FAIRTRADE – REICHWEITE UND WIRKUNG ZAHLEN, FAKTEN, STUDIEN MONITORING-BERICHT, FAIRTRADE INTERNATIONAL
2012
Vierte Ausgabe
Copyright: Fairtrade Labelling Organizations International e.V., 2012 Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Publikation darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung durch Fairtrade International weder ganz noch teilweise, in keiner Form und durch kein Mittel (elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder andere Mittel) verwendet, vervielfältigt oder übertragen werden. Die hier zur Verfügung gestellten Daten und Fakten dienen ausschließlich Informationszwecken. Fairtrade International gewährt das Nutzungsrecht für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch ohne jegliche Rechte auf Weiterverkauf oder Weiterverbreitung der Informationen oder auf die Zusammenstellung neuer oder aus diesem Bericht abgeleiteter Werke.
INHALT
1. Einleitung: Über diesen Bericht
5
1.1
Woher stammen die Daten in diesem Bericht?
6
1.2
Erhebungsbereich und Vollständigkeit der Daten
7
1.3
Vertraulichkeit der Daten
9
1.4
Genauigkeit der Daten und Grenzen der Datenerfassung
9
1.5
Haftungsausschluss
9
1.6
Anmerkungen zu den Daten
9
1.7
Dank
11
2. Kurzbericht und wichtigste Daten auf einem Blick
12
3. Die Fairtrade-Produzenten
18
3.1
Wie viele Kleinbauern und Arbeiter gibt es 2011 im Fairtrade-System?
19
3.2
Auf welche Länder und Regionen sind die Fairtrade-Kleinbauern und -Arbeiter verteilt?
19
3.3
Wie hat sich die Zahl der Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Regionen entwickelt?
23
3.4
Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Produktkategorien
25
3.5
Arbeiter im Fairtrade-System
25
3.6
Frauen im Fairtrade-System
29
3.7 Fairtrade und junge Menschen
31
4. Die Fairtrade-Produzentenorganisationen
34
4.1
35
Wie viele Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen gibt es 2011?
4.2 Verteilung der Fairtrade-Produzentenorganisationen auf die verschiedenen Regionen
37
4.3 Verteilung der Fairtrade-Produzentenorganisationen in den verschiedenen Produktkategorien
38
4.4
38
Größe der Produzentenorganisationen
5. Fairtrade-Produktion und Fairtrade-Verkäufe
40
5.1
41
Fairtrade-Produktionskapazitäten
5.2 Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Verkaufserlöse
42
5.3
Welche Anteile der gesamten Verkaufsvolumen wurden laut
Produzentenberichten zu Fairtrade-Bedingungen verkauft?
45
5.4
Wie viel Anbaufläche steht unter Fairtrade-Produktion?
47
5.5
Kleinbauern bei Fairtrade: durchschnittliche Anbauflächen pro Produkt und Region
49
5.6
Bio- und andere Zertifizierungen
49
6. Die Fairtrade-Prämie
50
6.1
51
Wie hoch waren die Fairtrade-Prämieneinnahmen 2010-11?
6.2 Wofür wurden diese Prämieneinnahmen 2010-11 verwendet?
56
7. Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee, Bananen, Kakao, Tee, Zucker und Baumwolle
62
7.1
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kaffee
63
7.2
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Bananen
68
7.3
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kakao
74
7.4 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Tee
82
7.5
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Zucker
87
7.6
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Baumwolle
92
8. Fairtrade-Regionen im Fokus
98
8.1
99
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten“ 2011
8.2 Fairtrade in „Asien und Ozeanien“ 2011
104
8.3
108
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik“ 2011
01. EINLEITUNG:
ÜBER DIESEN BERICHT
6
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
F
airtrade International verfolgt die Entwicklung der Produzenten im Fairtrade-System durch regelmäßige, im Jahresrhythmus durchgeführte Datenerhebungen. In dieser vierten Ausgabe des Fairtrade-MonitoringBerichtes wurden Daten zusammengefasst, die im Laufe des Jahres 2011 innerhalb der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen
gesammelt wurden. Um die Reichweite und den Stellenwert von Fairtrade besser erfassen und bewerten zu können, greift dieser Bericht auf bestimmte Leistungs indikatoren (KPI’s, Key Performance Indicators) zurück und gibt dieses Jahr zum ersten Mal auch einen Einblick in die Ergebnisse jüngster wissenschaftlicher Studien, die die langfristige Wirkung von Fairtrade belegen. Die Ergebnisse dieses Monitoring- und Evaluationsverfahrens dienen allen
Beteiligten im Fairtrade-System als Informationsquelle und als Richtschnur bei wichtigen Entscheidungen. Sie sind Indikatoren, um unsere Leistung hinsichtlich unseres Zieles zu bewerten, die Wirkung von Fairtrade für Kleinbauern und Arbeiter in Entwicklungsländern stärker und umfassender werden zu lassen. Regelmäßiges Monitoring und Evaluation zeigen uns auf, in welchen Bereichen wir bereits gute Leistungen erbringen und in welchen Bereichen wir noch vor Herausforderungen stehen. Diese Herausforderungen zu kennen, versetzt uns in die Lage, die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen. Wir – Fairtrade International – veröffentlichen diese Informationen im Rahmen unserer Selbstverpflichtung zu Transparenz, Offenheit und dem Austausch von Informationen mit unseren Partnern und Unterstützern. Wir erkennen an, dass es einige Defizite in der Verlässlichkeit und Vollständigkeit der Daten gibt und sind bemüht, auf diese Defizite – sofern bekannt – hinzuweisen. Wir hoffen, dass dieser Bericht für Sie und Ihre Arbeit aufschlussreich und nützlich ist und freuen uns über konstruktives Feedback.
1.1 Woher stammen die Daten in diesem Bericht? Die Daten in diesem Bericht stammen aus drei Hauptquellen. Informationen über die Anzahl und die geographische Verteilung der verschie denen Produzentenorganisationstypen im Fairtrade-System stammen aus der Zer tifizierungs-Datenbank der FLO-CERT GmbH – dem Zertifizierungsorgan von Fairtrade. Für diesen Bericht wurde der Status der oben genannten Indikatoren zum Ende des Jahres 2011 abgerufen. Da einige dieser Organisationen für mehrere Produkte zertifiziert sind, unterscheiden wir zwischen zertifizierten Produzentenorganisationen und Produkt-Zertifizierungen. Die Datenbank der FLO-CERT GmbH liefert auch Informationen zur Anzahl der Fairtrade-Produkt-Zertifizierungen. Um ein möglichst genaues Bild der Entwicklung von Fairtrade im Süden zu erhalten, beauftragt Fairtrade International die FLO-CERT GmbH, während der regelmäßig durchgeführten Fairtrade-Kontrollen (Fairtrade-Audits) Daten für die unten aufgeführten Leistungsindikatoren zu sammeln, die Auskunft über die aktuelle Situation und die Entwicklung der Fairtrade-Produzentenorganisationen geben. Die Fairtrade-Audit-Berichte stellen damit die zweite Datenquelle für die Auswertungen in diesem Monitoring-Bericht dar. Box 1.1 Leistungsindikatoren für diesen Bericht Für die folgenden Indikatoren wurden im Rahmen der Fairtrade-Audits Daten erhoben: A Anzahl der verschiedenen Produzentenorganisationen im Fairtrade-System A Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen A Anzahl und Art weiterer Zertifizierungen dieser Organisationen A Geschlechterverteilung unter den Kleinbauern und Arbeitern A Anbauflächen für Fairtrade-zertifizierte Produkte A Produktionsvolumen gesamt
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
A Verhältnis Bio/konventionell des Produktionsvolumens A Verkaufsvolumen gesamt A Verkaufserlöse gesamt A Fairtrade-Verkaufsvolumen A Fairtrade-Verkaufserlöse A Fairtrade-Prämieneinnahmen A Verwendung der Fairtrade-Prämieneinnahmen Die erhobenen Daten können für jeden Indikator pro Land, Region, Produkt oder Organisationstyp zusammengefasst und ausgewertet werden.
In diesen Monitoring-Bericht sind alle Fairtrade-Audit-Berichte eingeflossen, die zwischen März 2011 und Februar 2012 erstellt wurden. Für Produzentenorganisationen, in denen innerhalb dieser Zeitspanne kein Audit durchgeführt wurde, wurden Daten aus den Audit-Berichten von 2010 oder in wenigen Fällen von 2009 verwendet. 81 Prozent der Daten für diesen Monitoring-Bericht stammen aus Audit-Berichten von 2011 oder 2012 (siehe Tabelle 1.1). Zusätzlich zu diesen jährlichen Datenerhebungen geben Fairtrade International und die Fairtrade-Siegelinitiativen verschiedener Länder regelmäßig unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen zur Entwicklung der Produzenten im Fairtrade-System in Auftrag. Diese über die Indikatoren für unseren jährlichen Monitoring-Bericht hinausgehenden Untersuchungen führen zu einem noch besseren Verständnis der Wirkung, die Fairtrade auf die Lebensumstände und die Stärkung der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System erzielt. Wir lassen in diesem Bericht erstmalig Ergebnisse aus einer Vielzahl von Studien einfließen, die 2010 oder 2011 in Auftrag gegeben wurden und stellen die vollständigen Ergebnisse einiger dieser Studien auf der Fairtrade International-Website ( www.fairtrade.net) zur Verfügung. Tabelle 1.1: Audit-Berichte, die in diesen Monitoring-Bericht eingeflossen sind Audit-Jahr
Anzahl der Audit-Berichte
%
2012
16 2%
2011
786 79%
2010
164 17%
2009
24 2%
Gesamt 990 100%
1.2 Erhebungsbereich und Vollständigkeit der Daten Datenerfassungsbereich der Produkt- und Produzentendaten Die Informationen zur Anzahl und geographischen Verteilung der verschiedenen Arten von Fairtrade-Produzentenorganisationen spiegeln den Stand Ende 2011 wider und sind nach unserem besten Wissen vollständig. Die Daten zu Produkt-Zertifizierungen sind weitestgehend vollständig. In einigen Fällen ist es möglich, dass Zertifizierungen für Zweit- oder Drittprodukte nicht erfasst wurden, wir gehen jedoch davon aus, dass die Mehrheit der aktiven MehrfachZertifizierungen erfasst ist. Für diesen Monitoring-Bericht lagen Audit-Berichte von 990 der 991 Produzentenorganisationen vor, die Ende 2011 eine Fairtrade-Zertifizierung hatten – das sind fast 100 Prozent aller Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen. Diese große Datenmenge führt zum bisher vollständigsten Monitoring-Bericht von Fairtrade International und damit zu einem noch umfassenderen Bild der Stellung und Entwicklung von Fairtrade. In fast allen Produktbereichen stammen 70 bis 100 Prozent der Daten aus AuditBerichten von 2011 oder 2012.
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Die größten Ausnahmen bilden: Rohrzucker: In diesem Produktbereich lagen für nur 44 Prozent der zertifizierten Produzentenorganisationen Audit-Berichte von 2011 oder 2012 vor. Um die Situation 2011 möglichst genau abzubilden, wurden die vorliegenden Zucker-Daten von Produktsachverständigen ausgewertet und auf den neuesten Stand gebracht. Kakao von der Elfenbeinküste: Aufgrund der politischen Krise im ersten Halbjahr2011 konnten in vielen Produzentenorganisationen die Fairtrade-Audits nicht planmäßig durchgeführt werden. Die Elfenbeinküste hat 2010 und 2011 als Lieferant von Fairtrade-Kakao stark an Bedeutung gewonnen – ein Umstand, der in dieser Datensammlung jedoch nicht angemessen widergespiegelt wird. Honig und Ölsaaten/ölhaltige Früchte: In diesen Produktbereichen lagen für nur 52 bzw. 33 Prozent der zertifizierten Produzentenorganisationen Audit-Berichte von 2011 oder 2012 vor. Somit sind die Daten für diese beiden Produktbereiche weniger aktuell als die Daten für andere Produkte. Nicht alle Produzentenorganisationen berichten Ergebnisse für jeden Leistungs indikator. Einige Organisationen geben ihre gesamten oder die Fairtrade-Verkaufserlöse nicht bekannt, andere veröffentlichen die Summe ihrer Prämieneinnahmen nicht. Vor allem von Plantagen, also bei Unternehmen mit abhängig Beschäftigten (hierzu zählen auch Nähzentren für Fußbälle sowie bspw. Blumenfarmen und Weingüter), liegen oft keine Zahlen zu Verkaufserlösen vor, so dass wir für diese Organisationen von einer starken Untererfassung ihrer tatsächlichen Leistung in diesem Bericht ausgehen. Sofern uns die Untererfassung von Daten bekannt ist, weisen wir in diesem Bericht darauf hin. Für die künftige Verbesserung der Daten versuchen wir weiterhin, die Produzentenorganisationen zu einer vollen Berichterstattung zu bewegen. Berichtszeitraum 2010-11 In den Audit-Berichten werden die Gesamtproduktions- und Verkaufsvolumen der Produzentenorganisationen sowie die Fairtrade-Verkaufsvolumen und die dadurch generierten Fairtrade-Verkaufserlöse und Fairtrade-Prämieneinnahmen erfasst. Viele Produzentenorganisationen fassen für ihren Audit-Bericht einen Zeitraum von 12 Monaten unmittelbar vor dem Audit zusammen – das Berichtsjahr entspricht also in den meisten Fällen nicht einem Kalenderjahr. Für die Auswertungen in diesem MonitoringBericht haben wir immer die aktuellsten Audit-Berichte herangezogen, die uns aus den jeweiligen Produzentenorganisationen vorlagen – in den meisten Fällen umfassen diese Audit-Berichte einen 12-monatigen Zeitraum innerhalb der Jahre 2010 und 2011. Die in den Audits erhobenen Daten – wie z.B. die Anzahl der Mitglieder von Fairtrade-Produzentenorganisationen oder die durchschnittlichen Fairtrade-Anbau flächen – sind Momentaufnahmen, die zum Zeitpunkt der Audits genau und richtig sind. Da wir hauptsächlich auf Audit-Berichte von 2011 zurückgreifen, geben uns die zusammengefassten Daten in diesem Monitoring-Bericht den Stand der definierten Indikatoren für 2011 wieder. In Kürze: Die Daten zur Anzahl und geographischen Verteilung der Fairtrade-Produ zentenorganisationen und Produkt-Zertifizierungen geben den aktuellen Stand Ende 2011 wieder. Wir verwenden dafür die Jahreszahl „2011“. Die Daten zur Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System und zu Anbauflächen für Fairtrade-Produkte geben den Stand 2011 wieder. Wir verwenden dafür die Jahreszahl „2011“. Die von den Produzentenorganisationen im Rahmen der Audits berichteten Zahlen zu Produktions- und Verkaufsvolumen, Verkaufserlösen, Fairtrade-Prämieneinnahmen und Prämienverwendung beziehen sich in den meisten Fällen auf den 12-monatigen Zeitraum vor den jeweiligen Audits. Für diesen Monitoring-Bericht haben wir hauptsächlich auf Berichte von Audits zurückgegriffen, die 2011 durchgeführt wurden und damit einen Zeitraum innerhalb der Kalenderjahre 2010 und 2011 umfassen. Wir beschreiben diesen Berichtszeitraum mit den Jahreszahlen „2010-11“.
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
1.3 Vertraulichkeit der Daten Um unsere Vertraulichkeitsverpflichtung den Fairtrade-Produzentenorganisationen gegenüber einzuhalten, dürfen wir die Zahlen aus den Audit-Berichten nur für kumulierte Auswertungen verwenden und nicht einzeln veröffentlichen. Gibt es in einem Land nur eine oder zwei Fairtrade-zertifizierte Organisationen für ein bestimmtes Produkt, können keine Daten auf Landesebene, sondern nur auf länderübergreifender, überregionaler Ebene bekanntgegeben werden. Fairtrade legt großen Wert darauf, die Vertraulichkeit der Daten einzelner Produzentenorganisationen zu schützen.
1.4 Genauigkeit der Daten und Grenzen der Datenerfassung Alle Daten, die in diesen Bericht eingeflossen sind, wurden sorgfältig geprüft und bereinigt – dennoch sind in einem Monitoring-Projekt dieser Größenordnung Fehler und Schwachstellen nicht zu vermeiden. Vor allem in den kleinen Produktkategorien kann es aufgrund der geringen Menge an Ausgangsdaten zu solchen Schwachstellen kommen – mit ein Grund dafür, dass wir in diesem Bericht den Schwerpunkt auf die größeren Produktgruppen gelegt haben. Ähnlich verhält es sich auch mit Daten auf Landes- oder überregionaler Ebene, die weniger aussagekräftig sind als Daten auf globaler Ebene. Wie bereits in den beiden letzten Ausgaben dieses Berichtes ist die Berechnung und Darstellung der Zahlen für Produzentenorganisationen mit mehrfachen ProduktZertifizierungen noch eine Herausforderung. Für manche Indikatoren, wie z.B. die Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter oder die Einnahmen aus Fairtrade-Prämien – liegen bei Organisationen, die für mehrere Produkte zertifiziert sind, nur produktübergreifende Gesamtzahlen vor, die den einzelnen Produkten nicht anteilig zugeordnet werden können. Die präzisere Erfassung von Daten in Produzentenorganisationen mit mehrfachen Produkt-Zertifizierungen ist eine unserer Prioritäten im Bereich des Datenmanagements.
1.5 Haftungsausschluss Die Daten in diesem Bericht stützen sich auf Ausgangzahlen, die von den Pro duzentenorganisationen im Rahmen der Audits berichtet und von der FLO-CERT GmbH gesammelt wurden. Fairtrade International trägt keinerlei Verantwortung für die Genauigkeit dieser Daten. Der Bericht wurde nach unserem besten Wissen zusammengestellt und dient ausschließlich Informationszwecken. Fairtrade International behält sich das Recht vor, den Bericht beim Bekanntwerden neuer Informationen zu aktualisieren. Die Daten wurden genauso verwendet, wie sie zur Verfügung gestellt wurden. Fairtrade International übernimmt keine Gewähr für die Verlässlichkeit der Daten. Fairtrade International haftet nicht für Forderungen oder Schäden in Zusammenhang mit der Qualität und Vollständigkeit der Daten.
1.6 Anmerkungen zu den Daten ■■
Die Klassifizierung der geographischen Regionen in diesem Bericht entspricht im Wesentlichen der Klassifizierung der Vereinten Nationen, die wir auch für den geographischen Wirkungsbereich von Fairtrade („Fairtrade Geographical Scope“) verwendet haben: eine Referenz dazu liegt hier: http://fairtrade.net/fileadmin/ user_upload/content/2009/standards/documents/2011-07-01_Geographical_ Scope_policy_EN.pdf Die einzige Abweichung in dieser vierten Ausgabe des Monitoring-Berichtes besteht in der Umbenennung der Region “Afrika“ in „Afrika und Mittlerer Osten“ aufgrund der Erweiterung der Unterregion „Nordafrika“ auf „Nordafrika und Mittlerer Osten“, zu der jetzt auch die Produzentenländer im mittleren Osten zählen (die derzeit besetzten palästinensischen Gebiete und der Libanon). Diese Änderung entspricht der funktionalen Organisation der Produzentenunterstützung und -vertretung.
10
■■
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Die Produkt-Klassifizierung in diesem Bericht entspricht der Produkt-Klassi fizierung in den Fairtrade-Standards. 2012 gab es einige Änderungen in den Bezeichnungen der Produktkategorien: ■■
die Kategorie „Nüsse und Ölsaaten“ wurde in die Kategorien „Nüsse“ und „Ölsaaten/ölhaltige Früchte“ unterteilt, wobei Sojabohnen jetzt in der zweiten Kategorie enthalten sind.
■■
„Gemüse“ ist jetzt eine eigene Kategorie, zu der auch Hülsenfrüchte zählen.
■■
Rotbusch-Tee gehört jetzt zu der neubenannten Produktkategorie „Kräuter/ Kräutertees/Gewürze“.
■■
Um die Entwicklung der oben genannten Produkte richtig zu interpre tieren, müssen diese Änderungen bei einem Vergleich mit Vorjahres werten berücksichtigt werden. Mehr Informationen zur Fairtrade-Pro duktklassifizierung finden Sie hier: http://www.fairtrade.net/fileadmin/ user_upload/content/2009/standards/documents/2012-07-26_Product_ Classification__Compatibility_Mode_.pdf
■■
Für diesen Bericht wurden gewichtete Mittelwerte berechnet – gewichtet entsprechend der Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter, die am Zustandekommen der Einzelwerte beteiligt waren.
■■
Zusammengefasste Werte können manchmal in verschiedenen Tabellen leicht voneinander abweichen – das ist auf Rundungsfehler zurückzuführen.
■■
In Audit-Berichten werden monetäre Daten in vielen verschiedenen lokalen und internationalen Währungen angegeben. Für diesen Bericht wurden alle monetären Daten in Euro-Werte umgewandelt, basierend auf die durchschnittlichen Wechselkurse in den Jahren der jeweiligen Transaktionen.
■■
Alle Zahlen zu Produktvolumen wurden in Tonnen umgewandelt, mit Ausnahme der Blumen, die in Stielen, und Sportbällen, die in Stück angegeben werden.
■■
Bei einigen Produkten beziehen sich die verschiedenen Zahlen in den AuditBerichten nicht auf die gleiche Produktform bzw. das gleiche Verarbeitungsstadium – ein Unterschied in den Vergleichsparametern, der oft nicht aus den Berichten hervorgeht. So beschreibt z.B. das „Produktionsvolumen Wein“ die Menge der produzierten Weintrauben und das „Verkaufsvolumen Wein“ die verkaufte Menge Wein. Wir haben uns bemüht, in diesen Produktbereichen einheitliche Vergleichsparameter zu schaffen, müssen aber mit Schwachstellen rechnen, die bei der Umwandlung der Parameter oder durch fehlende Angaben in den Audit-Berichten entstehen. Wir haben hier die betreffenden Produktkategorien mit den Produktformen aufgelistet, in die wir die Zahlen in den Audit-Berichten, zu denen Angaben über eine abweichende Produktform gemacht wurden, umgewandelt haben: ■■
Kakao: Kakao-Bohnen
■■
Kaffee: Grüne Kaffeebohnen (green bean equivalent = GBE)
■■
Trockenfrüchte: getrocknete Früchte (keine frischen Früchte)
■■
Reis: Rohreis
■■
Baumwolle: nicht-entkörnte Baumwolle (keine entkörnte Baumwolle)
■■
Zucker: Rohrzucker (nicht Zuckerrohr)
■■
Tee: gefertigter Tee (fermentierter und getrockneter Tee, keine grünen Tee blätter)
■■
Weintrauben: Trauben (nicht Weinvolumen))
Aufgrund der Vielfalt der Produkte und Produktformen innerhalb der Produkt kategorien Nüsse, Ölsaaten/ölhaltige Früchte, Fruchtsäfte und Kräuter/Kräutertees/ Gewürze können wir nicht garantieren, dass den Zahlen in diesen Produktkategorien einheitliche Produktformen zugrunde liegen.
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
1.7 Dank Texte: Kate Kilpatrick, Vidya Rangan, Kyle Freund Datenanalyse: Charlotte de Vroey, Kate Kilpatrick Redaktion und Designmanagement: Kyle Freund, Vicky Pauschert Design: www.designland.com.au Datenaufbereitung: Ruth Audera, Daniela Geppert, Martina Janssen, Yoshi Kato, Thibault Renoux, Melanie Seifert, Marie Steenpass, Juliane Wachtmeister, Linda Wagner, Nicole Xeller Übersetzung aus dem englischen Original: Carina Seck Umsetzung des Layouts ins Deutsche: Dreimalig Werbeagentur Fotos: Nathalie Bertrams, Didier Gentilhomme, Marcela Guerrero Casas, Linus Hallgren, Sean Hawkey, Stefan Lechner, Simon Rawles, Green Living Project, Roxy Medan, Carla Veldhuyzen Dank an: Monika Berresheim, Frank Brinkschneider, Lee Byers, Silvia Campos, Rene Capote, Chris Davis, Sam Dormer, Wil Flinterman, Francois Guenet, Xavier Huchet, Andreas Kratz, Damien Sanfilippo, Anita Sheth, Miyako Takahashi für ihre Unterstützung bei der Analyse und Überprüfung der Daten.
2. Summary and key data at a glance
02. KURZBERICHT UND
WICHTIGSTE DATEN AUF EINEN BLICK
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
D
ie Zahlen in diesem Bericht zeigen ein deutliches Wachstum von Fairtrade im Berichtszeitraum, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Produzentenorganisationen, Kleinbauern und Arbeiter im FairtradeSystem, als auch in Hinblick auf die Verkaufsvolumen von FairtradeProdukten, allen voran Kakao und Zucker mit besonders hohen
Wachstumsraten. Der starke Anstieg der Fairtrade-Verkaufserlöse ist auf die hohen Marktpreise
für Rohstoffe im Jahr 2011 zurückzuführen, die mit einigen Herausforderungen für die Produzentenorganisationen einhergingen. Vor allem die Fairtrade-KaffeeKooperativen sahen sich im Berichtszeitraum mit der Situation konfrontiert, dass viele Mitgliedsbetriebe ihren Verpflichtungen den Kooperativen gegenüber nicht nachkamen und ihren Kaffee außerhalb der bestehenden Fairtrade-Absatzkanäle verkauften. Um in Zukunft besser auf solche Situationen vorbereitet zu sein, hat Fairtrade sehr hohe Investitionen in die Verbesserung des Risikomanagements der Kaffee-Kooperativen getätigt, die Unterstützung der Kaffeeproduzenten verstärkt und Schulungen in allen großen Kaffee-produzierenden Regionen organisiert und durchgeführt. Die Auswertung der Daten zur Verwendung der Fairtrade-Prämiengelder zeigt deutlich, dass Fairtrade-Produzentenorganisationen weiterhin verstärkt in die Entwicklung ihrer Organisationen und den Fortschritt ihrer Mitgliedsbetriebe investieren. Kleinbauernorganisationen haben berichtet, dass sie mehr als die Hälfte der Einnahmen aus Fairtrade-Prämien in Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität ihrer Mitgliedsbetriebe und der Qualität ihrer Produkte sowie in die Entwicklung ihrer Organisationen investiert haben. Mit diesen Prämiengeldern als Investition in die Stärkung der Produzenten möchte Fairtrade zu nachhaltigeren und erfolgreicheren Betrieben beitragen, die zu besseren finanziellen Ergebnissen für Kleinbauern und deren Familien und Gemeinden führen. Kleinbauern, Arbeiter und Produzentenorganisationen Die Zahl der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System ist Ende 2011 auf 1,24 Millionen angestiegen. Etwa 60 Prozent der Kleinbauern und Arbeiter sind in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ beschäftigt. Die Zahl der Fairtrade-Kleinbauern, Arbeiter und Produzentenorganisationen ist auf allen drei Kontinenten und in allen bedeutenden Produktkategorien angestiegen. Ein besonders hohes Wachstum verzeichnet der Produktbereich Zucker infolge der Fairtrade-Neuzertifizierung zahlreicher Zucker-Organisationen auf Mauritius und in Guyana 2011. Die Anzahl der Zucker-produzierenden Kleinbauern hat sich damit 2011 mehr als verdoppelt. Insgesamt gab es Ende 2011 991 Fairtrade-Produzentenorganisationen-eine Steigerung von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neu im Fairtrade-System sind die Produzentenländer Guyana, Usbekistan und der Libanon. Fairtrade-Verkaufserlöse und Fairtrade-Verkaufsvolumen Ein signifikantes Wachstum verzeichnen im Berichtszeitraum die Fairtrade-Ver kaufserlöse und die Einnahmen aus Fairtrade-Prämien – insbesondere bei Klein bauernorganisationen. Im Vergleich zu 2009-10 ergibt die Auswertung der Zahlen für 2010-11 einen Anstieg der gesamten Fairtrade-Verkaufserlöse um 22 Prozent und einen Anstieg der gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen um 19 Prozent. Während Kleinbauernorganisationen für beide Indikatoren ein sehr starkes Wachstum zu verzeichnen haben, sind diese Werte bei Plantagen mit abhängig Beschäftigten rückläufig. Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass Plantagen zwar ihre Verkaufsmengen, aber nicht ihre Verkaufserlöse berichtet haben und die Daten damit unvollständig sind. Zusätzlich dazu haben im Berichtszeitraum Produzenten von „Frischen Früchte“ in Südafrika infolge von Marktunsicherheiten in ihrem Produktbereich das Fairtrade-
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Tabelle 2.1
Weltweites Wachstum der Anzahl der Kleinbauern, Arbeiter und Produzentenorganisationen im Fairtrade-System 2010 905
2011 991
Veränderung in % 10%
2010 936.000 163.000 1,1 Millionen
2011 1.070.800 168.200 1,24 Millionen
Veränderung in % 14% 3% 13%
Anzahl der Fairtrade Produzentenorganisationen weltweit
Gesamtzahl der Kleinbauern Gesamtzahl der Arbeiter Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter
Gesamtzahl der Länder mit Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen „Neue“ Länder 2011
66 Guyana, Libanon, Usbekistan
table 2.2
Weltweites Wachstum der Fairtrade-Verkaufserlöse und Fairtrade-Prämieneinnahmen (in Mio. €) Fairtrade-Prämien (in Mio.€) Gesamtsumme aus Berichten der Kleinbauernorganisationen Gesamtsumme aus Berichten der Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern Gesamtsumme aller berichteten Fairtrade-Prämieneinnahmen
2009–10 38,3 13,2 51,5
2010–11 48,4 12,7 61,1
Veränderung in % 26% -4% 19%
Fairtrade-Verkaufserlöse (in Mio.€) Gesamtsumme aus Berichten der Kleinbauernorganisationen Gesamtsumme aus Berichten der Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern Gesamtsumme aller berichteten Fairtrade-Verkaufserlöse
2009–10 447 103 550
2010–11 582 91 673
Veränderung in % 30% -12% 22%
System verlassen – ein Umstand, der sich maßgeblich auf die Ergebnisse für diese Indikatoren auswirkt. Die Fairtrade-Verkaufsvolumen bestimmter Produkte sind im Berichtszeitraum erheblich gestiegen – insbesondere in den Produktbereichen Kakao und Zucker. Auch die Verkaufsvolumen für Kaffee und Tee sind gestiegen, während sich das Verkaufsvolumen für Bananen leicht rückläufig entwickelt hat. Für Produzenten im Bereich Tee und Sportbälle war es weiterhin schwierig, einen maßgeblichen Teil ihrer Gesamtproduktion zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Der Anteil der Fairtrade-Verkäufe an den gesamten Produktionsmengen liegt bei Plantagen im Schnitt bei nur 20 Prozent. Produzentenorganisationen, die nur einen geringen Anteil ihrer Produktion zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen können, bekommen die positiven Wirkungen ihrer Fairtrade-Zertifizierung auch nur begrenzt zu spüren. Fairtrade entwickelt immer wieder neue Marktzugangsstrategien für Produzentenorganisationen, deren Produkte auf den Fairtrade-Märkten schwer absetzbar sind (z.B. Tee aus Südasien). Produzentenorganisationen in der Region „Asien und Ozeanien“ haben ein erhebliches Wachstum der Fairtrade-Prämienennahmen und der FairtradeVerkaufsvolumen berichtet – eine positive Entwicklung, die auf die wachsende Bedeutung von Kaffee aus Indonesien und Zucker aus Fidschi zurückzuführen ist. Im Vergleich dazu scheint die Region „Afrika und Mittlerer Osten“ mit einem leichten Rückgang der Fairtrade-Prämieneinnahmen an Bedeutung verloren zu haben – zu beachten ist dabei jedoch die nicht vollständige Erfassung der Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämieneinnahmen für diese Region. Dabei fallen die fehlenden KakaoBerichte der Elfenbeinküste besonders stark ins Gewicht, die die Gesamtsumme der Fairtrade-Prämieneinnahmen für die Region „Afrika und Mittlerer Osten“ um mindestens 1 Million Euro erhöht hätten.
