3 minute read

Denkanstösse für die Sicherheit der Kinder

Wie gefährlich ist die Umgebung von Schulhäusern? Wo bestehen Verbesserungsmöglichkeiten auf dem Schulweg? In Altstätten hat ein Schulweg-Audit durch den Touring Club stattgefunden. Der Bericht liegt nun vor.

Die Altstätter Schuleinheit Institut-Klaus umfasst die Schulhäuser Institut und Klaus sowie die Kindergärten Josefsheim und Institut. Ungefähr 340 Kinder und Jugendliche besuchen da aktuell den Unterricht. In den vergangenen Monaten hat der TCS die Schulanlage und die Umgebung für eine ausführliche Bestandesaufnahme unter dem Aspekt der Sicherheit besucht. Vor welchem Hintergrund? In seinem Jubiläumsjahr («125 Jahre TCS») hat der Touring Club 2021 mit dem Schulweg-Audit für Gemeinden ein kostenloses Beratungsangebot geschaffen. Die Ziele sind die Überprüfung der Schulwegsicherheit der Schul- und Kindergartenkinder rund um die Schulanlagen sowie die Unterstüt- zung der Gemeindebehörden: Diesen wird ein aussagekräftiger Expertenbericht zur Verfügung gestellt. Um die benötigten Informationen zu sammeln, arbeitet der TCS dabei mit dem unabhängigen Ingenieurbüro SwissTraffic AG zusammen, womit Videoaufnahmen sowie Verkehrszählungen möglich sind. Die erhobenen Daten unterliegen dem Datenschutzgesetz, die Videoaufnahmen werden nach Abschluss der Erhebung wieder gelöscht: Gesichter, Autonummern, etc. sind nicht erkennbar.

Technisches Audit

am 15. September

Im August des vergangenen Jahres fand ein erstes Treffen in Anwesenheit von

Vertretern der Gemeinde Altstätten und der Schulanlagen Klaus und Institut statt. Der TCS wurde durch Christophe Nydegger, Éric Loutan und Philipp Hintermann von der Abteilung Verkehrssicherheit sowie Michael Schöbi (Präsident Regionalgruppe Rorschach-Rheintal) vertreten. Neuralgische Stellen und mögliche Prüfpunkte wurden dabei angesehen. Nach Besprechung des Vorgehens stimmten die Altstätter Behörden dem Vorschlag für das Audit im Perimeter der Schulanlagen Klaus und Institut zu. Das technische Audit war auf den 15. September angesetzt. Mit mobilen Kameras wurden auf verschiedenen Abschnitten Fussgängerstreifen, Schulbushaltestellen, Trottoirs, Signali- sationen, Markierungen, Ein- und Ausfahrten zu den Parkplätzen, die Situation betreffend Elterntaxis aufgenommen.

Der Bericht umfasst 100 Seiten

Die Verantwortlichen erhoben auch die Anzahl der Verkehrsteilnehmenden (Autos, Velos, Fussgänger). Geschwindigkeiten wurden gemessen, das Gefahrenpotenzial und allfälliges Fehlverhalten analysiert. Zudem wurden zahlreiche Informationen zusammengetragen – zum Beispiel zu Stundenplänen,

Schulbussen, Buslinien, Fragen betreffend Schüler-Lotsendiensten, Ein- und Aussteigen von Kindern (Eltern-Taxis), der Hierarchie der Strassennetze in der Umgebung, der Unfallereignisse in den vergangenen elf Jahren sowie der bestehenden und zukünftigen Betriebsund Gestaltungskonzepte. Die Untersuchungen, Fotos, Grafiken und Feststellungen wurden in einem rund 100 Seiten umfassenden Dokument zusammengefasst und Ende Februar mit Vertretungen der Schule, der Gemeinde sowie des TCS besprochen.

Weitere Standorte geplant

Das Audit ergab für die Schulanlagen Klaus und Institut keine unfallträchtigen Situationen mit hohem Gefahrenpotenzial oder Feststellungen, die Sofortmassnahmen und ein rasches Eingreifen der Behörde erfordern würden. In dem sehr detaillierten Bericht ergänzt der TCS aber die Beobachtungen der Verkehrssicherheitsexperten mit Ideen und Denkanstössen im Interesse der Verkehrssicherheit. Es handelt sich vor allem um eine Bestandsaufnahme, die derjenigen in den zuvor geprüften Gemeinden ähnlich sind. Diese Vergleichbarkeit dient nicht dazu, die Gemeinden nach ihrer Leistung zu klassifizieren, sondern vielmehr, um Muster von Unzulänglichkeiten auf verschiedenen Ebenen zu identifizieren, um sie vor Ort beheben zu können.

Weitere Schulweg-Audits – auch in der Ostschweiz – sind geplant. Der TCS möchte damit wichtige Arbeit im Interesse der Verkehrssicherheit für die Jüngsten leisten. So wird in diesem Jahr voraussichtlich Diepoldsau-Schmitter zum Zuge kommen. (pf/tcs)

Wie ist Altstätten zur «Ehre» gekommen, dass der TCS dort ein Audit durchgeführt hat?

Remo Maurer, Schulratspräsident Altstätten: «Der Präsident der TCS-Regionalgruppe Rorschach-Rheintal, Michael Schöbi, war während acht Jahren bei uns im Schulrat tätig. Das Thema Schulwegsicherheit hat uns während seiner Amtsdauer immer wieder beschäftigt, und vermutlich aus diesem Grund ist er an uns herangetreten, als sich die Möglichkeit bot, ein Audit durchzuführen. Wir haben dieses Angebot sehr gerne angenommen, weil wir viele verschiedene Schulwege haben, deren Sicherheit uns ein stetes Anliegen ist.»

Wie haben Sie den Schulweg-Audit erlebt?

«Das war für uns eine interessante und lehrreiche Erfahrung. Die Zusammenarbeit mit den Vertretern des TCS haben wir als sehr angenehm empfunden. Die Kompetenz und die Erfahrung der Fachleute des TCS war deutlich spürbar; was sie uns mitgegeben haben, hat Hand und Fuss.»

Gab es für Sie überraschende Erkenntnisse?

«Überrascht hat uns die Tiefe und die Detailliertheit des Berichts. Es sind darin auch mehrere Punkte aufgeführt, die uns zwar bekannt, aber mit Blick auf die Schulwegsicherheit nicht besonders bewusst waren, darunter Situationen bei Trottoirs oder Sichtbehinderungen durch parkierte Fahrzeuge.»

Was freut Sie im Bericht?

«Gefreut hat uns vor allem, dass der Bericht keine besonders gefährlichen Situationen mit akutem Handlungsbedarf zum Vorschein gebracht hat. Gefreut haben wir uns auch über die angenehme und unkomplizierte Zusammenarbeit.»

Im Bericht werden einige Empfehlungen abgegeben.

Wie geht es jetzt weiter?

«Der Leiter Tiefbau der Stadt Altstätten war von Beginn weg beim Audit dabei und hat die Empfehlungen ebenfalls erhalten. Da die Schule ausser auf den eigenen Grundstücken keine Möglichkeiten hat, Massnahmen umzusetzen, wird sie in Zusammenarbeit mit der Stadt prüfen, welche Verbesserungen in welcher Reihenfolge an die Hand genommen und umgesetzt werden können.»

Interview: Lukas Pfiffner

This article is from: