Umweltschutz und Clubkultur - Lässt sich das vereinen? Möglichkeiten und Probleme bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in Musikspielstätten am Beispiel des Green Club Index.
- Bachelorarbeit im Major Angewandte Kulturwissenschaften -
Eingereicht von: Lukas Paco Henkel Holstenring 3 22763 Hamburg henkel.lu.pa@googlemail.com Matrikel-Nr.: 3010845
Erstprüfer: Frau Prof. Dr. Carola Schormann Zweitprüfer: Herr Alexander Wall Datum der Abgabe: 18.03.2013
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................III 1. Einleitung .................................................................................................................... 1 2. Musikspielstätten in der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft...................... 3 2.1 Die Kultur- und Kreativwirtschaft.................................................................................. 3 2.2 Der Club als Musikspielstätte .......................................................................................... 4
3. Energieeffizienz durch Management ........................................................................ 6 3.1 Notwendigkeit von Energieeffizienz ................................................................................ 6 3.2 Energiemanagement in Betrieben ................................................................................... 8 3.3 Hürden bei der Umsetzung in kleinen und mittleren Unternehmen ........................... 9
4. Green Club Index ..................................................................................................... 11 4.1 Die Green Music Initiative ............................................................................................. 11 4.2 Das Projekt Green Club Index ...................................................................................... 13
5. Qualitative Interviews .............................................................................................. 15 5.1 Methodik .......................................................................................................................... 15 5.2 Interviewpartner ............................................................................................................. 16
6. Auswertung der Interviews...................................................................................... 17 6.1 Voraussetzungen (Kategorie 1) ....................................................................................... 17 6.2 Bewertung (Kategorie 2) ................................................................................................. 21 6.3 Zukunftsausblick (Kategorie 3) ...................................................................................... 25
7. Schlussteil .................................................................................................................. 29 7.1 Unterschied zu anderen Projekten ................................................................................ 29 7.2 Fazit .................................................................................................................................. 31
Quellenverzeichnis....................................................................................................... 34
II
Abkürzungsverzeichnis BDV
Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft
BMU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
BMWi
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
C02
Kohlenstoffdioxid
DEHOGA
Deutscher Hotel- und Gaststättenverband
DJ
Discjockey
et al.
et alii (lat. "und andere")
f.
folgende (Seite)
ff.
"fortfolgende" (Seiten)
GCI
Green Club Index
GEMA
Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GMI
Green Music Initiative
"Green Music BBQ"
Green Music Barbecue
hrsg.
herausgegeben
IPCC
Intergovernmental Panel on Climate Change
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
KKW
Kultur- und Kreativwirtschaft
KMU
kleine und mittlere Unternehmen
LED
Leuchtdiode
LiveKOMM
"LiveMusikKommission"
Mrd.
Milliarden
Nr.
Nummer
NRW
Nordrhein-Westfalen
PKW
Personenkraftwagen
S.
Seite
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel
III
1. Einleitung
1. Einleitung Clubkultur und Umweltschutz scheinen auf den ersten Blick zwei unterschiedliche und nicht zueinander passende Begrifflichkeiten zu sein. Und tatsächlich gab es bislang nur sehr wenige Versuche, diese zueinander zu führen. Denn wer an Clubkultur denkt, der denkt an laute Musik, ausgefallene Lichteffekte, an Ausgelassenheit und Partystimmung, die zum Tanzen motiviert. In ihrem vornehmlich nächtlichen Dasein bietet die Clubkultur als Austragungsort kultureller Angebote die erforderliche Basis zur Entfaltung von Zeitgeistströmungen vom Rock zum Rave oder Hip-Hop (vgl. Mühlenhöver 1999, 7f.). Grund für den Besuch eines Clubs ist in der Regel der Wunsch nach Unterhaltung und Vergnügen, um Alltagssorgen vorübergehend zu vergessen, soziale Kontakte zu pflegen oder zu knüpfen. "Eine durchtanzte Nacht ist die aktuelle Form von Kontemplation, Versenkung, Selbsterkenntnis und Gemeinschaftsgefühl" (Kuhn zitiert nach Mühlenhöver 1999, 7). Der Gedanke an die Umwelt spielt erst einmal keine Rolle. Doch laute Musik, Lightshows, kühle Getränke oder angenehme Raumtemperaturen haben ihren Preis - auch für die Umwelt. Der Energieverbrauch in Musikspielstätten ist aufgrund der benötigten technischen Geräte enorm hoch. Deshalb ist das Thema Umweltschutz, trotz bisheriger Vernachlässigung in der Clubszene, ein Thema von hoher Bedeutung. Denn durch den Verbrauch von Energie wird immer auch Kohlenstoffdioxid (CO2) emittiert, welches unter anderem zur Erwärmung der Erdatmosphäre beiträgt. Der Begriff Umweltschutz kann allerdings zu der Annahme verleiten, dass der Umwelt durch überlegtes Handeln nicht geschadet wird. Die Implementierung von Umweltschutz in der Clubkultur kann allerdings lediglich in einer relativen Dimension stattfinden. Denn einen ökologisch vorbildlichen Club gibt es nicht und kann es auch nicht geben. "Das würde nämlich bedeuten, keinerlei Umweltbelastung zu fabrizieren" (Löscher zitiert nach Leue 2013, b, 38). Veranstaltungen in Musikspielstätten sind, aus ökologischer Sicht, immer eine Verschwendung von Ressourcen und schaden somit der Umwelt. Umweltschutz in der Clubkultur bedeutet demnach die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Zum tatsächlichen Schutz der Umwelt dürfte die Clubkultur, provokativ gesagt, also gar nicht erst stattfinden - soll sie aber.
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1. Einleitung
Die vorliegende Abhandlung befasst sich mit der Herausforderung, das Thema Umweltschutz durch Energiemanagement in Musikspielstätten zu implementieren. Musikspielstätten, im Sinne von Clubs, sind in der Regel Wirtschaftsunternehmen, deren Ziel es ist, bei kleinstmöglichen Kosten einen größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Die nächstliegende Methode im Energiebereich Kosten zu sparen, ist die Steigerung der Energieeffizienz. Energieeffizienz wiederum bedeutet nicht nur Kosteneinsparung, sondern auch eine geringere negative Auswirkung auf die Umwelt. Die Frage, die sich daraus ergibt und auf die im Folgenden eingegangen wird, lautet: Inwieweit eignet sich der Ansatz des Green Club Index für die Implementierung von Umweltschutzmaßnahmen in Musikspielstätten? Da es sich bei der Thematik Umweltschutz in der Clubkultur sowohl in der Theorie als auch in der Praxis um ein weitestgehend unerschlossenes Gebiet handelt, ergab sich für diese Bachelorarbeit ein explorativer Charakter. Am Beispiel des Projekts Green Club Index wird der derzeitige Stand von Unternehmungen präsentiert, Umweltschutz im Clubbetrieb zu integrieren. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, nach Darlegung der individuellen Einschätzungen der Projektakteure, eine Erkenntnis darüber zu gewinnen, welche Erwartungen bislang noch nicht zufriedenstellend umgesetzt wurden. Diese Erkenntnisse dienen anschließend als Grundlage für Verbesserungsvorschläge für die Zukunft. Zur Untersuchung der angeführten Fragestellung ist die Arbeit grob in zwei Abschnitte unterteilt. Im ersten, dem Theorieteil, wird zunächst die Relevanz des Themas verdeutlicht, indem der wirtschaftliche Stellenwert der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft dargelegt wird und dabei insbesondere auf die Rolle des Clubs als Musikspielstätte eingegangen wird. Kapitel 3 befasst sich mit dem Thema Energieeffizienz. Gleichermaßen werden sowohl die Notwendigkeit effizienter Energienutzung als auch die Möglichkeiten und Aufgaben eines Energiemanagements benannt. Vor Beginn des empirischen Abschnittes der Arbeit wird im Kapitel 4 das Projekt Green Club Index vorgestellt. Es werden die Gründe für die Durchführung und der Ablauf des Projekts beschrieben, bevor im Kapitel 5 die Methodik erläutert wird. Die durchgeführten leitfadengestützten Experteninterviews werden in Kapitel 6 unter Verwendung verschiedener Kategorien ausführlich ausgewertet. Die erste der drei gebildeten Kategorien untersucht die gegebenen Voraussetzungen, unter denen das Projekt gestartet wurde.
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2. Musikspielstätten in der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft
Die zweite Kategorie repräsentiert eine umfassende Bewertung der teilnehmenden Akteure über das Projekt Green Club Index. In der dritten Kategorie werden Planungen für die Zukunft zusammengefasst, die nach Abschluss des Projekts von den Akteuren entwickelt wurden. Nach einem kurzen vergleichenden Überblick über Ansätze zur Umsetzung von Umweltschutz in anderen Bereichen der Musikbranche endet die Arbeit in Kapitel 7 mit der Beantwortung der Forschungsfrage.
2. Musikspielstätten in der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft 2.1 Die Kultur- und Kreativwirtschaft Kulturelle Veranstaltungen sind wichtige und unverzichtbare Leistungsträger einer erlebnisorientierten Gesellschaft. Das zeigt sich nicht zuletzt an der steigenden Anerkennung der Kultur- und Kreativwirtschaft als eigenständiges Wirtschaftsfeld im öffentlichen Diskurs (vgl. Söndermann 2012, 5). Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie veröffentlichte im Juli 2012 den zweiten Analysebericht über aktuelle wirtschaftliche Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) in Deutschland und gibt darin einen umfassenden Einblick über Daten und Fakten aus dem Jahr 2010. "Unter Kultur- und Kreativwirtschaft werden diejenigen Kultur- und Kreativunternehmen erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen" (Söndermann 2012, 5). Die KKW ist in insgesamt elf Teilmärkte, bzw. Kernbranchen unterteilt. Neben Kunst-, Presse- und Architekturmarkt gehört unter anderem auch die Musikwirtschaft zu jenem Wirtschaftszweig (ebenda). Schätzungen zufolge beläuft sich die Anzahl der Unternehmen, die der Kultur- und Kreativwirtschaft zugeteilt werden, auf ca. 240.000 im Jahr 2010. Insgesamt bietet der Sektor rund 720.000 abhängig Beschäftigten einen Volloder Teilzeitarbeitsplatz. Damit wird knapp der Wert der Automobilindustrie erreicht, die 781.000 Menschen beschäftigt. Der Vergleich wird allerdings dann zu Gunsten der Kultur- und Kreativwirtschaft entschieden, wenn man die Selbstständigen hinzuzieht, die fast ein Viertel ausmachen. Unter Berücksichtigung derer kommt man auf knapp eine Million Erwerbstätige im kulturellen Sektor (vgl. Söndermann 2012, 11). Die
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2. Musikspielstätten in der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft
quantitative Bedeutung des Wirtschaftszweiges ist deshalb für die Bruttowertschöpfung nicht unwesentlich. Im Jahr 2010 leistete die Kultur- und Kreativwirtschaft einen Beitrag von 63,7 Milliarden Euro zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 2,6 % am Bruttoinlandsprodukt (vgl. Söndermann 2012, 8). Trotz der gesamtwirtschaftlich eher schwierigen Lage der jüngsten Vergangenheit konnten in der Kultur- und Kreativwirtschaft positive Zuwächse verzeichnet werden. Das betrifft gleichermaßen die Anzahl der Unternehmen, die Anzahl der insgesamt Beschäftigten und auch das Umsatzvolumen (vgl. ebenda). Die Musikwirtschaft, als Teilmarkt, trägt ihren Teil dazu bei. Seinerseits unterteilt in verschiedene Wirtschaftszweige von Musikensembles, über Verlage hin zum Instrumenteneinzelhandel, bot dieser Bereich 2010 knapp 47.000 Menschen eine Beschäftigung in fast 14.000 Unternehmen. Auch Veranstaltungsbetriebe wie Musikspielstätten sind Kulturbetriebe und somit Teil der Musikwirtschaft, die 2010 insgesamt ein Umsatzvolumen von 6,3 Mrd. Euro erwirtschaftete. Der größte Anteil ist auf die Veranstaltung von Konzerten zurückzuführen, wobei darauf hingewiesen sei, dass eine eindeutige Abgrenzung zum Markt für darstellende Künste nicht stattgefunden hat und somit Veranstaltungen beiden Teilmärkten zugewiesen wurden (vgl. Söndermann 2012, 37f.).
2.2 Der Club als Musikspielstätte Musikspielstätten werden der Musikwirtschaft zugewiesen. Im normalen Sprachgebrauch lässt der Begriff Musikspielstätte unterschiedliche Interpretationen offen. Ein Konzertsaal lässt sich ebenso gut als Musikspielstätte bezeichnen wie ein Musikübungsraum oder ein Tanzlokal. Generell bezeichnet der Begriff ja lediglich einen Ort, an dem Musik gespielt wird. Demnach ist auch ein "Club" eine Einrichtung, die als Musikspielstätte bezeichnet werden kann. Der Green Club Index, als zentrales Thema der vorliegenden Arbeit, wird in Kapitel 4.2 näher beschrieben und untersucht. Eine Klärung der Begrifflichkeit "Club" ist deshalb für das Verständnis des Projekts unabdingbar. Vorangestellt sei jedoch, dass eine klare und allgemeingültige Definition aussteht. Um das Thema dennoch klar eingrenzen zu können, befasst sich folgender Abschnitt mit der für diese Untersuchung gültigen Begriffsdeutung.
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2. Musikspielstätten in der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft
Der Begriff Club wird im gängigen Gebrauch häufig synonym mit der Bezeichnung Diskothek verwendet. Eine Diskothek wird von der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte
(GEMA) als ein Veranstal-
tungsraum definiert, in dem mechanische Musikwiedergaben mit regelmäßigem Tanz durchgeführt werden (vgl. GEMA 2013). Auch eine Diskothek lässt sich demnach als Musikspielstätte bezeichnen. Die LiveMusikKommission (LiveKOMM) allerdings versucht dieser Verallgemeinerung entgegenzuwirken, indem sie eine eigene Definition des Begriffs Musikspielstätte liefert. Als nationaler Interessensverband für Musikspielstätten, definiert die LiveKOMM Musikspielstätten als Orte musikalischer Prägung, an denen jährlich mindestens 24 musikalische Veranstaltungen, bzw. Live-Konzerte stattfinden und die maximale Besucherkapazität von 2.000 Personen nicht überschritten wird. Sollten in der Spielstätte überwiegend DJs auftreten, so muss die Mehrzahl der Veranstaltungen durch "Künstlerische DJs" bestritten werden. Damit sind DJs gemeint, die selbst Musik produzieren und/oder Labels betreiben und somit ebenso nach dem Tarif für Unterhaltungsmusikkonzertveranstaltungen abgerechnet werden können (vgl. Debor & Deeg 2013) 1. Letzteres Kriterium kann unter Umständen auch für Diskotheken zutreffen. Die Bezeichnung Club steht demnach in diesem Projekt für eine zusammenfassende Beschreibung beider Definitionen. Zum einen werden darunter Diskotheken nach GEMADefinition und zum anderen Musikspielstätten nach LiveKOMM-Definition verstanden. Verlässliche Daten zu Clubs gibt es aufgrund der dargelegten Abgrenzungsschwierigkeiten keine. Weder der deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), noch der Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft (BDV) verfügen über genaue Zahlen, da eine einwandfreie Einordnung aufgrund der Kombination verschiedener Veranstaltungsformate sehr schwierig ist. Bei nationalen Erhebungen werden Clubs mal der Gastronomie, mal der Musikwirtschaft und mal dem sozialen Bereich zugeordnet, sodass eine verwertbare Datenlage nicht vorhanden ist (vgl. Quandt & Keßler 20119)2. Dennoch lassen sich einige generelle Gemeinsamkeiten erwähnen. 1
nähere Informationen zu GEMA-Vergütungssätzen auf folgendem Link zu finden: https://www.gema.de/fileadmin/user_upload/Musiknutzer/Tarife/Tarife_ad/tarif_u_k.pdf (Zuletzt geöffnet 24.02.2013) 2 Zum Abgrenzungsproblem und definitorischen Schwierigkeiten sei an dieser Stelle auf die Studie "Forschung Aktuell 02/11" hingewiesen (veröffentlicht vom Institut Arbeit und Technik der Fachhochschule Gelsenkirchen)
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3. Energieeffizienz durch Management Ob als selbsternannter Kulturbetrieb, Veranstaltungsraum, Diskothek oder Wirtschaftsunternehmen beschäftigen Clubs in jedem Fall Arbeitnehmer und fungieren somit als arbeitsplatzfördernde und steuerzahlende Betriebe. Durch das Zusammenführen von Menschen, deren Interaktion und der Vermittlung von Musik tragen sie darüberhinaus auch zur Förderung der Kultur bei. Clubs gelten als weiche Standortfakten, die Einfluss auf die Attraktivität einer Stadt als Lebensstandort haben können (vgl. Quandt & Keßler 2011, 5). Bemerkenswert ist, dass im bislang einzigen erhobenen Monitoring zur Lage von Musikspielstätten in Deutschland das Thema Energieverbrauch keine Beachtung findet. Weder bei der Darstellung derzeitiger Hauptkosten, noch bei der Auflistung der größten Zukunftssorgen von Betreibern, fand das Thema Beachtung. Ebenso wenig liessen sich Angaben finden, die sich auf eventuelle Bestrebungen von Clubbetreibern in Sachen Umweltschutz beziehen. Rückläufige Besucherzahlen und ansteigende GEMAGebühren erfordern laut Monitoring derzeit vorrangig die Aufmerksamkeit von Betreibern und deren Handlungsprioritäten (vgl. Kerkau nach Quandt & Keßler 2011, 11 f.; Zscharnack 2013, 10). Dabei ist eine verantwortungsbewusste Energienutzung längst ein Thema immer größerer Bedeutung.
3. Energieeffizienz durch Management 3.1 Notwendigkeit von Energieeffizienz Das Thema Energieeffizienz ist ein zentrales Thema unserer Zeit geworden. Die Weltbevölkerung wächst konstant an. Für Mitte des 21. Jahrhunderts wird mit einer Anzahl zwischen neun und zehn Milliarden Menschen auf der Erde gerechnet. Ihr Streben nach Wohlstand wird enorme Auswirkungen auf den Verbrauch von Energie haben. Denn der kausale Zusammenhang zwischen Wohlstand und Energie wird schnell deutlich, wenn man länderspezifische Daten miteinander vergleicht: Reiche Länder haben einen sehr viel höheren Energieverbrauch als arme Länder (vgl. Winterhagen 2012, 23f.). Doch die Debatte um das Thema Energie ist nicht allein von der Versorgungssicherheit künftiger Genrationen geprägt. Ein Großteil des weltweiten Energiehungers wird durch fossile Brennstoffe wie Kohle, Mineralöl und Erdgas gedeckt. Auch Energieerzeugung durch Kernkraft ist eine weltweit verbreitete Methode (vgl. Dürrschmidt
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3. Energieeffizienz durch Management et al. 2011, 10). Diese Techniken eignen sich dazu, Menschen mit ausreichend Strom und Wärme zu bezahlbaren Preisen zu versorgen. Jedoch birgt die hohe Energienutzung auch problematische Aspekte für die Umwelt, was die wesentlichen Gründe für die derzeitige politische Diskussion sind. Zum einen handelt es sich bei Kohle, Öl und Gas um fossile Energierohstoffe, deren Verbrauch zu Ressourcenknappheit führt. Zum anderen führt deren Abbau und Verbrennung zu erheblichem Ausstoß an Schadstoffen, die zur klimatischen Veränderung beitragen, allen voran Kohlenstoffdioxid (CO2) (vgl. Posch 2011, 1). 2007 wurden weltweit energiebedingt über 30 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt. Diese energiebedingten Emissionen "tragen global etwa zur Hälfte zum menschlich verursachten Treibhauseffekt bei" (Dürrschmidt et al. 2011, 14). Nach Szenarien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wird mit einem Temperaturanstieg zwischen 1,1 und 6,4 °C bis zum Jahr 2100 gerechnet. Um diesen Anstieg zu begrenzen, müssen vor allem die energieverbrauchsreichen Industrieländer ihre Emissionen um 80 bis 95 % bis zur Mitte des Jahrhunderts senken (vgl. ebenda). Auch die vermeintlich CO2-arme Bereitstellung von Strom durch Kernspaltung wird schon seit ihrer Einführung stark kritisiert. Denn die ungelöste Frage der Endlagerung, sowie das anhaltende Risiko von Reaktorunfällen durch technische Fehler wie der Unfall in Tschernobyl oder die Nichtbeachtung seismischer Gegebenheiten wie in Fukushima, sind nur einige von vielen negativen Folgewirkungen der heutigen Stromund Wärmeerzeugung (vgl. Posch 2011, 1). Zur Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und Kernkraft wird viel Hoffnung in den Ausbau regenerativer Energien gesetzt. Durch ihre Nutzung konnten im Jahre 2009 16 % des weltweiten Energiebedarfs gedeckt werden (vgl. Dürrschmidt et al. 2011, 10). Doch der monetäre Preis für die geplante Energiewende ist hoch. Vor allem Strom- und Heizkosten sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Zur Veranschaulichung reicht der Vergleich zum Vorjahr: Durchschnittlich erhöhten deutsche Stromversorger ihre Tarife um 12 %. Begründet wird dieser Preisanstieg in der Regel durch die staatliche Umlage gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, die den Preis einer Kilowattstunde zum Jahr 2013 von 3,6 auf 5,3 Cent anstiegen ließ (vgl. Schöneberg et al. 2012).Vor allem diese Entwicklung hat dazu geführt, dass ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Ressource
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3. Energieeffizienz durch Management Energie auch verstärkt Einzug in betriebs- bzw. privatwirtschaftliche Planungen erhalten hat (vgl. Bardt 2007, 4f.).
