2 minute read

Neue Klänge für Hagen

Next Article
Sonderkonzerte

Sonderkonzerte

Neue Klänge für Hagen

Mit Outi Tarkiainen und Charlotte Bray geben gleich zwei renommierte Komponistinnen in der Sinfoniekonzertreihe Einblick in ihr Schaffen. Dabei sind beide häufig von Natureindrücken inspiriert: Tarkiainens Midnight Sun Variations verarbeiten den Eindruck des Polarlichts, den die Synästhetin Tarkiainen unmittelbar mit Klängen verknüpft. Und auch Charlotte Bray wird sich in ihrer Komposition Forsaken, die im 10. Sinfoniekonzert Beethovens neunter Sinfonie vorangestellt ist, mit dem destruktiven Einfluss des Menschen auf die Natur beschäftigen.

Advertisement

Was dient Ihnen als Inspiration zu Ihren Kompositionen?

Outi Tarkiainen In Lappland, wo ich herkomme, sind die Menschen viel naturverbundener als im Süden Finnlands oder in Mitteleuropa. Dadurch bleiben Ur-Erfahrungen präsent, die etwa die Tierwelt nie verloren hat. Naturphänomene wie Licht inspirieren mich, aber auch zutiefst menschliche Erfahrungen, wie beispielsweise was es heißt, Mutter zu sein.

Charlotte Bray Was mich motiviert ist die Welt, die mich umgibt: die Natur, Wachstum, der Wechsel der Jahreszeiten, Licht. Auch aktuelle Ereignisse haben einen Einfluss, sei es Krieg, Einwanderung, Klimawandel, der Brexit oder die derzeitige Pandemie. Ich bin auch stark inspiriert von der Musik anderer Komponisten, sowohl aus der Vergangenheit, als auch der Gegenwart. Oft speist sich die Inspiration auch aus einer Kombination all dieser Faktoren.

Haben Sie etwas wie einen Personalstil? Wie würden Sie ihn beschreiben?

OT Mein Stil dreht sich sehr um Farben, Timbres und eine detailreiche Orchestrierung. Ich habe dabei keine Berührungsängste, schöne Melodien zu schreiben. Komponieren ist für mich ein bisschen wie Brückenbauen. Ich stelle durch die Musik Verbindungen zwischen Menschen her. Ich habe oft das Gefühl, dass die Musik bereits existiert und dass man nur jemanden braucht, der sie enthüllt. Unterbewusstsein und Träume spielen bei diesem Prozess eine wichtige Rolle.

CB Das ist sehr schwierig, das über sich selbst zu sagen. Meine Musik basiert nicht auf Tonalität, aber es gibt tonale Zentren, die wie Gravitationspunkte die Basis der Musik bilden. Melodie im traditionellen Sinn mag nicht hörbar sein, aber sie ist dennoch präsent und zieht sich durch mein Werk. Struktur ist mir sehr wichtig, damit der Hörer sich im Stück zurechtfindet. Außerdem arbeite ich viel mit Gegensätzen.

Manche Menschen sind nicht sehr offen gegenüber Neuer Musik oder haben gar Angst davor. Was sagen Sie denen?

OT Ich denke, man sollte jede Musik – ob alt oder neu – mit den gleichen Ohren und der gleichen positiven Einstellung hören. Man kann natürlich vorher Werkbeschreibungen lesen, um die Intentionen der Komponistin zu verstehen, aber eigentlich spricht die Musik immer für sich selbst. Lehnen Sie sich also zurück und genießen Sie!

CB Um Neue Musik zu genießen, muss man zumindest bis zu einem gewissen Grad offen sein, aber man muss die Musik nicht verstehen, das sollte nicht das Ziel sein. Seien Sie offen gegenüber neuen Klängen, ganz ohne Erwartungshaltung. Um sich mit der Musik auseinanderzusetzen, muss man nur genau hinhören und sich darauf einlassen.

Outi Tarkiainens Midnight Sun Variations hören Sie im 3. Sinfoniekonzert (siehe Seite 13)

Charlotte Brays Forsaken hören Sie im 10. Sinfoniekonzert (siehe Seite 27)

This article is from: