Fachwerk 6

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Fachwerk 6 tYPE AND MONEY

FACHWERK 6 Type and Money FachHOCHSCHULE SCHWÄBISCH HALL


TYPE AND MONEY

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FACHWERK 6 WEB UND LITERATUR

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EDITORIAL TYPE AND MONEY FACHWERK 6 INHALT UND GESTALTUNG

Rafaela Breitenberger Calvin Bynum Christian Kleibert Sebastian Losch Felicitas Merz Felix Müller Rebecca Röger Ramona Welzel BETREUUNG

Prof. Frank-Joachim Grossmann Fachhochschule Schwäbisch Hall Sommersemester 2011 Typografie 3 6. Semester Mediendesign SCHRIFT

Linotype Trade Gothic Adobe Garamond Pro DRUCK

WiesingerMedia.de

WAS HAT SCHRIFT MIT GELD ZU TUN? Sind diese beiden Themen nicht eher ein Widerspruch? Beides sind Medien.

zu vergleichen. Stellen wir also besser die Frage, was denn das Eine ohne das Andere wäre. Erläutern wir die gegenseitige Abhängigkeit beider Bereiche.

Ersteres ein Botschaftenüberbringer, seine Erfindung veränderte die Welt in hohem Maße und doch könnte seine Beachtung in der Bevölkerung größer sein. Auch Geld beschäftigt seit seiner Erfindung die Menschheit. Kriege wurden dafür gefochten, unsägliches Leid aber auch süchtig machende Freude sind ein ständiger Begleiter dieses Zahlungsmittels.

In diesem Buch wird ein breites Spektrum dessen abgedeckt, was wichtig scheint (beziehungsweise was uns Verfassern wichtig erschien) zum Thema Schrift in Bezug zu Geld. Schriftentwerfer kommen ebenso zu Wort wie auch unbeteiligte Personen, wenn es darum geht, was die Mehrheit über Schrift denkt. Wie werden Schriften und Buchstaben in der Mode, in der Werbung oder in Leitsystemen eingesetzt? So lasst uns beginnen! Treten wir ein in die große Welt der Typografie.

Ein großer Teil der Menschheit verbringt jeden Tag damit, Pflichten zu erfüllen, damit mehr Geld in seine Hände fließt. Der aufmerksame Leser ist vielleicht aber auch in eine gewisse Erstauntheit verfallen, als er den Titel dieses Werkes sah. Geld und Typografie... wäre man nicht geneigt zu sagen, dass ein Vergleich hinfällig ist, weil man hier sozusagen Äpfel mit Haustüren vergleicht? Trotz der thematischen Distanz rücken beide Mittel nah zusammen wenn es darum geht, die Abhängigkeit des Einen mit dem Anderen

»Gute Typographie bemerkt man so wenig wie gute Luft zum Atmen. Schlechte merkt man erst, wenn es einem stinkt.« Kurt Weidemann 1922 – 2011

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FACHWERK 6 ETITORIAL

TYPE AND MONEY


Quadratisch, Praktisch, Pixelbasiert – Interaktive Typografie Christian Kleibert

Magier des gesetzten Wortes Sebastian Losch

Interaktive Typografie beschäftigt sich mit den Print- und digitalen Zeichen, verschiedenen on-screen Anzeigemöglichkeiten, Methoden zur Verbesserung der Lesbarkeit und dem Variationsreichtum des World Wide Web.

Schriftentwerfer – jeder sieht ihre Schriften, kaum einer kennt ihre Namen. Warum und wie man Schriften gestaltet und ob man damit Geld verdienen kann.

Typografie im Ci Ramona Welzel Typografenumfrage In der Handschrift eines Menschen steckt ein großer Teil Persönlichkeit – für die Hausschrift eines Unternehmens trifft dies ebenfalls zu.

Kennzeichnen und Markieren – Orientierungssysteme Felicitas Merz

Den Wunsch schnellstmöglichst ans Ziel zu gelangen, haben alle Menschen gemeinsam. Durch den Einsatz von Typografie und anderen Gestaltungselementen erleichtern uns gut gestaltete Orientierungssysteme die Wegfindung. Die Koordination der Menschen in komplexen Bereichen ist in unserer sich immer stärker vernetzenden Welt ein wichtiges aktuelles Thema.

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Interview Minibar

DESIGN TAGEBUCH Das designtagebuch.de behandelt vielfältige Themengebiete wie die Entwicklung von Logos und deren Neugestaltung, Typografie, Verpackungsdesign, aber auch im Bereich Motion Design sind Beispiele vorhanden. Corporate Designs werden analysiert und von professionellen Gestaltern kommentiert und begleitet, sodass daraus ein hoher informationstechnischer Mehrwert für die Leser entsteht, die vielleicht erst im semiprofessionellen Bereich arbeiten.

Fachwerk 6 Websites rund um typografie

Lizenzierung ist das täglich Brot des Designers und Typografen. Wie bindend aber ist ein Lizenzvertrag? Ein Tauchgang durch das Kleingedruckte.

BLAMBOT Blambot.com ist ein englischsprachiges Portal, dass sich mit den grammatikalischen und ästhetischen Inhalten beim Lettering von Comics beschäftigt. Hierbei werden unterschiedlichste Arten von Lettering- und Designmethoden behandelt, wobei der Gründer im Jahr 1999 Blambot gründete und selbst anfing, Schriften und Letterings zu den heutigen, moderneren Comics und deren typografischen Anmutungen zu entwerfen.

DESIGNER-DAILY Inspiration und Ressourcen für Designer haben sich die Macher der englischen Seite designer-daily.com zur Aufgabe gemacht. Es werden beispilesweise 25 tolle Verpackungen in einem Ranking gezeigt, bei denen die Typografie das Design ausmacht. Noch dazu gibt es diverse Tutorials, nicht nur im Bereich Typografie, die angehenden Gestaltern helfen, sich weiter zu bilden. Passend hierzu gibt es auch eine kleine Jobbörse.

Lettercult Mit lettercult.com entstand 2008 eine Seite zur Information über einzigartige, eigenständige Zeichen. Im Websitebereich „Letterstream“ werden typografische Kompositionen, Bilder und Fotos zur Inspiration gesammelt. „Custom Logos“ begeistert mit individuellen und außergewöhnlichen Logos. „Custom Movie Titles“ informiert uns über unkonventionelle Fonts in Filmtiteln. Natürlich gibt es auch eine Liste unkonventioneller Typografen im englischen Raum.

TUTSPLUS Tutsplus.com, eigentlich eine reine Tutorialseite, wartet mit weit mehr als Anleitungen in verschiedenen Bereichen auf. Hier findet man Problemlösungen zu Video, Audio, Bild und Typografie, eine große Community und dementsprechend auch eine Vielzahl an Inspirationen und Hilfestellungen.

SLANTED Der deutschsprachig bekannteste Weblog ist unter slanted.de zu finden. Seit 2004 mit nun über 1,4 Mio. Klicks pro Monat, ist Slanted eines der wichtigsten deutschsprachigen Designportale geworden. Hier wird über aktuelle, internationale Designtrends informiert und somit wichtig für up-to-date Designer. Hinzu kommt die vierteljährliche Veröffentlichung des Magazins Slanted, welches Fotografie, Typografie, Illustration und Gestaltung verbindet.

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04 10 16 22 24 30 38 Die grauen Zonen der Schrift Rebecca Röger


font wide web – Netz der Informationen THE TYPE DIRECTORS CLUB Unter www.tdc.org bietet der Type Directors Club viele verschiedene Angebote feil. Vom einfachen Lernen über Typografie bis zu ausgewachsenen Typografiewettbewerben wird hier ein überaus großes Interessensfeld abgedeckt. Alle Neuigkeiten wie die Errungenschaften im Bereich der angewandten Typografie auf dem Bildschirm, Buchvorstellungen oder selbst der Tod von Kurt Weidemann am 30. März 2011 werden hier strukturiert dargestellt.

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Fachwerk 6 Leitsysteme

tiefer eintauchen lohnt sich Interessante websites zum thema typografie

Trendsetter Typografie Ramona Welzel Welche Schriften momentan die Nase vorn haben und zu Rein typografische welchen wir zukünftig greifen könnten. Anzeigen-Kampagnen Rafaela Breitenberger Kurz und knapp, geistreich und spassig – Anzeigen-Kampagnen rein mit den Mitteln der Typografie.

Wie Typografie die Modewelt inspiriert Calvin Bynum

Schriftgestaltung – Ein Insiderthema?

Oft wird Mode und Schrift nicht in Verbindung gebracht, dabei ist die Bindung stärker, als man zu Anfang vermutet. Der Artikel beschreibt den Werdegang der Typografie und die verschiedenen Schriftschnitte, die den Modelabels auf den Leib geschneidert wurden.

Schmackhafte Gestaltung Auf openfontlibrary.com findet man diverse unterschiedliche Fonts, die unter FeliX Müller verschiedenen Open Font Lizenzen genutzt werden können. Sie sind von professionellen Typografen erstellt worden. Dadurch soll unter anderem eine höhere Qualität und eine multiplere Nutzung hochwertiger Fonts angestrebt werden.

FONTSHOP Fontshop.de ist das Portal des renommierten Schrifthauses. Schon seit 1989 wirkt der Fontshop im Bereich der digitalisierten Schriften mit. Hohe Qualität, Beratung und eine riesige Vielfalt an Fonts werden hier den Ansprüchen der Nutzer in vielen unterschiedlichen Ländern gerecht. Die hier verkauften Fonts richten sich hauptsächlich an Menschen, die sich Beruflich mit den Themen Typografie und Design und elektronischen Medien beschäftigen.

VORHER-NACHHER Vorher-nachher.at ist eine sehr interessante Plattform nicht nur für Typografen, da es hier um den Gesamtbereich Design geht. Viele verschiedene Produkte werden hier teilweise analysiert und die alten Verpackungen werden mit den neuen verglichen. Sehr schön zu sehen ist hierbei besonders der Bereich zwischen den Jahren 2003 und 2011. Hier tut sich extremst viel im Bereich Design und Typografie, speziell was Klarheit und Ergonomie der Verpackungen betrifft.

Wie wird Typografie eingesetzt um den Verbraucher in der Wahl des Produktes zu beeinflussen? Wissenswertes rum um das Thema Design auf Verpackungen von Lebensmitteln.

Materialien, Konzeptionen, Formen, Visualisierungen – das Lettering. Felicitas Merz

Bücher und Magazine

Internet und Websites

Buchstaben erklären heutzutage nicht nur. Ihr Funktionsbereich hat sich stark verändert und Designer nutzen die einzigartige Illustration von Buchstaben, um ihrer Arbeit persönlichen Ausdruck zu verleihen.

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OPENFONT LIBRARY


adrian Frutiger - »Schriften « Fontshop - apfel i

Gautier: Gestaltung, Typografie etc. Dieses neue Handbuch erläutert ausführlich und anschaulich was gute Buch-, Plakat- und Anzeigengestaltung ausmacht. Jost Hochuli: Das Detail in der Typografie Die Mikro- oder Detailtypografie, sowie die physiologischen und psychologischen Vorgänge des Lesens werden hier mit vielen anschaulichen Beispielen erklärt.

Letterfontäne: Die Anatomie der Schrift Das einzigartige Nachschlagewerk zur Typografie beim Taschen Verlag, ausgezeichnet mit dem red dot design award 2010 und beim Type Directors Club New York.

sowie in Tricks und Tipps rund um die Illustration.

Ina Saltz: Typografie – 100 Prinzipien für die Arbeit mit Schrift Designer lernen in diesem Buch auf einhundert interessante und verständ-liche Art und Weisen wie man Typo-grafie einsetzen kann um Erfolg damit zu haben.

Phil Baines, Andrew Haslam: Lust auf Schrift! Basiswissen Typografie Die Basis alter Schriftsetzung und der heutigen Schriftanwendung wird in diesem Buch umfangreich dargestellt und mit der Beschreibung wichtiger Designer und Schriftentwicklern, Erleuterung von Fachbegriffen und Computeranwendungstipps, zu einem dokumentarisch wertvollen Buch erweitert.

Pascal Schöning: Bleiwüste. Wissenswertes zur Typografie Studenten und Einsteiger lernen in diesem visuell umfangreich gestalteten Buch über die Grundlagen bedeutender Schriftarten und deren Gestalter und erhalten Einblick in den Bleisatz

Typojournal 2: Wayfinding & Lesbarkeit Viele ausgewählte Autoren analysieren die Lesbarkeit, Wortbilder und Gestaltung von Buchstaben und beschreiben auf dieser Grundlage unter anderem wie Leitsysteme praktikabel werden.

Klaus Hesse: Der Helvetica Mann Hesse analysiert in seinem Buch humorvoll die Typografie und scheut sich nicht davor die unterschiedlichen Buchstaben mit Menschen und deren Charaktereigenschaften zu vergleichen. Kurt Weidemann: Worte und Werte So wie Kurt Weidemann leibt und lebt, ist dieses Buch gefüllt mit seinen Gedanken, Kritiken, Sprüchen und Zitaten die sehr lesenswert sind.

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Hans Peter Willberg: Erste Hilfe Typographie Das unter den schönsten Büchern Deutschlands 1999 ausgezeichnete Buch von Willberg leistet wie der Titel bereits sagt, Erste Hilfe in der Typografie für Einsteiger und steht ebenfalls routinierten Gestaltern mit professionellen Einblicken mit Rat und Tat zur Seite.

Hans peter Willberg - erste hilfe typographie Klaus hesse - der helvetica mann


die digitale schrift: das täglich brot des designers eine orientierungshilfe im lizenzdschungel

Buchempfehlungen – Für Typografie und Wirtschaft

Geben und nehmen, Entwerfen und nutzen – Die Grauen zonen der Schrift

enger beieinander wie man oftmals denken mag. Es fängt bereits damit an, wenn man ein Buch über Typografie schreibt und auf dem Markt zum Verkauf anbietet. Viele Designer, Schriftgestalter, Autoren und Kritiker setzen sich mit diesem Thema auf unterschiedliche Art und Weise auseinander. Hier sind neunzehn ausgewählte Beispiele lesenswerter Fachliteratur.

Die Bücher Otl Aicher: Typographie In diesem Buch erhält man einen tiefen Einblick in die Philosophie und das Arbeiten von Otl Aicher, das jedem Gestalter eine sehr gute Basis für neue Ideen bieten kann. X19619930072

Adrian Frutiger: »Schriften«

Das Gesamtwerk Sowohl die erfolgreiche berufliche Laufbahn von Adrian Frutiger wurde hier basierend auf vieler Gespräche und Recherchen niedergeschrieben als auch die Entwicklung und Umsetzung seiner veröffentlichten und nichtveröffentlichten Schriften und Logos.

der Typografie, eien Empfehlung für theoretisch Itneressierte. Welt aus Schrift – Das 20. Jahrhundert in Europa und den USA Das Buch wurde anhand einer gleichnahmigen Ausstellung entworfen, die über 500 Plakate, Bücher, Zeitschriften, Schallplatten und Akzidenzdrucke der angewandten Typografie zwischen 1890 und der Gegenwart zeigte.

entworfen worden, die den Beruf des Gestalters nie er-lernt haben, aber dennoch fehlerfrei, schnell und optisch wertvoll gestalten wollen. Takeaway-Typografie. Gerard Unger: Wie mans liest

Ungers Buch gilt als eines seiner »...Da es die „Macht“ von typografen, wichtigsten Veröffentlichungen, da Schriftentwerfern und grafikdesigEllen Lupton:Thinking With Type es aufgrund seiner lockeren und Ellen Lupton veranschaulicht in ihrem dennoch professinonellen Art und nern vermittelt.« Buch typografische Grundsätze und Weise die »Macht« von Typografen, erfreut den Leser mit interessanten Essays und Beispielen zu zeitgenössischem und historischem Design. 4) Steven Heller and Philip B. Meggs: Texts on Type Critical Writing Das Buch enthält mehr als fünfzig interessante und seltene Abhandlungen von wichtigen Historikern, Designer und Kritikern über die Geschichte, Ästhetik und Praxis

Hans Rudolf Bosshard: Typografie Schrift Lesbarkeit Rund um das Thema Lesbarkeit der Schriften in der alten und neuen Welt handelt dieses Buch, welches auf vorausgegangenen Zeitschriftenaufsätze und Vorträge des Autors basiert. Fontshop: Apfel i Dieses Buch ist für die »neuen« digitalen Menschen

Schriftentwerfern und Grafikdesignern vermittelt.

8vo: On the outside Die Bedeutung von 8vo´s Arbeiten, einschließlich des Magazins Octavo, werden in diesem Buch veranschaulicht und beschreibt ihren Einfluss auf das Design der englischen und internationalen Typografie während der späten 80er bis hin zu den 90ern.

Rebecca Röger Es ist nicht leicht

den Überblick zu behalten. Die eigenen Erfahrungswerte lassen einen wissen, Lizenzierung ist ein schwammiges Thema. Dabei etwas falsch oder ungenau zu machen, einfach überwindbare Grenzen zu übertreten oder einige Zeilen des Kleingedruckten zu überlesen passiert schnell. Deshalb habe ich mich in den Paragraphendschungel begeben, um einige Vergleiche anzustellen. Wer lizenziert wie und was? Wie machen es die ganz Großen, wie der kleine, unbekannte Typograf? Was bedeutet der Erwerb einer Lizenz ganz wörtlich genommen und wann begeht man eindeutige Urheberrechtsverletzungen? Diese Fragen hoffe ich mit dieser kleinen Abhandlung übergreifend behandeln zu können. Dazu möchte ich stellvertretend für die »Global Players« die Schrifthäuser

Fontshop AG mit Sitz in Berlin, Linotype GmbH aus Bad Homburg und Adobe Systems GmbH betrachten und für die »Kleinen« habe ich den Holländer Gerard Unger, Lucas Fonts mit Sitz in Berlin, VIRUS Fonts und Delton Maag aus London unter die Lupe genommen.

prinzip wären, auf das jede Lizenz begründet ist. Der »Kauf« einer Schrift, oder besser, das Bezahlen eines Preises für eine Schriftlizenz bedeutet nicht etwa, dass man zum Besitzer jenes Schriftsatzes wird. Hier ist, wie Sie auch beim Lesen des Artikels immer wieder merken werden, schon die Begrifflichkeit problematisch: »Kaufen« ist nicht gleich »kaufen«. Man ist Nutzer, Benutzer einer Schrift. Das geistige Eigentum bleibt immer beim Schriftentwerfer und damit auch das Recht, sie zu verändern, umzubenennen und zu erweitern.

Schrift lediglich auf fünf Rechnern an ein und demselben geografischen Ort - z.B in einem Firmengebäude installieren und nutzen. Laptops, die zusätzlich oder auch im Home Office genutzt werden, zählen dabei als ein Rechner. Ganz wörtlich genommen: Der Mitarbeiter darf die Schrift sowohl auf seinem Desktoprechner am Arbeitsplatz, als auch auf seinem Notebook installieren, ohne eine weitere Lizenz dafür zu erwerben. Ist die Schrift allerdings auf mehr als fünf Rechnern oder auf einem Server installiert, auf den zeitgleich mehr als fünf Nutzer zugreifen können, so bedarf es einer Mulit-User-Lizenz. Hierbei gilt: Je mehr Nutzer, desto günstiger ist die Lizenz prozentual gesehen. Bei der Installation auf einem Server ist zu beachten: Die Schrift darf nicht installiert sein, können externe Workstations, die

die typographen sind sich einig: fünf Fontshop Workstations dürfen eine Einzellizenz Beginnen will ich mit dem wohl bekanntesten verwenden. unter den deutschen Schrifthäusern. Fontshop mit Hauptsitz in Berlin hat eine riesige Auswahl an Schriften von einer beachtlichen Anzahl an Designern und Typografen. Der Lizenznehmer einer Schrift von Fontshop muss zunächst unterzeichnen, dass das intellektuelle Eigentum an den Schriften in jedem Fall bei der Heidelberger Druckmaschinen AG bleibt. Womit wir schon beim Grund-

Erwirbt man eine Lizenz der Fontshop AG, so erwirbt man das Recht, eine Schrift zu festgelegten Konditionen zu benutzen. Dabei sind die grundlegenden Regeln bei allen Schriftvertreibern ähnlich oder gleich. Eine Einzellizenz reicht demnach aus, möchte man die

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Typografie und Wirtschaft liegen

Fachwerk 6 schriftlizenzen

Bücher zur typografie und Wirtschaft – anmerkungen, tipps und Tricks


500.000 ausgegangen. Ist die vom Nutzer angegebene Besucherzahl größer, so bedarf es einer höher angesetzten Lizenz. Was aber bedeutet Nutzung im Falle einer Schrift im Onlinebereich überhaupt? Der Nutzer benötigt eine Lizenz, um seinen Font im Seitenlayout darzustellen und sie dem Webbrowser zur späteren Decodierung bereit zu stellen. Dabei ist natürlich wieder zu beachten, dass dieser Dritten nicht zur Nutzung zugänglich gemacht wird.

Linotype nicht im Lizenzabkommen integriert sind, auf den Server zugreifen. Jegliche Weitergabe an Dritte verbietet Fontshop grundsätzlich. Vor allem ohne Inkenntnissetzung seitens des Lizenznehmers über die Lizenzabkommen. In ausgewählten, mit Fontshop abgestimmten Einzelfällen darf eine Weitergabe an z.B. Drucker oder Lieferanten geschehen, solange es sich lediglich um die Abwicklung des Druckverfahrens handelt. Sobald der Dritte den Text modifiziert, also mit der Schrift arbeitet, muss er eine eigene Lizenz erwerben. Selbiges gilt für die Verbreitung der Schrift im Web. Der Schriftsatz darf in elektronische Dokumente eingebettet werden, z.B. als gif- oder pdfDatei, es muss jedoch sichergestellt sein, dass der Nutzer des Dokumentes die Schrift lediglich sehen, bzw. lesen kann. Bearbeitung, Änderung, Verbesserung oder Hervorhebung, sowie Modifizierung seitens Dritter sind verboten. Logischerweise ist es ebenso wenig gestattet, die Schrift zu verkaufen oder in Teilen als Softwarebeigabe weiterzugeben. Benötigt der Nutzer Modifizierungen, um sein Kommunikationsziel zu erreichen, so geht dies, wenn überhaupt, nur über Fontshop selbst. Entsprechende Anfragen müssen gestellt werden, gestalterische Veränderungen dürfen keinesfalls selbst unternommen werden. Fontshop übernimmt für die Schrift eine Garantie von 90 Tagen, da, so wissen sie selbst, »Software stets auch fehlerhaft« sein kann, sie garantieren allerdings, dass ihre Dateien gänzlich frei von Viren sind. Kann man innerhalb jener 90 Tage beweisen, dass Fehler seitens Fontshop bestehen, so wird der Schriftsatz zurück genommen.

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Für die Lizenzierung von Webfonts gelten besondere Regeln. So darf man keinesfalls die für Drucksachen erworbene Lizenz als Weblizenz verwenden. Der Preis für einen Webfont richtet sich nach der monatlichen Frequentierung der entsprechenden Website. Dabei wird grundsätzlich von einer durchschnittlichen monatlichen Besucherzahl von

Auch Linotype GmbH beschränkt wie Fontshop eine Einzellizenz auf fünf Arbeitsplätze. Verständlich sind die Ähnlichkeiten der Lizenzierung, da die beiden Unternehmen sehr eng miteinander zusammenarbeiten. Linotype bietet allerdings seit 2009 eine wichtige Erweiterung zur Einzellizenz. So darf die erworbene Schriftart zusätzlich zur Nutzung auf fünf Rechnern auch noch auf einer nicht-kommerziellen Website im Embedded Open Type (EOT) Format genutzt werden. Dabei muss allerdings jedoch wieder gewährleistet sein, dass dem Besucher der nicht-kommerziellen Webseite die Schrift nicht zur Bearbeitung oder Veränderung zugänglich gemacht wird. Durch jenes Format fallen für den Lizenznehmer zunächst keine weiteren Kosten wegen Onlinenutzung der Schriften im kleinen Rahmen an, was dem Webdesigner neue, kostengünstige Möglichkeiten bietet. Die Übertragung der Nutzungsrechte an dritte Personen verbietet Linotype ebenfalls grundsätzlich. Es besteht jedoch eine entscheidende Ausnahme: Entschließt sich der Lizenznehmer seine Lizenz weiterzugeben, so muss sich der Dritte uneingeschränkt bereiterklären, alle Bedingungen des Vertrages zu akzeptieren und zu erfüllen. Außerdem muss der vorherige Lizenznehmer die bisherige Nutzung der Schrift gänzlich einstellen und alle Kopien auf seinen Workstations deinstallieren und löschen. Ansonsten kann eine Weitergabe nur an ausgewählte Dritte erfolgen, wie beispielsweise Serviceunternehmen, die die Schrift für den Druck benötigen, sie jedoch nicht selbst verwenden. Desweiteren bestehen keine vertraglichen Unterschiede zu Fontshop. Garantiefälle, Geheimhaltung der Daten und mögliche Faktoren, die zur Beendigung des Nutzungsvertrages führen etc. sind identisch. So gelten auch in beiden Fällen keinerlei mündliche Vereinbarungen und Abmachungen.

buchstabe p, bela borsodi, new york 2010

so, dass das Rohmaterial nicht mehr erkennbar ist. Das Verhältnis der Veränderung vom Rohmaterial zur Kostümierung ist wichtig, um die Lesbarkeit zu erhalten. Fügt der Designer dem bestehenden Rohmaterial etwas hinzu, wird den Buchstaben eine komplexere Stimme gegeben. Das Lettern erschafft eine neue Identität für ein Vorhaben, um dem Leser deutlich zu machen »Sieh her, das ist etwas Besonderes«. Ein Lettern kann viele Ebenen enthalten, um den Leser zum Interpretieren und Entschlüsseln anzuregen. Für den Betrachter wird das Lettern eine aktive geistesgegenwärtige künstlerische Erfahrung. Lettern bringt Frische und viele neue Möglichkeiten und Überraschungen mit sich. Sebastian Trunzer entwickelte in dem Seminar dreidimesionales Gestalten an der Fachhochschule in Trier einen »vergänglichen Font« aus Eis. Durch die Schmelzung nimmt die Lesbarkeit von Zeit zu Zeit ab. Auch er begann mit einer Skizze und einer ersten Rohidee. Wenn die Skizze ein gewisses Level an Raffinesse erreicht hat, findet der Prozess der finalen Form statt. Dies ist ein langsamer und diffizieler Prozess, der über Stunden, Wochen und Monate gehen kann. Das Konzept und die Entwurfsphasen

poster, Nelly Mia City Nessuno é Straniero, agentur happycentro

dauern regulär länger als die finale Erstellung. Der ausgedehnte Prozess eines Letterdesigns beginnt meistens mit einer Skizze auf einem Blatt Papier. Einige Skizzen vor ihrem Projekt verfasste die Agentur Happycentro für die Kampagne aus dem Jahr 2007, bevor sie diese genauer ausarbeitete. »Nelly Mia City Nessuno é Straniero« lautet der Kampagnentitel, was übersetzt bedeutet: In meiner Stadt ist niemand ein Fremder. Diese Kampagne ist ein nicht profitorientiertes Projekt, das geschaffen wurde, um die Aktivitäten gesammelter Verbindungen darzustellen, die sich mit kultureller Integration befassen. Durch verschiedene Workshops wurden aus informellen Gruppen und Schulen, sehr große Buchstaben gestaltet, die mit Kleidern von Caritas kostümiert wurden. Verschiedene große Buchstabenformen wurden digital gelayoutet, ausgedruckt und danach aus dickem Karton geschnitten, mit verschiedenen Stoffen und diversen farbenfrohen Kleidungsstücken verschieden beschmückt. Menschen aus den verschiedensten Kulturen sollten die Kampagne bereichern und unterschiedliche kulturelle Hintergründe in die Gemeinschaft integrieren. Durch die Darstellung der verschiedenen

Menschen im Zusammenhang mit den Buchstaben, die im Gesamten den Titel der Kampagne ergeben, entsteht eine Sprache mit verschiedenen Nuancen. Viele Menschen haben die Kampagne unterstützt, indem sie ihr Gesicht auf dem Poster der Kampagne ablichten ließen. Die Kampagne wurde unterstützt von CSV, dem Servicecenter für Volontäre. Das Projekt wurde geschaffen von Richard Florida und fotografiert von Frederico Padovani und Monica Tarocco. Jeder Buchstabe agiert bei dem Lettern zielgesetzt und er muss in das Gesamtkonzept und zu seinem Nachbarn passen. Da alle Buchstaben auf einem bestimmten Grundkonzept basieren, um lesbar zu sein, müssen auch beim Lettern bestimmte Formen und Strukturen eingehalten werden. Je stärker die Grundanatomie der einzelnen Buchstaben innerhalb des Letterings verändert wird, desto schwerer kann ein Buchstabe oder ein spezifisches Wort entziffert und verstanden werden. Immer mehr Designer lassen den Computer links liegen und greifen vermehrt zu Pinsel, Farbe, verschiedenen Materialien und Handarbeit. Ideen und Botschaften lassen sich so auf mehreren Weisen umsetzen und visuell attraktiver gestalten.

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Das free font manifesto beschreibt den weg zur typografischen infrastruktur.


Visuelle Erscheinung Das typografische Lettering zielt nicht darauf die größte klare Lesbarkeit zu erzeugen. Den einzelnen Buchstabenformen fehlt es oftmals an Wiedererennungswerten alphabetischer Charaktere. Geletterte Alphabete sind derzeit sehr im Trend, weshalb sogar eine Bestenliste der kreativsten Alphabete existiert, entstanden aus den vielen Formen des Letterings.

mooslettering auf betonwand, anna garforth

gestalteten die jungen Designer Kyle Bean, Josh White und Rory Tylor für die Abschlussfeier der Universität Brighton ein beeindruckendes Lettern. Sie erschufen typografische Bärte. Als Material verwendeten die jungen Gestalter dabei synthetisches Fell und Pfeifenreiniger. Sie hüllten sich in viktorianische Outfits und feierten gleichzeitig das

food alphabet, lucy wragg, new york, size a1, 2010

Adobe geht mit anderer Formulierung ans Werk. So spricht man hier von der Profitierung seitens des Nutzers vom geistigen Eigentum der Designer und macht direkt darauf aufmerksam, dass es evtl. nicht reichen kann, den Software-Lizenzvertrag für Einzellizenzen durchzulesen. Gegebenenfalls bestehen weitreichendere Vereinbarungen, wie ein Mehrfachlizenzvertrag - »Volume License«, die sich aus anderen Vertragssituationen mit Adobe ergeben und jene Bedingungen ergänzen. Zunächst einmal erläutert Adobe im Vertrag verwendete Begriffe, wie »Zulässige Anzahl«, damit sind die uns bereits bekannten fünf Workstations gemeint, dann werden jedoch inhaltlich dieselben Punkte abgehandelt. Auch hier darf zusätzlich zum Rechner am Arbeitsplatz ein Schriftsatz auf dem Laptop oder dem Desktoprechner des Home Offices installiert werden, unabhängig davon, ob die »Zulässige Anzahl« bereits ausgeschöpft wurde. Vorausgesetzt ist allerdings, dass die beiden Rechner nicht zeitgleich genutzt werden. Ebenso erlaubt auch Adobe eine Sicherungskopie der Schrift zu Archivierungszwecken zu erstellen. Abgesehen davon verbieten sich aber auch sonst sämtliche Formen der Weitergabe, Veränderung und Weiterentwicklung mit Ausnahme der Bestandsdateien (was jedoch ihrerseits wieder an Bedingungen geknüpft ist). Erhält man die Schrift in Verbindung mit einem Programm, so darf diese der Software nicht »entbündelt« werden. Der Schriftsatz ist in diesem Fall Teil der Software und darf nur als solcher verwendet werden. Was impliziert, dass man auch die Software nicht auseinander nehmen darf, um die einzelnen Teile auf verschiedenen Rechnern zu installieren. Die Software ist lediglich als komplette Version zu installieren. Wie auch Fontshop und Linotype gewährt Adobe ein 90-tägiges Rückgaberecht bei technischen Mängeln oder Softwarefehlern.

Ich zieh mein eigenes ding durch Diese Alphabete illustrieren und drücken kreative Ideen aus, bestehend aus Materialien wie Haaren, Rauch, Kunststoff, Nahrungsmitteln oder Holz. Sie sind Schauplätze der Grenzen redaktionelle Perspektiven, sie illustrieren ihre Konzepte durch Buchstabenformen, genauer gesagt bildhafte Bedeutungen. Gezielt gestaltete Alphabete bestehen entweder aus einzelnen Buchstaben, die man neu arrangieren kann, oder wiederum nur aus den Buchstaben A bis Z und können dann nicht in verschiedene Wörter neu arrangiert werden. Ein Trend im Bereich von Alphabeten besteht im Zusammenhang mit dem Einsatz von Gemüse oder Obst, das gelegt und fotografiert wird. Es soll auf den Trend »Bio« hinweisen. Andere Alphabete aus Steinen, Lichteffekten, Menschen oder gar ganze Rauminszenierungen existieren, wie der Fotograf Bela Borsodie zeigt. Der in New York lebende Designer sollte für das Magazin »WAD« den Buchstaben »A« arrangieren. Borsodi wollte etwas außergwöhnliches für das Magazin entwerfen und räumte seine Wohnung kurzerhand so um, dass gleich das ganze Wort »Alphabets« aus Möbeln, Haushaltswaren und Textilien entstand. Mit den Mitteln der Haare

150-jährige Bestehen der Universität Brighton. Lichtalphabete aus Leuchteffektbildern werden im Internet mittlerweile zum Download angeboten. Anna Garforths grüne Graffitis bestehen aus kurzen prägnanten Wörtern oder Gedichtstrophen, entweder aus Blättern, die sie mit Hilfe von Dornen an Pfosten befestigt, oder Moos, das sie mit einer Zucker-Joghurt-Mixtur an die Wände klebt. Die Künstlerin will die Passanten mit ihren grünen Sprüchen zum Nachdenken anregen. Die Green Art Künstlerin zeigt mit Skulpturen aus Staub, Graffiti aus Blättern und Reverse Graffiti, dass Öko auch in der Kunst auf dem Vormarsch ist. Jedoch basiert jedes Lettering auf einem festen Konzept, welches am Anfang der Arbeit steht. Dieses Konzept muss typografischer oder abstrakter Natur sein und eine gute Idee und eine konkrete Meinung im Hintergrund besitzen. Interessanterweise bringt jedes Lettering während seiner Kunstperformance den aufwändigen Entstehungsprozess zur Geltung. Ein prozessorientiertes Alphabet bringt seinen Designer dazu Buchstabenformen zu erschaffen und unter sehr spezifischen Bedingungen mit ungewöhnlichen Werkzeugen zu arbeiten. Die

lettering is hunger to rematerialize type

Letterings wollen nicht wie typische Fonts einen bestimmten Buchstabenstil ausdrücken, das Ergebnis wird überraschen. Konzeptuelle Buchstaben können eine Form von Schrifthandhabung sein, ein Wort oder ein Poster, geschaffen für eine spezielle Anwendung. Das Alphabet wird zum Subjekt für Kunst und Experimentierung. Das Lettern dient nicht nur als Handwerk um Sprache auszudrücken, sondern es versteht sich als konzeptuelle Schriften, die nach ihrer Idee bestimmt sind.

DIe Kostümierung der Buchstaben

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Personalität und Individualität, das sind die beiden zentralen Begriffe, die ein Lettern auszeichnen. Unterschiedlichste Buchstaben können von Grund auf neu erschaffen werden oder schon bestehende Strukturen können dekoriert und modifiziert werden, um den Geschmack des Designers angepasst zu werden. Die meisten Designer beginnen bei dem Prozess des Lettern mit einem existierenden Schriftbild, entweder als Inspiration oder als Rohmaterial für ihr Projekt. Grafik Designer verändern die Schrift

Wie es die großen Versandhäuser machen, wissen wir nun. Doch wie sieht es bei den kleinen Einzelkämpfern aus? Und wie steht es um Open Source Fonts? Hat dies Zukunft und was bedeutet das für die Schriftgestaltung? Der Holländer Gerard Unger bietet einige Besonderheiten im Bereich der Lizenzierung. Von seinem recht überschaubaren Schriftangebot hat er vor allem für seine Gulliver besondere Verhältnisse geschaffen. So verkauft er von jener weltweit nicht mehr als 100 Nutzungslizenzen. Damit grenzt er sich klar von Fontshop & Co ab und verleiht seiner Schrift einen ganz exklusiven und natürlich begehrenswerten Charakter. Als Lizenznehmer wird man automatisch in den Gulliver Club aufgenommen. Unger gibt auf seiner Website Beispielpreise an, die mit Ausnahme der Gulliver für alle seine Schriftsätze gelten: So kostet eine Einzellizenz 100 Euro, die für fünf Arbeitsplätze gültig ist. Zehn Fonts für ebenso viele Workstations kosten 1390 Euro. Diese Verallgemeinerung macht die Schriftlizenzierung bei Gerard Unger einfach und weniger verkopft. Die Formulierung der Nutzungsbedingungen ist nicht so sehr juristisch, dafür persönlicher und menschlicher und sie lassen, zumindest augenscheinlich, Raum für Kommunikation. Unger legt Wert auf den persönlichen Kontakt mit seinen Kunden und bietet individuelle Lösungen in Form von Modifizierungen nach Maß an. Außerdem erläutert er dem Besucher seiner Homepage, warum die illegale Kopie von Schriften mit Diebstahl gleichzusetzen ist und schafft dadurch kommunikative Nähe. Gerade die Anonymität des Internets ermöglicht im Grunde erst die illegale Verbreitung von Daten. Dem versucht Unger auf humorvolle Weise entgegenzuwirken.

Gerard Unger beim kreativprozess.

Die Preise für die exklusive Gulliver gibt es lediglich auf Anfrage. Es gibt jedoch die Möglichkeit eine so genannte »Vorläufige Lizenz« für 500 Euro zu erwerben. Entschließt man sich dann zur tatsächlichen Nutzung, kommen weitere Kosten auf einen zu.

Luc de Groot, Virus Fonts und delton maag Ungers Kollege Lucas de Groot bietet maßgeschneiderte Fonts, wie er sie auch schon für zahlreiche Unternehmen gemacht hat, darunter die »taz«, »Der Spiegel« und Microsoft, für die er zwei Fonts für Windows Vista gestaltet hat. Außerdem bietet er modifizierte Versionen seiner Fonts und verbesserte

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Adobe-Schriften


VirusFonts, 1997 gegründet von Jonathan Barnbrook, und Barnbrook Design bieten das Besondere. Außergewöhnliche Schriftsätze für exklusives Designing, oder wie sie selbst über sich sagen: »experimentelle, innovative und nutzbare Fonts«. Seit neuestem bieten sie nun auch Webschriften an, was vielen Webdesigns zu »einzigartigem, esoterischem oder subversivem« Charakter verhelfen wird. So außergewöhnlich die Fonts aus der Schmiede von VirusFonts doch sind, so gewöhnlich geht es dann im Bereich der Lizenzierung zu. Es gibt keinerlei Abweichung zu bereits erwähnten Schrifthäusern und keine Besonderheiten der Lizenzierung. Einzige Ausnahme besteht in der Möglichkeit, einen favorisierten Font testweise herunterzuladen und ihn zur Gestaltung kostenfrei zu verwenden, bis man sich dann entschließt, die Schrift tatsächlich zu verwenden. Sobald die Arbeit dann veröffentlicht werden soll, fallen Lizenzkosten an. Delton Maag aus London hat kleine, aber feine Besonderheiten im Bereich der Lizenzierung vorzuweisen. Die Formulierungen variieren zwischen den einzelnen Unternehmen, die Bedingungen sind jedoch in der Regel dieselben oder zumindest ähnlich. Delton Maag weiß: »Die richtige Schrift für ein Projekt zu finden ist eine echte Herausforderung«, aber auch beim Kauf einer Schrift ist einiges zu beachten und es ist nicht minder wichtig, Lizenzüberlegungen in den Entscheidungsprozess für oder gegen eine Schrift einzubeziehen und entsprechend an den Kunden weiterzugeben. Delton Maag bieten dem Käufer Einzel-, Mulit-User-Lizenzen (MUL) und OEM (Original Equipment Manufacturer) Lizenzen, die sowohl gekauft, als auch geleast werden können. Die Kollektiv-Lizenzen von Delton Maag ermöglichen es außerdem auch Dienstleister mit einzufassen. Entsprechende Vereinbarungen sind allerdings mit dem Schrifthaus direkt zu klären, sie können nicht online abgewickelt werden. Das Schrifthaus bietet zudem, wie auch Gerard Unger Spezialanfertigungen. Benötigt der Kunde Änderungen am Schriftsatz, zusätzliche Schriftzeichen und Sprachen, sowie Formatänderungen, kommt einem das Unternehmen nach Kräften entgegen. Die oben erwähnten OEM-Lizenzen sind speziell für Kunden gedacht, die Kommunikationskonzepte entwickeln, die es nötig machen, eine Schrift weiterzuverkaufen, z.B. Mobilfunk- und Pay-TV-Anbieter. Hierbei gibt es je nach Einsatzbereich drei Klassifikationen. Es gibt die Möglichkeit, OEM-Lizenzen vierteljährig (pro Font), ganzjährig oder unlimitiert je nach Kundenstamm zu nutzen.

»3.2 Der Lizenznehmer stimmt zu, dass die Schriften-Software und die Dokumentation sowie sämtliche Kopien der Linotype GmbH gehören« Zusätzlich zu diesen Nutzerlizenzen bietet Delton Maag außerdem als besonde-

res Angebot die Aller Font Family unter einer kostenlosen Lizenz an. Für bis zu 25 Nutzer kann der Schriftsatz sowohl kommerziell, als auch privat lizenzfrei genutzt werden. Übersteigt die Nutzerzahl die 25 benötigt man eine kommerzielle Lizenz. Die im Jahre 2008 entworfene Schrift wurde vom gleichnamigen Verleger für die »Dänische Schule für Media und Journalismus« gesponsert und damit als lizenzfreie Schrift für den Nutzer möglich gemacht. Um das Lesen der dazugehörigen »Free Licence« kommt man dennoch nicht herum.

es geht auch anders

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Lizenzierung, Preise für Schriftsätze, Nutzungsrecht, Verträge und Paragraphen ‑ dass es auch anderes geht, zeigt Ellen Lupten mit ihrem Manifest für die freizugängliche und kostenlose Schriftkultur. Um Professorin Lupton vom Maryland Institute College of Art (MICA) in Baltimore hat sich ein Designer- und Typografen-Konglomerat geschart, das sich entschlossen hat, seine Schriften

lettering aus Wiesenblumen aus der schwäbischen ostalb, felicitas merz, april 2011

die Buchstaben beim Lettern nicht modular aufgebaut sind. Darum kann das Lettern individueller, dekorativer, unkonventioneller und ausdrucksstärker sein, als das Typedesign. Im Bereich des Letterings vermischen sich oft verschiedene Gestaltungsarten, wie Grafikdesign, Illustration und Typografie.

Konzeptuelle kreativität Die Werbebranche schreit nach neuen einzigartigen Formen, die mit den verschiedensten Werkzeugen entstanden sind. Das Lettering ist stark im Trend, da es weniger subtil ist als das Typedesign. Das individuelle Zeichnen und Gestalten von Buchstaben zieht die Aufmerksamkeit immer mehr auf sich. Fotos fehlt es oft an Indivisualismus, weshalb Designer handgemachte Buchstabenformen und experimentelle Alphabete kreieren, die immer auf einem konzeptuellen Hintergrund basieren und nach diesem auch gestaltet werden. Buchstaben sind funktional, aber ihre Erscheinung und Personalität reflektieren die kulturelle Umgebung für die sie gestaltet wurden. Sie können Emotionen wecken und sprechen durch ihre Form. In vielen Fällen zielen Designer darauf das Erscheinungsbild der Buchstaben genauso zu gewichten wie ihren

der visuelle ausdruck vonfür den kleinen und Textinhalt. So tauchen Designer verschiedene Fragen vor der Gestaltung der Lettern auf. Zum Beispiel, welche Mitteilung die Buchstabenform gedanken dem BetrachtergroSSen machen soll? Der Designer der Lettern hat sich vorher schon

darüber Gedanken gemacht, wo und wann die Buchstaben auftauchen und in welchem Zusammenhang sie stehen. Die starke Individualität des Lettering lässt den Stil des Designer wie seine eigene Signatur wirken. Schon in den 70er und 80er Jahren entstand aus dem Underground Lettern eine Verbindung zu dem Corporate Marketing. Die Band Velvet Underground produzierte zusammen mit dem amerikanischen Künstler Andy Warhol grafisch beeindruckende CD-Cover. Basierend war diese revolutionäre Entwicklung von der Erschaffung der neuen Designs zu Soft Drinks, Schuhen und Skateboards. Jedes Lettern basiert auf einem gewissen zu dem Produkt passenden System. Die typografischen Systeme sind Schauplätze von visuellen Regeln. Diese eingeschlossenen Systeme handeln durch die Definition ihrer Erscheinung, der Größe, der Charaktere und die Zusammenarbeit aller. Das Lettering und das Handwritig akzeptieren mehr elastische Beziehungen zwischen den Buchstaben. Da nur ein spezifisches Wort oder eine zentrale Aussage im Zentrum der Gestaltungsarbeit steht, entsteht mehr Spielraum für einen Designer das System nach seinen Vorstellungen zu definieren und ihm seinen Ausdruck zu verleihen.

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Varianten von bereits bestehenden Klassikern (so geschehen mit der Futura für Volkswagen) an, um sie besser den individuellen Wünschen seiner Kunden anzupassen. Einzellizenzen von LucasFonts gelten für einen Drucker und bis zu fünf Rechner. Damit ist es einem gestattet, Kopien für Servicebüros, Dienstleister oder Lieferanten zu erstellen, um seine Druckgeschäfte abwickeln zu können. Abgesehen davon, darf aber natürlich auch keine Weitergabe der Daten geschehen. In manchen Fällen muss bei der Publikation darauf geachtet werden, die Schriftquelle in einer bestimmten Form anzugeben. Außerdem weist LucasFonts auf einen wichtigen Punkt im Bezug auf das Verständnis von Typografie hin: Der Lizenznehmer verpflichtet sich, die Schrift wie jedes andere gestalterische Material, sprich ebenso wie ein Buch, eine Fotografie oder ein Musikstück zu behandeln. Typografie, darauf weist LucasFonts noch einmal speziell hin, ist ein zu schützendes und wertvolles Werk, das man mit entsprechendem Respekt behandeln muss. Im Bereich der Einbindung von Schriften ergeben sich bei diesem Schrifthaus kleine Besonderheiten: So ist es nicht gestattet, Schriften in Dokumenten eingebettet ohne Weblizenz online zu präsentieren. Für eine Veröffentlichung im Internet oder auf CD Roms beispielsweise reicht eine Einzellizenz nicht aus. Eine weitere Spezialität bei LucasFonts: Dem Nutzer wird das Recht eingeräumt, den Font für den persönlichen Gebrauch zu bearbeiten - was dieser persönliche Gebrauch genau bedeutet, wird nicht näher erläutert, hier empfiehlt es sich gegebenen Falls genauer nachzufragen – Weiterverkauf o.ä. ist jedoch strengstens verboten.


der trend zum lettering

alphabet aus maiskolben im acker gemüse als buchstaben drapiert auf einem holzbrett poster, zutaten: mehl, Butter, Sugar, eggs. Agentur happycentro

virusfonts bietet ganz besondere Schriftsätze. die lizenzierung selbiger ist trotzdem unspannend.

als Open Source Software anzubieten. Und das nicht nur zur kostenlosen Nutzung, sondern auch zur Weiterverarbeitung und -veränderung, vorausgesetzt, man ändert dann den Namen der Schrift. Luptons »Free Font Manifesto« präsentiert die besten, seriösen Quellen für kostenlose Schriften im Internet, um weltweite Kreativität anzuschüren und die Entwicklung einer typografischen Infrastruktur auf der ganzen Welt zu fördern. So sollen besonders auch in Dritte-Welt-Ländern Möglichkeiten zur typografischen Grundeinrichtung gefördert werden. Ein lizenzfreier Schriftsatz kann also auch als kleines Geschenk an die Menschheit und die Kultur verstanden werden und wer weiß, vielleicht werden schon bald mehr und mehr Software-Unternehmen ihre Nutzer mit solchen Kulturhäppchen beglücken. Nichts desto trotz, auch Ellen Lupton weiß, Schriften sind Ergebnisse langjähriger und harter Arbeit und deren Gestalter haben ein Anrecht auf rechtlichen Schutz des Werkes und entsprechenden finanziellen Ausgleich. Sie kann sich nicht vorstellen, dass irgendwann alle Schriftarten kostenlos zugänglich sein werden. Selbst wenn jeder Typograph auch nur einen Schriftsatz lizenzfrei zur Verfügung stellen würde, gäbe es für den ohnehin schon schweren Beruf des Schriftgestalters kein

Betätigungsfeld mehr. Daher ist Lizenzierung auch weiterhin wichtig und wertvoll, um die Kraft und Schönheit von Typografie zu gewährleisten. www.faces.co.uk mit Sitz in England arbeiten mit Linotype zusammen und haben auf ihren Internetseiten die goldenen Regeln der Schriftlizenzierung aufgeführt. Darin heißt es erstens: Font-Software wird lizenziert, nicht gekauft. Die Nutzung selbiger ist immer durch gewisse Faktoren limitiert. Zweitens: Ausgangspunkt der Lizenzierung ist das sogenannte End User Licence Agreement (EULA), die Linzenzvereinbarungen variieren jedoch je nach Einsatzgebiet. Drittens: Die Lizenz schließt das grundsätzliche Kopieren der Software mit Ausnahme von »service bureaux« aus. Viertens: Eingebettete Schriften dürfen online veröffentlicht, nicht aber bereitgestellt werden. Fünftens: Aus Schriften darf statisches Bildmaterial kreiert werden (z.B. gif-Bilder). Sechstens: Unerlaubterweise dürfen keinerlei Modifizierungen am Schriftsatz vorgenommen werden. Siebtens: Der Lizenznehmer haftet für illegale Verbreitungen der Schrift. Achtens: Bei Zweifeln, unbedingt nachfragen! Auch Ralf Herrmann befasst sich auf typografie. info mit dem »Mythos Schriftlizenzen - Alles, was

man wissen muss« mit der grundsätzlichen Vorgehensweise bei der Schriftlizenzierung und stellt fest, dass auch alte Hasen des Designgeschäftes immer wieder grundsätzliche Fehler machen. Er klärt, was Lizenzierung bedeutet, wer nutzungsberechtigt ist, wie es um die Wirksamkeit der Lizenzverträge steht und wie man die Lizenzkosten bestenfalls auf Designbüro und Kunde aufteilt. Zusammenfassend bleibt zu sagen: Weitläufige Unterschiede zwischen Fontshop & Co und dem typografischen Einzelkämpfer gibt es in puncto Lizenzierung nicht. Die Verträge sind sich im Großen und Ganzen sehr ähnlich, nur im Detail gibt es Unterschiede. Was folglich bedeutet: Um das Lesen des Kleingedruckten kommt man nicht herum. Ein Lizenzvertrag ist bindend, wie jeder Telefon-, Kaufoder Mietvertrag und nur wegen der Anonymität, die das Internet bietet, nicht weniger bedeutoder wirksam. Ist man sich dessen bewusst und handelt man danach, kann man nicht ungewollt in schwammige Bereiche geraten und ist bestens gegen unliebsame und teure Überraschungen gefeit.

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Über die letzten Jahrhunderte hat sich die Typografie zunehmend verändert und neu textualisiert. Sie ist nicht mehr nur ein statisches monotones Druckerzeugnis, sondern sie wird immer mehr zu einem Bild. Die Typografie wird zum Zentrum des Bildes gemacht und wird zum Subjekt, wie jedes andere Objekt auch. Sie wird als physisches Subjekt dargestellt und zeigt oft Schwere und Tiefe. So kann die Schrift auch mit ihrer Umwelt vermehrt in Aktion treten. Dieser Punkt macht es umso schwieriger die zeitgenössische Typografie zu definieren. Der Unterschied zwischen Typografie und Bild wird immer diffizieler und die Grenzen zwischen ihnen sind fließend. In den letzten Jahren fand eine Revolution im Bereich der Schrift statt, die von der Technologie ausging. Die Typografen und Designer haben immer bessere Werkzeuge und Möglichkeiten die Buchstaben digital zu verändern. Die Schrift kann, wie jedes andere Bild heutzutage auch verändert werden. Ein Buchstabe wird verzogen, auseinandergeschnitten oder farblich angepasst. Normalerweise kommentiert die Schrift ein Subjekt, welches sich in Form eines Bildes zeigt. Sie kommuniziert erklärende Informationen. Heute jedoch hat die Typografie zunehmend auch einen anderen Einsatz in der Interaktion mit ihrer Umwelt gefunden. Das Subjekt dieser Interaktion sind die Buchstaben selbst und sie machen auf sich selber aufmerksam. Die Schrift verschafft sich eine eigene, unabhängige Identität. Beim Lettern ist das Subjekt nur die Schrift. Die Rückkehr zum Handgemachten wurde in den letzten Jahren populärer. Es wird immer schwerer das Auditorium mit Computerarbeiten zu beeindrucken und die digitale Müdigkeit macht sich breit. Starre Formen in einer Schrift werden aufgelockert und durch Ungleichmäßige ersetzt. Das Handgemachte scheint für die Umwelt freundlicher zu sein und wird als weniger schädlich angesehen, da wir es mit der Natur verbinden. Es wird als angenehmer und vertrauenswürdiger empfunden. Der Müncher Designer Kai Büschl kreiert unkontrolliebares Lettern. Alles, bei dem er mit der Hand eingreift und es verändert stellt für ihn ein Lettern dar. Natürlich, sagt er, kann man es nicht bei jedem Auftrag einsetzen. Vorzugsweise findet es aber immer einen passenden Rahmen, wenn es um Freundschaften geht und wenn es, wie Kai Büschel sagt »menschelt«. Die praktische Anwendung steht beim Lettern im Vordergrund. Das Lettering kann dreidimensional sein und man benützt die unterschiedlichsten Materialien. Die Schrift wird zum physischen Objekt, erschaffen aus Legosteinen, Elektrokabeln, aus Blumen, Obst, Gemüse oder gar im Ofen gebacken. Die Schrift erhält Volumen und eine Öberflächenstruktur. Die neue Ära der Typografie ist geprägt davon, dass die Designer vermehrt Wert auf den Focus der Form legen und auch auf die Substanz des einzelnen Buchstaben. Höchste Authentizität und Lebendigkeit besitzt das Lettering, wenn Spuren der handwerklichen Entstehung, wie Pinselstriche oder Papierstrukturen für das menschliche Auge erkennbar bleiben. Manchmal lässt sich ein Lettering nicht von einer Satzschrift unterscheiden. Für eine Kampagne kann zum Beispiel der Produktname auf dem Produkt gelettert sein, der Text in der betreffenden Sprechblase jedoch ein Font sein, obwohl es nicht danach aussieht. Der Aufwand steht beim Lettern aber immer im Zentrum. Lettern heißt für Designer: Kürzere Projekte, an denen sie vielleicht jeweils eine Woche arbeiten. An Fonts arbeiten Designer wesentlich länger, meistens werden mehrere Schnitte über viele Monate entwickelt. Der Aufwand um das gewünschte Ergebnis zu erzielen ist allerdings beim Lettering viel höher. Jedoch wird das Lettering nur einmal für einen speziellen Werbeauftritt oder Kampagne eingesetzt. Ein weiterer relevanter Unterschied ist, dass


materialien, konzeptionen, formen, visualisierungen – das lettering

felicitas merz Der Begriff des Lettern ist weit umspannend. Den Ursprung besitzt das Lettern im Comic. Die Beschriftungen der Sprechblasen in den kleinen Geschichten nannte man so. Die zuständige durchführende Person war der Letterer, der Buchstabensetzer. Dieser zeichnete sowohl den Text, als auch die noch zusätzlichen Toneffekte in den Comic und entwarf konsequent das Logo eines Comics. Der Letterer kannte sich auch in dem Bereich der Kunst, der Kalligrafie gut aus und musste die Schriftart und die Schriftgröße dem jeweiligen Stil des Comics anpassen. Heutzutage werden nur noch sehr wenige anspruchsvolle Comics mit der Hand gelettert. Die großen Comicverlage nutzen dagegen, um Zeit und Kosten einzusparen, digitalisierte Comicschriften, um zum Beispiel die Sprechblasen in den Comics mit Text zu füllen.

Writing, Lettering or type? Es gibt viele unterschiedliche Ansichten, was man heutzutage unter dem Begriff des Letterings versteht. Lettering muss nicht immer handschriftlich aussehen und auch so gestaltet sein. Eine am Computer generierte Schrift ist ein großes Baukastensystem, das sich immer wieder von Neuem kombinieren lässt. Das Lettering dagegen wird immer nur für einen bestimmten Zweck kreiert und beginnt stets bei Null. Man besitzt eine große Freiheit und kann die Buchstaben beliebig modellieren, im Gegensatz zu einer Satzschrift. Der Designer Michael Hochleitner sagt zu diesem Thema »Lettern unterscheidet sich von Satzschriften, wie Knete von Legosteinen«. Kalligrafie und Lettering sind nicht identisch. Die Kunst des schönen und filigranen Schreibens ist handschriftlich und wird mit ein paar Strichen des Schreibwerkzeugs gemacht und setzt flüssige Striche. Die Hauptaufgabe des Buchstabens ist seine Lesbarkeit. Unabhängig davon ist er auch ein dekoratives Element, das je nach Proportion, genau wie ein Mensch, anmutig und elegant wirken kann. Von der Kalligrafie, der

geschriebenen Schrift, differenziert man die gezeichnete oder gemalte Schrift, welche als »Lettering« bezeichnet wird. Im Gegensatz zur Kalligrafie ist Lettering nicht an ein Schreibgerät gebunden, was unendliche Freiheiten beim Formen der Buchstaben bietet, vorausgesetzt formale typografische Fähigkeiten sind vorhanden. Das Lettering bildet seine Form und Erscheinung aus vielen Aktionen in der Handarbeit, wie zum Beispiel Strichen, eine Liebesnotiz im Baumstamm oder ein handgespraytes Graffiti. Lettern ist durch viele Aktionen konstruiert und verwendet die verschiedensten Werkzeuge und Prozesse. Es legt mehr Wert auf die visuelle Erscheinung des Textes und wird für eine bestimmte Anwendung designt und fokusiert sich mehr auf diese. Es katapultiert die Typografie in den Vordergrund und das Auge des Betrachters. Der Kontext beeinflusst hier das Erscheinungsbild. Der Designer verleiht jedem einzelnen Buchstaben eine Einzigartigkeit und zeigt so seine große Flexibilität und Kreativität, mit denen er auf einen Kontext auf eine Weise antworten möchte. Buchstaben können zusammengedrückt, aneinandergekettet, ineinander gespannt sein, um sich speziellen Räumen anzupassen. Wörter und Buchstaben bestehen aus den verschiedensten Materialien, von Stoff, Papier, Stahl bis hin zum Schokosirup. Ein Lettern mit Papier entwirft zum Beispiel die japanische Scherenschnittkünstlerin Hina Aoyama. Sie lebt in Paris und schafft dort fantastische und filligrane Scherenschnitte, die so feingliedrig und zerbrechlich erscheinen, dass sie kaum von Hand geschaffen sein können. Beim Lettern müssen die Buchstaben nicht für mehrere Einsätze wie beim Type funktionieren. Eine spezielle visuelle Erscheinung und Stimmung und eine raffinierte Idee im Hintergrund existieren. Der Stil muss gut zum Inhalt und Kontext passen. Type dagegen sind jederzeit reproduzierbare Charaktere. Ihre Palette ist fertig gestaltet aus Formen, die gleich aussehen. Dies ermöglicht die Reproduktion von gleichen oder ähnlichen Buchstaben, wie zum Beispiel digitale Charakteren einer Tastatur oder eines Stempels.

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buchstaben durch hände zum leben erweckt


Fachwerk 6 Interaktive typografie

Kommunizieren, Variieren Und interagieren Mit den Mitteln der MOdernen Technik

Quadratisch, Praktisch, Pixelbasiert – INteraktive Typografie

Typografische EIgenheiten Für jeden Designer birgt Screendesign, über das ich Ihnen einen Überblick der technologischen Differenzen zum Printmedium schaffen werde, eine Herausforderung. Gegenüber dem Printdesign, welches zum Zeitpunkt des Druckes fassbar gemacht wird, steht das Screendesign das beispielsweise nur durch Testdrucke bedingt fassbar gemacht werden kann. Diese sind allerdings in der Tat nur als Test nutzbar, da man im Screeendesign auf weit mehr als

Lesbarkeit achten muss. Zudem gibt es grundlegende, technische Unterschiede zwischen beiden Arten. Im Printbereich wird die subtraktive Farbmischung genutzt, dadurch ist geringerer Kontrast durch einen geringeren Farbumfang vorprogrammiert. Im Screenbereich wird im Gegensatz dazu die additive Farbmischung genutzt, hoher Kontrast durch stärkere Farben ist die Folge. Vorteile erhalten Printsachen dafür im Bereich Schärfe und Detailgenauigkeit. Hier stehen sich die Auflösungen 300dpi bis über 1200dpi im Bereich Print, und 72dpi bei normalen, standardisierten Röhren- LCD und TFT-Monitoren bzw. 96dpi bei diversen neuen Tablet-PCs, wie IPad oder WeePad, gegenüber. Hierzu muss allerdings noch gesagt werden, dass bei aktuellen E-Paper Readern wie dem Kindle von Amazon

auch schon bis zu 160dpi erreicht werden. Die Entwicklung geht zudem auch bei normalen PC-Bildschirmen in Richtung immer höherer dpiWerte. Dies ist vor allem für Medienschaffende wie Typografen und Grafiker von Vorteil. Höhere dpi-Werte schaffen gleichzeitig einen höheren Detailreichtum und eine größere Schärfe, wodurch beispielsweise Rundungen von Buchstaben oder feinste Härchen bei Grafiken erkennbar wären. Zudem besteht hier der Einsparungsfaktor, der sich immens verstärken würde, könnte man ohne das Testdrucken von Dokumenten auskommen, denn genau wie am Bildschirm, wenn dieser farbecht ist, würde das Druckergebnis aussehen. Ansonsten kommen die Feinheiten des jeweilig betrachteten Objektes nur durch starke Vergrößerung auf dem Bildschirm zustande. Dies penetriert

wiederum das Gesamtbild und speziell die erbrachte Aufmerksamkeit, die nun einzig einem isolierten Bereich des Ganzen zuteilwird.   Aus Mangel an den Möglichkeiten, die eine höhere Punktedichte mit sich bringt ist man dazu übergegangen Schriften auf verschiedene Weisen darzustellen. Angelegt sind Schriften grundsätzlich als Vektoren, die durch die Pixeldarstellung vergröbert und auseinander gerissen werden. Dem stellt man nun verschiedene Textrenderingsysteme entgegen, die versuchen Details, Genauigkeit und Form der Schrift möglichst treu zu erhalten bzw. einzuhalten.

Ich bin ein subpixel - sprich mich digital an. erfahre meine verschiedenen farbnuanzen in allen drei farebn. Ob das auch reicht?! Ja, so bekomme ich jedes zeichen weich!

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Christian Kleibert Wie in allen Bereichen der Typografie bestehen auch in der Interaktiven Typografie gewisse Differenzen im Bezug auf Struktur, Nutzungsmöglichkeiten und Auslegung der Schriftarten gegenüber anderen Medien.


Renderingmethoden Um die angezeigten Zeichen auf dem Monitor richtig darzustellen benötigt man bestimmte Prozesse, die für sich selbst auch verschieden arbeiten. Hinting, Anti-Aliasing, SubpixelRendering sind Methoden, die mitunter von Software, Hardware und den verwendeten Browsern abhängig sind. Dadurch wird auch das finale Ergebnis nicht voraussehbar.   Hinting gilt als eines der ersten technologisch angewandten Mittel um die vektorbasierten Zeichen der Fonts auf Pixelsysteme zu übertragen. Hierbei bestimmt die Renderingmethode Hinting, welche Pixel für das Zeichen in der jeweiligen Schriftgröße von Bedeutung sind. Diese Pixel werden an einem Raster ausgerichtet Zudem werden die Helligkeiten der umstehenden Pixel angepasst, um ein weicheres- und genaueres Schriftbild zu erhalten. Allerdings kann durch das unterschiedliche Rendern bei

unterschiedlichen Schriftgrößen eine erhebliche Differenzierung vom Orignialfont entstehen. Bei der Unhinted Methode entstehen bei der Rasterung des Fonts teils verschwommen und gestreute Pixel, die das Schriftbild diffus erscheinen lassen. Dank neuer Technologien und der steten Verbesserung der Monitore, ist es seit dem LCD-Monitor möglich, das Subpixelrendering zu nutzen. Durch deren Möglichkeit, die einzelnen Pixel genau anzusprechen wird es möglich, die einzelnen Bestandteile anzusprechen. Der Pixel besteht aus einem roten, grünen und blauen Teil, den so genannten Subpixeln. Deren Helligkeit kann einzeln gesteuert werden. Das Auge mischt zwar alle drei Farbteile zusammen, doch mit den verschiedenen Helligkeitsstufen kann dem Pixel ein Farbgewicht gegeben werden.   Antialiasing ist eine weitere Möglichkeit verschieden scharfe

Subpixel rendering standart rendering hinted rendering unhinted rendering

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Schriftbilder mit verschiedenen Variablen im Schriftbild zu erhalten. Denn normalerweise klotzige Pixel sind durch den Einsatz von spezieller Software erweiterbar. Halbtransparente Pixel machen das Bild »smooth«, die Kurven werden weicher, Feinheiten können herausgearbeitet werden. Für Röhrenmonitore wird diese Methode empfohlen. Verbesserungen können beispielsweise mit der Software Photoshop erzielt werden. Hier kann das Ergebnis vollkommen durch den Autor beeinflusst werden. Es gibt in dieser Umgebung fünf Voreinstellungen für Anti-Aliasing. Sofern man kein Anti-Aliasing nutzt, sollte beachtet werden, dass Text am besten zwischen neun und achtzehn Punkt Größe verwendet wird, denn es werden keine Subpixel zur Verbesserung genutzt. Unterhalb der Schriftgröße neun kann die Schrift schnell undeutlich werden, über achtzehn zu kantig beziehungsweise zu eckig. Man hat in Photoshop

Fachwerk 6 nahrung und schrift Alnatura selection-reihe

Zusammenfassung Nicht nur die richtigen Farben und Bilder, sonder vielmehr die Auswahl und Ausrichtung der Schrift können über den Erfolg eines Produktes in der Lebensmittelbranche entscheiden. Auch wenn viele Firmen möglichst viele Bilder benutzen kann doch gesagt werden, dass ein bekanntes Produkt nicht darauf angewiesen ist, wohl aber doch auf eine aussagekräftige Typografie. Je bekannter ein Produkt und je namhafter der Name ist, desto mehr erfolgt eine Konzentration auf die Typografie. Heutzutage besteht solch ein Drang im Konsumwettkampf, sich zu behaupten, dass bei der Verpackung immer ausgefallerne Strategien angewendet werden. Die Schwierigkeit, möglichst viele Vorzüge des Produktes in einer übersichtlichen Art und Weise auf die Verpackung zu bringen, wird nicht von allen meisterhaft gelöst. Trotzdem ist ein allgemeiner Trend zu beobachten, der dahin führt, dass klare Botschaften mit wenig Überflüssigem bevorzugt werden. Auch dem Verbraucher ist ein sauberes Erscheinungsbild immer wichtiger. Unbezweifelbar wird die bewusste Verwendung von bestimmten Schriften auch eingesetzt, den Verbraucher zu täuschen. Deutlich wurde dies in den Anfängen des Öko-Booms, als noch keine wirklichen Richtilinien die Bezeichnungen kontrollierten. Einige Firmen setzten da z.B. grüne Schriften ein um eine gewisse Nähe zur Natur zu demonstrieren. Auch der Name eines Produktes kann,

verbunden mit einem ausgewählten Font dazu führen, dass mehr mehr gesund vermittelt wird, als drinn ist. Wenn eine Verpackung überladen ist mit Farben, Bildern und Schrift ist die Botschaft doch auch, dass das Produkt überladen ist - z.B. mit schädlichen Zusatzstoffen. Gerade bei Lebensmitteln haben die Firmen eine gewisse Verantwortung den Verbraucher aufzuklären, was er da in sich einverleibt. Generell ist jedoch erstaunlich, welch großen Einfluss die Schrift auf unsere Produktauswahl hat. Vielleicht ist der Leser nun auf den Geschmack gekommen, mehr auf die Buchstaben zu achten. Entdeckt werden kann dabei so manches, dass vielleicht sogar kostbare Anregungen bietet oder auch neue Erkentnisse zum Produkt. Und auch wenn die Gestaltung eines Produktes vielleicht nicht sehr gelungen sein mag, so gilt zur Not immer noch folgende Weisheit: »Nach einem trefflichen Mittagessen ist man geneigt, allen zu verzeihen« (Oscar Wilde). Wohl bekommt’s!

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A - Einmal Aliased, einmal Anti-Aliased

eine Möglichkeit die Schrift als Bild umzuwandeln und sicherzugehen, dass diese nicht mehr durch Browser und die Systeme verändert werden kann. Probleme sind hierbei die unterschiedlichen Größen der Zeichen, die beim Rendern entstehen. Gleiche Zeichenhöhe beim Rendering von dreizehn Punkt und vierzehn Punkt Schrift sind Möglich, bei gleichzeitig unterschiedlicher x-Höhe.   Die Einstellung »Scharfes Rendering« in Photoshop produziert sehr scharfe Zeichen und hält sich stark an das Pixelraster. Das Scharfe Rendering ist teilweise so stark darauf fixiert, nur das Pixelraster zu bedienen und nicht ein konformes Schriftbild zu erzeugen, sodass diese Einstellung dazu führen kann, dass teilweise die Feinheiten der Zeichen abgeschnitten werden. Dies tritt vor allem bei Serifen auf, wobei die Software dazu neigt, auch feine Bäuche von Kleinbuchstaben sehr grob zu arrangieren. Die Einstellung »Crisp« erhält Großteils das Erscheinungsbild des genutzten Fonts. Ein weiterer kleinerer Vorteil ist die qualitativ hochwertige Bearbeitung von verschwommenen Schriftteilen, die oft bei kleinen Schriftgrößen und dünnen Fonts zu Tage treten. Durch die Bearbeitung werden Feinheiten so gestärkt, dass sie klar erkennbar werden. Photoshop‘s Einstellung »Strong« gibt den Zeichen des Fonts zusätzliches Gewicht. Die Zeichen werden eher dicker gemacht, als dass sie zur Anpassung aus transparenten Pixeln bestehen. Dadurch werden sie auch schwer und ergeben ein massiveres Schriftbild, als es eigentlich vorgesehen war. Photoshop‘s Einstellung »Smooth« orientiert sich beim Rendern am ehesten an der Originalschrift. Das Schriftbild wird nicht allzu sehr geschärft, aber doch annähernd zur besseren Lesbarkeit gerendert. Mehrere Technologien kommen mittlerweile bei OpenType Fonts zum Einsatz. Hier werden gleichermaßen Subpixelrendering und Anti-Aliasing für das Rendering des Fonts genutzt.


Fachwerk 6 Interaktive typografie

im Alltag umgehen muss. Verschiedene Systeme können möglicherweise nur verschiedene Schriftarten anzeigen oder es sind nur vereinzelt standardisierte Schriftarten vorhanden. Verschiedene Browser könnten die Schriftarten selbst unterschiedlich anzeigen und sogar zur Unkenntlichkeit abstrahieren. Die Einstellungen der User müssen immer in Betracht gezogen werden, obwohl man nie genau weiß- und wissen kann, was ihr System ist, und wie ihre Einstellungen bezüglich der Bildschirmnutzung geartet sind.   Im Webdesign liegt das Hauptaugenmerk neben der grafischen, zu 90% auf der typografischen Gestaltung. Erst diese lässt den User Informationen erhalten die beim Lesen schonend für die Augen, dabei attraktiv und schnell erfassbar sind. Hierzu gibt es zwar schon standartisierte- und etablierte Schriftamilien wie Verdana, Arial und einige Weitere, die in den meisten Systemen von vorneherein integriert sind, doch man wäre nicht Designer, würde man sich mit den Grundmitteln zufrieden geben. Bis dato gab es die Möglichkeiten vorhandene Standartschriften per Javascript und Flash mit externen Schriften zu ersetzen, die nicht jeder Nutzer integriert auf seinem System hatte. Hierzu musste Java aktiviert und Flash installiert sein, was die Usability natürlich immens einschränkte. Wegweisend für diese Methode ist SIFR (Scalable Inman Flash Replacement), ein von diversen Webdesignern entwickeltes utility tool . Dieses ersetzt nach dem Einbinden des zu nutzenden Fonts in Flash, bei Bedarf den standartisierten Font auf der Website. Dort wird beim Vorgang des Ersetzens zu Beginn eine normale html-Datei im Browser Ihrer Wahl geladen. Mit einer Javascriptfunktion wird abgefragt ob Flash installiert ist und es vvvwerden benötigte tags, ids or css-Klassen analysiert, die die Information beinhalten, was ersetzt wird und mit welchem Font. Im Falle des Fehlens von Flash oder Javascript wird der zu

Auch bei einer weiteren Produktreihe – Alnatura Selection – wurde das hervorragende Design in den höchsten Tönen gelobt. Während wir bei »Origin« den handgemachten und ursprünglichen Touch haben, werden bei Selection klar die Geniesser mit gehobenem Anspruch angesprochen. Hinter dunklem Hintergrund haben wir eine klare und serifenlose Schrift über einem ansprechenden Bild. Dies macht deutlich, dass die Bio-Branche einen großen Schritt vorwärts gegangen ist. Die Produkte sind nun nicht mehr unbezahlbar und nur was für alteingesessene Alternative. Mit dem Aufkommen des Öko-Booms der letzten Jahre hat sich auch das Verständnis zur Gestaltung der jeweiligen Produkte grundlegend verändert. Das Design und die Aufmachung ist für das Hängenbleiben des Blickes zuständig und darüber hinaus für die Gewinnung des Kunden. Eine einheitliche Identity hat dafür gesorgt, dass auch die BioLebensmittel beim Verbraucher ganz oben auf die Einkaufsliste kommen. Der erste Schritt dazu war das Erreichen einer gewissen Akzeptanz. Wenn ein neuer Trend auf den Markt kommt, wird er – so ist nun mal die Natur des Menschen - erst einmal kritisch betrachtet. Bei der richtigen Herangehensweise - sprich dem bestmöglichen Einsatz von Schrift und Farbe - kann diese anfängliche Skepsis jedoch in Interesse und schlieslich in Akzeptanz umgewandelt werden. Trotz dem gewandelten Erscheinungsbild besteht weiterhin ein großes Interesse darin, sich von den konventionellen Produkten abzuheben. Während BioProdukte aus Supermärkten versucht sind, ein massentaugliches Design aufzusezten – z. B. mit auffallend grünen Verpackungen – versuchen andere Firmen durch klares und schlichtes Schriftbild und wenige Elemente aufzufallen. X19619930064

Alnatura origin-reihe Bio-sonne von norma

re Methode des Ersetzens von Text ist, die noch dazu etwas langsamer funktioniert und nicht so kompatibel ist, wie diverse anderen Möglichkeiten. Doch man muss etwas Positives hervorheben, nämlich die Tatsache, dass man dem entstehenden Flashfilm, den Text wie gewohnt durch Markieren und Kopieren, entnehmen kann.   Nun gibt es zwar schon seit CSS2 die Möglichkeit mit dem Befehl »@fontface« auf andere, webbasierte Schriften zu verlinken und somit Standardtext zu ersetzen, doch kaum ein Browser unterstützte dies. Mittlerweile haben die meisten Browser seit CSS3 auch den Code zur Nutzung des Befehls »@fontface« , womit das Importieren von Fonts durch Einsatz der Font-URL sehr breit gefächert bei den Nutzern ausgeführt werden kann.   Eine andere Alternative bietet der Internetriese Google mittlerweile ganz umsonst an. Mit der Google-API (Application Programming Interface) wird es den Programmierern und Designern erleichtert, externe Schriften, außerhalb des einzelnen Usersystems, webbasiert auf Seiten einzubinden und vor allem systemunabhängig anzeigen zu lassen. Hierfür hat Google zusätzlich diverse Schriften gekauft und entwickeln lassen, die man nun kostenlos verwenden kann. Diese müssen aber nicht nur Fonts für Überschriften oder Unterüberschriften sein, sondern können partiell auch für Fließtext verwendet werden, da sie gut lesbar sind, wenige spezielle Feinheiten haben und somit prädestiniert sind für Veränderungen des Schriftbilds, abseits der normalen, websicheren Palette von durchgehend verwendeten Fonts.   Um die technische Seite der Google-Webfont-API näher zu betrachten muss man bei HTML und CSS anfangen, den Grundbausteinen moderner Websites. Cascading Style Sheets, zu deutsch- Kaskadierende Formatvorlage. Es handelt sich um eine Sprache zur Definition von Formateigenschaften einzelner HTML-Elemente. Erst mit diesen ist es möglich den Dokumenten ein geschliffenes Aussehen zu verabreichen. Eingaben wie »Überschrift Nr.1 immer fett - in Helvetica und in Versalien«, wären ohne CSS gar nicht möglich oder nur mit weiterem Mehraufwand zu bewältigen, wobei die Befehle einmal eingegeben für jede HTML-Seite übernommen werden können, solange man dieser die CSS-Datei zuordnet. Hier liegt nun auch der Ansatzpunkt für die API-Technologie. Mit dieser Technologie werden Teile der CSS-Dateien partiell oder ganz ersetzt, wobei final nur die Schriftarten neu geladen werden. Nützlicherweise kann man unter einer API-Einheit auch weitere Fonts nutzen. Für Gestalter die beruflich damit konfrontiert sind gibt es weitere Vorteile da, die APIs einen weit größeren Umfang haben, als auf rein typografischer Ebene. So können auch Andwendungen wie GoogleMaps und GoogleEarth unter eine Programmieroberfläche zusammengefasst werden. Somit kann man diese Anwendung getrost als nutzerfreundliches Allround-Paket bezeichnen. zwei verschiedene Fonts aus googles Font library. MIchroma und Oswald by Vemon Adams

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<html> ersatzfonts und Webpersonalisierung <head> Designer haben immer wieder mit limitierten Möglichkeiten und Restriktionen ersetzende Text in einem websicheren Font angezeigt. Wenn Flash verfügbar ist, type=“text/ bezüglich der Nutzung verschiedener Schriftarten zu kämpfen. <link rel=“stylesheet“ werden die Textinhalte gescannt, die umgewandelt werden sollen. Ist das Bemessen Welche Schrift passt am besten zu bestehenden Inhalten, soll die wiederzugebende abgeschlossen, wird über die Zieltexte ein Flashfilm gelegt und in diesen die Zeicss“ Schrift sicherheitshalber eine etablierte, websichere und verfügbare sein? href=“http://fonts.googleapis. Will man chen des Originaltextes aufgenommen. Dieser wird dann mit einem ActionScriptlieber etwas spezifischeres, ausgefalleneres, anschaulicheres - damit verbunden Befehl im gewünschten Font auf 6 Pt gerendert und zur gewünschten Größe allerdings auch risikobehafteteres? Dies sind nur einige dercom/css?family=Tangerine“> Fragen, mit denen man heraufskaliert. Nun muss dazu gesagt werden, dass dies eine etwas rechenintensive-


Eigenhändige Erstellung von Schriftschnitten mit fontstruct Typetester - Tool zum simultanen Testen verschiedener fonts

Alkohol kommt ohne bilder aus... Es gibt eine große Produktsparte, wo fast auschließlich nur typografische Elemente zur Wahrung der Alleinstellung eingesetzt werden. Wie sollten schließlich alkoholische Getränke groß mit Bildern punkten? Whiskey, Rum, Wein,... Viele dieser Getränke bauen auf gut-klingende Eigenschaften wie Tradition, im Fass gereift oder würdig klingenden Brauvätern. Verbunden mit edlen Etiketen und rustikalen Flaschen wird ein einzigartiges Flair hergestellt, das unter anderem dafür gesorgt hat, dass diese Getränke gerne in Filmen und der Literatur eingesetzt werden. Oft sorgt das Erscheinungsbild des Aufdruckes für eine gewisse Unübersichtlichkeit, gut zu sehen bei dem Bickham gerendert im Browser Safari 4 Gleiche Schriften werden in verschiedenen browsern unterschiedlich angezeigt. Firefox 3

Musterbeispiel dafür, wie sich ein Konzern einen Namen machen kann, dessen Schriftzug schließlich auf dem ganzen Erdball bekannt ist. Nach diesem Streifzug zu den Getränken widmen wir uns schlieslich noch einer weiteren Sparte zu: den Bio-Lebensmitteln. Wie setzen hier die Marken Logos und Typografie ein? Nun, erstmal wird hier gerne mit weniger Stilmitteln gearbeitet, um den Eindruck von Natürlichkeit und „selbstgemachtem“ aufrechtzuerhalten. Aber der Bio-Bereich selbst ist mittlerweile schon so ausgereift, dass auch hier Unterschieden werden muss. Seitdem man »öko-logisch« auch im Supermarkt einkaufen kann, hat sich auch an der Publizierung einiges getan.

FONT tools Font Tools erlauben deren Nutzer das Ausprobieren verschiedener Möglichkeiten im Bereich Typografie. Beim Grid-Calculator.com Stehen mathematische Berechnungen für Layout und Anordnungen von Elementen im Vordergrund. Bei der Berechnung von Rasterungen gibt es die Einstellmöglichkeiten für die Fontgröße, Anzahl der Rasterzellen, die Rasterzellengröße, der Größe für den Raum zwischen den einzelnen Rasterzellen. Die Rasterzellengröße variiert automatisch je nach eingestellter Fontgröße. Für den Nutzer ergeben diese Möglichkeiten ein einfaches Ausprobieren und Berechnen der angedachten Rasterung für ein beliebiges Projekt.   Der Typetester.com bietet dem geschätzten Besucher viele variierende und weitreichende Möglichkeiten zum einfachen Testen von Textanordnungen und Gestaltung im Bereich Webdesign. Es bestehen die Font-Kategorien »Fontswebsafe« und »Fonts-kostenpflichtig«. Somit können sowohl die standardisierten und etablierten Fonts, als auch sehr individuelle Fonts genutzt werden. Änderbar sind die Größe des Fonts, die Zeilenhöhe , die Zeichenlaufweite, die Bündigkeit, die Wortlaufweite, die Farbigkeit des Textes, aber auch die mögliche Hintergrundfarbe und die Dekoration, wobei hier das Unterstreichen, oder Durchstreichen gemeint ist. Diese Möglcihkeiten können in drei Spalten getestet werden, wobei es sehr praktisch ist, ein einfaches Übetragen der Einstellungen von einem auf die beiden anderen Testspalten zu ermöglichen. Für das Testen der Einstellungen sind schon typische Testsätze wie »the quick brown fox«, eingetragen. Die Eingabe eigener Texte ist aber auch möglich. Bildschirmtauglichkeit und Internettauglichkeit der Fonts werden somit einfach zu testen, direktes Einbinden der Schriften in CSS ist ein weiteres Gimmick. Diese werden durch das Kodieren in diesem Tool allerdings nur auf einer Website angezeigt, wenn die Fonts auf dem eigenen System vorhanden sind.   Explorationsintypography.com funktioniert ähnlich dem Typetester. Veränderung von Text mittels einer Toolbox wird hier erreicht. Werte können für die Größe, Zeilenhöhe, Bündigkeit, einrücken, ausrücken geändert werden. Auch hier sind wieder verschiedene Fonts nutzbar. Die verschiedenen Fontfaces enthalten Zusatzinformation über die Schrift selbst, wie beispielsweise den Erfinder oder für welchen Zweck die Schrift ursprünglich entwickelt wurden. Zudem enthält diese Zusatzinformation einen Link zum Kauf der Schrift. Bei Gefallen wird man also direkt zum vertreibenden Fontshop geleitet.

Whiskey Jack Daniels. Doch genau das ist in diesem Fall nicht unbedingt störend. Wem einmal eine alte Zeitung aus den Anfängen dieses Mediums in die Hände gelangt ist, findet ein Gedrängel von Buchstaben vor, dass einem die Angst überkommt, ständig Zeilen zu überspringen. So auch das Label des besagten Whiskeys. Vor lauter Zeichen, Linien und Buchstaben - Leztere in vielfacher Größe und Fontauswahl - weis das Auge nicht, wo es zuerst hinschauen soll. Aber gerade dies ist eventuell ein Grund für den Geniesser, sich die Sache erstmal genauer anzuschauen, die Flasche zu bewundern und zu drehen und noch einige Details zu entdecken. Vor Allem geschwungene und mit Serifen versehene Schriften kommen bei besagten Getränken zur Anwendung. Gerne auch mit Gold geschmückt und einem auf Alt getrimmten Etikett. Nicht immer führt das zur beabsichtigten Stimmung, einige Marken übertreiben es hin und wieder mit den Schwingungen der Buchstaben, zu lasten der Lesbarkeit. Kann aus der Analyse noch ein verallgemeinender Satz konstruiert werden? Hier ein Ansatz: Je bekannter ein Produkt oder eine Firma ist, desto weniger werden Bilder benötigt und destomehr erfolgt eine Konzentration auf die Typografie. Benötigt irgend ein Mensch auf dieser Erde ein Bild, damit er weis was mit Coca-Cola gemeint ist? Das Zuckergetränk Nummer 1 dieser Welt ist ein

Während also einige Anbieter versuchen, das Etikett »von Oma handgeschrieben« zu vermarkten, gehen andere in die Richtung professionelles Design wirken zu lassen, damit mehr Verbraucher auf die Bio-Schiene kommen. Auf ein gutes Beispiel möchte ich hier sehr gerne weiter eingehen. Die Marke Alnatura ist manchem Leser vielleicht schon besser bekannt. Vertrieben unter anderem in den DM-Drogerie-Märkten besitzt sie auch in einigen Städten schon eigene Märkte, wo sie ihre Lebensmittel vertreibt. Das Konzept stimmt hier nicht nur bei der Organisation, sondern auch bei der Umsetzung des Designs. Bewiesen haben dies nicht nur steigende Verkaufszahlen. Ein klares und Einheitliches Erscheinungsbild mit unterschiedlichen Produktzweigen sorgt auch zu einem positivien Eindruck beim Kunden, der sich gerne auch von ansprechender Verprackung leiten lässt. Oft wird der Geschmack zudem in nicht unerheblichem Maß von der Erwartung des Verkosters geprägt. Vom Design besonders ansprechend ist die Alnatura »Origin«-Serie. Dies führte zu einem bewährten »red dot«-Designpreis. Die Begründung der Webseite: Handwerklichkeit und Authentizität soll das Verpackungsdesign der qualitativ hochwertigen Alnatura-Lebensmittel ausdrücken. Gelöst wurde diese Aufgabe über ein schlichtes Etikett mit handgezeichneten Obst- und GemüseIllustrationen sowie einem Herstellernachweis in Form einer Landkarte. Diese visualisiert die Ursprungsgarantie und lädt dazu ein, die Herkunft des Produktes im Internet weiterzuverfolgen. So wird glaubhaft kommuniziert, dass die Zutaten der Produkte direkt auf einem toskanischen Landgut angebaut und naturbelassen verarbeitet werden.

Jack Daniels Wer kennt es nicht? Coca-Cola Chilenischer Wein Santa emma

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Das Typekit ist eine weitere Website zur einfachen Anwendung externer Fonts auf Webseiten und weiteren Publikationsmitteln wie Wordpress. Hier gibt es eine große Auswahl an Fonts von diversen Typografen und Typografiestudios wie FontFont und Adobe. Als großer Mehrwert können zudem kundenspezifisch verschiedene Fonts unterschiedlicher Typografen und Studios angefordert werden, um sie in die Bibliothek aufzunehmen. Danach stehen die jeweiligen Fonts für die Kunden online zur Verfügung und können, mit jeweiliger Bezahlung wie bei diversen anderen Webfontanbietern, gewünschte Texte ersetzen. Weiterhin beherbergt die Webseite Typekit.com ein Interface für den direkten Vergleich verschiedener Fonts. Ein einfaches Instrument für schnelle typografische Entscheidungen. Leider ist es nicht möglich auf den genauen technischen Ablauf innerhalb der Skripte einzugehen, da diese Informationen natürlich unter Verschluss gehalten werden. Diesbezüglich haben die einzelnen Anbieter sicherlich die gleichen Grundbausteine, aber auch ihre eigenen Logarythmen für die vielen unterschiedlichen Berechnungen, die zur Fontskalierung und Visualisierung notwendig sind. Dennoch kann man sagen, das die Techniken für das Ersetzen der Texte, das Skalieren und Einbauen der Webfonts ein weiterer Schritt vorwärts in die digitale Unhabhängigkeit für Gestalter ist, frei von der Bürde statischer Systemfonts.


Anführungsstriche seine eigene Schrift und wird oft auch individuell beworben. Zusammenfassend kann also gesagt werden, das eher auf die Anpreisung des jeweiligen Lebensmittels geachtet wird, als auf die Einhaltung von Firmen-Layout-Richtlinien.

Was macht dann aber gute Schriftgestaltung in der Nahrungsmittelverpackung aus? Um diese Frage befriedigend beantworten zu können,

Der Trend, Lebensmittel als „quietsch bunt“ und im Plastik-Design darzustellen, ist jedoch nicht nur bei Nestlé zu finden. Viele große Konzerne haben bei dieser Bewerbung des Produktes bemerkt, dass

die alte, unten die aktuelle Version des mars-schriftzuges. die neue version von capri-sonne, unten links die alte

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muss zuerst unterschieden werden, welche Absichten die produzierende Firma verfolgt. Nestlé benutzt generell andere Schrift auf der Verpackung als ein Produkt von Demeter. Ein erster Schritt besteht also darin, eine Firma oder Organisation, die buchstäblich mit Lebensmitteln ihr tägliches Brot verdient, in eine Kategorie einzuteilen, um im Folgenden zu analysieren, ob die Schrift auch zu dem Produkt und der Firmenphilosophie passt. Vielleicht ist es keine schlechte Idee, sich für diesen ersten Schritt der Analyse einmal die weltgrößte Nahrungsmittelfirma der Welt anzuschauen. Mit einen Umsatz von 107,6 Milliarden Schweizer Franken 2009 und einer riesigen Produktpalette entsteht ein großes Interesse daran, wie der gigantische Konzern Nestlé seine Nahrungsmittel anpreist. Zu einer Stellungnahme war die Pressestellung des Konzerns bei einer Anfrage nicht bereit. Doch nichtdestotrotz kann man sich anhand der Verfügbarkeit der vielen Produkte einen Gesamtüberblick verschaffen. Das erste Ergebnis der Analyse zeigt, dass außer dem Logo und kräftigen Farben keine einheitlichen Stilmittel zu finden sind. Jedes Produkt hat sein eigenes Erscheinungsbild,

es einer großen Anzahl Kunden gefällt. Ein Grund liegt vielleicht auch in der unbewussten Botschaft, dass es keiner großen Vorbereitung bedarf, das Produkt zu verzehren. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Tastsache, dass ein beobachteter Trend zu einer allgemeinen Stilisierung führt. Selbst bei Firmen, die das vorgehende Konzept des hohen farblichen Kontrastes einsetzen. Gerade hier kann gut auf die Typografie eingegangen werden, da nun vermehrt

auf Lesbarkeit geachtet wird, zum Nachteil von effektvollen Schriftbildern. Die Vorgängerversion der Capri-Sonne macht dies deutlich.

liegt eine bewusste täuschung des verbrauchers vor? Ein Artikel der Welt-Online mit dem Titel »Eine ehrliche Haut verkauft sich am besten« behandelt das Thema Verpackungsdesign. Ein Zitat des Japaners Taku Satoh wird dabei erläutert: Eine Verpackung solle dem Produkt keinen Zusatznutzen hinzufügen, sondern besser eine Verbindung zum Inhalt herstellen. »Überflüssige Elemente im Design könnten dem Kunden eine falsche Botschaft vermitteln«, meint Satoh. Die Verbraucher verlangten heute nach einer klaren Bezeichnung des Inhalts, »sonst stellen sie den Konsum solcher Produkte mit missverständlichen Verpackungen einfach ein«. Dies mag bei nicht essbaren, praktischen Dingen der Fall sein. Doch ist dem in der Nahrungsmittelbranche so? Stellt der Kunde wirklich den Konsum eines Produktes ein, wenn er merkt, dass das Angepriesene in einer anderen Qualität, Form oder Farbe ist? Allgemein ist diese These nicht unwahr. Doch im Bereich Nahrungsmittel gibt es wohl viele Hinweise, die auf ein oft blindes Vertrauen des Kunden in die Lebensmittel deuten.Wieso sonst verkaufen sich ausgerechnet jene Waren so blendend, deren Inhaltsliste so lang ist, dass ein Vergrößerungsglas äußerst nützlich wäre? Eine Mitschuld - da bin ich mir sicher - sind neben der profesionellen Werbung die richtig (richtig im Sinne von systematisch, gut überlegt) eingesetzten Elemente Farben, Bilder und Schrift. Gibt es Verpackung, die ohne Schrift auskommt? Wohl nicht. Möglich ist jedoch das Unterscheiden der Umschließung einer Ware ohne Bilder und nur mit Schrift.

Anführungsstriche Anführungsstriche

Einstellungsmöglichkeiten in dem Wordpress-plugin automatisiertes Ersetzen der Zeichen

Fontstruct.com wird von fontshop.de gesponsert. Hier kann man umsonst Fonts selber bauen. Ein schnelles und einfaches Handling und somit ein einfaches und nutzerfreundliches Erschaffen des eigenen Fonts aus geometrischen Formen kann somit schnell von statten gehen. Die verschiedenen geometrischen Formen wie Polygone, Quadrate oder Kreise werden an einem Raster ausgerichtet, wie man es auch in professionelle Fontsoftware findet. Fontstruct generiert nach Beendigung der Schrifterzeugung einen hochqualitativen TrueType Font zur sofortigen Nutzung. Bei diesem Font Tool steht der Spaßfaktor im Vordergrund. Spielerisch wird zum Ausprobieren angeregt um einfach und effektiv ein Ergebnis zu erhalten.   Elmastudio.de hat sich zur Aufgabe gemacht, sinnvolle Erweiterungen im Bereich der Wordpresstypografie zu finden und zu Verbreiten.Verbessert wird hier mit dem WordPress-Typografie-Plugin. Standartmäßig sind die Texteinstellungen auf Wordpress ausreichend für den Normalnutzer eingestellt, doch bei diversen Feinheiten wie Anführungszeichen und Umbrüchen, stößt man recht schnell an die Grenzen der Einflussnahme von Seiten des Benutzers. Neue Möglichkeiten entstehen zum Beispiel bei der Silbentrennung. Unschöne Lücken im Fließtext durch Umbrüche können den genutzten Text oft schlechter lesbar machen. Hier kann der Nutzer nachhelfen indem er mit Hilfe des Plug-Ins die Sprache einstellt, die gewünschte Trennung bei bestimmten Silben angibt, wie viel Zeichen ein Wort haben muss um getrennt zu werden und noch vieles mehr. Die Nutzung von Sonderzeichen wird erleichtert, da viele

Volkommene kontrolle über die abstände

dieser Zeichen bisher noch nicht standardmäßig in WordPress integriert sind. Verschiedene Anführungszeichen wie im oberen Bild sind verfügbar um die Einstellungen um multiple Details zu erweitern.   Browsershots.org ist ein wahres Schlaraffenland im Bezug auf das Testen von verschiedenen Systemeinstellungen, ohne das man die genutzten Systeme selbst pysikalisch ansprechen muss. Die Testseite simuliert verschiedene Systeme und verschiedene Browser, die man frei mit markierten Kästchen wählen kann. Durch Eingabe einer URL wird man auf die jeweilige Seite geleitet und sieht diese nun mit den gewählten Einstellung durch die Sicht des jeweiligen Browsers. Dies ist unverzichtbar um Onlineinhalte gemäß den Kundenwünschen und den Anzeigefähigkeiten der Nutzer zu optimieren und für jeden zugänglich zu machen. Font Tools sind somit eine unumgängliche Essenz des Gestalterdaseins, die den täglichen Arbeitsablauf ungemein vereinfachen können. Wie bei Fontstruct kann man sich aber natürlich auch als Laie hineinsteigern um stundenlang einen eigenen Font kreieren. Dennoch wird den gestalterischen Möglichkeiten durch diese Tools mehr Freiraum gegeben, was die zukünftige Qualität und Kreativität von Schrift und Design sichern helfen wird.

Font Tools – Typographers‘ little helpers

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enthalten Botschaften auf und übersehen die Zeichen. So, als ob wir den Wind nicht sehen, wohl aber die sich bewegenden Blätter am Baum. Das heißt jedoch nicht, dass Anordnung, Größe und Gestaltung der Schrift zu vernachlässigen sind.


Produkte schmackhaft gestalten – buchstaben erreichen akzeptanz

Fett oder light? typografische und kulinarische geschmacksache Nutella. Wem beim Lesen dieser Wortmarken kein bestimmtes Bild in den Sinn kommt, der muss Zeit seines Lebens abstinent von der Gesellschaft gelebt haben. Bei vielen, im Sortiment stehenden Marken sind die meisten durchschnittlichen Verbraucher in der Lage, herausragende (herausragend für auffällig) Merkmale der Verpackung zu nennen. Dies ist so stark der Fall, dass man in vielen Fällen geneigt ist, die Behauptung aufzustellen, dass der Verbraucher oft besser die Verpackung als das Produkt selber beschreiben könne. Der Frage nachzugehen, was denn gutes Verpackungsdesign ausmacht, ist sicherlich nicht leicht und schnell beantwortet. Versuchen will ich es dennoch, und dabei überwiegend die Bedeutung der Schrift hervorheben.

das wenig beachtete Kapitel Farben und Bilder bestimmen unser Leben. Beide machen uns den Alltag bunt und abwechslungsreich und rufen Erinnerungen wach. Beides bleibt uns in vielerlei Hinsicht im Gedächtnis haften. Doch wie sieht es mit der Schrift aus? Auf erstem Blick scheint die Typografie nicht die gleiche Anziehungskraft auszuüben wie die Farbe. Jeder Mensch, der im Besitz eines Computers ist, besitzt automatisch eine Vielzahl unterschiedlichster Schriften, deren Rechte durch den Computerkauf mit erworben wurden. Doch trotz dieses Besitzes nutzen wohl nur wenige die große Vielfalt, sondern belassen allzu oft den schon im Programm eingestellten Font. Dies nur als kurzer Diskurs um die Vernachlässigung dieses wichtigen

Elements zu erörtern. Das Thema dieses Textes ist die Verwendung von Typografie auf Verpackungen von Lebensmitteln. Ich möchte die Gelegenheit ergreifen, eine These in den Raum zu stellen, die ich im Verlauf dieser Abhandlung einer Prüfung unterziehen werde. Die These: Ohne die Schrift hätten es auch Farben und Bilder auf Ver-

packungen schwer, ein Produkt dem Käufer schmackhaft zu machen. Stellen wir uns zu dieser These einfach mal den bekannten Schokoriegel Mars mit einer komplett anderen Schrift vor… Schon hier wird deutlich, dass die Typografie genauso wichtig, ja, oftmals noch wichtiger ist als Farbe und Bild. Doch auch wenn die Buchstaben wichtig sind, nehmen wir, im Unbewussten, die darin

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Felix j. Müller Mars, Dr. Oetker,


Fachwerk 6 Schriftgestalter

Warum und wie man Schriften gestaltet und ob man damit geld verdienen kann

Die magie steckt im Detail – Wege und Welten der Schriftentwerfer

Antrieb Dieses Zitat aus dem Vorwort von Giambattista Bodonis im Jahr 1818 erschienenen „Manuale Tipografico“ beschreibt, warum Schriften gestaltet werden. Niemand ergreift diesen Beruf, um damit ein Vermögen zu verdienen. Wer heute Schriften gestaltet, tut dies aus Leidenschaft, aus Liebe zur Schrift, aus Besessenheit von Details. Auf die Frage, warum er Schriften gestalte, antwortete der Niederländische Schriftgestalter Jos Buivenga: »It’s now more or less like breathing to me. I can’t help it. I just want to do it.« Derzeit kursieren im Internet Hunderte von Tausenden von Schriften, und täglich kommen so viele hinzu, dass der Versuch eine genaue Zahl zu ermitteln hoffnungslos scheitern würde. Wirklich Neues zu schaffen wird dabei immer schwieriger: 90% aller Schriften sehen aus wie alle Schriften, nur etwa 10% bleiben dem Gestalter, um den Buchstaben ihren Charakter zu geben. Angesichts dessen liegt die Vermutung nahe, dass der Bedarf gedeckt sein könnte Alle Glyphen von »Meta Serif«, geordnet nach ihrer Breite. Poster von Erik van Blokland

wie eine Stilrichtung in der Literatur, in der Malerei oder der Architektur,« (Adrian Frutiger). Schriften kommen und gehen, manche blühen auf, erleben wenige Stunden des Triumphs um kurz darauf wieder in der Versenkung zu verschwinden. Schriftgestaltung, so sagt Erik Spiekermann, ist »eine Form des menschlichen Ausdrucks... die meisten Fonts werden nie verkauft, sie entstehen einfach weil irgendjemand sie entwerfen will.« Manche schaffen es jedoch über die Zeit ihres Schöpfers hinaus und zeigen ihre Wandelbarkeit in immer neuen Anwendungen. Auf dieser Seite kollaboriert eine knapp 500 Jahre alte Schriftart mit einer aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Dass dies möglich ist, liegt einzig und allein daran, dass es heute immer noch Menschen gibt, die nicht daran glauben, dass es genügend Schriften gibt.

Prozeduren Der Schriftgestaltung liegen unterschiedliche Herangehensweisen des Herstellungsprozesses zu Grunde. Der künstlerische Impuls ist ein weit verbreiteter Ansatz zur Schriftgestaltung. Man sieht etwas im Alltag oder stellt sich Formen

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Sebastian Losch „Ich kann nicht anders als mit großer Liebe von diesen Dingen reden, und wenn eines oder das andere meiner Worte in die Seele des Lesers dringt, sein Interesse erweckt und ihn veranlasst, den Verdienst des Typographen am Buche, besser zu würdigen, so wird die Zahl der Liebhaber wahrhaft guter Ausgaben wachsen und damit auch der Mut und der Wetteifer der Drucker, die ja nicht alle dem Golde mehr nachhängen als dem Ruhm.“

»Ich kann nicht anders, als mit groSSer und dass die Schriftgestaltung im 21. Liebe Jahrhundert zur bloßen Beschäftigungstherapie für arbeitslose Typografen degeneriert ist. Moderne Schriftentwerfer von diesen Dinsehen das anders: »The day we stop needing new type will be the same day that we stop needing new stories and new songs,« sagt Tobias Frere-Jones und verweist dabeigen auf SchriftReden.« als Kulturgut, die »genauso zu einer Epoche gehört,


Jonathan Barnbrook: »As a designer you can control the photography and the layout but you couldn’t control all the idiosyncrasies in someone else typeface – to have absolute control, to be able to use the exact contemporary tone of voice I felt I needed to control the drawing of the font as well.« Ein sehr Häufiger Ansatz ist die Auftragsarbeit. Das Publikum des Schriftgestalters ist vielseitig und hat oft genaue Vorstellungen von dem, was es möchte. Schriften können sich an diese Identitäten und Bedürfnisse wenden. Firmen oder Organisationen möchten sich von ihrer Konkurrenz unterscheiden, ihr Image verbessern oder dem Kunden bessere Lesbarkeit gewähren und designieren den Designer zu designen. Viele der beliebtesten und erfolgreichsten Schriften sind so entstanden. Matthew Carters Bell Centennial zum Setzen des Telefonbuchs, DIN und Interstate zur Beschilderung von Straßen, Meta für die Deutsche Bundespost, Frutiger für den Flughafen Charles de Gaulle in Paris ... die Liste ist lang und wird immer länger. Den Kunden ernst zu nehmen und ein sauberes Handwerk auszuüben führt häufig zu innovativer, einfallsreicher, einzigartiger Arbeit. Eine Schrift ist immer und vor allem auch ein Kind ihrer Zeit, innerhalb derer sie unmittelbaren kulturellen, sozialen oder politischen Einflüssen unterliegt und Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Neue Zeiten verlangen nach neue Schriften und bringen diese hervor.

Im vor-digitalen Zeitalter war Type Design eine sehr körperliche Angelegenheit. Der Beruf des Schriftgestalters war zu Zeiten Bodonis und Baskervilles noch eng, häufig sogar in Personalunion, mit dem des Schriftschneiders oder Graveurs verbunden. Diese schnitten Stahlstempel aus Schriftentwürfen um daraus eine Werkschrift zu gießen. Um eine Schrift einsatzbereit zu machen, benötigte man ein ganzes Team: Wegen des vielen Geldes, der vielen Ressourcen (Metall, Maschinen) waren viele Menschen (Schriftentwerfer, Schneider, Schmiede und Arbeiter der Schriftgießerei) am Herstellungsprozess

»one shouldn’t trust a type designer under 40.«

»Sauna Black«, Herausgeber: Underware, 2002

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einer Schrift beteiligt. Sie mussten alle davon überzeugt sein, dass das Ergebnis die Mühe wert sein würde. Darum lag das Augenmerk vornehmlich auf der Kundschaft – Wird es ihr gefallen? Wird sich die Schrift verkaufen? Für eine sauber gegossene Werkschrift, wie sie bis in die 70er Jahre vor dem digitalen Setzverfahren zum Einsatz kam, benötigte man 75 % gutes Harzer oder Sächsisches Weichblei, 23 % gereinigtes Antimon und 2 % Zinn. Diese Zutaten wurden in einem großen Schmelzofen miteinander vermengt, um sie anschließend in die zuvor angefertigten Formen zu gießen. Wo zu dieser Zeit robuste Muskelkraft vonnöten war, da genügen heute wenige Mausklicks. Seit März 1990, als Adobe Systems die Spezifikationen ihres PostScript Type 1 Formats freigaben, in der Hoffnung, es würde sich als weltweiter Standard durchsetzen, kann jeder Designer mit leicht zu bedienender, bezahlbarer Software eigene Schriften gestalten. Programme wie Fontographer, FontForge und FontLab entstanden oder gewannen drastisch an Popularität und vereinfachten den Gestaltungsprozess. 1992 wurde eine weitere Vereinfachung von Adobe eingeführt: die Multiple-Master-Technik (MM). Multiple-MasterSchriften (wie zum Beispiel Myriad oder Minion)

Dunhill haben einen leicht abgeänderten Ansatz als andere Modemarken. Das Aufsteigen in neue Sphären ist definitiv eine schöne Veränderung. Es fällt aus der Reihe unter den mehr typischen, »verhaltenen« fashion Logos. Ob akkurat oder nicht, es wird ein Gefühl einer extra Dosis Persönlichkeit und Flair, zu dem was sie machen, transportiert.

Grafik Design ALS SPRACHROHR der modewelt Es gibt kaum ein schwierigeres Publikum als das der Modewelt. Wenn es um Geschmack, Stil, Modernes, Interessantes und Relevantes geht, ist es ein sehr anstrengender Haufen. Eine schwere Bürde für Grafik Designer, die alles daran setzen, um den modischen Konsum zu stimulieren. Man möchte meinen, dass es für einige, die die Chance haben an solchen Projekten zu arbeiten, wie das Sahnehäubchen ihrer Karriere ist: kreative Freiheit, ein designgeiles Publikum und ein großer Einsatz von wahrer Experimentierfreudigkeit. Jedoch ist es ein doppelschneidiges Schwert, da viele Kreativköpfe ihre Meinungen und Ansichten in einen Topf werfen und köchelnde Egos im Angesicht innovativer Ideen ihn zum überlaufen bringen. Es ist dennoch wahr, dass viele der inspirierenden und spannenden Designarbeiten aus diesem Bereich kommen, da das Publikum genau diese Frische erwartet. Um sich nicht an irgendwelchen Klischees zu bedienen, sollte man sich fragen, inwiefern Grafik Design die Ansicht der Modelabels prägt. Natürlich ist es zu bezweifeln, dass ein Kleidungsstück wegen des Etiketts gekauft wird, jedoch wenn die Aufmerksamkeit auf dieses Detail gerichtet wird, kann die Ansicht des Kunden gegenüber der Marke beeinflusst werden. Ständige Innovationen unterstreichen das Verlangen von visueller Kommunikation, die in die Mode-

artless: simple einladung für eine modenschau

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Werkzeug

linien integriert werden. Mode ist mehr als ein Kleidungsstück an irgendeiner Stange der Isolation. Die Botschaft, die die Marke transportiert, muss das Angebot des Labels reflektieren – jenseits vereinzelter Einkaufssituationen. Es gibt ein höheres visuelles Bewusstsein, dass gestillt werden will. Das Klientel verlangt immer was Neues und Unerwartetes, von den Modedesignern bis zur grafischen Komminukation. Die Botschaft würde sonst unklar oder aufgesetzt wirken. Die Modemarke BLESS und Manuel Raeder haben diese Balance perfektioniert, in dem die traditionellen Leitfäden der Labels »unscharf« gemacht wurden. Raeder konfiguriert das Portfolio der vergangenen Saison für jede neue Collection. Er gibt dem Inhalt Form, und greift aktiv in die Gestaltung des Inhalts von BLESS ein. Grafik Design für Mode ist aber nicht nur von dem Kunden geprägt, auch wirtschaftliche Schwankungen haben eine gewisse Auswirkungen darauf, inwiefern der Kleidungsstil sich ändert. Natürlich handelt es sich bei Design um Luxus und Experimentierfreudigkeit – dennoch wird ziemlich alles auf knapp kalkuliertem Budget realisiert. Die Wirtschaft hat ein neues Level der Einschränkungen gegenüber der Industrie erzwungen, was nicht überraschend erscheint, aber zu innovativen Ergebnissen drängt. Während die Größe mancher Projekte zweifellos verkleinert wurden, ist es die Kunst das Meiste aus dem Möglichen zu machen. Thorbjorn Ankerstjerne hat für Blaak Einladungen aus Maschendraht produziert. Das clevere, typografische Verfahren von Artless wurde auch an einfacher Pappe angewendet und umgesetzt.

Fachwerk 6 typo und mode

oder eine Atmosphäre vor, oder man fragt sich »was, wenn ich das versuchen würde?« Das ist genug Motivation um zum Bleistift oder zur Maus zu greifen. In diese Kategorie fällt Xavier Dupré, der ununterbrochen zeichnet und wann immer ein Scribble versprechend aussieht, diesen als Grundlage für eine neue Schrift nimmt. Eine andere Methode ist die, existierende Schriften zu verbessern. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Adrian Frutigers Avenir, die die Futura zu verbessern begehrte. Analog dazu stellt Avenir Next, die von Frutiger in Zusammenarbeit mit Akira Kobayashi gestaltet wurde, eine Optimierung jener Form dar, deren Namen sie trägt. Andere Arten, bestehende Strukturen und Grundgerüste für eine neue Schrift zu verwenden sind Revivals, Neuinterpretationen, Tribute, Wiederholungen, Abspaltungen, Parodien und so weiter. Ein ähnlicher Ansatz ist der, des akuten Bedarfs. Wenn einem Designer beispielsweise auffällt, dass es auf dem Markt einen Mangel an grob geschnittenen, weitlaufenden, abgerundeten Halbserifenschriften gibt, und er sich aufmacht, diese Lücke zu stopfen. Dieser Bedarf kann auch durch neue Technologien entstehen. Verbesserte Drucktechniken, Smartphone-Displays, iPads und andere technische Errungenschaften sind eine willkommene Herausforderung für Schriftgestalter. Oder der Designer stellt fest, dass er mit einer fremden Schrift nicht genügend Kontrolle über den Text hat, den er setzt.


iceberg Man sieht nicht all zu viele serifenbetonte Schriften in der Modewelt – Das hier ist die von der Modemarke Iceberg gewählte Schrift »Bally«. Einer der besonderen Merkmale, ist die an der unteren Seite des B‘s nicht vorhandene Serife. tom ford hat wahrscheinlich den fotogensten Namen in diesem Geschäft. Die zwei Wörter bilden eine gute Balance und übermitteln effektiv die Kühnheit der Marke. Es präsentiert sich selbst stolz und authotitär. Womit die Farbgebung (pink/violet) keinen Abbruch macht.

yves saint laurent Dieses Logo ist ein Klassiker. Das Design stammt von Cassandre um 1963. Das Yves Saint Laurent hat eine Art von mysteriösem Aussehen. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass man nie wirklich rausfinden konnte, wie man es richtig ausspricht. Die Proportionen sind sehr gekonnt – ausgemacht an dem Ineinanderfließen der Letter.

helmut lang In die Liste aufgenommen, ist auch das Logo der Marke Helmut Lang. Wegen der Einfachen Aufmachung, birgt es eine gewisse Strenge. Sie machen klassische und qualitative Kleidung, ohne den Kern des Prinzips von minimalistisch, stilistischem Handwerk.

hermes Die Besonderheit bei dem Hermes Logo. Ist die grafische Darstellung

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des Pferdes und der Kutsche. Jedoch ist die eigentliche Finesse die Farbgebung. Dieser Eindruck wird auch in den Hermes Geschäften transportiert, da es einen hohen Wiedererkennungswert bietet – man weiß sofort. Dass man in einem dieser Läden steht, da man von diesen verrückten und ungewöhnlichen Farben,

wie im Völkerball angeschossen wird. Ein schöner Kontrast zu den obigen, etwas verhalteneren Beispielen.

PAUl Smith Von allen Skript-Logos der Modewelt, ist Paul Smith eine der Attraktiveren. Es ist bei diesem beispiel schwer, sich die Marke mit dem eigentlichen signifikanten Farbregenbogen vorzustellen, aber der Schriftzug schafft es trotzdem, die Marke zusammenfassend zu beschreiben. Diesen Schriftzug in dem Inneren eines enggeschnittenen Anzug zu platzieren, macht viel Sinn, besonders wenn man es in einem grellen Lila geschrieben ist.

salvatore ferragamo Ein sehr schönes Beispiele von handgeschriebener Type, ist auch das Logo von Salvatore Ferragamo. Jeder einzelne Buchstabe ist sehr fein gezeichnet – sie alle haben eine Art Unperfektion, die aber schön ineinanderfließen. zadiq & Voltaire Diese serifenlose Type ist nicht das offizielle Logo von Zadig & Voltaire, es ist aber eine passendere und klarere Version. Das Original (welches auf der Homepage zu sehen ist) unterscheidet sich von diesem, da man hier mit einem »modernerem« Schrifttyp gearbeitet hat. Das Beispiel zeigt seine Persönlichlkeit schön im »G« zu sehen.

trussardi haben eine der interessantesten Wappen kreirt. Eine Handvoll versuchen es diesen Ansatz zu wagen, nur die Wenigen haben es aber vollbracht diese Anmut bzw. Sinn der Finesse und Vornehmheit zu schaffen, wie Trussardi. Es ist sogar eine Art Spielraum vorhanden, zu sehen bei dem Windhund in der Mitte des Wappens.

werden mit visuellen Achsen angelegt mit denen man die Strichstärke, die Buchstabenbreite und die optische Höhe kontrollieren kann. Ohne Verlust an Lesbarkeit oder Inkaufnahme von Verzerrungen können so unzählige Schriftschnitte eines zugrunde liegenden Basisschnitts maschinell erstellt werden.

Problematik Während die Herstellung eines Fonts immer einfacher wird, so sinkt die Wahrscheinlichkeit, diesen gewinnbringend zu verkaufen. Zu Zeiten des Bleisatzes waren die Schriften zwar teurer, aber die Bereitschaft dafür zu zahlen war größer, da man die Arbeit sehen konnte, die hinter der Schrift steckte. Die Statistik sagt, dass heutzutage nur etwa jede zehnte verwendete Schrift bezahlt wird. »Obwohl ein Designprojekt normalerweise die Arbeit der Grafikdesigner, Art

Direktoren, Fotografen, Illustratoren, und sogar der Drucker wertschätzt, werden nur selten die Schriften oder die Schriftentwerfer erwähnt, obwohl die benutzte/n Schriftart/en eine Menge zu dem Ergebnis beitragen« (Zuzana Licko) Schaut man sich die Fakten über den Schriftverkauf im Internet an, so könnte man meinen, Type Design sei eine brotlose Kunst. Die Durchschnittsschrift ist für 20 bis 50 Euro pro Schriftschnitt erhältlich. Nur maximal zwei Zehntel der Lizenzerlöse erhält der Designer als Lohn. Erik Spiekermann sagt: »Unter den 30.000 Schriften, die es gibt, sind vielleicht 30, 40, die sich überhaupt verkaufen«, »Wenn sie in eine Schrift mindestens 400 Stunden investieren, dauert es fünf bis sechs Jahre, bis sie die wieder raushaben«. Allein beim Großhändler FontShop lagern derzeit über 40 000 digitalisierte Schriften. Jürgen Siebert vom Marketingvorstand bei FontShop sagt, dass »95%

Questa, eine Schrift von Martin Majoor und Jos Buivenga cK-Ligatur von jos buivengas Calluna

davon keine Chance auf Veröffentlichung haben.« Schriften ohne Budget zu erstellen hält Peter Bil’ak, Schöpfer u.a. der FF Eureka und der Fedra, für schwierig: »Natürlich kann man einen Film, ein Musikstück oder eine Schrift ohne Budget herstellen, aber das wird Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Die meisten der wirklich kostenlosen Filme im Internet sind es einfach nicht wert angesehen zu werden.« Das heißt, wer Schriften gestaltet braucht, zumindest in den Anfängen, noch einen Nebenerwerb.

Wege »Bis eine Schrift bekannt wird vergeht eine lange Zeit. Einen Riesenerfolg über Nacht zu erzielen ist unglaublich selten. Designer müssen sehen, wie die Schrift von anderen erfolgreich eingesetzt wurde, um sie zu akzeptieren« (Chank Diesel). Doch wer sind diese Schriftgestalter? Wer bringt

denn nun die Magie in das gesetzte Wort? Frederic Goudy pflegte zu sagen, dass man einem Schriftgestalter unter 40 Jahren nicht trauen kann. Der Hauptgrund dafür war, dass er selbst erst in diesem Alter anfing, Fonts zu gestalten. Im digitalen Zeitalter wächst jedoch eine Generation von Schriftgestaltern heran, die früh anfängt und sehr schnell typografische Perfektion erreicht. Beispiele hierfür sind Jonathan Hoefler (2002) und Christian Schwartz (2007), die mit dem Prix Charles Peignot for Excellence in Type Design der Association Typographique Internationale (ATypI) ausgezeichnet wurden – einem Preis für Schriftgestalter, die jünger als 35 Jahre sind und einen herausragenden Beitrag für die Schriftgestaltung geleistet haben. Nicht nur wegen verbesserten Technologien geht es heute schneller, mit Schriftgestaltung Geld zu verdienen. Dank der Globalisierung und dem Internet steht einem

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Seite aus Jos Buivengas Skizzenbuch


Prozess

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Wenn es zur Lesbarkeit und zur Unterscheidbarkeit der Zeichen kommt, kann sich kein professioneller Designer erlauben, qualitativ minderwertige

Blätter aus dem Designprozess von Sabon, 1967 von Jan Tschichold entworfen

Schriften einzusetzen. Doch was ist eine qualitative Schrift? Was macht eine gute, vielseitige Schrift aus? Eine Schrift zu gestalten heißt nicht allein die Buchstaben des Alphabets zu zeichnen. Adrian Frutiger sagt dazu: „Bei einer Schrift geht es nicht um einzelne Buchstaben. Genaugenommen zeichne ich fast wie ein Architekt Räume, Innenräume und Zwischenräume. Eine Schrift ist ein Gewebe, etwas Gestricktes; die Buchstaben sind die Maschen, und wenn diese harmonisch ineinander übergehen, dann ist die Schrift gut.“ Der Type Designer ist ein Koordinator von mehreren wichtigen Elementen einer Schrift. Das Basiselement eines ordentlichen Zeichensatzes sind 256 Zeichen. Er enthält die Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen, Satzzeichen, Akzente und Sonderzeichen. Das französische »ç«, das skandinavische »å«, das spanische »ñ«. Diese Fragmente müssen von dem Schriftentwerfer hinsichtlich ihrer Originalität, Relevanz und historischen Referenz, ihres Kontextes, Scharfsinns und Humors gestaltet und kritisch überprüft werden. Nicht zu Letzt spielen handwerkliche Dinge, wie Kontrast, Strichstärke, Kerning, Spacing und der Schwarz/Weiß Anteil eine Rolle.

Schriftgrößen gemacht worden, noch für CRT Setzer mit geringer Auflösung oder um auf recyceltes, raues Papier gedruckt zu werden. Auch war sie nicht platzsparend, was in Aufzählungen, Tabellen und Telefonbüchern eine Rolle spielte. Es musste also eine Alternative geschaffen werden. Das war die Geburtsstunde der Meta. Bevor die ersten Skizzen entstanden musste das Team um Spiekermann sich über die Eigenschaften der neuen Schrift im Klaren sein. Sie musste sehr gut lesbar sein (insbesondere in kleinen Schriftgrößen). Gleichzeitig musste sie in längeren Texten einsetzbar sein und weder modisch, noch trendig oder nostalgisch aussehen. Wichtig war auch die Erreichbarkeit. Alle Schriftsetzer im Lande mussten kurzfristig und zu einem vernünftigen Preis an die Schrift gelangen können. Für die Identität des Unternehmens war es bedeutsam, dass sie auf allen Schriftsetzersystemen identisch dargestellt sein würde. Fürderhin musste sie ökonomisch in ihrer Anwendung, also schmallaufend sein. Die Bundespost benötigte klar voneinander unterscheidbare Schnitte für komplexe Hierarchien und leicht verständliche Strukturen. Nicht zu Letzt sollte die Schrift auf Basis des neusten technischen Stands gestaltet werden. Im Entwurf einer Werkschrift, also einer Schrift, die für längere Texte konzipiert ist, spielt die Schönheit des einzelnen Buchstaben in der Großansicht eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist es wichtig, dass die Besonderheiten schwieriger Druckbedingungen berücksichtigt werden. Diese Besonderheiten können sein: Dünnes Papier, raue Oberflächen oder andere problematische Beschaffenheit des Papiers; grobe Auflösung von Hochgeschwindigkeits-Schriftsetzersystemen oder unregelmäßige Druckfarbenabgabe. Um der Unleserlichkeit entgegenzuwirken müssen ästhetische und technische Kniffe während des Designprozesses angewendet werden.

Als Grafik Designer ist es die Leidenschaft, die hinter diesem Beruf steckt. Das beginnt bereits bei der Auswahl zwischen einer schon fast sterilen, sauberen Serifenlosen oder einer massiven Serifenbetonten. Man muss dafür heutzutage kein schicker, schnöseliger Designer sein, um Liebe zur Schrift entwickeln zu können. Gewöhnlich tauchen Buchstaben, überall auf; Tapeten oder Schablonen für Wände, Initialien auf Kerzen, Kopfkissen und Schmuck. Aber besonders ist dieser Impuls in der Welt der Mode zu spüren. So geschehen in einer Kampagne der Katharine Hamnet T-Shirts. Ikonischen Shirts aus dern 80ern, wiezum Beispiel »choose life« oder »wake me up before you Go-Go«. Die ganzen Dinge die George eben zu sagen hatte. Es ist sehr begeorge michael: der frontsänger der in den 80ern gegründeten popgruppe wham! liebt, das auf seinem T-Shirt zu tragen, was man aussagen will oder um seinen momentanen Gemühtszustand zu beschreiben. Für fanatische Font-Liebhaber gibt es aber auch den sogennannten Kern-Zip-up Pullover. Kerning entspricht der deutschen Bezeichnung für die Laufweite, also für den Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben. Wenn man den Reissverschluss des Pullover zu macht, verringert man den Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben. Wie in jeder Trendbewegung, gibt es auch Pseudo-Spitzentypen, die sich mit falschen Lorbeeren schmücken.

Vor einigen Jahren, als Anya Hindmarch’s »I’m not a Plastic Bag« eine Welle losgeschlagen hatte, waren die Leute bereit mehr als $200 für eine Tasche zu zahlen, die einen eigentlichen Wert von $15 hatte. Die Kopien sind teilweise mit einem gewissen ironischen Humor versehen, wie das »I’m not a Smug Twat bag!« Was so viel heißt wie »Ich bin kein eingebildetes Arschloch!«

»I’m not a Smug Twat bag!« Was so viel heiSSt wie »ich bin kein eingebildetes Arschloch!« do it yourself - Wie man seine eigenen typografie und Modeprojekte starten kann

Letter und Ziffern in Outfits einzuarbeiten, kann schwieriger sein als man vermutet, aber mit diesen Tipps kommt man seinem Ziel etwas näher: · Zeige die Zeichen stolz auf mit fetter, grafischer Schrift sauber und klar auf ein Top, oder Bluse, Kleid oder Rock gedruckt · Beweise, dass Buchstaben und Ziffern nur Formen sind, in dem man sie so anordnet, dass eine Art Muster daraus entsteht ausdruck für schmuck und alles was glänzt · Auch Ketten aus den einzelnen Buchstaben sind möglich. Geeignet dafür ist beispielsweise das elegante Alphabet der Schriftart »Tiffany«. Gestanzt aus Gold, Silber oder anderen Materialien macht man sich fettes Bling daraus Eine andere Möglichkeit ist ein Armband oder Ring aus Einsen und Zweien, oder auch dem ABC zu machen. Ana Karijoka ist ein kleines Label aus Leipzig. Die Gründerin Steffi Haubold hat vor einigen Jahren mit Filzschmuck angefangen und bietet heute vorwiegend Silberringe aus Modelliermasse und bedrucktem Acryl. Zusammen mit ihrem Partner, dem Gestalter und Typedesigner Heinrich Lischka (Typografski), haben sie angefangen schlichte Typoringe zu gestalten. Die Motive der Typoringe werden aus Hintergrund bedrucktem Acryl hergestellt, die dann in einen formschönen Ring aus Silber eingesetzt werden. Die Silberringe werden anschließend von Hand mattiert.

»I could just do what I wanted. deadlines… Ein Beispiel für eine Schrift,No die all dies berücksichtigt, ist Erik Spiekermanns „Meta“. 1985 bekam I felt as free as das Berliner Büro der Londoner Designagentur Sedley Place Design den Auftrag von der Deutschen my zufonts.« Bundespost, eine neue Hausschrift gestalten. Zu der Zeit gab es zu Helvetica eigentlich keine Alternative. Viele Unternehmen nutzen diese Schrift wegen ihrer neutralen Erscheinung und der großen Zahl an unterschiedlichen Schriftschnitten, legalen und illegalen Adaptionen und wegen ihrer großen Erreichbarkeit. Helvetica verbrauchte sich. Eine zu häufig eingesetzte Schrift besitzt keinen Wiedererkennungswert. Außerdem war Helvetica, geschaffen in den späten 50er Jahren, unter völlig anderen drucktechnischen Voraussetzungen entstanden. Sie war beispielsweise nicht für sehr kleine

beispiele für schrift auf modeartikeln Typoringe und ohrringe

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Ein Beispiel für im Digitalen großgewordene Schriftgestalter, die es geschafft haben, sich einen Namen im Schriftgeschäft zu machen, ist Jos Buivenga. Zu Beginn seiner Kariere verschenkte er seine Schriften. In einem Interview sagte er, er sei damals kein Profi gewesen, kein ausgebildeter Schriftentwerfer. Erst musste das Handwerk gelernt werden. In seiner Freizeit erforschte er typografische Möglichkeiten und gestaltete seine erste Schrift: Delicious (1996) – »I just wanted to see what it would feel like to use a font of my own on my first Mac.« Diese Schrift zu verkaufen kam ihm nicht in den Sinn. Stattdessen bot er sie zum kostenfreien Download im Internet an. Als 2006 seine Schrift »Fontin« bei Vitaly Friedmanns »25 Best Free Quality Fonts« gelistet wurde, begannen die Dinge langsam abzuheben. „Es fühlte sich einfach großartig an, wenn Leuten meine Schrift gefiel und sie sie verwenden wollten.« Neben der Schriftgestaltung als Designer in einer Werbeagentur zu arbeiten brachte ihn in die komfortable Situation, nicht von den Schriften leben zu müssen. »Ich konnte einfach tun was ich wollte. Es herrschte kein Zwang so etwas wie zusätzliche Schriftschnitte oder mehr Italics zu gestalten, nur weil ein Schriftvertrieb danach fragte. Keine Abgabefristen…Ich fühlte mich so frei wie meine Schriften.« Nach und nach wendete er mehr Zeit für die Schriftgestaltung auf. Dank den anfänglichen Verkäufen konnte er es sich leisten, sich einen Tag in der Woche freizunehmen um an seinen Schriften zu arbeiten. Bis er irgendwann feststellte, dass seine Internetseite 60-80 000 Besucher in einem Monat hatte und sich überlegte, was wäre, wenn 1 oder ½ % dieser Besucher etwas kaufen würden. 2008 veröffentlichte er seine erste kommerzielle Schrift, Museo, immer noch mit mehreren kostenlosen Schriftschnitten. Diese Strategie zahlte sich aus: Museo wurde ein Bestseller. Viele Schriften und ein zahlungsunfähiger Arbeitgeber später arbeitet er nun Vollzeit in seiner Font Foundry exljbris. Auf die Frage nach den Bedingungen zum Erfolg in Schriftgestaltung nennt er diese drei Regeln: Man muss etwas machen, das den Leuten gefällt, man muss gefunden werden und man darf nicht zu teuer sein.

typografie und mode in der realität

Fachwerk 6 typo und mode

praktisch immer und überall ein Expertenteam zur Seite, das in Technikfragen, Lizenzen, Marketing und Veröffentlichung berät.


der geschichtliche verlauf von Mode und Typografie

1750 Aufklärung; 1825 Romantik 1890 Realismus; 1900 naturalismus 1925: Industrialisierung; 1955 nachkriegszeit

Die Groteskschrift hat heute bereits eine Geschichte von 150 Jahren hinter sich, aus welcher ein Werdegang ersichtlich wird. Ganz gleich wie die klassische Antiqua sich in ihrer äußeren Form verändert hat, die serifenlose Linearantiqua erlebte im Verlauf der Zeit eine Wandlung. An Stelle der fast üblich gewordenen Gegenüberstellung von Architektur und Schrift wird an dieser Stelle versucht, als bildhaften Vergleich die Buchstaben mit der männlichen Bekleidung zu vergleichen, wie sie in den verschiedenen Zeitabschnitten getragen wurde. Als Ausgangslage wird einführend der überfeinerte Stil des 18. Jahrhunderts gezeigt. Das überspitzte Raffinement kommt in der Schrift wie in der Bekleidung zum Ausdruck und deutet klar auf das Ende einer Epoche hin. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts muss noch vor der Grotesk, als eindeutige Reaktion auf die Feinheit der Didotschen Serifen, die wuchtige Egyptienne gezeigt werden. Die Bekleidung hat sich um dieselbe Zeit ebenfalls wesentlich verändert. Der Einbruch der Groteskschrift erfolgte in relativ kurzer Zeit. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden bereits in den meisten Schriftgießereien der Welt hauseigene oder aus fremden Matern gegossene serifenlose lineare Schriften erstellt. Die Bekleidung hatte sich ebenfalls zum strengen, enganliegenden Schnitt entwickelt. Die Jahrhundertwende brachte den Jugendstil, dessen Romantik weder an der Schrift noch an der Bekleidung unbemerkt vorbeigegangen ist. In den 20er Jahren entstand der nackte Ausdruck der von Wissenschaft und Technik geprägten neuen Sachlichkeit. Es entstanden die ersten Versuche, Schrift aus reinen geometrischen Zeichen zu gestalten. Die Bekleidung hatte jeglichen Zierrat verloren, Bärte verschwanden und die Haartracht wurde auf ein Minimum zurückgestutzt. In den Nachkriegsjahren erlebte die alte Groteskschriftart des letzten Jahrhunderts eine Wiedergeburt. Sie wurde zum Vorbild für neue, vom rein konstruierten Formenprinzip wieder entfernte Alphabete. Die Handhabung dieser mehr modulierten Schriftform schien leichter und einem zum modern tendierenden Zeitgeist angepasst. In derselben Zeit, in welcher die Beatles ihren triumphierenden Einzug in die Welt der Jugend hielt, geschah in der Moderne ebenfalls Umwälzendes. Die Zwangsjacke des hergebrachten engen Kostüms wurde abgeworfen, als Reaktion tauchten Kleidun-

Versuche, Schrift aus reinen geometrischen Zeichen zu gestalten. Die Bekleidung hatte jeglichen Zierat verloren, Bärte verschwanden

gen aus Sackstoff und Lederhüllen auf. Aus Amerika kam der Einheitslook der Blue-Jeans und verbreitete sich ungestüm über alle Schranken hinweg in alle Gesellschaftsschichten, in die Welt der Männer sowie die der Frauen, hinein. Obwohl sich nach 1960 die Abfolge der Moden auch bei Schrift und Typografie beschleunigten, entstanden neben zahlreichen signifikanten aber kurzlebigen Alphabeten wichtige Neuschöpfungen serifenloser Schriften: die Univers von Adrian Frutiger, eine konzeptionell und ästhetisch weitsichtige Schrift, erlebte ab 1957 große Anerkennung. Sie wurde weltweit für Kommunikationsaufgaben eingesetzt. Die Avant Garde Gothic von Herb Lubalin, eine streng konstruierte Schrift, war seit Ende der Hippie-Bewegung um 1968 ein häufig verwendetes und den damals herrschenden Zeitgeist hervorragend wiederspiegelndes Alphabet. Die Schrift Frutiger von Adrian Frutiger war seit 1976 ein international geschätztes Alphabet, das Synonym war sowohl für die Verwendung bei immer vorhandener elementarer und funktionaler Gestaltung, als auch für die kreative Weiterentwicklung des Grotesk-Konzeptes. Und schließlich die Rotis von Otl Aicher von 1988, die in einer Schriftfamilie Grotesk und Antiqua, serifen- und serifenlose Schnitte universell einsetzbar ist. Neben diesen vier genannten Alphabeten wurden in den vergangenen vier Jahrzehnten zahlreiche weitere hervorragende Grotesk-Schriften entworfen und erfolgreich verwendet. Dies zeigt zeitloses Potential und Akzeptanz serifenloser Schriften auch in der Gegenwart. Und dies lässt uns gespannt bleiben auf Neuschöpfungen im 21. Jahrhundert.

Um eine klare Vorstellung von dem Ergebnis zu bekommen, analysierte das Team sechs verschiedene Schriften, die ähnliches erfüllten (u. a. Polo, Syntax, News Gothic und Akzidenz Grotesk). Herangezogen wurden proportionale Kriterien wie die x-Höhe, Strichstärke, Höhe der Versalien, Durchschnittsbreite, Oberlängen, Unterlängen sowie das Verhältnis von schwarzen zu weißen Flächen. Am Ende dieser Untersuchungen lag ein Konzept vor, das die neue Schrift klar umriss. In diesem Konzept wurden allgemeine Eigenschaften, die Klassifikation, besondere Merkmale, Formen, Kurven und Proportionen festgelegt. Erst dann begab man sich an den Zeichentisch. Zunächst wurden die beiden Schriftschnitte regular und bold gezeichnet. Diese wurden anschließend digitalisiert um die Italic-Versionen zu generieren. Das geschah abgesehen von kleinen Änderungen weitestgehend maschinell. Für Leitwegsysteme, Schrift auf Hauswänden und Fahrzeugen wurde ein DisplaySchnitt entworfen, bei dem die Bedingung, auch in kleinen Schriftgrößen lesbar zu sein, außer Acht gelassen werden konnte. Stattdessen musste sie sehr groß und aus Entfernungen gut lesbar sein. Schließlich wurden noch Piktogramme, Symbole, Zeichen und das Bundespost-Logo integriert. Mit diesem funktionierenden Schriftpaket wurden dann die Publikationen der Post neugestaltet um zu zeigen, wie sich die Schrift in das System integriert. Die Geschäftsführung der Bundespost, obwohl zuerst sehr angetan von der Schrift, lehnte diese dann doch – zugunsten Helveticas – ab. Ob das ein Fehler war, lässt sich schwer sagen; der Erfolg von Meta spricht jedoch eine klare Sprache. Nach ihrer Veröffentlichung 1991 erkennen Designer die Vorzüge der neuen Schrift. Sie findet schlagartig Anwendung in einer Vielzahl von Magazinen und Beschilderungen. Als Hausschrift u.a. des WDR, der AVM GmbH und der Mozilla Foundation stellt sie ihre Qualitäten täglich unter Beweis. Experten sehen die Schrift als eine der erfolgreichsten der 90er und frühen 2000er Jahre - Erik Spiekermann hat einen echten Klassiker geschaffen. Gleichzeitig räumt er ein: »Die Chance, heute noch einen Bestseller zu machen, ist gering.«

Epilog Trotzdem gab es Schriften und wird es immer geben, die aus der Masse herausstechen, die anders sind als alles zuvor da gewesene, die sich abgrenzen, durch ihre Besonderheiten und ihre speziellen Merkmale. Schriften, die wegweisend sind, die über ihren Ursprungszweck hinaus bestehen und prägende Einflüsse auf Kultur und Gesellschaft haben. Kurz: Schriften, die die Welt verzaubern; und ihre Gestalter stehen hinter ihnen, wie unsichtbare Magier, verbeugen sich, greifen zum Stift und gestalten die nächste Schrift. Auf Ground Zero in New York City steht ein Gedenkstein für die Opfer des Anschlags am 11. September 2001. Die Buchstaben auf dem Granitblock sind in der Schriftart Gotham gemeißelt. In der Begründung Michael Gerickes, dessen Designbüro den Stein entwarf, über die Wahl der Schrift heißt es: »weil sie nicht aussieht wie gestern geschaffen und morgen vergessen. «

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Frühe Zeichnung Erik Spiekermanns der Schrift Meta Reinzeichnung eines Buchstabens von Meta


Welchen Stellenwert haben Schriften oder Typografie bei Ihren Gesprächen mit Personen aus der Wirtschaft? Ivo Gabrowitsch Das ist sehr unterschiedlich. In den seltenen Momenten, in denen ich in meiner Funktion als Marketingleiter der FontFontBibliothek mit Personen aus der Wirtschaft zum Thema Schriften in Kontakt komme, sind diese natürlich sehr an ihnen interessiert. Insofern haben Schriften und Typografie bei meinen Gesprächen mit Personen aus der Wirtschaft einen eher hohen Stellenwert. Wie tief diese Wertschätzung tatsächlich in die verschiedensten Details und Aspekte geht, hängt jeweils vom Gegenüber und seinen Ansprüchen und seinem fachlichen Hintergrund ab. Den eigentlichen Kontakt haben vielmehr unsere Distributoren aus aller Welt. Akim Helmling Ich spreche nicht so oft mit Leuten aus dem Bereich der Wirtschaft. Indra Kupferschmid Meinen Sie Personen, mit denen ich in einem gestalterischen Kontakt, zum Beispiel im Rahmen eines Auftrages stehen? Dann haben Schrift und Typografie einen großen Stellenwert. Dies mag aber an meiner Person, meiner Arbeitsweise und Argumentation liegen. Für mich sind beide immer der Ausgangpunkt und auch später Zentrum allen gestalterischen Arbeitens, zumindest, wenn es mit Grafikdesign im weitesten Sinne zu tun hat.

christina faber Im Regelfall wird dem nicht sehr viel Bedeutung beigemessen. Erst durch gezielte Gesprächsführung bzw. Vergleiche verschiedener Schriften war es schon möglich, den Blick hierfür zu schärfen. Allerdings ist es eine große Hürde, Unternehmen von einer »Hausschrift« zu überzeugen und die Kosten für die Schriftlizenzen für eine gleichbleibende, feinere Ästhetik in Kauf zu nehmen. Eine noch größere Hürde ist es, die Mitarbeiter, die im Unternehmen täglich mit der Schrift umgehen sollen, zur Einhaltung gewisser Regeln zu bewegen. Ansonsten kann ich aus Rückmeldungen auf erschienene Publikationen resümieren, dass eine gute Lesbarkeit, Textstrukturierung und wohldosierte Lesemengen sehr positiv aufgenommen werden. Hier trifft es dann wohl zu, dass Typografie (hier Lesetypografie) keine Kunst ist sondern dem Leser dienen sollte bzw. beim Verstehen von Inhalten unterstützen kann. Auch erinnere ich mich an Projekte, die nur mit handgeschriebenen Headlines gestaltet wurden – auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden. Sozusagen Kalligrafie als stilbildendes Mittel eingesetzt in Kombination mit Satzschrift führten so zu einem einmaligen Ergebnis. Tal Leming My clients are all very interested in typography, but that‘s what I do for them so my results are probably based. Dan Reynolds Who are »people from the economy«? Do you mean Wirtschaftsvertretern? I do not ever have any discussions with these sorts of people,

about typography or fonts or anything else. If you mean, with my clients, then it is of course very important, because as type designer I only talk about typography and fonts with clients. What else would we be talking about? Gerard Unger Usually economists or people from banking or traders and the like have no idea what you are talking about. Until you mention the Financial Times, then they suddenly light up.

Welche neuen Chancen sehen Sie für Typografie & Schriftgestaltung im Umfeld des Medienwandels und der Globalisierungsprobleme? Ivo Gabrowitsch Schriftgestalter und -hersteller stehen durch den Medienwandel längst vor großen Herausforderungen. Gleichwohl bedeuten sie aber auch Chancen. Das Thema Webfonts erfordert von uns einen enormen technischen Aufwand, insbesondere bei der Aufbereitung der Fonts für die optimale Bildschirmdarstellung auf unterschiedlichen Systemen. Webfonts stehen aber gleichzeitig auch für die Möglichkeit, neben den traditionellen Fonts für den gedruckten Einsatz einen bisher nicht vorhandenen Markt zu erschließen. Die weiterhin fortschreitende Globalisierung auf der anderen Seite macht immer umfangreichere Sprachausbauten notwendig. Auch dies ist mit viel Aufwand verbunden, erweitert aber im Gegenzug den potenziellen Anwenderkreis für mehr und mehr Schriftfamilien.

wie typografie die modewelt prägt und inspiriert calvin bynum Schrift an sich ist gleichzusetzen mit Kleidung. Typografie jedoch mit Mode? Neben der Funktion, den Körper vor Witterungseinflüssen zu schützen, die Scham des Trägers zu verbergen und neben der schmückenden Funktion, erfüllt die Kleidung auch die Funktion der Kommunikation. Sie formt und präsentiert die Identität des Trägers. Durch Kleidung werden soziale Daten wie gesellschaftliche Stellung, wirtschaftliche Lage, Gruppenzugehörigkeit und Status des Trägers vermittelt. Dieser sendet, bewusst oder unbewusst, über die Wahl seiner Kleidung Signale und Informationen an seine Umgebung. Die Öffentlichkeit ist der Empfänger der Botschaften, welche durch Kleidung ausgesendet werden und wird somit zur Grundbedingung für Mode. Typografie ist die Synthese der Wortkunst und der räumlichen Kunst. Sie vermittelt Inhalt und kommuniziert mit dem Betrachter. Der Formenschatz der Typografie ermöglicht es, Text entsprechend der Funktion dif-

ferenziert darzustellen. Durch Schriftwahl, Schriftmischung und Proportion zum Raum können Gegensätze oder eindeutige Aussagen erreicht werden. Beide haben gemeinsam, dass sie gezielt etwas ausdrücken, provozieren und kommunizieren. Nichts wird nur zufällig angeordnet, sondern alles folgt einem übergeordneten Ziel. Mode und Typografie bedienen sich dazu ähnlicher Stilmittel. Die Erkenntnisse der Untersuchung bilden die Basis für Kleiderkollektionen mit verschiedenen Schwerpunkten, die sich mit typografischen Themengebieten befassen. Typografische Regeln oder Elemente dienen als Gestaltungsgrundlage und Inspiration für den Entwurf der Kleidungsstücke, dabei werden besondere Merkmale herausgearbeitet und anhand der Kleidung verdeutlicht.

Nerd für Typografie auszuleben (vielleicht sogar zu veräußerlichen)? Die dänische Firma e-Types hat vor kurzem Playtype, ein Pop-up Shop für Typografie in Kopenhagen eröffnet. Der Laden will Neulinge in dem Bereich und Süchtinge gleichermaßen ansprechen, um mit ihnen ihr typografisches Wissen zu teilen. Allerdings ist die Tür nur noch bis 1. Dezember 2011 geöffnet. Playtype fing als Online- Schriftensammelstelle an, wo Nutzer Schriften kaufen oder herunterladen konnten, die e-Types in den letzten 20 Jahre entwickelt hat. Um von der digitalen Welt Abstand zu gewinnen, eröffnete e-Type letzten Jahres den Pop-up zeitlich begrenzte Shops, um interesse zu steigern Shop Playtype. Dekoriert mit riesigen Lettern in den Fenstern und an den Wänden, verkauft der Shop Poster, Notizbücher, T-Shirts, Tassen, Wein und vieles mehr – alle Artikel sind mit den Hausschriften des Shops versehen. Man kann die Schriften per Kreditkarte oder bereits auf einem vorgefertigten USB-Stick kaufen, um

den illegalen Download zu vermeiden. »Die Bestimmung von Playtype ist es, mehr als nur ein Laden sein«, erzählt Rasmust Ibfelt, Partner und Manager von e-Types: »Der Offline-Shop ist eine Möglichkeit, einen Dialog mit einem breitgefächerterem Publikum über den Stellenwert der Typografie einzuleiten. Ebenso ist es ein Ort, wo man seine eigenen Erfahrungen mit unserem Handwerk machen kann. Ein Ort, wo unsere Designer montags eine zündende Idee haben können und bereits eine Woche später das Resultat im Laden im Einsatz sehen können.«

Typografie ist die Synthese der Wortkunst und der räumlichen Kunst. Sie vermittelt In halt und kommuniziert mit dem Betrachter.

nerd shop für typografieinteressierte Warum ein tropischen Inselort aufsuchen, wenn man in Dänemark die Möglichkeit hat, den inneren

produkte von playtype

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in welchen bereichen wird die typografie gefragt sein?

Fachwerk 6 typo und mode

Wenn typografie und mode harmonisch kollidieren


ivo Gabrowitsch Marketing Director bei FSI FontShop International Akim Helmling Mitbegründer von Underware geboren 1971 in Heidelberg, Grafik Design Studium an der Fachhochschule Mannheim, 1998 bis 2000 Studium an der KABK in Den Haag Abi Huynh Type Designer aus Vancouver, Kanada, 2008 bis 2009 absolvierte er ein Studium an der KABK in Den Haag Indra Kupferschmid Professorin an der HBKsaar, studierte an der Bauhaus- Universität bei Fred Smeijers, Autorin des Buches Buchstaben kommen selten allein Tal Leming Type Designer in Baltimore, USA, Er arbeitete für House Industries und entwickelte eine Reihe von Schriften, z.B. die Schrift United für das Smithsonian Cooper-Hewitt NY im jahr 2003 Dan Reynolds Schriften-Designer bei der Linotype GmbH in Bad Homburg; er studierte BFA Grafikdesign an der Rhode Island School of Design USA und MA Typeface Design an der Universität Reading UK Gerard Unger - Professor an der Universität Reading UK und an der Universität Leiden; seine bekanntesten Schriftent würfe sind z.B. Swift und Gulliver, entwickelt für den Zeitungsdruck. christina faber typografische gestalterin abgeschlossenes der buch- schrift - und zeitschriftengestaltung schwerpunkt typografie Christina faber Es wird mehr Schriften geben, die für verschiedene Plattformen (Print, Web, Displays) einsetzbar sind. Ebenso werden bestehende Schriftfamilien weiter ausgebaut werden um sie globaler nutzbarer zu machen. In wie weit sich das in bare Münze umsetzen lässt, kann ich nicht beurteilen. Wer allerdings hierfür Talent und Wissen mitbringt, kann sich dadurch von Mitbewerbern unterscheiden. Abi Huynh The most obvious role of typography and type design in terms of evolving media forms is the emergence of the need for better screen typefaces. Web designers are starting to use more new typefaces in their work (as opposed to the old »web-safe« fonts such as Arial and Verdana). With the new font format WOFF and some new font services web designers are able to integrate many different headline and display fonts in their work but there is still a lack of really great text fonts for screen and mobile devices that rivals Matthew Carter‘s work in Georgia and Verdana. In regards to the evolving global typographic landscape, type designers are starting to integrate support for many more languages in their fonts. One of the most notable foundries for this is definitely Typotheque based in The Hague, Netherlands, they have expanded Fedra to support all Central European languages, Cyrillic, Arabic and Indic scripts, even a Phonetic alphabet is available in the Fedra family. Indra Kupferschmid Schrift und Typografie musste sich immer schon neuen Technologien und Entwicklungen anpassen. Diejenigen, die sich zu der Zeit gerade »mitten« im Geschehen befinden oder bereits schon länger in dem Bereich tätig sind mag dies unter Umständen ängstigen und um Niveau und Etos fürchten lassen. Jedoch ist ein steter Wandel nicht zu umgehen und nötig, um sich an geänderte Lebensumstände anzupassen. We should embrace this fact rather than fear it. Die Globalisierung brachte uns in Kontakt mit wunderbaren, uns wenig geläufigen Schriftsystemen und Konventionen anderer Sprachen und Länder, der Medienwandel erfordert die technische Anpassung bestehender Schriften, z.B. an das OpenTypeFormat und den enorm erweiterten Unicode-Zeichensatz. Wir können mit nahezu allen Menschen auf der Welt nahezu in Echtzeit kommunizieren. Ich möchte den fachlichen Austausch, z.B. auch in Online-Foren um nichts missen und habe Kunden

und vor allem viele Kollegen an entfernten Orten, mit denen ich dank der Technik zusammenarbeiten kann. Und die Freunde geworden sind, die ich gerne auch im »echten« Leben besuche. Aber was heisst hier eigentlich »echt«? Auch meine Online Kommunikation ist echtes Leben für mich. Tal Leming Typography is going through a minievolution right now. The set of tools for making typography on the web is rapidly improving—web fonts are becoming standardized as is a set of CSS properties that will finally give web developers sophisticated typographic control. Typography in new media is likely to improve as a result of these. Dan Reynolds What are »globalization problems«? When I think about globalization, I think about all sorts of opportunities, especially for designers. The only problems that I encounter are technical problems, like lack of font support for several complex scripts (e.g., writing systems like the Indic scripts, Hebrew, Arabic, etc.) in many design applications. In terms of opportunities in the context of changing media contexts, the are huge opportunities for type design and typography, mostly in the display of text in virtually any language in virtually any typeface on the Internet, and in e-books, too. This is brand new, really, and is developing quite quickly. The growth of the Internet in recent years has been primarily a growth in the amount if text people read on screen around the world every day. I read more content now than I did five years ago, or ten years ago, thanks to today‘s networked possibilities. Gerard Unger This question cannot be answered in an e-mail. We need to sit down with drinks and engage in a lengthy discussion.

Wo sehen Sie von heute aus die Bedeutung der Typografie in 15 Jahren? Ivo Gabrowitsch Sie wird auf jeden Fall wachsen.

Die Zahl der Medien wächst ständig. Ebenso die Möglichkeiten, selbst Inhalte für diese Medien zu generieren. Dadurch nutzen heute aktiv mehr Menschen als je zuvor Schrift. Sie generieren Texte in Tweets, Mails, Blogs und gestalten auch mal eigene kreative Erzeugnisse. Das Bewusstsein für typografische Belange sollte demnach zwangsläufig steigen – und wenn es oft nur die Entscheidung zwischen Comic Sans oder Times New Roman ist oder zwischen Block- und Flattersatz.

Akim Helmling Die gleiche wie vor 15 Jahren. Abi Huynh Typography is a core aspect of graphic

design, it is utilized in almost all forms of graphic design: packaging, identity, print, motion, etc. I think while typography is a major part of any graphic designers‘ work, it is always in a supportive role and depending on content and context. It is hard to predict what changes to the design profession the next 15 years will bring, but the role of typography will not change from expressing the content effectively. Indra Kupferschmid Immer noch an zentraler Stelle. Schrift und Kommunikation wird es noch sehr lange geben, die Informationsmenge wird eher größer als kleiner und muss durch gute Typografie, mehr denn je übersichtlich und leicht erfassbar gemacht werden. Tal Leming The future is impossible to predict. But, typography will be important as long as the visual representation of language is important. christina faber llustrativ eingesetzte typografische Mittel auf Titelseiten, Verpackungen und Wänden sind zunehmend vermehrt zu sehen. Persönlich erfreue mich sehr daran und empfinde diese Arbeiten oft schneller erfaßbar und ehrlicher. Sie verlangen aber eine gute Einschätzung der Zielgruppe, eine eindeutige Haltung seitens des Auftraggebers und eine perfekte Umsetzung. (Reduzierung auf das Wesentliche und Individualität muss auch ausgehalten werden können). In jedem Falle müssen auch in 15 Jahren Informationen, Inhalte, Texte jeglicher Art vermittelt und dokumentiert werden, ob in Print, Web, Mobile, etc.. Also wird der Bedarf an guter Lesetypografie erhalten bleiben. Es wird eher eine Herausforderung an die Technik sein, Plattformübergreifend Inhalte so generieren zu können, dass sie lesefreundlich bleiben. Dan Reynolds I think that the trends that I just touched upon will continue to grow in leaps and bounds over the next five years. In 15 years, I doubt at most western countries will have printed newspapers anymore, and less and less books (especially novels) are going to be printed. People will still write, in fact, I bet that they will write more. And writers will continue to be paid. The way that writers reach readers will be very different from ten way that it is now, though, I suspect. Gerard Ungern On screens.


60

Arial Times New Roman Calibri Futura verdana Comic sans

50 40

60 % 18,3 % 16,7 % 3,3 % 6,7 % 6,7 %

30 20 Ja 15 % Nein 81,7 % Rest 3,3 %

10

Haben Sie schon einmal eine kostenpflichtige Schrift auf Ihrem Rechner installiert ohne vorher eine Lizenz zu erwerben?

Welche Schriftart nutzen Sie vorzugsweise bei Ihren Arbeiten am PC?

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dazu erworbene Lizenz auf ihrem Rechner installiert haben. Um diese vermeintliche Grauzone sind sich Schriftgestalter und Schrifthäuser bewusst. Die leichte Übertragbarkeit und Möglichkeit zur Weitergabe digitaler Daten macht aus der eindeutigen Urheberechtsverletzung einen Kavaliersdelikt. Immerhin stimmten jedoch auch knappe 82 % mit Nein, sie hätten noch nie eine nichtlizenzierte Schrift installiert. Was einer ganz klaren Mehrheit der Befragten entspricht. Dass das allgemeine Interesse an neuen Schriften im Allgemeinen eher gering ist, sprich, die wenige Nutzung von Nicht-Systemschriften nicht nur am Preis der Produkte liegt, zeigt die Unbekanntheit von Internetseiten, die kostenlose Schriften zum nicht-kommerziellen Gebrauch anbieten. FreefontArchive wie dafont.com sind einem Großteil (80 %) kein Begriff. Die Wenigsten haben je einen Schriftsatz von diesen Seiten heruntergeladen. Sprich: Kaum einer der Computernutzer sieht für sich selbst die Notwendigkeit eine neue Schrift auszuprobieren. Was sich auch noch einmal am Beliebtheits- und Bekanntheitsgrad der (vorwiegend windowsgeprägten) Systemschriften zeigt: Klarer Favorit ist das Monotypekind und Helvetica-Ersatz, die Arial. Mehr als die Hälfte der Befragten gab jene als ihre am liebsten und häufigsten genutzte Schrift an. Auf Platz zwei und drei, mit großem Abstand jedoch, die Times New Roman (18,3 %) und die Calibri (16,7 %). Die von Gestaltern ungeliebte Microsoft-Schrift Comic Sans erhielt lediglich nicht erwähnenswerte 6,7 %. Viel interessanter ist allerdings die Frage nach dem Warum. Was beeinflusst unsere Entscheidung bei der Auswahl von Schriften? Eine leise Vorahnung sagt uns, und das obige Ergebnis scheint unsere Vermutung noch zu bestätigen, rein gar nichts bestimmt unserer Wahl. Die vom System vorinstallierten Schriften werden vom Benutzer verwendet, der dem niedergeschriebenen Inhalt weit mehr Beachtung schenkt, als seinem Transportmittel, seinem Medium, der Schrift. Die Umfragenergebnisse sind jedoch weit weniger eindeutig, als unsere Vermutung. Knappe 37 % gaben an, Schriften aus Gewohnheit zu nutzen, beinahe derselbe Prozentsatz (38,3 %) arbeiten nach vorgegebenen Gestaltungsrichtlinien - da fragt man sich natürlich: die Arial? Coporate Identity? Nun ja… – 35 % der Umfragenteilnehmer arbeiten nach ihrem eigenen Gefühl wenn es um die Auswahl der Schriften geht und lediglich 5 % nutzen diejenige, die der Rechner selbstständig auswählt. Aus gestalterischer Sicht erfreulich, dass sich nur diese Minderheit auf die Systemvoreinstellung verlässt. Gerade zu haarsträubend allerdings die nächsten Ergebnisse: Die Antworten auf die Frage, was sie für eine komplette Schriftfamilie mit vier Schriften (Normal, Fett, Kursiv, Fett-Kursiv) zahlen würden, gingen weit auseinander. Der Durchschnittspreis aller Angaben belief sich auf 25,10 €. Dabei gab es

Nennung von 50 €, 100 € und 250 € bis hinunter zu 1 €, 10 Cent, »Null.« oder »Gar nichts«. Schon hier zeigen sich die unterschiedlichen Einschätzungen was die Wertigkeit einer Schriftgestaltung angeht, was sich bei der Frage nach der Wichtigkeit von Schrift und Typografie noch deutlicher zeigt. Hierbei waren die einen der Meinung »Typografie verdeutlich(e) Inhalt, Zweck und Anmutung eines Werkes.« und sie sei »ein ganz wichtiger Bestandteil für die Lust am Lesen und Erkennen.« andere meinen es gäbe »auch tolle Gestaltung ohne gute Typographie.« und die Schrift sei »eher weniger bedeutsam«. Viele Nutzer sind der Meinung, dass es bereits mehr als genügend Auswahl an Schriften gibt und es wenig sinnvoll sei, sich noch weiterhin mit der Gestaltung neuer Schriftarten zu beschäftigen. Aber unser Leben, vor allem unser virtueller und digitalisierter Alltag verändert sich ständig und rasend schnell. Es wird weiterhin von essentieller Wichtigkeit sein, Typografie an neue Gegebenheiten, Bildschirme und Interfaces anzupassen. Eine der letzten Fragen befasst sich mit den Kenntnissen über Schriftgestalter. Etwa 50 % der Befragten konnten keine Aussagen dazu treffen, die andere Hälfte konnte dagegen einige nennen. Die Bekanntesten sind demnach Erik Spiekermann und Adrian Frutiger, außerdem der Franzose Claude Garamond und der Italiener Giambattista Bodoni, der Engländer Neville Brody und Hermann Zapf. Letztlich ergab die Umfrage, was man eigentlich schon wusste und was einem im Grunde einleuchtet, auch wenn es manche Mediendesigner nicht wahrhaben wollen. Typografie, das zeigt schon die seltene Nutzung jener Begrifflichkeit, ist ein Thema der Fachleute. Designer, Marktingmenschen und Studenten wissen um die Relevanz der Schriftgestaltung, der Nutzer, die Zielgruppe, nimmt sie – zumindest bewusst – eher nicht wahr. Wie es um das Unterbewusstsein steht, ist allerdings ein ganz anderes Thema.

»Schrift und Typografie ist mir wichtig, um die Art eines Schreibens charakterisieren und individualiseren zu können.«

ja 53.3 % nein 47,7 %

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Halten Sie es für angebracht Lizenzen auf Schriften zu erheben?


Schriftgestaltung ist ein insiderthema – was sagt der nichtinsider dazu?

von einer groben idee bis zur perfektion heutiger zeit – typografie im cI

Ja 75 % Nein 23,3 % Rest 1,7 % Kennen Sie den Begriff Typografie?

Rebecca Röger Der Altersdurch-

schnitt der Befragten zum Thema Typografie, Schriftnutzung und Lizenzierung lag bei 37,7. Geantwortet haben Menschen im Alter von 10 bis 70 Jahren und ergeben hat sich, nun ja, was wir eigentlich schon wussten oder zumindest ahnten. »Was ist

Typografie überhaupt?«, fragt sich der eine. Und: »Was macht ein Schriftgestalter?« oder: »Was ist das generell für ein seltsames Thema?« fragen mich meine irritierten und auch etwas ratlosen Verwandten und Bekannten. Bei einigen von Ihnen keimt zum ersten Mal die ernsthafte Frage auf, was ist

das da eigentlich, was meine Nichte studiert ...? Kein Wunder allerdings, befragt wurden vordergründig Menschen, die nicht bereits »typoinfiziert« sind. Schüler, Studenten und Auszubildende, Angestellte, Selbstständige und auch einige Rentner. Welche Schriften nutz der Ottonormalverbraucher, nach welchem Prinzip wählt er eine Schrift aus seinem System aus und: Hat er sich überhaupt schon einmal über die Gestaltung eines Buchstabends Gedanken gemacht? Diesen und anderen Fragen galt es auf den Grund zu gehen. DIE BEGRIFFLICHKEIT TYPO

Schon bei der ersten Frage nach dem Begriff der Typografie muss ein Drittel der Befragten passen. Das Wort Typografie stammt aus dem Griechischen

(griech. τυπογραφία) und steht für Figur, Abdruck, Druck oder Schlag und bezeichnet im Allgemeinen die gedruckte Schrift im Gegensatz zur Handschrift. Immerhin jedoch ganze 75 % der Teilnehmer kennen den Ausdruck und wissen um dessen Bedeutung. Nahezu 100 % der Menschen nutzen heutzutage den Computer, sei es privat oder aus beruflichen Gründen. Der PC, das Internet und digitale Daten sind fester Bestandteil des alltäglichen Lebens und nie wieder aus jenem wegzudenken. Digitale lizenzpflichtige Schriften sind jedoch nach wie vor einen Angelegenheit von Designern, Typografen und Werbeleuten. Lediglich 8,3 % gaben an, schon einmal eine digitale Schrift bzw. eine Lizenz dazu käuflich erworben zu haben. Doppelt so groß ist der Anteil derer, die schon einmal eine Schrift

ramona welzel Da ist es schon

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wieder, dieses CI – was ist das überhaupt? Und wofür soll das nützlich sein? Nun ja, das sind gute Fragen, die sich wie so oft nicht mit einem Satz beantworten lassen. Doch so viel sei schon einmal vorweg genommen: CI steht für »Corporate Identity«, was so viel heißt wie die Identität (aus dem lateinischen idem für daselbe) eines Unternehmens. Der Wikipedia– Verfechter da draußen würde zudem auf folgende Beschreibung stoßen: »Die Unternehmensidentität ist die Gesamtheit der kennzeichnenden und als Organisation von anderen Unternehmen unterscheidenden Merkmale.« Mit der genauen Bedeutung dieses prägnanten Satzes sowie mit der dabei spielenden Rolle der Typografie werden wir uns noch beschäftigen. Doch der Ursprung allen Lichts bzw. in unserem Fall der Urgedanke der

Corporate Identity lässt sich Ende des 19. Jahrhunderst ansiedeln. Während der vorübergegangenen Jahre entwickelt sich der ursprüngliche Gedanke von einem Face lift bis es schließlich in heutigem Glanz erstrahlt.

aller anfang ist schwer Bereits zu Beginn der industriellen Phase war ein Unternehmen darauf ausgelegt, worauf der Unternehmer Wert legte. Dem Firmeninhaber wichtig erscheinende Bereiche waren somit ausgeprägter festgehalten und beworben wie andere Bereiche. Das Unternehmen wurde also durch den Charakter des Firmengründers bzw. des Firmeninhabers bewusst oder unbewusst festgelegt und somit die Werte oder auch Charakterzüge des Unternehmens begründet. Diese Charakterzüge bauten sich in den

wenigsten Fällen zu einem alleinstehenden Charakter aus, da ein damaliger Firmeninhaber nicht primär am Kern und Aufbau innerhalb der Firma Hand anlegte. Doch bei dieser Art Ausprägung und Spezifizierung auf das Anstreben bestimmter Werte kann bereits von einer Unternehmensphilosophie gesprochen werden, wenn auch im Anfangsstadium. Um das Handeln nach der jeweiligen Philosophie eines Unternehmens vom Betriebsrat bis hin zum Lehrling zu gewährleisten, erfolgte die Einbindung der Mitarbeiter durch eindeutige Anweisungen. In Familienbetrieben und kleinen Unternehmen stellte das Transportieren einer Philosophie wie auch die Anwendung im Tagesgeschehen weniger Probleme dar, da die Mitarbeiter selbst seit der Unternehmensgründung an der Ausrichtung beteiligt waren und die Wertevermittlung mit

begründet haben, sich somit sehr gut mit den Inhalten des Unternehmens identifizieren konnten. Doch mit dem Wachstum solcher Betriebe, wurden die einst festgelegten Werte zunehmend verschwommen. Die Identität des Unternehmens verlor sich allmählich, denn neue Mitarbeiter konnten den damaligen Pioniergedanken nicht ausreichend nachempfinden. Sie erlebten die vorangegangenen Jahre der Entwicklung des Unternehmens und seine individuelle Historie nicht als kleiner Teil eines Ganzen, sondern sahen den Betrieb nüchtern als das, was er nun einmal war: Arbeit- und Geldgeber. Die persönliche Verbundenheit zu dem Unternehmen war daher mit fortschreitender Generation äußerst gering, was wiederum die firmenintern gesteckten Ziele schwer erreichbar machte. Die Mitarbeiter konnten sich kaum mehr mit dem

Fachwerk 6 Leitsysteme

Recherchieren, interviewen, meinungen einholen, werte festlegen – stets eine herausforderung

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der computer ist alltagsgegenstand, digitale schriften jedoch profiangelegenheit


markenschild der aeg

MARKENTECHNIK Den Namen als »Prototyp des Industriedesigners« und zugleich als einer der Vorreiter des heutigen Corporate Design verdiente sich Peter Behrens, als er deutscher Architekt, Maler, Designer und Typograf, 1868–1940 vor dem ersten Weltkrieg umfassende gestalterische Aufgaben für den Großkonzern AEG übernahm und zudem als künstlerischer Berater zur Seite stand. Seine Vision, ein einheitliches Firmengesicht sowohl intern als auch extern zu erreichen, realisierte er erfolgreich mit der AEG zwischen 1907 und 1914. Von

Briefbogen zu Katalogen, von Apparaturen zu Produkten, vom Firmengebäude zur Arbeitersiedlung, von Verkaufsläden zu Werbung, vom Firmen-Zeichen zur eigenen Schrift: Behrens überarbeitete dies nicht nur, sondern kreierte ein neues Gesamtpaket, wobei sich sämtliche Erscheinungsbilder aus der Art der Anwendung heraus ergaben. Somit gelang es Behrens erstmals, das Erscheinungsbild eines Unternehmens und all seine unterschiedlichen Bereiche und Ausrichtungen, alles in einem geschlossenen, aufeinander abgestimmten und einheitlichen Sinne zu gestalten. Bei sämtlichen Gegenständen industriellen Ursprungs strebte Behrens eine tiefe Verbindung zwischen Industrie und Kunst an. Hierbei verzichtete er auf Schnörkelei oder etwa Ornamente. Von nun an war bekannt, dass die Selbstdarstellung eines Betriebes zunehmende Auswirkungen auf die Absatzchancen am Markt haben sollte und die notwenige Existenz einer Unternehmensphilosophie war geboren. In den 30er Jahren wurde dieser Gedanke durch Hans Domizlaff noch deutscher Graphiker, Werbepsychologe und Schriftsteller, 1892–1971 konkretisiert: Als selbsternannter »Markentechniker« sollte seiner Meinung nach die Identität eines Unternehmens ausschließlich über die identifizierbare Marke erreicht werden. Dabei sollten Hersteller und Marke optimalerweise miteinander verschmelzen. Anhand der insgesamt 22 »Grundsätze der natürlichen Markenbildung« wird die Richtung Domizlaffs Markenverständnisses deutlich. Die Markentechnik setzte primär auf die höchste zu erstrebende Warenqualität, dem sogenannten Leistungsernst. Dabei handelt es sich um keine simple Methode, die da heißt „Hauptsache verkaufen“ oder etwa zu blenden und Unwilligen etwas aufzuquatschen. Im Gegenteil: Die Markentechnik baute auf langfristigen Erfolg der Marke und musste sich daher das Vertrauen der Kunden ehrlich verdienen. Dies geschieht nicht über schnelle Beeinflussung zum Kauf. Denn dieser Grundsatz kann es sich nicht leisten, Käufer nach dem Erwerb des Produkts aufgrund unrealistischer Versprechungen nicht zufriedengestellt zu haben und damit den Käufer als Kunden zu verlieren. Der Leistungsernst muss sich auch in Bezug auf die Werbung der Marke und ihre Bekanntmachung am Markt widerspiegeln. Demnach soll nicht mit plumpen Mitteln größtmögliche Aufmerksamkeit erreicht werden, sondern selbstbewusst, doch mit zurückhaltender Würde und sich der eigenen Qualität bewusst soll die Marke den Markt erobern. Übermäßiges Drehen der Werbetrommel sei also überflüssig. Domizlaff zufolge ist die Unternehmenspersönlichkeit mit dem Firmenstil untrennbar verbunden und erst aus der genauen Betrachtung der beiden Bereiche konnte sich ein erfolgreicher Werbestil herauskristallisieren. Die Elemente der Werbung eines Unternehmens wurden nicht etwa aus modischen Gründen oder Geistesblitzen des zuständigen Gestalters angewandt, sondern ergaben sich aus einer detaillierten Analyse des Firmenstils und der daraus resultierenden gesamten Unternehmensphilosophie. Domizlaff vertiefte den Gedanken, vom Inneren eines Betriebes nach außen zu gehen und schloss damit vom Inhalt ausgehend auf eine angemessene äußere Form. Diesen Gedanken anwendend überzeugte Domizlaff mit seinen Anschauungen, indem er für die Zigarettenfabrik Bernhard Reemtsma & Söhne Erfolgsmarken wie Ernte 23 und R6 konzipierte und dabei auf einen Stil verwies, der Qualität, Anmut und Ebenmäßigkeit in Material, Verpackung und Aussehen garantierte. 1933 entwarf Domizlaff die ersten Gestaltungsrichtlinien, in welchen die grafische Anmutung sowie Schriftbilder detailliert aufgeführt wurden. Nicht zuletzt wegen seines 1939 erschienenen Buches »Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens – Ein Lehrbuch der Markentechnik« gilt er als Vordenker der Corporate Identity–Idee.

in weißer Schrift: »$35,025 PER CHILD/PER YEAR«. Diese Anzeige stimmt den Betrachter sowohl lustig als auch nachdenklich. Weitere viermal erschien eine Werbung für Sir Richard´s Condom Company in gleicher Aufmachung.

Die Lebensmittelbranche Die Fast-food-Kette Mc Donald´s irritiert in ihrer Anzeige den Betrachter zu Beginn auf das Äußerste. Auf dem in der roten Hausfarbe gefülltem Hintergrund, liest man in gelber serifenloser Schrift: »We don´t hire Turks, Greeks, Poles, Indians, Ethiopians, Vietnamese, Chinese or Peruvians.« Am unteren Rand der Anzeige wird der Satz in wesentlich kleinerer Schrift ergänzt. Darin steht: »Nor Swedes, South Koreans, or Norwegians. We hire individuals. We don’t care what your surename is. Because ambition and determination have nothing to do with your nationality. McDonald´s is one of the most integrated companies in Sweden, with as many as ninety-five nationalities working for us. Join us at mcdonalds.se.«

Kunst Bell Shakespear Company kreierte eine mathematische Formel mit Worten und Zeichen: »Marriage = I do / I won´t«. Damit machen sie auf ihr neues Theaterstück aufmerksam. Diese Art der Werbung verwendet die Bell Shakespear Company des öfteren.

Religion Die christliche Organisation Alpha Course wirbt mit dem in serifenloser und hellblauer Schrift geschriebenen Spruch: »THE MEANING OF LIFE IS«, mit einem langen Unterstrich den Worten folgend. Darunter steht: »Fill in the blanks at alpha course.org«. Entworfen wurde die Anzeige von Boat Studio in London.

Die Erotikbranche Das Kino Cinema l´amoure setzt in ihrer Werbeanzeige auf einen schwarzen Hintergrund der in der unteren Hälfte in ein verblasstes Schwarz, bzw. Grau, ausläuft. In weißer Serifenschrift steht geschrieben: »You won´t cry, but bring tissues.« Darunter befinden sich fünf nebeneinanderstehende Sternchen. Diese Anzeige erschien in gleicher Art und Weise mit den Spüchen: »More screams than a horror movie« und »Two thumbs in!« Entworfen wurden die Anzeigen von der Agentur Bleublancrouge in Kanada.

Das Resume

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Die Frage, warum in Schnitt nur eine rein typografische Werbeanzeige pro Maganzin geschaltet wird, kann ich leider auch nach meinen Recherchen nicht beantworten. Vermutlich liegt es jedoch daran, dass die Verlage ihren Lesern nicht noch mehr »Text« in ihrer Zeitschrift zumuten wollen, wie diese schon enthält. Dass die Dienstleistungsagenturen wie PR-, Kommunikations- und Designagenturen öfters mit rein typografischen Anzeigen in Erscheinung traten, bemerkte ich bereits zu Beginn. Selbstredent sind sie die »Macher« die von Anderen engagiert werden und haben das gesamte Potential in ihren eigenen Reihen. Dass diese sehr gern Eigenwerbungen rein mit Typografie schalten, spricht für den Reiz und die Qualität damit zu arbeiten. Wie schon gesagt, bietet diese Art der Werbung einen besonderen Reiz, da sie mit Wortspielereinen den Leser »entzücken« müssen.

Drei Varianten sind mir bei meiner Recherche des öfteren in das Auge gestochen. Humor, Nachdenklichkeit und Spielerei mit Darstellung und Inhalt. In der Kategorie »Humor« sind Werbeanzeigen von: Comedy Central, Financial Times Deutschland, Mastercard Canada, Mercedes-Benz, Hansapartners, Wonderbra, Shoe Hospital, Mischief, Bell Shakespear Company, Sir Richard´s Condom Company und Cinema l´amoure angesiedelt. Die Kategorie »Nachdenklichkeit« enthält die Werbenzeigen von: ASA, Sanctuary Asia, TAC, Optimum Health und Alpha Course. Die Kategorie der »Spielerei mit Darstellung und Inhalt« nehmen folgende Werbeanzeigen ein: Classic Rock, Firefox, ASB Bank, ING Bank, Classic Chrome und Mc Donald´s. Gleich welcher Kategorie die Werbeanzeigen zugeordnet sind, sie alle spiegeln einen Einfallsreichtum wider, der selten in Anzeigen mit Bildmaterial erscheint. Meine Umfrage bei Freunden und Bekannten, die nicht in der Gestaltungsbrache sind, ergab, dass sie kein sonderliches Interesse daran hatten Werbeanzeigen rein mit Typografie anzuschauen. Nachdem ich ihnen die Kampagnen jedoch zeigte, waren die Meisten hellauf begeistert. Die Anzeigen wirken demnach bei sämtlichen Zielgruppen und sprechen somit für sich. Der strukturelle Aufbau ist bei den meisten Anzeigen-Kampagnen gleich. Die Hausfarbe wird oft für den Hintergrund und die Schrift verwendet und das Logo steht immer am unteren Rand der Anzeige. Des Weiteren wird die gleiche Form der Gestaltung gern oft eingesetzt und für weitere Anzeigen verwendet. Das Thema Werbeanzeigen rein mit Typografie hat mir viel Freude bereitet und es verdient eindeutig, sich damit auch in Zukunft weiter auseinander zu setzen.

Die Anzeige von Mischief Scissors ist allseits sehr beliebt. Anaesthesia Lingerie beauftragte die Indische Agentur Nicotin.

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Unternehmen und seinen Werten identifizieren, da diese vernachlässigt und kaum weitervermittelt oder ausgebaut wurden. Der Einzelne handelte demnach nach persönlichen Wertvorstellungen, welche sich allerdings kaum mit denen des Unternehmens deckten und damit letztendlich dem Kunden falsche Wertvorstellungen übermittelten. Ein weiteres Problem dieser Zeit war die Stellung am Markt. Die Erweiterung von Produkten und Produktpaletten führte zu einer anhaltenden Überschneidung von Mitbewerbern, die anfänglich an unterschiedlichen Marktpositionen angesiedelt waren. Die erweiterte Produktauswahl ließ ehemalige Konkurrenten zwar zurückfallen, auf der anderen Seite zeigten sich nun aber ebenbürtige Mitbewerber, deren Sortiment ähnlich umfassend war. Aufgrund der beinahe unmöglichen Unterscheidung der Angebote der Unternehmen, fiel dem Konsumenten die Wahl, von welchem Unternehmen das Produkt bezogen werden sollte, dementsprechend schwer. Der Verbraucher konnte über die Produktpalette eines Betriebes nicht mehr dessen mögliche Philosophie erkennen, somit erschwerte sich zudem die Identifikation mit dem Hersteller. Denn auch dem Konsumenten war klar, dass nicht jedes Unternehmen jedes Produkt unterschiedlichster Sparten gleich gut produzieren konnte und war sich der versprochenen Qualität der Produkte nicht sicher. Gegenüber dem Verbraucher verlor ein Unternehmen dadurch an Glaubwürdigkeit und wurde mit zunehmendem Zweifel gar identitätslos. Unternehmen hingegen, die sich auf nur ein Handwerk konzentrierten und ein dementsprechend überschaubares Sortiment vertrieben, erhielten einen höheren Stellenwert. Nicht zuletzt, weil sie sich ihrer Werte besinnten und diese auch an den Konsumenten tragen konnten. Dieser Grundsatz wurde im Laufe der Zeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgegriffen und vertieft.


Text. Dieser lautet wie folgt: »Listen, good Doctor. My husband is in advertising - a copywriter, whatever that means - and hes´s actually pretty good. This morning he´d just gotten out of the shower and was only wearing a towel - a nice one, I got it at Target - and I asked him to help fix the living- room drapes - our green ones with little pink flowers. So he climbs up the ladder and starts to unhook them. Well, it so happens we have this funny little statue - a Silver Clio I think he calls it - on the end table and suddenly our cheap Wal-Mart ladder collapses and he falls rather directly onto his precious Clio. In your professional opinion, should I just pull it out?«. Ein sehr langer Text beschreibt hier auf humoristische Art und Weise die »Probleme« der Kunden und soll zum schmunzeln anregen. Optimum Health »when your desire lies somewhere in between...« zeigt in ihrer Anzeige auf weißem Hintergrund das Wort »fat« in Minuskeln. Es bildet sich aus einem sehr großen und fetten, schwarzen, serifenlosem »f«, das in der hintersten Ebene der drei Buchstaben platziert ist. Darauf befindet sich ein weißes »s«, welches in der Breite die Ränder des »f« einnimmt und somit subtrahiert von dem »f« erscheint. In dem »a« befindet sich links unten ein schwarzes »t«, das sehr klein und zierlich im Gesamtarrangement, wirkt. Wenn man nun den bereits erwähnten Slogan, der sich auf dem weißen Hintergrund am unteren Rand der Anzeige befindet, mit der Darstellung des Wortes »fat« sieht, so kann man eine sehr schöne Kombination aus Inhalt und der Typografie erkennen. Zwei weitere Anzeigen wurden im gleichen Stil von Optimum Health heraus gebracht.

ein bedeutendes Stromversorgungsunternehmen, so teilen sich heute weit mehr als ein Dutzend dieses Marktsegment. Während früher nur wenige Frauenzeitschriften angeboten wurden, hat man heute die Qual der Wahl. Konsumenten müssen daher zur Unterscheidung der Produkte immer mehr Informationen einholen und verarbeiten, bevor sie sich mit dem einen oder anderm Produkt sympatisieren und sich schließlich entscheiden können.

hoher informationsfluss durch medien

Die Textilbranche

Die Drogeriebranche Die Firma Mischief Scissors setzt in ihrer Kampagne auf Wortspiele. Auf einem orangefarbenen Hintergrund befindet sich ein hellgrauer, langer und schmaler Zeitungsschnipsel. Zumindest erweckt es den Eindruck als wäre es einer. Darauf steht der Satz: »MY TEACHER LIKES MY BRACELET.« Der Witz dieser Anzeige besteht darin, dass der »Schnipsel« am Ende des Satzes auseinander »geschnitten« wurde und der letzte Teil »CELET« sich am unteren rechten Rand der Anzeige um 180 Grad gedreht, befindet. Somit liest der Betrachter beim ersten Erblicken der Anzeige nur die Worte: »MY TEACHER LIKES MY BRA«. Unter dem Logo der Frima steht der Slogan: »It´s fun to be a scissor.« Zwei weitere Anzeigen wurden in diesem Aufbau gestaltet, welche besagen: »(Gr)ass is greener on the other side.« und »Finally she married some Dick(ens).« Sir Richard´s Condom Company gestaltet seine Kampagne in den Hausfarben hellgrün, schwarz und weiß. In der Überschrift steht in hellgrünen Majuskeln, in hellgrün unterstrichen: »TRINITY SCHOOL«. Darunter steht Jung Von Matt/ Donau entwarf 2011 die anzeige für mercedes-Benz. Die Werbeagntur Nikotin kreierte die Anzeige für „Optimum health“. Die Firma Wonderbra engagierte die Agentur Aap Eet Banaan.

Heutige Auseinandersetzung mit CI Nach diesem kleinen Ausflug in die frühsten Corporate Identity – Anfänge stellen sich nun aus unserer heutigen Sicht einige Fragen, die da wären: Wie versteht man heute die Corporate Identity? Warum besteht jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, auf diese CI? Und wie passt das Thema des Magazins überhaupt in diesen Artikel? Diese Fragen gilt es jetzt zu beantworten. Beinahe jeder Designer und Mediengestalter kommt früher oder später an den Punkt, an welchem Corporate Identity zum Thema wird. Dabei stehen sich Auftraggeber und Designer oftmals gleichermaßen ahnungslos gegenüber. Der Firmeninhaber hat beispielsweise von der erfolgreichen Investition eines befreundeten Geschäftsinhabers in ein CI erfahren und möchte dieses nun auch ausprobieren. Allerdings ist ihm nicht bewusst, dass es sich hierbei nicht einfach nur um ein Produkt handelt, welches man kauft und automatisch den erhofften Erfolg bringt – oder falls nicht, einfach entsorgt. Sondern vielmehr beginnt das CI bereits in den Köpfen der Belegschaft. Auf der anderen Seite wird sich nicht ausreichend in das Unternehmen hineingedacht und viel Energie in die äußere Ästhetik investiert und dabei übersehen, dass die Entwicklung einer Corporate Identity im Wesentlichen weitreichende Konsequenzen für sämtliche Unternehmensbereiche hat. Jeden Tag prasseln auf uns enorme Massen an Informationen unterschiedlichster Quellen herab. Permanent nehmen wir über unsere Sinne Impulse auf, müssen diese erkennen, einordnen und darauf reagieren. Unser Gehirn wird dieser ständigen Reizüberflutung nur durch sorgfältiges Aussortieren der Impulse mächtig. Die Kriterien dieser Sortierung sind nicht etwa langanhaltend, sondern unterliegen einem ständigen Wandel. Dieser natürliche Ablauf der Selektion stellt Unternehmen und Organisationen gleichermaßen vor eine Herausforderung. Denn gab es vor einigen wenigen Jahren in Deutschland nur

Da nicht mehr primär das Produkt an sich entscheidend ist, steigt der Stellenwert des Unternehmens hinter dem Produkt, denn die jeweilige Unternehmensidentität hat einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Produktwahl des Konsumenten. Produkte bleiben mal lang, mal weniger lang am Markt, das Unternehmen aber bleibt als Konstante bestehen, eventuell mit kleineren Korrekturen. Die Positionierung des Unternehmens innerhalb unseres Wertesystems ist daher maßgeblich an der Entscheidung beteiligt, wenn es an die Wahl des Produktes geht und bedarf einer sorgfältigen Behandlung. Somit ist diese Positionierung aufzubauen und weiterzuentwickeln der wesentliche Inhalt einer Unternehmenskommunikation. Dabei gilt als erstrebenswertes Ziel der Aufbau von Vertrauen und zwar in sämtliche Richtungen: Vertrauen in das Produkt, Vertrauen in die Zukunftsorientierung und Leistungsfähigkeit des Betriebes, Vertrauen in alle, die daran beteiligt sind und mitarbeiten. Also Vertrauen in die Unternehmensmarke. Wie sich leicht nachvollziehen lässt, geschieht dieser Vertrauensaufbau nicht über Nacht, im Gegenteil. Daran muss konsequent gearbeitet werden und jeden Tag aufs Neue unter Beweis gestellt werden. Bei der Fülle der am Markt angesiedelten Informationen muss ein Unternehmen mit Beharrlichkeit und Eindruck auftreten, denn das allein verhilft zu dauerhafter Wahrnehmung und positiver Identifizierung. Die Corporate Identity bildet hierfür die inhaltliche Basis und gewährleistet eine dauerhafte und verständliche Unternehmenskommunikation. Hierbei spielt die Größe und Situation des Unternehmens keinerlei Rolle. Als strategische Maßnahme ist der Corporate Identity-Prozess an den jeweiligen Zielen des Unternehmen bzw. des Kunden orientiert. Dabei ist das Wichtige einer Identität die Einzigartigkeit, was sich für ein Unternehmen besonders in der Wiedererkennbarkeit sämtlicher Kommunikationsmedien projiziert.

1. grundsatz markentechnik: »die vorraussetzung der natürlichen markenbildung ist die warenqualität.«

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Die Firma Shoe Hospital wirbt für sich mit einer Anzeige, in welcher in weißen serifenlosen Majuskeln, auf orangefarbigem Hintergrund die Worte: »JUST DO IT AGAIN«, zu lesen sind. Die Firma Wonderbra spielt mit dem Wort »Wonderbra«, indem es gezogen und geneigt wurde und bei den Buchstaben »o« und »b« rundlich aufgebläht wurde. Hier muss man nicht lang rätseln um zu sehen was das Wort nun darstellen soll. Die Bekleidungs- und Schuhfira Anesthesia Lingerie warb mit einer der minimalistischsten Anzeige, die ich bei meinen Recherchen gefunden habe. Zwei Ausrufezeichen befinden sich auf weißem Hintergrund. Auf ähnliche Weise wurden zwei weitere Anzeigen geschaltet, die zum einen einen abstrakten Blitz und drei nach unten fallende Regentropfen zeigen.


rens und des visuellen Auftretens. Unternehmen bekommen somit eine beinahe menschliche Persönlichkeit bzw. ist dies zu erreichen Inhalt der Unternehmenskommunikation. Bei einer perfekt aufeinander abgestimmten Harmonie dieser drei Komponenten entsteht eine stabile Wahrnehmung mit einem speziellen Charakter und somit eine Corporate Identity. Um also das Kommunizieren zwischen Unternehmen mit Mitarbeitern, Mitarbeitern mit Mitarbeitern, Mitarbeitern mit Kunden sowie Kunden mit Unternehmen bzw. Mitarbeitern zu erleichtern und eindeutige Position zu beziehen, ist es heutzutage für renommierte Unternehmen unausweichlich, nach einer Corporate Identity zu handeln und aufzutreten, schlichtweg zu leben. Da bei ersten Begegnungen nun aber mal das Erscheinungsbild des Gegenübers als erstes ins Auge fällt und gleichzeitig das erste Entscheidungskriterium darstellt, bezieht das Aussehen einer Person oder eines Unternehmens einen hohen Stellenwert. Die anderen Inhalte des Corporate Identity Corporate Communication, Corporate Behaviour, Corporate Philosophy, Corporate Culture und Corporate Language mögen zwar gleichermaßen wichtige und nicht zu vernachlässigende Punkte sein, doch stellt das Corporate Design diese aus benannten Gründen etwas in den Hintergrund. Die häufige Verwechslung oder Nicht-Unterscheidungen von Corporate Identity mit dem Corporate Design zeigt zudem, wie visuell orientiert der Markt ist. Schlichtweg scheint der wesentliche Teil der Corporate Identity, nämlich die Festlegung der Werte etc. weniger Beachtung zu erhalten als das Corporate Design, dem man salopp gesagt anhand des überarbeiteten Logos und den neugewählten Farben die Arbeit auch ansieht. Doch weit gefehlt! Das CD kann nur so viel leisten, wie das CI zu leisten bereit ist. Das visuelle Erscheinungsbild eines Unternehmens kann nur insoweit angepasst werden, wie gewährleistet ist, dass es nach wie vor mit der Firmenphilosophie eingängig ist und diese unterstützt, es ergibt sich also aus dem CI. Ein relevanter, allzu oft allerdings übergangener Punkt ist dabei die Schrift. Da jede Person seine eigene und individuelle Handschrift besitzt, berücksichtigen wir diesen Aspekt nicht ausreichend. Das Unternehmen an sich soll zwar durch die CI zu einer eigenen Persönlichkeit finden, durch das CD durch ein individuelles Aussehen kommen. Doch was ist eine gut aussehnende Persönlichkeit ohne die eigene Handschrift? Oft ist es sogar so, dass man anhand eines Schriftbeispiels den Absender ermitteln kann. Und wie wir heute wissen, lassen sich aus der eigenwilligen Formensprache

einzelner Buchstaben, Bögen oder Striche der jeweiligen Schrift Rückschlüsse auf bestimmte psychische Eigenschaften und Charakterzüge der Person ziehen. Zwar überschreitet dies ein wenig die Möglichkeiten von Computerschriften und ihre Verbindung zu einem Unternehmen, doch ist der Grundgedanke, auch für ein Unternehmen eine bestimmte Schrift einzusetzen von Relevanz. Denn in der Flut von Werbemaßnahmen und Informationen unterstützt die Schrift ein konsequentes Auftreten des Unternehmens in ihrem Erscheinungsbild nach innen und nach außen. Doch für welche Schrift soll man sich entscheiden? Ob eine sachliche oder technische Anmutung, eine verspielte Schrift oder eine Schmuckschrift, einen emotionalen oder sehr individuellen Schnitt, bei der Vielzahl an Schriften fällt eine Entscheidung schwer. Schriften sind also ein bedeutender Bestandteil des Corporate Designs und müssen mit diesem perfekt harmonieren. Die Notwenigkeit, bestimmte Fonts für den inneren und äußeren Schriftverkehr sowie für Werbemaßnahmen festzulegen, wurde bereits mit den ersten Erscheinungsformen der CI erkannt. Die einfachste und auch verbreitete Art, eine passende Schrift für das Unternehmen zu finden, besteht darin, eine bereits entwickelte Schrift als Hausschrift zu bestimmen. Zahlreiche Unternehmen bedienen sich dieser Variante. Durch individuelle Farbgebung und festgelegter Anwendung der Schrift fügt sie sich somit in das eigenständige CD des jeweiligen Unternehmens ein. Ein gut funktionierendes Beispiel ist die Bilddatenbank flickr. Deren Hausschrift bildet die serifenlose Linear-Antiqua-Schrift Frutiger, die 1975 durch den Typografen Adrian Frutiger entworfen und der Schriftgießerei D. Stempel veröffentlicht wurde. Wie anhand des Internetauftritts von flickr dargestellt, wird sich der gesamten Schriftfamilie bedient: Die Wortmarke an sich setzt sich aus dem Schriftschnitt Frutiger LT 75 Black zusammen. Für Headline und Bildaufschriften wird der Schnitt Frutiger LT 65 Bold verwendet. Die Subheadline bedient sich der Frutiger LT 55 Roman und für Fließtext sowie Menüpunkte wird die Frutiger LT 45 Light eingesetzt. Somit ergibt sich ein stimmiges, frisches und modernes Gesamtkonzept und ein dem CD unterliegendes Gestaltungssystem. Eine weitere Methode, einen bereits vorhandenen Font zu einer Hausschrift zu gestalten, ist das Entwickeln einer Hausschrift ausgehend von einem vorhandenen Schriftschnitt. Dabei ist die Basis ein Schriftschnitt, dessen schrifttypische Merkmale als solche, wie zum Beispiel Laufweite,

»Wenn der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu groSS wird, dann geht ein Auftritt nach hinten los« Erik Spiekermann

Ein auf den Konsumenten überzeugend wirkendes Bild kann nur das Unternehmen bilden, dass sich seiner Situation bewusst ist, also weiß wo es steht, was es kann und wo es hin möchte. Sich darüber klar zu werden sind die ersten Aufgaben eines Unternehmens und im Corporate Identity-Prozess von wesentlicher Bedeutung. Eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Unternehmen ist ebenso unablässig wie über dessen Ziele, Mitarbeiter und Wettbewerbsumfeld informiert zu sein. Dabei geht es um die Entwicklung der Unternehmenspersönlichkeit im Hinblick auf strategischer Ziele, der besonderen Fähigkeiten des Unternehmens sowie der Erwartungen der Kunden. Das Festlegen einer Corporate Identity ist in gewisser Weise wie das prägen einer Persönlichkeit. Ausgehend davon, dass Unternehmen als soziale Systeme gleichermaßen wahrnehmen und handeln können wie ein Mensch, entwickeln diese ihren eigenen Charakter. Wie auch bei Personen zeigt sich die individuelle Persönlichkeit nach außen hin über die drei Bereiche des Handelns, des Kommunizie-

Die Anzeige „Charl“ wurde von Droga5 advertising agency für die Bank Neuseeland entworfen. Sie erschien erstmals Im november 2010. Die Deutsche ing Bank beauftragte die Werbeagnetur freunde des Hauses für ihre anzeige. Sie erschien im Januar 2011.

Mastercard Canada setzt in ihrer Kampagne ebenfalls auf die visuelle Einheit von Aussage und Gestaltung. In der Mitte eines schwarzen Quadrats steht in kleiner weißer Schrift: »darkenss: priceless«. Am unteren Rand des Quadrats steht in einer Zeile geschrieben: »for blinds, ibuprofen and everything you need New Year´s Day, there´s Mastercard.«

Die automobilbranche Die Firma Classic Chrome wirbt in ihrer Anzeige, Mitgesellschafter einer großen Sammlung an Oldtimer und Youngtimer zu werden. Umfangreich und ausgeschmückt wird in weißer Serifenschrift auf schwarzem Hintergrund dem Leser eine Mitgliedschaft schmackhaft gemacht. Der Header: »Ideale sind unbezahlbar. Dieses ist käuflich.«, stimmt den Betrachter in die Anzeige ein. Mercedes Benz beweist in seiner Anzeige, dass Inhalt und Darstellung der Werbebotschaft auf sehr kreative und humoristische Art und Weise zusammenspielen können. Der darin enthaltene Text besagt: »Die in dieser Anzeige verwendete Schrift verbraucht bis zu 20% weniger Druckfarbe. Ähnlich viel Treibstoff sparen die Blue-Efficiency Motoren von Mercedes Benz.« Das neuartige an dem Text ist, dass die schwarzen Majuskel in bold, durchlöchert sind.

Die Gesundheitsbranche

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Hansapartners wirbt mit einem Brief an den »lieben Herrn Doktor«. Auf weißem Hintergrund, gleich einem Briefpapier, befindet sich der serifenlose Die KNSK Werbeagentur kreierte die anzeige Für die Financial times der Bertelmann Ag.


