STEH AUF!
Übernimm Verantwortung und handle
Marc Früh
STEH AUF! Marc Fr端h
© Marc Früh, Lamboing 1. Auflage Februar 2015 Produktion: www.jordibelp.ch
Dieses kleine Buch ist gefährlich, weil es genau die Fragen beantwortet, die Sie möglicherweise bewusst ignoriert haben! Dieses Buch ist gefährlich, weil es darin um eine explosive Mischung geht: Politik und christlicher Glauben! Dieses kleine Buch ist gefährlich! Manche haben es gelesen und es hat sie verleitet, sich ernsthaft zu engagieren. Andere haben es gelesen und sind reife Jünger geworden, die sich für die Anliegen Gottes einsetzen. Und wieder andere, die schon seit Jahrzehnten seine spirituellen Kinder sind, haben sich verwandelt und sind jetzt zu erwachsenen Dienern Gottes geworden.
«So seid nun verständig, ihr Könige, und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden! Dienet dem HERRN mit Furcht!» Psalm 2.10-11
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Inhalt EinfĂźhrung 8 Kapitel 1, Die politischen PersĂśnlichkeiten in der Bibel 12 Lot 12 Josef 14 Mose 16 Josua 18 Debora 21 David 23 Salomon 25 Daniel 27 Nehemia 30 Paulus 32 Kapitel 2, Was bedeutet regieren 36 Kapitel 3, Bestandsaufnahme 45 Kapitel 4, Konkretes Handeln ist angesagt! 52 Kapitel 5, Weshalb eine Partei notwendig ist! 56 Kapitel 6, Schlussfolgerungen 62
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Einführung Bis heute halten sich die Christen von der Welt der Politik häufig fern. Aber wenn wir uns einmal die Mühe machen, uns die Heilige Schrift genauer anzusehen und zu analysieren, scheint es, dass das spirituelle Leben eng mit dem Weltgeschehen verquickt ist. Ausserdem hängt alles, was wir im täglichen Leben benötigen, eng mit unserer Gesellschaft zusammen und zweifellos auch mit der Politik. Mit diesen paar Seiten und einigen kurzen Texten hoffe ich, lange Überlegungen auszulösen. Nein, wehren Sie sich nicht dagegen. Lesen das, was Sie anspricht, immer wieder durch! Vielleicht fühlen Sie sich aufgerufen zu handeln, zu schreiben, kleine Dinge oder mit der Zeit sogar Prioritäten in Ihrem Leben zu ändern. Das Wichtigste ist, dass Sie im Einklang mit Ihrem Geist leben! Ihr Wille muss dasselbe Ziel haben wie Ihr Bewusstsein. Ihre Worte dürfen dem, was Sie als Wahrheit oder Gerechtigkeit erachten, nicht widersprechen! Sie haben verstanden, dass Ihre Worte von konkreten Handlungen begleitet sein müssen, sonst sind sie nichts anderes als Staubkörner, die 8
vom Wind davon getragen werden! In den Augen sind die Auswirkungen davon ziemlich verheerend! Sie leiden, wenn Sie bemerken, dass Ihre Mitbürger sich von der Wahrheit entfernen! Das Fehlen von moralischen Werten in der Erziehung schockiert Sie! Das tolerierte Laster, dass zur Verhaltensnorm in unserer Gesellschaft wird, macht Sie perplex! Die Aufmerksamkeit, die die Medien Verbrechern schenken, skandalisiert Sie! Die Bedeutung, die der Gewalt eingeräumt wird, erschreckt Sie! Die Ungerechtigkeit empört Sie! Sie suchen Gerechtigkeit! Sie streben nach der Wahrheit! Sie glauben an das Reich Gottes! Sie versuchen, die göttliche Weisheit zu erfassen! Sie sind überzeugt von der Relevanz der biblischen Gesetze! Sie möchten gerne sehen, wie sich Ihre Mitbürger Jesus zuwenden! Sie singen voller Inbrunst: ♫ Wir wollen dich hoch erhoben sehn. Als Zeichen des Siegs in unserem Land. Damit jeder sieht, erkennt und weiss: du bist der Weg zum Vater. Nur Jesus, dich, nur Jesus, dich, 9