3.2 Energiemanagement in Betrieben Natürliche Rohstoffe sind die Grundlage aller wirtschaftlichen Aktivitäten. Deshalb, so belegen zahlreiche Studien, weisen Unternehmen auch große und oft ungenutzte Potenziale zur Senkung des Ressourcenverbrauchs auf, unter anderem auch des Energieverbrauchs. Doch neben der Entlastung für die Umwelt und gesellschaftlicher Akzeptanz aufgrund verantwortungsbewussten Handelns kann ein nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen vor allem auch zu Wettbewerbsvorteilen führen. Anders gesagt kann eine ineffiziente Nutzung die Entwicklung des Unternehmens und dessen Arbeitsplätze gefährden (vgl. Dreuw et al. 2011, 5). Das Management der Ressource Energie ist deshalb in den letzten Jahren immer stärker zu einer angenommenen Herausforderung geworden. Generell ist mit dem Begriff des Energiemanagements "jener Handlungsbereich umschrieben, welcher die Planung, Steuerung und Kontrolle der Bereitstellung von Energie (und) deren Verwendung zur betrieblichen Leistungserstellung (...) zum Gegenstand hat" (Priewasser 2003, 19). Die in der Vergangenheit weitverbreitete Beschränkung auf rein technische Verbesserungen zur Effizienzsteigerung greift mittlerweile allerdings zu kurz. Vor allem in Unternehmen mit hohem Energieverbrauch drängen sich vielmehr strategische Fragestellungen zu Einkauf, Outsourcing oder zur Risikominimierung auf, deren Beantwortung ebenso zu den Aufgaben des Energiemanagements gehört wie die Miteinbeziehung des Humanaspekts, zum Beispiel in den Punkten Mitarbeiterverhalten oder energiebedingter Schadstoffbelastung (vgl. Posch 2011, 4ff.). Dieser Komplexität verdankt das Energiemanagement die Beschreibung eines soziotechnischen Subsystems innerhalb des Gesamtunternehmens. Zweck dieses Subsystems ist die Bereitstellung der Ressource Energie als geeignete Energieform in benötigter Menge und Qualität, zum richtigen Zeitpunkt und am erforderlichen Einsatzort zu geringstmöglichen Kosten. Zur Erreichung einer erfolgreichen Umsetzung werden in der Regel Teilziele formuliert, die je nach Größe und Ausrichtung des Unternehmens sehr unterschiedlich ausfallen können. Dennoch lassen sich diese Teilziele meist durch die Dimensionen Qualität, Kosten, Zeit und Sozioökologie
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3. Energieeffizienz durch Management kategorisieren. Je nach strategischer Positionierung des Unternehmens ergibt sich dann eine dominante Zielausprägung. Für ein erfolgreiches Energiemanagement ist dennoch die Berücksichtigung aller Dimensionen wichtig (vgl. Posch 2011, 145ff.). In der Regel ist das Energiemanagement in fünf Managementfunktionen gegliedert, die auf strategischer, normativer und operativer Ebene angewandt werden: Planung, Organisation, Personalführung, Information und Kontrolle. Vorgaben des Gesamtunternehmens beeinflussen dabei jedoch den Umfang und die Ausgestaltung des Energiemanagements. Beispielsweise können abweichende Investitionsprioritäten der Unternehmensführung den Handlungsspielraum des Energiemanagements erheblich beeinträchtigen (vgl. Posch 2011, 145ff.). Hauptziel eines Energiemanagements, so lässt sich trotz umfangreichen Aufgabengebiets festhalten, ist die Einsparung von Energie, bzw. deren Kosten. Eine effiziente Nutzung der erforderlichen Energie ist deshalb ein zentrales Strategieelement. Durch möglichst geringen Energieeinsatz sollen eigene Kosten gesenkt werden, ohne dabei der Produktivität von Wertschöpfungen Abbruch zu tun. Eine effiziente Energienutzung ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. "Effizienz beschreibt das Verhältnis zwischen eingesetzten Ressourcen und der damit erzielten Wertschöpfung" (Simonis 2003, 60). Aufgrund häufiger Verwechslungen mit der mit dem Begriff "Effektivität" sei erwähnt, dass Effektivität lediglich ein Maß zur Zielerreichung darstellt. Effizienz hingegen beschreibt ein Input-Output-Verhältnis (vgl. Staats 2009, 17). Gewünschte Energiedienstleistungen wie funktionsfähige Geräte, eine angenehme Raumtemperatur oder eine angemessene Raumbeleuchtung können durch intelligente Technik und gutes Energiemanagement weiterhin erfüllt werden, während der Energieverbrauch reduziert wird. Allein durch Prozessoptimierungen kann der tatsächliche Bedarf oftmals verringert werden (vgl. Dürrschmidt et al. 2012, 17; Schaltegger et al. 2003, 59).
3.3 Hürden bei der Umsetzung in kleinen und mittleren Unternehmen In wirtschaftlichen Betrieben sind Maßnahmen zur Einsparung von Energie sinnvoll und umsetzbar. Neue technische Prozessmethoden, die bei weniger Ressourcenverbrauch zum gleichen Endprodukt führen, bedeuten eine gesteigerte Produktivität (vgl. Schaltegger et al. 2003, 59). Dennoch scheint es, als würden in vielen Betrieben andere Prioritäten dem Thema Energie vorgezogen werden. Eine Erhebung zur Rolle
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3. Energieeffizienz durch Management und Bedeutung von Energieeffizienz in Musikspielstätten hat bislang noch nicht stattgefunden. Das vorliegende Kapitel gibt deshalb die wichtigsten Erkenntnisse einer Studie wieder, die sich auf kleine und mittlere Unternehmen bezieht (KMU)3. Eine von der KfW-Bankengruppe beauftragte Unternehmensumfrage ergab 2010, dass das Thema Energieeffizienz in KMU eine hohe Aufmerksamkeit genießt. Jedes zweite der befragten Unternehmen befand das Thema für "wichtig bis sehr wichtig" (Thamling et al. 2010, 18). Rund zwei Drittel aller Befragten sahen Möglichkeiten, ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Wie sich herausgestellt hat, begründet sich die Motivation der Unternehmen vor allem im Interesse an einer Kostensenkung. 93% der Unternehmen gaben an, dass die Senkung der Energiekosten der wesentliche Motivationstreiber für die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen war (vgl. Thamling et al. 2010, 20ff.). Der Beitrag zum Klimaschutz durch verringerte CO2-Emissionen spielt also eine untergeordnete Rolle. Daraus lässt sich schließen, dass der Klimaschutz bestenfalls als angenehmer Nebeneffekt der (Kosten-)Einsparungsziele angesehen wird. Im Umkehrschluss lässt sich deshalb unterstellen, dass ohne monetären Anreiz auch keine Bemühungen zur Schonung der Umwelt unternommen würden. Aber obwohl dem Thema Energieeffizienz in KMU scheinbar eine große Bedeutung zugetragen wird, bedeutet dies nicht, dass die entsprechenden Maßnahmen auch umgesetzt werden (können). Gebremst wird die tatsächliche Umsetzung in vielen Unternehmen von einigen auffälligen Hemmnissen. Größtes Hemmnis für die Umsetzung seien unzureichende Finanzmittel. Notwendige Investitionen stehen oft in Konkurrenz mit anderen betrieblichen Investitionen und müssten deshalb vernachlässigt werden, wie die Studie belegt. Auch unzureichende personelle Kapazitäten wurden von den befragten Unternehmen als Grund benannt. Die Identifikation, Planung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen sei ein Aufwand, der vom bestehenden Personal nicht gedeckt werden könne, zumal Energiekosten in der Regel lediglich nur 6% der Gesamtkosten darstellten und die Konzentration dementsprechend bevorzugt auf das Kerngeschäft gerichtet werde. Hinzu kommt, dass die Amortisationszeiten der Maßnahmen häufig als zu
lang
angesehen
werden
und
deshalb
Investitionen
mit
geringeren
3 Für die Untersuchung wurden KMU als Unternehmen definiert, die zwischen: weniger als zehn,
bzw. nicht mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen und dabei einen Jahresumsatz zwischen: höchs-‐ tens zwei Millionen Euro (bei kleinen) und höchstens 43 Millionen Euro (bei mittleren Unterneh-‐ men) haben.
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4. Green Club Index
Amortisationszeiten den Vorzug erhalten. Erwähnt sei, dass unterschiedliche Unternehmensattribute, wie Branche, Umsatz oder Energieintensität keinen signifikanten Einfluss auf die Struktur der Hemmnisse hatten, diese also auf alle befragten Unternehmen im gleichen Maße zutrafen (vgl. Thamling et al. 2010, 17 ff.). Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass in Clubs ähnliche Hürden bestehen, die die Umsetzung von energieeffizienten Maßnahmen behindern.
4. Green Club Index 4.1 Die Green Music Initiative Auch in der Musikbranche ist man mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, dass verschwenderischer Energieverbrauch vermieden werden sollte, um negative Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Der unabhängige Berliner Think-Do-Tank THEMA1 setzt sich für eine flächendeckende CO2-Emissionsreduzierung ein. Neben verschiedenen Themenfeldern, wie dem nachhaltigem Konsum oder den Stromnetzen für Erneuerbare Energien, initiiert THEMA1 auch Projekte in der Musikbranche, die zur Beschleunigung des Übergangs in eine klimaverträgliche Gesellschaft beitragen sollen. Die Green Music Initiative (GMI) beispielsweise ist ein Projekt von THEMA1, welches sich um Umweltschutz in der Musikbranche bemüht. 2008 wurde die Green Music Initiative gegründet und dient seitdem als nationale Plattform zur Förderung einer klimaverträglichen Musik- und Entertainmentbranche. Allgemeines Ziel der Initiative ist es, CO2-Emissionen innerhalb der Branche zu reduzieren und dadurch negative Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Mit beispielhaften Aktionen relevanter Akteure soll der Vorbildcharakter zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen vorangetrieben werden. Gleichzeitig soll dem weitverbreiteten Glauben, grün sei teurer, entgegengewirkt werden und mit dieser Legende nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch aufgeräumt werden (vgl. Leue 2013, a, 37). Jakob Bilabel, Geschäftsführer von THEMA1 und Gründer der Green Music Initiative, ist der Meinung, dass die "Musikbranche durch ihren Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung eine große Mitverantwortung bei der Erreichung der vereinbarten CO2-Reduktions-
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4. Green Club Index
ziele" (Bilabel zitiert nach GMI 2013, a) hat. Hintergrund des Projekts ist der hohe Energiebedarf der Branche. Die englische Nichtregierungsorganisation "Julie´s Bycicle" veröffentlichte 2007 in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford eine Studie zum Thema Energieverbrauch in der Musik- und Entertainmentindustrie in Großbritannien. Danach werden allein in Großbritannien aufgrund der Musikindustrie jährlich 540.000 Tonnen CO2 emittiert (vgl. Bottrill et al. 2007, 5). Da die Branche im deutschsprachigem Raum noch größer ist, liegt die Vermutung nahe, dass die hiesigen Werte noch höher sind. In enger Kooperation mit renommierten wissenschaftlichen Instituten, Stakeholdern und bekannten Künstlern werden deshalb Strategien zur Verminderung der CO2-Emissionen und negativen Auswirkungen auf die Umwelt beispielhaft umgesetzt (vgl. GMI 2013, a). Die einzelnen Projekte und Aktivitäten der Green Music Initiative sind umfangreich und äußerst unterschiedlich. In beratender Funktion stehen sie unter anderem Festivalveranstaltern zur Seite, mit dem Ziel, Maßnahmen für eine umweltschonendere Durchführung umzusetzen. Bekanntestes Beispiel in der Hinsicht ist sicherlich das Melt!-Festival in der "Stadt aus Eisen" Ferropolis, wo u.a. der emissionsreichen PKWAnreise von Besuchern durch eine innovative Idee entgegengewirkt wurde. Mit einem gecharterten "Hotelzug" kommen Besucher direkt ans Festivalgelände. Dieser kann dann als Schlaf- und Rückzugsplatz für die vier Tage des Festivals genutzt werden. Weitere Aktivitäten der GMI reichen von einer "Schultour", im Zuge derer Schüler für das Thema Umweltschutz in der Musik- und Entertainmentbranche sensibilisiert werden oder der jährlichen Veranstaltung des "Green Music Dinner(s)", bei dem es zum Austausch zwischen Vertretern aus Musik, Wissenschaft, Politik, Umweltverbänden und Medien kommt und bei dem über die Erfolgschancen innovativer Ansätze zur Reduzierung von CO2-Emissionen diskutiert wird. Auf diese Weise tauschen sich Menschen miteinander aus, die normalerweise nicht in Kontakt kommen. Auch die Verleihung des "Green Music Award" an Künstler der Musik- und Unterhaltungsbranche, die besonderes Engagement in Sachen Umweltschutz leisten, gehört zur umfangreichen Liste an Projekten der GMI (vgl. GMI 2013, b).
