Sprint20
InHaltverZeichNis
1 Einleitung
1.1 Worum geht es bei Sprint20?
1.2 Methodik
1.3 Ziele und Schwerpunkte
2 Findings Shortlist
2.1 Key Findings
2.2 Herausforderungskatalog
3 Erfahrungsberichte der Energieberatungen
3.1 Jüdisches Museum Berlin
3.2 Bundeskunsthalle Bonn
3.3 Haus der Kulturen der Welt
3.4 Beethoven-Haus Bonn
3.5 Stiftung und Schloss Genshagen
3.6 Initiative Musik Berlin
3.7 Martin-Opitz-Bibliothek
3.8 Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
4 Fazit und Ausblick
Impressum
Einleitung 1
1.1 Worum geht es bei Sprint20?
Sprint20 – Energieeffiziente Kultur
Energie ist eine immer stärker im Fokus stehende Größe – technisch, politisch und gesellschaftlich. Und für die Kultur eine wachsende Herausforderung. Das Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien bietet Kulturstätten in Deutschland im Rahmen des Projektes Sprint20 Energieberatungen an, erleichtert den Zugang zu zertifizierten Energieberater:innen und hilft der Kultur so, schnell und effektiv signifikante Einsparungen zu erzielen. Eine Kulturstätte durchschnittlicher Größe in Deutschland hat einen jährlichen Energiebedarf von etwa 1.000.000 kWh (Theater) bis zu 15.000.000 kWh (Museum). Pro Kulturort entsteht somit ein energetischer Fußabdruck entsprechend 1000 durchschnittlichen Haushalten oder mehreren tausend Tonnen CO2 pro Jahr. Vor dem Hintergrund der aktuellen und zukünftigen Kostensteigerungen fossiler Primärenergieträger entsteht ein akuter Handlungsbedarf nach sektorenspezifischen Energieeffizienzmaßnahmen, um den Herausforderungen in den über 20.000 Kulturstätten im Bundesgebiet proaktiv zu begegnen.
Das Projekt Sprint20 ist dennoch nicht nur als Reaktion auf die Energiekrise zu verstehen, sondern unterstützt die Kultur dabei, den Transformationsprozess in Richtung Energieeffizienz und Versorgungssicherheit zu beschleunigen. Ziel ist die kurzfristigen Reduktion der Verbräuche um bis zu 20%. Diese reduzierte Verbräuche sollen sich verstetigen und langfristig durch regenerative Energien gedeckt werden.
Energieberatung
Um die vielfältigen Herausforderungen zu adressieren, hat das Projekt Sprint20 erfolgreich 19 Energieberatungen für BKM-geförderte Kulturinstitutionen und Gedenkstätten umgesetzt.
Die Energieberatungen sind vollständig (ohne Eigenanteil) von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziert worden.
Der Fokus der Beratungen lag auf Änderungen im Verhalten der Nutzenden sowie auf der Effizienzsteigerung der Gebäudetechnik und der Identifikation und Vorplanung von Gebäudeeffizienzmaßnahmen (Gebäudehülle, Licht, Wärme, Kälte, Lüftung, Energieerzeugung am Standort).
Sprint20 - Energieberatende
Die Energieberatungen wurden von erfahrenen Beratenden durchgeführt, die meisten von ihnen sind als KfW- bzw. BAFA- Beratenden zugelassen.
Die Beratenden wurden in Workshops in die strukturellen und technischen Herausforderungen in Kultureinrichtungen eingeführt.
1.1 Worum geht es bei Sprint20?
Sprint20 - Weiterbildungsformate für Energieberatende
Um möglichst effiziente Energieberatungen in den Kulturbetrieben umsetzen zu können, wurden im Rahmen des Projektes drei Weiterbildungen für Enerigeberatende angeboten.
Die Weiterbildungen fanden online statt und waren für die Teilnehmenden kostenfrei. Angesprochen waren alle interessierten Beratungsbüro. Die Teilnahme an der Schulung war Voraussetzung für die Beauftragung der Energieberatung im Projekt Sprint20. Die Weiterbildungen wurden von erfahrenen Akteur*innen aus dem Schnittstellenbereich Kultur / Energieeffizienz durchgeführt.
Lutz Hofmann war über lange Jahre hinweg Technischer Direktor mehrerer Theaterhäuser und hat dort die Umsetzung von Energieberatungen begleitet. Ebenfalls ist er zertifizierter Transformationsmanager für Nachhaltige Kultur und insofern mit den Herausforderungen im Kulturbetrieb bestens vertraut. Seine Vorträge waren stets gefüllt mit konkreten Handreichungen zu spezifischen Herausforderungen von Kulturinstitutionen einerseits und der zielorientierten Ansprache von und Umgang mit Kund*innen im Kultursektor.
Dipl.-Ing. Werner Wiartalla referierte in den Weiterbildungen zu technischen Lösungen der Energieeffizienzsteigerung in Kulturbetrieben. Als Technischer Direktor der ufa-Fabrik in Berlin widmet er sich dem Thema seit Jahrzehnten. In seinen Vorträgen widmet er sich insbesondere umweltverträglichen Lösungen zur Dämmung, zur Kühlung, zur Beheizung und zur Energieerzeugung per PV in integrierten Gründachlösungen. Auch den Themen des natürlichen Schallschutz wurden stets Folien gewidmet. In seinen Vorträgen ging er ebenso auf die physikalischen Grundlagen zu Strahlung und globaler Energieverfügbarkeit ein. Dipl.-Ing. Sabine Jellinghaus konnte als dritte regelmäßig in den Weiterbildungen vortragende Person gewonnen werden. Neben Ihrer Tätigkeit als Energieberaterin hebt Ihre ehemalige Tätigkeit für die Energieagentur NRW sie hervor. In Ihren Vorträgen widmete Sie sich der adressat*innengerechten Kommunikation der technischen Fakten der Energieberatungsberichte und stellte damit wichtige Aspekte der Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen für Energieberatende in den Fokus.
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Martin-Opitz-Bibliothek
1.2 MethOdik
Bundeskunsthalle Bonn
Beethoven-Haus Bonn
Pommersches Landesmuseum
Jüdisches Museum Berlin
Initiative Musik Berlin
Kunstgewerbemuseum (SPK)
Haus der Kulturen der Welt (KBB)
Stiftung und Schloss Genshagen
Akademie der Künste
Stiftung Berliner Mauer
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Stiftung Kleist Museum
Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“
Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.
Kulturstiftung Dessau-Wörlitz
Schwerpunkte der Sprint20-Beratung
Eine Sprint20-Beratung soll innerhalb weniger Beratungstagen ein Energie-Profil der jeweiligen Kultureinrichtung erstellen und daraus sowohl kurzfristige Einsparpotenziale identifizieren als auch mittel- und langfristige Handlungsfelder aufzuzeigen. Die Sprint20-Beratung enthält daher erwartungsgemäß Elemente eines Energieaudit sowie Elemente einer Gebäudeenergieberatung und kann beim Aufbau von Strukturen für die zukünftige Effizienzbemühen unterstützen. Die drei Bausteine sind demzufolge:
-Energieaudit (z.B. nach DIN EN 16247): Analyse der Verbrauchsdaten, Identifikation relevanter Handlungsansätze, Aufbau eines Controllings
-Gebäudeenergieberatung (nach DIN V18599): Identifikation kurzfristig umsetzbarer, vorrangig geringinvestiver Maßnahmen, um die ersten 20 Prozentpunkte zu erzielen
-Prozessberatung: Unterstützung bei Klärung und/oder Aufbau von Strukturen (Kommunikationswege, Verantwortlichkeiten, Projektmanagement) und Motivation
1.2 MethOdik
Sprint20-Beratungen sollen auf die Bedarfe der Kultureinrichtung individuell angepasst sein. Die Gewichtung der genannten Elemente und die innerhalb des Beratungsformat realisierbare Analysetiefe ist für das jeweilige Objekt in Absprache der Beteiligten festzulegen. Sprint20- Beratungen markieren den Einstieg in eine systematische Reduktion der Treibhausgasemissionen. Sie kristallisieren die relevanten Handlungsfelder und Schwachstellen heraus und benennen wirkungsvolle konkrete erste Schritte. Keineswegs kann mit einer Sprint20-Beratung vollumfänglich ein Energieaudit plus Gebäudeenergieberatung geliefert werden. Stattdessen kann und soll die Beratung weitere Analyse- und Beratungsbedarfe aufzeigen.
Sprint20-KEB-Berichtsleitfaden
Die Erfahrungen im Projekt Sprint20 identifizierten den Beratungsbericht als zentrales Kernstück der Sprint20-Beratung und machten zugleich die besonderen Anforderungen an den Bericht deutlich. Noch während der Projektlaufzeit wurde daraufhin eine Berichtsstruktur entwickelt, die in Zukunft zum etablierten Beratungsstandard für Energieberatung in der Kultur werden kann.
Dem Beratungsbericht bekommt eine besondere Rolle zu, denn er fasst alle betrachteten Aspekte und zugrundeliegenden Informationen zusammen. Er soll der Bericht zielgerichtete Handlungsoptionen für wirkungsvolle Energieeinsparungen aufzeigen und diese fachlich fundieren. Andererseits muss der Bericht auch für Personen ohne technisches Fachwissen gut verständlich sein und im Umfang „überschaubar“ sein. Er soll Transparenz in der fachlichen Bewertung bringen, die effektivsten Maßnahmen klar identifizieren und zur Arbeitsgrundlage für weiterführende Schritte in Richtung Nett Zero werden.
Für die umfangreichen Beratungsformate des Energieaudits und der Gebäudeenergieberatung können Beratende auf die Berichtsstandards der Fördermodule 1 und 2 des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zurückgreifen. Für die Beratung im Projekt Sprint20 jedoch, die Aspekte verschiedener bestehender Formate kombiniert, und in ihrem Umfang und Fokus variieren kann, gab es bislang keine etablierte Basis.
Auf Anregung des Sprint20-Beratungsteams Sabine Jellinghaus und Christian Dahm wurde die Entwicklung eines auf die Zielstellung zugeschnittenen Berichtsformat initiiert. Das Arbeitsergebnis wurde KEB – Berichtsleitfaden zur KulturEnergieBeratung getauft. Er steht als Projektergebnis auf der Website des Aktionsnetzwerks Nachhaltigkeit in Kultur und Medien zum Download bereit.
Nun gilt es, den KEB-Berichtsleitfaden in der Praxis einzusetzen, nachzuschärfen, falls erforderlich, und mittelfristig als Standard zu etablieren. Innerhalb des Gesamtvorhabens Sprint20 konnte damit ein weit über das Projekteende hinaus wirksames Instrument für die systematische Reduktion der Treibhausemissionen im Kultursektor entwickelt werden. KEB beschreibt erstmals konkret den Beratungsprozess und kann die Basis für die Beauftragung von Energieberatungen werden, die sich an den Bedürfnissen und Bedarfen der Institutionen orientiert. Ein KEB-Standard gewinnt damit auch vergaberechtliche Relevanz, indem das Berichtsformat der Leistungsbeschreibung dient.Dies ist sowohl für Kultureinrichtungen ein Gewinn, die eine Energieberatung beauftragen möchten, als auch für Beratende, die ihren Qualitätsstandard darstellen möchten.
1.3 Ziele und Schwerpunkte
Energieberatungen von Kulturinstitutionen:
Im Rahmen des Projekts Sprint20, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), wurden Kulturinstitutionen für eine umfassende Energieberatung ausgewählt. Dieser Prozess begann mit einer Abfrage durch das BKM, woraus eine Liste von 85 Institutionen entstand. Eine ausgewählte Pilotgruppe aus dieser Liste diente der Erprobung verschiedener Energieberatungsformate, um die Effektivität und Anpassungsfähigkeit der Maßnahmen zu testen und zu optimieren.
Dauerhafte Energieeinsparungen für Kulturinstitutionen:
Das Hauptziel von Sprint20 ist es, durch nicht- oder geringinvestive Maßnahmen eine signifikante Reduzierung des Energieverbrauchs zu erreichen. Konkret wird angestrebt, 20% des Endenergieverbrauchs in Kultureinrichtungen in kurzer Zeit, also in einem "Sprint", zu senken. Diese Einsparungen sollen nachhaltig und dauerhaft sein.
Kostencontrolling für Kulturinstitutionen:
Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist das Bewusstsein für und die Kontrolle über Energiekosten in den Kulturinstitutionen. Durch die Beratungsberichte und den Dialog mit den Energieberatenden entsteht ein tieferes Verständnis für die Prozesse zur Identifikation und Reduzierung von Energiekosten.
Weiterbildung von Energieberatenden:
Das Projekt beinhaltete auch die Weiterbildung von Energieberatenden, um ihre Qualifikationen zu erweitern und den Markt für Energieberatung im Kulturbereich zu erschließen. Durch die Durchführung von Workshops und Roundtables wurden Fachleute aus verschiedenen Bereichen (Kultur und Energieberatung) zusammengebracht. Diese Veranstaltungen dienten auch der Information der Öffentlichkeit und der Erzeugung von Medieninteresse.
Entwicklung neuer Angebote und Tools:
Im Laufe des Projekts entstanden neue Angebote wie eine Checkliste zur Energieeffizienz und ein Leitfaden für Energieberatungsberichte. Diese wurden iterativ entwickelt, um den Bedürfnissen und spezifischen Herausforderungen der Kulturinstitutionen gerecht zu werden. Zusätzlich wurde das vorliegende "Living Document" als dynamisches Informations- und Kommunikationsangebot geschaffen, um die Informationen ständig aktuell zu halten und zu verbreiten.
Findings Shortlist 2
2.1 Key Findings
Das Ziel von 20% Endenergieeinsparung hat sich als stets erreichbar erwiesen
Das Ziel von 20% Endenergieeinsparung hat sich als stets erreichbar erwiesen, sowohl aus Klimaschutz- als auch aus ökonomischer Perspektive.
Die Analyse der Daten aus den Energieberatungsberichten unterstreicht diese Erkenntnis eindrucksvoll (vgl. Dröge, 2023; Koppenwallner, 2023; Keith I, II, III, 2023). Es ist jedoch anzumerken, dass diese Einsparungen nicht ausschließlich durch nichtoder geringinvestive Maßnahmen zu erzielen sind (vgl. Koppenwallner, 2023).
Ein markantes Beispiel ist das Beethovenhaus in Bonn, bei dem Einsparungen von bis zu 54% bei der Heizenergie mit den aktuellen technischen Mitteln möglich sind (vgl. Milin, 2023). Allerdings setzt dies eine energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle voraus. Noch höhere Einsparungen sind ebenfalls machbar, erfordern jedoch umfangreichere Investitionen und bringen unterschiedliche Amortisationszeiträume mit sich, die je nach Objekt variieren können. Der höchste in den Energieberatungsberichten verzeichnete Endenergie-Einsparungswert liegt bei beeindruckenden 82%, zudem wurde eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 47% festgestellt (vgl. Koppenwallner, 2023: 18).
Diese Zahlen verdeutlichen, dass umfassende Anstrengungen notwendig sind, um Energieberatende und Kulturinstitutionen effektiv zu vernetzen. Der signifikante Nutzen und Erfolg des Projektes Sprint20 wird durch diese Ergebnisse eindrücklich belegt und unterstreicht die Bedeutung solcher Initiativen für den Klimaschutz und die Wirtschaftlichkeit im Kultursektor.
2.2 Herausforderungskatalog
Anpassung der Klimakorridore in Museen: Eine Strukturelle Herausforderung
In Museen sind Klimakorridore ein zentrales Thema, das regelmäßig diskutiert wird, insbesondere im Kontext der Ausstellung und Lagerung von Sammlungsobjekten. Diese Objekte sind häufig an strikte vertragliche Vorgaben gebunden, die die Einhaltung bestimmter Umweltbedingungen erfordern. In den meisten bisher untersuchten Fällen wird ein strikter Klimakorridor von 50% Luftfeuchtigkeit und 20°C Lufttemperatur rund um die Uhr (24/7) aufrechterhalten.
Diese vorgegebenen Klimakorridore stellen optimale Bedingungen für die Konservierung der Kunstwerke dar und sind aus kuratorischer Perspektive sowie gemäß den Leihverträgen unverzichtbar. Besonders für Ausstellungshäuser, die keine eigenen Sammlungen besitzen und ausschließlich auf Leihgaben angewiesen sind, besteht aufgrund dieser strikten Vorgaben kaum Spielraum, um den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung zu optimieren.
Es erscheint notwendig, weitere Forschungen zu dieser Thematik durchzuführen. Ziel ist es, die Klimakorridore so anzupassen, dass sie einen angemessenen Ausgleich zwischen dem Erhalt von Kulturobjekten und den Zielen der Nachhaltigkeit ermöglichen. Energieberatende sowie Museumsverantwortliche schätzen das Einsparpotenzial, das durch eine Flexibilisierung dieser spezifischen Anforderung erzielt werden könnte, als sehr hoch ein.
Der Deutsche Museumsbund nimmt bei der Entwicklung von Maßnahmenempfehlungen eine Vorreiterrolle ein. Basierend auf diesen Empfehlungen wird dem BKM (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) empfohlen eine Richtlinie zu entwickeln, die als Fördergrundlage für Museen dient und schnellstmöglich umgesetzt werden sollte. Zusätzlich sollte das BKM die Kultusministerien der Länder auf diese Thematik aufmerksam machen, um umfassende und kurzfristige Energieeinsparungen in Museen auf nationaler Ebene zu fördern und zu realisieren.
Identifkation des passenden Energieberatungsformats
Im Rahmen des Projekts Sprint20 wurde ein vielschichtiger Ansatz zur Findung des optimalen Energieberatungsformats verfolgt. Verschiedene Standards wurden angewandt, um die effektivsten Beratungsmethoden iterativ zu identifizieren. Aufgrund des innovativen Charakters des Projekts waren die Prozesse ständigen Optimierungen unterworfen, um sie ergebnisorientiert zu gestalten.
2.2 Herausforderungskatalog
Für die Energieberatung von Kulturinstitutionen wurde ein mehrstufiges Verfahren implementiert. Zunächst wurden die Umsetzbarkeit in den Institutionen geprüft und relevante Ansprechpartner identifiziert. Informationen über die Institutionen, einschließlich Eigentumsstrukturen, Verantwortungsbereiche und bereits durchgeführte Maßnahmen, wurden gesammelt, um die Anforderungen an die Energieberatung präzise zu definieren. Angesichts der Vielfalt der Objekte war dieser vorbereitende Prozess essentiell, um maßgeschneiderte Energieberatungen sicherzustellen.
Zu Beginn des Projekts bedeutete die Vielfalt an Energieberatungsstandards einen erheblichen Rechercheaufwand. Verschiedene Normen, wie die DIN 16247 für Energieaudits und die umfangreichere DIN V 18599, standen zur Verfügung. Es wurde jedoch deutlich, dass es keine standardisierten Beratungsformate speziell für Kulturinstitutionen gibt. Als Zwischenlösung wurde für die Ausschreibung der Energieberatung ein Paket von fünf Beratungstagen festgelegt. In der Leistungsbeschreibung wurde besonders auf die Bedeutung von sektorenähnlichen Referenzen und eines Motivationsschreibens hingewiesen, das den Fokus auf das Nutzerverhalten in Kulturinstitutionen legt.
Die Auswahl der Energieberatenden erfolgte über die Energieeffizienz Expertenliste (EEE-Liste) der dena, um qualifizierte Fachleute zu identifizieren. In den meisten Ausschreibungen gingen ein bis zwei Angebote ein, vor allem bei größeren und renommierten Objekten. Trotz der hohen Auslastung bei Energieberatenden sind diese Zahlen als positiv zu bewerten. Es zeigte sich, dass die urbane Lage einer Institution (wie beim Beethoven Haus) die Anzahl interessierter Energieberatender erhöht, während Objekte in peripheren Lagen mit mehr Aufwand verbunden sind.
Insgesamt wurden Ausschreibungen an bis zu fünf qualifizierte Energieberatende gerichtet. Drei Objekte erhielten zunächst eine eintägige Beratung, um präzise Anforderungen für umfangreichere Hauptberatungen zu definieren. Dieser Ansatz erwies sich als vorteilhaft, da er eine zielgerichtete Ermittlung der Beratungsbedarfe ermöglichte und eine sparsame Verwendung der Mittel sicherstellte.
Erfahrungsberichte der Energieberatungen
JüdiSches MuseUm BerLin
Bildrechte: Marek Śliwecki
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0
Eröffnung: 2001
Standort: Lindenstraße, Berlin
Konzept: Museum zur Dokumentation und Darstellung der deutsch-jüdischen Geschichte
Architektur: Auffälliges Design von Daniel Libeskind, bekannt für seine zinkverkleidete, zickzackförmige
Struktur
JüdiSches MuseUm BerLin
Das Jüdische Museum Berlin, eröffnet im Jahr 2001, ist nicht nur ein Ort der Erinnerung und Reflexion, sondern auch ein architektonisches Meisterwerk. Gelegen in der Lindenstraße, fasziniert das vom Architekten Daniel Libeskind entworfene Gebäude mit seiner markanten zinkverkleideten, zickzackförmigen Struktur. Das Museum widmet sich der Dokumentation und Darstellung der reichen deutsch-jüdischen Geschichte. Es zieht Besucher:innen aus aller Welt an, die durch die vielfältigen Ausstellungen und Bildungsangebote tiefe Einblicke in das jüdische Leben und dessen Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte erhalten. Das Jüdische Museum Berlin steht für eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart und ist ein unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen und historischen Diskurses in Deutschland.
Die Energieberatung für das Jüdische Museum Berlin konzentrierte sich auf drei Gebäude mit unterschiedlichen Eigenschaften bezüglich Gebäudehülle, Anlagentechnik und Umfeld. Einsparpotentiale wurden in der Sanierung der Gebäudehülle der Halle identifiziert, was zu einer Senkung der Heizlast führen könnte. Zusätzlich könnten Photovoltaikanlagen und Regenwassersammelsysteme auf dem Dach genutzt werden. Bei den anderen beiden Gebäuden, einem barocken Altbau und einem Neubau, könnte eine Fassadenbegrünung die Kühllasten im Sommer reduzieren, obwohl hohe gestalterische Anforderungen dies erschweren. Einsparungen werden auch durch die Optimierung des Betriebs und der Regelung technischer Anlagen, wie die zeitweise Abschaltung von raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen), und den Einsatz neuer Technologien, wie neue Kälte-Pufferspeicher und Photovoltaikanlagen, vorgeschlagen.
Für 2022 wurden der Gesamtenergiebedarf des Museums und die möglichen Einsparungen ermittelt. Der Gesamtenergiebedarf betrug 4.458.771 kWh, wobei 2.302.572 kWh auf Strom und 2.156.199 kWh auf Fernwärme entfielen. Die potenziellen Einsparungen beliefen sich auf 575.246 kWh, was einer Reduzierung von 24% entspricht. Besonders hervorzuheben ist, dass der Betrieb der RLT-Anlagen mehr als die Hälfte des Gesamtenergiebedarfs ausmachte, während etwa ein Viertel auf die Kälteerzeugung entfiel. Größte Einsparpotenziale wurden in der Wärmerückgewinnung an den Rückkühlern und der Regelung der Kältemaschinen identifiziert.
Einzelne Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz wurden detailliert aufgelistet, darunter die Anpassung von Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, Fassadenbegrünung, energetische Sanierung, Optimierung der Steuerung von Lüftern, Pumpen und Kältemaschinen sowie die Installation von Pufferspeichern für die Kälteanlagen. Die Kosten für diese Maßnahmen variieren, mit signifikanten Investitionen für einige, wie die Fassadenbegrünung des Neubaus und die energetische Sanierung der Halle.
JüdiSches MuseUm BerLin
Einsparpotenziale:
- Energetische Sanierungen zur Senkung der Heizlast
- Nutzung von Photovoltaikanlagen und Regenwassersammelsystemen auf den Dächern.
- Fassadenbegrünung bei Glashof und Neubau zur Senkung der Kühllasten im Sommer
Bereiche mit höchstem Einsparpotential:
- Großer Anteil des Energiebedarfs durch RLT-Anlagen und Kälteerzeugung.
- Wärmerückgewinnung an Rückkühlern.
- Regelung der Kältemaschinen.
- Umbau von Kältemaschinen und Regelung der RLT-Anlagen.
Vorgeschlagene Maßnahmen:
- Anpassung der Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit ohne zusätzliche Kosten.
- Fassadenbegrünung des Neubaus und des Glashofs
- Optimierung der Lüftersteuerung und Motoren im Altbau.
- Optimierung der Pumpen im Kaltwasser- und Rückkühlkreislauf.
- Einbau von Pufferspeichern für Kältemaschinen in Altbau und Neubau.
- Diese Maßnahmen und Einsichten bieten einen umfassenden Ansatz zur Verbesserung der Energieeffizienz des Museums, wobei sowohl kurzfristige Anpassungen als auch langfristige Investitionen berücksichtigt werden.
BundEsKunstHalle
Eröffnung: 1992
Standort: Helmut-Kohl-Allee, Bonn
Konzept: Zentrum für Kunst- und Kulturausstellungen von internationalem Rang
Architektur: Modernes und einzigartiges Design, bekannt für seine flexiblen Ausstellungsräume
Jährliche Besucherzahlen: 2023 - 325.880 Besucher
Ausstellungsfläche: 5.600 m²
Bildrechte: Raimond Spekking
Copyright: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
BundEsKunstHalle
Die Bundeskunsthalle in Bonn, eröffnet im Jahr 1992, hat sich als eine der vielseitigsten Kultureinrichtungen Deutschlands etabliert. Gelegen an der Helmut-Kohl-Allee, präsentiert das Haus in seiner modernen und flexiblen Architektur eine breite Palette an Veranstaltungen und Ausstellungen, die von historischer Kunst bis hin zu zeitgenössischen kulturellen Diskursen reichen. Jährlich zieht die Bundeskunsthalle hundertausende Kunst- und Kulturliebhaber:innen an, die auf einer Ausstellungsfläche von 5.600 m² ein reichhaltiges Angebot an künstlerischen und bildungsbezogenen Programmen erleben können. 2023 waren es 325.880. Mit ihrer dynamischen Ausrichtung und dem Engagement für Bildung und Wissenschaft leistet die Bundeskunsthalle einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt und zum intellektuellen Diskurs in Deutschland.
Die Energieberatung der Bundeskunsthalle hat bedeutende Einsparpotenziale in verschiedenen Bereichen aufgezeigt, insbesondere in der technischen Optimierung der Kälteerzeugung und Wärmerückgewinnung. Es wird empfohlen, ein effizientes Energiecontrollingsystem zu implementieren und Maßnahmen zur Klimaanpassung, wie Flächenentsiegelung und Installation von Außenjalousien, zu prüfen. Zusätzlich sollte das Engagement der Mitarbeitenden für Energiesparinitiativen gefördert und die Ergebnisse dieser Maßnahmen visualisiert werden, um das Bewusstsein und die Beteiligung zu steigern.
BundEsKunstHalle
Jeder Abschnitt des Diagramms repräsentiert ein Einsparpotenzial in einem spezifischen Bereich, wie z.B. Regelung der Raumlufttechnik (RLT), Umbau der Kältemaschinen, Wärmerückgewinnung, Beleuchtung, Photovoltaik und Begrünung. Die Prozentwerte zeigen den Anteil jedes Bereichs am gesamten Einsparpotenzial.
Dieses Diagramm bietet eine visuelle Darstellung der relativen Bedeutung jedes Einsparbereichs und hilft dabei, die Bereiche mit dem größten Potenzial für Energieeinsparungen zu identifizieren.
Einsparpotenziale:
Es wurden erhebliche Potenziale zum Energiesparen in verschiedenen Bereichen identifiziert. Besonders hervorzuheben ist die technische Optimierung der Kälteerzeugung, die als größtes Einsparpotential gilt.
Technische Maßnahmen:
Die Wärmerückgewinnung an den Rückkühlern der Kälteanlagen ist eine weitere wichtige Maßnahme. Diese rückgewonnene Wärme kann für die Befeuchtung genutzt werden, wodurch Fernwärme eingespart wird. Zudem wird eine Anpassung in der Regelung der RLT-Anlagen (Raumlufttechnik) empfohlen, einschließlich der Abschaltung während der Nachtstunden.
Weitere Empfehlungen:
Es wird vorgeschlagen, ein transparentes und leicht zugängliches Datenverwaltungssystem im Rahmen eines Energiecontrollingsystems aufzubauen.
Außerdem wird empfohlen, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu prüfen, wie z.B. die Flächenentsiegelung auf dem Dach und im Umfeld der Bundeskunsthalle, sowie das Anbringen von Außenjalousien an allen Fenstern, die noch nicht damit ausgestattet sind. Des Weiteren sollten Mitarbeiter ermutigt werden, neue Ideen zum Energiesparen zu entwickeln und umzusetzen.
Haus der Kulturen der WeLt
Bildrechte: Fred Romero
Copyright: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/
Eröffnung: 1957
Standort: John-Foster-Dulles-Allee, Berlin
Konzept: Internationales Zentrum für zeitgenössische Kunst und interkulturellen Austausch
Architektur: Beeindruckendes
Beispiel der modernen Architektur, bekannt für seine markante
Dachkonstruktion
Fläche: 9.200 m²
Haus der Kulturen der WeLt
Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin, eröffnet im Jahr 1957, ist ein einzigartiger Treffpunkt für zeitgenössische Kunst und interkulturellen Dialog. Es befindet sich in einem architektonisch beeindruckenden Gebäude in der John-Foster-Dulles-Allee, das insbesondere durch seine futuristische Dachkonstruktion auffällt. Als internationales Zentrum zieht es Besucher:innen aus der ganzen Welt an, die auf einer Fläche von 9.200 m² ein vielfältiges Programm aus Ausstellungen, Diskussionen und kulturellen Veranstaltungen erleben können. Das HKW ist bekannt für sein Engagement, globale Themen und Perspektiven durch die Linse der Kunst zu betrachten und bietet damit eine Plattform für den Austausch und das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen.
Das Projekt als solches hat uns in manchen Bereichen geholfen eine Form der Betriebsblindheit abzulegen. Der Blick von außen mit einem deutlichen Fokus auf die Fähigkeiten in der Energieberatung und der Kompetenz in den Anlagen konnte unser Wissen um den Alltagseinsatz vieler Anlagen wunderbar ergänzen. (...)
Alles in allem haben wir durch das Projekt unser Haus noch einmal deutlich besser kennengelernt und eine Maßnahmenbox erhalten, die die Energieeffizienz deutlich steigern kann. Dies kann vor allem unterstützend in der Argumentation für die Umsetzung bestimmter Maßnahmen wirken.
Christoph Hügelmeyer Technischer DirektorHaus der Kulturen der WeLt
Empfohlene Maßnahmen:
Kühlung:
Für die Kühlung wird eine bedarfsgeführte Einzelraumregelung mit automatischer Präsenzerfassung und intermittierendem Betrieb empfohlen, um die Betriebszeit zu optimieren und Energie einzusparen.
Kälteerzeugung:
Es wird eine bedarfsgeführte Regelung der Vorlauftemperatur der Kälteversorgung vorgeschlagen, um Energie einzusparen. Die Absenkung der Verflüssigungstemperatur der Kältemaschine in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur kann zu einer Energieeinsparung von 15 – 30% führen.
Beleuchtung:
Es wird eine Optimierung der Bürobeleuchtung empfohlen, die auf die jeweiligen Sehaufgaben angepasst ist und Energieeffizienz bietet. Drei Beleuchtungskonzepte (raumbezogen, arbeitsbereichsbezogen und teilflächenbezogen) werden vorgeschlagen, um eine flexible und bedarfsgerechte Beleuchtung zu ermöglichen.
RLT/Klimatisierung:
Für die Lüftungsanlagen wird eine bedarfsabhängige Regelung des Luftvolumenstroms sowie die Installation von bedarfsgeregelten Zu- und Abluftsystemen mit Wärmerückgewinnung empfohlen.
Heizung:
Es wird eine bedarfsgeführte Einzelraumregelung mit automatischer Präsenzerfassung sowie ein intermittierender Betrieb der Heizung vorgeschlagen, um die Betriebszeit und damit den Energieverbrauch zu reduzieren.
Haus der Kulturen der WeLt
Das folgende Balkendiagramm, stellt die Energieeinsparungen in MWh pro Jahr für jede der vorgeschlagenen Maßnahmen dar. Es zeigt deutlich, wie sich die verschiedenen Maßnahmen auf die Energieeinsparung auswirken.
Bezogen auf den Verbrauch des Jahres 2022, würde eine Umsetzung allein dieser Maßnahmen eine Einsparung von ca. 15% bedeuten.
Beethoven-Haus Bonn
Beethoven-Haus Bonn
Gründung Trägervereins: 1889
Standort: Bonngasse 18-26, Bonn, Nordrhein-Westfalen
Sammlung: Weltgrößte
Sammlung zu Leben und Werk
Ludwig van Beethovens und seiner Zeit
Architektur: Historisches
Geburtshaus Beethovens mit drei weiteren Gebäuden aus unterschiedlichen Zeiten
Bildrechte: Eckhard Henkel Copyright: Eckhard HenkelBeethoven-Haus Bonn
Der im Jahre 1889 gegründete Verein Beethoven-Haus in Bonn ist Träger der Kultureinrichtung Beethoven-Haus, die unter einem Dach verschiedene Abteilungen vereint: das Museum im Geburtshaus des Komponisten Ludwig van Beethoven, die Forschungsstelle Beethoven-Archiv mit Verlag und Spezialbibliothek, einen Kammermusiksaal sowie einen Museumsshop. Aufgabe des Beethoven-Hauses ist es, Beethovens Leben und Werk zeitgemäß zu vermitteln und lebendig zu halten. Die Museumsbesucherinnen und - besucher (rd. 100.000 pro Jahr (vor Corona)) sind eingeladen, dem Menschen und Künstler Beethoven emotional zu begegnen und einen Eindruck von seiner Zeit zu gewinnen. Zur Kultureinrichtung Beethoven-Haus gehören vier Gebäude aus verschiedenen Bauzeiten, die sich in der Bonngasse befinden.
Das Museum ist nicht nur ein kulturelles Highlight, sondern hat konzentriert sich auch auf die Kulturvermittlung und -erhaltung. Darüber hinaus hat as Beethoven-Haus bereits Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen, unter anderem durch das Angebot von digitalen Informationsmaterialien zur Reduzierung des Papierverbrauchs, durch den Einsatz von energiesparenden Leuchtmitteln in allen Gebäuden und durch erste Ansätze zur Unterstützung eines nachhaltigen Tourismus.
Der Fokus der Energieberatung liegt auf dem Verwaltungsgebäude mit Bibliothek und Archiv sowie dem Kammermusiksaal, der den höchsten jährlichen Energieverbrauch aufweist. Das Gebäude, erbaut zwischen 1987 und 1989, besteht aus Vorderhaus und Kammermusiksaal und befindet sich in einem baualterstypischen Zustand mit zweifach verglasten Isolierglasscheiben und einer Heizung mittels Fernwärme.
Beethoven-Haus Bonn
Im Bericht werden verschiedene Energiesparmaßnahmen vorgeschlagen, darunter die Heizungsoptimierung, Nachrüstung der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Optimierung des Nutzerverhaltens und Beleuchtung sowie Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle und Installation einer PV-Anlage. Diese Maßnahmen könnten zu einer signifikanten Reduzierung des Energiebedarfs führen, wobei der Einbau einer Lüftungswärmerückgewinnung das höchste Einsparpotential bietet.
Der Bericht betont auch die Bedeutung von Nutzerverhalten und organisatorischen Maßnahmen für den Energieverbrauch. Durch gezielte Information und Anreize könnten erhebliche Energieeinsparungen erreicht werden, ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Insgesamt lässt sich durch alle Maßnahmen eine erhebliche Ersparnis der End- und Primärenergie sowie der CO2-Emissionen erzielen.
Gebäudecharakteristika:
Der Kammermusiksaal, Teil eines Gebäudekomplexes aus dem Ende der 1980er Jahre, zeichnet sich durch einen relativ hohen jährlichen Energieverbrauch aus.
Energiesparmaßnahmen:
Es werden verschiedene Maßnahmen zur Energieeinsparung vorgeschlagen, darunter Heizungsoptimierung, Nachrüstung der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Beleuchtungsoptimierung und Dämmung der Gebäudehülle.
Lüftungswärmerückgewinnung:
Besonders hervorgehoben wird das hohe Einsparpotential durch die Installation einer Lüftungswärmerückgewinnung, was sowohl den Energiebedarf als auch die CO2-Emissionen deutlich reduzieren könnte.
Nutzerbewusstsein und Verhaltensänderung:
Der Bericht betont die Wichtigkeit von Nutzerverhalten und organisatorischen Maßnahmen für den Energieverbrauch, wobei Informationskampagnen und Anreize zu bewussterem Energieverbrauch führen könnten.
Gesamteinsparungspotential:
Durch die Kombination aller vorgeschlagenen Maßnahmen könnten erhebliche Einsparungen bei End- und Primärenergieverbrauch sowie CO2-Emissionen erreicht werden.
Diese Einsichten spiegeln die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung von technischen, verhaltensbedingten und organisatorischen Aspekten bei der Energieoptimierung wider.
Insgesamt könnten durch alle vorgeschlagenen Maßnahmen über 50% der Endenergie und über 60% der Primärenergie eingespart werden.
Stiftung und Schloss Genshagen
Gründung: Stiftung im Jahr 1993
Standort: Im Land Brandenburg, südlich von Berlin
Auftrag: Die Stiftung verfolgt das Ziel, Europa in seiner kulturellen Vielfalt, politischen Handlungsfähigkeit, sozialen Kohärenz und wirtschaftlichen Dynamik zu stärken.
Gelände: Historisches Schloss mit modernen Tagungsräumlichkeiten
Gesamtfläche: 22.190 m²
Bildrechte: Wikimedia Commons, user: derbrauniStiftung und Schloss Genshagen
Die im Jahr 1993 ins Leben gerufene Stiftung Genshagen residiert in einem denkmalgeschützten preußischen Herrenhaus („Schloss Genshagen“) im Dorf Genshagen in Brandenburg und ist ein Ort des europäischen interdisziplinären Gedankenaustauschs an der Schnittstelle von Kultur und Politik mit einem besonderen Fokus auf die Länder des Weimarer Dreiecks (Deutschland, Frankreich und Polen). Auf einer Fläche von 22.190 m2 dient es als Begegnungsstätte, die nicht nur durch ihre Aktivitäten, sondern auch durch ihr Engagement für nachhaltige Praktiken beeindruckt. Die Stiftung ist u.a. dafür bekannt, Fragen des Zusammenspiels von „Kultur und Nachhaltigkeit“, aber auch europäische Diskussionen beispielsweise zum „European Green Deal“ in verschiedenen Veranstaltungsformaten und Publikationen aufzugreifen.
