Hochschule Heilbronn, Campus Künzelsau Reinhold-Würth-Hochschule University of Applied Sciences
Studiengang Betriebswirtschaft und Kultur-, Freizeit- und Sportmanagement
Bachelorthesis
Optimierung nachhaltigen Bewusstseins in der Musikbranche am Beispiel des Wacken Open Air übertragen auf das Werner Rennen 2018 und weitere Open Air Veranstaltungen des ICS Netzwerks
Vorgelegt bei: Prof. Dr. Hermann-Josef Kiel
Verfasser: Bettina Thum Veringstraße 33 21107 Hamburg E-Mail: bettina.thum92@gmail.com Tel.-Nr. mobil: 0179-6565910
Abgabe: 11.06.2018
Inhalt
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ II 1. Einleitung ............................................................................................................. 1 1.1 Problemstellung .................................................................................................... 1 1.2 Zielsetzung ........................................................................................................... 2 1.3 Vorgehensweise ................................................................................................... 3 1.4 Abgrenzung .......................................................................................................... 4 2. Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensstrategie .............................................. 5 2.1 Definition Nachhaltigkeit ....................................................................................... 5 2.2 Entstehung und Entwicklung ................................................................................ 8 2.3 Motivation ............................................................................................................. 9 2.4 Best Practice Beispiele ....................................................................................... 16 3. Exemplarische Fallanalyse am Beispiel Wacken Open Air, Werner Rennen 2018 und weiteren Open Air Veranstaltungen der ICS Festival Service GmbH ................ 24 3.1 Status Quo Analyse anhand der vorangegangenen W:O:As .............................. 25 3.2 Zieldefinition ....................................................................................................... 29 3.3 Profitträger und Rechtsgrundlagen ..................................................................... 33 3.4 Auswahl geeigneter Strategien ........................................................................... 38 3.5 Implementierung in das Unternehmenskonzept ................................................. 52 4. Fazit ................................................................................................................... 58 4.1 Zusammenfassung ............................................................................................. 58 4.2 Zukunftsaussichten ............................................................................................. 58 Literaturverzeichnis ................................................................................................... III Anhang ..................................................................................................................... XII Eidesstattliche Versicherung ............................................................................... XXXII
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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Drei-Säulen-Modell ................................................................................ 6 Abbildung 2: gewichtetes Drei-Säulen-Modell ............................................................ 6 Abbildung 3: Mindestalter Arbeitserlaubnis .............................................................. 12 Abbildung 4: A strategy with two legs ....................................................................... 18 Abbildung 5: Metal 4 Nature ..................................................................................... 26 Abbildung 6: Einstellungen zum sozial-ökologischen Wandel .................................. 35 Abbildung 7: Einfluss von Influencern auf Kaufentscheidungen ............................... 51 Abbildung 8: Die effektivste Einbindung von Influencern .......................................... 51
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1. Einleitung Die folgende Ausarbeitung dreht sich um nachhaltiges Management in der Musikbranche und fokussiert sich hierbei auf die Events des ICS Netzwerks, um am Ende des Projekts neue Grundsteine für einen grünen Weg der Events zu legen. 1.1 Problemstellung Ein Sommer ohne Festival ist für viele, vor allem junge Menschen, unvorstellbar geworden. „Musikveranstaltungen haben trotz höheren Preisniveaus eine höhere Besuchshäufigkeit als Veranstaltungen ohne Musik“, genau gesagt sind dort 21,7 Mio. Besucher im Vergleich zu 15,4 Mio.1 Es gehört einfach dazu, sich für ein paar Tage dem Freiheits-, dem Gemeinschaftsgefühl hinzugeben und mit zehntausenden Gleichgesinnten den Lieblingskünstler*innen zu lauschen. Aber nicht nur die Musik ist laut, auch andere Stimmen sind lauter geworden. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein von Konsument*innen zum Thema Nachhaltigkeit deutlich präsenter. Überall geht es um Plastikvermeidung, Fahrgemeinschaften, pflanzliche Ernährung, CO2 Ausgleich. Keine*r kommt an diesen Themen noch vorbei, auch wenn das neue Bewusstsein noch so manches Mal belächelt wird. Laut des German Convention Bureaus stieg allein in den Jahren 2012 bis 2015 das Interesse an Unternehmen mit Nachhaltigkeitszertifikat von 33,3% auf 51,6% weltweit.2 Im Zuge dessen reagierten die Unternehmen und entwickelten eine Form des Nachhaltigkeitsmanagements. Die Anzahl stieg in Deutschland von 37,7% auf 43,2%.3 Konsument*innen treffen ihre Kaufentscheidungen nicht mehr nur anhand des Entertainmentfaktors von Veranstaltungen, sondern achten zunehmend darauf, ihren Konsum an die aktuellen Entwicklungen der Umweltkrise anzupassen. In Zeiten, in denen Regierungschefs die Thematik verleugnen oder beiseite schieben, ist die Bevölkerung gefragt. Dieses gestiegene Bewusstsein führt dazu, dass Firmen sich ebenfalls ihrer
Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft e.V. (Hrsg.), Live Entertainment in Deutschland, Hamburg 2017 2 Statista GmbH (Hrsg.): Bedeutung von Nachhaltigkeitszertifikaten für Veranstalter bis 2015, online unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/259889/umfrage/bedeutung-von-nachhaltigkeitszertifikaten-fuer-eventveranstalter/ (Stand: 02.02.2018) 3 Statista GmbH (Hrsg.): Event- und Veranstaltungsanbieter mit einem Nachhaltigkeitsmanagement bis 2015, online unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/259885/umfrage/event-und-veranstaltungsanbieter-mit-einem-nachhaltigkeitsmanagement/ (Stand: 02.02.2018) 1
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Verantwortung im Bereich Nachhaltigkeit, auch abseits der Gewinnoptimierung, annehmen müssen. Die Endlichkeit der irdischen Ressourcen deutet auch auf eine Endlichkeit der Wirtschaft hin. Ganzheitliche Konzepte gibt es vor allem im Bereich der Musikfestivals jedoch bisher kaum, trotz der steigenden Zahl zu erwerbender Zertifikate. Green Events sind noch immer selten zu finden, wenn auch das Melt! Festival, das Glastonbury oder das Roskilde Festival bereits mit großen Schritten vorausgehen. Aber zerstören diese Vernunftthemen das eigentliche Festivalfeeling? Jacob Bilabel von der Green Music Initiative verneint: "Das ist ein Glaubenssatz, der nicht stimmt: Nachhaltigkeit heißt keinen Spaß haben. Es geht nicht darum: Was dürfen wir alles nicht mehr? Sondern zu überlegen, was wollen wir stattdessen machen? Und dann kann ein Festival der totale Irrsinn sein. Und dennoch nachhaltig, dennoch ökonomisch und ökologisch sinnvoll."4 So ist also die Herausforderung, Nachhaltigkeit als Bereicherung in die Unternehmensstrategie zu implementieren, im Markt am Ball zu bleiben und den notwendigen Anforderungen der Besucher*innen und unserer Umwelt gerecht zu werden. 1.2 Zielsetzung In der Bachelorarbeit soll erforscht werden, was und wieviel bereits in der Musikbranche für Nachhaltigkeit getan wird. Aufgrund der Anstellung der Autorin bei der Seaside Touring GmbH aus dem ICS Netzwerk, was unter anderem hinter dem weltbekannten Wacken Open Air steht, bezieht sich die Grundlage auf eben diesem Festival und entwickelt ein daran angelehntes, optimiertes Konzept für weitere Veranstaltungen von ICS wie das 2018 stattfindende Werner Rennen. Das Wacken Open Air ist mit 75.000 verkauften Tickets und zahlreichen weiteren Gästen eines der größten Metalfestivals weltweit und seit 1990 erfolgreich. Im Jahr 2018 kommt das Werner Rennen zum Repertoire des ICS Netzwerks dazu und ist eine Hommage an den Comicklassiker von Brösel, der 1988 auf seinem Red Porsche Killer gegen den Porsche 911 von Kneipenwirt Holgi verliert und somit eine Revanche fordert – 30 Jahre später. Das Werner
Deutschlandradio (Hrsg.); Risel, Martin: Bier-Pipeline und Müll-Pfand statt Ekstase?, online unter: http://www.deutschlandfunkkultur.de/nachhaltigkeit-bei-musikfestivals-bier-pipeline-undmuell.2165.de.html?dram:article_id=392604 (Stand: 02.02.2018) 4
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Rennen ist kein reines Musikfestival und hat wie jede Veranstaltung von ICS ein besonderes Flair. Motorsport- und Musikfans treffen aufeinander für die beste Zeit ihres Lebens. Dass dabei die Umwelt nicht leiden muss und wie man bewerkstelligt, dass ein grünes Event nicht an Spaß, Lautstärke und Buntem sparen muss, wird in der vorliegenden Arbeit erkundet. Es gilt herauszufinden, welche anderen Events als Vorbilder gelten könnten und welchen Nutzen daraus für die Firma gezogen werden kann. Ziel ist es, darzustellen, inwiefern Festivals und andere Events in der Musikbranche einen Einfluss auf die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit dieser Erde haben und wie dies positiv genutzt und optimiert werden kann. Methoden wie alternative Toilettensysteme, Upcycling oder Green Camping sind bereits angesprochen, jedoch noch nicht umgesetzt worden. Es gibt bereits einige Quellen zu nachhaltigem Arbeiten, welche zur Hilfe genommen werden sollen, um speziell für die kommenden Events von Vorteil zu sein. Langfristiges Ziel kann ein eigens entwickelter Leitfaden sein oder auch Titel in Nachhaltigkeitswettbewerben wie dem Green Operations Award beim Eurosonic Noorderslaag5 oder dem A Greener Festival Award6. Realistisch zu erwarten ist eine deutliche Verbesserung der Awareness zum Thema sowie eine Sensibilisierung für kleine aber wirksame Details – bei Mitarbeiter*innen sowie Besucher*innen, Kommunikation ist hier der Schlüssel. Adine Mees und Jamie Bunham von der Canadian Business for Social Responsibility drücken das so aus: „CSR – HR = PR. If employees are not engaged, Corporate Social Responsibility becomes an exercise in public relations. The credibility of an organization will become damaged when it becomes evident that a company is not ‘walking the talk’.” 7 1.3 Vorgehensweise Insgesamt wird die Arbeit vier Kapitel umfassen. Nach einer ersten Einführung in das Thema, werden die theoretischen Hintergründe beleuchtet. Dies beinhaltet sowohl die Nachhaltigkeit als Drei-Säulen-Modell, als auch deren Entwicklung in den vergangenen Jahren, sowie Erläuterungen zur Motivation und Best Practice Beispiele. Im dritten Green Music Initiative (Hrsg.): And the winner is…, online unter: http://go-group.org/2018/01/and-thewinner-is-3 (Stand: 02.02.2018) 6 A Greener Festival (Hrsg.): A Greener Festival Award, online unter: http://www.agreenerfestival.com/award/ (Stand: 02.02.2018) 7 Weybrecht, G. (Hrsg.): The Sustainable MBA: The Manager's Guide to Green Business, John Wiley & Sons, 2010 5
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Kapitel werden diese Ergebnisse auf das konkrete Fallbeispiel Wacken Open Air/Werner Rennen 2018/weitere Events angewendet. Dabei werden zunächst vergangene Veranstaltungen beleuchtet, um diese Modelle optimiert auf weitere Events zu übertragen. Bereits in Benutzung ist der Sounds for Nature Leitfaden8, der abgeändert als Metal4Nature9 beim WOA zum Einsatz kommt und anhand dessen die Autorin zunächst eine Status Quo Analyse anfertigen wird. Desweiteren werden herangezogen die UN Global Compact Principles, Experteninterviews, einschlägige Literatur, firmeninterne Erhebungen und Methoden der brancheninternen Nachhaltigkeitsexperten. Die Auswahl der geeigneten Strategien wird in Absprache mit firmeninternen Zuständigen zu einer (partiellen) Umsetzung führen. 1.4 Abgrenzung Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine wiederkehrende Thematik, die sich schwer tut, auch in dauerhafter Umsetzung zu bleiben. Um dies zu verbessern, wird aus vorhergehenden Versuchen eine konkrete Strategie entwickelt, die langfristig nicht nur in einzelnen Events, sondern im ganzen Unternehmen verankert werden soll. Aus forschungsökonomischen Gründen konzentriert sich diese Thesis vor allem im praktischen Teil hauptsächlich auf Schlüsselpunkte in der ökologischen Säule der Nachhaltigkeit. Eine nachhaltige Ausrichtung hat das Potenzial der Erschließung neuer bzw. erweiterter Zielgruppen und kann für das ganze Unternehmen erhebliche Leistungsfähigkeit freisetzen. Aus Gründen der Inklusivität wird in der gesamten Ausarbeitung die gendergerechte Form mit Sternchen verwendet.
Sounds for Nature Foundation e.V. (Hrsg.): SfN-Leitfaden und Siegel, online unter: http://soundsfornature.eu/wp-content/uploads/SFN_Leitfaden_web.pdf (Stand: 18.04.2018) 9 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): Metal 4 Nature, online unter: http://www.wacken.com/de/news/news/news-detail/metal-4-nature/ (Stand: 18.04.2018) 8
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2. Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensstrategie 2.1 Definition Nachhaltigkeit Um nachhaltige Thematik in der Unternehmensstrategie integrieren zu können, bedarf es einer Untersuchung zum genauen Verständnis bezüglich des Begriffs der Nachhaltigkeit. Dieser Begriff wird in Fachkreisen in verschiedene Modelle gegliedert. Das Cradle-to-Cradle Modell versucht, das Problem bei der Wurzel zu packen und Kreisläufe ohne Abfälle erreichen, also alles wieder und wieder zu verwenden. 10 „Kompostierbare Textilien, essbare Verpackungen, reine Kunststoffe oder Metalle, die unendlich oft für denselben Zweck verwendet werden können – so soll die Zukunft aussehen.“ Das von Michael Braungart und William McDonough entwickelte Modell kritisert die reine Effizienz der Wirtschaft als schadenserhöhend, wenn die falschen Dinge effizient bearbeitet werden. Up- und Downcycling spielen hierbei eine große Rolle und entsprechende Unternehmen können sich zertifizieren lassen. Die Verfechter dieses Ansatzes appellieren an die Politik, da unreine und gefährliche Rohstoffe teils billiger sind als die eines sinnvollen Kreislaufs, bei dem Unternehmen gegenseitig voneinander profitieren könnten, wie bereits in den Niederlanden in einem GreenPort modellhaft vorgelebt.11 Üblich vor allem im Bereich der Corporate Social Responsibility (CSR) ist ein DreiSäulen-Modell, welches ein ökonomisches Standbein, ein ökologisches und ein soziales beinhaltet.12
Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (Hrsg.): Cradle-to-Cradle-Vision, online unter: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/1_3_f_cradle_to_cradle_vision_1544.htm (Stand: 23.04.2018) 11 Ontwikkelbedrijf Greenport Venlo (Hrsg.): Greenport Venlo, online unter: http://www.greenportvenlo.nl/ (Stand: 29.05.2018) 12 Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (Hrsg.): Drei Säulen Modell, online unter: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/1_3_a_drei_saeulen_modell_1531.htm (Stand: 22.04.2018) 10
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Abbildung 1: Drei-Säulen-Modell13
Diese sollen gleichberechtigte Berücksichtigung auf gesamtwirtschaftlicher, politischer, unternehmerischer und globaler Ebene erfahren. Das so angestrebte Gleichgewicht ist in der Praxis sehr schwer umzusetzen, da verschiedene Rahmenbedingungen, ebenso wie unterschiedliche Interessen und fehlende festgelegte Indikatoren, viel Spielraum zulassen. Sehr häufig müssen Prioritäten gesetzt werden, die zunächst nicht auf ein Gleichgewicht hindeuten. Zusätzlich gibt es Kritik, die besagt, dass der Ökologie eine deutlich höhere Gewichtung zukommen müsste, um aktuelle Problematiken zu lösen. Besonders wichtig dabei: natürliche Ressourcen können eben nicht mit Human- oder Sachkapital ersetzt werden. Aus dieser Kritik heraus entstand das gewichtete Drei-Säulen-Modell, innerhalb dessen Ökonomie, Kultur und Soziales auf einer Basis aus Ökologie und somit natürlichen Ressourcen fußen.
Abbildung 2: gewichtetes Drei-Säulen-Modell14
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Ebenda Ebenda
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Weitere Optimierungen werden gefordert, wobei von besonderem Interesse sicherlich die sogenannte starke Nachhaltigkeit ist. Dabei ist der Kernpunkt ebenfalls darin gefestigt, dass ökologischer Mehrwert nicht mit den anderen Faktoren ausgeglichen werden kann. Somit erfolgt eine Gewichtung der Werte der einzelnen Säulen. Im Umkehrschluss ist der Schaden eines Unternehmens, das nicht ökologisch handelt weitaus größer als die Vernachlässigung der anderen Komponente. Solange die rohstoffliche Ausbeutung der Erde nicht teurer ist, als sie zu schützen, wird der Anreiz der beiden anderen Säulen weiterhin größer sein. Die Idee, jedes Produkt und jeden Rohstoff nicht an den Kosten seiner derzeitigen Herstellung zu messen, sondern an dem Energieaufwand, der zu seiner Wiederherstellung gebraucht wird, benutzt sogar Andreas Eschbach in seiner realitätsnahen Parallelwelt des Romans „Eine Billion Dollar“. 15 Der Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen von 1987, in dem erstmals eine offizielle Definition festgehalten wird, definiert wie folgt: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“16 Dabei sollen die Grundbedürfnisse der Ärmsten dieser Welt priorisiert werden, aber auch erkannt werden, dass es Beschränkungen bei der Bedürfniserfüllung im Allgemeinen geben muss. Hier wurde auch festgehalten, dass die Menschheit zu dieser Handlung auf jeden Fall fähig sein kann. Die ökonomische Säule zu definieren hat Pufé so erwägt: „[…]nicht Gewinne zu erwirtschaften, die dann in Umwelt- und Sozialprojekte fließen, sondern Gewinne bereits umwelt- und sozialverträglich zu erwirtschaften."17 Dies meint, auch die Mittel, die in nachhaltige Bemühungen fließen, aus ethisch vertretbaren Quellen zu erhalten. Die letzten beiden Säulen definiert das Roskilde Festival, das später auch als Best Practice in Kapitel 2.4 vorgestellt wird, folgendermaßen: „Environmental sustainability is about creating the smallest possible negative environmental impact on our surrounding world. Social sustainability is about creating the biggest possible positive
Poschmann, Dr. Ralf (Hrsg.): Andreas Eschbach: Eine Billion Dollar, online unter: http://kwakuananse.de/http:/kwakuananse.de/archives/andreas-eschbach-eine-billion-dollar/ (Stand: 24.04.2018) 16 Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (Hrsg.): Brundtland Bericht, 1987, online unter: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/brundtland_report_563.htm (Stand: 23.04.2018) 17 Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (Hrsg.): Nachhaltigkeit Definition, online unter: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/definitionen_1382.htm (Stand: 22.04.2018) 15
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social impact on our surrounding world.” Der Fokus liegt also klar auf der Umgebung in jeglichem Sinne. Schnell zu erkennen ist, dass die Definitionen jeweils ihre eigenen Schwerpunkte legen, eine ganzheitliche Betrachtung aller Säulen beinhalten muss, wenn nicht sogar die Fokussierung derer der Ökologie, und deren Grenzen auch nicht immer klar voneinander unterschieden werden können. 2.2 Entstehung und Entwicklung Eine der ersten Erwähnungen des Begriffs der Nachhaltigkeit wurde 1713 von Hans Carl von Carlowitz aus Freiberg in Sachsen geprägt. „Nachhaltende“ Forstwirtschaft, also das Abholzen nur im Rahmen dessen, was wieder nachwachsen konnte, erschien ihm sinnvoller als „daß die meisten vermögensten Leute auf grosse Häuser, Palläste, Schlösser und dergleichen Baue“ investieren.18 Der Schutz der Umwelt wird im 20. Jahrhundert thematisch bearbeitet. In den frühen 1910er Jahren bilden sich erste internationale Konferenzen, nach dem 2. Weltkrieg dann Regelungen und Naturschutzverbände.19 Dies gipfelt in der Stockholmer Konferenz für menschliche Umwelt 1972 der UNO und gilt als Grundstein für eine internationale Umweltpolitik. 20 Dort werden Prinzipien und Handlungsempfehlungen formuliert. „Dem Recht der Staaten auf Ausbeutung der eigenen Ressourcen wird die Pflicht gegenüber gestellt, dafür zu sorgen, dass durch Tätigkeiten innerhalb des eigenen Hoheitsgebietes anderen Staaten kein Schaden zugefügt wird.“ Das System Earthwatch wird als weltweites Monitoring-Tool ins Leben gerufen. Im Laufe der 1980er Jahre kommt es zu weiteren Konferenzen, die 1992 in Rio de Janeiro gipfeln. Der sogenannte Erdgipfel findet sich vor allem in der Kernaussage, dass Armut und Umweltschäden keine gesunde Gesellschaft und Wirtschaft hervorbringen könne. „Ziel ist der Einklang zwischen der Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse mit einer qualitativ hochwertigen Umwelt und einer gesunden Wirtschaft für alle Menschen der Erde.“ In den folgenden Jahren bis heute
Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (Hrsg.): Hans Carl von Carlowitz, 1713, online unter: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/hans_carl_von_carlowitz_1713_1393.htm (Stand: 22.04.2018) 19 Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (Hrsg.): Geschichte, online unter: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_748.htm (Stand: 23.04.2018) 20 Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (Hrsg.): UNO Konferenz Stockholm, 1972, online unter: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/uno_konferenz_stockholm_1972_688.htm (Stand: 23.04.2018) 18
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ist die Anzahl solcher Ereignisse exorbitant gestiegen, die UN Klimaschutzkonferenzen finden regelmäßig statt und Umweltschutz ist immer auch ein Thema auf den G7 und G20 Gipfeln.21 Nachhaltigkeit gehört zur Corporate Social Responsibility, also der Verantwortlichkeit eines Unternehmens gegenüber der Gesellschaft.22 Deren Wichtigkeit ist in den letzten Jahren enorm gestiegen, da das Vertrauen der Konsument*innen sinkt, im Gegenzug die Transparenz durch moderne Kommunikationsmöglichkeiten steigt. Zusätzlich wird durch Globalisierung, Wachstum nachhaltiger Betriebe an Kapitalmärkten sowie der CSR Berichtspflicht (für börsennotierte Unternehmen und deren Lieferketten in Deutschland) der Konkurrenzdruck stetig größer. CSR funktioniert zum einen als freiwilliges Engagement, was gerne zu Marketingzwecken genutzt wird, und zum anderen als Prävention von Fehlverhalten, bei der vor allem die Vorbildfunktion der Führungskräfte zum Tragen kommt. Zusätzlich zur tatsächlichen CSR kommt noch die wahrgenommene CSR eines Unternehmens. Diese können im Vergleich sehr unterschiedlich ausfallen, wenn Stakeholder die Bemühungen des Betriebs entweder nicht bemerken oder aber das Unternehmen durch sogenannte Greenwashing Kampagnen (suggeriertes Verantwortung übernehmen) deutlich besser dasteht als es tatsächlich bemüht ist. 2.3 Motivation Wieso also ist es sinnvoll, Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie aufzunehmen? Zunächst einmal ist der ökonomische Aspekt der Musikindustrie ein problematischer geworden.23 Circa 1,4 Mio. Euro investieren große Labels in einen Newcomer – da lohnt es sich weitaus mehr, auf bewährte Künstler zurückzugreifen. Die Livemusikbranche gewinnt seit Streamingdiensten erheblich an Fokus. Um die kulturelle Vielfältigkeit der Branche dennoch aufrecht zu erhalten, muss die Industrie auf andere Alleinstellungsmerkmale zurückgreifen. In der Doku „Falsche Töne - Das Geschäft mit
Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (Hrsg.): Abkommen und Bündnisse seit 1990, online unter: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/abkommen_und_buendnisse_seit_1990_1436.htm (Stand: 23.04.2018) 22 Springer Gabler Verlag (Hrsg.): Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort : Corporate Social Responsibility, online unter: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/corporate-social-responsibility-51589 (Stand: 23.04.2018) 23 Werner, R. (Hrsg.): Falsche Töne – Das Geschäft mit der Musik, online unter: https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=yJFwXFmQxO8 (Stand: 05.05.2018) 21
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der Musik“ stellt sich die Frage: “Ist es in unserer Gesellschaft möglich, dass ein lukratives Geschäft aus ethischen Gründen aufgegeben wird?“ Die Antwort ist eventuell an anderer Stelle zu finden. „Sustainability begins with a principled approach to doing business.“ 24 Abgeleitet aus der Universal Declaration of Human Rights, den International Labour Organization’s Declaration on Fundamental Principles and Rights at Work, der Rio Declaration on Environment and Development, und der United Nations Convention Against Corruption ergeben sich die Ten Principles of the UN Global Compact, 10 Prinzipien, die das minimale Maß an Verantwortung vorgeben, die ein Unternehmen gegenüber Mensch und Umwelt übernehmen soll. Diese beinhalten Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und den Kampf gegen Korruption und werden seit dem Jahr 2000 operativ umgesetzt, sind allerdings nicht rechtlich bindend. Im Bereich der Menschenrechte befinden sich zwei Prinzipien: Unternehmen sollen den Schutz international anerkannter Menschenrechte unterstützen und respektieren und sicher gehen, sich nicht zu Kompliz*innen der Missachtung derer zu machen. Spezieller Fokus liegt hierbei auf der Förderung von Menschenrechten in allen Bereichen, also auch bei Kooperationen, und der Unterstützung unterrepräsentierter Minderheiten wie Frauen*, Menschen mit Behinderung, Kindern, Migrant*innen, älteren Menschen und indigenen Völkern.25 Das erste Prinzip ist nicht nur von moralischem Interesse, sondern hat zahlreiche weitere Folgen bei Nichteinhalten in Form von Risiken und Kosten, beginnend bei negativer Reputationen und gerichtlicher Klagen bis hin zu Boykotten und Ablehnung durch Geschäftspartner*innen. Mitarbeiter*innen sind produktiver und innovativer bei Behandlung mit Respekt, genauso wie die Wahl eines Arbeitgebers durch positives soziales Auftreten bestimmt wird. Bereiche, in denen Menschenrechte unterstützt und gefördert werden können sind: nach UN-Zielen und Thematiken ausgerichtetes Kerngeschäft, strategische soziale und menschenfreundliche Investitionen, öffentliches Engagement und Befürworten, Partnerschaft und kollektives Handeln. Desweiteren geht es im zweiten Prinzip soweit, die Kooperation mit eventuellen Unterstützer*innen von Menschenrechtsverletzungen zu unterlassen.26 Das kann United Nations (Hrsg.): The Ten Principles of the UN Global Compact, online unter: https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles (Stand: 23.04.2018) 25 United Nations (Hrsg.): Principle One: Human Rights, online unter: https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-1 (Stand: 24.04.2018) 26 United Nations (Hrsg.): Principle Two: Human Rights, online unter: https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-2 (Stand: 24.04.2018) 24
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andere Unternehmen, Einzelpersonen aber auch ganze Regierungen betreffen und warnt vor Beihilfehandlungen, auch wenn sie nicht mit eventuellen rechtlichen Folgen im Zusammenhang stehen. Beihilfehandlungen können in verschiedenen Formen auftreten: direkt (aktive Bereitstellung von Gütern oder Dienstleistungen mit dem Wissen, dass deren Einsatz gegen Menschenrechte verstößt), vorteilhaft (ohne aktives Zutun, jedoch profitieren von solchen Handlungen) und still (Wissen um Menschenrechtsmissbrauchs, aber Stillschweigen und ausbleibende Konsequenzen). Im Bereich der Arbeitsbedingungen finden sich vier Prinzipien: die Wahrung der Vereinigungsfreiheit und die wirksame Anerkennung des Rechts auf Kollektivverhandlungen, die Beseitigung aller Formen der Zwangsarbeit, die Abschaffung der Kinderarbeit und die Beseitigung von Diskriminierung in einem Beschäftigungsverhältnis. Das dritte Prinzip soll sicherstellen, dass Mitarbeiter*innen die Möglichkeit haben, sich ohne Beeinflussung von außen, sei es durch den Staat oder jede andere Institution mit Vormachtstellung, eine Meinung bilden und diese auch ausdrücken zu können.27 So darf bei eventuellen Äußerungen keine Form von Druck, Gewalt, Angst oder Bedrohung bestehen. Der Dialog zwischen Angestellten und dem Unternehmen muss jederzeit möglich sein und hat sich in der Vergangenheit als äußerst effizient erwiesen. Durch das Prinzip des guten Glaubens, also der Erwartungshaltung an das Gegenüber, fair und ehrlich zu verhandeln und gemeinsame Lösungen zu finden, wird dieser Dialog gestützt und führt im Idealfall zu nachhaltigem Wachstum und sicherem Kapitalertrag. Diese Art und Weise der Kommunikation verbreitert die gehörten und berücksichtigte Meinungsvielfalt, vor allem in unterrepräsentierten Bevölkerungsschichten. Mögliche Handlungsmöglichkeiten beinhalten das Einrichten nichtdiskriminatorischer Grundsätze, Raum geben für kollektive Übereinkünfte, Vermeidung von Kontrolle über Verhandlungen, Anerkennen von Instanzen, direktes Ansprechen von Problemlösung in der Belegschaft. Das vierte Prinzip spricht sich dafür aus, jede Form von Zwangsarbeit zu unterbinden.28 Zwangsarbeit hindert eine Gesellschaft daran, Fähigkeiten und Humankapital zu entwickeln, sowie ihren Nachwuchs geeignet auf den Arbeitsmarkt vor-
United Nations (Hrsg.): Principle Three: Labour, online unter: https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-3 (Stand: 24.04.2018) 28United Nations (Hrsg.): Principle Four: Labour, online unter: https://www.unglobalcompact.org/whatis-gc/mission/principles/principle-4 (Stand: 24.04.2018) 27
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zubereiten. Das weitet den Schaden der Zwangsarbeit vom Individuum auf die Gemeinschaft und Wirtschaft aus, da die Produktivität sinkt und das Wirtschaftswachstum ausgebremst wird. Bei diesem Thema ist es besonders wichtig, selbst bei eigener Einhaltung, in der gesamten Lieferkette und allen Vertragspartnern auf eventuelle Prinzipienverstöße zu achten. Arten der Zwangsarbeit können Sklaverei, erzwungener Schuldenbegleichung durch Arbeit, Kidnapping, Einbehalten von Ausweispapieren und einbehaltenen Zahlungen aber auch erzwungene Überstunden sein. Um dies zu vermeiden, gibt es angefangen bei entsprechenden Strategien über passend geregelte Arbeitsverträge bis zur Kontrolle von Unterverträgen mit Kooperationspartner*innen verschiedene Möglichkeiten. Ähnliche Ansätze findet man in Prinzip fünf, das sich gegen Kinderarbeit ausspricht.29 Prinzipielle internationale Bestimmungen der International Labour Organization besagen, dass bis 12 Jahren Kinderarbeit nicht erlaubt ist. Ab diesem Alter beginnt eine Staffelung für verschieden schwere Arbeiten in verschiedenen Ländern.
Abbildung 3: Mindestalter Arbeitserlaubnis30
Der Einsatz von Kindern, unabhängig vom Ort der Beschäftigung, ob in der tatsächlichen Firma oder im Rest der Supply Chain, kann erhebliche Schädigungen der Reputation und des Markenimages mit sich ziehen. Kinderarbeit ist physisch, psychisch und spirituell schädlich für das Kind und beraubt es dessen Kindheit, Bildung und Würde. Abgesehen von der moralischen Verpflichtung hierbei, resultiert dies in unterqualifizierten Arbeitskräften zu einem späteren Zeitpunkt. Um gegen diese Art der Ausbeutung vorzugehen, können Firmen nicht nur die Auslöser und Konsequenzen verstehen lernen sondern ebenfalls aktiv dagegen vorgehen. Dabei ist es wichtig, Alternativen zu bieten und die Familien der Kinder nicht in noch schlimmer Situationen zu bringen. Möglichkeiten bieten sich hier einige: Achten auf Bereiche, in denen die
United Nations (Hrsg.): Principle Five: Labour, online unter: https://www.unglobalcompact.org/whatis-gc/mission/principles/principle-5 (Stand: 24.04.2018) 30 Ebenda 29
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Wahrscheinlichkeit des Vorkommens gehäuft auftritt, verlässliche Alterserkennung, Einfluss nehmen auf Kooperationspatner*innen, Mindestlöhne auch ohne rechtlichen Zwang einhalten und Teilnahme an Bildungsprogrammen, die sich mit Kinderarbeit auseinandersetzen. Das sechste Prinzip zum Thema Arbeitsbedingungen versucht Diskriminierung in Arbeitsverhältnissen auszulöschen.31 Diskriminierung kommt immer dann vor, wenn Menschen aufgrund gewisser nicht mit den Arbeitsanforderungen in Zusammenhang stehender Eigenschaften anders oder schlechter behandelt werden. Diese beinhalten zum Beispiel Geschlecht, Rasse, Alter, Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Gesundheitszustand und ähnliches. Verletzungen dieses Vorsatzes können im Zusammenhang mit dem Einstellungsprozess, der Stundenanzahl, bezahltem Urlaub, Mutterschutz, Aufstiegsmöglichkeiten etc. stehen. Auch wenn Diskriminierung in direkter Form durch Gesetze auftreten kann, ist die häufigste Form indirekt in Bereichen der angeblichen Neutralität, vor allem wenn die spezielle Diskriminierungsform bereits in kulturelle Normen übergegangen ist. Für Unternehmen ist Diskriminierung tatsächlich ein großer Störfaktor im Betriebsablauf, der soziale Spannungen auslöst. Diskriminierung in der Auswahl der Mitarbeiter*innen führt zu Einschränkungen im Zugriff auf den größtmöglichen Wissens- und Fähigkeitenpool und mindert so die Produktivität. Heutzutage können eventuelle Vorwürfe zu negativer Reputation führen und schlussendlich zu einem ökonomischem Kraftverlust. Für Unternehmer*innen gilt grundsätzlich Diversität als solche und mit ihren Vor- und Nachteilen zu verstehen und einzusetzen. Dabei gilt es eine große Reichweite an Fähigkeiten und Input als Einstellungskriterien festzulegen, keine Allgemeinlösungen zu schaffen, sondern individuell auf Fälle einzugehen, Expert*innen hinzuzuziehen, die Belegschaft selbst auf etwaiges Diskriminierungsverhalten hin zu schulen und Toleranz vorzuleben. Im Bereich des Umweltschutzes kommen drei Prinzipien zum Tragen: Ökologische Herausforderungen sind bereits vorbeugend in Angriff zu nehmen, es soll die Initiative ergriffen werden, generell mehr Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen und somit die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien gefördert
United Nations (Hrsg.): Principle Six: Labour, online unter: https://www.unglobalcompact.org/whatis-gc/mission/principles/principle-6 (Stand: 24.04.2018) 31
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werden. Das siebte Prinzip hält Unternehmen dazu an, bereits im Voraus über mögliche Umweltproblematiken nachzudenken, so vorzusorgen und nur „akzeptable“ Risiken eingehen zu müssen.32 Dies beinhaltet nicht nur wissenschaftlich-technologische Einschätzung, sondern ebenso eine Kostenanalyse und politische, also gesellschaftlich akzeptable Komponenten. „Where there are threats of serious or irreversible damage, lack of full scientific certainty shall not be used as a reason for postponing costeffective measures to prevent environmental degradation.” Deshalb soll Vorsorge statt Nachsorge im Vordergrund stehen, sowohl auf umweltschützerischen Gründen als auch aus Kostengründen, da anschließende Schadensbegrenzung oftmals noch teurer ausfallen kann. Langfristig strategisch zu denken und handeln bedeutet eben auch zunächst in nachhaltige Methoden zu investieren und so besser abgesichert zu sein. Ein ethischer Code of Conduct könnte hierbei die Fahrtrichtung des Unternehmens vorgeben und die Kommunikation mit Stakeholdern anregen. Wissenschaftliche Forschung, Kollaborationen, Unterstützung und Teilnahme an Umweltzertifikaten können dabei helfen. In engem Zusammenhang steht damit das achte Prinzip.33 Aus dem Erdgipfel in Rio ging hervor, dass Unternehmen die Aufgabe übernehmen müssen, sich selbst durch passende, in das Tagesgeschäft integrierte Initiativen, zu regulieren und zu kontrollieren. Dabei müssen sie sicherstellen, dass ihr Handeln der Umwelt keinen Schaden zufügt. In effizienteren Prozessen werden nicht nur Ressourcen geschont, sondern auch Kosten gespart und ein positives Außenbild geschaffen – Innovation ist hier das Stichwort. Konkretisiert hilft bei der Umsetzung das Definieren von entsprechenden Unternehmensvisionen und Zielsetzungen, die Zusammenarbeit mit Produktdesignern und Zulieferern, die ähnliche Ziele verfolgen und Transparenz zu maximieren. Ebenfalls in Rio festgelegt sind die in Prinzip 9 angesprochenen umweltfreundlichen Technologien.34 Diese werden als umweltschützend, weniger verschmutzend, nachhaltige Ressourcen verwendend, recycelnd und abfallbewusst definiert. Sauberere Produktionsprozesse sind ebenso wichtig wie ständiges Monitoring. Das kann dazu genutzt werden tagtägliche operative Verbesserungen einzubringen, aber auch
United Nations (Hrsg.): Principle Seven: Environment, online unter: https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-7 (Stand: 24.04.2018) 33 United Nations (Hrsg.): Principle Eight: Environment, online unter: https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-8 (Stand: 24.04.2018) 34 United Nations (Hrsg.): Principle Nine: Environment, online unter: https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-9 (Stand: 24.04.2018) 32
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Emissionen und potentielle Umweltkatastrophen zu verringern. Auch hier liegen die Vorteile im schonenden Ressourcen- und Materialverbrauch, der besseren Konkurrenzfähigkeit und langfristiger Vorteile. Um dies zu erreichen genügen schon Prozessoptimierungen, Material- oder Designveränderungen und Recycling, sowie gesteigerte Investitionen in Research and Development, Informationsbeschaffung und Kooperationen. Im Bereich des Kampfes gegen Korruption befindet sich das zehnte und letzte Prinzip: Unternehmen sind dazu angehalten gegen jede Form der Korruption, eingeschlossen Erpressung und Bestechung, vorzugehen.35 Angefangen bei minimaler Beeinflussung bis hin zu systematischer, großangelegter Bestechung, Korruption wird definiert als "the abuse of entrusted power for private gain". Durch gehäufte Vorkommnisse in der Vergangenheit, die das Vertrauen vieler Stakeholder und potentieller Kooperationspartner*innen beeinträchtigt haben, hat das Thema wieder deutlich an Bedeutung gewonnen. Dabei müssen Unternehmen auch für ihre Mitarbeiter*innen, Geschäftspartner*innen u.ä. geradestehen. Folgen können rechtliche Konsequenzen beinhalten (Korruption ist in fast jeder Form strafbar), Rufschädigung (selbst bei widerlegter Anklage), finanzielle Belastungen (manche Länder bis zu 1 Trillion Dollar oder 17% ihres Bruttoinlandsprodukts) und Vertrauensschwund (bei Mitarbeiter*innen und der kulturellen Ethik der Firma). Es gibt verschiedene Ansatzpunkte sich gegen Korruption zu stellen: Intern implementiert in Unternehmensnormen, extern in der Kommunikation durch positive Beispiele, kollektiv durch Zusammenschlüsse mit Partner*innen und Stakeholdern und durch Unterschreiben der Aktion „Anti-Corruption Call to Action“, die von Unternehmen an die Regierung gestellt wird, konsequenter gegen Korruption vorzugehen und effektive Anleitung hin zu einer einer nachhaltigen und inklusiven globalen Wirtschaft. In Deutschland ist das Auswärtige Amt für die Betreuung des Global Compact zuständig. Trotz diesem durchdachten Konzept wird der UN Global Compact kritisiert. So sind diese zehn Prinzipien eben nur Minimalstandards und bereits zu großen Teilen in
United Nations (Hrsg.): Principle Ten: Anti-Corruption, online unter: https://www.unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-10 (Stand: 24.04.2018) 35
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die nationale Gesetzgebung eingegliedert.36 Desweiteren wird die Einhaltung der Prinzipien nicht kontrolliert oder sanktioniert, obwohl jährliche Fortschrittsberichte verpflichtend sind. Dabei hat sich der Begriff des Bluewashing, in Anlehnung an Greenwashing und die Farbe der UNO etabliert. Trotz des relativ hohen Arbeitsaufwands bringt die Teilnahme zahlreiche Vorteile für teilnehmende Unternehmen: Demonstration von Führungsfähigkeit in Bezug auf Verantwortungsübernahme gegenüber der Gesellschaft und Vorbildfunktion auf dem Weg zu einer nachhaltigen und fairen Weltwirtschaft, Entwicklung innovativer Fähigkeiten in Bezug auf aktuelle Problemstellungen, verbessertes Risikomanagement, Teilnahme an den verschiedenen Interessensgruppen und deren Einfluss und Erfahrungen sowie interne Prozessoptimierung, Optimierung des operativen und strategischen Management der Firma und deren Stakeholdern.37 2.4 Best Practice Beispiele Die Green Music Initiative hat eine Best Practice Liste erstellt, aus der einige Beispiele hier als Inspiration fungieren sollen.38 Eine der größten Vorreiterpositionen hat das Roskilde Festival in Dänemark. Das mit zeitweise bis zu 115.000 Besucher*innen zu den größten Festivals Europas zählende Event baut fast ausschließlich auf Freiwilligenarbeit auf, die aus circa 25.000 unbezahlten Helfer*innen besteht. Das Roskilde Festival hat eine eigene Kampagne mit dem Namen Green Footsteps entwickelt, um ihren eigenen Anforderungen gerecht zu werden.39 Dabei wird die Devise verfolgt, dass jeder kleine Schritt eine große Wirkung entfalten kann. Dies gilt nicht nur für die Mitarbeiter*innen des Festivals sondern wird großflächig an Besucher*innen herangetragen. Einige Beispiele für diese Aktionen sind die umweltfreundlichen Green Camps, die über das Gelände verteilt sind, Stromerzeugung durch Muskelkraft
Stiftung Weltethos (Hrsg.): UN Global Compact in der Kritik, online unter: http://www.global-ethicnow.de/gen-deu/0d_weltethos-und-wirtschaft/0d-03-neue-art/0d-03-106-global-com-kritik.php# (Stand: 25.04.2018) 37 Stiftung Weltethos (Hrsg.): Gesellschaftliches Engagement von Unternehmen in der Weltwirtschaft, online unter: http://www.global-ethic-now.de/gen-deu/0d_weltethos-und-wirtschaft/0d-pdf/03-neueart/global_compact_flyer_de.pdf (Stand: 25.04.2018) 38 Green Music Initiative (Hrsg.): Festivals, online unter: http://www.greenmusicinitiative.de/best-practise/festivals/ (Stand: 25.04.2018) 39 Green Music Initiative (Hrsg.): Green Footsteps Roskilde, online unter: http://www.greenmusicinitiative.de/best-practise/festivals/green-footsteps-roskilde/ (Stand: 26.04.2018) 36
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um über Fahrräder Mobiltelefone wieder aufzuladen oder Musik zu hören und nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten. In ihrer Nachhaltigkeitsstrategie für den Zeitraum 2016-2019 legen die Veranstalter*innen ein Konzept vor, das zunächst die Kreation einer Utopie zu sein scheint – und somit der Versuch eben diese zu erreichen.40 Ebenfalls aus Prinzipien bestehend, fokussiert sich das Konzept aber auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Alle genutzte Energie soll nachhaltig gewonnen werden, regional und zentral, von Wind, Sonne, Wasser oder völlig neuartigen Technologien – solange diese keine negativen Konsequenzen für die Umwelt haben. Ebenso soll es keinen Müll in dem Sinne geben, alle genutzten Ressourcen sollen wieder dem Ressourcenpool zurückgeführt werden. Selbiges gilt für Baumaterialien, Nahrung und Getränke und sonstige Verkaufsgegenstände: Umweltschäden sollen vollständig vermieden werden. Die sozialen Ideale gliedern sich wie folgt: Prinzipiell ist jede*r so willkommen, wie er*sie ist und kann seinen*ihren Teil zum Festival beitragen oder daran teilnehmen. Dies wird durch gegenseitigen Respekt und vollkommene Abwesenheit von Diskriminierung und Mobbing erreicht. Die gesamte Produktion, auch die vorangehende Herstellung benötigter Produkte, wird unter sicheren und würdevollen Bedingungen ausgeführt und respektiert das Recht des*der Einzelnen. Jeder Mensch ist wertvoll für die Gemeinschaft und kreiert im Rahmen seiner*ihrer Möglichkeiten ein positives Gesamtbild, um so alle möglichen Kompetenzen und Potenziale menschlichen Kapitals zu nutzen. Alle Erkenntnisse, die im Rahmen des Roskilde Festivals gewonnen werden, sind der Öffentlichkeit zugänglich und sorgen dafür, dass sich alle der Mission nachhaltige Gesellschaft anschließen können. Die Roskilde Gruppe empfindet sich als Plattform des gegenseitigen Austauschs und Lernprozesses. Sie ist sich aber auch bewusst, dass diese Utopie nicht allein erreicht werden kann, sondern großflächige Veränderungen in der Welt braucht, um möglich zu werden. Dennoch gibt dieses Bild die Möglichkeit, zu träumen und für diesen Traum weiterzukämpfen. Bisherige Mittel zum Kampf beschreibt die Roskilde Gruppe wie folgt:
Roskilde Festival Gruppen (Hrsg.): Sustainability Strategy 2016-2019, online unter: http://drw5li4pnyc3g.cloudfront.net/2013/sustainability-strategy_2016-2019_eng.pdf (Stand: 25.04.2018) 40
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Wie bereits genannt, besitzt das Festival zwei Standbeine der Nachhaltigkeit: ökologisch und sozial. Die setzen sich aus den angestrebten Zielen („ambition“), den Bereichen, in denen diese durch Aktion am ehesten erreicht werden können („action areas“) und schließlich den einzelnen Maßnahmen („objectives“) im Rahmen der Strategie zusammen.
