Theaterjournal #10

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: S I G N I Y A S E R A E W L L A

#10


Spitzenleistungen.

Als Partner des Ballett Theater Basel freuen wir uns auf Spitzeninszenierungen und wĂźnschen Ihnen viel VergnĂźgen. blkb.ch, 061 925 94 94


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GIVE PEACE A CHANCE

LIEBE LESERINNEN UND LESER Das Theater Basel wurde in der diesjährigen Kritikerumfrage der Fachzeitschrift «Theater heute» auf Platz 1 gewählt und damit zum Theater des Jahres 2018 gekürt. Diese Aus­ zeichnung hat uns enorm gefreut und mit Stolz erfüllt. Aber: Wir sind ja nur die eine Hälfte – die andere Hälfte sind Sie. Denn was wäre das Theater ohne sein Publikum? Nichts. Und nur durch Ihre Leidenschaft, Unbeirrbarkeit und Aufmerksamkeit findet jeden Abend aufs Neue ein Theaterabend statt, wie es ihn nur ein Mal geben wird. Das wissen wir, und deshalb wol­ len wir mit Ihnen gemeinsam diese Auszeich­ nung und den Saisonstart feiern. Zum Beispiel ab 13. September mit «König Arthur», einer Produktion, bei der alle Sparten – Ballett, Oper und Schauspiel – zusammenarbeiten, um Ihnen im besten Sinne ein «Fest» des Theaters zu be­ reiten. Der Dramatiker Ewald Palmetshofer hat den «König Arthur» ganz neu gedichtet und Alexander Neubauer, Grafiker in unserer Agen­ tur Perndl+Co, hat seinen Text zum Anlass genommen, eine kurze Graphic Novel zu gestalten, die Sie auf Seite 8 finden. Wer wis­ sen will, wie es auf der Bühne in Wirklichkeit aussieht und welche Prüfungen auf den jungen König der Briten und den grossen Zauberer Merlin warten, der muss persönlich vorbei­ kommen. Zum Glück wissen wir ja, dass wir auf Sie zählen können. Und Sie auch auf uns. Versprochen! Herzlich, Ihre Claudia Brier

Adressen und Kontakte: INTENDANT Andreas Beck | VERWALTUNGSDIREKTORIN Danièle Gross | REDAKTION Dramaturgie und Öffentlich­ keitsarbeit, Junges Haus und Betriebsdirektion | GESTAL­ TUNG Perndl+Co | ILLUSTRA­ TIONEN Perndl+Co; Alexander Neubauer S.8–10 | FOTO­ NACHWEISE Cover: Perndl+Co; Kim Culetto S. 6 + 24; Arno Declair S. 13; Priska Ketterer S. 11 + 14; Christian Knieps S. 26; Ismael Lorenzo S. 19; Katrin Michaels S. 27; privat S. 17 + 20; Todd Rosenberg S.21; Sandra Then S. 11 + 24; Donata Wenders S. 24 BILLETTKASSE Telefon +41 (0)61 295 11 33; www.theater-basel.ch | ÖFFNUNGSZEITEN DER BILLETTKASSE Theaterplatz: Mo–Sa, 11–19 Uhr

Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. | Vorverkauf auch über Kulturbüro Riehen, Baselstrasse 43 | Kantonsbibliothek Baselland Liestal, Emma Herwegh-Platz 4 | Aktuelle Spielplaninformationen www.theater-basel.ch – Änderungen vorbehalten | Theater Basel, Postfach, CH-4010 Basel | Grosse Bühne, Kleine Bühne, Nachtcafé / Box: Theaterstrasse 7, 4051 Basel | Schauspielhaus: Steinentorstrasse 7, 4051 Basel Partner des Ballett Theater Basel: Medienpartner: Eine Beilage der bz Basel.

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ÜBERSICHT

SEPTEMBER BIS NOVEMBER

Das nächste Theaterjournal erscheint am 28. November! 21. SEPTEMBER 2018

13. SEPTEMBER 2018

KÖNIG ARTHUR Semi-Oper von Henry Purcell und John Dryden. In einer Neudichtung 8 von Ewald Palmetshofer Musikalische Leitung Christopher Moulds Inszenierung Stefan Kimmig Eine Produktion von Ballett, Oper und Schauspiel PREMIERE/AUFTRAGSWERK GROSSE BÜHNE

Nach dem Roman «Der barmherzige Hügel» von Lore Berger Inszenierung Katrin Hammerl WIEDERAUFNAHME BOX 22. SEPTEMBER 2018

14. SEPTEMBER 2018

TARTUFFE ODER DAS SCHWEIN DER WEISEN

MEDEA 26

Komödie von PeterLicht nach Molière Inszenierung Claudia Bauer URAUFFÜHRUNG/AUFTRAGSWERK SCHAUSPIELHAUS

DIE SCHWARZE SPINNE

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Schauspiel nach der Novelle von Jeremias Gotthelf Inszenierung Tilmann Köhler WIEDERAUFNAHME KLEINE BÜHNE

Eine Revolutionsreihe 50 Jahre später Konzept Katrin Michaels MONKEY BAR 20. SEPTEMBER 2018

DON’T TELL THE KIDS Tanzabend von Richard Wherlock Musik von The Velvet Underground Musikarrangements Max Zachrisson URAUFFÜHRUNG KLEINE BÜHNE

Schauspiel von Kate Mulvany und Anne Louise Sarks nach Euripides Deutschsprachige Erstaufführung Inszenierung Anne Louise Sarks WIEDERAUFNAHME KLEINE BÜHNE 25. SEPTEMBER 2018

15. SEPTEMBER 2018

ACH, 68!

ESTHER. EINE GESCHICHTE VOM BRUDERHOLZ

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27. SEPTEMBER 2018

DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN 12

Schauspiel nach der gleichnamigen Erzählung von Max Frisch Inszenierung Thom Luz Eine Koproduktion des Theater Basel mit dem Deutschen Theater Berlin PREMIERE SCHAUSPIELHAUS


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ÜBERSICHT 28. SEPTEMBER 2018

31. OKTOBER 2018

Oper von Claude Debussy Musikalische Leitung Erik Nielsen Inszenierung Barbora Horáková Joly PREMIERE GROSSE BÜHNE

Begehbare Installation von und mit Schorsch Kamerun und ganz vielen Laien und anderen Profis nach Peter Handke Inszenierung Schorsch Kamerun SCHWEIZER ERSTAUFFÜHRUNG FOYER GROSSE BÜHNE

PELLÉAS ET MÉLISANDE

SPUREN DER VERIRRTEN

30. SEPTEMBER 2018

ROMULUS DER GROSSE

2. NOVEMBER 2018

DIE VERSCHWÖRERIN

Schauspiel von Friedrich Dürrenmatt Inszenierung Franz-Xaver Mayr WIEDERAUFNAHME SCHAUSPIELHAUS

Schauspiel von Joël László Inszenierung András Dömötör URAUFFÜHRUNG/AUFTRAGSWERK KLEINE BÜHNE

3. OKTOBER 2018

OPERAVENIR PORTRÄTKONZERT

8. & 9. NOVEMBER 2018

Musikalische Leitung Stephen Delaney KLEINE BÜHNE OperAvenir mit freundlicher Unterstützung: HEIVISCH, HIAG, Julius Bär, Novartis 19. OKTOBER 2018

LUCIA DI LAMMERMOOR

OPERAVENIR MEISTERKURS Mit Gundula Janowitz Am Flügel Stephen Delaney KLEINE BÜHNE OperAvenir mit freundlicher Unterstützung: HEIVISCH, HIAG, Julius Bär, Novartis 11. NOVEMBER 2018

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Oper von Gaetano Donizetti Musikalische Leitung Giampaolo Bisanti Inszenierung Olivier Py PREMIERE GROSSE BÜHNE

EIN ABEND MIT

BRIGITTE FASSBAENDER UND GUNDULA JANOWITZ KLEINE BÜHNE 13. & 14. NOVEMBER 2018

OPERAVENIR MEISTERKURS

20. OKTOBER 2018

PEER GYNT Ballett von Johan Inger WIEDERAUFNAHME GROSSE BÜHNE

Mit Brigitte Fassbaender Am Flügel Stephen Delaney KLEINE BÜHNE OperAvenir mit freundlicher Unterstützung: HEIVISCH, HIAG, Julius Bär, Novartis

26. OKTOBER 2018

OTHELLO X Schauspiel von Nuran David Calis nach William Shakespeare Inszenierung Nuran David Calis URAUFFÜHRUNG/AUFTRAGSWERK SCHAUSPIELHAUS

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15. NOVEMBER 2018

CARMEN 17

Ballett von Johan Inger Musikalische Leitung Thomas Herzog PREMIERE GROSSE BÜHNE


«ROMULUS DER GROSSE» Schauspiel von Friedrich Dürrenmatt Wiederaufnahme 30. September 2018 Schauspielhaus INSZENIERUNG Franz-Xaver Mayr BÜHNE Michaela Flück KOSTÜME Korbinian Schmidt

WIEDERAUFNAHME

Hier treibt Kaiser Romulus seine Untertanen zur Verzweif­ lung: Trotz der vorrückenden Germanen tut er nichts, um sein Reich zu retten und sorgt sich nur um seine Hühnerzucht. Romulus’ Machtwille besteht einzig darin, das Ende des Imperiums, das niemand ausser ihm wahrhaben will, zu besiegeln. Das Schauspiel von Friedrich Dürrenmatt ist ab 30. September wieder im Schau­ spielhaus zu sehen.

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HAUSAUTOR THIEMO STRUTZENBERGER

«ICH HABE EINFACH WEITERGESCHRIEBEN» Vier Fragen an den neuen Hausautor

Thiemo, herzlich willkommen als Hausautor im «Stück Labor Basel»! Für viele war die Nominierung eine Überraschung, da sie dich als Schau­ spieler von der Bühne kennen. Wie kamst du zum Schreiben? Danke schön. Dass die Nominierung manche über­ rascht hat, hat seinen Grund mögli­ cherweise darin, dass man ja nicht automatisch davon ausgehen kann, dass ich überhaupt schreibe. Allge­ mein gesagt kam ich vor bald einem Jahrzehnt zum Schreiben, um mög­ lichst allein und unabhängig drama­ tisch arbeiten zu können. Dazu gab es die Zeit beim Förderprogramm «FORUM Text» und die Gespräche mit dem Schriftsteller Peter Water­ house. Zu meinem Glück sind meine Stücke dann alle in meiner Zeit am Schauspielhaus Wien aufgeführt worden. Ich habe einfach weiterge­ schrieben und das Schreiben weiter­ entwickelt. Letzte Saison hast du auch insze­ niert, «Das Ende von Eddy» nach Édouard Louis im Foyer vom Schau­ spielhaus. Möchtest du perspekti­ visch auch deine eigenen Stücke inszenieren und gegebenenfalls gar spielen – oder ist es dir lieber, diese Bereiche zu trennen? Perspektivisch kann ich mir vorstel­ len, meine eigenen Stücke zu insze­ nieren. Es braucht schon viel Vertrauen, einen Text abzugeben. Ich kann mir nur nicht vorstellen, selbst mitzuspielen. Selbst zu inszenieren wäre aber auch bereits eine grosse Herausforderung. Wie findest du die Stoffe zu deinen Stücken? Oder finden sie dich? Meistens arbeite ich mit historischen Vorlagen, kulturellem Material, das es schon gibt, dem ich neue Form zu geben mir dann auferlege: Geschich­ te neu schreiben, um überhaupt etwas davon zu begreifen. Mitunter auch im eklatanten Unterschied zur Gegen­ wart. Und dabei auf deren Störung hoffend. So entstanden Arbeiten zur

amerikanischen Dichterin Emily Dickinson, zu den Melodramen Douglas Sirks, zu Vergesellschaf­ tungsformen des 15. Jahrhunderts in Florenz und zuletzt zu einem portugiesischen Gesellschaftsroman wieder aus dem 19. Jahrhundert. Die Stoffe finden mich, zumindest sprechen sie mich an. Neben deinen mannigfachen Theater­ begabungen hast du an der Universi­ tät noch Gender Studies studiert. Wie vereinbart man das Studium mit dem Theaterbetrieb, der ja kaum eine Pause zulässt? Das ging schon. Ich kann mich erin­ nern, dass es mir eher gefallen hat, mich mit völlig theaterfremden The­ men zu beschäftigen. Das tue ich an sich immer noch. Ich lese gern und arbeite in Basel weiter im gleichen Fach. Dabei sind wichtige und unge­ wöhnliche Fragen möglich. Im Schrei­ ben bin ich lieber frei und sehe mich nicht so sehr als Wissenschaftler. Es gilt aber für beides, Dramatik und Akademie: Die zusätzliche Sprachbe­ schäftigung ist für mich eher Privileg und Elixier.

7 STÜCK LABOR BASEL HAUSAUTOR 2018/2019 Thiemo Strutzenberger Die diesjährige Hausau­ torenstelle am Theater Basel wurde an Thiemo Strutzenberger verge­ ben. Der in Basel leben­ de Schauspieler und Dramatiker Thiemo Strutzenberger wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems (Oberösterreich) geboren und studierte Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien. Neben seiner Tätigkeit als Schauspie­ ler an Häusern wie dem Deutschen Schauspiel­ haus Hamburg und dem Theater Neumarkt in Zürich absolvierte er zudem an der Universi­ tät Wien den Master­ studiengang für Gender Studies. Er war Teilneh­ mer am «Forum» Text Autorenprojekt des Dramaforums der uniT Graz, mit der Mentorenschaft des Autors Peter Waterhouse, und nahm am Autorenförderpro­ gramm des Wiener Schauspielhaus «stück/ für/stück» teil. Für sein dabei entstandenes Stück «Hunde Gottes» erhielt er den Publikumspreis. 2010 wurde sein Stück «The Zofen Suici­ des» uraufgeführt. Es folgten Uraufführungen seiner Stücke «Queen Recluse» (2013, Regie: Martin Schmiederer) und «Hunde Gottes» (2014, Regie: Barbara Weber) am Schauspiel­ haus Wien. Seit der Spielzeit 2015/2016 ist Thiemo Strutzenberger Ensemblemitglied des Theater Basel. Die Hausautorenstelle gibt ihm die Möglichkeit, sein Schauspielpensum zu reduzieren und sich für ein Jahr verstärkt auf das Schreiben zu fokussieren.



