PGH _ Freistil II

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FOR THE ROAD Freistil II – Ein Song-Abend
ONE FOR MY BABY AND ONE MORE

„Den Blues gibt es nun seit fast einem Jahrhundert, und noch immer ist er so lebendig wie in seinen Anfangstagen. Er ist die Musik meines Volkes, den schwarzen Bewohnern Amerikas, aber er richtet sich an die ganze Welt.

Der Blues erwuchs aus den Plantagen des tiefen Südens, aus den Travelling Shows, aus den Bars und den Kneipen der Prohibitionszeit. Als die Schwarzen in die großen Städte des Nordens und des Westens zogen, folgte ihnen der Blues und passte sich an, um das Leben auf den Straßen wiederzugeben, so wie er das Leben auf dem Land widergespiegelt hatte.

Der Blues spricht aus dem Herzen und der Seele der Menschen zum Herz und der Seele der Menschen. Der Blues ist mehr als nur Musik – er ist ein Gefühl, und ich weiß von meinen Reisen durch die Welt, dass der Blues jeden bewegen und inspirieren kann … Musik ist eine gemeinsame Sprache, und der Blues ist ein wichtiger Teil dieser Sprache …

Man wird den Blues im Herzen der meisten modernen Popmusik-Richtungen entdecken, vom Jazz und Funk zum Rock und Soul. Keine andere Folk-Musik war je so einflussreich oder hatte so viele gesunde Kinder. … “ B. B. King, 1993

One for my baby and one more for the road

Freistil II

Ein Song-Abend

„Patty Oneway, Pappa Piano & The Peppermint Pattys“:

Gesang

Klavier & Keyboard

Kontrabass & Bassgitarre

Schlagzeug & Vibraphon

Franziska Ringe

Sebastian Undisz

Andreas Jessat / Michael Bahlk

Matthias Suter*

*Mitglied des Philharmonischen Orchesters Vorpommern

Idee & Konzeption

Musikalische Leitung

Szenische Einrichtung

Bühne & Kostüme

Licht

Dramaturgie

Abendspielleitung & Inspizienz

Franziska Ringe

Sebastian Undisz

Wolfgang Berthold

Eva Humburg

Roland Kienow

Stephanie Langenberg

Gisela Fontarnau Galea / Lisa Henningsohn

Premiere in Stralsund am 25. Mai 2024

Premiere in Greifswald am 31. Mai 2024

Premiere in Putbus am 09. Juli 2024

Aufführungsdauer: ca. 75 Minuten, keine Pause

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Ausstattungsleiterin: Eva Humburg / Technischer Direktor: Christof Schaaf / Beleuchtungseinrichtung: Roland Kienow Bühnentechnische Einrichtung: Michael Schmidt / Toneinrichtung: Hagen Währ, Samuel Zinnecker Leitung Bühnentechnik: Robert Nicolaus, Michael Schmidt / Leitung Beleuchtung: Kirsten Heitmann / Leitung Ton: Daniel Kelm / Leitung Requisite: Alexander Baki-Jewitsch, Christian Porm / Bühne & Werkstätten: Produktionsleiterin: Eva Humburg / Tischlerei: Stefan Schaldach, Bernd Dahlmann, Kristin Loleit / Schlosserei: Michael Treichel, Ingolf Burmeister / Malsaal: Anja Miranowitsch, Fernando Casas Garcia, Sven Greiner / Dekoration: Frank Metzner Kostüm & Werkstätten: Leiter der Kostümabteilung: Peter Plaschek / Gewandmeisterinnen: Ramona Jahl, Annegret Päßler, Carola Bartsch / Modisterei: Elke Kricheldorf / Ankleiderinnen: Ute Schröder, Petra Westphal

Maske: Tali Rabea Breuer, Jill Dahm, Antje Kwiatkowski, Kateryna Maliarchuk, Ilka Stelter

Liebe Gäste, wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen aus urheberrechtlichen Gründen untersagt sind. Vielen Dank.

Das Theater Vorpommern wird getragen durch die Hansestadt Stralsund, die Universitäts- und Hansestadt Greifswald und den Landkreis Vorpommern-Rügen.