Abbildung 4: A strategy with two legs41
Alleinstehend ist diese Strategie jedoch nicht, viele weitere Strategien, Codes of Conduct und Grundsätze kommen parallel zum Einsatz. Das Ganze wird von der Implementierung angeführt, die die Strategien erst real machen. Die muss auf die einzelnen Teams und Bereiche nach deren besten Möglichkeiten aufgeteilt und dementsprechend detailliert definiert werden. Dabei ist der Ausgangspunkt jedoch nicht das Team, sondern die Zielvorgabe an sich, der dann mehrere Teams, die auch im Endeffekt die treibende Kraft sind, zugeordnet werden. Konkret auf die beiden Standbeine angewendet bedeutet das folgendes: Die ökologische Nachhaltigkeit liegt in der Motivation begründet, dass die Roskilde Gruppe ihr Event frei von negativen Auswirkungen auf die Umwelt durchführen möchte. Hierbei sollen alle Beteiligten ihren Beitrag leisten, der dann das Grundgerüst für alle angestrebten Ziele bildet. Dabei gibt es zwei Stellschrauben: Input, bestehend aus allen verwendeten Materialien, Produkten, Nahrungsmittel, Wasser, Elektrizität und Treibstoffe, und Output, bestehend aus Emissionen in Form von Abfall, CO2, Abwasser oder eventuelle chemische Verunreinigungen, des Festivals und Roskilde Festival Gruppen (Hrsg.): Sustainability Strategy 2016-2019, online unter: http://drw5li4pnyc3g.cloudfront.net/2013/sustainability-strategy_2016-2019_eng.pdf (Stand: 27.04.2018) 41
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all seinen Aktivitäten und Mitwirkenden. Diese Stellschrauben liefern automatisch die Bereiche, in denen nachhaltiger agiert werden kann. Hierbei ist zu beachten, welche Bereiche das größte Verbesserungspotenzial bieten und welche nicht außen vor sind, aber mit weniger Aufwand bearbeitet werden müssen. Zu den Prioritäten gehört der Abfall und dessen Vermeidung, Recycling, optimale Nutzung, Verbrennung und Lagerung; Analyse, um genauestens die aktuelle Arbeit und damit verbundenen Fortschritt und Ergebnisse dokumentieren zu können; Energieverbrauch und –gewinnung, egal ob fest installiert, Generatoren oder Treibstoff; Einkauf von Ökoprodukten bei ausgewählten Lieferant*innen; Essen und Getränke mit den Anforderungen ökologischer Regenerationszeit, regionaler Produktion, Ressourcennutzung und sozialer Nachhaltigkeit; Non-Food Artikel mit den Schwerpunkten Herkunft, Art und Weise der Produktion, Qualität und Innovation; (Ab-)wassergebrauch und Transport von Gütern oder Menschen abhängig von technologischen und soziologischen Entwicklungen. Diese Prioritäten werden über den Zeitraum der Strategie verteilt und anhand von bestimmten Maßnahmen in Teamarbeit als erfolgreich oder nicht erfolgreich eingeordnet. Konkret bedeutet das in Bezug auf Reduktion von Input den gesteigerten Erwerb von ökozertifizierten Produkten, die Umsetzung aller Action Areas im Bereich Essen und Getränke und der messbaren Minderung des Wasserverbrauchs. In Bezug auf Reduktion des Outputs gibt es konkrete Ziele zur Mülltrennung und daran angeschlossene Minderung der Verbrennung und Lagerung des Abfalls, Treibhausgasausgleich sowie –minderung und eine vollständig neue eigene Produktion erneuerbarer Energien. Bei der Umsetzung unterstützen soll ein Umweltkomittee, eine Beratungsabteilung, regelmäßige Dokumentation, Besucher*innenbefragungen und Abgleiche mit den gegenwärtigen Nachhaltigkeitsindikatoren. Die soziale Nachhaltigkeit des Roskilde Festivals basiert auf der dem Glauben, jedes Individuum einer Gesellschaft sei von Wichtigkeit und bedarf somit an Respekt. Die Veranstalter*innen, deren Partner*innen und jede*r Festivalbesucher*in sind dazu angehalten, positive Auswirkungen auf das soziale Miteinander in der ganzen Welt zu schaffen. Die Staffelung der Arbeitsbereiche liegt auch bei diesem Standbein vor. Analyse und Dokumentation führen hier das Feld an, gefolgt von Spendenaufrufen, die finanzielle und menschliche Ressourcen sicherstellen sollen, um gegenseitige,
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wohltätige und kulturell fördernde Unterstützung im Kampf für Kinder und Jugendliche und andere humanitäre Bereiche zu ermöglichen. Darauf folgt die Bildungsverpflichtung der Roskilde Gruppe, die anhand der eigenen Wahrnehmung als Lern- und Wissensplattform zu dienen unumgänglich ist, bei Praktika anfängt und bei Begleithilfe für andere NGOs noch nicht beendet ist. Kommunikation wird als Werkzeug für Bewusstseinswachstum zum Thema genutzt und in vielen Methoden zur Veränderungsherbeiführung genutzt. Inklusion und Diversität sind bei der Roskilde Gruppen ein wichtiger sozialer Faktor, der alle mit ein- und niemanden ausschließt, egal ob Freiwillige, Mitarbeiter*innen oder Gäste und welche Art von Benachteiligung diese möglicherweise erfahren. Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen unterliegt außerdem den strengen Anforderungen der Veranstalter*innen und verlangt gemeinsame Übereinkommen bezogen auf Arbeitskonditionen oder aktiven Kampf gegen Zwangs- und Kinderarbeit. Auch bei diesem Standbein sind die Bereiche über den strategischen Zeitraum mit unterschiedlichem Fokus verteilt und konkretisiert. So wird auch hier viel Wert auf Fortbildung der internen Wissensbasis gelegt, sowie auf den Abgleich mit den in Kapitel 2.3 beschriebenen UN Global Compact Principles. Desweiteren werden sämtliche Spenden streng kontrolliert und ihnen ein Wert des Beitrags zu politischer, kultureller und finanzieller Gleichberechtigung zugeordnet. Die (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten richten sich an externe Projekte aber auch an bedürftige interne Parteien. Das Roskilde Festival soll sich in seiner Kommunikation nicht als reines Kunst- und Musikfestival verstehen, sondern immer auch ein Statement mitsenden. Dieses beinhaltet unter anderem die vollständige Vermeidung von diskriminierenden Umständen, sei es in der eigenen Belegschaft oder außerhalb. Sämtliche Zusammenarbeit mit Dienstleister*innen untersteht einem aktuellen Code of Conduct und Abläufen, die für die komplette Lieferkette anhand den UN Guiding Principles on Business and Human Rights ausgearbeitet werden. Dies soll bis zum Jahr 2019 in allen Kooperationen umgesetzt und anerkannt sein. Einige weitere Anregungen sind auf anderen Festivals zu finden. Das Glastonbury Festival, das mit mehr als 100.000 Besuchern als eines der weltweit größten OpenAir-Musikfestivals in England stattfindet, arbeitet seit 1997 eng mit Greenpeace, die ihr eigenes „Feld“ in der Campingarea betreuen, sowie Water Aid und Oxfam zusam-
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men.42 Michael Eavis, Veranstalter des Festivals sagt: „Glastonbury Festival is a Midsummer celebration of life and joy, but we must not lose sight of our undertaking to achieve the best possible balance of nature and resources.”43 Die “Green Policies” des Festivals appellieren an die Besucher*innen in Bezug auf Anreise, Müllvermeidung und -trennung, besonders beim Thema Zelte und Möbel, die mitgebracht werden, Recycling, Kostenreduzierung bei Entsorgungskosten, die stattdessen in die Wohltätigkeitsorganisationen des Festivals fließen könnten, erneuerbare Energien, hybride Generatoren, Plastiktütenverbot, Komposttoiletten, Fairtradeprodukte, ausschließlich wiederverwendbares oder biologisch abbaubares Geschirr und Besteck, Verbot von Wildpinkeln, Aufforsten und Spenden im großen Stil.44 Das Non-Profit Festival konnte bereits im Jahr 2003 über eine Million britische Pfund (ca. 1.150.000 Euro) zu Wohltätigkeitszwecken spenden.45 Im Jahr 2004 wird die Initiative „Working together for a greener Glastonbury“ ins Leben gerufen und direkt erfolgreich. 46 Über 30% des anfallenden Abfalls wird recycelt, die Umgebung wird nicht verschmutzt und soziale Nachhaltigkeit wird ausgebaut. Getränke und Essen kommen teilweise aus Fairtradeherstellung und sogenannte ShePees werden eingeführt, der erste Ansatz des Festivals in Sachen Vorreiter in der Toilettenlogistik. ShePees von WaterAid sind Einweg-Urinale für Frauen*, die lange Schlangen und unhygienische Verbreitung von Bakterien vermeiden und im Gegenzug die Vereinfachung des Toilettengangs für Frauen* und das Bewusstsein für fehlende Zugänge zu Toiletten weltweit erhöhen sollen.47 Ebenfalls innovativ sind die Komposttoiletten von Natural Event, die statt Wasser und Chemikalien Sägespäne verwenden.48 Diese sind Vorreiter in Sachen
Glastonbury Festival (Hrsg.): History 1997, online unter: http://www.glastonburyfestivals.co.uk/history/history-1997/ (Stand: 27.04.2018) 43 Glastonbury Festival (Hrsg.): Green Glastonbury, online unter: http://www.glastonburyfestivals.co.uk/information/green-glastonbury/ (Stand: 27.04.2018) 44 Glastonbury Festival (Hrsg.): Our Green Policies, online unter: http://www.glastonburyfestivals.co.uk/information/green-glastonbury/our-green-policies/ (Stand: 27.04.2018) 45 Glastonbury Festival (Hrsg.): History 2003, online unter: http://www.glastonburyfestivals.co.uk/history/history-2003/ (Stand: 27.04.2018) 46 Glastonbury Festival (Hrsg.): History 2004, online unter: http://www.glastonburyfestivals.co.uk/history/history-2004/ (Stand: 27.04.2018) 47 WaterAid - water charity (Hrsg.), Overheard in the shepees…, online unter: https://www.facebook.com/notes/wateraid-uk/overheard-in-the-shepees/10153790294628553?utm_content=buffer07c05&utm_medium=social&utm_source=twitter&utm_campaign=buffer (Stand: 27.04.2018) 48 Natural Event (Hrsg.): online unter: http://www.naturalevent.co.uk/ (Stand: 27.04.2018) 42
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Wasser- und Energieersparnis sowie Geruchsreduktion und anschließender Verwertung zu Dünger.49 1100 Stück, circa ein Fünftel der Gesamtmenge, wurden im Jahr 2015 in Glastonbury verwendet, zusätzlich zu Flexiloo Vakuumtoiletten, die eine bodenschädigende und aufwendige Entsorgung des Unrats zunächst überflüssig machen. Im Jahr 2005 wird schon die Hälfte des angefallenen Mülls recycelt. Zusammen mit Oxfam arbeitet das Festival weiterhin an sozialer Gerechtigkeit. Die Initiative Stand As One ist auch 2018 wieder vor Ort und klärt mit Freiwilligen und Protestaktionen über die aktuelle Flüchtlingssituation auf.50 Interaktive Bereiche, Informationsmöglichkeiten und NGO Shops die im sogenannten Greenpeace Field untergebracht sind geben dem Glastonbury Festival die Chance, in kurzer Zeit sehr viele Menschen mit ökologischen und sozialen Angelegenheiten zu erreichen. Die ökologischen Aspekte werden von Greenpeace und WaterAid, die wiederverwendbare und kostenlos wiederauffüllbare Wasserflaschen verteilen51, abgedeckt. Greenpeace bieten Alternativen zu den üblichen Produkten aus Plastik, zeigen auf, wie weniger Lebensmittel in den Müll wandern und wie elektrische Fahrzeuge eine Lösung sein könnten – mithilfe der Gemeinschaft der Festivalbesucher*innen.52 Im Jahr 2016 gab es zusätzlich einen speziellen Bereich mit dem Namen „The Sisterhood“ für Frauen*, nonbinary, trans* und queere Personen. Trotz der zunächst angebrachten Kritik ist diese Maßnahme notwendig und wird mit der fortführenden Zusammenarbeit mit Organisationen zur Hilfe von Vergewaltigungsopfern weiterverfolgt. Das ist die Antwort auf Vorfälle wie auf dem Bråvalla-Festival in Schweden, das von FKP Scorpio im Jahr 2018 erstmals nicht wieder veranstaltet wird. Zahlen sind zum Thema kaum zu finden, da nur ein Bruchteil angezeigt wird oder dann überhaupt an die Öffentlichkeit gelangt.
Telegraph Media Group Limited (Hrsg.): Glastonbury: has the smelly loo at festivals had its day?, online unter: http://www.telegraph.co.uk/culture/glastonbury/11701423/Glastonbury-has-the-smellyloo-at-festivals-had-its-day.html (Stand: 27.04.2018) 50 Glastonbury Festival (Hrsg.): Oxfam at Glastonbury, online unter: http://www.glastonburyfestivals.co.uk/worthy-causes/oxfam/ (Stand: 27.04.2018) 51 Glastonbury Festival (Hrsg.):Wateraid Water Kiosks, online unter: http://www.glastonburyfestivals.co.uk/worthy-causes/wateraid/wateraid-water-kiosks/ (Stand: 27.04.2018) 52 Glastonbury Festival (Hrsg.): Greenpeace Make some Noise!, online unter: http://www.glastonburyfestivals.co.uk/worthy-causes/greenpeace/ (Stand: 27.04.2018) 49
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Ebenfalls als Antwort auf diese Vorkommnisse wurde das Statement Festival ins Leben gerufen, das ausschließlich Frauen*, nonbinären und Trans*menschen Zutritt gewähren soll und bei dem auch das Line Up nach diesem Konzept gestaltet wird.53 Ein weiteres Festival, deren Veranstalter*innen große Mühen aufwenden, um nachhaltiger zu sein, ist das Melt Festival in Gräfenheinichen in Sachsen-Anhalt.54 Das 20.000 Besucher*innen fassende Elektrofestival hat die M!Eco-Initiative ins Leben gerufen, um sich diesem Thema zu widmen. Dazu gehört das 5 Euro betragende Müllpfand, das bereits mit dem Ticketkauf zu entrichten ist und ein Becherpfand auf dem Festivalgelände. Im kostenlosen Green Camping Bereich, der gesondert zu buchen ist, wird eine Selbsterklärung abgegeben: „Ich erkläre mich damit einverstanden meine Nachbarn respektvoll und mit Rücksicht zu behandeln, die Nachtruhe zwischen 02:00 und 08:00 Uhr einzuhalten, mein Zelt, weiteres Equipment sowie jeglichen Müll bei Abreise mitzunehmen, meinen Müll zu trennen und in den jeweiligen Behältern zu entsorgen, meinen Restmüll an den Müllpfandstationen abzugeben, den Campingplatz während des Festivals sauber zu halten, Stromgeneratoren zu Hause zu lassen.“55 Außerdem wird darum gebeten, sperriges und unnötiges Zubehör zu Hause zu lassen. Dazu kommen bildende Aktionsflächen, das Electric Hotel zum Handyaufladen durch Selberstrampeln, die Tafel, Trinkwasserstationen, bewusste Ernährungsmöglichkeiten, Komposttoiletten und ein Hotelzug zur Anreise. 56
Statement Festival (Hrsg.): Statement Festival, online unter: http://www.statementfestival.se/en/ (Stand 27.05.2018) 54Melt! Festival GmbH & Co. KG (Hrsg.): Melt Festival, online unter: http://meltfestival.de/de/ (Stand: 04.05.2018) 55 Melt! Festival GmbH & Co. KG (Hrsg.): Willkommen zu unserem Green Camp, online unter: https://hug.typeform.com/to/VHFtzM (Stand: 04.05.2018) 56 Eveosblog – Stein&Stein GbR (Hrsg.): Musikfestivals und Nachhaltigkeit? Ein Erlebnisbericht vom Melt!, online unter: https://www.eveosblog.de/2014/08/21/musikfestivals-und-nachhaltigkeit-ein-erlebnisbericht-vom-melt/ (Stand: 05.05.2018) 53
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3. Exemplarische Fallanalyse am Beispiel Wacken Open Air, Werner Rennen 2018 und weiteren Open Air Veranstaltungen der ICS Festival Service GmbH Die ICS Festival Service GmbH ist der Kopf des ICS Netzwerks, zu dem Tourbooking durch Seaside Touring, der Ticketservice Metaltix, die Wacken Foundation, Metal Travel, dem Enorm Music Verlag und Merchandise sowie vieles weitere gehört. Entsprungen aus der Idee für ein Festival in Wacken von Holger Hübner und Thomas Jensen, den beiden Geschäftsführern des Unternehmens, wuchs seit 1990 dieses Netzwerk global immer weiter. Abgesehen vom Flaggschiff Wacken Open Air mit jährlich 75.000 verkauften Tickets zählen die Full Metal Cruise, der Full Metal Mountain, die Wacken Winter Nights, das Werner Rennen und viele weitere Veranstaltungen zum Repertoire. Mit circa 65 Mitarbeiter*innen, zahlreichen Helfer*innen in der Festivalsaison und einem Jahresumsatz von über 15 Millionen Euro ist ICS somit eine der wichtigsten und bekanntesten Veranstaltungsfirmen weltweit. Um den vorhandenen Fall methodisch zu bearbeiten, wurden drei Experteninterviews angefertigt, eine Umfrage unter Wackenbesucher*innen vorgenommen und anhand der zu ermittelnden Daten voriger Veranstaltungen die aktuelle Lage dargelegt. Die Auswahl der Experten ergab sich aus drei Bereichen, die für die vorliegende Arbeit von Wichtigkeit sind: die beratende und auszeichnende Green Music Initiative57 bzw. GO Group58, einem Projekt des Think-Do-Tanks Thema159, die an der Seite von Unternehmen agiert und den Zuwachs an grünen Events fördert in Form des CEOs Jacob Bilabel; der mit „Sustainable Company/Project“60 zertifizierende Kommunikationsverband FAMAB61, der sich mit Standards, Prozessen, Guidelines und deren nachhaltige Ausrichtung befasst in Form des Vorstands Alexander Schmidt und die ICS Festival GmbH62, die rund um die weltberühmten Wackengründer Holger Hübner Green Music Initiative (Hrsg.): Green Music Initiative, online unter: http://www.greenmusicinitiative.de/ (Stand: 09.05.2018) 58 Green Music Initiative (Hrsg.): Green Operations Europe, online unter: http://go-group.org/ (Stand: 09.05.2018) 59 THEMA1 GmbH (Hrsg.): Thema1, online unter: http://www.thema1.de/ (Stand: 09.05.2018) 60 FAMAB Kommunikationsverband e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit, online unter: https://famab.de/famab/nachhaltigkeit/ (Stand: 09.05.2018) 61 FAMAB Kommunikationsverband e.V. (Hrsg.): Der FAMAB, online unter: https://famab.de/ (Stand: 09.05.2018) 62 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): ICS Network, online unter: http://ics-int.com/ (Stand: 09.05.2018) 57
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und Thomas Jensen zu einem Veranstaltungsurgestein in der Branche angewachsen ist in Form von der Festivalproduktion Marc Loewe. Die exemplarische Statistik erhebt sich zu großen Teilen aus den Mitglieder*innen des Wacken-Fanclubs Full Metal Army e.V.63. 3.1 Status Quo Analyse anhand der vorangegangenen W:O:As Beim Wacken Open Air gibt es bisher den Slogan Metal4Nature.64 Dieser ist orientiert am Sounds for Nature Leitfaden, verfolgt diesen jedoch nicht vollständig und verwendet zudem die veraltete Version des Leitfadens, der 2013 erneuert wurde. Die Onlineversion von Metal4Nature ist aus dem Jahr 2011 und wurde im Jahr 2017 mit leichten Anpassungen auf der Homepage des Wacken Open Air erneut veröffentlicht. Besonders zu erwähnen ist hierbei die Sleeping Can, die in Zusammenarbeit mit SolarDirect eine neue nachhaltige Testversion für zukünftige Schlafmöglichkeiten darstellt. In Zusammenarbeit mit derselben Firma werden auch die Produktionsfahrzeuge testweise mit elektronischen Fahrzeugen ersetzt. Der verlinkte Specialsbereich, in dem man „einen detaillierten Überblick über die auf dem Gelände geplanten Aktion, durch die auch ihr euch aktiv am Schutz der Umwelt beteiligen könnt“ finden sollte, führt zu einem 404 Fehlercode und ist bei dem 2017er Post gar nicht mehr zu finden. 65 In den kurzen Newsmeldungen werden aber einige Ankündigungen an die Besucher*innen kommuniziert. Dazu gehören das Glasflaschenverbot auf dem Gelände sowie das Gegenangebot kostenloser PET-Flaschen zum Wiederbefüllen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die WOA-Pfandbecher an die Wasserinitiative Viva Con Agua de Sankt Pauli e.V. zu spenden. Abschließend werden sogenannte Trash Mobiles beworben, an anderer Stelle sogar mit dem Zusatz aus Muskelkraft betrieben zu sein, sowie die Müllstationen mit dem Erhalt eines Dankeschöns bei Abgabe von Müllsäcken. Mit „Wir appellieren an Euer Umweltbewußtsein und wollen Euch motivieren, Euren Müll auf dem Festivalgelände aus Respekt vor der Umwelt so gering wie möglich zu halten.“ wird die Verantwortung auch zumindest zum Teil auf die Besucher*innen übertragen. In einem
Full:Metal:Army e.V. (Hrsg.): MAIN, online unter: http://www.full-metal-army.com/ (Stand: 09.05.2018) 64 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): Metal 4 Nature, online unter: http://www.wacken.com/de/news/news/news-detail/metal-4-nature/ (Stand: 02.02.2018) 65 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): Error 404, online unter: http://www.wacken.com/de/woa2011/main-specials/metal4nature11/ (Stand: 15.05.2018) 63
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Zeitungsartikel spricht Thomas Jensen außerdem über den Wandel hin zu fleischloser Versorgung auf Festivals und den Bemühungen des Festivals, diesem zu folgen.66
Abbildung 5: Metal 4 Nature67
Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung (Hrsg.), Jensen, Thomas: Alleinherrschaft der Bratwurst ist vorbei, online unter: https://www.ahgz.de/archiv/alleinherrschaft-der-bratwurst-ist-vorbei,200012241255.html (Stand: 02.02.2018) 67 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): Metal 4 Nature, online unter: http://www.wacken.com/de/news/news/news-detail/metal-4-nature/ (Stand: 15.05.2018) 66
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Um den Ist-Zustand näher in Augenschein zu nehmen, wurde ein Experteninterview mit Marc Loewe geführt, der bei ICS für die Festivalproduktion zuständig ist. 68 Er definiert ein nachhaltiges Festival als zukunftsorientiert, als etwas das langfristig Nutzen bringt und so auch langfristig Ressourcen spart. Der Durchführung im Weg steht seiner Meinung nach vor allem fehlender Mut. Das Risiko einzugehen, zunächst mehr zu investieren, als wieder zurückzuerhalten, treibt Veranstalter*innen dazu, günstigere Methoden wie z.B. Müllverbrennung noch immer der Mülltrennung vorzuziehen. Er wünscht sich dabei eine engere Zusammenarbeit mit der Politik, entsprechende Maßnahmen günstiger zu machen und so einen größeren Anreiz zu schaffen. Außerdem sei eine engere Kooperation mit Dienstleister*innen anzustreben, um gemeinsam innovativ zu sein und so für alle Beteiligten profitabel. Zur Nutzung des Leitfadens von Sounds of Nature erläutert Marc Loewe, dass dieser eine gute Grundlage bilde, jedoch nicht alles adaptierbar für das Wacken Open Air sei. Daher werde bisher der Weg eingeschlagen, in Kommunikation mit Besucher*innen eine individuelle Lösung zu finden. Teile der Full Metal Army kommen zu regelmäßigen Fangesprächen mit der Geschäftsführung zusammen und feilen an neuen Inspirationen zu zahlreichen Themen. Prinzipiell seien die dem Wandel positiv gegenübergestellt. Viele nützten die Möglichkeiten vor Ort einkaufen zu gehen anstatt Lebensmittel etc. den gesamten Anreiseweg mitzutransportieren. Auch der lokale Einzelhandel profitiert so, bis zu einem Viertel des Jahresumsatzes in Wacken wird zur Festivalzeit generiert. Angebote wie der Metaltrain oder eine der zahlreichen anderen Anreisemöglichkeiten ohne eigenes Auto aus aller Welt werden gerne angenommen. Die größten Herausforderungen sind nach Meinung des Experten vor allem in der Kommunikation ausgeprägt, besonders bei Absprachen zwischen Dienstleister*innen und Veranstalter*innen. Es gäbe Vorgaben von Festivalseite zu Themen wie Arbeitssicherheit, Arbeitsschutz und Arbeitszeiten und im Bereich Catering würden regionale Anbieter*innen vorgeschlagen, es gelten aber keine konkreten Vorschriften, an die sich gehalten werden muss. Um sich stetig weiterzuentwickeln solle es zu Synergien zwischen Festivalveranstalter*innen kommen. So könne der Markt und die Zielgruppe besser beobachtet und vor allem der Fokus auf Regionalität bei Dienstleister*innen ausgebaut werden.
Loewe, Marc, 2018. E-Mailinterview. Im Gespräch mit B. Thum. Hamburg, 16. Mai 2018, 10.00 Uhr (Transkription in Anhang 1) 68
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Dabei hat ICS schon den einen oder anderen Schritt gewagt. Im sozialen Bereich gibt es beim Wacken Open Air zwei besonders erwähnenswerte Bereiche. Dazu zählt seit 2016 die Kooperation mit Inklusion Muss Laut Sein, die als Begleitpersonservice allen Menschen den Zugang zum Festivalgelände ermöglichen soll.69 Der Verein veröffentlicht zusätzlich einen speziellen Reiseführer, der auf Barrierefreiheit auf dem Gelände und im Dorf ausgelegt ist. Außerdem gibt es die Wheels of Steel Area mit weitestgehend kostenlosem Reparaturservice, Ladestationen für Elektrorollstühle, Medikamentenlagerung, Physiotherapie und weiteren Erleichterungen für Menschen mit Einschränkungen aller Art.70 Um Begleitpersonen weiter zu entlasten, wird es ab 2018 Pflegepakete eines ambulanten Pflegedienstes zu buchen geben, die mit den deutschen Krankenkassen im Einklang stehen.71 Im Headquarter selbst wurde zur besseren Erreichbarkeit der oberen Etagen ein Aufzug für Rollstühle installiert, um Mitarbeiter*innen barrierefrei überall teilnehmen lassen zu können. Desweiteren gibt es seit Jahren die W:O:A Blutspendeaktion, bei der man mit Blutspendepass sogar nach sechs Teilnahmen zum offiziellen Bloodsponsor ausgezeichnet wird. 72 Die deutschlandweit erfolgreiche Aktion zeigt das soziale Engagement der Metalcommunity deutlich. Mit der offiziellen Wacken-App spart das Festival erheblich an Papier.73 Kein*e Besucher*in muss sich Line Up, Geländekarten oder ähnliches ausdrucken, sondern hat alles bequem auf dem Smartphone abrufbar. Um durch Social Media immer auf dem aktuellen Stand zu sein, gibt es stetig News aus allen Kanälen des Festivals, sowie die Möglichkeit GPS Standorte mit Freund*innen zu teilen, um sich wiederzufinden. Zum speziellen Schutz des Bodens, auf dem das Wacken Open Air stattfindet, wurde vor der Ausgabe 2017 eine sogenannte Bierpipeline verlegt. Das macht das Hin und ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): Wacken On Wheels, online unter: https://www.wacken.com/de/news/news/news-detail/wacken-on-wheels-begleitpersonen-fuermenschen-mit-behinderung-reisefuehrer/ (Stand: 15.05.2018) 70 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): Service für Metalheads mit Behinderung auf dem W:O:A 2016, online unter: https://www.wacken.com/de/news/news/news-detail/service-fuer-metalheads-mit-behinderung-auf-dem-woa-2016/ (Stand: 15.05.2018) 71 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): Ambulanter Pflegedienst auf dem W:O:A 2018, online unter: https://www.wacken.com/de/news/news/news-detail/ambulanter-pflegedienst-auf-dem-woa-2018/ (Stand: 15.05.2018) 72 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): Blutspende, online unter: https://www.wacken.com/de/community/blutspende/ (Stand: 15.05.2018) 73 ICS Festival Service GmbH (Hrsg.): App, online unter: https://www.wacken.com/de/festivalinfo/apps/ (Stand: 15.05.2018) 69
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Her mit vielen Tonnen LKW-Last überflüssig und sorgt für 10.000 Liter pro Stunde belastungsfreie Bierlieferung. Durch die Pipeline finden auch Strom- und Glasfaserkabel Platz und müssen nicht jährlich neu vergraben werden. Um die Grasnarbe nicht weiter zu belasten wurden verschiedene Drainagesysteme getestet und eine Separationsanlage sowie eine Wasseraufbereitungsanlage für Abwässer errichtet, um die Kläranlagen der umliegenden Gemeinden zu entlasten. 3.2 Zieldefinition Um Ziele festzulegen, gilt es zu beachten, welche Möglichkeiten es gibt, welche Trends momentan auf dem Vormarsch sind und wo man überhaupt hinmöchte. Dabei ganz besonders von Bedeutung ist, bei der Zielfindung kein Patentrezept zu entwerfen, kein „bis hier hin und nicht weiter“, sondern ein stetig mitwachsendes Gebilde aus Optimierung. Alexander Schmidt betont, dass er keine speziellen Leitfäden empfehlen würde, da die FAMAB ihren Fokus nicht darauf richte, harte Fakten zu schaffen sondern stetige Verbesserung zu fördern.74 So solle verhindert werden, dass ein Endpunkt erreicht wird, auf dem sich ausgeruht werden kann. Die Zertifizierungen des Verbands dienten lediglich zu Orientierung anhand eines Mindestmaßes. Auch Jacob Bilabel strebt an, für tieferes Verständnis zu sorgen und bei den Verantwortlichen die Fähigkeit zu entwickeln, Ziele immer wieder neu abzuleiten.75 Dafür sorge allein schon die andauernde Veränderung der Grundbedingungen. Grundlegende Bestimmungen seien aber wichtig, um Hotspotanalysen durchführen zu können, um die Dynamik eines Unternehmens oder Projekts besser verstehen zu können. Für den ökonomischen und ökologischen Teil heranzuziehen ist hier der aktuelle Sounds for Nature Leitfaden, an dem sich das Wacken Open Air bisher orientiert hat.76 Der definiert neun verschiedene Kriterien mit eigenen Zielen, die alle in der Optimierung des jeweiligen Bereichs angesiedelt sind. Dazu gehören Mobilität und Transport, Abfall, Camping, Energie und Klimaschutz, Verpflegung, Materialeinsatz und –nutzung, Lärm- und Lichtemissionen sowie Naturerlebnis und Umweltbildung.
Schmidt, Alexander, 2018. Telefoninterview. Im Gespräch mit B. Thum. Hamburg, 26. April 2018, 11.45 Uhr (Transkription in Anhang 3) 75 Bilabel, Jacob, 2018. Telefoninterview. Im Gespräch mit B. Thum. Hamburg, 8. Mai 2018, 11.30 Uhr (Transkription in Anhang) 76 Sounds for Nature Foundation e.V. (Hrsg.): SfN-Leitfaden und Siegel, online unter: http://soundsfornature.eu/wp-content/uploads/SFN_Leitfaden_web.pdf S.25 ff. (Stand: 27.05.2018) 74
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Im Bereich der Mobilität und des Transports sind wichtige Stellschrauben die Anreise der Besucher*innen selbst, aber auch das anzuliefernde Material für Bühnenbau. Vor allem im Bereich der ÖPNV kann es bei abgelegenen Eventlocations zu Problemen kommen und so die Bequemlichkeit der Gäste schwerer wiegen als Umweltschäden durch eine individuelle Anreise. Die treten in Form der Nutzung von fossilen, also nicht erneuerbaren Energieformen, oder Lärm und Verkehrschaos auf, was Anwohner*innen und/oder Tiere stören kann. Durch einen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, Fahrgemeinschaften und Reduzierung der Transportmenge kann da deutliche Besserung eintreten. Hier gilt es, die Individualanreise möglichst unattraktiv zu gestalten und großes Gepäck überflüssig zu machen. Im Lieferverkehr gilt diese Reduktion des Materials ebenso. Für den Verkehr während des Festivals gilt es Alternativen zum Privatauto anzubieten. Beim Thema Abfall geht es vorrangig um Vermeidung großer Müllmengen und bei nichtvermeidbarem Abfall, die Trennung und Entsorgung möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Schon allein mit der Vermeidung der Herausgabe vieler kleiner Verpackungen kann hier viel erreicht werden und es liegt deutlich weniger Müll auf dem Gelände und dessen Umgebung verstreut. Von Auf- und Abbau der Veranstaltung selbst fallen natürlich ebenfalls große Mengen an Müll an. Hier gilt es schon im Vorhinein mit der gesamten Lieferkette die zu verwendenden Stoffe abzusprechen, Plastik und Unnötiges zu vermeiden. Ist Abfall nicht zu vermeiden ist die sortenreine Trennung von großer Wichtigkeit, ebenso wie Wiederverwertung durch eigene oder externe Einrichtungen. Durch Mehrwegprodukte können hier große Vorteile geschaffen werden. Die Besucher*innen können hier erfolgreich in Trennung und Recycling einbezogen werden. Auf den Campingflächen gibt es viele Anlaufstellen zu nachhaltigerer Vorgehensweise. Als bewährte Beispiele gelten hier Green Camp Areale. Menschen, die ohnehin ein Bewusstsein für ihren Umgang mit der Umwelt haben können hier mit gutem Beispiel vorangehen. Weiter ist es fraglich, ob private Generatoren und Wohnungsmöbel wirklich erlaubt bleiben müssen. Den Gästen muss vermittelt werden, dass sie mit dem Ticket keinen Freifahrtschein haben, sich rücksichtsloser zu benehmen als im Alltag. Sollten sanitäre Anlagen auf einem Gelände sehr schwierig umzusetzen sein, ist die Überlegung eines Shuttles in nahgelegene Schwimmbäder u.ä. eventuell sinnvoller. 30
Ausreichend Energie auf einem Festival zu haben ist eine breitgefächerte Aufgabe. Oft reicht die lokale Stromversorgung nicht aus und zusätzliche Generatoren, die zusätzliche Emissionen erzeugen, kommen zum Einsatz. Hier ist es sinnvoll erneuerbare Energien zu generieren und entsprechende Anlagen zu bauen um den eigenen Bedarf zu decken. Eigenen Stromleitungen sind in jedem Fall, wenn machbar, von Vorteil. Um bei Kapazitätsberechnungen nicht deutlich über dem tatsächlichen Verbrauch zu liegen, empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit Expert*innen. Vor allem im Bühnenbereich lässt sich mit dem richtigen Equipment einiges einsparen. Selbstverständlich sind Emissionen nicht vollständig vermeidbar und sind alle Vorkehrungen getroffen, gilt es sich mit der Kompensation des CO2Ausstoßes zu beschäftigen. Hierfür gibt es bereits einige zertifizierte Projekte. Um die großen Zahlen der Gäste richtig zu verpflegen, braucht es ein großes Angebot an Lebensmittelständen. Bereits bei der Verpflegung von Crew und Künstler*innen als positives Beispiel voranzugehen macht die anschließende Kommunikation mit den Besucher*innen einfacher. Das Aufzeigen von Alternativen zum Alltag der Beteiligten kann dazu führen, auch langfristig Kaufentscheidungen zu prägen. Besonders vegan/vegetarische Ernährung, fair produzierte und regionale Produkte sind hier am umwelt- und sozialfreundlichsten. Eine enge Zusammenarbeit mit den Händler*innen auf dem Gelände ist unerlässlich. Nach und nach kann dann in immer mehr Bereichen auf die bessere Alternative umgestellt werden. Die Überreste dieser Lebensmittel sind willkommen bei Spendeneinrichtungen. Verschiedene Materialien kommen auf Veranstaltungen zum Einsatz. Dabei liegt die Nachhaltigkeitskomponente vor allem in der Wiederverwertbarkeit. Von Büro- und Baumaterialien über Geschirr und Merchandise bis hin zu Verbrauchsmaterialien, wenn man mit Labeln und Zertifikaten arbeitet, ist schon ein großer Schritt gegangen, ebenfalls bei der Berücksichtigung der Nutzungsdauer einzelner Produkte, die negative Effekte stärker betont, je kürzer sie ist. Die Kommunikation mit Händler*innen und Kooperationspartner*innen ist auch hier unumgänglich. Achtet man bei der Materialbeschaffung auf die Lebensdauer der Produkte, haben sogar zunächst kostspieliger scheinende Optionen, einen finanziellen Vorteil. Den Überblick mittels einer Datenbank zu behalten kann diese Entscheidungen einfacher gestalten. Re- und Upcycling,
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wie die Weiterverwertung von Bannern, umgeht das Problem von Saisonprodukten wie Line Up und Programmdrucken. Beim Thema Wasserverbrauch gibt es zahlreiche Bereiche angefangen bei Duschanlagen, Toiletten, Küchenabwasser bis hin zu allgemeinen sanitären Einrichtungen. Außerdem muss die ausreichende Versorgung sichergestellt sein, um Gäste davon abzuhalten wild zu urinieren. Das kann schädlich für das Gelände sein, auf dem das Festival stattfindet und ist mit der Beleuchtung dunkler Ecken oder der Bestückung beliebter Orte mit Urinalen entgegenzutreten. Im Bereich der Küchen können Essensrückstände, vor allem Fett, die Entsorgung verkomplizieren. Je nach Lokalität der Veranstaltung können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, grundsätzlich muss aber eine umweltgerechte Trennung der Abwässer erfolgen. Um Wasser zu sparen, eignen sich Toilettenspülungen mit Regen- oder Duschwasser und Durchlaufstopps. Um Papier zu sparen, aber unhygienischen Stoffhandtüchern zu entgehen, empfehlen sich einrollende Handtuchspender. Trockengeräte hängen dagegen von der Art und Weise der Strombeschaffung ab. Im Bereich Lärm und Licht muss vor allem intelligent gehandelt werden. Ein Festival darf nicht an Power und beeindruckenden Showeffekten sparen, da dies sonst schnell auf spaßverderbendes nachhaltiges Handeln zurückgeführt wird. Zudem ist die Einschätzung dieser Emissionen sehr subjektiv. Rücksicht zu nehmen, vor allem auf Anwohner*innen und Tiere in der Umgebung, ist aber unerlässlich. Schon eine intelligente Ausrichtung der Schallerzeuger macht einen erheblichen Unterschied und kann vor allem in der Zusammenarbeit mit Expert*innen neue Erkenntnisse bringen. Eine Überwachung der Werte, die genehmigt wurden, macht eine Kontrolle möglich. Gehörschutz muss vor allem für Kinder, aber auch so für Besucher*innen und Mitarbeiter*innen kostengünstig zur Verfügung stehen. Naturerlebnis und Umweltbildung sind keine Selbstverständlichkeit auf Events, bieten aber eine hervorragende Möglichkeit neue Erfahrungswerte zu sammeln. Die Kooperation mit einschlägigen Organisationen und Sponsoringpartner*innen kann für einen großen und vor allem langfristigen Lerneffekt bei Besucher*innen sorgen, vor allem wenn die Veranstalter*innen noch am Anfang ihrer bildenden Funktion sind. Es findet zwar Alltag statt, aber in einer anderen Form und kann so Übertragungsmöglichkeiten
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auf das eigene Leben beinhalten. Nirgendwo sonst lässt sich Bildung mit Unterhaltung so gut verbinden, ohne mit erhobenem Zeigefinger zu arbeiten. Für all diese Kriterien gilt, die Kommunikation derselben nicht außer Acht zu lassen. Die Festivalbesucher*innen müssen im Vorfeld über die Maßnahmen informiert werden, um Angebote wie Anreise und Gepäckreduzierung umsetzen zu können. Dabei ist vor allem die Herausstellung der neuen Vorteile gegenüber der Umstellung der Gewohnheiten wichtig. Mit einer Dachmarke an die Presse zu gehen und die Erklärung von Maßnahmen und vor allem deren Gründe vorzunehmen verhindert Kritik an eventuellen Änderungen und erhöht den Bekanntheitsgrad der Veranstaltung vor allem in Sachen Unique Selling Proposition, was gerade bei neuen Sponsoringkooperationen von Interesse ist. Aber auch während der Veranstaltung muss die Kommunikation aufrechterhalten werden: ob in Form von bildenden Bereichen, Abfallteams, Beschilderung an Strommasten, Müllsammelstellen oder Essenständen oder Erlebnisse für die Umsetzung im Alltag, ein neues Bewusstsein für den eigenen Konsum kann so geweckt werden. Um den Eindruck des Greenwashings zu vermeiden, darf hier an Details nicht gespart werden und auf allgemeine und gängige Formulierungen verzichtet werden. Bei Anwohner*innen und Künstler*innen müssen Informationen über Emissionen und Einschränkungen rechtzeitig im Voraus angekommen sein. Während der Nachbereitung des Events ist das Festhalten der durchgeführten gesetzten Ziele und der Grad des Erfolgs aus Gründen der Kontrollfähigkeit zu empfehlen. Für die Zielsetzung muss vor allem ein zeitlicher Rahmen gelten und eingehalten werden. All die formulierten Kriterien werden nicht umgesetzt, wenn nicht schriftlich festgehalten wird, bis wann die Bestimmungen gelten. Sind Ziele erreicht worden, gilt es neue abzustecken und nicht auf der Stelle zu treten. 3.3 Profitträger und Rechtsgrundlagen Wie in 2.3 erläutert, gibt es diverse Gründe, Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Punkt in der Strategie heranwachsen zu lassen. Natürlich gehen aus diesen Gründen auch Stellen hervor, die von diesem Fokus profitieren. Zu allererst zu nennen sei hier die Natur. Bereits die Auswahl des Festivalgeländes kann von großer Bedeutung sein, aber auch die Infrastruktur innerhalb des bereits bestehenden Geländes ist optimier-
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bar.77 In Natur- und Wasserschutzgebieten, die besonders empfindliche Flächen darstellen sowie Lebensraum für geschützte Arten der Flora und Fauna bieten, ist die Einrichtung eines Veranstaltungsortes denkbar schlecht gewählt. Aber auch in weniger offensichtlichen Lagen kann es zu Belastungen des Bodens, des Entsorgungsnetzes sowie des Verkehrsnetzes kommen. Abhängig von der Bodenbeschaffenheit, befestigt oder unbefestigt, und den Wetterverhältnissen, nass oder trocken, kann es zu mehr oder minder schwere Boden- und Vegetationsschäden, sowie Schadstoffbelastungen durch Öl, Benzin, Abwässer, Reinigungsmitteln u.ä. kommen. Besonders (Grund-)Gewässer stehen in der deutschen Rechtsprechung unter besonderem Schutz.78 So sollen die Gewässer auch bei ungewöhnlicher Nutzung dem Allgemeinwohl zugutekommen. Dazu gehört auch ein Anschluss an das Kanalnetz zur Abwasserentsorgung anstatt umweltschädlicherer und teurerer mobiler Toiletten. Prinzipiell gilt: Jeder Eingriff in Natur und Landschaft steht unter Beobachtung von Bund und Ländern 79 und muss somit genehmigt werden.80 Die Natur profitiert selbstverständlich ebenso von vermiedener Abfallverschmutzung. Gesetzlich gilt das Kreislaufwirtschaftsgesetz: Sind Abfälle nicht zu vermeiden, sind sie sortenrein zu verwerten und ist dies nicht möglich, gilt die schadlose und fachgerechte Entsorgung.81 Auch das Wasserhaushaltsgesetz versucht Verschmutzung zu verhindern. Dabei wird eine Sorgfaltspflicht festgesetzt, eine nachteilige Veränderung der Gewässereigenschaft zu vermeiden.82 Weiter als Profiteure zu nennen sind selbstverständlich die Besucher*innen eines Festivals. Der Großteil der Bevölkerung in Deutschland hat erkannt, dass ein Weiterwirtschaften zu den gewohnten Bedingungen nicht länger tragbar ist. Das Umweltbundesamt veröffentlicht dazu jährlich eine Studie, die die Entwicklung des Bewusstseins zum
Sounds for Nature Foundation e.V. (Hrsg.): SfN-Leitfaden und Siegel, online unter: http://soundsfornature.eu/wp-content/uploads/SFN_Leitfaden_web.pdf S.14 (Stand: 18.04.2018) 78 Sounds for Nature Foundation e.V. (Hrsg.): SfN-Leitfaden und Siegel, online unter: http://soundsfornature.eu/wp-content/uploads/SFN_Leitfaden_web.pdf S.98 (Stand: 18.04.2018) 79 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (Hrsg.): Bundesnaturschutzgesetz §6 Abs. 2, online unter: https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__6.html (Stand: 18.04.2018) 80 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (Hrsg.):Bundesnaturschutzgesetz §18 Abs. 1, online unter: https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__18.html 81 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (Hrsg.): Kreislaufwirtschaftsgesetz, online unter: https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/KrWG.pdf (Stand: 04.06.2018) 82 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (Hrsg.): Wasserhaushaltsgesetz, online unter: https://www.gesetze-im-internet.de/whg_2009/ (Stand: 04.06.2018) 77
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sozial-ökologischen Wandel in der Bevölkerung untersucht.83 In der Umfrage im Jahr zu 2016 ist zu erkennen, dass 99% der Befragten eine intakte Umwelt zu einem guten Leben rechnen und 97% diese Aufgabe in der Verantwortlichkeit jeder einzelnen Person liegt. Die Bevölkerung ist also positiv gegenüber der Veränderung hin zu einem umweltbewussteren Leben gestimmt und sieht die Problematik auch deutlich in der wirtschaftgerichteten Natur der westlichen Welt. 61% sind der Meinung, dies muss mithilfe der Politik erreicht werden und kann nicht ausschließlich den Kräften des Marktes überlassen werden.
Abbildung 6: Einstellungen zum sozial-ökologischen Wandel84
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) (Hrsg.): Umweltbewusstsein in Deutschland 2016, online unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/umweltbewusstsein_deutschland_2016_bf.pdf (Stand: 15.05.2018) 84 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) (Hrsg.): Umweltbewusstsein in Deutschland 2016, online unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/umweltbewusstsein_deutschland_2016_bf.pdf (Stand: 15.05.2018) 83
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Diese These bestätigt auch Experte Jacob Bilabel von der Green Music Initiative.85 Nicht nur hätten die Besucher*innen ein schöneres, grüneres Festival vorzufinden, vor allem im Bereich der Verhaltensökonomie ist der zu erkennende Trend zu begründen. Verhaltensökonomie beschäftigt sich mit irrational erscheinendem Verhalten im wirtschaftswissenschaftlichen Zusammenhang. Laut Sunstein und Reisch „wird [gemeinhin] davon ausgegangen, dass Entscheidungen von dem Verhältnis zwischen wirtschaftlichen Anreizen und persönlichen Präferenzen abhängen.“86 Betrachtet man jedoch den Ansatz der Verhaltensökonomik, stimmt dies nur teilweise und weitere Faktoren beeinflussen die Kaufentscheidung. Dazu gehören soziale Normen, also was die übliche Entscheidungsrichtung im eigenen Umfeld vorgibt, sowie Selbstausdruck und Selbstdarstellung als Signalwirkung. Dabei spielt laut Bilabel auch die Selbstwirksamkeit eine große Rolle. „Menschen wollen Teil der Lösung sein und sich gut fühlen, wenn sie zu etwas gutem beitragen“ sagt er. So sei es wichtig für Veranstalter*innen, diesen Impact der eigenen Wirksamkeit herauszustellen. Die Besucher*innen müssten das Gefühl haben, dass das, was sie tun gesehen wird und einen Sinn hat. Dazu müssten experimentelle Erlebnisse geschaffen werden, die so im Alltag nicht vorkommen oder zu einem anderen Ausgang führen würden. Zeige man Beteiligten, dass bereits kleine Handlungen einen Unterschied machen, werde es leichter mit deren Hilfe gesetzte Ziele zu erreichen. Als weiterer Profitträger ist natürlich das Unternehmen zu nennen, das in der veranstaltenden Position ist. Moderne Firmen müssen stetig mit der Zeit gehen. Laut Alexander Schmidt von der FAMAB kommen mittlerweile viele Unternehmen von sich aus auf den Verband zu, um mit der CE-Kennzeichnung die EU-Konformitätserklärung bestätigen zu können.87 Diese stellt sicher, dass geltende Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen bei Produkten eingehalten werden und zwar in der gesamten Lieferkette. Für diese Kennzeichnung sind nachhaltige Aspekte zu berücksichtigen, bei denen die von der FAMAB angebotenen Siegel Sustainable Company
Bilabel, Jacob, 2018. Telefoninterview. Im Gespräch mit B. Thum. Hamburg, 8. Mai 2018, 11.30 Uhr (Transkription in Anhang 2) 86 Sunstein, C./Reisch, L. (Hrsg.): Automatisch Grün: Verhaltensökonomik und Umweltschutz, erschienen in: Zeitschrift für Umweltpolitik & Umweltrecht 2/2013, S.119-121 87 Schmidt, Alexander, 2018. Telefoninterview. Im Gespräch mit B. Thum. Hamburg, 26. April 2018, 11.45 Uhr (Transkription in Anhang 3) 85
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oder Sustainable Project von Nutzen sein können. Eine konstante Prozessorientierung sei wesentlich sinnvoller, um wiederholte Nachbesserungen zu vermeiden. Als Beispiel wäre aufzuführen, einmal richtig zu digitalisieren anstatt immer wieder und so direkt zur ressourcensparendsten Möglichkeit zuzugreifen. Außerdem könne sich das Verhältnis von Arbeitgeber zu Arbeitnehmer deutlich verbessern, da gemeinsame Ziele und Wege verfolgt werden können. Nicht nur in der ökologischen Nachhaltigkeit, aber auch vor allem in der sozialen profitiert das Verhältnis von Neuerungen in Zeiten von Flex Time und Home Office sowie berufstätigen Frauen* und Frauen* in Führungspositionen. Wer bei diesen Arbeitsmarktentwicklungen zu schnell ins Hintertreffen gerät, kann mit der Nachholarbeit seine Konkurrenzfähigkeit verlieren. Als Veranstalter*in im Besonderen zeigt Bilabel noch konkretere Vorteile auf. Durch langfristige Planung könne ein finanzieller Vorteil entstehen, da in der Prozessoptimierung bezogen auf Müll, Strom und Mobilität viele unerkannte Faktoren zu verzeichnen sind. Wird einmal in eine nachhaltigere Stromversorgung investiert, kann die langfristig genutzt werden und hat keine jährlich wiederkehrenden Kosten wie beispielsweise Generatoren. Außerdem von großer Wichtigkeit sei der Unique Selling Point eines jeden Festivals. Ein ohnehin bereits erfolgreiches Event kann durch den zusätzlichen Fokus auf die Umwelt im Konkurrenzrennen einen weiteren Schritt voraus sein. Gerade bei Musikfestivals sei der größte Kommunikationspunkt das Line Up. In Zeiten von Exklusivitätsklauseln und strengen Bookingverträgen großer Künstler*innen ist es schwierig geworden, damit wirklich aufzutrumpfen. Komme jedoch ein weiteres Thema dazu und werde die Botschaft der Veranstaltung um den Nachhaltigkeitsaspekt erweitert, gäbe es einen zusätzlichen Verknüpfungspunkt um Kund*innen emotional an eine Marke zu binden. Durch diese thematische Auffächerung kann auch eine Veranstaltung nicht nur auf neue Kontakte in der Besucher*innenkategorie bauen, sondern ebenso auf neue Kontakte im Bereich des Sponsorings. Beispielsweise ein Bundesministerium für Umwelt oder diverse Naturschutzorganisationen böten sich so als neue Kooperationspartnerschaften und öffnen neue Zugangsbereiche im Handlungsspektrum. So könne eine Veranstaltung in die Position der Vorbildbzw. Inspirationsfunktion treten und zeigen, dass auch ohne leiser oder weniger bunt zu sein, ein rücksichtsvoller Umgang mit Mitmenschen und Natur sowie ressourcensparendes Verhalten möglich ist. So wird aus einem erlebbaren Experiment ein experimentelles Erlebnis, das mit nach Hause genommen werden kann. Die emotionale 37
Kundenbindung macht aus normalen Kund*innen echte Fans. Ohne sie würden Besucher*innen bei günstigeren Preisen oder besserem Line Up schlicht zu einem anderen Event wechseln. Prinzipiell gilt: wie sinnvoll sind jährliche temporäre Wiederaufbauten? Welcher Aspekt kann durch eine größere Investition die kommenden Jahre in Ruhe gelassen werden und bringt langfristig ausschließlich Vorteile? 3.4 Auswahl geeigneter Strategien Um die richtigen Methoden für ICS Veranstaltungen zu wählen, wurden bereits viele mehr oder weniger ähnliche Events und deren Vorgehensweisen analysiert. Um herauszufinden in welchen Bereichen Veränderungen sinnvoll sind, ist zunächst wichtig zu wissen, ob die Thematik bei den Besucher*innen der Zielgruppe überhaupt Anklang findet. In einer Erhebung im Jahr 2011 gaben 55% der Befragten an, das Wacken Open Air nicht als umweltfreundlich zu bezeichnen.88 Um den aktuellen Veränderungswillen der Besucher*innen zu erkennen, wurde jetzt wieder eine exemplarische Befragung von Wackengänger*innen durchgeführt und ausgewertet. 89 In der ersten Frage ging es um die generelle Einschätzung der Wichtigkeit der Thematik in Bezug auf die persönliche Präferenz. Dabei ergab sich ein Gleichstand zwischen den Antwortoptionen Sehr wichtig und Wichtig von 40,40% und somit mit 80,80% deutlich über dreiviertel der Grundgesamtheit. Nur 12,12% antworteten mit Eher wichtig und 7,07% mit Unwichtig. In Frage 2 wurde für die vorangegangenen Antworten nach Begründungen gefragt. Zu großen Teilen fühlen sich die Besucher*innen immer in der Verantwortung, egal ob sie auf ein Festival gehen oder nicht. Die Ansicht, dass es kein Recht sein sollte, die Umwelt wie es beliebt zu zerstören zieht sich durch die zahlreichen Antworten genauso wie die Forderung nach mehr Respekt und Achtung vor der Natur und der Abkehr von der „nach mir die Sintflut“ Einstellung. Bei einigen schwingt die Befürchtung mit, in Zukunft auf Festivals verzichten zu müssen, wenn die Ressourcen solche Ereignisse nicht mehr hergeben oder die Grundbesitzer*innen schlicht nicht mehr das Gelände
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Interne Quelle: Präsentation Masterthesis Jan Struve 2013 Anlage 4: Umfrage auf Survey Monkey
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zur Verfügung stellen. Bei den Personen, die mit Unwichtig geantwortet haben, liegt die Begründung darin, auch im Alltag keinen Fokus auf das Thema zu legen. In Frage 3 verteilen sich die Antworten ähnlich wie in Frage 1 auf Zustimmung und Ablehnung zur Förderung von Nachhaltigkeit auf Festivals. Hier stehen 88% Befürworter*innen gegenüber 12% Ablehnenden. Frage 4 bezieht sich auf das Modell der drei Säulen der Nachhaltigkeit. Die ökonomische Säule liegt mit 7,14% hinten, gefolgt von 20,41% für die soziale Säule und 72,45% für die ökologische. Angelehnt daran ist auch die Gewichtung der vorliegenden Arbeit. In Frage 5 wurde konkret nach den persönlichen Wünschen der Besucher*innen gefragt. Am häufigsten wurde dabei die Reduzierung des zurückgelassenen Mülls genannt. Weitere große Themen sind Plastikverbrauch und Lebensmittelverschwendung, Forderungen nach Green Camping, Sanktionen gegen das Zurücklassen von Müll und entsprechende Kontrollen, umweltschonenderes Geschirr und Besteck, ein besseres veganes Angebot, gebündelte An- und Abreise und Gemeinschaftsgeneratoren. Die Frage 6 spiegelt den Altersdurchschnitt der Befragten wider, der 41,2 Jahre beträgt. Die Befragten waren zwischen 21 und 79 Jahre alt und decken so eine große Bandbreite der Bevölkerung ab. Auch bei der Strategieauswahl kann man wieder das in Kapitel 2.1 beschriebene DreiSäulenmodell verwenden. Dieses wird auch von Experte Alexander Schmidt empfohlen, da so ein bewusstes Handeln und verbessern erreicht werden kann.90 Seiner Meinung nach hängt die Gewichtung der Säulen stark vom jeweiligen Projekt ab. Dabei kann es, je nach Gegebenheiten, zu einem stärkeren Bedarf im sozialen oder ökologischen Bereich kommen. Als Beispiele nennt er aber Anreise, Materialverwendung und Auf- und Abbau. Konkreter wird da Jacob Bilabel von der Green Music Initiative. 91 Im ökonomischen Teil nennt er speziell das Konzept externisierter Kosten. Damit sind auf
Schmidt, Alexander, 2018. Telefoninterview. Im Gespräch mit B. Thum. Hamburg, 26. April 2018, 11.45 Uhr (Transkription in Anhang 3) 91 Bilabel, Jacob, 2018. Telefoninterview. Im Gespräch mit B. Thum. Hamburg, 8. Mai 2018, 11.30 Uhr (Transkription in Anhang 2) 90
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später oder andere Orte verschobene Kosten gemeint, die zunächst gar nicht einkalkuliert werden. Als Beispiel zu nennen wären die mit CO2 Ausstoß verbundenen Kosten, die von Jahr zu Jahr teurer werden. Dabei empfiehlt der Experte eine Lebenszyklusanalyse der jeweiligen Komponenten, um vor allem in Bezug auf den Return on Investment, also das Verhältnis zwischen dem Erfolg einer Kapitalanlage zum Kapitalanlagenvolumen bzw. Kapitaleinsatz. So kann man die tatsächliche Erfolgskraft einer Investition vergleichbar und messbar machen. Bei Open Air Veranstaltungen, die temporär stattfinden, ist besonders darauf zu achten, dass anders als bei einer Fabrik oft wiederkehrende Kosten auftreten, z.B. durch Generatoren statt eines nachhaltigen Stromnetzes. Die ökologische Säule besteht vor allem aus den Punkten Müll, Energie, Ressourcen, Mobilität, Logistik und Wasser, jeweils abhängig von Faktoren der Veranstaltung wie deren Lage. Im sozialen Bereich kommt er mit einem wichtigen Aspekt, der Inklusivität, direkt auf ein Problem zu sprechen. Bereits bei der Preisbildung sind kommerzielle Veranstaltungen in sich exklusiv, da durch unterschiedliche Kaufkraft nicht jede*r potenzielle Besucher*in zum*zur tatsächlichen Besucher*in werden kann. So ist der Ansatzpunkt erst auf dem Gelände selbst zu schaffen, im Sinne von Gleichheit der Zugangs- oder Sichtmöglichkeiten. Hier sei es wichtig, sich die Frage zu stellen, was wirklich umsetzbar ist und was eventuell mit externen ausgleichenden Aktionen erreicht werden kann, um Alternativen für unlösbare Aufgaben zu bieten. Um das Thema der Inklusivität zu erleichtern arbeitet ICS ja wie in Kapitel 3.1 beschrieben bereits mit der Initiative Inklusion muss laut sein. Hier muss zunächst getestet werden, wie die Neuerungen durch die Pflegedienste im Jahr 2018 angenommen und welche weiteren Verbesserungen gefordert werden. In die soziale Verantwortung eines Festivals fallen jedoch weitere Themen wie Gleichberechtigung und Schutz vor Diskriminierung oder gar sexuellen Übergriffen. Hier muss vor allem intern bereits viel passieren, um diese Überzeugung erfolgreich nach außen und an die Besucher*innen zu tragen. Frauen* sind nicht nur in der Musikbranche deutlich unterrepräsentiert. Nimmt man die Konferenz MEET Hamburg 2018 als Beispiel, eine Veranstaltung für Nachwuchs in der Eventbranche, erkennt man schon an der Panelverteilung ein Ungleichgewicht.92 Die einzigen Panelteilnehmerinnen Projektmanufaktur 20 e. V. (Hrsg.): Programm 2018, online unter: http://www.meethamburg.de/kongress/programm/ (Stand: 27.05.2018) 92
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sprechen genau über dieses Thema: Ihre Weiblichkeit in der Branche. Alle Panelteilnehmer im Gegensatz haben berufsspezifische Thematiken. Hier spielt der sogenannte „Unconscious Bias“ eine Rolle, also „handlungsleitende Tendenzen in der Beurteilung von Menschen […], die auf unbewusste Wahrnehmungs- und Lernmechanismen zurückgehen.“93 Auswahlverfahren und Umgang müssen hier auf unbewusste Benachteiligungen untersucht und diese anschließend beseitigt werden. Kleine Signale können dabei schon in der sprachlichen Formulierung stecken. Wie die heftige Debatte um die Anrede einer Sparkassenkundin im März 2018 zeigte, ist die Aktualität des Themas größer denn je.94 Das Problem der sexuellen Übergriffe auf Veranstaltungen wurde bereits in Kapitel 2.4 erwähnt und hat außer den genannten Ergebnissen zu einer weiteren Idee geführt. Die „Wo geht’s hier nach Panama?“ Aktion des Hurricane und Southside Festivals sorgt für informierte Ansprechpartner*innen in einer empfundenen oder tatsächlichen Bedrohungssituation.95 Völlig unabhängig von was diese ausgelöst wurde, können Besucher*innen mit diesem Satz in einen geschützten Bereich gelangen und zur Ruhe kommen. Denkbar wäre ein Safe Space auch bei ICS Veranstaltungen umzusetzen. Um diesen Safe Space möglichst wenig nötig zu machen, haben Frauen*, nonbinäre und Trans*menschen die Aktion #killtheking ins Leben gerufen. Die Metalversion der #metoo Debatte fordert klare Stellungnahmen gegen Sexismus und Belästigungen. Dies ist nicht nur innerhalb der Besucher*innen ein wichtiger Schritt, aber auch im Bandbooking. Die Initiative erklärt sich so: “We, […] demand that bands, record labels, bookers, music magazines and fans take a stand against sexism, assault and abuse. Quit putting offenders on the stage for people to worship. Do not allow your fans to grope and molest people in the audience. Don't be loyal to an abuser. […] Every time you defend an abuser, even if he is a member of your favourite heavy metal band, you spit in the face of thousands of women active within the scene you love so much. Every time you make dumb excuses to explain
Kunzmann, E. M., Ringelband, O. & Hoyndorf, A. (Hrsg.): Geschlechterbasierte Vorurteile in der Auswahl von Top-Managern, erscheint in: M. Domsch, D. Ladwig & F. Weber - Vorurteile im Arbeitsleben – Unconscious Bias erkennen, vermeiden und abbauen. Springer. 2018 94 Handelsblatt GmbH (Hrsg.): Sparkassen-Kundin unterliegt im Formular-Streit um Gleichberechtigung, online unter: http://www.handelsblatt.com/finanzen/steuern-recht/recht/bundesgerichtshof-sparkassen-kundin-unterliegt-im-formular-streit-um-gleichberechtigung/21062978.html?ticket=ST-584023thfX4hefWSBkcmFOlpXm-ap3 (Stand: 27.05.2018) 95 FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH (Hrsg.): News Wo geht’s nach Panama, online unter: https://www.hurricane.de/de/infos/news/wo-gehts-nach-panama1/ (Stand: 27.05.2018) 93
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your friend's behaviour you tell your sister her experience is worth shit.” 96 Eine Kooperation im neuen Awarenessbereich würde diesem wichtigen und ernsten Thema Raum und Gehör geben. Die Wacken Foundation begleitet seit 2009 die Veranstalter als gemeinnützige Stiftung und fördert seitdem den Musiknachwuchs der Rock- und Metalszene. So unterstützt sie bei Instrumentenkäufen, anderweitiger technischer Ausrüstung und Kosten die beim Produzieren der jeweiligen Kunstform anfallen. Bei den Wacken Open Airs stellt die Foundation ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, um auf dem Festivalgelände mit Tribikes Pfandbecher, PET-Flaschen und Pfanddosen zu sammeln und den Erlös in die Stiftung fließen zu lassen. Ebenfalls gefördert durch die Wacken Foundation wird das Wacken Music Camp, bei dem Jugendliche ab 13 Jahren selbst Musik machen können. Unterstützung gibt es dabei von erfahrenen Musiker*innen und Produzent*innen aus der Szene. In Sachen Versorgung sind Festivals für gewöhnlich sehr vielfältig aufgestellt. Wichtig dabei ist die schnelle Verfügbarkeit, Geschmack und Energiezufuhr. In Wacken besteht bereits die Kooperation mit regionalen Anbieter*innen und sollte nicht nur beibehalten sondern auch ausgebaut werden. Regionale Produkte sorgen für kurze Lieferwege, Unterstützung der angrenzenden Bevölkerung und eröffnen wieder neue Sponsoringmöglichkeiten. Weiter sollte bei den auf dem Gelände angebotenen Essensmöglichkeiten auf eine fleischlose bis vegane Ernährung fokussiert werden. In einer Studie von Springmann, Godfrey, Rayner und Scarborough werden vier verschiedene Modelle der Ernährungsweise in Zukunft untersucht.97 Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Vergleich tatsächlicher Ernährungsformen und empfohlener Formen gesunder Ernährung mit vegetarischer und veganer Ernährung. Allein aus gesundheitlichen Aspekten, dem Rückgang von Herzkrankheiten, würde eine vegane Bevölkerung 8.1 Millionen tote Menschen pro Jahr verhindern. Bis zu 80% der Treibhausgasemissionen aus der Lebensmittelindustrie, die mehr als ein Viertel der gesamten Emissionen ausmacht, entstehen aus der Massentierhaltung. Durch die Methanproduktion in großen
Hårdrocksuppropet (Hrsg.): Kill the king, online unter: https://www.facebook.com/killthekingtoo/ (Stand: 30.05.2018) 97 Springmann, M./Godfray, H. C. J. /Rayner, M./Scarborough, P. (Hrsg.): Analysis and valuation of the health and climate change cobenefits of dietary change, PNAS 2016 96
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Massen trägt diese erheblich zur Klimaerwärmung bei. Die genannten Emissionen werden sich bis 2050 im Vergleich zu den anderen Szenarios um 51% erhöhen und entstehen aus der Produktion roten Fleisches, Geflügel, Eiern und Milchprodukten. Betrachtet man die Kosten für entstehende Krankheiten, den reinen Wert des Lebens an sich oder die Ersparnisse durch Senken der Treibhausgasemissionen – in allen drei Ansätzen ist eine vegane Ernährungsweise die kostengünstigste. Desweiteren beeinflusst eine Fokussierung auf fleischlose Ernährung die soziale Säule der Nachhaltigkeit. Laut der Welternährungsorganisation FAO litten im Jahr 2012 weltweit 870 Millionen Menschen an Hunger und Unterernährung.98 Das Umweltbundesamt sieht in dieser Problematik vor allem die Nutztierhaltung als Grund, da hohe Anteile, die an Tiere verfüttert werden, auch für den Menschen genießbar wären. 99 Weniger als die Hälfte des weltweit produzierten Getreides wird zur menschlichen Ernährung verwendet und dazu noch in Entwicklungsländern in Bereiche des Regenwalds angebaut. Da bis zum Jahr 2050 circa 9 Milliarden Menschen ernährt werden müssen, spitzt sich diese Situation zunehmend zu. So hätten die Veranstaltungen von ICS die Möglichkeit, über diese Fakten zu informieren und mit gutem Beispiel voranzugehen. Werden genügend Möglichkeiten angeboten und die Erfahrung des Festivals mit dem Erlebnis, fleischlos lecker eine gute Zeit zu haben, verknüpft, kann eine langfristige Wirkung erzielt werden. Sollte nicht ganz auf die vollständige Auswahl verzichtet werden wollen, zeigen Umfragen, dass vor allem junge Menschen gerne etwas mehr Geld ausgeben um für bessere Haltungsbedingungen einzustehen und eröffnen so die Möglichkeit, mit demeter oder anderen Bioanbieter*innen ein Bewusstsein für achtsamen Konsum zu schaffen. Für übrig gebliebene Lebensmittel aus den Camps können auf der Campingfläche neue Foodstationen erstellt werden. Dabei böte sich eine Kombination aus Foodsharing, Tafeln und regionalen Einkaufsmöglichkeiten an. Vor Ort einzukaufen reduziert nicht nur den Verpackungsmüll, sondern kann vor allem für weniger Gepäck sorgen, das sonst als Grund für eine Anreise mit dem Auto verwendet werden würde.
Food and Agriculture Organization of the United Nations (Hrsg.): The state of food security and nutrition in the world, online unter: http://www.fao.org/state-of-food-security-nutrition/en/ (Stand:28.05.2018) 99 Umweltbundesamt (Hrsg.): Globale Landflächen und Biomasse, online unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/globale_landflaechen_biomasse_bf_klein.pdf (Stand: 28.05.2018) 98
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Bei einer Kooperation mit Fairteilern, also Regalen, in denen übrig gebliebene Lebensmittel für andere freigegeben oder für den eigenen Bedarf mitgenommen werden können, sowie Tafelmitarbeiter*innen können intern und extern Menschen von der Veranstaltung in der Region profitieren. Schon seit einiger Zeit arbeitet ICS mit Viva Con Agua de St. Pauli zusammen. Um die Künstler*innen und die Crew in den Backstagebereichen mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen, wird gebrandetes Wackenwasser aus dem Haus Viva Con Agua ausgegeben. Leider folgen die keinem Pfandsystem. Hier gilt es in Zusammenarbeit mit den Empfänger*innen des Wassers aufzuarbeiten, welche Vorteile Pfandflaschen haben und wie die Behältnisse umweltgerecht gesammelt werden können. Dabei ist vor allem wichtig, Pfandmehrwegflaschen den –einwegflaschen vorzuziehen. Letztere werden in den seltensten Fällen neu befüllt und landen stattdessen in der Polyesterproduktion oder ähnlichem. Viva Con Agua stellt zusätzlich freiwillige Helfer*innen, um auf dem Festivalgelände Pfandbecher zu sammeln und so ihren Projekten zukommen zu lassen. Ein eigener Präsentationsbereich in der Awareness Area, wie im Folgenden erläutert, ist deshalb aufgrund der aktiven Präsenz sinnvoll. Viele Besucher*innen haben in der exemplarischen Erhebung Bedenken zum Thema Müll geäußert.100 Vor allem der Anblick an massenhaft zurückgelassenem Campingmaterial hat viele schockiert. Bereits bei Frage 2 wurde circa 40 Mal das Thema Müll und Plastik als Grund für die Wichtigkeit von nachhaltiger Ausrichtung eines Festivals genannt. Bei Frage 5 erwähnt sogar über die Hälfte der Befragten auf die Frage, was sie selbst ändern würden, das Thema Müll. Um diesem Problem entgegen zu treten sind mehrere Maßnahmen erforderlich. Zum einen muss deutlicher kommuniziert werden, wie die Konsequenzen der mutwilligen Verschmutzung aussehen. Dabei müssen Informationen und Verantwortungsbewusstsein nicht nur an die Gäste, sondern auch die gesamte Lieferkette vermittelt werden. Standbetreiber*innen auf dem Gelände müssen angesprochen und gemeinsame Lösungswege gefunden werden. So ist der Wechsel von Einweg- auf Mehrweggeschirr und Spülstationen (eventuell mit Vergünstigungen für das Spülen durch die Gäste selbst) empfehlenswert. Der Einsatz von kompostier- oder essbarem Geschirr ist vor allem bei pflanzlichen Speiseangeboten eine
100
Anlage 4: Umfrage auf Survey Monkey
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Alternative. Wenn Besucher*innen nicht auf größere Möbelstücke wie Sofas, Kühlschränke, nichtzusammenklappbare Tische und Sitzgelegenheiten verzichten können, wäre es denkbar, sollte man kein vollständiges Verbot aussprechen wollen, dafür ein extra Pfand bei der ohnehin erfolgenden Durchsuchung der Fahrzeuge einzuführen. Auffällig unsaubere Camps könnten konkret von Teams angesprochen werden. Bereits eingesetzt und beibehalten werden sollten die Trashmobiles, die über den Campingbereich fahren und bei der Sammlung von Müllsäcken unterstützen. Solange das Thema übrig gebliebener Campingartikel nicht besser gelöst werden kann, empfiehlt es sich gemeinnützige Organisationen wie Hanseatic Help zum Sammeln der brauchbaren Gegenstände nach Beendigung des Festivals auf das Gelände zu lassen. Ein weiteres bekanntes Problem auf Großveranstaltungen ist die Toilettensituation. Hamish Skermer, Unternehmer und Chemiker, drückt das folgendermaßen aus: “People expect a bad experience when they go to the toilet at an open-air event […] and in many cases the thought of going is enough to keep them away from a festival.”101 Sein Unternehmen Natural Event hat transportable Toiletten entwickelt, die mit Sägespänen statt Wasser arbeiten und so fast vollständig schlechten Geruch vermeiden. Auch er spricht den Effekt der positive Erlebnisse auf Festivals mit dem Verhalten in Zukunft an: “Our organic toilets will put a smile on their face and may even encourage them to search out other green solutions.” Nicht nur die Nutzung für Festivalbesucher*innen wird so komfortabler und angenehmer, auch die Überreste können weiterverwendet werden. Als Dünger kann der Kompost phosphatbasierende Düngemittel ersetzen und so als erneuerbare Ressource in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Phosphor ist nicht nur eine zur Neige gehende Ressource, nurnoch circa 100 Jahre soll der Rohstoff zur Verfügung stehen, sie ist auch schädlich für Gewässer wenn sie auf landwirtschaftlichen Flächen, vor allem in Tierhaltung und Biogasanlagen, eingesetzt wird.102 Auch die Flächen des Wacken Open Airs und anderen Veranstaltungen von ICS werden landwirtschaftlich genutzt. Durch die schweren Transporte während dem Auf- und
