TIC BRNO
↓
WAS IST BRÜNN? 4 VILLEN
4 VILLEN Familien-Wohnsitze im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts
01 02 03 04
Villa Stiassni Villa Jurkovič Villa Tugendhat Villa Löw-Beer
Das Quartett von Familienvillen, das in Brünn zu besuchen ist, repräsentiert außergewöhnliche Werke im Bereich individueller Familienbauten, und zwar sowohl aus der Zeit der Moderne und Secession Anfang des vergangenen Jahrhunderts als auch der Avantgarde der Zwischenkriegszeit. Jede dieser Villen hat ihre eigene Besonderheit, geprägt von der Zeit, in der sie entstanden sind, vor allem aber auch von dem Geschmack und den finanziellen Möglichkeiten ihrer Besitzer. Das waren Unternehmer der Textilindustrie jüdischen Ursprungs, die ihre eigenen Häuser auch zu Repräsentationszwecken nutzten. Eine Ausnahme ist der Architekt
Dušan Jurkovič, der sein Haus für sich selbst erbaute. Das Leitmotiv aller Gebäude ist eine Vielfalt von Vorstellungen über modernes Wohnen der Familien. Die Auftraggeber engagierten bedeutende Architekten ihrer Zeit, sei es aus Wien wie im Falle der Villa Löw-Beer, oder der angehehende deutsche Star Ludwig Mies van der Rohe oder auch der bedeutendste Brünner Architekt jüdischer Herkunft Ernst Wiesner. Jurkovič richtete sich dann in seinem eigenen Hause ein Atelier und einen kleinen Ausstellungsraum ein, wo Präsentationen seiner architektonischen und gestalterischen Ideen über modernes Wohnen stattfanden.
01
02
03
04
ERNST WIESNER (BAUAUSFÜHRUNG 1927—1929)
Villa Stiassni Die Villa Stiassni, auch als sog. Regierungsvilla bekannt, wurde Ende 2014 nach einer umfangreichen Rekonstruktion wieder eröffnet. Für seine Familie ließ sie der Textilfabrikant Alfred Stiassni errichten, der für diesen Zweck gemeinsam mit seiner Gemahlin Hermine einen der berühmtesten Brünner Architekten Ernst Wiesner ansprach. Obwohl die Villa von außen ganz der individualistischen Moderne entspricht, setzte die Familie im Inneren nahezu den Luxus eines Schlosses mit repräsentativen Salons durch. Hier kann man heute reiche Holzverkleidungen, Marmorkamine, Stuck und auch auf Maß
angefertigtes Mobiliar bewundern. Dazu gehören auch eine geräumige Terrasse und Loggia, die sich zu einem mehr als drei Hektar großen Garten hin öffnen. In diesem befinden sich ein immer noch funktionierender Tenniscourt und ein Bassin. Neun Jahre nach dem Einzug musste jedoch die jüdische Familie vor dem beginnenden Nationalsozialismus fliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwartete die Villa eine völlig andere Nutzung. Sie begann als Luxushotel für bedeutende Staatbesuche zu dienen. Die Villa steht heute unter der Verwaltung des Nationalen Denkmalinstituts.
DUŠAN SAMO JURKOVIČ (BAUAUSFÜHRUNG 1906)
Villa Jurkovič Seine Entscheidung, sich in Brünn niederzulassen, traf Dušan Jurkovič mit seinem Entschluss, im Ortsteil Žabovřesky (Sebrowitz) für sich und seine Familie ein Haus zu errichten. Žabovřesky bot einen Blick auf den damaligen Stadtrand von Brünn, inmitten einer wunderschönen Landschaft mit den Mäandern des Flusses Svratka; im Ort überwog die tschechisch sprechende Bevölkerung und es sah so aus, als handele es sich um einen idealen Platz für die Errichtung einer Künstlerkolonie nach dem Vorbild der Kolonie in Darmstadt, oder der Hohen Warte in Wien. Es ist Jurkovič zwar nicht
gelungen, die Künstlerkolonie zu gründen, seine Villa jedoch stellt eines der führenden Werke modernistischer Architektur dar, inspiriert durch das britische und wienerische Schaffen mit Elementen der Volkskunst. Im Jahre 2011 wurde die Villa einer Rekonstruktion unterzogen, und heute können hier die Besucher eine Exposition sehen, die das Schaffen Jurkovič’s in Böhmen und der Slowakei vorstellt, und die ungewöhnliche Atmosphäre des Hauses und dazugehörigen Gartens genießen. Das Gebäude verwaltet nun die Mährische Galerie in Brünn.
LUDWIG MIES VAN DER ROHE (BAUAUSFÜHRUNG 1929—1930)
Villa Tugendhat Die Villa Tugendhat, entworfen von Ludwig Mies van der Rohe, gilt als ein Musterbeispiel moderner Architektur und gehört auch zum Weltkulturerbe der UNESCO. Ihre Einmaligkeit liegt nicht nur in der formalen architektonischen Reinheit, eingefügt in den Rahmen der Natur, und dem gegenseitigen Durchdringen der Räume, sondern auch in der technischen und konstruktiven Lösung und Verwendung edler Materialien. Eine entscheidende Rolle spielte hier die Verständigung zwischen dem Architekten und den Auftraggebern Greta und Fritz Tugendhat. Diese stammten aus einer deutsch-jüdischen Industriellen- und
Kaufmannsfamilie. Ihre jüdische Abstammung war der Grund ihrer Zwangsemigration im Jahre 1938; nachfolgend besetzte die Gestapo das Haus, und am Ende des Krieges wurde die Villa von der Sowjetarmee verwüstet. Seit Ende der vierziger Jahre, als das Haus verstaatlicht wurde, diente es als Tanzschule und nachfolgend als Kinderrehabilitationszentrum. Das Haus wurde zum ersten Mal 1980–1985 erneuert und diente der Stadt zu Repräsentationszwecken der Stadt. Seit 1994 wird es vom Museum der Stadt Brünn verwaltet. In den Jahren 2010–2012 erfolgte eine dem Denkmalschutz unterliegende Erneuerung.
ALEXANDER NEUMANN, RUDOLF BAUMFELD (BAUAUSFÜHRUNG 1903—1904)
Villa Löw-Beer Die repräsentative Jugendstilvilla ließ sich der Fabrikant Moritz Fuhrmann in den Jahren 1903–1904 im Stadtviertel Černá Pole (Schwarzfeld) errichten, der Brünner Villenkolonie am Park Lužánky. Mit dem Entwurf betraute er den technisch innovativen Wiener Architekten Alexander Neumann, der bei der Villa die Oberbeleuchtung der zentralen Halle durch einen wirkungsvollen Lichtfang und das Heizungssystem mit Hilfe eines Wärmeaustauschers realisierte. Das Gebäude besticht auch durch die Qualität der künstlerisch-handwerklichen Arbeitsausführungen.
Im Jahre 1913 erwarb die Villa für seine Familie Alfred Löw-Beer, Mitinhaber der aufstrebenden Textilfirma Moses LöwBeer. In den dreißiger Jahren gestaltete der Architekt Rudolf Baumfeld die zentrale Halle um. Alfred widmete seiner Tochter Grete, verehelichte Tugendhat, den oberen Teil des Gartens zur Errichtung eines eigenen Familienhauses (siehe Villa Tugendhat). In der denkmalschutz-erneuerten Villa ist nun die Museums-Exposition Welt der Brünner Bourgeoisie installiert. Dieses „house museum“ wird nun vom Museum Brněnska verwaltet.
Villa Jurkovič Jana Nečase 2 XII—II III IV—X XI
SA—SO DO—SO DI—SO DO—SO
10—12, 12.30—16.00 10—12, 12.30—18.00 10—12, 12.30—18.00 10—12, 12.30—16.00
ŽABOVŘESKY
moravska-galerie.cz/jurkovicova-vila
Villa Stiassni
E7
Hroznová 14 I—XII
MO, FR, SA, SO 9.00—17.00
www.vila-stiassni.cz
PR
01 HR
OZ
NO
ES
LO
VA
Villa Stiassni
VÁ
NEUMANNOVA
VA KO RÁ HO
JA
NA
02 NE
ČA
Villa Jurkovič
SE
STRÁNICE
Wilsonův les
Kraví hora
BA
ÚD
RV
OL
IČ
NÍ
A OV ÚDO
LNÍ
Villa Tugendhat Černopolní 45 I—II MI—SO 9.00—17.00 III—XII DI—SO 10.00—18.00 Vorherige Reservierung ist nötig. www.tugendhat.eu
Villa Löw-Beer Drobného 297/22 KO
VILLA LÖW-BEER, GALERIE UND CAFÉ DI—SO 10.00—18.00
TLÁ
ŘS
KÁ
KO OU A OV
10.00—18.00 10.00—20.00
NIC
GARTEN IM WINTER IM SOMMER
www.vilalowbeer.cz
KO OU
ÚVOZ
NI CO
VEVEŘÍ
VA
VE VE ŘÍ
Mo ÚVOZ ÚD
OL
NÍ
náměstí Svobody
B
DROB
NÉHO
ČERNÁ POLE
SKÁ
RN OP
NÝR
ČE OL
PIO
NÍ
DR OB
03
Villa Tugendhat
NÉ HO
Park Lužánky
04
Villa Löw-Beer
LIDIC KÁ ME
A MIL
oravské náměstí
BRNO-STŘED
KO
LI
ŠT
Ě
HOR DY
Á KO
VÉ
RHA
U TO
VA
01
02
03
04
TIC BRNO
←
GO TO BRNO.cz ←
Herausgeber: TIC BRNO, p. o. Foto: David Židlický, Tomáš Dittrich, Magistrat (MG) in Brünn, Muzeum Brněnska (Museum Brněnska), Nationales Denkmalinstitut (NPÚ) Text: Museum Brněnska (Muzeum Brněnska), Muzeum města Brna (Museum der Stadt Brünn), Moravská galerie v Brně (Mährische Galerie in Brünn) a Národní památkový ústav (Nationales Denkmalinstitut) TIC BRNO, p. o. wird finanziell von der Statutarischen Stadt Brünn unterstützt. Sämtliche Angaben sind aktuell zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. 2019 www.ticbrno.cz