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Campus . Engagement . Netzwerk 1 / 2009

Das Alumni-Magazin  –  Technische Universität München

Mit guter Ausbildung raus aus der Krise! TUM-Präsident Herrmann schreibt exklusiv für Sie. >> S. 4 – 5

Das neue Mentoringprogramm TUM 2 Zur Halbzeit hält bei den Tandems die Begeisterung unvermindert an. >> S. 18 – 21

Die KontakTUM Alumnireise Mittwoch, 7. bis Sonntag, 11. Oktober 2009 nach Istanbul. >> S. 32 – 33

ISSN 1868-4092

Mentees und Mentoren bei der Auftaktveranstaltung von TUM 2 im Ehrensaal des Deutschen Museums.



Inhalt Der Präsident zum Thema Mit guter Ausbildung raus aus der Krise! . . . . . . 4 KontakTUM Interview Der „bayerische Bill Gates“ Stefan Vilsmeier im Gespräch . . . . . . . . . . 6 Campus vorgestellt MARC – Das neue Münchner Allergieforschungszentrum . . . . . . . . . . . 10 Campus Portrait Isabell Welpe, neuberufene Professorin für Betriebswirtschaftslehre und mit 33 Jahren jüngste TUM-Ordinaria . . . . . . . . 12

Liebe Alumni, liebe Leserinnen und Leser, in der berühmten ehemals größten Kirche der Christenheit, der Hagia Sofia in Istanbul, befindet sich eine Säule, der im Lauf der Jahrhunderte aufgrund ihrer bemerkenswerten Eigenschaft, immer feucht zu sein, wunscherfüllende Eigenschaften zugesprochen wurden und die deshalb ein Loch hat, in das auch heute noch viele Menschen ihren Daumen stecken. Genauer gesagt drehen sie ihn beim Wünschen um 360°, was zu interessanten Verrenkungen führt. Trauben von Menschen aus allen Nationen stehen vor dieser Säule – ich auch, wie Sie sehen. Ich habe mir gewünscht, dass unser neues KontakTUM-Angebot, die Alumnireise 2009 nach Istanbul, ein voller Erfolg wird, und ließ es nicht mit dem Wunsch bewenden, sondern habe mit unseren aktiven Istanbuler Alumni gemeinsam ein interessantes und außergewöhnliches Reiseprogramm entwickelt, von dem Sie sich auf S. 32 selbst ein Bild machen können. Natürlich hoffen wir vor allem, dass Ihnen das neue KontakTUM-Magazin gefällt, das wir nach Ihren Rückmeldungen auf unsere Printmedien-Umfrage umgestaltet haben. Wir freuen uns übrigens auch weiterhin über Ihre Zuschriften! Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihre KontakTUM-Redakteurin

Campus Forschung Sebastian Mühlbauer, Entdecker der „magnetischen Wirbelfäden“ und Doktorand an der TUM . . . . . . . . . . . . 16 Engagement tatkräftig 2 Alumni als TUM  -Mentoren – Lebensratgeber für ein Jahr . . . . . . . . . . 18 Engagement großzügig Stipendien für ausgezeichnete Promovenden – TUM-Alumnus und IGSSE-Stipendiat Rainer Witzig und der Verkehr der Zukunft . . . . . . . . . . 22 Netzwerk Interview Vizepräsident Peter Gritzmann über Alumninetzwerke, Zeitmanagement, Familienausflüge, Zugfahrpläne und vieles mehr . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Netzwerk international 30 internationale TUM-Alumni im Kurzportrait . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Netzwerk aktuell Die erste KontakTUM Alumnireise im Oktober 2009 nach Istanbul . . . . . . . . . 32 Netzwerk Pinnwand . . . . . . . . . . . . . 34

Annette Marquard

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Campus . Engagement . Netzwerk


Der Präsident zum Thema

Präsident Herrmann mit internationalen Studierenden auf der Immatrikulationsfeier. Foto: TUM / Scharger

Mit guter Ausbildung raus aus der Krise! Von Wolfgang A. Herrmann · Präsident der Technischen Universität München Wenn sich nach der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise der Rauch verzogen hat, werden wir von vielen Gewohnheiten und vertrauten Denkmustern Abschied nehmen müssen. Eines wird sich aber weiterhin als zeitlos richtig erweisen: der Wert einer guten Ausbildung! Die tiefe Durchdringung eines Themas und einer Disziplin, die wissenschaftliche Bearbeitung einer Fragestellung als höchste Stufe der Problemlösung, das eigene Hinterfragen der Lösungen und das Hinterfragtwerden – all das schafft den reifen Menschen, der sich neue Wege und neue Felder erarbeiten kann. Und sich das auch zutraut. Gewissheit und die Fähigkeit zu Handeln schafft Selbstvertrauen. Die Aufgabe unserer gemeinsamen Alma Mater besteht in Zeiten des rapiden Wandels ganz besonders darin, genau diese Werte, dieses Ethos und diese Offenheit für Neues in Naturwissenschaft, Technik und Wirtschaft zu vermitteln und den jungen Menschen mit auf den Weg zu geben. Nur so kommt das Neue in die Welt, in der Wissenschaft wie in der Wirtschaft. Eines ist klar: Unter keiner Gruppe in Deutschland ist die Arbeitslosigkeit so gering wie unter Naturwissenschaftlern und Ingenieuren. Die neueste Befragung ergab, dass über 90 % unserer Absolventen innerhalb der ersten sechs Monate nach ihrem Abschluss eine feste Anstellung gefunden haben. Auch wenn die Zukunft angesichts der momentanen Krise ungewiss erscheint, so können wir mit Sicherheit annehmen, dass diese Berufsgruppen auch weiterhin im höchsten Maße nachgefragt bleiben.

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Die Veränderungen des Studiums in Folge des BolognaProzesses haben die Anforderungen an alle Mitglieder der Universität erheblich verändert, sowohl an die Professorinnen und Professoren, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch an die Studierenden. Die Studienzeiten haben sich größtenteils verkürzt und gestrafft, die Anforderungen an die Studierenden sind aber gewachsen. Daher bin ich vielen unserer Alumni herzlich dankbar, dass Sie sich in ihrer Mentoreneigenschaft als uneigennützige Betreuer zur Verfügung stellen. In diesem Heft lesen Sie mehr über dieses beispielhafte Engagement. Unser Mentoren-Programm, das wir ohne Sie nicht verwirklichen könnten, hat noch eine weitere Folge. Es stärkt die Bindung unserer Studierenden zu ihrer Universität. Dieser emotionale Bezug wurde in früherer Zeit oft vernachlässigt. Heute spüren wir, wie diese Bindung positiv angenommen wird und wächst. Aus „Splittervalenzen“ sind starke Bindungskräfte geworden! Gelernt haben wir auch, dass Studienbeiträge zur Identitätsbildung mit der Institution beitragen, sie fordern die Universität aber gleichzeitig zu neuen Anstrengungen heraus. Noch nie gab es so viele Fundraising- und Stiftungsaktivitäten wie heute. Stifter und Mäzene erkennen, dass sie für den Nachwuchs an den Hochschulen in der Pflicht sind und dass der Staat alleine seine Hochschulen auf internationalem Spitzenniveau nicht finanzieren kann, schon gar nicht in einem egalitären, bisher wenig wettbewerblich funktionierenden System. So wird über den Geldzufluss aus unterschiedlichen Quellen der Wettbewerb angefacht.


9.000

≈ 8.000

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Studierendenauswahl

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Die Zahl der Studienanfänger ist an der TUM seit 1995 im Bundesvergleich überproportional gestiegen . Im Zehnjahreszeitraum schulterte die TUM einen Anwuchs von 55 % . Weder durch die Einführung der Studierendenauswahl, des „Eignungsfeststellungsverfahren“, noch durch

die Einführung der Studienbeiträge im Sommersemester 2007 wurde dieser Trend gebrochen . Aufgrund der Besonderheit des doppelten Abiturjahrgangs 2011 wird die TUM längerfristig 17 – 30 Tsd . Studierende ausbilden, rund 30 % mehr als heute .

Unsere Finanzierungsbasis hat sich erheblich verbreitert, was uns neue Gestaltungsoptionen in die Hand gibt . Wo sich Hochschulen nicht anstrengen, dort gibt es nicht mehr, sondern weniger Geld . Mit weniger Geld lässt sich weniger leisten, gute Studierende werden ausbleiben und anderswo investieren, und die Mäzene auch . Nur ein wettbewerbliches Hochschulsystem treibt die Leistungsspirale nach oben . Sie stagniert jedoch in Bildungsstätten, wo alle nur „gleich“ statt aneinander gemessen sein wollen .

nische Universität München mit ihrer rapide ansteigenden Studiennachfrage das glatte Gegenteil beweist . Mehr als je zuvor identifizieren sich die Studierenden mit „ihrer Universität“, erstmals wollen sie die Kosten- und Leistungsstrukturen verstehen und diese über ihre finanzielle Beteiligung auch mitgestalten . Die Studierenden sind kritischer, interessierter geworden . Sie begreifen durch den eigenen Obulus, dass Universität Geld kostet, viel Geld – auch wenn der Anteil der studentischen Studienbeiträge am Gesamtbudget der TUM 2008 nur 2,5 % betrug . So stellen Studienbeiträge neben der gestaltbaren, positiven Auswirkung auf die Studienqualität auch ein Mittel zur Bewusstseinsbildung der Studierenden dar, ganz nach der alten, immer wieder bestätigten Erkenntnis: „Was nichts kostet, ist nichts wert .“

In Deutschland werden die Hochschulen ganz wesentlich als Sache des Staates verstanden. Deshalb flackern auch immer wieder Diskussionen über Studienbeiträge auf . Angeblich wirken sie abschreckend auf Studienaspiranten, auch wenn dies nicht belegt ist, und auch wenn die Tech-

Der Präsident zum Thema


Es ist wichtig, an das zu glauben, was man kann Mit 16 verfasste TUM Alumnus Stefan Vilsmeier für ein Computermagazin ein Sonderheft über selbstprogrammierte Software, mit 19 veröffentlichte er einen Bestseller über 3D-Grafik und mit 21 gründete er sein Medizintechnikunternehmen BrainLAB, das heute Weltmarktführer im Bereich der bildgestützten Chirurgie ist. Das Unternehmen hat mittlerweile 15 Büros auf 4 Kontinenten und erwirtschaftete im Kalenderjahr 2008 einen Umsatz von 165 Mio €. Stefan Vilsmeier, der als der „bayerische Bill Gates“ bezeichnet wird, nahm sich Zeit für ein ausführliches Gespräch mit KontakTUM am Hauptsitz und Produktionsstandort von BrainLAB in Feldkirchen. Fotos: facesbyfrank

Während andere Jugendliche ihre Computer zum

Spielen nutzten, hatten Sie bereits erste berufliche Erfolge als Programmierer. Wie kam es dazu? Im Grunde genommen zufällig. Mit 15 hab ich bei einem Klassenkameraden einen Commodore 64 gesehen. Der hat mich interessiert. Ich habe schon als Kind gern gebastelt und Sachen gestaltet und empfand den Computer erst mal nur als Kreativitätsinstrument, an dem man mit begrenzten Mitteln relativ viel bewirken kann. Für Computerspiele habe ich mich nie interessiert, sondern wollte das umsetzen, was wir in der Schule lernten, z. B. Vektorgeometrie. Ich fing an, 3D-Grafik zu programmieren. Für den Commodore 64 gab es damals ein eigenes Magazin von „Markt und Technik“. Einen der Redakteure habe ich auf einem Kongress überfallen und mit ihm ausgehandelt, dass ich einen Artikel schreibe. Letztendlich wurde das Ganze dann ein 60seitiges Sonderheft, für das ich 12.000 DM bekommen habe. Mit 16 war das schon ein ganz guter Deal. Dieses Sonderheft wurde mehrfach nachgedruckt und die Idee entstand, daraus ein Buch zu machen; auch weil die Leser viele Fragen zu der Software hatten. Dann kam in den Sommerferien das Großprojekt Buch. Ich hab es tatsächlich geschafft und jeden Tag 16

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bis 17 Stunden an dem Buch rumgetippt, während die anderen am See baden waren. Mein Buch ist 1986 veröffentlicht worden und 1987 habe ich Abitur gemacht. Und dann sind Sie Softwareentwickler geworden? Ein richtig talentierter Softwareentwickler war ich nie. Unsere Softwareentwickler beschimpfen mich als „cut and paste“-Entwickler, weil ich immer nur zusammengestückelt habe. Ich habe nie Programmieren gelernt und war deshalb der schlechteste Programmierer, der je an unseren Produkten gearbeitet hat. Aber ich bin ganz gut darin, ein bestimmtes Kundenproblem zu erfassen und in eine Softwarelösung zu übertragen. Das gelingt mir auch heute noch, und ich kann mich mit unseren Softwareentwicklern über eine bestimmte Entwicklungsstrategie austauschen und die auch fordern. Wenn die meinen, etwas ginge nicht, reizt es mich, darüber zu diskutieren. Wie ging es nach Ihrer Buchveröffentlichung weiter? Das Buch hatte sich sehr gut verkauft und durch das Buch bin ich von der Universität Wien zur Teilnahme an einem medizinischen Forschungsprojekt eingeladen worden. Dort bekam ich erste Einblicke in die Medizin und konnte


gar nicht glauben, dass die hohe Qualität von Computerund Kernspintomographie nicht besser genutzt wird. Die Bilder wurden in einen Lichtkasten in der Ecke des Operationssaals gehängt, und die Ärzte begannen manuell zu arbeiten. Mir wurde klar, dass Software hier eine entscheidende Rolle spielen konnte. Ich hatte begonnen, Informatik an der TUM zu studieren, hatte aber dafür eigentlich keine Zeit. Ich habe, wenn ich es zusammenrechne, 20 ganze Tage auf dem Campus der TUM verbracht, aber ich habe es immerhin geschafft, das Vordiplom zu bestehen. Danach habe ich das Studium an den Nagel gehängt, weil ich zu wenig Zeit hatte und weil es mir zu theoretisch war. Da hat sich inzwischen viel geändert, heute würde mich ein Informatikstudium sehr reizen. Im Nachhinein vermisse ich die Studienzeit, wo man sein soziales Netzwerk ausbauen konnte mit Leuten, die gleiche Interessen haben. Ich glaube, dass ein Studium schon eine wesentliche Horizonterweiterung ist. Wo haben Sie mit 21 Jahren den Mut für die Firmengründung hergenommen? Ich weiß gar nicht, ob das Mut oder Dummheit war. Es ist halt gutgegangen und im nachhinein kann man immer sagen, dass es Mut war. Dadurch, dass ich mein Studium an den Nagel gehängt habe, habe ich mich unter Druck gesetzt. Die Brücken zu einer vernünftigen Karriere waren eingerissen. Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie keinen großen Druck ausgeübt haben, während ich bei ihnen im Keller saß und Software für Neurochirurgie geschrieben habe. Für mich war immer klar, dass man mit Software im Bereich Medizin einen Mehrwert schaffen kann. Auch wenn ich die ersten Jahre noch nicht den richtigen Weg zum Erfolg gefunden hatte, zweifelte ich nie an der Möglichkeit des Erfolges. Womit haben Sie sich motiviert? Für mich waren immer zwei Sachen wichtig. Erstens: Es kochen alle nur mit Wasser. Damit konnte ich den Kampf mit wesentlich größeren Unternehmen aufnehmen. Da waren wir immer schneller, frecher und auch unkonventioneller. Zu jedem Zeitpunkt hatten wir mit Unternehmen zu tun, die mindestens 100 x größer waren als wir, und wir haben es trotzdem immer gegen alle geschafft. Zweitens: Zu jedem Problem existiert die Lösung schon. Man braucht im Grunde genommen nur eine Horizonterweiterung, um die Lösung zu entdecken. Man darf sich durch das Problem nicht einschüchtern lassen und muss den

Blick auf den Weg vorwärts richten. Oft kommen die Impulse für Problemlösungen aus ganz unerwarteten Ecken. Man muss dann offen sein, die Lösung als solche zu erkennen. Eine Entscheidung ist ja auch nicht von Anfang an richtig oder falsch; man muss selbst dafür sorgen, dass die getroffene Entscheidung richtig war. Das ist es, worauf es ankommt. Mit der Entscheidung beginnt dann der Part, der Spaß macht. Viele Leute halten sich zu lange mit der Entscheidung auf. Ich habe immer versucht, mein Tun kritisch zu hinterfragen, auch wenn ich überzeugt war, dass in der Richtung Gold liegt, nach dem ich weiter graben muss. Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre ersten Mitarbeiter eingestellt? Ich kann generell sagen, dass ich nur Leute einstelle, von denen ich glaube, dass ich noch was von ihnen lernen kann. Wenn man ein Unternehmen gründet, sind die Herausforderungen ganz andere, je nachdem, ob man 10, 20, 50 oder ob man fast 1.000 Mitarbeiter hat. Das Entscheidende war, dass ich mich mit lauter schlauen Leuten umgeben habe, so dass ich dann „on the job“ lernen konnte. Meine Mitarbeiter sind alle handverlesen. Wenn ich in einem Vorstellungsgespräch bin, ist die Frage, die ich mir im Hinterkopf stelle, ob ich wirklich von der Person lernen kann. Ich suche in dem Gespräch dann nach einem bestimmten Hinweis oder Detail, das mich interessiert. Natürlich muss die Chemie stimmen. Bei uns zählt die Integrität, verbunden mit Authentizität, das ist wichtig für Glaubwürdigkeit beim Kunden. Und sie müssen den richtigen Biss haben. Unsere Kunden bezeichnen unsere Mitarbeiter oft als Leute, die durch Wände gehen. Die Aufgabe des Managements ist es, sicher zu stellen, dass sie durch die richtigen Wände gehen, nicht durch eine Außenwand oder eine Wand, wo daneben eh eine Tür ist. Das sind die Leute, die wir suchen. Haben Sie erreicht, was Sie sich mit 21 vorgenommen hatten? Der Anspruch ändert sich. Am Anfang wollte ich einfach Software entwickeln, die den Patienten nützt und habe im Vertrieb mit anderen Firmen zusammengearbeitet. Das hat aber so nicht funktioniert, und daher habe ich meine eigenen Vertriebsleute eingestellt. Irgendwann war ich für 50, dann für 100 Mitarbeiter verantwortlich. Ich hatte sehr viel Spaß

KontakTUM Interview


daran, talentierte Leute einzustellen, zu fördern, weiterzuentwickeln. Das hätte ich mir vorher nicht zugetraut. Bei den meisten Unternehmern ist die Motivation für die Unternehmensgründung eine Frustration über eine Technologie: „Das gibt es doch nicht, dass das keiner besser macht.“ Dann macht man es halt selbst. Für mich liegt die große Herausforderung im medizinischen Bereich. Nur 10 % der Weltbevölkerung haben Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung. Ich bin überzeugt, dass sich in den nächsten 10 bis 20 Jahren dieser Prozentsatz verdoppeln kann, denn es gibt in diesem Bereich noch viele Technologien, die entwickelt werden sollten. Wie ist Ihr Anspruch heute im Vergleich zu den Anfängen? Ein Erlebnis war entscheidend für die Weiterentwicklung meiner Vision. Ein Mitbewerber hat bei uns angeklopft und ein Investmentbanker unterbreitete mir verlockende Angebote. Ich spielte mit dem Gedanken, das Angebot anzunehmen und dachte bereits darüber nach, wie ich das Geld sinnvoll anlegen könnte. Reizvoll schien mir die Anlage nur in einem Bereich, von dem ich etwas verstehe, wo ich Einfluss nehmen kann. In dem Moment wurde mir klar, dass ich das mit BrainLAB jetzt schon haben kann. Ich lehnte die Angebote ab und begann ab diesem Zeitpunkt, BrainLAB mehr als Plattform zu sehen, wo ich ei-

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gene Träume verwirklichen kann; nämlich Technologie im medizinischen Bereich für verbesserte Patientenbehandlungen einzusetzen. Früher habe ich gesagt, dass ich mit 35 in Rente gehe. Inzwischen bin ich 41 und es gibt noch einige frustrierende Probleme in der Branche. Erst, wenn ich die gelöst habe, suche ich mir vielleicht etwas anderes, werde Social Entrepreneur oder ähnliches. Bis dahin habe ich noch einiges zu tun. Wie schätzen Sie die momentane wirtschaftliche Situation ein? Medizin ist tendenziell antizyklisch, da Menschen immer krank sind und behandelt werden müssen. Aber es gibt einen Investitionsstau, der irgendwann aufgelöst werden muss, und es wird vermutlich Veränderungen in der Branche geben. Die entscheidende Frage ist, ob wir dann kostengünstige und effiziente Therapien anbieten können. Am Ende der Misere wird man sehen, wie die einzelnen Unternehmen dastehen. Wir schauen, wo wir unsere Produkte und Dienstleistungen verschlanken und uns dem Markt anpassen können. Wir versuchen, im Notfall ohne Banken auszukommen. Bisher liegen wir gut im Plan, aber es kann natürlich auch für BrainLAB eng werden. Im nächsten Halbjahr werden wir voraussichtlich das beste Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte haben. Das ist aber noch kein Grund für kaufmännische Unvorsichtigkeit, sondern wir müssen mit großer Vorsicht weiterhin auf unsere Kosten achten.


Welchen konkreten Rat geben Sie unseren Absolventen in der momentanen Situation? Das ist gar nicht so einfach. Wichtig ist, dass man sich nicht durch die wirtschaftliche Situation aus dem Gleis werfen lässt, an sich selbst zu zweifeln anfängt. Man sollte aktiv bleiben und wenn man nicht sofort eine Stelle findet, sollte man etwas machen, wodurch man sich persönlich und fachlich weiterentwickelt und seinen Lebenslauf weiter diversifiziert. Vielleicht ist die momentane Krise eine gute Möglichkeit, ganz andere Fähigkeiten zu entwickeln, an die man selbst noch nicht gedacht hat. Es ist wichtig, an das zu glauben, was man kann und das voranzutreiben. Man sollte nicht zu fixiert auf einen bestimmten Arbeitgeber für den Berufseinstieg sein, denn im Leben kommt meistens alles anders, als man denkt. Die meisten Mitarbeiter hier bei BrainLAB machen Tätigkeiten, die sie sich nie für sich hätten vorstellen können. Absolventen machen oft den Fehler, dass sie eine zu enge Vorstellung von ihrem möglichen Tätigkeitsbereich haben. Oft kann man in einem kleinen Unternehmen viel besser zeigen, was man kann und eher eine individuelle Förderung bekommen.

Stellen Sie gerne TUM-Absolventen ein? Das hat sich ganz massiv geändert. 1994 / 1995 kamen relativ wenig Bewerbungen von TUM-Absolventen, die für uns gepasst hätten. Mittlerweile ist es so, dass die Absolventen der TUM unsere Einstellungen deutlich dominieren. Das ist natürlich auch auf das Netzwerk zurückzuführen, denn viele unserer aktuellen Mitarbeiter kommen von der TUM und empfehlen TUM-Absolventen. Gute Leute kennen gute Leute. Wir suchen Leute, die Querdenker sind, die Auslandserfahrung haben, die in ihrem Lebenslauf etwas haben, was eine gewisse Diversifikation zeigt. Ich denke, dass sich die Qualität der Studiengänge sehr verbessert hat und dass es der Technischen Universität München heute viel besser als noch vor zehn Jahren gelingt, die schlausten Köpfe anzulocken. Auch über Diplomarbeiten läuft einiges, aber in diesem Bereich würden wir gerne noch mehr machen. Es gibt schon einige wissenschaftliche Kooperationen, aber ich habe die Vision einer kompletten IT-Infrastruktur am Klinikum rechts der Isar, die mit Lösungen von uns dort installiert werden könnte. Bestimmte Schnittstellen könnten offengelegt werden, so dass mehrere Lehrstühle etwas entwickeln könnten. Wir machen mit der TUM schon viel, aber für meine Begriffe könnte es noch mehr sein.

Was ich machen würde, wenn ich studiert hätte und jetzt fertig wäre? Ich würde erst mal ein Jahr nach Shanghai gehen. Das ist der neue Nabel der Welt. Dort kann man Erfahrungen sammeln, die einem keiner mehr nehmen kann. Die Welt nach der Finanzkrise wird eine andere sein als davor. Ich glaube, dass man dann die Querdenker, die Flexiblen und Schnellen braucht. Das Gespräch führte Annette Marquard

Brainlab - Meilensteine 1989 Gründung der BrainLAB GmbH in München 1994 Niederlassung in USA 1996 Niederlassung in China 2001 Stefan Vilsmeier erhält den Bayerischen Verdienstorden 2002 A uszeichnung als deutscher „Entrepreneur des Jahres“ (Ernst&Young) 2003 Ernennung zum „World Entrepreneur of the Year“ 2004 Weltwirtschaftsforum wählt Stefan Vilsmeier zum „Global Leader for Tomorrow“ 2006 Umzug in neues Firmengebäude in Feldkirchen

KontakTUM Interview


Birken blühen durch den Klimawandel früher - zum Leidwesen von Allergikern. Foto: Fotolia

Allergieforschung im Klimawandel Der Klimawandel beschert den Allergikern in Deutschland schwere Zeiten: Bereits jetzt sorgen höhere Temperaturen für mehr Pollen. Zusammen mit dem Helmholtz Zentrum München hat die TUM jetzt das Munich Allergy Research Center (MARC) gegründet. Das Zentrum wird die Forschung beider Institutionen noch enger verzahnen und als zentrale Anlaufstelle für Patienten und Mediziner dienen.

Auch der harte Winter 2008 / 2009 kann nicht darüber

hinwegtäuschen: Im langjährigen Mittel wird es wärmer in Deutschland. Klimaforscher rechnen – im Vergleich mit dem Zeitraum 1961 bis 1990 - für die Jahre 2021 bis 2050 mit regionalen Temperaturanstiegen zwischen einem und 2,2 Grad Celsius. Für Allergiker bedeutet das höchst wahrscheinlich eine weitere Verstärkung ihrer Leiden: Bereits jetzt, so haben Studien gezeigt, blühen zum Beispiel Birken früher und über einen längeren Zeitraum als noch vor 20 Jahren. Zudem begünstigt der Klimawandel auch die Ausbreitung eingeschleppter Pflanzenarten wie der Beifuß-Ambrosie (Traubenkreuzkraut oder Ambrosia artemisiifolia), gegen die bereits 15 % der deutschen Bevölkerung sensibilisiert sind: Sie tragen Antikörper gegen die hoch allergenen Ambrosia-Pollen, ein Viertel von ihnen reagiert mit Atemwegsbeschwerden oder Hautausschlägen auf das ursprünglich in den USA heimische Kraut.

