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Inhaltsverzeichnis Vorwort von Prof. Georg Kreis
Vorwort
von Prof. Georg Kreis Direktor des Europainstituts der Universität Basel
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Das vorliegende Buch befaßt sich mit den NATO-Geheimarmeen, welche in den 1950er Jahren aufgebaut wurden und die im Falle einer Besetzung Westeuropas durch die Sowjetunion den Widerstand gegen die Besatzer hätten anführen, aber auch innenpolitische Stabilität sichern sollen. Die »Gladio«-Organisation wurde im Juli 1990 bekannt, als im Rahmen einer Ermittlung gegen rechtsextreme Terroraktivitäten im Archiv des italienischen Geheimdienstes entsprechende Hinweise gefunden wurden. Die Forschung zum Buch basiert auf einer Doktorarbeit. Es ist selten, daß eine schweizerische Doktorarbeit auf dem hart umkämpften internationalen Markt für Sachbücher mehrere Tausend Mal verkauft wird. Diesem beachtlichen Buch über den Terror und die NATO-Geheimarmeen ist dies gelungen. Daß es sich hierbei um eine Doktorarbeit aus dem Fachbereich Geschichte handelt, unterstreicht, wie wichtig die historische Forschung nicht nur für unser Verständnis der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart ist. Es ist auch selten, daß eine schweizerische Doktorarbeit zur Zeitgeschichte im Original nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch verfaßt wird und danach als Sachbuch zuerst in Großbritannien und in den USA auf den Markt kommt. Auch dies ist diesem wichtigen Buch gelungen, wodurch es von Anfang an über die Landesgrenzen der Schweiz hinaus bekannt werden konnte. Im Januar 2005 wurde das Werk vom Frank Cass Verlag in London und New York erstmals publiziert. Noch seltener ist es, daß eine Schweizer Doktorarbeit nach der Publikation in acht Sprachen übersetzt wird. Auch dies ist dieser brisanten Forschung geglückt, die nun endlich auf Deutsch, der Muttersprache des Autors, erhältlich ist. Schon im August 2005 lag die Übersetzung ins Italienische vor. Im Oktober 2005 erschien das Buch auf Türkisch. Im Juli 2006 auf Slowenisch. Im November 2006 in gekürzter Fassung auf Russisch. Im Mai 2007 auf Griechisch. Im August 2007 auf Französisch. Gegenwärtig wird das Buch in Tallinn ins Estnische übersetzt. Die akribische und umfangreiche Forschung wurde während vier Jahren an zwei Universitäten durchgeführt. Einerseits an der ältesten Universität der Schweiz, der 1460 gegründeten Universität Basel, wo ich die Forschung betreute. Anderseits an der modernen und erst etwas mehr als hundert Jahre alten, aber sehr einflußreichen London School of Economics and Political Science (LSE) in England, wo Professor Jussi Hanhimäki die Arbeit von Daniele Ganser begleitete. Daß diese Forschung derart erfolgreich verlaufen würde, war zu Beginn der Arbeit keineswegs zu erwarten. Als mir der junge Doktorand Daniele Ganser im Jahre 1998 seinen ersten Forschungsplan vorlegte, war ich als Doktorvater eher skeptisch. Denn wie kann ein Historiker das Geheime und Verborgene, ja auch das Kriminelle der internationalen Politik untersuchen und sauber aufarbeiten, wo doch per definitionem die geheimen Dokumente für die Forschung nicht zugänglich sind, und zwar gerade in den sensibelsten Bereichen, also der verdeckten Kriegsführung und globalen Militärstrategie? Diese dürftige Quellenlage stellte das Forschungsprojekt vor fast unüberwindbare Hürden, und bei einigen Passagen der Forschung würde man wünschen, daß noch mehr Quellen zugänglich gewesen wären. Daß Daniele Ganser sich trotzdem dieses schwer dokumentierbaren Themas angenommen hat, macht das Buch für die historische Forschung besonders wertvoll. Denn nicht jedes Thema, das es gleichsam verdienen würde, kann auch behandelt werden. Es kommt sogar recht oft vor: Je wichtiger das Thema, desto schwieriger ist dessen Er