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KÖNIG ARTHUR Semi-Oper von Henry Purcell und John Dryden In einer Neudichtung von Ewald Palmetshofer Auftragswerk  Lieder in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere 13. September 2018 Grosse Bühne MUSIKALISCHE LEITUNG Christopher Moulds INSZENIERUNG Stephan Kimmig BÜHNE Katja Haß KOSTÜME Anja Rabes CHOR Michael Clark KRIEG

MIT Sarah Brady, Carina Braunschmidt, Mirko Campigotto, Elias Eilinghoff, Riccardo Fassi, Vincent Glander, Steffen Höld, Martin Hug, Hyunjai Marco Lee, Max Mayer, Frank Fannar Pedersen, Raquel Rey Ramos, Javier Rodríguez Cobos, Nils Rovira-Muñoz, Kristina Stanek, Lisa Stiegler, Leela Subramaniam, Michael Wächter

Chor des Theater Basel La Cetra Barockorchester Basel Statisterie des Theater Basel Presenting Sponsor: Stiftung zur Förderung der Theatergenossen­ schaft Basel

FRIEDEN TAFELRUNDE

THEATER BASEL NEWS Ewald Palmetshofer – österreichischer Dramatiker und Dramaturg am Theater Basel – erhält in diesem Jahr den mit zehntausend Euro dotierten ElseLasker-Schüler-Dramatikerpreis. Das teilte das Pfalztheater Kaiserslautern mit, welches den Preis im Auftrag der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur verleiht. In der Jurybegründung heisst es: «Palmetshofers virtuoser und spielerischer Umgang mit Spra­ che ermöglicht einen scharfen analy­ tischen, aber auch empathischhumorvollen Blick auf unsere Welt. Zwischenmenschliche Beziehungen werden genauso ins Visier genom­ men wie die grossen politischen Spannungsfelder und gesellschaftlichen Verwerfungen. Auch seine Aus-

einandersetzung mit dem klassischen Dramenkanon ist höchst produktiv und erhellend: Die wunderbare Über­ schreibung von Gerhart Hauptmanns ‹Vor Sonnenaufgang› führt den Stoff luzide ins Heute und entlockt ihm überraschende soziale Gegenwartsaspekte.» Ein weiterer Stückepreis ging an Philippe Heule, der in der Spielzeit 2015/2016 Hausautor am Theater Basel war. Die Jury würdigt Philippe Heules Werk «Die Stunde, als wir nichts voneinander wissen wollten» als ein «textintensives Exposé ver­ schiedenster Reflexionsformen über den Krieg». Wir gratulieren herzlich!

«Vor Sonnenaufgang», Inszenierung: Nora Schlocker

Ewald Palmetshofer

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KRIEG

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DON’T TELL THE KIDS

FRIEDEN FAMILY­BLUES

«DON’T TELL THE KIDS» – Ein Kammerballett zum Thema Familie mit Musik von The Velvet Underground

Familie ist ein emotional besetztes Thema, das eigene Erfahrungen und Erinnerungen evoziert. Ein besonderes System: in sich geschlossen und doch nie von der Gesellschaft ausgeschlossen. In seinem tänzerischen Kammerspiel lässt Richard Wherlock zwei Familien zwischen den Polen Autori­ tät und Freiheitsdrang, zwischen Aufbegehren und Abgrenzung die verschiedensten Szenarien durch­ deklinieren und setzt sie in einen Rahmen, der sich während des Tanzstücks vor unseren Augen ver­ wandelt und entwickelt.

Ballettdirektor Richard Wherlock choreografiert zur Musik von «The Velvet Underground», einer experi­ mentellen Rockband, die 1964 in New York City ge­ gründet wurde. Mit Lou Reed als Sänger und an der Gitarre wurde die Band protegiert von Andy Warhol, der auch ihr erstes Album produzierte. Musikalische Ergänzung erfährt der Abend durch die Arrange­ ments von Max Zachrisson, einem Ensemblemitglied des Ballett Theater Basel. Für diese Ausgabe des Theaterjournals haben die beteiligten Tänzerinnen und Tänzer Familienalben geplündert und ihre Kindheitserinnerungen mit uns geteilt.

«DON’T TELL THE KIDS» Choreografie von Richard Wherlock Uraufführung 20. September 2018 Kleine Bühne MUSIK VON The Velvet Underground und Max Zachrisson MUSIKARRANGEMENT Max Zachrisson KOSTÜME Carlijn Petermeijer MIT Lisa HortenSkilbrei, Debora Maiques Marin, Max Ossenberg-Engels, Piran Scott, Andrea Tortosa Vidal, Max Zachrisson Partner des Ballett Theater Basel:


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DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN

Ein abgeschiedenes Tessiner Bergtal. Es regnet seit Tagen. Herr Geiser, pensio­ nierter Bürger von Basel, bereitet sich vor – auf die Rettung oder den Untergang und verliert sich dabei allmählich im weissen Nebel. Einem Nebel von dem man nicht weiss, ob es sich um normales schlechtes Wetter oder die hellen Schlie­ ren des Vergessens handelt. Hausregis­ seur Thom Luz und sein Ensemble nähern sich Max Frischs Text auf assoziativmusikalische Weise und inszenieren diese scheinbar einfache Geschichte als «Kam­ mersinfonie auf ungesichertem Gelände». Mit dieser Koproduktion mit dem Deut­ schen Theater Berlin kehrt Herr Geiser in Gestalt von Ulrich Matthes ab dem 27. September in seine alte Heimat zurück.

DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN KRIEG FRIEDEN RADIOEMPFANG

«DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN» Schauspiel nach der gleichnamigen Erzählung von Max Frisch Premiere 27. September 2018 Schauspielhaus

INSZENIERUNG Thom Luz MUSIKALISCHE LEITUNG Mathias Weibel BÜHNE Wolfgang Menardi, Thom Luz KOSTÜME Sophie Leypold

MIT Leonhard Dering, Judith Hofmann, Franziska Machens, Ulrich Matthes, Wolfgang Menardi, Daniele Pintaudi, u. a. Eine Koproduktion des Theater Basel mit dem Deutschen Theater Berlin


«PELLÉAS ET MÉLISANDE» Drame lyrique in fünf Akten von Claude Debussy, Libretto von Maurice Maeterlinck. In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln Premiere 28. September 2018 Grosse Bühne MUSIKALISCHE LEITUNG Erik Nielsen INSZENIERUNG Barbora Horáková-Joly BÜHNE UND KOSTÜME Eva-Maria Van Acker LICHT Michael Bauer VIDEO Sarah Derendinger CHOR Michael Clark MIT Andrew Murphy (Arkel), Rolf Romei (Pelléas), Andrew Foster-Williams (Golaud), Toja Brenner (Yniold), Domen Križaj (Médecin), Elsa Benoit (Mélisande), Jordanka Milkova (Geneviève) Chor des Theater Basel Es spielt das Sinfonie­ orchester Basel.

BARBORA HORÁKOVÁ JOLY

Die gebürtige Tschechin ist am Theater Basel keine Unbekannte: Während ihres Gesangsstudiums in Basel sang sie hier in «Dido und Aeneas» mit, später assistierte sie bei Regisseuren wie u. a. Sebastian Nübling, David Bösch und Calixto Bieito und inszenierte auf der Kleinen Bühne die Oper «L’enfant et les sortilèges» von Maurice Ravel. Seitdem ist sie als Regisseurin international erfolgreich und wurde zuletzt bei den diesjährigen International Opera Awards als «Newcomerin des Jahres» ausgezeichnet. Am 28. September 2018 hat nun ihre Inszenierung «Pelléas et Mélisande» von Claude Debussy auf der Grossen Bühne Premiere. Barbora, du bist ausgebildete Sängerin und hast da­ nach zusätzlich Musiktheaterregie studiert. Erzähl uns doch bitte von deinem Weg. Seit meinem dritten Lebensjahr habe ich gesungen, war von klein auf im Kinderchor und liebte die Oper über alles. In meiner Heimatstadt Prag begann ich ein Gesangsstudium, das ich schliesslich in Basel abschloss. Nachdem ich hier mein Diplom gemacht hatte, wurde ich an das Opernstudio in Biel enga­ giert und sang am dortigen Theater. Irgendwann aber habe ich gemerkt, dass es für mich nicht der

richtige Weg ist, immer auf der Bühne zu stehen. Es ist ein wirklich schwerer Beruf, dem man viel opfern muss. Deswegen wird er, glaube ich, auch so oft mit dem Leistungssport verglichen: Als Sän­ ger muss man immer gut in Form sein, man braucht viel Training und eine grosse Disziplin. Auch als Regisseur_in braucht man natürlich eine gewisse Disziplin, aber als Sänger_in gibt es noch mehr psychische und physische Faktoren. Daher habe ich einen grossen Respekt vor Sänger_innen.


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PELLÉAS ET MÉLISANDE Ich habe dann als Sängerin gemerkt, dass ich im Theater das Proben mehr liebte als die Vorstellun­ gen selbst und habe mir überlegt, dass es doch inte­ ressant wäre, zu schauen, wie es auf der anderen Seite ist … … und hast daraufhin schon während des Studiums Regisseur_innen assistiert. Das war schlussendlich auch die beste Schule: zu lernen, wie unterschiedlich Regisseur_innen Stücke erspüren, und welche Werke man an welcher Stelle anders lesen oder sehen könnte. Das Wichtigste ist für mich aber die Frage, wie man mit Menschen überhaupt umgeht. Es ist wichtig zu erkennen, wann Künstler_innen Unterstützung benötigen und wann man ihnen Freiheit lassen muss. Eine intensive Zusammenarbeit verbindet dich mit dem Regisseur David Bösch, dessen Inszenierung von Richard Strauss’ Oper «Elektra» letzte Saison am Theater Basel zu sehen war, und mit Calixto Bieito, der dem Theater Basel auch sehr eng verbunden ist. Genau, David Bösch hatte hier in Basel schon «Idomeneo» gemacht – eine Produktion, die wir dann auch in Nürnberg und Antwerpen wieder einstudiert haben. Mit ihm konnte ich dann auch viel reisen und habe viele Wiederaufnahmen seiner Produktionen betreut. Er ist wie auch Calixto Bieito ein sehr offener Mensch, der die Menschen um sich herum mitdenken lässt. Aber meine grösste Inspira­ tion und Unterstützung war Calixto Bieito. Er hat mich auch dazu motiviert, meinen Weg in Richtung Regie zu wagen. Was hat zu deinem Selbstverständnis als Regisseu­ rin beigetragen? Ich verstehe mich heute zwar als Regisseurin, aber in erster Linie betrachte ich mich als jemand, der sich gerne mit anderen Künstler_innen austauscht. Ich arbeite auch gerne mit Menschen zusammen, die aus einer ganz anderen künstlerischen Welt kommen. So habe ich etwa Projekte gemacht mit einem Maler oder mit einem DJ, die noch nie etwas mit der Gattung Oper zu tun gehabt hatten. Das ist das, was mich interessiert, weil es so ein lustvoller Vorgang ist. Ich liebe es, andere Mentalitäten zu entdecken, andere Menschen aus anderen Ländern mit anderen Problemen und anderen Backgrounds zu treffen. Ich bin als Kind in einem Land aufge­ wachsen, das geschlossen war, in dem man diese Möglichkeit nicht hatte. Deswegen empfinde ich es als grosses Privileg, verschiedene Sprachen zu sprechen, verschiedene Weine und Gerichte zu probieren und sich überall in Europa einfach treffen zu können. In Basel inszenierst du nun Debussys Oper «Pelléas et Mélisande», die auf dem gleichnamigen Schau­ spiel des Symbolisten Maurice Maeterlinck basiert. Wie hast du dich dieser Oper genähert? Ich habe mich zunächst mit Maeterlinck und seinem Text befasst. Maeterlinck hat sich übrigens, der Grundkonstellation in «Pelléas et Mélisande» nicht unähnlich, in die Freundin seines Vaters verliebt, der

auch auf einem Schloss gelebt hat, das von einem Bach umgeben war … Und so versuche ich, die Ge­ schichte auch ein wenig aus der Sicht Maeterlincks zu erzählen. Wir wollen in «Pelléas et Mélisande» zeigen, wie es ist, wenn man sich in eine Welt hineinhalluziniert und eine andere (Parallel-)Welt als Schutz aufbaut – und wie sich diese mit der realen Welt dann eigentümlich vermischt. Wer ist stärker? Pelléas oder Mélisande? Ich persönlich erachte Mélisande als stärker. Ich glaube, sie ist jemand, der sehr viel durchgemacht hat und trotzdem versucht, sich eine schöne Welt zu bauen. Dabei ist sie für mich keine schwebende Esoterikerin: Für mich ist sie eine Frau, die versucht, ohne Angst im Leben Fuss zu fassen. Und doch wird sie immer konfrontiert mit Dingen, die ihr Angst ma­ chen. Und obwohl sie am Schluss stirbt, endet sie stark, weil es ihr gelungen ist, ihre Tochter zu gebären. Wie empfindest du die Musik Debussys? Die Musik von Debussy hat ein Dirigent einmal als eine Wiese beschrieben, «die einfach grün aussieht, und wenn man darin läuft, sieht man auf einmal die verschiedensten kleinen Blumen, mit verschiedens­ ten Farben». Dem schliesse ich mich an. Debussys Musik ist wie der Text geheimnisvoll – auch, weil man damals nicht fähig war, die Dinge, um die es ging, klar auszudrücken und darüber miteinander zu sprechen. Deshalb haben sie einfach irgendetwas gesagt, um ein Gefühl zu erzeugen. Wir können nur versuchen, das in der Oper zu erspüren. Es gibt zurzeit in der deutschsprachigen Theater­ landschaft eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Themen wie zum Beispiel Ungerechtigkeit und Geschlechterdiskriminierung. Ist diese Diskussion auch schon in der Oper angekommen? Ich war glücklicherweise nie selbst in einer Situati­ on, in der ich mich ungerecht behandelt gefühlt habe – vielleicht auch wegen meines Backgrounds, weil ich aus einem Land komme, in dem die Struktu­ ren noch viel härter waren und Zensur herrschte. Wenn man aus einem solchen Umfeld herauskommt, fühlt man sich wahnsinnig frei. Andererseits ist mir klar, dass es in der Welt natürlich immer noch nicht so funktioniert, dass man die Stärke der Frauen wirklich sieht – auch in der Oper. Aber ich finde, man muss einfach aufpassen, dass sich grundsätz­ lich nie zu viel Angst in den Spass und in die Freiheit schleicht. Das Interview führte Claudia Brier PELLÉAS ET MÉLISANDE KRIEG FRIEDEN GEHEIMNIS


ACH, 68!

16 KRIEG

Eine Revolutionsreihe 50 Jahre später

FRIEDEN LIEBE

Vor 50 Jahren ging die Jugend auf die Strasse: gegen den Krieg in Vietnam, für eine Demokratisierung der Universitäten, gegen Bürokratie und Konformität, und für eine Befreiung durch Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll. Was bleibt heute von dieser Revolte, die nirgends die staatliche Macht übernahm und trotzdem weltweit die Vorstellungen von individueller Freiheit verändert hat? In einer Veranstaltungsreihe von September bis Dezem­ ber untersuchen wir in der Monkey Bar die Spuren der 68er in der Jetztzeit.

SAMSTAG, 15. SEPTEMBE R, 20 UHR 68 BLAU-WEISS-ROT «Suzy Creamcheese, honey, what’s got into you?» Der Bildhauer Günther Uecker, der Filmemacher Lutz Mommartz und der Medienkünstler Ferdinand Kriwet ge­ stalteten die für damalige Verhältnisse wohl spektakulärste Kneipe der 68erSzene: Das Creamcheese in Düssel­ dorf, wo u. a. Kraftwerk, Can, Frank Zappa, Valie Export und Joseph Beuys performten, war Bühne, Musikklub, Kneipe und Gesamtkunstwerk zu­ gleich. Die Bühnenbildnerin Anna Sörensen hat den Klub zum Vorbild genommen, um aus dem K6 einen Aktionsraum zu machen.

EMBER, MITTWOCH, 19. SEPT R UH 20 BEING JERRY RUBIN ale verraten. Niemand hat seine Ide was wir mögen Es geht nicht darum, gen, sondern und was wir nicht mö wir anpeilen. tik Tak e lch darum, we fen. Jerry rei ang l Wir müssen gei der Geschichte wusste das. Der Motor und wir sind m rtu me neh ter Un ist das bevor wir d Un e. eur ren seine Entrep uns zerschla­ wir n sse uns verlieren, mü Maulen s Für n. gen und neu erfinde n die Welt er­ sse mü wir t, Zei ne ist kei und anschlies­ obern. Der US-Aktivist hmer Jerry rne nte t-U sende Wallstree en, das paradig­ Rubin ist ein Phänom der amerikani­ matisch für das Erbe Eventprotest und hen isc zw r schen 68e Zum ersten Mal ht. ste New Economy ennender Jerrywird eine Gruppe bek rbreitete Praxis itve we die n iste Rubin intimen Rah­ em ein in iz we in der Sch . men vorstellen UNG SZENISCHE EINRICHT sen Timon Jan mas Reisinger, MIT Liliane Amuat, Tho Cathrin Störmer

Nach der kurzen Hoffnun g auf einen «Sozialismus mit mensch lichem An­ litz» bewegte das Ende des Prager Frühlings die Welt, und auc h das Theater Basel. Die Saison 1968/1969 begann mit einer spontanen Matinee – «Schriftsteller und die Tsc hechoslowa­ kei», in der u. a. Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch und Günter Gra ss spra­ chen. In einer szenischen Installation gehen wir den Ereignisse n dieses Sommers nach. SZENISCHE EINRICHTUNG Barbara Luchner MIT Cathrin Störmer, Pet er André Bloch, Irena Brežná

SAMS TAG, 29. SE 21 UH PTEMBER GUE , R mit de RILLAKON Z m Kuk uruz Q ERT Das K uarte ukuru tt z Qu Min

im ar einem almusic-Pio tett spielt M ten, d schwarzen niers Juliu usik des s e , verein r in New Y schwulen Eastman, K o s ben is amt und h rk 1990 ve omponis­ rgess eroins t und en, Reviv nun p üchtig a o Collen l erlebt. Ph sthum ein gestor­ il g b ip r os Barte Rickli erg, Simo ls, D ses n s gueril ind mit ihr e Keller un uri e la d unter mässig in n vier alten Lukas w d Monk egs und m er ganzen Klavieren ey Ba r Stat achen nun Schweiz ion. in der


OTHELLO X

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Schauspieler Simon Zagermann spielt ab 26. Oktober 2018 Othello. Um sich auf die Proben vorzubereiten, hat er bei Autor und Regisseur Nuran David Calis einmal nachgefragt … Wieso hast du die Handlung in das New York der 1970er-Jahre verlegt? Weil in den 1970er-Jahren eine Verschiebung stattgefunden hat, die die Kulturlandschaft er­ schüttern liess. Die für die sozialen Bewegun­ gen so entscheidenden Handlungsmuster, das durch gesellschaftliche Verhältnisse geknebelte Selbst und der damit verbundene Aufruf zur Be­ freiung, rückten damals in das narrative Zentrum. In diesem Äther bewegen sich alle Figuren.

Wieso hast du dich entschieden, ein Stück von Shakespeare zu überschreiben? Mich fasziniert die Welt, in der seine Stücke spielen. Er ist ein Meister des Erzählens. Seine Sprache ist einzigartig. Ich fühle mich dazu aufgefordert, ihr mit eigenen Worten etwas entgegenzusetzen und mit ihr in direkten Kontakt zu treten. Dabei entsteht quasi ein osmotischer Prozess zwischen Shakespeare und mir. Was dabei herauskommt, vermag etwas über die heutige Welt auszusagen. Sprache befindet sich ja konstant in einem Prozess der Veränderung.

Was sind für dich die herausragenden Themen in «Othello»? Identität und Zugehörigkeit. Wie geht eine Mehrheitsgesellschaft mit einer Minderheit um? Es geht darum, Identität nicht in Zusam­ menhang mit «race» zu denken, sondern im Zu­ sammenhang mit den vorherrschenden Macht­ verhältnissen. Eine Mehrheit verordnet einer Minderheit, wie sie sich zu verhalten und wie sie zu funktionieren hat. Raum und Macht wer­ den der Minderheit kaum gewährt, aus Angst, dies könnte zu eigenem Machtverlust führen. Jede soziale Gruppe ist unter bestimmten Vor­ aussetzungen zu Rassismus fähig. Mein Ziel ist es, diese Narrative sichtbar zu machen.

Gerade bei «Othello» benutzt Shakespeare die Sprache oft als Waffe, um Unterschiede in Rang und Stellung deutlich zu machen. Wie würdest du deinen Umgang mit Sprache beschreiben? Auch ich benutze Sprache als Waffe, aber die Waffen haben sich gewandelt, sind dadurch jedoch nicht minder gefährlich geworden. Noch immer kann Sprache verwunden. Auf viele wirkt Shakespeares Sprache antiquiert, und sie finden nur mit Mühe einen Zugang dazu. Ich versuche, einen heutigen Blick auf die menschlichen Tragödien zu werfen.

«Fremd» zu sein hatte zu Shakespeares Zeit eine andere Bedeutung als heute. Was bedeu­ tet es für dich? Ich habe aufgehört, ständig nach meinen Wur­ zeln zu suchen. Aber ich kenne, wie jeder von uns, das Gefühl, fremd zu sein sehr gut. Ich habe verschiedene Identitäten, denen ich allen gerecht werden möchte. So geht es auch unse­ rer Welt, die täglich zu zersplittern droht und dann doch wieder zusammenfindet – dieses Spannungsfeld beschäftigt mich. Die Fremdheit Othellos sehe ich eher im metaphysischen Be­ reich als in einem politisch-geografischen Kon­ text. Jeder soll sich darin wiederfinden können, ohne dass die Herkunft dabei eine Rolle spielt. Othellos Konflikt wird in sein Inneres verlagert.

Gibt es Vorbilder für deine Art der Rezeption von «Othello»? Nein, nicht direkt. Was die Vitalität und Moder­ nität angeht, halte ich mich an Baz Luhrmann und seinen Zugriff auf «Romeo und Julia». Ich hoffe, mit meiner Überschreibung auch ein jun­ ges Publikum zu erreichen. Mein Sprachkos­ mos ist an das Hier und Jetzt gekoppelt. Ich kann mich als Autor nur denken, wenn ich mei­ ne gelebte Wirklichkeit in meine Texte einbezie­ he. Als weitere Inspirationsquelle diente Rainer Werner Fassbinders «Warnung vor einer heili­ gen Nutte» – einerseits für das Setting der Musikindustrie, das ich für meine Überschrei­ bung gewählt habe, und andererseits mit der Art, künstlerische und menschliche Abhängig­ keiten aufzuzeigen.

«OTHELLO X» Schauspiel von Nuran David Calis nach William Shakespeare Uraufführung/ Auftragswerk 26. Oktober 2018 Schauspielhaus INSZENIERUNG Nuran David Calis

BÜHNE Irina Schicketanz KOSTÜME Geraldine Arnold MUSIK Vivan Bhatti VIDEO Geraldine Laprell Mit freundlicher Unterstützung des Theaterverein Basel

OTHELLO KRIEG FRIEDEN SOUL


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KRIEG FRIEDEN PEAK-ERFAHRUNG

TARTUFFE ODER DAS SCHWEIN DER WEISEN

Molierès Komödie «Tartuffe» wurde unmittelbar nach ihrer Urauf­führung 1664 verboten, da sich die einflussreiche katholische «parti des dévots» in Gestalt des Tartuffe angegriffen sah, denn im Laufe des Stücks werden dem scheinbar so frommen und tugendhaften Mann unlautere Absichten – vor allem sexueller und ökonomischer Natur – nachgewiesen. Der Kölner Autor und Musiker PeterLicht greift in seiner sprachverspielten und radikalen Neudichtung zentrale Motive aus Molières Komödie auf und schält sie aus der gesellschaftspolitischen Realität des französischen Absolutismus, um unsere Gegenwart ins Visier zu nehmen. «TARTUFFE ODER DAS SCHWEIN DER WEISEN» Komödie von PeterLicht nach Molière Uraufführung/ Auftragswerk 14. September 2018 Schauspielhaus INSZENIERUNG Claudia Bauer BÜHNE Andreas Auerbach KOSTÜME Vanessa Rust MUSIK PeterLicht ARRANGEMENT & MUSIKALISCHE LEITUNG Henning Nierstenhöfer MIT Mario Fuchs, Pia Händler, Katja Jung, Florian von Manteuffel, Nicola Mastroberardino, Max Rothbart, Myriam Schröder, Leonie Merlin Young

Der Betrug ist ein Festival der Unei­ gentlichkeit. Das, was passiert, pas­ siert, aber es passiert nicht. Eine Unwahrheit begegnet der Wahrheit. Und eine Wahrheit der Unwahrheit. Die beiden versäuern sich. Sie gehen sich an den Kragen. Keiner gönnt dem anderen sein Leben. Und daraus wird dann wieder eine Wahrheit. Es ist ein Elend. Beide weltgetränkten Substan­ zen (Unwahrheit und Wahrheit) vermi­ schen sich. Aber nach einiger Zeit trennen sie sich wieder. Die Kontinen­ talplatten von Lüge und Wahrheit schaben aufeinander. An den Kanten knirscht es, und eine Spannung baut sich auf, die sich vielleicht einmal entladen wird. Der Entladezeitpunkt bleibt offen und man weiss oft nicht, ob die Entladung schon passierte. Deshalb warten alle. Also der Betrug ist deshalb immer verbunden mit dem Warten auf sein Ende. Mancher Be­ trug geht jetzt schon über Hunderte Jahre, oder Tausende. Andere werden sofort bemerkt. Der Betrug ist eine Unterart der Kommunikation. Ohne Kommunikation keine Lüge. Man

muss sich schon Mühe geben. Von nix kommt nix. Also den Mund aufma­ chen. Die schweigende Mehrheit wird deshalb üblicherweise eher betrogen, als dass sie selbst betröge. (Dafür ist sie zu dröge.) Meistens also reden die Betrüger. Es fliessen ihnen die Worte aus den Mündern. Es ist ein Sprudeln von Worten. Und jeder Laut ist vergif­ tet mit dem Gift des Verdachts. Ob das jetzt so ist, wie es ist. Oder umge­ kehrt. Es ist ein Tanz der Uneigent­ lichkeit. Oh, es ist ein Schmerzens­ tanz. Denn man weiss nie so genau, welches Wort welche Botschaft trägt. Man betrachtet die Münder und das Herausquellen neuer Worte und fragt sich bei jedem Wort, ob man dem Bra­ ten trauen kann oder nicht. Man kann nicht. Oft erleidet man Kopfschmer­ zen, wenn Betrüger reden. Das ist ein Zeichen. Oft aber haben Schmerzen des Kopfes andere Ursachen. Wir kön­ nen hier nicht alle benennen. Aber den Versuch wäre es wert. PeterLicht: «Tartuffe oder das Schwein der Weisen»


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PEER GYNT

WIEDERAUFNAHME «PEER GYNT»

Ein fantasiebegabter Schlawiner tanzt sich durchs Leben PEER GYNT KRIEG FRIEDEN SCHWEDISCHE MÖBEL

«Manchmal treibt es einer zu bunt, sodass einen nur noch der graue Alltag retten kann. Aber manchmal ist der Alltag dermassen grau, dass uns nur einer retten kann, der es bunt treibt. Wem der Sinn nach Letzterem steht, der reise mit Peer.» DOMINIK BUSCH

PEER GYNT Ballett von Johan Inger Musik von Edvard Grieg, Pjotr I. Tschaikowsky, Georges Bizet Musik vom Tonband Wiederaufnahme 20. Oktober 2018 Grosse Bühne CHOREOGRAFIE Johan Inger BÜHNE Curt Allen Wilmer KOSTÜME Catherine Voeffray LICHT Tom Visser Mit dem Ballett Theater Basel, MUSIK VOM TONBAND Partner des Ballett Theater Basel:


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MEINE SELBST GEBACKENE PIZZA IST WIRKLICH FANTASTISCH!

Wir haben Rosa Feola, die die Titelpartie in «Lucia di Lammermoor» singen wird, gebeten, uns ein bisschen aus ihrem Leben zu erzählen: wo sie aufgewachsen ist, welche Rolle die Musik in ihrer Familie spielt, warum sie Opernsängerin geworden ist – und was sie mit Lucia verbindet.


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LUCIA DI LAMMERMOOR

Aufgewachsen bin ich in Caserta, einer wun­ derschönen Stadt in Süditalien. Die Stadt liegt gerade noch so weit von Neapel entfernt, dass es überhaupt nicht schwerfällt, sich Hals über Kopf in die neapolitanische Kultur zu verlieben. Ich habe zwei jüngere Brüder, und alle drei haben wir uns der Musik verschrieben: Mein Bruder Gianluca ist Violinist, und mein Bruder Carlo ist Sänger, Bassbariton. Auch mein Mann Sergio ist Bariton. Und wenn wir alle zusammen sind, musizieren wir fast jeden Tag gemeinsam! Die Musik hat meine Mutter mit ihrer wunder­ schönen, natürlichen lyrischen Gesangsstimme in unser Leben gebracht. Durch meinen Vater und seine Beharrlichkeit, mit der er uns bei­ brachte, dass Lernen und harte Arbeit das Re­ zept für ein erfolgreiches Leben sind, ist es mir gelungen, die Musik zu meinem Lebensinhalt zu machen. In die Oper verliebte ich mich zum ersten Mal vor etwa fünfzehn Jahren. Ich hörte eine «Madama Butterfly»-Playlist und war von die­ ser Musik ergriffen! Bis dahin hatte ich keine Ahnung, wie emotional diese Art zu singen sein kann … Gleichzeitig auch noch auf einer Bühne zu spielen, war geradezu unglaublich für mich. Seit diesem Moment wollte ich dieses Singen unbedingt selbst ausprobieren. Durch einen glücklichen Zufall habe ich kurz darauf meinen ersten Lehrer kennengelernt, der mich immer wieder darin bestärkte, an mich selbst zu glau­ ben. Er arbeitete sehr intensiv mit mir und be­ reitete mich auf ein Vorsingen für Renata Scot­ to vor – mein Idol! Renata brachte mir schliess­ lich auch bei, was Theater ist. Ich zog nach Rom, um bei ihr an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia zu studieren. Und bis heute halte ich den Kontakt dorthin und kann bei jeder neuen Rolle, die ich einstudiere, einfach anrufen und um Rat fragen. An dieser Stelle muss ich auch meinen Ehe­ mann erwähnen. Ich weiss ihn immer an meiner Seite, und er hat mit mir die schwierigsten Mo­ mente meiner Karriere durchgestanden – vor allem aber die schönsten Momente mit mir ge­ teilt. Ich vertraue seiner Intuition und seinem

