2 minute read

Inhalt

Letzter Beitrag der Serie: Das Landratsamt Saale-Holzland-Kreis stellt vor Rasthof Hermsdorfer Kreuz

Am „Hermsdorfer Kreuz” im Thüringer Holzland kreuzen sich die Autobahnen A4 und A9. Es entstand zwischen 1936 und 1938 im Rahmen des Reichsautobahnbaus, als eine der ersten derartigen Verkehrsanlagen. Zur gleichen Zeit mit weiteren „historischen” Verkehrsbauten ringsum: Der 253 Meter langen „Teufelstalbrücke”, die in Richtung Jena mit der damals europaweit größten Spannweite des Brückenbogens von 138 Metern und 58 Metern Höhe das romantische Tal überbrückt, und die einzige in genieteter Vollwandträgerbauweise erhaltene „alte” Tautendorfer Brücke, jetzt ein Technisches Denkmal, das den Einfluss der Bauhausarchitektur auch nach 1933 dokumentiert. Ebenfalls einzigartig steht der Rasthof Hermsdorfer Kreuz da: Als erster an der Reichsautobahn gebaut und als einziger in der ursprünglichen Bausubstanz erhalten geblieben. Dem Architekten Friedrich Tamms, der nach dem Krieg u. a. in Düsseldorf viele Brücken und das Rheinstadion baute, schwebte allerdings ein monumentalerer Bau vor. Das bezeugen verbliebene Fundamente. Doch mit Kriegsbeginn gestoppt, blieb er unvollendet. Nur der bis 1938 hochgezogene Rohbau wurde fertiggestellt. Tamms war Studienkamerad des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion Albert Speer, der längere Zeit auf dem Rasthof saß, auch als Chef der „Organisation Todt” (OT), die diesen gemeinsam mit Versorgungseinheiten der Wehrmacht belegte. Nach 1945 blieb die Raststätte zunächst geschlossen. Bis 1950 bewirtschaftete sie Wilhelm Odenthal als einziger „Privater”. Danach wechselten die Betreiber von der HO zur MITROPA und mit der deutschen Einheit zu SSP Deutschland. Die werterhaltende Modernisierung beließ wesentliche innenarchitektonische Details, wie die massive „Adlersäule” im Gastraum, die die prachtvolle alte Holzdecke stützt, und die Säulen

im Saal, deren Kapitelle originelle Tierreliefs schmücken: Eichhörnchen, Fuchs, Hase und Eule. Vermutlich Symbole für Fleiß, List, Schnelligkeit (oder Fruchtbarkeit?) und Weisheit. Im hochfrequentierten Toiletten-Foyer geben von Mitarbeitern gestaltete Tafeln Auskunft über die Geschichte des Rasthofs. Um den ranken sich allerlei Legenden. Er sei in Form eines Hakenkreuzes geplant gewesen. Die Fundamente widerlegen das. Auch das Bernsteinzimmer fand sich nicht in den unter dem Gebäudekomplex entdeckten, zugemauerten Bunkern. Die dienten einer OTGroßdruckerei. Von deren Papiervorräten zehrte angeblich die GHG Haushaltswaren noch bis zur Wende. Es gab auch ein Hitlerzimmer. Doch „der Führer” machte auf seinen Fahrten zwischen Berlin und München nie Rast im Rasthof. Dagegen trafen sich zu DDR-Zeiten hier Ostler mit Westlern auf der „Durchreise“ – argwöhnisch behorcht und beguckt von der dafür zuständigen Institution „H & G“. Ursprünglich sollten die Autobahnen der Idee „Kraft durch Freude“ dienen. Sie waren für das Fahren mit dem „Volkswagen“ durch deutsche Lande konzipiert und für Panzer und schweres Kriegsgerät zu leicht gebaut – meinen einige Experten. Leider verwehren auch in Thüringen zunehmend Schallschutzwände, Tunnel und Gewerbegebiete den Blick auf die schöne Landschaft. Wilhelm Schaffer Rasthof Hermsdorfer Kreuz | 07629 Hermsdorf | An der Autobahn A9 Telefon 036601 92280

This article is from: