BALDESSARINI

Florian Wortmann

Mit Vollgas in die 70er

Baldessarini erfindet sich gerade neu. Treibende Kraft ist Florian Wortmann. Seit Januar 2021 ist er als neuer Geschäftsführer und Managing Director an Bord.

Interview Wolfgang Altmann

Herr Wortmann, mit Ihrer Debütkollektion für Frühjahr/Sommer 2022 haben Sie einen deutlichen Richtungswechsel hingelegt. Wie kam es dazu?

Dies war ganz klar mein Auftrag vom Vorstand. Somit haben wir alles auf ‚neu‘ gedreht, ohne unsere Basics und Cash Cows zu vernachlässigen. Die Idee bestand darin, erst einmal eine Grund-Look-DNA zu kreieren. Denn die Brand brauchte dringend eine unverwechselbare und eigene Handschrift. Bei diesem Look geht es um das Lebensgefühl der New-Hollywood-Ära 1969.

Warum zitieren Sie gerade diese Epoche?

Die 70er Jahre waren ein tolles Jahrzehnt. Die Silhouetten waren weiter und die Mode an sich viel experimentierfreudiger. Genau das brauchen wir jetzt nach der Pandemie. Der neue Baldessarini-Stil, kombiniert mit modernen Stoffen und Strukturen, trifft genau den Puls der Zeit.

Im Stil der 70er Jahre gehalten ist auch die Location, in der Sie Anfang Juni Ihre Kollektion präsentiert haben. Was ist das für ein Ort?

Es ist ein Hotel im Odenwald. Auf die Location bin ich schon vor ein paar Jahren aufmerksam geworden. In einem Zeitungsartikel las ich von der Wiedereröffnung dieses Hotels, das zuvor 20 Jahre geschlossen hatte. Schon damals war mein Verlangen groß, die Location abzulichten. Jetzt war es endlich so weit. Denn das Hotel passte perfekt, um unsere neue Look-DNA zu transportieren. Ihre Entwürfe wurden an jungen Models gezeigt, die nicht unbedingt dem klassischen Schönheitsideal entsprechen. Warum?

Ich bin nicht der Typ, der Beauty-Models castet, sondern ich bevorzuge Menschen mit Ecken und Kanten, weil sie näher an der Realität sind. Die Models und die Location müssen einfach mit der Kollektion matchen.

Haben Sie keine Angst, dass Sie damit Ihre Stammkunden abschrecken könnten?

Unsere Kundschaft wird sich immer noch zurechtfinden. Da brauche ich keine Angst zu haben – Angst ist sowieso ein schlechter Begleiter. Wir werden bestenfalls neue Käufer dazugewinnen und mit den alten weiterwachsen, das ist die Mission. Unsere längerfristige Vision ist es, in drei bis vier Jahren eine der größten Premium-Brands in Europa zu sein.

Wie wurde die Kollektion im Handel angenommen?

Sehr gut. Die Einkäufer:innen schätzen unseren Mut und die Veränderungen, die wir in diesen Zeiten auf den Weg bringen. Und sie belohnen uns dafür. Aber auch negative Kritik tut uns extrem gut. Wir müssen polarisieren und dürfen nicht jedem gefallen.

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