Theaterjournal #8

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LIC UN HT D

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Spitzenleistungen.

Als Partner des Ballett Theater Basel freuen wir uns auf Spitzeninszenierungen und wĂźnschen Ihnen viel VergnĂźgen. blkb.ch, 061 925 94 94


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LICHT UND SCHATTEN

Liebe Leserinnen und Leser

Adressen und Kontakte: INTENDANT Andreas Beck | VERWALTUNGSDIREKTORIN Danièle Gross | REDAKTION Dramaturgie und Öffentlich­ keitsarbeit, Junges Haus und Betriebsdirektion | GESTAL­ TUNG Perndl+Co | ILLUSTRA­ TIONEN Perndl+Co | FOTO­ NACHWEISE Cover: Perndl+Co; Sandra Then S. 6. + 7, 12 + 13, 15; Priska Ketterer S. 8 + 11, S. 16 + 17; Claudia Brier S. 9 + 10; Paul Zoller S. 14 + 15; Ismael Lorenzo S. 21; X Filme / Michael Hauri S. 22; Werner Tschan S. 26 + 27; Armando Braswell S. 27 | BILLETTKASSE Telefon +41 (0)61 295 11 33; www.theater-basel.ch | ÖFFNUNGSZEITEN DER BILLETTKASSE Theaterplatz: Mo–Sa, 11–19 Uhr | Die Abend­ kasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. | Vorver­ kauf auch über Kulturbüro Rie­ hen, Baselstrasse 43 | Kantons­ bibliothek Baselland Liestal, Emma Herwegh-Platz 4 | Aktu­ elle Spielplaninformationen www.theater-basel.ch – Ände­ rungen vorbehalten | Theater Basel, Postfach, CH-4010 Basel | Grosse Bühne, Kleine Bühne, Nachtcafé/Box: Theaterstrasse 7, 4051 Basel | Schauspielhaus: Steinentorstrasse 7, 4051 Basel Partner des Ballett Theater Basel: Medienpartner: Eine Beilage der bz Basel.

Das Sichtbarmachen einer Idee, eines Gedan­ kens oder auch einer Stimme, das ist eine Aufgabe von Kunst. In unserem aktuellen Theaterjournal wollen wir das auch: Die The­ men, Stücke und Künstler_innen der nächsten Monate beleuchten und Ihnen näherbringen. Im Schauspiel überschreibt der Autor Ewald Palmetshofer Gerhart Hauptmanns «Vor Son­ nenaufgang» für die heutige Zeit und der Basler Regisseur Dany Levy inszeniert mit der «Drei­ groschenoper» einen Theaterklassiker über die Doppelmoral sowohl der Verbrecherwelt als auch der besseren Gesellschaft. In der Oper führt uns «Elektra» in die schattenreichen Ab­ gründe menschlichen Handelns, und in «La Ce­ nerentola» entkommt Aschenputtel der Düster­ nis des Schlosskellers und wird von der Dienst­ magd zur Prinzessin erkoren. «Peer Gynt» muss im Ballett auch in dieser Spielzeit wieder fest­ stellen, dass ein Leben nur auf der Sonnenseite nicht ohne Verluste zu haben ist. In dieser Aus­ gabe stellen wir Ihnen aber auch Menschen vor, die hinter den Kulissen des Theaters arbeiten und abends nicht zu sehen sind: Ohne sie wäre Theater aber gar nicht machbar. Nun da die Tage wieder kürzer und die Nächte länger wer­ den, wünschen wir Ihnen viel Licht und wenig Schatten, und denken Sie daran: Ihr Theater leuchtet immer. (Fast) jeden Abend. Herzlich, Ihre Claudia Brier

BILLETTKASSE@ theater-basel.ch +41 (0)61 295 11 33


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ÜBERSICHT

November bis März

Das nächste Theaterjournal erscheint am 21. März 2018!

9 24. November 2017

15. Dezember 2017

Schauspiel von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann Inszenierung Nora Schlocker Uraufführung/Auftragswerk Schauspielhaus

Oper von Gioachino Rossini Musikalische Leitung Daniele Squeo Inszenierung Antonio Latella Premiere Grosse Bühne

1. Dezember 2017

19. & 22. Dezember 2017

VOR SONNENAUFGANG

Die drei Räuber

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Musiktheater nach dem gleichnamigen Buch von Tomi Ungerer und dem Animationsfilm von Hayo Freitag Musik von Fabian Chiquet, Joёl Fonsegrive, Victor Moser Inszenierung Daniela Kranz Premiere Kleine Bühne

6. Dezember 2017

Der Messias Weihnachtsfarce von Patrick Barlow Inszenierung Nikola Weisse Wiederaufnahme Schauspielhaus

La Cenerentola (Aschenputtel)

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Der Nussknacker Aufführung der Ballettschule Theater Basel Grosse Bühne

1. Januar 2018

NEUJAHRSKONZERT «AMERICAN DREAMS» Ein musikalischer Querschnitt durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit Werken von Aaron Copland, Scott Joplin und Leonard Bernstein Musikalische Leitung Erik Nielsen Moderation Laura Berman, Erik Nielsen Es spielt das Sinfonieorchester Basel Grosse Bühne


ÜBERSICHT

9. März 2018

11. Januar 2018

Amphitryon

Der Goldkäfer

Lustspiel von Heinrich von Kleist nach Molière Inszenierung Julia Hölscher Premiere Schauspielhaus

Oper von Dai Fujikura Libretto von Hannah Dübgen nach der Geschichte «Der Goldkäfer» von Edgar Allan Poe Musikalische Leitung Stephen Delaney Inszenierung Julia Hölscher Eine Produktion von OperAvenir in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Basel FHNW/Musik-Akademie Basel Uraufführung/Auftragswerk Kleine Bühne

12. Januar 2018

Elektra Oper von Richard Strauss Musikalische Leitung Erik Nielsen Inszenierung David Bösch Premiere Grosse Bühne

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18. Januar 2018

OperAvenir mit freundlicher Unterstützung: HEIVISCH, HIAG Immobilien, Julius Bär, Novartis 10. März 2018

Das Recht des Stärkeren

Der Spieler

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Oper von Sergej S. Prokofjew Musikalische Leitung Modestas Pitrėnas Inszenierung Vasily Barkhatov Schweizer Erstaufführung Grosse Bühne

Schauspiel von Dominik Busch Inszenierung Felicitas Brucker Uraufführung Kleine Bühne 16

17. März 2018

8. Februar 2018

Die Dreigroschen­ oper

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Schauspiel von Bertolt Brecht mit Musik von Kurt Weill Musikalische Leitung Johannes Kalitzke Inszenierung Dani Levy Es spielt die Basel Sinfonetta Premiere Grosse Bühne

15. Februar 2018

Peer Gynt Ballett von Johan Inger Musik von Edvard Grieg, Pjotr. I Tschaikowsky, Georges Bizet Wiederaufnahme Grosse Bühne

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Eine Frau (Mary Page Marlowe)

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Schauspiel von Tracy Letts Inszenierung Joe Hill-Gibbins Schweizer Erstaufführung Schauspielhaus


XXX Im «Paradies am Meeresstrand» kann sich Prinzessin Laya nicht entscheiden: Bleibt sie ihrer alten Heimat Hawaii treu und heiratet den Prinzen Lilo-Taro – oder folgt sie ihrem Her­ zen und dem amerikanischen Offizier Harald Stone? Paul Abrahams Revueoperette «Die Blume von Hawaii» aus dem Jahr 1931 erzählt die Geschichte einer modernen jun­ gen Frau, ohne Rücksicht auf historische Genauigkeit und politische Korrektheit, dafür mit umso mehr exotischen Kli­ scheebildern und vor allem mitreissender Musik, gespielt und gesungen vom hochkomödiantischen Schauspielensem­ ble. Es spielt das Ensemble Phoenix Basel unter der Leitung von Jürg Henneberger. Der Operettenspass läuft noch sechs Mal auf der Grossen Bühne – am 26. November, am 8. und 14. Dezember, sowie am 7., 13. und 19. Januar. Gehen Sie mit auf die Reise! Aloha!


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DIE BLUME VON HAWAII

DIE BLUME VON HAWAII LICHT SCHATTEN VITAMINE


STÜCK LABOR BASEL HAUSAUTOR 2017/2018 Joël László Die diesjährige Haus­ autorenstelle am Theater Basel wurde an Joël László vergeben. Der in Basel lebende Dramatiker und Prosa­ autor Joël László wur­ de 1982 in Zürich gebo­ ren. Er studierte Islam­ wissenschaft und Ge­ schichte und lebte län­ gere Zeit in Kairo. Für das Theater Basel hat er bereits letzte Spiel­ zeit unter dem Titel «Islam. Fantasien» für die Reihe «Paradise Lost» Szenen über das Miteinander der Religi­ onen geschrieben.

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KOLUMNE

Lichtshows der Wahrheit Der Volkswirt Alfred Loth besucht in Gerhart Hauptmanns Stück «Vor Sonnenaufgang» seinen Jugend­ freund Hoffmann, um, wie er sagt, die hiesigen Verhältnisse in den Bergwer­ ken zu studieren. Da es sich um ein naturalistisches Drama handelt, sind Regieanweisungen von herausragen­ der Bedeutung. Die Regieanweisung zu diesem Satz lautet: Alfred Loth be­ streicht eine Semmel mit Butter. Mein Freund Micromégas und ich bli­ cken ertappt auf unsere Croissants. Die Konfitüre ist in Griffnähe, die But­ ter glänzt streichbereit auf unseren Messern. Doch halt, sagen wir uns, und legen die Messer wieder neben den Teller. Studieren auch wir vor dem Frühstück wenigstens für einen Mo­ ment, was im Hier und Jetzt geschieht. Micromégas ist ein aufgeklärter Aus­ serirdischer und ein alter Freund von Voltaire, den er zur gleichnamigen Er­ zählung inspiriert hat. Seit dem Zeit­ alter der Lumières, der sprichwörtli­ chen aufklärerischen Lichtshow der Wahrheit im 18. Jahrhundert, nimmt Micromégas regen Anteil an unseren irdischen Verhältnissen. Micromégas, der es gewohnt ist, in Galaxien zu denken und zu reisen, ist naturgemäss magisch angezogen von meinem neuen Samsung Galaxy S8. Und tatsächlich: Wer sich heute wie Alfred Loth für Bergarbeiter und Mi­ nen interessiert, muss nur sein Mobil­ telefon in die Hand nehmen. Irgendwo dort drin im Kongo arbeiten Kinder und Jugendliche für das Quentchen Kobalt, das unsere digitale Welt zum Scheinen bringt. Während ich meinen Gedanken noch formuliere, unter­ bricht mich Micromégas und sagt aufgebracht: Nicht erschrecken, mein Lieber, bin gleich wieder da! Und steigt, ich weiss nicht wie, mitten in mein Telefon hinein. Ich bin schockiert. Ist ausgerechnet Micromégas dieser neuesten besten

aller Welten aufgesessen? Gewiss, unsere Bildschirme leuchten hell wie das schönste Versprechen. Umso dringender erscheint mir aber eine zünftige naturalistische Studie zu all den Sonnen- und Wahrheitssystemen, die sich aus den Kreuzungen von Chip, Satellit, WLAN, US-Konzernen und Menschengehirnen ergeben. Je­ der noch so naturalistisch fühlende Mensch ist längst auch ein Digitalist. Und als Digitalisten sind wir Galaxis­ ten, die wie Micromégas einst von hoch oben mit Google Earth auf uns selbst herabblicken. Micromégas kam, um etwas zu lernen. An was aber denke ich noch, wenn ich in das auf dem Küchentisch liegende Galaxy S8 schaue und vermittels Satellit von hoch oben herab wieder auf mich selbst blicke, der wieder in sein Ga­ laxy blickt, das mich wieder selbst aus dem Weltall spiegelt, wobei ich wahrscheinlich sowieso längst von den Amerikanern gefilmt und abge­ hört werde, weil ich mit Ausseridi­ schen spreche? In diesem Moment poppt ein Fenster auf über dieser unserer Welt: NEUE APP MÖCHTE AUF ALL IHRE PER­ SÖNLICHEN DATEN ZUGREIFEN. Wie immer, wenn ich das lese, bin ich em­ pört. Dann aber sehe ich plötzlich ein mir vertrautes liebes Gesicht im Fens­ terchen drin und ich lese den Namen des zu installierenden Programms: MicromégAPP. Wer würde mit einem guten Freund nicht seine Emotionen und sein Wissen teilen wollen? Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, und bevor ich mich versehe, beisse ich zufrieden in mein dick mit Butter bestrichenes Croissant. Wenn sich MicromégAPP der Sache annimmt, dann bin ich sicher, dass endlich auch die Aufklärung Einzug nimmt in unse­ re Mobiltelefone. Sobald uns dieses Licht aber einmal beständig im Ho­ sensack brennt, wird bald nichts mehr sein, wie es ist. Denn die Wahr­ heit – frei nach der Aufklärung – muss uns ein Anlass zum Handeln sein.


«Vor Sonnenaufgang» Schauspiel von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann Uraufführung/ Auftragswerk Premiere 24. November 2017 Schauspielhaus INSZENIERUNG Nora Schlocker BÜHNE/KOSTÜME Marie Roth MUSIK Marcel Blatti MIT Pia Händler, Steffen Höld, Myriam Schröder, Cathrin Störmer, Thiemo Strutzenberger, Michael Wächter, Simon Zagermann

VOR SONNENAUFGANG

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BIS ZUR MORGENRÖTE Nach seiner wortgewaltigen Bearbeitung eines Schauspiels von Christopher Marlowe, «Edward II. Die Liebe bin ich», erarbeitete der Autor und Dramaturg Ewald Palmetshofer für das Theater Basel nun eine neue Fassung des «sozialen Dramas» «Vor Sonnenaufgang» von Gerhart Hauptmann, mit dem der spätere Literaturnobelpreisträger 1889 die Geburt einer neuen Epoche auf dem Theater einläutete. «Vor Sonnenaufgang» erzählt vom Schicksal einer schlesischen Bauernfamilie, deren Mitglieder es zu Reichtum gebracht haben, aber an ihrer Alkoholsucht zugrunde gehen. Ein nicht ganz alkoholfreies Gespräch in einer linksrheinischen Bar – natürlich vor Sonnenaufgang.


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VOR SONNENAUFGANG

Wir befinden uns quasi am Tatort – in der Bar, in der du einige Szenen dei­ ner Bearbeitung von «Vor Sonnenauf­ gang» geschrieben hast … → In der Tat. Hier habe ich den vergangenen Sommer über fast jeden Abend bis zur Sperrstunde (und oft darüber hin­ aus) mit dem Computer am Stück ge­ schrieben, mit den Ohrstöpseln und Musik in den Ohren und mit dem Blick auf den Rhein … Bist du ein Nachtmensch? → Eigent­ lich kann ich am besten am Vormittag schreiben, nachdem ich meinen Hund versorgt habe. Aber es gibt beim Schreiben bei mir immer einen Punkt, an dem die Nacht auch zum Tag wer­ den muss und ich zum Nachtmen­ schen werde, weil ich die Zeit brau­ che – und wahrscheinlich auch die Stille und die Dunkelheit. Ist bei dem Stücktitel ja auch nicht ganz unpassend … «Vor Sonnenauf­ gang» klingt darüber hinaus ziemlich verheissungsvoll. Winkt hier der Auf­ bruch in eine neue Zeit? → Es wird in Hauptmanns Originalversion des Stü­ ckes tatsächlich viel über gesell­ schaftliche Veränderungen geredet. Einer der Protagonisten, Alfred Loth, ist Sozialreformer – ein früher Sozia­ list, wie Hauptmann ihn aus seinem eigenen Umfeld gekannt haben mag. Hauptmann war befreundet mit Mit­ gliedern einer Bewegung, die davon träumten, in Amerika eine neue, sozi­ alistische Gesellschaft aufzubauen. Die Figuren in «Vor Sonnenaufgang» spüren, dass sie zu einem Zeitpunkt leben, an dem sich historische Um­ wälzungen anbahnen, aber sie kön­ nen noch nicht voraussehen, wohin die Reise gehen wird – und damit ha­ ben sie mit uns heute etwas gemein, in meinen Augen. Anders als viele andere Stücke von Gerhart Hauptmann, etwa «Die Rat­ ten» oder «Die Weber», ist «Vor Son­ nenaufgang» nicht mehr häufig auf den Spielplänen zu finden. Woran liegt das in deinen Augen? → Dass das Stück heute nicht öfter gespielt wird, liegt vielleicht daran, dass es nicht so gut gealtert ist. Im Zentrum der Handlung steht der Glaube an eine aus heutiger Sicht ziemlich ab­ struse Vererbungslehre, die davon ausgeht, dass Alkoholismus eine erb­ liche Krankheit ist. Diese Theorie war

