Nachhaltige Events – Handlungsansätze für die Umsetzung von Nachhaltigkeitszertifikaten[...]

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SRH Hochschule Berlin Tourismus – und Eventmanagement Semester: 6 / TEM 15

Bachelorarbeit

Nachhaltige Events – Handlungsansätze für die Umsetzung von Nachhaltigkeitszertifikaten auf Festivals, am Beispiel des Garbicz Festivals Zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts

Betreuerin: Prof. Dr. Ines Lolo Britt Carstensen Erstgutachter: Prof. Dr. Ines Lolo Britt Carstensen Zweitgutachter: Prof. Dr. Alex Baumgärtner

Eingereicht von Felix Thymen Erdmann Eingereicht am: 29.08.18


Inhaltsverzeichnis Sperrvermerk .................................................................................................................................... i Danksagung ..................................................................................................................................... ii Zusammenfassung........................................................................................................................... iii Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................................................... v Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................................... vi Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................ vii 1. Einführung ................................................................................................................................... 1 1.1 Forschungsziel und Aufbau der Arbeit ...................................................................................... 4 1.2 Methodische Vorgehensweise ................................................................................................. 6 2. Der Trend des 21. Jahrhunderts ................................................................................................... 11 2.1 Herkunft und Definition des Begriffs „Nachhaltigkeit“............................................................. 11 2.2 Nachhaltigkeit für die Erde..................................................................................................... 13 2.3 Die drei Dimensionen ............................................................................................................ 14 2.3.1 Die Soziale Dimension ..................................................................................................... 14 2.3.2 Die Dimension der Ökologie............................................................................................. 18 2.3.3 Die Dimension der Ökonomie .......................................................................................... 21 3. Nachhaltigkeit – der Weg zum Zertifikat ...................................................................................... 23 3.1 Die Begründung zur Auswahl von EMAS ................................................................................. 25 3.2 Der Aufbau des strengsten Nachhaltigkeitszertifikates ............................................................ 25 3.3 In 6 Punkten zu EMAS mit Bezug auf das Garbicz Festival ........................................................ 28 3.3.1 Vorbereitung des UMS..................................................................................................... 28 3.3.2 Durchführung der Umweltprüfung ................................................................................... 34 3.3.3 Formulierung der Umweltpolitik ...................................................................................... 37 3.3.4 Bestimmung konkreter Ziele und Maßnahmen im Umweltprogramm ................................ 39 3.3.5 Umsetzung des Umweltmanagementsystems ................................................................... 40 3.3.6 Die letzten Schritte zu EMAS ............................................................................................ 44 4. Exkurs auf weitere Nachhaltigkeitszertifikate .............................................................................. 48


4.1 Der Deutscher Nachhaltigkeitskodex ...................................................................................... 49 4.2 Fairpflichtet........................................................................................................................... 50 4.3 Sounds for Nature ................................................................................................................. 52 5. Fazit ........................................................................................................................................... 53 6. Ausblick ..................................................................................................................................... 55 I. Literaturverzeichnis ..................................................................................................................... 56 Anhang .......................................................................................................................................... 61 Sperrvermerk ................................................................................................................................. 78


Sperrvermerk Die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel „Nachhaltige Festivals – Handlungsansätze für die Umsetzung

von Nachhaltigkeitszertifikaten auf Festivals, am Beispiel des Garbicz Festivals“ enthält vertrauliche Daten des Unternehmens:

Garbicz Festival Sp. z o.o. Kosciuszki 44 PL 66-235 Gadkow Wielki POLAND

Die Arbeit darf nur dem Erst- und Zweitprüfer sowie befugten Mitarbeitern des Prüfungsamtes vorgelegt werden.

Eine Veröffentlichung oder Vervielfältigung der Arbeit ist innerhalb der Sperrfrist (bis 30.12.2023) nicht gestattet. Die Sperrfrist kann in Ausnahmefällen nur mit Genehmigung des Verfassers und des Unternehmens umgangen werden. Eine Einsichtnahme der Arbeit durch unbefugte Dritte kann nur unter ausdrücklicher Genehmigung des Verfassers sowie des Unternehmens in Form einer Vertraulichkeitserklärung erfolgen.

Diese Arbeit ist geistiges Eigentum von Felix Thymen Erdmann.

i


Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei allen den bedanken, die mich bei meiner BachelorArbeit unterstütz haben.

Zuerst gilt mein Dank Prof. Dr. Ines Carstensen, die meine Bachelor-Arbeit betreut hat und mich bei allen meinen Anliegen unterstützen konnte. Danke, dass Sie trotz der geografischen Distanz stets für mich da waren und mir mit konstruktiven Ratschlägen und Informationen beistanden. Ich habe mich bei Ihnen sehr gut aufgehoben gefühlt. Zuletzt bedanke ich mich bei Ihnen, für die Weckung meines Interesses an der Thematik der Nachhaltigkeit.

Ebenfalls möchte ich Prof. Dr. Alex Baumgärtner danken, der mich stets gut gelaunt durch mein Studium geführt hat. Danke, dass ich mit allen (auch unnötigen) Fragen zu Ihnen kommen konnte und Sie mir stets schnell weitergeholfen haben. Vor allem bedanke ich mich für Ihren Einsatz als Lehrkraft, da ich bei Ihnen am meisten aus dem Studium mitnehmen konnte.

Ein besonderer Dank geht an die Garbicz Festival Sp. z. o.o., die es mir ermöglicht hat, meine Beobachtung anhand des Garbicz Festivals vorzunehmen. Ich freue mich über eine weitere Zusammenarbeit.

Ich möchte mich außerdem bei Herrn Jacob Bilabel von der Green Music Initiative für seine Unterstützung bedanken. Mir hat das aufschlussreiche Interview sehr viel Input und Ideen gegeben. Danke für die angenehme Zusammenarbeit.

Ein weiterer Dank geht an Frau Natalie von Elm und Herrn Gordon Kipping, die mir halfen, diese Arbeit in ihrer bestmöglichen Form abzugeben und mir mit interessanten Ideen zur Seite standen.

Als letztes, aber von Herzen, bedanke ich mich für die Kraft, Motivation und Energie, die mir von Freunden, Kollegen und Familie gegeben wurde.

Felix Thymen Erdmann Berlin, den 29.08.2018

ii


Zusammenfassung Nachhaltigkeit wird in der Gesellschaft immer wichtiger, zum einen Mehrwert zu schaffen und zum anderen die Schonung der Umwelt zu gewährleisten. Gerade in der Festivalbranche muss auf die Nachhaltigkeit gesetzt werden, da vielen Menschen vor Ort einen signifikanten Umwelteinfluss haben können. Zertifikate können dabei helfen, eine nachhaltige Wirtschaft zu verfolgen und mit einigen Aufwendungen zu einem Unternehmen mit nachhaltigen Umweltzielen führen. Das

Ziel

der

Arbeit

ist

zu

prüfen,

ob

und

wie

die

Umsetzung

von

Nachhaltigkeitszertifikaten auf Festivals machbar ist. Hierzu wurde eine ausführliche Analyse des Nachhaltigkeitszertifikates EMAS vorgenommen. Zur Beantwortung der Forschungsfrage: „Inwieweit kann das EMAS-Zertifikat bei Festivals implementiert und angewandt werden?“, wurde ein Experteninterview und eine Beobachtung des Garbicz Festivals vorgenommen, wobei das Garbicz Festival als Fallbeispiel genutzt wurde. Nachhaltigkeit besteht aus drei Dimensionen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Die Dimensionen verfolgen unterschiedliche Ziele, z.B. energieeinsparende Produktion (ökologisch),

Sensibilisierung

der

Gesellschaft

über

Nachhaltigkeit

(sozial),

Reinvestition in Nachhaltige Innovationen (ökonomisch). Das EMAS-Zertifikat ist ein sehr umfangreiches und strenges Nachhaltigkeitsregelwerk. Es bedient sich der ISO-Norm 14001 und ist somit ein anerkanntes Managementsystem. Dadurch kann EMAS bei jedem Unternehmen, unabhängig von dessen Größe und Typ angewandt werden. Die Umsetzung von EMAS ist anhand des Garbicz Festivals möglich. Es muss aber ein langer Zeitaufwand für die Umsetzung in Kauf genommen werden. Das Zertifikat umfasst wichtige Hauptleitbilder, wie z.B. die Fortlaufende Verbesserung, öffentliche Kommunikation und Sensibilisierung des Nachhaltigkeitsdenkens. Abschließend wurden noch zwei Nachhaltigkeitszertifikate („Fairpflichtet“ und „Sounds for Nature“) und ein Nachhaltigkeitsleitfaden (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) kurz vorgestellt und erläutert. Fairpflichtet ist ein schwaches Zertifikat und gib kaum Richtlinien vor. „Sounds for Nature“ unterscheidet sich zu EMAS vor allem durch den Umfang und die Umsetzungsweise. EMAS wurde für gesamte Organisationen entwickelt, wohin gehend „Sounds for Nature“ für einzelne Veranstaltungen ins Leben gerufen wurde. Diese beiden Zertifikate ergänzen sich im Umfang und können voneinander iii


lernen. Das Bedßrfnis nach nachhaltigen Festivals wird sich in der Zukunft Verstärken. Aus diesem Grund empfiehlt es sich einen nachhaltigen Unternehmensweg einzuschlagen. Dies kommt nicht nur der Wirtschaft zu Gute, sondern auch unserer Umwelt.

iv


Abkürzungsverzeichnis ABl. EU

-

Amtsblatt der Europäischen Union

AUV

-

Abteilungsumweltverantwortlicher

BMU

-

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

bpb

-

Bundeszentrale für politische Bildung

DL

-

Dienstleistung

DNK

-

Deutscher Nachhaltigkeitskodex

EMAS

-

Eco-Management and Audit Scheme

FP

-

Fairpflichtet

GF

-

Garbicz Festival

GRI

-

Global Reporting Initiative

KMU

-

Koordinierungsbüro Normungsarbeit der Umweltverbände

NM

-

Nachhaltigkeitsmanagement

SFN

-

Sounds for Nature

UMB

-

Umweltmanagementbeauftragter

UMP

-

Umweltmanagementprozesse

UMS

-

Umweltmanagementsystem

v


Abbildungsverzeichnis Abb.: 1 zusammenfassende Übersicht der Primärforschung ........................................... 9 Abb.: 2 Die drei "Dimensionen" der Nachhaltigkeit ...................................................... 14 Abb.: 3 MS-100 - Prototyp einer Mobilen PowerCell für 50-100kW ............................. 20 Abb.: 4 Nachhaltigkeitskreislauf mit Berücksichtigung der drei Dimensionen ............. 23 Abb.: 5 Fairtrade-Siegel Deutschland............................................................................ 24 Abb.: 6 Einflüsse auf EMAS, grober Aufbau von EMAS und relevante Gesetzestexte ... 27 Abb.: 7 EMAS - Logo ...................................................................................................... 47 Abb.: 8 Der EMAS - Kreislauf ........................................................................................ 47

vi


Tabellenverzeichnis Tab.: 1 Kriterien der Beobachtung…................................................................................8 Tab.: 2 Übersicht der Hauptquellen.................................................................................10 Tab.: 3 Übersicht der Hauptdokumente für die Analyse von EMAS................................11

vii


1. Einführung Die Eventwirtschaft ist eine sehr vielseitige Branche und umfasst diverse Eventarten, die sich von ihrem Charakter und Struktur unterscheiden. Jedoch besitzen alle eine Gemeinsamkeit: das Schaffen von Erlebnissen steht im Mittelpunkt jeder eventisierten Veranstaltung. Eine „eventisierte Veranstaltung“ kann jedes Ereignis sein, bei dem ein hoher Aufwand betrieben wird, es zu zelebrieren, z.B. Sportveranstaltungen, Messen, Galen, Tagungen, Modeschauen oder Festivals. Das Erlebnis steht im Vordergrund, verknüpft mit einem hohen Spaßfaktor und einer Informationsvermittlung.1 Diese Arbeit orientiert sich mit ihrem Schwerpunkt an Festivals und richtet sich damit an Festivalveranstalter. Im Besonderen wird in dieser Arbeit von einem Musikfestival gesprochen, welches einfachheitshalber als „Festival(s)“ bezeichnet wird. Festivals sind zeitlich begrenzt und bieten ein außergewöhnliches Erlebnis in Form von Kunst, Kultur, Workshops, Musik, oder Bühnenbau. Generell ist ein Festival als ein Gesamtkunstwerk zu betrachten, bei dem diverse DJs, Dekorateure, Bühnenbildner, Bühnenbauer, Lichtund Tondesigner zusammentreffen und eine realitätsfremde Welt erschaffen. 2 Meist wird auf einem unbebauten Gelände eine „kleine Stadt“ errichtet, für die fast alles temporär oder langfristig aufgebaut werden muss. Je nachdem, ob das Festival mehrjährig oder einmalig stattfinden soll. Von den Zufahrtsstraßen, über Wasseranschlüsse, bis hin zu den Energiequellen muss alles installiert werden3. Der Aufbauprozess dauert je nach Größe und Art des Festivals ein bis zwei Monate. Die Planungsphase kann je nach Größe und Aufwand vier bis sechs Monate betragen4. Vor allem für die Veranstalter dient das Festival zur Selbstverwirklichung 5 - sich auszuprobieren und Neues zu schaffen. Hierbei entstehen diverse Tanzflächen, Essensstände, Wasserstellen, Abwasserleitungen, Crewbereiche, Zeltplätze, Wellnessareale, etc. Die Auswahl der Möglichkeiten ist unbegrenzt. Ziel ist es, eine Erlebniswelt zu schaffen, bei dem der Besucher einen langanhaltenden Eindruck gewinnt. Im Vordergrund liegt das gemeinsame Tanzen, miteinander Zeit verbringen, an Workshops teilnehmen und sich vom Festivalangebot treiben lassen.

vgl. Hitzler, R., 2011, S. 11 f. vgl. Kiel, H., et al., 2014, S. 3 f. 3 vgl. Bilabel, Anhang A2, S. 72 4 vgl. Protokoll Nr. 01, Anhang A3, S. 78 5 ebd. 1 2

1


Wie jedes Großevent, sind Festivals mit einem hohen Aufwand und Ressourceneinsatz (Energie, Baumaterialien, Transportmittel, etc.) verbunden. Dieser hohe Einsatz an Ressourcen führt zu einer „Materialschlacht“, da die meisten temporären Bauten (wie Floors [branchenspezifischer Begriff für eine Tanzfläche], Essenstände, etc.) nach dem Event teilweise oder komplett abgebaut werden müssen6. Auch hier ist wieder die mehrjährige oder einmalige Nutzung des Geländes ausschlaggebend. Die Umsetzung und Gestaltung von Festivals wurde in der Vergangenheit mit wenig Rücksicht auf die Umwelt vorgenommen. Somit weisen viele Festivals eine unbefriedigende Ökobilanz auf. Das hat damit was zu tun, dass ein nachhaltiger Einsatz von Ressourcen Geld kostet. Durch die erhöhten Kosten entscheiden sich Unternehmen oft dazu, nicht nachhaltige Materialien, etc. zu nutzen. Der Grund ist der Marktwettbewerb, in dem die Unternehmen zu einander stehen. Wenn ein Unternehmen nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen (DL) anbietet, sind diese meist kostenintensiver. Der größte Teil der Konsumenten wird das preiswertere Produkt wählen. Es weist nämlich den gleichen Nutzen wie das „Nachhaltigkeitsprodukt“ auf. Aus dem Grund wäre die Rendite für nachhaltige Unternehmen geringer, da weniger Konsumenten vorhanden sind. So wird sich oft gegen ein ausgearbeitetes Nachhaltigkeitskonzept entschieden. 7 Auch Festivals haben mit der Hürde zu kämpfen. Es ist schwierig, ein komplett nachhaltiges Festival zu entwickeln und gleichzeitig bezahlbare Ticketpreise anbieten zu können. Die Konkurrenz ist sehr hoch, allein im Monat August (Stand 2018) werden in ganz Deutschland weit über 400 Festivals angeboten8. Dennoch: das Verständnis in der Eventbranche für Umweltschutz, effiziente Ressourcennutzung und ein bewusster Umgang mit der Natur erlangt immer mehr Priorität. Viele Festivalveranstalter setzen sich bereits mit dem Nachhaltigkeitsaspekt auseinander, wie z.B. das „RhEINKULTUR“9 oder das „Garbicz Festival“ (GF). Wobei das GF gerade noch mit den Startschwierigkeiten zu kämpfen hat. Welche diese sind, wird in einem späteren Abschnitt erläutert (siehe Kapitel 3.4). Aus dem Trend Festivals nachhaltiger zu gestalten, hat sich ein neuer Wirtschaftszweig gebildet. Es gibt mittlerweile mehrere Nachhaltigkeitszertifikate, die versuchen gewisse

vgl. Protokoll Nr. 09, A3, S. 86 vgl. Colsman, B., 2016, S.27 8 vgl. Festivalticker, 2018 9 vgl. GMI, 2018. 6 7

2


Optimierungen einzuführen (z.B. Emissionsausstoß, Müllproduktion, oder Mobilität). Damit können unter anderem Ökobilanzen von verschiedenen Festivals erstellt werden, um untereinander verglichen zu werden. Derzeit gibt es allerdings keine Richtwerte für Festivals, weil zu wenig Daten vorliegen, um genaue Richtwerte zu bestimmen10. Ein weiteres Ziel ist eine Sensibilisierung und Umsetzung des Nachhaltigkeitsdenkens zu etablieren. Außerdem sollen diese Zertifikate Unternehmen helfen, deren Betriebsabläufe zu modifizieren. D.h. es wird der Einsatz von Ressourcen, Energie, etc. optimiert und soweit wie möglich auf nachhaltige Quellen gewechselt. Dabei wird darauf geachtet, dass dennoch der gewünschte Output zu tragen kommt, wie z.B. ein spezifischer Festivalcharakter. Für jede Branche gibt es unterschiedliche Zertifikate. Im Bereich der Meetingindustrie (auch MICE) gibt es bspw. „Green Meetings“11. Für kleine und mittelständische Betriebe kann „der deutsche Nachhaltigkeitscodex“ (DNK)12 vorteilhaft sein. Dieser ist zwar kein richtiges Zertifikat, allerdings ist es eine Art Leitfaden. Bei dem werden Hilfestellungen für die Umsetzung der Nachhaltigkeit in einem Unternehmen gegeben. Der Vorteil ist hierbei, dass der Leitfaden ein gutes Einstiegsmodel in die nachhaltige Betreibung von Veranstaltungen ist. Der DNK setzt keine ausführlichen Standards, aber gibt Unterstützung in wesentlichen Bereichen, wie z.B. der Emissionsverringerung 13. Für Festivals in Deutschland ist dies noch eher Neuland, daher gibt es nur wenige Zertifikate, wie unter anderem „Sounds for Nature“14 (siehe auch Kapitel 4.3). Im europäischen Raum ist eines der umfangreicheren Zertifikaten: „EMAS“. EMAS steht für „Eco-Management and Audit Scheme“. Es werden auch die Bezeichnungen „EU-ÖkoAudit“ oder „Öko-Audit“ genutzt.15 EMAS ist ein Projekt der Europäischen Union, bei dem das Umweltmanagement von Unternehmen verbessert und nach bestimmten Kategorien standardisiert werden soll. EMAS ist für jede Unternehmensgröße geeignet und bedient sich an verschiedenen ISONormen, wie z.B. der DIN EN ISO 14001. Eine ISO-Norm ist meist eine Form von Zertifikat, welches Unternehmen erwerben können, um einen bestimmten Standard in der Unternehmenspolitik einzuführen. Die ISO 14001 ist bspw. eine Hilfestellung zur

vgl. Bilabel, Anhang A2, S. 74 Green Meetings und Events, 2018. 12 DNK, 2018. 13 vgl. Ecovadis, 2018, S.2 14 Behr, F., et al., 2013, S. 5 15 vgl. Zell, C., et al., 2015, S. 2 f. 10 11

3


Optimierung des Umweltmanagementsystems (UMS). Hierauf wird im Kapitel „3.2 Der Aufbau des strengsten Zertifikates“ spezifischer eingegangen. 16 Zertifikate

dienen

als

Wegweiser

für

die

Umsetzung

einer

nachhaltigen

Unternehmensführung auf ökologischer, ökonomischer und teilweise sozialer Ebene. Allerdings ist das Festivals eine besondere Event- bzw. eine Kunstform. Ein Festival hat dadurch andere Ansprüche an die Umwelt und kann nicht wie ein traditionelles Unternehmen behandelt werden, wie z.B. Betriebe des Gastgewerbes oder Landwirtschaft. Aus diesem Grund muss analysiert und geprüft werden, inwieweit die theoretischen Ansätze von Nachhaltigkeitszertifikaten anwendbar sind.

1.1 Forschungsziel und Aufbau der Arbeit Forschungsziel

Aus der zuvor beschriebenen Problematik ergeben sich zwei Zielsetzungen. Zunächst muss EMAS genau erläutert und aufgeschlüsselt werden. Damit kann verstanden werden, was dieses Zertifikat beinhaltet und ausmacht. Um EMAS genauer zu verstehen, wird dies simultan mit dem GF verglichen und kann durch die praktische Anwendung noch besser erläutert werden. Damit sind Theorie und Praxis von Anfang an vernetzt.

Daraus ergeben sich folgende Ziele: ➢ Es ist zu prüfen, welche Anforderungen des EMAS - Zertifikates für Festivals umsetzbar sind. ➢ Es wird erarbeitet, welche Standards möglich und umsetzbar sind. Hierbei werden auf die Bedürfnisse des GF eingegangen.

Diese beiden Zielsetzungen führen zur folgender Forschungsfrage:

Inwieweit kann das EMAS-Zertifikat bei Festivals implementiert und angewandt werden?

16

ebd.

4


Aufbau der Arbeit

Diese Arbeit soll als eine umfangreiche Untersuchung gesehen werden, die Aufschluss über eine mögliche Implementierung von Nachhaltigkeitszertifikaten bei Festivals gibt. Zunächst wird im folgenden Abschnitt die methodische Vorgehensweise beschrieben. Anschließend werden im Kapitel „2. Der Trend des 21. Jahrhunderts“ die theoretischen Grundlagen der Arbeit erörtert. Im speziellen bei der Begriffserklärung bedarf es eine Definition, da es verschiedene Formen der Nachhaltigkeit gibt. Die Nachhaltigkeitsgrundlagen geben dem Leser das nötige Verständnis, um die Bedeutsamkeit der Thematik, im Bereich der Festivalindustrie zu erkennen und zu verstehen. Neben den Grundlagen der Nachhaltigkeit, werden anschließend die Nachhaltigkeitszertifikate behandelt. Hierbei wird speziell auf EMAS eingegangen. EMAS ist der europäische Standard für nachhaltige Unternehmungen. Somit ist EMAS am aussagekräftigsten und eines der strengsten Zertifikate, da die Europäische Union die höchste Instanz für Umweltanforderung darstellt 17. Damit besitzt EMAS eine hohe Transparenz und kann somit auf verschiedenste Festivals projiziert werden (siehe Kapitel 3.1). Gleichzeitig werden Aspekte aus der Praxis des GF miteinfließen. Damit werden sofort mögliche Handlungsansätze am Fallbeispiel geprüft. Die Vernetzung zwischen Theorie und Praxis ist damit sofort gegeben. Diese Vernetzung ist besonders wichtig, um deutlich zu machen, welche Anforderungen der Nachhaltigkeitszertifikate erfüllbar sind und welche nicht. Als Exkurs wird auf drei weitere Zertifikate hingewiesen, die ebenfalls auf Festivals anwendbar wären. Die Auswahl erfolgte so, dass möglichst unterschiedliche Zertifikate vorgestellt werden können. Es wird kurz analysiert welche Unterschiede es zu EMAS gibt und welche Konsequenzen sich daraus ergeben (siehe Kapitel 4). Anschließend werden die Ergebnisse aus der Analyse zwischen Theorie und Praxis präsentiert. Die wichtigsten Aspekte der Arbeit werden abschließend zusammengefasst und es wird ein Ausblick auf die Machbarkeit von Nachhaltigkeitsstrategien auf Events geben (siehe Kapitel 5).

17

vgl. Europa, 2018

5


1.2 Methodische Vorgehensweise Primärforschung Als Forschungsmethode wurde das „Qualitative Interview“ gewählt und mit Anlehnung der Kriterien nach Lamnek18 ausgearbeitet und durchgeführt. Ein qualitatives Interview ist eine Befragungsform, die nach standardisierten und erprobten Vorgehensweisen strukturiert ist und damit eine hohe wissenschaftliche Glaubwürdigkeit aufweist. Im Laufe der Vorbereitungen zur vorliegenden Arbeit, hat der Autor beschlossen, ein Experteninterview zu führen. Bei der Erstellung des Interviews, war das Ziel, eine hochwertig geführte Informationsbeschaffung vorzunehmen. Zunächst wurden die bei der Recherche über Nachhaltigkeitszertifikate entstandenen Fragen notiert. Anschließend wurde geprüft, welche Fragestellungen zum Interviewpartner passten. Hierzu wurde damit das „Ermittelnde Interview“19 als Art der Befragungsform gewählt. Bei dieser Befragungsart besteht ein einseitiger Informationsfluss des Befragten (Experten) gegenüber dem Interviewer. Hierbei dienen die Wissensbestände des Experten lediglich als Informationsquelle. Demzufolge wird es als ein „ausforschendes informatorisches Interview“ kategorisiert20. Dies wurde angewandt, um Informationsgrundlagen zu beschaffen und ein strukturiertes Interview zu führen. Bei der Wahl der Fragen wurde sich auf das Format des „Nicht-standardisierten Interviews“21 bezogen. Für die Ergebnisgenerierung war es sehr wichtig, dem Interviewten mehr Spielraum zu geben, um praxisnahe und ausführliche Aussagen zu erhalten, um daraus entsprechende Ableitungen tätigen zu können. Dadurch wurde der Interviewpartner nicht in seiner Ausführung gebremst und es konnte ein intensiver Wissenstransfer ablaufen.

vgl. Lamnek, S., 2010. vgl. Baur, N., S. 52 f. 20 vgl. Lamnek, S., 2010, S. 304 ff. 21 vgl. Gläser, J., et al., 2009, S. 41 18 19

6


Als Frageform wurde eine offene Formulierung, passend zum Format des Nichtstandardisierten-Interviews, angestrebt. Bei offen formulierten Fragen, kann der Befragte keine Ja- oder Nein-Antworten geben, sondern muss ausführliche Aussagen treffen. Der Vorteil ist dabei, dass der Interviewer während des Interviews Fragen stellen kann, die er im Vorhinein nicht formuliert hat. Somit kann auf bestimmte Thematiken genauer eingegangen werden.22 Für die Arbeit war dies besonders wichtig, da die Informationsbereitstellung der Nachhaltigkeitszertifikate teilweise sehr ungenau war. Um dies zu kompensieren, wollte der Autor Zwischenfragen stellen können, um auf bestimmte Themen der Nachhaltigkeitszertifikate genauer einzugehen. Das Interview wurde mit Hilfe eines Aufnahmegerätes aufgezeichnet und danach transkribiert. Die Transkription wurde in Anlehnung an Meyen durchgeführt23. Das heißt, dass das Interview zuerst wörtlich niedergeschrieben wird. Anschließend wurden die Aussagen korrigiert, d.h. es wurden grammatikalische Fehler oder artikulierende Füllwörter entfernt. Die Korrektur wird danach zusammengefasst. In Anlehnung an Meyen war der Autor damit in der Lage, thematisch unwichtige Passagen aus dem Text zu streichen, um damit den Lesefluss anzupassen und zu optimieren. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Aussagen des Interviewpartners nicht verfälscht wurden. Der finale Abzug wurde anschließend dem Befragten zugeschickt und von ihm genehmigt. Es wurde zusätzlich ein Protokoll angefertigt, in dem der Ort und die Situation des Interviews beschrieben wurden, um dem Leser eine genaue Vorstellung zu geben, unter welchen Umständen das Interview durchgeführt wurde. Weitere Details sind dem Anhang zu entnehmen (siehe Protokoll Nr. 01-11). Ein zusätzliches Interview wurde im Rahmen dieser Arbeit nicht verfolgt, da der Experte als sehr renommierte Persönlichkeit auf diesem Arbeitsumfeld tätig ist und seine Aussagen entsprechendes Gewicht haben. Als weiteres Forschungsmittel wurde die „Teilnehmende Beobachtung“24 verwendet. Die Beobachtung dient als Informationsquelle und soll zeigen, welche Anforderungen des EMAS-Zertifikates realisierbar und umsetzbar sind. Als Fallbeispiel dient das Garbicz Festival 2018, in der Woiwodschaft Lebus der Republik Polen. Der Autor dieser Arbeit wirkt bei der Produktion des GF mit. Damit besitzt er Einblicke in die Handlungsabläufe des Festivals und konnte Daten als „teilnehmender Beobachter“ beschaffen. ebd. vgl. Meyen, M., et al., 2011, S. 115 ff. 24 vgl. Meyen, M., et al., 2011, S.123 22 23

7


Die teilnehmende Beobachtung ist ein Element der Sozialforschung und wurde speziell in der Ethnologie, sowie Kulturanthropologie genutzt. Die Sozialforschung kann als Grundlage für Beobachtungen zur Informationsbeschaffung angesehen werden. Somit wurden der strukturelle Aufbau und die Grundkriterien der Beobachtung in Anlehnung an die Sozialforschung bestimmt und ausgearbeitet. Für die vorliegende Arbeit ist dies von Bedeutung, weil nicht nur Beobachtungen von Unternehmungen stattgefunden haben, sondern auch Beobachtungen über Gespräche, z.B. von Meetings oder Einzelgesprächen, bei denen es um Nachhaltigkeit ging. Somit wurde gewährleistet sein, dass die Beobachtungen von Unternehmungen und Gesprächen in diese Arbeit mit derselben Glaubwürdigkeit einfließen konnten, wie die Informationen aus den Interviews. Als Grundkriterium für die Betrachtung wurde die „strukturierte Beobachtung“25 gewählt. Hierbei werden Kategorien definiert, um bestimmte Aspekte der Nachhaltigkeit (z.B. in Mobilität, Müllentsorgung, etc.) zu untersuchen. Die Tabelle 1 zeigt die Eingrenzung, an der sich die Beobachtung orientiert hat. Damit weisen die Beobachtungen eine kontinuierliche Qualität auf. Der gegebene Rahmen war wichtig, um gezielt bedeutende und wesentliche

Bereiche

zu

betrachten.

Die Kriterien

Müllentsorgung, Mobilität, Energie und Infrastruktur sind dabei die entscheidenden Bereiche, die für die Umsetzung eines nachhaltigen Festivals relevant sind 26. Tab.: 1 Kriterien der Beobachtung

Die Kontinuität war nicht möglich, da es im

Kriterien Müllentsorgung Mobilität Energie Infrastruktur (Wasser, Abwasser) Ressourceneinsatz Zusatz: Allgemeine Beobachtungen

täglichen Ablauf nicht immer Ereignisse gab,

Quelle: eigene Darstellung

die

relevant

für

die

Bearbeitung

der

Fragestellung waren. Weil bspw. der täglichere Turnus nicht gewahrt werden konnte, besaß die Beobachtung „unstrukturierten unstrukturierte

damit

Einflüsse

der

Beobachtung“27.

Die

Beobachtung

ist

eine

Betrachtungsform, bei der wenig bis keine Grundkriterien vorab definiert werden und lediglich das Beobachtete dokumentiert wird. Dem Autor war dementsprechend die Qualität und nicht die Quantität der Beobachtungen wichtig. Es wurden zusätzlich Daten erhoben, die zwar nicht in die Kriterien passten, jedoch relevant für die Beantwortung der Forschungsfrage waren. Ein weiteres wichtiges Kriterium war in dieser Arbeit ist die vgl. Lamnek, S., 2010, S. 490 ff. vgl. Bilabel, Anhang A2, S. 72 f. 27 vgl. Lamnek, S., 2010, S. 498 25 26

8


Beobachtungsform, hier wurde zwischen „offener und verdeckter Beobachtung“ 28 unterschieden. Bei der „offenen Beobachtung“ wurde den Personen, die Unternehmungen zur Umsetzung der Nachhaltigkeit vornehmen mitgeteilt, dass eine Beobachtung vorgenommen wird. Bei einer „verdeckten Beobachtung“ ist dies nicht der Fall. Beispielsweise wurde der Geschäftsführung des GF mitgeteilt, dass eine Beobachtung durchgeführt wird, um die Bemühungen für die Umsetzung eines nachhaltigen Festivals zu dokumentieren. Somit war die Beobachtung beim GF eine offene Beobachtung. Auch Abb.: 1 zusammenfassende Übersicht der Primärforschung

Quelle: eigene Darstellung

ist die Teilnahmeart bei einer Beobachtung entscheidend. Es gibt zwei Formen der Teilnahme. Zum einen gibt es die „passive Teilnahme“ 29, bei der der Beobachter die Thematik untersucht. Hierbei bringt sich der Beobachter nicht mit in das Geschehene ein. Dies geschah bspw. bei der rein sachlichen Dokumentation von Unternehmungen zur Nachhaltigkeit. Diese Teilnahmeart floss allerdings eher gering in die Beobachtung mit ein. Die zweite Teilnahmeart ist die „aktive Teilnahme“30. Hier wirkt der Beobachter gleichzeitig als Bezugsperson und kann eigenes Wissen in bspw. der Umsetzung von Nachhaltigkeitsoptimierungen mit einfließen lassen. Allerdings kann bei einer zu hohen Teilnahme die Objektivität nicht mehr eingehalten werden. Aus diesem Grund wurde darauf geachtet, dass der Beobachter nur gelegentlich „Beratertätigkeiten“ ausübte. Der vgl. Gehrau, V., 2017, S. 34 f. vgl. Atteslander, P., 2010, S. 90 ff. 30 vgl. Weischer, C., 2004, S. 277 28 29

9


Autor wurde somit zum „observer-as-participant“31 - Beobachter als Teilnehmer. Und zwar in den Bereichen der Beratung und als Informationsknotenpunkt während des Aufbaus. Hierbei waren die vorwiegenden Aufgaben z.B. Koordination der anfallenden Tätigkeiten in den verschiedenen Teams und die Informationssammlung (Disponent). Als zweiten Bereich wurde dem Autor die eigenverantwortliche Leitung der Rückbauarbeiten nach dem Veranstaltungsende aufgetragen. Somit war der Autor von Anfang an mit allen Departments (Abteilungen) eng verknüpft und hatte Einblicke in alle Arbeitsbereiche. Der Autor entschied sich für die aktive Teilnahme, da er bereichsübergreifend am GF mitwirkte. In der Abbildung 1 (siehe S. 9) wird zusammenfassend gezeigt welche Formen der Primärforschung angewandt werden und wie diese Strukturiert wurden.

Sekundärforschung

Als Forschungsmittel der Sekundärforschung musste eine Kombination aus Sekundärund Primärforschung angewandt werden. Dazu wurde die Befragung bzw. das Experteninterview als primäres Forschungsmittel genutzt, wie bereits im oberen Abschnitt erläutert wurde. Die Sekundärforschung beruhte auf einer intensiven InternetRecherche, bezüglich der verwendeten Nachhaltigkeitszertifikate (siehe Kapitel 3 Und 4). Da der Trend, solche Zertifikate zu nutzen, noch sehr neu in der Eventwirtschaft ist, gibt es wenige zusammenfassende Übersichten oder schriftliche Werke. Die Gesamtheit der genutzten Informationen befinden sich auf den jeweiligen zertifikatseigenen Webseiten, in Form von Broschüren oder Textdokumenten. Diese dienten zur Erstellung einer Übersicht der gewählten Nachhaltigkeitszertifikate und zur Datengewinnung. Die Tab.: 2 Übersicht der Hauptquellen

Übersicht der Hauptliteratur Name des Autors Wilkens, S. Hasenmüller, M. Mayer, K. Colsman, B. Holzbaur, U.

Buchtitel Effizientes Nachhaltigkeitsmanagement Herausforderungen im Nachhaltigkeitsmanagement Nachhaltigkeit: 111 Fragen und Antworten Nachhaltigkeitscontrolling Events nachhaltig gestalten

Quelle: eigene Darstellung – für weitere Informationen siehe Literaturverzeichnis

31

vgl. Atteslander, P., 2010, S. 92

10


Begründung zur Zertifikatsauswahl und eine Vertiefung der Thematik kann dem Kapitel 3.1 entnommen werden. Die Hauptquellen für die wissenschaftlichen Grundlagen können in der Tabelle T2 eingesehen werden. Die Bücher thematisieren alle das Nachhaltigkeitsmanagement (NM), besitzen jedoch unterschiedliche Vertiefungen. Somit fließen allgemeine Informationen zur Nachhaltigkeit und des NMs ein, sowie spezifisches Wissen von Herausforderungen in der Implementierung des NMs in einem Unternehmen,

Faktoren

des

Nachhaltigkeitscontrollings

und

„Nachhaltige

Innovationen“. Zusätzlich wurden Informationen zur Umsetzung eines nachhaltigen Events genutzt, um die fachliche Verknüpfung zu wahren. Die Hauptquellen für die Analyse des Zertifikates EMAS war die eigene Internetplattform und diverse Broschüren, die ebenfalls von EMAS herausgegeben wurden. Diese Dokumente gaben bspw. Auskunft über Anwendung und Aufbau von EMAS, sowie über EU-Normen und weitere Informationen, die für diese Arbeit relevant sind. Auch hierzu sind in der Tabelle T3 die wichtigsten Dokumente aufgeführt. Tab.: 3 Übersicht der Hauptdokumente für die Analyse von EMAS Übersicht der Dokumente Name des Autors EU Kommission Europäisches Parlament Zell, C. Moosmayer, V. Lodigiani, M.

Titel Beschluss (EU) 2017/2285 vom 6. Dezember 2017 Verordnung (EG) Nr.1221/2009 vom 25. November 2009 In 10 Schritten zu EMAS - Ein Leitfaden für Umweltmanagementbeauftragte Erfüllung der Anforderungen der DIN EN ISO 50001 „Energiemanage-mentsysteme“ durch EMAS Die ISO 26000 unter der EMAS-Lupe

Quelle: eigene Darstellung - für weitere Informationen siehe Literaturverzeichnis

Zur Recherche der Forschungsinstrumente, wissenschaftlichen Grundlagen und Literatur wurde die hochschuleigene Bibliothek32, die Bibliothek der Universität Potsdam und der Onlinekatalog des „Ausstellungs- u. Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft“33 (AUMA) genutzt.

2. Der Trend des 21. Jahrhunderts 2.1 Herkunft und Definition des Begriffs „Nachhaltigkeit“ Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts, er wird lediglich seit wenigen Jahren umfangreich kommuniziert. Der Ursprung und die erste Auslegung der Nachhaltigkeit, kann dem 18. Jahrhundert zugeordnet werden.34 SRH Hochschule Berlin - Ernst-Reuter-Platz 10, 10587 Berlin AUMA, 2018 34 vgl. Wilkens, S., 2007, S. 5 32 33

11


Es kam seinerzeit zu einem hohen Holzverbrauch und einer drohenden Rohstoffkrise. Holz war das wichtigste Material und wurde sowohl für den gesamten Bau (Häuser, Werkzeuge, etc.), als auch zur Wärmegewinnung in Form von Feuer genutzt. Aus diesem Grund hat Hans Carl von Carlowitz (Oberberghauptmann am kursächsischen Hof) in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ eine erste Definition der Nachhaltigkeit verfasst. In seinem Werk schreibt Carlowitz sinngemäß, dass nur die Menge und Art an Holz geschlagen werden darf, die bereits nachwächst oder nachwachsen kann. 35 Der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ wurde schließlich 1987 im „BrundtlandBericht“36 bei der Welt-Klima-Konferenz (durch die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung) wiederbelebt, sowie im „Kyoto-Protokoll“37 festgehalten. Der BrundtlandBericht ist der finale Report Konferenz von 1987 und definiert erstmals den Begriff der „Nachhaltigen Entwicklung“38.

Diese Definition ist folgende: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung der Menschheit, die es der heutigen Generation erlaubt, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die Chancen zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.“39

Das

Kyoto-Protokoll

ist

ein

Zusatzprotokoll,

welches

zusätzlich

zur

Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen entwickelt wurde. In dem Protokoll wurde erstmals ein Vertrag geschlossen, der besagt, dass die teilnehmenden Mitgliedsstaaten den Ausstoß von Treibhausgasen mindern müssen. Dazu wurde eine Minderung von 5,2 Prozent angesetzt. Die Vereinbarung ging anfangs bis 2012, wurde dann

aber

bis

2020

verlängert

(neues

Ziel:

40%

Senkung

des

Kohlenstoffdioxidausstoßes). Bei der Unterzeichnung 1997 waren ca. 37 Staaten beteiligt und haben das Kyoto-Protokoll unterzeichnet (z.B. Australien, Lettland, Spanien). Außerdem wurde festgesetzt, dass der Kampf gegen Armut und gegen die Schuldenlast der Entwicklungsländer angegangen werden soll.40 Erst durch den Brundtland-Bericht

vgl. Colsman, B., 2016, S. 6 f. vgl. Holzbaur, U., 2016, S. 11 37 vgl. lpb, 2018. 38 vgl. IHK, 2015. 39 Holzbaur, U. 2016, S. 11 40 vgl. lpb, 2018. 35 36

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und das Kyoto-Protokoll wurde die Thematik der Nachhaltigkeit politisch und global etabliert, wobei das Kayoto-Protokoll erste Erfolge in der Emissionseinsparung verzeichnen konnte. 41 Allerdings geht der Prozess für die Gestaltung einer nachhaltigen Nutzung der Erde schleppend und langsam voran. Die Hauptschwierigkeit befindet sich in dem Grundverständnis der Gesellschaft. Ein Großteil sieht die Notwendigkeit der Nachhaltigkeit nicht, also muss sie für diese Problematik sensibilisiert werden.42 Nachdem der Ursprung der Begriffe Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung erläutert wurde, muss nun die Bedeutung sichtbar gemacht werden. Nachhaltigkeit hat zwei Geltungen, die „allgemeine“ und die „spezifische“ Geltung. Allgemein bedeutet „nachhaltig“ (wenn kleingeschrieben), dass etwas langanhaltend ist oder sich auf längere Zeit stark auswirkt. 43 Die spezifische Bedeutung der „Nachhaltigkeit“ (wenn großgeschrieben) beschreibt: dass die Nachhaltigkeit der verantwortungsvolle und bewusste Umgang mit den gegebenen Ressourcen ist.44 Das bedeutet, dass nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen und/oder regenerieren kann. Abschließend kann festgehalten werden, dass sich Nachhaltigkeit mit dem ressourcenschonenden Umgang in allen Bereichen beschäftigt, wie z.B. Energie, Wasser, Strom, Naturalien, etc. Nach Meinung des Autors beschreibt die Definition des Brundlandt-Berichts, die Thematik der „Nachhaltigen Entwicklung“ sehr passend. Die Nachhaltigkeit wird oft in einem Dreieck-, Säulen- oder Dimensions-Schemata abgebildet. Der schonende und nachhaltige (langanhaltende) Umgang mit der Umwelt ist nicht nur auf Ressourcen beschränkt. Die drei Kernfelder der Nachhaltigkeit sind Ökonomie, Ökologie und Soziales. Diese drei Dimensionen führen zum nächsten Kapitel, in dem sich mit den Grundlagen der Nachhaltigkeit befasst wird. Diese werden benötigt, um die Anforderungen der Nachhaltigkeitszertifikate einordnen und verstehen zu können. Hierzu wird speziell auf Events und Festivals eingegangen.

2.2 Nachhaltigkeit für die Erde Die Nachhaltigkeit stützt sich auf drei Dimensionen: „Ökonomie“, „Ökologie“ und „Soziales“45. Diese Arbeit wird ihren Schwerpunkt auf die Dimensionen Ökologie und vgl. Wilkens, S. 2007, S. 2 f. ebd. 43 vgl. Bibliographisches Institut GmbH, 2018. 44 vgl. Bibliographisches Institut GmbH I, 2018. 45 Rogall, H., 2013, S. 124 41 42

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Soziales richten. Die Dimension der Ökonomie ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil. Im Vergleich zu den Nachhaltigkeitszertifikaten, sind allerdings die ökologischen und Abb.: 2 Die drei "Dimensionen" der Nachhaltigkeit

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Holzbaur, U., 2016, S. 12

sozialen Aspekte prägnanter vertreten. Darum fließen ökonomische Unternehmungen nur leicht mit in das soziale und ökologische Spektrum ein. Diese Arbeit soll, wie bereits erwähnt, ihren Fokus auf die Nachhaltigkeit im Umgang mit der Umwelt legen. Demzufolge ist das nachhaltige Wirtschaften in einem Unternehmen für diese Arbeit nicht sonderlich relevant. Die Abbildung 2 zeigt die Wertigkeit der drei Dimensionen. Die Basis, auf der die Nachhaltigkeit aufbaut, sind die sozialen Aspekte. Somit ist das „Soziale“ der Grundbaustein. Auf den Grundbaustein folgt die Ökologie, da diese nur funktionieren kann, wenn die sozialen Ansprüche berücksichtig werden und die Gesellschaft sensibilisiert wird. Die Ökonomie ist ein ausgelagertes Modul und beeinflusst sowohl das Soziale, als auch die Ökologie. Die Ökonomie befasst sich mit Aufgaben der Finanzierung und des Controllings.

2.3 Die drei Dimensionen 2.3.1 Die Soziale Dimension Die Dimension des Sozialem ist eine der wichtigsten Stützen der Nachhaltigkeit und kann in zwei Teilen untergliedert werden: die „sozialen Personalpolitik“ und die „sozialen Sensibilisierung“. Zunächst wird die „soziale Personalpolitik“ erläutert, denn ohne den Menschen können Projekte, Festivals, Veranstaltungen, etc. nicht ausgerichtet, geschweige durchgeführt werden. Also ist es besonders wichtig, eine soziale Personalpolitik zu betreiben. Nicht nur die Bindung an ein Unternehmen ist wichtig. Es

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müssen soziale Anreize für Mitarbeiter, Volunteers (freiwillige Helfer) und externen Dienstleister geschaffen werden. 46 Hierbei kann die „Gestaltungsfreiheit der Mitarbeiter über ihr eigenes Leben“47 ausschlaggebend sein. Auch wäre die kulturelle Vielfallt ein Bestandteil der sozialen Nachhaltigkeit. 48 Die Geschäftsführung kann im übertragenen Sinne als „FamilienOberhaupt“ angesehen werden. Damit besitzt sie die Verantwortung, dass sich alle Mitarbeiter und Beteiligten wohl fühlen. Um eine motivierende und fördernde Unternehmensführung zu verfolgen, muss eine ausgewogene Unternehmenspolitik angestrebt werden. Einige wichtige Aspekte, die berücksichtigt werden sollten, sind folgende: Gleichberechtigung, Teilhabe, Eigenverantwortung, Diversität, Jobsicherheit, Respekt, Glaubwürdigkeit, Frauenquote, Gehältergleichheit und Arbeitssicherheit49. Mitarbeiter sind aus wirtschaftlicher Sicht ebenfalls eine Form von Kapital. Das Kapital ist die Fähigkeit, Qualität oder Quantität des Personals. Also muss ein Unternehmen (z.B. Festivalveranstalter) den „sozialen Kapitalstock“ erhalten. Ein sozialer Kapitalstock ist im Wesentlichen die gesellschaftliche Stabilität in einem Unternehmen. Das Bedeutet, dass sich die Bedürfnisse der Individuen und des Betriebes im Gleichgewicht befinden müssen.50 Dies kann bspw. das Gleichgewicht zwischen Workload der Mitarbeiter und die sich dadurch reduzierenden Aufgaben für das Festival sein. Sobald der Workload nicht die Kapazitäten der Mitarbeiter übersteigt und trotzdem die zu erledigenden Aufgaben abnehmen, dann kann von einem Gleichgewicht gesprochen werden. Wenn eine funktionierende soziale Nachhaltigkeit vorliegt, wird von einer „Sozialen Effektivität“ gesprochen: „Als sozial effektiv kann ein Unternehmen bezeichnet werden, das [!] das absolute Niveau negativer sozialer Wirkungen wirksam reduziert hat und gering halten kann sowie bedeutende positive soziale Wirkungen auslöst.“51

vgl. Wilkens, S., 2007, S. 12 f. vgl. Holzbaur, U., 2016, S. 115 48 ebd. 49 vgl. Mayer, K., 2017, S. 25 50 ebd. 51 Schaltegger, S., et al., 2002, S. 8 46 47

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Es können, wie beschrieben, diverse gesellschaftlichen Aspekte in die soziale Nachhaltigkeit mit einfließen. Ein Unternehmen muss also abwägen, welche sozialen Ansprüche es nachgehen kann. Es ist abhängig von der Zielstellung des Unternehmens und den Bedürfnissen der Mitarbeiter. Die

„soziale

Sensibilisierung“

der

Gesellschaft,

zu

einem

nachhaltigen

Umweltbewusstsein, ist eines der aufwendigsten Kernaufgaben. Teile der Gesellschaft haben die Relevanz der Nachhaltigkeit noch nicht mitbekommen. Der gröbste Fehler liegt daran, dass zu wenig und inkonsequent kommuniziert wird, warum die Erderwärmung problematisch ist. Oder wodurch diese entsteht, was der Klimawandel genau bedeutet und welche Konsequenzen er auf die Erde hat.52 Im Gegensatz dazu läuft die Energiewende ebenfalls schleppend und es kommt zur Stagnation, die das Projekt der Energiewende gefährden könnte53. Der Plan aus der Kohle-Verstromung auszusteigen zeigt, dass Deutschland noch nicht bereit dazu ist, auf komplett erneuerbaren Energien umzusteigen. Bis 2020 soll, wie erwähnt, der Kohlenstoffdioxidausstoß um 40% gesenkt werden. 2030 soll der Ausstoß um weiterer 15% gesenkt werden. Die insgesamt 55% Senkung sind zu wenig. In der Politik herrschen unterschiedliche Meinungen über die Energiewende. Einige Gruppen sind für einen schnellen Ausstieg. Andere wiederum sehen nur den wirtschaftlichen Vorteil und Arbeitsplätze. 54 Dies Zeigt wiederum, dass die Einstellung zur Nachhaltigkeit selbst in der Politik noch nicht gefestigt ist und untermauert die Notwendigkeit der sozialen Sensibilisierung. Außerdem finden die Konsequenzen des Klimawandels unzureichend Beachtung und große Industrien werden für die Nachhaltigkeit unzureichend sensibilisiert. Dies hat zur Folge, dass sich bspw. der Prozess zur Sensibilisierung des Nachhaltigkeitsdenkens verzögert. Eine derzeitige Folge ist, wie bereits erwähnt, die Stagnation der Energiewende. Hierzu hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) bereits im Jahr 2004 eine Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland durchgeführt. Diese hat gezeigt, dass nur 22% der deutschen Bevölkerung den Begriff Nachhaltigkeit kennen. Davon konnten gerade mal 10% den Begriff dem richtigen Bereich zuordnen – Nachhaltigkeit und Entwicklung. Die Studie wurde im Jahr 2010 vgl. Hasenmüller, M., 2013, S. 7 f. vgl. Handelsblatt, 2018 54 vgl. Welt, 2018 52 53

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wiederholt und konnte bessere Ergebnisse verzeichnen. Der Bekanntheitsgrad des Begriffes hat sich mit 43% fast verdoppeln können. 55 Oft kommt es vor, dass älterer Generationen denken, die ganze Entwicklung habe nichts mehr mit ihnen zu tun und stoßen die Verantwortung ab. Das ist falsch. Der nachhaltige Umgang mit der Umwelt beginnt nicht bei der jüngsten Generation, sondern muss für die „Generation – Z“ vorbereitet werden. Generation - Z ist die Bezeichnung der derzeitig jüngsten Generation – alle 19-Jährigen und jünger.56 Das bedeutet, dass die Arbeit an einer langlebigen Umwelt, nur mit der Teilnahme allen Generationen funktionieren kann. Um diesen Aspekt zu fördern, muss die Bildung und Sensibilisierung für die nachhaltige Entwicklung erlebnisorientiert umgesetzt werden. 57 Dazu kann z.B. ein Festival dienen, um auf phantasievolle Art und Weise die Kommunikation mit den Festivalbesuchern aufzunehmen. Beispielsweise werden beim GF Workshops angeboten, um die Besucher in einer angenehmen Atmosphäre über Nachhaltigkeit aufzuklären. Die Workshops werden beispielsweise von der „Green Music Initiative“ (GMI) angeboten, dieses Jahr mit der Thematik: „Festival als Utopie - wie geht fair, grün und trotzdem lustig58?“ Die Bildung mit Erlebnissen zu verknüpfen, kann dabei helfen, der Gesellschaft die Thematik spielerisch nahezubringen. Wie bereits Konfuzius (Chinesischer Philosoph *551 v. Chr. †479 v. Chr.) festgehalten hat, erinnert sich der Mensch eher an gelebte oder ereignisreiche Momente: „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können“.59

Dies kann schon alleine am Beispiel der Schule erklärt werden. Fragt man Menschen allgemein nach dem Gelernten aus der zurückliegenden Schulzeit, bleibt häufig festzustellen, dass scheinbar wenig im Gedächtnis geblieben ist. Allerdings bleibt das Wissen besonders prägnant, welches für einen selber interessant ist. Wissen kann demzufolge nachhaltig sein, wenn sich das Individuum mit der Thematik identifizieren kann. Es muss also angestrebt werden, dass sich die Gesellschaft mit der Nachhaltigkeit identifiziert. ebd., S. 9 vgl. Mangelsdorf, M., 2015, S. 13 57 vgl. Holzbaur, U., 2016, S. 192 58 vgl. Protokoll Nr. 08, Anhang A4, S. 85 59 vgl. Paasch, D., 2016, S. 28 55 56

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Die Bildung ist das stärkste Medium, um den Nachhaltigkeitsprozess aufrecht zu erhalten und weiterzuentwickeln60. Durch eine langfristige Wissensvermittlung kann das Bewusstsein für Umwelt und Natur nachhaltig in die Gesellschaft integriert werden. Abgesehen von der Schaffung eines neuen Grundverständnisses in der Gesellschaft, entsteht auch ein neues Berufsfeld. Das NM wird in immer mehr Unternehmen eingeführt und schafft somit neue Arbeitsplätze. Dies wäre wiederum ein weiterer Anreiz, sich für die Nachhaltigkeit einzusetzen. Das GF hat bspw. dieses Jahr (2018) erstmalig ein „Sustainability-Department“ (SD) (Nachhaltigkeits-Abteilung) ins Leben gerufen. Dieses Department setzt ihren Schwerpunkt auf die Erstellung eines Nachhaltigkeitskonzepts. Es wird zurzeit versucht, mit den Veranstaltern des GF eine Grundstruktur für ein nachhaltiges Festival zu schaffen. Dabei stehen zunächst die Mülltrennung und der Umgang mit Unrat im Fokus. Ein weiterer Schwerpunkt ist außerdem die zielgerichtete Kommunikation zu den Besuchern und allen Mitarbeitern. Es wird (z.B. durch ein neu gestaltetes Kommunikationsdesign) versucht, allen Departments und Besuchern auf den Anspruch einer nachhaltigeren Festivaldurchführung aufmerksam zu machen. Zusätzlich soll die Ausrichtung des Events auf eine verbesserte Umweltverträglichkeit hin sensibilisieren. Weiterer Nachhaltigkeitsunternehmungen seitens des GF werden in einem späteren Abschnitt genauer erläutert (siehe 3.4).61 2.3.2 Die Dimension der Ökologie Die ökologische Dimension ist eigentlich die wichtigste Komponente in der Nachhaltigkeit. Und dennoch ist sie so simpel darzustellen. Im Wesentlichen besteht der Bereich in der Wirtschaft aus drei Hauptzielen: den Ressourceneinsatz zu optimieren, die verursachte Umweltverschmutzung zu reduzieren bzw. zu komprimieren. Und das dritte Ziel ist der Umstieg auf die Nutzung von erneuerbaren Energien.62 Beim Ressourceneinsatz sollen die genutzten Wertstoffe, Materialien, etc. so effizient wie möglich verwendet werden. Die Unternehmen sollen dazu angehalten werden das absolute

Ausmaß

der

Umwelteinwirkungen

in

dem

Produktionsprozess

zu

kompensieren.63 Dazu müssen Produkte oder DL so angepasst werden, dass bspw. ein

vgl. Holzbaur, U., 2016, S. 151 vgl. Anhang A2 62 vgl. Wilkens, S., 2007, S. 10 ff. 63 Hasenmüller, M., 2013, S.52 60 61

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möglichst geringer co2-Ausstoß entsteht. Außerdem ist die Verwendung von erneuerbaren Ressourcen eines der wichtigsten Bestandteilen. Da Metalle, wie Kupfer oder Gold endlich sind, muss vor allem ein effizienter Umgang mit solchen Wertstoffen erfolgen. Allein beim GF werden viele hundert Meter Stromkabel verlegt, die alle Kupferanteile besitzen. Allerdings sind die Stromkabel zwingend notwendig und können weder verringert, noch abgeschafft werden. Die Kabel sind Mietmaterial und werden temporär verlegt. Die Mietkabel sind derzeit in der Herstellung auf Grund der verwendeten Materialien (z.B. Kupfer, Aluminium, Kunststoffe, Blei)64 nicht nachhaltig. Dennoch können sie durch deren Langlebigkeit als nachhaltig angesehen werden, da die Stromkabel immer wieder bei anderen Veranstaltungen verwendet werden. Das wichtigste ist aber, den Ressourceneinsatz so zu optimieren, dass ein möglichst geringer Input genutzt werden muss, um einen möglichst hohen Output an Produkten oder en zu erreichen. Evtl. auftretende Abfallprodukte sind ebenfalls so gering wie möglich zu halten. Die Umweltverschmutzung zu reduzieren und zu kompensieren ist ein wesentlicher Bestandteil der ökologischen Nachhaltigkeit. Es kann von zwei Arten der Verschmutzung gesprochen werden, „vermeidbare“ und „unvermeidbare Verschmutzung“65. Bei den vermeidbaren Verschmutzungen sind Unternehmungen gemeint, die für den Betriebsablauf nicht zwingend nötig sind oder durch Alternativen vermieden werden können. Plastiktüten sind bspw. für ein Festival zwingend nötig, können aber vermieden werden. Beim GF wird bspw. größtenteils versucht, auf Plastiktüten zu verzichtet und biologisch abbaubare Tüten zu nutzen. Damit sind Plastiktüten beim GF vermeidbare Verschmutzungen. Unvermeidbare Verschmutzungen hingegen sind Unternehmungen, die nicht von den Betriebsabläufen reduzierbar und zwingend notwendig sind. Beim GF wären dies z.B. Diesel-Aggregate, die aufgestellt werden müssen, um alle Festivalbereiche mit Strom zu versorgen. Die Aggregate besitzen einen hohen Emissionsausstoß, sind aber zwingend notwendig für den gesamten Produktions- und Betriebsablauf. Ein Unternehmen sollte generell versuchen Umweltverschmutzungen weitestgehend zu vermeiden, z.B. durch Einsatz von nachhaltigen Ressourcen. Auch können Filteranlagen eingesetzt werden, um Abgase zu reinigen. Nach den durch Beobachtung gewonnenen

64 65

Helukabel, 2018 Friedl, B., 2004, S.261

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Eindrücken erzielt man bei einem Festival den höchsten Nachhaltigkeitseffekt, wenn man den Fokus auf die Mobilität der Teilnehmer und den Energieaufwand legt 66. Anreise und Abreise der Festivalbesucher, sowie der Mitarbeiter stellt dabei das größere Problem dar67. Der Schadstoffausstoß durch individuelle Anreisen kann lediglich bei den Besuchern reguliert werden. Die Mitarbeiter nutzen die Fahrzeuge meistens als Baustellenfahrzeuge oder als Unterkunft. Damit ist es schwer die Mitarbeiterfahrzeuge zu minimieren, um Schadstoffe zu vermeiden. Hier entstehen somit unvermeidbare Verschmutzungen. Diese können wiederum kompensiert werden. Es gibt beispielsweise Unternehmen, wie „atmosfair“68 die sich auf die Kompensation spezialisiert haben und gegen Bezahlung Regenwälder aufforsten, um somit die Verschmutzung zu kompensieren. Voraussetzung ist lediglich eine Bilanzierung des entstandenen Schadstoffausstoßes, der ebenfalls durch atmosfair berechnet werden kann. Die erneuerbaren Energien sind mit eines der anspruchsvollsten Themen in der Ökologie. Gerade auf Festivals können diese Energiequellen kaum genutzt werden, solange es keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz gibt

Abb.: 3 MS-100 - Prototyp einer Mobilen PowerCell für 50-100kW

oder entsprechende Energiespeicher vorhanden sind. Da diese Infrastruktur oft nicht gegeben ist, werden Diesel-Generatoren herangezogen. Der Einsatz von Solar Paneelen wäre zwar eine mögliche Alternative, der Platz für eine temporäre Installation ist am Beispiel des GF jedoch nicht vorhanden. Die witterungsbedingte Versorgungsunsicherheit und der unmögliche Nachtbetrieb erhöht dabei auch das Risiko einer Unterversorgung mit

Quelle: PowerCell, 2018

elektrischer Energie. Weswegen eine Versorgung mit eigenen Solaranlagen für ein Festival dieser Größenordnung derzeit noch ausscheidet. Demzufolge ist es bei Festivals sehr schwierig erneuerbare Energie zu nutzen. Es wird aber hoffentlich bald eine Alternative

für

die

gesamte

Festivalindustrie

geben.

Derzeit

wird

an

Wasserstoffbrennzellen geforscht, (siehe Abb. 3) die „grüne Energie“ liefern können und

vgl. Protokoll Nr. 06 – 09, Anhang A3, S. 83 ff. vgl. Jones, M., 2018, S.166 68 vgl. atmosfair, 2018 66 67

20


einen geringen Schadstoffausstoß haben69. Die PowerCell soll den Markt revolutionieren und bis 2020 soll es bereits erste Prototypen für Festivals geben 70. Wenn sich diese Form von Energiegewinnung etabliert und bezahlbaren Strom liefert, wäre einer der größten Faktoren der Umweltverschmutzung auf Festivals gelöst.71 2.3.3 Die Dimension der Ökonomie Die ökonomische Dimension ist in der Wirtschaft mit eine der wichtigsten Dimensionen. Sie dient als Grundlage zur Umsetzung der Sozialen und Ökologischen Nachhaltigkeit. Dennoch wird diese Arbeit den Schwerpunkt nicht auf die Ökonomie ausrichten. Es wird davon ausgegangen, dass eine nachhaltige Ökonomie betrieben wird, um die Soziale und Ökologische Nachhaltigkeit zu umzusetzen. Die ökonomische Nachhaltigkeit umfasst ebenfalls Themen, die teilweise in die ökologische und soziale Nachhaltigkeit mit einfließen. Diese Elemente sind unter anderem: faire Vergütung sowie Wissenschaft und Technik72. Eine nachhaltige Ökonomie zu verfolgen, setzt die Implementierung eines Nachhaltigkeitscontrollings 73

voraus,

welches

das

Nachhaltige

Wirtschaften 74

überprüfbar macht und unterstützt. Daraus ergeben sich zwei Bereiche: das Controlling und das nachhaltige Wirtschaften. Beide Teilgebiete kooperieren mit einander und sind voneinander abhängig. Die Ökonomie bildet den Knotenpunkt, in dem die Nachhaltigkeitsaspekte mit den Unternehmensstrategien und Geschäftsaktivitäten zusammengeführt werden. Die ökologischen und sozialen Unternehmungen führen somit zu einem ökonomisch nachhaltigen und wirtschaftlichen Erfolg.75 Demnach dient die ökonomische Nachhaltigkeit als Kontrollfunktion und übernimmt Aufgaben des Controllings. Das Controlling besitzt in einem Unternehmen die Kontrollfunktion, überwacht und vergleicht die Prozesse in einem Projekt, mit den Vorgaben der Geschäftsführung. Es ist ein Unternehmensinstrument, um Fehlerquellen zu finden und mögliche Fehler vorbeugend zu erkennen, um diese anschließend zu

vgl. PowerCell I, 2018 vgl. Bilabel, Anhang A2, S. 76 71 vgl. PowerCell, 2018 72 vgl. Holzbaur, U., 2016, S. 123 f. 73 vgl. Colsman, B., 2016, S. 40 74 vgl. Holzbaur, U., 2016, S. 122 75 vgl. Hasenmüller, M., 2013, S. 31. 69 70

21


vermeiden. Das Controlling kann diverse Aufgaben übernehmen und in allen Abteilungen eingesetzt werden. 76 Diese Aufgaben können unter anderem die Kontrolle von Projekten oder Unternehmungen für eine verbesserte Nachhaltigkeit sein. Wie z.B. die Minderung des co2

Ausstoßes

auf

einem

Festival.

Das

Controlling

operiert

teilweise

bereichsübergreifend, um in jeder Dimension Unterstützung geben zu können. Hierbei ist z.B. die Armutsbekämpfung ein sozialer Bestandteil, der in die ökonomische Dimension mit einfließt. Die Armutsbekämpfung kann dabei ohne finanziellen Mittel nicht erfolgreich bestritten werden. 77 Voraussetzung für eine funktionierende Nachhaltigkeit, in allen Dimensionen, ist in erster Linie die Einführung eines Nachhaltigkeits-Controllings. Dadurch kann die ökonomische Dimension, als eigenständige Dimension, von außen die ökologische und soziale Dimension unterstützen. Somit können nachhaltigen Unternehmungen realisiert werden. In den meisten Betrieben wird darauf jedoch verzichtet. Der Grund ist die „Neuheit“ des NM oder dass eine Einführung zu kostenintensiv sein kann. Dadurch besitzt die Nachhaltigkeit noch eine Sonderstellung und muss ins Kerngeschäft integriert werden.78 Die wichtigsten Kernelemente des Controllings, die relevant für diese Arbeit sind, befassen sich mit der Kontrolle über Finanzen, der langanhaltenden Wertsteigerung des

Unternehmens,

der

Förderung

von

Innovation

und

den

Erhalt

des

Wettbewerbsvorteils. Eine weitere Aufgabe der ökonomischen Nachhaltigkeit definiert sich in der Sicherung eines langlebigen Unternehmens, sprich in einem nachhaltigen Wirtschaften. Die Ökonomie stellt sicher, dass bspw. ein Festival möglichst langjährig wiederholt werden kann. Es wird damit ein „Nachhaltiger Ertrag“79 angestrebt. Dies bedeutet für ein Unternehmen, dass die Wertschöpfungskette sichergestellt ist. Und somit das Unternehmen langfristig wirtschaften kann. Das Ziel besteht darin, kontinuierlich Gewinne so zu erwirtschaften, dass diese sinnvoll reinvestiert werden können. Im Sinne einer Nachhaltigkeit, kann dies nur funktionieren, wenn die Produktion des Gutes (DL oder Produkt) so eingestellt ist, dass das Unternehmen die zukünftigen Generationen nicht beeinträchtigt. 80 Die Nachhaltige Wirtschaft bezieht sich des Weiteren auf die vgl. Tegel, T., 2005, S. 19 ff. vgl. Colsman, B., 2016, S.41 f. 78 ebd. 79 vgl. Holzbaur, U., 2016, S. 123 f. 80 ebd. 76 77

22


kosteneffiziente Nutzung der Ressourcen. Auch in der ökonomischen Nachhaltigkeit, soll ein möglichst geringer Input zu einem möglichst großen Output führen. Beide Bereiche der ökonomischen Nachhaltigkeit (Controlling und nachhaltiges Wirtschaften) bauen aufeinander auf. Die nachhaltige Wirtschaft kann nur so lange für die neuen Generationen unbedenklich fortgeführt werden, wenn Innovationen genügend Raum gegeben wird und Optimierungen vorgenommen werden. Es müssen dabei wissenschaftliche Empfehlungen oder aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung berücksichtigt werden. Wenn ein stabiles Unternehmen, mit entsprechender Abb.: 4 Nachhaltigkeitskreislauf mit Berücksichtigung der drei Dimensionen

Quelle: eigene Darstellung

Wettbewerbsfähigkeit, seine Gewinne nachhaltig erwirtschaftet und diese den Erhalt des Unternehmens sichern, dann können diese Erträge wiederum unter optimalen Bedingungen erneut in die Nachhaltige Entwicklung investiert werden. Daraus bildet sich ein Kreislauf (siehe Abb. 4), bei dem alle Dimensionen zusammenlaufen und die nachhaltige Optimierung des Unternehmens im Vordergrund steht. Wenn dieser Kreislauf besteht, führt dies zu einem langlebigen und nachhaltigen Erhalt des Unternehmens, ohne das die zukünftigen Generationen beeinträchtigt werden.

3. Nachhaltigkeit – der Weg zum Zertifikat Zertifikate gibt es in allen Bereichen: in der Lebensmittelindustrie sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe, oder für Nachhaltigkeit. Alle Zertifikate haben den Zweck darüber Auskunft zu geben, welche Normen oder Qualität ein Produkt / DL erfüllt. Zertifikate sind auch eine Kommunikationsmöglichkeit, um Konsumenten oder anderen

23


Unternehmen über Vorteile, Nutzen, Qualität oder Standards der angebotenen Leistungen aufzuklären. Zertifikate können sowohl ökologische, soziale und ökonomische Ziele verfolgen. Außerdem besitzen Zertifikate eine Funktion der Indikator-Ermittlung. Indikatoren geben Auskunft darüber, wie gut ein Unternehmen in verschiedensten Bereichen (Müllentsorgung, Energiebedarf, Ressourceneinsatz, etc.) abschneidet. Diese Indikatoren sind wertvolle Hilfsmittel, um darzustellen wie sich z.B. die Abfallwirtschaft oder der CO2 – Ausstoß über ein oder mehrere Jahre entwickelt haben. 81 Das „Fairtrade-Siegel“ (siehe Abb. 5) verfolgt z.B. eine Dimension (die Ökonomische) mit Einfluss der sozialen Dimension. Das Siegel setzt sich dafür ein, dass in finanzschwachen Ländern eine faire Vergütung vorgenommen wird. Unter dem Fairtrade Zertifikat fallen unter anderem folgende Siegel: Fairtrade-Kakaosiegel, -Goldsiegel, sowie das Fairtrade-Baumwollsiegel.82 Abb.: 5 Fairtrade-Siegel Deutschland

Zum Beispiel arbeiten Kakaobauern meist in Schwellenländern, wie z.B. Ghana83. Die Kakao verarbeitenden, global agierenden Unternehmen, die das Fairtrade-Siegel tragen, bezahlen dem Kakaobauern eine angemessene Vergütung und kommunizieren dies mit Hilfe des Siegels an die Konsumenten und Unternehmen. Die Bauern können nun besser von ihrer Arbeit leben und haben eine finanzielle Absicherung. Im Gegensatz zu anderen

Quelle: Fairtrade – Deutschland, 2018

Unternehmen, verpflichten sich Betriebe mit dem Fairtrade-Siegel für den Erhalt und Umsetzung einer fairen Vergütung84.

Wohingegen andere Unternehmen dies nicht tun und es zu einer Ausbeutung der Kakaobauern kommt (kommen kann). Das Fairtrade-Zertifikat ist in der Umsetzung ein eher einfaches Zertifikat, da nur die ökonomische Kalkulation beansprucht wird. Bei der Vergütung muss auf regionale Standards eingegangen werden und die Wertigkeit des Gutes muss angemessen bewertet und bezahlt werden85. Weitere Bereiche eines Unternehmens bleiben jedoch davon unberührt. Komplexe Zertifikate haben dagegen eine ganzheitliche Ausrichtung und bewerten mehrere Unternehmensbereiche, die es gilt zu optimieren und schließlich zu zertifizieren, wie bspw. Nachhaltigkeitszertifikate. Um ein Nachhaltigkeitszertifikat zu vgl. Bilabel, Anhang A2, S. 72 f. vgl. Fairtrade - Deutschland, 2018 83 vgl. Fairtrade - Deutschland II, 2018 84 vgl. Fairtrade - Deutschland I, 2018 85 ebd. 81 82

24


erhalten, empfiehlt sich die Einführung eines NM im Unternehmen. Ohne ein NM wird die Umsetzung des EMAS – Programm unnötig erschwert und kann den Betriebsablauf stören. Es empfiehlt sich daher, diesem Tätigkeitsfeld eine eigene Abteilung zu geben. Damit können sich qualifizierte Mitarbeiter um die Nachhaltigkeitsanliegen kümmern. Dies fördert eine effiziente Kontrolle und Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele 86. Nachhaltigkeitszertifikate wirken auf allen drei Dimensionen - Ökologisches, Soziales und Ökonomisches. Damit werden auch mehrere Abteilungen im Unternehmen mit einbezogen: Finanzierung, Produktentwicklung, Abfallentsorgung, Lieferantenauswahl, etc. Ein aufwendiges Zertifikat ist z.B. EMAS.

3.1 Die Begründung zur Auswahl von EMAS EMAS wurde als Vertiefung und Kernelement dieser Arbeit gewählt, da zwei Komponenten in diese Arbeit zusammentreffen. Diese Arbeit ist auf den deutschen Wirtschaftsraum ausgerichtet. Allerdings ist das GF eine polnische Sp.z o.o. (vergleichbar mit einer deutsch GmbH), wird aber von einem deutschen Veranstalter betrieben. In Deutschland und Polen herrschen regionale Unterschiede im Natur- und Umweltschutz, wie z.B. in der Abfallwirtschaft87 – Polen betreibt keine Mülltrennung, wie in Deutschland 88. Demzufolge konnte das Festival nicht als Fallbeispiel für ein deutsches Nachhaltigkeitszertifikat dienen. Der Autor wollte sich außerdem an einem umfangreichen Zertifikat orientieren und auch europäische Normen mit einfließen lassen. Das EMAS - Zertifikat erfüllt diesen Anspruch und wird daher im Folgenden weiter erörtert. Außerdem konnte durch diese Auswahl das GF als Praxis-Beispiel in die Arbeit mit einfließen und näher untersucht werden. Es konnte ein eindeutiger Bezug auf europäische Normen und Standards genommen werden. Diese Normen/Standards sind sowohl in Deutschland, als auch in Polen geltend. Im folgenden Abschnitt wird EMAS genau erläutert und dessen Umsetzbarkeit mit den Praxiserfahrungen aus dem Tätigkeitsbereich des Autors während des GF analysiert.

3.2 Der Aufbau des strengsten Nachhaltigkeitszertifikates

vgl. Zell, C., et al., 2015, S. 5 vgl. bpb, 2018 88 vgl. Protokoll Nr. 01, Anhang A3, S. 86 87

25


Um den Aufbau von EMAS zu erläutern, muss eine Grundsätzlichkeit definiert sein: ein UMS

ist

unabdingbar

und

Pflichtvoraussetzung

für

die

Einführung

des

Nachhaltigkeitszertifikates EMAS 89. Demnach muss zunächst ein NM eingeführt werden, welches die Aufgaben zur Umsetzung der Anforderungen von EMAS übernimmt. EMAS wurde 1993 entwickelt und ist ein Instrument von den Europäischen Gemeinschaften, um die Umweltleistungen in einem Unternehmen zu verbessern90. Das Zertifikat wurde seit der Einführung stetig aktualisiert und mit weiteren Normen und Kriterien ergänzt. EMAS verfolgt fünf Ziele91:

1. die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistungen von Organisationen mit einem UMS fördern 2. Bewertung der Leistung des UMS 3. Informationen über Umweltleistung vorlegen 4. einen offenen Dialog nach Außen führen (Unternehmen, Kunden, Interessenten) 5. aktive Beteiligung der Mitarbeiter Grundlegend ist EMAS in der „Verordnung (EG) Nr. 1221 / 2009“ und dem „Beschluss (EU) 2017/2285“ vom Europäischen Parlament und des Rates definiert und als Handbuch niedergeschrieben. EMAS ist „die freiwillige Teilnahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung“92, baut auf der „ISO-Norm 14001“ auf und ist wie bereits erwähnt ein Instrument der Europäischen Gemeinschaft 93.

EMAS

ist dabei

für

alle Unternehmen und

Unternehmensgrößen entwickelt worden. Jedoch gibt es für Kleinunternehmen auch eine vereinfachte Version: „EMASeasy“94. Hierbei geht es allerdings nicht darum, die Anforderungen an das Managementsystem abzusenken, sondern einen vereinfachten Einstieg in die Thematik zu gewährleisten95.

EU Kommission, Beschluss (EU) 2017/2285, ABl. EU L 328 vom 12.12.2017, S. 2 vgl. EMAS, 2018 91 vgl. EU Kommission, Beschluss (EU) 2017/2285, ABl. EU L 328 vom 12.12.2017, S. 1 92 ebd. 93 vgl. EMAS, 2018 94 vgl. Engel, H., 2018, S. 2 f. 95 ebd. 89 90

26


Die ISO-Norm 14001 ist weltweit eine anerkannte Grundlage für den Aufbau eines UMS96 und beschreibt die Herangehensweise an solche Systeme S97. Sie beinhaltet außerdem den allgemein typischen Management-Kreislauf: „Assess, Plan, Do, Review“ zu Deutsch: Beurteilen, Planen, Durchführen, Überprüfen (Controlling)98. Mit der ISO Norm 14001 kann EMAS als zertifiziertes Managementsystem eingesetzt werden. EMAS reicht dabei über ein reines Managementsystem hinaus. Die Abbildung 6 weist auf die Einflüsse von EMAS hin und zeigt einen groben Aufbau des Zertifikates. Die ISO 14001 ist wie erwähnt die Anwendungsgrundlage, hinzukommen die Einflüsse der Normen ISO 50001 und 26000. Beide Regelwerke sind teilweise in EMAS wiederzufinden und mit den wichtigsten Punkten integriert. Des Weiteren wirken die Umweltrichtlinien auf EMAS ein und formen die Kernkriterien (Energie, Wasser, Material, Abfall, etc.). Abschließend sind in der Abbildung 6 die wichtigsten Gesetzestexte abgebildet. Die ISO 50001 ist eine Norm für die Einführung eines „Energiemanagementsystems“, mit dem Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung der energiebezogenen Leistungen. Die Norm gibt Hilfestellung bei der Erstellung von Effizienzmaßnahmen im Bereich der Energie (Energieverbrauch, Energieherkunft, Grüne Energie, etc.). Die Anforderungen sind nur teilweise oder aber erweitert in EMAS wiederzufinden. Aus diesem Grund kann Abb.: 6 Einflüsse auf EMAS, grober Aufbau von EMAS und relevante Gesetzestexte

Quelle: eigene Darstellung

eine gleichzeitige Zertifizierung der ISO 50001 nicht stattfinden, da nicht alle EU Kommission, Beschluss (EU) 2017/2285, ABl. EU L 328 vom 12.12.2017, S. 1 vgl. Bilabel, Anhang A2, S. 72 98 ebd. 96 97

27


Anforderungen in EMAS integriert sind. Ein Auszug über den Vergleich zwischen der ISO 50001 und EMAS ist dem Anhang T1 zu entnehmen, um weitere Informationen zu erhalten.99 Die ISO 26000 ist ein Leitfaden für die „Gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen“.

Die

Inhalte

des

Leitfadens

sind

z.B.:

Menschenrechte,

Arbeitspraktiken, Konsumentenanliegen, Umweltschutz, etc. Die ISO 26000 ist keine Managementnorm, wie die ISO 50001 oder 14001, sondern lediglich ein Leitfaden. Gewerkschaften, Bundesministerien und Wirtschaftsverbände in Deutschland lehnen daher die ISO 26000 als Norm ab, da nicht verhindert werden kann, dass die Norm missbraucht wird. Der Missbrauch kann entstehen, indem die ISO 26000 zwar zertifiziert wird, aber grundlegende Regeln nicht eingehalten werden. Auch hierzu kann ein Vergleich zwischen der ISO 26000 und EMAS als Beispiel im Anhang T2 eingesehen werden.100 Die Einführung von EMAS nimmt laut EMAS ein Jahr in Anspruch. Für diesen langfristigen und kontinuierlichen Prozess stellt EMAS einen „10-Punkteplan“ zur Verfügung, der als Leitfaden für den UMB eines Unternehmens entwickelt wurde. Dieser ist so verfasst, dass er unabhängig von der Organisationsform oder Branche anwendbar ist.

Anhand diese 10-Punkteplans wird im Folgenden analysiert, ob auch

Festivalveranstalter bzw. deren Events nach dem EMAS Zertifikat klassifiziert werden können.

3.3 In 6 Punkten zu EMAS mit Bezug auf das Garbicz Festival Im folgenden Abschnitt (3.3.1 – 3.3.6) dienen ausschließlich die Protokolle der Beobachtung und die Publikation „In 10 Schritten zu EMAS“ 101 als Quelle. Die durchgängig kursiv geschriebenen Abschnitte, beinhalten die Analyse von EMAS anhand den Erfahrungen des GF. 3.3.1 Vorbereitung des UMS 1. Teamauswahl und Abteilungsgründung

vgl. Moosmayer, V., 2015, S. 1 vgl. Lodigiani, M., et al., 2012 101 vgl. Zell, C., et al, 2015 99

100

28


Zunächst muss, wie bereits dargestellt, ein „EMAS-Team“ erstellt werden. Dieses Team unterstützt das UMS und übernimmt die anfallenden Aufgaben innerhalb des UMS in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem NM. Die Gesamtkoordination und Leitung besitzt der Umweltmanagementbeauftragter (UMB). Dieser muss von der Geschäftsführung mit genügend Befugnissen ausgestattet sein, um alle Bereiche in einem Unternehmen zu beurteilen und effizienter zu gestalten. Der UMB muss im direkten Kontakt zu den verschiedenen Abteilungen stehen. Jede Abteilung sollte einen Abteilungsumweltverantwortlichen (AUV) bereitstellen, der genügend Fachwissen und Kompetenzen besitzt, um mit dem UMB relevante Prozesse zu optimieren. Der AUV arbeitet schließlich mit dem UMB zusammen, um konkrete Handlungsansätze für nachhaltige Umweltmanagementprozesse (UMP) zu erarbeiten. Hierbei fließen wichtige Bestandteile der sozialen Nachhaltig mit in EMAS ein. Es sollen nur Mitarbeiter gewählt werden, die sich mit der Nachhaltigkeit identifizieren können und mit Überzeugung am UMP teilnehmen wollen. Dies begründet EMAS dahingehend, dass sich motivierte Mitarbeiter effizienter und intensiver mit der Thematik befassen, als Mitarbeiter ohne Identifizierung mit den Zielen eines NM.

Beim GF gibt es bereits ein Department, welches sich mit der Nachhaltigkeit beschäftig. Somit können die Kernaufgaben zur Umsetzung von EMAS direkt verteilt werden. Beim GF muss jedoch darauf geachtet werden, dass ein UMS eingeführt wird. Derzeit ist das SD damit beschäftigt die Müllentstehung zu minimieren und die Sortierung zu optimieren – jedoch ohne große Erfolge. Nach EMAS muss dieses Department so umgeformt werden, dass eine klare Abgrenzung des UMS entsteht. Es muss klar definiert sein, dass sich das SD ausschließlich mit der Steuerung der Nachhaltigkeit befasst, das UMS einführt und den UMB stellt. Die Einführung einer durchsetzungsstarken Führungsebene ist besonders wichtig. Beim GF stößt man hier noch oft auf Hindernisse oder Widerstände, da man sich innerhalb der Departments oder teilweise auch in der Geschäftsführung, nicht konsequent für eine nachhaltige Festivaldurchführung ausspricht. Zwar werden teilweise nachhaltige Unternehmungen geschaffen, nach Meinung des Autors werden diese jedoch nicht konsequent verfolgt, da die Ziele der Unternehmungen nicht klar formuliert wurden. In Folge dessen ist auch die Kontrolle der Nachhaltigkeitsbemühungen nicht effektiv. Im Konfliktfall steht dann die Führungsebene des NM nicht nur gegen die Departments, 29


sondern auch gegen die Geschäftsführung relativ allein gelassen da. Um diese Ursache für mögliche Eskalationen zu vermeiden und ein zielgerichtetes NM einzurichten, müssen daher die Instanzen UMB und AUV als zwingende Voraussetzung eingerichtet werden. Um dies zu bewerkstelligen müssen UMB und AUV Interesse am Umweltschutz, persönliche Durchsetzungsfähigkeit und Kommunikationsstärke mitbringen. Die verantwortlichen UMB und AUV müssen außerdem mit entsprechenden Befugnissen und Kompetenzen für eine effektive Durchführung und Kontrolle ausgestattet werden. Nur so lässt sich langfristig ein starkes Nachhaltigkeitsteam entwickeln. 102

2. Mitarbeiterbeteiligung und Kommunikation

Die

Mitarbeiterbeteiligung

ist

eine

der

Grundanforderungen

des

Nachhaltigkeitszertifikates EMAS. Es müssen alle Beschäftigte in das UMS mit einbezogen werden. Darunter gehören Schulungen, regelmäßige Informationen an Beteiligungsmöglichkeiten (wie z.B. Innovationsförderung, Maßnahmenumsetzung, Erstellung der Umwelterklärung, etc.) und die Sensibilisierung der Mitarbeiter für eine nachhaltige Umwelt. Auch hier sind wiederum Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit wiederzuerkennen (siehe 2.31). Die Aufklärungsfunktion ist ein starkes Medium, um Mitarbeiter positiv zu fördern, Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen, sowie dabei zu helfen ein Nachhaltigkeitsempfinden zu entwickeln. Das Ziel dabei ist, dass alle Mitarbeiter von Anfang an in den EMAS-Prozess mit eingebunden werden. Dadurch können die Mitarbeiter die Prozesse und die Notwendigkeit selbständig erleben und nachvollziehen. Darüber hinaus entsteht ebenfalls die interne Kommunikation. Die Mitarbeiter geben ihre neu gewonnenen Kenntnisse an Kollegen, Freunde und Familie weiter. Somit entsteht ein neuer Kommunikationsweg und das Thema Nachhaltigkeit wird in mehrere sozialen Ebenen (Kollegium, Familie, Freunde, Bekannte) behandelt und idealerweise weiterverbreitet.

Beim GF ist die Mitarbeiterbeteiligung sehr stark ausgebaut. Die Geschäftsführung und die Departments

arbeiten

weitestgehend

bereichsübergreifend.

Zwischen

den

Departments: Stages, Technics, Lights und Site Service werden täglich Meetings einberufen, um alle aktuell anstehenden Aufgaben zu definieren, Probleme zu lösen und

102

vgl. Protokoll Nr. 06, S. 83

30


einen Informationsabgleich vorzunehmen. Viele Projekte (wie z.B. die Erstellung von Lichtinstallationen, Dekoration, etc.) werden durch Eigeninitiativen und Ideen von den Mitarbeitern vorgenommen. Es werden lediglich die Ideen mit der Geschäftsführung abgesprochen, ob die Vorhaben so realisiert werden dürfen oder nicht. Das restliche Vorgehen innerhalb der Projekte erfolgt anschließend selbstständig. Das GF besitzt eine kontinuierliche Mitarbeiterbeteiligung in der Produktentwicklung und nachhaltigen Sensibilisierung. Als fertiges Produkt ist die Gesamtheit des Festivals zu betrachten. Innerhalb des entstehenden Produktes werden Mitarbeiter dazu animiert, sich kreativ am Festival zu beteiligen. Das GF lebt im eigentlichen Sinne von dem freien Gestaltungswillen und Selbstverwirklichungsstreben der Mitarbeiter. So entstehen kleine Oasen und Orte, die unterschiedliche Angebote von Workshops, Kultur und Kunst bieten. Die Zonen: Buk Corner, See sowie Lichtung sind bspw. Bereiche die autonom auf dem Festival bespielt werden. Lediglich die Gastronomie wir vom GF übernommen (siehe Lageplan, Anhang A1, S.69). Es gibt ebenfalls einen unternehmenseigenen Kindergarten, der circa zwei Wochen vor Festivalbeginn eröffnet und während der Aufbauphase die Kinder der Mitarbeiter betreut. Dieses Angebot entstand sowohl als Initiative innerhalb der Mitarbeiter sowie durch Impulse der Geschäftsführung. Den Kindern wird hierbei unter anderem spielerisch ein nachhaltiger Umgang mit der Natur gelehrt. Abschließend ist die Kommunikation mit Besuchern und Mitarbeitern zu erwähnen. Beide Teilnehmerarten werden regelmäßig über den Umweltschutz des Landes aufgeklärt und dazu angehalten, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Gäste werden bspw. darum gebeten, biologisch abbaubare Seife und Zigarettenfilter zu verwenden. Außerdem wird mit Hilfe des „Conscious-Team“ auf das Naturschutzgebiet während des Festivals aufmerksam gemacht. Dazu wird ein mehrköpfiges Team ausgesendet, um auf dem Gelände mit den Festivalgästen in Kontakt zu treten und über das Naturschutzgebiet aufzuklären. Trotz der Einführung des SD, ist die beteilig der Festivalbesucher an „nachhaltigen Unternehmungen“ noch gering ausgeprägt. Dennoch zeigen die Beispiele, dass die Mitarbeiterbeteiligung bereits Anklang findet und positive Auswirkungen aufweist. Dennoch sollte der Nachhaltigkeitsgedanke weiter ausgebaut und seine Botschaft verstärkt werden. Das kann durch eine noch gezieltere Einbindung der Mitarbeiter angestrebt werden, bei dem das Nachhaltigkeitsdenken fokussiert und intensiver sensibilisiert wird.103

103

vgl. Protokoll Nr. 04 – 08, S. 74 ff.

31


3. Transparenz

Die Transparenz in einem Unternehmen ist eine weitere Aufgabe, auf die das EMASZertifikat großen Wert legt. Organisationen, welche dieses Zertifikat anstreben, müssen interessierte Kreise und die Öffentlichkeit mit in die Nachhaltigkeitsunternehmungen einbeziehen und vor allem über die Umweltauswirkungen informieren. So kann ein „Sensibilisierungsnetzwerk“ entstehen und der Informationsfluss verbessert sich qualitativ wie auch quantitativ. Die Einbeziehung der Öffentlichkeit sollte dabei so früh wie möglich angestrebt werden. Des Weiteren müssen die Umwelterklärungen, Umweltberichte und Ergebnisse möglichst leicht zugänglich veröffentlicht und kommuniziert werden. Die Kommunikation und Veröffentlichung der Berichte ist eines der Kernbestandteilen von EMAS. Dies soll zu einer stetigen Verbesserung der Umweltziele von Organisationen führen und die Verbreitung des Nachhaltigkeitsdenkens somit zunehmen.

Die Transparenz ist beim GF noch nicht gegeben. Auch die interne Transparenz und Informationsfluss ist nur gering ausgeprägt. Die Betreiber des GF verfolgen teilweise eine unzureichende Informationsweitergabe. Nach Meinung des Autors ist dies jedoch ein geringes Problem, dass mit einer funktionierenden Infrastruktur zu Datenweitergabe beseitigt werden kann. Zurzeit ist nicht gewährleistet, dass sich alle Abteilungen um Transparenz bemühen und die Arbeitsprozesse offenlegen. Einige Abteilungen haben die Relevanz für eine nachhaltige Festivaldurchführung noch nicht verinnerlicht. Dies kann allerdings mit der genannten Mitarbeiterbeteiligung und Kommunikation ausgeglichen werden. Es kann jedoch sein, dass sich das GF auf Grund des Marktwettbewerbs gegen eine Transparenz ausspricht.104

4. Dokumentation

104

vgl. Protokoll Nr. 06, S. 83

32


Die Dokumentation ist der letzte Bestandteil der Vorbereitungen und der Grundbaustein, auf dem EMAS in einem Unternehmen aufbaut. EMAS gibt hier keine spezifischen Kriterien vor, allerdings schreibt es vor, dass eine Dokumentation vorgenommen werden muss. Es gibt eine Mindestdokumentationspflicht, siehe Kapitel 3.3.5. Diese Dokumentation umfasst alle Anstrengungen des EMAS-Prozesses und die daraus folgenden nachhaltigen Unternehmungen. Es muss allerdings eine geregelte Dokumentation betrieben werden, die über ein zentrales Organ läuft. Es wird empfohlen, diesen Aufgabenbereich ebenfalls dem UMB zu überlassen. Die Dokumentation ist zum einen für die Optimierung der Abläufe im UMS wichtig, als auch für die externe Umweltprüfung und dient der internen und externen Kommunikation.

Die Dokumentation des GF ist eine der Tätigkeiten innerhalb der Organisation, die einigermaßen funktioniert. Es wird versucht, jegliche Arbeitsdokumente, Publikationen, Budgetberechnungen usw. auf einem firmeninternem Speichermedium zu sichern, auf das alle Beteiligten der Produktion zugreifen können, um ggf. den Fortschritt anderer Departments einzusehen oder Informationen zu erlangen und zu prüfen. Allerdings nutzen nicht alle Departments diese Möglichkeit der Datenverteilung kontinuierlich und diszipliniert genug, weswegen die nötige Transparenz derzeit nicht gewährleistet ist. Wie bereits erwähnt, kann dieses Problem mit einer direkten Kommunikation gelöst werden. Es werden zudem keine Unternehmungen der Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Kennziffern (wie Müllproduktion) etc. ausreichend dokumentiert.

Zwischenfazit: Die Vorbereitung eines UMS ist bei dem GF möglich. Es müssen dazu jedoch einzelne Fehlerquellen beseitigt und eine intensivere interne und externe Kommunikation angestrebt werden. Vor allem ist die Einführung eines EMAS-Teams zwingend erforderlich und das SD muss umstrukturiert werden. Es bedarf einer klar definierten Führungskraft des SD, sowie genauen formulierte Umweltziele. Die Dokumentation wird sich als sehr aufwendig erweisen, da viele Indikatoren und Kriterien geben sind (siehe 3.3.2). Vor allem die Berechnung des Emissionsausstoßes der Baustellenautos, Transporter, LKWs usw. wird hohe Anforderungen an die Dokumentation stellen. Dennoch ist die Dokumentation wichtig, um für die zukünftigen Jahre eine Basis für den Informationsvergleich zu schaffen. 33


3.3.2 Durchführung der Umweltprüfung Um den Grundstein und die Basis aller Unternehmungen, Bewertungen, o.Ä. zu legen, muss zunächst eine erste Umweltprüfung vorgenommen werden. Diese Umweltprüfung ermittelt alle Umweltaspekte und deren Auswirkungen. Außerdem werden alle Umweltvorschriften systematisch erfasst und deren Umsetzung wird bewertet. Hinzu kommen auch behördliche Genehmigungen oder besondere Umweltauflagen. Diese Auflagen können Gesetze sein, oder geltende Regeln zum Verhalten innerhalb eines Naturschutzgebietes. Die erste Umweltprüfung stellt den IST-Zustand dar und ist die Grundlage für alle weiteren Unternehmungen der Umweltpolitik. Die Besonderheit bei EMAS ist, dass die Betriebe die zu untersuchenden Kategorien (Indikatoren) selber bestimmen können. Die Wahl der eigenen Indikatoren darf nicht willkürlich gewählt werden. Sie müssen passend zum Unternehmen und dessen Produkt / DL sein. Die Kriterien müssen die richtige Qualität bzw. Quantität aufweisen und für den Umweltgutachter und durch die Öffentlichkeit nachvollziehbar sein. Der Umweltgutachter prüft, ob die zu bewertenden Kriterien relevant sind und die daraus folgenden umweltrechtlichen Anforderungen erfüllt wurden.

Bei der Auswahl der Kennzahlen gibt es unterschiedliche

Herangehensweisen. Eine effiziente Möglichkeit ist das „Ecomapping“. Dabei werden die zu untersuchenden Bereiche aufgezeichnet und bspw. alle Energielieferanten in der „Map“ (zu Deutsch Karte) eingezeichnet und der Verbrauch wird notiert. Zur Erstellung der unternehmenseigenen Kennzahlen gibt es bspw. zwei Leitfäden, die Unternehmen zur Unterstützung verwenden können. Auf die Kennzahlen wird nicht weiter eingegangen, da sie ein eigenständiges Themengebiet bilden und dies den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde. Der Autor empfiehlt zwei relevante Leitfäden: „Umweltkennzahlen in der Praxis - Ein Leitfaden zur Anwendung von Umweltkennzahlen in Umweltmanagementsystemen mit dem Schwerpunkt auf EMAS“, herausgegeben vom BMU105 und „Betriebliche Umweltleistungskennzahlen – Entwicklung, Stand, Perspektiven“,

herausgegeben

vom

Koordinierungsbüro

Normungsarbeit

der

Umweltverbände106 (KNU).

105 106

vgl. Weiß, D., et al., 2013 vgl. Seifert, E., et al., 2010

34


Zusätzliche legt EMAS Kernindikatoren fest (Energieeffizienz, Materialeffizienz, Wasser, Abfall, Biologische Vielfalt und Emissionen), die in die Umweltbewertung mit einfließen müssen. EMAS richtet den Fokus sowohl auf „direkte“, als auch auf „indirekte“ Umweltaspekte. Die direkten Aspekte sind mit den Kernindikatoren gleichzusetzen. Die indirekten Umweltaspekte sind nicht direkt im Unternehmen zu entnehmen, sondern liegen bspw. bei den Umweltleistungen des Lieferanten, im Verhalten der Mitarbeiter und der Besucher oder auch in den Kapitalinvestitionen. Abschließend muss eine Auflistung erstellt werden, welche bisherigen Praktiken vorgenommen wurden, um die Umweltleistungen zu verbessern, darunter fallen z.B. Mülltrennung oder Entsorgung von Sondermüll.

Beim GF wären zusätzliche mögliche Indikatoren unter anderem folgende: •

Diesel- / Kraftstoffverbrauch

Ressourcenverbrauch für: Holz, Schrauben, Ersatzteile für KFZ

Bodenverunreinigungen

Lichtverschmutzungen

Luftverschmutzungen

Seeverschmutzungen

Lärm- / Geräuschverschmutzungen

Beprobung der Wasserqualität (Trinkwasserquellen und Seewasser)

Verunreinigung durch Mikroplastik im Seewasser

Lieferantenauswahl und Lebensmittelherkunft (Regional / Global)

Zufriedenheit der Besucher / Mitarbeiter

Flächenversiegelungen (Straßenbau, Fundamentbau, etc.)

Derzeit wurden noch keine dieser Indikatoren untersucht, abgesehen von der Beprobung der Wasserqualität. Hierzu sind dem Autor jedoch keine Informationen seitens des Betreibers

zur

Verfügung gestellt

worden.

Die Umweltprüfung sollte

kein

organisatorisches Hindernis für das GF darstellen, da diese Leistung von einem externen Gutachter erbracht werden kann. Die hierfür anfallenden Kosten für die Durchführung und Erstellung des Gutachtens, müssen jedoch in der Gesamtkalkulation berücksichtigt werden. Diese Kosten werden von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst: Größe des

35


Unternehmens, Umfang, Anzahl der Indikatoren, oder Größe des Geländes. Auf Grund der aktuellen finanziellen Struktur des GF (worauf hier nicht weiter eingegangen werden soll) konnte solch ein Gutachten bisher nicht vorgenommen werden. Ohne diese Gutachtenermittlung, als Voraussetzung aller weiteren Schritte, würde derzeit jedoch eine Zertifizierung scheitern. Um die Analyse nicht zu gefährden, wird davon ausgegangen, dass die finanziellen Mittel vorhanden sind. Es ist jedoch zu erwähnen, dass Festivals auf Grund des Ticketverkaufes keine genauen Prognosen über mögliche Einnahmen erstellen können. Die Ergebnisse des Ticketverkaufes beim GF sind in der Vergangenheit unterschiedlich ausgefallen. Aus diesem Grund könnten die zusätzlich anfallenden Kosten bei der Durchführung einer Zertifizierung, innerhalb der Festivalorganisation zu einer negativen Entscheidung über die Teilnahme an EMAS führen. Derzeit liegen die finanziellen Aufwendungen einer Zertifikatseinführung zwischen 2.500 EUR und 30.000 EUR, abhängig von den genannten Faktoren107. Für das Ecomapping sind alle Grundlagen gelegt, da das Gelände komplett skizziert wurde. So können sämtliche Energiequellen, Wasserpunkte, etc. eingezeichnet werden, um eine erste Übersicht der Kriterien / Indikatoren zu erstellen.

Die bisherigen Unternehmungen zur Verbesserung der Umweltleistungen sind unter anderem folgende108: •

Einführung der Mülltrennung

Kommunikation Intern / Extern

Beprobung der Wasserqualität

Bezug von ökologischen und regionalen Produkten

Zwischenfazit Die Umweltprüfung in der Durchführung selbst sollte keine Gefährdung für die Zertifizierung darstellen und kann beim GF vorgenommen werden. Allerding kann die Finanzierung mögliche Probleme bringen, da viele und aufwendig zu prüfende

107 108

vgl. Steyrer, T., et al., 2013, S. 20 vgl. Protokoll Nr. 03 – 08, Anhang A3, S. 80 ff.

36


Indikatoren vorhanden sind. Hinzukommt, dass die relevanten Indikatoren der Luft-, Licht-, und Lärmverschmutzung vor und während des Festivals gemessen werden müssen, um ein brauchbares Ergebnis zu erhalten. Somit müsste die EMASZertifizierung bei Festivals an dieser Stelle bereits angepasst werden. Optimaler Weise könnte man dabei noch einen Schritt weiter gehen und eine zusätzliche Messung der Indikatoren unmittelbar nach dem Festival veranlassen. Da dieses Vorhaben sehr aufwendig ist, empfiehlt es sich, das einfache Verfahren einer Umweltprüfung vorzunehmen. Das vereinfachte Verfahren würde die Indikatoren vor und während des Festivals messen. 3.3.3 Formulierung der Umweltpolitik Die Umweltpolitik ist ein zentrales Instrument für ein Unternehmen das Umweltverhalten der Organisation klar zu definieren und einzugrenzen. Hierbei muss die Umweltpolitik von der Geschäftsführung klar bestimmt und von allen Abteilungen eingehalten werden. Diese sollte so früh wie möglich festgehalten werden, damit das UMS anschließend mit der Umsetzung beginnen kann. Die Umweltpolitik ist die freiwillige Teilnahme an der Förderung und Einhaltung der Verbesserung von Umweltleistungen in einem Unternehmen. Sobald die Umweltpolitik mit in das Managementsystem eingefügt wurde, muss sich das Unternehmen an die selbstverpflichtenden Ziele halten. Dazu gehören folgende Mindestanforderungen: •

Vermeidung von Umweltbelastungen

Einhaltung der Umweltrechtsvorschriften

Bei Fertigstellung der Umweltpolitik müssen alle Mitarbeiter und kooperierende Unternehmen über die neue Umweltpolitik aufgeklärt werden. Eine wichtige Anmerkung hierbei ist, dass keine allgemeinen Vorformulierungen genutzt werden dürfen. Die umwelttechnischen Leitgedanken müssen den Bedürfnissen des Betriebes entsprechen. Es werden in der Umweltpolitik keine konkreten Ziele genannt, sondern nur allgemeine Vorhaben. Die konkreten Umweltziele werden im nächsten Abschnitt definiert.

37


Das GF hat derzeit keine konkrete Umweltpolitik definiert. Allerdings kann auf Grund der Beobachtungen und durch die Kommunikation der Veranstalter gegenüber der Öffentlichkeit ein möglicher Artikel abgeleitet werden 109,110,111. Im folgenden Beispiel kann ein möglicher Artikel zur Umweltpolitik des GF eingesehen werden:

I. Das Garbicz Festival ist für eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistungen und Förderung von regionalen Produkten und Arbeitskräften. Die Einhaltung aller nötigen Umweltrechtsvorschriften ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Durchführung des GF. Die benötigten Ressourcen, Energie und KFZ sollen so gering wie möglich gehalten werden. Eine effiziente Müllentsorgung und Sortierung soll kontinuierlich verbessert werden.

II. Die soziale Sensibilisierung über den nachhaltigen Umgang mit Mensch und Natur soll noch weiter ausgebaut und fortlaufend betrieben werden. Das Garbicz Festival ist für die freie Entfaltung eines jeden Individuums. Respekt und Toleranz wird von jedem Mitarbeiter, Gast, Lieferant und Dienstleister vorausgesetzt und verlangt.

Zwischenfazit Das GF weist bisher zwar keine konkrete Umweltpolitik auf, allerdings beruht der Grundgedanke des GF auf Aspekte der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit 112. Die Erstellung einer Umweltpolitik und die Übertragung in das Managementsystem sollte nach Meinung des Autors keine Schwierigkeit darstellen. Die Umweltpolitik sollte in einem Unternehmen ohnehin eine wesentliche Rolle spielen. Für das GF wäre es vorteilhaft die Grundgedanken niederzuschreiben und festzuhalten, um die nachhaltige und zielführende Organisation des Festivals zu unterstützen. Somit werden ursprüngliche Ziele nicht vernachlässigt. Die Einführung einer Umweltpolitik wäre somit ein positiver Bestandteil des EMAS Zertifikates.

vgl. Protokoll Nr. 07, Anhang A3, S. 84 vgl. Garbicz Festival, 2018 111 vgl. Groove, 2018 112 vgl. Groove, 2018 109 110

38


3.3.4 Bestimmung konkreter Ziele und Maßnahmen im Umweltprogramm Das Umweltprogramm baut auf der Umweltpolitik auf und kann als offizieller Fahrplan zur Verbesserung der Umweltaspekte in einem Unternehmen angesehen werden. Hierbei ist es zwingend notwendig, dass die Ziele und Maßnahmen so genau wie möglich definiert werden. Die Zielsetzung muss in Verbindung zur Umweltpolitik stehen und zu einer tatsächlichen Verbesserung der Umweltleistungen führen. Sowohl allgemeine als auch konkrete Maßnahmen müssen in das Umweltprogramm mit einfließen. Hierbei sind allgemeine Maßnahmen Schritte, die von einem Unternehmen ohnehin vorgenommen werden müssen. Darunter fallen unter anderem Maßnahmen und Ziele, die zu einer Verbesserung der Energieeffizienz führen oder Unternehmungen für Dieseleinsparungen. Konkrete Maßnahmen beschreiben, welche Schritte unternommen werden müssen, um die allgemeinen Ziele zu erreichen. Die konkreten Maßnahmen müssen folgende

Aspekte

enthalten:

Verantwortlichkeiten,

Befugnisse,

Aufgaben,

Erfüllungszeitraum und Verknüpfung zur allgemeinen Maßnahme. Die Ziele und Maßnahmen ergeben sich teilweise auch aus der zuvor durchgeführten Betriebsprüfung, da so genau analysiert werden kann, an welchen Stellen Optimierungsbedarf herrscht. Laut EMAS gibt es überall Optimierungsbedarf, aus dem Grund soll auch eine ständige Verbesserung der Umweltleistungen vorgenommen werden. Die Ziele und Maßnahmen müssen anschließend der Umwelterklärung hinzugefügt werden.

Die Maßnahmen beim GF sollten sich hauptsächlich auf die Reduzierung von Emissionen, Diesel-Aggregaten, Kraftstoffverbrauch, Nutzung von KFZ, Wasser und Energieverbrauch beschränken. Zusätzlich sollten Maßnahmen und Ziele definiert werden, die zu einer allgemein nachhaltigeren Festivalrealisierung führen. Darunter können unter anderem die soziale Sensibilisierung fallen. Das GF kann sich bspw. das Ziel setzt, dass pro Festivaljahr 2.000 Festivalbesucher, Crew, Interessierte, etc. an Workshops teilnehmen und über den nachhaltigen Umgang mit der Umwelt informiert werden. Es können auch ganz unterschiedliche Ziele definiert werden und Aspekte der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit beinhalten, wie z.B. die Nutzung von Ökostrom ab dem Jahre 2019 (ökologisch), finanzielle Einsparungen von

39


10

%

der

Ausgaben

von

2018

(ökonomisch),

oder

die

Schaffung

von

Weiterbildungsmöglichkeiten (soziales). 113 Die Maßnahmen und Ziele müssen von allen Departments bestimmt werden. Die verschiedenen Zonen (Floorbereich, Campingbereich, Essensbereich, etc.) besitzen unterschiedliche Bedürfnisse der Optimierung. Die Erfüllung der Ziele pro Bereich und Abteilung müssen nacheinander erfolgen, um eine tatsächliche und nachhaltige Umsetzung zu garantieren.

Zwischenfazit Die Definierung der Umweltziele und dessen Maßnahmen würde einen hohen Aufwand darstellen. Die Ziele und Maßnahmen müssen in einem angemessenen Zeitraum bewerkstelligt werden. Es sollten nicht auf einmal alle Ziele versucht werden umzusetzen. Dies würde zu Chaos und Unstimmigkeiten der verschiedenen Beteiligten führen. Es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass zu viele Änderungen auf einmal immer auf einen großen Widerstand trifft, auch wenn die Absichten positiv sind. Die Erstellung eines Umweltprogrammes wird nach Schätzung des Autors ein halbes Jahr in Anspruch nehmen, da die Umweltmaßnahmen vor dem Festival und während des Festivals gleichermaßen definiert werden müssen. 3.3.5 Umsetzung des Umweltmanagementsystems Nachdem die Vorbereitungen für das UMS getroffen wurden, kann nun die Umsetzung angegangen werden. Hierbei geht EMAS innerhalb seines 10 Punkte-Plans wiederholt auf die Kapitel 3.3.1 bis 3.3.4 ein und gibt Ratschläge zur Umsetzung. In diesem Abschnitt wird die Umsetzung nur kurz erläutert, um die Dopplungen aus den vorherigen Abschnitten zu vermeiden. EMAS wiederholt lediglich die Punkte der Vorbereitungen und fasst diese zusammen. Die Punkte sind in den Kapiteln 3.3.1 bis 3.3.4 so verfasst worden, sodass eine wiederholte Zusammenfassung nicht notwendig ist. Es werden nur Aspekte genannt, die relevant für diese Arbeit sind.

1. Zusammenfassende Übersicht und Ressourcen

113

vgl. Protokoll Nr. 01-11, S. 78 ff.

40


Die Geschäftsführung muss sicherstellen, dass sämtliche Ressourcen an Personal, Material, Infrastruktur, etc. zur Umsetzung verfügbar sind. Zur Vereinfachung der Umsetzung empfiehlt sich ein Organigramm, in dem sämtliche Verantwortlichkeiten, genaue Aufgabenstellungen, Kontaktlisten (der Verantwortlichen der Abteilungen) und Fristen aufgeführt sind. Das soll die schnelle Umsetzung vereinfachen und die Transparenz im Unternehmen wäre damit gewährleistet. Die Koordination zur Umsetzung des UMS obliegt dem UMB.

2. Mitarbeiterbeteiligung und Sensibilisierung

Während der Umsetzung sollen die Mitarbeiter komplett mit einbezogen werden und auf Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit geschult werden. Daraus entwickeln die Mitarbeiter ein besseres Verständnis für die Notwendigkeit der Einführung des Zertifikates. So entsteht ein effizientes Arbeiten jedes einzelnen, da nun die Auswirkungen der Tätigkeiten auf die Umwelt sichtbar werden. Das Unternehmen soll als qualifizierte Gemeinschaft aus diesem Prozess hervorgehen und die Aufgaben und Verantwortlichkeiten für die Zukunft verinnerlichen. So wird gewährleistet, dass die festgelegten Abläufe für die Umsetzung der Umweltmaßnahmen (Ziele, Maßnahmen, Indikatoren) genau eingehalten werden und es zu keinen Abweichungen kommt, die wiederum negative Auswirkungen auf die gesamten Umweltleistungen haben können.

3. Kommunikation, Dokumentation und Messung

Die Kommunikation und die Dokumentation gehen ineinander über. Die Dokumentation kann

nur

erfolgen,

wenn

der

interne

Kommunikationsfluss

stimmt.

Die

Verantwortlichkeiten und Aufgaben über die Kommunikation mit der Öffentlichkeit muss vorab definiert werden. EMAS schreibt Mindestanforderung an die Dokumentation vor, die zwingend eingehalten werden müssen. Zell114 formuliert diese Anforderungen wie folgt: •

114

Umweltpolitik, Zielsetzungen und Einzelziele

Zell, C., et al., 2015, S. 14

41


Beschreibung des Geltungsbereichs des UMS

Beschreibung der Hauptelemente des UMS und ihrer Wechselwirkung sowie Hinweise auf zugehörige Dokumente (z. B. umweltbezogene Aufbau- und Ablauforganisation, rechtliche Anforderungen [...])

Dokumente und Aufzeichnungen, die entweder von EMAS gefordert werden oder sonst als notwendig eingestuft werden, da sie sich auf die bedeutenden Umweltaspekte beziehen

Bei der Erstellung der Dokumente muss zuvor definiert werden, wie die Messung zur Gewinnung der Daten erfolgen soll. Es muss bestimmt werden, welche Daten relevant sind, wie die Daten erhoben werden (Protokoll, Bericht, etc.), wer für die Datenerhebung verantwortlich ist und wo die Dokumente (Daten) abgelegt werden müssen. Eine wichtige Kategorie der Datenermittlung ist die Erstellung einer Übersicht über die Einhaltung aller Rechtsvorschriften. EMAS schreibt vor, dass die Unternehmungen für die Einhaltung der Rechtsvorschriften sowie die Rechtsvorschriften selber sorgfältig dokumentiert werden müssen. Hierzu sollte der UMB die Verantwortlichen der Dokumentation bestimmen. Es empfiehlt sich den AUV als Verantwortlichen in jeder Abteilung zu bestimmen. So können der Kontakt und die Kommunikation innerhalb des UMS bestehen bleiben. Der AUV übernimmt dadurch die Kontrollfunktion für eine korrekte Dokumentation. Zusätzlich müssen regelmäßig Bewertungen der Dokumentation und dessen Durchführung vorgenommen werden. Das Ziel ist zu prüfen, ob die Dokumentation sorgfältig und sinnvoll geführt wird. Der gesamte Prozess der Dokumentation, Kommunikation und Messung dient der Kontrolle über die Einhaltung der Umweltleistungen

und

Maßnahmen

(nachhaltiger

Ressourceneinsatz,

Energieeinsparungen, etc.).

4. Überwachung und Ablauf

Die Überwachung der Abläufe ist eine Aufgabe des Controllings und ist ein notwendiger Bestandteil eines funktionierenden UMS. Ein geregeltes Verfahren in einem Unternehmen führt zu einem effizienten Arbeitsaufwand und Fehler können vermieden werden. Bei der Überwachung ist es wichtig, dass auch auf plötzlich auftretende

42


Ereignisse, mit Hilfe von zuvor definierten Maßnahmen, reagiert werden kann, wie z.B. Maßnahmen gegen austretendes Öl zur Verhinderung einer Umweltverschmutzung. Das Management muss auf solche Gefahren vorbereitet sein und sollte eine Gefahrenanalyse betreiben. Bei Großveranstaltungen muss immer ein Sicherheitskonzept vorliegen. In dem Sicherheitskonzept werden potenzielle Gefährdungen bestimmt und nach

Eintrittswahrscheinlichkeit

kategorisiert 115.

Hierbei

können

mögliche

Notfallsituationen, die Auswirkungen auf die Umwelt haben, ebenso analysiert und abgebildet werden. Diese Gefährdungsbeurteilung wird bei EMAS auch als „Vorbeugungsmaßnahme“ bezeichnet. So kann sich ein Betrieb Zeit sparen und ist trotzdem auf mögliche Notfallsituationen vorbereitet. Wenn es doch zu einer Umweltgefährdung kommt, wie z.B. der Benzinaustritt auf einem Festivalgelände, müssen

sofort

Unternehmungen

eingeleitet

werden,

die

solch

eine

Umweltverschmutzung korrigieren. Im Falle des Beispiels wäre es eine großflächige Abtragung des Untergrundes, auf dem das Benzin ausgelaufen ist. Dieser Prozess wird als „Korrekturmaßnahme“ bezeichnet.

Wie bereits in vorherigen Kapiteln erläutert, ist die bisherige Umsetzung zur Zertifizierung des GF nach EMAS möglich. Allerdings ist der Prozess aufwendig und kann bei einem Festival nicht innerhalb eines Jahres stattfinden, wie von EMAS empfohlen116. Dafür sind die Arbeitsperioden innerhalb des Projektes zu kurz und befassen sich ausschließlich mit der Vorbereitung und Durchführung des Festivals. Die Einführung kann durch die kurzfristige Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilung definitiv nicht innerhalb eines Jahres stattfinden, wie von EMAS empfohlen. Das GF beginnt zwar mit der Planung bereits im Februar/März (Durchführung August), in der Zeit arbeiten die verschiedenen Abteilungen (wie Sound, Technik, Lightning, (Beleuchtung) usw..) noch nicht zusammen. Lediglich die Produktion startet die Vorbereitung und Planung. Da für das Zertifikat allerdings alle Abteilungen zusammenarbeiten müssen, kann die Umsetzung von EMAS erst im Juli beginnen. Im Juli kommen alle Abteilungen in Garbicz zusammen, um das Festival vorzubereiten. Hierbei dauert die reine Aufbauphase ca. ein bis zwei Monate. Innerhalb dieser Zeit können also nur wenige Umweltziele, Maßnahmen, etc. umgesetzt werden. Da jedoch generell die

115 116

vgl. vfdp, 2014, S. 6 vgl. Zell, C., et al., 2015, S. 5

43


Umsetzung möglich erscheint und für Festivals eine einheitliche und strenge Zertifizierung notwendig ist, sollte das Zertifikat in einem angemessenen Zeitraum umgesetzt werden. Nach Schätzung des Autors wäre ein angemessener Zeitraum für das GF ca. anderthalb bis zwei Jahre.117

Zwischenfazit Die Umsetzung ist innerhalb eines längeren Zeitraumes möglich. Die empfohlene „EinJahres-Umsetzung“ sollte speziell für Festivals nicht berücksichtigt werden. Speziell beim GF sind die Hauptarbeitsperioden, an denen die Abteilungen zusammentreffen, auf maximal zwei Monate begrenzt. Dies ist bei allen Festivals der Fall, da die Veranstaltungsdauer meist bei drei bis vier Tagen liegt und alle Abteilungen gemeinsam üblicherweise nie länger als zwei Monate miteinander arbeiten. 3.3.6 Die letzten Schritte zu EMAS Um das EMAS-Logo zu erhalten und somit die Zertifizierung abzuschließen, müssen nur noch drei Schritte erfolgen. Diese Schritte werden in diesem Abschnitt kurz erläutert.

1. Eigenständige Bewertung und Kontrolle der EMAS-Anforderungen

Das UMS muss regelmäßig durch eine Interne Umweltbetriebsprüfung kontrolliert werden. Die Prüfung muss jährlich vorgenommen werden um nachweisen zu können, dass alle Anforderungen von EMAS eingehalten wurden. Die Einhaltung dieser Anforderung muss alle drei bis vier Jahre 118 von einem externen Umweltprüfer kontrolliert werden, um weiterhin an dem EMAS-Zertifikat teilnehmen zu dürfen. Speziell wird überprüft, ob die Umweltpolitik im UMS mit den Anforderungen von EMAS übereinstimmen. Außerdem dient die regelmäßige Kontrolle dazu festzustellen ob Verbesserungen in den Umweltzielen vorgenommen werden können, was ein verankertes Ziel der EMAS-Teilnehmer sein muss. Die Interne Betriebsprüfung dokumentiert welche bisherigen Leistungen erreicht wurden und ob alle Umweltrechtsvorschriften eingehalten werden. Die Umweltbetriebsprüfung muss von unabhängigen Personen vorgenommen

117 118

vgl. Protokoll Nr. 01 – 11, S. 78 ff. vgl. Europäisches Parlament, et al., Verordnung (EG) Nr.1221/2009 vom 25.11.2009, S. 7

44


werden. Diese können eigene Beschäftigte sein, die aus einem anderen Standort kommen oder externe Prüfer. Hierbei ist die Wahl des eigenen Mitarbeiters kostengünstiger. Wichtig ist, dass der Prüfer keine Betriebsblindheit aufweist. Also sollte der eigene Mitarbeiter nicht aus dem betriebseigenen NM stammen, sondern von einer anderen Abteilung sein. Es empfiehlt sich den eigenen Beschäftigten eine Auditorenschulung anzubieten. Audits bezeichnen die Prüfung von Prozessen, Aktivitäten und Ergebnissen119. Diese Schulung führt zu einer effizienten Arbeitsweise und bringt ausreichend Fachwissen, um die Prüfung vorzunehmen. Der Audit soll das gesamte UMS hinterfragen und somit Fehlerquellen aufdecken. Die Verbesserungen werden nicht vom Auditor allein gelöst, sondern in Zusammenarbeit mit dem UMB und den AUV. Das Management des UMS muss ebenfalls kontrolliert und geprüft werden. Hierzu muss der UMB der obersten Leitung des Unternehmens sämtliche notwendigen Unterlagen und Ergebnisse

vorlegen.

Dazu

zählen

nach

Zell

unter

anderem

folgende

Mindestunterlagen120 : •

Ergebnisse der Umweltbetriebsprüfungen

Beurteilung der Einhaltung der rechtlichen Verpflichtungen

Äußerungen externer Kreise einschließlich Beschwerden

Umweltleistung der Organisation

Stand der Zielsetzungen und Einzelziele

Stand von Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen

Die Aufgabe der Geschäftsführung (oder oberste Leitung) ist es zu prüfen, ob bspw. die Umweltziele bis zur Deadline erreicht werden, die rechtlichen Verpflichtungen eingehalten werden etc. Die Ergebnisse der Managementbewertung führen zu einer Aktualisierung der Umweltziele, -maßnahmen und -politik. Dabei können bspw. weiterer Ziele definiert oder die bestehende Umweltpolitik optimiert werden.

2. Erstellung der Umwelterklärung

119 120

vgl. Gruenderszene, 2018 Zell, C., et al., 2015

45


Die Umwelterklärung ist das zentrale Merkmal des EMAS-Zertifikates. Es ist das Instrument der absoluten Transparenz des Unternehmens um in Kontakt mit der Öffentlichkeit zu treten. In der Umwelterklärung müssen unter anderem die Ergebnisse der

Umweltbetriebsprüfung,

die

Umweltpolitik,

das

Umweltprogramm,

die

bedeutendsten Umweltaspekte sowie die Daten über die Kernindikatoren der bedeutendsten Umweltauswirkungen miteinfließen. Die Erklärung muss öffentlich zugänglich und sichtbar für Interessenten zu Verfügung gestellt werden (nach Genehmigung des externen Umweltgutachters). Die

Umwelterklärung

muss

jährlich

mit

den

aktuellsten

Umweltleistungen

(Dieselverbrauch, Energieverbrauch, o.Ä.), Umweltpolitik, etc. erneuert werden. Auch hier werden die EMAS-Anforderungen alle drei bis vier Jahre von einem externen Umweltprüfer kontrolliert.

3. Finale externe Prüfung eines Umweltgutachters

Nachdem die letzten Anforderungen von EMAS nach Meinung des UMB und des Auditors erfüllt sind, wird ein externer Umweltgutachter eingeladen das Unternehmen noch einmal zu inspizieren. Hierbei steht dem Unternehmen frei, welcher Umweltgutachter eingeladen wird. Dem Gutachter müssen vor Prüfung folgende Unterlagen zukommen121 : •

grundlegende Informationen über die Organisation und der Tätigkeiten z. B. Rechtsform, Lage, Größe, etc.

• die Umweltpolitik und das Umweltprogramm • die Beschreibung des UMS • Bericht der Umweltprüfung (siehe 3.3.2) • Berichte der Umweltbetriebsprüfungen • Entwurf der Umwelterklärung

121

vgl. Zell, C., et al., 2015, S. 25

46


Die Dauer der Begutachtung variiert, wie auch die Abb.: 7 EMAS - Logo Umweltprüfung,

je

nach

Größe

und

Umfang

des

Unternehmens und kann mehrere Tage beanspruchen. Wenn der Umweltgutachter Anforderungen findet, die von der Organisation nicht erfüllt sind, müssen die Abweichungen behoben werden. Anschließend erteilt der Gutachter einen schriftlichen Bericht über die Ergebnisse. Danach wird die Umwelterklärung bestätigt. Die Umwelterklärung und die Ergebnisse des Gutachters werden bei der örtlich zuständigen Registrierungsstelle (IHK oder HWK) eingereicht. Die Quelle: siehe EMAS III Ergebnisse werden abschließend noch einmal kontrolliert. Ist die Prüfung abgeschlossen, wird das Unternehmen in das EMAS-Register aufgenommen und erhält die Berechtigung, das EMAS-Logo (siehe Abb. 7) ab sofort zu nutzen. Der Umweltgutachter muss das Unternehmen jährlich besuchen, um die Fortschritte zu dokumentieren. Nach drei bis vier Jahren werden die Ergebnisse des Umweltgutachters erneut an eine Prüfungsstelle weitergeben, was im Optimalfall zur Verlängerung der Registrierung bei EMAS führt. Fast der gesamte Prozess des Einführungsverfahren von EMAS wird so kontinuierlich wiederholt. Es entsteht ein Managementzyklus, der bei EMAS als „EMAS-Kreislauf“ Abb.: 8 Der EMAS - Kreislauf

Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Zell, C., et al., 2015, S. 3

47


bezeichnet wird. So werden immer die gleichen Schritte vollzogen. Damit kann eine kontinuierliche und transparente Dokumentation erfolgen. Die Abbildung 8 zeigt eine abgewandelte Form des Kreislaufes.

Wenn die Anforderungen für EMAS alle erfüllt sind, kann das GF als erstes Unternehmen der Veranstaltungsbranche in das EMAS-Register aufgenommen werden 122. Somit wäre das GF eines der ersten zertifizierten Festivals in Polen123. Wenn das Festival in Deutschland stattfinden würde, wäre es ebenfalls das erste zertifizierte Festival in Deutschland. Die Hürde ist der zeitliche Faktor. Das GF muss den zeitlichen Aufwand mit den Fristen der drei oder vier Jahren einhalten. Um dies zu bewerkstelligen, muss das SD mehr finanzielle Mittel und Personal erhalten. Durch eine effiziente Ökonomie können die Einsparungen, die durch das Zertifikat resultieren, EMAS selber finanzieren und es werden auch wirtschaftliche Erfolge verzeichnet 124. Demzufolge kann das GF mit der Einführung von EMAS finanziell gestärkt werden. Die anfänglichen Ausgaben können sich so zu einem späteren Zeitpunkt rentieren. Abgesehen davon gibt es auch diverse Förderprogramme für EMAS zertifizierte Organisationen 125. Es gibt viele Anreize zur Umsetzung des Zertifikates. Das GF hat genügend Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme an EMAS.

Zwischenfazit Die Analyse zeigt, dass EMAS auch für Organisationen der Festivalbranche geeignet ist. Eine genaue Stellungnahme wird im Kapitel 5 vorgenommen.

4. Exkurs auf weitere Nachhaltigkeitszertifikate Im folgenden Abschnitt werden zwei Zertifikate und ein Leitfaden für Nachhaltige Unternehmungen kurz dargestellt. Der „Deutsche Nachhaltigkeitskodex“126 (DNK) bezieht

sich

auf

Unternehmen,

„Fairpflichtet“127

(FP)

richtet

sich

an

vgl. EMAS I, 2018 vgl. Europa I, 2018 124 vgl. EU Kommission, Beschluss (EU) 2017/2285, ABl. EU L 328 vom 12.12.2017, S. 3 125 vgl. EMAS II, 2018 126 vgl. Braun, S., 2016, S. 6 127 vgl. König, J., 2014, S. 2 122 123

48


Veranstaltungsorganisationen und „Sounds for Nature“128 (SFN) legt den Schwerpunkt auf Open-Air-Veranstaltung und Festivals. 4.1 Der Deutscher Nachhaltigkeitskodex Der „Deutsche Nachhaltigkeitskodex“ ist ein Rahmenwerk für Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht

zu

erstellen.

Der

Leitfaden

wurde

vom

Deutschen

Nachhaltigkeitsrat initiiert und wird zum freien Gebrauch zu Verfügung gestellt. Der Leitfaden gibt lediglich Informationen darüber, wie ein Nachhaltigkeitsbericht erstellt wird. Das soll den Unternehmen helfen die Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar, bewertbar und vergleichbar zu machen. Der Bericht muss alle 20 DNK-Kriterien beinhalten und den Berichtsrahmen der Leistungsindikatoren von der Global Reporting Initiative (GRI) erfüllen129.

Die

GRI

ist

ein

global

anerkanntes

Instrument

der

Nachhaltigkeitsberichterstattung 130 und regelt die Standardangaben (G4 – Kriterien), die in einem Nachhaltigkeitsbericht einfließen müssen. Der DNK ist auf diesem Grundprinzip aufgebaut. Die zu erfüllenden Kriterien des DNK, die in einen Nachhaltigkeitsbericht einfließen müssen, sind unter anderem folgende:131 •

die Erläuterung, ob eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt wird

Offenlegung der qualitativen und quantitativen Nachhaltigkeitsziele

Verantwortlichkeiten in der Unternehmensführung

Offenlegen von Leistungsindikatoren der Nachhaltigkeit

Offenlegung Emission-Ausstöße

Offenlegung der Ziele zu Ressourceneffizienz

Offenlegung der Lieferkette

Die G4-Kriterien wirken in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft. Dabei werden sowohl Kriterien der Wirtschaftlichen

vgl. Behr, F., 2013, S. 5 vgl. Braun, S., 2016, S. 6 130 vgl. GRI, 2015, S. 5 131 vgl. Bachmann, G., et al., 2017, S. 10 ff. 128 129

49


Leistung, Energie, Wasser und Emissionen als auch Beschäftigte, Ausbildung, Arbeitssicherheit, oder Politik behandelt. 132 Nach erfolgreicher Umsetzung wird der Nachhaltigkeitsbericht zur Prüfung auf Richtigkeit dem DNK-Team vorgelegt und kann nach genehmigung veröffentlicht werden. Außerdem wird das jeweilige Unternehmen in dem DNK-Register aufgenommen.133

Zwischenfazit Der DNK ist ein idealer Einstieg in die Nachhaltigkeit, da durch den Nachhaltigkeitsbericht die Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar gemacht werden. Die Definition der Nachhaltigkeitsziele ist eine wichtige Grundlage, um eine aktive Teilnahme zur Verbesserung der Umwelt vorzunehmen. Allerdings

ist

der

DNK

kein

Managementhandbuch

für

eine

nachhaltige

Unternehmensführung. Im Gegensatz zu EMAS sind die zu erfüllenden Kriterien nach Meinung des Autors gering ausgeprägt. Hierbei kann sich EMAS durch eine intensive Betriebsprüfung und der Pflicht relevante Indikatoren selbständig zu bestimmen abheben. Vorteilhaft ist allerdings die Möglichkeit des freien Gebrauchs. Es fallen lediglich Kosten bei der Datenerhebung an, bspw. durch die Ermittlung des Energie- oder Ressourcenbedarfs. Dennoch gibt der DNK keine Auskunft über spezifische Umweltleistungen oder relevante Indikatoren. Es fehlt außerdem die externe Umweltprüfung eines Umweltgutachters. 4.2 Fairpflichtet FP ist ein Nachhaltigkeitskonzept für die Veranstaltungsbrache, des Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren E.V. (EVVC) und befasst sich mit den gleichen Kriterien wie der DNK. Allerdings ist FP kein Leitfaden für eine Berichtserstattung, sondern ein eigenständiges Zertifikat. Es definiert 10 Leitlinien, die ein Unternehmen befolgen muss, um das Zertifikat zu erhalt. Die Leitlinien beruhen auf dem „Green Globe Standard“, der Green Globe Ltd. Green Globe ist ebenfalls eine Organisation für Nachhaltigkeitszertifikate der Reise- und Tourismusbranche

134.

Green Globe und der

vgl. GRI, 2015, S. 9 vgl. Bechmann, G., et al., 2017, S. 66 f. 134 vgl. Green Globe, 2018 132 133

50


EVVC

sind

kooperierende

Unternehmen

und

erarbeiten

gemeinsam

Nachhaltigkeitszertifikate. Die Leitlinien beinhalten z.B. die Offenlegung der Nachhaltigkeitsziele, Erfassung von Umweltrisiken sowie die Offenlegung des Energieverbrauchs und die definierten Ziele der Energieeinsparung. Außerdem müssen bestimmte Indikatoren eingehalten werden, um die Kriterien des „Green Globe Standards“ zu erfüllen. Diese Indikatoren sind allerdings für die Allgemeinheit nicht einsehbar, sondern exklusiv für Mitglieder von FP vorbehalten135. Dabei muss lediglich die Teilnahme in Form einer Registrierung auf der Onlineplattform von FP vorgenommen werden136. Als Unterstützung kann eine beliebige Gebühr gezahlt werden. FP sieht nicht vor, dass das teilnehmende Unternehmen sofort alle Leitsätze einhalten. Unternehmen können die Dauer des Prozesses selbst bestimmten.137 Es kommt zu keiner externen Prüfung der Ergebnisse. Von den teilnehmenden Unternehmen wird erwartet, dass Fortschritte zur Umsetzung der Umweltziele anhand der eigenen Berichte zu erkennen ist.138

Zwischenfazit Das FP Zertifikat ist nach Meinung des Autors nicht sinnvoll. Die Anforderungen sind sehr ungenau definiert. Vor allem, dass die Indikatoren nicht eingesehen werden können, ist ein großer Nachteil. Es muss sich erst bei FP angemeldet werden, um genauere Informationen zu erhalten. Das Zertifikat gibt über die Kriterien der Umweltmaßnahmen und Zielen kaum Auskunft. Außerdem besteht keine Pflicht über der Erstellung eines Umweltberichtes und dessen öffentliche Bereitstellung für Interessanten. Auch ist nach Meinung des Autors die Möglichkeit der direkten Teilnahme an dem Programm fraglich. Es wird nicht geprüft, ob das Unternehmen eine der Leitfäden oder Kriterien erfüllt, sodass überhaupt keine Transparenz herrschen kann. Sowohl innerhalb des Zertifikates, als auch innerhalb der teilnehmenden Betrieben. Unternehmen können so von einem positiven Nachhaltigkeitsimage profitieren, ohne wirklich hohe Anstrengungen des Umweltschutzes zu betreiben. Im Gegensatz hierzu, wird bei EMAS eine strenge Prüfung der Unternehmen vorgenommen, bevor das Zertifikat ausgestellt

vgl. Anhang A3, S. 77 vgl. Fairpflichtet, 2018 137 vgl. Fairpflichtet I, 2018 138 vgl. König, J., et al., 2014, S. 7 f. 135 136

51


wird

und

die

Umweltleistung

damit

honoriert

werden.

Die

fehlende

Umweltbetriebsprüfung kann zu einem transparentlosen sowie ineffizienten NM führen. 4.3 Sounds for Nature „Sounds for Nature“ (SFK) ist eine Initiative des „Sounds for Nature Foundation e.V.” und kooperiert mit dem Bundesamt für Naturschutz 139. SFK ist ein deutsches Zertifikat, speziell für Betreiber von Festivals und Open-Air-Veranstaltungen. Das Zertifikat beinhaltet nur deutsche Umweltrichtlinien 140. Allerdings werden nicht die Betriebe, sondern die Veranstaltung zertifiziert 141. Das Zertifikat beinhaltet außerdem grundlegenden Anforderungen von EMAS, wie z.B.:142 •

konkrete Zielformulierung für relevante Umweltleistungen

ständige Verbesserungen

nachhaltiger Ressourceneinsatz

Effizienzsteigerung in den Bereichen Mobilität, Abfall, Energie, Klimaschutz

die Einführung eines UMB

Externe Kommunikation

Berichterstattungspflicht

Das Zertifikat verfolgt zusätzlich zwei wesentliche branchenspezifische Anforderungen: die Messung der Lärm- und Lichtverschmutzung während eines Festivals. Bei dieser „Verschmutzung“ handelt es sich um die Stören des Tier- und Pflanzenreiches. Tiere sowie Pflanzen können durch Lärm und Licht geschädigt werden. Hierzu ist das Ziel von SFN diese Form von Verschmutzung soweit es geht zu vermeiden, bzw. zu vermindern. Dies kann z.B. durch Ruhepausen auf den Floors, einen geringen Lichteffekteinsatz oder die Wahl eines Tierarmen Geländes erreicht werden. 143 SFN ist somit ein umfangreicher Leitfaden, für jede Open-Air-Veranstaltung oder Festival. Auch die Berichterstattungspflicht, auf Grundlage des GRI, ist ein wichtiger Bestandteil und Voraussetzung für die Teilnahme. Wie bei EMAS kommt es bei SFN zu

vgl. Behr, F., et al., 2013, S. 2 f. vgl. Behr, F., et al., 2013, S. 98 ff. 141 ebd. 142 vgl. Behr, F., et al., 2013, S. 10 ff. 143 vgl. Behr, F., et al., 2013, S. 75 ff. 139 140

52


einer finalen Prüfung, ob alle Kriterien für eine Nachhaltige Veranstaltung erfüllt wurden. Erst dann erhält die Veranstaltung das SFN-Siegel.144 Weitere Informationen können dem „Leitfaden für die umweltverträgliche Gestaltung von Open-Air-Veranstaltungen“ 145 entnommen werden, da eine weitere Ausführung den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde.

Zwischenfazit Das SFN-Siegel ist ein umfangreiches Zertifikat für Veranstaltungen. Ein Vorteil ist, dass nicht das gesamte Unternehmen analysiert und überprüft wird, sondern lediglich die Veranstaltung. Der Leitfaden ist zur freien Verwendung vorgesehen. Somit fallen nur Kosten für die Umsetzung der Kriterien an und nicht extra für die Zertifizierung, was ebenfalls vorteilhaft ist. Durch die Berichterstattung auf Grundlage der GRI und der erweiterten Kernkriterien (Licht- und Lärmverschmutzung) schafft das Zertifikat eine umfangreiche Transparenz und deckt somit großflächig diverse Kriterien ab. EMAS besitzt diese erweiterten Kernindikatoren nicht, weshalb das SFN-Zertifikat eine angemessenen Alternative für Unternehmen ist. Allerdings zertifiziert EMAS eine gesamte Organisation und nicht nur eine einzelne Veranstaltung und weißt in der Dokumentation und Umweltprüfung bedeutendere Anforderungen auf. Auch wenn EMAS umfassendere Anforderungen an eine Organisation stellt, ist SFN eine gute Zertifizierungsmöglichkeit für Festivals.

5. Fazit Die Analyse hat gezeigt, dass Festivalorganisationen mit EMAS zertifiziert werden können. EMAS kann auf spezielle Bedürfnisse von Unternehmen, wie die des Garbicz Festival Sp.z o.o. nicht eingehen. Da EMAS für alle Unternehmensform zu Verfügung steht, ist eine Anpassung auch gar nicht vorgesehen. Allerdings wäre es Vorteilhaft, wenn EMAS auf die Bedürfnisse einzelner Branchen eingehen würde. Dies erfordert allerdings eine zunehmende Teilnahme von Festivalorganisationen. Die Anpassung muss nicht das

144 145

vgl. Behr, F., et al., 2013, S. 12 Behr, F., et al., 2013

53


gesamte Zertifikat betreffen. Es würde bereits reichen, wenn branchenspezifischen Indikatoren und Anforderungen zusätzlich mit einfließen. Dazu werden jedoch viele Vergleichsdaten benötigt, um solche Indikatoren zu definieren. Bisher gibt es noch keine festgelegten Werte, wie hoch bspw. der CO 2 – Ausstoß eines Festivals überhaupt sein darf146. Generell ist nach Meinung des Autors schwierig die Umweltleistung richtig zu bewerten, wenn es keine Mindestrichtlinie 147 seitens der Gesetzgebung gibt. Es wäre interessant zu erfahren, wie die Umweltleistungen und Maßnahmen im Verhältnis zu den gesamten Umweltleistungen stehen würde. Somit können auftauchende Fragen beantwortet werden, wie: „Ist der Dieselverbrauch der Generatoren beim GF für diese Größenordnung der Veranstaltung nun gerechtfertigt?“. Dieser Aufwand der vergleichenden Datensammlung ist zwar sehr hoch, allerdings sollte dies ein Ziel für EMAS darstellen, da ein Leitgedanke die stetige Verbesserung beinhaltet. EMAS stellt für einige Branchen Referenzdokumente bereit, die bewährte Praktiken und Umweltpolitiken zur Umsetzung des Zertifikates verfolgen. Für die gesamte Veranstaltungsbranche ist solch eine Referenz jedoch noch gar nicht gegeben 148. Dieser Mangel muss behoben werden, um einen wichtigen Wirtschaftszweig mit einzubeziehen und den Einstig zur Teilnahme zu erleichtern. Da gerade beim GF keine zügige Umsetzung gegeben ist, sollten auch die zeitlichen Planung der Umsetzung für Festivals neu definiert werden. Nach Meinung des Autors sind anderthalb bis zwei Jahre eine realistische Zeitspanne. Mit den Nachhaltigkeitszertifikaten kann ein wichtiger Weg gegangen werden und zwar die Gesellschaft auf die Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Es ist ein wesentlicher Bestandteil von EMAS, dass die Kommunikation (intern, extern) und die Sensibilisierung kontinuierlich und intensiv betrieben werden muss. Die Schulbildung über Themen, wie Umweltschutz, sollte in der Gesellschaft zukünftig standardisiert werden. Die Analyse hat gezeigt, dass EMAS ein umfangreiches Regelwerk ist und dennoch durch die Flexibilität (eigene Bestimmung wesentlicher Indikatoren) genug Raum für die eigenen definierten Umweltziele lässt. Die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung und ständige Überprüfung des UMS, machen das Zertifikat zu einer hochwertigen Bewertungsform.

vgl. Interview Bilabel, Anhang A2, S. ebd. 148 vgl. Zell, C., et al., 2015, S. 24 146 147

54


Die anderen vorgestellten Zertifikate und der Leitfaden sind zwar eine Bereicherung für die Herangehensweise zur Verbesserung der Umwelt, jedoch haben FP und der DNK noch gewisse Defizite, die ausgeglichen werden müssen. Eine gute Alternative ist das Zertifikat von SFN. Es hat mit dem Umfang und Anforderungen am meisten überzeugen können

und

ist

ein

gutes

Instrument

in

der

Festivalbranche,

um

das

Nachhaltigkeitsdenken zu fördern und Veranstalter an der Teilnahme zu motivieren. Außerdem ist SFN eine gute Vorbereitung für EMAS, mit dem auch das GF einen erleichterten Einstieg in die gesamte Thematik erleben könnte. Abschließend zu erwähnen ist, dass sich während der Analyse von EMAS gezeigt hat, dass die Bewertung der anderen Nachhaltigkeitszertifikate nicht ohne die vorherige Analyse möglich gewesen wäre. Es ist eine Basis für die Bewertung von der Umsetzung der anderen Zertifikate entstanden. Diese Arbeit kann ebenso als Basis für den Beginn der Zertifizierung von Festivals angesehen werden.

6. Ausblick Die Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Aufmerksamkeit und kann hervorragend mit Hilfe der Veranstaltungsbranche nach außen Kommuniziert werden. Festivals können dabei eine wesentliche Rolle als „Botschafter“ übernehmen. Die soziale Sensibilisierung ist der Kernpunkt für eine erfolgreiche und nachhaltige Wirtschaft. Nur durch einen gemeinsamen Einsatz kann eine gesunde und nachhaltige Umwelt erhalten werden, in der die Bedürfnisse aller jetzigen Generationen abgedeckt werden, ohne die zukünftigen Generationen zu beeinträchtigen. In der Zukunft wird eine nachhaltige Veranstaltungsbranche ohnehin unabdingbar sein, demzufolge sollte so früh wie möglich mit dem nachhaltigen Handeln und der Nachhaltigen Entwicklung begonnen werden. Dies kommt der Umwelt und der Gesellschaft zu gute.

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Anhang Anhang T1

- Erfüllung der Anforderungen der DIN EN ISO 50001 „Energiemanagementsysteme“ durch EMAS

Anmerkung des Autors: Dieser Auszug dient zur Informationsbeschaffung und zeigt die Unterschiede zwischen der DIN EN ISO 50001 und EMAS. Außerdem geben die Informationen Aufschluss über die Vielseitigkeit von EMAS. Diese Übersicht wurde herausgegeben von der Geschäftsstelle des Umweltgutachterausschusses (siehe Literaturverzeichnis). Die „Allgemeinen Anforderungen“ können in der Verordnung (EG) Nr. 1221 / 2009 eingesehen werden.

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_________________________ Anmerkungen: Die Nummerierung in der EMAS-Spalte folgt dem Anhang II der EMASVerordnung und berücksichtigt die Inhalte der DIN EN ISO 14001. Kursiv beschrieben sind die von EMAS-Organisationen zusätzlich erfüllten Anforderungen. Die Bewertung gilt nur bezüglich EMAS. Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit im Text wurde die männliche Form bei Personen bezogenen Hauptwörtern gewählt, die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit einbezogen.

DIN EN ISO 50001

4.1

Allgemeine Anforderungen

Anwendungsbereich und Grenzen des Energiemanagementsystems (EnMS) festle- gen und dokumentieren.

Kontinuierliche Verbesserung der energiebezogenen Leistung und des EnMS.

EMAS

BEWERTUNG

Allgemeine A. Anforderungen 1 Anwendungsbereich des UmweltErfüllt: managementsystems Sofern keine (UMS) fest- legen und Unterschiede in den dokumentieren. Anwendungsbereichen bestehen. EMAS: Standortbezug als Minimum Erfüllt: Bei der Ständige energiebezogenen Verbesserung des Leistung sind die UMS. Schwer- punkte Energieeffizienz, EMAS: Energieeinsatz und – ver- brauch zu Kontinuierliche betrachten. Verbesserung der Umweltleistung; Energieeffizienz und Kernindikator verbrauch gehören zu Energieeffizienz. den EMAS Kernindikatoren, Energieeinsatz ist als

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em- pfohlener Indikator gemäß Anhang IV C 3 anzusehen. 4.2

Verantwortung des Managements

Kein eigener Abschnitt

4.2. Top-Management 1

Die Verantwortung des Top-Managements umfasst:

a

Energiepolitik festlegen Managementbeauftragt en er- nennen und der Bildung eines EnergiemanagementTeams zustimmen

b

Das „Team“ kann dabei aus einer einzigen Person, z. B. dem Managementbeauftragten bestehen (Begriffe, Nr. 3.10)

c

d

Erforderliche Ressourcen für die Einführung, Verwirklichung, Aufrechterhaltung und Verbesserung des EnMS und der energiebezogenen Leistung bereitstellen Anwendungsbereich und Grenzen des EnMS festlegen

Top-Management (bzw. „Leitung“, „oberstes Führungsgre- mium“) wird in ISO 14001 und EMAS nicht mit eigenem Ab- schnitt angesprochen. Anforderungen finden sich an verschiedenen Stellen: Entspricht Abschnitt Erfüllt A.2 e Grundsätzlich erfüllt: Aufgaben entweder auf Umweltmanagementbe - auftragten (UMB) Entspricht Abschnitt bzw. Um- weltteams A.4.1 übertragen oder eigene Zuständig-keiten für Energiemanagementsy EMAS: entspricht Mitarbeiterbeteiligung s- tem (EnMS) (B.4) benennen. Ist üblicherweise im Rahmen der Or- ganisation des UMS abgedeckt.

Entspricht Abschnitt A.4.1 EMAS: Verpflichtung Erfüllt zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung (B.3)

Entspricht Abschnitt A.1

Erfüllt: Sofern keine Unterschiede in den

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Anwendungsbereichen bestehen. Entspricht Abschnitt A.4.3 e

f

Bedeutung des EnMS intern kommunizieren

Ziele festlegen

g

Angemessene Energieleistungskennzahlen (EnPI) si- cherstellen

h

Energiebezogene Leistung in langfristiger Planung berücksichtigen

i

Ergebnisse messen und in festgelegten Zeitabständen berichten

j

Management Review

4.2. Beauftragter des 2 Managements Top-Management muss Beauftragten

EMAS: Mitarbeiterbeteiligung (B.4.2)

Erfüllt

Entspricht Abschnitt A.3.3 Erfüllt: EMAS fordert mindestens Kennzahlen über den Entspricht Anhang IV GeC. samtenergieverbrauch und über den Anteil der EMAS: Energie aus Energieeffizienz als erneuerbaren EnergieKerni- ndikator für die quellen. Zusätzlich Umweltleistung sollen (gemäß Anhang gefordert. Zusätzlich IV C 3) In- dikatoren für können auch andere die in der UmIndikatoren verwenwelterklärung det und berichtet genannten werden (Anhang IV Umweltaspekte C). berichtet werden; dabei Bezug auf branchenspezifische Refe- renzdokumente. EMAS: Nicht wörtlich gefordert, aber Sinn der kontinuierlichen Grundsätzlich erfüllt Verbesserung der Umweltleistung (B.3.2). Messung entspricht Abschnitt A.5.1 Erfüllt EMAS: Umweltberichterstattu ng Anhang IV Entspricht Abschnitt Erfüllt A.6 Kein eigener Abschnitt In ISO 14001 und EMAS kein eigener

Grundsätzlich erfüllt: Aufgaben entweder auf

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benennen, der hinreichende Fähigkeiten und Kompetenzen hat. Der Beauftragte soll folgende Befugnisse und Verantwortlichkeiten haben: Sicherstellen, dass EnMS der Norm a-d entspricht und dem Top-Management berichtet wird Sicherstellen, dass Planung der Energiemanagemente Aktivitäten die Energiepolitik der Organisation unterstützt

f

Verantwortlichkeiten und Be- fugnisse festlegen und kommunizieren

g

Kriterien und Methoden für den Betrieb und die Über- wachung des EnMS festlegen

h

Bewusstsein für Energiepolitik und -ziele auf allen Ebenen fördern

Abschnitt für die dem Be- auftragten zugeordneten Aufgaben. Entspricht inhaltlich überwiegend Abschnitt A.4.1.

UMB übertragen oder ei- gene Zuständigkeiten für EnMS benennen. Die Erfüllung der Aufgaben ist Gegenstand der internen und externen Audits.

Entspricht Abschnitt A.4.1 Satz 4 und Buchstaben a und b

Erfüllt

Entspricht Abschnitt A.3.3: Zielsetzungen müssen im Einklang mit der Umweltpolitik stehen.

Erfüllt

Entspricht Abschnitt A.4.1 Satz 3

Erfüllt: Diese Kompetenzen sind in ISO 14001 und EMAS der Leitung zugeschrieben.

Entspricht inhaltlich den allgemeinen Anforderungen hinsichtlich der Erfüllt Abschnitte A.4 Verwirklichung und Betrieb und A.5 Überprüfung. Entspricht inhaltlich Abschnitt A.4.2 EMAS: Erfüllt Mitarbeiterbeteiligung (B.4)

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Anhang T2

- Die ISO 26000 unter der EMAS-Lupe

Anmerkung des Autors: Dieser Auszug dient zur Informationsbeschaffung und zeigt die Unterschiede zwischen der ISO 26000 und EMAS. Außerdem geben die Informationen Aufschluss über die Vielseitigkeit von EMAS. Diese Übersicht wurde herausgegeben von der Geschäftsstelle des Umweltgutachterausschusses (siehe Literaturverzeichnis). Die „Anhänge und Artikel“ können in der Verordnung (EG) Nr. 1221 / 2009 eingesehen werden. ___________________________ Anmerkung:

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Die Nummerierung der ISO 26000-Spalte folgt dem Aufbau des Leitfadens zur gesellschaftlichen Verantwortung (DIN ISO 26000:2011-01). Die EMAS-Spalte verweist auf die Inhaltselemente der EMAS-Verordnung (EG) Nr. 1221/2009. ISO 26000

EMAS

6.5.2 Grundsätze und Überlegungen 6.5.2.1 Grundsätze „Eine Organisation sollte die folgenden umweltbezogenen Grundsätze achten und fördern:„ Umweltverantwortung

EMAS-Betriebe haben diese Verant- wortung angenommen: Einhaltung von Gesetzen und Vorschrif- ten Nachweis muss erbracht werden, dass rechtliche Verpflichtungen im Umweltbereich eingehalten • VerantwortungfürihreUmweltauswirwerden. (Artikel 4 Abs. 4) kungen übernehmen • Verbesserung ihrer Leistung und die Leistung Dritter innerhalb ihres Einflussbereichs; Vorsorgeansatz • WeiterentwicklungderRio-Erklärung, so dass „bei drohenden schwerwiegen- den oder bleibenden Schäden an der Umwelt oder der menschlichen Ge- sundheit, ein Mangel an vollständiger wissenschaftlicher Gewissheit kein Grund dafür sein sollte, kostenwirksame Maßnahmen aufzuschieben, die zur Vermeidung einer Verschlechterung der Umwelt oder von Schäden für die menschliche Gesundheit beitragen.“ • Organisation sollte nicht nur die kurzfristigen, sondern auch die langfristigen Kosten sowie den langfristigen Nutzen der geplanten Maßnahmen berücksich- tigen; Umweltrisikomanagement • EntwicklungundImplementierungvon Programmen zur Bewertung, Vermei- dung, Verringerung und Abschwächung von Umweltrisiken und -auswirkungen

Verpflichtung, die Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern (Anhang II B.3)

Kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung Zielsetzungen, Einzelziele, Programme (Anhang II A.3.3.) Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr (Anhang II A.4.7.)

Artikel 4 Vorbereitung der Registrierung (1) Organisationen, die erstmalig eine Registrierung anstreben, a) nehmen eine Umweltprüfung aller sie betreffenden Umweltaspekte gemäß den Anforderungen in Anhang I und in 67


• Entwicklung und Umsetzung von bewusstseinsbildenden Aktivitäten und Notfallmaßnahmen

Anhang II Nummer A.3.1. vor; b) führen auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Umweltprüfung ein von ihnen entwickeltes Umweltmanage-mentsystem ein, das alle in Anhang II genannten Anforderungen abdeckt und etwaige bewährte branchenspezifische Umweltmanagementpraktiken gemäß Artikel 46 Absatz 1 Buchstabe a berücksichtigt; c) führen eine Umweltbetriebsprüfung gemäß den Anforderungen in Anhang II Nummer A.5.5. und Anhang III durch; d) erstellen eine Umwelterklärung gemäß Anhang IV. Sofern branchenspezifische Referenzdokumente gemäß Artikel 46 für die betreffende Branche zur Verfügung stehen, erfolgt die Beur- teilung der Umweltleistung der Organi-sation unter Berücksichtigung dieser einschlägigen Dokumente. (4) Die Organisationen erbringen den materiellen oder dokumentarischen Nachweis, dass sie alle für sie geltenden Umweltvorschriften einhalten. Anhang II A.3.1.Umweltaspekte A.3.3.Zielsetzungen, Einzelziele und Programm(e) A.4.7.Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr

Verursacherprinzip • DieOrganisationsolltedieKostender durch ihre Aktivitäten verursachten Verschmutzungen tragen

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DieOrganisationsollte„bemühtsein, die Kosten der Verschmutzung zu internalisieren und den wirtschaftlichen und umweltbezogenen Nutzen zu bestim- men, der durch eine Vermeidung der Verschmutzung entsteht“ Hilfsmittel könnte hier ein Rücklagenfond sein

Anhang A1

- Übersicht des Geländes, des GF

Anmerkung: Das vorliegende Dokument ist der originale Lageplanung des GF 2018. Quelle: Das Bildmaterial ist von der Garbicz Festival Sp. z o.o. Es unterliegt dem Copyright und darf nicht kopiert oder vervielfältigt werden.

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Anhang A2

- Interview mit Jacob Bilabel

Interviewprotokoll Name: Datum:

Jacob Bilabel 30.05.2018 70


Ort: Dauer: Geschlecht: Beruf: Thema1 Aufnahmegerät:

Berlin 30 Minuten männlich Geschäftsführung bei Green Music Initiative (GMI) & Smartphone via Applikation

Räumlichkeiten: Das Interview wurde in dem Büro der GMI geführt. Hierzu besitzt GMI eine große Altbauwohnung im Stadtbezirk Mitte (Berlin). Die Wohnung hatte, soweit erkannt, drei bis vier Räumlichkeiten. Der Konferenzraum, in dem das Interview stattfand, war ein ca. 20 m2 großer Raum, mit einem weißen Tisch in der Mitte und bunten Stühlen drum herum. Das Zimmer war auf Grund der großen Fenster sehr hell. Der Interviewte und der Interviewer saßen sich gegenüber, an dem weißen Tisch. Interviewsituation: Die Gesprächsatmosphäre war sehr entspannt und locker. Der Befragte wirkte sehr offen und hilfsbereit und bot dem Interviewer Himbeeren an, die sich beide während des Interviews geteilt haben. Die Antworten auf die Fragen waren sehr ausführlich und mit vielen Beispielen untermauert. Der Befragte war sehr redegewandt und konnte viel von seinem Wissen vermitteln, außerdem wirkt der Befragte sehr engagiert und selbstbewusst, jedoch nicht eingebildet, bzw. von sich zu sehr überzeugt. Die Fragen konnten mit einer Leichtigkeit beantwortet werden. Es trat nie ein langes Schweigen oder ähnliches auf. Zur Person: Jacob Bilabel ist der Mitgründer von der Green Music Initiative, der einzige Umweltverband der Musik- und Entertainmentindustrie in Europa. Bilabel kommt aus der Entertainmentindustrie und war bereits „Vice-President for New Business and Communications" bei Universal Music Germany und war ebenfalls Marketingchef bei MySpace. 2006 entschloss sich Bilabel für die Selbstständigkeit und gründete „ThinkDo-Tank THEMA1“ und kurze Zeit später wurde GMI (2008) ins Leben gerufen. GMI ist eine Plattform, Netzwerk und Beratungsstelle rund um das Thema Nachhaltigkeit für die Musik- und Entertainmentbranche. Neben Bilabels Tätigkeit bei THEMA1 und GMI, ist er einer der deutschen Mitautoren von einigen ISO-Normen, z.B. ISO-20121. 1. Laut einem Interview wurde GMI gegründet, um die Defizite auszugleichen, dass es keine Organisation gibt, die sich mit Nachhaltigkeit in der Entertainmentindustrie beschäftigt. Gibt es mittlerweile andere Institutionen, außer GMI? Es gibt in Europa und in England die „Julie‘s Bicycle“. Die sind ähnlich wie wir als Netzwerk organisiert, allerdings haben JB ihren Schwerpunkt auf Großbritannien gesetzt. Dort gibt es, wie bei uns, unterschiedliche Akteure die Beratungen anbieten. Es werden einzelne Themen rausgenommen, wie z.B. Einige thematisieren den Umgang mit Müll oder andere die Mobilität. Aber so eine Organisation, die Sektorenübergreifend unterschiedliche Themen bearbeitet und zusammenbringt, da gibt es nur uns!

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2. Bei der Green Music Initiative handelt es sich um eine Plattform zur Förderung einer klimaverträglichen Musik- und Entertainmentbranche. Was ist das Besondere an der Green Music Initiative? Wir haben unterschiedliche Art und Weisen mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten. Es gibt auf der einen Seite Formate, bei denen wir Wissen vermitteln. Das sind unter anderem: Workshops, „Panels“ oder (Podiums VA) „Round Tabels“. Dort bereiten wir dann Themen vor und laden unsere Mitglieder für einen Tag ein. Wir sprechen beispielsweise einen Tag über nachhaltige Mobilität oder einen anderen Tag über nachhaltige Energie. Auch bieten wir reine Infoveranstaltungen an, z.B. wie funktioniert: „Audience Communication“. Das ist unser Vermittlungsformat, was wir haben. Dann bieten wir aber auch klassische Beratungen an, d.h. Festivals, Clubs, Künstler oder Manager kommen zu uns und haben eine ganz konkrete Frage. Z.B.: „Wie kann ich auf dem Festival-Campingplatz erreichen, dass weniger Zelte liegen gelassen werden?“ Oder: „Wie kann ich in Zukunft Diesel-Generatoren vermeiden?“ Also das sind klassische Beratungs-Mandate, die wir annehmen. Und gibt noch eine dritte Form von Zusammenarbeit mit uns. Wir arbeiten auch mit Stiftungen und Ministerien zusammen, das sind dann vor allem Förderprojekte, bei denen wir von Dritten finanziert werden. Dadurch können wir eine kostenlose EnergieBeratung, für bspw. Clubs in Nordrhein-Westfalen anbieten, weil wir die Finanzierung z.B. von einer Stiftung bekommen. 3. Von was für einer Stiftung? Das können ganz unterschiedliche Stiftungen sein, z.B. die „Innogy Stiftung“ - das ist die RWE Stiftung, Energieagentur Nordrhein-Westfalen. In Mannheim bspw. ist es das Kreativzentrum vom Wirtschaftsministerium. Es sind also ganz unterschiedliche Formate oder Geldgeber. 4. Die Festival- und Eventbrache ist an sich eine Wegwerfwirtschaft und kann der Umwelt schaden, doch zumindest entsteht gerade ein Sinneswandel – inwieweit können Events „Green“ sein? Ich würde dieser These von erst einmal wiedersprechen wollen, d. h. ein Festival per se ist nicht umweltschädlich. Was man nicht vergessen darf ist, wenn 20.000 Menschen zusammen Musik hören, ist das vielleicht sogar effizienter, als wenn 20.000 Menschen alleine Musik hören. Also allein nur vom Energieverbrauch aus betrachtet. Zweitens: Festivals haben einen „Environmental Impact“, also einen Einfluss auf die Umwelt. Aber sie haben auch einen sehr positiven Einfluss auf die Besucher. Das heißt, wenn jemand ein tolles Festival-Wochenende hatte, nimmt derjenige auch etwas Positives mit. Kann man das jetzt mit dem Co2-Fußabdruck gegenrechnen? – Schwierig!

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Natürlich braucht ein Festival auf einer grünen Wiese, ohne eine angelegte Infrastruktur: Strom, Sanitäranlagen, Wasser, Müllentsorgung, etc. Das ist alles wichtig, muss temporär installiert werden und ist sehr aufwendig. Jedoch das was du dann da siehst, z.B. an Müll, ist gar nicht so viel mehr, als dass was hier anfällt. Es gibt Durchschnittswerte, bei denen pro Festivalbesucher zwischen 1,8 und 2,5 Kilogramm pro Besuchertag berechnet werden. Wenn du hier (Berlin) lebst und deinen ganzen Müll zusammenzählen würdest, bist du bei 1,2 bis 1,5 Kilogramm, also nur Paar 100 Gramm darunter.Y Das liegt daran, dass du das alles auf dem Festival sehen kannst. Würde ich jetzt hinter dir herlaufen und drei Tage lang deinen ganzen Müll einsammeln - sogar diesen, den du nicht siehst. Bspw. gehst du zum Dönerladen und kaufst die einen Döner, dann würden wir praktisch den Müll, den der Dönerladen macht, anteilig für dich Sammeln. Dann gehst du zu einem „Späti“ und holst dir irgendein Bier. Das würden wir dann alles auf einen Haufen legen, so wie beim Festival, damit du das mal siehst! Dann wäre der Haufen auf dem Festival, gar nicht so viel größer, als deiner. Das heißt nicht, dass man sich darum nicht kümmern muss. Das Verhältnis ist bloß so viel offensichtlicher. 5. Welche Nachhaltigkeitszertifikate kennst du? Es gibt ziemlich viele, also es gibt den ISO-Standard, den EMAS und es gibt Sektorenspezifische Zertifikate. Das „Green Events“ hat im Festivalbereich meines achtens nichts zu suchen, da es sich eher an Kongressveranstalter richtet. Du wirst sehen, dass es aus der Kongresswelt kommt, die natürlich den Kunden gegenüber, wie z.B. Daimler, SAP, die Microsoftgruppen, etc. mitteilen wollen, dass durch Green Events es nun Grüne Messe und Kongress gibt. Ich halte es für Humbug das für Festivals zu machen. Es gibt aus meiner Sicht ein paar ganz gute Zertifikate: z.B. gibt es in England „A Greener Festival“. Die haben ein Programm bei dem in der Regel zwei Assessoren (Menschen), auf das Festival kommen, es besichtigen, sich bestimmte Sachen zeigen lassen und diese sehr gut dokumentieren. Auf Basis dieser Dokumentation kann dann beurteilt werden, ob das Festival 1, 2 oder 3 Sterne bekommt. Wir bei GMI vergeben den „European Festival Award“, also ein europäischen Festival Award für Nachhaltigkeit, das ist aber eine Jury-Entscheidung. Die Jury besteht aus 10 „Nachhaltigkeitsexperten“ aus ganz Europa. 6. Inwieweit machen Nachhaltigkeits-Zertifikate Sinn? Zertifikate machen aus meiner perspektive auf drei Ebenen Sinn: Die erste Ebene ist die, wenn du in einem regulierten Umfeld bist. Das heißt wenn dir z.B. jemanden vorschreibt, dass du nur noch innerhalb folgenden Grenzen produzieren, oder ein folgender Wert nicht über- oder unterschreiten darfst. Dann sind Zertifikate wichtig, um nachzuweisen, wie gut du in bestimmten Indikatoren abschneidest.

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Zweitens: Zertifikate können spannend sein, weil sie dir helfen bestimmte Indikatoren überhaupt mal zu betrachten. Oder Indikatoren können über einen längeren Zeitraum betrachten werden, um dessen Ergebnisse zu vergleichen. Es ist natürlich interessant, wenn du etwas zu messen beginnst, bspw. Müllaufkommen oder Stromverbrauch. Ist es auch spannend zu wissen, auf welche Art und Weise die Datenerhebung stattfindet – rechnest du beim Müll nur mit dem Besuchermüll oder mit dem gesamten Müll. Welche Phasen rechnest du mit ein: z.B. Auf- und Abbau oder nur die Durchführung. Das heißt also, je mehr klare Standards und Vorgaben du hast, desto einfacher kannst du die Werte auch vergleichen. Wenn du jetzt bei dem Garbicz Festival den Müll zusammenzählen würdest, kommen da evtl. 80 Tonnen raus. Du wirst dich dann wahrscheinlich auch erstmal fragen: Ist das jetzt viel? Auf dem Haufen ist das erst einmal viel, ja. Aber ist das für 12.000 Menschen viel? Ist das viel, ist das wenig? Du willst dich irgendwann mit anderen vergleichen! Bei der Fusion, was ein bisschen ähnlich ist, wie das Garbicz Festival, haben sie vielleicht. nur 5 Tonnen, beim Boom Festival haben wir evtl. nur 2 Tonnen. Wie kann das gehen? Also da helfen dir Zertifikate, um einfach mal richtig zu schauen. Und die dritte Ebene ist: Zertifikate können dir eben auch helfen, deine Bemühungen nach außen zu kommunizieren. Und jetzt merkst du natürlich die Herausforderung: es gibt so viele unterschiedliche Zertifikate. Es gibt Zertifikate, wie den ISO-Standard 20121 – wo ich übrigens einer der deutschen Autoren bin. Das ist ein wunderbarer Standard, aber streng genommen zertifiziert der nichts anderes, außer dass du theoretisch hättest alles richtig machen können. Also eigentlich ist es wie ein Handbuch, in dem drinnen steht: hast du eine Person, die sich um Müll kümmert? Wenn ja, hat die bestimmte Vorgaben? Wenn ja, was sind diese Vorgeben und werden diese von Jahr zu Jahr überprüft? Wenn Ja, werden diese Vorgaben mit anderen abgeglichen? Die ISO 20121 gibt dir also ein Handbuch und beschriebt, was gemacht werden kann. Aber es sagt nichts über deine aktuelle Performance aus! 7. Was sagt die ISO 14001 aus? Die 14001 ist eine Umweltmanagement-Richtlinie, die beschreibt ähnlich wie die 20121 das Prozessmanagement. Im 14001 wird beschrieben, wie du Umweltmanagement angehen kannst. Außerdem zeig die ISO 14001 einen typischen Kreislauf, des Managements: „Assess, Plan, Do, Review“. Du bestimmst einen Indikator, der beobachtet werden soll. Dann erhebst du die Daten und schaust, wie du die Daten verbessern kannst. Willst von 3 Tonnen auf 2 Tonnen oder von 8 Tonnen auf 5 Tonnen Müll runterkommen? Diesen einen Wert legst du fest und im nächsten Jahr muss wieder eine Datenerhebung vorgenommen werden, das ist praktisch das „Zirkuläre System“. Es beschreibt eigentlich nur, wie Umweltmanagement funktioniert. 8.Was sind denn Mindestrichtlinien, bei Nachhaltigkeitszertifikaten, die erfüllt werden müssen? Es gibt Erläuterungen über die Kennzahlen – aber keine Mindestausstoße oder Richtwerte werden vorgegeben. Wie kann das erklärt werden?

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Das ist die absurde Situation. Wir haben in Europa für die einzelnen Länder Höchstwerte an CO2 festgelegt. Es ist klar festgelegt wie viel CO2 Deutschland emittieren darf, es ist klar festgelegt, wie viel Frankreich emittieren darf und wie viel in Europa überhaupt an CO2 ausgeschüttet werden darf. Seltsamer Weise gibt es aber noch keine Anstrengungen zusagen, wenn wir als Deutschland 100.000 Tonnen (Zahl erfunden) im Jahr emittieren dürfen, dann müsste man das eigentlich auf die verschiedenen Sektoren verteilen. Z.B. Wärme ist ein Sektor und darf meinetwegen 50 Tonnen, Mobilität darf 100 Tonnen, Chemie darf 80 Tonnen und Wohnungsbau darf 50 Tonnen emittieren. Das müsste irgendwie zugeteilt werden. Auch der Musik-Sektor müsste integriert werden, da ja alle Sektoren berücksichtigt werden müssen. Viele Wissenschaftler und viele Politiker sagen, das wird natürlich kommen. Aber wir fangen jetzt erst einmal mit den Autos und der Energie an, weil die am wichtigsten ist. Aber irgendwann und ich glaube es wird in den nächsten 5 definitiv in 10 Jahren spätestens damit angefangen. Es gibt derzeit keine festgelegten Werte, es beginnt erst gerade, dass in der Branche Daten gesammelt werden. Wir haben in den letzten 5 Jahre Energiedaten aus ganz Europa von Festivals gesammelt und besitzen jetzt knapp 500 Daten. Nun wissen wir also ungefähr, dass ein Festival der Größenordnung von 10.000 Menschen, was im Green Fielt, also total draußen stattfindet, folgenden Energieverbrauch hat, oder ein urbanes Festival mit 20.000 Menschen mit normalem Stromverbrauch folgenden energieverbrauch hat. Wir haben die Datengewinnung einzig und allein gemacht, weil wir immer wieder gefragt wurden: was sind denn die Grenzmaße, ist das viel oder ist das wenig? Also nur wenn du dafür ein Gefühl hast, wirst du auch erste Werte festlegen können. Du merkst ja selber, die Produktionen sind so unterschiedlich. Wenn du jetzt euer Garbicz produzierst, wo ihr wahrscheinlich einen einzigen Stromanschluss habt und den Rest Generatoren. Oder wie beim „Lollapalooza“, das komplett am Stromnetz dran ist. Also wenn Garbicz genau soviel emittieren dürfte wie das Lollapalooza, also ein gleichgroßes Festival, da könnte man sagen, es wäre unfair, weil das Garbicz keinen Stromanschluss hat und Generatoren-Strom benutzen muss - der viel dreckiger ist. Das heißt es gibt bis jetzt noch keine klaren ziele. Die werden aber kommen. Jetzt bist du in einer Phase, das nennt man „Pre-Compliance“. Also eine Phase der Vorregulation, dass du beginnst zu begreifen, wie viel CO2 produziert wird, warum und wo es herkommt? Ist das Strom, ist das Essen, ist das Mobilität? Wenn dann jemand auf dich zukommt und dir sagt, es muss jetzt eine CO2-Einsparung vorgenommen werden, weißt du welche Einflussfaktoren du besitzt und wie dieser vermindert werden könne. Also kurze Antwort: Nein, es gibt noch keine Vorgaben, es gibt nur nationale Vorgaben. Es werden aber Vorgaben für Festivals kommen. Das ist auf europäischer Ebene in der Diskussion, weil es natürlich nicht sein kann, dass die Festivalindustrie einfach so machen kann, wie sie das möchte. Es braucht wahrscheinlich, schrecklicher weise, so etwas wie die „Love Parade“, welche das Sicherheitsdenken noch mal klar Präsent gemacht hat. Ich weiß zwar nicht was es beim Umweltdenken sein soll, aber wir sehen das ja alle. Der Klimawandel ist

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nur soweit vorgeschoben, aber eigentlich müsste man sagen die Toten bei der Love Parade sind ein Witz, gegen das was kommt, wenn wir diese Scheiße mit dem Klimawandel nicht in den Griff kriegen, so furchtbar das auch klingt. 9. Was sagst du zu privaten Zertifikaten von industriellen Anbietern, wie FABAB oder CO2OL? Da gibt es ein riesen Problem. Es gibt ein paar Proprietäre, d.h. eigenständige und nur sich selbst verpflichtende Zertifikate. Oft machen das diese CO2 neutralen unternehmen, die ich als eine Katastrophe empfinde. Bei diesen Zertifikaten errechnet das Unternehmen seinen CO2-Fußabdruck und für das was nicht verhindert werden kann, kauft das Unternehmen Zertifikate. Anschließens kann es bspw. sagen, das Event sei klimaneutral. Die Anbieter geben dann oft Zertifikate raus und sagen „Green Event“ und wenn ich dann hinschaue, kann ich erkennen: die haben nur 120 Euro in irgendeinen CO2-Topf gezahlt und sagen, dass sie ein „greenes“ Event sind, obwohl sie dafür nichts gemacht haben. Das ist ein riesen, riesen Beschiss. Und da gibt es so ein Business, wie CO2OL. Bei dem das Geld in die Wiederaufholzung geht. Versteh mich nicht falsch, ich bin dafür jeden Wald aufzuholzen, im besten Fall ihn gar nicht erst platt zu machen. Diese Zertifikate führen aber dazu, dass teilweise in Ländern ein großes Baumgebiet platt gemacht wird, um diese anschließend gleich wieder aufzuforsten und finanziert wird dies durch diese Zertifikate. Dann können Unternehmen sagen, dass sie CO2-Neutral sind, aber im Enddefekt hat sich nichts geändert. Das ist also aus meiner Sicht betrug und ich finde es gefährlich. 10. Inwieweit wird Unterstützung vom Staat angeboten, um die Nachhaltigkeit zu fördern? Es gibt natürlich Programme für Nachhaltigkeit, die sind allerdings in der Regel nicht ausgelegt für Kultureinrichtungen und auch nicht ausgelegt für temporäre Veranstaltungen. Da muss man sich ein bisschen drum kümmern. Aber natürlich gibt es dafür Budgets und jedes Festival, was eine gute Verbindung und gute Beziehungen zu seinen Lokalpolitikern hat, kann sicher den einen oder anderen Fördertopf anzapfen. Man sagt: „Hör zu. Einmal im Jahr machen wir bei euch richtig Hali Gali, würden das in Zukunft auch gerne weiter machen, aber am liebsten mit ein bisschen weniger CO2 und weniger Umwelteinflüssen.“ Da ist kein Politiker abgeneigt.

11. Kann man ein Festival als Chance nutzen, den Besuchern etwas näher zu bringen?? Es ist eine Chance. Ich glaube das Wunderbare ist, das ein Festival ja wirklich für drei Tage ein soziales Experiment ist, bei dem Menschen auf eine Art bereit sind zu experimentieren, mit allem. Mit: Drogen, mit Liebe, mit Musik mit der Form des Zusammenlebens. Wie geht das eigentlich drei Tage hier mit miteinander? Das heißt es besteht eine ganze besondere Situation und wenn du jetzt sagst: „Wow das nehme ich ernst und jetzt addiere ich noch ein bisschen Nachhaltigkeit. Ohne den Zeigefinger,

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also ohne das ich auf dich zeige!“ Und nun sage: „Lass doch mal ausprobieren, wie das gehen kann – ich mach dir dieses Angebot – dann kann etwas magisches passieren. Nachträglich hinzugefügt 12. Gibt es bereits alternative Energiequellen? [Diese Frage wurde per Telefonat von Herrn Bilabel beantwortet.] „Off-grid“ Energieerzeugung auf Festivals ist ein spannendes Thema. Aktuell wird das fast überall so gemacht wie schon vor 50 Jahren: dreckige Dieselgeneratoren. Es ist billig, einfach und erzeugt viel CO2. Die Zukunft ist die Wasserstoff- Brennstoffzelle. Davon können kleine, die ich unter meinem Arm tragen kann, mein gesamtes Büro mit Energie versorgen. Komplett ohne Emissionen. Ab 2020 werden wir erste Prototypen für Festivals zum Testen bekommen.

Anhang A3

- Mailverkehr mit der Organisation Green Globe

Anmerkung des Autors: Aus Datenschutzrechtlichen Gründen werden keine Namen preisgegeben, außerdem werden nur relevante Ausschnitte des Mail-Verkehrs

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abgebildet. Green Globe ist ein Nachhaltigkeitszertifikat für Unternehmen der Reiseund Tourismusbranche, auf das Fairpflichtet aufbaut. Mail des Autors Liebe Herr/Frau, Ich bin Student und bestreite derzeit meine Bachelor Arbeit […]. Wie bei anderen Zertifikaten, wird oft von Mindestanforderungen gesprochen, allerdings sind diese nirgends zu finden. […]. Wie sehen diese Mindestanforderungen aus? Können sie mir Informationen zu kommen lassen? […]. Mit lieben Grüße Autor Antwort der Organisation Sehr geehrter Herr Autor, Der Komplette Green Globe Standard ist exklusiv für unsere Mitlieder. Eine Standard Übersicht mit allen Kriterien können sie online auf unserer Webpage finden. https://greenglobe.com/standard/ Jedes Kriterium hat unterliegende Indikatoren, welche unseren Mitgliedern Schritt für Schritt zur Erfüllung des Kriteriums leiten. Diese sind jedoch, wie bereits erwähnt, exklusiv für Mitglieder einsehbar. Der Fairpflichtet Leitfaden beruht zusätzlich auf dem Green Globe Standard. Viel Erfolg bei ihrer Bachelor Arbeit. Best regards […] Herr/Frau

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Sperrvermerk Die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel „Nachhaltige Festivals – Handlungsansätze für die Umsetzung

von Nachhaltigkeitszertifikaten auf Festivals, am Beispiel des Garbicz Festivals“ enthält vertrauliche Daten des Unternehmens:

Garbicz Festival Sp. z o.o. Kosciuszki 44 PL 66-235 Gadkow Wielki POLAND

Die Arbeit darf nur dem Erst- und Zweitprüfer sowie befugten Mitarbeitern des Prüfungsamtes vorgelegt werden. Eine Veröffentlichung oder Vervielfältigung der Arbeit ist innerhalb der Sperrfrist (bis 30.12.2023) nicht gestattet. Die Sperrfrist kann in Ausnahmefällen nur mit Genehmigung des Verfassers und des Unternehmens umgangen werden. Eine Einsichtnahme der Arbeit durch unbefugte Dritte kann nur unter ausdrücklicher Genehmigung des Verfassers sowie des Unternehmens in Form einer Vertraulichkeitserklärung erfolgen.

Diese Arbeit ist geistiges Eigentum von Felix Thymen Erdmann.

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Felix Erdmann, Berlin den 29.08.18

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