Nachts sind nicht alle Katzen grau

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Nachts sind nicht alle Katzen grau * Von: Teeth Are Us Germany Verwendung einer Graukarte in Praxis und Labor Patientenfotos stellen eine große Hilfe bei der Kommunikation zwischen Praxis und Labor dar. Sie erleichtern die Planung und verschaffen dem Techniker einen Überblick über die Gesamtsituation. Korrekt belichtete Aufnahmen sind dazu allerdings unerlässlich. Ulrich Heker beschreibt wie eine Graukarte die Kommunikation zwischen Labor und Praxis erleichtern kann. Grundsätzlich hängt eine "korrekte" Belichtung nur von drei Faktoren ab:  Vom Licht, das auf das Motiv trifft  Von der Optik nebst Filtern  Von der Empfindlichkeit des Films/Chips Prinzipiell ist die Belichtung also nicht von der Helligkeit bzw. Reflektivität des Motivs abhängig! Logischerweise sollte die Farbsituation auf dem Ausgabemedium der der Aufnahmesituation entsprechen. Um einen Helligkeits- und Farb- Bezugspunkt zu erreichen, bedient man sich deshalb einer Referenzfarbe, dem 18% Normalgrau / Neutralgrau, die man auf einer so genannten Graukarte findet. Eine Graukarte dient in der Fotografie zur Kalibrierung der Belichtung. Sie besteht meist aus Karton oder Kunststoff, der auf der einen Seite neutralgrau und auf der anderen weiß eingefärbt ist. Man erhält sie im gut sortierten Fotofachhandel.

Graukarte mit den Messfeldern Weiß, 18% Grau und Schwarz

Als Neutralgrau wird in der Fotografie ein Grauton bezeichnet, in dem alle Farben des Spektrums gleich enthalten sind. Ein derartiger Grauton wird "ohne einen Farbstich" wahrgenommen. Die graue Seite reflektiert etwa 18 Prozent und die weiße etwa 90 Prozent des darauf fallenden Lichts. Die Beschichtung beider Seiten erfolgt mit speziellen Farben, um auch bei Beleuchtungsquellen mit unterschiedlicher Farbtemperatur denselben Reflexionsgrad zu erhalten.

In letzter Zeit werden häufiger LED Ringleuchten angeboten, die zwar einen sehr leuchtstarken Eindruck vermitteln, aber lange nicht an die Leistung von Blitzgeräten heranreichen, um durch höhere Blendenwerte bei kurzen Verschlusszeiten genügend Schärfentiefe zu liefern. Nahezu alle Belichtungsmesser sind so kalibriert, dass sie automatisch Einstellwerte liefern, die für eine Szene mit durchschnittlicher Helligkeitsverteilung gelten. Aus der Helligkeitsverteilung im Motiv wird immer ein durchschnittlicher Wert ermittelt. (Messmethode beachten!!) Ist jedoch ein Motiv nicht durchschnittlich (z. B. sehr helle Zähne in eher dunkler Mundhöhle), müssen die Werte korrigiert werden, weil es sonst zu Fehlmessungen kommt und das entstehende Foto nicht der Lichtsituation am Patienten entspricht. Im obigen Falle würde die Aufnahme überbelichtet, da der Belichtungsmesser die Belichtung auf einen Wert für eine Szene mittlerer Helligkeit erhöht (Grau in Grau erwartet). Mittels Graukarte kann dieser Fehler ausgeglichen werden, indem man sie möglichst nahe am Objekt/Patienten platziert und die Karte bildfüllend anmisst. Dabei sollte die Kamera unscharf eingestellt sein. Die hier abgebildete QpCard besitzt drei Farbfelder: Schwarz, 18% Grau und Weiß. Sie ermöglicht in einem Arbeitsgang Lichter, Schatten und Mitteltöne im Bild einzustellen. Workaround: Eine "Graukarte" für einen manuellen Weißabgleich kann man schnell selber herstellen, falls keine echte zur Hand ist. Dazu nimmt man ein sauberes Papiertaschentuch und spannt es knitterfrei direkt vor die Linse. Nun hält man die Kamera direkt in die Lichtquelle und macht eine unscharfe (!) Aufnahme. Die so gewonnen Farb- und Belichtungseinstellungen jetzt sichern. Aufgrund der sehr verschiedenen Weißtöne und der verwendeten Materialien eher ein Behelf!


Bei einem Wechsel der Aufnahmesituation ist eine stets auch neue Aufnahme mit Graukarte erforderlich. Die Aufnahmen mit der abgebildeten Graukarte sollten als Referenzen immer mit versendet werden. So kann im Labor der Farbeindruck mit entsprechender Software dargestellt werden

liegt ein Farbstich vor oder der aufnehmende Chip weist einen Farbfehler auf und ist ungeeignet. Bei der Aufnahme müssen immer alle Felder gleich gut zu sehen sein und das Target sollte möglichst parallel zur Filmebene ausgerichtet sein.

z.B.: Photoshop (STRG +M Graukarte L50 mit 18% Remission: sRGB: 120; AdobeRGB: 119 je Kanal).

Aufnahme mit Farbstich vor und nach der Korrektur unter Berücksichtigung der Graukarte. (mittleres Farbfeld). (Hinweis auf Photoshop: > Bild Bearbeiten [Strg+M] > Gradationskurve > mittlere Pipette Klick auf Grauwert im Bild> OK). Bei anderen Bildbearbeitungsprogrammen ist der Ablauf sehr ähnlich.

In der Digitalfotografie kann die Graukarte auch zum Weißabgleich verwendet werden. Es leuchtet ein, dass bei jeder Änderung der Lichteinstellungen erneut ein Teil der Graukarte mitfotografiert werden muss, um einen neuen Referenzwert für die folgenden Bilder zu erhalten (s.o.). Eine Verbesserung der Graukarte ist die Farbgraukarte. Hier sind zusätzlich zwei Dichtefelder und sechs Farbfelder mit definierten Farbdichten aufgebracht. Dadurch wirkt die Karte wie eine Ampel. Das erleichtert die Farbstichbeurteilung. (Anm. d. Verfassers: Der relativ enge Farbbereich, in dem sich die Zahnfarben bewegen, stellt sehr hohe Anforderungen an ein Farbmesssystem)

Farbgraukarte

Bei der Aufnahme müssen immer alle Felder gleich gut zu sehen sein. Sind auf der einen Seite zwei Felder nicht so gut zu erkennen, so ist gegenüberliegend das komplementäre Feld stärker zu sehen oder umgekehrt. Wenn nicht,

Unterschiedliche Lichttemperaturen (Effekt zur besseren Veranschaulichung verstärkt) 1.) 2.) 3.) 4.)

Blitzlicht > Neutral, Halogen-Behandlungsleuchte > Gelb Tageslicht früh > Blau, Leuchtstofflampen, Energiesparlampen / Raumbeleuchtung > Grün mit Streifenbildung

Aus den obigen Abbildungen wird ersichtlich, warum in der Zahnmedizin/-technik üblicherweise mit Ring oder Zangenblitzgeräten fotografiert wird, das farbneutrale Aufnahmen liefert. Es ist auch darauf zu achten, dass eventuelle Automatiken Ihre Einstellungen nicht sofort wieder überschreiben. Die Verwendung eines manuellen Modus ist nach einigen Testreihen sicher der beste Weg. Trotz aller Sorgfalt bei der Verwendung von Belichtungsmessern, Farbmessgeräten und Graukarten kann die Farbübermittlung mittels Fotos in der Zahnmedizin und Zahntechnik nur ein Anhaltspunkt sein. Selbst wenn man aufwendige Kalibrierungssysteme aus der grafischen Industrie nebst superteurer Hardware einsetzen würde, bleibt das menschliche Auge der hier besprochenen Technik immer überlegen. In der digitalen Welt arbeiten wir mit theoretischen 16,7 Millionen Farben (true color), von denen der Mensch je nach Training bis ca. 10.000 Farbabstufungen unterscheiden kann. Der Vita classical Farbring hat z.B. nur 16 Farben.


Inhalt Farbfibel

Wer sich eingehender mit dieser Materie beschäftigen möchte, dem sei die Farbfibel ans Herz gelegt. Sie enthält alles, was man für eine korrekte Farbwiedergabe benötigt. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. TEETH’R’US

Einige YouTube Videos zum Gebrauch einer Graukarte finden Sie hier: http://www.youtube.com/watch?v=GfkM-LllSps Software: Photoshop, Sprache Englisch)

Sprache Deutsch: http://www.shop.stauferkreispanorama.de/shop/article_4/QPcard-101--15.html?shop_param=cid%3D7%26aid%3D4 %26

http://www.youtube.com/watch?v=aCCYszvID CM&feature=related

Bezugsquellen:

Software: Lightroom Sprache Deutsch http://www.youtube.com/watch?v=68VcZAU5N tw&feature=related

Graukarte klein: Dentallabor Ulrich Heker, Ulrich@teethrus.de

Der Gebrauch einer Farbkarte ist hier nochmals sehr gut erklärt http://www.youtube.com/watch?v=sOxk8mhXG &feature=related (Software: Lightroom, Sprache Englisch)

Fotowand-technic, Germany http://fotowand.de/ Farbfibel, http://www.farbfibel.de/

Sprache Englisch: http://www.shop.stauferkreispanorama.de/shop/article_4/QPcard-101--15.html?shop_param=cid%3D7%26aid%3D4 %26

* “Nachts sind alle Katzen Grau” Benjamin Franklin, Hinweis an einen Jungen Mann auf Brautschau (1745), Ganzer Text: http://www.swarthmore.edu/SocSci/bdorsey1/41docs/51-fra.html* “

Stichworte: Belichtung, Graukarte, Belichtungsautomatik, Farbfehler, Kalibrierungssysteme, Farbstichbeurteilung, Photoshop, QpCard Farbfibel


Korrespondenzadresse: TEETH`R´US Dentallabor Ulrich Heker Ztm. Ulrich Heker Corneliastraße 17 45130 Essen Telefon (02 01) 79 79 55 skype: teeth.are.us Email: u.heker@arcor.de Internet: www.german.smile.info, www.dentallabor-heker.de Autoren-Info: Ztm. Ulrich Heker ist mit seinem Dentallabor in Essen selbstständig. Früh interessierte er sich für Studiofotografie und Computer und hat 2007 die englische- Web-Präsenz TEETH'R'US speziell für Zahnärzte und Patienten in Großbritannien online gestellt. Kurz-Vita: Ztm. Ulrich Heker Jahrgang 1958 1980 Gesellenprüfung zum Zahntechniker 1991 Meisterprüfung in Münster 1996 Gründung eines eigenen Labors in Essen


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