4 minute read
Specialty-Kurs Dive Against Debris
from Silent World 62
by OCEAN.GLOBAL
Advertisement
Mit etwas Glück trifft man auch heute noch auf traditionell tätowierte und bemalte Insulaner.
A
Auf einer einzigartigen viereinhalbwöchigen Reise quer durch Peru, Bolivien und Chile bis zur Osterinsel folgte Fotograf und Expeditionsleiter Werner Thiele einem Ruf aus seiner Kindheit und verwirklichte seinen Mitreisenden und sich selbst einen Reisetraum. Die Southern Cross Expedition führte die erfahrenen Abenteurer durch halb Südamerika, von den „hohen“ Tiefen des Titicacasees bis hinunter zu den glasklaren Riffen von Rapa Nui. Letztere konnten bis heute nur wenige Taucher erleben – doch die nächste Expedition ist schon geplant.
Santiago de Chile, das pulsierende Herz des Landes, die Hauptstadt, welche eher an eine Großstadt in Südeuropa als an eine südamerikanische Metropole erinnert, war Ausgangspunkt für das Tauchabenteuer Rapa Nui. Dem Flair der Stadt kann man sich nicht entziehen. Die Fünf-Millionen-Metropole mit ihren kolonialen Gebäuden und durchweg europäischem Ambiente nimmt einen, wenn man direkt aus Europa kommt, für einen eintägigen Wimpernschlag gefangen, bevor der Flug in Richtung Osterinsel startet.
Die weithin sichtbaren Moai sind auf Rapa Nui allerorts zu finden. Selten einzeln, meist in ganzen Ensembles.
Knapp sechs Stunden nach dem Start in Santiago setzt die Maschine in Rapa Nuis einziger Siedlung Hanga Roa auf der überdimensionierten und als Notlandepiste der Spaceshuttle-Missionen gebauten Piste auf. Das luxuriöse Hanga Roa Eco Resort liegt nur fünf Fahrminuten entfernt und erinnert mit seinen grün bewachsenen Bungalows ein wenig an ein Hobbit-Dorf. Die sehr einfache Tauchbasis Atariki Rapa Nui ist in Gehweite, nur fünf Fußminuten weiter, zu finden. Hierher verirren sich nur wenige Taucher und man darf nicht auf eine luxuriöse Tauchbasis eingestellt sein. Freundlichkeit und eine sehr persönliche Betreuung sind hier das Kernprodukt, die Tauchboote sind einfache Bancas, mehr braucht es auch nicht – angesichts der Tatsache, dass die am weitesten entfernten Tauchplätze maximal zehn Fahrminuten beanspruchen. Der Bootskapitän selbst sieht aus, als ob er direkt aus einem Polynesien-Werbespot entsprungen wäre, Tätowierungen und seltsame Amulette schmücken seinen sonnengebräunten Körper.
Oft lassen sich gerade bei kulturellen Anlässen fantastische Fotos machen.
Oben Glasklar sind die Tauchgrün-
de auf Rapa Nui. Der helle Meeresboden unterhalb des Pfeilers Motu Kao Kao liegt auf 60 Metern.
Unten Die Insulaner von Rapa Nui
sind ein stolzes Volk, welches sich noch heute gern traditionell gekleidet präsentiert.
Stolz und gern lässt er die Taucher, die er an die besten Spots im Schatten der Insel fährt, mit sonorer Stimme wissen, dass er als junger Mann Statist bei Kevin Costner war, welcher hier seinen Abenteuer-Historienfilm „Rapa Nui“ drehte. Der Film war ein Fiasko, die Aufnahmen der Insel und Menschen aber ein Traum und das Video gilt als ein Muss für jeden Reisenden, der hierherkommen möchte.
Beim ersten Blick unter Wasser fallen vor allem drei Dinge auf: erstens das glasklare Wasser mit einer Sicht von gut und gern mehr als 60 Metern sowie zweitens Steinkorallenbestände, wie sie schöner nicht sein könnten: haushoch, flächendeckend und ohne jeden Makel. Nichts ist gebleicht, kein Zweigchen abgebrochen. Man ist versucht, sich zu erinnern, wann man das letzte Mal solch „unkaputte“ Riffe gesehen haben könnte – und kann im Gedankenprotokoll traurigerweise selten einen derartigen Eintrag finden. Die Riffe sind in einem atemberaubend gesunden Zustand. Weichkorallen fehlen und unverständlicherweise sind die makellosen Riffe auch von verhältnismäßig wenigen Fischen besiedelt. Wo das Wasser glasklar ist, fehlen eben die Nährstoffe. Und wo es nichts zum Fressen gibt, sind eben auch Fische seltener als in anderen Regionen. Man kann diesen Umstand dennoch gelassen hinnehmen, denn jene Tiere die da sind, sind dafür fast ausnahmslos endemisch, was die Fotografen freut. Die Unterwasserlandschaften machen alles wett, Weitwinkelfotografen kommen hier voll auf ihre Kosten. An der Steilwand der Felsnadel Motu Kao Kao abzutauchen, vermittelt den Eindruck, der Meeresboden müsse nur 20 Meter tiefer liegen. Erst bei 54 Metern schlägt man dann im Sand auf, riesige Langusten begrüßen die Besucher aus der Welt jenseits der Wasserlinie. Weit oben schwimmen Meeresvögel an der Wasseroberfläche. Das Wasser ist glasklar wie Gin Tonic.