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ANIME INSIDE: DOMINIK JELL

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OLIVER WETTER

OLIVER WETTER

© Bruno Bounty Photography

DOMINIK JELL

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Dominik Jell ist ein junger deutscher Mangaka und Tätowierer, der vor einigen Monaten mit der Anthologie „Mortalis“ sein Manga-Debüt beim Carlsen Verlag lieferte. Uns hat sein Erstlingswerk so gut gefallen, dass wir Dominik kurzerhand zum Interview gebeten haben.

Toxic Sushi: Hallo Dominik und willkommen in der Welt von Toxic Sushi. Erzähl uns doch zunächst einmal etwas zu Deinem Background: Wann hast Du Dein Talent entdeckt und wie bist Du zum Zeichnen gekommen? Dominik Jell: Hallöchen! Was für ein Einstieg, haha! Freut mich aber – liebsten Dank! Persönlich tue ich mich mit dem Begriff Talent schwer. Viel lieber sprechen wir von vielleicht der vielen Zeit, die ins Zeichnen hineingesteckt wurde. Ich habe früh, im Alter von sieben ungefähr, gemerkt, dass mir nichts wirklich so viel Spaß macht wie das Zeichnen. So einen wirklichen Trigger gab es nicht. Irgendwie kam das dann recht natürlich mit dem Lesen oder Blättern von Comics. Dann hab ich einfach selbst mal den Stift in die Hand genommen. Toxic Sushi: Du bist sowohl Tätowierer als auch MangaZeichner und Autor. Welche Leidenschaft war zuerst da? Dominik Jell: Ganz klar das Mangazeichnen. Das war die erste Leidenschaft und der Startschuss, eine kreative Karriere einzuschlagen. Toxic Sushi: Hast Du Dich beim Tätowieren auf einen bestimmten Stil festgelegt? Machen sich hier auch asiatische Einflüsse bemerkbar? Dominik Jell: Auch das absolut. Zu Beginn meiner „Karriere“ habe ich natürlich alles irgendwie versucht und probiert, alles einfach versucht zu lernen. Das ist meiner Meinung nach wichtig,

um eine gewisse Erfahrung, Demut und Flexibilität mitzubringen. Dann aber habe ich recht früh gemerkt, dass es in meinen Augen kaum einen schöneren Tätowierstil gibt als traditionelle japanische Tätowierungen. Diese kombinieren in meinen Augen einfach alles optimal: Genug Kontrast, viel Bedeutung – aber nicht zu offensichtlich, viel Spiel mit dem Körper und sind daher sehr ästhetisch. Perfekt einfach. Toxic Sushi: Wie bist Du auf das Thema Manga gestoßen? Deutschland ist ja traditionell eher vom frankobelgischen Stil oder von US-Comics geprägt … Dominik Jell: Da ist ganz klar „One Piece“ zu nennen. „One Piece“ war für mich der erste Comic – in dem Fall Manga –, welcher mit gezeigt hat, dass es viel mehr Möglichkeiten gibt, was Charakterentwicklung, World Building und Zeichnungen betrifft. Die Kreativität, die Mangaka Eiichiro Oda an den Tag legt, war für mein siebenjähriges Ich einfach unbeschreiblich. Auch gefällt mir die Tuscheoptik, welche Mangas hauptsächlich haben, sehr gut. Toxic Sushi: Neben dem Thema Manga, scheint es Dir das Horrorgenre angetan zu haben. Rührt die Begeisterung vom Film her oder waren es Horror-Mangas, die Dich hier beeinflusst haben? Dominik Jell: Es sind viele Einflüsse. Mir macht es einfach Spaß, in menschliche Abgründe zu schauen und diese dann in Extremsituationen zu setzen. Ich denke deshalb funktioniert True Crime auch so gut. Man fragt sich einfach: „Was muss passieren, damit ein Mensch zu so etwas fähig ist.” Zumindest frage ich mich das. Keine Ahnung, vielleicht bin ich weird, haha. Manga ist dafür dann natürlich eine Plattform, um das Ganze wahnsinnig emotionsgeladen darzustellen. Deshalb auch der in „Mortalis“ realistisch gewählte Zeichenstil. Es macht einfach wahnsinnig viel Spaß, verzweifelte Charaktere in Ausnahmesituationen zu zeichnen, hehehehe (böses Lachen … ) Toxic Sushi: Lass uns über Dein Mangadebüt „Mortalis“ sprechen. Es enthält zwei ganz unterschiedliche Geschichten – wie ist die Idee zu diesen entstanden? Dominik Jell: Beide auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Im Prinzip gibt es immer irgendwie einen Trigger, der dann die Inspiration entfacht. Bei „Osiris“ war es True Crime, bei „Exekution“ der geschichtliche Hintergrund meiner Heimatstadt (Anm. d. Red.: Freising in Bayern). Ich wollte bei „Mortalis“ Vielseitigkeit zeigen. Nicht nur Gore und Splatter, sondern auf so vielen Tasten des Klaviers spielen, wie es bei Kurzgeschichten möglich ist. Natürlich ist man dabei beschränkt, ich hoffe aber, es ist unterhaltsam und ersichtlich gelungen. Toxic Sushi: Hast Du persönliche Erlebnisse in den Geschichten verarbeitet? In der ersten Geschichte geht es beispielsweise um einen YouTuber und Du selbst hast ja auch eine Twitch-Seite … Dominik Jell: Erlebnisse nicht wirklich. Natürlich ist es offensichtlich, dass Hideaki (in „Osiris“) an mich angelehnt ist. Das liegt daran, dass ich mich am besten in ihn hineinversetzen konnte. Bei meinem Debüt wollte ich kein Risiko eingehen. Zudem fand ich das Thema YouTube spannend. Es ist mittlerweile zum absoluten Mainstream geworden und viele jüngere Leser*innen können sich vielleicht so mehr damit identifizieren. So kommt vielleicht der Schrecken auf den limitierten Seiten besser rüber. YouTube ist für mich wahrscheinlich meine Unterhaltungsplattform Nummer 1. Ich habe allerdings nicht den Schneid, das selbst zu starten, haha. Auch fehlt mir die Zeit dazu, ich zeichne lieber ... , hehe. Toxic Sushi: Gibt es Ideen für weitere Mangas? Dominik Jell: Immer! Konkret arbeite ich aber schon seit einigen Monaten an dem neuen Projekt. Ich werde mich aber erst nächstes Jahr einsperren und so viel und konzentriert wie möglich an dem Manga arbeiten. Er soll noch Klassen besser werden als „Mortalis“!

MORTALIS © Dominik Jell 2022 / Carlsen Verlag GmbH

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