Firefox nutzten ebenfalls die reine Wirkung der Typografie, als sie die 1.0 Version des Open-Source-Programms Firefox auf dem Markt brachten. Im ersten Moment sticht dem Betrachter das rein aus schwarzen Majuskeln bestehende, auf weißem Hintergrund befindende, serifenlose Wort »FEUER!« in die Augen. Darunter befindet sich die Auflistung sämtlicher Sponsoren die Firefox unterstützen. Die Namen ziehen sich in der gleichen Farbe und Schrift, hundertfach kleiner, über dreiviertel der restlichen Anzeige. Die alten Medien sind in dieser Sparte ebenfalls häufig vertreten. Die Zeitung Financial Times setzt in ihrer Werbung ebenfalls auf eine klare typografische Aussage. Auf dem ockerfarbenen Hintergrund befindet sich in schwarzer Serifenschrift der Satz: »For people who read the end first.« In gleicher Aufmachung, nur mit einem anderem Text erscheinen zwei weitere Anzeigen der Bertelsmann AG. Der Telefonanbieter Telekom Hamburg setzt bei seiner Anzeige auf den Hausfarbton pink als Hintergrundfarbe. Darauf befindet sich der in weißer fetter Groteskschrift geschriebene Spruch: »Aus streamen wird beamen.« Darunter befinden sich in der gleichen, nur in kleinerer Schriftgröße gestalteten Form Details zu der beworbenen Telekomverbindung.

Die Sozialdienstleistungen

in roter Schrift auf weißem Hitergrund zu sämtlichen Anlässen in der Vergangenheit und der Zukunft auf humoristische Art und Weise gratuliert. In Anbetracht dessen, dass PR-, Kommunikations- und Designagenturen diejenigen Agenturen sind, die all die Anzeigen der anderen Kategorien entwickeln, entwerfen und publizieren, beschloss ich nicht weiter auf die Kategorie der »Selbstwerbung« einzugehen, sondern zu analysieren wie sie die verschiedenen anderen, von mir bestimmten Kategorien umsetzen.

Die Medienbranche

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Die Medienbranche ist stark vertreten im Bereich der rein typografischen Anzeigen-Kampagnen. Der Radiosender Classic Rock wirbt zum Beispiel mit einer Anzeige, die in leicht

grauer Serifenschrift auf beigem Hintergrund den Namen »Ben Scott« zeigt, unter dem sich die Jahreszahl 1946 und dahinter ein »bis« Zeichen befindet. Es folgt keine weitere Jahreszahl, wie man es erwarten würde. Der Sender drückt somit aus, dass auch bereits verstorbene Künstler in ihrem Radioprogramm weiterleben. Diese Art der Kampagne mit anderen, bereits verstorbenen Rock-Idolen, wiederholt sich in mehreren Anzeigen von Classic Rock. Auch Fernsehsender wie Comedy Cental (MTV Networks Germany GmbH) werben ausschließlich mit Wörtern. Der Slogan, der sich von dem braun, beige, gefleckten Hintergrund mit fetter, serifenloser, weißgrauer, mit Schatten belegter Schrift abhebt, lautet: »Unser Feind heißt Ernst!«. Die Gründer des Internet-Browsers

Die Banken-/ Wirtschaftsbranche Die neuseeländische Bank ASB greift in ihrer Anzeige auf ihre Hausfarben zurück. Auf dem gelben Hintergrund befindet sich ein schwarzer Text, der auf die Vielschichtigkeit der Bank hinweisen soll. Dies wird untermauert mit den unterschiedlich gewählten Schriftarten und Schriftgrößen. Die deutsche ING Bank setzt in ihrer Anzeige auf Transparenz. Ein weißgraues Zeitungsblatt, welches den Betrachter über die aktuellen Fondswerte informiert, dient hier als Hintergrund. Im oberen Drittel der Seite steht die Abkürzung »Di Ba Du« (»die Bank und Du«) in orangenfarbiger serifenloser Boldschrift. Darunter befindet sich in der gleichen Schriftart, nur kleiner und in blau: »ist, wenn deine Bank für Transparenz sorgt.« Der Slogan wird mit einer starken Transparenz der Schrift untermauert.

»Frutiger« im Internetauftritt von Flickr »Mtvpe« Im fernsehauftritt von Mtv

x-Höhe etc. weitestgehend beibehalten werden, der letztendlichen Schrift aber einen neuen Charakter geben. Diese Ausbildung von eigenen Charakterzügen stellt dem Schriftdesigner beinahe grenzenlose Möglichkeiten: das Verkleinern oder Vergrößern der Punzen, das Entfernen oder Integrieren von Serifen, das Verbreitern oder Verschmälern von Auf- und Abstrichen, das Ausprägen oder Verkümmern von Tropfen, das Zu- oder Abnehmen von Stämmen und vieles mehr. Dieser Technik bediente sich neben zahlreichen Unternehmen auch die Agentur Plazm mit Sitz in Portland, Oregon, USA bei der Schriftentwicklung für Musiksender MTV. Basierend auf dem Schriftschnitt Helvetica entstand mit der MTV-Hausschrift Mtvpe eine moderne, auf eine simple geometrische Architektur aufbauende Schrift. Die weichen, abgerundeten Ecken stehen im Kontrast zu den harten 90-Grad-Winkeln. Die unregelmäßige Weite und die unkonventionelle x-Höhe führen zu einem modernen Stil mit traditionellen Zügen. Mtvpe wurde primär zur Nutzung von Kleinbuchstaben designt, die in kurzen Zeilen für eine begrenzte Zeit auf dem Monitor zu lesen sein sollte. Die dritte und zudem aufwendigste Variante einer Hausschrift, besteht darin, diese komplett neu zu entwickeln. Natürlich könnte man behaupten, dass bei der heutigen Vielzahl an bereits existierenden Schriften eine Ähnlichkeit zu diesen unumgänglich wäre. Doch macht die Ähnlichkeit noch lange nicht aus einer neuen Schrift ein vermeintliches Abkupfern eines bestehenden Schnitts. Denn immer wieder gelingt es Schriftdesignern eine funktionierende Schrift

»Corporate s« in einer in einer Mercedes – werbeanzeige schriftschnitt von »corporate s«

mit einigen Schnitten neu zu designen, auch zur Verwendung als Hausschrift. Das dadurch entstehende Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens ist enorm, denn wie beim Menschen auch, ist das Unternehmen anhand dieser Schrift identifizierbar. Alle Schriftstücke, die in dieser Schriftart verfasst und publiziert werden, sind auf das eine Unternehmen zurückzuführen. Allerdings können meist nur große Unternehmen und Konzerne sich eine eigene Hausschrift leisten. Eines dieser Unternehmen mit perfekt eingesetzter Typografie in Deutschland ist Mercedes Benz. Bereits 1990 entwarf der Typograf Kurt Weidemann eigens für den Konzern ein spezielles Schriftsystem. Die drei Schriftfamilien Corporate A, Corporate E und Corporate S unterscheiden sich formal in Antiqua, Grotesk und Egyptienne, setzen sich aber aus identischen Proportionen und Grundformen zusammen. Der dadurch gleiche Aufbau dieser Schriften erlaubt ebenmäßige Schriftmischungen und somit ein einheitliches und stimmiges Erscheinungsbild. In den Werbeanzeigen von Mercedes Benz nimmt die Typografie eine unterstützende und erläuternde Position gegenüber der Fotografie ein. Typografie ist somit ein wesentlicher Bestandteil eines Corporate Designs und unverzichtbar bei der Erstellung einer Corporate Identity. Schon allein deshalb, weil für die niedergeschriebenen Zeilen ein Font gewählt werden muss und was läge da näher als den hauseigenen zu verwenden?

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Printwerbung der Version 1.0 des Open-Source-Programms firefox

Das Programm ASA, welches junge Menschen unterstützt, die etwas in der Welt bewegen wollen, schaltete eine Anzeige, die gegen »Misleading Marketing« aufmerksam macht. Ein serifenloser, fett gedruckter Text auf grauem Hintergrund auf welchem sich regelmäßige hellgraue Slashzeichen abbilden, besagt: „When will somebody crack down on misleading marketing on websites?“ Darunter befindet sich in geringerer Schriftgröße ein Hinweis auf Ort und Zeit wie man das Projekt unterstützen kann. Sanctuary Asia der Vertreter der indischen Nationalparks, veröffentlichte vier gleichartige Anzeigen, die auf grünem Hintergrund ausschließlich zwei serifenlose Wörter in weiß, mit Leerzeichen, bzw. Unterstrich zwischen oder hinter ihnen zeigen. »Don´t _ water.«, »Plant more _.«, »Stop using plastic _.«, »Reduce global _.« Der Betrachter ergänzt die fehlenden Wörter in dieser Anzeige beim Lesen ganz automatisch. Die Anzeige der TAC - »transport accident commission« aus Australien, zeigt auf schwarzem Hintergrund in orangefarbener serifenloser Schrift den Satz: »12 Christmas dinners were ruined in November.« Ein weißer Balken am unteren Rand der Anzeige hebt in schwarz den Slogan »Don´t risk it« ab. Die Volunteer Society zeigt in ihrer Anzeige auf weißem Hintergrund eine geradlinige Unterschrift. »Sign up. Save a life.« ist links unten in schwarzer serifenloser Schrift zu sehen.


Fachwerk 6 Anzeigen-Kampagnen

Kurz und Knapp, Geistreich und SpaSSig – AnzeigenKampagnen rein mit den mitteln der Typografie

Weniger ist oft mehr! die exoten der AnzeigenKampagnen

Die recherche Meine Recherchen haben ergeben, dass nur sehr vereinzelt in Magazinen reine Typografie-Werbeanzeigen vorhanden sind. Hierbei stellt sich die Frage nach dem »Warum?«. Des Weiteren sind meiner Meinung nach rein typografische Anzeigen-Kampagnen

im Schnitt deutlich ausgeklügelter und kreativer. Liegt dies an dem menschlichen Gefühl, dass »Rarität« interessant macht oder müssen sich Gestalter mehr bemühen, wenn es sich um rein typografische Anzeigen handelt? Diese Fragen und auch die Analyse nach dem strukturellen Aufbau von Anzeigen-Kampagnen nur mit Typografie, werde ich in dem folgenden Artikel beantworten. Ebenso geht es darum, ob es bestimmte Anbieter gibt die öfters Anzeigen-Kampagnen nur mit Typografie zu Marketingzwecken nutzen als andere. Mehr als vierhundert AnzeigenKampagnen habe ich analysiert und Anzeigen-Kampagnen nur mit Typografie herausgefiltert. Circa hundert Anzeigen-Kampagnen ausschließlich mit Typografie kommen auf vierhundert Anzeigen-Kampagnen die auch Bildmaterial enthalten. In einem

Magazin findet man somit im Schnitt eine einzige Anzeigen-Kampagne nur mit Typografie.

heits-, Textil-, Drogerie-, Lebensmittel- und Erotikbranche, Kunst, Religiöses und Sozialleistungen. Die sichtbaren Unterschiede bezüglich dieser Einteilung waren, dass die Dienstleistungsagenturen, die Multimediabranche und die Sozialleistungsbrache öfters wie die anderen vertreten waren. Die Dienstleistungsagenturen beschränkten sich im Großteil auf PR-, Kommunikations- und Designagenturen, welche in diesem Bezug Eigenwerbungen schalteten.

Die Kategorien Circa hundert anzeigen-kampagnen nur Für meine Analyse habe ich mich mit fünfzigkommen davon explizit auseinandermit typografie auf vierhundert gesetzt und Resultate gezogen. Bei meiner Wahl habe ich Länder Anzeigen die auch bildmaterial enthalten. spezifisch keine Grenzen gezogen, da ich es für interessant empfunden habe zu sehen, ob diese Art der Kampagnen von Land zu Land grundlegende Unterschiede aufweisen. Dies ist jedoch nicht der Fall und deshalb wird dieser Punkt nicht weiters beachtet. Zu Beginn teilte ich die Anzeigen in unterschiedliche Kategorien ein, um einen Überblick zu gewinnen. Es ergaben sich folgende Sparten: Dienstleistungsagenturen, Medien-, Banken/ Wirtschafts-, Automobil-, Gesund-

Die analyse Ein Beispiel ist die preisgekrönte Agentur namens Publicis Group Austria, die »außergewöhnliche Kommunikationsideen für analoge und digitale Medien« kreiert. „Eigenwerbung Christmas“ heißt die Anzeige, die X19619930051

Rafaela Breitenberger Magazine finanzieren sich hauptsächlich durch die darin enthaltenen Anzeigen-Kampagnen. Ganz gleich in welchen Themenbereichen Magazine angesiedelt sind, sie alle bestehen zu einem Großteil aus Werbung. Da diese nur in die Kategorien Werbeanzeigen mit Typografie und Bildmaterial und Werbeanzeigen rein mit Typografie eingeteilt werden können, widme ich mich den Exoten der Anzeigen-Kampagnen. Jenen, die ausschließlich aus Typografie bestehen.


Andeuten, Anklingen, Ausschildern, Kennzeichnen Und Markieren – Orientierungssysteme

felicitas merz Orientierung ist heutzutage ein wichtiger Begriff. Menschen wollen schnellstmöglichst zu ihrem Ziel finden und die kürzesten Wege dafür beschreiten. Ein wichtiger Begriff, der im Zusammenhang mit Orientierungssystemen steht, ist die Signaletik. Diese befasst sich mit der Orientierung im Raum und sorgt dafür, dass suchende Personen zum Ziel finden, aber nur, wenn die Personen selbst dabei aktiv werden.

Die Printwerbung „Question“ wurde kreiert von der Werbeagentur Graffiti BBDO für die Marke Gaudeamus.

Spuren im Sand Orientierungssysteme existieren schon lange Zeit, denn die Aufgabe Wege zu weisen ist so alt wie der Mensch selbst. Erste Hinweise, wie zum Beispiel in Sand gezeichnete Pfeile oder Markierungen haben schon vor Jahrtausenden die Menschen geleitet. Orientierungslosigkeit bremst den Menschen, lässt ihn auf der Stelle treten und sich im Kreis drehen. Ein Vorwärtskommen ist nur durch Orientierung möglich. Diese

Notwendigkeit der Orientierung begleitet den Menschen schon seit Urzeiten. Die Fülle an Informationen, die sich zur Orientierung anbieten und aufdrängen, steigerte sich in den letzten Jahrzehnten zu einem beinahe undurchdringlichen Gewirr. Diese Überladung macht die Orientierung zunehmend schwieriger. Ein Punkt verbindet die unterschiedlichsten Menschen auf der ganzen Welt. Sie wollen schnellstmöglich, ohne großen Aufwand und ohne sich viele Gedanken machen zu müssen, zu ihrem Ziel gelangen. Diese Situation der räumlichen Orientierung findet in den verschiedensten Arealen statt. Egal, ob sich Menschen auf einer Messe befinden, in einem Flughafen die Gepäckausgabe suchen oder in einem Krankenhaus eine bestimmte Station. Die Menschen werden durch solch ein System im wahrsten Sinne des Wortes navigiert und müssen sich innerhalb des Systems selbst orientieren und zurechtfinden. Die Schrift spielt dabei schon von Anfang an eine tragende

Rolle. Durch typografische Orientierungssysteme wird dem Menschen es ermöglicht, sich in komplexen Räumen zurechtzufinden, in denen das intuitiv nicht ohne Weiteres möglich ist. Im Schaffungsprozess geht es nicht in erster Linie darum, möglichst viele Wegweiser aufzustellen, sondern um die richtige Platzierung aller für die Orientierung wichtigen Elemente. Ziel eines Orientierungssystems ist es, an den richtigen Orten die notwendige, zielgruppengerechte Information bereit zu stellen, das heißt, alle Faktoren, die eine Rolle für den Besucher spielen werden hier optimiert und in das Gesamtsystem integriert. Wo die richtigen Orte sind und welche Informationen an einem bestimmten Ort zu geben sind, wird aufgrund einer umfassenden Analyse des zuständigen Designers erarbeitet. Das Straßenverkehrsleitsystem gehört nicht zu der Lehre der Signaletik, denn dieses hat die Anforderung, dass es ohne spezielle Vorkenntnisse interpretiert und verstanden werden kann. Bei Verkehrssignalen ist diese

Anforderung nicht erfüllt, denn jeder Verkehrsteilnehmer muss die verschiedenen Signale und deren Bedeutung zuerst erlernen und kennen. Dieser konzeptionelle Hintergrund unterscheidet die Signaletik von einer gewöhnlichen Beschilderung. In unserem heutigen Zeitalter sind Informationssysteme immer stärker gefragt und eine steigende Anzahl an den verschiedensten Einrichtungen wünschen sich eine schnelle, wie auch ausdruckstarke Orientierung für ihre Besucher, die mit der Gebäudearchitektur harmonisch im Einklang steht. Um ein einfaches und leicht verständliches Orientierungssystem zu erschaffen, müssen verschiedene Aspekte wie Architektur, Design, Psychologie, Sinneswahrnehmung und kulturelle Prägung berücksichtigt werden. Jeder Mensch nimmt die natürlichen und kreierten Signale seiner Umgebung individuell auf, wertet und interpretiert diese in unterschiedlicher Art und Weise, geprägt von dessen Geschlecht, Alter, Bildungsgrad und Kulturkreis.

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Eine Kunstart, Die Architektur und Typografie verbindet


Fachwerk 6 Leitsysteme city of sheffield, diagram, atelier works, uk airport oslo, Orientierungssystem, mollerup designlap

Das Wegzeigen gehört gutes leiten zum Wegfinden, Musterbeispiele für visuelle Leitsysteme verwirklicht der Schweizer Ruedi dem öffentlichen Verkehr und liefern den Besuchern der Stadt ein ganzheitliwie das Schreiben Lesen Baur, der im Jahr 1956 in Paris geboren wurde und als einer der bekanntesten ches Informationssystem.zum Sie unterteilen die Stehlen in verschiedene Bereiche Schweizer Grafikdesigner gilt. Mit seinem Büro Integral entwarf er für die ein und zeigen in ihrem Diagramm, welche Art von Information in welcher Sprechen zum Hören Nutzen für den BesuBundesgartenschau im Jahr 2004 das Leitsystem. Hierfüroder verwendete erdas große Höhe angezeigt werden muss, um den größtmöglichen farbige Kübel und bepflanzte diese, an den Außenwänden brachte er leitende wegweisende Typografie an. Ruedi Baur entwarf unter Anderem auch große Projekte für das Centre Pompidou und die Expo.02, sowie auch das Erscheinungsbild des Leitsystems des neuen Flughafen in Köln/Bonn. Für das Schloss mit Park in Chambord, Frankreich erstellte er ein wegbegleitendes Orientierungssystem, in dem dunkelblaue Skulpturen kombiniert mit Zeichen, die Besucher leiten und informieren. Auf einem über 1000 ha großen Gebiet wurden Spazierwege, Radwege und Mountainbike-Pisten, Reitwege und Beobachtungsstände eingerichtet, auf denen die Besucher die geschützte Tierund Pflanzenwelt frei entdecken können. Auf einem Streifzug durch diesen zugänglichen Bereich des Schutzgebiets können sie jederzeit die Ruhe der Natur genießen und sich der Fülle ihrer Möglichkeiten hingeben. Die Stadt Sheffield erhielt von dem Büro Atelier Works in England das Leitystem. In ihrem Projekt »Connect Sheffield« verbinden sie die Stadt mit

cher darzustellen, ihm einen Überblick über die Informationen zu verschaffen. Ein gutes Beispiel für ein Flughafenleitsystem ist der internationale Verkehrsflughafen der norwegischen Hauptstadt Oslo. Er ist mit über 19 Millionen Passagieren im Jahr 2010 der wichtigste und größte Flughafen des Landes Norwegen. Das Mollerup Designlab aus Copenhagen erstellte organisierte Gruppierungen von Schildern. Auf dunkelblauen Schildern wird gelbe und weiße Typografie eingesetzt, die horizontal oder vertikal angeordnet wird. Pfeile werden ihrer Zeigerichtung nach auf den Schildern angebracht. Jedes Schild besitzt seine eigene Richtung, fügt sich aber harmonisch in das Gesamtbild ein. Nach dem Motto »Keep it simple« gestaltete Holmes & Wood in London das Leitsystem für die Tate Modern in London. Sie ist sowohl die führende Galerie moderner Kunst in Großbritannien, als auch eine der beliebtesten Besucherattraktionen Londons. Die Galerie ist in einem früheren Kraftwerk untergebracht und stellt Werke internationaler moderner Kunst von 1900 bis

schriftfamilie »Neo Sans«

Groteskschrift »helvetica«

Auch die Klint des Designers Hannes von Döhren schließt sich steigender Beliebtheit an. Die große x-Höhe der Kleinbuchstaben sowie die Ausschweifungen beim »R« und »K« sind charakteristisch. Döhrens Klint wirkt einerseits technisch, ist aber dennoch dank ihrer filigranen Erarbeitung in jedes weitere Thema gut zu integrieren.

wo gehts hin Bei all diesen doch stark in unterschiedliche Richtungen verlaufenden Schriften scheint eine mögliche Tendenz abzugeben äußerst wage zu sein. Die Verwendung von ausgeprägter Typografie kann auf lange Sicht betrachtet den Wunsch nach weniger hervorrufen. Weniger Verspieltheit, weniger Anderssein, weniger Zwang nach Aufmerksamkeit. Ausschlaggebend für Tendenzen ist der Zeitpunkt in dem sie genannt werden. Sie werden enorm durch passierende Geschehnisse beeinflusst, wie auch aus aktuellen Anlass. Aufgrund der Katastrophe in Japan benötigt man nach all den vielfältigen Ausprägung etwas, worauf man sich verlassen kann, etwas, an dem man festhalten kann und das alt bewehrt ist. Somit werden bodenständige Schriften wie zum Beispiel Groteke Typografie vermehrt auftreten und die Welt wieder in gewohnte bahnen führen. Ob sich diese Tendenz bewahrheitet, wird man sehen.

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chambord, france, sculptures com wayshowing elements, ruedi baur


sowie rund um die Themen Liebe, Romantik und Sehnsucht. Bei besonderer historischer oder traditioneller Betonung sowie als Zierschrift sämtlicher Festschriften und feierlicher Texte kommt sie zum Einsatz. Als einer der bekanntesten Stellvertreter dieses Stils sei die von Hermann Zapf entwickelte Zapfino genannt. Die ausgefallene künstlerische Darstellung überzeugt durch ihren Variantenreichtum und die dynamisch fließende Kombinierbarkeit der Buchstaben untereinander. Neben dieser klassischen Schrift werden momentan mit zunehmender Häufigkeit Schriftarten verwendet, die abgerundete Linienabschlüsse aufweisen. Ihr Erscheinungsbild wirkt auf den ersten Blick leicht verspielt, doch durch die kontrastbildenden spitzen Ecken der Strichkreuzungen und Punzen entsteht eine angenehme Ausgewogenheit. Diese Schriften treten bei moderner Gestaltung sowie technisch angehauchten Inhalten in Erscheinung. Ein Beispiel dieses Schriftstils bildet die Cachet von David Farey. Die Cachet verbindet abgerundete Abschlüsse mit einer einheitlichen Zeichen- und Strichstärke. Durch leichte Abweichungen einer Gleichförmigkeit erhält sie organische, entschieden nicht-digitale und beinahe menschliche Züge. Einen weiteren Trend bilden übertrieben fette Schriften. Gängige Black Varianten einer Schriftfamilie sind hierbei beinahe noch zu schmal. Der von Charles und Ray Eames entworfene Font „Eames Century Modern“ tendiert mit seinen Bold und Black Italic-Schnitten genau zu dieser Gattung Schrift. Sie ist ein wahres Arbeitspferd mit einzigartig praktischer Eleganz. Präzise Bögen verbinden illustrative Elemente zu einer ergänzenden Anordnung ohne aufdringlich zu wirken. Sie wird mit ihren weitläufigen Serifen als Retro-Schrift eingesetzt und geht so mit den 70er Jahren unweigerlich einher. Ausgesprochen großer Beliebtheit erfreuen sich aktuell außerdem Schriften, die aus geometrischen Formen aufgebaut sind. Diese laufen unter der Bezeichnung »Geometrics«, worunter man das gegenwärtige Revival der NeoGeo-Bewegung aus den 80er jahren versteht. Diese hatten sich ihrerseits auf die Experimente des Bauhauses mit geometrischen Formen bezogen. Mit in diesen Bereich gehören ebenso Schriften, die auf einfachsten geometrischen Grundformen wie Quadrat, Dreieck und Kreis basieren oder die zeitgenössisch flächigen und plakativ wirkenden geo-Fonts mit dem Verzicht auf Punzen. Dieser Schriftklassifizierung entstammt, wie der Name schon sagt, die Neo Sans von Sebastian Lester. Durch die Schlichtheit des Buchstabenaufbaus gelang eine ebenso moderne wie futuristische Typografie, ohne aufdringlich oder kurzlebig zu sein. Trotz der rechteckigen Grundformen enthält sie eine weiche Anmutung. Aufgrund des perfekt funktionierenden Aufbaus wird die Schriftform der Neo Sans als die Schrift der letzten Jahre gehandelt.

»gut lesbar, ohne neutral zu sein, nuanciert, ohne überladen zu wirken, ausdrucksstark, ohne zu verwirren« Sebastian Lester

zur Gegenwart aus. Das Gebäude erstreckt sich auf einer Fläche von 34.500 m2 über sieben Etagen. Das Museumsgebäude, das ehemalige Kraftwerk Bankside, stellt eine Verbindung von Altem und Neuem dar. Vom WestEingang her bietet sich ein beeindruckender Blick auf die Turbinenhalle, in der früher eine Reihe Turbinen zur Stromerzeugung untergebracht war. Die monumentale Architektur des ehemaligen Kraftwerks beeindruckt durch seine immensen Ausmaße und die statische Ruhe. Unter Einbeziehung des ursprünglichen Entwurfs von Sir Giles Gilbert Scott, gestaltete das Architektenteam Herzog und de Meuron das Gebäude zu einem dynamischen Ausstellungsraum um. Das kreative, klare Besucherleitsystem ist trotz der immensen Ausmaße des Gebäudes auf das Wesentliche beschränkt. Schilder und an der Wand angebrachte Typografie aus Vinylbuchstaben mit kleinen Piktogrammen oder Pfeilen leiten die Besucher. Abweichend von der traditionellen, chronologischen Anordnung der Exponate, basiert die Ausstellung der Sammlung auf vier übergreifenden Themenkreisen: Landschaftsmalerei, Akt, Stilleben und Historienmalerei. Jeder Einzelne dieser Themenbereiche ist in einer Suite von Museumsräumen untergebracht und stellt eine thematisch in sich geschlossene Ausstellung dar. Da die Ausstellungen wechseln, werden demenstprechend neue

charing cross hospital, london, idu enterprise ig, uk

Ausdrucke gemacht und angebracht. Nur Bereiche wie der Museumsshop oder das Café erhielten gehärtetes Vinyl, das nicht austauschbar ist. Im Jahr 1999 entwarf IDU Enterprise IG das Buch »Guidelines for healthcare facilities« in London. Es illustriert die Richtlinien für gute Gestaltung von Orientierungssystemen in Krankenhäusern. Das Beispiel von der Ebenendifferenzierung des Charing Cross Hospitals in Lodon lässt auf eine klare Struktur der Gebäudetails schließen. Mit farblicher Separation der Bereiche Norden, Osten, Süden und Westen des Krankenhauses und die Verdeutlichung wichtiger Zielpunkte, ist ein klar strukturierter Übersichtsplan entstanden. Wichtig ist, dass bei einem Orientierungssystem im Krankenhaus das Positionieren von Informationen unter dem Augenlevel problematisch sein kann. Die Platzierung der Information auf der Augenhöhe ist dagegen sinnvoll, da Menschen, die zum Beispiel klein sind näher herantreten können und daher mehr Information an diesem einzelnen Punkt untergebracht werden kann. Sie unterscheiden in ihren Richtlinien zwischen Information, die auf der Augenhöhe angebracht werden sollte und diejenige, die über der Augenhöhe platziert wird. Denn einige Wege der Positionierung von Zeichen über dem Augenlevel, wie die von Notausgängen oder niedrigen Decken, sind schwierig zu lesen.

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Die schrift »arek« von Khajag Apelian Liegt im trend Freefont »neacademia«

tate modern, london, wayshowing design holmes and wood, london airport oslo, Orientierungssystem, mollerup designlap


Fachwerk 6 Leitsysteme

aktives navigieren

Zu wissen, wo ich bin, wo ich mich befinde, ist die VorausDer Designer wird somit zum Raumgestalter gemacht und muss sich mit setzung dafür, wohin ich mich komplexen Themen auseinandersetzen. Der Designer verspricht mit seiner zu bewegen habe, so oder so. Aufgabe ein Wegeleitsystem zu gestalten, dem Ort eine Identität zu geben und die Orientierung für die Besucher zu erleichtern. Der Designer wird zu einem Architekten des Weges, da er die Möglichkeiten analysiert, wie er einen Raum erschließen kann und er definiert die Interessen der Besucher und versetzt sich in die wegsuchende Lage dieser, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Beachten dabei muss er unterschiedlichste architektonische Faktoren, wie Blickachsen, Raumhöhen, Lichtführung oder Distanzen. Der Designer macht bis dato noch unsichtbare Routen sichtbar und setzt dabei Fixpunkte. Ein sehr wichtiges Instrument, um Wege zu weisen ist die Schrift. Die Typografie kann nie missverstanden werden, wie zum Beispiel ein Icon oder ein Symbol. Diese können von den Besuchern unterschiedlich interpretiert und aufgefasst werden. Die Schrift und ihre Platzierung auf einem sichtbaren Untergund ist dagegen niemals falsch zu verstehen und wird sofort erkannt.

Schriftprobe der »Cachet«

ein weiteres beispiel der »cachet«

sehen und gesehen werden sprechen könnte. Doch entgegen dieser Annahme ist dies tatsächlich der Fall. Speziell zu nennen ist vor allem der Wandel von Bitmapfonts zu den heutigen Open-Type-Schriften. Der Trend hierbei geht in Richtung großer Schriftfamilien mit einigen Schriftschnitten. Die neueste Entwicklung bei den Schriftformaten sind Multiple-MasterSchriften. Diese bestehen aus einer Referenz-Schrift und zugehörigen Mastern. In den Mastern werden für die vier Dimensionen (Strichstärke, Laufweite, optische Größe und Schriftstil) Extrem-und Zwischenwerte festgelegt. Innerhalb dieser Werte kann der Rechner durch ein Umgestalten in stufenlosen Schritten neue Schriftvariationen errechnen. Anhand des Beispiels der Myriad sieht man, welchen Effekt Multiple-Master-Schriften haben: Dies ist eine zweidimensionale MM-Schrift mit Mastern für Strichstärke und Laufweite. Daraus können 256.000 Variationen für jeden der beiden Schnitte (normal und kursiv) umgestaltet werden. Insgesamt also über 1 halbe Million verschiedener Schriftausprägungen.

1. 2. 3. 4.

Dimension: Dimension: Dimension: Dimension:

Neben der Anwendungsbereiche der Typografie ist diese an sich natürlich auch von Trends geprägt. Zwar behaupten einige Stimmen, sobald ein Trend als solcher erkannt wird, ist er bereits ein Stück der Vergangenheit. Denn Trends sind bekanntermaßen durch ihre Nähe am Puls der Zeit mit einem nahen Verfallsdatum belegt. Sobald sich eine gewisse Linie herauskristallisiert hat und sich jeder dieser Hauptlinie unterwirft – aus Gründen wie am Zeitgeschehen beteiligt zu und damit »in« sein zu wollen oder aus der Besorgnis heraus, anderweitig am Markt aus dem Rennen zu geraten – bleibt die Kreativität im Umgang mit Typografie und das Setzen eigener Impulse auf der Strecke. Dennoch ist trotz der Ablehnung unkreativer Typografie immer wieder ein Trend im Umgang mit Schriften zu erkennen. Der momentane Trend hat sich in den vergangenen Jahren in Bezug auf die Verbreitung von Schreibschriften kaum verändert. In weitläufiger Form für Headlines und mit weniger ausschweifenden Schwüngen für andere Einbindungen findet sie nach wie vor ihren Platz. Da sie jedoch aufgrund eben dieser Ausschweifungen viel Raum zum Wirken benötigt und in kleinen Schriftgrößen an guter Lesbarkeit verliert, findet die Schreibschrift im Fließtext weniger Verwendung, obwohl auch für kürzere Texte geeignete, weniger auffallende Schriftarten existieren. Durch die Leichtigkeit und die Verspieltheit ihres innewohnenden Charmes findet sie sich besonders häufig in Verknüpfung mit Produkten wie Parfumflakons

Strichstärke Laufweite optische GröSSe Schriftstil

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Schilder, Flughafen düsseldorf rastergestaltung und anordnung, flughafen düsselDorf

Es gibt viele verschiedene Bereiche, die ein Oriertierungssystem benötigen. Da wären zum Beispiel die Flughäfen, die ein sehr komplexes Gebäude mit vielen verschiedenen Anlaufstellen besitzen. Hier treffen mehrere Nationen aufeinander und es müssen verschiedene Sprachen in das Orientierungssystem integriert werden. Vor allem im öffentlichen Raum ist darauf zu achten, dass sie gut lesbar sind und sich nicht mit anderen Informationsträgern wie beispielsweise Werbeflächen überlagern. Dies betrifft insbesondere Einkaufspassagen oder Bahnhöfe, in denen oftmals eine regelrechte Informationsflut herrscht. Bei einem idealen Leitsystem spielen kulturelle und sprachliche Unterschiede keine Rolle. Es sollte für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten lesbar sein, was wichtig ist für die Orientierung an Flughäfen. Signaletik kann im Notfall auch Leben retten. Denn als 1996 bei einem Großbrand im Flughafen Düsseldorf 17 Menschen ums Leben kamen, war auch die fehlende Beschilderung im Flughafen ein Grund für die Tragödie. Für den neugestalteten Flughafen entwickelte der deutsche Grafiker Erik Spiekermann mit seiner Agentur Meta Design das Leitsystem, das durch hohe Verständlichkeit Sicherheit garantiert. Eine sinnvolle Hierarchisierung der Informationen soll den Fluggästen die Orientierung einfacher gestalten. Als Schrift wurde die FF Info Display Book und Normal gewählt. Diese wird einheitlich in weiß auf einem grünem oder grauen Grund platziert. Wegweisende Piktogramme kennzeichnen die Orte zusätzlich. Der niederländische Grafiker Paul Mijksenaar entwickelte Leitsysteme für den Schiphol Airport in Amsterdam, sowie für den John F. Kennedy International Airport in New York. Seine Arbeiten gelten als Musterbeispiele für moderne und funktionale Leitsysteme. Die Frutiger bold und normal werden hier als Schriften eingesetzt. Der Typograf Adrian Frutiger entwickelte Schriften wie Univers und Frutiger, die wegen ihrer hohen Lesbarkeit weltweit erfolgreich in Leitsystemen eingesetzt werden. Doch für alle Menschen gilt, sie schnell an ihren Zielort zu führen. Die drei wichtigsten Bereiche für die Orientierung der Besucher in Flughäfen sind hier die Suche nach Flugzeug und Gepäck, die Platzierung von Toiletten und anderen Einrichtungen und als letzten Punkt der Transport außerhalb des Gebäudes, wie die Kennzeichnung von Taxi- oder Busparkplatz. Ein anderer komplexer Bereich des Orientierungssystem ist der des Krankenhauses. Patienten und Besucher, die verschiedene Bedürfnisse haben, müssen sicher ans Ziel und wieder zurück geleitet werden. Anforderungen an ein Leitsystem sind hier, Einfachheit, Einheitlichkeit, Erkennbarkeit, Verständlichkeit, Identifizierbarkeit, sowie Barrierefreiheit und Zeitlosigkeit. Das Nutzenpotenzial eines guten Wegleitsystems ist geprägt von der Entlastung der Mitarbeiter von vielfach vermeidbaren Auskunftsersuchen, zur Erleichterung für Nutzer, die Wegfindung zu bewältigen und Termine einhalten zu können, bis hin zu der Möglichkeit für das Krankenhaus ihre Corporate Identity zu präsentieren. Die gesamte Informationsmenge kann im Krankenhaus im Leitsystem nicht angeboten werden. Sie muss auf das Wesentliche selektiert und beschränkt werden. Circa 80 % des Informationsbedürfnisses werden bei guter Konzeption durch das Wegleitsystem befriedigt, so bleiben doch 20 % der potentiellen Fragen unbeantwortet. Der Einsatz von Icons, sowie den Piktogrammen kann die Prägnanz der Information verbessern und helfen, der Gefahr der Überinformation zu begegnen. Museen und Ausstellungen funktionieren anders als Krankenhäuser oder Flughäfen. Den Gestaltern wird hier mehr Freiraum für ihre Kreativität geboten. Sie sind meistens weniger komplex und nicht hunderte Menschen müssen die Information gleichzeitig wahrnehmen können. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Besucher nicht schnellstmöglich zum Ziel


Das sogenannte Hinting optimiert schriften zum digitalen gebrauch

Fähigkeiten und setzt diese dann in zeitgemäßer Gestalt um. Somit kann die »Vorlagen«-Schrift problemlos von der neu interpretierten Schrift unterschieden und in die passende Entstehungszeit eingeordnet werden.

technische begebenheiten Bei der heutigen Vielfalt an Typografie kommt schon mal die Frage auf, warum überhaupt noch Schriften entworfen werden. Helmut G. Bomm beantwortet die Frage recht einfach: »Wer sich eine solche Frage stellt, könnte sich in einer Buchhandlung auch fragen, warum noch neue Bücher geschrieben werden sollten, wo es doch schon so viele gibt!« Eine Schrift erfüllt nicht immer zu ihren Zweck, passt nicht zu dem Kontext, in dem sie steht oder unterstützt nicht hundertprozentig die zu vermittelnde Aussage. Deshalb werden nach wie vor und auch noch in ferner Zukunft immer neue Schriften entworfen. Zudem werden Schriften weiterentwickelt, um neuen Anforderungen zu genügen. Besonders aktuell ist dieses Thema im Hinblick auf Web-Typografie. Die Tendenz der typografischen Vielfalt auf diesem Gebiet ist stark zunehmend. Allein der große Schriftenvertreiber Linotype konnte bereits 8.000 seiner insgesamt 50.000 zum Verkauf stehenden Schriften für das Web anbieten. Doch zumindest in der nahen Zukunft müssen wir uns mit einer nach wie vor begrenzten

Schriftbeispiel der »zapfino«

Auswahl an Webfonts zufriedengeben. Daneben wird die Schriftqualität abnehmen, denn nicht jede Schrift ist und kann mit so großer Sorgfalt für den Bildschirm optimiert werden wie die Arial oder Georgia. Bei der Erstellung von Webschriften führen die hohen Anforderungen an das Hinting ebenso zu einem hohen Arbeitsaufwand wie die Optimierung der Dateigrößen durch Reduzierung der Glyphenauswahl. Auch die Ausgabe auf den neusten Medien wie mobilen Geräten oder eine 3D-Tauglichkeit setzt eine funktionierende Typografie voraus. Schriftoptimierung stellt besonders bei Smartphones und anderen kleinformatigen Pixelmedien eine große Herausforderung dar. Da hier kein Platz für zusätzliche Brandingelemente speziell beim Aufrufen von Unternehmensseiten bleibt und die sichtbare Navigation auf das Nötigste reduziert werden muss, nimmt der Stellenwert der Typografie erheblich an Bedeutung zu. Auch in diesem Fall vermittelt die Typografie nicht nur Inhalte. Die Möglichkeiten einer individuelle Art und Weiße der Anmutung soll zukünftig auch diesen Medien zur Verfügung gestellt werden. Um den technischen Bereich rund um Tendenzen der Typografie abzuschließen, sei abrundend das Thema der Schriftformate noch erwähnt. Bei der heutigen Masse an Schriften, die mit der Einführung des Computers unüberschaubar geworden ist, sollte man meinen, dass ein einheitliches Format oder zumindest die Konzentration auf wenige Formate kaum der Realität ent

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kommen wollen, sondern ihre Erwartung an den Museumsbesuch ist, dass sie mit mehr Wissen heraustreten, als sie hineingetreten sind. Die Zeichen sollen hier klar informieren und nicht überladen sein und vorallem nicht über den Ort dominieren. Ein Beispiel für ein Orientierungssystem ist das National Museum of Emerging in Tokyo. Die Museumsbesucher werden durch Zeichen im Boden geführt und geleitet. Symbole und Schriften führen sie von außen in verschiedene Bereiche wie den Eingang, den Parkplatz, zu den Bushaltestellen oder in die Cafés. Der Boden wird bislang nur selten als Vermittler von Informationen verwendet. Aber wie oben schon erwähnt, war die Markierung im Boden schon früher ein Mittel, um Hinweise zu geben. Im Außenbereich ist ein Bodenleitsystem wegen den Witterungsschwankungen sehr umstritten. Ein gelungenes anderes Beispiel für ein Orientierungssystem ist das Neue Museum in Berlin, das 2009 sehr reduziert realisiert wurde. Es verbindet historische und moderne Architektur gekonnt. In zeitgemäßer Architektursprache wurden die Wandbeschilderungen aus faserarmiertem Polymergips gegossen und wirken zurückhaltend in ihrer steinhaften Anmutung in das historische Gebäude eingebunden. Das verwendete Material schafft Aufmerksamkeit durch die helle, fast weiße Farbigkeit. Gestaltet wurde das System von der in Berlin sitzenden Agentur Polyform. In seiner Funktion muss das Leitsystem große Besucherströme leiten und orientieren, sowie informieren. Es führt auf einer Ausstellungsfläche von 8.000 m2 über vier Ebenen an insgesamt 9.000 Museumsobjekten vorbei. Der Bereich der Bildungseinrichtungen, wie zum Beispiel Schulen und Bibliotheken ist ein großer Raum für die Anbringung verschiedenster Orientierungssysteme. An der Universität Stuttgart findet man zur Orientierung keine Schilder, sondern leuchtend rote Röhren, die eine weiße Schrift tragen. Sie verwenden die Schriftart Avenir 85 heavy von Adrian Frutiger. Diese harmoniert mit den Rundungen der Röhren. Das Foyer der Universität ist ein fließender Raum. Eine Betonskulptur steht in der Mitte von diesem. Die Zugänge nach außen und innen werden mit leuchtend roten Röhren markiert. Diese roten Signale, die von weitem zu sehen sind, fangen die Blicke der Besucher. Sie sind zum Teil sechs Meter lang und sind zwischen Boden und Decke platziert. Die weiche runde Form der roten Röhren setzt sich auch von der grauen Betonstruktur ab. Die Röhren sind Informationspunkte und werden zu räumlichen Elementen. Ihr Durchmesser ist so groß, dass die Röhren nicht als Leitungen oder Entlüftungsrohre gesehen werden können, und so dünn, dass sie nicht als Raumstützen verstanden werden. Der öffentliche Raum enthält viele Formen von Orientierungssystemen. Sie sind auf Burgen, in Schlössern, in Parks, Gartenschauen, im öffentlichen Verkehr und in der Stadt zu finden. Auch verschiedene Unternehmen wollen

rotes röhrensystem, Universität stuttgart

den Besuchern und Kunden die Orientierung in ihrem Gebäude vereinfachen. Banken, Kongresse und andere Kommunen verwenden Leitsysteme ebenso.

die gute lesbarkeit Die Lesbarkeit ist ein zentraler Aspekt, der nie in den Hintergrund geraten sollte. Es spielt eine wichtige Rolle in welcher Höhe die Informationen für den Benutzer angeboten werden. Dies hängt immer von der Umgebung, bzw. dem Gebäude und den architektonischen Begebenheiten ab. Ein LKW Fahrer, Fußgänger und Autofahrer lesen aus unterschiedlichen Perspektiven. Eine weiße Schrift ist auf gläsernen Flächen besser lebar, als eine Schwarze. Da Glasscheiben wie Spiegel wirken, reflektieren sie die Umgebung. Um eine gute Lesbarkeit zu erzielen, ist es von Vorteil, dass die Schrift zu dem Hintergrund auf dem sie platziert ist, einen hohen Kontrast aufweist. Adrian Frutiger gestaltete für den Pariser Flughafen eine Schrift für das Orientierungssystem. Die Frutiger besitzt alle Kriterien der guten Lesbarkeit, sieht schön aus und hat genügend fein unterscheidbare Schnitte. Man könnte die Frutiger in fast allen Orientierungssystemen einsetzen. Jedoch muss man die verschiedenen Fälle unterscheiden. Für die U-Bahn in Paris entwickelte Adrian Frutiger die Schrift Metro, sie besteht nur aus Versalien. Den Einsatz von Versalien begründet Frutiger damit, dass die Namen der Haltestellen als Wortbilder so markant seien, dass sie leicht zu unterscheiden sind. Sie brauchen keine weitere Differenzierung durch Groß- und Kleinschreibung. Für Orientierungssysteme ist es sinnvoll englaufende Schriften mit offenen Punzen zu verwenden, da diese weniger Platz brauchen. Wichtig sind genügend unterscheidbare Schnitte einer Schrift. Ein sachlich funktioneller Charakter ist auch von Vorteil, da sich die Schrift gut mit den konstruktiv architektonischen Elementen verbindet. Fette Schnitte besitzen mehr Kraft, sie setzen sich in einer lauten Umgebung sicherlich stärker durch. Gängige Schriften, die für Orientierungssysteme eingesetzt werden, sind diejenigen die einen sachlichen und ruhigen Charakter aufweisen. Alle besitzen auch eine hohe x-Höhe, da diese die Lesbarkeit erhöht. Die Univers condensed zählt zu diesen. Die St. Anna- Virngrundklinik in Ellwangen benützt diese für ihr Orientierunssystem. Der Klassiker unter den Orientierungsschriften ist die Frutiger. Aber auch die Helvetica, die New Gothic, die DIN, die Interstate, die Akzidenz Grotesk oder die Avenir werden oftmals verwendet. Für die schweizer Verkehrsschilder wird die Astra Frutiger basierend auf der Frutiger 57 eingesetzt. Groteskschrif

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bodenleitsystem, National Museum of Emerging in Tokyo


im einklang mit der architektur Es ist wichtig, welche Schrift von ihrem Charakter aus betrachtet zu der Architektur des Gebäudes adäquat erscheint. Gute Architektur leitet, ein gutes Leitsystem unterstützt sie dabei. Die Frutiger wäre zum Beispiel in einem barocken Gebäude völlig deplatziert. Die Schrift muss mit der Architektur harmonieren, in Einklang treten. Die Messe in Stuttgart verwendete für das Orientierungssystem eine Schrift mit geometrischen Grundformen, die Akzidenz Grotesk, eine

Der richtige Hinweis Die Schrift wird of mit Zeichen und Indexen, wie einem Pfeil kombiniert. Ein Index, wie der Pfeil, ist allgemein bekannt, neue Piktogramme müssen oft erst von den Nutzern erlernt werden. Verschiedene Arten können mit der Typografie kombiniert werden, um dem Besucher die Orientierung zu vereinfachen. Ein dirigierender Hinweis wäre hier der Pfeil als das wegweisende Zeichen. Die Wegrichtung wird in Verbindung mit der Schrift, die den Ort beschreibt, aufgezeigt. Zeichen werden auch als Erkennungszeichen eingesezt. Sie markieren eine Stelle oder einen Platz. Desweiteren existieren ebenfalls beschreibende Zeichen, die als Symbol gelten und durch Typografie zum Beispiel auf Öffnungszeiten hinweisen. Die Besucher können sich informieren und sich räumlich orientieren und durch Markierungen erfahren, auf welcher Ebene oder in welchem Areal sie sich gerade befinden. Die letzte Gattung der Zeichen stellen die reguliereden Zeichen dar. Sie bewahren Sicherheit und Nützlichkeit innerhalb des Komplexes. Zum Beispiel das Schild »Kein Eintritt«, die Markierung für einen Behindertenparkplatz oder der Hinweis auf eine Umleitung. Beschilderung, Rom 2000, Gerard unger font capitolium, rom 2000, gerard unger

Beobachten, sehen, analysieren – das grosse geheimnis einer eigenen welt

Fachwerk 6 Leitsysteme

serifenlose Linear-Antiqua. Sie ist die älteste Grotesk-Schrift, die von der Berthold Ag schon 1898 erstellt wurde. Ihre Stärke ist ihre Charakterlosigkeit. Sie wurde als eine Auszeichnungsschrift konzipiert, da diese Art von Schrift damals beim Einsatz in den immer wichtiger werdenden Anzeigen zunehmend gefragt war. Sie besitzt ein ausgewogenes ruhiges Schriftbild im Mengensatz. Das Büro Übele entwickelte das System und wählte für die Flächen im Hintergrund der Schrift ein Streifenmuster, auf welchem die Schrift einen Akzent setzt. Eine gerade Schrift wie die Helvetica oder die Univers würde sich formal mit den Streifen verbinden. Das Ziel war jedoch, dass die Streifen als Muster unter der Typografie wirken und wie ein Teppich dem Betrachter als Untergund erscheinen. Damit dem Besucher die zu beschreitenden Wege nicht allzu lange vorkommen, sind sie kurzweilig gestaltet. Ein System aus Farbe und Schrift erzeugt eine Identität für den Ort und das Unternehmen. Die Architektur wirkt durch die schwebende Platzierung der Zeichen in den großen Hallen lebendig. Die Schildgröße variiert und wird der Wortlänge angepasst. Ein weiteres Praxisbeispiel, bei welchem eine Typografie mit Serifen verwendet wurde, ist das von Gerard Unger. Der Designer verwendet eine serifenbetonte Capitolium für die Gestaltung von Rom 2000 im Jahr 1997. Dort wurde das Jubiläum der katholischen Kirche gefeiert und Gerard Unger sollte ein Orientierungssystem für die Stadt Rom entwickeln. Die Serifenschrift passt zu dem Formenreichtum der Bauwerke. Sein Ziel war es, eine neue Typografie zu gestalten, welche die römische Buchstabentradition in das neue Jahrtausend vermittelt. Der Designer ging bis in das 16. Jahrhundert zurück, um ein neues Alphabet zu entwickeln. Als Referenz nützte er die Arbeit von Giovan Francesco Gresci. Ein Element aus der Antike übernahm der Designer, den kalligrafischen Charakter, den viele römische Inschriften besitzen. Die Buchstabenformen sind offen und in nahezu jeder Größe sehr gut lesbar. Eine klassische Typografie ist entstanden, die ein traditionelles Design besitzt und als Schrift für die Kommunikation im 21. Jahrhundert gilt. Passend zu dem neuen Schriftbild ist auch eine Reihe von Pfeilen, Piktogrammen und Symbolen entstanden, die mit dem Typografiestil der Capitolium ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Lebensechtere Figuren und Formen wurden entwickelt, abstrahiert und stilisiert. Die Schrift und die Zeichen werden einheitlich auf Schildern mit einem gelben Hintergrund platziert.

verschrien und doch allgegenwärtig: trends und tendenzen der typografie Ramona welzel Die Welt befindet sich im ste-

tigen Wandel. Was gestern noch als neuartig und innovativ galt, kann heute bereits überholt und rückständig, morgen schon beinahe vergessen sein. Nicht nur die Technik entwickelt sich in rasanter Geschwindigkeit, sondern besonders wir Menschen durchleben eine ständige Aktualisierung und erfinden uns zeitweilig komplett neu. In der heutigen Zeit fällt das kaum auf, da sich unsere Umgebung ebenso schnell mit uns bewegt wie wir selbst. Es sei denn, wir klinken uns einen Moment aus. Doch die Richtung, in die wir uns begeben, können wir nur erahnen. Natürlich versuchen Experten durch Verfahren und aufwendige Analysen das Einschlagen in eine bestimmte Richtung hervor zusagen. Allerdings kann nicht von einer Gewissheit gesprochen werden, dass dieser Weg tatsächlich eingeschlagen wird oder eben Abweichungen auftreten. Wie so oft bei Mutmaßungen haben auch hier unberechenbare Faktoren einen wesentlichen Einfluss. Gewissheit bekommen wir erst mit dem letzten Schritt auf dem zurückgelegten Weg. Die eingeschlagene Richtung in ihrem ganzen Ausmaß erkennen wir oftmals erst

beim gezielten Zurückblicken auf den gegangenen Weg. Je nach dem wie dieser Pfad verlaufen ist fällt die Wertung aus und lässt sich eine gesetzte Tendenz bestätigen oder widerlegen.

der weg zum trend Ähnlich verhält es sich bei Trends und deren Vorhersage. Man sagt, die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Trends. Aber wodurch erkennt man einen Trend? Was in eben diesem liegt und damit »in« oder »out« ist, zeigt sich unter anderem darin, was häufig oder selten zu sehen ist. Wobei das selten Gesehene natürlich nicht am tatsächlichen Auftauchen gemessen werden kann. Sondern nur im nachträglichen Vergleich zu jener Zeit, als es permanent zu sehen war. Also kann als »out« lediglich im subjektiven Kontext bezeichnet werden. Allerdings benötigt auch das Angesagte den Beobachtungssinn. Trends oder auch Modeerscheinungen im Allgemeinen werden demnach hauptsächlich visuell wahrgenommen. Geprägt werden diese von Farben, Formen, Mustern, Material, Wörtern, Bildern –

und eben auch von Schriften. Im Alltag wird jeder Einzelne pausenlos mit Typografie konfrontiert – ob gewollt oder ungewollt, ob beachtet oder unbeachtet. Unzählige Informationen wollen uns mehr oder weniger Wichtiges zutragen, Tausende von Buchstaben sind kurz davor über uns herzufallen. Überall gibt es die Möglichkeit, etwas zu lesen: In der Zeitung, auf Verkehrsschildern, im Supermarkt, an Hausfassaden, auf Plakaten, im Web und so weiter. All diese Medien sind Übermittler einer Information. Doch in ihrem Auftritt unterscheiden sie sich unverkennbar. Eine Milchpackung aus den 70er Jahren bildet andere Schriften ab als eine Milchpackung, die man jetzt im Supermarkt erstehen kann. Das Werbeplakat eines Waschmittels von 1986 verwendet andere Schriften als heutzutage. Schriften und ihre vielseitigen Ausprägungen bestimmen unsere Zeit enorm. Bereits mit dem ersten Blick auf ein von Schrift geprägtes Medium kann man in etwa einschätzen, zu welcher Zeit dieses entstanden ist. Zwar werden alt bekannte Schriften oft als Ausgangsbasis ähnlicher Schnitte benutzt.Dabei bedient man sich größtenteils bestimmter

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ten werden in den meisten Orientierungssystemen bevorzugt. Serifenschriften kommen weniger in Frage, da nur geringe Textmengen vorhanden sind und diese nur bei größerer Textmenge das Lesen und das Aufnehmen der Information erleichtern würden. In den meisten Fällen stehen wenige Zeichen auf einer begrenzten Fläche. Die Serifen würden oft visuelle Unruhe bringen und den Leser irritieren. Im Zweifelsfall, so heißt es, kann man immer die Akzidenz Grotesk verwenden. Die Schriftgröße muss mit der Umgebung korrespondieren. Ein Raster, welches aus Horizontalen und Waagrechten besteht, setzt den Grundstein für den Bau von Modulen. Die Rasterhöhe entwickelt sich aus der Höhe der kleinsten Schrift. Denn die Anordnung von Zeichen, Schrift und Piktogrammen nimmt Bezug zueinander. Die größte Schrift kennzeichnet Gebäude und Ebenen. Verweise auf andere Bauteile werden mit kleineren Schriften gestaltet.


Die Zeichen sollten nur dort platziert werden, wo sie wirklich gebraucht werden. Zuerst sollen sie die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich ziehen und dann gelesen und verstanden werden. Sie müssen in einer gut lesbaren Höhe platziert sein. Diese Platzierung hängt von der Architekur und dem umgebenden Bereich ab. Zum Beispiel wird in einem Museum eine andere Beschilderung benötigt, als in einem Flughafen, dessen Schilder für viele Menschen gleichzeitig lesbar sein müssen und auch aus großen Entfernungen erkannt werden müssen. Die wichtigen Informationen werden der Laufrichtung nach angebracht und integriert. Um Informationen anzubringen gibt es verschiedene Möglichkeiten: Freistehende Zeichen, eine Tafel an der Wand, schwebende Zeichen, von der Decke hängende Schilder, die von mehreren Menschen gleichzeitig gelesen werden können oder flach an der Wand platzierte Zeichen, die eine bestimmte Höhe und Größe aufweisen müssen. Die Informationen müssen immer reduziert sein und auch die einzelnen Elemente, wie die Typografie oder auch Piktogramme müssen klar lesbar sein, um den Besucher nicht zu verwirren, sondern ihm stattdessen Klarheit zu vermitteln. Die Größe der Schrift muss in sinnvollen Schnitten auf dem jeweiligen Medium unterteilt sein. Allgemein kann man sagen, dass bei ca. 40 cm Leseabstand eine Versalhöhe der Buchstaben von ca. 2,5 mm sinnvoll ist und diese Größe auch demenstprechend vervielfacht wird. Dadurch wäre bei einem Abstand von 1,6 m die Versalhöhe der Buchstaben 10 mm hoch. Denn die Nutzer müssen die Schrift auch im Vorbeigehen erkennen können und die wichtigsten Informationen schnell greifbar haben. In Leitsystemen ist eine Rasterintegration sinnvoll, um die einzelnen Module exakt aufzu-

Neues museum auf der museumsinsel berlin, Agentur Polyform

bauen. Das Raster entwickelt sich immer aus der Höhe der kleinsten Schrift. Die größten Schriften verweisen auf das Gebäude oder die betreffende Ebene, weitere Bauteilinformationen werden kleiner dargestellt. Die Gruppierungen gewisser Bereiche sorgen für eine schnelle Orientierung des Besuchers. Vertikal Geschriebenes sollte die gleiche Länge und Horizontales immer die gleiche Höhe besitzen. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Farbe. Sie ist mit einem Orientierungssystem oft verbunden und erleichtert eine optische Unterscheidung verschiedener Bereiche in komplexen Systemen. Die Farbgebung sollte charakteristisch sein für die Funktion. Ein Orientierungssystem, das nur mit Farbe Information darstellt, funktioniert nur sehr begrenzt. Die Information muss hier von dem Benutzer zuerst erlernt werden. Kombiniert man die Farbe mit einer Form erhält man ein merkfähiges Gebilde, durch welches eine einzelne Ebene in einem Gebäude beschrieben wird. Bei den weitaus komplexeren Arealen, wie zum Beispiel einem Flughafen oder einem Krankenhaus, kann die Farbe eine ordnende Rolle spielen. Jedoch muss man beachten, dass Farben kulturhistorisch belegt sind. Ein Schwarz steht eher für Trauer, als zum Beispiel Gold und Silber, die als Herrschaftssymbole erkannt werden. In Flughäfen erscheint oft die Farbe Gelb, da diese die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Codierung der Ziele mit Farbe und die Aufteilung in verschiedene Bereiche, die für den Besucher leicht einprägsam sind, erleichtert die Orientierung innerhalb eines verwirrenden wegereichen Komplexes. Bei der Integration von Farben sollte stets ein guter Kontrast vorhanden sein. Eine weiß gehaltene Typografie sollte stets auf einem kräftigen Farbton stehen und eine schwarze Typografie auf einem hellen Ton. Bei der Auswahl des Materials gibt es

Typografie und Architektur berühren sich

viele Möglichkeiten. Verwendet werden oft Metall, Glas, Holz, Kunststoff oder Gips. Diese Materialen verhalten sich anders zu dem Untergrund und müssen zu den Anforderungen des jeweiligen Systems passen. Eine Glanzoberfläche erzeugt eine sehr schlechte Lesbarkeit, eine Matte ist jedoch schwieriger sauber zu halten. Auch sind der Schutz vor Zerstörung und die Platzierung im Freien oder im Inneren wichtige Auswahlkriterien für das Material. Für Designer sind Orientierungssysteme eine gute Möglichkeit um Geld zu verdienen. Ein Orientierungssystem funktioniert ohne den Einsatz von Typografie nicht. Die Signaletik ist wirtschaftlich und effizient, da sie im täglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Anzutreffen ist sie morgens auf dem Weg zur Arbeit, in der U-Bahn, später in der Schule und mittags in der Innenstadt. Gut geplante Leitsysteme basieren auf der Reduktion der Information auf das Wesentliche. Wir bemerken sie erst, wenn sie falsch gestaltet sind. Bei guter Gestaltung leiten sie gekonnt und ohne Störungen direkt zum Zielort. Durch diese Eingrenzung der Information werden die wichtigsten Inhalte besser wahrnehmbar. Gleichzeitig kann die geringere Zahl an benötigten Informationsträgern und die Vermeidung von Doppelläufigkeiten Investitionen senken. Aber nicht nur die niedrigen Investitionskosten liefern einen hohen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit, intelligent angelegte Wartung reduziert auch die laufenden Kosten nachhaltig. Eine Kostenersparnis entsteht durch eine schnelle Orientierung, die in einem Krankenhaus lebensrettend sein kann und auch durch die Internationalität an Flughäfen. Denn jeder Betrieb muss nach den gültigen Sicherheitsvorschriften seine Flucht- und Rettungswege mit Sicherheitskennzeichnung ausstatten. X19619930037

Leitsystem, Messe Stuttgart, büro übele


INTERVIEW

MINIBAR

Fachwerk 6 typo und mode

fachwerk 6: Wie schwierig ist es, einen geeigneten Schriftzug zu finden bzw. einen, der in sich stimmig ist und sich trotzdem von der Masse abhebt? javier: Man profiliert sich als Laden zu aller erst immer mit der passenden Schriftart, der Größe, der Kombination, also von Zahl und Schrift. Dann orientiert sich der Schriftzug immer am Namen. Man könnte der Minibar niemals einen weichen, eher weiblichen Schriftzug verpassen, weil es einfach nicht passen würde. Man geht da eher nach einer Art Ausschlussverfahren vor: ob man ihn nun modern, oder eher traditionell, klassisch oder verspielt haben will. Eben abhängig davon, was der Laden aussagen soll. Die Minibar spiegelt sich im Schriftzug wider. Das heißt, durch Abgrenzen der einzelnen Buchstaben, entstehen Zellen, welche die Anmutung der kleinen Kühlschränke, also Minibars haben. Im anderen Café, dem Moccafe, steht eher das Moderne und Warme im Vordergrund. In Kombination mit dem Logo erhält es einen hohen Widererkennungswert, da man durch das Symbol die Prägnanz steigert und und eine Assoziation für sich definiert, was der Laden verkörpern soll. Was aber auch heißt, dass das Logo auch alleine stehen kann und dadurch eine Einmaligkeit erlangt.

Es ist der komplette Lifestyle, der mich beeinflusst. Die Architektur, die Mode, aber auch das Möbeldesign oder Fahrraddesign. Sowie diese Hausfrauenzeitschriften, die diese Tipps zum Einrichtungen der eigenen vier Wände geben. fachwerk 6: Durch welche Trends lässt du dich inspirieren? javier: Es ist der komplette Lifestyle, der mich beeinflusst. Die Architektur,

Ich sitze hier in der Minibar, einer tatsächlich miniartigen Bar, im Aussenbereich mir Cappucino und Keks und warte darauf, dass der beschäftigte Inhaber, der auch manchmal selbst noch gerne hinter der Theke steht, seine Gäste zu Ende bedient und zu mir rüberkommt. Javier Martinez ist der Besitzer dreier Bars und Cafés in Heilbronn. Jedes der Konzepte ist eng verbunden mit einem Typografie- bzw. Designgedanken. Wir trafen den gebürtigen Spanier und plauderten mit ihm über Design, Trends und das Spannende hinter dem Konzept »Minibar«. fachwerk 6: Hallo Javier. Danke, dass du dir die Zeit nimmst, um uns ein paar Fragen zu beantworten. Fangen wir doch gleich mal an. Wie du bei unserer Anfrage dich zu interviewen feststellen konntest, geht es hier um Design, im Bezug auf Geschäftskonzeptionen und Ideen. Inwiefern spielt gutes Design eine Rolle bei der Entstehung deiner Cafés oder Bars? javier: Für mich ist Design sehr wichtig, da es den Charakter der

Idee oder des Konzepts widerspiegelt und beschreiben soll. Ein spannender Laden braucht ein spannendes Auftreten. Dazu muss das Design vom Logo, der Name und die Größe der Buchstaben alles stimmig sein. Es muss sich wie ein roter Faden durchziehen und für den Gast schlüssig sein, sodass es ein Ding ergibt, aus einem Guss. Design bestimmt die Atmosphäre des Ladens.

die Mode, aber auch das Möbeldesign oder Fahrraddesign. Sowie diese Hausfrauenzeitschriften, die diese Tipps zum Einrichtungen der eigenen vier Wände geben. fachwerk 6: Meinst du, dass die wechselhafte Wirtschaftslage etwas mit dem Design und die Gestaltung deiner Läden zu tun hat? javier: Es darf eben keine Überfrachtung stattfinden. Da wir hier mit vielen

multimedialen Elemente spielen, farbige Kühlschränke und Projektionen haben, darf keine Überreizung entstehen. Deshalb auch der Kontrast von neu und alt. Der Widerspruch in sich ist das interessante. Zum Beispiel wenn man alte Möbel in einer modernen Location platziert. Es passiert einfach was. fachwerk 6: Glaubst du, das Publikum hat gewisse Erwartungen bzw. Ansprüche an Design und der Atmosphäre? javier: Das ist abhängig von dem Land und der Größe der Stadt. Wenn die Leute offen dafür sind, verstehen sie das auch. Großstädte, wie Paris, Berlin wollen überrascht werden und erwarten auch einen gewissen Wert des Designs. Manche verstehen aber auch den Gedanken hinter eines Designs nicht, die man erst man an den Kontrast guten Designs gegenüber „normalem“ hinführen muss. Design geht eigentlich Hand in Hand mit dem Impuls der Stadt. Ob sie nun individuell oder lebendig ist, das Design fällt dem entsprechend aus. Wenn man in einer Stadt schon auffällt, wenn man einem Hut trägt, ist die Aufmachung des Ladens auch reduzierter. Es sei denn man macht es für sich, um seine Leidenschaft zu Design auszudrücken. fachwerk 6: Vielen Dank für das offene Gespräch und die Zeit, die du für

uns genommen hast. Viel Erfolg für die weiteren Jahre deiner Bars. Bildausschnitte aus der minibar unten rechts: logo minibar

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Interview Javier martinez – Gastronom und Inhaber des Moccafés, der Minibar und des Ray Lemons


INTERVIEW

MINIBAR

Fachwerk 6 typo und mode

fachwerk 6: Wie schwierig ist es, einen geeigneten Schriftzug zu finden bzw. einen, der in sich stimmig ist und sich trotzdem von der Masse abhebt? javier: Man profiliert sich als Laden zu aller erst immer mit der passenden Schriftart, der Größe, der Kombination, also von Zahl und Schrift. Dann orientiert sich der Schriftzug immer am Namen. Man könnte der Minibar niemals einen weichen, eher weiblichen Schriftzug verpassen, weil es einfach nicht passen würde. Man geht da eher nach einer Art Ausschlussverfahren vor: ob man ihn nun modern, oder eher traditionell, klassisch oder verspielt haben will. Eben abhängig davon, was der Laden aussagen soll. Die Minibar spiegelt sich im Schriftzug wider. Das heißt, durch Abgrenzen der einzelnen Buchstaben, entstehen Zellen, welche die Anmutung der kleinen Kühlschränke, also Minibars haben. Im anderen Café, dem Moccafe, steht eher das Moderne und Warme im Vordergrund. In Kombination mit dem Logo erhält es einen hohen Widererkennungswert, da man durch das Symbol die Prägnanz steigert und und eine Assoziation für sich definiert, was der Laden verkörpern soll. Was aber auch heißt, dass das Logo auch alleine stehen kann und dadurch eine Einmaligkeit erlangt.

Es ist der komplette Lifestyle, der mich beeinflusst. Die Architektur, die Mode, aber auch das Möbeldesign oder Fahrraddesign. Sowie diese Hausfrauenzeitschriften, die diese Tipps zum Einrichtungen der eigenen vier Wände geben. fachwerk 6: Durch welche Trends lässt du dich inspirieren? javier: Es ist der komplette Lifestyle, der mich beeinflusst. Die Architektur,

Ich sitze hier in der Minibar, einer tatsächlich miniartigen Bar, im Aussenbereich mir Cappucino und Keks und warte darauf, dass der beschäftigte Inhaber, der auch manchmal selbst noch gerne hinter der Theke steht, seine Gäste zu Ende bedient und zu mir rüberkommt. Javier Martinez ist der Besitzer dreier Bars und Cafés in Heilbronn. Jedes der Konzepte ist eng verbunden mit einem Typografie- bzw. Designgedanken. Wir trafen den gebürtigen Spanier und plauderten mit ihm über Design, Trends und das Spannende hinter dem Konzept »Minibar«. fachwerk 6: Hallo Javier. Danke, dass du dir die Zeit nimmst, um uns ein paar Fragen zu beantworten. Fangen wir doch gleich mal an. Wie du bei unserer Anfrage dich zu interviewen feststellen konntest, geht es hier um Design, im Bezug auf Geschäftskonzeptionen und Ideen. Inwiefern spielt gutes Design eine Rolle bei der Entstehung deiner Cafés oder Bars? javier: Für mich ist Design sehr wichtig, da es den Charakter der

Idee oder des Konzepts widerspiegelt und beschreiben soll. Ein spannender Laden braucht ein spannendes Auftreten. Dazu muss das Design vom Logo, der Name und die Größe der Buchstaben alles stimmig sein. Es muss sich wie ein roter Faden durchziehen und für den Gast schlüssig sein, sodass es ein Ding ergibt, aus einem Guss. Design bestimmt die Atmosphäre des Ladens.

die Mode, aber auch das Möbeldesign oder Fahrraddesign. Sowie diese Hausfrauenzeitschriften, die diese Tipps zum Einrichtungen der eigenen vier Wände geben. fachwerk 6: Meinst du, dass die wechselhafte Wirtschaftslage etwas mit dem Design und die Gestaltung deiner Läden zu tun hat? javier: Es darf eben keine Überfrachtung stattfinden. Da wir hier mit vielen

multimedialen Elemente spielen, farbige Kühlschränke und Projektionen haben, darf keine Überreizung entstehen. Deshalb auch der Kontrast von neu und alt. Der Widerspruch in sich ist das interessante. Zum Beispiel wenn man alte Möbel in einer modernen Location platziert. Es passiert einfach was. fachwerk 6: Glaubst du, das Publikum hat gewisse Erwartungen bzw. Ansprüche an Design und der Atmosphäre? javier: Das ist abhängig von dem Land und der Größe der Stadt. Wenn die Leute offen dafür sind, verstehen sie das auch. Großstädte, wie Paris, Berlin wollen überrascht werden und erwarten auch einen gewissen Wert des Designs. Manche verstehen aber auch den Gedanken hinter eines Designs nicht, die man erst man an den Kontrast guten Designs gegenüber „normalem“ hinführen muss. Design geht eigentlich Hand in Hand mit dem Impuls der Stadt. Ob sie nun individuell oder lebendig ist, das Design fällt dem entsprechend aus. Wenn man in einer Stadt schon auffällt, wenn man einem Hut trägt, ist die Aufmachung des Ladens auch reduzierter. Es sei denn man macht es für sich, um seine Leidenschaft zu Design auszudrücken. fachwerk 6: Vielen Dank für das offene Gespräch und die Zeit, die du für

uns genommen hast. Viel Erfolg für die weiteren Jahre deiner Bars. Bildausschnitte aus der minibar unten rechts: logo minibar

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Interview Javier martinez – Gastronom und Inhaber des Moccafés, der Minibar und des Ray Lemons


Die Zeichen sollten nur dort platziert werden, wo sie wirklich gebraucht werden. Zuerst sollen sie die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich ziehen und dann gelesen und verstanden werden. Sie müssen in einer gut lesbaren Höhe platziert sein. Diese Platzierung hängt von der Architekur und dem umgebenden Bereich ab. Zum Beispiel wird in einem Museum eine andere Beschilderung benötigt, als in einem Flughafen, dessen Schilder für viele Menschen gleichzeitig lesbar sein müssen und auch aus großen Entfernungen erkannt werden müssen. Die wichtigen Informationen werden der Laufrichtung nach angebracht und integriert. Um Informationen anzubringen gibt es verschiedene Möglichkeiten: Freistehende Zeichen, eine Tafel an der Wand, schwebende Zeichen, von der Decke hängende Schilder, die von mehreren Menschen gleichzeitig gelesen werden können oder flach an der Wand platzierte Zeichen, die eine bestimmte Höhe und Größe aufweisen müssen. Die Informationen müssen immer reduziert sein und auch die einzelnen Elemente, wie die Typografie oder auch Piktogramme müssen klar lesbar sein, um den Besucher nicht zu verwirren, sondern ihm stattdessen Klarheit zu vermitteln. Die Größe der Schrift muss in sinnvollen Schnitten auf dem jeweiligen Medium unterteilt sein. Allgemein kann man sagen, dass bei ca. 40 cm Leseabstand eine Versalhöhe der Buchstaben von ca. 2,5 mm sinnvoll ist und diese Größe auch demenstprechend vervielfacht wird. Dadurch wäre bei einem Abstand von 1,6 m die Versalhöhe der Buchstaben 10 mm hoch. Denn die Nutzer müssen die Schrift auch im Vorbeigehen erkennen können und die wichtigsten Informationen schnell greifbar haben. In Leitsystemen ist eine Rasterintegration sinnvoll, um die einzelnen Module exakt aufzu-

Neues museum auf der museumsinsel berlin, Agentur Polyform

bauen. Das Raster entwickelt sich immer aus der Höhe der kleinsten Schrift. Die größten Schriften verweisen auf das Gebäude oder die betreffende Ebene, weitere Bauteilinformationen werden kleiner dargestellt. Die Gruppierungen gewisser Bereiche sorgen für eine schnelle Orientierung des Besuchers. Vertikal Geschriebenes sollte die gleiche Länge und Horizontales immer die gleiche Höhe besitzen. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Farbe. Sie ist mit einem Orientierungssystem oft verbunden und erleichtert eine optische Unterscheidung verschiedener Bereiche in komplexen Systemen. Die Farbgebung sollte charakteristisch sein für die Funktion. Ein Orientierungssystem, das nur mit Farbe Information darstellt, funktioniert nur sehr begrenzt. Die Information muss hier von dem Benutzer zuerst erlernt werden. Kombiniert man die Farbe mit einer Form erhält man ein merkfähiges Gebilde, durch welches eine einzelne Ebene in einem Gebäude beschrieben wird. Bei den weitaus komplexeren Arealen, wie zum Beispiel einem Flughafen oder einem Krankenhaus, kann die Farbe eine ordnende Rolle spielen. Jedoch muss man beachten, dass Farben kulturhistorisch belegt sind. Ein Schwarz steht eher für Trauer, als zum Beispiel Gold und Silber, die als Herrschaftssymbole erkannt werden. In Flughäfen erscheint oft die Farbe Gelb, da diese die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Codierung der Ziele mit Farbe und die Aufteilung in verschiedene Bereiche, die für den Besucher leicht einprägsam sind, erleichtert die Orientierung innerhalb eines verwirrenden wegereichen Komplexes. Bei der Integration von Farben sollte stets ein guter Kontrast vorhanden sein. Eine weiß gehaltene Typografie sollte stets auf einem kräftigen Farbton stehen und eine schwarze Typografie auf einem hellen Ton. Bei der Auswahl des Materials gibt es

Typografie und Architektur berühren sich

viele Möglichkeiten. Verwendet werden oft Metall, Glas, Holz, Kunststoff oder Gips. Diese Materialen verhalten sich anders zu dem Untergrund und müssen zu den Anforderungen des jeweiligen Systems passen. Eine Glanzoberfläche erzeugt eine sehr schlechte Lesbarkeit, eine Matte ist jedoch schwieriger sauber zu halten. Auch sind der Schutz vor Zerstörung und die Platzierung im Freien oder im Inneren wichtige Auswahlkriterien für das Material. Für Designer sind Orientierungssysteme eine gute Möglichkeit um Geld zu verdienen. Ein Orientierungssystem funktioniert ohne den Einsatz von Typografie nicht. Die Signaletik ist wirtschaftlich und effizient, da sie im täglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Anzutreffen ist sie morgens auf dem Weg zur Arbeit, in der U-Bahn, später in der Schule und mittags in der Innenstadt. Gut geplante Leitsysteme basieren auf der Reduktion der Information auf das Wesentliche. Wir bemerken sie erst, wenn sie falsch gestaltet sind. Bei guter Gestaltung leiten sie gekonnt und ohne Störungen direkt zum Zielort. Durch diese Eingrenzung der Information werden die wichtigsten Inhalte besser wahrnehmbar. Gleichzeitig kann die geringere Zahl an benötigten Informationsträgern und die Vermeidung von Doppelläufigkeiten Investitionen senken. Aber nicht nur die niedrigen Investitionskosten liefern einen hohen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit, intelligent angelegte Wartung reduziert auch die laufenden Kosten nachhaltig. Eine Kostenersparnis entsteht durch eine schnelle Orientierung, die in einem Krankenhaus lebensrettend sein kann und auch durch die Internationalität an Flughäfen. Denn jeder Betrieb muss nach den gültigen Sicherheitsvorschriften seine Flucht- und Rettungswege mit Sicherheitskennzeichnung ausstatten. X19619930037

Leitsystem, Messe Stuttgart, büro übele


im einklang mit der architektur Es ist wichtig, welche Schrift von ihrem Charakter aus betrachtet zu der Architektur des Gebäudes adäquat erscheint. Gute Architektur leitet, ein gutes Leitsystem unterstützt sie dabei. Die Frutiger wäre zum Beispiel in einem barocken Gebäude völlig deplatziert. Die Schrift muss mit der Architektur harmonieren, in Einklang treten. Die Messe in Stuttgart verwendete für das Orientierungssystem eine Schrift mit geometrischen Grundformen, die Akzidenz Grotesk, eine

Der richtige Hinweis Die Schrift wird of mit Zeichen und Indexen, wie einem Pfeil kombiniert. Ein Index, wie der Pfeil, ist allgemein bekannt, neue Piktogramme müssen oft erst von den Nutzern erlernt werden. Verschiedene Arten können mit der Typografie kombiniert werden, um dem Besucher die Orientierung zu vereinfachen. Ein dirigierender Hinweis wäre hier der Pfeil als das wegweisende Zeichen. Die Wegrichtung wird in Verbindung mit der Schrift, die den Ort beschreibt, aufgezeigt. Zeichen werden auch als Erkennungszeichen eingesezt. Sie markieren eine Stelle oder einen Platz. Desweiteren existieren ebenfalls beschreibende Zeichen, die als Symbol gelten und durch Typografie zum Beispiel auf Öffnungszeiten hinweisen. Die Besucher können sich informieren und sich räumlich orientieren und durch Markierungen erfahren, auf welcher Ebene oder in welchem Areal sie sich gerade befinden. Die letzte Gattung der Zeichen stellen die reguliereden Zeichen dar. Sie bewahren Sicherheit und Nützlichkeit innerhalb des Komplexes. Zum Beispiel das Schild »Kein Eintritt«, die Markierung für einen Behindertenparkplatz oder der Hinweis auf eine Umleitung. Beschilderung, Rom 2000, Gerard unger font capitolium, rom 2000, gerard unger

Beobachten, sehen, analysieren – das grosse geheimnis einer eigenen welt

Fachwerk 6 Leitsysteme

serifenlose Linear-Antiqua. Sie ist die älteste Grotesk-Schrift, die von der Berthold Ag schon 1898 erstellt wurde. Ihre Stärke ist ihre Charakterlosigkeit. Sie wurde als eine Auszeichnungsschrift konzipiert, da diese Art von Schrift damals beim Einsatz in den immer wichtiger werdenden Anzeigen zunehmend gefragt war. Sie besitzt ein ausgewogenes ruhiges Schriftbild im Mengensatz. Das Büro Übele entwickelte das System und wählte für die Flächen im Hintergrund der Schrift ein Streifenmuster, auf welchem die Schrift einen Akzent setzt. Eine gerade Schrift wie die Helvetica oder die Univers würde sich formal mit den Streifen verbinden. Das Ziel war jedoch, dass die Streifen als Muster unter der Typografie wirken und wie ein Teppich dem Betrachter als Untergund erscheinen. Damit dem Besucher die zu beschreitenden Wege nicht allzu lange vorkommen, sind sie kurzweilig gestaltet. Ein System aus Farbe und Schrift erzeugt eine Identität für den Ort und das Unternehmen. Die Architektur wirkt durch die schwebende Platzierung der Zeichen in den großen Hallen lebendig. Die Schildgröße variiert und wird der Wortlänge angepasst. Ein weiteres Praxisbeispiel, bei welchem eine Typografie mit Serifen verwendet wurde, ist das von Gerard Unger. Der Designer verwendet eine serifenbetonte Capitolium für die Gestaltung von Rom 2000 im Jahr 1997. Dort wurde das Jubiläum der katholischen Kirche gefeiert und Gerard Unger sollte ein Orientierungssystem für die Stadt Rom entwickeln. Die Serifenschrift passt zu dem Formenreichtum der Bauwerke. Sein Ziel war es, eine neue Typografie zu gestalten, welche die römische Buchstabentradition in das neue Jahrtausend vermittelt. Der Designer ging bis in das 16. Jahrhundert zurück, um ein neues Alphabet zu entwickeln. Als Referenz nützte er die Arbeit von Giovan Francesco Gresci. Ein Element aus der Antike übernahm der Designer, den kalligrafischen Charakter, den viele römische Inschriften besitzen. Die Buchstabenformen sind offen und in nahezu jeder Größe sehr gut lesbar. Eine klassische Typografie ist entstanden, die ein traditionelles Design besitzt und als Schrift für die Kommunikation im 21. Jahrhundert gilt. Passend zu dem neuen Schriftbild ist auch eine Reihe von Pfeilen, Piktogrammen und Symbolen entstanden, die mit dem Typografiestil der Capitolium ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Lebensechtere Figuren und Formen wurden entwickelt, abstrahiert und stilisiert. Die Schrift und die Zeichen werden einheitlich auf Schildern mit einem gelben Hintergrund platziert.

verschrien und doch allgegenwärtig: trends und tendenzen der typografie Ramona welzel Die Welt befindet sich im ste-

tigen Wandel. Was gestern noch als neuartig und innovativ galt, kann heute bereits überholt und rückständig, morgen schon beinahe vergessen sein. Nicht nur die Technik entwickelt sich in rasanter Geschwindigkeit, sondern besonders wir Menschen durchleben eine ständige Aktualisierung und erfinden uns zeitweilig komplett neu. In der heutigen Zeit fällt das kaum auf, da sich unsere Umgebung ebenso schnell mit uns bewegt wie wir selbst. Es sei denn, wir klinken uns einen Moment aus. Doch die Richtung, in die wir uns begeben, können wir nur erahnen. Natürlich versuchen Experten durch Verfahren und aufwendige Analysen das Einschlagen in eine bestimmte Richtung hervor zusagen. Allerdings kann nicht von einer Gewissheit gesprochen werden, dass dieser Weg tatsächlich eingeschlagen wird oder eben Abweichungen auftreten. Wie so oft bei Mutmaßungen haben auch hier unberechenbare Faktoren einen wesentlichen Einfluss. Gewissheit bekommen wir erst mit dem letzten Schritt auf dem zurückgelegten Weg. Die eingeschlagene Richtung in ihrem ganzen Ausmaß erkennen wir oftmals erst

beim gezielten Zurückblicken auf den gegangenen Weg. Je nach dem wie dieser Pfad verlaufen ist fällt die Wertung aus und lässt sich eine gesetzte Tendenz bestätigen oder widerlegen.

der weg zum trend Ähnlich verhält es sich bei Trends und deren Vorhersage. Man sagt, die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Trends. Aber wodurch erkennt man einen Trend? Was in eben diesem liegt und damit »in« oder »out« ist, zeigt sich unter anderem darin, was häufig oder selten zu sehen ist. Wobei das selten Gesehene natürlich nicht am tatsächlichen Auftauchen gemessen werden kann. Sondern nur im nachträglichen Vergleich zu jener Zeit, als es permanent zu sehen war. Also kann als »out« lediglich im subjektiven Kontext bezeichnet werden. Allerdings benötigt auch das Angesagte den Beobachtungssinn. Trends oder auch Modeerscheinungen im Allgemeinen werden demnach hauptsächlich visuell wahrgenommen. Geprägt werden diese von Farben, Formen, Mustern, Material, Wörtern, Bildern –

und eben auch von Schriften. Im Alltag wird jeder Einzelne pausenlos mit Typografie konfrontiert – ob gewollt oder ungewollt, ob beachtet oder unbeachtet. Unzählige Informationen wollen uns mehr oder weniger Wichtiges zutragen, Tausende von Buchstaben sind kurz davor über uns herzufallen. Überall gibt es die Möglichkeit, etwas zu lesen: In der Zeitung, auf Verkehrsschildern, im Supermarkt, an Hausfassaden, auf Plakaten, im Web und so weiter. All diese Medien sind Übermittler einer Information. Doch in ihrem Auftritt unterscheiden sie sich unverkennbar. Eine Milchpackung aus den 70er Jahren bildet andere Schriften ab als eine Milchpackung, die man jetzt im Supermarkt erstehen kann. Das Werbeplakat eines Waschmittels von 1986 verwendet andere Schriften als heutzutage. Schriften und ihre vielseitigen Ausprägungen bestimmen unsere Zeit enorm. Bereits mit dem ersten Blick auf ein von Schrift geprägtes Medium kann man in etwa einschätzen, zu welcher Zeit dieses entstanden ist. Zwar werden alt bekannte Schriften oft als Ausgangsbasis ähnlicher Schnitte benutzt.Dabei bedient man sich größtenteils bestimmter

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ten werden in den meisten Orientierungssystemen bevorzugt. Serifenschriften kommen weniger in Frage, da nur geringe Textmengen vorhanden sind und diese nur bei größerer Textmenge das Lesen und das Aufnehmen der Information erleichtern würden. In den meisten Fällen stehen wenige Zeichen auf einer begrenzten Fläche. Die Serifen würden oft visuelle Unruhe bringen und den Leser irritieren. Im Zweifelsfall, so heißt es, kann man immer die Akzidenz Grotesk verwenden. Die Schriftgröße muss mit der Umgebung korrespondieren. Ein Raster, welches aus Horizontalen und Waagrechten besteht, setzt den Grundstein für den Bau von Modulen. Die Rasterhöhe entwickelt sich aus der Höhe der kleinsten Schrift. Denn die Anordnung von Zeichen, Schrift und Piktogrammen nimmt Bezug zueinander. Die größte Schrift kennzeichnet Gebäude und Ebenen. Verweise auf andere Bauteile werden mit kleineren Schriften gestaltet.


Das sogenannte Hinting optimiert schriften zum digitalen gebrauch

Fähigkeiten und setzt diese dann in zeitgemäßer Gestalt um. Somit kann die »Vorlagen«-Schrift problemlos von der neu interpretierten Schrift unterschieden und in die passende Entstehungszeit eingeordnet werden.

technische begebenheiten Bei der heutigen Vielfalt an Typografie kommt schon mal die Frage auf, warum überhaupt noch Schriften entworfen werden. Helmut G. Bomm beantwortet die Frage recht einfach: »Wer sich eine solche Frage stellt, könnte sich in einer Buchhandlung auch fragen, warum noch neue Bücher geschrieben werden sollten, wo es doch schon so viele gibt!« Eine Schrift erfüllt nicht immer zu ihren Zweck, passt nicht zu dem Kontext, in dem sie steht oder unterstützt nicht hundertprozentig die zu vermittelnde Aussage. Deshalb werden nach wie vor und auch noch in ferner Zukunft immer neue Schriften entworfen. Zudem werden Schriften weiterentwickelt, um neuen Anforderungen zu genügen. Besonders aktuell ist dieses Thema im Hinblick auf Web-Typografie. Die Tendenz der typografischen Vielfalt auf diesem Gebiet ist stark zunehmend. Allein der große Schriftenvertreiber Linotype konnte bereits 8.000 seiner insgesamt 50.000 zum Verkauf stehenden Schriften für das Web anbieten. Doch zumindest in der nahen Zukunft müssen wir uns mit einer nach wie vor begrenzten

Schriftbeispiel der »zapfino«

Auswahl an Webfonts zufriedengeben. Daneben wird die Schriftqualität abnehmen, denn nicht jede Schrift ist und kann mit so großer Sorgfalt für den Bildschirm optimiert werden wie die Arial oder Georgia. Bei der Erstellung von Webschriften führen die hohen Anforderungen an das Hinting ebenso zu einem hohen Arbeitsaufwand wie die Optimierung der Dateigrößen durch Reduzierung der Glyphenauswahl. Auch die Ausgabe auf den neusten Medien wie mobilen Geräten oder eine 3D-Tauglichkeit setzt eine funktionierende Typografie voraus. Schriftoptimierung stellt besonders bei Smartphones und anderen kleinformatigen Pixelmedien eine große Herausforderung dar. Da hier kein Platz für zusätzliche Brandingelemente speziell beim Aufrufen von Unternehmensseiten bleibt und die sichtbare Navigation auf das Nötigste reduziert werden muss, nimmt der Stellenwert der Typografie erheblich an Bedeutung zu. Auch in diesem Fall vermittelt die Typografie nicht nur Inhalte. Die Möglichkeiten einer individuelle Art und Weiße der Anmutung soll zukünftig auch diesen Medien zur Verfügung gestellt werden. Um den technischen Bereich rund um Tendenzen der Typografie abzuschließen, sei abrundend das Thema der Schriftformate noch erwähnt. Bei der heutigen Masse an Schriften, die mit der Einführung des Computers unüberschaubar geworden ist, sollte man meinen, dass ein einheitliches Format oder zumindest die Konzentration auf wenige Formate kaum der Realität ent

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kommen wollen, sondern ihre Erwartung an den Museumsbesuch ist, dass sie mit mehr Wissen heraustreten, als sie hineingetreten sind. Die Zeichen sollen hier klar informieren und nicht überladen sein und vorallem nicht über den Ort dominieren. Ein Beispiel für ein Orientierungssystem ist das National Museum of Emerging in Tokyo. Die Museumsbesucher werden durch Zeichen im Boden geführt und geleitet. Symbole und Schriften führen sie von außen in verschiedene Bereiche wie den Eingang, den Parkplatz, zu den Bushaltestellen oder in die Cafés. Der Boden wird bislang nur selten als Vermittler von Informationen verwendet. Aber wie oben schon erwähnt, war die Markierung im Boden schon früher ein Mittel, um Hinweise zu geben. Im Außenbereich ist ein Bodenleitsystem wegen den Witterungsschwankungen sehr umstritten. Ein gelungenes anderes Beispiel für ein Orientierungssystem ist das Neue Museum in Berlin, das 2009 sehr reduziert realisiert wurde. Es verbindet historische und moderne Architektur gekonnt. In zeitgemäßer Architektursprache wurden die Wandbeschilderungen aus faserarmiertem Polymergips gegossen und wirken zurückhaltend in ihrer steinhaften Anmutung in das historische Gebäude eingebunden. Das verwendete Material schafft Aufmerksamkeit durch die helle, fast weiße Farbigkeit. Gestaltet wurde das System von der in Berlin sitzenden Agentur Polyform. In seiner Funktion muss das Leitsystem große Besucherströme leiten und orientieren, sowie informieren. Es führt auf einer Ausstellungsfläche von 8.000 m2 über vier Ebenen an insgesamt 9.000 Museumsobjekten vorbei. Der Bereich der Bildungseinrichtungen, wie zum Beispiel Schulen und Bibliotheken ist ein großer Raum für die Anbringung verschiedenster Orientierungssysteme. An der Universität Stuttgart findet man zur Orientierung keine Schilder, sondern leuchtend rote Röhren, die eine weiße Schrift tragen. Sie verwenden die Schriftart Avenir 85 heavy von Adrian Frutiger. Diese harmoniert mit den Rundungen der Röhren. Das Foyer der Universität ist ein fließender Raum. Eine Betonskulptur steht in der Mitte von diesem. Die Zugänge nach außen und innen werden mit leuchtend roten Röhren markiert. Diese roten Signale, die von weitem zu sehen sind, fangen die Blicke der Besucher. Sie sind zum Teil sechs Meter lang und sind zwischen Boden und Decke platziert. Die weiche runde Form der roten Röhren setzt sich auch von der grauen Betonstruktur ab. Die Röhren sind Informationspunkte und werden zu räumlichen Elementen. Ihr Durchmesser ist so groß, dass die Röhren nicht als Leitungen oder Entlüftungsrohre gesehen werden können, und so dünn, dass sie nicht als Raumstützen verstanden werden. Der öffentliche Raum enthält viele Formen von Orientierungssystemen. Sie sind auf Burgen, in Schlössern, in Parks, Gartenschauen, im öffentlichen Verkehr und in der Stadt zu finden. Auch verschiedene Unternehmen wollen

rotes röhrensystem, Universität stuttgart

den Besuchern und Kunden die Orientierung in ihrem Gebäude vereinfachen. Banken, Kongresse und andere Kommunen verwenden Leitsysteme ebenso.

die gute lesbarkeit Die Lesbarkeit ist ein zentraler Aspekt, der nie in den Hintergrund geraten sollte. Es spielt eine wichtige Rolle in welcher Höhe die Informationen für den Benutzer angeboten werden. Dies hängt immer von der Umgebung, bzw. dem Gebäude und den architektonischen Begebenheiten ab. Ein LKW Fahrer, Fußgänger und Autofahrer lesen aus unterschiedlichen Perspektiven. Eine weiße Schrift ist auf gläsernen Flächen besser lebar, als eine Schwarze. Da Glasscheiben wie Spiegel wirken, reflektieren sie die Umgebung. Um eine gute Lesbarkeit zu erzielen, ist es von Vorteil, dass die Schrift zu dem Hintergrund auf dem sie platziert ist, einen hohen Kontrast aufweist. Adrian Frutiger gestaltete für den Pariser Flughafen eine Schrift für das Orientierungssystem. Die Frutiger besitzt alle Kriterien der guten Lesbarkeit, sieht schön aus und hat genügend fein unterscheidbare Schnitte. Man könnte die Frutiger in fast allen Orientierungssystemen einsetzen. Jedoch muss man die verschiedenen Fälle unterscheiden. Für die U-Bahn in Paris entwickelte Adrian Frutiger die Schrift Metro, sie besteht nur aus Versalien. Den Einsatz von Versalien begründet Frutiger damit, dass die Namen der Haltestellen als Wortbilder so markant seien, dass sie leicht zu unterscheiden sind. Sie brauchen keine weitere Differenzierung durch Groß- und Kleinschreibung. Für Orientierungssysteme ist es sinnvoll englaufende Schriften mit offenen Punzen zu verwenden, da diese weniger Platz brauchen. Wichtig sind genügend unterscheidbare Schnitte einer Schrift. Ein sachlich funktioneller Charakter ist auch von Vorteil, da sich die Schrift gut mit den konstruktiv architektonischen Elementen verbindet. Fette Schnitte besitzen mehr Kraft, sie setzen sich in einer lauten Umgebung sicherlich stärker durch. Gängige Schriften, die für Orientierungssysteme eingesetzt werden, sind diejenigen die einen sachlichen und ruhigen Charakter aufweisen. Alle besitzen auch eine hohe x-Höhe, da diese die Lesbarkeit erhöht. Die Univers condensed zählt zu diesen. Die St. Anna- Virngrundklinik in Ellwangen benützt diese für ihr Orientierunssystem. Der Klassiker unter den Orientierungsschriften ist die Frutiger. Aber auch die Helvetica, die New Gothic, die DIN, die Interstate, die Akzidenz Grotesk oder die Avenir werden oftmals verwendet. Für die schweizer Verkehrsschilder wird die Astra Frutiger basierend auf der Frutiger 57 eingesetzt. Groteskschrif

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bodenleitsystem, National Museum of Emerging in Tokyo


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aktives navigieren

Zu wissen, wo ich bin, wo ich mich befinde, ist die VorausDer Designer wird somit zum Raumgestalter gemacht und muss sich mit setzung dafür, wohin ich mich komplexen Themen auseinandersetzen. Der Designer verspricht mit seiner zu bewegen habe, so oder so. Aufgabe ein Wegeleitsystem zu gestalten, dem Ort eine Identität zu geben und die Orientierung für die Besucher zu erleichtern. Der Designer wird zu einem Architekten des Weges, da er die Möglichkeiten analysiert, wie er einen Raum erschließen kann und er definiert die Interessen der Besucher und versetzt sich in die wegsuchende Lage dieser, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Beachten dabei muss er unterschiedlichste architektonische Faktoren, wie Blickachsen, Raumhöhen, Lichtführung oder Distanzen. Der Designer macht bis dato noch unsichtbare Routen sichtbar und setzt dabei Fixpunkte. Ein sehr wichtiges Instrument, um Wege zu weisen ist die Schrift. Die Typografie kann nie missverstanden werden, wie zum Beispiel ein Icon oder ein Symbol. Diese können von den Besuchern unterschiedlich interpretiert und aufgefasst werden. Die Schrift und ihre Platzierung auf einem sichtbaren Untergund ist dagegen niemals falsch zu verstehen und wird sofort erkannt.

Schriftprobe der »Cachet«

ein weiteres beispiel der »cachet«

sehen und gesehen werden sprechen könnte. Doch entgegen dieser Annahme ist dies tatsächlich der Fall. Speziell zu nennen ist vor allem der Wandel von Bitmapfonts zu den heutigen Open-Type-Schriften. Der Trend hierbei geht in Richtung großer Schriftfamilien mit einigen Schriftschnitten. Die neueste Entwicklung bei den Schriftformaten sind Multiple-MasterSchriften. Diese bestehen aus einer Referenz-Schrift und zugehörigen Mastern. In den Mastern werden für die vier Dimensionen (Strichstärke, Laufweite, optische Größe und Schriftstil) Extrem-und Zwischenwerte festgelegt. Innerhalb dieser Werte kann der Rechner durch ein Umgestalten in stufenlosen Schritten neue Schriftvariationen errechnen. Anhand des Beispiels der Myriad sieht man, welchen Effekt Multiple-Master-Schriften haben: Dies ist eine zweidimensionale MM-Schrift mit Mastern für Strichstärke und Laufweite. Daraus können 256.000 Variationen für jeden der beiden Schnitte (normal und kursiv) umgestaltet werden. Insgesamt also über 1 halbe Million verschiedener Schriftausprägungen.

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Dimension: Dimension: Dimension: Dimension:

Neben der Anwendungsbereiche der Typografie ist diese an sich natürlich auch von Trends geprägt. Zwar behaupten einige Stimmen, sobald ein Trend als solcher erkannt wird, ist er bereits ein Stück der Vergangenheit. Denn Trends sind bekanntermaßen durch ihre Nähe am Puls der Zeit mit einem nahen Verfallsdatum belegt. Sobald sich eine gewisse Linie herauskristallisiert hat und sich jeder dieser Hauptlinie unterwirft – aus Gründen wie am Zeitgeschehen beteiligt zu und damit »in« sein zu wollen oder aus der Besorgnis heraus, anderweitig am Markt aus dem Rennen zu geraten – bleibt die Kreativität im Umgang mit Typografie und das Setzen eigener Impulse auf der Strecke. Dennoch ist trotz der Ablehnung unkreativer Typografie immer wieder ein Trend im Umgang mit Schriften zu erkennen. Der momentane Trend hat sich in den vergangenen Jahren in Bezug auf die Verbreitung von Schreibschriften kaum verändert. In weitläufiger Form für Headlines und mit weniger ausschweifenden Schwüngen für andere Einbindungen findet sie nach wie vor ihren Platz. Da sie jedoch aufgrund eben dieser Ausschweifungen viel Raum zum Wirken benötigt und in kleinen Schriftgrößen an guter Lesbarkeit verliert, findet die Schreibschrift im Fließtext weniger Verwendung, obwohl auch für kürzere Texte geeignete, weniger auffallende Schriftarten existieren. Durch die Leichtigkeit und die Verspieltheit ihres innewohnenden Charmes findet sie sich besonders häufig in Verknüpfung mit Produkten wie Parfumflakons

Strichstärke Laufweite optische GröSSe Schriftstil

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Schilder, Flughafen düsseldorf rastergestaltung und anordnung, flughafen düsselDorf

Es gibt viele verschiedene Bereiche, die ein Oriertierungssystem benötigen. Da wären zum Beispiel die Flughäfen, die ein sehr komplexes Gebäude mit vielen verschiedenen Anlaufstellen besitzen. Hier treffen mehrere Nationen aufeinander und es müssen verschiedene Sprachen in das Orientierungssystem integriert werden. Vor allem im öffentlichen Raum ist darauf zu achten, dass sie gut lesbar sind und sich nicht mit anderen Informationsträgern wie beispielsweise Werbeflächen überlagern. Dies betrifft insbesondere Einkaufspassagen oder Bahnhöfe, in denen oftmals eine regelrechte Informationsflut herrscht. Bei einem idealen Leitsystem spielen kulturelle und sprachliche Unterschiede keine Rolle. Es sollte für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten lesbar sein, was wichtig ist für die Orientierung an Flughäfen. Signaletik kann im Notfall auch Leben retten. Denn als 1996 bei einem Großbrand im Flughafen Düsseldorf 17 Menschen ums Leben kamen, war auch die fehlende Beschilderung im Flughafen ein Grund für die Tragödie. Für den neugestalteten Flughafen entwickelte der deutsche Grafiker Erik Spiekermann mit seiner Agentur Meta Design das Leitsystem, das durch hohe Verständlichkeit Sicherheit garantiert. Eine sinnvolle Hierarchisierung der Informationen soll den Fluggästen die Orientierung einfacher gestalten. Als Schrift wurde die FF Info Display Book und Normal gewählt. Diese wird einheitlich in weiß auf einem grünem oder grauen Grund platziert. Wegweisende Piktogramme kennzeichnen die Orte zusätzlich. Der niederländische Grafiker Paul Mijksenaar entwickelte Leitsysteme für den Schiphol Airport in Amsterdam, sowie für den John F. Kennedy International Airport in New York. Seine Arbeiten gelten als Musterbeispiele für moderne und funktionale Leitsysteme. Die Frutiger bold und normal werden hier als Schriften eingesetzt. Der Typograf Adrian Frutiger entwickelte Schriften wie Univers und Frutiger, die wegen ihrer hohen Lesbarkeit weltweit erfolgreich in Leitsystemen eingesetzt werden. Doch für alle Menschen gilt, sie schnell an ihren Zielort zu führen. Die drei wichtigsten Bereiche für die Orientierung der Besucher in Flughäfen sind hier die Suche nach Flugzeug und Gepäck, die Platzierung von Toiletten und anderen Einrichtungen und als letzten Punkt der Transport außerhalb des Gebäudes, wie die Kennzeichnung von Taxi- oder Busparkplatz. Ein anderer komplexer Bereich des Orientierungssystem ist der des Krankenhauses. Patienten und Besucher, die verschiedene Bedürfnisse haben, müssen sicher ans Ziel und wieder zurück geleitet werden. Anforderungen an ein Leitsystem sind hier, Einfachheit, Einheitlichkeit, Erkennbarkeit, Verständlichkeit, Identifizierbarkeit, sowie Barrierefreiheit und Zeitlosigkeit. Das Nutzenpotenzial eines guten Wegleitsystems ist geprägt von der Entlastung der Mitarbeiter von vielfach vermeidbaren Auskunftsersuchen, zur Erleichterung für Nutzer, die Wegfindung zu bewältigen und Termine einhalten zu können, bis hin zu der Möglichkeit für das Krankenhaus ihre Corporate Identity zu präsentieren. Die gesamte Informationsmenge kann im Krankenhaus im Leitsystem nicht angeboten werden. Sie muss auf das Wesentliche selektiert und beschränkt werden. Circa 80 % des Informationsbedürfnisses werden bei guter Konzeption durch das Wegleitsystem befriedigt, so bleiben doch 20 % der potentiellen Fragen unbeantwortet. Der Einsatz von Icons, sowie den Piktogrammen kann die Prägnanz der Information verbessern und helfen, der Gefahr der Überinformation zu begegnen. Museen und Ausstellungen funktionieren anders als Krankenhäuser oder Flughäfen. Den Gestaltern wird hier mehr Freiraum für ihre Kreativität geboten. Sie sind meistens weniger komplex und nicht hunderte Menschen müssen die Information gleichzeitig wahrnehmen können. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Besucher nicht schnellstmöglich zum Ziel


sowie rund um die Themen Liebe, Romantik und Sehnsucht. Bei besonderer historischer oder traditioneller Betonung sowie als Zierschrift sämtlicher Festschriften und feierlicher Texte kommt sie zum Einsatz. Als einer der bekanntesten Stellvertreter dieses Stils sei die von Hermann Zapf entwickelte Zapfino genannt. Die ausgefallene künstlerische Darstellung überzeugt durch ihren Variantenreichtum und die dynamisch fließende Kombinierbarkeit der Buchstaben untereinander. Neben dieser klassischen Schrift werden momentan mit zunehmender Häufigkeit Schriftarten verwendet, die abgerundete Linienabschlüsse aufweisen. Ihr Erscheinungsbild wirkt auf den ersten Blick leicht verspielt, doch durch die kontrastbildenden spitzen Ecken der Strichkreuzungen und Punzen entsteht eine angenehme Ausgewogenheit. Diese Schriften treten bei moderner Gestaltung sowie technisch angehauchten Inhalten in Erscheinung. Ein Beispiel dieses Schriftstils bildet die Cachet von David Farey. Die Cachet verbindet abgerundete Abschlüsse mit einer einheitlichen Zeichen- und Strichstärke. Durch leichte Abweichungen einer Gleichförmigkeit erhält sie organische, entschieden nicht-digitale und beinahe menschliche Züge. Einen weiteren Trend bilden übertrieben fette Schriften. Gängige Black Varianten einer Schriftfamilie sind hierbei beinahe noch zu schmal. Der von Charles und Ray Eames entworfene Font „Eames Century Modern“ tendiert mit seinen Bold und Black Italic-Schnitten genau zu dieser Gattung Schrift. Sie ist ein wahres Arbeitspferd mit einzigartig praktischer Eleganz. Präzise Bögen verbinden illustrative Elemente zu einer ergänzenden Anordnung ohne aufdringlich zu wirken. Sie wird mit ihren weitläufigen Serifen als Retro-Schrift eingesetzt und geht so mit den 70er Jahren unweigerlich einher. Ausgesprochen großer Beliebtheit erfreuen sich aktuell außerdem Schriften, die aus geometrischen Formen aufgebaut sind. Diese laufen unter der Bezeichnung »Geometrics«, worunter man das gegenwärtige Revival der NeoGeo-Bewegung aus den 80er jahren versteht. Diese hatten sich ihrerseits auf die Experimente des Bauhauses mit geometrischen Formen bezogen. Mit in diesen Bereich gehören ebenso Schriften, die auf einfachsten geometrischen Grundformen wie Quadrat, Dreieck und Kreis basieren oder die zeitgenössisch flächigen und plakativ wirkenden geo-Fonts mit dem Verzicht auf Punzen. Dieser Schriftklassifizierung entstammt, wie der Name schon sagt, die Neo Sans von Sebastian Lester. Durch die Schlichtheit des Buchstabenaufbaus gelang eine ebenso moderne wie futuristische Typografie, ohne aufdringlich oder kurzlebig zu sein. Trotz der rechteckigen Grundformen enthält sie eine weiche Anmutung. Aufgrund des perfekt funktionierenden Aufbaus wird die Schriftform der Neo Sans als die Schrift der letzten Jahre gehandelt.

»gut lesbar, ohne neutral zu sein, nuanciert, ohne überladen zu wirken, ausdrucksstark, ohne zu verwirren« Sebastian Lester

zur Gegenwart aus. Das Gebäude erstreckt sich auf einer Fläche von 34.500 m2 über sieben Etagen. Das Museumsgebäude, das ehemalige Kraftwerk Bankside, stellt eine Verbindung von Altem und Neuem dar. Vom WestEingang her bietet sich ein beeindruckender Blick auf die Turbinenhalle, in der früher eine Reihe Turbinen zur Stromerzeugung untergebracht war. Die monumentale Architektur des ehemaligen Kraftwerks beeindruckt durch seine immensen Ausmaße und die statische Ruhe. Unter Einbeziehung des ursprünglichen Entwurfs von Sir Giles Gilbert Scott, gestaltete das Architektenteam Herzog und de Meuron das Gebäude zu einem dynamischen Ausstellungsraum um. Das kreative, klare Besucherleitsystem ist trotz der immensen Ausmaße des Gebäudes auf das Wesentliche beschränkt. Schilder und an der Wand angebrachte Typografie aus Vinylbuchstaben mit kleinen Piktogrammen oder Pfeilen leiten die Besucher. Abweichend von der traditionellen, chronologischen Anordnung der Exponate, basiert die Ausstellung der Sammlung auf vier übergreifenden Themenkreisen: Landschaftsmalerei, Akt, Stilleben und Historienmalerei. Jeder Einzelne dieser Themenbereiche ist in einer Suite von Museumsräumen untergebracht und stellt eine thematisch in sich geschlossene Ausstellung dar. Da die Ausstellungen wechseln, werden demenstprechend neue

charing cross hospital, london, idu enterprise ig, uk

Ausdrucke gemacht und angebracht. Nur Bereiche wie der Museumsshop oder das Café erhielten gehärtetes Vinyl, das nicht austauschbar ist. Im Jahr 1999 entwarf IDU Enterprise IG das Buch »Guidelines for healthcare facilities« in London. Es illustriert die Richtlinien für gute Gestaltung von Orientierungssystemen in Krankenhäusern. Das Beispiel von der Ebenendifferenzierung des Charing Cross Hospitals in Lodon lässt auf eine klare Struktur der Gebäudetails schließen. Mit farblicher Separation der Bereiche Norden, Osten, Süden und Westen des Krankenhauses und die Verdeutlichung wichtiger Zielpunkte, ist ein klar strukturierter Übersichtsplan entstanden. Wichtig ist, dass bei einem Orientierungssystem im Krankenhaus das Positionieren von Informationen unter dem Augenlevel problematisch sein kann. Die Platzierung der Information auf der Augenhöhe ist dagegen sinnvoll, da Menschen, die zum Beispiel klein sind näher herantreten können und daher mehr Information an diesem einzelnen Punkt untergebracht werden kann. Sie unterscheiden in ihren Richtlinien zwischen Information, die auf der Augenhöhe angebracht werden sollte und diejenige, die über der Augenhöhe platziert wird. Denn einige Wege der Positionierung von Zeichen über dem Augenlevel, wie die von Notausgängen oder niedrigen Decken, sind schwierig zu lesen.

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Die schrift »arek« von Khajag Apelian Liegt im trend Freefont »neacademia«

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Fachwerk 6 Leitsysteme city of sheffield, diagram, atelier works, uk airport oslo, Orientierungssystem, mollerup designlap

Das Wegzeigen gehört gutes leiten zum Wegfinden, Musterbeispiele für visuelle Leitsysteme verwirklicht der Schweizer Ruedi dem öffentlichen Verkehr und liefern den Besuchern der Stadt ein ganzheitliwie das Schreiben Lesen Baur, der im Jahr 1956 in Paris geboren wurde und als einer der bekanntesten ches Informationssystem.zum Sie unterteilen die Stehlen in verschiedene Bereiche Schweizer Grafikdesigner gilt. Mit seinem Büro Integral entwarf er für die ein und zeigen in ihrem Diagramm, welche Art von Information in welcher Sprechen zum Hören Nutzen für den BesuBundesgartenschau im Jahr 2004 das Leitsystem. Hierfüroder verwendete erdas große Höhe angezeigt werden muss, um den größtmöglichen farbige Kübel und bepflanzte diese, an den Außenwänden brachte er leitende wegweisende Typografie an. Ruedi Baur entwarf unter Anderem auch große Projekte für das Centre Pompidou und die Expo.02, sowie auch das Erscheinungsbild des Leitsystems des neuen Flughafen in Köln/Bonn. Für das Schloss mit Park in Chambord, Frankreich erstellte er ein wegbegleitendes Orientierungssystem, in dem dunkelblaue Skulpturen kombiniert mit Zeichen, die Besucher leiten und informieren. Auf einem über 1000 ha großen Gebiet wurden Spazierwege, Radwege und Mountainbike-Pisten, Reitwege und Beobachtungsstände eingerichtet, auf denen die Besucher die geschützte Tierund Pflanzenwelt frei entdecken können. Auf einem Streifzug durch diesen zugänglichen Bereich des Schutzgebiets können sie jederzeit die Ruhe der Natur genießen und sich der Fülle ihrer Möglichkeiten hingeben. Die Stadt Sheffield erhielt von dem Büro Atelier Works in England das Leitystem. In ihrem Projekt »Connect Sheffield« verbinden sie die Stadt mit

cher darzustellen, ihm einen Überblick über die Informationen zu verschaffen. Ein gutes Beispiel für ein Flughafenleitsystem ist der internationale Verkehrsflughafen der norwegischen Hauptstadt Oslo. Er ist mit über 19 Millionen Passagieren im Jahr 2010 der wichtigste und größte Flughafen des Landes Norwegen. Das Mollerup Designlab aus Copenhagen erstellte organisierte Gruppierungen von Schildern. Auf dunkelblauen Schildern wird gelbe und weiße Typografie eingesetzt, die horizontal oder vertikal angeordnet wird. Pfeile werden ihrer Zeigerichtung nach auf den Schildern angebracht. Jedes Schild besitzt seine eigene Richtung, fügt sich aber harmonisch in das Gesamtbild ein. Nach dem Motto »Keep it simple« gestaltete Holmes & Wood in London das Leitsystem für die Tate Modern in London. Sie ist sowohl die führende Galerie moderner Kunst in Großbritannien, als auch eine der beliebtesten Besucherattraktionen Londons. Die Galerie ist in einem früheren Kraftwerk untergebracht und stellt Werke internationaler moderner Kunst von 1900 bis

schriftfamilie »Neo Sans«

Groteskschrift »helvetica«

Auch die Klint des Designers Hannes von Döhren schließt sich steigender Beliebtheit an. Die große x-Höhe der Kleinbuchstaben sowie die Ausschweifungen beim »R« und »K« sind charakteristisch. Döhrens Klint wirkt einerseits technisch, ist aber dennoch dank ihrer filigranen Erarbeitung in jedes weitere Thema gut zu integrieren.

wo gehts hin Bei all diesen doch stark in unterschiedliche Richtungen verlaufenden Schriften scheint eine mögliche Tendenz abzugeben äußerst wage zu sein. Die Verwendung von ausgeprägter Typografie kann auf lange Sicht betrachtet den Wunsch nach weniger hervorrufen. Weniger Verspieltheit, weniger Anderssein, weniger Zwang nach Aufmerksamkeit. Ausschlaggebend für Tendenzen ist der Zeitpunkt in dem sie genannt werden. Sie werden enorm durch passierende Geschehnisse beeinflusst, wie auch aus aktuellen Anlass. Aufgrund der Katastrophe in Japan benötigt man nach all den vielfältigen Ausprägung etwas, worauf man sich verlassen kann, etwas, an dem man festhalten kann und das alt bewehrt ist. Somit werden bodenständige Schriften wie zum Beispiel Groteke Typografie vermehrt auftreten und die Welt wieder in gewohnte bahnen führen. Ob sich diese Tendenz bewahrheitet, wird man sehen.

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Andeuten, Anklingen, Ausschildern, Kennzeichnen Und Markieren – Orientierungssysteme

felicitas merz Orientierung ist heutzutage ein wichtiger Begriff. Menschen wollen schnellstmöglichst zu ihrem Ziel finden und die kürzesten Wege dafür beschreiten. Ein wichtiger Begriff, der im Zusammenhang mit Orientierungssystemen steht, ist die Signaletik. Diese befasst sich mit der Orientierung im Raum und sorgt dafür, dass suchende Personen zum Ziel finden, aber nur, wenn die Personen selbst dabei aktiv werden.

Die Printwerbung „Question“ wurde kreiert von der Werbeagentur Graffiti BBDO für die Marke Gaudeamus.

Spuren im Sand Orientierungssysteme existieren schon lange Zeit, denn die Aufgabe Wege zu weisen ist so alt wie der Mensch selbst. Erste Hinweise, wie zum Beispiel in Sand gezeichnete Pfeile oder Markierungen haben schon vor Jahrtausenden die Menschen geleitet. Orientierungslosigkeit bremst den Menschen, lässt ihn auf der Stelle treten und sich im Kreis drehen. Ein Vorwärtskommen ist nur durch Orientierung möglich. Diese

Notwendigkeit der Orientierung begleitet den Menschen schon seit Urzeiten. Die Fülle an Informationen, die sich zur Orientierung anbieten und aufdrängen, steigerte sich in den letzten Jahrzehnten zu einem beinahe undurchdringlichen Gewirr. Diese Überladung macht die Orientierung zunehmend schwieriger. Ein Punkt verbindet die unterschiedlichsten Menschen auf der ganzen Welt. Sie wollen schnellstmöglich, ohne großen Aufwand und ohne sich viele Gedanken machen zu müssen, zu ihrem Ziel gelangen. Diese Situation der räumlichen Orientierung findet in den verschiedensten Arealen statt. Egal, ob sich Menschen auf einer Messe befinden, in einem Flughafen die Gepäckausgabe suchen oder in einem Krankenhaus eine bestimmte Station. Die Menschen werden durch solch ein System im wahrsten Sinne des Wortes navigiert und müssen sich innerhalb des Systems selbst orientieren und zurechtfinden. Die Schrift spielt dabei schon von Anfang an eine tragende

Rolle. Durch typografische Orientierungssysteme wird dem Menschen es ermöglicht, sich in komplexen Räumen zurechtzufinden, in denen das intuitiv nicht ohne Weiteres möglich ist. Im Schaffungsprozess geht es nicht in erster Linie darum, möglichst viele Wegweiser aufzustellen, sondern um die richtige Platzierung aller für die Orientierung wichtigen Elemente. Ziel eines Orientierungssystems ist es, an den richtigen Orten die notwendige, zielgruppengerechte Information bereit zu stellen, das heißt, alle Faktoren, die eine Rolle für den Besucher spielen werden hier optimiert und in das Gesamtsystem integriert. Wo die richtigen Orte sind und welche Informationen an einem bestimmten Ort zu geben sind, wird aufgrund einer umfassenden Analyse des zuständigen Designers erarbeitet. Das Straßenverkehrsleitsystem gehört nicht zu der Lehre der Signaletik, denn dieses hat die Anforderung, dass es ohne spezielle Vorkenntnisse interpretiert und verstanden werden kann. Bei Verkehrssignalen ist diese

Anforderung nicht erfüllt, denn jeder Verkehrsteilnehmer muss die verschiedenen Signale und deren Bedeutung zuerst erlernen und kennen. Dieser konzeptionelle Hintergrund unterscheidet die Signaletik von einer gewöhnlichen Beschilderung. In unserem heutigen Zeitalter sind Informationssysteme immer stärker gefragt und eine steigende Anzahl an den verschiedensten Einrichtungen wünschen sich eine schnelle, wie auch ausdruckstarke Orientierung für ihre Besucher, die mit der Gebäudearchitektur harmonisch im Einklang steht. Um ein einfaches und leicht verständliches Orientierungssystem zu erschaffen, müssen verschiedene Aspekte wie Architektur, Design, Psychologie, Sinneswahrnehmung und kulturelle Prägung berücksichtigt werden. Jeder Mensch nimmt die natürlichen und kreierten Signale seiner Umgebung individuell auf, wertet und interpretiert diese in unterschiedlicher Art und Weise, geprägt von dessen Geschlecht, Alter, Bildungsgrad und Kulturkreis.

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Eine Kunstart, Die Architektur und Typografie verbindet


Fachwerk 6 Anzeigen-Kampagnen

Kurz und Knapp, Geistreich und SpaSSig – AnzeigenKampagnen rein mit den mitteln der Typografie

Weniger ist oft mehr! die exoten der AnzeigenKampagnen

Die recherche Meine Recherchen haben ergeben, dass nur sehr vereinzelt in Magazinen reine Typografie-Werbeanzeigen vorhanden sind. Hierbei stellt sich die Frage nach dem »Warum?«. Des Weiteren sind meiner Meinung nach rein typografische Anzeigen-Kampagnen

im Schnitt deutlich ausgeklügelter und kreativer. Liegt dies an dem menschlichen Gefühl, dass »Rarität« interessant macht oder müssen sich Gestalter mehr bemühen, wenn es sich um rein typografische Anzeigen handelt? Diese Fragen und auch die Analyse nach dem strukturellen Aufbau von Anzeigen-Kampagnen nur mit Typografie, werde ich in dem folgenden Artikel beantworten. Ebenso geht es darum, ob es bestimmte Anbieter gibt die öfters Anzeigen-Kampagnen nur mit Typografie zu Marketingzwecken nutzen als andere. Mehr als vierhundert AnzeigenKampagnen habe ich analysiert und Anzeigen-Kampagnen nur mit Typografie herausgefiltert. Circa hundert Anzeigen-Kampagnen ausschließlich mit Typografie kommen auf vierhundert Anzeigen-Kampagnen die auch Bildmaterial enthalten. In einem

Magazin findet man somit im Schnitt eine einzige Anzeigen-Kampagne nur mit Typografie.

heits-, Textil-, Drogerie-, Lebensmittel- und Erotikbranche, Kunst, Religiöses und Sozialleistungen. Die sichtbaren Unterschiede bezüglich dieser Einteilung waren, dass die Dienstleistungsagenturen, die Multimediabranche und die Sozialleistungsbrache öfters wie die anderen vertreten waren. Die Dienstleistungsagenturen beschränkten sich im Großteil auf PR-, Kommunikations- und Designagenturen, welche in diesem Bezug Eigenwerbungen schalteten.

Die Kategorien Circa hundert anzeigen-kampagnen nur Für meine Analyse habe ich mich mit fünfzigkommen davon explizit auseinandermit typografie auf vierhundert gesetzt und Resultate gezogen. Bei meiner Wahl habe ich Länder Anzeigen die auch bildmaterial enthalten. spezifisch keine Grenzen gezogen, da ich es für interessant empfunden habe zu sehen, ob diese Art der Kampagnen von Land zu Land grundlegende Unterschiede aufweisen. Dies ist jedoch nicht der Fall und deshalb wird dieser Punkt nicht weiters beachtet. Zu Beginn teilte ich die Anzeigen in unterschiedliche Kategorien ein, um einen Überblick zu gewinnen. Es ergaben sich folgende Sparten: Dienstleistungsagenturen, Medien-, Banken/ Wirtschafts-, Automobil-, Gesund-

Die analyse Ein Beispiel ist die preisgekrönte Agentur namens Publicis Group Austria, die »außergewöhnliche Kommunikationsideen für analoge und digitale Medien« kreiert. „Eigenwerbung Christmas“ heißt die Anzeige, die X19619930051

Rafaela Breitenberger Magazine finanzieren sich hauptsächlich durch die darin enthaltenen Anzeigen-Kampagnen. Ganz gleich in welchen Themenbereichen Magazine angesiedelt sind, sie alle bestehen zu einem Großteil aus Werbung. Da diese nur in die Kategorien Werbeanzeigen mit Typografie und Bildmaterial und Werbeanzeigen rein mit Typografie eingeteilt werden können, widme ich mich den Exoten der Anzeigen-Kampagnen. Jenen, die ausschließlich aus Typografie bestehen.


Firefox nutzten ebenfalls die reine Wirkung der Typografie, als sie die 1.0 Version des Open-Source-Programms Firefox auf dem Markt brachten. Im ersten Moment sticht dem Betrachter das rein aus schwarzen Majuskeln bestehende, auf weißem Hintergrund befindende, serifenlose Wort »FEUER!« in die Augen. Darunter befindet sich die Auflistung sämtlicher Sponsoren die Firefox unterstützen. Die Namen ziehen sich in der gleichen Farbe und Schrift, hundertfach kleiner, über dreiviertel der restlichen Anzeige. Die alten Medien sind in dieser Sparte ebenfalls häufig vertreten. Die Zeitung Financial Times setzt in ihrer Werbung ebenfalls auf eine klare typografische Aussage. Auf dem ockerfarbenen Hintergrund befindet sich in schwarzer Serifenschrift der Satz: »For people who read the end first.« In gleicher Aufmachung, nur mit einem anderem Text erscheinen zwei weitere Anzeigen der Bertelsmann AG. Der Telefonanbieter Telekom Hamburg setzt bei seiner Anzeige auf den Hausfarbton pink als Hintergrundfarbe. Darauf befindet sich der in weißer fetter Groteskschrift geschriebene Spruch: »Aus streamen wird beamen.« Darunter befinden sich in der gleichen, nur in kleinerer Schriftgröße gestalteten Form Details zu der beworbenen Telekomverbindung.

Die Sozialdienstleistungen

in roter Schrift auf weißem Hitergrund zu sämtlichen Anlässen in der Vergangenheit und der Zukunft auf humoristische Art und Weise gratuliert. In Anbetracht dessen, dass PR-, Kommunikations- und Designagenturen diejenigen Agenturen sind, die all die Anzeigen der anderen Kategorien entwickeln, entwerfen und publizieren, beschloss ich nicht weiter auf die Kategorie der »Selbstwerbung« einzugehen, sondern zu analysieren wie sie die verschiedenen anderen, von mir bestimmten Kategorien umsetzen.

Die Medienbranche

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Die Medienbranche ist stark vertreten im Bereich der rein typografischen Anzeigen-Kampagnen. Der Radiosender Classic Rock wirbt zum Beispiel mit einer Anzeige, die in leicht

grauer Serifenschrift auf beigem Hintergrund den Namen »Ben Scott« zeigt, unter dem sich die Jahreszahl 1946 und dahinter ein »bis« Zeichen befindet. Es folgt keine weitere Jahreszahl, wie man es erwarten würde. Der Sender drückt somit aus, dass auch bereits verstorbene Künstler in ihrem Radioprogramm weiterleben. Diese Art der Kampagne mit anderen, bereits verstorbenen Rock-Idolen, wiederholt sich in mehreren Anzeigen von Classic Rock. Auch Fernsehsender wie Comedy Cental (MTV Networks Germany GmbH) werben ausschließlich mit Wörtern. Der Slogan, der sich von dem braun, beige, gefleckten Hintergrund mit fetter, serifenloser, weißgrauer, mit Schatten belegter Schrift abhebt, lautet: »Unser Feind heißt Ernst!«. Die Gründer des Internet-Browsers

Die Banken-/ Wirtschaftsbranche Die neuseeländische Bank ASB greift in ihrer Anzeige auf ihre Hausfarben zurück. Auf dem gelben Hintergrund befindet sich ein schwarzer Text, der auf die Vielschichtigkeit der Bank hinweisen soll. Dies wird untermauert mit den unterschiedlich gewählten Schriftarten und Schriftgrößen. Die deutsche ING Bank setzt in ihrer Anzeige auf Transparenz. Ein weißgraues Zeitungsblatt, welches den Betrachter über die aktuellen Fondswerte informiert, dient hier als Hintergrund. Im oberen Drittel der Seite steht die Abkürzung »Di Ba Du« (»die Bank und Du«) in orangenfarbiger serifenloser Boldschrift. Darunter befindet sich in der gleichen Schriftart, nur kleiner und in blau: »ist, wenn deine Bank für Transparenz sorgt.« Der Slogan wird mit einer starken Transparenz der Schrift untermauert.

»Frutiger« im Internetauftritt von Flickr »Mtvpe« Im fernsehauftritt von Mtv

x-Höhe etc. weitestgehend beibehalten werden, der letztendlichen Schrift aber einen neuen Charakter geben. Diese Ausbildung von eigenen Charakterzügen stellt dem Schriftdesigner beinahe grenzenlose Möglichkeiten: das Verkleinern oder Vergrößern der Punzen, das Entfernen oder Integrieren von Serifen, das Verbreitern oder Verschmälern von Auf- und Abstrichen, das Ausprägen oder Verkümmern von Tropfen, das Zu- oder Abnehmen von Stämmen und vieles mehr. Dieser Technik bediente sich neben zahlreichen Unternehmen auch die Agentur Plazm mit Sitz in Portland, Oregon, USA bei der Schriftentwicklung für Musiksender MTV. Basierend auf dem Schriftschnitt Helvetica entstand mit der MTV-Hausschrift Mtvpe eine moderne, auf eine simple geometrische Architektur aufbauende Schrift. Die weichen, abgerundeten Ecken stehen im Kontrast zu den harten 90-Grad-Winkeln. Die unregelmäßige Weite und die unkonventionelle x-Höhe führen zu einem modernen Stil mit traditionellen Zügen. Mtvpe wurde primär zur Nutzung von Kleinbuchstaben designt, die in kurzen Zeilen für eine begrenzte Zeit auf dem Monitor zu lesen sein sollte. Die dritte und zudem aufwendigste Variante einer Hausschrift, besteht darin, diese komplett neu zu entwickeln. Natürlich könnte man behaupten, dass bei der heutigen Vielzahl an bereits existierenden Schriften eine Ähnlichkeit zu diesen unumgänglich wäre. Doch macht die Ähnlichkeit noch lange nicht aus einer neuen Schrift ein vermeintliches Abkupfern eines bestehenden Schnitts. Denn immer wieder gelingt es Schriftdesignern eine funktionierende Schrift

»Corporate s« in einer in einer Mercedes – werbeanzeige schriftschnitt von »corporate s«

mit einigen Schnitten neu zu designen, auch zur Verwendung als Hausschrift. Das dadurch entstehende Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens ist enorm, denn wie beim Menschen auch, ist das Unternehmen anhand dieser Schrift identifizierbar. Alle Schriftstücke, die in dieser Schriftart verfasst und publiziert werden, sind auf das eine Unternehmen zurückzuführen. Allerdings können meist nur große Unternehmen und Konzerne sich eine eigene Hausschrift leisten. Eines dieser Unternehmen mit perfekt eingesetzter Typografie in Deutschland ist Mercedes Benz. Bereits 1990 entwarf der Typograf Kurt Weidemann eigens für den Konzern ein spezielles Schriftsystem. Die drei Schriftfamilien Corporate A, Corporate E und Corporate S unterscheiden sich formal in Antiqua, Grotesk und Egyptienne, setzen sich aber aus identischen Proportionen und Grundformen zusammen. Der dadurch gleiche Aufbau dieser Schriften erlaubt ebenmäßige Schriftmischungen und somit ein einheitliches und stimmiges Erscheinungsbild. In den Werbeanzeigen von Mercedes Benz nimmt die Typografie eine unterstützende und erläuternde Position gegenüber der Fotografie ein. Typografie ist somit ein wesentlicher Bestandteil eines Corporate Designs und unverzichtbar bei der Erstellung einer Corporate Identity. Schon allein deshalb, weil für die niedergeschriebenen Zeilen ein Font gewählt werden muss und was läge da näher als den hauseigenen zu verwenden?

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Printwerbung der Version 1.0 des Open-Source-Programms firefox

Das Programm ASA, welches junge Menschen unterstützt, die etwas in der Welt bewegen wollen, schaltete eine Anzeige, die gegen »Misleading Marketing« aufmerksam macht. Ein serifenloser, fett gedruckter Text auf grauem Hintergrund auf welchem sich regelmäßige hellgraue Slashzeichen abbilden, besagt: „When will somebody crack down on misleading marketing on websites?“ Darunter befindet sich in geringerer Schriftgröße ein Hinweis auf Ort und Zeit wie man das Projekt unterstützen kann. Sanctuary Asia der Vertreter der indischen Nationalparks, veröffentlichte vier gleichartige Anzeigen, die auf grünem Hintergrund ausschließlich zwei serifenlose Wörter in weiß, mit Leerzeichen, bzw. Unterstrich zwischen oder hinter ihnen zeigen. »Don´t _ water.«, »Plant more _.«, »Stop using plastic _.«, »Reduce global _.« Der Betrachter ergänzt die fehlenden Wörter in dieser Anzeige beim Lesen ganz automatisch. Die Anzeige der TAC - »transport accident commission« aus Australien, zeigt auf schwarzem Hintergrund in orangefarbener serifenloser Schrift den Satz: »12 Christmas dinners were ruined in November.« Ein weißer Balken am unteren Rand der Anzeige hebt in schwarz den Slogan »Don´t risk it« ab. Die Volunteer Society zeigt in ihrer Anzeige auf weißem Hintergrund eine geradlinige Unterschrift. »Sign up. Save a life.« ist links unten in schwarzer serifenloser Schrift zu sehen.


rens und des visuellen Auftretens. Unternehmen bekommen somit eine beinahe menschliche Persönlichkeit bzw. ist dies zu erreichen Inhalt der Unternehmenskommunikation. Bei einer perfekt aufeinander abgestimmten Harmonie dieser drei Komponenten entsteht eine stabile Wahrnehmung mit einem speziellen Charakter und somit eine Corporate Identity. Um also das Kommunizieren zwischen Unternehmen mit Mitarbeitern, Mitarbeitern mit Mitarbeitern, Mitarbeitern mit Kunden sowie Kunden mit Unternehmen bzw. Mitarbeitern zu erleichtern und eindeutige Position zu beziehen, ist es heutzutage für renommierte Unternehmen unausweichlich, nach einer Corporate Identity zu handeln und aufzutreten, schlichtweg zu leben. Da bei ersten Begegnungen nun aber mal das Erscheinungsbild des Gegenübers als erstes ins Auge fällt und gleichzeitig das erste Entscheidungskriterium darstellt, bezieht das Aussehen einer Person oder eines Unternehmens einen hohen Stellenwert. Die anderen Inhalte des Corporate Identity Corporate Communication, Corporate Behaviour, Corporate Philosophy, Corporate Culture und Corporate Language mögen zwar gleichermaßen wichtige und nicht zu vernachlässigende Punkte sein, doch stellt das Corporate Design diese aus benannten Gründen etwas in den Hintergrund. Die häufige Verwechslung oder Nicht-Unterscheidungen von Corporate Identity mit dem Corporate Design zeigt zudem, wie visuell orientiert der Markt ist. Schlichtweg scheint der wesentliche Teil der Corporate Identity, nämlich die Festlegung der Werte etc. weniger Beachtung zu erhalten als das Corporate Design, dem man salopp gesagt anhand des überarbeiteten Logos und den neugewählten Farben die Arbeit auch ansieht. Doch weit gefehlt! Das CD kann nur so viel leisten, wie das CI zu leisten bereit ist. Das visuelle Erscheinungsbild eines Unternehmens kann nur insoweit angepasst werden, wie gewährleistet ist, dass es nach wie vor mit der Firmenphilosophie eingängig ist und diese unterstützt, es ergibt sich also aus dem CI. Ein relevanter, allzu oft allerdings übergangener Punkt ist dabei die Schrift. Da jede Person seine eigene und individuelle Handschrift besitzt, berücksichtigen wir diesen Aspekt nicht ausreichend. Das Unternehmen an sich soll zwar durch die CI zu einer eigenen Persönlichkeit finden, durch das CD durch ein individuelles Aussehen kommen. Doch was ist eine gut aussehnende Persönlichkeit ohne die eigene Handschrift? Oft ist es sogar so, dass man anhand eines Schriftbeispiels den Absender ermitteln kann. Und wie wir heute wissen, lassen sich aus der eigenwilligen Formensprache

einzelner Buchstaben, Bögen oder Striche der jeweiligen Schrift Rückschlüsse auf bestimmte psychische Eigenschaften und Charakterzüge der Person ziehen. Zwar überschreitet dies ein wenig die Möglichkeiten von Computerschriften und ihre Verbindung zu einem Unternehmen, doch ist der Grundgedanke, auch für ein Unternehmen eine bestimmte Schrift einzusetzen von Relevanz. Denn in der Flut von Werbemaßnahmen und Informationen unterstützt die Schrift ein konsequentes Auftreten des Unternehmens in ihrem Erscheinungsbild nach innen und nach außen. Doch für welche Schrift soll man sich entscheiden? Ob eine sachliche oder technische Anmutung, eine verspielte Schrift oder eine Schmuckschrift, einen emotionalen oder sehr individuellen Schnitt, bei der Vielzahl an Schriften fällt eine Entscheidung schwer. Schriften sind also ein bedeutender Bestandteil des Corporate Designs und müssen mit diesem perfekt harmonieren. Die Notwenigkeit, bestimmte Fonts für den inneren und äußeren Schriftverkehr sowie für Werbemaßnahmen festzulegen, wurde bereits mit den ersten Erscheinungsformen der CI erkannt. Die einfachste und auch verbreitete Art, eine passende Schrift für das Unternehmen zu finden, besteht darin, eine bereits entwickelte Schrift als Hausschrift zu bestimmen. Zahlreiche Unternehmen bedienen sich dieser Variante. Durch individuelle Farbgebung und festgelegter Anwendung der Schrift fügt sie sich somit in das eigenständige CD des jeweiligen Unternehmens ein. Ein gut funktionierendes Beispiel ist die Bilddatenbank flickr. Deren Hausschrift bildet die serifenlose Linear-Antiqua-Schrift Frutiger, die 1975 durch den Typografen Adrian Frutiger entworfen und der Schriftgießerei D. Stempel veröffentlicht wurde. Wie anhand des Internetauftritts von flickr dargestellt, wird sich der gesamten Schriftfamilie bedient: Die Wortmarke an sich setzt sich aus dem Schriftschnitt Frutiger LT 75 Black zusammen. Für Headline und Bildaufschriften wird der Schnitt Frutiger LT 65 Bold verwendet. Die Subheadline bedient sich der Frutiger LT 55 Roman und für Fließtext sowie Menüpunkte wird die Frutiger LT 45 Light eingesetzt. Somit ergibt sich ein stimmiges, frisches und modernes Gesamtkonzept und ein dem CD unterliegendes Gestaltungssystem. Eine weitere Methode, einen bereits vorhandenen Font zu einer Hausschrift zu gestalten, ist das Entwickeln einer Hausschrift ausgehend von einem vorhandenen Schriftschnitt. Dabei ist die Basis ein Schriftschnitt, dessen schrifttypische Merkmale als solche, wie zum Beispiel Laufweite,

»Wenn der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu groSS wird, dann geht ein Auftritt nach hinten los« Erik Spiekermann

Ein auf den Konsumenten überzeugend wirkendes Bild kann nur das Unternehmen bilden, dass sich seiner Situation bewusst ist, also weiß wo es steht, was es kann und wo es hin möchte. Sich darüber klar zu werden sind die ersten Aufgaben eines Unternehmens und im Corporate Identity-Prozess von wesentlicher Bedeutung. Eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Unternehmen ist ebenso unablässig wie über dessen Ziele, Mitarbeiter und Wettbewerbsumfeld informiert zu sein. Dabei geht es um die Entwicklung der Unternehmenspersönlichkeit im Hinblick auf strategischer Ziele, der besonderen Fähigkeiten des Unternehmens sowie der Erwartungen der Kunden. Das Festlegen einer Corporate Identity ist in gewisser Weise wie das prägen einer Persönlichkeit. Ausgehend davon, dass Unternehmen als soziale Systeme gleichermaßen wahrnehmen und handeln können wie ein Mensch, entwickeln diese ihren eigenen Charakter. Wie auch bei Personen zeigt sich die individuelle Persönlichkeit nach außen hin über die drei Bereiche des Handelns, des Kommunizie-

Die Anzeige „Charl“ wurde von Droga5 advertising agency für die Bank Neuseeland entworfen. Sie erschien erstmals Im november 2010. Die Deutsche ing Bank beauftragte die Werbeagnetur freunde des Hauses für ihre anzeige. Sie erschien im Januar 2011.

Mastercard Canada setzt in ihrer Kampagne ebenfalls auf die visuelle Einheit von Aussage und Gestaltung. In der Mitte eines schwarzen Quadrats steht in kleiner weißer Schrift: »darkenss: priceless«. Am unteren Rand des Quadrats steht in einer Zeile geschrieben: »for blinds, ibuprofen and everything you need New Year´s Day, there´s Mastercard.«

Die automobilbranche Die Firma Classic Chrome wirbt in ihrer Anzeige, Mitgesellschafter einer großen Sammlung an Oldtimer und Youngtimer zu werden. Umfangreich und ausgeschmückt wird in weißer Serifenschrift auf schwarzem Hintergrund dem Leser eine Mitgliedschaft schmackhaft gemacht. Der Header: »Ideale sind unbezahlbar. Dieses ist käuflich.«, stimmt den Betrachter in die Anzeige ein. Mercedes Benz beweist in seiner Anzeige, dass Inhalt und Darstellung der Werbebotschaft auf sehr kreative und humoristische Art und Weise zusammenspielen können. Der darin enthaltene Text besagt: »Die in dieser Anzeige verwendete Schrift verbraucht bis zu 20% weniger Druckfarbe. Ähnlich viel Treibstoff sparen die Blue-Efficiency Motoren von Mercedes Benz.« Das neuartige an dem Text ist, dass die schwarzen Majuskel in bold, durchlöchert sind.

Die Gesundheitsbranche

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Hansapartners wirbt mit einem Brief an den »lieben Herrn Doktor«. Auf weißem Hintergrund, gleich einem Briefpapier, befindet sich der serifenlose Die KNSK Werbeagentur kreierte die anzeige Für die Financial times der Bertelmann Ag.


Text. Dieser lautet wie folgt: »Listen, good Doctor. My husband is in advertising - a copywriter, whatever that means - and hes´s actually pretty good. This morning he´d just gotten out of the shower and was only wearing a towel - a nice one, I got it at Target - and I asked him to help fix the living- room drapes - our green ones with little pink flowers. So he climbs up the ladder and starts to unhook them. Well, it so happens we have this funny little statue - a Silver Clio I think he calls it - on the end table and suddenly our cheap Wal-Mart ladder collapses and he falls rather directly onto his precious Clio. In your professional opinion, should I just pull it out?«. Ein sehr langer Text beschreibt hier auf humoristische Art und Weise die »Probleme« der Kunden und soll zum schmunzeln anregen. Optimum Health »when your desire lies somewhere in between...« zeigt in ihrer Anzeige auf weißem Hintergrund das Wort »fat« in Minuskeln. Es bildet sich aus einem sehr großen und fetten, schwarzen, serifenlosem »f«, das in der hintersten Ebene der drei Buchstaben platziert ist. Darauf befindet sich ein weißes »s«, welches in der Breite die Ränder des »f« einnimmt und somit subtrahiert von dem »f« erscheint. In dem »a« befindet sich links unten ein schwarzes »t«, das sehr klein und zierlich im Gesamtarrangement, wirkt. Wenn man nun den bereits erwähnten Slogan, der sich auf dem weißen Hintergrund am unteren Rand der Anzeige befindet, mit der Darstellung des Wortes »fat« sieht, so kann man eine sehr schöne Kombination aus Inhalt und der Typografie erkennen. Zwei weitere Anzeigen wurden im gleichen Stil von Optimum Health heraus gebracht.

ein bedeutendes Stromversorgungsunternehmen, so teilen sich heute weit mehr als ein Dutzend dieses Marktsegment. Während früher nur wenige Frauenzeitschriften angeboten wurden, hat man heute die Qual der Wahl. Konsumenten müssen daher zur Unterscheidung der Produkte immer mehr Informationen einholen und verarbeiten, bevor sie sich mit dem einen oder anderm Produkt sympatisieren und sich schließlich entscheiden können.

hoher informationsfluss durch medien

Die Textilbranche

Die Drogeriebranche Die Firma Mischief Scissors setzt in ihrer Kampagne auf Wortspiele. Auf einem orangefarbenen Hintergrund befindet sich ein hellgrauer, langer und schmaler Zeitungsschnipsel. Zumindest erweckt es den Eindruck als wäre es einer. Darauf steht der Satz: »MY TEACHER LIKES MY BRACELET.« Der Witz dieser Anzeige besteht darin, dass der »Schnipsel« am Ende des Satzes auseinander »geschnitten« wurde und der letzte Teil »CELET« sich am unteren rechten Rand der Anzeige um 180 Grad gedreht, befindet. Somit liest der Betrachter beim ersten Erblicken der Anzeige nur die Worte: »MY TEACHER LIKES MY BRA«. Unter dem Logo der Frima steht der Slogan: »It´s fun to be a scissor.« Zwei weitere Anzeigen wurden in diesem Aufbau gestaltet, welche besagen: »(Gr)ass is greener on the other side.« und »Finally she married some Dick(ens).« Sir Richard´s Condom Company gestaltet seine Kampagne in den Hausfarben hellgrün, schwarz und weiß. In der Überschrift steht in hellgrünen Majuskeln, in hellgrün unterstrichen: »TRINITY SCHOOL«. Darunter steht Jung Von Matt/ Donau entwarf 2011 die anzeige für mercedes-Benz. Die Werbeagntur Nikotin kreierte die Anzeige für „Optimum health“. Die Firma Wonderbra engagierte die Agentur Aap Eet Banaan.

Heutige Auseinandersetzung mit CI Nach diesem kleinen Ausflug in die frühsten Corporate Identity – Anfänge stellen sich nun aus unserer heutigen Sicht einige Fragen, die da wären: Wie versteht man heute die Corporate Identity? Warum besteht jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, auf diese CI? Und wie passt das Thema des Magazins überhaupt in diesen Artikel? Diese Fragen gilt es jetzt zu beantworten. Beinahe jeder Designer und Mediengestalter kommt früher oder später an den Punkt, an welchem Corporate Identity zum Thema wird. Dabei stehen sich Auftraggeber und Designer oftmals gleichermaßen ahnungslos gegenüber. Der Firmeninhaber hat beispielsweise von der erfolgreichen Investition eines befreundeten Geschäftsinhabers in ein CI erfahren und möchte dieses nun auch ausprobieren. Allerdings ist ihm nicht bewusst, dass es sich hierbei nicht einfach nur um ein Produkt handelt, welches man kauft und automatisch den erhofften Erfolg bringt – oder falls nicht, einfach entsorgt. Sondern vielmehr beginnt das CI bereits in den Köpfen der Belegschaft. Auf der anderen Seite wird sich nicht ausreichend in das Unternehmen hineingedacht und viel Energie in die äußere Ästhetik investiert und dabei übersehen, dass die Entwicklung einer Corporate Identity im Wesentlichen weitreichende Konsequenzen für sämtliche Unternehmensbereiche hat. Jeden Tag prasseln auf uns enorme Massen an Informationen unterschiedlichster Quellen herab. Permanent nehmen wir über unsere Sinne Impulse auf, müssen diese erkennen, einordnen und darauf reagieren. Unser Gehirn wird dieser ständigen Reizüberflutung nur durch sorgfältiges Aussortieren der Impulse mächtig. Die Kriterien dieser Sortierung sind nicht etwa langanhaltend, sondern unterliegen einem ständigen Wandel. Dieser natürliche Ablauf der Selektion stellt Unternehmen und Organisationen gleichermaßen vor eine Herausforderung. Denn gab es vor einigen wenigen Jahren in Deutschland nur

Da nicht mehr primär das Produkt an sich entscheidend ist, steigt der Stellenwert des Unternehmens hinter dem Produkt, denn die jeweilige Unternehmensidentität hat einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Produktwahl des Konsumenten. Produkte bleiben mal lang, mal weniger lang am Markt, das Unternehmen aber bleibt als Konstante bestehen, eventuell mit kleineren Korrekturen. Die Positionierung des Unternehmens innerhalb unseres Wertesystems ist daher maßgeblich an der Entscheidung beteiligt, wenn es an die Wahl des Produktes geht und bedarf einer sorgfältigen Behandlung. Somit ist diese Positionierung aufzubauen und weiterzuentwickeln der wesentliche Inhalt einer Unternehmenskommunikation. Dabei gilt als erstrebenswertes Ziel der Aufbau von Vertrauen und zwar in sämtliche Richtungen: Vertrauen in das Produkt, Vertrauen in die Zukunftsorientierung und Leistungsfähigkeit des Betriebes, Vertrauen in alle, die daran beteiligt sind und mitarbeiten. Also Vertrauen in die Unternehmensmarke. Wie sich leicht nachvollziehen lässt, geschieht dieser Vertrauensaufbau nicht über Nacht, im Gegenteil. Daran muss konsequent gearbeitet werden und jeden Tag aufs Neue unter Beweis gestellt werden. Bei der Fülle der am Markt angesiedelten Informationen muss ein Unternehmen mit Beharrlichkeit und Eindruck auftreten, denn das allein verhilft zu dauerhafter Wahrnehmung und positiver Identifizierung. Die Corporate Identity bildet hierfür die inhaltliche Basis und gewährleistet eine dauerhafte und verständliche Unternehmenskommunikation. Hierbei spielt die Größe und Situation des Unternehmens keinerlei Rolle. Als strategische Maßnahme ist der Corporate Identity-Prozess an den jeweiligen Zielen des Unternehmen bzw. des Kunden orientiert. Dabei ist das Wichtige einer Identität die Einzigartigkeit, was sich für ein Unternehmen besonders in der Wiedererkennbarkeit sämtlicher Kommunikationsmedien projiziert.

1. grundsatz markentechnik: »die vorraussetzung der natürlichen markenbildung ist die warenqualität.«

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Die Firma Shoe Hospital wirbt für sich mit einer Anzeige, in welcher in weißen serifenlosen Majuskeln, auf orangefarbigem Hintergrund die Worte: »JUST DO IT AGAIN«, zu lesen sind. Die Firma Wonderbra spielt mit dem Wort »Wonderbra«, indem es gezogen und geneigt wurde und bei den Buchstaben »o« und »b« rundlich aufgebläht wurde. Hier muss man nicht lang rätseln um zu sehen was das Wort nun darstellen soll. Die Bekleidungs- und Schuhfira Anesthesia Lingerie warb mit einer der minimalistischsten Anzeige, die ich bei meinen Recherchen gefunden habe. Zwei Ausrufezeichen befinden sich auf weißem Hintergrund. Auf ähnliche Weise wurden zwei weitere Anzeigen geschaltet, die zum einen einen abstrakten Blitz und drei nach unten fallende Regentropfen zeigen.


markenschild der aeg

MARKENTECHNIK Den Namen als »Prototyp des Industriedesigners« und zugleich als einer der Vorreiter des heutigen Corporate Design verdiente sich Peter Behrens, als er deutscher Architekt, Maler, Designer und Typograf, 1868–1940 vor dem ersten Weltkrieg umfassende gestalterische Aufgaben für den Großkonzern AEG übernahm und zudem als künstlerischer Berater zur Seite stand. Seine Vision, ein einheitliches Firmengesicht sowohl intern als auch extern zu erreichen, realisierte er erfolgreich mit der AEG zwischen 1907 und 1914. Von

Briefbogen zu Katalogen, von Apparaturen zu Produkten, vom Firmengebäude zur Arbeitersiedlung, von Verkaufsläden zu Werbung, vom Firmen-Zeichen zur eigenen Schrift: Behrens überarbeitete dies nicht nur, sondern kreierte ein neues Gesamtpaket, wobei sich sämtliche Erscheinungsbilder aus der Art der Anwendung heraus ergaben. Somit gelang es Behrens erstmals, das Erscheinungsbild eines Unternehmens und all seine unterschiedlichen Bereiche und Ausrichtungen, alles in einem geschlossenen, aufeinander abgestimmten und einheitlichen Sinne zu gestalten. Bei sämtlichen Gegenständen industriellen Ursprungs strebte Behrens eine tiefe Verbindung zwischen Industrie und Kunst an. Hierbei verzichtete er auf Schnörkelei oder etwa Ornamente. Von nun an war bekannt, dass die Selbstdarstellung eines Betriebes zunehmende Auswirkungen auf die Absatzchancen am Markt haben sollte und die notwenige Existenz einer Unternehmensphilosophie war geboren. In den 30er Jahren wurde dieser Gedanke durch Hans Domizlaff noch deutscher Graphiker, Werbepsychologe und Schriftsteller, 1892–1971 konkretisiert: Als selbsternannter »Markentechniker« sollte seiner Meinung nach die Identität eines Unternehmens ausschließlich über die identifizierbare Marke erreicht werden. Dabei sollten Hersteller und Marke optimalerweise miteinander verschmelzen. Anhand der insgesamt 22 »Grundsätze der natürlichen Markenbildung« wird die Richtung Domizlaffs Markenverständnisses deutlich. Die Markentechnik setzte primär auf die höchste zu erstrebende Warenqualität, dem sogenannten Leistungsernst. Dabei handelt es sich um keine simple Methode, die da heißt „Hauptsache verkaufen“ oder etwa zu blenden und Unwilligen etwas aufzuquatschen. Im Gegenteil: Die Markentechnik baute auf langfristigen Erfolg der Marke und musste sich daher das Vertrauen der Kunden ehrlich verdienen. Dies geschieht nicht über schnelle Beeinflussung zum Kauf. Denn dieser Grundsatz kann es sich nicht leisten, Käufer nach dem Erwerb des Produkts aufgrund unrealistischer Versprechungen nicht zufriedengestellt zu haben und damit den Käufer als Kunden zu verlieren. Der Leistungsernst muss sich auch in Bezug auf die Werbung der Marke und ihre Bekanntmachung am Markt widerspiegeln. Demnach soll nicht mit plumpen Mitteln größtmögliche Aufmerksamkeit erreicht werden, sondern selbstbewusst, doch mit zurückhaltender Würde und sich der eigenen Qualität bewusst soll die Marke den Markt erobern. Übermäßiges Drehen der Werbetrommel sei also überflüssig. Domizlaff zufolge ist die Unternehmenspersönlichkeit mit dem Firmenstil untrennbar verbunden und erst aus der genauen Betrachtung der beiden Bereiche konnte sich ein erfolgreicher Werbestil herauskristallisieren. Die Elemente der Werbung eines Unternehmens wurden nicht etwa aus modischen Gründen oder Geistesblitzen des zuständigen Gestalters angewandt, sondern ergaben sich aus einer detaillierten Analyse des Firmenstils und der daraus resultierenden gesamten Unternehmensphilosophie. Domizlaff vertiefte den Gedanken, vom Inneren eines Betriebes nach außen zu gehen und schloss damit vom Inhalt ausgehend auf eine angemessene äußere Form. Diesen Gedanken anwendend überzeugte Domizlaff mit seinen Anschauungen, indem er für die Zigarettenfabrik Bernhard Reemtsma & Söhne Erfolgsmarken wie Ernte 23 und R6 konzipierte und dabei auf einen Stil verwies, der Qualität, Anmut und Ebenmäßigkeit in Material, Verpackung und Aussehen garantierte. 1933 entwarf Domizlaff die ersten Gestaltungsrichtlinien, in welchen die grafische Anmutung sowie Schriftbilder detailliert aufgeführt wurden. Nicht zuletzt wegen seines 1939 erschienenen Buches »Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens – Ein Lehrbuch der Markentechnik« gilt er als Vordenker der Corporate Identity–Idee.

in weißer Schrift: »$35,025 PER CHILD/PER YEAR«. Diese Anzeige stimmt den Betrachter sowohl lustig als auch nachdenklich. Weitere viermal erschien eine Werbung für Sir Richard´s Condom Company in gleicher Aufmachung.

Die Lebensmittelbranche Die Fast-food-Kette Mc Donald´s irritiert in ihrer Anzeige den Betrachter zu Beginn auf das Äußerste. Auf dem in der roten Hausfarbe gefülltem Hintergrund, liest man in gelber serifenloser Schrift: »We don´t hire Turks, Greeks, Poles, Indians, Ethiopians, Vietnamese, Chinese or Peruvians.« Am unteren Rand der Anzeige wird der Satz in wesentlich kleinerer Schrift ergänzt. Darin steht: »Nor Swedes, South Koreans, or Norwegians. We hire individuals. We don’t care what your surename is. Because ambition and determination have nothing to do with your nationality. McDonald´s is one of the most integrated companies in Sweden, with as many as ninety-five nationalities working for us. Join us at mcdonalds.se.«

Kunst Bell Shakespear Company kreierte eine mathematische Formel mit Worten und Zeichen: »Marriage = I do / I won´t«. Damit machen sie auf ihr neues Theaterstück aufmerksam. Diese Art der Werbung verwendet die Bell Shakespear Company des öfteren.

Religion Die christliche Organisation Alpha Course wirbt mit dem in serifenloser und hellblauer Schrift geschriebenen Spruch: »THE MEANING OF LIFE IS«, mit einem langen Unterstrich den Worten folgend. Darunter steht: »Fill in the blanks at alpha course.org«. Entworfen wurde die Anzeige von Boat Studio in London.

Die Erotikbranche Das Kino Cinema l´amoure setzt in ihrer Werbeanzeige auf einen schwarzen Hintergrund der in der unteren Hälfte in ein verblasstes Schwarz, bzw. Grau, ausläuft. In weißer Serifenschrift steht geschrieben: »You won´t cry, but bring tissues.« Darunter befinden sich fünf nebeneinanderstehende Sternchen. Diese Anzeige erschien in gleicher Art und Weise mit den Spüchen: »More screams than a horror movie« und »Two thumbs in!« Entworfen wurden die Anzeigen von der Agentur Bleublancrouge in Kanada.

Das Resume

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Die Frage, warum in Schnitt nur eine rein typografische Werbeanzeige pro Maganzin geschaltet wird, kann ich leider auch nach meinen Recherchen nicht beantworten. Vermutlich liegt es jedoch daran, dass die Verlage ihren Lesern nicht noch mehr »Text« in ihrer Zeitschrift zumuten wollen, wie diese schon enthält. Dass die Dienstleistungsagenturen wie PR-, Kommunikations- und Designagenturen öfters mit rein typografischen Anzeigen in Erscheinung traten, bemerkte ich bereits zu Beginn. Selbstredent sind sie die »Macher« die von Anderen engagiert werden und haben das gesamte Potential in ihren eigenen Reihen. Dass diese sehr gern Eigenwerbungen rein mit Typografie schalten, spricht für den Reiz und die Qualität damit zu arbeiten. Wie schon gesagt, bietet diese Art der Werbung einen besonderen Reiz, da sie mit Wortspielereinen den Leser »entzücken« müssen.

Drei Varianten sind mir bei meiner Recherche des öfteren in das Auge gestochen. Humor, Nachdenklichkeit und Spielerei mit Darstellung und Inhalt. In der Kategorie »Humor« sind Werbeanzeigen von: Comedy Central, Financial Times Deutschland, Mastercard Canada, Mercedes-Benz, Hansapartners, Wonderbra, Shoe Hospital, Mischief, Bell Shakespear Company, Sir Richard´s Condom Company und Cinema l´amoure angesiedelt. Die Kategorie »Nachdenklichkeit« enthält die Werbenzeigen von: ASA, Sanctuary Asia, TAC, Optimum Health und Alpha Course. Die Kategorie der »Spielerei mit Darstellung und Inhalt« nehmen folgende Werbeanzeigen ein: Classic Rock, Firefox, ASB Bank, ING Bank, Classic Chrome und Mc Donald´s. Gleich welcher Kategorie die Werbeanzeigen zugeordnet sind, sie alle spiegeln einen Einfallsreichtum wider, der selten in Anzeigen mit Bildmaterial erscheint. Meine Umfrage bei Freunden und Bekannten, die nicht in der Gestaltungsbrache sind, ergab, dass sie kein sonderliches Interesse daran hatten Werbeanzeigen rein mit Typografie anzuschauen. Nachdem ich ihnen die Kampagnen jedoch zeigte, waren die Meisten hellauf begeistert. Die Anzeigen wirken demnach bei sämtlichen Zielgruppen und sprechen somit für sich. Der strukturelle Aufbau ist bei den meisten Anzeigen-Kampagnen gleich. Die Hausfarbe wird oft für den Hintergrund und die Schrift verwendet und das Logo steht immer am unteren Rand der Anzeige. Des Weiteren wird die gleiche Form der Gestaltung gern oft eingesetzt und für weitere Anzeigen verwendet. Das Thema Werbeanzeigen rein mit Typografie hat mir viel Freude bereitet und es verdient eindeutig, sich damit auch in Zukunft weiter auseinander zu setzen.

Die Anzeige von Mischief Scissors ist allseits sehr beliebt. Anaesthesia Lingerie beauftragte die Indische Agentur Nicotin.

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Unternehmen und seinen Werten identifizieren, da diese vernachlässigt und kaum weitervermittelt oder ausgebaut wurden. Der Einzelne handelte demnach nach persönlichen Wertvorstellungen, welche sich allerdings kaum mit denen des Unternehmens deckten und damit letztendlich dem Kunden falsche Wertvorstellungen übermittelten. Ein weiteres Problem dieser Zeit war die Stellung am Markt. Die Erweiterung von Produkten und Produktpaletten führte zu einer anhaltenden Überschneidung von Mitbewerbern, die anfänglich an unterschiedlichen Marktpositionen angesiedelt waren. Die erweiterte Produktauswahl ließ ehemalige Konkurrenten zwar zurückfallen, auf der anderen Seite zeigten sich nun aber ebenbürtige Mitbewerber, deren Sortiment ähnlich umfassend war. Aufgrund der beinahe unmöglichen Unterscheidung der Angebote der Unternehmen, fiel dem Konsumenten die Wahl, von welchem Unternehmen das Produkt bezogen werden sollte, dementsprechend schwer. Der Verbraucher konnte über die Produktpalette eines Betriebes nicht mehr dessen mögliche Philosophie erkennen, somit erschwerte sich zudem die Identifikation mit dem Hersteller. Denn auch dem Konsumenten war klar, dass nicht jedes Unternehmen jedes Produkt unterschiedlichster Sparten gleich gut produzieren konnte und war sich der versprochenen Qualität der Produkte nicht sicher. Gegenüber dem Verbraucher verlor ein Unternehmen dadurch an Glaubwürdigkeit und wurde mit zunehmendem Zweifel gar identitätslos. Unternehmen hingegen, die sich auf nur ein Handwerk konzentrierten und ein dementsprechend überschaubares Sortiment vertrieben, erhielten einen höheren Stellenwert. Nicht zuletzt, weil sie sich ihrer Werte besinnten und diese auch an den Konsumenten tragen konnten. Dieser Grundsatz wurde im Laufe der Zeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgegriffen und vertieft.


Schriftgestaltung ist ein insiderthema – was sagt der nichtinsider dazu?

von einer groben idee bis zur perfektion heutiger zeit – typografie im cI

Ja 75 % Nein 23,3 % Rest 1,7 % Kennen Sie den Begriff Typografie?

Rebecca Röger Der Altersdurch-

schnitt der Befragten zum Thema Typografie, Schriftnutzung und Lizenzierung lag bei 37,7. Geantwortet haben Menschen im Alter von 10 bis 70 Jahren und ergeben hat sich, nun ja, was wir eigentlich schon wussten oder zumindest ahnten. »Was ist

Typografie überhaupt?«, fragt sich der eine. Und: »Was macht ein Schriftgestalter?« oder: »Was ist das generell für ein seltsames Thema?« fragen mich meine irritierten und auch etwas ratlosen Verwandten und Bekannten. Bei einigen von Ihnen keimt zum ersten Mal die ernsthafte Frage auf, was ist

das da eigentlich, was meine Nichte studiert ...? Kein Wunder allerdings, befragt wurden vordergründig Menschen, die nicht bereits »typoinfiziert« sind. Schüler, Studenten und Auszubildende, Angestellte, Selbstständige und auch einige Rentner. Welche Schriften nutz der Ottonormalverbraucher, nach welchem Prinzip wählt er eine Schrift aus seinem System aus und: Hat er sich überhaupt schon einmal über die Gestaltung eines Buchstabends Gedanken gemacht? Diesen und anderen Fragen galt es auf den Grund zu gehen. DIE BEGRIFFLICHKEIT TYPO

Schon bei der ersten Frage nach dem Begriff der Typografie muss ein Drittel der Befragten passen. Das Wort Typografie stammt aus dem Griechischen

(griech. τυπογραφία) und steht für Figur, Abdruck, Druck oder Schlag und bezeichnet im Allgemeinen die gedruckte Schrift im Gegensatz zur Handschrift. Immerhin jedoch ganze 75 % der Teilnehmer kennen den Ausdruck und wissen um dessen Bedeutung. Nahezu 100 % der Menschen nutzen heutzutage den Computer, sei es privat oder aus beruflichen Gründen. Der PC, das Internet und digitale Daten sind fester Bestandteil des alltäglichen Lebens und nie wieder aus jenem wegzudenken. Digitale lizenzpflichtige Schriften sind jedoch nach wie vor einen Angelegenheit von Designern, Typografen und Werbeleuten. Lediglich 8,3 % gaben an, schon einmal eine digitale Schrift bzw. eine Lizenz dazu käuflich erworben zu haben. Doppelt so groß ist der Anteil derer, die schon einmal eine Schrift

ramona welzel Da ist es schon

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wieder, dieses CI – was ist das überhaupt? Und wofür soll das nützlich sein? Nun ja, das sind gute Fragen, die sich wie so oft nicht mit einem Satz beantworten lassen. Doch so viel sei schon einmal vorweg genommen: CI steht für »Corporate Identity«, was so viel heißt wie die Identität (aus dem lateinischen idem für daselbe) eines Unternehmens. Der Wikipedia– Verfechter da draußen würde zudem auf folgende Beschreibung stoßen: »Die Unternehmensidentität ist die Gesamtheit der kennzeichnenden und als Organisation von anderen Unternehmen unterscheidenden Merkmale.« Mit der genauen Bedeutung dieses prägnanten Satzes sowie mit der dabei spielenden Rolle der Typografie werden wir uns noch beschäftigen. Doch der Ursprung allen Lichts bzw. in unserem Fall der Urgedanke der

Corporate Identity lässt sich Ende des 19. Jahrhunderst ansiedeln. Während der vorübergegangenen Jahre entwickelt sich der ursprüngliche Gedanke von einem Face lift bis es schließlich in heutigem Glanz erstrahlt.

aller anfang ist schwer Bereits zu Beginn der industriellen Phase war ein Unternehmen darauf ausgelegt, worauf der Unternehmer Wert legte. Dem Firmeninhaber wichtig erscheinende Bereiche waren somit ausgeprägter festgehalten und beworben wie andere Bereiche. Das Unternehmen wurde also durch den Charakter des Firmengründers bzw. des Firmeninhabers bewusst oder unbewusst festgelegt und somit die Werte oder auch Charakterzüge des Unternehmens begründet. Diese Charakterzüge bauten sich in den

wenigsten Fällen zu einem alleinstehenden Charakter aus, da ein damaliger Firmeninhaber nicht primär am Kern und Aufbau innerhalb der Firma Hand anlegte. Doch bei dieser Art Ausprägung und Spezifizierung auf das Anstreben bestimmter Werte kann bereits von einer Unternehmensphilosophie gesprochen werden, wenn auch im Anfangsstadium. Um das Handeln nach der jeweiligen Philosophie eines Unternehmens vom Betriebsrat bis hin zum Lehrling zu gewährleisten, erfolgte die Einbindung der Mitarbeiter durch eindeutige Anweisungen. In Familienbetrieben und kleinen Unternehmen stellte das Transportieren einer Philosophie wie auch die Anwendung im Tagesgeschehen weniger Probleme dar, da die Mitarbeiter selbst seit der Unternehmensgründung an der Ausrichtung beteiligt waren und die Wertevermittlung mit

begründet haben, sich somit sehr gut mit den Inhalten des Unternehmens identifizieren konnten. Doch mit dem Wachstum solcher Betriebe, wurden die einst festgelegten Werte zunehmend verschwommen. Die Identität des Unternehmens verlor sich allmählich, denn neue Mitarbeiter konnten den damaligen Pioniergedanken nicht ausreichend nachempfinden. Sie erlebten die vorangegangenen Jahre der Entwicklung des Unternehmens und seine individuelle Historie nicht als kleiner Teil eines Ganzen, sondern sahen den Betrieb nüchtern als das, was er nun einmal war: Arbeit- und Geldgeber. Die persönliche Verbundenheit zu dem Unternehmen war daher mit fortschreitender Generation äußerst gering, was wiederum die firmenintern gesteckten Ziele schwer erreichbar machte. Die Mitarbeiter konnten sich kaum mehr mit dem

Fachwerk 6 Leitsysteme

Recherchieren, interviewen, meinungen einholen, werte festlegen – stets eine herausforderung

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der computer ist alltagsgegenstand, digitale schriften jedoch profiangelegenheit


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Arial Times New Roman Calibri Futura verdana Comic sans

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60 % 18,3 % 16,7 % 3,3 % 6,7 % 6,7 %

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Haben Sie schon einmal eine kostenpflichtige Schrift auf Ihrem Rechner installiert ohne vorher eine Lizenz zu erwerben?

Welche Schriftart nutzen Sie vorzugsweise bei Ihren Arbeiten am PC?

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dazu erworbene Lizenz auf ihrem Rechner installiert haben. Um diese vermeintliche Grauzone sind sich Schriftgestalter und Schrifthäuser bewusst. Die leichte Übertragbarkeit und Möglichkeit zur Weitergabe digitaler Daten macht aus der eindeutigen Urheberechtsverletzung einen Kavaliersdelikt. Immerhin stimmten jedoch auch knappe 82 % mit Nein, sie hätten noch nie eine nichtlizenzierte Schrift installiert. Was einer ganz klaren Mehrheit der Befragten entspricht. Dass das allgemeine Interesse an neuen Schriften im Allgemeinen eher gering ist, sprich, die wenige Nutzung von Nicht-Systemschriften nicht nur am Preis der Produkte liegt, zeigt die Unbekanntheit von Internetseiten, die kostenlose Schriften zum nicht-kommerziellen Gebrauch anbieten. FreefontArchive wie dafont.com sind einem Großteil (80 %) kein Begriff. Die Wenigsten haben je einen Schriftsatz von diesen Seiten heruntergeladen. Sprich: Kaum einer der Computernutzer sieht für sich selbst die Notwendigkeit eine neue Schrift auszuprobieren. Was sich auch noch einmal am Beliebtheits- und Bekanntheitsgrad der (vorwiegend windowsgeprägten) Systemschriften zeigt: Klarer Favorit ist das Monotypekind und Helvetica-Ersatz, die Arial. Mehr als die Hälfte der Befragten gab jene als ihre am liebsten und häufigsten genutzte Schrift an. Auf Platz zwei und drei, mit großem Abstand jedoch, die Times New Roman (18,3 %) und die Calibri (16,7 %). Die von Gestaltern ungeliebte Microsoft-Schrift Comic Sans erhielt lediglich nicht erwähnenswerte 6,7 %. Viel interessanter ist allerdings die Frage nach dem Warum. Was beeinflusst unsere Entscheidung bei der Auswahl von Schriften? Eine leise Vorahnung sagt uns, und das obige Ergebnis scheint unsere Vermutung noch zu bestätigen, rein gar nichts bestimmt unserer Wahl. Die vom System vorinstallierten Schriften werden vom Benutzer verwendet, der dem niedergeschriebenen Inhalt weit mehr Beachtung schenkt, als seinem Transportmittel, seinem Medium, der Schrift. Die Umfragenergebnisse sind jedoch weit weniger eindeutig, als unsere Vermutung. Knappe 37 % gaben an, Schriften aus Gewohnheit zu nutzen, beinahe derselbe Prozentsatz (38,3 %) arbeiten nach vorgegebenen Gestaltungsrichtlinien - da fragt man sich natürlich: die Arial? Coporate Identity? Nun ja… – 35 % der Umfragenteilnehmer arbeiten nach ihrem eigenen Gefühl wenn es um die Auswahl der Schriften geht und lediglich 5 % nutzen diejenige, die der Rechner selbstständig auswählt. Aus gestalterischer Sicht erfreulich, dass sich nur diese Minderheit auf die Systemvoreinstellung verlässt. Gerade zu haarsträubend allerdings die nächsten Ergebnisse: Die Antworten auf die Frage, was sie für eine komplette Schriftfamilie mit vier Schriften (Normal, Fett, Kursiv, Fett-Kursiv) zahlen würden, gingen weit auseinander. Der Durchschnittspreis aller Angaben belief sich auf 25,10 €. Dabei gab es

Nennung von 50 €, 100 € und 250 € bis hinunter zu 1 €, 10 Cent, »Null.« oder »Gar nichts«. Schon hier zeigen sich die unterschiedlichen Einschätzungen was die Wertigkeit einer Schriftgestaltung angeht, was sich bei der Frage nach der Wichtigkeit von Schrift und Typografie noch deutlicher zeigt. Hierbei waren die einen der Meinung »Typografie verdeutlich(e) Inhalt, Zweck und Anmutung eines Werkes.« und sie sei »ein ganz wichtiger Bestandteil für die Lust am Lesen und Erkennen.« andere meinen es gäbe »auch tolle Gestaltung ohne gute Typographie.« und die Schrift sei »eher weniger bedeutsam«. Viele Nutzer sind der Meinung, dass es bereits mehr als genügend Auswahl an Schriften gibt und es wenig sinnvoll sei, sich noch weiterhin mit der Gestaltung neuer Schriftarten zu beschäftigen. Aber unser Leben, vor allem unser virtueller und digitalisierter Alltag verändert sich ständig und rasend schnell. Es wird weiterhin von essentieller Wichtigkeit sein, Typografie an neue Gegebenheiten, Bildschirme und Interfaces anzupassen. Eine der letzten Fragen befasst sich mit den Kenntnissen über Schriftgestalter. Etwa 50 % der Befragten konnten keine Aussagen dazu treffen, die andere Hälfte konnte dagegen einige nennen. Die Bekanntesten sind demnach Erik Spiekermann und Adrian Frutiger, außerdem der Franzose Claude Garamond und der Italiener Giambattista Bodoni, der Engländer Neville Brody und Hermann Zapf. Letztlich ergab die Umfrage, was man eigentlich schon wusste und was einem im Grunde einleuchtet, auch wenn es manche Mediendesigner nicht wahrhaben wollen. Typografie, das zeigt schon die seltene Nutzung jener Begrifflichkeit, ist ein Thema der Fachleute. Designer, Marktingmenschen und Studenten wissen um die Relevanz der Schriftgestaltung, der Nutzer, die Zielgruppe, nimmt sie – zumindest bewusst – eher nicht wahr. Wie es um das Unterbewusstsein steht, ist allerdings ein ganz anderes Thema.

»Schrift und Typografie ist mir wichtig, um die Art eines Schreibens charakterisieren und individualiseren zu können.«

ja 53.3 % nein 47,7 %

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Halten Sie es für angebracht Lizenzen auf Schriften zu erheben?


ivo Gabrowitsch Marketing Director bei FSI FontShop International Akim Helmling Mitbegründer von Underware geboren 1971 in Heidelberg, Grafik Design Studium an der Fachhochschule Mannheim, 1998 bis 2000 Studium an der KABK in Den Haag Abi Huynh Type Designer aus Vancouver, Kanada, 2008 bis 2009 absolvierte er ein Studium an der KABK in Den Haag Indra Kupferschmid Professorin an der HBKsaar, studierte an der Bauhaus- Universität bei Fred Smeijers, Autorin des Buches Buchstaben kommen selten allein Tal Leming Type Designer in Baltimore, USA, Er arbeitete für House Industries und entwickelte eine Reihe von Schriften, z.B. die Schrift United für das Smithsonian Cooper-Hewitt NY im jahr 2003 Dan Reynolds Schriften-Designer bei der Linotype GmbH in Bad Homburg; er studierte BFA Grafikdesign an der Rhode Island School of Design USA und MA Typeface Design an der Universität Reading UK Gerard Unger - Professor an der Universität Reading UK und an der Universität Leiden; seine bekanntesten Schriftent würfe sind z.B. Swift und Gulliver, entwickelt für den Zeitungsdruck. christina faber typografische gestalterin abgeschlossenes der buch- schrift - und zeitschriftengestaltung schwerpunkt typografie Christina faber Es wird mehr Schriften geben, die für verschiedene Plattformen (Print, Web, Displays) einsetzbar sind. Ebenso werden bestehende Schriftfamilien weiter ausgebaut werden um sie globaler nutzbarer zu machen. In wie weit sich das in bare Münze umsetzen lässt, kann ich nicht beurteilen. Wer allerdings hierfür Talent und Wissen mitbringt, kann sich dadurch von Mitbewerbern unterscheiden. Abi Huynh The most obvious role of typography and type design in terms of evolving media forms is the emergence of the need for better screen typefaces. Web designers are starting to use more new typefaces in their work (as opposed to the old »web-safe« fonts such as Arial and Verdana). With the new font format WOFF and some new font services web designers are able to integrate many different headline and display fonts in their work but there is still a lack of really great text fonts for screen and mobile devices that rivals Matthew Carter‘s work in Georgia and Verdana. In regards to the evolving global typographic landscape, type designers are starting to integrate support for many more languages in their fonts. One of the most notable foundries for this is definitely Typotheque based in The Hague, Netherlands, they have expanded Fedra to support all Central European languages, Cyrillic, Arabic and Indic scripts, even a Phonetic alphabet is available in the Fedra family. Indra Kupferschmid Schrift und Typografie musste sich immer schon neuen Technologien und Entwicklungen anpassen. Diejenigen, die sich zu der Zeit gerade »mitten« im Geschehen befinden oder bereits schon länger in dem Bereich tätig sind mag dies unter Umständen ängstigen und um Niveau und Etos fürchten lassen. Jedoch ist ein steter Wandel nicht zu umgehen und nötig, um sich an geänderte Lebensumstände anzupassen. We should embrace this fact rather than fear it. Die Globalisierung brachte uns in Kontakt mit wunderbaren, uns wenig geläufigen Schriftsystemen und Konventionen anderer Sprachen und Länder, der Medienwandel erfordert die technische Anpassung bestehender Schriften, z.B. an das OpenTypeFormat und den enorm erweiterten Unicode-Zeichensatz. Wir können mit nahezu allen Menschen auf der Welt nahezu in Echtzeit kommunizieren. Ich möchte den fachlichen Austausch, z.B. auch in Online-Foren um nichts missen und habe Kunden

und vor allem viele Kollegen an entfernten Orten, mit denen ich dank der Technik zusammenarbeiten kann. Und die Freunde geworden sind, die ich gerne auch im »echten« Leben besuche. Aber was heisst hier eigentlich »echt«? Auch meine Online Kommunikation ist echtes Leben für mich. Tal Leming Typography is going through a minievolution right now. The set of tools for making typography on the web is rapidly improving—web fonts are becoming standardized as is a set of CSS properties that will finally give web developers sophisticated typographic control. Typography in new media is likely to improve as a result of these. Dan Reynolds What are »globalization problems«? When I think about globalization, I think about all sorts of opportunities, especially for designers. The only problems that I encounter are technical problems, like lack of font support for several complex scripts (e.g., writing systems like the Indic scripts, Hebrew, Arabic, etc.) in many design applications. In terms of opportunities in the context of changing media contexts, the are huge opportunities for type design and typography, mostly in the display of text in virtually any language in virtually any typeface on the Internet, and in e-books, too. This is brand new, really, and is developing quite quickly. The growth of the Internet in recent years has been primarily a growth in the amount if text people read on screen around the world every day. I read more content now than I did five years ago, or ten years ago, thanks to today‘s networked possibilities. Gerard Unger This question cannot be answered in an e-mail. We need to sit down with drinks and engage in a lengthy discussion.

Wo sehen Sie von heute aus die Bedeutung der Typografie in 15 Jahren? Ivo Gabrowitsch Sie wird auf jeden Fall wachsen.

Die Zahl der Medien wächst ständig. Ebenso die Möglichkeiten, selbst Inhalte für diese Medien zu generieren. Dadurch nutzen heute aktiv mehr Menschen als je zuvor Schrift. Sie generieren Texte in Tweets, Mails, Blogs und gestalten auch mal eigene kreative Erzeugnisse. Das Bewusstsein für typografische Belange sollte demnach zwangsläufig steigen – und wenn es oft nur die Entscheidung zwischen Comic Sans oder Times New Roman ist oder zwischen Block- und Flattersatz.

Akim Helmling Die gleiche wie vor 15 Jahren. Abi Huynh Typography is a core aspect of graphic

design, it is utilized in almost all forms of graphic design: packaging, identity, print, motion, etc. I think while typography is a major part of any graphic designers‘ work, it is always in a supportive role and depending on content and context. It is hard to predict what changes to the design profession the next 15 years will bring, but the role of typography will not change from expressing the content effectively. Indra Kupferschmid Immer noch an zentraler Stelle. Schrift und Kommunikation wird es noch sehr lange geben, die Informationsmenge wird eher größer als kleiner und muss durch gute Typografie, mehr denn je übersichtlich und leicht erfassbar gemacht werden. Tal Leming The future is impossible to predict. But, typography will be important as long as the visual representation of language is important. christina faber llustrativ eingesetzte typografische Mittel auf Titelseiten, Verpackungen und Wänden sind zunehmend vermehrt zu sehen. Persönlich erfreue mich sehr daran und empfinde diese Arbeiten oft schneller erfaßbar und ehrlicher. Sie verlangen aber eine gute Einschätzung der Zielgruppe, eine eindeutige Haltung seitens des Auftraggebers und eine perfekte Umsetzung. (Reduzierung auf das Wesentliche und Individualität muss auch ausgehalten werden können). In jedem Falle müssen auch in 15 Jahren Informationen, Inhalte, Texte jeglicher Art vermittelt und dokumentiert werden, ob in Print, Web, Mobile, etc.. Also wird der Bedarf an guter Lesetypografie erhalten bleiben. Es wird eher eine Herausforderung an die Technik sein, Plattformübergreifend Inhalte so generieren zu können, dass sie lesefreundlich bleiben. Dan Reynolds I think that the trends that I just touched upon will continue to grow in leaps and bounds over the next five years. In 15 years, I doubt at most western countries will have printed newspapers anymore, and less and less books (especially novels) are going to be printed. People will still write, in fact, I bet that they will write more. And writers will continue to be paid. The way that writers reach readers will be very different from ten way that it is now, though, I suspect. Gerard Ungern On screens.


Welchen Stellenwert haben Schriften oder Typografie bei Ihren Gesprächen mit Personen aus der Wirtschaft? Ivo Gabrowitsch Das ist sehr unterschiedlich. In den seltenen Momenten, in denen ich in meiner Funktion als Marketingleiter der FontFontBibliothek mit Personen aus der Wirtschaft zum Thema Schriften in Kontakt komme, sind diese natürlich sehr an ihnen interessiert. Insofern haben Schriften und Typografie bei meinen Gesprächen mit Personen aus der Wirtschaft einen eher hohen Stellenwert. Wie tief diese Wertschätzung tatsächlich in die verschiedensten Details und Aspekte geht, hängt jeweils vom Gegenüber und seinen Ansprüchen und seinem fachlichen Hintergrund ab. Den eigentlichen Kontakt haben vielmehr unsere Distributoren aus aller Welt. Akim Helmling Ich spreche nicht so oft mit Leuten aus dem Bereich der Wirtschaft. Indra Kupferschmid Meinen Sie Personen, mit denen ich in einem gestalterischen Kontakt, zum Beispiel im Rahmen eines Auftrages stehen? Dann haben Schrift und Typografie einen großen Stellenwert. Dies mag aber an meiner Person, meiner Arbeitsweise und Argumentation liegen. Für mich sind beide immer der Ausgangpunkt und auch später Zentrum allen gestalterischen Arbeitens, zumindest, wenn es mit Grafikdesign im weitesten Sinne zu tun hat.

christina faber Im Regelfall wird dem nicht sehr viel Bedeutung beigemessen. Erst durch gezielte Gesprächsführung bzw. Vergleiche verschiedener Schriften war es schon möglich, den Blick hierfür zu schärfen. Allerdings ist es eine große Hürde, Unternehmen von einer »Hausschrift« zu überzeugen und die Kosten für die Schriftlizenzen für eine gleichbleibende, feinere Ästhetik in Kauf zu nehmen. Eine noch größere Hürde ist es, die Mitarbeiter, die im Unternehmen täglich mit der Schrift umgehen sollen, zur Einhaltung gewisser Regeln zu bewegen. Ansonsten kann ich aus Rückmeldungen auf erschienene Publikationen resümieren, dass eine gute Lesbarkeit, Textstrukturierung und wohldosierte Lesemengen sehr positiv aufgenommen werden. Hier trifft es dann wohl zu, dass Typografie (hier Lesetypografie) keine Kunst ist sondern dem Leser dienen sollte bzw. beim Verstehen von Inhalten unterstützen kann. Auch erinnere ich mich an Projekte, die nur mit handgeschriebenen Headlines gestaltet wurden – auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden. Sozusagen Kalligrafie als stilbildendes Mittel eingesetzt in Kombination mit Satzschrift führten so zu einem einmaligen Ergebnis. Tal Leming My clients are all very interested in typography, but that‘s what I do for them so my results are probably based. Dan Reynolds Who are »people from the economy«? Do you mean Wirtschaftsvertretern? I do not ever have any discussions with these sorts of people,

about typography or fonts or anything else. If you mean, with my clients, then it is of course very important, because as type designer I only talk about typography and fonts with clients. What else would we be talking about? Gerard Unger Usually economists or people from banking or traders and the like have no idea what you are talking about. Until you mention the Financial Times, then they suddenly light up.

Welche neuen Chancen sehen Sie für Typografie & Schriftgestaltung im Umfeld des Medienwandels und der Globalisierungsprobleme? Ivo Gabrowitsch Schriftgestalter und -hersteller stehen durch den Medienwandel längst vor großen Herausforderungen. Gleichwohl bedeuten sie aber auch Chancen. Das Thema Webfonts erfordert von uns einen enormen technischen Aufwand, insbesondere bei der Aufbereitung der Fonts für die optimale Bildschirmdarstellung auf unterschiedlichen Systemen. Webfonts stehen aber gleichzeitig auch für die Möglichkeit, neben den traditionellen Fonts für den gedruckten Einsatz einen bisher nicht vorhandenen Markt zu erschließen. Die weiterhin fortschreitende Globalisierung auf der anderen Seite macht immer umfangreichere Sprachausbauten notwendig. Auch dies ist mit viel Aufwand verbunden, erweitert aber im Gegenzug den potenziellen Anwenderkreis für mehr und mehr Schriftfamilien.

wie typografie die modewelt prägt und inspiriert calvin bynum Schrift an sich ist gleichzusetzen mit Kleidung. Typografie jedoch mit Mode? Neben der Funktion, den Körper vor Witterungseinflüssen zu schützen, die Scham des Trägers zu verbergen und neben der schmückenden Funktion, erfüllt die Kleidung auch die Funktion der Kommunikation. Sie formt und präsentiert die Identität des Trägers. Durch Kleidung werden soziale Daten wie gesellschaftliche Stellung, wirtschaftliche Lage, Gruppenzugehörigkeit und Status des Trägers vermittelt. Dieser sendet, bewusst oder unbewusst, über die Wahl seiner Kleidung Signale und Informationen an seine Umgebung. Die Öffentlichkeit ist der Empfänger der Botschaften, welche durch Kleidung ausgesendet werden und wird somit zur Grundbedingung für Mode. Typografie ist die Synthese der Wortkunst und der räumlichen Kunst. Sie vermittelt Inhalt und kommuniziert mit dem Betrachter. Der Formenschatz der Typografie ermöglicht es, Text entsprechend der Funktion dif-

ferenziert darzustellen. Durch Schriftwahl, Schriftmischung und Proportion zum Raum können Gegensätze oder eindeutige Aussagen erreicht werden. Beide haben gemeinsam, dass sie gezielt etwas ausdrücken, provozieren und kommunizieren. Nichts wird nur zufällig angeordnet, sondern alles folgt einem übergeordneten Ziel. Mode und Typografie bedienen sich dazu ähnlicher Stilmittel. Die Erkenntnisse der Untersuchung bilden die Basis für Kleiderkollektionen mit verschiedenen Schwerpunkten, die sich mit typografischen Themengebieten befassen. Typografische Regeln oder Elemente dienen als Gestaltungsgrundlage und Inspiration für den Entwurf der Kleidungsstücke, dabei werden besondere Merkmale herausgearbeitet und anhand der Kleidung verdeutlicht.

Nerd für Typografie auszuleben (vielleicht sogar zu veräußerlichen)? Die dänische Firma e-Types hat vor kurzem Playtype, ein Pop-up Shop für Typografie in Kopenhagen eröffnet. Der Laden will Neulinge in dem Bereich und Süchtinge gleichermaßen ansprechen, um mit ihnen ihr typografisches Wissen zu teilen. Allerdings ist die Tür nur noch bis 1. Dezember 2011 geöffnet. Playtype fing als Online- Schriftensammelstelle an, wo Nutzer Schriften kaufen oder herunterladen konnten, die e-Types in den letzten 20 Jahre entwickelt hat. Um von der digitalen Welt Abstand zu gewinnen, eröffnete e-Type letzten Jahres den Pop-up zeitlich begrenzte Shops, um interesse zu steigern Shop Playtype. Dekoriert mit riesigen Lettern in den Fenstern und an den Wänden, verkauft der Shop Poster, Notizbücher, T-Shirts, Tassen, Wein und vieles mehr – alle Artikel sind mit den Hausschriften des Shops versehen. Man kann die Schriften per Kreditkarte oder bereits auf einem vorgefertigten USB-Stick kaufen, um

den illegalen Download zu vermeiden. »Die Bestimmung von Playtype ist es, mehr als nur ein Laden sein«, erzählt Rasmust Ibfelt, Partner und Manager von e-Types: »Der Offline-Shop ist eine Möglichkeit, einen Dialog mit einem breitgefächerterem Publikum über den Stellenwert der Typografie einzuleiten. Ebenso ist es ein Ort, wo man seine eigenen Erfahrungen mit unserem Handwerk machen kann. Ein Ort, wo unsere Designer montags eine zündende Idee haben können und bereits eine Woche später das Resultat im Laden im Einsatz sehen können.«

Typografie ist die Synthese der Wortkunst und der räumlichen Kunst. Sie vermittelt In halt und kommuniziert mit dem Betrachter.

nerd shop für typografieinteressierte Warum ein tropischen Inselort aufsuchen, wenn man in Dänemark die Möglichkeit hat, den inneren

produkte von playtype

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in welchen bereichen wird die typografie gefragt sein?

Fachwerk 6 typo und mode

Wenn typografie und mode harmonisch kollidieren


der geschichtliche verlauf von Mode und Typografie

1750 Aufklärung; 1825 Romantik 1890 Realismus; 1900 naturalismus 1925: Industrialisierung; 1955 nachkriegszeit

Die Groteskschrift hat heute bereits eine Geschichte von 150 Jahren hinter sich, aus welcher ein Werdegang ersichtlich wird. Ganz gleich wie die klassische Antiqua sich in ihrer äußeren Form verändert hat, die serifenlose Linearantiqua erlebte im Verlauf der Zeit eine Wandlung. An Stelle der fast üblich gewordenen Gegenüberstellung von Architektur und Schrift wird an dieser Stelle versucht, als bildhaften Vergleich die Buchstaben mit der männlichen Bekleidung zu vergleichen, wie sie in den verschiedenen Zeitabschnitten getragen wurde. Als Ausgangslage wird einführend der überfeinerte Stil des 18. Jahrhunderts gezeigt. Das überspitzte Raffinement kommt in der Schrift wie in der Bekleidung zum Ausdruck und deutet klar auf das Ende einer Epoche hin. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts muss noch vor der Grotesk, als eindeutige Reaktion auf die Feinheit der Didotschen Serifen, die wuchtige Egyptienne gezeigt werden. Die Bekleidung hat sich um dieselbe Zeit ebenfalls wesentlich verändert. Der Einbruch der Groteskschrift erfolgte in relativ kurzer Zeit. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden bereits in den meisten Schriftgießereien der Welt hauseigene oder aus fremden Matern gegossene serifenlose lineare Schriften erstellt. Die Bekleidung hatte sich ebenfalls zum strengen, enganliegenden Schnitt entwickelt. Die Jahrhundertwende brachte den Jugendstil, dessen Romantik weder an der Schrift noch an der Bekleidung unbemerkt vorbeigegangen ist. In den 20er Jahren entstand der nackte Ausdruck der von Wissenschaft und Technik geprägten neuen Sachlichkeit. Es entstanden die ersten Versuche, Schrift aus reinen geometrischen Zeichen zu gestalten. Die Bekleidung hatte jeglichen Zierrat verloren, Bärte verschwanden und die Haartracht wurde auf ein Minimum zurückgestutzt. In den Nachkriegsjahren erlebte die alte Groteskschriftart des letzten Jahrhunderts eine Wiedergeburt. Sie wurde zum Vorbild für neue, vom rein konstruierten Formenprinzip wieder entfernte Alphabete. Die Handhabung dieser mehr modulierten Schriftform schien leichter und einem zum modern tendierenden Zeitgeist angepasst. In derselben Zeit, in welcher die Beatles ihren triumphierenden Einzug in die Welt der Jugend hielt, geschah in der Moderne ebenfalls Umwälzendes. Die Zwangsjacke des hergebrachten engen Kostüms wurde abgeworfen, als Reaktion tauchten Kleidun-

Versuche, Schrift aus reinen geometrischen Zeichen zu gestalten. Die Bekleidung hatte jeglichen Zierat verloren, Bärte verschwanden

gen aus Sackstoff und Lederhüllen auf. Aus Amerika kam der Einheitslook der Blue-Jeans und verbreitete sich ungestüm über alle Schranken hinweg in alle Gesellschaftsschichten, in die Welt der Männer sowie die der Frauen, hinein. Obwohl sich nach 1960 die Abfolge der Moden auch bei Schrift und Typografie beschleunigten, entstanden neben zahlreichen signifikanten aber kurzlebigen Alphabeten wichtige Neuschöpfungen serifenloser Schriften: die Univers von Adrian Frutiger, eine konzeptionell und ästhetisch weitsichtige Schrift, erlebte ab 1957 große Anerkennung. Sie wurde weltweit für Kommunikationsaufgaben eingesetzt. Die Avant Garde Gothic von Herb Lubalin, eine streng konstruierte Schrift, war seit Ende der Hippie-Bewegung um 1968 ein häufig verwendetes und den damals herrschenden Zeitgeist hervorragend wiederspiegelndes Alphabet. Die Schrift Frutiger von Adrian Frutiger war seit 1976 ein international geschätztes Alphabet, das Synonym war sowohl für die Verwendung bei immer vorhandener elementarer und funktionaler Gestaltung, als auch für die kreative Weiterentwicklung des Grotesk-Konzeptes. Und schließlich die Rotis von Otl Aicher von 1988, die in einer Schriftfamilie Grotesk und Antiqua, serifen- und serifenlose Schnitte universell einsetzbar ist. Neben diesen vier genannten Alphabeten wurden in den vergangenen vier Jahrzehnten zahlreiche weitere hervorragende Grotesk-Schriften entworfen und erfolgreich verwendet. Dies zeigt zeitloses Potential und Akzeptanz serifenloser Schriften auch in der Gegenwart. Und dies lässt uns gespannt bleiben auf Neuschöpfungen im 21. Jahrhundert.

Um eine klare Vorstellung von dem Ergebnis zu bekommen, analysierte das Team sechs verschiedene Schriften, die ähnliches erfüllten (u. a. Polo, Syntax, News Gothic und Akzidenz Grotesk). Herangezogen wurden proportionale Kriterien wie die x-Höhe, Strichstärke, Höhe der Versalien, Durchschnittsbreite, Oberlängen, Unterlängen sowie das Verhältnis von schwarzen zu weißen Flächen. Am Ende dieser Untersuchungen lag ein Konzept vor, das die neue Schrift klar umriss. In diesem Konzept wurden allgemeine Eigenschaften, die Klassifikation, besondere Merkmale, Formen, Kurven und Proportionen festgelegt. Erst dann begab man sich an den Zeichentisch. Zunächst wurden die beiden Schriftschnitte regular und bold gezeichnet. Diese wurden anschließend digitalisiert um die Italic-Versionen zu generieren. Das geschah abgesehen von kleinen Änderungen weitestgehend maschinell. Für Leitwegsysteme, Schrift auf Hauswänden und Fahrzeugen wurde ein DisplaySchnitt entworfen, bei dem die Bedingung, auch in kleinen Schriftgrößen lesbar zu sein, außer Acht gelassen werden konnte. Stattdessen musste sie sehr groß und aus Entfernungen gut lesbar sein. Schließlich wurden noch Piktogramme, Symbole, Zeichen und das Bundespost-Logo integriert. Mit diesem funktionierenden Schriftpaket wurden dann die Publikationen der Post neugestaltet um zu zeigen, wie sich die Schrift in das System integriert. Die Geschäftsführung der Bundespost, obwohl zuerst sehr angetan von der Schrift, lehnte diese dann doch – zugunsten Helveticas – ab. Ob das ein Fehler war, lässt sich schwer sagen; der Erfolg von Meta spricht jedoch eine klare Sprache. Nach ihrer Veröffentlichung 1991 erkennen Designer die Vorzüge der neuen Schrift. Sie findet schlagartig Anwendung in einer Vielzahl von Magazinen und Beschilderungen. Als Hausschrift u.a. des WDR, der AVM GmbH und der Mozilla Foundation stellt sie ihre Qualitäten täglich unter Beweis. Experten sehen die Schrift als eine der erfolgreichsten der 90er und frühen 2000er Jahre - Erik Spiekermann hat einen echten Klassiker geschaffen. Gleichzeitig räumt er ein: »Die Chance, heute noch einen Bestseller zu machen, ist gering.«

Epilog Trotzdem gab es Schriften und wird es immer geben, die aus der Masse herausstechen, die anders sind als alles zuvor da gewesene, die sich abgrenzen, durch ihre Besonderheiten und ihre speziellen Merkmale. Schriften, die wegweisend sind, die über ihren Ursprungszweck hinaus bestehen und prägende Einflüsse auf Kultur und Gesellschaft haben. Kurz: Schriften, die die Welt verzaubern; und ihre Gestalter stehen hinter ihnen, wie unsichtbare Magier, verbeugen sich, greifen zum Stift und gestalten die nächste Schrift. Auf Ground Zero in New York City steht ein Gedenkstein für die Opfer des Anschlags am 11. September 2001. Die Buchstaben auf dem Granitblock sind in der Schriftart Gotham gemeißelt. In der Begründung Michael Gerickes, dessen Designbüro den Stein entwarf, über die Wahl der Schrift heißt es: »weil sie nicht aussieht wie gestern geschaffen und morgen vergessen. «

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Frühe Zeichnung Erik Spiekermanns der Schrift Meta Reinzeichnung eines Buchstabens von Meta


Prozess

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Wenn es zur Lesbarkeit und zur Unterscheidbarkeit der Zeichen kommt, kann sich kein professioneller Designer erlauben, qualitativ minderwertige

Blätter aus dem Designprozess von Sabon, 1967 von Jan Tschichold entworfen

Schriften einzusetzen. Doch was ist eine qualitative Schrift? Was macht eine gute, vielseitige Schrift aus? Eine Schrift zu gestalten heißt nicht allein die Buchstaben des Alphabets zu zeichnen. Adrian Frutiger sagt dazu: „Bei einer Schrift geht es nicht um einzelne Buchstaben. Genaugenommen zeichne ich fast wie ein Architekt Räume, Innenräume und Zwischenräume. Eine Schrift ist ein Gewebe, etwas Gestricktes; die Buchstaben sind die Maschen, und wenn diese harmonisch ineinander übergehen, dann ist die Schrift gut.“ Der Type Designer ist ein Koordinator von mehreren wichtigen Elementen einer Schrift. Das Basiselement eines ordentlichen Zeichensatzes sind 256 Zeichen. Er enthält die Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen, Satzzeichen, Akzente und Sonderzeichen. Das französische »ç«, das skandinavische »å«, das spanische »ñ«. Diese Fragmente müssen von dem Schriftentwerfer hinsichtlich ihrer Originalität, Relevanz und historischen Referenz, ihres Kontextes, Scharfsinns und Humors gestaltet und kritisch überprüft werden. Nicht zu Letzt spielen handwerkliche Dinge, wie Kontrast, Strichstärke, Kerning, Spacing und der Schwarz/Weiß Anteil eine Rolle.

Schriftgrößen gemacht worden, noch für CRT Setzer mit geringer Auflösung oder um auf recyceltes, raues Papier gedruckt zu werden. Auch war sie nicht platzsparend, was in Aufzählungen, Tabellen und Telefonbüchern eine Rolle spielte. Es musste also eine Alternative geschaffen werden. Das war die Geburtsstunde der Meta. Bevor die ersten Skizzen entstanden musste das Team um Spiekermann sich über die Eigenschaften der neuen Schrift im Klaren sein. Sie musste sehr gut lesbar sein (insbesondere in kleinen Schriftgrößen). Gleichzeitig musste sie in längeren Texten einsetzbar sein und weder modisch, noch trendig oder nostalgisch aussehen. Wichtig war auch die Erreichbarkeit. Alle Schriftsetzer im Lande mussten kurzfristig und zu einem vernünftigen Preis an die Schrift gelangen können. Für die Identität des Unternehmens war es bedeutsam, dass sie auf allen Schriftsetzersystemen identisch dargestellt sein würde. Fürderhin musste sie ökonomisch in ihrer Anwendung, also schmallaufend sein. Die Bundespost benötigte klar voneinander unterscheidbare Schnitte für komplexe Hierarchien und leicht verständliche Strukturen. Nicht zu Letzt sollte die Schrift auf Basis des neusten technischen Stands gestaltet werden. Im Entwurf einer Werkschrift, also einer Schrift, die für längere Texte konzipiert ist, spielt die Schönheit des einzelnen Buchstaben in der Großansicht eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist es wichtig, dass die Besonderheiten schwieriger Druckbedingungen berücksichtigt werden. Diese Besonderheiten können sein: Dünnes Papier, raue Oberflächen oder andere problematische Beschaffenheit des Papiers; grobe Auflösung von Hochgeschwindigkeits-Schriftsetzersystemen oder unregelmäßige Druckfarbenabgabe. Um der Unleserlichkeit entgegenzuwirken müssen ästhetische und technische Kniffe während des Designprozesses angewendet werden.

Als Grafik Designer ist es die Leidenschaft, die hinter diesem Beruf steckt. Das beginnt bereits bei der Auswahl zwischen einer schon fast sterilen, sauberen Serifenlosen oder einer massiven Serifenbetonten. Man muss dafür heutzutage kein schicker, schnöseliger Designer sein, um Liebe zur Schrift entwickeln zu können. Gewöhnlich tauchen Buchstaben, überall auf; Tapeten oder Schablonen für Wände, Initialien auf Kerzen, Kopfkissen und Schmuck. Aber besonders ist dieser Impuls in der Welt der Mode zu spüren. So geschehen in einer Kampagne der Katharine Hamnet T-Shirts. Ikonischen Shirts aus dern 80ern, wiezum Beispiel »choose life« oder »wake me up before you Go-Go«. Die ganzen Dinge die George eben zu sagen hatte. Es ist sehr begeorge michael: der frontsänger der in den 80ern gegründeten popgruppe wham! liebt, das auf seinem T-Shirt zu tragen, was man aussagen will oder um seinen momentanen Gemühtszustand zu beschreiben. Für fanatische Font-Liebhaber gibt es aber auch den sogennannten Kern-Zip-up Pullover. Kerning entspricht der deutschen Bezeichnung für die Laufweite, also für den Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben. Wenn man den Reissverschluss des Pullover zu macht, verringert man den Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben. Wie in jeder Trendbewegung, gibt es auch Pseudo-Spitzentypen, die sich mit falschen Lorbeeren schmücken.

Vor einigen Jahren, als Anya Hindmarch’s »I’m not a Plastic Bag« eine Welle losgeschlagen hatte, waren die Leute bereit mehr als $200 für eine Tasche zu zahlen, die einen eigentlichen Wert von $15 hatte. Die Kopien sind teilweise mit einem gewissen ironischen Humor versehen, wie das »I’m not a Smug Twat bag!« Was so viel heißt wie »Ich bin kein eingebildetes Arschloch!«

»I’m not a Smug Twat bag!« Was so viel heiSSt wie »ich bin kein eingebildetes Arschloch!« do it yourself - Wie man seine eigenen typografie und Modeprojekte starten kann

Letter und Ziffern in Outfits einzuarbeiten, kann schwieriger sein als man vermutet, aber mit diesen Tipps kommt man seinem Ziel etwas näher: · Zeige die Zeichen stolz auf mit fetter, grafischer Schrift sauber und klar auf ein Top, oder Bluse, Kleid oder Rock gedruckt · Beweise, dass Buchstaben und Ziffern nur Formen sind, in dem man sie so anordnet, dass eine Art Muster daraus entsteht ausdruck für schmuck und alles was glänzt · Auch Ketten aus den einzelnen Buchstaben sind möglich. Geeignet dafür ist beispielsweise das elegante Alphabet der Schriftart »Tiffany«. Gestanzt aus Gold, Silber oder anderen Materialien macht man sich fettes Bling daraus Eine andere Möglichkeit ist ein Armband oder Ring aus Einsen und Zweien, oder auch dem ABC zu machen. Ana Karijoka ist ein kleines Label aus Leipzig. Die Gründerin Steffi Haubold hat vor einigen Jahren mit Filzschmuck angefangen und bietet heute vorwiegend Silberringe aus Modelliermasse und bedrucktem Acryl. Zusammen mit ihrem Partner, dem Gestalter und Typedesigner Heinrich Lischka (Typografski), haben sie angefangen schlichte Typoringe zu gestalten. Die Motive der Typoringe werden aus Hintergrund bedrucktem Acryl hergestellt, die dann in einen formschönen Ring aus Silber eingesetzt werden. Die Silberringe werden anschließend von Hand mattiert.

»I could just do what I wanted. deadlines… Ein Beispiel für eine Schrift,No die all dies berücksichtigt, ist Erik Spiekermanns „Meta“. 1985 bekam I felt as free as das Berliner Büro der Londoner Designagentur Sedley Place Design den Auftrag von der Deutschen my zufonts.« Bundespost, eine neue Hausschrift gestalten. Zu der Zeit gab es zu Helvetica eigentlich keine Alternative. Viele Unternehmen nutzen diese Schrift wegen ihrer neutralen Erscheinung und der großen Zahl an unterschiedlichen Schriftschnitten, legalen und illegalen Adaptionen und wegen ihrer großen Erreichbarkeit. Helvetica verbrauchte sich. Eine zu häufig eingesetzte Schrift besitzt keinen Wiedererkennungswert. Außerdem war Helvetica, geschaffen in den späten 50er Jahren, unter völlig anderen drucktechnischen Voraussetzungen entstanden. Sie war beispielsweise nicht für sehr kleine

beispiele für schrift auf modeartikeln Typoringe und ohrringe

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Ein Beispiel für im Digitalen großgewordene Schriftgestalter, die es geschafft haben, sich einen Namen im Schriftgeschäft zu machen, ist Jos Buivenga. Zu Beginn seiner Kariere verschenkte er seine Schriften. In einem Interview sagte er, er sei damals kein Profi gewesen, kein ausgebildeter Schriftentwerfer. Erst musste das Handwerk gelernt werden. In seiner Freizeit erforschte er typografische Möglichkeiten und gestaltete seine erste Schrift: Delicious (1996) – »I just wanted to see what it would feel like to use a font of my own on my first Mac.« Diese Schrift zu verkaufen kam ihm nicht in den Sinn. Stattdessen bot er sie zum kostenfreien Download im Internet an. Als 2006 seine Schrift »Fontin« bei Vitaly Friedmanns »25 Best Free Quality Fonts« gelistet wurde, begannen die Dinge langsam abzuheben. „Es fühlte sich einfach großartig an, wenn Leuten meine Schrift gefiel und sie sie verwenden wollten.« Neben der Schriftgestaltung als Designer in einer Werbeagentur zu arbeiten brachte ihn in die komfortable Situation, nicht von den Schriften leben zu müssen. »Ich konnte einfach tun was ich wollte. Es herrschte kein Zwang so etwas wie zusätzliche Schriftschnitte oder mehr Italics zu gestalten, nur weil ein Schriftvertrieb danach fragte. Keine Abgabefristen…Ich fühlte mich so frei wie meine Schriften.« Nach und nach wendete er mehr Zeit für die Schriftgestaltung auf. Dank den anfänglichen Verkäufen konnte er es sich leisten, sich einen Tag in der Woche freizunehmen um an seinen Schriften zu arbeiten. Bis er irgendwann feststellte, dass seine Internetseite 60-80 000 Besucher in einem Monat hatte und sich überlegte, was wäre, wenn 1 oder ½ % dieser Besucher etwas kaufen würden. 2008 veröffentlichte er seine erste kommerzielle Schrift, Museo, immer noch mit mehreren kostenlosen Schriftschnitten. Diese Strategie zahlte sich aus: Museo wurde ein Bestseller. Viele Schriften und ein zahlungsunfähiger Arbeitgeber später arbeitet er nun Vollzeit in seiner Font Foundry exljbris. Auf die Frage nach den Bedingungen zum Erfolg in Schriftgestaltung nennt er diese drei Regeln: Man muss etwas machen, das den Leuten gefällt, man muss gefunden werden und man darf nicht zu teuer sein.

typografie und mode in der realität

Fachwerk 6 typo und mode

praktisch immer und überall ein Expertenteam zur Seite, das in Technikfragen, Lizenzen, Marketing und Veröffentlichung berät.


iceberg Man sieht nicht all zu viele serifenbetonte Schriften in der Modewelt – Das hier ist die von der Modemarke Iceberg gewählte Schrift »Bally«. Einer der besonderen Merkmale, ist die an der unteren Seite des B‘s nicht vorhandene Serife. tom ford hat wahrscheinlich den fotogensten Namen in diesem Geschäft. Die zwei Wörter bilden eine gute Balance und übermitteln effektiv die Kühnheit der Marke. Es präsentiert sich selbst stolz und authotitär. Womit die Farbgebung (pink/violet) keinen Abbruch macht.

yves saint laurent Dieses Logo ist ein Klassiker. Das Design stammt von Cassandre um 1963. Das Yves Saint Laurent hat eine Art von mysteriösem Aussehen. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass man nie wirklich rausfinden konnte, wie man es richtig ausspricht. Die Proportionen sind sehr gekonnt – ausgemacht an dem Ineinanderfließen der Letter.

helmut lang In die Liste aufgenommen, ist auch das Logo der Marke Helmut Lang. Wegen der Einfachen Aufmachung, birgt es eine gewisse Strenge. Sie machen klassische und qualitative Kleidung, ohne den Kern des Prinzips von minimalistisch, stilistischem Handwerk.

hermes Die Besonderheit bei dem Hermes Logo. Ist die grafische Darstellung

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des Pferdes und der Kutsche. Jedoch ist die eigentliche Finesse die Farbgebung. Dieser Eindruck wird auch in den Hermes Geschäften transportiert, da es einen hohen Wiedererkennungswert bietet – man weiß sofort. Dass man in einem dieser Läden steht, da man von diesen verrückten und ungewöhnlichen Farben,

wie im Völkerball angeschossen wird. Ein schöner Kontrast zu den obigen, etwas verhalteneren Beispielen.

PAUl Smith Von allen Skript-Logos der Modewelt, ist Paul Smith eine der Attraktiveren. Es ist bei diesem beispiel schwer, sich die Marke mit dem eigentlichen signifikanten Farbregenbogen vorzustellen, aber der Schriftzug schafft es trotzdem, die Marke zusammenfassend zu beschreiben. Diesen Schriftzug in dem Inneren eines enggeschnittenen Anzug zu platzieren, macht viel Sinn, besonders wenn man es in einem grellen Lila geschrieben ist.

salvatore ferragamo Ein sehr schönes Beispiele von handgeschriebener Type, ist auch das Logo von Salvatore Ferragamo. Jeder einzelne Buchstabe ist sehr fein gezeichnet – sie alle haben eine Art Unperfektion, die aber schön ineinanderfließen. zadiq & Voltaire Diese serifenlose Type ist nicht das offizielle Logo von Zadig & Voltaire, es ist aber eine passendere und klarere Version. Das Original (welches auf der Homepage zu sehen ist) unterscheidet sich von diesem, da man hier mit einem »modernerem« Schrifttyp gearbeitet hat. Das Beispiel zeigt seine Persönlichlkeit schön im »G« zu sehen.

trussardi haben eine der interessantesten Wappen kreirt. Eine Handvoll versuchen es diesen Ansatz zu wagen, nur die Wenigen haben es aber vollbracht diese Anmut bzw. Sinn der Finesse und Vornehmheit zu schaffen, wie Trussardi. Es ist sogar eine Art Spielraum vorhanden, zu sehen bei dem Windhund in der Mitte des Wappens.

werden mit visuellen Achsen angelegt mit denen man die Strichstärke, die Buchstabenbreite und die optische Höhe kontrollieren kann. Ohne Verlust an Lesbarkeit oder Inkaufnahme von Verzerrungen können so unzählige Schriftschnitte eines zugrunde liegenden Basisschnitts maschinell erstellt werden.

Problematik Während die Herstellung eines Fonts immer einfacher wird, so sinkt die Wahrscheinlichkeit, diesen gewinnbringend zu verkaufen. Zu Zeiten des Bleisatzes waren die Schriften zwar teurer, aber die Bereitschaft dafür zu zahlen war größer, da man die Arbeit sehen konnte, die hinter der Schrift steckte. Die Statistik sagt, dass heutzutage nur etwa jede zehnte verwendete Schrift bezahlt wird. »Obwohl ein Designprojekt normalerweise die Arbeit der Grafikdesigner, Art

Direktoren, Fotografen, Illustratoren, und sogar der Drucker wertschätzt, werden nur selten die Schriften oder die Schriftentwerfer erwähnt, obwohl die benutzte/n Schriftart/en eine Menge zu dem Ergebnis beitragen« (Zuzana Licko) Schaut man sich die Fakten über den Schriftverkauf im Internet an, so könnte man meinen, Type Design sei eine brotlose Kunst. Die Durchschnittsschrift ist für 20 bis 50 Euro pro Schriftschnitt erhältlich. Nur maximal zwei Zehntel der Lizenzerlöse erhält der Designer als Lohn. Erik Spiekermann sagt: »Unter den 30.000 Schriften, die es gibt, sind vielleicht 30, 40, die sich überhaupt verkaufen«, »Wenn sie in eine Schrift mindestens 400 Stunden investieren, dauert es fünf bis sechs Jahre, bis sie die wieder raushaben«. Allein beim Großhändler FontShop lagern derzeit über 40 000 digitalisierte Schriften. Jürgen Siebert vom Marketingvorstand bei FontShop sagt, dass »95%

Questa, eine Schrift von Martin Majoor und Jos Buivenga cK-Ligatur von jos buivengas Calluna

davon keine Chance auf Veröffentlichung haben.« Schriften ohne Budget zu erstellen hält Peter Bil’ak, Schöpfer u.a. der FF Eureka und der Fedra, für schwierig: »Natürlich kann man einen Film, ein Musikstück oder eine Schrift ohne Budget herstellen, aber das wird Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Die meisten der wirklich kostenlosen Filme im Internet sind es einfach nicht wert angesehen zu werden.« Das heißt, wer Schriften gestaltet braucht, zumindest in den Anfängen, noch einen Nebenerwerb.

Wege »Bis eine Schrift bekannt wird vergeht eine lange Zeit. Einen Riesenerfolg über Nacht zu erzielen ist unglaublich selten. Designer müssen sehen, wie die Schrift von anderen erfolgreich eingesetzt wurde, um sie zu akzeptieren« (Chank Diesel). Doch wer sind diese Schriftgestalter? Wer bringt

denn nun die Magie in das gesetzte Wort? Frederic Goudy pflegte zu sagen, dass man einem Schriftgestalter unter 40 Jahren nicht trauen kann. Der Hauptgrund dafür war, dass er selbst erst in diesem Alter anfing, Fonts zu gestalten. Im digitalen Zeitalter wächst jedoch eine Generation von Schriftgestaltern heran, die früh anfängt und sehr schnell typografische Perfektion erreicht. Beispiele hierfür sind Jonathan Hoefler (2002) und Christian Schwartz (2007), die mit dem Prix Charles Peignot for Excellence in Type Design der Association Typographique Internationale (ATypI) ausgezeichnet wurden – einem Preis für Schriftgestalter, die jünger als 35 Jahre sind und einen herausragenden Beitrag für die Schriftgestaltung geleistet haben. Nicht nur wegen verbesserten Technologien geht es heute schneller, mit Schriftgestaltung Geld zu verdienen. Dank der Globalisierung und dem Internet steht einem

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Seite aus Jos Buivengas Skizzenbuch


Jonathan Barnbrook: »As a designer you can control the photography and the layout but you couldn’t control all the idiosyncrasies in someone else typeface – to have absolute control, to be able to use the exact contemporary tone of voice I felt I needed to control the drawing of the font as well.« Ein sehr Häufiger Ansatz ist die Auftragsarbeit. Das Publikum des Schriftgestalters ist vielseitig und hat oft genaue Vorstellungen von dem, was es möchte. Schriften können sich an diese Identitäten und Bedürfnisse wenden. Firmen oder Organisationen möchten sich von ihrer Konkurrenz unterscheiden, ihr Image verbessern oder dem Kunden bessere Lesbarkeit gewähren und designieren den Designer zu designen. Viele der beliebtesten und erfolgreichsten Schriften sind so entstanden. Matthew Carters Bell Centennial zum Setzen des Telefonbuchs, DIN und Interstate zur Beschilderung von Straßen, Meta für die Deutsche Bundespost, Frutiger für den Flughafen Charles de Gaulle in Paris ... die Liste ist lang und wird immer länger. Den Kunden ernst zu nehmen und ein sauberes Handwerk auszuüben führt häufig zu innovativer, einfallsreicher, einzigartiger Arbeit. Eine Schrift ist immer und vor allem auch ein Kind ihrer Zeit, innerhalb derer sie unmittelbaren kulturellen, sozialen oder politischen Einflüssen unterliegt und Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Neue Zeiten verlangen nach neue Schriften und bringen diese hervor.

Im vor-digitalen Zeitalter war Type Design eine sehr körperliche Angelegenheit. Der Beruf des Schriftgestalters war zu Zeiten Bodonis und Baskervilles noch eng, häufig sogar in Personalunion, mit dem des Schriftschneiders oder Graveurs verbunden. Diese schnitten Stahlstempel aus Schriftentwürfen um daraus eine Werkschrift zu gießen. Um eine Schrift einsatzbereit zu machen, benötigte man ein ganzes Team: Wegen des vielen Geldes, der vielen Ressourcen (Metall, Maschinen) waren viele Menschen (Schriftentwerfer, Schneider, Schmiede und Arbeiter der Schriftgießerei) am Herstellungsprozess

»one shouldn’t trust a type designer under 40.«

»Sauna Black«, Herausgeber: Underware, 2002

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einer Schrift beteiligt. Sie mussten alle davon überzeugt sein, dass das Ergebnis die Mühe wert sein würde. Darum lag das Augenmerk vornehmlich auf der Kundschaft – Wird es ihr gefallen? Wird sich die Schrift verkaufen? Für eine sauber gegossene Werkschrift, wie sie bis in die 70er Jahre vor dem digitalen Setzverfahren zum Einsatz kam, benötigte man 75 % gutes Harzer oder Sächsisches Weichblei, 23 % gereinigtes Antimon und 2 % Zinn. Diese Zutaten wurden in einem großen Schmelzofen miteinander vermengt, um sie anschließend in die zuvor angefertigten Formen zu gießen. Wo zu dieser Zeit robuste Muskelkraft vonnöten war, da genügen heute wenige Mausklicks. Seit März 1990, als Adobe Systems die Spezifikationen ihres PostScript Type 1 Formats freigaben, in der Hoffnung, es würde sich als weltweiter Standard durchsetzen, kann jeder Designer mit leicht zu bedienender, bezahlbarer Software eigene Schriften gestalten. Programme wie Fontographer, FontForge und FontLab entstanden oder gewannen drastisch an Popularität und vereinfachten den Gestaltungsprozess. 1992 wurde eine weitere Vereinfachung von Adobe eingeführt: die Multiple-Master-Technik (MM). Multiple-MasterSchriften (wie zum Beispiel Myriad oder Minion)

Dunhill haben einen leicht abgeänderten Ansatz als andere Modemarken. Das Aufsteigen in neue Sphären ist definitiv eine schöne Veränderung. Es fällt aus der Reihe unter den mehr typischen, »verhaltenen« fashion Logos. Ob akkurat oder nicht, es wird ein Gefühl einer extra Dosis Persönlichkeit und Flair, zu dem was sie machen, transportiert.

Grafik Design ALS SPRACHROHR der modewelt Es gibt kaum ein schwierigeres Publikum als das der Modewelt. Wenn es um Geschmack, Stil, Modernes, Interessantes und Relevantes geht, ist es ein sehr anstrengender Haufen. Eine schwere Bürde für Grafik Designer, die alles daran setzen, um den modischen Konsum zu stimulieren. Man möchte meinen, dass es für einige, die die Chance haben an solchen Projekten zu arbeiten, wie das Sahnehäubchen ihrer Karriere ist: kreative Freiheit, ein designgeiles Publikum und ein großer Einsatz von wahrer Experimentierfreudigkeit. Jedoch ist es ein doppelschneidiges Schwert, da viele Kreativköpfe ihre Meinungen und Ansichten in einen Topf werfen und köchelnde Egos im Angesicht innovativer Ideen ihn zum überlaufen bringen. Es ist dennoch wahr, dass viele der inspirierenden und spannenden Designarbeiten aus diesem Bereich kommen, da das Publikum genau diese Frische erwartet. Um sich nicht an irgendwelchen Klischees zu bedienen, sollte man sich fragen, inwiefern Grafik Design die Ansicht der Modelabels prägt. Natürlich ist es zu bezweifeln, dass ein Kleidungsstück wegen des Etiketts gekauft wird, jedoch wenn die Aufmerksamkeit auf dieses Detail gerichtet wird, kann die Ansicht des Kunden gegenüber der Marke beeinflusst werden. Ständige Innovationen unterstreichen das Verlangen von visueller Kommunikation, die in die Mode-

artless: simple einladung für eine modenschau

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Werkzeug

linien integriert werden. Mode ist mehr als ein Kleidungsstück an irgendeiner Stange der Isolation. Die Botschaft, die die Marke transportiert, muss das Angebot des Labels reflektieren – jenseits vereinzelter Einkaufssituationen. Es gibt ein höheres visuelles Bewusstsein, dass gestillt werden will. Das Klientel verlangt immer was Neues und Unerwartetes, von den Modedesignern bis zur grafischen Komminukation. Die Botschaft würde sonst unklar oder aufgesetzt wirken. Die Modemarke BLESS und Manuel Raeder haben diese Balance perfektioniert, in dem die traditionellen Leitfäden der Labels »unscharf« gemacht wurden. Raeder konfiguriert das Portfolio der vergangenen Saison für jede neue Collection. Er gibt dem Inhalt Form, und greift aktiv in die Gestaltung des Inhalts von BLESS ein. Grafik Design für Mode ist aber nicht nur von dem Kunden geprägt, auch wirtschaftliche Schwankungen haben eine gewisse Auswirkungen darauf, inwiefern der Kleidungsstil sich ändert. Natürlich handelt es sich bei Design um Luxus und Experimentierfreudigkeit – dennoch wird ziemlich alles auf knapp kalkuliertem Budget realisiert. Die Wirtschaft hat ein neues Level der Einschränkungen gegenüber der Industrie erzwungen, was nicht überraschend erscheint, aber zu innovativen Ergebnissen drängt. Während die Größe mancher Projekte zweifellos verkleinert wurden, ist es die Kunst das Meiste aus dem Möglichen zu machen. Thorbjorn Ankerstjerne hat für Blaak Einladungen aus Maschendraht produziert. Das clevere, typografische Verfahren von Artless wurde auch an einfacher Pappe angewendet und umgesetzt.

Fachwerk 6 typo und mode

oder eine Atmosphäre vor, oder man fragt sich »was, wenn ich das versuchen würde?« Das ist genug Motivation um zum Bleistift oder zur Maus zu greifen. In diese Kategorie fällt Xavier Dupré, der ununterbrochen zeichnet und wann immer ein Scribble versprechend aussieht, diesen als Grundlage für eine neue Schrift nimmt. Eine andere Methode ist die, existierende Schriften zu verbessern. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Adrian Frutigers Avenir, die die Futura zu verbessern begehrte. Analog dazu stellt Avenir Next, die von Frutiger in Zusammenarbeit mit Akira Kobayashi gestaltet wurde, eine Optimierung jener Form dar, deren Namen sie trägt. Andere Arten, bestehende Strukturen und Grundgerüste für eine neue Schrift zu verwenden sind Revivals, Neuinterpretationen, Tribute, Wiederholungen, Abspaltungen, Parodien und so weiter. Ein ähnlicher Ansatz ist der, des akuten Bedarfs. Wenn einem Designer beispielsweise auffällt, dass es auf dem Markt einen Mangel an grob geschnittenen, weitlaufenden, abgerundeten Halbserifenschriften gibt, und er sich aufmacht, diese Lücke zu stopfen. Dieser Bedarf kann auch durch neue Technologien entstehen. Verbesserte Drucktechniken, Smartphone-Displays, iPads und andere technische Errungenschaften sind eine willkommene Herausforderung für Schriftgestalter. Oder der Designer stellt fest, dass er mit einer fremden Schrift nicht genügend Kontrolle über den Text hat, den er setzt.


Fachwerk 6 Schriftgestalter

Warum und wie man Schriften gestaltet und ob man damit geld verdienen kann

Die magie steckt im Detail – Wege und Welten der Schriftentwerfer

Antrieb Dieses Zitat aus dem Vorwort von Giambattista Bodonis im Jahr 1818 erschienenen „Manuale Tipografico“ beschreibt, warum Schriften gestaltet werden. Niemand ergreift diesen Beruf, um damit ein Vermögen zu verdienen. Wer heute Schriften gestaltet, tut dies aus Leidenschaft, aus Liebe zur Schrift, aus Besessenheit von Details. Auf die Frage, warum er Schriften gestalte, antwortete der Niederländische Schriftgestalter Jos Buivenga: »It’s now more or less like breathing to me. I can’t help it. I just want to do it.« Derzeit kursieren im Internet Hunderte von Tausenden von Schriften, und täglich kommen so viele hinzu, dass der Versuch eine genaue Zahl zu ermitteln hoffnungslos scheitern würde. Wirklich Neues zu schaffen wird dabei immer schwieriger: 90% aller Schriften sehen aus wie alle Schriften, nur etwa 10% bleiben dem Gestalter, um den Buchstaben ihren Charakter zu geben. Angesichts dessen liegt die Vermutung nahe, dass der Bedarf gedeckt sein könnte Alle Glyphen von »Meta Serif«, geordnet nach ihrer Breite. Poster von Erik van Blokland

wie eine Stilrichtung in der Literatur, in der Malerei oder der Architektur,« (Adrian Frutiger). Schriften kommen und gehen, manche blühen auf, erleben wenige Stunden des Triumphs um kurz darauf wieder in der Versenkung zu verschwinden. Schriftgestaltung, so sagt Erik Spiekermann, ist »eine Form des menschlichen Ausdrucks... die meisten Fonts werden nie verkauft, sie entstehen einfach weil irgendjemand sie entwerfen will.« Manche schaffen es jedoch über die Zeit ihres Schöpfers hinaus und zeigen ihre Wandelbarkeit in immer neuen Anwendungen. Auf dieser Seite kollaboriert eine knapp 500 Jahre alte Schriftart mit einer aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Dass dies möglich ist, liegt einzig und allein daran, dass es heute immer noch Menschen gibt, die nicht daran glauben, dass es genügend Schriften gibt.

Prozeduren Der Schriftgestaltung liegen unterschiedliche Herangehensweisen des Herstellungsprozesses zu Grunde. Der künstlerische Impuls ist ein weit verbreiteter Ansatz zur Schriftgestaltung. Man sieht etwas im Alltag oder stellt sich Formen

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Sebastian Losch „Ich kann nicht anders als mit großer Liebe von diesen Dingen reden, und wenn eines oder das andere meiner Worte in die Seele des Lesers dringt, sein Interesse erweckt und ihn veranlasst, den Verdienst des Typographen am Buche, besser zu würdigen, so wird die Zahl der Liebhaber wahrhaft guter Ausgaben wachsen und damit auch der Mut und der Wetteifer der Drucker, die ja nicht alle dem Golde mehr nachhängen als dem Ruhm.“

»Ich kann nicht anders, als mit groSSer und dass die Schriftgestaltung im 21. Liebe Jahrhundert zur bloßen Beschäftigungstherapie für arbeitslose Typografen degeneriert ist. Moderne Schriftentwerfer von diesen Dinsehen das anders: »The day we stop needing new type will be the same day that we stop needing new stories and new songs,« sagt Tobias Frere-Jones und verweist dabeigen auf SchriftReden.« als Kulturgut, die »genauso zu einer Epoche gehört,


Produkte schmackhaft gestalten – buchstaben erreichen akzeptanz

Fett oder light? typografische und kulinarische geschmacksache Nutella. Wem beim Lesen dieser Wortmarken kein bestimmtes Bild in den Sinn kommt, der muss Zeit seines Lebens abstinent von der Gesellschaft gelebt haben. Bei vielen, im Sortiment stehenden Marken sind die meisten durchschnittlichen Verbraucher in der Lage, herausragende (herausragend für auffällig) Merkmale der Verpackung zu nennen. Dies ist so stark der Fall, dass man in vielen Fällen geneigt ist, die Behauptung aufzustellen, dass der Verbraucher oft besser die Verpackung als das Produkt selber beschreiben könne. Der Frage nachzugehen, was denn gutes Verpackungsdesign ausmacht, ist sicherlich nicht leicht und schnell beantwortet. Versuchen will ich es dennoch, und dabei überwiegend die Bedeutung der Schrift hervorheben.

das wenig beachtete Kapitel Farben und Bilder bestimmen unser Leben. Beide machen uns den Alltag bunt und abwechslungsreich und rufen Erinnerungen wach. Beides bleibt uns in vielerlei Hinsicht im Gedächtnis haften. Doch wie sieht es mit der Schrift aus? Auf erstem Blick scheint die Typografie nicht die gleiche Anziehungskraft auszuüben wie die Farbe. Jeder Mensch, der im Besitz eines Computers ist, besitzt automatisch eine Vielzahl unterschiedlichster Schriften, deren Rechte durch den Computerkauf mit erworben wurden. Doch trotz dieses Besitzes nutzen wohl nur wenige die große Vielfalt, sondern belassen allzu oft den schon im Programm eingestellten Font. Dies nur als kurzer Diskurs um die Vernachlässigung dieses wichtigen

Elements zu erörtern. Das Thema dieses Textes ist die Verwendung von Typografie auf Verpackungen von Lebensmitteln. Ich möchte die Gelegenheit ergreifen, eine These in den Raum zu stellen, die ich im Verlauf dieser Abhandlung einer Prüfung unterziehen werde. Die These: Ohne die Schrift hätten es auch Farben und Bilder auf Ver-

packungen schwer, ein Produkt dem Käufer schmackhaft zu machen. Stellen wir uns zu dieser These einfach mal den bekannten Schokoriegel Mars mit einer komplett anderen Schrift vor… Schon hier wird deutlich, dass die Typografie genauso wichtig, ja, oftmals noch wichtiger ist als Farbe und Bild. Doch auch wenn die Buchstaben wichtig sind, nehmen wir, im Unbewussten, die darin

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Felix j. Müller Mars, Dr. Oetker,


Anführungsstriche seine eigene Schrift und wird oft auch individuell beworben. Zusammenfassend kann also gesagt werden, das eher auf die Anpreisung des jeweiligen Lebensmittels geachtet wird, als auf die Einhaltung von Firmen-Layout-Richtlinien.

Was macht dann aber gute Schriftgestaltung in der Nahrungsmittelverpackung aus? Um diese Frage befriedigend beantworten zu können,

Der Trend, Lebensmittel als „quietsch bunt“ und im Plastik-Design darzustellen, ist jedoch nicht nur bei Nestlé zu finden. Viele große Konzerne haben bei dieser Bewerbung des Produktes bemerkt, dass

die alte, unten die aktuelle Version des mars-schriftzuges. die neue version von capri-sonne, unten links die alte

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muss zuerst unterschieden werden, welche Absichten die produzierende Firma verfolgt. Nestlé benutzt generell andere Schrift auf der Verpackung als ein Produkt von Demeter. Ein erster Schritt besteht also darin, eine Firma oder Organisation, die buchstäblich mit Lebensmitteln ihr tägliches Brot verdient, in eine Kategorie einzuteilen, um im Folgenden zu analysieren, ob die Schrift auch zu dem Produkt und der Firmenphilosophie passt. Vielleicht ist es keine schlechte Idee, sich für diesen ersten Schritt der Analyse einmal die weltgrößte Nahrungsmittelfirma der Welt anzuschauen. Mit einen Umsatz von 107,6 Milliarden Schweizer Franken 2009 und einer riesigen Produktpalette entsteht ein großes Interesse daran, wie der gigantische Konzern Nestlé seine Nahrungsmittel anpreist. Zu einer Stellungnahme war die Pressestellung des Konzerns bei einer Anfrage nicht bereit. Doch nichtdestotrotz kann man sich anhand der Verfügbarkeit der vielen Produkte einen Gesamtüberblick verschaffen. Das erste Ergebnis der Analyse zeigt, dass außer dem Logo und kräftigen Farben keine einheitlichen Stilmittel zu finden sind. Jedes Produkt hat sein eigenes Erscheinungsbild,

es einer großen Anzahl Kunden gefällt. Ein Grund liegt vielleicht auch in der unbewussten Botschaft, dass es keiner großen Vorbereitung bedarf, das Produkt zu verzehren. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Tastsache, dass ein beobachteter Trend zu einer allgemeinen Stilisierung führt. Selbst bei Firmen, die das vorgehende Konzept des hohen farblichen Kontrastes einsetzen. Gerade hier kann gut auf die Typografie eingegangen werden, da nun vermehrt

auf Lesbarkeit geachtet wird, zum Nachteil von effektvollen Schriftbildern. Die Vorgängerversion der Capri-Sonne macht dies deutlich.

liegt eine bewusste täuschung des verbrauchers vor? Ein Artikel der Welt-Online mit dem Titel »Eine ehrliche Haut verkauft sich am besten« behandelt das Thema Verpackungsdesign. Ein Zitat des Japaners Taku Satoh wird dabei erläutert: Eine Verpackung solle dem Produkt keinen Zusatznutzen hinzufügen, sondern besser eine Verbindung zum Inhalt herstellen. »Überflüssige Elemente im Design könnten dem Kunden eine falsche Botschaft vermitteln«, meint Satoh. Die Verbraucher verlangten heute nach einer klaren Bezeichnung des Inhalts, »sonst stellen sie den Konsum solcher Produkte mit missverständlichen Verpackungen einfach ein«. Dies mag bei nicht essbaren, praktischen Dingen der Fall sein. Doch ist dem in der Nahrungsmittelbranche so? Stellt der Kunde wirklich den Konsum eines Produktes ein, wenn er merkt, dass das Angepriesene in einer anderen Qualität, Form oder Farbe ist? Allgemein ist diese These nicht unwahr. Doch im Bereich Nahrungsmittel gibt es wohl viele Hinweise, die auf ein oft blindes Vertrauen des Kunden in die Lebensmittel deuten.Wieso sonst verkaufen sich ausgerechnet jene Waren so blendend, deren Inhaltsliste so lang ist, dass ein Vergrößerungsglas äußerst nützlich wäre? Eine Mitschuld - da bin ich mir sicher - sind neben der profesionellen Werbung die richtig (richtig im Sinne von systematisch, gut überlegt) eingesetzten Elemente Farben, Bilder und Schrift. Gibt es Verpackung, die ohne Schrift auskommt? Wohl nicht. Möglich ist jedoch das Unterscheiden der Umschließung einer Ware ohne Bilder und nur mit Schrift.

Anführungsstriche Anführungsstriche

Einstellungsmöglichkeiten in dem Wordpress-plugin automatisiertes Ersetzen der Zeichen

Fontstruct.com wird von fontshop.de gesponsert. Hier kann man umsonst Fonts selber bauen. Ein schnelles und einfaches Handling und somit ein einfaches und nutzerfreundliches Erschaffen des eigenen Fonts aus geometrischen Formen kann somit schnell von statten gehen. Die verschiedenen geometrischen Formen wie Polygone, Quadrate oder Kreise werden an einem Raster ausgerichtet, wie man es auch in professionelle Fontsoftware findet. Fontstruct generiert nach Beendigung der Schrifterzeugung einen hochqualitativen TrueType Font zur sofortigen Nutzung. Bei diesem Font Tool steht der Spaßfaktor im Vordergrund. Spielerisch wird zum Ausprobieren angeregt um einfach und effektiv ein Ergebnis zu erhalten.   Elmastudio.de hat sich zur Aufgabe gemacht, sinnvolle Erweiterungen im Bereich der Wordpresstypografie zu finden und zu Verbreiten.Verbessert wird hier mit dem WordPress-Typografie-Plugin. Standartmäßig sind die Texteinstellungen auf Wordpress ausreichend für den Normalnutzer eingestellt, doch bei diversen Feinheiten wie Anführungszeichen und Umbrüchen, stößt man recht schnell an die Grenzen der Einflussnahme von Seiten des Benutzers. Neue Möglichkeiten entstehen zum Beispiel bei der Silbentrennung. Unschöne Lücken im Fließtext durch Umbrüche können den genutzten Text oft schlechter lesbar machen. Hier kann der Nutzer nachhelfen indem er mit Hilfe des Plug-Ins die Sprache einstellt, die gewünschte Trennung bei bestimmten Silben angibt, wie viel Zeichen ein Wort haben muss um getrennt zu werden und noch vieles mehr. Die Nutzung von Sonderzeichen wird erleichtert, da viele

Volkommene kontrolle über die abstände

dieser Zeichen bisher noch nicht standardmäßig in WordPress integriert sind. Verschiedene Anführungszeichen wie im oberen Bild sind verfügbar um die Einstellungen um multiple Details zu erweitern.   Browsershots.org ist ein wahres Schlaraffenland im Bezug auf das Testen von verschiedenen Systemeinstellungen, ohne das man die genutzten Systeme selbst pysikalisch ansprechen muss. Die Testseite simuliert verschiedene Systeme und verschiedene Browser, die man frei mit markierten Kästchen wählen kann. Durch Eingabe einer URL wird man auf die jeweilige Seite geleitet und sieht diese nun mit den gewählten Einstellung durch die Sicht des jeweiligen Browsers. Dies ist unverzichtbar um Onlineinhalte gemäß den Kundenwünschen und den Anzeigefähigkeiten der Nutzer zu optimieren und für jeden zugänglich zu machen. Font Tools sind somit eine unumgängliche Essenz des Gestalterdaseins, die den täglichen Arbeitsablauf ungemein vereinfachen können. Wie bei Fontstruct kann man sich aber natürlich auch als Laie hineinsteigern um stundenlang einen eigenen Font kreieren. Dennoch wird den gestalterischen Möglichkeiten durch diese Tools mehr Freiraum gegeben, was die zukünftige Qualität und Kreativität von Schrift und Design sichern helfen wird.

Font Tools – Typographers‘ little helpers

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enthalten Botschaften auf und übersehen die Zeichen. So, als ob wir den Wind nicht sehen, wohl aber die sich bewegenden Blätter am Baum. Das heißt jedoch nicht, dass Anordnung, Größe und Gestaltung der Schrift zu vernachlässigen sind.


Eigenhändige Erstellung von Schriftschnitten mit fontstruct Typetester - Tool zum simultanen Testen verschiedener fonts

Alkohol kommt ohne bilder aus... Es gibt eine große Produktsparte, wo fast auschließlich nur typografische Elemente zur Wahrung der Alleinstellung eingesetzt werden. Wie sollten schließlich alkoholische Getränke groß mit Bildern punkten? Whiskey, Rum, Wein,... Viele dieser Getränke bauen auf gut-klingende Eigenschaften wie Tradition, im Fass gereift oder würdig klingenden Brauvätern. Verbunden mit edlen Etiketen und rustikalen Flaschen wird ein einzigartiges Flair hergestellt, das unter anderem dafür gesorgt hat, dass diese Getränke gerne in Filmen und der Literatur eingesetzt werden. Oft sorgt das Erscheinungsbild des Aufdruckes für eine gewisse Unübersichtlichkeit, gut zu sehen bei dem Bickham gerendert im Browser Safari 4 Gleiche Schriften werden in verschiedenen browsern unterschiedlich angezeigt. Firefox 3

Musterbeispiel dafür, wie sich ein Konzern einen Namen machen kann, dessen Schriftzug schließlich auf dem ganzen Erdball bekannt ist. Nach diesem Streifzug zu den Getränken widmen wir uns schlieslich noch einer weiteren Sparte zu: den Bio-Lebensmitteln. Wie setzen hier die Marken Logos und Typografie ein? Nun, erstmal wird hier gerne mit weniger Stilmitteln gearbeitet, um den Eindruck von Natürlichkeit und „selbstgemachtem“ aufrechtzuerhalten. Aber der Bio-Bereich selbst ist mittlerweile schon so ausgereift, dass auch hier Unterschieden werden muss. Seitdem man »öko-logisch« auch im Supermarkt einkaufen kann, hat sich auch an der Publizierung einiges getan.

FONT tools Font Tools erlauben deren Nutzer das Ausprobieren verschiedener Möglichkeiten im Bereich Typografie. Beim Grid-Calculator.com Stehen mathematische Berechnungen für Layout und Anordnungen von Elementen im Vordergrund. Bei der Berechnung von Rasterungen gibt es die Einstellmöglichkeiten für die Fontgröße, Anzahl der Rasterzellen, die Rasterzellengröße, der Größe für den Raum zwischen den einzelnen Rasterzellen. Die Rasterzellengröße variiert automatisch je nach eingestellter Fontgröße. Für den Nutzer ergeben diese Möglichkeiten ein einfaches Ausprobieren und Berechnen der angedachten Rasterung für ein beliebiges Projekt.   Der Typetester.com bietet dem geschätzten Besucher viele variierende und weitreichende Möglichkeiten zum einfachen Testen von Textanordnungen und Gestaltung im Bereich Webdesign. Es bestehen die Font-Kategorien »Fontswebsafe« und »Fonts-kostenpflichtig«. Somit können sowohl die standardisierten und etablierten Fonts, als auch sehr individuelle Fonts genutzt werden. Änderbar sind die Größe des Fonts, die Zeilenhöhe , die Zeichenlaufweite, die Bündigkeit, die Wortlaufweite, die Farbigkeit des Textes, aber auch die mögliche Hintergrundfarbe und die Dekoration, wobei hier das Unterstreichen, oder Durchstreichen gemeint ist. Diese Möglcihkeiten können in drei Spalten getestet werden, wobei es sehr praktisch ist, ein einfaches Übetragen der Einstellungen von einem auf die beiden anderen Testspalten zu ermöglichen. Für das Testen der Einstellungen sind schon typische Testsätze wie »the quick brown fox«, eingetragen. Die Eingabe eigener Texte ist aber auch möglich. Bildschirmtauglichkeit und Internettauglichkeit der Fonts werden somit einfach zu testen, direktes Einbinden der Schriften in CSS ist ein weiteres Gimmick. Diese werden durch das Kodieren in diesem Tool allerdings nur auf einer Website angezeigt, wenn die Fonts auf dem eigenen System vorhanden sind.   Explorationsintypography.com funktioniert ähnlich dem Typetester. Veränderung von Text mittels einer Toolbox wird hier erreicht. Werte können für die Größe, Zeilenhöhe, Bündigkeit, einrücken, ausrücken geändert werden. Auch hier sind wieder verschiedene Fonts nutzbar. Die verschiedenen Fontfaces enthalten Zusatzinformation über die Schrift selbst, wie beispielsweise den Erfinder oder für welchen Zweck die Schrift ursprünglich entwickelt wurden. Zudem enthält diese Zusatzinformation einen Link zum Kauf der Schrift. Bei Gefallen wird man also direkt zum vertreibenden Fontshop geleitet.

Whiskey Jack Daniels. Doch genau das ist in diesem Fall nicht unbedingt störend. Wem einmal eine alte Zeitung aus den Anfängen dieses Mediums in die Hände gelangt ist, findet ein Gedrängel von Buchstaben vor, dass einem die Angst überkommt, ständig Zeilen zu überspringen. So auch das Label des besagten Whiskeys. Vor lauter Zeichen, Linien und Buchstaben - Leztere in vielfacher Größe und Fontauswahl - weis das Auge nicht, wo es zuerst hinschauen soll. Aber gerade dies ist eventuell ein Grund für den Geniesser, sich die Sache erstmal genauer anzuschauen, die Flasche zu bewundern und zu drehen und noch einige Details zu entdecken. Vor Allem geschwungene und mit Serifen versehene Schriften kommen bei besagten Getränken zur Anwendung. Gerne auch mit Gold geschmückt und einem auf Alt getrimmten Etikett. Nicht immer führt das zur beabsichtigten Stimmung, einige Marken übertreiben es hin und wieder mit den Schwingungen der Buchstaben, zu lasten der Lesbarkeit. Kann aus der Analyse noch ein verallgemeinender Satz konstruiert werden? Hier ein Ansatz: Je bekannter ein Produkt oder eine Firma ist, desto weniger werden Bilder benötigt und destomehr erfolgt eine Konzentration auf die Typografie. Benötigt irgend ein Mensch auf dieser Erde ein Bild, damit er weis was mit Coca-Cola gemeint ist? Das Zuckergetränk Nummer 1 dieser Welt ist ein

Während also einige Anbieter versuchen, das Etikett »von Oma handgeschrieben« zu vermarkten, gehen andere in die Richtung professionelles Design wirken zu lassen, damit mehr Verbraucher auf die Bio-Schiene kommen. Auf ein gutes Beispiel möchte ich hier sehr gerne weiter eingehen. Die Marke Alnatura ist manchem Leser vielleicht schon besser bekannt. Vertrieben unter anderem in den DM-Drogerie-Märkten besitzt sie auch in einigen Städten schon eigene Märkte, wo sie ihre Lebensmittel vertreibt. Das Konzept stimmt hier nicht nur bei der Organisation, sondern auch bei der Umsetzung des Designs. Bewiesen haben dies nicht nur steigende Verkaufszahlen. Ein klares und Einheitliches Erscheinungsbild mit unterschiedlichen Produktzweigen sorgt auch zu einem positivien Eindruck beim Kunden, der sich gerne auch von ansprechender Verprackung leiten lässt. Oft wird der Geschmack zudem in nicht unerheblichem Maß von der Erwartung des Verkosters geprägt. Vom Design besonders ansprechend ist die Alnatura »Origin«-Serie. Dies führte zu einem bewährten »red dot«-Designpreis. Die Begründung der Webseite: Handwerklichkeit und Authentizität soll das Verpackungsdesign der qualitativ hochwertigen Alnatura-Lebensmittel ausdrücken. Gelöst wurde diese Aufgabe über ein schlichtes Etikett mit handgezeichneten Obst- und GemüseIllustrationen sowie einem Herstellernachweis in Form einer Landkarte. Diese visualisiert die Ursprungsgarantie und lädt dazu ein, die Herkunft des Produktes im Internet weiterzuverfolgen. So wird glaubhaft kommuniziert, dass die Zutaten der Produkte direkt auf einem toskanischen Landgut angebaut und naturbelassen verarbeitet werden.

Jack Daniels Wer kennt es nicht? Coca-Cola Chilenischer Wein Santa emma

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Das Typekit ist eine weitere Website zur einfachen Anwendung externer Fonts auf Webseiten und weiteren Publikationsmitteln wie Wordpress. Hier gibt es eine große Auswahl an Fonts von diversen Typografen und Typografiestudios wie FontFont und Adobe. Als großer Mehrwert können zudem kundenspezifisch verschiedene Fonts unterschiedlicher Typografen und Studios angefordert werden, um sie in die Bibliothek aufzunehmen. Danach stehen die jeweiligen Fonts für die Kunden online zur Verfügung und können, mit jeweiliger Bezahlung wie bei diversen anderen Webfontanbietern, gewünschte Texte ersetzen. Weiterhin beherbergt die Webseite Typekit.com ein Interface für den direkten Vergleich verschiedener Fonts. Ein einfaches Instrument für schnelle typografische Entscheidungen. Leider ist es nicht möglich auf den genauen technischen Ablauf innerhalb der Skripte einzugehen, da diese Informationen natürlich unter Verschluss gehalten werden. Diesbezüglich haben die einzelnen Anbieter sicherlich die gleichen Grundbausteine, aber auch ihre eigenen Logarythmen für die vielen unterschiedlichen Berechnungen, die zur Fontskalierung und Visualisierung notwendig sind. Dennoch kann man sagen, das die Techniken für das Ersetzen der Texte, das Skalieren und Einbauen der Webfonts ein weiterer Schritt vorwärts in die digitale Unhabhängigkeit für Gestalter ist, frei von der Bürde statischer Systemfonts.


Fachwerk 6 Interaktive typografie

im Alltag umgehen muss. Verschiedene Systeme können möglicherweise nur verschiedene Schriftarten anzeigen oder es sind nur vereinzelt standardisierte Schriftarten vorhanden. Verschiedene Browser könnten die Schriftarten selbst unterschiedlich anzeigen und sogar zur Unkenntlichkeit abstrahieren. Die Einstellungen der User müssen immer in Betracht gezogen werden, obwohl man nie genau weiß- und wissen kann, was ihr System ist, und wie ihre Einstellungen bezüglich der Bildschirmnutzung geartet sind.   Im Webdesign liegt das Hauptaugenmerk neben der grafischen, zu 90% auf der typografischen Gestaltung. Erst diese lässt den User Informationen erhalten die beim Lesen schonend für die Augen, dabei attraktiv und schnell erfassbar sind. Hierzu gibt es zwar schon standartisierte- und etablierte Schriftamilien wie Verdana, Arial und einige Weitere, die in den meisten Systemen von vorneherein integriert sind, doch man wäre nicht Designer, würde man sich mit den Grundmitteln zufrieden geben. Bis dato gab es die Möglichkeiten vorhandene Standartschriften per Javascript und Flash mit externen Schriften zu ersetzen, die nicht jeder Nutzer integriert auf seinem System hatte. Hierzu musste Java aktiviert und Flash installiert sein, was die Usability natürlich immens einschränkte. Wegweisend für diese Methode ist SIFR (Scalable Inman Flash Replacement), ein von diversen Webdesignern entwickeltes utility tool . Dieses ersetzt nach dem Einbinden des zu nutzenden Fonts in Flash, bei Bedarf den standartisierten Font auf der Website. Dort wird beim Vorgang des Ersetzens zu Beginn eine normale html-Datei im Browser Ihrer Wahl geladen. Mit einer Javascriptfunktion wird abgefragt ob Flash installiert ist und es vvvwerden benötigte tags, ids or css-Klassen analysiert, die die Information beinhalten, was ersetzt wird und mit welchem Font. Im Falle des Fehlens von Flash oder Javascript wird der zu

Auch bei einer weiteren Produktreihe – Alnatura Selection – wurde das hervorragende Design in den höchsten Tönen gelobt. Während wir bei »Origin« den handgemachten und ursprünglichen Touch haben, werden bei Selection klar die Geniesser mit gehobenem Anspruch angesprochen. Hinter dunklem Hintergrund haben wir eine klare und serifenlose Schrift über einem ansprechenden Bild. Dies macht deutlich, dass die Bio-Branche einen großen Schritt vorwärts gegangen ist. Die Produkte sind nun nicht mehr unbezahlbar und nur was für alteingesessene Alternative. Mit dem Aufkommen des Öko-Booms der letzten Jahre hat sich auch das Verständnis zur Gestaltung der jeweiligen Produkte grundlegend verändert. Das Design und die Aufmachung ist für das Hängenbleiben des Blickes zuständig und darüber hinaus für die Gewinnung des Kunden. Eine einheitliche Identity hat dafür gesorgt, dass auch die BioLebensmittel beim Verbraucher ganz oben auf die Einkaufsliste kommen. Der erste Schritt dazu war das Erreichen einer gewissen Akzeptanz. Wenn ein neuer Trend auf den Markt kommt, wird er – so ist nun mal die Natur des Menschen - erst einmal kritisch betrachtet. Bei der richtigen Herangehensweise - sprich dem bestmöglichen Einsatz von Schrift und Farbe - kann diese anfängliche Skepsis jedoch in Interesse und schlieslich in Akzeptanz umgewandelt werden. Trotz dem gewandelten Erscheinungsbild besteht weiterhin ein großes Interesse darin, sich von den konventionellen Produkten abzuheben. Während BioProdukte aus Supermärkten versucht sind, ein massentaugliches Design aufzusezten – z. B. mit auffallend grünen Verpackungen – versuchen andere Firmen durch klares und schlichtes Schriftbild und wenige Elemente aufzufallen. X19619930064

Alnatura origin-reihe Bio-sonne von norma

re Methode des Ersetzens von Text ist, die noch dazu etwas langsamer funktioniert und nicht so kompatibel ist, wie diverse anderen Möglichkeiten. Doch man muss etwas Positives hervorheben, nämlich die Tatsache, dass man dem entstehenden Flashfilm, den Text wie gewohnt durch Markieren und Kopieren, entnehmen kann.   Nun gibt es zwar schon seit CSS2 die Möglichkeit mit dem Befehl »@fontface« auf andere, webbasierte Schriften zu verlinken und somit Standardtext zu ersetzen, doch kaum ein Browser unterstützte dies. Mittlerweile haben die meisten Browser seit CSS3 auch den Code zur Nutzung des Befehls »@fontface« , womit das Importieren von Fonts durch Einsatz der Font-URL sehr breit gefächert bei den Nutzern ausgeführt werden kann.   Eine andere Alternative bietet der Internetriese Google mittlerweile ganz umsonst an. Mit der Google-API (Application Programming Interface) wird es den Programmierern und Designern erleichtert, externe Schriften, außerhalb des einzelnen Usersystems, webbasiert auf Seiten einzubinden und vor allem systemunabhängig anzeigen zu lassen. Hierfür hat Google zusätzlich diverse Schriften gekauft und entwickeln lassen, die man nun kostenlos verwenden kann. Diese müssen aber nicht nur Fonts für Überschriften oder Unterüberschriften sein, sondern können partiell auch für Fließtext verwendet werden, da sie gut lesbar sind, wenige spezielle Feinheiten haben und somit prädestiniert sind für Veränderungen des Schriftbilds, abseits der normalen, websicheren Palette von durchgehend verwendeten Fonts.   Um die technische Seite der Google-Webfont-API näher zu betrachten muss man bei HTML und CSS anfangen, den Grundbausteinen moderner Websites. Cascading Style Sheets, zu deutsch- Kaskadierende Formatvorlage. Es handelt sich um eine Sprache zur Definition von Formateigenschaften einzelner HTML-Elemente. Erst mit diesen ist es möglich den Dokumenten ein geschliffenes Aussehen zu verabreichen. Eingaben wie »Überschrift Nr.1 immer fett - in Helvetica und in Versalien«, wären ohne CSS gar nicht möglich oder nur mit weiterem Mehraufwand zu bewältigen, wobei die Befehle einmal eingegeben für jede HTML-Seite übernommen werden können, solange man dieser die CSS-Datei zuordnet. Hier liegt nun auch der Ansatzpunkt für die API-Technologie. Mit dieser Technologie werden Teile der CSS-Dateien partiell oder ganz ersetzt, wobei final nur die Schriftarten neu geladen werden. Nützlicherweise kann man unter einer API-Einheit auch weitere Fonts nutzen. Für Gestalter die beruflich damit konfrontiert sind gibt es weitere Vorteile da, die APIs einen weit größeren Umfang haben, als auf rein typografischer Ebene. So können auch Andwendungen wie GoogleMaps und GoogleEarth unter eine Programmieroberfläche zusammengefasst werden. Somit kann man diese Anwendung getrost als nutzerfreundliches Allround-Paket bezeichnen. zwei verschiedene Fonts aus googles Font library. MIchroma und Oswald by Vemon Adams

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<html> ersatzfonts und Webpersonalisierung <head> Designer haben immer wieder mit limitierten Möglichkeiten und Restriktionen ersetzende Text in einem websicheren Font angezeigt. Wenn Flash verfügbar ist, type=“text/ bezüglich der Nutzung verschiedener Schriftarten zu kämpfen. <link rel=“stylesheet“ werden die Textinhalte gescannt, die umgewandelt werden sollen. Ist das Bemessen Welche Schrift passt am besten zu bestehenden Inhalten, soll die wiederzugebende abgeschlossen, wird über die Zieltexte ein Flashfilm gelegt und in diesen die Zeicss“ Schrift sicherheitshalber eine etablierte, websichere und verfügbare sein? href=“http://fonts.googleapis. Will man chen des Originaltextes aufgenommen. Dieser wird dann mit einem ActionScriptlieber etwas spezifischeres, ausgefalleneres, anschaulicheres - damit verbunden Befehl im gewünschten Font auf 6 Pt gerendert und zur gewünschten Größe allerdings auch risikobehafteteres? Dies sind nur einige dercom/css?family=Tangerine“> Fragen, mit denen man heraufskaliert. Nun muss dazu gesagt werden, dass dies eine etwas rechenintensive-


Renderingmethoden Um die angezeigten Zeichen auf dem Monitor richtig darzustellen benötigt man bestimmte Prozesse, die für sich selbst auch verschieden arbeiten. Hinting, Anti-Aliasing, SubpixelRendering sind Methoden, die mitunter von Software, Hardware und den verwendeten Browsern abhängig sind. Dadurch wird auch das finale Ergebnis nicht voraussehbar.   Hinting gilt als eines der ersten technologisch angewandten Mittel um die vektorbasierten Zeichen der Fonts auf Pixelsysteme zu übertragen. Hierbei bestimmt die Renderingmethode Hinting, welche Pixel für das Zeichen in der jeweiligen Schriftgröße von Bedeutung sind. Diese Pixel werden an einem Raster ausgerichtet Zudem werden die Helligkeiten der umstehenden Pixel angepasst, um ein weicheres- und genaueres Schriftbild zu erhalten. Allerdings kann durch das unterschiedliche Rendern bei

unterschiedlichen Schriftgrößen eine erhebliche Differenzierung vom Orignialfont entstehen. Bei der Unhinted Methode entstehen bei der Rasterung des Fonts teils verschwommen und gestreute Pixel, die das Schriftbild diffus erscheinen lassen. Dank neuer Technologien und der steten Verbesserung der Monitore, ist es seit dem LCD-Monitor möglich, das Subpixelrendering zu nutzen. Durch deren Möglichkeit, die einzelnen Pixel genau anzusprechen wird es möglich, die einzelnen Bestandteile anzusprechen. Der Pixel besteht aus einem roten, grünen und blauen Teil, den so genannten Subpixeln. Deren Helligkeit kann einzeln gesteuert werden. Das Auge mischt zwar alle drei Farbteile zusammen, doch mit den verschiedenen Helligkeitsstufen kann dem Pixel ein Farbgewicht gegeben werden.   Antialiasing ist eine weitere Möglichkeit verschieden scharfe

Subpixel rendering standart rendering hinted rendering unhinted rendering

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Schriftbilder mit verschiedenen Variablen im Schriftbild zu erhalten. Denn normalerweise klotzige Pixel sind durch den Einsatz von spezieller Software erweiterbar. Halbtransparente Pixel machen das Bild »smooth«, die Kurven werden weicher, Feinheiten können herausgearbeitet werden. Für Röhrenmonitore wird diese Methode empfohlen. Verbesserungen können beispielsweise mit der Software Photoshop erzielt werden. Hier kann das Ergebnis vollkommen durch den Autor beeinflusst werden. Es gibt in dieser Umgebung fünf Voreinstellungen für Anti-Aliasing. Sofern man kein Anti-Aliasing nutzt, sollte beachtet werden, dass Text am besten zwischen neun und achtzehn Punkt Größe verwendet wird, denn es werden keine Subpixel zur Verbesserung genutzt. Unterhalb der Schriftgröße neun kann die Schrift schnell undeutlich werden, über achtzehn zu kantig beziehungsweise zu eckig. Man hat in Photoshop

Fachwerk 6 nahrung und schrift Alnatura selection-reihe

Zusammenfassung Nicht nur die richtigen Farben und Bilder, sonder vielmehr die Auswahl und Ausrichtung der Schrift können über den Erfolg eines Produktes in der Lebensmittelbranche entscheiden. Auch wenn viele Firmen möglichst viele Bilder benutzen kann doch gesagt werden, dass ein bekanntes Produkt nicht darauf angewiesen ist, wohl aber doch auf eine aussagekräftige Typografie. Je bekannter ein Produkt und je namhafter der Name ist, desto mehr erfolgt eine Konzentration auf die Typografie. Heutzutage besteht solch ein Drang im Konsumwettkampf, sich zu behaupten, dass bei der Verpackung immer ausgefallerne Strategien angewendet werden. Die Schwierigkeit, möglichst viele Vorzüge des Produktes in einer übersichtlichen Art und Weise auf die Verpackung zu bringen, wird nicht von allen meisterhaft gelöst. Trotzdem ist ein allgemeiner Trend zu beobachten, der dahin führt, dass klare Botschaften mit wenig Überflüssigem bevorzugt werden. Auch dem Verbraucher ist ein sauberes Erscheinungsbild immer wichtiger. Unbezweifelbar wird die bewusste Verwendung von bestimmten Schriften auch eingesetzt, den Verbraucher zu täuschen. Deutlich wurde dies in den Anfängen des Öko-Booms, als noch keine wirklichen Richtilinien die Bezeichnungen kontrollierten. Einige Firmen setzten da z.B. grüne Schriften ein um eine gewisse Nähe zur Natur zu demonstrieren. Auch der Name eines Produktes kann,

verbunden mit einem ausgewählten Font dazu führen, dass mehr mehr gesund vermittelt wird, als drinn ist. Wenn eine Verpackung überladen ist mit Farben, Bildern und Schrift ist die Botschaft doch auch, dass das Produkt überladen ist - z.B. mit schädlichen Zusatzstoffen. Gerade bei Lebensmitteln haben die Firmen eine gewisse Verantwortung den Verbraucher aufzuklären, was er da in sich einverleibt. Generell ist jedoch erstaunlich, welch großen Einfluss die Schrift auf unsere Produktauswahl hat. Vielleicht ist der Leser nun auf den Geschmack gekommen, mehr auf die Buchstaben zu achten. Entdeckt werden kann dabei so manches, dass vielleicht sogar kostbare Anregungen bietet oder auch neue Erkentnisse zum Produkt. Und auch wenn die Gestaltung eines Produktes vielleicht nicht sehr gelungen sein mag, so gilt zur Not immer noch folgende Weisheit: »Nach einem trefflichen Mittagessen ist man geneigt, allen zu verzeihen« (Oscar Wilde). Wohl bekommt’s!