LUCIA DI LAMMERMOOR Oper in drei Akten von Gaetano Donizetti, Libretto von Salvatore Cammarano, nach «The Bride of Lammermoor» von Sir Walter Scott In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Wissen, seine Unterstützung bedeutet mir sehr viel. Er ist einer der Hauptgründe, weshalb ich Opernsängerin geworden bin – ohne ihn wäre ich sehr wahrscheinlich Köchin geworden! Ich liebe es zu kochen, vor allem neapolitanische und asiatische Gerichte. Meine selbst gebacke­ ne Pizza ist wirklich fantastisch! Wenn wir zu Hause sind, laden wir fast jeden Abend Freunde zum Abendessen ein, und dann koche ich für sie alle. Die erste Opernrolle, die ich gesungen habe, war Corinna aus «Il viaggio a Reims» von Gioachino Rossini. Rossini zu singen, macht mir wirklich sehr grossen Spass, aber meine Lieblingskomponisten sind doch eher Gaetano Donizetti und Giuseppe Verdi. Ich liebe das Recitativo accompagnato – dieses fast rhythmi­ sche Sprechen, begleitet vom Orchester, ver­ mittelt für mich das Gefühl intensivsten Dra­ mas und lässt mich die Worte, die ich interpre­ tiere, wahrhaftig spüren. Das ist vor allem für mein bevorstehendes Debüt als Lucia von Be­ deutung, denn durch das Recitativo accompag­ nato erfährt man in dieser Oper am meisten über die Figuren und auch ihre Gefühle. Die Partie der Lucia ist extrem farbenreich kompo­ niert – manchmal klingt sie ganz unschuldig, manchmal sehr verängstigt … In Frieden mit sich, in Ruhe ist Lucia eigentlich nur, wenn sie entrückt scheint, in ihrer eigenen Welt ist. Ich kann mir vorstellen, dass sie im Grunde ihres Herzens von einem anderen Leben für sich träumt. Sie verliert sich fast immer in Tagträu­ men, aus denen sie nur zurückkehrt, wenn sie an das Licht und das wohlige Gefühl denkt, das Edgardo in ihr fremdbestimmtes Leben bringt. In «Lucia di Lammermoor» gibt es jede Menge verschiedener Themen und Emotionen, mit denen wir uns während der Arbeit an diesem Meisterwerk auseinandersetzen können. Ich kann es kaum erwarten, meine Gedanken mit dem Dirigenten Giampaolo Bisanti und dem Regisseur Olivier Py auszutauschen – das wird aufregend! Text: Rosa Feola

PREMIERE 19. Oktober 2018, Grosse Bühne MUSIKALISCHE LEITUNG Giampaolo Bisanti INSZENIERUNG Olivier Py BÜHNE UND KOSTÜME Pierre-André Weitz LICHT Bertrand Killy CHOR Michael Clark

MIT Ernesto Petti (Lord Enrico Ashton), Rosa Feola (Lucia Ashton), Fabián Lara (Sir Edgardo di Ravenswood), Tassos Apostolou (Raimondo Bidebent), Ena Pongrac (Alisa), Karl-Heinz Brandt (Normanno) u. a.

Chor und Extrachor des Theater Basel Es spielt das Sinfonieorchester Basel Presenting Sponsor: IWB


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WELCHES STÜCK PASST ZU DIR?

Bist du rebellisch?

Ja

Wolltest du immer schon mal gegen die Sachsen kämpfen? Ja

Nein

Verbringst du gerne Zeit in der Natur? Mal so, mal so – eher unberechenbar

Nein

Ja, am liebsten im Tessin

König Arthur

Nein, ich liebe die New Yorker Skyline

Was ist deine Waffe?

Der Mensch erscheint im Holozän

Bist du ein heimlicher Hippie? Ja

Nein Die Stereoanlage aufdrehen

Ach, 68!

Othello X

Meine coolen Moves

Bist du egoistisch?

Das Messer in der Schublade

Ja

Tartuffe oder das Schwein der Weisen

Don’t tell the kids

Nein, ich denke immer nur an meine(n) Liebste(n)

Pelléas et Mélisande

Carmen

Lucia di Lammermoor


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JUNGES HAUS

THEATER BASEL IN ZAHLEN 33

Paar Gummistiefel im Jungen Haus

2

Quadratmeter verbautes Sperrholz – fast so viel wie ein ganzes Fussballfeld

Liter Wasser trinkt ein Tänzer manchmal bei einer Ballettvorstellung

Bis zu

1200

10 000

Über

1150 38

gedruckte Geldscheine für «La traviata»

Scheinwerfer sind bei uns im Einsatz

Mitwirkende aus

150

Paar zertanzte Schläppchen

50

Paar zertanzte Spitzenschuhe und

1

4613

unterschiedlichen Ländern arbeiten am Theater Basel

8,80

28

Kilometer verbaute Theaterholzlatten – so weit wie von Basel nach Laufen oder nach Sissach, oder wie wenn man 1400-mal um die Serra-Plastik auf dem Theaterplatz laufen würde …

Meter hoch ist unser Lastenlift Über

20 000

Paar zertanzte Warmhalte-Booties pro Spielzeit

Kinder und Jugendliche besuchen das Theater Basel pro Spielzeit

PREISFRAGE Kannst du schätzen, wie viele Kostüme wir im Theater in riesigen Kleiderschrän­ ken aufbewahren? Sende deine Vermu­ tung an a.adam@theater-basel.ch und gewinne eine Führung durch unseren Kostümfundus – speziell nur für dich, deine Familie und deine Freunde. Einsendeschluss: 14. Oktober 2018

Circa

600

Vorstellungen zeigen wir pro Spielzeit – an manchen Tagen 5 gleichzeitig

750

einzelne Kokosmatten liegen im Foyer als Teppich auf dem Boden


SPUREN DER VERIRRTEN

Foto: Donata Wenders

Peter Handke wird 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. 1966 erscheint sein erster Roman «Die Hornissen» im Suhrkamp Verlag. Im selben Jahr erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks «Publikumsbeschimpfung» in Frankfurt am Main. Seitdem hat Peter Handke mehr als siebzig Erzählungen und Prosawerke so­ wie knapp zwei Dutzend Stücke verfasst. Darüber hinaus hat er viele Werke von Schriftstellerkollegen ins Deutsche über­ tragen. Für sein Schaffen ist Peter Handke mit zahlreichen internationalen Preisen geehrt worden.

Foto: Sandra Then

Schorsch Kamerun ist Gründungsmitglied und Sänger der Hamburger Band «Die Goldenen Zitronen». Zusammen mit Rocko Schamoni gründete er den Hamburger «Golden Pudel Club». Seit 2000 ist er als Theaterregisseur und -autor tätig. Er in­ szeniert (unter anderem) am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an den Münch­ ner Kammerspielen, an der Volksbühne Berlin, bei den Wiener Festwochen, der Ruhrtriennale, am Düsseldorfer Schauspielhaus und an der Bayerischen Staatsoper. Nach Gastauftritten in den Reihen «Para­ dise Lost» und «Klub Roter Oktober» in den vergangenen Spielzeiten zeigt Kame­ run nun seine erste Inszenierung in Basel.

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SPUREN DER VERIRRTEN

«SPUREN DER VERIRRTEN» Begehbare Installation von und mit Schorsch Kamerun und ganz vielen Laien und anderen Profis nach Peter Handke Schweizer Erstaufführung Premiere 31. Oktober 2018 In Zusammenarbeit mit der FHNW

WENN GEDANKEN, DANN NUR IM GEHEN

Schorsch Kamerun inszeniert Peter Handkes «Spuren der Verirrten» im Foyer und auf dem Theaterplatz Ab 31. Oktober werden Orte zur Bühne, die man normalerweise beim Theaterbesuch nur eilig durch­ quert: der Theaterplatz und das Foyer des Grossen Hauses. Musiker und Regisseur Schorsch Kamerun wird sie gemeinsam mit Schauspieler_innen, Opern­ sänger_innen, Instrumentalist_innen verschiedenster Couleur (auch eine Fasnachtsclique ist dabei), Stu­ dierenden der FHNW und Tänzer_innen der Ballett­ schule bevölkern und sich unter das Publikum und Passant_innen mischen, um den «Spuren der Verirr­ ten» zu folgen, einem Theatertext des österreichi­ schen Dramatikers Peter Handke aus dem Jahr 2006.

Dessen moderner Klassiker «Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten» war ein stummer Reigen von Begegnungen auf einem Platz. In «Spuren der Ver­ irrten» besichtigt Handke denselben Platz über zehn Jahre später neu und diagnostiziert Auflösungser­ scheinungen: Die Menschen sind sich fremd, streiten, trennen sich – der äussere Frieden trügt, längst tobt ein Krieg im Innern. Handkes poetische Bestands­ aufnahme der Welt in Gesprächsfetzen wird bei Schorsch Kamerun zu einer fantasievollen begehbaren Installation mit einem Livesoundtrack, in den man sich über Kopfhörer zuschalten kann.


DIE CD ZUM STÜCK

26 Foto: Christian Knieps

PeterLicht:

WENN WIR ALLE ANDERS SIND Nach biblischen sieben Dürrejahren erscheint endlich ein neues Studioalbum des Universal­ künstlers. Der Titel WENN WIR ALLE ANDERS SIND ist das Programm: ob in der peterlichtschen Über­ schreibung der Internationalen zur Emotiona­ len, ob im UMENTSCHEIDUNGSLIED mit einem der minimalistischsten Refrains dieses Jahr­ hunderts: Falsch gemacht – Umentscheiden!, ob im LIEBESLIED VON UNTEN/OPTIONSLIED oder in einem anderen der neun neuen Lieder: Alles unterliegt dem Gesetz der sich ständig neu anpassenden Optionen. Wir befinden uns IM SCHLEUDERGANG DER TOTALEN PRÄSENZ.

DER COCKTAIL-TIPP: ARTHURS UND OSWALDS SUPERDRINK Die Farbe ist dunkelrot, blutrot, die Frucht rund, in der Erde reift sie heran und ihr Geschmack ist süsslich und erdig zugleich – ihr Genuss ent­ facht ein wahres Geschmacksfeuer­ werk. Die Rede ist von Randen, und in diesem besonderen Fall von Randen­ saft. Randen sind für ihren hohen Ge­ halt an Vitamin B, Kalium, Eisen und Folsäure berühmt – diese Eigenschaft macht sie zu einem heimischen Su­ perfood. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass auch der Britenkönig Arthur und der Sachsenkönig Oswald in «König Arthur» auf die kräftigende Wirkung dieses besonderen Saftes schwören. Allerdings dient er ihnen

nicht nur als magischer Trank vor der entscheidenden Schlacht, sondern auch im Kampf nutzen sie ihn ... Wie genau und welchen Effekt der würzigsüsse Saft auf einer Theaterbühne hat, können Sie ab dem 13. Septem­ ber 2018 live auf der Grossen Bühne des Theater Basel bestaunen, wenn sich Ballett, Oper, Schauspiel und das La Cetra Barockorchester Basel in die Welt von König Arthur begeben und mit Briten, Sachsen, Zauberern und Zwischenwesen einen Weg zu Liebe und Frieden suchen. Bis dahin emp­ fehlen wir einen Randencocktail: 4 cl Gin, 1 Spritzer trockener Wermut und ein paar Tropfen des blutroten Saftes.


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HAUSBESUCH

HAUSBESUCH BEI JOËL LÁSZLÓ → Als ich zu Besuch komme, ist Joël László allein in der 4-Zimmer-Altbauwohnung in Kleinbasel – seine Frau und die drei Kinder sind beim Schwimmkurs. Seit 2014 wohnt die Fami­ lie hier, vor vier Wochen wur­ den aus vier Bewohnern fünf und die Familie um eine Tochter grösser. Auch in seinem neuen Stück «Die Verschwörerin», das am 2. November auf der Kleinen Bühne seine Urauffüh­ rung erlebt, ringt ein Paar da­ mit, Arbeit und Nachwuchs unter einen Hut zu bekommen. Alles erfunden? «Die Konstellation ist fiktiv, aber es gibt bio­ grafische Miniaturen. Und das Gefühl dafür, wie ein Kind sich entwickelt und die eigene Zeit­

wahrnehmung strukturiert, ist natürlich auch etwas, das ich erlebe. Und, na ja, meine Frau hat im letzten Jahr vertretungs­ weise eine Professur übernom­ men …». Die Uniwelt im Stück ist dann aber doch eher Joël Lászlós eigene: Seine Hauptfi­ gur Silvia forscht über Giftgaseinsätze im Nahen Osten. Und mit dieser Region hat er sich intensiv beschäftigt – vor vier­ zehn Jahren kam er nach Basel und ans Seminar für Nahost­ studien, wo er zunächst stu­ dierte und dann als wissen­ schaftlicher Mitarbeiter ange­ stellt war. Im letzten Jahr führ­ te der morgendliche Weg über den Rhein allerdings öfter ins Theater als in die Universität:

Im Rahmen des Nachwuchsför­ derprogramms «Stück Labor» war er Hausautor am Theater Basel, besuchte Proben oder diskutierte in der Dramaturgie die Entwicklung der «Ver­ schwörerin». Zum Schreiben ging es aber dann doch zurück in die Unibibliothek. «Ich bin ein ambulanter Schreiber», sagt er, und mit den Kindern, mit denen er oft alle Hände voll zu tun hat, hat er die Dik­ tafon-App auf dem Handy ent­ deckt, «das nimmt auch die Furcht vor dem leeren Blatt». Wie sich die beiden Sphären zueinander verhalten, die in seinem Alltag ein Fluss in Basel trennt – das Privatleben und die Aussenwelt –, möchte er

auf die Bühne bringen. «Beim Studium der Islamwissenschaft habe ich erfahren, wie gross das Gefälle ist zwischen dem, was wir über den Nahen Osten zu wissen meinen, und dem, wie es dort wirklich ist. Das Bild, das wir uns davon ma­ chen, sagt letztendlich mehr über uns selbst aus als über den Nahen Osten. Und das er­ fährt auch die Verschwörerin in meinem Stück.» Text: Katrin Michaels


DAS THEATER BASEL WAHLABO STÜCKE UND TERMINE SELBER WÄHLEN.

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