TU Braunschweig Institut für Baugeschichte Leitung: Prof. Dr.-Ing. Alexander von Kienlin
Betreuung: Julian Bauch M.A. / M.Sc.
Seminararbeit Wohnen im antiken Griechenland und Rom WS 2014/2015
VILLA RUSTICA Die Darstellung römischer Landgüter in antiken Primärquellen
Timo Vortisch - 4270336 - Architektur - 6. Fachsemester - t.vortisch@tu-bs.de
INHALT
1 EINLEITUNG
4
2 DIE RÖMISCHE VILLA
6
2.1 Der Begriff villa rustica
6
2.2 Entstehung und Entwicklung der villa rustica
6
2.3 Die villa urbana
7
2.4 Die Bewirtschaftung der villa rustica
8
3 MARCUS PORCIUS CATO 3.1 De agri cultura 4 VITRUV
10 11 14
4.1 Siebtes Buch - Kapitel VI
15
5 MARCUS TERENTIUS VARRO
17
5.1 De re rustica 6 LUCIUS IUNIUS MODERATUS COLUMELLA 6.1 De re rustica 7 VERGLEICH DER PRIMÄRQUELLEN
18 21 22 26
7.1 Hintergrund der Werke und Autoren
26
7.2 Inhalt der Werke
27
7.3 Verwaltung des landwirtschaftlichen Betriebes
31
8 FAZIT
32
9 ANHANG
34
9.1 Cato
34
9.2 Vitruv
35
9.3 Varro
36
9.4 Columella
37
10 LITERATURVERZEICHNIS
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3
1 EINLEITUNG Schon in Vitruvs berühmten Werk „Zehn Bücher über Architektur“ wird zwischen
dem
Stadthaus und dem Landhaus, der villa (lat. villa = Landhaus, Landgut), unterschieden. Im Bereich der villae können allerdings weitere Unterscheidungen getroffen werden, die vor Allem in den funktionalen Aspekten des jeweiligen Typus deutlich werden. Auf der einen Seite steht die villa urbana, die hauptsächlich dem Wohnen auf dem Land diente, welches sich auf großzügig angelegten repräsentativen Anwesen abspielte. Dem gegenüber steht die villa rustica, der Gutshof, mit Haupt- und Nebengebäuden, bei dem der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund steht.
Aufgrund der schlechten archäologischen Situation in Bezug auf die villa rustica im italienischen Raum, ist es unabdingbar, antike literarische Primärquellen zur Hilfe zu nehmen, um sich ein differenziertes Bild machen zu können. Die Tatsache, dass die Landwirtschaft zur Zeit der römischen Republik die wirtschaftliche Grundlage der römischen Gesellschaft bildete und mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf dem Land lebte und arbeitete, führte dazu, dass die Römer schon damals Experten im Bereich der Landwirtschaft waren. Deutlich wird dies durch die vielen Handbücher, die verfasst wurden, um Hilfe beim Bau und bei der Bewirtschaftung eines solchen Betriebes zu leisten.
Eben genannte
Handbücher dienen in dieser Seminararbeit als Quellen für die Darstellung und den Vergleich verschiedener Formen der villa rustica, wie sie von den Autoren beschrieben werden. Landwirte, aber auch Politiker hinterließen uns ihre antiken Erfahrungen und Erkenntnisse in schriftlicher Form, angefangen mit einzelnen Kapiteln, bis hin zu mehrbändigen Werken nur über die Landwirtschaft. Ein Beispiel hierfür ist, neben dem schon erwähnten Vitruv, Marcus Porcius Cato, der Senator in Rom und Feldherr war, und sein Werk „De agri cultura“, welches er um etwa 150 v. Chr. schrieb. Geschrieben ist es in Form einer Anleitung und steht dem Leser vom Kauf des passenden Landgutes, über den Bau des Gutshauses und den Anbau von Obstbäumen, bis hin zur Zubereitung von Mostkuchen beratend zur Seite. Bis heute finden sich bei Cato viele Ansatzpunkte, um zu verstehen, wie die römische Landwirtschaft funktionierte und warum sie so effektiv war.
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Ein weiteres Beispiel für ein Werk, welches an die Art des Cato anschließt und uns bis heute als Informationsquelle dient, ist das dreibändige Werk „De re rustica“ des Marcus Terentius Varro. Varro war ein römischer Gelehrter, der sich in seinen Schriften auf den Ackerbau, die Viehzucht und die Kleintierzucht beschränkt, wobei ihm eigene Erfahrungen, aber auch griechische Autoren als Informationsquelle dienten. Etwa 100 Jahre später erschien ein weiterer Ratgeber mit dem gleichen Titel „De re rustica“, allerdings wesentlich umfangreicher und mit zahlreichen Bezügen auf die beiden eben genannten Werke. Insgesamt schrieb der Autor Lucius Iunius Moderatus Columella 13 Bände, die zusammengefasst eine allumfassende Anleitung zur Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes bilden. Seine Schrift übertrifft die Werke Catos und Varros in ihrem Umfang und ihrer Komplexität bei Weitem.
Ziel dieser Arbeit soll sein, auf Basis der inhaltlichen Analyse der Werke Catos, Vitruvs, Varros und Columellas eine Entwicklung der villa rustica nachzuzeichnen und diese in Phasen zu gliedern. Dies wird durch die Tatsache ermöglicht, dass die Quellen zeitlich aufeinander folgen. Es gilt in dieser Seminararbeit zu prüfen, inwieweit die jeweiligen Beschreibungen der villa rustica eine Abbildung der allgemeinen Bauweise in der jeweiligen Zeit der Abfassung der Werke sind. Durch den Vergleich der unterschiedlichen Beschreibungen der villae, sollen charakteristische Merkmale herausgearbeitet und so ein aussagekräftiges Bild einer beispielhaften villa rustica ausgearbeitet werden. Dazu wird im Folgenden der Begriff villa rustica erläutert und sowohl die villa rustica, als auch die villa urbana kurz beschrieben. Nachfolgend werden die Werke der oben genannten Autoren näher betrachtet und die Sicht des jeweiligen Autors in Bezug auf die villa rustica kritisch wiedergegeben. Die unterschiedlichen Beschreibungen der villa werden daraufhin verglichen und auf Ähnlichkeiten, sowie Unterschiede geprüft, um daraus ein zusammenhängendes Bild der villa rustica zu formen.
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2 DIE RÖMISCHE VILLA
2.1 Der Begriff villa rustica Als Erstes ist es wichtig festzustellen, dass der Begriff villa rustica in der Antike nicht gebräuchlich war, sondern eine Wortschöpfung der Moderne ist. Es wird vermutet, dass die Römer ihre landwirtschaftlichen Betriebe in der Antike als fundus (lat. fundus = Grund, Boden, Grundstück) oder praedium (lat. praedium = Landgut, Gut, Grundbesitz) bezeichneten, wobei besonders große Landgüter eher latifundium (von lat. latus = weit) genannt wurden. Das Wort villa bezeichnet, anders als im modernen Sprachgebrauch, erstmal nur ein Gebäude außerhalb der Stadtmauern. Wichtig ist hierbei jedoch, dass der Begriff sowohl den Hofbereich, als auch die Nebengebäude und die gesamten Anlage einschließt. Ein Haus in der innerhalb der Stadtmauern wurde domus (lat. domus = Haus, Wohnung, Familie) genannt. 1
2.2 Entstehung und Entwicklung der villa rustica Durch die enorme Expansion des Römischen Reiches zur Zeit der Römischen Republik2 gewann die villa für die römische Gesellschaft stark an Bedeutung. Neu gegründete Siedlungen in den eroberten Gebieten mussten an Ort und Stelle versorgt werden, weshalb sich die villae rusticae immer weiter über den gesamten Norden Europas ausbreiteten und sich ihr Baustil in unterschiedlichen Regionen in verschiedene Richtungen entwickelte. Ein Stil, der sich vor Allem in den gallischen und germanischen Provinzen herausgebildet hat, in denen sich noch heute die meisten der bekannten villae rusticae befinden, ist die Porticusvilla. Benannt ist diese nach der porticus, einem säulengestützten Durchgang zwischen zwei Eckresaliten, welche den Eingang des Haupthauses der villa rustica bildet. Meistens grenzten die privaten Wohn- und Arbeitsräume direkt an die porticus. 1
Werner Müller: dtv - Atlas Baukunst Band I. Allgemeiner Teil, München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2009. 2
von 509 v. Chr. bis 27 v. Chr.