Die Energieberatung für Schloss Genshagen bietet umfassende Empfehlungen zur Steigerung der Energieeffizienz und Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Der Bericht schlägt vor, die Gebäudehülle zu sanieren, einschließlich des Austauschs von Fenstern, der Dämmung der obersten Geschossdecke und Außenwände und die Anlagentechnik zu modernisieren, indem LED-Beleuchtung und eine Wärmerückgewinnung aus Duschwasser eingeführt werden. Besonders hervorgehoben wird die Installation einer Erdwärmepumpe und einer Photovoltaikanlage.
Verschiedene Maßnahmenpakete werden detailliert bewertet, wobei die Endenergieeinsparung, CO2-Reduzierung, Investitionskosten und Wertsteigerung des Gebäudes berücksichtigt werden. Der Bericht betont die Bedeutung eines digitalen Gebäudeleitsystems und Energiemonitorings für eine optimierte Energieeffizienz. Zusätzlich werden Empfehlungen für zusätzliche Maßnahmen, wie Sonnenschutz an Tagungsräumen und Ersatz der Kühlzelle im Küchenbereich, gegeben.
Hinsichtlich der Finanzierung werden mögliche Fördermittel und Kredite, wie das KFW-Programm 263 und BAFA-Zuschüsse, vorgestellt. Diese Förderungen könnten einen Teil der Investitionskosten abdecken. Abschließend wird festgestellt, dass durch die vorgeschlagenen Maßnahmen erhebliche Energieeinsparungen und eine signifikante Reduzierung der CO2-Emissionen erreicht werden können, was Schloss Genshagen zu einem umweltfreundlicheren und effizienteren Gebäude macht.
Es wurden fünf verschiedene "Pakete" vorgeschlagen, deren Energieeinsparpotentiale und CO2 Emissionsreduktion in dem folgenden Diagramm veranschaulicht sind:
Stiftung und Schloss Genshagen
Empfohlene Maßnahmen:
Sanierung der Gebäudehülle:
- Austausch der Fenster für verbesserte Wärmeisolierung.
- Dämmung der obersten Geschossdecke und der Außenwände.
Modernisierung der Anlagentechnik:
- Einführung von LED-Beleuchtung für eine effizientere Beleuchtung.
- Installation einer Wärmerückgewinnung aus Duschwasser.
Einsatz erneuerbarer Energien:
- Installation einer Erdwärmepumpe zur effizienten Beheizung.
- Einrichtung einer Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung.
Optimierung der Energieeffizienz:
- Einführung eines digitalen Gebäudeleitsystems zur besseren Steuerung der Energieverbräuche.
- Energiemonitoring zur laufenden Überwachung und Optimierung des Energieverbrauchs.
Zusätzliche Effizienzmaßnahmen:
- Installation von Sonnenschutz an Tagungsräumen zur Reduzierung der Kühlungsanforderungen.
- Ersatz der Kühlzelle im Küchenbereich durch eine energieeffizientere Lösung.
Finanzierung und Fördermittel:
- Nutzung von Fördermitteln und Krediten, wie das KFW-Programm 263 und BAFA-Zuschüsse, zur Unterstützung der Finanzierung.
INitiAtive MuSik
Gründung: 2007
Standort: Friedrichstraße, Berlin
Konzept: Die Initiative Musik ist die zentrale Fördereinrichtung des Bundes für Popularmusik und Jazz. Künstler:innen und ihre Musik stehen im Mittelpunkt ihrer kulturpolitischen Arbeit. Die Initiative Musik unterstützt Projekte in den Bereichen Musikförderung und Künstlerentwicklung, Livemusik, Netzwerkausbau und Musikexport.
Bildrechte: Ben GeorgINitiAtive MuSik
Seit ihrer Gründung im Jahr 2007 hat sich die Initiative Musik, ansässig in der Friedrichstraße in Berlin, als eine tragende Säule der deutschen Musikszene etabliert. Als zentrale Fördereinrichtung der Bundesregierung und der Musikindustrie konzentriert sich die Initiative Musik darauf, die Vielfalt und Qualität der Musiklandschaft in Deutschland zu fördern. Sie unterstützt eine Vielzahl von Projekten in den Bereichen Musikproduktion, Künstler:innenentwicklung und internationaler Export deutscher Musik. Kontinuierlich profitieren Projekte und Künstler:innen von der Förderung, was die Initiative Musik zu einem wesentlichen Akteur in der Förderung kultureller Vielfalt und kreativer Entfaltung macht. Mit einem engagierten Team und einem breiten Netzwerk ist die Initiative Musik ein bedeutender Impulsgeber für die Entwicklung und Sichtbarkeit der deutschen Musikszene im In- und Ausland.
Die Initiative Musik verfügt über Büroräumlichkeiten von 789 m² in einem Gebäude aus dem Jahr 1898. Der Fokus der Energieberatung lag auf der Identifikation von Einsparmöglichkeiten im Bereich Energie, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Heizungsverbrauch gelegt wurde, der doppelt so hoch ist wie der Bundesdurchschnitt, aber dennoch unterdurchschnittlich im Vergleich zum Energieausweis des Gebäudes ist.
Die Beratung lieferte mehrere Empfehlungen, um den Energieverbrauch zu senken. Diese beinhalteten die Installation von CO2-Ampeln zur Verbesserung des Lüftungsverhaltens, eine generelle Umrüstung auf LED-Beleuchtung, das Abklemmen des Warmwassers, da keine Duschen vorhanden sind, sowie die Einführung intelligenter Thermostatköpfe zur temperatur- und anwesenheitsabhängigen Steuerung der Heizkörper. Zusätzlich wurde vorgeschlagen, sparsame Wasserentnahme-Stellen mit Durchflussbegrenzern einzuführen und Schlitze in geschlossene Fensterbänke über Heizkörpern zu integrieren, um die konvektive Wärmeübertragung zu verbessern.
Neben diesen spezifischen Empfehlungen wurden auch allgemeine Hinweise zur Energieeinsparung gegeben, wie das vollständige Ausschalten von Geräten bei Abwesenheit, die Ertüchtigung von Außentüren und das niedrigere Temperieren des Eingangsbereichs zum Treppenhaus. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Energieeffizienz des Gebäudes zu steigern und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Darüber hinaus wurden Möglichkeiten zur Beantragung von Fördermitteln und die Durchführung von Workshops für die Mitarbeiter zur Sensibilisierung für das Thema Energieeinsparung vorgestellt.
INitiAtive MuSik
Empfohlene Maßnahmen:
Installation von CO2-Ampeln: Zur Verbesserung des Lüftungsverhaltens.
Umrüstung auf LED-Beleuchtung: Energieeffizienzsteigerung durch LED-Technologie.
Abklemmen des Warmwassers: Kein Bedarf aufgrund fehlender Duschen.
Intelligente Thermostatköpfe: Temperatur- und anwesenheitsabhängige Heizkörpersteuerung.
Sparsame Wasserentnahme-Stellen: Installation von Durchflussbegrenzern.
Schlitze in Fensterbänken über Heizkörpern: Verbesserung der konvektiven Wärmeübertragung.
Vollständiges Ausschalten von Geräten: Energieeinsparung durch Vermeidung von Standby-Modi.
Ertüchtigung von Außentüren: Reduzierung von Wärmeverlusten.
Niedrigere Temperierung des Eingangsbereichs: Effiziente Nutzung der Heizenergie.
Beantragung von Fördermitteln: Finanzielle Unterstützung für Energieeffizienzmaßnahmen.
Durchführung von Workshops: Sensibilisierung der Mitarbeiter für Energieeinsparung.
INitiAtive MuSik
Hier die geschätzten Einsparungspotentiale der verschiedenen Energieeffizienz-Maßnahmen. Diese Werte sind Schätzungen und basieren auf Durchschnittswerten, die allgemein für solche Maßnahmen erwartet werden können:
Die größte Einsparung wird durch die Umrüstung auf LED-Beleuchtung erwartet, mit einer geschätzten Reduktion von etwa 65%.
