KiteSurfMag #7 - Deutsch

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E X T R A - B E I L A G E : D E R U L T I M A T I V E T E S T. 5 4 T W I N T I P S , 3 9 K I T E S , 1 5 F O I L S !

€5.90 / 10,50CH KITESURFMAG #7

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BAJA: WINTERFLUCHT

K O TA

U N D E RC OV E R

TRICK-GUIDE:

AUF MEXIKANISCH

2019

IN AUSTRALIEN

UNHOOKED 1






R E P O R TA G E N 72 // Winterflucht auf Mexikanisch Es ist Winter, es ist kalt, du kannst dich kaum motivieren, aus dem Bett zu krabbeln und dich in deinen feuchten Neo zu quälen … Wenn es jetzt nur einen Ort gäbe, an dem du gemeinsam mit gleichgesinnten Kiteverrückten bei Sonne, war mem Wind, entspannten Vibes und leckeren Tacos abhängen könntest! Nun, es gibt diesen Ort. Brandon Scheid verrät dir mehr darüber … 84 // Undercover in Australien Zwischen abgelegen und nochmal meilenweit entfernt von abgelegen ist ein großer Unterschied. Das können die Duotone-Wave-Jungs nach ihrem Trip nach Down Under bestätigen. Für ihre Abenteuerlust wurden sie mit einigen genialen Solo-Sessions belohnt – schräge Erlebnisse inklusive. 94 // Tropical Training Wenn Ralph Boelen sich zu 100 Prozent aufs Surf-Training konzentrieren will, schnappt er sich seine Bretter und ab geht’s nach Mauritius. Dass es dort gute Wellen gibt, ist nichts Neues. Aber auch in Sachen Flachwasser für Strapless-Freestyle hat die Insel einiges an Schätzen zu bieten.

RUBRIKEN 33 // Reflexionen… Dakhla 34 // Profil: 2019: Jahr der Höhenrekorde 38 // Fernweh… Peru 40 // Brettgeflüster… Matias Lee 42 // Mein Strand… Mitu 46 // Interview… GKA-Generalsekretär Jörgen Vogt 54 // Galerie… King of the Air 104 // Technik Steven Akkersdijk 106 // Tech-Talk… Ride Engine 110 // Hinter den Kulissen… Cabrinha 116 // Kite Hacks… Trick-Guide Nr. 2 120 // Aufgerollt… Kevin Langeree

C OV E R: Matchu bei einem dieser ganz speziellen Momente. Wo: Irgendwo in Indonesien… FOTO : Ydwer van der Heide H I E R : “Dieses Bild entstand an einem Samstag im Januar, bei einem spontanen Wochenendtrip zu einem unserer Lieblings-Freeride- und SnowkiteSpots in den Bergen. Da es in der Nacht davor geschneit hatte, gab es jede Menge frischen Powder, und wir genossen eine großartige Freeride-Session. Als der Wind stärker wurde, entdeckte Julian Meister diese kleine Hütte, die noch dazu im perfekten Winkel zum Wind stand. Nach drei Runden hatten wir den gewünschten Shot im Kasten”, erklärt Fotograf Lukas Pitsch.

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Editorial

AUFREGENDE ZEITEN...

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o, hier sind wir nun wieder – in der kurzen Pause zwischen King of the Air und dem dem Start der Freestyle- und Wave-Tour.

So, hier sind wir nun wieder – in der kurzen Pause zwischen King of the Air und dem dem Start der Freestyle- und Wave-Tour. Der King of the Air ist mit seiner spannungsgeladenen Performance nicht nur Vorzeige-Event unseres Sports, sondern markiert irgendwie auch immer den offiziellen Start in die neue Kitesaison. Hinsichtlich der Wettbewerbe geht’s dieses Jahr dann gleich weiter mit dem ersten Stopp der GKA Kite-Surf World Tour auf den Kapverden. Und ehe wir uns versehen haben, veröffentlichen auch schon die ersten Brands ihre Lineups für 2020, die Temperaturen werden boardshortfreundlich und wir schlürfen ein kaltes Bier bei Sonnenuntergang ... Ok, aber bleiben wir kurz mal im Hier und Jetzt – bzw. lassen die letzten Wochen Revue passieren. Zum Beispiel besagtes Vorzeige-Event, den King of the Air. Für viele war die diesjährige Competition die bislang absolut beste ever! Nicht nur, dass das sich das Fahrlevel in anderen Sphären bewegte – auch die Vielseitigkeit der Styles und Strategien war schlichtweg herausragend und machte den Judges das Leben schwer. Am Ende machten sie – unserer Meinung nach – aber einen guten Job und schafften es, das Event durchgehend spannend zu halten. Über Bewertungskriterien hinsichtlich Technik, Höhe oder Aggressivität lässt sich immer streiten – aber im Grunde genommen geht es beim King of the Air um publikumswirksame, atemberaubende Action. Und davon gab es beim diesjährigen Event jede Menge. Schauen wir weiter zu den „neuen“ World-Touren: Ab sofort hält hier die GKA beide Zügel in der Hand – sowohl für die Wave- als auch für die FreestyleTour. Wenn das bedeutet, dass den Freestylern im Rahmen ihrer Tour so viel Stabilität und Sicherheit geboten wird wie den Ridern der Wave-Tour in den letzten Jahren, ist das definitiv eine gute Sache. Die WKC hat 2018 definitiv einiges an sehenswerten Events auf die Beine gestellt – wenn nicht sogar einige der besten überhaupt – und wir hoffen, dass die GKA darauf aufbaut und den Freestyle-Aspekt des Sports technisch genug hält, um die Fahrer zufriedenzustellen und das hohe Ansehen der Disziplin innerhalb der Boardsportarten zu bewahren. Was aber, wenn du mit Competitions überhaupt nichts am Hut hast und am liebsten einfach nur mit den Kumpels kiten gehst? Nun, auch dann steht dir ein großartiges Jahr bevor! Für unsere ultimative Testbeilage haben wir Unmengen von Equipment auf Herz und Nieren getestet und verraten dir, welche Kites und Boards am besten abgeschnitten und was unbedingt auf deine Wunschliste sollte. Eines schon vorab: Da draußen gibt’s jede Menge fantastisches Material – heutzutage Kiter zu sein macht einfach Spaß! Also, was auch immer du in diesem Jahr vorhast: Wenn Kiten auf dem Plan steht, kann es nur gut werden. Wir freuen uns schon darauf, dich dabei zu begleiten. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe! Alex

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Hier ist Keahi unterwegs zu seinem Sieg beim GKA-Wave-Stopp 2018 in Australien. Wir fragen uns: Schafft er es 2019, die Kapverdianer vom Thron zu stoĂ&#x;en und sich den Titel zu holen?

FOTO: Ydwer van der Heide

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KITESURFMAG ... WATER BORN wird produziert von M E D I A in Hayle, Cornwall, United Kingdom. Anzeigenanfragen: advertising@thekitemag.com. Alle in KITESURFMAG enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Reproduktion ohne ausdrückliche Erlaubnis des Herausgebers wird zur Anzeige gebracht.

DAS TEAM Herausgeber: Water Born Media Limited Chefredakteur: Alex Hapgood (editor@thekitemag.com) Redaktion: Cai Waggett Art-Direktion: Jody Smith Art-Direktion-Assistenz: Emma Hegarty Redaktion deutschsprachige Ausgabe: Anja Fuchs Druck: Stephens and George Print Group Vertrieb: VU Verlagsunion KG, Meßberg 1, 20086 Hamburg – Tel: +49 (0)40 3019 1800 MITARBEITER DIESER AUSGABE: Ydwer van der Heide, Lukas Pitsch, Andre Magarao, James Boulding, Matt Georges, Alex Schwarz, John Carter, Steven Akkersdijk, Paul Smyth, Svetlana Romantsova, Toby Bromwich, Thomas Burblies, José Fazio, Gabriele Rumbolo, Brendan Pieterse, Vincent Bergeron, Joanna Boelen, Christian Rosenbrock.

EINREICHUNGEN VON TEXTEN UND FOTOS: Online: Beiträge wie Videoclips oder Content für die Website können an media@ thekitemag.com gesendet werden. Magazin: Sowohl Text- als auch Bildbeiträge sind willkommen. Bilder sollten sowohl in RAW als auch bearbeitet übermittelt werden. Ob ein Textbeitrag publiziert wird, hängt von der Qualität der bereitgestellten Bilder ab – darum bitten wir zunächst um eine Bildauswahl und eine Zusammenfassung (150 Wörter) des Textes an checkmeout@thekitemag.com

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Dieses Magazin wird auf Papier aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Quellen und mit pflanzenbasierten Farben gedruckt. Sowohl das für das Heft verwendete Papier als auch der Herstellungsprozess sind nach FSC(g) zertifiziert. Die eingesetzten Drucker entsprechen dem international anerkannten Umweltstandard nach ISO14001.

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NEUIGKEITEN

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GKA 2019: AB SOFORT ZWEI TOUREN Bei der GKA (Global Kitesports Association) hat sich in letzter Zeit einiges getan (Details dazu gibt’s ein paar Seiten weiter!). Fakt ist: 2019 wird es sowohl eine Surf- als auch eine Freestyle-Tour geben, die von der GKA ausgetragen wird. Geplant sind jeweils sechs Stopps an Top-Spots weltweit. Das erste Event der KitesurfWorld-Tour in Sal geht von 25. Februar bis 3. März über die Bühne, nächster Stopp ist Dakhla von 7. bis 10. Juni. Erstes geplantes Event der Kiteboarding World Tour mit den Freestyle World Cups ist Leucate von 20. bis 25. April, anschließend folgt Dakhla von 11. bis 14. Juni. Weitere anstehende GKA-Events sind die Afrikanischen Meisterschaften in Dakhla (8. bis 10. März) und der Junioren-Worldcup in St. Pierre de la Mer, Frankreich (11. bis 14. April). Alle wichtigen Infos und Daten zu den

Fotos: Ydwer van der Heide, Toby Bromwich

Tourstopps 2019 gibt es hier: www.globalkitesports.org

CONTEST-FLUT IN PODERSDORF

Ganz egal, ob man selbst gerne an Wettbewerben teilnimmt oder lieber dabei

denen auch die österreichischen Meisterschaften gefahren wird. Zusätzlich

zusieht – die Surf Games in Podersdorf am See sollte man sich nicht entgehen

findet ein 4-Miles-Jedermann-Race mit Massenstart statt, bei dem der Name

lassen. Denn dafür, dass es in Österreich nur wenige kitebare Strände und

Programm ist – d. h. jeder kann mitmachen, erlaubt sind alle Boardklassen

eine im Vergleich zu anderen Ländern kleine Kite-/Surfszene gibt, wird hier

beim Kite- und Windsurfen. Sollte der Wind wider erwarten nicht mitspielen,

ordentlich etwas hochgezogen: Von 23. bis 26. Mai gibt’s nicht nur ein Testival

finden alternativ SUP- und Tow-In-Wettbewerbe statt. Jeder Kiter ist herzlich

mit vielen bekannten Kite- und Windsurfbrands, sondern auch verschiedene

eingeladen, sich für die Contests anzumelden! Mehr Infos auf surf-games.at

Shows (zB Freestyle) und insgesamt zehn Kite- und Windsurf-Freestyle und –Race-Contests mit in Summe mehr als 20 verschiedenen Wertungen, bei

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Foto: Stylehunters/Rudi Dellinger


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NEUIGKEITEN

BEACH BUSINESS MIT KITE AND CONNECT Der in Frankreich gegründete Kite-UnternehmerClub Kite and Connect veranstaltet neben dem B2B Kite Summit (wir berichteten in der letzten Ausgabe) seit Jahren erfolgreiche Kite-Business-Camps an Spots auf der ganzen Welt. Neben dem in Dakhla/Marokko stattfindenden B2B Kite Summit (25.–29. September) an dem dieses Jahr Unternehmer aus ganz Europa und den USA teilnehmen werden, finden drei jeweils einwöchige Kite-Camps in Kuba/Cayo Guillermo (19.–27. März), Sri Lanka/Mannar (28. Mai – 6. Juni und Madagaskar (20.–27. November) statt. Auf dem Programm stehen Coachings- und Business-Präsentationen und natürlich jede Menge Kiten! Teilnehmen kann übrigens jeder – zur Anmeldung geht’s unter www.kiteandconnect.com Fotos: Kite and Connect

Der neue Spot Mannar in Sri Lanka bietet Top-Conditions und jede Menge Platz.

DER NEUE SPOT MANNAR IN SRI LANKA BIETET TOP-CONDITIONS UND JEDE MENGE PLATZ.

VON 25. BIS 29. SEPTEMBER GEHT DER ZWEITE B2B KITE SUMMIT IN DAKHLA ÜBER DIE BÜHNE – DIESMAL MIT NOCH MEHR TEILNEHMERN ALS IM VORJAHR.

NEUIGKEITEN

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NEUIGKEITEN

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WOW WIE WELLE

Der komplett neu designte Wow V4 von Liquid Force richtet sich an WellenFreaks und Strapless-Freestyler, die einen Kite mit leichtgängigen Eigenschaften suchen: Der neue, kastige Shape vereint ein höheres Drehverhalten durch einen engeren Achsenradius am Drehpunkt, bessere Rückmeldung an der Bar und mehr Stabilität auch bei böigen Bedingungen. Die neuen, verlängerten Wingtips verhindern Backstalls, sorgen für schnelleren Relaunch und bessere Performance bei Leichtwind. Dazu kommt ein super widerstandsfähiges Tuch aus Teijin Triple Ripstop, das stabiles Flugverhalten garantiert und ungewolltes Flattern reduziert. Und keine Sorge: Das gute Driftverhalten des Wow bleibt wie gehabt erhalten! Der neue Wow ist in Größen von 5–10 sowie 12 und 14 qm erhältlich. Dazu passt das Messenger, das nicht nur in der Welle, sondern auch im Strapless-Freestyle glänzt. Das Board (Länge 5‘2“, Volumen: 24,7 Liter) wird mit vorderem und hinterem EVA-Pad sowie einer 3+2 FCS-kompatiblen Finnenkonfiguration geliefert – so kann man zwischen schnellem Quad- oder wendigem Thruster-Setup wählen. Mehr zu den neuen Modellen gibt’s im Liquid-Force-Podcast auf Soundcloud: https://soundcloud.com/liquidforce-kiteboarding Fotos: Liquid Force

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BEREIT FÜR FRÜHLINGSSESSIONS? Das einzige Problem beim Kiten im Frühling ist, dass es (gerade im Norden) oft noch ganz schön frisch sein kann ... wer trotzdem schon ausgiebige Sessions genießen möchte, braucht auf jeden Fall das richtige Equipment! Zum Beispiel den NeilPryde Mission in 5/4 Frontzip aus Premium-Yamamoto-Limestone-Neopren und schnell trocknendem Dri-Flex-Jersey, mit EFX-AntiKrampf-Technologie, Tech-Zag-Thermofütterung u. v. m. So warm, dass man ewig auf dem Wasser bleiben kann – und dabei so flexibel, dass es auch in Sachen Bewegungsfreiheit bzw. Tricks keine Ausrede mehr gibt! Dasselbe gilt für die Mädels: Der Serene Front Zip in 5/4 macht nicht nur styletechnisch Laune, sondern auch in Sachen Performance! Der aus denselben Materialen wie der Mission gefertigte Damenanzug hält superwarm und ist mit seiner anatomischen Schnittführung maximal auf Action ausgerichtet. Dazu kommen dieselben Hightech-Features wie beim Mission. Na, worauf wartet ihr? Rein in den Anzug und ab aufs Wasser! Fotos: NeilPryde Waterwear

HINGUCKER-EFFEKT Mit hübschem Equipment macht Kiten doch

die geringere Körpergröße von Frauen, mit engerem

gleich noch mehr Spaß – oder etwa nicht? Die XO-

Stance und etwas weicherem Flex. Gefahren werden

Kollektion von Cabrinha kann aber weit mehr als nur

kann es sowohl mit Schlaufen als auch mit Boots.

gut aussehen! Statt wie früher den Switchblade gibt es

Das XO ist in den Größen 133x38,5 und 136x39,5

jetzt den Moto im XO-Design. Cabrinhas Neuzugang

erhältlich.

im 2019er-Lineup ist ein vielseitig einsetzbarer, leichter 3-Strut-Freeride-/Crossover-Kite mit präziser, linearer

Fotos: Cabrinha

Kraftentfaltung, stets vorhersehbarer Performance und geringeren Halte- und Steuerkräften als beim Switchblade – ein Anspruch, den viele Frauen an ihre Kites haben. Durch großzügige Depower bleibt der Moto selbst bei starkem und böigem Wind einfach im Handling. Und das Beste: Er deckt gleich drei Disziplinen ab, nämlich Freeride, Freesurf und Foilen. Zu haben ist der XO-Moto in den Größen 6–10 und 12 qm. Zur XO-Kollektion zählt auch das XO-Twintip: Ein High-Performance-Freeride- und Freestyle-Board, aufbauend auf dem Konzept des populären ACE, aber speziell zugeschnitten auf das leichtere Gewicht bzw.

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RIDER: BRANDON SCHEID SPOT: KITE MANSION, BRASILIEN Foto: Andre Magarao BS: Ich liebe es einfach, über Kicker zu springen! Der Speed, der Schwung, der Moment der Schwerelosigkeit und zum Schluss dieses intensive Gefühl, wenn du wieder auf dem Wasser landest. Wer würde vermuten, dass man mit ein wenig Wind und einer Rampe so viel Spaß haben kann? Ganz besonders lustig sind Kicker-Sessions gemeinsam mit Kumpels – die Hits verlaufen super schnell und jeder pusht jeden. Eine gute Gelegenheit, seine Skills auf die Probe zu stellen und mal etwas komplett Neues auszuprobieren. Als dieser Shot entstand, versuchte ich, den Japan-Grab bei meiner Roll to revert komplett zu tweaken. Das ist einer der Grabs, die einen relativ einfachen Trick super technisch und schwierig machen können.

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AM: 2019 in Kenia zu beginnen ist so ziemlich das Beste, was man sich vorstellen kann. Seit acht Jahren feiere ich am Diani Beach mit meiner Familie den Jahreswechsel, weshalb mir der Ort inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Und auch zum Kiten ist Kenia einfach der Hammer! Egal, ob mit dem Foil, Twintip oder Surfboard – irgendetwas gibt es hier auf dem Wasser immer zu tun.