Es wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und EU-Angelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

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Programm

One For My Baby (And One More For The Road) von Harold Arlen (Musik) und Johnny Mercer (Text)

Hard To Handle von Otis Redding, Alvertis Isbell und Allen Alvoid Jr. Jones

Think von Aretha Franklin und Ted White

Proud Mary von John Cameron Fogerty / Ike & Tina Turner

Turn Me On von John D. Loudermilk / Norah Jones

I Don’t Want To Be With Nobody But You von Eddie Floyd / Joss Stone

Moondance von Van Morrison

Didn’t It Rain, Children von Sister Rosetta Tharpe / Mahalia Jackson

Coconut von Harry Nilsson

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Killing Me Softly With His Song von Charles Fox (Musik) und Norman Gimbel (Text) / Roberta Flack Fever von John Davenport und Eddie Cooley / Peggy Lee

Mercedes Benz von Janis Joplin

Angel Eyes von Matt Dennis (Musik) und Earl Brent (Text)

Bridge Over Troubled Water von Paul Simon / Aretha Franklin

I Feel Good von James Brown

Everybody Needs Somebody To Love von Bert Berns, Solomon Burke und Jerry Wexler (Blues-Brothers-Version)

One For My Baby (And One More For The Road) von Harold Arlen (Musik) und Johnny Mercer (Text)

Alle Songs arrangiert von „Pappa Piano & The Peppermint Pattys“

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„Patty Oneway, Pappa Piano & The Peppermint Pattys“.

In einem unbekannten Jahr in einer kleinen niedersächsischen Großstadt nahe der Motortown Wolfsburg geboren, kam Patty Oneway schon früh mit der Musik in Berührung. Bereits mit sechs Jahren schnitzte sie sich ihr erstes Kazoo aus einer Steckrübe. Mit vierzehn wurde sie im Bluesclub ihres Heimatdorfes entdeckt und von der Plattenlabel-Legende Bodo „Howling Wolf“ Gordy unter Vertrag genommen. Durch ihre Mentoren Stevie und Tina lernte sie den Godfather der Tasten Pappa Piano kennen, mit dem sie mehrere Top-Ten Singles einspielte. Der große Durchbruch gelang ihr dann mit der Studioband „The Peppermint Pattys“. Die erste gemeinsame LP gewann die Goldene Schallplatte und führte wochenlang die Billboard-Charts an. Es folgten Tourneen durch alle nur erdenklichen Länder in ausverkauften Hallen. Zwischenzeitlich trennte sich die Band und die Musiker der „Peppermint Pattys“ starteten Solokarrieren mit unterschiedlichem Erfolg.

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Vor allem ihr ehemaliger Drummer Matthias „The Marvellous“ lieh seinen Groove zahlreichen Stars jener Zeit. Während der Bassist unter wechselnden Künstlernamen mit psychedelischen Klängen experimentierte, zog sich Pappa Piano für einige Jahre von der Bühne zurück und lebte auf seiner Farm im texanischen Plauen-Zwickau. Patty Oneway fiel in dieser Zeit mit eher negativen Schlagzeilen und einigen Abstürzen von hohen Barhockern auf. Nach dem Aufenthalt in einer Klinik für Kokos-Süchtige in Kalifornien (Ostsee) gelang ihr der Entzug. Zusammen mit der mittlerweile wiedervereinigten Band startete sie ihre Comeback-Tour mit einem heute legendären Konzert in der Peoples’ Shipyard Memorial Hall in Shining Sound City. Patty Oneway und die „Peppermint Pattys“ zählen bis heute zu den einflussreichsten fiktiven Größen der SoulGeschichte.

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„Im Blues verwurzelt, gehört der Soul-Gesang dennoch in eine andere Kategorie als der Blues. Es kommen zwar beide aus ein und derselben Tradition individueller Expressivität. Aber der Kern des Blues ist eine gewisse Kontrolliertheit, eine gewisse Zurückhaltung und Distanz, die es dem Sänger ermöglicht, bösen Widrigkeiten und schlimmen

Enttäuschungen mutig und ruhig ins Auge zu sehen. Der Kern des Soul dagegen ist ein Maß an persönlicher

Anteilnahme, die aus den Gefühlen des Sängers, Zorn und Empörung, kommt, dem Zorn und der Empörung über die Widrigkeiten und Enttäuschungen einer widerwärtigen Welt.“

„Soul ist nicht einfach gleich schwarz. Soul heißt sich wohlfühlen. Soul ist alles, was gut ist – Liebe, Wärme und Rhythmus, Glücklichsein, Gefühl.“
Gail Fisher
„Wenn ich so ein Bluesschema höre, wird mir immer gleich warm ums Herz“

Sängerin Franziska Ringe im Gespräch mit Dramaturgin Stephanie Langenberg.

SFranziska, du bist dem Publikum ja vorrangig als Opernsängerin bekannt; dazu kommen auch einige Partien im Bereich Musical, die du am Theater Vorpommern interpretiert hast … Nun lernen dich unsere Zuschauer*innen von einer ganz anderen Seite kennen …

FIch habe erst spät mit Operngesang angefangen. Eigentlich bin ich mit SoulBlues-Musik groß geworden, denn mein Onkel ist Blues-Musiker gewesen, und so habe ich die Bluesmusik durch die Band meines Onkels als Kind schon aufgenommen. Und alle Künstlerinnen, deren Songs ich für die Gestaltung dieses Abends ins Programm integriert habe, haben mich seit meiner Kindheit begleitet – Aretha Franklin ist ein großes Idol von mir gewesen, Janis Joplin, Ella Fitzgerald … Sie waren meine Vorbilder, von ihnen habe ich eigentlich das Singen gelernt. Und dass ich zur Oper gekommen bin, war eher Zufall. Eigentlich hatte ich damals nur Gesangsunterricht genommen, um meine Tina-Turner- und Aretha-Franklin-Songs besser zu singen und dann hat meine Gesangslehrerin sukzessive mit mir Werke wie „Summertime“ und „Somewhere Over The Rainbow“ einstudiert und ich habe gelernt, was man noch alles mit der Stimme machen kann und wie toll das ist, dass man seinen Stimmumfang, seine „Range“ erweitern kann, dass sich eine Stimme auch entwickelt. Meine erste Band hatte ich schon in der Grundschulzeit, und schon da konnte ich alles, was ich aufnahm, adaptieren und ausprobieren. Auch wenn ich heute als Sopranistin am Theater angestellt bin, liegen doch im Blues meine eigenen musikalischen „Wurzeln“, wobei ich weiß, dass ich mit diesem Begriff vorsichtig sein muss. Ich selbst bin nicht schwarz und natürlich ist das nicht meine Kultur.

FSFSUnd trotzdem berührt dich diese Musik …

Genau! Weil ich immer schon mit ihr verbunden bin. Wenn ich so ein Bluesschema höre, wird mir immer gleich warm ums Herz.

Was sind die besonderen Herausforderungen an dich als Sängerin, wenn du parallel dazu auch einen Opernabend bestreitest? „Idomeneo“ läuft ja noch …

Eigentlich sind beide Genres nicht kompatibel, denn tatsächlich ist der Stimmsitz beim Operngesang im Vergleich zum Soul und Blues ein anderer. Ich muss mich dann mehrere Tage wieder auf die klassische Musik einstellen, und daher ist es ein glücklicher Umstand, dass der Zeitpunkt, zu dem der Song-Abend nun läuft, wirklich gut gewählt ist. Mehr Opernproben oder -vorstellungen hätten drumherum nicht liegen dürfen.

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FSIst denn die Gesangstechnik im Blues eine andere als in der klassischen Musik?

Ja und nein. Ich würde sagen, dass sich die Gesangstechniken vom körperlichen Aufwand her nicht groß unterscheiden. Die Grundlage ist immer ein vernünftiger Atem, eine gute Stützfunktion – oder „Support“, würde ich es nennen –, egal in welcher Musikrichtung. Ob nun beim Growling, im Deathmetal oder ob das Oper ist, ist eigentlich egal. Die Körperarbeit ist dieselbe. Es ist körperlich genauso anstrengend und genauso herausfordernd und am Ende sind es nur andere Klangräume, die ich bediene, die auch durch das Mikrofon genutzt werden können, was ich in der Oper nicht machen kann. Dort muss ich ohne Mikrofon übers Orchester tragen … Hier im Song-Abend kann ich ganz andere Sounds, ganz andere Klänge nutzen.

FSWie würdest du diesen Abend stilistisch einordnen?

An diesem Abend bediene ich mich vor allem der Blues- und Soulstilistiken. Zwischen Blues, Soul und Jazz gibt es eklatante Unterschiede; es ist so, als würde ich jetzt Barock, Klassik und Rock’n’Roll miteinander vergleichen. Es sind drei komplett unterschiedliche Ansätze: Nicht jeder, der Popmusik kann, kann Soulmusik, nicht jeder, der Soulmusik kann, kann Jazz, nicht jeder, der Jazz kann, kann Blues, nicht jeder, der Blues kann, kann Rock. Das sind alles unterschiedliche Genres. Nicht jeder, der Oper studiert hat, kann alle Opernpartien singen. Nicht jeder, der Musical kann, kann in diesem Fach alles singen.

FSUnd ist die Vorbereitung für dich eine andere, als wenn du eine Opernpartie einstudierst?

Absolut! Die Musik liegt einfach im Entstehen, das kann man auch nur umsetzen, wenn man wie hier mit professionellen Musikern zusammenarbeitet. Die Popularmusik verlangt im Vergleich zu den meist durchkomponierten Werken klassischer Musik, bei denen sehr viel vorgegeben, festgelegt ist, ein unglaublich hohes Maß an Flexibilität: Wie möchte ich den Groove gestalten? In welcher Tonart spielen wir? Wir erstellen eine eigene Version, bauen eigene Einflüsse ein, schaffen eine eigene Instrumentierung, es gibt Soli … Die Improvisation ist eine große Komponente in der Popularmusik, gerade in der Soul-, Blues- und Funkmusik. Man hat hier viel mehr Spielraum für die musikalische Gestaltung. Gleichzeitig basiert dieser Abend auf dem Zusammenspiel dieser Band. Jede*r ist auf jede*n angewiesen. Und da gibt es Dinge, die vorher nicht planbar sind, die auf Zuruf im Moment der Improvisation dann einfach passieren.

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FSEs gibt also immer wieder Überraschungen. Jeder Abend ist einzigartig, jeder Abend ist anders …

Es geht darum, Dinge zu tun, sie einfach zu machen. Viele Sachen entstehen aus einem Moment heraus und sind nicht geplant und vielleicht nicht perfekt. Ich genieße diese Freiheit, diese Töne … Jeder Ton ist anders, er darf auch mal nicht rund sein, er darf auch mal nicht ganz sauber sein, er darf auch mal mit ein bisschen Luft sein. Die Arbeit mit dem Mikrofon eröffnet mir unzählige Möglichkeiten, mit Klängen zu spielen. Das macht einfach Spaß!

SF

Könntest du dir vorstellen, wenn du so eine erfolgreiche Band hättest, durch die Welt zu touren und das quasi hauptberuflich zu machen?

Ja, das wollte ich ursprünglich ja mal. Jemand hat mich mal gefragt, wo ich mich denn eigentlich sehe: auf einem Gig im Jazzclub oder auf der Opernbühne? Aber ich konnte es zu dem Zeitpunkt nicht beantworten. Und auch heute könnte ich mich zwischen beiden Stilen, also zwischen dem Jazz/Rock/Pop und der Oper, nicht entscheiden. Und ich finde, das sollte man auch nicht müssen. Es gibt schon einige Leute, die das beides auf einem sehr guten Level machen, auch wenn es nicht immer ganz leicht ist, beides zu vereinen. Ich fände den Gedanken, dem Soul und Blues in meinem Leben einen größeren Raum zu geben, z. B. mit einer Soulband durch die Gegend zu touren, sehr reizvoll. Doch gleichzeitig weiß ich, dass mir spätestens nach einem Jahr das andere fehlen würde: das, was die Arbeit in der Oper ausmacht, die Figurenarbeit, die Psychologisierung von Rollen ... Mozart beispielsweise ist eine komplett andere Welt, bringt eine andere Farbe in mein Leben, die ich keinesfalls missen möchte.

SWodurch ist eigentlich der Bandname für den Abend inspiriert?