wollen wir hoch erhoben sehn. Nur Jesus, dich, nur Jesus, dich, wollen wir hoch erhoben sehn. Wohl dem Volk, dem es so ergeht. Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist! Psalm 144.15 Wie oft haben Sie, dieses Lied gesungen oder diesen Text der Psalmen gelesen und dabei in Ihrem Herzen oder im Gebet gedacht «Herr, genau das ist es, nach dem mein Herz sich sehnt! Komm, Herr, handle zum Wohle unserer Kinder!» Und dann haben Sie dabei möglicherweise die unterschwellige Frage des Geistes vernommen: «Und du, was wirst du konkret unternehmen, damit sich das verwirklicht?» Es ist einfach, die Entgleisungen unserer Gesellschaft zu beschreiben, aber es ist schwerer, sich zu erheben und gegen einen Strom von schädlichen und zerstörerischen Dingen für den Mensch und die Gesellschaft anzukämpfen. Beten ist schön, gut und sehr wichtig! Aber das Gebet geht einer Aktion, einem Einsatz voraus! Beispielsweise, indem Sie sich in Ihrer Gemeinde 10
engagieren und zum Wohle der Bevölkerung einsetzen, damit Gerechtigkeit, Wahrheit, Gleichheit und Aufrichtigkeit triumphieren! Man nennt diesen Schritt «politisch aktiv werden!»
Stopp! «Ein Christ macht doch keine Politik, das
ist korrupt, da gerät man schnell in ein falsches Fahrwasser, die Beziehungen sind zwiespältig. Das ist das Verderben für die, die sich engagieren!» Wie oft habe ich diese oder ähnliche Sätze zu hören bekommen. Aber stimmt diese Aussage?
Definition des Worts «Politik»: von griechisch «polis» – Stadt, Stadtstaat. Gesamtheit der praktischen Massnahmen zum Regieren einer Gesellschaft, einer Stadt … oder eines Staates. Die politische Aktivität ist für das Funktionieren der Gesellschaft nützlich und notwendig. Jeder muss an der Gestaltung der Ordnung eines Gemeinwesens teilnehmen, sein Wissen einbringen und mit seinen Meinungen einen Beitrag leisten! Sonst muss er die getroffenen Entscheidungen hinnehmen! 11
Kapitel 1
Die politischen Persönlichkeiten in der Bibel
Zahlreiche Männer und Frauen, die in der Bibel beschrieben werden, waren politisch aktiv! Lernen Sie sie aus einem ganz neuen Blickwinkel kennen und lassen Sie sich überraschen! Raten Sie einfach, von wem die Rede ist, bevor Sie das Ende des jeweiligen Abschnitts erreichen! Politiker vor der Zeit Nr. 1
«Was ist nur los mit mir? Habe ich wieder mal zu viel getrunken? Mir scheint, meine Töchter haben mein Glas ständig nachgefüllt? Ah, was für eine Nacht!» «Ich erinnere mich sehr gerne an meine Arbeit mit meinem Onkel. Ich bin ihm von den Ufern des Euphrat bis hinauf in die Hügel von Judäa gefolgt. Und abends am Lagerfeuer erzählte uns mein Onkel Geschichten, seine Erlebnisse mit einem Gott, der der ‹Allmächtige› genannt wird. Mein Onkel hat immer zum Himmel aufgeschaut und versucht, die Sterne zu zählen. Eines Tages hat er mir vorgeschlagen, dass wir uns 12
trennen. Die Reibereien zwischen den Schäfern seiner Herden und meiner hatten zu sehr überhandgenommen. Ich durfte mir aussuchen, wo ich in Zukunft leben wollte! Ich habe das schöne grüne Tal des Jordan gewählt. Was für ein Glück! Die Bewohner haben uns erlaubt, in der Stadt zu wohnen. Sie haben mich sogar zu einem ihrer Würdenträger erwählt. Wir sassen bei den Stadttoren zusammen. Ich habe nicht viel gesagt, war zu schüchtern! In der Stadt wurden Dinge getan, die mein Onkel verdammt hätte. Die Boshaftigkeit, Verachtung, Ungerechtigkeit und bestimmte Entscheidungen quälten mein Herz. Aber ich dachte, es ist besser, nichts zu sagen, da sich sonst alles gegen mich wenden könnte. Nicht einmal meine Familie schenkte meinen Ideen Beachtung, die sie für altmodisch hielten! Und eines Abends kamen dann diese Reisenden zu uns in die Stadt. Keiner hat ihnen geglaubt! Und schlimmer noch: meine Mitbürger wollten sie sogar sexuell missbrauchen. Sie sahen in ihnen nur erotische Objekte und wollten eine lustvolle oder perverse Nacht mit ihnen verbringen. Glücklicherweise konnte ich die Reisenden aus der Stadt begleiten und rasch zu einer kleinen Ortschaft führen. Doch hinter uns brach die Vernichtung über meine Stadt herein. 13
Wenn ich das gesagt hätte, was mir mein Bewusstsein eingegeben hat, hätte ich dann wohl das Schicksal dieser Menschen ändern können? Hätte ich diese Katastrophe verhindern können, die alles ausgelöscht und alle Bewohner ausser meinen Töchtern und mir vernichtet hat, wenn ich mehr Zivilcourage gehabt hätte?» Die Städte Sodom und Gomorra werden immer als Beispiele dafür genannt, was die Gottlosen erwartet. Doch Jesus hat sich deiner erinnert, und der Apostel Petrus hat dich «den gerechten Lot» genannt, weil das Verhalten deiner Mitbürger dich zutiefst traurig gemacht hat und ihre kriminellen Handlungen jeden Tag eine Qual für dich waren. Politiker vor der Zeit Nr. 2
Auf den ersten Blick warst du nichts anderes als ein überheblicher Rotzlöffel. Geschützt von deinem Vater fühltest du dich stark. Deine grossen Brüder zu verspotten, war ein Vergnügen für dich. Deine Vision oder deine Träume waren gewiss von Gott inspiriert, aber sie deshalb gleich in die Welt hinauszuposaunen, war doch etwas übertrieben. Als deine Brüder glaubten, du seist alleine, haben sie es dir mit gleicher Münze heimgezahlt. Der Einsatz deines grossen Bruders für euren Vater hat dir das Leben gerettet. In dem tiefen Brunnen, in den 14
sie dich warfen, hattest du Gelegenheit über alles nachzudenken, was man sagen darf, über was man besser schweigt, und über den Sinn des Lebens! Auf deinem langen Marsch, der dich unwiederbringlich von deinem Vater entfernte, haben deine jugendlichen Tränen die Wüste benetzt. Dein Glaube und die Erziehung, die du erhalten hattest, waren jedoch stärker als dein Hass auf deine Brüder und haben dich schliesslich zu einem hilfsbereiten und treuen Diener gemacht. Zu einem Vorbild des Dieners, der Gottes Gesetze befolgt. Doch wieder sind Undankbarkeit und Verachtung dein Lohn. Die Dunkelheit und der höllische Gestank des Gefängnisses erwarten dich. Jahre der Dunkelheit, der Einsamkeit, des Selbstmitleids, der Aussichtslosigkeit und der Sprachschwierigkeiten aufgrund deiner Deportation wären Grund genug, in Depression zu verfallen oder an Selbstmord zu denken. Doch nein, du denkst nicht an einen solch fatalen Ausgang. Dein Glaube an den Gott deines Vaters bringt Licht in dein Leben. Deine Gedanken sind bei Jahve, dem du treu dienen möchtest, egal unter welchen Umständen. Licht in der Finsternis! Der ewige Gott hat dich nicht vergessen! Plötzlich wirst du zum Pharao gerufen, da du eine besondere Gabe hast. Dein Ziel ist es, deinen Mitmen15
schen zu helfen, Getreidevorräte anzulegen, um der Hungersnot und dem Tod vorzubeugen. Und mit Gottes Hilfe geht dein Konzept auf. Dieses Konzept, das darin besteht, in den «fetten Jahren» des Überflusses Vorräte anzulegen, um in den Zeiten der «mageren Kühe» zu überleben, hat auch heute noch, nach Jahrtausenden, nichts von seiner Aktualität verloren. Bravo, Regent von Ägypten, du hast dir deinen Platz unter den Pharaonen mehr als verdient! Bravo Josef, du bist ein vorbildlicher Politiker. Politiker vor der Zeit Nr. 3
«Das ist dein Volk!» «Nein, es ist deines!» «Ich habe es für dich hierher geführt, damit es dich anbetet! Es ist dein Volk!» Müde und enttäuscht sucht unser Mann von seiner Qual getrieben im Gebirge nach einem Ort, um sich auszuruhen. Aber er findet keinen Schlaf und erinnert sich an den langen Weg, den er zurückgelegt hat, und die dabei gemachten Erfahrungen, die ihn in diese knochentrockene Wüste geführt haben. Die Frau, die er wie eine Mutter geliebt hat, war nicht einmal wirklich seine Mutter. Trotzdem hat sie für ihn gesorgt und ihm die beste Erziehung der Welt angedeihen lassen. Er wusste alles über das Königreich seines falschen Vaters, er hatte 16
Kenntnis über alles, ausser über sich selbst. War er ein Königssohn oder ein Sklavenkind? Und diese Flucht bis ans Ende der damals bekannten Welt. Dieses neue Leben unter den hübschen Hirtinnen von Madian. Das war ein schönes Leben! Bis zu dem Tag, an dem dieser brennende Dornbusch auftauchte, diese Neugierde, die fehl am Platze war, diese Offenbarung eines Gottes. Warum? «Ich hatte ihm gesagt, dass ich nicht in der Lage sei zu reden. Aber er hört nur sein Volk, das nach ihm schreit, und ich bekomme die Befehle. Es ist hart, meine neue Familie verlassen zu müssen, sie fehlt mir so sehr! Es stimmt schon, dass ich die Wunder liebte, oder sagen wir die Wunder für den Pharao! Mein Halbbruder hielt mich fast für einen Gott. Aber das Wichtigste ist letztendlich doch, dass der König von Ägypten die Kinder Israels ziehen liess! Oh, ich konnte es gar nicht glauben, der Pharao und seine ganze Arme wegen der Sklaven im Meer ertrunken! Und ich blieb dann alleine zurück, oder sagen wir fast alleine, mit einem ganzen Volk von Undankbaren im Schlepptau! Sie wollten etwas zum Trinken und forderten etwas zum Essen und ich hatte sie doch hierher gebracht um den einzigen, wahren Gott anzubeten.» «Komm mein Freund, steh auf! Hier hast du für das 17
Volk die Tafeln meines Gesetzes. Wenn ihr die Gebote befolgt, werdet ihr leben und glücklich sein!» So steigt unser Mann, der zum Singen, Lobpreisen und Anbeten seines Gottes gekommen war, beladen mit den bürgerlichen Gesetzen und Vorschriften für das tägliche Leben, vom Berg wieder zu seinem Volk herunter! Sie sind alles andere als ein Ausdruck herausragender Spiritualität! Diese Gesetze sind sehr bodenständig und konkret und gelten für alle menschlichen Gesellschaften. Sie werden es dem jüdischen Volk und allen, die sie befolgen, ermöglichen, in Harmonie mit ihren Nächsten zu leben. Armer Mose, was für ein Dilemma! Sohn des Pharaos, Prophet, gottesfürchtiger Mann, König Israels? Dein Titel spielt kaum eine Rolle. Sicher ist, dass du Gott geliebt hast. Du warst sein Freund und der einzige Mensch, der mit dem ewigen Gott von Angesicht zu Angesicht gesprochen hatte. Aber du warst auch ein kluger Militärstratege, ein engagierter Politiker, einfühlsam und treu Politiker vor der Zeit Nr. 4
