Transa 4-Seasons.ch

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4-Seasons

DAS TRANSA KUNDENMAGAZIN

Frühjahr/Sommer 2010

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Die Vegetation nimmt ab, die Steigung zu, ebenso der Schweiss. Das Baselayer-T-Shirt lässt ihn zügig von der Haut weg verdunsten, ohne ihn aufzunehmen. Statt klammem Stoff auf der Haut alles in trockenen Tüchern. Permanent passieren Wasserdampfmoleküle dann die Softshell-Jacke mit dem angenehmen Stretch. Und auch die Rucksack-Trageriemen, denn die bequemen Schaumstoffpolster sind perforiert und mit Netzmaterial bezogen. Der Wind erfrischt, schafft es aber kaum durch die dicht gewebte Jacke. Das alles muss Sie aber nicht interessieren. Bewahren Sie einfach einen kühlen Kopf und freuen Sie sich, dass Sie draussen sind. Um Ihre Ausrüstung haben wir uns schon gekümmert.

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DRAUSSEN ZU HAUSE

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Editorial

Foto: Beat Vogt

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Die Wurzeln der Transa liegen in der Wüste: Mitglieder des Gründerteams 1977 in der Téneré. Beat Stünzi (ganz links), damals begehrter Experte für LandRover-Getriebe, ist heute Verwaltungsratspräsident.

Liebe Transa-Kundin, lieber Transa-Kunde, es ist schon seltsam: Alle reden heute von «Entschleunigung» und loben die Schrittgeschwindigkeit – aber im Alltag geben sie Gas. Taugt die Schrittgeschwindigkeit nicht, um damit über den globalisierten Globus zu kommen? Ist sie also nur in der Freizeit gut, aber im Alltag schlecht?

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TransaCard = 4-Seasons-Abo 4-Seasons.ch erhalten alle TransaKunden zweimal jährlich kostenlos. Entweder in den Transa-Läden (solange der Vorrat reicht) oder pünktlich zum Erscheinungstermin direkt in den Briefkasten. Was es dazu braucht? Nur die – ebenfalls kostenlose – TransaCard. Alle Infos zur Kundenkarte auf Seite 55.

Schrittgeschwindigkeit muss nicht langsam sein. Es gibt sehr schnelle und sehr große Schritte – das zeigt auch die Geschichte der Transa. Bei ihrer Gründung, 1976, war sie ein Club langhaariger Afrika-Freaks, die mit VW-Bussen oder Land Rovern durch die Wüste staubten. Zwei Jahre später bekannte sich die Transa dann zur «Förderung des Alternativtourismus», den sie mit speziellem Auto-Zubehör – Sandblechen, Dachträgern, Spezialtanks – und seit 1980 auch mit hoch exklusiver Reise- und Outdoorausrüstung belieferte. Dann die Jahre 1985 bis 1990: Mit Riesenschritten liess die Transa vertrautes Terrain hinter sich und brach ins Neuland auf: Sie wurde zur Aktiengesellschaft und verabschiedete sich auch vom Land Rover. Mobilität auf Reisen ja – aber jetzt eher Outdoor-Touren aus eigener Kraft, zu Fuss oder mit dem Velo. Heute? Sind die langen Haare ab (siehe Foto unten ;-) Die Transa Backpacking AG ist die führende Anbieterin von Travel-, Bike- und Outdoorausrüstung in der Deutschschweiz. Mit zehn Läden an sechs Standorten und fast 200 Mitarbeitenden. Neben dem Zürcher Hauptbahnhof entsteht gerade der neue, 3000 Quadratmeter große Transa Flagship Store, der im Herbst 2012 seine Tore öffnen wird. Auf dem Weg dahin eröffnen wir im Sommer einen spezialisierten Schuhladen in Zürich – weitere Details dazu auf Seite 25. Erstaunlich, wie weit und wohin man kommen kann, wenn man erst mal losgegangen ist! Ich wünsche euch viel Spass mit diesem Heft – und einen guten Sommer. Philipp Schnell Geschäftsleiter Transa


FĂźr Outdoor-Abenteuer die wegweisende Indoor-Beratung.

Aarau H Baden H Basel H Bern H Biel H Chur H Freiburg H Interlaken H Luzern H Olten Schaffhausen H St. Gallen H Thun H Winterthur H Zug H ZĂźrich H globetrotter.ch


Inhalt

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Man muss keine Bergziege sein, um die Schweiz per Velo zu entdecken – Reiseradler Thorsten macht es vor.

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ABC-Projekt: Mobile Zeltschule für Ladakhs Nomadenkinder.

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Mona Vetsch im grossen 4-Seasons-Interview «Fernweh», die beste Reisesendung im deutschsprachigen Fernsehen, geht wieder auf Tour – diesmal in die Karibik. Ein Traumjob? 4-Seasons sprach mit Moderatorin Mona Vetsch.

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Fünf-Sterne-Produkte Keine Abstimmung mit den Füssen, wohl aber mit der Tastatur: Neuerdings können Transa-Kunden alle Produkte im Sortiment online mit Sternen und Kommentaren bewerten. Wir zitieren …

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Aktuell 1.800 Autobahnkilometer hat die Schweiz – aber auch 60.000 Kilometer Wanderwege. Außerdem: die schweizerische JubiläumsExpedition zum Dhaulagiri und News aus den Transa-Filialen.

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Transa-Portrait: Yvonne Colombarolli Nach zwanzig Jahren Pause ist die Schuhexpertin und Wüstenfreundin wieder an Bord bei Transa: Yvonne arbeitet in der Filiale Winterthur und hat einiges zu erzählen.

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Projekte: Die Schule im Himmel Auf dem Dach der Welt haben die Zwahlens, zwei Schweizer Globetrotter, eine Schule für Nomaden ins Leben gerufen, um der Landflucht Einhalt zu gebieten.

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Report: Wanderst du noch oder pilgerst du schon? Und wenn ja, womit? 4-Seasons über den Trend des meditativen Wanderns – und die dazu passende Ausrüstung.

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Reise: Zu Fuss durch die Sächsische Schweiz 4-Seasons-Reporter Ingo Hübner schnürte die Wanderschuhe und marschierte mit Sack, Pack und den Eltern im Schlepp durch das Elbsandsteingebirge bei Dresden.

Reise: Vom Bodensee zum Genfer See Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön – besonders, wenn sie per Velo durch die Schweiz führt.

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Ausstieg & Impressum Über die Kunst, mit Urlaubsbildern Freunde und Nachbarn zu verblüffen.

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4-Seasons-Partner Magazine und Infos frei Haus.

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Hersteller: Arc‘teryx Wer hat‘s erfunden? Die Kanadier! Seit Jahren bereichert die Edelmarke Arc‘teryx den Outdoormarkt mit Innovationen.

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State of the art: Hilleberg Nammatj Was lange währt, wird immer besser: 4-Seasons erklärt die Besonderheiten dieses Klassikers aus dem Transa-Sortiment.

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Kaufberatung: So findest du den perfekten Schuh Leichter Wanderschuh oder stabiler Trekkingschuh? Gore-Tex oder nicht? Nadja Schwob von Transa Bern weiss Rat.

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Gute Reise(n) mit Mona Vetsch: Die populäre Fernsehfrau stand 4-Seasons.ch Rede und Antwort.

Titelfoto: Patitucciphoto.com

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Interview

Fotos Claude Stahel Archiv SF Interview Stephan Glocker


Interview

«Eine missglückte Reise ist eine, bei der du nur erlebst, was du erwartet hast.» Stürme, Staub, Schlafmangel – und jede Menge Spass dabei: Keine Fernsehsendung ist so nahe am wahren Reisen wie «Fernweh» im SF. 4-Seasons.ch sprach mit Mona Vetsch über die Dreharbeiten zur neuen Karibik-Staffel – und die Freuden und Fallstricke ihres Traumjobs.

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Interview

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ona, im Sommer startet eine neue Staffel «Fernweh – In der Karibik». Das klingt nach Traumstränden, aber auch ein wenig nach gediegener Langeweile. Reichen denn Sand und Palmen für sieben interessante Sendungen? Das war auch mein erster Gedanke, als das Thema Karibik in der Teamsitzung angesprochen wurde. Aber schon eine Viertelstunde Recherche hat dieses Klischee widerlegt. Die Karibik, das sind 7000 Inseln und extreme Vielfalt. Jede Insel sieht anders aus, jede hat ihre eigene Entwicklung, je nachdem, wie sie sich von ihrer Kolonialgeschichte gelöst hat. Auch politisch und wirtschaftlich gibt es riesige Unterschiede: zum Beispiel Trinidad, wo es einem Teil der Menschen dank Öl und Erdgas wirklich gut geht, dann das kommunistische Kuba oder das bitterarme Haiti. Aber kehren nicht immer die gleichen Postkartenmotive wieder? Noch so ein Irrtum. Die Landschaften reichen von trockenen Steppengebieten über Vulkangebirge bis zum unberührten Dschungel – oder einer Zuckerrohr-Monokultur, wenn der Dschungel abgeholzt wurde. Auf Montserrat erlebten wir das genaue Gegenteil der Postenkartenidylle: Am Flughafen fragte man besorgt, ob wir Sonnenbrillen dabeihaben – wir dachten natürlich, das sei wieder so ein Werbegag für die 365 Sonnentage, mit denen fast jede Insel Reklame macht. Tatsächlich war es wegen der vielen Asche, die es da in der Luft hatte. Der Vulkan war gerade aktiv und hat Aschewolken à gogo ausgespien. Man brauchte Sonnenbrillen für die Augen und beim Autofahren die Scheibenwischer. Die Hauptbeschäftigung der Leute war Aschewischen. Sie schauten frustriert aus den Fenstern und seufzten: «It‘s ashing again» – quasi die Montserrat-Version von Supertramps «It‘s raining again». Okay, letzter Versuch, ein Karibik-Klischee zu verifizieren: Was ist mit den fröhlichen Eingeborenen? Eingeborene gibt es in der Karibik kaum mehr, nur auf Dominica leben einige Stämme in Reservaten. In der Kolonialzeit kamen zuerst die Europäer, dann Sklaven aus Afrika, dann Kontraktarbeiter aus Indien und Asien. Das hat sich alles vermischt, mit so unterschiedlichen Ergebnissen, dass es den typischen Kariben gar nicht gibt. Auf Martinique versuchten einige Schriftsteller, eine karibische Kultur zu definieren. Sie sahen zum Beispiel die kreolische Sprache als verbindendes Element. Aber wenn man auf den einzelnen Inseln mit den Menschen redet, sieht sich jeder wieder unabhängig vom anderen. Ein Gemeinschaftsdenken im Sinne von «Wir sind alle Kariben» spürt man nicht. Aber warum auch? Schon in der kleinen Schweiz gibt es enorme Unterschiede, das ist in der Karibik natürlich nicht anders. Ein karibisches Fernsehteam hätte wohl grosse Schwierigkeiten, ganz Europa oder auch nur die Schweiz in wenigen Sendungen vorzustellen. Wie ist das für euch umgekehrt? Wie plant man so ein Projekt? Wo fängt man an?

Zuallererst muss man sich vom Anspruch verabschieden, allen Nuancen gerecht werden zu wollen. Daran kann man nur scheitern. Also überlegt man, welche Themen man machen will. Welche Erlebnisse möchten wir zeigen? Was für Leute kennenlernen? Wie die Vielfalt bündeln? Es ist zum Beispiel kaum möglich, das Thema Sklaverei im Ganzen abzubilden. Aber man kann auf Martinique eine Rumfabrik besuchen und dort mit der Besitzerin, die noch zu einem Achtel schwarz ist, über die Zuckerrohrplantage gehen und fragen, wie das wohl früher für die Sklaven gewesen ist. Sie spricht dann stellvertretend, auch wenn andere Betroffene vielleicht unterschiedliche Gedanken hätten. So bekommt man eine Art Momentaufnahme zu diesem Thema. Bei Fernweh geht‘s ja in erster Linie um Begegnungen und persönliche Geschichten. Eine grosse Rolle bei der Planung spielt auch die Machbarkeit eines Themas, es gibt viele Einschränkungen in Bezug auf Budget, Logistik und Sendezeit. Im Zweifelsfall möchten wir lieber für ein Thema etwas mehr Zeit haben, als viele verschiedene Sachen nur kurz anzutippen.

So ist die Karibik wirklich: Sonne, Sand …

… und auch mal ein Regenguss aus Vulkanasche.


Interview

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«Die Wirtin schlug die Hände über dem Kopf zusammen, aber wir durften unter dem Küchentisch schlafen. Das war der heimeligste Ort der Welt, und ich hatte mich noch nie so dankbar gefühlt.»

Für Fernweh seid ihr mit einem kleinen Team unterwegs, du und drei Videojournalisten (VJs). Wie läuft so ein Drehtag ab? Erst mal ausschlafen im Hotel? Nein, da kommt man nicht mal in Versuchung. Wie jeder Fotograf weiss, ist das beste Licht immer am Morgen und am Abend. Nur selten übernachtet man schon am Drehort, sondern muss erst hinfahren. Tagwache ist also weit vor Sonnenaufgang und auch der restliche Zeitplan ist sehr eng, weil man ja keine Chance verpassen will. Aber das ist gut so, man kommt in einen intensiven Schaffen-Modus, überlegt ständig, was man noch tun will, was man als Nächstes fragt. Das macht grossen Spass, hat aber mit Ferien wenig zu tun – auch wenn es im Film manchmal so wirkt.

Wie lange seid ihr unterwegs für die Karibik-Staffel? Es sind zwei Recherchereisen, eine ist bereits abgeschlossen, die zweite folgt demnächst. Insgesamt sind wir vier Wochen vor Ort. Nicht gerade üppig für 7000 Inseln … Nein, deswegen ist die Vorbereitung mindestens so wichtig wie die Reise selbst. Wir wollen in der kurzen Zeit möglichst viel reinpacken. Vieles wird also akribisch organisiert, mit genauem Zeitplan, Interviewterminen und so weiter. Aber genau wie beim Reisen funktionieren manche Dinge dann nicht – ein Zug, den man unbedingt filmen will, fährt zum Beispiel nicht, aus welchen Gründen auch immer. Dafür trifft man ein andermal zufällig


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Interview

«Klischees sind die Erwartungshaltungen, mit denen wir alle reisen. Niemand ist frei davon. Aber man muss sie ja nicht zementieren, sondern kann sie überprüfen; von ihnen ausgehen, dann aber weiterdenken.»

eine interessante Person mit einer spannenden Geschichte. Dann nehmen wir uns spontan die Zeit und sagen organisierte Sachen einfach ab. Das Spontane ist immer mindestens so spannend wie das Geplante.

Ist so etwas beim ersten Karibik-Dreh auch vorgekommen? Das passiert immer und überall. Auf Martinique sprach uns jemand an: Wenn wir vom Schweizer Fernsehen wären, dann müssten wir doch den «Canton de Suisse» besuchen! Canton de Suisse? Der steht in keinem Reiseführer. Trotzdem sind wir auf Verdacht vier Stunden ins Hinterland gefahren und tatsächlich auf ein grosses Schild und einen echten Schweizer Wanderwegweiser gestossen – und einen Mann, der gerade am Blumengiessen war. Er freute sich wie ein Schneekönig und erzählte, dass vor vielen Jahren ein findiger Schweizer Touristiker den «Canton de Suisse» ausgerufen habe, wir aber die allerersten Schweizer seien, die hier tatsächlich auftauchten. Das sind die Geschichten, bei denen wir hinterher total froh sind, dass wir uns darauf eingelassen haben. Beim Dreh bedient jeder VJ eine eigene Kamera. Wer führt Regie? Jedes Thema wird von einem VJ vorbereitet, der dann beim Dreh sagt,

was wir machen. Dieser und ein weiterer VJ filmen mit mir, damit wir bei Interviews und Begegnungen Gegenschüsse schneiden können. Der dritte VJ macht unabhängig davon ergänzende Totalen oder schöne Detailaufnahmen, das nennen wir «Beauty Shots». Die braucht man, um die Geschichte fernsehgerecht aufzubereiten. Beim nächsten Dreh tauschen die VJs dann die Rollen, je nachdem, wer zuständig ist. Manche Themen realisiert auch mal ein VJ alleine oder wir bauen einen Beitrag eines unserer Fernweh-Reporter ein, der sich zum Beispiel auf einer Insel besonders gut auskennt. So bekommt die Sendung mehr Tiefe und Abwechslung. Fernweh ist ein sehr spezielles Sendeformat, von der Grundidee einfach, aber auch offen – das ist das Tolle daran. Soll Fernweh also eine Art verfilmte Reise sein, wie sie auch jeder Zuschauer erleben könnte? Das wäre natürlich das Ideal, aber völlig authentisch kann Fernsehen niemals sein. Auch wir reisen immer mit dem Hintergedanken, ob etwas fernsehtauglich ist. Aber im Gegensatz zu vielen Touristiksendungen, die immer nur das Schöne und Erwartete zeigen, verarbeiten wir auch Ungeplantes und Missgeschicke. Das geht von eigenen Unzulänglichkeiten wie einer Magenverstimmung bis hin zu der Situation,


Interview

dass bei einer Schifffahrt die gesamte Schiffscrew sternhagelvoll war. Ein andermal sind wir bei der Suche nach einer Schatzinsel zwischen Samoa und Tonga in einen riesigen Sturm geraten. Das kleine Sportfischerboot wurde umhergeworfen, der Funk war weg, nichts hat mehr funktioniert. Das war alles andere als lustig – aber es findet in der Sendung genau so statt. Insofern sind wir schon recht nahe am echten Reisen dran. Im Januar hat ein schweres Erdbeben Haiti erschüttert, Hunderttausende kamen ums Leben. Wird Fernweh über Haiti berichten? Darüber haben wir intensiv diskutiert und debattiert. Es gibt zwei Ansätze, die beide vertretbar sind. Der eine ist, dass Fernweh als Reisereportagesendung dort nichts verloren hat, schon weil derzeit niemand nach Haiti reist, Touristen wird offiziell abgeraten. Der andere Standpunkt lautet, dass man beim Thema Karibik Haiti nicht aussen vor lassen darf, weil die Situation nach dem Beben viele Menschen interessiert und weil es gerade einige Monate nach der Katastrophe viele journalistisch spannende Geschichten und Fragestellungen gibt. Wie baut man ein Land neu auf? Wie setzt man all die Hilfsgelder ein? Wir haben uns nach Rücksprache mit einigen Leuten vor Ort dafür entschieden, nach Haiti zu reisen. Vor Ort besuchen wir zum Beispiel eine Filmschule, die vom Erdbeben total zerstört wurde, und zeigen, wie die angehenden Filmemacher die Tragödie dokumentiert haben. Die Randbereiche des Reisejournalismus sind dir nicht fremd: 2006 hast du mit einer frechen Zeitungsreportage über verschnarchte deutsche Städte, «in denen man nicht gewesen sein muss», massive Proteste in ebenjenen Städten provoziert … In Deutschland sollte ich eine radikal subjektive Reportage über Stadtführungen machen. Da kann es halt passieren, dass das Wetter schlecht ist und man die freundlichsten Bewohner nicht gerade als Erste trifft, sondern etwas ganz anderes. Aber es ist eine Momentaufnahme, in dem Moment eben auch sehr ehrlich. (Anm. der Redaktion: Monas Text begann mit dem schönen Satz «Ein Penner, der durch den offenen Hosenschlitz sein Gemächt richtet, das ist das Erste, was ich von Kassel sehe.») Im letzten Winter wiederum wurdest du für eine Dok-Serie über das mondäne St. Moritz kritisiert, weil du als «staunendes Schneewittchen der Dekadenz den Hof» gemacht hättest. Ich bevormunde unsere Zuschauer nicht, indem ich ihnen sage, wie sie was zu interpretieren oder zu empfinden haben. Das unterscheidet unsere Sendung von einem politischen Reportagemagazin, wo es auf exakte Fragen und Antworten ankommt – oder vom Thesenjournalismus, der die Meinung des Berichterstatters mit passenden Fakten belegt. Auch bei SF Spezial gehen wir häufig so heran, dass wir fragen: Das Klischee ist soundso, aber wie sieht es denn wirklich aus? Dabei lassen wir uns gerne auch mal überraschen oder widerlegen. Warum dann die Aufregung über die Millionärs-Reportage? Bei diesem Thema hat wohl mancher Kritiker erwartet, dass wir da automatisch verurteilend herangehen – weil diese Leute Geld haben und es auch zeigen. Aber ist jemand ein Idiot, nur weil er Geld hat? Was ist denn das für eine Haltung? Ich begegne jemandem, der wenig Geld hat, ja auch nicht automatisch mitleidig. Als Journalistin interessiert mich die Haltung, mit der jemand im Leben steht. Ich gehe dorthin mit einem gesunden Interesse und stelle Fragen. Was dann am Ende

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bei den Zuschauern rüberkommt, ob sie jemanden sympathisch finden oder zumindest nachvollziehen können, warum die Person so lebt – das sollen die Zuschauer selbst entscheiden. Wie wichtig sind Klischees für deine Arbeit? Ganz wichtig! Klischees sind die Erwartungshaltungen, mit denen wir alle reisen. Niemand ist frei davon. Aber man muss die Klischees ja nicht zementieren, sondern kann sie überprüfen, variieren; von ihnen ausgehen, dann aber weiterdenken. Genau das ist ja auch das Spannende am Reisen.

Eine Moderatorin, drei VJs – mehr braucht Fernweh nicht.


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Interview

Fernweh ist Teamwork Mit Mona Vetsch unterwegs ist ein kleines Team von Video­ journalisten (VJs). Jeder VJ arbeitet autark mit einer hochmodernen HD­Kamera, ist also Reporter, Kamera­ und Tonmann in einem. Der unkonventionelle Arbeitsstil verlangt dem Team einiges ab, ermöglicht aber erst die Leichtigkeit und Spontanität, die Fernweh ausmacht.

Caroline Wirth, 39, ist seit vier Jahren bei Fernweh. «Als VJ bist du überall dabei, von der Kreation der Idee über den Dreh bis zum Schnitt. Das ist das Tolle daran.» Die Karibik hat sie positiv überrascht: «Ich war noch nie dort und hatte nur blaues Wasser, weisse Strände und Touristen erwartet. Aber es ist unglaublich vielfältig und wunderschön auf den Inseln – und die Leute sind so nett!»

Sara Leuthold, 35, ist neu im Team und war zuvor Korrespondentin in der Westschweiz und im Bundeshaus. Bereits zu früheren Fernweh-Sendungen hat sie Beiträge geliefert und vorab ein Karibik-Thema bearbeitet: «Es geht um einen Revolutionsführer und die sozialen Spannungen auf Guadeloupe. Dabei konnte ich meine Erfahrung als Politikjournalistin einbringen. Der Beitrag wird in eine Fernweh-Folge eingebaut.» Bei der zweiten Recherche-Reise ist Sara erstmals als VJ dabei: «Das wird sicher anstrengend, aber ich freue mich auf die strenge Arbeit und das Teamwork.»


Interview

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Markus «Make» Storrer, 39, ist seit sieben Jahren bei Fernweh und kennt alle Höhen und Tiefen: «Manchmal ist es schon wild – wenig zu essen, irgendein Kabäuschen zum Übernachten oder überhaupt kein Schlaf. Auf Spitzbergen haben wir einmal Eisbären gesucht und ich bin, unbemerkt von den anderen, mit dem Schneetöff eingebrochen. Ich ging langsam unter und hatte auch noch Angst vor den Bären. Dann kam Martin zurück – allerdings überlegte er zuerst, ob er nun helfen oder filmen soll.» Martin Schilt, 39, trägt ein Foto von Clark Kent auf seinem SF-Ausweis und ist Redaktionsleiter von Fernweh: «Seit zehn Jahren experimentieren wir mit diesem wunderbaren Format, es ist wie ein kleines Labor. Wir versuchen, authentisches Fernsehen zu machen. Keiner rollt uns den roten Teppich aus, wir zeigen einfach, was wir erleben. Fast jedenfalls: Wenn ich damals Make in seinem Wasserloch gefilmt hätte, wäre er mir wohl an die Gurgel gegangen.»


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«Der Tourismus zerstört das, was er sucht, indem er es findet», hat Hans Magnus Enzensberger gesagt. Welche Rolle spielt dabei der Reisejournalismus? Das ist eine Problematik, der man nicht ausweichen kann. Natürlich machen wir nicht hemmungslos Reklame zum Beispiel für ökologisch heikle Gebiete. Manchmal kann man sogar positive Entwicklungen unterstützen. Aber letztendlich sind wir ebenso Teil des Systems wie jeder Urlauber. Was meinst du mit positiven Entwicklungen? Auf Trinidad gibt es zum Beispiel einen riesigen Mangrovensumpf, der ein sehr beliebtes Jagdgebiet war. Ein Einheimischer hat sein Geld damit verdient, indem er Jäger dorthin führte. Aber dann stellte er fest, dass die Leute noch lieber kommen, um einfach die Natur zu geniessen. Dann wurden die Jagdgesetze immer strenger und sein Sohn beschloss – aus rein wirtschaftlichem Interesse – umzusatteln. Er erkannte im Erhalt des Mangrovensumpfes ein grosses Kapital, schützte das Gebiet vor Ölbohrungen und Massentourismus und hat so eine sehr nachhaltige Art

von Umweltschutz aufgezogen. Darüber kann man berichten und einen Weg aufzeigen, der Tourismus und Ökologie unter einen Hut bringt. Gibt es unberührte Paradiese, über die man nicht berichten darf? Ich fürchte: nicht mehr. In jedem Winkel der Welt gibt es Fernsehen, selbst die Ärmsten wissen genau, wie anderswo gelebt und konsumiert wird. Alle möchten ein Stück vom Kuchen abhaben. Diesen Menschen zu erzählen, dass sie ihr «ursprüngliches» Leben nicht verändern dürfen, wäre einfach weltfremd. Da müssen wir uns eher an der eigenen Nase packen und überlegen, was für Reisen wir buchen, für was wir vor Ort Geld ausgeben. Ist «korrektes Reisen» überhaupt möglich? Selbstverantwortung ist wichtig. Trotzdem kommt man nie aus dem Dilemma heraus, ob man etwa einem hungernden Strassenkind spontan Geld gibt – oder eben nicht, weil man ja so das Betteln unterstützt und die Schulbildung unterläuft. Natürlich kann man sich nach einem Strassenkinderhilfsprojekt erkundigen und dieses finanziell unterstützen. Aber ich glaube, beim Reisen geht es tatsächlich auch darum, dass man sich solchen Konflikten aussetzt. Immer wieder gibt es diese Situationen, in denen man sich nicht wohlfühlt und nur denkt, wie krass das ist und wie unfair. Man kann sich fragen, warum es auf unserer Welt dieses enorme Ungleichgewicht gibt. Ich denke, man tut gut daran, dort zu sein und sich auch mal schlecht zu fühlen – ohne immer gleich eine Rechtfertigung für sich zu suchen. Die Fernweh-VJs sagen, die Sendung sei mit einer «normalen Moderatorin» gar nicht machbar, schon weil man den Stress und Staub des Reisens aushalten muss. Profitierst du da von eigenen Traveller-Erfahrungen? Eigentlich nicht. Mit 16 haben eine Freundin und ich die typische Interrail-Tour gemacht, nach Schottland und

Fundstück auf Martinique: der «Canton de Suisse».

«Wir zeigen auch Ungeplantes und Missgeschicke – von der eigenen Magenverstimmung bis zur sternhagelvollen Schiffscrew, bei der wir mitfahren sollen.»


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Interview

Um hinter die Kulissen der Urlaubsparadiese zu blicken …

Irland. Aber da lernt man auch schon viel: Einmal blieb der Zug mitten in den Highlands stehen. Nach drei, vier Stunden sind wir einfach losmarschiert, natürlich im strömenden Regen, und fanden irgendwann in der Nacht ein völlig überfülltes Bed & Breakfast. Die Wirtin schlug die Händ e über dem Kopf zusammen, erbarmte sich aber. Wir durften unter dem Küchentisch schlafen, dem letzten freien Platz. Das war der heimeligste Ort der Welt, und ich hatte mich noch nie so dankbar gefühlt. In so einer Situation merkst du, wie gastfreundlich jemand ist. Meine erste heftige Reise ausserhalb Europas war dann schon fürs Fernsehen: eine Sendung über Indien. Müssen die Dinge schiefgehen, damit es interessant wird? Eine missglückte Reise ist eine, bei der du nur das erlebst, was du erwartet hast. Die Geschichten, die hängenbleiben und die du später erzählst, sind die, bei denen du erst mal am Fluchen warst und gedacht hast: Jetzt geht‘s nicht mehr weiter! Dann musst du auf Menschen zugehen, oft auch um Hilfe bitten. Man lernt wildfremde Leute kennen, mit denen man sonst nichts zu tun hätte. Nicht selten wird dann aus Frust ein positives Erlebnis.

… geht «Fernweh – In der Karibik» auf die Menschen zu.

Gibt es etwas, was du auf all deinen Reisen immer dabei hast? Mein Reisetagebuch. Unsere Drehtage sind so lang und intensiv, dass ich viele Details schnell vergessen würde. Unser Chef Martin hat die Gottesgabe, dass er im Auto, im Schiff und in jeder kleinen Wartesituation sofort schlafen kann. Sobald sein Kopf zur Seite sinkt, nehme ich mein Buch und schreibe alles auf.

4-Seasons Info 2004 – La Strada: Thema Traum­ strassen – Martin Schilt berichtet aus Island, Beat Bieri erkundet den Ho­Chi­Minh­Pfad und Mona Vetsch trampt zum Nordkapp.

Fernweh gegen Fernweh 2010 geht die beste Reisesendung im deutschsprachigen Fernsehen zum siebten Mal auf Tour. Auch die früheren Fernweh-Staffeln sind sehenswert – sie stehen grösstenteils online zur Verfügung.

Die neue Staffel Fernweh – In der Karibik … läuft vom 16. Juli bis 27. August 2010 immer freitags um 20:50 Uhr auf SF 1 und am gleichen Tag auch auf HD Suisse (Uhrzeit noch offen). Wieder holungen: dienstags 11:00 Uhr, samstags 1:55 Uhr und 15 Uhr.

Die früheren Staffeln 2009 – In den Alpen: Statt Mona Vetsch, die eine Babypause ein­ legte, präsentieren sieben bekannte Gesichter des Schweizer Fernsehens sieben Folgen über das vielfältigste Gebirge der Welt. 2008 – Rund ums Mittelmeer: Von Gibraltar geht es mit Mona Vetsch über Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Israel, Syrien, die Türkei, Griechenland und die Balkanländer nach Italien, Frank­ reich und zurück nach Spanien. 2007 – Die schönsten Eisenbahnstrecken der Welt: Bitte zustei­ gen – das Fernweh­Team fährt mit weltberühmten Zügen wie dem

«Patagonien­Express», aber auch mit polnischen Schmalspurbahnen und der berüchtigten S­Bahn von Tokio. 2006 – Der Traum von der Insel: 130.000 Inseln gibt es auf der Erde – auf vielen davon suchen Men­ schen ihr Glück. Die Geschichten reichen von der Aussteiger­Insel im Genfersee bis zu Tuvalu, dem Ei­ land, das sein Internetkürzel «.tv» für 50 Mio. Dollar verkaufte. 2005 – Einmal im Leben: Reisen bedeutet die Verwirklichung von Träumen – ein wunderbares Repor­ tagethema. Fernweh begleitet Pilger, Velofahrer und Familien­ forscher. Und Mona Vetsch will unbedingt einem Eisbären gegen­ überstehen …

Fernweh online Auf www.sf.tv «Fernweh» in die Suche eingeben – schon hat man Zugriff auf das Sendungsarchiv, Ma­ king­of­Dokus, Monas Tagebücher, kann Facebook­Fan werden oder einen hervorragenden Online­Kurs für Hobbyfilmer absolvieren. Fernweh & Transa Fernweh­Redaktionsleiter Martin Schilt: «Transa und Globetrotter sind unsere zwei Hauptsponsoren. Es sind aber eher Partner als Geld­ geber. Globetrotter zum Beispiel organisiert alle unsere Reisen. Von Transa bekommen wir erstklassiges Equipment – jeder Traveller weiss, was das wert ist. Auf Spitzbergen zum Beispiel waren wir extrem dankbar, dass wir Mona in einen Schlafsack stecken konnten, der bei minus 60 Grad noch warm gibt.»


„STEIGST DU NICHT AUF DIE BERGE, SO SIEHST DU AUCH NICHT IN DIE FERNE.“

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Aktuell

Gut zu wissen: Hier ist man im Wanderland.

Schrittgeschwindigkeit für alle Weit mehr als 60.000 Kilometer umfasst das Netz der Schweizer Wanderwege. Der gleichnamige Verband sorgt für perfekten Service – und wird von der Transa unterstützt.

ine Bergwanderung auf der Klausenpassstrasse war schon um 1930 nicht mehr ganz zeitgemäss. Damals kam der Lehrer Jakob Ess beim Wandertag kräftig ins Schwitzen – wenige r wegen der Anstrengung, als vielmehr aus Angst um seine Schüle r. Er erkannte: Fussgänger, die sich in Schrittgeschwindigkeit erhole n wollen, sollten das in Zukunft besser auf ihren eigenen Wegen machen. Dafür setzte er sich in den kommenden Jahren ein. Zusammen mit seinen Mitstreitern gründete er schliesslich am 15. Dezember 1934 den nationalen Wanderweg-Verband. Es war also der Autoverkehr, der das Wandern als moderne Freizeitaktivität in der Schweiz begründete … Die Autos sind in den letzten 80 Jahren nicht weniger geworden. Die Wanderer allerdings auch nicht. Es gibt in der Schweiz etwa 1800 Kilometer Autobahnen, aber

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insgesamt mehr als 60.000 Kilometer Wanderwege. Rund zwei Millionen Schweizer, ein Drittel der gesamten Wohnbevölkerung, packen in der Freizeit regelmässig den Rucksack und gehen los. Weil sie als Fussgänger mehr vom Land sehen: Berge und Almen, Wälder und Städte, Seen, Gletscher und die unzähligen Zeugnisse der grossen Kulturgeschichte. Neben dem neuen WanderwegVerband präsentierte der speditive Jakob Ess anno 1934 auch bereits das farbenkräftige Symbol der neue n Verkehrsberuhigung – den gelben Wegweiser mit der schwarzen Schrift. In der ganzen Schweiz leitet er die Wanderer seitdem sicher zu ihren Zielen. Wie viele dieser Wegweiser heute zwischen Matterhorn und Bodensee stehen? Sehr viele … Wanderwege, Bergwanderwege, Alpinwanderwege und Winterwanderwege, dazu auch noch

«spezielle Routen»: Diese ganze Infrastruktur wird nicht nur permanent gepflegt, sondern nun auch digitalisiert – um das dicht geknüpfte Wegenetz effektiver zu verwalten und nicht zuletzt, um den Wanderern in Zukunft individuelle Tourenprogramme zusammenstellen zu können. Seit dem 1. März 2010 haben die Schweizer Wanderwege nun auch einen höchst kompetenten

Partner an ihrer Seite: die Transa Backpacking AG, führende Anbieterin von Wanderausrüstung in der Deutschschweiz. Das macht sich für Gönnerinnen und Gönner des Verbands Schweizer Wanderwege bezahlt: Sie erhalten neben anderen Vergünstigungen 10 % Rabatt in Form fünffacher TransaPunkte in allen Transa-Läden und 10 % Rabatt im Transa-Webshop (www.transa.ch).

Info: Schweizer Wanderwege, Monbijoustrasse 61, Postfach, 3000 Bern 23, Tel. 031/3701020 www.wandern.ch (Schweizer Wanderwege) www.wanderland.ch (Wanderland Schweiz)

Schweizer Wandernacht Ein ganzes Volk wacht auf, wenn andere schlafen gehen – bei der fünften Schweizer Wandernacht am 26./27. Juni 2010. Seine Teilnahme fest zugesagt hat der Vollmond: Er wird am Himmel mitwandern, egal ob man ihm dabei zusehen kann oder nicht. Fest steht auch, dass im ganzen Land die Schuhe geschnürt werden. Alle Wanderweg-Fachorganisationen, Tourismusverbände sowie lokale Anbieter sind eingeladen, eigene Angebote zur Wandernacht zu gestalten und über das Internetportal zu kommunizieren. Mehr unter www.wandernacht.ch.

Fotos: Schweizer Wanderwege (2)

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Ab aufs Wasser In einem Kanu übers Wasser gleiten: Wer das einmal erlebt hat, kommt meist nicht mehr so schnell davon los. Im Sommer kann man die Welt der Paddler bei mehreren Events kennen lernen. «Vom Bodensee zur Bregenzer Ache» heisst ein Paddelkurs, den die Kanuschule Versam vom 3. bis 6. Juni während der «Bregi-Days» in Vorarlberg anbietet. Das Paddlertreffen (mit Testival, Workshops und Filmabenden) und die Paddelschule bieten Einsteigern die Gelegenheit, das WildwasserHandwerk in einem viertägigen Crashkurs zu erlernen. Kosten: 541 CHF inkl. Ausrüstung. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, also rasch anmelden unter www.kanuschule.ch/bregi.

Wer es lieber ruhiger mag, kann sich zur kostenlosen «SKV KanuTour» des Schweizerischen KanuVerbandes melden (5. 6. in Grenchen, 15. 8. in Solothurn). Infos: www.swisscanoe.ch/site/breitensport/kanu_tour/index.php. Last but not least: Auch Transa bietet von Basel aus regelmässig geführte Kanutouren im Elsass an, zur Wahl stehen Tages-, Wochenend- und Mehrtagestrips. Detaillierte Infos und Anmeldung im Shop oder online unter www. transa.ch/de/touren.html.

Wasserspiele bei den «Bregi-Days».

«2 Grad» – die Ausstellung Das Wetter, der Mensch und sein Klima: Ansichten und Analysen einer schicksalhaften Dreiecksbeziehung.

lle reden vom Klima, aber viele meinen das Wetter. Worin der Unterschie d besteht und ob der nächste schwere Sturm vom Klimawandel zeugt oder einfach nur eine Laune des herrschenden Wetters ist, will die Ausstellung «2 Grad» in Basel erklären. Auf 1500 Quadratmeter Fläche werden über 250 Exponate aus aller Welt zu sehen sein, dazu Filme und eine Laserprojektion. Übrigens: Zwei Grad Celsius gilt bei den meisten Klimaexperten als der kritische Wert: Stiege die globale Durchschnittstemperatur stärker an, könnte sich das Leben auf der Erde einschneidend verändern. 21. August 2010 bis 20. Februar 2011 Kunstfreilager Dreispitz, Florenzstrasse 1, Tor 13, 4023 Basel Info: www.2grad.ch

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Aktuell

Jubeln, bis die Luft wegbleibt Am 13. Mai 1960 wurde der Dhaulagiri (8167 m) zum ersten Mal bestiegen. 50 Jahre später ist eine Jubiläumsexpedition zum «Schweizer Achttausender» aufgebrochen. u sechst sind wir auf dem Gipfel. Es gibt keine Freudenausbrüche, aber stilles Glück leuchtet aus den Augen aller.» So klingt das, wenn Eidgenossen im höchsten aller Gefühle schwelgen. Wenn sie zum Beispiel einen «jungfräulichen» Achttausender zum ersten Mal bestiegen haben. Peter Diener schrieb diese Worte in das Tagebuch der Schweizer Dhaulagiri-Expedition 1960. Er hatte zusammen mit fünf anderen Bergsteigern – unter ihnen auch der Österreicher Kurt Diemberger und zwei Sherpas – am 13. Mai den noch nie zuvor betretenen Gipfel des 8167 Meter hohen Dhaulagiri, rund 200 Kilometer nordwestlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, erreicht. 50 Jahre später sollen die Augen wieder glücklich leuchten: Zum Jubiläum haben Kobler & Partner aus Bern, Spezialisten für die ganz grossen Berge, eine besondere Expedition auf die Beine gestellt. Der Dhaulagiri, siebthöchster Berg der Erde, war 1960 der vorletzte

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noch nicht bestiegene Achttausender. Und damals wie heute ist der «Weisse Berg», wie er in der Übersetzung heisst, für manche auch der schönste. «Für mich ist der Dhaulagiri immer ein Traumberg gewesen», sagt Richard «Richi» Bolt, Jahrgang 1969. Ein halbes Jahrhundert nach der Erstbesteigung leitet der Bergführer die Jubeltour zum «Schweizer Achttausender» . Auch das Schweizer Fernsehen ist dabei. Es produziert einen knapp einstündigen Beitrag über die Expedition, der voraussichtlich Mitte September ausgestrahlt wird. Die spektakulärsten Bilder aus der «Todeszone» und – hoffentlich – vom Gipfel sollen zwei erfahrene Kameraleute aus Nepal mit nach unten bringen, unter ihnen der Sherpa Tshering Palden, der für die SF-Dokumentation «Sherpas – Die wahren Helden am Everest» (2009) schon auf dem Gipfel des höchsten Berges der Welt gedreht hat. Apropos wahre Helden: Ein weiteres Kamerateam des SF begleitet

Bikestationen.eu / Bikeregionen.eu / Bikehotels.eu

So sehen Erstbesteiger aus: Peter Diener (links) und Ernst Forrer 1960 auf dem Dhaulagiri.

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Fotos: zVg Richi Bolt

Beim Aufstieg zum Dhaulagiri (im Bild der Nordostsporn) unterstützte eine Pilatus Porter PC-6 die Erstbesteiger bis hinauf auf 5700 Meter.

zur gleichen Zeit Ernst Forrer, Albin Schelbert und Hugo Weber auf ihrem Weg um den Dhaulagiri. Sie hatten 1960 ganz oben gestanden, nun werden sie, rüstige Herren um die 80, im Angesicht des weissen Riesen vor der Kamera über ihre damaligen Erlebnisse berichten. Das bereitet natürlich auch dem Expeditionsleiter viel Freude. «Was die Burschen damals geleistet haben, ist schon unglaublich», sagt Richi Bolt. «Wir veranstalten dagegen ja eine Pauschalreise …» Tatsächlich konnte man die Tour auch beim deutschen Anbieter Hauser Exkursionen buchen – 45 Tage Dhaulagiri-Expedition zum Preis von 9420 Euro beziehungsweise 14.600 Franken. Die «Pauschaltouristen» kommen aus der Schweiz, aus Österreich, Südtirol und Deutschland: zwei Frauen und zehn Männer, vier davon mit Bergführer-Diplom, die meisten mit 8000er-Erfahrung. «Das ist schon ein starkes Team»,

bestätigt der Expeditionsleiter. «Jetzt kommt es halt vor allem auf das Wetter an.» Und das ist am Dhaulagiri schwer auszurechnen. Gefürchtet sind vor allem die Höhenstürme, die in den 1950erJahren mehrere Erstbesteigungsversuche vereitelten. In jedem Fall wird das Jubiläumsteam die Route der Erstbesteiger über den Nordostsporn versuchen, eine anspruchsvolle, wenn auch nicht extreme Kletterei in kombiniertem Gelände – und eben in sehr dünner Luft. Dass die Reisegesellschaft am Ende den Gipfel erreicht, ist also recht gut möglich, aber längst noch nicht ausgemacht. Und ob der Sauerstoff da oben noch zum Jubeln reicht, steht sowieso auf einem anderen Blatt.

Alle Infos und aktuelle Berichte zur Jubiläumsexpedition auf den Dhaulagiri gibt es unter www.kobler-partner.ch.


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Aktuell

«Die Welt ist wie ein Buch … ... und die, die nicht reisen, lesen nur eine Seite.» Vier Transa-Mitarbeiter erzählen von ihren Touren.

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Silvia Michel (27) Verkaufsberaterin bei Transa Luzern

Herzliche Menschen, eindrückliche Kulturen, interessante Geschichten, farbige Märkte, wunderbare Landschaften und interessante Begegnungen… Dem Fremden ganz nahe zu kommen: Das ist es, was für mich die Faszination am Leben als Backpacker ausmacht – ganz egal, wohin mich meine Reisen führen. Aber nach allen Erfahrungen, die ich dabei gesammelt habe, kann ich sagen, dass Asien es mir besonders angetan hat. Warum? Ein Blick ins Gesicht des Mädchens, dem ich in Kambodscha begegnete, gibt die Antwort: Die Schweiz begegnet «Lächle der Welt zu Kambodscha – und und staune, wie sie beide lächeln. antwortet.»

Mark weiss, wo es auf alpinen Wegen weitergeht.

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Auf Einladung unseres Zeltlieferanten Hilleberg war ich im Februar 2009 in Schweden – und eine Woche lang mit temperamentvollen Schlittenhunden unterwegs. Das war grossartig und ungewohnt: Vor zehn Jahren hatte ich bei der Transa in St. Gallen als Velo-Mechaniker angefangen. Und nun hatte ich es also nicht mehr mit grobstolligen Reifen und zackigen Zahnkränzen zu Heulen muss tun, sondern mit weichen Pfoten und man auch neugierigen Nasen. erst lernen.

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Robi Wehrli (44) Filialleiter bei Transa St. Gallen

Mark Whiting (37) Interne Schulungsleitung

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Christa Sommer (37) Verkaufsberaterin bei Transa Bern

Ein ganzes Jahr lang war ich einmal in Afrika, meiner liebsten Reisedestination, unterwegs: mit Gleitschirm und Zelt quer durch Südafrika, Namibia und Botswana. Bei der letzten Reise habe ich allerdings den Gleitschirmsack durch eine Kindertrage – mit Tochter! – ersetzt. Und die Reise ging dieses Mal nicht nach Afrika, sondern nach Neuseeland. Im Abel Tasman National Park zogen wir von Bucht Mit Kindertrage zu Bucht und genossen die im Abel Tasman herrlichen Aussichten. National Park.

Wo immer ich unterwegs bin, in den Schweizer Bergen (wie hier an der Sulzfluh im Rätikon) oder auf dem französischen Jakobsweg, und ganz egal, ob meine Reisen in die europäischen Länder führen, nach Afrika oder nach Asien: Immer steht bei mir der Mensch im Mittelpunkt – und wie er sich sein Leben in der Natur einrichtet, ohne sie zu beeinträchtigen. Darum kann ich mich auch mit der Transa und ihrer Philosophie so gut identifizieren. In meiner Funktion als Schulungsverantwortlicher komme ich mit allen Mitarbeitenden der Transa in Kontakt. Ich geniesse das Privileg, die Natur als Schulungsund Entwicklungsraum nützen zu können. Was will ich mehr?


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Öffnungszeiten MO bis FR: 12.00 bis 19.00 Uhr SA: 10.00 bis 17.00 Uhr

Öffnungszeiten MO bis FR: 09.00 bis 19.00 Uhr DO: 09.00 bis 20.00 / SA: 09.00 bis 17.00 Uhr


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Aktuell

+++ Newsticker +++

Creux du Van über dem Neuenburgersee – eines der Schweizer Top-Wanderziele.

Foto: swiss-image.ch/Roland Gerth

Transa ist die hundertste «pro clima» Geschäftskundin der Post: Als die Transa Ende 2009 ihren Webshop öffnete, unterstrich sie auch ihre jahrelangen Bemühungen um Umweltverträglichkeit: Alle Briefe und Pakete werden klimaneutral Chefsache: Philipp über den «pro clima» Schnell (Transa, links) Versand der Post abge- und Jürg Bucher (Post) wickelt. Der garantiert, dass der CO2-Ausstoss jeder Beförderung in vollem Umfang kompensiert wird: durch Investitionen in ausgewählte Klimaschutzprojekte oder hochwertige Emissionszertifikate. Weil die Transa die 100. «pro clima» Geschäftskundin ist, erhielt sie von der Post rund 2000 Franken Beiträge für 2010 gutgeschrieben – Geld, das sie an einen langjährigen Partner weiterreicht: Die Interessengemeinschaft Bus Alpin befördert Freizeitsportler und Erholungssuchende seit 2006 umweltverträglich in die Bergregionen.

Das schöne Dutzend: «Top12-Wanderungen» Ob es sich wirklich um die zwölf attraktivsten Wanderungen in der ganzen Schweiz handelt? Im «Jahr des Wanderns 2010» kann man das auf den eigens signalisierten Routen nachprüfen.

ie zwölf Wanderungen, die von Schweiz Tourismus zum «Jahr des Wanderns 2010» präsentiert werden, erschliessen einen höchst ansehnlichen Querschnitt der Schweizer Naturschönheiten: von den Hochgebirgskulissen im Wallis über den seenreichen Jura bis zu den Kastanienwäldern im Tessin. «Top» ist zum Beispiel der Rebenweg im UNESCO-Welterbe Lavaux im Genferseegebiet, der Aletsch-Panoramaweg über dem grössten Alpengletscher – ebenfalls UNESCO-Welterbe –, der Eiger-Trail unter der berühmten EigerNordwand, der Weg der Schweiz am Vierwaldstättersee, die Tour durch das Verzascatal im Tessin und der Nationalpark-Trail in Graubünden.

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Der Wanderfinder auf der Homepage von Schweiz Tourismus – Adresse siehe unten – liefert auch noch Infos zu 20 weiteren Gala-Routen, mit den Strecken- und Höhenprofilen, mit zoombaren Karten und direkten Links zu den einzelnen Routen auf Google Earth. Daneben gibt es kulinarische Tipps, GPS-Daten und eine kostenlose App für das iPhone zu sämtlichen 32 ausgewählten Wanderungen. Auch in analoger Form sind die Tipps für Wanderer zu haben, und zwar in der Broschüre «Wanderverführer». Wer online ist, bekommt aber mehr: Insgesamt bietet der neu konzipierte Wanderfinder rund 280 detaillierte Tourenvorschläge.

Info: www.myswitzerland.com/de/erlebnisse/wandern.html. Der Veranstaltungskalender auf myswitzerland.com/events listet zusätzlich sämtliche Wanderevents auf.

Unter den Dächern von Zürich und Basel: TransaZeltausstellungen präsentieren die beste Ausrüstung für das Leben unter freiem Himmel. Von der spartanisch ausgestatteten Einzelzelle bis zur luxuriösen Familienvilla: Hier gibt es Zelte in allen Grössen und Gewichtsklassen zu sehen – und mit zehn Prozent Ausstellungsrabatt zu kaufen. Auch Campingmobiliar und diverses Zubehör kann man ausprobieren, und zwar in Zürich (15./16. Mai, 10–16 Uhr), Quartierhof Weinegg, Weineggstrasse 44, und in Basel (28. Mai,12–18.30 Uhr; 29. Mai, 9–17 Uhr; 11. Juni, 12–18.30 Uhr, und 12. Juni, 9–17 Uhr), Transa Basel, Aschengraben 13. Outdoor-Hauptstadt Zürich: Die Spannung steigt. Auf dem Sihlpost-Areal am Hauptbahnhof entsteht zur Zeit der neue Transa Flagship Store, der im Herbst 2012 seine Tore öffnet. Doch Zürich wird schon im Sommer 2010 zum Nabel der Schweizer Outdoor-Welt: Am 10. Juni werden das Transa-Outlet sowie der Jack-Wolfskin-Store eröffnet und am 14. Juni 2010 der neue Transa-Schuhladen. Die bestehenden Läden – Transa Travel & Outdoor und Transa Bike – gibt es natürlich weiterhin. Wie man sich da zurechtfinden soll? Schau auf Seite 25 nach!


Foto: J. Zumbühl

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Projekte

Text & Fotos Thomas Zwahlen

Bei schönem Wetter zieht die Schule auf die grüne Wiese.


Projekte

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Schule der Nomaden

Schön ist das Nomadenleben – und ganz schön kompliziert: Kleine Nomaden, die in der Stadt zur Schule gehen, sind zwar irgendwann gross, dann aber oft keine Nomaden mehr. Das ist auf den hohen Weiden von Kharnak, im indischen Himalaya, heute anders: Dort können die Kinder bei Heim und Herde bleiben – und die Schule kommt mit.


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Projekte

Im Abendland. Vier bis acht Menschen leben in so einem Zelt.


Projekte

Moderne Sitten: Die Kinder von Kharnak gehen zur Schule.

Alte Tradition: An die 1000 Yaks ziehen auf die Weide.

Die traditionelle Lebensweise hat sich jahrhundertelang nicht geändert. Sieben bis acht Mal pro Jahr brechen die Nomaden ihr Lager ab und ziehen weiter zu neuen Weidegrßnden.

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Projekte

Eine alte Kultur bricht zu neuen Ufern auf.

Idylle und Existenzkampf liegen dicht nebeneinander.

auch steigt aus den Zelten, die Luft ist erfüllt vom Meckern der Ziegen. Riesige Yaks blinzeln ins Licht der Sonne, die über die Bergspitzen steigt. Der sechsjährige Dorje sieht und hört heute nichts von alledem. Er spürt auch nicht den eiskalten Wind, der über das Hochplateau fegt. Warm in seinen Schaffellmantel gehüllt, hüpft er voller Vorfreude auf den heutigen Tag an der Hand seiner Mutter durchs Zeltlager. In der Nacht hat er vor Aufregung kaum schlafen können. Heute ist sein erster Schultag. Dorje gehört zu einer der Nomadenfamilien, die mit ihren Schaf-, Ziegenund Yakherden das Gebiet von Kharnak durchstreifen. Die Region liegt in Ladakh, einem kleinen, ehemaligen Königreich im indischen Himalaya an der Grenze zu Tibet. Es ist eine karge und einsame Gegend. Dorje wurde in einem Nomadenzelt geboren, das Lager ist seine Heimat. Sieben bis acht Mal pro Jahr brechen die Nomaden ihr Lager ab und ziehen weiter zu neuen Weidegründen. Dorje möchte wie sein Vater Nomade werden und die Herden übernehmen, wenn er alt genug ist. Diese Lebensweise hat sich jahrhundertelang kaum verändert, doch jetzt ist sie in Gefahr. Von den 80 bis 90 Familien, die hier noch vor zehn Jahren lebten, sind 25

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Projekte

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Kharnak: Schafe, Ziegen, ein paar Menschen – und sehr viel Platz.

Leh, der Hauptort Ladakhs, ist 150 Kilometer entfernt. Und die Winter auf dem Hochplateau sind hart. Oft können die Kinder über Jahre hinweg nicht zu ihren Eltern und den Herden zurückkehren. übrig geblieben. Alle anderen wanderten nach Leh ab, in die Hauptstadt Ladakhs. Die Migration hat verschiedene Gründe. Einer der wichtigsten: Es gibt in Kharnak keine Schule. Die Nomaden sind gezwungen, ihre Kinder nach Leh ins Internat zu schicken. Leh ist 150 Kilometer entfernt, die Schulferien sind im Winter – und die Winter sind hart. Oft können die Kinder über Jahre hinweg nicht zu ihren Eltern und den Herden zurückkehren. So erlernen sie auch nicht mehr das Nomadenhandwerk, und den Eltern fehlen die helfenden Hände für die Arbeit. Viele sehen sich gezwungen, ihre Herden zu verkaufen und ebenfalls nach Leh zu ziehen, wo sie aber auf dem Arbeitsmarkt keine Chancen haben. Erst seit wenigen Jahren sieht man bettelnde Ladakhis – fast ausnahmslos Nomaden.

Dorje freut sich. Er darf zu Hause lernen.


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Projekte

Martina, Gian-Andri und Thomas Zwahlen.

Die Zeit eilt – auch im Himalaya. Wie wird Dorje später leben?

Ehrfürchtig nehmen die Kinder ihre ersten Schulbücher entgegen. Dorje zerreisst gleich mal eine Seite und schämt sich. Aber die Eltern und der «Hemis Gyalpo» lachen.

Als Thomas und Martina Zwahlen aus dem Bündner Bergdorf Parpan das Land vor zwölf Jahren zum ersten Mal besuchten, war davon noch nichts zu merken. Mittlerweile haben die beiden Globetrotter insgesamt fast vier Jahre in dieser Himalayaregion verbracht. Sie erlernten nicht nur den ladakhischen Dialekt, sondern sie fanden auch viele Freunde unter der lokalen Bevölkerung und den Nomaden. Und sie wurden zu Augenzeugen der dramatischen Abwanderung. Während monatelanger Aufenthalte in Kharnak, sommers wie winters, reifte eine Idee. Und im letzten Jahr war es schliesslich so weit: Am 24. Juni 2009 öffnete im Lager der Nomaden eine mobile Zeltschule ihre Plane. Zieht das Lager später weiter, kommt die Schule einfach mit. Die Freude darüber war gross, besonders bei Dorje. Sein Vater hätte ihn sonst in diesem Jahr ins Internat schicken müssen. Nun sitzt er zusammen mit zehn anderen Kindern an seinem ersten Schultag im Schulzelt und hört aufmerksam dem Lehrer zu. Das Zelt steht auf einer kleinen, grünen Wiese auf 4500 Meter Höhe. Daneben sprudelt ein Bach. Ehrfürchtig nehmen Dorje und seine Kameraden ihre ersten Schulbücher entgegen. Sie blättern noch etwas unbeholfen darin, Dorje zerreisst gleich mal eine Seite und schämt sich dafür. Aber die Eltern am Zelteingang lachen, und auch der «Hemis Gyalpo» amüsiert sich: Er ist extra für die Eröffnungszeremonie angereist – ein direkter Nachfahre der ladakhischen Königsdynastie und auch heute noch eine der angesehensten und einflussreichsten Persönlichkeiten in Ladakh. Beim anschliessenden Fest führen die Kinder begeistert ihre einstudierten Tänze vor. Dorje ist stolz, den «Schabro» zu tanzen. Das laute Stapfen hallt weit über die Ebene, und die Yaks drehen ihre Köpfe. Erst spät ist das Fest zu Ende. Und Dorje darf in der Nacht wieder davon träumen, in vielen Jahren einmal die Herden des Vaters zu übernehmen. Weitere Infos gibt es online unter www.nomadenschule.ch.

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Reise zur Nomadenschule nach Ladakh In Zusammenarbeit mit Globotrek leitet Thomas Zwahlen ein Trekking zu den Nomaden nach Kharnak im indischen Himalaya. Nächster buchbarer Termin: Juli 2011. Die Globotrek-Tour führt aus dem Industal mit seinen eindrucksvollen buddhistischen Klosteranlagen in sechs Trekkingtagen nach Kharnak, wo man auch die Nomaden und ihre mobile Schule kennen lernt. Richtpreis: 5690 CHF. Inbegriffen sind unter anderem die Flüge ab/bis Zürich,

die Leitung der Reise durch Thomas Zwahlen, Überlandfahrten, Begleitmannschaft während der Trekkingtour, Übernachtungen in Zelten und Gasthäusern, fast alle Mahlzeiten und das Visum. Einen detaillierten Beschrieb der Reise gibt es online unter www.globotrek.ch/reisen/ trekkingreisen?id=170 oder bei Globotrek Neuengasse 30 3001 Bern Telefon: 031/3130010 Mail: info@globotrek.ch.


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Deutschland

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Die Bahn macht mobil.


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Reise

Text Ingo Hübner Fotos Diana Haas


Reise

FAMILIENTREFFEN IN DER SÄCHSISCHEN SCHWEIZ Urlaub mit den Eltern ist so eine Sache: Als Teenager absolviert man ihn eher widerwillig, als Erwachsener hat man meist ganz andere Interessen. Ingo Hübner suchte nach einer Brücke zwischen den Generationen – und fand sie auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge.

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Reise

Da geht‘s rauf? Jawohl, da geht‘s rauf, die Karte irrt bestimmt nicht.


Reise

Klangvolle Erlebnisse: der Sänger und das Felsentor «Kuhstall».

in Foto. Darauf zu sehen: ein blonder Junge, den Mund mit Tomatensosse verschmiert, an einem Tisch. Auf diesem ein Teller Spaghetti. Nackter Oberkörper, Schulranzen auf dem Rücken. Dieser Junge bin ich. Aus irgendeinem Grund besitzt das Foto Kultstatus in unserer Familie. Etwa dreissig Jahre später die szenische Analogie zum Foto: Geburtstag meiner Mutter, jemand hat ihr einen Wanderrucksack geschenkt, weil es die Runde gemacht hat, dass wir im Elbsandsteingebirge wandern werden. Sie setzt ihn auf, was schon ziemlich ausserirdisch erscheint – ich glaube, sie hat noch nie in ihrem Leben einen Rucksack getragen –, sagt: «Wetternei, cool!», beugt sich über den Tisch (der übrigens am selben Platz steht, wo das Kindheitsfoto entstand) und schneidet die Geburtstagstorte an. Weit mehr als nur ein Déjàvu, ist das eine Szene von große symbolischer Kraft für das kollektive Familiengedächtnis. Nach über 30 Jahren wird also die erste Rei se mit meinen Eltern ins Elbsandsteingebirge auf den Malerweg führen. Sie hatten wohlgemerkt vorher mit Wandern nie was am Hut, und nun wollen sie gleich sieben Tage mitmachen – wahrscheinlich habe ich ihnen einfach zu viel davon vorgeschwärmt: Das Elbsandsteingebirge – ein Sehnsuchtsort im wilden Osten, wo sich Menschen in archaischmonumentalen Landschaften verlieren und am Lagerfeuer gemeinsam in die Flammen starren. Wo gescheiterte Vater-Sohn-Beziehungen wortlos gekittet werden, bevor der eine seine letzte Reise antritt. Aber halt, so weit ist der Vater natürlich noch lange nicht, doch planen wir schon so etwas Ähnliches wie eine Familienzusammenführung inmitten einsamer Natur – zumindest unterbewusst. Drei Monate später, der Uttewalder Grund am Uttewalder Felsentor. «Die meisten Reisenden ergreift ein Schauer, wenn sie unter den einge­ klemmten Steinblöcken weggehen, und wenn sie durch sind, sehen sie sich rasch schüchtern um», schrieb der Pastor Carl Heinrich Nicolai in

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seinem 1801 erschienenen «Wegweiser durch die Sächsische Schweiz» über das Felsentor. Seine Beschreibung der Wege vom Liebethaler Grund und durch das Felsentor weiter über die Bastei und den Großen Winterberg mauserten sich bald zur Pflichtlektüre für Reisende und Künstler gleichermassen und begründeten damit die heute als Malerweg bekannte Route. In diesem schriftlichen Zeugnis ist zudem das damals vorherrschende Gefühl gegenüber der Landschaft erkennbar: Noch galt sie als eher schauriger Antiwohlfühlort. Erst in der nun aufkommenden Romantik wird sie, inspiriert vor allem durch die Malerei Caspar David Friedrichs und die seinem Stil nacheifernden Künstler, langsam in eine transzendental angehauchte Sehnsuchtslandschaft umgedeutet. Wie selbstverständlich schiessen sich auch gleich die Eltern auf die düstere Gefühlslage ein: «Was, durch solche Engstellen sollen wir durch, solche steilen Treppen hinab? Und wozu überhaupt, hier ist es doch dunkel, feucht und kalt!» Na gut, das wird erst mal überhört. Als sie in Stadt Wehlen auf dem Marktplatz am frühen Abend einen Cappuccino in der wärmenden Sonne schlürfen, sind sie fürs Erste wieder besänftigt. Eine günstige Gelegenheit, ich preise den morgigen Tag, schwärme von der Bastei und dem Blick übers zerklüftete Land beidseits der Elbe.

Die Aussicht von der Bastei ist «Wahnsinn». «Wahnsinn» ist in unserer Familie das Wort für den Ausdruck grösster Glücksgefühle.

Feindbild dicker August

Doch davor steht der Aufstieg über den Schwarzbergweg. Der Vater ist frohen Mutes, witzelt sogar: «Ob der dicke August sich zum Jagen hier mit der Sänfte hat rauftragen lassen?» Später werden wir zwar erfahren, dass August der Starke trotz seiner Leibesfülle beileibe kein Jammerlappen war, doch im Moment gibt er ein gutes Feindbild zum Aufbau eigener mentaler Wanderstärke ab. Kurz vor dem Plateau geht der Mutter schliesslich die Puste aus. Warum ich ihr nicht verraten hätte, dass der Weg ständig


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Reise

auf und ab gehe, stöhnt sie. «Wir sind im Elbsandstein-G-E-B-I-R-G-E», buchstabiere ich kurz den hinteren Teil des Worts. Vermutlich läuft so beinahe jeder Familienurlaub mit Kindern ab. Auf der Bastei geben sie mir zu verstehen, dass ich ihnen gestern Abend nicht zu viel versprochen hätte, eine Wahnsinns-Aussicht sei das. «Wahnsinn» ist in unserer Familie das Synonym, das für den Ausdruck grösster Glücksgefühle benutzt wird. Trotzdem kommt auf der Basteibrücke noch die Frage, warum wir hier unter Blut,

Schweiss und Tränen hinaufgewandert seien, wenn doch alle anderen Besucher offensichtlich mit dem Auto zur Bastei kämen. «All meine Gedanken, die ich hab, die sind bei dir», dringt ein wohlklingender Tenor aus dem tiefer liegenden Wald. Mit jedem weiteren Schritt hinab wird sein Ton voller. Hinter der nächsten Wegbiegung steht der Sänger, inbrünstig stimmt er immer neue mittelalterliche Lieder an. Die Mutter ist hingerissen, in der nächsten Pause bittet sie Christian, der

erzählt, dass er im Sommer meist singend durch die örtlichen Wälder zieht, um eine Zugabe von «All meine Gedanken». Fortan ist das ihr Lied, nichts scheint sie mehr aus ihrem Wanderrhythmus bringen zu können. Vorbei an der Felsenbühne Rathen und dem Amselsee, wieder rauf in den Wald Richtung Hockstein. Oben ein neues Problem: Als die Mutter und ich im Anblick des Polenztals schwelgen, ich dabei übermütig in Titanic-Manier aufs Geländer der Teufelsbrücke steige und die Arme hochreisse, mahnt der Vater, der zuvor förmlich über die Brücke gerannt war, zur Vorsicht: Ich sei wohl wahnsinnig geworden, heisst das in seinen Worten. Dann gesteht er öffentlich seine notorische Höhenangst, die selbst auf andere Personen übergreifen könne. Bevor mir etwas Unschönes rausrutscht, besinne ich

Ohne den Pfadfinder-Sohn geht meist nichts voran.

Schon um 1800 kamen Künstler auf dem späteren Malerweg zur Bastei. Caspar David Friedrichs «Felsenschlucht» entstand nach diesem Motiv. Bei schönem Wetter blickt man weit bis in die Böhmische Schweiz.


Hilleberg Nallo mich und buchstabiere abermals: «Wir sind im ElbsandsteinG-E-B-I-R-G-E.» Dem Kammerherrn Carl von Voß schien es ähnlich wie dem Vater ergangen zu sein, er schrieb 1822 in «Eine Reise nach Dresden»: «Doch kann man sich eines Schauers nicht erwehren, wenn man über die schmalen ... Brücken die mehr als 100 Fuss tiefen Abgründe überschreitet und die dicht unter den­ selben aufwärts führen­ den Treppen ersteigt.» Auf diesen müssen wir nun hinab, geradewegs durch die Wolfsschlucht. Eng und ziemlich hoch, vielleicht 15 Meter, sind die Wände, nur ein Fingerbreit Licht ist oben zu sehen. Die Mutter hat jetzt Platzangst, sagt sie, aber nur ein bisschen. Im Polenztal ist die Platzangst vergessen, die Märzenbecher auf der Wiese lassen die Mutter strahlen. Dafür ist der

Vater bereits im Wald verschwunden, ihn reitet scheinbar die Höhenangst. Noch einmal führt der Weg durch den Schindergraben steil hinauf. Bis nach Hohnstein, wo die Burg sich aus dem grünen Waldmeer erhebt und in artistischer Anmut auf dem höchsten Felsen ruht. Die Ängste des Vortages sind vergessen, bei «All meine Gedanken sind bei dir» wandern wir am nächsten Morgen unbeschwert neben mächtigen Sandsteinwänden durch den Wald. Grün, frisch und sonnig die Atmosphäre. Rechts geht es tief runter, der Vater hält sich so weit wie möglich links. Unbedarft locke ich die Eltern wenig später in die Gautschgrotte, wo sich der Vater unversehens an einer erhöhten Felskante wiederfindet, auf die er nicht vorbereitet war. Klagelaute von sich gebend, macht er sich auf allen Vieren den Weg zurück, verhuscht wie ein verschreckter Fuchs. Doch die Stimmung bleibt gut, und als wir die Gaststätte am Brand erreichen, wähnt sich die Mutter gar wieder im siebten Schnitzelhimmel (Schnitzel hatte sie erst gestern Abend). Ich sage, jetzt wird erst noch ein Stück gewandert, bevor es eine Pause gibt, sie sagen, nichts da!

Internationaler Preisträger

In der Ferne ragen die Schrammsteine in den Himmel. Ich sage: da steigen wir rauf. Die Eltern sagen: du spinnst!

Achterbahn der Gefühle

American Alpine Institute, USA guides choice award 2006

Outdoor, Deutschland

2006 2005

Gear of the Year

1. PLATZ Leichtgewichtszelte HILLEBERG NALLO 2

gear of the year award 2002, 2005 & 2006

UTE, Norwegen

best in test 2005

Trail, UK

1.platz, britain’s toughest test 2005

Till Gottbrath

Von Brand führt der Malerweg einmal mehr steil hinab, diesmal in den Tiefen Grund. Endlose Treppen ohne Geländer, Tiefe, die einen richtig anzieht. Da ist die gute Laune der Mutter verflogen. Sie ist in ihrer Jugend mal mit einem Freund Achterbahn gefahren, da dachte sie, der Wagen fliegt in der Kurve raus, seitdem sind solche ungeschützten Höhen nichts für sie. Irgendwie hat sie es doch geschafft, ich habe ihr gut zugeredet und sie an die Hand genommen. Kaum sind wir unten, geht es auf der anderen Seite schon wieder auf Treppen steil hinauf. Damit hat die Mutter kein Problem – zumindest mit der Höhe nicht. Wie lange das wohl noch so nach oben gehe, murrt sie. Diesmal buchstabiere ich nicht, sondern schweige einfach. Nachmittags erreichen wir Altendorf, die Mutter hat sich unterwegs Mut gemacht mit der Geschichte von der Frau, die mit Aborigines auf Walkabout war. Wahlweise hat sie vor sich hingemurmelt: «Die hatten nichts zu trinken dabei» oder «Barfuss und fast nackt waren die im Busch unterwegs.» In der Ferne ragen die Schrammsteine imposant in den Himmel. Ich sage: da steigen wir morgen rauf. Sie sagen: du spinnst!

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Reise

Irgendwann fängt jeder das Geniessen an.

Auf der Geraden läuft es ohne Klagen.

Doch ich behalte recht, kurz hinterm Schrammsteintor dränge ich sie kurzerhand die fast senkrechten Eisenleitern des Wildschützenstieges hoch. Auf dem Schrammsteingrat angekommen, erkläre ich, der weitere Weg sei harmloser als wieder den Stieg zurück. Aber hier haben sie ohnehin genügend Ablenkung: ein anderes Paar kämpft mit ähnlichen Problemen. Der Mann an der Hand seiner Frau. Die Frau erzählt der Mutter, dass sie vor einigen Jahren nicht auf dem Grat hätte stehen können, doch heute löse die Erhabenheit der Felsen ein gutes Gefühl in ihr aus. Ihr Mann übe sich gerade noch darin. Die Mutter setzt sich und versucht sich in etwas, das aussieht wie Meditation. Minuten vergehen, sie lächelt, dann sagt sie, so eine bombastische

Szenerie hätte sie in Deutschland nie vermutet. Nur, wo ist der Vater abgeblieben? Spurlos verschwunden. Später finden wir ihn wartend an einer Kreuzung im Wald, er gibt sich cool, die Ausblicke seien sagenhaft gewesen, er musste auf dem Gratweg nur etwas schneller gehen. Die Läuterung der Eltern vollzieht sich beim Anstieg auf den Großen Winterberg. Keine Klagen mehr, nur noch Lobreden auf die monumentale Natur. Als wir schliesslich auf dem Gipfel den Sonnenuntergang erleben, die Elbe ein glühendes Band in der Landschaft ist und sich die Felstürme der Schrammsteine und die Tafelberge wie gigantische Scherenschnitte daraus erheben, sind sie ganz still. Carl von Voß schrieb über diese Aussicht: «Es ... füllten sich die meisten Thäler

4-Seasons Info

mit dem reinsten Silberglanz und schwebten in lichten Wolken um die grauen Felsspitzen. Plötzlich erglühten sie, von den Strahlen der eben hinabsinkenden Sonne getroffen, an mehreren Stellen im hellsten Feuerscheine und färbten sich immer röther und feuriger, bis sie den Anschein glutrother Lavaströme erhielten … Sprachlos, diesen Eindrücken ganz hingegeben, bemühte ich mich, dies wundervolle Bild tief in meine Seele einzu­ prägen, um es bis ans Ende meines Lebens zu bewahren.» Tja, was soll ich sagen, mit den Eltern verhält es sich ähnlich wie mit den Romantikern: Sie haben die Wanderung durch eine anfangs als schaurig und furchteinflössend empfundene Gegend umgedeutet in eines ihrer schönsten Erlebnisse. Ständig rufen sie an und fragen, wann wir wieder im Elb sand steingebirge wandern.

Elbsandsteingebirge in bewegten Bildern unter: www.4-Seasons.tv/ traumtouren-elbsandsteingebirge

Dresden

Sächsische Schweiz, Deutschland Seit 2006 ist mit dem Malerweg eine der schönsten Wanderrouten Europas wieder begehbar.

Charakter Der heutige Malerweg ist 112 km lang und als Rundweg von Pirna aus konzipiert. Die 68 km rechts der Elbe folgen weitgehend dem historischen Weg, den bereits vor 200 Jahren Reisende und Künstler nahmen. Dieser führte damals weiter bis in die Böhmische Schweiz, vorbei an deren Wahrzeiche n dem Prebischtor. Die 44 km lange linkselbische Strecke wurde neu entworfen. Die Wanderung ist auf acht Tagesetappen ausgelegt (siehe www.malerweg.de). Rechts der Elbe führt der Malerweg überwiegend durch den National park «Sächsische Schweiz», dort wandert man meist durch Schluchten und Felsformationen. Linkselbisch ist der Malerweg durch offene Landschaft und Tafelberge wie den Pfaffenstein geprägt.

Anreise, Transport vor Ort Am besten mit der Bahn nach Dresden – ab Bern oder Zürich gibt es fast stündlich eine Verbindung. Weiter mit der S-Bahn nach Pirna. Mit Halbtax-Abo oder GA gibt es auf den deutschen Streckenabschnitt zudem 25 % Ermässigung (www.sbb.ch/deutschland) Der ÖPNV vor Ort ist auch sehr gut ausgebaut, www.vvo-online.de. Infos und Pauschalen Der Tourismusverband Sächsische Schweiz (Bahnhofstr. 21, 01796 Pirna, Tel. +49/(0)3501/470147, www.saechsische-schweiz.de) vermittelt komplette Touren als auch einzelne Übernachtungen. Hier gibt‘s auch Infos, Karten etc. Infozentrum Böhmische Schweiz, Krásná Lípa, Tel. +420/4123 83413, www.ceskesvycarsko.cz.

Lohmen

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Sebnitz Bastei Bad Schandau

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MALERWEG

Sächsische Schweiz Tours (www. sax-ch-tours.de, Tel. +49/35974/50 550) organisiert Touren und übernimmt den Gepäcktransport von Unterkunft zu Unterkunft. Individuell Übernachten Eine Auswahl an Unterkünften (von Pirna aus am Malerweg gelegen): Pirnascher Hof, Pirna, Tel. +49/ 3501/44380, www.saechsischeschweiz-touristik.de/pirhof3. Strandhotel Wehlen, Stadt Wehlen, Tel. +49/35024/78490, www. strandhotel-wehlen.de. Berghotel Bastei, Lohmen/Bastei, Tel. +49/35024/7790, www.basteiberghotel.de.

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Text Till Gottbrath Fotos Archiv Arc‘teryx

Evolution in Action Die Arc‘teryx-Story

Von den Fans frenetisch verehrt, von der Konkurrenz unverhohlen bewundert: Die kanadische Nobelmarke Arc‘teryx schafft es regelmässig, aus verrückten Ideen perfekte Produkte zu machen. Wie die das schaffen? Das fragt sich auch Till Gottbrath seit 15 Jahren. Ein Versuch, dem Mythos Arc‘teryx auf die Spur zu kommen.


Hersteller

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A

n meine erste Begegnung mit Arc‘teryx kann ich mich genau erinnern. 1994 segelte ich auf Arved Fuchs’ Expeditionsschiff «Dagmar Aaen» mit. In Vancouver bereiteten wir das Schiff für den Vorstoss in die Nordostpassage vor. In der Stadt besuchten wir auch die Faltboot-Werft Feathercraft, wo ich einen asketischen Mann mit spärlichem Kopfhaar kennenlernte: Tom Herbst. Tom ist so etwas wie die «graue Eminenz» der kanadische n Outdoor-Welt, er kennt praktisch jeden. Nach dem dritten Bier schlug Tom vor, zum «Coop» rüberzugehen (Mountain Equipment Coop ist eine Outdoor-Ladenkette, die tatsächlich als Kooperative organisiert ist). Da sei nämlich so ein verrückter Typ mit abgehobenen Ideen, mit dem man viel Spass haben könne. Und einer jungen Freak-Marke namens Arc‘teryx hätte der Typ schon zu einer innovativen Fertigungstechnik verholfen, dem «Thermo-Molding». Der verrückte Typ war Mike Blenkarn. Als fanatischer Mountain-Biker hatte er sich geärgert, dass sein Bike an unfahrbaren Passagen so unbequem zu tragen war. Also entwickelte er ein Tragepolster für den Rahmen. Eigentlich simpel, aber es sollte perfekt werden. Alles bei Mike muss perfekt sein. Irgendwie schaffte er es, Polsterschaum, tragende Materialien und Bezugsstoff thermisch zu verbinden – in einer dreidimensionalen Form. Auf dieses unscheinbare, aber unglaublich raffinierte Polster namens «Shoulder Yoke» wurden zwei andere Insider der Bike- und Kletterszene Vancouvers aufmerksam: Dave Lane und Jeremy Guard. Dave hatte 1989 die Firma Arc’teryx gegründet, zunächst firmierte er unter dem Namen «Rock Solid Manufacturing». Daves Geschichte ist die klassische: Unzufriedenheit mit dem bestehenden Produkt – in diesem Fall Klettergurte – und der Wunsch, es besser zu machen. Jeremy, ein Visionär und Ästhet, stiess später dazu. Für den Firmennamen liessen sich die beiden vom Archaeopteryx inspirieren, einem Urvogel, dessen Versteinerung im bayerischen Altmühltal gefunden wurde. Der Urvogel hatte nämlich als erstes Tier Federn entwickelt und so die Evolution gewaltig vorangetrieben. Dave und Jeremy kürzten den Vogelnamen auf Arc‘teryx und entliehen dem Knochensalat ein

Formvollendet: AC2-Rucksack Naos, 70 l.

Flaggschiff: Alpha LT, Gore Pro Shell, 365 Gramm.

etwas krakeliges Logo. Der Claim «Evolution in Action» erklärte ihren Plan: Dinge optisch und funktional perfektionieren, ohne modische Sperenzchen. Mit Mike entwickelten sie die Idee eines via Thermo-Molding hergestellten und daher ultrabequemen Klettergurts. Bis dahin wurden Gurte genäht, Komfort war für Kletterer ein Fremdwort. Prototypen wurden mithilfe eines Pizzaofens und eines Ikea-Papierkorbs produziert, inklusive aller Rückschläge, die in einer solchen Phase normal sind. Thermo-Molding ist ein komplexes Verfahren, bei dem jeder Parameter genau stimmen muss. Aber als alles passte, schlug der Klettergurt «Vapor» in der Szene ein wie eine Bombe. W.L. Gore und YKK geben auf, Blenkarn macht weiter

Als nächstes folgten Rucksäcke mit thermogeformtem Tragesystem, danach wagte man sich an Bekleidung. Auch dieser Auftritt erfolgte mit einem Paukenschlag, denn die Arc‘teryx-Tüftler trieben auch mit ihren Klamotten die Evolution kräftig voran (und die Mitbewerber vor sich her). Augenfälligste Neuerung der Arc‘teryx-Bekleidung waren wasserfeste Reissverschlüsse! Am Projekt «Watertight Zip» hatten sich zuvor schon W.L. Gore und YKK die Zähne ausgebissen – zwei Weltunternehmen, das eine spezialisiert auf «wasserdicht», das andere auf Reissverschlüsse. Mike Blenkarn als Daniel Düsentrieb der Outdoor-Branche wollte das nicht akzeptieren. Zu verlockend waren die Vorteile wasserfester Zipper: Man könnte sich die altbekannten Abdeckleisten an Taschen und Front-RVs sparen – und damit jede Menge Gewicht. Mit Bügeleisen, Nudelmaschine und viel Polyurethan werkelte er herum, suchte Hilfe bei Technikern und Werkstoffspezialisten – bis es schliesslich funktionierte. Heute werden Mikes Zipper von YKK hergestellt und weltweit von allen bekannten Outdoor-Marken eingesetzt. Auch bei den Schnitten ging das Arc‘teryx-Team völlig neue Wege. Designchef Tom Fayle entwickelte Schnittformen, die viel körpernäher waren als die oft sackartigen Anoraks der 90er – und dabei volle Bewegungsfreiheit


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Hersteller

Meilensteine der Arc’teryxGeschichte

Vapor Klettergurt 1993 kommt der erste thermogeformte Klettergurt: verschieden dichte Schäume werden unter Druck und Hitze in eine körpergerechte Form «gebacken». Der Vapor ist ein Komfortwunder gegenüber den herkömmlichen genähten Gurten seiner Zeit.

Watertight Zippers 1998 macht der wasserfeste Reissverschluss dicke, schwere Wetterschutzleisten unnötig. Mit einem Schlag wurde Gewicht gespart und eine völlig neue Optik erreicht. Der Urethanbeschichtete Reissverschluss erobert die Outdoor-Welt im Sturm.

boten. Tom dachte im Wortsinn dreidimensional. Ich kann mich noch erinnern, als die ersten Textilteile auf der OutDoor-Messe 1999 rauskamen: Da gab es Nähte an Stellen, wo vorher nie welche waren – und umgekehrt. Das alles passte, bewegte sich perfekt mit und sah auch noch gut aus. Die Outdoor-Gemeinde verdankt Arc’teryx noch mehr Innovationen: Gemeinsam mit Polartec entwickelte man das «Powershield»-Material, das den grossen Softshell-Boom auslöste. Bei der Entwicklung von Gore-Tex XCR hatten die Kanadier ebenso die Hände im Spiel wie bei der nächsten Generation: Gore-Tex Pro Shell. Davon profitieren die eigenen Produkte. Auch unabhängige Experten bestätigen gern, dass kaum ein Hersteller die Verarbeitung von Gore-Tex so gut beherrscht wie die Urvogel-Truppe aus Vancouver. Nebenbei lancierte Arc‘teryx mit der AC2-Reihe wasserdichte Rucksäcke und hat bei den Klettergurten eben erst die «Warp Strength Technology» (Infos bei den «Meilensteinen» oben) präsentiert – wieder ein Schritt nach vorn.

Softshell-Vorreiter Mit Polartec entwickelt Arc’teryx Ende der 90er die ersten Laminate mit einem robusten Stretchgewebe aussen und einem weichen, warmen Fleece innen: die Softshell ist geboren. Erste Vertreter dieser Art sind die Jacken Gamma SV und Gamma MX.

Curved Zipper Der bis heute exklusiv von und bei Arc’teryx verarbeitete geschwungene Reissverschluss (z. B. am Sidewinder AR Jacket) ist der Watertight Zipper in Perfektion. Die seitliche Verlegung des Zippers reduziert die Reibung am Kinn deutlich.

Tyler Jordan bestätigt: «Vancouver hat eine tolle Dynamik. Viele ambitionierte Outdoor-Designer oder -Produktentwickler träumen davon, bei uns zu arbeiten. Wir können uns die Besten aussuchen. Allerdings sind die kreativen Leute oft ziemliche Freaks. Es ist alles andere als einfach, sie in ein System zu integrieren, das tatsächlich Innovationen hervorbringen soll. Es ist ja keineswegs so, dass die kreativen Köpfe im Kämmerchen sitzen und auf göttliche Eingebungen warten. Design ist auch echtes Handwerk und systematisches Erarbeiten von Problemlösungen. Das funktioniert fast nur im Team.» Damit dieses Team genug Raum zur Entfaltung hat, wurde 2006 beim Umzug in ein neues Gebäude in North Vancouver ein komplettes Stockwerk für die Kreativ-Abteilung reserviert. Von den insgesamt 422 kanadischen Mitarbeitern (280 in der Fabrikation, 27 im Lager und 115 im Head Office) arbeiten allein 25 für «Produktentwicklung und Design», darunter auch spezialisierte Schneider und Mustermacher.

Kreativpool Vancouver

Dass die Kanadier bis heute so viel Geld und Energie in die Entwicklung stecken können, liegt nicht zuletzt am Verkauf von Arc’teryx an Salomon im Jahr 2002. Erst waren viele Fans – Arc’teryx hat in der Tat Fans – schockiert, denn oft schon hatten Konzerne kleine Hightech-Buden übernommen und aus Profitgier kaputtgemacht. Aber Arc’teryx sollte nicht seiner Seele beraubt werden. Salomon versprach es – und hält sich daran. Die französische Zentrale lässt die Kanadier bis heute ihre eigenen Wege gehen. «Wir geniessen völlige Freiheit», bestätigt der heutige Arc‘teryx-Chef Tyler Jordan. Apropos: Tyler Jordan, ein jungenhaft wirkender Kerl mit rötlichen Haaren, ist ein Arc’teryx-Mann der ersten Stunde, ein extrem guter Kletterer und nicht minder furchtloser Northshore-Mountainbiker. Zurückblickend sagt er: «Die Übernahme durch Salomon hat uns professioneller gemacht. Früher haben wir die Ärmel hochgekrempelt, gemacht und am Ende des Jahres geschaut, ob Geld übrig war. Heute sind wir organisiert, wissen genau über Einkauf, Produktion, Lager und Ordern Bescheid. Was sich aber nicht verändert hat, ist unser kreatives Potenzial.» Diesbezüglich kann Arc’teryx aus dem Vollen schöpfen: Vancouver ist ein Hotspot für Leute, die ihre Inspiration aus Natur und Sport ziehen. Klettergebiete und MTB-Trails der Weltklasse, Paddeln, Fliegenfischen, Hiken, Trailrunning, Skitouren – liegt alles vor der Haustür. Und so tummeln sich in dieser jungen Stadt Designer, Sportler und Outdoor-Freaks aller Couleur.

Dry Cuffs Herkömmliche Ärmelbündchen saugen über Nähte und Futter Feuchtigkeit in die Jacke. Die Dry Cuffs sind laminierte, anatomisch geformte Bündchen ohne Nähte. Ein lasergeschnittener Klettverschluss schliesst den Ärmel dicht ums Handgelenk.

Preisträger: Der Altra 75 bekam vom US-Magazin Backpacker den begehrten Editor’s Choice Award.


Hersteller

Non Quilt Construction Kältebrücken sind ein Problem bei isolierten Jacken. 2003 kommen die Fission-Jacken – die ersten mit einer auf das Innenfutter laminierten Primaloft-Wattierung. Das sensationelle Wärmezu-Gewicht-Verhältnis machen die Fissions sofort zum Renner.

Tiny Tapes Viel weniger Material ist nötig, seit Arc’teryx Hardshell-Nähte mit «Tiny Tape» abklebt. Nur 8 bzw. 13 mm breit ist die Abdeckung. Das wird durch die minimale Nahtzugabe von 1,6 mm erst möglich. Ergebnis: perfekte, flache Nähte und toller Tragekomfort.

Hybrid Garments 2000 bringt Arc’teryx die ersten Jacken mit Materialkombinationen aus verschiedenen GoreTex-Laminaten sowie Hard- und Softshells, um den unterschiedlichen Klimazonen am Körper gerecht zu werden – die Geburtsstunde des «Body Mapping».

Knapp die Hälfte aller Arc’teryx-Produkte wird in Kanada hergestellt, der Rest zumeist in China. «Ich weiss, viele Arc’teryx-Fans wünschen sich 100 % Kanada», räumt Tyler ein, «wir auch. Aber unsere Fertigung ist massiv ausgelastet und kümmert sich vor allem um die sehr anspruchsvollen Teile, die wir nicht abgeben können oder wollen. Bei der Fernost-Produktion beherrschen unsere Lieferanten die Technologie perfekt. Unser Partner für die Gore-TexVerarbeitung zum Beispiel produziert nur für Arc’teryx. So stellen wir nebenbei sicher, dass kein Know-how zur Konkurrenz rüberwandert.» Wie schaffen die das bloss?

Was also macht den Mythos Arc’teryx aus? Wahrscheinlich der Mix aus kreativem Potenzial, Leidenschaft für Innovationen und einer Menge richtiger Arbeit. Geht das immer so weiter? Dazu Tyler Jordan: «Wir haben so

AC2 Technology 2006 stellt Arc’teryx diese Linie sehr robuster, weitgehend wasserdichter Rucksäcke vor. In die «Composite Construction» fliesst das gesamte Know-How ein: Materialentwicklung, Stanzen, Schweissen, Laminieren, Kleben, Thermoformung, Schnitttechnologie.

Warp Strength Technology 2008 erscheint eine neue Gurt-Kollektion. Die Konstruktion bietet enorme Materialersparnis durch eine laminierte Sandwichbauweise, die das (um alle Schussfäden reduzierte) Gurtband einschliesst. Super Packmass, super Komfort.

Alpha SV Glove Der erste vollständig (inkl. Fingerspitzen) getapte Gore-Tex Pro Shell Handschuh. Das patentierte Tri-DEX Schnittsystem erreicht mit nur drei Nähten perfekte Fingerformen. Das zur Verstärkung eingesetzte Leder ist ebenfalls getapt.

oft die Latte höher gelegt, dass man nun dauernd die Neuerfindung des Rades erwartet. Das geht nicht jedes Jahr. Aber bei den AC2-Rucksäcken und den Warp Strength-Klettergurten haben die anderen sich wieder die Augen gerieben und gefragt: Wie schaffen die das bloss …?» Neueste Innovation ist der erste vollständig getapte Handschuh aus Gore-Tex Pro Shell mit Lederverstärkung. Der «Alpha SV Glove», der bereits einen Ispo Outdoor Award abgeräumt hat und im Herbst in die Läden kommt, vereint das flexible, organische Material Leder perfekt mit dem statischen Gore-Tex Pro Shell – um die kleinen Tape-Radien in den Fingern zu realisieren, wurden eigens neue Maschinen gebaut. «Ein vollkommen wasserdichter, atmungsaktiver, warmer Handschuh, mit dem man auch einen Karabiner öffnen kann, war das Ziel», erklärt Dan Green, Hauptentwickler der Handschuhtechnologie. Und so bleibt bei Arc’teryx das Bessere der Feind des Guten. Tom, Mike, Dan und die anderen Tüftler haben schon einen neuen Pizzaofen bestellt …

Mastermind Mike Blenkarn at work.

«Wir haben so oft die Latte höher gelegt, dass man nun dauernd die Neuerfindung des Rades erwartet.» Tyler Jordan, CEO Arc‘teryx

Der erste Stock ist fürs Design reserviert.

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State of the Art

HILLEBERG NAMMATJ 3 GT Gibt es das perfekte Equipment? Durchaus. In State of the Art zeigt 4-Seasons Ausrüstung, die in ihrer Klasse Standards setzt.

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Produktklasse:

Expeditions- und Trekkingzelt für bis zu drei Personen.

Einsatzbereich:

Trekking-, Berg- und Wintertouren, Expeditionen – je länger und extremer, desto besser. Dank der XXL-Apsis kann das Nammatj GT auch als familientauglicher Edel-Allrounder benutzt werden.

Status:

Hillebergs Tunnelzelte sind Referenz. Das Modell Nammatj vereint unglaubliche Stabilität und maximalen Raum mit geringem Gewicht (nur 1,3 kg pro Mann). Die Sturmfestigkeit ist legendär, selbst bei schlimmsten Unwettern schläft man seelenruhig.

. Hersteller:

Hilleberg The Tentmaker AB, Frösön, Schweden

Konzept/Idee:

Bosse Hilleberg

Technische Daten

Das Nammatj ist als 2er- und 3er-Zelt erhältlich, jeweils auch als GT-Version mit Zusatzbogen und Riesenapsis. Daten Nammatj 3 GT: Innenzelt 220 x 160 cm, 105 cm hoch. 175 cm lange Apsis. Aussenzelt 405 x 175 cm. Wassersäule Aussenzelt 2000, Boden 7000 mm. Gewicht 3,7 kg. Preis: 1290 CHF.

Historie:

1979 revolutioniert der Schwede Bosse Hilleberg mit dem «Keron» den Zeltmarkt: Die Tunnelkonstruktion mit rechteckiger Grundfläche und steilen Seitenwänden definiert das Raum-GewichtsVerhältnis neu. Hilleberg entwickelt später diverse TunnelVarianten, darunter auch das «Nammatj». Diesem Modell fehlt der zweite Eingang – das bedeutet etwas Komfortverlust, aber auch 20 % Gewichtsersparnis und eine kleinere Grundfläche (flexibler in Wald und Gebirge). Seit Jahren hat sich das Nammatj bei zahllosen Wintertouren, Pol-Expeditionen und Himalaya-Besteigungen bewährt. Bei den GT-Versionen machen das verlängerte Aussenzelt und ein Zusatz-Bogen die Apsis zum sturmfesten Vorzimmer – ideal zum Kochen, Gepäcklagern oder Parkieren einer Pulka.

«Stärken des Nammatj GT sind die extreme Stabilität und das optimale Raum-Gewichts-Verhältnis. Man hat viel Platz in der grossen Apsis für die Ausrüstung und zum Kochen. Wenn es bei Extremtouren, z. B. im Winter, auf geringes Gewicht und hohe Sicherheitsreserven ankommt, ist das Hilleberg Nammatj unschlagbar.» Daniel Lienert, Transa-Experte

«Ein Freund hatte eine lange Apsis gebas telt, um seinen Schlitten im Zelt zu parken. Aber die war viel zu schwer. Erst mit den besten Materialien konnten wir das GT-Konzept realisieren. Wir sind stolz darauf, dass wir damit zum Gelingen von vielen Polar- und Himalaya-Expeditionen beitragen konnten.» Bosse Hilleberg, Zelthersteller

01. Konstruktion: Tunnelzelt mit drei Bögen, eine XXL­Apsis mit seitlichem Eingang. Das Aussenzelt reicht bis zum Bo­ den (wintertauglich) und kann zuerst errichtet werden – so bleibt das Innenzelt beim Auf­ und Abbau im Regen immer trocken. Zwei moskito­ und schneedichte Lüfter. Das In­ nenzelt lässt sich als Moski­ toschutz solo nutzen (nur mit Stangenhalter, Extra­Zubehör).

02. Zeltmaterial: Das Hilleberg­ Material Kerlon 1800 besteht aus extrem reissfestem High Tenacity Ripstop Nylon, es ist dreifach silikonbeschichtet, sehr UV­beständig und wiegt 65 g/qm. Ultraleichtzelte wie das «Nallo» sind aus Kerlon 1200 (nur 50 g/qm). 03. Gestänge aus 10 mm DAC Fea­ therlite NSL Aluminium. Alle


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drei Stangen sind gleich lang (328 cm), können also im Dun­ keln nicht verwechselt werden. Dank lückenfreier Segment­ übergänge gleiten sie gut in die aussenliegenden Gestänge­ kanäle (aus PU­beschichtetem 100 D High Tenacity Nylon). 04. Innenzelt: 30 Denier High Tena­ city Ripstop Nylon (32 g/qm), imprägniert und wasserdampf­ durchlässig. Moskitonetzgiebel

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für bessere Belüftung. Schnee­ dicht verschliessbar. Wäsche­ leine und Utensilientaschen. 05. Apsis: Die GT­Version bietet Zu­ satzplatz fürs Gepäck und zum Kochen. Der Eingang hat vier Reissverschlüsse und kann auch von oben her geöffnet werden (praktisch in Schnee oder ho­ hem Gras). Das Moskitonetz am Eingang ist abnehmbar (spart Gewicht bei Wintertouren).

06. Zeltboden: 100 Denier High Tenacity Nylon mit Imprä­ gnierung und dreifacher PU­ Beschichtung (120 g/qm). Sehr hohe Abrieb­ und Stichfestig­ keit. Wassersäule: 7000 mm. 07. Abspannung: Besonders starke Spectraleinen mit zwei Befes­ tigungsschlaufen pro Seite an den Stangenkanälen. Justier­ bare Heringsschlaufen, Leinen­

und Gestängespanner für effek­ tives Nachspannen. 08. Extra: Für den Extremeinsatz bieten Gestängekanäle und ­becher genug Platz für einen zweiten Satz Stangen. Heringe: Y­Peg­Form aus ge­ härtetem, golden eloxiertem Aluminium (18 cm lang, 16 g). Dringt gut in harte Böden, hält aber auch in weichem Unter­

grund. Durch die angebrachte Schlaufe lässt sich der Hering leicht herausziehen. Lieferumfang: Innen­ und Aussenzelt, Gestänge, Ersatz­ segment, 22 Heringe, Repara­ turhülse, Aufbau­ und Pflege­ anleitung, Packbeutel. Garantie: Hilleberg gewährt auf alle Zelte eine Garantie von 5 Jahren auf Herstellungs­ und Materialfehler.


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Kaufberatung

Interview Michael Neumann Fotos Daniel Bally Lars Schneider

Schuhteststrecke in der Transa-Filiale in Bern.


Kaufberatung

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So wird ein Schuh daraus Nadja Schwob ist Expertin für Wandern und Trekking in der Berner Transa-Filiale. Für 4-Seasons plauderte sie aus dem Nähkästchen mit der Aufschrift «Die perfekte Schuhberatung».

Ein Kunde will ein paar leichte Wanderschuhe. Wie gehst du vor, um auszuloten, welcher Schuh für ihn der richtige ist? Was genau versteht der Kunde unter einem «leichten Wanderschuh»? Eher einen Trekkingschuh – also mehr ein tiefer und leichter Schuh für eine einfache Wanderung in den Voralpen oder im Jura, vom Aufbau etwas weicher – oder richtige Wanderschuhe, die deutlich fester sind, aber auch etwas schwerer? Ich drücke dem Kunden meist erst mal beide in die Hände, damit ihm dieser Unterschied wirklich klar wird. Und wenn der Kunde am liebsten durch die Alpen wandert? Wer in die Berge will, dem empfehle ich trotz des höheren Gewichts einen richtigen Wanderschuh mit fester Sohle. Und dann versuche ich zu erfahren, in welcher Jahreszeit der Schuh mehrheitlich gebraucht wird. Was genau macht den Unterschied zwischen einem Trekkingschuh und einem Wanderschuh aus, abgesehen vom Gewicht? Zunächst hat ein Wanderschuh eine sehr feste, torsionssteife Sohle. Beim Trekkingschuh ist sie ganz anders aufgebaut. Sie rollt besser ab, da sie weicher ist. Man bewegt sich einfach anders fort, und darauf sind die Modelle abgestimmt. Mit leichten Trekkingschuhen ins Hochgebirge, geht das? Zumindest für eine kurze Etappe. Allerdings macht bei langen Anstiegen die Muskulatur schnell schlapp, erst recht wenn man auch noch einen schweren Rucksack trägt. Denn bei der weichen Sohle eines Trekkingschuhs liegt die Belastung durchweg auf den Zehen. Neben den Muskeln ermüden so auch Bänder und Gelenke. Ein Wanderschuh hat eine sehr feste Sohle, die Belastung wird auf den ganzen Fuss verteilt. Dass das Wissen um das bevorzugte Wanderklima für die Beratung nicht ganz unwichtig ist, hast du schon erwähnt. Genau. Ich frage auch gern: Sind Sie ein Schönwetter-Wanderer oder auch mal bei schlechtem und kaltem Wetter unterwegs? Dies ist vor allem für die Materialzusammensetzung des Schuhs wichtig. Und welche unterschiedlichen Schuhtypen gibt es da? Da wären einmal die klassischen Wanderschuhe, komplett aus Leder gearbeitet, mit robuster Aussenseite und einem weichen Lederpolster innen. Oder, zweite Möglichkeit: Gore-Tex-Schuhe, die seit zehn, zwölf Jahren als Nonplusultra beworben werden, weil sie leichter, schneller trocknend und wasserdicht sind. Ist das denn nicht so? Kann man einen Gore-Tex-Schuh nicht genau aus diesen Gründen für fast alle Wanderer empfehlen?

Nadja Schwob, 30, hat vor fünfeinhalb Jahren eine Vollzeitstelle bei der Transa angetreten, Schwerpunkt Schuhabteilung. Mittlerweile stolze Mutter zweier Kinder, hat Nadja ihr Arbeitspensum auf zwei Tage die Woche reduziert. In ihrer Freizeit sind es nun die kleinen Sprünge mit Kindern und Hund in Feld, Wald und Wiese, die ihr viel Freude bereiten. Und sobald der letzte Schnee in den Hochlagen getaut ist, wird die Wandersaison eröffnet.

Ein Schuh mit Gore-Tex-Membran funktioniert in kalten Gefilden am besten, da er das Temperaturgefälle von innen nach aussen nutzt. Im Inneren des Schuhs herrschen meist zwischen 28 und 32 Grad. Wer also meist im Sommer unterwegs ist, wo es draussen ähnlich warm ist, kann nicht auf die volle Gore-Tex-Performance bauen. Bei Hitze sind also Volllederschuhe angesagt? Darin ist das Fussklima in jedem Fall angenehmer. Das Lederfutter saugt sich zwar voll Schweiss, beim Trocknen allerdings – und dieser Prozess setzt ja schon beim Laufen ein – entsteht Verdunstungskälte; und die tut den Füssen gut. Gibt es weitere Unterschiede zwischen Gore-Tex- und Lederschuhen? Ein zweiter Unterschied ist, dass man einige Gore-Tex-Schuhe kaum einlaufen kann. Ein reiner Lederschuh wird sich nach zwei, drei Wochen anatomisch anpassen. Konstruktionsbedingt funktioniert das zumindest bei einem Membran-Stiefel mit textilem Aussen- und Innenmaterial kaum, man läuft ihn in gewisser Weise jeden Tag neu ein. Solange er am Fuss ist, passt er sich gut an. Zieht man ihn aus, nähert er sich der Ursprungsform.


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Kaufberatung

So schnüren Sie Ihre Siebenmeilenstiefel richtig. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Öse auf der Zunge.

An ihr kann der Schnürsenkel nochmals umgelenkt werden. So rutscht die Zunge nicht zur Seite und der Halt im Schuh ...

... kann partiell dosiert werden. Ein fester Schaft und etwas Luft auf dem Spann sind z. B. ideal beim Bergabgehen.

Aber Gore-Tex-Schuhe sind doch nicht ohne Grund so beliebt? Natürlich gibt‘s auch viele Vorteile. Zum einen: Sollte der Schuh innen nass geworden sein, sei es durch Vollschwitzen oder Wasser, das oben über den Schaft eingedrungen ist, trocknen Gore-Schuhe unheimlich schnell. Bei einem Lederschuh, der innen richtig vollgesogen ist, dauert das bestimmt zwei Tage. Dazu bringen Gore-Schuhe durch eine andere Materialzusammensetzung meistens viel weniger Gewicht auf die Waage und sind zudem pflegeleichter.

Nun ja. Pflege tut allen Schuhen gut. Man muss Gore-Tex-Schuhe allerdings nicht derart intensiv pflegen wie Modelle aus Leder. Diese sollte man mindestens drei, vier Mal im Jahr wachsen: für ausreichende Wasserdichtigkeit, gegen Einschmutzen und gegen das Austrocknen des Leders. Leder, das man nicht pflegt, wird nach spätestens zwei Jahren, vor allem an den Knickfalten, brüchig – worunter natürlich auch die Wasserdichtigkeit leidet. Gore-Tex-Schuhe, sollte man mit kaltem Wasser und Gummibürste reinigen. Um abgelagerte, atmungshemmende Salze aus der Membrane zu lösen, kann der Schuh über Nacht mit Wasser gefüllt und danach gut ausgespült werden.

Wenn ich mir einen richtig guten Schuh, für sagen wir 370 Franken, kaufen will – wie lange habe ich was von so einem Modell? Ein qualitativ hochwertiger Wanderschuh kann bei guter Pflege viele Jahre halten. Und wenn das Profil abgelaufen ist, kann man ihn neu besohlen lassen.

Heisst das, ich kann meine Gore-Tex-Schuhe nach der Tour im Keller vergessen?

Hinten bündig, vorne daumenbreit – so misst man die richtige Größe anhand der Einlegesohle.

Ist die Lebensdauer von Wanderschuhen aus Gore-Tex durch die eingearbeitete Membran kürzer? Das kann man so nicht sagen. Die Gore-TexMembran, die der Hersteller verarbeitet, ist zwar hauchdünn, doch steckt sie in einem passgenau vorgefertigten und schützenden «Laminat-Bootie». So ist gewährleistet, dass sie bei der Herstellung des Schuhs nicht beschädigt wird. Ganz früher wurde die Membran oft vollflächig mit dem Schuh verklebt. Derart fixiert, traten Belastungen immer an den gleichen Stellen auf, so dass sich Sollbruchstellen bildeten. Doch das ist lange her, heute sorgt eine punktuelle Verklebung für dauerhafte Haltbarkeit und uneingeschränkte Atmungsaktivität. Der Membranhersteller Gore-Tex bietet sein Produkt in drei Kategorien an: Extended, Performance und Insulated. Wo liegen die Unterschiede? Extended Comfort verzichtet auf Isolation und sorgt für trockene und angenehme Füsse bei mittleren bis hohen Temperaturen sowie großer körperlicher Anstrengung.


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Beim Trocknen kann man viel falsch machen. Lederschuhe enthalten Gerbmittel für dauerhafte Geschmeidigkeit. Bei schneller Trocknung nah am Feuer verflüchtigt sich das Gerbmittel.

Performance Comfort bietet optimale Wärmerückhaltung und sorgt unter verschiedensten Wetter bedingungen und bei einer breiten Palette an Outdoor-Aktivitäten für trockene Füsse und optimalen Komfort. Modelle mit Insulated – wie der Name schon sagt, mit Isolation – sind die Schuhe für kalte Tage und winterliche Outdoor-Aktivitäten. Was mache ich, wenn ich eine mehrwöchige Trekkingtour durch verschiedene Klimazonen plane, wo mich mal Sonne, Matsch, Hitze oder Kälte erwarten kann? Reicht ein einziger Schuh? Jein. Denn möchte man möglichst wenig Gepäck dabeihaben, bräuchte man die «Eierlegende-Wollmilchsau». Und die gibt es – wie überall – auch bei Schuhen nicht. Die Antwort liegt im Bedürfnis und den Vorlieben des einzelnen Schuhträgers. Will ich einen Gore-TexSchuh? Dann bekomme ich einen wasserdichten Schuh, der mich bei Regen und Nässe trocken hält. Bei extremer Hitze stösst GoreTex jedoch an seine Grenzen: Der Schweis s wird nur begrenzt nach aussen transportiert. Wähle ich einen Lederschuh, dann bekomme ich ein angenehmeres Fussklima. Leder muss aber richtig und regelmässig gepflegt werden: Wachs zur Imprägnierung ist oberstes Gebot, damit die Füsse trocken bleiben. Und wie trockne ich meine Schuhe unterwegs am besten? Beim Trocknen kann man viel falsch machen.

Es gibt mittlerweile immer mehr Firmen aus dem Bekleidungsbereich, die ins Schuhbusiness einsteigen. Kann man diesen oft etwas schickeren Schuhen vertrauen? Wenn der Schuh eine gute Passform besitzt, die Funktion stimmt und er auch noch gut aussieht, warum nicht? Markenübergreifend werden bei vielen teureren Modellen Sohlenvon Vibram verarbeitet. Sind das die besten? Genau. Das beweisen auch immer wieder die Tests in Outdoor-Zeitschriften oder bei Stiftung Warentest. Denn wie Gore Spezialist für seine Membran ist, weiss die Firma Vibram, die nur Sohlen herstellt, was sie tut. Abriebfestere und rutschfestere Sohlen gibt es nicht. Kann ich mir abgelaufene Stiefel auch mit einer Vibram-Sohle neu besohlen lassen? Bei teureren Wanderschuhen ist das meist kein Problem. Dafür schicken wir die Schuhe entweder zurück zum Hersteller oder nutzen die Dienste örtlicher Schuhmacher, die ebenfalls Vibram-Sohlen im Angebot haben. Immer häufiger werden auch Halbschuhe fürs Gelände angepriesen, weil sie so schön leicht sind, aber trotzdem genügend Halt geben sollen. Zu Recht?

4-Seasons Info

Schuhpflege Gut Schuh will Pflege haben. Davon profitieren nicht nur Funktion und Lebensdauer, auch das Auge wandert ja schliesslich mit.

REINIGUNG Zunächst den Schuh mit Schwamm und warmem Wasser säubern, dann trocknen.

EINWAcHSEN Lederschuhe rundum einwachsen, Zunge nicht vergessen.

Illustrationen Hanwag

Ganz falsch. Wer glaubt, die Öse auf der Zunge sei allenfalls zum Aufhängen, verschenkt viel Performance.

Einen nassen Schuh sollte man nie zu nah ans Feuer, an den Ofen oder die Heizung stellen. Das Leder enthält Gerbmittel, um es auch nach zwei, drei Jahren noch geschmeidig zu halten. Wenn du einen Schuh künstlich und schnell trocknest, entziehst du dem Leder diese Stoffe, es trocknet aus, wird hart, spröde, brüchig. Wenn der Schuh feucht ist, nimmt man am besten das Fussbett heraus, stellt die Zunge weit auf und stopft den Schuh mit Zeitungspapier oder Baumwoll-Lappen aus. Ganz wichtig ist, dass man Schuhe, die feucht geworden sind, erst hundertprozentig trocknet, bevor man sie wieder einwachst. Ansonsten verschliesst man die Feuchtigkeit von aussen, was schnell zum Gammeln führt.

IMPRäGNIERSPRAy Schuhe aus Nubuk- oder Veloursleder werden mit speziellen Sprays behandelt.


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keit auf, gibt sie aber nur sehr schlecht wieder ab. Da kann man die besten Schuhe haben, aber es scheitert dann an der Socke, weil sie zu viel Feuchtigkeit speichert und dadurch letztendlich die Haut am Fuss aufweicht, als hätte man Stunden in der Badewanne gelegen, bekommt man über kurz oder lang Blasen, Druckstellen oder gar Verletzungen. Wie sieht denn die moderne Socke aus? Alle Wandersocken, die wir verkaufen, sei es von Smartwool, Rohner oder Teko, bestehen aus einem Materialmix aus Wolle und Synthetik oder zu 100 Prozent aus Synthetik oder Wolle. Empfehlen können wir beides. Letztendlich liegt die Entscheidung zwischen Mischfaser oder reiner Wolle beim Kunden. Das Problem mit reinen Synthetiksocken ist die Geruchsentwicklung. Nach einer Stunde schweisstreibender Wanderung nehmen die Socken schneller Geruch an als reine Wollsocken. Zur Wahrung des Zeltfriedens rate ich eher zu Socken mit einem höheren Wollanteil. Doch egal wie sehr es stinkt – wichtig ist, dass der Fuss trocken bleibt, um Blasenbildung zu vermeiden.

Oben: Im wahrsten Sinne des Wortes – erst mit den richtigen Socken wird ein Schuh daraus. Unten: Leichte Wanderschuhe bieten bequemen Abrollkomfort, kosten aber mehr Energie. Bei Transa empfehlen wir Halbschuhe fürs Gelände nur Leuten, deren Muskulatur und Bandapparat so gut trainiert sind, dass sie die Füße alleine stützen. Auch für ausgedehnte Spaziergänge sind sie, sofern mit einer festen, torsionssteifen Sohle ausgestattet, sicherlich okay. Aber im Gelände sollte man etwas anderes an den Füssen haben. Stichwort Nordic Walking. Muss man sich dafür schon wieder neue Schuhe zulegen? Theoretisch kann man natürlich auch mit Turnschuhen antreten. Aber dass es für diese Sportart eigene Schuhe gibt, ist schon berechtigt und sinnvoll. Von der Sohle her sind sie völlig anders aufgebaut. Im Vergleich zum Turnschuh wird ein

Nordic-Walking-Schuh schon mal ein anderes Profil haben, weil er weniger für Asphalt oder den Stadtpark gemacht ist, sondern für gröberes Gelände. Auch die Dämpfung ist eine andere. Entscheidend ist der Unterschied im Vorderfuss- und Fersenbereich mit einer viel stärkeren Schräge, die die kürzere Schrittfolge unterstützt. Beim Nordic Walking setzt man ganz extrem über die Ferse auf und rollt mit dem Vorderfuss ganz ähnlich ab. Kann man bei der Wahl der Socken für seinen Wanderschuh Fehler machen? Oh ja. Die meisten Kunden benutzen leider immer noch Socken aus Baumwolle. Doch diese pflanzliche Faser saugt unheimlich viel Feuchtig-

Wie viel Zeit sollte ein Kunde mitbringen, wenn er in eine eurer Filialen zum Schuhkauf kommt? Wenn es um einen Wanderschuh geht, der sehr lange halten soll, kann eine gute Beratung durchaus eine Stunde dauern. Das Sortiment ist riesig. Einige Hersteller stellen eher breite Schuhe her, andere wiederum recht schmale. Zunächst müssen wir also herausfinden, wie der Leisten des Kunden aussieht und zu welchem Hersteller er passt, dann kommen die anfangs erwähnten Fragen nach dem Reiseziel und dem Klima, dem Gelände und der Last, die getragen wird. Auch sollte man nicht morgens direkt aus dem Bett in den Shop hüpfen, sondern lieber nachmittags oder abends, wenn die Füsse durch die Bewegung schon etwas angeschwollen sind. Das ist das Mass, das man benötigt, um den richtigen Schuh zu finden. Aber manchmal merkt man ja auch in einer Stunde nicht, ob man wirklich den richtigen Schuh am Fuss hat. Wir haben in vielen Läden kleine «Teststrecken», die bei der Entscheidung helfen. Mit genügend Zeit und Geduld, lassen sich auch im Geschäft bereits Unterschiede feststellen. So kommt man dem «richtigen» Schuh einen grossen Schritt näher.


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Produkte

«Den gebe ich nicht mehr her!» Marmot Precip Jacket (179 CHF) Es müssen nicht immer Gore Pro Shell und 700 Franken sein, will man den Elementen trotzen. Dieser Megaseller von Marmot bietet ähnliches in 90 % aller Wettersituationen und verblüffft zudem durch minimales Packmass – die Immer-dabei-hab-Jacke. Sandro Spitzbueb

Swisscharger P1 (48 CHF) Hat die erste Auslandreise problemlos überstanden und ist nun auch zuhause mein bevorzugte s Ladegerät. Lädt die Akkus wirklich voll, ohne frühzeitig auszuschalten. Absolut empfehlenswert! Mario Schönberger

Die Ausrüstungsfavoriten der Transa-Kunden

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Kundenbewertung

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Bevor ein Produkt im Sortiment der Transa landet, wird getestet und diskutiert. Über den tatsäch lichen Erfolg eines Artikels allerdings entscheidet die Meinung der Transa-Kunden. Damit deren wertvoller Erfahrungsschatz nicht nur am Lagerfeuer die Runde macht, gibt es auf der Transa-Website die Möglichkeit, jeden Artikel zu kommentieren und zu bewerten. Hier sind zehn Produkte, die von unseren Kunden die begehrte Maximal-Bewertung von fünf Sternen bekommen haben.

Patagonia Huckleberry (189 CHF) Auch Patagonia folgt dem Trend vieler Outdoormanufakturen und macht mittlerweile »in Schuhe«. Der Huckleberry ist ein feiner Reisebegleiter, der im Flieger wie auf leichten Wanderungen gleichermassen bestehen kann. Gut für Problemfüsse wie meine: der breite Schnitt im Vorderfuss und der tief ausgeschnittene Knöchelbereich. Georg Massing

Think Industrie Swiss Light Knife (12,95 CHF) Erst sauber geviertelt schmeckt ein Apfel so richtig gut. Dank dieses hosentaschentauglichen HighendTeppichschnitters ist eine solche Vierteilung jederzeit möglich und die Vitaminversorgung sichergestellt. Judith P.


Produkte

Petzl Zipka Plus 2 (69 CHF) Mehr Lampe braucht kein Mensch. Das geniale Kordelsystem und die für normalen Gebrauch völlig ausreichende Lichtleistung machen die Zipka Plus 2 zu meinem Alltime-Klassiker. Einziges Manko: das Teil ist so klein, dass man es ständig suchen muss. Zwei habe ich schon auf Nimmerwiedersehen verschlampert ... Kathi R.

Trangia Set 27-7 UL/HA (149 CHF) Das Set ist perfekt für eine Person. Zu zweit würde ich mir das nächste Mal die grössere Version kaufen. Ich wollte ein paar Gramm Gewicht schinden, war mir aber wohl über die Hungerattacken unterwegs nicht so im Klaren. Trotzdem ein super Kochset mit leichter Pfanne, einfacher, sicherer Bedienung und vor allem ohne Geräusche, die nerven! Rolf Häni

Preise: Stand Mai 2010

www.transa.ch: Sterne ohne Ende Alle Kundenbewertungen findest du im Transa-Online-Shop unter jeder Artikelbeschreibung. Falls ein Produkt noch nicht bewertet wurde, führt dort ein Klick auf die Textzeile «Bewertung erfassen» auf ein kleines Pop-up-Formular – lege los!

Bach Specialist 3 FA (399 CHF) Hallo Translis, ich muss euch enttäuschen. So schnell kaufe ich keinen Rucksack mehr, da ich meinen Spezialist noch lange benützen werde. Er hat eine längere Tour unbeschadet überstanden. Grosse Lasten und Transporte in Überlandbussen konnten ihm nichts anhaben. Ganz zu schweigen vom top Tragekomfort. EinKarl Bättig fach genial.

Ultrasun 20 Sport Gel (24,50 CHF) Endlich ein Sonnenschutz, der einfach zu verteilen ist, auch wenn «Mann» sich die Beine nicht Rasieren will. Einzig in die Augen gelangen sollte das Zeug nicht, brennt kräftig! Aber wer hat schon Augen an den Beinen und Armen? Stephan Bieri

Yeti Passion Three (669 CHF) Ich muss gestehen, dass ich etwas skeptisch war als ich so viel Geld in die Hand nahm für einen Schlafsack. Aber den gebe ich nicht mehr her! Ein Hauch von Nichts. Bettina

Hilleberg Saivo (1749 CHF) Was gibt es Schöneres als in einem Zelt zu liegen und das bei tobendem Sturm! Einfach geniessen wenn sich die Gestänge leicht federnd den Elementen anpassen. Diese Sicherheit hat mir dieses ausserordentliche Zelt jederzeit gegeben. Das ist mir jedes Gramm und jeder Franken wert. B. White

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Text Manuel Arnu Fotos Manuel Arnu Archiv Yvonne Colombarolli


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Von Wüsten und Wiesen Irgendwo in Afrika, vor fast 30 Jahren: Auf dem Trans-Sahara-Highway stellen sich die Weichen für den Lebensweg von Yvonne Colombarolli. Der sollte sie auch zu Transa führen – und das sogar zweimal.

klappert­Yvonne­mit­ihrem­damaligen­Partner­in­einem­VWBus­in­Richtung­der­Oase­Tamanrasset,­der­sagenumwobenen­ Tuareg­stadt­2000­Kilo­meter­südlich­von­Algier.­In­der­Ödnis­der­Sahara,­inmitten­dieser­unglaublichen­Landschaft,­zwischen­bizarren­Felslandschaften­und­ wogenden­Düne­n,­erliegt­sie­dem­Zauber­der­Wüste.­Noch­heute­fällt­es­ihr­ schwer,­die­Faszinatio­n­in­Worte­zu­fassen:­«Du­stellst­in­der­völligen­Wildnis­ deine­n­Bus­ab,­stehst­da­in­der­Dämmerung­und­hörst­ausser­dem­Säuseln­des­ Windes­kein­einziges­Geräusch.­Du­bist­nicht­abgelenkt­von­irgendwelche­n­ Lichtern,­Autos­oder­Menschen.­Du­bist­einfach­bei­dir.­Wahrscheinlich­verkraftet­man­das­nur,­wenn­man­mit­sich­selbst­im­Reinen­ist,­ansonsten­kann­ es­auch­sehr­belastend­sein.­Die­Wüste­ist­der­maximale­Kontrast­zu­unserem­ urbanen­Lebensstil­–­es­gibt­nur­Stille,­Weite,­Einförmigkeit.»

1982­

Spontan ins Herz der Sahara Ob Berge oder Arbeit: am liebsten per Velo.

Yvonne­Colombarolli,­48­Jahre­alt­und­mit­diesem­wunderbar­klingenden­ Namen­gesegnet,­ist­schon­zum­zweiten­Mal­bei­Transa.­Seit­eineinhalb­ Jahre­n­arbeitet­sie­im­jüngsten­Laden­beim­Kesselhof,­direkt­hinter­dem­ Kessel­haus­im­Pionierpark­Winterthur.­Die­grosszügige­Filiale­ist­in­einer­ denkmalgeschützten­ehemaligen­Dampfschmiede­mit­neoklassizistischer­ Backsteinfassade­untergebracht.­Im­Inneren­des­Geschäfts­dominieren­ wohl­sortierte­Regale­und­weitläufige­Flure.­Warmes­Licht­flutet­durch­ die­Oberlichter­des­hohen­Raumes,­chillige­Weltmusik­unterstreicht­die­ entspannt­e­Atmosphäre.­Hier­ist­Yvonne­Verkaufsberaterin­in­der­Schuhabteilung.­Als­sie­mit­ihrer­angenehmen,­leisen­Stimme­ihre­Geschichte­ erzähl­t,­leuchten­die­braunen­Augen­und­sie­strahlt­übers­ganze­Gesicht.­ «Begonnen­hatte­unsere­Wüstenreise­mit­dem­Ziel,­einmal­das­Mittelmeer­ zu­umrunden.»­Yvonne­kauft­zusammen­mit­ihrem­Partner­den­alte­n­VWBus,­«so­ein­wackliges­Teil­für­7000­Fränkli»,­steckte­etwas­Geld­in­die­ Instandsetzun­g,­belegt­einen­Motorreparatur-Schnellkurs,­dann­geht­es­ los.­Die­Reiseroute­ist­vage,­nur­eine­Fähre­von­Brindisi­in­Süditalien­nach­


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Patra­s­in­Griechenland­ist­gebucht.­Von­dort­geht­es­wieder­per­Fähre­über­ Zypern­nach­Israel,­dann­durch­die­Wüste­Sinai­nach­Ägypten.­1982­ist­die­ Sinai-Halbinsel­einsam.­«Wir­sind­auf­Pisten­bis­an­die­Südspitz­e­geratter­t,­ da­gab’s­ausser­Soldaten­und­Beduinen­noch­nichts.­Damals­stande­n­in­ Scharm­El-Scheich­ein­zwei­stöckiges­Haus­und­ein­paar­Hütten.»­Heute­ist­ das­einstige­Fischerdorf­ein­touristischer­Brennpunkt­mit­Diskotheken,­Golfclubs­und­internationalem­Flughafen.­ Weil­keine­Einreisegenehmigung­nach­Libyen­zu­bekommen­ist,­nehmen­die­ beiden­Traveller­Fähren­nach­Genua­und­wieder­nach­Tunesien.­Im­Zickzack­ übers­Mittelmeer.­In­Tunesien­treffen­Yvonne­und­ihr­Partner­ein­Schweizer­ Ehepaar,­das­mit­einem­verbeulten­Renaul­t-Kastenwagen­über­den­TransSahara-Highway­nach­Tamanrasse­t­und­weite­r­bis­nach­Südafrika­will.­Es­ ist­eine­Zeit­voller­Optimismus,­geprägt­von­Zuversicht.­Von­diesem­Spirit­ lässt­sich­Yvonne­anstecken.­«Da­hat’s­bei­mir­geklingelt.­Ich­habe­früher­ gerne­Beduinen-­und­Tuareg-Roman­e­gelese­n,­darin­kam­Tamanrasset­immer­vor.­Ich­musste­dorthin!»­Der­Bus­hat­keine­Sandbleche­an­Bord­und­ist­ überhaupt­nicht­auf­eine­Sahara-Querung­vorbereitet.­«Aber­mit­20­Jahren­ denkst­du,­alles­ist­möglich!»,­lacht­Yvonne.­Und­es­ist­möglich.­Der­VW-Bus­ läuft­und­läuft­und­läuft.­Keine­Pannen,­kein­kaputter­Reifen.­Sie­erreichen­ Tamanrasset.­Der­Entscheid,­von­der­Mittelmeerroute­abzuweichen­und­ins­ Herz­der­Sahar­a­vorzustossen,­gab­Yvonnes­Leben­eine­neue­Wendung.­ «Diese­Reise­hat­mich­geprägt»,­sagt­sie­heute.­

Nach 20 Jahren ist Yvonne wieder bei der Transa – jetzt in der Filiale Winterthur.

Wenn Yvonne irgendwohin will, nimmt sie das Velo. Wenn sie nirgendwohin will, nimmt sie auch das Velo.

Im Kreis der Gründer Sieben­ Monate­ zuvor,­ kurz­ vor­ Beginn­ der­ Tour,­ hatte­ Yvonne­ eine­ Ausbildun­g­als­Drogistin­beendet.­Dieser­Beruf­sollte­nicht­mehr­ihre­Zukunft­sein.­Yvonne­wollte­näher­an­Menschen­heran,­suchte­mehr­Freiraum,­ wollte­reisen.­In­Zürich­gab­es­diesen­Laden,­die­Transa.­Die­Gründer­vereint­e­ ebenfalls­die­Liebe­zur­Wüste­–­Transa­steht­schliesslich­für­«Trans­Sahara».­ Ursprünglich­verkaufte­Transa­Landrover-Ersatzteile­für­Wüstenfahrer­aus­ einer­kleinen­Garage­heraus.­1985­war­daraus­ein­Outdoor­geschäft­mit­ Filiale­n­in­Zürich,­Bern­und­Basel­geworden.­Yvonne­kannte­den­Zürcher­ Shop:­«Ein­Chruschtl-Laden,­vollgestopft­bis­unter­die­Decke.­Aber,­dachte­ ich,­das­muss­doch­eine­tolle­Sache­sein,­wenn­Kunden,­die­etwas­Schöne­s­ im­Sinn­haben,­mit­guter­Laune­bei­dir­einkaufen.»­ Yvonne­stellte­sich­vor­und­hinterliess­ihre­Adresse­auf­einem­Zettel.­Der­ landete­auf­einem­Stapel­mit­Papier,­Katalogen­und­Waren.­«Ich­dachte,­das­ war’s.­Von­denen­hörst­du­nie­wieder.»­Zwei­Wochen­später­kam­ein­Anruf,­ Yvonne­wurde­zu­einem­Gespräch­geladen.­Alle­Gründungsmitglieder­der­ Transa­hatten­sich­im­Kreis­versammelt,­eine­Szene­wie­aus­einer­Castingshow­im­Fernsehen.­Nur­Dodé­Kunz,­die­einzige­Frau­im­Gründungsteam,­ war­in­Ferien.­Aber­auch­das­männliche­Gremium­war­nach­basisdemokratischer­Abstimmung­bereit,­es­mit­der­23-Jährigen­zu­versuchen. Die­Arbeit­machte­Yvonne­wie­erwartet­Spass,­auch­das­Reisen­wurde­zum­ festen­Bestandteil­ihres­Lebens.­1986­unternahm­sie­mit­einem­neueren,­ selbst­ausgebauten­VW-Bus­eine­Oasentour­durch­die­ägyptische­Wüste­ nach­Assuan.­Dann­tingelte­sie­mit­Rucksack­und­Zelt­durch­Israel,­Indien­ und­Japan.­1989­bekam­Yvonne­Zwillinge,­die­ihre­ganze­Kraft­forderten.­ Ihre­Arbeit­gab­sie­auf.­«Durch­die­zwei­Jungs­habe­ich­mich­von­der­Transa­ entfernt,­nicht­aber­vom­Reisen»,­erzählt­Yvonne.­ Allerdings­veränderte­sich­mit­der­Zeit­ihre­Einstellung­zum­Reisen:­«Frühe­r­ liebte­ich­Fernreisen,­fremde­Kulturen,­exotische­Landschaften,­heute­sehe­ ich­das­Fliegen­viel­kritischer­und­unternehme­nur­alle­paar­Jahre­noch­ eine­Fernreise.­Ich­merkte,­dass­ich­zwar­Tokio,­Kairo,­Indien­und­Thailand­kannt­e,­aber­zum­Beispiel­Deutschland­überhaupt­nicht.»­Ihre­letzten­ Sommer­ferien­hat­sie­an­der­Nord-­und­Ostseeküste­verbracht­–­«wunder-

schön,­viel­Landschaft­und­wenig­Leute.­Ich­war­wirklich­überrascht.»­ Dieses­Jahr­geht­es­nach­Dänemark­und­Schweden.­«In­fremden­Kulturen­ist­ jede­Wahrnehmung­neu,­spannend­und­eindrücklich.­In­Europa­muss­man­ genauer­hinschauen,­aber­genau­das­schärft­auch­die­Sinne.» Das kann kein Zufall sein! 20­Jahre­lang­nehmen­die­Zwillinge­Yvonne­voll­und­ganz­in­Anspruch,­ dann,­2009,­will­sie­wieder­arbeiten.­Yvonne­steigt­in­Nürensdorf­in­den­Zug­ und­ist­auf­dem­Weg­zu­einem­Bewerbungsgespräch­in­Zürich.­«Und­wer­ sitzt­da­im­Zug?­Der­Christian­Weiss!»­Christia­n­war­vor­20­Jahren­schon­ein­ Transa-Kollege­von­Yvonne,­heute­ist­er­Verkaufsleiter­und­Mitglied­der­Geschäftsleitung.­Christian­erzählt­Yvonn­e,­dass­Transa­in­Winterthur­dringend­ Leute­brauch­e,­es­gäbe­ein­sehr­lässiges­Team­dort.­«Ich­hab­ihm­versprochen,­gleich­noch­am­Nachmittag­zur­Filiale­am­Kesselhof­zu­gehen.­Mit­der­ Filialleiterin­Monik­a­Melzer­verstand­ich­mich­sofort.­Dann­kam­hinter­dem­ Vorhang­breit­grinsend­Mario­Falda­hervor­–­mit­dem­hatte­ich­schon­1985­ in­Zürich­zusammengearbeitet.­Das­konnte­kein­Zufall­mehr­sein!»­ Seit­eineinhalb­Jahren­arbeitet­Yvonne­also­zum­zweiten­Mal­bei­Transa.­ «Nach­wie­vor­macht­der­Umgang­mit­den­Kunden­wahnsinnig­viel­Spass.­ Es­ist­einfach­eine­schöne­Arbeit­herauszufinden,­was­die­Leute­für­Bedürfnisse­haben,­was­sie­für­Reisen­planen.­Ich­kann­meine­eigenen­Erfahrungen­ einbringen­und­es­ist­ein­gutes­Gefühl,­wenn­ein­Kunde­das­Richtige­bei­uns­ gekauft­hat­und­sich­unterwegs­darüber­freut.» Yvonne­hat­zwar­ein­kleines­Auto­zu­Hause­in­der­Garage,­aber­wenn­sie­ irgendwohin­will,­nimmt­sie­das­Velo.­Wenn­sie­nirgendwohin­will,­nimmt­ sie­auch­das­Velo.­Yvonne­erledigt­den­Alltag­mit­dem­Zweirad­und­hat­ begonnen,­damit­auch­nach­Winterthur­zu­radeln.­40­Minuten,­ein­Weg.­ «Das­möchte­ich­den­Sommer­durchziehen.­Wir­können­auch­von­unserer­ Haustüre­weg­in­der­Umgebung­wunderschöne­Radtouren­machen.»­ Damit­ist­sie­nicht­allein:­Fast­95­Prozentder­Transa-Mitarbeiter­kommen­ ohne­Auto­zur­Arbeit.­Mitarbeiterparkplätze­sind­rar,­statt­Firmenwagen­


Kollege

Reisen nach nah und fern: 2002 mit Freunden in Indien, 2009 auf Spiekeroog.

gibt­es­Mobility-Abos.­Betriebsinterne­Schulungen­in­der­Zürcher­Zentrale­ werden­auf­den­Stunden­takt­der­SBB­abgestimmt.­ Abschied vom Chruschtl-Lädeli Mit­20­Jahren­Abstand­kann­Yvonne­die­Veränderungen­bei­der­Transa­gut­ beurteilen.­«1985­war­jeder­Mitarbeiter­ein­totales­Individuum»,­schmunzelt­ sie,­«alles­wurde­in­grosser­Runde­diskutiert,­Entscheide­dauerten­Stunden­ oder­kamen­gar­nicht­zustande.­Das­war­sehr­spannend,­aber­auch­langwierig­und­umständlich.­Samstags­standen­die­Verkäufer­Brötchen­kauend­

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zwischen­den­Kunden­herum,­tranken­Kaffee­und­redeten­stundenlang­ übers­Reisen.­Transa­war­einfach­Kult.» Und­heute?­«Etwas­von­diesem­Geist,­so­scheint­mir,­ist­heute­immer­noch­ da»,­sagt­Yvonne.­«Aber­ob­Transa­als­Chruschtl-Lädeli,­wo­die­Kunden­ am­Morgen­Gipfeli­mitbringen­und­dann­stundenlang­herumsitzen,­noch­ existiere­n­könnte,­weiss­ich­nicht.»­1985­hatte­Transa­drei­Läden­und­zwei­ Dutzend­Mitarbeiter.­Heute­sind­es­zehn­Filialen­an­sechs­Standorten­und­ über­150­Mitarbeiter.­«Neue­Kollegen­können­auch­einen­professionellen­ Geist­in­eine­traditionelle­Firma­tragen.­In­der­Geschäftsleitung,­im­Einkauf,­ da­ist­viel­passiert»,­sagt­Yvonne,­«mit­selbstgestrickten­Wollsocken­und­ Birken­stocksandalen­hat­es­nicht­mehr­funktionieren­können.» Auch­im­Verkauf­haben­die­Jahre­Veränderungen­gebracht.­Heute­spricht­ Transa­einen­grösseren­Kundenkreis­an,­auch­solche,­die­keine­Wüsten­ durchqueren­wollen.­Und­nicht­jeder­Kunde­hat­stundenlang­Zeit.­Also­ müsse­n­Verkauf­und­Beratung­klar­strukturiert­sein.­Know-how­ist­aber­ nach­wie­vor­gefragt­–­und­wird­Stil­gefördert.­«Du­kannst­dir­bei­uns­eine­n­ Verkäufer­herauspicken,­sogar­einen­Lehrling,­und­er­kann­dir­praktisch­ jede­s­Produkt­erklären.­Natürlich­hat­jeder­seine­Spezialgebiete­–­und­das­ist­ auch­gut­so.­Die­Ausbildung­dürfte­aber­in­allen­Gebieten­up­to­date­sein»,­ ist­sich­Yvonne­sicher.­Auch­sie­selbst­lernt­noch­gerne­dazu:­«Demnächst­ werde­ich­im­Rahmen­einer­Fortbildung­bei­Mammut­selbst­einen­Schuh­ herstellen»,­freut­sie­sich.­«Den­Aufbau­eines­Schuhs­kenne­ich­theoretisch­ natürlich,­aber­wer­hat­denn­schon­mal­einen­Schuh­selbst­produziert?»­ Yvonne­verkauft­nicht­nur­Produkte,­sondern­auch­einen­Teil­ihrer­Lebenseinstellung.­ Zum­ Beispiel,­ dass­ Outdoor­ nicht­ unbedingt­ extrem­ oder­ kräfte­zehrend­sein­muss.­«Mit­dem­Älterwerden­wird­einem­klarer,­wie­viel­ Wert­eine­intakte­Natur­hat.­Ohne­Natur­würden­die­Menschen­sich­stark­ veränder­n,­etwas­ganz­Wichtiges­würde­verkümmern.­Ich­erlebe­OutdoorTouren­inzwischen­viel­bewusster.­Es­ist­immer­noch­ein­gutes­Gefühl,­nach­ einer­körperlichen­Anstrengung­zur­Ruhe­zu­kommen­und­sich­zu­freuen,­ etwas­geschafft­zu­haben.­Aber­die­sportliche­Herausforderung­steht­nicht­ mehr­so­im­Vordergrund.­Genuss­und­Stille­machen­auch­zufrieden.»­ Und­so­kommt­es,­dass­Yvonne­Colombarolli­den­Zauber,­den­sie­vor­fast­30­ Jahren­in­der­afrikanischen­Wüste­erlebt­hat,­nun­auch­auf­schweizerischen­ Wiesen­finden­kann.­

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Reportage

Text Axel Klemmer


Reportage

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Foto: Stefan Rosenboom

Pilgern ist der seltsamste Trendsport. Der langsamste ist er sowieso. Egal ob alleine oder in der Gruppe beim besinnlichen Open-Air-Happening: Geistige und weltliche Pilger pendeln auf ihren weiten Wegen zwischen introvertierter Selbstsuche, stillem Naturgenuss und geselligem Beisammensein.


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Reportage

T

homas Schubiger «war dann mal weg». Am Ostermontag des Jahres 2005 nahm er in Davos einen viel zu grossen, viel zu schweren Rucksack auf die Schultern und ging los. Ging zu Fuss aus der Stadt, verliess das ganze angenehm möblierte Leben, das er so lang genossen hatte und das ihm jetzt nicht mehr genügte. Dreieinhalb Monate später erreichte er auf dem Jakobsweg Santiago de Compostela, den berühmten Pilgerort im äussersten Nordwesten Spaniens. Mehr als 2100 Kilometer lagen hinter ihm. Er war vorher weder gewandert noch hatte er auf die grosse Fussreise trainiert. Er hatte Übergewicht. «Ich bin unsportlichst!» sagt Thomas Schubiger – er betont den Superlativ. Früher im Sportunterricht hatte er immer im Tor stehen müssen, weil er auf dem Feld sowieso keinen Ball erwischte. Schubiger ist kein Aussteiger, aber einer, der losgelassen hat. Nicht plötzlich, sondern in einem jahrelangen, stillen Prozess. 1998 hängte er seinen Job, er war Bankleiter einer Raiffeisenbank im Bündner Prättigau, an den Nagel: «Ich wollte etwas anderes als das Geld in den Mittelpunkt meines Alltags stellen.» Seine neue Karriere führte ihn ins Büro der katholischen Kirchengemeinde in Davos, und zu Hause las er Paulo Coelhos Buch «Auf dem Jakobsweg». Die Lektüre fesselte ihn, obwohl er mit dem religiösen Mystizismus des Autors wenig anfangen konnte. Über die Jahre reifte sein Entschluss, wobei er am Ende mit der Bitte um Sonderurlaub für den Jakobsweg bei der Kirche natürlich besser aufgehoben war als bei der Bank. Thomas Schubiger bat, verhandelte, leistete sehr viel Vorarbeit (weshalb er auch nicht trainieren konnte) und durfte schliesslich los. Auf seinem langen Weg traf er, wen wundert’s, Menschen wie sich selbst. Menschen, die mitten im Leben aufgebrochen waren, weil irgendwann irgendetwas nicht mehr gestimmt hatte. Der Beruf, die Partnerschaft, die Familie. Der Sinn. Schubiger gefiel, dass alle, die diesen Weg mit ihm gingen, nur einen Namen hatten: ihren Vornamen. Er traf Bernhard aus Wien, er pilgerte eine Zeit lang mit Klaus aus München, dann mit Valérie aus Paris. Er begegnete Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten, Konfessionen und Sprachen. Er gewann Abstand. Der Jakobsweg als «Megaseller»

Wer bei Amazon das Wort «Jakobsweg» in die Bücher-Suchmaske eingibt, landet rund 2200 Treffer. Anno 1047 wurde die Pilgerroute zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela zum ersten Mal erwähnt. Im 11. Jahrhundert war Santiago neben Jerusalem und Rom das

dritte grosse Pilgerziel der Christenheit. Die Aufklärung kam, danach die Säkularisierung und dann, am Beginn des 21. Jahrhunderts, der deutsche Entertainer Hape Kerkeling. «Ich bin dann mal weg», der Bericht über seine Wanderung auf dem Jakobsweg, wurde das, was man heute einen Megaseller nennt: Mit mehr als zwei Millionen verkauften Exemplaren war es 2006 das erfolgreichste Buch in Deutschland. Aber die Menschen lasen nicht nur, sie pilgerten auch wieder. Hatten 1970 noch gezählte 68 Menschen den Jakobsweg unter die Füsse genommen, rechnet das Domkapitel in Santiago im heiligen Jahr 2010 – heilig, weil der Festtag des heiligen Jakobus (25. Juli) auf einen Sonntag fällt – mit möglicherweise mehr als 200.000 Pilgern, die auf den letzten Etappen zu Fuss, mit dem Velo oder hoch zu Ross unterwegs sein werden. Das Phänomen Hape Kerkeling zeigt noch etwas anderes: Für viele ist pilgern heute einfach eine bestimmte Art zu wandern – nicht sportlich, sondern eben kontemplativ. Evelyne Bähler, Mitarbeiterin im TransaLaden in Bern, kennt das aus eigener Erfahrung. Wie Schubiger war sie in einer besonderen Lebenssituation, als sie den Jakobsweg beging: «Ich wollte mich beruflich verändern.» Pilgern oder wandern, das macht für sie keinen grossen Unterschied. «Man kommt halt immer wieder an Kirchen und Kapellen vorbei. Man geht auch mal zur Messe, wobei es keine Rolle spielt, ob jemand katholisch, reformiert oder sonst was ist. Den geistlichen Teil kann keiner ausblenden, aber wer den Jakobsweg macht, muss nicht unbedingt ein Christ sein oder an Gott glauben.» Alte Wege und neue Märkte

Was Evelyne erfahren hat, bestätigt auch die 2009 erschienene «Berner Erhebung zum Jakobspilgern in der Schweiz»: Nur 17 Prozent der gesamten Pilgerschaft, steht da, bekennen ihre Nähe zu Religion und Kirche. Doch auch wenn die touristischen Motive überwiegen (Naturerlebnis, Erholung, Ruhe, Kraft tanken …), sind Besinnung und Spiritualität sowie die Orientierung in Übergangssituationen, vielleicht das Hauptmotiv der modernen Pilgerei, von grosser Bedeutung. Thomas Schubiger, der sich als einen gläubigen Menschen bezeichnet, nicht aber als fromm, hat der Jakobsweg am Ende von seinem Job bei der Kirche weggeführt: 2009 erhielt er das Zertifikat als «Pilgerbegleiter Europäischer Jakobswege», nun baut er sich damit sowie mit Vorträgen eine neue Existenz auf (www. kath.ch/jakobsweg-pilgerbegleitung). Pilgerwanderungen sind «in», und 90 Prozent der Aktiven pilgern in Gruppen – ein interessanter Markt.

«Manche nehmen drei oder vier Wochen Urlaub für den Jakobsweg und planen die Tour minutiös durch, Tag für Tag. Sie legen jede Etappe im Detail fest und weichen keinen Schritt davon ab. Dann kriegen sie am zweiten Tag Blasen, der ganze Plan bricht in sich zusammen, und sie sind am Boden zerstört. Das ist kein Pilgern!» Thomas Schubiger, zertifizierter Pilgerbegleiter EJW


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Foto: Stefan Rosenboom

Reportage

Foto: Peter Salzmann

Foto: Peter Salzmann

Gottes Haus steht den Beladenen offen.

Kommen einem gar nicht spanisch vor: Pilger im Saastal.

Über den Monte-Moro-Pass zum «Neuen Jerusalem».

«Jeder hat von mir beim Aufbruch einen Mini-Rosenkranz erhalten, aber wir haben nie offiziell gebetet. Wir haben viele Kirchen unter dem kultur- und kunsthistorischen Aspekt besucht, und ich habe den Leuten immer die Zeit gelassen, ihre Gedanken in den Kirchen oder draussen an einem schönen Ort in Stille für sich zu sammeln.» Peter Salzmann, Buchautor und Wanderleiter


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Reportage

«Man denkt beim Pilgern viel nach, über Vergangenes, über die Zukunft. Öfter ist man aber einfach nur in der Gegenwart. Man riecht die gute Luft, das Heu, die Wälder. Man hört die Vögel zwitschern. Oder man plagt sich den ganzen Tag mit müden Beinen, dem Rucksack, Blasen oder einem gestauchten Fuss!»

«Nach mehr als einem Jahrzehnt der Arbeit an den Pilgerwegen in der Schweiz (…) hat die Pilgerei den Status eines neuen Feriensegmentes erreicht. Sie ist zum eigenständigen Bereich eines sanften, sinnorientierten, ökologischen Tourismus geworden.» So steht es in der Berner Pilgererhebung. Die Outdoor-Industrie profitiert von der neuen Kundschaft. «Wir haben recht oft Leute, die sich für den Jakobsweg ausrüsten wollen, so ein- bis viermal pro Woche – je nach Jahreszeit.» Das berichtet Nadine Wyer vom Basler Transa-Laden. «Generell berate ich Pilger ähnlich wie gewöhnliche Weitwanderer. Also Rucksack-Gesamtgewicht nicht über zehn bis zwölf Kilo, gut aufeinander abgestimmte Kleidung (Zwiebelprinzip), Schuhe, in denen man sich wohlfühlt, die wasserdicht sind und, gerade wenn man noch nicht gewohnt ist zu wandern, auch einen höheren Schaft besitzen, um den Knöchel zu stützen. Ja, und Blasenpflaster dürfen natürlich nicht fehlen!» Die Produkte mögen dieselben sein, doch die Kundschaft ist anders. Nadine: «Es sind vorwiegend reifere Menschen, im weitesten Sinn – Suchende.» Etwa drei Viertel der Pilger stammen aus dem gehobenen Bildungsniveau, auch das sagt die Statistik. Es muss nicht immer Spanien sein

Hape Kerkeling wanderte 2001 auf dem Camino Francés, der mittlerweile als überlaufen gilt. Es gibt auch Alternativen – zum Beispiel den Camino de la Costa oder auch Camino del Norte entlang der Atlantikküste, eine der landschaftlich schönsten Jakobsrouten überhaupt. Ausserdem muss es ja nicht immer Spanien sein. Nur ein Viertel der Menschen, die durch

4-Seasons Info

Pilgern in der Schweiz Der Schweizer Jakobsweg, die Via Jacobi, ist rund 400 Kilometer lang. Die Route wird vom Verein jakobsweg.ch betreut, der für die 16 Etappen zwischen Bodensee und Genfersee Signalisierung, Wegführung und Unterkünfte koordiniert und sich auch um die Vernetzung der nationalen Jakobswege zwischen Osteuropa und Spanien kümmert. Darüber hinaus leitet er Ausbildungsprogramme für zertifizierte Pilgerbegleiter. Das mehrsprachige Internetportal www.jakobsweg.ch ist

der zentrale Anklickpunkt aller Jakobspilger in ganz Europa. Pilgern ins «Neue Jerusalem» Auf dem historischen Pilgerweg von Spiez zum Sacro Monte in Varallo/Italien sind 220 Kilometer und 10.000 Höhenmeter zu bewältigen. Der Führer beschreibt diese Zehn-Tages-Tourdetailliert mit Kartenskizzen und Höhenprofilen. Peter Salzmann: Pilgerweg «Neues Jerusalem», Rotten Verlag, Visp, ISBN 978-3-905756-29-6, 32 CHF, www.alpevents.ch.

Foto: Stefan Rosenboom

Evelyne Bähler, Transa-Laden Bern

Licht am Ende des Weges.

die Schweiz pilgern, haben das Ziel Santiago. Dass man auch zu Hause spirituelle Nischen finden kann, beweist Peter Salzmann aus Visp: «Als ich mich vor Jahren selbstständig machte, wollte ich Abstand vom Alltag gewinnen. Alle empfahlen mir den Jakobsweg, aber weil ich nicht gern mit dem Strom schwimme, ging ich statt dessen vom Genfersee über die Walliser Alpenpässe bis zum Rhônegletscher – mehr als 300 Kilometer und 27.000 Höhenmeter in 20 Tagen. Auf dem Gletscher stehend, hatte ich Tränen in den Augen, weil diese schöne Zeit vorüber war und weil ich noch immer nicht wusste, wie meine berufliche Zukunft aussehen sollte.» Peter Salzmann, der mal Werbung für Autos gemacht hatte und Kurdirektor in Leukerbad gewesen war, fand seinen Weg. Er wurde Wanderleiter und entdeckte für sich unter anderem das «Neue Jerusalem»: den Sacro Monte bei Varallo. Nachdem er einen Führer über die alte Pilgerroute zum heiligen Berg im Piemont geschrieben hatte, führte er 2009 eine erste Wandergruppe von Spiez aus auf diesem Weg: «Wie und ob dabei gebetet wurde, war sekundär. Die körperliche Leistung und die Gruppendynamik standen im Vordergrund.» Im August 2010 leitet er die nächste Tour zum Wallfahrtsziel Varallo. Bei der Pilgerreise komme man zwar auch zu Wallfahrtsorten, aber man bewege sich wesentlich freier. So unterscheide sich die Pilgerreise von der Wallfahrt, sagt Thomas Schubiger, der seine neue Freiheit nicht mehr aufgeben möchte. Vor einiger Zeit traf er sich wieder mal mit den alten Kollegen von der Bank. Einer sagte ihm dabei, er würde niemanden einstellen, der den Jakobsweg gegangen ist. Vielleicht können Pilger im Arbeitsalltag tatsächlich zu Störfaktoren werden – und sei es, weil sie sich nicht in angemessener Weise für die neuen Autos und Grossbildfernseher der Kollegen begeistern. Pilger irritieren. Sie tragen den Sand von ihren weiten Wegen ins Getriebe der grossen Erwerbs- und Konsummaschine. Das macht sie für manche Personalchefs zum Risiko. Diese Menschen mit der Jakobsmuschel am Revers haben irgendetwas erlebt. Sie laufen ja zuverlässig, nur nicht mehr im Hamsterrad.


Reportage

Kleines Gepäck für grosse Wege

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Transas Pilger-Packliste: Mit 10 Kilo nach Santiago … … und zu anderen «heiligen» Zielen. Die Packliste enthält bewährte Produkte aus dem Transa-Sortiment. Die angegebenen Gewichte beziehen sich auf mittlere Schuh- und Kleidergrössen. Viel Spass beim Rechnen ;-)

Immer am Mann/an der Frau

Immer im Rucksack Preis CHF

Bezeichnung

 Wanderschuh (1 Paar) Das wichtigste Ausrüstungsteil überhaupt, bitte mit Knöchelschutz und nicht 269,– zu weicher Sohle. Der Scarpa Nangpa-La XCR ist leicht, bequem und mit GoreTex-XCR-Futter bei hohen Temperaturen zwar etwas wärmer, dafür aber absolut wasserdicht.  Socken (2 Paar mindestens) Zwei Paar mindestens. Ideal für das «Feuchtigkeits-und-Geruchs-Management« auf der Langstrecke ist ein Merino/Synthetik-Mix, z. B. Smartwool PhD Outdoor Light Crew  Funktionsunterwäsche (2 T-Shirts, 2 Slips mindestens) Tolle Alternative zur (leichten, schnell trocknenden) Kunstfaser: Merinowolle, die auf langen Trips ihre Qualitäten ausspielt («Mief-Resistenz» ohne chemische Zusätze, sehr guter Klimahaushalt). Merino-Tipp Herren: Icebreaker Beast Apollo Crew S/S 150er | Boxer Brief). Merino-Tipp Damen: Icebreaker Shirt S/S 150er | Boxer Short aus der Bodyfit-Linie. Wer lieber auf Synthetik setzt, nimmt luftigen, elastischen PolyesterStrick, der rasant trocknet und dank Silberionen erst spät zu riechen beginnt: Odlo Cubic Tee effect | Cubic Slip effect.  Trekkinghemd Kein Muss, aber angenehm luftig und optisch auch City-tauglich. Herren: Das Ventilation Shirt von The North Face aus pflegeleichtem Funktionsmaterial bietet Lichtschutzfaktor 30+, Brusttasche mit RV, Security Pocket und lange Ärmel, die hochgerollt und fixiert werden können. Damen: L/S Stretch Boulder Bluse von The North Face mit modischen Karos und Ärmeln zum Hochrollen, Lichtschutzfaktor 50+.  Trekkinghose Eine lang, eine kurz – so ist man für alle Temperaturen gut gerüstet. Als lange Herren-Hose empfiehlt sich z.B. die Fjällräven Karl MT, als Damenmodell die Karla aus Polyamid/Baumwoll-Gemisch, leicht, robust und schnelltrocknend. Mit «Open End» für jede Beinlänge, guten Taschenlösungen und Safety Pocket. Wer nur eine Hose mitnehmen will, nimmt eine mit abtrennbaren Hosenbeinen, etwa die Mammut Tempest Zip-Off Pants (Herren) bzw. die Mammut Chill Zip Pants mit Stretchanteil (Damen).  Sonnenhut Der Helios Sun Hat von Outdoor Research schützt mit breiter Krempe auch Ohren und Nacken. Nylon/Polyester-Ripstop-Mischgewebe mit Sonnenschutzfaktor 50+. Frotteekopfband für optimalen Komfort und Kinnband gegen das Davonfliegen.  Sonnenbrille Unverzichtbar, selbst wenn man nicht bis Spanien kommt. Die Bollé Serpent ist leicht und von Stadt bis Berg einsetzbar. Erhältlich mit normalen sowie mit polarisierenden Gläsern.  Trekkingstöcke Alternative zum hölzernen Pilgerstab sind Teleskopstöcke. Nicht zwingend nötig, sondern eher eine Frage des persönlichen Pilgerstils. Sehr leicht: Explorer von Exped mit drei Tellervarianten.  Dokumente Ausweis, etwas Bargeld, EC- und Kreditkarten, Krankenversicherung, JH-Ausweis (sehr praktisch), Pilgerausweis für den Jakobsweg (zeitig bei der Jakobus-Gesellschaft beantragen). Transport in Bauchtasche oder Brustbeutel (auch nachts am Körper tragen – selbst in Pilgerherbergen wird geklaut). Das Performance Security Wallet von Eagle Creek ist ein klassischer Brustbeutel mit Klettverschluss und vielen Fächern.  Rucksack Bei 10 Kilo Gesamtgewicht reichen 40 Liter Stauraum. Dennoch auf ein gutes Tragesystem und geringes Eigengewicht achten. Der Osprey Kestrel 38 bietet 38 l Volumen und eine integrierte Regenhülle. Erhältlich in zwei Grössen: S/M | M/L

Nicht nur für den Jakobsweg: Scarpa Nangpa-La

33,90

Gewicht g

1180 (Herren) 1020 (Damen) 80

T-Shirt | Slip T-Shirt | Slip

109 | 59 130 | 80 95 | 59 100 | 60

59,90 | 34,90 90 | 40

119,–

180

109,–

130

179,– 179,-

334 436

159,– 179,–

340 300

49,90

65

139,– | 179,–

20

149,–

410

15,90

70

225 | 219

1450

Bezeichnung

 Schlafsack Statt (evtl. nicht sehr sauberen oder gar nicht vorhandenen) Decken lieber den eigenen Schlafsack mitbringen. Ein Gewichtswunder ist der Passion One von Yeti, ein Sommer- und Hüttenschlafsack mit bester Daune, feinstem Bezugsstoff und stolzem Preis. Doppelt so «schwer», etwas wärmer und preisgünstiger: der Highlight Tropicana (erhältlich für Körpergrössen von 160 bis 200 cm). Pflicht: ein Seiden-Inlett z. B von Meru, das leichter zu waschen ist (auch unterwegs!) als der ganze Schlafsack.  Isomatte & Sitzkissen Wenn zur Hochsaison (Juli/August) die Herbergen voll sind oder wenn man bewusst auch einmal draussen schlafen will, ist eine Liegematte sinnvoll. Guten Komfort bei geringstem Gewicht bietet die selbstaufblasende Matte UL CSP 180 von Mont-Bell. Leichter, robuster, aber weniger komfortabel: Sirex EVA-Matte All Year. Praktisch für Pausen: das Relags Sitzkissen.  Sandalen Flip-Flops: Sandalen mit Fersenriemen wie die Teva Hurricane 3, sie können auch auf einfachen Wanderstrecken und in (kühlen) Herbergen mit Socken getragen werden.  Leichte Jacke (oder Pulli) Das Arc’teryx Caliber Cardigan ist eine leichte Fleece-Jacke für sommerliche Verhältnisse mit schöner Optik. Auch als Damenmodell erhältlich.  Softshelljacke/-weste Windschutz, robuste Oberfläche und (Stretch-)Tragekomfort bietet die Haglöfs Viper II Hood – ein unverwüstliches und vielseitiges Kleidungsstück für alle Outdoor-Gelegenheiten. Auch als Damenmodell erhältlich. Wer Gewicht sparen möchte, nimmt ein Softshellgilet wie die Apex Elixir Vest von The North Face (unisex).  Wetterschutzbekleidung («Hardshell») Wenn das Softshell an die Grenze stösst, wird das Hardshell ausgepackt: Das Haglöfs Titan Jacket kombiniert superleichtes Gore-Tex Paclite am Rumpf mit robustem ProShell an Schultern und Hüfte (die «Problemzonen» von Rucksack-Trägern). Damen bietet das Theta SL Jacket von Arc’teryx die gleiche Materialkombi. Komplett wird die Regenkombi mit der Marmot PreCip Pant Side Zip – eine leichte, günstige Regenhose mit seitlichen Reissverschlüssen (leicht anzuziehen und gut belüftbar).  Stirnlampe Klein und leicht, robust und mit 3 LEDs richtig hell: die Gizmo von Black Diamond mit elastischem Stirnband und schwenkbarem Reflektor.  Trinkflasche Sehr leicht und, wenn leer, klein verpackbar: die Platy Bottle 1 l von Platypus.  Taschenmesser Mittelgrosse Feststellklinge (für Brot, Käse, etc.), Schraubendreher, Flaschenöffner und Korkenzieher – das bietet der Klassiker Victorinox Rucksack. Sinnvolle Ergänzung: die Faltschere von Relags.  Necessaire Bewährt haben sich Falttaschen mit Netz- und Steckfächern für Zahnbürste, Zahnpasta, Kamm, Haut- und Sonnenschutzlotion, Lippenbalsam mit Lichtschutzfaktor, Ohrenstöpsel etc. – und einem Haken zum Aufhängen. Zum Beispiel das Tatonka Travelkit.  Packsäcke … für Ordnung im Rucksack und Schmutzwäsche: Sea to Summit: Ultra-Sil Stuff Sack von XXS bis L.  Waschmittel Neutralseife oder das ökologisch korrekte Ortec Allwasser-Seifenkonzentrat, mit dem auch die Ausrüstung gewaschen werden kann (100 ml).  Wäscheleine Praktisch: Gedrillte Wäscheleine von Relags, in der man die Wäsche auch ohne Klammern einzwicken kann.  Rucksackapotheke Mit Medikamenten, Blasenpflaster, Heftpflaster, elastischen Binden, Schmerzmittel, Sportgel, Hirschtalg für Füsse und Schritt (gegen den bösen «Wolf»). Das Careplus First Aid Kit «Basic» bietet die Mindestausstattung für die Wundversorgung.  Reisehandtuch Das MSR Packtowel aus Mikrofaser ist federleicht, saugstark, samtig-weich und trocknet sehr schnell.  Ausserdem … … Kartenmaterial, Wander- bzw. Pilgerführer, Notizbuch (Tagebuch) mit Stift, Handy, Kamera, evtl. GPS-Gerät (Akkus, Ladegeräte), Nähset und Tape, Toilettenpapier.

Preis CHF

Gewicht g

469,–

265

329,–

590

68,–

110

149,– 29,– 7,80

550 400 35

69,–

520

149,–

377 | 324

259,–

490 |

259,– 129,–

430 312

549,–

400

489,–

340

159,–

284

34,90

60 (inkl. Batterien)

16,90

23

38,90 6,80

90 25

29,–

200

13,90 | 23,90

11 | 25

7,–

115

5,–

20

27,90

140

33,–

90

Für erträgliches Pilgern: Osprey Kestrel 38 Farbcodierung: Standardprodukt bzw. Herren-Modell, Damenmodell, Alternative, sinnvolle Ergänzung.


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Reise

Text & Fotos Thorsten Brönner

Blaue Wunder – per Velo über alle Berge Die «Nr. 9» zählt zum offiziellen Radwegenetz der Schweiz und führt 500 Kilometer weit von Rorschach am Bodensee bis nach Montreux. Für die 4.000 Höhenmeter entschädigen allein schon 16 Seen, die dem Auge schmeicheln und zum Bade laden.


Reise

69

F

rüh morgens erscheint die Oberfläche des Bodensees noch wie ein gigantischer blanker Spiegel, keine Welle bewegt sich übers Wasser, alle Boote sind noch im Hafen von Rorschach vertäut. Nur ein paar Schwäne ziehen friedlich ihre Kreise. Voll des Tatendrangs haben wir uns zeitig auf die Räder geschwungen, um die ersten Kilometer entlang des Uferradwegs ungestört geniessen zu können. Grosser Tatendrang ist am Anfang einer Veloreise eigentlich selbstverständlich, doch auf dieser Tour gibt es zusätzlichen Ansporn. Die 500 Kilometer lange Seen-Route Nr. 9 führt vorbei an 16 Seen und gilt als eine der schönsten Velotouren des Landes. Einziger kleiner Haken: Knapp 4.000 Höhenmeter sind zu bezwingen. Ein unwesentliches Detail, das man besser der Freundin verschweigen sollte. Zumindest in meinem Fall. So habe ich Monika die Sache mit einem Verweis auf die vielen Seen entlang des Weges schmackhaft gemacht. Wenigstens in jedem zweiten Satz habe ich die verschiedenen Blautöne des Wassers beschworen und von den Bergen war meist nur als Panorama am Horizont die Rede. Und habe ich nicht auch die Leere der Velowege in den höchsten Tönen gelobt? Wettfahrt gegen das Berggewitter Nach wenigen Kilometern, auf denen tatsächlich keine Menschenseele zu sehen war, verlässt die Route Schweizer Terrain und führt entlang des Rheins nach Vorarlberg. Hier verläuft der Radweg durch das grösste Feuchtgebiet des Bodensees mit ausgedehnten Feuchtwiesen und Auwäldern, in denen seltene Fauna und Flora heimisch ist. Sonnenstrahlen durchdringen hin und wieder den dichten grünen Wald, werfen richtige Lichtkegel über den Weg. Dazu dringt ein Konzert der verschiedensten Vogelarten aus dem Wald – es ist eine Welt, die auch den Deckel eines Märchenbuches schmücken könnte. Sanft steigt die Route am Rheindamm entlang an und biegt anschliessend ins Hinterland ab. Langsam ziehen einzelne Kanäle, Wiesen und Felder vorbei und untermalen meine »liebliche« Beschreibung der Tour vortrefflich. Doch am Horizont verdunkeln sich die Wolken über den nahen


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Reise

Bergen des Appenzellerlands immer mehr. Wir legen einen Zahn zu. Monika grummelt ein wenig mit dem Gewitter um die Wette, bleibt aber tapfer. Wenig später kommen von den Bergen bereits schnell ziehende Regenschauer herab. Das nahe Unwetter macht die Entscheidung leicht: Pause in Altstätten. Der Wind zerrt jetzt heftig an Mensch und Material. Für die Betrachtung der charmanten Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert bleibt da keine Zeit. Kurz bevor das Gewitter so richtig losbricht, finden wir in einem Kiosk Unterschlupf. Dann öffnen sich die Schleusen des Himmels: Blitze zucken, es folgt ohrenbetäubendes Donnern und aus starkem Regen wird auch noch ein kräftiger Hagelschauer. Im Nu sind die Strassen der Altstadt überflutet. Kurz darauf ist es so schnell vorbei, wie es begonnen hat. Zeit, die letzten Kilometer des Tages zu strampeln. Seen wie auf der Perlenkette

Die erste Nacht ist auf einem Bauernhof gebucht, der »Schlafen im Stroh« anbietet. Dort wartet ein herzlicher, ja fast familiärer Empfang und eine eigene Schlafecke in einem ehemaligen Kuhstall. Auf dem Hof ist alles so, wie es sein sollte: Auf den nahen Weiden grasen ein paar Pferde und Schafe, überall rennen Hühner herum und an der Melkanlage stehen die Kühe Schlange. Nur einer passt nicht ins Bild: Ein junger Radler, der beim Melken helfen will, hat sich gerade hinter anstatt neben die Kuh gestellt. Es kommt, wie es kommen muss, und zwar hinten aus der Kuh raus. Der Radler, eben noch im makellosen weissen T-Shirt, hat nun ein fleckig braunes, und sein Geschrei ist natürlich gross. Wie es sich für einen echten Bauernhof gehört, tischt die Bäuerin am Abend so richtig auf: Nudelberge, die den 2000ern vor der Tür in nichts nachstehen, und zum Dessert serviert sie Kuchen, der wohl eigens gefertigten Backformen entstammt. Im Handel gibt es diese Grössen jedenfalls nicht. Aber: Kein schlechtes Gewissen stört beim Schlemmen, auf Radtour wird jede Kalorie ja spätestens am nächsten Tag in Kilometer umgewandelt. Mehr oder weniger rollend geht es dann in den Kuhstall, ein letzter Blick über den Hof hinauf zum sternenklaren Himmel, bevor wir auf dem Strohlager in tiefen, traumlosen und gar nicht pieksigen Schlaf fallen. Wahre Bilderbuchlandschaften bestimmen die nächsten Tage. Saftige Wiesen in kräftigem Grün bedecken die weitläufigen Täler voralpiner Höhenzüge. Verwinkelte Gassen, wehrhafte Kirchen und Klöster in den Ortschaften: Rapperswill, Pfäffikon, Zug. Dazwischen Sihlsee, Ägerisee, Zuger See – die Route vermittelt das Gefühl, als ob man entlang einer Kette radle, deren Perlen Seen sind, die in immer neuen, undurchdringlichen Blautönen schimmern. Von Luzern verabschieden wir uns, als sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Gassen der Altstadt tasten. Ein kleines bisschen Wehmut hat sich mit auf den Sattel geschwungen, so surreal verträumt war der obligatorische Spaziergang durch die Altstadt am Abend zuvor. Der Höhepunkt: die Kapellbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Was haben doch die Einwohner getrauert und geweint, als die älteste und vermutlich längste überdachte Holzbrücke Europas am 18. August 1993 abbrannte. Die Trauer war so gross, dass man das Wahrzeichen der Stadt binnen acht Monaten bis ins Detail wieder aufbaute. Während ich dieser Geschichte nachhänge, kommt die ruhige Fläche des Vierwaldstätter Sees in Sicht, eingerahmt von den abrupt aufsteigenden Berggipfeln des Pilatus, der Rigi und des Bürgenstock. Wir schwenken den Lenker in Richtung Berge. Am Seeufer liegt die grösste Süsswasserflotte Europas vor Anker. Hier regt sich morgens kaum etwas, bis auf den Raddampfer Gallia, der schon zur ersten Fahrt des Tages losmacht. Gemächlich tuckert der alte

Regelmäßige Gewitter am Nachmittag kühlen Körper und Bremsen.

«Nach gut 40 Kilometern wird es ernst für die Oberschenkel, der 1000 Meter hohe Brünig-Pass wartet. Monika schnauft ein bisschen, flucht aber nicht.»

Schaufelraddampfer auf den See hinaus, irgendjemand winkt zum Gruss. Auf ruhigen Fahrradwegen rollen wir gemütlich die einzelnen Finger der westlichen Seite des Sees ab. Fahrt ins Berner Oberland Nach gut 40 Kilometern wird es ernst für die Oberschenkel. Bis jetzt war alles nur Spazierfahren, doch nun wartet der Brünig-Pass. Nachdem die ersten Kehren gemeistert sind, führt der Weg am westlichen Ufer des Lungerer Sees in Richtung Süden. Monika schnauft ein bisschen, flucht aber nicht. Schon wieder wartet die Landschaft mit spektakulären Ansichten auf. Der nunmehr elfte See liegt malerisch eingebettet zwischen über 2000 Meter hohen Bergen. Auf der rechten Talseite stürzen mehrere Wasserfälle in das türkisfarbene Gewässer hinunter. Mittlerweile brennt die Julisonne gnadenlos vom Himmel. Zum Glück gibt es hier an jeder Ecke Brunnen, wo sich die Trinkflaschen mit eiskaltem frischen Bergwasser auffüllen lassen. Kurzes Geniessen, dann ist wieder harte Beinarbeit angesagt, der zweite Teil des 1008 Meter hohen Passes steht an. Gleich neben dem Radweg fährt die Brünig-Bahn gemächlich dem Berg entgegen und macht dabei


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Bergriesen verwĂśhnen das Auge, mĂźssen aber nicht erklommen werden.

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Ein letzter Blick auf den Bodensee, dann heißt es »Kurs Genfer See«.

eine bessere Figur als wir, die wir uns jetzt doch recht mühsam und mit roten Köpfen abstrampeln müssen. Komfortabler ist die Fahrt mit der Bahn sehr wohl, aber wer wollte schon tauschen? Die anschliessende Abfahrt hinunter nach Meiringen ist nämlich Rausch pur. Geschwindigkeit, Freiheit, Adrenalin ohne Ende – da kann die Bahn nicht ganz mithalten. Nach einigen flachen Kilometern entlang der Aare erreichen wir den Brienzer See. Ein tückisch steiles Bergsträsschen, das sich entlang seines Südufers windet, verlangt Radlern anschliessend noch mal alles ab. Tief über den Lenker gebeugt, nach Luft japsend – Monika hätte mich wahrscheinlich gerne verflucht, wenn sie denn noch gekonnt hätte –, stemmen wir die Velos den Anstieg im Schritttempo hoch. Oben angelangt, rollt es sich wie auf einer riesigen Aussichtsterrasse mühelos durch einen schattigen Wald. Plötzlich lautes Getöse aus der Ferne. Nur ein paar Tritte weiter, und der Wald gibt wieder die Aussicht auf den See frei. Von dort kommt das Geräusch: In mehreren Kaskaden stürzen die Giessbachfälle aus 400 Meter Höhe in den See. Ein funkelnder Wasserschleier schwebt vor und über den Fällen. Da sich die Sonne bereits dem Horizont zuneigt, wirkt sie wie ein gewaltiger Scheinwerfer, der die Szenerie geradezu magisch ausleuchtet. Sofort ist die Laune wieder in himmlischen Gefilden und wir schiessen geradezu die letzte Abfahrt zum See hinunter, direkt zum Hotel in Iseltwald, wo ein weiches Bett wartet.

Finale hinunter zum Genfer See

Als die letzte Tagesetappe beginnt, ist der Frust der Bergetappen längst verflogen, es dominiert die Wehmut. Das Holpern der Räder über das jahrhundertealte Kopfsteinpflaster durch die Gassen von Gruyères holt uns nur langsam aus den Erinnerungen an die letzten Tage zurück. Einem Adlerhorst gleich liegt der Ort auf einem isolierten Hügel am Alpennord-

Kreativ angelegt, aber akribisch ausgeschildert – der Radwanderweg Nr. 9.

Die Abfahrt nach Meiringen ist Rausch pur – Geschwindigkeit, Freiheit, Adrenalin ohne Ende – viel besser als der alternative Shuttle mit der Bahn. rand über dem oberen Saanetal. Von hier geht der Blick ungehindert zu den Freiburger Alpen im Osten hinüber, dort, wo die Saane gemächlich Richtung Alpenvorland strebt und die Berge zu sanften Hügeln auslaufen. Ein Stück folgen wir noch dem Lauf der Saane bis zum schimmernden Lac de la Gruyère, wo ein knackiger Anstieg ins Städtchen Bulle wartet. Die nächsten Stunden radeln wir gemütlich durch eine weite Wiesenlandschaft. In der Luft liegt der Duft von frischem Heu. Überall auf den Wiesen geschäftiges Treiben: Die Bauern mähen Gras. Irgendwann fällt das hügelige Voralpenland steil ab. Ein letztes Mal weht der Fahrtwind stramm ins Gesicht, in grossen Kehren zischen wir zehn Kilometer Richtung Genfer See hinab. Rechts und links neben dem kleinen Strässchen reiht sich Weinrebe an Weinrebe. Aufgrund ihres miden Klimas nennt man die Gegend auch Waadtländer Riviera. Später am Abend sitzen wir zufrieden und mit erstaunlich wenig Muskelkater in einer Pizzeria an der Uferpromenade von Vevey. Hinter dem Genfer See glühen die Alpen im Abendlicht. Schon wieder so eine Postkarte. «Und, waren die 4000 Höhenmeter schlimm?» Ich versuche die Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen. Gebannt blickt Monika auf den See, als wäre sie gar nicht anwesend. «Welche Höhenmeter?», fragt sie.


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4-Seasons Info Kreuzlingen Boden see Winterthur Rorschach

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Die 500 Kilometer lange Seen-Route Nr. 9 macht ihrem Namen alle Ehre. Neben den 16 malerischen Seen verwöhnen den Velofahrer prächtige Gebirgspanoramen und geschichtsträchtige Orte. Wem das nicht genug ist, auf den warten acht weitere Routen zum Nachfahren.

Deutschland

Schaffhausen

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Charakter Dass die Strecke einige «Bergwertungen» beinhaltet, dürfte klar sein. Auf www.veloland.ch kann man sich genauer über Routenverlauf und Steigungen informieren. Ausrüstung Die Route verläuft grösstenteils auf ruhigen Wegen, die aber nicht immer asphaltiert sind. Daher fährt man den Radweg am besten mit einem breitbereiften Reiserad, das über eine ausreichend kleine Übersetzung verfügt. An jedem grösseren Bahnhof werden Mietvelos angeboten, die man bequem

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Anreise Wer radelnd urlaubt, wählt natürlich auch für die Anreise die umweltschonende Variante: mit der Bahn. Unterwegs lassen sich auch Teilstücke und Anstiege mit Zug (www.sbb.ch) oder Postauto (www. postauto.ch) überbrücken.

am Zielort der Reise abgibt (Infos: www.rentabike.ch).

Beste Zeit Die Radtour kann zwischen Mai und Oktober problemlos durchgeführt werden. Am schönsten ist der Frühsommer, wenn die Berge noch mit Schnee überzuckert sind und unten die Blumen blühen. Im Herbst verzaubern die bunten Wälder entlang der Route. Dann muss man morgens aber auch mit zähem Nebel an den Flüssen und Seen rechnen. Beschilderung Die Beschilderung ist perfekt. An wirklich jeder Abzweigung stehen Wegweiser, auf denen die einzelnen Wege oft sogar mit Kilometerangaben beschrieben sind. Die einzelnen Routen sind mit Nummern versehen, denen man einfach zum gewünschten Ort folgt. Die roten Schilder sind schon von weitem gut zu erkennen und zeigen

Sauber wie ein Velo, schnell wie ein Töff Transa-Mitarbeiter Horst Hammerschmidt von der Bike-Dependance Zürich über die Kunst des mühelosen Radelns mit einem E-Bike

E-Bikes begeistern die Schweiz. Kommen solche Räder auch für eine Mehrtagestour in Frage? Ja, aber bitte das Ladegerät nicht vergessen. Da sich bei einer Tour mit Gepäck das Gesamtgewicht erhöht, muss zudem mit reduzierter Fahrdistanz gerechnet werden. Hammerschmidt on the road – hier von Alaska nach Feuerland.

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Velofahren auf ausgezeichneten Wegen

Kann ich mit diesen Bikes ganz ohne Muskelkraft fahren, oder muss ich mittreten?

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vor den Steigungen auch noch die zu bewältigenden Höhenmeter an. Übernachtung Unterwegs finden Reisende für jeden Geldbeutel eine passende Unterkunft: Hotels, Jugendherbergen, Naturfreunde-Häuser, Schlafen im Stroh und B & B.

Velo-Routen der Schweiz Jede der neun offiziellen Radrouten hat ihren eigenen Reiz. Alle Flussrouten starten spektakulär im Hochgebirge. Als Radler bekommt man gut mit, wie die kleinen Bäche zu mächtigen Flüssen anschwellen und im Alpenvorland malerische

Ja, es gibt auch Varianten, die einen ohne jegliche Treterei ans Ziel bringt. Die Mehrzahl der E-Bikes am Markt sind aber sogenannte »Pedelecs«, bei der ein Elektromotor beim Strampeln mithilft. Tempo 30 ist damit ohne Schweißtropfen leicht möglich. Stichwort Bergetappe: Wieviel Höhenmeter schaffe ich mit einem E-Bike, bevor dem Akku die Luft ausgeht? Sehr unterschiedlich. Hier spielen Körpergewicht, Steigungsprozente, die eigene Fitness (Stichwort Mittreten) und das jeweilige Antriebs-

Seen durchfliessen. Ebenfalls für Familien bestens geeignet ist die Route Nr. 5, die fast steigungsfrei durchs Mittelland verläuft. Mehr Training verlangen die Nord-SüdRoute Nr. 3, die AlpenpanoramaRoute Nr. 4, die Graubünden-Route Nr. 6 und die Jura-Route Nr. 7. Veloführer Veloland Schweiz, Band 9 – SeenRoute, Werd Verlag, ISBN 978-385932-572-2, 26,90 Franken, www. werdverlag.ch. Weitere Infos SwissTrails, Tel. 044/4502434, www. swisstrails.ch.

konzept eine Rolle, allgemeine Aussagen fallen da schwer.

Die Transa offeriert selbst drei Modelle von Thömus. Kann ich mit diesen die Route Nr. 9 nachfahren? Da die Reichtweite einer Akkuladung von uns sicherheitshalber auf 30 Kilometer veranschlagt wird, können wir derzeit keine längere Radtour empfehlen, auch wenn es von Herstellern manchmal anders angegeben wird. Der Akku kann leider nicht während der Kaffeepause nachgeladen werden.


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Ausstieg

4-Seasons.ch – das Transa-Magazin • Impressum 4-Seasons.ch ist die Kundenzeitschrift der Transa Backpacking AG. 4-Seasons.ch wird kostenlos an alle Inhaber einer TransaCard verschickt und ist in den Transa-Filialen in Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich kostenlos erhältlich (solange der Vorrat reicht). 4-Seasons.ch erscheint derzeit halbjährlich jeweils im Mai und Oktober. Druckauflage dieser Ausgabe: 120.000 Exemplare. 4-Seasons.ch gibt es ausserdem auch online: als Flashversion zum Blättern und als PDF zum Download: www.4-Seasons.ch

Herausgeber Transa Backpacking AG Josefstr. 53 CH-8005 Zürich www.transa.ch Verantwortlich Christian Weiss Redaktion & Konzept red-gun.com Redaktionsbüro Glocker & Neumann Mittlerer Lech 44 D-86150 Augsburg Tel. 00 49 / 8 21 / 42 07 84 0 Fax 00 49 / 8 21 / 42 07 84 20 E-Mail: 4-seasons@red-gun.com Redaktionsteam Stephan Glocker (Chefredaktor),

Michael Neumann, Ingo Hübner, Axel Klemmer, Judith Prechtl, Anja Klotz, Manuel Arnu, Lars Dammann, Lisa Brüggemann Grafik & Produktion B612 GmbH Werner Bauer Tübinger Str. 77-1, D- 70178 Stuttgart E-Mail: info@b612-design.de Mitarbeit an dieser Ausgabe Dan Patitucci (Titelfoto), Christian Weiss, Philipp Schnell, Ruedi Thomi, Mona Vetsch, Claude Stahel, Christa Sommer, Silvia Michel, Robi Wehrli, Mark Whiting, Richi Bolt, Thomas Zwahlen, Susanne Kern, Bosse Hilleberg, Daniel Lienert, Nadja Schwob, Lars Scheider, Daniel Bally, Yvonne Colombarolli, Stefan Rosenboom,

Peter Salzmann, Thomas Schubiger, Evelyne Bähler, Thorsten Brönner, Frank Kauffmann (Comic)

Anzeigen & Kooperationen 4-Seasons Marketing Uta Oehmichen Mittlerer Lech 44 D-86150 Augsburg Tel. 00 49 / 8 21 / 42 07 84 0 Fax 00 49 / 08 21 / 42 07 84 20 E-Mail: marketing@red-gun.com Druck Engelberger Druck AG, Stans

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