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 2.1
Fairtrade-Prämieneinnahmen im weltweiten Durchschnitt 2010-11 HLO Plantagen/Farmen mit angestellten Arbeitern (Hired Labour Organizations) SPO/CP Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) / Vertragsanbau (Contract Production)
2007 2008 2009–10 2010–11
€100.000
€120
€90.000 €100
€80.000 €70.000
€80
€60.000 €50.000
€60
€40.000 €40
€30.000 €20.000
€20
€10.000 0
Durchschnitt Fairtrade-Prämie pro SPO/CP
Durchschnitt Fairtrade-Prämie pro HLO
Durchschnitt Fairtrade-Prämie alle Organisationen
0
Durchschnitt Fairtrade-Prämie pro SPO/CP Kleinbauer
Verwendung der Fairtrade-Prämien Um einen besseren Eindruck davon zu bekommen, wie stark die Wirkung von Fairtrade im Süden ist, haben wir aus den gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen die Durchschnittswerte für die einzelnen Organisationen und Mitglieder berechnet. Sowohl auf Ebene der Organisationen als auch für die einzelnen Mitglieder haben wir dabei einen leichten Anstieg festgestellt (Tabelle 6.6), wobei die Werte für Kleinbauernorganisationen gestiegen und die Werte der Plantagen gesunken sind. Wie bereits erwähnt liegt dieser Rückgang an fehlenden Berichten und an dem Austritt einiger Plantagen für „Frische Früchte“ in Südafrika. Die Auswertung der Informationen zur Verwendung der Fairtrade-Prämien einnahmen zeigt, dass Kleinbauernorganisationen weiterhin verstärkt in ihre Orga nisationsentwicklung und in die Unterstützung produktivitätssteigernder Maßnahmen ihrer Mitgliedsbetriebe investieren. Einige Produzentenorganisationen sahen sich im Berichtszeitraum gezwungen, die Fairtrade-Prämie für Sonderzahlungen an die Mitgliedsbetriebe zu verwenden, um angesichts der hohen Weltmarktpreise – vor allem im Bereich Kaffee – deren Engagement für die Kooperative zu sichern. Diese Art der Prämienverwendung hat im Berichtszeitraum die „klassische“ Verwendung für Investitionen in Gemeinschaftsprojekte zum Teil ersetzt. Auf Plantagen wird die Prämie weiterhin hauptsächlich in Projekte für die Gemeinschaft und in Bildung investiert, aber auch vermehrt in Projekte zur direkten Unterstützung der Arbeiter. Diese Art der Verwendung der FairtradePrämie für grundlegende Bedürfnisse könnte als eine Folge der unverändert hohen Lebenshaltungskosten für arme Arbeiter auf der ganzen Welt verstanden werden. Das Kapitel zu Fairtrade-Prämien zeigt am Beispiel von Bananen-Plantagen, wie großangelegte Projekte zur Verbesserung der Wohnsituation von Arbeitern mit beeindruckenden Ergebnissen durchgeführt wurden.
Durchschnitt FairtradeDurchschnitt Prämie alle KleinFairtrade-Prämie bauern u. Arbeiter pro HLO Arbeiter
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Studie zur Wirkung von Fairtrade auf Armutsreduktion und ländliche Entwicklung 2011 hat die Siegelinitiative TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) gemeinsam mit der Max Havelaar-Stiftung Schweiz eine unabhängige wissenschaftliche Wirkungsstudie in Auftrag gegeben, die Aufschluss darüber geben sollte, ob und inwiefern Fairtradezertifizierte Organisationen zur Armutsreduktion und ländlichen Entwicklung ihrer Region beitragen. Die Studie wurde von CEval, dem Centrum für Evaluation der Universität des Saarlandes, durchgeführt, das anhand von Fallstudien in den sechs Fairtrade-Produktbereichen Kakao, Kaffee, Tee, Bananen, Baumwolle und Blumen die Wirkung von Fairtrade in den Organisationen und über sie hinaus auf die ländlichen Strukturen untersuchte. CEval hat sich für diese Studie des quasi-experimentellen Designs bedient, mit Hilfe dessen Fairtrade-zertifizierte Organisationen mit nicht Fairtrade-zertifizierten oder erst vor Kurzem zertifizierten Fairtrade-Organisationen einer bestimmten Produktgruppe in einer bestimmten Region verglichen wurden. Insgesamt wurden zur Gewährleistung der Belastbarkeit der Studie über 100 Indikatoren definiert und sowohl qualitative als auch quantitative Methoden zur Sammlung einer großen Menge und Bandbreite an Daten eingesetzt. Eine der stärksten Wirkungen auf die ländliche Entwicklung erzielt Fairtrade laut dieser Studie durch die einzigartige Chance der Kleinbauern und Arbeiter im FairtradeSystem, direkt an der Planung und Umsetzung von Entwicklungsprojekten in ihren Gemeinden und Regionen mitzuwirken, indem sie in wichtige Entscheidungsprozesse eingebunden
Eine der stärksten Wirkungen auf die ländliche Entwicklung erzielt Fairtrade laut dieser Studie durch die einzigartige Chance der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System, direkt an der Planung und Umsetzung von Entwicklungs projekten in ihren Gemeinden und Regionen mitzuwirken, indem sie in wichtige Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
werden. Die Förderung technischer und orga nisatorischer Kapazitäten durch Fairtrade wirkt sich auch positiv auf zertifizierte Produzentenorganisationen und deren Gemeinden aus. Die Studie verdeutlicht auch, dass Mitglieder Fairtrade-zertifizierter Produzen tenorganisationen über höhere Einkommen verfügen, ihre Betriebe produktiver arbeiten und sie infolgedessen über mehr Investitionsmittel verfügen. Darüber hinaus stellt die Studie eine Verbindung zwischen einer Fairtrade-Zertifizierung und besseren Lebensund Arbeitsbedingungen sowie einer besseren Kontrolle der Lieferketten fest. Fairtrade-Prämiengelder werden in der Regel in Projekte investiert, die nicht nur für die einzelnen Produzenten und Organisationen, sondern auch für deren Gemeinden oder Regionen von Nutzen sind, wie beispielsweise Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur oder des Bildungsangebotes. Die Studie ergab auf der anderen Seite aber auch, dass es noch Bereiche gibt, in denen Fairtrade noch keine signifikante Wirkung zeigt – so z.B. auf dem Gebiet der Geschlechtergleichstellung. Obwohl Fairtrade gut funktionierende Institutionen wie die Gender-Komitees in den Produzentenorganisationen aufbaut, ist es in vielen Produzentenorganisationen nicht einfach, das traditionell verankerte Rollenverständnis der Geschlechter zu beeinflussen und eine ausgewogene und gleichberechtige Einbindung von Männern und Frauen in die Arbeit und die Entscheidungen der Organisation zu gewährleisten. Nicht weniger einfach ist es, den Mädchen in den Gemeinden Zugang zu Bildung zu verschaffen. In der Studie wurde deutlich, dass die Wirkung von Fairtrade je nach Produkt und Region sehr unterschiedlich ist. Die Fallstudien zu Bananen und Kaffee belegen am deutlichsten die positive Wirkung von Fairtrade auf die regionale und nationale Entwicklung – ganz konkret durch die Investitionen in die lokale Intrastruktur. Zusammenfassend ist die Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass Fairtrade dazu beiträgt, die Bedingungen für Armutsreduktion und ländliche Entwicklung zu
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
schaffen, dass aber noch viele weitere Faktoren mit dafür verantwortlich sind, dass Armutsreduktion und ländliche Entwicklung stattfinden. Die Studie hat vier entscheidende Faktoren ermittelt, die den Beitrag von Fairtrade zu ländlicher Entwicklung verstärken können: ■■
Ein hoher Informations- und Wissensstand der Kleinbauern und Arbeiter über die Fairtrade-Zertifizierung ihrer Organisation und darüber, wie Fairtrade funktioniert.
■■
Gute Organisationsstrukturen in den Produzentenorganisationen, die ein hierarchiefreies und transparentes Arbeiten und Kommunizieren ermöglichen.
■■
Hohe Motivation und Engagement von Führungskräften und Management für Fairtrade in den Produzentenorganisationen.
■■
Ein hoher Anteil an Fairtrade-Verkäufen, die Fairtrade-Prämieneinnahmen für Entwicklungsprojekte generieren. Die Studie sieht in der Erfüllung dieser vier Voraussetzungen die besten Chancen
für Fairtrade, um die Wirkung auf die ländliche Entwicklung zu verstärken und empfiehlt Fairtrade, die Unterstützung der Produzentenorganisationen bei der Erfüllung dieser Voraussetzungen zur Priorität zu erklären. Der vollständige Studienbericht wurde von TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) und der Max Havelaar-Stiftung Schweiz im Dezember 2012 veröffentlicht.
3. Fairtrade producers
03. DIE FAIRTRADEPRODUZENTEN
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
3.1 Wie viele Kleinbauern und Arbeiter gibt es 2011 im Fairtrade-System? Die für diesen Bericht ausgewerteten Daten zeigen, dass 2011 ungefähr 1,07 Millionen Kleinbauern Mitglieder von Fairtrade-Kleinbauern- oder Vertragsanbauorganisationen sind und 168.000 Arbeiter auf Plantagen beschäftigt sind. Insgesamt sind damit 2011 1,24 Millionen Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System.
3.2 Auf welche Länder und Regionen sind die Fairtrade-Kleinbauern und -Arbeiter verteilt? Tabelle 3.1 zeigt, dass 2011 59 Prozent aller Kleinbauern und Arbeiter im FairtradeSystem in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ beschäftigt waren. Der Anteil der Kleinbauern und Arbeiter in der Region „Lateinamerika und Karibik“ beträgt 24 Prozent und der Anteil von „Asien und Ozeanien“ 17 Prozent – womit die verschiedenen Anteile im Vergleich zu 2010 relativ unverändert bleiben. Von den 66 Ländern, in denen es Fairtrade-zertifizierte Organisationen gibt, ist Tansania das Land mit den meisten Mitgliedern in Kleinbauernorganisationen und Indien das Land mit den meisten abhängig Beschäftigten. Betrachtet man die Gesamtzahlen an Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Produzentenländern, liegt Kenia an der Spitze: 14 Prozent aller Kleinbauern und Arbeiter im FairtradeSystem sind in Kenia beschäftigt.
Grafik 3.1
Geographische Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern und -Arbeiter 2011
Lateinamerika und Karibik Kleinbauern % aller Kleinbauern Arbeiter % aller Arbeiter Gesamt %
285.400 27% 11.400 7% 296.900 24%
Afrika und Mittlerer Osten Kleinbauern % aller Kleinbauern Arbeiter % aller Arbeiter Gesamt %
663.000 62% 69.200 41% 736.900 59%
Asien und Ozeanien Kleinbauern % aller Kleinbauern Arbeiter % aller Arbeiter Gesamt %
122.400 11% 87.600 52% 210.000 17%
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik
Top 10 Länder nach Anzahl der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter 2011
•
Pakistan
••• ••
Mexiko
••
Kolumbien
Ghana
•••
•• ••• ••• •
Äthiopien Kenia Tansania Malawi
•• •
Uganda Ruanda
••
Peru
••• •
Indien
Nicaragua
Sri Lanka
•
Südafrika
Top 10 Länder: Anzahl der Fairtrade-Kleinbauern 2011 Tansania 164.600 Kenia 135.200 Äthiopien 105.100 Ghana 75.300 Indien 63.400 Kolumbien 53.900 Peru 52.600 Nicaragua 34.400 Uganda 32.600 Mexiko 26.900
Top 10 Länder: Anzahl der Fairtrade-Arbeiter 2011 Indien Kenia Sri Lanka Südafrika Pakistan Tansania Malawi Ghana Mexiko Ruanda
58.000 38.600 22.700 9.200 6.700 4.500 4.100 3.000 2.700 2.100
Top 10 Länder: Anzahl der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter 2011 Kenia 173.800 Tansania 169.100 Indien 121.400 Äthiopien 106.900 Ghana 78.300 Kolumbien 55.900 Peru 52.600 Nicaragua 34.400 Uganda 32.600 Mexiko 29.600
Grafik 3.2
Geographische Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter 2011 Afrika und Mittlerer Osten Kleinbauern 663.000 Arbeiter 69.200 Kleinbauern und Arbeiter 732.200
Asien und Ozeanien Kleinbauern 122.400 Arbeiter 87.600 Kleinbauern und Arbeiter 210.000
Lateinamerika und Karibik Kleinbauern 285.400 Arbeiter 11.400 Kleinbauern und Arbeiter 296.800
Welt Kleinbauern 1.070.800 Arbeiter 168.200 Kleinbauern und Arbeiter 1.239.000
1.500.000
1.000.000
500.000
0 Afrika und Mittlerer Osten
Asien und Ozeanien
Lateinamerika und Karibik
Welt
21
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 3.3
Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Regionen 2011 Kleinbauern in Fairtrade-Kleinbauernorganisationen
Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen/Farmen
Nordafrika und Mittlerer Osten
Gesamt Kleinbauern und Arbeiter
Zentralasien Ostasien
Karibik
Südasien
Mittelamerika
Melanesien
Westafrika Zentralafrika Südafrika
Südostasien Ostafrika
Südamerika
Lateinamerika und Karibik Karibik 40.200 1.800 Mittelamerika 110.100 3.100 Südamerika 135.100 6.500 Gesamt 285.400 11.400
42.000 113.200 141.600 296.800
Grafik 3.4
Afrika und Mittlerer Osten Ostafrika 493.500 52.500 Zentralafrika 29.200 0 Nordafrika und der Mittlere Osten 3.700 3.700 Südafrika 300 10.000 Westafrika 136.300 3.000 Gesamt 663.000 69.200
546.000 29.200 7.400 10.300 139.300 732.200
Asien und Ozeanien Zentralasien 1.100 0 Ostasien 5.800 0 Melanesien 9.000 0 Südostasien 33.400 100 Südasien 73.100 87.500 Gesamt 122.400 87.600
44+2+1113139
1.100 5.800 9.000 33.500 160.600 210.000
Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Regionen 2011 Region Ostafrika Zentralafrika Nordafrika und der Mittlere Osten Südafrika Westafrika Zentralasien Ostasien Melanesien Südostasien Südasien Karibik Mittelamerika Südamerika
44% 2% 1% 1% 11% 0% 1% 1% 3% 13% 3% 9% 11%
Ostafrika
Südamerika
Mittelamerika
Karibik
Südasien
Südostasien Melanesien Ostasien Westafrika Südafrika
Zentralafrika Nordafrika und der Mittlere Osten
22
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 3.5
46+3+1317410 1+2+431652
Verteilung der Fairtrade-Kleinbauern in den verschiedenen Regionen 2011 Region Ostafrika Zentralafrika Nordafrika und der Mittlere Osten Südafrika Westafrika Zentralasien Ostasien Melanesien Südostasien Southern Asia Karibik Mittelamerika Südamerika
46% 3% 0% 0% 13% 0% 0% 1% 3% 7% 4% 10% 13%
Südamerika
Ostafrika
Mittelamerika
Karibik
Südasien
Südostasien Melanesien
Grafik 3.6
Zentralafrika Westafrika
Verteilung der Arbeiter auf Plantagen/Farmen in den verschiedenen Regionen 2011 Region Karibik Mittelamerika Südamerika Ostafrika Zentralafrika Nordafrika und der Mittlere Osten Südafrika Westafrika Zentralasien Ostasien Melanesien Südostasien Südasien
Karibik Mittelamerika Südamerika Ostafrika
1% 2% 4% 31% 0% 2% 6% 2% 0% 0% 0% 0% 52%
Südasien
Nordafrika und der Mittlere Osten Südafrika Westafrika
23
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 3.7
Wachstum in der Anzahl der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter 2008-2011
Gesamt- 1.600.000 zahl der Kleinbauern 1.400.000 und Arbeiter
16% Veränderung in % 2010-11
14%
13%
Wachstum
12%
1.200.000
14%
Wachstum
12%
Wachstum
1.000.000
10%
9%
Wachstum
800.000
8%
600.000
6%
400.000
4%
200.000
2%
0
2008
2010
2011
Asien und Ozeanien
2008
2010
2011
2008
Lateinamerika und Karibik
2010
Afrika und der Mittlere Osten
3.3 Wie hat sich die Zahl der Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Regionen entwickelt? Ende 2010 gab es im Fairtrade-System rund 1,1 Millionen Kleinbauern und Arbeiter. 2011 ist diese Zahl um weitere 13 Prozent gestiegen, hauptsächlich durch die Erweiterung bestehender und die Entstehung neuer Kleinbauernorganisationen. Die Zahl der Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen ist nur geringfügig um 3 Prozent angestiegen. Die verschiedenen geographischen Regionen zeigen leicht unterschiedliche Wachstumsmuster. Innerhalb der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ kam es in Westafrika durch einige neue Zertifizierungen von Kakao-Produzentenorganisationen, vor allem in der Elfenbeinküste, zum größten Wachstum. Das Wachstum in Ostafrika ist zum Teil auf die Fairtrade-Zertifizierung zahlreicher Zucker produzierender Organisationen auf Mauritius zurückzuführen. Die Zahl der Hired-LabourOrganisationen in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ ist insgesamt gesunken, zum Teil aufgrund der freiwilligen Dezertifizierung einiger Plantagen für „Frische Früchte“ in Südafrika infolge von Marktschwankungen in ihrem Produktbereich. In Asien hat sich die Zahl der Arbeiter in fast allen Regionen nur geringfügig erhöht – mit Ausnahme von Südasien und vor allem Indien, wo es im Berichtszeitraum zu einem signifikanten Anstieg der Kleinbauern- und Arbeiterzahlen kam. Innerhalb der Region „Lateinamerika und Karibik“ gab es das größte Wachstum in Zentralamerika und in der Karibik, wo die Zahl der Mitglieder in Kleinbauernorganisationen um ca. 20.000 Menschen angestiegen ist. Plantagen zeigen in allen Unterregionen nur sehr leicht veränderte Zahlenwerte.
2011
2008
2010
Gesamt
2011
0%
24
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 3.8
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten“: Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter 2008-2011 SPO SPO SPO Kleinbauern Kleinbauern Kleinbauern 2008 2010 2011 394.000 416.400 493.500 34.000 29.200 29.200
Ostafrika Zentralafrika Nordafrika und der Mittlere Osten Südafrika Westafrika Gesamt
1.000 170 87.000 516.170
800.000
3.400 200 121.600 568.200
3.700 300 136.300 663.000
SPO Kleinbauern (in Kleinbauernorganisationen)
HLO Arbeiter 2008 49.000 --
HLO Arbeiter 2010 48.600 --
HLO Arbeiter 2011 52.500 --
Gesamt 2008 443.000 34.000
Gesamt 2010 465.000 29.200
Gesamt 2011 546.000 29.200
8.200 13.000 2.700 72.900
8.400 13.000 2.900 72.800
3.700 10.000 3.000 69.200
9.200 13.170 89.700 589.070
9.200 13.200 124.400 641.000
7.400 10.300 139.300 732.200
HLO Arbeiter (auf Plantagen/Farmen)
Gesamt
700.000 600.000 500.000 400.000 300.000 200.000 100.000 0 2008
2010
2011
2008
2010
2011
2008
2010
2011
Grafik 3.9
Fairtrade in „Asien und Ozeanien”: Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter 2008-2011 SPO SPO SPO Kleinbauern Kleinbauern Kleinbauern 2008 2010 2011 770 1.000 1.100 6.100 5.700 5.800 1.400 8.600 9.000 44.000 31.500 33.400 58.000 58.500 73.100 110.270 108.000 122.400
Zentralasien Ostasien Melanesien Südostasien Südasien Gesamt
300.000
SPO Kleinbauern (in Kleinbauernorganisationen)
HLO Arbeiter 2008 ----46.000 46.000
HLO Arbeiter 2010 ---100 80.100 80.200
HLO Arbeiter 2011 0 0 0 100 87.500 87.600
HLO Arbeiter (auf Plantagen/Farmen)
Gesamt 2008 770 6.100 1.400 44.000 104.000 156.270
Gesamt 2010 1.000 5.700 8.600 31.600 138.700 188.200
Gesamt 2011 1.100 5.800 9.000 33.500 160.600 210.000
Gesamt
200.000
100.000
0 2008
2010
2011
2008
2010
2011
2008
2010
2011
25
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 3.10
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik”: Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter 2008-2011 SPO SPO SPO Kleinbauern Kleinbauern Kleinbauern 2008 2010 2011 23.000 28.000 40.200 100.000 101.700 110.100 97.000 132.600 135.100 220.000 262.200 285.400
Karibik Mittelamerika Südamerika Gesamt
300.000
SPO Kleinbauern (in Kleinbauernorganisationen)
HLO Arbeiter 2008 2.300 460 6.200 8.960
HLO Arbeiter 2010 2.500 1.400 5.900 9.800
HLO Arbeiter 2011 1.800 3.100 6.500 11.400
HLO Arbeiter (auf Plantagen/Farmen)
Gesamt 2008 25.300 100.460 103.200 228.960
Gesamt 2010 30.500 103.100 138.500 272.000
Gesamt 2011 42.000 113.200 141.600 296.800
2010
2011
Gesamt
200.000
100.000
0 2008
2010
2011
2008
2010
3.4 Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Produktkategorien In Tabelle 3.2 wird die Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen nach Produktkategorien aufgeschlüsselt. Die Kategorien Kaffee, Tee und Kakao sind mit 80 Prozent aller Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter weiterhin die bedeutendsten Produktbereiche in Bezug auf die Gesamtzahl der Mitglieder. Der Vergleich mit den Zahlen aus 2009-10 zeigt einen Anstieg der Kleinbauernund Arbeiterzahlen in allen größeren Produktbereichen. Den mit Abstand größten prozentualen Anstieg gab es im Bereich Zucker, in dem sich die Zahl der Mitglieder in Kleinbauernorganisationen 2011 mehr als verdoppelt hat. Grund dafür ist die FairtradeZertifizierung zahlreicher neuer Zucker produzierender Kleinbauernorganisationen auf Mauritius und in Guyana. Die Zahl der baumwollproduzierenden Kleinbauern fing 2011 nach einem Rückgang im Jahr 2010 wieder an zu steigen.
3.5 Arbeiter im Fairtrade-System Die Zahlen in diesem Bericht zeigen für 2010-11 eine rückläufige Entwicklung für Plantagen, mit einem Rückgang der Anzahl Fairtrade-zertifizierter Unternehmen mit abhängig Beschäftigten, einer Abnahme der Fairtrade-Verkaufserlöse und FairtradePrämieneinnahmen. Zum Teil ist dieser spürbare Rückgang auf Untererfassung von Daten zurückzuführen, zum Teil liegt er aber auch darin begründet, dass viele Plantagen einen zu geringen Teil ihrer Produkte zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen. Die Konsequenz daraus ist, dass die Wirkung von Fairtrade die Arbeiter nur bedingt erreichen kann. Fairtrade ist weiterhin entschlossen, die Situation für die Arbeiter im FairtradeSystem zu verbessern und hat eine neue globale Strategie für abhängig Beschäftigte
2011
2008
26
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
tabelle 3.1
Entwicklung der Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter nach Produktkategorien (nur Erstprodukt-Zertifizierungen) 2010-2011
s b t c x f v
2010
2011
Veränderung in %
Rohrzucker
17.600
37.200
111%
Bananen
15.500
20.300
31%
223.700
258.100
15%
58.500
66.500
14%
125.900
141.800
13%
34.000
37.500
10%
532.000
580.200
9%
Tee Baumwolle Kakao Blumen und Pflanzen Kaffee
tabelle 3.2
Verteilung der Kleinbauern und Arbeiter in den verschiedenen Produktkategorien (nur Erstprodukt-Zertifizierungen) 2011 Kleinbauern nach Produkt 2011
Arbeiter nach Produkt 2011
Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter 2011
Prozentualer Anteil an Gesamtzahl
Kaffee
580.200
0
580.200
47%
Tee
160.500
97.700
258.100
21%
Kakao
141.800
0
141.800
11%
66.500
0
66.500
5%
0
37.500
37.500
3%
Rohrzucker
37.200
0
37.200
3%
Bananen
15.400
4.900
20.300
2%
3.800 14.300 10.700 9.300 9.200 8.800 0 700 4.900 3.800 2.400 1.000 400 1.070.900
14.900 0 700 0 0 0 6.700 4.400 0 0 700 700 0 168.200
18.700 14.300 11.400 9.300 9.200 8.800 6.700 5.100 4.900 3.800 3.100 1.700 400 1.239.100
2% 1% 1% 1% 1% 1% 1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 100%
Anteil
v t x c f s b
Baumwolle Blumen und Pflanzen
Frische Früchte Nüsse Kräuter, Kräutertees und Gewürze Trockenfrüchte Reis Ölsaaten und ölhaltige Früchte Sportbälle Weintrauben Honig Quinoa Fruchtsäfte Gemüse Gold Gesamt
*basierend auf den Ende 2011 vorliegenden Daten für 100% der Fairtrade-zertifizierten HLOs (Plantagen/Farmen) und 93% der Fairtrade-zertifizierten SPOs (Kleinbauernorganisationen)
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
entwickelt, die Anfang 2012 durch den Vorstand von Fairtrade International verabschiedet wurde. Die neue Strategie unterstreicht die zentrale Rolle der Arbeiter im FairtradeSystem. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Aufbau professioneller Arbeitsbeziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie die Gründung von Gewerkschaften zur Vertretung der Arbeiterrechte als die zwei effektivsten Methoden zur kollektiven Stärkung der Arbeiter zu fördern. Damit eine offene Gewerkschaftsarbeit unter Einbindung der Arbeitgeber funktionieren kann, muss den Arbeitern die Versammlungsfreiheit als grundlegendes Menschenrecht gewährt werden und sie gleichzeitig darin gestärkt werden, ihre Rechte auch wahrzunehmen. Fairtrade ist der Ansicht, dass das wirksamste Mittel zur individuellen Stärkung der Arbeiter ein existenzsichernder Lohn ist, der sie in die Lage versetzt, ihre Familien aus eigener Kraft zu versorgen. Fairtrade wird untersuchen, ob flexiblere Regeln zur Nutzung der Fairtrade-Prämie, die eine bedarfsgerechtere Verwendung erlauben, zu diesem Ziel beitragen könnten. Die Möglichkeit der selbstbestimmten, gemeinschaftlichen Entscheidung über die Prämienverwendung muss in jedem Fall gewahrt bleiben. Die neue Strategie sieht Schnittstellen zwischen den Gewerkschaften und den Joint Bodies, also den Gremien aus gewählten Arbeitnehmervertretern und Management zur Verwaltung der Prämien, vor, damit die Arbeit der Gewerkschaften nicht unwissentlich von den Joint Bodies untergraben wird. Die Produzentennetzwerke von Fairtrade werden die Implementierung dieser Strategie in den jeweiligen Regionen begleiten und sicherstellen, dass sie den lokalen Bedürfnissen angepasst wird. Teil der Strategie, die ab 2012 umgesetzt werden soll, ist auch die vollständige Überarbeitung der Fairtrade-Standards für Plantagen, die Einführung von Programmen zum Aufbau von Partnerschaften sowie die gezielte Schulung und Unterstützung von Management und Arbeitern.
