Grüne Lichter für die Berlinale

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Bachelor Thesis zur Erlangung des Grades Bachelor of Business Administration in Leisure and Tourism Management

„Grüne Lichter für die Berlinale“

Vorgelegt von:

Kora Rösler

Adresse:

Marchlewski Strasse 88 10243 Berlin kora.roesler@gmx.de

1. Gutachter:

Prof. Dr. rer. oec. Michael Klotz

2. Gutachter:

M.A. Kulturwissenschaftler Johannes Wachs, Festival Manager Berlinale

Vorgelegt am:

11. Oktober 2010 Gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier


Eidesstattliche Erklärung

Eidesstattliche Erklärung Ich versichere, die von mir vorgelegte Arbeit selbständig verfasst zu haben. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten oder nicht veröffentlichten Arbeiten Anderer übernommen sind, habe ich als entnommen kenntlich gemacht. Sämtliche Quellen und Hilfsmittel sind angegeben. Die Arbeit hat mit gleichem beziehungsweise in wesentlichen Teilen gleichem Inhalt noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen.

Ort, Datum

Unterschrift der Verfasserin

II


Vorwort

Vorwort

Neue Wege aufzeigen und Weichen stellen für den Weg zu einer umweltfreundlicheren Berlinale. Grüne Lichter für die Berlinale. Mit einem speziell für die Berlinale konzeptionierten Ampelsystem sollen grüne Lichter den Blick schärfen für umweltgerechte Wege, zu einem umweltbewussterem Unternehmen.

III


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung ............................................................................... II Vorwort....................................................................................................III Inhaltsverzeichnis....................................................................................... IV Abbildungsverzeichnis.................................................................................. VI Tabellenverzeichnis ....................................................................................VII 1

2

3

4

Einleitung............................................................................................. 8 1.1

Problemstellung ........................................................................... 8

1.2

Ziel der Arbeit ............................................................................. 9

1.3

Methoden der Arbeit..................................................................... 10

1.4

Aufbau der Arbeit ........................................................................ 13

Umweltmanagement von Großveranstaltungen ............................................... 14 2.1

Großveranstaltungen .................................................................... 14

2.2

Umweltmanagement..................................................................... 15

2.3

Weitere Begriffserläuterungen ......................................................... 16

2.3.1

Zertifikate ........................................................................... 17

2.3.2

Greenwashing ....................................................................... 17

2.3.3

Nachhaltigkeit....................................................................... 18

2.3.4

Das Klimaschutz - Trias ............................................................ 19

2.3.5

Kompensation ....................................................................... 19

Entwicklung der Umwelt .......................................................................... 20 3.1

Klimawandel findet statt ............................................................... 20

3.2

Entstehung und Folgen des Klimawandels............................................ 21

3.3

Zwischenfazit ............................................................................. 23

Untersuchung der Berlinale....................................................................... 25 4.1

Die Berlinale .............................................................................. 25

IV


Inhaltsverzeichnis

5

6

4.2

Ein Status Quo ............................................................................ 28

4.3

Das Umweltbewusstsein der Kulturbranche.......................................... 31

4.4

Zwischenfazit ............................................................................. 33

Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen ............................................... 35 5.1

Situationsanalyse......................................................................... 35

5.2

Handlungsempfehlungen ................................................................ 38

5.2.1

Handlungsempfehlung I – Umweltschutz mit System.......................... 38

5.2.2

Handlungsempfehlung II – Umweltschutz mit Expertise ...................... 39

5.2.3

Handlungsempfehlung III – Umweltschutz mit Zielvorgaben ................. 40

Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale ................................................ 40 6.1

Mobilität ................................................................................... 42

6.2

Energie..................................................................................... 47

6.3

Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen .................................. 50

6.4

Veranstaltungsort und Unterbringung der Gäste .................................... 51

6.5

Publikationen und Merchandisingprodukte........................................... 52

6.6

Ausstattung von Veranstaltungen...................................................... 54

6.7

Catering ................................................................................... 57

6.8

Abfallmanagement ....................................................................... 59

6.9

Wasser ..................................................................................... 62

7

Fazit ................................................................................................. XXI

8

Bibliographie ......................................................................................XXIII

9

8.1

Bücher / Publikationen................................................................XXIII

8.2

Internetquellen ........................................................................ XXIV

Anhang ............................................................................................ XXVI 9.1

Sustainable Event Guide ............................................................. XXVI

9.2

Überblick der Interviews .......................................................... XXXVIII

9.3

Übersicht besuchter Veranstaltungen................................................. XL

V


Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Betriebliches Umweltmanagement .......................................... Seite 16 Abbildung 2: Dreieck der Nachhaltigkeit .................................................... Seite 18 Abbildung 3: Klimaschutz – Trias ............................................................. Seite 19 Abbildung 4: Temperaturverlauf ............................................................. Seite 21 Abbildung 5: Treibhauseffekt ................................................................. Seite 22 Abbildung 6: Klimawandel vermindern ...................................................... Seite 24 Â

VI


Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: SWOT – Interne Analyse ........................................................... Seite 36 Tabelle 2: SWOT – Externe Analyse ......................................................... Seite 37 Tabelle 3: Ampelbericht Mobilität ........................................................... Seite 43 Tabelle 4: Ampelbericht Energie ............................................................. Seite 47 Tabelle 5: Ampelbericht Beschaffung ....................................................... Seite 50 Tabelle 6: Ampelbericht Veranstaltungsort und Unterbringung ......................... Seite 52 Tabelle 7: Ampelbericht Publikationen und Merchandisingprodukte ................... Seite 53 Tabelle 8: Ampelbericht Ausstattung von Veranstaltungen .............................. Seite 55 Tabelle 9: Ampelbericht Catering ............................................................ Seite 57 Tabelle 10: Ampelbericht Abfallmanagement .............................................. Seite 59 Tabelle 11: Ampelbericht Wasser ............................................................ Seite 62

VII


Einleitung

1 Einleitung

1.1 Problemstellung Jedes Jahr im Februar heißt es in der Metropole Berlin Vorhang auf für die Berlinale. Vorhang auf für: Das wichtigste Kulturereignis der Stadt. Das weltweit bedeutendste Ereignis der Filmbranche und zugleich das größte Publikumsfestival der Welt1. Neben Tausenden Filmbegeisterten und Filmschaffenden flanieren jedes Jahr im Februar hochkarätige Stars und Sternchen im Rampenlicht auf dem roten Teppich. Doch das inszenierte Rampenlicht der Berlinale wirft weite Schatten. Schatten in dem Lärm, Müll, Verkehrsbelastungen sowie ein exorbitanter Energiebedarf die Hauptrollen spielen. Sinngemäß Akteure, die bisher längst nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen haben und vor allem in der Kulturbranche Nebenrollen spielen. Großveranstaltungen verursachen gravierende Umwelteinwirkungen und Kosten 2 . Doch werden die bei Veranstaltungen entstehenden Kosten und negativen Effekte häufig nicht von den Veranstaltern selbst getragen, sondern von der Umwelt. Und die Prognosen für die Umwelt klingen nicht gut: Wüsten breiten sich zunehmend aus, Gletscher schmelzen und Landstriche werden überflutet3. Diagnose: “Klimawandel findet statt”. Das Bewusstsein, dass die globale Erderwärmung auf menschliches Handeln zurückzuführen ist und dass uns bedrohliche Gefahren durch den Klimawandel bevorstehen, veranlasste dann sicher auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zu folgender Feststellung: "Ein Weiter-So gibt es nicht. Der Klimaschutz ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts."4 So verkündet auch das Berliner Klimabündnis die Erklärung, dass sie sich der Verantwortung Berlins für den Klimaschutz bewusst sind und sich das ehrgeizige Ziel gesetzt haben, die CO2-Emissionen Berlins von 1990 bis 2020 um mehr als 40 Prozent zu reduzieren5.

1

Vgl. Internationale Filmfestspiele, Jahresbericht 2007 BMU: Leitfaden: Einführung eines Energie- und Umweltmanagementsystems bei nationalen und tionalen Großveranstaltungen, S. 4 3 Vgl. BpB: Dossier Klimawandel 4 Rother, Richard, TAZ, 04.07.2007 5 Berliner Klimabündnis, Gründungserklärung 2

interna-

8


Einleitung

Dies sind große Bestrebungen und unterstützenswerte Vorhaben. Doch konfrontieren OrganisatorInnen von Großveranstaltungen in erster Linie einmal andere Bedrohlichkeiten, wie knappe Budgets und Zeitnot. Da rückt das Umweltbewusstsein schnell in den Hintergrund. Tatsache ist jedoch, dass durch ein umweltbewusstes Veranstaltungsmanagement, mit verschiedenen Ideen der vorliegenden Arbeit, mittelfristig ein beträchtlicher Betrag an Geld eingespart werden kann. Es muss nicht kostspielig oder zeitaufwendig sein, einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Darüber hinaus kommt betrieblicher Umweltschutz nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch dem Unternehmen: Neben Kosteneinsparungen, die realisiert werden können, verhilft es zu einer besseren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und trägt gar Vorbild- und Multiplikatorfunktionen für seine Besucher und Branche6. „Die Idee, das Unternehmen umweltverantwortlich zu betreiben, ist teils so alt wie das Unternehmen selbst“, meint Dieter Kosslick7. Doch gibt es bisher in Hinblick auf eine umweltbewusste Ausführung der Festspiele noch Lücken. Diese Lücken aufzuzeigen und sie zukünftig zu schließen, ist Anlass dieser Arbeit, die von der Geschäftsleitung der Berlinale in Auftrag gegeben worden ist.

1.2 Ziel der Arbeit Wie kann die Berlinale umweltfreundlicher gestaltet werden? Die Beantwortung dieser Frage ist Ziel der vorliegenden Arbeit. Dazu werden Anregungen, Hinweise und Empfehlungen vorgelegt, wie die alljährlich stattfindende Berlinale sowie die Arbeitspraxis des Unternehmens umweltbewusster gestaltet werden kann. Diese Vorschläge können der Berlinale verhelfen, die Umwelt zu schonen, Kosten zu senken und das Image zu stärken. Vorgetragen werden zum einen konkrete, strukturelle Handlungsempfehlungen an die Geschäftsleitung sowie eine Vielzahl von praxisorientierten Maßnahmen und Anregungen mittels des für die Berlinale konzeptionierten Ampelsystems. Die Beiträge basieren auf Empfehlungen von Mitarbeitern und Experten der Umwelt- und Veranstaltungsbranche sowie

6 7

Vgl. BMU: Leitfaden, S. 7 Gespräch mit Dieter Kosslick, Festival - Direktor

9


Einleitung

auf durchgeführte Untersuchungen der Autorin, bei der stets nach den Bestrebungen des Unternehmens auf Wirtschaftlichkeit und Effektivität geachtet wurde. Mit diesen Empfehlungen auf zwei kohärenten Dimensionen, der strukturellen und praktischen, soll die zentrale Fragestellung beantwortet werden. Jedoch impliziert eine fundierte Beantwortung der Leitfrage eine Reihe von weiteren Teilfragen, die ebenso beantwortet werden sollen. So setzt in erster Linie einmal die Frage nach dem wie eine Auseinandersetzung mit der Frage warum voraus. Dies soll geschehen anhand einer Einführung in die Entwicklungen der Umwelt und einer fundierten Situationsanalyse, die die Potenziale einer umweltfreundlicheren Berlinale herausstellt. Von einer Untersuchung der Nachhaltigkeit kann im Folgenden nicht die Rede sein, da aufgrund der Komplexität der Materie nur zwei der drei Dimensionen von Nachhaltigkeit untersucht werden - Ökologie und Ökonomie. Die Arbeit stellt eine grundlegende Einführung in die umweltgerechte Organisation von Veranstaltungen dar und möchte die MitarbeiterInnen der Berlinale für die Thematik Umweltschutz sensibilisieren. Die Arbeit soll als Leitfaden für eine umweltverantwortliche Planung und Durchführung der Veranstaltung sowie des Arbeitsalltags dienen, welcher bei einer gebündelten Anwendung der Handlungsempfehlungen eine fundierte Grundlage für ein systematisches Umweltmanagement bilden kann. Ferner versteht sich die Arbeit als einen Beitrag zum Umweltschutz und fungiert exemplarisch für alle Einrichtungen der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH (nachfolgend KBB) als ein mögliches Modell, wozu neben den Internationalen Filmfestspielen das Haus der Kulturen der Welt, die Berliner Festspiele und der Martin-Gropius-Bau gehören.

1.3 Methoden der Arbeit Die zur Anfertigung der vorliegenden Arbeit verwendeten Methoden umfassen eine mehrmonatige Recherche im Unternehmen der Berlinale, eine fundierte Auswertung relevanter Literatur, die Entwicklung eines Klassifikationssystems (Ampelsystem) sowie die Durchführung von Experteninterviews.

10


Einleitung

Recherche im Unternehmen Basis der angewendeten Methoden war eine mehrmonatige, intensive Recherche im Unternehmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Mit der Arbeit der Autorin in der Administrationsabteilung war ein steter Kontakt mit allen Abteilungen gegeben, v.a. aber zum Festival Management (Leitung: Johannes Wachs), Kommunikation (Leitung: Anne Marburger), Sponsoring (Leitung: Dagmar Forelle) und zur Geschäftsleitung (Dieter Kosslick sowie Charlotte Sieben8). Beratend und zuarbeitend wurden diese Abteilungen aktiv unterstützt. Des Weiteren war die Mitwirkung in der geschäftsübergreifenden Arbeitsgemeinschaft „Nachhaltigkeit“ wichtiger Bestandteil der Recherche. Die von der KBB gegründete Arbeitsgemeinschaft ermöglichte eine gemeinsame Auseinandersetzung mit der Thematik mit verschiedenen MitarbeiterInnen der zugehörigen Einrichtungen. Die Arbeit am Ort des Geschehens ermöglichte es einerseits, die unterschiedlichen Interessen der MitarbeiterInnen zu erfassen und zum anderen, die besonderen Anforderungen des Unternehmens für betrieblichen Umweltschutz herauszuarbeiten. Im Folgeschritt war es dank dessen möglich, die auf die Berlinale zugeschnittenen Umweltschutzmaßnahmen mit Hilfe des Ampelsystems zu definieren (Kapitel 6). Überdies wurde die Recherche ergänzt durch die Teilnahme an diversen themenspezifischen Veranstaltungen wie Weiterbildungsseminare und Podiumsdiskussionen (Anhang 9.3). Dokumentenanalyse Eine weitere elementare Methode der Arbeit war eine fundierte Analyse von Dokumenten, die sich bekanntermaßen durch ihre einfache Beschaffung und besondere Vielfalt auszeichnet. Aufgrund der aktuellen und spezifischen Thematik sind vor allem Internetquellen herangezogen worden. Klassifikationssystem Als Instrument für eine systematische Klassifikation von Umweltschutzmaßnahmen wurde, angelehnt an den Leitfaden des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit für die Berlinale das sog. Ampelsystem entwickelt. Dieses eignet sich hervorragend, um Handlungsempfehlungen zu präsentieren und deren Effektivität herauszustellen.

8

Kaufmännische Geschäftsführerin (KBB)

11


Einleitung

Experteninterviews Innerhalb des Unternehmens wie auch in der einschlägigen Umwelt- und Veranstaltungsbranche wurden Experteninterviews durchgeführt. Dazu wurden gezielt Personen ausgewählt, die bezüglich der Thematik über einen privilegierten Zugang zu Informationen verfügen und bei denen spezifisches, für die vorgestellte Fragestellung relevantes Wissen vorhanden ist. Die Interviews wurden nicht standardisiert, jedoch immer mit demselben thematischen Schwerpunkt geführt. Die Durchführung persönlicher Befragungen war mehrheitlich realisierbar, so dass nur in wenigen Fällen Telefoninterviews stattfanden (siehe Anhang 9.2). Ziel der Interviews war es, an Expertenwissen zu gelangen sowie ein breites Meinungsbild bezüglich der Fragestellung zu schaffen. So wurden MitarbeiterInnen des Unternehmens wie auch externe Experten befragt. Maßgebend für die Auswahl der Interviews innerhalb des Unternehmens war die Auseinandersetzung mit den Interessen des Unternehmens. Als für diesen Sachverhalt grundlegende Interessen wurden die künstlerischen und organisatorischen Aspekte sowie die Einschätzungen der technischen und kommunikativen Möglichkeiten erachtet. Außerhalb des Unternehmens wurden 20 Expertengespräche und Interviews durchgeführt, deren Auswahl sich besonders durch ihre Vielfältigkeit auszeichnet. So fanden Interviews statt, um grundlegend Informationen über die renommierten Umweltmanagementsysteme zu gewinnen, wie darüber das Umweltbundesamt, der TÜV Rheinland oder der Umweltgutachterausschuss (UGA) berichten konnte. Des Weiteren wurden Gespräche geführt, die Einblick in die systematische Anwendung von Umweltmanagement gewährten, wie es das Öko-Institut e.V. und der Rat für Nachhaltige Entwicklung geboten hat. Ferner standen erfolgreiche Praxisbeispiele im Fokus, als auch die Chancen und Risiken einer Implementierung von Umweltpolitik. Dazu interviewt wurden die GRÜNE LIGA Berlin e.V., der NABU Landesverband Berlin e.V., die ufaFabrik, die Kampagne „Klima sucht Schutz“, das Institut für kreative Nachhaltigkeit und die Green Music Initiative. Letzte Gespräche wurden geführt, um den Bedarf an themenspezifischem Wissen für die verschiedenen Handlungsfelder abzudecken. Dafür fanden Interviews für die Handlunsgfelder Energie (Greenpeace Berlin), Mobilität (atmosfair, Deutsche Bahn), Publikationen (Druckhaus Berlin-Mitte) und Catering (BIOSpitzenkoch) statt.

