unclesally*s 166

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unclesally*s magazine

Mai 2011 / Ausgabe 166

www.sallys.net

"Das ist dieses Album - der gefälschte Schädel." (Adam Yauch/Beastie Boys)

MONA Beastie Boys / Airbourne Toxic Event / Blackmail The Wombats / Fleet Foxes / TV On The Radio Yuck / Wild Beasts / Im Test: Manchester Orchestra

Festivals

DAS HEFT IM HEFT

Kino

DIE SOMMERVORSCHAU

Noch was: KINO / COMIX / COMPUTERSPIELE / DIE BESTEN PLATTEN / HÖRSPIELE / BÜCHER / DVDs



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INHALT

No.166 – Mai 2011

Foto: Erik Weiss

Musik: Seite 30

Mitten drin

Beastie boys

FESTIVAL SPEZIAL

Nach ihrer Zwangspause sind die Herren frisch und munter wieder zurück und haben ihren eigenwilligen Humor auch auf die vermeintliche Zweitauflage ihrer neuen Platte „Hot Sauce Committee Part 2“ rübergerettet. Wen oder was ihr bei Achterbahnfahrten definitiv meiden solltet, lest ihr hier.

Und weiter geht’s. Für viele ist die Entscheidung, welches Freiluftspektakel sie sich diese Saison genehmigen werden, eine der wichtigsten Entscheidungen des Jahres. Deshalb helfen wir euch in unserem kleinen Extraheftchen gern bei der Wahl des passenden Events.

04 - 07 Starter

36 Im Test: Manchester Orchestra

04 We Are The Ocean 05 Motorpsycho 06 Sir Simon/ Das tut gut 07 60 Sekunden mit Miles Kane

08 - 11 Musik Stories 1

1 + 1 = 2, und wenn ihr euer Marmeladenbrot aus der Hand fallen lasst, landet es mit der klebrigen Seite nach unten. Manchester Orchestra haben ihre neue Platte „Simple Math“ getauft und müssen deshalb im großen Mathe- und Physiktest zusehen, wie sie mit ihrem Alltagswissen bestehen können...

12 Auf Achse

39 Mixtape

08 TV On The Radio 09 Yuck 10 Fleet Foxes/ Radio Dead Ones 11 Young Legionnaire

Ihr sucht eine neue Bleibe? Dann habt ihr was mit Retro Stefson gemeinsam. Die sieben jungen Isländer möchten eine Weile in Berlin unterkommen und wir haben unser Möglichstes getan, sie in einer netten Wohngemeinschaft unterzubringen. Da könnt ihr euch noch was abgucken.

Smith Westerns geben euch die besten Musiktipps, um schön mit sich allein zu sein.

14 - 17 Musik Stories 2

42 SPEED DATING

14 Low/ Wild Beasts 15 Metronomy 16 Okkervil River/ Twin Atlantic 17 The Airborne Toxic Event

18 Titel

Sie sind jung, sehen semi-gut aus und machen Spitzenmusik. Das klingt nach einem soliden Paket für eine ganz erfolgreiche Zukunft. Doch die Sterne werden noch viel besser stehen für die Jungs aus Nashville, Tennessee, die eigentlich sehr viel lieber in den Goldenen Fünfzigern geboren wären.

22 - 29 Platten

Musik für Frühlingsgefühle und die Depression danach.

30 - 40 Musik Stories 3 30 Beastie Boys 34 Wiz Khalifa 38 About Group/Blackmail 40 An Horse/ Cat’s Eyes/ Torpedo

41 Reiseführer

Liverpool ist nicht gleich London, aber wenn es nach den Wombats geht, irgendwie viel besser. Golden Kanine/ The Head And The Heart/ Holy Ghost!/ Austra/ Vivian Girls/ Young The Giant

44 – 47 Auf Tour 48 & 49 In The Mix 50 - 57 Kino

50 Das bringt der Kinosommer 2011 52 Scream 4 - Neve Campbell im Interview 53 Wer ist Hanna?/ Joschka und Herr Fischer 54 Benda Bilili/ Der Biber/ Geliebtes Leben 55 Shortcuts 56 Kino DVDs

58 – 66

58 Games 62 Comics 63 Bücher/ Hörbücher 64 Kreuzworträtsel 65 Redaktionscomic 66 Vorschau/ Impressum/ Screenshots

INHALT/EDITORIAL

Seite 3

EDITORIAl

Egal was – Wir sind dagegen! ... das ist jetzt nur so rausgerutscht. Hier in Berlin ist der Mai ja traditionell Rebellen-Monat. Die RebellenMona auf dem von euren zarten LeserInnenhänden gerade umgeblätterten Cover sind deshalb nur folgerichtig. Der kleine Nick von denen hat zwar auch gepflegte Hände, aber ebenso ein überaus loses Mundwerk – so lose, dass wir froh sein können, ein anachronistisches Printmagazin zu sein, sonst wäre hier nur Gepiepe zu lesen. Doch Obacht! Bevor der Wutbürger in euch zu ächzendem Leben erwacht und ihr anfangt, irgendwen wahllos mit Steinen zu beschmeißen, ein kleiner Hinweis von der Berliner Polizei.

Die hat nämlich keinen Bock auf Stress – was wir als Anwohner begrüßen. Immerhin geht in der alljährlichen Krawalltouristenparade regelmäßig der Supermarkt zu Bruch, in dem wir unsere Handcreme kaufen. Warum der Antikapitalismus immer da am schlimmsten wütet, wo er zu Hause ist, fragen wir uns schon seit Jahren. Den ehemaligen Hardcore-Kids von den Beastie Boys ist Krawall mittlerweile auch eher schnuppe. Die haben nach überstandener Krankheit lieber kompletten Irrsinn in unsere Federn diktiert und aufgenommen. Und Metzgerssohn Joschka Fischer macht jetzt Kino statt Straßenkampf, das aber in full effect und wahrscheinlich auch HD. Zum 1. Mai rückt der auch nicht mehr mit seiner „Putztruppe“ aus. Unser Beileid gilt TV On The Radio, deren Bassist Gerard Smith kurz bevor wir diese Ausgabe fertig gestellt haben im Alter von nur 36 Jahren an Lungenkrebs gestorben ist. Wenn wir so drüber nachdenken, war sein Bandkollege Jaleel Bunton der einzige Interviewpartner, der sich so richtig aufgeregt hat. Und der auch nur über Musik. Ist doch auch wieder seltsam. Letzten Monat war doch noch Weltuntergang. Wir sind dagegen! Bis dann, Euer unclesally*s


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STARTER

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Neuigkeiten Heute auf: Isländisch skilnaður; hlés

(Trennungen und Pausen) SCREECHING WEASEL

Auf der Bühne des South-By-SouthwestFestivals rastete Frontmann Ben Weasel aus und verteilte Fausthiebe an zwei Damen, woraufhin die restlichen vier Bandmitglieder in einem offenen Brief ihren Ausstieg bekannt gaben. In absehbarer Zeit werde man nicht mehr in dieser Besetzung als Screeching Weasel auftreten.

(Neue Projekte und Wiedervereinigungen) 3 DOORS DOWN

Drei Jahre nach ihren letzten großen Aktivitäten treten 3 Doors Down wieder aus der Nashviller Versenkung hervor. Das neue Album „Time Of My Life“ steht just bevor und wird von einer Tour im Juni begleitet.

ATARI TEENAGE RIOT

THE CRIBS

Gitarrist Johnny Marr, legendär für seine Mitgliedschaft bei The Smiths, verlässt nach drei Jahren die Band The Cribs, um sich verstärkt der Filmmusikbranche und Soloprojekten zu widmen.

THE GHOST OF A THOUSAND

Sieben gemeinsame Jahre, zwei Alben und eine EP stehen im Stammbuch der Briten The Ghost Of A Thousand, welches nun geschlossen wird. Die Probleme wurden zu schwerwiegend, weswegen man sich auflöst, so die Band.

meðlimur breyting (Mitgliederwechsel) THIN LIZZY

nyra verkefni; aftur sameina

Nicht jeder weiß, dass es sie überhaupt noch gibt, durch Meldungen wie diese wird man dann wieder überrascht: Die legendären Thin Lizzy geben Gitarrist Vivian Campbell zurück an den Absender (Def Leppard) und rekrutieren als Ersatz Richard Fortus von Guns N’Roses.

Mit „Is This Hyperreal?“ erscheint im Sommer das erste Album der wiedervereinigten Berliner Atari Teenage Riot seit dem Jahr 2000.

BLOC PARTY

In den vergangenen Monaten stand die Zukunft der seit 2009 pausierenden Bloc Party im Ungewissen, andere Projekte und persönliche Entwicklungen schienen dem Fortbestehen im Weg zu liegen. Umso überraschender ist die Äußerung von Gitarrist Russell Lissack: Im Interview mit dem britischen Magazin NME erklärte Lissack, dass er gemeinsam mit Frontmann Kele Okereke an neuem Material für Bloc Party arbeite. Im Herbst soll es mit der Band weitergehen. Wir bleiben gespannt, wie sich die Nachrichtenlage entwickelt.

ERLAND & THE CARNIVAL

Simon Tong von The Verve und David Nock aus dem Hause The Cult haben sich mit Frontmann Erland Cooper zusammengefunden, um eine Folk-Rock-Supergroup zu formen und bis Anfang Mai unsere Breiten zu betouren.

HELDEN & DIEBE

Heute mit: Dan Brown (WE ARE THE OCEAN)

Beck’s Gold Fresh Experiences Die Fantastischen Vier und ihr – nachts im Museum

Seit wann im Museum gesungen, getanzt und gefeiert wird? Nun, eigentlich bisher noch nie. Doch am 30. Mai startet die Beck’s Gold Fresh Experiences Reihe und so steigt in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im K21 Ständehaus in Düsseldorf einen Abend lang eine fette Party, angeführt von den Pionieren des deutschen HipHop – Die Fantastischen Vier. Statt alten Gemälden und Skulpturen werden bei der Show der Band dann Foto- und Videoanimationen zu sehen sein. Auf becks.de und facebook.com/ BecksGold seid ihr aufgerufen, mit einem Foto selbst Teil der Show zu werden und dabei zwei der 500 limitierten Tickets abzustauben, die es nur gegen euren Kreativeinsatz zu gewinnen gibt: Schnappt euch die neue Beck’s Gold-Flasche, platziert sie an einem alltäglichen Ort und macht ein Foto, das ihr dann unter becks.de hochladet. Vielleicht wird euer Bild so auch Teil der abendlichen Lichtshow. Alle ausgewählten Einsendungen werden in jedem Fall mit zwei Tickets belohnt, die besten fünf Beiträge bekommen ein Meet & Greet mit der Band obendrauf. Oder aber ihr versucht euer Glück auf sallys.net - da haben wir 5 x 2 Tix für euch reserviert. Im August meldet sich Beck’s Gold Fresh Experiences dann aus Hamburg...

Beck’s Gold Fresh Experiences 30.5.Düsseldorf – K21 Ständehaus, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Live: Die Fantastischen Vier Tickets unter: becks.de

THE GASLIGHT ANTHEM

Frontmann Brian Fallon trägt sein Nebenprojekt The Horrible Crowes ins Studio und erarbeitet mit Kollege Ian Perkins das gemeinsame Debütalbum.

LIMP BIZKIT

„Finished“ vermeldete Frontmann Fred Durst über Twitter. Das erste Album seit elf Jahren in Originalbesetzung ist aufgenommen. Wann „Gold Cobra“ erscheint, bleibt weiterhin unklar.

L/O/N/G

Es gibt viele Musiker, die mich im Laufe der Jahre beeinflusst haben. Aber Adam Lazzara von Taking Back Sunday verdanke ich wahrscheinlich am meisten, seinetwegen habe ich immerhin angefangen zu singen. Vorher habe ich Schlagzeug in diversen Bands gespielt, aber nachdem ich ihn gesehen hatte, wollte ich auch Frontmann und für die Leute präsenter sein. Heimat: wearetheocean.co.uk Auch gut: „Go Now & Live“ - das neue Album von We Are The Ocean

Hinter L/O/N/G stehen Rupert Huber (Tosca) und Chris Echmann (Walkabouts), die sich auf einer Party kennen lernten, Ideen schmiedeten und acht Jahre später tatsächlich ihr gemeinsames Projektdebüt „American Primitive“ veröffentlichen.

