thcene 01 2011 Januar-Februar

Page 1




4



2010 war ein gutes Jahr für die Hanfbewegung. Vor allem die medizinische Anwendung von Cannabis setzt sich langsam aber sicher durch, wird von den Medien wahrgenommen und findet in der Bevölkerung die nötige Unterstützung. Das Mutterland der weltweiten Hanfprohibition, die USA, besetzt dabei erstaunlicherweise die Vorreiterrolle. Auch wenn sich u.a. die Kalifornier dieses Jahr noch nicht mehrheitlich für eine Legalisierung entscheiden konnten, grünt und blüht die medizinale Hanfindustrie in weiten Teilen der Vereinigten Staaten. Doch auch in Europa entwickeln sich langsam aber sicher gesellschaftsfähige Modelle die der sozialen Realität entsprechen. Manche Länder dekriminalisieren ohne dabei gleich zu legalisieren, erhöhen die Eigenbedarfsmenge, erlauben Social Grower Clubs oder eine kleine Anzahl Pflanzen für den Eigenanbau. Welche Modelle sich in Zukunft in Europa und dem Rest der Welt durchsetzen werden, wird sich zeigen, fest steht, die Tage des War on Drugs, der Prohibition und einer verfehlten Drogenpolitik im Zusammenhang mit Hanf sind gezählt. Wir werden auch im kommenden Jahr, von den Fortschritten in die richtige Richtung berichten und aktiv Aufklärungsarbeit leisten. Wir wünschen allen Lesern frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr und möchten uns bei Euch und unseren Anzeigenpartnern für Euer Interesse und Treue bedanken. Highter geht´s weiter! Die Redaktion 6







Kalifornien: Legalisierung scheitert knapp Nach der Auszählung von 92% der Stimmen hat die Proposition 19 in Kalifornien mit 46% Ja-Stimmen eine Mehrheit knapp verfehlt. Trotzdem zeigt diese Abstimmung, dass Mehrheiten für eine Legalisierung von Cannabis inzwischen in Reichweite liegen. Für Insider kam die Niederlage der Prop19 leider nicht überraschend. Trotz aller Unsicherheiten deuteten die letzten Meinungsumfragen ziemlich klar darauf hin, dass die Zeit für eine Legalisierung in Kalifornien noch nicht gekommen war. Die Initiatoren des Referendums zeigten sich trotzdem zufrieden mit dem Ergebnis, das nur einige hunderttausende Stimmen von einem Sieg entfernt liegt. Bereits am Tag vor der Abstimmung erklärte David Borden, der Geschäftsführer von DRCnet, die Legalisierung von Cannabis zum Mainstreamthema: "Unabhängig davon, ob wir dieses Mal gewinnen oder verlieren, die Entwicklung ist nun ein Stück weiter - Eine Reform der Drogenpolitik ist ein Thema, dessen Zeit gekommen ist. und die Zeit ist auf unserer Seite" NORML Deputy Director Paul Armentano sagte bei der Marihuanalegalisierung stellt sich nun nicht länger die Frage "Ob" sondern nur noch "Wann" sie kommt. Weiter schreibt er: "Soziale Veränderungen kommen nicht über Nacht und in diesem Fall treten wir für die Rücknahme eines strafbewehrten Verbotes ein, das über 70 Jahre auf bundesstaatlicher Ebene und fast 100 Jahre in Kalifornien existierte." Auch Ethan Nadelmann, einer der führenden Köpfe der US-amerikanischen Drogenreformbewegung, zeigte sich überaus optimistisch: "Prop. 19 hat den Diskurs rund um die Cannabispolitik beflügelt und legitimiert, wie nichts jemals zuvor. Dies ist das erste Mal, dass gewählte Politiker, Gewerkschaften und Bürgerrechtsorganisationen zusammen eine Cannabislegalisierungsmaßnahme befürworten. Die Debatte geht nun weniger darum, ob man Cannabis legalisieren sollte, sondern eher um das Wie" Der kalifornische Direktor des Drug Policy Projects, Stephen Gutwillig, wird in der einflussreichen linksliberalen Onlinezeitung Huffingtonpost mit dem Worten zitiert: "Es ist trotzdem ein historischer Moment in dem schon langwährenden Kampf, die gescheiterte Cannabisprohibition zu beenden. Zweifelsfrei wird es aufgrund der Prop. 19 bei den Wahlen im Jahr 2012 in einigen Staaten Cannabislegalisierungsinitiativen geben, und Kalifornien wird mit dabei sein." Richard Lee, Gründer der Oaksterdam University, einer Cannabiswirtschaftsschule, zeigte sich im Guardian optimistisch, dass mit der hohen Zustimmung zur Prop. 19 auch die (Rest-)Kriminalisierung zu Ende gehen wird: "Wenn 45% der Menschen dafür gestimmt haben, ist es schwer, jemand dafür einzusperren". Auch deutsche Medien griffen das Thema auf. In der Süddeutschen durfte man die hanebüchenen Argumente der Gegenseite nachlesen, während die FAZ nochmal die finanziellen Aspekte der Cannabislegalisierung hervorhebt: "Gemeinsam mit anderen Legalisierungsgegnern warnten zahlreiche Polizeiverbände vor einer wachsenden Zahl von Süchtigen, die über die weiche Einstiegsdroge zu härteren Stoffen greifen würden. Bei einem Erfolg der Proposition 19, mahnten Kritiker im Vorfeld der Abstimmung, hätten Arbeitgeber ihren Angestellten den Marihuana-Konsum erlauben müssen, alles andere wäre Diskriminierung gewesen." (Süddeutsche Zeitung, Kalifornien: Freigabe von Marihuana - Kiffen bleibt illegal) "Der Verkauf des Rauschmittels auf einem legalen Marihuanamarkt hätte dem Staat nach Schätzungen jährlich über eine Milliarde Dollar an Steuern und Gebühren einbringen können." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Kalifornien - Kiffen bleibt verboten) Die meisten Zeitungen wie die Schweizer Blick erwähnen auch nicht, dass Cannabis in Kalifornien fast vollständig entkriminalisiert und medizinisches Cannabis für jedermann einfach zu haben ist oder es auch gewichtige Stimmen in Südamerika, wie die des ehemaligen mexikanischen Präsidenten Vicente Fox, für eine Legalisierung gibt: "Seit 1996 ist in Kalifornien bereits der Marihuana-Konsum aus medizinischen Gründen ges tattet. Mehrere lateinamerikanische Staaten hatten sich in der vergangenen Woche besorgt über den Vorschlag geäußert, da sie eine Zunahme der Drogenkriminalität befürchteten." ( Blick.Ch, Schlappe für die Kiffer: Marihuana bleibt in Kalifornien illegal) Wer nicht immer nur die gleichen Tickermeldungen, wie sie in den meisten Zeitungen abgedruckt werden, lesen möchte, dem sei auch bei diesem Thema Telepolis empfohlen: Kalifornische Initiative zur Legalisierung von Marihuana scheitert. Was noch abgestimmt wurde: Auch knapp abgelehnt wurden die Proposition 203 in Arizona, die Measure 74 in Oregon und die Measure 13 in Süd Dakota. Bei diesen drei Abstimmungen ging es um die Einführung oder Ausweitung der Programme für Cannabis als Medizin. Auch die Wahlen der Gouverneure und

12


Generalstaatsanwälte sind entweder noch offen oder es wurden Cannabisfeinde gewählt bzw. Cannabisfreunde nicht gewählt. Zumindest in Massachusetts sagten die Wähler bei einer unverbindlichen Befragung ja zu medizinischem Marihuana und der Regulierung. Bis zuletzt spannend blieb der Ausgang der Wahl des Generalstaatsanwaltes von Kalifornien, aktuell scheint der Demokrat Kamala D. Harris mit einem Vorsprung von nur 40.000 Stimmen gewonnen zu haben. Der Kandidat der Republikaner Steve Cooley gilt als rabiater AntiMarihuana Fanatiker. Einige Legalizer sprachen sogar davon, dass die Frage, ob er gewählt wird oder nicht, wichtiger sei als der Ausgang der Proposition 19. Der Standard berichtet ferner von der Nichtwahl einer republikanischen Alkoholprohibitionistin: Reid gewann bei der Abstimmung am Dienstag gegen die Republikanerin Sharron Angle, die als eine der bekanntesten Vertreterinnen der konservativen Basisbewegung "Tea Party" ins Rennen gegangen war, wie mehrere US-Sender unter Berufung auf Nachwahlbefragungen meldeten. Die 61-Jährige hatte im Wahlkampf durch radikale Vorschläge Furore gemacht: Unter anderem forderte sie ein gesetzliches Alkoholverbot sowie die Privatisierung der Sozialversicherung. Ferner freute sich Ethan Nadelmann per Twitter über die Wahl von Gouverneur Pete Shumlin in Vermont, dem bundesweit einzigen Kandidaten, der Cannabis-Entkriminalisierung und Harm Reduction befürwortet, und von Eric Schneiderman in New York als Generalstaatsanwalt, der ihm ein Verbündeter im Kampf gegen das drakonische Rockefeller Drogengesetz ist. (Quelle: Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes, www.hanfverband.de, November 2010)

Deutscher Hanf Verband launcht Cannabis-Entkriminalisierungskampagne mit Hilfe des Open Society Institute Die Kalifornier stimmten am Dienstag, den 2.11., über die Legalisierung von Cannabis ab, über eine Sache, die so umstritten ist, dass selbst die Kandidaten der nächsten Gouverneurswahlen von der mittlerweile berühmten „Proposition 19“ Abstand nahmen. Dabei ist es höchste Zeit für eine Gesetzesänderung und eine vernünftigere Drogenpolitik, nicht nur in den Staaten, sondern weltweit. Das Kiffen bleibt in Kalifornien jedoch vorerst verboten. (Siehe vorherige Meldung „Kalifornien: Legalisierung in Kalifornien scheitert knapp“) Georg Wurth vom Deutschen Hanf Verband sagt dazu: „Auch wenn es mit knapp 45 % für die völlige Legalisierung noch nicht ganz gereicht hat, wird der Kampf für eine liberale Cannabispolitik weitergehen, jetzt auch verstärkt in Deutschland.“ Um der Strafverfolgung von Cannabis Konsumenten auch in unseren Gefilden ein Ende zu setzen, leistet der Deutsche Hanf Verband (DHV) schon seit 2002 Pionierarbeit in Sachen Aufklärung und ist dabei auf Erfolgskurs. 
Was viele nicht wissen: George Soros – Philanthrop und Gründer des Open Society Institute – setzt sich ähnlich wie in den Staaten auch in Europa massiv für diesen Zweck ein. So unterstützt das Open Society Institute derzeit die aktuelle Kampagne des Deutschen Hanf Verbandes, um zu ermöglichen, dass neue Wege in der CannabisPolitik erschlossen werden. 
Im Oktober 2010 sorgte Soros für weltweites Aufsehen, denn er spendete 1 Million Dollar für die Legalisierungskampagne, die den Volksentscheid „Proposition 19“ am 2. November 2010 begleitete.

 Mit den Spendengeldern des Open Society Institute hat der DHV in Deutschland nun eine Kampagne zur Entkriminalisierung gestartet, die sowohl informieren, polarisieren, aber eben auch unterhalten soll. So schwappt die Cannabis-Entkriminalisierungs-Welle nach all dem großen Tamtam in Kalifornien nun endlich auch nach Deutschland herüber. Die Auswirkungen der Kampagne sollen letztendlich den Dialog für eine Entkriminalisierung anstoßen. Georg Wurth, Vorsitzender des Deutschen Hanfverbandes, nutzt die Gunst der Stunde, um auf diesem Wege die Deutschen für eine vernünftigere Drogenpolitik zu sensibilisieren und will der Cannabisentkriminalisierung mit polarisierender Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation zusätzlichen Schwung verleihen. 
 Die Entkriminalisierungskampagne des Deutschen Hanf Verbandes ging Anfang November in die zweite Runde und setzt neben Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Ambient-Medien ein, um die Reichweite der Kommunikation zu erhöhen und damit viele Befürworter für den Zweck zu gewinnen. (Quelle: Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes, www.hanfverband.de, November 2010)


Großbritannien: Drogenexperten kommen zu dem Schluss, dass Alkohol gefährlicher ist als Heroin, Cannabis und andere illegale Drogen Alkohol ist eine gefährlichere Droge als Heroin, wenn die kombinierten Schäden für den Konsumenten und andere beurteilt werden. Dies erklärten britische Forscher am 1. November. Sie stellten eine neue Skala für Schäden durch Drogen vor, die den Schaden für den Konsumenten selbst und für die Gesellschaft abschätzt. Die Wissenschaftler beurteilten Alkohol als insgesamt am gefährlichsten und etwa dreimal so gefährlich wie Kokain oder Tabak. Nach der Skala, die von einer Gruppe von Wissenschaftlern, inklusive des britischen unabhängigen wissenschaftlichen Komitees zu Drogen (ISCD) und einem Experten der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA), sind Heroin und Crack die zweit- und drittgefährlichsten Drogen. David Nutt, Vorsitzender des ISCD, dessen Arbeit in der medizinischen Zeitschrift Lancet veröffentlicht wurde, erklärte, dass die Ergebnisse zeigen, dass "ein aggressives Herangehen an die Schäden durch Alkohol eine gültige und notwendige Strategie für die öffentliche Gesundheit darstellt". Er erklärte, dass aktuelle Klassifizierungssysteme nur eine geringe Beziehung zum Kenntnisstand über die Schäden haben. Drogen konnten bis zu 100 Punkte erreichen, wobei 100 den gefährlichsten Drogen gegeben wurde und null keinen Schaden bezeichnete. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Alkohol am schädlichsten war, mit einem Wert von 72, gefolgt von Heroin mit 55 und Crack mit 54. Unter den beurteilten Drogen waren Kokain (27), Tabak (26), Amphetamine oder Speed (23), Cannabis (20), Benzodiazepine wie Valium (15), Ecstasy (9), anabole Steroide (9), LSD (7) und Zauberpilze (5). (Quelle: IACM-Informationen, November 2010, www.cannabis-med.org)

Israel: Bald Cannabis in Apotheken Nach dem Newsletter der israelischen Botschaft in Deutschland hat ein Fachausschuss des Gesundheitsministeriums für die Prüfung der medizinischen Anwendung von Cannabis am 3. November die Aufnahme der Droge in die offizielle Liste von Medikamenten empfohlen. Bereits in einem halben Jahr soll Cannabis in israelischen Apotheken erhältlich sein. Entsprechend der Empfehlung des Ausschussvorsitzenden, Dr. Yehuda Baruch, soll ein interministerieller Ausschuss gebildet werden, der offene Fragen klären soll. Baruch erklärte, dass Cannabis hilfreich in der Schmerztherapie, bei Erkrankungen wie multiple Sklerose und bei Übelkeit beispielsweise bei Krebs-Chemotherapie sei. Im September 2010 hat das Gesundheitsministerium fünf weiteren Ärzten die Erlaubnis zur Verschreibung von Cannabis erlaubt, was bisher auf einen Arzt beschränkt war (Dr. Baruch). Das Ministerium schätzt, dass es im Jahr 2010 eine Zunahme der Erlaubnisse für die Verwendung von Cannabis um 66 Prozent geben wird, was zu einer Gesamtzahl von 5000 behandelten Patienten führt. In Zukunft geht das Ministerium von Zehntausenden Patienten aus, die mit Cannabis behandelt werden. (Quelle: IACM-Informationen, November 2010, www.cannabis-med.org)

Der Hanfverband in der BILD und der "Junge Welt" In einem zwei Seiten langen Wochenendgespräch konnte sich Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband (www.hanfverband.de) in der linken Tageszeitung "Junge Welt" zu Cannabis als Medizin, Wirkung und Risiken von Cannabis, die Repression gegen Cannabiskonsumenten und die politische Situation in Deutschland auslassen. Für den kleinen Verband war dies eine großartige Gelegenheit, seine Thesen breit und über den Kreis der üblichen Verdächtigen hinaus zu präsentieren. "Allein mit einer Printausgabe kann man ca. 50.000 Leserinnen und Leser erreichen. Die junge Welt war eine der ersten deutschen Tageszeitungen im Internet. Ihre Internetausgabe verzeichnet monatlich rund 5 Millionen Seitenaufrufe." - So die Junge Welt über sich selbst. Im Vergleich dazu hat das Hanfjournal als Monatszeitschrift eine Auflage von 100.000 Stück, die Hanfverband Homepage hat pro Monat ca. 90.000 Visits & 22.000 Unique User. Weniger spektakulär, aber sowohl ein gutes Zeichen für die Bekanntheit als auch Beitrag zu seiner Bekanntheit war die Identifizierung einer Hanfpflanze für die BILD Zeitung: Georg Wurth (37) vom Deutschen Hanf Verband: „Bei der Pflanze handelt es sich definitiv um Hanf. Allerdings um männlichen, ohne ausgebildete Blüten. Nur weibliche Pflanzen eignen sich als Rauschmittel.“ Insgesamt wurden der DHV in diesem Jahr bereits 12 Mal von der Presse erwähnt - hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Wirbel um Polizeipräsident Wimber und der EMNID-Umfrage. (Quelle: Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes, www.hanfverband.de, November 2010)

14



Schluss mit Krimi! - Verfolgung von Cannabiskonsumenten in Bayern beenden! In keinem anderen Bundesland werden Cannabiskonsumenten intensiver verfolgt als in Bayern. Nirgendwo sonst ist bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) die Quote der Verfahrenseinstellungen so gering, der Anteil der Verurteilungen so hoch und die verhängten Strafen so hart. Deswegen fordert der Deutsche Hanfverband über seinen aktuellen Protestmailer die verantwortlichen Politiker in Bayern auf, Cannabisnutzer zu entkriminalisieren, die aggressive Strafverfolgung zu beenden und Verfahren bei „geringer Menge“ konsequent einzustellen! Bisher haben sich ca. 300 Menschen an dem Protestmailer beteiligt. Die vorhergehenden DHVProtestmailer hatten nach einer Weile die 1000er Marke erreicht. Wir meinen also: Da geht noch was! Am besten noch heute mitmachen! Bayrische Hanffreunde freuen sich auch über Unterstützung aus Schleswig-Holstein, Österreich oder Neuseeland. Also gleich auf die DHVSeite: www.hanfverband.de Der DHV nutzt verstärkt das Web 2.0. Für den aktuellen Protestmailer wird auch beim populären Social Network Facebook fleißig Werbung gemacht und auch ein "Cause" eingerichtet. Mit dieser Anwendung kann man für eine gezielte Aktion Unterstützer werben und über den weiteren Verlauf der Aktion berichten. Die Unterstützer können dann wiederum selbst weiterwerben. Aktuell sind es schon mehr als 100 Unterstützer, nur 40 davon sind von Georg Wurth und Maximilian Plenert angeworben worden - der Rest ist Mund zu Mund Propaganda! Mehr zum Thema: Protestmailer 17: Schluss mit Krimi! - Verfolgung von Cannabiskonsumenten in Bayern beenden! http://hanfverband.de/index.php/aktiv-werden/protestmailer/1203 Jetzt mitmachen: DHV-Protestmailer gegen Bayrische Cannabispolitik, Meldung des DHV, 05.10.2010 , http://hanfverband.de/index.php/nachrichten/aktuelles/1339-jetzt-mitmachendhv-protestmailer-gegen-bayrische-cannabispolitik Cause "Schluss mit Krimi! - Verfolgung von Cannabiskonsumenten in Bayern beenden!" bei Facebook , http://www.causes.com/causes/533787?m=44a48667 Der Hanfverband bei facebook , http://www.facebook.com/pages/Deutscher-Hanfverband (Quelle: Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes, www.hanfverband.de, November 2010)

NRW: Akzept und Polizeigewerkschaft pro Entkriminalisierung Nachdem es in Nordrhein-Westfalen einigen Wirbel wegen der Anhebung der "geringen Menge" gegeben hat, haben sich nun die Gewerkschaft der Polizei und der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, akzept e.V. dazu positiv geäußert. Akzept wertet die Entkriminalisierung "als einen ersten Schritt in Richtung einer weiteren menschenwürdigen Drogenpolitik, die auf Hilfe, Unterstützung, Schadensbegrenzung und Prävention setzt statt vornehmlich auf Strafverfolgung." Dr. Wolfgang Schneider vom Vorstand des Landesverbandes akzept e.V. wird in der Pressemitteilung mit den Worten zitiert: „Die Suchtfachverbände in der Schweiz haben jüngst einen Perspektivwechsel in der Drogenpolitik eingeläutet, der richtungsweisend sein sollte: Stigmatisierung provoziert sozialen Ausschluss und Isolation. Der Grundsatz einer Suchtpolitik muss also der Schutz von Personen und ihrem Umfeld vor Diskriminierung und Schädigungen sein. Die Erhöhung der Eigenbedarfsgrenze ist insofern ein gesundheitspolitisch notwendiger, erster Schritt“. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrü s st die rot-grü n e Initiative und stärkt damit NRW Justizminister Thomas Kutschaty den Rücken, der nordrheinwestfälische GdP-Chef Frank Richter sagte hierzu: "In Deutschland probiert ein Drittel aller Zwölf- bis 25-Jährigen mindestens einmal im Leben Cannabis. [...] Diese Lebensrealität vieler Jugendlicher muss der Gesetzgeber zur Kenntnis nehmen. [...] Wichtiger als die Verfolgung jedes Gramms Cannabis-Besitzes ist die konsequente Verfolgung der Dealer und Profiteure des Drogenhandels und der Ausbau von Hilfsangeboten für Drogenabhängige." Damit haben sich zusammen mit der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) die größten Verbände im Bereich Suchthilfe und Drogenkriminalität positiv oder durch Nichtäußerung neutral zu der Reform gestellt. Die GdP geht bei ihren aktuellen Äußerungen gleich noch einen Schritt weiter und fordert die Politik auf, den Polizisten rechtlich die Möglichkeit zu geben, selbst zu entscheiden, ob sie jeden Besitz von Cannabis zur Anzeige bringen. Nach der aktuellen Rechtslage muss die Polizei jede noch so kleine Menge Cannabis strafrechtlich verfolgen selbst wenn klar ist dass das dann folgende Ermittlungsverfahren von der Staatsanwaltschaft wegen Geringfügigkeit eingestellt wird. (Quelle: Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes, www.hanfverband.de, November 2010)

16



1


Tatsächlich handelt es sich nicht um irgendeine Low-Budget-Produktion, sondern um ein millionenschweres Projekt, das von der renommierten, britischen Produktionsfirma „Independent Film Company“ vorangetrieben wurde. Der Film wird zeitgleich und weltweit starten, also auch in Ländern, in denen Howard Marks bisher noch nicht so bekannt ist. Das folgende Interview mit dem ehemaligen Dope-Dealer drucken wir in Auszügen und mit freundlicher Genehmigung seines deutschen Buchverlages (Edition Steffan) ab. Es gab ja einige Probleme bevor “Mr. Nice“ überhaupt verfilmt werden konnte. Wie sahen diese Hindernisse aus?

Films in den USA hilft, wissen die Leute in London von der „Independent Film Company“ viel besser - ich selbst bin da nicht so ganz auf dem Laufenden. Wurde auch in den USA gedreht? Nein, keine Sekunde! Das war zum Glück auch nicht nötig. Hätte man in den USA drehen wollen bzw. drehen müssen, hätte ich nicht mitkommen können, wie man weiß. Mich zieht da auch nichts hin! Welche Erwartungen hattest du selbst an den Film?

Als „Mr. Nice“ 1996 in England erschien, hatte die BBC die Filmrechte erworben. Die hatten das Recht gekauft, einen TV-Film zu drehen und so lange der nicht gedreht war, konnte auch kein Kino-Film gemacht werden. Dieser Vertrag lief alle paar Jahre aus, aber die BBC konnte eine Option ziehen und verlängern. Das taten sie auch ein ums andere mal, drehten aber nie. Trotzdem hatten sich schon einige Leute sehr intensiv darum bemüht, der BBC die Rechte wieder abzukaufen. Sean Penn war einer von diesen Leuten und auch die Produktionsfirma von Mick Jagger versuchte, die Rechte zu erwerben. Doch nichts ging. Erst im letzten Jahr kam die Wende, als die BBC die Option zu unserem größten Erstaunen ungenutzt verstreichen ließ. Die Rechte waren also wieder frei und die „Independent Film Company“ griff zu, worüber ich mich sehr freute. Denn das ist eine sehr potente, sehr engagierte und sehr kreative Firma.

Ich hatte sehr viele Erwartungen, denn ich wollte, dass es eine gute filmische Umsetzung wird. Inzwischen bin ich mir auch sicher, dass es geklappt hat. Ich möchte, dass die Zuschauer gut unterhalten werden, dass man aus dem Kino kommt und sagt: „Mensch, das hat sich doch gelohnt – was für eine irre Story“. Der Film wird sicherlich auch dazu führen, dass sich ganz neue Leute für das Thema interessieren und ich glaube auch, dass danach in den Ländern, wo ich bisher fast unbekannt bin, auch meine Bücher ganz gut laufen werden.

Wurde hier vor allem der Inhalt des Buches verfilmt oder gibt es auch inhaltliche Unterschiede?

Wie ist dein Verhältnis zu Deutschland?

Ja, es gibt natürlich einige Unterschiede. Würde man den gesamten Inhalt des Buches verfilmen wollen, dann hätte man einen ca. 12Stunden-Film - daher musste man sich auf das Wesentliche beschränken. Und meiner Meinung nach enthält die Filmversion auch alles Wesentliche. Wie sah dein Part aus? Hattest du Einfluss auf den Film bzw. auf das Endprodukt? Ich spiele in dem Film einen holländischen Coffeeshop-Besitzer - das ist eine kleine Nebenrolle, so eine Art Gag. Der Gag hat aber ungemein Spaß gemacht. Ich kannte ja das Drehbuch und war damit auch einverstanden. Selbst bei den Dreharbeiten war ich meistens mit dabei. Auf das eigentliche Machen des Films hatte ich selbst jedoch keinen Einfluss - wie auch? Ich bin ja kein Filmexperte. Ich stand einfach nur zur Verfügung und habe beraten, wenn ich gefragt wurde. Du wirst im Kinofilm von Rhys Ifans gespielt, den du dir selbst für diese Rolle gewünscht hattest – warum eigentlich? Ich wollte ihn unbedingt für meine Rolle haben, weil wir beide Waliser und schon seit 14 Jahren gute Freunde sind. Er ist in meinen Augen einer der besten Schauspieler weltweit und er wollte diese Rolle auch unbedingt spielen. Es passt einfach hervorragend und ich bin einfach glücklich, dass es geklappt hat. Wie er mich verkörpert, ist einfach phantastisch. Für das Gelingen des Films war es ja auch wichtig, wer deine Frau Judy und wer Jim McCann spielt. Wer sind die Schauspieler? Judy wird von Chloe Sevigny dargestellt und Jim McCann von David Thewlis. Chloe ist eine junge, aber schon sehr bekannte Schauspielerin, die bereits eine Oscar-Nominierung hatte und die mit dem Film „Brown Bunny“ international für Aufsehen sorgte - vor allem auch wegen einer gewissen Sexszene, die in den USA sogar zu Protesten führte. Mit anderen Worten: genau die Richtige für den Film! David Thewlis wiederum ist ein gestandener Schauspieler, der McCann wirklich super darstellt.

Wie wichtig ist eigentlich der deutsche Markt für den Film? Sehr, sehr wichtig! Einige Szenen wurden ja auch in Deutschland gedreht. Und in Deutschland wurden – abgesehen von England - mit Abstand die meisten Bücher verkauft.

Nun, ich war schon recht oft hier und wurde auch immer außerordentlich nett behandelt. Ich finde die Deutschen ausgesprochen interessant und vertrauensvoll und glaube, dass sie unglaublich leistungsbereit sind. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich dort bin – und ich bin sicher, dass ich bald mal wieder vorbeikomme. Wie erklärst du dir eigentlich deinen großen Erfolg als DopeDealer in den 70er und 80er Jahren? Das war jedenfalls nicht geplant. Ich bin ganz zufällig in dieses Geschäft geraten und erst mit der Zeit wurde es besser und professioneller betrieben. Ganz zum Schluss war es dann allerdings schon recht gut organisiert. Wie gerät man denn zufällig an millionenschwere Dope-Deals? Ich begann während meiner Studentenzeit in Oxford zu dealen. Das war Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. Zunächst machte ich es, um ein paar Pfund zu verdienen, ohne die üblichen Studentenjobs machen zu müssen und später um mir ein richtig angenehmes Leben finanzieren zu können. Ein paar Studienkollegen und ich verkauften daher in Oxford an Studienkollegen und an die dortige Szene. Wir bekamen die Ware aus London und verkauften sie direkt an die Raucher. Später wurden wir dann Zwischenhändler, kauften in immer größeren Mengen und vertickten es an die kleinen Dealer mit Gewinn weiter. Doch das war alles immer noch nichts Besonderes. Irgendwann dachten wir dann auch darüber nach, wie wir die Rauchware selbst importieren könnten – und eines Tages hatten wir dann diese ebenso verrückte wie gute Idee: Wir wollten mit einem gewissen Jim McCann Kontakt aufnehmen. McCann war der Waffenlieferant der IRA bzw. er gab sich hierfür aus. Ein Freund von mir hatte mit ihm ein Interview für eine subversive, linke Studentenzeitung gemacht und wusste, wie man mit ihm, der illegal im Untergrund arbeitete, Kontakt aufnehmen könnte. Und genau das taten wir - wir fuhren nach Irland, wo er in einem von der IRA angemieteten Bauernhaus auf uns wartete. Wir trafen ihn und kamen miteinander ins Geschäft. Das klingt ja erstaunlich unkompliziert - was habt ihr ihm denn angeboten?

Ist Sean Penn auch noch involviert? Das weiss ich gar nicht so genau. Er war ja anfangs sehr darum bemüht, der BBC die Filmrechte abzukaufen und er ist auch ein wirklich guter Freund. Inwieweit er nun konkret beim Vermarkten des

Wir wussten immerhin wie man an die Quelle kommt – McCann wusste das nicht. Er sollte die Ware ja auch nur einschleusen - ihm konnte es schließlich egal sein, ob es Nähmaschinen, Waffen oder Haschisch war.


Wenn er der Waffenbeschaffer der IRA war, kann er nicht gerade ein harmloser Zeitgenosse gewesen sein. Wie gefährlich war er und wie gefährlich war es für euch Oxford-Studenten sich auf ihn einzulassen?

irgendwas stoppen zu wollen. Doch die Russen haben gar nicht versucht, mit Dope Geld zu verdienen - und kontrollieren konnte sie eh nichts. Schließlich kann man das Dopegeschäft auch gar nicht kontrollieren.

Er war sicherlich absolut undurchsichtig. Was er erzählte, konnte stimmen, aber es konnte genau so gut auch gelogen sein. Sich auf Geschäfte mit ihm einzulassen, war durchaus riskant, darüber waren wir uns auch im klaren. Wir waren zwar irgendwie unbedarft, aber nicht naiv. Was wir ihm vorschlugen war furchtbar einfach: Wir besorgten die Ware in den Erzeugerländern und er sorgt dafür, dass sie reibungslos nach Irland kam und von da aus bei uns landete.

Es gab aber immer mal wieder Theorien, dass der Warschauer Pakt Rauschgift zur Aufweichung der westlichen Moral benutzte und in die Länder des "Klassenfeinds" einschleuste.

Wie ist denn das Haschisch schließlich nach Irland gelangt? Wir flogen nach Cork und von dort aus fuhren wir in ein Nest am Ende der Welt namens Ballinskelligs. Die ganze Ortschaft bestand nur aus einem Fischerhaus, einer Kneipe und einer ehemaligen Irrenanstalt für Nonnen – das alles erschien schon sehr skurril. Irgendwann kam McCann aus der Kneipe, völlig besoffen und pausenlos fluchend. Anfangs hatten wir noch so unsere Zweifel, ob er jemals irgendwas unbemerkt nach Irland schmuggeln könnte. Es war uns ein Rätsel, wie er unbemerkt untertauchen konnte, bei dem ganzen Lärm und Wahnsinn, der ihn nun mal umgab. Aber er fand tatsächlich den Schlüssel zur Einfuhr unseres Dopes und schaffte das ganze Dope, dass wir in Kabul oder in Pakistan bekommen konnten, über den irischen Flughafen Shannon an der Atlantikküste. Um diesen

Flughafen herum gab es ein riesiges Industriegebiet und eine Freihandelszone. Alle Waren kamen unverzollt und unkontrol liert in das Freihafengelände und die Formulare der Ausfuhrgenehmigungen waren auch leicht zu fälschen – und der Rubel rollte. Wir verdienten damals einen unglaublichen Riesenhaufen Kohle. Was heißt das in Zahlen? Pro Tonne verdiente ich etwa 50.000 Pfund und McCanns Anteil war sogar noch höher. Und es waren verdammt viele Tonnen, die wir über den Shannon-Airport abgewickelt wurden – wir alle waren nach kurzer Zeit bereits Millionäre. Aber wie gelangte das Dope dann von Irland nach England? Über die vielen Fähren, die zwischen Irland und Wales fahren - die werden ja auch nicht kontrolliert. Eine ganze Reihe von Studenten und auch Oxford-Dozenten verdienten sich damals auf diese Weise eine goldene Nase. Damals müssen eure Quellenländer Pakistan und Afghanistan doch ein Tummelplatz für alle Geheimdienste dieser Welt gewesen sein – schließlich tobte in Afghanistan damals auch der Krieg gegen die Russen. Inwieweit mischten eigentlich die osteuropäischen Geheimdienste auch im Dopehandel mit? Wenn die mitmischten, dann höchstens am Rande. Natürlich hingen in Karatschi jede Menge KGB-Leute rum, auch ostdeutsche Stasifiguren. Das Dopegeschäft interessierte sie aber nur, weil die Rebellen damit viel Geld verdienten. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass z. B. der KGB in irgendwelche Dopedeals verwickelt war. Geheimdienste haben nun mal die Angewohnheit, entweder etwas kontrollieren oder

19

Das ist völliger Blödsinn. Die Russen oder andere kommunistische Geheimdienste hatten überhaupt keine Ahnung davon, was da abgeht. Ich erinnere mich noch daran, dass mal ein englischer Dealer in Leningrad geschnappt wurde. Danach hieß es in vielen Zeitungen, dass die Russen die westliche Jugend versauen wollten, indem sie Rauschgift einschleusten oder zumindest dabei behilflich seien. Etwas Blöderes habe ich selten gehört. Der verhaftete englische Dealer war letztendlich für die Russen nichts weiter als ein Austauschobjekt. Er wurde dann auch gegen zwei in England einsitzende KGB-Spione ausgetauscht. Wie war es möglich, dass du zum anscheinend weltgrößten Dopedealer aufsteigen konntest, ohne mit den handelnden Syndikaten schwersten Zoff zu bekommen? Das ist auch so ein Märchen. Das Dopegeschäft wird nicht von "Syndikaten" kontrolliert. Man kann das Dope-Geschäft nicht kontrollieren, dafür ist es viel zu zersplittert, zu unübersichtlich. Ich war

sicherlich gut im Geschäft und sicherlich war das irgendwann auch sehr gut organisiert, aber es war keine Organisation. Das Dopegeschäft läuft nun mal anders, manchmal sogar richtig witzig. Es gibt viele Leute, die darin rumrühren und bestimmte Leute kommen dann und wann zusammen, um ein bestimmtes Geschäft durchzuführen. Man findet zusammen, arbeitet zusammen – aber dann trennen sich die Wege auf unbestimmte Zeit auch wieder. Man hat mit mir gerne zusammengearbeitet, weil ich verlässlich war und weil ich dabei auch Spaß haben wollte. So einfach ist das. Tatsache ist doch aber, dass du auch mit der Mafia zusammengearbeitet hast. Ja, allerdings nur wenige Male. Hierbei ging es auch bloß darum, die Ladungen in die USA zu bekommen - nur dabei arbeitete ich mit der Mafia zusammen. Sie sorgten dafür, dass die Ladungen unbeschadet über die Grenze kamen und hierfür wurden sie bezahlt. Das war ein klares Geschäft, wofür es einen satten Anteil gab. Ansonsten hatte ich nichts mit der Mafia zu tun. Wenn sich für die Mafia die Gelegenheit ergibt, etwas Geld zu verdienen, dann ist sie dabei, gar keine Frage. Dementsprechend ist sie natürlich auch mal beim Haschischhandel dabei, aber Kokain und Heroin bieten nun mal weit größere Spannen. Vor allem der Anbau von Haschisch kann gar nicht effektiv kontrolliert werden und was die Mafia nicht kontrollieren kann, interessiert sie nicht besonders. Hast du nie mit Koks oder Heroin gehandelt? Nein, habe ich nicht. Das hat mich nie interessiert, ich bin auch nie gefragt worden, ob ich nicht vielleicht mal Koks schmuggeln wollte. Haschisch ist für mich etwas ganz anderes. Man kann mit Heroin und Kokain tatsächlich eine körperliche Abhängigkeit erzeugen, eine



Sucht im wahrsten Sinne des Wortes. Hieran können Menschen sterben, sie werden ggf. körperlich verletzt. So was wollte ich nie. Ich habe nur das geschmuggelt, was ich selbst konsumiere, wo ich weiß, was es bewirkt. Haschisch macht nicht körperlich abhängig, es ist weit harmloser als Alkohol und Nikotin. Wenn man überhaupt von Abhängigkeit im Zusammenhang mit Haschisch sprechen kann, dann in Form von einer psychischen Abhängigkeit, der man erliegen kann. Was war eigentlich der spektakulärste Deal deiner Karriere? Oh, da gab es ja gleich einige. Ganz am Anfang schmuggelten wir beispielsweise tonnenweise Dope in den Lautsprecheranlagen von britischen Rockbands in die USA ein. Das war schon verrückt - das waren teilweise richtig bekannte Bands wie Pink Floyd. Manchmal waren es allerdings auch reine Phantasiegebilde. So ging auch schon mal eine Band namens "Laughing Grass" in den USA auf Tournee. Doch die gab es gar nicht? Genau - das war eine nicht existierende Phantomband. Noch abenteuerlicher war allerdings der Dope-Import mit einem Schiff der USMarine – und skurril dazu. Das kam so: In Pakistan schickte mir eines Tages ein Mann, dem ich vertraute, jemanden namens Bill. Nachdem sich dieser angekündigt hatte, holte ich ihn vom Flughafen ab und wir fuhren in ein Hotel in Karatschi. Dort holte er 300.000 Dollar aus seinem Koffer und fragte mich, wieviel Dope man denn dafür bekomme. Ich sagte ihm, dass das darauf ankäme, wie das Dope verschickt

werden solle. Er sagte, dass er sich um das Verschicken ganz alleine kümmern könne. Er würde das über die US-Botschaft machen, denn für den Transport sei letztendlich die US-Regierung zuständig. Ich glaubte irgendetwas an den Ohren zu haben. Die US-Regierung? Spinnt der? Will der mich verarschen? Nein, sagte dieser Bill – aber er sei von der CIA. Dann erklärte er mir, dass die USA in ganz Pakistan geheime Stützpunkte hätten und dass es immer wieder vorkomme, dass militärisches Gerät auf geheimen Wegen zurück in die Staaten geschickt wird, weil es defekt ist oder ausgetauscht werden muss. Er selbst wäre der Koordinator dieser Rückholaktionen und habe daher einen großen Handlungsspielraum. Denn was genau er verschickt, wäre einzig und allein seine Sache. Die Sendungen würden über die "American President Lines" verschifft und im amerikanischen Flottenstützpunkt Alameda an der US-Westküste landen. Dort würde nur er die Kisten in Empfang nehmen und öffnen können, niemand sonst. Das klang gut - wenn auch nahezu unglaublich. Jedenfalls sagte er auch, dass ich die Ware in ganz bestimmte Holzkisten packen lassen solle und selbst bei der Botschaft abgeben müsse. Er gab mir dann noch eine Reihe Codewörter, denn ich müsste vorher in der Botschaft anrufen. Es wäre außerdem so, dass er seine Deals bisher schon im kleineren Rahmen gemacht habe, nun aber mal richtig zulangen wolle – und das würde prima funktionieren, zumal auch Leute in Washington mit drinhingen. Das seien Regierungsbeamte, die mit jedem pakistanischen Teppichhändler sympathisierten, solange er nur antikommunistisch genug wäre. Wenn sich mit dem Handel von Haschisch etwas verdienen könnte, wäre denen das nur recht. Okay, dachte ich, warum nicht. Also besorgte ich das Dope, verpackte es wie besprochen und fuhr den Laster später zur Botschaft. Wenn du also auch mit CIA-Leuten zusammengearbeitet hast warum hast du nichts über die DEA-Aktivitäten gegen dich erfahren?

20

Ich war eigentlich schon ganz gut im Bilde. Die DEA versuchte mich jahrelang zu schnappen - allerdings ohne Ergebnis. Ich konnte jedoch nicht ahnen, bzw. hielt es für ausgeschlossen, dass sie auch in der Lage wären, sich über die Gesetze europäischer Staaten hinwegzusetzen. So war es ihnen gelungen, mich in Spanien verhaften zu lassen. Anfangs war ich noch fest davon überzeugt, dass mich die Spanier wegen ihrer klaren Gesetzeslage nicht ausliefern würden - was mir die DEA vorwarf, konnte nach spanischem Recht nicht ausreichen, um mich auszuliefern. Sie taten es aber dennoch und so konnte ich schließlich doch in den USA verurteilt werden. Du wurdest dann in Miami zu 25 Jahren Hochsicherheitsgefängnis verurteilt - wie hast du es hingekriegt, schon nach 5 Jahren wieder nach England abgeschoben zu werden? Die DEA wollte mich unbedingt haben, weil sie ein Exempel statuieren wollte. Seht her, hier ist der größte Dope-Dealer der Welt, von uns gefangen und hier abgeurteilt. Auch nach amerikanischem Recht wäre eine Verurteilung in dieser Höhe eigentlich kaum möglich gewesen-aber es wurde durchgezogen. Die Amis haben die Angewohnheit, jede Woche mit einer neuen Superlativmeldung rüberzukommen. Wer gestern noch der größte Dealer war, ist morgen schon unbedeutend - das hat mir natürlich auch geholfen. Ich habe einige Auflagen bei meiner Abschiebung bekommen, z. B. wandere ich unweigerlich lebenslänglich in den Knast, wenn ich noch einmal die Grenze der USA überschreite. Ich denke, dass sie mich nach den fünf Jahren als nicht mehr gefährlich einstuften - genau weis ich das allerdings bis heute nicht.

Danach kamst du zurück nach England und schriebst dein Buch? Ja, kaum war ich in London, kam auch schon der erste Verlag auf mich zu. Schon im Knast hatte ich begonnen, die ganze Geschichte aufzuschreiben. Als ich dann - ganz ohne Ghostwriter – damit fertig war, konnte ich nicht ahnen, dass das Buch ein so großer Erfolg werden würde. Es war ja ein so großer Erfolg, dass Sie mittlerweile gefeierte Lesungen bzw. richtige Multimedia-Spektakel Wer kommt eigentlich zu diesen Lesungen? Das sind in erster Linie Studenten, meist noch ganz junge Leute. Damit hatte ich auch nicht gerechnet, denn ich dachte, es würden eher Leute aus meiner Generation kommen. Aber nein, es sind überwiegend Leute zwischen 18 und 25 Jahre – und auch das macht Spaß. Hast Du nach Deiner Zeit im Knast von Miami jemals wieder gedealt? Nein. Und warum nicht? Das kann ich gar nicht so richtig beantworten. Ich glaube, es fehlte die Gelegenheit. Außerdem ist das Geschäft auch anders geworden noch komplizierter. Diese ganzen technischen Neuerungen sind sowohl von Vor- wie von Nachteil. Ich hätte zwar bessere Möglichkeiten, aber die das gilt eben auch für die Gegenseite. Daher überlasse ich das dealen jetzt lieber den Jüngeren. Martin Müncheberg



22


Simon, der Züchter von Serious Seeds, hat sich bei der Züchtung seiner feminisierten Samen wie üblich viel Zeit gelassen, um ein 100% verlässliches, qualitativ herausragendes Ergebnis sicherzustellen. Er berichtet: „Ich habe schon vor 15 Jahren ausgiebig mit Gibberellinsäure experimentiert, um männliche Blüten auf weiblichen Pflanzen zu erzeugen. Die neuere Technik mit Silberthiosulfat war mir auch früh bekannt, wir fokussierten uns jedoch immer auf andere Züchtungskriterien. Aber als wir damals Mitte der 90er Jahre erstmals auf dem Gebiet feminisierter Samen forschten, haben wir uns mit der Materie sicherlich eingehender beschäftigt als die meisten anderen Seed Banks. Es brauchte einfach seine Zeit, bis unsere feminisierten Samen so superb wie die regulären geworden waren.“ Die Sorte Chronic, erstmals im Jahre 1994 als Samensorte erhältlich, ist heutzutage ein wahrer Evergreen, eine der weltweit beliebtesten Standardsorten für eine gelungene Kombination aus sehr hohen Erträgen und sehr hoher Qualität in Sachen Potenz und Aroma. Noch im ersten Jahr ihres Erscheinens belegte Chronic beim High Times Cannabis Cup 1994 den dritten Platz in der Hydro-Kategorie - dies war das einzige Mal, das Serious Seeds diese Sorte beim Cup einreichte. Zahlreiche weitere Auszeichnungen sollten folgen, im neuen Jahrtausend in Spanien u. a. ein erster Platz beim Indoor El Punto Cup 2005 in Málaga und ein zweiter Platz beim Hydro High Life Cup in Barcelona 2004. „The Chronic“ ist im amerikanischen Sprachgebrauch ein Synonym für hochwertiges Marihuana – Dr. Dre`s gleichnamiger Hip Hop-Albenklassiker aus dem Jahre 1993 lässt schön grüßen. Auch die Firma Adidas liebäugelte Mitte der 90er Jahre damit, ihren neuen Hanf-Turnschuh „The Chronic“ zu nennen, nahm davon aber Abstand aus Angst, in der öffentlichen Wahrnehmung als drogenfreundlich zu gelten. Aber selbst gegen den stattdessen gewählten, hanfpolitisch etwas abgeschwächten Namen „The Hemp“ lief der damalige US-Drogenbeauftragte Lee Brown empört Sturm – ebenso lächerlich wie erfolglos, die Schuhe kamen letztlich als „The Hemp“ auf den Markt. Genetisch gesehen handelt es sich bei der Sorte Chronic um eine Old School-Hybride: Northern Lights x Skunk wurde gekreuzt mit Northern Lights x AK-47. Dies ist die heutige genetische Zusammensetzung der Chronic, die ursprüngliche Version beinhaltete indessen noch keine AK47-Genetik. Doch Ende der 90er Jahre befand Züchter Simon, dass seine Chronic eine genetische Auffrischung vertragen könnte. Dabei legte er großen Wert darauf, dass der typische Charakter der Chronic im wesentlichen unverändert bleiben musste. Er entschied sich für die Sativa-lastige preisgekrönte Sorte AK-47 aus eigenem Hause als Frischzellenkur. Simon berichtet: „Ich kreuzte mehr Sativa-Anteil in die Indica-dominante Chronic ein, was sich in einem komplexeren High auswirkte, ohne dass dabei der gute Ertrag und das feine Aroma auf der Strecke blieben. Außerdem wurde durch dieses Face-Lifting sowohl der THC- als auch der Harz-Gehalt optimiert. Der honigsüße Duft mit seinem leicht würzigen Einschlag blieb ebenfalls intakt.“ Simon rät davon ab, Chronic vor der Blüte zu beschneiden, weil sie auf diese Maßnahme nicht vorteilhaft reagiert, der Ertrag ist laut Simon unbeschnitten besser. Und nun also endlich Chronic in feminisierter Form. Der Grower Raztazotti war sehr gespannt, ob in Sachen 100% Weiblichkeit alles glatt laufen und die Anbau-Performance von Chronic ihn auch in ihrer feminisierten Form überzeugen würde. Von den sechs Chronic FemSeeds, die in dem Samentütchen enthalten waren, säte er fünf Stück selbst aus, den sechsten Samen reichte er an einen Freund weiter. In Raztazottis Grow-Raum wurden noch weitere Pflanzen von anderen Seed Banks kultiviert. Alle fünf Samen keimten gut und wurden zunächst unter einigen fluoreszierenden Röhren angezogen. Dann wurden sie in 11 Liter-Töpfe, befüllt mit Plagron Growmix, umgetopft und im Grow-Raum unter eine 600 Watt Greenbud-Lampe (Hochdrucknatriumdampflampe für die Wachstumsphase) gestellt. Raztazotti ließ die Pflanzen inkl. Keimung vier Wochen lang vegetativ wachsen. Schon früh deutete sich an, dass sich die Chronic-Pflanzen gut verzweigen würden, sie produzierten zahlreiche Triebe und ein sattes Blattgrün. Außerdem wuchsen sie sehr einheitlich, sowohl von der Höhe als auch vom Wachstumsmodell her. Mit der Umstellung der Pflanzen auf Blüte tauschte Raztazotti die Greenbud-Lampe durch die entsprechende Version für die Blüte aus. Nachdem er die Blüte eingeleitet hatte (12 Stunden Licht, 12 Stunden Dunkelheit), zeigten alle fünf Pflanzen, deren Höhe zwischen 60 und 70 cm betrug,


innerhalb von einer Woche ihr Geschlecht - welches (bestimmungsgemäß) weiblich war. Nach zwei Wochen Blüte wurden die ersten Harzansätze sichtbar und das Blütenwachstum kam ordentlich in Schwung. Raztazotti hatte allerdings Probleme mit der großen Hitze, die draußen und leider auch in seinem im Dachgeschoss befindlichen Grow-Raum herrschte, zeitweise betrug die Temperatur in der Lichtphase bis zu 38°C – deutlich zuviel für ein gänzlich optimales Gedeihen der Blüte. Die fünf feminisierten ChronicPflanzen schlugen sich aber dennoch sehr wacker und begannen, zahlreiche Buds auszubilden. Nach vier Wochen Blüte war der Grow-Raum bereits vom typisch süßlich-würzigen Chronic-Aroma erfüllt, und die Buds formierten sich immer dichter. Nach weiteren vier Blütewochen stand die Ernte kurz bevor. Das Aroma hatte seinen höchsten Intensitätsgrad erreicht - da war er wieder, jener köstliche Duft nach würzigem Wildblumenhonig. Nicht eine einzige männliche Blüte war an den fünf Chronic-Plants auszumachen, der Femi-Test wurde mit Bravour bestanden. Die Chronic-Buds aller Pflanzen waren sehr harzig geworden, deutlich harziger als ich es von einem anderen ChronicGrow Jahre zuvor her kannte. Und neben fünf sehr stattlichen Top-Colas gab es auch eine große Anzahl von gut gebauten Side-Colas zu bestaunen. Die Einheitlichkeit der Pflanzen in Sachen Wachstumsmodell und Blüte war bis zum Ende sehr hoch geblieben, ihre Endhöhen betrugen 110-125 cm. Die kompakten Blütenstände hatten ein hohes Blüten/Blätter-Verhältnis, was die Erntearbeit für Raztazotti am Ende sehr vereinfachen sollte. Nach 57 bis 60 Tagen konnte er alle Pflanzen ernten, was sich sicher im offiziell angegebenen Erntezeitfenster von 56-63 Tagen bewegte. Verglichen mit den bekannten Photos der Sorte Chronic waren seine Chronic-Buds zwar keine Giganten geworden, hatten angesichts der über weite Strecken hitzigen Verhältnisse im Grow-Raum aber dennoch ein sehr gutes, zufriedenstellendes Ergebnis erzielt - der gesamte Blütenertrag der fünf Pflanzen belief sich nach der Trocknung auf 220 g, die sich sehr gleichmäßig auf die fünf Plants verteilte. Eine weitere positive Erkenntnis: Trotz der Hitze hatte es keinen Schimmeloder Spinnmilbenbefall gegeben. Um das besondere Chronic-Aroma unbeschadet von der lebenden Pflanze auf das rauchbare Endprodukt übertragen zu können, ist eine schonende Weiterverarbeitung der Buds ganz besonders wichtig. Wenn man ChronicBlüten z. B. in Plastik verpackt, obwohl sie noch nicht ganz zu Ende getrocknet sind, geht der Duft unwiederbringlich verloren. Und Raztazotti ließ bei der Trocknung natürlich nichts anbrennen, führte sie sehr schonend durch und erhielt am Ende eine wunderbare Aroma-Qualität, eine Art rauchbaren Honig. Das High der Chronic wurde für Raztazotti zu einer abwechslungsreichen Angelegenheit. Zunächst stellte sich ein sehr beschwingender Sativa-Kick ein, der aber nach einer Weile verebbte und einem dämpfenden, ruhig daherkommenden Indica-Stone wich, der noch lange andauerte. Insgesamt hatte Chronic Raztazotti auch in ihrer feminisierten Form voll überzeugt, die Damenwahl-Premiere mit Serious Seeds war also vollständig geglückt. Laut Simon lässt sich Chronic auch unter natürlichem Licht gut anbauen, die Reifezeit liegt zwischen dem 15. und 31. Oktober. Allerdings empfiehlt sich hierfür eine geschützte Lage, z. B. auf einem überdachten Balkon oder unter Glas bzw. Folie.

Kultivierungsdaten: Sorte: Chronic feminisiert Wachstumsphase: 4 Wochen Blütephase: hier: 57-60 Tage, allg. 56-63 Tage Medium: Plagron Growmix, 11 Liter-Töpfe pH: 6,5 EC: max. 1,5 mS Beleuchtung: 600 W Greenbud HPS-Lampe (erst das Modell für Wachstum, dann für Blüte) Temperatur: 26-38°C tagsüber, 20-24°C nachts Luftfeuchtigkeit: 60% (Wachstum), 40 % (Blüte) Bewässerung: von Hand Dünger: Hesi TNT, Hesi Blühkomplex, ab der 4. Woche Hesi Phosphor Plus Zusatzmittel: Hesi Super Vit, Hesi Power Zyme Höhe: 110-125 cm Ertrag: 220 g von fünf Pflanzen Lux Cool

23







Doch was ist das Spezielle an diesen Landrassen? Ganz einfach. Der Turn, das Aroma und der Geschmack sind wirklich etwas besonderes, jeder der mal eine Molokai Frost oder eine Colombian Gold geraucht hat wird merken, dass dieser Turn unvergleichlich mit den heutigen kommerziellen Sativa Strains ist. Das oftmals extrem psychedelische Up-High und der fruchtig, zitronige Geschmack machen das Rauchen zu einem echten Erlebnis. Es gibt einige Grower die ausschliesslich Sativa Landrassen anbauen und nichts anderes wollen. Diese Leute nehmen eine sehr lange und schwierige Blütephase auf sich, um am Ende mit einer besonderen Qualität entlohnt zu werden. In dem heutigen Artikel geht es um die Herkunft und die Geschichte dieser besonderen Pflanzen. Was sind eigentlich Landrassen? Laut Definition versteht man unter Landrassen „Pflanzen, die sich ohne systematische Züchtung, seit Generationen und in einem bestimmten Gebiet an das hiesige Klima und die Umweltbedingungen angepasst haben“. Doch ab wann zählt eine bestimmte Genetik zu den ursprünglichen und natürlichen Sorten einer Region? Amerikanische Landrassen existieren erst seit 20-30 Jahren, wogegen mexikanische Genetiken ihren Ursprung tatsächlich auch sehr oft in Mexiko haben. Da gehen die Meinungen teils sehr weit auseinander. Ich persönlich denke das Pflanzen, die sich seit zehn oder mehr Jahren an eine bestimmte Region gewöhnt haben auch als Landrasse gezählt werden können. Länder aus denen bekannte Strains kommen oder kamen sind Kolumbien, Panama, Mexiko, Nigeria, Kongo, Indien und Thailand, um hier nur einige zu nennen. Die Blütezeit der meist reinen Sativas beträgt in der Regel zwischen 90 und 120 Tagen, je nachdem aus welchem Gebiet die Pflanze kommt. Äquatoriale Sativas sind meist etwas potenter und besitzen einen hohen THC und einen niedrigen CBD Gehalt. Entfernt man sich vom Äquator, wird der CBD Gehalt steigen und die THC Konzentration in den Blüten abnehmen. Pflanzen aus Thailand, Afrika oder Hawaii sind zusätzlich etwas heikel und neigen in einigen Fällen schnell zur Zwitterbildung. Das hat zum einen etwas mit den extremen Wetterbedingungen in den entsprechenden Anbauländern zu tun. Der andere Grund ist die sehr hohe Empfindlichkeit bei schnellen Änderungen der Photoperiode. Wenn man reine Sativa Landrassen Indoor growt muss man einige Sachen beachten, um wirklich Erfolg zu haben. Strains die nicht im Innenbereich selektiert wurden, werden Indoor auch nicht immer einen überzeugenden Ertrag und eine gute Performance abliefern. Die Bedingungen an welche die Pflanzen in ihren Ursprungsländern gewöhnt sind, sind unter künstlichen Licht ganz anders als in ihrer natürlichen Umgebung. Vor allem die kürzere Wachstumsphase macht einen deutlichen Unterschied aus. Man sollte Landrassen auch nie mit F1 Hybriden vergleichen. Das sind zwei ganz verschiedene Arten von Pflanzentypen, die sehr wenig miteinander zu tun haben. Sativas haben im Unterschied zu Indicas einen deutlich höheren Stickstoffbedarf, was auf die längere Vegetativphase und ein entsprechend schnelleres Wachstum zurückzuführen ist. Bis in die vierte oder fünfte Blütewoche können reine Sativas an Höhe dazu gewinnen, erst dann beginnt die richtige Blütenbildung. Das enorme Wachstum kann man durch die Wahl kleinerer Töpfe etwas bremsen. Haben Sativas zu viel Platz für die Wurzeln kann das zusätzlich die Blütezeit verlängern, ja sogar die Lockerheit der Blüten steigern. Ich empfehle lieber kleine Töpfe, optimal sind hierbei 6.5L oder 8L. Dadurch verkürzt man die Nodienabstände und bekommt etwas dichtere Buds. Man muss beachten, dass diese Landrassen in ihren Heimatländern oft auf sehr steinigen und nährstoffarmen Böden existieren, auch der PH-Wert liegt mit 7 bis 8 deutlich über dem Optimum. Man muss auch verstärkt auf die Temperaturen achten. Bei Temperaturen über 30 Grad wird das Wachstum nochmals angeregt, man kennt das Phänomen auch von vielen Haze Kreuzungen, die darauf ähnlich schnell reagieren. Haze ist ja auch nichts anderes als eine Kreuzung aus vier reinen Sativas aus verschiedenen Regionen der Erde. Man erkennt das erneute Wachstum an neuen Trieben, die völlig überraschend aus den Blüten austreiben. Die richtige Dünger Dosierung bei Sativas zu finden ist nicht immer einfach. Die Pflanzen brauchen aufgrund ihrer langen Wachstumsphase mehr und länger Stickstoff, allerdings kann es bei zuviel davon auch schnell zu extrem grossen Nodienabständen kommen, das Längenwachstum beschleunigt sich und die Blütenproduktion zieht sich in die Länge. Auch die Reife wird sich unkontrollierbar hinausgezögern. Auf Blütedünger, sprich mehr Kalium und Phosphor, sollte man erst umstellen, wenn die Griffelproduktion richtig in Gang kommt, bis dahin würde ich weiter mit einem Dünger für die Wachstumsphase arbeiten. Achtet man auf diese kleinen Sachen, steht einen interessanten Sativa Growdurchgang nichts mehr im Weg.

32



Sativas aus aller Welt Mexiko In den 70er Jahren kam sehr viel schlechtes Gras von Mexiko in die USA, erst in den 80er Jahren stieg die Qualität um ein vielfaches an. Sativas oder mostly Sativas mit Namen wie Acapulco Gold, Oaxacan oder Chiapas überfluteten den amerikanischen Markt, doch mit der Zeit machten sich immer mehr indische Gene im Cannabis bemerkbar. Der Turn wurde immer drückender und lieferte schon lange nicht mehr das altbekannte Up-High der ursprünglichen mexikanischen Sativa Landrassen. Gutes mexikanisches Gras kann man in zwei Typen unterscheiden. Sorten wie Oaxacan, Lima Gold oder Lemon Gold hatten ein fast hell grünes Aussehen, der Turn war meist trippig und sehr stark. Aroma und Geschmack waren dagegen eher fruchtig/süsslich. Die Blüten wurden oft zu grossen Bällen zusammen gepresst und in dieser Form in den Handel gebracht. Der zweite Typ Gras war eher ein braunes, krautiges Weed, das meist aus dem Süden Mexiko´s kam, der Turn war drückend und narkotisch , das Aroma intensiv-scharf und sehr würzig. Mexikanische Sorten wachsen sehr hoch, bilden allerdings nur kleiner Seitentriebe. Die Blütenstände sind sehr lang und haben ein

hohes Blatt/Calyx Verhältnis. Auffällig ist, dass bei mexikanischen Sorten die Marmorierung der Samen fast völlig fehlt aber in den letzten Jahren hat eine nicht zu stoppende Hybridisierung eingesetzt, ursprüngliche Sorten sind kaum noch zu bekommen. Vor allem afghanische und indische Sorten werden jetzt sehr oft angebaut. Jamaika Für viele das Ursprungsland von Cannabis, doch Jamaika hatte keinen natürlichen Hanf, erst durch den regen Handel im 17. Jahrhundert kamen Samen von Indien, Thailand, Mexiko und Kolumbien nach Jamaika und wilderten hier über viele Generationen aus. Das spezielle am jamaikanischen Klima sind die drei Erntezeiten während eines Jahres. Es gibt immer eine kurze Blütezeit von knapp 50 Tagen, gefolgt von einer längeren Periode von 90-120 Tagen, die wiederrum von einer kurzen 50 tägigen Blütezeit abgelöst wird. Pflanzen aus Jamaika sehen den mexikanischen sehr ähnlich, wachsen aber etwas höher und filigraner. Die Blütenstände sind gross und auch die kleinen Seitentriebe tragen dicke nicht sonderlich kompakte Buds. Der Turn wirkt sich besonders klar auf Körper und Geist aus und kann als ein sehr helles Up-High beschrieben werden. Bekannte Sorten sind Lambs Bread oder Kali Herb. Aroma und Geruch sind meist sehr süsslich, fruchtig aber dennoch sehr mild

34

beim rauchen. Jamaikanische Sorten sind sehr Hitze und Schädlingsresistent und brauchen nur wenig Dünger, um trotzdem ihre volle Leistung zu bringen. Amerika Wie ich oben schon erwähnt habe, in Amerika gab es bis vor 20 bis 30 Jahren keine natürlichen Cannabissorten, es sind mexikanische, südafrikanische und indische Sorten, die sich an das Klima und die Bedingungen angepasst haben. Die wohl bekanntesten sind Yumbolt, Big Sur Holy, Mendocino Madness oder die vielen Kush Variationen. Meist ist das Aroma etwas krautig oder erdig, dafür besitzen die Blüten enorm viel Harz und sind somit auch sehr potent. Viele Strains oder diverse Kreuzungen, bekommt man heute noch von kanadischen oder amerikanischen Züchtern und Resellern angeboten. Thailand Aus dieser Region kommen die besten und potentesten Sativas. Die kräftigen, hochwachsenden Pflanzen bilden viele Verästelungen und wirken daher sehr buschig. Die Blätter sind grob gezackt und bestehen meist aus 9-11 Blattfingern. Thai Sorten beginnen sehr spät mit der Blüte und reifen dementsprechend langsam aus, das Wachstum

der Pflanzen kann schon mal bis in die fünfte oder siebte Blütewoche reichen. Die Blüten werden sehr gross, können aber zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich ausreifen. Genetiken aus Thailand sind im Aroma und im Geschmack besonders süss, bis leicht zitronig. Die Wirkung beschreiben viele als sehr psychoaktiv und potent. Ein kleiner Nachteil ist der Hang zur Zwitterbildung, die Gründe dafür habe ich am Anfang des Artikels erwähnt. Bekannte Genetiken aus dieser Region der Welt sind Chocolate Thai, Vietnam Tourist, Laos oder auch Vietnamese. Diese Old School Sorten bekommt man ohne etwas Glück so gut wie nicht mehr in Europa zu kaufen. Meist verstecken sich hinter gleichnamigen, angebotenen Sorten einfach Nachzüchtungen oder Thaikreuzungen die wenig mit den ursprünglichen Strains gemeinsam haben. Kolumbien Auch Kolumbien verfügt über hochpotentes Marihuana, das überwiegend in den Küstenregionen und in der Nähe von Panama seinen Ursprung hat. Heute wird im Kolumbien auch in den schlecht begehbaren Gebirgsregionen Cannabis angebaut. Die Pflanzen zeichnen sich durch eine starkes Up-high aus, da der Gehalt an CBD in den Blütenständen sehr gering ist. Die stark verzweigten Pflanzen bilden nur kurze Nodienabstände, dadurch entstehen grosse Blüten an den einzelnen Trieben. Kolumbianische Sativas gehen sehr langsam in


die Blüte und reifen auch nur sehr spät aus, ähnlich wie bei den Sorten aus Thailand. Strains wie Columbian Gold, Columbian Red oder Panama Red bekommt man heute noch ganz selten bei machen Resellern, man kann jedoch nie genau sagen wie Original die Genetik noch ist. Hawaii In Hawaii ist der traditionelle Cannabisanbau schon seit vielen Jahrzehnten fest verankert, grosse Familien züchten ihre eigenen Sorten über viele Jahre hinweg in ihren eigenen Gärten. Strains wie Molokai Frost, Maui Waui oder Molokai Lepper Blood sind auf diese Weise entstanden. Nehmen wir z.B Maui Waui, die Geschichte sagt, dass ein einheimischer Gärtner und Botaniker namens Dr. Waui in seinen Garten über Jahre hinweg diese eine Sorte kultiviert hat. Durch den Schmuggel in den Süden der USA wurde dieser Strain innerhalb kürzester Zeit zu einer der beliebtesten Sativas die aus Hawaii kamen und schon war der Strain Maui Waui geboren. Die heimischen Landrassen wachsen sehr hoch und verzweigt, vier bis fünf Meter sind keine Seltenheit. Die Herkunft der Hawaiianischen Landrassen ist heute weitgehendst geklärt, man vermutet das englischer Faserhanf mit Thailändischer

Genetik gemischt wurde, auswilderte und sich so über zwei Jahrhunderte hinweg an die klimatischen Bedingungen, die in dieser Region herrschen, angepasst haben. Heute ist die Situation eine ganz andere, die USA haben immer noch einen grossen Einfluss auf Hawaii und somit gibt es auch dort einen Kampf gegen den Cannabisanbau, gesteuert aus den Vereinigten Staaten. Oft werden Helikopter eingesetzt, um die Cannabis Felder in den unzugänglichen Gebieten und Inseln auszumachen. Auch aus diesen Grund werden immer häufiger Indica Gene aus Indien oder Holland verwendet, auch der Indooranbau hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt. Columbian Gold Eine mittel hoch wachsende Sativa, die aus dem kolumbianischen Hochland kommt und ein sehr buschiges, stark verzweigtes Wachstum besitzt. Die Blütenstände haben sehr oft eine goldene, fast braune Färbung, die durch eine sehr späte Ernte erreicht wird. Meist sind die Pflanzen schon komplett abgestorben, wenn die Buds geschnitten werden, dabei nehmen sie eine goldene Farbe an. Der Geruch ist ähnlich dem von Sandelholz, sehr mild und einzigartig beim rauchen. Turn und Wirkung haben einen mächtigen psychedelischen Einschlag, manche vergleichen die Wirkung sogar mit der von Zauberpilzen oder LSD.

Highland Oaxacan Diese Sativa aus Mexiko ist ähnlich der Columbian Gold, auch hier färben sich Blütenkelche und Blätter leicht rötlich, golden oder fast bräunlich. Die grossen Blätter besitzen längliche, filigrane und sehr dünne Blattfinger, typisch für Sativas. Die mittelfesten Blüten haben einen leicht würzigen Geruch, beim rauchen entfaltet sich darüber hinaus noch ein beeriger, sehr milder Geschmack. Das Oaxacan Weed ist sehr potent und wirkt, wie so viele Sativas sehr psychoaktiv, es ist nicht verwunderlich, dass in den 70er Jahren bis zu 20 Dollar pro Gramm bezahlt wurden. Panama Red Dieser Strain ist sehr bekannt für sein würzig, erdiges, fast haschiges Aroma, vielleicht etwas vergleichbar mit dem Geruch und Geschmack des Libanesen. Die Pflanzen wachsen mittelhoch und sehr buschig, dabei entwickeln sie grosse Blüten an allen Haupt und Seitentrieben. Ein kleiner Nachteil soll der starke Hang zur Zwitterbildung sein. Die Blütephase dauert sehr lange, 12-14 Wochen sind dabei keine Seltenheit, neben dem besonderen Aroma ist auch der Turn der Panama Red äusserst beliebt. Das Gras wirkt sehr stimmungsaufhellend und euphorisierend zugleich, ein sehr starkes High das auch den geübtesten Raucher aus den Schuhen hauen

kann. Ich persönlich bin nur einmal in den Geschmack der puren Panama Red gekommen, die heute angebotenen Samen haben in den meisten Fällen nichts mit der orginalen Genetik der 60er und 70er Jahre zu tun. Acapulco Gold Der Name wurde auch hier von der Farbe der Blüten abgeleitet, denn auch bei dieser mexikanischen Sativa, aus der Region Acapulco, nehmen die Buds sehr oft eine goldene bis braune Färbung an, das wird durch eine spezielle Erntetechnik erreicht, bei der die Wasser und Nährstoffaufnahme ein bis zwei Wochen vor der Ernte, gekappt wird. Die Pflanzen wachsen sehr hoch und bilden aber nur wenige grosse Seitentriebe aus, die Blütenstruktur geht von sehr luftigen bis hin zu mittelfesten Buds. Wirkung und Turn gehen in Richtung eines starken Up-Highs, auch das Aroma ist mit seiner zitronig, würzigen Note sehr interessant. Mr CalyX

Teil 2 „Legendäre originale Indicas“ folgt in der kommenden Ausgabe.




3


Was aber tun, wenn das Hobby so viel Spaß macht, dass man einfach die Freunde mitversorgen möchte? Oder auch der Job weg und kein neuer in Sicht ist oder die Ausbildung der Tochter zu kostenintensiv wird? Es gibt viele Gründe, ein wenig mehr Gras anzubauen, als man für sich selbst braucht, und wem nicht genug einfallen, muss nur die Serie "Weeds" im öffentlich-rechtlichen Fernsehen anschauen. Die einfachste Lösung, der Mega-Growroom, birgt allerdings auch die schon erwähnten Gefahren. Auf meiner Reise nach Wien zur Cultiva 2010 habe ich bei einem Hanfbauern aus dem süddeutschen Sprachraum Station gemacht, der eine ganz andere Art gefunden hat, sich ein beachtliches Zubrot zu verdienen, ohne gleich eine Fabrikhalle mit Weed vollzustellen oder seine Wohnung in eine konspirative Großgärtnerei zu verwandeln. Pascal (Name von der Redaktion geändert) wohnt in einer mittelgroßen Stadt und lebte eine Zeit lang mehr schlecht als recht, weil er nach kurzer Arbeitslosigkeit einen Job in einer Zeitarbeitsfirma annehmen musste, für den es glatte 25 Prozent weniger Geld gab als bei seiner alten Arbeit, wobei die Arbeitsbelastung gleichzeitig höher wurde. Die Zeit seiner kurzen Erwerbslosigkeit hatte er damals genutzt, sich ein schönes Set-Up mit einer 400 Watt Blühkammer und einem Mini-Raum für eine Mutterpflanze und Steckklinge aufzubauen, wodurch er und seine Freundin immer ausreichend Cannabis für sich hatten. Wenn nicht gerade Sylvester war, blieb auch meist noch ein wenig zum Weggeben an Freunde übrig, so dass die Stromkosten in Höhe von 35€/Monat für eine Lampe gedeckt waren. Dann hatten die beiden die Idee, ihren Freund Hanno*, der ständig weder Weed noch Geld besaß und aufgrund dieses Zustands ungebetener Dauergast war, in Sachen Homegrowing sozusagen zu sponsorn. Pascal hatte sich dann Hanno geschnappt und nachdem ein kurzes Ausmaß in dessen Abstellkammer durchgeführt worden war, ging es zum nächstgelegenen Growshop. Die Entscheidung fiel auf ein 600 Watt Komplettset mit allerfeinsten Komponenten, die Kosten von knapp 1000 Euro sowie alle anderen Unkosten, die durch die erste Ernte entstanden waren, wurden ebenso von meinem Interviepartner übernommen. Als Gegenleistung sollten dann nach der Ernte Grasblüten im Wert des ausgelegten Geldes zurück gegeben werden, außerdem hatte sich Hanno bereit erklärt, Pascal für die Starthilfe ein Jahr lang einen vorher festgelegten Teil der Ernte abzugeben. Danach sollten sich die botanischen Wege der beiden wieder trennen. Gut geplant und unauffällig realisiert wurde das Projekt zum vollen Erfolg, mehr sogar: Pascal hat sein Geschäftsmodell über die Jahre ausgebaut: Mittlerweile hat sein halber Bekanntenkreis eine kleine oder mittelgroße Growkammer Zuhause, bei denen er auf die eine oder andere Weise mitgewirkt hat. Auch seine kleine Growkammer und den vegetativen Raum betreibt er immer noch. Bevor wir uns zum Interview setzen, zeigt er mir noch seine eigene Box: Eine Mutterpflanze steht neben einem Gewächshaus frisch bewurzelter Stecklinge, während nebenan 18 Jack Herer Ladies in 6 Liter Töpfen seit knapp sechs Wochen in der Blüte stehen. Pascal baut uns eine dicke Tüte "Jack Herer", das noch von der vergangen Ernte stammt und lässt mich in der Zeit meine Fotos machen. Dann schließt er die Schiebetür und lädt mich ein, auf dem Sofa Platz zu nehmen, um zum folgenden Gespräch eine entspannende Sportzigarette anzuzünden. Thcene: Hallo Pascal Pascal: Hallo Schöne Box, wann ist es denn soweit? Ich denke, dass ich sie in 14 Tagen ernten werde. Ich lasse die Jackies nicht so gerne lang stehen, die schmecken dann schon zu intensiv. Nach 70 Tagen ernte ich. Wie man an der Mutterkammer sieht, züchtest du aus Stecklingen ? Genau, die bereite ich schon drei Wochen vor der Ernte vor. So haben sie eine gute Woche Zeit zu bewurzeln und können dann nochmal zwei Wochen wachsen. Wenn ich dann ernte, habe ich auf diese Art und Weise schon genügend Pflanzen, die ich direkt in Blütekammer stellen kann, ohne dort die Beleuchtungszeit auf 18 Stunden ändern zu müssen. Natürlich kann ich die Mutter in der Wachstumskammer während meiner Blühphase noch ein bis zweimal beschneiden. Insgesamt kommen fast 80 Stecklinge pro Monat rum, also mehr als ich brauche. Die stecke ich dann in meine anderen Projekte.


Die da wären? Auf dem Weg hierher habe ich dir ja schon erzählt, dass ich fast aus Versehen darauf gekommen bin, einen Teil meines Lebensunterhalts mit dem Anbau von Cannabis zu verdienen. Nachdem Hanno auf eigenen Beinen gestanden hat, haben mich gleich drei Freunde gefragt, ob ich das Gleiche nicht mit ihnen machen wolle. Also habe ich nacheinander noch drei Set-Ups besorgt, zweimal ein 600 Watt Homebox Komplettset sowie eine kleine, selbst gebaute 2 x 400 Watt Blühkammer. Zu den gleichen Konditionen wie bei Hanno. Hat das auch so gut geklappt? Definitiv ja. Ich passe schon auf, wo und mit wem ich so ein Projekt starte. Wichtig ist vor allen Dingen, dass meine Grow-Partner unauffällig leben. Mit Leuten, die aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Lebensgewohnheiten ständig Gefahr laufen, mit den Nachbarn oder der Polizei anzuecken, growe ich nicht. Auch ist es wichtig, von vorneherein klarzustellen, dass Gier fehl am Platze ist. Den Ball flach halten, nie mehr als zwei Lampen und wenn nötig auch mal Pause machen, das sind meine Bedingungen für eine Kooperation unter Freunden. Hilfst du nur finanziell oder auch mit Know-How? Natürlich auch mit dem nötigen Know How, und, wenn ich welche übrig habe, mit Stecklingen. Meist besorge ich den Kollegen gleich ein Buch und eine DVD, die sie vor dem Aufbau ansehen müssen. Den technischen Aufbau und das Ansetzen der Jungpflanzen machen wir dann zusammen und besonders in den ersten drei Wochen komme ich öfter mal rum, um zu schauen. Ich versuche auch von Anfang an einzuschätzen, welche Art Indoorgarten am besten zu der jeweiligen Person passt. Die meisten, denen ich Starhilfe gebe, sind ja Anfänger in dieser Hinsicht. Da rätst du ihnen wohl meist zu Erde als Medium? Ja und nein. Ich versuche erstmal auszuchecken, ob die betreffende Person überhaupt einen Draht zum Indooranbau aufbauen will und kann oder ob es nur aus Lust am Kiffen oder fetten Buds geschieht. Habe ich das Gefühl, das ein gewisses Talent und die notwendige Leidenschaft vorhanden ist, gehe ich ganz anders heran als bei denjenigen, die einfach und mit wenig Aufwand gut rauchbares Gras ernten wollen. Letzeren schlage ich Erde und einen einfachen Dünger mit wenig Zusätzen vor. Merke ich, dass schon in der Planungsphase ein reges Interesse an allen Details besteht und das Ziel mit Enthusiasmus verfolgt wird, versuche ich, meinen "Grow-Schülern" von Anfang an ein umfassendes Basiswissen zu verschaffen. Da kann es schon mal vorkommen, dass ich einem Neuling gleich ein komplettes Hydro-System mit allem Drum und Dran hinstelle. Aber das passiert selten, denn die meisten haben schon genug zu tun, um beim ersten mal eC und pH-Wert sowie alle notwendigen Parameter in den Griff zu bekommen. Den meisten, denen ich eine Zukunft als Grower zutraue, bekommen ein Coco-Set-Up. Das verzeiht Fehler, kann immense Erträge erzielen und verschafft dem wirklich ambitionierten Indoorgärtner die Grundlage, später einmal komplexe Hydro-Systeme zu betreiben. In den vergangenen Jahren habe ich schon die verschiedensten Typen zum Growen gebracht und bin der Meinung: Jeder Topf findet auch hier seinen Deckel, es muss nur von Anfang an klar sein, was man finanziell und zeitmäßig investieren möchte. Leute, die ohne viel Aufwand growen wollen und mit einer kompletten Hydro-Ausstattung den Growshop verlassen, werden den Shopbetreiber und das neue Hobby alsbald verfluchen und das Equipment nach der ersten Missernte frustiert weiterverkaufen oder einmotten. Anders herum gibt es Anfänger, die vor dem ersten Besuch im Shop schon drei Bücher gewälzt haben, von Hause aus ein grünes Däumchen haben und mit dem üblichen Einsteiger-Kasten unterfordert wären. Diese Talente gilt es zu erkennen und zu fördern, indem man ihnen gleich in der ersten Box eine Menge Spielzeug wie Messgeräte, Thermo-Dimmer oder eine Bewässerungsanlage mit einplant. Ich mache eigentlich den Job, den ein Growshopper machen würde, wenn Hanf legal wäre. Aufbau und Beratung sind den Growshops ja strengstens untersagt. Das ist die Marktlücke, die ich eher zufällig entdeckt habe.

40







Ist das alles nicht sehr zeitaufwendig? Die eigentliche Arbeit machen ja die Leute selbst. Aber ich bin schon zwei bis drei Abende außer Haus, und wenn gerade mal ein neuer Aufbau ansteht, sind es schon mal vier. Ich habe auch von Anfang an darauf geachtet, dass es nicht zu viel wird. Meine Grenze liegt bei drei "Kollegen" gleichzeitig. Wobei einer vom anderen nichts weiß, das ist klar. Natürlich wäre eine große Anlage viel effektiver, aber auch zeitaufwendiger und gefährlicher. Alleine könnte ich sie auch nicht betreiben, wäre also auch da abhängig von anderen. Und ein Partner, der ein oder zwei Lampen in der eigenen Wohnung betreibt, ist um so mehr darauf bedacht, nicht aufzufallen. Ist schon mal was schief gelaufen? Klar, in jeder Hinsicht. Ein Kollege von mir hat unerwarteten Besuch bekommen, weil der Typ, der vorher da gemeldet war, Mist gebaut und sich nicht umgemeldet hatte. Aber der Stress hat sich in Grenzen gehalten, war ja "nur" eine Lampe mit 15 Pflanzen. Der Betroffene hatte selbstverständlich schon vorher eine Blanko-Vollmacht beim Anwalt liegen. Habe ich auch und würde ich jeder/m empfehlen, die/der Hanfzucht betreibt. Auch andere Dinge können schief laufen, besonders wenn man nicht immer selbst alles in der Hand hat. Ein Ausfall der Zeitschaltuhr, eine zu spät eingeleitete Blüte und damit verbundene Platzprobleme in der Kammer oder ganz einfache Über-und Unterdüngung stehen

ebenso regelmäßig auf der Tagesordnung wie kurzfristige Zwangsab- oder Umbauten aufgrund von Renovierungs- oder Instandsetzungsarbeiten der Haubesitzern oder Vermieter. Wie viele "Schüler" hattest du in den letzten Jahren? Ich würde sagen zwischen 15 und 20. Im Bekanntenkreis sind die Übergänge da manchmal fließend. Einigen helfe ich auch nur mit Know How oder Steckis. Dafür zeigen die sich nach der Ernte ein wenig erkenntlich.

am besten entwickelt. Gibt es mehrere Kandidatinnen, so nehme ich die, die sich unter schlechteren Bedingungen (z.B.: wenig Licht am Rand, Umtopfstress oder zu wenig Dünger) als ihre Schwestern trotzdem so prächtig entwickelt hat. Sind also BG 1, 13, 16 und 25 aussichtsreiche Kandidatinnen für eine kommende Mutterpflanze, so schaue ich, welche der Ladies am meisten Stress und/oder am wenigsten Licht abgekriegt hat und habe so eine neue, stabile und widerstandsfähige Mutterpflanze. Wie lange dauert so eine Selektion einer Mutterpflanze? Fast eine Ernte plus nochmal vier Wochen Vorbereitungen. Also zwischen 12 und 15 Wochen. Dann muss sie aber auch noch mindestens vier bis sechs Wochen wachsen und beschnitten werden, bevor man regelmäßig und ausreichend Stecklinge von ihr schneiden kann. Ich schneide die jungen Muttis immer so, dass die Pflanze ungefähr 20 Zentimeter über dem Boden zweimal verzweigt. Ich versuche nicht nur eine Kelchform, sondern die Form einer Sektschale zu erreichen, damit ich möglichst viele Stecklinge auf kleinstmöglichen Raum schneiden kann. Wie lange kann man eine Mutterpflanze deiner Meinung nach nutzen/behalten? Wenn man sie nicht stresst im Prinzip unendlich lange. Stress wie übermäßiger Schädlingsbefall, regelmäßiges Sprühen von Insektiziden, Schwankungen in der Beleuchtungszeit oder ständige Fehler

bei der Nährstoffversorgung können eine Mutterpflanze jedoch so nachhaltig schädigen, dass auch die Nachkommen Defekte aufweisen. Ich habe ja selbst aus Platzgründen immer nur eine Mutterpflanze, liebe aber trotzdem die Vielfalt. Deshalb nehme ich mir alle zwei Jahre die Zeit, mit Hilfe meiner Kollegen eine neue Sorte zu selektieren, gerade ist wie gesagt Bubble Gum dran. Außerdem versuchen wir innerhalb der Clique eine Sortenviefalt zu wahren, so dass sich jede/r mit einer vegetativen Kammer an einer anderen Sorte versucht. Damit es für die Kollegen reicht?

Zurück zu deiner eigenen Box. Wie hast du die Mutti gemacht? Aus Samen oder hast du dir einfach einen kräftigen Steckling besorgt? Selbstverständlich aus Samen. Bei Mutterpflanzen traue ich eigentlich nur mir selbst. Zum Blühen sind Stecklinge in Ordnung, aber um eine stabile Mutter zu züchten, möchte ich die bestmögliche Genetik gerne selbst selektieren. Dazu besorge ich mir 20-30 Samen der gewünschten Sorte und lasse sie keimen. Sobald die Sämlinge vier oder fünf Internodien haben, schneide ich jeweils einen Steckling von ihnen und nenne ihn nach seiner Mutter. Zum Beispiel habe ich zur Zeit 30 Sämlinge BG (Bubble Gum) 1-30, von denen ich wiederum 30 Stecklinge, BG 1'-30', geschnitten habe.

Erstens das und zweitens habe ich auch für mich selbst gerne 40 Stecklinge zur Auswahl, wenn ich 20 Pflanzen blühen lassen will. Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass ein gleichhmäßiges Wuchsbild für den optimalen Ertrag von immenser Bedeutung ist. Denn einzelne Ausreißer nach oben bedeuten, dass der Lampenabstand für die anderen Pflanzen zu groß wird, Ausreißer nach unten, also so genannte Mickerlinge, kosten sowieso eine Menge Ertrag. Deshalb habe ich gerne mehr zur Auswahl, als ich schlussendlich benötige. Ich lasse also lieber mal einen meiner fetten Stecklinge für jemanden übrig, der mehr Platz als ich und große Töpfe hat. Ich achte eher darauf, dass die Mädels, die zusammen blühen sollen, von Anfang an möglichst gleich groß sind und dabei einen gut ausgebildeten Wurzelballen haben.

BG 1-30 stelle ich dann in eine Blühkammer und warte ab, wie sie sich entwickeln, während BG1'-30' durchwurzeln.

Wie hälst du es mit dem Dünger?

Sobald ich sehe, welche der 30 blühenden Pflanzen männlich ist, schmeisse ich diese raus, ebenso fliegt das jeweilge Pendant aus der Stecklingskammer. Stelle ich also fest, dass BG 2,6,12, 24,25, 17, 23, 25, und 27 männlich sind, so wandern sie zusammmen mit ihren Söhnen in den Schredder. Von den übrig geblieben Ladies beobachte ich genau, welche sich

Ich persönlich nutze für meine Coco-Grows einen drei-Komponenten Dünger, General Hydroponics, und noch ein paar Wurzel-, Wuchsund Blühzusätze. Ein drei-Komponenten-Dünger erfordert ein wenig Erfahrung und Einfühlungsvermögen, kann aber dafür in jeder Phase und auch auf jedem Medium genutzt werden. Wenn ich bei einem Partner merke, dass es möglichst einfach gehen

46



sollte, gebe ich ihr/ihm einen einfachen ein-oder zwei KomponentenDünger sowie ein Düngeschema vom Hersteller und lasse sie/ihn nur den pH Wert mit einem einfachen pH-Meter oder nur mit Lackmuspapier kontrollieren. Wem selbst das zu viel ist, bekommt vorgedüngte Blüherde und eine Tonne mit Wasser. Ich habe einen Kollegen, der hat mit einem Fertigmix aus dem Growshop und klarem Wasser regelmäßig 0,7 Gramm pro Watt geerntet, bei einem wöchentlichem Arbeitsaufwand von zehn Minuten. Auch so was gibt ordentliche Erträge wie man sieht, wenn der Rest des Set-Ups stimmt und es kostet am wenigsten Zeit, Aufwand und Nerven. Ich habe schon einige aufwendige Growräume gesehen, die es auf weniger Ertrag gebracht haben. Um eine optimale Nährstoffversorgung zu gewährleisten, nutze ich zusätzlich eine Osmoseanlage, weil wir hier sehr kalkhaltiges Wasser haben und mein Ausgangs eC-Wert hier bei über 1,0mS liegt. Das geht ohne Osmoseanlage auf Quali-und Quantität, das habe ich am eigenen Leib bei den ersten beiden Ernten vor Jahren erfahren. Mit Osmoseanlage kann ich Werte bis zu 2,7 mS düngen, die Pflanze fordern es sogar förmlich. Mehr geht auch kaum. Ohne Osmoseanlage kommt es immer auf den Ausgangswert des Wassers an, aber meist ist bei 2,3-2,4 mS Ende, ansonsten zeigen die Pflanzen Überdüngungsmerkmale wie gerollte Blätter, die so genannten Adlerkrallen. Vor der Ernte spüle ich natürlich ein paar Tage mit klarem Wasser. Trocknest du nach der Ernte in der Box? Um Himmels Willen, nein. Das kostet mich ja jedes mal zwei Wochen. Ich habe mir eine kleine Trockenbox gebaut, damit ich immer nahtlos durchblühen kann. Ansonsten müsste ich ja nicht so einen Aufwand mit den Stecklingen treiben. Ich kann so fünf Mal im Jahr ernten, ohne Trockenbox wären nur vier Ernten drin. Unsere letzte Frage. Erreichst du die Grower-Schallmauer von 1 Gramm pro Watt in deiner Box? Definitiv ja. Meist sind es zwischen 1,1 und 1,3 Gramm/Watt. Und die meisten meiner Schüler erreichen dieses Ziel spätestens nach dem dritten Durchgang auch. Vielen Dank für die Einblicke, die du uns in deine botanischen Aktivitäten gewährt hast. Mach's gut und pass auf dich auf. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Grüße an alle Leser/innen und denkt daran: 20 mal eine Lampe macht viel mehr Sinn als ein mal 20. Als ich Pasclas Haus verlasse, muss ich noch im Zug nach Wien an die erfolgreiche Guerilla-Taktik meines Gastgebers denken und kurz darauf träume ich von Drogenfahndern, die eine riesige Indoorplantage zerschlagen, woraufhin sich die Lampen postwendend in 20 Kiffer Wohnungen ein neues Zuhause suchen, um dort weiterzubrennen. Rosige Aussichten. Keiner hat mehr als ein paar Pflanzen, die Growkultur verbreitet sich wie ein gutartiges Geschwür und jeder Beteiligte hat sein Auskommen, ohne dabei anderen zu schaden. Eigentlich ein tolles Geschäftsmodell, wenn's nur erlaubt wäre. Doch spätestens die Schlagzeile der Zeitung meines Sitznachbarn reißt mich wieder aus dem Halbschlaf: "Rauschgiftplantage enttarnt: Tierpfleger baut Drogen im Nashorngehege an" Eine Rauschiftplantage mit ganzen 33 Pflanzen. Deshalb denkt bitte immer daran: Dieser Bericht soll nicht nicht zu Straftaten auffordern, besonders nicht zum illegalen Anbau von Hanf. Das ist und bleibt strafbar, auch wenn es noch so schön klingt. Dieser Bericht beschreibt lediglich Zustände, die nach knapp 80 Jahren Prohibition in jedem Land der EU im Jahr 2010 Realität sind. KIMO

4



50


Wenn man Ronny K. kennenlernt, dann erscheint er wie ein ganz normaler Berliner. Nicht auf den Mund gefallen, agil und selbstbewusst. Man hält es eigentlich für gar nicht möglich, doch Ronny selbst weiß es besser: Er hat Probleme mit der Kifferei. Wir sprachen mit dem Fünfunddreißigjährigen in seiner Kreuzberger 2-Zimmer-Wohnung über seinen Alltag mit Cannabis.

Kannst du dich noch erinnern, unter welchen Umständen dir das grüne Kraut zum ersten Mal begegnet ist? Am Anfang stand bei mir ja gar nicht das grüne Kraut, sondern Haschisch. Das war zum einen aus Verfügbarkeitsgründen so und außerdem galt Haschischrauchen in meinem Umfeld damals als „state of the art“. Das war so 1993 und ich vermute mal, wir haben damals irgendeine Marok-Sorte geraucht – ich weiß noch, dass die Qualität echt in Ordnung war. Kurioserweise habe ich damals eigentlich nur mit dem Kiffen angefangen, damit ich nicht zu viel Alkohol trinke und somit bei Partys länger durchhalte. Das hat bei mir tatsächlich funktioniert, obwohl man ja immer sagt, dass sich Alkohol und Cannabis nicht so richtig vertragen. Ich habe immer zwei Bier getrunken, dann einen geraucht, dann wieder zwei Bier, wieder einen geraucht und so weiter. Cannabis war für mich anfangs tatsächlich nur ein Mittel, um mit den Anderen beim Biertrinken mithalten zu können. Und es hat funktioniert. Das heißt, du hast gar keine konkreten Erinnerungen, an deine erste Cannabiserfahrung? Ich habe schon einige Erinnerungen an Cannabis-Flashs, aber nicht zu Beginn meiner Kifferzeit, das kam erst später. Meine Einstiegsdroge war ja Alkohol – da war ich etwa sechzehn. Und danach kam der Tabak. Als ich dann mit kiffen anfing, war das ja immer nur eine Beigabe zum Trinken - daher hatte ich in den ersten Jahren noch gar keine reinen Cannabis-Erfahrungen gemacht. Woran ich mich in Bezug auf Cannabis aber noch gut und gerne erinnere, ist ein Nachmittag mit einem Freund auf einem Balkon. Eigentlich haben wir da nur auf unsere Freundinnen gewartet und hatten die Taschen voller Gras und Hasch, denn die Versorgungslage war gerade sehr gut. Wie wir schnell feststellten, hatten wir da fünf bis sechs verschiedene Haschisch- und Gras-Sorten von höchster Qualität zur Auswahl und plötzlich die Idee, mal so einen richtigen Mörder-Joint zu basteln. Wir machten eine gerechte und gar nicht sparsame Mischung aus allen Sorten zu gleichen Teilen und fügten dann auch noch ein klein wenig Tabak hinzu. Als wir das Ding dann inhalierten, ging die Sonne unter und der Himmel verfärbte sich gerade von orange nach rot – ich glaube, ich habe das Farbenspiel der Natur noch nie so intensiv wahrgenommen. Als dann unsere Freundinnen endlich kamen, hatten wir nicht nur fast alles verraucht, sondern auch ein 5-Liter-Fass Bier leer getrunken. Wir waren so was von Hacke dicht, doch statt Schelte gab’s neues Rauchzeug und noch mehr Bier – denn unsere Freundinnen hatten nicht erwartet, dass wir ihnen bereits so weit voraus waren. Natürlich rissen wir uns zusammen und zogen weiter mit, das war eben so die Zeit, wo es für uns keine Grenzen gab – ab einem gewissen Punkt hatte ich immer das Gefühl, dass ich so viel kiffen und trinken konnte wie ich wollte, ohne dabei merklich dichter zu werden. Man hält praktisch ewig seinen kurz-vor-der-Kotzgrenze-Pegel und auch wenn das körperlich vielleicht die Spitze des möglichen Rauschempfindens darstellt, war es letztendlich gar nicht so toll, denn wenn alle dermaßen drauf sind – und das waren wir an diesem Abend alle – dann ist da natürlich nicht mehr viel los. Als ich dann die Anderen da so gesehen habe, kam ich schon ein wenig ins Grübeln. Das war auf jeden Fall einer der Momente, wo ich mir eingestehen musste, dass wir es übertrieben hatten. Das war einfach zuviel. Klar habe ich es auch genossen, weil es zum Teil ja auch sehr lustig war, einfach in vertrauter Runde zu sitzen, gemeinsam zu konsumieren und dabei blöd zu quatschen oder Musik zu hören.

entschieden, es mit dem Alkohol komplett sein zu lassen, weil es mir einfach zu viel war: Zigaretten, Alkohol und dann auch noch kiffen. Nachdem ich ca. zwei Jahre täglich mehr oder weniger getrunken hatte, merkte ich deutlich, dass es mit mir gesundheitlich bergab ging und ich auch immer schlechter drauf war. Außerdem brauchte ich auch immer mehr Bier für den selben Rauscheffekt und nach einer Nacht mit zuviel Alkohol stehst du nun mal nicht gut gelaunt oder erfrischt auf. Dazu dann noch die ganze Kotzerei und der zeitweise Verlust der Kontrolle über gewisse Körperfunktionen - da ist mir die Entscheidung letztendlich gar nicht so schwer gefallen, auf Alkohol zu verzichten. Vor allem nicht, solange noch was zu kiffen da war – inzwischen war Cannabis zu einer echten Alternative geworden und verursachte bei mir keine Probleme wie Kotzen oder andere Abstürze, selbst bei täglichem Gebrauch. Ich habe dann zwar ein paar Monate später auch mal wieder einen Cocktail probiert, aber von dem einen Drink war ich dann plötzlich so hammerbesoffen, dass es wirklich nicht mehr schön war. Später ist mir dann auch noch was Komisches mit alkoholfreiem Bier passiert – es war ein toller Sommertag und ich hatte einfach nur Bock auf diesen erfrischenden Biergeschmack. Und obwohl es nur zwei Alkoholfreie waren, fühlte ich mich danach schon wieder so angeturnt – da wusste ich, ich muss aufpassen. Seit diesem Tag habe ich dann kein Tropfen Alkohol mehr getrunken und inzwischen habe ich auch kein Verlangen mehr danach – selbst wenn ich nicht kiffe. Dann rauche ich vielleicht ein paar Zigaretten mehr aber auch in bezug auf Tabak hat mir Cannabis geholfen, meinen Konsum zu reduzieren. Ich würde deutlich mehr Tabak rauchen, wenn ich nicht ab und zu einen kiffen würde und sehe mich selbst auch auf jeden Fall als Nikotinsüchtigen, dem höchstens ein paar Nikotinpflaster oder Nikotinkaugummis helfen könnten, von den Glimmstängeln wegzukommen. Immerhin habe ich rechtzeitig die Kurve in bezug auf Alkohol gekriegt - witzigerweise, noch bevor ich zu arbeiten begann. Ich habe dann ja auch erst mal Zivildienst gemacht und dabei mehr Cannabis konsumiert als je zuvor – danach hatte ich dann auch meine Beziehungen und das Rauchkraut stand praktisch immer zur Verfügung. So verfügbar waren zuvor nur Alkohol und Tabak gewesen – auch wenn wir hier ja immer noch von einer illegalen Sache sprechen. Insofern findet der Handel mit Cannabis ja nicht in der Öffentlichkeit statt und man muss sich schon genau überlegen, mit wem man darüber redet. Mit meiner Veränderung vom Biertrinker zum Kiffer veränderte sich dann auch mein Freundeskreis – ich glaube, man sucht sein Umfeld ganz unbewusst auch nach gemeinsamen Drogenkonsumgewohnheiten aus. Das sollte man ruhig mal überprüfen – es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich gemerkt habe, dass es bei mir tatsächlich so ist. Mein Freundeskreis besteht inzwischen zu 100 Prozent aus Leuten, die auf die eine oder andere Art ihre Erfahrungen mit Cannabis gemacht haben. Einige rauchen seltener, manche deutlich öfter und vielleicht sind auch ein paar dabei, die es inzwischen ganz gelassen haben. Eigentlich sind wir ja inzwischen auch in einem Alter, in dem der Konsum oft zurückgeht – Gründe dafür können eine immer mehr Leistung fordernde Karriere, eine eigene Familie oder auch die nicht mehr ganz so robuste Gesundheit sein. Trotzdem sind die meisten meiner Freunde immer noch aktive Kiffer – und das liegt ganz bestimmt nicht daran, dass es so unheimlich viele Kiffer gibt. Aber damals ist mir das noch nicht so aufgefallen, schließlich musste ich mich nach der Schule und dem Zivildienst ja eh ganz neu orientieren und so vollzog sich der Wechsel meines Freundeskreises auch ganz langsam und irgendwie unmerklich. Ich war ja auch immer irgendwie beschäftigt – da gab es einfach keine Zeit für Selbstreflektionen. Hast du zu der Zeit auch mal andere illegale Drogen ausprobiert? Nein, danach hatte ich zum Glück nie irgendein Verlangen. Ich hatte ja schon gemerkt, wie problematisch der ganz legale Alkohol sein kann und war froh, jetzt nur noch Tabak und Cannabis zu konsumieren – ich dachte damals, dass hätte ich im Griff, denn es ging mir ja zunächst auch besser.

Wie hat sich dein Konsumverhalten im Laufe der Jahre entwickelt?

Wann hattest du dann zum ersten Mal das Gefühl dass auch übermäßiger Cannabiskonsum problematisch werden kann?

Irgendwann hatte ich dann vom Alkohol genug – heute trinke ich gar keinen Alkohol mehr, auch wenn ich ein paar Jahre lang Cannabis und Alkohol parallel konsumiert habe. Aber 1997 habe ich mich dann

Das hat dann erst mal ein paar Jahre gedauert, in denen ich auch täglich mein durchschnittliches Gramm gekifft habe. Noch bis 2001 war ich der festen Überzeugung, dass meine Probleme nichts mit


dem Rauchen zu tun hatten. Ich hatte mir zwar bereits eingestanden, Probleme zu haben – aber ich konnte oder wollte noch keinen Zusammenhang sehen. Erst als sich meine damalige Freundin von mir trennte, war ich gezwungen, mal darüber nachzudenken. Denn auch wenn es ihr nicht nur um die Kifferei ging, war es letztendlich doch der ausschlaggebende Punkt. Sie hat nur verhältnismäßig selten konsumiert und war der Meinung, ich würde es ganz schön übertreiben. Zu dem Zeitpunkt hatten sich bei mir schon bestimmte Verhaltensmuster ausgeprägt, die ein Zusammenleben mit mir offensichtlich extrem schwierig machten. Heute kann ich das verstehen – klar, wenn man ständig dem Zeug hinterher rennt, um immer was davon parat zu haben, aber ansonsten eher träge und faul wird, dann übt das auf junge Frauen keinen allzu großen Reiz aus. Außerdem hatte ich zu der Zeit auch gerade mein Studium abgebrochen und eine Berufsausbildung begonnen, auf die ich aber auch keine große Lust hatte. Meine Freundin hatte mir klipp und klar gesagt, dass es so nicht weitergehen kann und sie glaubt, dass der Großteil meiner Probleme mit meinem Cannabiskonsum zusammenhängt. Doch obwohl sie mir ein paar mal die rote Karte gezeigt hat, habe ich nicht mehr als oberflächlich reagiert. Irgendwann war dann ihr Verständnis aufgebraucht und es kam ganz unweigerlich zur Trennung. Rückblickend kann ich es ihr auch gar nicht verübeln – ich kam ja wirklich nicht aus dem Knick und brachte viele Dinge gar nicht zu Ende. Damals kam dir aber nicht in den Sinn, dich für deine Freundin und gegen täglichen Cannabiskonsum zu entscheiden? In gewisser Weise war mir Cannabis damals tatsächlich wichtiger. Ich habe zwar versucht, mein Konsumverhalten zu ändern, aber ich habe nicht ernsthaft darüber nachgedacht, mal komplett über einen längeren Zeitraum auszusetzen, um mich lieber um meine Beziehung zu kümmern. Ich war der Meinung, dass Cannabis nun mal zu mir gehört und wenn sie mich nicht so lieben kann, wie ich bin, dann liebt sich mich vielleicht gar nicht. Damals war ich ja auch noch der Meinung, dass ich meinen Konsum weitgehend im Griff und damit keine Probleme hätte. Wann und wie kam dann der Punkt, an dem du diese Selbsteinschätzung hinterfragt und überdacht hast? Das war gar nicht so viel später – als der erste Trennungsschmerz durch war und ich versucht habe, mich in meinem eigenen Leben zurechtzufinden. Ich hatte wieder eine eigene Wohnung und auch ein neues Studium in der Hoffnung begonnen, nun doch noch was zustande zu bringen – doch das lief alles nicht. Ich habe meine Wohnung nicht eingerichtet bekommen und auch das Studium lief nicht, da ich einfach zu selten zur Uni ging. Daher habe ich dort auch niemand kennengelernt oder Kontakte geknüpft – irgendwie ging gar nichts, ich ging weder arbeiten noch studieren, in meiner Wohnung standen immer noch die Koffer und Kisten von meinem Einzug rum und ich rauchte soviel wie noch nie. Das lenkte ab und half mir dabei, nicht darüber nachzudenken – über einen kurzen Zeitraum hinweg funktionierte das sogar. Ich konnte jedenfalls so viel kiffen, dass ich einfach nicht mehr nachdenken brauchte – dann setzte ich mich vor die Playstation oder hörte einfach nur laute Musik über Kopfhörer und rauchte, bis ich wegdämmerte. Rückblickend glaube ich, dass ich Cannabis damals tatsächlich missbraucht habe – doch irgendwann ging mir dann die Kohle aus. Und damit auch das Rauchzeug. Plötzlich kamen da auch selbstkritische Gedanken hoch und ich hatte kein Mittel mehr, was ich dagegen setzen konnte. Damals ging es mir so richtig dreckig – ich kriegte Depressionen und musste sogar ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Was hast du denn dem Arzt erzählt? Genau das – ich habe da auch kein Blatt vor den Mund genommen, weil ich ja von der ärztlichen Schweigepflicht wusste. Ich hatte eine nette Hausärztin, der ich auch vertraute und mir war klar, dass sie mir gar nicht helfen kann, wenn ich ihr nicht die Wahrheit erzähle. Die hatte dann zwar kein besonders großes Verständnis für meine Lage und auch kaum Erfahrungen mit ähnlichen Fällen, aber sie sah

52

ein, dass ich Hilfe brauchte. Und die verschaffte sie mir, indem sie direkt bei einer Neurologin anrief und mir sehr kurzfristig einen Termin besorgte. Nachdem ich mit der Neurologin gesprochen hatte, verschrieb sie mir ein paar Antidepressiva – allerdings mit der Forderung, zuvor mit dem Rauchen aufzuhören. Ich erklärte ihr, dass ich nicht ausschließen könne, wieder rückfällig zu werden, woraufhin sie mir empfahl, mal eine Drogenberatungsstelle aufzusuchen. Dort würde ich weitere Hilfe und gute Ratschläge bekommen. Solange ich aber die Antidepressiva einnähme, dürfe ich nicht kiffen und müsse eine Therapie machen. Ich hielt mich daran und schluckte die verordneten Antidepressiva, die auch ganz gut wirkten. Die Neurologin hatte recht gehabt, als sie mir schon anfangs vorhersagte: „Sobald sie diese Präparate nicht mehr brauchen, wirken sie nur noch wie Schlafmittel.“ Und genau das ist dann nach einem guten Monat passiert – daraufhin habe ich die Psychopharmaka wieder abgesetzt und war dann ein paar Monate völlig clean. Wie hat denn die Drogentherapie auf dich gewirkt – hat dir das was gebracht und wie waren die Therapeuten drauf? Die waren eigentlich alle ganz nett. Mein Therapeut war ein studierter Sozialarbeiter, der sich zwar auch eher mit Alkohol als mit Cannabis auskannte, der sich aber sehr um mich bemühte und mir letztendlich dabei half, festzustellen, dass ich – mal abgesehen vom Tabak – gar nicht körperlich abhängig bin. Und obwohl ich Alkohol wie Cannabis auch schon missbraucht hatte, konnte keine Sucht festgestellt werden. Insofern konnte mir mein Therapeut ab einem gewissen Punkt gar nicht mehr weiterhelfen – da ich nun mal nicht abhängig oder süchtig bin. Er empfahl mir eine Verhaltenstherapie, da er der Meinung war, meine Probleme resultieren aus selbst antrainiertem falschen Verhalten im Umgang mit Rauschmitteln. Hast du diese Empfehlung aufgegriffen? Ich habe es versucht, aber es nicht hingekriegt. Die drei Probesitzungen haben mich auch nicht angesprochen – obwohl ich es mit verschiedenen Verhaltenstherapeuten probiert habe. Schon mit der ersten Therapeutin kam ich gar nicht klar – da hat offensichtlich die Chemie nicht gestimmt. Beim zweiten habe ich mich dann zwar schon ganz wohl gefühlt aber ich habe dabei gemerkt, dass mir irgendwie die Kraft für so eine Aufarbeitung fehlt. Inzwischen bin ich ja wieder regelmäßig an die Uni gegangen, weil ich nun doch wieder studieren wollte und zusätzlich hatte ich mir einen Job gesucht, da man ja auch von irgendetwas leben musste. Dazu kam dann noch diese tiefgreifende Therapie, die mich so forderte, dass ich auf den darauffolgenden Tagen immer völlig knülle war – das war einfach zuviel für mich. Was haben die denn da mit dir bei der Therapie gemacht? Klingt ja wie Hochleistungssport... Ich hatte ja eine Einzeltherapie – das war dann immer eine Stunde, die wir mit intensiven Gesprächen verbrachten. Ich kann es gar nicht genau beschreiben, was mir daran so schwer fiel, aber es hat mich wirklich sehr viel Kraft gekostet. Der Therapeut hat ja beim Urschleim angefangen und ich habe ihm sehr viel erzählt – er hat dann abgeklopft, wo meine Probleme liegen und das war einfach anstrengend. Ich habe sehr viel über mich nachdenken und mich in gewisser Weise selbst durchleuchten müssen. Sind dabei irgendwelche Erkenntnisse hängen geblieben? Ich habe zumindest klar erkannt, dass ich mich getäuscht habe, als ich glaubte, ich hätte meine Kifferei im Griff – denn so war es nicht. Ich habe mich oftmals durch Cannabis zurückgezogen und dabei ist vieles einfach auf der Strecke geblieben. Ich habe auch erkannt, dass ich tatsächlich ein paar Probleme habe, gegen die ich früher oder später einfach etwas tun muss - doch diese Probleme hatten ja nichts mit dem Rauchen zu tun. Daher war das für mich damit irgendwie abgehakt und da ich dank Uni und Job auch wahrlich wieder genug zu tun hatte, dachte ich mir, es nun mal wieder probieren zu können – schließlich hatte ich ca. sechs Monate komplett ausgesetzt.



Und das war für dich gar kein Anreiz, weiterhin rauchfrei zu bleiben? Ich hatte und habe nun mal Lust auf Rausch. Mit Alkohol wollte ich nicht wieder anfangen und da blieb dann für mich nur Cannabis, da ich auf andere illegale Drogen gar nicht stehe. Anfangs rauchte ich nur ganz selten und sehr bewusst wieder mit – warum sollte ich auch nicht mal in gemütlicher Runde mit Freunden an einem kreisenden Joint ziehen. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich nicht immer nur nehmen, sondern auch mal was geben wollte. Also habe ich mir schließlich wieder ein bisschen Gras gekauft, um auch selber mal einen drehen und auf die Reise schicken zu können. Das war in gewisser Weise mein Widereinstieg, denn von da an habe ich mir dann auch hin und wieder allein daheim einen gebaut - einfach zum entspannen oder runterkommen. Irgendwann rauchte ich dann wieder jeden Abend und irgendwann dann auch wieder mittags. Nach einem guten halben Jahr, im Sommer 2003, war ich dann wieder auf einem Konsumlevel wie vor der Therapie – also bei mehrmals täglich. Hat dein Studium darunter gelitten? Anfangs noch nicht – da war eigentlich alles super. Ich hab das alles hingekriegt, war optimistisch und engagiert. Auch wenn ich dann an der Uni auch Leute kennengelernt hatte, mit denen man sich in den Pausen in irgendeine dunkle Ecke verkriechen und ein Tütchen rollen konnte. Aber das Studium wurde immer schwieriger – auch wenn ich das nicht nur auf meinen wieder intensiveren Cannabiskonsum zurückführen würde. Und es hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich bei mir wieder gewisse alte Verhaltensmuster einbürgerten, die ich dank der Therapie auch als solche erkannte. Ich hatte schließlich gelernt, worauf ich achten musste, doch das bewahrte mich nicht vor erneuter Antriebslosigkeit und dem Wunsch, mich in bestimmten Situationen einfach dichtzurauchen, um über meine Probleme nicht nachdenken zu müssen. Das hat letztendlich dazu geführt, dass ich auch heute noch nicht mit meinem Studium fertig bin und praktisch seit acht Jahren an der Uni hänge und nichts passiert. Wie verhielt es sich auf Arbeit? Gab’s Probleme mit dem Job? Zwischenzeitlich sah es auch da mal ganz schlecht aus, aber jetzt gehe ich auch wieder regelmäßig arbeiten und gebe mein Bestes. Zum Glück habe ich einen Job gefunden, wo mein Cannabiskonsum weitgehend toleriert wird. Wie geht es dir heute mit Cannabis? Letztendlich besteht das Problem bis heute, denn es ist immer noch so, dass ich eigentlich etwas ändern möchte, mein Studium endlich auf die Reihe kriegen und irgendwie weiterkommen will. Ich würde ja gerne aufhören, aber schaffe es nicht. Ich kriege es einfach nicht hin, die Kifferei auch mal sein zu lassen. Am liebsten würde ich nur noch an den Wochenenden kiffen - das Leben bietet doch genug natürliche Möglichkeiten, sich zu berauschen. Ich könnte mir im Augenblick auch gut vorstellen, ganz ohne Drogen zu leben und trotzdem Spaß zu haben. Was hält dich denn davon ab, genau so zu leben? Keine Ahnung - vielleicht der Kiffer in mir? Wie siehst du nach deinen zwiespältigen Erfahrungen mit Cannabis die Frage, ob Hanf legalisiert werden sollte? Meiner Meinung nach sollten alle Drogen legal sein, weil nur dann auch tatsächlich die Möglichkeit besteht, die Leute gut aufzuklären und ihnen Kompetenz in Drogenfragen zu vermitteln, anstatt sie pauschal zu kriminalisieren. Der Mensch hat ein Recht am eigenen Körper – wenn ich mir die Hand absäge, komme ich dafür ja auch nicht in den Knast. Warum sollte ich also – solange ich höchstens mir selber schade – auf gewisse Drogenerfahrungen verzichten, nur weil es politisch mal so festgelegt wurde? Das ist doch eine willkürliche Regelung, die auch auf Extremsportarten oder legale Drogen angewandt werden könnte. Eine Legalisierung aller Drogen hätte zudem den Vorteil, dass der Schwarzmarkt ausgetrocknet würde, dem Staat mehr Einnahmen zufließen und der Bürger keine Angst vor dreckiger Straßenware haben muss – dann bekäme er schließlich genau das, was er will. Und was man will, weiß man ja selbst am besten. Und wenn man etwas wirklich will, dann hält dich kein Gesetz der Welt davon ab. Martin Müncheberg

54



56


In diesem ersten Teil geht es uns aber erst einmal darum ein paar grundlegende Fragen zu beantworten. Was sind „Phytohormone“ eigentlich und wie kann man sie sich zu nutze machen? Ich werde Euch das Grundwissen für die kommenden Teile vermitteln, da wir demnächst doch etwas tiefer in die Materie eintauchen wollen und auch müssen. Ich gebe zu das Thema ist etwas trocken aber ich verspreche, dass es dem interessierten Leser bei seinem allgemeinen Pflanzenverständnis sicherlich helfen wird. Wie wir bereits wissen bestimmen hauptsächlich Gene oder Gengruppen die Eigenschaften einer Hanfpflanze. Vom Ertrag bis zum Harzbesatz, von der Potenz bis hin zur Blattform, alles wird durch Gene vorbestimmt und festgelegt. Warum braucht man jetzt noch zusätzliche Hormone? Die Frage lässt sich schnell beantworten. Phytohormone kann man ganz grob mit dem Zentralen Nervensystem bei Tieren und beim Menschen vergleichen. Sie regeln das Wachstum von Blättern und Wurzeln, sie steuern sämtliche physiologischen Aktivitäten in einer Pflanze, sie steuern Differenzierungsschritte und unterschiedliche Stoffumsatzraten und sie ermöglichen eine gewisse Kommunikation zwischen den Pflanzenzellen. Ein Beispiel sind Stecklinge. Woher bekommen diese das Signal zur Wurzelbildung wenn man sie von der Mutterpflanze trennt? Woher bekommt eine Pflanze das Signal, wenn sie von Krankheiten oder Schädlingen befallen wird, um sich dann dagegen zu wehren? All diese Funktionen werden von Signalstoffen und Hormonen gesteuert, jeder einzelne Prozess in der Hanfpflanze würde ohne Phytohormone nicht möglich sein. Phytohormone werden auch Wachstumsregulatoren, Boten oder Signalstoffe genannt. Es sind kleinste Moleküle, welche die Entwicklung der Pflanzen steuern und koordinieren. Diese organischen Verbindungen wirken biochemisch und werden von der Pflanze selber (endogen), in sehr kleinen Mengen produziert. Phytohormone gehören zu der Klasse der „sekundären Pflanzeninhaltsstoffe“, in die auch die endogenen (pflanzeneigene) „Steroide“ fallen. Uns geht es in diesen Bericht aber nur um die Boten- und Signalstoffe. Man muss dabei wissen, dass das Informationssystem der Phytohormone bei weitem nicht so effektiv arbeitet wie der Blutkreislauf beim Menschen. Aber auch Botenstoffe können transportiert werden und gelangen auf verschiedene Weise in alle Pflanzenteile, von den Blättern bis hin zur Wurzel. Es gibt nun mehrere Möglichkeiten wie Hormone und Signalstoffe in der Pflanze transportiert werden können. Zum einen hängt es mit dem Zustand des Stoffes ab. Ethylen zum Beispiel ist ein Gas das nicht über das Xylem oder das Leitbündel übertragen werden kann. Andere Wachstumsregulatoren werden von Zelle zu Zelle übertragen, während wieder andere den Gasraum zwischen den Zellen (interzellulärer Gasraum) nutzen. Der Transportweg hat einen grossen Einfluss auf die Geschwindigkeit der Übertragung und somit auch auf die Auswirkungen die diese Signalstoffe auslösen. Einige Wirkungen treten unmittelbar nach der Zugabe der Botenstoffe auf, während andere Signalstoffe erst nach Stunden oder Tagen Wirkung zeigen. Aus diesen Befunden hat man versucht Rückschlüsse auf die Wirkungsweise zu ziehen und den Transport innerhalb der Pflanze zu erklären. Heute weiss man sehr viel über die Botenstoffe einer Pflanze. Dank hoch entwickelter Trenn- und Nachweisverfahren wie der Gaschromatographie (HPLC), der Massenspektroskopie oder der Autoradiographie kann man Wirkung, Konzentration und Effekte beschreiben und weiter untersuchen. Doch auch mit der heutigen Technik ist es nicht ganz möglich alle Fragen rund um Signal und Botenstoffe zu beantworten. Vieles bleibt offen und konnte bisher noch nicht beantwortet werden. Man weiss z.B nur sehr wenig über die Übertragung innerhalb der Pflanze, man konnte bisher


auch nur vermuten ob diese Stoffe in den Zellen gespeichert werden und somit auch ständig aktiv sind. Auch die Wechselwirkung mit anderen Stoffen ist noch nicht völlig geklärt. Man weiss bisher nur, dass vor allem Calciumionen einen grossen Einfluss auf die Wirkungsweise von Phytohormonen haben. Man weiss heute auch, dass Phytohormone eine Art Vermittler zwischen äusseren Bedingungen wie Licht, Temperatur oder Wellenlänge und den Reaktionen der Pflanzen sind. Das beste Beispiel ist der „Phototropismus“. Jeder kennt den Effekt wenn sich eine Pflanze dem Licht zuwendet und einen Teil ihres Stammes zum Licht biegt. Dieser Effekt wird durch die chemische Komponentengruppe der „Auxine“ ausgelöst, würde man jetzt den Transport von Auxinen in der Pflanze mit einem Glimmerplättchen (eine Art Steckscheibe) unterbrechen würde dieser Effekt nicht auftreten und die Pflanze würde weiter, vom Licht unabhängig nach oben wachsen. Nachgewiesen ist ebenfalls, dass Phytohormone einen Einfluss auf die Gentranskription bzw. Translation (DNA Replikation) haben aber man kann diesen Vorgang noch nicht völlig erklären. Man merkt wie komplex die Vorgänge in einer Pflanze ablaufen, wie die Räder ineinander greifen und wie exakt jeder Prozess innerhalb einer Zelle und in der gesamten Pflanze abgestimmt ist. Jeder Eingriff in die Hormonsynthese wie z.B das Feminisieren, hat Auswirkungen auf die gesamte Pflanze. Botaniker und Molekularbiologen haben herausgefunden, dass man auch synthetisch hergestellte Phytohormone und Stoffe einsetzen kann, um Pflanzen zu steuern oder um die Hormonsynthese zu beeinflussen. Das bekannteste aber gleichzeitig auch ein sehr toxisches Mittel ist wohl „Dioxin“, das auch für uns Menschen gefährlich sein kann. Es gibt Unkrautvernichtungsmittel welche die Auxinsynthese steigern. Unkraut und andere ungewollte Pflanzen wachsen sich praktisch tot, da sie unaufhörlich nach oben schiessen, keinen Halt mehr finden und irgendwann umfallen. Eine andere Art der Beeinflussung ist das Feminisieren von Cannabis. Durch die Gabe von Silberionen (Ag+) blockiert man die Ethylensynthese und gibt der weiblichen Pflanze das Signal männliche Blütenstände auszubilden. Viele Breeder arbeiten immer noch mit Silbernitrat und Natriumthiosulfat, dabei gibt es einen Stoff, der viel besser und vor allem spezifischer auf die Ethylensynthese wirkt. Ich stehe in Kontakt mit einem schweizer Breeder der sehr viel in dieser Richtung experimentiert und eine Lösung für eine bessere Ethylenblockierung gefunden hat. Ich kann vorweg nehmen, dass nicht Colliodidsilber und Acetylsäure gemeint ist. Wenn ich den Botenstoff Ethylen näher behandel, werde ich nochmals auf diese neue Chemikalie und deren Rolle bei der Feminisierung eingehen. Man hat die heute bekannten Boten und Signalstoffe in sechs verschiedene Molekülklassen eingeteilt. Auxine, Cytokinine, Gibberelline, Abscisinsäure, Jasmonate und Ethylen/Äthylen. Weit verbreitet ist die Annahme, dass z.B Auxin oder Gibberelline zwei Phytohormone sind. Das ist falsch. Auxin und Gibberelline sind nur die Gruppen, nicht die einzelnen Hormone an sich. Die Klasse der Gibberelline besteht z.B aus über 100 Gibberellinearten die sich chemisch nur sehr wenig unterscheiden aber in ihrer Wirkung ganz unterschiedlich sind. Man bezeichnet die einzelnen Arten mit G1, G2, G3, usw. Interessant sind vor allem G4 und G9, da diesen einen grossen Einfluss auf die Geschlechtsausprägung nachgesagt wird. Die verschiedenen Hormonklassen unterscheiden sich natürlich durch die Wirkung, durch die Transportwege innerhalb der Pflanze und auch ein wenig durch die Grösse der Moleküle an sich. Warum das wichtig ist erfahren wir im zweiten Teil dieses Artikels. Die ersten Phytohormone die ich Euch dann vorstellen will sind Auxine, Cytokinine und Jasmonate. Mr.Calyx

5



60


Vorab: Der Besitz von illegalisierten Drogen ist auch in Tschechien weiterhin strafbar und wird bei geringen Mengen, ähnlich wie in Deutschland, mit einer Geldbuße belegt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es sich bei Mengen für den eigenen Bedarf um keine Straftat mehr handelt, sondern lediglich eine Ordnungswidrigkeit darstellt, die jedoch mit bis zu 570 Euro geahndet werden kann. So steht zumindest es im Gesetz. Zum Anbau von Hanf steht da ferner: "Der bloße Anbau von Hanf, der als Betäubungsmittel gilt, kann nicht als Herstellung eines psychotropen oder Betäubungsmittels angesehen werden. Um eine Herstellung würde es sich nur dann handeln, wenn die geerntete Hanfpflanze in einem Prozess unbefugt verarbeitet würde, der zur Herstellung eines verbrauchsfähigen Stoffes (Marihuana) oder zur Gewinnung von THC (Tetrahydrocannabinol) führt. Eine Handlung des Täters, die auf die Durchführung der Herstellung hinzielt, kann als Straftatversuch oder -vorbereitung angesehen werden." Hmm, selbst für Experten wie mich ist das schwer zu verstehen, denn fünf Pflanzen sind mehr als fünf Gramm und haben auch mehr als ein Gramm THC-Gesamtgehalt, eigentlich. Und dann noch der Absatz mit der Verarbeitung … Papier ist geduldig und um zu erfahren, wie es wirklich aussieht, sollte man sich selbst ein Bild machen. Also habe ich die Gelegenheit genutzt und meinen Aufenthalt auf der Cannabizz (17.9-19.9. 2010) ein wenig verlängert und mir die Hauptstadt Tschechiens mit Blick auf die dortige Hanfkultur ein wenig intensiver angeschaut. Am Bahnsteig werde ich von Vaclav, einem Mitarbeiter vom growshop.cz, schon erwartet und standesgemäß in einem 20 Jahre alten Benz abgeholt. Nachdem das Auto sicher vor dem Hotel in der Innenstadt geparkt ist, kramt Vaclav eine schöne, fette Blüte „Nebula“ aus der Tasche und fängt an zu bauen. Offen und unverkrampft, zum Rauchen bleiben wir einfach auf dem Gehsteig stehen. Auf meine Frage hin, was passieren würde, wenn jetzt ein Cop vorbeikäme, lachen meinen beiden Begleiter: „Nichts.“ Später erfahre ich, dass die Polizei nur dann etwas gegen Konsumenten unternimmt, wenn sie zu provozierend auftreten. So wie dann später angeblich auf der Messe. Aber außer auf Hanfmessen kann man in Prag zu jeder Tages-und Nachtzeit unbehelligt mit einer Tüte in der Hand spazieren gehen. Das tun wir dann auch und bewegen uns in Richtung Innenstadt; um auch die eine oder andere Sehenswürdigkeit der Metropole mitzunehmen. Leider ist das große Reiterdenkmal des Nationalhelden Jan Zizka auf dem Veitsberg gerade verhüllt, aber was soll‘s: Von hier aus bietet sich die beste Aussicht auf die Prager Altstadt mit Schloss, Karlsbrücke, Wentzelsplatz und all den anderen Sehenswürdigkeiten, mit denen Prag ja reichlich aufwarten kann. Die Innenstadt kommt morgen dran, heute ist gerade noch Zeit zum Essen. Das ist gut (bürgerlich) und mit Getränk zahlen wir acht Euro, wirklich günstig. Und auch im Restaurant ist das Bauen einer Tüte, die wir für den Weg ins Prager Kneipenleben drehen, kein Problemwir sind nicht die Einzigen. Auf die Idee, die Tüte dann auch dort anzuzünden, sollte man aber besser nicht kommen. Eine der ungeschriebenen Regeln tschechischer Konsumentenfreundlichkeit: "Kiffe nie in Restaurants." Nach dem Essen geht es dann in ein Cafe im Stadtteil Zizkov. Zizkov hat den Flair vom Prenzlauer Berg der 1990er Jahre, ohne dabei auf irgendeine Weise rückständig oder rückwärts gewandt zu wirken. Eine hohe Kneipendichte und nur notdürftig sanierte Häuser ein wenig abseits der Touristenströme sowie Galerien, Cafes, alternative Projekte und eine Menge vietnamesischer Geschäfte verleihen diesem Stadtteil den besonderen Flair. Gleich im ersten, zufällig ausgewählten Cafe läuft feinster Drum n’ Bass und am Nachbartisch wird Pilsner Urquell vom Fass getrunken sowie heftig gegrast. Es riecht wie im Coffeeshop und als Petr seine Papers auspackt, fragt ihn die Bedienung nach einem Stücken seiner Zigarette. Purkonsumenten trifft man dort noch eher selten an. Aha. Auf meine Frage hin, ob denn hier auch verkauft werde, erklärt mein kiffender Stadtführer:

„Nein. Der Konsum ist zwar in vielen Kneipen und Cafes geduldet, bekommt die Polizei aber Wind davon, dass verkauft wird, schreitet sie sofort ein. Deshalb findest du kaum Cafes, die verkaufen. Und wenn doch, dann sind sie innerhalb von drei Wochen wieder zu.“ „Eigentlich fast wie in Berlin“ denke ich . Die nächste Kneipe bietet sogar lange Papers zum Verkauf und einen Grinder zum Verleihen an. Fast alle Gäste bauen sich eine Tüte, die gemütlich gepafft wird, während alle auf irgendein Fußballspiel starren. Die Atmosphäre ist offen und locker, ähnlich wie in einen Coffeeshop. Allerdings wird hier weitaus mehr Bier zu sagenhaft niedrigen Preisen getrunken. Mischkonsum ist nicht so mein Ding, also halte ich mich an die lecker-eklige Ost-Cola, die es in Prag immer noch an jeder Ecke gibt. Nach dem Spiel werde ich von unseren Tischnachbarn noch heftigst zum Tüten-Tischfußball eingeladen. Natürlich bin ich voll des Lobes über die relative Freiheit tschechischer Hanfkonsumenten und so wird die Nacht noch lang, bis ich todmüde ins Hotelbett falle. Nächster Morgen Wentzelsplatz … Bevor ich mir am Nachmittag die Cannabizz anschaue, müssen noch ein paar Sehenswürdigkeiten dran glauben. Mein Weg führt mich vom Wentzelsplatz zur Moldau und dann per Treetboot in Richtung Karlsbrücke. Die neue Perspektive bietet im Vergleich zu den Touristenmassen Abwechslung und Ruhe. Selbst hier sehe ich Angler mit Sportzigarette. Danach treffe ich mich wieder mit Vaclav und mit der Besichtigung des „Alten Platzes“ und dem Letná Plateau endet meine Sightseeing Tour. Der Letná Plateau ist ein schön gelegener Park über der Altstadt, auf dessen Spitze ein Riesen-Metronom steht, unter dem wir nicht alleine sitzen, um die letzte Tüte zu vernichten. Hier trifft sich die Skater-Szene Prags und das Riesen-Metronom bietet die meditativste Aussicht auf die historische Altstadt, inklusive Biergarten. Eigentlich wollte ich schon längst arbeiten, verdammt, wo ist bloß die Messe? Der Stadtplan liegt im Hotel und ich habe nur meinen Schmierzettel mit der Adresse. Zum Glück ist die riesige Thomova Halle auch ohne große Ortskenntnis leicht zu finden, liegt sie doch direkt am Fuße des Veitsbergs-Parks (der mit dem Nationalmuseums mit dem verhüllten Nationalhelden) und ist so auch zu Fuß vom Prager Zentrum zu erreichen. Die Halle an sich bietet ausreichend Platz und hat den speziellen Flair eines umfunktionierten Industriedenkmals. Außerdem ist die Nähe zum Stadtteil Zizkov mit all seinen Hotels und Kneipen für den potentiellen Hanf- Messebesucher ein wichtiges Argument, sich 2011 selbst ein Bild von der Prager Hanfkultur zu verschaffen. Von hier aus begebe ich mich dann zur ersten Hanfmesse in Tschechien … Die Cannabizz Die Zeit für eine Hanfmesse in Prag war überreif. Das haben die über 12.000 Besucher der Cannabizz vom 17. bis 19.September 2010 eindrucksvoll bewiesen. Nicht nur aufgrund der relativ liberalen Gesetzeslage, sondern auch weil in unseren kleinen Nachbarland das Wort Toleranz noch mehr als eine leere Blase ist, wurden die drei Tage im Zeichen der Hanfpflanze ein voller Erfolg. Schon am ersten Tag, an dem traditionell eher Austeller und Händler zugegen sind, fanden im Prager Feierabendverkehr die Zuschauerströme den Weg Richtung Veranstaltungsort. Bei der Thomava Halle handelt es sich nicht um eine Messehalle im übliche Sinne, der riesige Gebäudekomplex erinnert an eine Industrieruine aus sozialistischer Zeit, in der dem Zeitgeist entsprechend auch in unregelmäßigen Abständen Theateraufführungen stattfinden. Also genau das Richtige für eine Messe, die sich ein wenig abseits vom Mainstream bewegt. Einige Details wirkten aufgrund der baulichen Vorraussetzungen ein wenig improvisiert, jedoch immer irgendwie und liebevoll gelöst. All das sowie die Großzügigkeit der Halle, die trotz hohem Andrangs kaum Besucherstaus entstehen ließ, verbreitete eine gute


Atmosphäre unter Besuchern und Austellern, die ihre Produkte aus allen nur erdenklichen Bereichen der Hanfkultur anboten. Es waren wie auf allen Hanf-Messen zahlreiche Grow- und Headshops vertreten, viele davon aus der Tschechischen Republik, in der es mittlerweile in fast jeder Kleinstadt ein solches Fachgeschäft gibt. Auch der Nutzhanfbereich ist in Tschechien wieder kräftig auf dem Vormarsch und so konnte man an den verschiedensten Ständen Nutzhanfpflanzen bewundern und sich über deren Weiterverarbeitung zu Cremes, Kleidung oder Speiseöl informieren. Die Cannabinoidmedizin ist zwar in der Tschechischen Republik noch illegal, in der Praxis werden Menschen, die ein paar Pflanzen als Schmerzmittel oder Appetitanreger anbauen, aber nicht verfolgt. Auch in tschechischen Apotheken finden sich zahlreiche Cremes, Salben und allerlei andere Produkte auf Hanfbasis, selbstverständlich (noch) alle THC-frei oder -arm. Auch die Stecklingshändler aus Österreich, Flowery Field und Botanix, konnten ihre nicht blühenden Mutterpflanzen ausstellen, ohne dass irgendjemand daran Anstoß genommen hätte. Last but not least waren auch alle Samenbanken von Rang und Namen vor Ort und konnten fast unbehelligt arbeiten, lediglich der zu erwartende THC-Gehalt der jeweiligen Sorte musste in den ausgelegten Katalogen unkenntlich gemacht werden. Das ist zwar sonst in Tschechien anders, doch auf Messen ticken die Uhren nicht nur hier ein wenig anders, mehr dazu später. Wie immer hat sich unser Team auch nach Tops und Flops umgeschaut, ohne jedoch wirklich Bahnbrechendes zu finden. Die fast nutzfreien LED-Ufos sind ganz verschwunden und die hochgepriesene, neue LED-Technik scheint sich noch nicht durchzusetzen. LED-Leuchtmittel für blühende Pflanzen sind einfach noch nicht ausgereift. Der einzig echte Hingucker im Growbereich war das neue aeroponische System vom GrowTool: Für unter 500 Euro bietet die Grow In AG in Zusammenarbeit mit growTool das GrowDeck an: Hierbei handelt es sich um ein aeroponisches System, das mit hochwertigen Sprühdüsen, die im Gegensatz zu allen bisher erhältlichen Systemen einen feinen Sprühnebel erzeugen, anstatt nur gegen die Wurzel zu tropfen. Die Einzelteile des GrowDecks sind DIN-genormt, somit wirklich dicht und im Notfall sind in jedem Baumarkt passende Ersatzteile zu haben. Ganz groß im Kommen sind auch in Tschechien die Vaporizer: Am Stand Verdampftnochmal.de, wo es fast alle hochwertigen Vapos, die zur Zeit in Europa auf dem Markt sind, zu bestaunen gab, bildeten sich ständig Trauben interessierter Zuschauer, auch wenn ab Tag zwei keine selbst mitgebrachten Kräuter mehr inhaliert werden konnten, um Ärger mit den ob der dichten Rauch- und Dampfschwaden unter der Hallendecke leicht vergrätzten Ordnungshüter zu vermeiden. Ein großes Big Up geht von dieser Stelle auch noch einmal an Dipse/SSR: Der norddeutsche Waagenhersteller hat mich aus einer Notlage befreit und mit einem edlen „Aktivistengrinder“ ausgestattet, der mir während der gesamten Zeit beste Dienste geleistet hat. Am zweiten Tag wurde die allzu öffentliche Kifferei den reichlich präsenten Zivilkräften zu bunt und sie verlangten vom Veranstalter, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Das war es dann mit dem Rauchen in der Halle, wer es dennoch tat, lief Gefahr, festgenommen zu werden. So leider auch der bekannte Hanfaktivist und Breeder Soma aus den Niederlanden, der während seines Vortrages über Cannabis als Medizin festgenommen und fast 48 (!) Stunden wegen „der Weitergabe von Drogen“ festgehalten wurde, weil er seinen Joint weitergereicht hatte. Ein solch kleinkariertes Verhalten hätten auch wir von der Polizei vor Ort nicht erwartet, aber man muss auch immer daran denken, dass Hanf auch dort nur toleriert, nicht legalisiert ist und das kleine Land gerade in dieser Hinsicht darauf bedacht ist, kein Aufsehen zu erregen. Angst vor Schlagzeilen wie „Hanfparadies Tschechien“ sind nach der Berichterstattung der deutschen Medien der vergangenen Jahre nicht ganz unberechtigt. Wo solche Aufmerksamkeit hinführt, beweist eindrucksvoll das Beispiel Niederlande: Das Coffeeshop-Modell läuft immer mehr Gefahr, an der Gleichmacherei und dem Druck der anderen EU-Staaten zu scheitern. Mittlerweile herrschen selbst in Ländern mit liberalen Hanfgesetzen auf Hanf-Messen besondere Regelungen, um dem allzu öffentlichen Konsum Herr zu werden, was wieder mal die Doppelmoral einer „Tolerierung“ ohne gesetzliche Grundlage offenbart: Natürlich sind an so etwas nicht die Veranstalter schuld, die Ordnungshüter hören einfach mal zufällig genau zur Messe auf, wie sonst auch wegzuschauen, um daran zu erinnern, dass man der ganzen Sache einfach mal den Saft abdrehen könnte, wenn so eine Veranstaltung zu bekannt oder zu groß wird.

62



Nichtsdestotrotz herrschte die gesamten drei Tage eine sehr entspannte Atmosphäre und besonders in der von Eurosales gesponsorten Business Lounge konnte man bei einer gepflegten Sportzigarette interessante Gespräche über neueste Growtechniken, Produkte oder die besten Grassorten Prags führen. Am Ende hatte jeder das Gefühl, noch eine Menge verpasst zu haben, weil die Zeit einfach zu knapp war, die Informationsgier unserer Nachbarn zu befriedigen. Aber dafür gibt es ja dann 2011 die nächste Gelegenheit, denn auch nächtes Jahr findet die cannabizz in Prag statt, um wieder über die zahlreichen Anwendungs- und Nutzungsformen einer der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit zu informieren und daran zu erinnern, dass die Prohibition nicht mehr zeitgemäß ist. Wir freuen uns schon jetzt. Last but not least , seien noch die Gewinner der Cannabizz Awards erwähnt. Den Preis für den besten Messeauftritt hat das Hesi-Team eingeheimst, wofür es auf der kommenden Cannabizz 2011 eine Freifläche von 20m² sowie ein fettes Werbepaket vom Veranstalter gibt. Das Produkt, das in der Gunst von Publikum und Veranstalter ganz vorne lag, war der Vapocane, von dessen Wirkungsgrad sich unser Redakteur vor Ort direkt überzeugen konnte … Cannabizz / International Hemp Fair Thámova Hallen, Prag 8 - Karlín. / www.cannabizz.cz Ausgestattet mit einem gültigen Ticket sitze ich nach fünf Tagen Prag vor dem Bahnhof und genießen die letzte Sportzigarette des

Aufenthalts. Dann verschenke ich meine Reste, Grinder, Long Papers und Filtertips an eine Gruppe Skater, die sich tierisch ob der unerwartenen Aufmerksamkeit freuen. Man kennt ja die netten Jungs von der Bundespolizei im Grenzgebiet zu Tschechien von früheren Begegnungen. Keine Utensilien - kein Anfangsverdacht. Gute Reise. Cultiva 2010-Größer als je zuvor Ein paar Wochen nach der cannabizz steht dann schon das nächste Event auf dem Programm. Die Cultiva in Wien ist den Kinderschuhen endgültig entwachsen und präsentierte sich als professionell organisiertes Hanf-Event der Extraklasse größer als je zuvor. "Cannabis als Medizin" war auch dieses Jahr wieder Themenschwerpunkt in der Eventpyramide Vösendorf, die zum dritten Mal in Folge den mehr als passenden Rahmen für die dritte Hanfmesse in Österreich bot. Dem BushdoctorTeam ist es auch dieses Jahr wieder gelungen, dem Publikum eine interessante Mischung aus Information, Hanfkultur und -business zu präsentieren. Zum ersten Mal fanden auch zwei Kongresse parallel zur Messe statt: Die österreichische Arbeitsgemeinschaft "Cannabis als Medizin", kurz C.A.M, veranstaltete den ersten österreichischen Cannabismedizin-Kongress. Hier referierten Ärzte, Apotheken und Patienten zu dem auch in Österreich konträr diskutierten Thema. Die zweite Veranstaltung war der universellen Nutzbarkeit der Hanf-

64

pflanze gewidmet, interessierte Zuhörer konnten Beiträge über "Die Herstellung von Hanfmilch" von von Christian Frankenberger, "Hanf im Schamanismus" von Christian Rätsch, oder "wasserlösliches THC" von Peter Rausch, um hier nur einige zu nennen, verfolgen, Fragen stellen und mit den Referenten diskutieren. Auf der Messe hat man dann besonders im Growbereich viele Bekannte, die sechs Wochen zuvor schon in Prag waren, wiedergesehen. Auch in Österreich darf eine Hanf-Austellung echten Hanf zeigen und so war die Halle ob der zahlreichen Stecklingshändler voll mit nicht blühenden Hanfpflanzen. Allen voran der über drei Meter (!) hohe Hanf-Weihnachtsbaum am Stand von bushplanet. Dafür ein spezielles Big-Up an deren Ziehvater, den Düsi von bushplanet-Team. Auch Samenhändler waren wieder zahlreich vertreten, besonders aus Spanien erobern viele neue Sorten, Breeder und Samenbänke den Markt. Erwähnenswert sind hier die neu entwickelten Selbstblüher, die es jetzt auch in annehmbaren Größen bis zu einem Meter und mit ordentlichen Erträgen geben soll. Wir haben ein paar Seeds für unsere growing-Redaktion ergattern können und hoffen, unseren Leser/innen im Laufe des Jahres einen schönen Growreport über diese weiter entwickelten "Automatics" liefern zu können. Erfreulich war der sehr große Nutzhanfbereich. In Österreich ist der Hanfanbau weniger streng reglementiert als in Deutschland und so hat sich auch im Nutzhanfbereich viel getan: Ein Hanfseiler hat die alte Kunst dem staunenden Publikum vorgeführt, wobei er seine traditionelle Technik mit modernem Marketing verbindet: Neben dic-

ken Seilen kann man schicke Klamotten aus feinem Hanfzwirn beim Meister persönlich erwerben. Auch die im Kongress vorgestellte Hanfmilch, ein neuartiges Getränk aus gekeimten Hanfsamen, ist endlich mal nicht nur gesund, sonder auch richtig wohlschmeckend. Im Paraphenalienbereich sind auch in Österreich die Vaporizer ganz groß im Kommen und so war die Vapo-Lounge von Bushdoctor eine der best frequentiertesten Stände der ganzen Messe, selbst wenn kein Hanf verdampft werden durfte. Die ganze Halle war erfreulicherweise rauchfrei und so konnten sich die Raucher, egal welchem Kraut sie zugeneigt waren, ungestört in den extra markierten Raucherbereichen im Außenbereich ungestört entspannen. Highlight eines jeden Abends war dann eine After-Party, auf der Aussteller, Organisatoren und die zahlreich angereisten Gäste noch tief bis in die Nacht fachsimplen oder einfach feiern konnten. Obwohl ich nach drei Tagen Messe und After-Parties einfach nur noch ins Bett gefallen bin, freue ich mich jetzt schon auf die nächste Cultiva. Auch 2011 natürlich wieder in der Pyramide zu Vösendorf. Cultiva / Internationale Hanffachmesse Eventpyramide Vösendorf / www.cutiva.at Kimo




Das Original Die indica Merkmale sind im Erscheinungsbild und Wachstumsmuster gut erkennbar: die NL ist kräftig, robust, und wächst kurz bis mittelgroß, schon ab 400W/m2 sind mit den besten Exemplaren Rekordernten zu erzielen. Sie ist anpassungsfähig, besitzt gute Abwehrkräfte, ihre Blüten sind kompakt, sehr harzig, mit einem hohen Calyx-Blatt-Verhältnis. Diese besonders wünschenswerten Eigenschaften sind in der originalen NL von einem süsslich-aromatischen Sativa-High gekrönt. Sie galt mit guter Berechtigung unter Marihuana-Kennern als der "Allrounder": eine Pflanze die mit jeder Grow-Methode kompakte, harzige Blütenstände entwickelt. Qualität und Ertrag unzähliger Indoor-Gärten waren von Northern Lights Pflanzen mit einer zuverlässigen Performance über zwei Jahrzente gesichert.

Von der Vergangenheit in die Gegenwart In Holland entwickelte die Sensi Seed Bank die ursprünglichen genetischen Linien der Northern Lights #1 und #2 weiter. Gemeinsam mit NL#5 gewannen sie damit viele Kategorien des High Times Cannabis Cups. Ob als Original oder Hybride gelang es dieser Sorte, mit ihrer angenehmen und starken Wirkung, die HanfFachwelt immer wieder zu überzeugen. Wie so viele Erfolgsrezepte wurde auch diese Sorte unzählige Male kopiert. Fast jede Samenbank hat inzwischen Northern Lights (und Hybriden) mit unterschiedlicher Qualität im Angebot. Meistens sind die eigenen Kreuzungen unter dem Namen "Northern Light" getarnt. Der Begriff "Light" beschreibt, wahrscheinlich unbeabsichtigt aber treffend, die verwässerten Versionen die teilweise auf dem heutigen Markt zur Auswahl stehen. Die zuverlässigsten Anbieter von Northern Lights in der heutigen Zeit sind mit Sicherheit Sensi Seeds und Nirvana. Bei Sensi Seeds ist die Northern Lights ein fester Bestandteil des Programms und liegt im mittleren Preisfeld, während es bei Nirvana eine günstigere Version des Klassikers gibt. Nirvana toppte anfangs mit einer etwas höheren Keimfähigkeit und die Graspflänzchen entwickelten sich zufriedenstellend bis sehr gut. Die Pflanzen von Nirvana verhielten sich allerdings später sehr untypisch, indem sie im Gewächshaus prächtig wuchsen, indoor sich ihr Wachstum unter 400W/m2 aber bemerkbar verlangsamte. Dagegen entwickelte sich die Northern Lights von Sensi Seeds in beiden Growbereichen mit guten Ergebnissen. Unterschiede waren auch bei der Blüte festzustellen. Die Harzbildung lag in der Nirvana-Ecke etwas unter dem der originalen Northern Lights, während die TopColas von Sensi Seeds vor lauter kristallenen Harzdrüsen silbrig-hell funkelten. Vom Ernteertrag her gab es aus beiden Gruppen keinen überragenden Sieger. Die größte Belohnung für den Anbau bescherte die "echte" Kreuzung aus dem Hause Sensi Seeds da sie, mit ihrem hohen Anteil an Kopfdrüsen, höhere THC-Werte besaß. Somit wurde aus dem Traum des umwerfenden High's eines Cup- Siegers Wirklichkeit. In der Kategorie Indica bietet Northern Lights eines der begehrtesten High's auf dem Marihuana Markt. Die energetische Wirkung hält lange an, und bietet viel kreativen Spaß bei geistreichen oder aktiven Beschäftigungen. Ich empfand bei den Proben ein starkes, aber nicht unangenehmes, Gefühl im Oberkörper, das nach oben in den Kopf zog. NL#5 war damals, als sie vor einigen Jahren im Sensi Katalog stand, für ihre medizinische Anwendung hoch gepriesen und ich kann mir vorstellen, dass diese Qualitäten, in der neuen Mischung, zum grössten Teil auch vorhanden sind. Nach dem Abschluss des Vergleichstests zwischen den Pflanzen wünschte ich mir, dass die Vorteile der beiden Samen-Gruppen in einer Northern Lights Kreuzung auffindbar wären. Das Angebot von Nirvana erinnert an die Northern Lights #2 der 80'er: eine kurze, robuste Pflanze mit hohen Abwehrkräften gegen Schimmel und Schädlinge. Sie eignet sich hervorragend für die Stecklingszucht, ist pflegeleicht, und besitzt eine ausreichend gute Blüten-Qualität. Im Vergleich zu der Spitzenleistung, die man von einer NL erwarten kann, büßt sie überraschenderweise die geringen Lichtbedürfnisse einer perfekten Indoor Sorte ein und bildet nur einen durchschnittlichen Anteil an Harz. Die besten Ergebnisse wurden beim Anbau im Gewächshaus erzielt. Erfreulich ist, dass bei der Nirvana Variante die vertrauliche Sativa-Wirkung erhalten bleibt. Northern Lights ist Teil der genetischen Basis vieler Sorten die heutzutage gehandelt werden. Deshalb gibt es auch zahlreiche Hybridsorten auf dem Markt die aufgrund ihrer neuen Zusammenstellung extrem narkotisch und damit im Gegensatz zur original NL wirken.


Die Erntezeit in Erde zog sich bis zu 65 Tagen hin. Um die Reife bei den angegebenen 45-50 Tage zu erzielen, bedarf es sicherlich der Anwendung sehr gezielter Methoden die nicht jedem Hobbygärtner vertraut sind oder zur Verfügung stehen. Vielleicht ist es auch lohnenswert die auf dem Markt erhältlichen NL-Haze-Kreuzungen in Anspruch zu nehmen, wenn Züchter es mit Erntereife und Wachstumskraft der reinen Northern Lights Genetik nicht mehr so ernst nehmen. Was machen schon 10 Tage Blütezeit mehr oder weniger aus, bei dem sensationellen SativaTrip auf dem man dann abheben kann?

Eigene Kreuzungen züchten Sehr interessante Ergebnisse können durch Kreuzungen zwischen den besten NL entdeckt werden. So gelang es mir nach ein paar Jahren der Vermehrung von Pflanzen verschiedener Samenanbieter eine Sorte zu züchten, die ein herrliches Erdbeer Aroma besaß. Aus anderen Samen widerrum, entstand eine extrem harzige und potente Variation von erlesenster Qualität. Da es immer noch sichtbare Unterschiede gibt in Größe, Blütezeit, und Ertrag kann ein Grower seine eigene Zucht entwickeln und bestimmte Eigenschaften verstärken oder anders kombinieren. Ohne Zweifel wird die Northern Lights noch lange zu ein er der zuverlässigsten Sorten am Firmament der Hanfzucht gehören.

Grow-Infos Northern Lights (Sensi Seedbank) Seedbank: Sensi Seed Bank Sorte: Indica Geeignete Anbaumethode: Hydro/Erde Anbauort: Innen/Gewächshaus Zuchtmethode: Samen oder Stecklinge Keimungsrate: 90% Licht: Zufriedenstellende Ergebnisse mit 400W/m2 Vegetative Wachstumszeit: Empfohlen sind 30+ Tage vom Samen/ca. 2 Wochen vom Steckling Blütezeit: ca. 60-65 Tage in Erde/50-60 in Hydro Ertrag (trocken): 250-300 gr/m2 Wirkung NL#5 x NL#2: Potentes Indica-High, auch stark cerebral, aber mehr körperorientiert als die frühen Sorten.

Northern Lights (Nirvana) Seedbank: Nirvana Sorte: Indica Geeignete Anbaumethode: Hydro/Erde Anbauort: Innen/Gewächshaus Zuchtmethode: Samen oder Stecklinge Keimungsrate: 100% Licht: 600W/m2 (empfehlenswert für Blütezeit) Vegetative Wachstumszeit: Empfohlen sind 30+ Tage vom Samen/ca. 2 Wochen vom Steckling Blütezeit: ca. 60-65 Tage in Erde Ertrag (trocken): 300-350 gr/m2 Wirkung NL#1 oder #2: Lange anhaltend, dynamisch-cerebral, geringer Bodystone.

Internationale Auszeichnungen für Northern Lights: Auszeichnungen für NL beim High Times Cannabis Cup: 1988/1989 1. Platz für Indica (Northern Lights #1) 1990 1. Platz für Indica (Northern Lights #5) 1992 2. Platz für Indica 1994 3. Platz Bio-Kategorie Auszeichnugen für Kreuzungen mit Haze (Sensi Seeds): 1989/1990 1. Platz für Mostly Sativa 1993 1.Seed Company Cup für Northern Lights #5 x Haze 1996 1. Platz für Hydro-Cup Auszeichnugen für Kreuzungen mit Haze (Greenhouse Seed Co.) 1997/98 1. Platz für Hydro-Cup für Super Silver Haze 1998 1. Platz High Times Grand Cup Hanna Bliss



70



Samen setzt man am besten in Erde an. Wer die Jungpflanzen anschliessend in ein Hydro- oder Aeroponisches-System umpflanzen will, wird damit keine Probleme haben. Man muss sich nur vergewissern, daß man die Wurzelballen gut ausspült und von Erde befreit, damit diese nicht in das System gelangen und dort Schläuche, Pumpen und Abflüsse verstopfen. Manche Grower weichen die Samen in Wasser oder feuchten Papiertüchern ein, bevor sie sie tatsächlich in die Erde setzen. Diese Methode ist beliebt und weitverbreitet und kann die Keimung der Sprößlinge tatsächlich erleichtern, birgt aber auch gewisse Risiken in sich, die man abwegen sollte. Oft können die Samen und Keimlinge nämlich faulen, wenn sie zu lange und zuviel Feuchtigkeit ausgesetzt wurden. Man muss da schon mit Verstand und einem zarten Händchen vorgehen, wenn man den Pflanzen die besten Startchancen einräumen will und das gewünschte Ziel, starke Keimlinge, erreichen will. Als eine zuverlässige Methode hat sich erwiesen, Taschentücher mit Osmosewasser zu befeuchten (diese sollten dabei weder triefend nass noch zu trocken sein) und die Samen, mit genug Abstand zueinander, darin einzuwickeln. Anschliessend sollte das Ganze in einem Plastikbehälter an einem dunklen, warmen und gut belüfteten Ort

aufbewahrt werden. Nach ungefähr 24-72 Stunden sollte ein Grossteil der Samen gekeimt sein. Älteres Saatgut kann 7-10 Tage benötigen bis es keimt.

nicht übertreiben, schließlich ist hier die Rede von Samen und jungen Keimlingen. Bei großen Behältnern lässt sich die Bewässerung nur schwer kontrollieren und es kann passieren, daß das Substrat über einen längeren Zeitraum zu nass bleibt und die Samen, bzw. die Keimlinge faulen. - Bei Steinwolle muss man darauf achten, daß diese nicht zu nass bleibt. Sonst läuft man Gefahr, daß die Pflanze von Fäulnis befallen wird. - Wurzeln sollten möglichst nicht direkt berührt werden. Bei Samen die gerade gekeimt sind, sollte man diese am besten an der Schale mit einer Pinzette greifen und vorsichtig in das Substrat setzen. - Samen sollten mit dem spitzen Ende und Keimlinge mit der Wurzel nach unten in das Growmedium gesetzt werden. - Die Bewässerung sollte sanft und gleichmäßig verteilt erfolgen. Wenn möglich sollte auch hier Osmosewasser verwendet werden. Man muss darauf achten, daß das Substrat zu einem ausreichend, gleichzeitig aber nicht überwässert wird. - Wenn die jungen Keimlinge zu lang wachsen (Geilwuchs) und der Stamm schwächlich und dünn ist, muss man diese unterhalb des

ersten Blattpaars um einige Zentimeter tiefer eingraben, mit Erde bedecken und mehr und stärkerem Licht aussetzen. Der Stamm wird Wurzeln bilden und die Jungpflanze sich anschliessend stärker entwickeln.

Die kleinen Keimlinge können nun in die Erde gesetzt werden. Dafür bohrt man mit dem Zeigefinger ein etwa 2-3 cm tiefes Loch in die Erde und setzt den Keimling mit der Wurzel nach unten ein. Die Erde sollte vorher etwas befeuchtet worden sein, auch hier gilt es wieder das richtige Mass zu finden. Feucht heißt, weder triefendnass noch zu trocken. Die Töpfe sollten an einem warmen Ort aufgestellt werden und man muss darauf achten, die Erde feucht zu halten bis die Jungpflanzen durch die Oberfläche brechen.

- Auch Jungpflanzen sollten genug Frischluft ausgesetzt werden. Das regt das Wachstum an, sorgt für stärkere Stämme und verhindert, daß sich Feuchtigkeit bildet.

Die Pflege von Saatgut und Jungpflanzen

Qualitätsmerkmale

- Pflanzensamen sollten an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort in einem Plastikcontainer aufgehoben werden. Das Kühlfach im Kühlschrank eignet sich zu diesem Zweck hervorragend. Um zu verhindern, daß sich vielleicht doch versehentlich Feuchtigkeit bildet, kann man noch Reiskörner oder Silikat in den Behälter geben um jegliche Restfeuchtigkeit zu verhindern.

Gutes Saatgut mit einer hohen Keimungsreate erkennt man u.a. an folgenden Merkmalen:

- Die Wurzeln von Jungpflanzen sind sehr empfindlich. Man muss warten bis sie einen festen Ballen um die Erde gebildet haben, bevor man sie in größere Töpfe umsetzen kann. Das verhindert, daß die Wurzeln dabei beschädigt werden und minimiert den Schock dem die Pflanzen ausgesetzt werden erheblich. - Je größer der Behälter, in dem die Samen anfangs eingesetzt werden, desto stärkere Wurzelballen können sie bilden. Was beim Umsetzen in größere Töpfe sehr hilfreich ist. Viele Hobbygärtner verwenden Aussaattabletts, die es in verschiedenen Grössen gibt und die sich sehr gut zu diesem Zweck eignen. Allerdings sollte man es auch

72

- Bei Temperaturen über 28 C ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich männliche Pflanzen entwickeln höher als bei etwas niedrigeren Temperaturen.

- Die Samen sind normalerweise dunkelbraun, groß und gesprenkelt. Kleine, weiss-gräuliche Samen können zwar auch keimen, aber grundsätzlich gelten braune, gesprenkelte, grosse Samen als zuverlässiger. - Ein leichter Drucktest mit dem Daumen und Zeigefinger kann ebenfalls Aufschluss darüber geben, ob Samen gut oder schlecht sind. Wenn die Schale der Samen bei leichtem Druck schon bricht, handelt es sich um unreife oder alte Samen. - Gutes Saatgut wird nach der Ernte, noch zwei bis drei Monate gelagert und ausgereift, bevor es verpackt und in den Handel geht. Diese Reifeperiode erhöht die Keimungsrate erheblich. David Strange



74


Dass Tim Robbins sein Debüt als Sänger in Europa in eher kleinen Clubs feiert, überrascht. Doch der Hollywood-Star liebt die intime Atmosphäre dieser Shows und hat bereits als Bühnenschauspieler an den New Yorker Theater gelernt Abend für Abend um sein Publikum zu buhlen, es nicht als selbstverständlich zu betrachten, dass Leute sich ein Ticket für ihn gekauft haben. Die Konzertbesucher merkten schnell, dass er nicht nur begnadeter Schauspieler, sondern ein ebenso talentierter Musiker ist. „Ich fand die Shows einfach großartig“, schwärmt er über seine Minitournee zum Album-Release. Tatsächlich wurde Robbins die Musik schon in die Wiege gelegt. Sein Vater, Gil Robbins, war bereits als Folksänger mit The Highwaymen recht erfolgreich. Die verzeichneten 1961 mit „Marie“ einen Hit, der es in den Billboard-Charts immerhin zur Nummer Eins brachte. „Ich erinnere mich, dass wir zwar keinen Fernseher, aber eine super Musikanlage hatten“, erzählt er. „Eigentlich gab es bei uns immer Musik, auch meine Mutter war Musikerin.“ Auf dem eben erschienen Album sieht man den kleinen Tim mit einer Mandoline auf dem Schoß. Aufgenommen wurde das Bild Mitte der 60er Jahre im New Yorker Gaslight Café. „Das Gaslight war Anfang der 1960er Jahre das Zentrum der amerikanischen Folkszene. Bob Dylan begann dort seine Karriere, aber auch mein Vater hat dort gespielt. Ich habe ihn oft dorthin begleitet und gewartet, bis er fertig war.“ Die Inspiration, die diese Atmosphäre zwischen Bob Dylan und Woody Guthrie mit sich brachte, kann man in Tim Robbins Songs noch heute spüren. Es scheint fast, als fühle er sich diesem Erbe in gewisser Weise verpflichtet. Immer wieder schlägt er den Bogen zu den großen amerikanischen Singer-/ Songwritern, lässt seiner Konzerte Songs von Pete Seeger, Tom Waits, Johnny Cash oder Billy Holliday einfließen. „Einige der Songs habe ich schon vor über 20 Jahren geschrieben“, reflektiert er die Entstehungsgeschichte des Albums. „Viele aber entstanden in den letzten Jahren.“ Heute, so gibt er zu, empfinde er die Musik, wie ein spätes Glück für sich. Authentizität ist ihm dabei wichtig und vielleicht hat es auch deshalb so viele Jahre gedauert, ehe Robbins den Schritt in Richtung Öffentlichkeit wagte. „Bob Roberts“ für den Robbins nicht nur vor sondern als Regisseur auch hinter der Kamera stand, weckte wieder die alte Leidenschaft des Schauspielers – Songs schreiben und performen. „Nach Bob Roberts haben mich immer wieder Leute nach den Songs gefragt, aber ich wollte die nicht als Soundtrack veröffentlichen. Ich hätte es komisch gefunden, im Auto zu sitzen und ein rechtskonservatives Radio spielt plötzlich diese Songs – völlig aus dem Zusammenhang gelöst. Sie wären nicht mehr als Satire zu verstehen gewesen und vielleicht von den falschen Leuten instrumentalisiert worden“, sagt Robbins. „Die Songs an sich mag ich sehr, das war eine große Herausforderung für mich. Vielleicht, sollte ich irgendwann die Texte ändern“, fügt er lachend an. „Ich habe Kopien der Songs und manchmal gebe ich sie an Leute, die große Fans des Films sind.“ Die können sich aber fortan mit ähnlich guten rockigen Folksongs begnügen, die über weitaus bessere Texte verfügen, als im Film. Alles, was auf „Tim Robbins and the Rogues Gallery Band“ zu hören ist, stammt aus Robbins eigener Feder. Seine Songs erzählen wunderbare Geschichten, berühren durch Geschichten, wie sie jeder erlebt haben könnte. Einer entstand, nachdem er sich in einer Kneipe viele Stunden mit einem Soldaten, der aus dem Irak zurückkam, unterhalten hatte. „Time to Kill“ wurde zu einem eindringlichen Anti-Kriegs-Song, der vor allem davon lebt, dass er eine Geschichte erzählt, mit der sich viele identifizieren können. Auch in diesen Tagen gäbe es eine Menge Bob Roberts in der Welt, meint Robbins, als wir uns in einer kleinen Diskussion über rechte Tendenzen in der Folkmusik wiederfinden. Das Problem sei, dass Musik immer gut zu Propagandazwecken genutzt werden kann. „Man kann das in den Staaten immer wieder sehen, wie Politiker irgendwelche Songs für die Wahlkämpfe nutzen.“ Robbins selbst lässt sich nicht instrumentalisieren, gehört aber zu jenen Stars in Amerika, die mit ihrer politischen Meinung nicht unbedingt hinterm Berg halten. Für den politischen Wechsel in den USA hat er sich zusammen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Susan Sarandon engagiert. Auch gegen den Irak-Krieg ging er auf die Straße und viele seiner Filme, insbesondere seiner Regierarbeiten, wie „Dead Man Walking“ oder „Arlington-Road“ enthalten politische Statements. Auch heute blickt er kritisch auf die Geschehnisse in den USA, wo die Tea Party an Popularität gewinnt und Obama von den Rechtskonservativen

attackiert wird. „Die Tea Party Bewegung ist keine gewachsene Grassroots-Bewegung, dahinter stehen Menschen mit viel Macht und Geld“. Am Ende, so fügt er zynisch an, stünden hinter dieser Bewegung die selben Menschen, die auch hinter dem Golf- oder Irakkrieg standen. Dass sie darüber hinaus auch gute Beziehungen zu den Medien pflegen, sei beängstigend. Doch am Ende müsse man sich die Hoffnung an eine bessere Welt erhalten. „Schließlich, so fügt er lachend an, „kannst Du Optimismus nicht ohne Tim schreiben.“ Nach seiner Trennung von Schauspielerkollegin Susan Sarandon packt Robbins derzeit die Koffer um von New York nach Kalifornien zu ziehen. Für die dortige Initiative für eine Legalisierung von Cannabis ist das zwar zu spät, da Robbins noch nicht im dortigen Wählerverzeichnis eingetragen ist. Doch wo er sein Kreuz machen würde, weiß er dennoch. „Ich war immer für die Legalisierung, aus vielen Gründen. Einer davon ist, dass Cannabis bei weitem nicht so gefährlich ist, wie Alkohol und ich es schwierig finde, etwas zu kriminalisieren, was so viele Menschen tun.“ Vielleicht sollte Robbins nach seinen schauspielerischen und gesanglichen Ambitionen doch auch noch seine politischen ausleben. Schließlich wäre er nicht der erste amerikanische Politiker, der zuvor als Schauspieler Karriere gemacht hätte. Red Vasilissa


76



Was machst Du beruflich? Ich studiere Betriebswirtschaft an der Uni und arbeite nebenbei in einer Boutique. Ab und zu modell ich auch, so wie jetzt! Was hast Du für Hobbies? Ich snowboarde für mein Leben gern. Tanzen und Ausgehen stehen auch ganz oben auf meiner Freizeitliste! Wie war Deine erste Mal Erfahrung mit Cannabis? Das war auf einem Snowboard Trip in B.C. vor ein paar Jahren. Die Jungs mit denen ich zum boarden gefahren bin, hatten auch Gras dabei und eines Tages habe ich einfach einen mitgeraucht ... da war ich aber schon 19. Davor habe ich nur Alkohol getrunken und hin und wieder eine Zigarette geraucht. Hast Du irgendeine besondere Geschichte im Zusammenhang mit Cannabis erlebt? Das war gleich nach dem ersten Joint, auf dem Snowboard Trip. Ich war auf dem run ins Tal etwas neben der Spur, aber auch irgendwie ganz entspannt. Ich bin öfter´s als sonst bei der Abfahrt hingefallen. Glücklicherweise hatte es die Nacht zuvor frisch geschneit und der Pulverschnee war meterhoch und weich. Man fiel wie auf Federn und das war lustig. Trotzdem kiffe ich jetzt erst nach dem Boarden ... Anschliessend hatte ich die absoluten Supermunchies und ich habe ganze drei Tassen heisse Schokolade mit Marshmellows getrunken um meinen Heisshunger zu stillen. Das war für die Anderen der absolute Brüller. Was würdest Du an den bestehenden Gesetzen ändern? Die Antwort haben eure Leser sicher schon oft gehört ... legalisieren! Es ist doch sinnlos Cannabis zu verbieten und die Leute dafür zu bestrafen, wenn zum einen, soviele erwachsene Menschen Marihuana rauchen und Alkohol und Zigaretten nachweisbar schädlicher für die Gesundheit und trotzdem überall verfügbar sind. Was machst Du am liebsten wenn Du geraucht hast? Liebe! (Lacht) Hast Du eine LIeblingsgrassorte? Unsere lokalen, kanadischen Sorten sind der Hammer. Go B.C. Bud! Text & Fotos: David Strange

7





2




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.