Transa 4-Seasons.ch

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4-Seasons

Das Transa KunDenMagazin

Herbst/Winter 2010

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DRAUSSEN ZU HAUSE

Rausgehen, auch wenn das Wetter kälter und rauer wird. Oder gerade deswegen. Wind, Regen, Kälte und Schnee? Die haben ihren Reiz, vorausgesetzt man ist gut geschützt. Alles, was es dafür braucht, finden Sie in unserem neuen Katalog. Auf fast 400 Seiten erzählen wir Ihnen von unseren Produkten und den Ideen dahinter. Denn Herbst und Winter sind genau die richtige Zeit, um sich draussen zu Hause zu fühlen. Viel Spass beim Schmökern.

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Editorial

Foto: Beat Vogt

«Transa Basel hat sich glatt verdoppelt» Am 27. November eröffnet in Basel der Transa-Store in neuer Pracht und doppelter Grösse. Geschäftsleiter Philipp Schnell freut sich – und ist schon am nächsten Mammutprojekt. 4-Seasons: Philipp, der Basler Store ist wunderschön und hat eine lange Tradition als Szenetreff. Was ändert sich jetzt? Philipp Schnell: Die grosse Halle der ehe­ maligen Garage bleibt der Transa erhalten. Aber wir bekommen viel Platz dazu. Ende letzte n Jahres wurde im Eingangsbereich eine ehemalige Restaurant­Fläche frei – diese Chance haben wir gleich gepackt. Dann hat sich nebenan eine zweite Fläche ergeben, die wir nun ebenfalls nutzen können.

Wie man hört, soll in Zürich auch gezügelt werden. Was ist dran an den Gerüchten? Tatsächlich lauert in Zürich schon unser nächstes Grossprojekt. Die Transa plant in der Europaallee, direkt am Hauptbahnhof, einen komplett neuen Store. Dieser wird mit 3000 Quadratmetern Fläche der grösste Outdoor­ und Reiseshop der Schweiz sein. Eröffnung ist im Herbst 2012. Aber jetzt feiern wir erstmal in Basel, das wird super!

Ist der neue Shop vor allem grösser, oder gibt es auch neue Ideen? Grösser auf jeden Fall: Transa Basel hat sich glatt verdoppelt. Aus bisher 800 Quadrat­ metern werden 1600. Transa Basel ist damit das grösste Geschäft für Outdoor­ und Reise­ ausrüstung in der Nordwest­Schweiz. Darauf sind wir natürlich stolz – und wollen mehr als ein «normales» Verkaufslokal bieten. Es wird einige Highlights geben, aber die sind noch top secret. Nur so viel: Um das Einkaufen angenehmer und interessanter zu machen, haben wir sehr viel in die Präsentation der Produkte investiert. Neu ist die Alpin­Abteilung fürs Sport­ und Hallenklettern, Bouldern und für Klettersteige. Auch die Kids haben jetzt einen grossen Bereich. Unser Stammsortiment profitiert ebenfalls, die Bekleidung hat doppelt so viel Platz wie bisher. Feierlich eröffnet wird am Samstag, den 27. November. Lohnt es sich, gleich am ersten Tag zu kommen? Ganz bestimmt. Neben speziellen Prä sen­ tationen gibt es für die Kunden Wettbewerbe, Verlosungen, Essen, Getränke und auch ein Willkommensgeschenk. An diesem Tag – und nur an diesem – gewähren wir zehn Prozent Rabatt auf das gesamte Sortiment.

Da kommt was zu auf Basel.

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NeulaNd betreteN

Aarau H Baden H Basel H Bern H Biel H Brig H Chur H Fribourg H Interlaken H Luzern Olten H Schaffhausen H St. Gallen H Thun H Winterthur H Zug H ZĂźrich H globetrotter.ch


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Inhalt

Impressum 4-Seasons.ch ist die Kundenzeitschrift der Transa Backpacking AG. 4-Seasons.ch wird kostenlos an alle Inhaber einer TransaCard verschickt und ist in den TransaFilialen in Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich kostenlos erhältlich (solange der Vorrat reicht). 4-Seasons.ch erscheint derzeit halbjährlich jeweils im Mai und Oktober. Druckauflage dieser Ausgabe: 102.400 Exemplare. 4-Seasons.ch gibt es ausserdem auch online: als Flashversion zum Blättern und als PDF zum Download: www.4-Seasons.ch

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Outdoor-Paradies Australien – ein Portrait mit vielen Facetten.

Plädoyer für den Erhalt unberührter Natur: die Bilder des Wildnisfotografen Florian Schulz.

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Thomas Ulrich im grossen 4-Seasons-Interview Er ist das Schweizer Messer unter den Abenteurern: präzise, vielfältig, ausdauernd und nicht kaputt zu kriegen. 4-Seasons hat sich bei Thomas Ulrich in Interlaken zum Kaffee eingeladen.

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Aktuell Jetzt anmelden: Transa-Winterfestival. Jetzt Ticket sichern: 10 Jahre EOFT. Jetzt informieren: LawinenInfoabende in den Transa-Filialen.

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Projekte: Naturfotograf Florian Schulz Naturschutzgebiete sind gut, durchgehende Wildniskorridore sind besser – um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, dokumentiert Schulz seit zehn Jahren die Weitwanderstrecken der Tiere.

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Hersteller: Black Diamond Heavy Metal: Unzerstörbare Steigeisen, Karabiner und Klemmkeile machten die US-Schmiede zum Kult, doch auch die Stirnlampen und Trekkingstöcke von Black Diamond sind huere geil. State of the Art: Leatherman Wave Der Werkzeugkasten im Kleinformat. 4-Seasons erklärt alle Funktionen. Kaufberatung: Schneeschuhe Auf leisen Sohlen: Worauf es beim Kauf von Schneeschuhen ankommt und wie man seinee erste Tour plant. Plus: Workshop Iglu-Bau. 5-Sterne-Produkte Keine Abstimmung mit den Füssen, wohl aber mit der Tastatur: Seit einem Jahr können Transa-Kunden alle Produkte im Sortiment online mit Sternen und Kommentaren bewerten. Wir zitieren …

Reise: Pico del Teide by fair means Ein Mann, ein Berg, eine Mission. 4-SeasonsRedaktor-Axel Klemmer stieg dem Teide aufs Dach: von 0 auf 3718 Meter Meereshöhe in 11 Stunden. Transa-Portrait: Christian Weiss Seit über 30 Jahren bei der Transa, noch länger vom Wüstenvirus befallen: Christian Weiss führt ein spannendes Leben zwischen Zürich und Sahara. Report: Zu Besuch bei Highlight Der polnische Schlafsackproduzent weiss, woraus Outdoorers Träume sind: aus Daunen allerhöchster Qualität. Ein Transa-Team war vor Ort.

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Reise: Best of Australia Dieses Land ist zugleich ein Kontinent: Australien. Dementsprechend üppig fällt das 4-Seasons-Special aus: 16 Seiten Down under pur.

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Mitarbeiter auf Tour Vier Transa-Mitarbeiter, die ihre Ferien eher selten auf dem Balkon verbringen.

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4-Seasons-Partner Magazine und Infos frei Haus.

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Vom Peak zum Pol: Wie aus dem Bergsteiger W Thomas Ulrich ein Th EEiswanderer wurde.

Verantwortlich Christian Weiss

Redaktion & Konzept red-gun.com Redaktionsbüro Mittlerer Lech 44 D-86150 Augsburg Tel. 00 49 / 8 21 / 42 07 84 0 Fax 00 49 / 8 21 / 42 07 84 20 E-Mail: 4-seasons@red-gun.com Redaktionsteam Stephan Glocker (Chefredaktor), Michael Neumann, Ingo Hübner, Axel Klemmer, Judith Prechtl, Manuel Arnu, Lars Dammann Grafik & Produktion B612 GmbH Werner Bauer Tübinger Str. 77-1, D- 70178 Stuttgart E-Mail: info@b612-design.de Mitarbeit an dieser Ausgabe Christian Weiss (auch Titelfoto), Philipp Schnell, Ruedi Thomi, Thomas Ulrich, Hans Ambühl, Simon Gietl, Uli Wiesmeier, Martinka Bühler, Christine Plüss, Florian Schulz, Emil Herrera, Peter Bauer, Tim Leatherman, Andrea Gujau, Dan Patitucci, Lars Schneider, Philipp Dubs, Jürgen Kurapkat, Christof Hagen, Monica Klötzli, Diana Haas, Don Fuchs, Axel Pinck, Ingo Öland, Ernst Schärer, Andrea Hardmeier, Nathalie Forster. Anzeigen & Kooperationen 4-Seasons Marketing Sarah Jentsch Mittlerer Lech 44 D-86150 Augsburg Tel. 00 49 / 8 21 / 42 07 84 0 Fax 00 49 / 08 21 / 42 07 84 20 E-Mail: marketing@red-gun.com Druck Engelberger Druck AG, Stans

Cert no. SCS-COC-00664

Titelfoto: Christian Weiss

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Herausgeber Transa Backpacking AG Josefstr. 53 CH-8005 Zürich www.transa.ch


EVOLUTION IN ACTION Innovation

Performance

SABRE SV

ARCTERYX.COM


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Interview

Fotos Thomas Ulrich Interview Axel Klemmer

Leben in der Pol-Position Thomas Ulrich sch채tzt den weiten Horizont. Er ist Bergf체hrer und Eiswanderer, Fotograf, Filmemacher, Reiseleiter, Vortragsredner und der wohl prominenteste Abenteurer der Schweiz. Im grossen 4-Seasons-Interview erz채hlt er vom Nordpol, von den Herausforderungen des Lebens mit 43 und von der richtigen Zeltlekt체re.


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Auf dünnem Eis: Thomas Ulrich 2007 in der Arktis.

Foto: Børge Ousland

Interview


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Interview

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en Unterschied zwischen einem Abenteurer und einem zivilisierten Menschen macht am Ende die Dusche aus. Wie zivilisiert bist du? Zu Hause sehr! Aber weil du davon sprichst: Entscheidender als die erste Dusche nach dem Abenteuer ist die letzte Dusche davor. Wenn du in Spitzbergen im Guest House bist, das Wasser rieselt über dich und du weisst, das ist jetzt für Wochen oder gar Monate das letzte Mal … Was war die längste Zeit, die du ohne Dusche verbracht hast? Das war 2007, bei meiner Expedition vom Nordpol nach Franz-JosefLand. 100 Tage nach dem Start bekamen wir auf Cap Flora Besuch von dem russischen Atomeisbrecher «Yamal». Wir durften an Bord, unter die Dusche und in die Sauna – und hinterher stiegen wir in dieselben Sachen, die wir 100 Tage lang getragen hatten. Ende Januar 2011 leitest du beim Transa-Winterfestival einen Workshop. Sagst du da auch, wie man sauber bleibt, wenn man sich nicht waschen kann? Nein, das ist eigentlich kein Thema. Aber wenn die Leute danach fragen: Das Wichtigste ist, keine Kunstfaser auf der Haut zu haben, sondern Wollunterwäsche. Und immer die Zähne putzen, nicht nur mit der Bürste, sondern auch mit Zahnseide. Jeden Abend und jeden Morgen. Dazu zwei Meter Klopapier pro Tag, mehr muss man nicht über Hygiene reden.

Foto: Simon Gietl

Du bist 43. Ein gutes Alter für die Midlife-Crisis. Merkst du was? Hm … Seit 2006 musste ich schon über das eine oder andere Tief

Arbeitsplatz im steilen Fels: Thomas Ulrich auf Grönland.

«Nur» eine Zweitbesteigung: Im August 2010 auf dem Gipfel der Grundtvigskirken in Ostgrönland.


Interview

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Foto: Thomas Ulrich

«Einmal in meinem Leben möchte ich einen Berg als Erster besteigen. Und zwar einen richtigen Berg, der auch visuell etwas darstellt.»


Interview

Fotos: Thomas Ulrich (3)

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Der wahre Profi denkt immer zuerst an das Foto.

kommen. Ich habe mich von meiner Frau getrennt. Das war manchmal schwieriger als alles, was ich je auf Expeditionen bewältigen musste. Aber ich habe neue Pläne, die allerdings noch etwas Zeit brauchen. Du hast drei Kinder und lebst gefährlich. Nerven dich Fragen nach deinem Verantwortungsgefühl? Sie nerven mich nicht, sie belasten mich. Aber ich habe mich weniger vor meiner Familie rechtfertigen müssen als vor der Öffentlichkeit. Ich habe lange gekämpft und bin zu der Überzeugung gekommen: Solange ich Fahrlässigkeit ausschliesse, ist es egal, ob ich als Lastwagenfahrer auf der Autobahn, als Zimmermann auf dem Dachfirst oder halt auf Expedition im Eis bin. Wenn die Leute das als verantwortungslos anschauen, soll es eben so sein. Es macht mein Tun ja auch kommerzialisierbar. Wenn es normal und akzeptiert wäre, dann würde es die Leute wahrscheinlich auch nicht so sehr interessieren, und ich könnte es nicht publizieren … Aus der vertikalen Wüste der Eiger-Nordwand in die horizontale Wüste des Nordpols – was ist das für ein Gefühl? Man kann beides gar nicht miteinander vergleichen. Ebenso wie man das arktische Eis, das nur wenige Meter dick auf dem Wasser treibt, nicht vergleichen kann mit dem Eis der Antarktis, das kilometerhoch auf festem Grund liegt. Wer mich fragt, ob ich zu müde bin, um auf die Berge zu steigen, dem antworte ich, dass die Horizontale manchmal weitaus anstrengender sein kann. Bei einer Bergexpedition arbeitest du Tag für Tag, dann stehst du auf dem Gipfel, und es geht ganz schnell nach Hause. Ende. Ein Polabenteuer, das mehrere Monate dauert, ist anders. Nach zwei oder drei Wochen kommst du in so einen Flow. Der Ablauf ist immer gleich, trotzdem gibt es ständig neue Herausforderungen. Und du hast irgendwann dieses intensive Gefühl: Das ist eigentlich mein Leben.

«Ich glaube, bei den Eiswanderern gibt es nur eine Handvoll echte Profis und auf der anderen Seite viele Träumer.»

Nicht schön, aber nötig: Robbenjagd vor Franz-Josef-Land.

Bist du ein spiritueller Mensch? Nein. Ich bin auch der Meinung, dass eine Wanderung im arktischen Eis nichts mit Meditation zu tun hat. Du überwindest täglich den inneren Schweinehund. Du kämpfst an einem Tag 15 Stunden lang mit einem Windsegel, um möglichst viel Strecke zu machen, dann musst du Wasserrinnen überqueren, schauen, ob drüben Eisbären stehen. Und nach fünf Stunden Schlaf klingelt der Wecker, dabei hast du dich noch gar nicht vom Vortag erholt. Für mich ist das eine sportliche Herausforderung.


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Foto: Uli Wiesmeier

Interview

Crime Time im Eisbärenland: Thomas Ulrich beim Saunagang vor dem «Arctic Solo» 2006.

Wenn man die Antarktis durchwandert, mag das anders sein. Ende 2011 führe ich einige Norweger zum Südpol, danach weiss ich es hoffentlich. Welcher «Held» der Polgeschichte beeindruckt dich am meisten? Ganz klar: Fridtjof Nansen. Meine 2007er-Expedition mit Børge Ousland, vom Nordpol zu Fuss und mit Kajaks nach Franz-Josef-Land, verstehe ich auch als Hommage an Nansen. Der war mit seinem Partner Hjalmar Johansen im März 1895 von seinem Schiff, der «Fram», Richtung Nordpol aufgebrochen. Die beiden mussten aber etwas oberhalb des 86. Breitengrades aufgeben und kämpften sich nach Franz-Josef-Land durch, wo sie in einem Erdloch überwinterten. Und im Juni 1896 segelten sie mit einer britischen Expedition zurück nach Hause. Das war ein Abenteuer! Statt mit Nansen gehst du mit Touristen, die 43 000 Franken bezahlen, die letzten 120 Kilometer zum Nordpol … Ja, denn ich bin jedes Mal glücklich, wenn ich ins Eis komme. Mir gefällt das, diese unglaubliche Landschaft. Es macht mir auch Spass, anderen Menschen das zu zeigen. Aber eine richtige Nordpolexpedition beinhaltet für mich eigentlich, dass man auf dem Festland startet und den Pol über-

quert. Nur 800 Kilometer zu einem imaginären Punkt zu marschieren, und dann kommt der Hubschrauber und holt mich ab – dafür könnte ich mich selbst nicht motivieren. Wie unterscheiden sich die Eiswanderer von den Bergsteigern? Ich glaube, bei den Eiswanderern gibt es nur eine Handvoll echte Profis und auf der anderen Seite sehr viele Träumer. Viele Expeditionen werden angefangen und scheitern, weil eben die Begeisterung, die vielleicht durch Bücher oder Filme geweckt wurde, allein nicht reicht. Und dann ist die Community auch nicht so gross. Bei den Bergsteigern gibt es dagegen sehr viele Profis. Und was sagt der «Eismann» zum Klimawandel? Besser nicht zu viel. Ich versuche halt, so sauber wie möglich zu leben. Aber für einen Abenteurer ist das schwierig. Ich halte nichts davon, wenn man auf solchen Touren auch noch für den Umweltschutz plädiert. Für jede Polarexpedition braucht man eine solche Menge Ressourcen, da können viele Sonntagsfahrer viele Pässe überqueren mit ihren Autos, und sie richten weniger Schaden an als wir. Aber in der Arktis machen mir


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Interview

Unterwegs vor Franz-Josef-Land.


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Foto: Thomas Ulrich

«Ich bin jedes Mal glücklich, wenn ich ins Eis komme. Mir gefällt das, diese unglaubliche Landschaft. Aber mit Meditation hat eine Wanderung in der Arktis nichts zu tun.»


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Interview

die warmen Temperaturen besonders zu schaffen, zum Beispiel bei einer Nordpolüberquerung. Der Start in Sibirien wird immer heikler. Dort musstest du 2006 dein «Arctic Solo» – 1800 Kilometer über den Nordpol – schon nach wenigen Kilometern aufgeben … Von Aufgeben kann keine Rede sein! Ich habe das nicht entschieden, sondern schlicht und einfach auf den Eisschollen um mein Leben gekämpft und bin gerettet worden. Völlig autonom zu Fuss von Sibirien über den Nordpol nach Kanada, das hat allein noch niemand geschafft. Und seit ich 2006 gescheitert bin, hat es auch niemand wieder versucht. Ein Lebenstraum – oder ein Lebenstrauma? Der Gedanke daran lässt mich jedenfalls nicht los, keinen Tag. Ich habe aber noch andere Träume: zum Beispiel einmal in meinem Leben einen Berg als Erster zu besteigen. Und zwar einen richtigen Berg, der auch visuell etwas darstellt. So einen wie die Grundtvigskirken in Ostgrönland, die ich im vergangenen August bestiegen habe. Aber da waren doch tatsächlich einige Jahre vorher schon Schweden oben … Urbanes Bouldern: Kilian Fischhuber in Sankt Gallen. Du hältst viele Vorträge. Wird es schwieriger, das Publikum mit Berichten von grossen Expeditionen zu fesseln? Ich weiss nicht. 2004 erzählte ich bei meinem Explora-Vortrag zuerst über die Fotografie und dann eben auch über den Mount Everest. Aber dieser Name stand gross auf dem Plakat, er hat die Leute angezogen, ganz klar. Dabei habe ich sehr kritisch berichtet und jeder wusste, dass ich den Gipfel gar nicht erreicht hatte. Der Vortrag über meine erfolgreiche Arktis-Expedition 2007 war dagegen nicht so erfolgreich. Es ist

Auch zu Hause gibt es noch Motive: Stephan Siegrist auf einer Slackline am Birg unter dem Schilthorn.

Fotos: Thomas Ulrich (3)

«Wir Fotografen verbringen heute immer mehr Zeit am Computer und › nicht draussen beim Fotografieren.»


Der Cerro Torre über dem Patagonischen Inlandeis.

Über das Patagonische Inlandeis

Exklusive Transa-Leserreise: Mit Thomas Ulrich rund um den Cerro Torre Absolutes Highlight für Transa-Kunden: Thomas Ulrich wird im Februar 2012 eine exklusive Expedition zum Südlichen Patagonischen Inlandeis leiten, das er 2003 zusammen mit Børge Ousland als erster Mensch überquert hat. Diese grösste Eisfläche ausserhalb der Polarzonen – 360 Kilometer lang und 80 Kilometer breit – ist noch in weiten Teilen unerforscht. Paso Marconi

Quito La Paz Rio

Fitz Roy Cerro Torre

El Chaltén Paso Huemul

Santiago Buenos Aires

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Valle Guanaco Estancia Cristina

ARGENTINIEN Lago Perito Moreno

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Mariano MorenoMassiv

Südliche

Inlandeis. Eine knappe Woche lang erleben die Teilnehmer nun eine der faszinierendsten Berglandschaften der Welt, die nur wenige Menschen bisher gesehen haben. Über dem Camp am Circo de los Altares ragt der Cerro Torre auf, den Thomas Ulrich 1999 von hier auf der Ferrari-Route zum ersten Mal im Winter bestiegen hat. Seinen Erzählungen zu lauschen – live vor Ort! – ist sicher einer der Höhepunkte der Expedition. Thomas bringt aber nicht nur seine enormen Erfahrungen als «Eismann» ein. Als Fotograf verrät er auch, wo die besten Motive zu finden sind und wie man die zauberhaften Lichtstimmungen einfängt. Auch das abschliessende Trekking vom

homas Ulrich wird mit seinen Gästen fernab der gewöhnlichen Trekkingpfade eines der atemberaubendsten Bergmassive der Welt umrunden: die spektakulären Granitnadeln um Cerro Torre und Fitz Roy. Nach dem Flug von Zürich über Buenos Aires nach El Calafate schnuppert die Gruppe bei einem Abstecher zum Perito-MorenoGletscher im Nationalpark Los Glaciares zum ersten Mal patagonische Gletscherluft. Danach geht es nach El Chaltén an den Fuss von Cerro Torre und Fitz Roy: eine der ganz grossen Kulissen Süd amerikas. Nach Tagen der Eingewöhnung und Vorbereitung geht es über den Paso Marconi (1500 m) aufs

T

Insgesamt erfordert das Trekking eine sehr gute Kondition und Wetterfestigkeit; die Tagesetappen betragen bis zu acht Stunden in Höhen bis zu 3500 Metern. Das Gepäck wird von den Teilnehmern selbst getragen. Für die Überquerung des Inlandeises werden je nach Verhältnissen Tourenski oder Schneeschuhe verwendet.

El Calafate

Paso del Viento, dem Windpass, über die Andensteppe, vorbei an vielen kleinen Bergseen, bietet grandiose Landschaftseindrücke – ebenso wie der Marsch vom Lago Viedma durch das besonders ursprüngliche Valle Guanaco zur Estancia Cristina.

Teilnehmerzahl: 7 bis 8 Personen Termin: 4. bis 25. Februar 2012 Richtpreis: 13 880 CHF Nähere Informationen und Anmeldung unter www.globotrek.ch


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Interview

Du bist diplomierter Bergführer. Führst du mich nicht nur zum Nordpol, sondern auch ganz banal aufs Matterhorn? Also – heute und morgen nicht! Möglich wäre es schon, aber geführte Touren habe ich bisher eigentlich nur mit Freunden gemacht, nicht gegen Bezahlung. Irgendwie ist das nicht mein Ding, mit Kunden auf den Berg zu gehen. Die Ausbildung habe ich gemacht, weil ich damals, mit 25, die Marktlücke sah. Nach meinen ersten kommerziellen Sachen dachte ich: Als Bergführer habe ich ein zweites Standbein und kriege zusätzliche Jobs. So war es auch. Ich habe bei Felssicherungen gearbeitet, in Steinbrüchen, um meine Fotografie zu finanzieren. Mit meinem ursprünglichen Beruf als Zimmermann wäre das sicher nicht so gut gegangen.

Foto: Thomas Ulrich

Als Fotograf bist du lange bekennender Analog-Fan gewesen. Hat sich das geändert? Ja, gezwungenermassen. Aber für mich war auch nicht wichtig, ob ich analog oder digital fotografiere. Das Problem war: Was kommt danach? Wir Fotografen verbringen heute immer mehr Zeit am Computer und nicht draussen beim Fotografieren. Heute frisst die Aufbereitung der Daten wahnsinnig viel Zeit. Und die technische Entwicklung ist so schnell. Früher hatte man eine gute Kamera zehn Jahre lang. Heute ist das schlicht unmöglich. Auch wenn man berücksichtigt, was man alles an Film- und Entwicklungskosten spart, muss man jetzt viel mehr Geld investieren, um professionell arbeiten zu können.

Gut gesichert in der Eiger-Nordwand.

«Die jungen Leute riskieren Kopf und Kragen für ein Foto in einem Magazin. Dafür lohnt es sich doch nicht.» ja auch kaum nachzuvollziehen, und auf den Bildern sieht es eher einfach aus: Alles flach! Die mentalen Strapazen sind schwer zu vermitteln. Wie können junge Bergsteiger und Abenteurer überhaupt noch auf sich aufmerksam machen? Durch Höchstleistungen. Ueli Steck hat zum Beispiel mit seinem SpeedAlpinismus eine Lücke ausgefüllt. Aber bei den Bergsteigern habe ich das Gefühl, dass es immer enger wird. Das war für mich auch ein Grund, weshalb ich mich ein bisschen aus den Bergen zurückgezogen habe. Die grossen Berge sind bestiegen, die logischen, klaren Linien gemacht. Was jetzt? Man steigt unter gefährlichen Séracs durch und klettert Wände, wo man früher gesagt hat: Da hoch, das ist dumm. An Bilder von Basejumpern hat man sich auch schon gewöhnt … Stimmt. Es hat gar nicht viel gefehlt, dass ich selbst damit angefangen hätte. Heute riskieren die jungen Leute aber manchmal Kopf und Kragen für ein tolles Foto in einem Kiosk-Magazin. Andere junge Leute kaufen das, blättern es durch und schmeissen es in den Papierkorb. Dafür lohnt es sich doch nicht.

Wann hast du den Schnitt gemacht? Das war kein Schnitt, sondern ein längerer Prozess. Um 2005 kamen die ersten professionellen Spiegelreflexkameras mit Vollformatsensor auf den Markt, da habe ich mit der digitalen Fotografie angefangen. Ich bin aber lange zweigleisig gefahren: auf Expeditionen analog, für Aufträge zu Hause digital. Die Expedition 2007 fotografierte ich noch komplett analog, vor allem wegen der Stromversorgung und der Robustheit der Kameras. Seit drei Jahren bin ich auch offizieller Nikon-Ambassador. Drehst du eigentlich noch Filme? In der letzten Zeit nicht. Aber ich trage schon länger die Idee zu einem richtigen Spielfilm mit mir rum. 2008 durfte ich bei den Dreharbeiten zum Kinofilm «Nordwand» die zweite Kamera bedienen. Man war auf mich zugekommen, weil ich 2000 diesen Retro-Film über eine Durchsteigung der Nordwand mit historischer Ausrüstung gedreht hatte. Und so hing ich dann zum ersten Mal mit einer grossen 35-Millimeter-Kamera in der Eiger-Nordwand, das war eine Riesenherausforderung. Jetzt etwas Eigenes zu produzieren, wie «Nordwand» nach einer wahren Begebenheit, das reizt mich schon sehr. Aber mehr möchte ich nicht verraten. Wir tippen auf ein «arktisches» Thema. Wirst du dann auch zeigen, was passiert, wenn die Protagonisten bei Schlechtwetter tagelang nicht aus dem Zelt kommen? Das wäre einfach zu drehen … 2007 sass ich mal fünf Tage lang bei Regen im Zelt und habe eigentlich nur die Zeltdecke angeschaut. Børge kann das nicht, der muss öfter raus. Aber für mich braucht nicht viel zu passieren. Ich hatte auch ein Buch von Børge dabei, eigentlich totaler Quatsch, er war ja neben mir … Aber trotzdem habe ich immer wieder Buchstabe an Buchstabe gereiht, und die Zeit ging vorbei. Hörst du auch Musik auf deinen Expeditionen? Ja. Ich gebe meinem Büropartner den MP3-Player und sage ihm, er soll was raufladen. Eine bunte Mischung: Klassik, Doors, Dire Straits, Pink



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Interview

Floyd … Ich bin nicht so wählerisch. Das nächste Mal, wenn ich gehe, möchte ich aber auch eine Auswahl einheimischer Musik dabeihaben, Dialektmusik. Aber noch lieber habe ich eigentlich ein Buch.

«Die Schrecken des Eises und der Finsternis»? Nicht auf Expedition! Da brauche ich motivierende Sachen. «Papillon» zum Beispiel, das ist ein schönes Buch. Der Mensch in der Strafkolonie, der immer wieder aufsteht, das Beste aus der Situation macht und stets neue Lösungen findet. Genau so was ist gut für unterwegs. Børge hat mal ein Buch von seiner Partnerin mitbekommen, so einen tollen Bestseller aus Skandinavien, aber das konntest du nicht lesen, das war total depro … Es ist furchtbar, wenn du im Eis bist und das Falsche liest.

Belastungstest vor dem «Arctic Solo».

4-Seasons Info

Outdoor-Extremist und Bildermensch

Du hast neben deinem Büro ein riesiges Ausrüstungslager. Fehlt dir noch was? Generell wird ja viel aufs Gewicht geschaut bei der Ausrüstung, und da hat es in den letzten Jahren grosse Fortschritte gegeben. Aber in vielen Bereichen sind wir noch so unterwegs wie Nansen am Ende des 19. Jahrhunderts. Ich muss allein 30 bis 40 Kilo Benzin mitschleppen. Wenn es da etwas Neues gäbe, vielleicht mit Wasserstoff zu kochen oder womit auch immer – das wäre schon enorm wichtig, nicht zuletzt in Hinblick auf ein neues «Arctic Solo» …

Thomas Ulrich (43) lebt in Interlaken im Berner Oberland. Er ist Zimmermann, diplomierter Bergführer, Abenteurer und seit Langem einer der gefragtesten Fotografen und Filmemacher der Outdoor-Szene.

Was hältst du für die beste Erfindung der Outdoor-Industrie in den letzten Jahren? Sicher, dass sie endlich Wolle als Funktionsfaser wiederentdeckt hat. Und diese kleinen LED-Stirnlampen sind natürlich auch grossartig. Früher hast du ständig neue Flachbatterien nachgeladen, und nach einer halben Stunde waren sie fertig. Und was hältst du für überflüssig? Also – einen Seidenschlafsack. Wieso? Ist doch besser, man wäscht das Seideninlet als den ganzen Schlafsack. Den Schlafsack waschen? Warum? Du kannst doch den Schlafsack lassen, wie er ist. Siehst du, da sind wir wieder bei der Hygiene angekommen!

Børge Ousland beim Training im winterlichen Oslofjord.

Foto: Thomas Ulrich

1999 gelang ihm mit einer Fotoreportage über die erste Winterbegehung der FerrariRoute am Cerro Torre für National Geographic der Sprung in die Champions League der Outdoor-Fotografen. Auch die erste völlig autonome Durchquerung des Südlichen Patagonischen Inlandeises mit dem Norweger Børge Ousland im Jahr 2003 wurde von National Geographic finanziert und veröffentlicht. Nachdem im Jahr 2006 sein «Arctic Solo» – allein von Sibirien über den Nordpol nach Kanada – bereits unmittelbar nach dem Start dramatisch scheiterte, wurde im Jahr darauf seine bisher grösste Expedition – vom Nordpol zu Fuss und mit Kajaks nach Franz-JosefLand –, wieder zusammen mit Børge Ousland, ein voller Erfolg: Die beiden wurden dafür von National Geographic als «Abenteurer des Jahres» ausgezeichnet. Seit 2007 führt Thomas als Expeditionsleiter jeden April Gäste vom 89. Breitengrad aus zu Fuss zum Nordpol. Den Einstieg ins Filmgeschäft vermittelte ihm

kein anderer als Bond, James Bond: Bei den Dreharbeiten zu «Golden Eye» (1995) arbeitete Thomas als Safety Guide. Danach filmte er für das Schweizer Fernsehen unter anderem in der Eiger-Nordwand (2002), am Mount Everest (2003) und am Matterhorn (2004). Sein Film «Eiger-Nordwand – auf den Spuren der Erstbegeher» (2002) trug ihm mehrere Auszeichnungen ein, darunter die «Goldene Kamera» beim Bergfilmfestival in Graz. www.thomasulrich.com, www.thepole.ch Seine Expedition vom Nordpol nach Franz-Josef-Land hat Thomas Ulrich in Buch und Film dokumentiert: Thomas Ulrich/Christine Kopp: Horizont Nord, Eigenverlag, Format 24 x 30 cm, ISBN 978-3-033-01571-5, 59 CHF Beruf: Abenteurer, SFDoku über die Expedition mit Børge Ousland vom Nordpol nach Franz-Josef-Land, DVD, 35 CHF Beide zu bestellen unter: bookshop.thomasulrich.com

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Und welches? Kann gut sein, dass ich eins nehme, das ich schon auf der letzten Expedition dabeihatte. Zum Beispiel «Die Entdeckung der Langsamkeit», das habe ich schon einige Male gelesen.


erdmannpeisker / Robert Bösch

Beschleunigungstest. Auf der Traverse. Tempo machen. Zweihundert athletische Skitourengänger liefen beim Beschleunigungstest am Julierpass bis ans Limit. Ihre Erfahrung: Mit der schnellen, leichten, kompakten und sicheren Pure Ascent-Ausrüstung kommst auch du mit Leichtigkeit auf Hochtouren. Folge der roten Spur der Mammut Speed Alpinisten: www.mammut.ch


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Aktuell

Schnee von morgen Am 29. und 30. Januar 2011 ist die Engstligenalp der Mittelpunkt der Schweizer Outdoorwelt. Beim 7. Transa Winterfestival erfahrt ihr alles, was ihr wissen müsst, um sicher in Eis und Schnee unterwegs zu sein – vielleicht sogar mal auf einer richtigen Expedition … ür unser grosses Winterfestival kehren wir dorthin zurück, wo wir vor sechs Jahren zum ersten Mal die Zelte aufge­ baut haben: auf die Engstligenalp am Fuss des Wildstrubels. Die riesige Hochebene liegt auf 1900 bis 2000 Meter Höhe oberhalb von Adelboden, sie bietet eine höchst imposante Kulisse, mit Sicherheit genug Schnee – und Platz ohne Ende. Und das alles können wir gut brauchen für das, was wir mit euch vorhaben. Neben den bewährten und immer wieder nachgefragten Kursen – zum Beispiel in Iglubau, Lawinen­ kunde oder Schneeschuhlaufen – kommen nun Workshops in Alpintechnik dazu. Bergführer weisen euch nicht nur in die Grundlagen der Seiltechnik ein, sondern geben euch auch die Möglichkeit, im steilen Eis zu klettern. Und dann gibt es als ganz besonderen Leckerbissen noch unseren Workshop mit Thomas Ulrich: Eistrekking mit Transportschlitten – aber ohne Eisbären. Um einen Vorge­ schmack zu bekommen, empfehlen wir euch die Lektüre der Seiten 8 bis 20. Thomas Ulrichs packende Diashow und ein Fondueplausch im luxuriösen Gross­Iglu sind weitere Höhepunkte des Festivals.

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Das kannst du tun – unsere Workshops Iglu bauen Du willst wissen, wie man ein Iglu baut? Transa-Mitarbeiter zeigen es dir: von der Auswahl und Vorbereitung des Platzes bis zum Einfügen des letzten Schneeblocks. Es ist ein grosses Erlebnis, die Nacht im selbst gebauten Eigenheim zu verbringen. Schneeschuh-Testtour Legt die Schneeschuhe an und folgt dem Bergführer. Drei bis vier Stunden dauert die Tour. Ihr braucht keine Vorkenntnisse und habt die Möglichkeit, verschiedene Schneeschuhmodelle zu testen. Alpine Schneeschuhtour Vier Stunden lang geht es auf einer anspruchsvollen Route durch das Gelände. Bevor ihr startet, erklärt euch der Bergführer die Funktion der Sicherheitsausrüstung. Und unterwegs gibt er

euch wertvolle Tipps zu Routenwahl und Gefahrenbeurteilung. Mit dem Zelt im Schnee Bringt euer eigenes wintertaugliches Zelt mit oder nehmt eines der Testzelte aus dem Transa-Sortiment. Unsere Spezialisten zeigen euch, worauf es beim Wintercamping ankommt. Mit Seil, Steigeisen und Pickel Anseilen, Steigeisengehen, Pickeltechnik, Abseilen über einen Eisfall – im Eisklettergarten zeigen dir Bergführer, wie man’s macht. Damit der Spass nicht zu kurz kommt, ist eine Tyrolienne installiert. Teilnahme nur mit steigeisenfesten Bergschuhen. Mit Schneeschuhen im Gebirge Geführt von Bergführern der Bergund Kletterschule «Höhenfieber» und begleitet von Transa-Ausrüstungsexperten geht es ins Gelände. Die


Aktuell

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Iglu bauen, Zelt aufstellen, Schneeschuhe mieten, Spass haben …

4-Seasons Info

Das Programm im Überblick Das weisse Abenteuerwochenende von Transa hat Kultstatus. Hier erlebt man die winterliche Bergwelt hautnah – und man lernt viel Wissenswertes von Wildhütern, Bergführern und Ausrüstungsprofis.

Hier wirst du schlafen Tour wird in zwei verschiedenen Leistungsgruppen angeboten: für Geniesser sowie für Ehrgeizige … Lawinenkunde und LVS-Gerät Wie kann ich die Lawinengefahr einschätzen, und wie gebrauche ich die Sicherheitsausrüstung mit Lawinenverschüttetensuch(LVS-)Gerät, Sonde und Schaufel, wenn der Notfall eintritt? Wer diese Fragen nicht beantworten kann, ist hier richtig. Eistrekking und Expeditionsvorbereitung Unser VIP-Workshop mit Thomas Ulrich ist ein Muss für alle, die davon träumen, mit dem Zugschlitten polwärts zu ziehen. Sehr praktisch: Um den Schlittenparcours zu bewältigen, musst du nicht gleich Tage oder gar Wochen investieren.

Hütten Camp Übernachtung in der Sennhütte. Du schläfst in Gruppenzimmern, und zwar im eigenen Schlafsack. Polar Camp In diesem Camp stehen die besten Leichtgewichts-Winterzelte aus dem Transa-Sortiment. Selber mitnehmen musst du eine gute Isomatte und einen warmen Winterschlafsack. Eskimo Camp Schlafen im Iglu – exklusiv für alle Teilnehmer, die sich beim Iglu-Workshop ihr eigenes «Schlafzimmer» gebaut haben. Isomatte und Schlafsack sollten hierfür dick genug sein. Wer trotzdem friert, rettet sich in den geheizten Winterraum. Hotel Camp Übernachtung im Doppelzimmer, Preis auf Anfrage.

Samstag, 29. Januar 2011 Anreise; von allen Zentren der Deutschschweiz mit dem Zug möglich. Workshops: • Iglu bauen • Schneeschuh-Testtour • Anspruchsvolle alpine Schneeschuhtour • Mit dem Zelt im Schnee Essen und Abendprogramm: 17.30 Uhr: Fondueplausch im Iglu-Restaurant 19.30 Uhr: Kaffee im Restaurant, anschliessend Abenteuerreportage mit Thomas Ulrich Sonntag, 30. Januar 2011 Gemeinsames Frühstück im Restaurant. Workshops: • Lawinenkunde und LVS-Gerät • Eistrekking-/Expeditionsvorbereitung, Schlittenparcours • Seil, Steigeisen und Pickel – ein BergsteigerSchnuppertag für Einsteiger • Mit Schneeschuhen im Gebirge

Info und Anmeldung Wann? 29./30. Januar 2011 Wo? Engstligenalp, Berner Oberland Wie viel? 290 CHF/Person Im Preis inbegriffen: Anfahrt ab Bahnhof Spiez mit Bus und Luftseilbahn, Fondueplausch im IgluRestaurant, Tee zum Fondue, Frühstücksbuffet, Lunchbag/Marschtee am Sonntag, Kursmaterial, Schneeschuhmiete, Abendveranstaltung, Übernachten in Iglu, Zeltlager oder Gruppenunterkunft, Zvieri am Sonntag. Nicht inbegriffen: Getränke, Picknick am Samstagmittag, Rucksack, Schlafsack, Isomatte, persönliche Bekleidung und Schuhe. Anmeldung: Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Anmeldung im Internet unter www.transa.ch (Winterfestival) oder per Telefon: 044/278 90 42.


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Aktuell

10 Jahre E.O.F.T. Bewegte Bilder vom extremen Klettern, Fliegen, Tauchen, Paddeln – nicht im Mäusekino, sondern auf der grossen Leinwand: Die European Outdoor Film Tour (E.O.F.T.) zeigt die besten Athleten bei ihren wildesten Unternehmungen. Vom 6. bis zum 12. Dezember gastiert die Jubiläumstour in der Schweiz.

s ist ein bisschen wie bei den Stunt­Shows auf MTV, wo im Abspann die Schrift erscheint: «Don’t try this at home». Beim Filmprogramm der European Outdoor Film Tour (E.O.F.T.) ist es ähnlich. Nur viel schöner. Ohnehin kämen nur die Wenigsten auf die Idee, das zu tun, was da zu sehen ist. Aber schauen und staunen mag man eben doch – und ein bisschen davon träu­ men, wie es wohl wäre, free solo an hohen Wän­ den zu klettern, im Kajak 30­Meter­Wasserfälle zu bewältigen oder im Wingsuit zum nächsten Basejump abzuheben. Vor zehn Jahren ging es los. Zusammen mit der W.L. Gore & Associates GmbH und der Moving Adventures Medien GmbH brachte die Mammut Sports Group die erste Filmtour zum Laufen. Ins­ gesamt 16 Stopps, alle in Deutschland, standen 2001 beim ersten Mal auf dem Plan. Zur zehn­ ten Auflage im Herbst 2010 startete die E.O.F.T.­ Karawane mit einem deutlich längeren Termin­ kalender: 120 Events in sechs Ländern. Vom 6. bis zum 12. Dezember geht es durch die Schweiz – und zwar in alle sieben «Transa­ Städte». Dabei wird jede Menge spektakuläre Action zu sehen sein, scharf und hoch aufgelöst auf der großen Leinwand. 50.000 Besucher zählte man im letzten Jahr, zur Jubiläumstour rechnen die Veranstalter noch mal mit einer deutlichen Steigerung. Das Filmprogramm? State of the art, wie immer. Im sicheren Kinosessel folgt man dem Kletterer Alex Honnold free solo durch die 850 Meter hohe Nordwestwand des

Und jetzt? Alex Honnold am Half Dome.

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Alle da? Gespannte Erwartung im Kinosaal.

Half Dome im Yosemite Valley, schlägt mit dem Drachenflieger Jonny Durand Loopings vor der «Morning­Glory»­Wolkenwalze in Australien und folgt dem Freitaucher Guillaume Nery bei einem atemberaubenden 200­Meter­ «Basejump» unter Wasser auf den Bahamas. Daneben gibt es auch ein Wiedersehen mit den «Huberbuam» – diesmal auf steiler Mission im Karakorum.

Termine in der Schweiz 6. Dezember: Basel, Casino­Gesellschaft 7. Dezember: Bern, Kursaal 8. Dezember: Zürich, Volkshaus, Theatersaal 9. Dezember: Luzern, Verkehrshaus 10. Dezember: Zürich, Volksh., Weisser Saal 11. Dezember: Winterthur, Hotel Römertor 12. Dezember: St. Gallen, Adlersaal Beginn ist jeweils um 20.00 Uhr Programm, Termine, Tickets: www.eoft.eu

Tickets gibt es in den Transa Travel & Outdoor-Läden (Adressen Seite 30): Vorverkauf 20 CHF (mit TransaCard 5 CHF Ermässigung), Abendkasse 22 CHF

Wilde Typen, wilde Action – in allen Transa-Städten.


Foto: Ch. Joss

BACH SPECIALIST FA Beste Materialien kombiniert mit bester Verarbeitung, grosses Packvolumen mit grossem Tragekomfort, wenig Schnickschnack mit wenig Eigengewicht. Der BACH Specialist FA ist in 4 Rückenlängen, mit 4 verschiedenen Hüftgurten und geschlechterspezifischen Schulterträgern erhältlich. Er ist und bleibt der Klassiker unter den Trekking Rucksäcken.

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Aktuell Engagiert

Christine Plüss fragt nach.

Fair unterwegs – wie geht das? Christine Plüss ist Geschäftsführerin des Basler Arbeitskreises Tourismus und Entwicklung sowie Projektleiterin des alternativen Reiseportals www.fairunterwegs.org, zu dessen Förderern und InfoPartnern auch die Transa gehört. 4-Seasons sprach mit der Vorreiterin des fairen Reisens.

4-Seasons: Früher mal hinterliessen Reisende Fussabdrücke. Heute hinterlassen sie ökologische Fussabdrücke. Sind die Dinge besser geworden, seit man sie «öko» nennt? Christine Plüss: Ja und nein. Seit der Konferenz von Kopenhagen hat die Klimasensibilität merklich zugenommen, auch bei den Reisenden. Sie fragen: Wie kann ich umweltschonend reisen und so, dass die Einheimischen etwas davon haben? Auf welches Label kann ich mich wirklich verlassen? Solche Fragen sind gut, denn wenn die Verbraucher sensibler werden, dann wächst auch der Druck auf die Branche.

neue Mainstream? Und wächst damit die Gefahr des Greenwashing? Beides. Die TUI war einer der Pioniere, die ein Umweltdepartment eröffnet haben. Das Unternehmen hat wirklich viel eingeleitet und versucht etwa, seine CO2-Bilanz zu verbessern. Auch Kuoni hat eine eigene CSR-Abteilung («Corporate Social Responsibility» = Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung). Und es gibt in der Schweiz viele kleine Veranstalter, die auf dem Gebiet ebenfalls aktiv werden. Insgesamt tut die Branche aber immer noch viel zu wenig.

Zu den Gönnern eures Webportals gehört auch TUI Suisse. Ist Öko-Tourismus der

Manche Tourismuskritiker sagen ja, am wenigsten Schaden richte der Pauschal-

urlauber in seinem Club-Ghetto an. Richtig oder falsch? Das muss man sehr differenziert sehen. Gerade bei den Grossen ändert sich in der letzten Zeit sehr viel. Statt all das Essen zu importieren, wie es an vielen Orten immer noch gang und gäbe ist, lassen sich die Klubs zunehmend aus dem Land selbst beliefern. Davon profitiert die Landwirtschaft, und es bleibt mehr Geld in der Region. Grosse Anbieter haben oft auch beim Umweltschutz manche Vorteile, sie können zum Beispiel leichter Abwasseranlagen installieren als kleine Hotels. Es ist ganz sicher nicht so, dass Individualtouristen, die zu Hunderten in kleine Dörfer gehen, «besser» sind als andere, die ganz bewusst und nachdem sie sich vorher eingehend informiert haben, in einen Club gehen. Was sollten die Anbieter noch tun? Sie sollten ihre Angebote besser beschreiben: Wo wird im Hotelbetrieb Wasser gespart, wie wird


Aktuell

Engagiert

«Als Unternehmen, dass seit jeher auf Qualität von Sortiment und Beratung setzt, unterstützen wir sehr gerne das Portal www.fairunterwegs.org. Das tun wir nicht uneigennützig, sondern aus Weitsicht: Wir sind darauf angewiesen, dass wir bei der lokalen Bevölkerung in den Reiseländern auch in Zukunft willkommen sind und eine intakte Natur vorfinden – ganz nach unserem Motto: Raus. Aber richtig.» Ruedi Thomi, Transa-Marketing

der Abfall verwertet, zahlt man faire Löhne und so weiter. Denn bei diesen ganzen Labels und Signets, die es gibt, muss man ja immer nachschauen: Was bedeutet dieses kleine Bäumchen jetzt wieder …? Statt dessen sollte da stehen, wem diese Unterkunft gehört und ob sie zum Beispiel von Landwirten aus der Umgebung beliefert wird. Was hältst du denn von der Idee des «klimaneutralen» Reisens? Das meint bloss, verursachte Treibhausgase woanders einzusparen. Wir befür worten das nur als letztes Mittel. Klimaschäden vermeiden, heisst das Rezept. Kritisch sehe ich auch den «Lohas», den «Lifestyle of Health and Sustainability». Die Vorstellung, man brauche auf nichts verzichten, weil sich alle Schäden technologisch kompensieren lassen, ist falsch. Aber «verzichten» hört sich halt nicht so schön an, wenn es ums Reisen geht … Weitgereiste Globetrotter empfehlen heute gern, weniger weit zu reisen und überhaupt mehr zu Hause zu bleiben. Ist das der Weg? Bestimmt ist das der Weg der Zukunft. Wir wünschen uns von den Veranstaltern, dass sie verstärkt klimaschonende Angebote ins Programm nehmen. Dass sie die Ziele in näheren und mittleren Distanzen aufwerten und auch das Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, vor allem mit der Bahn. Sollten Fernreisen wieder exklusiver, also auch teurer werden?

Gemeinsam fair: Transa und die Fair Wear Foundation Am 1. Juli 2010 ist die Transa der Fair Wear Foundation beigetreten. Was ihre KundInnen davon haben? Eine bessere Information über die Arbeitsbedingungen in den einzelnen Produktionsländern – vor allem in der Dritten Welt.

Das wird ohnehin passieren. Wir haben vor allem bei den Flugpreisen die Talsohle des Dumpings erreicht. Das Reisen hat dabei viel von seinem ursprünglichen Wert verloren, es ist zu einem normalen Konsumgut ge­ worden. Die Anreise wird nur noch als Übel betrachtet und gar nicht mehr als eine tolle Sache. Fährst du auf eine Mittelmeerinsel, zuerst mit dem Zug, dann über Nacht mit der Fähre, dann hast du schon einen Haufen erlebt, bevor du eigentlich angekommen bist. Wir wünschen uns auch, dass weniger Kurz­ urlaube dazu genützt werden, weit weg zu fahren. Neulich hat mit wieder einer erzählt, dass er gerade drei Tage in Shanghai war. Also bitte, ich habe gedacht, so was gibt es gar nicht mehr. «Früher als Reiseleiterin reiste ich viel und weit», schreibst du auf eurer Webseite fairunterwegs.org. Und heute? Wenn ich weite Strecken zurücklege, dann bleibe ich wenigstens drei Wochen und ich verbinde das Ganze gern mit einer Studien­ reise. Etwa alle zwei Jahre gehe ich noch auf eine grössere Entdeckungsreise. Aber die Fliegerei mit dem ganzen Drum und Dran empfinde ich zunehmend als unbequem. Was packst du immer ein, wenn du auf Reisen gehst? Mein Notizbuch! Da schreibe und zeichne ich all die schönen Sachen hinein, die ich unter­ wegs erlebt habe.

Mehr Infos: www.fairunterwegs.org

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ie Fair Wear Foundation (FWF) verbindet Hersteller und Händler der Textilindustrie mit Gewerkschaften und Nicht­Regierungs­ organisationen (NGOs). Ihr Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen vor allem in Ländern zu verbessern, in denen niedrige Löhne gezahlt werden und Gewerkschaften gar nicht oder nur eingeschränkt zugelassen sind – wie das leider viel zu oft geschieht. Wer der FWF bei­ tritt, verpflichtet sich, seine Lieferanten zu überprüfen und wenn nötig Verbesserungen einzufordern sowie transparent darüber zu berichten. Die FWF verifiziert alsdann die Fortschritte auf verschiedenen Ebenen. Die FWF wendet sich gegen Zwangsarbeit, Diskriminierung am Arbeitsplatz und Kin­ derarbeit. Sie verlangt existenzsichernde Löhne, keine überlangen Arbeitszeiten, ein sicheres, gesundes Arbeitsumfeld sowie rechtsverbindliche Arbeitsverhältnisse. Die Transa wird als Detailhändlerin beim Einkauf verstärkt jene Lieferanten berücksichtigen, die sich zu hohen Arbeitsstandards in der Konfektionierung verpflichten. Gleichzeitig arbeitet sie weiterhin an der Umsetzung ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie. Aktuelle Infos: www.transa.ch

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Aktuell Engagiert

Ausgerechnet: dein ökologischer Fussabdruck Bei der WWF Herbstkampagne im September 2010 stiftete die Transa den 3. Preis: eine Geschenkkarte im Wert von 3000 Franken. Thema der Kampagne war der nachhaltige Lebensstil. Mit dem neuen «Footprint-Rechner» kann ihn jeder genau bestimmen. ürden alle Menschen so leben wie die Schweizer, dann benötigten sie dafür die Ressourcen von 2,4 Planeten. Das ist eindeutig zu viel – selbst wenn man weiss, dass US­Amerikaner fast doppelt so viele Ressourcen verbrauchen. Wie gross ihre/seine persönliche «Erde» ist, kann jede/jeder mit dem neuen Footprint­Rechner des WWF einfach und unterhaltsam in Erfahrung bringen: Aus den Essgewohn­ heiten, dem Arbeitsweg, der Wohnsituation und den Hobbys errechnet er den persönlichen ökologischen Fussabdruck. Weil jeder Footprint über 1,0 nicht nachhaltig ist, erfährt man auch, wie man ihn jeweils verkleinern kann – zum Beispiel, wenig überraschend, indem man weniger Auto fährt. Anschaulich zeigt der Footprint­Rechner, dass auch relativ kleine Verhaltensänderungen einen spürbaren Effekt haben. Übrigens: Der globale Durchschnitts­Footprint beträgt 1,3, die Menschen in Malawi haben «Fussgrösse» 0,2. Zum Footprint­Rechner geht es hier lang: www.wwf.ch («footprint» in die Suchmaske eingeben).

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Was braucht der Mensch zum Leben?

Beim Umbau des Basler Transa-Ladens wird kräftig investiert – um hinterher umso kräftiger sparen zu können. Wie das geht? Mit moderner LED-Technik.

Drei Tage Solidarität Im Rahmen der Aktion 72 Stunden engagierten sich vom 9. bis zum 12. September 2010 rund 28 000 Kinder und Jugendliche im ganzen Land für gemeinnützige Zwecke. 580 Projekte wurden beendet – gegen die Uhr, ohne Geld, aber mit guten Ideen. llein im Kanton Zürich machten 2472 Kinder und Jugendliche mit – indem sie zum Beispiel einen Bach renaturierten, einen Spielplatz bau­ ten oder (mit Hubschrauberhilfe) 400 Kilogramm Müll von den Wanderwegen auf der Göschener­ alp schafften. Veranstalterin der Aktion war die «okaj zürich», der kantonale Dachverband der offenen, verbandlichen und kirchlichen Kinder­ und Jugendarbeit mit ihren rund 600 Mitglieds­ organisationen. Die Idee: Kinder und Jugendliche stellen sich der Herausforderung, in 72 Stunden eine soziale, ökologische oder kulturelle, immer aber gemeinnützige Aufgabe zu lösen. Mit Spass und Engagement packen sie dort an, wo es sonst niemand tut, wo das Geld oder die Bereitschaft, anderen unter die Arme zu greifen, fehlt. Für den

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Leuchtendes Vorbild

Ballonwettbewerb der Aktion stiftete die Transa ein Kuppelzelt von Kaikkialla (Starpole) im Wert von 699 CHF sowie drei Geschenkgutscheine im Wert von jeweils 100 CHF. Mehr Infos: www.72stunden.ch

Es ist ein weiter Spagat, den die Techniker in den Transa­Läden bewältigen müssen: Die Waren sollen so ansprechend wie möglich präsentiert werden, Kunden und Mitarbeitende sollen sich wohl fühlen, und dann muss schliess­ lich im laufenden Betrieb so wenig Energie verbraucht werden, dass alle mit gutem Gewissen wieder nach Hause gehen könen. Wie das klappt, kann man bald im Basler Transa­Laden sehen: Nach dem Umbau werden dort statt Metall­ dampflampen LEDs für genügend Licht sorgen – und gleichzeitig den Energieverbrauch um 20 bis 40 Prozent senken.

Zürcher Kinder setzen ein Zeichen.

Wie in der Stirnlampe leuchten LEDs jetzt auch bei Transa Basel.


Aktuell

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Gut gerüstet gegen die «weisse Gefahr» Der Winter in den Bergen ist wunderschön. Er kann aber auch richtig gefährlich werden. Der Lawinen-Infoabend von Transa und der Bergschule «Höhenfieber» leistet darum einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit. esucher des Infoabends lernen die elementaren Grundlagen der Lawi­ nen kunde kennen, sie erhalten einen Überblick über die unterschiedlichen Strategien zur Minimierung des Risikos sowie Tipps für die weitere Ausbildung und Auseinandersetzung mit dem Thema. Natürlich wird auch die nötige

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Sicherheitsausrüstung mit den neuesten LVS­(Lawinen ver schüttetensuch­)Gerä ten vorgestellt. Den zweistündigen Infoabend leitet Rüdiger Floth mann von der Berg­ schule «Höhenfieber» zusammen mit den LVS­SpezialistInnen der Transa an sechs Terminen in sechs Transa­Läden – jeweils nach Geschäftsschluss.

Die Termine 23.11.2010, 19.00 Uhr: Transa Bern, Aarbergergasse 21 24.11.2010, 19.00 Uhr: Transa Luzern, Pfistergasse 32 30.11.2010, 19.00 Uhr: Transa St. Gallen, Bahnhofstrasse 10 01.12.2010, 19.30 Uhr: Transa Zürich, Josefstrasse 59 11.01.2011, 19.00 Uhr: Transa Winterthur, Zürcherstrasse 7 12.01.2011, 19.00 Uhr: Transa Basel, Aeschengraben 13 Der Besuch ist gratis, die Platzzahl jedoch beschränkt. Anmeldung unter Tel. 044/278 90 42 oder direkt in den Läden. Bricht die Lawine, ist der Spass vorbei.

Alle Touren und Kurse der Transa findet man auf der Webseite: www.transa.ch (unter «Erlebnis»)

Bikestationen.eu / Bikeregionen.eu / Bikehotels.eu

Markt der Zukunft Auf der Basler NATUR-Messe präsentiert die Transa vom 10. bis zum 13. Februar 2011 den «Markt der Zukunft». uch mit kleinen Schritten geht es auf dem Weg in eine bessere Zukunft voran. Den Beweis liefert der «Markt der Zukunft», den die Transa im Rahmen der 6. NATUR Messe prä­ sentieren wird. Bis zu 30 Aussteller können hier ihre Produkte, Projekte oder Ideen vorstellen: Initiativen für Nachhaltigkeit und Natur­ schutz, Schulen und Schulklassen, NPOs und NGOs sowie Unternehmensgründer aus dem Bereich der Nachhaltigkeit. Sie zeigen, wie man ein Leben mit Rücksicht auf die natürlichen Ressourcen leben kann. Auch die Kandidaten des «Prix NATURE Swisscanto» (Infos unter www.prixnature.ch) finden hier eine Plattform für ihre Ideen. Das einzigartige Konzept der NATUR verbindet Messe mit Kongress, Gala und Festival. Nähere Infos, das An­ meldeformular und das Aus­ stellerreglement findet man unter www.natur.ch

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4-SEASONS 2010


Aktuell

– alle Filialen, alle Infos Basel Transa Travel & Outdoor Aeschengraben 13 & 9, 4051 Basel Telefon: 0 61/2 73 53 33 E-Mail: outdoor.basel@transa.ch Mo: 12–18.30 Di, Mi, Fr: 9–18.30 Do: 9–20 Sa: 9–17 Ab Dezember: Mo bis Fr 9–18.30 So, 19.12. von 13–18 Auch während der Umbauphase bleibt Transa Basel zu den normalen Zeiten geöffnet. Eröffnungsevent am 27. November vormerken! Bern Transa Travel & Outdoor Aarbergergasse 21, 3011 Bern Telefon: 0 31/3 12 12 35 E-Mail: outdoor.bern@transa.ch Mo: 12–18.30 Di, Mi, Fr: 9–18.30 Do: 9–21 Sa: 9–17 So, 12.12. und 19.12. 10–16 Mo, 20.12. von 9–18.30 Transa Outlet mit Kinder-Sortiment Monbijoustrasse 14, 3011 Bern Telefon: 0 31/3 81 60 40 E-Mail: outlet.bern@transa.ch Mo bis Fr: 12–18.30 Do: 12–20 Sa: 10–16 Dezember: kein Sonntagsverkauf Luzern Transa Travel & Outdoor Pfistergasse 23, 6003 Luzern Telefon: 0 41/2 40 38 38 E-Mail: outdoor.luzern@transa.ch Mo: 12–18.30 Di, Mi, Fr: 10–18.30 Do: 10–20 Sa: 9–16 Mariä Empfängnis, 8.12. von 10–16 So, 19.12. von 10–16 St. Gallen Transa Travel & Outdoor Bahnhofstrasse 10, 9000 St. Gallen Telefon: 0 71/2 22 36 66 E-Mail: outdoor.stgallen@transa.ch

Chli Asien am Uetliberg Im Jahr 2000 öffnete das Kulturzentrum Songtsen House in Zürich-Albisrieden seine Tore. Zum Jubiläum gibt es viele attraktive Sonderveranstaltungen.

Mo: 12–18.30 Di, Mi, Fr: 10–18.30 Do: 10–20 Sa: 9–16 So, 19.12. von 13–17 Mo, 20.12. von 10–18.30 Winterthur Transa Travel & Outdoor Kesselhof, Zürcherstrasse 7, 8400 Winterthur Tel. 0 52/2 38 01 00 E-Mail: outdoor.winterthur@transa.ch Mo: 12–18.30 Di, Mi, Fr: 10–18.30 Do: 10–20 Sa: 9–17 So, 12.12. von 12–17 Mo, 20.12. von 10–18.30 Zürich Transa Travel & Outdoor Josefstrasse 59, 8005 Zürich Telefon: 0 44/2 78 90 60 E-Mail: outdoor.zuerich@transa.ch Mo bis Fr: 10–19 Sa: 9–17 So, 19.12. von 11–17 Transa Bike Zürich Gasometerstrasse 29, 8005 Zürich Telefon: 0 44/2 71 90 46 E-Mail: bike.zuerich@transa.ch Mo bis Fr: 10–19 Sa: 9–16 Dezember: kein Sonntagsverkauf Transa Outlet Zürich mit Kindersortiment Weinbergstrasse 5, 8001 Zürich Telefon: 0 44/2 71 31 33 E-Mail: outlet.zuerich@transa.ch Mo bis Fr: 12–19 Sa: 10–17 Dezember: kein Sonntagsverkauf Transa Shoes & Outlet für Schuhe Zollstrasse 54, 8005 Zürich Telefon: 0 43/9 60 35 23 E-Mail: shoes.zuerich@transa.ch Mo bis Fr: 10–19 Sa: 9–17 So, 19.12. von 11–17 Allgemeine Infos unter www.transa.ch

eit seiner Eröffnung am 10. März 2000 widmet sich das Songtsen House im Wochenrhythmus der Kultur in Tibet. Seit zwei Jahren pflegt der Verein darüber hinaus die vielfältigen Aspekte des Lebens in anderen, insbesondere buddhistischen Ländern Asiens. Die Vorträge, Filme, Diashows, Lesungen, Ausstellungen, Workshops, Kurse und kulinarischen Abende schlagen einen weiten Ein Zürcher Mandala. Bogen: Mal geht es um die Lage der Frauen, mal um den neuen koreanischen Film, die tibetische Medizin oder die aktuelle Lage in Pakistan und Afghanistan. Von Oktober 2010 bis Januar 2011 wird eine Bhutan­Reihe veranstaltet und eine Ausstellung von Buddha­ Figuren und Kunstgegenständen aus dem Himalaya gezeigt. Vom 6. bis zum 13. November streut Lama Kunsang Rinpoche ein Chenresig­Sandmandala. Infos und Kontakt: Kulturzentrum Songtsen House, Albisriederstrasse 379, 8047 Zürich, Tel. 0 44/4 00 55 59, www.songtsenhouse.ch

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Natur und Forschung: der Klimawandel unter dem Glassturz.

Foto: Barbara Jung/Ausstellung «2 Grad»

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Kalt, warm, heiss Bis zum bis 20. Februar 2011 läuft in Basel die Ausstellung «2 Grad» – über das Wetter, den Mensch und sein Klima. ie kommt das Wetter zustande, wie funktioniert der Klimakreislauf, und wie verändert sich unsere Atmosphäre? Das erklärt die aufwendig gestaltete Ausstellung in ihren vier Bereichen: Die

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Macht der Atmosphäre, Beobachten und be rech nen, Abwehr und Anpassung, Wetter machen. Bis zum 31. Dezember 2010 läuft dazu der Kurzfilmwettbewerb «1 Minute 2 Grad», bei dem Besucher einen eigenen Film produzieren – und zwar mit dem Handy. Der Film darf nicht länger als 60 Sekunden sein und muss den Begriff «2 Grad» thematisieren. Ort: Kunstfreilager Dreispitz, Florenz­ strasse 1, Tor 13, 4023 Basel Öffnungszeiten: Di bis So, 10 bis 17 Uhr, Do bis 19.30 Uhr Mehr Info: www.2grad.ch


Presented in Full-HD

präsentiert von:

06.12. Basel 07.12. Bern 08./10.12. Zürich

Stadtcasino Kursaal Volkshaus

09.12. 11.12. 12.12.

Luzern Winterthur St. Gallen

Verkehrshaus Hotel Römertor Adlersaal

Beginn: jeweils 20 Uhr, Karten 20.- CHF bei Transa Travel & Outdoor, 22.- CHF Abendkasse

Alle Infos und Tickets: WWW.EOFT.EU / WWW.TRANSA.CH


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Projekte

Fotos Florian Schulz Text Axel Klemmer

«Freedom to Roam» Naturschutzgebiete sind gut, durchgehende Wildniskorridore sind besser. Denn frei lebende Tiere brauchen die «Freiheit zu wandern» – über grosse Strecken. Der Naturfotograf Florian Schulz folgt ihnen seit mehr als zehn Jahren durch die weiten Landschaften Nordamerikas.

Arctic National Wildlife Refuge, Alaska: Wo die Karibus wandern, will die Ölindustrie bohren.


Projekte

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Projekte

Immer mehr Tiere und Pflanzen sind gezwungen, ihre angestammten Lebensräume zu verlassen und sich an neuen Plätzen einzurichten. Dazu brauchen sie die Freiheit zu wandern – «Freedom to Roam».

Wunder der Evolution: der Schilderwald.

Braucht ein dickes


Projekte

Wo die Wiesen nicht nur grĂźn sind: am Lake Sherburne im Glacier National Park.

Fell: Einheimischer in Yellowstone.

Massenbewegung: Karibus sind geborene Weitwanderer.

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Projekte

Die Weisen der Wildnis: Moschusochsen in Kanada.

Augen auf: Bartkauz im Luftkorridor.

ZnĂźni am Ufer:


Projekte

Florian Schulz zeigt in seinen Bildern nicht nur, wie schön die unverbaute Natur ist. Er hält fest, was wir mit ihr alles zu verlieren haben.

Biber in Wyoming.

Power on: Florian Schulz über Nordamerika.

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Projekte

Wo der Mensch den grünen Teppich zerschnitten hat, …

… flickt er ihn für die Tiere mit einem Stich wieder zusammen.

Es wird wärmer. Der Klimawandel hat auch die Beaufortsee erfasst.


Projekte

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«Amerika hat in Yellowstone den ersten Nationalpark überhaupt geschaffen. Jetzt ist es nötig, ihn mit anderen Parks zu verbinden, um ihre Vitalität zu erhalten.»

Unwillkürlich denkt man an eine Unterhaltung zwischen sprechfaulen Managern. Wer weiss schon, dass sich hinter diesen Kürzeln zwei gigantische Landschaftsräume in Nordamerika verbergen: Baja to Beaufort (B2B) und Yellowstone to Yukon (Y2Y). Seit mehr als zehn Jahren beschäftigen sie den Fotografen und Filmemacher Florian Schulz, der mit seinen Kameras eine ebenso einfache wie ehrgeizige Idee dokumentiert: Um gesunde Ökosysteme zu erhalten, genügt es nicht, die heile Welt auf isolierten Inseln zu bewahren. Man muss die einzelnen Reservate miteinander verbinden – durch «Wildniskorridore», auf denen die hier lebenden Tiere ihren saisonalen Wanderrouten ohne Behinderungen durch den Menschen und seine Infrastrukturen folgen können. Und das ist in den Zeiten des Klimawandels nötiger denn je: Immer mehr Tiere und Pflanzen sind gezwungen, ihre angestammten Lebensräume zu verlassen und sich an neuen Plätzen einzurichten. Dazu brauchen sie die Freiheit zu wandern. «Freedom to Roam» – so nennt Florian Schulz sein atemberaubendes Fotoprojekt. Yellowstone to Yukon (Y2Y) gilt als eines der grössten intakten GebirgsÖkosysteme der Welt. 3200 Kilometer lang und 500 bis 800 Kilometer breit, verbindet dieser Wildniskorridor auf einer gewaltigen Fläche von insgesamt 1,3 Millionen Quadratkilometern fünf US-amerikanische Staaten (Washington, Oregon, Idaho, Montana, Wyoming) sowie jeweils zwei kandische Provinzen (British Columbia, Alberta) und Territorien (Yukon, Northwest Territories). Schon in den frühen 1990er-Jahren hatten Wissenschaftler und Wildbiologen erkannt, dass die elf Nationalparks, die State und Provincial Parks, Wilderness Areas und Naturreservate den im Rhythmus der Jahreszeiten wandernden Grosssäugern wie dem Karibu einfach nicht genug Platz bieten. Baja to Beaufort (B2B) umfasst die gesamte Pazifikküste Nordamerikas, von Baja California bis hinauf zur arktischen Beaufortsee, und damit nahezu die gesamte Wanderroute der Grauwale. So verschiedenartig die Landschaften auch sind – mit Sandstränden und Felsküsten, Marschland und Küstenwäldern, Wüsten, Gebirgen und Fjorden –, so eng verwoben ist hier das Leben zwischen Land und Ozean. Im Golf von Kalifornien lebt der Kalifornische Schweinswal, der einzige endemische Meeressäuger Nordamerikas, im Norden streifen Bären und Wölfe durch die Wälder. Wer nur an die grossen Stadtregionen um Los Angeles oder San Francisco denkt, vergisst, dass einige Abschnitte der viele tausend Kilometer langen Küstenregion auch heute noch zu den wildesten und ursprünglichsten Lebensräumen der Erde gehören.

«B2B?» «Y2Y.»

Florian Schulz zeigt in seinen Bildern nicht nur, wie schön die unverbaute Natur ist. Er hält fest, was wir mit ihr zu verlieren haben. Damit unterstützt er eine bunte Allianz von Naturschützern, Regierungsvertretern, NGOs, Wissenschaftlern und Vertretern der Urbevölkerung, die sich für die Einrichtung der kontinentalen Wildniszonen einsetzen. So möchte der «Conservation Photographer» die Betrachter seiner Bilder auch zu Aktivisten machen: «Mein Traum ist es, mitzuhelfen, den ersten nationalen Korridor zu schaffen. Amerika hat in Yellowstone den ersten Nationalpark überhaupt geschaffen. Jetzt ist es nötig, ihn mit anderen Parks zu verbinden, um ihre Vitalität zu erhalten und ihren Bewohnern die Möglichkeit zu geben, frei zwischen ihnen zu wandern. Wenn wir damit Erfolg haben, könnte sich die Idee der Korridore rund um den Globus verbreiten.»

4-Seasons Info

Florian Schulz Der Mann mit dem Auge für die schönen Dinge dieser Welt …

… ist Naturaktivist, Fotograf, Film- und Buchautor. Seine Arbeiten erhielten schon viele internationale Auszeichnungen, darunter BBC Wildlife Photographer of the Year Award, Nature‘s Best Photography Awards, Conservation Photographer of the Year Award oder den Banff Mountain Photography Award. Für seine beiden grossen Fotoprojekte «Freedom to Roam» und «Visions of the Arctic» war er schon viele Monate in Nordamerika unterwegs. Zu Hause in Deutschland, unweit des Bodensees, ist der weit gereiste Tierfreund eher selten.

Im Herbst 2010 ist Florian Schulz mit seiner Show «Ruf der Wildnis – Naturerlebnisse von Mexiko bis Alaska» auch im Rahmen der Explora-Vorträge zu sehen: vom 11. November bis zum 3. Dezember an insgesamt 15 Terminen in der ganzen Deutschschweiz. (Zum ExploraTourplan einmal umblättern.) Mehr Infos: www.visionsofthewild.com


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präsent andReaS HutteR

MongoLei auf den Spuren der nomaden

FLoRian ScHuLz

RuF deR WiLdniS naturerlebnisse von Mexiko bis alaska

Sabine KuegLeR

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MicHaeL MaRtin

30 JaHRe abenteueR

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Speed

Live RepoRtagen SaiSon 2010/2011 Buchs AG Basel Cham Luzern Bern Chur Thun Münsingen Winterthur Zürich St. Gallen Jona

Mo Di Mi Do Mo Di Mi Do Mo Di Mi Do

18.10. 19.10. 20.10. 21.10. 25.10. 26.10. 27.10 28.10. 1.11. 2.11. 3.11. 4.11.

Gemeindesaal Volkshaus, kl. Saal Lorzensaal Paulusheim Hotel Jardin Titthof Burgsaal Schlossgut Mülisaal Volkshaus Centrum St. Mangen Kreuz Jona

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr

Buchs AG Basel Thun Cham Luzern Bern Solothurn Frauenfeld St. Gallen Wil / SG Zürich Zürich Bülach Uster Chur

Do Fr Sa Mo Di Mi Do Di Mi Do Mo Di Mi Do Fr

11.11. 12.11. 13.11. 15.11. 16.11. 17.11 18.11. 23.11. 24.11. 25.11. 29.11. 30.11. 1.12. 2.12. 3.12.

Gemeindesaal Volkshaus Burgsaal Lorzensaal Paulusheim freies Gymnasium Landhaussaal Eisenwerk Centrum St. Mangen Stadtsaal Volkshaus Volkshaus Aula Kantonsschule Wagerenhof Titthof

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr

Zürich Basel Buchs AG Cham Bern Thun Thun Bern Bern

Mo Di Mi Do Fr Sa Sa So So

22.11. 23.11. 24.11. 25.11. 26.11. 27.11. 27.11. 28.11. 28.11.

Volkshaus, Theatersaal Volkshaus, grosser Saal Gemeindesaal Lorzensaal Aula freies Gymnasium Burgsaal Burgsaal Aula freies Gymnasium Aula freies Gymnasium

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 16.00 Uhr 19.30 Uhr 15.00 Uhr 18.00 Uhr

Jona Thun Bern Basel Buchs AG Zürich Cham Winterthur

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6.12. 7.12. 8.12. 9.12. 10.12. 13.12. 14.12. 15.12.

Kreuz Jona Burgsaal National Volkshaus, grosser Saal Gemeindesaal Volkshaus, Theatersaal Lorzensaal Römertor

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr

Zürich Zürich Jona Uster Zürich Winterthur St. Gallen Wil Chur Thun Interlaken Burgdorf Spiez Münsingen Bern Bern Solothurn Bern Lyss Luzern Schwyz Cham Nottwil Basel Liestal Olten Buchs AG Visp

Fr 7.01. 10. + 11.01. Mi 12.01. Do 13.01. Sa 15.01. Mo 17.01. Di 18.01. Mi 19.01. Fr 21.01. 24. + 25.01. 26.+ 27.01. Fr 28.01. Mo 31.01. Di 1.02. Mi 2.02. Do 3.02. Fr 4.02. Mo 7.02. Di 8.02. 9. + 10.02. Fr 11.02. Di 15.02. Mi 16.02. Do 17.02. Fr 18.02. Mo 21.02. Mi 23.02. Fr 25.02.

Volkshaus Volkshaus Kreuz Jona Wagerenhof Volkshaus Römertor Centrum St. Mangen Stadtsaal Titthof Burgsaal Aula Sekundarschule Aula Lötschbergsaal Schlossgut Hotel Jardin Hotel Jardin Landhaussaal Hotel Jardin Weisses Kreuz Paulusheim Mythenforum Lorzensaal Paraplegikerzentrum Casino Festsaal Hotel Engel Stadtsaal Gemeindesaal La Poste

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr


Eintritt: 26.- bis 32.- | Kinder: 16.- | Familien: 60.– AHV, IV, Stud., SAC: 23.- bis 29.- | Transa-, Globetrotter-Card: 21.- bis 27.Telefonhotline: 0900 55 22 50 (Fr. 2.- / Min.)

Luzern Luzern Nottwil Stans Cham Buchs AG Baden Basel Zürich Zürich Jona Winterthur Wil Chur St. Gallen Thun Spiez Münsingen Bern Bern

Mi Do Fr Mo Di Mo Di Do Mo Di Mi Do Di Mi Do Mi Do Fr Mo Di

5.01. 6.01. 7.01. 10.01. 11.01. 17.01. 18.01. 20.01. 24.01. 25.01. 26.01. 27.01. 8.02. 9.02. 10.02. 16.02. 17.02. 18.02. 21.02. 22.02.

Paulusheim Paulusheim Paraplegikerzentrum Pestalozzisaal Lorzensaal Gemeindesaal Aula Kantonsschule Volkshaus Volkshaus Volkshaus Kreuz Jona Römertor Stadtsaal Titthof Centrum St. Mangen Burgsaal Lötschbergsaal Schlossgut Hotel Jardin Hotel Jardin

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr

Luzern Zürich Zürich Winterthur Bern Thun Jona Lyss Basel St. Gallen Chur Buchs AG

Fr Mo Di Mi Do Fr Mo Di Mi Do Fr Mo

25.02. 28.02. 1.03. 2.03. 3.03. 4.03. 7.03. 8.03. 9.03. 10.03. 11.03. 14.03.

Paulusheim Volkshaus Volkshaus Mülisaal Hotel Jardin Burgsaal Kreuz Jona Weisses Kreuz Volkshaus Centrum St. Mangen Titthof Gemeindesaal

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr

Zürich Zürich Jona Winterthur Bern Bern Thun Solothurn Schafhausen Wil Basel Luzern Cham Chur Buchs AG

Di Mi Do Fr Mo Di Mi Do Fr Mo Di Mi Do Fr Mo

15.03. 16.03. 17.03. 18.03. 21.03. 22.03. 23.03. 24.03. 25.03. 28.03. 29.03. 30.03. 31.03. 1.04. 4.04.

Volkshaus Volkshaus Kreuz Jona Mülisaal Hotel Jardin Hotel Jardin Burgsaal Landhaussaal Park Casino Stadtsaal Volkshaus Paulusheim Lorzensaal Titthof Gemeindesaal

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr

Thun Langnau Biel Bern Bern Luzern Zofngen Basel Langenthal Brugg AG Bülach Zürich Uster St.Gallen Glarus Landquart

Sa Mi Do Fr Sa Sa Mo Di Mi Do Fr So Mo Mi Do Fr

8.01. 12.01. 13.01. 14.01. 15.01. 22.01 31.01. 1.02. 2.02. 3.02. 4.02. 6.02. 7.02. 2.03. 3.03. 4.03.

Burgsaal 16 & 19.30 Uhr Kirchgemeindehaus 19.30 Uhr Volkshaus 19.30 Uhr Hotel Jardin 19.30 Uhr Hotel Jardin 16 & 19.30 Uhr Paulusheim 16 & 19.30 Uhr Stadtsaal 19.30 Uhr Volkshaus 19.30 Uhr Alte Mühle 19.30 Uhr Fachhochschule NWS 19.30 Uhr Aula Kantonsschule 19.30 Uhr Volkshaus 15 & 18.30 Uhr Wagerenhof 19.30 Uhr Centrum St. Mangen 19.30 Uhr Aula Kantonsschule 19.30 Uhr Forum im Ried 19.30 Uhr

Nottwil Olten Baden Liestal Zürich Uster Jona Thun Münsingen Bern

Di Mi Do Fr Mo Di Mi Do Fr Sa

22.3. 23.3. 24.3. 25.3. 4.4. 5.4. 6.4. 7.4. 8.4. 9.4.

Paraplegikerzentrum Stadttheater Aula Kantonsschule Hotel Engel Volkshaus Wagerenhof Kreuz Jona Burgsaal Schlossgut Hotel Jardin

19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr

Vorverkauf und Infos:

www.explora.ch LoRenz a. FiScHeR & JuditH buRRi

aFRiKa die Magie des Sambesi

bRuno bauMann

auF den SpuRen deS buddHa Reise zu den Mysterien asiens

david HetticH

abenteueR ozean geheimnisse der Weltmeere

david bittneR

unteR bÄRen abenteuer in der Wildnis alaskas

SteFan eRdMann

iSLand Wilde naturschönheit auf der grössten vulkaninsel


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Hersteller

Text Axel Klemmer Fotos Black Diamond

Harte Ware Die Black-Diamond-Story

Klemmkeile, Karabiner, Eisgeräte. Black Diamond macht eigentlich Ausrüstung für alle, denen kein Berg zu hoch und keine Wand zu steil ist. Inzwischen locken die Amerikaner aber auch Trekker und Wanderer mit durchdachten Produkten. Portait einer ungewöhnlichen Company.


Hersteller

M

änner, die vor dem Fabriktor stehen und mit neuen Stahlwerkzeugen so lange auf den Beton einschlagen, bis sie kaputt gehen. Andere Männer, die hinter dem Fabriktor so lange neue Werkzeuge herstellen, bis sie nicht mehr kaputt gehen, wenn man mit ihnen auf den Beton einschlägt. Das ist eine der Gründungslegenden des amerikanischen Bergsportausrüsters Black Diamond, dessen alpinistische Hartwaren den Ruf geniessen, zuverlässig ganz zu bleiben, wenn die Kundschaft sie hart hernimmt – und zwar nicht auf Beton, sondern auf Kalkfels, Granit oder glasigem Eis. Es gibt noch ein anderes Bild, das ausdrückt, was Black Diamond ist: Männer und Frauen, die vor dem Einsetzen der Morgendämmerung im Schein der Stirnlampen noch schnell auf irgendeinen Berg rennen, damit sie rechtzeitig zur Arbeit wieder unten sind – im Headquarter von Black Diamond in Salt Lake City, Utah (USA). Die archaischen Materialprüfer der «wrecking crew» und die eiligen Frühaufsteher der «dawn patrols» machen klar, dass hier nicht nur Ausrüstungsgegenstände produziert werden, sondern auch Mythen. Mythen, die wahr sind, steigern den Wert der Marke und damit den Geschäftserfolg. Und Black Diamond hat Erfolg. Ende 2010 könnte die 100-Millionen-Dollar-Umsatzgrenze geknackt werden. Die Aussichten dafür sind gut, denn auch die beiden Firmenstandorte in Europa und Asien wachsen schnell: Von den 450 Mitarbeitern weltweit arbeiten derzeit 40 in Reinach bei Basel und 130 im chinesischen Zhuhai. Der Chef dieses Unternehmens heisst Peter Metcalf. Er weiss, was Extrembergsteiger brauchen – spätestens seit ihm 1980 die zweite Durchsteigung der 1800 Meter hohen Südwand des Mount Hunter (4442 m) in Alaska gelang – mit einer Ausrüstung, die Stück für Stück den Geist aufgab. 1983 wurde er General Manager der Firma Chouinard Equipment, die der Surfer, Bergsteiger und Selfmade-Schmied Yvon Chouinard seit 1957 von einer Hinterhofwerkstatt zum vielleicht ehrgeizigsten Hersteller von Kletterausrüstung weltweit gemacht hatte. Nach einem Insolvenzverfahren übernahm Metcalf im Dezember 1989 zusammen mit den damals 40 Angestellten das Unternehmen: Black Diamond Equipment war geboren. Zwei Jahre später übersiedelte der Betrieb nach Salt Lake City.

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Zur Firmenphilosophie gehörte gerade am Anfang eine Art Versteckspiel. Man wollte nicht erkannt werden, schmückte sich nicht mit kletternden VIPs, sondern setzte auf eine besondere Art von Understatement, die jeder Marketingexperte als beinahe selbstmörderisch abtun musste. Dazu kam ein fast demonstrativer Verzicht auf Marktforschung. Selbstbewusst gegen alle Moden

Die Black-Diamond-Belegschaft – alle aktive Bergsteiger, Kletterer und Skifahrer – ist seit jeher selbstbewusst genug gewesen, um zu wissen, was die Szene braucht: «Wir machen genau die Produkte, die wir selbst verwenden wollen und schielen nicht auf Markt und Moden.» Mit diesem Selbstverständnis ist Black Diamond zur wahrscheinlich angesagtesten Hartwaren-Marke im modernen Alpinismus geworden: Das stilisierte Diamantlogo auf Eisgeräten, Eisschrauben, Karabinern, Sicherungsgeräten, Anseilgurten und Steigeisen steht für unverwechselbares Design und erstklassige Qualität. Übrigens, die Arbeit der «wrecking crew» erledigen längst ausgeklügelte Kaputtmachmaschinen … Das Sortiment, das ausnahmslos in Eigenregie entwickelt und gestaltet wird, ist in drei Produktkategorien unterteilt: «Climb» – alles für das Klettern in Fels und Eis, «Mountain» – Trekkingstöcke, Lampen, Zelte, Rucksäcke, Handschuhe, etwas Bekleidung und Zubehör sowie «Ski». Vom neoklassischen Telemarkskifahren kommend, das in den 1990er-Jahren in den USA eine Renaissance erlebte, hat Black Diamond seine gesamte Skilinie für Freerider und Skibergsteiger mit eindrucksvoller Konsequenz ausgebaut: Ski, Telemarkbindungen, Rucksäcke, Schaufeln, Avalung, Lawinensonden, Steigfelle und seit 2008 auch eine eigene Skischuhkollektion – die ehrgeizigste Produktentwicklung der Firmengeschichte. Das Hardcore-Image überzeugt die Szene bis heute. Doch Black Diamond ist längst zu gross geworden, um nur von der Nachfrage extremer Alpinisten leben zu können. Der Fels musste sich bewegen und nach teilweise intensiven inneren Auseinandersetzungen tat er es. Noch vor fünf Jahren wäre ein Klettersteigset mit dem «schwarzen Diamanten» völlig undenkbar gewesen. Black Diamond brachte es 2009 doch auf den Markt, über zwei Jahrzehnte

Kultiges Klemmgerät: Der Camalot kam 1987 auf den Markt.

Feierabend im Basler Jura: Black Diamond Europa packt die Seile aus.

Der elitäre Klettersnob, der Peter Metcalf nach eigenem Bekunden mal war, ist milder geworden.


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Hersteller

später als manche Mitbewerber. Und Peter Metcalf grinst, als er sagt, dass es eines der bestverkauften Produkte der ganzen Firmengeschichte gewesen ist. Der elitäre Klettersnob, der er nach eigenem Bekunden mal war, ist milder geworden. Er freut sich über die neuen core groups. Hält man ihn für den Chef dieser «tollen Handschuhfirma», dann gefällt ihm das. Und wenn andere beim Namen Black Diamond zuerst an Trekkingstöcke oder Stirnlampen denken, weiss er, dass die Firma einen guten Job macht. Der Anspruch, den Black Diamond hat, ist ebenso klar wie ehrgeizig: Man will Referenzprodukte herstellen, in welcher Kategorie auch immer. Peter Metcalf setzt ein schmales Lächeln auf, das seinem Gegenüber leicht den Schweiss auf die Stirn treiben kann, und sagt die schönen Worte «With age comes wisdom» – Mit dem Alter kommt die Weisheit. Peter ist 55 Jahre alt. Auch Christian Jaeggi, 54 Jahre, hat diesen Blick. Wer von ihm fixiert wird, fühlt sich wie der winzige Griff über dem Abgrund – der Kletterer wird ihn nicht loslassen, bevor er den nächsten ergreifen kann. Christian ist der Europa-Chef von Black Diamond. Schon Ende der 1970er-Jahre

Die archaischen Materialprüfer der «wrecking crew» und die Frühaufsteher der «dawn patrol» machen klar, dass hier nicht nur Ausrüstungsgegenstände produziert werden, sondern auch Mythen.

kletterte er Big Walls im kalifornischen Yosemite Valley, wo er 1979 auch Yvon Chouinard kennenlernte. In den Alpen punktete er an extremen Klassikern, etwa am Freney-Pfeiler des Mont Blanc, und in den Bergen der Welt gelangen ihm Touren wie die dritte Begehung der Ama-DablamWestwand in Nepal. Black Diamond Europa in Reinach hat seinen Standort ziemlich genau in der Mitte des Kontinents, knapp südlich von Basel – und unmittelbar neben den Jurafelsen. Die 40 Mitarbeiter aus neun Nationen exerzieren keine «dawn patrols», sie feiern lieber «dusk sessions»: Nach Feierabend geht es oft in eines der 20 Klettergebiete im Umkreis, wo im Schein der hauseigenen Stirnlampen und Laternen geklettert und gebouldert wird. Feiern am Abend

Bevor die Europazentrale 1997 öffnete, waren die Teile mit dem Diamanten hierzulande schwer zu bekommen. Heute erwirtschaftet die Alte Welt schon 40 Prozent des globalen Umsatzes. Ungefähr 1800 Fachhändler werden aus dem Europalager im nahen Weil am Rhein (Deutschland) beliefert, nur 15 Minuten von Reinach entfernt. Hier wird ausgepackt, was die chinesische Black-Diamond-Tochter in Zhuhai liefert, Container für Container, per Schiff den Rhein hinauf. Aber Black Diamond Europa ist mehr als «nur» Vertrieb, Kundendienst, Garantieabwicklung, Beschaffung, IT und Marketing: In Reinach werden

Die Form folgt der Funktion: Bei der Lawinenschaufel Deploy 3 wurde die goldene Designregel ideal umgesetzt.

Meilensteine aus der «Black Diamond Hall of Fame» 1987 Camalot Zwei Drehachsen und eine Drahtschlinge bieten mehr Flexibilität in den unterschiedlichsten Rissen. Für Kletterer die Referenz, wurde das Klemmgerät seit mehr als 20 Jahren weiterentwickelt, blieb im Prinzip aber unverändert (Foto Seite 43).

1992 Black Prophet Der geschwungene Schaft mit dem Sanduhrprofil macht den feinen Unterschied: Das modulare Eis gerät «Black Prophet» ist eine Designikone des modernen Eis- und Mixed-Kletterns.

1994 Flicklock Teleskopstöcke Rutscht nicht, korrodiert nicht, friert nicht ein und ist auch mit Handschuhen rasch zu verstellen: Der aussen liegende KlemmMechanismus funktioniert an den Teleskopstöcken ausgezeichnet.

1995 Hot Wire Karabiner Sagenhaft leicht, sicher und in jeder Lage problemlos zu bedienen: der erste Kletterkarabiner mit Drahtschnapper ist seit seiner Einführung ein «heisses Teil» geblieben. Die aktuelle Version heisst «Oz» und wiegt nur 28 Gramm.


Hersteller

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Teamplayer in der Chefetage: Peter Metcalf (oben) und Christian Jaeggi, hier kurz nach der Büroarbeit.

auch die Boulderkollektion sowie eigenständige Kletterbekleidung entworfen. Und immer noch, sagt Christian, werde auch die Hardcore-Klientel gut bedient. Selbst wenn die meisten, die heute ein Paar Trekkingstöcke oder eine Stirnlampe mit dem Diamantlogo kaufen, gar nicht wissen, was ein Portaledge ist – nämlich eine mit Stoff bespannte

1999 Avalung Die Weste mit dem HightechSchnorchel. Damit können Verschüttete den Sauerstoff aus dem Lawinenschnee atmen, bis die Retter zur Stelle sind. Gehört mittlerweile zur Standardausstattung aller Skirucksäcke von Black Diamond.

2001 LED-Stirnlampen Klein und leicht, dabei hell wie die Grossen: Space Shot, Lunar und Moonlight sind haltbarer als klassische Glühlampenmodelle und geben deutlich länger Licht. Kombiniert man sie anfangs noch mit Xenon-Birnchen, verwendet man bald nur noch LEDs.

Alurahmenkonstruktion zum Biwakieren in glatten Felswänden. Um die 70 Portaledges bringt Black Diamond jedes Jahr unter das Klettervolk, das sind überschaubare Stückzahlen. Und rund die Hälfte davon geht an gesponserte Kletterer. Testimonials sind gute Verkaufsargumente, und Black Diamond hat einige der allerbesten: Extrembergsteiger, die in der Szene bekannt sind, aber selten darüber hinaus. Viele starke Europäer sind im Team, unter ihnen der Slowene Marko Prezelj oder der Zermatter Bergführer Simon Anthamatten. Beide erhielten schon den «Piolet d’Or», die weltweit wichtigste Auszeichnung im extremen Alpinismus. Poser und alpinistische Ego-Shooter haben dagegen in der Unternehmenskommunikation keinen Platz. Black Diamond möchte keine Zirkusathleten zeigen, sondern Menschen, die sich der Natur aussetzen und nicht dem Zuschauer. Weitere Infos: www.BlackDiamondEquipment.com

2008 Skischuhe Es ist die grösste Investition in der Firmengeschichte: Mit einem komplett in Eigenregie entwickelten Sortiment von Skitouren- und Freeride-Schuhen für Alpine und Telemarker beglückt Black Diamond seine Anhänger im «Backcountry».

2009 Steigeisen aus rostfreiem Stahl Mit diesem neuen Material gibt Black Diamond seinem seit vielen Jahren bewährten Steigeisensortiment noch mehr Biss. Die Teile sind leichter, umweltfreundlicher, widerstandsfähiger und länger scharf.


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State of the Art

LeAtherMAn WAve Gibt es das perfekte Equipment? Durchaus. In State of the Art zeigt 4-Seasons Ausrüstung, die in ihrer Klasse Standards setzt.

Produktklasse

Multifunktionswerkzeug, kurz: Multitool.

Einsatzbereich

Überall, wo unterwegs gebastelt oder repariert wird: Biketour, Wüstentour, Skitour, Trekkingtour, Around-the-World-Tour …

Status

Urprodukt und Meister seiner Klasse: Multitool = Leatherman.

Hersteller

Leatherman Tool Corp., Portland, USA

Konzept/Idee

Tim Leatherman

Technische Daten

Länge: 10,2 cm. Klingenlänge: 7,37 cm. Gewicht: 241 g. Material: Edelstahl (Klingen 420HC, Rockwellhärte 55-59). Preis: 189 CHF.

Historie

Wer hat‘s erfunden? Leider nicht die Schweizer. Hierzulande hielt man das Schweizer Taschenmesser offenbar für fertig – den nächsten Schritt musste ein Amerikaner tun. Anno 1975 bereiste ein gewisser Tim Leatherman Europa und Asien – in einem klapprigen Auto italienischen Fabrikats. Das Gefährt erforderte regelmässig Mechanikerarbeiten, die Tim mit einem Pfadfindermesser bewältigte. Das klappte irgendwie. Aber noch besser wäre es, dachte Tim, wenn am Messer noch Zange und Schraubenzieher eingebaut wären. Die Idee eines kompakten Universalwerkzeugs war geboren. Zurück in Oregon machte sich Tim ans Werk. 1980 patentierte er einen Prototypen namens «Mr. Crunch» – den wollte aber niemand fabrizieren. Also gründete Tim 1983 zusammen mit Steve Berliner die Firma «Leatherman Tool Group» und produzierte das Werkzeug selbst. Der Rest ist Geschichte. In der Outdoor-Szene kam das erste PST (für Pocket Survival Tool) sofort gut an, dann folgten Töfffahrer und Bühnenarbeiter, Jäger und Handwerker. Selbst viele Büros halten heute für alltägliche Kleinigkeiten – statt eines ganzen Werkzeugkastens – ein Leatherman bereit. Das Modell «Wave» ist das meistverkaufte im Sortiment.

«Das Modell Wave ist ein Werkzeugkasten im Kleinformat, perfekt verarbeitet und mit 25 Jahren Garantie. Eingesetzt habe ich es viel auf dem Bau, aber auch schon für die Reparatur einer Bindung auf Skitour. Nur ein Zapfenzieher fehlt. Wahrscheinlich, weil in den USA die Wein flaschen einen Schraubverschluss Peter Bauer, Transa-Experte haben.»

«Letztendlich ist die Multitool-Idee jenem alten Fiat zu verdanken, den wir 1975 in Amsterdam für unsere neunmonatige Low-Budget-Tour kauften. 300 Dollar hat uns die Kiste gekostet und viele Stunden Reparaturarbeit. Aber gelohnt hat es sich.» Tim Leatherman, Tool-Erfinder und Chef der Leatherman Tool Group

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01. Material: komplett aus Edelstahl. Die Klingen aus 420HC Stahl bieten einen guten Kompromiss aus Schnitthaltigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Preis. Edelstahl ist nicht automatisch «rostfrei», daher ab und zu mit Süsswasser reinigen, trocknen und einölen. 02. Design: Die Anordnung der Werkzeuge ist effektiv und platzsparend, so bleibt das Wave kom-

pakt und liegt gut in der Hand. Klingen, Feilen und Sägen sind im Verhältnis zur Grifflänge so lang wie möglich gehalten. Alle Werkzeuge sind arretierbar. 03. Griff: Darin sind alle Werkzeuge untergebracht, vor allem aber übertragen die Griffe die Kraft aufs Werkzeug, das einiges aushalten muss. Die Griffe sind handfreundlich geformt, damit man ordentlich zupacken kann.


State of the Art

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04. Kombizange: Das Herzstück des Tools mit vier Bereichen: 4a: Spitze Flachzange für alle filigraneren Arbeiten. 4b: Rohrzangenbacken fürs Grobe (verbogene Heringe, festsitzende Muttern am Bike oder Fiat ;-) 4c: Drahtschneider zum Kürzen von Kabelbindern, Elektrokabeln oder Bremszügen. 4d: Abisolierklinge, um Elektrokabel etwa an Velo-Dynamo oder der Modelleisenbahn abzuisolieren.

05. Bithalter: Mit Wechselbit, weitere Bits erhältlich, ebenso Adapter für handelsübliche Bits (Ikea-Regal!).

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06. Dosenöffner und Kapselheber: Öffnet praktisch alles – bis auf Weinflaschen. Der fehlende Korkenzieher ist das einzige Manko. 07. holz- & Metallfeile (mit Metallsäge): Damit kann man zum Bei-

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spiel Steigeisen behelfsmässig bissig schleifen oder im verregneten Basislager kreativ werden. 08. Messer 1 (mit Glattschliff): Wohl das meistgenutzte Werkzeug – beim Znüni. Die Klingen des Wave sind einhändig zu öffnen. 09. Messer 2 (mit Wellenschliff): schneidet auch Kunststoffseile, Schläuche oder starke Äste.

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10. holzsäge: Funktioniert perfekt auf Zug und eignet sich auch für dickere Äste und Bretter. Ist der Baumarkt schon zu, kürzt sie notfalls auch das Abflussrohr unterm Spülbecken.

12. Schraubenzieher: Für grössere Schrauben, zum Beispiel an der Skibindung. Das Tool kratzt aber auch das Eis von der Sohle und bricht den zugefrorenen Metallbehälter mit dem Gipfelbuch auf.

11. Uhrmacher-Schraubenzieher (Schlitz/Kreuzschlitz): Fixiert nervige Minischrauben (Brillenbügel) und ist erste Wahl für aussichtslose Missionen (GPS, Laptop, Fiat).

13. Schere: Klein, aber oho! Mit 2,5 Zentimeter Schnittlänge schneidet die äusserst robuste Schere neben Fussnägeln und Blinddarm auch Gewebe oder dünnen Kunststoff.


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Kaufberatung

Interview Stephan Glocker Fotos Lars Schneider Christian Weiss


Kaufberatung

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Kaufberatung Schneeschuhe

Auf leisen Sohlen Den Winter erleben abseits lärmender Skigebiete – das geht am besten auf Schneeschuhen. Aus den «Tennisschlägern» der Trapper und Indianer sind längst hochtechnische Geräte geworden. Andrea Gujan, Expertin in der Transa-Filiale St. Gallen, sagt, worauf es auf Tour ankommt.

Wie funktioniert ein Schneeschuh? Er bietet Fläche und Halt. Die Fläche verhindert das tiefe Einsinken im Schnee, für den Halt am Hang sorgen die eingebauten Harsch eisen. Das macht den Schneeschuh zum unkompli­ zierten und vielseitigen Wintersportgerät. Böse Zungen behaupten, Schneeschuhe seien «Ski für Arme», also für Menschen, die nicht Ski fahren können. Wer das behauptet, hat es noch nicht aus­ probiert. Schneeschuh und Ski sind keine Konkurrenten, beide haben ihre Vorzüge. Zwar kann ich mit Schneeschuhen nicht ab­ fahren, doch dafür sind sie leichter und wen­ diger als Ski. Und statt steifer Skischuhe trägt man bequeme, warme Trekkingschuhe. Schneeschuhe sind ja nichts Neues. Warum werden sie immer beliebter? Wahrscheinlich, weil sie eine so schöne Alter­ native darstellen: Man kann damit im Winter wirklich wandern, ist nicht mehr auf geräum­ te Wege angewiesen und erlebt die Natur auf eine sehr besondere, stille Weise. Und: Jeder hat Spass, jung oder alt, trainiert oder untrai­ niert, Spaziergänger oder Gipfelstürmer. Auch Alpinisten nutzen Schneeschuhe? Natürlich. Bei manchen Hochtouren sind sie sogar unverzichtbar und viel leichter als eine komplette Skiausrüstung. Snowboarder wiederum gehen damit klassische Skitouren – mit den Schneeschuhen hinauf, mit dem Board hinunter. Ich habe noch nie auf Schneeschuhen gestanden. Wie und wo fange ich an?

Andrea Gujan, 35, ist seit fünf Jahren bei der Transa und noch viel länger im Schnee unterwegs: «Als Kinder sind wir noch mit diesen Trapper-Schneeschuhen herumgelaufen, die aussehen wie grosse Tennisschläger.» Später wurde Andrea Skilehrerin und darf sich seit letztem Jahr auch «Bündnerische Schneeschuhwanderleiterin» nennen. Direkt nach dem 4-Seasons-Interview verabschiedete sie sich in die Ferien – Richtung Himalaja.

Zum Kennenlernen leihen sich viele Leute Schnee­ schuhe aus und schliessen sich einer geführten Tour an. Das ist ein gutes Konzept, das auch die Transa ihren Kunden empfiehlt. Wer auf eigene Faust loszieht, kann das auf ausgewiesenen Schneeschuh­Wanderwegen tun, die ebenso wie Skipisten lawinensicher sind. Ins freie Gelände sollte nur gehen, wer sich mit den alpine n Gefahren wirklich auskennt.

Ist das Gehen schwierig? Man geht wie ein alter Cowboy – das kann eigentlich jeder. Etwas strenger als im Sommer ist das Wandern im Schnee schon und anfangs ungewohnt für die Muskulatur. Aber dann läuft man halt langsamer. Auch ohne grosse Kondition kann man wunderbar spazieren gehen. Wirklich gehen – oder doch eher stapfen? Im unberührten Tiefschnee muss der Erste spuren, also stapfend den Schnee runterdrücken, bis er trägt. Für den Zweiten ist es dann schon einfacher. So lassen sich auch Konditionsunter­ schiede ausgleichen – wer fitter ist, darf spuren.

Tritt man dann einfach in die Stapfen des Vordermanns? Bei Steilstücken gerne, aber meist sind die Schritt­ längen in einer Gruppe so unterschiedlich, dass sich schnell ein richtiger Weg bildet. Je weiter hinten man läuft, desto komfortabler. Früher sahen Schneeschuhe aus wie übergrosse Tennisschläger, heute wie verkleinerte Pistenraupen – warum? Die klassischen «Tennisschläger» wurden von Indianern und Trappern für die nordamerikanische Wildnis entwickelt: viel Wald, moderate Anstiege und Unmengen von sehr feinem Tiefschnee. Da braucht es viel Fläche. Sobald das Gelände aber hügeliger oder gar alpin wird, erschwert eine grosse Fläche das Gehen am Hang, ausserdem ist mehr Halt gefragt. Moderne Schneeschuhe sind daher viel kompakter und griffiger. Welche Schneeschuhtypen hat die Transa denn im Programm? Man unterscheidet grundsätzlich die Schnee­ schuhmodelle aus massivem Kunststoff und


Kaufberatung

Mit Steighilfe klappt‘s auch am Steilhang.

Foto: Philipp Dubs

Foto: PatitucciPhoto

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Die Königsdisziplin: eine Schneeschuhtour mit Übernachtung draussen.

«Anders als ein Ski, der irgendwann die Vorspannung verliert oder sich abnutzt, ist ein guter Schneeschuh eine Anschaffung fürs Leben.»

die Modelle mit bespanntem Rahmen. Die Transa führt beide Typen. Im Sortiment sind haupt­ sächlich sehr hochwertige Schneeschuhe der amerikanischen Marken MSR, Atlas und Tubbs.

Wo liegen die Unterschiede? Schneeschuhe aus massivem Kunststoff sind etwas kompakter, einfacher in der Konstruktion

und etwas günstiger im Preis. Sie eignen sich besonders für harten Schnee und Harsch, weil sie steif sind und der Druck sich flächig verteilt. Daher werden sie bevorzugt bei alpinen Touren eingesetzt. Man kann das in etwa mit einem steigeisenfesten Alpinschuh vergleichen: extrem stabil, aber beim normalen Wandern fast schon zu viel des Guten.

Für jeden Einsatzbereich b i h gibt‘s den passenden Schneeschuh. Von links: KunststoffSchneeschuh von MSR, Modelle mit bespanntem Rahmen von MSR und Atlas.

Schneeschuhe mit bespanntem Rahmen sind demnach bequemer? Ein bespannter Rahmen bietet dem Fuss mehr Spielraum, weil das Deck – also die Bespannung – flexibler ist. Das ist beim Laufen weicher und auf Dauer komfortabler. Bespannt e Modelle sind eher Allrounder. Früher hiess es oft, dass sie für schwere Berg­ touren weniger geeignet sind, doch die Kon­ struktionen sind inzwischen so ausgereift, dass auch viele Bergführer sie einsetzen. Da muss dann aber auch die Gehtechnik stim­ men, der Schuh also richtig belastet werden. Beim Abstieg ist mit dem Rahmen ausserdem ein gewisses Gleiten möglich – das klappt beim Kunststoffmodell nicht so gut. Wie funktionieren die Bindungen? In allen Fällen gut. Bei MSR bewegt sich der Fuss vertikal in einem Scharnier. Beim Atlas­ Modell ist die Bindung aufs Deck gespannt, was auch eine gewisse seitliche Flexibilität ermöglicht. Zum Anschnallen setzt MSR auf ein System aus Bändern, die man bei Nichtge­ brauch flachdrücken kann – so lassen sich die Schneeschuhe gut am Rucksack befestigen. Die Atlas­Konstruktion mit ihren Rätschen erinnert an eine Snowboard­Bindung. Das


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4-Seasons Info

Iglu bauen leicht gemacht Nichts ist schöner als eine Nacht im selbst gebauten Iglu. Allerdings erfordert so ein Winterpalast leicht drei Stunden Bauzeit und einiges an Geduld und Mühe. Aber das hat auch Vorteile: Man bleibt warm – und schläft garantiert hervorragend. 1

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Wichtigste Werkzeuge für Iglubauer: eine Schneesäge, etwas Köpfchen und viel Gefühl.

Oben: Die aufgespannte Atlas-Bindung ist flexibel und bequem. Unten: MSR setzt auf eine Scharnierbindung, die guten Halt verleiht.

ist letztendlich Geschmackssache. Wichtig ist, dass die Bindung zuverlässig und auch mit dicken Handschuhen zu bedienen ist. Wir werden oft gefragt, ob es bei Schneeschuhen links und rechts gibt. Gibt es: Die Verstell­ riemen der Bindung liegen immer aussen.

Auf was muss ich noch achten? Es gibt Männer­ und Frauenmodelle und ver­ schiedene Flächengrössen und Formen – da ist für jeden etwas dabei. Eine hochklappbare Steighilfe gehört zum Standard – die braucht man auch, weil Schneeschuhläufer selten traversieren wie Skitourengeher, sondern eher direkt in kurzen Serpentinen aufsteigen. Nicht unwichtig ist – je nach Tourencharakter – die Konstruktion und Platzierung der Harsch­ eisen. Das alles probiert man am besten selbst aus – auch das spricht für erste Schnupper­ touren mit Leihausrüstung. Die Transa rechnet eine Tagesmiete auf den späteren Kauf an, so können die Kunden in Ruhe testen. Apropos: Die hochwertigen Schneeschuhe kosten 300 bis 450 Franken – lohnt sich das wirklich? Wer ab und zu gemütlich winterwandern will, ist mit einem einfachen Modell gut bedient.

1. Der Bauplatz Im tiefen Schnee den Bauplatz ab stecken: für ein 2-Personen-Iglu einen Kreis von 2 m Durchmesser, davor kommt der Eingangstunnel (2,5 m lang; 1,5 m breit). Die Grundfläche mit den Schneeschuhen festtreten, 20 Minuten warten, dann noch einmal mit normalen Schuhen. 2. Das Baumaterial Ein Loch vor dem geplanten Eingang graben, hineinstellen, von hier aus Richtung Iglumitte Blöcke schneiden (dieser Graben wird der Eingangstunnel). Eine saubere Front sägen (60 cm breit, 45 cm nach unten), 15 cm dahinter noch einen 60 x 45-cmSchnitt. Die Seiten und zum Schluss den Boden anschneiden. Der Block löst sich mit einem «Plopp». Im Eingangsgraben zwei Blockebenen (90 cm tief) ausschneiden, im Iglu nur eine. 3. Der Rohbau Ca. 50 möglichst gleich hohe (45 cm) Blöcke ausschneiden und

rund um den Bauplatz aufstellen. Nun die erste Grundreihe errichten und die Blöcke nach innen lehnen. Einen besonders breiten Block über den Eingangstunnel legen. Da das Iglu als Spirale aufgebaut wird, müssen die ersten drei Blöcke dran glauben: Sie werden schräg abgesägt. So kann man auch den ersten Block der zweiten Reihe an einen anderen Block lehnen. Der Trick Jeder neue Block darf zunächst nur an drei Punkten aufliegen! Dazu den Block zunächst mit der Unterseite aufsetzen. Diese so freisägen, dass nur noch die Ecken (wie Füsse) aufliegen.

Home sweet home!

Dann nach innen kippen, bis der Block mit dem vorherigen Block bündig liegt. Diese Flanke ebenfalls freisägen, bis nur noch die obere Ecke Kontakt hat. Zum Schluss ein fein dosierter Schlag – und der Block sitzt fest. 4. Deckel drauf Bereits die unterste Reihe muss eine leichte Neigung nach innen haben, sonst wird es nichts mit der Kuppel. Je höher das Iglu wächst, desto gewagter muss die Neigung sein. Den letzten Block einfach über die Öffnung legen und von innen mit der Säge bearbeiten, bis er sich setzt. 5. Schöner Wohnen Nachdem die Fugen mit Schnee abgedichtet sind, fehlt nur noch die Inneneinrichtung. Beachten: Der Schlafplatz muss höher liegen als der Eingang. Einfachste Lösung: Die komplette Fläche wird als Liegefläche genutzt, der Eingang führt als Kriechgraben hinaus. Jürgen Kurapkat/Christof Hagen


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Kaufberatung

«In der Schweiz haben wir fantastische Möglichkeiten für Schneeschuhtouren und wenige Sperrzonen. Nur wenn sich alle daran halten, wird das auch so bleiben.» Aber bei häufigeren oder ambitionierten Touren lohnen sich gute Schneeschuhe tatsächlich.

Was macht denn einen Schneeschuh zum guten Schneeschuh? Gut heisst: bestes Material und durchdachte Konstruktion. Ich plädiere klar für hochwertige Modelle. Sie unterstützen den Bewegungsablauf, geben im schwierigen Gelände Sicherheit und sind zuverlässig. Anders als ein Ski, der irgend­ wann die Vorspannung verliert oder sich abnutzt, ist ein guter Schneeschuh eine Anschaffung fürs Leben. Gehen denn Schneeschuhe nicht auch irgendwann mal kaputt? Sagen wir mal so: In den letzten Jahren habe ich auf Tour schon einige Billigmodelle mit gebrochenen Rahmen und gerissenen Bindungen gesehen. Das ist natürlich schlecht, wenn man mitten im Gelände steht. Bei unseren Marken hatten wir dagegen praktisch keine Reklama­ tionen. Und wenn mal was sein sollte, gibt es für alles Ersatzteile. Okay, mit den Schneeschuhen komme ich klar – was brauche ich ausserdem für meine Tour? Stöcke sind sehr sinnvoll, sie helfen das Gleichge­ wicht zu halten und entlasten den Körper. Tele­ skopstöcke sind optimal, aber normale Skistöcke tun es auch. Wichtig ist ein grosser Tiefschneetel­ ler – den kann man an fast jedem Stock mon­ tieren. Und dann braucht es natürlich noch den richtigen Schuh – unbedingt einen festen, hohen

Nützliches für Wintertouren: Teleskopstöcke mit speziellem Tiefschneeteller, Schneesäge für Iglu- und Schneemöbelbau, daunengefüllte Isomatte für kuschelwarme Nächte.

Schnürschuh, aus Stiefeln rutscht man durch das Zusatzgewicht heraus. Perfekt sind gefütterte Winterschuhe wie der Hanwag Tromsö oder der Meindl Garmisch. Grundsätzlich gehen aber auch die normalen Trekkingschuhe mit einem zweiten Paar Socken. Bei anspruchsvollen Touren darf es auch ein echter Alpinschuh sein. Darüber zieht man eine Wanderhose mit Gamaschen oder gleich eine Skitourenhose mit Schneefang. Ansonsten die gewohnte Outdoor­Bekleidung nach dem Zwiebelprinzip.

Ich habe einen schicken Skianzug! Kannst du probieren, allerdings wird‘s beim Schneeschuhwandern ordentlich warm und es fehlt das typische Stop­and­Go vom Skifahren. Da kommt es im wattierten Skianzug schnell zu Hit­ zestau und anschliessender Auskühlung. Meine Erfahrung ist, dass man mit Funktionsunter­ wäsche aus Merino oder Synthetik, darüber Fleece und ein Softshell, flexibler und besser un­ terwegs ist. Nicht vergessen: eine warme Leicht­ jacke mit Daune oder Primaloft für die Pausen. Was muss noch in den Rucksack? Das kommt auf die Tour an. Wer zwei Stunden über ausgewiesene Wege marschiert, braucht kaum mehr. Wird es anspruchsvoller, kann man eigentlich die typische Ausrüstungsliste für Ski­ touren übernehmen: Lawinen­Equipment, also LVS, Schaufel und Sonde; Biwaksack, Natel, Karte und Kompass. Ein Kompass ist übrigens wirklich wichtig: Im Sommer sieht man bei Schlechtwetter ja meist noch Konturen, aber im Winter ist oft alles weiss in weiss.

Die MSR-Bindung passt flach an den Rucksack.

Das klingt ja ganz schön anspruchsvoll! Deshalb empfehlen und vermitteln wir Einsteiger n geführte Touren und veran­ stalten auch Lawinenseminare. Im freien Gelände zählen Wissen und Übung, beides kann man nicht kaufen. Ein weiterer Aspekt ist der Naturschutz: Im Winter verbraucht aufgescheuchtes Wild bei der Flucht über­ lebenswichtige Energie. Entsprechend müs­ sen Sperrgebiete unbedingt beachtet wer­ den. In der Schweiz haben wir fantastische Möglichkeiten für Schneeschuhtouren und wenige Sperrzonen. Nur wenn sich alle daran halten, wird das auch so bleiben. Die Initiative «Respektiere deine Grenzen» gibt alle dazu notwendigen Infos. Sind mit Schneeschuhen auch Mehrtagestouren mit Übernachtung möglich? Das ist das Schönste überhaupt! In einer Winterlandschaft sein Zelt aufstellen oder ein Iglu bauen – und dann ab in den war­ men Schlafsack. Sehr romantisch! Einsteiger sollten dabei aber ein paar Details beachten. Ein spezielles Winterzelt braucht es für den ersten Ausflug nicht, aber das Innenzelt muss aus festem Material bestehen – also nicht nur aus Moskitonetz – sonst weht feiner Schnee hinein. Ein 3­Personen­Zelt langt im Winter gerade für zwei, da man deutlich mehr Ge­ päck dabei hat. Und bei der Wahl des Zelt­ platzes auf freie Sicht nach Osten achten – damit die ersten Sonnenstrahlen ankommen.


Hilleberg Nallo

Foto: PatitucciPhoto

Internationaler Preisträger

American Alpine Institute, USA guides choice award 2006 Statt Ski: Alpinisten nutzen Schneeschuhe auch für Hochtouren.

Outdoor, Deutschland 2006 2005

Gear of the Year

1. PLATZ Leichtgewichtszelte HILLEBERG NALLO 2

Wie mache ich eigentlich die Zeltheringe im Schnee fest? Bei nur geringer Schneehöhe einfach den Boden

freischaufeln und normale Heringe verwen­ den. Im Tiefschnee wird erst der Zeltplatz mit den Schneeschuhen platt gestampft, sonst liegt man später uneben. Für die Fixierung der Lei­ nen bastelt man sich Schneeanker aus Stöcken, Schneeschuhen, Ästen, Steinen oder mit Schnee gefüllten Packsäcken. Diese werden dann 20 bis 50 cm tief vergraben und gut festgedrückt. Sehr gemütlich ist eine Sitzgruppe im Vorzelt: Einfach in der Mitte eine Schneise graben, schon hat man eine Bank zum Sitzen. Und den Kocher immer auf eine Unterlage stellen – sonst versinkt er samt Essen im Schnee. Und wer nachts doch friert: Zu zweit kuscheln gibt sehr warm.

UTE, Norwegen

best in test 2005

Trail, UK

1.platz, britain’s toughest test 2005

Till Gottbrath

Aber bevor die Sonne aufgeht, ist es da nachts nicht furchtbar kalt? Wie immer eine Frage der Ausrüstung. Wer öfter Wintertouren macht, wird einen entsprechend warmen Schlafsack anschaffen. Auch eine extra­ dicke Isomatte ist wichtig, weil die Bodenkälte von unten aufsteigt. Da gibt es sogar Modelle mit Daunenfüllung. Aber für den Anfang tun es auch zwei ineinandergestecke normale Schlafsäcke und zwei Standard­Isomatten pro Person.

gear of the year award 2002, 2005 & 2006

4-Seasons Info

Schneeschuhtouren & Wintercamping für Einsteiger Geführte Touren: Touren mit der Bergschule Höhenfieber vermitteln alle Transa-Filialen. Die Filiale Basel veranstaltet zudem eigene Touren (Infos: www.transa.ch/de/touren. html).

Kostenlose Lawinen-Infoabende veranstalten Transa und Höhenfieber im November und Dezember 2010 direkt in

den Transa-Filialen in Bern, Luzern, St. Gallen, Zürich, Winterthur und Basel. Alle Informationen hierzu auf Seite 30). Sicher auf eigene Faust: Ausgewiesene und lawinensichere Winterwanderwege gibt es in der ganzen Schweiz. Eine Übersicht unter www. wandersite.ch/WinterUebersicht.html.

Naturschutz: Alles Wissenswerte über das richtige Verhalten im Winter unter www. respektiere-deine-grenzen.ch. Sperrgebiete sind auch in Skitourenkarten ausgewiesen. Transa Winterfestival am 29./30. Januar 2011: Erleben, Lernen, Spass haben. Ideal (nicht nur) für WintertourenEinsteiger. Mehr auf Seite 22.

Seit über 3 Jahrzehnten fertigt Hilleberg Zelte für höchste Ansprüche und für jede Jahreszeit. Entwickelt und getestet in Nordschweden. Hilleberg Zelte bieten die ideale Balance zwischen niedrigem Gewicht, Stärke und Komfort. Sie finden alle Hilleberg Produkte im Internet, bestellen Sie ein kostenloses Zelthandbuch online.

WWW.HILLEBERG.COM Frösön, Schweden • +46 (0)63 57 15 50


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Produkte

«Wie ein Hauch von Nichts!» Die Ausrüstungsfavoriten der Transa-Kunden

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Kundenbewertung

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Arc‘teryx Atom LT Hoody (298 CHF) SSchwere Fleecejjacken sind für mich Geschichte. Das Atom Hoody gibt mir die gleiche Wärme bei geringerem Gewicht und kleinerem Packmass. Es trägt sich wie ein Hauch von Nichts. Ob als Aussenjacke oder als zweite Schicht, es passt. Karin Stutz

Victorinox Swiss Tool (138 CHF) Schwer, aber Gold wert. Habe ich immer dabei, für Arbeit und Camping. Geht auch als Hammer! apfelboeck

Bevor ein Produkt im Sortiment der Transa landet, wird getestet und diskutiert. Über den tatsäch lichen Erfolg eines Artikels allerdings entscheidet die Meinung der Transa-Kunden. Damit deren wertvoller Erfahrungsschatz nicht nur am Lagerfeuer die Runde macht, gibt es auf der Transa-Website die Möglichkeit, jeden Artikel zu kommentieren und zu bewerten. Hier sind neun Produkte, die von unseren Kunden die begehrte Maximalbewertung von fünf Sternen bekommen haben.

Kaikkialla Mikko 25 (89 CHF) 1A Qualität – super Verarbeitung! Habe diesen Rucksack vor circa einer Woche bestellt und zwei Tage später bekommen. Sofort aufgefallen sind mir die vielen guten Ideen, die hier reingeflossen sind. Da ist das Hirnschmalz ganz offensichtlich :-) Ein dickes Lob an die Entwickler. Super bequem zu tragen und super schön verarbeitet. Kann ich nur weiterempfehlen. Kristin


Produkte

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Optimus Nova (229 CHF) Meiner Meinung nach der beste Kocher auf dem Markt. Funktioniert auch nach Jahren zuverlässig, obwohl er viel Dritte-Welt-Benzin schlucken musste. Roberto Häfeli Highlight All Black 0 (429 CHF) Preiswert: Der schwarze Sack ist, was die Leistungsfähigkeit anbelangt, wohl in dieser Preisklasse ohne Konkurrenz. Mollig warm und kaum Gebrauchsspuren auch nach den vielen Nächten auf meinen zum Teil längeren Reisen. Peter Zweifel

Preise: Stand Oktober 2010

www.transa.ch: Sterne ohne Ende

LED Lenser H7 Kopflampe (99 CHF) Unglaublich hell! Trotz des Akkupacks sehr komfortabel. Fast ein wenig zu hell, wenn man mit anderen redet. Levin Maag

Alle Kundenbewertungen findest du im Transa-Online-Shop unter jeder Artikelbeschreibung. Falls ein Produkt noch nicht bewertet wurde, führt dort ein Klick auf die Textzeile «Bewertung erfassen» zu einem kleinen Pop-up-Formular – lege los!

Sierra Designs Clip Flashlight 2 (349 CHF) Ich habe dieses Zelt seit zwei Jahren. Es ist extrem leicht, robust, leicht aufzubauen und hat ein sehr kleines Packmass. Sehr gutes Preis/Leistungs-Verhältnis. Ich habe es bereits Freunden weiterempfohlen, welche es auch gekauft haben und sehr zufrieden sind. Have Fun! Markus

Meindl Garmisch GTX (399 CHF) Dieser Schuh hat mich bei all meinen Aktivitäten vollends überzeugt. Sei es beim Schlitteln oder Schneeschuhlaufen. Meine Füsse sind immer warm und trocken geblieben. Schlicht und einfach: empfehlenswert. Marko

Aquapac Micro Phone (48 CHF) Aquapacs sind geniale Erfindungen. Die Teile sind hundertprozentig wasserdicht – vorausgesetzt, der Hund beisst keine Löcher rein ;-) Sandra Kasler


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Reise

Text & Fotos Axel Klemmer

Der höchste Tag

Der höchste Berg Spaniens, der Riesenvulkan Teide auf Teneriffa, misst 3718 Meter über dem Meer. Wie wäre es, wenn man ihn auch von dort besteigt, «from sea to summit», an einem Tag – und alles zu Fuss? 4-Seasons-Redakteur Axel Klemmer probierte es aus.

eneriffa, graue Insel. Die Farben sind untergegangen im Meer. Oder die Wolken haben sie aufgesaugt. Wolken ohne Rand und Fugen, wie eine Decke aus Beton. Eine schräge Landschaft, schwarz, mit Klumpen weisser Punkte – das sind die Häuser – stösst im spitzen Winkel von unten an. Dort hinauf, das ist mein Weg. Bis zu den Wolken und weit darüber hinaus, wo der Himmel immer blau sein soll.

T

8.30 Das Hotel Maritim am Rand von Puerto de la Cruz ist ein riesiger Kasten, grau wie der Himmel. Schnell liegt er hinter mir. Links und rechts grosse, verwahrloste Grundstücke, Müll. Hähne krähen. In der Calle Toscal riecht es nach Benzin und plötzlich auch nach Brot. Gegenüber ist eine Bäckerei. Viele Busse fahren über die Strasse, ans Meer vielleicht, oder auch hinauf, zum Fuss des Teide. Ich fahre nicht mit dem Bus, sondern gehe, den Rucksack auf dem Rücken, und errege kein Aufsehen. Schritte auf Betonplatten, Asphalt und Fliesen. Auch eine Bergtour.

Ich muss mal. Pinkeln in Städten, immer wieder spannend. Gott sei Dank gibt es genug Baulücken und wüste Grünflächen. Ich gehe auf Sicht und stehe bald vor der Autopista. Und komme nicht rüber. Da hinten ist eine Brücke, davor ein Kreisel. Ein Quad fährt vorbei. Der weisse Streifen auf dem Asphalt ist für die Radfahrer. Fussgänger sind hier nicht vorgesehen. 9.15 Auf der Brücke über die Autopista und hinein in den nächsten Kreisel. Los Realejos steht auf dem Ortsschild, ich gehe eine Nebenstrasse hinauf. Auf Brachflächen machen sich Agaven breit, Büsche. Als ob die Natur die Stadt auffrisst. Am oberen Ende der sehr steilen Calle El Sol setze ich mich in die Bar El Puente. Ein halber Liter viel zu kaltes Wasser in den Bauch, eine Flasche in den Rucksack. 10.00 Toscas de Romero, wie steil eine Strasse sein kann. Ein alter Mann mit Plastiksack geht langsam in Serpentinen.


Reise

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Grösser als der Everest: Bei Sonnenuntergang wächst der Teide über sich selbst hinaus.


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Reise

Fliesen, Nadeln, Steine, Holz und Sand: So sieht der Teide aus der Fussgängerperspektive aus.

10.30 Immer noch auf dieser steilen Strasse. Brot hängt in Plastiksäcken an den Haustüren. Aber die Häuser werden weniger. Links und rechts wuchern Farne. Ein Auto bremst runter, vorne steht ein Pferd. Etwas weiter sitzt ein sehr abgerissener Ziegenhirte und schaut an mir vorbei. Viel wilder Mohn, einzelne Bäume, Palmen, Autowracks. Hunde bellen. Keine Fussgänger. Ab und zu fährt ein Auto. Langsam werden die Vögel lauter als die Hunde. 11.00 Teneriffa ist nicht nur Küste und Teide, die Insel hat ein grosses Dazwischen. Das überbrückt man mit dem Auto oder im Bus, denn wer es zu Fuss durchquert, sieht nur Katzen, die um kleine Häuser streichen, und Menschen, die sich langsam bewegen. Vor mir bellen drei Hunde. Je näher ich komme, desto stiller werden sie. Dann bellt nur noch einer. 11.35 Maschendrahtzäune rechts. Starker Pflanzengeruch. Es ist angenehm kühl. Ein Arbeiter mit schlechten Zähnen grinst mich an, zupft an seinem Pulli und sagt «frio». Ich zupfe an meinem T-Shirt und sage «okay».

12.40 Auf einmal blendet Sonnenlicht. Vorne, zwischen den Bäumen, leuchtet es blau. Ich bin über den Wolken. 13.00 Das Gelände hat sich zurückgelegt. Hinter einem verwahrlosten Rastplatz zieht eine ganz kleine Spur in den Wald. Ich folge ihr, die Richtung stimmt. Der erste richtige kleine Pfad! Braune und graue Nadeln, Zapfen, auf denen die Sohlen leise mahlen. Trete ich auf abgebrochene Zweige, macht es knacks. Sonst kein Laut. Viereinhalb Stunden unterwegs und schon mitten in der Natur. Lavabrocken kauern auf dem Boden wie überraschte Tiere. Die Kiefern stehen dichter, sie duften. Dann wird der Wald licht, und ich erkenne über den Bäumen grosse Berge. 13.50 Links verläuft die Strasse, ich höre Autos. Aber rechts ist ein Pfad, der höher führt. An einem Baum ein roter Punkt und vor mir auf dem Boden eine grüne Seven-up-Flasche. 14.05 Das Schild, «Parque Nacional». Der Weg führt in ein kleines Tal

11.40 «Zona Recreativa Chanajiga», ein Grill- und Picknickplatz auf gut 1300 Meter Höhe. Viele Feuer qualmen. Ein netter Herr winkt mir, aber ich habe ja kein Fleisch dabei. 11.45 Zum ersten Mal habe ich eine Forstpiste unter den Schuhen und keinen Asphalt. Und da, ein Schild, «Sendero Turistico Teide», ich bin glücklich. Die Piste ist sehr uneben und mehr für vier Räder als für zwei Beine gemacht. Oben hohe Kiefern. Unten rosa, weisse und gelbe Blüten. Der Wald ist licht, breite Forststrassen durchschneiden ihn. Kahlschläge und grosse Holzstapel. Rechts sieht es aus wie Windwurf, da liegen die Stämme kreuz und quer. Am Rastplatz hatte ein Schild gestanden, «Parque Natural». Man muss den Dingen einen schönen Namen geben. 12.10 Zwei Mountainbiker sausen auf eine Wegkreuzung zu. Sie haben sich offenbar verfahren, diskutieren laut, es gibt Streit. Ein Enduro-Fahrer knattert mir entgegen und grüsst mit der Hand.

Finger weg vom Frühstück anderer Leute.

Viereinhalb Stunden unterwegs und schon mitten in der Natur. Lavabrocken kauern auf dem Boden wie überraschte Tiere. Dann wird der Wald licht, und ich erkenne über den Bäumen grosse Berge.


Reise

und steigt gegen eine schütter bewachsene Bergschulter an. Ein paar Eidechsen flitzen. Die Bäume sind zurückgeblieben. Es gibt nur noch Steine und Büsche und dieses sinnlose Blau darüber. Über einem gelbroten Kessel mit kahlen Flanken erhebt sich ein grösserer Felsberg. 14.18 Mir gegenüber, unter diesem monströsen Himmel, steht der Teide. Grau, schwarz, rot, sehr dunkel, die höchste Spitze auffallend hell. Ich hatte irgendwie erwartet, er müsste schreien, so ein Berg, aber die Stille ist vollkommen und die Luft schmerzhaft durchsichtig. Seltsam, ich fühle mich nicht klein, und das Ding da drüben erscheint mir nicht gross. Das sind eben nur zwei Sachen, die haben miteinander zu tun. Der «grosse» Berg, der leere Raum, in dem er steht – das ist ja alles in meinem Kopf. Es hat Platz in mir. Die Sonne brennt. Es gibt eine Welt vor den Wolken, und es gibt eine Welt hinter den Wolken. Wirklich ist immer nur die, in der man gerade ist. Wirklich sind die Steine. Immer geht man auf Steinen, in der Stadt und auf dem Vulkan.

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14.30 Pause. Braun Orange Rot. Tote Büsche, verkrüppeltes Holz. 14.40 Plötzlich weht ein angenehmer Wind. Aber die Strahlung drückt wie ein zu schwerer Rucksack. Auf und ab. Gruppen von Wanderern kommen mir entgegen. Vor dem Besucherzentrum blitzen Autodächer. Doch dahin komme ich nicht, denn vorher zweigt der «Sendero No. 6» ab. Er führt gerade auf den Teide zu. Die Karte brauche ich nicht mehr. 15.00 Rhythmisches Knirschen der Sohlen auf den feinen Steinen. Der Himmel ist weg, ich laufe in einem Tunnel. Kneife ich die Augen zusammen, dann verschwimmt der Berg, wird unscharf, eine dunkle Masse, ganz nah oder ganz weit weg, keine Ahnung. Mein Ziel. 15.15 Monotones Knirschen, ich könnte ewig so weiterlaufen. Die Stille über mir ist total. Bis auf den Wind, manchmal, und die Eidechsen in den Büschen. Bis auf diesen dummen Techno-Beat in meinem Ohr. Warum ausgerechnet Techno?

Gipfel in Sicht. Und immer noch sind es 1500 Höhenmeter.


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Reise

Endlich oben. Selbstporträts mit Schatten und Wind.

15.30 Oben sehe ich das Dach der Hütte. Der Wind ist jetzt ziemlich stark. Zwischen den hohen Stützen hängt die Kabine der Seilbahn. Ich habe Kopfschmerzen. 15.50 Jetzt bin ich dem Berg so nah, dass die helle Gipfelhaube hinter dem breiten, schwarzen Lavadom verschwunden ist. Gleich erreiche ich die langen Sandhalden. Leute kommen heruntergestaubt. Die letzten Büsche. Der Wind ist jetzt unangenehm. Mehr im Augenwinkel sehe ich rechts die Wolkendecke über dem Meer. 16.10 Etwa 2500 Meter hoch, ich mache Pause. Das Flachstück habe ich geschafft. Weiter oben liegen diese schwarzen Lavabomben herum, die nicht immer aussehen wie Eier, auch wenn sie so heissen: «Huevos». 16.45 Die nächste kleine Pause an einer Tafel. Gut 2700 Meter Höhe. Hier beginnt der steile Aufstieg zur Hütte. Zwei Wanderer kommen mir entgegen. Zum Glück hören die Kopfschmerzen auf, nachdem ich einen halben Liter Wasser getrunken habe. In schönen Serpentinen steige ich über den hellen Lavastrom auf. Keine 1000 Höhenmeter mehr, die Steigung ist angenehm. Gehen wie denken – immer in Kurven. Am Horizont Gran Canaria. Der Steig wechselt in die schwarze Lava. Dort sind gute Stufen geschlagen.

18.00 Ich bin an der Hütte, 3260 Meter, und habe müde Beine. Unten liegt das Meer, unbegreiflich. Oben liegen Steine, die kann ich anfassen. Sie sind kalt, der Weg ist schon im Schatten. Noch ein Steilaufschwung, dann sehe ich vor mir die helle Gipfelpyramide. In der Flanke rechts steigt aus kleinen Löchern Schwefeldampf. 19.00 Ich bin zum ersten Mal über Schnee gelaufen und habe bald darauf das Ende der Rambleta erreicht, des Höhenweges, der die Gipfelflanke auf über 3500 Meter Höhe quert. Der Wind ist sehr stark, sehr kalt. Er riecht nach Schwefel. Ich ziehe den Pulli an, hole die Mütze und die Handschuhe aus dem Rucksack. Weiter oben bröselige Felsen, an denen Eiszapfen hängen. Und dann nichts mehr. 20.05 Oben. Kälte, Wind. Immer wieder Schwaden von stinkenden Schwefelgasen. Der Gipfel ist ein Haufen weisser Steine und überraschend klein. Man könnte sogar ein bisschen runterfallen von ihm, darum hängt ein kurzes Seilgeländer über den Steinen. Der Krater ist eine seichte Mulde. Über dem Meer liegen Bänke weisser Passatwolken. Ich erkenne die Inseln Gran Canaria, Gomera, La Palma und El Hierro, kleine Gebirge im Meer. Sonst ist der Horizont leer. Die Sonne geht unter. Sie nimmt den Berg mit, der noch dunkel über dem Meer lag, die Spitze am Rand der Welt, und knipst in meinem Kopf die Sterne an.

4-Seasons Info

Pico del Teide (3718 m) auf Teneriffa Der höchste Berg Spaniens wird in der Regel mit Seilbahnhilfe bestiegen oder auf dem rauen, aber unschwierigen Wanderweg ab km 40 der viel befahrenen Cañadas-Strasse (2350 m). Stabile Schuhe und warme, winddichte Bekleidung sind unverzichtbar.

Kanarische Inseln

La Palma

Tenerifa

2426

Puerto de la Cruz La Gomera 1487

280N

El Hierro 1501

Fuerteventura

Santa Cruz

Pico del Teide (3718 m) 1980

Gran Canaria 150W

Karte Freytag & Berndt Autokarte Teneriffa 1:50 000 (zur Übersicht und für die Wanderung ab den Cañadas ausreichend). Führer Klaus und Annette Wolfsperger: Wanderführer Teneriffa, Bergverlag Rother, 8. Aufl. 2010 (nur für die zweite Hälfte des Aufstiegs).

Hütte Refugio de Altavista (3260 m), von März bis Oktober bewartet. Notlager im Nebengebäude. Jahreszeit Gipfelbesteigungen in der Regel von März bis Oktober möglich. Hauptsaison von Juli bis September. Vor Ort die aktuelle Wetterund Schneelage erfragen.

010440, www.telefericoteide.com) zum Gipfel steigt, braucht ein Permit, das im Nationalparkbüro in der Marokko Calle Emilio Calzadilla in Santa Cruz gegen Vorlage des Ausweises gratis ausgestellt wird (Montag bis Freitag, 9-14 Uhr; www.reservasparquesnacionales.es). Wer in der Hütte übernachtet und abends oder früh am Morgen aufsteigt, wird in der Regel nicht kontrolliert.

Lanzarote

Atlantik

Nationalpark Der Parque Nacional de Las Cañadas del Teide ist der meistbesuchte Nationalpark Spaniens. Er umfasst 13.571 Hektar und liegt fast gänzlich oberhalb von 2000 m. Permit Wer während der Betriebszeiten der Teide-Seilbahn (2356 m – 3555 m; ca. 9-17 Uhr, Tel. 0034/922/

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Kollege

Text Stephan Glocker Fotos Christian Weiss Monica Klötzli

Christian weiss, was er will Ein schöner Lebensplan: Das Reisen soll im Mittelpunkt stehen, alles andere wird drumherum gebaut. Tönt naiv? Dann sollte man Christian Weiss kennenlernen, seit über 30 Jahren bei der Transa und Meister im Teekochen nach Tuareg-Art.


Kollege

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Seit vielen Jahren immer wieder auf Entdeckungstour: Christian und sein Freund Mokthar.


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Kollege

«Jeden Sommer mit dem Rucksack in den Zug, in Schwarzach umsteigen nach Athen oder Istanbul, mit Überlandbussen weiter nach Jordanien.»

Zwei Dinge hat man bereits gelernt über den 58-Jährigen: Die Teezubereitung nach Art der Tuareg praktiziert er nicht zum ersten Mal. Und: Christian Weiss hat die Ruhe weg. Die Leidenschaft fürs Reisen, das Interesse für fremde Landschaften und Kulturen, erbt Christian von den Eltern. Sein Vater, ein einfacher Arbeiter aus dem Zürcher Unterland, leistet sich einen Fiat Topolino und scheut auch vor den damals mehrtägigen Anfahrten nach Italien nicht zurück. Die Kinder steckt er mit seiner Entdeckungslust an. Während der Mittelschule startet Christian die ersten eigenen Expeditionen: «Jeden Sommer mit dem Rucksack in den Zug, in Schwarzach umsteigen nach Athen oder Istanbul, mit Überlandbussen weiter nach Jordanien.» 3000 Franken müssen reichen für ein Jahr

1974.

In Kabul tummeln sich die Hippies, auf der Suche nach Liebe, Haschisch, sich selbst. Nicht ganz ins Bild passen drei junge Schweizer. Die langen Haare haben sie aus praktischen Erwägungen kurz geschoren, Drogen interessieren sie nicht. Die afghanische Hauptstadt ist für sie nur Durchgangsstation. Sie wollen weiter nach Indien, von dort vielleicht nach Afrika. Eine einjährige Reise, die besonders für einen der drei zum wegweisenden Erlebnis werden soll. 36 Jahre später. Christian Weiss, Mitglied der Transa-Geschäftsleitung, sitzt in seinem Büro in der Zürcher Josefstrasse und schraubt einen Gaskocher zusammen. Auf dem Tisch stehen zwei kleine Emaille-Kannen, ein irdener Becher und zwei Teegläser. In eine der Kannen füllt er wenig Wasser und viel grünen Tee, kocht einen strengen Sud auf und füllt diesen in die zweite Kanne, in die er zuvor eine beeindruckende Menge Zucker gegeben hat. Die Kanne hebt er auf Augenhöhe und kippt sie, sodass ein dunkler Strahl hervorschiesst. Einen halben Meter tiefer landet der Tee zielgenau im Becher. Christian giesst den Tee zurück in die Kanne und hebt diese wieder hoch. Noch einmal rauscht die Flüssigkeit in den Becher. «Das muss man jetzt eine Weile machen. Der Tee braucht Luft.»

Besonders jenseits des Bosporus gefällt es Christian, die Vibrationen des Orients schlagen in ihm eine Saite an. Dann, 1974, endlich die erste grosse Reise. Christian ist 22 Jahre alt und hat 3000 Franken gespart, das muss reichen für ein Jahr. Mit zwei Freunden verabredet er sich in Athen, zu dritt reisen sie über Land nach Indien, erkunden monatelang den Subkontinent, nehmen schliesslich ein Schiff nach Kenia. «Sightseeing hat uns nicht interessiert, für die üblichen Touristenaktivitäten hatten wir auch kein Geld. Wir waren einfach unterwegs, sammelten Eindrücke, schliefen im Victoria Terminal in Bombay neben den Einheimischen. Das sind positive und eindrucksvolle Erinnerungen, die bis heute nachwirken.» Christian hat den Tee jetzt leicht zwanzigmal umgegossen. Er probiert. «Noch nicht ganz …» Er giesst weiter. Manche Leute reisen, um sich vom Berufsleben zu erholen; andere, weil sie noch unschlüssig sind über ihren Lebensweg. Für Christian ist Reisen Leidenschaft. «Das ist spannend, ich fühle mich saugut. Und von diesem Lebensgefühl will ich möglichst viel haben!» Schon in jungen Jahren weiss er, dass nicht Familie oder Karriere im Mittelpunkt seines Lebens stehen sollen. Sondern das Unterwegssein.


Kollege

Wüstenfaszination en gros et en détail: Dünen im Erg Mehedjibat, südlich von In-Salah. Unten: Sandvipern bewegen sich seitlich fort – und zudem sehr schnell.

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Kollege

Zurück in Zürich, weiterhin vom latenten Fernweh geplagt, arbeitet er ein paar Jahre und legt Geld beiseite. Der nächste Trip nimmt langsam Gestalt an: Afrika. Mit der Freundin und einigen Kollegen. Mit Land Rover und ohne Zeitlimit. Ein Problem ist die Planung: «Ende der 70er war es sehr schwierig, an Informatione n und Ausrüstung für Wüstentouren zu kommen. Im deutschsprachigen Raum hatten nur zwei kleine Spezialfirmen das Knowhow: eine in München und eine – so ein Glück – in Zürich.» Christian meldet sich also zu einem Wüstenvorbereitungskurs bei «TransSahara», kurz: Transa. Die Firma besteht aus einer Handvoll Freaks, die mit Sandblechen und Wasserfiltern umzugehen wissen. Dass Transa einige Jahre später die grösste Reiseausrüsterin der Schweiz sein wird und Christian einer der Chefs, ahnen zu diesem Zeitpunkt weder er noch die langhaarigen Kollegen. Mässige Manieren, höchste Kompetenz

Nach minutenlangem Teegiessen ist Christian zufrieden. Er verteilt das schäumende Gebräu in die beiden kleinen Gläser. Der Inhalt der Kanne reicht gerade für einen grossen Schluck pro Glas. Der Tee ist dunkel, dickflüssig und stark. Aber auch sehr aromatisch. Fast will man ihn kauen. «Halb Getränk, halb Speise», nickt Christian. Dann holt er frisches Wasser – und das Teekochen beginnt von Neuem. Niger, Zaire, Kamerun, Kenia, Äthiopien, Ägypten – die zweite grosse Reise führt Christian und seine Freunde kreuz und quer durch Afrika. Sie erkunden weite Savannen und magische Urwälder, doch am wohlsten

«Ich mag es sehr, wenn sich Randsteine auflösen – seien es physische oder welche im Kopf. In der Wüste passiert beides. Ich erlebe dort absolute Freiheit.»

fühlt sich Christian in den Wüsten Nordafrikas. «Als es nach all dem Grün Zentralafrikas immer karger und weiter wurde, da wusste ich: Die Wüste ist die Landschaft, die mich absolut fasziniert.» Woher kommt dieses Gefühl? Nachdenklich giesst Christian den Tee hin und her. «Gewisse Dinge kann man erklären, manche nicht. Ich mag es sehr, wenn sich Randsteine auflösen – seien es physische oder welche im Kopf. In der Wüste passiert beides. Ich erlebe dort absolute Freiheit. Ich bin auf mich gestellt. Die Gruppe muss funktionieren, niemand kann aussteigen. So entsteht eine positive Abhängigkeit von den Reisepartnern, den eigenen Fähigkeiten, der Ausrüstung.» Nach einem Jahr Afrika kehrt Christian wieder zurück. Hat er nie daran gedacht, anderswo zu bleiben, auszuwandern? «Nein, überhaupt nicht. Ich mag und schätze Zürich und das Leben in der Schweiz. Aber ich brauche eben regelmässig meine Dosis Ferne.»

Spurensuche in der Sahara: ein historischer Tontopf, rechts Pfeilspitzen und kunstvoll gravierte Felszeichnungen.


Kollege

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Eine Reise wert: Die bizarren Felsformationen im Teffedest. Unten: Wer alle WasserlÜcher kennt, reist unabhängig von Oasen.


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Kollege

Seine Reisen nutzt Christian auch, um Equipment zu prüfen: Zelttest im südlichen Zipfel von Algerien, dem Tin Rehro.

«1985, die Outdoor-Messe in Reno, das war wie Weihnachten: Eagle Creek? Nehmen wir alles! Teva-Sandalen? Müssen wir haben! Zelte von Moss? Importieren wir!»

Da die Ferientage einer normalen Anstellung bei Weitem unter dieser Dosis liegen, sucht Christian nach einer passenden Beschäftigung. Er findet sie bei der Transa. Zunächst arbeitet er bei den Wüstenkursen mit, bringt den Novizen das improvisierte Schweissen mit zwei Autobatterien bei und erklärt die Navigation mit Karte und Kompass – GPS ist Zukunftsmusik. Da man adäquate Ausrüstung kaum bekommt, werden der Einkauf und Import von Ware immer wichtiger. Transa, ursprünglich eine Art unkonventioneller Reiseveranstalter, entwickelt sich mehr und mehr zum Ausrüstungsladen, wenn auch mit ungewöhnlichem Geschäftsgebaren. «Wenn ein Kunde die drei Treppen in den Laden in der Josefstrasse hochkam, konnte es schon passieren, dass der Verkäufer in einem der ausgestellten Dachzelte döste oder aus der Toilette ein unwirsches ‹Was willst Du?› tönte. Dann aber gab‘s ein mehrstündiges Verkaufsgespräch inklusive Beratung bei der Routenplanung. Das war wie in einer WG. Die Kunden fanden das cool.» Den Mangel an guten Manieren macht die Transa-Crew mit Kompetenz und Authentizität wett. «Alle waren wir Quereinsteiger. Niemand hatte

Der letzte Schrei aus Paris? Nein: jahrtausendealte Felszeichnungen im Iffedaniouen.

eine Verkaufslehre gemacht, niemand wusste, wie man sich verhält. Keiner war Lagerist, trotzdem haben wir Ware verwaltet.» Transa leistet Pionierarbeit und besorgt vieles direkt in den USA. «1985, die OutdoorMesse in Reno, das war wie Weihnachten. Eagle Creek? Nehmen wir alles! Teva-Sandalen? Müssen wir haben! Zelte von Moss? Importieren wir!» Transa realisiert, dass die Röhrli-Gestellrucksäcke einer neuen Generation von Innengestellrucksäcken mit dem Namen Lowe Platz machen müssen. Auch in Europa erwacht die Outdoor-Branche langsam zum Leben. Die wasserdichten Velotaschen, die ein deutscher Tüftler namens Hartmut Ortlieb aus LKW-Planen zusammennäht, sind zwar hässlich, aber eine wegweisende Innovation für den Outdoor-Markt.


Kollege

Im Laden tummeln sich neben den Wüstenfahrern immer mehr Backpacker, Veloreisende und Trekker. Transa eröffnet Filialen in Basel und Bern. Die zweite Kanne Tee ist fertig. Christian giesst ein und leert sein Glas in einem Zug. Er schaut zufrieden. Dann setzt er wieder Wasser auf.

Einfach da sein – und die Freiheit geniessen

Die Firma wächst rasant, Christians Aufgabenbereich ebenso. Über zehn Jahre hinweg ist er verantwortlich für den Einkauf, die Filialen und das Handbuch. Einen Managerjob hat er nie angestrebt, trotzdem hat er jetzt einen. «Das macht Spass, man kommt in einen Flow, hat Erfolg – aber muss aufpassen, dass es nicht kippt.» Längst ist aus der Transa ein Outdoor- und Reisespezialist geworden, als man die Wüstenausrüstung durch Fahrräder ersetzt. «Wir hatten plötzlich viele neue Mitarbeitende, die zum Backpacking oder Bergsteigen gingen, aber keine Wüstenerfahrung hatten. Und so etwas kann man nicht in der Theorie lernen und andere beraten. Man muss authentisch sein – oder es bleiben lassen.» Diese Konsequenz und Authentizität sieht Christian bis heute als grösste Stärke der Transa: «Als ich bei der Transa anfing, waren wir sechs oder acht Leute, heute sind wir über 230. Ich denke, wir hatten schon immer einen guten Riecher für Produkte und eine klare Positionierung. Aber das wahre Erfolgsgeheimnis ist unsere Leidenschaft für das, was wir tun. Das muss man fördern. Selbst in extremen Wachstumsphasen hat es sich die Transa immer geleistet, die Mitarbeitenden zu unterstützen. Mit flexiblen Ferienzeiten, Schulungen, Tourenangeboten.» Bis heute bekommen Transa-Mitarbeiter «Outdoor-Blockunterricht» und können bei voller Bezahlung an intern organisierten Touren teilnehmen. Aber was ist eigentlich aus Christians Plan geworden, das Berufsleben dem Reisen unterzuordnen? «Das funktioniert doch wunderbar. Im Winter bin ich zwei Monate in der Wüste.» Im kommenden Winter? «Nein, in jedem Winter. Seit über 30 Jahren. Die Wüste ist meine zweite Heimat geworden.» Christian lächelt verschmitzt und hantiert weiter mit seinen Teekannen. Immer um den zehnten Januar herum geht es los, erzählt er. Der altgediente Geländewagen steht ge-

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packt in Zürich. Meist ist Christians Freundin Monica mit von der Partie, oft sind auch Freunde in einem weiteren Fahrzeug dabei. In Genua wartet die Fähre nach Tunis, an der algerischen Grenze der Guide. «Ein Führer, der die Tour begleitet, ist in Algerien seit einigen Jahren Pflicht. Fast immer übernimmt das Mokthar, ein Tuareg, den ich seit über 20 Jahren kenne. Über die Zeit sind wir sehr gute Freunde und gemeinsam älter geworden. Jeder ist ein fester Bestandteil im Jahresablauf des anderen.» Auch nach zahllosen Reisen erlebt Christian die algerische Sahara als einen Ort unendlicher Weite und Vielfalt. «Wahnsinnige Landschaften, die grossen Dünen, die wilden Gebirge. Du erkundest unbekannte Seitentäler, findest Pfeilspitzen und Felszeichnungen, besuchst einen befreundeten Tuareg-Clan, beobachtest Schlangen oder Mufflons. Aber meistens bist du einfach da – und geniesst die Freiheit.» Der dritte Tee ist fertig. Gewürzt mit Christians Erzählungen schmeckt er immer noch besser. Gibt es einen Nachschlag? «Nein», sagt Christian, «zwei Durchgänge wären unhöflich. Aber vier würden bedeuten, dass der Gast eigentlich schon zu lange da ist.»

Die Wüste kann Christian nicht ins Büro bringen. Den Tee schon.

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Reportage

Text & Fotos Axel Klemmer

Der Down-Load-Manager

Krzysztof Stefanski produziert aus edelsten Daunen und feinsten Geweben Schlafsäcke der Marke Highlight. Damit begeistert er längst auch die Kunden in der Schweiz. Ein Transa-Team besuchte ihn in seiner polnischen Traumfabrik.


Reportage

A

liens schweben frei im Raum. Kleine weisse Objekte ohne feste Form, mit unzähligen feinen Fühlern, die sich im Luftstrom bewegen. Sie treiben um Krzysztof Stefanski, bleiben in seinen kurzen, grauen Haaren hängen. Eines landet auf der Kuppe seines ausgestreckten Daumens. Krzysztof, den man «Kschischtof» ausspricht oder, als Besucher aus dem Westen, eben auch Christoph, lebt in einer symbiotischen Beziehung mit diesen himmlischen Gebilden, die tatsächlich sehr irdischen Ursprungs sind. Sie stammen von einem Wesen, das sich zu Land, zu Wasser und in der Luft bewegen kann, wie das keinem Menschen möglich ist – von einer Gans. Es sind Gänsedaunen. Seit 1989 produziert Krzysztof Stefanski Daunenschlafsäcke der Marke Highlight in seiner kleinen Fabrik im polnischen Lodz. Er schaltet weder Zwischenhandel noch Spediteure ein, sondern liefert die Ware persönlich aus, im eigenen Auto frei Haus. Seit 1996 beliefert er auch die Transa. Es ist mehr als eine normale Geschäftsbeziehung. «Heute ist Highlight eigentlich unser Produkt», sagt Markus «Hama» Hanselmann, Einkäufer für Hartwaren bei Transa. Etwa 40 Prozent der Jahresproduktion von 3000 bis 4000 Schlafsäcken gehen in die Schweiz. Die Geschäftsverbindung ist so eng geworden, dass Krzysztof mittlerweile sogar seinen Firmensitz in die Schweiz verlagert hat, nach Sankt Gallen. Zusammen mit anderen Schlafsackexperten der Transa ist Hama im Frühling 2010 nach Lodz gereist, um zu sehen, wo die Teile mit dem ungewöhnlich guten Preis-Leistungs-Verhältnis produziert werden. Er seufzt viel auf der Reise. Nicht etwa, weil ihm die Produkte missfallen, sondern im Gegenteil – weil sie so gut sind. Und weil so wenige das wissen! Bis heute ist Highlight nicht über den Status eines Insidertipps hinausgekommen. In Internetforen werden die

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Schlafsäcke aus Polen heiss empfohlen, aber es gibt weder nennenswerte Testberichte in Fachmagazinen noch Testimonials prominenter Outdoorhelden. Und die Internetseite müsste dringend überarbeitet werden. «Highlight ist ein Marketing-Albtraum», sagt Hama. Und seufzt. Die Manufaktur, die sich versteckt

«Hama» (rechts) und ein Transa-Kollege begutachten polnische Qualitätsarbeit.

Krzysztof steuert den Bus mit seinen Schweizer Gästen an trostlosen Hochhäusern vorbei in ein kleines Gewerbegebiet am Rand von Lodz. Er

4-Seasons Info

Fillpower: Wie gut die Daune wirklich ist Nichts ist besser als die Natur. In der Kombination von Isolation, Gewicht und Packmass schlägt Daune jede Kunstfaser. Aber man muss genau nachmessen. Die gebräuchliche Methode so ziemlich das Mass der sich allerdings an die amezur Bestimmung der Dau- Dinge. Das internationale rikanische Norm und weinenqualität ist die Angabe Regelwerk zur Bestimmung sen so Werte bis zu 900 cuin der «Fillpower» bzw. der des cuin-Werts ist die euro- nach, die nach EN 12934 Bauschkraft. Dazu presst päische Norm EN 12934. Die jedoch nur etwa 750 cuin man eine Unze Daunen meisten Hersteller halten entsprechen. (28 Gramm) für 24 Stunden in einem genormten Messzylinder zusammen. Nachdem sich die Daunen wieder ausgedehnt haben, misst man ihr Volumen in cuin («cubic inch per ounce» – Kubikzoll pro Unze). 600 cuin entsprechen 10 Liter Volumen, was eine sehr ordentliche Qualität bedeutet. 800 cuin sind mit 13,33 Liter Volumen dann schon Schlafsäcke haben 200 bis 800 g Daune. Eine Gans hat 40 g.


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Reportage

Krzysztof und seine Gäste aus der Schweiz.

Von der Wunschliste zum ersten Entwurf.

Ein echtes Highlight verlangt Handarbeit.

Zwei bis drei Schlafsäcke schafft sie am Tag.

Die Sortiermaschine: Feine Daunen bitte links.

4-Seasons Info

Die Konstruktionen sind aufwendig, und in der Verarbeitung setzt Highlight einen Standard, der kaum zu übertreffen ist.

hält vor einem kleinen, zweistöckigen Flachbau. Nirgends ein Hinweis auf die Firma Highlight, die sich hier seit 2004 versteckt, um so ziemlich die feinsten Schlafsäcke der Branche zu produzieren. Im ersten Stock des Gebäudes, hinter einer verhangenen Glastür ohne Firmenschild, befindet sich die Manufaktur: Design, Näherei, Befüllung und Verwaltung auf 200 Quadratmeter Fläche. Hier arbeitet ein gutes Dutzend Angestellte, für die der Chef brav Steuern bezahlt. Das ist, wie Krzysztof lächelnd sagt, in Polen durchaus nicht selbstverständlich, hier aber gar nicht anders möglich, da die fertigen Produkte zum grössten Teil ins Ausland gehen. In der Näherei hockt Hama vor den fertig genähten, aber noch unbefüllten Schlafsackhüllen und schüttelt den Kopf. «Ich weiss nicht, wie die das machen …» Die Konstruktionen sind aufwendig, und in der Verarbeitung setzt Highlight einen Standard, der kaum zu übertreffen ist: Die Stiche

sind so eng gesetzt, dass nicht mal das kleinste Zweiglein in der Naht hängen bleiben und Fäden ziehen könnte. Eine Näherin macht den ganzen Schlafsack, vom ersten bis zum letzten Stich. Je nach Konstruktionsaufwand schafft sie so zwei bis drei Schlafsäcke am Tag. Die Daunen-Renaissance

Noch vor fünf Jahren verkaufte die Transa auf 40 Daunenschlafsäcke 60 Kunstfaserschlafsäcke. Dass sich dieses Verhältnis innerhalb von zwei Jahren umkehrte, lag nicht zuletzt an Kzysztof und seinem fabelhaften Deal: 2005 sicherte er sich nach dem Verkauf der englischen HightechWeberei Pertex einen Restposten QuantumGewebe (9600 Quadratmeter) zum Sonderpreis. Es war mit einer Stärke von 20 den (siehe Kasten rechts) das leichteste daunendichte Gewebe der Welt. Für seine Verarbeitung musste Krzysztof

«den» und «tex»: feine Bezugsstoffe

Bunt ist schnell was. Aber ist es fein? Den steht für Denier und ist das Mass für die Feinheit eines Garns, gemessen im Verhältnis von Masse zu Länge. Je niedriger der Wert, desto feiner das Garn. Während für robuste Rucksäcke und Reisetaschen 500er- oder 1000erStärken verwendet werden, haben die feinsten daunendichten Bezugsstoffe für Schlafsäcke, die erhältlich sind, nur etwa 15 bis 20 den. Alternative Masseinheiten sind tex oder dtex: 1 tex: 1000 Meter Garn wiegen 1 Gramm 1 den: 9000 Meter Garn wiegen 1 Gramm 1 tex = 9 den


Reportage

neue Nähmaschinen anschaffen. Dafür spielten seine bis dahin unauffällig-soliden Schlafsäcke plötzlich in der Outdoor-Champions-League mit. Heute kommen die feinen 20-den-Gewebe aus Taiwan. Auch Qualitäten mit 15 den oder gar 10 den wären zu haben, aber die sind noch viel teurer und nur unwesentlich leichter. Tot oder lebendig?

Neben der Näherei werden die Schlafsackhüllen befüllt. Die Daunen kommen von grossen polnischen Gänsefarmen, auf denen bis zu 5000 Tiere leben, und sind eigentlich nicht mehr als ein edles Nebenprodukt des Mastbetriebs. 30 bis

40 Gramm Daunen gibt eine Gans, 200 Gramm stecken im Sommerschlafsack «Tropicana», einem Bestseller von Highlight. Am zweiten Tag der Reise geht es zur Firma Piorex, einem der grossen Daunenlieferanten im Land, bei dem auch Krzysztof einkauft. Man besichtigt die Wäscherei und die Sortierung und steigt Stunden später, Daunen in den Haaren, wieder in den Bus. Es besteht Gesprächsbedarf. Liest der Verbraucher, dass sein Schlafsack mit polnischer Daune gefüllt ist, weiss er zweierlei: erstens, dass die Daune aus Polen stammt, und zweitens, dass es sich um Totrupf handelt, da Lebendrupf in Polen verboten ist. Nun erzielt die beste Daune aus Totrupf eine Fillpower von 720 bis 750 cuin (siehe Kasten auf Seite 71). Highlights Premiumprodukte mit 100 Prozent polnischer Daune haben aber eine Fillpower von 820 bis 830 cuin – wie geht das? Die allerfeinsten Daunenqualitäten liefern allein ausgewachsene, lebende Muttergänse, die im Freien leben. Und man gewinnt sie nur während der natürlichen Mauser, wenn die Daunen kaum noch in der Haut sitzen und sich quasi von alleine lösen. Man müsse dem natürlichen Prozess nur nachhelfen, erklärt Krzysztof – und zwar durch «Auskämmen». Er weiss, dass die Outdoorgemeinde bei diesem Thema sehr sensibel reagiert. Darum argumentiert er weiter: Muttergänse, die auf den Farmen bis zu fünf Jahre alt werden, sollten ja in erster Linie keine Daunen produzieren, sondern Eier, aus denen neue Gänse für die Mast schlüpfen. Nur gesunde Gänse produzierten sowohl Eier als auch gute Daunen – es verbiete sich also schon aus wirtschaftlichen Gründen, die Tiere zu quälen, sagt Krzysztof. Die Schweizer Delegation diskutiert. Ja, es klingt plausibel. Wolle verdankt ihre Beliebtheit bei der Outdoorkundschaft gleichfalls dem Image als «sanftes» Naturprodukt, obwohl auch die

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Schafschur und der Zuchtbetrieb zum Teil nicht unproblematisch sind. Zurück in Lodz bleibt noch Zeit, die Wunschliste fürs nächste Jahr abzuarbeiten. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Light-Version des beliebten «Tropicana»? Krzysztof holt ein aktuelles Exemplar, 520 Gramm leicht. Wie speckt man den Schlafsack auf 450 Gramm ab? Indem man ihn erst mal fünf Zentimeter schmaler macht; dazu noch ein dünnerer Reissverschluss – so müsste es gehen. Ein Muster an Flexibilität

Auf dem grossen Besprechungstisch liegen Schlafsäcke und Stoffmuster bunt durcheinander. Die Diskussion ist konzentriert. Hier, der Reissverschluss kann kürzer werden. Muss der Klett an der Kapuze wirklich sein? Eigentlich nicht. Der Stoff? Kann sicher dünner sein. Ein Biwaksack aus beschichtetem Endurance-Material wäre auch schön – nicht wasserdicht, sondern «nur» taudicht und dafür deutlich atmungsaktiver. Hama berät sich mit den Kollegen, spricht mit Krzysztof. Der nickt oder schüttelt den Kopf: Ja, das wäre möglich, mal sehen, nein, das geht nicht. Ilona, die Fabrikleiterin, und eine Schneiderin stehen daneben, verstehen kaum ein Wort, tauschen kurze Blicke und begreifen alles. Die Frauen verlassen den Raum. Eine knappe Stunde später – man redet über die Marktchancen für Schlafsackinletts aus Biobaumwolle – kommen sie zurück und legen ein paar frisch genähte Muster auf den Tisch. So richtig? Hama staunt, Krzysztof lächelt. «Ja, ja, so ein kleiner Betrieb kann richtig flexibel sein!» Weitere Informationen zu Highlight unter www.fa-highlight.de

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Reise

Text Ingo Hübner Fotos Diana Haas

Wege in die

Auch Niemandsland kann überwältigend sein – am Eingang in den Karijini National Park.


Reise

Traumzeit Australiens grenzenlose Weite und Leere sind eine gigantische Projektionsfläche für Abenteuer aller Art. Trekking vor grossen Kulissen, Campingtrips durch das Outback, Begegnungen mit der mythischen Welt der Ureinwohner – 4-Seasons stellt einige der besten Wege in Down Under vor.

AusTRAlIEN

sPEzIAl

Western Australia

seite 76

Great Ocean Walk

seite 80

Fraser Island Great Walk

seite 82

Flinders Chase Coastal Trek

seite 84

Northern Territory

seite 86

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Reise

AusTRAlIEN

sPEzIAl

WEsTERN AusTRAlIA

Am Anfang der Welt

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Western Australia ist Australiens ursprünglichster Teil. Isoliert durch die grossen Wüsten, ist hier alles noch ein Stück einsamer, abenteuerlicher. Und vor allem uralt. Den Aboriginal People zufolge hat die Welt in der Pilbara im Nordwesten ihren Ursprung. Ein Road-Trip zu den Anfängen.

s gab eine Zeit, da war die Erde weich und gesichtslos, der Himmel hing tief über ihr. Das war ihr Anfang. Dann erhoben sich die Schöpferahnen, die Marrga, aus der Erde, hoben den Himmel an und formten das Land und die See. Es gibt einen Platz tief im Glutofen der Pilbara, dort sangen die Marrga-Männer die allererste Gesetzeszeremonie, während um sie herum die Marrga-Frauen tanzten. Und als die Erde hart wurde, blieb an dieser Stelle ein steinerner Kreis zurück: der allererste Gesetzesplatz. Von diesem Ort aus verbreitete sich das Gesetz zu allen Stämmen des Nordwestens und sogar bis ins Zentrum. Noch immer halten die Ureinwohner dort wichtige Zeremonien ab. Die Nacht zeigt sich heute von ihrer unermesslichen Seite. Die Milchstrasse deutet sich im Hintergrund des Universums an, die beiden Galaxien, Grosse und Kleine Magellansche Wolke, sind hauchdünne Nebelfetzen. In der Ferne hinter den Dünen brandet das Meer leise. Slim greift nach seinem Didgeridoo, lässt die Schöpfungsgeschichte mit archaischen Klängen nachhallen. Der letzte Abend im Cape Range National Park endet mit einem Konzert auf grosser Bühne. Slim hat sich an diesem Tag nicht nur als kompetenter Alleinunterhalter entpuppt, sondern auch als Koch und Guide. Wenn er nicht arbeite, gehe er gern mal allein im Busch auf Trekkingtour, er liebe die Einsamkeit und deshalb wiederum die Arbeit im Camp – Exmouth, der einzige Ort in der Umgebung, liegt eine Stunde entfernt auf der anderen Seite der Halbinsel, Felsmalerei die sich wie ein krummer Finger ins Meer streckt. Diese wahre Fülle per- auf der Burrup Peninsula bei sönlicher Informationen hat sich Slim Karratha. auf einer mehrstündigen Wanderung durch die Mandu Mandu Gorge entlocken lassen. Zwischendurch ist er immer wieder auf sein offizielles Führungsprogramm umgeschwenkt: Die Schlucht, sagte er, hat einst ein Fluss in das küstennahe Bergmassiv gegraben, das noch vor viel längerer Zeit ein Korallenriff gewesen war. Siedlungsspuren der Ureinwohner wurden in den zahlreichen Höhlen der Kalksteinwände gefunden, rund 30.000 Jahre alt, mit die bedeutendsten in Australien.

Als sich die Sonne über den Ozean senkte, führte der Weg auf ein Plateau, die Schlucht links daneben. Silbern und glitzernd lag das Meer vor uns, endlos und verlockend in dieser durstigen Landschaft. Irgendwie schwer vorstellbar, dass sich unter der monotonen Oberfläche so viel buntes Leben verbirgt. Am Morgen noch tauchten wir dort und schwebten schwerelos über das Ningaloo Reef. Zwischen in grellen Farben explodierenden Brassen, Falter- und Papageienfischen patrouillierten Schwarzspitzen-Riffhaie. Durch Western Australia zu reisen ist eine ziemlich meditative Angelegenheit. Vom Cape Range bis zum Karijini National Park im Herzen der Pilbara sind es 700 Kilometer staubiges Niemandsland. Outback in Reinessenz. Eine überwältigende Leere zieht einen in ihren Bann, lässt das Ich schrumpfen, bis es sich darin aufzulösen scheint. Nahezu unbemerkt ändert sich die Landschaft, um am Ziel eine ganz andere zu sein. Ohne Vorwarnung steht man irgendwann vor einer geradezu umwerfenden Szenerie, in der Licht, Farbe, Vegetation und die Beschaffenheit der Oberflächen eine perfekte Synthese bilden. Die ist oft aussergewöhnlich intensiv und brennt sich sofort in die Netzhaut ein. Das trifft ganz besonders auf den Karijini National Park mit seinem weitverzweigten Schluchtensystem zu. «Den anderen ist es zu heiss, wir steigen heute allein in die Schluchten ab», lautet Nicks Begrüssung, und er versucht dabei ernst zu wirken. Dann das obligatorische «No worries» und ein verwegenes Grinsen. Da blitzt sie wieder auf, die notorische australische GuteLaune-Mentalität. Also gut, wo geht es in den Backofen hinein? Weano Gorge und dann bis zum Handrail Pool. «Geländer-Pool», klingt ein bisschen komisch, oder? Scheint was für Gehfaule zu sein. Mitnichten, lasst euch überraschen. Vorher schauen wir aber am Oxer Lookout vorbei, weil der so schön ist. Vier Schluchten treffen hier aufeinander, eng und tief geht es in die Erdgeschichte hinunter. Wehrhaftes Spinifexgras bedeckt die Landschaft, in der Sonne leuchtet es wie Limone, Zitrone und Silber miteinander verschnitten, die freigelegten Schluchtwände dunkelrot wie geronnenes Blut. Die Einschnitte haben Flüsse erst während der letzten

Eine überwältigende Leere zieht einen in ihren Bann und lässt das Ich schrumpfen – fast bis zu seiner Auflösung.


Reise

Die ureinwohner glauben, dass Thurru, die seeschlange, die schluchten des Karijini National Park erschuf.

Die sonne geht unter, die landschaft brennt. solche schauspiele gehรถren in Western Australia zum Alltag.

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20 Millionen Jahre gegraben, die Gesteine, die sie da unten freigelegt haben, sind aber 2,5 Milliarden Jahre und älter – wir bewegen uns also schon wieder in Richtung Anfang der Welt –, lehrt eine Hinweistafel. «Das Wort Karijini bedeutet: von sehr weit her kommen, sehr alt.» Von unten aus der Schlucht dringt ein gellender Schrei herauf. Nick neigt sich über die Brüstung, starrt angestrengt hinunter und brummt mit gespielter Entrüstung: «Offenbar sind wir doch nicht die Einzigen.» Eine Stunde später wird es immer enger, die Wände der Weano Gorge immer höher. Von Aboriginals geführte Touren gibt es im Park zwar zurzeit keine, doch Nick kennt sich ebenfalls gut im Busch aus, weiss selbst über viele Heilpflanzen Bescheid. Die Rinde dieses Eukalyptus ist gut für ein kräftiges Herz, er deutet auf einen, der aussieht wie alle anderen auch. Reisst sogleich ein paar Büschel vertrocknetes Gras aus und zerreibt sie. Riecht ziemlich zitronig. Zitronengras. «Und falls du mal schnell aufs Klo willst, musst du nur diese Blätter kauen.» Sagt es und hält sie einem vors Gesicht. Noch ein paar Meter weiter, und das war’s mit der Vegetation, jetzt drängt sich der Stein in den Vordergrund. Die Wände schieben sich immer näher zusammen. Rostroter Fels, in unendlich vielen Platten wirr aufeinandergestapelt, glänzt wie mattes Metall. Die Erde hat sich hier mächtig verrenkt, immer tiefer schneidet und windet sich die Schlucht ein, eiskalte Wasserlöcher müssen durchschwommen oder durchwatet werden. Es gilt über Felsen zu klettern wie Spiderman, Arme und Beine an die Wände gepresst, die kaum noch einen Meter voneinander entfernt sind. Plötzlich eröffnet sich ein rundes, steinernes Amphitheater, fünf Meter unter den Füssen liegt der Handrail Pool. An einem kurzen Geländer und dann am Seil hangelt man sich

Kunstzentrum der Nordwestküste: Roebourne.

die Wand hinab, nimmt ein Bad in diesem Felspool am Anfang der Zeit – so fühlt sich das zumindest in der Magengegend an. Die nächsten Tage gehören einzig den Schluchten, Dales, Hancock, Kalamina, Joffre, Knox, Hamersley; mal sind sie breit und mit üppiger Vegetation gesegnet, mal einfach nur enge, steinerne Monumente. Überall verstecken sich Badepools in diesen Labyrinthen der Zeit. Karijini ist ein Ort, an dem man tief unter die Oberfläche eintaucht. Die Bierdose gibt einen schmatzenden Laut von sich, als Maitland sie öffnet, das allabendliche Barbecue-Ritual geht in die zweite Phase. Die Veranda des Campingplatz-Büros ist unbeleuchtet, aber Maitlands schulterlanges, silbergraues Haar leuchtet trotz allem in der Dunkelheit. Er sieht aus wie ein Zauberer, doch Maitland Parker ist Ranger in Karijini. Ein Angehöriger der Banyjima, einer der drei Aborigines-Stämme, die traditionelle Besitzer dieses Landes sind. Er wurde zwar in Roebourne ein paar Hundert Kilometer weiter oben an der Küste geboren und arbeitete nach seiner Schulzeit lange auf Farmen, doch irgendwann ergab sich die Chance, Nationalparkranger zu werden und hierher zurückzukehren. «2008 haben Archäologen einen sensationellen Fund in der Region gemacht: Steinwerkzeuge meiner Vorfahren, die mindestens 35.000, wenn nicht sogar 40.000 Jahre alt sind. Das sind nun mit die ältesten Spuren menschlichen Lebens in Australien», erzählt er mit Enthusiasmus. Aber dann wird er nachdenklich, denn um die Zukunft seiner Kultur sei es weniger gut bestellt. Nicht nur, dass es viele Auseinandersetzungen mit den Minenbetreibern um das

Die Wände der Schlucht schieben sich immer näher zusammen, rostroter Fels, in unendlich vielen Platten wirr aufeinandergestapelt.

Frischwasseroasen wie der Python Pool im Millstream-Chichester National Park sind in der trockenen Pilbara eine Rarität. Den ureinwohnern sind sie heilig.


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Land gebe, auch arbeiteten immer mehr Junge in den Minen der Pilbara oder gingen gleich nach Perth. So gehe die Zukunft verloren, denn wenn keiner mehr hier sei, gebe es keine gelebte Kultur mehr. «Viele Jobs gibt es hier nicht. Das Land ist leer. Deswegen ist auch der Tourismus wichtig, er bietet uns Perspektiven und hilft so dem Fortbestehen unserer Kultur», sagt Maitland. Der Weg der seeschlangen

Am Anfang, als die Erde noch weich war, bahnten sich riesige Seeschlangen ihren Weg vom Meer durch das Land, Thurru und Barrimirndi. Thurru grub die Schluchten in Kariji- Wer das Camp in den Dünen des Cape Range NP erst mal findet, will nicht mehr weg. ni und lebt dort in den Tiefen des Fern Pools. Barrimirndi erschuf den nördlichen Fortescue River. Unterirdisch ver- bewegt sich, das Wasser liegt dunkel und unergründlich vor uns. Hier folgte sie zwei Jungen, die das Gesetz gebrochen hatten. Wo sie die Erde bleibt man, verschmilzt mit der Zeitlosigkeit des Ortes. Die Sonne geht durchbrach, um ihre Spur zu wittern, hinterliess sie tiefe Pools. Als sie die unter, die Landschaft brennt. Später zieht ein fetter, gelber Mond Erde durchstiess und dabei den Deep Reach Pool im heutigen Millstream herauf, spiegelt sich im Fortescue River, taucht alles in ein gespenstisches Chichester National Park erschuf, stellte sie die Jungen und schleuderte sie Licht. Irgendwo heulen Dingos, das Kreuz des Südens zeigt sich. Die in den Himmel. Und als sie wieder herunterfielen, verschluckte Barrimirndi Nacht könnte ewig so weitergehen, hier am Anfang der Welt. die zwei und ertränkte sie im Deep Reach Pool. Ein grosses Australien-Filmspecial ist unter Am Deep Reach Pool ist es so heiss, dass nicht einmal das Känguru, das www.4-Seasons.tv/australien zu sehen. im Schatten eines Baumes döst, daran denkt davonzuhüpfen. Nichts

4-seasons Info

Mit 2,5 Mio. qkm ist der Bundesstaat sechzigmal so gross wie die schweiz. Allein die Route vom Cape Range zum Karijini National Park und wieder zur Küste beträgt gut 1200 Kilometer. um das land wirklich zu erleben, ist ein Camper die erste Wahl. An- & Einreise Qantas Airways fliegt täglich von Genf und Zürich nach Perth, www.qantas.ch. Visa unter www. eta.immi.gov.au/ Camper Grosse Auswahl an Fahrzeugen und Einwegmieten bietet Britz. In Perth befindet sich die Station am Great Eastern Highway 471, gratis Hotline 00800/200 80801, www.britz.com. unterkunft und Camping Cape Range National Park: Sal Salis Ningaloo Reef, Yardie Creek Road, Exmouth, Tel. +61(02)/957 16399, www.salsalis.com.au. Das Zeltcamp mitten in den Dünen ist

ein Modellprojekt für Ökotourismus und wird von der Nationalparkverwaltung mitbetrieben. Schnorcheln am Riff, Kajaktouren und geführte Wanderungen mit Tierbeobachtungen sind in den Angeboten inbegriffen. Karijini National Park: Karijini Eco Retreat, Savannah Campground, Tel. +61(08)/94255591, www.karijiniecoretreat.com.au. Das Retreat gehört einer lokalen Aborigine-Vereinigung, wer dort übernachtet, unterstützt damit direkt die Ureinwohner. Karratha: All Season Karratha, 1079 Searipple Road, Tel. +61(08)/91851155, www.accorhotels.com. In allen Nationalparks und vielen

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50 100 km

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Grosse Freiheit Western Australia

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Karijini NP Newman

Tom Price 1

Orten gibt es zudem Campingplätze. Touren Wer sich im Karijini NP einer Führung anschliesst, erfährt viel über Fauna und Flora sowie Geschichte der Region, ein guter Guide ist Nick Walawski von lestok Tours, www.lestoktours.com.au. Die Website www.waitoc.com informiert allgemein über Touren mit Ureinwohnern in WA. literatur und Karten Veronika Pavels «Australien –

Westen und Zentrum» aus dem Verlag Reise Know-How ist ein fundierter Reiseführer – und gerade neu aufgelegt worden. Der «Australien-Atlas» von Hallwag ist nicht nur ein guter Wegweiser, er bietet auch einen sehr detaillierten Überblick über Camping- und Zeltplätze. Allgemein Infos über Western Australia unter www.westernaustralia.com, Broschüren und Reiseplaner kann man z. B. über www.australien-info.de/wa bestellen.


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Text und Fotos Don Fuchs

AusTRAlIEN

sPEzIAl

4-seasons Info Der 2006 eröffnete 91 km lange Great Ocean Walk verbindet den Küstenort Apollo Bay mit dem Port Campbell National Park. Der Walk verfügt über sehr gut ausgestattete Campingplätze. Die Route ist so angelegt, dass man den gesamten Weg in einem Zug in rund einer Woche wandern kann, aber nicht muss. Zubringerwege erlauben es, auch Teilabschnitte zu wandern. Weitere Infos unter www.greatoceanwalk.com.au, für Victoria allgemein unter www.visitmelbourne.com/de.


Reise

Grosses landschaftskino am Ende des Weges: die 12 Apostel. GREAT OCEAN WAlK, VICTORIA

Dramatik zwischen Meer und Regenwald Auf dem Great Ocean Walk bilden die wilden Küsten an der Bass Strait eine grosse Bühne für grosses Landschaftstheater: hier gigantische Eukalyptuswälder, dort die berühmten Zwölf Apostel. Plötzlich rücken sie in der Ferne ins Blickfeld: die frei stehenden Felstürme der Zwölf Apostel. Sonnenlicht flutet den gelben Strand unterhalb, die Klippenfront der Steilküste liegt am frühen Vormittag dagegen noch im Schatten. Weit draussen über dem Meer bewegt sich eine hellgraue Nebelwand langsam auf die Küste zu. Die Zwölf Apostel sind die Ikonen des Port Campbell National Park. Für alle Trekker ist ihr Anblick ein sicheres Zeichen, dass sich eine der schönsten Küstenwanderungen Australiens dem Ende nähert. Eine halbe Stunde später hat der Nebel die Sonnenstrahlen verschluckt, das satte Blau des Himmels ist schmutzigem Grau gewichen. So wechselhaft wie das Wetter sind auch die Landschaften entlang der Route. Nach einem küstennahen Auftakt folgt die erste grosse Inlandsschleife. Gewaltige Mountain Ashes und Southern Blue Gum Trees, beides

Riesenfarne in den Otway Ranges.

Eukalyptusarten mit Nackenschmerzen verursachender Höhe, dominieren in den Hügeln der Otway Ranges einen beeindruckenden Wald. Jedes Tief, das über das Meer aufzieht, bleibt an den Otway Ranges hängen und regnet sich ab – daher die üppige Vegetation. Nach dem Wald dominieren einsame Strände wie der Station Beach und der lang gezogene Johanna Beach die Szene. Dazwischen wird Landschaft im Breitwandpanorama serviert. Am Johanna Beach zahlen die Trekker je-

doch einen Preis für das Erleben dieser wilden Schönheit: Der Trott durch den weichen Sand wird am Ende des Tages zur harten Prüfung. Die Belohnung ist ein herrlich gelegener Campingplatz hoch über dem Strand. Am Milanesia Beach, dem Nachbarstrand vom Johanna Beach, beginnt der vielleicht dramatischste Abschnitt des gesamten Weges. Hohe, gelblichbleiche Klippen und ständig neue atemberaubende Ausblicke nehmen einen bis zum Moonlight Head gefangen. Es folgt der berühmte Wreck Beach, an dem die Anker von vor der Küste gesunkener Schiffe liegen. Der Gellibrand River signalisiert schliesslich das nahende Ende. Nun geht es durch den Port Campbell National Park, und noch einmal wandern die Trekker entlang den Steilklippen immer weiter nach Westen, wo die Felstürme der Zwölf Apostel warten – ein würdiger Abschluss einer grossen Wanderung.

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Text Axel Pinck Fotos Don Fuchs

FRAsER IslAND GREAT WAlK, QuEENslAND

Wer wandert, kann auch baden Der Fraser Island Great Walk führt durch subtropischen Regenwald und vorbei an sieben Seen. Wer im Dschungel ins Schwitzen geraten ist, kann öfter ziemlich schön baden gehen. Die Sonne blinzelt durch das Blätterdach der 30 Meter hohen Eukalyptus- und Satinaybäumen. Lianen und Würgefeigen schlängeln sich um deren Stämme. Claire und John sind zwischen Palmen, Casuarinas, Riesenfarnen und vermodernden Baumriesen auf dem Weg zum nächsten Nachtlager. Sie haben eine Woche Urlaub genommen, um den Fraser Island Great Walk von Dilli Village im Süden der Insel bis nach Happy Valley, 90 Kilometer weiter im Norden, zu laufen. Die über 120 Kilometer lange Insel Fraser Island besteht komplett aus Sand; bis auf Höhen von 240 Metern türmen sich die Dünen. Doch Fraser Island ist weltweit der einzige Ort, wo Regenwald gleich über Sanddünen auf Ablagerungen von Blättern und Gräsern wächst und steht daher auf der Liste des Weltnaturerbes.

Auch am lake Wabby pausiert man gern.

Viele Menschen haben sie auf ihrer Tour nicht getroffen. Bisher absolvieren nur etwa 500 Trekker im Jahr den gesamten Weg. Diese wenigen haben dafür reichlich andere Gesellschaft. Jeden Morgen versammeln sich weiss gefiederte Kakadus in den Kronen der Bäume zum Konzert, und der Eastern Yellow Robin, ein Goldbauchschnäbler, lässt dazu sein kurzes, melodisches Schlagen hören. Im nächsten Walkers Camp richten sie ihr Lager auf. Vom Kocher zieht der Duft von frischen Falafel durch den noch regenfeuchten Wald. Nach dem Essen geht es zum Baden in einen der Seen, deren Wasser manchmal so klar ist, dass man bis auf den Grund sehen kann. Müsste man einen See zum Sieger küren, es wäre sehr wahrscheinlich der Lake McKenzie. Er präsentiert sich wie eine Fata Morgana. Gleissende Helle, quarzweisser Sand, eingerahmt von dichter, grüner Vegetation. Das Wasser klar und erfrischend. Am Ufer stehen einige der bemerkenswerten Scribbly Gum Trees. Fressgänge von Insekten unter ihren abgeschälten Rinden sehen aus wie geheimnisvolle Schriftzeichen. Aber das Beste: Das Walkers Camp liegt wieder nur wenige Meter vom See entfernt – das nächste abendliche Bad lockt schon.


Reise

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4-seasons Info Der etwa eine Woche dauernde Fraser Island Great Walk ist einer von bislang neun Great Walks in Queensland mit 30 bis 110 km langen Wanderstrecken, die durch besonders attraktive Landschaften führen, www.derm.qld.gov.au/parks_and_forests/great_walks. Footprints on Fraser bietet mehrtägige, geführte Wandertouren auf dem Fraser Island Great Walk mit Camping- oder Hotelunterkunft an, www.footprintsonfraser.com.au. Allgemeine Infos über Queensland unter www.queensland-australia.eu.

Im Valley of the Giants sind die Bäume etwas grösser als normal.


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Text Ingo Hübner

AusTRAlIEN

sPEzIAl

Fotos Diana Haas

4-seasons Info Den rund 55 km langen und drei bis vier Tage dauernden Trek im Flinders Chase National Park sollten nur erfahrene Wanderer wagen, er darf auch nur mit Genehmigung der Parkbehörde gegangen werden, www.environment. sa.gov.au/parks/sanpr/flinderschasenp. Am Eingang zum Nationalpark liegt das Kangaroo Island Wilderness Retreat, das eine gute Basis für die Tour und zudem bei der Organisation gern behilflich ist, www.kiwr.com. Allgemeine Infos über Kangaroo Island unter www.tourkangarooisland.com.au, über South Australia unter www.southaustralia.com/de.


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Einsamkeit, endlose Weiten und wilde Küsten. Freiraum. Weniger wird nicht geboten.

FlINDERs CHAsE COAsTAl TREK, sOuTH AusTRAlIA

Die Freiheit ist grenzenlos

Der Coastal Trek auf Kangaroo Island ist Trekking in Reinform: Seinen Weg muss man sich entlang der Küste selbst suchen. Irgendwann wird das Meer dein Freund, wirst schon sehen! Auch wenn es dir ständig wütend ins linke Ohr brüllt. Seit zwei Tagen macht es das schon. Mal gibt es sich mit einer undurchdringlichen Oberfläche wie aus Quecksilber geheimnisvoll, mal ist es freundschaftlich einladend in zartes Azur oder Türkis getaucht. Aber immer brüllt es. Und es faucht, gurgelt und spuckt wild um sich, wenn sich wieder eine Welle an der abweisenden Steilküste bricht. Genauso wild wie das Meer ist die Wanderung entlang der Küste: Es gibt hier keine Wegmarkierungen, keinen Pfad und auch so gut wie keine anderen Wanderer. Den einzigen Hinweis, wie man dem Flinders Chase Coastal Trek folgen muss, liefern die Küste und das Meer, das als einzige feste Grösse ins Blickfeld gesetzt ist – weshalb

es auch dein Freund wird. Wirst schon sehen! Hätte man diesen Freund nicht, es wäre ein Leichtes, in dieser überdimensionalen Landschaft verloren zu gehen, einfach darin zu verschwinden. Von Cape du Couedic im Süden führt der Trek nach Norden, auf einer leicht gewellten Ebene, die meistens nur mit knöchelhohem Grün bestanden ist. Immer auf

und immer bläst der Wind.

den Horizont zu, der sich fortwährend wieder entzieht, sobald man glaubt, ihm näher gekommen zu sein. Es ist eine Wanderung auf elementarer Ebene, alles ist aufs Wesentliche reduziert. Die Elemente Wasser, Erde, Luft so übermächtig, so raumgreifend, dass einen das Gefühl von Leere und Weite fast überwältigt. Andauernd stoppt man, hält kurz inne, um sich selbst wieder zu verorten. Manchmal geht es eine Etage tiefer – und es ist zuweilen ein gutes Gefühl, aus der Endlosigkeit abzusteigen –, in Flusstäler hinein und auf der anderen Seite wieder hinauf. Oder direkt an einen Strand hinab, der mal nett und klein, mal monumental daherkommt. Zur zweiten Kategorie zählt jener an der West Bay. Wie schön, dass man sich hier in seine mobile Behausung flüchten kann: Ein Zeltplatz liegt gleich hinterm Strand. Reingekrochen und dem Donnern des Meeres gelauscht, eingeschlafen und aufgewacht in der Dunkelheit. Raus unter einen Sternenhimmel, der einen fast erschlägt. Über den Strand hüpft ein Känguru. Man ist doch nicht ganz allein auf diesem Trek.


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Text Ingo Hübner Fotos Diana Haas Ingo Öland

Beinahe zu schön, um echt zu sein: die Florence Falls im litchfield National Park.

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Für Victor Cooper ist ubirr Rock ein besonderer Ort. Hier spürt er das Erbe seiner Vorfahren.

»Wenn du nach dem land schaust, schaut das land auch nach dir.« NORTHERN TERRITORy

B

Im tropischen Top End liegen der Litchfield und der Kakadu National Park. Beide bieten nicht nur raue, ursprüngliche Natur, sie sind zudem bedeutende kulturelle Orte für die Aboriginal People. In ihrer Begleitung erschliesst man sich den Blick auf das Wesen der australischen Dinge.

leiern hängt der Himmel im Osten über dem Arnhem Plateau. Die Regenzeit ist nah, ihre Ankündigung ein wochenlanges Gebaren in drohenden Farben. «Wenn sie beginnt, wird sie das Land, Nadab, so weit ihr sehen könnt, überfluten, ertränken und zwar monatelang.» Victor macht eine ausladende Armbewegung, um seiner Schilderung Nachdruck zu verleihen. «Regenzeit bedeutet für uns Nahrung im Überfluss.» Aus der weiten Ebene erhebt sich ein langer gedrungener Felsen, ebenfalls von der Zeit abgenagt wie Ubirr, auf dem wir stehen. Victor deutet auf das rechte Ende: «Wenn ihr genau schaut, dann erkennt ihr einen Krokodilschädel, Ginga, das erste Krokodil. Der Fels ist Ort des Crocodile Dreaming. Sehr geheime Geschichte, nichts für euch.» Traumzeit. Alles hat hier eine Bedeutung, irrlichtert durch die undurchdringliche Landschaft, flüstert seine Geschichte, seine Absichten. Kakadu ist kein Ort, den man einfach nur besucht, Kakadu durchdringt einen, spricht zu einem mit seiner fremden, alten Stimme. Deshalb ist Kakadu nicht nur Natur-, sondern auch Kulturerbe der Menschheit.

«Ihr habt nur Augen für die Schönheit der Landschaft, ich dagegen sehe Essen, Essen, Essen.» Schon den ganzen Weg von Darwin bis in den Litchfield National Park hat Tess Atie über Mahlzeiten aus dem Busch philosophiert. Für die Aboriginal People ist das Land ein einziger, grosser Supermarkt. Überhaupt solle man viel Schildkröte essen, wenn es einem nicht gut gehe. Das muss man wissen. Nun, in Litchfield ereilen Tess sonnige Kindheitserinnerungen, sie hat ihre Kindheit hier verbracht: «Auf dem Hügel haben wir immer Ameisenigel gefangen, für die könnte ich sterben. Aber pass auf beim Fangen – in ihrem Bau sitzt meist auch eine Schlange. Hast du ihn, haust du ihm einen Stein auf den Schädel, schneidest seinen kleinen Bauch auf, steckst heisse Steine rein und garst ihn im Erdofen. Oje, mir läuft gleich das Wasser im Mund zusammen.» Themenwechsel: In Darwin ging sie zur Schule, und danach habe sie Glück gehabt, als sie eine Ausbildung zur Nationalparkrangerin machen konnte. Später arbeitete sie im Red Centre am Uluru, bis sie schliesslich nach Darwin zurückkehrte. «Unser Land, unsere Heimat, bedeutet uns alles.»


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Victor war ebenfalls lange Zeit Ranger in Kakadu, bevor er mit den Touren anfing. Er habe immer das Interesse der Besucher an seiner Kultur verspürt, deswegen habe er sich gegen einen lukrativen Job in der nahen Uranmine entschieden, erzählt er auf dem Weg zur Main Art Gallery von Ubirr. Dann sind wir da, und es ist wie ein Donnerhall aus der Vergangenheit. Hier haben Victors Vorfahren gewohnt, unter diesem überhängenden Felsen Schutz gesucht und wahrscheinlich auch die Regenzeit verbracht. Über ihren Köpfen auf den gelblich-grauen Fels die Tiere gemalt, von denen sie lebten: Budjudu, der Leguan, der grosse Fisch namens Barramundi, Badjalanga, die Langhalsschildkröte. Überlebensgross. Ockerrot, schwarz und weiss, raffiniert im typischen Röntgenstil gezeichnet. Und dazwischen kleine, weisse Menschen, gesichtslos. Auch der längst ausgestorbene Tasmanische Tiger ist zu sehen. 20.000 Jahre sind manche Zeichnungen alt, andere weit jünger. Ubirr, ein Ort, der jahrtausendelang bewohnt wurde. Blyth Homestead, mitten im Dschungel von Litchfield: eine rostige Wellblechhütte mit Geschichte. So ziemlich die ersten eingewanderten Kanadier, die Sargents, haben sie gebaut, ganz in der Nähe am Mt. Tolmer haben ihre Kinder dem Boden Zinn entrissen. Mit den Sargents ist Tess verwandt: Onkel Marc hat eine Tochter der Familie geheiratet. Innen ist es stickig, dunkel, karg. Genau wie damals. Ein Bett für den Vater, der von Zeit zu Zeit von der 25 Meilen entfernten Ranch hierher kam, ein Hochbett

Auge in Auge mit der Tierwelt auf den yellow Waters.

für seine Kinder, die hier während der Arbeit wohnten. Bis zu 14 Kinder auf einmal, weiss Tess. Eines, der neunjährige Max, hatte ein kleines Krokodil gefangen und so weit gezähmt, dass er es schliesslich wie einen Hund an die Leine nahm. Tess schmunzelt, ja, ja, Krokodile, die schmecken auch gut. Aber sie wollen ebenso dich verspeisen. «Letztes Jahr wollte meine Schwester am Fluss Wasser holen, war unvorsichtig und ein Krokodil schnappte sie sich. Gott sei Dank war ihr Mann da, warf sich dazwischen und quetschte dem Tier die Augen aus, dann liess es seine Frau los.» Tess lacht, ihrer Schwester gehe es gut, nur ein paar Stiche und schon war alles wieder in Ordnung. Ausserdem habe sie ja acht Geschwister … «Allzu viel ist nicht bekannt aus der Vergangenheit», sagt Victor. Zwar sind heute neun Sprachgruppen auf dem Gebiet von Kakadu ansässig und verwalten das Erbe der Vorfahren, aber das sind nicht alle die gleichen wie früher. In der Zeit der Stolen Generation, als ihnen die Kinder genommen wurden, ist viel verloren gegangen, da ein Grossteil der Kultur der Aboriginals für Aussenstehende tabu ist und nur mündlich weitergegeben wird. Einer brach das Tabu, Bill Neidjie, der Letzte, der Gaagudju gesprochen hat. Ihm sei es zu verdanken, dass Kakadu endlich Nationalpark werden konnte. Er habe zumindest einige seiner Geschichten aus der Traumzeit und über das Land in seinem Buch «Kakadu Man» nieder-

Wie Donnerhall aus der Vergangenheit: 20.000 Jahre alt sind manche Felszeichnungen.

Im Röntgenstil haben Victors Vorfahren ihre Nahrung auf dem Fels verewigt.


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geschrieben. Ein weiser Mann sei er gewesen, von ihm hätten viele gelernt, dass es wichtig sei, Kultur zu teilen. Victor bleibt stehen und verrät, wie man in der Trockenzeit zu Trinkwasser kommt: Die Paperbark-Eukalypten wachsen entlang der Flussläufe, sie speichern Wasser in ihre r Rinde. Neben uns ist jetzt undurchschaubarer Busch. «Ich kann da reingehen und überleben, so lange ich will. Jeden Baum, jeden Stein kann ich lesen, jede noch so kleiEigentlich ne Veränderung im Land wahrnehmen, von klein den Männern auf habe ich das gelernt. vorbehalten: Ihr wärt binnen einem Tag die lost City tot, mit mir aber wärt ihr im litchfield National sicher. Das Land würde Park. sich um uns kümmern.» Victor klingt stolz. Die Wangi Falls und der dazugehörige See zählen zu den Attraktionen in Litchfield. Das Baden darin ebenso. Von einer hohen Felswand ergiesst sich Wasser in den See, der von Palmen und tropisch wirkenden Pflanzen umrahmt ist. Tess sagt, der See sei ein Ort für Frauen. In ihrer Welt besitze jedes Geschlecht in Litchfield bestimmte Plätze, die das andere Geschlecht nicht betreten dürfe. Doch einst durften hier auch Männer sein. Bis zu jener Nacht: Während einer gemeinsamen Zeremonie entfernte sich ein Mann vom Feuer, weil er Gesang wie von einem Delfin hörte. Am Seeufer fand er die Sängerin, eine

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Meerjungfrau. Sie war so schön, dass er ihr sofort verfiel, doch sie entzog sich ihm. Da vergewaltigte er sie. Sie wurde schwanger und legte ihre Eier im See ab. «Wir glauben, dass Meerjungfrauen im See leben.» Tess lächelt: «Nachts kann man ihren Gesang tatsächlich hören.» Sie hält inne, spürt unsere Zweifel, dann sagt sie mit Nachdruck: «Ihr müsstet mal ein Jahr mit mir im Busch verbringen. Ihr würdet euch nicht nur nach Ameisenigeln verzehren, auch die Geschichten der Traumzeit kämen euch wirklicher vor. Es ist alles wahr, ihr müsst da draussen bloss zuhören.»

4-seasons Info rsee Timo

unterwegs mit den ureinwohnern 0

50 100 km

Das tropische Top End ist nicht nur wegen des kulturhistorisch sehr bedeutsamen Kakadu National Park eine sehr gute Region, um die Kultur der Aboriginal People besser verstehen zu lernen – es gibt auch wirklich profunde Guides.

Melville Island

Jabiru

Darwin Li t c hfi e ld NP

Übernachten Darwin: Medina Grand Darwin Waterfront, 7 Kitchener Drive, Tel. +61(08)/89829999, www. medina.com.au. Kakadu National Park: Gagudju Crocodile Holiday Inn, Flinders St, Jabiru, Tel. +61(08)/897 99000, www.holidayinn.com, (Victor Cooper holt einen hier ab) oder Gagudju Lodge Cooinda, Kakadu Highway, Jim Jim, Tel. +61(08)/89790145, www.gagudjulodgecooinda.com.au. Von hier starten auch die sehenswerten Bootsfahrten ins Überschwemmungsgebiet Yellow Waters. In Kakadu und Litchfield gibt es ausserdem Campingplätze.

Touren Kakadu National Park: Victor Cooper ist ein exzellenter Kenner von Kakadu und seiner langen Geschichte. Der 49-Jährige ist dort aufgewachsen und lebt nach einem Zwischenstopp in Darwin wieder auf dem Gebiet des Parks, www.ayalkakadu.com.au. litchfield National Park: Mit Tess Atie Litchfield zu erkunden, bedeutet, die Lebenswelt der Ureinwohner aus Sicht einer Frau kennenzulernen. Diese weibliche Welt ist äusserst interessant, und sie unterscheidet sich dazu deutlich von jener der Männer. Ihre Touren starten in Darwin, www. ntindigenoustours.com.

Allgemein Informationen, Vorschläge für die Routengestaltung und hilfreiche Links für die Reiseplanung in das Northern Territory findet man auf der Webseite www.australiasoutback.de.

Katherine

Kakadu NP Ni t m i l u k NP

Wyndham

Allgemein Autralien Sehr außergewöhnliche Infos und vor allem Insidertipps für die Reiseplanung in ganz Australien gibt es auf der neuen Webseite www.nothinglikeaustralia.com/ch zu entdecken.

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G re g o ry Ri v e r NP

Dort sind nicht weniger als 3.500 ausgewählte Tipps von Australiern zusammengestellt, die ihre ganz persönlichen Sehnsuchtsorte, Lieblingstouren und schönsten Erlebnisse in Down Under vorstellen.


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Mitarbeiter

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«Die Welt ist wie ein Buch … ... und die, die nicht reisen, lesen nur eine Seite.» Vier Transa-Mitarbeiter erzählen von ihren Touren.

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Nathalie Forster (23) Verkaufsberaterin bei Transa Basel

Draussen zu sein finde ich toll! Auf meinen Reisen komme ich an manchen Tagen an meine Grenzen. Diese dann zu überwinden und trotzdem weiter zu gehen, ist eine wichtige Erfahrung. Man wird draussen immer für seine Bemühungen belohnt und erinnert sich gerne wieder an die Reisen. Das Foto stammt von einer siebentägigen Trekkingtour im Cairngorms-Nationalpark in Schottland. Jeden Tag sah die Umgebung anders aus: von Waldlandschaft bis hin zu Bergen – alles war dabei.

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Andrea Hardmeier(37) Verkaufsberaterin bei Transa Luzern

Nicht Feuer und Eis, sondern Fels, Eis und Schnee sind die Elemente einer Hochtour. Damit verbunden sind unvergessliche Momente, intensive Begegnungen mit mir, der Natur und anderen Menschen. So wie hier im Juli 2008 auf dem Gipfel der Wellenkuppe (3903 m) nahe Zermatt. Im Hintergrund sieht man das Obergabelhorn (4063 m). Intensive Erlebnisse finde ich aber nicht nur in grosser Höhe. Auch in Süd- und Mittelamerika konnte ich bereits das Leben intensiv spüren. Natur pur begeisterte mich an vielen Orten in der Schweiz, in Europa, Australien und Neuseeland. Und schon bald werde ich von Patagonien und der Antarktis erzählen können …

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Martinka Bühler (37) Projektleiterin & Verantwortliche Nachhaltigkeit

Bereits als Kinder waren wir auf einfache Art mit Rucksack und Zelt (ich bin auf dem Bild rechts), manchmal auch mit dem Kajak unterwegs. Das hat mich geprägt, und noch heute tanke ich meine Energie auf Reisen und in der Natur – am liebsten zu Fuss, weil ich mir dann jeden Meter erarbeiten muss und viel mehr Eindrücke von Land und Leuten mit nach Hause nehme. Lieblings destinationen habe ich keine – mich reizt immer wieder Neues. Dieses Jahr habe ich schon zwei unvergessliche Monate in Südafrika erlebt. Gerne möchte ich auch mal für längere Zeit Neuseeland bereisen.

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Ernst Schärer (39) Filialleiter bei Transa Zürich

In meiner Freizeit bin ich praktisch immer in den Alpen oder Voralpen anzutreffen. Sei es mit den Tourenski, Schneeschuhen, mit dem Bike oder einfach zu Fuss. Die Höhe der Berge ist dabei nicht relevant. In erster Linie geht es mir um das Erlebnis. Es ist für mich genauso faszinierend, auf dem Gipfel eines Viertausenders zu stehen wie das Strahlen meiner Kinder zu sehen, wenn sie einen 2500 Meter hohen Gipfel erreichen. Wir kraxeln hier in der Nähe der Rotwandhütte im Rosengarten (Dolomiten). Meine Kinder haben einen Hüttenführer für die Alpen. Nun sind sie voller Begeisterung dabei, diverse Hütten zu erwandern, die sie dann im Buch ankreuzen.


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Katastrophen,

die der Natur nützen

Feuer, Hochwasser und Stürme bringen viel Leid, fördern aber die Vielfalt des Lebens auf der Erde

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Outdoor Guide Tel. 071 755 66 55 www.outdoor-guide.ch

Globetrotter Magazin Tel. 031 313 07 77 www.globetrottermagazin.ch

Wanderland Tel. 031 740 97 85 www.wandern.ch

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ALPINIST JAckeT / PANT Die Alpinist Jacket ist das „Flaggschiff“ der Marmot Shell-kollektion. Die komplett überarbeitete dreilagige GORE-TEX® Pro Shell Stretch Jacke ist optimal für alle alpinen Herausforderungen unter extremen Bedingungen geeignet. Für lange Powderabfahrten kann die Alpinist Pant durch ein abnehmbares Zip-InVerbindungsstück mit der Jacke fest verbunden werden.

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Gore-Tex® Pro Shell Verarbeitet mit den robustesten, atmungsaktivsten Materialien für die extremsten Bedingungen. GORE-TEX® Pro Shells befriedigen die Ansprüche von Outdoor-Profs und ambitionierten Enthusiasten.

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