MONSTER MAGNET

Ex-Gitarrist Ed Mundell formiert gemeinsam mit Greg Hampton (der mit Alice Cooper aktiv ist) das Projekt 9 Chambers. Wohin die Reise geht, ist angesichts dieser Kombination besonders spannend.

TWO GALLANTS

Vor zwei Jahren aufgelöst, sehnten sich Adam Stephens und Tyson Vogel so sehr nach dem gemeinsamen Musikerleben als Two Gallants, dass sie nun ihre Auferstehung bekannt gaben. Im Juli führt sie ihre Tour zu uns.

plata

(Platten) ARCTIC MONKEYS

Auf dem neuen Arctic Monkeys-Album „Suck It And See“ gibt auch Queens Of The Stone AgeFrontmann Josh Homme eine Gesangseinlage zum Besten. Zu Hören ab Anfang Juni.

BON IVER

Justin Vernon arbeitet am zweiten Werk seiner Folk-Truppe Bon Iver. Wann es in Erscheinung treten darf, bleibt offen.

CAVE IN

„White Silence“ hört sich beim Lesen weihnachtlich an, ist jedoch der Name des in Kürze erscheinenden Albums von Cave In. Ob es darauf festlich und leise zugeht, wird sich zeigen.


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CITY AND COLOUR

„Little Hell“ ist in akustischer Form ab Juni zu erleben, wenn die Alexisonfire-Ableger City And Colour ihr drittes Album unter die Leute bringen.

DEUS

Die belgischen dEUS zählen zu den populärsten Bands des Landes. Dieser Tage wird in Antwerpen das neue Album „Keep You Close“ aufgenommen. Bevor das sechste Werk im Spätsommer erscheint, sind dEUS auf einigen Festivals und Konzerten zu erleben.

DIGITALISM

Das Zweitwerk der beiden Hamburger ElektroJungs Digitalism kommt am 17. Juni in die Läden. „I Love You, Dude“ grüßt es vom Titel. Ein Song wurde mit The Strokes-Frontmann Julian Casablancas aufgenommen.

FM BELFAST

Im Juni erscheint das neue Album der Isländer von FM Belfast, „Don’t Want To Sleep“.

FUCKED UP

„David Comes To Life“ ist der Titel des dritten Albums der Kanadier von Fucked Up, mit dem im Juni zu rechnen ist.

TOM MORELLO

Gitarrist Tom Morello (Rage Against The Machine) stellt im Sommer das dritte Album seines Projekts The Nightwatchman in die Regale. „World Wide Rebel Songs“ soll nicht minder politisch als seine Vorgänger werden.

My new Favourite Band

Heute mit: Bent Sæther (MOTORPSYCHO)

Tony Thaxton spricht in seinem Blog von Aufnahmen zu neuen Songs. Damit ist das fünfte Album von Motion City Soundtrack in Produktion.

MUMFORD & SONS

Der Nachfolger des Debütalbums „Sigh No More“ wird derzeit erarbeitet. So zog sich die Band für die Vorbereitung auf eine Farm in Nashville zurück. Zum Jahresende darf mit dem Ergebnis gerechnet werden.

MY MORNING JACKET

Im Juni erscheint „Circuital“, das sechste Album aus dem Hause My Morning Jacket. Drei Jahre haben die Jungs aus Louisville in Kentucky darauf warten lassen.

RUSSIAN CIRCLES

Im Juli erscheint „If Not Now, When?“. Das erste Incubus-Werk seit vier Jahren.

JANE’S ADDICTION

THE STROKES

Im Sommer darf ein neues Album erwartet werden. „The Great Escape Artist“ wurde angeblich per E-Mail-Verkehr gezeugt. Beteiligt war unter anderem Bassist Dave Sitek von TV On The Radio, der den anderweitig aktiven Duff McKagan ersetzt.

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MOTION CITY SOUNDTRACK

Gemeinsam mit Brandon Curtis von The Secret Machines befinden sich Russian Circles im Studio, um ihr viertes Album aufzunehmen. Im Juni und Juli geben die drei Jungs aus Chicago das Material auf ihrer gemeinsamen Tour mit Boris zum Besten.