Die Installation intelligenter Thermostatköpfe könnte zu einer Einsparung von rund 20% der Heizkosten führen.
Durchflussbegrenzer für Wasser könnten den Wasserverbrauch um etwa 50% reduzieren.
Verbesserte Lüftung (mittels CO2-Ampeln) und das Ausschalten von Geräten (anstatt sie im Standby-Modus zu lassen) könnten jeweils etwa 10% Energieeinsparung bringen.
Die Ertüchtigung von Außentüren könnte zu einer Reduktion von ca. 7,5% der Heizenergie führen.
Martin-Opitz-Bibliothek
Gründung: 1948
Standort: Berliner Platz, Herne, Nordrhein-Westfalen
Konzept: Wissenschaftliche
Spezialbibliothek mit Fokus auf die deutsche Kultur und Geschichte im östlichen Europa
Sammlung: Bücher, Manuskripte und andere Medien
Architektur: Modernes Gebäude, das Funktionalität und ästhetisches
Design verbindet
Fläche: 1.217 m²
Bildrechte: Wikimedia User Arnoldius This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.Martin-Opitz-Bibliothek
Die Martin-Opitz-Bibliothek, gegründet im Jahr 1948 und angesiedelt am Berliner Platz in Herne, ist eine wertvolle Ressource und Forschungsstätte für alle, die sich mit der deutschen Kultur und Geschichte im östlichen Europa beschäftigen. In ihrem modern gestalteten Gebäude beherbergt die Bibliothek eine beeindruckende Sammlung von Büchern, Manuskripten und anderen Medien. Auf einer Fläche von 1.217 m² bietet die Bibliothek nicht nur Zugang zu seltenen und wertvollen Materialien, sondern auch einen Raum für Studium, Diskussion und kulturellen Austausch. Durch ihre spezialisierte Sammlung und die Förderung von Forschung und Bildung trägt die Martin-Opitz-Bibliothek wesentlich zum Verständnis und zur Wertschätzung der kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und den Ländern Osteuropas bei.
Die Energieberatung, fokussierte sich auf die Identifikation von Energieeinsparpotenzialen und die Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes. Die Beratung beruht auf Energieabrechnungen der Jahre 2019 bis 2021 und einer Vor-Ort-Begehung. Die Bibliothek wird mit Fernwärme beheizt und nutzt eine Lüftungsanlage sowie eine Beleuchtung, die durch ein BUS-System gesteuert wird.
Die energetische Situation der Bibliothek zeigt, dass sie ca. 56 % der Gesamtfläche des Gebäudes belegt und entsprechend anteilig an den Energiekosten beteiligt ist. Der Stromverbrauch der Bibliothek beträgt 30 kWh pro Quadratmeter und Jahr, der Wärmeverbrauch bei 59 kWh pro Quardatmeter und Jahr. Die CO2-Emissionen der Bibliothek aus Strom- und Wärmeverbrauch belaufen sich auf etwa 31,376 kg CO2 pro Jahr.
Die Optimierungsvorschläge umfassen mehrere Handlungsfelder: die Raumstruktur, das Nutzerverhalten, die Wärmeerzeugung, die Lüftungsanlage, Beleuchtung, sommerlicher Wärmeschutz und der Einsatz regenerativer Energien. Empfohlen wird u.a. die räumliche Trennung von Arbeitsbereichen und Buchbeständen zur differenzierten Temperaturregelung, die Optimierung der Beleuchtung und Lüftungsanlage, sowie die Implementierung eines effektiven Sonnenschutzes. Einschränkungen ergeben sich aus der Situation als Mieterin, wobei Möglichkeiten für den Einsatz erneuerbarer Energien, wie Photovoltaik, noch zu klären sind.
Martin-Opitz-Bibliothek
Folgende Punkte reflektieren die Hauptaspekte der Energieberatung, die auf eine Verbesserung der Energieeffizienz und Reduzierung der CO2-Emissionen abzielen.
Energieverbrauch und CO2-Emissionen:
Stromverbrauch: ca. 30 kWh/m²a
Wärmeverbrauch: ca. 59 kWh/m²a
CO2-Emissionen: ca. 31,376 kg CO2 pro Jahr
Energieversorgung:
Hauptsächliche Versorgung mit Fernwärme Nutzung einer Lüftungsanlage
BUS-System für die Beleuchtungssteuerung
Optimierungsvorschläge:
Raumstruktur: Räumliche Trennung von Arbeitsbereichen und Buchbeständen für differenzierte Temperaturregelung
Gebäudenutzendenverhalten: Sensibilisierung und Schulung der Nutzer zur energieeffizienten Nutzung
Wärmeerzeugung: Prüfung und ggf. Optimierung der Heizsysteme
Lüftungsanlage: Überprüfung und Anpassung für effizientere Nutzung
Beleuchtung: Optimierung für Energieeffizienz, z.B. durch Einsatz von LED-Beleuchtung
Sommerlicher Wärmeschutz: Implementierung effektiver Sonnenschutzmaßnahmen
Einsatz regenerativer Energien: Prüfung der Möglichkeiten, z.B. Photovoltaik
Einschränkungen und Herausforderungen:
Mietersituation: Abhängigkeit von den Möglichkeiten und Genehmigungen des Vermieters
Klärungsbedarf: Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Energien im Kontext der Gebäudestruktur und -lage
Stiftung Gedenkstätten
Buchenwald
und Mittelbau-Dora
Gründung: 1991
Standorte: Buchenwald bei Weimar und Mittelbau-Dora nahe Nordhausen
Konzept: Gedenkstätten an den Orten der nationalsozialistischen Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie des sowjetischen Speziallagers Buchenwald zur Erforschung und Vermittlung ihrer Geschichte
Gelände: Umfasst die ehemaligen Lagergelände mit Erinnerungsorten, Museen und Bildungseinrichtungen Jährliche Besucherzahlen: 400.000 (2023)
Foto: Danielle Weisheit, Gedenkstätte BuchenwaldStiftung Gedenkstätten
Buchenwald und Mittelbau-Dora
Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dorawurde 2003 errichtet. Zweck der Stiftung ist es, die kritische Auseinandersetzung mit den im Nationalsozialismus begangenen Verbrechen und deren Folgen zu fördern und die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora als Orte der Trauer und der Erinnerung an die zahllosen Opfer zu bewahren, wissenschaftlich begründet zu gestalten und sie in geeigneter Weise der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Gedenkstätte Buchenwald ist die Geschichte des nationalsozialistischen Konzentrationslagers mit Vorrang zu behandeln. Die Geschichte des sowjetischen Speziallagers ist in angemessener Form in die wissenschaftliche und museale Arbeit einzubeziehen. In der Gedenkstätte Mittelbau-Dora ist insbesondere der Missbrauch von Häftlingen für die Herstellung von Vernichtungswaffen zu berücksichtigen. Ferner ist die Geschichte der politischen Instrumentalisierung der Gedenkstätten während der Deutschen Demokratischen Republik darzustellen. Neben den Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ist die Stiftung Trägerin des Museums Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Weimar. Darüber hinaus berät die Stiftung Einrichtungen und Initiativen wissenschaftlich, die in Thüringen die Verbrechen des Nationalsozialismus erforschen, dokumentieren und dazu historisch-politische Bildungsarbeit leisten. Die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sind somit essentielle Orte der historischen Auseinandersetzung und des gesellschaftlichen Lernens.
Das Energieberatungsgutachten für die Gedenkstätten Buchenwald und MittelbauDora bietet eine detaillierte Analyse der aktuellen Energiesituation und schlägt Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und CO2-Reduktion vor. In den letzten 15 Jahren wurden bereits einige Maßnahmen umgesetzt, wie die Realisierung einer Erdwärmeanlage zur Zuheizung von Ausstellungsgebäuden sowie Klimatisierung des Kunstmuseums in der Gedenkstätte Buchenwald, Beheizung mehrerer Gebäude in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora mittels Wärmepumpen, die Dämmung von Geschossdecken und Dachschrägen, Optimierung der Steuerung und Regelung der Heizsysteme, sowie der Umstieg auf LED-Beleuchtung. Diese Modernisierungen haben zu einer signifikanten Energieeinsparung geführt. Es besteht jedoch weiteres Einsparpotential durch zusätzliche Effizienzmaßnahmen, wie die Umstellung der Wärmeenergieträger auf Hackgut oder Wärmepumpen und die Erzeugung von Strom mittels Photovoltaikanlagen. Diese Maßnahmen könnten die CO2-Emissionen der Gedenkstätten Buchenwald und Dora-Mittelbau erheblich reduzieren und gleichzeitig die Energiekosten nachhaltig senken.
Stiftung Gedenkstätten
Buchenwald und Mittelbau-Dora
Darüber hinaus empfiehlt der Bericht eine detailliertere Aufnahme der energetischen Hüllflächen von Gebäuden und Gebäudetechnik sowie die Optimierung von Gebäudedämmung, Heizflächen und Wärmeverteilungsnetzen, bevor neue Energieerzeugungsanlagen geplant werden. Die Einrichtung eines Energiemanagementsystems wird vorgeschlagen, um das Nutzerverhalten zu verbessern und Energieeffizienz zu steigern. Für die Finanzierung der Wärmeerzeugungsanlagen könnten Contracting-Modelle mit professionellen Dienstleistern genutzt werden. Zudem wird die Installation weiterer Photovoltaikanlagen empfohlen, die möglicherweise durch Dritte finanziert werden könnten, etwa über Bürger-Energiegenossenschaften.
Insgesamt zeigt das Gutachten auf, dass durch die vorgeschlagenen Maßnahmen eine signifikante Reduzierung des CO2-Ausstoßes und eine deutliche Senkung der Energiekosten möglich sind. Diese Verbesserungen unterstützen die Gedenkstätten nicht nur dabei, umweltfreundlicher und nachhaltiger zu agieren, sondern tragen auch zur Einhaltung der nationalen und internationalen Klimaziele bei.
Bereits umgesetzte Maßnahmen:
- Erdwärmeanlage zur Zuheizung von Ausstellungsgebäuden sowie Klimatisierung des Kunstmuseums in der Gedenkstätte Buchenwald.
- Beheizung mehrerer Gebäude in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora mittels Wärmepumpen.
- Dämmung der obersten Geschossdecken und Dachschrägen.
- Optimierung der Steuerung und Regelung der Wärmepumpenanlage im Haus 14 (Kunstmuseum).
- Über 40% der Beleuchtung auf LED-Technik umgestellt; Installation von Beleuchtungspräsenzsteuerungen in einigen Nebenräumen.
Fenster-Thermostat-Kontakte: In dieser geringinvestiven Maßnahme steckt sowohl hohes energetisches Effizienzpotential als auch eine hohe Kosteneffizienz. Die Maßnahme reduziert auf einfache Weise den Wärmekurzschluss von Heiz- und Kühlflächen zu geöffneten Fenstern. Diese Maßnahme ist auf alle Gebäude mit beheizten oder gekühlten Räumen übertragbar. Der Effekt ist sowohl komfortabel im Sinne von Nutzer*innenunabhängig wie klimaschutzdienlich.
- DI Volker K. Drusche
Stiftung Gedenkstätten
Buchenwald und Mittelbau-Dora
Energieeinsparpotentiale:
Mögliche Energieeinsparung bei Umsetzung aller Maßnahmenvorschläge: ca. 1.187 MWh in Buchenwald und ca. 193 MWh/a in Dora-Mittelbau.
Empfohlene Maßnahmen und Schritte:
Detaillierte Erfassung der energetischen Hüllflächen und Technik der Gebäude. Optimierung von Gebäudedämmung, Heizflächen und Wärmeverteilungsnetzen vor Neuplanung von Energieerzeugungsanlagen. Aufbau eines Energiemanagementsystems zur Überwachung und Reduzierung von Energiegrund- und Spitzenlasten.
Finanzierung von Wärmeerzeugungsanlagen durch Contracting-Modelle mit professionellen Dienstleistern.
Finanzierung von Photovoltaikanlagen durch Dritte, z.B.
Bürger-Energiegenossenschaften, unter Berücksichtigung von Eigenstromnutzung. Einführung einer Einkaufsrichtlinie für energieeffiziente Maschinen und Geräte. Montage von Zwischenzählern für ein kontinuierliches Energiecontrolling und -management.
Erwägung weiterer Installationen von Photovoltaikanlagen.
Fazit und Ausblick
4 Fazit uNd aUsblick
Das Projekt "Sprint20 – Energieeffiziente Kultur" stellt einen entscheidenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energieverwaltung im Kultursektor dar. Durch die Bereitstellung von Energieberatungen für Kulturinstitutionen und Gedenkstätten in Deutschland hat das Projekt dazu beigetragen, den Fokus auf die Notwendigkeit einer effizienteren Energieverwendung zu legen.
Energie ist in der heutigen Zeit eine zentrale Größe, die sowohl technisch, politisch als auch gesellschaftlich immer mehr in den Vordergrund tritt. Für Kulturstätten stellt dies eine wachsende Herausforderung dar. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, Kulturinstitutionen zu unterstützen, schnell und effektiv signifikante Einsparungen zu erzielen. Es wurde aufgezeigt, dass eine durchschnittliche Kulturstätte in Deutschland einen enormen energetischen Fußabdruck hinterlässt, der dem von tausend Haushalten oder mehreren tausend Tonnen CO2 pro Jahr entsprechen kann.
Die im Rahmen von Sprint20 durchgeführten 19 Energieberatungen wurden vollständig von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziert. Der Fokus lag dabei sowohl auf der Realisierung von Einsparpotentialen durch Änderungen im Nutzerverhalten als auch auf der Identifizierung und Vorplanung von Gebäudeeffizienzmaßnahmen.
Die Beratungen, durchgeführt von zertifizierten Beratern, zeigten auf, dass durch sektorenspezifische Energieeffizienzmaßnahmen nicht nur kurzfristig Verbräuche um bis zu 20% reduziert, sondern auch mittel- und langfristige Strategien zur Verstetigung dieser Einsparungen und zum Bezug regenerativer Energie entwickelt werden können. Darüber hinaus wurde die Bedeutung der Transformation hin zu resilienteren Energiebezugs- und -verbrauchssystemen betont.
Insgesamt zeigt das Projekt Sprint20, dass durch zielgerichtete Maßnahmen eine signifikante Reduzierung des CO2-Ausstoßes und eine deutliche Senkung der Energiekosten möglich sind, was nicht nur zur Nachhaltigkeit der Kulturstätten beiträgt, sondern auch die Einhaltung nationaler und internationaler Klimaziele unterstützt.
Das Projekt ist somit nicht nur eine Reaktion auf die aktuelle Energiekrise, sondern soll auch einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zur Bewältigung der Herausforderungen im Kultursektor leisten. Es verdeutlicht die Notwendigkeit, kontinuierliche Instandhaltungen mit energetischen Modernisierungsmaßnahmen zu kombinieren, um langfristig sowohl Energieeinsparungen als auch den Schutz und die Verbesserung der Kulturstätten zu gewährleisten.
Dieses Dokument wurde im Rahmen des Projektes Sprint20 erarbeitet. Das Projekt Sprint20 ist ein Projekt des Aktionsnetzwerks Nachhaltigkeit in Kultur und Medien
Projektträger:
Delta1 gGmbH
Torstraße 154 10115 Berlin
V.iS.d.P:
Jacob Sylvester Bilabel, Geschäftsführer Delta1 gGmbH
Mitarbeitende:
Sophie Brune
Benjamin Georg
Lutz Hofmann
Sabine Jellinghaus
Grzegorz Olszowka
Werner Wiartalla
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien