Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universit채t Freiburg
GENG SHIMIN HANS-JOACHIM KLIMKEIT JENS PETER LAUT Manis Wettkampf mit dem Prinzen Ein neues manich채isch-t체rkisches Fragment aus Turfan
Originalbeitrag erschienen in: Zeitschrift der Deutschen Morgenl채ndischen Gesellschaft 137 (1987), S. [44]-58, Abb.
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Man möchte sich also jenes Bild von den beiden Bäumen, das durch seine zentrale Stellung den Charakter eines Kultbildes hat, so ergänzt vorstellen, daß die Kronen wieder unabhängig voneinander erscheinen, die endgültige Trennung symbolisierend. Aber es wäre müßig, über solche Bildergänzungen zu spekulieren. Daß das Motiv der zwei Bäume im Manichäismus eine wesentliche Rolle spielt, hat V. ARNOLD-DÖBEN in ihrer Studie zur manichäischen Bildersprache gezeigt e . Es seien nur einige andere Elemente des Bildrepertoires der neuen Höhlen genannt. Wir sehen da sehr naturalistisch dargestellte Wasservögel, Gräser und Blumen, die in einem Stil gehalten sind, der sich auffällig von dem der buddhistischen Höhlenmalereien von Bäzäklik abhebt und der eher an die spätere persische Buchmalerei erinnert, von der man meint, daß sie auch vom Manichäismus inspiriert wurde 3 . Wir hätten hier ein kostbares Beispiel für jene frühe, vorislamische Kunst persischen Charakters. Denn zweifellos haben wir es hier mit der frühesten Phase von Bäzäklik zu tun, als eine Reihe der Höhlen von Manichäern zu Kultzwecken gebraucht wurde. Auch in der Reihe der bekannten buddhistischen Höhlen ist ja festgestellt worden, daß manche ursprünglich manichäische Heiligtümer waren, daß die manichäischen Bilder zugemauert oder von einer Lehmschicht überdeckt wurden und daß auf der so entstandenen neuen Fläche buddhistische Kultmotive angebracht wurden. Diese Überdeckung ist klar im Falle des manichäischen Kultbildes, das den von Adoranten verehrten dreistämmigen Baum des Lebens zeigt, der in Höhle 38 (= Höhle Nr. 25 bei GRÜNWEDEL, Nr. IX bei STEIN) zu sehen ist4 . Auch in der Höhle 39 (heutige Nummer) kann der heutige Besucher noch gut erkennen, daß die ursprüngliche linke Seitenfläche, die eine große rote Schrift in uigurischen Lettern aufweist (zu sehen ist — als Ende eines Textes — bitidim „ich habe geschrieben"), von einer 12 cm dicken, mit Häcksel vermischten Lehmschicht überdeckt ist, auf der heute noch eine buddhistische Malerei zu bewundern ist. Die frühe Präsenz von Manichäern in Bäzäklik geht auch aus dem Umstand hervor, daß vor einer der neu gefundenen Höhlen in der unteren Reihe ein sternförmiger Stüpa ausgegraben wurde, offenbar mani-
2 V. ARNOLD-DÖBEN: Die Bildersprache des Manichäismus. Köln 1978. (Arbeitsmaterialien zur Religionsgeschichte. 3.) , S. 7ff. 3 Vgl. H.-J. KLIMKEIT: ManichaeanArt and Calligraphy. Leiden 1977. (Iconography of Religions. 20.), S. 19. 4 Vgl. H.-J. KLIMKEIT: Der dreistämmige Baum. Bemerkungen zur manichiiischen Kunst und Symbolik. In: Kulturwissenschaften. Festgabe für Wilhelm Perpeet zum 65. Geburtstag. Bonn 1980, S. 245-262.
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chäischen Charakters 5 . In diesem Stüpa wurden die zwei beidseitig beschriebenen Blätter unserer Handschrift gefunden. Auf das Manuskript und seine Besonderheiten, die auf ein hohes Alter der Handschrift schließen lassen, geht J. P. LAUT im Anhang ein. Daß auch schon dieser frühe manichäische Text den Kontakt mit dem Buddhismus spiegelt, ist nicht weiter verwunderlich. Nicht nur wird Mani als burxan, also Buddha, apostrophiert, hinter welcher Vorstellung die manichäische Idee vom (wahren) Propheten oder Gesandten steht, wird dieser doch auch als „Gesandter Gottes" (t (ä) ngri yalava6i) vorgestellt. Auch die für Sütrapredigten typische Wendung nä üL^ün tisär, „warum ?", die sich in buddhistischen Texten vor einer weitergehenden Explizierung findet, taucht in unserem Text auf. Das ist grundsätzlich nicht überraschend, wenn wir uns erinnern, daß die Kontakte des östlichen Manichäismus mit dem Buddhismus bis zur Tätigkeit des Mani-Jüngers Mär-Ammö im östlichen Teil des sassanidischen Reiches zurückgehen6. Rätselhaft in unserem Text ist zunächst die Gestalt des Ormizt (wrmzt), der hier als Konkurrent Manis auftritt. Die Verben für „reden", die hier verwendet werden, machen deutlich, daß dieser der Untergebene ist, da er zu Mani „ergebenst spricht" (tip ötün-) , während Mani aus der Position des Übergeordneten „zu sprechen geruht" (tip yarliqa-). Da unser Text vorher abbricht, kennen wir den Ausgang des Zweikampfes, der zwischen Mani und Ormizt stattfinden soll, nicht. Es ist jedoch schon aufgrund der genannten sprachlichen Indizien anzunehmen, daß Mani den Sieg davongetragen hat. Bei Ormizt kommt der manichäische Urmensch Xormuzta selbstverständlich nicht in Frage, ist dieser doch eine der wichtigsten Heilsgestalten des Manichäismus. Auch an den buddhistischen Xormuzta, also den Gott Indra, wird man nicht denken dürfen, auch wenn zeitweilig eine Rivalität zwischen beiden Religionen an der Tagesordnung gewesen sein mag, denn Ormizt wird einerseits als „Prinz" (tigin), andererseits als „Mensch" (kiAi) bezeichnet, wobei von ihm aber auch gesagt wird, daß er „vom Ursprung der diademgekrönten Könige" ist. Haben wir zunächst an den sogdischen Namen wrmzt, der den Planeten und zugleich den Gott Jupi5 Zum Stüpa als manichäischem Symbol s. H.-J. KLIMKEIT: Stüpa and Pari Manichaean Motifs. In: A. DALLAPICCOLA/S. ZINGEL-AVE LALLE -nirväas The Stüpa. Wiesbaden 1980, S. 229-237. -MANT(ed.): 6 S. dazu H.-J. KLIMKEIT: Buddhistische Übernahmen im iranischen und türkischen Manichäismus. In: W. HEISSIG und H.-J. KLIMKEIT (Hrsg.) : Synkretismus in Zentralasien. Protokollband eines Symposiums, abgehalten in St. Augustin/Bonn 24.-27. 5. 1983. Wiesbaden 1986 [im Druck] .
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ter kennzeichnet', gedacht, so lieferte uns Dr. WERNER SUNDERMANN (Berlin DDR) freundlicherweise den entscheidenden Schlüssel zur Deutung dieser Gestalt. Er schreibt (Brief vom 3. 12. 1985) : „Man gewinnt da den Eindruck, Mani spreche mit einem Menschen, der sich auf unserer Erde bewegt, magischer Formeln bedürftig ist, und wenn man hört, daß er ein Pferd, eine Armee und einen Heerführer hat und selbst ein Prinz aus dem Geschlecht gekrönter Könige ist, der sich auch gerne im Zweikampf mit seinem Gegner mißt, dann denkt man an eine Person von Stand und Adel ... Gemeint ist der Sohn 8ähbuhrs I., Hormizd (-ArdaAir) , der bekanntlich durch den Titel „der Kühne" geehrt wurde ... Der Text nennt ihn Manis Feind und einen Prinzen. Die Legende spielt also unter der Herrschaft 8ähbuhrs I., und H. war offenbar noch ein unbekannter Prinz. Aber er fordert Mani heraus, der sich widerwillig auf einen Zweikampf mit ihm einläßt. Leider sind sein Verlauf und Ende nicht überliefert, aber man kann sicher sein, daß Mani der Sieger war und daß H. sich unter dem Eindruck dieses Ereignisses (wenigstens der Legende nach!) zu Mani bekehrte. Jedenfalls konnte Mani später in der 3. kopt. Homilie sagen, der König H. habe ihn gut behandelt, und damit scheint ja auch der von mir veröffentlichte Text 22 (Kirchengesch. Texte, S. 126 ff.) übereinzustimmen. Es handelt sich also um eine typische manichäische Bekehrungslegende. Die bekehrte Person ist eine Persönlichkeit von Stand, anfänglich ist sie ein entschiedener Feind Manis (so wie der Me gün-xwadäy Mihr-Aäh oder 8 äbuhr I. selbst), dann aber bewirkt die charismatische Macht Manis einen vollkommenen Sinneswandel." SUNDERMANN hat in seinen „Kirchengeschichtlichen Texten" verschiedene Fragmente ediert, in denen der König Hormizd (= Ohrmezd I. (reg. 272-273)) mit dem Titel „der Kühne" (new) belegt wird, was gut zu unserem Text paßt. Der Herausgeber merkt dort an, daß die Benennung new in arabischen und neupersischen Texten „durch Worte für `kühn, Held' wiedergegeben" wird und daß in den koptischen Homilien (42,18), wo Mani Ohrmezd (Hormizd) als „guter König" anredet, der Begriff new falsch verstanden sein könnte: „Vielleicht ist aber lediglich Polotskys deutsche Übersetzung zu berichtigen, denn im kopt. Text steht NAPA(0)[OC], und dies kann, wenigstens im Griechischen, auch `tapfer' bedeuten 8 ." Da Manis Verhältnis zu Ohrmezd I. in der bisher bekannten manichäischen Kirchengeschichtsschreibung in den koptischen Texten nur in der angegebenen Homilien-Stelle erwähnt und in ' BBB, S. 85 f, Anm. 724. 8 W.
SUNDERMANN: Texte, S. 127, Anm. 1.