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4.2 Das Projekt Green Club Index Nicht zuletzt ist auch der Green Club Index (GCI) ein Projekt der Green Music Initiative. Ein Club durchschnittlicher Größe verbraucht jährlich so viel Strom wie über 30 Drei-Personen-Haushalte. Somit wird auch eine beachtliche Menge CO2 emittiert, jährlich knapp 67 Tonnen pro Club. Laut selbsterstellter Rechnung der Green Music Initiative gibt es deutschlandweit rund 5500 Clubs (vgl. GCI 2013, a). Diese Anzahl lässt ein Umdenken in Bezug auf Energieverbrauch durchaus sinnvoll erscheinen. Denn eine effizientere Nutzung von Energie bewirkt eine Verbrauchseinsparung und somit auch eine Schonung der Umwelt. Nichtsdestotrotz scheint das Thema Energieeffizienz bisher nur eine Nebenrolle zu spielen. "Ein Clubbetreiber kennt sich in der Regel mit seiner Gastronomie, seinen DJs, seinen Türstehern und dem Jugendgesetz aus" erklärt Bilabel (Bilabel zitiert nach Laumann 2011, 37), nicht aber mit seinem Energieverbrauch. Der Green Club Index ist ein Versuch, diesen Sachverhalt zu ändern und durch die Implementierung eines geeigneten Energiemanagements Umweltschutz in Clubs zu betreiben. Der Index ergibt sich aus dem Quotienten des Jahresenergieverbrauchs und der Jahresbesucheranzahl. Durch diese Vereinfachung bekommen die Betreiberinnen und Betreiber von Clubs die Möglichkeit, ihren Energiebedarf mit dem anderer Veranstaltungsorte zu vergleichen. Wer bei ähnlicher Größe und Besucherzahl einen höheren Index als der Vergleichsclub aufweist, sollte nach den Gründen suchen und ihnen entgegenwirken (vgl. GCI 2013, a). Doch "die Musik leiser zu drehen, ist sicher der falsche Weg", weiß Dashuber von der Green Music Initiative und Projektleiter des Green Club Index (zitiert nach Eckermann 2012, 5). Energie muss auf eine andere Weise gespart werden. Im Zuge des Pilotprojektes in Nordrhein-Westfalen, welches im März 2011 startete, bekamen die sechs teilnehmenden Clubs eine individuelle und kostenlose Energieberatung von Beratern der EnergieAgentur.NRW. Bei mehreren Besuchen wurden sogenannte Hotspots, Bereiche mit besonders hohem Verbrauch, im jeweiligen Betrieb identifiziert. Es folgte die Zusammenstellung eines sinnvollen und individuellen Maßnahmenbündels und dessen anschließende Umsetzung. Zunächst wurde darauf geachtet, nach möglichst kostenneutralen umsetzbaren Möglichkeiten zu suchen, den Energieverbrauch zu reduzieren. Die daraus resultierenden CO2-Einsparerfolge ziehen dann auch Kosteneinsparungen mit sich. Auf diese Weise sollten Anreize geschaffen werden,
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eingespartes Geld in weitergehende Effizienzmaßnahmen zu investieren. Die durchgeführten Maßnahmen fielen aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten der einzelnen Clubs sehr vielfältig aus. Es konnten selbst durch die Optimierung der Vertragsbedingungen und dem Wechsel in den Ökostromtarif des bisherigen Anbieters Kosteneinsparungen erreicht werden. Die gezielte Pflege des Inventars, wie zum Beispiel der regelmäßigen Reinigung von Kühlrippen der Kühlschränke, hat ebenso zu Einsparungen geführt. In einigen Clubs konnte auch durch eine temporäre Abschaltung der Kühlgeräte Energie eingespart werden. Diese Möglichkeit war, bzw. ist jedoch sehr stark an die Auslastung des Betriebes gekoppelt. Denn eine Abschaltung rentiert sich nur bei aufeinanderfolgenden Ruhetagen. Darüber hinaus wurden ebenso Maßnahmen ermittelt, die eigene Investitionen erforderten. So wurden beispielsweise in einigen Fällen konventionelle Lichtmittel gegen LED-Leuchtmittel eingetauscht. Diese sind zwar in der Anschaffung etwas teurer, dafür wirkt sich der anschließend geringere Stromverbrauch positiv auf die laufenden Kosten aus. Selbiger Effekt konnte auch durch den Einsatz von Energiesparlampen an Stelle von herkömmlichen Glühlampen erzielt werden, die z.B. in den Garderoben eingesetzt wurden. Die vorgeschlagenen und in den meisten Fällen auch umgesetzten Maßnahmen führten teilweise sogar bis zum Neukauf energiesparender Kühlschränke. Das Projekt war über einen Zeitraum von einem Jahr angelegt (vgl. GCI 2013, b). Da das Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen abgeschlossen wurde, ist es nun interessant zu analysieren, wie das Projekt von den unterschiedlichen teilnehmenden Akteuren bewertet wird, um Rückschlüsse darüber ziehen zu können, wie man das Thema Umweltschutz durch Energieeffizienz in der Clubkultur weiter verbreiten kann.
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5. Qualitative Interviews 5.1 Methodik Nachdem im bisherigen Teil der Arbeit die theoretische Grundlage für die Klärung der Forschungsfrage geschaffen wurde, befasst sich der folgende qualitative Teil der Arbeit mit der empirischen Untersuchung. Dem Rahmen dieser Arbeit entsprechend werden in diesem Kapitel nicht alle Besonderheiten des Kommunikationsprozesses eines Interviews thematisiert. Im Vordergrund sollen eher die wesentlichen Gründe beschrieben werden, die für die Wahl der angewandten Methoden ausschlaggebend waren. Zur Beantwortung der Forschungsfrage eignete sich die Verwendung zweier Methoden: Zunächst die Durchführung qualitativer, leitfadengestützter Experteninterviews, die anschließend unter Anwendung einer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet wurden. Die Anwendung von Experteninterviews erfüllt folgenden Zweck: Die für die Interviews ausgewählten Experten dienen als ein Medium, "durch das der Wissenschaftler Wissen über einen ihn interessierenden Sachverhalt erlangen will" (Gläser & Laudel 2010, 12). Somit sind nicht sie selbst (die Experten) das Untersuchungsobjekt, sondern übernehmen die Rolle des Zeugen. Nach Gläser und Laudel gelten all diejenigen als Experten, die als unmittelbar beteiligte Personen über besonderes Wissen verfügen "und jeder von ihnen (...) aufgrund seiner individuellen Position und seiner persönlichen Beobachtungen eine besondere Perspektive auf den jeweiligen Sachverhalt" (Gläser & Laudel 2010, 11) hat. Da es bislang noch keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Energieeffizienz im Clubbereich gegeben hat, erschien eine qualitative Herangehensweise als passend. Das Fehlen vorheriger Untersuchungen verleiht der vorliegenden Arbeit einen explorativen Charakter. Als Grundlage des Gesprächs diente jeweils ein individueller Leitfaden. Dabei wurde gezielt darauf geachtet, die Fragen möglichst offen und frei von Vermutungen zu formulieren, sodass die ausgewählten Experten in ihren Formulierungen keinesfalls beeinträchtigt waren. Konkret wurden in den Interviews Informationen zu folgenden Bereichen abgefragt: Der Prozess von der Idee bis zur Umsetzung des Green Club Index, die Bewertung nach Abschluss des Projekts, und die Aussicht von Umweltschutz in der Clubkultur für die Zukunft.
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5. Qualitative Interviews
Alle Interviews wurden aufgrund von Kosten- und Zeitvorteilen telefonisch abgehalten. Gläser und Laudel weisen auf das Risiko hin, dass durch die Interviewführung am Telefon mögliche Hinweise von Körpersprache oder Emotionen nicht ausreichend wahrgenommen werden könnten (vgl. Gläser & Laudel 2010, 154). Da es sich in diesem Fall allerdings um gegenstandsorientierte Fachgespräche handelte, hatten diese vermeintlichen Nachteile für die vorliegende Untersuchung keine negativen Auswirkungen. Die Interviews hatten eine Länge zwischen 30 und 45 Minuten und lassen sich in ihrer Gesamtheit im beigefügten Anhang nachvollziehen. Die Auswertung der Interviews erfolgte mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse. Speziell wurde die von Mayring vorgeschlagene Technik der inhaltlichen Strukturierung angewendet, dessen Ziel es ist, bestimmte Themen, Inhalte und Aspekte aus dem Datenmaterial herauszufiltern und zusammenzufassen. Dazu wurden zunächst theoriegeleitete Hauptkategorien entwickelt. Die erste Kategorie der Inhaltsanalyse bezog sich auf die Voraussetzungen und den Ursprung des Projekts. In der zweiten Kategorie wurden Informationen zur Bewertung der teilnehmenden Akteure zusammengefasst. Chancen und Grenzen für die Zukunft wurden innerhalb der dritten Kategorie zusammengetragen. Anschließend wurden zu jeder Hauptkategorie ebenfalls theoriegeleitete Unterpunkte festgelegt. Das für diese Unterpunkte relevante Material wurde anschliessend extrahiert und paraphrasiert. Diese Paraphrasierungen wurden dann den Unterpunkten und dadurch auch den entsprechenden Hauptkategorien zugeordnet (vgl. Mayring 2010, 98f.). Diese Methode erwies sich als eine geeignete Herangehensweise für die Extrahierung relevanten Materials. Unter Zustimmung der Interviewpartner wurde für die Auswertung der Interviews keine Anonymisierung vollzogen.
5.2 Interviewpartner Die Auswahl der Interviewpartner wurde anhand der von Gläser und Laudel vorgeschlagenen vier Leitfragen getroffen: Wer verfügt über die relevanten Informationen? Wer ist am ehesten in der Lage, präzise Informationen zu geben? Wer ist am ehesten bereit Informationen zu geben? Wer von den Informanten ist verfügbar? Vor dem Hintergrund des Forschungsgegenstandes, dem Green Club Index, erschien es interessant, alle drei Parteien zu interviewen, die maßgeblich an der Entwicklung und
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Umsetzung des Projekts beteiligt waren. Nur diese verfügen über das notwendige spezifische Wissen und schienen deshalb gut dazu geeignet, eine hohe Qualität der Informationen zu versprechen und somit die Rolle des Experten zu übernehmen (vgl. Gläser & Laudel 2010, 117). Durch die persönliche Bewertung des Projektes aus den verschiedenen Teilnehmerperspektiven sollte die Heterogenität der Sichtweisen beleuchtet werden. Die sich aus diesen Kriterien ergebenden Interviewpartner sind: 1. Roman Dashuber von der Green Music Initiative (GMI), Projektleiter des "Green Club Index" (GCI). 2. Michael Müller von der EnergieAgentur.NRW, führte die Energieberatungen in den Clubs durch. 3. Michael Zscharnack, betreibender Geschäftsführer im "Gloria", nahm als einer von sechs Clubbetreibern an dem Projekt teil. Da den ausgewählten Experten unterschiedliche Rollen innerhalb des Projektes zugetragen wurden, verfügen sie jeweils über spezifisches Wissen.
6. Auswertung der Interviews 6.1 Voraussetzungen (Kategorie 1) Um bewerten zu können, wie erfolgreich und sinnvoll das Projekt Green Club Index war und ist, bedarf es zunächst einer Klärung dessen Ursprungs. Im folgenden Abschnitt soll der Frage nachgegangen werden, wie es dazu gekommen ist, dass ein Projekt zur Energieeffizienz im Clubbereich gestartet wurde, bzw. werden konnte. Idee: Die Idee des Green Club Index ist entstanden, als Clubbetreiber das Gespräch mit der Green Music Initiative suchten. Im Gegensatz zu Festivals, auf denen die GMI bereits aktiv war, haben Clubs das ganze Jahr über Veranstaltungen und somit auch einen hohen Verbrauch an Energie. Aufgrund des umfangreichen Aufgabenbereiches haben Clubbetreiber aber wenig Zeit sich um Reduzierungsmöglichkeiten des Energieverbrauchs zu kümmern. Die GMI wurde durch Gespräche auf einen engagierten Clubbetreiber in Berlin aufmerksam, der sich auf eigene Kosten einen Energieberater ins Haus geholt hatte. Das Ergebnis war wenig pragmatisch und schon gar nicht ziel-
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führend: die Musik sollte leiser gedreht und der Laden früher geschlossen werden. Dieser gescheiterte Versuch galt als Anstoß für die GMI, sich des Themas anzunehmen. Mit der EnergieAgentur.NRW wurde schnell ein geeigneter Partner gefunden und das erste Pilotprojekt des Green Club Index konnte entwickelt und geplant werden (vgl. Dashuber 2012, 38). Ziel: Das Projekt war gedanklich als nationale Plattform angelegt, auf der sich die Projektteilnehmer wiederfinden, mit dem Ziel "das Thema Energieeffizienz im Clubbereich überhaupt mal aufzubringen", so Dashuber (2012, 38). Das Mittel sollte der Green Club Index sein. Dieser war als eine Art Benchmark angelegt, durch den Betreiber das eigene Abschneiden in Sachen Energieverbrauch pro Besucher mit dem anderer Clubs vergleichen sollten. Dadurch, so hatte man gehofft, sollte ein Wettbewerb initiiert werden, der einzelne Clubbetreiber dazu bringen sollte, die Bilanz ihres Betriebes aufzubessern. Die Best-Practice-Beispiele, die auf der Internetseite präsentiert werden, sollten außerdem weiteren Clubs als Anregung dafür dienen, sich selbst einer Energieberatung zu unterziehen (vgl. Müller 2012, 50). Finanzierung: Die anfallenden Kosten für das Projekt wurden geteilt. Zur Realisierung investierte THEMA1 eigene Gelder, um, laut dem Projektleiter Dashuber, einen Vorstoß in einen neuen Bereich zu wagen (vgl. Dashuber 2012, 43). Die EnergieAgentur.NRW übernahm ebenfalls Kosten. Das konnte sie, da sie durch Landesgelder finanziert wird und "auch ganz explizit den Auftrag hat, die Themen Energieeffizienz und erneuerbare Energien in Felder zu tragen, wo sie bisher noch nicht waren, z.B. die Clubszene", wusste Dashuber (2012, 41), sodass die Wahl für den Austragungsort des ersten Projekts auch auf Nordrhein-Westfalen fiel. Für die Clubbetreiber war die Teilnahme und somit der mehrmalige Besuch eines Energieberaters kostenlos. Wenn jedoch investive Maßnahmen umgesetzt wurden, wurden diese auch von ihnen selbst getragen (vgl. Dashuber 2012, 41). Da neue Investitionen für Clubbetreiber nicht immer problemlos zu bewältigen sind, wurde gezielt darauf geachtet, zunächst Potenziale im Bereich der nichtinvestiven, bzw. geringinvestiven Maßnahmen aufzudecken. Sobald diese erschlossen und umgesetzt wurden, konnte diese Starteinsparung für Investitionen in weitere Maßnahmen genutzt werden (vgl. Müller 2012, 49).
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Erwartungen: Um anschließend feststellen zu können, inwieweit Anspruch und Wirklichkeit auseinander liegen, wurden im Zuge der Interviews auch die persönlichen Erwartungen an das Projekt abgefragt. Von Seiten der EnergieAgentur.NRW erhoffte man sich, dass sowohl Effizienzpotenzial, als auch Einsparpotenzial in den Clubs erschlossen würde. Müller behauptet darüberhinaus, es sei der Anspruch der EnergieAgentur.NRW, den Kunden, oder in diesem Fall den Projektteilnehmer, zufrieden zu stellen (vgl. Müller 2012, 46). Auf Betreiberseite, im Falle des "Gloria" in Köln, hatte man sich von der projektgeförderten Zusammenarbeit mit einem Energieberater Anregungen für Energiesparmaßnahmen versprochen. Theorie und Praxis, wie es Zscharnack darstellt, wären in einer neuen Umgebung aufeinandergetroffen und sollten nach Möglichkeit optimale Lösungsansätze hervorbringen, um Energie einsparen zu können. U.a. hoffte man auf die "Entdeckung" von Lampentypen, die sowohl den technischen, als auch den optischen Ansprüchen des "Gloria" entsprechen würden. Kostenreduzierung setzte man dabei voraus (vgl. Zscharnack 2013, 54f.). Der Green Music Initiative, wie schon in Kapitel 4.2 beschrieben, ging es neben der Erschließung von Sparpotenzialen vorrangig darum, Umweltbewusstsein und Energieeffizienz innerhalb der Clubszene zu generieren (vgl. Dashuber 2012, 38). Motivation der Betreiber: Die teilnehmenden Betreiber agierten schon bei den ersten Besuchen durch den Energieberater hochmotiviert und erschienen dankbar für die Hilfestellung, ganz nach dem Motto: "Endlich kommt einer mal auch, der uns helfen will und der uns nicht unbedingt nur Vorschriften macht" (Müller 2012, 46). Projektleiter Dashuber ist sich sicher, dass das größte Interesse von Clubbetreibern an der Umsetzung von energieeffizienten Maßnahmen die Aussicht auf Kosteneinsparung ist und fügt an: "Wenn es dann noch umweltschonend ist (...) ist das doch ne gute Sache (...), also "grün-sein" ist ja nicht schlecht" (Dashuber 2012, 40). Im Zuge der Besichtigungen, bzw. Untersuchungen der Clubs ließ sich feststellen, dass bei den Teilnehmern auch Betreiber dabei waren, die durchaus bereits über die Umsetzung einzelner Maßnahmen nachgedacht hatten. So fand Energieberater Müller in einigen Clubs vereinzelte LED-Leuchtmittel vor. Doch letztendendes fehle ihnen dann doch das Know-how, erklärt Müller. Denn nur durch Kenntnis über Unterschiede der unzähligen LED-Systeme fände man auch das für sich Passende, welches die eigenen Erwartungen erfüllen kann (vgl. 2012, 47). Michael Zscharnack, betreibender Geschäftsführer des
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"Gloria" und Teilnehmer des Green Club Index, gehörte zu denjenigen, die sich "in den Punkten eh immer schon bewegt" hatten (Zscharnack 2013, 53). "Clubbetreibern traut man ja immer eigentlich erstmal nichts zu. Sex, Drugs, Rock´n´Roll, wie die alten Dinge sind (...). Tatsächlich, glaub ich, dass man mit der Lebenseinstellung heute keine Chance mehr hat, sondern dass man da doch sehr kaufmännisch und sehr geschickt arbeiten muss (...). Sonst funktioniert das nicht" (Zscharnack 2013, 60).
Aus eigenem Selbstverständnis heraus hatte er schon zu Zeiten der Markteinführung von LED-Leuchtmitteln verschiedene Systeme ausprobiert. Denn wo man Ressourcen sparen kann und somit die Umwelt schützen kann, solle man das seiner Meinung nach auch tun. Er verheimlicht auch nicht, dass die Kosteneinsparung damals wie heute ein starkes Argument waren und sind. Aufgrund der Tatsache, dass Strompreise seit geraumer Zeit stetig ansteigen, wurden letztendlich keine Kosten eingespart. "Die Strompreise sind eigentlich geblieben, bei geringerem Verbrauch. Umgekehrt wären sie natürlich sonst gestiegen" (Zscharnack 2013, 53). Nichtsdestotrotz vermutete er effizientere und weitere Möglichkeiten, die seinen Ansprüchen gerecht würden und entschied sich deshalb für eine Teilnahme. Doch Zscharnacks Idealismus lässt sich nicht verallgemeinern. Deutschlandweit betrachtet gäbe es weiterhin eine Vielzahl von Musikspielstätten, in denen keinerlei Maßnahmen unternommen würden, geschweige denn Energieeffizienz thematisiert werde, sagt Zschnarnack. Um eigene Kosten zu senken werde vielerorts an anderen Dingen gespart, unterstellt er. Auch er selbst wäre von alleine nicht auf die Idee gekommen, sich einen Energieberater ins Haus zu holen. Zu groß sei die Scheu vor zu hohen Kosten, fügt er an. Doch da das Projekt eine kostenlose Beratung versprach, nahm er teil (vgl. Zscharnack 2013, 61). Umsetzung: Nachdem zunächst Übereinstimmung über die Finanzierung des Projekts durch Teilung der Kosten zwischen der Green Music Initiative und der EnergieAgentur.NRW herrschte, begann man mit der Suche nach interessierten Clubbetreibern. Mittels einer Kaltakquise wurden die Teilnehmer gesucht und gefunden. Über die KlubKOMM Köln, einem Verband für Betreiber und Veranstalter im Club- und Musikbereich, konnten Clubs kontaktiert, informiert und innerhalb kurzer Zeit Teilnehmer gewonnen werden. Vor dem Hintergrund des Aufwandes, den eine intensive Betreuung mit sich zieht, wurde sich auf eine Teilnehmerzahl von sechs Clubs beschränkt, weil die Prüfung der Umsetzung von Maßnahmen einen zusätzlichen Arbeits-
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aufwand darstellte (vgl. Dashuber 2012, 40f.). Energieberater Müller behauptet, die Größe des Personalstabs spiele bei dem Projekt keine maßgebliche Rolle. "Also, es ist sicher immer schön, wenn man einen "Kümmerer" hat (...) aber letztendlich sind es Maßnahmen gewesen (...), die man mit dem Personal, was man hat, durchaus machen kann (...), und die man in den normalen Betrieb integrieren kann" (Müller 2012, 47). Daraus lässt sich schließen, dass theoretisch alle Clubs, unabhängig von der Anzahl der Beschäftigten, Teilnehmer des Projekts sein könnten, und somit überall Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt werden könnten. Die Aussage Müllers widerspricht dem in Kapitel 3.3 angeführtem Hemmnis zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in KMU, demzufolge unzureichende personelle Kapazitäten die Umsetzung von Maßnahmen verhindere (vgl. Kapitel 3.3, 9).
6.2 Bewertung (Kategorie 2) Im Anschluss an die dargelegten Voraussetzungen, die zur Umsetzung des Green Club Index führten, folgt nun ein Überblick über die Bewertung des abgeschlossenen Projekts. Index: Die Bewertung der Interviewpartner beginnt bei der Idee des Projekts: Der Index, in der Rolle als Energieeffizienzkriterium für einen Club, hat sich im Laufe des Projektes laut Meinung der Befragten als untauglich herausgestellt. Der Club mit dem besten Index sei nicht automatisch der energieeffizienteste Club, hat Müller erkannt. Zum einen hätte lediglich einer der sechs Clubs sichere Angaben in Bezug auf Besucherzahlen präsentieren können, zum anderen hätte sich gezeigt, dass der Energieverbrauch nicht zwangsläufig mit der Besucherzahl korreliere. Die entscheidenden Kriterien, nämlich die Anzahl und Art von Veranstaltungen seien allerdings vernachlässigt, bzw. nicht beachtet worden (vgl. Müller 2012, 50). Einige Spielstätten führen tagsüber ein Café, sodass der Energieverbrauch sehr viel höher ausfällt, obwohl die Besucherzahlen nicht dementsprechend ansteigen. Der Vergleich von Club zu Club ist aufgrund dieser beweglichen Parameter sehr schwierig (vgl. Zscharnack 2013, 59). Nützlicher dagegen stellt sich der Index als internes Benchmarking dar, sodass ihm eine neue Funktion zugesprochen wurde. In den folgenden Jahren können Betreiber durch den eigenen Index feststellen, ob im Vergleich zum Vorjahr eher positive oder eher negative Entwicklungen im eigenen Betrieb eingetreten sind (vgl. Müller 2012, 51).
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Vorrübergehend, so Dashuber von der Green Music Initiative, ließe man deshalb die ursprüngliche Idee des Index erst einmal ruhen. Sobald es Daten von mehr Spielstätten gibt, sodass sich irgendwann einmal tatsächlich Spielstätten mit ähnlichen Veranstaltungsarten, Auslastungs- und Besucherzahlen miteinander vergleichen lassen, könne man diesen Index perspektivisch wieder verwenden. Der Vergleich wäre dann fair und aussagekräftig. Für den Moment müsse man den Index allerdings eher wie folgt ansehen: "Green Club Index ist eine Liste von Clubs, die sich in diesem Thema engagieren... da etwas tun und Maßnahmen umsetzen" (Dashuber 2012, 39). Kommunikation: Ein weiteres Thema, was bei der Bewertung des Pilotprojektes von großer Bedeutung war, ist die Kommunikation. Es stellte sich heraus, dass dabei zwischen verschiedenen Ebenen differenziert werden muss. An erster Stelle sollte die Kommunikation unter den Projektteilnehmern hervorgehoben werden. Bei der Planung des Projekts hatte Dashuber wenig Mühen, interessierte Betreiber für die Teilnahme zu motivieren, wie bereits in Kapitel 6.1 beschrieben. Während der praktischen Umsetzung jedoch zog die Kommunikation erste Herausforderungen für Energieberater Müller mit sich. Ansprachen, die normalerweise an Unternehmen, oder Kommunen gerichtet werden, mussten "so ein bisschen auf die Klientel" (Müller 2012, 45) angepasst werden. Dabei bezieht sich Müller auf "relativ banale Sachen" wie die, in der Szene wohl selbstverständliche, Anrede "per Du". Das seien dennoch Umstände, an die man sich erst einmal gewöhnen müsse, erklärt er (ebenda). Kritischer waren die Meinungen in Bezug auf die Außenkommunikation. So musste man sich eingestehen, dass sich die Idee des Index einfach schlecht kommunizieren lässt (vgl. Dashuber 2012, 39). Auf keiner Internetseite der teilnehmenden Clubs ließen und lassen sich Informationen zum Green Club Index finden. Das liege hauptsächlich daran, dass der Index kein adäquates Kommunikationsinstrument für den Einsatz zur Außenkommunikation von Klimaschutz und Energieeffizienz ist, vermutet Müller. Anfangs hätte man sich das noch anders vorgestellt, bzw. erhofft (vgl. Müller 2012, 51). Die Datenblätter mit Informationen zum Verbrauch des Vorjahres und erreichten Einsparungen nach Umsetzung von Maßnahmen, die im Rahmen des Projektes erstellt wurden, hätten die Betreiber theoretisch dazu nutzen können, ihre Bemühungen in Sachen Klimaschutz zu präsentieren. Allerdings scheitert laut Dashuber die (Umwelt-) Kommunikation von Seiten der Clubs oft "an der Kapazität einerseits und manchmal
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auch so ein bisschen am Know-how, dass man nicht weiß: was schreiben wir dazu rein?" (Dashuber 2012, 40). Ein weiterer Grund für die fehlende Präsenz von Berichten zum GCI auf den Internetseiten war ein nicht unbedingt zu erwartender. Da das Projekt dank der Öffentlichkeitsarbeit der GMI eine hohe Presseaufmerksamkeit bekam, gingen "unzählige Anrufe von irgendwelchen Generatorherstellern, Stromoptimierern, Stromverkäufern und Sonstigen" (Zscharnack 2013, 60) bei den Clubs ein, sodass laut eigener Aussage kein Bedarf an weiterer Aufmerksamkeit bestand. Zscharnack bezweifelt darüberhinaus, dass die Außendarstellung einen starken Einfluss auf die Besucherzahl hat. Entscheidend sei das Programm. Auf die Nachfrage hin, ob das "Gloria" denn nicht auch die Möglichkeit sehe, seine Besucher für das Thema Umweltschutz zu sensibilisieren, entgegnet Zscharnack, dass er, seiner Natur geschuldet, sich und seinen Club nicht mit Gütesiegeln schmücken möchte, sondern eher daran interessiert sei, seine eigene Überzeugung umzusetzen. Darüberhinaus versucht er der Gefahr zu entgehen, dass die Besucher des "Gloria" sich seinetwegen moralisch unter Druck gesetzt fühlen (vgl. Zscharnack 2013, 60f.). In Bezug auf die interne Kommunikation ist Zscharnack der Meinung, dass das Projekt ein Thema für den gesamten Personalstab sei. Denn im Bereich des Nutzerverhaltens ließe sich bereits relevantes Einsparungspotenzial aufdecken, auch wenn man den einen oder anderen mit einigen Hinweisen "auf den Keks" gehe. Wenn trotz Einweisung weiterhin Lichter im Kühlhaus brennen blieben, helfe manchmal dann doch nur der "Faktor Automatisieren" (Zscharnack 2013, 58f.). Gemeint ist damit der Einsatz von Bewegungsmeldern. Doch ebenso konnten auch erfreuliche Reaktionen festgestellt werden. Die Umsetzung der Maßnahmen sorgte offensichtlich bei einigen Mitarbeitern und Partnern des "Gloria" dafür, sich für den privaten Haushalt inspirieren zu lassen. So wurde beispielsweise um eine Mitbestellung eines bestimmten Lampentyps gebeten, nachdem man die ersten im Club installiert hatte (vgl. Zscharnack 2013, 61). Projektumsetzung: Die bereits erwähnte hohe Motivation der Projektteilnehmer hat sich positiv auf die Bereitschaft zur Umsetzung von Maßnahmen ausgewirkt. Die Zusammenarbeit zwischen Berater und Betreibern habe gut funktioniert, auch deshalb, weil die allgemeine Grundstimmung doch sehr positiv gewesen sei, wie Müller findet (vgl. 2012, 46). Und dennoch: "besser geht immer", so Dashuber (2012, 43).
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Dass die Clubs noch aktiver zu dem Thema kommunizieren, sei ihm ein großes Anliegen. Auch in Bezug auf die aktive Teilnahme wünsche er sich noch mehr Eigeninitiative. Zu oft hätte man den Clubs hinterherlaufen müssen, um an notwendige Daten zu gelangen. Offensichtlich wäre das Thema nicht ausreichend auf die eigene Agenda gesetzt worden, merkt Dashuber an (vgl. 2012, 43). Insgesamt habe man wohl auch den Umfang der Datenerhebung von Energieverbräuchen unterschätzt. Denn der Aufgabenbereich eines Clubbetreibers sei einfach zu umfangreich, als dass man davon ausgehen könne, dass auch der Verbrauch von Energie in regelmäßigen Abständen notiert würde, gesteht sich Müller ein (vgl. Müller 2012, 46). Betreiber Zscharnack beschreibt das Projekt deshalb eher als gegenseitige Befruchtung. Beide Seiten, Clubbetreiber und Energieberater, hätten voneinander lernen können: "Es ist ja jetzt nicht so, dass jemand reinkam und sagte: ok. Da! Da! Da" (Zscharnack 2013, 55), sondern es stellte sich viel mehr als eine gelungene Synergie heraus. Und dieser gegenseitige Lernprozess wird sich auch noch über längere Zeit erstrecken, denn nicht jede Maßnahme passt auch zu jedem Haus (vgl. Zscharnack 2013, 56). Ein allgemeingültiger Maßnahmenkatalog lässt deshalb noch auf sich warten. Die Umsetzung von Maßnahmen wird dann zu einer schwierigen Angelegenheit, wenn sie eigene Investitionen inkludieren. Denn je nach Spielstätte stehen mehr oder weniger Gelder für Extrainvestitionen bereit. So wie die Studie zur Situation in KMU in Kapitel 3.3 gezeigt hat, ist auch in Clubs die Amortisationszeit von investiven Maßnahmen häufig der entscheidende Faktor. Im Hause "Gloria" einigte man sich deshalb auf die etappenweise Anschaffung neuer energiesparender Leuchtmittel. Zwar spare man seitdem täglich schätzungsweise fünf Euro an Energiekosten, jedoch müsse man die notwendige Liquidität zu Anfang auch erst einmal haben, so Zscharnack. Das sei nicht in jedem Club so einfach umsetzbar (vgl. Zscharnack 2013, 56). Gesamtbewertung: Gesamtbetrachtend bewerteten alle Befragten das Projekt sehr positiv. Die an das Projekt gestellten Erwartungen der Akteure (siehe 6.1) wurden erfüllt, und die effektiven Zahlen geben dieser Einschätzung Recht. Insgesamt konnten in den sechs Clubs Maßnahmen umgesetzt werden, die jährlich den Gegenwert von 62 Tonnen CO2 einsparen. Die Hälfte der Teilnehmer ist im Zuge des Projektes auf Öko-Strom gewechselt, was besonders für das Kernvorhaben Umweltschutz von großer Bedeutung ist. Auf Kostenseite konnten jährliche Einsparungen zwischen 2.000 und 7.000 Euro
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präsentiert werden. Auch die Presseresonanz ist groß und sehr positiv ausgefallen, sodass das Gefühl aufkam: "da geht wirklich einiges im Bereich Energieeffizienz in Clubs" (Dashuber 2012, 42). Es war ein erster Versuch das Thema in die Clubszene zu tragen und dafür hat es laut Dashuber sehr gut geklappt, weswegen man absolut zufrieden sein sollte (ebenda).
