur á la FPÖ genauso weg wie von der in Türkisch maturieren können? linken Multikulti-Träumerei. KORUN: Ja. Nachdem Jugendliche heute Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Linke Multikulti-Träumerei, das haben Sie Tschechisch, Ungarisch und andere Sprachen als Matuwahrscheinlich öfters gehört, Frau Korun? rafach aussuchen dürfen und wir über hunKORUN: Ja, ja. Das ist der Spruch, den Herr derttausend Leute haben, die Türkisch als Muttersprache haben, ja! Kurz gerne bringt. EL HABBASSI: Außer Diskussion steht für Das Kernthema der Grünen in Händen der mich, dass Deutsch Unterrichtssprache und verpflichtendes Maturafach ist. Ich finde es völÖVP? Ist das ärgerlich? lig in Ordnung und eine Bereicherung, wenn jemand Italienisch, Französisch oder Türkisch als zusätzliches Maturafach wählen kann. YILMAZ: Es wird nicht lange dauern, bis das zu einer Selbstverständlichkeit wird. Es ist „SICH HINZUSTELLEN pragmatisch und identifikationsstiftend. Ich UND BEHAUPTEN, WIR kenne viele junge Polen, die auf die Uni ihre SIND EINE OFFENE Sprache studieren gehen, um ihre eigenen Sprachdefizite auszugleichen. PARTEI, WEIL BEI
UNS EIN MOSLEM KANDIDIERT, IST ZU WENIG.“ ALEV KORUN
Die Supermarkt-Kette Merkur hat mit seinem „Halal-Siegel“ für Aufregung gesorgt und sowohl Heimatschützer als auch Tierliebhaber erzürnt. Ähnliches widerfuhr der niederöster-
Wer ist sie? Name: Alev Korun Alter: 43 Geburtsort: Ankara, Türkei Funktion: Nationalratsabgeordnete für die Grünen Besonderes: Korun ist seit dem 28. Oktober 2008 die erste Abgeordnete mit Migrationshintergrund im Parlament. Kompetenzen: Integration, Diversität, Gleichbehandlungspolitik, Antidiskriminierung
Wer ist sie? Name: Nurten Yilmaz Alter: 55 Geburtsort: Söke, Türkei Funktion: Abgeordnete zum Wiener Landtag und Gemeinderat, Integrationssprecherin der Wiener SPÖ Besonderes: Yilmaz ist Spitzenkandidatin im Wiener Wahlkreis Nord-West (Ottakring, Hernals, Währing, Döbling) und hat damit nach den Wahlen ein fixes Mandat im Parlament. Kompetenzen: Integration, Frauen, Kultur, Jugend
reichischen Molkerei NÖM, die ihre Milchpa- KORUN: Aber, wenn wir sagen, es wird immer ckungen mit der türkischen Aufschrift „Süt“ Einwanderung geben, dann sollten wir diesen etikettierte. Ist die Aufregung nachvollziehbar? Menschen auch die Möglichkeit geben, sich in Form von Vereinen zu organisieren. Und nicht YILMAZ: Das witzige an SÜT war, dass das gleich alles als böse Parallelgesellschaft markieeine österreichische Milch war, des woars. ren und schlecht reden. (lacht) EL HABBASSI: Es gibt aber Menschen, die KORUN: Man vergisst schnell, dass es so etwas seit 60 Jahren da leben und bewusst kein Wort schon gegeben hat. Wenn man sich anschaut, Deutsch sprechen. Sie haben ja eh ihren Friwas für Kämpfe um die Jahrhundertwende ge- seur, ihren Bäcker, können arbeiten gehen und gen Tschechisch in Wien getobt haben. Ich bin Geld verdienen, ohne Deutsch zu sprechen. mir sicher, in einer Generation, oder in zwei, KORUN: Wie viele von diesen Menschen wird es eine andere Sprache geben, gegen die kennst du? alle aufschreien und sagen: „Um Gottes Willen, EL HABBASSI: Ich glaube nicht, dass das hier unser Land geht unter!“ relevant ist. EL HABBASSI: Man muss verstehen, dass KORUN: Und wie relevant! Ich habe sechseinMenschen irritiert sind, wenn sie sich in ihrer halb Jahre Migrantenberatung auf Türkisch gegewohnten Umgebung, plötzlich nicht mehr macht, darunter waren auch Leute, die gebroauf der Landessprache verständigen können. chen Deutsch sprachen. Aber keiner hat mir Ich gebe euch ein Beispiel: Bei uns in Salzburg jemals gesagt, er weigere sich, die Deutsche gibt es Geschäfte, da kann ich nur einkaufen Sprache zu lernen. gehen, wenn ich Türkisch spreche. YILMAZ: Es gibt österreichische CommuniYILMAZ: Wo gibt es diese Geschäfte? Ich ken- ties in Australien oder in Chicago, die gehen ne nämlich kein einziges in Wien, ich schwöre ihre Würste essen und veranstalten Lederhodir. sen-Abende. Das brauchen Migranten, selbst KORUN: Das würde mich auch interessieren. in fünfter, sechster Generation. EL HABBASSI: Na ja, in Wien kenne ich jetzt keine.
Wer ist er? Name: Asdin El Habbassi Alter: 26 Geburtsort: Salzburg Funktion: Obmann der JPV Salzburg Besonderes: Er ist auf den fünften Platz der ÖVP-Bundesliste für die Nationalratswahl gelistet. Kompetenzen: Jugend- und Bildungsagenden
tfuß Friederike Brei urg stete, 44, Salzb Vertragsbedien
„Österreich ist überverwaltet. Wir müssen die verkrusteten Strukturen aufbrechen und unser Land neu organisieren! So können auch unsere Betriebe flexibler auf die globalen Veränderungen reagieren.“
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ACHTUNG, PASSKONTROLLE! WER DARF HIER WÄHLEN?
Simon Kravagna, Chefredakteur
Irina Obushtarova, Marketingleiterin
Teoman Tiftik, Onlinechef
Ivana Martinovic, biber-Kolumnistin
Amar Rajković, stellv. Chefredakteur
Asmaa Hemdan, Stipendiatin biber-Akademie
Marina Delcheva, Journalistin & Akademieleiterin
Marko Mestrović, Fotochef
Delna Antia, Chefica vom Dienst
SIE INTERVIEWEN UND FOTOGRAFIEREN POLITIKER, VERFASSEN POLITISCHE ARTIKEL. DAS GEHÖRT ZU IHREM BERUF. DOCH DIE HÄLFTE DER BIBER-REDAKTION IST NICHT WAHLBERECHTIGT. SO WIE MEHR ALS 800.000 ANDERE IN ÖSTERREICH. Von Delna Antia und Marko Mestrović (Fotos)
OB SICH POLITIKER NACKIG MACHEN, mit den meisten Promis posieren, oder einen Bauarbeiterhelm aufsetzen – das heurige Wahlkampfspektakel kann ihnen wurscht sein. Sie dürfen eh nicht mitentscheiden. 835.038 Menschen in Österreich, jeder Fünfte in Wien und 34,5 Prozent im fünften Wiener Gemeindebezirk sind nicht wahlberechtigt. Ich ergänze um eine Zahl: 50 Prozent der biber-Redaktion. Jeder Zweite von uns kann am 29. September kein Kreuzerl machen. Das haut uns selbst vom Hocker. Da ist jemand hier geboren und darf nicht wählen? Da zahlt jemand brav seine Steuern und darf nicht mitbestimmen? Da interviewt jemand alle Nase lang unsere Politiker und darf doch für keinen abstimmen? Kein Vorzeigebeispiel für die Demokratie hierzulande. Stellvertretend für die knappe Million Menschen bitte ich meine Kollegen um ihre Gründe: Warum dürft ihr nicht an die Urne? KEIN PASSIEREN OHNE PASS Wer kein Österreicher ist, darf nicht wählen – so einfach ist das. In Österreich passiert das Wahllokal nur, wer über 16 Jahre als ist und einen österreichischen Pass vorzeigen kann. Die Frage muss also lauten: Warum bist du nicht Österreicher? Eldina Slipac, unserer Lektorin im Magazin, fiel die Antwort leicht: „Weil ich nicht darf.“ Obwohl sie in Wien zur Welt kam, in Niederösterreich aufwuchs und perfekter-geht-nicht-mäßig integriert ist, hat Eldina kein recht auf die österreichische Staatsbürgerschaft. Denn als Kind 26
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von bosnischen Eltern ist sie Bosnierin. Ob hier geboren, spielt keine Rolle, in Österreich gilt das „Abstammungsprinzip“. Auch ein von biber veröffentlichter Brief an den Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz konnte bisher an der Tatsache nichts ändern: Weil Eldina als Teenager drei Jahre mit ihren Eltern in der Heimat verbrachte und damit ihren Aufenthalt unterbrach, hat die 25-Jährige kein Recht auf die österreichische Staatsbürgerschaft – und damit kein Recht zu wählen. Das übersteigt schon den gesunden Menschenverstand: Eldina hat 22 ihrer 25 Lebensjahre in Österreich verbracht, studiert Deutsche Philologie und darf doch nicht vollwertiger Teil ihres Geburtslandes sein. „Obwohl ich politisch nicht sehr interessiert bin, würde ich schon gerne mitbestimmen, wer das Land regiert, in dem ich lebe“, sagt sie. ZU TEUER, ZU NERVENAUFREIBEND Marina Delcheva würde das auch gerne. Doch im Gegensatz zu Eldina „könnte“ sie es. Die biber-Journalistin will nur nicht Österreicherin werden. Besser gesagt, nicht mehr, und nicht unter den derzeitigen Bedingungen. Marina ist die Prozedur der Einbürgerung in Österreich samt Ausbürgerung in Bulgarien erstens zu teuer und zweitens zu mühsam. Rund 2000 Euro würde sie die Staatsbürgerschaft kosten, erklärt Marina, zudem hätte sie einen gewaltigen Behördenlauf vor sich. „Gerade ,unten‘ ist das Sisyphusarbeit!“ Dieser Kosten- und Zeitaufwand ist ihr auch das Wahlrecht nicht wert. Klar würde die 27-Jährige gerne wählen. Dass sie nicht darf, emp-
Wer von diesen biber-Redakteuren darf wählen? Auflösung S.29 POLITIKA & GESELLSCHAFT
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Um die 835.038 Personen in Österreich sind derzeit nicht wahlberechtigt, weil sie keinen österreichischen Pass besitzen. Das sind ca. 13 % aller Wahlberechigten oder beinahe dreimal die Burgenländische Gesamtbevölkerung. *
* Statistik Austria
findet Marina als starke Benachteiligung, immerhin lebt sie schon 20 Jahre in diesem Land und es gehört zu ihrem Beruf, über die hiesige Politik zu schreiben. Ein Wahlrecht für lange im Land lebende Personen fände sie gut – ein sogenanntes Wohnsitzwahlrecht. „Nach 10 Jahren – dann ist man wirklich hier angekommen.“ Da ist Marina sogar strenger als mancher Vertreter aus der Wirtschaft. Raiffeisen-Banker
r Manfred Masse , Lebring Unternehmer, 55
„Welche Politiker verstehen schon etwas von der Wirtschaft? Wir brauchen Politiker, die realistische Lösungen anbieten und diese auch umsetzen. Frank hat bewiesen, dass er die Kompetenz hat.“
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Georg Kraft-Kinz etwa fordert ein Wahlrecht für alle, die länger als drei Jahre da leben. Für ihn ist das Wohnsitzwahlrecht ein positives Zeichen für Zuwanderer – nicht nur Integration sondern Partizipation. Weltweit gesehen ist Neuseeland in Sachen „wählen, wo man wohnt“ das Paradebeispiel: Hier kann jeder auf nationaler Ebene wählen, der ein Jahr im Land lebt. Marina erzählt eine Anekdote aus ihrer Studienzeit: Mit Anfang Zwanzig überlegte sie, die österreichische Staatsbürgerschaft anzunehmen, sie fühlte sich hier zu Hause. Doch die Beamten verlangten einen Integrations- und Sprachtest von ihr. Sie war beleidigt. Sie hatte ihre Matura in Deutsch mit Auszeichnung bestanden, lebte den größten Teil ihres Lebens da. „Schikane!“, sagt Marina.
WAHLRECHT GERECHT?
835.038
286.691
Nicht Wahlberechtigt
Burgenländer
rige Bulgarin. Sie möchte sich in beiden Ländern alle Optionen offen halten und dort, wo sie lebt, mitbestimmen. „Gerade was Integrations- und Bildungspolitik angeht – das betrifft mich genauso wie jeden Staatsbürger hier.“ Aber es geht nicht nur um „mehr“, sondern auch um das Vermeiden von „weniger“ Möglichkeiten. Markos Tante ist seitdem sie offiziell Österreicherin ist, Ausländerin in ihrem Heimatland. Einmal vergaß sie sich bei der Polizei zu melden, als sie die Oma besuchte. Prompt musste sie an der Grenze eine dicke Strafe zahlen. Experten bestätigen, dass der häufigste Grund, warum Ausländer sich in Österreich nicht einbürgern wollen, der Verlust von Rechten im Heimatland ist. Aber Österreich ist gegen die doppelte Staatsbürgerschaft und steht im europäischen Vergleich auf dem vorletzten Platz – nur Litauen schneidet schlechter bei WAHLRECHT HEISST AUCH WEHRPFLICHT der Toleranz ab. In Deutschland ermöglicht Ganz so dramatisch sieht Marko Mestrović man immerhin EU-Bürgern die doppelte Zudie Lage nicht. Auch der biber-Fotochef hät- gehörigkeit. Wie bei mir. te „können“, wollte aber nicht. Denn mit der Einbürgerung erhält man nicht nur Rechte, IDENTITÄTSSACHE sondern auch Pflichten. Ganz besonders junge Ich besitze den deutschen und britischen Pass. Männer: Sie werden wehrpflichtig. Das Heer Kleine Geschichte: Mein Vater ist zwar in Inwollte Marko sich sparen und behielt mit 18 dien aufgewachsen, wurde aber in London Jahren lieber seinen kroatischen Pass. Dort geboren. Weil dort das „Geburtsortprinzip“ wurde nämlich praktischerweise gerade die herrscht, nutzte er die britische StaatsbürWehrpflicht für im Ausland lebende Kroaten gerschaft, um seine Aufenthaltsbewilligung abgeschafft. Wählen zu können ist für den für Deutschland leichter zu bekommen. MeiFotojournalisten kein Anreiz – eher Reisefrei- ne Mutter ist Deutsche, ich bin dort geboren heiten ohne Visa. Doch das hat sich mit Kro- und aufgewachsen. Wählen würde ich gerne atiens EU-Beitritt nun von selbst ermöglicht. in Österreich, weil ich hier lebe und die poli„Weil ich nie wahlberechtigt war, habe ich kein tischen Entscheidungen mich betreffen. Meipolitisches Interesse entwickelt. Von daher ist ne deutsche Staatsbürgerschaft will ich dafür es mir jetzt auch ziemlich egal.“ nicht aufgeben. Ich identifiziere mich einfach mit meinem Geburtsland. Vielleicht werde ich DOPPELT VERBOTEN bei der Wiener Initiative „WahlWeXel“ mitmaGerade durch den Gewinn der EU-Bürger- chen. Hier überlassen Stimmberechtigte ihre schaft scheint für unsere biber-Redakteure der Stimme jenen, die nicht an der Wahl teilnehÖsi-Pass „unnötig“. Doch als doppelte Staats- men dürfen. Meine Eltern haben das früher bürgerschaft wäre er wieder interessant. Etwa auch so gemacht: Einmal kreuzte meine Mutfür Marketingleiterin Irina Obushtarova. „In ter ihre Wahl an, einmal die meines Vaters. Zeiten von Globalisierung wird die Zugehörig- Mein Freund kann das leider nicht für mich keit zu einem Staat obsolet“, findet die 26-jäh- übernehmen. Er ist auch einer der 800.000.
Ausländer wollen nicht Österreicher werden, „nur“ um wählen zu können. Trotzdem ist für Experten der Ausschluss dieser Menschen nicht demokratisch. Schließlich bedeutet Demokratie, dass diejenigen, die vom Gesetz betroffen sind, auch an diesem mitwirken dürfen – aktiv und passiv. „Österreich gehört zu den europäischen Staaten mit den höchsten Anteilen von Einwanderern an der Bevölkerung, aber zu den restriktivsten beim Zugang zu politischen Rechten und Staatsbürgerschaft. Ohne Behebung dieses Demokratiedefizits kann von Integration nicht ernsthaft gesprochen werden“, kritisiert Demokratieforscher Prof. Rainer Bauböck vom European Institute. Immerhin würden viele Länder bereits von der absoluten Kopplung der Staatsbürgerschaft an das Wahlrecht abgehen. Paradebeispiel sei dafür Neuseeland: Hier kann jeder auf nationaler Ebene wählen, der ein Jahr im Land lebt.