PRODUZENTEN Bericht Engagement für Biodiversität in Südafrika Einheimische Wildtiere werden auf den Springfield Farms nicht vertrieben, sondern als gern gesehene Gäste auf der 425 Hektar großen Farm, auf der Avocados, Litschis und andere Früchte angebaut werden, willkommen geheißen. Die Mitarbeiter der Farm haben hier bereits mehr als 120 Vogelarten und andere Wildtiere gesichtet. Schulungen zur Anwendung umwelt schonender Praktiken für die 165 festangestellten Mitarbeiter und 100 Saisonmitarbeiter sind nur ein Teil der umfassenden Trainingsprogramme der Springfield Farmen, in denen der sorgsame Umgang mit der Umwelt gelernt wird, die Kompe tenzen der Mitarbeiter gestärkt und damit ihre zukünftige Beschäftigungsfähigkeit gesichert wird. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/W0cJCL
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Arbeiter auf Blumenfarmen reflektieren über „Empowerment“ Fairtrade International und die Max Havelaar-Stiftung Schweiz haben 2011 eine unabhängige wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben, die ein tieferes Verständnis der Wirkung von Fairtrade für Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen in Ecuador und Ostafrika verschaffen sollte. Die Studie sollte herausfinden, welche Umstände nach Meinung der Arbeiter zu ihrem „Empowerment“ führen, also dazu, dass sie sich in ihrer Position gestärkt fühlen, und in welchem Maße die Fairtrade-Zertifizierung zu ihrer Stärkung beigetragen hat. Für die Arbeiter in Ecuador findet „Empowerment“ im Wesentlichen durch zwei verschiedene Entwicklungen statt. Die erste ist die „Stärkung der eigenen Stimme“ durch den Aufbau von Selbstbewusstsein, durch das sie sich zutrauen, ihre eigenen Ideen und Bedenken vor den Vorgesetzten zu äußern. Die Arbeiter haben das Gefühl, dass sie durch eine starke eigene Stimme besser in der Lage sind, Entscheidungsprozesse an ihrem Arbeitsplatz zu beeinflussen und mehr Kontrolle über ihr Leben und die Entwicklung ihrer Gemeinde erlangt haben. Die Arbeiter haben berichtet, dass verschiedene Fairtrade-Instrumente zur Entwicklung einer eigenen Stimme beigetragen haben. Der Joint Body und die Arbeiterversammlung werden als Plattform zur Bildung von Kompetenzen gesehen, die zu mehr Selbstachtung und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten führen. Arbeiter auf einer Plantage erinnern sich, wie sie 2006 noch nicht in der Lage waren, die FairtradeKriterien und Standards wirklich zu verstehen und wie sie sich 2008 mit verbesserten Fähigkeiten „in der Versammlung selbst vertreten …unsere Ideen verteidigen konnten… mehr Selbstvertrauen hatten, so dass man uns nichts aufzwingen konnte.“ Gezielte Schulungen und die damit verbundene Entwicklung von Kompetenzen in Bereichen wie Buchhaltung, Projektmanagement, Führungsverhalten, Computerkenntnisse, Gesundheitsschutz, Arbeiterrechte und öffentliches Sprechen haben das Selbstbewusstsein der einzelnen Arbeiter gestärkt und das kollektive KnowHow gesteigert. Der zweite Aspekt eines erfolgreichen „Empowerments“ ist für die Blumenarbeiter der Zugang zu Ressourcen, die zu ihrer wirtschaftlichen Weiterentwicklung und mehr Selbstbestimmung führen. Ganz konkret wurde hier die Fairtrade-Prämie genannt. Eine Vielzahl der Investitionen aus Fairtrade-Prämiengeldern, wie z.B. die Gewährleistung von Wohnkrediten, um die wirtschaftliche Abhängigkeit von Grundbesitzern und Familienmitgliedern zu reduzieren, der Zugang zu Krediten für die Gründung eigener kleiner landwirtschaftlicher Betriebe oder das Schulgeld für Kinder werden als Wegbereiter für ein erfolgreiches „Empowerment“ gesehen. Fragt man die Arbeiter nach ihrer Vision eines vollen „Empowerments“, so bekommt man von der großen Mehrheit die gleiche Antwort: sie möchten sich wirtschaftlich von der Plantagenarbeit unabhängig machen und sich dem Aufbau unabhängiger kleiner Betriebe, vorzüglich in der landwirtschaftlichen Produktion, widmen. Das macht deutlich, wie begrenzt die Möglichkeiten für viele Arbeiter sind und zeigt uns, dass es in Zukunft wichtig sein wird, Fairtrade-Arbeiter dabei zu unterstützen, Zugang zu einnahmestärkeren Beschäftigungen zu finden und neue Existenzmöglichkeiten zu schaffen. Durch die Studie wurden auch Herausforderungen und Hindernisse auf dem Weg zur Stärkung der Arbeiter deutlich. Die meisten Schwierigkeiten verursacht in den Augen der Arbeiter die mangelnde Verhandlungsbereitschaft von Vorgesetzten; aber auch die erhöhte Arbeitsbelastung, die Sicherstellung der Vertraulichkeit in Arbeiterversammlungen, der Austausch zwischen den Arbeiterorganisationen verschiedener Farmen und die Höhe der Fairtrade-Prämiengelder sind Bereiche, in denen noch Handlungsbedarf besteht. In Ostafrika haben Arbeiter über „kujengewauwezo“ und „kuwezeshwa“ diskutiert - Begriffe, mit denen auf Kisuaheli im weitesten Sinne „Kompetenzaufbau“ beschrieben wird - und haben dafür zwei wichtige Aspekte herausgestellt. Als eine wichtige Voraussetzung erfolgreicher Entwicklung wird das Erlangen wirtschaftlicher Mobilität durch den Aufbau von Wissen und Können angesehen. Die Arbeiter haben berichtet,
Gezielte Schulungen und die damit verbundene Entwicklung von Kompetenzen in Bereichen wie Buchhaltung, Projektmanagement, Führungsverhalten, Computerkenntnisse, Gesundheitsschutz, Arbeiterrechte und öffentliches Sprechen haben das Selbstbewusst sein der einzelnen Arbeiter gestärkt und das kollektive Know-How gesteigert.
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
dass ihnen Schulungen zu Finanzmanagement, Kommunikation und Projektplanung zu besseren Führungsqualitäten und besseren Jobs verholfen haben. Austauschbesuche mit anderen Blumenfarmen und maßgeschneiderte Projektmanagement-Schulungen haben Joint-Body-Mitglieder in die Lage versetzt, Fairtrade-Prämien-Projekte zu entwickeln und durchzuführen, die für mehr Arbeiter eine positivere Wirkung erzielen. Ein weiterer Schritt auf dem Weg in Richtung „Empowerment“ ist nach Ansicht der Arbeiter die Gründung von Gewerkschaften, die die Rechte der Arbeiter vertreten und damit eine insgesamt positive Entwicklung für die Arbeiter bewirken können. Die Arbeiter haben berichtet, dass ihre verbesserte Verhandlungsfähigkeit zu mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Management der Blumenfarmen und damit zu konkreten Ergebnissen geführt hat: höhere Löhne für Arbeiter (die zu diesem Zeitpunkt höchsten in der Region), zwei neue Kollektivverträge (CBAs=Collective Bargaining Agreements) und die Aufhebung einiger Kündigungen nach Interventionen der Arbeiter. Auf einer der Farmen haben Arbeiter erzählt, dass sie mit verbesserten Verhandlungs- und Kommunikationsfähigkeiten „… der verbreiteten Wahrnehmung, gegen das Management zu arbeiten und sich gegenseitig dazu anzustiften, dem Management gegenüber Unruhe zu stiften, entgegenwirken konnten.“ Die insgesamt besseren Beziehungen zwischen Arbeiter und Management haben auch zu einer Verlagerung der Themenschwerpunkte geführt, denen sich die Gewerkschaften widmen können - das sind jetzt verstärkt Themen wie ärztliche Versorgung, Transportmittel und -wege, familiäre Aspekte und die Produktivität der Arbeiter. Die Arbeiter in Ostafrika sehen die größten Herausforderungen in einem Zeit- und Ressourcenmangel - vor allem bei Arbeitervertretern -, im allgemeinen Bildungsstand bzw. der mangelnden Lese- und Schreibfähigkeit der Arbeiter und in den fehlenden Informationen zu Änderungen im Management und im Fairtrade-System. Die Studie hat Fairtrade einen besseren Blick für die Wünsche und Hoffnungen von Arbeitern und deren Verständnis von „Empowerment“ verschafft und aufgezeigt, wie die verschiedenen Fairtrade-Instrumente – Fairtrade-Standards, Organisation der Arbeiter, Kompetenzbildung und die Fairtrade-Prämie - als Wegbereiter für „Empowerment“ eingesetzt werden können. Die Studie empfiehlt mit Blick auf dieses Ziel die gezielte Unterstützung der Arbeiter bei der Durchsetzung existenzsichernder Löhne, die Förderung des Best-Practice-Austausches und die Einführung effektiverer Kommunikationsmethoden zwischen Arbeitern und Fairtrade-Vertretern. Der vollständige Studienbericht wird Anfang 2013 von Fairtrade International veröffentlicht.
3.6 Frauen im Fairtrade-System Der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl aller Kleinbauern und Arbeiter im FairtradeSystem beträgt nach Auswertung der berichteten Audit-Daten 25 Prozent. Frauen sind mit 47 Prozent aller Arbeiter im Fairtrade-System stärker auf Plantagen und Farmen vertreten. In Indien und Sri Lanka liegt der Frauenanteil auf Plantagen bei 56 Prozent. Der weltweite Anteil der Frauen in Kleinbauernorganisationen ist mit 20 Prozent wesentlich geringer und besonders niedrig in der Region „Asien und Ozeanien“. Bei den letzten Fairtrade-Audits haben zwei sehr große Produzentenorganisationen in Afrika, die bisher immer den Anteil der Frauen in ihren Organisationen bekanntgegeben haben, keine Daten für diesen Indikator geliefert. Die Zahlen dieser mitgliedsstarken Organisationen hätten Einfluss auf den Gesamtanteil der Frauen in Kleinbauernorganisationen und auf die Geschlechterverteilung in den Produktkategorien Kaffee und Kakao. Der Frauenanteil ist in den Fairtrade-Produktkategorien am höchsten, in denen es überwiegend Plantagen gibt, z.B. Tee, Blumen/ Pflanzen, frische Früchte und Fruchtsäfte. Fast 90.000 Frauen arbeiten auf Fairtrade-Teeplantagen oder sind als Tee-
Arbeiter haben berichtet, dass die Verbesserung ihrer Verhandlungsfähig keiten zu mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Management und damit zu konkreten Ergebnissen wie z.B. höheren Löhnen geführt hat …
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 3.11
Frauen in Fairtrade 2011 Anzahl der Arbeiterinnen im Vergleich zur Anzahl der Arbeiter, Plantagen/Farmen (HLO) 2011
Afrika und Mittlerer Osten Asien und Ozeanien Lateinamerika und Karibik
10.000
20.000
1111111111 2222222222 1111111111 2222222222 11 222222222
1111111111 2222222222 1111111111 2222222222
30.000
40.000
50.000
11111111 2222222222 2222222222 2 1111111111 1111111111 111111111 2222222222 222222222 Weltweiter Gesamtanteil der Arbeiterinnen auf Plantagen/Farmen
Anzahl der Kleinbäuerinnen im Vergleich zur Anzahl der Kleinbauern, Kleinbauernorganisationen (SPO) in 2011 Afrika und Mittlerer Osten Asien und Ozeanien Lateinamerika und Karibik
100.000
200.000
300.000
400.000
Weltweiter Gesamtanteil der Kleinbäuerinnen in Kleinbauernorganisationen Gesamtanteil der Frauen im Fairtrade-System
41% 56% 22% 47%
Prozentualer Anteil der Kleinbäuerinnen 500.000
111111111 2222222222 2222222222 2222222222 22222 1 222222222 111111 2222222222 2222222222 2
basierend auf die Ende 2011 vorliegenden Daten für 100% der Fairtrade-zertifizierten HLOs (Plantagen/Farmen) und 93% der Fairtrade-zertifizierten SPOs (Kleinbauernorganisationen)
Prozentualer Anteil der Arbeiterinnen
20% 13% 22% 20% 25%
tabelle 3.3
Prozentualer Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter nach Produktkategorien 2011 Arbeiter auf Fairtrade-Plantagen/Farmen (HLO) Fruchtsäfte Tee Blumen und Pflanzen Gemüse Frische Früchte Weintrauben Sportbälle Bananen Kräuter, Kräutertees und Gewürze
Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter* 700 97.700 37.500 700 14.9 00 4.400 6.700 4.900 700
Kleinbauern in Kleinbauern- und Vertragsanbauorganisationen (SPO und CP) Ölsaaten und ölhaltige Früchte Frische Früchte Trockenfrüchte Quinoa Tee Nüsse Reis Kräuter, Kräutertees und Gewürze Rohrzucker Gold Gemüse Kakao Fruchtsäfte Bananen Honig Weintrauben Kaffee Baumwolle
8.700 3.800 9.100 3.800 155.300 14.300 8.300 9.800 36.600 400 1.000 63.900 2.400 9.900 4.900 700 411.800 66.500
Anzahl der Kleinbäuerinnen und Arbeiterinnen* 400 50.600 17.600 300 6.100 1.400 2.100 700 100
Prozentualer Anteil der Kleinbäuerinnen und Arbeiterinnen* 57% 52% 47% 43% 41% 32% 31% 14% 14%
6.300 1.700 3.200 1.300 48.000 4.200 2.400 2.500 9.300 100 200 11.600 400 1.600 700 100 58.200 9.100
72% 45% 35% 34% 31% 29% 29% 26% 25% 25% 20% 18% 17% 16% 14% 14% 14% 14%
*basierend auf die Ende 2011 vorliegenden Daten für 100% der Fairtrade-zertifizierten HLOs (Plantagen/Farmen) und 93% der Fairtrade-zertifizierten SPOs (Kleinbauernorganisationen)
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
PRODUZENTEN Bericht Wichtigere Rolle für Frauen in KaffeeKooperative im Kongo Mehr als 600 der 3.200 Mitglieder der SOPACDIKooperative sind Frauen. Obwohl Frauen eine wichtige Rolle für die Kaffeeproduktion im Ost-Kongo spielen, ist das meiste Anbauland im Besitz von Männern. Viele Frauen verbleiben damit in Abhängigkeit und bekommen nur eingeschränkten Zugang zu Krediten. Das SOPACDI Frauenkomitee setzt sich für eine Veränderung dieser Situation ein und ist jetzt mit einer Stimme im Vorstand der Organisation vertreten. Ein Projekt von Fairtrade und Twin Trading unterstützt Kooperativen wie SOPACDI, alle ihre Aktivitäten im Sinne der Geschlechtergleichstellung auszurichten. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/RQQADG
Kleinbäuerinnen Mitglieder von Kleinbauernorganisationen. In den Produktbereichen, in denen es nur Kleinbauernorganisationen gibt, ist der Frauenanteil im Bereich Ölsaaten/ ölhaltige Früchte aufgrund der Shea Butter-produzierenden Frauenkooperativen in Burkina Faso und Mali am höchsten. Während die Zahl der weiblichen Mitglieder in Kleinbauernorganisationen auf geringem Niveau bleibt, ist der Einsatz von Frauen für die weltweite landwirtschaftliche Produktion von zentraler Bedeutung. Fairtrade hat erkannt, dass die Unterstützung von Frauen, die eine wichtige Rolle in der Fairtrade-Lieferkette und für die Pro duktion auf Plantagen spielen, verstärkt werden muss, damit die Vorteile von Fairtrade Männern und Frauen in gleichem Maße zugutekommen. Im Rahmen eines bevorstehenden Evaluationsprojektes wird Fairtrade Best Practice-Beispiele in den Fairtrade-Organisationen aufgreifen, die sich die Entwicklung von Maßnahmen zur Geschlechtergleichstellung zur Priorität gemacht haben.
3.7 Fairtrade und junge Menschen Wir besuchen Kinder und Jugendliche in Produzentengemeinden und hören uns an, was sie zu sagen haben, um unser Verständnis für ihre Bedürfnisse, ihre Lebens umstände, ihre Hoffnungen, ihre Ziele und ihre Werte zu vertiefen und die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um unserem Ziel, Kinderarbeit abzuschaffen, immer näher zu kommen. 2011 hat Fairtrade aufschlussreiche Gruppendiskussionen mit fast 150 Kindern in Kakao- und Kaffee-Gemeinden in Kamerun, Ghana und der Elfenbeinküste durchgeführt und von diesen Kindern viel über ihre Situation in der Kakao- und Baumwoll-Produktion erfahren. Einige Kinder haben über den inakzeptablen Zustand in ihren Schulen berichtet: physische Gewalt, Schikanen, überfüllte Klassenzimmer,
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
PRODUZENTEN Bericht Wirkung für Kinder und junge Menschen Die Kleinbauern von COCAFELOL in Honduras stehen vor einem Problem, mit dem sich viele Kaffeekooperativen konfrontiert sehen: Ihre Kinder, die zukünftigen Kaffeebäuerinnen und -bauern, kehren dem Kaffeeanbau den Rücken zu. COCAFELOL wurde 2011 zertifiziert und hat im letzten Jahr bereits 20 Prozent ihrer gesamten Kaffee-Produktion zu Fairtrade-Bedingungen verkauft. Die Kooperative hat ihre ersten Fairtrade-Prämiengelder in Kaffeeverkostungsschulungen für junge Menschen investiert, um deren Interesse an Kaffee zu wecken und die Zukunft der Kaffeebauern in ihrer Gemeinde zu sichern. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/W0Png6
abwesende Lehrer und physische Arbeit, die sie während ihrer Schulzeit verrichten müssen – ihre Berichte gaben wichtige Einblicke für den Einsatz von Fairtrade gegen ausbeuterische Kinderarbeit. Unser Standard ist eindeutig: Kinder, die ausbeuterische Kinderarbeit verrichten, müssen zum langfristigen und nachhaltigen Schutz ihrer Gesundheit und Sicherheit aus ihrer Situation befreit werden. Für die Entwicklung effektiver Methoden zur Prävention und Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit ist unsere Zusammenarbeit mit Kinderrechts-Experten von größter Wichtigkeit. Fairtrade hat in verschiedenen Ländern weltweit Gesprächsforen mit Vertretern von Kleinbauern, Arbeitern und Produzentenorganisationen eingerichtet, um mehr über die Herausforderungen für Männer und Frauen zu erfahren, die die FairtradeAnforderungen im Bereich Kinderarbeit durchsetzen möchten, und um herauszufinden, welche Maßnahmen für das Wohlergehen von Mädchen und Jungen in FairtradeGemeinden noch ergriffen werden müssen. Produzentenorganisationen stärken Der Entwicklungsansatz von Fairtrade gründet auf dem Prinzip der Stärkung der Produzenten. Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-Produzentenorganisationen sollen durch Fairtrade in die Lage versetzt werden, die Kontrolle über ihre Arbeit, ihr Leben und ihre Gemeinden zu übernehmen. Die Überwachung der Einhaltung unserer Standards ist für das Funktionieren des Fairtrade-Systems unerlässlich, doch genauso wichtig ist es, Produzenten und Gemeinden die Möglichkeit zu verschaffen, die Richtung ihrer Entwicklung durch eigene Ziele selbst zu bestimmen und ihren Fortschritt selbst zu bewerten. Fairtrade möchte das Bewusstsein der Produzenten für das Wohlergehen der Mädchen und Jungen in ihren Gemeinden schärfen. Mit „Programmen zur Überwachung und Abschaffung von ausbeuterischer Kinderarbeit“ auf Gemeindeebene können Produzenten beurteilen, inwieweit der Schutz und die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen in ihren Gemeinden gewährleistet sind. In Zusammenarbeit mit erfahrenen Kinderschutzorganisationen erarbeitet Fairtrade mit den Produ zentenorganisationen Maßnahmen zur Abschaffung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit und zur selbstgesteuerten Überwachung des Kinderschutzes in den
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Gemeinden. Zurzeit werden Pilotprojekte mit Kleinbauern und Arbeitern in Honduras, Ghana, Sambia, Burkina Faso und der Elfenbeinküste durchgeführt. Schulungen zu Kinderarbeit und Kinderschutz Ein wichtiger Bestandteil unseres Kinderschutz-Programms ist die Schulung und Unterstützung von Produzentenorganisationen im Verständnis und bei der Umsetzung der Fairtrade-Standards zu ausbeuterischer Kinderarbeit. 2011 wurden im FairtradeSystem 50 Schulungen dieser Art durchgeführt. Kinderrechte – Partnerschaften und Programme Fairtrade entwickelt und pflegt Partnerschaften mit Kinderschutzorganisationen, um Fairtrade-Mitarbeiter und Produzenten für das Thema Kinderarbeit zu sensibilisieren und um ihnen Maßnahmen zum Schutz der Kinder aufzuzeigen. Wenn im FairtradeSystem die schlimmsten Formen von Kinderarbeit festgestellt werden, analysieren wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen die Situation und entwickeln geeignete Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Kinder. Um Kinderarbeit erfolgreich entgegenzuwirken, fördert Fairtrade Partnerschaften zwischen Kinderschutzorganisationen, Produzentenorganisationen und Unternehmen und schafft dadurch für alle Teilnehmer im Fairtrade-System die Möglichkeit, Informationen und Best Practice auszutauschen und die Programme zum Schutz des Wohlergehens von Kindern und Jugendlichen in Fairtrade-Gemeinden gezielt zu unterstützen.
4. Fairtrade producer organizations
04. DIE FAIRTRADE-
PRODUZENTENORGANISATIONEN
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
4.1 Wie viele Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen gibt es 2011? Ende 2011 gibt es 991 Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen in 66 Ländern. Das sind 86 Produzentenorganisationen mehr als Ende 2010 – ein auf gleichem Niveau wie in den letzten Jahren verlaufendes Wachstum von 10 Prozent. Die Grafik 4.2 zeigt für 2010-11 einen Anstieg der zertifizierten Produzentenorganisationen in allen geographischen Regionen. Am höchsten war das Wachstum in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“, das in erster Linie auf die 31 neuen Zucker produzierenden Fairtrade-Kleinbauernorganisationen auf Mauritius zurückzuführen ist. 2011 ist das Fairtrade-System um drei neue Länder mit Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen für verschiedene Produkte erweitert worden: Guyana mit acht Zucker-Kooperativen, der Libanon mit einer Wein-Kooperative und Usbekistan mit einer Kirschen und Mandel-Kooperative.
tabelle 4.1
Fünf Jahre Wachstum in der Anzahl der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen Anzahl der zertifizierten Organisationen 632 745 827 905 991
Jahr 2007 2008 2009 2010 2011
Prozentuale Veränderung zum Vorjahr 11% 18% 11% 9% 10%
Grafik 4.1
Fünf Jahre Wachstum in der Anzahl der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen 2007-2011 Asien und Ozeanien Afrika und Mittlerer Osten Lateinamerika und Karibik
1.100
991
1.000 900 800
gesamt
905
827
gesamt
gesamt
745 gesamt
700
632 gesamt
600 500
538
509
476 430
400 358
316
300 200 100
137
129
114
101
81
237
214
193
267
0 2007
2008
2009
2010
2011
36
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 4.2
Wachstum der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen (POs) 2011
Lateinamerika und Karibik
neue PO 2011 33 % Veränderung 2010-11 6%
Afrika und Mittlerer Osten
neue PO 2011 49 % Veränderung 2010-11 18%
Asien und Ozeanien
neue PO 2011 8 % Veränderung 2010-11 6%
Gesamt
neue PO 2011 86 % Veränderung 2010-11 10%
Grafik 4.3
Fairtrade-Produzentenorganisationen weltweit 2011
Tunisia 5 Marokko 2 Cuba 27 Mali 7 Haiti 9 Dominikanische Republik 29 Belize 2 Senegal 9 St. Lucia 1 Guatemala 19 Honduras 22 St. Vincent und die El Salvador 5 Grenadinen 1 Sierra Leone 1 Nicaragua 31 ★ Guyana 8 Costa Rica 13 Elfenbeinküste 23 Panama 2 Burkina Faso 15 Kolumbien 82 Ghana 18 Ecuador 25 Togo 1 Peru 91 Benin 4 São Tomé und Príncipe 1 Bolivien 31 Kamerun 3 DR Kongo 2 Brasilien 37 Sambia 1 Chile 21 Paraguay 10 Mexiko 52
★ Uruguay 1
★Hinweis auf „neue“ Produzentenländer
Occupied Palestinian ★ Usbekistan 1 Territory 16 Kirgisistan 1 ★ Libanon 1 Pakistan 7 Ägypten 7
Gesamt 316
Vietnam 5 Laos 1
Indien 72 Äthiopien 6 Uganda 11 Thailand 7 Kenia 60 Sri Lanka 16 Ruanda 8 Tansania 18 Simbabwe 5 Komoren 2 Indonesien 11 Malawi 8 Madagaskar 9 Mauritius 31 Mosambik 2 Swasiland 1 Südafrika 39
Argentinien 19
Afrika und Mittlerer Osten
China 8
Asien und Ozeanien Gesamt 137
Philippinen 2 Papua-Neuguinea 5
Fidschi 1
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 4.a
Verteilung der Produzentenorganisationen in den verschiedenen Regionen 2011 Afrika und Mittlerer Osten Lateinamerika und Karibik Asien und Ozeanien
32% 54% 14%
Asien und Ozeanien
Afrika und Mittlerer Osten
Lateinamerika und Karibik
4.2 Verteilung der Fairtrade-Produzentenorganisationen auf die verschiedenen Regionen Im Unterschied zur Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System befindet sich mehr als die Hälfte der Fairtrade-Produzentenorganisationen in der Region „Lateinamerika und Karibik“. Die meisten Produzentenorganisationen befinden sich in Peru, gefolgt von Kolumbien. Das Land mit der größten Steigerung bezüglich der Anzahl an Produzentenorganisationen ist Indien, die Region mit dem größten Wachstum Afrika, mit den meisten neuen Kooperativen auf Mauritius (Zucker) und in der Elfenbeinküste (Kakao). Top 10 Länder: Anzahl der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen 2011 Peru 91 Kolumbien 82 Indien 72 Kenia 60 Mexiko 52 Südafrika 39 Brasilien 37 Bolivien 31 Mauritius 31 Nicaragua 31
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Top 10 Länder: Wachstum in der Anzahl der neuzertifizierten Fairtrade-Produzentenorganisationen 2011 Mauritius 26 Indien 11 Elfenbeinküste 9 Peru 9 Guyana 8 Kenia 6 Mexiko 5 Kolumbien 5 Burkina Faso
4
Ghana 4
4.3 Verteilung der Fairtrade-Produzentenorganisationen in den verschiedenen Produktkategorien In diesem Bericht betrachten wir die drei verschiedenen Typen von Produzen tenorganisationen im Fairtrade-System: Kleinbauernorganisationen (SPO=Small Producer Organizations), Vertragsanbau (CP=Contract Production) und Plantagen/ Farmen mit angestellten Arbeitern (HLO=Hired Labour Organizations). Tabelle 4.2 zeigt, dass die Zahl der Plantagen/Farmen mit Fairtrade-Zertifizierung 2011 gesunken ist, während die Zahl der Kleinbauernorganisationen weiterhin gestiegen ist. Der Anteil der Kleinbauernorganisationen liegt jetzt mit einer Steigerung von 3 Prozent bei 76 Prozent, während die Zahl der Hired-Labour-Organisationen um 3 Prozent auf 22 Prozent gesunken ist. Vertragsanbauorganisationen sind mit 2 Prozent stabil geblieben.
4.4 Größe der Produzentenorganisationen Die Größe der Produzentenorganisationen ist sehr unterschiedlich. Die kleinste Organisation hat nur sieben Mitglieder, während zu der größten Organisation mehr als 70.000 Mitglieder gehören. Von den zehn größten Fairtrade- Produzentenorganisationen weltweit befinden sich neun in Afrika, davon sieben in Ostafrika. Während die Zahl der Fairtrade- Produzentenorganisationen in der Region „Lateinamerika und Karibik“ wesentlich höher liegt, haben die Produzentenorganisationen in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ im Schnitt deutlich mehr Mitglieder.
Produzenten Bericht Die kleinste FairtradeProduzentenorganisation Hop Tac Xa Nong Nghiep Chanh Day mag mit sieben Mitgliedern zwar die kleinste FairtradeKooperative sein, aber sie hat große Pläne. Nur zwei Monaten nach der Fairtrade-Zertifizie rung hat die Kooperative ihre gesamten 20 Ton nen Export-Passionsfrüchte zu Fairtrade-Bedin gungen verkauft. Die Kooperative wurde im Juni 2012 mit Unterstützung ihres Exporteurs zertifiziert und schmiedet jetzt eifrig Pläne zur Verwendung der Fairtrade-Prämie und zur Erweiterung ihrer Mit gliederzahl. Die Kooperative ist jetzt noch klein, aber das wird sicher nicht mehr lange so sein. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/Qa7OxA
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
tabelle 4.2
Wachstum in der Anzahl der verschiedenen Zertifizierungen innerhalb der Fairtrade-Produzentenorganisationen 2009-2011 Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO)
Grad 1 Grad 2 Grad 3 Gemischte Struktur Gesamt Kleinbauernorganisationen Prozentualer Anteil der Kleinbauernorganisationen an der Gesamtzahl der Produzentenorganisationen
2009
491 103 5 1 600 73%
2009
Vertragsanbau (Contract Procuction/CP)
Vertragsanbau 19 Prozentualer Anteil der Vertragsanbau-Organisationen an der Gesamtzahl der Produzentenorganisationen 2%
Organisationen mit beschäftigten Arbeitern (Hired Labour Organizations/HLO)
Fabriken Multi-Estate (Plantagenverbund mit zentralem Management) Plantagen Gesamt Plantagen/Farmen mit angestellten Beschäftigten Prozentualer Anteil der Plantagen/Farmen an der Gesamtzahl der Produzentenorganisationen
2009
5 29 174
25%
2009
Gesamtsumme
827
2010
547 103 7 -657 73%
2010
21 2%
2010
7 29 191 208 25%
2010
905
Grafik 4.5
Anteile der verschiedenen Fairtrade-Produzentenorganisations-Typen 2009-2011
Kleinbauernorganisationen (SPO) Vertragsanbau-Organisationen(CP) Plantagen/Farmen mit angestellten Beschäftigten (HLO)
Anteile der Produzentenorganisationstypen
2008 73% 2% 25%
2009 73% 2% 25%
2010 76% 2% 22%
100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0 2008
2009
2010
2011
Prozentuale Veränderung seit 2010
2011
Prozentuale Veränderung seit 2010
2011
Prozentuale Veränderung seit 2010
631 115 6 2 754 76%
24 2%
6 37 170 227 22%
2011
991
----15% --
14% --
213
----6% --
Prozentuale Veränderung seit 2010
10%
5. Fairtrade crop production and sales
05. FAIRTRADE-
PRODUKTION UND FAIRTRADE-VERKÄUFE
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
5.1 Fairtrade-Produktionskapazitäten Auch bei den Produktionskapazitäten für Fairtrade-zertifizierte Rohstoffe und Produkte kam es 2010-11 zu einer positiven Entwicklung. Der größte Wachstumsmotor in diesem Bereich ist der Zucker, aber auch in den Produktkategorien Kaffee, Tee und Kakao gab es ein deutliches Wachstum. Leicht rückläufig zeigen sich die Produktionskapazitäten für Baumwolle und Bananen (Tabelle 5.1). Der Produktionsrückgang im Bereich Bananen wurde durch eine Minderproduktion der Kleinbauernorganisationen auf den Windward Islands mit verursacht, die 2010 mit den verheerenden Wirkungen eines Orkans und einer Dürre zu kämpfen hatten. Der Rückgang in den Produktionskapazitäten von Plantagen für „Frische Früchte“ und „Weintrauben“ ist auf die freiwillige Dezertifizierung von Produzentenorganisationen aufgrund der unsicheren Marktsituation für ihre Produkte zurückzuführen. Gestiegene Produktionskapazitäten in Kleinbauernorganisationen konnten diesen Rückgang zum Teil ausgleichen.
tabelle 5.1
Produktionskapazität für Fairtrade-zertifizierte Produkte laut Produzenten-Berichten 2010-11 (in Tonnen)
b s x v f c t
Kleinbauernorganisationen (SPO)/ Vertragsanbau (CP) 2010–11
Organisationen mit Beschäftigten (HLO) 2010–11
Bananen
346.400
145.400
Rohrzucker
533.900
--
Kakao
124.300
--
Kaffee
393.000
--
6.000
--
Trockenfrüchte Blumen und Pflanzen (Millionen Stiele) Frische Früchte Fruchtsäfte Kräuter, Kräutertees und Gewürze Honig Nüsse Quinoa Reis Baumwolle
-84.600 27.400 10.500 13.700 8.800 3.700 133.800
1.949 237.100 50.100 2.400 -----
48.100
--
--
8.905.200
Tee
89.100
116.800
Gemüse Weintrauben
800 23.200
3.000 83.900
Sportbälle (Stück)
Sofern nicht anders ausgewiesen, sind alle Volumenangaben in Tonnen. Auf Basis von Daten aus 96% der Produzentenorganisationen. Soweit vorliegend, wurden Zweitproduktzertifizierungen in die Berechnung mit einbezogen.
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Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
5.2 Fairtrade Verkaufsvolumen und Verkaufserlöse Die Zahlen zu Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Verkaufserlösen werden von den Produzentenorganisationen rückwirkend für einen bestimmten Zeitraum vor den Fairtrade-Audits errechnet. Während sich die Zahlen in einigen Audit-Berichten auf das Kalenderjahr vor dem Bericht beziehen, umfassen die Zahlen in anderen Berichten die 12 Monate unmittelbar vor dem Audit. Die berichteten Zahlen zu FairtradeVerkaufsvolumen und Fairtrade-Verkaufserlösen beziehen sich also nicht immer auf ein genaues Kalenderjahr, sondern auf unterschiedliche 12-monatige Zeitspannen innerhalb 2010 und 2011. Die Datenabdeckung für diese Indikatoren ist insgesamt gut und die Zahlen damit aussagekräftig. Die Zahlen zu kleineren Produkten sollten jedoch nur als Indikatoren betrachtet werden, da sich in diesen Produktbereichen ein ungenauer oder unvollständiger Bericht eines größeren Akteurs bereits stark auf das Gesamtergebnis auswirken kann. Zu beachten ist auch, dass in vielen Produzentenorganisationen aufgrund der Krise in der Elfenbeinküste 2011 keine Audits durchgeführt werden konnten und die hier vorliegenden Zahlen die im Berichtszeitraum gestiegene Bedeutung der Elfenbeinküste als Fairtrade-Kakao-Lieferant nicht ausreichend erfassen. In Bezug auf Verkaufsvolumen stellen wir ein überragendes Wachstum im Produktbereich Zucker und ein starkes Wachstum in den Produktbereichen Kakao, Kaffee und Tee fest. Nur geringfügig gewachsen ist der Bereich Blumen. Baumwolle zeigt im letzten berichteten Jahr einen Rückgang. Da die Daten aus dem vorangegangenen Bericht jedoch veraltet waren und geringer ausfielen als sie tatsächlich waren, zeigt das Bild 2011 eine Stabilisierung statt einen Rückgang. Die kleineren Produktkategorien sind aufgrund der 2011 vorgenommenen Änderungen in der Fairtrade-Produktklassifizierung nur schwer zu vergleichen. Rotbuschtee gehört jetzt z.B. zur Kategorie „Kräuter/Kräutertees/Gewürze“, während die Produkte aus den Kategorien „Nüsse/Ölsaaten“ und „Sojabohnen/Hülsenfrüchte“ auf andere Produktkategorien verteilt wurden. Wenn wir diese Veränderungen in die Auswertung mit einfließen lassen, scheinen die Verkaufsvolumen in den Kategorien Kräuter/Kräutertees/Gewürze, Nüsse, Ölsaaten/ölhaltige Früchte, Weintrauben und Sportbälle stabil geblieben zu sein. Produzenten im Bereich Trockenfrüchte und Reis haben einen Rückgang ihrer Verkaufsvolumen gemeldet, während QuinoaProduzenten über ein anhaltendes Wachstum berichten. Der Rückgang im Bereich Trockenfrüchte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die schlimmen Folgen der Erdrutsche und Überschwemmungen im Norden Pakistans zurückzuführen, die es einem der größten Fairtrade-Trockenfrüchte-Produzenten unmöglich gemacht hat, seine Produkte auf den Markt zu bringen. Die Summe der Fairtrade-Verkaufserlöse beläuft sich im Berichtszeitraum 2010-11 auf 664,5 Millionen Euro. 87 Prozent der insgesamt gemeldeten FairtradeVerkaufserlöse entfallen auf die vier Produktkategorien Kaffee, Bananen, Kakao und Blumen/Pflanzen, wobei bereits Kaffee 60 Prozent aller Verkaufserlöse generiert hat. In Kleinbauernorganisationen und im Vertragsanbau wurden 87 Prozent der gesamten Verkaufserlöse erzielt, während die Verkaufserlöse von Plantagen/Farmen von 103 Millionen Euro 2009-10 auf 89 Millionen Euro 2010-11 zurückgegangen sind. Dafür gibt es zwei Gründe: den Rückgang der Verkaufserlöse bei Bananen und frischen Früchten und die Untererfassung der Daten für diese Indikatoren bei Plantagen. Wie bereits in den Vorjahren der Fall, liegt auch für diesen Berichtszeitraum eine signifikante Untererfassung der Daten für den Indikator Verkaufserlöse vor. Von allen Produzentenorganisationen, die ihre Verkaufsvolumen gemeldet haben, liegen von etwa neun Prozent keine Verkaufserlöse vor. Von Plantagen und Farmen – vor allem von Tee-Plantagen – fehlen dabei wesentlich häufiger Zahlen als von Kleinbauernorganisationen. Von allen Produzentenorganisationen, die zum Zeitpunkt der Audits eine Fairtrade-Zertifizierung hatten, haben 13 Prozent angegeben, keine Fairtrade-Verkäufe
43
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 5.1
Fairtrade-Verkaufsvolumen laut Produzenten-Berichten 2010-11
SPO/CP 220.800 184.800 123.200 46.600 25.600 1.200 20.800 4.600 11.700 9.200 2.500 2.100 1.600 1.200 800 300 200
HLO 100.500 ---16.800 20.400 -8.100 -100 ---100 ----
Gesamt 321.300 184.800 123.200 46.600 42.400 21.600 20.800 12.700 11.700 9.300 2.500 2.100 1.600 1.300 800 300 200
Blumen und Pflanzen (Millionen Stiele) 0 Sportbälle (Stück) 0
400 214.500
400 214.500
Bananen Rohrzucker Kaffee Kakao Frische Früchte Weintrauben Baumwolle Tee Reis Fruchtsäfte Honig Nüsse Quinoa Kräuter, Kräutertees u. Gewürze Trockenfrüchte Ölsaaten und ölhaltige Früchte Gemüse
900.000
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000 SPO/CP Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)/ Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production) HLO Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern (Hired Labour Organizations) Soweit nicht anders ausgewiesen, sind alle Angaben in Tonnen. Teevolumen beziehen sich auf gefertigten Tee und nicht auf Teeblätter.
0 SPO/CP
HLO
Gesamt
Grafik 5.2
Fairtrade-Verkaufsvolumen nach Produktkategorien 2008-2011
2008
2009–10
2010–11
Veränderung in % seit 2009–10
360
384
400
4%
Bananen
330.000
347.000
321.300
-7%
Rohrzucker
102.000
111.600
184.800
66%
97.000
103.200
123.200
19%
Product
f b s v x c t
Blumen und Pflanzen (Millionen Stiele)
Kaffee Kakao
13.900
37.400
46.600
25%
Frische Früchte Weintrauben
26.300 19.500
26.100 21.800
42.400 21.600
62% -1%
Baumwolle
44.000
38.400
20.800
-46%
Tee
10.000
10.900
12.700
17%
11.000 -2.600 1.9 00 760 640 660 --148.000
15.300 -2.700 2.200 1.200 900 1.300 --212.600
11.700 9.300 2.500 2.100 1.600 1.300 800 300 200 214.500
-24% --7% -5% 33% 44% -38% --1%
Reis Fruchtsäfte Honig Nüsse Quinoa Kräuter, Kräutertees und Gewürze Trockenfrüchte Ölsaaten und ölhaltige Früchte Gemüse Sportbälle (Stück)
Sofern nicht anders ausgewiesen, sind alle Volumenangaben in Tonnen.
44
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 5.3
Fairtrade-Verkaufserlöse laut Produzenten-Berichten nach Produktkategorien 2010-11 (in Mio.€)
Kaffee Bananen Kakao Blumen und Pflanzen Baumwolle Tee Frische Früchte Rohrzucker Weintrauben Honig Reis Kräuter, Kräutertees und Gewürze Quinoa Nüsse Fruchtsäfte Gemüse Sportbälle Ölsaaten und ölhaltige Früchte Trockenfrüchte Gesamtsumme
SPO/CP 391,4 66,4 51,1 0,0 17,3 5,5 6,7 12,1 1,0 5,5 4,9 3,7 3,6 2,4 1,9 0,2 0,0 0,7 0,7 575,1
HLO 30,3 36,9 8,6 6,3 6,0 0,1 0,0 0,6 0,7 89,4
Gesamt 391,4 96,6 51,1 36,9 17,3 14,0 12,9 12,1 7,0 5,5 4,9 3,8 3,6 2,4 1,9 0,8 0,7 0,7 0,7 664,5
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000 SPO/CP Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)/ Vertragsanbauorganisationen (Contract Production) HLO Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern (Hired Labour Organizations) Aus einer signifikanten Anzahl von Produzentenorganisationen wurden keine FairtradeVerkaufserlöse berichtet, so dass die Ist-Zahlen in manchen Produktkategorien höher als die hier angegebenen Zahlen sind.
0 SPO/CP
während der 12 Monate vor dem Audit getätigt zu haben. Das macht deutlich, dass viele Fairtrade-zertifizierte Organisationen noch keine Absatzmärkte für ihre FairtradeProdukte erschließen konnten. Die Anteile der einzelnen Länder an den Fairtrade-Verkaufserlösen sind sehr unterschiedlich. Wie bereits in den Vorjahren entfallen 75 Prozent der gesamten Fairtrade-Verkaufserlöse auf nur 10 Länder, von denen acht zur Region „Lateinamerika und Karibik“ gehören. Top 10 Länder: Fairtrade-Verkaufserlöse 2010-11 (in Mio.€) Peru 128,7 Dominikanische Republik
65,3
Kolumbien 54,9 Honduras 47,7 Mexiko 45,4 Nicaragua 40,9 Kenia 37,0 Äthiopien 26,6 Brasilien 26,3 Ecuador 25,3 Gesamt 498,0 Prozentualer Anteil an den gesamten Fairtrade-Verkaufserlösen
75%
HLO
Gesamt
45
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 5.4
Anteile der Fairtrade-Verkaufsvolumen an den gesamten Verkaufsvolumen der Produzentenorganisationen 2010-11 Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO)/ Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production/CP)
Prozent aller Produzenten organisationen
50%
40%
30%
20%
10%
0
>0 und ≤10 >10 und ≤25 >25 und ≤50 >50 und ≤75 >75 und ≤90 >90 Prozentualer Anteil der FairtradeVerkaufsvolumen am gesamten Verkaufsvolumen
5.3 Welche Anteile der gesamten Verkaufsvolumen wurden laut Produzentenberichten zu Fairtrade-Bedingungen verkauft? Aus Grafik 5.4 geht hervor, dass 36 Prozent der Kleinbauernorganisationen, für die uns vollständige Daten vorlagen (Verkaufsvolumen gesamt und FairtradeVerkaufsvolumen), mehr als 90 Prozent ihres gesamten Absatzvolumens zu FairtradeBedingungen verkauft haben. Bei mehr als 60 Prozent der Kleinbauernorganisationen liegt das FairtradeVerkaufsvolumen im Berichtszeitraum bei über 50 Prozent des gesamten Verkaufsvolumens, während 18 Prozent der Kleinbauernorganisationen einen Fairtrade-Verkaufsanteil von weniger als 10 Prozent berichten. Auf Plantagen ist das Bild weniger positiv. Die Auswertung aller vorliegenden Zahlen aus diesem Bereich ergibt für über 40 Prozent der Plantagen und Farmen einen Anteil des Fairtrade-Verkaufsvolumens von weniger als 10 Prozent, während nur 24 Prozent mehr als 50 Prozent zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen konnten. In Grafik 5.5 sind die Anteile der Fairtrade-Verkaufsvolumen in den bedeutendsten Fairtrade-Produktkategorien dargestellt. Dem Trend der Vorjahre folgend sind die Anteile der Fairtrade-Verkaufsvolumen bei Bananen mit 70 Prozent sowohl bei Kleinbauernorganisationen als auch auf Plantagen sehr hoch. Die Anteile in den Produktkategorien Kaffee, Kakao und Blumen bleiben im Vergleich zum Vorjahr relativ unverändert. Tee-Produzenten in allen Fairtrade-Organisationen und vor allem in Indien und Sri Lanka, verkaufen auch in diesem Berichtszeitraum wieder weniger als 10 Prozent ihres Fairtrade-zertifizierten Verkaufsvolumens zu Fairtrade-Bedingungen.
46
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 5.5
Prozentualer Anteil der Fairtrade-Verkaufsvolumen am gesamten Verkaufsvolumen in den größten Produktkategorien 2010-11 Prozentualer Anteil der FairtradeVerkaufsvolumen am gesamten Verkaufsvolumen in Kleinbauernorganisationen (SPO)/Vertragsanbau-Organisationen (CP)
Bananen
72%
Rohrzucker
54%
Kakao
61%
Kaffee
45%
Baumwolle
60%
Tee
100%
7%
Prozentualer Anteil der FairtradeVerkaufsvolumen am gesamten Verkaufsvolumen in Organisationen mit geringfügig beschäftigten Arbeitern auf Plantagen und Farmen (HLO) Bananen HL
70%
Blumen und Pflanzen
22%
Tee HL
8%
90%
80%
bb bb bb bb bb bb bb bb bb bb bb bb bb bb
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0
Bananen
PRODUzenten Bericht Fairtrade unterstützt Aufstieg der Pro duzenten in der Wertschöpfungskette „Am Anfang hatten wir überhaupt nichts und Fairtrade hat uns geholfen, Zugang zu Zucker-Märkten zu bekommen. In Paraguay haben die Leute gesagt: ,Ihr seid arm. Ihr seid verrückt. Ihr werdet nie in der Lage sein, euren Zucker direkt zu verkaufen oder zu exportieren und von einer eigenen Zuckerfabrik könnt ihr nur träumen‘“, erzählt Andrés González Aguilera, General Manager der Kooperative Manduvira in Paraguay. Anfang 2012 legte die Kooperative den Grundstein für die erste Zuckerfabrik im Besitz von Produzenten. Fairtrade unterstützt die Produzenten dabei, die Kontrolle über die Wertschöpfungskette zu erlangen und stellt damit sicher, dass Verkaufserlöse dahin fließen, wo sie hingehören – in die Erzeugergemeinden. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/SYvIue
s s s s s s s s s s s
RohrZucker
x x x x x x x x x x x x
v v v v v v v v v
Kakao
Kaffee
f f f f
Blumen & Pflanzen
c c c c c c c c c c c c t c tt Baumwolle
Tee
47
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
5.4 Wie viel Anbaufläche steht unter Fairtrade-Produktion? Tabelle 5.2 und Grafik 5.6 veranschaulichen, welche Flächen 2011 dem Anbau Fairtrade-zertifizierter Produkte zur Verfügung standen. Die Auswertung aller vorliegenden Zahlen ergibt im Vergleich zu 2010 eine Erhöhung der weltweiten Fairtrade-Anbaufläche um 12 Prozent auf insgesamt mehr als 1,3 Millionen Hektar. 95 Prozent entfallen dabei auf Kleinbauernorganisationen und Vertragsanbau und 5 Prozent auf Plantagen und Farmen. Besonders positiv hat sich in Bezug auf diesen Indikator der Produktbereich Zucker und infolge der Neuzertifizierung zahlreicher Kakao-Organisationen in Westafrika der Produktbereich Kakao entwickelt.
tabelle 5.2
Weltweite Fairtrade-Anbauflächen nach Produktkategorien 2010-11 (in Hektar)
b s x v f c t
Veränderung in % SPO/CP seit 2010 2010 (SPO/CP)
SPO/CP 2011
HLO 2011
Gesamt 2011
Bananen
24.000
3.900
27.900
20.300
18%
Rohrzucker
79.300
--
79.300
59.200
34%
Kakao
215.000
--
215.000
173.700
24%
Kaffee
747.900
--
747.900
717.500
4%
2.200
--
2.200
1.200
83%
Trockenfrüchte
--
1.500
1.500
--
--
Frische Früchte Fruchtsäfte Kräuter, Kräutertees und Gewürze Ölsaaten und ölhaltige Früchte Quinoa Reis
Blumen und Pflanzen
6.900 7.500 11.300 13.600 10.100 14.600
10.900 1.447 943 ----
17.800 8.947 12.243 13.600 10.100 14.600
12.100 9.700 6.500 -9.700 12.400
-43% -23% 74% -4% 18%
Baumwolle
70.700
--
70.700
58.600
21%
Tee
48.100
35.200
83.300
39.800
21%
400 3.400 1.255.000
100 7.700 61.690
500 11.100 1.316.690
-2.500 1.123.200
-36% 12%
Gemüse Weintrauben
SPO/CP Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations)/ Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production) HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations) Honig und Nüsse haben wir nicht in die Auswertung einfließen lassen, da sich die Zahlen in diesem Bereich auf weite Landstriche beziehen, in denen die Produkte gesammelt bzw. gepflückt werden. Im Bereich Kakao fehlen die Anbauflächen des größten Fairtrade-Kakao-Produzenten.
48
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Report Vierte Ausgabe 2012
Grafik 5.6
Fairtrade-Anbauflächen nach Regionen 2011 (in Hektar) Zentralasien
Nordafrika und Mittlerer Osten
Ostasien
Karibik
Südasien
Mittelmerika
Melanesien
Westafrika Südostasien
Zentralafrika Südafrika
Ostafrika
Südamerika Lateinamerika und Karibik Karibik Mittelamerika Südamerika LAK Gesamt Afrika und Mittlerer Osten Ostafrika Zentralafrika Nordafrika und Mittlerer Osten Südafrika Westafrika AMO Gesamt
Veränderung in % seit 2010 -6% 24% 1% 7%
SPO/CP 74.200 236.800 377.000 688.000
HL 2.600 2.600 6.000 9.800
Gesamt 2011 76.800 239.400 383.000 697.800
Gesamt 2010 81.700 192.300 380.000 654.000
SPO/CP 274.300 24.100
HL 9.500 --
Gesamt 2011 283.800 24.100
Gesamt 2010 258.200 21.100
Veränderung in % seit 2010 10% 14%
3.300 1.100 131.200 434.000
1.900 12.000 1.500 24.900
5.200 13.100 132.700 458.900
4.600 14.000 90.800 388.700
13% -6% 46% 18%
SPO/CP 700 4.400 18.600 36.400 73.100 133.100
HL ---40 26.900 27.000
Gesamt 2011 700 4.400 18.600 36.440 100.000 160.100
Gesamt 2010 800 4.300 18.400 37.100 83.800 144.300
Veränderung in % seit 2010 -13% 2% 1% -2% 19% 11%
Gesamt alle Regionen 1.255.100
61.600
1.316.700
1.187.000
11%
Asien und Ozeanien Zentralasien Ostasien Melanesien Südostasien Südasien AO Gesamt
Nüsse und Honig sind nicht enthalten.
tabelle 5.3
Durchschnittliche Anbauflächen pro Kleinbauer nach Regionen 2011 (in Hektar) Afrika und Mittlerer Osten
Asien und Ozeanien
Lateinamerika und Karibik
Weltweiter Durchschnitt
--
--
1,8
1,8
Rohrzucker
0,8
2,8
2,5
2,1
Kakao* **
4,7
0,6
2,3
3,0
Kaffee
0,9
0,8
2,6
1,4
Trockenfrüchte Frische Früchte Fruchtsäfte Kräuter, Kräutertees und Gewürze Quinoa Reis
0,7 2,7 -1,1 -0,4
0,9 3,6 -1,5 -1,6
5,4 0,8 3,1 -3,1 --
0,8 1,7 3,1 1,1 3,1 1,6
Baumwolle
0,7
1,3
0,9
1,0
Tee
0,3
0,6
--
0,3
Weintrauben Alle Produkte
0,9 0,9
-1,2
6,2 2,5
4,8 1,4
Produkt
b s x v c t
Bananen
* Nur Erstprodukt-Zertifizierungen ** Anbauflächen des größten Kakao-Produzenten in Afrika fehlen.
49
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
5.5 Kleinbauern bei Fairtrade: durchschnittliche Anbauflächen pro Produkt und Region Tabelle 5.3 zeigt die durchschnittlichen Flächen, die einem Kleinbauern 2011 für den Anbau der verschiedenen Fairtrade-Produkte in verschiedenen geographischen Regionen zur Verfügung gestanden haben. Im weltweiten Schnitt beträgt die Anbaufläche pro Kleinbauer 1,4 Hektar, wobei Kleinbauern in der Region „Lateinamerika und Karibik“ eine durchschnittliche Anbaufläche bearbeiten, die dreimal so groß ist, wie die durchschnittliche Anbaufläche in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ und doppelt so groß wie die in der Region „Asien und Ozeanien“. Tee-Bauern in allen Regionen und Reis-Bauern in Afrika stehen im Schnitt die kleinsten, Weintrauben-Bauern in Chile die größten Anbauflächen zur Verfügung.
5.6 Bio- und andere Zertifizierungen Bei 80 Prozent aller Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen, die uns Angaben zu diesem Indikator gemacht haben, liegt noch mindestens eine weitere Zertifizierung vor – das sind 3 Prozent mehr als 2009-10 (siehe Tabelle 5.4). Unter den zusätzlichen Zertifizierungen bleibt die Bio-Zertifizierung – insbe sondere innerhalb der Kleinbauernorganisationen – die bei weitem häufigste. 54 Prozent aller Fairtrade-Produzentenorganisationen und 61 Prozent aller Klein bauernorganisationen sind im Berichtszeitraum Bio-zertifiziert. Die proportionalen Anteile der verschiedenen Zertifizierungen an der Gesamtsumme aller Zertifizierungen haben sich im Berichtszeitraum verändert, wobei der Anteil der Bio-zertifizierten Produzentenorganisationen leicht abgenommen hat, während die Anzahl und der prozentuale Anteil der Utz oder Rainforest Alliance-Zertifizierungen gestiegen sind. Plantagen/Farmen haben häufiger eine GAP (Good Agricultural Practices) – als eine Bio-Zertifizierung. tabelle 5.4
Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen mit weiteren Zertifizierungen 2011 Anteil der Produzentenorganisationen mit anderen Zertifizierungen Zertifizierung Bio-Anbau Rainforest Alliance Utz GlobalGap Keine weiteren Zertifizierungen Gesamt andere Zertifizierungen
Kleinbauernorganisationen (SPO)/ Vertragsanbau (CP) 61% 8% 7% 6% 24% 76%
Plantagen/ Farmen (HLO) 26% 10% 4% 34% 12% 88%
6. Fairtrade Premium
06. DIE FAIrTRADEPRÄMIE
51
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
6.1 Wie hoch waren die Fairtrade-Prämieneinnahmen 2010-11? Die Gesamtsumme der Fairtrade-Prämieneinnahmen aller Fairtrade-Produzenten organisationen beläuft sich im Berichtszeitraum auf 61,1 Millionen Euro – eine Steigerung von 19 Prozent im Vergleich zu 2009-10. Der prozentuale Anteil der Prämiengelder für die Beschäftigten auf Plantagen ist dabei – zum Teil aufgrund des Austritts einiger südafrikanischer Unternehmen aus dem Fairtrade-System 2011 – auf knapp über 20 Prozent gefallen, während fast 80 Prozent der insgesamt ausgezahlten Prämiengelder in Kleinbauernorganisationen und den Vertragsanbau geflossen sind. Die Kleinbauernorganisationen in den Produktbereichen Kakao und Zucker verzeichnen den gestiegenen Verkaufsvolumen entsprechend die höchste prozentuale Steigerung in diesem Bereich – trotz der signifikanten Untererfassung der FairtradePrämieneinnahmen der Kakao-Kleinbauern in der Elfenbeinküste. In Grafik 6.1 sind die Anteile der verschiedenen Produktkategorien an den gesamten Prämieneinnahmen zu sehen. 95 Prozent der insgesamt ausgezahlten Fairtrade-Prämiengelder sind im Berichtszeitraum in die sieben größten FairtradeProduktbereiche geflossen, wobei sich die Gewichtung dieser sieben Produkte leicht verschoben hat – die Anteile von Kaffee und Bananen sind von 60 auf 54 Prozent gesunken und die Anteile von Kakao und Zucker von 17 auf 24 Prozent gestiegen.
tabelle 6.1
Fairtrade-Prämien-Einnahmen nach Organisationstyp und Produkt (in €)
b s x v f c t
Prozentuale Veränderung seit 2009-10 (KleinbauernorgaPlantagen/ Farmen (HLO) nisationen (SPO)/ 2009–10 € Vertragsanbau (CP))
Prozentuale Veränderung seit 2009–10 (Plantagen/ Firmen (HLO))
Kleinbauernorganisationen (SPO)/ Vertragsanbau (CP) 2010–11 €
Plantagen/ Farmen (HLO) 2010–11 €
Kleinbauernorganisationen (SPO)/ Vertragsanbau (CP) 2009–10 €
Bananen
9.922.000
4.208.000
8.004.000
4.392.000
24%
-4%
Rohrzucker
7.370.000
--
4.482.000
--
64%
--
Kakao
7.640.000
--
4.051.000
--
89%
--
Kaffee
18.981.000
--
17.491.000
--
9%
--
95.000
--
126.000
--
-25%
--
0
3.825.000
--
4.527.000
--
-16%
286.000 214.000 206.000 251.000 105.000 53.000 93.000 209.000
593.000 5.000 85.000 ------
282.000 197.000 53.000 268.000 162.000 -76.000 212.000
894.000 --------
1% 9% 289% -6% -2% -22% -1%
-34% --------
1.167.000
--
1.181.000
--
-1%
--
0
70.000
--
42.000
--
67%
1.707.000
3.136.000
1.638.000
2.410.000
4%
30%
19.000 117.000 48.435.000
17.000 748.000 12.687.000
-103.000 38.326.000
-919.000 13.184.000
-14% 26%
--19% -4%
Trockenfrüchte Blumen und Pflanzen Frische Früchte Fruchtsäfte Kräuter, -tees und Gewürze Honig Nüsse Ölsaaten und ölhaltige Früchte Quinoa Reis Baumwolle Sportbälle Tee Gemüse Weintrauben Gesamt alle Produkte Gesamt alle Produzentenorganisationen
61.122.000
Ca. 12 Prozent der Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen haben Daten zu Verkaufserlösen, aber nicht zu Fairtrade-Prämieneinnahmen geliefert.
51.510.000
19%-
sa
at
en
un
dö
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lt ig e Ge Fr ü c Kr m F üs hte äu ru e ch ter t s ä SP O , -t G ee e f s u müs te H LO nd eg Ge e w ü sam t r ze Kr SP äu O T ro ter Ho , -te ck n en es f r ü ig un ch dG te ew Nü ür s ze ge se We Sp s a m or t t int b ra u b ä l le F r u G e en S m PO ch t sä üse HL f te ge O sa mt Fru Fri ch t s ä Rei s sc We he f te F F ri int ra r üch SPO sc u b e te S he F r ü n g PO e We chte sam t i g n e t Fri s c ra u b s a m Kr he t äu en Frü ter HL , -te ch O te es H un L dG Qu O ew i no ür ze a H Ba u m LO wo l le T G E e e SP SA O MT Te e g CP es am Ka t GE ff SA MT ee HL O GE SA MT Te Blu G me E S A e H L O n u MT SP nd Os P fla Ba nz na n e en nH Ba LO na ne K a k ao ng es am Ro h B a r z uc t na k n e er nS PO
Öl
52 Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 6.1
Fairtrade-Prämien-Einnahmen nach Produktkategorien 2010-11
Kaffee 31%
Bananen 23%
Kakao 12%
Rohrzucker 12%
Tee 8%
Blumen und Pflanzen 6%
Baumwolle 2%
Weitere 5%
Grafik 6.2
Weitere Baumwolle Blumen und Pflanzen
Tee
Rohrzucker
Kakao
Durchschnittliche Fairtrade-Prämien-Einnahmen der Produzentenorganisationen in den verschiedenen Produktkategorien 2010-11 (in €)
31+23+12862 Kaffee
Bananen
300.000
250.000
200.000
150.000
100.000
50.000
0
53
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Da die Daten in den Audit-Berichten der Produzenten eine 12-monatige Zeitspanne innerhalb von 2010-11 umfassen, sind die Mehreinnahmen, die durch die signifikante Erhöhung der Fairtrade-Prämie für Kaffee von 0,10 US -Dollar auf 0,20 US-Dollar pro Pfund im April 2011 zustande gekommen sind, in diesem Bericht noch nicht vollständig erfasst. Anderen Informationsquellen zufolge liegt die Summe der Fairtrade-Prämieneinnahmen für Kaffee-Produzenten Ende 2011 bei ca. 28,9 Millionen Euro und damit deutlich höher als die in diesem Bericht angegebene Summe. Bei der Ermittlung der durchschnittlichen Prämieneinnahmen für die ver schiedenen Organisationsformen und Produkte stellt sich heraus, dass Klein bauernorganisationen im Bereich Bananen, Rohrzucker und Kakao im Schnitt die höchsten Prämiensummen erhalten haben (Grafik 6.2). In der Vergangenheit kamen die hohen Durchschnittswerte in den Bereichen Zucker und Kakao durch zwei große Produzentenorganisationen zustande, doch mittlerweile gibt es auch noch andere Zucker- und Kakaoorganisationen, vor allem in der Elfenbeinküste, die eine sehr positive Entwicklung zeigen. Aufgrund der Untererfassung von Daten spiegelt dieser Bericht die Entwicklung der Elfenbeinküste nicht ausreichend wider. Die Fairtrade-Prämie ist für die gemeinschaftliche Verwendung innerhalb der Produzentenorganisationen bestimmt, so dass wir der Auffassung sind, dass die Einnahmen auf Organisationsniveau den meisten Aufschluss über die mögliche Wirkung der Fairtrade-Prämie geben können. Die durchschnittlichen Prämieneinnahmen pro Kleinbauer oder Arbeiter zeigen dahingegen, wie unterschiedlich die Fairtrade-Prämie je nach Produktbereich und Region wirken kann. Mitgliederstarke Produzentenorganisationen mit dementsprechend geringen Pro-Kopf-Einnahmen erzielen die beste Wirkung durch Investitionen der FairtradePrämie in Gemeinschaftsprojekte, die möglichst vielen Menschen zugutekommen. Betrachtet man die verschiedenen Produktbereiche, so ergeben sich mit deutlichem Abstand zu allen anderen Produktkategorien die höchsten durchschnittlichen Pro-Kopf-Prämieneinnahmen im Bereich Bananen (Grafik 6.3). Die meist kleinen Weintrauben-Organisationen verzeichnen auch ziemlich hohe Pro-Kopf-Prämieneinnahmen, während die Pro-Kopf-Einnahmen in den mitgliederstarken Kaffee- und Kakao-Organisationen trotz ziemlich hoher Einnahmen auf Organisationsniveau geringer sind. Zu einem solchen „Verwässerungseffekt“ kommt es vor allem bei großen Kaffee-Kooperativen in Afrika, bei einigen größeren Kakao-Kooperativen und bei Tee-Kleinbauernorganisationen und -Plantagen. Die Verdoppelung der Fairtrade-Prämie für Kaffee, die im April 2011 wirksam wurde, sollte im nächsten Bericht zu besseren Ergebnissen bei Kaffee führen. Bei der Betrachtung der geographischen Verteilung der FairtradePrämieneinnahmen ist es wenig überraschend, dass die meisten Prämiengelder in die Regionen fließen, in denen große Mengen der bedeutendsten FairtradeProdukte erzeugt werden. Im Vergleich zum letzten Berichtszeitraum wird ein signifikanter Anstieg der Fairtrade-Prämien für die Regionen „Asien und Ozeanien“ und „Lateinamerika und Karibik“ deutlich, während die Prämieneinnahmen für die Region „Afrika und Mittlerer Osten“ leicht gefallen sind. Wären allerdings die Prämieneinnahmen der Kakao-Produzenten in der Elfenbeinküste vollständig in diesen Bericht mit eingeflossen, hätten sich für die Region „Afrika und Mittlerer Osten“ ebenfalls steigende Werte ergeben. Im Berichtszeitraum fließen mit über 40 Millionen Euro 66 Prozent der gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen in nur 10 Länder, darunter viele, die eine große Rolle in der Produktion von Fairtrade-Bananen, Zucker, Kakao und Kaffee spielen. Aufgrund der wachsenden Bedeutung neuer Herkunftsländer für Fairtrade-Zucker und Kakao ist der Anteil der Top 10 Länder an den gesamten Prämieneinnahmen im Vergleich zum letzten Berichtszeitraum um 9 Prozent gesunken. Bei den Pro-Kopf-Prämieneinnahmen nach Regionen wird in den Regionen Ost-, West- und Zentralafrika, in denen viele Kleinbauern und Arbeiter beschäftigt sind,
54
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 6.3
Durchschnittliche Fairtrade-Prämien-Einnahmen pro Kleinbauer/Arbeiter in den verschiedenen Produktkategorien 2010-11 1.000 900 800 700 600 500 400 300 200 100
Öl sa Fr ate n & uch ölh tsäf te alt HL ige Fr ü O c hte S Tro por tb ck äll en e fr ü ch t et Te eS PO Nü Ba s u m se w Te e g olle es Ge am Ge mü t mü se H se L ge O sa He mt rb Qu s, H G Kr erb em i n o äu a al ü te r Te , -t G E s e SP a ee s u s an S A M O nd d TC Ge Spic P wü es SP r ze O ge sa m Ka t f fe e Te eH LO GE R SA M T ei s SP GE Os Al SA le Pro MT du k te Ka Fri ka s ch o eF Ho r Fri n ig sch ücht e eF r ü HLO ch G te Fri ES sc A M all Blu he TH F me rü ch L O n F r u u n d te S P O P ch tsä flan ze f te n Fru ge We chts sam ä t f te We intr a SP int ra uben O ub HL en Kr ge O äu sa te r R We mt oh , -t r ee i s u ntra zuck ub er nd en Ge SP wü O Ba r ze HL na Ba O n na en ne n g SP O Ba es a na ne mt nH LO
0
Grafik 6.4
Summe der Fairtrade-Prämien-Einnahmen nach Regionen 2010-11
Nordafrika und Mittlerer Osten € 300,000
04
Karibik € 8,275,000
02
Mittelamerika € 11,854,000
€ 41.409.000
13
10
Ostasien € 268,000
11 06
Südasien € 3,181,000
07
Westafrika € 3,243,000
05
Zentralafrika € 142,000
12
Südafrika € 636,000
09
01
Lateinamerika und Karibik
Zentralasien € 9,000
Südostasien € 1,473,000
03
08
Ostafrika € 8,660,000
Südamerika € 21,280,000
Afrika und Mittlerer Osten € 12.982.000
Asien und Ozeanien
€ 6.733.000
Melanesien € 1,801,000
55
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 6.5
Durchschnittliche Fairtrade-Prämien-Einnahmen pro Kleinbauer/Arbeiter nach Region Zentralasien
Nordafrika und Mittlerer Osten
Ostasien
Karibik
Südasien
Mittelamerika
Melanesien
Westafrika Südostasien
Zentralafrika Südafrika
Ostafrika
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ie n
Südamerika
€ 250 € 200 € 150 € 100 € 50
Grafik 6.6
Durchschnittliche Fairtrade-Prämien-Einnahmen weltweit 2010-11 HLO SPO CP
2007 2008 2009–10 2010–11
€100.000
Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations) Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production)
€120
€90.000 €100 €80.000
€70.000 €80 €60.000
€50.000
€60
€40.000 €40 €30.000
€20.000 €20 €10.000 0
Durchschnitt Fairtrade-Prämie pro SPO/CP
Durchschnitt Fairtrade-Prämie pro HLO
Durchschnitt Fairtrade-Prämie alle Organisationen
0
Durchschnitt Fairtrade-Prämie pro SPO/CP Kleinbauer
Durchschnitt FairDurchschnitt Fairtrade-Prämie alle trade-Prämie pro HLO Arbeiter Kleinbauern und Arbeiter
56
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
wieder der bereits weiter oben festgestellte Verwässerungseffekt deutlich. Obwohl die Fairtrade-Prämieneinnahmen der Regionen „Zentralamerika“ und „Afrika und Mittlerer Osten“ ähnlich hoch sind, sind die Pro-Kopf-Einnahmen für „Zentralamerika“ aufgrund der niedrigeren Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in den Organisationen und der daraus resultierenden höheren Pro-Kopf-Produktionsund Verkaufsvolumen mehr als fünfmal so hoch wie die für die Region „Afrika und Mittlerer Osten“. Die durchschnittlichen Prämieneinnahmen über alle Produzentenorganisationen erhöhen sich leicht auf 82.000 Euro, mit steigenden Einnahmen pro Organisation und pro Kopf im Bereich der Kleinbauernorganisationen und leicht fallenden Werten auf Plantagen und Farmen, zurückzuführen auf die rückläufige Entwicklung der Verkaufsvolumen für Bananen und frische Früchte sowie auf die allgemeine Untererfassung von Daten in diesem Bereich. Top 10 Länder: Fairtrade-Prämieneinnahmen 2010-11
Mio. €
Peru 8,2 Dominikanische Republik
6,3
Kolumbien 5,9 Kenia 4,3 Belize 3,2 Indien 2,7 Ecuador 2,7 Ghana 2,5 Honduras 2,5 Mexiko 2
6.2 Wofür wurden die Prämieneinnahmen 2010-11 verwendet? Die Fairtrade-Prämie ist ein vielseitig einsetzbares Instrument zur Unterstützung der Produzenten im Fairtrade-System, das von den Kleinbauern und Arbeiter ihren Bedürfnissen und den Bedürfnissen ihrer Gemeinde entsprechend selbst bestimmt verwendet werden kann. Damit ergibt sich eine sehr große Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten, die in diesem Bericht nicht in allen Einzelheiten erfasst werden kann. Um einen Überblick darüber zu verschaffen, für welche unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten sich die Produzenten entscheiden, haben wir unter Ein bezug der Audit-Berichte eine Unterteilung in breit gefächerte Kategorien vorgenommen. Für Kleinbauern- und Vertragsanbauorganisationen haben wir die folgenden Investitionskategorien definiert (Reihenfolge ungeachtet ihrer Bedeutung): 1. Gemeinde
Projekte zur Gemeindeentwicklung, Infrastruktur der Gemeinden (z.B. Wasser- oder Stromversorgung, Straßenbau, öffentliche Gebäude), Gemeinschaftskreditmodelle, Katastrophenhilfe, Unterstützung von Gemeinschafts- oder Wohlfahrtsinstitutionen, Unterstützung benachteiligter Gruppen, Zuschüsse für Freizeiteinrichtungen, Veran staltungen und Feste
2. Bildung
schulische Infrastruktur, Schulbedarf, Stipendien und Fördergelder, Zahlung von Schulgebühren, Schulung der Lehrkräfte, Erwachsenenbildung
3. Umwelt
Bio-Zertifizierung, Umwelt- und Abfallmanagement, Umwelt-Entwicklungsprojekte
4. Gesundheit
Krankenhaus-Infrastruktur, Krankenversicherungen, medizinischer Bedarf, Gesund heitsschulungen, Hygienemaßnahmen
5. Geschlechter-
Auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnittene oder zur Förderung der Geschlechter
gleichstellung
gleichstellung entwickelte Projekte und Programme wie z.B. Projekte um Zusatzeinnahmen für Frauen zu generieren, Aus- und Weiterbildungen für Frauen, Gender-Trainings, Gesundheit von Frauen
57
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
6. Investitionen in die Geschäfts- und
Diese Kategorie umfasst Investitionen zur Stärkung und Entwicklung der Kleinbauernorganisationen und ihrer Mitgliedsbetriebe.
Organisations-
Auf Ebene der Kleinbauernorganisationen sind das z.B. Fortbildungen für
entwicklung oder
Organisationsmitarbeiter und Management, die Entwicklung eines internen
in die Produktion
Kontrollsystems und Qualitätsmanagements, der Ausbau der Organisations-
und Verarbeitung
Infrastruktur und Ausstattung (z.B. mit Vorrichtungen für die Qualitätsprüfung, Lagerung, Weiterverarbeitung oder Verpackung der Produkte für den Export). Auch wird die Prämie verwendet, um Zertifizierungskosten, Transportkosten oder allgemeine Kosten der Organisation (z.B. für die Organisationsverwaltung) zu decken. Auf Ebene der einzelnen Kleinbauerbetriebe umfasst diese Kategorie Investitionen in die Betriebsausstattung und in die Schulung der Kleinbauern in Methoden zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung ihrer Erzeugnisse, zur Erhöhung der Betriebssicherheit, zur effektiveren Schädlingsbekämpfung, zur Förderung der Diversifizierung ihrer Produkte und zur Verbesserung der Produktionsabläufe.
7. Bargeldzahlungen an die Kleinbauern-
Bargeldzahlungen und alle anderen Formen direkter finanzieller Unterstützung, die keiner anderen Kategorie zuzuordnen ist.
betriebe 8. Weiteres
Finanzinvestitionen, Kapitalaufbau der Produzentenorganisationen und weitere Verwendungsformen, die keiner anderen Kategorie zuzuordnen sind.
Grafik 6.7
Verwendung der Fairtrade-Prämie in Kleinbauern- und Vertragsanbauorganisationen (SPO/CP) 2010-11 (in €) 4.000.000
Gemeinde
Bildung
Umwelt
Gesundheit
Geschlechtergleichstellung Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe Weiteres
8.000.000
12.000.000
16.000.000
ee e e e e eeee eeee eeee eeee e eeee ee eeee
58
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Auf Plantagen entscheidet die Arbeitervertretung (Joint Body) über die Verwendung der Fairtrade-Prämie. In diesem Bereich ist die Fairtrade-Prämie nicht für Investitionen vorgesehen, die in der Verantwortung des Plantagenmanagements liegen, wie z.B. Investitionen in die Produktion oder Weiterverarbeitung oder Investitionen, die in Zusammenhang mit der Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen gegenüber den Arbeitern stehen. Die Fairtrade-Prämien-Kategorien für Plantagen mit abhängig Beschäftigten unterscheiden sich deshalb von den Kategorien für Kleinbauernorganisationen. 1. Gemeinde
Projekte zur Gemeindeentwicklung, Infrastruktur der Gemeinden (z.B. Wasser- oder Stromversorgung, Straßenbau, öffentliche Gebäude), Gemeinschaftskreditmodelle, Katastrophenhilfe, Unterstützung von Gemeinschafts- oder Wohlfahrtsinstitutionen, Unterstützung benachteiligter Gruppen, Zuschüsse für Freizeiteinrichtungen, Veran staltungen und Feste
2. Bildung
schulische Infrastruktur, Schulbedarf, Stipendien und Fördergelder, Zahlung von Schul gebühren (in den meisten Fällen für die Kinder der Arbeiter), Schulung der Lehrkräfte, Erwachsenenbildung
3. Umwelt
Umwelt-Entwicklungsprojekte außerhalb der Plantagen und Farmen, wie z.B. Umweltschutz in der Region oder umweltverbessernde Maßnahmen, die Arbeitern zugutekommen: Anpflanzung von Bäumen/Aufforstung, Kompostierung und Bodenschutz/ Bodenverbesserung, Sammeln und Speichern von Wasser, Wasserschutz
4. Gesundheit
Krankenhaus-Infrastruktur, Fachkräfte und Ausstattung, Kontrolluntersuchungen, Impfun gen, Krankenversicherung, Medizin und medizinischer Bedarf, Gesundheitsschulungen, Hygienemaßnahmen, Krankheitsprävention
5. Geschlechter-
Auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnittene oder zur Förderung der Geschlechter
gleichstellung
gleichstellung entwickelte Projekte und Programme wie z.B. Projekte zur EinnahmeGeneration für Frauen, Aus- und Weiterbildungen für Frauen, Gender-Trainings, Gesundheit von Frauen
6. Investitionen in Organisatorische und fachliche Kompetenz- und Kapazitätsbildung der Arbeitervertre die Entwicklung tungsorgane (Joint Body oder andere Arbeiterorganisationen), gegenseitige Besuche der der Arbeiter
Arbeiter, Schulung und Weiterentwicklung der Arbeiter durch die Vermittlung von Lese- und
und der Arbei-
Schreibfähigkeiten, Computerkenntnissen, betrieblichen Fertigkeiten und Kenntnissen in
tervertretung
dem Bereich der Arbeiterrechte
7. Weitere direkte Weitere Projekte zur direkten Unterstützung der Arbeiter, z.B. Kinderbetreuungseinrichtungen, Unterstützung
Zuschüsse zu Bestattungskosten, Bereitstellung von Krediten, Verbesserung der
der Arbeiter
Wohnsituation, finanzielle Nothilfe, subventionierte Güter
8. Weiteres
Weitere Verwendungsformen, die nicht den anderen Kategorien zuzuordnen sind oder in den Audit-Berichten nicht offengelegt wurden.
59
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 6.8
Verwendung der Fairtrade-Prämie auf Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern (HLO) 2010-11 (€) 1.000.000 Gemeinde Bildung Umwelt Gesundheit Geschlechtergleichstellung Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter Weiteres
2.000.000
3.000.000
4.000.000
5.000.000
eeeee eee eeeee eeeee ee e eeeee e eeeee eeeee eeeee eeeee eeeee eeeee eeee
Die Tabellen 6.7 und 6.8 geben zu erkennen, dass der Einsatz der Fairtrade-Prämie in Kleinbauernorganisationen und auf Plantagen/Farmen recht unterschiedlich ist. Kleinbauernorganisationen investieren weiterhin in erster Linie in ihre Geschäftsentwicklung und bauen ihre Kapazitäten zur Unterstützung der Mitglieds betriebe aus. Die Beratung der Kleinbauern, die Übernahme von Marketingleistungen, die Abwicklung von Geschäften oder die gemeinsame Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung von Produktivität und Qualität sind einige Beispiele der Unterstützung, die Kleinbauernorganisationen in allen großen Produktbereichen ihren Mitgliedern bieten. Angesichts der hohen Bedeutung von Produktivität und Qualität für die nachhaltige Entwicklung der Kleinbauernorganisationen und ihrer Mitgliedsbetriebe, wurde 2011 entschieden, dass 25 Prozent der erhöhten Fairtrade-Prämie für Kaffee für Investitionen in die Verbesserung von Produktivität und Qualität verwendet werden müssen (Zweckbindung von Mitteln). Dieses Modell könnte in Zukunft auch auf andere Fairtrade-Produkte ausgeweitet werden. Durch die im Berichtszeitraum kontinuierlich steigenden Rohstoffpreise für manche Produkte sahen sich einige Kooperativen damit konfrontiert, dass Mit gliedsbetriebe ihre Produkte außerhalb der Fairtrade-Absatzkanäle verkauften. Um diese Seitenverkäufe so weit wie möglich zu verhindern und die Lieferung ausreichender Mengen für die Einhaltung ihrer vertraglichen Pflichten zu sichern, haben viele Kooperativen die Fairtrade-Prämie für über den Kaufpreis hinausgehende Sonderzahlungen an ihre Mitglieder verwendet. Auf Plantagen und Farmen sind Investitionen in die Bereiche Gemeinde, Bildung und Gesundheit auch nach einem leichten Rückgang 2010-11unverändert hoch. Beträchtliche Summen wurden im Berichtszeitraum auch in die Schulung, Bildung und Entwicklung der Arbeiter investiert. Die im Vergleich zum Vorjahr noch häufigere Verwendung der Prämie für Investitionen in die direkte Unterstützung der Arbeiter könnte als eine Folge der hohen Lebenshaltungskosten in manchen Ländern betrachtet werden, die Arbeiter zu Investitionen zwingen, die eine direkte positive Wirkung auf ihre aktuelle Lebenssituation haben. 201011 waren das unter anderem die Einrichtung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die Verbesserung von Wohnverhältnissen, die Bereitstellung von Krediten oder die finanzielle Unterstützung in Notsituationen oder bei Todesfällen in der Familie.
60
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 6.9
7+4+3531812 13+21+189426
Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche: Kleinbauernorganisationen (SPO) und Vertragsanbau (CP) 2010-11 Gemeinde 7% Bildung 4% Umwelt 3% Gesundheit 3% Geschlechtergleichstellung 0% Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die 53% Produktion und Verarbeitung Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe 18% Weiteres 12%
Weiteres
Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe
Gemeinde Bildung Umwelt
Gesundheit
Investitionen in die Geschäftsund Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung
Grafik 6.10
Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche: Plantagen/Farmen mit beschäftigten Arbeitern (HLO) 2010-11 Gemeinde 13% Bildung 21% Umwelt 1% Gesundheit 8% Geschlechtergleichstellung 0% Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung 9% Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter 43% Weiteres 6%
Weiteres
Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter
Gemeinde
Bildung
Umwelt
Gesundheit
Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung
61
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Auf den Spuren der Fairtrade-Prämie: Wie Bananen-Produzenten in Kolumbien ihre Fairtrade-Prämie nutzen 2011 hat Fairtrade im Rahmen eines Pilotprojektes in Kolumbien angefangen, Informationen über die Verwendung der Fairtrade-Prämie im Bereich Bananen zu sammeln, um anhand konkreter Beispiele die Wirkung der Fairtrade-Prämie greifbarer zu machen. Für 2011 hatten die Bananen-Kooperativen in Kolumbien Investitionen aus der Fairtrade-Prämie in Höhe von 1,9 Millionen US-Dollar geplant. Damit die einzelnen Bananen-Kleinbetriebe in einem zunehmend wettbewerbs getriebenen Umfeld bestehen können und die Erträge der Betriebe den Lebensunterhalt der Kleinbauern und ihrer Familien sichern, sehen die Bananen-Kooperativen in Kolumbien den mit Abstand dringendsten Investitionsbedarf in der Einführung von Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität ihrer Mitgliedsbetriebe. Die einzige, nicht wirkliche Alternative für diese Menschen wäre, ihre Betriebe an große Unternehmen zu verkaufen, die auf der Suche nach fruchtbarem Land sind und die Landwirtschaft ganz aufzugeben. Die Kooperativen-Mitglieder setzen alles daran, das zu verhindern und haben aus diesem Grund entschieden, ein Drittel ihrer Fairtrade-Prämieneinnahmen in Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung ihrer Betriebe zu investieren. Die Analyse und Aufbereitung der Böden, der Ausbau der Be- und Entwässerungssysteme, die
Auf einer Bananen-Plantage in Kolumbien wurde die Fairtrade-Prämie genutzt, um die Wohnsituation der Arbeiter zu verbessern.
Überholung der Packstationen und Förderanlagen, das Anlegen von Zwischenkulturen, die Optimierung der Spritzung aus der Luft und die Instandsetzung der einzelnen Betriebe sind nur einige Beispiele erfolgreich durchgeführter Maßnahmen. Der Vertreter einer FairtradeBananenkooperative, die ihre Mitgliedsbetriebe unter anderem mit subventionierten Dünge mittel unterstützt, sagt: „Wir verwenden unsere Fairtrade-Prämie, um sicherzustellen, dass unsere Mitglieder ihre Betriebe nicht verkaufen müssen und ihre Familien von den Erträgen der Betriebe ernähren können.“ Auf Bananenplantagen in Kolumbien zeigt sich eine ganz andere Bedürfnislage: Für Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Bana nenplantagen stehen Investitionen in die oft
Damit die einzelnen Bananen-Kleinbetriebe in einem zunehmend wettbewerbsgetriebenen Umfeld bestehen bleiben können und die Erträge der Betriebe den Lebensunterhalt der Kleinbauern und ihrer Familien sichern, sehen die Bananen-Kooperativen in Kolumbien den mit Abstand dringendsten Investitionsbedarf in der Einführung von Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität ihrer Mitgliedsbetriebe.
untragbare Wohnsituation ganz oben auf der Liste der möglichen Verwendung von Fairtrade-Prämiengeldern. Die Arbeiter wohnen oft in überfüllten Häusern, die sich in einem sehr schlechten Zustand befinden und haben aus diesem Grund entschieden, rund 50 Prozent der Fairtrade-Prämiengelder in Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Wohnverhältnisse zu investieren. Möglichkeiten gibt es viele: den Kauf von Land für den Bau neuer Wohnsiedlungen, die Instandsetzung bestehender Häuser und die Gewährung der dazu benötigten Kredite, den Kauf von leerstehenden Häusern oder die Durchsetzung von Hauseigentumsrechten für Arbeiter. Da viele Arbeiter auf Fairtrade-Bananenplantagen in Kolumbien über eine nur sehr geringe Schulbildung verfügen, besteht im Bereich Bildung auch ein sehr hoher Investitionsbedarf. Mehr als 20 Prozent der Fairtrade-Prämieneinnahmen wurden im Berichtszeitraum in Bildungsmaßnahmen für Arbeiter und ihre Familien investiert, unter anderem in eine schulische Grundausbildung, in die berufliche Aus- und Weiterbildung oder in die Schulung von Frauen in Fähigkeiten, die ihnen ein eigenes Einkommen verschaffen können.
7. Focus on Fairtrade products: coffee, bananas, cocoa, tea, Sugar, and SEED COTTON
07. FAIRTRADE-PRODUKTE IM FOKUS:
Kaffee, Bananen, Kakao, Tee, Zucker und Baumwolle
63
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
7.1 Zahlen und Fakten: Fairtrade Kaffee ■■
Ende 2011 haben 348 Produzentenorganisationen in 28 Ländern weltweit eine Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee. Mehr als 580.000 Kleinbauern sind innerhalb dieser Organisationen in der Produktion von Fairtrade-Kaffee eingebunden.
■■
Kaffee-Kleinbauern im Fairtrade-System bauen auf fast 750.000 Hektar weltweit Fairtrade-zertifizierten Kaffee an.
■■
Die insgesamt berichteten Verkaufsvolumen für Fairtrade-Kaffee ergeben für 2010-11 eine Steigerung von 20 Prozent. Mit 123.000 Tonnen stellt das Fairtrade-Verkaufsvolumen einen Anteil von rund 30 Prozent des gesamten Produktionsvolumens dar. Insgesamt ist die Produktion von Fairtrade-zertifiziertem Kaffee zwischen 2010-11 um 19 Prozent auf 393.000 Tonnen grüne Kaffeebohnen (green bean equivalent (GBE)) gestiegen. Ein Drittel des gesamten Fairtradezertifizierten Produktionsvolumens ist Bio-zertifiziert.
■■
Jedes Jahr bringt neue Herausforderungen im Kaffeesektor. Durch den seit 34 Jahren höchsten Weltmarktpreis für Arabica-Kaffee von 3 US-Dollar pro Pfund sind die Fairtrade-Verkaufserlöse für zertifizierte Kaffee-Kooperativen im Berichtszeitraum um 46 Prozent gestiegen.
■■
Diese hohen und stark schwankenden Preise haben die Fairtrade-KaffeeKooperativen vor große Herausforderungen in ihrem Lieferketten- und Ver tragsmanagement gestellt. Um in Zukunft Preisrisiken besser begegnen zu können, hat Fairtrade in mehr als 200 Kaffee-Kooperativen in verschiedenen Ländern Schulungen zur Förderung eines proaktiven Risikomanagements durchgeführt und ein „Coffee Help Desk“ (E-Mail: coffeehelp@fairtrade.net) eingerichtet, das Produzenten und Käufer in Vertragsfragen berät, Mediationsleistungen anbietet und gute Handelspraxis fördert. Darüber hinaus werden zurzeit die FairtradeHandelsstandards für Kaffee-Transaktionen im Sinne einer Risikominimierung für Produzentenorganisationen angepasst.
■■
Im April 2011 wurde die Fairtrade-Prämie für Kaffee von 0,10 US-Dollar auf 0,20 USDollar pro Pfund verdoppelt. Da die Zahlen in diesem Bericht eine Zeitspanne innerhalb der Jahre 2010 und 2011 umfassen, wird diese Änderung hier nicht vollständig erfasst. Mit 9 Prozent bleibt das Wachstum der Fairtrade-Prämien einnahmen 2010-11 weit hinter der Steigerung des Fairtrade-Verkaufsvolumens zurück. Schätzungen zufolge belaufen sich die gesamten Fairtrade-Prämien einnahmen für Kaffee 2011 auf etwa 28,9 Millionen Euro und liegen damit weit höher als die hier erfassten Zahlen. Die Erhöhung der Kaffee-Prämie wird sich erst auf die Zahlen im nächsten Monitoring-Bericht stärker auswirken.
■■
2010-11 sind fast 50 Prozent der Fairtrade-Prämieneinnahmen in Maßnahmen zur Verbesserung von Produktion und Verarbeitung und in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung geflossen. Um Verbesserungen in diesen Bereichen weiterhin zu fördern, hat Fairtrade entschieden, 5 Cent der auf 0,20 US-Dollar erhöhten Fairtrade-Prämie für Investitionen in die Verbesserung von Produktivität und Qualität festzulegen.
■■
Etwa 80 Prozent des Fairtrade-zertifizierten Kaffees wird von Kleinbauern in Lateinamerika angebaut. Fairtrade sieht aber auch eine stetige Entwicklung in anderen Kaffeeregionen, wie z.B. Indonesien, Papua Neuguinea, Vietnam und Ost- und Zentralafrika. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo, einer der ärmsten und instabilsten Regionen der Welt, wurde im Berichtszeitraum eine neue Kaffee-Produzentenorganisation Fairtrade-zertifiziert.
■■
2011 bewirtschaften Fairtrade-Kaffeebauern in Afrika und Asien Anbauflächen von weniger als einem Hektar, während den Kleinbauern in Lateinamerika und der Karibik im Schnitt Anbauflächen von 2,6 Hektar zur Verfügung stehen. Die weltweite pro-Kopf-Anbaufläche für Kaffee liegt im Schnitt bei 1,4 Hektar – ein Erfolg unseres stetigen Einsatzes zur Förderung der Kaffeeproduktion in Kleinbauernbetrieben.
64
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.1
Fairtrade Kaffee: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
Anzahl der Produkt-Zertifizierungen
400
302
300
316
329
348 Zert.
Zert.
Zert.
Zert.
241
256 Zert.
Zert.
200
100
0 2006
2007
2008
2009
2010
2011
Grafik 7.2
Fairtrade Kaffee: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
El Salvador 04 Costa Rica 07 Kolumbien 48 Ecuador 02
Peru 65 Bolivien 22 Brasilien 21
Mexiko 39 Guatemala 13 Honduras 22 Nicaragua 25 Haiti 06 Dominikanische Republik 02 Uganda 05 Elfenbeinküste 06 Kamerun 01 DR Kongo 02
Vietnam 03
Äthiopien 04 Indien 11 Kenia 10 Tansania 07 Malawi 01 Indonesien 11
Laos 01 Thailand 01 Papua-Neuguinea 03
Ruanda 06
Gesamt Fairtrade-zertifizierte Kaffeeorganisationen 348
65
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.3
Fairtrade-Kaffee: Anzahl der Kleinbauern in den verschiedenen Regionen 2011
Südasien 20.100
Karibik 16.500
Melanesien 4.500
Mittelamerika 87.700 Westafrika 200 Zentralafrika 26.200 Südostasien 26.100 Ostafrika 315.800 Südamerika 83.100
Afrika und Mittlerer Osten 342.200
Asien und Ozeanien 50.700
Gesamt Kaffee-Bauern 580.200
Auswertung nur für Produzentenorganisationen, in denen Kaffee als erstes Fairtrade-zertifiziertes Produkt registriert ist.
tabelle 7.1
Fairtrade Kaffee: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Gesamtzahl der Kleinbauern Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Kaffee (in Hektar) Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio-Anteil am gesamten zertifizierten Volumen Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (Tonnen) Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (€)
2010–11 580.200 748.000 393.000 134.400 34% 123.200 18.981.000
2009–10 532.000 717.500 330.000 105.000 32% 103.000 17.491.000
Veränderung in % 9% 4% 19% 28% -20% 9%
66
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.4
Fairtrade Kaffee: Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
Fairtrade Kaffee VerkaufsVolumen ( Tonnen)
140.000
123.200
120.000
Fairtrade Kaffee PrämienEinnahmen (€ )
20.000.000 18.981.000
18.000.000 17.491.000 16.000.000
103.000
100.000
14.000.000
97.000
13.469.000 12.000.000
80.000
10.000.000 60.000
8.000.000 6.000.000
40.000
4.000.000 20.000 2.000.000 0
0 2008
2009–10
2010–11
2008
2009–10
2010–11
Grafik 7.5
Fairtrade Kaffee: Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche 2010-11 Gemeinde 8% Bildung 2% Umwelt 3% Gesundheit 2% Geschlechtergleichstellung 0% Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung 49% Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe 27% Weiteres 9%
Weiteres
Gemeinde Bildung Umwelt Gesundheit
Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe
Investitionen in die Geschäftsund Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung
67
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Durchschnittliche Kaffee-Anbauflächen pro Farmer 2011 (in Hektar) Afrika und Mittlerer Osten
0,9
Asien and Ozeanien
0,8
Lateinamerika und Karibik
2,6
Karibik 2,3 Mittelamerika 2,0 Südamerika 3,1 Weltweiter Gesamtdurchschnitt
1,4
Produktionskapazitäten für Fairtrade-zertifizierten Kaffee: Top 10 Länder 2010-11 (Tonnen) Kolumbien 107.200 Peru 61.500 Brasilien 50.000 Indonesien 27.100 Nicaragua 23.700 Costa Rica
21.400
Indien 16.400 Mexiko 16.100 Honduras 16.000 Tansania 13.800 Fairtrade-Kaffee: Top 5 Produzentenländer für Fairtrade-zertifizierten Bio-Kaffee 2010-11 (Tonnen) Peru 55.500 Indonesien 18.000 Honduras 14.300 Mexiko 13.200 Kolumbien 9.500
PRODUzenten Bericht Risiko- und Qualitätsmanagement sichern Kaffeeproduktion in Vietnam Während schwankende Kaffeepreise in den letzten zwei Jahren viele Produzenten, Händler und Röster vor einige Herausforderungen gestellt haben,hat die „Safe Coffee Producing Cooperative“ in Viet nam einen Aufschwung erlebt. Die 43 Mitglieder der Kooperative haben auf dem „Fairtrade Asia Pacific Forum“ gelernt, wie sie die Qualität ihres Kaffees kontinuierlich verbessern und sich Risiken auf den Weltmärkten besser stellen können. Die Kooperative hat 2011 und 2012 über 270 Tonnen grünen Kaffee zu Fairtrade-Bedingungen verkauft und damit ihre Fairtrade-Prämieneinnahmen mehr als verdoppelt. Mit den Erfahrungen, die zu diesem Erfolg geführt haben, unterstützen sie jetzt andere Kaffee-Kooperativen bei ihrem Einstieg in das Fairtrade-System. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/RUNHjP
68
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
7.2 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Bananen ■■
Ende 2011 haben 80 Produzentenorganisationen in 11 Ländern weltweit eine Fairtrade-Zertifizierung für Bananen, davon 43 Kleinbauernorganisationen und 37 Plantagen. Die meisten Produzenten im Bereich Bananen befinden sich in Kolumbien und in der Dominikanischen Republik.
■■
Mehr als 18.000 Menschen sind im Berichtszeitraum innerhalb von Klein bauernbetrieben oder als Arbeiter auf Fairtrade-Bananenplantagen in der Produktion von Fairtrade-Bananen beschäftigt.
■■
Im Vergleich zu 2009-10 sinkt das Fairtrade-Verkaufsvolumen für Bananen um 7 Prozent. Die fehlenden Berichte einiger wichtiger Bananen-Akteure würden zu einem etwas positiveren Bild der Entwicklung in diesem Bereich führen.
■■
2010-11 beträgt der Anteil des Fairtrade-Verkaufsvolumens von Bananen am gesamten Fairtrade-zertifizierten Produktionsvolumen 65 Prozent.
■■
Die für den Verkauf von Fairtrade-Bananen erwirtschafteten Prämieneinnahmen für Bananen-Produzenten belaufen sich im Berichtszeitraum auf mehr als 14 Millionen Euro. Die höheren Prämieneinnahmen bei gleichzeitig geringeren Verkaufserlösen im Vergleich zu 2009-10 legen die Vermutung nahe, dass die Prämieneinnahmen im letzten Monitoring-Bericht nicht vollständig erfasst wurden.
■■
Im weltweiten Schnitt liegt die Fläche, die einem Fairtrade-Kleinbauern für den Anbau von Bananen zur Verfügung steht, bei 1,8 Hektar, mit einer Fläche von weniger als einem Hektar in Peru und mehr als drei Hektar in der Dominikanischen Republik.
■■
Fairtrade-Bananenproduzenten auf den Windward Islands haben die verhee renden Folgen einer Dürre und des Hurrikans „Tomas“ 2010 unter anderem in Form von erheblichen Produktions- und Verkaufsverlusten 2011 zu spüren bekommen. Die Produzenten auf St. Lucia und St. Vincent gehörten immer zu den Hauptlieferanten von Fairtrade-Bananen, so dass wir davon ausgehen, dass die signifikanten Rückgänge in der Produktion und dem Verkauf dieser Produzenten für die insgesamt wenig positive Produktions- und Verkaufsbilanz der FairtradeKleinbauernorganisationen verantwortlich ist. Die Fairtrade-Prämiengelder wurden im Berichtszeitraum für den Wiederaufbau der Bananenbetriebe auf diesen Inseln investiert und die Produktion fing Ende 2011 wieder an zu steigen.
69
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.6
Fairtrade Bananen: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
Anzahl der Produkt-Zertifizierungen
90 80 70
64
71
77
80 Zert.
Zert.
Zert.
Zert.
60
50
50
Zert.
40 30 20
24 Zert.
10 0 2006
2007
2008
2009
2010
2011
Grafik 7.7
Fairtrade Bananen: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Mexiko
HLO 0 SPO 1 Gesamt 1
Dominikanische Republik HLO 12 SPO 12 Gesamt 24
Costa Rica
HLO 1 SPO 0 Gesamt 1
Panama
HLO 1 SPO 0 Gesamt 1
St. Lucia
HLO 1 SPO 0 Gesamt 1
Kolumbien
HLO 9 SPO 21 Gesamt 30
St. Vincent und die Grenadinen
Philippinen
HLO 0 SPO 1 Gesamt 1
HLO 1 SPO 0 Gesamt 1
Ghana
HLO 0 SPO 1 Gesamt 1
Ecuador
HLO 6 SPO 1 Gesamt 7
Peru
HLO 12 SPO 0 Gesamt 12
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Organisationen mit geringfügig beschäftigten Arbeitern auf Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
Gesamt Fairtradezertifizierte BananenOrganisationen SPO 43 HLO 37 All 80
70
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.8
Fairtrade Bananen: Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter nach Ländern 2011
Dominikanische Republik
SPO 1.980 HLO 1.830 Gesamt 3.810
Windward Islands
SPO 3.560 HLO 0 Gesamt 3.560
Kolumbien
SPO 420 HLO 2.010 Gesamt 2.430
Ecuador
SPO 2.330 HLO 280 Gesamt 2.610
Peru
SPO 4.710 HLO 0 Gesamt 4.710
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
Weitere (Ghana und die Philippinen) SPO 300 HLO 780 Gesamt 1.080
Gesamt Bananen Kleinbauern und Arbeiter SPO 13.300 HLO 4.900 Gesamt 18.200
Die Regionenbezeichnung Windward Islands bezieht sich auf die Inseln St. Lucia und St. Vincent und die Grenadinen. Daten nur aus Produzentenorganisationen, die Bananen als erstes Fairtrade-zertifiziertes Produkt registriert haben.
tabelle 7.2
Fairtrade Bananen: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Bananen (in Hektar) Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio-Anteil am gesamten zertifizierten Volumen Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (Tonnen) Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (€)
2010–11 18.200 27.900 491.800 189.740 39% 321.300 14.121.000
Die Auswertungen in diesem Kapitel enthalten ausschließlich Zahlen zu frischen, ganzen Bananen und keine Zahlen zu Bananenpüree oder getrockneten Bananen. Dies erklärt die leichte Abweichung der Zahlen im Vergleich zu Tabelle 3.2.
2009–10 15.460 25.720 561.000 140.800 25% 347.000 12.400.000
Veränderung in % 18% 8% -12% 35% 54% -7% 14%
71
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.9
Fairtrade Bananen: Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011 Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Plantagen (Hired Labour Organizations/HLO)
Fairtrade Bananen VerkaufsVolumen ( Tonnen)
Fairtrade Bananen PrämienEinnahmen (€ )
400.000
112.000 111.000
16.000.000
4.208.000
14.000.000
100.500 12.000.000
300.000
4.392.500 4.035.000
10.000.000 235.000 200.000
219.000
9.913.000
220.800 8.000.000
7.853.000
8.004.000
2008
2009–10
6.000.000
4.000.000
100.000
2.000.000
0
0 2008
2009–10
2010–11
2010–11
Grafik 7.10a
Fairtrade Bananen: Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche 2010-11 Kleinbauernorganisationen (SPO) Gemeinde 6% Bildung 6% Umwelt 4% Gesundheit 7% Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung 67% Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe 9% Weiteres 1%
Weiteres Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe
Gemeinde Bildung Umwelt
Gesundheit
Investitionen in die Geschäftsund Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung
72
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.10b
Fairtrade Bananen: Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche 2010-11 Plantagen (HLO) Gemeinde 4% Bildung 18% Umwelt 0% Gesundheit 4% Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung 5% Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter 59% Weiteres 10%
Weiteres
Gemeinde
Bildung
Gesundheit
Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung
Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter
Fairtrade Bananen: Anbauflächen 2011 Gesamte Anbauflächen für Durchschnittliche Anbau Bananen in Kleinbauern- flächen für Bananen Kleinbauernorganisationen (SPO) organisationen (in Hektar) pro Farmer (in Hektar) Dominikanische Republik 6.460 3.3 Ecuador 6.100 2.6 Windward Islands 5.500 1.5 Peru 4.080 0.9 Kolumbien 1.130 2.7 Welt 24.050 1.8
Plantagen (HLO) Kolumbien Dominikanische Republik Welt
Gesamte Anbauflächen Größe der Anbauflächen für Bananen auf für Bananen auf Plantagen (in Hektar) Plantagen (in Hektar) 2.200 12 to 565 1.200 23 to 314 3.900 12 to 565
73
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Fairtrade Bananen: Top 3 Länder Faitrade-Prämieneinnahmen 2010-11 (€) Dominikanische Republik
4.493.000
Kolumbien 3.704.000 Ecuador 1.968.000 Fairtrade Bananen: Top 3 Produzentenländer für Fairtrade-zertifizierte Bio-Bananen 2010-11 (Tonnen) Peru 93.100 Dominikanische Republik
53.600
Ecuador 40.700
Fairtrade Bananen: Top Länder Verkaufsvolumen 2010-11 (Tonnen) Dominikanische Republik
113.800
Kolumbien 88.900 Peru 54.200 Ecuador 47.500 Windward Islands
PRODUzenten Bericht Mit klugen Investitionen und der Unterstützung einiger Käufer halten Produzenten in Peru verheerenden Regenfällen stand Die „Asociación de Bananeros Orgánicos Solidarios“ (BOS) wurde 2003 Fairtrade-zertifiziert und verkauft mittlerweile fast 96 Prozent ihrer Bananen zu Fairtrade-Bedingungen. Nach den heftigen Regenfällen in der stärksten Regenzeit seit 14 Jahren arbeiten die Mitglieder von BOS hart daran, wieder auf die Beine zu kommen. Mit geschickten Investitionen der Fairtrade-Prämie in die Gemeindeinfrastruktur und unterstützt durch treue Abnehmer will die Organisation bald wieder auf Kurs gelangen. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE http://bit.ly/X2IiNN
8.400
74
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Aktuelle Studie verschafft neue Einblicke in die Wirkung von Fairtrade auf Bananenproduzenten Im Dezember 2011 hat die Fairtrade Foundation in Großbritannien die Ergebnisse einer Wirkungsstudie im Bereich Bananen veröffentlicht. Die Studie wurde zwischen 2008 und 2010 durch das UK Institute of Development Studies (IDS) auf globaler Ebene durchgeführt und umfasst die Ergebnisse aus den Untersuchungen in drei Kleinbauernorganisationen und drei Bananen-Plantagen in Ecuador, der Dominikanischen Republik, Ghana und den Windward Islands. Im Bereich der Kleinbauernorganisationen stellt die Studie fest, dass Bananenproduzenten bei einem Verkauf im Fairtrade-System im Schnitt höhere und stabilere Preise für ihre Ware erhalten als bei einem Verkauf in konventionelle Märkte. Von allen in der Dominikanischen Republik befragten Kleinbauern geben 75 Prozent an, über Ersparnisse auf der Bank zu verfügen und 48 Prozent sagen, dass diese Ersparnisse die Aufnahme von Krediten für unerwartete Kosten verhindert haben. 75 Prozent der befragten Kleinbauern berichten, dass sich ihr Lebens standard durch die Mitgliedschaft in der Fairtrade-Kooperative verbessert hat. Durch die höheren Preise für Fairtrade-Bananen, die die niedrigen Preise für nicht-Fairtrade-zertifizierte Bananen ausgleichen, hat Fairtrade eine positive Wirkung auf die Gesamtverkaufserlöse der Bananen-Kooperativen. Die Wirkung auf das Einkommen der Bananenbauern ist aufgrund der höheren Kosten einer Fairtrade-Produktion allerdings eher stabilisierend als steigernd. Die drei Fallstudien im Bereich der Kleinbauernorganisationen verdeutlichten, dass Fairtrade den Zugang
Im Bereich der Kleinbauernorganisationen stellt die Studie fest, dass Bananenproduzenten bei einem Verkauf im Fairtrade-System im Schnitt höhere und stabilere Preise für ihre Ware erhalten als unter konventionellen Verkaufsbedingungen.
zu Agrarleistungen verbessert und die Anbindung an Premiummärkte verstärkt hat. Die Fairtrade-Standards wirken als Wegbereiter für offenere und demokratischere Organisationen und das neue Selbstbewusstsein durch Fairtrade hat die Verhandlungskompetenz der Bananenbauern gestärkt. Vor allem in Ecuador und den Windward Islands können sich die Kooperativen gegenüber Exporteuren, Logistikpartnern und der Regierung besser behaupten. Zu bedenken gibt die Studie, dass Kooperativen und Gemeinden im Bereich der Grundversorgung in eine zu starke Abhängigkeit von Fairtrade-Prämieneinnahmen geraten könnten. Im Bereich der Fairtrade-zertifizierten Bananenplantagen sieht die Studie noch viel Handlungsbedarf. Auch wenn die Arbeiter im Schnitt höhere Löhne als Arbeiter auf nicht-Fairtrade-zertifizierten Bananenplantagen erhalten, so liegen diese Löhne immer noch weit unter dem existenzsichernden Niveau für die Region. Die Studie zeigt, dass die Arbeiter oft zu sozialen Randgruppen, wie z.B. Migranten gehören und die Arbeit auf Faitrade-zertifizierten Plantagen für sie grundsätzlich ein erster Schritt zu besseren Arbeitsbedingungen, faireren Vertragskonditionen und sichereren Arbeitsplätzen ist. Die Fairtrade-Prämie wird von den Arbeitern als sehr wertvoller Beitrag zur Verbesserung ihrer allgemeinen Wohnsituation und für die Entwicklung der Bereiche Gesundheit und Bildung angesehen. Im Rahmen der Studie wurden Belege dafür gefunden, dass eine FairtradeZertifizierung zu besseren Arbeitsbedingungen führt - durch Sicherheitsund Gesundheitsschutzmaßnahmen, bezahlte Urlaubszeiten und stärkere Frauenrechte. Arbeiter auf nicht-Fairtrade-zertifizierten Plantagen haben keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub, während den Arbeitern auf den untersuchten Fairtrade-Plantagen bezahlte Urlaubszeiten von 12 Tagen in Ecuador, 14 Tagen in der Dominikanischen Republik und 21 Tagen in Ghana zugestanden werden. In Bezug auf die Förderung der gewerkschaftlichen Organisation der Arbeiter konnte Fairtrade bisher nur eine begrenzte Wirkung erzielen. Viele der
75
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
befragten Arbeiter sind der Meinung, dass die bestehenden Arbeiterkomitees ein geringeres Potential als Gewerkschaften haben, positive Veränderungen für Arbeiter zu bewirken und dass die Existenz der Arbeiterkomitees dazu führen könnte, auf diesem Gebiet keinen Handlungsbedarf mehr zu sehen. Die wenig durchsetzungsfähige Arbeitervertretung und ineffektive Kommunikationskanäle haben dazu geführt, dass in einigen Fällen Meinungsverschiedenheiten zwischen Arbeitern und Management über die Verwendung der Fairtrade-Prämie nicht beseitigt werden konnten. Die Studie hat gezeigt, dass es noch viele Hindernisse, wie z.B. das geringe Selbstbewusstsein oder die fehlenden Sprachkenntnisse der Arbeiter, zu überwinden gilt, um auch den am meisten benachteiligten Arbeitern eine Stimme zu verleihen, mit der sie für ihre Rechte einstehen können. Die vollständige Studie finden Sie hier: http://www.fairtrade.org.uk/resources/reports_and_briefing_papers.aspx
7.3 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kakao ■■
Im Bereich Kakao kommt es 2011 zu signifikanten Wachstumsraten für alle in diesem Monitoring-Bericht definierten Entwicklungsindikatoren.
■■
Ende 2011 haben 71 Kleinbauernorganisationen in 19 Ländern eine FairtradeZertifizierung für Kakao. 142.000 Kleinbauern sind innerhalb dieser Organisationen in der Produktion von Fairtrade-Kakao tätig. Trotz der 2011 anhaltenden politi schen und wirtschaftlichen Krise in der Elfenbeinküste steigt auch hier die Anzahl der neu-zertifizierten Organisationen signifikant.
■■
Die Auswertung der Produzentenberichte ergibt für 2010-11 einen Anstieg des Verkaufsvolumens für Fairtrade-Kakao um 27 Prozent – ein Wachstum, das von einigen größeren Unternehmen generiert wurde, die im Berichtszeitraum große Mengenverpflichtungen für Fairtrade-Kakao eingegangen sind. Diese Unternehmen beziehen ihren Kakao hauptsächlich von Fairtrade-Kooperativen in Westafrika und generieren damit sehr hohe Prämieneinnahmen für die KakaoProduzenten, die in die Kleinbetriebe, in die Kooperativen oder in die Gemeinden investiert werden können.
■■
Faitrade-Kakao-Kooperativen berichten uns für 2010-11 Prämieneinnahmen von über 7,6 Millionen Euro. Da für diese Auswertung einige Audit-Berichte von Produzenten der Elfenbeinküste fehlen, dürften die tatsächlichen Prä mieneinnahmen im Bereich Kakao insgesamt noch höher liegen.
■■
Ähnlich wie in anderen Produktbereichen wird die Fairtrade-Prämie für Kakao auf Ebene der Kooperativen zunehmend in die Geschäfts- und Organisations entwicklung und auf Ebene der Kleinbetriebe in die Verbesserung der Produktion und Verarbeitung investiert. Im Berichtszeitraum haben die Kooperativen zur Steigerung der Produktivität unter anderem alte Kakaobäume ersetzt und neue Vorrichtungen für die Ernte und Lagerung, den Transport und die Verarbeitung ihres Kakaos angeschafft. Insgesamt sind 2010-11 51 Prozent der FairtradePrämieneinnahmen in solche Investitionen geflossen.
■■
Das Fairtrade-zertifizierte Produktionsvolumen für Kakao liegt Ende 2011 bei 124.000 Tonnen. Davon sind mindestens 27.000 Tonnen Bio-zertifiziert.
■■
Im weltweiten Durchschnitt steht einem Fairtrade-Kleinbauern für den Anbau von Kakao eine Fläche von drei Hektar zur Verfügung. Für den größten FairtradeKakaoproduzenten in Ghana liegen uns keine Angaben zu Anbauflächen vor.
■■
Die Elfenbeinküste hat Ghana als das Land mit der höchsten Produktionskapazität für Fairtrade-zertifizierten Kakao überholt. Politische Konflikte und wirtschaftliche Sanktionen haben die Kooperativen in der Elfenbeinküste nach den Wahlen 2010 vor enorme Herausforderungen gestellt. Hart von dem Verlust von Menschenleben und Besitztümern getroffen, waren zahlreiche FairtradeKooperativen über viele Monate hinweg nicht in der Lage, ihren Kakao auf den Markt zu bringen und von der Außenwelt abgeschnitten. Sobald Fairtrade-
76
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Mitarbeiter und Auditoren wieder Zugang zu den Kooperativen hatten, wurde mit den Kooperativen-Vertretern eine Bedarfsanalyse durchgeführt, um das Ausmaß der Krise ermessen und wirkungsvolle Maßnahmen zur Unterstützung der Kleinbauern ergreifen zu können. Die Kooperativen-Mitglieder wollten den Kakao-Handel so schnell wie möglich wieder aufnehmen und wurden von Fairtrade bei diesem Vorhaben unterstützt. Trotz dieses sehr schwierigen Jahres für Kakaokleinbauern ist die Zahl der Fairtrade-zertifizierten Kakao-Kooperativen in der Elfenbeinküste 2010-11 von 12 auf 20 angestiegen - ein Wachstum, das sich 2012 weiter fortgesetzt hat. ■■
Die unsichere Lage in der Elfenbeinküste hat es Fairtrade unmöglich gemacht, die im Berichtszeitraum vorgesehenen Datenerhebungen durchzuführen, so dass die Zahlen der Elfenbeinküste in diesem Bericht überholt sind. Für 2011 gehen aus anderen verfügbaren Quellen für die Elfenbeinküste ein FairtradeVerkaufsvolumen von 12.000 Tonnen und Fairtrade-Prämieneinnahmen in Höhe von US-Dollar 2,4 Millionen hervor – lebensnotwendige finanzielle Mittel, die mehr als je zuvor für den Wiederaufbau von Existenzgrundlagen benötigt werden.
■■
Produzenten in Südamerika haben den Verkauf von Edelkakao und Bio-FairtradeKakao in Premiummärkte fortgesetzt. 2010-11 haben Fairtrade International und Max Havelaar Belgien eine Studie zur Untersuchung der Erfolge und Herausforderungen für Produzenten von Fairtrade-Edelkakao in Auftrag gegeben. Über einige der wichtigsten Ergebnisse wird auf Seite 80 berichtet.
77
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.11
Fairtrade Kakao: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
Anzahl der Produkt-Zertifizierungen
80
71
70
Zert.
60
55 Zert.
50
39
40
Zert.
30
20
30
30
2007
2008
Zert.
Zert.
21 Zert.
10
0 2006
2009
2010
2011
Grafik 7.12
Fairtrade Kakao: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Belize 01 Honduras 01 Nicaragua 04 Haiti 01 Dominikanische Republik 03 Panama 01 Costa Rica 01 Kolumbien 02 Ecuador 06
Sierra Leone 01 Papua-Neuguinea 02
Peru 19 Bolivien 01
Lateinamerika und Karibik 40
Indien 02 Sri Lanka 01
Elfenbeinküste 20 Ghana 03 São Tomé und Príncipe 01 Kamerun 01
Afrika und Mittlerer Osten 26
Asien und Ozeanien 5
Gesamt Fairtradezertifizierte KakaoOrganisationen 71
78
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.13
Fairtrade Kakao: Anzahl der Kleinbauern in den verschiedenen Regionen 2011
Südasien 400
Karibik 13.500
Melanesien 500
Mittelamerika 3.100 Westafrika 94.000 Zentralafrika 800
Südamerika 29.600
Lateinamerika und Karibik 46.100
Afrika und Mittlerer Osten 94.800
Asien und Ozeanien 900
Gesamt Kakao-Bauern 141.800
Nur Produzentenorganisationen mit Kakao als erstzertifiziertem Produkt
tabelle 7.3
Fairtrade Kakao: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Gesamtzahl der Kleinbauern Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Kakao (in Hektar)* Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio-Anteil am gesamten zertifizierten Volumen Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (in Tonnen)** Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (in €)**
*
2010–11 141.800 215.000 124.000 27.000 22% 47.000 7.640.000
Für den größten Fairtrade-Kakao-Produzenten liegen keine Daten zu Anbauflächen vor, so dass die tatsächliche Gesamtfläche für den Anbau von Kakao wesentlich höher als hier angegeben liegt. ** Die Daten der Elfenbeinküste zu Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen sind nicht vollständig, da während der Krise in 2010-11 keine flächendeckende Datenerhebung möglich war.
2009–10 126.000 174.000 106.000 --37.000 4.051.000
Veränderung in % 13% 24% 17% --27% 89%
79
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.14
Fairtrade Kakao: Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
Fairtrade Kakao VerkaufsVolumen ( Tonnen)
50.000 46.600
10.000.000 Fairtrade Kakao PrämienEinnahmen 9.000.000 (€ ) 8.000.000
40.000
7.640.000
37.000
7.000.000 6.000.000
30.000
5.000.000 4.000.000
20.000
4.051.000
3.000.000 13.900 2.000.000
10.000
1.000.000
1.057.000
0
0 2008
2009–10
2010–11
2008
Durchschnittliche Kakao-Anbauflächen pro Farmer 2011 (in Hektar) Karibik 3,2 Mittelamerika 1,9 Melanesien 0,3 Mittelafrika 3,1 Südamerika 1,9 Südasien 1,1 Westafrika 4,7 Weltweiter Gesamtdurchschnitt
3,0
Produktionskapazitäten für Fairtrade-zertifizierten Kakao: Top 5 Länder 2010-11 (Tonnen) Elfenbeinküste 48.200 Ghana 40.000 Dominikanische Republik
15.400
Peru 12.500 Ecuador 5.300 Fairtrade-Kakao: Top 5 Produzentenländer für Fairtrade-zertifizierten Bio-Kaffee 2010-11 (Tonnen) Dominikanische Republik
11.300
Peru 8.900 Ecuador 5.200 Fairtrade-Kakao: Top 3 Länder nach Verkaufsvolumen 2010-11 (Tonnen) Ghana 21.800 Elfenbeinküste* 12.500 Dominikanische Republik * Geschätztes Verkaufsvolumen für 2011, siehe Anmerkung zu Tabelle 7.3
11.300
2009–10
2010–11
80
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Die Wirkung von Fairtrade für Edelkakao-Produzenten in Peru verstehen Fairtrade International und Max Havelaar Belgien haben das Natural Resources Institute (NRI) in Großbritannien damit beauftragt, die Wirkung von Fairtrade am Beispiel von zwei Fairtrade-Kakao-Kooperativen in der Sant Martín Region in Peru zu untersuchen. Die Kooperativen wurden 2002 und 2003 Fairtrade-zertifiziert und verkaufen 66 bzw. 83 Prozent ihres gesamten Produktionsvolumens zu FairtradeBedingungen. Eine Haushaltserhebung unter Kakao bauern aus beiden Kooperativen macht einige der positiven Veränderungen deutlich, die Fairtrade für die Kakaobauern und ihre Familien bewirkt hat. Eines der wichtigsten Ergebnisse der Erhebung ist, dass die Produktionsvolumen für Kakao und das Einkommen der Familien mit dem Fortbestand der Fairtrade-Mitgliedschaft immer weiter steigen. In den letzten fünf Jahren haben 60 Prozent der befragten Fairtrade-Kleinbauern-Haushalte Investitionen in ihre Häuser getätigt, 50 Prozent haben ein
In den letzten fünf Jahren haben 60 Prozent der befragten Fairtrade-Kleinbauern-Haushalte Investitionen in ihre Häuser getätigt, 50 Prozent haben ein Mobiltelefon und 25 Prozent ein Motorrad angeschafft. Somit lässt sich sagen, dass Fairtrade im Laufe der Zeit zu höheren Einkommen und besseren Lebensstandards führt.
Mobiltelefon und 25 Prozent ein Motorrad angeschafft. Somit lässt sich sagen, dass Fairtrade im Laufe der Zeit zu höheren Einkommen und besseren Lebensstandards führt. In der Erhebung wurde auch festgestellt, dass die meisten der befragten Fairtrade-Kleinbauern einen immer größeren Teil der Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf selbst anbauen und ihre Ernährungssicherheit damit gesteigert wird. Durch die Befragung der Kakaobauern und des Kooperativen-Managements kam zum Ausdruck, dass Bildung für Kinder auf der Liste möglicher Investitionen ganz oben steht und dass Fairtrade in fast 30 Prozent der befragten Familien Kindern eine schulische Ausbildung bis hin zur Universität ermöglicht hat. Neben diesen ganzen positiven Ergebnissen kommt die Studie allerdings auch zu dem Ergebnis, dass zum Untersuchungszeitpunkt ein sehr großer Teil der Haushalte nach Definition der lokalen Armutsstandards immer noch als „arm“ einzustufen ist. Auch wenn der Fairtrade-Mindestpreis aufgrund der relativ hohen Weltmarktpreise für Kakao in den letzten Jahren nicht das Instrument mit der stärksten Wirkung für Kakao-Kleinbauern ist, so erhalten die Mitglieder der beiden untersuchten FairtradeKooperativen immer noch überdurchschnittliche und stabilere Preise als nichtFairtrade-zertifizierte Kakaobauern in der Region. Die Fairtrade- und die Bio-Zertifizierung, verschiedene Programme zur Steigerung der Produktivität und Unterstützung seitens der Regierung haben zu wichtigen Verbesserungen im technischen Management der Kleinbauernbetriebe und in der Konsequenz zu höheren Ernteerträgen geführt. Die Einführung von Kompostierungsanlagen, die fachmännische Durchführung von Baumbeschneidungen, die effiziente Überwachung von Pflanzenkrankheiten, die Weiterentwicklung der Erntemethoden und ein verbessertes Umweltmanagement mit der Integration von Bodenschutz- und Agroforstmaßnahmen sind nur einige dieser positiven Veränderungen. Fairtrade hat über die Fairtrade-Prämie, von der ein Teil in die technische Entwicklung der Betriebe investiert wurde, einen direkten Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet. Aus der Studie geht eine weitere deutliche Wirkung von Fairtrade hervor: die erhöhte Kapitalisierung der beiden Kooperativen durch höhere Mitgliedsbeiträge und höhere finanzielle Erträge, die beide auf die Fairtrade-Zertifizierung zurückzuführen sind. Das Kooperativen-Management hat auch hervorgehoben, dass die schrittweise Erfüllung der Fairtrade-Standards, die durch den Fairtrade Liaison Officer vor Ort
81
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
PRODUzenten Bericht Deutlich spürbare Wirkung von Fairtrade für Kakaobauern in der Dominikanischen Republik Für Mariano Manzuelo, einem Mitglied der CONACADO-Kooperative in der Dominikanischen Republik, bedeutet Fairtrade, dass vier seiner Kinder weiterführende Schulen besuchen können – finanziert mit Fördergeldern aus der Fairtrade-Prämie. 1988 als Entwicklungsprojekt ins Leben gerufen, ist CONACADO jetzt der zehntgrößte KakaoExporteur der Welt und liefert Fairtrade-Kakaoprodukte für Marken wie Green & Black´s, Lush Cosmetics, Ben & Jerry´s und Café Direct. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE
http://bit.ly/MomJ2O
konstruktiv begleitet wurde, in beiden Organisationen zu mehr Transparenz geführt hat. Aus der Studie geht auch hervor, dass Fairtrade den Kooperativen die KakaoMärkte geöffnet hat und Finanzierungsmöglichkeiten für Aktivitäten im Rahmen ihrer Verträge geschaffen hat (z.B. für die Vorfinanzierung von Ernten). Dies unterscheidet die Fairtrade-Kooperativen deutlich von nicht-Fairtrade-Organisationen, die keinen Zugang zu ihrem „Working Capital“ haben und von Exportunternehmen kapitalabhängig sind. Der deutlichste Unterschied, den Fairtrade in den untersuchten Kakao-Koope rativen bewirkt hat, liegt in dem erhöhten Umfang und der verbesserte Qualität der Leistungen, mit denen die Kooperativen ihre Mitglieder unterstützen können. Das kommt bei den Kleinbauern an: Ihr Vertrauen in die Kooperativen ist gewachsen, die Mitgliederzahlen sind gestiegen und die Fairtrade-Zertifizierung wird an andere Kooperativen in der Region weiterempfohlen. Beiden Kooperativen ist es gelungen, ihre Mitglieder so zu stärken, dass sie international anerkannten Kakao von bester Qualität erzeugen können. Mit Blick in die Zukunft haben beide Kooperativen ihre Besorgnis über den zunehmenden Wettbewerb um Fairtrade-Kakao zwischen den Fairtrade-Kooperativen und privaten Exporteuren in Peru zum Ausdruck gebracht. Die Studie empfiehlt Fairtrade, die Dynamik zwischen diesen beiden Parteien zu überwachen. Der vollständige Untersuchungsbericht wird von Fairtrade International Anfang 2013 veröffentlicht.
82
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
7.4 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Tee ■■
Ende 2011 haben 100 Produzentenorganisationen in 14 Ländern eine Produktzertifizierung für Fairtrade-Tee - 89 für Camila sinensis (schwarzer Tee) und 11 für Rotbusch- und Kräutertees wie Kamille, Pfefferminz oder Hibiskus. Die hier aufgeführten Zahlen beziehen sich hauptsächlich auf Camila sinensis -Tee.
■■
Fast 250.000 Menschen waren im Berichtszeitraum als Tee-Kleinbauern oder als Arbeiter auf Fairtrade-Teeplantagen Mitglieder von Fairtrade. Mehr als 100.000 Mitglieder waren in Kenia und fast 60.000 in Indien tätig.
■■
Das gesamte Verkaufsvolumen für Fairtrade-Tee hat sich 2010-11 im Vergleich zu 2009-10 um 15 Prozent erhöht. Generiert wurde dieses Wachstum durch die erhöhten Fairtrade-Mengenverpflichtungen einiger Einzelhandelsketten in Großbritannien, allen voran Waitrose und Tesco. Auch eine große Einzelhandelskette in den Niederlanden – Super Unie – hat ihre Tee-Marke auf Fairtrade umgestellt.
■■
Malawi gewinnt als Erzeugerland für Fairtrade-Tee zunehmend an Bedeutung und auch in Indien ist die Entwicklung des Verkaufsvolumens für Fairtrade-Tee positiv.
■■
Der Anteil des Fairtrade-Verkaufsvolumens am gesamten Fairtrade-zertifizierten Produktionsvolumen beträgt nur 6 Prozent und stellt damit den niedrigsten Anteil unter allen Fairtrade-Produkten dar. Um den Handel für größere Fairtrade-TeeMengen zu gewinnen und die Wirkung von Fairtrade auf Teeproduzenten zu erhöhen, setzt Fairtrade zurzeit ein neues Modell zur Erhöhung und Sicherung der Fairtrade-Tee-Verfügbarkeit um.
■■
Die Fairtrade-Prämieneinnahmen für Tee-Kleinbauernorganisationen und auf Fairtrade-Teeplantagen haben im Berichtszeitraum eine Höhe von 5 Millionen Euro erreicht.
■■
Die Auswertung der Informationen zur Verwendung der Fairtrade-Prämie zeigt, dass Kleinbauernorganisationen über 40 Prozent ihrer FairtradePrämieneinnahmen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung investiert haben und 45 Prozent der Prämie in Gemeindeprojekte, Bildung und Gesundheit geflossen sind.
■■
Innerhalb der Teeplantagen wurden 50 Prozent der Prämiengelder in Gemeindeprojekte, Bildung und Gesundheit und 40 Prozent in die direkte, bedarfsgerechte Unterstützung der Arbeiter (siehe dazu Abschnitt 6.2) investiert. Auf Fairtrade-Tee-Plantagen wurden in Vergleich zu anderen Plantagen oder Farmen relativ geringe Summen in die Schulung und Organisation der Arbeiter investiert.
■■
Im Bereich Tee stehen den Fairtrade-Kleinbauern weltweit nur sehr kleine Anbauflächen zur Verfügung. In Ostafrika bearbeitet ein Tee-Kleinbauer im Schnitt eine Fläche von nur 0,3 Hektar.
■■
2011 hat Fairtrade neue Mindestpreise für Tee eingeführt und alle bestehenden Mindestpreise um durchschnittlich 16 Prozent erhöht. Neu eingeführt wurde der Mindestpreis für Instant-Tee und die Fairtrade-Prämie für Bio-Fairtrade-Tee. Darüber hinaus wurden auf Verlangen von Teeproduzenten und Händlern einige der Vorschriften zum Handel mit Fairtrade-Tee geändert.
83
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.15
Fairtrade Tee: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
Die Auswertungen umfassen Daten zu schwarzen Tees (Camelia sinensis) und Kräutertees wie Rotbusch, Hibiskus, Pfefferminze und Kamille. Ende 2011 haben 89 Produzentenorganisationen eine FairtradeZertifizierung für Camelia sinensis und 11 für Kräutertees.
Anzahl der Produkt-Zertifizierungen
110 100
94
90 80
79 Zert.
75
82
83
2008
2009
Zert.
100 Zert.
Zert.
Zert.
Zert.
70 60 50 40 30 20 10 0 2006
2007
2010
2011
Grafik 7.16
Fairtrade Tee: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Ägypten
SPO 1 HLO 2 Gesamt 3 KRÄUTERTEE
China
SPO 6 HLO 0 Gesamt 6
Burkina Faso
Vietnam
SPO 3 HLO 0 Gesamt 3
SPO 2 HLO 0 Gesamt 2
KRÄUTERTEE
Sri Lanka
SPO 10 HLO 2 Gesamt 12
Uganda
Indien
SPO 4 HLO 0 Gesamt 4
Ruanda
SPO 1 HLO 1 Gesamt 2
Argentinien
SPO 0 HLO 1 Gesamt 1
SPO 16 HLO 5 Gesamt 21
Tansania
Peru
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
SPO 3 HLO 25 Gesamt 28
Kenia
Südafrika
SPO 3 HLO 2 Gesamt 5 KRÄUTERTEE
SPO 3 HLO 4 Gesamt 7
Malawi
SPO 3 HLO 2 Gesamt 5
Gesamt Fairtrade-zertifizierte Tee-Organisationen (Camelia sinensis)
Gesamt Fairtrade-zertifizierte Tee-Organisationen (Rotbusch, Pfefferminze, Hibiskus, Kamille)
SPO 41 HLO 48 Gesamt 89
SPO 7 HLO 4 Gesamt 11
84
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.17
Fairtrade Tee (Camelia sinensis): Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter nach Regionen 2011
China
SPO 5.700 HLO 0 Gesamt 5.700
Sri Lanka
SPO 2.300 HLO 22.600 Gesamt 24.900
Uganda
Indien
SPO 16.200 HLO 0 Gesamt 16.200
Kenia
SPO 900 HLO 57.900 Gesamt 58.800
SPO 102.000 HLO 8.400 Gesamt 110.400
Tansania
SPO 15.200 HLO 2.500 Gesamt 17.700
Malawi
SPO 12.900 HLO 4.100 Gesamt 17.000
Weitere (Argentinien, Ruanda, Vietnam) SPO 5.200 HLO 2.100 Gesamt 7.300
Lateinamerika und Karibik 30
Afrika und Mittlerer Osten 168.000
Asien und Ozeanien 90.100
Gesamt Tee-Kleinbauern und Arbeiter
SPO 160.500 HLO 97.700 Gesamt 258.100
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations) Nur Produzentenorganisationen mit Tee als erst-zertifiziertem Fairtrade-Produkt
tabelle 7.4
Fairtrade Tee (Camelia sinensis): Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Tee (in Hektar) Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio-Anteil am gesamten zertifizierten Volumen Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (in Tonnen) Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (in €)
2010–11 258.100 83.300 205.900 7.000 3% 12.700 4.843.000
2009–10 224.000 72.000 151.000 5.700 -11.000 4.047.000
Veränderung in % 15% 16% 36% 23% -15% 20%
85
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.18
Fairtrade Tee (Camelia sinensis): Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011 Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Plantagen (Hired Labour Organizations/HLO)
Fairtrade Tee VerkaufsVolumen ( Tonnen)
15.000
8.100
12.000
Fairtrade Tee PrämienEinnahmen (€ )
6.000.000
5.000.000 3.136.000
6.100 4.000.000
7.000
2.650.000
2.410.000
9.000 3.000.000 6.000 4.800
2.000.000 4.600 1.600.000
3.000
3.000
1.000.000
0
1.707.000
1.300.000
0 2008
2009–10
2010–11
2008
2009–10
2010–11
Grafik 7.19a
Fairtrade Tee (Camelia sinensis): Aufteilung der Fairtrade-Prämien-Einnahmen auf die verschiedenen Investitionsbereiche 2010-11 Kleinbauernorganisationen (SPO) Gemeinde 21% Bildung 17% Umwelt 1% Gesundheit 7% Geschlechtergleichstellung 0% Investitionen in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung 41% Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe 9% Weiteres 4%
Weiteres
Gemeinde
Bargeldzahlungen an die Kleinbauernbetriebe
Bildung
Investitionen in die Geschäftsund Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung
Umwelt
Gesundheit
86
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.19b
Fairtrade Tee (Camila sinensis): Aufteilung der Fairtrade-Prämie auf die verschiedenen Investitionsbereiche in 2010-11 Plantagen (HLO) Gemeinde 19% Bildung 25% Umwelt 1% Gesundheit 5% Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung 7% Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter 38% Weiteres 5%
Weiteres
Gemeinde
Bildung Gesundheit Investitionen in die Entwicklung der Arbeiter und der Arbeitervertretung
Weitere direkte Unterstützung der Arbeiter
Durchschnittliche Tee-Anbauflächen pro Farmer 2011 (in Hektar) Ostafrika 0,3 Ostasien 0,4 Südostasien 0,8 Südasien 0,8 Weltweiter Gesamtdurchschnitt
0,3
Die Daten in dieser Tabelle beziehen sich nur auf Camelia sinensis und nicht auf Kräutertees.
Produktionskapazitäten für Fairtrade-zertifizierten Tee: Top 5 Länder 2010-11 (Tonnen) Kenia 87.400 Indien 47.700 Sri Lanka
23.200
Uganda 16.100 Tansania 15.000 Die Daten in dieser Tabelle beziehen sich nur auf Camelia sinensis und nicht auf Kräutertees.
Fairtrade Tee: Top 4 Produzentenländer für Fairtrade-zertifizierten Bio-Tee 2010-11 (Tonnen) Indien 4.600 China 1.100 Tansania 600 Sri Lanka
600
Die Daten in dieser Tabelle beziehen sich nur auf Camelia sinensis und nicht auf Kräutertees.
Fairtrade Tee: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 2010-11 (Tonnen) Kenia 4.200 Indien 3.700 Malawi 2.200 Tansania 900 Sri Lanka Die Daten in dieser Tabelle beziehen sich nur auf Camelia sinensis und nicht auf Kräutertees.
800
87
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
7.5 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Zucker ■■
Der Produktbereich Zucker ist in den letzten Jahren dank neuer, umfangreicher Fairtrade-Verpflichtungen einiger Marken und Handelspartner auf beachtlichem Wachstumskurs. Die Umstellung einiger starken Süßwarenmarken auf Fairtrade haben neben einem Wachstum im Bereich Kakao auch zu einer positiven Entwicklung im Bereich Zucker mit deutlichen Steigerungen aller Wachstumsindikatoren geführt (siehe dazu Tabelle 7.5).
■■
Ende 2011 haben 69 Produzentenorganisationen in 15 Ländern eine Fairtrade-Zertifizierung für Zucker, mehr als doppelt so viele wie Anfang 2011. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf die hohe Anzahl neuzertifizierter Zuckerkooperativen auf Mauritius zurückzuführen.
■■
Das Verkaufsvolumen für Fairtrade-Zucker und die Fairtrade-Prämieneinnahmen für Zucker haben sich mit einer Steigerung von 66 bzw. 64 Prozent ähnlich entwickelt. Die Prämieneinnahmen von 7,4 Millionen Euro wurden zu mehr als der Hälfte in die Geschäfts- und Organisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung investiert.
■■
Belize generiert weiterhin das größte Fairtrade-Verkaufsvolumen. Fidschi, Sambia und Paraguay haben im Berichtszeitraum an Bedeutung gewonnen und Zuckerproduzenten in Guyana konnten schon unmittelbar nach ihrer Zertifizierung Fairtrade-Verkäufe und damit Einnahmen aus Fairtrade-Prämien verzeichnen.
■■
2012 sollen Mosambik, Jamaika und das Swasiland als neue Erzeugerländer für Fairtrade-Zucker erschlossen werden. Der Beschaffungsplan für Zucker sieht im weiteren Verlauf die Förderung des Wachstums in den Ländern vor, die zur Gruppe der Staaten Afrikas, des karibischen Raums und des Pazifischen Ozeans (AKP) bzw. zur Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDC=least developed countries) gehören. Fairtrade sieht hier besonders hohen Handlungsbedarf, da Zuckerproduzenten in diesen Ländern nur sehr niedrige Preise für ihren Zucker erhalten und den Herausforderungen des freien Handels nicht gewachsen sind.
■■
Fairtrade-Zucker-Kleinbauern in Belize haben an einer Langzeitstudie zur Untersuchung der Wirkung von Fairtrade teilgenommen. Die Ergebnisse der Erst- und Folgestudien werden auf Seite 91 zusammengefasst.
■■
Fairtrade-Zucker-Kleinbauern in Paraguay haben wichtige Schritte unternommen, um ihre Position in der Lieferkette zu stärken. Der Export von Zucker erfolgt in der Regel über Zuckerfabriken oder über Exporteure. Die Zuckerkleinbauern verkaufen ihr Zuckerrohr an Fabriken, die es entweder für den direkten Export oder für den Weiterverkauf an Exporteure verarbeiten. Den Kleinbauern fehlen eigene Vermarktungsmöglichkeiten und der nötige Einblick in die nächsten Schritte der Lieferkette - Umstände, die dazu führen, dass sie den Wert ihrer Erträge nicht steigern können. Einer Kleinbauernkooperative in Paraguay ist dies jedoch gelungen: Mit Unterstützung von Fairtrade haben die Kooperativen-Mitglieder eine eigene Zuckerfabrik für die Verarbeitung ihres Zuckerrohrs aufgebaut und damit ihre Position in der Lieferkette gestärkt. Eine andere Zucker-Kooperative ist mit der Zuckerfabrik vor Ort in Verhandlungen getreten und hat mit dieser den gemeinschaftlichen Export ihres Zuckers vereinbart, so dass ein Teil des Mehrwerts, der durch die Verarbeitung des Zuckers entsteht, in die FairtradeKooperative zurückfließt.
■■
2011 hat Fairtrade eine Vielzahl von Versammlungen und Workshops mit FairtradeZucker-Akteuren organisiert und damit den Austausch von Marktinformationen und „Best Practice“ unterstützt und vorangetrieben. Ein solcher Austausch hat auch auf dem 2012 stattgefundenen, ersten Treffen des Sachverständigenrats für Zucker (Sugar Product Advisory Council) stattfinden.
88
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.20
Fairtrade Zucker: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
Anzahl der Produkt-Zertifizierungen
80
69
70
Zert.
60
50
40
32
30
20
Zert.
16 Zert.
15
2006
2007
Zert.
17
21 Zert.
Zert.
10
0 2008
2009
2010
2011
Grafik 7.21
Fairtrade Zucker: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Kuba 4
Belize 1 Costa Rica 4
Guyana 8
Philippinen 1
Ghana 1 Ecuador 1
Fidschii 1
Indien 1 Malawi 01
Sambia 1
Mauritius 32
Peru 2 Brasilien 1 Paraguay 10
Gesamt Fairtradezertifizierte ZuckerOrganisationen 69
89
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.22
Fairtrade Zucker: Anzahl der Kleinbauern nach Regionen in 2011
Südasien 1.400
Karibik 500
Melanesien 4.000
Mittelamerika 14.500 Westafrika 1.000
Südostasien 700 Ostafrika 9.100 Südamerika 6.100
Lateinamerika und Karibik 21.100
Afrika und Mittlerer Osten 10.100
Asien und Ozeanien 6.000
Gesamt ZuckerKleinbauern 37.200
Nur Produzentenorganisationen mit Zucker als erstzertifiziertem Fairtrade-Produkt
tabelle 7.5
Fairtrade Zucker: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Gesamtzahl der Kleinbauern Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Zucker (in Hektar) Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) Bio und Fairtrade-zertifiziertes Volumen (Tonnen) Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (in Tonnen)* Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (in €)
2010–11 37.200 79.300 533.900 57.500 184.800 7.370.000
* Die Zahlen zu Fairtrade-Prämieneinnahmen entsprechen aufgrund der Möglichkeit der Rückzertifizierung – ein Produkt kann unter konventionellen Bedingungen gekauft und im nachhinein als Fairtrade-Ware deklariert werden – nicht immer den tatsächlich verkauften Volumen.
2009–10 17.600 59.200 219.300 -111.600 4.482.000
Veränderung in % 111% 34% 143% -66% 64%
90
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.23
Fairtrade Zucker: Fairtrade-Verkaufsvolumen und Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
Fairtrade Zucker VerkaufsVolumen ( Tonnen)
200.000 184.800
180.000
Fairtrade Zucker PrämienEinnahmen (€ )
8.000.000 7.370.000
7.000.000
160.000 6.000.000 140.000 5.000.000
120.000 111.600 100.000
4.482.000
102.000
4.000.000
80.000
4.024.000
3.000.000
60.000 2.000.000 40.000 1.000.000
20.000
0
0 2008
2009–10
2010–11
2008
Durchschnittliche Zucker-Anbauflächen pro Farmer 2011 (in Hektar) Afrika und der Mittlere Osten
0,8
Asien und Ozeanien
2,8
Lateinamerika und Karibik
2,5
Weltweiter Gesamtdurchschnitt 2,1
Fairtrade Zucker: Top 5 Produzentenländer für Fairtrade-zertifizierten Bio-Zucker 2010-11 (Tonnen) Paraguay 48.800 Kuba 4.300 Indien 2.200 Philippinen 1.900 Costa Rica
200
Fairtrade Zucker: Top 5 Länder nach Verkaufsvolumen 2010-11 (Tonnen) Belize 69.900 Fidschi 40.700 Sambia 30.000 Paraguay 20.700 Malawi 8.500
2009–10
2010–11
91
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Untersuchung der Wirkung von Fairtrade-Zucker in Belize 2008 hat die Fairtrade Foundation – die Fairtrade-Siegelinitiative in Großbritannien – das Natural Resources Institute (NRI) mit einer fünfjährigen Langzeitstudie der Fairtrade-Wirkung für Zuckerkleinbauern in Belize beauftragt. Die Studie wurde in der „Belize Sugar Cane Farmers Association“ (BSCFA) durchgeführt, die 2008 Fairtradezertifiziert wurde. Die Ergebnisse der ersten beiden Untersuchungsphasen aus 2008 und 2011 zeigen eine vielversprechende Entwicklung der Kooperative im Verlauf der Studie. Die 2008 durchgeführte Erststudie lässt erkennen, dass die Prämieneinnahmen für die Organisation und ihre Mitglieder, die durch den Verkauf von Fairtrade-Zucker generiert wurden, auf sehr hohem Niveau liegen. Trotz dieser hohen Einnahmen sieht die Studie noch weiteren Investitionsbedarf: im Aufbau von Kompetenzen in den Bereichen Organisationsführung, Vertragsmanagement und Verwaltung, in Verbesserungen der Organisationsstruktur der BSCFA und in der gezielten technischen Unterstützung der einzelnen Zucker-Kleinbauernbetriebe. Die Produktivität der Betriebe und die Qualität ihrer Erträge müssen den Kleinbauern und ihren Familien ein Einkommen sichern, das es ihnen erlaubt weiterhin in der Zuckerproduktion tätig zu sein. In der 2011 durchgeführten, zweiten Studienphase wurde untersucht, wie sich die Organisation in den Bereichen entwickelt hat, in denen in der ersten Phase Handlungsbedarf festgestellt wurde und in welchem Umfang Herausforderungen in diesen Bereichen bereits gemeistert werden konnten. Zu den positiven Ergebnissen dieser vergleichenden Studienphase nach drei Jahren zählt die Durchführung erfolgreicher Maßnahmen zur Stärkung der Organisation, unter anderem die Wahl eines neuen Management-Komitees und CEOs und die Einrichtung von Fachabteilungen für Umwelt-, Qualitäts- und Projektmanagement. Die immer selbstständigere und fachmännischere Durchführung von Projekten hat dazu geführt, dass die BSCFA von Kleinbauern und Geschäftspartner zunehmend als transparente, professionelle und demokratische Organisation wahrgenommen wird. Auf Ebene der einzelnen Kleinbauernbetriebe wurde im Zeitraum zwischen den beiden Untersuchungsphasen ein sehr großer Teil der Fairtrade-Prämieneinnahmen in bedarfsorientierte Projekte zur Unterstützung der einzelnen Kleinbauernfamilien und die Entwicklung ihrer Gemeinden investiert. Dazu gehört die Bereitstellung kostenloser landwirtschaftlicher Betriebsmittel wie z.B. Pflanzenschutz- und Düngemittel und die Durchführung zahlreicher Gemeinschaftsprojekte, wie z.B. die Einführung von Fördergeldern für die schulische Ausbildung von Kindern, die Renovierung von Kirchen und Schulen, die Anschaffung von Sportausrüstungen für Schulen, der Ausbau von Straßen oder die Einführung von Bestattungsbeihilfen. Zur Steigerung der Produktivität in den einzelnen Kleinbetrieben wurden Bodenanalysen, ein Neuanpflanzungsprogramm und ein „Froghopper Programm“ zur Bekämpfung der Schaumzikade durchgeführt, die zu einer Verbesserung der Erträge 2010-11 geführt haben. Das verbesserte Organisationsmanagement und die zielgerichteten Umweltprojekte haben zu einer vielversprechenden Gesamtentwicklung der BSCFA zwischen 2008 und 2011 geführt, die für die Zukunft sehr gute Ernteprognosen zulässt. Handlungsbedarf bestand zum Zeitpunkt der zweiten Untersuchungsphase noch in der Sicherung des Fortbestands der Zuckerkleinbetriebe und der Einnahmen außerhalb von Erntezeiten sowie in der Förderung des diversifizierten Anbaus zur Vermeidung der vollständigen Abhängigkeit von Zuckerrohr. Die dritte Untersuchungsphase ist für 2013 geplant. Der vollständige Untersuchungsbericht wird Anfang 2013 von der Fairtrade Foundation veröffentlicht.
Die Fairtrade-Prämie wurde unter anderem für die Bereitstellung kostenloser Pflanzen schutz- und Düngemittel und für Investitionen in Gemeinschaftsprojekte wie die Einführung von Schulfördergeldern, die Anschaffung von Sportausrüstungen für Schulen, die Renovierung von Schulen und Kirchen und den Ausbau von Straßen verwendet.
92
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
7.6 Zahlen und Fakten: Fairtrade-Baumwolle ■■
Ende 2011 haben 35 Produzentenorganisationen eine Fairtrade-Zertifizierung für Baumwolle. Dazu zählen 14 Kleinbauernorganisationen in Nord-, West- und Zentralafrika und 17 Vertragsanbau-Organisationen in Indien. Der leichte Rück gang in der Gesamtzahl der Organisationen im Vergleich zu 2009-10 ist die Folge der geringeren Nachfrage nach Fairtrade-Baumwolle 2008-09.
■■
57 Prozent aller Fairtrade-zertifizierten Baumwollorganisationen haben Ende 2011 auch eine Bio-Zertifizierung.
■■
Die Nachfrage nach Fairtrade-Baumwolle hat sich 2010-11 stabilisiert. Da bis zur Einführung des neuen Fairtrade-Baumwoll-Modells – voraussichtlich 2013 – noch kein signifikanter Anstieg der Nachfrage erwartet werden kann, hat Fairtrade den Baumwollproduzenten geraten, ihre eigenen Wachstumspläne zurückzustellen, bis das neue Fairtrade-Baumwoll-Modell umgesetzt werden konnte, das die Nachfrage steigern soll.
■■
Die Weltmarktpreise für Fairtrade-Baumwolle waren innerhalb des Berichts zeitraums 2010-11auf ein historisch hohes Niveau angestiegen. Staatsinter ventionen, Exportsperren, Vertragsbrüche und Seitengeschäfte haben zu einer sehr hohen Instabilität der Baumwollmärkte geführt und Fairtrade-Baumwoll produzenten vor große Herausforderungen gestellt. Zum Zeitpunkt der Berichts erstellung waren die Baumwollpreise wieder auf ein fast normales Niveau gefallen.
■■
Um gestiegene Produktionskosten auszugleichen, wurden die FairtradeMindestpreise für Baumwolle überarbeitet. Während die Fairtrade-Prämiensätze unverändert bleiben, erhöhen sich die Mindestpreise für Baumwolle in allen Regionen mit Wirkung zum 1. Oktober 2011 um durchschnittlich 10 Prozent. Im Berichtszeitraum werden auch erstmalig Mindestpreise für kurz stapelige Baumwollsorten eingeführt.
■■
Fairtrade-Baumwollproduzenten haben für 2010-11 Fairtrade-Prämieneinnahmen von fast 1,2 Millionen Euro berichtet.
■■
63 Prozent dieser Prämieneinnahmen wurden in die Geschäfts- und Orga nisationsentwicklung oder in die Produktion und Verarbeitung investiert, während etwa 30 Prozent in Gemeinde- und Bildungsprojekte geflossen sind.
93
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.24
Fairtrade Baumwolle: Produkt-Zertifizierungen 2006-2011
Anzahl der Produkt-Zertifizierungen
50
40
37
37
Zert.
Zert.
35 Zert.
28
30
Zert.
20
16
14
Zert.
Zert.
10
0 2006
2007
2008
2009
2010
2011
Grafik 7.25
Fairtrade Baumwolle: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2011
Ă„gypten
SPO 1 CP 0 Gesamt 1
Kirgisistan
SPO 1 CP 0 Gesamt 1
Nicaragua
SPO 1 CP 0 Gesamt 1
Mali
SPO 4 CP 0 Gesamt 4
Senegal
SPO 7 CP 0 Gesamt 7
Burkina Faso SPO 1 CP 0 Gesamt 1
Kamerun
Indien
SPO 1 CP 17 Gesamt 18
SPO 1 CP 0 Gesamt 1
Brasilien
SPO 1 CP 0 Gesamt 1
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) CP Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production)
Gesamt Fairtradezertifizierte BaumwollOrganisationen SPO 18 CP 17 Gesamt 35
94
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.26
Fairtrade Baumwolle: Anzahl der Kleinbauern nach Ländern und Regionen 2011
Kirgisistan
Ägypten Nicaragua
Mali
Senegal Burkina Faso Indien
Kamerun
Brasilien
Lateinamerika und Karibik SPO 120
Afrika und Mittlerer Osten SPO 30.120
Asien und Ozeanien
SPO 6.600 CP 29.600
Gesamt BaumwollKleinbauern SPO 36.900 CP 29.600
Nur Produzentenorganisationen mit Baumwolle als erstzertifiziertem Fairtrade-Produkt SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) CP Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production)
tabelle 7.6
Fairtrade Baumwolle: Wichtigste Daten aus 2011 auf einem Blick
Gesamtzahl der Kleinbauern Gesamte Anbaufläche für Fairtrade-Baumwolle (in Hektar) Gesamtes zertifiziertes Volumen (Tonnen) Anzahl der Fairtrade&Bio-zertifizierten Baumwoll-Organisationen Anteil der Bio-zertifizierten Organisationen Gesamtes Fairtrade-Verkaufsvolumen (in Tonnen)* Gesamte Fairtrade-Prämien-Einnahmen (in €)
*
2010–11 66.500 70.700 48.100 20 57% 20.800 1.167.000
Die Zahlen zu Fairtrade-Prämieneinnahmen entsprechen aufgrund der Möglichkeit der Rückzertifizierung – ein Produkt kann unter konventionellen Bedingungen gekauft und im nachhinein als Fairtrade-Ware deklariert werden – nicht immer den tatsächlich verkauften Volumen.
2009 –10 58.500 58.600 55.700 ---1.181.000
Veränderung in % 14% 21% -14% ----1%
95
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 7.27
Fairtrade Baumwolle: Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2008-2011
Fairtrade Baumwolle PrämienEinnahmen (€ )
1.400.000
1.200.000
1.000.000
1.181.000
1.167.000
1.070.000
800.000
600.000
400.000
200.000
0 2008
2009–10
2010–11
Durchschnittliche Anbauflächen für Baumwolle pro Produzent 2011 (Hektar) Afrika und der Mittlere Osten
0,7
Asien und Ozeanien
1,3
Lateinamerika und Karibik
0,9
Baumwolle weltweit
1,1
96
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Wissenschaftliche Untersuchung der Wirkung von Fairtrade-Baumwolle Die Fairtrade Foundation – die Fairtrade-Siegelinitiative in Großbritannien – hat 2012 eine neue Studie zur Wirkung von Fairtrade im Bereich Baumwolle veröffentlicht. Die beauftragten Institute – das Natural Resources Institute (NRI) und das Institute of Development Studies (IDS) – haben die Studie im Zeitraum 2009-2010 in den vier Ländern Senegal, Kamerun, Mali und Indien durchgeführt. Die Studie ist ein erster Versuch, die Wirkung von Fairtrade auf die extrem armen Baumwollbauern in Westafrika und Indien greifbar zu machen. Aus der Studie geht sehr deutlich hervor, dass Fairtrade einen konkreten und spürbaren Unterschied für Baumwollbauern bewirken kann. Die Studie hat festgestellt, dass der Fairtrade-Mindestpreis für Baumwolle in allen drei westafrikanischen Ländern erheblich über dem nationalen Baumwollpreis liegt (bis zu 49 Prozent höher in Senegal und Kamerun und bis zu 78 Prozent höher in Mali). Auch wenn dieser Effekt in Indien aufgrund der bereits hohen Baumwollmarktpreise nicht so stark ist, schätzen die Baumwollbauern hier die termingerechte und regelmäßige Zahlung von Fairtrade-Preisen, die immer noch über dem Marktpreis liegen. Die Studie zeigt auch, dass Preisanreize durch Fairtrade in Verbindung mit der technische Unterstützung der Kleinbauernbetriebe in allen vier Län dern zu Verbesserungen in der Qualität der produzierten Baumwolle und damit zu erhöhten Einnahmen für die Baumwollbauern geführt haben. Neben diesen positiven Wirkungen hat die Studie aber auch offengelegt, dass der
Die Studie zeigt auf, wie durch die Anforderung in den Fairtrade-Standards, Frauen direkt zu bezahlen, in West- und Zentralafrika viele Frauen für den Anbau von Baumwolle gewonnen werden konnten. Die Frauen erzählen, dass ihnen die direkte Bezahlung anstatt der Bezahlung über Ehemänner oder Familienmitglieder, einen stärkeren Einfluss auf die Verwendung ihrer Haushaltseinnahmen verschafft hat.
Rückgang der Nachfrage nach Fairtrade-Baumwolle 2009 zu verspäteten Zahlungen der Fairtrade-Preise und -Prämien und damit für die Baumwollbauern zu einer zeitweisen Verringerung ihrer Haushaltseinnahmen geführt hat. Die Studie zeigt auf, wie durch die Anforderung in den Fairtrade-Standards, Frauen direkt zu bezahlen, viele Frauen in West- und Zentralafrika für den Anbau von Baumwolle gewonnen werden konnten. Diese Frauen erzählen, dass ihnen die direkte Bezahlung anstatt der Bezahlung über Ehemänner oder Familienmitglieder, einen stärkeren Einfluss auf die Verwendung ihrer Haushaltseinnahmen verschafft hat. Durch Fairtrade hat sich in West- und Zentralafrika die Zahl der weiblichen Mitglieder in Baumwollorganisationen erhöht – der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Fairtrade-Baumwollkleinbauern liegt 2009-10 bei 37 Prozent in Senegal und 31 Prozent in Mali. Fairtrade hat laut Studie maßgeblich dazu beigetragen, dass sich arme Kleinbauern in Indien erstmalig zu Organisationen zusammenschließen. Die Möglichkeit, Informationen auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wird von allen Kleinbauern und vor allem von Frauen als eine sehr weitreichende Verbesserung empfunden. In allen untersuchten Ländern hat Fairtrade zu transparenteren und demokratischeren Strukturen und zu einer Verbesserung des Kooperativen-Manage ments beigetragen. Die Fairtrade-Prämie wurde in den untersuchten Ländern in unterschiedliche, auf die dringendsten Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinden zugeschnittene Gemeinschaftsprojekte investiert: medizinische Grundversorgung und Brunnenbau in Senegal, Ernährungs- und Wassersicherheit in Mali, Schulbildung für Kinder in Indien. In Verbindung mit Bio-Standards haben die Fairtrade-Standards die umweltfreundliche Produktion von Baumwolle gefördert.
97
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Fairtrade wird auch ein Beitrag zur Solidarisierung der Gemeinden zugeschrie ben – 90 Prozent der befragten Kleinbauern in Senegal sagen, dass der stärkere Zusammenhalt innerhalb und zwischen den Dörfern einzig und allein auf Fairtrade zurückzuführen ist. Bis zur Unabhängigkeit der Baumwoll- Kleinbauernorganisationen von nationalen Marketing- oder Exportbehörden (in Westafrika) oder vom Ver tragsanbau (in Indien) ist laut Studie allerdings noch ein weiter Weg zu gehen. Diese erste Untersuchung der Wirkung von Fairtrade im Bereich Baumwolle hat gezeigt, dass Fairtrade bereits einige positive Veränderungen für Baumwollbauern und ihre Organisationen bewirken konnte. Um auf die erzielten Erfolge aufbauen zu können, muss der Baumwollmarkt stärker wachsen und dafür sind grundlegende Änderungen und Verbesserungen im Lieferkettenmodell für Fairtrade-Baumwolle zwingend erforderlich. Das neue Fairtrade-Baumwoll-Modell, das voraussichtlich 2013 implementiert wird, ist unsere Antwort auf die großen Herausforderungen im Baumwollbereich und der Motor für neues, nachhaltiges Wachstum. Alle Ergebnisse der Studie finden Sie hier: http://www.fairtrade.org.uk/resources/reports_and_briefing_papers.aspx
8. Focus on Fairtrade regions
08.
FairtradeRegionen im Fokus
99
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
8.1 Fairtrade „Afrika und Mittlerer Osten“ 2011 ■■
Ende 2011 haben in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ 316 Produzen tenorganisationen in 30 Ländern eine Fairtrade-Zertifizierung.
■■
Zu diesen 316 Produzentenorganisationen gehören Ende 2011 217 Kleinbauern organisationen und 99 Plantagen oder Farmen. Instabile Märkte für Fairtradezertifizierte frische Früchte haben 2010-11 zur freiwilligen Dezertifizierung einiger Plantagen in Südafrika und damit zu einer rückläufigen Gesamtentwicklung im Plantagen-Bereich geführt.
■■
Produzenten in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ haben 2010-11 Fairtrade-Prämien in Höhe von 13 Millionen Euro erhalten – das sind 0,8 Millio nen Euro weniger als im Zeitraum 2009-10. Zu berücksichtigen ist dabei die starke Untererfassung der Fairtrade-Prämien für Kakaoproduzenten in der Elfenbeinküste. Wenn die politische Situation eine vollständige Datenerfassung in diesem Bereich zugelassen hätte, wäre die Fairtrade-Prämien-Entwicklung in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ insgesamt eher positiv.
■■
Über 50 Prozent der insgesamt in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ generierten Fairtrade-Prämieneinnahmen sind 2010-11 nach Kenia und Ghana geflossen. Der hohe Prämienanteil dieser beiden Länder ist auf die sehr hohen Fairtrade-Verkaufsvolumen für Kakao aus Westafrika und auf die insgesamt hohen Fairtrade-Verkaufsvolumen verschiedener Produkte in Kenia (sowohl durch Kleinbauern- als auch durch Plantagen/Farmen) zurückzuführen. Für die Entwicklung von Fairtrade in Afrika gewinnen aber auch die Länder Tansania, Uganda, Malawi, Äthiopien und die Elfenbeinküste zunehmend an Bedeutung.
■■
Mehr als 40 Prozent aller Plantagen- und Farm-Arbeiter im Fairtrade-System sind in Afrika beschäftigt und über 40 Prozent der weltweiten Fairtrade-Prämien für Plantagen/Farmen fließen nach Afrika. Diese hohen Anteile spiegeln die große Bedeutung der afrikanischen Fairtrade-Plantagen/-Farmen in den Bereichen Blumen, Weintrauben und insbesondere Tee wider.
■■
60 Prozent aller Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System sind in der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ beschäftigt.
■■
Von den weltweiten Fairtrade-Prämieneinnahmen wurden 21 Prozent in Afrika generiert – ein relativer Rückgang, der durch das starke Wachstum in anderen Regionen und zum Teil auch durch die bereits erwähnte Untererfassung von Afrika-Daten zustande kommt.
■■
Da ein großer Teil der Fairtrade-Prämiengelder für die Region „Afrika und Mittlerer Osten“ in Plantagen und Farmen fließt, liegen die pro-Kopf-Prämieneinnahmen der Mitglieder von Kleinbauernorganisationen unter denen anderer Regionen. Wenn man allerdings einen Eindruck von dem tatsächlichen Wirkungspotential der Fairtrade-Prämie im Bereich der Kleinbauernorganisationen gewinnen möchte, muss man auch die lokale Kaufkraft in den verschiedenen FairtradeRegionen miteinander vergleichen.
■■
Weit verbreitete Unruhen und politische Instabilität haben 2010-11 viele Heraus forderungen für Fairtrade-Produzentenorganisationen und Fairtrade-Mitarbeiter in Ländern der Region „Afrika und Mittlerer Osten“ mit sich gebracht.
■■
Trotz dieser politischen Instabilität wurde 2011 die erste Produzentenorganisation im Libanon Fairtrade-zertifiziert.
■■
Das afrikanische Produzentennetzwerk „Fairtrade Africa“ hat 2010-11 seine Beziehungsmanagementarbeit fortgesetzt und im Rahmen seiner Aktivitäten eine neue Austauschplattform für Produzenten aus Nordafrika geschaffen. Bei dem Eröffnungsmeeting des „North African Network“ wählten die Teilnehmer des Netzwerks eine marokkanische Frau als erste Vorsitzende.
100
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
tabelle 8.1
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten” 2011 Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-Produzentenorganisationen 2011 663.000 69.200 732.200 62% 41% 59%
Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) „Afrika und Mittlerer Osten“ Gesamt Anteil an Gesamtzahl aller SPOs Anteil an Gesamtzahl aller HLOs Anteil an Gesamtzahl aller Produzentenorganisationen weltweit
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten“: Top 10 Länder nach Anzahl der Fairtrade Kleinbauern und Arbeiter 2011
Anteil an der GesamtGesamtzahl der zahl der Kleinbauern Kleinbauern und Arbeiter in „Afrika und Arbeiter und Mittlerer Osten“
Kenia
173.800 24%
Tansania
169.100 23%
Äthiopien
106.900 15%
Ghana
78.300 11%
Uganda
32.600 4%
DR Kongo
26.200
Malawi
22.200 3%
Elfenbeinküste
20.800 3%
Ruanda
20.200 3%
Burkina Faso
14.900
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten“: Top 10 Länder nach Fairtrade Prämieneinnahmen 2011
4%
2%
Anteil an den gesamGesamt ten Fairtrade-PrämienFairtrade-Prämien- einnahmen in „Afrika einnahmen (€) und Mitllerer Osten“
Kenia
4.278.200 33%
Ghana
2.542.800 20%
Tansania
1.700.200 13%
Äthiopien
909.800 7%
Malawi
885.700 7%
Südafrika
631.400 5%
Elfenbeinküste
429.900 3%
Ruanda
297.100 2%
Sambia
210.600 2%
Uganda
168.000 1%
Fairtrade-PrämienEinnahmen 2010-11 (in Mio. €) 7,5 5,5 13,0 15% 43% 21%
101
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 8.1
24+21+17542
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten”: Anteil der Produktkategorien an den gesamten Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2010-11 Blumen und Pflanzen 24% Kakao 21% Tee 21% Kaffee 17% Rohrzucker 5% Frische Früchte 4% Weintrauben 2% Kräuter, Kräutertees und Gewürze 2% Baumwolle 2% Weitere 2%
Baumwolle Kräuter, Kräutertees und Gewürze Weintrauben Frische Früchte Rohrzucker
Kaffee
Grafik 8.2
Weitere Blumen und Pflanzen
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten”: Produzentenorganisationen 2009-2011 Plantagen/Farmen (HLO) Kleinbauernorganisationen (SPO) Gesamt
400
316
300
253 231
217
200
143 126 100
110
105
99
0 2009
2010
2011
Kakao
Tee
102
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 8.3
Fairtrade in „Afrika und Mittlerer Osten”: Produzentenorganisationen nach Ländern 2011 Tunesien
SPO 5 HLO 0 Gesamt 5
Libanon
Marokko
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
SPO 0 HLO 2 Gesamt 2
Besetztes Palästinensisches Gebiet
Mali
SPO 16 HLO 0 Gesamt 16
SPO 7 HLO 0 Gesamt 7
Ägypten
Senegal
SPO 2 HLO 5 Gesamt 7
SPO 9 HLO 0 Gesamt 9
Burkina Faso
Äthiopien
SPO 15 HLO 0 Gesamt 15
SPO 4 HLO 2 Gesamt 6
Benin
SPO 4 HLO 0 Gesamt 4
Kamerun
Sierra Leone
SPO 3 HLO 0 Gesamt 3
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Elfenbeinküste
SPO 23 HLO 0 Gesamt 23
Uganda
Ghana
SPO 11 HLO 0 Gesamt 11
SPO 9 HLO 9 Gesamt 18
Kenia
Togo
SPO 30 HLO 30 Gesamt 60
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Ruanda
SPO 7 HLO 1 Gesamt 8
São Tomé und Príncipe
Tansania
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
SPO 11 HLO 7 Gesamt 18
DR Kongo
Komoren
SPO 2 HLO 0 Gesamt 2
SPO 2 HLO 0 Gesamt 2
Madagaskar
SPO 9 HLO 0 Gesamt 9
Sambia
Mauritius
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Malawi
Simbabwe
SPO 0 HLO 5 Gesamt 5
Südafrika
SPO 4 HLO 35 Gesamt 39
SPO 31 HLO 0 Gesamt 31
SPO 6 HLO 2 Gesamt 8
Mosambik
SPO 2 HLO 0 Gesamt 2
Swasiland
SPO 0 HLO 1 Gesamt 1
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
PRODUzenten Bericht Fairtrade-Kleinbauern in Afrika geben Vorteile von Fairtrade weiter Bildungsradio in Senegal, effiziente Bewässerung in Tunesien, fairer Tourismus in Tansania – überall in Afrika investieren Kleinbauern und Arbeiter die FairtradePrämie in Projekte, die der Gemeinschaft zugutekommen. Das Produzentennetzwerk Fairtrade Africa vertritt die afrikanischen Kleinbauern und Arbeiter und veröffentlicht regelmäßig Studienergebnisse, die die Entwicklung in dieser Region widerspiegeln. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE
http://bit.ly/oHfh76
Gesamtzahlen
SPO 217 HLO 99 Gesamt 316
103
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Wirkung von Fairtrade in Malawi: Erste Ergebnisse einer Langzeitstudie 2009 hat die Fairtrade Foundation eine Langzeitstudie über die Wirkung von Fairtrade in Malawi in Auftrag gegeben. Im Rahmen der Studie wird die Entwicklung fünf Fairtrade-zertifizierter Produzentenorganisationen untersucht, die Tee, Zucker oder Erdnüsse für den Export – unter anderem nach Großbritannien – anbauen. Die Studie soll einen tieferen Einblick in die Wirkung einer Fairtrade-Zertifizierung auf Produzentenorganisationen, deren Mitglieder und Gemeinden und auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region verschaffen und Fairtrade als Wegweiser für eine noch zielführendere Unterstützung der Produzenten dienen. Die erste Projektphase wurde im Zeitraum 2009-10 durch das unabhängige Natural Resources Institute der Universität von Greenwich mit dem Ziel durchgeführt, die bis zu diesem Zeitpunkt erreichte Wirkung von Fairtrade greifbar zu machen. Die Ergebnisse dieser ersten Phase wurden 2011 in dem Synthesebericht „Taking Root: Fairtrade in Malawi“ veröffentlicht. Die Studie bestätigt, dass eine FairtradeZertifizierung zu bedeutenden wirtschaftlichen, sozialen, technischen und organisatorischen Verbesserungen führt und Fairtrade damit einen deutlich spürbaren Beitrag zur Stär kung von Kleinbauernfamilien und Plantagen arbeitern leistet. Die technische und organi satorische Unterstützung der Kleinbauernund Plantagen durch Fairtrade und die Implementierung der Fairtrade-Standards
Auf der untersuchten Plantage haben verbesserte Arbeitsbedingungen und die stärkere Position der Arbeiter zu mehr Motivation und einer höheren Nachfrage nach Arbeit geführt und zudem die Gleichstellung der Geschlechter gefördert. Prämieneinnahmen flossen überwiegend in produktivitätssteigernde Maßnahmen, wie dem Aufbau von Baumschulen oder die Verbesserung der Wiege- und Lagervorrichtungen, oder in Gemeinschaftsprojekte zur Förderung von Gesundheit und Bildung.
haben zu demokratischeren Strukturen, zu mehr Partizipation und zu einer insgesamt stärkeren Position der untersuchten Organisationen geführt. Im Bereich Tee sind die in zwei Kleinbauernorganisation und einer Plantage durchgeführten Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass Fairtrade zu bedeutenden organisatorischen Verbesserungen sowohl in der Struktur als auch in den Prozessen der Organisationen beigetragen hat. In der Konsequenz hat das zu mehr Demokratie, Transparenz und zu mehr Verantwortung und besseren Einflussmöglichkeiten für Kleinbauern und Arbeiter geführt. Auf der untersuchten Plantage haben verbesserte Arbeitsbedingungen und die stärkere Position der Arbeiter zu mehr Motivation und einer höheren Nachfrage nach Arbeit geführt und gleichzeitig die Gleichstellung der Geschlechter gefördert. Vor allem in den beiden untersuchten Kleinbauernorganisationen haben Bildungsmaßnahmen den Aufbau von Führungskompetenzen ermöglicht und in allen untersuchten Organisationen hat die Fairtrade-Zertifizierung den Zugang zu Weltmärkten geschaffen. In Bezug auf die Verwendung der Fairtrade-Prämie stellt die Studie fest, dass der größte Teil der Prämieneinnahmen in produktivitätssteigernde Maßnahmen wie dem Aufbau von Baumschulen oder die Verbesserung der Wiege- und Lagervorrichtungen für Teeblätter investiert wurde oder in Gemeinschaftsprojekte zur Förderung von Gesundheit und Bildung geflossen ist, die vor allem von Frauen sehr geschätzt werden. Im Bereich Zucker wurde die Fairtrade-Prämie in neue Kleinbetriebe zur Diversifizierung der Produktion investiert, um die alleinige Abhängigkeit von der Zuckerproduktion aufzuheben. Die Fairtrade-Prämie hat auch zu einer effektiven Bewirtschaftung der Zuckerrohrfelder beigetragen und die Gründung von Umwelt-
104
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
und Gemeinschaftsprojekten ermöglicht, die Mitgliedern und nicht-Mitgliedern gleichermaßen zugutekommen (z.B. Zugang zu sauberem Wasser durch Reinwasserleitungen und Brunnenbohrungen, Anbindung der Dörfer an das Stromnetz, medizinische Versorgung, Ausbau der Krankenhaus-Infrastruktur). Angesichts der jedes Jahr wiederkehrenden, dreimonatigen Nahrungsmittelknappheit leistet die Fairtrade-Prämie für viele Familien einen unschätzbaren Beitrag zur Förderung ihrer Ernährungssicherheit. In der untersuchten Erdnuss-Kooperative hat Fairtrade einen einzigartigen Beitrag zur Bildung und Stärkung der Lieferkette für den Export in europäische Märkte geleistet. Ein Teil der Fairtrade-Prämie wurde von den Kooperativen-Mitgliedern in Vorrichtungen zum Sortieren, Schälen, Lagern und Trocknen ihrer Erdnüsse und in den Bau regionaler Krankenhäuser investiert. Die Erdnussbauern in der untersuchten Gegend gehören zu den ärmsten Menschen in Malawi und Fairtrade hat laut dieser Studie die Möglichkeit, die Lage dieser Menschen durch die nachhaltige Anbindung an die Märkte Europas zu verbessern. Die Studie kommt zu dem abschließenden Ergebnis, dass Fairtrade das Potential für weitreichende positive Veränderungen für Kleinbauern und Arbeiter in Malawi besitzt, macht auf der anderen Seite aber auch deutlich, dass die positive Wirkung durch Fairtrade nur dann nachhaltig sein kann, wenn die Vorteile, die Fairtrade mit sich bringt, gerecht unter den Mitgliederhaushalten und Organisationen verteilt werden. Die Studie hat einige Empfehlungen zur Verstärkung der Wirkung von Fairtrade in Malawi ausgesprochen, die uns als Wegweiser für unsere zukünftige Arbeit dienen werden. In der ersten Phase der Studie wurden eine Reihe einfacher Indikatoren identifiziert, mit deren Hilfe die Entwicklung der untersuchten Organisationen und die Wirkung von Fairtrade in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Umwelt und Organisation im Laufe der Zeit gemessen werden kann. Die zweite Phase der Studie wurde im Mai und Juni 2012 durchgeführt und der Bericht dieser Phase wird voraussichtlich Ende 2012 veröffentlicht. Alle Ergebnisse der Studie finden Sie hier: http://www.fairtrade.org.uk/resources/reports_and_briefing_papers.aspx
8.2 Fairtrade in „Asien und Ozeanien“ 2011 ■■
Ende 2011 gibt es in der Region „Asien und Ozeanien“ 137 Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen in 13 Ländern.
■■
Dazu zählen 68 Kleinbauern-, 24 Vertragsanbau- und 45 Plantagen.
■■
Mehr als 50 Prozent aller Arbeiter auf Plantagen im Fairtrade-System sind in der Region „Asien und Ozeanien“ beschäftigt, doch nur 15 Prozent der weltweiten Fairtrade-Prämieneinnahmen fließen den Arbeitern auf Plantagen und Nähzentren für Sportbälle in Asien zu. Dieser geringe Prämienanteil ist die Folge der weiterhin bestehenden Schwierigkeiten von Teeplantagen und Sportballproduzenten in Südasien, größere Mengen ihrer Gesamtproduktion zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen.
■■
2010-11 sind 17 Prozent aller Fairtrade-Kleinbauern und Arbeiter weltweit in der Region „Asien und Ozeanien“ beschäftigt. 11 Prozent der weltweiten FairtradePrämieneinnahmen fließen im Berichtszeitraum in Produzentenorganisationen in „Asien und Ozeanien“.
■■
In absoluten Zahlen ausgedrückt belaufen sich die Fairtrade-Prämieneinnahmen für Produzentenorganisationen in „Asien und Ozeanien“ auf 6,7 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel wie 2009-10.
■■
Etwa 75 Prozent der Fairtrade-Prämiengelder für die Region „Asien und Ozeanien“ wurden an Produzenten in Indien, Fidschi und Indonesien ausgezahlt - ein Ausdruck der Bedeutung von Tee und Baumwolle aus Indien, Kaffee aus Indonesien und der starken Entwicklung von Zucker aus Fidschi. Die 2010
105
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
neuzertifizierten Zuckerproduzenten auf Fidschi gehören im Berichtszeitraum 2010-11 bereits zu den Top-Prämienempfängern in „Asien und Ozeanien“. Im Vergleich zu 2009-10 hat sich der Anteil der Produktbereiche Kaffee und Zucker an den gesamten Prämieneinnahmen für „Asien und Ozeanien“ stark erhöht. ■■
2011 erhält die erste Produzentenorganisation in Usbekistan eine FairtradeZertifizierung für Mandeln und Kirschen. Mit Unterstützung des Entwicklungs programms der Vereinten Nationen UNDP und der Schweizer Organisation für Entwicklungszusammenarbeit Helvetas werden im November 2011 auf der „Central Asia Fairtrade Conference“ in Bishkek Vertreter von Produzentenorganisationen, Trader und NGOs aus dem zentralasiatischen Raum in allen wichtigen FairtradeThemenbereichen geschult. Für die Zukunft rechnen wir damit, dass in Zentralasien, einem der Gebiete mit den weltweit höchsten Armutsquoten und dem schwierigsten Zugang zu internationalen Märkten, weitere neue Fairtradezertifizierte Produzentenorganisationen entstehen werden.
tabelle 8.2
Fairtrade in „Asien und Ozeanien” 2011 Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-Produzentenorganisationen 2011 39.000 83.000 88.000 210.000 11% 52% 17%
Vertragsanbau-Organisationen (Contract Production/CP) Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) „Asien und Ozeanien“ Gesamt Anteil an Gesamtzahl aller SPO und CP Anteil an Gesamtzahl aller HLO Anteil an Gesamtzahl aller Produzentenorganisationen weltweit Anteil an der GesamtFairtrade in „Asien und Ozeanien“: Gesamtzahl der zahl der Kleinbauern Top 5 Länder nach Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Kleinbauern und Arbeiter 2011 und Arbeiter „Asien und Ozeanien“ Indien
121.400 58%
Sri Lanka
26.000
Indonesien
23.300 11%
Pakistan
13.200 6%
Thailand
6.000 3%
Fairtrade in „Asien und Ozeanien“: Top 5 Länder oder Regionen nach Fairtrade-Prämieneinnahmen 2010-11
12%
Anteil an den gesamGesamt ten Fairtrade-PrämienFairtrade-Prämien- einnahmen in einnahmen (€) „Asien und Ozeanien“
Indien
2.726.900 41%
Melanesien (Fidschi und Papua-Neuguinea)
1.800.900
Indonesien
1.165.400 7%
27%
Sri Lanka
371.100
5%
China
268.500 5%
Fairtrade-PrämienEinnahmen 2010-11 (in Mio. €) 1,1 3,8 1,8 6,7 10% 15% 11%
106
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Report Vierte Ausgabe 2012
33+25+211431
Grafik 8.4
Fairtrade in „Asien und Ozeanien”: Anteil der Produktkategorien an den gesamten Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2010-11 Tee 32% Rohrzucker 25% Kaffee 21% Baumwolle 14% Reis 3% Frische Früchte 1% Sportbälle 1% Blumen und Pflanzen 1% Kräuter, Kräutertees und Gewürze 1% Weitere 0%
Sportbälle Frische Früchte Reis Baumwolle
Kaffee
Grafik 8.5
Kräuter, Kräutertees und Gewürze Blumen und Pflanzen
Fairtrade in „Asien und Ozeanien“: Produzentenorganisationen 2009-2011 Vertragsanbau (Contract Production/CP) Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Gesamt
160
143
140
137
120
120
100
80
77 69
68
60 45
45
40 32 20
24
21
19
0 2009
2010
2011
Tee
Rohrzucker
107
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 8.6
Fairtrade in Asien und Ozeanien: Produzentenorganisationen nach Ländern 2011 Kirgisistan
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Usbekistan
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
China
SPO 8 HLO 0 Gesamt 8
Vietnam
Pakistan
SPO 5 HLO 0 Gesamt 5
SPO 0 CP 1 HLO 6 Gesamt 7
Laos
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Philippinen
SPO 1 HLO 1 Gesamt 2
Indien
SPO 23 CP 23 HLO 26 Gesamt 72
Papua-Neuguinea
SPO 5 HLO 0 Gesamt 5
Sri Lanka
SPO 4 HLO 12 Gesamt 16
Fidschii
Thailand
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
SPO 7 HLO 0 Gesamt 7
Indonesien
SPO 11 HLO 0 Gesamt 11
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) CP Vertragsanbauorganisationen (Contract Production) HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
PRODUzenten Bericht Die Wirkung von Fairtrade-Kaffee in Asien und Ozeanien verstärken Stärken und Schwächen ihres Kaffees zu erkennen ist für Kaffeebauern der Schlüssel zu besserer Qualität und langfristigen Handelsbeziehungen. Mehr als 70 KaffeeAkteure, darunter Kleinbauern, KooperativenManager und Kaffee-Händler, haben sich auf dem „Fairtrade Asia Coffee Pacific Forum“ versammelt, um Strategien vorzustellen, mit denen sie die Qualität ihres Kaffees verbessern, den Auswirkungen des Klimawandels begegnen und die Risiken instabiler Märkte reduzieren.
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http://bit.ly/RA9mhi
Gesamtzahlen
SPO 68 CP 24 HLO 45 Alle 137
108
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Report Vierte Ausgabe 2012
8.3 Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik“ 2011 ■■
Ende 2011 gibt es in der Region „Lateinamerika und Karibik“ 537 Fairtradezertifizierte Produzentenorganisationen in 23 Ländern.
■■
Dazu zählen 469 Kleinbauernorganisationen und 69 Plantagen.
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Die Fairtrade-Verkaufserlöse in der Region „Lateinamerika und Karibik“ belaufen sich im Berichtszeitraum auf mehr als 478 Millionen Euro - ein starkes Wachstum, generiert durch Rekordpreise für Kaffee 2010-11.
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Produzenten in „Lateinamerika und Karibik“ berichten für 2010-11 FairtradePrämieneinnahmen in Höhe von über 41 Millionen Euro.
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Mehr als 70 Prozent dieser Prämieneinnahmen wurden durch den Verkauf von Kaffee und Bananen, gefolgt von Rohrzucker und Kakao generiert.
■■
25 Prozent der Kleinbauern und Arbeiter im Fairtrade-System sind Ende 2011 in der Region „Lateinamerika und Karibik“ beschäftigt.
■■
Der Erfolg auf Fairtrade-Märkten für Kaffee, Bananen, Zucker und Edelkakao verschafft den Produzentenorganisationen in „Lateinamerika und Karibik“ fast 70 Prozent der weltweiten Fairtrade-Prämieneinnahmen.
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2011 haben Fairtrade-Produzentenorganisationen in der Region „Lateinamerika und Karibik“ die Auswirkungen des Klimawandels in Form von Produktivitätsverlusten zu spüren bekommen. Betroffen waren vor allem Kaffee- und Kakao-Produzenten in den Anden und die mit 40 Prozent Produktivitätsverlust besonders hart getroffenen Fairtrade-Honig-Produzenten in Guatemala. Fairtrade unterstützt Produzentenorganisationen auf der ganzen Welt bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Reduzierung der Klimarisiken.
109
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
tabelle 8.3
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik” 2011 Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter in Fairtrade-Produzentenorganisationen 2011 285.400 11.400 296.800 27% 7% 24%
Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) „Lateinamerika und Karibik“ Gesamt Anteil an Gesamtzahl aller SPOs Anteil an Gesamtzahl aller HLOs Anteil an Gesamtzahl aller Produzentenorganisationen weltweit
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik“: Top 10 Länder nach Anzahl der Kleinbauern und Arbeiter 2011
Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter
Anteil an Gesamtzahl der Kleinbauern und Arbeiter in „Lateinamerika und Karibik“
Kolumbien
55.900 19%
Peru
52.600 18%
Nicaragua
34.400 12%
Mexiko
29.600 10%
Costa Rica
23.500
8%
Dominikanische Republik
19.700
7%
Haiti
15.700 5%
Guatemala
12.200 4%
Brasilien
9.600 3%
Ecuador
8.400 3%
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik“: Top 10 Länder nach Fairtrade-Prämieneinnahmen 2010-11
Anteil an den gesamGesamt ten Fairtrade-PrämienFairtrade-Prämien- einnahmen in „Lateineinnahmen (€) amerika und Karibik“
Peru
8.196.700 20%
Dominikanische Republik
6.261.000
15%
Kolumbien
5.919.400 14%
Belize
3.171.000 8%
Ecuador
2.681.300 6%
Honduras
2.450.500 6%
Mexiko
2.025.600 5%
Windward Islands
1.910.600
Brasilien
1.811.600 4%
Nicaragua
1.647.300 4%
5%
Fairtrade-PrämienEinnahmen 2010-11 (in Mio. €) 36,1 5,3 41,4 75% 42% 68%
110
Fairtrade – Reichweite und Wirkung Vierte Ausgabe 2012
Grafik 8.7
36+34+121
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik”: Anteil der Produktkategorien an den gesamten Fairtrade-Prämien-Einnahmen 2010-11 Kaffee Bananen Rohrzucker Kakao Blumen und Pflanzen Weintrauben Frische Früchte Honig Fruchtsäfte Weitere
37% 34% 12% 12% 1% 1% 1% 1% 1% 1%
Honig Frische Früchte Weintrauben Blumen und Pflanzen
Kakao
Fruchtsäfte Weitere
Kaffee
Rohrzucker
Grafik 8.8
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik”: Produzentenorganisationen 2009-2011 Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations/HLO) Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations/SPO) Gesamt
600 538 509
500 476
469 437
400
405
300
200
100 72
71
69
0 2009
2010
2011
Bananen
Grafik 8.9
Fairtrade in „Lateinamerika und Karibik”: Produzentenorganisationen nach Ländern 2011 Belize
SPO 2 HLO 0 Gesamt 2
Honduras
SPO 22 HLO 0 Gesamt 22
Cuba Mexiko
SPO 49 HLO 3 Gesamt 52
Guatemala
SPO 19 HLO 0 Gesamt 19
Haiti
SPO 27 HLO 0 Gesamt 27
SPO 9 HLO 0 Gesamt 9
El Salvador
SPO 5 HLO 0 Gesamt 5
Nicaragua
SPO 31 HLO 0 Gesamt 31
Costa Rica
SPO 12 HLO 1 Gesamt 13
Dominikanische Republik SPO 17 HLO 12 Gesamt 29
St. Lucia
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
St. Vincent und die Grenadinen
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Guyana
SPO 8 HLO 0 Gesamt 8
Panama
SPO 2 HLO 0 Gesamt 2
Kolumbien
SPO 61 HLO 21 Gesamt 82
Ecuador
SPO 14 HLO 11 Gesamt 25
Peru
SPO 91 HLO 0 Gesamt 91
Bolivien
SPO 31 HLO 0 Gesamt 31
Chile
SPO 15 HLO 6 Gesamt 21
Brasilien
SPO 36 HLO 1 Gesamt 37
Paraguay
SPO 10 HLO 0 Gesamt 10
Uruguay
SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Argentinien
SPO 5 HLO 14 Gesamt 19
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen (Hired Labour Organizations)
PRODUzenten Bericht Fairtrade-Kreditfonds für Kleinbauern in Lateinamerika Incofin Investment Management, Fairtrade International und die Grameen Foundation haben mit der Einrichtung des Fairtrade-Kreditfonds Kleinbauernorganisationen in Lateinamerika Zugang zu langfristigen Krediten verschafft. Eine 2010 durchgeführte Befragung ergab einen finanziellen Bedarf der Kleinbauern in Lateinamerika von 500 Millionen US-Dollar, von denen mehr als die Hälfte in Form von langfristigen Krediten benötigt wird. Die FairtradeKreditfondssumme wird in den zwei Jahren nach Gründung des Fonds auf voraussichtlich 25 Millionen US-Dollar ansteigen. LESEN SIE HIER DIE GANZE GESCHICHTE
http://bit.ly/VLp34b
Gesamtzahlen
SPO 469 HLO 69 Alle 538
Bonner Talweg 177
RemigiusstraĂ&#x;e 21
53129 Bonn
50937 KĂśln
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