Druck: Pinguin Druck GmbH, Marienburger Straße 16, 10405 Berlin
Redaktionsschluss: 06.11.2024
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
in der Anlaufstelle fragen wir uns täglich: Wie kommen wir von VauVauVau zu WeWeWe? Also vom falschen Narrativ des Verbots, Verzichts und Verlusts ganz praktisch zu Wachstum, Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit in der Kultur?
Wir wollen den Menschen helfen, die Kunst, Kultur und Medien herstellen. Damit sie sich schon heute auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten können. Und wir in Deutschland auch in Zukunft in der Kultur noch sichere Räume für Kreativität, Fantasie und Mut haben. Wir schützen die kulturelle Infrastruktur, Jobs für Menschen und so letztlich die Kunstfreiheit, die wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen werden.
Die Expert:innen der Green Culture Anlaufstelle (GCA), die Ende 2023 aus dem Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit hervorging, haben dies zu ihrer täglichen Aufgabe gemacht und dazu in dem Jahr seit ihrer Gründung viele innovative Angebote entwickelt. Mehr als 2.500 Menschen aus allen Bereichen des kulturellen Sektors nutzen diese regelmäßig.
Vor allem im Rahmen der GCA Sprechstunde, aber auch mit anderen Angeboten wie der Wissensdatenbank und dem Better-Practice-Format Perspektiven geben meine Kolleg:innen all jenen Orientierung und Hilfe, die sich fragen,
wie sie ihre Reise der Betriebsökologie angehen und gestalten sollen –ganz gleich, ob sie noch am Anfang ihrer Nachhaltigkeitssafari stehen oder sich schon mittendrin befinden.
Bereits jetzt zeigt sich ein deutlicher Trend zur Systematisierung der Standards und Prozesse, wodurch in Zukunft vieles einfacher wird. Die Transformation ist sozusagen selbst nachhaltig geworden. Dass Kreativität, Diversität und Spaß dabei nicht auf der Strecke geblieben sind, zeigt sich nicht nur in unserer täglichen Arbeit, sondern auch bei unserem jährlichen Netzwerktreffen, dem Green Culture Festival, zu dem ich Sie schon jetzt herzlich einlade.
Zum Start der Heizperiode möchte ich Ihnen die in diese Broschüre integrierte Sprint20-Checkliste zum Thema Energieeffizienz in der Kultur wärmstens ans Herz legen. Sie bietet einen ersten, niederschwelligen Einstieg in das Thema, mit dem erhebliche Kosteneinsparungen realisiert werden können. Es lohnt sich also doppelt.
Viel
Vergnügen beim Lesen wünscht Ihr Jacob Bilabel
HABEN WIR NOCH ZEIT?
VON
In diesem einen Jahr, in dem ich jetzt die Green Culture Anlaufstelle mit aufbauen darf, wurde ich oft gefragt, warum denn eigentlich alles so lange dauern würde. Wir alle wüssten doch, was zu tun sei. Was es für die ökologische Neuausrichtung des Kunst-, Kultur- und Mediensektors braucht, sei doch offensichtlich: Geld und passende Rahmenbedingungen. Die Lösung: (Kultur-)Politik müsse schneller sein. Schneller Geld bereitstellen, schneller die Rahmenbedingungen setzen. Um die kulturelle Infrastruktur zukunftsfest zu machen, ja, um sie in ihrer Vielfalt retten zu können. Ich nickte stets. Stimmte ja alles. Wir haben keine Zeit und alles muss schneller gehen. Aber warum ist eigentlich vieles so langsam? Und wie können wir Tempo machen?
Die Fragen zeigen einerseits, wie hoch die Motivation im Sektor ist, wirklich etwas ändern zu wollen. Andererseits stellen sie mich vor die Herausforderung, notwendige
politische Prozesse in Schutz nehmen zu wollen und darauf zu verweisen, dass es nun mal auch gute Gründe gibt, dass Entscheidungen länger dauern (müssen). Zumindest in demokratischen Staaten.
