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Pötte – Potten – Pots

Marguerite Friedlaender.

Pötte • Potten • Pots

Lebensstationen einer deutsch-jüdischen Bauhäuslerin

Im Rahmen der Themenjahre zu jüdischem Leben und Kultur in Deutschland und Thüringen zeigt das Keramik-Museum Bürgel vom 10.07. 2021 bis 05.09. 2021 und nachfolgend im Rokokoschloss Dornburg Werke der bedeutenden Keramikerin Marguerite Friedlaender. Für die bei Lyon in Frankreich geborene Kosmopolitin selbst spielte ihre jüdische Religion nie eine entscheidende Rolle und doch drückte diese ihr den für das zwanzigste Jahrhundert typischen Stempel auf. Marguerite Friedlaender entstammte dem emanzipierten, europäischen Judentum und wuchs unter anderem in Berlin auf und legte ihr Abitur auf einem englischen Internat in Folkestone ab. Bereits diese Kindheit formte sie zur Weltbürgerin. Am Weimarer Bauhaus war sie eine der Protagonisten in der Töpferei und legte als einzige Frau die Gesellenprüfung in der Keramischen Werkstatt ab. Danach übernimmt sie als erste Töpferin die Leitung einer Hochschulwerkstatt, an der Kunstschule Burg Giebichenstein/Halle. Hier schuf sie in der Zusammenarbeit mit der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin mit der „Halleschen Form“ Ikonen des Porzellandesigns. Eine jähe Zäsur brachte die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Sie musste die Kunstschule und Deutschland verlassen und baute in Putten bei Amsterdam, mit ihrem Ehemann Franz Wildenhain die Töpferei - »Het Kruuikje« - auf. 1940 folgte die nächste Emigration: aus dem nun besetztem Holland in die USA. Hier prägte sie die moderne amerikanische Keramik entscheidend mit. Die Ausstellung gibt einen Einblick in das keramische Schaffen Marguerite Friedlaenders und zeigt dabei auch bisher noch nicht öffentlich präsentierte Arbeiten. Darunter befinden sich unter anderem Einzelstücke aus der Bauhauszeit, hier war Friedlaender, anders als ihre Kommilitonen Theodor Bogler und Otto Lindig, stärker dem traditionellen Handwerk ihres Werkmeisters Max Krehan verbunden. Entscheidend sind aber dann die Impulse, die sie in der Porzellangestaltung an der Burg Giebichenstein setzt. Hierbei faszinieren ihre klaren Formen und gediegenen Dekorvarianten. Eine neue Eigenständigkeit gewinnt Friedlaenders keramisches Schaffen in Holland und noch stärker in den Vereinigten Staaten, wo Inspirationen indigener Töpferei hinzutreten. Ihr Methodik und Lehre, aber auch das grundlegende Formverständnis bleiben jedoch immer geprägt von der Ausbildung am Bauhaus.

Aufnahme Marguerite Friedlaender vor den Dornburger Schlössern, 1. Hälfte 1920er Jahre. © KMB

Keramik-Museum Bürgel Am Kirchplatz 2 • Bürgel

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