Und schon wieder nicht verloren, MSV! Das fasst die letzten Wochen wohl am besten zusammen, wir alle gewöhnen uns irgendwie an diesen Saisonabschluss und es keimt der Gedanke, die Saison ohne Niederlage abzuschließen. Dafür muss heute gegen Köln der Stimmungsblock allerdings sein Bestes geben. Die Mannschaft aus der Domstadt bringt schließlich nicht wenige Anhänger mit, was ein netter zusätzlicher Anreiz sein dürfte. Wir hoffen hierbei ebenfalls, dass sich der gute Eindruck der letzten Spiele gegen Köln wiederholt und das sinnlose, homophobe Gepöbel weiterhin nicht aufkommt. Montagsspiele liefen diese Saison ganz gut, daher dürfen wir allesamt sicher optimistisch sein, trotzdem liegt es an jeder Person in unserem Block, den dortigen Anforderungen auch gerecht zu werden. Gegen Sandhausen hat das über große Teile des Spiels absolut nicht geklappt. Nun ist Sandhausen alles andere als ein interessanter Gegner, der automatisch die letzten Prozente aus einem herauskitzelt, allerdings darf das nicht dazu führen, dass der Stimmungsblock solch ein trauriges Bild abgibt und dass auch noch in einem Spiel, in dem wir kein einziges Mal zurück lagen. Regelmäßige Leser unsres Heftchens sowie mich nervt es mit Sicherheit, dass in dieser Saison das Vorwort oft zum Meckern genutzt wird, aber hier ist einfach der beste Platz dafür. Also kümmern wir uns doch einfach mal darum, dass es zum Spiel gegen Sankt Pauli nix zu meckern gibt und das Vorwort absolut positiv stimmt. In der heutigen Ausgabe gibt es übrigens den obligatorischen Spielbericht, einen Rückblick auf die Vorstellung der Satzungsänderung, einen Rückblick inklusive Artikel auf den im Kohorte-Kino gezeigten Film „Wag the Dog“ und eine völlig neue Rubrik, die ihr demnächst wohl öfters vorfinden werdet. Damit wünschen wir euch viel Spaß und einen für uns alle erfolgreichen Montagabend! IMMER ALLES GEBEN!
FSV Frankfurt – Meidericher Spielverein; 1:1 Bornheim ist eigentlich ein Dorf mitten in Frankfurt. Der dortige Verein, der FSV, ist ein reiner Stadtteilverein. Das ist auch absolut nachvollziehbar, wenn in der Stadt ein zweiter Verein momentan um die internationalen Plätze spielt und nicht wie der FSV sehr lange Zeit im Amateurfußball gedümpelt hat. Macht das den Fußballsportverein damit uninteressant? Schon irgendwie. Macht es ihn unsympathisch und unnötig? Nein! Ein kleiner Verein, der nach einer langen Tiefphase durch gute Arbeit das Mittelfeld der zweiten Liga erreicht, hat sich diesen Platz auch verdient. Dieses kleine Stadion mit einer noch kleineren Fanszene und äußerst fairen Preisen wird bei mir daher immer ein beliebteres Reiseziel sein, als so manch anderer Verein in den deutschen Profiligen. Außerdem erinnere ich mich kaum an eine absolut miese Tour nach Bornheim, auch wenn die Bullen beim letzten Mal nach dem Spiel etwas rumgestresst haben und wir nun eigentlich mit ähnlichen Ereignissen bei den Einlasskontrollen gerechnet haben. War aber dieses Mal nicht so. Mit zwei Bussen fuhren wir also nach Hessen, was vor allem nach dem großen Umbruch innerhalb unserer Gruppe während der letzten Sommerpause eine große, positive Überraschung darstellte. Generell wollen wir an dieser Stelle mal ein Lob für die Reisefreudigkeit der oftmals jungen Anhängerschaft in unseren Bussen aussprechen, die dann auch zu einem recht großen Stimmungskern in den jeweiligen Gästeblöcken beiträgt. Mit so einem Haufen hinter unserer Zaunfahne zu stehen und zu singen macht definitiv Laune und ist vielleicht auch nochmal eine Motivation für weitere Jugendliche, ihre Kohle für unsere Busfahrten zusammen zu kratzen. Wie erwähnt war die Atmosphäre vor dem Stadion dann auch tierisch entspannt und als die Tore sich öffneten, konnten wir dann auch endlich mal wieder schnell ins Stadion, weil die Ordner sich alles andere als stressig verhielten. Das begünstigte dann auch unsere Positionierung und die unserer Zaunfahne im Block. Nach und nach füllte sich der Gästesektor mit Zugfahrern und anderen Busbesatzungen, um dem angenehmen, weil absolut stillen Vorprogramm zu lauschen. Ist schon schön, wenn wir bei gutem Wetter ganz normal mit unseren Freunden und Freundinnen sprechen können und trotzdem alles verstehen. Sogar den Zebratwist gab‘s netterweise zu hören. Das sind eben genau die Gründe, weswegen das Stadion am Bornheimer Hang ein zu empfehlendes Reiseziel ist: Ein Spielort im Profifußball etwas fernab von den gängigen Mechanismen und Abläufen der anderen Vereine. Da ignoriert man auch mal die Tatsache, dass die hiesige Fanszene absolut überschaubar ist und unser Gästeblock eine halbe Stunde vor Anpfiff eigentlich immer noch voller als die Heimkurve ist und mit etwas über 5000 Zuschauern manches MSV-Auswärtsspiel mehr Zebras ins Stadion lockt. Zum Anpfiff gab es eine kleine Aktion einiger MSV-Fans im Gästeblock für Michael Tönnies, der nach einer Lungentransplantation wieder auf die Beine kommen soll. Ein Spruchband inklusive vieler auf DIN-A4-Blätter kopierter Autogrammkarten sorgte demnach für das heutige Intro. Leider konnte man die Autogrammkarten mit etwas Abstand kaum erkennen und sah einfach nur weiße Zettel. Ein größeres Motiv hätte da sicherlich mehr hergemacht. Trotzdem stehen wir natürlich hinter der Aktion und wünschen Michael Tönnies ebenfalls alles Gute und eine schnelle Genesung. Das
Spiel war dann erneut kein besonderer Leckerbissen, auch wenn 3 Punkte für die Zebras sicherlich drin gewesen wären. Der Gegentreffer war nämlich ziemlich unglücklich und sorgte auch für ein absolutes Stimmungstief. Nach ganz akzeptablem Start des Gästeblocks gab es nach dem Ausgleich keinerlei Reaktion. Im Prinzip versuchten wir bis zur Halbzeit alleine, so etwas wie Unterstützung zu liefern. Selbst der enorme Schwerpunkt auf Schlachtrufe und simple Lieder in dieser Phase bewirkte absolut nichts, so dass wir uns diese Minuten mit einigen Liedern, die unserem Geschmack eher entsprechen, deutlich angenehmer hätten machen können. In der zweiten Hälfte änderte sich dies zum Glück. Das Liedgut wurde vielfältiger, es machten größere Teile des Gästeblocks mit und der Spaß kehrte zurück. So kamen auch aus anderen Teilen des Blockes Lieder, die wir deutlich bevorzugen, was die Motivation durchaus steigerte. Einige Male gab es dann auch Lieder für unsere Stadionverbotler zu hören, die dieses Mal gemütlich auf einer Wiese neben dem Stadion lagen und von dort Gästeblock und Platz gut im Blick und Ohr hatten. Im Großen und Ganzen daher auch einer der angenehmeren Tage der Sektion SV, auch wenn wir alle natürlich hoffen, euch so bald wie möglich wieder in unserer Mitte zu haben! Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass ab der 75. Minute der gesamte Zaun von singenden Gästefans besetzt war, aber wie ihr mit Sicherheit wisst, hat es am Ergebnis nichts mehr ändern können. Bis zu diesem Zeitpunkt und auch danach war von der Heimseite übrigens nichts zu hören. Der dortige Stimmungskern rund um die Senseless Crew bestand ungefähr aus 50 Leuten, die zwar heftigst ihre Fahnen schwenkten und hüpften, aber aufgrund ihrer Anzahl absolut nicht zu hören waren. Der Dorfverein mitten in der Großstadt halt. Nach einer vernünftigen Verabschiedung der Mannschaft ging es entspannt zurück zum Bus, wobei sich einige unserer Mitfahrerinnen ein paar dumme Sprüche ob ihres Geschlechts anhören durften. Natürlich aus der Ferne und schön in der Masse versteckt. Das nächste Mal vielleicht persönlich ansprechen, würde sicherlich unterhaltsam enden. Sehr angenehm war es dann auch, dass es erst anfing aus Kübeln zu schütten, als wir allesamt im Bus saßen. Perfektes Timing also für eine kurze Rückfahrt in einen angenehmen Samstagabend!
Alles bestens mit der Satzungsänderung? Zur anstehenden Jahreshauptversammlung gibt es - wie hoffentlich viele schon wissen eine Abstimmung über einen Vorschlag zur Änderung der Satzung. Die komplette Version dieser möglichen neuen Satzung könnt ihr auf der Vereinshomepage als .PDF einsehen. Eine wahrscheinlich wenig überraschende Interpretation vorweg: Diese neue Satzung ist
kein revolutionäres Produkt sondern eher ein Sammelsurium aus Änderungen an der ein oder anderen Stelle. Wir werden uns daher auch auf ein kurzes kritisches Statement zu einigen Punkten beschränken. Gerüchten zufolge soll es zeitnah eine Info-Veranstaltung der Zebraherde geben, haltet also die Augen offen - auch Nichtmitglieder werden dort sicherlich Zutritt haben. Einfach mal zebraher.de im Blick behalten! Wichtige Kurzinfos zur Vereinsstruktur: - Mithilfe einer Vollmacht dürfen Mitglieder nun für bis zu 3 Personen „Vertretungsstimmen“ abgeben - Der Aufsichtsrat des e.V. heißt nun „Verwaltungsrat“ und wird auf 4 gewählte und bis zu 2 koopierte Mitglieder verkleinert - Der Vorstand wird nun als Team direkt durch die Mitgliederversammlung gewählt - Kandidaten für den Vorstand werden entweder durch den Wahlausschuss gesucht oder bei „Selbstnominierung“ durch diesen zur Wahl zugelassen oder nicht zugelassen. Verhältnis e.V.-Tochtergesellschaften: Das größte Problem an der aktuellen Satzung ist für viele wohl das größtenteils ungeklärte Weisungsverhältnis zwischen dem eingetragenen Verein und seinen Tochtergesellschaften, allen voran dem Spielbetrieb, der ja als KGaA ausgegliedert ist und in dem Roland Kentsch als Geschäftsführer bislang schaltet und waltet wie er lustig ist. Eine wirkliche Verbesserung in diesem Bereich wird es augenscheinlich nicht geben. Zwar soll die Mitgliederversammlung des e.V. in Zukunft über Anteilsverkäufe der Verwaltungs-GmbH mitentscheiden können, aber die ist nicht mehr als eine legale Scheinfirma mit 25.000 Euro Kapital (die KGaA liegt irgendwo jenseits der 4 Millionen) und ohne irgendeinen Auftrag, sie haftet nur für die KGaA falls diese insolvent geht, damit der e.V. dies nicht tun muss. Dass diese Funktion durch den Ankauf von KGaA-Anteilen durch den e.V. im Rahmen der Auflösung des Hellmich MarketingVertrags eh nicht mehr greift, sei nur nochmal am Rande erwähnt, denn wenn die KGaA jetzt Pleite geht, hat der e.V. mit seinen Schrottanteilen nicht mehr genug Eigenkapital entgegenzusetzen. Also, warum dürfen wir Mitglieder jetzt über den Verkauf von Sinnlos-Anteilen an einer Sinnlos-GmbH mitbestimmen, aber nicht beim Spielbetrieb? 1.) Wenn finanzielle Engpässe entstehen, kann das Einberufen einer Mitgliederversammlung zu lange dauern um das Schiff am Sinken zu hindern. 2.) Es ist fraglich, inwiefern der e.V. überhaupt beim Spielbetrieb mitmischen darf, da es wenig juristische Richtungsweiser für das Geschäftsverhältnis der beiden gibt. Das Modell, dass ein Verein eine KG ausgliedert, ist eins, dass es außerhalb des Profisports wohl gar nicht gibt. Von daher hat der Gesetzgeber in diesem Bereich außer einer juristischen Grauzone wenig zu bieten. So wird uns das zumindest erklärt. Punkt 1 läuft hier unter der Kategorie „Dann brauchen wir halt ne Alternative“ statt „Geht gar nicht““. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass Verkäufe mit Zustimmung des Verwaltungsrates und/oder des Vorstandes genehmigt werden müssen und dieser nachträglich von der folgenden Mitgliederversammlung ihre Entscheidung bestätigen lassen. Wenn sie keine Mehrheit bekommen, müssen sie zurücktreten. Wir Mitglieder wählen dort die Leute, die uns vertreten sollen und dann sollen die Leute im Notfall halt Entscheidungen treffen und dann die Konsequenzen dafür tragen. Soviel Fingerspitzengefühl kann man den Leuten wohl zutrauen. Punkt 2 läuft unter „Arschlecken“. Es mag nur laienhaftes juristisches Verständnis in unserer Gruppe geben. Aber wenn dieser Punkt durch ein Gericht für rechtswidrig erklärt werden soll-