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den von SUNDERMANN edierten parthischen Texten, die von einem Abschnitt „Die Rede von Ohrmezd" entstammen, aber leider sehr fragmentarisch sind, etwas mehr beleuchtet wird, kommt diesem türkischen Text besondere kirchengeschichtlich-hagiographische Bedeutung zu, zumal hier deutlich wird, wie sich die manichäische Legende eines historischen Stoffes bemächtigt. Was nun die Namensform des Königs anbelangt, so wird in den von SUNDERMANN publizierten Texten 'whrmyzd = Ohrmezd geschrieben. Dazu sagt SUNDERMANN in dem vorher zitierten Brief: „Nehmen wir an, der Herrschername gelangte in dieser Gestalt ins Soghdische und wurde dort dem Namen des Urmenschen ebensowenig angeglichen wie der Name des Jupiter, dann sehe ich zwei Möglichkeiten: die Soghdier machten aus ihm, da sie kein h hatten, entweder Ormezd oder Oxrmezd. Nehmen wir an, sie entschieden sich für Ormezd, so könnte man dies 'wrmyzd, 'wrmzd, oder, wie der Name des Jupiter beweist, wrmyzd, wrmzd schreiben. Zu soghd. w- = gesprochenes u- vgl. I GERSHEVITCH, GMS [= Grammar of Manichean Sogdian. Oxford 1961], § 34. Man ist also durchaus berechtigt anzunehmen, daß wrmzd noch etwas anderes als einen Planetennamen bezeichnet, nämlich einen Mannesnamen." Die Umschreibungen des Namens variieren sehr; wir transkribieren atü. wrmzt mit Ormizt9. Bemerkenswert ist in unserem Text, daß die Begriffe, die den vierfältigen Vater der Größe kennzeichnen, „Gott, Licht, Kraft, Weiheit", selbst im Sinne von Zauberworten verwendet werden, um Unheil abzuwehren. Das paßt gut zu jener magischen Schicht im östlichen Manichäismus, die in einigen magischen Texten und Beschwörungen erkennbar ist, in denen Namen von Götte rn und Engeln spruchmagisch dienstbar gemacht werden 10 . Neu ist allerdings, daß auch der Name des hochheiligen vierfältigen Lichtvaters in diesem Sinne verwendet wurde, und es ist durchaus nicht orthodox-manichäisch, wenn selbst Mani als „Gesandter Gottes" diese Verwendung empfiehlt. In welcher Sprache unser Text ursprünglich abgefaßt wurde, läßt sich schwerlich sagen. Man denkt an das Pth., da die Namen des vierfältigen Vaters in dieser Sprache angegeben, dann aber für den Türken übersetzt werden. Nicht ausgeschlossen ist, daß es auch eine sogdische Version gab. 9 Dies erfolgt aus praktischen Gründen; Aussagen über den Lautwert des Wortes sind nicht damit verbunden. — Zu Quellen über Manis Verhältnis zu Ohrmezd I. s. 0. KLIMA: Manis Zeit und Leben. Prag 1962, S. 388ff (Anm. 22). 10 M. BOYCE: A Reader in Manichaean Middle Persian and Parthian. Leiden u. a. 1975, S. 187f (Text dr) und 188f (Text ds) .
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II. Text" Blatt 1 (recto) 1 (1) ädgü tat(1) yl (i) y nomi bu 2 (2) (Leerzeile) 3 ( 3) amti in6ä Ong küntämäk 4 (4) kün ay t( ä) ngrikä yükününg 5 (5) alganang bi§ t(ä)ngrig ay(i)rlang 6 (6) qanta yorlsar barsar kirsär 7 (7) takgsar . . turqaru bu tört 8 (8) say ay(i)zangizda tutung . . 9 (9) by roki zawr zirivt . . ol 10 (10) ödün yayi wrmzt t(ä)ngri mani 11 (11) burxanyaru in6ä tip 12 (12) ötünti nägü as(i)y bolyay bu 13 (13) tört say aysar . . ötrü 14 (14) t(ä)ngri mani burxan in6ä tip 15 (15) y ( a ) rl ( i ) gadi . . antay mung taq 16 (16) k(ä)lgäy bu tört savda actin 17 (17) [t]usulmayay . . ap alp ärdämängiz 18 (18) ap özlük ba§l (i) g atingiz . . 19 (19) b(ä)rk bilikängiz . . qal süngüz 20 (20) alp ärdämlig alpayutunguz . . 21 (21) q(a)lti bu tört say ay(i)zangizda 22 (22) tutsar siz . . inLip uluy taqda Blatt 1 (verso) ] ° 0°o 23 (1) o : . [ 24 (2) (Leerzeile) 25 (3) mungda qurtulyay siz . . . . ol 26 (4) ödün yayi wrmzt tigin " Unsere Transkription geht auf Prof. GENG zurück und ist weitgehend an der „Berliner Umschrift" orientiert. Kursiver Druck steht für unsichere Lesung, Buchstaben in runden Klamme rn sind Ergänzungen bei Defektivschreibung. Wir sind uns bewußt, daß wir mit unseren Ergänzungen eine Normierung des Manuskriptes vo rn ehmen, dessen a/i-Vokalismus nicht einheitlich ist. Eckige Klamme rn bezeichnen eine Ergänzung bei zerstörtem Text bzw. den Umfang einer Zerstörung. Die Interpunktion wird durch zwei Punkte gekennzeichnet. Auf Besonderheiten der Handschrift wie Getrenntschreibungen, die in der Transkription nicht markiert sind, wird im Anhang eingegangen. 4 ZDMG 137/1
50 GENG SHIMIN, HANS-JOACHIM KLIMKEIT und JENS PETER LAUT 27 (5) bu tört say ay(i)zda tutdz 28 (6) qanta barsar k(ä)lsär kirsär 29 (7) tagigsar olursar tursar bu 30 (8) tört say ay(i)zda tutar 31 (9) ärti . . by ran zawr Iirivt 32 (10) t(ä)ngri y(a)rug kü6lük bilgä 33 (11) . . . . tägi ymä bir kün 34 (12) yayi wrrnzt tigin t( ä) ngri 35 (13) mani burxanqa in6ä tip 36 (14) ötünti . . t( ä) ngrim körgäli 37 (15) körklüg siz . . ät' özüngü [z] 38 (16) sivraq körtlä tat(i)y1(i) [y] 39 (17) siz . . inL ä bilir m ( ä) n kü^ [in] 40 (18) kü6lüg siz . . in6ip m ( ä) n 41 (19) in6ä qolulayur m(ä)n kü6ümüz 42 (20) bir ikinti birlä sinalim . . 43 (21) biz ikigüdä ganyusi kü6lüg44 (22) räk biz . . ymä t( ä) ngri mani
Blatt 2 (recto) 45 (1) [ 46 (2) (Leerzeile) 47 (3) burxan yayi wrmztga in6ä 48 (4) y(a)rl(i)gadi . . siz tidiml(i)y xan49 (5) larn(i)ng töz yiltizda siz . . 50 (6) gam ( a) y bodun idi kü6lüg 51 (7) ärdämlig saginurlar . . uluy 52 (8) ärdämlig tutarlar . . m(ä)n 53 (9) ärsär t(ä)ngri yalavaki m(ä)n 54 (10) biz bir ikinti birlä ö6äAmäk 55 (11) k(ä)rgäk ärmäz . . nä ü6ün tisär 56 (12) m(ä)n sizni k(ä)mi§sär m(ä)n u6uz 57 (13) qilsar m(ä)n ärü§ bodun 58 (14) sayu ay(i)y atl(i)y körksüz 59 (15) bolyay siz . . in6ip ötrü bir60 (16) är ät yimäz bor i6mäz . . yayi 61 (17) [w] rmzt tiginig tü§ürti 62 (18) al(i)ngadturti . . birök siz mini 63 (19) k(ä)mi g sär siz . . qam(a)y bodun inLä
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64 (20) tip ayyay . . mani burxan t(ä)ngri 65 (21) yalavaN al(i)ngadti u6uz bolti 66 (22) . . bir ki§ikä al (i) ngadti u6uz Blatt 2 (verso) 67 (1) yayi wrmzt 68 (2) (Leerzeile) 69 (3) yinik bolti . . g( a) lti siz tapla70 (4) sar siz . . bizingä bu öLäAmäk 71 (5) kürä§mäk k(ä)rgäk ärmäz . . ol 72 (6) ödün yayi wrmzt bu savd[a] 73 (7) ötrü köngüli ögrün6ülüg 74 (8) bolmadi . . ymä turqaru özün 75 (9) ögär kövänür ärti . . t( ä) ngri 76 (10) mani burxan in6ä y(a)rl(i)gadi 77 (11) köngülüngüz s ( ä) vin6lig bolm[az] 78 (12) ärsär . . in6ip tonga yangalar 79 (13) gilmi §, ääbir bar . . yirdä 80 (14) töpüsingätägi oq gorami§81 (15) 6a . . biz ikigü qoloqsuz 82 (16) anta baral ( i ) m . . bir ikinti 83 (17) birlä anta sina§al(i)m . . ötr[ü] 84 (18) yayi wrmzt bu say aidip 85 (19) köngüli ögrün6ülüg bolti . . 86 (20) t(ä)ngri yalava6i mani burxan 87 (21) yayi wrmzt äl(i)gin tutup 88 (22) ikigü tonga yangalar itmi§
III. Übersetzung 12 (Überschrift:) 1 Dies ist der gute, angenehme Lehrtext über 67 den Feind Ormizt 45 ... 23 ... 2 (Leerzeile) 3-5 „Handelt jetzt so: täglich ehrt und preist den Sonnen-
12 Zerstörung bzw. Abbruch des Textes werden mit drei Punkten gekennzeichnet, eckige Klammern geben Ergänzungen des transkribierten Textes wieder. In runden Klammern stehen die Hinweise auf Überschriften bzw. Leerzeilen oder Erklärungen und Zusätze zum besseren Verständnis des Textes. 4*
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und Mondgott 13 , verehrt den Fünfgott' 4 . 6-8 Wo immer Ihr geht, steht, eintretet (oder) hinausgeht, haltet stets diese vier Worte in Eurem Munde: 9 (pth.) `Gott, Licht, Kraft, Weisheit'!" 15 9-12 Zu jener Zeit sprach der Feind Ormizt ergebenst zu dem Gott Mani Buddha' folgendes: 12-13 „Welchen Nutzen hat es, wenn man diese Worte spricht?" 13-15 Da geruhte der Gott Mani Buddha so zu sprechen: 15-17 „Es wird manche Not (Hend.) kommen, (und dann) wird nichts anderes als diese vier Worte nützlich sein, 17-18 sei es Eure heldenhafte Tugend, sei es Euer vollblütiges Rennpferd'', 19 sei es Eure feste Waffe, sei es Eure starke" Armee, 20 sei es Euer heldenhafter Heerführer. 21-22 Wenn Ihr diese vier Worte in Eurem Munde haltet, dann werdet Ihr von großer Not (Hend.) 23 (Überschrift) ... 24 (Leerzeile) 25 errettet werden." 25-27 Von jener Zeit an hielt der Feind Ormizt, der Prinz, diese vier Worte im Munde. 28-29 Wo immer er auch ging, kam, eintrat, hinausging, sich niederließ und sich aufhielt, 29-31 behielt er diese vier Worte ständig im Munde: 31 (pth.) `Gott, Licht, Kraft, Weisheit', 32 (atü.) `Gott, Licht, Kraft, Weisheit'. 33-36 Und eines Tages sprach
13 Zum Sonnen- und Mondgott als Jesus der Glanz s. E. ROSE: Die manichäische Christologie. Wiesbaden 1979, S. 26, 121 ff. J. P. ASMUSSEN: JCästvc^nift. Studies in Manichaeism. Copenhagen 1965, S. 205, hebt aber zu Recht hervor: "The expression kin ay täryri, however, in Manichaean texts covers a widely ramified complex of thoughts and ideas concentrated on the gods of the third vocation and the work of redemption connected with them." Zu Jesu Platz in einem der Himmelskörper oder auch in beiden s. ASMUSSEN, op.cit., S. 208. 14 Der „Fünfgott" (bi$ tängri) stellt die fünf Söhne des Urmenschen Xormurta dar, die mythologisch den fünf Gliedern der Seele entsprechen. S. dazu AsMUSSEN, op.cit., S. 211 ff. 15 Es handelt sich um die vier Aspekte des vierfältigen Vaters der Größe. S. dazu ASMUSSEN, op.cit., S. 220f. Die Worte sind hier – wie auch sonst in der türkisch-manichäischen Literatur – in ihrer pth. Form angegeben: by pth. bg [bay], roan – pth. rwan [rUn], zaw r --- pth. zwr [zör], zirivt – pth. jyryft [zirift]. Vgl. Türk. Man. II, 10 (Text T II D 169) . 16 burxan --- Buddha im türk.-buddh. Zentralasien. Im Manichäismus ist mit burxan die Konzeption des „Propheten", „Apostels" oder „Gesandten" verbunden (mp. frystg, prystg; pth. fry§tg). In einem sogdischen Text heißt es von dem Ostmissionar Mar Ammö, er habe „des Lichtapostels [= Manis] Buddhaschaft" (rx§nyßr'yst'kw pwtty'kh) vollkommen dargelegt; s. SUNDERMANN: Texte, S. 41. 17 Wir übersetzen nach CLAUSON: An Etymological Dictionary of Pre-Thirteenth-Century Turkish. Oxford 1972, S. 286b (özlük „a high bred blood horse") und 381 b (baflak "the winner in a race") . 18 Prof. GENG möchte die Möglichkeit einer Lesung qala (< qal-) nicht ausschließen. Wir schlagen die Lesung qal vor und übersetzen mit „stark"; vgl. CLAUSON, op.cit., 614 b.
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ergebenst der Feind Ormizt, der Prinz, so zum Gott Mani Buddha: 3637 „Mein Gott, schön seid Ihr anzusehen, 37-40 Euer Körper ist äußerst(?) 19 hübsch und Ihr seid angenehm. So weiß ich: Ihr seid mächtig an Kraft. 40-41 So erwäge ich nun folgendes: 41-42 Laßt uns unsere Kräfte gegenseitig messen! 43-44 Welcher von uns beiden ist (wohl) stärker?" 44 Und der Gott Mani 45 (Überschrift) ... 46 (Leerzeile) 4748 Buddha geruhte, so zum Feind Ormizt zu sprechen: 48-52 „Ihr seid vom Ursprung (Hend.) der diademgekrönten Könige. Das ganze Volk denkt, Ihr seid äußerst stark und heldenhaft. Es hält Euch für sehr heldenhaft. 52-53 Was mich betrifft, so bin ich der Gesandte Gottes. 54-55 Es ist nicht nötig, daß wir miteinander kämpfen. Warum? 56-57 Wenn ich Euch zu Boden werfe, wenn ich Euch erniedrige, 57-59 werdet Ihr bei jedem (Menschen) des zahlreichen (Hend.) Volkes einen schlechten Ruf erlangen und häßlich sein (d. h. verunglimpft werden) . 59-62 Dann (wird) jeder (sagen:) `(Der Gott), der Fleisch nicht ißt und Wein nicht trinkt, hat den Feind Ormizt zu Fall gebracht und besiegt!'. 62-64 Wenn Ihr mich aber zu Boden werft, wird das ganze Volk so sagen: 6465 `Mani Buddha, der Gesandte Gottes, ist überwunden und beschämt, 66 von einem Menschen wurde er überwunden 67 (Überschrift, s. o.!) 68 (Leerzeile) 66+69 und beschämt (Hend.) !' 69-71 Wenn Ihr einverstanden seid, so ist dieses miteinander Kämpfen (Hend.) für uns nicht nötig!" 71-74 Da wurde, wegen dieser Worte, das Herz des Feindes Ormizt nicht froh, 74-75 denn er war einer, der sich stets selbst zu loben (Hend.) pflegte. 75-76 Der Gott Mani Buddha geruhte, so zu sprechen: 77-79 „Wenn Euer Herz nicht froh ist, so gibt es da einen für Kampfelefanten errichteten Kampfplatz(?) 20 . 79-81 So wie ein (abgeschossener) Pfeil vom Boden bis zu seinem Höhepunkt (an Geschwindigkeit) abnimmt, 81-82 wollen wir beide, ohne Pfeil(?), dorthin gehen 21 . 82-83 Laßt uns dort beide gegenseitig (unsere Kräfte) messen!" 83-85 Als der Feind Ormizt diese Worte hörte, wurde sein Herz froh. 85-88 Der 19 szvraq „äußerst" (?) . Herkunft (< iran.(?)) und Bedeutung dieses erstmals belegten Wortes bleiben unklar. 20 abir „Kampfplatz, Arena" (?) . Wir vermuten diese Bedeutung aufgrund des Textzusammenhanges. Das deutlich lesbare Wort scheint iran. Herkunft zu sein. 21 Die Stelle ist nicht deutlich: was ist das Tertium comparationis? Vielleicht ist gemeint, daß bei dem Kampf auf Waffen verzichtet werden soll. Die Bedeutung „Pfeil" für atü. qoloq ist nicht sicher, doch weist uns Dr. P. ZIEME (Berlin DDR) freundlicherweise darauf hin, daß im Kirgisischen von ebendieser Bedeutung für qoloq auszugehen ist. Es mag sein, daß im Atü. ein spezieller Pfeil damit bezeichnet wird.
54 GENG SHIMIN, HANS-JOACHIM KLIMKEIT und JENS PETER LAUT Gesandte Gottes, Mani Buddha, nahm den Feind Ormizt bei der Hand und die beiden [gingen zu dem (?)] für Kampfelefanten gebauten [Kampfplatz (?) ] .. . IV. Anhang: Bemerkungen zu der Handschrift Jedes neu entdeckte manichäisch-türkische Fragment ist von besonderer Bedeutung für die Turkologie, hat sie es doch hier in der Mehrzahl mit den ältesten überkommenen handschriftlichen Zeugnissen der Türken Zentralasiens zu tun. Zudem ist bisher — gemessen an der ungleich höheren Zahl buddhistischer Handschriftenreste — nur eine recht geringe Anzahl von alttürkischen Fragmenten manichäischer Provenienz entdeckt und bearbeitet worden. Die beiden hier vorgelegten Blätter eines manichäisch-türkischen Textes sind, wie aus der Einleitung ersichtlich, schon inhaltlich von großem Interesse, insbesondere für die manichäische Kirchengeschichtsschreibung. Von Wichtigkeit sind jedoch auch die äußeren Merkmale der Handschrift und ihre orthographischen Besonderheiten, auf die im folgenden eingegangen werden soll. Die beiden uns erhaltenen Blätter sind Reste eines hochformatigen, ehemals gehefteten Buches. Diese „europäische Art" der Buchform ist bei den manichäischen Türken Zentralasiens weit verbreitet gewesen22. Das Format unserer Blätter ist uns leider nicht bekannt, doch weisen Formate anderer, äußerlich ähnlicher manichäisch-türkischer Handschriften darauf hin, daß wir von den Maßen 25-30 cm (Höhe) x 12,515 cm (Breite) ausgehen können 23 . Die erste Zeile jeder Seite der Blätter enthält je einen Teil des Titels des Buches bzw. eines seiner Kapitel. Die — teilweise zerstörte — Überschrift erstreckt sich also über vier aufeinanderfolgende Seiten24 : 67 yayi wrmzt 45 [ ] 23 [ ] 1 ädgii 22 Vgl. A. VON GABAIN: Alttürkische Schreibkultur und Druckerei. In: PhTF II, S. 171-191, hier S. 173; dies., Alt-türkisches Schrifttum. Berlin 1950. (SDAW. Phil.-hist. Kl. 1948, 3.), S. 9. 23 Vgl. z. B. die Maße des Fragmentes Nr. 8, I, in Türk. Man. III, 16-17. Unserem Manuskript sehr ähnlich ist auch das man. Fragment T. II, D. 173; s. A. VON LE COQ: Ein christliches und ein manichäisches Manuskriptfragment in türkischer Sprache aus Turfan (Chinesisch-Turkistan) . In: SKPAW 1909, 48, S. 1202-1218, hier S. 1202-3 und Taf. XIV. 24 Bereits A. VON LE COQ hat ja vermutet, daß sich eine Überschrift in man. Texten über mehr als zwei Seiten erstrecken kann; vgl. A. VON LE COQ: Ein manichäisch-uigurisches Fragment aus Idiqut-Schahri. In: SKPAW. Phil.-hist. Cl. 1908, 19, S. 398-414, hier S. 399.
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tat (i) yl (i) y nomi bu „Dies ist der gute, angenehme Lehrtext über den Feind Ormizt [und seinen Kampf mit Mani Buddha(?)]". In Z. 23 sind noch deutlich zwei der bei Überschriften manichäischer Texte häufig zur Ausschmückung verwendeten „Blumen", die aus je vier kleinen Kreisen bestehen, zu erkennen. Jede Seite der Blätter weist nach der Überschriftenzeile eine Leerzeile auf, wie es in manichäischen Handschriften üblich ist. Nach dieser Leerzeile sind die beiden Blätter recto und verso mit jeweils 20 Zeilen in uigurischer Schrift beschrieben. Nach A. VON GABAIN sind die geschilderten äußeren Merkmale Indizien für ein hohes Alter einer Handschrift: „Manche manichäische Handschriften in europäischer Form und uigurischer Schrift, die besonders alt sein dürften, haben zu Beginn eines neuen Textes eine Überschrift am Kopf der Seite ... Solche Überschriften werden manchmal mit einfachen Blümchen und Schnörkeln verziert ... " 25 . Unsere Blätter sind mit der Rohrfeder beschrieben worden, und der sorgfältige und altertümliche Duktus läßt noch deutlich die Herkunft aus der sogdischen Schrift erkennen 26 . Klar unterschieden sind die Grapheme S und (vgl. Z. 56: kämasär) sowie V und Y (vgl. Z. 9: zirivt) . Das Graphem Z ist in einem Beleg wie im Sogdischen unterpunktiert (Z. 8: ay (i) zangiz) und einmal durch zwei Punkte als stimmhaft (z) markiert (Z. 31: zirivt). Die finalen Grapheme sind in den meisten Fällen durch einen langen Strich mit dem Initial des folgendes Wortes verbunden. Nicht betroffen sind davon — mit wenigen Ausnahmen 27 — die finalen Grapheme Q, W, R, S, Y und P. Ein weiteres Kennzeichen der Handschrift sind die häufigen Getrenntschreibungen im Wort nach den Graphemen Y und L. Bereits A. VON LE COQ hat auf diese Besonderheit mancher man.-türk. Manuskripte hingewiesen: „In manchen älteren Schriftstücken werden die Buchstaben i und 1 nicht nach links verbunden u28 . Auch A. VON GABAIN sieht dieses Merkmal als Hinweis auf ein hohes schriftgeschichtliches Alter an: „Wenn ... manche Handschriften ... das Zeichen für -i-/-i/y nicht nach links verbinden und auch nach lmeist absetA.
VON GABAIN: Alttürkische Schreibkultur, S. 177. Zur Schriftgeschichte des Uigurischen liegen bisher keine umfassenden Untersuchungen vor; zum Verhältnis der uigurischen zur sogdischen Schrift vgl. vor allem A. VON LE COQ: Kurze Einführung in die uigurische Schriftkunde. In: MSOS. Westasiatische Studien 22 (1919), S. 93-109, sowie P. ZIEME: Untersuchungen zur Schrift und Sprache der manichäisch-türkischen Turfantexte. Berlin 1969 (Ungedruckte Dissertation). 27 Q ist mit dem Initial des folgenden Wortes verbunden in y (a) ruq (32) , szvraq (38) und oq (80), P ist verbunden in ap (18), inZip (22, 40, 78) und tip (64). 28 A. VON LE COQ: Einführung, S. 98. 25
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56 GENG SHIMIN, HANS-JOACHIM KLIMKEIT und JENS PETER LAUT zen, muß ein Frühstadium der uigurischen Schrift angenommen werden" 29 . In unserer Handschrift sind die folgenden Belege mit dieser Schreibung vertreten (Zeile in ()) : ay-sar (13) , ati-ngiz (18) , sü-ngüz (19), ö-dün (26), ti-gin (26), kü-L`[in] (39), kü-6imüz (41), iki-gü (43, 81), tü-§iirti (61), tat(i)yl-(i)y (1), [t]usul-mayay (17), al-payut (20), qolulayur (41), sinal-im (42), kii51-üg (43), yil-tzz (49), yal-ave (53, 65), bolyay (59), atl-(i)y (58) al-(i)ngadturti (62), al-(i)ngadtz (65, 66), köngül-i (73), bol-madz (74), y( a)rl-(i)gadi (76), köngül-üngüz (77), qIl-mi (79), ögriinbül-üg (85) . Wie in allen anderen bekannten man. -türk. Texten, die Getrenntschreibungen nach den Graphemen Y und L aufweisen3o, ist dieses Merkmal jedoch nicht durchgängig bezeugt, und es gibt auch einige Gegenbeispiele in unserer Handschrift. Defektiv-Schreibungen im Anlaut liegen vor bei 'MTY/ amtz (3), 'NT' / anta (82, 83) und 'LP / alp (17, 20) . Nach den Zeichen K und Y wird ö/ü in erster Silbe nur durch das Zeichen W dargestellt 31 : KWNKWL / köngül (73, 77, 85), YWKWN- / yükün- (4) . Sehr häufig wird mediales a/ä bzw. i/i nicht geschrieben (vgl. II. Text) . P. ZIEME hat - zusammen mit G. HAZAI - die Ergebnisse seiner Dissertation zur man. Schrift und Sprache zusammengefaßt 32 . In diesem Aufsatz werden diejenigen orthographisch-sprachlichen Merkmale man. Texte zusammengestellt, die diese von der Masse der buddhistischen Texte unterscheiden 33 . Auch in unseren beiden Blätte rn sind einige dieser Merkmale bezeugt. An erster Stelle ist hier zu nennen, daß altes inschriftliches n im Beleg qanyu (43) 34 durch das Digraph NY wiedergegeben ist. Diese alte Schreibung ist nur in den (man.) „n-Texten" und in einigen frühen buddhistischen Handschriften bezeugt 35 . Ein weiA. VON GABAIN: Alttürkische Schreibkultur, S. 183. ZIEME: Untersuchungen, S. 25; hier werden die betreffenden man. 313 Texte genannt. 31 Vgl. ZIEME, op.cit., S. 218, Anm. 136. 32 G. HAZAI und P. ZIEME: Zu einigen Fragen der Bearbeitung türkischer Sprachdenkmäler. In: AO 32 (1970), S. 125-140. 33 Es gibt jedoch auch einige frühe buddhistische Texte der Alttürken, die diese Merkmale aufweisen können; vgl. J. P. LAUT: Der frühe türkische Buddhismus und seine literarischen Denkmäler. Wiesbaden 1986. (Veröffentlichungen der Societas Uralo-Altaica. 21.) 34 Weitere Belege für qanyu in man. und buddh. atü. Texten s. in P. ZIEME: Ein manichäisch-türkisches Fragment in manichäischer Schrift. In: AOH 23 (1970), S. 157-165, hier S. 160. 35 Vgl. K. RÖHRBORN: Zu einem dialekt-differenzierenden Lautübergang imAlttürkischen. In: Materialia Turcica 7/8 (1981/82: '83), S. 295-305, und J. P. LAUT: Der frühe türkische Buddhismus. 29
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teres „ZIEME'sches Merkmal" ist die häufige a/ä-Vokalisierung (statt: i/i) bestimmter Affixe in man. Texten. Hierfür liegen in unserer Handschrift — für das Possessiv-Affix der 2. Pers. Pl. und für das ImperativAfx — die folgenden Beispiele vor: ärdämängiz (17), bilikängiz (19), ay ( i) zangzz (21) , alganang (5) . M. SHÖGAITO hat unlängst darauf hingewiesen, daß die mit Alif vokalisierten Affixe man. Texte oft auch unvokalisiert erscheinen 36 . In unserer Handschrift ist diese orthographische Eigentümlichkeit für das denominale Affix L YQ / lzy bzw. LYQ / lzq (tat (i) yl (i) y (1) , tidiml (i) y (48) , atl (i) y (58), ba§l (i) q (18)) , das Voluntativ-Affix der 1. Pers. Pl. (baral(i)m (82), sinn al(i)m (83)) sowie das Genitiv-Affix (xanlarn(i)ng (48-49)) belegt. Dieser letztgenannte Genitiv wird nicht durch ein Possessiv-Affix aufgenommen (xanlarn(i) ng töz yult2zda (48-49)) . Diese Erscheinung ist auch in einigen anderen man: Handschriften 37 sowie in dem frühen buddhistischen Text Maitrisimit 38 belegt, also durchaus nicht auf sehr junge alttürkische Texte beschränkt 39 . Unsere sorgfältig geschriebene 40 Handschrift bietet ansonsten ein gutes, idiomatisches Türkisch und weist keine der sprachlichen Eigentümlichkeiten auf, die in vielen der aus anderen Sprachen übersetzten alttürkischen Texten bekannt sind, also eine „untürkische Syntax" o. ä. 41 . Zu erwähnen bleibt, daß velares k in unserer Handschrift zumeist durch zwei diakritische Punkte markiert wird. Als Interpunktion werden Doppelpunkte gebraucht. Die gezeigten äußeren Merkmale und orthographischen Besonderheiten des Manuskriptes weisen u. E. auf ein hohes Alter der Handschrift. Eine absolute chronologische Einordnung ist zwar nicht möglich, doch
36 M. SHOGAITO: Kodai torukogo n högen ni okeru 2/i no teiboinka ni tsuite. In: Köbe gaidai ronsö 33 (Shöwa 57 nen/1982), S. 39-57. Vgl. UAJ N.F. 4 (1984), S. 314-315. 37 Vgl. P. ZIEME: Untersuchungen, S. 104; ZIEMEs drittes Beispiel entfällt jedoch, wie die neue Lesung und Übersetzung der Stelle Türk. Man III, S. 8, Z. 13-14, im UigWb, S. 217 b, zeigt. 38 Vgl. etwa Taf. 8 v. 25-27 (BT 9, S. 45), Taf. 34r. 6 (BT 9, S. 105), Taf. 18 v. 11-12 (BT 9, S. 59), Taf. 157 v. 4-5 (BT 9, S. 133). 39 Beispiele hierfür in G. KARA u. P. ZIEME: Fragmente tantrischer Werke in uigurischer Übersetzung. Berlin 1976, S. 9. a° Nur in Z. 12 liegt ein Schreibfehler vor: hier ist irrtümlich N'SW für nägü geschrieben. 41 Vgl. hierfür z. B. J. P. LAUT: Ein Bruchstück einer alttürkischen Buddhabiographie. In UAJ N.F. 3 (1983), S. 88-101, hier S. 93. Extreme Beispiele sind ja die aus dem Chinesischen ins Atü. übersetzten Ägama-Texte.
58 G. SHIMIN, H.-J. KLIMKEIT und J. P. LAUT, Manis Wettkampf
möchten wir nicht ausschließen, daß mit unseren beiden Blättern ein Dokument aus der Zeit des man. geprägten uigurischen Steppenimperiums (745-840) vorliegt. Abkürzungen AKPAW
Abhandlungen der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin APAW Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften atü. alttürkisch BBB W. B. HENNING: Ein manichäisches Bet- und Beichtbuch. Berlin 1937. (APAW. Phil. -hist. Kl. 1936, 10.) BT 9 *. TEKIN: Maitrisimit nom bitig. 1. Teil. Berlin 1980. (Berliner Turfantexte. 9.) Hend. Hendiadyoin man. manichäisch mp. mittelpersisch PhTF Philologiae Turcicae Fundamenta. Band II. Wiesbaden 1964. pth. parthisch Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der WissenSDAW schaften zu Berlin Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie SKPAW der Wissenschaften sogdisch sogd. Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der WisSPAW senschaften SUNDERMANN: Texte W. SUNDERMANN: Mitteliranische manichäische Texte kirchengeschichtlichen Inhalts. Berlin 1981. (Berliner Turfantexte. 11.) Taf. Tafel türk. türkisch Türk. Man. I-III A. VON LE Qoc: Türkische Manichaica aus Chotscho. I. Berlin 1912. (AKPAW 1911. Anhang) : II. Berlin 1919. (APAW, Phil. -hist. Kl. 1919. 3.) : III. Berlin 1922. APAW, Phil. -hist. Kl. 1922, 2.) K. RÖHRBORN: Uigurisches Wörterbuch. Lfg. 1 ff. WiesUigWb baden 1977 ff.
[Korr.-Zus.:] Mittlerweile ist in der chin. Zeitschrift Wenwu 8 (1985), S. 4965, ein Bericht über neue Ausgrabungen in Bäzäklik erschienen. Dieser Artikel enthält z. T. andere Angaben zu Umfang und Fundstelle des Ms., die wir zunächst nicht überprüfen können.
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