RIDER: ALEX MAES SPOT: DIANI BEACH, KENYA Foto: James Boulding


RIDER: LEE HARVEY SPOT: GWITHIAN, ENGLAND Foto: John Carter LH: Dieser Shot entstand bei einem wahrhaft magischen Swell im Dezember, der uns mehr als doppelt mannshohe Monster für ganze drei Wochen bescherte! An diesem Tag war der Wind morgens noch nicht so stark und ich konnte mit meinem 7er Neo raus. Sideoff-Wind, saubere Welle und Sonne – der Stoff, aus dem die Träume sind...

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RIDERS: DANIELA MOROZ AND FLORIAN GRUBER SPOT: TRAUNSEE, ÖSTERREICH Foto: Alex Schwarz TKM: Dieser Spot verdeutlicht gut, wie weit sich Kitesurfen in den letzten 20 Jahren entwickelt hat: Dani und Flo cruisen herum und schrauben sich nach Lee, als wäre es das Natürlichste der Welt – und das bei gerade mal fünf Knoten ... Davon konnte man 1999 nicht mal träumen! Und das Ganze noch dazu in einem Binnenland wie Österreich.

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RIDER: SANDRA GARCIA FABIAN SPOT: CAYO VAPOR LAGUNE, LOS ROQUES, VENEZUELA Foto: Marcello Balzaretti MB: Das Foto entstand während unseres letzten Kite- und Shooting-Trips ans Archipel von Los Roques mit seiner unberührten Natur, den genialen Kitespots und dem einzigartig kristallklaren Wasser. Wir können Los Roques nur wärmstens empfehlen – die Anzahl an verschiedenen Spots ist hier schier unendlich, die Umgebung fantastisch und die Leute super freundlich!

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RIDER: ROB KIDNIE SPOT: INDONESIEN Foto: Jason Wolcott RK: Indonesien besteht aus mehr als 7.000 einzelnen Inseln und ist ein buntes Sammelsurium an Lefthander-Reefbreaks. FĂźr mich gibt es nichts Besseres, als bei Ebbe in eine tiefe Barrel einzutauchen. Aber fette Wellen bei Flut und harte Turns in die Lip zu smashen kommt gleich an zweiter Stelle!

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RIDER: ROSS-DILLON PLAYER SPOT: KAPSTADT, SÜDAFRIKA Foto: Steven Akkersdijk SA: Da ich aufgrund meines verletzten Knöchels selbst nicht aufs Wasser konnte, beschloss ich, mir die Kamera zu schnappen und die CORE-Rider zu shooten. Ich liebe es einfach, wenn die Jungs den Kite so tief loopen! Alle waren mit den kurzen Leinen draußen und Ross schaffte es wirklich, den Kite unter sich zu bekommen. Es ist super spannend, zuzusehen, wie die Jungs mit den Leinenlängen herumspielen und unglaublich, welchen Unterschied kurze Leinen machen.

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RIDER: MITU SPOT: FLAMEBALLS, MADAGASKAR Foto: Matt Georges TKM: Nach einem der epischsten F-ONE-Trips vor zehn Jahren kehrte die Crew nun dorthin zurück. Wer das neue Video dazu noch nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen! Einstweilen gibt’s hier Mitu zu bewundern, der sich Flameballs vornimmt – und dabei so wirkt, als hätte er den Break zehn Jahre lang nicht verlassen.

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RIDER: VETEA BOERSMA SPOT: CAUIPE, BRASILIE Foto: Andre Magarao VB: Ich hatte das große Glück, die letzten vier Jahre in der World Class Kiteboard Academy verbringen zu dürfen. Ich habe damals als High-School-Frischling angefangen und werde dieses Jahr im Mai in Sizilien meinen Abschluss machen. Dieses Bild zeigt einen vieler wunderbarer Momente, die ich dank der WCKA erleben durfte. Es gibt nichts Besseres als eine Night-Session in Brasilien wie hier in der Lagune von Cauipe! Nachts ist die beste Zeit zum Kiten, die Lagune ist leer und der Wind konstant. Der Shot – mit dem ich super happy bin! – entstand bei einem Shooting mit einigen WCKA-Schülern und Fotograf Andre Magarao.

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RIDER: BEN HOFFMANN SPOT: PERTH, AUSTRALIEN Foto: Paul Smythe BH: Ich war zum Kiten schon an vielen Spots weltweit unterwegs – aber Woodies in Perth ist einfach etwas Besonderes. Die Kombination aus konstantem Wind und glasklarem Wasser sorgt für grandiose Freestyle-Bedingungen! Der perfekte Ort, um dem kalten Winter in Deutschland zu entfliehen und tolle Sessions mit den freundlichen Leuten aus Down Under zu genießen. Paul und ich kennen uns schon seit ein paar Jahre. An diesem Tag hatten wir zum ersten mal Gelegenheit, mit einem Unterwasser-Gehäuse zu shooten. Die Qualität der Fotos wird damit einfach großartig, und man kann Action-Shots aus nächster Nähe machen.

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RIDER: JEROME CLOETENS SPOT: AKYAKA, TÜRKEI Foto: Svetlana Romantsova JC: Akyaka ist kein besonders bekannter Spot – aber für mich zählt er zu 100% zu den besten Kitespots der Welt! In der Mitte zweier großer Berge bildet sich super cleaner Wind, und eine Sandbank in Lee sorgt für perfekt flaches Wasser. Besser geht’s nicht! Für mich ist Akyaka das Tarifa der Türkei. Der Vibe der Leute ist derselbe wie in Tarifa, die Stadt selbst ist klein und ein großer Teil lebt vom Kite-Tourismus. Hektik gibt es nicht. Schuhe braucht man auch keine. Hier gibt’s einfach nur guten Wind und gute Parties!

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NF: Der späte Nachmittag bot die perfekte Gelegenheit für ein Shooting mit Blitz. Nach ein paar heftigen Crashes am Strand hatten wir schließlich die gewollten Shots im Kasten. Die Ideen dafür hatten wir bei gemeinsamen Sessions mit Freunden gesammelt, und hinsichtlich perfekter Bedingungen ist Tarifa echt verlässlich. Der größte Bonus war allerdings Toby hinter der Linse!

RIDER: NICO FRANCO SPOT: TARIFA, SPANIEN Foto: Toby Bromwich


RIDER: ADEURI CORNIEL SPOT: BRASILIEN Foto: Svetlana Romantsova TKM: Teamrider sein ist hart. Wenn ein neuer Kite herauskommt oder deine Marke etwas Extra-Werbung zu einem Produkt im Lineup benÜtigt, musst du zur Stelle sein. Auch, wenn du normalerweise ein anderes Setup fährst, musst du aufs Wasser und das Beste daraus machen. Aus brandneuem Material. In der Sonne. Ja, das ist hart...

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AUS DAKHLA VON Cai WaggetT

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edes Mal, wenn ich nach Dakhla komme, genieße ich das Gefühl, mit diesem Ort mehr und mehr vertraut zu werden. In Sachen Kiten gilt die Wüstenprovinz am Rande der Sahara nicht umsonst als Afrikas Nummer eins, die sich bereits als Austragungsort der World Tour einen Namen machen konnte: Äußerst fotogene Spots mit verlässlichem, guten Wind über das ganze Jahr und die Möglichkeit langer, epischer Downwinder sprechen für sich. Den Prozess des Ankommens liebe ich hier ebenso sehr wie den Ort selbst. Es fühlt sich an, als würde ich mein Leben im kalten Nordeuropa für kurze Zeit komplett zurücklassen. Alles fängt meist damit an, dass ich beim nächtlichen Anflug mein Gesicht im Flugzeug ans Fenster presse wie ein Kind, um auf die blinkenden Lichter 30.000 Fuß unter mir zu starren, die in Richtung Wüste hin immer weniger werden. Dann, nachdem wir der Halbinsel näher kommen, die sich wie ein gekrümmter Finger in den Mittelatlantik hakt, landen wir. Fix und fertig von all den Transfers (und dem Essen im Flieger) verlasse ich das Flugzeug. Und spüre sofort den warmen Nordwind im Gesicht, der mich wie ein alter Kumpel im Empfang nimmt. Dann geht es weiter vom Flughafen zu meiner Unterkunft. Beim letzten Mal war es das Dakhla Spirit Camp (das seinem Namen mehr als gerecht wird!). Das vertraute Brummen eines wüstentauglichen Geländefahrzeugs macht sich bemerkbar. Wir laden unsere Siebensachen ein und verlassen den ins schummrige Licht der Natriumlampen getauchten Flughafenparkplatz in Richtung Stadt, vorbei am in grell, aber charmant in

Neonfarben blinkenden Kreisverkehr und den glänzenden Gehsteigen aus Marmor, weiter in die dunkle Nacht. Durchs offene Fenster weht mir der scharfe Geruch des Meeres in die Nase. Auf unserem Weg nach Norden passieren wir noch die ein oder andere Polizeikontrolle. Zu unserer Rechten liegt die berühmte Lagune Dakhlas mit den zahlreichen Camps, die sich am Ufer angesiedelt haben. Als wir im Camp ankommen, bläst uns der Wind um die Ohren. Ich werde zu meinem Zimmer gebracht und gehe direkt ins Bett – schließlich will ich morgen fit sein. In der Dunkelheit pfeift der Wind durch die Ritzen des Raumes, alles knarrt und ächzt. Ein einschläfernder Mix an Geräuschen. Langsam gewöhnt sich mein Körper auch an die Temperatur, und im Halbschlaf träume ich, dass ich auf See bin. Naja, es ist ja auch (fast) so: Ich liege hier am Rande einer endlosen Wüste, und am anderen Ende befindet sich das Ufer des Atlantiks. Mit der Morgendämmerung beginnt hier die spektakulärste Sonnenaufgangs-Show ever – etwas, das ich in meiner Abwesenheit sehr vermisst habe. Sonnenaufgänge in der Wüste haben etwas Majestätisches. Während der leuchtende Ball langsam am Horizont des Ostens auftaucht, explodiert sein Licht aus der trockenen Welt heraus und breitet sich aus. Jeden Morgen stehe ich früh auf, nur um mir dieses Naturschauspiel anzusehen. Ich trinke meinen Kaffee und schätze die Windstärke daran ab, die stark die marokkanische Flagge im Morgengrauen weht. Das Frühstück wird im Restaurantbereich serviert: Gebäck, Obst, Eier und Kaffee. Dabei lauscht man dem aufgeregten Geschwätz der Wüstenspatzen, die geduldig warten, was für sie zum Frühstück REFLEXIONEN

abfällt. Ein vertrautes Morgenritual in Dakhla, das ich voll und ganz genieße. Rhino, der Hund des Camps, folgt mir, als ich das raue Plateau über den Zimmern erklimme und dabei meine empfindlichen Winterfüße durch das felsige Gelände dirigiere. Hier oben kann ich Energie schöpfen und einen Plan für den Tag machen. Unter mir schlängelt sich die geschwungene Lagune Dakhlas dahin – und im schillernden, nach Süden fließenden Chop entdecke ich bereits ein paar Kiter! Plötzlich bin ich total aufgeregt. Ich muss sofort aufs Wasser! Wesentlich schneller, als ich heraufgeklettert bin, eile ich wieder nach unten, mit Rhino auf den Fersen. Sami, der Coach des Kitecenters, stattet mich mit Material aus und ich mache mich bereit zum Start. Die Leinen sind dran, der Kite ist in der Luft. Ich gehe absichtlich über den weichen Sand am Ufer entlang und suche meinen Weg durch haufenweise Muscheln, die sich in der Gezeitenzone angesammelt haben – Herzmuscheln, Scheidenmuscheln und köstliche Austern – in Richtung der Lagune. Dort setze ich mich ins warme, seichte Wasser, atme tief ein, steuere meinen Kite scharf nach unten und gleite davon. Ich cruise nach Lee, über mir die Sonne, neben mir Dragon Island, Afrika zu meiner Linken und der Atlantik, obwohl außer Sichtweite, zu meiner Rechten. Eine Welt völlig abseits meines Alltags, die meine Mundwinkel nach oben wandern lässt. Ich bin am Rande der Sahara, wo der Wind niemals Pause zu machen scheint ... Und jedes Mal, wenn die Wüstensirene Dakhlas ihren betörenden Gesang anstimmt, folge ich ihr – und kehre an diesen magischen Ort zurück. 33


2019: J

ahr

henr der Hö

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Ross genießt die Aussicht.

Obwohl das Jahr noch jung ist, sieht es bereits so aus, als könnte Kiten 2019 sämtliche Grenzen brechen. Die 30-Meter-Marke ist geknackt – und dabei ging’s nicht bloß um ein paar Zentimeter, sondern sicherheitshalber gleich um zwei Meter. Da stellt sich die Frage: Wann werden die 35 Meter fällig? Wir haben die aktuellen Anführer des WOO-Leaderboards – Maerten Haeger und Ross-Dillon Player getroffen, um mit ihnen über ihre aktuellen Rekorde zu plaudern und wollten wissen: Geht da noch mehr? Photos: Thomas Burblies

Wie waren denn die Bedingungen am Tag eurer Rekord-Jumps? MH: Der Wind war perfekt, zwischen 40 und 50 Knoten, und dazu gab’s einige der besten Kicker, die ich je erlebt habe! Der Wind in Kapstadt ist besonders dicht, dadurch fühlt er sich stärker an als es bei 40, 50 Knoten woanders der Fall wäre. Die Wellen waren zwischen vier und fünf Meter hoch, super steil und an der Spitze knapp vorm Brechen – einfach perfekt, um sich damit richtig rauszuschießen. An diesem Tag hat Kapstadt echt gezeigt, was es kann! RDP: Bei mir war es sehr konstanter, kalkulierbarer Wind mit etwa 30 Knoten und 35 in den Böen, dazu mittlere bis große Wellen. Hattet ihr es schon im Gefühl, dass ihr an diesem Tag Rekorde brechen würdet? MH: Als wir in Richtung Misty Cliffs unterwegs waren, wurde es immer windiger, der Staub wirbelte richtig über die Straße. Dort angekommen, sah ich die Brecher, die sich durch die 40 Knoten gebildet hatten. Ein paar Jungs waren schon draußen und schossen sich super hoch raus! Da wusste ich: Während meines ganzen Kapstadt-Aufenthalts ist das hier nun die Gelegenheit, einen neuen persönlichen Rekord aufzustellen. Und das war mein Ziel. RDP: Nein, gar nicht – ich rechnete anfangs einfach mit einem ganz normalen, durchschnittlichen Kitetag. Aber nach dem ersten Jump wusste ich schon, dass es diesmal richtig hoch ging!

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Wusstet ihr gleich, dass die Jumps übernatürlich hoch waren? MH: Absolut. Ich hatte bei dieser Sessions ungefähr 20 Sprünge, die über 20 Meter gingen, darunter ein paar auch über 25 Meter. Den Unterschied zwischen einem 20- und einem 25-Meter-Jump spürst du einfach, auch bei der Landung. Bei meinem Rekord wusste ich sofort: Der war jetzt richtig hoch. Gleich, nachdem ich mich von diesem riesigen Kicker weggepoppt hatte, wurde ich von einer massiven Windböe erwischt. Einfach perfektes Timing – denn erwischt dich die Böe früher, kannst du die Kante beim Absprung nicht mehr halten. So aber, mit der Böe direkt am Anfang des Sprungs, ist das Timing perfekt – du wirst schnell und gerade nach oben geschossen. Als ich vom Wasser kam, rannten ein paar der Rider gleich zu mir und meinten, der Sprung hätte nach mehr als 30 Metern ausgesehen! Dann, nach dem Downloaden der WOO-Scores, hatte ich die Bestätigung: 32 Meter! Ganz klar ein denkwürdiger Moment für mich. RDP: Definitiv! Ich wusste gleich, dass ich die 30-Meter-Marke geknackt hatte. Bislang hatte ich zwei Sprünge mit mehr als 30 Metern, und ich erinnere mich an beide so detailliert, als wäre es gestern gewesen.

kann und er in der Luft viel Kontrolle bietet. Hinsichtlich der Leinen nehme ich manchmal 22 Meter, manchmal aber auch 24. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was besser ist … Mit 22 ist der Kite schneller, aber mit 24 ist die Hebelwirkung besser. Bei richtig starken Bedingungen fühle ich mich mit 22-m-Leinen etwas wohler. RDP: 8er XR5, 24-m-Leinen und mein CORE Bolt 142. Viele der Höhenrekorde werden momentan mit CORE-Kites gesprungen – was macht die Kites (speziell den XR5) so gut für hohe Jumps? MH: Ich liebe den XR5, weil er sehr schnell, aber dabei stabil ist. Es fühlt sich nie so an, als würde man die Kontrolle darüber verlieren. Es gibt weder Front- noch Backstalls und die Depower funktioniert sehr linear und ausgeglichen. Beim neuen Modell wurden außerdem die Barkräfte etwas reduziert, wodurch sich der Kite bei starkem Wind besser halten lässt und man damit noch höher springen kann. RDP: Der Kite ist eine wahre BoostingMaschine! Nicht ohne Grund wurden alle 30er-Marken mit dem XR5 geknackt.

Ein denkwürdiger Moment für mich.

Seid ihr seitdem je wieder an eure Rekorde herangekommen? MH: Einmal mit 27,7 Metern, das war in Wijk aan Zee in Holland, einem meiner liebsten Homespots. RDP: In diesem Monat bin ich einmal 29 Meter hoch gesprungen, und das ziemlich unterpowert … ich spüre die 35 Meter schon kommen!

Hat die WOO die Kiteszene verändert? MH: Ich denke, dass Big-Air als Disziplin schon vorher groß im Kommen war, aber seit Einführung der WOO wächst sie nun noch schneller. Durch die Höhenmessung macht es noch mehr Spaß, sich selbst herauszufordern. Ohne WOO hätte ich mich wohl weniger an meine Limits gepusht!

Wie sah euer Rekord-Setup aus (Kitegröße und Leinenlänge)? MH: Ich war voll angepowert mit meinem 8er XR5 und 22-m-Leinen. Der 8er ist eine gute Größe, weil man ihn schnell nach oben steuern

RDP: In sozialer Hinsicht macht die WOO definitiv Sinn – man schießt sich raus, tritt gegen seine Freunde an und am Ende des Tages gibt es keine Diskussion mehr darüber, wessen Jump nun der höchste war!

2019: JAHR DER HÖHENREKORDE

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Kitet ihr durch die WOO auch anders? MH: Manchmal kann ich mich nicht entscheiden, ob ich mit dem XR hoch springen oder Megaloops mit dem GTS trainieren soll – am liebsten würde ich immer beides machen. Aber wenn es um hohe Sprünge geht, ist die WOO so etwas wie mein elektronischer Coach. Perfektes Timing und aggressiver Pop werden sofort belohnt, und durch das Feedback macht man in diesem Bereich laufend Fortschritte. RDP: Durch die Messung pushe ich mich bei starkem Wind noch viel mehr an meine Grenzen. Ich denke, die WOO hat die Big-Air-Szene in jedem Fall auf ein neues Level gehoben!

Maarten auf dem Weg nach oben.

Wie sieht ein perfekter Big-Air-Tag in Kapstadt für euch aus? MH: Wenn sich der Tablecloth (die Tischdecke aus Wolken) schon morgens über den Table Mountain schiebt und der Wind sich bereits um zwei Uhr nachmittags aufbaut, dann weißt du: Heute Abend geht’s richtig rund. Oft wird der Wind dann so stark, dass nur noch ein paar Rider übrig bleiben. Wenn ich mit meinem 8er oder 9er voll angeblasen bin, habe ich meistens richtig Platz auf dem Wasser – einfach perfekt! RDP: 45 Knoten, sechs Fuß hoher Swell und gleichmäßiger Wind. Denkt ihr, dass es in dieser Saison noch höher gehen kann? Wo liegt eurer Meinung nach die nächste Big-Air-Benchmark? MH: Der Winter in Holland neigt sich langsam dem Ende zu, was bedeutet, dass ich bald wieder mit dem Training beginnen werde – ich kann es kaum erwarten! In Holland wird es allerdings schwierig, die 32 Meter zu knacken, da Wind und Wellen nicht so perfekt zusammenspielen wie in Kapstadt. Aber probieren werde ich es auf jeden Fall! Für mich ist jede Session etwas Besonderes, auch ohne Rekorde oder Meilensteine. Jedenfalls denke ich, dass die nächste Höhenmarke 35 Meter sein wird. Das ist hart, aber möglich! 40

Ich möchte auf jeden Fall noch höher springen!

Meter sind meiner Meinung nach im Moment noch nicht drin. Aber wenn man sich ansieht, wie sich die speziell für hohe Sprünge gebauten High-Performance-Kites in den letzten Jahren entwickelt haben, dann werden irgendwann auch 40 Meter möglich sein. RDP: Ich möchte definitiv noch höher springen! Ich warte nur auf den richtigen Wind dafür. 35 Meter sind meiner Meinung nach möglich – in Zukunft vielleicht sogar noch mehr.

Was macht einen Kite eigentlich zur perfekten Boosting-Maschine? Wir haben COREs Kite-Designer Frank Ilfrich – dem Mann hinter der XR-Serie – nach seinem Geheimnis gefragt. Welche Charakteristika braucht ein Kite, um gut für hohe Sprünge zu sein? Da gibt es verschiedenste Design-Features, die eine wichtige Rolle spielen. Der Kite muss gut in starkem Wind funktionieren und sich dabei auch

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Ross-Dillon Player

Maarten Haeger Photo: Thomas Burblies


Ross streicht mal schnell die Tablecloth glatt ...

gut kontrollieren lassen. Dazu braucht er jede Menge Depower, eine stabile Tragfläche und einen gekanteten Frame. Der 5-Strut-Frame des XR besitzt all diese Attribute, dazu kommt viel Power und Hangtime durch die höhere Streckung und den breiten Bogen, die eine große projizierte Fläche bilden. Aber wie immer im Leben – ganz so einfach ist es dann doch nicht … Kites mit hoher Aspect-Ratio haben zwar meist eine gute Hangtime, dafür aber nicht den besten Boost nach oben, wogegen C-Kites einen wiederum sehr explosiv und hoch nach oben schießen, dafür aber weniger Hangtime liefern und in Sachen Sprungtechnik anspruchsvoller sind. Der Schlüssel zum Erfolg des XR war, explosiven Boost mit ordentlicher und sicherer Hangtime zu kombinieren. Er ist leicht zu kontrollieren, einfach zu springen und dabei super stabil. So behält man die volle Kontrolle und kann super hoch springen. Wie hat sich die einstige XR-Serie zu einer solchen Boosting-Maschine entwickelt? Hauptsächlich durch laufende Weiterentwicklung und Tests. Der XR ist deshalb so herausragend, weil er einerseits ein perfekt ausbalancierter Performance-Freeride-Kite ist, mit dem jeder Kiter bei normalen

Bedingungen Spaß haben kann. Bei starkem Wind aber verwandelt er sich in eine Rakete, ohne dabei seine Komfortzone zu verlassen. Wir testen unsere Protos zusammen mit den Teamridern, und meist laufen einige Generationen an Kites durch, bis ich der Meinung bin, dass ein Modell passt. Dieses geben wir dann üblicherweise an unsere südafrikanischen Rider weiter, die es auf Herz und Nieren testen. Nicht zu vergessen unsere Big-Air-Spezialisten hier in Deutschland. Die WOO ist nützlich, um Sprung- und Hangtime-Daten zu bekommen – dadurch lassen sich Prototypen besser miteinander vergleichen. Arbeitet ihr schon an der nächsten Generation? Ja, der XR6 ist bereits in Produktion und ich habe schon mit einigen Designstudien und Protos für den XR7 begonnen! Beim XR blicken wir auf eine Geschichte laufender Verbesserungen zurück und der XR6 ist dabei wieder ein Schritt weiter nach oben. Dazu waren keine drastischen Veränderungen nötig – dass dieser Kite gerne Weltrekorde bricht, ist offensichtlich!

Nach diesem Loop wird Maarten wohl wieder ein paar Upwind-Meter brauchen.

2019: JAHR DER HÖHENREKORDE

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BEN

P GILLES

IE

PERU

BY

PERU VO

wählen kann – Kiten ist in Peru noch relativ jung, was bedeutet, dass man auf dem Wasser noch

wurde. Nicht nur, dass man aus zig Spots mit konstantem Wind, Flachwasser oder Welle

und dafür gesorgt, dass auch die Infrastruktur an den Spots entlang der Küste ausgebaut

In den letzten Jahren haben auch immer mehr Kitesurfer Perus Schätze für sich entdeckt

und den längsten Lefthandern des Planeten wie Chicama.

verbringen Wellenreiter aus Brasilien hier ganze Jahreszeiten an Weltklasse-Spots

für Wassersport-Enthusiasten. Unter anderem Top-Surfspots – nicht umsonst

Eine immens lange Küstenlinie wie Perus birgt natürlich jede Menge Spielplätze

grenzt und sich im Westen entlang des Pazifiks erstreckt: Peru.

in einem Land, das an Ecuador und Kolumbien, Brasilien, Bolivien und Chile

DAMP

O

N

M

LES

EN

ist der Wind auf der leichteren Seite – passend für den 12er – aber auch 9er- und 7er-Tage sind nicht unüblich.

und sich mit dem Kite die Wellen vornehmen, ist Kitesurfen vor Ort mittlerweile ziemlich populär. Normalerweise

als in Chicama. Dank der Tatsache, dass immer mehr Besucher sich nachmittags die Offshore-Brise zunutze machen

Phänomenale Ritte von bis zu 2,5 Kilometer sind hier keine Seltenheit, noch dazu ist die Welle um einiges größer

Pacasmayo einfach nur beeindruckend – und gilt in vielen Kreisen als längster kitebarer Lefthander weltweit.

In Sachen Wellen ist Pacasmayo ganz klar the place to be! Nicht weit vom populären Spot Chicama gelegen, ist

der die einstündige Fahrt täglich wert ist, aber ein Abenteuer ist es allemal.

wollen. Aber die Szenerie ist beeindruckend, und die Kitebedingungen ähnlich wie in Paracas. Sicher kein Spot,

beste Teil dieser Lagune ist auch der am meisten gemiedene, da die meisten keinen Stress mit den Fischer-Locals

seinem roten, felsigen Gelände glauben lässt, man wäre auf dem Mars – erreicht man die Laguna Grande. Der

D SParacas W O L entfernt – nach einer Fahrt durch einen beeindruckenden Nationalpark, der einen mit Eine StundeAvon

V

leichtes Brennen verursachen und man durch den Neo ohnehin vor den Nesseln geschützt ist.

teils absurden Unmengen an Quallen. Wobei diese – abgesehen von der Masse und ihrer oft enormen Größe – nur

demnach gut für Freestyle, oft auch für Big-Air und immer zum Foilen. Das einzige, was beim Foilen stört, sind die

Luv wird man mit tiefem, durchs Land geschützte Flachwasser und konstantem Wind belohnt. Paracas eignet sich

sicher wieder am Ufer. Das Wasser ist relativ flach (je nachdem, wie tief es ist) und nach einem langen Schlag nach

befindet sich die Stadt, und sollte man mal ein Problem haben, landet man ein paar Meilen weiter downwind

Wind beträgt üblicherweise 16+ Knoten, der Strand ist weitläufig und die Lagune riesig. An der rechten Seite

Paracas, etwa vier Stunden südlich von Lima gelegen, erinnert stark ans südafrikanische Langebaan. Der Sideshore-

GERMANY

dominiert. Was bedeutet, dass man in den meisten Orten relativ authentische, peruanische Kultur pur erleben kann.

sich zu entdecken. Ein weiterer Pluspunkt: Die lokale Wirtschaft Perus ist (noch) nicht vom Kitesurf-Tourismus

Fernweh

richtig viel Platz vorfindet. Überlaufene Spots? Fehlanzeige! Umso wahrscheinlicher ist es, jungfräuliche Spots für

PIE N B EN GILLES

PERU

der Rest Südamerikas hat in Sachen Kitespots einiges zu bieten! Zum Beispiel

Keine Frage – Brasilien zählt zu den Top-Kitedestinationen weltweit. Aber auch

PERU. Wenn es ums Kiten in Südamerika geht, denkt jeder als erstes an Brasilien.


FERNWEH | PERU

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WAS MAN EHER NICHT HÖREN WIRD: Ceviche? Kann nicht schaden…

WAS MAN OFT ZU HÖREN BEKOMMT: Hast du gesehen, wie lang diese Welle war? Hast du gesehen, wie lang diese Qualle war?

BIER: $4 | €4.50 | £3

WAS M A N N O C H E I N PAC K E N SOLLTE: Surfboard, Kamera und Begleitung. Mit der richtigen Ausrüstung kommt man jeden Tag aufs Wasser, und wenn man einen neuen Spot entdeckt ist es a) noch viel cooler mit einem Kumpel und b) ein Erlebnis, das definitiv ein paar Erinnerungsshots wert ist.

NEOPREN: Langer 3/2er und Shorty in 3/2. Die Sonne ist extrem heiß, also sind Boardshort-Sessions nicht ausgeschlossen – aber das Wasser ist kalt, und bei langen Sessions bzw. ganzen Tagen auf dem Wasser macht ein Neo einfach Sinn.

Ben bedankt sich herzlich bei den World-Class-Kiteboarding-Academy-Schülern Vetea Boersma und Elias Ochner für ihre Unterstützung bei diesem Artikel.

MITNEHMEN: Am besten alles! Die Bedingungen in Peru sind extrem vielfältig. In Pacasmayo braucht man die größeren Wave-Kites und Wellenbretter, StraplessFreestyle-Boards eher nicht. Paracas eignet sich gut für Twintip- und Foil-Sessions. Fürs Twintip passen meistens Kitegrößen von 9–14 qm.

UNTERKUNFT:: In Paracas findet man Hostels, Airbnbs und Hotels. In Pacasmayo gibt es Hotels, darunter auch das El Faro Resort, das direkt am Spot ist – man startet morgens und landet am Ende des Tages wieder dort. Des Weiteren gibt es noch Hostels in der Stadt, nur wenige Minuten Fahrzeit entfernt.

ANREISE: Paracas liegt vier Stunden südlich von Lima (mit dem Auto). Für Pacasmayo schnappt man sich am besten den Luxus-Schlafbus, der einen ausgehend von Lima in einer elfstündigen Fahrt die Küste hinauf bringt. Alternativ gibt es in Trujillo einen kleinen Flughafen, der nur zwei Stunden entfernt ist. Oder man mietet sich in Lima ein 4x4 und erkundet die Spots entlang der Küste in Eigenregie.

Kulturszene und das tolle Essen in der Stadt. Ganz klar einen Besuch wert, am besten für ein paar Tage!

die Aussicht (oder die Wellen vor Ort) abzuchecken. Nicht zu vergessen die großartige Architektur, die lebendige

Lima einplanen. Perus Hauptstadt thront eindrucksvoll auf einer Klippe – perfekt für einen Paragliding-Flug, um

Eines noch: Bevor man an einen der Surf- bzw. Kitespots reist, sollte man unbedingt noch einen Abstecher in

platziert werden, wo die Welle bricht.

sie die brutale nördliche Strömung. Zum anderen sollte man auf die Fischernetze achten, die gelegentlich dort

Acht nehmen: Da wären zum einen die Zodiacs, die die betuchteren Surfer nach draußen bringen – so umgehen

wie Weihnachten. Obwohl es auf dem Wasser grundsätzlich harmonisch zugeht, sollte man sich vor Gefahren in

eine komplett neue Kombi, die Herzen höher schlagen lässt – ein großer Swell dazu fühlt sich dann schon an

immer wieder Swells. Für die meisten von uns ist schon allein die Länge der Welle plus die perfekte Windrichtung

Die Wellen- und die Windsaison überlappen nicht besonders gut, trotzdem gibt es auch außerhalb der Saisons


FLYSURFER-TEAMRIDER MATIAS LEE AUS ARGENTINIEN PRÄSENTIERT UNS SEINE GEHEIMWAFFE FÜR SÜDAMERIKANISCHE SHREDSESSIONS.… Fotos: José Fazio

MODELL: FLYSURFER RADICAL6 | BOARDGRÖSSE: 138 X 42.5 | GEWICHT: 64KG | KÖRPERGRÖSSE: 173CM TheKiteMag.com


Ich bin vor drei Jahren zur Flysurfer-Family gestoßen und habe seitdem alle Modelle des Radical getestet. Das RADICAL6 ist ein Freestyle-Board, das meiner Meinung nach exzellente Freestyle-Performance mitbringt. Im Vergleich zu den Vorgängern wurde es designtechnisch noch ausgefeilt, und auch die Grafik sieht jetzt noch besser aus. Ich denke, die Vorgängerversion des RADICAL hatte etwas zu viel Flex. Das neue Modell ist nun etwas steifer, was die Freestyle-Performance wesentlich verbessert hat. Ich verwende sowohl die Größen 133 als auch 138.… Das 133 ist spielerisch für chillige Sessions, während sich das 138er besser zum Freestylen eignet – die perfekte Größe für komfortable Pops und Landungen. Ich fahre das RADICAL6 mit 40-mm-Finnen, die mir bei harten Landungen entgegenkommen. Aber ich wechsle auch manchmal ab, versuche kleinere Finnen oder fahre manchmal auch ganz ohne, je nachdem, wonach mir gerade ist. Üblicherweise bin ich mit Boots unterwegs – was das Radical beim Freestylen auch locker aushält (ich hatte damit schon einige harte Einschläge!). Boots sind super, wenn man ein entsprechendes Fahrlevel mitbringt. Das musste ich schmerzhaft am eigenen Leib erfahren: Als ich damals den Blind Judge trainierte, kassierte ich Unmengen an Backedges – und mit Boots ist der Einschlag mindestens zehnmal härter und tut auch viel mehr weh! Deshalb ist mein Tipp: Mit dem Switch auf Boots besser abwarten, bis man definitiv bereit dafür ist.… Es macht Spaß, mit der asymmetrischen Outline des RADICAL6 zu spielen, und es ist interessant zu fühlen, wie das Board an den verschiedenen Kanten durchs Wasser schneidet. Sichere und schnelle Wechsel auf Toeside und das entspannte Gleitgefühl machen richtig Spaß. Sowohl für die Welle als auch für Freestyle fahre ich meist den Stoke, aber seit dem Release des Soul und des neuen Boost wechsle ich manchmal zwischen den Kites. Wenn der Wind für Tubekites zu schwach ist, greife ich zum Soul 10 mit kurzen Leinen für mehr Slack. Für Big-Air-Sessions bei mehr Wind verwende ich sowohl den Stoke als auch den Boost. Das Kite- und Board-Lineup von Flysurfer hat für jeden Geschmack und jedes Fahrlevel etwas auf Lager. Es macht Spaß, zwischen den Kites zu switchen und immer genau zu wissen, was man bekommt. Meine Homespots in Argentinien sind zum Kiten echt genial. Neben den guten Bedingungen ist auch die Stimmung in Mar del Plata und Mar Chiquita wunderschön mystisch. Ich fühle mich diesen Spots sehr verbunden – was wahrscheinlich daran liegt, dass ich hier schon unzählige Sessions hatte. Aber ich denke, dass jeder Ort für sich etwas Besonderes hat. Neben meinen Homespots zählt Coche in Venezuela zu meinen liebsten Freestyle-Spots, und in Sachen Welle ist Lobitos in Peru mein Favorit. B R E T T G E F L Ü S T E R - M AT I A S L E E

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PONTA PRETA, SAL, Kapverden Mitu Monteiro Fotos: Gabriele Rumbolo

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Der Kapverdianer, der einer ganzen Generation an Weltklasse-Ridern den Weg ebnete, verrät uns, an welchem Spot seine Karriere einst begann …

und mein Bodyboard und marschierte zu Fuß in Richtung Ponta Preta. Jeder war total aufgeregt wegen des riesigen Swells, der im Anmarsch auf

Ponta Preta war immer Teil meines Lebens. Schon in meiner Kindheit war ich dort mit meiner Familie und Freunden zum Picknicken. Später, als ich mit dem Surfen begann, war der Ponta Preta das Maß der Dinge, und auch der erste Spot, an dem ich an einer Competition teilnahm. Und schließlich habe ich sogar dort geheiratet! Ein Teil von mir wird immer in Ponta Preta sein.

die Insel war … Das ist jetzt schon fast 30 Jahre her, und trotzdem erinnere ich mich noch daran, als wäre es gestern gewesen. Ich klammerte mich an die Leash meines Bodyboards und betete, nicht sterben zu müssen, als ich – unerfahren, wie ich damals noch war – zwischen den riesigen Brechern herumpaddelte. Schließlich trieb ich mit der Strömung ab und ertrank fast bei dem Versuch, wieder ans Ufer zurückzukommen. Aber als ich wieder am Strand war, hatte ich immerhin noch mein Brot und mein Wasser!

KANNST DU DICH AN EINE DEINER ERSTEN SESSIONS ERINNERN?

MIT WEM WARST DU SCHON IN PONTA PRETA AUF DEM WASSER?

Oh ja, auf jeden Fall! Ich denke, ich war damals acht oder neun Jahre alt … ich schnappte mir ein

Mit allen Locals: Djo, Airton, Matchu, Titik, Ro und Luis, nur um ein paar Namen zu nennen.

MITU, ERZÄHL UNS DOCH VON DEINEN ERSTEN ERINNERUNGEN AN DEINEN HOMESPOT!

Päckchen gestohlenes Brot, eine Flasche Wasser

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OBEN: Eine Welle wie aus dem Bilderbuch. OBEN RECHTS: Die guten alten Zeiten ... OBEN GANZ RECHTS: Die nächste Generation macht sich bereit. RECHTS: Immer mit Smile!

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WIE SEHEN DIE TYPISCHEN BEDINGUNGEN DORT AUS? Ponta Preta ist weltweit als schwieriger Spot bekannt. Der Wind bläst sideoff, wo schon die Felsen auf einen warten. Die Welle ist schnell und erlaubt kein Zögern. Ganz früh am Morgen gehört der Spot noch den SurferLocals. Dann, etwa um neun Uhr, wenn der Wind loslegt, kommen die Kiter und Windsurfer daher. Wenn der Swell groß ist, ist nie viel los … natürliche Selektion eben!

WIE SIEHT DEIN PERFEKTER TAG IN PONTA PRETA AUS? Sideoff-Bedingungen, drei Meter hohe Welle, genug Wind für meinen 8er-Bandit, ein gutes Frühstück und Sessions bis zum Sonnenuntergang! Erzähl uns von einer deiner unvergesslichsten Ponta-PretaSessions! Jede Session dort ist einzigartig und unvergesslich. Der Spot funktioniert nicht immer, aber wenn, dann ist die ganze Insel in Aufruhr. Man sagt, Ponta Preta ist magisch – ich denke, das liegt daran, dass der Spot voller Energie steckt. An den großen Tagen funktioniert auch der linke Peak, der einfach riesig ist. Dort habe ich einige meiner bislang tiefsten Barrels erlebt.

HAT SICH DER SPOT IM LAUFE DER JAHRE VERÄNDERT? Definitiv. Ich erinnere mich, dass ich als Kind immer über die mächtigen Sanddünen gelaufen bin. Für einen kleinen Knirps wie mich damals waren sie einfach riesig, ein immenses Gebirge aus Sand. Vom Pier aus, also etwa fünf Kilometer entfernt, konnte man schon sehen, ob es Wellen gab oder nicht. Jetzt, drei Jahrzehnte später, ist von diesen Dünen nicht mehr viel übrig außer zwei Sandhaufen zwischen den Mega-Resorts. Vom Pier aus sieht man nur noch die Betonmauern der Hotels, die im Laufe der Jahre dort hochgeschossen sind. Die Landschaft

hat sich verändert, und darunter hat auch der Wind am Spot gelitten. Ponta Preta ist jetzt schwieriger zu fahren, da die umliegenden Bauten den Wind behindern.

WO ISST DU AM LIEBSTEN NACH DEINEN SESSIONS? Geh ins Mitu&Djo und gönn dir eine Mitu&DjoPlatte und einen großen Ingwer-Orangensaft – das füllt die Energiereserven wieder auf !

DENKST DU, DU WÜRDEST AUCH OHNE EINEN HOMESPOT WIE PONTA PRETA SO VIEL ERREICHT HABEN? Der Grund, warum ich jetzt bin, wo ich bin, ist meine Heimatinsel Sal – das perfekte Paradies für jede Art von Wassersport. Auf weniger als 30 Kilometern findet man hier so viele verschiedene Trainingsbedingungen. Leftund Righthander, Onshore- und Offshore-Wind, kleine und große Wellen, Flachwasser für Strapless-Freestyle, Secret-Spots, aber auch beliebte Spots, an denen man immer Gemeinschaft hat, tiefes und seichtes Wasser … ich liebe meine Insel einfach!

WANN WARST DU ZUM LETZTEN MAL AM SPOT – UND WIE WAR ES? Vor zwei Tagen, und die Session war ehrlich gesagt echt heftig! Der Wind war komplett offshore, ich habe ein paar Boards getestet und ein paar tolle Barrels abbekommen.

GIBT ES NEBEN PONTA PRETA NOCH EINEN ANDEREN, VIELLEICHT SOGAR KOMPLETT ANDEREN SPOT, DER AUCH ZU DEINEN FAVORITEN ZÄHLT? Kite Beach! Einmal quer über die Insel, nur vier Kilometer entfernt. Der perfekte Spot für StraplessFreestyle!

M E I N S T R A N D : P O N TA P R E TA , S A L , K A P V E R D E N

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JÖRGEN VOGT, GKA

ALLES UNTER EINEM DACH VOR ALLEM IM FREESTYLE WAR ES IN DEN VERGANGENEN JAHREN SCHWER, DEN ÜBERBLICK ÜBER INTERNATIONALE EVENTS ZU BEHALTEN – LAUFEND WECHSELNDE VERBÄNDE UND NEUE TOUREN SORGTEN NICHT NUR BEI DEN RIDERN SELBST FÜR VERWIRRUNG. DAMIT IST JETZT SCHLUSS: AB SOFORT LÄUFT DER FREESTYLE-WORLDCUP UNTER DER SCHIRMHERRSCHAFT DER GKA, DIE AUCH DIE KITE-SURF WORLD TOUR AUSTRÄGT. UM BEI ALL DIESEN ÄNDERUNGEN (UND ABKÜRZUNGEN) LICHT INS DUNKEL ZU BRINGEN, PLAUDERTE ANJA FUCHS MIT GKA-GENERALSEKRETÄR DR. JÖRGEN VOGT. WIR VERSPRECHEN: NACH DIESEM INTERVIEW KANNST DU AM STAMMTISCH WIEDER MITREDEN.

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HEY JÖRGEN, DANKE, DASS DU DIR ZEIT FÜR UNS GENOMMEN HAST. KANNST DU UNS ERKLÄREN, WELCHE FUNKTION DIE GKA HAT UND WELCHE MITGLIEDER DAZUGEHÖREN?

Die Global Kitesports Association, kurz GKA, agiert als Interessenverband der Kite-und Boardhersteller. Gegründet wurde sie 2014, Mitglieder sind alle wichtigen Firmen im Kitesport weltweit. Der Verband verfolgt vier wesentliche Ziele: Erstens, dass Strände weiterhin für die Ausübung des Kitens offen gehalten werden – da gibt es heutzutage ja immer wieder Probleme. Zweitens wollen wir den Sport sicherer machen, und zwar durch einen weltweit verbindlichen Mindeststandard an Sicherheit bei Produkten. So gibt es nun etwa die erste ISO-Norm für Quick Release und Safety, also den Auslösemechanismus. Die Norm soll Mitte des Jahres von der ISO veröffentlicht werden. Dafür waren drei Jahre intensive Arbeit unter Einbezug von Experten aus der ganzen Welt nötig, ein umfangreicher und ziemlich komplexer Prozess! Des Weiteren kümmern wir uns um die Jugend- und Frauenförderung – unter anderem einer der Gründe für die ISONorm, da Frauen und Kinder meist weniger Gewicht und Kraft haben, was beim Auslösemechanismus durchaus eine Rolle spielt. Ebenso beschäftigen wir uns mit Themen rund um Umweltschutz und ökologischer Fußabdruck, was natürlich auch die Kitehersteller betrifft. Der vierte Schwerpunkt ist der Profisport – dazu zählt die GKA Kite World Tour, bei der die GKA weltweit alleiniger Rechteinhaber zur Aus- und Durchführung aller „Performance“Disziplinen ist.

werden müssten. Das wiederum würde der KPL und diesen Events aber die ihr innewohnende Flexibilität und auch Unbekümmertheit nehmen. Voraussetzungen für eine World Tour sind beispielsweise die Abnahme des Rulebooks durch die GKA und World Sailing und eine bestimmte Zusammensetzung des Judging Panels, um Unabhängigkeit zu gewährleisten. WELCHE TOUREN ORGANISIERT DIE GKA 2019 UND WAS VERÄNDERT SICH DABEI IM VERGLEICH ZU 2018?

Es wird ab diesem Jahr nur noch die GKA Kite World Tour geben, die von zwei Disziplinen getragen wird. Einerseits Wave und Strapless-Freestyle, mit der Kite-Surf World Tour. Diese Tour gibt es seit 2015 und sie wird unverändert fortgeführt. Andererseits Freestyle und Big-Air mit der Freestyle Tour. In Sachen Freestyle ist allerdings alles neu: Die WKC-Tour und die Air Games aus 2018 werden zusammengelegt, d. h. es gibt jetzt eine Tour unter dem Dach der GKA – die GKA Freestyle World Tour. WKC (World Kiteboarding Championships) und Air Games als Namen sind Geschichte. WIE VIELE FREESTYLE-EVENTS SIND FÜR DIESES JAHR GEPLANT?

Wir wollen in beiden Disziplinen jeweils sechs Worldcups pro Jahr fahren. WIE VERHÄLT ES SICH MIT DEN JUDGING-KRITERIEN IM VERGLEICH ZU DEN 2018ER-EVENTS – ENTSPRECHEN DIESE DEN VON DEN WKC-CONTESTS ODER EHER DEN

IN WELCHER VERBINDUNG STEHT DIE GKA ZUR WORLD SAILING UND ZUR IKA?

World Sailing ist die offizielle Institution für den Wind-Wassersport, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC), den nationalen Segelverbänden der IKA und der GKA anerkannt ist. Die Rechte, Sportveranstaltungen im Windwassersport durchzuführen, liegen bei der World Sailing, darauf haben sich auch die nationalen Verbände verständigt. So darf man etwa in Brasilien keine Events am Strand durchführen, die nicht beim nationalen Segelverband angemeldet werden – der wiederum Mitglied der World Sailing ist. Die Rechtevergabe seitens World Sailing erfolgte 2016 und teilt sich folgendermaßen auf: IKA und GKA bestehen nebeneinander als unabhängige Verbände. Die IKA (International Kiteboarding Association) kümmert sich um alle Disziplinen, die eine Start- und Ziellinie beinhalten, also Races. Für alle performanceorientierten Disziplinen (wie Wave-, Strapless-Freestyle, Big-Air, Free-/ Wakestyle) liegen die exklusiven Rechte bei der GKA, die die Disziplinen Wave & Strapless-Freestyle und Twintip-Freestyle mit eigenen World Touren durchführt. Auch für die Disziplin Park, also das Überfahren und Überspringen von sogenannten Slidern und Kickern, liegt das Recht bei der GKA, da es sich dabei um eine Performance-Disziplin handelt. Allerdings hat sich die GKA mit der Kite Park League (KPL) darauf verständigt, dass diese ihre Wettkämpfe in Eigenregie durchführen. Allerdings darf die KPL ihre Events nicht „World Cup“ nennen, die Tour nicht „World Tour“ und den Gewinner nicht „World Champion“, da sonst die komplexen Voraussetzungen für eine World Tour eingehalten

KRITERIEN BEI DEN AIR GAMES?

Das Rulebook für die GKA Freestyle Tour wurde gemeinsam mit den Vertretern der KRU (Kite Riders United) neu verfasst und beinhaltet drei wesentliche Judging-Kriterien. Ziel ist, den komplettesten und besten Twintip-Fahrer zum Weltmeister zu küren, der alle Disziplinen auf einem Twintip beherrscht. In Sachen Bewertungskriterien wurde das Format etwas justiert: Bis mittlere zwanzig Knoten Wind wird reiner Wakestyle/Freestyle gewertet – also genauso wie im WKC-Format. Von mittleren zwanzig bis mittleren dreißig Knoten wird das WKC-Format um Big-Air-Elemente ergänzt, also Wakestyle plus Freestyle im klassischen Sinne. Bei Wind über mittleren dreißig Knoten liegt die Scoring-Gewichtung auf Big-Air, es werden aber weiterhin Freestyle-Elemente notwendig sein, um hier zu gewinnen – so in etwa, wie man das auch vom King Of The Air kennt. Auf World-Tour-Ebene gibt es 2019 aber eine Ausnahme: Vier der sechs Events sollen reine Freestyle-Events werden, unabhängig von den Windbedingungen. Damit wollen wir den Fahrern der WKC Tour, die sich in den letzten Jahren rein auf Freestyle konzentriert haben, auch die Chance geben, zu gewinnen. Zwei der sechs Events sind sogenannte Streicher-Events, d. h. es zählen für die Fahrer nur vier der Stops, auf denen sie am besten abgeschnitten haben. Das gilt jedoch nur für die World Tour, nicht für Contests auf nationaler oder kontinentaler Ebene oder Jugendmeisterschaften, soweit diese das GKA Rulebook verwenden. Alle Rulebooks und Beschlüsse sind Produkt der Zusammenarbeit mit den Freestylern, auch den ehemaligen WKC-Ridern. 47


WIE SIEHT ES AUS MIT LIVE-SCORING UND LIVE-

IMMER EINFACH, SICH EINE PROFESSIONELLE KARRIERE

VIDEOÜBERTRAGUNGEN, DIE ES BEI DEN WKC-EVENTS

AUFZUBAUEN. DENKST DU, DASS DIE NEUE TOUR NUN

2018 GAB – PLANT IHR DAS AUCH FÜR DIE WORLD TOUR?

– ZUMINDEST IN ABSEHBARER ZUKUNFT – STABILERE

Ja, Live-Scoring wird es auf jeden Fall geben. Live-Streams möchten wir natürlich im Rahmen beider Touren bei so vielen Events wie möglich einsetzen, sofern es finanzierbar ist. Generell haben wir alle GKA World Cups in Kategorien unterteilt – von 5- über 4- bis hin zu 3-Sterne-Events. Ein 5-Sterne-Event hat Livestream, internationale TV-Coverage und mindestens 30.000 Euro Preisgeld. Der erste Stop der Kite-Surf World Tour auf Sal am Spot Ponta Preta ist ein 5-Sterne-Event – da wird es definitiv einen Livestream geben.

RAHMENBEDINGUNGEN BIETET?

GEHEN WIR WEITER ZUM SURFEN – WELCHE EVENTS

Ja, absolut! Wir werden allen Beteiligten, aber in erster Linie den jungen Sportlern, die eine Profikarriere anstreben, eine sichere Tour garantieren, die auch in den nächsten Jahren in diesem Format bestehen bleibt. Sicher werden sich Faktoren wie das Rulebook irgendwann weiterentwickeln – aber die Rechte für die Events sind für viele Jahre – bis weit in die Zukunft!– gesichert, und die GKA hat großes Interesse daran, die Tour langfristig, berechenbar und nachhaltig zu organisieren und den Fahrern professionelle Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen..

SIND IM RAHMEN DER KITE-SURF WORLD TOUR FÜR 2019 BESTÄTIGT?

WIE KOOPERIERT IHR MIT DEN RIDERN, UM

Die Austragungsorte werden sein: Sal, Dakhla, Tarifa, Mauritius, Deutschland und Australien. Es stehen aber auch noch Brasilien und Maui als weitere Austragungskandidaten im Raum.

SICHERZUSTELLEN, DASS SIE ZUFRIEDEN SIND UND

DIE KITE-SURF WORLD TOUR WIRD DIESES JAHR BEREITS ZUM 4. MAL AUSGETRAGEN. WAS IST NEU?

Wir versuchen verstärkt, die Events an reinen Wavespots auszutragen. Es ist natürlich wesentlich leichter, einen Flachwasserspot für Strapless-Freestyle zu finden – was wir auch weiterhin machen wollen – aber unser Ziel ist Ausgewogenheit. Und zwar dahingehend, dass wir neben mehr Welle auch Spots mit Wind aus beiden Richtungen dabeihaben. Darauf arbeiten wir hin, obwohl diese Kombination nicht immer leicht zu finden ist. An reinen Wavespots wird dann zu 100 Prozent nach Waveriding bewertet, an Spots wie der Nordsee gibt es beim Scoring einen Mix aus Surfstyle und Strapless-Freestyle und an Flachwasserspots wie Tarifa wird nur Strapless-Freestyle gewertet. DURCH DIE DAUERNDEN ÄNDERUNGEN IN DER WETTKAMPFSZENE WAR ES FÜR DIE JUNGEN FREESTYLE-FAHRER IN DEN LETZTEN JAHREN NICHT

AUCH ENGAGEMENT IN DIE TOUR STECKEN? UND WIE VERHÄLT ES SICH MIT DEN PREISGELDERN FÜR 2019?

Wir haben bei jeder Tour ein Fahrer-Gremium, bestehend aus Frauen und Männern. Entscheidungen bezüglich des Rulebooks etc. werden immer gemeinsam mit den Fahrern getroffen. Letztens ging es etwa um die Frage, ob beim Strapless-Freestyle weiterhin Boardwachs verwendet werden darf. Die Fahrer haben sich dafür entschieden, dass beim Waveriding Wachs benutzt werden darf, bei StraplessFreestyle aber nicht. Was wir dann selbstverständlich im Rulebook so umgesetzt haben. Das Preisgeld pro Event beträgt grundsätzlich 30.000 Euro – davon werden jeweils zehn Prozent einbehalten für die Top Drei Frauen und Männer am Ende des Jahres. Es gibt auch Events, bei denen nicht ganz so viel gezahlt werden kann, die aber trotzdem ausgetragen werden. Die Aufteilung des Preisgeldes beim Event richtet sich dann exakt nach der prozentualen Teilnahme von Männern und Frauen. Also bei 50 Männern und 50 Frauen wird das Preisgeld 50/50 geteilt. Bei eine anderen Verteilung der Teilnehmerzahl wird die Preisgeldaufteilung dann eben entsprechend prozentual angepasst.

FOTO: GKA-KOMMITEE-MEETING IN KAPSTADT NACH DEM KING OF THE AIR.

V. l. n. r.: Klaus Warkentin, North; Till Eberle, Duotone; Richard Meyerscough, Ocean Rodeo; Mark Shinn, Shinnworld; Clinton Filen, Airush; Roberto Ricci, RRD; Raphel Salles, F-ONE; Max Blom, Mystic; Jörgen Vogt, GKA; Dave Kay (unabhängiger Berater bezüglich ISO-Angelegenheiten), Alex Vliege, RRD.

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~ GALERIE ~

RED BULL KING OF THE AIR 2019 FOTOS: BRENDAN PIETERSE

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ur wenige Sportevents sind mit so viel Spannungsaufbau verbunden wie der King of the Air. Allein die Waiting Period umfasst ein für einen Wettbewerb ungewöhnlich großes Zeitfenster. Die Rider haben den ersten Tag besagter Waiting Period – dieses Jahr am 29. Januar – bereits Monate vorher im Kopf. Nachdem sie meist sowieso schon vorher in Kapstadt waren, sind sie an diesem Tag startklar. Aber nur selten beginnt das Event wirklich so früh – also heißt es abwarten und die Vorhersagen checken. Und warten ... und warten ...