Telegraph Media Group Limited (Hrsg.): Glastonbury: has the smelly loo at festivals had its day?, online unter: http://www.telegraph.co.uk/culture/glastonbury/11701423/Glastonbury-has-the-smellyloo-at-festivals-had-its-day.html (Stand: 29.05.2018) 102 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.): Nachhaltiger Umgang mit der begrenzten Ressource Phosphor durch Recycling und Erhöhung der Phosphoreffizienz der Düngung, online unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Duengungsfragen/Phosphor.pdf?__blob=publicationFile (Stand: 29.05.2018) 101
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Abbau leidet der Boden vor allem bei Nässe durch tiefe Furchen im Boden und während des Festivals durch Abfälle und die vielen tausend Gäste. Um einen Teil des Transports zu vermeiden, wurde auf dem Wackengelände eine Bierpipeline installiert, durch die auch Stromkabel gelegt werden können. Strom, Wasser und Abwasser sollten als langfristiges Ziel ebenfalls unter der Erde verlaufen können, Toilettensysteme eventuell abpumpbar werden. Fahrzeuge müssen auf Effizienz und Notwendigkeit geprüft werden, unerlässliche gegebenenfalls mit besseren Möglichkeiten ersetzt oder anders ausgestattet werden. Hier kommen die E-Mobilität wieder zum Tragen sowie eine schonende Bereifung der Fahrzeuge. Green Camping ist ein Konzept, das bisher bei Wacken leider nicht zum Einsatz kam. Die ruhigeren, saubereren, familienfreundlichen Abschnitte auf dem Campingplatz sind auf zahlreichen anderen Veranstaltungen bereits sehr beliebt. Ohne Aufpreis aber mit rechtzeitiger Anmeldung gelten in dem begrenzten Areal strengere Ruhezeiten, Mülltrennung und Generatorenverbot. Pavillons und andere große Bauten sind nicht erwünscht, lediglich Zelte sollen den Platz belegen. Vor allem aber verpflichten sich die Camper*innen, alles was sie mitgebracht haben, auch wieder mitzunehmen. Anbetrachts der sonstigen Bemühungen, auf dem Campinggelände den zurückgelassenen Müll zu reduzieren, gehen Green Camper mit einem guten Beispiel voran und sind so das Ideal, was auf dem gesamte Gelände zu erreichen sein sollte. Die Kombination von Komposttoiletten, Fairteilern und anderen Maßnahmen wäre hier besonders denkbar. Eine identische Umsetzung im Wohnmobilbereich ist ebenfalls möglich. Besonders bei den Green Camps besteht eine hohe Chance der Kommunikationsbereitschaft der Camper*innen mit den Festivalbetreiber*innen. Weiterentwicklungen und neue Ideen können hier, ebenso wie bei der Full Metal Army, zu größeren Erfolgen führen. Besonders Eigenverantwortlichkeit, ein solidarisches Miteinander und Rücksichtnahme stärken den sozialen Aspekt des Festivalerlebnisses. Anknüpfend an die Idee einer vorangegangenen Erhebung in der Firma könnte die CO2-Bilanz in zwei Richtungen verbessert werden. So kann zusätzlich zur Reduzierung bei Strom, Anreise und Verpflegung auch ein Ausgleich geschaffen werden. Mittels Aufforstungsprojekt können Besucher*innen Patenschaften erwerben und in ihrem Namen Bäume pflanzen lassen. Dazu müsste der CO2-Ausstoß, der während eines
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Events verursacht wird, erhoben werden und gegen die benötigte Anzahl Bäume hochgerechnet werden. Anhand dessen kann entschieden werden, wieviel das Unternehmen selbst investieren möchte und wie Anreize für Gäste geschaffen werden könnten. Auch hier ist das später vorgestellte Green Code Konzept der App eine Stellschraube. Weitere Verbesserungen der Bilanz sind natürlich über erneuerbare Energien und intelligente Stromnutzung machbar. Die Gewinnung des Stroms auf nachhaltige Anbieter*innen umzulenken kann ein langfristiges Ziel der ICS Veranstaltungen werden. Dabei ist die Gewinnung aus Wind, Wasser oder Sonne möglich. Der Ausbau der Zusammenarbeit mit Unternehmen wie SolarDirect, wo ohnehin schon Verbindungen bestehen, ist sinnvoll. Besonders eine Analyse des Gebrauchs von Generatoren ist bei einem temporären Event von großer Wichtigkeit. Hier besteht auch die Möglichkeit, im Campingareal die Nutzung von privaten Generatoren zu verringern und Alternativen wie zentrale Anlaufstellen zu schaffen. Dies wurde auch von befragten Besucher*innen angemerkt. Auch eine energieeffiziente Technik trägt maßgeblich zur Verringerung der Emissionen bei. Das Technikunternehmen Satis&Fy hat auf Events wie der Karma Konsum Konferenz mit entsprechenden Einsparungen Erfahrungen gemacht. 103 Prinzipiell sei es laut Frank Simon, der technische Projektleiter von Satis&Fy, empfehlenswert, die Gegebenheiten vor Ort möglichst auszunutzen. Außerdem zum Einsatz kämen stromsparende LEDs, wiederverwendbare Displays und Befestigungsmaterialien, Sei die Wiederverwertung nicht machbar, seien Kooperationen mit lokalen Firmen, die die Materialien eventuell weiter nutzen könnten ein Lösungsweg. Wichtig sei außerdem, möglichst platz- und gewichtssparend zu arbeiten, um dann in der Folge weniger transportieren zu müssen. Kein Gewerk dürfe dabei aus den Augen verloren werden. Speziell für ein Motorsportevent wie dem Werner Rennen scheinen erneuerbare Energien und die Vollgasattitüde erstmal nicht zusammenzupassen. Aber selbst dieser Widerspruch ist überwindbar. In Zeiten von E-Mobilität ist ein Biodieselrennwagen nicht weit. Die Four Motors GmbH setzt sich seit Jahren mit Alternativen für den Rennsport auseinander.104 „Wir zeigen, dass Verpflichtung zur Nachhaltigkeit und Rennspaß sich
Eveosblog – Stein&Stein GbR (Hrsg.): Praxisbeispiel für nachhaltige Events Teil 2: Technik & Messebau der Karma-Konsum Konferenz, online unter: https://www.eveosblog.de/2015/03/31/praxis-beispiel-nachhaltige-events-technik-messebau-karma-konsum-konferenz/ (Stand: 02.02.2018) 104 Four Motors GmbH (Hrsg.): Mobilität der Zukunft, online unter: http://www.fourmotors.com/ (Stand: 30.05.2018) 103
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nicht ausschließen“, sagt Smudo, Frontmann der Fantastischen Vier und Rennfahrer für das erste Motorsportteam mit der Spezialisierung auf nachhaltige Mobilität. Diese Seite des Motorsports auf dem Werner Rennen zu präsentieren erschließt wieder neue Zielgruppen für Besucher*innen sowie Sponsoringzwecke. Beim Thema Mobilität fällt zu allererst die Anreise der Gäste einer Veranstaltung ins Auge. Mit dem Metaltrain wird dabei wie in der Status Quo Analyse erläutert bereits ein Anreiz geschaffen, das eigene Auto zuhause zu lassen. Die Anreise mit Bus und Bahn sowie Mitfahrgelegenheiten können die bisher unvermeidbaren Staus verringern. Auf Raumobil.de105 kann mit Eingabe des Start- und Endpunktes eine passende Mitfahrgelegenheit gefunden werden. Blablacar ist ein weiterer zur Kooperation geeigneter Anbieter für gemeinsame Anreisen. Die Einführung eines Kombitickets, bei dem die Anreise direkt mit dabei ist, kann die Entscheidung zusätzlich vereinfachen. Ein weiterer Punkt zur Motivation ist die Verringerung des Gepäcks. Durch Aktionen wie Mein Zelt steht schon oder Einkaufsmöglichkeiten auf dem Gelände kann hier auf das Nötigste reduziert werden. Weiter denkbar sind der Verleih von Grillgeräten oder gemeinsame Grillstationen auf dem Campinggelände. Mit getrennten Mülltonnen ausgestattet können die auch noch das Problem von größerer Verschmutzung lösen und tragen zum sozialen Miteinander bei. Auf dem Gelände selbst werden bisher Shuttlebusse aus den entfernteren Ecken des Campingareals angeboten. Als Alternative für die Busse böte sich ein stadtradähnliches Konzept an, bei dem man über die App der jeweiligen Veranstaltung ein Rad leihen und dies zur Fortbewegung auf dem Gelände nutzen kann. Selbstverständlich müssen dafür mehrere Anlaufstationen eingerichtet werden. Seit einiger Zeit ist der Begriff Gamification, also Spielifizierung, bei Wissenschaftlern ein Begriff.106 Dabei hat sich herausgestellt, dass eine intrinsische Motivation ausgelöst werden kann, wenn Inhalte spielerisch vermittelt werden. Besonders motivierend sind dabei schon der Aufstieg von Level zu Level, das Sammeln von Punkten und ein direktes Feedback zur absolvierten Tätigkeit. Daran anzuknüpfen versucht die Idee
Raumobil GmbH (Hrsg.): Green Mobility, online unter: https://www.greenmobility.de/itzehoe/wacken/anreise (Stand: 02.02.2018) 106 Seupel, Mara (Hrsg.): Gamification – Spielerei oder Innovation?, Medienproduktion – Online-Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, online unter: https://www.researchgate.net/publication/284625246_Gamification_-_Spielerei_oder_Innovation (Stand: 27.05.2018) 105
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der Green Codes über die bisher für das Wacken Open Air zuständige App. Mithilfe der Gamification könnte man Nutzer*innen dazu motivieren, durch nachhaltige Verhaltensweisen Punkte zu sammeln und zu Nachhaltigkeitsexpert*innen zu werden. Entsprechende Verhaltensweisen können der Kauf von Anreisekombitickets sein, das zusätzliche Abgeben von Müllsäcken, die Nutzung der Fahrradstationen, Aktivitäten in der Awarenessarea, Green Camping, der Kauf von nachhaltigen Produkten und vieles mehr. Die Möglichkeit besteht dann, dieses Verhalten auch in der Realität zu belohnen. Denkbar wären dabei kleine Goodies, Bonuszeit an den Handyladestationen oder ab einer bestimmten Summe größere Awards wie Freigetränke, T-Shirts orientiert am Beispiel der Bloodsponsors oder CO2-Ausgleichsfläche im Dark Forest, wie später erläutert. Nach dem Vorbild des Wacken Foundation Camps könnte dieses in eine sogenannte Aware/Beware Area umgewandelt werden. Angeknüpft an die Kooperation mit SolarDirect und der stromnetzunabhängigen Nutzung der Sleeping Can wäre eine Bereicherung des Areals mit Kooperationen anderer Umweltschutz- und sozialen Organisationen sinnvoll. Infostände von beispielsweise Greenpeace, Sea Shepherd, Love your tent, Viva Con Agua, der Albert-Schweitzer-Stiftung o.ä. könnten spielerisch auf wichtige Themen hinweisen, Gewinnspiele veranstalten, durch Muskelkraft betriebene Handyladestationen und Green Codes für die optimierte App anbieten. Hier könnte auch nochmal speziell auf die Möglichkeiten auf dem entsprechenden Gelände hingewiesen werden, seien es Anreiseoptionen, Mülltrennung, das Aufforstungsprojekt, Gamification in der App, Green Camping, grüne Toiletten etc. Dies könnte auch ein Bereich für die Aktionen mit Artist Voices, Erklärung im Anschluss, werden. Im Hinblick auf die Optimierung der Full Metal Bags, könnte hier mit einem Beginnercode gestartet werden, um Besucher*innen dazu zu veranlassen, weitere zu sammeln, um den ersten Checkpoint zu knacken. Die Bags fungieren als Goodie und erlaubte Transportmöglichkeit im Infield des Festivals und sind für gewöhnlich mit Flyern, Stickern, Patches, allerlei Nützlichem wie faltbarer Trinkflasche oder Gehörschutz und Werbematerial gefüllt. Hier gilt nochmal genau zu überblicken welcher Inhalt nachhaltig sinnvoll ist. Die Trinkflasche ist als sehr positiv zu bewerten, da wiederbefüllbar und genehmigt auf dem Infield. Bei einigen Goodies in Papierform wäre es interessant nochmal genauer hinzuschauen, bzw. auch da auf wichtige Inhalte wie nachhaltige 49
Neuerungen hinzuweisen. In Plastik verpackte Snacks sind dagegen eher negativ zu verbuchen, da sie in kleinen Portionen große Mengen Müll produzieren und vor allem in Hinblick auf in der Vergangenheit übrig gebliebene und das Mindesthaltbarkeitsdatum überschrittene Lebensmittel unbenutzt entsorgt werden müssen. Merchandising und Branding wird bei ICS allgemein sehr groß geschrieben. Im Shop findet man alles von der Wackenventilkappe über den Bademantel, Aschenbecher, Duschgel, Uhren bis zu Skulpturen, Kinderspielzeug und natürlich Kleidung. Besonders bei letzterem gibt es immer wieder Kritik zu Herstellung und verschwenderischem Umgang. Baumwolle wird zumeist wasser- und pestizidintensiv angebaut, die Arbeitsbedingungen sind oft katastrophal und auch während dem Produktionsprozess geraten die Umwelt verschmutzende Stoffe in den Umlauf. Der bekannte Youtuber Alexander Prinz aka. Der dunkle Parabelritter, der bereits mit dem Open Air zusammengearbeitet hat, hat ein neues Bekleidungslabel unter seinem Namen veröffentlicht. 107 Von Tiling heißt das Projekt und basiert nicht nur auf kunstvoll bedrucktem Merchandise sondern vor allem auf dem Ideal der nachhaltigen und fairen Produktion. Die hochwertigen Kleidungsstücke sind GOTS-zertifiziert, werden CO2-reduziert hergestellt und bestehen ausschließlich aus organischen Materialien. Außerdem werden die Produkte nur auf Bestellung und nicht in großen, kostengünstigen Massen angefertigt. Eine Kooperation würde das richtige Zeichen auf dem Weg zu einem grüneren Festival setzen und weiter zu einer bunten Awarenessarea beitragen. Die Zusammenarbeit mit bekannten Personen kann außerdem zu weiteren Vorteilen führen. Der Aufschwung der sogenannten Influencerszene ist zurzeit nicht zu übersehen und statistisch gesehen sehr erfolgreich, wie in den folgenden beiden Abbildungen zu sehen ist.
VonTiling.de Alexander Prinz (Hrsg.): FAQ, online unter: https://vontiling.de/faq/ (Stand: 30.05.2018) 107
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Abbildung 7: Einfluss von Influencern auf Kaufentscheidungen108
Abbildung 8: Die effektivste Einbindung von Influencern109
Diese Entwicklung kann man sich als Veranstalter*in erheblich zunutze machen, indem Youtubestars und Künstler*innen, die auf dem Event für eine nachhaltige Lebensweise stehen, eingeladen werden. Als Artist Voices können sie so in der Awarenessarea, etwa zu bestimmten Uhrzeiten an einem bestimmten Stand, sogenannte
Faktenkontor (Hrsg.): Haben Sie in den letzten 12 Monaten ein Produkt gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen, weil Blogger oder YouTuber oder andere prominente Personen dafür geworben haben?, online unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/708551/umfrage/einflussvon-influencern-auf-die-kaufentscheidung-nach-geschlecht-in-deutschland/ (Stand: 30.05.2018) 109 Statista GmbH (Hrsg.): Influencer-Marketing: Expertenmeinung – Vergleiche – Trends, online unter: https://de.statista.com/statistik/studie/id/43903/dokument/influencer-marketing-expertenmeinung--vergleiche---trends/ (Stand: 30.05.2018) 108
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Audience Communication betreiben. Viele Künstler*innen beschäftigen sich mit nachhaltigen Themen, vor allem im Metal wird es oft sozialkritisch, Themen wie der Kampf gegen Faschismus, Polizeigewalt, soziale Ungerechtigkeit, Diskriminierung, der Umgang mit Geflüchteten, Umweltschutz und Veganismus kommen immer wieder vor. 110 Als Idole der Besucher*innen und Ambassadore des Festivals haben sie einen ganz anderen Einfluss als andere Marketingmaßnahmen und Bands wie Parkway Drive oder Heaven Shall Burn haben definitiv eine Message zu vermitteln und etwas zu sagen. Dabei können die Künstler*innen eigene Projekte bewerben, die sie unterstützen und gleichzeitig auf die Bemühungen des Festivals selbst aufmerksam machen. Unabhängig vom Thema, sei es Energie, Tierschutz, Wasser, nachhaltige Textilien oder soziale Projekte, und der Aktionsform wie gemeinsame Kreationen, Expert*innenrunden, Diskussionen oder Vorträge, die Aufmerksamkeit der Fans wird ganz klar darauf gelenkt, dass sie selbst etwas verändern können und nehmen das Erlebnis, Gemeinsamkeiten mit ihren Lieblingsbands auch außerhalb des Festivals etwas zu bewegen mit nach Hause. Auf das Werner Rennen angewendet, bietet sich hier vor allem die Zusammenarbeit mit Smudo von den Fantastischen Vier an. Wie bereits beim Thema erneuerbare Energien beschrieben, setzt sich der Künstler für einen umweltfreundlichen Weg seiner Leidenschaft ein und kann so viele Besucher*innen persönlich erreichen. 3.5 Implementierung in das Unternehmenskonzept Setzt man die in 3.4 erwählten Strategien konkret um, entsteht ein einheitliches Konzept. Wie Marc Loewe im Experteninterview schon sagt, müssen die Vorgaben auf die Bedürfnisse auf das jeweilige Festival angepasst werden.111 Daher ist es sinnvoll, eine eigene maßgebende Richtlinie zu finden, die jedoch keine in Stein gemeißelten Ziele enthält, sondern zu einer kontinuierlichen Verbesserung beiträgt. Dazu ist die Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs bzw. firmeninternen Handbuchs mit einzuhaltenden Zeiträumen und regelmäßiger Erfolgskontrolle ein Muss. Darin sind alle ver-
Metal Hammer (Hrsg.): Meinung: Hört endlich auf zu behaupten, dass Metal und Politik nicht zusammengehören, online unter: https://www.metal-hammer.de/meinung-hoert-endlich-auf-zu-behaupten-dass-metal-und-politik-nicht-zusammengehoeren-679867/ (Stand: 30.05.2018) 111 Loewe, Marc, 2018. E-Mailinterview. Im Gespräch mit B. Thum. Hamburg, 16. Mai 2018, 10.00 Uhr (Transkription in Anhang 1) 110
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gangenen, aktuellen und geplanten operativen und strategischen Verfahren festzuhalten. So kann intern kommuniziert werden, welche Aufgabenbereiche in welches Gewerk fallen und wie jede*r einzelne Mitarbeiter*in zu einer nachhaltigen Verbesserung beitragen kann. Weiter kann dann entschieden werden, welche Informationen an welche externen Empfänger gegeben werden. Unterschiedliche Stakeholder mit unterschiedlichen Bedürfnissen und ebenso unterschiedlichem eigenen Wirkungsgrad müssen dabei genau definiert werden. Das geht auch aus der Definition Große Ophoffs hervor: „Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement ist ein umfassender Ansatz zur Planung, Umsetzung, Dokumentation und Weiterentwicklung von umweltgerechten Veranstaltungen, der alle für die umweltgerechte Durchführung der Veranstaltung relevanten Akteure, wie Mitarbeiter, Zulieferer, Dienstleister und Teilnehmer einbezieht.“112 Der Sounds of Nature Leitfaden beschreibt dabei nochmal die Problematik im strikten Trennen interner und externer Stakeholder.113 Genannt werden Crew, Dienstleister*innen, Konzessionäre, Künstler*innen, Sponsoringpartner*innen, Politik und Verwaltung. Da ist genau auszuwählen, welche Informationen an welche Gewerke vermittelt werden sollen und welche schließlich zum*zur Endkonsument*in gelangen sollen. Trotz dieses Auswahlverfahrens muss ein hohes Maß an Transparenz gewahrt werden. Um die Ideen in ein einheitliches visuelles Bild zu bringen, bietet sich ein Twopager in Broschürenform an, der eine neue Dachmarke vorstellt und folgendermaßen aussehen könnte:
Große Ophoff, Markus (Hrsg.): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement - Green Meetings als Zukunftsprojekt für die Veranstaltungsbranche, oekom Verlag, München 2016 113 Sounds for Nature Foundation e.V. (Hrsg.): SfN-Leitfaden und Siegel, online unter: http://soundsfornature.eu/wp-content/uploads/SFN_Leitfaden_web.pdf S.15-20 (Stand: 18.04.2018) 112
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Open Air Veranstaltungen des ICS Netzwerks
ICSustainability – All you need is awareness Vision Was mit Metal4Nature beim Wacken Open Air seinen Anfang fand, soll künftig den Bedürfnissen unserer Umwelt entsprechend weiter wachsen. Das ICS Netzwerk sieht sich als eines der größten Veranstaltungsbetriebe in der Pflicht, seinen Teil zur Bewahrung unserer wertvollen Natur und Stärkung unseres sozialen Miteinanders beizutragen. Dieselbe Leidenschaft und Loyalität, die unser Team als Heavy Metal Family zusammenhält und mit allen Fans verbindet, soll sich in unserem Handeln durch ein nachhaltiges Bewusstsein in allen Bereichen widerspiegeln.
Wacken Foundation Die Wacken Foundation kümmert sich bereits seit Jahren um aufstrebende Künstler und hilft ihnen durch Spenden, den aktuellen Entwicklungen des Musikmarktes zu trotzen. Mit prominenten Kuratoren wie Doro Pesch hat sich die gemeinnützige Stiftung ganz der heavy Musik verschrieben.
Erneuerbare Energien Mit SolarDirect ist bereits unsere Wacken Foundation ganz vorne mit dabei um sich autonom mit Strom zu versorgen. Dies wollen wir auf weitere Bereiche ausweiten und haben das Ziel bis 2020 eine überwiegend erneuerbare Energiestrategie zu fahren, die stetig ausgebaut werden soll.
Lebensmittel Die Verpflegung auf einem Festival muss schnell gehen, lecker sein und Energie liefern. Durch regionale Produkte und kurze Lieferwege wird nicht zusätzlich die Umwelt belastet. Durch einen Fokus auf vegane und vegetarische Optionen werden CO2Bilanz und Wasserverbrauch deutlich gesenkt. Wer auf die Bratwurst dennoch nicht verzichten kann, findet regionale Bioprodukte aus kontrollierten Betrieben. Auch einen Markt mit Anbieter*innen aus der Region zum Vorräte auffüllen findet man auf unseren Events. So verderben weniger Lebensmittel und es entsteht weniger Verpackungsmüll beim Transport.
Viva Con Agua Wie bereits seit einigen Jahren arbeitet ICS mit Viva con Agua zusammen. Nicht nur das Wacken Agua kommt von dem gemeinnützigen Verein, sondern vor allem auf dem Gelände gibt es überall Möglichkeiten für die Besucher*innen Becherpfandspenden zu leisten. Zum persönlichen Kontakt ist Viva Con Agua auch in unserer Aware/Beware Area zu finden.
Müll/Speisereste In den Trashmobiles können Besucher*innen ihre Müllsäcke direkt entsorgen – sie kommen direkt auf den Platz gefahren! Und manche können auf ihr Sofa von zuhause einfach nicht verzichten? Kein Problem, wenn vorgezeigt wird, dass es auch wieder eingepackt wurde, gibt es das Sofapfand beim Auslass zurück. Es sind noch mehr Sachen übrig geblieben, die gar nicht so schnell „vernichtet“ werden konnten? Gerne nimmt das Zelt der Tafel übrig gebliebene, ungeöffnete Lebensmittel entgegen und unsere Foodsharing-Stationen sind für jede*n zugänglich.
Toiletten Durch die Zusammenarbeit mit Natural Event haben wir das leidige Festivalthema auf ein neues Level gebracht. Zahlreiche der unbeliebten Dixis wurden durch Kompost- und Vakuumtoiletten ersetzt und verringern damit nicht nur die Zahl der „zum kotzenden“ Toilettengänge, sondern tun sogar danach noch etwas Gutes: die Hinterlassenschaften werden zu Dünger weiterverarbeitet und trotzen so der bevorstehenden Phosphorknappheit. Denn bekannt ist ja, das Holy Land ist nicht das ganze Jahr Metalarea, nach wie vor wird hier Landwirtschaft und Bodenschutz betrieben.
Bodenschutz/Bierpipeline Wie schon erwähnt, ist der Schutz des Wacken Holy Land essentiell. Im Jahr 2017 haben wir den Schritt gewagt: die Bierpipeline erspart dem Gelände viele Tonnen LKW-Last. Bis zu 10.000 Liter pro Stunde können wir durch die kilometerlangen Schläuche pumpen. Auch für Strom und Glasfaser gibt es jetzt dauerhaft Platz. Selbstverständlich kann dieses permanente Projekt nicht bei jeder Veranstaltung zum Einsatz kommen, jedoch werden auch abseits davon speziell bereifte Fahrzeuge – wenn sie überhaupt nötig sind – zum Einsatz kommen.
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Open Air Veranstaltungen des ICS Netzwerks
ICSustainability – All you need is awareness Anreise Reisen im stickigen Auto mit Koffern und bis oben hin vollbesetzt? Mit dem Bier warten, bis das Auto abgestellt ist? Die Zeiten sind vorbei. Wer ganz entspannt an unsere entlegenen Erlebnisorte kommen möchte, entdeckt die Möglichkeit des Metaltrain für sich. Und auch bei anderen Veranstaltungen gibt es bei Ticketkauf die Option der Anreisekombibuchung. Wer dennoch lieber mit 4 Rädern statt auf Schienen anreist, kann sich auf Raumobil mit Gleichgesinnten zusammenschließen. Alleine im Auto ist schließlich langweilig und jedes Ziel ist durch einfaches Eintippen erreichbar.
Green Camping Bekannt, bewährt und endlich auch auf unseren Festivals zu finden. Unabhängig von der Veranstaltung, die ihr besucht, es gibt immer die Möglichkeit sich mit ruhigeren und saubereren Mitcamper*innen zusammenzufinden und ein weniger chaotisches Festival zu verbringen.
Artist Voices Um das Thema Umweltschutz emotional näher an die Besucher*innen zu bringen, bemühen wir Ambassadore, die sich auch als Künstler*innen dem Thema Umweltschutz verschrieben haben. Bei speziellen Talkrunden mit Expert*innen soll hier Interesse geweckt werden.
Dark Forest Green Camping ist noch nicht genug? Unsere Besucher*innen können jederzeit Patenschaften übernehmen. Mit einem zubuchbaren CO2Ausgleichsaufschlag beim Ticketpreis werden Baumpatenschaften finanziert, die in ein Aufforstungsprojekt fließen. Oder wurden sogar schon genug Green Codes gesammelt?
Aware/beware Metalheads Area Im neugestalteten Awarenessbereich befinden sich verschiedene Infostände, die über ihre unterschiedliche Themen aufklären. Angeschlossen an den Lebensmittelmarkt bieten Umweltschutzorganisationen, Sponsoren mit den Themen erneuerbare Energien oder Wasserersparnisse sowie Tierschutzstiftungen nicht nur Aufklärung, sondern Mitmachaktionen, Handyladestationen und Wettbewerbe an. Hier kann man sich auch über die schon seit Jahren erfolgreiche Blutspendeaktion informieren und gute Vorsätze machen – wer braucht dafür schon einen Jahreswechsel?