6.3 Zukunftsausblick (Kategorie 3) Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass es durchaus Clubs gibt, in denen man gewollt zu sein scheint, sich im Bereich Umweltschutz zu engagieren. Letztendlich habe man aber, laut Einschätzung der Experten, wegen fehlenden Know-hows, mangels zeitlicher Kapazitäten oder fehlender letzter Entschlossenheit bislang noch nichts, oder nur wenig dazu unternommen. Wie in anderen Gruppen der Gesellschaft ist auch das Umweltbewusstsein einiger Clubbetreiber ist in letzten Jahren gewachsen. Einer der sechs teilnehmenden Clubs sei so überzeugt von den ökologischen Vorzügen des Ökostroms gewesen, dass er vermutlich auch ohne Aussicht auf die letztendlich eingetretene Kosteneinsparung zu einem Ökostromanbieter gewechselt wäre (vgl. Dashuber 2012, 40). Um das offensichtlich vorhandene Potenzial des Themas aufzugreifen, stellt sich im Anschluss an das Projekt die Frage: Wie kann man Umweltschutz durch Energieeffizienz im Clubbereich flächendeckend fördern? Kommunikation: Ein sehr wichtiger Faktor zur Verbreitung des Themas ist die Kommunikation. Die GMI hat neben der Generierung von Presseaufmerksamkeit auch diverse Veranstaltungen, wie z.B. das "Green Music BBQ" abgehalten, auf denen über das Projekt berichtet wurde. Hervorgehoben wurden dabei finanzielle Einsparungen und ökologische Vorteile durch die Umsetzung entsprechender Maßnahmen. Die Berichterstattung von Seiten der Spielstätten habe allerdings aufgrund der schlechten Kommunizierbarkeit des Index eher schlecht funktioniert, bemängelt Dashuber (vgl. 2012, 39f.). Aus der daraus resultierenden Diskussion darüber, wie man sein Engagement trotzdem nach außen hin zeigen könne, entstand die Idee des Labeling, erklärt Müller (vlg. 2012, 50f.). Denn eine Auszeichnung für das Engagement im Bereich Klimaschutz lässt sich einfach und klar kommunizieren. Das dafür entwickelte "Green Club Label" wird nun an diejenigen Clubs verliehen, die im Rahmen einer Energieberatung einen individuellen Maßnahmenkatalog erstellt haben und diesen bei der GMI einreichen (vgl. Dashuber
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2012, 39). Durch die dann vereinfachte Selbstdarstellung über das Label erschließt sich für Clubbetreiber möglicherweise im Marketing ein Mehrwert. Letztendlich sei das Defizit des Pilotprojektes gewesen, dass den Clubbetreibern Möglichkeiten fehlten, sich nach der Umsetzung von Maßnahmen als "grüner" oder "energieeffizienter Club" darzustellen, gibt Müller zu (vgl. 2012, 51). Dieses Vakuum soll nun durch die Vergabe des Labels geschlossen werden. Wie das Label aber letztendlich genutzt wird, liegt in den Händen der Betreiber (ebenda). Als Hilfestellung für die Zukunft werden den Clubs jedoch Textbausteine formuliert, die sie auf ihren Webseiten einbinden können. Dadurch erhofft sich die GMI, dass Clubs ihr Handeln stärker in die Öffentlichkeit tragen (vgl. Dashuber 2012, 40). Darüberhinaus ist durch stärkere Kommunikation von Seiten der Clubs auch die Möglichkeit gegeben, dass Besucher der Clubs für das Thema Umweltschutz sensibilisiert würden. Alle zwei Jahre sollen die ausgezeichneten Clubs einen Fortschrittsbericht vorlegen, aus dem hervorgehen soll, dass an den im Zuge der Beratung vorgeschlagenen Maßnahmen auch tatsächlich gearbeitet worden ist (vgl. Müller 2012, 51). Als Träger des Label wird die GMI eine medienwirksame, offizielle Verleihung veranstalten, die für Mitte diesen Jahres (2013) geplant ist (vgl. Dashuber 2012, 40). Folgeprojekte und Multiplikatoren: Um das Thema darüberhinaus weiter in die Breite tragen zu können, war stets angedacht, nach Abschluss des ersten Pilotprojektes in Nordrhein-Westfalen weitere Projekte in unterschiedlichen Regionen stattfinden zu lassen. So wurden in der jüngsten Vergangenheit Pilotprojekte in Frankfurt und Mannheim gestartet. Die Kosten tragen in diesen Projekten bereits zu 100% die teilnehmenden Partner - anders wäre es für die Green Music Initiative auch nicht umsetzbar, erklärt Dashuber (vgl. 2013, 43f.). Gelder, die die GMI während des ersten Pilotprojektes in Nordrhein-Westfalen noch selbst investiert hatte, stehen in den Folgeprojekten aus. Klimaschutzagenturen, Energieagenturen, städtische Einrichtungen oder auch Energieversorger, die idealerweise auch Energieberatungen leisten können, sind Partner, die an solchen Projekten teilnehmen und sich aktiv einbringen (ebenda). Dabei war und bleibt die Finanzierung von Folgeprojekten das größte Problem bei deren Umsetzung. Ausreichend Nachfrage bestehe zwar laut Dashuber, doch oft würden Projekte daran scheitern, dass eine gesicherte Finanzierung nicht gewährleistet werden kann. "Ansonsten (...) gäbe es schon viel mehr regionale Ableger" (Dashuber 2013, 44).
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Der aufkommenden Vermutung, nichtbezuschusste Energieberatungen seien für Clubbetreiber nicht rentabel, entgegnet Energieberater Müller relativierend, dass man in jeder Spielstätte auch unterschiedliche Voraussetzungen, Verbrauchswerte, Umsätze etc. vorfände. Zwar wisse man im Vorfeld nie genau um das tatsächliche Einsparungspotenzial, jedoch ließen sich nach seiner Einschätzung in jeder Spielstätte Einsparungen zwischen 10 und 20 % realisieren. Um Energieberatungen aber auch für Spielstätten mit geringeren finanziellen Möglichkeiten attraktiv, weil bezahlbar zu machen, wird für Nordrhein-Westfalen zukünftig ein Angebot formuliert, das eine Bezuschussung von 80 % der Beratungskosten vorsieht. Vom Beratungsgesamtpreis von ca. 1300 Euro zahlt der Clubbetreiber also lediglich 300 Euro. "Man muss die Schwelle für so eine Beratung relativ niedrig halten", behauptet Müller (2012, 48). Entsprechende Angebote sollen zukünftig wohl auch in anderen Bundesländern formuliert werden, sobald die Projektphasen abgeschlossen sind. Und langfristiges Ziel sei es ohnehin, auch ein bundesweites Angebot zu realisieren, sagt Müller (vgl. 2012, 49). Parallel zum Bemühen, weitere Pilotprojekte in Deutschland zu realisieren, wird versucht, gesammeltes Wissen und Erfahrungen auch auf eine andere Weise weiterzutragen. Da die EnergieAgentur.NRW die Ausweitung der Umsetzung von Energieberatungen in Spielstätten nicht alleine bewerkstelligen kann, wurden in bislang zwei von der GMI und der EnergieAgentur.NRW veranstalteten Workshops unabhängige Energieberater ausgebildet, um Energieberatungen in Clubs durchzuführen. Aus der daraus entstandenen Datenbank können sich zukünftig interessierte Clubbetreiber einen qualifizierten Energieberater aussuchen (vgl. Dashuber 2012, 38f.). Dass diese Workshops durchaus Sinn machen, spiegelt sich in Betreiber Zscharnacks Aussagen wieder: "Wichtig ist, dass die ihr Werkzeug richtig gepackt haben" (2013, 62). Clubbetreiber haben in der Regel lange Tage, und bleiben oftmals auch bis spät in die Nacht am Arbeitsplatz. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema könne deshalb aufgrund von Zeitmangel durchaus anstrengend sein, weiß Zscharnack. Er teilt Dashubers Einschätzung darüber, dass durchaus genug Nachfrage für Beratungen bestehe. In Zeiten vom Besucherrückgang, der Tariferhöhung der GEMA und - allen voran - steigender Stromkosten sei diese ganz klar auf finanzielle Motivation zurückzuführen. Hauptproblem für die tatsächliche Inanspruchnahme einer Beratung von Betreibern, nach Regelung der gesicherten Finanzierung, seien eben Zeit und Muße. "Wenn man
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aber pragmatisch sagen kann (...): Pass mal auf, Du musst gar nicht lang suchen, du hast da, da, da. Und die Lampe kannst Du da, da, da kaufen - machste rein -funktioniert - fertig (...), dann halt ich das für absolut richtig" (Zscharnack 2013, 62). Verbände: Eine wichtige Rolle für die Verbreitung von Umweltschutz in der deutschen Clublandschaft können Verbände spielen. Denn regionale Verbände von Musikspielstätten gibt es immer häufiger. Ob in Hamburg dem Clubkombinat, in Köln der ClubKOMM, oder in Berlin der Clubcommission - vielerorts schließen sich immer mehr Betreiber zusammen, um gemeinsame Interessen zu vertreten. Das in der Regel konkurrierende Verhältnis zwischen den Betreibern ist gerade in jüngster Vergangenheit durch gemeinsame Aktionsbündnisse gegen die GEMA-Tariferhöhungen einem punktuellen Miteinander gewichen. Neben Auflagen von Ordnungsämtern, rechtlichen Angelegenheiten oder der Künstlersozialkasse ist laut Dashuber aber auch das Thema Energieeffizienz bei den meisten Verbänden bereits auf der Agenda. Allerdings stecke es "noch sehr in den Kinderschuhen" (Dashuber 2012, 41), meint er. Auf die stärkere Vernetzung von Clubs wird große Hoffnung gesetzt. Denn durch gegenseitigen Austausch wird Wissen und Information gebündelt, aufgearbeitet und somit für den einzelnen Club schneller und besser erreichbar. Auch das Projekt Green Club Index kann auf diese Weise kommunikativ verbreitet werden (vgl. Zscharnack 2013, 62f.). Dashuber ist deshalb optimistisch, dass seine Arbeit in den kommenden Jahren, auch durch die ansteigende Vernetzung von Clubs, Früchte tragen wird. "Das sind natürlich Prozesse, die nicht von jetzt auf gleich gehen. Das dauert halt ein bisschen, aber es sieht eigentlich gut aus" (Dashuber 2012, 41). Begründet ist der Optimismus darin, dass das eigentliche Ziel Umweltschutz offensichtlich mit betrieblichen Profitinteressen der Betreiber vereinbar ist. Der Zusammenschluss von Betreibern birgt außer der kommunikativen Vernetzung auch zusätzlich den Vorteil einer Art Lobby-Bildung, die zur Verwirklichung der Umweltschutzziele beitragen kann. Zur Veranschaulichung nennt Zscharnack ein Beispiel in Zusammenhang mit der Getränkeindustrie: Getränkehersteller haben in der Regel großes Interesse daran, eigene gebrandete Kühlschränke an gut sichtbaren Plätzen hinter der Bar zu platzieren. Oftmals sind diese Kühlschränke billige Modelle mit hohem Energieverbrauch. Ein Verband, so meint Zscharnack, habe allerdings die Möglichkeit,
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solche Modelle zu verweigern. Würde man sich Kenndaten der angebotenen Kühlschränke zukommen lassen, hätte man die Möglichkeit, sich die "umweltfreundlichsten Modelle" auszuwählen. Perspektivisch werde somit Druck auf Getränkehersteller ausgeübt, beispielsweise Kühlschränke mit geringerem Verbrauch anzubieten (vgl. Zscharnack 2013, 58). Zwar könnte theoretisch jeder einzelne Betreiber fordern, dass in seinem Betrieb ein energiesparendes Modell aufgestellt wird. Jedoch weiß Zscharnack, dass die Reaktion der Getränkehersteller sehr stark an die Größe, bzw. das "Standing" (2013, 57) des Clubs gekoppelt ist. Oftmals, so habe sich gezeigt, müsse ein Betreiber einfach nehmen, was ihm angeboten wird. Dennoch ist er der Meinung, es gäbe bereits einige Getränkehersteller "die da wirklich vorbildlich voranschreiten" (ebenda). Auch beim Thema alternative Leuchtmittel sieht Zscharnack mittelfristig Potenzial durch
Clubverbände.
Durch
Sammelbestellungen
von
gegründeten
Einkaufs-
genossenschaften könnten andere Konditionen verhandelt werden. Dieses Potenzial wird von der Initiative Musik auch in anderen Bereichen vermutet. Die Einrichtung der Bundesregierung fördert Musiker und Musikunternehmen in den Bereichen Nachwuchs, Verbreitung deutscher Musik im Ausland und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Laut der Initiative Musik ließe sich der Gedanke der Vernetzung von Spielstätten, bzw. Clubs auch auf den Wareneinsatz der Gastronomie, die Technikbeschaffung oder den Bezug von Energie übertragen (vgl. Hecht 2011, 25). Zscharnack ist sich jedoch sicher, dass man bislang noch nicht soweit sei: "Man würde sich natürlich manchmal schneller Fortschritte wünschen" (Zscharnack 2013, 63).
7. Schlussteil 7.1 Unterschied zu anderen Projekten Auch in anderen Bereichen der Musikbranche wächst langsam das Bewusstsein, mit den Ressourcen schonend umzugehen - besonders bei den zahlreichen Musikfestivals. Immer häufiger werden Kampagnen dazu veranstaltet, die Durchführung eines Festivals umweltschonender zu gestalten. Bereits auf den Internetseiten, dem wohl stärksten Kommunikationsmedium für Festivals, werden Besucher u.a. schon vorab über be-
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stimmte Projekte informiert. Das MELT!-Festival beispielsweise versucht seit 2010 seine Besucher zur Teilnahme an einem organisierten Fahrradcorso zu motivieren, um dadurch die Anzahl an PKW-Anreisen zu verringern (vgl. MELT 2013). Auf der Internetseite des Hurricane-Festivals lässt sich eine Mitfahrbörse finden, sodass sich Festivalbesucher zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen können. Als eines der ersten Festivals Deutschlands stellt es sich darüberhinaus der Herausforderung der Mülltrennung. An sogenannten Recycle-Stationen hat der Besucher die Möglichkeit, seinen Müll nach Papier/Pappe, Metall, Grüner Punkt und Restmüll zu trennen (vgl. Hurricane 2013). Auf dem Tollwood-Festival werden dem Besucher zu annähernd 100% Lebensmittel aus biologischem Anbau angeboten. Damit wird jährlich ein Gegenwert von 116 Tonnen CO2 eingespart (vgl. Schmid 2013). Das "Electric Hotel" ist das ganze Jahr auf Festivals und anderen Veranstaltungen unterwegs. Ein umgebauter Wohnwagen generiert durch Sonneneinstrahlung und Windkraft genügend Energie, um Mobiltelefone der Festivalbesucher aufzuladen. Zudem können diese noch durch eigene Muskelkraft auf einem Generatorfahrrad die Energiemenge erhöhen (vgl. Görtz 2013). Es fällt auf, dass viele dieser Projekte gezielt den Besucher ansprechen. Auf diese Art und Weise wird der ökologische Fußabdruck des Festivals verringert, während der Besucher durch aktive Teilnahme für bestimmte Themen sensibilisiert wird. Der positive Nebeneffekt dieser Projekte liegt darin, dass die Sensibilisierung eventuell auch zu bewussterem Verhalten im Privatleben führen kann. Der Green Club Index hingegen berücksichtigt diesen Aspekt nicht, da er sich ausschließlich mit umweltschonenden Veränderungen aus Betreibersicht befasst. In der Festivalbranche ist man also in dieser Hinsicht eventuell schon ein Stück weiter. Doch auch im Clubbereich gibt es bereits Projekte, die den Besucher aktiv mit einbinden. In Rotterdam beispielsweise wird die benötigte Energie durch das Tanzen der Besucher gewonnen. Die Tanzfläche des "Club Watt" besteht aus kleinen Platten, die bei jedem Schritt des Besuchers leicht nachgeben. Die Bewegungsenergie führt über mechanische Federn zu vielen kleinen Generatoren, die somit genug Energie für die Musikanlage liefern können. Umweltschutz wird in diesem Fall zum Vergnügen. Dennoch ist den Betreibern bewusst, dass die anfängliche Aufmerksamkeit durch die innovative Tanzfläche nicht langfristig zu Besucherandrang führen kann. "Langfristig müssen wir mit guter Musik und einer guten Location überzeugen" (Langenbach zitiert nach Eckardt 2010). Die Initiative CLUBMOB.BERLIN ver-
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traut ebenso dem Prinzip, den Faktor Spaß des Besuchers für die Erreichung von Umweltschutz im Club zu berücksichtigen. Die Idee der Initiative ist es, dass ein Clubbetreiber die Gewinne eines Abends in die Umsetzung von Maßnahmen zur CO2Reduzierung investiert. Nach Einwilligung des Betreibers bewirbt die Initiative die Aktion und sorgt somit dafür, dass ein Mob an feierwütigen Menschen am vereinbarten Tag in diesem Club feiert. Die Abendeinnahmen steigen somit auf ein Vielfaches an (vgl. Schünemann 2013).
7.2 Fazit Das Pilotprojekt Green Club Index wurde im März 2012 offiziell für beendet erklärt. In allen der sechs teilnehmenden Clubs konnten Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt werden. Jährlich werden dadurch in der Summe 83.000 Kilowattstunden Strom und 19.000 Kilowattstunden Wärme gespart, und der Umwelt damit rund 62 Tonnen CO2 erspart (vgl. GCI 2013, c). Dass die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen zur Reduzierung von umweltschädlichen Auswirkungen eines Clubs beitragen kann, ist damit eindeutig bewiesen. Doch um eine flächendeckende Implementierung von Umweltschutzmaßnahmen in Clubs zu bewerkstelligen, scheint eine andere Erkenntnis sehr viel hilfreicher. Durch die Verbrauchsminderung von Energie werden jährlich bis zu 7.000 Euro pro Club eingespart (ebenda). Die Aussicht auf Kostenreduzierung ist, nach Auswertung der Interviews, die wesentliche Motivation für Clubbetreiber, sich einer Energieberatung zu unterziehen. Daraus lässt sich die Erkenntnis schließen, dass die Intention des Projekts zwar der Umweltschutz ist, der Hebel zur flächendeckenden Realisierung von Clubbetreibern allerdings das Argument der gewinnbringenden Investition ist. Seit Beendigung des Pilotprojekts in Nordrhein-Westfalen wurden wichtige Schritte unternommen, die dazu beitragen können, dass immer mehr Clubbetreiber in der Zukunft den eigenen Energieverbrauch kritisch hinterfragen und infolgedessen einen Energieberater kontaktieren. Im Zuge der durchgeführten Workshops wurde eine Vielzahl an Energieberatern darin ausgebildet, zukünftig auch in Clubs Beratungen durchführen zu können. Die speziellen (kostengünstigen) Angebote für Beratungen durch Bezuschussung von Partnern sind von besonderer Bedeutung, da somit auch wirtschaftlich schlechter aufgestellten Clubs eine Energieberatung möglich ist. Zwar beschränken sich diese Zuschüsse bislang auf das Land Nordrhein-Westfalen, jedoch arbeitet die
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7. Schlussteil
Green Music Initiative intensiv an der Realisierung eines bundesweiten Angebots für bezuschusste Beratungen. Die Umsetzbarkeit der im Rahmen der Beratung vorgeschlagenen Maßnahmen hängt laut Energieberater Müller nicht von der Größe des Personalstabs ab. Maßnahmen zur Energieeinsparung sind demnach theoretisch in allen Clubs umsetzbar. Und Energieeffizienz in Clubs bedeutet, dass die Qualität der Veranstaltungen bei weniger Energieverbrauch keinesfalls leiden muss. Der Besucher merkt also während einer Veranstaltung im Idealfall nichts von der durchgeführten Umsetzung von Maßnahmen. Praktisch allerdings bestehen unterschiedliche Gründe, die Clubbetreiber bislang davon abgehalten haben, eine Energieberatung in Anspruch zunehmen bzw. Maßnahmen umzusetzen. Zum einen sind die Aufgaben eines Clubbetreibers so umfangreich, dass dieser eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Energieeffizienz in seinem Betrieb als weitere Belastung empfindet und deshalb zurückschreckt. Zum anderen kann auch die Sorge vor zu wenig Kosteneinsparung, bzw. vor zu langer Amortisationszeit die Inanspruchnahme eines Energieberaters verhindern (vgl. Zscharnack 2013, 55f.). Doch diesen Bedenken wurde nach Abschluss des Pilotprojekts bereits durch die gezielte Weiterbildung von Energieberatern und die regionale Bezuschussung für Beratungen entgegengewirkt. Es scheint, als fehle nun, nach Optimierung der Ausgangslage für Clubbetreiber, eine geeignete Kommunikation über die ökologischen, aber vor allem finanziellen Vorzüge einer bezuschussten Energieberatung im Club. Denn die "qualifizierte Erstinformation, dass es finanziell lohnend ist, sich mit dem Thema Energieeffizienz zu beschäftigen" (Wandel et al. 2009, S.155) kann durchaus "als guter Einstieg in weitere Aktivitäten" (ebenda) dienen. Die notwendige Kommunikation muss nun vorangetrieben werden. Die Green Music Initiative, als Initiatorin des Projekts, hat erkannt, dass Umweltschutz durch Energieeffizienz in der Clubkultur mittels Energieberatungen umgesetzt werden kann. Formuliertes Ziel war es, das Thema Energieeffizienz im Clubbereich aufzubringen. Dieses Ziel wird nun schrittweise erreicht. Die ursprüngliche Idee die Energieeffizienz eines Clubs durch den Index zu beschreiben hat sich im Laufe des Projekts als untauglich erwiesen, da entscheidende Kriterien vernachlässigt wurden. Das entwickelte Green Club Label, welches zukünftig an diejenigen Clubs verliehen wird, in denen eine Energieberatung vollzogen wurde und die Umsetzung eines Maßnahmenkatalogs ge-
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plant ist, soll die Darstellung des Engagements eines Clubs vereinfachen, einen Wiedererkennungswert schaffen und zu gesteigerter medialer Aufmerksamkeit führen. Neben Informationsveranstaltungen der Green Music Initiative sollte vor allem das Potenzial der in Umfang und Anzahl stark wachsenden Clubverbände für Informationszwecke genutzt werden. Sinnvoll hierfür wäre die Erstellung eines Handbuches, welches interessierte Clubbetreiber bereits im Vorfeld neben Grundlagenwissen zum Thema Energie auch über den Ablauf einer Beratung von der Messung des Energieverbrauchs, über die Ermittlung und Planung von Maßnahmen bis hin zu deren Durchführung informieren. Genauso wie sich ein Clubbetreiber mit dem Jugendschutz oder seinem Booking auskennt, so gut sollte er auch wissen, wie er seinen Energieverbrauch in den Griff bekommt, fordert der Projektleiter. Doch umweltschonendes Energiemanagement im Clubbereich selbstverständlich werden zu lassen werde "eine mühselige, kleinteilige Arbeit", befürchtet Dashuber (2012, 43). Aber genau das ist das Ziel. Genau wie im industriellen Gewerbe oder Privathaushalt sollte überall, auch in Clubs, Energie gespart werden, um im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung künftigen Generationen denselben Lebensstandard zu ermöglichen, wie wir ihn heute haben. "Can it be that the cultural sector has lost its lead role in explaining the world?" (GMI 2013, c). Mark Löscher, General Manager der Hörstmann-Unternehmensgruppe, die u.a. Festivals wie das "Melt!", oder das "Berlin Festival" veranstaltet, meint, dass Umweltschutz in der Musikbranche noch nicht genug vorgelebt wird. Er sieht jedoch "Kulturschaffende in der Verantwortung, das Bewusstsein der Leute für Umwelt [zu] schärfen" (Löscher zitiert nach Leue 2013, b, 38). Auch Clubs als Austragungsort kultureller Veranstaltungen sollten deshalb ihre Möglichkeiten nutzen, Werte zu vermitteln und in diesem Sinne auch den schonenden Umgang mit Ressourcen propagieren. "Why not reclaim this role?" (GMI 2013, c). Durch das Green Club Label ist ein erster Schritt in die richtige Richtung getan.
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