Dieser Aufbruch in aller Eile mitten in der Nacht hat dich entscheidend geprägt. Schlag auf Schlag folgte ein Ereignis auf das andere. Zuerst das Essen, dann diese Stimmung, diese Nacht des Grauens, in der der Tod unter dem Nachbarn gesät 18
wurde, und jetzt heisst es wieder aufbrechen. Alles überstürzt sich. Du weisst nicht, was du von all diesen Ereignissen halten sollst, die sich überschlagen. Schnell, schnell, die Armee kommt schon näher. Aber die Flucht durch das Meer, das sich geteilt hat und rechts und links Mauern aus Wasser entstehen liess, hat dein Herz gestärkt und dich mutig gemacht. Diese grosse Wolke am Tag und dieses Feuer bei Nacht sind nicht nur ein Spektakel für die Augen, sondern dein Herz brennt auch für diesen Gott, dem du dienen willst. Du gehörst zu denen, die sich mitten ins Gefecht hineinbegeben, um der Verwüstung eines amalekitischen Königs Einhalt zu gebieten. Solange Mose die Arme hebt, siegst du mit deinen Männern; sobald er sie sinken lässt, geht der Feind mit verstärktem Zorn gegen euch vor. Doch bei Sonnenuntergang kehrst du in Begleitung deiner siegreichen Armee ins Lager zurück. Die Ältesten Israels haben deine Fähigkeiten schnell erkannt. Als man Männer brauchte, um das Gelobte Land auszuspionieren, warst du einer von ihnen. Anders als manche, die nur die Hindernisse und Schwierigkeiten sahen, hast du mit deinen Augen, in denen sich der Glaube spiegelte, mit Begeisterung für die Eroberung des Erbes plädiert, das Gott seinem Volk überlassen wollte. 19
Vierzig Jahre sind vergangen, mit viel Geduld und Glauben. Gott hat dich nicht vergessen. Dieser Einmarsch in das Gelobte Land, als das Wasser des Jordans zu fliessen aufgehört hat, was für ein Erlebnis! Und nur wenige Zeit später, die Mauern von Jericho, die zusammengebrochen sind, ohne dass irgendjemand Hand daran gelegt hätte. Und all die Schlachten der Eroberung, was für Erinnerungen, sogar die Sonne kam zum Stillstand! Du hast dich des Volkes Israel angenommen. Auf vorbildliche Weise ist es dir gelungen, deine Soldaten zu ermutigen und ihnen deinen Glauben zu vermitteln, damit sie kämpfen, aber in dem Vertrauen, dass Gott den mächtigen Feind verjagen wird. Du hast sorgfältig darauf geachtet, dass jeder Stamm Israels sein Erbe bekommt, das Land, das ihm versprochen wurde. Durch das Festlegen klarer Grenzen nach einem genau definierten Plan hast du mögliche Konflikte erkannt und vermieden. Als du angeordnet hast, dass die Gesetze vor allen verlesen werden sollen, hast du ganz Israel die Zivilgesetze übermittelt, die Gebote Gottes, damit jeder in Friede und Freude in diesem neuen Land leben könne. Obwohl die meisten deiner Einsätze nicht spirituell motiviert, sondern eher militärischer oder politischer Natur waren, warst du ein treuer und pflichtbewusster Mann, ganz 20
nach dem Herz Gottes. Josua, du und deine Familie haben dem ewigen Gott gedient. Politiker vor der Zeit Nr. 5
«Ich hab die Nase voll von all den Ungerechtigkeiten und den ständigen Überfällen von Jabin und seinem Handlanger Sisera. Dieser König von Hatzor ist eine Pest. Er zerstört unsere Felder, kassiert exorbitante Steuern, raubt unsere Töchter, um sie zu missbrauchen. Das muss sich ändern!» Sie ist seit Jahren Richterin des Volkes Israel und kann es einfach nicht mehr mit ansehen, wie übel ihm mitgespielt wird. Sie versucht, mit Mitgefühl Recht zu sprechen, aber wenn die Schuldigen nur schwer fassbar sind, sind die Institutionen machtlos. Das muss sich ändern! Nach langen Tagen der Verhandlungen erlaubt sich unsere Richterin zu träumen. Sie erwartet, dass sich die Männer erheben und ihre Verantwortung übernehmen. Ihre Gedanken überschlagen sich: «Wo sind die Männer, die es wagen würden, sich dem Diktator von Hatzor entgegenzustellen? Josua hat dieses Land dem auserwählten Volk nach seinem Auszug aus Ägypten geschenkt! Die Israeliten haben doch nicht diesen beschwerlichen Weg durch die Wüste zurückgelegt, um nun wieder einer Autorität unterworfen zu sein, die ihnen verwehrt, dem lebendigen Gott zu dienen. Das 21
geht doch nicht, das muss sich unbedingt ändern!» Verantwortung: dieser Begriff ist zu jener Zeit nicht gerade populär, jeder hat Angst davor. Bist du verantwortlich für eine Armee, die die Schlacht gewinnt, dann bist du ein Held. Aber bist du verantwortlich für eine besiegte Armee, dann wird man dir das bis zu deinem Lebensende vorwerfen! Denn Verantwortung und Einsatz sind nicht voneinander zu trennen. Unsere Stammesfürsten in Israel sind machtlos, keine Waffe für vierzigtausend Männer. Das muss sich ändern! Unsere Mutter in Israel ruft den Feldherrn Barak zu sich: «Barak, Du ziehst in den Kampf!» «Nein!» «Doch, denn es ist der Ewige, unser Gott, der dir den Auftrag gibt, auf den Berg Tabor zu gehen!» «Nein, ich werde nicht gehen, du hast doch selbst unsere Feinde gesehen mit ihren neuen blitzenden eisernen Streitwagen, da sind wir von vornherein verloren!» «Was?» «Ich werde nur gehen, wenn du auch mitkommst! Du musst mit mir kommen, Debora, äh, ich wollte sagen mit uns!» «Wach auf, du Heldin, der Moment ist gekommen, deine Verantwortung zu übernehmen!» Voller Zuversicht begibt sie sich an der Seite der mutigen Männer der Armee in die Schlacht, denn sie weiss, dass der wahre Kampf im Himmel ausgetragen wird, dass selbst die Sterne mitkämpfen werden. Debora, 22
deine Analyse der Situation, dein Willen nach einem Leben in Freiheit und dein Glaube an Gott: Was für ein Beispiel für uns! Denn Politik ist nichts anderes, als Verantwortung übernehmen und sich für konkrete Ziele einzusetzen, damit sich Dinge ändern! Politiker vor der Zeit Nr. 6
«Hast du noch einen Sohn?» Die Stimme des Propheten ist ernst, der Ton lässt eine gewisse Ungeduld erkennen, dass eine bessere Zusammenarbeit erwartet wird. Das hilft dem Familienvater aber eher nicht, seine übliche Selbstsicherheit zurückzugewinnen. «Ja, ich habe schon noch einen Sohn, der jüngste! Er ist klein, schwächlich, immer ein bisschen mit dem Kopf in den Wolken, sagen wir ein Dichter oder Musiker, na ja, du weisst schon, was ich meine. Er ist so zierlich, dass er nur dazu taugt, auf die Herden aufzupassen! Er ist nicht breitschultrig und kräftig wie seine Brüder, nein, das ist kein zukünftiger König!» Die leicht gereizte Stimme des Mann Gottes ertönt jetzt von neuem: «Lass ihn herholen. Ihn hat der ewige Gott als zukünftigen König Israels auserwählt! Gott schaut auf andere Dinge als die Menschen. Die Menschen schauen auf das, was ihnen in die Augen fällt, Gott schaut in die Herzen!» Diese Begegnung wird unseren jungen Hirten sein ganzes Leben lang prägen. 23