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A - Einmal Aliased, einmal Anti-Aliased

eine Möglichkeit die Schrift als Bild umzuwandeln und sicherzugehen, dass diese nicht mehr durch Browser und die Systeme verändert werden kann. Probleme sind hierbei die unterschiedlichen Größen der Zeichen, die beim Rendern entstehen. Gleiche Zeichenhöhe beim Rendering von dreizehn Punkt und vierzehn Punkt Schrift sind Möglich, bei gleichzeitig unterschiedlicher x-Höhe.   Die Einstellung »Scharfes Rendering« in Photoshop produziert sehr scharfe Zeichen und hält sich stark an das Pixelraster. Das Scharfe Rendering ist teilweise so stark darauf fixiert, nur das Pixelraster zu bedienen und nicht ein konformes Schriftbild zu erzeugen, sodass diese Einstellung dazu führen kann, dass teilweise die Feinheiten der Zeichen abgeschnitten werden. Dies tritt vor allem bei Serifen auf, wobei die Software dazu neigt, auch feine Bäuche von Kleinbuchstaben sehr grob zu arrangieren. Die Einstellung »Crisp« erhält Großteils das Erscheinungsbild des genutzten Fonts. Ein weiterer kleinerer Vorteil ist die qualitativ hochwertige Bearbeitung von verschwommenen Schriftteilen, die oft bei kleinen Schriftgrößen und dünnen Fonts zu Tage treten. Durch die Bearbeitung werden Feinheiten so gestärkt, dass sie klar erkennbar werden. Photoshop‘s Einstellung »Strong« gibt den Zeichen des Fonts zusätzliches Gewicht. Die Zeichen werden eher dicker gemacht, als dass sie zur Anpassung aus transparenten Pixeln bestehen. Dadurch werden sie auch schwer und ergeben ein massiveres Schriftbild, als es eigentlich vorgesehen war. Photoshop‘s Einstellung »Smooth« orientiert sich beim Rendern am ehesten an der Originalschrift. Das Schriftbild wird nicht allzu sehr geschärft, aber doch annähernd zur besseren Lesbarkeit gerendert. Mehrere Technologien kommen mittlerweile bei OpenType Fonts zum Einsatz. Hier werden gleichermaßen Subpixelrendering und Anti-Aliasing für das Rendering des Fonts genutzt.


Fachwerk 6 Interaktive typografie

Kommunizieren, Variieren Und interagieren Mit den Mitteln der MOdernen Technik

Quadratisch, Praktisch, Pixelbasiert – INteraktive Typografie

Typografische EIgenheiten Für jeden Designer birgt Screendesign, über das ich Ihnen einen Überblick der technologischen Differenzen zum Printmedium schaffen werde, eine Herausforderung. Gegenüber dem Printdesign, welches zum Zeitpunkt des Druckes fassbar gemacht wird, steht das Screendesign das beispielsweise nur durch Testdrucke bedingt fassbar gemacht werden kann. Diese sind allerdings in der Tat nur als Test nutzbar, da man im Screeendesign auf weit mehr als

Lesbarkeit achten muss. Zudem gibt es grundlegende, technische Unterschiede zwischen beiden Arten. Im Printbereich wird die subtraktive Farbmischung genutzt, dadurch ist geringerer Kontrast durch einen geringeren Farbumfang vorprogrammiert. Im Screenbereich wird im Gegensatz dazu die additive Farbmischung genutzt, hoher Kontrast durch stärkere Farben ist die Folge. Vorteile erhalten Printsachen dafür im Bereich Schärfe und Detailgenauigkeit. Hier stehen sich die Auflösungen 300dpi bis über 1200dpi im Bereich Print, und 72dpi bei normalen, standardisierten Röhren- LCD und TFT-Monitoren bzw. 96dpi bei diversen neuen Tablet-PCs, wie IPad oder WeePad, gegenüber. Hierzu muss allerdings noch gesagt werden, dass bei aktuellen E-Paper Readern wie dem Kindle von Amazon

auch schon bis zu 160dpi erreicht werden. Die Entwicklung geht zudem auch bei normalen PC-Bildschirmen in Richtung immer höherer dpiWerte. Dies ist vor allem für Medienschaffende wie Typografen und Grafiker von Vorteil. Höhere dpi-Werte schaffen gleichzeitig einen höheren Detailreichtum und eine größere Schärfe, wodurch beispielsweise Rundungen von Buchstaben oder feinste Härchen bei Grafiken erkennbar wären. Zudem besteht hier der Einsparungsfaktor, der sich immens verstärken würde, könnte man ohne das Testdrucken von Dokumenten auskommen, denn genau wie am Bildschirm, wenn dieser farbecht ist, würde das Druckergebnis aussehen. Ansonsten kommen die Feinheiten des jeweilig betrachteten Objektes nur durch starke Vergrößerung auf dem Bildschirm zustande. Dies penetriert

wiederum das Gesamtbild und speziell die erbrachte Aufmerksamkeit, die nun einzig einem isolierten Bereich des Ganzen zuteilwird.   Aus Mangel an den Möglichkeiten, die eine höhere Punktedichte mit sich bringt ist man dazu übergegangen Schriften auf verschiedene Weisen darzustellen. Angelegt sind Schriften grundsätzlich als Vektoren, die durch die Pixeldarstellung vergröbert und auseinander gerissen werden. Dem stellt man nun verschiedene Textrenderingsysteme entgegen, die versuchen Details, Genauigkeit und Form der Schrift möglichst treu zu erhalten bzw. einzuhalten.

Ich bin ein subpixel - sprich mich digital an. erfahre meine verschiedenen farbnuanzen in allen drei farebn. Ob das auch reicht?! Ja, so bekomme ich jedes zeichen weich!

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Christian Kleibert Wie in allen Bereichen der Typografie bestehen auch in der Interaktiven Typografie gewisse Differenzen im Bezug auf Struktur, Nutzungsmöglichkeiten und Auslegung der Schriftarten gegenüber anderen Medien.


materialien, konzeptionen, formen, visualisierungen – das lettering

felicitas merz Der Begriff des Lettern ist weit umspannend. Den Ursprung besitzt das Lettern im Comic. Die Beschriftungen der Sprechblasen in den kleinen Geschichten nannte man so. Die zuständige durchführende Person war der Letterer, der Buchstabensetzer. Dieser zeichnete sowohl den Text, als auch die noch zusätzlichen Toneffekte in den Comic und entwarf konsequent das Logo eines Comics. Der Letterer kannte sich auch in dem Bereich der Kunst, der Kalligrafie gut aus und musste die Schriftart und die Schriftgröße dem jeweiligen Stil des Comics anpassen. Heutzutage werden nur noch sehr wenige anspruchsvolle Comics mit der Hand gelettert. Die großen Comicverlage nutzen dagegen, um Zeit und Kosten einzusparen, digitalisierte Comicschriften, um zum Beispiel die Sprechblasen in den Comics mit Text zu füllen.

Writing, Lettering or type? Es gibt viele unterschiedliche Ansichten, was man heutzutage unter dem Begriff des Letterings versteht. Lettering muss nicht immer handschriftlich aussehen und auch so gestaltet sein. Eine am Computer generierte Schrift ist ein großes Baukastensystem, das sich immer wieder von Neuem kombinieren lässt. Das Lettering dagegen wird immer nur für einen bestimmten Zweck kreiert und beginnt stets bei Null. Man besitzt eine große Freiheit und kann die Buchstaben beliebig modellieren, im Gegensatz zu einer Satzschrift. Der Designer Michael Hochleitner sagt zu diesem Thema »Lettern unterscheidet sich von Satzschriften, wie Knete von Legosteinen«. Kalligrafie und Lettering sind nicht identisch. Die Kunst des schönen und filigranen Schreibens ist handschriftlich und wird mit ein paar Strichen des Schreibwerkzeugs gemacht und setzt flüssige Striche. Die Hauptaufgabe des Buchstabens ist seine Lesbarkeit. Unabhängig davon ist er auch ein dekoratives Element, das je nach Proportion, genau wie ein Mensch, anmutig und elegant wirken kann. Von der Kalligrafie, der

geschriebenen Schrift, differenziert man die gezeichnete oder gemalte Schrift, welche als »Lettering« bezeichnet wird. Im Gegensatz zur Kalligrafie ist Lettering nicht an ein Schreibgerät gebunden, was unendliche Freiheiten beim Formen der Buchstaben bietet, vorausgesetzt formale typografische Fähigkeiten sind vorhanden. Das Lettering bildet seine Form und Erscheinung aus vielen Aktionen in der Handarbeit, wie zum Beispiel Strichen, eine Liebesnotiz im Baumstamm oder ein handgespraytes Graffiti. Lettern ist durch viele Aktionen konstruiert und verwendet die verschiedensten Werkzeuge und Prozesse. Es legt mehr Wert auf die visuelle Erscheinung des Textes und wird für eine bestimmte Anwendung designt und fokusiert sich mehr auf diese. Es katapultiert die Typografie in den Vordergrund und das Auge des Betrachters. Der Kontext beeinflusst hier das Erscheinungsbild. Der Designer verleiht jedem einzelnen Buchstaben eine Einzigartigkeit und zeigt so seine große Flexibilität und Kreativität, mit denen er auf einen Kontext auf eine Weise antworten möchte. Buchstaben können zusammengedrückt, aneinandergekettet, ineinander gespannt sein, um sich speziellen Räumen anzupassen. Wörter und Buchstaben bestehen aus den verschiedensten Materialien, von Stoff, Papier, Stahl bis hin zum Schokosirup. Ein Lettern mit Papier entwirft zum Beispiel die japanische Scherenschnittkünstlerin Hina Aoyama. Sie lebt in Paris und schafft dort fantastische und filligrane Scherenschnitte, die so feingliedrig und zerbrechlich erscheinen, dass sie kaum von Hand geschaffen sein können. Beim Lettern müssen die Buchstaben nicht für mehrere Einsätze wie beim Type funktionieren. Eine spezielle visuelle Erscheinung und Stimmung und eine raffinierte Idee im Hintergrund existieren. Der Stil muss gut zum Inhalt und Kontext passen. Type dagegen sind jederzeit reproduzierbare Charaktere. Ihre Palette ist fertig gestaltet aus Formen, die gleich aussehen. Dies ermöglicht die Reproduktion von gleichen oder ähnlichen Buchstaben, wie zum Beispiel digitale Charakteren einer Tastatur oder eines Stempels.

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buchstaben durch hände zum leben erweckt


der trend zum lettering

alphabet aus maiskolben im acker gemüse als buchstaben drapiert auf einem holzbrett poster, zutaten: mehl, Butter, Sugar, eggs. Agentur happycentro

virusfonts bietet ganz besondere Schriftsätze. die lizenzierung selbiger ist trotzdem unspannend.

als Open Source Software anzubieten. Und das nicht nur zur kostenlosen Nutzung, sondern auch zur Weiterverarbeitung und -veränderung, vorausgesetzt, man ändert dann den Namen der Schrift. Luptons »Free Font Manifesto« präsentiert die besten, seriösen Quellen für kostenlose Schriften im Internet, um weltweite Kreativität anzuschüren und die Entwicklung einer typografischen Infrastruktur auf der ganzen Welt zu fördern. So sollen besonders auch in Dritte-Welt-Ländern Möglichkeiten zur typografischen Grundeinrichtung gefördert werden. Ein lizenzfreier Schriftsatz kann also auch als kleines Geschenk an die Menschheit und die Kultur verstanden werden und wer weiß, vielleicht werden schon bald mehr und mehr Software-Unternehmen ihre Nutzer mit solchen Kulturhäppchen beglücken. Nichts desto trotz, auch Ellen Lupton weiß, Schriften sind Ergebnisse langjähriger und harter Arbeit und deren Gestalter haben ein Anrecht auf rechtlichen Schutz des Werkes und entsprechenden finanziellen Ausgleich. Sie kann sich nicht vorstellen, dass irgendwann alle Schriftarten kostenlos zugänglich sein werden. Selbst wenn jeder Typograph auch nur einen Schriftsatz lizenzfrei zur Verfügung stellen würde, gäbe es für den ohnehin schon schweren Beruf des Schriftgestalters kein

Betätigungsfeld mehr. Daher ist Lizenzierung auch weiterhin wichtig und wertvoll, um die Kraft und Schönheit von Typografie zu gewährleisten. www.faces.co.uk mit Sitz in England arbeiten mit Linotype zusammen und haben auf ihren Internetseiten die goldenen Regeln der Schriftlizenzierung aufgeführt. Darin heißt es erstens: Font-Software wird lizenziert, nicht gekauft. Die Nutzung selbiger ist immer durch gewisse Faktoren limitiert. Zweitens: Ausgangspunkt der Lizenzierung ist das sogenannte End User Licence Agreement (EULA), die Linzenzvereinbarungen variieren jedoch je nach Einsatzgebiet. Drittens: Die Lizenz schließt das grundsätzliche Kopieren der Software mit Ausnahme von »service bureaux« aus. Viertens: Eingebettete Schriften dürfen online veröffentlicht, nicht aber bereitgestellt werden. Fünftens: Aus Schriften darf statisches Bildmaterial kreiert werden (z.B. gif-Bilder). Sechstens: Unerlaubterweise dürfen keinerlei Modifizierungen am Schriftsatz vorgenommen werden. Siebtens: Der Lizenznehmer haftet für illegale Verbreitungen der Schrift. Achtens: Bei Zweifeln, unbedingt nachfragen! Auch Ralf Herrmann befasst sich auf typografie. info mit dem »Mythos Schriftlizenzen - Alles, was

man wissen muss« mit der grundsätzlichen Vorgehensweise bei der Schriftlizenzierung und stellt fest, dass auch alte Hasen des Designgeschäftes immer wieder grundsätzliche Fehler machen. Er klärt, was Lizenzierung bedeutet, wer nutzungsberechtigt ist, wie es um die Wirksamkeit der Lizenzverträge steht und wie man die Lizenzkosten bestenfalls auf Designbüro und Kunde aufteilt. Zusammenfassend bleibt zu sagen: Weitläufige Unterschiede zwischen Fontshop & Co und dem typografischen Einzelkämpfer gibt es in puncto Lizenzierung nicht. Die Verträge sind sich im Großen und Ganzen sehr ähnlich, nur im Detail gibt es Unterschiede. Was folglich bedeutet: Um das Lesen des Kleingedruckten kommt man nicht herum. Ein Lizenzvertrag ist bindend, wie jeder Telefon-, Kaufoder Mietvertrag und nur wegen der Anonymität, die das Internet bietet, nicht weniger bedeutoder wirksam. Ist man sich dessen bewusst und handelt man danach, kann man nicht ungewollt in schwammige Bereiche geraten und ist bestens gegen unliebsame und teure Überraschungen gefeit.

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Über die letzten Jahrhunderte hat sich die Typografie zunehmend verändert und neu textualisiert. Sie ist nicht mehr nur ein statisches monotones Druckerzeugnis, sondern sie wird immer mehr zu einem Bild. Die Typografie wird zum Zentrum des Bildes gemacht und wird zum Subjekt, wie jedes andere Objekt auch. Sie wird als physisches Subjekt dargestellt und zeigt oft Schwere und Tiefe. So kann die Schrift auch mit ihrer Umwelt vermehrt in Aktion treten. Dieser Punkt macht es umso schwieriger die zeitgenössische Typografie zu definieren. Der Unterschied zwischen Typografie und Bild wird immer diffizieler und die Grenzen zwischen ihnen sind fließend. In den letzten Jahren fand eine Revolution im Bereich der Schrift statt, die von der Technologie ausging. Die Typografen und Designer haben immer bessere Werkzeuge und Möglichkeiten die Buchstaben digital zu verändern. Die Schrift kann, wie jedes andere Bild heutzutage auch verändert werden. Ein Buchstabe wird verzogen, auseinandergeschnitten oder farblich angepasst. Normalerweise kommentiert die Schrift ein Subjekt, welches sich in Form eines Bildes zeigt. Sie kommuniziert erklärende Informationen. Heute jedoch hat die Typografie zunehmend auch einen anderen Einsatz in der Interaktion mit ihrer Umwelt gefunden. Das Subjekt dieser Interaktion sind die Buchstaben selbst und sie machen auf sich selber aufmerksam. Die Schrift verschafft sich eine eigene, unabhängige Identität. Beim Lettern ist das Subjekt nur die Schrift. Die Rückkehr zum Handgemachten wurde in den letzten Jahren populärer. Es wird immer schwerer das Auditorium mit Computerarbeiten zu beeindrucken und die digitale Müdigkeit macht sich breit. Starre Formen in einer Schrift werden aufgelockert und durch Ungleichmäßige ersetzt. Das Handgemachte scheint für die Umwelt freundlicher zu sein und wird als weniger schädlich angesehen, da wir es mit der Natur verbinden. Es wird als angenehmer und vertrauenswürdiger empfunden. Der Müncher Designer Kai Büschl kreiert unkontrolliebares Lettern. Alles, bei dem er mit der Hand eingreift und es verändert stellt für ihn ein Lettern dar. Natürlich, sagt er, kann man es nicht bei jedem Auftrag einsetzen. Vorzugsweise findet es aber immer einen passenden Rahmen, wenn es um Freundschaften geht und wenn es, wie Kai Büschel sagt »menschelt«. Die praktische Anwendung steht beim Lettern im Vordergrund. Das Lettering kann dreidimensional sein und man benützt die unterschiedlichsten Materialien. Die Schrift wird zum physischen Objekt, erschaffen aus Legosteinen, Elektrokabeln, aus Blumen, Obst, Gemüse oder gar im Ofen gebacken. Die Schrift erhält Volumen und eine Öberflächenstruktur. Die neue Ära der Typografie ist geprägt davon, dass die Designer vermehrt Wert auf den Focus der Form legen und auch auf die Substanz des einzelnen Buchstaben. Höchste Authentizität und Lebendigkeit besitzt das Lettering, wenn Spuren der handwerklichen Entstehung, wie Pinselstriche oder Papierstrukturen für das menschliche Auge erkennbar bleiben. Manchmal lässt sich ein Lettering nicht von einer Satzschrift unterscheiden. Für eine Kampagne kann zum Beispiel der Produktname auf dem Produkt gelettert sein, der Text in der betreffenden Sprechblase jedoch ein Font sein, obwohl es nicht danach aussieht. Der Aufwand steht beim Lettern aber immer im Zentrum. Lettern heißt für Designer: Kürzere Projekte, an denen sie vielleicht jeweils eine Woche arbeiten. An Fonts arbeiten Designer wesentlich länger, meistens werden mehrere Schnitte über viele Monate entwickelt. Der Aufwand um das gewünschte Ergebnis zu erzielen ist allerdings beim Lettering viel höher. Jedoch wird das Lettering nur einmal für einen speziellen Werbeauftritt oder Kampagne eingesetzt. Ein weiterer relevanter Unterschied ist, dass


VirusFonts, 1997 gegründet von Jonathan Barnbrook, und Barnbrook Design bieten das Besondere. Außergewöhnliche Schriftsätze für exklusives Designing, oder wie sie selbst über sich sagen: »experimentelle, innovative und nutzbare Fonts«. Seit neuestem bieten sie nun auch Webschriften an, was vielen Webdesigns zu »einzigartigem, esoterischem oder subversivem« Charakter verhelfen wird. So außergewöhnlich die Fonts aus der Schmiede von VirusFonts doch sind, so gewöhnlich geht es dann im Bereich der Lizenzierung zu. Es gibt keinerlei Abweichung zu bereits erwähnten Schrifthäusern und keine Besonderheiten der Lizenzierung. Einzige Ausnahme besteht in der Möglichkeit, einen favorisierten Font testweise herunterzuladen und ihn zur Gestaltung kostenfrei zu verwenden, bis man sich dann entschließt, die Schrift tatsächlich zu verwenden. Sobald die Arbeit dann veröffentlicht werden soll, fallen Lizenzkosten an. Delton Maag aus London hat kleine, aber feine Besonderheiten im Bereich der Lizenzierung vorzuweisen. Die Formulierungen variieren zwischen den einzelnen Unternehmen, die Bedingungen sind jedoch in der Regel dieselben oder zumindest ähnlich. Delton Maag weiß: »Die richtige Schrift für ein Projekt zu finden ist eine echte Herausforderung«, aber auch beim Kauf einer Schrift ist einiges zu beachten und es ist nicht minder wichtig, Lizenzüberlegungen in den Entscheidungsprozess für oder gegen eine Schrift einzubeziehen und entsprechend an den Kunden weiterzugeben. Delton Maag bieten dem Käufer Einzel-, Mulit-User-Lizenzen (MUL) und OEM (Original Equipment Manufacturer) Lizenzen, die sowohl gekauft, als auch geleast werden können. Die Kollektiv-Lizenzen von Delton Maag ermöglichen es außerdem auch Dienstleister mit einzufassen. Entsprechende Vereinbarungen sind allerdings mit dem Schrifthaus direkt zu klären, sie können nicht online abgewickelt werden. Das Schrifthaus bietet zudem, wie auch Gerard Unger Spezialanfertigungen. Benötigt der Kunde Änderungen am Schriftsatz, zusätzliche Schriftzeichen und Sprachen, sowie Formatänderungen, kommt einem das Unternehmen nach Kräften entgegen. Die oben erwähnten OEM-Lizenzen sind speziell für Kunden gedacht, die Kommunikationskonzepte entwickeln, die es nötig machen, eine Schrift weiterzuverkaufen, z.B. Mobilfunk- und Pay-TV-Anbieter. Hierbei gibt es je nach Einsatzbereich drei Klassifikationen. Es gibt die Möglichkeit, OEM-Lizenzen vierteljährig (pro Font), ganzjährig oder unlimitiert je nach Kundenstamm zu nutzen.

»3.2 Der Lizenznehmer stimmt zu, dass die Schriften-Software und die Dokumentation sowie sämtliche Kopien der Linotype GmbH gehören« Zusätzlich zu diesen Nutzerlizenzen bietet Delton Maag außerdem als besonde-

res Angebot die Aller Font Family unter einer kostenlosen Lizenz an. Für bis zu 25 Nutzer kann der Schriftsatz sowohl kommerziell, als auch privat lizenzfrei genutzt werden. Übersteigt die Nutzerzahl die 25 benötigt man eine kommerzielle Lizenz. Die im Jahre 2008 entworfene Schrift wurde vom gleichnamigen Verleger für die »Dänische Schule für Media und Journalismus« gesponsert und damit als lizenzfreie Schrift für den Nutzer möglich gemacht. Um das Lesen der dazugehörigen »Free Licence« kommt man dennoch nicht herum.

es geht auch anders

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Lizenzierung, Preise für Schriftsätze, Nutzungsrecht, Verträge und Paragraphen ‑ dass es auch anderes geht, zeigt Ellen Lupten mit ihrem Manifest für die freizugängliche und kostenlose Schriftkultur. Um Professorin Lupton vom Maryland Institute College of Art (MICA) in Baltimore hat sich ein Designer- und Typografen-Konglomerat geschart, das sich entschlossen hat, seine Schriften

lettering aus Wiesenblumen aus der schwäbischen ostalb, felicitas merz, april 2011

die Buchstaben beim Lettern nicht modular aufgebaut sind. Darum kann das Lettern individueller, dekorativer, unkonventioneller und ausdrucksstärker sein, als das Typedesign. Im Bereich des Letterings vermischen sich oft verschiedene Gestaltungsarten, wie Grafikdesign, Illustration und Typografie.

Konzeptuelle kreativität Die Werbebranche schreit nach neuen einzigartigen Formen, die mit den verschiedensten Werkzeugen entstanden sind. Das Lettering ist stark im Trend, da es weniger subtil ist als das Typedesign. Das individuelle Zeichnen und Gestalten von Buchstaben zieht die Aufmerksamkeit immer mehr auf sich. Fotos fehlt es oft an Indivisualismus, weshalb Designer handgemachte Buchstabenformen und experimentelle Alphabete kreieren, die immer auf einem konzeptuellen Hintergrund basieren und nach diesem auch gestaltet werden. Buchstaben sind funktional, aber ihre Erscheinung und Personalität reflektieren die kulturelle Umgebung für die sie gestaltet wurden. Sie können Emotionen wecken und sprechen durch ihre Form. In vielen Fällen zielen Designer darauf das Erscheinungsbild der Buchstaben genauso zu gewichten wie ihren

der visuelle ausdruck vonfür den kleinen und Textinhalt. So tauchen Designer verschiedene Fragen vor der Gestaltung der Lettern auf. Zum Beispiel, welche Mitteilung die Buchstabenform gedanken dem BetrachtergroSSen machen soll? Der Designer der Lettern hat sich vorher schon

darüber Gedanken gemacht, wo und wann die Buchstaben auftauchen und in welchem Zusammenhang sie stehen. Die starke Individualität des Lettering lässt den Stil des Designer wie seine eigene Signatur wirken. Schon in den 70er und 80er Jahren entstand aus dem Underground Lettern eine Verbindung zu dem Corporate Marketing. Die Band Velvet Underground produzierte zusammen mit dem amerikanischen Künstler Andy Warhol grafisch beeindruckende CD-Cover. Basierend war diese revolutionäre Entwicklung von der Erschaffung der neuen Designs zu Soft Drinks, Schuhen und Skateboards. Jedes Lettern basiert auf einem gewissen zu dem Produkt passenden System. Die typografischen Systeme sind Schauplätze von visuellen Regeln. Diese eingeschlossenen Systeme handeln durch die Definition ihrer Erscheinung, der Größe, der Charaktere und die Zusammenarbeit aller. Das Lettering und das Handwritig akzeptieren mehr elastische Beziehungen zwischen den Buchstaben. Da nur ein spezifisches Wort oder eine zentrale Aussage im Zentrum der Gestaltungsarbeit steht, entsteht mehr Spielraum für einen Designer das System nach seinen Vorstellungen zu definieren und ihm seinen Ausdruck zu verleihen.

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Varianten von bereits bestehenden Klassikern (so geschehen mit der Futura für Volkswagen) an, um sie besser den individuellen Wünschen seiner Kunden anzupassen. Einzellizenzen von LucasFonts gelten für einen Drucker und bis zu fünf Rechner. Damit ist es einem gestattet, Kopien für Servicebüros, Dienstleister oder Lieferanten zu erstellen, um seine Druckgeschäfte abwickeln zu können. Abgesehen davon, darf aber natürlich auch keine Weitergabe der Daten geschehen. In manchen Fällen muss bei der Publikation darauf geachtet werden, die Schriftquelle in einer bestimmten Form anzugeben. Außerdem weist LucasFonts auf einen wichtigen Punkt im Bezug auf das Verständnis von Typografie hin: Der Lizenznehmer verpflichtet sich, die Schrift wie jedes andere gestalterische Material, sprich ebenso wie ein Buch, eine Fotografie oder ein Musikstück zu behandeln. Typografie, darauf weist LucasFonts noch einmal speziell hin, ist ein zu schützendes und wertvolles Werk, das man mit entsprechendem Respekt behandeln muss. Im Bereich der Einbindung von Schriften ergeben sich bei diesem Schrifthaus kleine Besonderheiten: So ist es nicht gestattet, Schriften in Dokumenten eingebettet ohne Weblizenz online zu präsentieren. Für eine Veröffentlichung im Internet oder auf CD Roms beispielsweise reicht eine Einzellizenz nicht aus. Eine weitere Spezialität bei LucasFonts: Dem Nutzer wird das Recht eingeräumt, den Font für den persönlichen Gebrauch zu bearbeiten - was dieser persönliche Gebrauch genau bedeutet, wird nicht näher erläutert, hier empfiehlt es sich gegebenen Falls genauer nachzufragen – Weiterverkauf o.ä. ist jedoch strengstens verboten.


Visuelle Erscheinung Das typografische Lettering zielt nicht darauf die größte klare Lesbarkeit zu erzeugen. Den einzelnen Buchstabenformen fehlt es oftmals an Wiedererennungswerten alphabetischer Charaktere. Geletterte Alphabete sind derzeit sehr im Trend, weshalb sogar eine Bestenliste der kreativsten Alphabete existiert, entstanden aus den vielen Formen des Letterings.

mooslettering auf betonwand, anna garforth

gestalteten die jungen Designer Kyle Bean, Josh White und Rory Tylor für die Abschlussfeier der Universität Brighton ein beeindruckendes Lettern. Sie erschufen typografische Bärte. Als Material verwendeten die jungen Gestalter dabei synthetisches Fell und Pfeifenreiniger. Sie hüllten sich in viktorianische Outfits und feierten gleichzeitig das

food alphabet, lucy wragg, new york, size a1, 2010

Adobe geht mit anderer Formulierung ans Werk. So spricht man hier von der Profitierung seitens des Nutzers vom geistigen Eigentum der Designer und macht direkt darauf aufmerksam, dass es evtl. nicht reichen kann, den Software-Lizenzvertrag für Einzellizenzen durchzulesen. Gegebenenfalls bestehen weitreichendere Vereinbarungen, wie ein Mehrfachlizenzvertrag - »Volume License«, die sich aus anderen Vertragssituationen mit Adobe ergeben und jene Bedingungen ergänzen. Zunächst einmal erläutert Adobe im Vertrag verwendete Begriffe, wie »Zulässige Anzahl«, damit sind die uns bereits bekannten fünf Workstations gemeint, dann werden jedoch inhaltlich dieselben Punkte abgehandelt. Auch hier darf zusätzlich zum Rechner am Arbeitsplatz ein Schriftsatz auf dem Laptop oder dem Desktoprechner des Home Offices installiert werden, unabhängig davon, ob die »Zulässige Anzahl« bereits ausgeschöpft wurde. Vorausgesetzt ist allerdings, dass die beiden Rechner nicht zeitgleich genutzt werden. Ebenso erlaubt auch Adobe eine Sicherungskopie der Schrift zu Archivierungszwecken zu erstellen. Abgesehen davon verbieten sich aber auch sonst sämtliche Formen der Weitergabe, Veränderung und Weiterentwicklung mit Ausnahme der Bestandsdateien (was jedoch ihrerseits wieder an Bedingungen geknüpft ist). Erhält man die Schrift in Verbindung mit einem Programm, so darf diese der Software nicht »entbündelt« werden. Der Schriftsatz ist in diesem Fall Teil der Software und darf nur als solcher verwendet werden. Was impliziert, dass man auch die Software nicht auseinander nehmen darf, um die einzelnen Teile auf verschiedenen Rechnern zu installieren. Die Software ist lediglich als komplette Version zu installieren. Wie auch Fontshop und Linotype gewährt Adobe ein 90-tägiges Rückgaberecht bei technischen Mängeln oder Softwarefehlern.

Ich zieh mein eigenes ding durch Diese Alphabete illustrieren und drücken kreative Ideen aus, bestehend aus Materialien wie Haaren, Rauch, Kunststoff, Nahrungsmitteln oder Holz. Sie sind Schauplätze der Grenzen redaktionelle Perspektiven, sie illustrieren ihre Konzepte durch Buchstabenformen, genauer gesagt bildhafte Bedeutungen. Gezielt gestaltete Alphabete bestehen entweder aus einzelnen Buchstaben, die man neu arrangieren kann, oder wiederum nur aus den Buchstaben A bis Z und können dann nicht in verschiedene Wörter neu arrangiert werden. Ein Trend im Bereich von Alphabeten besteht im Zusammenhang mit dem Einsatz von Gemüse oder Obst, das gelegt und fotografiert wird. Es soll auf den Trend »Bio« hinweisen. Andere Alphabete aus Steinen, Lichteffekten, Menschen oder gar ganze Rauminszenierungen existieren, wie der Fotograf Bela Borsodie zeigt. Der in New York lebende Designer sollte für das Magazin »WAD« den Buchstaben »A« arrangieren. Borsodi wollte etwas außergwöhnliches für das Magazin entwerfen und räumte seine Wohnung kurzerhand so um, dass gleich das ganze Wort »Alphabets« aus Möbeln, Haushaltswaren und Textilien entstand. Mit den Mitteln der Haare

150-jährige Bestehen der Universität Brighton. Lichtalphabete aus Leuchteffektbildern werden im Internet mittlerweile zum Download angeboten. Anna Garforths grüne Graffitis bestehen aus kurzen prägnanten Wörtern oder Gedichtstrophen, entweder aus Blättern, die sie mit Hilfe von Dornen an Pfosten befestigt, oder Moos, das sie mit einer Zucker-Joghurt-Mixtur an die Wände klebt. Die Künstlerin will die Passanten mit ihren grünen Sprüchen zum Nachdenken anregen. Die Green Art Künstlerin zeigt mit Skulpturen aus Staub, Graffiti aus Blättern und Reverse Graffiti, dass Öko auch in der Kunst auf dem Vormarsch ist. Jedoch basiert jedes Lettering auf einem festen Konzept, welches am Anfang der Arbeit steht. Dieses Konzept muss typografischer oder abstrakter Natur sein und eine gute Idee und eine konkrete Meinung im Hintergrund besitzen. Interessanterweise bringt jedes Lettering während seiner Kunstperformance den aufwändigen Entstehungsprozess zur Geltung. Ein prozessorientiertes Alphabet bringt seinen Designer dazu Buchstabenformen zu erschaffen und unter sehr spezifischen Bedingungen mit ungewöhnlichen Werkzeugen zu arbeiten. Die

lettering is hunger to rematerialize type

Letterings wollen nicht wie typische Fonts einen bestimmten Buchstabenstil ausdrücken, das Ergebnis wird überraschen. Konzeptuelle Buchstaben können eine Form von Schrifthandhabung sein, ein Wort oder ein Poster, geschaffen für eine spezielle Anwendung. Das Alphabet wird zum Subjekt für Kunst und Experimentierung. Das Lettern dient nicht nur als Handwerk um Sprache auszudrücken, sondern es versteht sich als konzeptuelle Schriften, die nach ihrer Idee bestimmt sind.

DIe Kostümierung der Buchstaben

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Personalität und Individualität, das sind die beiden zentralen Begriffe, die ein Lettern auszeichnen. Unterschiedlichste Buchstaben können von Grund auf neu erschaffen werden oder schon bestehende Strukturen können dekoriert und modifiziert werden, um den Geschmack des Designers angepasst zu werden. Die meisten Designer beginnen bei dem Prozess des Lettern mit einem existierenden Schriftbild, entweder als Inspiration oder als Rohmaterial für ihr Projekt. Grafik Designer verändern die Schrift

Wie es die großen Versandhäuser machen, wissen wir nun. Doch wie sieht es bei den kleinen Einzelkämpfern aus? Und wie steht es um Open Source Fonts? Hat dies Zukunft und was bedeutet das für die Schriftgestaltung? Der Holländer Gerard Unger bietet einige Besonderheiten im Bereich der Lizenzierung. Von seinem recht überschaubaren Schriftangebot hat er vor allem für seine Gulliver besondere Verhältnisse geschaffen. So verkauft er von jener weltweit nicht mehr als 100 Nutzungslizenzen. Damit grenzt er sich klar von Fontshop & Co ab und verleiht seiner Schrift einen ganz exklusiven und natürlich begehrenswerten Charakter. Als Lizenznehmer wird man automatisch in den Gulliver Club aufgenommen. Unger gibt auf seiner Website Beispielpreise an, die mit Ausnahme der Gulliver für alle seine Schriftsätze gelten: So kostet eine Einzellizenz 100 Euro, die für fünf Arbeitsplätze gültig ist. Zehn Fonts für ebenso viele Workstations kosten 1390 Euro. Diese Verallgemeinerung macht die Schriftlizenzierung bei Gerard Unger einfach und weniger verkopft. Die Formulierung der Nutzungsbedingungen ist nicht so sehr juristisch, dafür persönlicher und menschlicher und sie lassen, zumindest augenscheinlich, Raum für Kommunikation. Unger legt Wert auf den persönlichen Kontakt mit seinen Kunden und bietet individuelle Lösungen in Form von Modifizierungen nach Maß an. Außerdem erläutert er dem Besucher seiner Homepage, warum die illegale Kopie von Schriften mit Diebstahl gleichzusetzen ist und schafft dadurch kommunikative Nähe. Gerade die Anonymität des Internets ermöglicht im Grunde erst die illegale Verbreitung von Daten. Dem versucht Unger auf humorvolle Weise entgegenzuwirken.

Gerard Unger beim kreativprozess.

Die Preise für die exklusive Gulliver gibt es lediglich auf Anfrage. Es gibt jedoch die Möglichkeit eine so genannte »Vorläufige Lizenz« für 500 Euro zu erwerben. Entschließt man sich dann zur tatsächlichen Nutzung, kommen weitere Kosten auf einen zu.

Luc de Groot, Virus Fonts und delton maag Ungers Kollege Lucas de Groot bietet maßgeschneiderte Fonts, wie er sie auch schon für zahlreiche Unternehmen gemacht hat, darunter die »taz«, »Der Spiegel« und Microsoft, für die er zwei Fonts für Windows Vista gestaltet hat. Außerdem bietet er modifizierte Versionen seiner Fonts und verbesserte

Fachwerk 6 schriftlizenzen

Adobe-Schriften


500.000 ausgegangen. Ist die vom Nutzer angegebene Besucherzahl größer, so bedarf es einer höher angesetzten Lizenz. Was aber bedeutet Nutzung im Falle einer Schrift im Onlinebereich überhaupt? Der Nutzer benötigt eine Lizenz, um seinen Font im Seitenlayout darzustellen und sie dem Webbrowser zur späteren Decodierung bereit zu stellen. Dabei ist natürlich wieder zu beachten, dass dieser Dritten nicht zur Nutzung zugänglich gemacht wird.

Linotype nicht im Lizenzabkommen integriert sind, auf den Server zugreifen. Jegliche Weitergabe an Dritte verbietet Fontshop grundsätzlich. Vor allem ohne Inkenntnissetzung seitens des Lizenznehmers über die Lizenzabkommen. In ausgewählten, mit Fontshop abgestimmten Einzelfällen darf eine Weitergabe an z.B. Drucker oder Lieferanten geschehen, solange es sich lediglich um die Abwicklung des Druckverfahrens handelt. Sobald der Dritte den Text modifiziert, also mit der Schrift arbeitet, muss er eine eigene Lizenz erwerben. Selbiges gilt für die Verbreitung der Schrift im Web. Der Schriftsatz darf in elektronische Dokumente eingebettet werden, z.B. als gif- oder pdfDatei, es muss jedoch sichergestellt sein, dass der Nutzer des Dokumentes die Schrift lediglich sehen, bzw. lesen kann. Bearbeitung, Änderung, Verbesserung oder Hervorhebung, sowie Modifizierung seitens Dritter sind verboten. Logischerweise ist es ebenso wenig gestattet, die Schrift zu verkaufen oder in Teilen als Softwarebeigabe weiterzugeben. Benötigt der Nutzer Modifizierungen, um sein Kommunikationsziel zu erreichen, so geht dies, wenn überhaupt, nur über Fontshop selbst. Entsprechende Anfragen müssen gestellt werden, gestalterische Veränderungen dürfen keinesfalls selbst unternommen werden. Fontshop übernimmt für die Schrift eine Garantie von 90 Tagen, da, so wissen sie selbst, »Software stets auch fehlerhaft« sein kann, sie garantieren allerdings, dass ihre Dateien gänzlich frei von Viren sind. Kann man innerhalb jener 90 Tage beweisen, dass Fehler seitens Fontshop bestehen, so wird der Schriftsatz zurück genommen.

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Für die Lizenzierung von Webfonts gelten besondere Regeln. So darf man keinesfalls die für Drucksachen erworbene Lizenz als Weblizenz verwenden. Der Preis für einen Webfont richtet sich nach der monatlichen Frequentierung der entsprechenden Website. Dabei wird grundsätzlich von einer durchschnittlichen monatlichen Besucherzahl von

Auch Linotype GmbH beschränkt wie Fontshop eine Einzellizenz auf fünf Arbeitsplätze. Verständlich sind die Ähnlichkeiten der Lizenzierung, da die beiden Unternehmen sehr eng miteinander zusammenarbeiten. Linotype bietet allerdings seit 2009 eine wichtige Erweiterung zur Einzellizenz. So darf die erworbene Schriftart zusätzlich zur Nutzung auf fünf Rechnern auch noch auf einer nicht-kommerziellen Website im Embedded Open Type (EOT) Format genutzt werden. Dabei muss allerdings jedoch wieder gewährleistet sein, dass dem Besucher der nicht-kommerziellen Webseite die Schrift nicht zur Bearbeitung oder Veränderung zugänglich gemacht wird. Durch jenes Format fallen für den Lizenznehmer zunächst keine weiteren Kosten wegen Onlinenutzung der Schriften im kleinen Rahmen an, was dem Webdesigner neue, kostengünstige Möglichkeiten bietet. Die Übertragung der Nutzungsrechte an dritte Personen verbietet Linotype ebenfalls grundsätzlich. Es besteht jedoch eine entscheidende Ausnahme: Entschließt sich der Lizenznehmer seine Lizenz weiterzugeben, so muss sich der Dritte uneingeschränkt bereiterklären, alle Bedingungen des Vertrages zu akzeptieren und zu erfüllen. Außerdem muss der vorherige Lizenznehmer die bisherige Nutzung der Schrift gänzlich einstellen und alle Kopien auf seinen Workstations deinstallieren und löschen. Ansonsten kann eine Weitergabe nur an ausgewählte Dritte erfolgen, wie beispielsweise Serviceunternehmen, die die Schrift für den Druck benötigen, sie jedoch nicht selbst verwenden. Desweiteren bestehen keine vertraglichen Unterschiede zu Fontshop. Garantiefälle, Geheimhaltung der Daten und mögliche Faktoren, die zur Beendigung des Nutzungsvertrages führen etc. sind identisch. So gelten auch in beiden Fällen keinerlei mündliche Vereinbarungen und Abmachungen.

buchstabe p, bela borsodi, new york 2010

so, dass das Rohmaterial nicht mehr erkennbar ist. Das Verhältnis der Veränderung vom Rohmaterial zur Kostümierung ist wichtig, um die Lesbarkeit zu erhalten. Fügt der Designer dem bestehenden Rohmaterial etwas hinzu, wird den Buchstaben eine komplexere Stimme gegeben. Das Lettern erschafft eine neue Identität für ein Vorhaben, um dem Leser deutlich zu machen »Sieh her, das ist etwas Besonderes«. Ein Lettern kann viele Ebenen enthalten, um den Leser zum Interpretieren und Entschlüsseln anzuregen. Für den Betrachter wird das Lettern eine aktive geistesgegenwärtige künstlerische Erfahrung. Lettern bringt Frische und viele neue Möglichkeiten und Überraschungen mit sich. Sebastian Trunzer entwickelte in dem Seminar dreidimesionales Gestalten an der Fachhochschule in Trier einen »vergänglichen Font« aus Eis. Durch die Schmelzung nimmt die Lesbarkeit von Zeit zu Zeit ab. Auch er begann mit einer Skizze und einer ersten Rohidee. Wenn die Skizze ein gewisses Level an Raffinesse erreicht hat, findet der Prozess der finalen Form statt. Dies ist ein langsamer und diffizieler Prozess, der über Stunden, Wochen und Monate gehen kann. Das Konzept und die Entwurfsphasen

poster, Nelly Mia City Nessuno é Straniero, agentur happycentro

dauern regulär länger als die finale Erstellung. Der ausgedehnte Prozess eines Letterdesigns beginnt meistens mit einer Skizze auf einem Blatt Papier. Einige Skizzen vor ihrem Projekt verfasste die Agentur Happycentro für die Kampagne aus dem Jahr 2007, bevor sie diese genauer ausarbeitete. »Nelly Mia City Nessuno é Straniero« lautet der Kampagnentitel, was übersetzt bedeutet: In meiner Stadt ist niemand ein Fremder. Diese Kampagne ist ein nicht profitorientiertes Projekt, das geschaffen wurde, um die Aktivitäten gesammelter Verbindungen darzustellen, die sich mit kultureller Integration befassen. Durch verschiedene Workshops wurden aus informellen Gruppen und Schulen, sehr große Buchstaben gestaltet, die mit Kleidern von Caritas kostümiert wurden. Verschiedene große Buchstabenformen wurden digital gelayoutet, ausgedruckt und danach aus dickem Karton geschnitten, mit verschiedenen Stoffen und diversen farbenfrohen Kleidungsstücken verschieden beschmückt. Menschen aus den verschiedensten Kulturen sollten die Kampagne bereichern und unterschiedliche kulturelle Hintergründe in die Gemeinschaft integrieren. Durch die Darstellung der verschiedenen

Menschen im Zusammenhang mit den Buchstaben, die im Gesamten den Titel der Kampagne ergeben, entsteht eine Sprache mit verschiedenen Nuancen. Viele Menschen haben die Kampagne unterstützt, indem sie ihr Gesicht auf dem Poster der Kampagne ablichten ließen. Die Kampagne wurde unterstützt von CSV, dem Servicecenter für Volontäre. Das Projekt wurde geschaffen von Richard Florida und fotografiert von Frederico Padovani und Monica Tarocco. Jeder Buchstabe agiert bei dem Lettern zielgesetzt und er muss in das Gesamtkonzept und zu seinem Nachbarn passen. Da alle Buchstaben auf einem bestimmten Grundkonzept basieren, um lesbar zu sein, müssen auch beim Lettern bestimmte Formen und Strukturen eingehalten werden. Je stärker die Grundanatomie der einzelnen Buchstaben innerhalb des Letterings verändert wird, desto schwerer kann ein Buchstabe oder ein spezifisches Wort entziffert und verstanden werden. Immer mehr Designer lassen den Computer links liegen und greifen vermehrt zu Pinsel, Farbe, verschiedenen Materialien und Handarbeit. Ideen und Botschaften lassen sich so auf mehreren Weisen umsetzen und visuell attraktiver gestalten.

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Das free font manifesto beschreibt den weg zur typografischen infrastruktur.


die digitale schrift: das täglich brot des designers eine orientierungshilfe im lizenzdschungel

Buchempfehlungen – Für Typografie und Wirtschaft

Geben und nehmen, Entwerfen und nutzen – Die Grauen zonen der Schrift

enger beieinander wie man oftmals denken mag. Es fängt bereits damit an, wenn man ein Buch über Typografie schreibt und auf dem Markt zum Verkauf anbietet. Viele Designer, Schriftgestalter, Autoren und Kritiker setzen sich mit diesem Thema auf unterschiedliche Art und Weise auseinander. Hier sind neunzehn ausgewählte Beispiele lesenswerter Fachliteratur.

Die Bücher Otl Aicher: Typographie In diesem Buch erhält man einen tiefen Einblick in die Philosophie und das Arbeiten von Otl Aicher, das jedem Gestalter eine sehr gute Basis für neue Ideen bieten kann. X19619930072

Adrian Frutiger: »Schriften«

Das Gesamtwerk Sowohl die erfolgreiche berufliche Laufbahn von Adrian Frutiger wurde hier basierend auf vieler Gespräche und Recherchen niedergeschrieben als auch die Entwicklung und Umsetzung seiner veröffentlichten und nichtveröffentlichten Schriften und Logos.

eien Empfehlung für theoretisch Itneressierte. Welt aus Schrift – Das 20. Jahrhundert in Europa und den USA Das Buch wurde anhand einer gleichnahmigen Ausstellung entworfen, die über 500 Plakate, Bücher, Zeitschriften, Schallplatten und Akzidenzdrucke der angewandten Typografie zwischen 1890 und der Gegenwart zeigte.

entworfen worden, die den Beruf des Gestalters nie er-lernt haben, aber dennoch fehlerfrei, schnell und optisch wertvoll gestalten wollen. Takeaway-Typografie. Gerard Unger: Wie mans liest

Ungers Buch gilt als eines seiner »...Da es die „Macht“ von typografen, wichtigsten Veröffentlichungen, da Schriftentwerfern und grafikdesigEllen Lupton:Thinking With Type es aufgrund seiner lockeren und Ellen Lupton veranschaulicht in ihrem dennoch professinonellen Art und nern vermittelt.« Buch typografische Grundsätze und Weise die »Macht« von Typografen, erfreut den Leser mit interessanten Essays und Beispielen zu zeitgenössischem und historischem Design.

Steven Heller and Philip B. Meggs: Texts on Type Critical Writing Das Buch enthält mehr als fünfzig interessante und seltene Abhandlungen von wichtigen Historikern, Designer und Kritikern über die Geschichte, Ästhetik und Praxis der Typografie,

Hans Rudolf Bosshard: Typografie Schrift Lesbarkeit Rund um das Thema Lesbarkeit der Schriften in der alten und neuen Welt handelt dieses Buch, welches auf vorausgegangenen Zeitschriftenaufsätze und Vorträge des Autors basiert. Fontshop: Apfel i Dieses Buch ist für die »neuen« digitalen Menschen

Schriftentwerfern und Grafikdesignern vermittelt.

8vo: On the outside Die Bedeutung von 8vo´s Arbeiten, einschließlich des Magazins Octavo, werden in diesem Buch veranschaulicht und beschreibt ihren Einfluss auf das Design der englischen und internationalen Typografie während der späten 80er bis hin zu den 90ern.

Rebecca Röger Es ist nicht leicht

den Überblick zu behalten. Die eigenen Erfahrungswerte lassen einen wissen, Lizenzierung ist ein schwammiges Thema. Dabei etwas falsch oder ungenau zu machen, einfach überwindbare Grenzen zu übertreten oder einige Zeilen des Kleingedruckten zu überlesen passiert schnell. Deshalb habe ich mich in den Paragraphendschungel begeben, um einige Vergleiche anzustellen. Wer lizenziert wie und was? Wie machen es die ganz Großen, wie der kleine, unbekannte Typograf? Was bedeutet der Erwerb einer Lizenz ganz wörtlich genommen und wann begeht man eindeutige Urheberrechtsverletzungen? Diese Fragen hoffe ich mit dieser kleinen Abhandlung übergreifend behandeln zu können. Dazu möchte ich stellvertretend für die »Global Players« die Schrifthäuser

Fontshop AG mit Sitz in Berlin, Linotype GmbH aus Bad Homburg und Adobe Systems GmbH betrachten und für die »Kleinen« habe ich den Holländer Gerard Unger, Lucas Fonts mit Sitz in Berlin, VIRUS Fonts und Delton Maag aus London unter die Lupe genommen.

prinzip wären, auf das jede Lizenz begründet ist. Der »Kauf« einer Schrift, oder besser, das Bezahlen eines Preises für eine Schriftlizenz bedeutet nicht etwa, dass man zum Besitzer jenes Schriftsatzes wird. Hier ist, wie Sie auch beim Lesen des Artikels immer wieder merken werden, schon die Begrifflichkeit problematisch: »Kaufen« ist nicht gleich »kaufen«. Man ist Nutzer, Benutzer einer Schrift. Das geistige Eigentum bleibt immer beim Schriftentwerfer und damit auch das Recht, sie zu verändern, umzubenennen und zu erweitern.

Schrift lediglich auf fünf Rechnern an ein und demselben geografischen Ort - z.B in einem Firmengebäude installieren und nutzen. Laptops, die zusätzlich oder auch im Home Office genutzt werden, zählen dabei als ein Rechner. Ganz wörtlich genommen: Der Mitarbeiter darf die Schrift sowohl auf seinem Desktoprechner am Arbeitsplatz, als auch auf seinem Notebook installieren, ohne eine weitere Lizenz dafür zu erwerben. Ist die Schrift allerdings auf mehr als fünf Rechnern oder auf einem Server installiert, auf den zeitgleich mehr als fünf Nutzer zugreifen können, so bedarf es einer Mulit-User-Lizenz. Hierbei gilt: Je mehr Nutzer, desto günstiger ist die Lizenz prozentual gesehen. Bei der Installation auf einem Server ist zu beachten: Die Schrift darf nicht installiert sein, können externe Workstations, die

die typographen sind sich einig: fünf Fontshop Workstations dürfen eine Einzellizenz Beginnen will ich mit dem wohl bekanntesten verwenden. unter den deutschen Schrifthäusern. Fontshop mit Hauptsitz in Berlin hat eine riesige Auswahl an Schriften von einer beachtlichen Anzahl an Designern und Typografen. Der Lizenznehmer einer Schrift von Fontshop muss zunächst unterzeichnen, dass das intellektuelle Eigentum an den Schriften in jedem Fall bei der Heidelberger Druckmaschinen AG bleibt. Womit wir schon beim Grund-

Erwirbt man eine Lizenz der Fontshop AG, so erwirbt man das Recht, eine Schrift zu festgelegten Konditionen zu benutzen. Dabei sind die grundlegenden Regeln bei allen Schriftvertreibern ähnlich oder gleich. Eine Einzellizenz reicht demnach aus, möchte man die

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Typografie und Wirtschaft liegen

Fachwerk 6 schriftlizenzen

Bücher zur typografie und Wirtschaft – anmerkungen, tipps und Tricks


adrian Frutiger - »Schriften « Fontshop - apfel i

Gautier: Gestaltung, Typografie etc. Dieses neue Handbuch erläutert ausführlich und anschaulich was gute Buch-, Plakat- und Anzeigengestaltung ausmacht. Jost Hochuli: Das Detail in der Typografie Die Mikro- oder Detailtypografie, sowie die physiologischen und psychologischen Vorgänge des Lesens werden hier mit vielen anschaulichen Beispielen erklärt.

Letterfontäne: Die Anatomie der Schrift Das einzigartige Nachschlagewerk zur Typografie beim Taschen Verlag, ausgezeichnet mit dem red dot design award 2010 und beim Type Directors Club New York.

sowie in Tricks und Tipps rund um die Illustration.

Ina Saltz: Typografie – 100 Prinzipien für die Arbeit mit Schrift Designer lernen in diesem Buch auf einhundert interessante und verständ-liche Art und Weisen wie man Typo-grafie einsetzen kann um Erfolg damit zu haben.

Phil Baines, Andrew Haslam: Lust auf Schrift! Basiswissen Typografie Die Basis alter Schriftsetzung und der heutigen Schriftanwendung wird in diesem Buch umfangreich dargestellt und mit der Beschreibung wichtiger Designer und Schriftentwicklern, Erleuterung von Fachbegriffen und Computeranwendungstipps, zu einem dokumentarisch wertvollen Buch erweitert.

Pascal Schöning: Bleiwüste. Wissenswertes zur Typografie Studenten und Einsteiger lernen in diesem visuell umfangreich gestalteten Buch über die Grundlagen bedeutender Schriftarten und deren Gestalter und erhalten Einblick in den Bleisatz

Typojournal 2: Wayfinding & Lesbarkeit Viele ausgewählte Autoren analysieren die Lesbarkeit, Wortbilder und Gestaltung von Buchstaben und beschreiben auf dieser Grundlage unter anderem wie Leitsysteme praktikabel werden.

Klaus Hesse: Der Helvetica Mann Hesse analysiert in seinem Buch humorvoll die Typografie und scheut sich nicht davor die unterschiedlichen Buchstaben mit Menschen und deren Charaktereigenschaften zu vergleichen. Kurt Weidemann: Worte und Werte So wie Kurt Weidemann leibt und lebt, ist dieses Buch gefüllt mit seinen Gedanken, Kritiken, Sprüchen und Zitaten die sehr lesenswert sind.

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Hans Peter Willberg: Erste Hilfe Typographie Das unter den schönsten Büchern Deutschlands 1999 ausgezeichnete Buch von Willberg leistet wie der Titel bereits sagt, Erste Hilfe in der Typografie für Einsteiger und steht ebenfalls routinierten Gestaltern mit professionellen Einblicken mit Rat und Tat zur Seite.

Hans peter Willberg - erste hilfe typographie Klaus hesse - der helvetica mann


font wide web – Netz der Informationen THE TYPE DIRECTORS CLUB Unter www.tdc.org bietet der Type Directors Club viele verschiedene Angebote feil. Vom einfachen Lernen über Typografie bis zu ausgewachsenen Typografiewettbewerben wird hier ein überaus großes Interessensfeld abgedeckt. Alle Neuigkeiten wie die Errungenschaften im Bereich der angewandten Typografie auf dem Bildschirm, Buchvorstellungen oder selbst der Tod von Kurt Weidemann am 30. März 2011 werden hier strukturiert dargestellt.

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Fachwerk 6 Leitsysteme

tiefer eintauchen lohnt sich Interessante websites zum thema typografie

Trendsetter Typografie Ramona Welzel Welche Schriften momentan die Nase vorn haben und zu Rein typografische welchen wir zukünftig greifen könnten. Anzeigen-Kampagnen Rafaela Breitenberger Kurz und knapp, geistreich und spassig – Anzeigen-Kampagnen rein mit den Mitteln der Typografie.

Wie Typografie die Modewelt inspiriert Calvin Bynum

Schriftgestaltung – Ein Insiderthema?

Oft wird Mode und Schrift nicht in Verbindung gebracht, dabei ist die Bindung stärker, als man zu Anfang vermutet. Der Artikel beschreibt den Werdegang der Typografie und die verschiedenen Schriftschnitte, die den Modelabels auf den Leib geschneidert wurden.

Schmackhafte Gestaltung Auf openfontlibrary.com findet man diverse unterschiedliche Fonts, die unter FeliX Müller verschiedenen Open Font Lizenzen genutzt werden können. Sie sind von professionellen Typografen erstellt worden. Dadurch soll unter anderem eine höhere Qualität und eine multiplere Nutzung hochwertiger Fonts angestrebt werden.

FONTSHOP Fontshop.de ist das Portal des renommierten Schrifthauses. Schon seit 1989 wirkt der Fontshop im Bereich der digitalisierten Schriften mit. Hohe Qualität, Beratung und eine riesige Vielfalt an Fonts werden hier den Ansprüchen der Nutzer in vielen unterschiedlichen Ländern gerecht. Die hier verkauften Fonts richten sich hauptsächlich an Menschen, die sich Beruflich mit den Themen Typografie und Design und elektronischen Medien beschäftigen.

VORHER-NACHHER Vorher-nachher.at ist eine sehr interessante Plattform nicht nur für Typografen, da es hier um den Gesamtbereich Design geht. Viele verschiedene Produkte werden hier teilweise analysiert und die alten Verpackungen werden mit den neuen verglichen. Sehr schön zu sehen ist hierbei besonders der Bereich zwischen den Jahren 2003 und 2011. Hier tut sich extremst viel im Bereich Design und Typografie, speziell was Klarheit und Ergonomie der Verpackungen betrifft.

Wie wird Typografie eingesetzt um den Verbraucher in der Wahl des Produktes zu beeinflussen? Wissenswertes rum um das Thema Design auf Verpackungen von Lebensmitteln.

Materialien, Konzeptionen, Formen, Visualisierungen – das Lettering. Felicitas Merz

Bücher und Magazine

Internet und Websites

Buchstaben erklären heutzutage nicht nur. Ihr Funktionsbereich hat sich stark verändert und Designer nutzen die einzigartige Illustration von Buchstaben, um ihrer Arbeit persönlichen Ausdruck zu verleihen.

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OPENFONT LIBRARY


Quadratisch, Praktisch, Pixelbasiert – Interaktive Typografie Christian Kleibert

Magier des gesetzten Wortes Sebastian Losch

Interaktive Typografie beschäftigt sich mit den Print- und digitalen Zeichen, verschiedenen on-screen Anzeigemöglichkeiten, Methoden zur Verbesserung der Lesbarkeit und dem Variationsreichtum des World Wide Web.

Schriftentwerfer – jeder sieht ihre Schriften, kaum einer kennt ihre Namen. Warum und wie man Schriften gestaltet und ob man damit Geld verdienen kann.

Typografie im Ci Ramona Welzel Typografenumfrage In der Handschrift eines Menschen steckt ein großer Teil Persönlichkeit – für die Hausschrift eines Unternehmens trifft dies ebenfalls zu.

Kennzeichnen und Markieren – Orientierungssysteme Felicitas Merz

Den Wunsch schnellstmöglichst ans Ziel zu gelangen, haben alle Menschen gemeinsam. Durch den Einsatz von Typografie und anderen Gestaltungselementen erleichtern uns gut gestaltete Orientierungssysteme die Wegfindung. Die Koordination der Menschen in komplexen Bereichen ist in unserer sich immer stärker vernetzenden Welt ein wichtiges aktuelles Thema.

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Interview Minibar

DESIGN TAGEBUCH Das designtagebuch.de behandelt vielfältige Themengebiete wie die Entwicklung von Logos und deren Neugestaltung, Typografie, Verpackungsdesign, aber auch im Bereich Motion Design sind Beispiele vorhanden. Corporate Designs werden analysiert und von professionellen Gestaltern kommentiert und begleitet, sodass daraus ein hoher informationstechnischer Mehrwert für die Leser entsteht, die vielleicht erst im semiprofessionellen Bereich arbeiten.

Fachwerk 6 Websites rund um typografie

Lizenzierung ist das täglich Brot des Designers und Typografen. Wie bindend aber ist ein Lizenzvertrag? Ein Tauchgang durch das Kleingedruckte.

BLAMBOT Blambot.com ist ein englischsprachiges Portal, dass sich mit den grammatikalischen und ästhetischen Inhalten beim Lettering von Comics beschäftigt. Hierbei werden unterschiedlichste Arten von Lettering- und Designmethoden behandelt, wobei der Gründer im Jahr 1999 Blambot gründete und selbst anfing, Schriften und Letterings zu den heutigen, moderneren Comics und deren typografischen Anmutungen zu entwerfen.

DESIGNER-DAILY Inspiration und Ressourcen für Designer haben sich die Macher der englischen Seite designer-daily.com zur Aufgabe gemacht. Es werden beispilesweise 25 tolle Verpackungen in einem Ranking gezeigt, bei denen die Typografie das Design ausmacht. Noch dazu gibt es diverse Tutorials, nicht nur im Bereich Typografie, die angehenden Gestaltern helfen, sich weiter zu bilden. Passend hierzu gibt es auch eine kleine Jobbörse.

Lettercult Mit lettercult.com entstand 2008 eine Seite zur Information über einzigartige, eigenständige Zeichen. Im Websitebereich „Letterstream“ werden typografische Kompositionen, Bilder und Fotos zur Inspiration gesammelt. „Custom Logos“ begeistert mit individuellen und außergewöhnlichen Logos. „Custom Movie Titles“ informiert uns über unkonventionelle Fonts in Filmtiteln. Natürlich gibt es auch eine Liste unkonventioneller Typografen im englischen Raum.

TUTSPLUS Tutsplus.com, eigentlich eine reine Tutorialseite, wartet mit weit mehr als Anleitungen in verschiedenen Bereichen auf. Hier findet man Problemlösungen zu Video, Audio, Bild und Typografie, eine große Community und dementsprechend auch eine Vielzahl an Inspirationen und Hilfestellungen.

SLANTED Der deutschsprachig bekannteste Weblog ist unter slanted.de zu finden. Seit 2004 mit nun über 1,4 Mio. Klicks pro Monat, ist Slanted eines der wichtigsten deutschsprachigen Designportale geworden. Hier wird über aktuelle, internationale Designtrends informiert und somit wichtig für up-to-date Designer. Hinzu kommt die vierteljährliche Veröffentlichung des Magazins Slanted, welches Fotografie, Typografie, Illustration und Gestaltung verbindet.

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04 10 16 22 24 30 38 Die grauen Zonen der Schrift Rebecca Röger


EDITORIAL TYPE AND MONEY FACHWERK 6 INHALT UND GESTALTUNG

Rafaela Breitenberger Calvin Bynum Christian Kleibert Sebastian Losch Felicitas Merz Felix Müller Rebecca Röger Ramona Welzel BETREUUNG

Prof. Frank-Joachim Grossmann Fachhochschule Schwäbisch Hall Sommersemester 2011 Typografie 3 6. Semester Mediendesign SCHRIFT

Linotype Trade Gothic Adobe Garamond Pro DRUCK

WiesingerMedia.de

WAS HAT SCHRIFT MIT GELD ZU TUN? Sind diese beiden Themen nicht eher ein Widerspruch? Beides sind Medien.

zu vergleichen. Stellen wir also besser die Frage, was denn das Eine ohne das Andere wäre. Erläutern wir die gegenseitige Abhängigkeit beider Bereiche.

Ersteres ein Botschaftenüberbringer, seine Erfindung veränderte die Welt in hohem Maße und doch könnte seine Beachtung in der Bevölkerung größer sein. Auch Geld beschäftigt seit seiner Erfindung die Menschheit. Kriege wurden dafür gefochten, unsägliches Leid aber auch süchtig machende Freude sind ein ständiger Begleiter dieses Zahlungsmittels.

In diesem Buch wird ein breites Spektrum dessen abgedeckt, was wichtig scheint (beziehungsweise was uns Verfassern wichtig erschien) zum Thema Schrift in Bezug zu Geld. Schriftentwerfer kommen ebenso zu Wort wie auch unbeteiligte Personen, wenn es darum geht, was die Mehrheit über Schrift denkt. Wie werden Schriften und Buchstaben in der Mode, in der Werbung oder in Leitsystemen eingesetzt? So lasst uns beginnen! Treten wir ein in die große Welt der Typografie.

Ein großer Teil der Menschheit verbringt jeden Tag damit, Pflichten zu erfüllen, damit mehr Geld in seine Hände fließt. Der aufmerksame Leser ist vielleicht aber auch in eine gewisse Erstauntheit verfallen, als er den Titel dieses Werkes sah. Geld und Typografie... wäre man nicht geneigt zu sagen, dass ein Vergleich hinfällig ist, weil man hier sozusagen Äpfel mit Haustüren vergleicht? Trotz der thematischen Distanz rücken beide Mittel nah zusammen wenn es darum geht, die Abhängigkeit des Einen mit dem Anderen

»Gute Typographie bemerkt man so wenig wie gute Luft zum Atmen. Schlechte merkt man erst, wenn es einem stinkt.« Kurt Weidemann 1922 – 2011

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FACHWERK 6 ETITORIAL

TYPE AND MONEY



Fachwerk 6 tYPE AND MONEY

FACHWERK 6 Type and Money FachHOCHSCHULE SCHWÄBISCH HALL


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