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1. Deutsches Skoda-Museum

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Vorwort

Vorwort

In Stiebritz gibt es neben dem Heimatmuseum noch eine weitere, in dem Dörfchen unerwartete Attraktion: Das „I. Deutsche Skoda-Museum“. Von Camburg kommend am Ortseingang rechts ab – in einem stattlichen roten Ziegelbau am Sobraer Weg. Wer die Halle betritt, verharrt erst einmal perplex angesichts der hier in Reih und Glied, nach Baujahr geordnet „geparkten“ Skodas. Um die 50, je nachdem ob sich gerade der eine oder andere unterwegs, in Reparatur oder leihweise auf einer anderen Ausstellung befindet. Uwe Hoffmann (60), Gründer dieses einmaligen Museums, beschreibt, wie es dazu kam: „Eigentlich bin ich Bäckermeister. Nach der zehnten Klasse lernte ich bei meinem Vater, Bäckermeister Erich Hoffmann, in unserer Bäckerei in Schmiedehausen. Sein Jugendfreund Winfried Schmidt betrieb in Camburg eine ‚Skodabude‘. Also fuhren alle seine Freunde Skoda. Ein Skoda galt in den sechziger Jahren ja als ‚besseres‘ Auto, besonders der ‚Felicia‘ – Lieblingsauto vieler DDR-Bürger. Ich war immer stolz, wenn ich auf dem Beifahrersitz mitfahren durfte. Ich wollte nie ein Moped, sondern möglichst bald einen Skoda. Mein erster – ein weinroter S 100. 1983 übernahm ich als Bäckermeister die Dorfbäckerei Obertreba. Dort war leider Ende der 80er Schluss. Meine NVA-Zeit als Fahrlehrer sah ich als gute Basis für ein Fuhrunternehmen, mit mühsam erlangter Gewerbeerlaubnis und ohne Skoda, stattdessen mit einem rumänischen Kleintransporter TV 12. Mit dem erlebte ich zufällig den Mauerfall live in Berlin mit.“ Diesen denkwürdigen Vorfall nennt Uwe Hoffmann „Stunde Null“. Er beginnt „bei Null“ im „alten“ Metier mit neuer Gewerbezulassung als „Abschleppdienst Hoffmann“. Ein guter Einstieg, denn jetzt verschrotteten die DDR-Bürger zugunsten eines echten Westschlittens (auch gebraucht) ihre Trabants, Wartburgs, Moskwitschs und Ladas, noch gut gepflegte, sogar fast neuwertige, oder lassen sie im Wald stehen. Auch Skodas - für Uwe Hoffmann unfassbar. Einige kann er vor der Schrottpresse retten, zum Nulltarif oder „für’n Hunderter“ - in konvertierbarer Währung. Die wachsende Sammlung legte schließlich die Idee eines Museum nahe. Das Gebäude dazu erwarb Uwe Hoffmann „second hand“ und baute es zu diesem Zweck um. Anlässlich des Schulfestes 2005 öffnete das „I. Deutsche Skodamuseum“ mit freundlicher Genehmigung des aktuellen tschechischen (VW) Skodabauers in Mlada Boleslav sein Tor und präsentiert nun die Skoda- Entwicklungsgeschichte anhand einer nahezu vollständigen Sammlung der produzierten Modelle und Modellvarianten – vom „Popular“ Baujahr 1938 bis zum „Felicia“ (1998). Den „Popular“ in vom Zahn der Zeit gezeichneter Version und als aufpolierten Oldtimer, Leihgabe eines Liebhabers. Selbstverständlich den 1101 „Tudor“, den ersten nach dem Krieg produzierten Skoda, auch als Kombi - wahrscheinlich das letzte existierende Exemplar, den 440 – genannt „Spartak“ (1955), die erste 1200er Limousine mit Ganzstahlkarosse und den 1202er Großkombi (1963) als Universaltransporter, „Sankra“ oder für Bestattungen. Da stehen die bekannten „Octavia“- und „Felicia“-Versionen, ab 1964 mit Heckmotor, aber auch Modelle, die in der DDR niemand zu sehen bekam: „Rapid“ und „Garde“ – echte Luxuskarossen. Highlight der Schau ist eines der drei von Meise (Recklinghausen) zum Cabrio umgebauten „Garde“-Coupés. Bescheiden an der Wand steht eine Vitrine mit Pokalen, die Uwe Hoffmann als Rallyefahrer errang. Mit dem Skoda-Team des ADMV Camburg und Tochter Annemarie fährt er noch jedes Jahr seine Runden auf dem Nürburgring, mit Frau Carolin lieber Rallyes. Und er sammelt weiter, denn seine Tochter übernimmt – irgendwann – sein Lebenswerk. Geöffnet ist das Museum am 1. Mai und am 3. Oktober. Sonst nach Vereinbarung. Wilhelm Schaffer I. Deutsches Skoda-Museum Stiebritz

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