Dann, wenn die Competition schließlich grünes Licht bekommt, machen sich die Rider auf zum Strand, treffen auf die zahlreichen Zuschauer und Kameras und das beindruckende, massive Setup des Events – nur um schließlich wieder warten zu müssen. Meist bis in den späten Nachmittag hinein, wenn der Wind dann – endlich! – richtig Gas gibt. Bis zum Zeitpunkt des ersten Heats steht den Fahrern die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Aufgeatmet wird meist erst, wenn sie sich den ersten Kicker schnappen konnten und kurz darauf der erste Score an der Anzeigetafel aufleuchtet. Da das Event in den letzten Jahren immer über zwei Tage lief, ist die Anspannung nach Tag eins noch nicht vorbei. Denn diejenigen, die es durch die ersten Runden geschafft haben, müssen bis zum Finale

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wieder ein paar spannungsgeladene Tage überstehen. Bei so viel Anspannung im Vorfeld ist es doch umso unglaublicher, dass die Jungs dann einfach so aufs Wasser gehen und dort ihr Bestes geben, ihre größten Tricks performen und uns oft mit gänzlich neuen, genialen Moves überraschen. Das diesjährige KOTA-Event war – so der ziemlich einhellige Konsens – das bislang beeindruckendste. Die Rider gaben durch die Bank alles, und einige der Performances darf man durchaus als heldenhaft bezeichnen. Am auffälligsten waren dieses Jahr die deutlich verschiedenen Fahrstile der Teilnehmer: Es gab keinen „richtigen“ Style, keinen Move, der einen Top-Score garantierte. Gute Leistungen wurden belohnt. Und davon gab es jede Menge.


Ein denkwürdiger Ort, dessen Spannung für jeden spürbar ist: An diesem Strand wird mit hohen Einsätzen gespielt – hier werden Karrieren gemacht, aber ebenso schnell können Verletzungen sie wieder beenden.

Innerhalb der letzten GKA-Tour hat Posito Martinez beeindr uckende Performances abgeliefert. Und auch seine Darbietung beim KOTA zeigte deutlich: In Sachen Big-Air werden wir von diesem Typen noch einiges zu sehen bekommen.

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Das Publikum ist ein wesentliches Element des KOTA. Viele Rider bestätigen, dass das Johlen der Menge am Strand sie noch mehr zu Höchstleistungen pusht.

Manchmal ist es einfach nicht dein Jahr ... Aaron verletzte sich schon in einer frühen Runde an der Rippe und musste das Event beenden. Wenn du dich jemals fragst, wieviel der KOTA den Ridern bedeutet, dann spricht dieses Foto wohl Bände...

Local-Hero Ozzie Smith kam durch einen Last-Minute-Call zum Event. Er gab vom Startpfiff bis zum Schluss jedes Heats Vollgas, als gäbe es kein Morgen mehr und machte sich dadurch zum Liebling des Publikums. Ohne die vielen Crashes hätte er es locker ins Finale geschafft. Wir hoffen, ihn dank dieser Performance nächstes Jahr als Fixstarter zu sehen.

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Josh Emmanuel kennt das Setup vor Ort wie kein anderer. Trotz einer Rippenverletzung hielt er anfangs mit den anderen mit, ein Crash vor Runde vier bedeutete aber schließlich das Aus. Trotzdem war er happy mit seiner Performance – und dass er nächstes Jahr wieder dabei ist, ist keine Frage.

Liam Whaley konnte – einmal mehr! – beweisen, dass er nicht „nur“ im Freest yle et was drauf hat. Seine Big-Air-Darbietung war erstklassig, und unter den technischeren Fahrern war er ganz vorne dabei. Am Ende lag er hinter den Jungs mit den höchsten Sprüngen, aber optisch gesehen war sein Fahrstil definitiv der beeindr uckendste.

Marc Jacobs trainierte hart für dieses Event, was sich definitiv ausgezahlt hat. Seine Butterseite ist nach rechts, die Sprünge über die Kicker also auf seiner schlechteren Seite – ein klarer Nachteil gegenüber den „Regular“Jungs. Trotzdem überraschte er mit großartigem, fließenden St yle und w urde von den anderen Ridern für seine ausgefeilte Technik als Favorit gehandelt.

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Die Vielseitigkeit an St yles war dieses Jahr bemerkenswert: Ross-Dillon Player et wa setzte auf kurze Leinen und Megaloops. Und die konnten sich sehen lassen...

Beste Freunde, Neo-Teamkollegen und direkte Konkurrenten im Semifinale: Nick Jacobsen und Jesse Richman haben anstrengende Monate hinter sich. Trotzdem herrschte vor dem gemeinsamen Heat ausgelassene Stimmung, und ein High-Five auf dem Weg zum Wasser gab’s obendrauf.

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Es gibt diese großen, nordeuropäischen Rider, die immer so wirken, als würde ihnen das Angst-Gen völlig abhanden gekommen sein. Lasse Walker ist einer von ihnen. Sein Plan beim diesjährigen KOTA: So hoch wie möglich zu springen – und dann noch et was drauflegen. Der Plan ging auf – bis er sich schließlich im Semifinale knapp Liam Whaley geschlagen geben musste.

Wäre der KOTA ein Kung-FuContest, gäbe es einen klaren Gewinner: Nick Jacobsen. Leider verpasste er das Finale diesmal – trotzdem war er happy, nach seiner Verletzung wieder voll mit dabei zu sein und mit seinen Kumpels Spaß haben zu können.

Aurelien Petreaus Performance war ein durchgehender Hingucker! Hartes Training und Kreativität machten sich bezahlt, er beeindr uckte mit Unerschrockenheit und frischen, neuen Moves. Trotzdem sollte es dieses Jahr nicht sein – im Semifinale gegen Kevin Langeree war schließlich Schluss.

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Jesse nimmt sich einen Moment, um sich zu sammeln. Was folgte, war einer der größten Heats seiner denkwürdigen Karriere.

Schon von Runde eins an konnte man sein Geld getrost auf diesen Typen setzen: Kevin Langeree wirkte vom Anfang bis zum Schluss, als wäre er für nichts anderes geboren, als hier zu performen – immer mit neuen Ideen und immer super hoch. Dafür gab’s schlussendlich zum 3. Mal die KOTA-Krone. Wohlverdient.

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Jesse Richman fuhr in VollgasManier, mit technischer Sauberkeit in klinischer Präzision. Wobei er sich über seine massiven Höhenflüge vor der jubelnden Crowd hier wahrscheinlich genauso freute wie über seine erste Backroll damals vor vielen Jahren. Fakt ist: Dieser Typ liebt Kiten einfach – und das spürt man.

Europa gegen Hawaii – die Top Zwei auf dem Podium, und wahrscheinlich das spektakulärste KOTA-Date ever. Gr und zum Lachen gibt’s hier für beide genug!

2019 wäre geschafft! Ein unglaubliches Finale und sensationelle Performances an allen Ecken und Enden. Das Einzige, was wir zu bemängeln haben: Bis zum nächsten KOTA heißt es nun wieder ein Jahr warten...

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STUFF We like the look of...

2.

1.

4.

3.

1. RRD Ace 5’2

2. ION APEX 7

3. Slingshot RPM

4. Cabrinha Cutlass

RRDs Neuzugang im Surf-Lineup ist definitiv ein Brett, das in einem gut ausgestatteten Boardbag nicht fehlen sollte. Warum? Durch das Extra-Volumen holt man auch aus nicht ganz so großen Tagen mit weniger kraftvoller Welle das Beste heraus, und im Flachwasser glänzt das Ace 5’2 in Sachen Strapless-Tricks und bei hohen Rotationen.

IONs Premium-Trapez-Linie geizt nicht mit HighendTechnologien. Die 2019erKollektion verfügt über ein Flex-Index-Rating zwischen eins und 20. Das APEX 7 hat einen Flex von – Überraschung! – sieben, ist im Mittelbereich steif und wird zum Rand hin flexibler. Das bedeutet einerseits exzellenten Komfort, aber auch ausreichend Support und Steifheit für knackige Sessions.

Sollten Historiker der Zukunft einmal die größten Kites der Milleniums-Ära küren, ist der RPM garantiert ganz vorne dabei – als Kite, auf dessen Konto zahlreiche Weltmeistertitel gehen, der dabei aber trotzdem den Bedürfnissen eines so ziemlich jeden Freeride- und Freestyle-Kiters entspricht. 2019 kommt der RPM mit einigen Neuerungen. Welche das sind, verraten wir in unserer großen Test-Beilage!

Cabrinhas Neuzugang im 2019er-Surf-Lineup fügt sich geschmeidig in einen wachsenden Sektor des Marktes ein: Der breitere vordere Bereich und der flachere Rocker sorgen selbst bei hüfthoher Chaoswelle für jede Menge Spaß und Spray. Aber auch für ordentliche Airs ist das Cutlass durchaus zu haben!

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STUFF We like the look of...

5.

6.

7.

8.

5. CrazyFly Binary

6. AXIS Freeride Foil

7. Naish Monarch

8. F-ONE Breeze V.2

CrazyFly scheinen momentan nicht zu stoppen zu sein – das meiste Equipment wird hausintern produziert, und alle Zeichen stehen auf Innovation! Neuester Clou ist die Binary-Bindung, die etwas schmaler geschnitten ist. Das kommt Ridern entgegen, die beim Ankanten bzw. Springen ihre Zehen nach oben drücken. Dazu kommen die variablen Einstellmöglichkeiten, die garantieren, dass auch mit 6-mm-Boots noch genug Platz bleibt.

AXIS sind seit eh und je bekannt für die Top-Qualität ihrer Twintip-Range, in der jede Menge Forschungs- und Entwicklungsarbeit steckt. Eine Philosophie, die auch auf die AXIS-Foils übertragen wurde – mit großem Erfolg! Die Performance ist herausragend, der Preis beeindruckend. Das einzige Problem: Einen Händler zu finden, der noch eins auf Lager hat …

Eigentlich brauchen wir über dieses Board nichts mehr zu schreiben, denn Kultstatus hat es schon! Ein Shot von Kevin Langeree, der den King of the Air (zum zweiten Mal) damit gewann, sollte eigentlich reichen … Aber trotzdem: FTC2.0, DoubleBasalt-Fasern und Quad-TipChannels sprechen für sich. Und eventuell trugen auch Kevins Skills (ein wenig) zum Sieg bei.

Träumst du schon von diesen sonnigen, warmen Tagen, an denen du am Strand liegst und nur darauf wartest, dass eine leichte Brise einsetzt? Solche Tage gibt es en masse – nicht umsonst ist der Markt der Mono-StrutLeichtwindmaschinen in den letzten Jahren schier explodiert … F-ONEs (beeindruckender!) MonoStrut-Beitrag nennt sich Breeze – und hilft auch in seiner zweiten Generation dabei, das Beste aus Leichtwindtagen rauszuholen. Perfekt zum Foilen oder Cruisen.

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Winterflucht AUF MEXIKANISCH

Wer an einen Kitespot reist, der weltweit zu den besten zählt, tut gut daran, sich vorher InsiderInfos zu beschaffen: Wie und wann räumt man die epischsten Sessions ab, wo gibt es das leckerste Essen – kurz gesagt, wie sorgt man dafür, dass der Trip unvergesslich wird? Wertvolles Wissen aus erster Hand ist dabei unbezahlbar, aber oft aufwendig zu bekommen. Umso besser, dass Brandon Scheid uns hier schon – völlig selbstlos – alles Wichtige rund um Baja zusammengefasst hat. So ist er eben. FOTOS: Vincent Bergeron

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BAJ A C

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100 KM

NÖRDLICHER WENDEKREIS

San Carlos

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100 MI

Cerralvo Island La Ventana Punta Arena

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Über viele Jahre waren Surfer und Kiter der Westküste auf der Suche nach einem warmen, windigen Spot, an den sie vor den langen und kalten Wintern flüchten konnten. Irgendwann sickerten schließlich Stories von langen Point Breaks, windigen Buchten und offenherzigen, gastfreundlichen Menschen in den Norden durch. Geschichten aus Baja. iejenigen, deren Abenteuerlust dadurch geweckt war, beluden sofort ihre 4x4s mit Essen, Wasser, Surfbrettern und Bier und machten sich auf in Richtung Süden, um diese epische Destination persönlich in Augenschein zu nehmen. Damals war der Roadtrip nach Baja noch die typische Wallfahrt der Surfer, aber recht bald gesellte sich auch die WindsurfCommunity dazu. So wurden an der 1000-Meilen-Halbinsel nicht nur laufend neue Surf-Breaks entdeckt, sondern auch Spots, die sich für Windsportarten eignen. So wie San Carlos, Bajas Ur-Windsurfspot, der in den 90ern weltweit bekannt wurde. Als Kitesurfen in den 2000ern immer beliebter wurde, stolperten Kiter bei der Suche nach guten Spots auch über ein kleines, verschlafenes Fischerdorf namens La Ventana. F

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WINTERFLUCHT AUF MEXIKANISCH

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Viele nennen Baja auch das "Hood River des Südens"

La Ventana heißt übersetzt „das Fenster“, was sich auf die beeindruckende Aussicht in den Golf von Kalifornien bezieht, die durch die anliegenden Inseln Cerralvo und Punta Arena gebildet wird. Besiedelt wurde das Dorf einst in den 1940ern durch Salome Leon, einen Perlentaucher aus der Nachbarstadt La Paz. Dank seiner guten Windbedingungen etablierte sich La Ventana schnell als beliebte Windsport-Destination bei Kitern und Windsurfern von der Westküste. Viele nennen es auch „Hood River des Südens“, da viele Kiter aus dem Nordwesten hier ihre Wintermonate verbringen und das Leben in Baja genießen. Das durchaus seine Annehmlichkeiten hat: Tagsüber ist es warm, nachts kühl,

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Locations. Auch aus wirtschaftlicher Hinsicht eignet sich La Ventana perfekt, da hier alles wenig kostet. So konnten wir bei einem Shooting, das quasi in unserem Hinterhof stattfand, richtig aus dem Vollen schöpfen! Meine Aufgabe war, Marketing-Material für unser 2019er-Lineup an Boards, Accessoires und für ein paar unserer neuen Kites, den NV V9 und den P1, zusammenzutragen. Ich versammelte mein mexikanisches Dreamteam bestehend aus Designer Julien Fillion, Ripperin Sensi Graves, dem legendären Jason Slezac und Foto-Ninja Vincent Bergeron. Wir trafen uns am SJD-Flughafen in Mexiko und hoben gemeinsam ab in Richtung Wüste.

das Essen ist wahnsinnig gut und günstig, das Bier ist billig und generell herrscht hier, im Süden der mexikanischen Wüste, eine entspannte „easy living“-Atmosphäre. Dazu kommt, dass es von November bis April fast jeden Tag Wind gibt. Eine wahres Kiteparadies an der Spitze Bajas – und der perfekte Winterflucht-Spot für alle Kiter der Nordhemisphäre. Auch ich bin natürlich schon mehr als einmal nach La Ventana gepilgert. Und wurde nie enttäuscht! Als Gary Siskar, Brand Manager bei Liquid Force, mir schließlich mitteilte, dass wir einen Spot für ein Winter-Shooting benötigten, war die Sache klar. Der Ort und die Umgebung bieten jede Menge geniale Kulissen und Shooting-

Foto- bzw. Videoshootings laufen meist nicht annähernd so glamourös ab, wie viele sich das vorstellen. Klar, wir kommen dabei oft aufs Wasser. Aber die Sessions sind anstrengend und oft kitet man dabei an Spots, die zwar optisch top sind, aber nur bescheidene Bedingungen bieten. Meist wiederholt man den gleichen Trick immer und immer wieder, bis Vince schließlich das Kommando gibt, zum nächsten Trick überzugehen – mit dem man dann wieder zehn bis 20 Minuten beschäftigt ist. Die Tage sind extrem lang und die Nächte schlägt man sich mit Sortieren und Editieren tausender Shots um die Ohren. Produktive Shootings sind extrem arbeitsreich, es kommt einem vor, als würde man sich schon während einer Session auf die nächste vorbereiten. Viele Windtage sind das A und O – nicht umsonst haben wir uns für Baja entschieden. Dank des Klimas und der geographischen Gegebenheiten (zwischen dem Festland und der Insel Cerralvo bildet sich ein Venturi-Kanal, der die thermischen Winde bündelt) gibt es fast jeden Tag kitebaren Wind. Es gibt Unmengen von großen, sicheren Stränden, von denen aus man starten kann und der Wind beginnt meist rund um elf Uhr vormittags und bleibt bis sieben Uhr abends. Wer Lust hat, sich ins Auto zu setzen und noch mehr Stunden auf dem Wasser zu sammeln, fährt an den Anfang der Bucht, wo der Wind sogar noch früher loslegt. F

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La Ventana widmet sich vollends dem Kite- und Windsurf-Tourismus

Wieder zurück zum Thema Shooting: Für einen erfolgreichen Shoot braucht es auch etwas Abwechslung. Zwischen dem Anfang und dem Ende der Bucht finden sich Unmengen verschiedener Szenerien und Fahrbedingungen – von herrlich türkisem Wasser mit der kakteenüberfüllten Wüste der Hot Springs im Hintergrund über die verschiedensten kleinen Plätze der Stadt bis hin zu den salzigen, slider-gefüllten Gewässern des Chocolake kann man jeden Tag etwas anderes haben. Dazu noch eine zweieinhalbstündige Fahrt auf die Pazifikseite für eine ordentliche Wellensession – und die Kombination ist perfekt. Langweilig wurde es uns bei unserem zweiwöchigen Trip auf keinen Fall. Auch die Off-Water-Szene von La Ventana ist vielschichtig und ziemlich lustig. Ein großartiger Mix aus verschiedensten Menschen verleiht der Stadt eine ganz eigene, interessante Dynamik. Da gibt es reiche CEOs, die in der Bay Area urlauben, bescheiden lebende ZigeunerCamper, Windsurfer im Ruhestand, mexikanische Gauchos und Kiter jeden Alters und aller Skill-Levels. An den meisten Abenden gibt es irgendwo ein Special oder Event, entweder an einem der vielen Taco-Stände, in einer Beach Bar oder an einem Campingplatz. So kann man eigentlich die ganze Woche über irgendwo unterwegs sein und sich mit Gleichgesinnten über die Sessions des Tages unterhalten und sich dabei ein paar der genialen Asada-Tacos einverleiben. Kriminalität gibt es kaum, hier ist es sicherer als in den meisten Heimatstädten der Leute, die herkommen. Die Stimmung im Ort ist einfach durchwegs großartig! La Ventana hat sich vollends dem Kite- und Windsurf-Tourismus gewidmet, der hier auch die Haupteinkommensquelle darstellt. So hat sich das einst verschlafene Fischerdorf im Laufe der Zeit an moderne Standards angepasst. Es gibt einen ATM, eine

Tankstelle, einen Coffeeshop, Bike-Trails, schnelleres Internet, zig großartige Restaurants und Unterkünfte. Wodurch für viele das ursprüngliche Baja – das reduziert war auf Campen inmitten der Wüste – verloren gegangen ist. Gleichzeitig hat der neue Komfort aber dafür gesorgt, die Stadt auch für den „Durchschnittskiter“ in seinem Urlaub zugänglich zu machen. Unser Hauptziel in Baja war, geniale Fotos für unsere 2019er-Produkte zu shooten und zusätzlich noch zwei Videos zu produzieren, jeweils eines für jeden der neuen Kites. Ein Foto- und Videoshooting in zwei Wochen unterzubringen, ist eine Challenge – wir standen mehrmals vor der Frage, worauf wir uns nun konzentrieren sollten. Unsere Produktions-Crew ist ziemlich klein, und wenn du nicht gerade selbst kitest, bist du mit anderen Dingen beschäftigt – entweder fliegst du die Drohne, startest oder landest Kites, bringst Lichtreflektoren oder Blitze in Position oder machst den Cheerleader für die Gruppe. Dabei ist es ist nicht immer einfach, den ganzen Tag über gutgelaunt und energiegeladen zu bleiben. Wie schon erwähnt, sind solche Tage lang. Auf jeden Fall braucht man jemanden, der für Wasser und Essen zuständig ist und eine Person, die es drauf hat, die anderen zum Lachen zu bringen, zu motivieren und die Balance zwischen all den verschiedenen Jobs während eines Shootings zu finden. Ich bin so froh, dass unser Team so großartig miteinander gearbeitet hat und alle mitgeholfen haben, unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen. Es fühlt sich großartig an, wenn man sich etwas vornimmt und es dann Schlag auf Schlag im Kollektiv umsetzt. Dieses Jahr war Baja ein absoluter Home-Run! Inklusive fantastischer Shoots, jeder Menge Spaß – und Unmengen von Tacos ... F

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Infos

I NSI DER

A NRE ISE Die traditionelle Anreise nach La Ventana ist mit dem 4x4 über die 101 in Richtung Süden. Meiner Meinung nach auch die beste Art, hierherzukommen, Baja in vollem Glanz zu erleben und die vielen Surf- und Kitespots entlang der Halbinsel zu entdecken. Viele Weltklasse-Spots befinden sich am Ende einer ruppigen, staubigen Straße. Wer Baja auf diese Art und Weise entdecken will, sollte vorbereitet sein. Das bedeutet: Wasser, Proviant und Strom sollten an Bord sein, nicht zu vergessen gute Landkarten – und eine Vorliebe für Unbekanntes. Die meisten der kleinen Orte in Baja sind relativ sicher, obwohl es einige Horrorgeschichten von der Straße nach Süden gibt. Fahr vorsichtig, sei smart und versuche, Probleme zu vermeiden. Am besten macht man diesen Trip gemeinsam mit jemandem, der schon mal dort gefahren ist – die Erfahrung kommt dann von selbst. Die 101 nach Süden ist definitiv etwas, was man einmal erlebt haben sollte. Vielleicht sogar zweimal. Man kann aber auch nach Mexico fliegen, was für die meisten sicher einfacher ist. Entweder, man fliegt nach Cabo San Lucas (SJD), mit etwa 2,5 Stunden Entfernung von La Ventana. Oder zum Flughafen La Paz (LAP), der nur eine Stunde entfernt ist. Generell ist Cabo aber die einfachere und günstigere Variante.

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V I SA

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F ORMA L I T Ä T E N

Von den meisten Ländern aus kann man ohne Visa bis zu 180 Tage lang nach Mexiko reisen – einfach, billig und schmerzlos. Einfach Reisepass einstecken und los geht’s!

GE L D Die Währung in Mexiko ist der Peso (im Moment im Verhältnis 18.55/1 zum USD). Für Kite-Touristen bedeutet das einen günstigen Aufenthalt. Da die Geldautomaten in La Ventana nicht immer funktionieren, hebt man am besten schon am Flughafen Geld ab. Früher einmal musste man eine Stunde lang nach La Paz fahren, um an Geld und Benzin zu kommen! Immer ausreichend Pesos in der Tasche zu haben, ist durchaus empfehlenswert – einige der Restaurants, Unterkünfte und die zwei Lebensmittelläden akzeptieren zwar Kreditkarten, aber die meisten nehmen nur Bargeld.

SPRA CH E Nationalsprache in Mexiko ist Spanisch, aber die meisten Einwohner in La Ventana sprechen fließend Englisch. Also kein Stress mit Sprachbarrieren, obwohl grundlegendes Spanisch natürlich praktisch ist.

A U T O

MI E T E N

Am Cabo Airport gibt es einige Autovermieter. Die Mietpreise sind zwar meist supergünstig ausgeschrieben, beinhalten aber noch nicht die hochpreisige Pflichtversicherung! Dadurch sind Mietwagen ziemlich teuer – wer mobil sein will, kommt aber im Grunde nicht darum herum. Als Alternative bieten einige der Unterkünfte in La Ventana Flughafen-Transfers an, was durchaus Sinn macht, wenn man mit kleinem Budget reist. In La Ventana braucht man nicht unbedingt ein Auto, aber hilfreich ist es allemal. Vor allem, wenn man die Stadt als Ganzes und die Umgebung erkunden möchte. Am besten ist in jedem Fall ein 4x4!

I N T E RN E T

U N D

T E L E F ON

Wie man es von einem Ort inmitten der Wüste nicht anders erwarten würde, ist die Internetund Mobilfunkabdeckung recht bescheiden. Abgesehen davon bieten einige der Bars und Shops in der Stadt durchaus ordentliches Wlan. Auch Handys funktionieren innerhalb der Stadt ganz gut. Trotzdem – die Verbindung fällt zwischendurch immer wieder mal aus und Vorhaben wie Transfers großer Datenmengen, High-Quality-Streaming oder ähnlich extensive Internetnutzung sind mühsam. Wenn mich jemand fragt, ob man von La Ventana aus arbeiten kann, würde ich sagen ja. Große Erwartungen an Speed und Qualität der Netzwerke sollte man allerdings nicht haben. Aber ihr seid ja sowieso zum Urlauben hier – also wozu sich über so etwas Gedanken machen? F

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RE IS EZEIT

Die Windsaison dauert von November bis April. Stärkster Windmonat ist der Januar.

UNTE RKUNFT Baja Joe’s: Ursprünglichstes Windsurf-Hotel und Bar in La Ventana. Tolle Drinks, Zimmer und Frühstück. Campingplatz: Gute Option für einen günstigen (Langzeit-)Aufenthalt. Das Klima in Baja eignet sich perfekt zum Campen, weshalb die meisten sich dafür entscheiden. Vor Ort gibt es mehrere Campingplätze mit unterschiedlichsten Ausstattungen. Wild campen: Einfach Zelt mitnehmen und irgendwo in einem der Canyons in und rund um die Stadt aufstellen. Sanitäreinrichtungen gibt es keine, aber wenn man vorbereitet ist, ist diese Variante super günstig und abenteuerlich. Airbnb. Definitiv die beste Variante für einen Aufenthalt in La Ventana! Wer sich online schlau macht, findet tonnenweise gute Angebote quer durch die Stadt. Nicht verwirren lassen, wenn als Ort El Sarjento angegeben ist – so wird der nördliche Stadtteil genannt. In den vergangenen Jahren gab es in La Ventana einen wahren Bauboom, hauptsächlich durch Kiter, die sich ein Domizil für ihre Rente oder den Winterurlaub gegönnt haben. Dadurch gibt es Unmengen schöner Häuser zur Airbnb-Miete – was es noch leichter macht, für den Urlaub eine passende Unterkunft zu finden. Palapas Ventana: Eine der besten Adressen der ganzen Stadt. Gutes Frühstück, super Essen, tolle Zimmer und dazu Tim, der großartige Inhaber des Hotels. Niemand hat so viel für die lokale Community getan wie er. Und er weiß einfach alles über die Region. Wer nicht im Palapas schläft, sollte trotzdem unbedingt in der Bar vorbeischauen – auf einen Baja Fog und einen Tratsch mit Tim.

E S SE N Unter den zahlreichen Restaurants entlang der Bucht habe ich einen klaren Favoriten. Allerdings hat der Laden nicht mal einen Namen! Weshalb ich nur beschreiben kann, wo man ihn findet, nämlich an der Westseite der Straße zwischen Baja Joe’s und Playa Central. Am besten geht man gegen sieben Uhr abends hin – dann kann man ihn auch nicht verpassen, weil die Leute Schlange stehen für die besten Tacos der Stadt. Einfach ein Kilo Adobada (Taco mit Schweinefleisch) bestellen und das beste Essen ever genießen.

WE T TE R,

W IND

UND

EQUIPME N T

Grundsätzlich kann man täglich mit Wind von elf Uhr vormittags bis sieben Uhr abends rechnen. Ist der Wind rein thermisch, ist er leichter. Wird er durch das El-Norte-Wettersystem angefeuert, kann es ordentlich ballern. Die meisten bringen einen 7er, 9er, 12er und ein Hydrofoil mit. An den windigen Tagen gibt es in der Bucht auch oft Welle, also sollte man auch einen Wellenreiter einpacken. In Baja kann man einiges an Spielzeugen zum Einsatz bringen – Surfboards, Mountainund Motocross-Bikes, Kites, Foils, Twintips, Equipment zum Speerfischen ... da ist es kein Wunder, dass so viele die lange Fahrt hierher gerne auf sich nehmen. Was man auf jeden Fall einpacken sollte, ist ein Neoprenanzug – immerhin ist es Winter! Die meisten nehmen tagsüber in der Hitze einen Shorty und abends einen 3/2er, da die Temperaturen durch das Wüstenklima zu späterer Stunde deutlich sinken.

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In Baja brauchst du jede Menge Spielzeug ...

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Under

in Aust TheKiteMag.com


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ralien Auf ihrem Weg zum GKA-Event in Melbourne beschloss die Duotone-Wave-Crew, noch einen Stopover auf der anderen Seite Australiens, genauer gesagt in Perth, einzulegen. Dabei räumten sie einige Sessions vom Feinsten ab - und hatten noch dazu das Glück, von den gefährlichen Bewohnern der westaustralischen Tierwelt verschont zu bleiben! TEXT: Matchu Lopes // FOTOS: Toby Bromwich

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Während des GKA-Tour-Stops letzten November in Brasilien saß ich gemeinsam mit meinem Landsmann Airton und den Locals Petro Matos und Sebastian Ribeiro in einem netten Café am Strand. Das Diskussionsthema war ein Ernstes - zumindest für Leute wie uns: Es ging darum, eine brauchbare Destination mit guten Wellen und epischen FotoshootBedingungen zu finden.

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ach unserem letzten Heat in Prea hatten wir zwar einen Zeitplan vorliegen, konnten uns aber trotzdem nicht einigen, wohin es nun gehen sollte. Jeder brachte unterschiedliche Ideen ein – die ehrlich gesagt auch alle toll klangen – und keiner wollte von seinen Vorschlägen abweichen. Bis schließlich James Carew an unserem Tisch auftauchte und uns die Lösung präsentierte: “Easy shot, mates! Let’s go home, let’s go to Australia!” So einfach ist das. Kurze Zeit später waren wir damit beschäftigt, passende Flugverbindungen zu suchen. Und nur wenige Tage darauf waren wir unterwegs an die andere Seite der Welt. Als wir in Perth ankamen, trafen wir die Film-Crew und den Manager von Duotone, der tolle News für uns parat hatte: Mercedes Benz hatte beschlossen, unseren Trip zu den wildeste Wellen Westaustraliens mit vier brandneuen 4x4s zu unterstützen! Alle waren super aufgeregt, und am nächsten Morgen um 5:30 Uhr saßen wir bereits in unseren Autos und fuhren in Richtung Norden. Als wir während der Fahrt ein paar Kängurus sichteten, fingen wir an zu schreien und sprangen hektisch auf die Straße, um Fotos zu schießen. James, der in Australien geboren war, zeigte sich wenig beeindruckt und erklärte uns: “Für mich als Australier ist das ungefähr so aufregend wie für euch eine Ziege auf den Kapverden.” Nach einer zweitägigen Fahrt durch die atemberaubende Landschaft des australischen Busches erreichten wir den legendären Spot Gnaraloo. Obwohl der Swell etwas kleiner war als erwartet, wurden wir für die lange Anreise mit super lustigen Wellen und einem Strand voller Kängurus, bunten Papageien und anderen wilden Tieren belohnt. F

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Sunset sessions D

rei Tage später kehrten wir zurück nach Perth, wo wir das Flair der Stadt und ein paar großartige Sunset-Sessions am Hauptstrand genossen. Während wir im Beachbreak herumsprangen (der für crazy Airs und massive Turns wie gemacht schien!), tauchten die letzten Sonnenstrahlen den Himmel in leuchtende Farben. Wir waren dort immer ganz allein am Strand und blieben, bis es dunkel war und man unsere Kites nicht mehr sehen konnte. Jeder von uns wollte die besten Shots im Dunkeln haben! Unser nächster Stop war Margaret River, ein Name, der jedem Surfer ein Begriff ist und der zu den epischsten Spots ever zählt. Ich kann gar nicht beschreiben, wie ich mich fühlte, als wir dort ankamen. Der Main Break zählt zu den herausforderndsten Stopps der jährlichen WSL-Tour. Für unser Vorhaben erschien uns der Wind dort etwas zu schwach, also engagierten wir einen LocalGuide, der uns die abgelegensten, geheimsten Spots der Gegend zeigen sollte. Obwohl ich schon als Kind davon geträumt hatte, einmal in “Margarets” zu surfen, war ich überwältigt von der enormen Menge an guten Point Breaks, die man dort vorfindet – einer neben dem anderen, die meisten weniger als 15 Minuten von der Stadt entfernt. Dank unseres Guides konnten wir das Potential der Region voll ausschöpfen, und nicht nur einmal mussten wir eine (für uns schon mehr als perfekte) Welle verlassen, weil die Gezeiten und die Windbedingungen den nächsten Spot gleich um die Ecke noch perfekter funktionieren ließen. F

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Mitten durch den Busch

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nsere beste Session hatten wir an einem Secret Spot, erreichbar nur über holprige Geländestraßen, an denen wir ein paar Mal fast hängengeblieben waren. Am Straßenrand warnten immer wieder Schilder vor zahlreichen gefährlichen Tieren, die dort lebten – darunter 180 tödliche Spezies! Ich bin mir nicht sicher, ob die Schilder nur aufgestellt wurden, um die Leute zu erschrecken – ich hatte jedenfalls richtig Angst. Auf meiner Heimatinsel Sal ist das gefährlichste Tier nämlich die von James anfangs erwähnte Ziege … Angst hin oder her – als wir den Strand erreichten, waren all meine Bedenken wie weggefegt. Die vom Busch bedeckten Hügel bildeten den perfekten Rahmen für die unglaublichen Wellen, die exakt inmitten der Bucht brachen. Allen Gefahren zum Trotz beeilten wir uns, unsere Kites aufzubauen und eilten ins Wasser, um uns diese fantastischen Barrels zu schnappen. Während wir mit den rauen Brechern beschäftigt waren, beschlossen Airton und Sebastian, vor Sonnenuntergang noch einen Blick in die nächste Bucht zu werfen. Nach einem kurzen Downwinder hatten sie den nächsten verborgenen Schatz entdeckt: Einen perfekten linksbrechenden Beachbreak aus abwechselnden hohlen Sections und steilen Wänden für radikale Turns. Ein genialer Mix, der ihnen viele Stunden lang ein Grinsen ins Gesicht zauberte. Da es langsam Zeit wurde, uns für den letzten GKA-Tourstopp in Melbourne vorzubereiten, der am darauffolgenden Wochenende stattfinden sollte, kehrten wir tags darauf zurück nach Perth. Dankbar und still saßen wir im Auto, unsere Herzen voller Erinnerungen an all die unvergesslichen Momente, die wir gemeinsam erleben durften. Erst durch diesen Aufenthalt wurde mir die Unendlichkeit Australiens bewusst – und nun bin ich hungriger als je zuvor, zurückzukehren und dieses endlose Wellenparadies zu entdecken. F

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"Angst hin oder her – als wir den Strand erreichten, waren meine Bedenken wie weggefegt‌"

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Seb’s SpecialSession

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ei unserem Australien-Trip standen drei Dinge im Vordergrund: Freundschaft, Spaß und Entdeckungslust. Nach einer dreistündigen Fahrt entlang der Westküste hielten wir irgendwo im Nirgendwo an einem kleinen Hotel an. Gleich daneben gab es eine typisch australische Bar, die in ihrem Inneren die besten ebenso wie die weniger guten Seiten Australiens veranschaulichte. An den Wänden hingen Fotos von perfekten Wellen, aber auch die Knochen riesiger Haie … wir versuchten, nicht weiter darüber nachzudenken und uns auf unser Shooting zu konzentrieren. Am nächsten Tag erreichten wir unserer Ziel, einen wunderschönen, kleinen Strand mit einem Killer-Shorebreak und einer Außenriff-Welle, die äußerst vielversprechend aussah. Leider war die Richtung des Swells nicht optimal, aber wir erspähten ein paar gute Wellen und beschlossen, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Nach 45 Minuten ließen es

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ein paar der Jungs wieder sein, und übrig blieben nur noch Airton, ich und Ry mit Toby auf dem Jetski. Airton und ich wollten partout nicht aufgeben, und auch Toby drängte nach weiteren Shots. Nach ein paar Minuten voller Frust meinte Ry: “Vielleicht funktioniert ja die andere Seite der Bucht?” Als wir dort ankamen, trauten wir unseren Augen kaum – der Strand war wunderschön, mit weißem Sand, grünem Wasser und einem genialen Lefthander mit Sideoff-Wind. Wir waren total aufgeregt! Die Session war ein Traum, einfach total lustig. Nach unzähligen Wellen kam schließlich auch der Jetski vor Ort an und wir hatten eines der besten Fotoshootings ever! Die Session fand allerdings ein beängstigendes Ende: Als wir schließlich zurück an unseren Ausgangsspot aufkreuzten, war es schon fast dunkel, und der Wind wurde immer schwächer und löchriger. Als wir endlich angekommen waren und unsere Kites landeten, war er plötzlich ganz weg. Da hatten wir gerade nochmal Glück gehabt ... 


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Tropical training In der Kite-Surf World Tour zählt Ralph Boelen seit Jahren zu den hoch angesehenen Ridern – und das nicht nur, wenn es um Wellen geht, sondern auch in Sachen StraplessFreestyle. Um sich solche Skills anzueignen, braucht es hartes Training. Und das am besten an einem Spot, an dem sich die vielen Stunden auf dem Wasser auch auszahlen. text:

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Ralph Boelen //

fotos:

Joanna Boelen


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Mauritius zählt zu den Destinationen, die jedes Jahr aufs Neue auf meiner Liste stehen. Es gibt nicht viele Spots, die dermaßen gute Kitebedingungen bieten. Dort kommt einfach jeder auf seine Kosten – egal, welches Level, und egal, ob man eher surfen, wakestylen oder einfach nur freeriden möchte. Mauritius has it all! Dazu kommt die lange Wind- und Wellenperiode von Juni bis November, die es einfach macht, einen Trip einzuplanen. Da ich in der Kite-Surf World Tour mitfahre, muss ich neben den Competitions regelmäßig Trainingszeiten einplanen – und das am besten an einem Spot, an dem ich sowohl Wellenreiten als auch Strapless-Freestyle kombinieren kann. Wie eben Mauritius. Abgesehen von den Trainingsbedingungen ist hier auch die Umgebung einfach fantastisch! Die unendlichen Weiten an kristallklarem, blauen Wasser und die herrlich grünen Berge bieten die perfekte Kulisse für Fotos und Videos. Vor Ort entscheide ich immer anhand der Bedingungen, was ich trainiere: Solange es guten Swell gibt, findet man mich in den Wellen oberhalb des Riffs, und den Rest der Zeit konzentriere ich mich auf Strapless-Freestyle in der Lagune. Das ist es auch, was ich am Strapless-Kiten so liebe: Egal, welche Bedingungen gerade vorherrschen, man kann immer irgendwo Spaß haben!

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"Die Perfektion der Wellen auf Mauritius ist schon fast unwirklich.

Meistens kite ich in Le Morne im Südwesten der Insel, einer der bekanntesten Kitespots mit der populären Welle, One Eye. Diesen Spot checke ich morgens als erstes, und dann entscheide ich je nach Windrichtung und Swell, ob ich dort bleibe oder noch andere Spots in Frage kommen. Diese sind allerdings nicht immer sicher zum Kiten – deshalb rate ich jedem, der ein Abenteuer an die anderen Spots der Insel plant, nie allein loszustarten. Außerdem sollte man genug Erfahrung und gute Skills haben, denn wenn man mal ein Problem hat, wartet dort nicht – wie in Le Morne – ein Boot, das einen sicher zurück ans Ufer bringt … Zu den Faktoren, die man beim Kiten in Mauritius beachten sollte, zählt unter anderem die Ebbe. Beim Surfen in der Welle kann es passieren, dass bei Niedrigwasser nicht mehr genügend Wasser über dem Riff bleibt. Und an großen Tagen kann die Strömung in den Lagunen sehr stark werden. Außerdem sollte man

immer die Wolken im Auge behalten – das Wetter kann sich vor Ort schnell ändern. Werden die Wolken dunkel oder immer breiter, ist das ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass der Wind sich bald verabschiedet. Deshalb habe ich für all meine Sessions einen Plan B auf Lager – man weiß schließlich nie, ob nicht mal etwas schief geht. Trotzdem – wenn man dann auf dem Wasser ist, geht es nur noch um eines: Spaß zu haben! Für Nordeuropäer wie mich ist die Perfektion der Wellen auf Mauritius schon fast unwirklich – denn dort, wo ich herkomme, sind Wellen von Natur aus eher super chaotisch. Manchmal reicht der Anblick dieser perfekten Shapes aus, um einen nahezu zu hypnotisieren, und man muss aufpassen, rechtzeitig aus der Trance zu erwachen, bevor die Welle über einem bricht … denn auch, wenn das kristallklare Wasser unglaublich schön anzusehen ist – darin gewaschen zu werden ist alles andere als komfortabel!

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Das Gute ist aber, dass die Wellen dort sehr vorhersehbar brechen. Das macht es recht einfach, sie zu surfen, sofern man sich nicht gerade eine super steile, radikale Section aussucht. Denn je näher man an die Lip kommt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man gefressen wird! Man kann also wählen, je nach Risikobereitschaft und Skills: Je höher das Level, desto mehr wird man riskieren – und desto reizvoller ist die “don’t try this at home”-Zone. Gute Shots vom Kiten in der Welle zu bekommen, ist aber gar nicht so einfach. Die meisten Riffe sind weit weg vom Strand. Was bedeutet, dass man eine super teure, lange Linse braucht – die ich nicht habe. Also habe ich gemeinsam mit meiner Frau nach Spots gesucht, an denen das Riff so nah wie möglich ist – was auch bedeutet, dass dort nicht viel Wasser über dem Riff ist … no risk, no fun! Der Spot funktioniert nicht immer, da ist einiges an Geduld gefragt. Beim Filmen hat sich meine Frau anfangs etwas schwerer getan als ich, der

Gute Shots vom Kiten in der Welle zu bekommen ist gar nicht so einfach. TheKiteMag.com

– wahrscheinlich wie die meisten Männer – total aufgeregt ist, wenn es um technische Spielzeuge geht (was nicht bedeutet, dass wir sie dann auch fachmännisch verwenden können). Am Ende aber kam sie mit der Kamera und dem Gehäuse im Wasser gut klar und wir waren sowohl mit den Shots als auch mit dem Video super zufrieden. In Sachen Training in der Welle habe ich mich vor allem auf Barrels fokussiert – denn eine Barrel zu surfen gibt bei Competitions jede Menge Punkte. Dabei geht es primär ums Timing. Man muss verstehen lernen, wo und wann man sich wie platziert, um in die Barrel zu gelangen. Anfangs macht man oft den Fehler, zu schnell zu sein und verpasst die Barrel. Oder man ist zu langsam und kommt nicht mehr heraus. Positionierung, Timing und Speed sind das A und O für die perfekte Barrel. Genau daran arbeite ich im Moment – und das geht einfach nirgendwo besser als auf Mauritius!


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Strapless Beach Start Rider: Steven Akkersdijk Foto: Christian Rosenbrock

Die einzelnen Schritte:

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FĂźr maximale Kitekontrolle solltest du die mittleren Leinen zwischen Zeige- und Mittelfinger halten und das Board etwa am Ende des oberen Drittels. Halte deinen Kite auf 45 Grad und laufe im 45-GradWinkel in den Wind los. So bekommen die Leinen Spannung und du kannst nun langsamer in einem etwa 70-Grad-Winkel in den Wind laufen.


The Move Sobald der Wind da ist, will ich so schnell wie möglich aufs Wasser! Mit diesem Trick kein Problem – und noch dazu sieht er richtig cool aus. Bevor du dich an den Strapless Beach Start wagst, gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten:

Steuere deinen Kite auf 11:30 und bereite dich auf einen großen Sprung vor. Für den Sprung ist es wichtig, die Bar anzuziehen und sich leicht in den Wind abzudrücken. Während des Sprungs den Kite (mit angezogener Bar) wieder nach unten in die spätere Fahrtrichtung lenken.

Pass’ auf deine Finnen auf – bei einer Landung im seichten Wasser können Finnen bzw. Finnenboxen schnell kaputt gehen.

Achte darauf, dass am Strand keine scharfen Gegenstände herumliegen, an denen du dir die Füße aufschneiden kannst.

Wenn dieser Trick schief geht, kann das ziemlich uncool aussehen – und am Strand gibt’s oft viele Zuseher…

Eine kompakte Körperhaltung während des Tricks macht es leichter, das Board wieder unter deinen Körper zu bekommen. Dafür die Beine anziehen und das Board unter den Füßen platzieren.

Board auslässt und es mit den Füßen in Richtung Wasser drückst. Die Landung mit den Knien abfedern und weiterfahren.

Schau auf deinen Landepunkt und bereite dich darauf vor, indem du dein

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TECH-TALK RIDE ENGINE

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Man kann oft gar nicht sagen, woran es genau liegt – aber manche Brands haben einfach ein verdammt cooles Image. Zum Beispiel Ride Engine, mit deren Equipment man schon am Strand anerkennende Blicke erntet. Alex Fox führt uns durch die Neuigkeiten der 2019er-Trapeze und Neos. Was sind die Hauptmerkmale der neuen Ride-Engine-Kollektion? Unser Ziel lautet immer wieder aufs Neue: Leichter, stärker und besser – und das in allen Bereichen! Das erste Hardshell-Trapez der Branche wurde gänzlich neu konstruiert und bringt nun noch mehr Vorteile für Kiter. Zusätzlich zu unserer komplett neuen Range an Wetsuits für Männer und Frauen gibt es auch einige neue Neopren-Accessoires. Welche Änderungen gab es hinsichtlich der Trapeze? Wir haben eine neue Serie herausgebracht, die Prime Shell Series. Diese ersetzt das vorhergegangene HexCoreModell als unser vielseitigstes und zugängliches Trapez. Unsere Premium-Hardshells der Elite-Serie sind jetzt noch robuster, leichter und badass-mäßiger als je zuvor Ride Engine waren die Pioniere der Hardshell-Trapeze. Mittlerweile wurde das Konzept von mehreren Firmen übernommen. Ist ein Ride-Engine-Trapez trotzdem immer noch die Option Nummer eins? Ha, was denkst du? Natürlich ist Ride Engine noch immer die erste Wahl. Wir haben bei dieser Technologie einfach die meiste Erfahrung, sind damit am besten und längsten vertraut. Es ist eine Sache, eine Technologie zu adoptieren und etwas Glitzer draufzustreuen – sie bis ins Detail zu verstehen und sie laufend weiterzuentwickeln, ist aber etwas ganz anderes. Es gibt da draußen offensichtlich viele Imitatoren. Deren Produkte bleiben aber unserer Meinung nach hinter unseren zurück, weil ihnen das wesentliche, essentielle Element fehlt. Ride-EngineTrapeze sind an die natürlichen Formen des Körpers angepasst. Dein Rücken ist nicht flach – also warum sollte dein Trapez es sein? Unsere Trapeze sind nicht nur von links nach rechts ergonomisch designt, sondern auch von oben nach unten. Dadurch rutschen sie weder nach oben noch verdrehen sie sich. Genau diese Faktoren machen ein Ride-Engine-Harness einzigartig.

:CARBON INFRARED

:CARBON SEA GREEN

:CARBON WHITE

:PRIME COAST

:PRIME DEEP SEA

:PRIME SUNSET

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Wie hat sich die Technologie in den letzten Jahren verändert? Unsere Technologie hat sich durch den Input von Anwendern weiterentwickelt. Dieses Jahr gibt es eine neue Shell-Konstruktion, die wir “Shell Skin” getauft haben. Sie beinhaltet einen einzigartigen Laminationsprozess, der das neue Shell robuster und gleichzeitig leichter macht als sämtliche Vorgängermodelle. Das Coole an dieser Technologie ist, dass sie uns die Möglichkeit gibt, Flex und Ergonomie des Shells anschrägen und segmentieren zu können. Die Prime-Shell-Serie bietet dir Flex, wo du ihn willst und Steifheit, wo du sie brauchst. Die Elite-Serie hingegen liefert pure, kompromisslose Hardshell-Performance.

:NEO PARKA MENS

:NEO PARKA WOMENS

Richten sich eure Trapeze an alle Kiter oder passen sie vor allem zu bestimmten Disziplinen? Unsere Trapeze erfüllen zu 100 Prozent die Bedürfnisse aller Kiter weltweit – egal, welchen Fahrstil man bevorzugt. Das Schöne an einem Ride-Engine-Trapez ist: Es bleibt da, wo es soll. Das ist das beste Fundament, das man sich wünschen kann und bietet die komfortableste, effizienteste Verbindung zum Kite. Durch Austauschen der Spreader-Bars kann man sein Harness an verschiedene Disziplinen anpassen, dabei gibt es drei Optionen: einen fixen Haken für Big-Air und Freestyle, eine Slider-Bar für exzellente Wave-Performance mit maximaler Bewegungsfreiheit sowie einen Windsurf-Haken für alle, die die Vergangenheit einfach nicht loslassen können, aber trotzdem die Zukunft der Trapeze genießen wollen. Auch eure neue Neopren-Range ist bereits auf dem Markt. Was gibt es dazu zu sagen Wir bieten eine komplette Reihe an großartigen Neos und Accessoires für jeden. Alle Anzüge wurden von oben bis unten neu designt, bestehen aber wie gehabt aus unserem ultra-plüschigen, warmen und stretchigen Neopren auf Limestone-Basis. Das Zeug ist einfach der Hammer – und solange wir nichts Besseres finden, bleiben wir auch dabei! Unsere super dicken Anzüge haben zusätzlich eine neue Thermolux-Fleece-Fütterung bekommen. Auch das Layout der Nähte wurde überarbeitet, um noch mehr Komfort und Bewegungsfreiheit zu bieten. Neu sind ebenfalls die Neopren-Jacken für Männer und Frauen: Der Layover-Hoodie und der Lago-Parka sind warm und stretchig und eignen sich sowohl für Sessions auf dem Wasser als auch für danach am Strand, für den Tratsch und das Aprés-Session-Bier mit den Kumpels. Ein ordentlicher Wetsuit ist das A und O für Sessions im Winter. Wie läuft der Forschungs- und Entwicklungsprozess bei euch ab und welche Technologien bzw. Features stecken in einem Ride-Engine-Anzug? Wir sind am Pazifik zu Hause. Da ist es kalt, rau, und im Wasser schwimmen teils richtig große Fische herum. Die Fische spielen zwar nicht wirklich eine Rolle, verdeutlichen aber, wie schroff die Küste Kaliforniens ist! Unsere Anzüge werden so getestet, wie es sein soll: Im Wasser, beim Kiten und Surfen. Hauptziel eines RE-Produkts ist, zu vergessen, was man trägt und sich ausschließlich auf seine Session zu konzentrieren und diese zu genießen. Du kitest nicht, um Equipment zu benutzen – du benutzt Equipment, um zu kiten. Das ist unsere Firmenphilosophie. Ihr steigt mit Ride Engine nun auch ins Surffoilen ein – wie wird dieser Bereich am US-Markt (und darüber hinaus) aufgenommen und wie denkst du sieht das Potential diesbezüglich aus? Wir denken, dass Surffoilen ein riesiges Potential aufweist. Es ermöglicht einem so viel mehr Tage auf dem Wasser – und damit auch viel mehr Spaß! Es geht doch hauptsächlich einfach darum, irgendwie aufs Wasser zu kommen. Mit dem Foil ist das nun auch an Tagen möglich, an denen früher nichts ging. Sogar kleine Wellen werden damit surfbar. Wohin sich alles entwickeln wird und wie groß es werden wird? Das wird die Zeit zeigen. Mit unseren großartigen Foils und Wings für jede Welle, alle möglichen Bedingungen und Fahrstile sind wir jedenfalls in einer guten Ausgangsposition und freuen uns auf das, was kommt!

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“Du kitest nicht, um Equipment zu benutzen – du benutzt Equipment, um zu kiten. Das ist unsere Firmenphilosophie.”

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D I E A K T E U R E I M BAC KG RO U N D

HINTER DEN KULISSEN BEI CABRINHA

Für Cabrinhas Mid-Season-Launch stehen einige spannende Neuigkeiten auf dem Programm (mehr dazu gibt es aber erst im nächsten Heft ...)! Einstweilen haben wir drei der Hauptakteure hinter einer der Ur-Brands der Kitebranche getroffen. Graf ikdesigner Patrick Dunne, Pete Cabrinha und Kitedesigner Dudu Mazzocato verraten, wie sie ihre Kreativität in die Cabrinha-Produkte und -Designs transferieren.

FOTO S : J A M E S B O U L D I N G

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Patrick, du hast eine ziemlich künstlerische Seite an dir. Erzähl uns doch ein wenig über deine Kunst und wie du überhaupt dazu bekommen bist! Ich hatte das Glück, die Rhode Island School of Design besuchen zu dürfen, wo ich den Schwerpunkt Illustration mit Fokus auf Malerei belegte. Das Level an Können und Talent war dort einfach unglaublich, sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern. Diese Umgebung motivierte mich, so viel zu lernen und zu experimentieren wie möglich und dabei keine Angst vor Misserfolgen zu haben. Lektionen, die mich heute noch in meinem Job als Grafikdesigner und meiner Tätigkeit als bildender Künstler begleiten. Bei meiner persönlichen Kunst verfolge ich ein paar verschiedene Stile, die ich immer unterschiedlich kombiniere. Ich liebe es, traditionelle Landschaften, Meerespanoramen und Stadtbilder zu malen. Dabei verwende ich gerne unkonventionelle, unvorhersehbare Farben und Kompositionen. Mein Stil geht auch in Richtung Pop-Art, mit diesen cartoonesken Alien-Kreaturen namens Thumbheads in fiktiven Umgebungen. Außerdem mag ich es, Medien-Kollagen zusammenzumixen, mit Fotografie und Computern verschiedene Bildsprachen und Texturen spielerisch zu kombinieren. Ich liebe Kunst mehr als alles andere! Kunst ist meine Therapie und meine Leidenschaft zugleich. Sie verändert und entwickelt sich ständig, genau wie mein Leben. Wie transferierst du all dies ins Grafikdesign und in deine Arbeit an Kites, Boards und Marketing-Material? Alles, was ich jetzt bei Cabrinha mache – von Kite-Grafiken bis hin zu Anzeigen für Magazine – basiert auf den Dingen, die ich in der Kunstschule gelernt habe. Komposition, Farbenlehre, Typographie, visuelles Storytelling – all das beruht auf Grundlagen. Nach der Schule hatte ich ein paar großartige Jobs, bei denen ich alles andere, wie Design am Computer mit Photoshop, Illustrator, InDesign (und davor Quark) gelernt habe. Und manches, was wir in der Kitebranche tun, kann man auch nur im Job lernen. Es ist eben eine sehr spezifische Nische. Aber die Grundprinzipien der Ästhetik sind universell und gelten für alles, was wir machen.

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Wie viel künstlerische Freiheit hast du bei Cabrinha und wie gehst du an eine neue Kollektion heran? Das ist doch bestimmt eine ziemlich herausfordernde Aufgabe? Ja, manchmal ist das eine gewaltige Herausforderung, aber zugleich macht es auch enorm viel Spaß! Ganz ehrlich – wer vor einer solchen Aufgabe nicht ein wenig nervös oder eingeschüchtert ist, strengt sich vermutlich nicht wirklich an. Cabrinha besteht aus einer Crew von unglaublich talentierten Leuten, und alles was wir hier machen, ist Teamwork. Mit Pete und den anderen zusammenzuarbeiten, macht meinen Job einfach um vieles leichter. Wir alle machen unsere Jobs mit Leidenschaft. Mittlerweile designe ich bereits seit 15 Saisons Produktgrafiken und Marketing-Material für die Kitebranche, und ich muss sagen, es wird jedes Jahr besser. Hinsichtlich der künstlerischen Freiheit erlauben manche Projekte mehr, andere weniger. Ich liebe einfach, was ich tue. Und das zeigt sich hoffentlich auch in meiner Arbeit. Pete, auch du beschäftigst dich in deiner Freizeit mit Kunst – was machst du am liebsten und woran arbeitest du gerade? Ich versuche, eine gute Balance zu finden und habe deshalb immer mehrere Nebenbeschäftigungen zur gleichen Zeit – Kunst, Musik und generell mit meiner Familie draußen sein. Damit bin ich ziemlich gut eingeteilt! Einige meiner Kunstprojekte sind nun in einer Galerie öffentlich ausgestellt. Auch, wenn sich mein Zugang zur Kunst von meiner „richtigen“ Arbeit bei Cabrinha ziemlich unterscheidet, ist deutlich spürbar, dass Kunst Teil unserer Markenkultur ist. Du bist auch musikalisch ziemlich aktiv. Jammst du immer noch mit deinen Kumpels? Kürzlich habe ich mit meiner Tochter Tahiti und meiner Crew Musik gemacht. Tahiti hat ihren ganz eigenen Stil entwickelt, und es macht Spaß, sie hin und wieder dabei zu begleiten. Und dann sind da Dave, Patrick und ich – wir haben Gitarren und Ukulelen neben unseren Tischen hängen, die wir uns mindestens einmal am Tag schnappen und loslegen. Du scheinst mit vielen künstlerisch begabten und kreativen Leuten zusammenzuarbeiten. Ist das Absicht? Und entspricht es der Philosophie und den Produkten bei Cabrinha? Ich denke, das liegt einfach in der Natur unserer Arbeit. Wir kreieren High-Performance-Equipment und Spielzeug für eine Teilgruppe der Surfkultur. Kreativität ist dabei essentiell, um komplexe, herausfordernde Designfragen zu lösen und auch, um unsere Produkte überhaupt mit den späteren Nutzern in Verbindung zu bringen. Ich denke, unser Image hat sich mit der Zeit ganz natürlich in diese Richtung entwickelt. Zu uns fühlen sich die Leute hingezogen, die dieses Mindset verstehen und darauf vertrauen, im Kitesport etwas bewegen zu können.

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Du bist seit den frühen Anfängen ins Kiten involviert. Mittlerweile gibt es eine stabile Wettbewerbsszene, der Sport ist Teil von Olympia und stetig im Wachstum. Wie denkst du über diese Entwicklung und wo glaubst du geht es in der Zukunft noch hin? Ja, im Moment passiert wirklich jede Menge, und das ist gut und aufregend! Auch wir haben im vergangenen Jahr einige wichtige Schritte gesetzt, um das Entwicklungspotential unserer Marke freizusetzen. In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir uns eine solide Wissensgrundlage hinsichtlich Design und Produktion aufgebaut. Um diese unglaubliche Basis an Wissen noch auszuweiten und in die nächste Ära des Kitens und Surfens zu transferieren, wurde unser Entwicklungsteam teils neu eingestellt. Ob nun gerade wegen oder eher trotz der verwirrenden Abläufe in der Branche – es fühlt sich jedenfalls alles ziemlich erfrischend an! Ich freue mich auf unsere weitere Reise. Die kommenden Monate werden großartig, aber wir konzentrieren uns vor allem auf die langfristige Perspektive und setzen die nötigen Schritte, unseren Kunden kontinuierlich interessante, innovative Produkte bieten zu können.


Im Vorjahr habt ihr die Cabrinha-Headquarters von Hong Kong zurück nach Maui verlegt. Was waren die Gründe für diesen Schachzug und wie ist eure Zentrale nun aufgebaut? PC) Die Marke Cabrinha wurde in Maui auf Hawaii gegründet und unser Headquarter ist seitdem hier. Im Laufe der Jahre platzierten wir Teile unseres Personals in Hong Kong, um näher an der Fabrik und dem Management der Pryde Group zu sein. Aber die Antriebselemente der Marke – wie Produktdesign und Marketing – waren immer in Maui. Im letzten Jahr wurden schließlich alle Bereiche und das gesamte Personal (außer jene Mitarbeiter, die hinsichtlich der Produkte mit der Fabrik zusammenarbeiten) zurück nach Maui unter ein Dach gebracht. Ein wahrer Game-Changer für uns, denn so können wir alle Aktionen besser gemeinsam abstimmen! Mit Dudu Mazzocato als neuen Kitedesigner habt ihr einen Branchenkenner mit 20 Jahren Erfahrung ins Boot geholt. Wie siehst du die Zukunft der Cabrinha-Kites mit Dudu am Ruder? PC) Kühne Thesen über die Zukunft des Kitesports sind nicht mein Ding. Wie auch immer – ich bin sehr aufgeregt, Dudu als unseren neuen Chefdesigner im Team zu haben. Seine Skills und seine unvoreingenommene Einstellung ermöglichen es uns, offensiv innovative Konzepte zu verfolgen. Die Liste der Konzepte, an denen wir arbeiten, ist lang – wir wollen den Sport damit mit einigen neuen Entwicklungen bereichern.

Auf dem Weg zu einer Wave-Session ...

Pete in Aktion ...

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Dudu, auch du blickst im Kitesport auf eine lange Vergangenheit zurück. Wie waren deine ersten Erfahrungen im Kitedesign? 1998 arbeitete ich gerade mit Robby Naishs Segeldesigner Don Montague an Segeln und der nötigen Design-Software, als Manu Bertin uns im Shop besuchte. Er hatte einen von Bruno Legaignoux’ ersten Kites mit dabei. Don war Feuer und Flamme und machte sich sofort daran, das erste Computerprogramm für die Darstellung, Kalkulation und Zusammensetzung der 3D-Geometrie zu schreiben. Von da an ging die Evolution der Kites steil nach oben! Was folgte, war viel Arbeit, viele Prototypen und Tests. Bruno stellte uns die einzelnen Details der KiteGeometrie zur Verfügung, die wir mit unserem Know-how in den Bereichen Luftfahrt und Aerodynamik sowie Konzepten wie Aspect-Ratio, Anströmwinkel, Stabilität, Struktur und Tragfläche ergänzten. Was sind deine Pläne bei Cabrinha? Die Marke verfügt bereits über eine ansehnliche Range an Kites und eine treue Anhängerschaft – verfolgst du da eher die Devise „Warum etwas ändern, wenn es so funktioniert?“ oder planst du, die Dinge mit deinen Designs aufzumischen? Ich liebe es, jeden Tag Neues zu lernen. Bei Cabrinha arbeite ich mit einem großartigen Team, von dem ich viel lernen kann und in dem wir unsere Ansichten gegenseitig austauschen. Ich will hier nichts aufrütteln, sondern vielmehr mit technischen

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Fachwissen und meiner Erfahrung etwas beitragen. Ich möchte den Ridern und Händlern zuhören und sichergehen, dass alles, was wir hier tun, auch dem Endkunden von Nutzen ist. Dinge, die funktionieren, werden wir trotzdem immer versuchen zu verbessern. Und zugleich sind wir laufend auf der Suche nach Innovationen oder neuen Produkten, die den Bedürfnissen des Marktes entsprechen. Der Name Cabrinha stand schon immer für Innovation – deshalb ist dieses Kapitel nun besonders aufregend für mich, denn ich habe die Möglichkeit, an Designs zu arbeiten, die vielleicht die Zukunft des Kitesports mit prägen werden. Welcher Bereich des Sports ist deiner Meinung nach der am stärksten wachsende? Momentan ganz klar Hydrofoilen. Da die Technik beim Foilen eine andere ist, braucht es Kites, die dieser Technik entgegenkommen – sei es beim Racen oder einfach nur beim Freeride-Foilen. Neue Fahrstile bringen immer auch neue Chancen mit sich. Für mich gibt es nichts Besseres, als mit dem Team auf dem Wasser zu sein, dann neue Ideen und Konzepte zu besprechen und anschließend eine gemeinsame Richtung einzuschlagen.


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TRICK-GUIDE #2: UNHOOKED PROGRESS Text & Fotos: Laci Kobulsky

Nach der letzten Folge der Kite Hacks mit genialen Tipps für EinsteigerTricks hilft euch Laci nun dabei, das nächste Level zu erreichen. Sprich, eure Unhooked-Performance zu perfektionieren (inklusive ein paar Crashes, die dabei unvermeidbar sind – that’s part of the game ...).

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UND HIER SIND SIE: LACIS ESSENTIELLE TOP-TIPPS FÜR UNHOOKED-MOVES – SOZUSAGEN DEIN PERSÖNLICHER TURBOBOOSTER IN RICHTUNG PODIUM! #1 TIEFER KITE FÜR MAXIMALEN SLACK Unter Slack versteht man den kurzzeitigen Zugabbau nach dem Pop – die verringerte Leinenspannung, die es braucht, um die Bar einfach in der Luft übergeben zu können. Es gibt zwar bestimmte Kites (vor allem klassische C-Shapes), die mehr Slack liefern, trotzdem wird Slack hauptsächlich durch die Technik des Kiters generiert. Für ordentlichen Slack sollte der Kite niedrig positioniert sein und die Bar vor dem Handlepass zum Körper gezogen werden. Zwei Faktoren, die man in Tutorials so oft hört, dass man sie oft versehentlich wegfiltert (bei mir zumindest war es so!). In 90 Prozent der Fälle aber sind die Schwierigkeiten beim Pass mit einer zu hohen Kiteposition begründet. Beim Pop kannst du den Kite zwar leicht nach oben steuern, um mehr Höhe zu gewinnen – aber sobald du die Wasseroberfläche verlässt, solltest du schon wieder Druck mit der vorderen Hand ausüben, damit der Kite wieder nach unten steuert. Vor dem Pass sollte der Kite sogar noch aggressiver nach unten gesteuert und die Bar zu den Hüften gezogen werden. Don’t forget: Je näher der Kite bei der Landung an der Wasseroberfläche, desto mehr Stylepunkte gibt es …

#2 DIE RICHTIGE GRIFFPOSITION Loopt dein Kite bei Blind-Landungen, Passes oder Grabs? Dann solltest du die Hand, die den Pass ausführt, in der Mitte der Bar greifen – so, dass die Frontlines zwischen Zeige- und Mittelfinger durchlaufen. Es dauert meist etwas Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat, aber es zahlt sich aus – deine Skills werden sich wesentlich verbessern und dein Kite immer super stabil sein.

#3 WIEDERHOLUNGSTÄTER Beim Üben solltest du dich voll auf deine Tricks konzentrieren und Ablenkungen so gut es geht vermeiden. Also: Anstatt wahllos überall herumzuspringen, solltest du dir einen bestimmten Spot auf dem Wasser aussuchen und immer dort abspringen. So kannst du dich leichter auf deinen Trick fokussieren und wirst nicht durch die Umgebung abgelenkt. Außerdem solltest du mit anderen Ridern kooperieren – sprich, ihnen für ihre Tricks ausreichend Platz lassen (mit ein wenig Glück werden sie dann dasselbe für dich tun).

#4 HART POPPEN! Je stärker du beim Absprung gegen den Kite ankantest, desto mehr Slack gibt’s als Belohnung! Es ist immer leichter und sicherer, Tricks mit kleineren Kites und maximalem Pop zu lernen. Fahre mit vollem Speed an, falle vor dem Pop leicht ab und setze dann dein Körpergewicht zum Ankanten ein (versuch’s mit Gefühl bzw. einem smoothen Krafteinsatz, d. h. nicht das volle Gewicht auf einmal). Am besten checkst du den Spray, den dein Pop generiert – daran siehst du, ob er gut ist oder nicht.

#5 OPTIMIERE DEIN SETUP Ein paar kleine Kniffe an deinem Equipment können deinen Progress wesentlich vorantreiben. Zum Beispiel, den Kite so anzuknüpfen, dass er langsamer ist (Steuerleinen näher an der Mitte des Kites – mehr Barkräfte), kürzere Leinen (ca. 20 m) und ein kürzeres Bar-Setup bzw. überhaupt eine kürzere Bar. Hilfreich sind auch kleinere Finnen (20 mm) und eine robuste Leash, die sicherstellt, dass dein Kite sich nach harten Crashes nicht verabschiedet ...

#6 DOWNWIND-LANDUNG Ein weit verbreiteter Fehler: Sich nach der Landung gegen den Kite zu lehnen, so dass er voll auf Zug ist. Das macht einen Crash relativ wahrscheinlich … Besser: Möglichst downwind landen. Bei einem Railey to Blind beispielsweise sollte man auf der Fersenkante landen und downwind mit dem Kite mitfahren, bis man wieder die Kontrolle hat – dann einhaken und weiterfahren. Like a boss!

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LEVEL #5

BLIND JUDGE 7

LEVEL #4

BLIND JUDGE 5

LEVEL #3

TRICK-GUIDE: UNHOOKED

BLIND JUDGE 3

BLIND JUDGE REWIND

LEVEL #2

BLIND JUDGE

180-Backside-Rotation mit Airpass

LEVEL #1

RAILEY TO BLIND

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POP TO BLIND

KGB 1

Backroll to Blind mit Airpass

KGB7

DOUBLE LATE MOBE BACKMOBE LOWMOBE HINTERBERGER 7 7 7 MOBE

KGB5

BACKMOBE LOWMOBE HINTERBERGER LATE MOBE MOBE 5 5 5 5

KGB

BACKMOBE LOWMOBE

BACKROLL TO BLIND

BACKROLL 540

mit Toeside-Landung

BACKROLL

TRANS

HINTERBERGER

MOBE

LATE MOBE

BACKROLL TO WRAPPED


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317

313 REWIND

SLATE 315

360

Frontside-Rotation mit Airpass

RAILEY TO WRAPPED

S1

S-Bend to Blind mit Airpass

DOUBLE S3

S-MOBE 7

SLIM CHANCE 7

DOUBLE S1

S-MOBE 5

SLIM CHANCE 5

DOUBLE S-BEND TO BLIND

S-MOBE

oder NIS (Non Inverted Slim)

S-BEND TO BLIND

SLIM CHANCE

FRONTROLL TO BLIND

S-BEND

RAILEY TO TOESIDE (CRYPT) FRONTROLL RAILEY 119


FOTO: Ydwer van der Heide / Red Bull Content Pool

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LT

A U

L

F

GE R O

KEVIN LANGEREE Wie überragend der diesjährige King of the Air war, ist eigentlich kaum in Worte zu fassen ... Ok, versuchen wir’s mal so: Mehr als bei diesem Event kann den Zuschauern kaum geboten werden – sei es hinsichtlich der Tricks, der Zweikämpfe oder des wahrhaft epischen Finales, aus dem ein Gewinner hervorging, der hier nicht zum ersten Mal ganz oben auf dem Podium stand! Wir haben Kevin Langeree nach seinem dritten KOTA-Sieg auf den Zahn gefühlt.

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FOTO: Brendan Pieterse

Konntest du beim Event all deine geplanten Moves unterbringen? Ja, das hat geklappt! Obwohl es auch etwas beängstigend war ... Die Kiteloop-Frontroll hatte ich schon einige Zeit im Kopf, hatte aber nie die Eier, um sie auch durchzuziehen. Mir war aber bewusst: Wenn ich gewinnen wollte, musste ich den Trick im Finale bringen. Und es hat funktioniert – ich landete das Ding beim ersten Versuch! Das war der Wahnsinn. Hättest du noch mehr rausholen können bzw. hast du danach irgendetwas bereut? Nein, ich fühle mich eher so, als hätte ich mehr gemacht, als ich eigentlich kann. Der Druck während einer Competition hilft mir immer dabei, mich voll an meine Limits zu pushen. Ich bin wirklich zufrieden mit meiner Performance. Du musst dich in Kapstadt mittlerweile ziemlich wohl fühlen – was ist dort anders als an den anderen Spots, an denen du unterwegs bist? Ich fühle mich hier auf jeden Fall wohl. Ich komme schon seit 15 Jahren nach Kapstadt und kenne den Wind und das Wasser hier in- und auswendig. Es ist ein magischer Spot, und ich denke, dass man hier – durch den starken Wind TheKiteMag.com

AM FINALTAG IST MAN SCHON NERVÖS, ABER MÖGLICHST COOL BLEIBEN IST WICHTIG.

und die gute Welle – einfach höher springen kann als überall anders auf der Welt.

konzentrieren. Der Pivot reagiert nie unerwartet, und ich fühle mich damit einfach super wohl.

Wie war der erste Tag des Events im Vergleich zum Finaltag? Der erste Tag ist echt toll gelaufen. Ich habe meinen ersten Heat gewonnen und rutschte dadurch sofort in Runde vier weiter. Diese lief dann auch ganz geschmeidig, und ich spürte, dass ich in einen guten Flow kam. Am Finaltag ist man schon nervös, aber möglichst cool bleiben ist wichtig. Da gibt es dann einfach kein Halten mehr!

Wie hast du dich auf das Event vorbereitet Ich habe jede Menge Zeit auf dem Wasser verbracht – nicht nur beim Kiten, sondern auch beim Surf-Foilen und mit dem SUP. Ich glaube, dass es hilfreich ist, verschiedene Sportarten auszuüben. Da ich schon seit Mitte November letzten Jahres in Kapstadt bin, hatte ich unzählige Sessions, um mich auf die Competition einzustimmen.

Welches Setup bist du gefahren? Meinen 9er Naish Pivot und mein 132er Monarch. Fährst du den Pivot mit den Standard-Settings? Ja. Ich habe den Pivot gemeinsam mit unserem Kite-Designer Damien zu dem gemacht, was er jetzt ist. Damit fühle ich mich wohl – und ich denke, das wird den meisten Leuten so gehen. Mit den Standard-Settings ist der Pivot einfach zu handhaben und gut für hohe Jumps. Wie hat dir der Pivot geholfen, den KOTA zu gewinnen? Er ist einfach simpel im Handling. Wenn ich weiß, dass mein Kite genau dort ist, wo ich ihn haben will, kann ich mich stärker auf meine Tricks

Das Niveau beim diesjährigen KOTA schien uns so hoch wie nie zuvor – siehst du das auch so? Was hat dich am meisten beeindruckt? Es ist verrückt, wie sich das Level immer wieder aufs Neue nach oben bewegt. Alle 18 Teilnehmer waren hungrig nach dem Sieg – und alle hatten die nötigen Skills! Ich war von allen Ridern beeindruckt und bin schon mehr als gespannt, was wir nächstes Jahr zu sehen bekommen. Hast du deinen Sieg mit ein paar Bieren begossen? Haha! Oh ja, das habe ich ... es war ein großer Abend!


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