damals «up to date» mit dem wissen­ schaftlichen Diskurs, und für das Stück ist sie der Kern, aus dem die Konflikte zwischen den Figuren ent­ stehen. Am Alkohol geht die beschrie­ bene schlesische Bauernfamilie letz­ ten Endes kaputt. Davon habe ich mich in meiner Neuschreibung gelöst. Bei der Uraufführung von «Vor Son­ nenaufgang» haben Teile des Publi­ kums randaliert. Was mag die Gemü­ ter erhitzt haben? → Sie mögen es als radikal empfunden haben, wie Haupt­ mann mit den Konventionen bricht: Nicht die bürgerliche Klasse steht in «Vor Sonnenaufgang» auf der Bühne, sondern Bauern aus Schlesien, die zu Geld gekommen sind. Auch gibt es im Stück einen behaupteten Geburtsvor­ gang, der vielen skandalös erschien. So wird berichtet, dass bei der Urauf­ führung ein Gynäkologe empört eine Geburtszange auf die Bühne warf und seine Hilfe anbot. Was das Publikum aber auch irritiert haben mag, ist Hauptmanns Sprache: Die Figuren auf der Bühne reden in dem schwer ver­ ständlichen schlesischen Dialekt – da­ mals eine Revolution! Wie hast du in der Bearbeitung des Stücks versucht, Hauptmanns Spra­ che ins Heute zu übersetzen – spielt der schlesische Dialekt eine Rolle? → Nein. Ich habe mich entschlossen, die Sprache der Figuren nicht regional einzufärben, um damit etwa eine be­ stimmte Schicht zum Klingen zu brin­ gen. Ich wollte diesen Blick eines städtischen Publikums nach Schlesien – der ein Blick von oben nach unten war – nicht reproduzieren. Daher sprechen meine Figuren in einer Spra­ che, die uns nahe ist, damit wir uns in ihnen erkennen können – und zwar auf Augenhöhe. Text: Pavel B. Jiracek

VOR SONNENAUFGANG LICHT SCHATTEN GEGENWART


PEER GYNT

«Peer Gynt» Ballett von Johan Inger Musik von Edvard Grieg, P. I. Tschaikowsky, G. Bizet Wiederaufnahme 15. Februar 2018 Grosse Bühne Choreografie Johan Inger Bühne Curt Allen Wilmer Kostüme Catherine Voeffray Licht Tom Visser Mit dem Ballett Theater Basel, Musik vom Tonband

«Theater für alle Sinne» – Wiederaufnahme von «Peer Gynt» Ab Mitte Februar kehrt das erfolgreiche Ballett «Peer Gynt» in der Choreografie von Johan Inger für 3 Vorstellungen zurück auf die Grosse Bühne.

Partner des Ballett Theater Basel:

Weitere Vorstellungen: 18. März 2018 23. März 2018

PEER GYNT LICHT SCHATTEN Nordic Walking


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Hinter den Kulissen

Menschen hinter den Kulissen Über dreihundertfünfzig Menschen arbeiten fest am Theater Basel. Neben den Sänger_innen, Schauspie­ ler_innen und Tänzer_innen, die Abend für Abend auf der Bühne stehen, arbeiten viele weitere Perso­ nen daran, dass abends der Vorhang hochgehen kann. Zwei von ihnen, die Ballettmeisterin Cristiana Sciabordi und die Ankleiderin Bärbel Rombach, stel­ len wir Ihnen in diesem Journal vor. Cristiana Sciabordi, Ballettmeisterin Wie lange bist du schon am Theater Basel? → Seit 2001. Ich bin als Tänzerin mit Richard Wherlock ge­ kommen und habe bis 2009 getanzt. Da war ich 43 und habe mit dem Tanzen aufgehört. Und es hat sich hier die Möglichkeit ergeben, Ballettmeisterin zu werden. Was macht eine Ballettmeisterin? → Als Ballettmeis­ terin leite ich das tägliche Training und die Proben. Gleichzeitig koordiniere ich die Proben für alle Tän­ zer_innen und bin auch eine Ansprechpartnerin und Vertrauensperson für sie. Es ist eine Stelle, die zwi­ schen dem Ballettdirektor und den Tänzer_innen an­ gesiedelt ist. Was sind die Herausforderungen? → Die Tänzer_in­ nen trainieren jeden Tag 75 Minuten neben den Pro­ ben. Das ist obligatorisch und sehr wichtig, denn das Trainieren des Körpers ist das Kapital eines jeden Tänzers. Mit zwanzig Jahren findet man es vielleicht noch nicht so wichtig, aber wenn man eine lange Karriere haben möchte, muss man jeden Tag trainie­ ren. Deshalb muss ich auch streng sein und selbst viel Energie haben. Man lernt aus der eigenen Erfah­ rung. Morgens kann es oft sehr hart sein für die Tän­ zer_innen: Du hast Schmerzen, dein Körper tut dir weh und du möchtest dich einfach nicht bewegen. Ich verstehe das. Ich erinnere mich sehr, sehr gut da­ ran, an das Gefühl, das man jeden Morgen hat. Wenn du aber ein Gegenüber hast, das dir Inspiration oder Energie gibt, dann ist das eine grosse Hilfe. Mein Job bedeutet zu einem grossen Teil Motivation: Hey guys, we can do it! Nach dem Training erarbeiten wir die unterschiedlichen Choreografien. Und du kennst jede Choreografie? → Ja. Ich muss nicht jeden einzelnen Schritt wissen, aber ich brau­ che gute Augen und muss die Musik und die Details kennen. Jeder Choreograf hat seinen besonderen Stil, und man muss verstehen, was er möchte. Man­ che geben die Bewegung genau vor, andere sind

schweigsamer, sagen nicht viel – und man muss ver­ stehen, was sie mit einer Bewegung erzählen möch­ ten. Im klassischen Ballett ist das einfacher, denn es gibt nur ein Vokabular, und wenn man dieses einmal kennt, dann ist es jeweils ungefähr das Gleiche. Im zeitgenössischen Tanz kann eine Bewegung viele In­ terpretationen haben. Wenn ein Tänzer ausfällt, stu­ diere ich die Choreografie mit dem Ersatz ein – wenn dies kurzfristig passiert, muss ich mir eine Lö­ sung überlegen. Manchmal müssen dann mehrere Tänzer etwas tanzen, was sonst nur einer tanzt. Dann überlege ich: Wer kann hier tanzen, und wer macht dort den Sprung? Was liebst du am meisten? → Wenn ich die Tänzer_ innen auf der Bühne sehe – und sehe: Sie sind gut. Das ist unbezahlbar. Dann bin ich so stolz. Ich bin als Ballettmeisterin manchmal stolzer als früher auf mich, als ich noch selbst getanzt habe. Viele Leute fragen mich: «Vermisst du nicht die Bühne?» und ich sage: «Überhaupt nicht.» Denn dieses Glücksgefühl, das ich beim Zuschauen habe, ist manchmal sogar grösser als das der Tänzer_innen selbst. Bärbel Rombach, Ankleiderin Wie lange bist du schon am Theater Basel? → Ange­ fangen habe ich in der Saison 1983/1984. Damals hatte mich meine Schwägerin mit ins Theater ge­ nommen, ich sass mit offenen Augen und offenem Mund in der Vorstellung und wusste: «Da will ich hin, das will ich auch machen.» Erst war ich Aushil­ fe, aber schon 1988 habe ich fest angefangen. Erst bei den Statisten, dann bei den Solisten und schliesslich lange beim Ballett. Jetzt bin ich beim Damensolo, und da bin ich sehr glücklich. Was sind deine Aufgaben? → Meine Aufgabe ist es, die Kostüme der Künstler_innen bereitzustellen. Ich komme mittags ins Theater, mache manchmal noch die Wäsche vom Vortag und verteile die Kostüme und Handtücher. Zwei Stunden vor der Vorstellung bin ich hier auf meinem Platz. Den Künstler_innen beim An- und Umziehen zu helfen, das ist die eigent­ liche Hauptaufgabe. Aber da gehört noch so viel mehr dazu: Wir müssen ihnen ein Gefühl von Sicherheit geben und Ruhe ausstrahlen. Die Künst­ ler_innen müssen auf die Bühne, und hier hinter der Bühne müssen wir Nervosität und Angst herausneh­ men. Auch bei den alten Füchsen: Die Nervosität und das Lampenfieber hören nie auf. Aber wenn sie dann auf der Bühne stehen, spüren sie es meistens


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Hinter den Kulissen

stellte ihr den Schuh hin, sie fuhr nur so hinein und mit dem nächsten Schritt stand sie auf der Bühne. Nach der Vorstellung fiel sie mir um den Hals: «Oh, du hast mich gerettet!» Ja, das ist wichtig: Man muss schnell reagieren. Sofort improvisieren oder eine Lösung finden. Man kann so etwas nicht pla­ nen, sondern nur reagieren.

nicht mehr. Das ist einfach so. Ich weiss auch, wer was möchte, wer lieber in Ruhe gelassen werden will, oder wer noch ein wenig reden will vor der Vor­ stellung. Ich versuche, es jedem so angenehm wie möglich zu machen, dann fühlen sich die Künstler_ innen aufgehoben. Ich merke mir, in welcher Garde­ robe sie waren, und wenn sie nach Jahren wieder­ kommen, sagen sie: «Oh, du hast es dir gemerkt, ich darf wieder in meine Garderobe!» Was ist das Besondere an deinem Beruf? → Hier herrscht einfach eine Atmosphäre, die man nicht beschreiben kann. Wenn man merkt, wie die Künstler_innen sich auf der Bühne verausgaben – und man kann sie dann auf der Seite auffangen. Und man spürt so richtig, wie sie einen brauchen und es schön finden, dass man da ist in jenen Momenten, in denen sie eigentlich auf sich alleine gestellt sind. Das ist schön. Was liebst du am meisten? → Das Highlight sind die schnellen Umzüge, am allerliebsten so schnell wie möglich. Und vor allem hat man da immer das Er­ folgserlebnis, es wieder einmal geschafft zu haben – und konnte vielleicht sogar noch einmal über die Schuhe wischen, damit sie glänzen. Ich hatte einmal so ein Erlebnis im Ballett: Da brach einer Tänzerin beim schnellen Umzug der Absatz ab. Ich rannte schnell in den dritten Stock runter, weil ich wusste, wo ein Paar Ersatzschuhe steht, dann bin ich wieder rauf – und sie stand noch auf der Seitenbühne. Ich

Und hat es auch einmal nicht geklappt? → Bei den Vorstellungen hat es immer geklappt. Es ist ja auch der Anspruch, den man selbst hat. Da platzt zum Beispiel einem Sänger die Hose, aber trotz geplatz­ ter Hose muss er rechtzeitig auf der Bühne stehen. Da hat man keine Zeit, nachzudenken. Einmal stand ein Sänger vor mir und sagte: «Bärbel, gib mir eine Sicherheit.» Ich fragte: «Was willst du? Eine Sicher­ heit?» Er wollte eine Sicherheitsnadel. Aber das geht nicht, das ist viel zu gefährlich. Mit Sicher­ heitsnadeln lasse ich keinen auf die Bühne. Da wird einfach die Hose schnell zugenäht. Das sind die bei­ den Alternativen, die man hat: zunähen oder abreis­ sen. Wenn bei einem schnellen Umzug der Reissver­ schluss klemmt, dann muss ich ihn entweder heraus­reissen, wenn etwas ausgezogen wird, oder zunähen, wenn man noch einmal auf die Bühne muss. Auch wenn hinten bei einem Rock oder Kleid ein Zipfel zu lang heraushängt, reisse ich ihn heraus, damit keiner hängenbleibt oder stürzt. Hast du spezielle Rituale? → Wenn etwa Schuhe auf dem Tisch stehen: Da bekomme ich einen Anfall, das bringt ja solches Unglück! Manche denken, sie tun mir einen Gefallen und stellen mir die Schuhe auf den Tisch, damit ich sie nicht vom Boden aufheben muss. Aber nein – auf den Stuhl kann man sie stellen, und alten Frauen stelle ich sie auch dahin, damit sie sich nicht bücken müssen. Aber auf den Tisch – nein. Auch Pfeifen im Theater. Das geht nicht. Das sind Dinge, die sich vielleicht irgendwann einmal auflösen werden. Aber solange ich da bin, verhindere ich das. Text: Claudia Brier


«Amphitryon» Lustspiel von Heinrich von Kleist nach Molière Premiere 11. Januar 2018 Schauspielhaus INSZENIERUNG Julia Hölscher BÜHNE Paul Zoller KOSTÜME Janina Brinkmann

Amphitryon


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Amphitryon Wie man in Paul Zollers Bühnenbildmodell sieht, sind die Figuren aus Kleists Lustspiel gefan­ gen in einem drehenden Spiegelkabinett. Ihre Sinne werden nicht nur durch das Verwechs­ lungsspiel der olympi­ schen Götter getäuscht, sondern auch vom Raum. Ab 11. Januar 2018 ist «Amphitryon» in der Re­ gie von Julia Hölscher im Schauspielhaus zu sehen.

Amphitryon LICHT SCHATTEN EROTIK


ELEKTRA/Das RECHT DES STÄRKEREN/EINE FRAU

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ELEKTRA, NADJA UND MARY PAGE MARLOWE: DREI FRAUEN EROBERN DIE BÜHNE

Gleich in zwei Schauspielproduktionen «Das Recht des Stärkeren» von Dominik Busch, und «Eine Frau» von Tracy Letts, sowie in Richard Strauss’ Oper «Elektra» stehen aussergewöhnliche Frauenfiguren im Mittelpunkt. Wir haben mit den Protagonistinnen Katja Jung (Mary Page Marlowe), Lisa Stiegler (Nadja) und Rachel Nicholls (Elektra) gesprochen.

Das RECHT DES STÄRKEREN LICHT SCHATTEN POLITIK

Welches Geschlecht ist in deinen Au­ gen das stärkere? → Rachel Nicholls: Ich halte es für einen Fehler, Männer und Frauen in dieser Hinsicht als «Konkurrenz» zu sehen. Wir sind alle verschieden, und jedes Individuum be­ sitzt meiner Meinung nach sowohl männliche als auch weibliche Charak­ teristika. Unsere Haltung gegenüber dem «Geschlecht» als solchem und dem Genderbegriff verändert sich. Das Konzept ist nicht länger binär, und wir sind offener dafür, das Geschlecht als etwas Fliessendes und Flexibles anzuerkennen. Männer sind im Allge­ meinen natürlich physisch stärker, aber Frauen haben möglicherweise mehr emotionale Reserven als Män­ ner. Ich glaube, dass eine besondere Stärke der Frauen darin liegt, gut zu­ sammenzuarbeiten und mitei­nander zu kooperieren, um gemeinsam gros­ se Dinge zu erreichen. Das ist die Art von Stärke, die mich interessiert. Welche grosse Frauenfigur aus der klassischen Dramenliteratur wolltest du schon immer einmal spielen? Wo­ rin liegt der Reiz oder die Herausfor­ derung? → Katja Jung: Medea will ich sehr gerne einmal spielen, und

Martha aus «Wer hat Angst vor Virginia Woolf» von Edward Albee. Medea reizt mich, weil diese Figur ex­ treme Leidenschaften und Erfahrun­ gen vereint. Ich habe selber zwei Kin­ der und kann mir diesen Zustand, in dem der Mord der Kinder scheinbar Sinn macht, nur sehr, sehr schwer vorstellen, und genau deswegen reizt mich diese Rolle. Was würdest du auf der Welt verän­ dern, wenn du einen Wunsch frei hät­ test? → Lisa Stiegler: Ja. Ach …. Bereut ihr etwas in eurem Leben? Et­ was, das ihr nicht getan habt, viel­ leicht auch deshalb, weil ihr eine Frau seid? → Rachel Nicholls: Ich glaube nicht, dass nur der Umstand, eine Frau zu sein, mich jemals davon abge­ halten hat, irgendetwas zu tun, was ich tun wollte. Ich glaube, dass es als Frau in unserer Gesellschaft mit grös­ seren Herausforderungen verbunden ist, bestimmte Dinge zu erreichen. Aber letztlich sind es genau diese He­ rausforderungen, die uns zu stärkeren Menschen machen. Ich lasse mich von meinem Geschlecht nicht zurückhal­ ten, sondern ich feiere es, eine Frau


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ELEKTRA/Das RECHT DES STÄRKEREN/EINE FRAU

ELEKTRA LICHT SCHATTEN RACHE

zu sein. Ich würde nicht lieber ein Mann sein wollen. → Katja Jung: Ich wäre gerne Rockstar geworden und hätte gerne Stadien zum Kochen ge­ bracht. Dass ich das nicht gemacht habe, bereue ich. Aber dann stelle ich mir vor, dass ich dann auch bestimmt drogensüchtig und alkoholabhängig geworden wäre. Das gehört ja quasi dazu. Naja – da bin ich dann doch froh, dass es mit der Musikerkarriere nicht geklappt hat. → Lisa Stiegler: Was mir nicht aus dem Kopf geht: Ich sitze mit einer Freundin in einem ge­ mieteten Auto in Griechenland, es ist Sommer vor einem Jahr. Wir sind auf dem Weg in ein Flüchtlingscamp, weit weg von den umliegenden Dörfern. Wir fahren hin, wieder und wieder, mit Stichen im Herz, und einmal, da sagen wir uns: Wenn wir schon zu diesen privilegierten Menschen gehö­ ren, die das Glück haben, in Ländern wie Deutschland und der Schweiz zu leben, dann haben wir um alles in der Welt nicht nur die Möglichkeiten, son­ dern auch die Verantwortung, zu tun, was wir für richtig halten, mutig zu le­ ben, mit all den Konsequenzen, ohne uns zu verstellen, ohne Angst vor dem, was kommt. Das ist mein Richt­ wert, und zu bereuen gäbe es, all die­ se Dinge nicht getan zu haben. Hat euch schon einmal jemand so in Rage gebracht, dass ihr zu fast allem fähig gewesen wärt und dass ihr viel­ leicht sogar – so wie Elektra – tat­ sächlich an Rache gedacht habt? → Katja Jung: Ich hatte schon öfter mal die Fantasie, mich zu rächen; an Menschen wie am Leben. Solche Vor­ stellungen wie Sack über den Kopf und so weiter, irgendwie habe ich es nie wissentlich getan. Es schien mir dann immer ein bisschen altertüm­ lich, und ich habe es mit dem bewähr­ ten Mittel der Kommunikation ver­ sucht. Mal mehr, mal weniger erfolg­ reich. → Rachel Nicholls: Ja. Ein Leh­ rer, mit dem ich am Konservatorium arbeitete, sagte mir, dass meine Stim­ me nie gross genug sein würde, um Pamina zu singen. Ich denke jedes Mal an ihn, wenn ich heute auf die Bühne gehe, um Brünnhilde, Isolde oder Elektra zu singen. Die Tatsache, dass ich auf der Bühne stehe und sol­ che «schweren» Rollen singe, ist für mich Rache genug. → Lisa Stiegler: Da würde ich gerne mit einem Zitat von der Philosophin Svenja

Flaßpöhler antworten, die auf die Fra­ ge: «Wenn Sie mit einer einzigen The­ se die Zukunft Ihrer Kinder retten könnten, was wäre das?», folgendes erwiderte: «Nicht in der Logik der Schuldbegleichung − im Verzicht auf Vergeltung liegt die Zukunft. Meine These ist, dass uns diese Schuldfixie­ rung gleichzeitig auch an die Vergan­ genheit kettet. Und der Verzicht auf Vergeltung, der öffnet uns für die Zu­ kunft und der entbindet den Schuld­ ner von seiner Schuld, aber der ent­ bindet letztlich auch das Opfer von dieser Last, was ihm da vermeintlich angetan wurde. Es macht uns frei.»

EINE FRAU LICHT SCHATTEN SCHICKSAL


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Junges Haus

Die drei Räuber laufen mittlerweile schon seit dreissig Jahren frei herum, ohne dass der Gendarm sie festnehmen konnte. Deshalb hat er Plakate aufgehängt, damit du ihm helfen kannst, die Räuber zu finden. Leider sind die Räuber darauf nicht zu erkennen. Auf der nächsten Seite findest du eine Anleitung, wie du die Räuber erkennbar machen kannst.

DIE DREI RÄUBER LICHT SCHATTEN GOLD


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Junges Haus

Phantombildanleitung:

Rätsel: Waisen­ kinder und Räuber Im Zimmer befinden sich 5 Personen: Waisenkinder und Räuber. Das Waisenkind sagt im­ mer die Wahrheit und der Räuber lügt. Du fragst: Wie viele Räuber sind unter euch? Diese Antworten gibt es: 1, 2, 3, 4, 5 Wie viele Räuber sind im Zimmer? [Antwort: 4]

«Die drei Räuber» Musiktheater nach dem gleichnamigen Buch von Tomi Ungerer und dem Animationsfilm von Hayo Freitag Premiere 1. Dezember 2017 Kleine Bühne MUSIK Fabian Chiquet, Joël Fonsegrive, Victor Moser MUSIKALISCHE LEITUNG Joël Fonsegrive INSZENIERUNG Daniela Kranz BÜHNE Viva Schudt KOSTÜME Daniela Kranz/Viva Schudt MIT Aster Afrem, Anne-Catherine Biedermann, Debora Bötticher, Nina Diba, Wiebke Frost, Hannah Huber, Martin Hug, Flynn Jost, Emmanuel Kazis, Max Kogon, Kajsa Lilly, Yves Mavambu, Julia Minssen, Connor Noeken, Donald Ospel, Léon Othenin-Girard, Hannah Spoerri, Cédric Straub, Moyra Studach, Marielle Ullrich, Emma Veraguth, Seraina Zähner MUSIKER Joël Fonsegrive, David Krähenmann, Victor Moser, Raphael Rossé

Wie sieht dein Räuber aus? Schneide die Gesichtsmerkmale auf dieser Seite aus. Wenn du magst, male noch weitere Merkmale auf Papier und schneide sie ebenfalls aus (Brille, Oh­ ren, Schönheitsfleck, Hut …). Kombi­ niere die Teile nach Lust und Laune mit dem Plakat auf der linken Seite, um Phantombilder der drei Räuber zu gestalten!

Räuberlied Schwarzer Hut, schwarzer Hut Kommt uns gut, ahhhhh Schwarze Kleider, schwarze Kleider Sieht uns keiner, ahhhhh Der Erste knallt Donnerlaut, ahhhhh Der Zweite scharf Pfeffersound, ahhhhh Der Dritte haut Dann wird geklaut, ahhhhh Und in der Nacht lauern wir auf Bis der Morgen graut


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JUNGES HAUS / DER GOLDKÄFER

Die Schwanenkinder, der Goldkäfer und andere fantastische Geschichten «Der Goldkäfer» Uraufführung/ Auftragswerk Oper von Dai Fujikura Libretto von Hannah Dübgen nach der Ge­ schichte «Der Goldkä­ fer» von Edgar Allan Poe Premiere 9. März 2018 Kleine Bühne Ein kostbar schimmern­ der Goldkäfer, der je­ den in seinen rätselhaf­ ten Bann zu ziehen scheint und die Gren­ zen zwischen Fantasie und Wirklichkeit immer weiter zu einem span­ nenden Abenteuer ver­ schwimmen lässt. Musikalische Leitung Stephen Delaney Inszenierung Julia Hölscher Ausstattung Susanne Scheerer Eine Produktion von OperAvenir in Zusam­ menarbeit mit der Hochschule für Musik Basel FHNW/MusikAkademie Basel. OperAvenir mit freund­ licher Unterstützung: HEIVISCH, HIAG Immobilien, Julius Bär, Novartis OperAvenir ist das Opernstudio des Thea­ ter Basel, für das sich junge Sänger_innen aus sehr vielen verschiede­ nen Ländern bewerben. Während ihrer Zeit bei OperAvenir wollen wir ihnen einen bestmögli­ chen Start und Fort­ gang als Opernstars auf den grossen Bühnen der Welt ermöglichen. DER GOLDKÄFER LICHT SCHATTEN ABENTEUER

Fantastische Geschichten über sagen­ hafte Goldschätze, mächtige Zauberer, legendäre Piraten, unsterbliche Köni­ ge, gruselige Vorkommnisse, rätsel­ hafte Geheimschriften und unentdeck­ te Inseln – damit beschäftigen sich ge­ rade unsere jungen Sänger_innen von OperAvenir zur Vorbereitung auf ihre Rollen in der Kinderoper «Der Goldkä­ fer». Oft werden solche Geschichten gar nicht aufgeschrieben, sondern von Mund zu Mund und von Ohr zu Ohr weitergegeben. Die Sängerin Sarah Brady hat uns eine Geschichte aus ih­ rer Heimat Irland erzählt: Die Schwanenkinder von Lir Eine irische Legende Im alten Irland lebte König Lir und herrschte über Land und Meer. König Lir und seine Frau hatten vier Kinder: ein Mädchen, Fionnuala, und drei Söhne, Aodh, Fiachra und Conn. Als eines Tages ihre Mutter starb, nahm König Lir deren Schwester, Aoife, zur Frau, um den Kindern eine neue Mut­ ter zu geben. Eifersüchtig auf die Lie­ be der Kinder füreinander und für den Vater, plante Aoife, die Kinder loszu­ werden. Umbringen wollte sie sie nicht, da sie befürchtete, ihre Geister würden sie heimsuchen. Daher brach­ te sie die vier Kinder zum See Loch Dairbhreach und verzauberte sie in vier weisse Schwäne. Der Zauber

nahm den Kindern jedoch nicht ihre Stimme, und so sangen die Schwäne Lieder, die dem Vater erzählten, was mit ihnen passiert war. Wütend ver­ bannte der König seine Frau Aiofe in den Nebel und sie wurde nie wieder gesehen. König Lir liebte seine Kinder, verbrachte ganze 300 Jahre mit ihnen und lauschte ihrem wunderschönen Gesang. Nach dieser Zeit mussten die Kinder den Vater verlassen und zur Irischen See weiterziehen. Dort kämpften sie in den folgenden 300 Jahren mit Stürmen und wurden zeit­ weise sogar voneinander getrennt, bis sie erneut gemeinsam weiterzie­ hen konnten. Die letzten 300 Jahre verbrachten sie auf einem See auf der bis heute unbewohnten Insel Inis Gluaire. Eines Tages – König Lir war in der Zwischenzeit bereits verstorben und von seinem Königreich waren nur noch Ruinen übrig – hörten die Schwäne von weit her eine Glocke er­ klingen und wussten, dass sich ihre Zeit als verzauberte Schwäne dem Ende zuneigte. Sie folgten dem Klang der Glocke und wurden wieder in ihre frühere menschliche Gestalt verwan­ delt. Weil sie allerdings alle bereits über 900 Jahre alt waren, begannen sie rasch zu altern und zerstoben in Staub, der auf der Insel begraben wurde. Bis heute ist es auf Grund die­ ser Legende in Irland strafbar, einen Schwan zu töten!


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LA Cenerentola (Aschenputtel)

«La Cenerentola» (Aschenputtel) Melodramma giocoso von Gioachino Rossini Libretto von Jacopo Ferretti In italienischer Sprache mit deutschen & englischen Übertiteln PREMIERE 15. Dezember 2017 Grosse Bühne MUSIKALISCHE LEITUNG Daniele Squeo INSZENIERUNG Antonio Latella BÜHNE Antonella Bersani KOSTÜME Graziella Pepe CHOREOGRAFIE Francesco Manetti LICHT Simone De Angelis CHOR Michael Clark MIT Vasilisa Berzhanskaya, Xabier Anduaga, Vittorio Prato, Tassos Apostolou, Anastasia Bickel, Sarah Brady, Andrew Murphy

ASCHE ZU ASCHE Sie ist einer der Klassiker der italieni­ schen Oper schlechthin: Gioachino Rossinis komische Oper «La Cenerentola» (Aschenputtel). Im Mit­ telpunkt steht Angelina (das «Aschen­ puttel»), die von ihren boshaften Stiefschwestern tagein, tagaus gede­ mütigt wird und sich trotzdem vom «hässlichen Entlein» zum schönen Schwan entwickelt. Am Theater Basel ist das Werk in einer ebenso vergnüg­ lichen wie sinnlich-poetischen Insze­ nierung zu erleben – in Szene gesetzt vom italienischen Regisseur Antonio Latella, Theaterintendant der Bienna­ le Venedig und mit seinen Arbeiten bereits mehrfach am Theater Basel zu sehen. Wir sprachen mit Antonella Bersani, der Bühnenbildnerin der Pro­ duktion.

Chor des Theater Basel Es spielt das Sinfonie­ orchester Basel.

In eurer Produktion von «La Ceneren­ tola» am Theater Basel ist auf der Bühne ein überdimensionierter Blu­ menstrauss zu sehen. Was hat es mit diesem Bild auf sich? → Ein Blumen­ strauss ist etwas, das wir aus unse­ rem alltäglichen Leben kennen: Wir überreichen uns Blumen als Ge­ schenk, schmücken damit unsere Wohnung und holen uns so quasi die Natur ins Haus. Ich liebe Blumen und habe Freude an ihnen, aber gleichzei­ tig denke ich, dass das Abschneiden einer Blume immer auch einen natürli­ chen Fluss unterbricht und gewisser­ massen eine gewaltsame Geste ist.

LA Cenerentola LICHT SCHATTEN Märchen­ prinz

Dieser Blumenstrauss ist bei euch ra­ benschwarz. Ist er verkohlt oder re­ präsentiert er gar die Dunkelheit, in die das Aschenputtel gestürzt ist? → Ich denke, man kann zu ganz unter­ schiedlichen Interpretationen kom­ men: Der Blumenstrauss kann auch als eine Art Zuflucht gelesen werden, oder als ein drohender Wald, in dem man sich verlaufen kann. Die Blumen könnten aber auch als Frucht der täg­ lichen Arbeit des Aschenputtels ver­ standen werden … Wie das? → Die Blumen bestehen ganz bewusst aus handgefertigten Textilien. Die Herstellung dieser Art von Materi­ alien wurde über Jahrtausende hin­ weg (und wird noch immer) meist von Frauen übernommen – von Frauen, die ähnliche Arbeiten verrichten wie das Aschenputtel im Märchen und die wo­ möglich ebenfalls davon träumen, ein besseres Leben zu führen. Rucke di guh. Ist Blut im Schuh? Die Kostümabteilung des Theater Basel lässt die Puppen tanzen Im Theater Basel werden Kostüme zumeist selbst und von Hand her­ gestellt – in den theatereigenen Kostümwerkstätten. Manchmal je­ doch werden Gegenstände oder Accessoires gebraucht, die extern produziert werden müssen. In «La Cenerentola» etwa kommen spe­ zielle Textilpuppen zum Einsatz, die in der FONDATION gad STIF­ TUNG nach Vorlagen der Kostüm­ bildnerin Graziella Pepe gefertigt werden. Das Bieler Atelier ist eine soziale Einrichtung, in der unter Anleitung von erfahrenen Desig­ ner_innen Produkte im Textilbe­ reich entstehen. Die Stiftung bie­ tet erwerbslosen Menschen Ar­ beitsplätze zur sozialen Integrati­ on und stärkt sie darin, ihre per­ sönlichen Ressourcen und Mög­ lichkeiten zu erkennen und auszu­ bauen. Eine ehemalige Kostümas­ sistentin des Theater Basel, Laura Clausen, leitet diesen Bereich.


«Die Dreigroschen­ oper» von Bertolt Brecht, mit Musik von Kurt Weill nach John Gay «The Beggar’s Opera» Übersetzt aus dem Englischen von Elisabeth Hauptmann Premiere 8. Februar 2018 Grosse Bühne Musikalische Leitung Johannes Kalitzke Inszenierung Dani Levy Es spielt die Basel Sinfonietta. Presenting Sponsor: Novartis

Dani Levy wurde 1957 in Basel geboren. Hier steht er erstmals auf ei­ ner Bühne, als sein Ta­ lent entdeckt und er nach Berlin geholt wird. Inzwischen ist Levy er­ folgreicher Filmema­ cher, Drehbuchautor, Theaterregisseur, und immer wieder auch Schauspieler. Zuletzt drehte er im Sommer 2017 in Luzern den ak­ tuellen «Tatort». Dem Basler Publikum ist si­ cher Levys Grosspro­ jekt im Stadtraum «Freie Sicht aufs Mit­ telmeer» in bester Erin­ nerung geblieben. An das Theater Basel kehrt er nun mit seiner Inter­ pretation der «Dreigro­ schenoper» zurück.

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DIE DREIGROSCHENOPER

«ICH VERLANGE JA KEINE OPER HIER!»

... poltert der berühmt berüchtigte Mackie Messer und trifft damit den Nagel auf den Kopf, wenn man sich anschickt, «Die Dreigroschenoper» auf die Bühne zu bringen … Es ist ein Werk, das sich in vielerlei Hinsicht «zwischen den Stühlen befindet». Der Titel lässt auf eine Oper schliessen – doch das ist es nicht. Der enorme Sprechtextanteil legt ein Schauspiel nahe – auch das ist «Die Dreigroschenoper» nicht. Vielleicht ein Schau­ spiel mit Musik? Jein. Ber­ tolt Brecht und Kurt Weill hatten weit Grösseres im Sinn: Sie wollten eine ganz neue Gattung für die Bühne kreieren. Brecht beschreibt seine «Dreigroschenoper» 1929 als den «Versuch, der völligen Verblödung der Oper entgegenzuwirken». Schritt eins war es, für eine generelle Textverständlich­ keit zu sorgen. Wie könnte das besser gelingen, als den Anteil gesprochener Texte drastisch zu er­ höhen? Alle für die Handlung notwen­ digen Informationen werden gespro­ chen und bei den musikalischen Nummern aussen vor gelassen. Wo­ bei auch hier die Textverständlichkeit oberstes Gebot sein sollte, was die Entfaltung der Stimme im klassischen Opernduktus ausschliesst. Die Songs stehen Kabarettchansons näher als Opernarien. Doch wie so oft gibt es auch hier ein grosses Aber: Kurt Weills Komposition ist komplexer ge­ staltet als so mancher Kabarettsong. Hier mischen sich zahlreiche Genres der Musikgeschichte: von der klassi­ schen Ouvertüre über Volkslieder, Moritaten, Jazz- und Tangoelemente bis hin zu Kantaten und Chorälen. Um diesem musikalischen Anspruch ge­ recht zu werden, braucht es wieder­ um Schauspieler_innen, die eben

auch die von Weill geforderten ge­ sanglichen und musikalischen Quali­ täten vorweisen können. Das Singen im Brecht-Weill’schen-Sinne will ge­ lernt und geprobt sein und das schon Monate, bevor man sich auf der Pro­ bebühne zur ersten gemeinsamen Er­ kundung des Werks trifft – und die, ja man muss es so sagen, ausschliess­ lich schlechten Menschen dieses Stücks ihre Charakterzüge entfalten. Denn bei Mackie Messer, seiner Braut Polly, dem Bettlerkönig Peachum, dem Polizeichef Brown, der Spelun­ kenjenny und dem Rest der «Dreigroschenopern»-Entourage han­ delt es sich durchweg um eher zwie­ lichtige Gestalten, die alle mehr oder weniger des vielbesprochenen Drecks am Stecken haben – wobei Korrupti­ on, Einbruch, Eheschwindel und Er­ pressung noch die harmlosesten Ver­ gehen in der Fülle der Straftaten sind. Der in Basel geborene Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Dani Levy wird den Brechtschen Übel­ tätern gehörig auf den Zahn fühlen und gemeinsam mit dem Schauspie­ lensemble des Theater Basel seine Version der «Dreigroschenoper» und mit der ihm eigenen Prise Humor auf die Grosse Bühne bringen. Der Diri­ gent und Komponist Johannes Kalitz­ ke sorgt derweil für die notwendige Weillfestigkeit des Gesangs und den notwendigen musikalischen Schmiss des Orchesters. Text: Juliane Luster DIE DREIGROSCHENOPER LICHT SCHATTEN GELD


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«Der Messias» Weihnachtsfarce von Patrick Barlow Wiederaufnahme 6. Dezember 2017 Schauspielhaus INSZENIERUNG Nikola Weisse BÜHNE Andreas Tschui KOSTÜME Kathrin Garth MUSIK Christoph Marthaler MIT André Jung, Marie Jung, Michael Wittenborn Weitere Vorstellungen am 16., 23. und 27. Dezember

Vor 29 Jahren inszenier­ te Nikola Weisse am Theater Basel das damals neue Stück von Patrick Barlow, mit André Jung und Michael Wittenborn in den Hauptrollen: «Der Messias» war geboren. Seitdem bekam die In­ szenierung Kultstatus und war zu Gast in Ham­ burg, Zürich, Köln, Mün­ chen und Luxemburg. Zum 29-jährigen Jubilä­ um kommt sie wieder «nach Hause» ans Theater Basel zurück. «Und nun kommt alle, die ihr den «Messias» noch sehen oder wieder­ sehen wollt. Gerade in der Weihnachtszeit sind manche Menschen trau­ rig oder haben Familien­ probleme, aber ich schwöre, wenn ihr «Der Messias» gesehen habt, werdet ihr fröhlich sein. Wie sagt Maria zu Josef: ‹Nicht fragen, es ist ein Wunder.›» (Nikola Weisse)

«Der Messias» kehrt ans Theater Basel zurück – und das pünktlich zu Nikolaus! DER Messias LICHT SCHATTEN Weihnachts­ gefühl


«Der Spieler» Oper von Sergej S. Prokofjew Schweizer Erstaufführung Premiere 10. März Grosse Bühne Musikalische Leitung Modestas Pitrėnas Inszenierung Vasily Barkhatov Presenting Sponsor: Stiftung zur Förderung der Basler Theater

Hier lohnt sich ein Besuch: Das Kunst­ museum Frieder Burda liegt an der malerischen Lichtenta­ ler Allee, inmitten eines Parks. Essen: Ein Muss ist die Tarte Limon im traditi­ onsreichen Café König, Lichtentaler Str. 12.

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DER SPIELER

REISETIPP: BADEN-BADEN

Er war der Roulettekugel mit Haut und Haar verfallen: Fjodor Michailowitsch Dostojewski. In seinem autobiogra­ fisch gefärbten Roman «Der Spieler» schildert er den Rausch des obsessi­ ven Spielens im fiktiven Städtchen Roulettenburg. Gemeint war mit Rou­ lettenburg einer der vielen mondänen Kurorte Europas, in denen sich die Aristokratie und das gut betuchte Bür­ gertum im 19. Jahrhundert tummelten und im Casino gemeinsam ihr Glück suchten. Noch heute sind einige dieser altehrwürdigen Casinos in Betrieb. Ein ganz besonders elegantes Exemplar ist von Basel aus gut mit der Bahn zu erreichen: das Casino Baden-Baden. Nach knapp neunzig Minuten Fahrt betritt man im Casino eine prunkvolle Welt aus Stuck, Samt und Kronleuch­ tern. Man wäre kaum überrascht, wenn plötzlich James Bond um die Ecke käme, Martiniglas in der Hand, um am Tisch nebenan alles auf eine Karte zu setzen. Wer das Zocken liebt und keine Angst vor dem Risiko hat, ist hier goldrichtig. Doch Achtung: Wer

kein angemessenes Outfit trägt, muss draussen bleiben! Hat man am Rou­ lettetisch Glück gehabt, kann man sein Geld gleich bei Kaviar und Champag­ ner im benachbarten Festspielhaus ausgeben, oder aber das sehenswerte Museum Frieder Burda besuchen. Wer eine Pechsträhne hatte, kann zumin­ dest im Schwarzwald wandern gehen (kostenlos!). Vielleicht bleibt man aber doch lieber gleich in Basel – und schaut sich im Theater die Oper «Der Spieler» an, die Sergej S. Prokofjew nach dem Roman von Dostojewski am Vorabend der russischen Oktoberrevo­ lution komponiert hat: grosse Oper, grosse Stimmen, grosse Gefühle! Text: Pavel B. Jiracek DER SPIELER LICHT SCHATTEN Sucht­ potenzial


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LA TRAVIATA Kurz bevor dieses Foto aufge­ nommen wurde, hatte Alfredo seine grosse Liebe Violetta, die Titelheldin in Giuseppe Verdis Oper «La traviata», vor aller Welt blossgestellt und mit Verachtung gestraft. Gezwungen von dessen Vater, musste sie Alfredo verlas­ sen und brach ihm so das Herz. Doch Violetta verzeiht ihm, und noch einmal werden sich die bei­ den begegnen, bevor sie stirbt  … Die eindrucksvolle und pracht­ voll ausgestattete Inszenierung von Daniel Kramer ist noch bis zum 25. Februar 2018 auf der Grossen Bühne des Theater Basel zu sehen.

LA TRAVIATA LICHT SCHATTEN LIEBE


«Schwanensee» Ballett von Stijn Celis Musik von Pjotr I. Tschaikowsky Grosse Bühne Choreografie Stijn Celis Musikalische Leitung Thomas Herzog Bühne Jann Messerli Kostüme Catherine Voeffray Licht Fred Pommerehn Video Philipp Contag-Lada Es tanzt das Ballett Theater Basel. Es spielt das Sinfonie­ orchester Basel. Partner des Ballett Theater Basel:

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SCHWANENSEE

MODETIPP: Ein Stiefel für alle! In der Modewelt gehen die Meinun­ gen über die sogenannten UGGBoots, diese flauschigen pantoffelarti­ gen Stiefel aus Australien, weit ausei­ nander. Es gibt Stars wie Ben Affleck und Cameron Diaz, die sie als absolu­ tes Must-have in allen Lebenslagen beschwören. Andere – wie zahlreiche Ehemänner von UGG-Boot-

Trägerinnen, oder auch watson-Re­ daktorin Madeleine Sigrist wünschen sich den Niedergang dieser «ugly» Fellfinken. In der Ballettabteilung am Theater Basel scheint Einigkeit über den Trend zu herrschen, allerdings in einer leicht abgewandelten Form: Es sind die sogenannten «Warm-Boo­ ties», die in unterschiedlichen Farben zum beliebtesten Accessoire der Sparte gehören. Diese Stiefel werden von restlos allen getragen. Richtig kombiniert (zum Beispiel mit einem Tüllkleid wie dem Tutu) sind die Wär­ meschuhe garantiert ein extravagan­ ter Hingucker. Der leicht schlurfende Gang verleiht jeder Trägerin und je­ dem Träger einen anmutigen Aus­ druck und hallt den Augenzeugen noch lange nach der traumhaften Er­ scheinung im Ohr nach. Besonders für Menschen, die unter kalten Füssen leiden, empfehlen wir diesen Schuh nicht nur in den kalten Wintermona­ ten. Das weiche Fussbett eignet sich sowohl für stark belastete Füsse als auch für jene, die es einfach mal ge­ mütlich haben möchten. Text: Sabrina Hofer

Rituale am Theater: Pfeifen strengstens verboten! Viele Gebote und Verbote des Thea­ ters, die seltsam erscheinen, haben ihren Ursprung im Aberglauben ver­ gangener Zeiten. Ihre Gültigkeit ha­ ben sie aber bis heute bewahrt, und damit schon so manchen Theaterneu­ ling ins Fettnäpfchen treten lassen. Ahnungslos ein Liedchen pfeifen, scheint ungefährlich – nicht so am Theater, dort ist Pfeifen nämlich un­ tersagt. Dieses Verbot stammt aus der Zeit, als zur Beleuchtung der Büh­ ne noch Gaslampen zum Einsatz ka­ men. Das Pfeifgeräusch war ein Warn­ signal für eine undichte Gasleitung und ausströmendes Gas. Aus dem

Norden Deutschlands stammt zudem eine weitere Erklärung für das Pfeif­ verbot: Als Bühnenarbeiter waren oft­ mals ehemalige Matrosen angestellt, da diese sich mit Seilzügen besonders gut auskannten. Während die Ver­ ständigung heute via Funk funktio­ niert, wurde damals mit Pfiffen unter­ einander kommuniziert. Ein falscher Pfiff konnte dabei einen ungeplanten Bühnenbildwechsel zur Folge haben, der nicht zuletzt auch die Schauspie­ ler_innen auf der Bühne in Gefahr brachte. Text: Sabine Egli


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Peer Gynt

Mit Armando Braswell durch Basel

1 → Als wir nach Basel zogen, lebten wir zuerst in der Breite. Wir lieb­ ten es, so nahe am Rhein zu wohnen, aber gleichzeitig war es schwierig, mit unseren Fahrrädern und den Kindern über den Zür­ cherstrassen-Hügel je­ den Tag in die Stadt zu fahren! Als unsere Jungs älter und grösser wurden, beschlossen wir schliesslich im April 2016, in eine grössere

Wohnung im Zentrum der Stadt zu ziehen. 2 → Jetzt wohnen wir nur 350 Meter vom Theater entfernt, und es ist so­ wohl ein Segen, als auch ein Fluch! Weil ich weiss, dass ich in nur vier Minuten am Thea­ ter sein kann, bin ich meist total entspannt – bis Lisa dann um kurz vor zehn Uhr sagt: «Das Training beginnt jetzt gleich, oder?» … I like to live on the edge …

Uns macht es Spass, mitten im Trubel zwi­ schen Bankverein und Aeschenplatz zu woh­ nen. Einige Leute den­ ken, es könnte zu laut sein, um hier zu leben, aber: Wir kommen aus New York! Der «Lärm» stört uns kein bisschen. 3 → Unsere beiden Söh­ ne Noah und Gabriel besuchen den örtlichen Kindergarten und die Grundschule direkt am Münsterplatz und spre­

chen Deutsch und Schweizerdeutsch. Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, wie sie durch die Stadt laufen und al­ lenthalben Freunde grüssen. Die Buben ge­ hören wirklich zu dieser Community. 4 → Basel hat mir und meiner Fa­ milie in relativ kurzer Zeit viele Türen geöff­ net, und mit der Eröff­ nung des Braswell Arts Center, unserem Kunstund Kulturprojekt vor

ein paar Monaten, fühlt sich Basel wirklich wie unser Zuhause an. Die Stadt ist international und lebendig. Und doch können wir hier auch zur Ruhe kommen (trotz aller Hyperaktivität). 5 → Eine Szene aus «Peer Gynt» von Johan Inger am Theater Basel. Die Wiederaufnahme tanzen wir im Februar 2018.


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