Transa 4 S-Seasons.ch

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4-Seasons

DaS TranSa KunDenMagazin

FrĂźhjahr/Sommer 2012

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Foto: Matthias Rohrer, globepaddler.ch

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Editorial

Fünf Tage können genügen: Seekajak-Tour in Kroatien.

Liebe Transa-Kundin, lieber Transa-Kunde, mit Yaks über die Alpen, mit der Kamera nach Island oder für ein Musikprojekt nach Nepal. Beim Durchblättern der neuen 4-Seasons.ch packt einen das grosse Fernweh. Leider haben wir Transianer momentan für längere Ferien keine Zeit – wir arbeiten alle zusammen fieberhaft auf die Eröffnung unseres FlagshipStores im Herbst 2012 in Zürich hin. Mit seinen 3000 Quadratmetern Ladenfläche wird er der grösste Outdoor-Laden der Schweiz werden, ein Quantensprung in der Geschichte der Transa. Aber es muss nicht immer die grosse Reise sein, gerade in Stressphasen laden auch kompakte Touren die Akkus auf. Im März gönnte ich mir fünf Tage, um etwas Neues zu probieren: Paddeln an der kroatischen Küste. Beim Paddeln durchs tägliche Leben bin ich seit mehreren Jahrzehnten Profi. Mit Wildwasser kenne ich mich ebenfalls gut aus, aber eine Seekajak-Tour auf dem Meer war eine Premiere. Unser Ziel war der Kornati-Nationalpark, die dichteste Inselgruppe des Mittelmeers. Im Sommer drängen sich hier Schiffe und Boote aller Art. Doch Ende März waren wir mutterseelenallein – abgesehen von den 50.000 Schafen, die auf den Inseln weiden.

Kurios: Transa erhält einen Strafbefehl – weil Mitarbeiter neue Kollegen für den FlagshipStore in Zürich gesucht hatten. Mehr auf Seite 21.

Es war ein gewaltiges Erlebnis. Auf der einen Seite imposante Kalkklippen, auf der anderen Seite das offene Meer. Man muss das Gebiet gut kennen, denn die schroffe Felslandschaft bricht nur selten auf. Die wenigen Buchten mit Sandstränden dienten uns als Schlafplatz oder als willkommene Gelegenheit, den Kocher aus dem Kajak zu holen und einen frischen Espresso zu zaubern. Nach fünf intensiven und erlebnisreichen Tagen war ich wieder daheim. Auch wenn es manchmal mühsam ist, sich ein Zeitfenster zu schaufeln, um raus in die Natur zu gehen – es lohnt sich. Viele Abenteuer liegen direkt vor unserer Haustür. Was bleibt, sind unvergessliche Augenblicke und Erfahrungen. Sie sind buchstäblich das Salz in unserer Suppe. Daniel Humbel, Geschäftsleiter Transa


Österreich. Foto: Chiara Dendena Colorado, USA. Foto: Keith Ladzinski

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Inhalt

Impressum 4-Seasons.ch ist die Kundenzeitschrift der Transa Backpacking AG. 4-Seasons.ch wird kostenlos an alle Inhaber einer TransaCard verschickt und ist in den TransaFilialen in Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich kostenlos erhältlich (so lange der Vorrat reicht).

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4-Seasons.ch erscheint derzeit 3 x jährlich (Mai, September, und November). Druckauflage: 100.000 Exemplare.

Nehberg verändert die Welt.

Herausgeber Transa Backpacking AG Josefstr. 53 CH-8005 Zürich www.transa.ch

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DER TrekkingRucksack: Bachs Specialist FA.

Verantwortlich Christian Weiss

Redaktion & Konzept red-gun.com Redaktionsbüro Provinostr. 52 D-86153 Augsburg Tel. 00 49 / 8 21 / 42 07 84 0 Fax 00 49 / 8 21 / 42 07 84 20 E-Mail: 4-seasons@red-gun.com Redaktionsteam Stephan Glocker (Chefredaktor), Ingo Wilhelm, Michael Neumann, Ingo Hübner, Philip Baues, Julian Rohn, Manuel Arnu, Cindy Ruch, Kristin Bamberg, Lars Dammann Grafik & Produktion B612 GmbH, Werner Bauer Tübinger Str. 77–1 D- 70178 Stuttgart E-Mail: info@b612-design.de

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Traumtour: mit dem Velo von Indien nach Nepal.

Mitarbeit an dieser Ausgabe Jens Klatt, Daniel Humbel, Rüdiger Nehberg, Iris Lemanczyk, Theo Bosboom, Carolyn + Baptist Sieber-Irwin, Hans-Jörg Oppliger, Martin Wiesmann, Christian Aschwanden, Lars Schneider, Daniel Bally, Marie-Katrin Spichtig, Paul Smit, Eva Schenk, Pascale Müller, Moni Melzer, Manuela Christen und Ruedi Thomi

Erst Australien, dann Schweiz – und jetzt?

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Rüdiger Nehberg im grossen Interview Kann ein Einzelner die Welt verändern? Na klar, wer denn sonst? «Sir Vival» lebt es vor.

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Kaufberatung: Outdoor-Küche Transa-Berater Christian Aschwanden ist auch gelernter Koch. Ein kulinarisches Gespräch.

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Aktuell Wanderevents 2012, Schuhdesign bei Mammut, artgerechte Tierhaltung in Neuseeland – und mehr.

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5-Sterne-Produkte Ausrüstungsfavoriten der Transa-Kunden.

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Kollegin: Marie-Katrin Spichtig Nach zehn Jahren als Lehrerin kündigte sie ihren Job. So hält Marie-Katrin ihre Welt in Bewegung.

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Nepal: Im Wachtraum Wer durch Nepal reist, muss einiges durchstehen. 4-Seasons-Autor Paul Smit schwärmt immer noch.

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Projekte: Fotografenparadies Island Theo Bosboom war 13-mal auf der Insel aus Feuer und Eis – und zeigt uns seine besten Fotos.

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Mit Yaks über die Alpen Zwei Frauen, drei Yaks und 36 Alpenpässe.

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Hans-Jörgs Tourentipp Eine Schweizer Top-Tour: Per Bike auf den Wildspitz.

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Die Kunst des Loslassens Carolyn und Baptist leben ihre Freiheit konsequent.

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Hersteller: Cascade Designs Viele Outdoor-Bestseller unter einem Dach.

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State of the Art: Bach Specialist FA Ist das der ultimative Trekking-Rucksack? Ja!

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Anzeigen Outdoor-Branche, Tourismus-Kooperationen 4-Seasons Marketing Sarah Jentsch Provinostr. 52 D-86150 Augsburg Tel. 00 49 / 8 21 / 42 07 84 0 Fax 00 49 / 8 21 / 42 07 84 20 E-Mail: marketing@red-gun.com Anzeigen Schweiz rubmedia Erich Kocher Seftigenstr. 310 CH-3084 Wabern/Bern Tel. 0 79 / 607 32 07 Fax 0 31 / 380 14 91 E-Mail: presseverlag@rubmedia.ch Druck Konradin-Heckel Druckereien, D-90475 Nürnberg

Mitarbeiter Vier Transa-Kolleginnen erzählen von ihren Wegen.

4-Seasons

DAS TR ANSA KUNDENMAGAZIN

Frühjahr/Sommer 2012

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Tibet? Nein, Schweiz! Rosula, Sonja, Lufang, Jolung und Manduk wandern vom Wallis ans Mittelmeer. Foto: Jens Klatt

Transa ist Mitglied der Fair Wear Foundation www.fairwear.org


NoZone — arcteryx.com


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Interview

Interview Iris Lemanczyk Fotos Archiv Nehberg Stephan Glocker


Interview

«Selbst

Zwerge können

siegen»

Survialpapst, Menschenrechtsaktivist, lebende Legende: Rüdiger Nehberg macht vor, wie ein Einzelner die Welt verbessern kann. 4-Seasons.ch sprach mit ihm über seinen gestressten Schutzengel, den Kampf gegen die Genitalverstümmelung und eine grosse Blamage im Dschungel.

Keine Lust auf Rente: Rüdiger beim 4-Seasons-Interview mit 77 Jahren (links), bei Atlantikfahrten mit 52 (Mitte) und 64 (rechts).

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Interview

üdiger, du hast dreimal den Atlantik mit aberwitzigen Fahrzeugen überquert, dich im Dschungel aussetzen lassen und 25 bewaffnete Überfälle überlebt – muss dein Schutzengel viele Überstunden machen? Ja, das muss er wohl. Dafür streichle ich ihm immer wieder das Gefieder. Und ich versuche, nie schneller zu sein, als er fliegen kann. Dennoch mag ich das Risiko. Ich wollte nie lang und langweilig leben, lieber kurz und knackig. Nun ist es nicht nur knackig geworden, sondern auch lang. Du bist 77 Jahre alt. Zwickt und zwackt es bei dir manchmal? Ja, und das macht mich sehr nachdenklich. Ich höre schlecht, sehe schlecht, habe ein Metallknie und werde kurzatmig. So langsam recycelt mich die Natur. Bald wird sie mich kompostieren. Notgedrungen versuche ich, das Bestmögliche aus dieser Restsubstanz zu machen. Wie hältst du dich trotzdem fit? Nicht mehr wie früher, keine stundenlangen Läufe und so. Ich versuche mich mit körperlicher Arbeit fit zu halten. Zu Hause rolle ich Felsen und gestalte Landschaften, da gibt es immer was zu tun. Rente ist für dich ein Fremdwort? Ich verstehe die Leute nicht, die sich auf die Rente freuen. Das war für mich nie eine Grenze. Die wird es erst geben, wenn es die Natur so will. Ein Haifischgrinsen für die Kamera: Rüdiger Nehberg weiss, wie er seine Aktionen in Szene setzen muss.

«Meine Eltern dachten, ich sei in Paris. Ich fuhr aber mit dem Velo nach Marokko und wieder zurück.»

Mit 17 bist du nach Marokko gefahren – auf dem Velo. Wie hast du das deinen Eltern schmackhaft machen können? Gar nicht. Ich habe ihnen gesagt, dass ich nach Frankreich radle. Mein Vater war Frankreich-Fan. In Paris hatte ich einen Freund, dem habe ich zehn fertig beschriebene Postkarten in die Hand gedrückt. Er hat jede Woche eine Karte an meine Eltern abgeschickt. Die dachten, ich sei in Paris, und ich hatte zwei Monate Zeit, um mit meinem Velo nach Marokko und wieder zurück zu fahren. In Marokko wollte ich die Schlangenbeschwörung lernen. Aber das hat mich enttäuscht, denn den Kobras waren vorher die Zähne gezogen worden. So ist die Schlangenbeschwörung keine grosse Kunst.


Interview

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Frühe Extremtouren: 1977 durchquerte Nehberg mit Freunden die Danakilwüste.

Und warum wolltest du Schlangenbeschwörer werden? Weil ich im Hansa-Theater in Hamburg auftreten wollte – mit sechs Schlangen, die noch Giftzähne und -drüsen hatten. Damit wollte ich Geld für meine Selbstständigkeit verdienen. Aber keiner wollte mich versichern, also haben die mich beim Hansa-Theater auch nicht genommen. Wann hast du die Reise deinen Eltern gebeichtet? Gleich als ich zurück war. Ich war so abgemagert und so voller Eindrücke, da konnte ich damit nicht hinterm Berg halten. Mein Vater wollte es nicht glauben. Aber von da an hatte ich mit meinen Reiseprojekten absolute Narrenfreiheit. Du kommst aus einer Bankerfamilie, bist dann aber Bäcker und Konditor geworden. Warum das? Mein Vater hatte mir ein Praktikum bei einer Bank vermittelt. Dort bin ich verzweifelt. Ich bekam Migräne, ich fühlte mich wie an den Stuhl gefesselt. Das war nichts für mich! Bäcker klingt so ähnlich wie Banker, dachte ich. Und ausserdem hatte ich meiner Mutter immer gern in der Küche geholfen – und Kuchen und dergleichen habe ich geliebt. Also wurde ich Bäcker. Ist ja auch krisenfester als Banker.

Angst vor Schlangen? Keine. Auch wenn Rüdigers Geschäftsidee, als Schlangenbeschwörer seine Reisen zu finanzieren, danebenging.


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Interview

Noch mit 69 Jahren wanderte Nehberg 1000 Kilometer durch den Dschungel. Ausrüstung: Brille, Badehose und Sandalen.

Du warst sehr erfolgreich als Bäcker und hattest zeitweise bis zu 50 Angestellte. Waren die nicht neidisch auf den Chef, der wochen- oder gar monatelang auf Reisen war? Nein. Ich habe immer die Bilanzen offengelegt. Meine Angestellten wussten, dass ich meine Reisen selbst finanzierte. Durch Zeitungshonorare, später durch Bücher und Vorträge, auf keinen Fall durch ihre Arbeit.

«Von den Indianern lernt man, wie Mensch und Natur im Gleichgewicht leben können. Ohne Luxus, Müll und Arbeitslosigkeit, ohne den Glauben an Fortschritt.»

Die Hochzeitsreise mit deiner ersten Frau Maggy ging nach Jordanien. Warum ausgerechnet Jordanien? Ich wollte ihr die vier Gefängnisse zeigen, in denen ich gesessen hatte. Nach meiner Meisterprüfung war ich mit zwei Freunden rund ums Mittelmeer gereist. In Jordanien ging es dann nicht weiter. Eine Fahrt übers Rote Meer nach Ägypten war nicht möglich, weil die Länder verfeindet waren. Kein Problem, dachten wir, ich schwimme nachts raus und hole ein Ruderboot, mit dem wir nach Ägypten rudern könnten. Leider wurden wir erwischt und ins Gefängnis gesteckt. Eine unbezahlbare Lehrzeit. Ich dachte: Mensch, dieses Land muss ich meiner Frau zeigen! Bildungsreise zu den Waiapí: Nehberg bekommt Survivaltipps.

Bekannt wurdest du 1981 durch deinen Survivalmarsch quer durch Deutschland. Du hast Heuschrecken, Würmer und allerhand Getier verzehrt. Wie bist du auf die Idee gekommen? Schon damals wollte ich zu den Yanomami-Indianern gehen. Ich hatte von diesem Volk in Brasilien gehört, in dessen Gebiet man Gold gefunden hatte. Ich wusste, dass die Indianer deswegen regelrecht abgeballert und vertrieben wurden. Aber wie dahin kommen? Fremde Schnüffler waren unerwünscht. Für den Fall, dass ich flexibel sein musste, wollte ich wissen, wie lange ich ohne Ausrüstung funktioniere, ehe ich umkippe.

Das konnte ich auch in Deutschland testen. Bekleidet mit Mütze, Overall und Schuhen war ich unterwegs. Tausend Kilometer. Solange mein Fett abgebaut wurde, war ich unglaublich leistungsfähig und euphorisch. Danach brauchte ich immer längere Pausen. Nach 23 Tagen kam ich völlig ausgemergelt und 25 Pfund leichter in Oberstdorf an. Wie eine Mumie, aber eine happy Mumie.


Interview

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Dreimal überquerte Rüdiger Nehberg den Atlantik, um auf die Not der Yanomami aufmerksam zu machen.

Was verbindest du eigentlich mit der Schweiz? Die schönste Landschaft, die der liebe Gott erschaffen hat. Volle Säle bei meinen Vorträgen und grosszügige Förderer. Ausserdem Bürli, die knusprigsten Brötchen der Welt – das sage ich als Bäcker! Und Rösti, der Kuss der Kartoffel. Und last, but not least: Die 18 Meter lange Tanne, mit der ich über den Atlantik geschippert bin, kam aus dem Emmental. Du leidest unter Seekrankheit, und Wasser ist überhaupt nicht dein Element. Wieso überquert so einer den Atlantik auf einem Baumstamm und dann noch mal mit einem Tretboot? Die Atlantiküberquerungen hingen mit den Yanomami zusammen. Ich wollte auf ihre Bedrohung aufmerksam machen. Mein Appell stand unübersehbar auf dem Segel des Baumstamms. Beim Tretboot war es ein Brief von Amnesty International und Greenpeace, den ich auf diese Weise ins Gespräch brachte. Und wie erging es dir selbst? Die Seekrankheit habe ich nur kurz in den Griff bekommen. Geholfen hat mir dabei ein Pflaster von einem Schweizer Hersteller, das ich mir aufs

Gleichgewichtsorgan hinters Ohr klebte. Allerdings liess die Wirkung nach drei Tagen nach. Als ich ein neues Pflaster aufklebte, bekam ich Sehstörungen. Mir blieb nichts übrig, als ohne Pflaster weiterzuschippern – und zu kotzen. Der Vorteil: Man hat immer Fische um sich herum. Und deine Angst vor dem Wasser? Gewaltig! Bei der Bundeswehr gibt es ein Training für Kampfschwimmer. Da ging ich hin. Ihr Motto: «Lerne leiden, ohne zu klagen». Gleich zu Anfang wurde ich gefesselt und in fünf Meter tiefes Wasser geworfen. Was für eine Begrüssung! Als ich schon dachte, das war es jetzt, hat man mich rausgezogen. Furchtbar war’s, aber das ganze Training hat mir enorm viel Selbstvertrauen gegeben. Der Ozean hat dadurch Balken bekommen. Wie findet man eigentlich die Yanomami-Indianer im gigantisch grossen brasilianischen Dschungel? Ich wusste, dass sie im Norden leben. Ein Fischerboot brachte mich auf einem Nebenfluss des Rio Negro flussaufwärts. Danach bin ich immer Richtung Norden gegangen. Alle 15 Minuten spielte ich auf einer Mundharmonika. Ich agierte nach dem Rezept: «Wer schleicht, ist ein Feind,


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Interview

wer laut kommt, ist ein Freund.» Nach einer Woche standen plötzlich drei Indianer vor mir. Sofort hab ich Mundharmonika gespielt, dann Purzelbäume geschlagen. Die Indianer haben gelacht. Dann nahmen sie mich mit. Bei den Yanomami erlebte ich eine Welt, vor der ich grossen Respekt habe. Alles, was sie brauchen, holen sie sich aus dem Wald: Baumaterial, Medizin, Feuer, Nahrung. Ich dachte: «Meine Fresse, das ist Survival pur!» Was hast du von den Indianern gelernt? Bescheidenheit. Geduld. Wie Mensch und Natur in einem guten Gleichgewicht leben können. Ohne Luxus, ohne Müll, ohne Arbeitslosigkeit und ohne den Glauben an Fortschritt. Für uns makaber: Die Yanomami geben die Asche ihrer Toten in Bananensuppe und essen sie auf. Weshalb?

«Ich wollte nie lang und langweilig leben, lieber kurz und knackig. Nun ist es nicht nur knackig geworden, sondern auch lang.»

Hart, aber herzlich: Badespass à la Nehberg im norddeutschen Winter.

Aus Gründen der Verbrüderung. Sie glauben, dass die Seele in den Knochen beheimatet ist. Damit sie nicht von bösen Geistern angegriffen werden kann, isst man die Knochen auf. Die Knochen werden verbrannt, pulverisiert und in die eigentlich leckere Suppe gestreut. Nach langen Märschen konnte ich fünf, sechs Liter davon trinken. Durch die Asche wurde die Suppe allerdings ekelhaft grau und sandig. Um den Indianern unseren Respekt zu zollen, haben wir trotzdem mitgegessen. Survivalmässig dachte ich mir: ist steril, enthält Calcium und Mineralien. Was konntest du für die Yanomami erreichen? Nach 20 Jahren Engagement, das mich unter anderem zum Papst, zur UNO und zur Weltbank geführt hat, und nach 20 Jahren, in denen ich dreimal den Atlantik überquert und einige Bücher geschrieben hatte, war die Lobby für die Yanomami ausreichend gross. Im Jahr 2000 dann das Ergebnis: Das Land der Yanomami ist nun – streng genommen – unantastbar. Nach diesem Erfolg war mir klar: Jeder kann etwas verändern. Unabhängig von seinem gesellschaftlichen Status. Gibt es eine Reise, die du bedauerst? Die zum Blauen Nil, bei der 1970 mein Freund, der Kameramann Michael Teichmann, erschossen wurde. Nach Michaels Tod fragte ich mich: «Verzichte ich aufs Reisen oder mache ich weiter?» Da ich ja kurz und


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Foto: Christoph Michel Tasmanien, South Coast Track


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Interview

knackig leben wollte, machte ich weiter. Aber noch viele Jahre nach diesem furchtbaren Erlebnis plagten mich Albträume. Viele deiner Abenteuer hast du allein gemacht. Warum? Gerade nach der Reise zum Blauen Nil war es mir wichtig, für niemanden verantwortlich zu sein. Unabhängig zu sein. Aber allein fehlt einem die Unterhaltung. Gegen Einsamkeit schmiede ich dann neue Pläne, optimiere die aktuelle Situation, überdenke mein Leben. Du hast, wie Millionen andere, das Buch «Wüstenblume» von Waris Dirie gelesen. Sie schildert darin die Genitalverstümmelung bei Frauen in manchen islamischen Völkern. Die Leser waren schockiert. Bei dir löste das Buch noch mehr aus … Zuerst habe ich Rotz und Tränen geheult. Dann wollte ich unbedingt etwas tun, denn die Genitalverstümmelung muss aufhören. Meine Erfahrung mit den Yanomami hatte mich gelehrt, dass selbst Zwerge siegen können. Ich hatte genug Selbstvertrauen, mich dieser Aufgabe zu verschreiben. Sie wurde meine neue Lebenserfüllung. Wo hast du angefangen? Zuerst vergewisserte ich mich, dass die Verstümmelung der Frau tatsächlich nicht als Gebot im Koran steht. Ich wollte führende Muslime überzeugen, den Brauch zur Sünde zu erklären. Man kann doch nicht fünfmal am Tag im Gebet bekennen, wie einmalig Allah ist – und ihm gleichzeitig unterstellen, die Frau nicht vollendet erschaffen zu haben. Im ersten Schritt gründeten wir die Menschenrechtsorganisation TARGET. Ausgerechnet ich und ein Verein! Ich bin ja kein Vereinsheini – ausser in der Bäckerinnung war ich noch in keinem Verein. Ratzfatz wurde uns die Gemeinnützigkeit zuerkannt, und die Arbeit konnte beginnen. Wie sah diese Arbeit konkret aus? Ich wusste, wir brauchen Bilder, die den schrecklichen Brauch dokumentieren. Worte allein genügen nicht, um das Grauen zu schildern. «Ach, Frauen jammern eben», solche Sprüche hatte ich schon öfter von Männern gehört. Aus Unkenntnis vergleichen sie Männer- mit Frauenbeschneidung. Aber dazwischen liegen Welten. In Ostafrika wurden meine Frau Annette und ich dann Augenzeugen von Verstümmelungen. Von der einfachen Art, bei der die Klitoris abgeschnitten wird, bis hin zur entsetzlichen «pharaonischen Beschneidung». Dabei werden den Mädchen Klitoris und Schamlippen entfernt. Meist mit einer Rasierklinge. Aber auch mit Glasscherben. Ganz ohne Narkose. Zitronensaft zur Desinfektion, dann wird die Wunde mit Dornen zugesteckt, damit die Scheide bis auf eine reiskorngrosse Öffnung zusammenwächs t. Wochenlang liegen die Mädchen mit zusammengebundenen Beinen in ihrem Blut, ihrem Urin und Eiter. Viele Mädchen sterben. Eine unserer vier Patentöchter hat damals vor Schock ihre Sprache verloren. Traumatisiert sind alle. Ihnen wird die Würde geraubt. Mit den Bildern haben wir dann die islamische Geistlichkeit konfrontiert. Wie haben die Religionsführer reagiert? Sie waren entsetzt. Viele konnten nicht hinschauen. Dann erlebten wir ausschliesslich Kooperation. Wir durften Stammeskonferenzen mit führenden Geistlichen und Clanführern durchführen. Im Januar 2002 war die erste Konferenz in Äthiopien bei den Afar, einem Volk mit drei Millionen Menschen. Der Oberste Rat für Islamische Angelegenheiten stimmte einstimmig dafür, Verstümmelung als Verbrechen nach dem Stammesgesetz anzusehen. Auch bei anderen Völkern in Äthiopien

Ohne Betäubung werden die Mädchen beschnitten, die Wunden mit Dornen zugesteckt – dagegen kämpft TARGET mit grossem Erfolg.

«Den König von Saudi-Arabien möchte ich als Mitstreiter gewinnen und über die Kaaba in Mekka ein Banner spannen.»

sowie in Dschibuti und Mauretanien entschied man sich für die Abschaffung der 5000 Jahre alten Tradition. Der Grossmufti von Mauretanien fragte mich: «Aber wie sollen das jetzt die Nomaden erfahren?» Und er lieferte gleich eine Idee dazu, die ganz nach meinem Geschmack war: die sogenannte Karawane der Hoffnung. Zwölf Kamele, zwölf Männer, dazu ein Dolmetscher, ein Kameramann, Annette und ich. Wochenlang zogen wir durch die Sahara. Von Oase zu Oase. Überall hissten wir unsere Banner und verkündeten die Botschaft. Überall war die Bereitschaft zum Umdenken da.

Ein unglaublicher Erfolg … Die Krönung erfolgte 2007: Wir durften eine internationale Gelehrtenkonferenz in Kairo an der Al-Azhar-Universität durchführen. Vergleichbar mit dem Vatikan der Katholiken. Die zehn höchsten islamischen Geist-


Interview

lichen, darunter der Gross-Sheikh der Azhar, Prof. Dr. Mohamed Tantawi, der Religionsminister Prof. Dr. Mahmoud Hamdi Zakzouk und Sheikh alQaradawi aus Katar. Ägyptens Grossmufti Prof. Dr. Ali Gom’a hatte für die Konferenz sogar die Schirmherrschaft übernommen. Am Vorstandstisch dann, unter unserem Transparent, die allerhöchsten Repräsentanten des sunnitischen Islam und ich – der frühere Vorstadtbäcker aus Hamburg. Das Resultat hat inzwischen Geschichte geschrieben: Der Brauch wurde einstimmig zu einem Verbrechen erklärt, das gegen höchste Werte des Islam verstösst. Damit war die Verstümmelung als Sünde geächtet. Wie reagieren die Beschneiderinnen? Die werden mehr und mehr arbeitslos. Natürlich versuchen manche immer noch, die Frauen von der Notwendigkeit der Beschneidung ihrer Töchter zu überzeugen. Aber damit verführen sie nun gläubige Mütter zur Sünde. Das wird teuer. Denn einige Völker stellen Beschneidung mittlerweile unter Strafe – 25 Kamele für eine Beschneidung. Bei den Afar haben ehemalige Beschneiderinnen eine Eigeninitiative gegründet. Sie sind Hebammen geworden. Woanders Näherinnen. Gerade kommst du aus Äthiopien – hatte das mit TARGET zu tun? Ja, wir bauen eine Geburtsklinik am Rand der Danakilwüste. Fast die Hälfte der Frauen dort verlieren bei der Erstgeburt ihre Kinder. Das soll sich durch die Klinik ändern. Gleichzeitig kümmert sich meine Frau

Der Koran verlangt keine Verstümmelung. Aufklärungsarbeit bei islamischen Frauen.

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Annette in Brasilien um eine Krankenstation bei den Waiapí-Indianern. Dem Urwald sind wir also auch treu geblieben. Apropos Waiapí-Indianer. Die haben mit einem grossen Traum zu tun, den du dir vor einigen Jahren erfüllt hast … Und ob. Mit 69 Jahren wollte ich es noch einmal wissen und liess mich per Hubschrauber irgendwo im brasilianischen Regenwald absetzen. Ich wollte mich ohne Ausrüstung, nur mit einer Badehose am Leib, durch den Dschungel schlagen, survivalmässig nach Indianerart. Mit einem Knüppel schlug ich an die Bäume, damit der Jaguar mich hören und mir ausweichen konnte. Mein Plan: Ich musste einen Fluss suchen – der würde mich irgendwann zum Amazonas führen und dieser zurück in die Zivilisation. Drei Wochen habe ich gebraucht. Ich war in meinem Element. Hat dich der Jaguar in Ruhe gelassen? Ja. Und ich, der Schlangen-Freak, habe eine Schlange entdeckt, von der ich dachte, es sei eine unbekannte Spezies. Eine Zweimeter-Boa. Ich wollte sie näher betrachten, doch sie wollte abtauchen. Ich habe sie noch am Schwanz erwischt und dann um den Kopf gewirbelt, weil sie versuchte, mich zu beissen. Das ist ihr nicht so bekommen, sie wurde seekrank wie ich, denn sie spuckte zwei Fische aus. Einer war schon halb verdaut, mit dem konnte ich nichts mehr anfangen. Aber der andere war fangfrisch, er schmeckte noch prima.


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Interview

Die «Karawane der Hoffnung» macht auch mal Pause.

«Der Häuptling zählte auf, was ich alles nicht konnte. Seine Finger reichten nicht, zwei weitere Indianer halfen. Ich war runde 30 Einheiten blöd.»

wir zurückkamen, klopften sie sich vor Freude auf die Schenkel. Wahrscheinlich entstand damals schon die Idee mit dem Hubschrauber und dem Absetzenlassen, damit ich auch, wie der Knirps, irgendwo ohne Hilfe ankomme. Was macht dich eigentlich zufrieden? Nun, dass ich mich auf meine Urinstinkte verlassen kann. Dass ich auch ganz ohne Luxus auskomme, wie ein frei lebendes Tier. Zufrieden macht mich, dass ich in meiner Art zu leben Erfüllung gefunden habe. Und die Erkenntnis, dass ein Einzelner etwas ändern kann. Zufrieden wird es mich machen, wenn ich das Ende der Genitalverstümmelung erlebe. Dem kommen wir wieder ein grosses Stück näher, wenn unser nächstes Ziel gelingt: den König von Saudi-Arabien als Mitstreiter zu gewinnen. Dann möchte ich mit ihm über die Kaaba in Mekka ein Banner spannen, auf dem steht, dass Genitalverstümmelung Gottesanmassung und Diskriminierung des Islam ist. Und der Welt zeigen, was der Islam mit seiner Kraft und Ethik Positives bewirken kann. Wenn das gelingt, bin ich mehr als zufrieden. Dann suche ich mir eine neue Herausforderung. Braucht ihr bei 4-Seasons.ch noch einen Mitarbeiter?

4-Seasons Info

Mehr von Rüdiger Nehberg Du hast wirklich der Schlange den Fisch weggefuttert? Na ja, aber nur den einen. Später habe ich übrigens erfahren, dass die Schlangenart leider doch schon bekannt war.

Der rastlose Rüdiger ist weiterhin aktiv. Neben der Lektüre seiner Bücher lohnt auch ein Blick ins Netz.

Wie kommen jetzt die Waiapí ins Spiel? Bei ihnen hatte ich zuvor ein einwöchiges Training für die Dschungeltour absolviert. Schon als ich das erste Mal bei den Waiapí war, wollte ich mit auf die Jagd – um von ihnen Survival-Tricks zu lernen. Mich fasziniert, wie die Indianer sich anschleichen, Spuren finden, Tierstimmen nachahmen. Doch sie wollten mich nie mitnehmen. Ich sei zu tollpatschig. Aber einmal konnte ich sie überreden. Wir waren sechs Stunden unterwegs, alle Mann ganz mäuschenstill. Da – der Häuptling hatte zwei Affen gesehen! Er spannte den Bogen. Ein Wahnsinnsmotiv, dachte ich, zückte die Kamera und trat einen Schritt zurück. Auf einen Ast. Es knackte, die Affen hauten ab, der Häuptling war stinksauer. Er bedeutete mir, ich solle zurück ins Dorf gehen. Doch ich hatte keine Ahnung, wo das war. Als ich das dem Häuptling klarmachte, schaute er mich ungläubig an: «Siehst du denn nicht, wie die Bäume zu dir sprechen? Bäume sind Wegweiser. Da kann man sich nicht vertun. Es gibt keine zwei gleichen Bäume. Wie blöd bist du eigentlich …?» So etwas in diese Richtung hat er gesagt. Oh, ich war in ihren Augen der grösste Idiot! Er zählte an den Fingern auf: «Du kannst nicht schleichen, keine Tierstimmen nachmachen, nicht mal zurück ins Dorf finden.» Und so weiter. Der Häuptling hatte gar nicht so viele Finger, wie ich blöd war. Der nächste Indianer half mit seinen Fingern aus und dann noch einer. Ich war runde 30 Einheiten blöd.

Nehberg lesen Packende Schilderungen von Abenteuern und Menschenrechts-Aktionen, handfeste Survival-Tipps auch für Normal-Outdoorer, haarsträubende Anekdoten aus über 70 Jahren unterwegs: Rüdiger Nehberg hat eine Vielzahl von Büchern geschrieben, zuletzt «Sir Vival blickt zurück». Viele Titel sind auch direkt bei der Transa erhältlich.

Ganz schön peinlich … Es wurde noch peinlicher. Der Häuptling deutete auf einen Knirps. Dieser Knirps, vielleicht vier Jahre alt, brachte mich zurück ins Dorf. Er lief heim, sechs Stunden, ohne nach links oder rechts zu schauen. Die Frauen im Dorf waren erst besorgt, doch als der Knirps ihnen erzählte, warum

Nehberg online w w w. r u e d i ge r ne h b e rg . de mit Vortragsterminen, Lese-

proben, einer längeren Biografie sowi e Infos über aktuelle Projekte und Bücher. www.target-human-rights. com: Hier finden sich ausführliche und aktuelle Infos zu den Aktionen von TARGET und ein Film über die Verstümmelung als Download. TARGET unterstützen Spendenkonto Schweiz: TARGET, Rüdiger Nehberg PostFinance Konto: 40-622117-1 BIC / SWIFT: POFICHBEXXX IBAN: CH2909000000406221171


Photo: ©Lars Schneider

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Aktuell

Aus der Schuhabteilung in die Schuhfabrik Ein Schuhberater erkennt nicht nur, welche Grösse der Kunde benötigt. Er weiss auch, wie der Schuh produziert wurde und welche Technologie drinsteckt. Um solche Details zu erfahren, haben vier Transa-Mitarbeiter die Schuhentwicklung bei Mammut besucht.

Selbst gemacht! Nadja strahlt.

Salverio hilft Transa-Mitarbeiterin Nadja.

N

adja ist sich etwas unsicher. Sie hält ihren halbfertigen Trekkingschuh in die Öffnung der grossen Maschine. Gleich werden mechanische Metallzwingen nach dem überstehenden Oberleder greifen, es über den Leisten ziehen und unter der Zwischensohle festkleben. Nadja hat nur einen Versuch, sonst ist das Leder überdehnt oder der Heisskleber nicht mehr zu lösen. Der Schuh soll ihr neuer Wegbegleiter werden. Ein Mammut Appalachian GTX. Nadja zögert, dann bittet sie den Schuhentwickler Salverio um eine helfende Hand. Sicher ist sicher. Nadja ist Schuhberaterin in der Transa-Filiale Basel. Früh am Morgen sind sie und ihre Kollegen mit dem Zug zum Mammut-Schuhentwicklungszentrum nach Frauenfeld gereist. Mit dabei sind Hans-Jörg aus der Schuh-Filiale in Zürich, Moni aus der Filiale Winterthur und Michel aus der Filiale Bern. Bei Mammut wollen sie lernen, wie ein Trekkingschuh hergestellt wird. Von der ersten Design-Idee bis zur Musterproduktion. Zehn Mitarbeiter kümmern sich im «Mammut Footwear Design- und Entwicklungszentrum» um die kommenden Schuhkollektionen des

Outdoor-Ausrüsters. Hier wird entwickelt und ausprobiert. Geht ein Modell in Serie, produziert Mammut – wie fast alle anderen Hersteller der Szene – die Schuhe in Osteuropa und Asien. In der Schweiz werden nur geringe Stückzahlen von Musterexemplaren gefertigt. Die Transa-

Delegation ist einer der letzten Besuche in der flachen Entwicklungshalle in Frauenfeld. Zur besseren internen Abstimmung mit den Designern und Kollegen der anderen Mammut-Abteilungen werden die Mitarbeiter ins Hauptquartier nach Seon ziehen.

Bei Mammut lernt die Transa-Delegation, wie ein Trekkingschuh hergestellt wird. Von der ersten Design-Idee bis zur Musterproduktion.

Salverio entwirft am Computer.

Michel mit dem Kleberpinsel.


Aktuell

Der Leichteste seiner Klasse

Fotos: Julian Rohn

Die Ausrüstungsspezialisten von Mammut übernahmen 2003 die angesehene, aber wirtschaftlich ins Straucheln geratene Schuhmarke Raichle. Nur ein paar Kilometer von Frauenfeld entfernt, in Kreuzlingen am Bodensee, hatte Louis Raichle 1909 seine Firma gegründet. Die Fusion dieser zwei traditionsreichen Hersteller führte die Schweizer Outdoorschuh-Produktion zu neuen Höhen. Zum Beispiel mit dem Mammut Mamook. Ziel war es, den leichtesten steigeisenfesten Alpinschuh zu bauen. Mission erfüllt. Während an den Stiefeln von Nadja, Moni, Hans-Jörg und Michel der Kleber antrocknet, nutzt Salverio die Zeit, um die Details seiner Designs zu erklären. Für den Mamook hat er seitliche Verstärkungen entwickelt, die den Zug der Schnürsenkel direkt an der Sohle ansetzen lassen und so

den Fuss noch besser fixieren. Dieses Detail findet sich inzwischen an fast allen Mammut-Schuhen. Eine andere seiner Ideen kennzeichnet die Profilsohle eines Trailrunningschuhs: Für noch besseren Halt hat Salverio sie dem Fussprofil eines Geckos nachempfunden. Derzeit arbeitet Salverio an der Kollektion für 2013. Überall liegen Farbmuster und Zeichnungen. Mehr dürfen die Transa-Mitarbeiter noch nicht sehen, streng geheim. Andererseits ist Salverio dankbar für jede Rückmeldung von den Verkäufern. So geht er gern mal in die Läden und lässt sich seine eigenen Schuhe erklären – um zu sehen, ob seine Kreationen verstanden werden. Nach der Einführung in die Welt des Schuhdesigns ist auch der Kleber an den neuen Stiefeln nebenan in der Werkstatt ausreichend getrocknet. Gummischutzrand und schliesslich auch die Profilsohle können aufgezogen werden. Anschliessend wird jedes Paar geputzt und poliert. Bei der ersten Anprobe herrscht Aufregung. Passt der Schuh wirklich? Oder haben sich Fehler beim Zusammenfügen der Bestandteile eingeschlichen? Schliesslich besteht ein Trekkingschuh aus bis zu hundert Teilen. Doch alles ist gut. Stolz halten Nadja und ihre Kollegen jeweils ihr eigenes Paar Appalachian GTX in den Händen. Bereit aufzubrechen und ihre neuen Besitzer sicher durchs Gelände zu führen.

Die Transa-Mitarbeiter Michel, Nadja, Hans-Jörg und Moni.

Transa-Chef wegen Job-Kampagne gebüsst Die Mitarbeiter der Zürcher Transa-Filiale wollten lediglich Kollegen werben für ihren neuen Store. Doch sie hatten nicht mit der Strenge des Stadtrichteramts gerechnet.

Foto: R. Thomi

An der Maschine mit den Metallzwingen nehmen auch Nadjas Kollegen Hilfe in Anspruch. Anschliessend ist die Schaftkonstruktion mit innen liegender Gore-TexSocke des Appalachian fertig. Jetzt fehlen noch Gummischutzrand und die Profilsohle. Damit der nötige Kleber nicht das frische Leder verschmutzt, markieren die Vier anschliessend mit Klebeband, bis wohin der Gummischutzrand am Schuh hinaufreichen soll.

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Diese Schilder waren dem Stadtrichteramt ein Dorn im Auge.

I

m September eröffnet in Zürich der neue Transa-Flagship-Store, die mit 3000 Quadratmetern grösste Oase für Abenteurer und Naturfreunde in der Schweiz. Dafür stellt die Transa 50 Mitarbeiter ein. Die Kollegen der bestehenden Zürcher Filiale wollten helfen und stellten Mitte Februar in der Stadt mehrere selbst gemachte Holzschilder auf, an denen zu lesen war: «Transa sucht 50 Profis mit Reise- und Outdoor-Begeisterung». Leider fielen die Schilder auch der Polizei auf. Und so flatterte dem Transa-Geschäftsführer Daniel Humbel im April ein Strafbefehl des Stadtrichteramts Zürich ins Haus. Wegen «unberechtigtem Anbringen von Anzeigen auf öffentlichem Grund» muss er, der von der Aktion der Mitarbeiter gar nichts wusste, einschliesslich

Gebühren 445 Franken bezahlen. Andernfalls droht Humbel eine Ersatzfreiheitsstrafe von zwei Tagen. Der Filialleiter von Transa in Zürich, Philippe Mesmer, ist enttäuscht über die harsche Reaktion der Stadt: «In Zeiten, wo man jeden Tag von Stellenabbau und gar Entlassungen spricht, wollten wir ein Zeichen setzen.» Wer sich bei Transa für eine Stelle im neuen FlagshipStore bewerben möchte: www. transa.ch/jobs.


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Aktuell

Wo Wanderer und Eule sich Gute Nacht sagen Schluss mit der Angst, es bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht nach Hause zu schaffen! Denn in der Abenddämmerung geht die 7. Schweizer Wandernacht (30. Juni auf den 1. Juli 2012) erst richtig los.

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agsüber sieht die Landschaft herrlich aus: grüne Wiesen, hohe Berge, feste Wege. Aber warum nicht mal loswandern, wenn die

Sonne untergeht, wenn das satte Grün der Hügel in der Nacht verschwindet? Dann reizt nicht mehr die Aussicht, sondern alles aus nächster

Nähe. Eulenlaute hallen durch die Nacht. Gerüche werden intensiver wahrgenommen, zum Beispiel bei einer Kräuter-Nachtwanderung. Auch Geschichten klingen im Dunkeln besser, etwa bei der Sagen-Nachtwanderung. Insgesamt 50 Angebote stehen auf dem Programm der Wandernacht, die vom Dachverband Schweizer Wanderwege organisiert wird. Das Spektrum reicht von einfachen Spaziergängen bis hin zu mehrstündigen Nachtwanderungen. Alle Veranstaltungen und Ausrüstungstipps sowie einen Wettbewerb, bei dem es Transa-Gutscheine zu gewinnen gibt, findest du auf der Wandernacht-Website: www.wandernacht.ch.

Foto: sondereggerfotos.ch

50 Veranstaltungen bietet die Wandernacht.

Bärenstarker Tester Die Transa wird auch in den nächsten drei Jahren den Berner Abenteurer und Bärenforscher David Bittner mit Outdoor-Ausrüstung ausstatten. Im Gegenzug liefert der Biologe aufschlussreiche Testergebnisse. ittner wird Botschafter für die Bekleidung der Handelsmarke Kaikkialla, die von den Transa-Ausrüstungsexperten mitentwickelt und in der Schweiz exklusiv in den Transa-Läden verkauft wird. Kaikkialla versteht sich als anspruchsvoller Hersteller von Equipment für den harten

Outdoor-Alltag. Und der Arbeitsalltag von David Bittner ist hart. Bei seinen monatelangen Forschungsarbeiten in Alaska wird er die Produkte des jungen Labels unter den wohl anspruchsvollsten Wetterbedingungen testen und wertvolle Inputs zur Weiterentwicklung geben.

David Bittner mit einem Forschungsobjekt und in einem Gilet von Kaikkialla.

Fotos: Cecile Bittner

B


Gipfeltreffen. Der erste Gipfel ist geschafft! Mammut feiert Geburtstag mit dem grössten Gipfelprojekt aller Zeiten. 150 Seilschaften besteigen innerhalb eines Jahres 150 Gipfel weltweit. Ausgerüstet mit der neuen Peaks Collection, die für Teamgeist, Solidarität und verlässliche Seilschaften in den Bergen steht. Mehr Infos zum Projekt und dem aktuellen Stand der Besteigungen unter www.mammut.ch

Mammut – Worldwide Partner of IFMGA

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erdmannpeisker / Robert Bösch Location: Jungfrau 4158 m

Aktuell


Aktuell

Die Band Rudra mit Gastmusikern.

Musik für Nepals Kinder Gemeinsam mit heimischen Künstlern sammelt die Band Rudra aus Kathmandu auf ihrer Tournee durch die Schweiz Gelder für Kultur- und Musikprojekte in Nepal. 4-Seasons Info

R

udra – das sind drei Musiker aus dem Himalaja, die spielerisch traditionelle Klänge ihrer Heimat mit musikalischen Einflüssen aus aller Welt vermischen. Charango trifft auf Schwyzerörgeli, Bansuriflöte auf Kontrabass. Mit diesem einzigartigen Musikerlebnis tourt die Band Rudra bald zum dritten Mal durch die Schweiz, vom 17. August bis zum 8. September. Organisiert wird die Tour von der Kulturbrücke Schweiz–Nepal, die sich um die Schulbildung und die kulturelle Förderung benachteiligter nepalesischer Kinder kümmert. Initiator Thomas Bertschi hat gemeinsam mit Shyam Nepali von Rudra das Projekt «Mountain to Mountain» ins Leben gerufen: Mit Musik und Farbe wollen sie Brücken bauen, von Kultur zu Kultur, Herz zu Herz und Berg zu Berg. Damit dieses Anliegen mit Leben gefüllt werden kann, werden die Erlöse der Tournee für kulturelle Projekte in Nepal eingesetzt. So organisiert und bezahlt die Kulturbrücke beispielsweise Musikunterricht für Kinder. «Wenn ein Kind mit seiner Stimme oder

mit einem Instrument Wohlbefinden für sich und damit für seine Familie entwickelt, bereichert es auch die Gesellschaft als Ganzes und hilft, die Kultur lebendig zu halten», so Thomas Bertschi über die Motivation für sein Engagement. Im Februar/März 2013 findet eine Begegnungsreise zu Nepals Kultur- und Naturwundern statt – mit Besuch der unterstützten Projekte sowie der Musiker der Band Rudra. Mehr Informationen erhältst du auf Nachfrage per E-Mail an nepal_erfahren@bluewin.ch.

Rudra-Tour 2012 17.8. 18.8. 21.8. 22.8. 24.–26.8. 29.8. 31.8. 1.9. 4.9. 6.9. 7.9. 8.9.

Gelterkinden, Atelier 24 Schwanden, Sandacker Bern, Klangkeller Lützelflüh, Kulturmühle Ticino (Orte noch nicht bekannt) Riehen, Kornfeldkirche Grindelwald, Kongresssaal Zürich, Kulturzentrum Songtsen House Schule Oberwil Schaffhausen, Kulturzentrum Kammgarn Heldswil, Atelier Steinmusik Flawil, Oskarmaus-Festival

Mehr und aktuelle Informationen unter www.imagine-rainbow.ch. Die Kinder freuen sich über Musikunterricht.

Fotos: Kulturbrücke Schweiz-Nepal

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Smartwool Merinobekleidung trägt sich angenehm auf der Haut und bietet ein tolles Feuchtigkeitsmanagement. Merinowolle ist von Natur aus antibakteriell und geruchsbindend, kühlt an warmen und wärmt an kalten Tagen. Selbst in feuchtem Zustand hält Merinowolle noch warm.

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Aktuell

Wer viel wandert, kann gewinnen

Fotos: Dachverband Schweizer Wanderwege

Was bringt man von einer Wanderung mit nach Hause? Vielleicht Muskelkater. Ganz gewiss die Sehnsucht, bald wieder in die Natur zu gehen. Der Dachverband Schweizer Wanderwege fügt nun ein weiteres Mitbringsel hinzu: die Schweizer Wandertrophy. Ausserdem winken den Teilnehmern Transa-Gutscheine.

Wandertrophy 2012: Die zehn Bonus-Touren im Überblick

Auf den Genuss folgt die Aussicht auf die Wandertrophy.

I

m Heft «Wandern mit Bonus 2012» wurden zehn Wanderungen zusammengestellt, aufgeführt mit Kartenausschnitten, Routenbeschreibungen, Höhenprofilen und Wanderzeiten. Der Ehrgeiz der Vielwanderer ist gefragt: Nach jeder der zehn Wanderungen, vom Monte Generoso bis hin zum Pic Chaussy, muss das Routen-Codewort in die Teilnahmekarte, die es zum kostenlosen Heft dazugibt, notiert werden. Wer die

meisten Kennwörter und Wanderwege zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober 2012 gesammelt hat, nimmt an der Verlosung am Ende der Wandersaison teil. Verlost werden 25 TransaGutscheine im Wert von je 200 Franken an die Wanderfreudigsten. Alles über die Trophy-Routen 2012 und das Bestellformular gibt es auf der Internetseite der Schweizer Wandertrophy: www.wandertrophy.ch.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Abstieg vom Monte Generoso (TI) Bisse de Clavau im Rebhang (VS) Aussichtspunkt Golitschenpass (BE) Der Toggenburger Sagenweg (SG) Vom Bernina hinunter (GR) Der autofreie Braunwald (GL) Das Sälischlössli bei Olten (SO/AG) Entdeckungen im Schwarzbubenland (BL/SO) 9. Grenzwandern bei Lucelle (JU) 10. Der Pic Chaussy (VD)

Flitzer stellt Konkurrenz in den Schatten Strahlende Gesichter bei den Mitarbeitern der Bühler AG in Uzwil. Ihr Solarmobil schnitt bei der World Solar Challenge glänzend ab.

Foto: Bühler AG

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Das erfolgreiche Schweizer Solarmobil.

ach dem 3021 Kilometer langen Solarrennen in Australien erreichte das Schweizer Fahrzeug SER1 mit der neuntbesten Zeit das Ziel. 37 Teams hatten teilgenommen. In der Kategorie «Production Class» (Fahrzeuge ausschliesslich mit frei auf dem Markt erhältlichen Komponenten) fuhr SER1 auf Rang drei. Diese Platzierungen genügten für den «Best Newcomer Award». Damit setzt das Bühler-Team – 30 Mitarbeiter haben an dem Fahrzeug getüftelt – eine starke Schweizer Tradition bei der World Solar Challenge fort: Der Solarrenner «Spirit of Biel-Bienne» der damaligen Ingenieurschule Biel fuhr ab 1987 bei drei Rennen in Folge aufs Treppchen. Die Transa hatte das Bühler-Team mit Outdoor-Ausrüstung unterstützt.


Aktuell

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Draussen fürs Leben lernen Das Bildungsinstitut Planoalto veranstaltet erlebnispädagogische Touren für Jugendliche. Beim Klettern oder Kochen am Lagerfeuer lernen sie Tugenden wie Respekt und Selbstvertrauen. Überdies bildet Planoalto Erlebnispädagogen aus.

I

n Schneehöhlen übernachten, Gipfel erklimmen, in Felsspalten absteigen oder tiefe Wälder durchstreifen. Was stark nach Abenteuerurlaub klingt, ist Teil der Ausbildungen am St. Galler Bildungsinstitut Planoalto. Die Erlebnispädagogen dort bedienen sich einer ganzen Palette von Outdoor-Aktivitäten für ihre Arbeit. Sie brechen mit Jugendlichen zum Trekking auf, bauen mit Arbeitsteams Iglus, kochen auf dem Feuer ein Fünf-Gänge-Menü oder packen für

Planoalto

Alle Touren finden in objektiv sicherem Gelände statt. Absicht der Erlebnispädagogik ist es, bei diesen persönlichen Wagnissen Erfolgserlebnisse zu erzielen. Wenn diese Anschluss an das normale Leben der Teilnehmenden finden, entfalten sie eine nachhaltige Wirkung. Beim Klettern am Fels zum Beispiel braucht es keine Erklärungen mehr über das Risiko, das Wagnis ist greifbar geworden. Ganz natürlich begegnen den Jugendlichen Themen wie Vertrauen, Verantwortung und Selbsteinschätzung. Fels ist gnadenlos ehrlich, das Feedback erstklassig. Seilschaften sichern einander, erleben die eigenen Grenzen – «wir wagen und gewinnen». Hilfreich für die Zusammenarbeit im zivilen Leben ist auch, dass man die Kollegen in ganz unterschiedlichen Situationen und bei unterschiedlichen Tätigkeiten erlebt. Man bekommt ein vollständigeres Bild von ihnen und kann sie dadurch auch besser verstehen und akzeptieren.

Einander helfen.

Beim Klettern wird das Wagnis greifbar. Fels ist ehrlich, sein Feedback erstklassig.

Ängste überwinden.

Das Bildungsinstitut Planoalto hat das alte Handwerk der charakterbildenden Naturerfahrung neu belebt. Es forscht, publiziert und lehrt im Feld des handlungsorientierten Lernens, der Erlebnispädagogik und des Outdoor-Trainings. Mit der BBT-Anerkennung des Nachdiplomstudiums Erlebnispädagogik bietet Planoalto seit diesem Jahr einen eidgenössischen Abschluss an. Darüber hinaus können dort eine Aus bildung zum Outdoor-Guide, Lehrgänge in Erlebnispädagogik, Retreats und Outdoor-Trainings absolviert werden. Mehr Infos unter: www.planoalto.ch.

Fotos: Planoalto

Führungstrainings die Seekajaks und ziehen in die Schäreninselwelt. Auf diesen kleinen Expeditionen werden Alltagssituationen neu definiert und dabei weitere Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Unterwegs gibt es viele Gelegenheiten, sehr praktisch zu lernen – von der Lebensmittelplanung und dem Kochen am Feuer für gut zwanzig Teilnehmer über Campbau und Orientierung bis hin zu gruppendynamischen Prinzipien und der Kulturbildung. Hier wird sprichwörtlich fürs Leben gelernt. Unterwegs in der Natur zu sein, formt nebenbei den Charakter. Einfachheit und Unmittelbarkeit sorgen für Respekt und Bescheidenheit, gleichzeitig fördern sie Entschlossenheit und Tatkraft. Die Natur ist ein Ort, um sich zurückzuziehen, und gleichzeitig ein Schauplatz des Kräftemessens an den eigenen Grenzen. Auf Tour mit Planoalto verlassen die Teilnehmenden das Terrain, in dem sie sich auskennen und sicher fühlen, und erforschen Neuland. Abseits der bekannten Pfade liegen die Lernchancen und Erfahrungsfelder, warten die kleineren oder grösseren Herausforderungen: ein Camp bei schlechtem Wetter, Verzicht auf Luxusgüter, die Verantwortung für die nächste Gruppenmahlzeit, mit anderen im gleichen Boot zu sitzen.

4-Seasons Info

An seine Grenzen gehen.


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Aktuell Engagiert

Fair-Wear-Initiative lobt die Transa

Auch unter den Produzenten von Merinowolle gibt es die sprichwörtlichen schwarzen Schafe. Weil Tierschutz für die Transa ein wichtiges Anliegen ist, schaut sie beim Einkauf genau hin.

Die Handelskette ist sich auch ihrer sozialen Verantwortung bewusst – und erhält nun Bestätigung.

Foto: Icebreaker

Keine Chance den schwarzen Schafen!

Das Ziel: Wolle von glücklichen Schafen.

B

ei Merinoschafen geht es nicht zuletzt um das sogenannte Mulesing, das vor allem von australischen Farmern angewendet wird. Sie schneiden den Lämmern in einem äusserst schmerzhaften Verfahren Hautpartien am Hinterteil ab, um den Fliegenbefall in den Hautfalten zu bekämpfen. Das Problem lässt sich auch durch regelmässiges Scheren der betroffenen Körperteile lösen, was jedoch teurer ist als das Mulesing. Im Gegensatz zu Australien hat Neuseeland seine Farmer aufgefordert, das Mulesing einzustellen. Die Transa bezieht Merinowolle ausschliesslich von neuseeländischen Herstellern, die Mulesing strikt ablehnen. Die Firma Icebreaker zum Beispiel arbeitet nur mit Farmern zusammen, die auf Mulesing verzichten. Die anderen beiden Merinolieferanten der Transa – Smartwool und Ibex – sind dem unabhängigen Qualitätssiegel Zque beigetreten. Es kennzeichnet Wolle von Schafen, die unter anderem nicht dem Mulesing unter zogen wurden. Die Wollgewinnung erfolgt unter strengen Auflagen, die eine

Ein neuseeländischer Merinolieferant.

ie Fair Wear Foundation (FWF) hat im vergangenen November erstmals die Transa einer Überprüfung unterzogen. «Der abschliessende Report zeichnet ein sehr positives Bild von Transa und zeigt, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben», resümiert Simón Schwarz, Transa-Manager für Unternehmerische Verantwortung. Die FWF ist eine unabhängige Initiative zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Im Fall der Transa hat sie laut Simón Schwarz unter anderem die langjährigen Lieferantenbeziehungen positiv hervorgehoben. Ausserdem die Bemühungen der Transa, Lieferanten zu einem FWF-Beitritt zu bewegen; das ist kürzlich unter anderem bei den Firmen Deuter und Jack Wolfskin geglückt.

artgerechte Tierhaltung garantieren sollen. «Wir sind uns bewusst, dass es immer wieder schwarze Schafe gibt», sagt Simón Schwarz, Transa-Manager für Unternehmerische Verantwortung. «Doch die oben genannten Massnahmen unserer Marken bestärken uns in der Gewissheit, Marken zu fördern, die sich ernsthaft für den Tierschutz einsetzen.»

Die Transa achtet auf artgerechte Tierhaltung auch bei Merinoschafen.

D

Wie nachhaltig arbeiten die Lieferanten? Die Transa macht sich ein Bild von den Bemühungen der Produzenten – nun liegen erste Ergebnisse vor.

S

eit 2010 lässt die Transa alle ihre Lieferanten einen Fragebogen zu ökologischen und sozialen Aspekten der Zulieferkette ausfüllen. Nun hat die Transa die ersten Fragebögen ausgewertet und stellt fest, «dass ein Grossteil unserer Lieferanten und Marken für die Thematik sensibilisiert ist und sich für soziale Anliegen einsetzt», wie es in einer Mitteilung heisst. Ungefähr 20 Prozent des Transa-Umsatzes mit genähten Produkten stammten von Marken, die Mitglied in der Fair Wear Foundation (siehe oben) oder einer ähnlichen Zertifizierungs-Initiative sind. Weitere 24 Prozent seien engagiert, lassen aber ihre Bemühungen nicht von externer Stelle überprüfen. Von denjenigen Lieferanten, die den restlichen Umsatz ausmachen, stehen die Informationen noch aus – die Transa bleibt dran.


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Projekte

Fotos Theo Bosboom Text Ingo Wilhelm

Geologen sagen: «Rhyolith»-Berge. Alle anderen sagen: unglaublich schön.


Projekte

Mehr als Feuer und Eis

Schon wieder Island! Bunte Berge, Papageitaucher, Gletscherlagunen – alles schon gesehen in Bildbänden und Fotoreportagen. Oder doch nicht? Der niederländische Fotograf Theo Bosboom gewinnt einem der meistfotografierten Flecken der Erde neue Ansichten ab.

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Projekte

«Auf Island sieht man die Erde im Entstehen. Die Farben des Vulkangesteins, die Dampfsäulen über den heissen Quellen – da gehen einem die Augen über.»

Wo Wind und Wasser wirken, wird Lava kugelrund.


Projekte

Grautรถne an der Gletscherlagune Jรถkulsรกrlรณn. Farbexplosion im Vulkangebiet.

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Projekte

Während im April 2010 ganz Europa unter einer Aschewolke lahmlag, genoss Theo aus nächster Nähe den Vulkanausbruch – seine schwangere Freundin fand das nicht so prickelnd.

Blaue Berge gibt es vielerorts. Auf Island tragen sie den Namen zu Recht.


Projekte

Wasserfall, Papageitaucher, Rentiere und der Vulkan Eyjafjallajรถkull, der sich weltweit einen schier unaussprechlichen Namen gemacht hat.

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Projekte

Farbklecks im isländischen Winter: Theo Bosboom bei der Arbeit.

T

heos erste Reise auf die Vulkaninsel im Nordatlantik hat ihn im Jahr 2006 doppelt bereichert: durch die Begegnung mit einer Berlinerin namens Kirsten, die noch heute seine Freundin ist; und um die Erkenntnis, sein fotografisches Schlaraffenland gefunden zu haben: «Auf Island sieht man die Erde im Entstehen. Die Farben des Vulkangesteins, die Dampfsäulen über den heissen Quellen – da gehen einem die Augen über», frohlockt der 42-jährige Arnheimer. Seither besucht er das Wikinger-Eiland mindestens zweimal jährlich – und am liebsten im Winter. «Mit Schnee wird die Landschaft noch grafischer», und genau da will Theo hin. Anfangs war er von Kratern, Wasserfällen und Fjorden derart überwältigt, dass er das Objektiv in die Weite Islands hielt. Nach nunmehr 13 Besuchen kann er sich auf Details konzentrieren, auf «Minilandschaften», wie er es nennt. Durch die Abstraktion überwinden Theos Fotos das Island-Klischee «Feuer und Eis». Einer seiner Lieblingsshots der letzten Winterreise: zarte Farbspiele in Basaltsäulen. Bei manchen Bildern drängt sich der Verdacht auf, Theo habe am Computer nachgeholfen. «Ich bearbeite wie jeder moderne Fotograf Kontrast oder Sättigung, bleibe aber sehr nahe an der Wirklichkeit. Bei Fotowettbewerben schickt man immer die originalen RAW-Dateien mit, da gab es noch nie Beanstandungen.» Im Gegenteil, Theos Bilder wurden mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel beim GDT European Wildlife Photographer of the Year. Reussiert hat er immer wieder mit Vogelbildern. «Für tagelanges Warten im Tarnanzug fehlt mir eigentlich die Geduld», sagt Theo, «aber auf Island sind die Vögel glücklicherweise recht zutraulich.» Überhaupt mache es die unwirtliche Insel den Naturfotografen nicht allzu schwer. «Man kommt mit dem Jeep ziemlich einfach an die Motive ran. Die Gletscherlagune Jökulsárlón liegt sogar direkt an der asphaltierten Ringstrasse – ein Touristen-Hotspot! Aber sie sieht jedes Mal anders aus. Mal schiebt der Wind die Eisberge in der Lagune zusammen, mal liegen sie am Strand.» Im subarktischen Sommer stellt Theo seinen Tag-Nacht-Rhythmus komplett um, weil Sonnenauf- und -untergang so nah beieinanderliegen und rund um Mitternacht das beste Licht bescheren. Weit mehr als die

Schlaflosigkeit macht ihm das isländische Essen zu schaffen: «An den Landstrassen gibt es nur Hotdogs, und landestypische Spezialitäten wie fermentierter Hai sind nicht so meins …» Der Ammoniak-Beigeschmack verflüchtigt sich schnell, wenn Theo eine Sternstunde wie vor zwei Jahren erlebt. Als er im Mai mit seiner Freundin nach Island flog, wurden sie Zeugen der letzten Zuckungen des Eyjafjallajökull. «Ich habe eine Nacht in unmittelbarer Nähe des Vulkans verbracht, und da fügte sich alles zusammen – da habe ich verstanden, warum meine fotografierten Motive so aussehen wie sie aussehen.» 20 Erdbeben erschütterten in dieser Nacht die Herberge. An nächsten Morgen bestand Kirsten darauf, an einen sicheren Ort zu fahren. Sie war im sechsten Monat schwanger.

4-Seasons Info

Das Schönste von Theo Bosboom Der Hobbyfotograf wird zum Profi und veröffentlicht seinen ersten Bildband – über Island natürlich.

Demnächst veröffentlicht Theo Bosboom im Eigenver­ lag seinen ersten Bildband mit den schönsten Fotos von der Vulkaninsel. Die Aus­ gabe mit deutschsprachigen Begleittexten soll ab Septem­ ber in den Buchläden liegen. Weitere Bücher werden wohl folgen, denn Theo, eigent­ lich studierter Jurist, will die Robe an den Nagel hängen und ab dem kommenden Jahr

von seiner Fotografie leben. Buchinfo: «Island pur», Theo Bosboom, DDB­Verlag, 34,90 Euro (ca. 42 CHF). Zu bestellen über die Website www.theobosboom.nl.

island pur Fotografie Theo Bosboom



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Reise

Text Jens Klatt Fotos Jens Klatt Sonja Mathis Rosula Blanc Roger Anzevui AndrĂŠ Georges

Zu Fuss


Reise

und Huf Drei Yaks, zwei Schweizerinnen, ein Ziel: zu Fuss und Huf über alle Berge. Zwischen Walliser Alpen und Mittelmeer erwarten Sonja Mathis, Rosula Blanc und ihre Tiere 600 Kilometer, 36 Pässe und eine Gletscher­ überquerung. Eine Herzensangelegenheit per pedes.

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Reise

Fels und Eis bereiten den Yaks weniger Probleme als der Abschied von ihrer Herde.


Reise

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Ab und zu ein Dorf, ansonsten freie Natur – leben wie die Drogpas im Himalaja.

M

it Yaks über die Alpen – das klingt nach einer verrückten Idee. Aber eigentlich ist es das gar nicht. Es mit einer Herd e dänischer Milchkühe zu versuchen, das wäre verrückt. Lufang (4), Julong (4) und Manduk (3) – die zotteligen Protagonisten dieser Geschichte – sind im hochalpinen Gelände trittsicher wie Gämsen. Yaks wirken auf den ersten Blick träge, aber mit ihren kleinen, harten Hufen und dem spe­ ziellen Körperbau können sie schmale Pfade und grosse Steigungen überwinden. Das Fell schützt auch vor strenger Kälte. Atmung und Blutkreislauf sind auf Höhenlagen und Aus­ dauer ausgelegt. Die Nomadenvölker des Himalaja, die Drogpas, gehen seit Tausenden von Jahren mit ihren Yaks auf Wanderschaft. Wie das europäische Hausrind ist das Yak eine von fünf Rinderarten, die vom Menschen vor langer Zeit domestiziert wurden. In den Berg­ regionen und Hochebenen Zentralasiens die­ nen sie als Pack­ und Reittiere – und sind dort das einzige Transportmittel über 6000 Meter hohe Pässe und durch Eis und Schnee. China, Tibet, die Mongolei – hier wurden die ersten Yaks schon vor etwa 5000 Jahren an den Men­ schen gewöhnt. Wilde Yaks hingegen sind fast verschwunden, seit 1996 stehen sie auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Aber wie kommen nun die Yaks in die Alpen? Und was bewog zwei Schweizerinnen dazu,

erst ihr Herz an die zotteligen Riesen zu verlieren und dann mit ihnen auf Wanderschaft zu gehen? Für Rosula Blanc begann alles vor fünf Jahren, als sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Bergsteiger André Georges, einen Hof kaufte, stolze 1800 Meter hoch nahe Evolène im Val d‘Hérens. Beide wollten Tiere, waren sich aber uneinig. Rosula war fasziniert von Pferden, André liebäugelte mit Kühen. Doch die Weiden waren für Hausrinder und Pferde zu steil und das Futter zu karg. Warum also nicht Yaks? André hatte im Himalaja schon Kontakt mit den Tieren – die Vorteile lagen für ihn auf der Hand. Genügsam, sanft, sensibel 2008 holten sich Rosula und André ihre ersten zwei Yaks auf den Hof: Kubilai und Nayan. Die Tiere kamen aber nicht aus Tibet, sondern aus dem viel näheren Mattertal, genauer gesagt aus der Zucht von Sonja Mathis und Daniel Wismer. Die beiden halten und züchten seit 1995 Yaks auf ihrem Hof «Roti Flüo» bei Embd. 1994 übernahm Daniel, gelernter Forstwart, den Hof mit schwie­ rigem Bewirtschaftungsgrad auf 1650 Meter Höhe. Sonja hängte nach einer 15­monatigen Asienreise ihren Job als medizinische Laborantin an den Nagel und zog auf den Roti Flüo, den inzwischen auch fast 60 Yaks bevölkern. Zwischen Rosula und Sonja entwickelte sich eine Freundschaft, beide sind von den Yaks fasziniert: die Genügsamkeit, die Sanftheit, die Sensibilität.

Während Wanderer hier üblicherweise Steigeisen benötigen, trotten die Yaks konzentriert und trittsicher übers Eis.

Gleichzeitig war der Informationsbedarf gross, es gibt nichts Schriftliches über die Ausbildung von Yaks zu Arbeitstieren. Learning by doing hiess die Devise. Rosula versuchte es mit kleinen Wande­ rungen, oft kam Sonja als zweite Hirtin mit. Die Frauen entdeckten, dass die Yaks gerne wan­ derten und auf langen Touren Lernfortschritte machten. Übungen auf dem Platz hingegen boy­ kottierten sie. Aus dieser Erkenntnis entstand der Plan zu der Alpentour. «Schon seit Jahren sind wir mit der Arbeit mit Yaks vertraut. Doch nur eine lange Reise, bei der wir Tag und Nacht mit unseren Tieren leben, kann unser Verständnis für ihr Verhalten wirklich erweitern», sagt Sonja. Im September 2011 verzurren Rosula und Sonja ihr Reisegepäck. Vor ihnen liegen acht Wochen, in denen sie selbst zu Drogpas, zu alpinen Nomaden, werden wollen. Ihre drei Begleiter sind anfangs wenig begeistert. Es fällt Lufang, Julong und Manduk nicht leicht, ihre grosse Herd e zurückzulasse n. Sie sind nervös, galoppieren Hänge hinab oder drängen zwischen Bäume, wo sie mit den Satteltaschen hängen bleiben. Auch hinsichtlich des Geländes ist der Anfang am schwersten: Um vom Val d‘Hérens nach Bionaz ins Aosta­Tal zu gelangen, müssen der Arolla­ Gletscher und der 3080 Meter hohe Col de Collon überquert werden. Früher war der schwierige Pass eine Handelsroute, doch seit über 100 Jahren wurden keine Rinder mehr über ihn geführt. Es ist ein strahlender Spätsommertag, und auch die Yaks haben sich beruhigt. Auf dem Gletscher sind sie in ihrem Element. Währen d Wanderer hier üblicherweise Steigeisen benötigen, trotten sie konzentriert und trittsicher übers Eis. Der Pass signalisiert den ersten und wichtigen Etappensieg der Tour. Nach dem anspruchs­ vollen Abstieg auf die italienische Seite kommt in Bionaz fast das gesamte Dorf zur Begrüssung und Beglückwünschung aus den Häusern.


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Reise

Steilhänge meistern Yaks langsam, aber stetig.

«Der elfte Pass. Jetzt sind alle im Projekt angekommen.» Auch die folgenden Tage auf italienischem Gebiet sind anstrengend. Die Gruppe hat nicht nur mit Regen und Pässen zu kämpfen, sondern auch mit der Bürokratie. Ein Zolltermin erlaubt keinen Verzug. Wird er nicht eingehalten, werden die Yaks bei der Rückreise als Import behandelt – und müssen versteuert werden. Das stramme Tempo macht den Tieren zu schaffen, ebenso ist es offensichtlich, dass auch sie die ständig wechselnden Landschaften und Eindrücke verarbeiten müssen. Nach dem pünktlichen Grenz­ übertritt nach Frankreich gönnen sich alle einen Pausentag. Doch die Tiere sind noch immer nervös. Eines Morgens geht es mit Lufang, Julong und Manduk durch – sie sprinten sich die Eindrücke von der Seele. Ein Sattel bricht. Beim Versuch, ihn zu flicken, schneidet sich Rosula in die Hand und kassiert eine Wunde, die im Tal genäht werden muss. Weitere Zwangsruhetage folgen. Nach diesem Zwischenfall gewinnt die Gruppe langsam Routine: nach dem Früh­ stück die Tiere bepacken, Strecke machen, abends Schlafplatz suchen und die Wiese mit den mittransportierten Stäben und einem langen Band abstecken. Der Rhyth­ mus scheint gefunden.

Die Yaks arrangieren sich nun problem­ los mit ungewöhnlichsten Dingen: Dörfer mit engen Gassen und dunkle Tunnel­ passagen, beides Neuland, meistern sie mit Bravour. Manduk trinkt sogar direkt aus dem Wasserhahn am Brunnen. Tagebucheintrag vom 11. Oktober: «Wir haben den elften Pass überschritten, den Col du Buffère. Wir sind jetzt alle im Projekt angekommen.» Ein gutes Gefühl bestärkt die Frauen, dennoch ist erst rund die Hälfte der Tour geschafft. Mensch und Tier unter Schock Die Tage werden jetzt kürzer, erste Herbst­ stürme fegen über die Alpen. Aber es läuft alles gut, das Verständnis zwischen Tieren und Hirten verbessert sich. Und dann das: Beim Versuch einer Abkürzung folgen Sonja, Rosula, Lufang, Julong und Manduk einem Pfad entlang einer Bewässerungs­ leitung. Schma l windet sich der Weg an steilen Hängen entlang. An sich kein Problem für die Tiere. Ein kleiner Erdrutsch wird erfolgreich überquert. Doch dann wird der Weg zusehends schlechter. Ein weiterer Erdrutsch blockiert den Pfad. Rosula und Sonja beschliessen, kehrtzu­ machen – sie wollen kein Risiko eingehen und entscheiden sich für den längeren, aber offenen Weg. Dann aber passiert es: Auf dem Rückweg muss der bereits bewältigte kleine Erd­ rutsch erneut passiert werden, doch dies­ mal gibt der Boden unter dem Gewicht von Lufang nach. Das Yak hängt am Rande des Abgrunds.

Himalaja? Nein, die Alpen im Herbst.


«Ein wunderschönes Gefühl»

Sonja Mathis (links) und Rosula Blanc im Interview.

Wer hat mehr Gewicht verloren – die Yaks oder ihr? Sonja: Definitiv die Yaks! Sie trugen acht Wochen lang bis zu 40 Kilo Gepäck, ihr gewohnter Weiderhythmus wurde verändert, und das Futterangebot im Herbst in den Alpen war nicht immer reichlich. Lassen sie sich gut führen? Rosula: Sie liefen nicht immer da, wo wir wollten – aber dann gab es meist einen guten Grund. Ansonsten funktioniert es so, dass ich ihnen durch Rufen vorne die Richtung angebe, Sonja ist hinten wie ein Hütehund. Sonja: So lassen sich die Yaks sehr fein steuern. Es genügt, sich hinten ein paar Schritte seitlich zu bewegen, um die Yaks in die andere Richtung zu leiten. Ein wunderschönes Gefühl.

Was war der Höhepunkt eurer Tour? Sonja: Der Weg war das Ziel! Jeden Tag kamen wir dem Meer ein Stück näher und sind dabei zu einem immer stärkeren Team gewachsen. Und Tiefpunkte? Sonja: Die Tage, an denen die Yaks müde waren oder ihnen die Klauen schmerzten, waren auch für uns nicht schön. Rosula: Man leidet mit den Tieren.

Habt ihr unterwegs neue Erkenntnisse gewonnen? Rosula: Wir haben eine Menge über den Rhythmus unserer Yaks gelernt. Vieles, was wir intuitiv ahnten, wurde uns später von Leuten bestätigt, die schon Yak-Karawanen im Himalaja begleitet haben. Manchmal konnten wir richtig erfühlen, wie es Menschen in fernen Ländern mit deren Yak-Arbeit gehen muss. Das fand ich sehr spannend. Warum mussten die Yaks danach in Quarantäne? Rosula: In Frankreich gibt es noch Rinderkrankheiten, die in der Schweiz ausgerottet sind. Die Tierärzte wollten sicherstellen, dass wir nichts einschleppen. Kann man Yaks in Europa artgerecht halten? Sonja: Klar! Gerade das Wallis mit den Bergen und dem trockenen Klima ist sehr ähnlich zum Himalaja.

Was ist der nächste Halt eures Drogpa-Projektes? Sonja: Nach der Auswertung dieser ersten Tour ist der nächste Schritt noch in Planung. Das Yak-Projekt im Dolpo hat uns eingeladen, uns mit den dortigen YakBauern auszutauschen und von ihnen zu lernen. Aber mal sehen, wann wir von unseren Höfen wegkommen, um dieser Einladung zu folgen … Sonja Mathis betreibt mit ihrem Freund Daniel Wismer den Yak-Hof «Roti Flüo» auf 1650 Metern an der Sonnenseite des Mattertals im Kanton Wallis. Knapp 60 Yaks und andere Hoftiere leben hier. Sonja und Daniel betreiben ein kleines Gästehaus und verkaufen Yak-Spezialitäten. Infos: www.yaks.ch. Rosula Blanc und ihr Freund André Georges betreiben in «La Giette» einen kleineren Yak-Hof mit acht Tieren bei Evolène im Val d'Hérens im Wallis. Sie organisieren geführte Trekkingtouren mit ihren Yaks, Rosula bietet zudem QiGong-Kurse an. In ihrem Hofladen verkaufen sie Raku und Holzobjekte. Infos: www.yakshuloche.ch.

Lueg a mol: die Verwandten aus Tibet!


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Reise

Fünf Liegestühle bitte! Ankunft in Menton.

Rosula hat Lufang am Halfter und zieht mit all ih­ ren Kräften. Dann schafft es das Yak, mit einem riesigen Satz wieder auf den Weg zu kommen. Rosula fällt rückwärts in den Bewässerungskanal. Niemand ist verletzt, doch Mensch und Tier stehen unter Schock. Das war knapp. Die Yaks sind verstört und bewegen sich keinen Zentimeter mehr. Um die Tiere sicher aus der

Situation zu bringen, ist Hilfe vonnöten. Gott sei Dank, das Natel hat Empfang! Doch die Bergrettung ist skeptisch: Tier­ notfall? Dafür sei die Feuerwehr zuständig, aber man könne einen Helikopter schicken. Na, dann lieber die Feuerwehr … Diese erreicht nach rund zwei Stunden mit zehn Leuten und einem Heidenrespekt vor den zotteligen «Viechern» den Ort des Geschehens. Am Seil werden die Yaks behutsam in sicheres Gelände geführt. Danke Feuerwehr, danke Schutzengel! Die Pechsträhne will jedoch nicht abreissen: Während der letzten Tage leidet Rosula nach einem Zeckenbiss an Fieber und Schüttelfrost. Das Telefonat mit ihrem Arzt bringt Ernüch­ terung: Ein Antibiotikum muss her, mög lichst schnell. Wieder einmal haben die beiden Frauen

Glück im Unglück: Genau an diesem Tag sind sie zum zweiten Mal während der Reise bei einer Einheimischen zu Gast. Die Frau setzt alles in Bewegung, um das Medikament zu bekommen, telefoniert mit Apotheken, Ärzten und sogar der Polizei – mit Erfolg. Mit Rosula geht es wieder aufwärts. Endspurt im Regen Als wolle der Wettergott den fünfen das letzte Stück noch einmal schwer machen, schüttet es an den finalen Tagen wie aus Kübeln, doch gelegentlich zeigt sich schon das Meer zwischen den Wolken. Dann endlich die Ziel­ gerade mit dem Einlauf in Menton: Genau acht Wochen nach dem Start, nach mehr als 600 Kilometern und 36 Pässen, erreicht der Trupp das Mittelmeer. Sonja und Rosula strahlen: «Der helle Wahnsinn. Lufang, Julong und Manduk, ihr seid unsere Champions!»

4-Seasons Info

Lausanne

Das Yaksikon: Projekte, Bücher, Vorträge

E I Z H W C S e n

Genf

e r W a l i s

Rosula Blanc und Sonja Mathis wollen mit dem Projekt «Drogpa» das Verhalten, den Umgang und das Training mit Yaks erforschen. Die Alpenquerung war ein erster Schritt. In weiteren Projekten wollen sie ihr Wissen vertiefen und weitergeben.

4478 Matterhorn Matt

4810 nc Mont Blanc

AAosta 4061 Gran Paradiso

Tignes nes 3855

Yak-Haltung in Europa 1783 wurden erste Yaks nach England gebracht, 1854 gibt es erste Aufzeichnungen über YakHaltung in Frankreich. In die Schweiz wurden Yaks als Nutztiere erstmals 1973 importiert. Heute werden etwa 500 Tiere in kleinen Herden gehalten. Mehr Infos gibt es bei der Schweizerischen Yakhalter Vereinigung: www.syv.ch

Yak-Bücher Das Buch zur Alpendurchquerung von Rosula Blanc «Avec trois yaks vers la mer – un voyage inédi t à travers les Alpes» erscheint im Juni 2012 auf Französisch (Editions Favre), zu bestellen bei info@yakshuloche.ch.

Massif de la M Vanoise

Rosula Blanc

Grenoble

Susa

Avec trois yaks vers la mer

Bardonecchia

un voyage inédit à travers les Alpes

F R A N K R E I C H

Hilfsvereine und Spenden Die Alpendurchquerung ist eine Hommage an die Yaks, aber auch an die Völker Zentralasiens, die seit Jahrtausenden mit ihre n Tiere n leben. Die Spendenerlöse des Projekts gehen daher an zwei Organisationen, die das Überleben dieser Kultur sichern wollen: die Rigzen-Zanskar-Association (www.rigzen-zanskar.org) und den Tapriza-Hilfsverein im nepalesischen Dolpo (www.tapriza.org). Weitere Spenden sind willkommen!

Zermatt

Arolla rolla

Annecy

Chambéry

Die Alpenüberquerung Der Startschuss fiel in Evolène im Val d‘Hèrens mit der Überquerung des Col de Collon nach Bionaz in Italien. Von dort ging es über den Col du Mont nach Frankreich, über Tignes zum Parc National de la Vanoise und durch die Hautes-Alpes nach Queyras und Ubaye. Die letzte Etappe verlief durch den Parc National du Mercantour nach Menton zum Mittelmeer.

A l p

Evolène

Barre des Ecrins 4102

BBriançon

Massif des Ecrins Guillestre stre

Gap

Turin

2878

E N L I A I T

3841 Mte Viso

Embrun run

Barcelonnettee

33051 M Mt Pelat

Digne

Vor Kurzem erschien auch ein Fachbuch von Nizza Menton Pro Danie l Wismer (der vence mit Sonja Mathis im Mattertal Yaks züchtet): «Die Geschichte der Yaks auf Französisch am 1. Juni 2012 in Europa, Amerika und Neusee- in Villars («Salon de la Randonland», 380 Bilder und 150 Links née», www.villarsrando.ch) und auf 132 Seiten. Zu bestellen ist am 1. Juli 2012 in Arolla (www. livredemontagne.ch). das Buch unter www.yaks.ch. Weitere Termine folgen im Herbst nach der Heupause für Bauern. Vortragsreihe Rosula und Sonja halten ihren Infos unter www.yaks.ch und www. Vortrag «Mit drei Yaks zum Meer» yakshuloche.ch/yaks_drogpa.php.


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Tourentipp

Text & Fotos Verena und Georg Popp

Fotos: Hans-Jörg Oppliger

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Hans-Jörgs Touren

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Die Biketour auf den Wildspitz (1580 Meter) ist eine meiner Lieblingstouren in der Zentralschweiz. Toller Ausblick, ein wahrlich köstlicher Gipfel und jede Menge Abfahrtsspass.

G

estartet wird am Bahnhof Sattel oder beim Parkplatz der Hochstucklibahn. Von dort auf der Strasse Richtung Steinerberg, nach der Barriere am Ende des Dorfs rechts in ein kleines Strässchen abbiegen, und dann geht’s los. Jetzt strampelt man etwa zwei Stunden auf Asphalt und bei moderater Steigung 800 Hö­ henmeter bergauf bis zum Gipfel. Abwechselnd führt der Weg durch Wälder und über Weiden, je höher man kommt, umso eindrücklicher wird das Panorama. Den Gipfel muss man sich ver­ dienen, denn die letzten Meter sind richtig steil, die steilsten der ganzen Tour. Das Panorama entschädigt für die Qualen am Berg. Der Blick schweift vom Säntis bis zum Finsteraarhorn über die gesamte Alpenkette: Glärnisch, Uri­Rotstock, Titlis, Eiger, Mönch, Jungfrau und viele mehr. Nebst den imposanten

Bergen sieht man vom Wildspitz so viele Seen wie kaum von einem anderen Berg in unserem Land. Vom Zugersee über Vierwaldstädter­, Sempacher­, Baldegger­, Ägeri­, Greifen­, Pfäffi­ ker­ bis hin zum Zürichsee reicht das Auge. Nach dem herrlichen Ausblick sorgen Philippe und Christa im Bergrestaurant fürs leibliche Wohl. Um die Speicher zu füllen, empfiehlt sich die reichhaltige Speisekarte: Chässchnitte, Rösti, Kuchen und ein feiner «Kafi Luz». So gestärkt geht’s in die Abfahrt, zuerst wie­ der die Strasse runter bis zur Kurve und dann geradeaus einen kleinen Hügel hinauf. Am «Gruebi Langmatt» vorbei auf einem kniffligen Trail Richtung Halsegg, von dort auf spassigen Trails wieder hinunter zum Sattel. Wer keine Lust auf Singletrails hat, kann auch auf der Strasse runterfahren.

Chässchnitte und Seeblick am Gipfel.


Tourentipp

4-Seasons Info

Biketour auf den Wildspitz Gäbe es den Wildspitz nicht – man müsste ihn erfinden. Denn dieser Berg bietet Spass für alle: für Wanderer, Schneeschuhgeher, Paraglider und Mountainbiker. Hier die ideale Route und alle Infos für Bergvelofahrer. Distanz: Höhenmeter: Dauer: Anspruch: Anfahrt:

Start in: Einkehr: Spezialität: Beste Zeit: Hinweis:

ca. 23 km ca. 800 2½ bis 3 Stunden Kondition mittel, Fahrtechnik mittel (bei Abfahrt auf der Strasse gering). A4 bei Ausfahrt Goldau über Steinerberg bis Sattel. Mit dem Zug nach Arth-Goldau und dann mit der Südostbahn bis Sattel. Sattel Bergrestaurant Wildspitz (www.wildspitz.ch) Chässchnitte Mit dem Mountainbike von Mai bis Oktober. Zu Fuss oder mit Schneeschuhen auch im Winter. An Wochenenden sind viele Wanderer unterwegs, also bitte vorsichtig und rücksichtsvoll bei den Abfahrten.

Ägerisee

Chaiserstock 1426 m Türlistock 1502 m Wildspitz 1580 m

Halsegg 1341 m

Eigenstall Geren

Oberlutzi

Schwändiberg

0

0,5

Karten:

Hauptsee

Riedmatt

Sattel

Mostel

1 km

Landeskarten Schweiz 50.000 Nr. 235/Nr. 236 oder http://map.geo.admin.ch/, wo man den Kartenausschnitt ausdrucken kann.

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SYNMAT UL 7 Zurück

Antworten Von: Norbert Blank An: info@exped.com Betreff: SYNMAT UL 7

Hallo Exped-Team Der Selvaggia Blue auf Sardinien ist eine der anspruchsvollsten Trekkingtouren Europas. Während Tagen kämpften wir uns durch zum Teil wegloses Felsgewirr und dichte Macchia, wurden aber durch grandiose Landschaften belohnt. Eure Ausrüstung haben wir schon öfters schätzen gelernt, aber die neue Schlafmatte SynMat UL 7 ist der Hammer: unglaubliches Minipackmass und ultraleicht im Rucksack, zum Draufschlafen perfekt bezüglich Isolation und Komfort!

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Reportage

Text Ingo Wilhelm Fotos Stephan Glocker Archiv Sieber-Irwin Daniel Hager

Die Kunst des


Reportage

Loslassens «Zum Aussteigen bin i scheinbar zu feig», hat Peter Cornelius gesungen. Warum nur können sich die meisten alltagsmüden Menschen so schwer vom Status quo lösen? Einem Paar aus der Schweiz ist das immer leichtgefallen – mit wundervollen Ergebnissen.

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Reportage

A

ls Carolyn (39) und Baptist Sieber-Irwin (36) nach Australien kamen, hatten sie keine Ahnung, wie man Pferde beschlägt. Das ist aber nicht ganz unwichtig, wenn man zwei Jahre lang mit sechs Rössern durch das Outback ziehen möchte. Also ging Baptist zu Farmern und sagte, er wolle das Beschlagen lernen. Er erklärte völlig unvoreingenommen, dass er das halt irgendwie hinkriegen wolle mit den Hufen und den Eisen. Die Farmer haben ihn zunächst belächelt und eher aus Mitleid mitgenommen, aber üben musste er gefälligst an seinen eigenen Pferden. Baptist hat geübt, fleissig geübt. Anfangs brauchte er pro Huf zwei Stunden. Nach ein paar Monaten schaffte er ein ganzes Pferd in 90 Minuten. Die Farmer waren beeindruckt – und unterstützten Carolyn und Baptist von da an nach Kräften bei ihrem Abenteuer. Diese Erfahrung haben die gebürtige Nordirin und der Zürcher immer wieder gemacht: Wenn man offen auf Menschen zugeht und sie für die eigenen Ideen einnimmt, geben sie das letzte Hemd. Dann überlassen sie einem schon nach kurzem Kennenlernen ihr Haus in Australien oder helfen, in der Schweiz ein Haus zu bauen. Diese Erfahrung hat Carolyn und Baptist ein Grundvertrauen in die Menschen und ins Schicksal geschenkt. Seither können sie noch angstloser loslassen.

Carolyn und Baptist gaben ihre sicheren Jobs in der Schweiz auf, um zwei Jahre lang mit Pferden durch Australien zu touren.

Ein neues Abenteuer in der Schweiz

«Wenn man zögert, wird es gefährlich»

Kennengelernt haben sich Baptist und Carolyn ebenfalls in Australien, bei einem ersten Urlaub im Jahr 1998. Er hat damals Politik und BWL in Zürich studiert, sie Stadtplanung in Edinburgh. «Zum Glück gab es Easyjet», sagt Carolyn über die Fernbeziehung. Zwei Jahre später zog Carolyn nach Zürich, 2001 heirateten sie. Ein Bekannter erzählte ihnen vom australischen National Trail, der von Cooktown durchs Hinterland der Ostküste bis nach Melbourne führt. «Das hat uns irgendwie interessiert», sagt Baptist in seiner lakonischen Art. «Dann haben wir das geplant. Wir konnten aber nicht gut reiten. Im Nachhinein muss man sagen, wir konnten gar nicht reiten. Aber solange man weiss, dass man nichts weiss, ist vieles möglich.» Also haben sie gespart und gespart und sich über alle Warner und Mahner hinweggesetzt. Baptist und Caro-

lyn können nachvollziehen, dass manche Leute ihnen vorwerfen, sie blendeten alles aus, was ihrem Vorhaben widerspreche: «Aber in einem gewissen Masse ist dies das Rezept, oder? Weil sonst beginnt man zu zögern. Wenn man zögert, wird es gefährlich», sagt Baptist. «Die Liste der Argumente, die dagegensprechen, ist endlos. Wir haben ja auch unendlich viel Mist gebaut. Aber das muss man akzeptieren. Da wächst man rein.» Und so machten sich Baptist und Carolyn mit sechs Pferden auf den National Trail. Meist haben sie gezeltet und gegessen, was die Packtaschen hergaben. Im subtropischen Norden erschwerte das viele Wasser das Vorankommen, im mittleren Osten suchten sie teilweise stundenlang mit wachsender Verzweiflung nach Wasserlöchern. Wann immer sie in Siedlungen oder zu Farmen kamen, wurden sie herzlich willkommen geheißen, berichtet Baptist: «Denen hat das imponiert, was wir gemacht haben. Man kann fast sagen, wir hatten einen guten Ruf. Immer wieder hat jemand bei weit entfernten Nachbarn angerufen, dass demnächst zwei nette Europäer mit Pferden vorbeikommen. Im Busch zählen letztlich Kontakte.» Und noch etwas haben Baptist und Carolyn dort gelernt: «Man sollte eher auf die Leisen hören, die helfen einem weiter als die Lauten.»

Baptist übte Monate, bis er Pferde beschlagen konnte.

Ein Leben mit festem Job, Häusle bauen und Pensionskasse konnten sich Baptist und Carolyn nie vorstellen. Nur sehr selten sehnen sie sich nach Sesshaftigkeit. Die schönsten Momente auf der Australientour waren für beide, wenn sie morgens wieder loszogen, sich umblickten und ausser einer Feuerstelle nichts zurückliessen. Heimat, das waren vor allem die Pferde, die nachts ums Zelt strichen und morgens ihre Köpfe durch den geöffneten Reissverschluss steckten – könnte ja sein, dass es einen Keks gibt. Während Baptist sich vor allem um die Pferde kümmerte, perfektionierte sich Carolyn als «Miss tidy camp», wie sie selbstironisch sagt. Manchmal kam sie sich «richtig schweizerisch» vor, wenn sie beim ausgewogenen Befüllen der Packtaschen wieder mal besonders präzise war. Für ihre Reisekasse haben Baptist und Carolyn unterwegs auch gearbeitet. Zum Beispiel als Viehtreiber auf einer Farm mit 35.000 Rindern. Ein harter Job.


Reportage

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Carolyn mit ihren Pferden, die sie abwechselnd belud und ritt.

Aufbruch ins Unbekannte: Mit sechs Pferden, aber ohne Reitkenntnisse durchs Outback. Das ging zwei Jahre gut.

Aber Baptist und Carolyn können zupacken. Etwa beim Enthornen von Kälbern. Das wird dort mit einem schwertartigen Messer und viel Schwung erledigt. Einmal hat sich Baptist das Messer tief ins Knie gerammt. Zusammengeflickt wurde er im nächsten Krankenhaus von einem indischen Herzchirurgen. Der spekulierte auf einen seiner Ausbildung angemessenen Job in Sydney und fand den Gedanken tröstlich, dass auch ein Schweizer Betriebswirt in der australischen Provinz versauert, beim Abschlagen von Hörnern. Nach rund 4500 Kilometern erreichten Carolyn und Baptist die Stadt Canberra. Als nachts ein Gewitter durchzog, wurden die Pferde scheu, und Baptists Lieblingswallach Colombo brach sich ein Bein. Keine Chance, meinte der Tierarzt und schläferte das Pferd ein. Einerseits weinten Carolyn und Baptist um ihren

«Wir haben unendlich viel Mist gebaut. Aber das muss man eben akzeptieren.»

treuen Begleiter, andererseits erwiesen sie sich wieder mal als gute Loslasser. Sie hatten schon so viel gesehen, so viel erlebt – welchen Sinn hatte es da, auf Teufel komm raus nach Melbourne weiterzuziehen? Zumal sich für die anderen fünf Pferde in Canberra eine gute Bleibe bot. Also auf zum Flughafen, zurück in die Schweiz – wo alsbald ein neues Abenteuer warten sollte. Sie hören nicht auf die Mahner

Manche Freunde und Verwandte glaubten, jetzt hätten sie sich ausgetobt. Oder endlich «zu sich selbst gefunden». Tatsächlich kehrten Baptist und Carolyn in ihre alten Jobs zurück, er bei einer Beratungsfirma, sie bei einer internationalen Ingenieur-Organisation. Doch


Reportage

Fotos: www.danielhager.com

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keine zwei Monate nach ihrer Heimkehr im Herbst 2005 entdeckten sie in St. Antönien ein Ferienlagerhaus, das zum Verkauf stand. «Manchmal weiss ich auch nicht, wieso wir so entscheiden, ohne Genaues zu wissen», sagt Baptist und reibt sich die Augen. «Dann haben wir gesagt, ja gut, hey. Ja, dann machen wir das.» So einfach. Oder auch nicht. Denn das Haus war in einem elenden Zustand. Zwei Jahre lang betrieben sie es von Zürich aus, fuhren nur am Wochenende hin, um die Wäsche für die nächste Schulklasse zu wechseln. Schliesslich hatten sie genug Geld zusammen, um das

Die Gäste geniessen Traumblicke auf Berge, Bar und Stall.

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Reportage

uralte Walserhaus und den zuletzt ungenutzten Stall zum Hotel auszubauen. Zum Hotel? «Es wartet doch niemand darauf, dass ihr hier im Prättigau ein Hotel eröffnet», wurden die Mahner wieder laut. Doch Carolyn und Baptist vertrauten sich lieber wieder den Leisesprechern an. Allen voran einem Holzbauern und weiteren Handwerkern aus der Region. «Die wissen doch, wie das mit den alten Häusern geht», sagt Baptist. «Wieso sollen wir denen das sagen? Auf die Leute zugehen, den Leuten vertrauen, dann geben sie sich auch besonders Mühe. Man müsse halt ertragen können, dass man auch mal der Dümmste am Tisch ist. Wäre hier ein selbstgefälliger Architekt am Werk gewesen, das Resultat wäre sicher ein anderes gewesen. So hat man gemeinsam und auf gleicher Augenhöhe etwas Neues geschaffen.» Im Herbst 2008 eröffnete das Berghotel Wanna. Eine traumhafte Symbiose aus Alt und Neu. Carolyn und Baptist erledigten alles selbst, auch die Küche. Die Gäste liebten die familiäre Atmosphäre, die sechs Zimmer waren Monate im Voraus ausgebucht. Als Carolyn und

Das Berghotel Wanna in St. Antönien.

Sie bauten ein Hotel im Prättigau. Es läuft glänzend. Aber Carolyn und Baptist haben es nun verkauft, um sich in neue Abenteuer zu stürzen.

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Baptist merkten, das Hotel läuft sogar in der Zwischensaison, taten sie, was Carolyn als «creating our own monster» beschreibt. Sie nahmen immer mehr Reservierungen an und schufteten immer mehr – schliesslich drückten die Schulden –, während sie selbst im einzigen nicht renovierten Zimmer hausten. «Irgendwann merkst du, dein Leben besteht nur noch aus Putzen», schildert Baptist den allmählichen Sinneswandel. Da half es auch nichts, dass sie als Ausgleich zum Hotelalltag einige Bündner Spiegelschafe und zeitweise zwei Hochlandrinder hielten. Eines Abends sassen Carolyn und Baptist am Küchentisch und fällten die Entscheidung: «Verkaufen wir‘s!» Die Schulden sind getilgt, für das funktionierende Hotel gibt‘s gutes Geld, das man in neue Abenteuer stecken kann. Höchste Zeit, wieder loszulassen. Nun ist es April 2012. In vier Tagen wollen Carolyn und Baptist das Hotel besenrein an den neuen Inhaber übergeben. Sie wirken nicht besonders wehmütig, im Gegenteil. Carolyn würde am liebsten alles hierlassen, weil sie weiss, mit wie wenig man leben kann. Ja, aber im Alter? Als bewusst kinderloses Paar? «Übers Alter mache ich mir keine Gedanken. Dann werden wir auch einen Weg finden», erwidert Baptist mit einem Selbstvertrauen so stark wie Gottvertrauen. Über die Pläne für die nächste Zukunft wollen sie nichts verraten. Die seien noch unausgegoren. Ausserdem machen sie ihre Projekte nicht für die Öffentlichkeit. Reise-Blogs oder dergleichen finden sie nur hinderlich, weil jeder Draht nach aussen das Eintauchen in die neue Welt erschwere. Sie möchten keine Touristen sein, sondern den Alltag leben. Leichten Herzens wollen sie nun die letzten Sachen aus dem Hotel räumen. Über der Eingangstür hängt ein Hufeisen, das einst Colombo trug. Das kommt mit. So viel Festhalten muss sein.

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Text Ingo Wilhelm Fotos Archiv Cascade Designs

Das unbekannte Imperium Die Story von Cascade Designs

Auch wenn viele Outdoorer mit dem Namen «Cascade Designs» nichts anfangen können – die meisten haben Produkte der US-Firma im Einsatz. Therm-a-Rest-Matten und MSR-Kocher zum Beispiel. 4-Seasons.ch erzählt die Geschichte des «unbekannten Outdoor-Imperiums», die 1971 mit einer Entlassungswelle bei Boeing begann.


Hersteller

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T

herm-a-Rest, MSR, Platypus, SealLine, PackTowl, Tracks, Hummingbird – all diese Marken gehören zu Cascade Designs. Der Firmenname bezieht sich auf die Bergsilhouetten vor den Toren von Seattle, wo die Unternehmensgeschichte im Jahr 1971 begann – und zwar mit einer Massenentlassung. 50.000 Menschen standen plötzlich auf der Strasse, als beim Flugzeugbauer Boeing mehrere Aufträge platzten. Während ein gewisser John Burrough seinen Job als Elektroingenieur zunächst behielt, gehörten seine beiden Kollegen Jim Lea und Neil Anderson zu den Entlassenen. Jim und Neil fragten John, was sie nun machen sollten. John antwortete seinen Ingenieursfreunden: «Entwerft eine leichte, komfortable und haltbare Isomatte!» John war begeisterter Bergsteiger und chronisch unzufrieden mit den damaligen Schlafsackunterlagen. Jim Lea begann zu tüfteln. Der Aha-Moment kam eines Tages bei der Gartenarbeit. Jim bemerkte, dass aus seinem Kniekissen Luft ausströmte, wenn er sein Gewicht verlagerte. Da wurde ihm klar: Offenzelliger Schaumstoff hat quasi ein Gedächtnis, er nimmt immer wieder seine ursprüngliche Form an. Jim und Neil werkelten mit Schaumstoff, Kunstfasermaterial und einem alten Sandwich-Grill, bis ein luftdichtes Konstrukt entstand. Ein Ventil in die Ecke, schon war der Prototyp testbereit. An den Tests in der Outdoor-Praxis beteiligte sich auch John Burrough. 1972 meldeten Jim und Neil ihre Erfindung zum Patent an, zwei Jahre später begann die Produktion von «Therm-a-Rest», der ersten sich selbst aufblasenden Isomatte der Welt. Nun machte auch John Burrough einen Abflug bei Boeing und man gründete die Firma Cascade Designs, Inc. Legendär sind die ersten Vertriebserfolge von Johns Vater Tex: Er mar-

Im Notizbuch von John Burrough nahm manches Produkt Gestalt an. Rechts der Therm-a-Rest-Prototyp von 1972.

schierte in Outdoor-Läden, rollte die Matte über ein paar Steinen aus und bat Kunden, sich daraufzulegen. Die überschwängliche Resonanz ermutigte zahlreiche Händler, die damals mit 27 Dollar nicht ganz billigen Therm-a-Rest-Matten ins Sortiment aufzunehmen. «Der beste Weg zu wissen, was die Kunden wünschen, ist, selbst einer zu sein», sagt der mittlerweile 76-jährige John Burrough im Gespräch mit 4-Seasons. Er fungiert bei Cascade Designs nach wie vor als Vorsitzender und «Chief Product Tester». Sein Labor sind die Berge und Gewässer des Pazifischen Nordwestens mit seinem gnadenlos feuchtkalten Klima. «Ich versuche immer, unsere Produkte zu verbessern und zu vereinfachen. Das kann man nur machen, indem man sie im Gelände gebraucht und missbraucht.» Bis heute hat Johns Firma allein 15 Millionen Therm-a-RestMatten verkauft.

«Mr. Cascade Designs» John Burrough (links) mit Isomatten-Tüftler Jim Lea – sowie mit Sohn und Enkel beim Bergsteigen.


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Hersteller

Feuer und Flamme für hohe Qualität.

Ganz ähnlich tickte in den frühen 70ern und ebenfalls in Seattle ein Mann namens Larry Penberthy. Er testete Kletterausrüstung und veröffentlichte die teils furchterregenden Ergebnisse in einem Newsletter mit dem Titel «Mountain Safety Research» (MSR). Schliesslich war Larry von der Ausrüstung so enttäuscht, dass er beschloss, es besser zu machen. Er entwickelte Eispickel mit Aluschäften, Karabiner, Lampen, Helme und 1973 einen revolutionären Kocher: Der MSR Model 9 war eine Metall gewordene Schneeschmelze, denn Penberthy hatte erkannt, dass Dehydrierung eine Hauptursache der Höhenkrankheit ist. In den Folgejahrzehnten machte sich MSR auch mit Zelten, Wasseraufbereitern und Schneeschuhen einen Namen. 2001 wurde MSR gekauft – und zwar von Cascade Designs. Darin hatte Burrough schon Übung. Bis dato allerdings nur mit kleinen Start-up-Firmen: 1986 hatte er die wasserdichten Packsysteme von SealLine unters Cascade-Dach geholt, 1990 die Wanderstöcke von Staffs, 1993 die Handtücher von PackTowl, 1996 die Trinksysteme von Platypus und 1998 die Wasserfilter von SweetWater, die nun unter dem Namen MSR laufen. Burroughs Philosophie war stets, die besten Mitarbeiter der neuen Marken in die Zentrale in Seattle zu integrieren. Ein Werk in Europa

Der wachsende europäische Outdoor-Markt indes liess sich aus dem Nordwesten der USA schwerlich bedienen. Also eröffnete Cascade Designs 1985 im südirischen Midleton ein Werk. Während andere Outdoor-Firmen heutzutage fast vollständig in Fernost produzieren lassen, tragen nach wie vor rund 80 Prozent der Produkte von Cascade Designs den Herkunftsnachweis «made in USA» oder «made in Ireland». Von der ultraleichten Schlafmatte Therm-a-Rest NeoAir über den MSRKocher Whisperlite, den Trinkrucksack Platypus Origin bis hin zur wasserdichten iPad-Hülle von SealLine reicht das Warenangebot von Cascade Designs. Offenbar ist das John Burrough nicht genug: 2011 gründete er die Marke Hummingbird für wasserdichte Reisetaschen und Komfortartikel wie etwa aufblasbare Kopfkissen. Von einigen Produktbereichen

Industriedesign im 21. Jahrhundert.

Die Trinksysteme von Platypus gehören seit 1996 zu Cascade Designs.

im Outdoor-Segment lässt der erfahrene Unternehmer bewusst die Finger: «Cascade Designs ist in erster Linie eine Engineering-Firma, sodass wir Bekleidung meiden. Und Kletter-Hardware ist in den USA mit enormen Produkthaftungsrisiken verbunden, weshalb wir auch um diesen Bereich einen Bogen machen.» Reparieren geht vor Ersetzen

Weniger Berührungsängste zeigte Burrough mit dem Militär. Einerseits sympathisiert er mit den Hippie-Idealen aus seiner Firmengründerzeit. Andererseits lag es wohl einfach zu nahe, auch die US Marines mit Schlafmatten und Wasserfiltern auszurüsten. Ein weiterer Geschäftsbereich von Cascade Designs sind – unter dem Markennamen Varilite – Medizinprodukte wie zum Beispiel Sitzkissen für Rollstuhlfahrer. John Burrough betont, dass sich die Abteilungen Outdoor, Militär und Medizin gegenseitig befruchten: «Beispielsweise haben die Stretchmaterialien, die wir für Rollstuhlkissen entwickelt haben, auch den Komfort der Therm-a-


Hersteller

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Zurück in die Zukunft: 2012 feiert Cascade Designs 40 Jahre Therm-a-Rest – mit einer limitierten Neuauflage der Urmatte von 1972. Die «40th Anniversary Edition» der ProLite-Matte kommt in Originalfarbe und mit dem von John Burrough einst handgemalten Logo. Im Retrogewand steckt modernste Mattentechnik. Preis: 209 Franken.

Der Firmengründer John Burrough ist heute 76 Jahre alt und noch immer Cheftester von Cascade Designs. Seine Devise: «Man muss die Produkte im Gelände gebrauchen und missbrauchen.»

Rest-Matten erhöht. Und die Forschung an Kochern und Wasserfiltern, die wir für das Militär geleistet haben, konnten wir auf die OutdoorProdukte übertragen.» Rund 500 Mitarbeiter beschäftigt Cascade Designs heute in Seattle und Midleton, bezeichnet sich aber nach wie vor als Familienbetrieb. Johns Sohn David leitet nun die Geschäfte, auch dessen beide Söhne arbeiten im Unternehmen. Sie werden Johns Grundprinzipien fortführen, die da lauten: «Relevantes, innovatives Produktangebot, herausragende Qualität und Service, der alle Erwartungen übertrifft». Auch gilt bei Cascade Designs noch die Devise «Reparieren geht vor Ersetzen». Lieber tauschen sie an einem eingeschickten Kocher jedes Schräubchen aus, als einfach einen neuen zurückzusenden. Das hat für Burrough auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun: «Der Ethos, unsere Produkte nicht auf Müllhalden enden zu lassen, ist bei uns stark ausgeprägt.» Und überhaupt: «Ich denke, einer der besten Wege, um nachhaltig zu sein, ist es, möglichst langlebige Produkte herzustellen.» Gleichzeitig bemüht sich Cascade Designs verstärkt um eine umweltschonende Produktion. Man arbeitet an Müllvermeidung und CO2-Bilanz, unterstützt Organisationen wie «Leave No Trace» und spendet Material für Katastrophenopfer. Nach den Erdbeben in Haiti und Japan etwa schickte Cascade Designs haufenweise Schlafmatten und Wasserfilter in die Krisengebiete. Für gute Zwecke engagieren sich auch die Mitarbeiter, etwa beim Spendensammeln auf einer Fahrradtour quer durch Irland. Die meisten Angestellten sind begeisterte Outdoorer – und verschönern mit ihren Entwicklungen also auch die eigene Draussen-Zeit. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sind zudem Anteilseigner. Statt zum Feierabendbier gehen ganze Abteilungen mitunter zum Skifahren – und trinken dort ihr Bier – oder im Sommer zum Klettern. An den Wochenenden trifft man sich zum Camping oder Kajakfahren. Legendär auch die Betriebsfeiern zu Weihnachten: Zuletzt hiess das Motto «Crazy Hats» – von Zylindern wie Brennstoffflaschen bis zu Hüten mit eingesteckten Eispickeln war fast alles zu sehen, was Cascade Designs, das «unbekannte Outdoor-Imperium», so im Portfolio hat.

4-Seasons Info

Cascade Designs in der Schweiz Mehrere Hundert Outdoor-Produkte stellt Cascade Designs her. Dass viele davon auch in der Schweiz erhältlich sind, dafür sorgt seit acht Jahren die Firma Icon Outdoor in Uster.

«Besonders die Marken MSR und Therm-a-Rest haben hierzulande einen hohen Stellenwert», erklärt Icon-Outdoor-Geschäftsführer Balz Willen. «Im vergangenen Winter wurden in der Schweiz mehr MSR-Schneeschuhe verkauft als in Nordamerika.» Die Schneeschuhe sind aus Willens Sicht ein gutes Beispiel für die herausragende Qualität der Cascade-Produkte: «Das sind durch und durch solide Dinger, die sich im langjährigen Outdoor-Einsatz bewähren. Alles Nötige kommt dran. Aber jeder Schnickschnack, der eigentlich nur kaputtgeht, wird weggelassen.» Balz Willen lobt auch die Logistik des amerikanischen Partners: «Manche Firmen, die in Fernost produzieren

Balz Willen lassen, haben immer wieder mal Lieferschwierigkeiten. Cascade Designs hingegen fertigt selbst in den USA und in Irland – und ist daher sehr flexibel.» Ein Argument, das auch die Transa überzeugt, die etliche Cascade-Produkte im Sortiment führt.


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State of the Art

BACH SPECIALIST FA Gibt es das perfekte Equipment? Durchaus. In State of the Art zeigt 4-Seasons Ausrüstung, die in ihrer Klasse Standards setzt.

Produktklasse

Innengestellrucksack der 65-Liter-aufwärts-Klasse.

Einsatzbereich

Klassisches Trekking mit viel Gepäck und Gewicht. Dank verschiedener Rückenlängen und Konfigurationen sowohl für die grösste Frau als auch für den kleinsten Mann geeignet.

Status

Das perfekte Schneckenhaus für Trekker: viel Platz, geringes Eigengewicht und gut zum Rücken. Kein Schnickschnack, dafür viel Funktion. Ein ehrlicher Rucksack für ehrliche Leute.

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. Hersteller

TransBach Ltd., Kilkenny, Irland.

Konzept/Idee

Martin Wiesmann und das gesamte BACH-Team.

Technische Daten

Erhältlich in vier Grössen: 68, 78, 88 und 94 Liter. Rückenlängen von 57 bis 75 cm. Material: Polyamid (Ripstop-Nylon) / 1000 dn Cordura. Gewicht: 2520 g (Grösse 2). Farbe: steel. Preis: 359 CHF.

Historie

Am 2. Mai 1979 gründet Jim Hayes in einem Schuppen im irischen Waterford die «Great BACH Packing and Construction Company». Jim ist zwar sympathisch und trinkfest, jedoch auch notorisch unzuverlässig – im September 1989 steht BACH vor dem Aus. Investoren aus der Schweiz retten das bankrotte Unternehmen, und Martin Wiesmann, vormals Einkäufer bei der Transa, übernimmt das Ruder (zwei Jahre zuvor verliess übrigens der erste Specialist das Werk). Seinen irischen Wurzeln bleibt BACH bis heute treu: Sonderbestellungen, Prototypen und kleine Teile der Serienproduktion werden noch immer am Firmensitz in Kilkenny gefertigt. In einem Specialist FA beispielsweise stecken mehr als 200 Einzelteile, jahrelange Erfahrung der Näherin und knapp drei Stunden Handarbeit. Der Aufwand lohnt sich: Dank des Form-followsFunction-Prinzips ist der Specialist FA bis zu einem Kilogramm leichter als seine Konkurrenz auf dem Markt.

«Ein Trekkingrucksack ist eine Anschaffung für viele Jahre. Da kommt es weniger darauf an, jede Mode mitzumachen, als vielmehr auf die inneren Werte. Der schnörkellose Specialist FA überzeugt durch Funktionalität und Langlebigkeit. Die Reklamationsquote bei BACH-Rucksäcken tendiert gegen null.» Hardy Kühl, Fachberater Transa Basel

«Ein BACH-Rucksack ist erst dann perfekt, wenn absolut nichts mehr weggelassen werden kann, entsprechend aufwendig ist die Entwicklung. Wir schalten nur wenige Anzeigen und drucken einen bescheidenen Katalog, aber wir machen gute Rucksäcke – und immer mehr Leute wissen das.» Martin Wiesmann, Geschäftsführer TransBach Ltd.

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01. Aussenmaterial: Ultrarobustes 1000-Denier-Cordura vom USQualitätshersteller Invista. Durch die gekräuselten Fasern entsteht eine extrem abriebund reissfeste Oberfläche. Das an weniger beanspruchten Stellen (Deckel und Seitenteile) verwendete Ripstop-Nylon (500 Denier) ist rund 33 Prozent leichter, hat einen weichen Griff und lässt sich zwecks Wetterbeständigkeit gut beschichten.

02. Frontzugriff: Schluss mit Wühlen: Der grosse Front Access (daher FA) präsentier t das gesamte Gepäck des Hauptfachs auf einen Blick. Die aufgesetzte Tasche bietet Platz für Karte, Müsliriegel und Co. 03. Passform: Vier verschiedene Längen (57, 64, 71, 75 cm) mit vier verschiedenen Hüftgurten (kleinste Grösse speziell an die


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weibliche Anatomie angepasst) und Schulterträgern in Damenoder Herrenversion kombinierbar. 04. Tragesystem: Eine mittige und individuell formbare Aluminiumschiene überträgt die Last auf die Hüfte. Zur Formgebung und als Ansatzpunkt für die Lastenkontrollriemen dient ein T-Träger, ebenfalls aus Alu. Durch den Belüftungskanal im Rückenpolster kann Schweiss abdampfen.

05. Hüftgurt: Kern aus geschlossenporigem 20-mm-Evazote-Schaum (absorbiert weder Wasser noch Schweiss). Eine integrierte HDPEPlatte (High Density Polyethylen) sorgt für Steifigkeit. Erlaubt Torsions- und Hüftquerbewegung bei gleichzeitiger Laststabilität.

und Formstabilität. Träger und Brustgurt sind höhenverstellbar.

grosses Deckelfach im Nacken, so werden Langfinger abgehalten.

Spanngurt sorgt für zusätzliche Kompression des Gepäcks.

07. H 2 O: Aufhängung für Trinkblasen, Schlauchführung rechts. Angeschrägte Seitentaschen erleichtern den Zugriff auf Wasserflasche, Karte oder Sonnenbrille.

09. Bodenfach: RV-Trennboden mit Aussparungen zum Beispiel fürs Zeltgestänge.

11. Materialschlaufen: Zwei Pickelbzw. Trekkingstockhalter und diverse Schlaufen für Isomatte, Karabiner oder müffelnde Wäsche.

06. Schulterträger: Das 15-mm-EVAMaterial (Ethylenvinylacetat) vereint Tragekomfort (Polsterung)

08. Hubdeckel: Straffer Sitz bei jeder Beladung dank vorderer und hinterer Zuggurte. Zugriff auf

10. Kompressionsriemen: Robuste und UV-resistente Gurtbänder aus Polyester erlauben eine optimale Volumen- und Gewichtsverteilung. Ein innen liegender

12. Zipper: Vernickelte RV-Schlitten (höhere Lebensdauer als farbige) vom Marktführer YKK in den soliden Grössen 5, 8 und 10.


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Kaufberatung

Interview Michael Neumann Fotos Michael Neumann Daniel Bally Lars Schneider


Kaufberatung

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Kaufberatung Outdoor-Küche

Hunger ist der beste Koch Was dem Auto das Benzin, sind dem Outdoorer die Kalorien: Brennstoff für Vortrieb. Doch da es in der Pampa weder Tankstellen noch Lebensmittelshops gibt, muss sämtlicher Proviant mit­ geführt werden. Christian Aschwanden, Fachberater bei der Transa in Bern, verrät, was alles in Rucksack oder Packtasche muss – und warum ein Reservekanister voll Schoggi nie schadet.

Christian, hast du schon mal Touren unternommen, bei denen Hunger dein Reisebegleiter war? Klar, denn die Bewegung und das Draussen­ sein, wenn der Körper Wind und Wetter aus­ gesetzt ist, machen zwangsläufig hungrig. Auf allen meinen Touren, sei es das Wander­ reiten in Wyoming, die Kanutour in Kanada oder die Skitour im Berner Oberland, war der Hunger mit dabei. Aber auf dem Pferd und im Kanu kann man wenigstens Essen in aus­ reichender Menge transportieren. Wie lässt sich dieser unangenehme Gefährte verbannen? Am besten lässt sich Hunger ganz einfach durch Essen verbannen – und zwar nicht erst dann, wenn er auftritt, sondern vorbeugend. Wer erst isst, wenn der Magen knurrt, fällt in ein Leistungsloch und futtert dann unter Um­ ständen mehr, als es braucht, um das Loch zu stopfen. Ich empfehle, immer einen Müsli­ riegel, Nüsse oder Trockenfrüchte zur Hand zu haben, um zwischendurch Kraft zu tanken. Auch ein Snickers ist nicht zu verachten und überall zu haben. Und wer es lieber deftig mag, wählt Beef Jerky, luftgetrocknetes Rind­ fleisch mit wenig Fett und viel Eiweiss. Am schnellsten lässt sich ein Hungerast durch Powerbar­Gel vertreiben. Dieses flüssige Konzentrat muss nicht erst verdaut werden, sondern führt dem Körper direkt wichtige Kohlenhydrate, Proteine und Vitamine zu. Wie hoch ist der Energiebedarf eines aktiven Transa-Kunden? Ein Mensch, der einen schweren Rucksack trägt, ein vollbepacktes Velo bewegt oder

Christian Aschwanden (29) hat Koch gelernt. Vor zwei Jahren tauschte er Kochlöffel gegen Outdoor-Leidenschaft und begann bei der Transa in Bern. Das Handwerk fürs Leben draussen hat er vom Vater gelernt und bekam schon zur Konfirmation kein Töff geschenkt, sondern eine siebenwöchige Reittour durch Wyoming. Heute tourt der gebürtige Aargauer mit dem Kanu durch Schweden und Kanada, im Winter heisst es Skitour oder Freeriding.

ein Kanu über Stunden paddelt, benötigt täglich 3000 bis 4000 Kilokalorien. Bei extremen Touren kann sich der Bedarf sogar verdoppeln. Und welche Menge an Nahrungsmitteln ist täglich nötig, um den Hunger zu stillen? Das ist natürlich individuell unterschiedlich. Als Faustregel für die Einkaufsplanung gilt jedoch: Pro Tag sollten mindestens 800 Gramm konzent­ rierter Proviant mitgeführt werden. Konzentriert sind Lebensmittel, denen durch Gefriertrock­ nung komplett das Wasser entzogen ist. Da stösst man bei längeren Touren aber schnell an seine Grenzen. Wie lässt sich das Problem lösen? Wer unterwegs keine Lebensmittel nachfassen kann oder wer sich nicht auf das mitunter magere wie hochpreisige Angebot in den kleinen Lädchen am Wegesrand verlassen will, sollte Lebensmittel mit hohem Wasseranteil und/oder hohem Verpa­ ckungsgewicht wie Obst, Gemüse und Konserven auf jeden Fall zu Hause lassen. Mittlerweile gibt es aber selbst Obst gefriergetrocknet.

Bei körperlich extrem anstrengenden Expeditionen, zum Beispiel in arktischen Regionen, kann der Energiebedarf eines Menschen schnell auf das Vierfache des Grundumsatzes steigen. Wird man da mit Trockennahrung noch satt? Auf Expeditionen solcher Grösse sollte man sich einen sehr guten Ernährungsplan erstellen. Wer hierzu eine Hilfestellung braucht, dem sei das Buch «Horizont Nord» von Thomas Ulrich emp­ fohlen, der darin sehr gut erklärt, wie er sich vor und während einer Expedition in der Arktis ernährte. Als Lösung «von der Stange» bietet sich unser Peronin an: Ein Pulver zur Zubereitung von Flüssignahrung, das aus mittelkettigen Tri­ glyceriden besteht, die vom Körper zu 96 Prozent in sechs Minuten aufgenommen und nicht erst im Magen gespalten werden. Für die meisten Fälle besitzen unsere speziellen Trek‘n Eat Lunchs aber alle wichtigen Nährstoffe, die einen auch auf härteren Touren über den Tag bringen.

Wenn ich in der freien Natur bin, kann ich dann mit Angeln, Jagen oder Pilzesammeln meinen Speiseplan aufpeppen?


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Kaufberatung

«In Kanada habe ich mal 60 Dollar für eine Angellizenz bezahlt und nur einen Fisch gefangen. Der war allerdings riesig und jeden Cent wert.»

Also wenn ich in Schweden oder Kanada auf Kanutour gehe, baumelt eine Angel am Heck des Bootes, und im Laufe des Tages beisst eigentlich immer was an. Natürlich sollte man die regio­ nalen Beschränkungen kennen und falls nötig eine Angelkarte erwerben. Einmal habe ich in Kanada 60 Dollar dafür bezahlt und nur einen Fisch gefangen. Der war allerdings riesig und gefühlt jeden Cent wert. Die Jagd dagegen ist eine Wissenschaft für sich und nur in Ausnahmefällen erlaubt. Anders verhält es sich mit dem Sammeln von essbaren Pflanzen, Beeren und Pilzen. Aber bitte nur mit Bestimmungsbuch – und nur essen, was man auch zu 100 Prozent identifizieren kann. Stichwort Montezumas Rache: Wie kann man auf Reisen vorbeugen? Besonders in der Dritten Welt sind die hygieni­ schen Standards nicht sehr hoch. Zudem fühlen sich Bakterien und Krankheitserreger in warmen Ländern sehr wohl. Bei Nahrungsmitteln, die nicht gekocht, sondern frisch angeboten wer­ den, sollte man daher erhöhte Vorsicht walten lassen, um sich keine hartnäckige Durchfall­ erkrankung einzufangen. Es gilt die Faustformel «Cook it, peel it – or forget it». Und auf keinen Fall Wasser aus der Leitung trinken oder sich damit die Zähne putzen.

Von Volleipulver über Elchfleisch und Schweizer Müsli bis zum Käsefondue – der Speiseplan in Sachen Trockennahrung ist reichhaltig.

Bei vielen Outdoor-Köchen erste Wahl: ein leistungsstarker Benzinkocher.

Was tun bei Durchfall? Die bekanntesten «Hausmittel» sind Kohle­ tabletten, Salzstangen, Cola, Bananen und dunkle Schokolade. Kohletabletten bekommt man ohne Rezept in der Apotheke. Wer sich mit Durchfall plagt, sollte zudem viel trinken, sonst droht Dehydrierung. Und wenn sich nach einigen Tagen keine Besserung einstellt, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Hilft schnell gegen Hungerast und mentale Schwäche: Schoggi.

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist besonders beim Sport sehr wichtig. Ist das überhaupt möglich, wenn ich auf jedes Gramm achten muss? Ein gesunder Mensch von 70 Kilo Körper­ gewicht braucht unter normalen Umständen folgende Nahrungsmengen pro Tag: 60 bis 80 Gramm Protein (Eiweiss), 50 bis 80 Gramm Fett und 350 bis 400 Gramm Kohlenhydrate. Bei zunehmenden körperlichen Aktivitäten oder Winteraktivitäten steigt vor allem der Bedarf an Kohlenhydraten und Fett.

Was macht gefriergetrocknete Fertiggerichte so beliebt bei Outdoor-Sportlern? In erster Linie das Gewicht. In zweiter Linie die einfache und schnelle Zubereitung. Zur Not einfach Tüte auf, Heisswasser drauf und mit einem langen Löffel reingeschaufelt. Die schnelle Zubereitung spart auch Brennstoff. Zudem bringt die Vielfalt der mittlerweile angebotenen Gerichte Abwechslung in den Speiseplan. Vom Volleipulver bis zum Elch­ fleisch­Gourmettopf ist alles geboten. Ihr habt sogar ein Käsefondue im Angebot, 100 Gramm leicht und 506 Kilokalorien schwer, mehr Nährwert hat


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Outdoor deluxe: Kuchenbacken im Dutch Oven. Im Rucksack kann man gusseiserne Töpfe kaum transportieren, im Kanu sehr wohl.

auch Astronautennahrung nicht. Bleibt da der Geschmack auf der Strecke? Im Verhältnis Kalorien zu Gewicht schlägt unser Käsefondue sogar Peronin. Allerdings sollte man hinterher nicht gleich zum Gipfel­ sturm blasen, sondern in Ruhe verdauen. Geschmacklich kann es mit den frisch zube­ reiteten Fondues zwar nicht mithalten, doch für ein Gefühl von Heimat in der Fremde reicht es locker. Diese Fertiggerichte sind nicht gerade billig. Gibt es denn auch Alternativen für den kleinen Geldbeutel? Alternativen aus dem Discounter sind oftmals billiger, aber meist nicht so nährstoffreich und schnell zuzubereiten. Mit etwas Stöbern findet man allerdings auch im Supermarkt die ein oder andere taugliche Leckerei. Allerdings ist das Verhältnis Nährwert zu Gewicht zu Verpackungsgrösse bei Weitem nicht so opti­ mal wie bei unserer Trockennahrung. Bei zu viel Trockennahrung kommt man sich vor wie ein Weltraumtourist. Darf auch was Frisches in den Rucksack? Klar, wenn man noch genügend Platz hat und die Temperaturen es zulassen. Ich habe

als gelernter Koch, der lieber etwas schwerer trägt, zum Beispiel immer frische Zwiebeln, Knoblauch und Kräuter mit. Auf Kanutouren mit Angel dürfen auch Zitronen und Dill nicht feh­ len. Und geräuchertes Fleisch, am besten einge­ froren, so dass man es am ersten und zweiten Tag verzehren kann. Welche Tricks hast du für Hobbyköche, die mit dem Aufkochen von Trockenfutter unterfordert sind? Viele Gerichte kann man einfach tunen. Ich kombiniere zum Beispiel gern diverse trockene Basiszutaten wie Tortellini und getrocknete Pilze mit frischer Sahne aus dem Tetrapak. Das macht gute Laune und dauert auch kaum länger als das Aufkochen von fertiger Tütennahrung. Wie könnte der Menüplan für ein verlängertes Wanderwochenende aussehen, wenn keine Möglichkeit der Einkehr besteht? Morgens Müsli mit Schokolade oder Früchten und Vollmilchpulver, mittags Trockenfleisch und Brot, abends Spaghetti. Und was würdest du auf eine 14-tägige Wildnistour mitnehmen? Trotz all meiner persönlichen Vorbehalte gegen­

über fertigem Trockenfutter führt daran auf langen Touren kein Weg vorbei. Ausserhalb der Hauptmahlzeiten helfen Nüsse und Müsli sowie der obligate Schokoriegel über den Berg. Noch mal zurück zum Thema Verpackung. Wie transportierst du deine Lebensmittel? Da es Quatsch ist, Marmelade im Glas zu trans­ portieren, fülle ich diese Sachen in diverse Weithals­Behältnisse aus Kunststoff um. Diese sind lebensmittelecht, sehr leicht, flexibel, gut zu reinigen, und es gibt sie in vielen verschiedenen Grössen und Ausführungen. Alles andere kommt in Ziploc­Klarsichtbeutel, am besten schon tage­ weise sortiert und portioniert. Durst macht aus Wasser Wein, so heisst es. Schöne Aussichten für Natursportler, denn Wasser zum Trinken gibt es in freier Natur meist zur Genüge. Also hin zum nächsten Quell und den Durst löschen? Aber nur auf eigene Gefahr. Denn auch wenn Bäche oder Flüsse noch so sauber aussehen, besteht stets die Gefahr, dass sich zum Beispiel oberhalb der Trinkstelle eine Alpe mit Schafen oder Kühen (Vorsicht Fäkalbakterien) befindet. Von den vielen anderen unsichtbaren Keimen mal ganz abgesehen.


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Kaufberatung

Besser als SF zwei: ein prasselndes Lagerfeuer.

Petri heil! Christian Aschwanden im Angelglück.

Pfiffig: Wasserentkeimung mit Gravitationsfilter.

«An Biberfieber erkranken Paddler in Kanada und Bergsteiger in Nepal. Auch in Skandinavien treibt der Erreger sein Unwesen.»

Welche Wasserverschmutzungen gibt es? Bei nicht entkeimtem Wasser besteht die Gefahr, Bakterien, Viren oder Protozoen in den Orga­ nismus aufzunehmen. Diese können einen ein­ fachen Durchfall verursachen, aber auch Auslöser für Krankheiten wie Amöbenruhr, Schlafkrank­ heit oder Giardia­Infektionen sein. Besonders Letztere begegnen dem Weltreisenden auf Schritt und Tritt. Giardia sind Parasiten, die zu den Protozoen gezählt werden und das Biber­ fieber auslösen können. Sie kommen weltweit bei vielen Säugetieren (vor allem Bibern), Rep­ tilien und Vögeln vor. Immer wieder hört man, dass Paddler in Kanada und Alaska, aber auch Bergsteiger in Nepal daran erkranken. Auch in Skandinavien treibt der Erreger sein Unwesen.

Und wie bekomme ich mein Trinkwasser sauber? Einfach abkochen? Die einfachste Möglichkeit, Wasser sicher zu entkeimen, ist tatsächlich das Abkochen. Aller­ dings braucht man dafür viel Brennstoff, da es mindestens zehn Minuten kochen sollte. Des Weiteren gibt es die Möglichkeiten, Wasser mit einem mechanischen Wasserfilter aus Keramik zu filtern oder es mit Chlor­Präparaten oder UV­ Strahlung zu behandeln. Wie funktionieren die einzelnen Methoden und wo liegen die Vor- und Nachteile? Die zuverlässigste und beliebteste Art, Wasser zu entkeimen, ist ein mechanischer Keramik­ filter. Mein Favorit ist der Pocketfilter von Kata­

dyn. Dieser hat ein Keramikelement, das beim Durchpumpen Organismen aus dem Wasser filtert. Der Nachteil an Keramik ist, dass sie zerbrechen kann – etwas Vorsicht ist also nicht nur die Mutter der Porzellan­ kiste. Wenn man nicht genügend Platz hat, empfiehlt sich der Steripen. Dieses kleine, batteriebetriebene Gerät funktioniert mit UV­Strahlung und tötet alle Lebewesen im Wasser ab – ganz so wie im grossen Klär­ werk um die Ecke. In 90 Sekunden entkeimt man damit ein Liter Wasser, und mit einem zusätzlichen Filter bekommt man trübes Wasser auch sehr sauber. Nachteil ist, dass man dafür Batterien in ausreichender Menge mitführen muss. Die einfachste Methode sind die Chlor­Tabletten Micropur von Katadyn. Nach einer Wirkungszeit von zwei Stunden kann man damit versetztes Wasser trinken – die kleine Schwimmbad­Note lässt sich verschmerzen. Diese Art der Entkeimung ist allerdings keine Dauerlösung, da der Körper nicht monatelang Chlor zu sich nehmen sollte.



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Kaufberatung

Ohne Kocher bleibt die Küche kalt! Welche Kochertypen gibt es für das Leben draussen? Es gibt Gas, Spiritus, Benzin und Mehrstoff­ kocher. Jeder Kocher hat seine Vor­ und Nach­ teile. Gas­ und Spirituskocher lassen sich sehr einfach bedienen, funktionieren aber bei kalten Temperaturen und in der Höhe sehr schlecht. Einen Benzin­ oder Mehrstoffkocher kann man sehr flexibel einsetzen. Benzin hat einen sehr hohen Brennwert, ist nahezu überall zu bekom­ men und funktioniert bei jeder Temperatur und in jeder Höhe.

Und welchen Gipfel feiern wir heute?

Taugt ein Lagerfeuer als Kocher-Ersatz? Die Glut am Rande eines Lagerfeuers ersetzt mir oft den Kocher. Ein kleiner Klappgrill, ein robuster Stahltopf und eine Pfanne, fertig ist der Outdoor­Herd. Da man jedoch nicht überall ein offenes Feuer ohne Feuerpfanne entfachen darf und ein Lagerfeuer auch nicht bei jeder Witte­ rung ordentlich brennt, ist die Mitnahme eines Kochers trotzdem unerlässlich.

«Dauerregen und das Zelt ist undicht? Ein gutes Nachtessen rettet jeden noch so schlechten Tag.»

Auch beim Geschirr achtet der pfiffige Trekker auf Volumen und Gewicht und lässt den gusseisernen Bräter daheim. Aber was genau muss in den Rucksack? Mittlerweile haben sich Töpfe aus Titan durch­ gesetzt, da deren Gewicht einfach unschlagbar ist. Für den schmaleren Geldbeutel ist natürlich das klassische Alu oder ein Topfset aus Edelstahl vollkommen okay. Aluminium gibt es mit Ober­ flächenhärtung (Hartanodisierung) oder Teflon­ beschichtung. Letzteres sollte man aber nicht unbedingt mit Flusssand säubern.

Tipp für Geniesser: das mobile Rechaud.

Macht dank Luftpumpe 16 bar: die «Handpresso».

Wie sieht die minimale Kochausstattung für gewichtsbewusste Natursportler aus? Ein Topf (1 bis 1,5 Liter), Pfanne, die zugleich als Deckel herhalten kann, Griffzange zum An­ packen des Topfs, Kocher plus Zubehör, Geschirr. Der Rest fällt unter Luxus.

Nach dem Essen folgt die lästige Pflicht: abspülen. Was tun, wenn mal wieder weit und breit keine Geschirrspülmaschine zu finden ist? Töpfe kann man am besten mit einem kleinen Schwamm oder einer Bürste und etwas bio­ logisch abbaubarer Outdoor­Seife (auch für Haare, Haut und Klamotten) reinigen. Der Vorteil von Alutöpfen mit Teflon­Beschich­ tung oder Hartanodisierung ist, dass sie sich auch mit kaltem Wasser oder Schnee halb­ wegs reinigen lassen.

Und was findet sich in deiner mobilen Kücheneinheit? Ein Optimus Nova Benzinkocher mit einer MSR Titanflasche; zwei Töpfe MSR Alpinist mit 1,4 und 2 Liter; ein MSR Kunststoffteller, der auch als Schneidebrett dient; dazu Titan­Gabel und ­Löffel und Lexan­Tassen. Ein Primus Power­ Lighter­Feuerzeug, etwas Primus Zündstahl für Notfälle und ein Filetiermesser von Victorinox. Dann noch Salz, Muskatnuss, Bouillon, Pfeffer aus der Mühle, Outdoorseife und ein Schwamm.

Und was passiert mit all den Abfällen, die beim Kochen entstehen? Die nimmt man natürlich im Rucksack wieder mit zurück zum nächsten Mülleimer. Bio­ abfälle sollte man bestmöglich vergraben.

Was nimmt der Outdoor-Gourmet mit auf Wanderschaft, wenn er am Lagerfeuer Eindruck machen möchte? Derzeitiger Renner in unserem Sortiment ist die Handpresso Wild. Diese kleine Espresso­ maschine presst mit 16 bar ordentlich Crema aus der Bohne. Mit 476 Gramm ist sie sicher kein Leichtgewicht, aber der Geschmack ist es wert. Gleiches gilt für das Kerzenlicht­Rechaud. Mit drei Teelichtern zaubert man in Minutenschnelle ein leckeres Raclette.

Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern hält Leib und Seele zusammen und ist gute Medizin gegen Lagerkoller. Welches ist dein bestes Heilmittel? Ich liebe Kartoffelstock aus der Tüte, dazu in Würfel geschnittene Rippchen an einer Sauce aus getrockneten Tomaten und Äp­ feln. Solch ein gutes Nachtessen rettet jeden noch so schlechten Tag. Und wer dann noch eine vermeintlich schon gestern verzehrte Tafel Schoggi aus dem Rucksack zaubert ...


Reisen ist unser Beruf. Beraten unsere Leidenschaft.

Ihr Traumreise-ErfĂźller Dany Pfulg, 840 Tage Reiseerfahrung weltweit.

Aarau H Baden H Basel H Bern H Biel H Brig H Chur H Fribourg H Interlaken H Luzern H Olten Rapperswil H Schaffhausen H St. Gallen H Thun H Winterthur H Zug H ZĂźrich H globetrotter.ch


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Produkte

GSI Outdoors Iso Becher (9,50 CHF) Ich habe diesen Becher schon lange, und er ist mir ein treuer Begleite r. Hält abends, wenn man den Deckel draufmacht, den Tee ultralange heiss. Christian Rüttimann

«Da gibt’s nichts zu meckern!»

Therm-a-Rest Z Lite (69 CHF) Habe mir die Z Lite letztes Jahr wegen des guten R-Werts und des geringen Gewichts zum Trekken gekauft. Die Matte ist auch als Sitzbank verwendbar und lässt sich superschnell zusammenpacken. Weich ist sie nicht gerade, ich mag sie aber, weil man auf harter Unterlage viel träumt, und das mag ich beim Trekken sehr :-) Christian Rüttimann

Die Ausrüstungsfavoriten der Transa-Kunden

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Kundenbewertung

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Bevor ein Produkt im Sortiment der Transa landet, wird getestet und diskutiert. Über den tatsächlichen Erfolg eines Artikels entscheidet allerding s die Meinung der Transa-Kunden. Damit deren wertvoller Erfahrungsschatz nicht nur am Lagerfeuer die Runde macht, gibt es auf der Transa-Website die Möglichkeit, jeden Artikel zu kommentieren und zu bewerten. Hier sind elf Produkte, die von unseren Kunden die begehrte Maximalbewertung von fünf Sternen bekommen haben.

Eagle Creek Pack-It Compressor Set (49 CHF) Empfehlenswert: robust, ohne Hilfsmittel anwendbar, angenehme Grössen (S/M/L) der Kompressionssäcke – ideal für zu Hause und auf Reisen. Globi

Big Agnes Fly Creek 2 (499 CHF) Zuerst war ich etwas skeptisch, ob dieser Winzling nicht beim ersten Einsatz seinen Geist aufgibt. In der Zwischenzeit möchte ich auf keinen Fall mehr ohne ihn auf eine Tour gehen. Schnell aufgebaut, unglaublich klein verpackt, superleicht und trotzdem ein vollwertiger Wetterschutz mit guter Lüftung. Ich bin einfach nur begeistert! Karl Bösiger

Kari Traa Smala Roundneck (115 CHF) Super Qualität! Dieses Oberteil aus Merinowolle sitzt perfekt und fühlt sich sehr angenehm auf der Haut an. Conny


Produkte

Preise: Stand Mai 2012

Scarpa Mojito (159 CHF) Ich habe mir diesen Schuh für eine längere Reise als Allroundschuh gekauft und bin damit sehr gut gefahren. Er ist sehr leicht und bietet trotzdem einen guten Halt für eine Wanderung. Und dazu noch sooo bequem! Karin

Relags Wäscheleine (5 CHF) Geniales Teil, möchte ich niemals mehr missen! Sehr praktisch, sehr klein, leicht und preiswert – und doch unbezahlbar. Einfach der Hammer! Globi

Bach Big Cheese (179 CHF) Toller Rucksack – alles dran, was ich für meine alpinen Ausflüge brauche, aber kein unnötiger Schnickschnack. Das Materia l ist hart im Nehmen, und wenn ich mit wenig Gepäck losziehe, kann ich den Hüftgurt abnehmen und bin dann noch leichte r und flexibler unterwegs. Da gibt’s nichts zu meckern! Philip

Fiskars Universalaxt (69 CHF) Diese Axt ist so leicht, dass man sie sogar auf eine Velotrekkingtour mitnehmen kann, ohne dass man sich blöd vorkommen muss. Und man hat somit auch immer einen Hammer dabei, um die Zeltheringe im harten Boden zu verankern. Der Qualitätsstahl lässt sich so gut schärfen, dass man sich damit rasieren könnte. Stephan

Ajungilak Kompakt Spring (189 CHF) Ich habe für meine mehrmonatige Reise einen Schlafsack gesucht und mit dem Kompakt Spring einen echten Allrounder gefunden. Da mein Budget etwas begrenzt war, habe ich mir einen Kunstfasersack gekauft. Wenn es etwas kühler wurde, bin ich mit zusätzlicher Unterwäsche hineingeschlüpft – so konnte ich alle Temperaturschwankungen gut in den Griff bekommen. Eveline

Exped Bivy-Poncho (99,90 CHF) Tipptoppe Sache: ob als Plan e oder Tarp gespannt, als Unterlage fürs Picknick, als Biwaksac k oder eben als Poncho ... ist aber nicht so atmungsaktiv wie Gore-Tex. Geki

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Kollege

Text Manuel Arnu Fotos Manuel Arnu Marie-Katrin Spichtig


Kollege

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hr zehnjähriges Jubiläum als Primarlehrerin feierte Marie-Katrin Spichtig auf eine eher unkonventionelle Weise: sie kündigte. Marie-Katrin war gern Lehrerin, aber sie fand, es war an der Zeit, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben: «Wenn man zu lange verharrt und nicht den Mut hat, etwas Neues zu wagen, ist man festgefahren.» Dieses Dilemma vermied die 34-Jährige durch den mutigen und konsequenten Schnitt, und jetzt drückt sie selbst wieder die Schulbank: Von Dienstag bis Freitag studiert sie an der Hochschule für Heilpädagogik in Zürich Psychomotorik. Und um sich Studium, Reisen und Leben leisten zu können, arbeitet sie zwischendurch als Beraterin bei der Transa in der Filiale Luzern. Studium und Transa, das passt durchaus für Marie-Katrin. Es verbindet die Pole ihres Lebens: die Schule als Hort der Kindheit und Sicherheit sowie ihre Leidenschaft für Natur und Bewegung. Im Sommer zieht sie gern Bahnen mit dem Ruderboot auf dem Sarnersee oder geht

wandern. Im Winter ist sie mit Skatingski auf der Loipe oder mit Schneeschuhen und Ski in den Schweizer Bergen. Und statt eines Autos hat sie GA und Velo. Kurz: Sie ist eigentlich immer in Bewegung. Mit den Sechstklässlern zum Zelten «Viele Kinder leiden unter Bewegungsmangel», beobachtet die frühere Lehrerin, «manche Eltern verbieten ihren Kindern sogar, auf Bäume zu klettern, weil sie sich ja ein Bein brechen könnten …» Undenkbar für Marie-Katrin. Als Lehrerin nahm sie ihre Sechstklässler mit zum Zelten, die Kinder richteten das Lager und hackten Feuerholz. Gemeinsam kochte man Älplermagronen am Lagerfeuer. «Einige Eltern erlauben nicht einmal ein Taschenmesser», bedauert Marie-Katrin, «aber wie sollen die Kinder lernen, wenn sie nichts ausprobieren dürfen? Es ist eine Frage des Vertrauens, das gibt Selbstwertgefühl! Auch wenn man sich mal in den Finger schneidet …»

Traumtrek: von Kathmandu zur tibetischen Grenze.

Immer in Bewegung Stillstand scheint für Marie-Katrin Spichtig nicht zu existieren. Veränderung bestimmt ihr Leben. Mal reist sie nach Asien, mal durch die Schweiz. Ursprünglich Lehrerin, arbeitet sie bei Transa Luzern als Beraterin, studiert aber gleichzeitig für ein neues Berufsziel.

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Kollege

Motivatorin auch für TransaKunden: MarieKatrin in der Filiale Luzern.

«Reisen in fremde Kulturen eröffnen neue Perspektiven. Und wenn ich zurückkomme, weiss ich das Leben in der Schweiz umso mehr zu schätzen.»

Mit ihren Schülern wanderte Marie-Katrin auf den Niederbauen, der wie eine Schanze den Vierwaldstättersee überragt. «Eine Wahnsinnsaussicht auf die Urner und Schwyzer Berge, die Zentralschweiz und den See», erinnert sich Marie-Katrin und hofft: «Vielleicht verleitet die Erinnerung einige Schüler dazu, später wieder selbst die Berge zu geniessen. Und eventuell überzeugt ja auch ein Schüler seine Familie, statt ins Hotel mal zum Campen zu gehen …» Bewegung prägt auch Marie-Katrins neues Berufsziel, denn Bewegungserfahrung ist der Schlüssel in der Psychomotorik. Durch vielfältige Bewegungsangebote, Sinnerfahrungen und Rollens piele erweitern die Kinder ihr Körperbewusstsein. «In der Psychomotoriktherapie stärkt man unter anderem die Fein- und Grobmotorik, aber auch das Selbstwertgefühl des Kindes. Dabei wird das kreative Umfeld gemeinsam mit dem Kind gestaltet, um möglichst vielfältige Lernerfahrungen zu ermöglichen», erklärt Marie-Katrin. Den idealen Therapieraum stellt sie

sich draussen, in freier Natur vor. Bewegungsparcours, Hütten bauen, auf Bäume klettern … Marie-Katrin bringt ihren Schützlingen bei, was ihnen in der modernen Gesellschaft zunehmend abhanden kommt, aber im Wesen eines jeden Kindes steckt: Freude an der Bewegung, Neugierde und natürlicher Spieltrieb. Kulturschock in Indien Bereits 2010 nahm sich Marie-Katrin eine Auszeit von ihrem Lehrerberuf. Zwei Monate Bedenkzeit für ihre weitere Lebensplanung – wie sie entschieden hat, wissen wir inzwischen – und drei Monate für eine grosse Asienreise. Die erste Station: Indien! Mit ihrer Freundin flog MarieKatrin in den tropischen Bundesstaat Kerala, ganz im Süden des Subkontinents. Der Kulturschock traf die beiden in Gestalt von Menschenmassen, Abfall und Chaos, dazu schweisstreibende Hitze. Abkühlung und Erholung fanden sie in den Wellen des Indischen Ozeans, in schattigen Tempel-

anlagen, und beim Beobachten von Elefanten im Dschungel von Kerala. Die Reiseroute führte sie dann über Delhi und Agra – inklusive Visite des Tadsch Mahal – nach Varanasi, die heiligste Stadt des Hinduismus am Ufer des Ganges. Eine intensive Begegnung, mitten in der Pilgerzeit. Eine Stadt im Ausnahmezustand. Verstümmelte Bettler, Lärm, Gestank und Abertausende von Pilgern, die sich in der Schmutzbrühe des Ganges eine rituelle Reinigung erhofften. Das unglaubliche Indien sprengt die Grenzen mitteleuropäisch geprägter Vorstellungskraft. «Wir sassen in einem Beizli am Ganges und sahen halb verbrannte Leichen an uns vorbeitreiben. Varanasi verkörpert alle Schönheit, das ganze Elend und die gesamte Spiritualität Indiens, gebündelt an einem Ort», erläutert Marie-Katrin. Dass Reisen ihre Leidenschaft sind, kann Marie-Katrin kaum verhehlen. Mit leuchtenden Augen berichtet sie weiter, von Nepal,


Kollege

Prägendes Erlebnis: drei Monate durch Indien, Nepal und China.

dem nächsten Ziel der Reise. Kathmandu empfing die beiden ruhig und sauber. Keine Autos, keine Laster, kein Smog. Wie das? Nun, die Maoisten hatten den Generalstreik ausgerufen, selbst Taxis und Velos waren von den Strassen verbannt. Die geplante Trekkingtour begann unfreiwillig direkt am Flughafen. Die Wanderroute führte von den terrassierten Feldern vor Kathmandu bis an die Grenze Tibets. Drei Wochen kaum Verkehr und keine Touristen. Zeit, um die überschüssigen Emotionen aus Indien zu verdauen. Einatmen, ausatmen. Schritt für Schritt den Bergen, dem Himmel näher kommen. Hautnahe und berührende Begegnungen mit nepalesischen Bauern. Ein läuterndes Erlebnis, für Marie-Katrin auch der Höhepunkt ihrer Reise.

und Katzen aufgehängt. Alle erdenklichen Teile von Tieren werden verkauft. Es gab Schlange am Spiess, Seepferdchen am Spiess! Mit unserem europäischen Hintergrund verstehen wir vieles einfach nie», wundert sich Marie-Katrin. Gern in der Schweiz unterwegs Zuvor war Marie-Katrin unter anderem in Costa Rica, Kanada, USA und als Schülerin ein Jahr in Neuseeland: «23 Kilometer ausserhalb des kleinsten Dorfs im Norden der Nordinsel. Kühe melken, Schafe scheren und Töff fahren waren ebenso normal wie Schuluniform, Rugby und Cricket.» Alles eindrucksvoll, doch die dreimonatige Asienreise sieht sie als ihre prägendste Reiseerfahrung: «Ich bin in die Schweiz zurückgekommen und

Seepferdchen am Spiess Dann ging es weiter nach China. Dort hatten die Schweizerinnen einen Guide gebucht, der ihnen den «Clash der Kulturen» ein wenig bekömmlicher servieren sollte. Marie-Katrin bereute diese Entscheidung keine Minute, auch wenn die Reise kreuz und quer durchs Land – mit Nachtzug und Schiff – manchmal auch verstörend und anstrengend war: «In den Abteilen herrschte selbst nachts ein solcher Trubel, dass wir kaum schlafen konnten.» Mehr als entschädigt wurde sie dafür durch den Yangtse, den umwerfenden Anblick der Terracotta-Armee, eine Radtour über die komplett erhaltene Stadtmauer Xiangs und vieles mehr. In Restaurants wurden die Ausländer manchmal ignoriert. Der chinesische Führer erklärte, die Kellner hätten Angst, ihr Gesicht zu verlieren, weil sie kein Englisch sprechen. Solche Merkwürdigkeiten konnte Marie-Katrin dank des Guides begreifen, aber: «Wir waren auf wunderschönen Märkten mit Früchten und Gemüsen in allen Farben. Dann kommt man um die Ecke, und dort sind Hunde

Nur wer aufbricht, wird die Schönheit der Schweiz erfahren.

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habe alles extrem geschätzt: die Sauberkeit, Trinkwasser aus dem Hahn. Unser Staat funktioniert, es gibt ein Sozialsystem. Ich bin sehr glücklich darüber, in der Schweiz leben zu dürfen. Reisen in fremde Kulturen eröffnen zwar neue Perspektiven, es muss aber nicht jede Reise um die halbe Welt führen.» Daher gehört für Marie-Katrin die Schweiz zu den schönsten Reiseländern. Eine kleine Welt für sich, vielseitig, viersprachig. Zwar dicht besiedelt, «aber man muss doch nur die Berge hoch», findet Marie-Katrin. Da gibt es noch Einsamkeit und Natur, aber auch eine tolle Infrastruktur wie SAC-Hütten und beschilderte Wege. Ihr Favorit: Suonen-Wandern im Wallis, entlang der alten Bewässerungs leitungen: «Auf 100 Meter Weg nur ein Meter Gefälle, da kann man den ganzen Tag laufen. Mit Blick auf Gletscher und 4000er. Traumhaft!» Sie schwärmt auch von der letzten Velotour: drei Wochen Tessin und Westschweiz mit MTB, Anhänger, Zelt, Schlafsack und Kocher. «Es ist alles da, um aktive Ferien zu machen. Mit viel Spass und wenig Aufwand. Nur: Man muss es selbst erleben, sonst wird man nie wissen, wie schön die Schweiz ist …» Aufzubrechen und sich Erlebnissen zu öffnen, dazu wird Marie-Katrin andere auch künftig ermutigen: Kinder, Schüler und TransaKunden. Um sie selbst muss man sich keine Sorgen machen – Bewegung entsteht durch Veränderung, und Marie-Katrin Spichtigs Leben ist in voller Fahrt.


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Text & Fotos Mick Palarczyk und Paul Smit


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Im Wachtraum

Nepal ist ein magisches Land. Im tropischen Terai pulsieren Kulturen und Religionen, in den Vorgebirgen blühen die Rhododendrenwälder – und vom gar nicht fernen Horizont grüssen die verschneiten Giganten. Man kann sich kneifen, aber man wacht nicht auf aus diesem Traum.

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U

nser Nepal-Abenteuer beginnt in Indien. Das Ticket nach Kathmandu hätte 1400 Franken gekostet, Delhi gibt‘s für 700. Wir haben Zeit und Velos, es gibt Züge und Strassen. Warum also nicht …? Vielleicht hätten wir nicht nur auf den Preis schauen sollen. Delhi ist anstrengend. Die Velos kommen an, die extra verpackten Pedale nicht. Wir müssen uns ein Hotel in diesem Ameisenhügel von 16 Millionen Seelen suchen. In der Gasse davor schlafen Menschen, Kühe und ein Pferd, Hunde verstreuen den Müll, und über allem kreisen Hunderte Geier. Dafür ist das Essen wunderbar und billig, führt aber bei Indien-Neulingen zu häufigen Toilettenbesuchen. Nach drei Tagen ist der Magen eingewöhnt, auch die Pedale sind da. Nächste Hürde ist das Einchecken der Velos in die Eisenbahn. Hinter dem Schalterbeamten klettern Ratten die Stromleitungen hinauf, aber der Mann zuckt nur mit den Achseln: «Relax, nothing unusual.» Der Schaffner ist weniger entspannt, er will die Velos nicht im Zug haben. Das dezente Angebot von Schmiergeld verletzt seinen Stolz, aber als er eine Runde auf einem der westlichen Luxusvelos drehen darf, ist plötzlich alles okay. Schmiergeld wird dann doch noch fällig: In Lucknow, dem Ziel der Bahnfahrt, will man die Velos nicht ausladen – weil es schon spät sei. Nach einigen Verhandlungen zahlen wir zwei Franken «Sondergebühr». In Indien balanciert man ständig am Rande eines Albtraums, aber der Traum ist niemals fern. Lucknow, die moslemische Stadt, von der kaum jemand gehört hat und in der mehr als eine Million Menschen leben, überrascht uns mit Palästen wie aus Tausendundeiner Nacht. Neugierige Affen und theoretische Tiger Der wahre Traum beginnt, als wir nach drei Tagen Velofahrt durch die Gangesebene Nepal erreichen. Aus Überbevölkerung und unaufhörlichem Hupen fahren wir hinein in Raum und Stille. In Indien hat das Bevölkerungswachstum den Wald verschwinden lassen, hier radeln wir durch Wälder, aus denen uns neugierige Affen nachschauen. Theoretisch könnten wir sogar Tigern begegnen – zum Glück bleibt es bei der Theorie. Hin und wieder überqueren wir einen grossen Fluss, der den Himalaja verlässt, und einige Weiler entlang der Ufer wirken wie Nachbauten keltischer Dörfer in einem Freiluftmuseum. Die Menschen sind nett. Auch neugierig, aber nicht wie in Indien, wo einen Hunderte Leute stundenlang umlagern.

Hauptbeschäftigung bei Nepal-Trips: Sehen und Staunen.

In Indien balanciert man ständig am Rande eines Albtraums, aber der Traum ist niemals fern. Die Nepali begutachten alles, gehen aber nach drei Minuten weiter – ohne ein Wort, doch mit freundlichem Lächeln. Aber nicht alles in Nepal ist so gemütlich und gelassen. Das letzte Stück bis Kathmandu reisen wir mit einem Kleinbus, auch Kamikaze-Taxi genannt. Kurz nach Mitternacht rasen wir in halsbrecherischem Tempo in die Hauptstadt. Die Strassenbeleuchtung ist ausgefallen. Irgendwo im Dunkeln werden wir zum Aussteigen aufgefordert, der Fahrer hebt unsere Velos vom Dach. Wo sind wir überhaupt? Die Antwort bleibt er schuldig, winkt aber fröhlich und fährt davon. Im Licht der Stirnlampen bepacken wir die Räder, als sich von allen Seiten muskulöse, schwarz gekleidete Männer nähern. Sie greifen nach unseren Taschen. Wir sind wehrlos. Ohne Gepäck ist die Tour vorbei, hoffentlich passiert nichts Schlimmeres. Taschenlampen werden eingeschaltet. Die Männer untersuchen die Verschlüsse der Velotaschen. Dann helfen sie uns beim Packen. Kurz darauf sitzen wir auf den Velos, wissen genau, wo wir sind und haben die Hände von 15 neuen Freunden geschüttelt. Wir finden ein nettes Hotelzimmer mit weichen Betten – nach einer Woche in Pfahlhütten und Baracken eine willkommene Abwechslung.


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Farbenfroher Dschungel: Unterwegs im tropischen Terai.


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Neujahrsfest in Bhaktapur: Der Tempel nimmt Fahrt auf.

Dann bricht eine Stütze, das Ungetüm kracht in die Menge, die eine Art Urschrei ausstösst.

Dem gleichen Schlag muskulöser Männer begegnen wir eine Woche später in Bhaktapur beim Neujahrsfest am 13. April. Ihre Kraft stammt von der körperlichen Arbeit auf dem Land oder als Träger und ist heute sehr willkommen: Tauziehen ist in Bhaktapur Nationalsport, zur Kunst und Religion erhoben. Im Mittelpunkt steht ein fahrbarer Tempel von sieben Meter Höhe, erbaut aus schweren Balken und getragen von vier massivhölzernen Rädern. In dem heiligen Gefährt sitzen drei Priester in weissen Gewändern. Aussen sind dicke Taue befestigt, an denen sich die Stadtbewohner verausgaben. Sieger ist, wer den Wagen in seinen Stadtteil zieht. Tauziehen mit Todesopfern

Wir betrachten das Spektakel vom hohen Treppenabsatz des NyatapolaTempels. Unter uns brodelt eine völlig überdrehte Menge. Der ganze Platz schreit mit im Rhythmus der ruckartigen Bewegungen, aber der Tempel

Gelebte Religion ist in Nepal Alltag – und umgekehrt.

bewegt sich kaum vom Fleck. Die wirkenden Kräfte müssen dennoch gewaltig sein, wir hören die Balken ächzen und erwarten jeden Moment, dass die Konstruktion samt Priestern auseinanderkracht. Plötzlich wildes Gebrüll: Eine der Parteien hat die Überhand gewonnen, der Tempel nimmt Fahrt auf. Die Umstehenden stieben auseinander, um sich in Sicherheit zu bringen. Einige stürzen, werden gerade noch vor den herandonnernden Rädern weggezerrt. Der Wagen kommt mit lautem Krachen zum Stehen, als er gege n ein Tempeldach fährt. Ein Hagelschauer von zerbrochenen Dachziegeln fällt herab auf die benommenen Tauzieher. Die gegnerische Partei wittert ihre Chance und zieht den Wagen schnell in ihre Richtung, bis er an einer hohen Bordsteinkante wiederum krachend zum Stehen kommt. So geht es weiter, den ganzen Abend und die ganze Nacht hindurch. Der farbenfrohe Traum kann jederzeit in einen Albtraum umschlagen. Zum neuen Jahr gehört auch, dass auf dem Töpferplatz ein gewaltiger Baum-


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Entlang der Strassen gibt‘s für Velofahrer unendlich viel zu sehen.

stamm aufgerichtet wird. Mit Seilen und wackeligen Stützen rackert die Menge stundenlang, ermuntert von Geschrei und Trommelschlägen. Dann bricht eine Stütze, das Ungetüm kracht in die Menge, die eine Art Urschrei ausstösst. Später erfahren wir, dass es einen Toten gegeben habe und das neue Jahr wohl nicht besonders glücklich und erfolgreich werde. Aber es hätte auch schlimmer kommen können: Im Vorjahr zählte man drei Opfer. Fünf Wochen bis Pokhara

Etwas von diesem Wahnsinn spiegelt sich in den allgegenwärtigen Götterbildern wider. Die kunstvollen Skulpturen werden tagtäglich aufgefrischt durch Opfergaben in Form von Farbpulver, Blumen, Glücksbändern, Früchten oder Blut. Kein einzelner Künstler könnte das Ergebnis all dieser Gesten und Spritzer erzielen. Während der Velotour saugen wir die Inspiration auf, die von diesen sich permanent verändernden Bildern ausgeht.

Wir fahren über die atemberaubende Simbhaniyang-Passstrasse – die höchste befestigte Piste Nepals – zurück ins Terai und dann übers Trisuli-Tal wieder in die Berge. Fünf Wochen nach dem Start in Indien erreichen wir Pokhara am Fuss der Annapurna. Die Velos bleiben stehen, weiter geht’s in Wanderschuhen. Annapurna ist die Göttin des Überflusses, aber uns bringt sie Frust. Von den Liegestühlen im Garten der Gurkha-Lodge spähen wir zu den göttlichen weissen Gipfeln, sehen aber nur graue Schleier. Haben wir doch die falsche Jahreszeit für diese Wanderung gewählt? Der April gilt als Monat des blühenden Rhododendrons, bietet aber weniger Fernsicht als der Oktober, wenn die meisten Menschen nach Nepal reisen. Egal – nach drei Tagen des Nebels und des Zweifels starten wir zu unserer Trekkingtour. Unser Weg führt durch terrassierte Reisfelder und enge Flusstäler mit schwankenden Hängebrücken. Wir teilen die jahrhundertealten Pfade mit Sherpas und Eselskarawanen. Und mit acht Dörflern, die singend einen


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Die Teehäuser tragen vielversprechende Namen wie «Tiptop View Lodge». Allein die Annapurna bleibt unsichtbar. Traumwanderung: über grüne Terrassen hinauf in die Berge.

bleischweren Laternenmast schleppen. An jedem Teehaus trinken sie ein Glas Reiswein. Danach sieht der Weg des Laternenmasts entlang der Abgründe jedes Mal unsicherer aus. Auch wir nutzen die Teehäuser für Nächte und Mahlzeiten. Die Lodges tragen vielversprechende Namen, zum Beispiel «Superview Lodge» und «Tiptop View Lodge». Allein die Annapurna bleibt so unsichtbar wie der Yeti, der angeblich ihre Schneefelder bewohnt. Im Paradies der Göttin Die Laune sinkt weiter, als wir auf 2500 Metern den ersten Rhododendron entdecken – verblüht. Müde erreichen wir nach drei Tagen das Dorf Ghorepani. Am Morgen treibt uns der Wecker vor Sonnenaufgang aus dem Bett,

Unterwegs in Nepal Der Himalaja-Staat ist eines der beliebtesten Fernziele für Bergsteiger und Trekker. Es gliedert sich in die Hochgebirgsregion, das bis 3000 Meter hohe grüne Vorgebirge (»Hills«) und das tropisch/ subtropische Terai im Grenzland zu Indien. Die landschaftliche und die kulturelle Vielfalt sind überwältigend.

Beste Zeit Ideal ist der Herbst: Nach dem Monsun ist die Luft klar und die Fernsicht gut. Im Frühjahr locken die Rhododendron-Blüte und die Neujahrsfeste um den 13. April im Kathmandu-Tal. Anreise Per Flugzeug nach Kathmandu, von dort mit dem Bus in alle Landesteile. Inlandsflüge sind teilweise abenteuerlich. Politische Lage Nach Jahren innenpolitischer Machtkämpfe hat sich die Lage

seit 2008 stabilisiert, dennoch sind Zwischenfälle möglich (Protestaktionen, aber auch Anschläge und Schiessereien). Traveller sind in der Regel nicht betroffen, keine der Konfliktparteien will den Tourismus schädigen. Reisen ist mit Einschränkungen (Streiks, Strassensperren) möglich, auch Reiseveranstalter bieten Nepal weiterhin an. Reisen im Land Verkehrsmittel Nr. 1 ist der Bus, die Mitnahme von Velos in der Regel problemlos möglich. Indi-

viduelle Touren (etwa im Minibus) lassen sich einfach über lokale Veranstalter organisieren (online oder vor Ort in Kathmandu).

H

4-Seasons Info

geplant ist ein Hike auf den 3200 Meter hohen Poon Hill, berühmt für den Blick auf Annapurna und Dhaulagiri. Verschlafen klettern wir den Pfad hinauf, vorbereitet auf weitere Enttäuschungen. Doch dann schliesst die Göttin uns in die Arme: Im zunehmenden Tageslicht offenbaren sich neben gewaltigen Bergen auch ausgedehnte Rhododendrenwälder, die in dieser Höhe in voller Blüte stehen – nicht die Sträucher, die wir von daheim kennen, sondern eichengrosse Bäume mit Kronen wie wollüstige Bukette. Mit Moos überwucherte Stämme beugen sich an den folgenden Tagen über unseren Weg. Wo man hinschaut, leuchtet es rot und rosa. Auch die anderen Wanderer, das sieht man in ihren Augen, haben das Gefühl, Zeugen eines Wunders zu sein. Wir haben Annapurnas Paradies des Überflusses betreten, und ein paar Tage lang wachen wir aus diesem Traum nicht auf.

China

m Tibet a l Annapurna a y a Everest Kathmandu Nepal Bhutan i

Lucknow

Indien

Übernachten In Kathmandu und Pokhara alle Möglichkeiten, auf dem Land einfache Unterkünfte, an den gängigen Trekkingrouten sehr schöne Lodges und Teehäuser. Verpflegung Im Kathmandu-Tal und entlang der Trekkingrouten ist alles zu bekommen, in abgelegenen Gebieten, besonders im Terai, meist nur das Nationalgericht Dal Bhat (Reis mit Linsen). Trekking Nepal ist eines der schönsten Reviere der Welt, die Palette reicht von moderaten Touren

auf den alten Pfaden bis zu Klassikern wie Annapurna-Runde oder Everest-Basecamp-Trek. Veloreisen Im Terai und den Hills kein Problem, allerdings muss man die Strassen mit Lkws, Bussen, Kühen und Fussgängern teilen. Literatur Gute Allround-Reiseführer sind das «Stefan Loose Travel Handbuch Nepal» und der Lonely Planet «Nepal» (englisch). Als Wanderbibel gilt «Trekking in the Nepal Himalaya» von Lonely Planet (englisch).


Kaikkialla Produkte sind in der Schweiz bei Transa erhältlich.

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Mitarbeiter

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Die Welt ist wie ein Buch … … und die, die nicht reisen, lesen nur eine Seite. Vier Transa-Mitarbeiterinnen erzählen von ihren Wegen.

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Eva Schenk (56) Verkaufsberaterin bei Transa Bern

Was Transa für mich ausmacht? Die Vielfalt! Zu uns kommen Leute mit grosser und kleiner Geldbörse, mit viel oder wenig Zeit, allein oder als Grossfamilie – sie alle mit einer guten Beratung bei der Umsetzung ihrer Reiseträume zu unterstützen, macht riesigen Spass. Ganz nebenbei bekommt man auch Anregungen für die ei­ genen Ferien. Dieses Jahr reise ich mit Mann und Velo drei Wochen durch Sizilien – ich träume aber auch noch von Marokko und vom Trekking im Himalaja. Manchmal ist die Inspiration bei der Arbeit fast zu gross – da will man am liebsten gleich mit den Kunden losziehen.

2

Pascale Müller (25) Ausbildungsverantwortliche bei Transa Zürich

Früher bin ich mit den Pfadfindern durch die Schweiz und Europa ge­ reist, inzwischen zieht es mich in ferne Länder. Aber eines hat sich nicht verändert: Am liebsten bin ich zu Fuss draussen unterwegs – egal ob Sommer oder Winter. Transa steht für eben diese Nähe zur Natur und für ein sehr kolle­ giales Arbeitsklima. Das Tolle für mich: Der Austausch mit den Kun­ den ist keine einseitige Angelegen­ heit. Ich kann ihnen mit meinen eigenen Reiseerfahrungen zu einer guten Zeit verhelfen, gleichzeitig aber auch meinen Horizont durch die vielfältigen Wünsche und Ansprüche der Traveller erweitern.

3

Moni Melzer (49) Filialleiterin bei Transa Winterthur

In die Outdoorbranche bin ich schon vor 20 Jahren durchs Sport­ klettern gerutscht – und bis heute froh, hier gelandet zu sein. Nach einer Babypause habe ich bei der Transa angefangen und 2008 die neu eröffnete Filiale in Winterthur übernommen. Inzwischen trifft man mich zwar nicht mehr so viel am Fels, dafür immer öfter beim Wandern oder Schneeschuhlaufen im Bündnerland oder im Pfälzer Wald. Ganz besonders liebe ich an meiner Aufgabe das Team­ work mit meinen tollen Kollegen und ihr unglaubliches Know­how. Gemeinsam haben wir noch (fast) jeden Kunden glücklich gemacht!

4

Manuela Christen (27) Verkaufsberaterin bei Transa Basel

Meine zwei grossen Leidenschaf­ ten sind das Reisen und der Sport. Jede freie Minute verbringe ich beim Biken im Sattel und die Ferien dort, wo ich aktiv sein kann. Ein halbes Jahr bei den Outdoor­ verrückten Kiwis in Neuseeland war da genau das Richtige. Ich entdecke gern exotische Länder, aber auch die Schweiz selbst hat unglaublich viel zu bieten – man braucht also gar nicht weit zu fahren. Seit ich zur Eröffnung des Ladens in Basel zum Transa­Team gehöre, habe ich das Gefühl, dass mein Umfeld meine Leidenschaft teilt – und ich genau am richtigen Platz angekommen bin.


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Bikestationen / Bikeregionen / Bikehotels Europa

Globotrain Tel. 031 313 00 03 www.globotrain.ch

2012

Globoship Tel. 031 313 00 04 www.globoship.ch

SOMMER 2012 12

Rad-Kulturreisen Mountainbikereisen

Das höhenfieber-Magazin

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unD klette

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