Inklusion/Equality Mit Inklusion muss laut sein und Wo geht’s hier nach Panama wurden zwei Initiativen ins Leben gerufen, die für ein aufmerksames Miteinander sorgen sollen. Mit speziellen Zugängen, Tribüne und Begleitpersontickets wird das Gelände selbst beim berühmten Wackenmatsch mit dem Rolli befahrbar. Panama ist der Safe Space, der bei bedrohlichen Situationen aufgesucht werden kann – und wirklich jeder unserer Mitarbeiter*innen weiß, auf diesen Satz richtig zu reagieren.
Von Tiling Merchandise wird bei ICS ganz groß geschrieben. Wirklich alles, vom Haargummi über die Ventilkappe bis natürlich zum klassischen Festivalshirt gibt es alles was das Fanherz begehrt. Da in der T-Shirtproduktion weltweit katastrophale – menschlich sowie nachhaltig – Zustände herrschen, haben wir uns zu einer Kooperation mit Von Tiling entschlossen. Dass durch den Youtuber Der dunkle Parabelritter bekannte Label kümmert sich um nachhaltige und faire Produktion, sowie CO2Reduktion und nachwachsende Rohstoffe.
APPsolut einzigartig Die App zum Wacken Open Air an sich ist keine Neuerung. Aber sie kann jetzt noch mehr! Um noch grüner zu werden gibt es für jeden, der mit uns diese Mission erfüllen möchte, Treats und Tricks bei einigen Aktionen. Vom Müll entsorgen übers am Rad strampeln bis zu Tafelspenden und schlaue Anreiseentscheidungen – die Green Codes lohnen sich!
Du hast ein Festival von uns besucht und Feedback oder Anregungen? Wir freuen uns auf deine Ideen: icsustainability@ics-int.com
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Wichtig ist außerdem, die im Flyer ausgeführten Bereiche online richtig zu repräsentieren. Bisher gibt es zwar einen Communityreiter auf der Homepage des Wacken Open Air, jedoch müssen die neuen Vorsätze gesondert gekennzeichnet und einfacher zu finden sein. Dabei wären Querverweise zwischen der Netzwerkhomepage und den einzelnen Events vonnöten. Die Kommunikation während dem Festival selbst kann durch vielfältige Möglichkeiten passieren. Die Green Code Aktion und die Aware/Beware Area beispielsweise lässt sich sehr schön in die Videos zwischen den Sicherheitshinweisen und Werbefilmen einbauen. Nirgendwo sonst ist die Aufmerksamkeit der Besucher*innen so groß wie vor den Bühnen. Eine ausreichende Beschilderung zu Mülltrennstationen, Foodsharingstationen, dem Frischesupermarkt, den Komposttoiletten und der Aware/Beware Area ist unerlässlich. Für die Initiative Panama müssen Vertrauenspersonen entsprechend gekennzeichnet sein oder die Gewährleistung bestehen, dass wirklich jedes Crewmitglied gebrieft ist. Die Zuständigkeit für die Umsetzung in der Firma muss klar geregelt werden. Ein*e Nachhaltigkeitsbeauftragte*r und ein eventuell zugehöriges Team ist dabei sinnvoll. Mit der entsprechenden Rückendeckung der Geschäftsführung kann eine solche Stelle für die benötigte Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Gewerken und Gliedern in der Lieferkette sorgen. Mit einschlägigem Know-How und Informationen zu für das Festival passende Themen können Baustellen aufgedeckt werden, die sonst im temporären Trubel der Veranstaltungssaison untergehen. In diesen Bereich fallen dann Zielfindung, die Kontrolle der Einhaltung von eigenen und gesetzlichen Richtlinien und eine anschließende Erfolgskontrolle. Zur Unterstützung könnten die Mitglieder*innen des zugehörigen Teams möglichst gleichmäßig über die Abteilungen der Firma verteilt sein, um auch vorerst unwichtiger erscheinende Nischen nicht außen vorzulassen. Mit diesem Team kann dann der hier noch in seinen Anfängen vorliegende Kriterienkatalog stetig mit neu erhobenen Informationen und Erkenntnissen angepasst werden. Dies kann nur erfolgen, wenn regelmäßiges und kontinuierliches Dokumentieren in den Arbeitsalltag integriert wird. Dazu können eigene Berichte aufgebaut werden oder mit bereits vorhandenen Standards gearbeitet werden. Unterlagen dazu gibt es bei Sounds of Nature, beim UN Global Compact oder der FAMAB.
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Bei ohnehin vorhandener regelmäßiger Berichtserfassung, kann über eine Zertifizierung nachgedacht werden. Die Kooperation mit Unternehmen wie der Green Music Initiative, die Nachhaltigkeitspreise verleiht, oder der FAMAB, die mit ihrem Label der Sustainable Company sogar ganze Firmen auszeichnet, kann eine Marke sowieso in ihrem Auftreten stärken. Am wichtigsten aber: Wenn ein Unternehmen nicht intern von der nachhaltigen Arbeitsweise überzeugt ist, kann die Botschaft als reine Werbemaßnahme nur schwerlich an die Kund*innen vermittelt werden. Die Werte, die auf die Fahnen geschrieben werden, müssen auch aktiv gelebt werden, um eine Inspiration zu sein. Ist das alles geschafft, können Awards wie beim Eurosonic Norderslaag oder A Greener Festival ins Auge gefasst werden. Die Auszeichnungen bestätigen die Besucher*innen in ihrer Kaufentscheidung und unterstützen so auch weiter finanziell die langfristig geplanten Maßnahmen.
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4. Fazit Im vierten und letzten Kapitel werden die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit gesammelt und eine langfristige Empfehlung gestellt. 4.1 Zusammenfassung In der Musikbranche gibt es mittlerweile einige gute Ansätze, um sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. ICS ist dabei eher noch im Bereich des Austestens zu finden und hat Prioritäten anders gelagert. Dabei würde es sich anbieten, gerade in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen der Livemusikbranche und der 5 vor 12 Stellung im Umweltschutz, sich in der Vorreiterrolle zu zeigen. Wie dargelegt wurde, muss ein nachhaltiges Konzept keine Spaßbremse bedeuten. Zahlreiche Möglichkeiten, um nach und nach das gesamte Verbesserungspotenzial auszuschöpfen, sind gegeben. Sich wie bisher auf das Drei-Säulen-Modell zu beziehen ist auf jeden Fall sinnvoll, aber nicht als festen Käfig zu sehen. Der Fokus sollte klar auf der Wiederverwendung von Ressourcen liegen und möglichst wenig endgültigem Verbrauch. Durch die lange Geschichte der Begriffsentwicklung Nachhaltigkeit konnten schon viele Irrwege ausgeschlossen werden. Die Corporate Social Responsibility, die größer werdende Gruppe der LOHAS, also Menschen, die einen Lifestyle of Health and Sustainability verfolgen, und die Warnungen der Wissenschaft verbinden sich zu einem großen Alarmsignal, das auch in der Wirtschaft dringend ankommen muss. Ein Ansatz wie der UN Global Compact kann in seinem Handlungsspielraum nur Vorgaben machen, die dann von den einzelnen Akteuren selbst in Angriff genommen werden müssen. Langfristige Vorteile dürfen vor allem in einem saisonalen Geschäft wie jährlichen Events nicht in Vergessenheit geraten, sondern im Gegenteil als Hauptaugenmerk gelten. Der Austausch mit den genannten Best Practice Beispielen oder Expert*innen wie der Green Music Initiative ist unerlässlich. 4.2 Zukunftsaussichten In Anbetracht der vorliegenden Ergebnisse ist eine deutliche Handlungsnotwendigkeit zu erkennen. Die Optimierungsmöglichkeiten sind dabei zahlreich und individuell auf die jeweilige Veranstaltung anzupassen. Anstatt sich in Perfektion zu verlieren, ist es wichtiger, die eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen und sich nicht auf Erfolgen auszuruhen. Ein ernsthaftes Interesse an Optimierung muss im gesamten Unternehmen 58
zu spüren und zu erleben sein. Auf dieses Engagement folgt der Antrieb im Bereich Nachhaltigkeit zu wachsen und eine transparente Vorgehensweise folgt dann automatisch. Diese Transparenz gilt es vor allem in nicht-nachweisbaren Bereichen, wie nur nötigerweise getätigter Transport und Fahrten, beizubehalten. Sollen die Kund*innen und Dienstleister*innen, egal an welcher Stelle der Lieferkette, Vertrauen aufbauen und beibehalten, ist dies besonders wichtig. In der Generation der LOHAS sind diese als Motivator*innen besonders wichtig und zwar nicht nur als Gäste, sondern auch in der Belegschaft. Menschen, die sich privat mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, werden langfristig auch beruflich über das Thema nachdenken und sich in diese Richtung orientieren. Nachhaltigkeit ist also ein Prozess, egal ob beim Individuum oder in professionellem Kontext. Mit einer Übertragung der Ansätze auf die zahlreichen Veranstaltungen kann ICS diesen Prozess mit großen Schritten vorantreiben. Man muss sich die Frage stellen: Was brauchen wir wirklich? Ist nicht ein Wandel von Effizienz zu Suffizienz an der Zeit? Auch ohne Verbote kann es klappen. „Die Politik hat sich daran gewöhnt, dass es irgendwie immer fünf vor zwölf ist. Die will auch gar nicht so genau wissen, warum - und dann geht es halt so weiter.“114 Das gilt es zu verhindern und möglich ist das nur mit Kommunikation und Solidarität. Fadenscheinige Gründe à la „das haben wir immer schon so gemacht“ können nicht mehr von den Folgen ablenken. Oder wie Jacob Bilabel sagt: „Green Events müssen zum Normalzustand werden und schädigendes Verhalten zur Ausnahme innerhalb der Gesellschaft.“115 Eine nachhaltige Lebensweise ist kein Verzicht, sondern eine Bereicherung, egal ob sozial, ökonomisch oder ökologisch.
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XI
Anhang Anhang 1: Experteninterview Marc Loewe (ICS Festival Service) 16.05.2018 10.00 Uhr 1. Wie würdest du ein nachhaltiges Festival definieren? Etwas aufzubauen was nicht nur einen kurzfristigen Nutzen hat, etwas was in den Jahren Ressourcen spart. 2. Was steht der Durchführung, diese Definition zu erreichen, im Weg? Es wird sich nicht genug getraut, leider ist es so, dass Nachhaltigkeit in den meisten Fällen auch Geld kostet, meistens leider auch mehr Geld als wenn man Dinge wie z.B. die Müllentsorgung in die normale Verbrennung fährt. Wünschenswert wäre hier eine engere Zusammenarbeit mit der Politik, sowie Gespräche mit den Dienstleistern um Dinge zu entwickeln, von denen später alle etwas haben. 3. Das Drei-Säulen-Modell wird zu diesem Thema gerne genutzt. Was sind die wichtigsten Aspekte in Bezug auf Ökonomie, Ökologie und Sozialem? - Ökonomie: Nachhaltigkeit Projekt zur Nachhaltigen Festivalnutzung im Bereich Flurnutzung – Bodenbeschaffenheit - Ökologie: Regionale Essenstände z.B. Landfrauen aus dem Kreis, Essensstände und Lieferanten aus der direkten Umgebung welche wir auf dem Festival haben - Soziales: Direkte Kommunikation mit Festival Besuchern über soziale Netzwerke, Besucher mitnehmen bei unseren Ideen und sie so versuchen Positiv zu lenken und zu beeinflussen. 4. Was sind eure bisher größten Erfolge im Bereich Nachhaltigkeit? Siehe Buch Green Meetings Holger Hübner 5. Welche Leitfäden werden von euch konkret genutzt? Sounds for Nature, ist ein guter Leitfaden, wir schauen aber hier, dass wir mit unseren Besuchern unseren eigenen Weg gehen – den wir gemeinsam in Gesprächen fortentwickeln. Wir schauen uns Leitfäden an, momentan arbeiten XII
wir hier aber nach keinen Vorgaben – der Sounds of Nature Leitfaden gibt gute Aspekte, welche aber nicht immer adaptierbar für unsere Veranstaltung ist, hier gehen wir unseren eigenen Weg, passen also individuell an. 6. Wer oder was profitiert von einem nachhaltigen Veranstaltungsmanagement? Eine Kostenersparnis ist sicherlich möglich, wobei wir hier momentan noch immer einen sehr hohen Investitionsfaktor sehen – welchen wir auch gerne gehen um hier das Festival weiter und Zukunftssicher zu entwickeln. 7. Wo sind die größten Herausforderungen zu verzeichnen, wo ist der Weg noch am weitesten? Absprachen zwischen Dienstleistern und Wünschen des Veranstalters, wir stehen im direkten Austausch mit den DL, hier schauen wir natürlich im Bereich Arbeitssicherheit/Arbeitsschutz/Arbeitszeiten etc., dass unsere Vorgaben eingehalten werden. Wir geben Vorschläge von Regionalen Anbietern z.B. für unseren Crew Caterer – dieser kommt selber aus dem Kreis Steinburg und ist sich seiner Aufgabe bewusst. Ähnlich handeln wir mit Caterern welche auf unserem Festival / Veranstaltungen sehen – Slow Food wird immer Wichtiger – Gute Produktion aus der Region. Es gelten aber keine konkreten Vorschriften. 8. Wie sind die Reaktionen von Veranstalter*innen und Besucher*innen? Positiv, da wir die Besucher offensiv mit in die Planung und Gestaltung des Festivals nehmen, viele Besucher nutzen die Möglichkeiten im Ort z.B. Edeka oder Penny einzukaufen, die Märkte stellen sich natürlich auf unsere Besucher ein und generieren hier ca. ¼ ihres Jahresumsatzes – dadurch müssen unsere Besucher die Lebensmittel nicht durch die ganze Republik fahren. Metal Train/Verkehrsleitung Klenky/Daniel Schlatterer 9. Wo liegen die aktuellen Trends, wo führt der Weg hin? Regionale Anbieter sowohl im Bereich Catering als auch Zulieferung von Dienstleistungen, Zusammenkommen mit anderen Festivalveranstaltern um gemeinsame Synergien zu schaffen, den Markt weiter im Auge behalten und
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schauen wie sich auch die Besucher verhalten und etwas mit ihnen gemeinsam entwickeln, seit Jahren im Gespräch mit Festivalbesuchern in lockerer Atmosphäre um Verbesserungsvorschläge zu sammeln
XIV
Anhang 2: Experteninterview Jacob Bilabel (Green Music Initiative) 08.05.2018 11.30 Uhr 1. Wie würdest du ein nachhaltiges Festival definieren? Zukunftsfähig, in 5 oder 10 Jahren noch möglich sein, trotz aller Herausforderungen. Verstehen, wo die Herausforderungen im Gesamtprozess liegen, Hot Spot Analyse, alle Säulen des 3-Säulenmodells erfüllen, Materialitätsanalyse Notwendigkeiten.
2. Was steht der Durchführung, diese Definition zu erreichen, im Weg? Ein Festival ist wie eine Mondlandung, jeder Schritt muss sitzen, da keine Zeit zur Nachbesserung da ist. „Never change a running system“ ist deshalb weit verbreitet. Bsp.: eine Bühne mit erneuerbaren Energien MUSS funktionieren, keine zweite Chance Festivalcharakter temporär (Generatoren etc.), heterogene Dienstleister haben wenig Schnittstellen und saßen nie alle an einem Tisch, was für bessere Kommunikation sinnvoll wäre. Forderungen müssen auch von den Bands und deren Manager*innen kommen, da eher möglich als bei eigenen Touren mit kompletter Produktion.
3. Das Drei-Säulen-Modell wird zu diesem Thema gerne genutzt. Was sind die wichtigsten Aspekte in Bezug auf Ökonomie, Ökologie und Sozialem? Ökonomie: Konzept externisierter (auf später oder an andere Orte verschobene) Kosten wie z.B. CO2 werden von Jahr zu Jahr teurer, empfohlen ist eine Lebenszyklusanalyse v.a. in Bezug auf den Return of Investment, anders als bei einer Fabrik (Bsp. Generatoren) Ökologie: Müll, Energie, Ressourcen, Mobilität, Logistik, Wasser (v.a. in südlicheren Gebieten wie Portugal) Soziales: Inklusivität schon bei Preisbildung ein Problem, Gleichheit eher bei den Möglichkeiten auf dem Gelände schaffen, eventuell Aktionen nach außen XV
verlegen (Besuch, spezielle Konzerte), kommerzielle Veranstaltungen sind immer irgendwie exklusiv, deshalb die Frage: was ist wirklich umsetzbar? Alternativen finden! Audience Communication durch NGOs möglich
4. Was sind die bisher größten Erfolge der Green Music Initiative/Go Group? -
5. Welche Leitfäden werden von euch konkret empfohlen? Keine Patentrezepte, sondern für tieferes Verständnis sorgen und selbst ableiten, da die Grundbedingungen immer anders sind, grundlegende Bestimmungen aber wichtig um Hotspotanalysen betreiben zu können, zum besseren Verständnis ja aber keine konkreten Wege
6. Wer und was profitiert von einem nachhaltigen Veranstaltungsmanagement? Besucher: schöneres, grüneres Festival, Selbstwirksamkeit (siehe 8.) Veranstalter: Geld sparen (Müll, Strom, Mobilität), ein ohnehin gutes Festival kann noch besser werden, Unique Selling Point, da sonst nur über das Line Up kommuniziert wird und so ein weiteres Thema dazukommt, erweiterte Botschaft bindet emotional an die Marke Sponsoren: neue und mehr Bereiche, authentischer, z.B. Bundesministerium für Umwelt Planet: Vorbildfunktion, nicht leiser oder weniger bunt aber trotzdem rücksichtsvoll und ressourcensparend, experimentelle Erlebnisse schaffen (ohne Fleisch überleben), neues erleben!
7. Wo sind die größten Herausforderungen zu verzeichnen, wo ist der Weg noch am weitesten?
XVI
Von Green Events zu Normalzustand, schädigendes Verhalten muss die Ausnahme werden innerhalb der Gesellschaft!, es wird eine Lüge geglaubt, Nachhaltigkeit sei Verzicht und das verursacht Angst, die Vorstellungeiner nachhaltigen Welt muss positiv besetzt werden
8. Wie sind die Reaktionen von Veranstalter*innen und Besucher*innen? Unter welchen Umständen entscheiden Menschen? Selbstwirksamkeit kann erfahren werden, dass was ich tue hat einen Sinn und einen Impact, es wird gesehen! Erlebnisse möglich machen, dass kleine Handlungen schon einen Unterschied machen, Verhaltensökonomie: Menschen wollen Teil der Lösung sein und fühlen sich gut, zu etwas beizutragen.
9. Wo liegen die aktuellen Trends, wo führt der Weg hin? Von Effizienz zu Suffizienz: was brauchen wir wirklich? Erlebte Möglichkeit einer Alternative!
XVII
Anhang 3: Experteninterview Alexander Schmidt (FAMAB) 26.04.2018 11.45 Uhr 1. Wie würden Sie eine nachhaltige Veranstaltung definieren? Mit dem 3 – Säulenmodell, bewusst handeln, verbessern 2. Was steht der Durchführung, diese Definition zu erreichen, im Weg? Fadenscheinige Gründe: nicht umdenken wollen, haben wir immer schon so gemacht Ökonomische Gründe: Umdenken kostet Geld! Aber: Man muss umweltbewussten Menschen die Möglichkeit geben! Schafft langfristige Vorteile, z.B. wenn Auftraggeber sich nur an nachhaltige UN wenden. 3. Das Drei-Säulen-Modell wird zu diesem Thema gerne genutzt. Was sind die wichtigsten Aspekte in Bezug auf Ökonomie, Ökologie und Sozialem? Gewichtung ohne Projektbezug nicht sinnvoll, ökologisch oder sozial hängt vom Projekt ab, bspw. Anreise, Material, Auf- und Abbau 4. Was sind die bisher größten Erfolge der FAMAB in Bezug auf Nachhaltigkeit? Sustainable Company! Branche wird dauerhaft angeregt bewusster zu handeln. Was können UN heute tun, um nicht nur heute sondern auch übermorgen noch rentabel und fortschrittlich zu sein. Wer geht auf wen zu? Gegenseitig! Durch EG Konformität (gesamte Lieferkette) als größter Motor kommen viele UN zur FAMAB 5. Welche Leitfäden werden von Ihnen konkret empfohlen, um ein Sustainable Project zu werden? Keine! Fokus der FAMAB ist nicht harte Fakten zu schaffen, sondern stetige Verbesserung zu fördern. Es soll kein Endpunkt erreicht werden können. FAMAB gibt nur ein Mindestmaß vor, um Zertifizierungen zu vergeben. 6. Wer und was profitiert von einem nachhaltigen Veranstaltungsmanagement? Die UN selbst (aktuell bleiben), konstante Prozessorientierung (Bsp. Die RICHTIGE Digitalisierung einmal ressourcenschonend, statt immer wieder), XVIII
Menschen generell, AG – AN Wege, die gemeinsam verfolgt werden können, Entwicklung Richtung Home Office, sozialere Ansätze, Mütter in Unternehmen oder als Unternehmerinnen, Natur selbstverständlich, Anekdoten Dankbarkeit 7. Wo sind die größten Herausforderungen zu verzeichnen, wo ist der Weg noch am weitesten? Menschen müssen feststellen, dass ohne Kompensation von Ressourcengebrauch langfristig nicht weiterzumachen ist, es muss nicht nur gespart, sondern auch etwas zurückgegeben werden Starke Nachhaltigkeit (Eschbach) möglich? Müsste Kapitalismus in Frage stellen und Gesellschaft und Wirtschaft müsste bereit sein Gewinnorientierung aufzugeben 8. Wie sind die Reaktionen von Veranstalter*innen und Besucher*innen? Wahrnehmung steigt bei Messeausstellern und Besucher*innen, jedoch ist eine direkte Ansprache nötig! Bsp. Öffentliche Verkehrsmittel bewerben, Nachfrage noch sehr gering 9. Wo liegen die aktuellen Trends, wo führt der Weg hin? Themen gestalten, vermarkten und darüber sprechen, im Gespräch bleiben! Gesellschaft in den Spiegel schauen lassen, Bewusstsein stärken, als Vorteil aufzeigen Oder: Regulierungen durch Zukunftsforscher*innen wenn es nicht anders geht Bsp.: Energieverbrauch, Massentierhaltung
XIX
Anhang 4: Umfrage auf Survey Monkey Nachhaltigkeit auf Festivals Ein Sommer ohne Festival ist für viele, vor allem junge Menschen, unvorstellbar geworden. Es gehört einfach dazu, sich für ein paar Tage dem Freiheits-, dem Gemeinschaftsgefühl hinzugeben und mit zehntausenden Gleichgesinnten den Lieblingskünstlern zu lauschen. Aber nicht nur die Musik ist laut, auch andere Stimmen sind lauter geworden. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein von Konsument*innen zum Thema Nachhaltigkeit (ökonomisch, ökologisch, sozial) deutlich präsenter. Überall geht es um Plastikvermeidung, schwindende Ressourcen, Fahrgemeinschaften, pflanzliche Ernährung, CO2 Ausgleich, Gleichberechtigung, Diskriminierung. Mit Metal 4 Nature hat das Wacken Open Air bereits Ansätze wie das Glasflaschenverbot, Trash Mobiles, Müllstationen, Pfandsammelmobile und Pfandspenden eingeführt. Keine*r kommt an diesen Themen noch vorbei, auch wenn das neue Bewusstsein noch so manches Mal belächelt wird. Bitte füllt den Bogen nach euren eigenen Prioritäten aus. Die Ergebnisse werden (natürlich anonym!) in einer Konzepterstellung für das Wacken Open Air und das Werner Rennen 2018 im Rahmen einer Bachelorthesis verwendet. Vielen Dank für eure Teilnahme!
Frage 1: Wie wichtig ist dir das Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf Festivals? Beantwortet: 99 Übersprungen: 1
ANTWORTOPTIONEN–
BEANTWORTUNGEN–
–
40,40%
Sehr wichtig
40
–
40,40%
Wichtig
40
–
12,12%
Eher wichtig
12
XX
ANTWORTOPTIONEN–
BEANTWORTUNGEN–
–
7,07%
Unwichtig
7
GESAMT
99
Frage 2: Begründe deine Antwort. Beantwortet: 90 Übersprungen: 10
Nachhaltigkeit ist immer wichtig mir geht es hauptsächlich um Abfall-Vermeidung (Abfallberge in WOA und auch andere Festivals) Festivals sind eine ziemliche Umweltverschmutzung. Da sollte ich immerhin darauf achten, meinen Müll zu entsorgen und einigermaßen nachhaltig zu leben. Ich werde deswegen nicht auf Cocktails im Plastikbecher oder Kaffee im Pappbecher verzichten, aber ich werde diese anschließend entsprechend entsorgen. Aus Umweltgründen nehme ich aber z.B. nicht an der FullMetalCruise teil, da Kreuzfahrtschiffe einfach Dreckschleudern sind. Ein Festival sollte die Umwelt nicht mehr als nötig belasten. Auf meinem ersten Festival musste ich (leider) feststellen, wie viel Müll auf dem Gelände produziert und anschließend hinterlassen wird. Da ich dies nicht unterstützen möchte, ist mir Nachhaltigkeit in diesem Bezug sehr wichtig. Irgendwo muss man ja anfangen! Weil wir mit weniger Plastik der Welt etwas Gutes tun und wir auch noch eine Welt für zukünftige Erdbewohner brauchen. Also sollte man schon im alltag und auch auf Festivals Nachhaltigkeit als Norm sehen. Bei den Menschen die dabei waren bleibt das Gefühl von gemeinsamen Erfahrungen und Freundschaft Das Gelände kann nichts dafür. dass wir dort feiern. Es sollte möglichst nachhaltig in das Festival mit einbezogen werden. Nachhaltigkeit ist mir genauso wichtig wie im restlichen Leben. Kein besonderes Festival-Thema. Muss nicht alles entsorgt werden . ich ahcte das ganze Jahr darauf möglichst umweltschonend zu leben und hinterlasse auch auf den Veranstaltungen keinerlei Müll - aber jetzt extra das XXI
Festival *noch mehr* Richtung Nachhaltigkeit zu trimmen halte ich für affig und nur dem Zeitgeist geschuldet Es ist mir im normalen Leben auch nicht wichtig. Man muss ja nicht immer alles gleich wegwerfen. Bei genügend Selbstverantwortung sollte das eigentlich kein Thema sein. Man kommt in die "unberührte" Natur.... und hat sie so zu verlassen. Generell gehört kein Müll einfach so weggescchmissen. Im Rahmen der Möglichkeiten an einem Festival sollte konsequent auch die Nachhaltigkeit (Müll,Anfahrt, Recycling etc.) gefördert werden Prinzipiell wichtig. Der Standort des Festivals ist eine zu beachtende Variable. Besonders in sehr natürlichen Umgebungen (bspw Metaldays) sollte Nachhaltigkeit eine extrem wichtige Rolle spielen. Viel mehr als bspw auf einem alten Flugplatz/stillgelegtes Industriegelände o.ä. Es wird leider immer noch zuviel Müll produziert, bzw von den Besuchern zurück gelassen. Gerade auf Massenveranstaltungen fällt viel Müll an. Becherpfand und ausreichend Mülltonnen über das Festivalgelände verteilt können da auf einfache Weise helfen, die Unwelt zu schützen. Nachhaltigkeit ist immer wichtig. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich die Hinterlassenschaften vieler Festivalbesucher bei der Abreise sehe. "Nach mir die Sintflut" darf nicht mehr durchgehen. Mehr Respekt für die umwelt Da man in vielen Bereichen auf Plastik verzichten kann. Ob es Teller, Besteck oder Becher sind. Es gibt genug Umweltgerechte Alternativen. Ich persönlich versuche auch im privat und Berufsleben nachhaltig zu leben Deshalb finden h es gerade für Größe Veranstaltungen ebenfalls wichtig Saubere Festivals sind, schönere Festivals. Oder Campingplätze, Seen, Strand etc. Selbst die Alltäglichen Straßen sehen meist nur abartig aus. Bei Festivals hab ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Weil die Ressourcen unseres Planeten beschränkt sind und ohnehin schon über alle Maßen ausgebeutet werden. Die Flächen des Caming werden ja meißt landwirtschaftlich genutzt. Zuerst konnte ich mit dem Begriff "sozialer Nachhaltigkeit" nichts anfangen.... jetzt ist mir klar: Gleichberechtigung/ Diskrimminierung ist gemeint... ist aber auch allen in unserem Camp sehr wichtig Grundsätzlich ist Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema, welches aber bei solch großen Veranstaltungen denke ich eher schwer umsetzbar ist und ich dort auch nachvollziehen kann, dass die Unterhaltung und Entspannung auch für mich weit vorne steht. Müllvermeidung bzw Wiederverwertung des Abfalls sollte aber ein Ziel sein und bleiben. Das Thema ist immer present und wichtig. XXII
Es ist dann weniger schmutzig auf dem Festival Ein Festival ist halt eher so ein suendiger Ausnahmezustand fuer mich, da liegt mein persoenlicher Fokus wenig auf Nachhaltigkeit Wir verunstalten unsere Erde durch Plastik und anderem Müll - von daher müssen Open-Air Festivals genutzt werden um einen großen Fußstapfen zu hinterlassen! Nachhaltigkeit bedeutet für mich weniger Müll und das ist für mich wichtig Es soll auch in der Zukunft möglich sein solche Veranstaltungen zu machen Nachhaltigkeit ist auf Festivals nicht weniger wichtig als in allen anderen Bereichen Grundsätzlich bin ich dafür die Plätze/Campinggelände sauber gehalten werden. Wir selber achten bei uns im Camp sehr darauf. Soziale Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle und sollten innerhalb des möglichen gefördert werden. Wobei der Spaß am Festival nicht durch Gängeleien verloren gehen soll (Thema Eigenverantwortlichkeit). Ich möchte ohne schlechtes gewissen Feiern können, da sollte der Schaden, der nicht vermeidbar ist auch mgl. klein gehalten werden. Ich zahle dafür gerne 20€ mehr.Wenn man sieht, wie manche dort ihren Platz verlassen könnt ich ko.... . Ich möchte noch in zehn Jahren auf dieses Festival kommen können. Vor allem die Plastikvermeidung ist wichtig. Man schau sich die Meere und deren Bewohner an Weil unsere Umwelt uns immer wichtiger werden sollte. Wir sind da zu Gast und sollten das ordentlich hinterlassen. Das Thema ist wichtig und brandaktuell. Umweltschutz , Festivalgelände auf längere Sicht nutzbar, müllvermeidung Wir leben jetzt schon auf Reserve Auch Veranstalter und Besucher von Festivals stehen in der Mitverantwortung für Mensch und Umwelt Die Müllberge, welche nach Festivals hinterlassen werden, sind teilweise echt erschreckend. Vor allem gibt es sogar Leute, die Ihre Zelte zelebrierend verbrennen. Geht gar nicht. Der Boden auf dem wir Campen, sollte sich erholen können und das kann er nicht, wenn zu viel Müllzurück bleibt und wir brauchen einen festen "gesunden" Boden, sonst wird das Campen ungemütlich und wenn es ihn komplett wegschwemmt unmöglich. Die Musik hört auf, der Müll ist immer noch da. Ganz einfach, ich selber habe viel Wald und hasse es, wenn Leute ihren Müll wegschmeißen. Wenn wir ein Festival verlassen, sieht man nicht das wir dagewesen sind.
XXIII
Grade große Festivals schaden dem Boden auf dem sie stattfinden immens. Eine gute Aufräumarbeit nach dem Festival ist da sehr wichtig Nachhaltigkeit = müllvermeidung = Energieeinsparung = Umweltschutz Ich finde wenn bei den Festivals so viele Leute sind sollte man schon schauen das man Müll soweit es geht vermeidet. Nach möglichkeit sollten meiner Meinung nach auch Fahrgemeinschaften gebildet werden. Wenn wir diesen Planeten noch ein paar Jahre weiter bewohnen wollen, sollte man in jeder Situation auch an ihn denken. Nicht nur auf Festivals ist mir dieses Thema wichtig, sondern auch privat daheim. Vor allem die Plastikvermeidung ist für mich ein sehr großes Thema Es ist immer gut unnützen Müll zu vermeiden. war letztes jahr das erstemal dabei und nicht das letzte mal dabei. es war ein berg von müll. das kann und muss sich ändern Wir haben nur einen Planeten, diesen sollten wir wirklich nicht mit unnötigen Belastungen vollends zerstören. wir wollen ja nächstes Jahr wieder kommen Nachhaltig zu leben ist mir IMMER wichtig. unsere Kinder und Enkel wollen auch noch auf dem Planeten leben und nicht dahinvegetieren. Abfälle gehören nicht in die Natur und wir wollen ja jedes Jahr gerne wieder willkommen sein, wenn wir uns benehmen. passt nicht zusammen. z.b. glas verbot. Das Thema “Nachhaltigkeit“ ist mir wichtig.Es lässt sich aber bei Festivals nicht 100% umsetzen . Ich finde es wichtig die Natur zu schützen. Ich besuche Festivals in erster Linie wegen der Musik. Wenn wir unverantwortlich mit unseren Ressourcen umgehen, rauben wir uns über kurz oder lang selbst die Festivals. Sie sind dann einfach ökologisch nicht mehr tragbar. Ich finde grade im Bezug auf Wacken, wo so viele Menschen zusammenkommen, sollte die Nachhaltigkeit (neben der Mucke und der Stimmung) im Vordergrund stehen. Denn bei solchen Massen an Menschen fällt auch entsprechend viel Müll an. Je mehr von diesem Wiederverwertbar ist, desto weniger belasten wir die Umwelt und somit auch uns selber. Die Meere sollen nicht von Plastik und Müll überschwemmt werden. Unsere Kinder sollen auch noch eine gesunde Umwelt haben. Menschen sollen gemeinsam und nicht gegeneinander in Freiheit leben. Nachhaltigkeit ist mir immer wichtig, auf Festivals stehen aber Lebensgefühl, Musik, Gleichgesinnte Menschen und Spaß im Vordergrund.
XXIV
Da Festivals eine lokale zeitlich begrenztes event ist sehe ich nicht ganz die Möglichkeiten ökologischen weitreichende Veränderung durch zu setzen. Im Punkt soziale Nachhaltigkeit sehe ich gerade Festivals wie das woa eher auf der positiven Seite, wobei sicherlich gerade unter Berücksichtigung der Geschlechter Gleichheit noch Verbesserung möglich sind. Man muss nur einmal nach einem Festival über den Platz laufen. Unglaublich was da zurückbleibt. Manch einer hat doirt seinen halben Hausstand dabei. Da freue ich mich immer über die Plätze wo alles schön aufgeräumt ist und nur 5 Müllsäcke da stehen. So sollte es sein. Das zweite ist natürlich die Art des Mülls. Leider werden immer mehr Plastikflaschen gefordert. Auf vielen Festivals ist Glas im Infield logischerweise aus Sicherheitsgründen verboten. Warum das aber auf den Camping Grounds so ist, wo man bei Anreise eh alles in Glasflaschen hat verstehe ich nicht. Da werden dann Plastik und Metall gefordert. Ist zwar eine "Ausnahmesituation" aber Müllberge, Plastikbecher (Einweg) etc. muss nicht sein. Sonst vermüll das zu sehr. Es geht um die Zukunft der nächsten Generationen Bla bla bla Ich kann das Wort " Nachhaltigkeit" nicht mehr hören (lesen). Es entsteht auf Festivals sowieso schon mehr als genug Müll. Darüber sollte man in der heutigen Zeit gar nicht mehr nachdenken... Nachhaltigkeit auf großen Events ist leider nur begrenzt möglich, und selten ein ernsthaftes Interesse der Feiernden. Gerade deshalb, halte ich es für wichtig, als Veranstalter Verantwortung für Gesundheit und Umwelt zu übernehmen. Wacken hat sich im Laufe der Jahre gut weiterentwickelt. Das fing um 2005 mit Müllbeutel Pfand an. Trotzdem haben viele Haufenweise Schrott angekarrt (Sperrmüll-Sofas, Kühlschränke, etc.) und sie auf dem Gelände stehen lassen plus die "normalen" Massen an Müll. Wenn man das Festival verlies, gliech es einer Müllkippe. Das ist schwer zu regulieren, ohne die Besucher in ihrer Freiheit einzuschränken, aber es sollte machbar werden da weiter gegenzulenken. Nachhaltigkeit ist bei allen Dingen meines Lebens wichtig. Es sollte allerdings keine zu großen Einschnitte im Faktor Spaß geben, gerade bei einem Festival Nachhaltigkeit ist mir in allen Lebensbereichen wichtig. Das nach einem Festival das Gelände wie eine Müllkippe aussieht, macht mich jedes Mal traurig ?? Solange kein Glas auf dem Festivalgelände zugelassen ist und die Leute ihren Müll wegmachen (was die trainierten Affen auf dem Wacken sicherlich nicht machen) sehe ich keinen Grund außerhalb der normalen Anstandsregeln weitere Regularien für die Festivalbesucher einzuführen. Festivals sind gelebter XXV
Hedonismus - Das soll auch so bleiben. Zu viele Regularien könnten diesem Zweck entgegenstehen. Grade auf Festivals lassen die Menschen alles wortwörtlich "links liegen" und schaden den Orten mehr, als sie es vielleicht im "normalen Alltag" machen würden. Daher sollte es dort ein besonderes Augenmerk bekommen. Das Gelände ist einer der größten Faktoren für den Charme eines Festivals. Gerade bei so ins Dorf eingebundenen Festen wie dem Wacken. Das dieses Gelände noch lange genutzt werden kann und sein Aussehen behält sollte im Sinne eines jeden Besuchers sein. Ohne Nachhaltigkeit kann weder Gewährleistet werden, dass das Festival jährlich stattfinden kann noch kann Gewährleistet werden, dass die Bauern oder Besitzer der jeweiligen Gelände diese auch zwischen den Festivals nutzen können.
Frage 3: Sollten die Festivals, die du besuchst, den Bereich Nachhaltigkeit fördern? Beantwortet: 100 Übersprungen: 0 ANTWORTOPTIONEN–
BEANTWORTUNGEN–
–
88,00%
Ja
88
–
12,00%
Nein
12
GESAMT
100
Frage 4: Welche Säule der Nachhaltigkeit ist dir am wichtigsten? Beantwortet: 98 Übersprungen: 2
XXVI
ANTWORTOPTIONEN–
BEANTWORTUNGEN–
–
7,14%
ökonomisch
7
–
72,45%
ökologisch
71
–
20,41%
sozial
20
GESAMT
98
Frage 5: Wenn du persönlich etwas ändern könntest, was würdest du dir wünschen? Beantwortet: 82 Übersprungen: 18
Verschwendung von Nahrungsmitteln drastisch reduzieren weniger Abfall produzieren und Abfall bzw. Gegenstände wieder mitnahmen und nicht, wie in WOA zur Unsitte "Zelte Abfackeln" oder auch ihr altes Wohnzimmer nicht entsorgen Die Müll-Camps irgendwie dazu zu bringen, das Zeug nicht in die Gegend zu schmeißen. Müllpfand? 1Euro für jeden Müllsack, den man abgibt? Keine Ahnung. Weniger Plastikmüll seitens Besucher Mehr Aufmerksamkeit/größere Flächenbereitstellung in Bezug auf GreenCamping (siehe Southside) Mehr Sammelstellen für Pfanddosen, damit diese nicht überall zerdrückt und einfach zurückgelassen werden Allgemeine Bewusstseinsänderung. Plastik Strohhalme weltweit verbieten. Weniger Energie verbrauchen Dass man die Besucher dazu bringen kann ihren Müll komplett wieder mitzunehmen Diejenigen, die den ganzen Müll liegen lassen, müssten dafür bezahlen. Das Menschen mit wenig Geld ,gebrauchte Zelte gut bekommen. XXVII
daß die Leute selbst anchdenken und handeln und nicht immer von außen zwangsbeglückt werden Grundlohn für alle Die Leute dazu bringen weniger Müll zu produzieren und nicht alles liegen lassen. Mehr Eigenverantwortung der Besucher in diesem Bereich. Kein "Wildpinkeln". weniger Müll, Mehrweggeschirr, Teilnehmer die Hausrat und Müll entsorgen bestrafen Sanktionen bei besonders umweltunfreundlichen Gästen. Schon sehr sehr krasse Dinge gesehen. Weniger Müll der liegenbleibt. Weniger Ignoranz. Jeder nimmt alles an Gegenständen wieder mit, was er mitgebracht hat. Kein Müller wird liegengelassen. Sperrmüll (Möbel usw.) wird nicht stehengelassen. Strengere Kontrollen sind dahingehend nötig. Wer Möbel etc. mitbringt, wird registriert. Bei Nichtmitnahme Geldbuße. Essbares Geschirr mehr Abfalleimer o. Container Das alle ihren Müll selber aufräumen und die Zeltplätze so verlassen wie sie sie vorgefunden haben. Der Müll der sich anhäuft bzw. Wahllos produziert und nicht weggeräumt wird sollte meiner Meinung nach mit Strafen belegt werden Keine larifari eierei mit Plastiktüten Verbot z. B. Verbietet die doch sofort. Keine Lobbyistenpolitik. Ich wäre gerne mal 1 Jahr König von DE. Alle sollen mich machen lassen und gucken wie es läuft. Was haben wir noch zu verlieren? XD Plastikverbot für Essensstände. Verkauf regionaler Produkte an Essensständen. Veganes Angebot erhöhen. Gewinnspiele zum Anreiz der Müllvermeidung, mehr Müllsammelstationen, Grüne Anreise fördern Biologisch abbaubare Verpackungen an den Essensständen, Anreize zur Müllvermeidung auf den Campingplätzen Vip Karten verkaufen (öffentlich für jeden) Mehr sozialität Plastik abschaffen bei jedem Festival Müllpfand einführen Das jeder mehr auf unsere Umwelt achtet Mülltrennung auf Festivals Die Müllentsorgung könnte besser gemacht werden. Dies ist aber bei so eine Anzahl von Leuten sehr schwierig zu gestalten. Hier ist der eigene Menschenverstand gefragt!
XXVIII
Vielleicht zentrale Generatoren, damit nicht jeder seinen einzelnen Generator laufen lässt. Niedrigere Preise beim Ticketverkauf, durch Vermeidung von ( privatem ) Müll. Weniger ist mehr. Ich finde, drei Stände mit Pommes neben einander sind unnötig. Weniger Plastik an den Verzehrständen Mehr Müllvermeidung. Festivalbesucher anhalten, das Gelände nicht zu ermüllen. Die Tematik Nachhaltigkeit muss ausgebaut werden und auch intensiv vorgelebt werden. weniger Plastik , mehr Kontrollen auf dem Campground Müllvermeidung - Bewusstsein der Festivalbesucher stärken, dass sie ihren Dreck nicht liegen lassen - zB Campingarea WOA! Vielleicht über eine Kaution...Rückerstattung nach Abnahme "sauber" ;-) Eine sowohl ökonomische als auch ökologische Lösung. Kann durch einen "Müllpfand" die Umweltverschmutzung verringert und dabei auch noch Kosten gespart werden? Wenn ich jedem Festivalbesucher, der am Ende ein bisschen mit aufräumt, ein oder mehrere Bier spendiere, können vielleicht Kosten in der späteren Reinigung gespart werden. Erfordert natürlich eine vorherige finanzielle Planung und einen Feldversuch. Wäre doch etwas für eine Masterarbeit: Entwicklung eines Algorithmus bis wann dieses Konzept rentabel ist :D Reproduzierbar für verschiedene Festivals Dass die Sachen, die nach Wacken zurückbleiben in Müll (schon in Tüten verpackt) und in noch nützliche Gegenstände, die dann gespenndet oder sowas werden können, von den Campern getrennt werden. Ich würde mir wünschen, dass weniger Plastik produziert und Müll reduziert wird. Das die Menschen mit offenen Augen durch das Leben und die Natur gehen. Ebenso eine bessere Aufklärung in den Schulen. .........! Weltweit mehr Aufmerksamkeit für den Unweltschutz, vorallem von der Politik Weniger Plastik und Papiermüll, besonders im Infield beim WOA, und ganz besonders bei den Händlern.... Ich würde es toll finden wenn nach der Abreise von Festivals der Müll an Stellen gesammelt wird und nicht von den Festival Besuchern überall verstreut liegen gelassen wird Komplett auf vegane Kost umstellen. Den Menschen versuchen begreiflich zu machen, dass Verschwendung unser Müllproblem nur noch größer macht. Das fängt damit an, was man einkauft (in Plastik verpacktes Obst/Gemüse) und geht weiter damit, dass man immer und überall alles bekommen kann, was gerade nicht Saison hat. Einen super Fortschritt (eigentlich zurück in der Geschichte) sind die Unverpackt Läden. Man kauft das, was man braucht und zwar genau in der Menge, die man braucht XXIX
und bringt seine eigene Verpackung mit, die man immer und immer wieder verwendet. Ebenfalls würde ich mir wünschen, dass regionale Märkte mehr Beachtung finden und vielleicht sogar irgendwie gefördert werden würden. Das Sperrmüll gar nicht erst auf das Gelände gelangt anlaufstell wo ich mein leergut gegen neue falschen tauschen kann. Weniger Plastikmüll den Staat auf ein Minimum reduzieren Essbare Schälchen statt Plastik oder Pappe. Einwegbesteck aus Holz. Mehrwegbehältnisse. Mülltrennung. Fast keinen Müll mehr produzieren. Plastikverbot !!!!! Ich würde zur Zeit nichts änderen nüscht Das die Besucher ihren Müll wieder mitnehmen und nicht alle mit dem PKW anreisen. Das alle auf Nachhaltigkeit achten.denn die Natur ist ein Geschenk was man nicht immer mit Füßen treten sollte Dass weniger Verpackungsmaterial verwendet wird. Weniger Wegwerfgeschirr auf dem gesamten Festival und möglichst viele Möglichkeiten, Müll getrennt zu entsorgen, damit die Faulheit nicht so leicht siegt. Ich würde an den Müllcontainern von Festivals empfindliche Gebühren für gemischten Müll (Plastik/Schrott) erheben. Zusätzlich würde ich aber auch eine Art Pfandsystem für wiederverwertbaren Müll (Papier/Holz/Metal) einführen. Dies sollte einen gesünderen Umgang mit Materialien anregen. Freiheit die den anderen auch in Freiheit leben lässt. So wie auf Festivals sollte es auch im "normalen" Leben klappen. Verringerung von Abfällen, insbesondere Plastik. Das richtige Maß in Bezug auf Bedürfnisse der Gäste, Gewinnorientierung und Umweltverträglichkeit. Leider hat man oft das Gefühl, das die Gewinnmaximierung zu stark ausschlägt. Verantwortungsbewusstsein und mehr Toleranz Bessere Weg für Behinderte. Und Eingang überall. Mehr Recycling bla bla Das dieser Öko-Grünen-Hype langsam mal ein Ende nimmt. Kein Müllpfand, dafür eine Verpflichtung zur Müllentsorgung. Mehr Entsorgungsstationen, Müll muss während dem Festival bereits abgegeben werden und darf nicht während des Festivals auf dem Boden rumfahren. Eine Gepäckbeschränkung und Strafen für Müll liegen lassen. Dosenpfandrückgabemöglichkeiten etc. XXX
Weniger Plastik/Alu-müll (Kaffeekapseln...!)!! Unnötiger Müll, mehr Verantwortung auch bei jedem Festivalbesucher. Keine Egal-Haltung mehr Weltfrieden Das man seinen Platz so verlässt, wie man ihn vorgefunden hat. Plastikverzicht wäre theoretisch schön, aber hier überwiegen die Nachteile von kaputten Glas für den Acker und als Gefahr für den Menschen. Verzicht auf einmal Plastik essgeschirr Kompostierbares oder mehrweggeschirr an Essenständen, großes Angebot an veganen speisen! Öko-Toiletten ( gab es mal auf dem Mera Luna) mit Torf!! Tolle Idee und weniger Gestank! Recycelte Papierbecher ausgeben... und kein Plastik Geschirr !! Mehr müllbehälter Ich würde dafür Sorgen und das zur Not auch per Gelstrafe durchsetzen, dass die verdammten Festivalgelände sauber und ordentlich hinterlassen werden. Was teilweise, gerade bei Mainstream-Festivals, an Müll hinterlassen wird, wie Zelte abgefackelt werden, oder andere Unsinnsaktionen durchgelassen werden, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Spaß ja, aber doch bitte so, dass man den Mist danach selbst verantworten und entfernen kann. Weniger Müll selbst auf den Festival produzieren durch wiederverwendbare Kaffeebecher, mehr Pfandsysteme etc besonders bei Essensständen. Weniger Stromgeneratoren auf Festivals. Höheres Müllpfand auf Festivals, damit die Leute auch ihren Müll entsorgen.
Frage 6: Wie alt bist du? Beantwortet: 99 plus 4 unbrauchbare Antworten Übersprungen: 1
Älteste*r: 79 Jüngste*r: 21 3911:95=41,2 Jahre im Durchschnitt
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Eidesstattliche Versicherung Hiermit erkläre ich, Bettina Thum, Matrikel-Nr. 187864, eidesstattlich, dass die vorliegende Arbeit von mir selbständig und ohne unerlaubte Hilfe angefertigt worden ist und dass ich alle Stellen, die wörtlich oder annähernd wörtlich aus Veröffentlichungen entnommen sind als Zitate gekennzeichnet habe. Ferner habe ich die Herkunft aller Daten, Zahlen, Abbildungen, Karten u. Fotos eindeutig belegt.
Hamburg, 05.06.2018 _______________________________________________________________ Ort, Datum
Unterschrift
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