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Pflanzen werden jedoch nicht nur über einen längeren Zeitraum blühen, manche von ihnen werden auch mit verstärkter Blütenstaubproduktion auf die höheren Konzentrationen des Treibhausgases Kohlendioxid in der Luft reagieren. So verdoppelten Ambrosia-Pflanzen ihre Pollenzahl, wenn sie in Gewächshaus-Experimenten mit der doppelten Menge an Kohlendioxid versorgt wurden. Mit der potentiellen Zunahme der Pollenallergien erwarten Mediziner auch einen Anstieg der Nahrungsmittelallergien durch so genannte Kreuzreaktionen. Diese werden durch pollenähnliche Mikrostrukturen in Nahrungsmitteln ausgelöst und können im gefährlichsten Fall zu einer lebensbedrohlichen, allergischen Sofortreaktion führen, dem anaphylaktischen Schock. Trotz großer Fortschritte der Allergieforschung in den vergangenen Jahren sind viele zentrale Fragen des Zusammenwirkens zwischen Allergie und Umwelt ungeklärt: Welche Faktoren sind für den starken Anstieg der Allergieerkrankungen bereits in den vergangenen 20 Jahren


verantwortlich? Welche Rolle spielt die genetische Veranlagung für den Ausbruch der Erkrankung? Was exakt läuft im fehlgesteuerten Immunsystem falsch? Wie lassen sich Prävention, Diagnostik und Therapie von Allergien verbessern? Vor dem Hintergrund der erwarteten gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels haben daher die Technische Universität München und das Helmholtz Zentrum München die Gründung des Munich Allergy Research Center (MARC) vereinbart. Kern des MARC ist das bisher von der TUM-Professorin Heidrun Behrendt geleitete Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), das nun dauerhaft durch den neuen Kooperationsvertrag zwischen TUM und Helmholtz Zentrum als gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung institutionalisiert wurde. In der Nachfolge von Professor Behrendt wurde ein eigener Lehrstuhl für „Molekulare Allergologie und Umweltforschung“ ausgeschrieben. Das ZAUM steht in enger Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Campus Biederstein, wo Prof. Johannes Ring bereits das Europäische Exzellenz-Zentrum GA 2LEN (Global Allergy and Asthma European Network) als wissenschaftliches und klinisches Zentrum in der Allergieforschung und Behandlung leitet.

ter Fachrichtungen die Zusammenhänge zwischen Allergie und Klima, Umweltfeinflüssen (wie etwa der Schadstoffbelastung) und Genetik erforschen. Nahrungsmittelallergien und der anaphylaktische Schock sind ebenso Forschungsthemen wie die Frage, welche Einflüsse die Psyche etwa auf die Entstehung oder den Behandlungserfolg von Allergien hat. Auch wird untersucht werden, in welcher Form Sport für Allergiker möglich ist und wie Bewegung die Therapie unterstützen kann. Die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus auf der Zugspitze wird ebenfalls in das Netzwerk rund um das MARC eingebunden. Dort kann zum Beispiel untersucht werden, wie sich veränderte Luftströmungen als Folge der atmosphärischen Erwärmung auf die Allergiebelastung im Höhenklima auswirken. „Forschungsnetzwerke zu bilden ist in der Klima- und Allergieforschung essenziell“, betont TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann. „Die Thematik ist so komplex und anspruchsvoll, dass sie auch von einer großen Universität alleine nicht geschultert werden kann.“ Der Lehrstuhl für Molekulare Allergologie und Umweltforschung sei eine Institution, die das bisherige Engagement von Helmholtz Zentrum München und TUM nachhaltig fortsetzt, ist Herrmann überzeugt. Er sieht das Munich Allergy Research Center auch als einen Beitrag zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel, die von der Bundesregierung im Dezember 2008 vorgestellt wurde.

Insgesamt beteiligen sich 20 Institute und Kliniken von Helmholtz Zentrum und TUM am MARC. Mediziner werden zusammen mit Naturwissenschaftlern verschiedens-

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Markus Bernards

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Fotos: TUM / Benz

Beim Prick-Test werden verschiedene Allergene (zum Beispiel Pollen) auf die Haut getropft (1). Mit einer Lanzette wird anschließend die Haut unter den Tropfen leicht angeritzt (2).

Rötungen und Quaddeln zeigen, auf welche Allergene der Körper reagiert (3). Um die Stärke der Reaktion zu dokumentieren, wird die Größe von Rötung und Quaddel vermessen (4).

vorgestellt | Campus


Ökonomie mit Bauchgefühl Schafft ein Vertrag mehr Vertrauen oder der ehrliche Handschlag? Das ist nicht pauschal zu beantworten, meint die Verhaltensökonomin Isabell Welpe und stellt damit klassische Theorien der Wirtschaftswissenschaften infrage. Denn die zielen auf allgemein gültige Modelle – Isabell Welpe hingegen bezieht individuelle Wahrnehmungen und Gefühle mit in ihre Forschung über Entscheidungsfindung ein. Die mit 33 Jahren jüngste Ordinaria der TUM besetzt ab April 2009 den Lehrstuhl für Betriebswirtschaft - Strategie und Organisation. Fotos: facesbyfrank

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Die Emotionen kochten hoch im Oktober 2007 auf

der wissenschaftlichen Konferenz über „Vertrauen innerhalb und zwischen Unternehmen“ in Amsterdam. Anlass für den Streit waren die komplett gegensätzlichen Forschungsergebnisse zweier wissenschaftlicher Gruppen - die eine konnte belegen, dass sehr detaillierte Verträge das Vertrauen zwischen den Geschäftspartnern stärken, die andere zeigte ebenso stichhaltig, dass gerade vertraglicher Freiraum Ausdruck und Garant von Vertrauen ist. Die Verhaltensökonomin Isabell Welpe, die am Kongress teilnahm, blieb dagegen gelassen: „Beides ist völlig miteinander vereinbar“, erläutert die junge Frau. Denn derselbe Vertrag kann von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich gelesen werden, je nachdem ob ein Mensch risikofreudiger ist oder eher vorsichtig oder in welcher Stimmung er sich befindet. Das Problem: In den Wirtschaftswissenschaften dominiert immer noch die Idee vom Homo oeconomicus, dem Modell-Menschen, der Entscheidungen mit kühlem Verstand abwägt, über maximale Informationen verfügt und diese auch optimal nutzt und stets den größten Nutzen für sich selbst anstrebt. Emotionen wie Angst, Trauer, Euphorie, Mitleid oder Schadenfreude spielen im klassischen Bild des Homo oeconomicus keine Rolle. Dieser Modell-Mensch entspricht der Realität nur teilweise, wie etwa das „Ultimatum-Spiel“ der Verhaltensökonomen zeigt. In diesem Experiment erhält ein Spieler beispielsweise 100 Euro, von denen er einen frei wählbaren Teil seinem Mitspieler anbieten kann. Akzeptiert dieser das Angebot, dürfen beide das Geld behalten, lehnt er es ab, gehen beide leer aus. Als Homo oeconomicus müsste der Mitspieler eigentlich immer akzeptieren, ob er nun 50 Euro bekommt oder zehn - im Experiment lehnen jedoch die meisten Spieler das Angebot von zehn Euro ab. „Sie empfinden ein solches Angebot als unfair und verzichten lieber, als dass sie ihrem Mitspieler die 90 Euro gönnen“, erläutert Welpe. In ihren Versuchen hat sie zudem festgestellt, dass glückliche Menschen ein bisschen großzügiger und traurige empfindlicher gegenüber fehlender Fairness reagierten und dafür den eigenen Nachteil in Kauf nahmen. „Orthodoxe Volkswirte würden sagen: »Die zehn Euro abzulehnen ist irrational«“, meint Welpe. „Doch ich würde sagen, das ist hoch rational. Denn der Schmerz der ungerechten Behandlung ist größer als der Genuss des Geldes.“ Neurophysiologische Untersuchungen geben ihr Recht: Wenn ein Mensch Schadenfreude empfindet, wer-

den Hirnareale aktiviert, die auch Belohnungen verarbeiten - es scheint also mehr als zehn Euro wert zu sein, die Verärgerung im Gesicht des unfairen Mitspielers zu sehen oder sich zumindest vorzustellen. Gefühle spielen auch für die Risikobereitschaft in unternehmerischen Entscheidungen eine Rolle. Welpe fand dies in einer weiteren Reihe von Experimenten zusammen mit dem Psychologen Matthias Spörrle heraus. „Umfangreiches Wissen ist zwar wichtig, um etwa die Risiken einer Unternehmensgründung abschätzen zu können“, sagt die Ökonomin. „Wenn ich jedoch große Angst vor Versagen habe, kann mich das davon abhalten, eine geschäftliche Gelegenheit wahrzunehmen.“ Welpes Ergebnisse überraschen nicht. Doch noch sind die meisten ökonomischen Theorien ebenso wie Lehrbücher und universitäre Kurse zu Unternehmertum oder Business-Plänen ausschließlich auf die Gewinnung und Verarbeitung von Informationen hin ausgerichtet. „Viele Ökonomen haben es nicht so mit den Emotionen“, meint Welpe. „Ich kann das verstehen, denn emotionales Erleben und Verhalten ist im Vergleich zu Informationen schwerer zu erfassen oder zu definieren. Dies stellt besondere Herausforderungen an die Entwicklung ökonomischer Modelle.“ Mit Methoden der Psychologie zeigt die Wissenschaftlerin, welche „weichen“ Variablen im Entscheidungsprozess eine Rolle spielen - und muss dabei Widerstände überwinden, zum Beispiel bei den Herausgebern wissenschaftlicher Zeitschriften: „Unsere Methoden sind zwar in der Psychologie Standard, aber in der BWL kaum bekannt.“

Portrait | Campus


Die neuberufene Professorin im Kreis ihres Teams (v.l.n.r.: Andranik Tumasjan, Julia Kosolowski, Isabell Welpe, Marcus Drescher. Nicht im Bild: Corinna Fink, Uta Renken und Lucia Weik)

Psychologie - die wurde der jungen Wissenschaftlerin fast schon in die Wiege gelegt: Ihre Mutter, mit der zusammen Isabell Welpe eine Reihe populärwissenschaftlicher Bücher geschrieben hat, ist Professorin für Psychologie und Anthropologie an der Fachhochschule Kiel. Doch das Interesse an Wirtschaft entsprang einem Mangel: „Ich habe ein humanistisches Gymnasium besucht, dort wurde über Wirtschaft nicht gesprochen“, blickt die Kauffrau zurück. Im Studium war eine Kombination beider Fächer nicht möglich, und so widmete sie sich nach einem ersten Ausflug in die Psychologie an der Universität Konstanz der Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Doch den Blick über den Tellerrand des eigenen Fachs fand sie auch weiterhin spannend, und so wurde sie studentisches Gründungsmitglied einer gemeinsamen Institution von LMU und TUM zur interdisziplinären Managementausbildung angehender Kaufleute, Elektroingenieure und Informatiker, des Center for Digital Technology and Management. Dort lernte sie in einem Studentenaustausch im Massachusetts Institute of Technology das angloamerikanische Universitätssystem kennen - und war so begeistert, dass sie nach Abschluss ihres Studiums direkt wieder ins Ausland ging, zum Masterstudiengang nach London. „Ich wollte gar nicht mehr in Deutschland bleiben“, erinnert sich Welpe. Sie lernte in den USA und in England schätzen, dass die Universitäten gezielt auswählen, welche Studenten zugelassen werden und nur kleine Studienjahrgänge haben. „Wer dabei ist, wird nicht mehr »rausgeprüft«. Dann geht es darum, dass man gemeinsam denkt und kreativ Neues probiert. In England habe ich gute Noten bekommen, wenn ich gegen die Lehrmeinung argumentiert habe.“ In Deutschland undenkbar angesichts der Menge an BWL-Studierenden, die ausgebildet

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werden müssen. „Niemand kann mit 500 Studierenden in einen Kreativdialog treten“, bedauert die Professorin. Zur Doktorarbeit kehrte die Wirtschaftswissenschaftlerin dann aber doch wieder nach Deutschland zurück - allerdings lockte hier auch das Postgraduiertenprogramm „EXIST-HighTEPP“ des Bundesforschungsministeriums für angehende Gründungsmanager, das interessante interdisziplinäre Blicke in Richtung Informations- und Biotechnologie erlaubte und einen Gastaufenthalt im Gründerparadies Kalifornien vorsah. „Unternehmertum, also wie Menschen unternehmerische Gelegenheiten beurteilen und nutzen, hat mich seit dem Studium gereizt“, meint Welpe. Und dann war Dr. Isabell Welpe fertig mit Studium und Promotion und wusste gar nicht so recht, was sie machen sollte „mit dem bisschen angebrochenen Leben“. Ihr Traum war es immer, einen Job bei den Vereinten Nationen zu haben, aber ihre Bewerbungen hatten zunächst keinen Erfolg. „Ich glaube, das ist auch typisch deutsch: Wir schreiben eine Bewerbung und warten brav auf eine Antwort, deshalb sind in den UN-Organisationen die Deutschen auch verhältnismäßig wenig repräsentiert.“ Lobbyarbeit für die eigene Sache machen, anrufen, Beziehungen nutzen, Bewerbungen wiederholt schicken, rieten ihr Freunde aus den in der UN gut vertretenen Ländern Belgien und Niederlande. Und so bekam Isabell Welpe schließlich eine Stelle als Beraterin der EU-Delegation bei den Vereinten Nationen in New York. Ein Traum wurde wahr - so schien es zumindest. Doch bald folgte die Ernüchterung, und schon nach einem guten halben Jahr war klar: Isabell Welpe zog es zurück in die Wissenschaft und an die Universität. Protokolle verfassen und zu Empfängen gehen, ein „Nine-to-Five-Job“, in dem weniger Leistung als geschicktes Taktieren be-