12


Einleitung

1.4 Aufbau der Arbeit Die vorliegende Bachelor Thesis unterteilt sich in sieben aufeinander aufbauende Kapitel. Im vorliegenden Kapitel erfolgt eine Einführung in die Thematik, in der die Problemstellung und das Ziel der Arbeit dargelegt werden. Außerdem werden die zur Anfertigung der Arbeit verwendeten Methoden beschrieben und die Struktur der Thesis vorgestellt. Die anschließenden Kapitel zwei, drei und vier bilden die Grundlage für die Beantwortung der zentralen Fragestellung. So ist Gegenstand des zweiten Kapitels eine Auseinandersetzung in theoretischer Form mit den Begriffen Großveranstaltung und Umweltmanagement. Dem folgt in Kapitel drei eine ausführliche Einführung in die Entwicklung der Umwelt, die die Bedeutsamkeit einer umweltgerechten Realisierung von Großveranstaltungen aufführt. Eine Untersuchung der Berlinale auf unternehmensspezifische Anforderungen an den betrieblichen Umweltschutz im vierten Kapitel vollendet die Grundlage. Zwischenfazite vergegenwärtigen abschließend die prägnantesten Ergebnisse der Kapitel und führen erste Empfehlungen auf. Die Kapitel fünf und sechs dienen der Beantwortung der Leitfrage. Dazu wurden von der Autorin der Arbeit zwei synergetische Dimensionen entworfen, die eine strukturelle und praktische Antwort auf die Fragestellung vorsieht. Die strukturelle Dimension stellt drei konkrete Handlungsempfehlungen dar, wo hingegen die praktische Dimension in Form des Ampelberichts mit grünen Lichtern dargebracht wird. Das letzte Kapitel der Arbeit beinhaltet ein Fazit, welches rückblickend die Beantwortung der Leitfrage darstellt und diskutiert. Dazu wird das Ergebnis erläutert und im Hinblick auf seine Bedeutung für die Berlinale nochmals bewertet. Ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in der Kultur- und Umweltbranche schließt die Arbeit ab.

13


Umweltmanagement von Großveranstaltungen

2 Umweltmanagement von Großveranstaltungen Um eine theoretische Grundlage zu schaffen, werden zunächst die Begriffe Großveranstaltung und Umweltmanagement unter den für diese Arbeit praxisrelevanten Aspekten klar definiert. Ferner werden im dritten Abschnitt dieses Kapitels prägnante Termini erläutert, die für den gesellschaftlichen Dialog über Umweltmanagement von Großveranstaltungen bedeutsam sind. Dazu werden die Themen Zertifikate, Greenwashing, Nachhaltigkeit sowie Kompensation und das Klimaschutz-Trias aufgeführt, verbunden mit einer Kurzdarstellung der jeweiligen Kontroversen.

2.1 Großveranstaltungen Großveranstaltungen sind geplant, zeitlich begrenzt und richten sich mit einem bestimmten Zweck an ein entsprechendes Publikum9. Speziellere Merkmale von Großveranstaltungen, die im Kontext der Arbeit von größerem Interesse sind, sind die Verursachung von übermäßigen Müllaufkommen, Lärm und Verkehrsbehinderungen. Nicht sofort sicht- bzw. spürbare Auswirkungen, wie erhöhte Emissionen von Treibhausgasen und Luftschadstoffen durch An- und Abfahrt der Besucher, der Flächen- und Materialverbrauch sowie der hohe Energie- und Wasserbedarf der Veranstaltungen sind ebenfalls zu nennen. Diese speziellen Merkmale von Großveranstaltungen führen zu enormen Umweltproblemen mit ihren erheblichen direkten und indirekten Wirkungen auf die Umwelt. Abhängig von der Zahl der Zuschauer und Teilnehmer der Veranstaltung werden die Umwelteinwirkungen um ein Vielfaches intensiviert. Umwelteinwirkungen von Veranstaltungen sind nicht unumgänglich und deren Auswirkungen lassen sich nicht vollständig vermeiden. Den soziokulturellen Aspekt einmal außer Acht gelassen, kann man sogar zu der Aussage kommen, dass Großveranstaltungen an sich nicht nachhaltig sind. Weiter ist das Verständnis der OrganisatorInnen zu benennen, die sich mehrstimmig als "Unternehmer und nicht als Unterlasser" verstehen10.

9

Fitschen, Uwe: S. 14 Interview mit Jacob Bilabel, Geschäftsführer der Green Music Initiative

10

14


Umweltmanagement von Großveranstaltungen

Trotz dessen sind die von Veranstaltungen ausgehenden Einwirkungen von den Verantwortlichen beeinflussbar. Sie können vermeiden, verringert und sogar ausgleichen werden. Genau an dieser Stelle setzt der Gedanke von Umweltmanagement an, der im folgenden Abschnitt weiter ausgeführt wird.

2.2 Umweltmanagement Wenn von Umweltmanagement die Rede ist, kann es sich zum einen um Einzelmaßnahmen handeln, die gezielte betriebswirtschaftliche Aktivitäten zur Beeinflussung der Umwelteinwirkungen einer Unternehmung darstellen11. Zum anderen wird der Begriff Umweltmanagement konkreter verwendet, um den Teilbereich des Managements einer Organisation zu beschreiben, der sich mit dem betrieblichen und behördlichen Umweltschutz einer Unternehmung beschäftigt12. Umweltmanagement als Teil des Managements einer Organisation ist demgemäß die systematische Anwendung einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen mit dem Ziel, eine Unternehmung möglichst umweltgerecht zu verwirklichen. Eine solche umweltgerechte Unternehmung beinhaltet die Sicherung einer nachhaltigen Umweltverträglichkeit der betrieblichen Produkte und Prozesse sowie der Verhaltensweisen der Mitarbeiter und Stakeholder. Ist im Folgenden in der vorliegenden Arbeit von Umweltmanagement die Rede, wird es als Teil des Managements einer Organisation verstanden. Realisiert wird Umweltmanagement in den häufigsten Fällen mit Hilfe eines Controlling-Kreislaufs, der unter Einbezug von konkreten Maßnahmen die Umweltleistung einer Unternehmung kontinuierlich verbessert und sicherstellt (Plan - Do - Check - Act). Dieser Kreislauf wird auf der nachfolgenden Seite mithilfe einer Abbildung dargestellt:

11 12

Vgl. Fitschen, Uwe: S. 13 Vgl. Vorest AG

15


Umweltmanagement von Großveranstaltungen

Abbildung 1: Betriebliches Umweltmanagement13

Folglich stellt Umweltmanagement ein umfassendes Gesamtkonzept dar, der Umweltschutz Systematik und Struktur verleiht. In Hinsicht auf die logistische Herausforderung einer umweltgerechten Organisation und Durchführung von Großveranstaltungen kann ein solches Umweltkonzept sehr unterstützend wirken, zu Ressourcen- wie auch Kosteneinsparungen führen, eine Stärkung des Images bewirken und zugleich einen Beitrag zum Umweltschutz geben.

2.3 Weitere Begriffserläuterungen Wie jeder Fachbereich bringt auch der des Umweltmanagements eine spezifische Fachsprache mit sich. Nachstehend werden weitere Begriffe erläutert, die allesamt relevant für den Sachverhalt sind. Entweder wurden sie bereits eingangs erwähnt oder aber spielen in folgenden Kapiteln immer wieder eine Rolle.

13

Vgl. Bankcoop AG

16


Umweltmanagement von Großveranstaltungen

2.3.1 Zertifikate Verschiedene unabhängige Zertifizierungsstellen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Umweltmanagementsysteme zu entwickeln. Unterschied zum herkömmlichen Umweltmanagement ist, dass nach entsprechenden Vorgaben hinsichtlich des Umweltschutzes gehandelt wird und deren Umsetzung wie auch Überwachung nicht nur durch das Umweltmanagement erfolgt, sondern auch durch eine externe Kontrolle. Für die Erfüllung der speziellen Anforderungen werden dann Zertifikate ausgegeben14. Kritisch zu betrachten ist, dass es für die Vergabe von Zertifikaten teilweise nur vage Vorgaben zu erfüllen gibt und das dies eine Vergleichbarkeit über Umweltaktivitäten von Unternehmen nicht zulässt. Die im deutschen Raum bekanntesten zertifizierbaren Umweltmanagementsysteme sind die ISO Norm 9001, ISO Norm 14001 sowie EMAS und Ecoprofit.

2.3.2 Greenwashing

Der Begriff selbst, Greenwashing, lässt schon erahnen, was darunter verstanden werden kann: aus dem Englischen übersetzt mit grün waschen, soll die Farbe Grün eine Verbindung zur Natur darstellen wobei das Waschen sinngemäß an Geldwäsche, sich reinwaschen bzw. schönfärben erinnert. In der Fachsprache wird es als "eine kritische Bezeichnung für PRMethoden" definiert15. Dem zugrunde liegt das Ziel einer Imageaufbesserung zu einem umweltfreundlichen und verantwortungsvollen Unternehmen. So versuchte auch RWE, sein grünes Image zu aufzubauen, indem es sich in einem TVWerbespot als grüner Energieriese zeigt, der mittels Wind- und Wasserstrom einen positiven Beitrag für die Natur leistet. Tatsache jedoch ist, dass nur zwei Prozent des von RWE produzierten Stromes aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, was dem deutschen Durchschnitt im Strom Mix sogar deutlich unterliegt. Gefolgt war diesem Beitrag eine Vielzahl von negativen Pressemeldungen, die die gegenteilige Tatsache verstärkt vergegenwärtigten16.

14 15 16

Interview mit Veit Moosmayer, Geschäftsführer UGA Greenpeace, S. 2 Thumann, Viktoria; 17.08.2009

17


Umweltmanagement von Großveranstaltungen

2.3.3 Nachhaltigkeit

Immer wieder, sowohl in der vorliegenden Arbeit als auch im Umfeld, fällt der Begriff Nachhaltigkeit. Das liegt in Bezug auf Umweltmanagement auch nahe, denn definiert das Dreieck der Nachhaltigkeit Umwelt zu einem der drei Eckpunkte neben Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit. Das Dreieck symbolisiert die Synergie der Grundidee der Nachhaltigkeit: “Das Nachhaltige ist eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.”17

18

Abbildung 2: Dreieck der Nachhaltigkeit

Die Eckpunkte des Dreiecks Umwelt, Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit sind unter der Grundidee stets im Zusammenhang, also vernetzt, zu denken. Demzufolge beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Nachhaltigkeit, nur eben expliziter mit der ökologischen Nachhaltigkeit in Form von Umweltmanagement.

17 18

Vgl. Hauff, Volker; S. 46 GTZ: Rioplus

18


Umweltmanagement von Großveranstaltungen

2.3.4 Das Klimaschutz - Trias

Das Klimaschutz-Trias stellt eine repräsentative Herangehensweise an umweltfreundliches Handeln unter der Devise vermeiden, vermindern, ausgleichen dar.

Abbildung 3: Klimaschutz - Trias19

Die drei Schritte zu klimafreundlichem Verhalten sehen an erster Stelle ein gänzliches Vermeiden von Emissionen vor. Dem angeschlossen sollten Emissionen weitestgehend auf das Nötigste verringert werden. Emissionen, die nach derzeitigen technischen Möglichkeiten oder aus existentiellen Gründen nicht vermieden oder verringert werden können, sollten ausgeglichen werden.

2.3.5 Kompensation Unter Kompensation versteht man in der Fachsprache den Ausgleich von Treibhausgasemissionen. Diverse Unternehmen ermöglichen es, Treibhausgasemissionen auszugleichen, indem ein bestimmter Geldbetrag gezahlt wird, der kompensierend von den Unternehmen in Klimaschutzprojekte investiert wird. Dies wird überwiegend für Flugreisen praktiziert. Es ist dann von dem strittigen Wort Klimaneutralität die Rede. Strittig aus dem Grund, da eine Treibgasemission in der Realität, also in der Atmosphäre, nicht exakt ausgeglichen werden kann. So können jedenfalls Flugreisen wie auch nicht vermeidbare Emissionen von Großveranstaltungen ausgeglichen werden. Eine dieser Großveranstaltungen ist die Fußball Weltmeisterschaft 2010 sowie auch 2006, die die erste klimaneutrale Sportgroßveranstaltung war.

19

ClimatePartner, Seminar: Nachhaltige Medienproduktion (Anhang 9.3)

19


Entwicklung der Umwelt

Kontrovers steht Kompensation dem Vorwurf gegenüber, modernen Ablasshandel zu betreiben. Dazu soll es durch Investitionen von Kompensationsgeldern in Klimaschutzprojekte zu diversen Kürzungen in Budgets von staatlicher Seite gekommen sein20. An erster Stelle sollte deshalb immer die Möglichkeit der Vermeidung von Emissionen geprüft und erst in einem zweiten Schritt über Kompensation nachgedacht werden. Anzuführende Unternehmen sind atmosfair, welches aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt vom Bundesumweltministerium hervorgegangen ist sowie ClimatePartner.

3 Entwicklung der Umwelt Die Entwicklung der Umwelt ist gekennzeichnet vom Klimawandel. Spätestens seit sich zerstörerische Hurrikane, sengende Sommerhitze und milde Winter häufen, ist das Wort in aller Munde und dessen Auswirkungen bereits fühlbar21. Doch ist das Klima wirklich im Wandel? Wie konnte es überhaupt dazu kommen und was sind die Folgen? Und zuallerletzt, was hat die Berlinale damit zu tun? Diese Fragen sollen den Auftakt für das Kapitel geben, welches mit einem Zwischenfazit endet, dass die erste grundlegende Empfehlung der Arbeit erschließt.

3.1 Klimawandel findet statt Das vergangene Jahrzehnt war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Ein Jahrzehnt, welches gezeichnet war von häufigeren und stärkeren Wirbelstürmen in den Tropen, einer rasant abschmelzenden arktischen Eisdecke und einer Häufung intensiver Wetterphänomene wie Überschwemmungen und Dürreperioden22. Werden lediglich lokale oder regionale Veränderungen betrachtet, lassen diese keine konzeptionellen Rückschlüsse auf die Ursachen dieser Veränderungen zu. Neueste wissenschaftliche Studien allerdings weisen darauf hin, dass die momentanen Klimaveränderun20 21 22

Interview mit Philipp Poll, atmosfair BpB: Dossier Klimawandel S.o.

20


Entwicklung der Umwelt

gen kein Teil natürlich wiederkehrender Entwicklungen sind. Es ist richtig, dass das Weltklima enormen zyklischen Schwankungen unterliegt, jedoch bewegt sich der aktuelle Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre und der Temperaturänderungen in einem zuvor nicht da gewesenen Bereich, wie es folgende Abbildung des Weltklimarats IPCC darlegt23:

Abbildung 4: Temperaturverlauf

Graph zeigt den globalen Temperaturverlauf während der letzten 1000 Jahre24 Der Weltklimarat IPCC stellt fest, dass ein menschlicher Einfluss auf den globalen Temperaturverlauf sehr wahrscheinlich ist. Bisher konnten nicht alle klimarelevanten Faktoren und ihre gegenseitigen Abhängigkeiten zweifelsfrei verstanden werden, dennoch gilt bereits jetzt als sicher, dass Emissionen durch fossile Brennstoffe einen bedeutenden Einfluss auf Treibhausgaskonzentrationen und das Weltklima haben25.

3.2 Entstehung und Folgen des Klimawandels

Hauptursache für den Klimawandel ist der vom Mensch verursachte Treibhauseffekt. Durch stetig ansteigende Emissionen werden Treibhausgase in der Atmosphäre freigesetzt. Diese Gase verhindern, dass Wärmerückstrahlung von der Erdoberfläche die Atmosphäre verlassen kann. Stattdessen wird in den unteren Schichten der Atmosphäre Wärmeenergie gespeichert, wodurch die Temperatur der Erde erhöht wird.

23

IPCC = Intergovernmental Panel on Climate Change Das IPCC ist ein zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaveränderungen und hat die Aufgabe, den Zustand des Klimasystems und seine Auswirkungen auf die menschlichen Gesellschaftssysteme festzustellen und Möglichkeiten der politischen Gegensteuerung zu benennen. 24 IPCC: Climate Change 2001: A Scientific Basis 25 BpB

21


Entwicklung der Umwelt

Das wichtigste vom Menschen verursachte Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid, CO2. Es kommt in der Natur vor und wird durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Benzin freigesetzt. Weitere Treibhausgase sind etwa Methan und Fluorkohlenwasserstoffe, bekannter als FCKWs. Folgende Abbildung veranschaulicht den Treibhauseffekt:

Abbildung 5: Treibhauseffekt26

Noch dienen fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas, Öl und Holz als Hauptressourcen, um den enormen Energiehunger der Industrienationen zu sättigen. Der Mensch bedient sich unerschöpflich der natürlichen Ressourcen: “Von 2000 bis 2020 werden mehr Rohstoffe aufgebraucht als während des gesamten 20. Jahrhunderts.”27 Dabei lässt es die Technologie bereits zu, bei der Energiegenerierung auf wertvolle Rohstoffe zu verzichten und sich ausschließlich alternativer Energien zu bedienen durch Wind, Wasser und Sonne28.

26 27 28

Vgl. Eiermann, Martin Meadows, Dennis; Interview Interview mit Martin Hausding, Leiter Energiepolitik Greenpeace Berlin

22


Entwicklung der Umwelt

Demnach wird das Niveau aller wesentlichen Treibhausgase verändert, was die globale Erderwärmung zur Folge hat. Bereits innerhalb der kommenden Jahrzehnte könnte diese Entwicklung zu bedrohlichen Auswirkungen führen:

Ein Abschmelzen von Gletschern und dem polarem Eis: Viele Gletscher werden innerhalb der kommenden Jahrzehnte verschwinden. So hat z.B. das Volumen der arktischen Eisdecke in den vergangenen 50 Jahren um fast 50 Prozent abgenommen und es ist damit zu rechnen, dass die Arktis ab 2015 im Sommer eisfrei ist.

Ein Anstieg des Meeresspiegels weltweit: Bis 2100 wird ein Anstieg zwischen 20 cm bis 50 cm erwartet, der weit reichende Folgen für Küsten weltweit hätte. Mehrere Inselstaaten sind bereits heute von der Vernichtung bedroht und exotische Urlaubsparadiese verschwinden. Gigantische Flüchtlingsströme sind zu erwarten.

Stärkere Hitzewellen und Regenperioden: Häufigere und intensivere Dürreperioden und Überschwemmungen werden weltweit prognostiziert, was wiederum mehr Waldbrände, eine größere Wasserknappheit und eine Verringerung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche zur Folge hat. Weiterführend kann das zu Hungersnöten und Kriegen um Wasser und Nahrung führen.

Zunehmendes Aussterben von Tierarten: Das Artensterben wird beschleunigt und schon heute liegt die Aussterberate bei dem Tausendfachen des evolutionären Durchschnitts im Vergleich zum bisherigen Verlauf des Artensterbens29.

3.3 Zwischenfazit “Wir müssen uns klar machen, dass (...) ein Leben auf der Erde, wie wir es kennen, nicht mehr möglich wäre.”30 - Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen Es gilt, die Umwelt zu schützen und den Klimawandel zu mindern. Weltweite Treibhausgasemissionen müssen gesenkt werden, um die bedrohlichen Folgen der globalen Erderwärmung abzuschwächen und die schlimmsten Szenarien abzuwenden. Namhafte Klimaforscher belegen, dass die klimatischen Auswirkungen bei einem begrenzten Temperaturan29 30

Vgl. BpB Röttgen, Dr. Norbert; Rede vom 15.04.2010

23


Entwicklung der Umwelt

stieg weit weniger drastisch sind 31 . Durch Reduktionen von Emissionen könnten die schlimmsten Klimafolgen sogar verhindert werden. Dem bedarf es jedoch dringenden Handlungsbedarf. Diesen Handlungsbedarf erkannt, hat sich die Klimapolitik das Ziel gesetzt, die Geschwindigkeit und die Auswirkungen der globalen Erderwärmung zu reduzieren bzw. zu stoppen. Hauptansatz dabei ist folglich die Verringerung menschlicher Treibhausgasemissionen. Doch stellt sich die Frage, ob eine Klimapolitik allein die Herausforderung, den Klimawandel zu vermindern, bewältigen kann? Eine Aufgabe, die nach Angela Merkel "die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts" darstellt? Ein Problem was alle betrifft, kann nur von allen gelöst werden. Mit Blick auf die langsame Umsetzung der internationalen Klimapolitik plädiert diese Arbeit dafür, dass jede Person einen Beitrag zum Klimaschutz geben sollte. Jeder Einzelne kann in seinem persönlichen und sozialen Umfeld zur Vermeidung unnötiger Emissionen von Treibhausgasen beitragen. Wie unnötige Emissionen vermieden werden können, zeigt diese Abbildung:

Abbildung 6: Klimawandel vermindern32

31 32

Interview mit Martin Hausding; Leiter Energiepolitik Greenpeace Berlin http://live-the-solution.com/wp-content/uploads/solving-global-warming-germ.jpg [Stand: 05.10.2010]

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Untersuchung der Berlinale

Die Berlinale könnte einen sehr großen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Großveranstaltungen verursachen extrem hohe Emissionen und tragen somit beachtlich zum Klimawandel bei. Die vorliegende Arbeit legt der Berlinale nahe, dem Umweltschutz größeres Gewicht beizumessen. Umweltschutz kann nur wirksam werden, wenn es sich zu einem gesellschaftlichen Anliegen entwickelt. Diese dringend benötigte Entwicklung erfordert ein Zusammenspiel von allen gesellschaftlichen Kräften.

4 Untersuchung der Berlinale Nach der Darbietung der theoretischen Grundlage der Arbeit, gefolgt von einer Einführung in die Entwicklungen der Umwelt, widmet sich das nachstehende Kapitel dem untersuchten Gegenstand der Arbeit selbst: der Berlinale. Dazu folgt eine Untersuchung, in der neben einer Präsentation des Festivals und Unternehmens, der aktuelle Status Quo bezüglich des Umweltschutzes der Berlinale gezogen wird sowie das Umweltbewusstsein in der Kulturbranche beschreiben wird. Ein zweites Zwischenfazit deutet neben einer weiteren Empfehlung die besonderen Merkmale und Anforderungen auf, die maßgeblich für die Beantwortung der Leitfrage der Arbeit im Folgekapitel sind.

4.1 Die Berlinale

Die Ära der Internationalen Filmfestspiele Berlin begann im Jahre 1951, damals unter der Leitung des Festivaldirektors Alfred Bauer. Sechs Jahre nach dem Ende des Krieges und wenige Jahre nach der Gründung der Filmfestivals Cannes und Venedig, initiierte eine kulturpolitische Initiative der amerikanischen Alliierten die Berlinale. Eine Stärkung der deutschen Filmindustrie auf internationaler Ebene sollte damit erreicht werden. Neben Cannes und Venedig, reiht sich die Berlinale heute in die Serie der wichtigsten Filmfestivals der Welt.

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Untersuchung der Berlinale

Gegenwärtig untersteht die künstlerische und organisatorische Verantwortung dem Intendanten Dieter Kosslick, der im Rahmen seines Schaffens seit 2001 dem Filmfestival dank vieler Innovationen einen neuen Glanz geben konnte33.

Art und Positionierung Die Internationalen Filmfestivalspiele Berlin ist ein Filmfestival der A-Kategorie nach der Fédération Internationale des Associations de Producteurs de Films34. In den Anfangsjahren vorwiegend als ein Publikums- und Glamourfestival gefeiert, entwickelte sich die Berlinale in den darauffolgenden Jahren immer deutlicher zu einem politischen Festival, als das es sich bis heute versteht. Darüber hinaus sieht sich die Berlinale auch als ein Festival der Diversität, was sich in der Mannigfaltigkeit der sieben Sektionen widerspiegelt.

Das Unternehmen Die Berlinale ist ein Geschäftsbereich der KBB und wird neben privaten Sponsoren aus dem Bundeshaushalt finanziert. Das Jahresbudget beträgt ungefähr 20 Millionen. Die KBB ist Zuwendungsempfänger des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und stellt einen starken Verbund drei kultureller Akteure dar, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten zum Ziel gesetzt haben, international herausragende kulturelle Veranstaltungen in Berlin auszurichten35. Das Unternehmen weist aufgrund seines saisonalen Schaffens die Besonderheit auf, während der Nebengeschäftszeit (März – September) mit rund 30 MitarbeiterInnen ein Kleinunternehmen zu sein. Während der Hautgeschäftszeit (Oktober bis Februar) jedoch wandelt es sich zu einem Großunternehmen mit weit über 1500 Beschäftigten.

33 34 35

Internationale Filmfestspiele Berlin Besondere Akkreditierung der FIAPF Kulturveranstaltungen des Bundes Berlin GmbH (KBB)

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Untersuchung der Berlinale

Das Festival Die alljährlich im Februar stattfindende Berlinale gilt als Großveranstaltung. In einer Vielzahl von Veranstaltungen werden über zehn Tage hinweg bis zu 400 Filme in verschiedenen Sektionen gezeigt, wovon 20 Filme in der zentralen Sektion, dem Wettbewerb, um den Goldenen und Silbernen Bären konkurrieren. Vergeben werden die international renommierten Auszeichnungen von einer hochkarätigen Jury, die sich aus Stars und Persönlichkeiten der ganzen Welt zusammensetzt. Das Filmprogramm der Berlinale gliedert sich in sieben Sektionen: den Wettbewerb, das Panorama, das Forum, Generation, die Perspektive Deutsches Kino, die Berlinale Shorts und die Retrospektive. Jede Sektion hat einen Sektionsleiter, der für die Filmauswahl verantwortlich ist und sich in seinen Entscheidungen von den Delegierten der Berlinale und anderen Experten beraten lässt. Ergänzt wird das Programm durch den bedeutenden Branchentreff des European Film Market sowie durch zahlreiche Veranstaltungen der Nachwuchsförderung Talent Campus und der Filmförderung World Cinema Fund.

Das Publikum Das überwiegend internationale Publikum der Berlinale ist, neben Journalisten (rund 4.000) und Fachbesuchern (rund 20.000), der ganz normale Cineast, der laut einer angefertigten Studie der Generation 30+ angehört36. Mit mehr als 230.000 verkauften Eintrittskarten und etwa 430.000 Kinobesuchen ist die Berlinale das größte Publikumsfestival der Welt37.

Besonderheiten Aus unternehmerischer Sicht ist es außergewöhnlich, dass die Festspiele kein typisches Marketing betreiben. Lediglich Plakate und Merchandising Artikel werden produziert. Die starke Präsenz in den Medien wird nur durch referierende Journalisten und Pressemitteilungen seitens der Berlinale erzielt. Dieser Erfolg ist dem weitgefächerten Filmangebot, der Rarität der Karten, die Glamourwelt des Kinos sowie der Geschichte der Berlinale zu verdanken38.

36

Gespräch mit Anne Marburger, Kommunikation IFB IFB: Jahresbericht 2007 38 Gespräch mit Anne Marburger, s.o.

37

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Untersuchung der Berlinale

Weiterhin ist die Ausrichtung des Festivals auf die Öffentlichkeit besonders hervorzuheben. Die Größe des Festivals ist auch auf diesen Zugang des einzelnen Kinobesuchers zu Wettbewerbs- und Filmprogramm zurückzuführen.

4.2 Ein Status Quo

"The Berlinale goes green“, kündigte Dieter Kosslick bereits intern in einem Gespräch über die Zukunft der Filmfestspiele an39. So wurden in der Vergangenheit bereits diverse Arbeitsprozesse umweltgerecht, andere waren es schon immer. Im Rahmen der Möglichkeiten der Autorin, erheben die nachstehenden Ergebnisse der Untersuchung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Neben hier aufgeführten Anstrengungen lassen sich noch viele weitere annehmen.

Einstellung Der Wunsch, sich zu einem umweltverantwortlichen Unternehmen zu entwickeln, wurde vielmals formuliert. Und das, in erster Linie aus idealistischen Gründen: „Wir müssen bekennen, dass die Berlinale eine prekäre Einwirkung auf die Umwelt hat. Eine Einwirkung, die wir nicht länger ignorieren können.“, so Johannes Wachs, Festival Manager der Berlinale. Die Filmfestspiele haben sich immer schon als politisches Festival verstanden. Politik inkludiert die Bedürfnisse für eine nachhaltige Umwelt. Klar abgrenzen möchte man sich von Greenwashing (Kapitel 2.3.2), kommentiert Dieter Kosslick die Entwicklung der Berlinale weiter. Der Wunsch, sich zu einem umweltverantwortlicheren Unternehmen zu entwickeln, war Anstoß, die geschäftsübergreifende Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit“ zu bilden. Diese Arbeitsgruppe ermöglicht eine gemeinsame Auseinandersetzung mit der Thematik. Die aus der AG hervorgegangen Arbeitsweisen wie auch deren Ergebnisse, weisen bereits Züge eines betrieblichen Umweltmanagements auf (Kapitel 2.2).

39

Gespräch mit Dieter Kosslick, Festival - Direktor

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Untersuchung der Berlinale

Darüber hinaus ist die Einstellung der MitarbeiterInnen als sehr positiv zu beurteilen. Bei der Arbeit im Unternehmen wurde das Thema Umweltschutz überwiegend mit sehr viel Offenheit und Interesse aufgenommen.

Künstlerische Arbeit Bezüglich der künstlerischen Gestaltung der Berlinale lässt sich feststellen, dass die Thematik Umwelt und Nachhaltigkeit bereits eine sehr starke Präsenz besitzt. Dies wird in folgenden Entwicklungen deutlich:

Mit der Festivalsektion Kulinarisches Kino wurde dem Thema der Ernährung und Ökologie eine ganze Sektion gewidmet. Die Sektion hat es sich zur Aufgabe gemacht, Filme zu präsentieren, die einen Bezug zu kulinarischen und ökologischen Themen haben. Abgerundet werden diese Filmvorstellungen mit Gesprächsrunden und Gourmet Menüs40.

Bei der Auswahl der geförderten Filme des World Cinema Funds, eine Förderung des Kinos in filminfrastrukturell schwachen Regionen, zeigen sich immer wieder deutliche Bezüge zur Thematik Umwelt und Nachhaltigkeit auf41.

Der Talent Campus, eine Förderung für die Nachwuchstalente der Branche, hält u.a. Seminare über die nachhaltige Herstellung von Filmen42.

Praxis In der praktischen Realisierung der Berlinale lässt sich eine weitere Reihe von umweltgerechten Handhabungen aufweisen, wie:

Die Pressefächer wurden überwiegend abgeschafft, die Distribution der Pressemeldungen erfolgt nun digital. Enorme Einsparungen im Papierverbrauch konnten realisiert werden.

40

Eine Vielzahl der Publikationen wird auf umweltfreundlichen FSC Papier aufgelegt43.

IFB: http://www.berlinale.de/de/das_festival/festival- sektionen/kulinarisches_kinoculinary_cinema/index.html [Stand: 06.10.2010] 41 IFB:http://www.berlinale.de/en/das_festival/world_cinema_fund/wcf_profil/ndex.html [Stand: 06.10.2010] 42 IFB: http://www.berlinale-talentcampus.de/ [Stand: 06.10.2010] 43 FSC Papier = Forest Stewardship Council

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Untersuchung der Berlinale

Die World Cinema Fund bedient sich neuester Technik zum Lesen von Drehbüchern mittels E-Book-Lesegeräten. Damit können Emissionseinsparungen v.a. durch die Material- und Transportvermeidung erzielt werden44.

Bei der Erstellung der Menüs wird auf gesunde Kost geachtet. Außerdem wird bewusst darauf verzichtet, die typische, ungesunde Kinokost wie Cola und Popcorn zu servieren.

Leerstehenden Büroräume werden während der Nebengeschäftszeit vermietet.

Die Berlinale engagiert sich für den Erhalt von Kinosälen, was für eine nachhaltige Gebäudenutzung unterstützend wirken kann.

Diverse Sponsoren und Partner der Berlinale haben sich bereits als umweltbewusste Unternehmen zertifizieren lassen, wie zum Beispiel der bedeutsame Sponsorpartner L‘Oreal Paris45.

Darüber hinaus soll es weitere umweltgerechte Entwicklungen geben wie:

Bereits die kommende 61. Berlinale wird durch das Öko-Institut bilanziert werden46.

Es ist eine Digitalisierung einiger Filmeinreichungen geplant, die durch Filmuploads realisiert werden soll. Einsendungen von Filmmaterialien können umgangen werde, indem stattdessen Filmdateien auf einem Server abgelegt werden können. Einsparungen von Emissionen können v.a. durch die Vermeidung von Material, Transport und Lagerung erreicht werden47.

Für 2012 ist die Einführung der Online-Akkreditierung geplant, womit weitere Emissionseinsparungen erzielt werden können.

44

Jedoch gilt es zu prüfen, wie diese Einsparung dem Herstellungs- bzw. Energieaufwand gegenübersteht. Vgl. L‘Oreal Paris, Sustainable Development Report 2008 46 Das Öko-Institut gehört zu den renommiertesten Einrichtungen der Branche und hat bereits die Fußball Weltmeisterschaft 2006 wie auch 2010 bilanziert.) 47 Jedoch gilt es zu prüfen, wie diese Einsparung dem Herstellungs- bzw. Energieaufwand gegenübersteht. 45

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Untersuchung der Berlinale

4.3 Das Umweltbewusstsein der Kulturbranche

Ein weiterer interessanter Aspekt in Hinblick auf die Beantwortung der zentralen Fragestellung ist, wie das Umweltbewusstsein in der Kulturbranche aussieht, in der die Berlinale von signifikanter Relevanz ist. Wirft man einen Blick auf die Wirtschaftsbranche, kann man schnell feststellen, dass sie der Kulturbranche weit voraus ist. Dort ist das Thema der Nachhaltigkeit und damit eingehend Umweltmanagement wahrlich zu einem Megatrend avanciert und das trotz Weltwirtschaftskrise. So haben viele Unternehmen in der Wirtschaftsbranche die Bedeutung von Umweltschutz erkannt. Ob dieser Aktivismus nun dem Umweltbewusstsein entsprungen ist oder aus der Idee der Imageaufbesserung resultiert, sei erst einmal nebensächlich. Jedoch muss deutlich herausgestellt werden, dass die Wirtschaft immer mehr Produkte und Dienstleistungen anbietet, die es u.a. Organisationen wiederum ermöglicht, umweltfreundliche Unternehmungen zu tätigen. Das ist von zentraler Bedeutung, da die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen immer auch in Abhängigkeit zu den gegebenen Möglichkeiten steht bzw. zu der Aufwand-Nutzen-Relation. Dank dessen ist es nun z.B. sehr einfach, Briefe klimaneutral zu versenden, Dienstreisen zu kompensieren oder Ökostrom zu nutzen. Dagegen muss festgehalten werden, dass die Nutzung dieser Angebote von der Kulturbranche noch sehr vernachlässigt wird. Der Umweltschutz spielt in der Kulturbranche noch eine zunehmend untergeordnete Rolle. Das spiegelte sich auch in den durchgeführten Interviews mit Spezialisten der Branche wider, denen die Frage nach dem Umweltbewusstsein in der Kulturbranche gestellt wurde: „Die Nachhaltigkeit ist in der creative industry noch in den Kinderschuhen“, äußert Dr. Carmen Giese vom TÜV Rheinland48. Sigrid Niemer der ufaFabrik Berlin hingegen berichtet, dass dem Thema Nachhaltigkeit sehr wohl schon größere Bedeutsamkeit zugemessen wurde, sich nur in Deutschland in einem Rücklauf befindet: „Die siebziger Jahre waren die Hochzeit der Kulturökologie, wie man es damals noch bezeichnete. Heute gilt Deutschland im Umweltschutz als überholt, auch wenn das Thema seit den letzten zwei Jahren wieder verstärkt Eingang in die Medien findet.“49

48 49

Interview mit Dr. Carmen Giese, TÜV Rheinland Interview mit Sigrid Niemer, ufaFabrik

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Untersuchung der Berlinale

Zertifizierte Kultureinrichtungen gibt es dabei deutschlandweit noch gar keine, berichtet Veit Moosmayer, Geschäftsführer des Umweltgutachterausschuss.50 Dies, so erklärt Johannes Wachs „hängt mit der noch mangelnden Bedeutung des Umweltschutzes in der Kulturbranche zusammen“. Wie eingangs beschrieben, handelt die Industrie- und Wirtschaftsbranche häufig aus einem starken Konkurrenzverhalten heraus, bei dem es mittels Umweltschutz sein Image aufbessern möchte. „Kulturbetriebe hingegen stehen nicht in einem derartigen Konkurrenzverhalten“51. Hans von Trotha, ein weiterer Kenner der Branche, ist ferner der Meinung, dass die Zurückhaltung der Kulturbranche auch auf ein Vermeiden vermischter Aussagen zurückzuführen ist. „Wer möchte in eine grüne Oper gehen?“ stellt er fragend zur Debatte52. Weiter führen andere Interviewpartner der Berliner Kulturbranche an, dass Geldmangel der Grund sei, noch nicht aktiver im Umweltschutz geworden zu sein, Grundinteresse jedoch besteht absolut. Lässt sich zusammenfassen, dass Kultureinrichtungen, wie die ufaFabrik, die ihr Kerngeschäft synergetisch mit Umweltschutz ausführt, wohl vorerst noch zu einer Seltenheit im Berliner Kulturraum gehört53. In der Filmfestival Branche sieht es ähnlich aus, wobei die Häufungen über Green Film Festival in den Medien der letzten Zeit eine andere Trendentwicklung vermuten lässt. So machte z.B. das Filmfestival Locarno Schlagzeilen als klimaneutrale Veranstaltung und wurde sogar ausgezeichnet mit dem myclimate Neutral Event Label54. Eine Untersuchung aller Kategorie A angehörigen Filmfestival ergab, dass von den 13 internationalen Filmfestivals sich drei Festivals intensiver mit Umweltbelangen auseinandersetzten. Das sind, neben dem bereits erwähnten Filmfestival Locarno, noch das Internationale Filmfestival in Tokio sowie in Moskau. Das Filmfestival Tokio ging bei seiner Offensive sogar so weit, das gesamte Festival symbolisch grün auszustatten. Teil der Inszenierung waren grüne Teppiche, grüne Kinosäale und grüne Ballkleider. Begleitet wurden diese Offensiven allesamt mit großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.

50 51 52 53 54

Interview mit Veit Moosmayer, UGA Gespräch mit Johannes Wachs, Festival Manager IFB Interview mit Hans von Trotha, freier Mitarbeiter der IFB Interview mit Sigrid Niemer, ufaFabrik My Climate, Pressemitteilung 15.07.2010

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Untersuchung der Berlinale

4.4 Zwischenfazit

Im Hinblick auf den Gesamtkontext der Arbeit lässt sich bei der Untersuchung der Berlinale eine Reihe von unternehmensspezifischen Merkmalen sowie spezielle Anforderungen feststellen. Diese Rückschlüsse sind von Bedeutung für die Beantwortung der zentralen Fragestellung und bilden das zweite Zwischenfazit der Arbeit. Die Recherche im Unternehmen hat aufgezeigt, dass es Handlungsraum für eine umweltfreundlichere Ausführung von diversen Arbeitsprozessen gibt und dass eine Vielzahl von Arbeitsprozessen veraltet und überholt ist. Eine Sanierung nach nachhaltigen Vorgaben ist zu empfehlen. Eine Beachtung von nachhaltigen Vorgaben bei einer Sanierung wird besonders daher empfohlen, um dem Verständnis eines politischen Festivals zu genügen, als das sich die Berlinale versteht. Das Verkennen der Bedürfnisse von Nachhaltigkeit würde diesem Verständnis grundlegend widersprechen, da Politik die Bedürfnisse für eine nachhaltige Umwelt mitbestimmt. Die Quintessenz der Untersuchung im Unternehmen ist, dass die Ambitionen der Berlinale, sich zu einem umweltbewussteren Unternehmen zu entwickeln, vorwiegend auf idealistischen Beweggründen basieren. Nach Beobachtung der Autorin ist diese Absicht bereits fester Bestandteil von Zukunftsvisionen. Dies bildet ideale Prämissen für die tatsächliche Realisierung der umweltfreundlicheren Berlinale.

Weitere Schlussfolgerungen, die sich aus der Untersuchung der Berlinale ergeben haben und von Bedeutung sind:

Image - Der Berlinale ist es gelungen, ein renommiertes Image aufzubauen, und das ohne Werbung im großen Stil zu betreiben. Dem zugrunde liegt jahrzehntelange Arbeit. Eine Umweltoffensive kann ein Image stark beeinflussen, im positiven wie auch im negativen Sinne. Ein Image ist außerordentlich wertvoll und dazu noch sehr sensibel. Daher gilt es mit äußerster Vorsicht zu verfahren um sich z.B. vor Greenwashing Skandalen zu schützen.

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Untersuchung der Berlinale

Konkurrenz – Die Konkurrenz in der Kulturbranche ist nicht sonderlich ausgeprägt, jedoch steht die Berlinale in Konkurrenz zu den anderen internationalen Filmfestivals. Eine Reihe dieser Filmfestivals beschäftigt sich bereits intensiver mit Umweltschutz. Daraus könnte sich mittelfristig ein Marktnachteil für die Berlinale entwickeln.

Zeitmangel - Das Kerngeschäft der Berlinale ist Event Management, welches stark von Zeitmangel geprägt ist. Es ist demnach von großer Bedeutung, dass Prozessveränderungen im nachhaltigen Sinne nicht zu Mehrarbeit führen bzw. diese Mehrarbeit ausgeglichen wird.

Saisonale Arbeit - Das saisonale Arbeiten der MitarbeiterInnen könnte Prozessveränderungen erschweren und erfordert eine systematische Auseinandersetzung mit nachhaltigen Arbeitsprozessen.

Reisetätigkeit - Aufgrund des internationalen Geschäfts und der damit verbundenen Reisetätigkeit, muss die Berlinale exorbitante Emissionen durch Flugreisen konfrontieren, was ein besonderes Problem darstellt.

Publikum - Die allgemeine deutsche Öffentlichkeit, und somit auch das Publikum der Berlinale, befürwortet Umweltschutz. Eine Studie des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts legt vor, dass das Umweltbewusstsein der Deutschen auf hohem Niveau ist: Für 91 Prozent der Bevölkerung ist der Umweltschutz wichtig. Das wird u.a. deutlich wenn man die Entwicklung der Nachfrage von BioProdukten betrachtet55.

55

BMU, Pressemitteilung 13.02.2009

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Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen

5 Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen Die Realisierung einer umweltfreundlicheren Berlinale würde tiefgreifende Konsequenzen mit sich bringen, die positiver wie auch negativer Art sein können. Um die Komplexität der Konsequenzen zu eruieren, bedarf es einer gründlichen Untersuchung, die einen Weitblick ermöglichen soll. Diese Untersuchung geschieht mittels einer Situationsanalyse, die im Folgeschritt als Grundlage für die Formulierung von Handlungsempfehlungen dient. Bei den Empfehlungen handelt es sich um übergreifende, strukturelle Maßnahmen, die an die Geschäftsleitung der Berlinale gerichtet sind und die Beantwortung der zentralen Fragestellung auf der ersten Dimension darstellt.

5.1 Situationsanalyse Für die Anfertigung der Situationsanalyse wurde das Instrument der SWOT-Analyse ausgewählt56. Ausgangspunkt der für die Berlinale angefertigten SWOT-Analyse ist die Untersuchung der zentralen Fragestellung im Sinne der Realisierung einer umweltbewussteren Berlinale. Grundlage ist in abgewandelter Form die Darstellung direkt bedingter Stärken und Schwächen sowie indirekt bedingter Chancen und Risiken, die eine Realisierung mit sich bringen würde. Nachfolgend, in Form eine SWOT-Analyse, die Vor- und Nachteile einer umweltfreundlicheren Berlinale:

56

SWOT = Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken); Diese Analyse ist in der Wirtschaft eine weit verbreitete Methode und wird häufig in der strategischen Unternehmensplanung eingesetzt.

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Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen

Stärken

Interne Analyse

I. Nachhaltige Unternehmensführung Eine systematische Anwendung von Umweltmanagement führt langfristig zu einer nachhaltigen Unternehmensführung, die sich positiv auswirken kann auf: A. die finanzielle Vertrauenswürdigkeit seitens Geldgeber (Sponsoren etc.), B. die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen sowie C. JobinteressentInnen.

II. Stärkung der Reputation Eine Stärkung der Reputation hat verschiedene positive Auswirkungen, vor allem auf: A. Medien – Steigerung der Medienpräsenz, die zu einem großen Imagevorteil führen kann. B. Sponsoring - Durch erhöhte Medienwirkung steigert sich auch die Attraktivität als Sponsorpartner. C. Publikum – Stärkung der Publikumsbeliebtheit und Ansprache eines neuen Publikumskreises, dass durch die öffentliche Thematisierung aufmerksam werden kann.

Schwächen

I. Kosten Die Umgestaltung zu einem umweltgerechten Unternehmen ist mit Kosten verbunden, vor allem in zwei Formen: A. Geldmittel – Die Umstellung kann deutliche Ersparnisse einbringen, jedoch ist es wahrscheinlich, dass Kosten diese zunächst übersteigen. B. Personalaufwand – Da es sich bei der Implementierung von betrieblichem Umweltmanage-ment um strukturelle, tiefgreifende Veränderungen handelt, ist diese mit einem erheblichen Personalaufwand verbunden.

II. Schwächung der Reputation Eine Schwächung der Reputation könnte sich äußern in einem: A. Identifizierungsverlust – Es besteht die Gefahr, zu einer ungewollten Neupositionierung zu gelangen, die mit dem Kerngeschäft wenig verwandt ist, z.B. als ein Umweltfestival. B. Imageabwertung – Es besteht die Gefahr, mit Greenwashing in Verbindung gebracht zu werden.

Tabelle 1: SWOT – Interne Analyse

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Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen

Chancen

Externe Analyse

I. Verbesserung der Umweltsituation Unterstützung der Stadt Berlin bei dem Erreichen der Klimaschutzziele und der vereinbarten CO2 Reduktionsziele. II. Multiplikatorwirkung Sensibilisierung des öffentlichen Bewusstseins mit der Thematik und Pionierfunktion, besonders für: A. die Film- und Kulturbranche B. das Publikum. III. Marktveränderungsmacht Durch Veränderung der Nachfrage (klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen) kann das Angebot im Verkehrsraum wesentlich verändert werden.

Risiken

I. Fehlhandlungen Das Terrain ist teilweise mäßig erforscht, so dass es auch immer wieder zu Empfehlungen von lediglich vermeintlich umweltbewussten Handlungen kommen kann. Folgen können, neben weiteren Kosten für Umwelt und Unternehmen, Negativ-Presse sein. II. Anpassungen Eine strukturelle Veränderung wird häufig nur dann anerkannt, wenn sie ganzheitlich umgesetzt wird. Sonst droht die Gefahr nur vermeintlichen Umweltschutz zu betreiben (Gefahr Greenwashing). Das könnte Einfluss haben auf: A. künstlerische Arbeiten (Filmauswahl etc.) sowie B. die Auswahl von Partnern (Sponsoren, Dienstleistern etc.).

Tabelle 2: SWOT – Externe Analyse

Die Situationsanalyse betrachtend, ist zu bemerken, dass Vor- wie auch Nachteile gleichermaßen stark vertreten sind. Die Nachteile, also die Schwächen und Risiken, sind dabei allerdings stark von der Umsetzung beeinflusst und somit möglicherweise gänzlich vermeidbar. Nicht vermeidbar sind allerdings die Kosten, die erhebliche Größen in Bezug auf Geldmittel und Personalaufwand annehmen können.

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Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen

5.2 Handlungsempfehlungen Aufbauend auf die Situationsanalyse der umweltfreundlicheren Berlinale sollen nun konkrete Handlungsempfehlungen dargelegt werden, die an die Geschäftsleitung adressiert sind. Es handelt sich vorwiegend um übergreifende, strukturelle Vorschläge, die nur mit langfristig tragenden Entscheidungen beantwortet werden können. Diese Empfehlungen sollen dem betrieblichen Umweltschutz ein Fundament geben und sind für dessen Erfolg maßgebend. So sind die nachfolgenden Handlungsempfehlungen auch grundlegend für die Anwendung der grünen Lichter, der Handlungsempfehlungen auf praktischer Ebene, die im nachfolgenden Kapitel im Ampelbericht aufgeführt werden. Die Handlungsempfehlungen basieren auf Empfehlungen von Experten und den von der Autorin durchgeführten Untersuchungen.

5.2.1 Handlungsempfehlung I – Umweltschutz mit System Die Situationsanalyse hat deutliche Kosten und Risiken aufgezeigt, die von der Einführung eines betrieblichen Umweltschutzes ausgehen können. Diese können nur eingegrenzt bzw. vermieden werden, indem ein übergreifendes System etabliert wird, welches auf einer ganzheitlichen Umweltstrategie basiert. Kosten - Hinsichtlich der finanziellen Aufwendungen stellt eine systematische Herangehensweise sicher, effizient Einsparungen aufzudecken, Investitionen intelligent zu kalkulieren und Kosten weitestgehend zu begrenzen. Das Unternehmen wirtschaftlich zu betreiben besitzt höchste Priorität und ist dem Umweltschutz untergeordnet. Dennoch ist es möglich, Umweltschutz in Synergie mit der Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens zu betreiben. Experten rechnen bei einem systematischen Umweltmanagement mit Einsparungen zwischen 10 – 30 Prozent57. Es ist davon auszugehen, dass lediglich bei einer Einführung Kosten überwiegen, diese jedoch durch die systematische Umsetzung von Umweltmanagement amortisiert werden. Eine Deckung der Investitionen durch Sponsoren wäre denkbar. 57

Interview mit Veit Moosmayer, UGA

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Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen

Eine systematische Herangehensweise ist auch bezüglich der personellen Kosten dringend zu empfehlen, um klare Aufgabenstrukturen zu bieten, die Mehrarbeit vermeiden. Dies ist aufgrund der saisonal steigenden Mitarbeiterzahl von besonderer Bedeutung, um ganzheitliches Umweltschutz zu gewährleisten. Risiken – Eine Umweltoffensive sollte aus einem umfassenden Gesamtkonzept heraus kommuniziert werden. Eine strategische Umsetzung von betrieblichem Umweltschutz wirkt präventiv auf Imageverzerrungen, Fehleinschätzungen und den Vorwurf des Greenwashing (Kapitel 2.3.2). Die Realisierung einer ganzheitlichen Strategie könnte in Form eines Umweltmanagements (Kapitel 2.2) erreicht werden. Dabei gilt es zu prüfen, ob die Entwicklung eines integrierten Managements zu empfehlen wäre, welches neben dem Umweltmanagement auch Arbeitsschutz- und Sicherheitsmanagement beinhaltet.

5.2.2 Handlungsempfehlung II – Umweltschutz mit Expertise Die Einführung eines Umweltmanagementsystems in ein Unternehmen stellt eine komplexe Aufgabe dar, die ein hohes Maß an Expertise und Zeit benötigt. In Anbetracht dessen ist es zu empfehlen, einen Experten heranzuziehen, der sich mit den Anforderungen des betrieblichen Umweltschutzes intensiver befasst. Aufgrund der Größe des Unternehmens und dem Spektrum der Aufgaben ist anzunehmen, dass die Erfüllung dieser Aufgabe eine Vollzeitstelle benötigen würde. Die Aufgaben umfassen in erster Linie die Entwicklung einer ganzheitlichen Umweltstrategie, deren Implementierung, die Ausführung sowie die Kontrolle dieser unter Einbeziehung aller MitarbeiterInnen. Dazu kommen noch Kommunikationsaufgaben, nach Bedarf Mitarbeiterschulungen und die fachliche Unterstützung der MitarbeiterInnen. Es ist davon auszugehen, dass das Übertragen dieser Aufgaben an eine Person den Arbeitsprozess deutlich vereinfachen und beschleunigen würde. Eine zentrale Bearbeitung der Umweltschutzbelange würde eine deutliche Entlastung der MitarbeiterInnen darstellen. Es wahrscheinlich, dass sich ein fundiert implementiertes Umweltmanagement mit der Zeit verselbstständigt und mittelfristig ein geringeres Maß an Zeitaufwand beansprucht.

39


Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

5.2.3 Handlungsempfehlung III – Umweltschutz mit Zielvorgaben Betrieblicher Umweltschutz muss sich messen und managen lassen. Dazu ist eine Strategie nötig, die quantifizierte Indikatoren und Ziele umfasst. Ohne diese droht der betriebliche Umweltschutz eine leere Floskel zu werden58. Dabei ist es wichtig, dass Zielvorgaben einen Zeithorizont haben, realistisch und erreichbar sind. Darauf ausgerichtet können dann Maßnahmen gezielt angewendet werden, die es im Folgeschritt zulassen, tatsächliche Entwicklungen und konkrete Erfolge festzustellen. Darüber hinaus dienen Indikatoren auch dazu, Dokumentationen für MitarbeiterInnen und die Öffentlichkeit anzufertigen, z.B. in Form von Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten. Das könnte für eine mögliche Zertifizierung von Bedeutung sein. Diese sollte allerdings an letzter Stelle stehen (Kapitel 2.3.1) Ein quantifiziertes Ziel könnte der Beschluss sein, CO2-Emissionen im eigenen Geschäftsbereich im Zeitraum von 2011 bis 2013 um 30 Prozent im Vergleich zum Basisjahr zu reduzieren.

6 Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale Grüne Lichter für die Berlinale gehen aus dem Ampelbericht hervor, der nach den besonderen Anforderungen und unternehmensspezifischen Merkmalen der Berlinale entworfen wurde und die Antwort auf die Frage bildet: Wie kann die Berlinale umweltfreundlicher gestaltet werden?

Erläuterung des Ampelberichts Anhand von grünen Lichtern werden Möglichkeiten aufgezeigt, die in Sachen Umweltschutz ohne besondere Barrieren realisierbar sind, um eine umweltfreundlichere Berlinale zu gestalten. Gelbe Lichter zeigen Handlungsmöglichkeiten auf, die bedingt realisierbar sind. Dagegen weisen rote Lichter Umweltschutzmaßnahmen auf, die für die Berlinale nicht realisierbar sind. 58

Interview mit Jürgen Solms, Rat für nachhaltige Entwicklung

40


Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Realisierbar

Bedingt realisierbar

Nicht realisierbar

So bietet der Ampelbericht einen umfassenden Überblick über die Vielfalt der Möglichkeiten von betrieblichem Umweltschutz und bildet ein applikables Modell, dass auf andere Veranstaltungen übertragen werden kann. Erweitert wird der Ampelbericht durch ein Bewertungssystem, das in Form von Symbolen vorsieht, jedes Ampellicht auf seine Umweltwirkung, seinen Kostenaufwand sowie dessen Medienwirksamkeit zu beurteilen. Durch eine variierende Anzahl gegebener Symbole wird dazu noch die Ausprägung gewichtet, wobei eine geringe Bedeutung mit einem Symbol dargestellt wird bis zu einer hohen Bedeutsamkeit mit drei Symbolen. Ein weiteres Symbol, dass auf Barrieren aufmerksam/hinweist macht, vervollständigt die Bewertung.  Umweltwirkung

€ Kostenaufwand

 Medienwirkung

 Barriere

Vorgestellt werden die zahlreichen Empfehlungen im Rahmen von neun relevanten Handlungsfeldern: 1. Mobilität 2. Energie 3. Beschaffung 4. Veranstaltungsort und Unterbringung der Gäste 5. Publikationen und Merchandisingprodukte 6. Ausstattung von Veranstaltungen 7. Catering 8. Abfallmanagement 9. Wasser

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Zu jedem Handlungsfeld wird eingangs kurz die Umweltrelevanz herausgestellt und qualitative Ziele formuliert, die eine Basis geben für anschließende, konkrete Empfehlungen in Form von Ampellichtern. Abschließend werden die wesentlichsten Handlungsempfehlungen jeden Feldes diskutiert59. Es ist zu beachten, dass sich die dargebotenen Handlungsempfehlungen überschneiden und in ihrer Bewertung stark vereinfacht dargestellt sind. So verfolgen sie verstärkt das Ziel, auf den enormen Handlungsraum aufmerksam zu machen. Ferner sollten die Handlungsfelder außerdem noch um soziale Aspekte ergänzt werden. Die Handlungsempfehlungen, wie auch deren Bewertungen, basieren neben Beurteilungen der Autorin, auf Empfehlungen von Experten der Umwelt- und Veranstaltungsbranche, Anregungen von MitarbeiterInnen der Berlinale sowie auf dem Leitfaden für die umweltgerechte Organisation von Veranstaltungen des Umweltbundesamt.

6.1 Mobilität

An erster Stelle des Ampelberichts steht das Handlungsfeld Mobilität, da es das wichtigste aller Handlungsräume bildet. Denn so wie die Berlinale weltweiter Rekordhalter in den Publikumszahlen ist, ist zu vermuten, dass dies bei den Kilometerzahlen des reisenden Publikums nicht sonderlich anders ist. Daher stellt die Mobilität die größte Herausforderung für die Berlinale dar, verbunden mit dem höchsten Handlungsbedarf. Einbezogen wird der An- und Abreiseverkehr der Gäste, das Verkehrsaufkommen vor Ort sowie die Geschäftsreisen der MitarbeiterInnen der Berlinale. Ziele, die dieses Handlungsfeld Mobilität verfolgen, sind Verkehr auf das Nötigste zu reduzieren und von nicht vermeidbaren Verkehr auf umweltfreundliche Transportmittel zu verlagern.

59

BMU: Leitfaden für die umweltgerechte Organisation von Veranstaltungen

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Grüne Lichter

 



°

°



°



Geschäftsreisen Prüfung von Alternativen zu Treffen vor Ort und Vermeidung von Reisen durch:  virtuelles Treffen (Video- oder Telefonkonferenz oder -zuschaltung einzelner Teiln.) Nutzung alternativer Reisemittel mit Einführung, Mitarbeiterreisen deutschlandweit auf dem Landweg zu realisieren durch Reisen mit:  der Bahn (Möglichkeit spez. Angebote mit BahnCards60 und Bonusprogramm von BahnCorporate der Deutschen Bahn)61  dem Auto oder  Bus

An- und Abreise zum Arbeitsplatz Anreize zur Nutzung  des Fahrrades  von Fahrgemeinschaften  der ÖPNV; durch verbilligte Monatskarten, Verbindungsinformationen Bereitstellung von ausreichende Fahrradstellplätzen, Dienstfahrrädern und Informationen über Radwege Ermöglichung von Zuhause-Arbeitsplätzen

An- und Abreise der Gäste Anregung zur Nutzung alternativer Reisemittel bzw. umweltfreundlicherer zu nutzen durch Organisierung von:  Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn (auch klimaneutral möglich) @ www.bahn.de/regional/view/regionen/ aktion/veranstaltungsticket.sht  Charter Busse, Shuttle-Services @ www.blauer-engel.de

60 61

Bahncards sind nicht übertragbar. http://www.bahn.de/p/view/bahncard/ueberblick/preise.shtml

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

 Zusammenarbeit mit einer umweltfreundlichen Fluggesellschaft und Realisierung eines spez. Flugangebots Nutzen von Umwelttaxi’s

Mobilität vor Ort Wahl von Veranstaltungsorten, die bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind; Beachtung des Prinzips der kurzen Wege

 



 

 

Schaffen von Anreizen für Nutzung von:  ÖPNV, Anbieten von Kombitickets Shuttle-Service und Charter Busse  Bildung von Fahrgemeinschaften für die Wege zwischen Hotel, Ort des Geschehens und / oder Ankunfts- / Abreiseort (Bahnhof, Flughafen)  Zurücklegen kurzer Entfernungen zu Fuß

Informierung über umweltfreundliches Reisen Sensibilisierung des Bewusstseins des Reiseverhaltens sowie Informationsbereitstellung zur Motivation umweltfreundlich zu reisen Einladungen: Anreise- und Wegbeschreibungen mit Informationen über umweltfreundliches Reisen versehen Internetauftritt: Einrichten von Seite über umweltfreundliches Reisen verbunden mit:  grundlegenden Informationen über umweltverantwortliches Reisen  Hinweise auf Fahrplanauskünfte der Bahn und des ÖVPNV  Verweis auf den Umwelt- MobilCheck der deutschen Bahn @ www.bahn.de www.bahn.de/p/view/pla nen/reiseplanung/umc/u mweltmobilcheck.shtml  Verlinkung mit Einrichtungen, die Emissionsrechner zur Verfügung stellen und Kompensation ermöglichen @ www.atmosfair.de

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

@ www.myclimate.de  Verlinkung mit Informationsplattformen, die die Bildung von Fahrgemeinschaften bieten @ www.clever-pendeln.de/www/links/in dex.php?kid=6 @ www.mitfahrgelegenheit.de

Gelbe Lichter







°



Fuhrpark Stellen von umweltbezogenen Anforderungen bei Mobilitätsdienstleistungen, z.B. an die Art des verwendeten Kraftstoffs oder zur Benutzung und Einsatz emissionsarmer Fahrzeuge, z.B. Erdgasfahrzeuge oder alternativ angetriebene Fahrzeuge, Dieselfahrzeuge nur mit Partikelfilter Orientierungshilfen bilden: @ www.umweltbundesamt.de/verkehr @ www.bmu.de @ www.vcd.org/vcd_auto_umweltliste.htm @ www.ecotopten.de/produktfeld_mobil. @ www.sparsprit.info  begrenzt möglich, abhängig von Anbieter (Sponsor)

Fahrräder Bereitstellung von Fahrrädern z.B. mit Kooperation der Deutschen Bahn Call a Bike @ www.callabike.de  Witterung

Rotes Licht

Kompensation Finanzierung bzw. Kofinanzierung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungs-ländern als Kompensationsmaßnahme oder Ankauf von Treibhausgas-Emissionszertifikaten

 

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 

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

@ www.atmosfair.de @ www.myclimate.de @ www.onepercentfortheplanet.org zuwendungsrechtlich nicht möglich

Tabelle 3: Ampelbericht Mobilitat

Ausreißer, im Sinne von CO2-Austößen, ist die Flugreise und steht daher im Vordergrund der Diskussion. Der Energieverbrauch einer Flugreise ist 10 bis 30 Mal höher als der einer Bahnreise. Der CO2–Ausstoß eines Atlantikflugs beträgt fast die Hälfte dessen, was eine Person während eines ganzen Jahres im Durchschnitt erzeugt. Experten empfehlen, erst bei einer Entfernung von mehr als 700 km das Flugzeug als Transportmittel zu wählen62. Für alle Reisen darunter, sollten alternative Transportmöglichkeiten wahrgenommen werden, wie z.B. den Bus, der mitunter die beste Ökobilanz aufweisen kann. Dazu kann der Ampelbericht eine Vielzahl von Möglichkeiten für eine umweltverantwortliche Mobilität präsentieren und es ist hervorzuheben, dass die Mehrzahl dieser Möglichkeiten auf Grün steht. Ein bedeutendes Licht jedoch steht auf Rot: Es ist der Berlinale als Einrichtung des Bundes zuwendungsrechtlich nicht möglich, Flugreisen zu kompensieren (Kapitel 2.3.4.)63. Da dennoch die Bundesregierung selbst ihre Reisetätigkeiten kompensiert64, ist darauf zu schließen, dass es zukünftig auch für die Berlinale möglich ist. Bis dem so ist, könnten mithilfe von Sponsoren Kompensationsmaßnahmen ergriffen werden. Weitaus bedeutsamer ist allemal das Reiseaufkommen der Gäste, welche aktiv auf die Möglichkeit der Kompensation hingewiesen und motiviert werden sollten65.

62 Europäische Kommission, Initiative Kontrolle übernehmen http://ec.europa.eu/environment/climat/campaign/control/walk_de.htm [Stand: 05.10.2010] 63 Interview mit Johannes Wachs, Festival Manager IFB 64 Aus rechtlichen Gründen kann der Bund - anders als private OrganisatorInnen und EinzelteilnehmerInnen - nicht unmittelbar Kompensationsmaßnahmen finanzieren. Dies schließt nicht aus, dass Maßnahmen, die im Rahmen der vorhandenen haushalts- rechtlichen Ermächtigungen durchgeführt wurden, auch als Kompensationsmaßnahmen angesehen werden können. Dienstflüge der Mitglieder und Beschäftigten der Bundesregierung sowie Dienstfahrten mit dem Fuhrpark der Bundesregierung werden dagegen ab dem Jahr 2007 generell klimaneutral gestellt (Beschluss des Bundeskabinetts vom 28. Februar 2007). 65 Interview mit Philipp Poll, atmosfair

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

6.2 Energie Ein weiteres, für die umweltgerechte Organisation und Durchführung von Veranstaltungen außerordentlich bedeutsames Handlungsfeld ist Energie. Heizen und Kühlen, Technik und Beleuchtung haben allesamt eines gemein: Sie verbrauchen Unmengen an Energie. Ziele, die sich diesen Problemen annehmen, sind Energieverbräuche zu minimieren und Maßnahmen zu berücksichtigen, die zu einem sparsamen Stromverbrauch beitragen.

Grüne Lichter



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Geräte Einsatz von IT-Geräten und Druckern oder Multifunktionsgeräten, die Kriterien von offiziellen Umweltzeichen erfüllen Orientierungshilfen bilden: @ www.blauer-engel.de @ www.energielabel.de @ www.topten.ch @ www.energiesparende-geraete.de

Stromeinsparungen Stand-by-Verluste minimieren durch Verwendung schaltbarer Steckerleisten Abschalten nicht benötigte Energiequellen Nutzung umweltfreundlicher Internetsuchmaschinen @ www.ecosia.org @ www.de.forestle.org Zeitschaltuhren für das Hoch- bzw. Runterfahren von Computer

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Beleuchtung Büroräumlichkeiten 

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 

Einsatz von Energiesparlampen optimierte Beleuchtungssteuerung durch Einsatz von Bewegungsmelder und Helligkeitssensoren

Wärme Effizient Heizen und Kühlen: Heizen nicht über 20°C Klimatisieren nicht mehr als 6 °C Außentemperatur Temperaturabsenkung in der Nacht (Heizung) Maschinelle Zu- und Abluft mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung

Lichttechnik der Veranstaltung Innenbereich: Nutzung von KompaktLeuchtstofflampen (T5- Technologie) und Spiegelraster- oder Spiegelreflektor-Leuchten mit elektronischem Vorschaltgerät Außenbereich: Verwendung moderner, energiesparender Strahler

Gelbe Lichter

Elektrischer Strom Bezug von Strom aus erneuerbaren Quellen, z.B. Ökostromanbieter  nur begrenzt umsetzbar wegen Mietverhältnissen

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Geräte und Armaturen 

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

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Forderung von Einsatz von Gefrier- und Kühlgeräten sowie Geschirrspülern mit der besten Energieeffizienz, auch bei Leihgeräten von Sponsoren Einsatz energiesparender Armaturen, z.B. Einhandmischer oder Thermostatarmaturen  nur begrenzt möglich

Warmwasser Verzicht auf Warmwasser in den sanitären Anlagen bei den Veranstaltungen  nur begrenzt möglich in angemieteten Veranstaltungsräumen

Tabelle 4: Ampelbericht Energie

Im Energiebereich gibt es für die Berlinale vielfältige Einspar- und Effizienzpotenziale. Ein Teil der Handlungsempfehlungen lässt sich allerdings nur bedingt umsetzen, aufgrund von Gegebenheiten in den angemieteten Büroräumen und Veranstaltungsorten. Trotz alledem gilt es, den Energieverbrauch auf das Nötigste zu reduzieren und Strom ausschließlich aus regenerativen Quellen zu nutzen. Dies wird bedeutsam, wenn man beachtet, dass die gegenwärtige Energienutzung am meisten zur globalen Erderwärmung beiträgt (Kapitel 3). Demnach ist nachdrücklich zu empfehlen an Stellen wo es möglich ist, energiesparende Geräte einzusetzen, mit denen erhebliche Energiekosten realisiert werden können sowie wassersparende Armaturen zu verwenden, die einen geringeren Wasserverbrauch ermöglichen.

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

6.3 Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen Die Berlinale als eine Einrichtung des Bundes hat eine besondere umweltpolitische Verantwortung, umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen nachzufragen. Dem widmet sich das Handlungsfeld Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen.

Ziel ist es bei allen Beschaffungsvorgängen Umweltbelange zu beachten.

Grüne Lichter



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

Umweltfreundliche Beschaffung Berücksichtigung von offiziellen Umweltkriterien zur Beschreibung von Umweltaspekten in Ausschreibungen Existiert für das zu beschaffende Produkt oder die Dienstleistung kein Umweltzeichen, sollten Umweltkriterien aus anderen Beschaffungsmaßnahmen recherchiert werden Orientierungshilfen bilden: @ www.blauer-engel.de @ www.beschaffung-info.de @ www.ec.europa.eu/environment/ ecolabel/index_en.htm @ www.umweltbundesamt.de/index-e.htm

Büromaterial und Papier Nutzung von umweltfreundlichen Büromaterial  memo-Produkte Einsatz von Recyclingpapier für den gesamten Papierverbrauch  Recyclingpapier: Umweltzeichen RAL-UZ 14 Druck- und Pressepapiere überwiegend aus Altpapier: Umweltzeichen RAL-UZ 72 Forest Stewardship Council Papier  Kompatibilität mit Kopierer- und Drucksystemen muss geprüft werden

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Batterien 

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Anschaffung von wiederaufladbarer Batterien für Simultanübersetzungen und sonstigem Einsatz batteriebetriebener Geräte (keine NickelCadmium-Batterien)

Tabelle 5: Ampelbericht Beschaffung

Die umweltfreundliche Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen ist das A und O für betriebliches Umweltmanagement und bildet ein Schlüsselinstrument. Das Bundesvergaberecht sieht vor, Nachhaltigkeit als ein Auswahlkriterium bei der Entscheidung über eine Beschaffung einfließen zu lassen, z.B. gilt es ökologische Kriterien mit einer Gewichtung von 33,3 Prozent einfließen zu lassen bei einer Ausschreibung über Strom bzw. Ökostrom66. Aufgrund der Einfachheit der angeführten Handlungsempfehlungen in ihrer Umsetzung - sie erfordern lediglich eine Einbeziehung der Umweltkriterien bei den Ausschreibungen - stehen in diesem Handlungsfeld alle Lichter auf Grün.

6.4 Veranstaltungsort und Unterbringung der Gäste

Das Handlungsfeld Veranstaltungsort und Unterbringung der Gäste beschäftigt sich mit der Auswahl der Räumlichkeiten und Hotels und bildet einen weiteren wichtigen Baustein von umweltverträglichen Veranstaltungen. Ziel, das dieses Handlungsfeld verfolgt, ist es Umweltgesichtspunkte bei der Auswahl von Veranstaltungsorten und Hotels mit einfließen zu lassen.

66

Umweltbundesamt: Umweltfreundliche Beschaffung Energieversorgung/ Wärmeversorgung

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Gelbe Lichter

Auswahl von Veranstaltungsorten und Hotels

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Berücksichtigung ökologischer Kriterien bei der Auswahl von Räumlichkeiten Orientierungshilfen bilden:  EMAS-Registrierung67 (Zertifikat)  Europäischens Umweltzeichen  Marke Viabono  Auswahl stark begrenzt

Tabelle 6: Ampelbericht Veranstaltungsort und Unterbringung

Die Auswahl der Veranstaltungsorte wie auch der Hotels hat einen großen Einfluss auf die Ökobilanz der Berlinale. Sind die Räumlichkeiten gut ausgewählt, so sind die negativen Umwelteinwirkungen, die von den Räumlichkeiten ausgehen direkt begrenzt ohne besondere Anstrengungen anzustellen. Allerdings ist zu bemerken, dass die Auswahl noch stark begrenzt ist: Daher gelbes Licht für begrenzte Möglichkeiten.

6.5 Publikationen und Merchandisingprodukte Die Publikationen und Merchandisingprodukte der Berlinale spielen eine zentrale Rolle für das Festival und bilden ein weiteres Handlungsfeld dar. Zielstellung des Handlungsfelds Publikationen und Merchandisingprodukte ist, die Einhaltung von internationalen Umwelt- und Sozialstandards bei allen Produktionsprozessen.

67

Eco Management and Audit Scheme, Kapitel 2.3.1

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Grüne Lichter

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Druckereien Berücksichtigung von Umweltkriterien bei der Auswahl von Druckereien, z.B. EMAS zertifizierte Druckereien @ www.emas-register.de

Papierauswahl Nutzung von umweltfreundlichem Papier wie Forest Stewardship Council Papier oder besser noch Recycling Papier Kenntlichmachen der Nutzung, durch Abdruck des Zeichens bzw. Logos Möglichkeit, Schwarz-Weiß-Druck und Farbdruck innerhalb einer Publikation

Produktauswahl Alle Merchandisingmaterialien sollten umweltgerecht und sozial verträglich hergestellt sein Verwendung von saisonalen, ökologisch angebauten und umweltschonend transportierten Produkten bei Gebrauch von Lebensmittel als Merchandiseartikel Orientierungshilfen bieten: @ www.blauer-engel.de @ www.ec.europa.eu/environm ent/ecolabel/index_en.htm @ www.transfair.org

Versand Versendungen sollten sofern möglich verringert werden dazu können sie umweltfreundlich versendet werden @ www.pin-ag.de/umdenken.html

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Digitalisierung 

Verlagerung von Publikationen in das Internet und Nutzung von digitalen Medien, wie CD, mini CD, VCDHD68, USB Stick, Download, APP oder auch auf Terminals mit USBDownload-Funktion  Gegenüberstellung Ökobilanz zwischen Publikation und digitalem Medium

Tabelle 7: Ampelbericht Publikationen und Merchandisingprodukte

Das Handlungsfeld Publikationen und Merchandisingprodukte bietet großen Spielraum, um umweltverantwortlich zu handeln. Jedoch hat dieser Spielraum auch seinen Preis. Ist man bereit diesen Preis zu zahlen stehen alle Lichter auf Grün. Mit einer geschickten Kommunikation über das Engagement auch in diesem Bereich ließe sich eine starke Medienwirkung erzielen, dass möglicherweise im Besonderen mit der Produktion für die Berlinale Tasche. Dennoch sollte bei der Auswahl von umweltfreundlichen Materialien die Qualität nach wie vor eine hohe Priorität besitzen, da letztendlich das Image der Berlinale damit präsentiert wird.

6.6 Ausstattung von Veranstaltungen Eine weitere Herausforderung der Arbeit der Berlinale, ist die Ausstattung von Veranstaltungen, die den Ausstellungsbau sowie die Dekoration von Veranstaltungen umfasst. Ziel ist es, im Handlungsfeld Ausstattung von Veranstaltungen einen gezielten Einsatz und eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen sicherzustellen.

68 VCDHD= Versatile Compact Disc High Density, URL: www.sk-cd.de/pre-recorded/vcdhd/neueperspektiven.html [Stand: 05.10.2010]

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Grüne Lichter

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Materialauswahl Verwendung von langlebigen, ökologisch und gesundheitlich unbedenklichen Materialien, die reparaturfreundlich und wartungsarm sind sowie recycelt oder umweltfreundlich entsorgt werden können

Ausleihe Nach Möglichkeit Materialien, Einrichtungsgegenstände und sonstige Ausstattungen der temporären Bauten ausleihen

Blumendekoration Verwendung von Blumen aus saisonalem Angebot, umweltschonend transportiert, fair gehandelt und aus ökologischem Anbau Orientierungshilfen bieten:  Fair Flowers  TransFair-Blumen  FLP-Siegel (Flower Label Programme)

Recycling Aus verwendeten Materialien können Recycling-Produkte hergestellt werden, z.B. aus Banner Taschen

Gelbe Lichter

Bühnen und Ausstellungsbaufirmen Zusammenarbeit mit Firmen, die nachweislich ökologisch zertifizierte Materialien verwenden  derzeit noch begrenztes Angebot

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Wieder- und Weiterverwendung 

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Die temporären Bauten und Bauteile sollten Nachnutzungskonzepten unterliegen, die eine Wieder- und Weiterverwendung vorsieht Eine zentrale Verwaltung könnte diese Verwendung erleichtern, z.B. mithilfe eines Online-Katalogs  die strukturellen Voraussetzungen sind dazu noch nicht angelegt

Tabelle 8: Ampelbericht Ausstattung von Veranstaltungen

Zu diesem Handlungsfeld lässt sich zusammenfassend bemerken, dass die Maßnahmen zum einen mit Kosten verbunden sind und zum anderen davon auszugehen ist, dass sie keine sonderliche Medienwirkung nach sich ziehen wurde. Zentrale Rolle spielt in diesem Handlungsfeld die Umwelt. Zu den Kosten ist hinzuzufügen, dass es sich in den meisten Fällen um Investitionen handelt. Mit Hilfe von intelligenten Nachnutzungskonzepten amortisieren sich Aufwendungen durch Wieder- und Weiterverwendung und stellen mittel- oder langfristig keine Kosten dar. Jedoch ist zu bedenken, dass Lagerkosten anfallen, die aber möglicherweise durch Nachnutzungsmöglichkeiten und entfallende Entsorgungskosten ausgeglichen werden können. Des Weiteren ist zu bemerken, dass eine zentrale Verwaltung über den Bestand des Inventars sehr dienlich um eine Wieder- und Weiterverwendung zu gewährleisten, z.B. in Form eines Online-Katalogs. Es lässt sich zusammenfassen, dass das Handlungsfeld Ausstattung von Veranstaltungen viele Möglichkeiten bietet, um umweltverantwortlich zu handeln.

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

6.7 Catering Bio, regional, saisonal und fair. Das sind die Schlüsselwörter für das Handlungsfeld Catering, dass die Verpflegung von Gästen, die Beschaffung von Lebensmitteln und das damit verbundene Transportaufkommen einschließt. Zu den Zielen des Handlungsfelds gehören, verstärkt saisonale Lebensmittel aus ökologischem Landbau zu nutzen und sicherzustellen, dass Produkte aus fairem Handel stammen und kurze Transportwege haben.

Grüne Lichter

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Catering und Produktauswahl Wahl der Cateringpartner unter Berücksichtigung festgelegter Kriterien Produkte aus ökologischem Landbau und Produkten aus fairem Handel @ www.transfair.org Verwendung von regionalen und saisonalen Lebensmitteln die kurze Transportwege haben @ www.reginet.de Bevorzugung von zertifiziertem Fisch oder von Fisch gemäß der Empfehlung des Einkaufsführers Fisch des WWF @ www.msc.org/ @ www.wwf.de/fisch

Reduktion und Beschränkung auf kalte Speise Speisen und der Anteil des Fleischangebotes sollte reduziert werden Zubereitung wie auch Bereitstellung warmer Speisen benötigen einen höheren Energieaufwand – daher überwiegendes Servieren von kalten Speisen

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Überschüssige Lebensmittel 

°

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Verschenken von überschüssigen Lebensmitteln an gemeinnützige Einrichtungen, wie die Berliner Tafel, Zoo oder Tierheime

Nutzung von Geschirr Geschirrnutzung anstatt von Einwegprodukten

Gelbe Lichter

Trinkwasser Bereitstellung von leitungsgebundenem Trinkwasser in Karaffen Sponsor

Tabelle 9: Ampelbericht Catering

Das Handlungsfeld Catering ist ein Paradebeispiel für die Einfachheit von umweltgerechtem Veranstaltungsmanagement. Weitestgehend stehen alle Lichter auf Grün. Ausgenommen davon, ist die Anregung Leitungswasser zu servieren, da Rücksicht auf bestehende Sponsorenkooperationen genommen werden muss. Die hohe Trinkwasserqualität in Deutschland lässt die bedenkenlose Nutzung von Leitungswasser zum Trinken jedoch zu69. Auf einer Veranstaltung des Rates für Nachhaltige Entwicklung konnte mit dem Servieren von Leitungswasser eine sehr große Medienresonanz erzielt werden. Mit Einsparungen sollte man jedoch nicht rechnen, da Kosten entstehen durch benötigte Karaffen, die bereitgestellt und gesäubert werden müssen70. Bezüglich der Empfehlung, verstärkt Gemüse zu servieren und vorwiegend saisonale Lebensmittel zu nutzen, steht die Berlinale der besonderen Herausforderung gegenüber, ihre 69

BMU: Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung vom 21.05.2001, Bundesgesetzblatt 2001 Teil I Nr. 24, vom 28.05.2001; EU-RL 98/83 EG des Rates über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch vom 03.11.1998, ABl. EG Nr. L 330, S. 32 70 Interview mit Jürgen Solms, Rat der Nachhaltigen Entwicklung

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Veranstaltungen im Februar auszurichten: Eine Jahreszeit, deren Erträge die typischen Gemüsesorten der deutschen Kost nicht erbringt, dennoch eine gute Grundlage bietet für kreative Köstlichkeiten. Weiter empfiehlt BIOSpitzenkoch Tino Schmidt, der Berlinale: “Vegetarische Menüs mit Fleisch als Beilage” zu servieren. Er rät ab von dem absoluten Verzicht von Fleisch, da der prozentuale Anteil von Vegetariern noch sehr gering ist71. Schlüsselfunktion besitzt auch in diesem Handlungsfeld die Ausschreibung. Eine Aufnahme von ökologischen Kriterien in der Ausschreibung erbringt bereits ein verbessertes Angebot seitens der Caterer. Es ist kein großer Aufwand nötig, um eine deutliche Verbesserung in der Ökobilanz der Berlinale zu erzielen.

6.8 Abfallmanagement Das Handlungsfeld Abfallmanagement stellt einen weiteren, integralen Bestandteil des betrieblichen Umweltmanagements dar. Im Fall der Berlinale umfasst dieses Handlungsfeld vor allem die Materialien und die Mülltrennung. Ziel ist es noch verstärkter Abfall zu vermeiden bzw. zu reduzieren, um eine umweltgerechte Abfallentsorgung sicherzustellen.

Grüne Lichter

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Einladungen Verstärkung der digitalen Distribution der Einladungen sowie Informationen zu Einladungen

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Interview mit Tino Schmidt, BIOSpitzenkoch

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Abfallvermeidung 

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Abfall vermeiden mithilfe von gut kalkulierten Produktionsauflagen (Kataloge, Taschen, Lynards etc.)

Papierflut Auf den Veranstaltungen, wie auch im Büro gilt es die Papierflut zu vermindern Eindämmung der Papierflut durch: Doppelseitig bedruckte Unterlagen, Minimierung der Auflagezahl von Publikationen ausgehend von Nutzungszahlen, Rücknahmesystem von ausgelegten Publikationen, Wiederbenutzung von Papier sowie Verlagerung ins Internet

Mehrweg- statt Einweg Nach Möglichkeit Einsatz von Mehrwegprodukten Lieferanten zur Rücknahme von Produkten verpflichten

Gelbe Lichter

Müllaufkommen auf den Veranstaltungen Aufstellen von Abfallinseln für getrennte Abfallsammlung (v.a. für Papier, Biomüll, Glas, Leichtverpackungen und Metall) Information über Trennsystem an Gäste, LieferantInnen und Betreibergesellschaft Einbeziehung der Reinigungsfirmen Abhängig von Veranstaltungsort

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

Catering Service 

°

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

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Sicherstellen, dass das Catering Service eine umweltgerechte Entsorgung leistet, durch: Einsatz ökologisch vorteilhafter Verpackungen, Verwendung von Mehrweggeschirr, Gläsern und Besteck, Verschenken von überschüssigen Lebensmitteln an gemeinnützige Einrichtungen

Rotes Licht Mülltrennung im Unternehmen Mülltrennung (v.a. nach Papier, Biomüll, Glas, Leichtverpackungen und Metall) aufgrund der Gegebenheiten des Hauses nicht ganzheitlich möglich

Tabelle 10: Ampelbericht Abfallmanagement

In keinem anderen Handlungsfeld hat das Klimaschutz-Trias (Kapitel 2.3.4) eine größere Bedeutung, als im Handlungsfeld Abfallmanagement. Damit ist spezieller der erste Schritt des Trias gemeint: Vermeiden! Müll, der sich nicht vermeiden lässt, soll umweltgerecht, also getrennt entsorgt werden. So wird auch der Großteil des aufkommenden Abfalls zentral über die KBB umweltgerecht entsorgt. Für die Mülltrennung in den Bürohäusern jedoch, sind der Berlinale die Hände gebunden, da das Daimler Quartier am Potsdamer Platz eine Mülltrennung in den Anlagen nicht vorgesehen hat. Daher an dieser Stelle ein rotes Licht. Jedoch steht es in der Macht jeden Mitarbeiters Mülltrennung im Kleinen zu betreiben.

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Ampelbericht: Grüne Lichter für die Berlinale

6.9 Wasser Wasser ist eine kostbare und zugleich unverzichtbare Ressource. Zum Schutz dieser Ressource ist ein verantwortungsvoller Umgang nötig sowie Maßnahmen, die die Abwasserbelastung senken. Das Ziel dieses Handlungsfeldes ist es, die Ressource Wasser zu schonen.

Grüne Lichter

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

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Wasserverbrauch bei sanitären Einrichtungen Einsatz von wassersparenden Armaturen und Spülkästen

Wasserverbrauch in Küchen und Kantinen Kauf von wassersparenden Geräten, z.B. Wasserkocher, Geschirrspülmaschinen

Umweltschonende Reinigung Reinigungsdienst, der eine Nutzung von umweltfreundlichen Spül- und Reinigungsmittel garantiert Sicherstellen, dass zertifizierte Reinigungsmittel ohne ökotoxikologische Inhaltsstoffe genutzt werden

Tabelle 11: Ampelbericht Wasser

Für die Büroräume der Berlinale am Potsdamer Platz stehen alle Lichter auf Grün, da Maßnahmen bereits umgesetzt sind oder weil sie zukünftig realisierbar sind. Bei den zahlreichen Veranstaltungsorten, die für die Festspiele angemietet werden, trifft das allerdings in den meisten Fällen nicht zu. Der Einfluss darauf ist gering, jedoch kann das Personal von angemieteten Räumlichkeiten darauf aufmerksam gemacht werden.

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Fazit

7 Fazit Der zentralen Fragestellung nach Wie kann die Berlinale umweltfreundlicher gestaltet werden? wurde im Rahmen dieser Arbeit eine fundierte Beantwortung vorgelegt, um zukünftig eine umweltfreundlichere Berlinale zu realisieren. Die Beantwortung erfolgte unter Einbeziehung der relevanten Gesichtspunkten, des Umwelt- und Klimaschutzes für eine Veranstaltung dieser Größenordnung sowie unter Berücksichtigung der unternehmensspezifischen Merkmalen der Berlinale in zwei Formen: Zum einen wurden drei strukturelle Handlungsempfehlungen gegeben und zum anderen eine Vielzahl von praxisorientierten Maßnahmen vorgestellt. Dabei ist nach Erachten der Autorin die Beachtung der strukturellen Handlungsempfehlungen maßgeblich für den Erfolg der praxisorientierten Maßnahmen. Zusammen bilden sie eine konkrete Darbietung, das Ziel einer umweltfreundlichen Berlinale zu erreichen. Dass es dem Ganzen eine Kostenuntersuchung bedarf, steht außer Frage, konnte jedoch innerhalb dieser Arbeit nicht geleistet werden. Überdies sollte auch neben der Berücksichtigung von Umweltschutzmaßnahmen sichergestellt sein, dass Film weiterhin im Mittelpunkt der Veranstaltungen steht.

Mit der Beantwortung der Fragestellung wurden Aussichten aufgezeigt, die sich aus einer umweltfreundlicheren Berlinale erzielen ließen. Besonders nennenswert sind dabei, die Möglichkeiten Kosten- und Ressourceneinsparungen zu realisieren, die Reputation der Berlinale zu stärken und eine Vorreiterrolle in der Kulturbranche einzunehmen. Neben dem bedeutsamen Nutzen für die Umwelt, der sich daraus verwirklichen ließe sowie dem Mehrwert für Besucher und Branche, stellt dies eine lohnende Situation dar. Damit lässt sich schlussendlich bezüglich der Leitfrage festhalten, dass die Verwirklichung einer umweltfreundlicheren Berlinale ein für alle Beteiligte gewinnbringendes Ergebnis darstelle. Zukünftige Entwicklungen würden eine solche Bestrebung dazu noch bestärken. Es ist in unserer Gesellschaft ein umgreifender Bewusstseinswandel mit einem Streben nach einer nachhaltigen Entwicklung zu beobachten. Dem angeschlossen, ist die Industrie und Technik im stetigem Fortschritt und wird zukünftig Umweltschutz in seiner Ausübung vereinfachen; durch die veränderte Nachfrage wird sich auch das Angebot anpassen.

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Fazit

Ferner ist dazu davon auszugehen, dass Veranstaltungen zunehmend auch an ihren ökologischen Standards gemessen werden und dass diese künftig sogar darauf kontrolliert werden. In Fachkreisen wird spekuliert72, dass bereits 2013 mit der Einführung gesetzlicher Forderungen für eine umweltgerechte Ausrichtung von Veranstaltungen zu rechnen ist.

Es wird deutlich, dass Umweltschutz an seiner Bedeutsamkeit zunimmt und damit verbunden eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Anforderungen von Umweltschutz sehr sinnvoll ist. Die Lichter des Ampelberichts stehen dazu vermehrt auf Grün und es sei an dieser Stelle Hsing Yun das Schlusswort überlassen: "Worte, denen keine guten Taten folgen, sind wertlos.“

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Interview mit Reinhard Peglau; Umweltbeauftragter des Umweltbundesamts

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Bibliographie

8 Bibliographie Das nachstehende Kapitel bietet einen Überblick über für diese Arbeit genutzte Quellen, die neben Büchern und Publikationen aus dem Internet bezogen wurden.

8.1 Bücher / Publikationen Bundesamt für Naturschutz (2005): Leitfaden für Open-Air Festivals. Bonn. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)(2009): Leitfaden: Einführung eines Energie- und Umweltmanagementsystems bei nationalen und internationalen Großveranstaltungen. Berlin. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)(2008): Klimaneutrale Dienstreisen der Bundesregierung. Berlin Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)(2007): Green Champions – Leitfaden für umweltfreundliche Sportgroßveranstaltungen. Berlin. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Umweltbundesamt (UBA)(2008): Leitfaden für die umweltgerechte Organisation von Veranstaltungen. Berlin. Environmental Challenge Organization and Green Future Solutions (2008): Green Events Guide. Singapore. Fitschen, Uwe (2006): »Umweltmanagement ausgewählter Großveranstaltungen«, Universität Lüneburg. Greater London Authority (Hrsg.) (2009): Green Music. London Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Eggenkamp Verlag, Greven 1987 Jones, Meegan (2009): Sustainable Event Management: A Practical Guide, Earthscan, London. Österreichisches Ökologie-Institut (2008): Leitfaden für die Organisation nachhaltiger Veranstaltungen. Linz. Pfeil, Andreas (2010): Seminar Nachhaltige Medienproduktion. ClimatePartner. München. Rother, Richard: Kein Konsens mit den Stromkonzernen, taz, 04.07.2007 Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (2005): Umweltfreundliche Beschaffung – einfacher als gedacht!. Dresden. The Icarus Foundation (2008): Greening Festivals and Events.

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Bibliographie

Umweltbundesamt (2009): Produktwegweiser Blauer Engel, Dessau-Roßlau. Umweltministerium Baden-Württemberg (2008): Umweltschutz mit System - EMAS in kleinen Betrieben, Stuttgart.

8.2 Internetquellen A Greener Festival Ltd (2010): Music Fans Want Green Events! URL: http://www.agreenerfestival.com/summary.html [Stand: 10.09.2010] Bankcoop AG (Hrsg.): Nachhaltigkeit – Betriebliches Umweltmanagement. URL:http://www.bankcoop.ch/index/bank-coop/nachhaltigkeit/nachhaltigkeitumweltmanagement.htm [Stand: 05.10.2010] Berliner Klimabündnis: Gründungserklärung: 9.10.2008 URL: http://www.berlin.de/klimabuendnis/das-buendnis/gruendungserklaerung.html [Stand: 05.10.2010] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Hohes Umweltbewusstsein der Deutschen: Pressemitteilung 13.02.2009 URL: http://www.bmu.de/publikationen/bildungsservice/zahl_der_woche/doc/43143.php [Stand: 7.10.2010] Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (2008): Dossier Klimawandel. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. URL: http://www.bpb.de/themen/3U108W,0,Klimawandel.html [Stand: 07.10.2010] Convention Industry Council (2004): Green Meetings Report. URL: http://www.conventionindustry.org/projects/green_meetings_report.pdf [Stand: 10.09.2010] Eiermann, Martin (2008): Klimagerechtigkeit. Themenblatt Nr. 73, Bundeszentrale für politische Bildung, URL: http://www.bpb.de/files/BIFWHV.pdf [Stand: 03.10.2010] FIAPF: Directory of international Film Festivals URL: http://www.fiapf.org/intfilmfestivals_sites.asp [Stand: 7.10.2010] Greenpeace (2009): E-Mobilität und Klimaschutz URL:http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/verkehr/fs090220_el ektroauto.pdf [Stand: 03.10.2010] GTZ: Rioplus: Umweltpolitik und Förderung von Strategieprozessen für Nachhaltige Entw. URL: http://www.gtz.de/de/themen/10889.htm [Stand: 02.10.2010] Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)(2001): Climate Change 2001: A Scientific Basis, Genf

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Bibliographie

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9 Anhang In diesem Kapitel erfolgt eine Aufstellung der Anhänge, darunter ein englischer Leitfaden als zusätzliche Prüfungsleistung für umweltfreundliches Event Management Sustainable Event Guide sowie zwei Übersichten, über getätigte Interviews und besuchte Veranstaltungen, die zur Weiterbildung und Grundlagenschaffen dieser Arbeit dienten.

9.1 Sustainable Event Guide

Introduction Life is a celebration, and the world celebrates a lot. There is always a reason to celebrate and it gives rise to the suspicion that there is a celebration at any given time all over the world. Let the environment and your budget celebrate as well and create sustainable events! With a framework of principles and practical tips, this Sustainable Event Guide shows how event and venue managers can easily realize sustainable events.

1. What is a sustainable event? Celebrating a sustainable manner means celebrating in harmony with the environment, the local economy, and with social responsibility. It means celebrating while avoiding unnecessary rubbish and using energy efficiently. Small, simple steps such as using products that are local and ecological can enable us making a sustainable event. A sustainable event already has in mind the journey and departure of its guest while planning the event. Thus, at the end of the event, there remain only nice memories, a good feeling, and just a bit of rubbish is left behind. Create sustainable events and celebrate life!

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2. Why a sustainable event? Apart entertaining and joyous moments events also entail several costs. Maximum burden is neither on the guest nor the organizer – but on our environment. Events leave behind thousands of tons of waste, use exorbitant amounts of electricity and damage the ecosystem with their causing emissions. We need a drastic change in our behaviour to save our environment - our environment where we wish to keep on celebrating. But beyond the motivation to overcome the alarming climate change, there are an impressive number of enticing reasons to create events in a more environmentally friendly manner: People actually want sustainable events! According to a European festival report over 80% think that noise, waste and traffic have a negative impact. 48% of the festival visitors would pay more for environmentally friendly events and 36% say sustainability is important when paying for an event73. Sustainable events save money! Sustainable event management and thus, the concerned usage of resources can save money. For instant, collecting name badge holders for reuse at an event of 1300 attendees can save approximately $975 for the event organizer74. Sustainable events support regional economy! One of the ideas of sustainable events is to mainly use regional and ecologically produced food and beverage as well as services. That can lead to long-term concepts and be a foundation for sustainable relationships to regional suppliers which again can result in savings and customer benefits. Furthermore, sustainable event management can encourage the development of efficient techniques, management systems and innovative products to overcome the negative impacts of events. These developments are also mostly associated with savings in the long-term. Additionally sustainable event management strengthens remarkably the image of a region as to how the region and their economical qualities will be used and presented. Consequently it can create employment and qualification possibilities throughout the shift to sustainable events.

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http://www.agreenerfestival.com/summary.html [Stand: 06.10.2010] http://www.conventionindustry.org/projects/green_meetings_report.pdf [Stand: 06.10.2010]

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The environment benefits from sustainable events! Creating events sustainably provides a multitude of possibilities that can significantly lessen the impact of an event to the environment. Altogether, they have the inevitable goal to minimize green house gases, air and noise pollution. Planning the provision of climate efficient and environmentally friendly possibilities to travel to the event is just one example. Furthermore, saving resources by the usage of recycled materials, reusing items and reducing materials used also lead to an improvement in the ecological balance of an event. For instance, the usage of biodegradable cups and plates instead of Styrofoam or plastic at an event with about 2200 people can prevent nearly one ton from going into a landfill75. The society benefits from sustainable events! In the focus of sustainability besides the ecological and economical aspects, social responsibility, an organizer of sustainable events integrates local and regional target groups within the planning. The events are realised in a partnership between organizer, suppliers and guests. Organizers look after the health of employees and guests and guarantee that people with handicaps can participate unhindered. They consider equality between woman and men, young and older people pay attention for intercultural aspects. It motivates others to act more environmentally friendly! The output of a sustainable event is much bigger than just nice memories. Remaining after a sustainable event is the insight that it can be really comfortable to travel to an event in an environmentally friendly way by using the bike instead of public service or by using the train instead of flying. Regional food and ecological products can be as tasty and it is easy to avoid rubbish. Above all, it shows the importance to change our behaviour in consideration to the global warming. Guests and employees will be given an insight to the large number of advantages by organizing events in a more environmentally friendly manner. They'll end up taking home what they've learnt and this leaves a major impact on their everyday lives. It strengthens the reputation of the event! Sustainability is a strong movement that is mainly very much welcomed. People are increasingly concerned about the climate change and the impact of their contributions. Thus, one can assume that the people appreciate the commitment of sustainably arranged events that consequently can result in a better reputation.

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The Icarus Foundation

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It is the right thing to do! All over the world awards have been created that honour the commitment of sustainable events based on their environmental credentials. Sustainable events are being recognized and celebrated.

3. How to create sustainable events? The principal goal of sustainable event management is to identify the various environmental impacts during the planning, preparation and conducting of an event to then later reduce them. This guide gives orientation to find out the hot spots of an event and has multiple principles and practical tips to create and manage it in a more environmentally friendly manner. The principles in the key areas of sustainable event management are as follows: 1. Transport and Venue 2. Material and Waste 3. Food and Beverage 4. Energy and Water 5. Social Responsibility

Transport and Venue Sustainable event management starts mostly with the journey of the visitor to the venue. There are many ways to enable a safe and environmentally friendly way to travel for the guests. Good connections by public transport and direct shuttle services to the event area are services that are being appreciated more and more by guests. Fewer cars mean less occupied pavements and roadsides as well as less CO2 emissions. By contrast the use of public transport, taxi- and shuttle services and car pools guarantees a cheerful festiveness without traffic chaos and the search for a parking space. Above all, it eases the burden on the environment. What is off special importance is that transportation emissions causes the most damage and are hence consequently deemed to be the highest contributor of negative impacts of events.

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Sustainable Event Tips:

Venue - Choose a venue that has an explicit environmental policy and green strategy. Make sure that they practice energy and water conversation, waste minimisation and educate staff about environmental issues. Paying attention to the venue’s environmental management system certification or for their environmental awards and contributions can help for orientation. If you plan an outdoor event ask the city council or community about their waste and energy reduction policies. Consult with them and ensure that they are aware of the impacts and how you can reduce them.

Accessibility- Pay attention to the accessibility of the venue location regarding its distance for the event attendees and connection to the public traffic network. Choose a venue that is close for the majority of the participants and that it is centrally located to be easily accessible by foot, bicycle or public transport such as buses and trains. That shortens the way to the venue and encourages leaving the car at home. Furthermore, make sure that the beginning and ending of the event makes it possible to use public transport.

Shuttle service – For events with a big catchment area it is reasonable to organise a shuttle service. In corporation with the regional public traffic network there can be set up extra buses that are cost-covering or eventually transport the guests with a reduced fare. Consider choosing companies that use environmentally friendly buses such as those running on compressed natural gas that emits less gas emissions. It is recommendable to cooperate with the public transport and negotiate reduction fares or even complimentary journeys. Inform the visitors then about the reasonable possibilities to travel to the event beforehand. For instance, transportation companies could be integrated in the event concept with a sponsorship that encourages them to offer reasonable service. In this case companies mostly have to have an attractive presentation and marketing performance.

Alternative transportation – Motivate your guests for an alternative way to travel to the event. Air travel has the highest carbon footprint and if possible an alternative should be suggested, like rail and coach travel. They are less intense and if the terminals are centrally located, it further reduces the need to use taxis. Carpools or using public transport are other options that should be suggested. Furthermore encourage your visitors for alternative human-powered transportation, such as walking or cycling.

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Offers - Create supportive and incentive actions for the environmentally friendly journey of your guests: For instance, offer an entrance discount for the participants who arrived by foot or bicycle. Make sure that sufficient possibilities to park the bicycles are available. Provide on stage all possible travel information like signposts and lighted footpaths to the bus stop etc.

Information – Inform the visitors already with an announcement at the event about environmental friendly locomotives. Provide them all opportunities in detail with maps, schedules for public transport and special ways for bicycles for instant. Only one who feels well informed finds a reliable way to travel to the event and hence will choose an alternative with a good feeling.

Material and Waste The preparation, promotion and conducting of an event mostly uses a large amount of materials in all its variation and generates an even larger amount of waste afterwards. Sustainable event management acts according to the 3 “Rs” – Reduce, Reuse and Recycle76. Reduce by not creating or minimising the waste in the beginning itself. Reuse by using the material multiple times or for another purpose. Recycle by collecting and sending the waste to be processed as a resource. Following the sequence of the 3 “Rs” is of special importance as at the first place reducing resources is mainly the best way to minimise waste, even though whilst recycling still has some impact on the environment and should be at last place. Sustainable Event Tips:

Event material – Make sure that just a small amount of event material like paper, posters or flyers are used. Promote your event through electronic media such as websites or emails, newsletters and provide event material electronically on a disc or via the internet so that the participants can decide whether to print them or not for themselves. Assure the usage of recycled or environmental friendly paper, also documents should only be printed with mineral oil free colours and double-sided. Furthermore, whiteboards or beamer can replace poster and banner and also announcements can be used to inform people during an event. Design decoration ma-

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Teacher Vision: The Three R’s of the Environment

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terials such as banners, backdrops and signage could be reused by giving it away or using it for further events. Instead of buying appliance and equipment it also can be rented. Name badges and lanyards can be reused by collecting them after the event. If gifts or merchandise article are being distributed, use biodegradable, recyclable and ethically sourced goods.

Food and Beverage material – Attempt to use only returnable systems when serving food and beverages. Use food crockery like chinaware, metal cutlery and for beverage glass or washable re-useable cups. With an intelligent use of returnable systems the vast bulk of the total amount of waste can be minimized simply by avoiding disposable packaging of food and drinks, throw-away dishes and non-returnable cups. Companies offer returnable systems that can be rented. For the realisation of big events with many attendees cleaning mobiles have proven their efficiency. They provide all material and clean them during the event. Furthermore, it is likely to lend sets of crockery or glasses from other establishments. Other recommendable options to reduce waste are to serve food directly in the hand e.g. in bread or waffles or in napkins. Introduce a deposit system for bottles to ensure to get them back. Utilize rather big bags or dispensers instead of single portion packs for sugar, coffee milk, mustard or ketchup.

Waste separation – The separation of waste in the service area is an absolute must. Separate glass, paper, metal and plastic packages, organic waste, cooking oil and residual waste. Then dispose the waste at the source ecologically for future recycling. The practice unfortunately showed that waste separation in the visitor area has not always proven its efficiency. Thus, it is important to avoid as much waste as possible and use returnable systems, see the event tips above. Nevertheless, provide participants the possibility to separate waste and set up as much waste containers as possible. Locate the waste bins in strategically good visible spots e.g. close to where food and beverages are served. Make sure that the containers are not overfilled and getting empty during the festival. Remind them that recycling and waste reduction opportunities are available.

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Food and Beverage Food and beverage belong to an event like their visitors itself. Offer your guests culinary delicacies. Fresh and authentically prepared with pleasure. That increases their satisfaction and ensures to meet environmentally responsibility. It may even raise the sales with more visitors that feel attracted by the delicious food you offer. The principles of sustainable catering are regional, seasonal organic and fair trade. Sustainable Event Tips:

Regional and seasonal – Prefer regional products in every case and buy food and beverage that are produced in the surrounding of the event side. This is not only good to present its regional specialities but to support the local economy. Beyond that it often maintains better quality, is fresh and good for the environment. Avoid from the region not typical, exotic ingredients. They are often littered with chemicals and cause high gas emission and energy for their transportation. Furthermore plan your menu according to your season. Every season has its special fruit and vegetables that contributes and stimulates for a fresh, healthy and sometimes at best even a creative menu.

Organic and fair trade – Prefer organic food. Companies that produce under the organic guidelines guarantee ecological production. If you want to use product that are not available in your region such as coffee or tee for instant, go for fair trade products. This products stand for controlled organic farming and for social fairness of the producers. Support that.

Vegetable vs meat – Offer preferable vegetarian dishes or your participants. They have the smallest ecological footprint and supports to reduce the amount of food, water and energy resources needed for meat production. In addition pay attention by the choice of the ingredients and the way in which food is served what type has the least waste.

Water - Provide your guests tap water free of charge. Depending on the event serve the water in jugs or water trucks. In some cities it will be even possible to engage promoter who make advertisement for local tap water and serve it for free. Here counts again to reduce waste and serve the water rather in glass or recycled cups then in plastic bottles and disposable cups.

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Leftover food – Arrange that leftover food will be given to working people are involved in the event. Another great opportunity is to donate leftover food to a charity or a zoo.

Energy and Water Other fields where we can make notable achievements in saving resources as well as money are energy and water. But it has to be mentioned, that in particular with the supply of energy for an event are often set boundaries and it often is not possible to influence or change structural alterations within the event location. However aspects that can be influenced in spite of the existing conditions are the heating, cooling, lighting and much more. Sustainable Event Tips:

Temperature – Ensure that the rooms are set at a comfortable temperature and do no heat up the room over 20 degrees and do not cool it down up to 6 degrees.

Equipment – Use energy efficient and water saving equipment. Thus it helps to orientate the choice on ecological labels and quality certificates.

Light – Use only energy saving light bulbs and assure that lights as well as the equipment are switched off when they are not in use. Let event participants know to switch them off when they are not needed or being utilized by placing a small reminder note.

Green electricity – Offset the damages of coal produced energy at the event with green power.

• Generators – Avoid generators and if it is not possible, then rather choose renewable energy generators.

Water – Use water efficient taps and toilet flushing cisterns. Also thimbles, aerators or flow restrictors to reduce the water volume are recommended to save water and costs. Avoid warm water in the bathrooms. It is sufficient to use only cold water to clean hands.

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Cleaning agent – Use biodegradable cleaning agents and assure a sparing use to protect the water resources. Avoid chemicals and paper towels.

Social Responsibility The last point that turns an event truly to a sustainable event is to meet with social responsibility. For all, guests and volunteers, employees and organizers it is expected to meet social responsibility by acting according to legal requirements that guarantee the health and safety of all the people involved. But beyond that there are many more aspects that can be considered to ensure all round satisfaction. Because that is what comes with a sustainable event: satisfaction! Sustainable Event Tips:

All together – Mare sure that the organization team has about the same amount of men like woman and create a working atmosphere where all involved people can convey their opinion. The same goes for the audience. Consider creating events where all come together: woman and men, old and young, people with disabilities and people with different origins. Ensure that all sent information’s are addressed equally to their recipients with a gender-related language. Furthermore create a balanced range of offers for all attending participants and integrate intercultural aspects into your programme, which can be supportive of cultural differences in our society. Moreover special discount fairs can be offered for example for families, students and elderly people.

People with handicap – Make sure that people with disabilities can participate unhindered in your event. Seek to provide barrier free entrance and avoid hindrance on the ways. Get in touch with local institutions that care for people with handicaps and name a contact person that disabled people can consult in case of unexpected occurrences.

Noise – Already inform all people living in advance about the upcoming event and that the event can cause noise or obstruction of traffic. Ensure that the emission of noise is as low as possible and that it does not bother local residents in an unreasonable fashion. Should the occasion arise, inform your visitors already at the entrance about possible nuisances.

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Time – Pay attention to the time planning of your event. Make sure the times sync with your expected audience for example in regard of working hours or time restriction for children and young persons.

Security – If necessary hire a security team for a trouble-free course. Other than that inform all employees about the maintenance of protection measures and the special measures for the protection of children and young persons.

Alcohol – Add notes about the age restrictions on the list of beverages and make sure that there is something to quell everybody's thirst. For example the most popular cocktails and other alcoholic drinks can also be served without alcohol. Serve alcoholic drinks with a glass of water free of charge.

Initiatives – Enrich your programme and your engagement and invite active groups from your region such as sport clubs, musician groups or choral societies. Environment organization or social associations would be likewise glad to present themselves to the public and provide education.

Motivation - Motivate the entire team to create a sustainable event together! Your guest will enjoy being surrounded by a motivated team.

Three more recommendations to make a event that does not cost the world

1. Preparation Over all actions can be undertaken to create a sustainable event always leads to a need of good preparation. Because a sustainable event always requires good preparation! A good preparation contains the gathering of the visitor number of the previous year. That can help to determine the expected number of attending participants what again helps for a good calculation of needed requirements like the number of copies or the right amount of food. As fewer things are been produced, as lesser is the amount of waste. A good preparation leaves the organizer with substantial and a s sustainable event time. Some cooperation contracts or necessary permissions can take a while for example to negotiate a special fare with the public transport or organizing a car-free street with the local authori-

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ties. Good preparation includes training the team. The effectiveness of the actions planned is influenced extremely by the people carrying them out. So encourage them about their environmentally responsible event and inform them about set policies to make that event true, such as a introduction into the returnable system or a explanation about the waste separation.

2. Make your event carbon neutral Every environmental act has its limits. There are emissions that are unavoidable. But climate protection knows no limits and has developed the great opportunity to offset unavoidable emissions. What cannot be reduced can be offset against a project. During the last years reputable carbon management organization have formed that offer to make events carbon neutral. They function through funds in climate protection projects like renewable energy or reforestation projects. The carbon neutralization can also be done on ones own initiative while planting of trees for instant. But it can be said that carbon offset organizations has well known brands and transparent auditing standards that could lend credibility and a good reputation to your sustainable event.

3. Do good and talk about it Making an event a sustainable event can require a lot of energy, time and money. And it is simply a good think to do. Take advantage of this effort and strength your reputation with it. Talk about it! Inform all your guests about your engagement for a sustainable event, manage and publicize it in the media, make references in the programs about your event and make announcements at your event. Another way to communicate environmental engagements of your event can be done by making and publishing an environmental statement. Which basically informs participants and stakeholders about the efforts made to create the event sustainable and furthermore it provides a road map for future event planning. Such an environmental statement is perfect to be presented a high level of transparency and avoid the dreaded green-wash-label.

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9.2 Überblick der Interviews

Interviewpartner

Tätigkeit und Einrichtung

Datum

Dr. Carmen Giese

Compliance Officer, Leiterin Center of CSR, Sustainability & Compliance; TÜV Rheinland Bildung & Consulting GmbH (Berlin)

17. Mai / 6. Juli 2010

Martin Hausding

Leiter Energiepolitik; Greenpeace-Berlin

19. April 2010

Dr. Michael LaFond

Gründer und Leiter; id22 e.V. Institut für kreative Nachhaltigkeit (Berlin)

29. April 2010

Dipl.-Ing. JürgenSolms

Wissenschaftlicher Referent; Rat für Nachhaltige Entwicklung Geschäftsstelle c/o GTZ (Berlin)

30. April 2010

Birgit Bohle

Geschäftsführerin Operativer Vertrieb; DB Vertrieb GmbH Vertrieb Geschäftsreisen (Frankfurt am Main)

3. Mai 2010

Philipp Poll

Product Development, IT & Public Relations; atmosfair gGmbH (Berlin)

3. Mai 2010

Christina Rothe

Mitglied Arbeitsgruppe Ernährung; GreenpeaceBerlin

11. Mai 2010

Stephanie Schropp

Projektassistentin Medien; co2online gGmbH Gemeinnützige Beratungsgesellschaft (Berlin)

18. Mai 2010

Martina Geisler

Mitglied des Klimabüros CharlottenburgWilmersdorf; Stadtteilverein Tiergarten e.V.

25. Mai 2010

Dieter Ebert

Umweltbeauftragter und Bereichsleiter Qualität, Umwelt & Personal, Pressesprecher; Druckhaus Berlin-Mitte GmbH

27. Mai 2010

Anja Sorges/ Diana Gevers

Geschäftsleitung und Projektleitung Mitgliederbindung und Fundraising; NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V. (Berlin)

27. Mai 2010

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Dipl.-Forstwirt Veit Moosmayer

Geschäftsführer; UGA – Umweltgutachterausschuss (Berlin)

3. Juni / 7. Juli 2010

Jacob Bilabel

Geschäftsführer; GREEN MUSIC INITIATIVE c/o THEMA1 GmbH (Berlin)

15. Juni 2010

Martin Schmied

Stellvertretender Bereichsleiter Infrastruktur & Unternehmen; Öko-Institute.V. (Berlin)

Sigrid Niemer

Vorstand und Leitung Öffentlichkeitsarbeit; ufaFabrik Berlin

Reinhard Peglau

Senior Scientific Officer on Environmental Management; Umweltbundesamt (Dessau-Roßlau)

Dr. Soenke Zehle

Professor Media Art and Design; Hochschule der Bildenden Künste Saar (Saarbrücken)

Karen Thormeyer

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit; GRÜNE LIGA Berlin e.V.

8. Juli 2010

Tino Schmidt

BIOSpitzenkoch; Catering of Nature (Berlin)

19. Juli 2010

Nic Niemann / Donald Houwer

Geschäftsführer; Green Me GmbH (Berlin)

29. Juli / 7. September 2010

23. Juni 2010

24. Juni 2010

30. Juni 2010

6. Juli 2010

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9.3 Übersicht besuchter Veranstaltungen

Veranstaltung

Veranstalter

Datum

Projektpräsentationstage im Masterstudiengang Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement

Hochschule für Wirtschaft und Recht

7. - 8. Mai 2010.

ThemenSalon zurNachhaltigkeit

Akademie der Künste

14. Mai 2010

Ausstellung: reCYClingdesignPreis

stilwerk Berlin / sustainable design center e.V. Berlin

26. Mai 2010

Seminar: Nachhaltige Medienproduktion

Climate Partner Academy (Andreas Pfeil; Senior Manager Sales; ClimatePartner Deutschland GmbH)

27. Mai 2010

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