Demokratische politische Systeme haben eine Eigenzeit, die sich aus der Systemfunktion ergibt, kollektiv bindende Entscheidungen treffen zu müssen. In Demokratien dauern diese Entscheidungsfindungsprozesse länger, weil viele Stimmen gehört und berücksichtigt werden wollen, anders als in Autokratien oder gar Diktaturen. Was sind denn beispielsweise die notwendigen und richtigen Rahmenbedingungen, deren schnelle Umsetzung gefordert wird? Frage ich die Soziokultur, sind es sicher andere als bei der Filmbranche, dem Museumssektor oder der Clubkultur. Dass das so ist, ist gut und richtig. Anhörungen, Einholung von Expertise, Verhandlungen und Kompromissfindungen – all das kostet Zeit, die wir uns nehmen müssen.
Die Vorbereitung von Entscheidungen wird bisher vorrangig in den Verwaltungen vollzogen. Und an dieser Systemstelle besteht die Gefahr, dass es zu Verlangsamungsdynamiken kommt. Wo einerseits systemimmanente Ablaufvorgaben (Bürokratie) bremsen, treffen andererseits hochkomplexe Probleme oftmals auf nicht ausreichend vorhandene Expertise. Verwaltungen sind dann primär in Prozesssteuerungen gefangen, statt Ergebnisse zu erzeugen, auf deren Grundlage Politik Entscheidungen treffen kann. Und wenn Ergebnisse vorliegen, muss die Verwaltungsvorlage erst durch alle Instanzen hoch und wieder runter. Das darf nicht als Kritik an Verwaltungen
verstanden werden, die durch ihre Verfahren eine hohe Legitimität erfahren, wie es schon Niklas Luhmann beschrieb. Aber es muss festgehalten werden, dass eine systemimmanente Verlangsamungsdynamik die Lösungsfindung zum Schutz des Kulturbetriebs vor der Bedrohung durch die Klimakrise deutlich erschwert.
Denn die Klimakrise und die Preissteigerungen bei Gas und Strom nehmen keine Rücksicht auf demokratische Entscheidungsfindungsprozesse, bürokratische Verwaltungsstrukturen und, wenn sie im schlimmsten Fall noch hinzukommt, fehlende Expertise bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eine weitere negative Folge ist die Erschöpfung auf Seiten hochmotivierter Menschen, die Tempo machen wollen. Die Lösung sind Einrichtungen, die schneller darin sind, den Prozess der Entscheidungsvorbereitung für Politik zu vollziehen. Die Green Culture Anlaufstelle ist eine solche Einrichtung, gefordert im Koa-
litionsvertrag, eingerichtet durch die Kulturstaatsministerin. Kulturpolitische Zielsetzung war es, ein Instrument zwischen Politik, Verwaltungen, Kunst-, Kultur- und Mediensektor zu etablieren, das Prozesse beschleunigt, Transaktionskosten und -aufwände verringert und somit agiler und schneller auf die hochkomplexen Herausforderungen reagieren kann. Und all das, ohne die für Demokratien notwendige Eigenzeit des politischen Systems in Frage zu stellen. Verwaltungen können nun auf die in der Anlaufstelle generierte Expertise zurückgreifen. Sicher müssen sich neue Strukturen an den Schnittstellen zurechtruckeln und neu koppeln. Der Mehrwert wird aber schon jetzt sichtbar. Es ist erfreulich zu sehen, dass auch in den Ländern vermehrt komplementäre Strukturen nach dem Vorbild der Anlaufstelle auf Bundesebene aufgebaut werden. Dies kann nur dazu führen, dass wir alle gemeinsam schneller ans Ziel kommen, nämlich den Kunst-, Kultur- und Mediensektor so zukunftsfest zu bekommen, dass seine vielfältige und weltweit einzigartige Infrastruktur erhalten bleibt.
Mario Graute
leitet die strategische Kommunikation der Green Culture Anlaufstelle. Zudem ist er für das Beziehungsmanagement im Netzwerk zuständig und setzt mit dem Event-Team der Anlaufstelle das Green Culture Festival um. Mario Graute studierte Politikwissenschaft und Politische Kommunikation an der Universität Bielefeld. Nach erfolgreich abgebrochenem Dissertationsversuch arbeitete er in der Kulturpolitik auf Bundesebene.
TRANSFORMATION IST EIN TEAMSPORT
Die Green Culture Anlaufstelle bietet Sprechstunden zur ökologischen Transformation im Kulturbereich an. Im Interview gibt das Beratungsteam Einblicke in seine Arbeit.
Die Sprechstunde gibt es in der jetzigen Form seit April 2024. Wie wurde das Angebot bisher aufgenommen?
Wer lässt sich von euch beraten?
Melinda: Wir haben bisher gut 300 Beratungen durchgeführt. Die Motivation ist also definitiv hoch. Das freut uns natürlich. Das Spektrum von Interessent:innen ist breit. Es reicht von freien Kunstschaffen-
den über mittlere Projekte bis hin zu großen Institutionen.
Wie kann man sich anmelden, und welche Themen bietet ihr an?
Franziska: Die Sprechstunde findet als Online-Meeting statt und kann über unser Kalender-Tool gebucht werden. Die Initialberatung oder Orientierung bietet einen ersten Überblick über mögliche Ansätze und Maßnahmen. Wer schon weiter ist, kann zwischen den Themen Klimabilanzierung, Energieeffizienz, Managementsysteme/Reporting, Kreislaufwirtschaft und Widerstände wählen. Auch bei den Spezialthemen geben wir vor allem Orientierung, beantworten Fragen, zum Beispiel zu Fördermöglichkeiten, und besprechen Probleme. Die Sprechstunde ist also keine durchgehende Transformationsbegleitung. Dafür vermitteln wir an bestehende Angebote und Expert:innen im jeweiligen Bereich.
Wie ist der Ablauf, zum Beispiel beim Thema Klimabilanzierung?
Melinda: Das Thema Klimabilanzierung ist beliebt, weil man hier mit überschaubarem Aufwand eine erste Bestandsaufnahme machen kann, sprich: Welche Emissionen verursachen wir eigentlich? Der Ablauf ist aber für alle Themen ähnlich.
Wir klären im Gespräch und zum Teil auch vorab die Rahmenbedingungen und den aktuellen Stand ab. Dann geht es, ausgehend von der konkreten Situation, um das Wie. Für die Klimabilanzierung gibt es zum Beispiel seit Anfang des Jahres den CO2-Kulturstandard, der bundesweit und spartenübergreifend für den Kultursektor anwendbar ist. Damit lässt sich sehr gut arbeiten, besonders in Verbindung mit dem parallel dazu entwickelten Klimabilanzierungstool.
Klimabilanzierung ist also ein guter Einstieg. Was kann ich danach tun, um meinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern? Den Energieverbrauch senken?
Sophie: Die Erhöhung der Energieeffizienz ist tatsächlich ein zentraler Punkt, mit dem man in Zeiten hoher Energiepreise auch ganz konkret Geld sparen und das Thema intern gut „verkaufen“ kann. Das ist mitunter komplex und technisch anspruchsvoll, etwa wenn es um bauliche Veränderun-
gen geht. Es gibt aber auch niederschwellige Maßnahmen, wie die Sprint20-Checkliste des Aktionsnetzwerks Nachhaltigkeit zeigt. Wichtig ist immer eine genaue Analyse des Ist-Zustands, um die Maßnahmen zielgerichtet anzupassen, technische Einstellungen vorzunehmen und Amortisationszeiten auszurechnen.
Nicht nur beim Thema Energie sind ja auch zunehmend gesetzliche Vorgaben zu beachten. Inwieweit spürt ihr da eine Veränderung im Vergleich zu früher?
Lucas: Obwohl wir uns langsam aus der Pre-Compliance-Phase verabschieden, ist die Motivation im Kulturbereich meist noch immer intrinsisch. Aber Aktivitäten werden zunehmend systematisiert, verstetigt und kommuniziert, etwa über Leitfäden, Zertifizierungen und Nachhaltigkeitsberichte. Mit einem Managementsystem geht man dann sogar daran, die eigenen Strukturen grundsätzlich zu überdenken und zu verändern.
Sophie Brune Energieeffizienz
Stehen wir also an der Schwelle zur Institutionalisierung von Nachhaltigkeitsbemühungen im Kultursektor?
Franziska: Zum Teil schon. Aber kreative Lösungen sind noch immer sehr wichtig, zum Beispiel beim Thema Kreislaufwirtschaft, wo die Verlängerung der Materiallebenszyklen vom Bühnenbild über Ausstellungsvitrinen bis hin zu Kostümen ein wichtiger Schwerpunkt ist. Da braucht es genau die Kreativität und das „Out-of-theBox-Denken“, für die der Kultursektor steht und stehen sollte.
Ihr beratet auch zu Widerständen. Wie wichtig ist dieses Thema?
Lucas: Sehr. Wie bei jedem ChangeProzess gibt es auch bei der ökologischen Transformation Widerstände. Deshalb ist es in der Beratung so wichtig, die Voraus-
Lucas Zimmermann Managementsysteme/Reporting, Orientierung, Widerstände
setzungen zu klären. Ziehen alle an einem Strang? Oder sitzt da eine Einzelkämpferin, die die anderen erst noch überzeugen muss?
Transformation ist ein Teamsport. Alle müssen mitgenommen werden, vor allem auch die Führungsebene, sonst erreicht man am Ende wenig.
Energieeffizienz in der Kulturbranche: Deine Checkliste zur Nachhaltigkeit
Was ist das Problem?
Die Welt der Kultur ist geprägt von Kreativität, Inspiration und Ideenvermittlung. Doch das Betriebssystem Kultur braucht dringend ein Update: Die Kosten für Energie steigen weiter, und die Kulturbranche muss Energie einsparen. Es ist an der Zeit, das Problem anzugehen und Klarheit zu schaffen. Wir sind Sprint20 und können Dir dabei helfen.
Du, Kulturinstitution, was kannst DU tun?
In der ersten Phase unseres Projekts im Jahr 2023 haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt und gesehen, dass Energieeffizienz in der Kulturbranche funktioniert.
Wir haben es erlebt, und Du kannst das auch.
Du denkst vielleicht, es sei schwer, den Energieverbrauch zu reduzieren. Aber lass Dich nicht entmutigen!
Wir sind hier, um Dir zu helfen. Du musst es ohnehin tun, also lass uns gemeinsam anfangen.
Verpflichtung und Verantwortung
Als Kultureinrichtung trägst Du eine Verantwortung, die über die Bühne und den Ausstellungsraum hinausgeht. Du hast die einzigartige Gelegenheit, ein Leuchtturm für Nachhaltigkeit zu sein. Die Welt schaut hin und erwartet mehr von uns. Es ist an der Zeit, diese Verpflichtung anzuerkennen und Verantwortung zu übernehmen.
Interesse ? HIER gibt’s Mehr:
Informiere und Motiviere Langfristig Planen
Der Fokus auf Energieeffizienz ist nicht nur gut für Dich, sondern für uns alle. Teile Deine Erfolge und inspiriere Kolleg:innen, Besucher:innen und die Welt. Sei ein Vorbild und zeige, dass Veränderung möglich ist.
Dein Engagement für Energieeffizienz hört nicht hier auf. Blicke in die Zukunft und plane langfristig. Wir bauen ein Netzwerk aus Energieberatenden auf, welches Dir helfen kann.
Schlüssel zur
Veränderung
Unsere Mission ist es, die Kulturbranche zu einem Vorbild für Nachhaltigkeit zu machen. Warum? Weil wir glauben, dass der Kultur eine einzigartige Kraft innewohnt und eine bedeutende gesellschaftliche Rolle zukommt. Aber wir müssen anfangen, nachhaltiger zu handeln.
Um den Weg zur Energieeffizienz erfolgreich zu beschreiten, ist es unerlässlich, zuerst den Ist-Zustand zu analysieren und ein Verständnis für Deinen Energieverbrauch zu entwickeln.
Hier sind die Schritte, die Du unternehmen solltest:
1. Energiebilanz erstellen
Beginne mit der Erstellung einer detaillierten Energiebilanz für
Deine Kultureinrichtung. Sammle Informationen über Deinen aktuellen Energieverbrauch, indem Du Deine Energierechnungen der letzten Jahre analysierst.
Dies ermöglicht Dir, Muster und Trends zu erkennen.
3. RaumklimaAnforderungen
Definiere die Anforderungen an das Raumklima in Deiner Kultureinrichtung. Welche Temperaturen, Luftfeuchtigkeitswerte oder sogenannte Klimakorridore sind erforderlich? Achte darauf, Dich mit aktuellen Standards vertraut zu machen.
Schritt 1: Klären —
Verstehen und Klarheit schaffen
2. Haustechnik verstehen
Untersuche Deine Haustechnik und lerne, wie sie funktioniert. Das schließt Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Beleuchtung und Deine kulturbetriebsspezifische Technik mit ein. Stelle sicher, dass Du die Kontaktdaten von Ansprechpartner:innen für Wartung und Reparaturen hast.
4. Einsparpotenzial erkennen
Durch die Analyse Deiner Energiebilanz und das Verständnis Deiner Haustechnik sowie der Raumklima-Anforderungen kannst Du mögliche Einsparpotenziale identifizieren. Diese könnten in Bereichen wie Heizung, Kühlung, Beleuchtung oder Belüftung liegen.
DER WEG ZUM ERFOLG
Schritt 2: Optimieren —
MaSSnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs
Nachdem Du Klarheit über Deinen aktuellen Energieverbrauch hast, kannst Du konkrete Maßnahmen ergreifen, um diesen zu reduzieren. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Du den Energieverbrauch optimieren kannst:
2. Effiziente technische Ausrüstung
Stelle sicher, dass Du energieeffiziente Geräte und Beleuchtung verwendest. Denke daran, herkömmliche Glühbirnen durch LEDLampen zu ersetzen, Energiesparmodi zu aktivieren und elektrische Geräte bei Nichtgebrauch auszuschalten. In wenig frequentierten Bereichen können Bewegungsmelder für die Beleuchtung eingesetzt werden.
1. Gebäudeoptimierung
Verschaffe Dir einen Überblick über Deine Gebäudestruktur im Hinblick auf mögliche Verbesserungen der Dämmung. Da das Thema komplex ist, beauftrage eine Energieberatung, z.B. hier: energie-effizienz-experten.de
3. Mitarbeitendenund Besuchendenverhalten
Sensibilisiere Mitarbeiter:innen und Besucher:innen für Energieeffizienz. Biete Schulungen und Informationen an, um ein bewusstes Verhalten zu fördern, wie das richtige Heizen und Lüften.
DER WEG ZUM ERFOLG
Schritt
3: Motivieren
— Kommunikation und Bewusstseinsbildung
Der erfolgreiche Fokus auf Energieeffizienz erfordert die Mitwirkung und Motivation aller Beteiligten in Deiner Institution. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Du das Bewusstsein schärfen und andere motivieren kannst:
1. Kommunikation nach innen und auSSen
Teile Deine Energieeffizienzmaßnahmen transparent mit Mitarbeiter:innen, Besucher:innen und Partner:innen. Veröffentliche Erfolgsgeschichten und Fortschritte, um das Engagement für Nachhaltigkeit sichtbar zu machen.
2. Schulungen und Weiterbildungen 3. Vorbildfunktion
Biete Schulungen und Weiterbildungen an, um das Wissen und die Fähigkeiten Deiner Kolleg:innen im Bereich Energieeffizienz zu stärken. Dadurch können sie aktiver zur Umsetzung beitragen.
Lebe Energieeffizienz vor und zeige, dass positive Veränderungen möglich sind. Lade andere Kultureinrichtungen und die Gesellschaft ein, ebenfalls nachhaltig zu handeln.
Bereit für die Veränderung?
Der Weg
zur Energieeffizienz in der Kulturbranche beginnt hier und jetzt. Wir sind an Deiner Seite, um Dich zu unterstützen. Bist Du bereit, den ersten Schritt zu machen und die Welt zu inspirieren?
Checkliste klären optimieren
Muss das gesamte Haus beheizt werden?
Flure, Korridore, und Ladebereiche könntet Ihr als Kaltzonen definieren. Beachtet hierbei die Temperaturvorgaben der Arbeitsstättenverordnung, wenn Personen in den Bereichen arbeiten.
Sind die Energieverbräuche im Haus bekannt?
Nehmt Euch die Zeit und sammelt die Verbrauchsabrechnungen der letzten Jahre (vor Corona, in Corona, nach Corona). Fernwärme, Gas, Strom, andere Energieträger – alle Abrechnungen sind wichtig.
Können Euch Eure Energieversorger mit zeitlich fein auflösenden Lastkurven versorgen?
Fragt die Energieversorger danach – gut ist eine Auflösung im 15-Minuten-Takt. Damit seht Ihr, wann wie viel Energie verbraucht wird und kommt den großen Energieverbrauchern auf die Spur. Das kann ein Teil der Bühnentechnik oder auch der uralte Kaffeeautomat in der Teeküche sein, die stets zeitgleich eingeschaltet werden.
Ist die Haustechnik optimal eingestellt und gewartet?
Sammelt die Kontakte der Ansprechpersonen für Wartung und kommt mit den Techniker:innen ins Gespräch. Richtige Wartung sorgt für niedrigere Verbräuche.
Habt Ihr genügend Messstellen im Haus, die die Energieverbräuche von einzelnen Bereichen abbilden?
Die separate Erfassung der Verbräuche zum Beispiel von Kulturveranstaltungsbereichen und Catering hilft
Euch, die großen Verbraucher im Haus selbst zu identifizieren.
So könnt Ihr Stück für Stück die Problemzonen angehen.
Kennt Ihr bereits die Schwachstellen Eurer Gebäudehülle?
Die Frage ist Euch bestimmt nicht neu. Schlechte Dämmung ist ein großes Thema und die Kosten zur Optimierung können sehr hoch sein. Ihr spart nach einer Modernisierung massiv Energie. Hier hilft Euch eine Energieberatung weiter, um die für Euch sinnvollen und kosteneffizienten Maßnahmen zu identifizieren.
Auch können Energieberatende Euch einen Preisrahmen für die Maßnahmen nennen und Euch bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützen. Der Begriff für die Dämmqualität ist der U-Wert. Dieser sollte möglichst niedrig sein. Es gibt gesetzliche Mindestanforderungen bezüglich der Dämmwerte im Neubau und bei Sanierungen, diese dürfen gerne auch übertroffen werden.
Habt Ihr schon überall LEDs verbaut?
Diese Frage kennt Ihr bestimmt zur Genüge. Wenn nicht: Jetzt ist der Zeitpunkt! Ja, es gibt LEDs heute auch mit tageslichtähnlichem Spektrum und damit sehr guter Lichtqualität. Aber auch sonst gilt: Haustechnik kritisch anschauen und auch im Kleinen optimieren! Zum Beispiel Zusatzheizungen ersetzen – gut sind Infrarot-
Fußmatten für warme Füße unterm Schreibtisch. Diese verbrauchen oft nur 10 % einer klassichen Elektrozusatzheizung und sind günstig in der Anschaffung.
Ist die Regelung und Steuerung der haustechnischen Anlagen auf dem neuesten Stand?
Hier kann mit Optimierungsmaßnahmen viel Energie eingespart werden. Alte Anlagen können oft mit moderner Steuer- und Regelungstechnik nachgerüstet werden. Diese „investiven Maßnahmen Light“ sorgen oft für zweistellig niedrigere Energieverbräuche bei den Anlagen, ohne dass sie komplett ersetzt werden müssten. Und das für einen Bruchteil der Kosten einer Neuanlage.
Habt Ihr Bereiche im Haus, die besondere Anforderungen an das Raumklima haben?
In Museen mit empfindlichen Exponaten sind oft enge Klimakorridore einzuhalten. Macht Euch sachkundig zu den aktuellen Empfehlungen (z.B. beim DMB) und verhandelt Leihverträge entsprechend nach. Hier gibt es viel Einsparpotenzial – ein Grad Temperaturunterschied macht bis zu 6 % Energieersparnis aus!
sprinT20-expert:innen
Sprecht Eure Energieversorger an und erfragt Lastkurven Eures Stromverbrauchs. Die benötigt Ihr für die Zusammenarbeit mit Energieberatenden und Ihr bekommt einen Überblick über Eure Spitzenlasten.
lutz hofmann technischer direktor im theaterbereich
Energieberatung ist ein wichtiger Schritt für Eure Nachhaltigkeitsstrategie. Über die EnergieeffizienzExperten Liste der DENA findet Ihr kompetente Berater:innen in Eurer Nähe. Die Beratung liefert wichtige Informationen, wie Ihr im Haus Energie sparen könnt –und welche Sanierungsmaßnahme für Euch am meisten Sinn macht.
Auch bei Förderanträgen helfen
Euch die Energieberatenden weiter.
sabine jellinghaus dipl.-ing. und energieberaterin
motivieren Checkliste Checkliste
Wie können Mitarbeitende und Kolleg:innen motiviert werden, Energie zu sparen?
Wir haben festgestellt, dass Veränderungen einfacher umzusetzen sind, wenn es ein allgemeines Verständnis für die Maßnahmen gibt. Energiesparen ist als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie eine Querschnittsaufgabe.
Holt daher alle Abteilungen mit ins Boot und trefft Euch regelmäßig –zum Beispiel quartalsweise.
In manchen Fällen können strukturelle Veränderungen richtig viel Energie einsparen. Wie eine Neuordnung von Büroarbeitsplätzen oder FlexofficeRegelungen. Diese Art von Veränderung benötigt einen intensiven Abstimmungsprozess aller Betroffenen. Holt dafür auch die Personalvertretung ins Boot, um eine gute Lösung für alle zu finden.
Wie kann die Öffentlichkeit, einschließlich der Besucher:innen, über Energieverbräuche und Energieeinsparungen (und evtl. sogar eigene Stromproduktion über Solar und Wind) informiert und einbezogen werden?
Energie ist heute ein gesamtgesellschaftliches Thema. Eine transparente und offene Kommunikation über eigene Verbräuche und Einsparmaßnahmen nimmt Kritiker:innen den Wind aus den Segeln. Kann in Deinem Haus dem Thema eine Ausstellung oder eine andere künstlerische Auseinandersetzung gewidmet werden?
Welche Schritte sind notwendig, um die Funktionsweise der Haustechnik und des Lüftungskonzepts zu erklären?
Ihr habt sicher Expert:innen im Haus –zum Beispiel im Facility Management oder der Haustechnik – die sich mit dem Thema auskennen und gerne ihr Wissen weitergeben. Koppelt einen Workshop mit ohnehin stattfindenden Mitarbeitendenversammlungen oder Treffen von Abteilungen, um für das Thema zu sensibilisieren und die Mitarbeitenden weiterzubilden.
Habt Ihr noch Drehregler an den Heizungen?
Wenn Ihr statt Thermostaten noch einfache Drehregler an den Heizungen habt, dann solltet Ihr sofort handeln und diese ersetzen. Die Kosten sind minimal, die Einsparungen hoch.
Habt Ihr einen Überblick über Eure Besuchenden- und Mitarbeitenden-Verkehre?
Jede Kulturinstitution ist anders: Die Tipps, wie die Anreise umweltfreundlicher gestaltet werden kann, sind sehr verschieden. Habt Ihr schon mal darüber nachgedacht, das Nahverkehrs-Ticket in die Eintrittskarte zu integrieren? Das stößt bei vielen Nahverkehrsbetrieben auf offene Ohren – und Ihr habt etwas Positives zu kommunizieren!
PLANEN LANGFRISTIG
1.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit brauchen Verantwortung.
Die Aufgabenvielfalt ist groß. Daher ist es empfehlenswert, verantwortliche Personen mit ausreichenden Ressourcen auszustatten. Plant eine oder mehrere Stellen für ein Nachhaltigkeitsteam ein und besetzt die Stellen mit qualifizierten Personen.
Diese Personen betreuen das Querschnittsthema auf allen Ebenen nach innen und außen und sind mit den Abteilungen im Gespräch, um das Thema innerbetrieblich konstant weiterzuentwickeln.
Dies hat sich als effektive Maßnahme zur Erreichung von Klimaschutzzielen bewährt. Sollte dies nicht möglich sein, so sollte das Thema anfangs einer Person im Haus anvertraut werden, die einen Überblick über das Haus hat und von der Leitungsebene entsprechend beauftragt ist, um Klimaschutzziele effektiv erreichen zu können.
2. Energieverbräuche erfassen
Mit Energieberatenden zusammen können sinnvolle Messpunkte an Haupt- und Unterverteilungen geplant und umgesetzt werden.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, möglichst monatlich die Energieverbräuche zu notieren und intern zu kommunizieren. Bewusstsein kann Veränderung schaffen.
3. Sanierungsfahrplan umsetzen
Eine Energieberatung liefert fast immer eine Liste sinnvoller Maßnahmen an der Gebäudehülle, der Gebäudetechnik und Hinweise zum Nutzungsverhalten.
Dieser „Sanierungsfahrplan“ muss nun umgesetzt werden.
Die Maßnahmen werden im Budget der nächsten Jahre eingeplant und dabei Fördermittel genutzt.
Bei der konkreten Planung und Überwachung unterstützen Energieberatende.
4. Energie-Contracting nutzen
Beim Contracting übernimmt ein Dienstleister die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen wie z.B. eine neue Heizungsanlage. Dieser Contractor ist zuständig für Planung, Finanzierung und Umbau, aber auch für den reibungslosen Betrieb und die Instandhaltung der neuen Anlagen. Als Nutzende zahlt Ihr später ein regelmäßiges Entgelt an den Contractor.