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Durch den wachsenden Bedarf an Lebensmitteln entstanden immer größere Anlagen, die teilweise an heutige Großbetriebe erinnern und mit den Punischen Kriegen traten die latifundiī an die Stelle der Kleinbauernhöfe. Sie wurden von unzähligen Sklaven bewirtschaftet und dem Gutsherren kam eine ausschließlich administrative Rolle bei. Dies steht im Gegensatz zu den eher familiären Gutshöfen, die Vitruv in seinen „Zehn Büchern über Architektur“ beschreibt. 3
2.3 Die villa urbana Die zweite Form der römischen villa, die sich aus der villa rustica entwickelt hat und sich vor Allem in Ihrer Funktion von der villa rustica unterscheidet, ist die villa urbana. Ab dem 2. Jh. v. Chr. entstanden außerhalb der Stadtmauern mehr und mehr Anwesen nach Vorbild der großzügigen und herrschaftlichen Anlagen der Kaiser, welche häufig an erhobenen Stellen in der Landschaft um Rom herum, aber auch an den Küsten entstanden. Diese umfangreichen Wohnanlagen waren nach griechischem Vorbild mit Gärten, Badeanlagen, Bibliotheken und Ähnlichem ausgestattet und dienten dem Erbauer zum zeitweiligem Aufenthalt, in welchem Gäste empfangen werden konnten, aber auch in Ruhe gearbeitet oder einfach der Lebensbereich des otium4 gepflegt werden konnte. Zudem hatte man durch ein Anwesen außerhalb der Stadt die Möglichkeit, das jeweilige Klima optimal auszunutzen und Rom zu verlassen, wenn es in der eng bebauten Stadt im Sommer zu heiß wurde. Die Nähe zur Stadt und ihre Funktion für die Bewohner sind die prägenden Gemeinsamkeiten der villae urbanae. Allerdings wird auch der Wohnbereich des Gutsherrn einer villa rustica villa urbana genannt. Durch fehlende staatliche Vorgaben in Bezug auf den Bau sowie keinen allgemeinen gesellschaftlichen Konsens über die Gestaltung und das Aussehen einer villa urbana, entwickelte sich nie ein einheitlicher Bautyp. Somit konnten wohlhabende Bauherren ihren Reichtum durch die Gestaltung ihrer Wohnanlagen nach außen tragen. Durch die kurze 3
Werner Müller: dtv - Atlas Baukunst Band I. Allgemeiner Teil, München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2009. 4
lat. otium = Muße, Ruhe, Freizeit. - lat. negotium = Beschäftigung, Tätigkeit, Arbeit
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Entfernung zur Stadt war es der römischen Oberschicht weiterhin möglich, aktiv am gesellschaftlichen und politischen Leben in der Stadt teilzunehmen und die villae urbanae gewannen mehr und mehr an Popularität. 5
2.4 Die Bewirtschaftung der villa rustica Eine villa rustica sollte erster Linie dazu dienen, den Eigenbedarf des Besitzers zu erwirtschaften und so diesen und seine Angehörigen zu versorgen. Auf einem solchen Landgut wurden Getreide, Gemüse, Wein und Öl angebaut, aber auch Viehzucht betrieben und möglichst ein Überschuss produziert, der dann auf dem Markt verkauft werden konnte. Oft war der Hausherr einer solchen villa rustica ein ehemaliger Legionär, dem nach 25 Jahren Militärdienst Land zugesprochen wurde, auf welchem er einen Gutshof errichten konnte, um so die umliegenden Garnisonen und Städte zu versorgen. Um hohe Transportkosten zu vermeiden, befanden sich diese Gutshöfe in der Nähe der zu versorgenden Orte. Größere Gutshöfe spezialisierten sich häufig auf bestimmte Produkte, um so die Produktion zu optimieren und einen größeren Überschuss zu erwirtschaften. Verwaltet wurde der Hof vom Gutsherrn selbst oder durch einen Verwalter, welcher bestimmte, was produziert wurde. Das war einerseits abhängig davon, was auf dem Markt gefordert war und andererseits vom Grundstück und der Jahreszeit. Ausgeführt wurden diese Anweisungen meist durch Sklaven (lat. servi) oder freie Arbeiter (lat. liberti). Verglichen mit heutigen landwirtschaftlichen Betrieben waren diese Höfe nicht besonders effizient. Ein Großteil der erwirtschafteten Produkte wurden benötigt, um die Bewohner und Arbeiter selbst zu versorgen. Der nur geringe Überschuss konnte dann von Lieferanten über Land- und Wasserwege ausgeliefert werden. Durch die ganz unterschiedlichen Gegebenheiten in Italien, wie Küsten- oder Bergregionen, differenzierten sich verschiedene Anbaugebiete heraus. Faktoren wie das jeweils vorherrschende Klima, das Wasservorkommen, die Beschaffenheit des Bodens sowie Flora und Fauna ermöglichten meist nur den Anbau bestimmter landwirtschaftlicher Produkte. Durch die jeweilige Kombination dieser Einflüsse bildeten sich Regionen heraus, in denen 5
Eckard Lefevre: Die Villa als geistiger Lebensraum, Sonderdruck aus der Albert Ludwigs-Universität Freiburg, 1987.
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dann zwar nur bestimmte Produkte angebaut werden konnten, diese dann aber von meist hoher Qualität. Ein Beispiel hierfür sind die noch heute bekannten Wein- und Olivenregionen der Toskana. Die großen Mengen Getreide, die nötig waren, um die Hauptstadt Rom zu versorgen, kamen zum Großteil aus Sizilien und Nordafrika. Aber auch in Italien wurde Getreide angebaut, um kleinere umliegende Städte zu versorgen, die sich Importe über weite Distanzen nicht leisten konnten. So zum Beispiel in Etrurien, Umbrien, Picenum, Kampanien, Apulien oder in der Poebene. Fischprodukte kamen hauptsächlich von den Küsten der Iberischen Halbinsel und Gallien bot eine große Bandbreite an Erzeugnissen: Im Norden hauptsächlich Getreide, im Süden eher Oliven und Wein vorwiegend in der Provence, Burgund und Aquitanien. Auch die Viehzucht war in den gallischen Provinzen verbreitet, unter Anderem Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine. Diese regionalen Besonderheiten führten mit der Zeit auch dazu, dass verschiedene Werkzeuge und Geräte entwickelt wurden, die die jeweilige Arbeit so weit wie möglich erleichterten. Ein gutes Beispiel für eine solche regionale Besonderheit ist die Beschaffenheit des Bodens, welche in den nördlichen Provinzen des Reiches der Grund dafür war, dass der Boden dort wesentlich schwerer zu bewirtschaften war als in Italien. Dies erforderte unterschiedliches Gerät für beide Regionen, wodurch verschiedene Entwicklungen auf den Weg gebracht wurden, die teilweise bis heute nahezu unverändert verwendet werden können. 6
Im Folgenden wird die villa rustica aus Sicht verschiedener Autoren der damaligen Zeit präsentiert und geprüft, ob die soeben beschriebene Entwicklung der villa rustica in den Primärquellen nachvollzogen werden kann.
6
Ursula Heimberg: Villa Rustica. Leben und Arbeiten auf römischen Landgütern. Darmstadt: Philipp von Zabern, 2011, S.14 f.
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3 MARCUS PORCIUS CATO Marcus Porcius Cato oder auch Cato der Ältere lebte zwischen 234 v. Chr. und 149 v. Chr. und machte sich vor Allem durch seine militärische und politische Karriere einen Namen. Geboren in Tusculum, wurde Cato um 217 v. Chr. Soldat und kämpfte fast von Beginn an im 2. Punischen Krieg.7 Seine militärische Karriere fand um 191 v. Chr. ein Ende und er wurde 184 v. Chr. zusammen mit Flaccus ins Amt des Zensors gewählt, was den Höhepunkt seiner Karriere darstellte. 8 Kurz vor seinem Tod veröffentlichte er um 150 v. Chr. sein Werk „De agri cultura“ (zu Deutsch „Über die Landwirtschaft“). Hierbei handelt es sich nicht nur um das älteste lateinische Prosawerk, es ist auch eine der wichtigsten literarischen Quellen, die uns heute einen Einblick in die antike römische Landwirtschaft geben. So findet auch der Aufbau einer villa rustica in seinen Schriften Erwähnung. Cato begleitet den Leser durch den gesamten Prozess der Errichtung eines landwirtschaftlichen Betriebes. Geschrieben wie eine Art Leitfaden, wird jeder kleinste Bestandteil eines solchen Betriebes in über 160 Kapiteln erläutert. Es mangelt dabei jedoch an einer sinnvollen Ordnung und teilweise wiederholt Cato sich in seinen Ausführungen. Dies könnte daran liegen, dass Cato alle Informationen, die in diesem Werk untergebracht sind, über eine sehr lange Zeitspanne zusammengesammelt hat. Es lässt sich vermuten, dass er kurz vor seinem Tod schlicht nicht mehr dazu gekommen war, die gesammelten Informationen in eine Ordnung zu bringen. 9 Inhaltlich beschäftigt sich Cato mit allen wissenswerten Aspekten, die helfen, einen möglichst wirtschaftlichen Betrieb führen zu können und ergänzt einen Großteil seiner Beschreibungen mit genauen Maßangaben. Neben der Auswahl eines geeigneten Grundstückes, der Größe des Landgutes und der Anordnung der nötigen Gebäude, erläutert Cato auch grundlegende ökonomische Aspekte. Hinzu kommen der Bau von Maschinen und ausführliche Erklärungen zum Anbau bestimmter Produkte, wie Wein oder Öl.
7 Andreas
Mehl: Römische Geschichtsbeschreibung: Grundlagen und Entwicklungen, Stuttgart: Kohlhammer, 2001, S.50. 8
Cornelius Nepos: Kurzbiographien und Fragmente. Übersetzt von H.Färber, München: De Gruyter, 1952.
9
Will Richter: Gegenständliches Denken, archaisches Ordnen. Untersuchungen zur Anlage von Cato De agricultura, Heidelberg: Winter, 1987, S. 11.
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Im folgenden Teil werden konkrete Informationen über den Aufbau einer villa rustica, wie er in „De agri cultura“ erläutert ist, zusammengetragen.
3.1 De agri cultura Cato beginnt mit der Lage und der Auswahl eines geeigneten Grundstückes. Anhand der Nachbarschaft lässt sich, nach Cato, erkennen, ob es sich um eine geeignete Gegend handelt. Außerdem sollte das Landgut am Fuße eines Berges in Richtung Süden gerichtet liegen und die Wasserversorgung sollte gegeben sein. Ebenso sollte die Nähe zu einer kaufkräftigen Stadt, bzw. zum Meer, einem größeren Fluss oder einer großen Straße bestehen, um Anschluss an einen Absatzmarkt für produzierte Überschüsse zu sichern. 10 Grundsätzlich teilt Cato seine Anleitung zum Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebes in zwei unterschiedliche Arten von Gutshof auf.11 Zum einen nennt er die vinea, das Weingut, und grenzt davon das oletum, das Ölgut, ab. Ein Weingut soll 240 Joch groß sein, was ungefähr 140 Hektar entspricht. Ein Ölgut hingegen ist nur 100 Joch, ca. 60 Hektar, groß.
12
Das von ihm beschriebene Weingut umfasst drei komplette Kelteranlagen und einen Weinkeller mit der Anzahl an Fässern, um fünf Weinernten unterbringen zu können. Zusätzlich benötigt man drei Eselsmühlen und eine Handmühle und 16 Personen zum Betrieb der Anlage. 13 Das Ölgut besteht aus fünf Ölpressen, einer Eselsmühle, einer Handmühle, einer spanischen Mühle und muss Platz für 100 Ölfässer bieten. Hier werden 13 Personen für die Produktion benötigt. Cato erklärt ausführlich, wie eine Olivenpresse zu bauen ist und gibt sogar 210 Sesterzen als Kosten an. Die Kelterei muss Platz für vier sich gegenüberstehende Oliven-, bzw. Weinpressen bieten können. Die Größe dieser Pressen sowie die Abmessungen des 10
Cato: De agri cultura: Lateinisch/Deutsch. Übersetzt von Hartmut Froesch, Stuttgart: Reclam, 2009, S.7.
11
Cato verliert sich in Bezug auf die beiden Arten von Gutshöfen in der Beschreibung von Einzelheiten und Gerätschaften. Er erklärt detailliert welche Kleinstteile in welcher Anzahl vorhanden sein müssen. Leider geht er nicht weiter auf den Aufbau der Gutshöfe ein. 12
Cato: De agri cultura: Lateinisch/Deutsch. Übersetzt von Hartmut Froesch, Stuttgart: Reclam, 2009, S.27 ff.
13
ebenda, S.29 ff.
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notwendigen Raumes mit 66 Fuß Breite und 52 Fuß Länge werden genau beschrieben. Ein Fundament aus großen Steinen und fünf Fuß Tiefe ist notwendig, um die Pfeiler der Wände fest aufstellen zu können. 14
Bei Cato sind die Stallungen ein wichtiger Bestandteil der villa rustica. Er gibt dem Leser unter „Wenn du den Bau eines Gutshauses vergibst“15 die Beschreibung eines Musterlandguts, um den Start in die landwirtschaftliche Produktion zu vereinfachen. Hier ist die Rede von „10 kleinen Ställen“16. Die zugehörigen Krippen sollen in Sommer- und Winterkrippen aufgeteilt sein und Gitterstäbe im Abstand von einem Fuß haben, sodass „die Rinder das Futter nicht herauswerfen“. 17
Zusätzlich zu den schon genannten Teilen der Ausstattung eines Gutshofes zählt Cato weitere Gebäude auf. Erforderlich sind drei Fleischkammern, „Kammern für das Gesinde“18, zwei Kelteranlagen und ein größerer Teil, der als Wohnhaus dienen soll und um Besucher empfangen zu können. Dieser wird von Cato als villa urbana bezeichnet und soll je nach eigenem finanziellen Vermögen gebaut werden. 19 Für die übrigen Gebäude gibt Cato konkrete Angaben, was die Ausführung und das Material betrifft. Das Fundament soll demnach vom Erdboden aus einen Fuß hoch sein und alle Außenwände sollen aus Mauersteinen und mit Kalkmörtel gemauert werden, die Eckpfeiler aus quaderförmigen Steinen und die Innenwände aus Lehmziegeln. Das Mauerwerk muss anderthalb Fuß stark sein und bei großen Fenstern ist darauf zu achten, diese mit Gittern zu sichern. Bei Türschwellen, -pfosten, -stürzen und Dachbalken soll Holz zum Einsatz
14
ebenda, S.39-43.
15
ebenda, S.33 ff.
16
ebenda, S.35.
17
ebenda, S.15.
18
ebenda, S.34.
19
ebenda, S.15.
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kommen. Das Dach muss mit Ziegeln gedeckt werden, falls erforderlich, kann man hier Dachluken einbauen. 20 Verputzt werden die Außenwände mit einer Schicht aus Erde, Spreu und Ölschaum. Auch der Kornspeicher muss nach Cato unbedingt auf die gleiche Weise verputzt werden, um das gelagerte Getreide vor dem Kornwurm zu schützen. 21 Zur Ausstattung zählt Cato außerdem eine Tenne, welcher er sogar zwei Kapitel widmet22, sowie einen Kalkofen. Letzterer soll zehn Fuß breit und 20 Fuß hoch sein, die Breite soll sich nach oben hin bis auf drei Fuß reduzieren. 23 Auch zu der Hofmauer, die das ganze Landgut umschließen sollen, gibt Cato genaue Angaben. Sie soll aus Kalkmörtel, Bruchstein und einem harten Basaltstein gemauert werden, fünf Fuß hoch und anderthalb Fuß dick sein und über einer Abdeckung von einem Fuß Dicke verfügen. Auch diese wird auf die schon genannte Art verputzt. 24
Bei Catos „De agri cultura“ handelt es sich um einen Leitfaden und ein vermeintliches Idealbild eines landwirtschaftlichen Betriebes und beschreibt somit nicht den damaligen Stil oder Aufbau römischer Landgüter. Es wird lediglich Auskunft über Erfahrungen und Vorstellungen des Autors selbst gegeben. Diese beinhalten genaue Angaben zur Bauweise, Maßen und welche Materialien verwendet werden sollen. Ob es überhaupt Villen nach diesen Angaben gegeben hat oder ob Bauherren, die sich dieses Buch zur Hilfe nahmen, sich nicht nur bei bestimmten Aspekten an die Vorschläge Catos gehalten haben, ist nicht belegt. Gerade aufgrund seiner politischen Position und seinem Werdegang, der hauptsächlich im Militär stattfand, muss sein Werk mit Vorsicht betrachtet werden, da ihm der landwirtschaftliche Hintergrund fehlt. Es lässt sich sogar vermuten, dass Cato mit seinem Idealbild Bauherren in eine bestimmte Richtung lenken oder sich auf eine gewisse Art und Weise politisch und kulturell selbst darstellen wollte. Dieser Eindruck wird durch den Inhalt und auch die fehlende logische Ordnung der Kapitel noch verstärkt. 20
ebenda, S.33 f.
21
ebenda, S.117.
22
Kapitel 100 auf S.114 und Kapitel 138 auf S.142
23
ebenda, S.67.
24
ebenda, S.37.
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Davon abgesehen, kann „De agri cultura“ durch die Informations- und Detailfülle, im kritischen Vergleich mit den anderen Primärquellen herangezogen werden, um sich ein Bild über den Aufbau der villa rustica und die landwirtschaftlichen Prinzipien der Römer machen zu können.
4 VITRUV Der römische Architekt, Ingenieur und Schriftsteller Vitruv oder auch Marcus Vitruvius Pollio lebte im 1. Jhd. v. Chr. (ca. 84 v. Chr. - 27 n. Chr.), jedoch sind sowohl sein vollständiger Name, als auch die Lebensdaten nicht sicher belegt. Geboren wurde Vitruv wahrscheinlich in Kampanien an der Westküste Italiens südlich von Rom. Einen Namen machte er sich in der Antike durch seine Dienste, die er als Militärtechniker beim Bau von Kriegsmaschinen leistete, zuerst unter Caesar und nach dessen Tod unter Kaiser Augustus. Weiterhin half er als Ingenieur beim Bau der Wasserleitungen und Aquädukte, die die Stadt Rom versorgten. Mit steigendem Alter beschränkte Vitruv sich auf die Theorie und das Schreiben. Kaiser Augustus sorgte für eine finanzielle Absicherung, weswegen Vitruv ihm sein berühmtestes Werk „De architectura libri decem“ („Zehn Bücher über Architektur“) widmete. Es ist das einzige erhaltene literarische Werk über antike Architekturtheorie und Bautechniken und soll dem Leser helfen, Architektur zu bauen, aber auch beurteilen und einschätzen zu können. Es beinhaltet sowohl Grundlagen der Architektur und des Bauingenieurwesens, als auch konkrete Hilfestellungen zum Bau von Tempeln, Wohnhäusern und die Organisation und den Aufbau von Städten.25 Darüber hinaus gibt Vitruv im Kapitel VI des siebten der zehn Bücher eine Anleitung zur „Errichtung landwirtschaftlicher Gebäude und die zu beachtenden Regeln“, worauf ich im Folgenden eingehen werde.
25
Deutsches Museum: Vitruvs „De architectura libri decem“- die Grundlage der Architekturtheorie der Neuzeit. URL: http://www.deutsches-museum.de/en/library/our-treasures/architektur/vitruv/ (entnommen 24.04.2015)
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4.1 Siebtes Buch - Kapitel VI Wie der Titel schon andeutet, geht Vitruv in diesem Kapitel vor Allem auf die Grundlagen ein, die man beim Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebes beachten sollte. Er stützt sich hierbei hauptsächlich auf eigene Erfahrungen. Es finden sich Beschreibungen über Lage und Größe der ganzen Anlagen, über einzelne Einrichtungen auf dem Gelände und deren Anordnung, sowie über die kleinsten Elementen wie Fenster oder Futterkrippen. Vitruv baut seinen Leitfaden in einer logischen Reihenfolge auf. Er beginnt, wie Cato, mit der Lage und der notwendigen Größe eines Landgutes, welche „sich nach Maßverhältnis des Grundstückes und dessen Ertrag an Feldfrüchten richten“26 muss. Eins von zwei Elementen, die aus Vitruvs Erklärungen als zentrale Aspekte hervorgehen, ist die Küche. Sie soll sich auf dem offenen Hof befinden, allerdings an einer geschützten Stelle. An die Küche schließt das Kelterhaus an, um die Arbeitsabläufe durch kurze Wege zu optimieren. Verarbeitet werden hier Trauben oder Oliven. Aus diesem Grund gibt es sowohl eine Weinkammer, als auch eine Ölkammer und eine Presse. Diese funktioniert entweder mit Hilfe einer Schraube oder eines Hebebaums. Gibt es einen solchen Hebebaum, muss das Kelterhaus mindestens 40 Fuß lang und 16 Fuß breit sein. Schon bei zwei Hebebäumen muss die Breite auf 24 Fuß erhöht werden. Die Weinkammer soll von Norden her belichtet werden, um den Wein durch indirekte Beleuchtung zu schonen. In allen Räumen, die der Ölherstellung dienen, sollen ihre Fenster in Richtung Westen ausgerichtet sein. So kann möglichst viel Wärme in die Räume gelangen und vermieden werden, dass das Öl zu kalt wird und erstarrt. Die Größe dieser Räume hängt von der Anzahl der unterzubringenden Fässer ab. Die Küche soll mit ihrer Feuerstelle möglichst in der Nähe der Ställe platziert sein, um so das Vieh wärmen zu können. Wichtig hierbei ist es, dass man die Pferde außerhalb der Sichtweite des Feuers unterbringt, um sie nicht zu erschrecken. Das ist jedoch bei Ochsen, sowie Schafen und Ziegen nicht notwendig. Die Größe der Stallungen, dem zweiten zentralen Element, richtet sich nach der Anzahl des Viehs und den Ochsengespannen, die auf dem Landgut gebraucht werden. Vitruv gibt dem 26
Vitruv: Zehn Bücher über Architektur. übersetzt von Dr. Phil. J. Prestel. Strassburg: J.H.ED Heitz (Heitz & Mündel), 1912, Sechstes Buch, Kapitel VI, S. 318.
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Leser allerdings Orientierungswerte: Zwischen 10 und 15 Fuß in der Breite und mindestens 7 Fuß pro Gespann sollen die Stallungen groß sein. Für Ziegen und Schafe gibt er eine Länge von 4,5 bis 6 Fuß an, um diese bestmöglich unterzubringen. Pferde sollen am besten an der wärmsten Stelle der Stallungen untergebracht werden. Die Krippen der Tiere stehen im Freien und in Richtung Westen. Wichtig ist hierbei, die Krippen möglichst weit vom Herdfeuer weg zu platzieren. Gleiches gilt für Getreidekammer, Scheune, Futterboden und Kornmühlen, die sich außerhalb des „Meierhofes“27 befinden sollen, um einem Feuer vorzubeugen. Der Kornspeicher wird am besten etwas erhöht und in Richtung Norden bzw. Nord-Osten platziert, um eine Durchlüftung zu ermöglichen und eine Gefahr durch direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Außerdem spricht Vitruv von einem Gebäude, welches sich durch eine feinere (lat. delicatus28) Bautechnik auszeichnen soll. Es lässt sich vermuten, dass es sich dabei um ein Wohnhaus für den Gutsherrn und seine Angehörigen handelt. Dieses soll auf der einen Seite nach städtischen Vorschriften gebaut werden, auf der anderen Seite muss darauf geachtet werden, „den zwecklichen Wert der landwirtschaftlichen Gebäude nicht [zu] beeinträchtigen“29. Vitruv geht im Weiteren über diese grundsätzlichen Aspekte, die den Aufbau eines Gutshofes betreffen, hinaus und erklärt zum Ende des Kapitels, wie „eine genügende Belichtung“30 erreicht werden kann. Dies sei auf dem Land wesentlich einfacher als in der engen Stadt, allerdings erläutert er trotzdem eine genaue Vorgehensweise zur Platzierung von Fensteröffnungen und Oberlichtern. Besonders in Schlaf- und Wohnräumen sowie in Aufgängen sei genügend Licht unverzichtbar.
Aus diesem Kapitel geht sehr deutlich hervor, dass vor Allem die Stallungen und die Küche in Verbindung mit der Feuerstelle für Vitruv eine entscheidende Rolle im Aufbau eines Landgutes spielen. Alle Räume und Elemente, die mit der Produktion zu tun haben, werden mit der Küche in Verbindung gebracht und von ihr ausgehend erklärt. Das gleiche Prinzip 27
ebenda, Seite 318. Gemeint ist wohl „Meier“ im Sinne von Verwalter des Gutshofes.
28
ebenda, Seite 320.
29
ebenda, Seite 320.
30
ebenda, Seite 321.
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wird bei den Stallungen erkennbar, indem die Lage der Getreidekammer, Scheune usw. immer in Bezug auf den „Meierhof"31, oder sogar auf die Feuerstelle, erläutert werden. Vitruv fasst sich im Vergleich zu anderen Autoren kurz in seiner Beschreibung einer villa rustica, was zur Folge hat, dass einige Bestandteile kaum oder gar nicht von ihm beleuchtet werden. Insgesamt wirkt der von Vitruv beschriebene Gutshof überschaubar und familiär, was auch daran liegt, dass Personal von ihm nicht erwähnt wird.
5 MARCUS TERENTIUS VARRO Der Universalgelehrte Marcus Terentius Varro lebte zwischen 116 v. Chr. und 27. v. Chr. und verschaffte sich schon in der Spätantike großes Ansehen durch seine Schriften, von denen heute leider nicht mehr viele erhalten sind. Nach seinem Studium in Rom und in Athen begann Varros politische und militärische Karriere. Darauf folgte seine Rückkehr nach Rom, wo er für Ceasar arbeitete. Nach dessen Tod, lebte er abseits der Stadt auf einem Landgut und widmete sich seiner literarischen Verwirklichung, bis er im Jahre 27 v. Chr. verstarb. In dieser Zeit entstand sein dreibändiges Werk „De re rustica“, welches, ähnlich wie bei Cato, als eine Art Lehrbuch formuliert ist, allerdings in diesem Fall in Dialogform. Veröffentlich hat er dieses 37 v. Chr. im Alter von 80 Jahren und es ist das einzige seiner Werke, welches bis heute in seiner Gesamtheit erhalten geblieben ist. 32 Mit den drei Büchern deckt Varro alle Teilgebiete der Landwirtschaft ab. Der erste Band („De agricultura“) beschäftigt sich mit dem Ackerbau, der zweite („De re pecuaria“) mit der Viehzucht und der dritte („De pastione villatica“) mit der Kleintierzucht. Er stützt sich hierbei sowohl auf eigene Erfahrungen, als auch auf Schriften, die er zum Thema Landwirtschaft gelesen hat und Auskünfte von Fachleuten, mit denen er gesprochen hat. Bei den schriftlichen Quellen handelt es sich hauptsächlich um griechische Autoren und weniger
31
ebenda, S.318.
32
Burkhart Cardauns: Marcus Terentius Varro: Einführung in sein Werk. Heidelberg: Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg, 2001.
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um römische, wie Cato oder Vitruv. Diese werden, wenn überhaupt, eher negativ erwähnt.33 Gewidmet ist sein Werk seiner Frau Fundania. Varros Erläuterungen werden literarisch durch Gespräche fiktiver Personen und Varro selbst transportiert. Sie unterhalten sich an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, immer angepasst an das jeweilige Sachgebiet.
Der folgende Teil fasst die Kapitel aus Varros Werk zusammen, die sich dem Bau und anderen architektonischen Aspekten widmen. Das bedeutet, dass hauptsächlich auf sein erstes Buch eingegangen wird, da er im zweiten ausschließlich die Viehzucht, vom Kauf der Tiere, über Krankheiten, Fütterung, Fortpflanzung und die Aufzucht, behandelt. Das dritte Buch beschränkt sich auf die Kleintierzucht, die Varro in drei Unterkategorien teilt, den Bereich der Voliere, der alle geflügelten Tiere zusammenfasst, sowie die Hasenzucht und alle Tiere, die in einem Gehege am Hof leben und gefüttert werden müssen und zuletzt den Fischteich, der sowohl Süß-, als auch Salzwasserfische beinhaltet.
5.1 De re rustica Wie schon am Umfang des Werkes erkennbar wird, geht Varro wesentlich detaillierter als zum Beispiel Vitruv und strukturierter als Cato auf alle, die Landwirtschaft betreffenden Aspekte ein. Dies wird direkt am Anfang anhand von Varros Kapitel zur Auswahl des richtigen Standortes erkennbar. Sowohl Aussehen und Art des Bodens, als auch die Größe des bebaubaren Gebietes sind, Varro zufolge, entscheidend und müssen genau betrachtet werden. Er benennt die drei Arten Flach-, Hügel- und Bergland, die sich aber auch überschneiden können. Diese weisen jeweils unterschiedliche Klimata auf, die entscheidend für die anzubauenden Produkte sind34. Trotz der negativen Erwähnung Catos in seiner Einleitung, zitiert Varro ihn hier, in Bezug auf die richtige Ausrichtung der Gebäude und die Platzierung am Fuße eines Berges.35
33
Varro: Über die Landwirtschaft. Übersetzt von Dieter Flach, Darmstadt: WBG, 2006, Buch I, Kapitel I, 28
34
ebenda, Buch I, Kapitel VI, 1-3.
! ebenda, Buch I, Kapitel VII, 1. 35
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Als Nächstes folgt seine Beschreibung des Gutshauses, welches Platz für alle nötigen Teile eines landwirtschaftlichen Betriebes bieten muss. Besonders wichtig sind hierbei die Größe und Ausstattung, die an den wirtschaftlichen Ertrag angepasst sein muss. Varro kritisiert an dieser Stelle die aufkommende Tendenz hin zu großzügigen und luxuriösen Anwesen, die in der Landwirtschaft, seiner Meinung nach, nicht nötig seien. Die Gebäude müssen um eine Wasserquelle herum angeordnet werden, um auch im Winter den Zugang zu frischem Wasser gewährleisten zu können. Ist dies nicht möglich, muss man einen dauerhaften Zufluss oder im Notfall überdachte Zisternen, getrennt für Mensch und Tier einrichten. Die Küche soll im Raumgefüge zentral und gut erreichbar platziert werden, da hier viele unterschiedliche Dinge erledigt werden. „Des Verwalters Kammer sollte am nächsten zum Eingang liegen“36, sodass dieser kontrollieren kann, wer ein- und ausgeht. Zudem benötigt man Kammern für die Sklaven, die sie für Ruhepausen nutzen können. Lagerräume, wie Weinkeller, oder Getreidespeicher sollen an die Größe des Landgutes, bzw. den zu erwartenden Ertrag angepasst sein. Die Wein- und die Ölkelterei soll sich im Erdgeschoss befinden, was gleichsam darauf schließen lässt, dass Varro ein Obergeschoss einplant. In unmittelbarer Nähe zu den Lagerräumen soll sich die Tenne befinden, die sich in ihrer Größe nach der Gesamtgröße richtet. Sie soll auf einer Seite in Richtung Lagerräume komplett geöffnet sein und zu den anderen Seiten Fenster haben, die in Richtung Wind angeordnet sind37. Die notwendigen Stallungen sollen so platziert werden, dass sie im Winter möglichst warm bleiben, also eher in Richtung Süden und nicht abgewandt von der Sonne in Richtung Norden. Befindet sich der Gutshof an einem Fluss, soll der Eingang unbedingt vom Ufer abgeneigt sein. Besser ist aber eine erhöhte Position, um besser vor Unwetter und auch vor Räubern geschützt zu sein. Bei großen Anlagen sollen, wenn möglich, zwei Höfe eingerichtet werden. Einer, um die Tiere zu versorgen und der andere, um Pflanzen einweichen zu können. Auf den Höfen kann man dann überdachte Schuppen bauen, um Wagen und die zugehörige Ausrüstung geschützt abstellen zu können. 38
! ebenda, Buch I, Kapitel XIII, 2. 36 37
ebenda, Buch I, Kapitel XI.
38
ebenda, Buch I, Kapitel XIII.
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Auch der Dreschplatz muss nach Varro an die Größe des Getreidefeldes angepasst werden. Er soll entweder aus festgetretener Erde und Ölschaum bestehen oder gepflastert sein. Am besten macht man ihn rund und in der Mitte nach oben gewölbt, sodass Regenwasser möglichst schnell und gut ablaufen kann. Zudem soll er höher gelegen sein, damit er gut durchlüftet werden kann, und bei Bedarf überdacht sein.39 Ein weiterer wichtiger Aspekt, um den sich ein angehender Landwirt kümmern muss, ist der Schutz nach außen in Form einer Einfriedung. Varro beschreibt in Kapitel XV seines ersten Buches vier verschiedene Arten von Schutzvorrichtungen, die alle noch Unterarten haben. Die erste Möglichkeit ist ein natürlicher Schutz, der aus gepflanzten Sträuchern bestehen kann. Eine andere Möglichkeit sind eingegrabene Holzpfähle oder zusammengebundene Sträucher, eine ländliche Art der Schutzvorrichtung. Auch die militärische Variante, mit Graben und Erdwall, ist möglich, genau wie die handwerkliche Art, eine Mauer aus Bruchsteinen, Ziegeln, oder einem Gemisch aus Erde und Kieselsteinen, jeweils abhängig von der Gegend. 40 In seinem dritten und letzten Buch geht Varro intensiv auf ein Vogelhaus ein. Dabei handelt es sich um einen großen Säulenhof, der entweder mit Ziegel oder einem Netz überspannt sein kann. „In diesen überdachten Bau soll durch eine Röhre Wasser laufen“41, die regelmäßig von Schmutz befreit werden muss, sodass die Vögel immer frisches Wasser haben. Der Eingang soll möglichst klein sein und am besten wie eine Art Drehtür funktionieren. Damit die Vögel nicht zu viel von der Außenwelt sehen und so Sehnsucht bekommen, sollen die Fenster möglichst klein sein, für gerade genug Licht um Nahrung und Wasser zu finden. Die Wände sollen
verputzt sein und hier sollen sich von innen Querbalken und Gitter an der Wand
befinden, auf denen sich die Vögel aufhalten können. 42 Auffällig bei Varro ist die Tatsache, dass er nicht versucht, dem Leser ein Idealbild eines landwirtschaftlichen Betriebes zu geben. Er vergleicht verschiedene Quellen, gibt dem Leser Auswahlmöglichkeiten und wiederholt immer wieder, dass die Gebäude an die jeweilige bewirtschaftete Fläche angepasst werden müssen. Es wird allerdings auch schnell erkennbar, 39
ebenda, Buch I, Kapitel LI.
40
ebenda, Buch I, Kapitel XIV + XV.
41
ebenda, Buch 3, Kapitel V, 2.
42
ebenda, Buch 3, Kapitel V.
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dass die Gebäude an sich bei Varro nur eine dienende Rolle spielen. Sie sollen zweckmäßig sein und in Größe sowie Ausstattung passend zum Landgut, sprich wirtschaftlich sein. Dieses Prinzip führt dazu, dass sich kein eindeutiger Aufbau einer villa rustica extrahieren lässt und nur funktionale Beziehungen zwischen einzelnen Bestandteilen erkennbar werden. Viel mehr Platz nehmen die Beschreibungen landwirtschaftlicher Prinzipien, Erklärungen zum Anbau verschiedenster Produkte zu verschiedenen Jahreszeiten und die Viehzucht in „De re rustica“ ein.
6 LUCIUS IUNIUS MODERATUS COLUMELLA Ein weiteres Werk über die Landwirtschaft im antiken Rom, welches auch das ausführlichste der bisher genannten Werke ist, stammt von einem Schriftsteller, über den selbst kaum etwas bekannt ist. Lucius Iunius Moderatus Columella kommt ursprünglich aus Spanien und ist auch dort, im heutigen Cádiz, geboren. Er wanderte wahrscheinlich in noch relativ jungen Jahren nach Italien aus, wo er dann, nach seiner Zeit im Militär, verschiedene Landgüter in der Nähe von Rom besaß. Gestorben ist er verschiedenen Annahmen zufolge um 70 n. Chr.. Sein Werk „De re rustica“ verfasste er während Kaiser Claudius, Roms vierter Kaiser, regierte (d.h. zwischen 41 und 54 n. Chr.). Insgesamt besteht dieses Werk aus zwölf Büchern, die alle Bereiche der Landwirtschaft sowie die Pflanzenzucht behandeln. Geschrieben in Form eines Ratgebers, ist hierbei besonders auffällig, dass Columella sich hauptsächlich auf eigene Erfahrungen stützt und jede externe Quelle, die er in Betracht zieht, kritisch beurteilt und vergleicht. Seine Erläuterungen beziehen sich auf einen mittleren bis großen Betrieb, da er diese auch selber bewirtschaftete. Diese Tätigkeit bildet einen Teil seiner fundierten Erfahrungen. Den anderen Teil eignete er sich während seiner Zeit im Militär an, wo er die Möglichkeit hatte, landwirtschaftliche Abläufe in anderen Ländern zu studieren. Sein umfassendes Wissen und sein penibler Umgang mit fremden Quellen, wie zum Beispiel Cato oder Varro, führen zu
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einem detaillierten Ratgeber über die Landwirtschaft, in dem die Rentabilität des Gutshofes dauerhaft als übergeordnetes Ziel erkennbar bleibt. 43
6.1 De re rustica Columella folgt den vorangegangenen Autoren und beginnt, indem er ausführlich auf die Wahl des richtigen Ortes zum Bau eines Landgutes eingeht. Nicht nur die Lage des Grundstückes ist hier zu beachten, sondern auch die Beschaffenheit des Bodens, da dieser entscheidend dafür ist, was angebaut werden kann und wie reichlich der Ertrag sein wird. Sinnvoll ist es außerdem, Ackerland und einen gewissen Teil Waldboden zu haben. Weiterhin soll ein Teil des Landgutes im flachen und ein Teil auf hügeligem Gelände, bzw. an einem Hang in Richtung Osten oder Süden liegen. So stehen verschiedene klimatische Bereiche zur Verfügung, um Weiden, Anbauflächen und Baugrund sinnvoll auf die unterschiedlichen Bereiche verteilen zu können. Zudem können bewaldete Hügel zum Bau erforderliches Holz und Steine liefern. Beim Transport von Produziertem zieht Columella den Wasserweg der Straße vor, da auf der Straße die Gefahr durch Räuberbanden größer ist und man öfter mit Gästen rechnen muss, was eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellt. Genau wie bei Cato, spielt auch bei Columella der Nachbar eine bedeutende Rolle. Columella ergänzt die Hinweise Catos noch durch eigene Erfahrungen und stellt heraus, dass das Nachbargut Auskunft über das Gebiet und den möglichen Ertrag gibt. Zudem sollte man sich mit dem Nachbarn gut stellen, um mögliche Differenzen zu vermeiden und bei Problemen um Hilfe bitten zu können. 44 Genaue Größenangaben gibt Columella nicht, sondern weist darauf hin, dass man immer nur so viel in Anspruch nehmen soll, wie man auch benötigt. In Bezug auf die Größe der Anbauflächen geht er davon aus, „daß ausgedehntes Ackerland, das nicht richtig gepflegt wird, weniger einträgt als eng begrenztes, das vorzüglich imstande ist“ 45. 43
Columella: Über die Landwirtschaft. Übersetzt von Karl Ahrens, Akademie-Verlag Berlin, Berlin, 1972, S. 11-43. 44
ebenda, S.54 ff.
45
ebenda, S.56, 9.
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Auch die Gebäude sollen von der Größe her an das jeweilige Landgut angepasst sein, da auch zu große Gebäude ein Problem aufgrund der hohen Instandhaltungskosten darstellen. Platziert werden sie an der besten Stelle des Landgutes
46
und etwas erhöht, um über alle
Jahreszeiten hinweg angenehmes Klima zu haben. Der Bauplatz selbst ist noch zusätzlich etwas erhöht, um vor starken Regengüssen geschützt zu sein. 47 Columella geht davon aus, dass der Gutsherr sein Landgut durch einen Verwalter organisieren lässt und sich selber nicht dauerhaft auf diesem aufhält. Aus diesem Grund ist das Wohngebäude vom Gutshof getrennt und soll auf dem Landgut etwas von diesem entfernt liegen. Auch bei Columella soll dieses je nach verfügbaren Mitteln des Gutsherrn gebaut und ausgestattet sein. Wenn möglich sollen sich hier Sommer- und Winterschlafräume befinden. Erstere in Richtung Süden und Letztere nach Osten angeordnet. Gleiches Prinzip auch mit den Esszimmern, allerdings nach Osten, bzw. Westen. Die Bäder sollen nach Westen ausgerichtet sein. 48 Bei der Auswahl der Lage für den Gutshof spielen noch mehr Faktoren eine Rolle. Wichtig ist die Wasserversorgung. Diese kann am besten durch eine Quelle auf dem Hofgelände gesichert werden, kann aber durch einen Brunnen, eine Zisterne oder durch Kanäle, die Wasser von außen in den Hof leiten, geschehen. Sollte der Hof am Fluss liegen, muss darauf geachtet werden, die Front vom Ufer abgewandt zu platzieren und in Richtung Osten oder Süden zu richten. Außerdem soll die Nähe zum Meer und zu Sumpfgebieten gemieden werden, da hier schlechter Boden, bzw. schlechte Luft ein Problem ist. 49 Das Personal soll nahe zusammen untergebracht sein, sodass sich der Gutsherr leicht einen Überblick verschaffen kann. Das „Gesinde“50 braucht vor Allem eine geräumige Küche mit hohen Decken, da sie sich hier am meisten aufhalten. Ihre Kammern befinden sich Richtung Süden und die Bäder in der Nähe der Rauchkammer. Die Kammer des Verwalters soll sich, wie schon bei Varro, an der Eingangstür befinden, sodass er kontrollieren kann, wer den Hof betritt, bzw. verlässt. In der Nähe des Gutshofes sollen Schuppen aufgebaut werden, in denen 46
bei Columella in Bezug auf frische Luft, um Krankheiten vorzubeugen
47
ebenda, S.58.
48
ebenda, S.58-60.
49
ebenda, S.59 f.
50
ebenda, S.60, 1. Gemeint ist das Personal.
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landwirtschaftliches Gerät untergebracht werden kann. Personal, das sich um die Tiere kümmert, soll auch in ihrer Nähe untergebracht sein. Die Art der Ställe trennt Columella nach Ställen für Arbeitstiere und für die restlichen Tiere. Erstere brauchen überdachte Winter- und Sommerplätze, wobei letztere nur teilweise überdacht untergebracht werden müssen. Unbedingt notwendig ist aber eine hohe Umzäunung, um Raubtiere abzuhalten und eine Mindestbreite von neun Fuß, um geräumig genug zu sein. 51 Der dritte Teil des Gutshofes, neben den Bereichen für Personal und Vieh, sind die Wirtschaftsräume. Ölkammer und Kelteranlage sollen mit den Fenstern in Richtung Süden platziert werden, um die Flüssigkeiten möglichst warm zu halten, damit sie besser fließen. Das Weinlager soll nahe der Rauchkammer liegen, da der Wein nach Columella so schneller reift. Die Heu- und Spreuböden sollen im Gegensatz zu den Flüssigkeiten im Obergeschoss gelagert werden und Fenster in Richtung Norden haben, um durch den kalten und trockenen Nordwind getrocknet werden zu können. Neben einer Gär-, einer Most- und einer Rauchkammer, um frisches Holz zu trocknen, ist noch ein großer Speicher notwendig, welcher gepflastert, verputzt und in mehrere Verschläge aufgeteilt sein soll. 52 Zusätzlich sind nach Columella außerhalb des Gutshofes noch ein Backofen, eine Mühle, zwei Teiche für Gänse, bzw. Vieh, zwei ummauerte und gepflasterte Dungplätze und eine Tenne, mit einem nebenliegenden überdachten Bereich nötig. Die Tenne soll in Sichtweite des Verwalters liegen. Hinzu kommen noch Gärten für Obst und Gemüse in der Nähe des Wohngebäudes des Gutsherrn, sodass das Abwasser hierher geleitet werden kann. 53
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Columellas übergeordnetes Ziel eindeutig die Rentabilität ist, was vor Allem in den Abschnitten klar wird, in denen er Ansätze anderer Quellen mit eigenen Erfahrungen und Beispielen vergleicht. Er denkt immer wieder verschiedene Vorgehensweisen durch, um dem Leser dann ein begründetes Ergebnis liefern zu können. Außerdem vermeidet er es, eindeutige Maßangaben anzugeben, da Gebäude, Anbauflächen usw. an die Größe des Landgutes und die Mittel des Besitzers angepasst 51
ebenda, S.62.
52
ebenda, S.62 ff.
53
ebenda, S.63 f.
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werden müssen. Weiterhin gibt er häufig nicht eine optimale Lösung vor, sondern bietet unterschiedliche, seiner Meinung nach, gute Möglichkeiten an, von denen der Leser, die für sein Landgut passende auswählen kann. Bei Columella spielt der Gutsherr erstmals gar keine aktive Rolle mehr und ist nur noch Besitzer. Der Gutshof wird von einem Verwalter geleitet und durch Personal bewirtschaftet. Die villa rustica hat hier also nichts mehr mit dem Familienbetrieb zu tun, wie es noch bei Vitruv oder Cato der Fall war. Dies spiegelt sich auch in der Architektur wider. Der Gutsherr hat ein separates Wohngebäude auf dem Landgut, in welchem er „entsprechend seinen Mitteln, möglichst gut wohnen [soll], damit er lieber aufs Land kommt und mit Freunde dort verweilt“54. Hier trennt Columella das Landgut somit schon fast in villa urbana und villa rustica auf. Den villa rustica Teil, in dem sich die landwirtschaftliche Produktion abspielt, trennt Columella funktional nochmal in zwei Bereiche. Auf der einen Seite ist der Wohnbereich für Personal und Vieh angeordnet und auf der anderen Seite die Wirtschaftsräume, die der Produktion und Lagerung dienen. Zudem taucht, im Kontrast zu den vorherigen Autoren, zum erstens Mal der Gartenbau und die Baumzucht, neben den ökonomischen Themen in diesem Werk, auf.
Alles in Allem geht Columellas „De re rustica“ wesentlich umfassender, organisierter und fundierter auf die römische Landwirtschaft ein. Er argumentiert und reflektiert, was sein Werk in der Antike mit Sicherheit zu einem wirklich hilfreichen Ratgeber gemacht hat und uns zudem eine detaillierte Grundlage für heutige Analysen bietet.
54
ebenda, S.58, 8.
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7 VERGLEICH DER PRIMÄRQUELLEN 7.1 Hintergrund der Werke und Autoren Die einzelnen Zusammenfassungen der literarischen Quellen machen deutlich, dass ein analytischer und systematischer Vergleich kaum möglich ist. Zwischen den Werken liegen teilweise hundert Jahre, was sich nicht nur auf den Inhalt und den Kenntnisstand auswirkt, sondern auch auf den Schreibstil. Cato und Vitruv schreiben in der Prosaform, Varro verfasst seinen Ratgeber in einer Dialogform und Columella kehrt wieder zu einer nüchterneren Form zurück, was sein Werk fast wie einen zeitgemäßen Ratgeber klingen lässt. Ein weiterer grundlegender Unterschied, welcher Auswirkungen auf den Schreibstil gehabt haben wird, ist die Qualifikation und der Beruf der jeweiligen Autoren. Cato, der Politiker und Feldherr, verfolgte mit Sicherheit andere Ziele mit seinem Leitfaden, als der Universalgelehrte Varro, oder Columella, der seine Informationen als Landwirt aus eigenen Erfahrungen und anderen Quellen kombiniert und so einen objektiveren Ratgeber bietet.
Hinzu kommt der Umfang der Werke. Findet der Aufbau eines landwirtschaftlichen Gebäudes bei Vitruv nur in einem Kapitel seiner „Zehn Bücher über Architektur“ Erwähnung, so widmen seine Nachfolger dem Thema ganze Bücher, bis hin zu mehreren Bänden, die, wie bei Columella, jeweils einen Aspekt der römischen Landwirtschaft behandeln. Vitruvs Kapitel VI im siebten seiner zehn Bücher gibt gerade einmal einen grundlegenden Überblick über den Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebes, ohne auf die Landwirtschaft selbst oder Kosten einzugehen, was sein Werk selbst wie eine Zusammenfassung Anderer wirken lässt. Im Gegenteil dazu beschäftigt sich Cato hauptsächlich mit landwirtschaftlichen Prinzipien und dem Anbau bestimmter Produkte. Er zählt alle nötigen Gegenstände und Kosten auf, wobei er auch Dinge wiederholt und zu detailliert und einschränkend wird, um einen wirklich hilfreichen Ratgeber zu formulieren. Besonders auffällig wird dies bei der Einteilung in vinea und oletum, welche von Cato in ihrer Größe komplett vorgegeben werden. Hinzu kommt, dass der tatsächliche Aufbau einer villa rustica, trotz der Detailfülle, nicht genau erläutert
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wird. Vereinzelt werden Gebäudeteile mit ihrer Ausrichtung und ihrem Umfang beschrieben, allerdings fehlt hier die Kontinuität und logische Reihenfolge. Nur die Beschreibung der Bauweise ist ein Punkt, den Cato den anderen Autoren voraus hat. Er nennt beispielsweise Materialien, wie Kalkmörtel, Basaltsteine oder ein Gemisch aus Erde, Spreu und Ölschaum, um Wände zu verputzen. Varros „De re rustica“ geht in Bezug auf den Umfang noch einen Schritt weiter, was ihm die Möglichkeit gibt, den tatsächlichen Aufbau des Gutshofes näher zu beleuchten. Es werden Beziehungen zwischen Gebäudeteilen und eine Hierarchie aufgestellt, was einen genaueren Aufbau ableiten lässt. Aber auch hier lassen sich keine genauen Maßangaben finden, wodurch sich das Ausmaß der Gebäude nicht genau bestimmen lässt. Varro ist, genau wie Columella, der Ansicht, dass die Räume und Gebäude in ihrer Größe an das Landgut und die Anforderungen des Gutsherrn angepasst sein müssen. Aus diesem Grund spielt der Aufbau der Gebäude bei beiden Autoren eine weniger große Rolle, als der Anbau und die Organisation des landwirtschaftlichen Betriebes. Auch Columella, der mit Abstand den ausführlichsten Ratgeber verfasst hat, beschränkt sich, was architektonische Themen betrifft, auf nur einige Kapitel seines ersten von zwölf Büchern. In diesem relativ kurzen Abschnitt beschreibt er jedoch sehr genau die Orientierung und Organisierung der einzelnen Bestandteile, was ein relativ genaues Bild einer villa rustica ergibt. Auch hier fehlen genaue Maßangaben, was jedoch nachvollziehbar ist, da diese, wie schon bei Varro von unterschiedlichen Aspekten abhängen und nicht, wie Cato es versucht hat, allgemein gültig formuliert werden können. Hier liegt der Schwerpunkt eindeutig auf Rentabilität und immer mehr auch auf Umweltschonung.
7.2 Inhalt der Werke Die grundlegenden Unterschiede, die dem tatsächlichen Inhalt voraus gehen, erschweren einen differenzierten und direkten Vergleich der Quellen. Es gibt in der ganzen Fülle der Informationen aber auch einige Gemeinsamkeiten, die in allen Quellen gleichsam auftreten und sich so vergleichen lassen.
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Ein immer wiederkehrendes Motiv der vier Autoren ist es, mit der Auswahl des richtigen Grundstückes zu beginnen. Hierbei tauchen immer wieder Parameter wie Ausrichtung, Lage, Größe, Nachbarschaft und die Beschaffenheit des Bodens auf. Vitruv beschränkt sich hier lediglich auf die Forderung nach einer gesunden Lage. Cato ist etwas konkreter und zieht, genau wie Varro und Columella, die Nachbarschaft mit in seine Auswahlkriterien ein, genau wie die Ausrichtung in Richtung Süden und die Lage am Fuße eines Berges. Auch diese beiden Punkte tauchen 200 Jahre später in ähnlicher Form bei Varro und Columella auf, werden jedoch noch weiter in mehrere klimatisch unterschiedliche Bereiche differenziert. Bei der Nähe zu einer Straße sind Cato und Columella sich jedoch nicht einig. Cato sieht diese positiv, als möglichen Transportweg neben dem Wasserweg, wobei Columella große Straßen viel mehr als Gefahr durch vorbeiziehenden Räuberbanden sieht. Bei Varro und Columella ist die Beschaffenheit des Bodens, im Kontrast zu Cato und Vitruv, ein entscheidender Punkt, da diese ausschlaggebend für die Art der anzubauenden Produkte und die Menge des Ertrages ist.
Auch zur Größe des Landgutes äußern sich alle, bis auf Cato, in ähnlicher Weise. Er gibt dem Leser bei der Beschreibung seiner vinea und seinem oletum genaue Maße, unabhängig von äußeren Gegebenheiten. Vitruv gibt, im Gegensatz dazu, keine Einschränkungen dieser Art. Er spricht lediglich davon, dass man sein Landgut an das Grundstück, sowie den zu erwartenden Ertrag anpassen muss. Auch Varro und Columella erklären, dass eine angemessene Größe gefunden werden müsse. Zu viel Fläche sei, genau wie zu wenig Fläche, wirtschaftlich nicht ideal. Hier ist bereits eine Entwicklung in Richtung moderner Vorstellungen in sowohl ökologischer als auch ökonomischer Hinsicht erkennbar, die in der Zeit von Cato bis Columella stattfindet. Auch im expliziten Aufbau der villa rustica sind sowohl gravierende Unterschiede als auch entscheidende Übereinstimmungen über alle Werke hinweg ersichtlich.
Im Folgenden werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Beschreibung der einzelnen Bestandteile der villa rustica deutlich gemacht, die dann in Piktogramme55 übertragen wurden, um den direkten Vergleich der Quellen zu vereinfachen. 55
vgl. Darstellungen im Anhang
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Cato und Varro sind sich darin einig, dass die Weinkammer in der Größe dem Ertrag entsprechen soll. Bei Vitruv wird nicht von Größe, aber von der Ausrichtung der Weinkammer in Richtung Norden gesprochen. Columella fordert einzig die Nähe zur Rauchkammer, um den Gärprozess zu beschleunigen. Auch die zugehörige Kelteranlage findet in allen Werken Erwähnung. In Größe und Ausrichtung sind jedoch keine einheitlichen Werte aus der Analyse der Werke zu extrahieren. Die Ölkammer soll, in ihrer Größe, bei allen Autoren an den Ertrag angepasst sein. Nur Cato fordert eine Kammer, die 100 Ölfässer fasst. Zur Ausrichtung der Kammer äußern sich nur Vitruv und Columella, die sich einig sind, dass in Richtung Süden zu bevorzugen ist, um die Flüssigkeiten möglichst warm zu halten. Die Ölpresse betreffend geben Cato und Vitruv genaue Maße an, die abhängig von der Art der Presse sind, wobei Cato einen wesentlich größeren Raum fordert56. Varro nimmt nur zur Lage Stellung und empfiehlt alle Flüssigkeiten im Erdgeschoss anzuordnen. Auch Columella fordert nur die Ausrichtung in nach Süden. Cato und Vitruv legen in ihren Ausführungen über den Getreidespeicher Wert auf den Schutz des Getreides. Cato macht das in der Bauweise deutlich, wohingegen Vitruv sich auf die Anordnung bezieht. In der Ausrichtung sind Vitruv und Columella sich einig, dass Norden die beste Wahl ist. Columella geht in seiner Beschreibung noch weiter und unterteilt den Speicher in Heu- und Spreuboden, welche beide im Obergeschoss platziert werden sollen, um optimal durchlüftet zu werden. Alle vier Autoren führen eine Unterteilung der Stallungen durch. Columella teilt die Stallungen zum Einen in Winter- und Sommerställe, zum Anderen sollen separate Ställe für Arbeitstiere, getrennt von den anderen Tieren, gebaut werden. Varro unterscheidet zwischen einem Hof für Vieh und einem Hof für Pflanzen, welche beide mit einem Wasserbecken ausgestattet sind. Cato macht, ähnlich wie Columella, einen Unterschied zwischen Sommer und Winter. Dieser bezieht sich hier allerdings nur auf die Krippen. Er spricht lediglich von zehn kleinen Ställen, lässt aber offen was das genau heißt. Vitruv schreibt ähnlich wie Varro
56
Cato gibt einen Raum von 66 x 52 Fuß für vier Pressen, die mit Hilfe eines Hebebaums betrieben werden an. Vitruv veranschlagt nur 40 x 16 Fuß bei einer Presse mit Hebebaum, wobei sich die Größe auch nur auf 40 x 24 Fuß erweitert, bei einer zusätzlichen Presse. Rechnet man diese Angaben hoch, fordert Vitruv einen Raum, der in Länge um ein Drittel und in der Breite um ein Viertel kleiner dimensioniert ist.
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und Columella und fordert die Größe an die Anzahl der nötigen Gespanne auf dem Landgut anzupassen, gibt allerdings sehr genau an, welche Quadratfläche für ein Gespann, bzw. ein Tier nötig ist. Die Küche wird von den Autoren sehr unterschiedlich behandelt. Bei Vitruv ist sie das zentrale Element des Gutshofes, bei Cato wird sie erst gar nicht erwähnt. Auch Varro und Columella gehen auf die Küche ein, schreiben ihr allerdings keine besondere Bedeutung zu. Die drei Autoren stimmen allerdings darin überein, dass die Küche ein zentrales Element der villa rustica darstellt. Sie ordnen die Küche alle ähnlich an, wobei Vitruv sogar die Anordnung anderer Teile des Hofes von der Lage der Küche ableitet. Eine weiterer Punkt, der sich bei drei der Autoren wiederfindet, ist der Schutz nach außen. Cato grenzt den Hof durch eine Mauer ab, Varro gibt vier verschiedene Möglichkeiten, wobei er auch die Mauervariante Catos anbietet, und Columella hält das Fernhalten von großen Straßen für einen ausreichenden Schutz. Das Thema der Wasserversorgung wird besonders von Varro und Columella behandelt. Beide empfehlen die Versorgung durch eine Quelle und geben jeweils einige Alternativen, wie z.B., Brunnen, Leitungen und Zisternen. Zudem gibt es bei Varro innerhalb des Gutshofes zusätzliche Wasserbecken, für Tiere und Pflanzen. Columella spricht von Teichen außerhalb des Hofes und erstmals von Abwassernutzung, eine weiterer umweltschonender Gedanke Columellas mit heutiger Relevanz. Vitruv widmet der Wasserversorgung keine Beachtung und Cato beschränkt sich auf die Bewässerung der Anbauflächen mit Hilfe von Regenwasser und Wassergräben.
Die eben genannten Elemente eines antiken landwirtschaftlichen Betriebes tauchen fast ausschließlich in allen vier Quellen auf, wobei sowohl Analogien, als auch Differenzen erkennbar sind. Sie können somit als grundlegende Elemente einer villa rustica betrachtet werden. Hinzu kommen Elemente, die nicht durch alle Quelle hinweg behandelt werden und somit weniger Bedeutung im Gefüge einer villa rustica haben. Teiche, Gartenanlagen, Mühlen, Dreschplätze oder auch Vogelhäuser tauchen in den Quellen nur vereinzelt auf und haben kaum Einfluss auf den Aufbau der villa rustica, da sie sich meist freistehend auf dem Landgut befinden.
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7.3 Verwaltung des landwirtschaftlichen Betriebes Auffällig wird beim Vergleich der Quellen eine Entwicklung in Bezug auf die Verwaltung eines landwirtschaftlichen Betriebes. Wo es sich bei Vitruv noch um einen eher familiären Betrieb gehandelt haben wird, da weder ein Verwalter noch Personal in irgendeiner Form erwähnt werden, äußert sich Cato über einhundert Jahre vorher schon anders. Er spricht von einem Verwalter und Sklaven, denen separate Kammern zur Verfügung gestellt werden müssen. Beide beschreiben einen Teil des Gutshofes, welcher qualitativ hochwertiger als die restlichen Gebäude und je nach verfügbaren Mitteln des Bauherrn gebaut werden soll. Häufig als villa urbana bezeichnet, taucht dieses Element auch bei Columella auf, wo es allerdings viel klarer vom landwirtschaftlichen Teil der Anlage getrennt ist und in Verbindung mit einer Gartenanlage schon eher eine villa urbana im eigentlichen Sinne darstellt, mit mehreren Schlaf- und Esszimmern. Varro erwähnt die villa urbana nicht. Die Organisation des Betriebes durch einen Verwalter und Personal ist bei allen, bis auf Vitruv, das vorherrschende System und wird, angefangen bei Cato, bis hin zu Columella, immer weiter ausgebaut. Die literarische Beschreibung der villa rustica entwickelt sich somit von einem familiären Gutshof, der mit ein paar wenigen Sklaven auskommt, hin zu einem organisierten landwirtschaftlichen Betrieb, bei dem die Arbeitswege so kurz wie möglich werden und eine Kontrolle der Arbeit, sowie eine Hierarchie an Bedeutung gewinnt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch eine immer stärker erkennbar werdende bauliche Trennung von Landwirtschaft und Wohnbereich des Gutsherrn. Bei Cato sind Wirtschaftsräume, Stallungen und Wohnbereiche noch auf einem Hof untergebracht und es wird nur zwischen vinea und oletum unterschieden. Vitruv trennt Tier und Mensch voneinander und beschreibt zudem ein Wohngebäude außerhalb des Gutshofes. Varro trennt Wirtschaftsräume und Tiere durch einen zusätzlichen Hof, auf dem sie untergebracht sind. Bei Columella bilden Vieh-, Personal- und Wirtschaftsräume den Gutshof aus drei Teilen und die villa urbana wird separat davon erläutert. 57
57
vgl. Darstellungen im Anhang
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8 FAZIT Ein Stil definiert sich im Wesentlichen durch Faktoren wie wiederkehrende Elemente, die verwendeten Materialien und Bautechniken, sowie einen definierbarer Zeitraum, aus dem die Gebäude eines Stils stammen. Es ist somit nicht möglich einzelne Stile aus den hier behandelten Quellen zu extrahieren und antike villae rusticae anhand dieser zu kategorisieren. Immer wieder auftauchende ähnliche Elemente können wie eine Art Standard damaliger landwirtschaftlicher Betriebe gesehen werden und es kann eine gewisse Einteilung in Phasen vorgenommen werden, allerdings verhindert die fehlende Konkretheit der Autoren eine genauere Kategorisierung. Der Aufbau jeder einzelnen villa rustica ist immer auch abhängig von lokalen Faktoren am jeweiligen Standort, sowie Geschmack und Mittel des Bauherrn. Dieser entschied innerhalb der Möglichkeiten was in welchem Ausmaß produziert werden soll, sowie Größe und Gestaltung der Gebäude. Anders als in der Stadt führten fehlende bauliche Vorgaben dazu, dass die Architektur der landwirtschaftlichen Betriebe durch ökonomische, ökologische und soziale Faktoren bestimmt wird.
Ziehen wir diese Faktoren mit in Betracht, so helfen die literarischen Primärquellen, um sich einen Eindruck machen zu können, wie die italienischen villae rusticae ausgesehen und funktioniert haben könnten, zusammenfassend dargestellt in den Piktogrammen im Anhang. Diese Erkenntnisse zeigen, dass anhand der Primärquellen durchaus Phasen in der Entwicklung der villa rustica erkennbar und nachvollziehbar sind, allerdings gibt es keine „catonische“ oder „varronische“ villa, wie sie in zum Beispiel in Abbildungen in Nicola Terrenatos „Journal of Roman Archaeology“58 auftauchen, wo vermeintliche Bespiele der jeweiligen Stile gezeigt werden. Die hier gezeigten Grundrisse zeigen keine Stile nach Cato, Varro oder Columella, sondern halten in ihrer Erscheinung lediglich einen Punkt in der Entwicklung der villa rustica als Gesamtes fest. Genau wie die literarischen Primärquellen auch jeweils nur einen Schritt in der Entwicklung der villa rustica abbilden, eine
58
Nicola Terrenato: The Auditorium site in Rome and the origins of the villa. 2001, S.19.
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Momentaufnahme der zu dem Zeitpunkt vorherrschenden Bau- und Verwaltungstechniken römischer landwirtschaftlicher Betriebe. Stil ist in diesem Fall also lediglich der falsche Ausdruck. Bestimmte villae lassen sich durchaus mit den genannten Autoren in Verbindung bringen, was allerdings hauptsächlich anhand der eben genannten Aspekte, sowie am gleichen Entstehungszeitraum fest gemacht werden kann. Um einen Stil definieren zu können, fehlt jedoch zum Einen die Konkretheit in den Erläuterungen der einzelnen Autoren und zum Anderen haben zu viele unterschiedliche Faktoren Einfluss auf den Aufbau und die Gestaltung jeder einzelnen villa rustica.
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9 ANHANG 9.1 Cato
100 Joch
240 Joch
17
11
12
12
17
12
11
11
16 15
11 10
8
14
9
8
8
8
8
vinea
8
8
8
8
13
13
13
13
13
oletum
2
4 3
1
2
5
6 5
5
villa urbana
LEGENDE
1 2 3 4 5 6
WOHNEN
PRODUKTON
Rinderställe Krippe Getreidespeicher Tenne Fleischkammer Ofen
8 9 10 11 12
VILLA RUSTICA
Personal Weinkammer Handmühle Eselsmühle Kelterei
LAGER 13 14 15 16
ZUSATZ Ölpresse Ölkammer Handmühle spanische Mühle
WIRTSCHAFTSFLÄCHE 17
Anbaufläche
34
9.2 Vitruv
16 12
13
15
14
7
4
10
11
8
9
6 3 5 1
2
villa urbana
LEGENDE
1 2 3 4
WOHNEN
PRODUKTON
Pferdestall Krippe Schafstall Rinderstall
5 6 7 8 9 10 11
VILLA RUSTICA
Küche Herd Bäder Ölpresse Ölkammer Kelterei Weinkammer
LAGER 12 13 14 15 16
ZUSATZ
WIRTSCHAFTSFLÄCHE
Scheune Futterkammer Getreidemühle Getreidekammer Getreidespeicher
35
9.3 Varro
14 11 8 11
9 7
11
10
11 3 4
5
2
12
6
2
13 2 2 3 1
2 2
1
LEGENDE
1 2 3
WOHNEN
PRODUKTON
Stallungen Schuppen Wasserversorgung
4 5 6 7 8 9 10 11 12
VILLA RUSTICA
Ölkammer Kelterei Küche Tenne Getreidekammer Kelterei Weinkammer Personal Verwalter
LAGER 13
ZUSATZ Eingang
WIRTSCHAFTSFLÄCHE 14
Vogelhaus
36
9.4 Columella
25
26
27
24
24
23
14 13
13
12
17
15
15
2
14
16
15
15
15
2
21
15
19
22
20
10 7 8 11
9 7
Straße
2
5
1
4
villa urbana
3
6
LEGENDE
1 2 3 4 5 6
WOHNEN
PRODUKTON
Winteresszimmer Bäder Winterschlafräume Sommerschlafräume Sommeresszimmer Gartenanlage
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VILLA RUSTICA
Dungplatz Teiche Backofen Mühle Tenne
LAGER
ZUSATZ
12 13 14 15
Winterstall Krippe Sommerstall Personal
16 17 18
Verwalter Wasserquelle Küche
WIRTSCHAFTSFLÄCHE 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Kelterei Ölinkammer Rauchkammer Weinkammer Mostkammer Speicher Gärkammer Heuboden Spreuchboden
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10 LITERATURVERZEICHNIS Becker, Jeffrey A., und Terrenato, Nicola: Roman Republican Villas. Architecture, Context, and Ideology. Papers and Monographs of the American Academy in Rome. Chapter 5. The Enigma of „Catonian“ Villas: The De agri cultura in the Context of SecondCentury BC Italian Architecture. Cardauns, Burkhart: Marcus Terentius Varro: Einführung in sein Werk. Heidelberg: Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg, 2001. Cato, Marcus Porcius: De agri cultura / Über die Landwirtschaft: Lateinisch/Deutsch. Übersetzt von Hartmut Froesch. Stuttgart: Reclam, 2009. Columella: Über die Landwirtschaft. Übersetzt, eingeführt und erläutert von Karl Ahrens. Berlin: Akademie-Verlag Berlin, 1972. Deutsches Museum: Vitruvs „De architectura libri decem“- die Grundlage der Architekturtheorie der Neuzeit. URL: http://www.deutsches-museum.de/en/library/our-treasures/architektur/vitruv/ (entnommen 24.04.2015) Freigang, Christian: Wörterbuch der Architektur. Stuttgart: Reclam, 2010. Heimberg, Ursula: Villas Rustica. Leben und Arbeiten auf römischen Landgütern. Darmstadt: Philipp von Zabern, 2011. Lefevre, Eckard: Plinius-Studien III. Die Villa als geistiger Lebensraum. Freiburg: Sonderdruck aus der Albert Ludwigs-Universität Freiburg, 1987. Mehl, Andreas: Römische Geschichtsschreibung: Grundlagen und Entwicklungen. Eine Einführung. Stuttgart: Kohlhammer, 2001. Müller, Werner: dtv - Atlas Baukunst. Band 1, Allgemeiner Teil: Baugeschichte von Mesopotamien bis Byzanz. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2009. Nepos, Cornelius: Kurzbiographien und Fragmente. Übersetzt von H.Färber. München: De Gruyter, 1952. PONS Wörterbuch Schule und Studium: Latein - Deutsch. PONS GmbH, 2012
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