„
DIE HÄUFIGSTEN GRÜNDE FÜR NICHT-EINBÜRGERUNG: • Verlust von Rechten im Heimatland (z.B. Einreise, Visa, das Besitzen von Grund und Boden) • Vermeiden der österreichischen Wehrpflicht • Kosten & Zeitaufwand (für Ein- und Ausbürgerung) • Identität Auflösung von Seite 27 Darf wählen: Simon Kravagna, Chefredakteur Asmaa Hemdan, Stipendiatin biberAkademie Amar Rajković, stellv. Chefredakteur Teoman Tiftik, Onlinechef
Darf nicht wählen: Marina Delcheva, Journalistin & Akademieleiterin Irina Obushtarova, Marketingleiterin Delna Antia, Chefica vom Dienst Marko Mestrović, Fotochef Ivana Martinović, Kolumnistin
FOTO & DESIGN // www.DUTKOWSKI.at
PASS EGAL, DAS IST AUCH MEINE WAHL! 24.09.2013 AB 15 UHR 1., MINORITENPLATZ U3 HERRENGASSE
IVANA 31 Jahre serbischer Pass lebt seit 13 Jahren in Österreich
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EIN BUNTER VOGEL IM LEEREN NEST
ZEIG UNS WIE DU WOHNST UND WIR SAGEN DIR, WER DICH WÄHLT! WEIL WOHNEN EIN WAHLKAMPFTHEMA IST, DREHT BIBER DEN SPIESS UM UND MACHT HAUSBESUCHE BEI JUNGEN POLITIKERN.
ER GILT ALS DER SCHRILLSTE POLITIKER DES LANDES, DOCH PRIVAT IST DAVON NICHTS ZU MERKEN. BEIM BIBERWOHNUNGSBESUCH ERKLÄRT STEFAN PETZNER, WARUM ER IM KÜHLSCHRANK NUR HAUTCREMEN HAT, NICHTS VON „AQUARIEN-SCHEISS“ HÄLT UND STEINBÖCKE BEWUNDERT.
Von Marian Smetana und Philipp Tomsich (Fotos)
WENN BIBER VIERMAL KLINGELT…
„ICH WEISS GAR NICHT, WAS IHR BEI MIR WOLLT?“, begrüßt Stefan Petzner seine Gäste. „Bei mir gibt‘s nix“, lacht er. Tatsächlich hat seine Wohnung den Charme eines Möbelhauses. Nämlich keinen. Und das will er so. Kein Bild, keine Pflanze, kein „Aquarium-Scheiß“, wie er es nennt. „Die Wohnung sieht noch genauso aus, als ich 2008 eingezogen bin.“ Der 32-jährige BZÖ-Politiker und Nationalratsabgeordnete hält nichts von Glimm-Bimm. Einzig ein Teddybär am Fernseher und ein einsames Kreuz am Fensterbrett des Schlafzimmers erinnern daran, dass hier jemand wohnt. Gäste empfängt er nie. Wir sind die ersten, die er außer seiner Putzfrau in die Wohnung lässt. „Was soll ich Leuten auch anbieten?“, lacht er. Tatsächlich wurde die Küche noch nie benutzt. Kochen könne er sowieso nicht, sagt er. Wenn es bei einer Fast-Food Kette nicht zufällig Trinkgläser gratis gegeben hätte, hätte er nicht einmal die.
Purer Zufall: Die Farbe des Sofas hat Stefan Petzner nicht ausgesucht. Die Sitzgarnitur stand beim Einzug des BZÖlers schon drin.
Auch der Kühlschrank gähnt vor Leere: Joghurt, Fruchtsäfte und eine Hautcreme finden sich darin. Letztere würden die Leute meistens falsch aufbewahren: „Die gehören in den Kühlschrank.“ Stefan Petzner ist weder Koch noch Handwerker. Der Beweis hängt im Bad. Er wollte die Glühbirne der Lampe austauschen, was nicht funktioniert hat. Seitdem Keine Angst, Herr Petzner, ein Backofen beißt nicht. Stefan Petzner inspiziert hängt sie bedrohlich an einem Kabel von der Decke. Seine spartanische die Tiefen seiner unbenützten Küche mit Redakteur Marian. Lebensweise hätte vor allem etwas mit seinem Sternzeichen zu tun erklärt er: Steinbock. „Die wollen klare Verhältnisse, klare Strukturen.“ Außerdem sei er pingelig. Ein Grund mehr, warum nichts herumsteht.
Fernseh-Liebhaber: Petzners Teddy schaut immer mit. Hängen geblieben: Stefan Petzner hat es zwar versucht, doch der Glühbirnen-Wechsel hat im Bad nicht geklappt.
MAN SOLLTE ja meinen, wenn Journalisten an der Tür klopfen und Fotos machen, wird vorher der Boden gewienert und die Fenster werden geputzt. Nix da. Jungpolitiker nehmen so etwas gelassen, jedenfalls die jungen Frauen unter ihnen, sie haben schließlich wichtigeres zu tun als den Haushalt. Aber ein bisschen Chaos macht bekanntlich sympathisch und Männer wie der SPÖler, die freiwillig Badewannen schrubben, sind selten. Bei Hausbesuchen lernt man viel, so haben 30
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zum Beispiel nur die Vertreter der Grünen und des BZÖ eine Spülmaschine. Erstere, weil sie in einer WG wohnt, Zweiterer – nun ja: weil die Küche schon drin war. Denn auch wenn Stefan Petzner kein „Jungpolitiker“ ist – Hand aufs Herz: Wer will nicht wissen, dass er seine nigelnagelneue Küche nie nutzt und im Kühlschrank nur Kosmetika stehen?! Ach ja, bei der FPÖ hat man auf unser Anklopfen gar nicht reagiert.
Clean-Look drinnen, Trubel-Look draußen: Petzners Aussicht auf den Brunnenmarkt.
Wer ist er: Stefan Petzner Alter: 32 Partei & Funktion: sitzt seit 2008 für das BZÖ im Parlament Wohnt im: 16.Bezirk Miete monatlich: 800 Euro Lieblingsstück zu Hause: Der Sessel am Fenster
MITTEN IN OTTAKRING So unpersönlich die Wohnung wirkt, so wohl fühlt sich Stefan Petzner hier. Hier, wo man Petzner eigentlich nicht vermuten würde, dort wo sich der türkische Gemüsehändler und der Bobo gute Nacht sagen, mitten in Wien-Ottakring. Von seinem Balkon aus kann man den gesamten Brunnenmarkt überblicken. Dort hat er alles was er braucht: eine Trafikantin, die ihm jeden Morgen das Neueste aus der Zeitung berichtet, das türkische Café und das Fitnessstudio ums Eck. „Den Trubel mag ich“, sagt er und deutet auf das Gewusel des Marktes. Doch genauso mag er die Ruhe und Schlichtheit in seiner Oase, wie er die Wohnung nennt. Seit er 2008 im Nationalrat sitzt, wohnt der Kärntner unter der Woche hier, wie viel Quadratmeter die Wohnung hat, weiß er nicht. Er zahlt 800 Euro für Wohnung und Garage, in der ein verbeulter Skoda steht. „Wichtig ist mir, keine Arbeit mit nach Hause zu nehmen.“ Tatsächlich sucht man Laptop und Co hier vergeblich. Das einzige Buch liegt als Türstopper vor dem Schlafzimmer. „Politik der Feinbilder“ lautet der Titel. „Ich dachte, es wäre ein Ratgeber“, scherzt er „deshalb hab ich es gekauft.“ Petzner spielt selber gerne mit Feindbildern. Naturgemäß POLITIKA & GESELLSCHAFT
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„Wer nicht gerne diskutiert, hat in der Politik nichts verloren.“ Wohnung zahlt, wollte sie uns auch nicht verraten. „Das führt immer Die 24-Jährige kandidiert auf Platz 20 der Bundesliste für die ÖVP zu der üblichen Neiddebatte in der Politik“, meint sie, als sie uns die und hat gute Chancen, ins Parlament zu kommen. Als Generalsekre- Stiegen wieder hinunterbegleitet. tärin der ÖVP-Frauen und Katholikin wird sie immer auf die Themen Wer ist sie: Abtreibung und Sex vor der Ehe angesprochen. Doch lieber würde sie Theresia Leitinger über die Rolle der Frauen in der Politik reden. Die „Nicht-KampfemanAlter: 24 ze“, wie sie sich nennt, ist gegen eine Frauenquote, obwohl sie selbst Partei & Funktion: Gedurch Reißverschlusssystem auf die Bundesliste der ÖVP gekommen neralsekretärin für die ist. Frauen sind da in der öffentlichen Wahrnehmung entweder die RaÖVP-Frauen benmutter oder das Heimchen am Herd. Sie wolle keines von beidem Wohnt im: 1. Bezirk sein, sagt sie selbstbewusst. An den rauen Ton in der Politik hat sie sich Miete monatlich: Keine Angabe schon gewöhnt. „Wenn ich überall auf Gegenliebe stoßen würde, wäre Lieblingsstück Zuhause: das eine Beleidigung meiner politischen Arbeit.“ Mit dem muss sie vielDie Soul-Bottle (wiederleicht bald in ihrer eigenen Partei rechnen, wenn sie sich etwa für die verwendbare Glasflasche) „Homo-Ehe“ ausspricht.
sieht er das anders. „Die paar Sager, sind die, die übrig bleiben, das war auch bei Jörg Haider so“, verteidigt er sich, als er auf seinem Lieblingsplatz eine Zigarette raucht - ein gemütlicher Wohnzimmersessel, woanders ist er in der Wohnung noch nie gesessen. AUF JEDEN GIPFEL Eine SMS kommt auf eines seiner zwei Handys: „Heute Volksgarten?“ Doch Petzner hat keine Zeit, er muss nach Kärnten, er muss „wahlkämpfen“. Für ihn geht es ums politische Überleben. Die Umfragewerte für das BZÖ sehen alles andere als rosig aus. Ob man den Einzug ins Parlament schafft, ist fraglich. Für Petzner natürlich nicht, er ist optimistisch. Hier kommt wieder das Sternzeichen ins Spiel. „Steinböcke sind ja faszinierende Tiere, die kommen überall hinauf, auf jeden Gipfel.“
IMMER DIE ÜBLICHE NEIDDEBATTE Auch für die ÖVP ist leistbares Wohnen ein Wahlkampfthema. Doch die Jungpolitikerin hält nichts von der Regulierung des Marktpreises – ganz im Gegenteil. „Ich glaube, dass der Wohnungsmarkt sich am fairsten entwickelt, wenn er sich frei entfalten kann.“ Wie viel sie für ihre
SELBSTBESTIMMT ÜBER DEN DÄCHERN WIENS
THERESIA LEITINGER IST EINE DER JÜNGSTEN NATIONALRATSKANDIDATINNEN. ZUM POLITISCHEN DURCHBRUCH HAT SIE NOCH VIELE STUFEN ZU ERKLIMMEN, DOCH MIT STUFEN HAT SIE ZUM GLÜCK KEIN PROBLEM.
SO WIE THERESIA LEITINGER WOHNT, WOHNEN NICHT VIELE MENSCHEN. Das liegt nicht nur an der noblen Adresse im 1. Bezirk, sondern vielmehr daran, dass sie in einem Turm lebt. 47 Quadratmeter schrauben sich um eine enge Treppe auf vier Stockwerke über die Dächer Wiens und ermöglichen einen einmaligen Blick auf den Stephansdom. „Die Wohnung habe ich zufällig gefunden, im ersten Bezirk zu wohnen war nicht die Vorgabe.“ Das Leben mit den Stiegen nimmt Theresia gelassen. Sie nutzt die Treppen als Schuh-Etagere, als ungewolltes Fitnesstraining und hat einfach in jedem Stockwerk eine Wasserflasche parat. Denn einmal in der Bettkoje unterm Dach liegend, sind Küche und Bad natürlich eine ernsthafte Überlegung wert. Um den Umzug zu schaffen, machte Theresia kurzer Hand eine Party und auch sonst ist sie gesellig und hat gern Freunde da. Uns versorgt sie mit M&M‘s und Erdbeeren aus Mamas Garten.
ZWISCHEN WAHLKAMPF UND ZOMBIEJAGD Ein aufgebockter Herd auf der Spüle, Kristallluster an der Decke: Theresia Leitinger mag‘s prunkvoll und improvisiert.
Kristallluster, an der Wohnzimmerwand quetschen sich voll gepackte Billy-Regale, überall Fotos und Poster, in der Küche gibt es einen aufgebockten Zweiplattenherd auf dem Spültisch. Improvisiert, aber liebevoll. Theresia sammelt neben wertvollem Porzellan auch Fahnen von ihren Reisen, am liebsten die „Stars and Stripes“ der USA. Den American Way of Life versucht die gebürtige Grazerin auch zu leben: selbstbewusst, unabhängig, selbstbestimmt. Das seien auch die GESCHRAUBTE WOHNUNG Werte, für die ihre Partei stehen würde, erklärt die 24-Jährige. In die Die geschraubte Wohnung ist nicht nur räumlich eng, sie ist auch vol- Politik sei sie zufällig gekommen, Botschafterin und Journalistin waren ler Sachen. Von der Decke baumeln in jedem Stock beeindruckende auch Optionen. Doch ihre politischen Ansichten verteidigt sie eisern:
Wer mehr Treppen als Quadratmeter besitzt, muss praktisch denken: Auf jede Stufe kommt ein Paar Schuhe, so verliert Theresia nicht die Übersicht.
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Statt Barbies gab‘s zu Weihnachten Geschirr: Theresias schönsten Stücke in ihrer Vitrine.
Theresia mag beides: Biken und Dirndl. Das Poster rechts entlarvt sie gleich als eingefleischten „Lena Hoschek“-Fan.
SIGI MAURER IST EINE DER ERFAHRENSTEN JUNGPOLITIKERINNEN DES LANDES. DER INTERNETJUNKIE VERLIERT SICH GERNE IM WORLD WIDE WEB ZWSICHEN TWITTER UND FACEBOOK. DORT, IN DER DIGITALEN WELT, KILLT SIE GERNE ZOMBIES, IN DER REALEN SIND DIE TAUBEN IHRE FEINDE. „HÖRT IHR DAS?“, fragt Sigi Maurer zur Begrüßung. Tatsächlich hallt ein dumpfes Gurren durch den langen Gang der Dreier-WG. Sigi Maurer hat ein Tauben-Problem. Seit Wochen nistet ein Vogelpärchen auf dem Balkon. Für Sigi führt das zu einem Gewissenskonflikt. „Ich mag sie nicht, aber ich bin auch für den Tierschutz, also kann ich sie nicht so einfach vertreiben.“ Deshalb wird zu sanften Mitteln gegriffen und eine CD in den Blumenkasten gelegt. Den Trick habe sie aus dem Internet. Was die bezwecken soll, weiß sie auch nicht so genau – und die Taube, die sich in der Reflexion betrachtet, offensichtlich auch nicht. Sigi wohnt in einer typisch großräumigen Altbauwohnung im fünften Bezirk, mit Wäscheständer, Staubsauger und Fahrrad im Flur. „Ich bin erst vor einem dreiviertel Jahr eingezogen und es ist alles noch irgendwie in Arbeit.“ Möbel hätte sie aus finanziellen und ökologischen Gründen vor allem von Tauschbörsen im Internet. Man entdeckt IkeaSofas genauso wie selbstgeschreinerte Holzkästen und einen Abstellraum nur zum Mülltrennen. Dass die Wände noch leer sind, stört sie schon, aber ein richtiges Raumkonzept schwebt ihr nicht vor. „Ich bin insgesamt nicht so der Style-Mensch“. So oder so, zum Einrichten wird die 28-Jährige längere Zeit nicht kommen: Der Wahlkampf steht vor der Tür. Eigentlich wollte die frühere ÖH-Vorsitzende nie in die Politik, doch nun kandidiert sie auf Platz sechs der Bundesliste für die Grünen. Noch bis Juli hätte man sie allerdings gar nicht reingelassen – die Jungpolitikerin hatte bis vor kurzem Hausverbot im Parlament. Der Grund: Als ÖH-Chefin warf sie während einer Nationalratssitzung Flugzettel von der Zuschauertribüne und wurde eineinhalb Jahre - für 3 Minuten Störung - des Hauses verwiesen. Doch Maurer steht dazu: „Ich finde, dass Hier fühlt sie sich wohl: Sigi Maurer kocht gerne Curry. Aber Bio-GemüseAktionismus ein notwendiges Mittel ist, um auf Themen aufmerksam kommt bei ihr nicht immer auf den Tisch. Zu teuer, sagt sie. 33
zu machen.“ Der Wahlkampf geht für sie jetzt im September erst richtig los. An der Garderobe hängt dafür schon die Uniform, eine knallgrüne Jacke, bereit.
Der Feind im Doppelpack: Zwei Tauben sagen sich auf dem Balkon von Sigi hallo. Die Tierschützerin findet das nicht begrüßenswert. Wer ist sie: Sigi Maurer Alter: 28 Partei & Funktion: Kandidiert auf Platz sechs für die Grünen für den Nationalrat Wohnt im: 5. Bezirk Miete monatlich: 350 400 Euro (ihr WG-Anteil) Lieblingsstück Zuhause: Der Milchschäumer ohne Batterie Sigi bekam die grüne Brennessel für besonders feministische Rhetorik.
www.neos.eu
Faire Chancen für die Jungen!
Umdenken. Umlenken. 34
POLITIKA & GESELLSCHAFT
zeigt, dass Häupls Wort nicht immer Gesetz ist. Die SPÖ müsse sich prinzipiell eher auf die Themen der Jungen konzentrieren, fordert er. Moitzi hat sich eine besondere Art des Wahlkampfes überlegt: Man kann ihn zu einer Grillfeier einladen. Würstel und Bier nimmt er mit. Über 50 Einladungen hat er schon angenommen. „Bis zur Wahl werde ich wohl noch einige Würstel essen müssen“, lacht er. Vom Wahlkampf erholt er sich am liebsten in seiner Heimat, in Spielberg. Dort werden ab nächstem Jahr wieder die Formel-1-Boliden ihre Runden ziehen. Obwohl Moitzi direkter Nachbar ist, freut er sich. „Ich bin absolut für die Wiederbelebung!“ Obwohl damit nicht nur Rennautos Runden vor seinen Augen machen, sondern auch der Superkapitalist. „Ich bin zwar leidenschaftlicher Antikapitalist, aber wenn es durch die Formel 1 Verbesserungen in der Infrastruktur gibt, dann ist es mir das wert“, erklärt er, während er in seinem Schaukelstuhl vor- und zurückwippt.
NICHT IMMER BIO Von der etablierten Politik erwartet sie sich einige Änderungen. Vor allem mit Sebastian Kurz ist sie nicht zufrieden: „Im Prinzip vertritt die ÖVP ihre alten Werte im neuen Gewand. Wir müssen aufhören zwischen ,guten‘ und ,bösen‘ Migranten zu unterscheiden.“ Wenn die Soziologiestudentin nicht gerade Politik macht, oder auf der Uni ist, findet man sie in ihrem bis oben hin mit Büchern zugestapelten Arbeitszimmer oder in der Küche, wo sie am liebsten Curry kocht – aus Preisgründen nicht immer bio. „Die Lebensmittel aus biologischem Anbau müssen billiger werden und für jeden leistbar“, erklärt sie. Entspannen kann der bekennende Internetjunkie auch beim Massakrieren von Zombies auf der Videospielkonsole. „Manchmal kann das ganz gut sein, um Stress abzubauen“, sagt die geborene Pazifistin und lacht.
Wer ist er: Wolfgang Moitzi Alter: 29 Partei & Funktion: Vorsitzender der Sozialistischen Jugend bei der SPÖ Wohnt im: 7. Bezirk Miete monatlich: ca. 350 Euro Lieblingsstück Zuhause: Sein Hometrainer und seine Badewanne
ZUR REVOLUTION MIT PUTZTUCH UND GRILLGABEL!
WOLFGANG MOITZI KÄMPFT ALS VORSITZENDER DER SOZIALISTISCHEN JUGEND UM DEN EINZUG IN DAS PARLAMENT. DER LEIDENSCHAFTLICHE ANTIKAPITALIST ERKLÄRT, WARUM OBAMA KEIN VORBILD IST, ER GERNE DIE BADEWANNE PUTZT UND HÄUPLS WORTE NICHT IMMER GESETZ SIND. ES IST ORDENTLICH IN DER WOHNUNG von Wolfgang Moitzi. Das liegt nicht nur daran, dass der gebürtige Steirer nur selten in seiner Wiener Wohnung übernachtet, sondern auch daran, dass Moitzi ein ordnungsliebender Mensch ist. Deshalb schrubbt er auch öfter einmal die Badewanne, die für ihn in keiner Wohnung fehlen darf. Auch Moitzi hat einen Amerika-Bezug in seiner Wohnung: einen Obama 2012-Button. „Die Politik der USA finde ich nicht immer gut, aber das Land ist interessant.“ Aktuell stört ihn vor allem der Umgang mit dem Enthüller Edward Snowden. „Da sieht man, dass Obama leider in einem System gefangen ist.“ Aber auch von Österreich hätte sich der Steirer bezüglich des Datenklaus der USA etwas anderes erwartet. „Wir hätten Snowden Asyl geben müssen.“ Doch nicht nur deshalb ist Obama für ihn kein Vorbild. Sein einziges politisches Vorbild hängt am Klo: Karl Marx, der Vordenker des Sozialismus. Der 29-Jährige verwendet seine 35 m2 Wohnung in Wien eigentlich nur zum Schlafen. So sieht sie auch aus. Spartanisch eingerichtet – Schreibtisch, Hometrainer, ein geordnetes Bücherregal, zwei Bananen, vier Äpfel akkurat im rechten Winkel auf dem Wohnzimmertisch. „Die Lage hier im 7. Bezirk ist praktisch, aber eigentlich bin ich ein Landmensch.“ Das denkt er sich vor allem dann, wenn ab 7 Uhr morgens die 13A direkt an seinem Fenster vorbeidonnert. Die wenigen persönlichen Dinge findet man am Kühlschrank: Tickets von Fußballspielen. „Ich bin fast bei jedem Österreich-Match dabei.“ Als zukünftiger Politiker würde er sich allerdings nicht gemütlich im VIP-Bereich niederlassen, sondern weiter in der Fankurve feiern. AUF THEMEN DER JUNGEN KONZENTRIEREN Moitzi kennt auch die harten Seiten der Poltitik. „Als Junger ist es nicht immer einfach, Anliegen durchzubringen.“ Doch manchmal gelingt das. So hat die Sozialistische Jugend es geschafft, dass das Verbot des kleinen Glückspiels in das Wahlprogramm aufgenommen wird und ge-
Wolfgang Moitzi in seinem Wiener Reich: Ein Schaukelstuhl, ein Hometrainer - was braucht der Mann mehr.
Ordnung leicht gemacht: Einfach weniger ins Regal stellen und schon ist mehr aufgeräumt.
WILLKOMMEN ZUKUNFT. 35
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ALLES, WAS DU ÜBER WAHLEN WISSEN SOLLTEST
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Famile Kansu Vater : Akif Kansu Mutter : Gül Kansu Tochter : Ender Kansu
Famile Kansu sitzt am Abend zu Hause und unterhält sich über die Nationalratswahlen.
Papa, wen wählst du eigentlich? Das sage ich nicht! Wahlgeheimnis!
Tochter Ender informiert sich auf der Website des Inneministeriums über die Wahl. Auf der Website stehen alle Informationen www.nrwahl2013.at
Ich habe gelesen, man kann beim Wählen bis zu 3 Vorzugsstimmen abgeben! Natürlich müssen alle von derselben Partei sein.
Schau hier steht es auch. Das ist jetzt eine neue Regelung. Du kannst also deinem Lieblingspolitiker eine Vorzugstimme geben!
Akif ruft seinen Freund an, um ihn über die neue Vorzugsstimmenregelung zu informieren.
Echt?
Hallo! Mehmet, hast du schon gehört? Mit der neuen Vorzugsstimmenregelung können wir unseren Lieblingspolitiker unterstützen!
Wer ist wahlberechtigt? Wahlberechtigt ist, wer spätestens am Wahltag (29. September 2013) 16 Jahre alt wird und am Stichtag (9. Juli 2013) österreichische Staatsbürgerin oder österreichischer Staatsbürger war. Zudem muss der Hauptwohnsitz in Österreich sein oder, sofern der Hauptwohnsitz im Ausland ist, eine Eintragung in die Wählerevidenz einer österreichischen Gemeinde vorliegen.
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Wie viele Vorzugsstimmen sind nötig, um vorgereiht zu werden? Je nach Liste: Auf der Bundesliste sind mindestens 7 Prozent aller auf die Partei entfallenden Stimmen nötig, auf der Landesliste 10 Prozent und auf der Regionalliste 14 Prozent.
Wo kann ich wählen? Du kannst im Wahllokal in der Gemeinde deines Hauptwohnsitzes wählen oder per Wahlkarte. Solltest du am Tag der Wahl nicht in deinem Wahllokal wählen können, dann beantrage eine Wahlkarte (siehe Seite 74). Was ist eine Vorzugsstimme? Wenn ein Bewerber (eine Bewerberin) genügend Vorzugsstimmen bekommt, dann rückt er auf der Liste vor. Gab es das nicht bereits? Ja. Schon bisher hast du bei Nationalratswahlen Vorzugsstimmen vergeben können. Neu ist aber, dass du bis zu drei Vorzugstimmen vergeben kannst – auf der Bundes-, Landes- und/oder Regionalliste einer Partei.
Markus Hollo
AM 29. SEPTEMBER WÄHLT ÖSTERREICH EIN NEUES PARLAMENT. SO WIE AKIF, GÜL UND ENDER HABEN VIELE WÄHLERINNEN UND WÄHLER FRAGEN RUND UM DAS WAHLRECHT. HIER EINIGE ANTWORTEN.
geben. Dann wäre deine Vorzugsstimme ungültig. Du kannst nur innerhalb einer Partei Bewerber (Bewerberinnen) unterstützten.
Woher weiß ich überhaupt, wer kandidiert? Vor oder im Wahllokal hängen Listen auf. Die Bewerber (Bewerberinnen) auf der Regionalparteiliste sind zudem Wie vergebe ich überhaupt eine Vorzugsstimme? Für die Vergabe einer Vorzugsstimme auf der Bundes- direkt am Stimmzettel angeführt. oder Landesliste kannst du den Namen oder die Nummer deines Bewerbers (Bewerberin) auf den Stimmzettel Muss ich überhaupt eine Vorzugsstimme vergeben? schreiben. Für die Vergabe einer Vorzugsstimme auf der Nein. Es reicht auch, einfach wie bisher eine Partei zu Regionalliste kannst du direkt einen Namen auf dem wählen. Stimmzettel ankreuzen. Was ist, wenn ich nur den Namen eines Kandidaten auf Kann ich durch meine Vorzugsstimmen Kandidaten den Stimmzettel schreibe? Wenn der Name eines Bewerbers (einer Bewerberin) klar mehrerer Parteien unterstützen? NEIN. Du kannst nicht etwa Partei A ankreuzen, aber einer Partei zuordenbar ist, dann bekommt diese Partei einem Kandidaten von Partei B eine Vorzugstimme deine Stimme.
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... ABER Ender verabschiedet sich von Mama. Sie möchte das Wochenende mit Freunden in Salzburg verbringen.
Ciao, Mama. Ich fahre jetzt los.
NIEMALS
BISHER
Daran habe ich natürlich schon gedacht! Ich habe eine Wahlkarte beantragt! Mit der kann ich fast überall wählen gehen und nicht nur dort, wo ich gemeldet bin!
Du kannst nicht einfach über das Wochenende wegfahren! Es sind doch Wahlen! Wie willst du wählen gehen, wenn du nicht da bist?
GEFRAGT HAST Letztendlich hat Ender die besseren Argumente.
Viel Spaß in Salzburg! Und nicht vergessen! Wählen gehen! Ciao, Mama!
Du musst bei deinem Wahlvorgang alleine und unbeeinWas ist eine Wahlkarte? Die Wahlkarte ist ein weißes, verschließbares Kuvert. In flusst sein. Du kannst sofort nach dem Erhalt der Wahlkarte der Wahlkarte befinden sich der amtliche Stimmzettel wählen und musst nicht bis zur Wahl warten. sowie ein Wahlkuvert. Wie kommt die Wahlkarte dann zu der richtigen Behörde? Du gibst deinen Stimmzettel in das Wahlkuvert, steckst Was bringt mir eine Wahlkarte? Mit einer Wahlkarte kannst du auch außerhalb dei- dieses in die Wahlkarte, klebst dieses zu und unternes amtlichen Wahllokals wählen. Mit einer Wahlkarte schreibst in der dafür vorgesehenen Rubrik. Die Wahlkannst du in jedem Wahlkarten-Wahllokal in Österreich karte schickst du per Post an die richtige Behörde (die richtige Adresse ist bereits auf dem Kuvert gedruckt). Die wählen, oder per Briefwahl im In- und Ausland. Portokosten sind bereits bezahlt. Im Ausland kannst du Das heißt, ich kann zum Beispiel in Wien gemeldet sein, deine Wahlkarte auch bei einer Botschaft, einem Generalkonsulat oder Konsulat abgeben. aber in Salzburg in einem Wahllokal wählen? Ja. Wann muss meine Wahlkarte bei der Wahlbehörde einlangen? Wie kann ich per Briefwahl wählen? Du kannst sowohl im Inland als auch im Ausland deine Anders als früher muss die Wahlkarte bis spätestens um 17 Stimme per Post abgeben. Fülle einfach den Stimmzet- Uhr am 29. September 2013 bei der Wahlbehörde eintreftel aus, der in deiner Wahlkarte enthalten ist. Wichtig ist: fen, um ausgewertet zu werden.
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Markus Hollo
Wohin gehst du ?
Ist die Stimmabgabe per Wahlkarte überhaupt nummer oder Kopie eines Lichtbildausweises oder einer anderen Urkunde. anonym? Ja. Die Wahlbehörde kann nicht nachvollziehen, Was passiert, wenn ich die Wahlkarte verwelche Person die Wahlkarte ausgefüllt hat. liere? Dann kannst du nicht mehr wählen. Wo kann ich eine Wahlkarte beantragen? Bei der Gemeinde (bzw. Magistrat), in deren Wählerevidenz du eingetragen bist. Im Ausland geht es Auch nicht in jenem Wahllokal, wo ich auch über eine österreichische Vertretungsbehörde. üblicherweise wähle? Nein. Wie kann ich die Wahlkarte beantragen? Persönlich, schriftlich, per Fax oder Email. Eine te- Bis wann muss ich spätestens meine Wahlkarte beantragen? lefonische Beantragung ist nicht möglich. Bei einem schriftlichen Antrag: Bis spätestens am 25. September 2013. Bei einer Was brauche ich für die Antragstellung? Bei einer mündlichen Antragstellung: Idealerwei- persönlichen Übernahme auch bis zum 27. se einen amtlichen Lichtbildausweis (z.B. Pass, September 12 Uhr. Bei einem mündlichen Führerschein oder Personalausweis). Bei einer Antrag: Ebenfalls bis spätestens 27. Sepschriftlichen Antragstellung: Angabe der Ausweis- tember 12 Uhr.
HAST DU AUCH EINE FRAGE ZUR WAHL? Die Experten im Call-Center des BMI beraten dich gerne: Hotline: 0800-202220 Montag bis Freitag: 7:30 bis 17 Uhr Oder: www.nrwahl2013.at
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WISSENSWERTES UND AMÜSANTES ZUR NR-WAHL 2013. Von Amar Rajković und Johannes Reichmann
„WARUM IMMER SO NEGATIV?“ Box-Weltmeister Gogi Knezević liebt die Politik. Nachdem er 2010 die FPÖ als Trikotsponsor präsentierte, darauf die SPÖ bei den Wien-Wahlen unterstützte, sah man jetzt den 34-Jährigen während eines TV-Duells auf der Anhängertribüne des Teams Stronach. biber: Gogi, was hältst du von Frank Stronach?
KNEZEVIĆ: Ich war beim TV-Duell auf der Tribüne, weil ich Frank Stronach kennenlernen wollte. Wir sind uns sehr ähnlich. Er hat sich genauso wie ich von ganz unten nach oben gekämpft. Nach der Show kam er auf mich zu und gab mir ein High Five mit den Worten: „Whats up champ?“ Das wird die SPÖ aber nicht freuen. Die Partei hat sich nach den Wahlen nicht mehr bei mir gerührt. Dabei bin ich als dreifacher Box-Weltmeister ein ideales Vorbild für junge Migranten. Ich habe es geschafft: Ich fahre einen BMW, habe eine große Wohnung und eine eigene Firma. Und ich war 2010 das Gesicht der Kampagne „Ich bin Wien“. Ganz ehrlich, ich interessiere mich auch gar nicht für Politik. Mir geht’s um die Jugend und bei der TV-Show wollte ich den Menschen Stronach kennenlernen, nicht den Politiker.
Daumen hoch für Stronach? Gogi Knezevic findet den Politopa toll, aber nur als Mensch.
Florian Raidt
Was empfiehlst du der Jugend? Ich lege ihnen nahe, immer ihre Träume zu leben. Als ich mit 24 zum Boxen angefangen habe, wurde ich nur ausgelacht. „Was will der Typ, der war doch im Knast?“, lästerten die Neider. Seht‘, wo ich jetzt stehe. Ist das eine weitere Parallele zum kanadischen Milliardär? In Österreich sagt dir jeder, dass du es nicht schaffen kannst. Stronach ist 80 Jahre alt und könnte locker ein super Leben genießen. Stattdessen tut er sich die österreichische Politik an. Warum sind die Medien immer so negativ?
NACHGEFRAGT BEIM FPÖ WAHLKAMPFLEITER HERBERT KICKL
NEMO WÄHLT DIE FPÖ. DU AUCH?
Auf YouTube kursieren FPÖ-Wahlvideos, in denen Serben als vorbildliche Migranten ins Zentrum gestellt werden. Zum Beispiel Nemo Damnjanović, serbischer Lokalbesitzer: „HC Strache ist einer der wenigen Politiker, der uns Serben ehrlich unterstützt.“ Dürfen auch andere Migranten die FPÖ wählen und warum gerade die Serben? Herbert Kickl, der Wahlkampfleiter und Schöpfer der Slogans wie „Daham statt Islam“ deklariert auf biber-Nachfrage, die FPÖ als die „einzige Partei, die sich international für die Interessen der Serben einsetzt, wie z.B. in der Frage des Kosovo.“ Wer genau auf die Plakate schaut, entdeckt tatsächlich noch immer das orthodoxe Gebetsband, die „Brojanica“. Man habe prinzipiell nichts gegen andere Zuwanderer, vorausgesetzt sie seien bereit, sich zu integrieren und die serbischen Mitbürger hätten das ja getan. Klingt wie die übliche Parole, seid’s brav und seid gusch. Auf der diplomatischen Ebene haben die Freiheitlichen eine Niederlage einstecken müssen. Ausgerechnet der ehemalige Erzfeind und Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer wird Berater der serbischen Regierung auf dem Weg zur EU. Kickl dazu: „Gusenbauer agiert als Geschäftsmann, nicht als Politiker.“
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FAIRE MIETEN FÜR JUNGE MENSCHEN!
Leistbares Wohnen und ein gutes Zusammenleben in einer der vielfältigsten Städte Europas ist eines der Hauptanliegen von Marina Hanke. Die Vorsitzende der Sozialistischen Jugend in Wien kämpft für gerechte Mietpreise. Ihr Leitspruch: Geht ned, gibt’s ned!
Wer ist er? Name: Gogi „Lionheart“ Knezević Alter: 34 Beruf: Boxer Erfolge: Weltmeister der „World Boxing Federation“ im Mittelgewicht (einstimmiger Punktesieg gegen den Ungar Jozsef Matolcsi am 4. Mai 2013)
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POLITIKA & GESELLSCHAFT
Konstantin Reyer
Ist das ein Bekenntnis zu Stronach? Die nächste Partei, die ich unterstütze, muss zu mir stehen – nicht so wie nach den letzten Wahlen.
Marina Hanke ist 23 Jahre alt und ist Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien, sowie Bezirksrätin in Wien Floridsdorf.
Das amerikanische Online-Portal list25.com hat Wien vor Kurzem zur lebenswertesten Stadt für junge Menschen gekürt – vor New York. Dennoch gibt es hier Studenten und Lehrlinge, die sich keine Wohnung leisten können, obwohl sie arbeiten. Grund dafür sind vor allem die stark ansteigenden Mietpreise am privaten Wohnungsmarkt. Eine eigene Wohnung bleibt so für manche junge Menschen ein Traum, das Kinderzimmer bei den Eltern die Realität. „Doch das müsste nicht so sein“, sagt Marina Hanke, jüngste Nationalratskandidatin der SPÖ: „Wir brauchen faire Mieten für junge Menschen.“ Die 23-Jährige fordert eine Begrenzung der Mietpreise. „Außerdem soll die Maklerprovision nur vom Vermieter bezahlt werden“, so Hanke. Platz zum Wohnen ist für sie ein Grundrecht: „Und man soll sich auch wohl fühlen, dort wo man lebt.“ Solch ein Ort ist für Hanke auch der Gemeindebau: „Den Wienerinnen und Wienern wird hier ein Platz zum Zusammenleben geboten, der einzigartig ist, ein Platz des Miteinanders. Hier wohnen Menschen aller Generationen und Einkommensschichten Tür an Tür. “ Um für faire Mieten für junge Menschen zu kämpfen, bewirbt sich Hanke daher als SPÖ-Kandidatin am 29. September um den Einzug in den Nationalrat. www.facebook.com/sjmarinahanke
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WISSENSWERTES UND AMÜSANTES ZUR NR-WAHL 2013. Von Amar Rajković und Johannes Reichmann
100.000 EURO FÜR DICH ...
Edmund Essel: Demokratische Grüße aus Mankoadze, Ghana.
1. JE SIMPLER, DESTO BESSER! Setz dich nicht an komplizierten Thesen fest, sondern gib ganz schwammige Verbesserungsvorschläge. So ist das generell in der Politik. Wenn du findest, dass jeder Jugendliche zur Matura einen 3 Wochen-Studien- Trip nach New York bekommen sollte, dann reiche die Idee ein, ohne schon vorweg Finanzierungspläne zu schmieden. Richtige Bundeskanzler müssen auch nicht alles selbst machen!
Mit „Servus“ begrüßte Edmund Essel eine biber-Leserin, die gerade durch Ghana reiste, und zückte unaufgefordert seinen Ausweis. Er richtete ihn in die Kamera: „Diese Karte berechtigt mich, an politischen Wahlen teilzunehmen“, so der 19-Jährige aus Mankoadze. Edmund, der diesen Sommer die „Secondary School“ in Swedru abgeschlossen und nächstes Jahr die Journalisten-Akademie in der Hauptstadt Accra anfangen möchte, ist sehr an Politik interessiert. Für ihn war es unbegreiflich, als man ihm erzählte, dass in Österreich viele Menschen am Wahlsonntag nicht aus dem Haus gehen, um ihre Stimme abzugeben. Da er sich Österreich verbunden fühlt, richtet er einen Appell an alle biber-Leser: „Liebe Leute, wir in Afrika haben lange für das Recht gekämpft, wählen zu gehen. Ich bin ein großer Fan der Demokratie und wünsche mir, dass ihr alle zu den Wahlen geht. Damit könnt ihr eure Zukunft bestimmen und euer Land auf friedlichem Weg verändern, so wie ich das mit meinem Ausweis in Ghana tue.“
Mit Mit sicherer sicherer Hand Hand für für Österreich. Österreich.
2. JE ALLGEMEINER, DESTO BESSER! Du willst einen neuen Billardtisch für dein Vereinslokal? Vergiss es, denn niemand wird für dich stimmen, wenn du keine Themen hast, die viele Leute interessieren und betreffen. Du kannst ja die Idee einreichen, dass neben dem Matura-Trip nach New York auch jeder Österreicher bei Pensionsantritt zwei Wochen auf Recreation-Urlaub nach Mallorca fahren darf. Damit hast du jung und alt auf deiner Seite.
Unser UnserLand Landbraucht brauchtkeine keinepolitischen politischen Experimente, Experimente,sondern sondern
Beim Abwasch kommen die besten Ideen.
✔✔zusätzliche zusätzlicheArbeitsplätze Arbeitsplätze ✔✔sichere sicherePensionen Pensionen ✔✔faire faireBildungsmöglichkeiten Bildungsmöglichkeiten ✔✔bestes bestesGesundheitswesen Gesundheitswesen ✔✔leistbares leistbaresWohnen Wohnen
Marko Mestrović
4. JE KÜRZER, DESTO BESSER! Halte die Beschreibung deines Videos kurz und informativ. Lyrisch anspruchsvolle Romane über dich und was für ein Visionär du bist, will niemand lesen. Das kann Frank ohnehin selbst besser. Erkläre deine Idee möglichst kurz und bleibe dabei so sachlich wie möglich, für dämliche Hetze gibt es schließlich FPÖ-Gruppen auf Facebook.
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Privat
Jeder kennt das. Es ist nach Mitternacht, gefühlte zwei Promille im Blut und zwei Klugscheißer im Freundeskreis fangen an zu diskutieren. Was läuft schief in der Politik Österreichs? Warum interessiert sich jeder für Partyfotos und keiner für Parlamentssitzungen? Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dein gewieftes Politwissen in Cash und nicht in Stamperl umzusetzen. Das Frank Stronach Institut fordert alle Bürger und Innen von 18-29 Jahren auf, Ideen vorzuschlagen, die sie als Bundeskanzler umsetzen würden. Ein WahlkampfGag, eh klar. Wie auch immer: Der Gewinner darf sich über 100.000 Euro freuen und die ersten 100 sahnen immerhin noch 500 Euro ab. Da die bis jetzt eingereichten Ideen eher mau sind, hier ein paar Tipps, wie ihr an das große Geld kommt! P.S.: Wer den Hauptpreis gewinnt, muss sich bei uns melden und wir reden über eine gerechte Aufteilung. Ein paar Runden Bier tun es auch, dann können wir weiter über Politik klugscheißen und noch mehr Kohle machen.
WAHLBOTSCHAFTER EDMUND
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WISSENSWERTES UND AMÜSANTES ZUR NR-WAHL 2013. Von Amar Rajković und Johannes Reichmann WAHLKAMPF IM AUSLAND
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DOPPELT HÄLT BESSER
INTERVIEW MIT NEOS-SPITZENKANDIDAT MATTHIAS STROLZ
„ALTE BLOCKADEPOLITIK ÜBERWINDEN“
Neugegründete Kleinparteien haben es schwer, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Nicht bei uns! Interview mit NEOS-Parteigründer und Spitzenkandidat Matthias Strolz über Bildungsreformen, Stillstand in Österreich und die Zukunft der Liberales-Forum-Nachfolgepartei.
Da schau her! Was in Österreich kein Thema ist, prangt in Deutschland auf den Wahlplakaten. Das Bündnis 90/ Die Grünen und die FDP werben für die doppelte Staatsbürgerschaft. In Deutschland dürfen zurzeit (immerhin) EUBürger doppelt bestückt sein, der Rest muss sich mit 18 Jahren entscheiden. Das soll sich nach Meinung der beiden Parteien ändern. Das Plakat zeigt ein glückliches Mädchen mit deutschem und türkischem Pass – ein klares Bekenntnis zur Doppelstaatsbürgerschaft.
Foto von Marko Mestrović
biber: Was sind Ihre Wahlziele?
LUXUSFRAUEN
Den Stillstand in Österreich zu durchbrechen. Dazu muss NEOS den Einzug ins Parlament mit deutlich mehr als vier Prozent schaffen, die rot-schwarze Mehrheit brechen und eine Regierungsbeteiligung mit Ministerverantwortung erreichen. Unsere Wunschkoalition wäre Schwarz-Grün-Pink, damit könnten wir am meisten für Österreich bewegen.
Was will NEOS in Sachen Zusammenleben und Zuwanderung tun? Österreich ist ein Einwanderungsland, und das ist gut so. Machen wir das Beste aus dem Potenzial, das sich uns bietet. Dafür braucht es klare Regeln für Zuwanderung und Integration, die mit Rechten, aber auch Pflichten verbunden sind. NEOS hat einen sehr positiven Zugang zu Migration und anderen Kulturen und will im Parlament an vielen Stellen Hürden beseitigen. 44
RAMBAZAMBA
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Wie sieht die Zukunft der EU in Ihren Augen aus? Wir müssen viel ändern, wenn wir unser gemeinsames Europa erhalten wollen. Dazu braucht es transparentere, effiziente Strukturen sowie mehr Demokratie und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Dank unserer Zusammenarbeit mit der ALDE-Partei (Allianz der Liberalen und Demokraten Europas) sind wir auf internationaler Ebene bestens vernetzt – und planen auch fix den Antritt zur Europawahl im Mai 2014. Unsere Vision der europäischen Staatsbürgerschaft mit einem europäischen Pass würde die Entwicklung krönen und das Zugehörigkeitsgefühl stärken.
acebook.com/kuemmernummer
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KURZE KLEIDER, LANGE BEINE UND BALKANCHARME: DIE BULGARISCHEN GOLDGRÄBERINNEN SETZEN ALLE REIZE EIN, UM SICH EINEN REICHEN WESTEUROPÄER ZU ANGELN. IHR JAGDREVIER SIND NOBELHOTELS UND SCHICKE BARS. Von Marina Delcheva aus Sofia und Amelie Chapalain (Fotos)
IM GOLDRAUSCH
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MEINE STÖCKEL SIND HÖHER, als es meine Füße ertragen und mein Kleid so kurz, dass ich das Gefühl habe, meine Hose zu Hause vergessen zu haben. Ich betrete den Sofioter Nobelclub “Tequila-Bar” gleich neben dem „Radisson“-Hotel im Zentrum. Hier sollen junge Bulgarinnen auf der Suche nach reichen Männern aus Westeuropa sein und umgekehrt. Heute Nacht bin ich eine von ihnen, eine „Goldgräberin”, wie sie in Bulgarien genannt werden. Das Prinzip ist einfach: Junge, bildhübsche Frauen, meist Studentinnen aus ärmeren Verhältnissen, klappern die Nobellokale und schicken Hotellobbys ab und hoffen, dort reiche Männer kennenzulernen. Diese Frauen suchen keinen Orsolic oder Nissl, sie wollen einen Bankmanager, Firmenboss oder Arzt. „Die jungen Mädchen wollen einfach etwas Besseres. Sie möchten raus aus dem Plattenbau oder dem Studentenzimmer mit Klo am Gang. Sie möchten heiraten und ein schönes Leben führen. Verdienen wir denn nicht dasselbe wie die Frauen im Westen?”, fragt mich Ivana, eine ehemalige Goldgräberin sozusagen, obwohl sie sich selbst nie so bezeichnen würde. Ich treffe die 46-Jährige vorab in ihrer eigenen Firma. Sie hatte schon ein paar Beziehungen mit einflussreichen Männern – zwei davon waren reiche Ausländer, die sie im Internet und auf einer Party kennengelernt hat. Die Liebe fürs Leben oder eine Ehe ist nie aus diesen Bekanntschaften geworden, aber am Ende waren immerhin ein paar schöne Reisen und
ein eigener Nobel-Friseursalon drin. Jetzt ver- Kleider noch kürzer und deren Schuhe noch dient sie ihr Geld selbst, „das ist die sicherere höher sind als meine. Fehlanzeige. Meine Kontaktaufnahme wird abgeblockt. Ich bin eine Investition”, sagt sie. Fremde in ihrem Revier, also schlürfe ich meinen Cocktail weiterhin alleine. MÄNNER AUS DEM WESTEN „Das hat absolut nichts mit Prostitution zu Ich nehme direkt neben der Bar auf einem Hocker Platz, sodass ich den gesamten Raum im tun. Hier geht es um mehr: um die große LieBlickfeld habe. Das ist also ihr Jagdrevier, wie be, den sozialen Aufstieg“, sagt Ivana. Obwohl mir Ivana erzählt hat. Durch die unmittelbare diese Art von Frauen einen unrühmlichen Ruf Nähe zum Hotel kommen immer wieder aus- in Österreich genießen, haben sie ganz klare ländische Gäste hierher. Fünf Deutsche mitt- Prinzipien und ein recht „nobles“ Ziel – eine leren Alters betreten den Club. Schicker An- Beziehung, vielleicht Ehe und Kinder, und das zug, schlichte, aber sichtlich teure Brillen, die alles mit einem gut situierten Mann, der sie gut meisten mit Hemd, aber ohne Krawatte – Fei- behandeln wird. Auch Lina, Ivanas 23-jährige erabend also. „Mädels, die Ausländer sind da“, Tochter, verfolgt dieses Ziel – jetzt gerade mit höre ich die Geschäftsführerin zu zwei Kell- einem Unternehmer aus Wien, den sie „bei nerinnen sagen. Das sind nicht die einzigen einem Mittagessen mit Freunden“ kennengeAusländer im Raum, aber ihr Eintreffen zieht lernt hat. Er hat ein paar Mal im Jahr beruflich ein paar Blicke von jungen Frauen auf sich, in Sofia zu tun. Nach Wien sei sie auch schon die zwar in der Gruppe, aber ohne männliche geflogen, aber das komme eher selten vor, sagt Begleitung hier sind. Ein paar von ihnen be- sie. setzen unauffällig den Tisch neben den Deutschen. Den Rest der Besucherinnen lassen die GROSSE TRÄUME, KLEINE CHANCEN Deutschen kalt. „Es gibt Hoffnung auf dem Männermarkt. Tatsächlich kommen ganz wenige Frauen über Mal schauen, was der Abend so bringt“, sage den Status der Geliebten oder Kurzzeit-Freunich zu zwei jungen Frauen neben mir, deren din hinaus. Ich treffe Anton S.* (Anm.: Name
Luxusuhr, teuerer Anzug, Designerbrillen: Goldgräberinnen entwickeln schnell den Blick fürs "Wesentliche" RAMBAZAMBA
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von der Redaktion geändert). Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und Finanzberater, Single, und weil er im Ausland studiert hat, gilt er als halber Ausländer. Somit steht der Mittdreißiger ganz oben auf der Wunschliste der Goldgräberinnen. Verheiratet ist er nicht, nicht mehr. Dafür hat er zahlreiche Freundinnen. Was also macht den Reiz solcher Frauen aus? „Sie sehen umwerfend aus, sind klug, haben was studiert und weil sie sich freiwillig in eine wirtschaftliche Abhängigkeit begeben, hast du automatisch das Sagen“, erzählt er. Auf ewig binden lassen will er sich aber nicht. „Weißt du, solche Männer wie ich sind nicht blöd. Wir kennen alle ihre Tricks und wir lassen uns nicht so einfach vor den Altar zerren.“ Deshalb seien viele Mädchen auf der Suche nach einem Ausländer, „weil die Männer im Westen noch so etwas wie Anstand haben und sich den Mädchen gegenüber verpflichtet fühlen“, fügt er spöttisch hinzu. In österreichischen Erotikforen haben sich die jungen Bulgarinnen aus den Nobelclubs auch einen Namen gemacht: „Ich erzählte ihr, dass ich alle 2 Wochen in Sofia wäre, beruflich. Da wurde sie noch freundlicher, obwohl es eine Lüge war...Na ja, die Damen glauben dann, dass was draus werden kann. Noch paar Drinks abgezischt und im Hotel gut durchgevoegelt“, schreibt ein User auf „erotikforum.at“ über
seinen Bulgarienbesuch. Anton erklärt mir, dass er zwei Arten von Goldgräberinnen kennt – die Geliebte und die Möchte-gern-Ehefrau. „Die Geliebte ist leicht. Sie bleibt im Schatten, lässt sich vielleicht die Wohnung zahlen und macht keine Probleme, wenn der Herr bei Madame und den Kindern ist.“ Er kenne ein paar Geschäftsmänner aus Deutschland, England und Österreich, die oft geschäftlich in Bulgarien zu tun hätten und eine Geliebte in Sofia unterhalten würden, während Frau und Kinder das Heim hüteten. „Die andere Sorte ist etwas mühsamer. Das sind die echten Goldgräberinnen, die als einzige Frau an deiner Seite glänzen wollen. Ihnen reicht die Rolle der Geliebten nicht“, erzählt er. DER BERAUSCHTE HOLLÄNDER „Ich möchte nicht aufdringlich sein, aber ich würde Sie gerne auf einen Drink einladen.“ Nach einer Stunde im Club spricht mich Jannik* (Anm.: Name von der Redaktion geändert) an, ein Niederländer. Jannik ist Kardiologe und nimmt am Ärztekongress im benachbarten „Radisson“ teil, sagt er. Jannik ist frisch geschieden und könnte mein Vater sein. Marina, die Journalistin, würde sich nie von reichen Ausländern in schicken Clubs die Bloody Mary zahlen lassen. Aber Lora, die 25-jährige Marketingassistentin, die ich heute spiele, tut
das. Die jungen Frauen hinter mir werfen mir einen giftigen Blick zu. Jannik ist entzückt von meiner schüchternen Zurückhaltung. Ich versuche nur nicht aus meiner Rolle zu fallen. Der holländische Arzt sei das erste Mal in Sofia und ganz begeistert „von den klugen, schönen Frauen hier“. Nach mehrmaligem Nachhacken erzählt er mir, dass er schon am Vortag in der Hotellobby von zwei jungen Mädchen angesprochen worden sei, die ihm die Stadt zeigen wollten. „Aber das ist kein bulgarisches Phänomen, das kenne ich auch aus Lettland und der Slowakei“, sagt er. Er sagt nicht, ob er mit den Mädchen mitgegangen ist. Die Praxis, junge Frauen in schicken Hotelbars kennenzulernen, ist auch in einschlägigen Foren bekannt. So werden drei Sofioter Nobelhotels als „besonders Mädchen-freundlich“ aufgezählt. Als mein Drink fast leer ist, fragt mich Jannik, ob ich ihn ins Hotel begleiten wolle. Als ich „Nein“ sage, wirkt er überrascht und leicht gereizt. Er möchte mir noch einen Drink spendieren, oder zwei. Vielleicht ärgert er sich auch, warum er nicht die zwei jungen Damen neben mir angesprochen hat. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er alleine in sein Hotel zurückgehen würde. Mit einer falschen Telefonnummer auf einer Serviette.
LOBBYING WELTWEIT
Die Praxis, reiche Männer aus dem Ausland in der Hotellobby kennenzulernen, existiert seit dem Kommunismus in Bulgarien. „Damals waren die Lobbys der einzige Ort, an dem man Ausländer treffen konnte. Ausreisen durfte ja keiner und für ein wenig Trinkgeld vom Gast hat der Barkeeper auch eins ausgegeben“, erzählt Ivana. Die etwas andere Art des Labbyings ist sogar in New Yorker Nobelhotels bekannt, wie die Cosmopolitan berichtete. Auch in Sofia sind ab und zu in den Hotelbars oder Lobbys gut gekleidete, junge Mädchen zu sehen, die keine Gäste sind. Auf Anfrage will aber niemand wissen, was diese Frauen dort suchen. „Ich bin ganz neu hier und kann Ihnen keine Auskunft darüber geben. Vielleicht warten sie ja auf jemanden“, sagt die Rezeptionistin des „Kempinski“-Hotels. „Ich weiß nicht, welche Mädchen Sie meinen. Ich gebe Ihnen am besten den Geschäftsführer“, lautet die kurz angebundene Antwort eines Rezeptionisten im „Radisson“.
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WARUM DU AM CHINESISCHEN TISCH NICHT IM ESSEN HERUMSTOCHERN SOLLTEST UND WO IN WIEN WIRKLICH AUTHENTISCH GEKOCHT WIRD (NIX DA MIT „ACHT SCHÄTZE“ ODER „CHOP SUEY“), VERRÄT DIR BIBER-REDAKTEURIN MELISSA FABIAN. SIE MUSS ES WISSEN, IHRE SCHWIEGERMUTTER IST CHINESIN.
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ESST REIS!
MEIN ERSTES MAL chinesisch essen werde ich nie vergessen. Der Holztisch war mit kleinen Tellern bedeckt. Auf jedem einzelnen wurde ein, für mich undefinierbares, Gericht platziert. Am anderen Ende der Tafel überwachte ein Reiskocher das kulinarische Geschehen. Mama Chang rief „Sek Fang!“, wortwörtlich „Esst Reis!“, was Mahlzeit bedeutet. Erst dann stürzten sich die Familienmitglieder auf das reichhaltige Mahl. Für mich war es purer Stress. Ich wusste nicht, wie ich mit Stäbchen die Suppe in meinen Mund befördern soll, oder was da überhaupt in meinem Magen landet. Ich wollte auch nichts Falsches machen und meine Schwiegermutter verärgern. Jetzt, zwei Jahre später, bin ich ein richtiger China-Food-Pro. Es gibt kein Gericht, das ich nicht kenne, keinen Supermarkt, dessen Gewürze ich nicht schon in meinem Wok hatte. Und keine Benimmregel am Tisch, auf die ich nicht schon aufmerksam gemacht wurde. Also spitzt schon mal eure Stäbchen und „Sek Fang!“
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Das Essen nimmt in der chinesischen Kultur einen großen Stellenwert ein. Für kulinarische Jungfrauen kann das mitunter zu Irritationen führen, da es unzählige Benimmregeln am Tisch gibt. Hier die wichtigsten:
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DAS FREUT DEINE CHINESISCHE SCHWIEGERMUTTER:
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Eine Hand muss immer sauber bleiben, auch bei Fingerfood. Stäbchen sollten immer sauber sein. Hat dein Stäbchen etwas berührt, gehört es dir. Wenn du jemanden schätzt, dann serviere ihm/ihr die besonders guten Stücke in die Reisschüssel. Bist du der Jüngste, dann solltest du den Reis an alle verteilen.
Marko Mestrović
Reihenfolge beim Austeilen beachten. Zuerst der Älteste, zuletzt derjenige, der das Essen verteilt.
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Als Gast solltest du eine kleine Aufmerksamkeit mitbringen.
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Das „beste Stück” von den Tellern herauspicken. Auf getrennte Rechnung bestehen.
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Sich am Tisch schnäuzen. Auch wenn du einen sensiblen Gaumen hast, Chinesen mögen es gar nicht, wenn man ihr Essen ablehnt.
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Genauso wichtig wie die Benimmregeln sind die Köstlichkeiten, die am Tisch landen. Hier ein paar Beispiele, womit ein authentisch chinesisches Dinner aufwarten sollte.
finden. Frank hat mehr als 120 000 Arbeitsplätze geschaffen und weiß, wie man die Wirtschaft ankurbelt und den Motor am Laufen hält.“
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ZWEITER HAUPTGANG: Beim Essen darf auf keinen Fall Jüü (Fisch) fehlen. Er wird als ganzes Stück serviert. Dazu gibt es Bok Choy mit Knoblauch und einer Art Soyasauce. Für Fleisch ist auch gesorgt. Hühnerstücke mit Erdnüssen und Sellerie erfreuen sich hoher Beliebtheit. Rind- oder Schweinefleisch mit Gemüse und dunkler Sauce wird auch gerne verspeist.
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Spezialität des Hauses: Das scharfe SaiGon Beef Besonderes: Die Köche haben allesamt eine Kochschule in Hong Kong besucht.
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TRINKEN: Gerne werden Fruchtsäfte wie Lycheeoder Mangosaft getrunken. Es werden aber auch typische Softdrinks wie Cola oder Almdudler bestellt. Tee ist vor allem während des Essens beliebt. Dazu zählen Grüner Tee, Gen-Mai aber auch der etwas bittere Jasmin- oder Chrysanthementee.
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ERSTER HAUPTGANG: Das chinesische Dinner geht mit DimSum (vergleichbar mit dem europäischen Brunch) weiter. Dim-Sum-Speisen beinhalten Ha Gaau (Reismehltaschen mit Garnelen), Hühnerfüße in würziger Soße, Knödel mit gegrilltem Schweinefleisch, Bak Choy-Taschen (Gemüse) mit Knoblauch oder Garnelen. Für Anhänger von süßen Hauptspeisen empfehle ich Reisteigröllchen.
DESSERT: Zum Dessert gibt es Mondkugeln. Die sind aus Reisteig, oft mit Mohn oder roter Bohnenpaste gefüllt. Durch den klebrigen Teig ist es anfangs für viele Europäer gewöhnungsbedürftig, dafür schmeckt es dann umso besser! Richtig lecker sind auch die gedämpften Biskuitknödel, gefüllt mit Vanillecreme oder Lotus-Creme-Füllung. Achtung: Lasst euch bloß nicht mit überbackenem Obst abspeisen!
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VORSPEISE: Zum Aufwärmen gibt es Tong (Suppe). Zum Beispiel die Maissuppe, die WanTan (Teigtaschen) -Suppe, Haifischflossen- oder eine leichte Gemüsesuppe mit Tofu. Wer kein Suppenfan ist, kann auf Rettichkuchen mit Schweinefleisch oder auch Chung Fang (Reisteigrollen) mit verschiedenen Füllungen zurückgreifen.
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Spezialität des Hauses: Gegrillte Ente nach Konton-Art (mit Knochen) Besonderes: Das Nobelrestaurant in der chinesischen Community.
Essen in seiner Reisschüssel ansammeln.
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Die Balkanmeile wurde deutlich frisiert. Sie hat nun ein moderners, offeneres Image bekommen. Aber ist das auch allen recht? biber machte den Reality-Check. Von Jelena Pantić und Susanne Einzenberger (Fotos) Jeder Jugo kennt sie, die Balkanstraße. Selbst wenn man keinen Turbofolk mag – die meisten Geburtstage der Freunde werden im heimischen Flair in einem der zahlreichen Clubs wie Laby, Styxx oder dem ehemaligen Palazzo gefeiert. Mit knapp bekleideten Mädchen, literweise Alkohol und lautem Gegröle zu Party-Hits von Aca Lukas oder Jelena Karleuša. Kotzend die Kloschüssel umarmen, aus tiefster Seele “Kad sam bio mlad” mitsingen – ach, das waren wilde Zeiten. Gar nicht so wild präsentiert sich der Straßenabschnitt vom Gürtel bis zur Ottakringer Brauerei seit Anfang August. Neue Radwege, grüne Verkehrsinseln, Wasserbrunnen am Straßenrand. Die neue Ottakringer Straße wird Anfang September feierlich vorgestellt. Doch was sagen die altgedienten Partypeople und Ladenbesitzer dazu? Ottakringer Straße 2.0 – Top oder Flop? Wir haben uns umgehört.
RADO THOMAS, 45, Bosnien, Besitzer von Rado Sport & Mitarbeiter JÜRGEN RAUCHLATNER, 33: Super! Vor allem die neuen Radwege und Citybike-Stationen. Die Bauzeitphase war aber zu lange, wir hatten Umsatzverluste, für kleinere Unternehmen war das existenzbedrohend.
FABIAN SCHMID, 26, Österreich, Mitarbeiter im Fitinn: Ich find‘s wirklich super, vor allem die neuen Radwege. Früher hab ich die Straße mit dem Rad gemieden, jetzt fahre ich oft durch. Es ist heller, schöner und sieht nicht mehr so schmutzig aus.
SINIŠA VUKIĆ, 41, Serbien, Anrainer: Es ist schöner, heller und freundlicher. Aber dafür, dass es so lange gedauert hat, hätte es noch schöner werden können. Mein Verbesserungsvorschlag: eine Politesse im kurzen Rock statt einer Ampelanlage.
MARKO JOVANOVIĆ, 26, Serbien, Besitzer von Oaza Shop & Sportnahrung Ottakring: Ich sehe keinen großen Unterschied. Die Arbeiten haben uns nur daran gehindert, gute Umsätze zu machen, wir haben sogar Verluste gemacht. Es kommen auch nicht mehr Leute als früher. Also ich erkenne nicht viel Positives.
Bei einer Bürgerbefragung wurde beschlossen, die Ottakringer Straße mit mehr Grünanlagen, Fahrradwegen und Aufenthaltsbereichen aufzuwerten. 6,2 Millionen Euro bezahlten die Gemeinde Wien und die EU, um dem circa einen Kilometer langen Abschnitt neues Leben einzuhauchen. Die feierliche Eröffnung ist im Rahmen eines Straßenfestes Anfang September.
MELANIE SKORIĆ, 20, Bosnien & MARINA PAUK, 21, Kroatien, Kellnerinnen im Styxx: Es sieht viel einladender und familiärer aus, weil es grüner ist und die Fußgängerwege breiter sind. Aber dadurch gibt es jetzt weniger Parkplätze und das Geschäft hat unter den Bauarbeiten gelitten.
Markus Jud er, 25, Graz Qualitätsmanag
„Wir brauchen ein faires und einfaches Steuersystem, dass Einsatz und Fleiß belohnt und nicht jene, die sich die besten Steuerberater
ERIKA SATTLER, 67, alteingesessene Ottakringerin: Das ist alles rausgeschmissenes Geld. Die Bäume sind für die Hunde und die Kästen mit den Blumen für die Betrunkenen. Und um sich sicherer zu fühlen, braucht es mehr Polizei und nicht mehr Licht. Außerdem wäre ich kürzlich fast von einem Radfahrer angefahren worden, weil man es ja anders gewohnt ist. Das ganze Geld hätten sie lieber an krebskranke Kinder spenden sollen.
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ÖSZAN ATMAN, 34, Friseurladenbesitzer, Türkei & FATIH ALTINTAS, 25, Türkei, Besitzer eines Autoersatzteilladens: Auf die Geschäftsbesitzer hat niemand Rücksicht genommen. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Ausländeranteil hier so hoch ist. Wir hätten zumindest niedrigere Miete zahlen sollen. Wo ist das viele Geld? Große Firmen haben den Gewinn gemacht und die kleinen Betriebe sind leer ausgegangen.
ALEN HADŽIAHMETOVIĆ, 30, Bosnien, Bimfahrer der Linie 44 & BORIS KURTUMA, 31, Bosnien: Wir gehen jetzt auch in Lokale, in denen wir früher nicht waren, man fühlt sich wohler und es wirkt einladender. Vor allem am Abend kann man nett spazieren gehen. Die Parkplätze sind ein Problem und die Baustellen behindern die Bim, es könnte zu Staus kommen, da die Autos direkt auf den Gleisen fahren müssen.
leisten können. Leistung muss sich wieder lohnen.“
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SHABANALI, 20 JAHRE. SEIN KURZFILM „ALI“ ÜBER DIE PROBLEME VON ASYLWERBERN SOLL IHN ZUM ERFOLG FÜHREN.
Der 23-jährige Ajmal hoffe bald sein Zimmer im Flüchtlingsheim als Star verlassen zu können.
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ERST ASYL, DANN HOLLYWOOD RAMBAZAMBA
„TATORT TIROL“, „DER BERGDOKTOR“ UND „INNSBRUCKER FESTSPIELE“ – WÄHREND ANDERE PUTZEN ODER ABWASCHEN, KOMMEN SHABANALI UND AJMAL ALS SCHAUSPIELER GROSS RAUS. FILM UND THEATER – DIE HOFFNUNG FÜR JUNGE FLÜCHTLINGE IN TIROL? Von Sarah Al-Hashimi und Christoph Liebentritt (Fotos)
„WENN SIE für ihre Filme grimmige Tschetschenen oder Russen brauchen, kommen sie zu uns“, sagt Heimleiter Lukas Matt. CastingAgenten, Regisseure und Filmemacher sind keine Seltenheit auf den Tiroler Wiesen des Asylheims Reichenau in Innsbruck. So hat Shabanali Ahmadi kürzlich erst eine Komparsenrolle in der ORFSerie „Der Bergdoktor“ ergattert. Der junge Afghane gilt bereits als großes Talent. Schon als Kind träumte Shabanali davon, eines Tages Filmstar zu werden. „Als ich in Innsbruck ankam, sagte ich gleich, dass ich Schauspieler werden will. Doch erst als ich gut Deutsch sprechen konnte, nahmen sie mich ernst“, erzählt er. Shabanali Ahmadi ist 20 Jahre alt, Flüchtling und lebt seit 2011 im Asylheim Reichenau. Warum er aus Afghanistan fliehen musste? Darüber spricht er nicht. VOM HEIM ANS FILMSET Anders als Ajmal Zaher. Auch er will Schauspieler werden, erzählt aber offen über den Grund seiner Flucht. Er hatte eine Freundin in Afghanistan, die er nicht heiraten durfte, weil ihre Eltern sich einen reicheren Mann für ihre Tochter vorstellten. Es endete tragisch: Als die Eltern erfuhren, dass die beiden sich dennoch trafen, wurde sie vom eigenen Bruder erschossen. Der 23-jährige Ajmal floh daraufhin vor dem todeswütigen Vater seiner Geliebten über Pakistan, Iran und der Türkei bis er nach drei Tagen ohne Essen und Trinken in einem LKW in Österreich landete. Eine filmreife Geschichte. Genau das dachte sich auch der österreichische Filmschaffende Senad Halilbašić. Er lernte Ajmal im Zuge von Recherchen in Innsbruck kennen. Die Geschichte wird Teil seines nächsten Filmprojekts werden, bei dem auch Filmgrößen wie Ulrich Seidls Casterin Eva Roth mitwirken wird.
Ajmal ist froh, in Innsbruck zu leben. Er hofft auf einen Durchbruch als Filmstar. Dafür nimmt er Schauspielunterricht bei den ehrenamtlichen Theaterpädagogen Christof Heinz und Monika Liengitz. Sie gehören zum Kunstkollektiv „Arterie“, das in Innsbruck und anderen Teilen Österreichs Theaterstücke mit und über Flüchtlinge inszeniert. GUT FÜR DIE INTEGRATION „Spielen ist gut für die Integration!“ Davon ist der Flüchtlingsbetreuer Christoph Nußbaumer überzeugt und brachte seine Schützlinge heuer in die sommerliche Opernproduktion der Innsbrucker Festwochen als Komparsen unter – darunter die Somalis Barre Cabdi Yassin (27) und Majid Mohamed (30). Sie waren zwei von einem Dutzend Flüchtlinge, die im Chor der Oper „La clemenza di Tito“ mitwirkten. Singen mussten sie aber nicht. Während der Chor seine Stimmbänder zum Besten gab, sollten sie einfach nur dabeisitzen, oder sich zu Szenen, wie dem „brennenden Haus“, entsprechend dramatisch mitbewegen. „Wir verstanden auch nicht, was da gesungen wurde. Ich glaube nicht einmal das Publikum wusste, worum es bei der italienischen Singerei ging“, amüsiert sich Barre. Insgesamt zwei Wochen probten sie für drei Tage Aufführung. „Es hat mir große Freude bereitet. Damit fühlte ich mich mehr zu Hause“, erinnert sich Barre. Nach den Proben ging das gesamte Ensemble meist aus. Dabei entstanden auch Freundschaften, erzählt Majid. Für den Somali war es eine willkommene Abwechslung neben seiner Putztätigkeit im Heim. „Ich würde es auf jeden Fall wieder tun“, sagt er. Außerdem springt dabei das ein oder andere Empfehlungsschreiben von den neu gewonnenen Freunden heraus. So ein Schreiben ist viel wert, denn es unterstützt die Flüchtlinge dabei, RAMBAZAMBA
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240,- im Monat, 3 Euro pro Stunde dazuverdienen. Das ist die Summe, die sie monatlich zu ihrer Grundversorgung von Euro 180,- und Taschengeld von Euro 40,- zusätzlich einnehmen dürfen.
Starposen hat Ajmal schon mal perfekt drauf.
einen positiven Niederlassungsbescheid zu bekommen. Wer sich nicht von Anfang an um soziale Kontakte in der österreichischen Gesellschaft bemüht, wie etwa der junge Afghane Rahim aus dem Heim Reichenau, dem rennt nach negativem Asylbescheid die Zeit davon. Verzweifelt radelt Rahim durch Innsbruck auf der Suche nach Menschen, die ihm ein solches Empfehlungsschreiben unterzeichnen. Barre und Majid aus Somalia träumen jedoch nicht von einer Schauspielkarriere. Ihnen würden schon ein Aufenthaltstitel und ein angemessenes Gehalt als Elektriker oder LKWFahrer reichen. Denn die Operngagen lassen zu wünschen übrig. Da ihr Auftritt als gemeinnützige Arbeit für die Stadt Innsbruck geltend gemacht wird, dürfen sie nicht mehr als Euro
KEIN DÄUMCHENDREHER Für Shabanali bedeutet die Schauspielerei mehr als bloße Integration. Er ist nicht nur leidenschaftlich, sondern vor allem sehr ernsthaft bei der Sache. Das Kunstkollektiv „Arterie“ hat er mitbegründet. „Anstatt Däumchen zu drehen, lernte Shabanali ,hardcore‘ Deutsch, schaffte es mit Fotografie-Workshops zum eingetragenen Pressefotografen und reicht jetzt seinen eigenen Kurzfilm bei Filmfestivals ein“, schwärmt Regisseur Halilbašić vom jungen Afghanen. Wegen seines großen Engagements genießt Shabanali seit Kurzem subsidiären Schutz. Er darf sich also legal in Österreich aufhalten und arbeiten. „Als nächstes ziehe ich zu vier Österreichern in eine Wohngemeinschaft. Ich freue mich schon sehr auf mein eigenes Zimmer mit Bad und WC.“ Verständlich, zurzeit müssen Bad und WC für eine ganze Etage reichen.
TIPP:
Nächster Termin des Kunstkollektivs „Arterie“ mit einem Theaterstück zum Thema „Empörung“: 21. September 2013 (Weltfriedenstag) bei der Annasäule; Maria Theresien-Straße 18, 6020 Innsbruck (voraussichtlich abends zw. 19 – 20 Uhr).
Philipp Hofer , Lustenau Unternehmer, 38
„Menschen sind keine Maschinen, die man ausbeuten kann. Frank hat vorgezeigt, dass sein Modell der Mitarbeiterbeteiligung funktioniert. Langfristig kann man nur miteinander etwas bewegen.“
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Schauspielunterricht: Immer mehr junge Asylwerber sehen darin eine Möglichkeit in Österreich Fuß zu fassen.
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UNSERE WAHLBOTSCHAFTER FÜR ÖSTERREICH
Am 29. September wird gewählt. biber hat in ganz Österreich Wahlbotschafter geworben, die direkt in ihren Communities über die Wahl informieren. Österreich hat 50 neue Wahlbotschafter. Neben unserer Wahlmobilisierung (siehe Coverstory) haben wir zusätzlich eine Wahlinformations-Initiative gestartet. Wir wollen nicht nur darüber aufklären, dass es Wahl gibt, sondern auch Informationen über die Wahl liefern - etwa, dass man auch mit Wahlkarten wählen kann. Im Rahmen der Wahlinformations-Initiative haben wir Persönlichkeiten aus den migrantischen Communities zu Wahlbotschaftern nominiert. Alle unsere Wahlbotschafter haben Chung Fen Teng, Gastronom von uns ein Poster mit ihrem Por- Restaurant Eukiang trät bekommen. Diese wurde in Schlosshoferstraße 62, 1210 Wien ihrem Lokal oder Geschäft platziert. Auf den Postern finden sich Hinweise über das Wahlrecht. Mit dieser Aktion werden alle Kunden, Freunde und Bekannte über einen Aspekt zur Wahl informiert. Auf diesen Seiten findest du fast alle Wahlbotschafter aus Wien. Unsere Wahlbotschafter aus den Bundesländern sind Online abrufbar (www.dasbiber.at).
Abdelahalim Hassan, Gastronom Café Nil Siebensterngasse 29, 1070 Wien
Yusuf Genc, Projektmanager Verein zur Förderung des Gedankenguts Atatürks in Österreich, Antonsplatz 28, 1100 Wien
Eren Kılıc, Unternehmer Bilcom Senefeldergasse 11, 1100 Wien
Kamer Güzel, Gastronom Restaurant Epos Siebensterngasse 13, 1070 Wien
Armen Mardigian, Frisör Hundesalon Schunig Triesterstraße 8 (368), 2331 Vösendorf
Mustafa Sezen, Unternehmer Maxstyle Coiffeur Schlosshoferstraße 20, 1210 Wien
Mahmut Sezen, Unternehmer Handygeschäft Max Mobile Schlosshoferstraße , 1210 Wien
Jasna Tomaš, Unternehmerin Rado Sport Ottakringerstraße 59, 1160 Wien
Bahman Asadi, Gastronom Cafe Restaurant Caspian Zieglergasse 18, 1070 Wien
Amjid Abid La Grece- Griechische Spezialitäten Lerchenfelderstraße 26, 1080 Wien
Berrin Barlan , Ärztin Arztpraxis Barlan Vorgartenstraße 219/2/1, 1020 Wien
Natanov Arkadi, Unternehmer Natan Schlüsseldienst Scheffelstrasse 27, 1210 Wien
Ahmet Dikme, Fahrleher Fahrschule Schön Schloßhoferstraße 38,
BKS+TURK__BIBER–DE 25.07.2013 14:38 Seite 1
KOSTENLOSE WORKSHOPS
Anita Pasztor, Unternehmerin Gelateria Marcello Margaretenplatz 5, 1050 Wien 60
Antun Petrović, Gastronom Biobar Drahtgasse 3, 1010 Wien
Petra Seiler-Erdogan, Unternehmerin Sea You Mariahilferstraße 92, 1070 Wien
Marko Mestrović, Christoph Schlessmann, Eyup Kus, Lucia Bartl, Nikolaus Havranek
Deutsch – Türkisch – Bosnisch/Kroatisch/Serbisch
Ernährung in der Schwangerschaft
Ernährung in der Stillzeit und Beikost für Babys
Informa onen und Termine in allen Sprachen unter www.rich gessenvonanfangan.at
Anmeldung zu den Workshops unter 0800 201 299 oder rich gessen@wgkk.at
Gerne kommen wir auch zu Ihnen und halten Workshops in Ihrem Verein oder Ihrer Frauengruppe ab. Auch dieses Angebot ist kostenlos. 61
UNSERE WAHLBOTSCHAFTER FÜR ÖSTERREICH
Am 29. September wird gewählt. biber hat in ganz Österreich Wahlbotschafter geworben, die direkt in ihren Communities über die Wahl informieren.
Mahdiyar Maili Apadana Restaurant Hamburgerstraße 1, 1050 Wien
Eray Erkurt, Lokalbesitzer Selcuklu Shisha Preysinggasse 23, 1150 Wien
DONAUINSEL
BEI DER U6 -BRÜCKE (U6 HANDELSKAI ODER NEUE DONAU)
Sonntag
Montag
September
September
16. 15. 14. g
Samsta
ber 10–18 Uhr
Septem
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Seda Karakas, Bänkerin Raiffeisein Landesbank Favoritenstraße, 1100 Wien
Tamer Mohammed, Gastronom Charlyfresh Josefstädter Strasse
Derya Demir, Friseurin Kamm 2 Style Martinstraße 76, 1180 Wien
Mag, Ksenija Andelic, Leitung Kompetenz-Zentrum Thaliastraße 85, 1160 Wien
Tolga Girti Unternehmer und Topstylist Schweglerstraße 50, 1150 Wien
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IM AUGUST SCHRIEB ALEXANDRA STANIC FÜR EINE TAGESZEITUNG IN SARAJEWO UND BEKAM DIREKTEN EINBLICK IN DEN BOSNISCHEN JOURNALISTENALLTAG. IHRE KOLLEGEN GINGEN OFFEN MIT IHRER MISERE UM. SO HABEN SIE ALEX GEBETEN, ÜBER IHRE SITUATION ALS JOURNALISTEN ZU SCHREIBEN. Von Alexandra Stanić (Text und Fotos) ŠUTI I TRPI Der Durchschnittslohn meiner Kollegen für eine 38,5-Stunden-Woche beträgt 450KM - umgerechnet etwa 225€. Einen großen Unterschied macht es, ob man für einen Privatsender arbeitet oder von der Stadt Sarajewo finanziert wird. Noch viel wichtiger ist aber, ob dein Onkel Abteilungsleiter oder gar Direktor ist. Nur in diesem Fall kann man mit „zusätzlichem Taschengeld“ rechnen und erhält sein monatliches Gehalt regelmäßig. Ansonsten passiert es schon einmal, dass das Gehalt für Juli im Oktober eintrifft. Den Arbeitgeber interessiert es recht wenig, wie monatlich anfallende Kosten bezahlt werden. Die Angestellten sind zwar versichert, aber um das Sozialsystem Bosniens jetzt zu erklären,.... Die Standardausrede für das verspätete Eintreffen des Gehaltes lautet übrigens „kriza“ - Krise. Man sollte nicht oft nach seinem ausstehenden Gehalt fragen, auf diese Art und Weise macht man sich nur unbeliebt. Hier lautet die Devise: Šuti i trpi, zu Deutsch: Sei still und leide. BÜROAUSSTATTUNG AUS DEM STEINZEITALTER Die Computer in den Redaktionen sind so alt, dass sie sich bei mehr als zwei geöffneten Programmen aufhängen und man gute zehn Minuten warten muss, bis man weiterarbeiten kann - was bei Tagesjournalismus zehn Minuten zu viel sind. Windows Office wäre Luxus und den kann sich nur der Direktor leisten, der einen nigelnagelneuen VW Passat fährt. Also bedient man sich mit einem billigen Abklatsch von Word. Für jedes Ressort gibt es mehrere Telefone aus dem Jahr 1980, man kann aber nur eine Leitung verwenden. Konkret heißt das: Einer telefoniert, die anderen müssen warten. Auch wenn um 14:45 Uhr alle Geschichten druckfertig sein müssen. 64
OUT OF AUT
DIE VERRAUCHTE ERINNERUNG AN DEN KRIEG Einschusslöcher zieren die Wände und ein Großteil des Gesamtgebäudes wird nicht betreten, da Einsturzgefahr besteht. Viele Treppen dürfen nicht benutzt werden und auf der Rückseite des Gebäudes fehlen Fenster. Der Komplex könnte als leerstehende Fabrik durchgehen. Da ungelogen etwa 85 Prozent der Journalisten Kettenraucher sind, fühlt man sich nach einem Arbeitstag wie nach einem Diskobesuch. „Einmal haben sie versucht, uns das Rauchen in der Redaktion zu verbieten, aber das haben sie schnell wieder sein lassen“, erklärt mir mein Abteilungsleiter Safet. „Wenigstens das können sie uns nicht nehmen“, beschreibt er den kleinen Sieg der Arbeitnehmer. FOTOGRAFEN, EIN SELTENES GUT Wer glaubt, dass hinter den Fotos professionelle Fotografen stecken, der irrt sich. Die kommen nur dann zum Einsatz, wenn „etwas Wichtiges“ ansteht. Also drückt man den Journalisten eine Canon G7 in die Hand und hofft auf das Beste. Die Fotos sehen dementsprechend aus. MOTIVATION DURCH DEMOTIVATION Für den Fall, dass man die Funktion oder den Namen eines Politikers falsch schreibt oder sich vertippt, gibt es Sanktionen mit Abzug von bis zu 30 Prozent des ohnehin schon viel zu geringen Gehaltes. Übrigens versucht man die Mitarbeiter auch „zu motivieren, in dem man sie demotiviert“ - mit Gehaltskürzungen. Letzen Monat waren es 12 Prozent. Lob, Belohnungen oder positive Kritik? Das passiert höchstens dann, wenn man der stellvertretenden Direktorin sagt, wie schön ihre wöchentlich anders aussehenden Haare glänzen oder wie toll ihr das rosa Kleid steht.
Links: Da hatte sie noch keine Ahnung, was ihr blüht. Aleskandra an ihrem ersten Arbeitstag. Mitte: Die Kleidung stinkt immer nach Rauch. Gefühlte 85% ihrer bosnischen Kollegen rauchen wie die Wahnsinnigen.
PEPSI STATT COCA COLA Obwohl der Direktor ein so viel beschäftigter Mann ist, findet er trotzdem Zeit, seine Mitarbeiter zu kontrollieren. Ist die Frisur eine Spur zu ausgefallen, die Hose zu alt oder der Gang ein klein wenig schlampig? Er nimmt sich für jedes vermeintliche Problem Zeit. Auch um die Getränke seiner Angestellten sorgt er sich. So hat er im Treppenhaus ein Verbot ausgehängt, in dem beschrieben wird, dass nur Getränke der „Sarajevska pivara“ - der Brauerei aus Sarajewo, gestattet sind. Also statt Coca Cola nur Pepsi, statt Cappy Swity und bitte nur Wasser der Marke „Sarajevska“ - eine Mitarbeiterin hat es einmal gewagt, „Kiseljak“ in die Redaktion zu schmuggeln. Bei Wiederholung des Vergehens droht ihr Gehaltsabzug. Warum das ganze Trara? Der Besitzer der Tageszeitung ist auch Besitzer der Brauerei. DEN BERUF ZUR BERUFUNG MACHEN? BULLSHIT. Die erste Frage, die mir gestellt wurde, war: Wieso? Wieso bist du hier? Als ich ihnen erklärt habe, dass Journalismus genau das ist, was ich machen will, haben sie nur den Kopf geschüttelt. „Wenn ich jetzt um das gleiche Geld in einer Bäckerei anfangen könnte, würde ich es tun“, sagt Safet. „Die einzige Voraussetzung wäre, dass ich mein Geld regelmäßig bekomme und nicht über 38,5 Stunden pro Woche arbeite.“ Die meisten meiner Kollegen arbeiten hier, weil sie keine andere Möglichkeit haben. Alle haben sie motiviert begonnen und ihr Herzblut in diesen Beruf gesteckt. Geblieben sind zynische Gesichter, die die Mindestanzahl an Zeilen abtippen und eine Kippe nach der anderen rauchen. In absehbarer Zeit stehen Kündigungen auf dem Programm. Der Direktor war aber so gütig, um bis nach dem Fastenmonat Ramadan zu warten. Warum die Mitarbeiterkürzung? Kriza.
Oben: „Da hast du, mach Fotos und wehe, sie sehen schlecht aus. Journalisten bei „Oslobodjenje“ müssen Multitalente sein.
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ANWALT, ARZT ODER DOCH JAPANOLOGE?
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In einem Jahr macht er seine Matura. Danach geht es endlich ab auf die Uni. Bloß was studieren? Weil Johannes Reichmann keine persischen Eltern hat, machte er im Internet „Orientierungstests“. DIESEN SOMMER, dem letzten vor der Matura, überkam mich eine unangenehme Gewissheit: In einem Jahr werde ich studieren und ich habe noch keine Ahnung was. Ich bin sicher nicht der einzige 17-Jährige, dem es so geht. Vor allem Schüler der AHSOberstufe haben dieses Problem. Anders als bei den berufsbildenden Schulen werden sie nicht auf das „Danach“ vorbereitet. Man lernt in acht Jahren ein bisschen von allem, zwei bis drei Fremdsprachen, Biologie und Musik. Das soll anscheinend ausreichen, um zu wissen, ob man Bauingenieur oder Botaniker werden will. In meinem Freundeskreis sieht die ganze Sache nicht besser aus. Einige haben zwar keinen Plan, aber die Entscheidung wird ihnen immerhin von Mama und Papa abgenommen. So kommt es, dass alle meine persischen Freunde Medizin studieren wollen, weil Arzt halt ein „g‘scheiter“ Beruf ist. Die österreichische Version dazu sind Anwaltskinder: Gefühlte 99 Prozent studieren wie ihre Mütter und Väter Jus, weil dann nach dem „Hotel Mama“ höchstwahrscheinlich der Range Rover und das fette Gehalt warten. Wer das „Pech“ hat, liberale und unvoreingenommene Eltern zu haben, hat die Arschkarte gezogen und muss wohl oder übel selbst entscheiden – so wie ich. Was will ich eigentlich studieren? Diese
Frage hört nicht auf, mich zu beschäftigen. Mit sogenannten „Studienorientierungstests“, wie es sie im Internet zahlreich gibt, versuche ich herauszufinden, welcher Beruf zu mir passt. 2 1/2 H UND KEIN SPASS Ich rechnete damit, gute 30 Minuten vor dem Computer zu sitzen und einfache Vorliebenfragen zu beantworten. Spätestens nach dem Mathematik-Modul, für das alleine ich 45 Minuten brauchte, inklusive Verzweiflungsanfall à la Schularbeit, wusste ich, dass dieser Test alles andere als Spaß macht. Sehnsüchtig erwarte ich zweieinhalb endlose Stunden später die Auswertung. Und bin überrascht: Laut Testergebnissen sollte ich Wirtschaftsjapanologe, Bürgermeister oder Anlageberater werden. Leider habe ich keine Ahnung, was ein Wirtschaftsjapanologe macht, will es eigentlich auch gar nicht wissen, mit Sicherheit weiß ich aber, dass ich weder Bürgermeister noch Anlageberater werden will. Naja, wenigstens kann ich schon mal ein paar Berufe ausschließen. Leiten und Verwalten sollen angeblich meine größten Fähigkeiten sein. Ich frage mich wirklich, wie ernst Leute diese Tests nehmen? Gibt es Menschen, die wie ich aus dem Nichts Wirtschaftsjapanologe hören und sich gleich für Ostasienwissenschaften eintragen?
VERKAPPTE ZOOLOGEN Anscheinend nicht, denn viele Studenten inskribieren vor allem am Anfang ihres Studiums die „Klassiker“ Wirtschaft, Jus und Humanmedizin. 2012 studierten diese Fächer über 115 000 Studenten, fast ein Drittel der gesamten Studentenschaft. Dabei gibt es noch eine Menge anderer Studiengänge. Und wer weiß, vielleicht verbirgt sich ja hinter dem einen oder anderen Jus-Studenten ein geborener Zoologe?! Wer aber draufkommt, doch kein Anwalt oder Arzt wie der Papa werden zu wollen und wechselt, wird schnell als „ Bummelstudent“ abgetan. Laut Statistik brechen sagenhafte 41 Prozent ihr Bachelorstudium nach dem dritten Semester ab (Statistik Austria,2009/10). Ich hoffe, dass ich mich von Anfang an für das Richtige entscheide. Studienfächer wie meine Socken zu wechseln, kommt für mich jedenfalls nicht in Frage. Der Test hat mir zwar nicht das ultimative Ergebnis geliefert, mir aber immerhin einen Denkanstoß gegeben. Ob das reicht, kann ich nicht sagen. Von gezielten Beratungsstellen in den Schulen würde ich mir jedenfalls mehr versprechen, um meinen Einstieg ins Studium zu erleichtern. Und vielleicht würde ich ja dann wirklich Japanologie studieren.
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DU BIST ANDERS ALS DIE ANDEREN, STOLZ DARAUF UND AUF DER SUCHE NACH EINEM JOB? DANN FÜHRT FÜR DICH KEIN WEG AN DER FAIR.VERSITY AUSTRIA VORBEI, BEI DER VIELFALT AN ERSTER STELLE STEHT. In der Wirtschaftskammer Österreich findet am 27. September die erste Karrieremesse mit dem Schwerpunkt Diversity (Vielfalt) in Österreich statt. Die Messe fair.versity Austria setzt sich neben dem Hauptthema „Kulturelle Vielfalt“ auch mit den Bereichen Behinderung, Geschlecht, Religion, Alter und sexuelle Orientierung auseinander. Erol Yildiz, Professor für Interkulturelle Bildung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und Gudrun Biffl, Leiterin des Department Migration und Globalisierung an der Donau-Universität Krems werden Vorträge halten, unter anderem zu Biffls Studie über Diskriminierung in Rekrutierungsprozessen. Die Messe ist außerdem eine einmalige Chance, viele Unternehmen und Organisationen kennenzulernen, die sich mehr Diversity wünschen und mit ihren Jobund Karriereangeboten eine erweiterte Zielgruppe ansprechen wollen. Neben Workshops, Lebenslauf-Check und ImpulsVision-Coaching, bei dem man mit seinem inneren Visionär in Kontakt tritt, wird es ein BewerbungSpeeddating geben. Dabei führt man innerhalb von 45 Minuten kurze Bewerbungsgespräche mit so vielen Unternehmensrepräsentanten wie möglich. Vertreten sind zum Beispiel namhafte Unternehmen wie Trenkwalder, Vienna Insurance Group und RE/MAX Prime. Der Eintritt ist kostenlos und wer sich noch vor der Messe online registriert, hat die Chance, ein iPad zu gewinnen. Deine Bewerbung und Visitenkarten nimmst du am besten auch gleich mit und vielleicht hast du schon bald einen neuen Job. Das heißt aber nicht, dass du unbedingt vorbereitet sein musst: Vor Ort hast du die Möglichkeit, dir von Experten Feedback zu deinem Lebenslauf geben zu lassen und gemeinsam mit ihnen daran zu arbeiten.
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AUF VERSCHIEDENE ZIELGRUPPEN EIN- UND ZUGEHEN
DIVERSITÄT FEST VERANKERT MAG. KLAUS LERCHER (MBA)
CEO TRENKWALDER PERSONALDIENSTE GMBH: Als Marktführer in einer extrem schnelllebigen Branche sehen wir uns ständig verändernden Marktbedingungen gegenüber, daher leben wir Diversity schon lange in allen Bereichen. Im täglichen Umgang mit KollegInnen, BewerberInnen und Kunden gehört es bei uns dazu, flexibel, offen und vielfältig zu sein, Kundenwünsche zu erkennen und BewerberInnen nach ihren Fähigkeiten und Interessen punktgenau dort einzusetzen, wo sie ihre Vorzüge am besten entfalten können. Diversität ist daher auch in unserer Organisationsstruktur fest verankert. Als Marktführer in Österreich betreuen wir zurzeit über 3.650 Top-Unternehmen. Wir suchen MitarbeiterInnen für die Bereiche HR, Marketing, Buchhaltung, Lohnverrechnung, Assistenz, Vertrieb, IT, Technik und Gewerbe. Somit eröffnen sich für Interessierte mit nur einer Bewerbung eine Vielzahl an Jobchancen. Wir lassen Bewerber auch nie im Unklaren: Eine persönliche und professionelle Betreuung im gesamten Bewerbungsprozess ist für uns eine Selbstverständlichkeit.
HEERESPERSONALAMT
Über 30 AusstellerInnen über 1.500m² barrierefreie Messefläche Hochkarätige Keynotes Spannende Workshops zu den Bereichen Karriereplanung, Nostrifizierung, Unternehmensgrüdung, Bewerbungscoaching Business-Speed-Dating und Networking Lebenslauf-Check und Impuls-Karriere-Coaching und vieles mehr!
ERFOLG BERUHT AUF DEN MENSCHEN
27. September 2013
ab 10 Uhr
DR. PETER HAGEN, VORSTANDSVORSITZENDER DER VIENNA INSURANCE GROUP (VIG):
Die Vienna Insurance Group ist mit rund 50 Versicherungsgesellschaften in 24 Ländern in Zentral- und Osteuropa erfolgreich tätig. Unser Erfolg beruht auf den Menschen – auf ihrem Engagement und ihren unterschiedlichen Erfahrungen. Unterschiedlichkeit ist ein Wert, der in unserem Konzern gelebt wird und den wir als Bereicherung sehen. Wir suchen Menschen, die Visionen haben und etwas bewirken wollen. Wir erwarten als Arbeitgeber von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie vertriebsorientiert denken und unternehmerisch handeln. Wir bieten Menschen, die diese Diversität schätzen und gerne im Versicherungsbereich arbeiten möchten, attraktive Karrierechancen in Österreich und der CEE-Region. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fordern und fördern – das ist unser Ansatz, mit dem wir gemeinsam die VIG in eine erfolgversprechende Zukunft führen.
die Karrieremesse für vielfältige Talente
Ian Ehm, Petra Spiola, Bundesheer
NORMAL NICHT ERWÜNSCHT
tritt! Freier Ein
Das Bundesheer ist in verschiedenen Einsätzen in mehreren Kulturkreisen tätig und auch im Grundwehrdienst spiegelt sich ein Querschnitt durch alle Ethnien in Österreich wieder. Es ist daher eine Notwendigkeit auf die verschiedenen „Zielgruppen“ ein- und zugehen zu können. Dies erfordert Einfühlungsvermögen, Kenntnisse der kulturellen und religiösen Lebensumstände und persönliche Erfahrungen. Nur durch Personalgewinnung in allen Bevölkerungsgruppen kann diesen Umständen Rechnung getragen werden. Das Bundesheer präsentiert sich als attraktiver Arbeitsmarkt. Den AbsolventInnen aller Schultypen bieten sich vielfältige Karrierechancen. Aus einer Vielzahl von Karrieremöglichkeiten stehen jungen Frauen und jungen Männern unter anderem die Offizierslaufbahn, die Unteroffiziersausbildung und Verwendungen in Kaderpräsenzeinheiten offen.
WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Der Eintritt zur fair.versity Austria ist kostenlos. Weitere Informationen und das gesamte Programm sind abrufbar unter:
www.fairversity.at www.facebook.com/fairversityAustria
Ein Projekt von factor-D Diversity Consulting und brainworker .
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„WENN MAN MICH BRAUCHT, Nenad Bjelica Der kroatische ExNationalspieler Nenad Bjelica begann seine Fußballerlaufbahn bei seinem Heimatverein NK Osijek. Nach dem Ausflug nach Spanien, wo er für Betis Sevilla und DU Las Palmas die Stiefel schnürte, kam er zurück nach Osijek und wurde 2000 Kroatiens Fußballer des Jahres. Nach einer Zwischenstation beim deutschen 1. FC Kaiserslautern, landete der Mittelfeldakteur erstmals in Österreich, wo er seit 2004, zuerst als Spieler und anschließend als Trainer des Wolfsberger AC den Aufstieg aus der Regionalliga in die Bundesliga schaffte. Bjelicas Familie lebt nach wie vor in Kärnten. Der 41-Jährige bekennende Pazifist stand im kroatischen Kader für die EM 2004 in Portugal.
NENAD BJELICA IST GEKOMMEN, UM ZU SIEGEN. DER NEOTRAINER DES ÖSTERREICHISCHEN FUSSBALLMEISTERS AUSTRIA WIEN BEHANDELT ALLE SEINE SPIELER GLEICH, HÄLT DEN KOPF HIN BEI NIEDERLAGEN UND STREBT DAS ZIEL SEINES VORGÄNGERS PETER STÖGER AN: EINES TAGES IN DEUTSCHLAND ZU COACHEN. Von Amar Rajković und Susanne Einzenberger (Fotos)
BIN ICH DA!“
biber: Wie hast du den Bürgerkrieg mit-
bekommen, der auch deine Heimatstadt Osijek sehr hart traf? NENAD BJELICA: Ich habe den Krieg hautnah miterlebt, d.h. Bombardierungen, Flucht in den Schutzkeller usw. Allerdings hatte ich Glück, dass ich als Fußballer geschützt war und öfters mal auf Trainingswoche in Österreich, Deutschland oder Istrien eingeladen wurde. Ein Privileg, das meine Familie nicht genießen konnte. Welche Lehren hast du aus dem Krieg gezogen? Man sieht im Krieg, wie schnell es im Leben gehen kann. Ich bin ein absoluter Pazifist und gegen jede Form von Gewalt. Und dieser Mafiakrieg hat die Reichen reicher gemacht und die Armen ärmer. Du hast schon öfters mit serbischen Fußballern zusammengespielt. Wie wirkte sich der Konflikt in Ex-Jugoslawien auf das Miteinander aus? Überhaupt nicht. Bei Betis habe ich mit drei Serben zusammen gespielt. Wir trafen uns mit unseren Familien und wollten nie über den Krieg sprechen. Du bist von deinen Führungsqualitäten
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als Trainer überzeugt. Woher kommt dieses „LANGFRISTIG ELIMINIERT SICH JEDER Selbstvertrauen, obwohl du ja wenig ErfahEGOZOCKER UND INDIVIDUALIST VON SELBST.“ rung als Trainer hast? Ich habe sechs Jahre Erfahrung, über 200 Spiele an der Seitenlinie absolviert - das ist viel mehr als der ehemalige Barcelona Coach Tita Villanova. Ich habe als Trainer bis jetzt alle meine Ziele erreicht. Ich bin ein ambitionierter Mensch, der 24 Stunden am Tag für ländische Schule mit starkem Fokus auf Ball- 100% geben können. Wenn aber die zehn anFußball lebt. Wenn du für Fußball alles gibst, behandlung und Technik versuche ich auch deren top eingestellt sind, dann werden sie den bekommst du auch alles vom Fußball. meinen Spielern näherzubringen. kleinen Ausfall kompensieren können. Wenn aber zehn Spieler nicht ihre Leistung bringen, Und was willst du von der Austria bekommen? Wie formt man aus einzelnen Individuen und dann habe ich ein großes Problem. Die Mannschaft war letztes Jahr knapp daran, Egos eine funktionierende Mannschaft? das Double zu holen (Anm.: Austria verlor das Jeder Einzelne muss für das Team alles tun. Welcher aktuelle Trainer hat es dir besonders Cupfinale gegen den Regionalligisten Pasching Wer von sich glaubt, er sei wertvoller als sei- angetan? 0:1), was zum Glück nicht gelungen ist, sonst ne Kollegen, hat keine Chance bei mir. Philipp Diego Simeone von Atletico Madrid imponiert wäre der Druck auf mich noch größer (lacht). Hosiner darf trotz seiner 32 Tore letzte Saison mir. Ich habe in Spanien noch gegen ihn geIch will jedes Spiel gewinnen. nicht davon ausgehen, dass er eine Sonderbe- kickt und ihn gehasst. Diego war ein schmuthandlung bekommt. Wenn er die geforderte ziger Spieler, mit allen Wassern gewaschen. Trainer wie Otto Barić, Luis Aragonés, Eric Leistung nicht liefert, spielt ein anderer. Ich Welche Energie er seiner Mannschaft weiterleiGerets oder Kurt Jara haben deinen Weg geeb- glaube und respektiere jeden unserer 27 Spie- tet, das finde ich absolut beeindruckend. Aunet. Wer hat dich am meisten geprägt? ler. Sie müssen nur ihre Arbeit gut machen, ßerdem bewundere ich Mourinho, Klopp und Menschlich habe ich von Luis Aragonés am viel mehr verlange ich nicht. Ancelotti - alle Trainer, die Erfolg haben und meisten gelernt. Er ist ein Trainer, der die von denen man etwas lernen kann. Spieler in Schutz nimmt, im Gegenzug aber Marko Arnautović gilt als schwer trainierbar. viel Engagement und Hingabe fordert. Auf Wie würdest du ihn anpacken? Meister werden und dann zu einem Klub nach die Trainingsmethoden bezogen, konnte ich Ich würde Marko die Hand reichen, so wie ich Deutschland wechseln. Peter Stöger schlug von Eric Gerets am meisten lernen. Die hol- jedem Spieler die Chance gebe. Wenn der Spie- diesen Weg ein und wechselte vom österreiler nicht die Möglichkeit nutzt, dann hat er ein chischen Meister zu einem deutschen ZweitliProblem mit mir. Langfristig eliminiert sich gisten. Ist die Österreichische Liga so schlecht? jeder Egozocker und Individualist von selbst. Wenn ein Trainer die Chance bekommt, wöchentlich vor 40.000 Zuschauern in DeutschDer Neuzugang Rubin Okotie gilt auch nicht land zu arbeiten, dann nutzt er sie natürlich. als pflegeleicht. Es ist auch für mich ein Traum, irgendwann Bevor wir Okotie gekauft haben, sagte jeder zu in Deutschland zu trainieren. Zufällig ist Ösmir: „Okotie geht gerne feiern und hat unzäh- terreich die Zwischenstation, es hätte auch lige Freunde“, bla, bla. Ich gebe ihm eine Chan- die Schweiz oder Kroatien sein können. Jetzt ce, er weiß, was er darf und was nicht. Wenn er denke ich aber nur an Austria Wien und idendieses Vertrauen missbraucht, hat er sich selbst tifiziere mich zu 100% mit dem Verein und den alles verbockt. Spielern. Salmir Delalic ien Student, 26, W
„In Österreich zählen oft Vitamin B oder das Parteibuch. Dabei sollte es um die Qualifikation und die Leistung gehen. Ich finde, dass alle eine faire Chance auf einen Arbeitsplatz und gute Weiterbildung verdienen.“
Der größte Transfer des Fußballsommers war der Wechsel von Pep Guardiola zum FC Bayern München. Erhöht das den Druck auf dich als Trainer, wenn du siehst, welche Bedeutung und Medienaufmerksamkeit Trainern neuerdings geschenkt wird? Die Rolle des Trainers ist die wichtigste. Ich mache mir selber immensen Druck. Wenn meine Mannschaft nicht funktioniert, dann ist das meine Schuld. Warum ist die Mannschaft nicht fit, nicht konzentriert, nicht motiviert? Der Trainer überträgt die Energie auf die Mannschaft – sowohl schlechte als auch gute. Das ist eine große Verantwortung, aber du kannst doch nicht alles beeinflussen. Ja, natürlich kann ich nicht alles lenken. Wenn das Baby die ganze Nacht durchschreit und der Spieler kaum Schlaf bekommt, wird er nicht
Hast du einen Verein in Deutschland, der es dir besonders angetan hat? Nein, ich bin ein Profi. Ich wäre 2001 fast zur Austria gewechselt und bin dann doch in Kaiserslautern gelandet. Ich gehe dorthin, wo man mich will und es die Möglichkeit gibt, zu arbeiten. Schau, ich bin ja auch zu Austria Lustenau gegangen. Verstehst du, das ist ein ganz kleiner Verein, nicht vergleichbar mit Austria Wien. Man hat mich damals gebraucht und ich habe dort gerne in der Regionalliga gespielt. Dein größtes Sportidol? Die leider viel zu früh verstorbene BasketballLegende Dražen Petrović. Er war ein hervorragender Mensch, der mit sehr viel Fleiß und Arbeit Dinge geschafft hat, auf die jeder Kroate stolz ist. Ich kriege Gänsehaut, wenn ich an ihn denke.
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Es war im Sommer 2010, als Kemal Smajić mit seiner Ehefrau auf die Idee kam, Schulmaterial für bedürftige Kinder aus ganz Bosnien und Herzegowina zu sammeln. Der gebürtige Bosnier gründete im Februar 2011 den Verein „Futurebag“ (auf dt: Zukunftstasche). Sein Ziel: Erstklässler – Religion und ethnische Herkunft spielen keine Rolle – werden mit einem Schulpackage ausgestattet, das eine moderne Tasche und begleitendes Schulmaterial, wie Federpenal, Dreieck, Zirkel u.a. beinhaltet. Futurebag finanziert sich ausschließlich durch Spenden und Benefizveranstaltungen wie Sportturniere und Konzerte. „500.000€ konnten wir bis jetzt sammeln und dadurch mehr als 7000 Erstklässlern ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, so Smajić stolz. Wenn auch du Schüler glücklich machen willst, dann kannst du es jederzeit tun!
LET’S CEE YOU AGAIN! Das Let’s Cee Film Festival findet vom 13. – 21. September in Wien statt. Dabei werden rund 50 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus Zentral- und Osteuropa aufgeführt. Erstmalig gibt es einen Kurzfilm-Wettbewerb, der sich dem Thema Zivilgesellschaft annähert. Zu den prominenten Gästen des Festivals zählen der zweifache Oscar-Preisträger Branko Lustig (Produzent von „Schindlers Liste“), sowie der polnische Szenenbildner und Oscar-Gewinner Allan Starski. Eröffnet wird das Festival mit Daria Onyshchenkos Drama Eastalgia, einem serbisch-deutsch-ukrainischen Episodenfilm (mit Karl Markovics). Musikkonzerte runden das Programm ab, indem u.a. Produktionen aus Estland, Rumänien, Serbien, Ungarn, Kroatien und der Ukraine ihren Platz auf der Leinwand finden.
DAS SNEAKER-MEKKA
Am 22. September treffen sich bereits zum fünften Mal die Freunde und Kenner der gepflegten Sport- und Turnschuhfraktion. Die „Sneakerness“-Messe hat sich dieses Mal in der Anker Brotfabrik einquartiert und wird die Besucher mit dem traditionellen Streetball-Turnier, einer Streetart-Ausstellung und mit neuesten Sneakers-Modellen entzücken. Du kannst dich dort sowohl inspirieren lassen, als auch gleich zuschlagen und dir Treter von privaten Verkäufern oder bekannten Herstellern checken.
Kontonummer: 501-2294.88 BLZ: 15000, Oberbank IBAN: AT761515000501229488 BIC: OBKLAT2 http://www.futurebag.org/
Wo: Anker Brotfabrik, Expedithalle, Absberggasse 27, 1100 Wien Wann: 22. September 2013 Kosten: 5€
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Radlwimmer Thomas, Gueltekin Tetik, Sneakerness, Slash Film Festival
OSMAN TRIFFT MICHAEL
Eröffnung: 31.8., Wiener Rathaus, Arkadenhof, ab 19 Uhr Fotoausstellung: Weltmuseum Wien, 1010, Neue Burg Eintritt: Frei
Wer kennt sie nicht – die flauschigen Kuscheltiere, die bei Sonnenlicht oder falscher Nahrung zu kleinen Monstern mutieren? Der Vater der kultigen Horror-Reihe aus den 90ern „The Gremlins”, Joe Dante, ist der Stargast des diesjährigen Slash-Festivals in Wien. Vom 19. bis 29. September beherbergt das Wiener Casino die vierte Auflage des Festivals des fantastischen Kinos. Horrorfilme-Fans bekommen bei Genre-Klassikern wie auch aktuellen Produktionen wie „Kiss of the Damned” oder „Big Ass Spider” garantiert weiche Knie. Wo: Filmcasino Wien Wann: 19.- 29. September Kosten: 8€ Mehr Info: http://slashfilmfestival.com/
biber GOES POLITICS !
Wo: Wiener Urania und Actor’s Studio Wann: 13. bis 21. September Kosten: € 7; € 6,50 für Studenten Programm: http://www.letsceefilmfestival.com
Diyarbakır liegt im Südosten Anatoliens. Die geschichtsträchtige Stadt ist seit 8000 Jahren bewohnt und blickt auf den Kontakt mit 33 verschiedenen Zivilisationen zurück. Das besondere: Diyarbakır gilt als die heimliche Hauptstadt der Kurden und wird auch politisch von kurdischen Gruppierungen geführt. Vom 31.8. – 31.9. finden in Wien die „Diyarbakır Kulturtage“ statt. Auf Einladung von Michael Häupl kommt der Bürgermeister von Diyarbakır, Osman Baydemir, nach Wien, um den Reigen höchstpersönlich zu eröffnen. Er wird tatkräftig von der Sängerin Rojda unterstützt. Sie wird zusammen mit ihrer Band den Zuschauern den traditionellen Gesang in Erzählform näher bringen. Ebenfalls musizierend, startet der Fotokünstler Gültekin Tetik seine Ausstellung über kulturelle, soziale und historische Elemente der Stadt im Weltmuseum Wien. Alles gratis. Hingehen lohnt sich!
MONSTER IN WIEN
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17. September 2013 ab 18:00 Uhr WO:
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Diskussion mit Alev Korun über Wien, Migration und deine Zukunft! Um Anmeldung für die Veranstaltung wird gebeten unter tiftik@dasbiber.at Diese Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Grünen Bildungswerkstätte Minderheiten
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Marc Zu- Putin ckerberg
Obama Yes, we scan ! 30. Juli 2013 um 09:12 Uhr ∙ 2 gefällt das
Schusssichere Weste
Zuckerberg hahahhahahahahaha 30. Juli 2013 um 10:35 Uhr 4 gefällt das Merkel *gggg* 30. Juli 2013 um 10:37 Uhr 28 gefällt das
Biber: Das beste Gratismagazin Österreichs
Julian Assange ^^ Das glaubst du doch selber nicht. 30. Juli 2013 um 10:37 Uhr 28 gefällt das
Thyssen Krupp Stahl AG --> Edward „Whistleblower“ Snowden Hi Edward! Wir suchen für unsere Kampagne „Eier aus Stahl“ noch ein passendes Model. Würdest du gerne mitmachen? 31. August 2013 Felix Baumgartner, Hermann Maier und 28 anderen gefällt das
Evo Morales
Bradley James (Chelsea) Bond Manning
Iron Man Heeeey? Ich habe auch Eier aus Stahl! 30. Juli 2013 um 14:22 Uhr ∙ 2 gefällt das
Tarnumhang von Harry Potter Hier das „Fakebook“Profil des Monats – voll fake versteht sich. Schreibt Teoman Tiftik, wessen Pinnwand ihr in der nächsten Ausgabe lesen wollt: tiftik@dasbiber.at
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Mein Leben vorher vor 3 Tagen aktualisiert
Edward „Whistleblower“ Snowden Schaue gerade den Film Staatsfeind #1 an. Wirklich spannend, aber voll unrealistisch! 28. August 2013, Ort: Transitbereich Moskau Putin, Al- Hab-Hassan bin Fakher, Will Smith und 9 anderen gefällt das
NSA – Headquarter
Mein Leben nachher vor 3 Tagen aktualisiert
Edward „Whistleblower“ Snowden hat eine neue Spotify – Playlist erstellt 22. August 2013
Obama hat dich angestupst gestoßen. vor einigen Sekunden
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1. Destiny‘s Child – Survivor 2. Gloria Gaynor – I Will Survive 3. Guns N’ Roses – Out Ta Get Me 4. Christina Aguilera – Can‘t hold us down 5. Black Eyed Peas – Shut up 6. Ibrahim Tatlises – Allahim Neydi Günahim 7. Bijelo Dugme – Ima jedna tajna veze 8. Dino Merlin – Otkrit cu ti tajnu
Edward!!!!! Hey Snowden melde dich endlich! Wir bekommen dich sowieso!
Wir werden Putin reinlegen und sagen, dass du schwul bist
Fotos: Markham Johnson / AFP / picturedesk.com, Smirnov Vladimir / Itar Tass / picturedesk.com, Jonathan Hordle / Rex Features / picturedesk.com,Zhang Jun / Action Press / picturedesk.com, Ricardo Nogueira / EPA / picturedesk.com, SHAWN THEW / EPA / picturedesk.com, Bodo Marks / dpa / picturedesk.com
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Von Todor Ovtcharov
ZUR BEGRÜSSUNG ERBLICKTE ICH EIN NEUES PLAKAT MIT DEM ALTEN, BLAUÄUGIGEN SCHÖNLING
ICH WAR NUR FÜR ZWEI Wochen weg, aber in dieser kurzen Zeit hat sich Wien verändert. Zur Begrüßung erblickte ich ein neues Plakat mit dem alten, blauäugigen Schönling, der ein kleines, blondes Mädchen umarmt. „Liebe deinen Nächsten!“, steht darauf. Ich zeigte es Dani, die seit kurzer Zeit in Österreich lebt. „Schau, das sind die, die uns in ihrem Land nicht wollen“, sagte ich. „Ach so“, antwortete sie, „und ich dachte, es sei eine Zahnpastawerbung.“ BÖSE KORRUPTION Ich nenne Wien seit sieben Jahren mein Zuhause, aber aufgrund meiner bulgarischen Staatsbürgerschaft darf ich in Österreich nicht wählen. Deshalb interessiere ich mich nur flüchtig für die österreichische Politik. Aber
ßen grün, innen rot? Antwort: die grüne Partei.“ Mein Opa war Sozialdemokrat, der von den Kommunisten verfolgt wurde. Ich könnte vielleicht diese wählen. Aber ich kann den ehemaligen, sozialdemokratischen, deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht aus meinem Kopf verbannen, der danach ein Angestellter in einer russischen Gasgesellschaft geworden ist, oder den ehemaligen, österreichischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der Berater eines Diktators in Kasachstan wurde. Die Konservativen… Meine Eltern in Bulgarien wählen traditionell die bulgarischen, proeuropäischen Bürgerlichen, weil sie glauben, sie seien eine Alternative zur Staatssicherheit und dem repressiven, kommunistischen Regime. Aber „rechts“ in Bulgarien ist nicht wie „rechts“ in Österreich. Man darf nie vergessen, dass die
ZAHNPASTAWERBUNG
E R E S FÜR DEINEN NÄCHSTEN! U N E D E I H C S R E T UN . S N U N E D N I VERB nehmen wir an, ich könnte wählen. Wer würde dann meine Stimme bekommen? Die Grünen wollen die Korruption bekämpfen, die Sozialdemokraten bemühen sich um jeden Arbeitsplatz und die Konservativen wollen die Wirtschaft fördern. Alle haben recht! Korruption ist böse, Arbeitsplätze sollen gesichert werden und die Wirtschaft ist auch sehr wichtig. Um all das zu schaffen, wird viel Schweiß erfordert. Und Konsequenz. KASACHISCHER GUSENBAUER In meinem Geburtsland wurden die ersten „grünen“ Parteigründer als ehemalige Mitglieder der kommunistischen Partei entlarvt. Aus diesem Anlass gab es den folgenden Witz: „Was schaut wie eine Melone aus, au-
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MIT SCHARF
ÖVP einst eine Koalition mit Jörg Haider gründete. Es bleiben noch die Nationalisten. Was sie wollen, ist allen bekannt. Ich weiß nicht, ob es belustigend oder beängstigend ist, dass sie „Ausländer raus!“ und in Bulgarien „Kolonisatoren raus!“ schreien. Natürlich, falls sie zufällig an die Macht kommen, werden die österreichischen Nationalisten nichts ausrichten können, weil Österreich ohne Ausländer undenkbar ist, genauso wie Bulgarien ohne die internationalen Firmen. P.S.: Anfang September war ich eingeladen, an einem Fest der KPÖ meine Kolumnen vorzulesen. Hoffentlich erfährt das mein Vater nie.
RÜNEN G R E D IN R E SSPRECH N IO T A R IG M , ALEV KORUN
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