Prof. Dr. Isabell M. Welpe Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre - Strategie und Organisation der Technischen Universität München 1975

geboren in Mainz

1995 – 1999 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Diplom-Kauffrau 1998

Gaststudentin am Massachusetts Institute of Technology

1999 – 2000

Master of Science in European Studies an der London School of Economics

2000 – 2002 Promotion an der Universität Regensburg über die Erfolgsfaktoren der Kooperation von VentureCapital-Firmen mit ihren Portfolio-Unternehmen; Stipendiatin des interdisziplinären Graduiertenprogramms „EXIST-HighTEPP“ des Bundesforschungsministeriums für Gründungsmanager in der Informationstechnologie und Biotechnologie 2001 / 2002 Gastwissenschaftlerin an der University of Berkeley, Kalifornien, USA 2002 / 2003

Beraterin der EU-Delegation bei den Vereinten Nationen, New York, USA

2003

Gastprofessorin am Keck Graduate Institute in Claremont, USA

2003 / 2004

Postdoc an der University of Minnesota, USA

2005 – 2007 Habilitation an der Ludwigs-Maximilians-Universität München über Organisation und Innovation – empirische und theoretische Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Forschung 2007 / 2008

Senior Research Fellow des Max-Planck-Instituts für Ökonomik in Jena

2008

Ruf an die TUM

lohnt wird, war nichts für die Ökonomin: „Neue Ideen zu entwickeln war nicht nötig, die UN ist eben eine richtige Behörde.“ Daher ging es zurück nach München an die LMU, zurück zu Prof. Arnold Picot, den sie schon vom Center for Digital Technology and Management her kannte und bei dem sie sich dann habilitierte. Professorin in Deutschland? „Ja,“ meint Welpe, „ich finde das in den Medien oft geschmähte deutsche Lehrstuhlsystem sehr attraktiv, wegen der Autonomie, die wir hier haben und der freien Gestaltungsmöglichkeiten.“ Denn in den USA, aber auch in anderen europäischen Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden wächst der Trend, Wissenschaft zu planen und zu managen. In Berufungsverhandlungen in diesen Ländern hat sie zum Teil skurrile Erfahrungen gemacht, etwa in Form einer Liste mit Zeitschriften, in denen sie hätte publizieren sollen – auf der jedoch die renommierte Fachzeitschrift „Science“ fehlte. „Ich habe dann - eher im Scherz - gefragt: »Wenn ich also in Science publiziere, dann sammele ich keine Punkte?« - »Nein«, sagten die mir dann, das ist nicht vorgesehen« “. Welpe ist immer noch halb belustigt, halb

schockiert. Gute Wissenschaft, davon ist sie überzeugt, lässt sich ebenso wenig wie Kunst planen. „Zu Originalität kann niemand verpflichtet werden. Sie entsteht nur aus einer inneren Begeisterung und dem beharrlichen Bemühen heraus.“ Dieser Enthusiasmus für ihr Fach ist Isabell Welpe anzumerken, und auch für die Erkenntnisse anderer Fächer kann sie sich begeistern. Gerade gibt sie zum Beispiel ein Buch über Neuro-Ökonomie heraus, zu dem neben Wirtschaftswissenschaftlern auch Neurobiologen beitragen. Auch die Evolutionsbiologie zeigt Parallelen zu den Wirtschaftswissenschaften, weiß Welpe. Denn es gibt keine Eigenschaften, die Lebewesen stets erfolgreich machen: „Die Evolution »sagt« nicht: Sei schnell wie ein Gepard, dann schaffst Du es immer. Und genauso wenig können wir in der Wirtschaft empfehlen: »Mach’s wie General Electric«, denn GE besetzt eine bestimmte Nische in der Wirtschaftswelt - ähnlich wie der Gepard eine ökologische Nische hat. Und Nischen, das zeigen Evolution wie Wirtschaft, können sich im Laufe der Zeit ändern und erfordern neue Strategien.“ Markus Bernards

Portrait | Campus


„Herr Mühlbauer, welche Rolle hat die Neutronenquelle bei Ihrer Entdeckung gespielt?“ „Nur damit kann man so etwas messen. Ich habe drüben am Reaktor Diplomarbeit gemacht und bin zweiter Verantwortlicher für den Betrieb der Beamline, an der wir auch gemessen haben. Dadurch haben wir einen sehr direkten Zugang für unsere Untersuchungen.“

Fotos: Peilstöcker

Eine spektakuläre Entdeckung am FRM II Der Diplom-Physiker Sebastian Mühlbauer war an der Forschungs-Neutronenquelle der TUM beschäftigt und beobachtete Sonderbares: „Als ich auf einmal auf dem Bildschirm statt der erwarteten zwei Punkte einen Ring aus sechs Punkten sah, habe ich sofort bei Christian angerufen,“ erzählt der unkomplizierte Nachwuchsforscher. Professor Christian Pfleiderer, mit dem Mühlbauer zusammenarbeitet, hatte vergessen ihn zu bitten, die Messanordnung umzubauen. So war das Magnetfeld parallel statt wie geplant senkrecht zum Neutronenstrahl aufgebaut. Zufälligerweise war das am 1. April, so dass Pfleiderer zunächst an einen Aprilscherz des Doktoranden glaubte. Doch das sechseckige Muster war tatsächlich sichtbar. Die spektakuläre Entdeckung, die einerseits eine Jahrzehnte alte Frage über die Bausteine des Universums beantwortet und zudem neue Entwicklungen in der magnetischen Datenverarbeitung anstoßen könnte, veröffentlichten die Forscher am 13. Februar 2009 in der renommierten Fachzeitschrift Science.

Was ist es für ein Gefühl, im Alter von 28 solch einen wissenschaftlichen Erfolg zu haben? Schon sehr schön.

Wie schätzen Sie die Rolle des Zufalls für Ihre Entdeckung ein? Der Zufall bringt einem gar nichts, wenn man nicht das entsprechende Wissen hat, zu verstehen, was da gerade passiert. Man muss das Glück haben, zufällig in die richtige Richtung zu schauen, und das Wissen zu verstehen, was man da sieht. Ihr Vater … Fand das natürlich gut. Sie sind erst 28. Können Sie diesen wissenschaftlichen Erfolg überhaupt noch toppen? Die Veröffentlichung in Science war eine Teamleistung. Ich habe das Ganze zusammen mit meinen Münchner Kollegen gesehen und gemessen, die Theorie hat einer

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der besten Festkörperphysiker weltweit, Professor Achim Rosch, mit seiner Gruppe an der Uni Köln gerechnet. Wird Ihre Doktorarbeit auch so prominent erscheinen? Nein, aber einzelne Teile waren schon als Papers veröffentlicht. Die Arbeit ist dann sozusagen das „Best of“ meiner Forschungsarbeit der letzten drei Jahre. Könnten Sie Ihre Entdeckung allgemeinverständlich erklären? [bedauerndes Lachen vom Kollegen am Nachbarcomputer] Im Prinzip geht das zugrundeliegende Konzept auf Heisenberg zurück. Der hat sich in den 50er Jahren überlegt, dass man Teilchen als Knoten oder Wirbel in einem Feld betrachten kann. Heisenberg war damals auf der Suche nach der Weltformel – er hat sie nicht gefunden. Die Idee ist dann von Tony Skyrme wieder aufgenommen worden, einem Kernphysiker, der zunächst als Spinner galt, und der damit die Kernbestandteile – Neutron und Proton –


erklärte. Wir haben nun experimentell nachgewiesen, dass das Konzept von Skyrme auch im Magnetismus eine Bedeutung hat. Wenn man sich sozusagen eine Suppe von kleinen Elementarmagneten vorstellt - wie viele kleine Kompassnadeln - und man für diese Suppe eine geeignete Temperatur und ein geeignetes Magnetfeld findet, dann bilden sich in dieser Suppe Wirbel, die sich in einem Gitter anordnen, und zwar unabhängig vom Kristallgitter des Mangansilizium. Dieses Wirbelgitter ist viel größer als das Kristallgitter. Das alles sind Modelle für tatsächliche Beobachtungen und Berechnungen. Jedes Modell hat seine Beschränkungen, irgendwann funktioniert es nicht mehr und dann braucht man ein besseres Modell. Sind die Wirbel nun ein Modell oder tatsächlich vorhanden? Man sieht durch die Neutronenstreuung, dass es diese Wirbel bzw. Skyrmionen tatsächlich gibt. Das Experiment kann man sich sehr einfach vorstellen: Ein Neutronenstrahl trifft auf eine Probe, einen Mangansilizium-Kristall. Neutronen haben ein magnetisches Moment. Wenn ich die durch die Probe fliegen lasse, werden sie abgelenkt. Hinten messe ich, in welchem Winkel die Neutronen ankommen und damit kann ich ausrechnen, wie die magnetische Struktur meiner Probe aussieht. Wenn man das macht, dann sieht man, dass es ein regelmäßiges sechs-

zähliges Gitter ergibt. Man vermutet schon seit 20 Jahren, dass es diese Wirbelstrukturen im Magnetismus auch gibt. Wir waren die Ersten, die solche Strukturen direkt gemessen haben. Die Kölner haben die freie Energie dieser Strukturen berechnet und haben herausgefunden, dass die Strukturen stabil sind. Heißt das, dass in allen magnetischen Materialien solche Wirbel zu vermuten sind? Vermutlich in vielen. Wenn man es auf die Spitze treiben will, kann man sagen, das ist ein völlig neuer magnetischer Zustand. So etwas ist im Magnetismus noch nicht gesehen worden. Denken Sie daran, als Postdoc in die USA zu gehen? Nein, was mich interessieren würde, wäre die ETH Zürich oder Frankreich: Grenoble, Paris. Und warum? Das hat nichts mit Unterschieden im Wissenschaftssystem zu tun. Exzellente Forschungseinrichtungen gibt es an vielen Orten: in den USA, in Asien, in Europa. Für mich zählt daneben aber auch das Lebensumfeld. Ich liebe die französische Lebensart und das französische Essen. Es muss einfach beides passen, die Forschungsbedingungen und die Lebensqualität. Das Gespräch führte Annette Marquard

Sebastian Mühlbauer, Doktorand bei Professor Peter Böni am TUM-Lehrstuhl für Experimentalphysik, kommt aus einer TUM-Familie: Der Vater ist Lehrer für Physik und Mathematik, der Bruder promoviert in Elektrotechnik.

Forschung | Campus


Sortieren Überlegungen zur Berufswahl: Biologie-Doktorandin Gabriele Weintz und Mentor Dr. Stefan Ettenhuber

Lebensratgeber für ein Jahr Was soll ich nach dem Studium machen? Wenn der Abschluss naht, steht bei den künftigen Absolventinnen und Absolventen eine wichtige Lebensentscheidung an. Gut, wer da einen erfahrenen Berater hat. Das Mentoring-Programm TUM 2 („TUM hoch zwei“) vermittelt solche Beraterinnen und Berater und bringt TUM-Alumni mit Studierenden zusammen. Jeweils ein Jahr lang profitieren die angehenden Absolventen von den Erfahrungen der Ehemaligen - die sich ihrerseits vom frischen Blickwinkel der Studierenden überraschen lassen. Fotos: Steger

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Eigentlich hat Gabriele Weintz im Moment ganz andere

Dinge im Kopf als ihren Berufseinstieg. In wenigen Monaten will die Diplom-Biologin mit ihrer Promotion fertig sein, am Schreibtisch warten noch eine Publikation und dann die Dissertation, und die Prüfung steht auch noch an. Trotzdem hat sie sich beim Programm TUM 2 beworben und trifft sich seit Dezember regelmäßig mit ihrem Mentor Dr. Christian Ettenhuber, einem studierten Biotechnologen und Informatiker, der heute als selbstständiger Berater arbeitet. Denn Gabriele Weintz stand vor einem Dilemma: Über ihre Zeit nach der Promotion hatte sie sich zwar schon viele Gedanken gemacht – aber einen konkreten Marschplan hatte sie noch nicht in der Tasche. „Mir fehlte einfach jemand, mit dem zusammen ich meine Überlegungen sortieren konnte“, blickt die 27-Jährige zurück. Erste Gespräche mit ihrem Mentor brachten schon etwas Klarheit: „Christian hat mir viele Fragen gestellt und auch gesagt, in welchen Berufen er mich sehen würde“, erklärt Weintz. „Und im Gespräch habe ich konkret formuliert, welche Dinge mir Spaß machen und was ich gut kann: Die Forschung im Labor zum Beispiel, Vorträge halten oder auch Studierende in Praktika betreuen.“ Gemeinsam gingen die beiden Firmenlisten potenzieller Arbeitgeber und

Tätigkeitsbeschreibungen von Biologen in verschiedenen Berufen durch. Für die nächsten Treffen hat das Tandem Weintz und Ettenhuber schon einen Fahrplan für das Mentoring-Jahr erstellt - zusätzlich zur anfangs formulierten „offiziellen“ TUM 2 -Tandemvereinbarung über Ziele und Erwartungen. „Sonst ist die Gefahr groß, dass man sich in einzelnen Themen verliert“, meint Ettenhuber. Im April steht das Trainieren eines Vorstellungsgesprächs an, und später werden die beiden mögliche Fallstricke von Arbeitsverträgen erörtern. Trotz Plan und Vereinbarung ist der Rahmen der abendlichen Treffen locker: Das Tandem probiert gerne neue Münchener Restaurants aus, und über Privates wird ebenso gesprochen wie über aktuelle politische Diskussionen. „Mentoring ist keine Kommunikation in nur eine Richtung“, weiß Ettenhuber. Deshalb profitiert auch er als Mentor von den Gesprächen und findet es spannend, wie seine Tipps und Perspektiven reflektiert werden. Mehr als 60 Tandems von Mentor und Mentee sind in der ersten TUM 2 -Runde dabei, ausgewählt und zugeteilt in einem mehrstufigen Verfahren. Nur ein Tandem hat sich nach kurzer Zeit wieder getrennt, bei allen anderen läuft das Mentoring. Darüber freut sich Peter Finger, der das

Hinterfragen Selbstverständliches: Mentor Matthias Rummel und MathematikDoktorand Michael Dörfel

tatkräftig | Engagement


Üben Selbstpräsentation: Agrarwissenschaftsstudent Sebastian Pauli und Mentor Ulli Wenger

TUM 2 -Programm leitet und der selbst 15 Jahre lang von einem Mentor begleitet wurde. „Mein Mentor war immer ein guter Zuhörer. Er konnte sich in meine Situation eindenken, obwohl er einen völlig anderen fachlichen Hintergrund hatte“, erinnert sich Finger. Er hat erfahren, wie wichtig und hilfreich ein Mentor sein kann bei schwierigen Entscheidungen - für Finger war das damals nach einem Gartenbau-Studium der Schritt in die Selbstständigkeit im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Selbstständigkeit oder Anstellung in der freien Wirtschaft, das ist auch die Frage, die sich heute der Agrarwissenschaftsstudent Sebastian Pauli stellt. Seine Eltern haben einen Geflügelhof, den er vielleicht ausbauen könnte möglicherweise sogar als Automatisierungstechniker nach einem ingenieurwissenschaftlichen Aufbaustudium. Reizen würde ihn das schon, aber das Investitionsrisiko wäre natürlich gut abzuwägen, und noch einmal studieren? Pauli zuckt mit den Schultern: „Irgendwann will ich finanziell ja mal auf eigenen Füßen stehen und mir den ein oder anderen Traum erfüllen.“ Er hat sich vom TUM 2 -Progamm eine Art „großen Bruder“ gewünscht, den er um Rat fragen kann – vielleicht auch, wie er seine Ziele dann

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am besten durchsetzen kann. Sein Mentor Ulli Wenger, Radiojournalist beim Bayerischen Rundfunk, kennt die Qual der Berufswahl aus eigener Erfahrung. Er belegte Agrarwissenschaften, weil sein Vater meinte, er solle etwas „Gescheites“ studieren. Aber Landwirt werden, das wollte er nie. „Ich bin wohl zu weit von der Erdscholle entfernt aufgewachsen“, sagt Wenger. Nach dem Studium war er auf sich allein gestellt, um seinen Traumberuf Journalist zu realisieren. „Aber ich hatte eine schöne Zeit beim Studium in Weihenstephan“, meint Wenger. Jetzt möchte er etwas zurückgeben und wird Sebastian Pauli dabei unterstützen, sich selbst erfolgreich zu präsentieren, etwa beim rhetorischen Auftreten vor großem Publikum. „Wie mache ich mehr aus meinem Typ“, fasst Wenger zusammen und will Pauli das Rüstzeug mitgeben, um in Selbstständigkeit oder als Angestellter gut zu bestehen. Dass durch TUM 2 der Kontakt zur alten Uni und zu jüngeren Menschen wieder auflebt, hat auch Nikola Schretter zu ihrer Bewerbung als Mentorin bewogen. Die Patentanwältin interessiert sich dafür, was sich seit ihrem eigenen Informatikstudium für den studentischen Nachwuchs verändert hat und ist begeistert vom Austausch


mit der BWL-Studentin Verena Springer. Die unterschiedlichen fachlichen Hintergründe empfinden die beiden Frauen als Gewinn: Verena Springer erhält im Gespräch Rückmeldung zum Beispiel über ihre Stärken und Schwächen, und Nikola Schretter lernt die Perspektive der heutigen Studierendengeneration kennen. „Wer nicht zufälligerweise selbst Kinder im Alter der Studierenden hat oder im Betrieb Werkstudenten betreut, verliert leicht den Anschluss an die Jüngeren“, ist Schretter überzeugt. „Ich würde diesen »jungen« Teil der Welt nicht mehr wahrnehmen!“ Auch der Softwareentwickler und Unternehmensberater Matthias Rummel freut sich über die frische Perspektive des Mathematik-Doktoranden Michael Dörfel. „Michael

hinterfragt Dinge, die ich längst nicht mehr hinterfrage, weil ich weiß, dass ich als Antwort bekommen würde: »Das haben wir schon immer so gemacht«“, sagt Rummel, der ebenfalls Mathematik studiert hat. Es macht ihm auch Spaß, sich „mit jemandem zu unterhalten, der mit ganz anderen Problemen zu tun hat“ als Rummel selbst. Umgekehrt profitiert Michael Dörfel von Rummels Wissen über verschiedene Unternehmen. Denn der Promovend arbeitet zwar interdisziplinär an einem anwendungsnahen medizinischen Problem: der Simulation des Blutflusses in Arterien. Doch Kontakte zur Industrie hat er bislang nicht, und von Rummel erfährt er, welche vielfältigen Aufgaben einen Mathematiker in der Industrie erwarten. Markus Bernards

Das TUM 2 -Mentoringprogramm • I n der Bewerbung als Mentor oder Mentee stellen TUM-Alumni und Studierende aller Fakultäten dar, was sie sich vom Programm erwarten. • Im Matching stellt das TUM 2 -Team die Tandems zusammen. • In der TUM 2 -Tandemvereinbarung schreiben Alumni und Studierende ihre Mentoring-Ziele für das TUM 2 -Jahr auf. • Über einen Feedback-Bogen erhält das TUM 2 -Team zwischendurch Rückmeldung. • Themenabende, Stammtische, Firmentouren und Workshops bilden das TUM 2 -Rahmenprogramm, das Informationen zu Unternehmen, Berufseinstieg und Mentoring bietet und Gelegenheit zum Austausch zwischen den Tandems gibt.

Loten Stärken und Schwächen aus: BWL-Studentin Verena Springer und Mentorin Nikola Schretter

Alumni als Mentorinnen und Mentoren gesucht! Sie möchten sich für Ihre Alma Mater engagieren, mit Ihren Erfahrungen aus der beruflichen Praxis, Ihren Kenntnissen und Netzwerken jungen Studierenden zur Seite stehen und Ihre persönlichen Kompetenzen erweitern? Bitte melden Sie sich bei Peter Finger: finger @ alumni.tum.de, Tel 089.289.22589 Online-Anmeldung: www.tum.de/mentoring/tum2

tatkräftig | Engagement


Rainer Witzig hat gut lachen. Dank eines IGSSE-Stipendiums kann er sich auf seine Forschungsarbeit konzentrieren. Fotos: TUM / Benz

Wir sind das interdisziplinärste Team Nach einem hervorragenden Diplomabschluss wurde Dipl.-Ing. Rainer Witzig, TUM Alumnus Maschinenwesen 2008, in die International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE) aufgenommen. Der gebürtige Münchner passte mit seinem Forschungsthema perfekt in das Projektteam „Energie 2030“. Sein dreijähriges Stipendium finanziert die Tyczka Energie Stiftung.

Sie haben Maschinenwesen studiert. Was motiviert

Sie, eine Promotion zu machen? Meine Cousine erzählte mir, dass sie an der LMU an einer Graduiertenschule promovieren wird, dort nebenher noch Seminare machen kann und bereits nach drei Jahren fertig wird. Das fand ich sehr attraktiv. Daher habe ich mich umgehört, ob es so eine Möglichkeit an der TUM in meinem Bereich gibt. So bin ich ganz rasch auf die IGSSE gekommen, habe das Stipendien-Angebot mit diesem für mich sehr interessanten Thema gesehen und gedacht: Mensch, das ist es eigentlich! War das Stipendium für Ihre Entscheidung ausschlaggebend? Auf jeden Fall sehr wichtig, denn es bedeutet ein hohes Maß an Freiheit und ermöglicht mir, mich wirklich auf mein Forschungsthema zu konzentrieren. Außerdem kann ich zahlreiche Weiterbildungsprogramme nutzen wie Masterkurse und Seminare und bekomme einen dreimonatigen Auslandsaufenthalt bezahlt. Im Laufe der drei Jahre sammeln wir 50 Credits aus vier Bereichen: wissenschaftliches Arbeiten wie Veröffentlichungen schreiben oder Lehrveranstaltungen halten, Soft Skills - dazu zählen Sprachkurse, Rhetorik-Seminare etc. -, dann gibt es den Bereich internationaler Austausch bzw. Industrieaustausch sowie den Bereich Forschungsvertiefung. Toll ist

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dabei die große Flexibilität. Ein weiterer großer Vorteil ist auch, dass ausreichend Sachmittel zur Verfügung stehen, um beispielsweise Software-Lizenzen oder Konferenzteilnahmen zu finanzieren. All das sind Dinge, die mir nur als Stipendiat ermöglicht werden. Worüber forschen Sie? Ich untersuche und modelliere verschiedene Möglichkeiten, den Energieverbrauch im Verkehr zu reduzieren. Mein Forschungsthema ist eingebettet in die Projektgruppe Energie 2030 an der IGSSE. Am Anfang habe ich eine grobe Übersicht über Einsparpotenziale gemacht. Dazu gehören die Fahrzeugtechnik, der Verkehrsfluss, die Verkehrsplanung wie z. B. der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, aber auch die Strukturplanung. Außerdem gibt es noch die regulatorischen Instrumente des Staates, zum Beispiel Steuern oder Emissionszertifikate. Aus diesen fünf Bereichen habe ich dann mögliche Interaktionen abgeleitet. Da beschäftigt mich zum Beispiel die Frage, ob eine Maßnahme immer zielführend ist. Wenn wir ein 4-Liter-Auto entwickeln, könnte das auch eine negative Rückkopplung haben, wenn dann Leute einfach nur mehr oder weiter fahren. Jetzt will ich das Thema vertiefen und zwar in den Bereichen Elektromobilität und Emissionszertifikate.


Wie kann denn nun niedriger Energieverbrauch attraktiv gemacht werden? Wenn man den Einzelnen beeinflussen will, dann am besten über den Preis. Man kann wie in den letzten 20, 30 Jahren die Steuern oder die Preise erhöhen. Es kann aber auch über ein paar andere Mechanismen funktionieren, z. B. über den Handel von Emissionszertifikaten von Privatpersonen, die reisen möchten. Sprich, für jeden Liter Benzin brauche ich ein Emissionsrecht. Wenn ich viele Emissionsrechte habe, dann kann ich auch entsprechend weit fahren. Wenn ich aber sage, ich verkaufe lieber meine Emissionsrechte, dann spare ich nicht nur indirekt Geld, indem ich kein Benzin kaufe, sondern ich verdiene aktiv dazu. Das ist eine Möglichkeit von vielen. Prinzipiell muss man auf jeden Fall davon ausgehen, dass die Treibstoffe teurer werden.

Komplexität des Themas „Energie 2030“.

Wie setzt sich Ihr Projektteam zusammen? Wir sind acht Doktoranden aus fünf verschiedenen Fakultäten an drei Standorten. Das ist eine große Besonderheit, selbst an der IGSSE. Ich glaube, wir sind das interdisziplinärste Team: von Bauingenieurwesen, Elektrotechnik und Informationstechnik, Mathematik über Wirtschaftswissenschaften bis hin zum Institut für nachwachsende Rohstoffe. Die bunte Zusammenwürfelung liegt auch an der

Und wie funktioniert Ihre Teamarbeit konkret? Über den Emissionshandel beispielsweise werden wir zu acht eine Veröffentlichung herausbringen. Bei mir geht es um einen speziellen Anwendungsfall, wie nämlich Emissionshandel im Verkehr aussehen könnte. Die beiden Betriebswirte geben dann den allgemeinen Überblick über den Markt, wie er funktioniert und wie man ihn verbessern kann. Die anderen werden genau wie ich Anwendungs-

IGSSE – Doktorandenstipendium Gesamtsumme 100.000 Euro für den Stipendiaten und sein Projektteam 3 Jahre Stipendium 1500 € monatlich, zusätzliche Mittel für dreimonatigen Auslandsaufenthalt, Weiterbildungsmaßnahmen, Geräte, Bücher anteilige Finanzierung des Projektteams (Projektleitung, Konferenzen, Summer Schools etc.)

Rainer Witzig und Gabriele Schulze im Gespräch über Vorteile von Stipendien, interdisziplinäres Arbeiten und den Energieverbrauch im Verkehr.

großzügig | Engagement


Herr Dr. Götzelmann, wie kam die Tyczka Energie Stiftung dazu, einen IGSSE-Stipendiaten zu fördern? Als uns die TUM das Konzept der IGSSE vorgestellt hat, waren wir sofort interessiert. Die Projektgruppe „Energie 2030“ passt ideal zu unseren Förderschwerpunkten. Wir fördern seit über zehn Jahren die Forschung auf den Gebieten der Energiegewinnung, Energietechnik und -anwendung sowie die Entwicklung einer umweltschonenden Energieversorgung. Gibt es weitere Fördermöglichkeiten für Absolventen unserer Hochschule? Ja, wir loben einmal jährlich den Dr. Tyczka Energiepreis aus, um Nachwuchsforscher in den genannten Bereichen zu unterstützen. Bewerben können sich Absolventen und Doktoranden bis 31.08.09. Nähere Informationen: www.tyczka.de

Dr. Frank Götzelmann · Geschäftsführer der Tyczka Energie GmbH Foto: privat

möglichkeiten darstellen: die Auswirkungen auf die Rohstoffpreise, das Energieangebot, die Stromerzeuger oder die Strompreise, und was jede Maßnahme für die Endnutzer bedeutet – für Privatpersonen, Industrie, Gewerbe, Handel oder Dienstleister. Die Interdisziplinarität Ihres Teams ist sicher eine Herausforderung. Sie ist sehr wichtig, denn durch den Kontakt zu anderen Fachrichtungen kann jeder sein Wissen sehr verbreitern und dieselbe Problemstellung von unterschiedlichen Seiten betrachten. Nach einer holprigen Anfangsphase haben wir die Maschinerie unseres Teams jetzt ins Laufen gebracht und die Zusammenarbeit klappt gut. Wissen Sie schon, wo Sie Ihr Auslandspraktikum machen möchten? Einer der beiden Professoren, die mich betreuen, hat mir einige Kontaktadressen gegeben von Partnerinstitutionen, die an ähnlichen Themen arbeiten wie ich, und

zwar in Berkeley, in Peking, in Tokio und in Singapur. Alles sind renommierte Institutionen. Ich werde mich da fürs nächste Jahr bewerben und bin optimistisch, dass es bei einer klappen wird. Wenn ich es mir aussuchen dürfte, dann könnte ich mich gar nicht entscheiden, weil die Alternativen wirklich alle sehr, sehr gut klingen. Was sind Ihre Pläne für die Zeit nach der Promotion? Ich möchte gern in der Industrie arbeiten, entweder im Energiebereich oder in der Automobilindustrie, am liebsten in Europa, aber ich bin da flexibel. Die Tyczka Stiftung finanziert Ihr Stipendium. Stehen Sie in Kontakt? Nein, aber das wäre natürlich interessant. Es ist immer gut, wenn man während der Promotionsphase auch in Kontakt mit der Industrie bleibt, damit man nicht in seinem Elfenbeinturm sitzt und gar nicht mehr das Gespür dafür hat, wie eigentlich die Abläufe in der Wirtschaft sind. Das Gespräch führte Gabriele Schulze

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TUM International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE) Junge Spitzentalente aus den Ingenieurund Naturwissenschaften für Führungsaufgaben in der internationalen Wirtschaft und Forschung zu qualifizieren – das ist das Ziel der TUM International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE), die mit ihrem weltweit neuartigen Konzept fachliche Exzellenz ebenso wie interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert. In den 35 interdisziplinären Nachwuchsforschergruppen / Project Teams der IGSSE arbeiten aktuell mehr als 150 Doktorandinnen und Doktoranden aus unterschiedlichsten Fachbereichen von Computational Engineering über Bio- und Medizintechnik, Energie- und Umwelttechnik, bis zu Nanotechnologie und Neuen Werkstoffen.

Im zunehmenden internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe möchte die TUM – finanziert durch weitere Förderer aus Wirtschaft und Gesellschaft – mehr exzellente Doktorandinnen und Doktoranden ansprechen und fördern, insbesondere in den Disziplinen, die bisher nicht in der IGSSE vertreten sind. Unternehmen können als Stipendiengeber (100.000 Euro für ein dreijähriges Stipendium) gemeinsam mit TUMWissenschaftlern Themenvorschläge aus der Praxis in die Forschung der IGSSE einbringen und profitieren so von der Verbindung industrieller mit universitärer Forschung. General Electric, die Siemens AG und Vodafone D2 sowie die Tyczka Energie Stiftung und die Adolf Messer Stiftung haben bereits die unternehmerisch und gesellschaftlich relevanten Chancen erkannt, die sich in der Förderung von herausragenden Graduierten der TUM bieten.

Weitere Informationen unter: www.igsse.tum.de und bei Dr.-Ing. Michael Klimke, Geschäftsführer der IGSSE 089.289.25207 oder klimke@tum.de.

großzügig | Engagement


Langweilig soll es doch keinem werden Prof. Dr. Peter Gritzmann ist seit 1. Dezember 2008 neuer Vizepräsident der TUM und in dieser Funktion unter anderem zuständig für Alumni & Career mit Mentoring und für das Alumninetzwerk KontakTUM. Nach Studium in Dortmund, Promotion und Habilitation in Siegen, mehrjährigen Auslandsaufenthalten und Professuren in Augsburg und Trier ist er seit 1997 Lehrstuhlinhaber für Angewandte Geometrie und Diskrete Mathematik an der TUM. Der begeisterte Mathematiker spricht mit analytischem Blick, Humor und Menschenkenntnis über sein neues Amt und über die Möglichkeiten des Alumninetzwerks KontakTUM. Fotos: facesbyfrank

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Herr Prof. Gritzmann, welche zusätzlichen Verpflich-

tungen haben Sie als Vizepräsident? Das ist eine gute Frage. im Endeffekt ist ja eigentlich jeder, der an dieser Hochschule arbeitet, dafür zuständig, dass sich die Hochschule weiterentwickelt. Natürlich ist das Hochschulpräsidium für die TU München als Ganzes verantwortlich. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bereich von Studium und Lehre. Bekommen Sie ein zusätzliches Gehalt für Ihre Tätigkeit als Vizepräsident? Es gibt eine kleine Aufwandsentschädigung. Der finanzielle Anreiz hält sich allerdings in Grenzen. Dann ist das Amt des Vizepräsidenten ein Ehrenamt? Im besten Sinne des Wortes: Das Engagement der Hochschulleitung ist vor allem „von innen heraus“ motiviert. Sie sehen es am deutlichsten beim Präsidenten selbst. Ob Termine in enger Folge bis in den späten Abend hinein, ob Wochenende oder Urlaubszeit, man muss schon mit Herzblut dabei sein. Ohne das herausragende und ganz persönliche Engagement der Hochschulleitung wäre etwa ein Erfolg in der Exzellenzinitiative nicht möglich gewesen. Ich selbst bin ja erst seit Dezember im Amt, aber ich freue mich, in einem so engagierten Team mitwirken zu können. Da drängt sich mir die nächste Frage auf: Haben Sie Familie? Ja, meine Frau und unseren sechzehnjährigen Sohn. Es ist klar, dass schon die Tätigkeit des Hochschullehrers zu Gunsten, aber auch zu Lasten der Familie geht. Die Berufung auf einen Lehrstuhl ist ja ohnehin für fast alle Kolleginnen und Kollegen eine „Lizenz zur Selbstausbeutung“. Natürlich kommt mit dem neuen Amt noch einiges hinzu.

Der neue Vizepräsident war mehrere Jahre Dekan der Fakultät für Mathematik und engagierte sich als Sprecher des Graduiertenkollegs Angewandte Algorithmische Mathematik, des Elitestudiengangs TopMath, als Gründungsdirektor der Carl von LindeAkademie und in vielen Arbeitsgruppen für die TUM. Darüber hinaus arbeitete er in zahlreichen Stiftungen, Kuratorien, Gutachtergremien sowie in verschiedenen übergeordneten Vereinigungen. Unter anderem war er Präsident der Deutschen Mathematikervereinigung.

Manchmal sage ich mit etwas Augenzwinkern: mehr als 24 Stunden am Tag bin ich auch jetzt nicht im Dienst. Aber natürlich ist die Familie der eigentliche Quell der Kraft; ohne ihren Rückhalt ist meine Tätigkeit kaum vorstellbar. Und Ihr Sohn vermisst Sie nicht? Wir verbringen jeden Tag die ersten eineinhalb Stunden zusammen; wir gehen auch morgens fast immer gemeinsam aus dem Haus, und ich nehme ihn mit zur Schule, bevor ich an die TUM fahre. Auch an vielen Abenden sehen wir uns, wenn auch manchmal nur noch kurz. Uns verbindet eine Freude an Gesellschaftsspielen, Science Fiktion und vielem anderen. Finden Sie noch Zeit für Ihre Forschung? Ich versuche meine Zeit so einzuteilen, dass ich jeweils tageweise im Stammgelände bzw. in Garching bin. In der Innenstadt bin ich ganz für das neue Amt tätig; die Zeit in Garching gehört der Mathematik; soweit zumindest die Theorie. Ich habe ja den Lehrstuhl behalten, allerdings mit reduziertem Lehrdeputat. Wie viele Doktoranden haben Sie im Moment? Zurzeit sind es vier bei mir, am Lehrstuhl insgesamt sieben. Im Laufe des nächsten halben Jahres fangen einige neue an, worüber ich sehr froh bin. Vier der Besten der betreffenden Jahrgänge schließen gerade ihr Diplom ab und werden danach bei mir ein Promotionsprojekt beginnen. In welche Richtung geht Ihre Forschungsarbeit? Ich arbeite im Bereich der angewandten Geometrie und diskreten Mathematik. Diskrete Mathematik? In Trier hatte ich vorher einen Lehrstuhl für Diskrete Mathematik, dort stand diese Bezeichung auch an der Tür. Es wurde mir berichtet, dass immer mal wieder Studierende mit dem Finger vor dem Mund und einem „Pssst“ grinsend über den Flur gegangen sind. Dabei hat jeder von uns im täglichen Leben mit diskreter Mathematik zu tun; wenn Sie Navigationssysteme im Auto benutzen, wenn Sie eine Verbindungsanfrage bei der Bahn machen, wenn Sie sich freuen, dass Ihr Handy, das Internet oder Ihr DVDSpieler störungsfrei funktionieren. Diskret steht hier im Gegensatz zu kontinuierlich, nicht zu indiskret. In einem großen Forschungsprojekt mit dem Frankfurter Flughafen geht es etwa um die Optimierung der Flugbewegungen. Ein anderes Projekt mit dem Bayerischen Bauernverband

Interview | Netzwerk


optimiert den Pacht- und Nutzungstausch in der Landwirtschaft. Ein weiteres Forschungsthema betrifft die Reduktion der Abwärme in Laptops durch Optimierung der Leiterbahnen in den Computerchips. So spannend Ihr Forschungsbereich ist, jetzt ein Themenwechsel: Wie schätzen Sie die Bedeutung von Alumninetzwerken ein? Mittlerweile haben die Hochschulen erkannt, wie wichtig ein aktives Ehemaligennetz ist – für die Alumni selbst, die sich eingebunden fühlen und Kontakte halten können, durch die sie in ihrer weiteren beruflichen Entwicklung profitieren, für die aktuellen Studierenden, die frühzeitig mit der Praxis vernetzt sind, und für die Hochschule selbst, die in Rat und Tat auf ihre Alumni angewiesen ist. Man darf ja nicht vergessen: Jede unserer Absolventinnen und jeder unser Absolventen ist ein Botschafter unserer Hochschule. Sie sind ja selbst Alumnus Ihrer früheren Universitäten; sind Sie dort registriert und engagiert? Meine Alma Mater hat auch ein professionelles Alumninetzwerk aufgebaut, dort bin ich Mitglied und mit „Steckbrief“ registriert. Ich freue mich, immer mal wieder an meine früheren Hochschulen zurückzugehen und Freunde zu treffen, die noch dort sind. Ich bin auch gerne Mitglied der „Humboldt-Familie“, einem Netzwerk der Alexander von Humboldt-Stiftung. Man kommt mit interessanten Menschen aus vielen Bereichen zusammen und hat spannende Gesprächsstoffe. Warum sollte man Ihrer Meinung nach aktiver TUMAlumnus, aktive TUM-Alumna sein? Das ist in der Tat die Hauptfrage. Natürlich können alle unsere Alumni stolz darauf sein, an einer so herausragenden Hochschule wie der TU München studiert zu haben. Hier hat man die Grundlagen für die berufliche Entwicklung gelegt, Freundschaften fürs Leben geschlossen,

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oft sogar seinen Lebenspartner kennen gelernt. Trotzdem glaube ich, dass jeder die Frage nur individuell für sich beantworten kann. Für viele Menschen ist ein Alumnitreffen ein „Homecoming“ in eine sehr wichtige Zeit ihres Lebens, voller oft sehr intensiver Erfahrungen, voller Emotionen. Andere freuen sich über die Möglichkeit, Netzwerke zu bilden, die für die eigene Karriere förderlich sind. Manche Alumni wollen einfach nur mal sehen, was sich an ihrer Hochschule denn so verändert hat. Viele besuchen die TUM, weil sie ein interessantes gesellschaftliches oder wissenschaftliches Angebot wahrnehmen möchten. Manche kommen, um sich selbst einzubringen, um der Gesellschaft etwas von dem zurück zu geben, was sie ihnen ermöglicht hat. Was sollte getan werden, dass sich schon die Studierenden als Teil der TUM Familie fühlen? Die meisten Studierenden fühlen sich sicherlich als Teil ihrer Fakultät, als Teil der TUM. Weniger verbreitet ist aber wohl das Bewusstsein, eigentlich vom ersten Studientag an zukünftige Alumna oder zukünftiger Alumnus zu sein.


Auch wenn man die Hochschule später verlässt; die Zeit hier bleibt ein Teil von einem selbst. Die Hochschule muss natürlich dafür sorgen, dass die Bindung erhalten bleibt, dass am Ende des Studiums kein Bruch entsteht. Dass das Netzwerk erfahrbar wird. Genau. Manche Universität spricht ihre Alumni nur an, wenn sie etwas von ihnen will. Das geht natürlich nicht, nicht an einer Hochschule und nicht im sonstigen Leben. Familie bedeutet immer Geben und Nehmen. Was interessiert Alumni Ihrer Erfahrung nach an einem Alumninetzwerk? Unsere Absolventen sind erfolgreich und haben viel zu tun. Sie kommen nur dann, wenn sie einen Mehrwert für sich erwarten. Der Mehrwert kann auf ganz verschiedenen Ebenen liegen. Man denkt schnell an wissenschaftlichen Nutzen, vielleicht noch an Recruiting. Woran wir weniger denken, ist ein Mehrwert im sozialen, emotionalen und intellektuellen Bereich. Ich glaube, wir sollten noch viel stärker die Familien der Alumni mit einbeziehen, mit speziellen Programmen für alle Familienmitglieder, in unseren Laboren, im Mathematikmuseum ix-quadrat, im Forschungsreaktor oder unseren Sportanlagen. Wichtig bleibt natürlich der Austausch mit den ehemaligen Kommilitonen, also

gleichzeitig „TUM-Familien“treffen und Familienausflug. Was ich in jedem Fall anregen würde, wären Festakte zu 10-jährigem, zu „silbernem“ und zu „goldenem“ Diplom oder Doktortitel, mit Reden, mit Empfang, mit goldenen Promotionsurkunden usw. Mit unserem Alumni Service sind wir sehr gut aufgestellt; alleine schon die Aktualisierung der Adressen ist ja nicht so einfach. Wenn sich die Leute überhaupt in die Alumni Datenbank eintragen! Gehen wir mal davon aus, dass sie das schon zu Beginn des Studiums tun. Aber der Kontakt darf nicht abreißen. Dazu könnte vielleicht eine lebenslang gültige abrufbare email-Adresse beitragen. Wir könnten momentan ja nur wenige „goldene Diplome“ feiern, weil wir nicht genügend Adressen von Studierenden vor 50 Jahren haben. Das versteht man vielleicht noch. Aber es würde keiner verstehen, wenn das in 50 Jahren immer noch so wäre. Deshalb sollten wir auf der Basis unserer jetzigen Daten einfach anfangen. Solche Jubiläumsfeiern wären sicherlich so öffentlichkeitswirksam, dass sich die Datenlage schnell verbesserte. Sie haben also genug Arbeit für uns. Langweilig soll es doch keinem werden an der TUM. Das Gespräch führte Annette Marquard

Wie ein Abenteuerroman liest sich die Geschichte der mathemüden Ruth, die virtuell die Geheimnisse der Routenplanung erforscht. Ein Buch über Mathematik jenseits trockener Schulstunden, spannend und anschaulich, mit Bildern und Beispielen. Und ein ungewöhnliches Buch über Routenplanung – über Travelpiloten, Glasfasernetze und Müllabfuhr. Prof. Dr. Peter Gritzmann hat gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. René Brandenberg 2002 ein leicht verständliches Buch über Mathematik geschrieben, das mittlerweile auf Deutsch in der dritten Auflage, auf Italienisch in der zweiten und auf japanisch (!) in der ersten Auflage erschienen ist. Nach dem großen Interesse an diesem Buch veröffentlichte Prof. Gritzmann mit seinen Fachkollegen Prof. Dr. Ehrhard Behrends (Freie Universität Berlin) und Prof. Günther M. Ziegler (Technische Universität Berlin) 2008 „Pi & Co: Kaleidoskop der Mathematik“, ebenfalls erschienen im Springer-Verlag Berlin, das allen Schulen in Deutschland als Abiturpreis zur Verfügung gestellt wurde.

Interview | Netzwerk


Weltweit vernetzt – TUM Alumni engagieren sich Alumni aus aller Welt stehen dicht gedrängt in einem Seminarraum der TUM und zeichnen auf einer imaginären Weltkarte auf dem Boden ihre Lebensstationen auf: Für Thorsten Hauler ging es von Esslingen über Heidelberg zur Promotion an die TUM und danach nach Oxford . Für Iulia David führte der Weg von Sibiu in Rumänien über Barcelona und München nach Bukarest . Allen gemeinsam: ein Punkt in der Mitte - die TUM . Hier waren sie alle, hier haben sie studiert, promoviert oder gearbeitet . „Da drüben“, erzählt Prof . Amal Abdou, und zeigt durch das Fenster, „war mein Institut . Die Gebäude sehen aus wie früher, aber die Menschen kenne ich nicht mehr .“ Ihre Worte kommen zögernd, aber in perfektem Deutsch . Die Alumni haben sich extra Urlaub genommen für dieses Netzwerkseminar an „ihrer“ TUM . Einige sind nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder hier und machen die gleiche Erfahrung wie Frau Abdou: Die denkmalgeschützten Bauten erkennen alle wieder, aber die persönlichen Kontakte sind über die Jahre abgebrochen . Nun nutzen sie das KontakTUM Netzwerk, um ihre Verbindungen zur TUM zu aktivieren . Denn gerade für die geographisch weiter entfernten TUM Alumni liegt der Netzwerkgedanke sehr nah . 30 stellen sich in Kurzportraits vor . 1 John Traxler, B. Sc. – USA War als Maschinenwesen-Student an der TUM und arbeitet heute als Projektmanager . Er möchte im KontakTUM Netzwerk eine Gruppe für TUM-Alumni aufbauen, die an internationalen Austauschprogrammen teilgenommen haben . 2 Ayo Faleti, M. Sc. – Großbritannien Machte 2005 seinen Master Nachhaltiges Ressourcenmanagement an der TUM . Er ist am Wakema School and Arts College tätig und organisierte bislang drei TUM-Alumnitreffen in London, Cambridge und Birmingham . 3 Prof. Dr.-Ing. Alexej Bulgakow – Russland Pflegt als Prorektor der Südrussischen Staatl. TU Nowotscherkassk die Beziehungen zur TUM . Sein Fachgebiet ist die Architektur . Seit 2002 ist er Sprecher von KontakTUM Russland . 4 Prof. Dr. Amal Abdou – Ägypten Hat an der TUM Architektur studiert und ist heute Professorin an der Universität Kairo . Sie ist an einem fachlichen Alumni-Netzwerk interessiert und baut eine Kooperation zwischen ihrem Lehrstuhl und der TUM auf .

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8 Adel Mohamed, M. Sc. – Libyen Hat an der TUM den Master in Land Management and Land Tenure abgeschlossen . Er ist Dozent an der University of Garyounis . Neben dem Aufbau eines fachlichen Netzwerkes engagiert er sich bei der Beratung zukünftiger TUM-Studierender . 9 Dipl.-Ing. Amine Siba – Marokko Beendete 2003 sein Bauingenieurstudium an der TUM . Zur Zeit arbeitet er beim Ausbau einer Raffinerie in Mohamadia mit. Er engagiert sich für ein marokkanisches Alumninetzwerk . 10 Stefano Piantoni – Italien Kam als Erasmusstudent während seines Wirtschaftsingenieurstudiums an die TUM . Zurück in Mailand will er nun zukünftige Erasmusstudierende beraten und den Austausch der in der Industrie tätigen Alumni fördern . 11 Dipl.-Wirtsch.-Ing. Arzu Dede – Türkei Absolvierte an der TUM das MbA-Aufbaustudium . Sie ist Business Analyst bei Merzedes Benz Türk . Mit großem Elan bereitet sie in Istanbul gemeinsam mit Prof . Uslu die Alumnireise in die Türkei im Oktober vor .

5 Dipl.-Ing. Hichem Kamoun – Tunesien Studierte an der TUM Elektro- und Informationstechnik . Er arbeitet in der Automobilzulieferindustrie in Tunesien . Wichtig ist es ihm, tunesische Studierende bei der Rückkehr in ihr Heimatland zu unterstützen und das interkulturelle Verständnis zu fördern .

12 Dr. Thorsten Hauler – Großbritannien Studierte und promovierte an der TUM in Physikalischer Chemie und hat in England mittlerweile seine zweite Heimat gefunden . Dort organisiert er Alumnitreffen und ist auf der steten Suche nach weiteren TUM Alumni .

6 Dr. Rajka Liscic – Kroatien Hat sich als Neurologin auf die Demenzforschung spezialisiert und arbeitet als Wissenschaftlerin in Zagreb . Sie baut in Kroatien ein TUM Alumninetzwerk auf und möchte Kooperationen mit Alumni in Russland etablieren .

13 Dr. Masaichi Kajiwara – Japan Kam als DAAD Stipendiat der Informatik 1970 an die TUM . Er hat in Tokyo eine eigene Firma in der Telekommunikationsbranche . 2008 fanden TUM Alumnitreffen in Osaka und Tokyo statt, die mit Folgetreffen fortgeführt werden sollen .

7 Dipl.-Ing. Ulrike Neumann – Neuseeland War im letzten Jahr als Projektkoordinatorin im Transportwesen tätig . Gemeinsam mit Matthias Nebel organisiert sie den monatlichen TUM Alumni Stammtisch in Wellington .

14 Prof. Dr. Peter Dechent – Chile Lehrt als Professor für Tragwerksanalyse an der Universidad de Concepción . Er möchte den Studierendenaustausch mit der TUM verstärken und ein Netzwerk in Chile gründen .

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15 Assoc. Prof. Dr. Iulia David – Rumänien Ist Chemikerin und Professorin an der Universität Bukarest . Sie fördert den Studierendenaustausch ihres Lehrstuhls mit der TUM . Sie hat 2008 ein Alumni Seminar in Bukarest organisiert und plant 2010 ein weiteres . 16 Dr. Carlos Chiu Fu – Peru Studierte Elektrotechnik und entwickelt heute in seinem eigenen Unternehmen Software . Im November 2008 organisierte er ein erstes kleines Alumnitreffen in Peru . 17 Dr. Natalia Camprubi – Spanien Promovierte im Bauingenieurwesen an der TUM . Sie ist im Bereich nachhaltige Energien tätig und baut ein Alumninetzwerk in Spanien auf . Das erste Alumni Seminar fand dort im April 2009 statt . 18 Dipl.-Ing. Willi Kiefel – Irland Schloss sein Elektrotechnikstudium 1975 ab . Er ist in Straubing zuhause, lebt in Irland und arbeitet als Manager für einen irischen Konzern . Er ist Sprecher von KontakTUM Nordeuropa . 19 Prof. Dr. Ahmed Legrouri – Marokko Ist Professor an der Al Aakhawayn University in Ifrane . Er war maßgeblich an der Etablierung eines Informatik Doppelstudienganges mit der TUM beteiligt und fördert die Netzwerkarbeit . 20 Prof. Dipl.-Ing. Ricardo Ramirez – Kolumbien Kehrte nach seinem Bauingenieurstudium an der TUM zurück nach Kolumbien und unterrichtet an der Universidad del Valle . Sein Ziel ist ein kolumbianisches Alumninetzwerk auf akademischer Ebene . 21 Ass. Prof. Dr. Iman Gomaa – Ägypten Promovierte in Molekularer Biologie an der TUM . Sie lehrt an der German University Cairo . Seit 2008 ist sie die Leiterin der TUM Alumnivereinigung EgyTUM, die 2010 eine Alumni-Konferenz in Kairo plant .


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22 Eliza Sthapit, M. Sc. – Nepal Kam durch ihr Masterstudium Nachhaltiges Ressourcenmanagement an die TUM. Ihre Heimat ist Nepal. Dort arbeitet sie beim WWF (World Wildlife Fund). Ihr großes Engagement für die TUM gilt vor allem der Beratung Studieninteressierter aus ihrem Land.

25 Dipl.-Inf. Roland Geisler - USA Beendete sein Informatik Grundstudium an der TUM 1997 und ging zum Hauptstudium in die USA. Seit 2000 arbeitet er im Silicon Valley und studiert derzeit nebenbei Betriebswirtschaftslehre. Er organisierte 2008 ein erstes TUM Alumnitreffen in San Francisco.

23 Ing. Ponciano Torrado – Uruguay Ist Bauingenieur und stammt aus Montevideo. Derzeit arbeitet er für eine spanische Firma als Projektleiter bei der Errichtung einer Solaranlage in Algerien. Seit 2002 ist er Sprecher von KontakTUM Lateinamerika. Dank seiner Initiative und Organisation vor Ort fand im April 2009 das TUM Alumni-Seminar „Nachhaltige Energien“ in Sevilla statt.

26 Yi Xie, M. Sc. – China Machte an der TUM den Master in Communications Engineering und arbeitet heute in der Schweiz. Er hat während seines Studiums als Vorsitzender der „Chinese Scholar and Student Association“ Netzwerkerfahrung gesammelt und zwei Alumnitreffen in China organisiert.

24 Ass. Prof. Dr. Andrey Totsev - Bulgarien War Gastwissenschaftler an der TUM im Ingenieurwesen und ist heute Dozent am Lehrstuhl für Geotechnik der Universität Sofia. Begeistert von der Idee eines KontakTUM Netzwerks Europa will er bulgarische TUM-Alumni dafür gewinnen.

27 Prof. Dr. Orhan Uslu – Türkei Kam als Bauingenieurstudent an die TUM. Seit 2007 ist er Sprecher von KontakTUM Südlicher und östlicher Mittelmeerraum. Er ist Professor an der Bahçeşehir University. Dort fand mit seiner tatkräftigen Unterstützung 2008 ein TUM Alumni Seminar statt. Er organisiert die 2009 stattfindende Alumnireise nach Istanbul mit.

28 Dr. Aurobindo Xavier – Indien Promovierte an der TUM in den 70er Jahre in Geologie. Heute berät er in Indien und Portugal Firmen im Bereich der erneuerbaren Energien. In Goa organisierte er 2008 den ersten German Day mit einem TUM Alumnitreffen. 29 Dr. Abdoulaye Fall – Senegal Kam im Rahmen seiner Promotion in Biologie an die TUM. Er stammt aus dem Senegal und arbeitet in Paris. Bei dem ersten TUM Alumnitreffen in Paris war er dabei. Sein großer Wunsch ist es jedoch, ein KontakTUM Netzwerk Afrika zu initiieren. 30 A liya Moldagazyyeva, M. Sc. – Kasachstan Ging nach ihrem TUM-Masterstudium Enviromental Engineering zurück nach Kasachstan. Dort ermutigt sie nun Studierende, an die TUM zu gehen, und bemüht sich, gemeinsam mit TUM-Alumni aus den umliegenden Ländern ein zentralasiatisches Netzwerk aufzubauen. Gerlinde Friedsam / Stefanie Menner

international | Netzwerk


Die KontakTUM Alumnireise 2009 · Istanbul Mittwoch, 7. bis Sonntag, 11. Oktober Erleben Sie eine pulsierende Metropole zwischen Okzident und Orient und genießen Sie die Gastfreundschaft unserer türkischen Alumni. it m s i v te n u l i o k E x ng e b l u m n i A n A mn vo r Aluh h fü h h

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• A m ersten Abend erkunden wir bei einem Spaziergang die nähere Umgebung des Hotels, das Zentrum des historischen Konstantinopel.

Das vollständige Reiseprogramm unter: www.tum.de/alumni/veranstaltungen/reisen oder auf Anfrage bei Tel 089.289.25013.

• A m Donnerstag wird mit sachkundiger Führung Hagia Sofia, die ehemals größte Kirche der Christenheit, und das Topkapi Palastareal der Osmanischen Herrscher besichtigt, bevor wir zum Empfang in das Deutsche Generalkonsulat fahren.

Reisepreis 1.100 € pro Person DZ; 1.300 € EZ; incl. Flug, Hotel, Frühstück, ein Mittag- und ein Abendessen, Reisebus, Bosporusschifffahrt mit Aperitif, Empfang mit Aperitif, Führungen, Eintritte (Änderungen vorbehalten).

• A m Freitag besuchen wir nach einer vormittäglichen Busexkursion zu historischen Wasserbauten die Yerebatan Zisterne (James Bond ruderte in „Liebesgrüße aus Moskau“ durch diese Zisterne) und die Blaue Moschee mit kompetenter Führung. • S amstagvormittag ist Einkaufen im Großen Bazar möglich, nachmittags genießen wir die Schönheiten Istanbuls auf einer Schifffahrt auf dem Bosporus. Der letzte Abend klingt in einem Terrassenrestaurant am Bosporus aus. • S onntag Vormittag lernen Sie die moderne Architektur Istanbuls bei einer Stadtrundfahrt kennen.

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Eine frühzeitige Anmeldung wegen der begrenzten Anzahl von 25 Reiseplätzen wird empfohlen. Unser Reiseveranstalter ist die IOS GmbH mit Ansprechpartnerin Inge Volkert. Reiseanmeldung unter www.ios-reisen.de

Und was machen Sie diesen Herbst?


Ayasofya Konaklari Hotel www.ayasofyapensions.com

• Wir haben für Sie Zimmmer im Ayasofya Konaklari Hotel gebucht, einem zentral gelegenen Mittelklassehotel im historischen Kern Istanbuls. • Kunsthistorische Führungen mit Headphone für alle Reiseteilnehmer (sehr angenehm bei Führungen an lauten Orten): Hagia Sofia, Blaue Moschee, Topkapi Palastareal, Yerabatan Zisterne, Großer Bazar … h Empfang beim deutschen Vizekonsul und TUM Alumnus Peter von Wesendonk mit Einführung in die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation in Istanbul

„Mein Mann und ich nehmen an der Alumnireise teil und freuen uns auf ein Wiedersehen mit Istanbul. Dank unserer türkischen Freunde werden wir sicherlich neue Facetten dieser wunderbaren Stadt entdecken.“ Dr. Hannemor Keidel, ehemalige Vizepräsidentin

h Busexkursion zu historischen Wasserbauten mit Führung durch TUM Alumnus Prof. Orhan Uslu h G emeinsame Abende in den Lieblingsrestaurants unserer Istanbuler Alumni h S tadtrundfahrt „Moderne Architektur“ mit Führung durch TUM Alumna und Architektin Dipl.-Ing. Özver Karaata

aktuell | Netzwerk


Pinnwand Alumni suchen Alumni

TUM Alumni kreativ

Suche zur Ergänzung meiner „TUMAlumni-Adressliste“ noch ehemalige Kommilitonen (Technische Physik, Abschlussjahr 1992), wie z . B . Werner Do ., Werner Lo . und Germar Tr . Ausfindig gemacht habe ich bereits z . B . Bea Av ., Markus Ga . und Helmut Wu .

Dipl.-Phys. Peter Roos peter.roos @ alumni.tum.de

Dipl.-Ing. Gartenbau Weihenstephan Studienbeginn Nov. 1996 Abschlussjahr 2001 – 2002 Für geplantes Absolvententreffen melden bei Gabriele Hösch: gabriele.hoesch @ alumni.tum.de

Nachdem Dr . Olaf Borkner-Delcarlo, TUM Alumnus Informatik, in seinem Fachgebiet eine Vielzahl an Fachbüchern veröffentlicht und eines aus dem Amerikanischen übersetzt hat, schrieb er das Buch „Italien für Anfänger“ . Darin schildert der Informatiker seine Erfahrungen als Firmengründer und Chef der Landesniederlassung der (damals) bekanntesten Linux-Softwareschmiede in Bella Italia . Und diese Erfahrungen decken sich überhaupt nicht mit denen eines normalen deutschen Durchschnittstouristen . Amüsant, mit viel satirischem Scharfsinn und hintergründigem Witz versucht er, die verborgene Seite Italiens in Deutschland bekannt zu machen .

Die Chemikerin und TUM Alumna Dr . Claudia Mayr hat sich mit ihrer Kamera auf den Weg gemacht, um ein Stück Frauengeschichte in München sichtbar zu machen anhand von Darstellungen in Bronze und Stein - und hat Erstaunliches gefunden: Darstellungen von historischen Frauen, von mythologischen Figuren, Frauen als Allegorien, reale und abstrakte Frauen und Mädchen sowie Frauendarstellungen an Denkmälern für große Männer . Die Historikerin Martha Schad verfasste die Texte und die Künstlerinnen- und Künstlerportraits . „… Übersichtlich in 7 Kategorien sind die Denkmäler eingeteilt – und auf zwei Stadtkarten entsprechend gekennzeichnet. Eine verlockende Anregung zu Rundgängen der eigenen Wahl, bei denen – mit dem Buch in der Hand – jeder zum Münchner Frauenexperten wird. …“ (SZ) Veranstaltungshinweis: Münchner Stadtrundgang zu den Frauen in Bronze und Stein mit TUM Alumna Claudia Mayr Sa 06 .06 .09, 14:30 Uhr, Treffpunkt: München, Neuhauser Straße, Richard-Strauß-Brunnen Anmeldung: claudia.mayr @ alumni.tum.de

Der Autor und TUM Alumnus Dr . Peter Leibner hat in „Signale und Spektren“ die grundlegenden Spektraltransformationen der Elektrotechnik behandelt . Lange Erläuterungen werden dabei durch vollständige mathematische Herleitungen ersetzt . „Mein Lieblingsbuch ist »Signale und Spektren«. Hat am meisten Arbeit gemacht, auch wenn es die wenigsten Seiten hat.“ (Leibner) Auszug aus den handschriftlichen Anmerkungen eines Alumnus zu unserer Printmedien-Umfrage .

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Impressum KontakTUM erscheint im Selbstverlag zweimal im Jahr, Auflage 29.000 Herausgeber Prof . Dr . Dr . h .c . mult . Wolfgang A . Herrmann Präsident, Technische Universität München Redaktion Annette Marquard M .A . Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe Dr . Markus Bernards, Gerlinde Friedsam, Annette Marquard, Stefanie Menner, Gabriele Schulze Adresse Technische Universität München Alumni & Career / KontakTUM 80290 München Tel +49 .89 .289 .25013 Fax +49 .89 .289 .22870 marquard @ alumni .tum .de Layout ediundsepp Gestaltungsgesellschaft, München Die Auslagerung von IT (Information Technology) und BPO (Business Process Outsourcing) Services nach Indien wird von vielen Unternehmen als Kostensenkungsmaßnahme vollzogen . Dieses sogenannte Offshoring verlangt von allen Beteiligten die Fähigkeit, effektiv über verschiedene Kulturen hinweg zusammenzuarbeiten . Das Buch “Working with India” bietet kompetente Hilfestellung für Projektleiter, Offshorekoordinatoren, Berater und Manager, die die kulturellen und landesspezifischen Hintergründe der indischen IT und BPO Industrie besser verstehen wollen . Der Autor und TUM Alumnus Dr . Wolfgang Messner lässt sowohl seine langjährige berufliche und private Erfahrung mit Indien als auch seine Kenntnisse als interkultureller Trainer in Europa und Indien einfließen. Gegenwärtig ist er mit seiner Expertise im Business Consulting und im Management interkultureller Teams für Capgemini in Bangalore im Einsatz .

Zu guter Letzt Wir erinnern uns gerne an die erfreuliche Zusammenarbeit mit Diplombraumeister Ernst Swiderek, TUM Alumnus 1953, der seinen Artikel über den Weihenstephaner Studienalltag der Nachkriegszeit in KontakTUM 2/2003 beendete mit den Worten: „Rückblickend muss festgestellt werden: die heutige TUM ist besser geworden und darauf sind wir Ehemaligen stolz . Durch den Verband ehemaliger Weihenstephaner der Brauereiabteilung, dessen Ehrenmitglied ich bin, bleibt meine Verbindung zu unserer Alma Mater erhalten .“ Ernst Swiderek verstarb am 18 . Februar 2009 mit 87 Jahren .

TUM Alumnus und Autor Günther Thömmes stellt nach seinem erfolgreichen 2008er-Debütroman „Der Bierzauberer“, der im ersten Jahr bereits drei Auflagen erlebte, nun den Nachfolgeroman vor . „Das Erbe des Bierzauberers“ spielt im ausgehenden Mittelalter . Kaiser Friedrich III . will im ganzen Reich die Brauer kontrollieren lassen, um eine gute Bierqualität sicher zu stellen . Aber nicht alles Bier kommt von „Reinen Brauern“, nicht alle Brauer verwalten das Erbe des Bierzauberers so, wie es sein sollte . Biertrinken kann gefährlich, ja geradezu tödlich sein – bisweilen… Veranstaltungshinweis für TUM Alumni: Eintausend Jahre Biergeschichte: Auf den Spuren des Weihenstephaner Bieres Führung durch die Brauerei Weihenstephan; anschließend Autorenlesung mit Günther Thömmes: „Der Bierzauberer“ Sa 12 .09 .09, 16:00 Uhr, Weihenstephan; Treffpunkt: Eingang Bräustüberl, Weihenstephaner Berg 10, Kosten: 10 € Anmeldung: meyer@alumni.tum.de

Ernst Swiderek (2 . Reihe Mitte) genoss nach fünfjähriger Kriegsgefangenschaft die friedlichen Zeiten seines Studiums in Weihenstephan sehr .

Herstellung Druckerei Joh . Walch GmbH & Co 86179 Augsburg Fotos Wenn nicht anders angegeben: TUM Alumni & Career Anzeigenverwaltung TUM Alumni & Career © by Technische Universität München Alle Rechte vorbehalten . Nachdruck, auch auszugsweise, nur in Absprache mit der Redaktion . Gezeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder . ISSN 1868-4092

Wissen verbindet: Stärken Sie Ihr Alumni-Netzwerk KontakTUM! Spendenkonto: Staatsoberkasse Bayern für TUM · Konto Nr. 24866 Bayerische Landesbank BLZ 700 500 00 Bei Spenden bitte als Verwendungszweck angeben: PK 000 701 391 750

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