F Den Namen gibt es schon ganz lange, er schwirrte schon seit Ewigkeiten herum und ist in meiner Jugend entstanden, damals, in einer meiner Bands. Zu einem meiner Kumpels sagte ich, wenn wir noch mal eine andere Band haben, dann nennen wir sie „Pappa Piano & The Peppermint Pattys“. Und jetzt fand ich es echt passend und ich habe meinen Kumpel von damals auch extra angerufen und ihn gefragt, ob ich „unseren“ Namen für den Song-Abend verwenden darf.

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FSIst mit der Umsetzung des Song-Abends am Theater Vorpommern für dich ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen?

In gewisser Weise ja. Ich finde es einfach toll, dass wir in diesem Freistil-Format die Gelegenheit haben, diese anderen Seiten, die auch viele von uns haben, nach vorne zu bringen. Viele Sänger*innen und Musiker*innen sind in verschiedenen Genres zu Hause – so auch Matthias, der ja nicht nur hier in der Band spielt, sondern Schlagzeuger im Philharmonischen Orchester Vorpommern ist. Und ich finde es toll, dass das Theater mir so viel Vertrauen entgegenbringt, dass ich das, was ich eben immer schon getan habe, hier zeigen darf. Und alle, auch die Gewerke, lassen sich auf eine neue und für sie ungewohnte Arbeitsweise ein, die Spontaneität erfordert und nicht ganz so planbar ist. Und auch ich selbst merke, dass die Arbeitsweise eine ganz andere ist: Ich kann mich viel mehr einbringen, Wünsche äußern und den Abend wirklich mitgestalten und bin hier als Sängerin eben nicht in erster Linie Ausführende, sondern Teil eines Ganzen. Wir sind eine Band, haben alle gleichermaßen Erfahrung und Wissen, wir arbeiten auf Augenhöhe. Und ebenso ist Wolfgang Berthold Teil des Teams, der in Zusammenarbeit mit uns den szenischen Bogen entwickelt hat.

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FSDas eigentliche Konzept dieses Abends stammt aber ja von dir. Was war dir wichtig, was möchtest du ausdrücken?

Es ging mir darum, die einzelnen Songs, die mich mein ganzes Leben schon begleiten, die für mich persönlich eine Bedeutung haben, an denen ich musikalisch gewachsen bin, zu einem Abend zu verbinden. Jede Nummer steht für sich und erzählt eine eigene Geschichte. Im Titelsong unseres Programms steckt die Textzeile „…and one more for the road“, womit eigentlich „noch ein Drink für den Heimweg“ gemeint ist. Man könnte es aber unabhängig von diesem Song, bezogen auf unser Programm, auch freier lesen: Es folgt „noch ein Song“, noch eine Geschichte … Die Herausforderung war es nun, die Titel in eine sinnfällige Reihenfolge zu bringen, die einen dramaturgischen Bogen erkennbar macht. Und so kam mir die Idee, die Geschichte einer fiktiven Soulband erzählen zu wollen. Daraufhin ordneten wir die Musik anhand der Stimmungen, Texte, Zustände und Gefühle, durch welche die einzelnen Nummern charakterisiert sind, nahmen weitere Songs ins Programm auf oder tauschten sie aus, bis der Abend „rund“ war. Mein Wunsch ist es, die Leute schlichtweg zu begeistern, auch Menschen, die normalerweise nicht ins Theater gehen, zu uns zu locken. Wenn ich sehe, dass sie die Songs aufnehmen, mitgehen, mittanzen, mitgrooven, mitschnipsen oder mitklatschen wollen, das wäre schön. Eigentlich sollte an diesem Abend jeder mit dem Fuß wippen.

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One

for my baby and one more for the road

It’s quarter to three, there’s no one in the place except you and me. So, set ’em up, Joe, I got a little story I think you should know.

We’re drinkin’, my friend, to the end of a brief episode. Make it one for my baby and one more for the road.

I got the routine, put another nickel in the machine. Feelin’ so bad, wish you’d make the music easy and sad.

I could tell you a lot, but you’ve got to be true to your code. Just make it one for my baby and one more for the road.

You’d never know it but buddy, I’m a kind of poet. And I got a lot of things I’d like to say. And when I’m gloomy, won’t you listen to me?

’Til it’s all talked away.

Well, that’s how it goes and Joe. I know you’re gettin’ anxious to close. So, thanks for the cheer, I hope you didn’t mind my bendin’ your ear. But this torch that I found must be drowned or it soon might explode.

So, make it one for my baby and one more for the road.

The long, it’s so long. The long, very long ...

Einen auf meine Ex und einen für den Heimweg

Es ist viertel vor drei, du und ich sind die einzigen, die noch da sind. Also mach uns einen Drink, Joe, ich habe eine kleine Geschichte, die du unbedingt hören solltest.

Mein Freund, leeren wir ein Glas auf das Ende meiner letzten Affäre.

Mach uns zwei Drinks, einen auf meine Ex und einen für den Heimweg.

Aus Gewohnheit wirf noch ’ne Münze in die Juke-Box. So schlecht, wie ich drauf bin, hoffe ich, du spielst irgendwas, das zu meiner Stimmung passt.

Ich könnte dir ’ne Menge Details erzählen, aber so was tut ein Gentleman nicht.

Mach einfach noch zwei Drinks, einen auf meine Ex und einen für den Heimweg.

Was du noch nicht weißt: Eigentlich bin ich eine Art Dichter und ich hätte dir ’ne Menge zu erzählen. Also, es wäre schön, wenn du mir einfach zuhören könntest, bis ich’s mir von der Seele geredet hab.

Ja, Joe, so ist es eben und ich weiß, du wolltest den Laden für heute dicht machen. Entschuldige, dass ich dir ein Ohr abgekaut habe.

Aber diese Flamme, die in mir entfacht wurde, muss gelöscht werden, bevor mir alles um die Ohren fliegt.

Also mach einfach noch zwei Drinks, einen auf meine Ex und einen für den Heimweg.

Für diesen verdammt langen Weg nach Hause …

Termine

Premiere in Stralsund am 25. Mai 2024

Premiere in Greifswald am 31. Mai 2024

Premiere in Putbus am 09. Juli 2024

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Theater und wir - Der Theaterpodcast

Was hält das Theater lebendig? Warum sind alte Texte heute noch relevant für uns? Oder einfacher gefragt: Was soll das ganze Theater? Dieser und anderen Fragen gehen Anjo Czernich und Vanessa Zuber in dem Gesprächs-Podcast für das Theater Vorpommern nach. In der aktuellen Folge „Freiheit gegen Vorurteil - ’la cage aux folles‘ von Jean Poiret“ unterhält sich Vanessa mit der Dragqueen Fatty Acid.

Zur aktuellen Folge

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21 Außerdem im Programm ORPHEUS IN DER UNTERWELT
JULIA
www.theater-vorpommern.de LICHT!: Das (interaktive) Spielzeitheft 2023/24
ROMEO UND
GILGAMESCH
„Was wir spielen, ist das Leben. Es ist mein ganzes Leben, mein ganzer Soul, meine ganze Wesensart …“

Herausgeber:

Theater Vorpommern GmbH, Stralsund – Greifswald – Putbus, Spielzeit 2023/24

Geschäftsführung:

André Kretzschmar

Redaktion: Stephanie Langenberg Gestaltung: giraffentoast Impressum

Literaturnachweise: Die Zitate in diesem Heft entstammen u. a. folgenden Quellen: Harrison, David: Die Welt des Blues, London (Erlangen) 1993/94; Shaw, Arnold: Soul. Von den Anfängen des Blues zu den Hits aus Memphis und Philadelphia. Aus dem Amerikanischen von Walle Bengs, Reinbek bei Hamburg 1980; Die Bandbiografie ist ein Originalbeitrag für dieses Heft von Wolfgang Berthold und Franziska Ringe. Das Interview mit Franziska Ringe führte Stephanie Langenberg und ist ebenfalls ein Originalbeitrag für dieses Heft. Die Übersetzung des Songs „One for my baby and one more for the road“ stammt von Stephanie Langenberg.

Bildnachweise: Das Titelfoto stammt aus der Coverfoto-Serie von „Freistil II“. Sämtliche Fotos im Heft sind bei der Generalprobe am 22. Mai 2024 entstanden. Alle Fotos: Copyright Peter van Heesen.

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