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Der Dinge Stand
Editorial
Wie kaum ein anderes Genre der darstellenden Künste hat das Figuren- und Objekttheater in den vergangenen Jahren neue ästhetische Felder erobert und erfolgreich neue Räume besetzt. Puppenspieler*innen gehörten zu den ersten Kunstschaffenden, die interdisziplinäre Inszenierungsansätze, postdramatische Dramaturgien und internationale Kollaborationen etablieren und, zumindest im Festivalbetrieb, durchsetzen konnten. Blickt man heute auf die Bühnen im deutschsprachigen Raum, so sind die Puppe, das Objekt und weitere nichtmenschliche Akteur*innen kaum noch von ihnen wegzudenken. 18 Jahre nach dem von Silvia Brendenal im Verlag Theater der Zeit herausgegebenen Arbeitsbuch „Animation fremder Körper“ scheint uns die Zeit reif, die zeitgenössischen Formen des Figuren-und Objekttheaters erneut zu befragen. War der künstlerische Diskurs um das Genre in den letzten Jahren vor allem von ästhetischen Fragen bestimmt, wollen wir nun mit „Der Dinge Stand“ eine inhaltliche Perspektive vorschlagen und die vielschichtigen Verbindungen der performativen Spielformen und -materialien des Figuren- und Objekttheaters zu gesellschaftlichen und politischen Phänomenen untersuchen. Im vorliegenden Band stellen die Autor*innen diverse künstlerische Positionen zu aktuellen Diskussionsfeldern vor: Die vertretenen Künstler*innen beschäftigen sich in ihrer Arbeit mit der Digitalisierung ebenso wie mit Protestkulturen, sie verhalten sich zu Körperbildern und Themen wie Heimat und Migration oder erforschen Erinnerungsund Identitätspraktiken. Uns war es ein Anliegen, Künstler*innen in dieses Arbeitsbuch aufzunehmen, von denen wir denken, dass sie das Genre und seine Diskurse im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren geprägt haben oder in den nächsten Jahre prägen werden – in Theatern und Produktionsorten, in institutionalisierten und freischaffenden Zusammenhängen, auf Festivals und nicht zuletzt im Kontext der herausgebenden Institutionen Schaubude Berlin und Deutsches Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst in Bochum. Dass darunter einige internationale Positionen vertreten sind, ist in einer weltweit so gut vernetzten Szene selbstverständlich – genauso wie die Zweisprachigkeit dieser Publikation. Wir hoffen, dass das Buch bei unseren Leser*innen die Lust entfacht, eine besondere Theaterform näher kennenzulernen und neue Einblicke in ihre aktuellen Entwicklungen zu erhalten. Bedanken möchten wir uns bei allen, die dieses Arbeitsbuch ermöglicht haben: Bei den Künstler*innen und Autoainnen, dass sie ihre Gedanken, Empfindungen und Ideen mit uns teilen, beim Konzeptionsteam Seta Guetsoyan, Silke Haueiß und Christina Röfer für die großartige, intensive Zusammenarbeit, bei den unterstützenden Kolleg*innen im Deutschen Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst, in der Schaubude Berlin und in der Kulturprojekte Berlin GmbH und natürlich bei unseren Ansprechpartner*innen in der Redaktion von Theater der Zeit, insbesondere bei Jakob Hayner, und bei Kerstin Bigalke für das Layout. Eine inspirierende Lektüre wünschen Annette Dabs und Tim Sandweg