9 minute read
Unterwegs
Ein Schub für die Elektromobilität
Derzeit gibt es entlang der Walliser Strassen 400 Ladestationen. In zwei Jahren werden es 1000 sein.
Seit ein paar Monaten hat das Interesse an Elektroautos in unserem Kanton zugenommen. Umweltschutz, Wirtschaftlichkeit, staatliche Unterstützung. Alle Ampeln stehen auf Grün, um die Mobilität aus der Steckdose voranzutreiben.
Die Zahlen bleiben bescheiden, aber der Anstieg ist spektakulär. Zwischen 2018 und 2020 hat sich der Anteil an Elektrofahrzeugen bei den Neuzulassungen im Wallis mehr als verdreifacht (von 1,1% auf 3,9%). Ausserdem sind die Anreizprämien des Staates Wallis äusserst gefragt: Zwei Monate nach ihrer Einführung wurden bereits 170 Anträge eingereicht. Gemäss dem E-Barometer, der jährlichen Studie des TCS zur Elektromobilität, wirken die globale Erwärmung und die Coronakrise als Treiber für die Verbreitung von Elektrofahrzeugen, da sich die Leute Sicherheit (Individualverkehr) und Nachhaltigkeit (Umweltschutz) wünschen. Die gleiche Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung (53%) plant, in Zukunft elektrisch unterwegs zu sein.
Ein attraktiveres Angebot Die Nachfrage ist da, weil auch das Angebot gewachsen ist. «Das CO2-Gesetz übt Druck auf die Hersteller aus, damit sie Elektromodelle anbieten. Jede Marke arbeitet nun daran. Dementsprechend haben wir eine viel grössere Auswahl zu viel günstigeren Preisen», betont Charles-Albert Hediger, Präsident des Auto-Gewerbe-Verbands Schweiz (AGVS) im Wallis. Ein kleines Stadtauto mit Elektroantrieb kann man heute schon für weniger als 20’000 Franken kaufen. Eine Investition, die sich langfristig oft lohnt, da diese Fahrzeuge sehr geringe Energie- und Wartungskosten aufweisen. Hauptgrund für die Anschaffung eines Elektroautos sind in der Regel Klimaüberlegungen. Auch die Attraktivität der neuen Technologie spielt eine Rolle. Doch dem Wunsch, «sauber» zu fahren, steht oft die Angst im Weg, mit einer leeren Batterie liegen zu bleiben. «Viele Kunden zögern, weil sie sich um die begrenzte Reichweite Sorgen machen. Diese Bedenken sind jedoch unverhältnismässig. Die Standardreichweite von 200 bis 250 km ist für unsere täglichen Fahrten mehr als genug», versichert Cédric Rosaire, Garagist aus Evionnaz und Vorstandsmitglied der TCS-Sektion Wallis. Aus einer Analyse des TCS geht zudem hervor, dass sich die durchschnittliche Reichweite von Elektrofahrzeugen in den letzten fünf Jahren verdoppelt hat. Und der Trend «mehr Reichweite zu immer niedrigeren Preisen» wird sich 2021 noch weiter verstärken. «Die Standardreichweite von 200 bis 250 km ist für unsere täglichen Fahrten mehr als genug.»
Die Krux mit der Ladeinfrastruktur Keine Elektromobilität ohne Ladestation. Um das Fahrzeug täglich voll aufzuladen, muss sich der Autofahrer zu Hause ausrüsten. Diese Art von Installation mag in einem Einfamilienhaus einfach sein, ist jedoch in einem Wohnblock schon etwas komplizierter. Deshalb ist die Bereitstellung öffentlicher Ladestationen unerlässlich, um diese Mobilität freier und zugänglicher zu machen. Derzeit gibt es entlang der Walliser Strassen 400 Ladestationen. Der Staat Wallis hat sich im Rahmen seiner Agenda 2030 verpflichtet, zusätzlich Ladestationen an rund 100 öffentlichen Standorten zu installieren. Ziel ist es, dass der Kanton bis Ende 2022 über 1000 Ladestationen verfügt.
Weniger Arbeit für die Profis? Da die Elektrofahrzeuge neu sind und weniger bewegliche Teile enthalten, sind sie derzeit noch wenig pannenanfällig. Obwohl alle TCS-Patrouilleure eine spezielle Schulung absolviert haben, gab es noch nicht sehr viele Fälle. «Diese Autos sind aber keineswegs vor Fahrfehlern oder platten Reifen gefeit. Auch sie haben Probleme mit der Elektronik oder mit den Steckern. Wir leisten in jedem Fall – auch bei einem leeren Akku – den üblichen Pannendienst, damit die Person an ihrem Ziel ankommt», erklärt Alain Laurent, Leiter des Bereiches Patrouille des Distrikts Freiburg-Wallis. Die Garagisten sind hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung, mehr Fahrzeuge zu verkaufen, und der Angst, Arbeit zu verlieren.
Auf diesem neuen Markt entfallen nicht nur die gewohnten mechanischen Dienstleistungen, sondern es sind auch hohe Investitionen nötig. Die Marken schreiben Schulungen zum Thema Elektromobilität sowie spezielle Werkzeuge
Die Elektromobilität startet durch. Bleibt abzuwarten, ob sich der Trend fortsetzen und ausweiten kann. Auch die Produktion der rohstoffintensiven Batterien, die Verfügbarkeit von Ladestationen für alle und die Belastung des Stromnetzes sind Herausforderungen für die Zukunft. Laut Charles-Albert Hediger wird «die Elektromobilität wahrscheinlich nur eine Zwischenstufe bei der Energiewende sein. Andere, ebenso interessante Technologien werden kommen, wie beispielsweise Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe, die sich an die bestehenden Autos anpassen können».
Auf lange Sicht wirklich günstiger?
Nach den Berechnungen des TCS kann man mit einem Elektroauto auf 10 Jahre und bei 150’000 km Laufleistung rund 20’000 Franken an Treibstoffkosten sparen. Die Vergleichstabellen, bei denen die Gesamtkosten berücksichtigt werden, zeigen: Je mehr Sie fahren, desto grösser ist das Einsparpotenzial. Bei zwei gleichwertigen Stadtautos (Ford Fiesta [Benzin] und Renault Zoé [Elektro]) müssen Sie beispielsweise 10 Jahre lang mehr als 15’000 km pro Jahr zurücklegen, um mit dem Elektromodell einen Kostenvorteil zu haben. Die Berechnung der Kilometerkosten für jedes Modell finden Sie auf tcs.ch. «Mein BMW i3 beschleunigt wie ein Sportauto. Bei diesem Elektroauto brauche ich keine Kompromisse einzugehen. Keine Kompromisse möchte ich auch bei der Ökologie machen. Als meine Frau und ich 2016 das Hotel Walser in Ulrichen übernommen haben, war für uns klar, dass der Umweltgedanke einen hohen Stellenwert haben wird.
Wir investierten daraufhin in eine Holzpelletheizung, installierten Sonnenkollektoren und schafften uns konsequenterweise auch unser erstes Elektroauto an. Unseren Gästen bieten wir seitdem kostenlos Ladestationen für ihre Elektroautos an. Der Strom stammt dabei aus Wasserkraft. Vor wenigen Wochen bin ich nun auf den neuen BMW i3 umgestiegen, mit dem ich problemlos zwei Mal Visp retour fahren kann, bis das Auto wieder an die Steckdose muss.
Für kurze Distanzen ist solch ein Elektroauto ideal, die Unterhaltskosten sind gering, die Ökobilanz gut. Da ich mein Auto zu 95% für kurze Distanzen brauche – sei es zum Einkaufen, sei es zum Materialtransport – kann ich mir kein besseres als ein Elektroauto vorstellen.»
Um die CO2-Emissionen zu senken, gewährt der Kanton bis Ende 2022 Prämien beim Kauf von Elektrofahrzeugen. Die Argumente von Staatsrat Frédéric Favre.
Weniger als 1% der Fahrzeuge im Wallis sind elektrisch angetrieben. Selbst wenn Ihre Aktion erfolgreich ist, wird der Gesamtanteil der Elektromobilität kaum höher sein. Wie wird sich dies auf die CO2-Emissionen auswirken? Die Wahl der Konsumentinnen und Konsumenten hat einen grossen Einfluss auf die CO2-Emissionen und die Luftqualität im Wallis. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns in einer entscheidenden Phase bei der Umstellung der Fahrzeuge befinden. Deshalb ist dieses Programm sinnvoll. Aber wie bei jeder Änderung des Konsumverhaltens wird es einige Zeit dauern, bis die Auswirkungen spürbar sind. Kantonale Prämien beim Kauf eines aufladbaren Fahrzeugs (von CHF 750.– bis CHF 3500.–, je nach Fahrzeugart) und der Installation einer Ladestation (von CHF 700.– bis CHF 4000.–, je nach Ladeleistung und Anzahl der Ladepunkte): alle Informationen auf vs.ch/praemien
Wer sich ein Elektroauto leisten kann, verfügt über finanzielle Mittel. Warum sollten diese Käufer also subventioniert werden? Tatsächlich waren die ersten Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge auf dem Markt teuer. Heute ist dem aber nicht mehr so! Das Angebot wurde stark ausgebaut, und es gibt viele preiswerte Modelle. Diese Prämie kann all jene, die noch zögern, zum Kauf bewegen, weil dadurch der Preisunterschied zwischen einem neuen umweltfreundlichen Elektrofahrzeug und einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor weniger gross ist. Da uns zudem nicht unbegrenzt viele Mittel zur Verfügung stehen, haben wir beschlossen, möglichst viele Personen zu unterstützen, die danach von den Vorteilen dieser Mobilitätsform berichten und so hoffentlich auch andere zu einem Wechsel motivieren können.
Fragen rund um die Elektromobilität?
Der TCS hat dafür eine eigene Beratungsnummer eingerichtet: 0844 888 333
Paritaire et fier de l’être!«Tiere fördern soziale Kontakte»
Marie-Lou Roux mit einer ihrer Ziegen in ihrem Zentrum «Animaux au Grand Cœur» in Grimisuat.
Ob bei einem Spaziergang oder vor dem Kaminfeuer – Tiere spenden uns mit ihrer Gesellschaft Freude und Trost. Sie werden heutzutage eingesetzt, um Depressionen, Angstzustände oder Autismus-Symptome zu lindern. Die tiergestützte Therapeutin Marie-Lou Roux erklärt, wie sie mit ihnen arbeitet.
Warum sind Tiere so gut darin, Menschen glücklich zu machen? Mensch und Tier verbindet eine lange Geschichte. Die Domestizierung reicht mehrere tausend Jahre zurück. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Tiere eine beruhigende Wirkung auf den Menschen haben und Stress mindern können. Sie zu sehen und zu streicheln, steigert das Wohlbefinden. Vor allem aber haben diese Begleiter eine ganz grosse Qualität: Denn sie urteilen nicht und akzeptieren uns, wie wir sind, und das bedingungslos. Darüber hinaus verhelfen uns Tiere zu mehr sozialen Kontakten. Wenn Sie alleine rausgehen, grüsst Sie niemand. Wenn Sie jedoch Ihren Hund mitnehmen, spricht Sie jeder an!
Sie haben Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde, Hühner, Schildkröten und Ziegen. Wie arbeiten Sie ganz konkret mit ihnen? Sie sind meine Partner. In der Therapie dienen sie als Bindeglied und Motivatoren. So werde ich beispielsweise ein Kind mit einer Sprachstörung bitten, dem Hund einen Befehl zu geben. Auf diese Weise wird es dazu gebracht, die Wörter laut und deutlich auszusprechen. Bei Menschen mit Autismus regt die Beziehung zum Tier die Kommunikation an. Füttern, bürsten, spielen, reden, sich kümmern. All diese Handlungen helfen, Emotionen freizusetzen, Vertrauen zurückzugewinnen und besser auf die eigenen Bedürfnisse zu hören.
Sie besuchen auch Heime. Mit welchem Ziel? Damit will ich das Wohlbefinden der älteren Menschen verbessern. Die Anwesenheit von Tieren führt zu Diskussionen und entlockt den Bewohnern ein Lächeln. Einmal brachte ich ihnen ein Kaninchen und eine Schildkröte mit. Während Ersteres auf dem Tisch ein Nickerchen machte, begab sich Zweiteres auf Erkundungstour. Natürlich haben alle gelacht, als sie die Fabel vom Hasen und der Schildkröte live miterleben konnten! Manchmal laufen diese Begegnungen aber auch stillschweigend ab und sorgen so für einen Moment der Ruhe und Harmonie.
Empfehlen Sie Ihren Patienten Haustiere? Ich halte mich da zurück. Ein Tier leistet Gesellschaft und schenkt Zuneigung, doch wird es Ihre Probleme nicht lösen. Ausserdem ist die Anschaffung eines Tieres mit Verantwortung verbunden, die gewisse Personen oder Familien nicht tragen können. Es muss eine freie und wohl überlegte Entscheidung bleiben, die das Wohl des Tieres garantiert. In meinem Zentrum können die Leute mit verschiedenen Tierarten interagieren, was sie manchmal auf interessante Ideen bringt. Ich erinnere mich an einen kleinen Jungen, der seine Eltern mit dem Wunsch überraschte, ein Huhn anzuschaffen, weil er eine wunderbare Bindung zu diesem Tier aufgebaut hatte.
Ein Kindheitstraum
Marie-Lou Roux hält in ihrem Zentrum «Animaux au Grand Cœur» (dt. Tiere mit Herz) in Grimisuat 33 Tiere. Ein Ort der Ruhe, an dem jede Tierart viel Platz hat und gehegt und gepflegt wird. Denn nur glückliche Tiere, die dem Menschen nahestehen, können in der Therapie helfen. Die gelernte Sozialpädagogin hat sich vor drei Jahren auf dieses Abenteuer eingelassen und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt: nämlich von ihrer Leidenschaft für Tiere leben und Menschen glücklich machen zu können. Mit ihren zwei- und vierbeinigen Partnern begleitet sie Kinder und Erwachsene mit Krankheiten oder in schwierigen Lebenssituationen: Depressionen, Trauer, Autismus, Aufmerksamkeitsstörungen, Phobien usw. www.animauxgrandcoeur.ch