te, dann ist das halt so. Aus der Überlegung heraus, dass man ja nicht weiß ob das so, wie es gedacht ist, funktioniert, erwächst ja auch die Überlegung, dass man nicht weiß, ob es nicht geht. Es gibt keine gesetzliche Regelung und wenn es irgendwann eine geben sollte, dann steht diese logischerweise über irgendeiner e.V.-Satzung und dann wird der Punkt halt wieder aus der Satzung gestrichen. Pech gehabt. Versuchen sollte man es und offenbar soll es in diese Richtung auch einen Antrag auf „Änderung der Änderung“ geben. Wahlausschuss: Die zweite Unverschämtheit in diesem Satzungsänderungsvorschlag ist die Zusammensetzung des Wahlausschusses. Dieser soll durch den Verwaltungsratsvorsitzenden, den Aufsichtsratsvorsitzenden der KGaA und den Oberbürgermeister besetzt werden. Der Lacher des Abends. Der Oberbürgermeister als Grinsekasper für die Öffentlichkeit (den man sich mit ständigem Verweis auf seine tolle „öffentliche Stellung“ auch partout nicht ausreden lassen wollte) und die KGaA als Chef-aussuchender-Angestellter. Vor allem letztere Besetzung ist ein dermaßener Griff ins „Scheiss-auf Demokratie“-Klo. Der Vorstand ist der Vorgesetzte der operierenden KGaA-Organe und hat diese zu kontrollieren. Und wer den Job machen darf, bestimmt die KGaA in Zukunft mit? Absurd ohne Ende, auch dazu wird es wohl einen unterstützenswerten Änderungsantrag geben. Soweit unsere Meinung (Jaja, wir sehen immer alles zu negativ, passt schon, Danke!) zu dem, was es da zu sehen gab, eine eigene Meinung müsst ihr euch schon selber bilden und abstimmen auch. Viel Erfolg und Arsch hoch für UNSEREN Verein!
Ab hier beginnt die Sackgasse… Die Sackgasse ist eine neue Rubrik in der Worte der Kohorte, die ab der heutigen Ausgabe regelmäßig erscheint. Sie soll einerseits zum Denken anregen, andererseits mal aktuelle Geschehnisse aufgreifen oder Kritik üben. Genug des Vorgeplänkels… Mut. Das mag etwas geschwollen klingen und ist möglicherweise auch nicht das, was ihr in einem Infoblättchen vor dem montäglichen Wahnsinnsderby gegen den Fußballclub aus Köln lesen wollt, aber vielleicht steckt ihr es einfach ein und nehmt euch zu Hause oder in der Halbzeit, in der ihr euch von der absoluten Verausgabung erholt, ein bisschen Ruhe, um diese Zeilen mal zu lesen und im besten Falle darüber nachzudenken. Bettina von Arnim, eine deutsche Schriftstellerin der Romantik, schrieb in einem ihrer Werke mal: „Selbstdenken ist der höchste Muth. [...] Wer wagt selbst zu denken, der wird auch selbst handeln.“ Im selbst Denken besteht auch meiner Meinung nach ein großer Anteil am mutig sein. Nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern insbesondere auch in unserer Fankultur, sollten wir selbst Denken für uns persönlich großschreiben. Nicht nur so tun, sondern auch machen. Es ist natürlich bequemer, wenn wir die Anderen für uns denken und entscheiden lassen, so müssen wir für das, was wir tun, keinerlei Verantwortung übernehmen. Niemals fällt etwas auf uns zurück und wir müssen uns für nichts rechtfertigen. Doch ist das die Art und Weise,
wie wir uns selbst präsentieren möchten? Wollen wir uns immer hinter anderen verstecken, nie selbst aktiv handeln und die Entscheidungen stets denen überlassen, die es ja so viel besser wissen? Eine Bewegung lebt von vielen verschiedenen Ideen und einer bunten Mischung vieler persönlicher Meinungen. Es wäre also viel zu schade immer nur das zu bejahen, was diejenigen, die ja eh die meiste Ahnung haben, machen. Einfach mal laut „Nein!“ sagen, wenn man den Eindruck hat, dass was in Gange kommt, was eurer Ansicht nach nicht richtig ist. Einfach mal den Mut haben, selber nachzudenken und die Anderen von dem zu überzeugen, was man für richtig hält. Gäbe es mehr solcher Leute, die den angeblichen „Anführern“ auch mal Paroli bieten, wenn deren Vorhaben nüchtern betrachtet der absolute Schwachsinn ist, so hätte sich so manche Dummheit in der Vergangenheit verhindern lassen. Denn würde jeder einmal den eigenen Kopf einschalten und fremdes Handeln hinterfragen, würde uns und unserer Fankultur einiges erspart bleiben und gewisse Grenzen würden eingehalten werden. Scheinbar gibt es aber doch zu viele Menschen, die irgendwelchen Korken hinterherrennen, weil die es einfach drauf haben, den dicksten Macker zu machen und sich durch eben diese verleiten lassen, Dinge zu tun, die an absoluter Sinnfreiheit und Feigheit nicht mehr zu übertreffen sind. Über diese – ich nenne sie mal Mutproben, auch wenn sie nicht offiziell als solche betitelt werden – erhofft man sich wohl Ansehen oder gar Bewunderung der Szene. Ob es das wert ist, irgendwelche hinterhältige Aktionen zu starten, die Dritte in Mitleidenschaft ziehen, die sich nicht wehren können, bleibt halt an dieser Stelle offen. Wenn ihr also demnächst mal wieder irgendwas total Mutiges geplant habt, denkt mal selber nach, ob das wirklich sein muss und ob eure eigenen Prinzipien nicht eigentlich etwas anderes vorsehen. Überlegt, wem ihr was beweisen wollt und ob es nicht tatsächlich viel mutiger wäre, einfach mal Nein zu sagen.
Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt Die Überschrift dieses Artikels ist gleichzeitig auch der Name des Films, welchen wir im letzten Kohorte-Kino zeigten. Die Resonanz unter euch war dieses Mal nicht so hoch wie gewohnt, wir müssen allerdings auch eingestehen, dass der Film im Gegensatz zu bisherigen Vorführungen etwas aus der Reihe fiel. Trotzdem haben wir uns dabei natürlich etwas gedacht. Zuerst soll aber erläutert werden, worum es in diesem Film überhaupt geht. Zwei Wochen vor der Wahl wird dem amerikanischen Präsidenten vorgeworfen, eine Affäre mit einem minderjährigen Mädchen gehabt zu haben. Um den Wahlerfolg dennoch zu sichern, wird kurzerhand ein erfolgreicher Hollywood-Produzent engagiert, um in den Medien einen Krieg mit Albanien zu inszenieren, denn ein Krieg innerhalb einer Amtszeit sorgt für Ablenkung und wirft ei gutes Licht auf souveräne Präsidenten. Den Film über sehen wir also das Drehen von Live-Aufnahmen sowie die angebliche Befreiung eines nach dem kurzen Konflikt noch gefangenen Soldaten. Es ist wohl kein allzu großer Spoiler, wenn wir euch verraten, dass diese Methoden zum Erfolg führen. Der Film aus dem Jahre 1997 mit Robert De Niro und Dustin Hoffmann stellt die Gescheh-
nisse mit kühler Selbstverständlichkeit dar, die Gespräche zwischen den beiden Hauptdarstellern sorgen für den ein oder anderen Lacher und die Tatsache, dass der Präsident kein einziges Mal im Film zu sehen ist, verdeutlicht, dass der Schwerpunkt ganz klar auf die Personen im Hintergrund gelegt ist. Technisch kann der Film natürlich nicht mehr mit heutigen Maßstäben mithalten, hat einige Längen und kann vor allem jüngere Zuschauer mit dem trockenen Thema abschrecken, was wohl auch den geringen Zuspruch erklären könnte. Die Mediensatire unterhält eher subtil, wenn man den Blick auf die Realität nicht vergisst. Die Tatsache, dass der engagierte Befreite tatsächlich ein Sträfling ist, der schon seit Jahren im Militärknast sitzt, weil er eine Nonne vergewaltigt hat, ist so skurril und doch irgendwie etwas, dass man den heutigen Fernsehanstalten durchaus zutrauen könnte. Die Quote zählt eben, egal mit welchen Mitteln. Und „das Volk“ glaubt das, was ihm serviert wird. Auf witzige Art und Weise zeigt der Film also die Macht der Medien und ihren manipulativen Charakter, der auch hier in Deutschland definitiv vorhanden ist. Vor allem im Kontext Fußball brauchen wir gar nicht lange stöbern, um eine ähnliche Situation zu finden. Vor gar nicht allzu langer Zeit kam der NSU-Skandal ans Licht. Über einen langen Zeitraum konnten Nazis mordend durch das Land ziehen, während der Verfassungsschutz wichtige Akten zu den Fällen vernichtet, sinnlos V-Männer installierte und die Reihe an Anschlägen durch die verkorksten Strukturen begünstigte. Das ganze natürlich abgesegnet vom Innenministerium. Doch anstatt dass dieses bis heute aktuelle Thema in den Medien präsent bleibt, lesen wir kurze Zeit später von randalierenden Horden im Stadion, von dringenden Reformen der Sicherheit. Das gescholtene Innenministerium war die Speerspitze dieser Debatte und der scheinende Ritter in der Not, zumindest in den Medien. Vergessen die skandalösen Ereignisse, wir Fußballfans waren jetzt das Problem und die Innenminister wieder die Personen, denen man das Problem vertrauensvoll in die Hand drückt. Natürlich kann es sich um einen Zufall handeln, wir wollen uns nicht heraus nehmen, dieses Vorgehen wie im Film als kalkuliert und geplant zu bezeichnen. Trotzdem haben wir hier einige Parallelen, die die Mediensatire von Barry Levinson wieder aktuell werden lässt. Sind es einzig und allein die Wähler, die eine Wahl entscheiden? Oder sind es die Medien, die sehr viele Prozente ausmachen? Den Politikern ist die Macht der Medien bewusst und sie wissen sie auch in vielen Fällen zu nutzen, um Konkurrenten zu verunglimpfen oder eigene Positionen positiv darzustellen. Oftmals kommt es nicht auf die wirklichen Inhalte einer Partei an, sondern vielmehr darauf, wie sie präsentiert werden, was zu vielen oberflächlichen Polit-Diskussionen führt. Wir alle haben heute die Möglichkeit, anders als im Film damals, über das Internet zusätzlich zu recherchieren, Informationen einzuholen und selbst eine Meinung zu entwickeln, die nicht von den großen TV- und Pressestationen vorgekaut wird. Dieser Möglichkeit müssen wir uns aber auch bewusst sein und sie vor allem nutzen! Was bringen tausende von reflektierten Artikeln, wenn viele Menschen weder Zeit noch Lust haben, sich damit auseinander zu setzen? Das einfache Übernehmen einer Meinung ist eben immer noch einfacher und sorgt für ein unbekümmertes Leben. Doch davon wollen wir euch abraten. Wir gehen davon aus, dass ihr es in der Diskussion rund um die Sicherheitsdebatte getan habt und damit meinen wir nicht, dass ihr unsere Meinung übernommen habt. Ihr habt die Argumente aus den Medien sowie viele Argumente der Fans mitbekommen und konntet euch eine eigene Meinung bilden. Tut das auch bei den anderen Themen, die euch beschäftigen und ihr helft nicht nur euch selbst, sondern uns allen, indem ihr das Meinungsbild der Gesellschaft weiter ausdifferenziert!