INCUBUS

STARTER

Dieser Tage wollen sich The Strokes zusammensetzen, um bereits jetzt mit der Arbeit am Nachfolger des noch immer frischen Albums „Angles“ zu beginnen, wie Bassist Nikolai Fraiture berichtet.

Meine neue Lieblingsband heißt Your Headlights Are On. Ein Indie-RockQuintett aus Trondheim, drei Mädchen und zwei Jungs. Die Mitglieder studieren alle am Jazz-Konservatorium und haben grade ihr Debütalbum veröffentlicht. Statt Bass haben sie eine Tuba und sind die ungekünsteltste Indie-Band, die ich seit langem gesehen habe. Ich hoffe, sie machen ihre Sache weiter so brillant wie bisher und lassen sich nicht zu sehr von der Meinung anderer beeinflussen. Nicht, dass sie zu Strebern werden, wie so viele andere Indie-Kids. Heimat: motorpsycho.fix.no Auch gut: „Roadwork 4-Intrepid Skronk“ - das neue Album von Motorpsycho


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STARTER

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Das TUT GUT

Heute mit: globalvoicesonline.org

PATRICK WOLF

Das neue Werk des Briten Patrick Wolf, „Lupercalia“, erscheint Ende Mai in den einschlägigen Regalen.

afgangur (Der Rest) BEN FOLDS

Eine eher ungewöhnliche Aktion planen Ben Folds, Damian Kulash (OK GO), Amanda Palmer und deren Ehemann Neil Gaiman. Im Rahmen der Konferenz „Rethink Music“ in Boston will die illustre Runde acht Songs in acht Stunden schreiben, angeblich um für die Unnötigkeit von Plattenfirmen zu sprechen.

Vier Jahre nach dem letzten Studioalbum kommen die kanadischen The Weakerthans im Sommer auf Tour. Für entspannte Juni- und Juliabende sehr zu empfehlen.

The Stills

Wer das Gefühl hatte, lange nichts von The Stills gehört zu haben, darf sich jetzt ein für allemal daran gewöhnen. Die Band verkündet ihre Auflösung. Alles sei ganz freundschaftlich abgelaufen, aber so hätte man endlich wieder mehr Luft für sich. Die Kanadier spielten seit 2000 zusammen. Ihr drittes und letztes Studioalbum „Oceans Will Rise“ ist 2008 erschienen.

MASTERS OF REALITY

You Say Party

Die angekündigte Tour durch Europa fällt dem unkoordinierten Terminplan zum Opfer. Die Daten wurden angeblich veröffentlicht, bevor alle Mitglieder ihren Senf hinzufügen konnten und nun haben sie nicht alle Zeit.

Auch You Say Party haben sich getrennt. Vorerst zumindest. Nach dem plötzlichen Tod ihres Drummers Devon Clifford im letzten Jahr begibt sich die Band jetzt in eine Pause auf unbestimmte Zeit.

SEBADOH

Blink 182

Die 2007 wiedervereinigten Sebadoh sind noch aktiv! In Folge der ebenfalls 2007 stattgefundenen Reuniontour durch die Staaten schwanden die Lebenszeichen der Band von Lou Barlow. Nun wurden Tourdaten veröffentlicht, der August führt sie an drei Terminen durch Deutschland.

Schuhe shoppen, Toasts versteigern, Elfen steuern, Freunde sammeln – bisher ist das Internet im Alltag nicht sonderlich als politisches Medium aufgefallen. Natürlich ist es als Medium selbst revolutionär, hat Wirtschaft, Kommunikation und Kultur nachhaltig verändert, der politische und gesellschaftliche Einfluss des Internets ist allerdings erst seit WikiLeaks zumindest ansatzweise spürbar.

THE WEAKERTHANS

Nicht nur ihre Festival-Auftritte, auch ihre regulären Konzerttermine haben Blink-182 abgesagt. Grund ist ihr neues Album, das sie gern live präsentieren möchten, aber nicht mehr vor den angesetzten Terminen veröffentlichen konnten. Die Konzerte sollen im nächsten Jahr nachgeholt werden.

DAS GUTE GESCHÄFT IN DIESEM MONAT ist:

Die politischen Umwälzungen in Nationen, in denen der Fluss von Informationen – und seien es nur Informationen über das alltägliche Leben – von der jeweiligen Regierung gesteuert und zur Not das Netz ganz abgeschaltet wird, zeigt aber den Wert, den das Internet als Plattform für Stimmen hat, die sonst nicht den Weg an die Öffentlichkeit finden würden. Westliche Medien sind in diesem Sinne ja auch nicht gerade entdeckungsfreudig. Informationen über die „Jasmin-Revolution“ in Tunesien, die Lage in Libyen, den Alltag im Iran oder das Verschwinden regimekritischer Künstler wie Ai Weiwei in China sind für uns Normalsterbliche über das Internet aus erster Hand zu haben. Für alle, deren Sprachkenntnisse in Mandarin oder arabischen Dialekten eher mangelhaft sind, sammelt und übersetzt Global Voices unter globalvoicesonline.org Meldungen, die uns von den Brennpunkten der Welt erreichen. Die Gemeinschaft von über 300 ehrenamtlich arbeitenden Bloggern und Übersetzern aus aller Welt veröffentlicht Meldungen jetzt auch auf Deutsch. Die Internetseite bietet einen nach Ländern und Themen geordneten Überblick über aktuelle Ereignisse, die in Bürgermedien und Blogs behandelt werden, bietet ein Netzwerk für Menschen, deren Äußerungen in ihren Ländern zensiert werden und bildet Betroffene in Mediennutzung weiter. Die von Rebecca MacKinnon, der ehemaligen Chefin des Pekinger CNN-Büros, und dem Afrika-Experten Ethan Zuckerman gegründete Organisation setzt sich für freie Meinungsäußerung ein und sorgt über ihr Portal auch dafür, dass diese Äußerungen Gehör finden. Denn auch wenn Twitter- und Facebook-Meldungen sicher keine Revolution auslösen können – sie können sie für uns verständlich machen. globalvoicesonline.org

Heinz Minki

Vor dem Schlesischen Tor 3 10997 Berlin

Ich lebe in einem Bermuda-Dreieck. Natürlich wohne ich zwar in der achso-riesigen Stadt Berlin, aber manchmal spielt sich mein Leben über Wochen nur in einer einzigen Straße zwischen Zuhause und meinem Studio ab. Der dritte Punkt des Dreiecks ist dann der zwei Minuten entfernte Biergarten des ’Heinz Minki’ an der Schlesischen Straße in Kreuzberg. Im Sommer hat er nachts bis in alle Ewigkeiten geöffnet; die kleinen Pizzastücke sind super, überall stehen riesige, alte Bäume herum, und eine kleine Tanzfläche gibt es sogar auch. Empfohlen von: Sir Simon

Hier die Termine für drei Stunden Rock/Punk/Alternative Radio im UNCLESALLY*S NIGHTFLIGHT mit Flo im Mai jeweils ab 0.00 Uhr (natürlich LIVE auf allen Frequenzen von Fritz und auf fritz.de, dort auch im Anschluss 24/7 als Loopstream!): Vom 12.5. auf den 13.5. und 26.5. auf 27.5. - um Mitternacht!

Er spielte Schlagzeug bei I Might Be Wrong, ist Keyboarder bei Tomte und außerdem Solotüftler und Produzent in Personalunion - Sir Simon aka Simon Frontzek. Wenn er nicht grade tourt oder Alben anderer Bands produziert, heckt er so schöne Indie-Pop-Alben aus, wie aktuell „Goodnight, Dear Mind“. Heimat: sirsimonbattle.com Auch gut: „Goodnight, Dear Mind...“ - das neue Album von Sir Simon


60 SEKUNDEN mit:

Miles Kane

Mit gerade mal 25 Jahren hat Miles Kane bereits eine beachtliche Band-Vita vorzuweisen. Gestartet als Gitarrist von The Little Flames, ist er nach wie vor der Sidekick von Alex Turner bei The Last Shadow Puppets und war bis vor kurzem Sänger von The Rascals. Nach deren Trennung veröffentlicht Miles mit „Colour Of The Trap“ nun sein erstes Soloalbum. Zeit, sich kurz zurückzulehnen und bei einer Tüte Haribo mit uns zu entspannen ... Das letzte Mal, dass ich meinen Namen gegoogelt habe... ...ist sehr lange her. Ich habe entschieden, dass es für mich besser ist, das nicht zu tun. Es kommt selten vor, dass ich Artikel über mich lese, aber wenn dann offline. Und natürlich nur die guten. (lacht) Meine liebstes Kleidungsstück... ...habe ich von Adrien Sauvage, einem befreundeten Designer. Genau genommen sind es inzwischen sogar ziemlich viele Lieblings-Stücke; Jacketts, Cordhosen und diverse Hemden. An das letzte Mal, dass ich kein Gentleman war... ...kann ich mich nicht erinnern. Jeder hat mal eine wilde Phase, aber ich habe mich in letzter Zeit ziemlich gut benommen, um ehrlich zu sein. Wenn ich Teil einer historischen Jugendbewegung sein könnte... ...wäre ich definitiv ein Mod gewesen! Paul Weller ist meine Ikone und übrigens: Den Haarschnitt hat er von mir kopiert. (lacht) Wenn ich mir etwas Gute tun will... ...gehe ich zur Massage. Eigentlich mache ich das ständig. Oder ich spiele „FIFA“ auf der PS3 und esse ganz viel Haribo, „The Kiddies Mix“ versteht sich. Wenn ich nachts nicht schlafen kann... ...was ziemlich häufig vorkommt, gucke ich DVD. Ich versuche, vor dem zu Bett gehen eine Routine zu entwickeln und wenn man wie ich nicht gern liest, sind Serien der beste Weg. Aktuell sehe ich „Deadwood“ eine HBO-Serie und natürlich „Mad Men“. Mit der dritten Staffel bin ich durch und brauche unbedingt Nachschub. Wenn mein Leben verfilmt wird... ...hoffe ich, dass meine Rolle von Al Pacino gespielt wird. Keine Ahnung, wie wir das mit dem Alter hinbekommen. Vielleicht als zukünftige Version von mir?! Heimat: mileskane.com Foto: Erik Weiss Auch gut: „Colour Of The Trap“ - das aktuelle Album von Miles Kane


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MUSIK STORIES

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TV On The Radio

Motown forever: TV On The Radio aus Brooklyn.

Nie wieder Lego

TV On The Radio ist die Band, die immer geht. Innovation trifft Wärme, Kritiker trifft Fan. Ihr Mix aus Pop-Experimenten und Soul-Traditionen ist für die Ewigkeit gebaut. Sagen sie. „‘Motown’ ist ein gutes Beispiel. Sie waren eine Fabrik, und sie gaben es auch zu. Das war zwar irgendwie unpersönlich, aber sie hatten immer gute Künstler mit viel Talent.“ Schlagzeuger Jaleel Bunton erzählt von seiner Lieblingsmusik, ein unerschöpfliches Thema für ihn. „Das gilt vor allem für die Songwriter. Die Gabe das zu erkennen, war wahrscheinlich ‘Motowns’ Erfolgsgeheimnis. Smokey Robinson klingt eben auch nicht wie Marvin Gaye oder wie Michael Jackson. Die Songs stammten möglicherweise von denselben Autoren, aber die waren klug genug zu wissen, was genau das Tolle an Diana Ross oder Martha Reeves war. Sie sahen das Potenzial.“

selbstverständlich in Verkaufszahlen um. Und alles ganz ohne Hitfabrik im Rücken. Das neue Album ‘Nine Types Of Light‘ ist praktisch Lounge-Musik für TVTOR-Verhältnisse, ein geräumiger VIPBereich für all die neuen Freunde und Bekannten, die von der Band angezogen wurden wie Fusseln von Klebeband. TV On The Radio gut finden, das bedeutet neben Coolnesspunkten auch Genussfähigkeit im Angesicht der Musikmoderne, die ihre Protagonisten normalerweise schnell verschleißt. Dann lieber Werte schaffen: „Es gibt so viel ganz tolle Musik auf der Welt, das lässt einen als Künstler nicht mehr los“, sagt Bunton. „Ich muss mich wirklich zwingen, keine Erwartungen zu haben.“

Buntons eigene Band ist selbst auf dem besten Wege zur Unsterblichkeit, die Vorzeichen ihrer Wertschätzung haben sich allerdings geändert. Niemand im modernen Musikgeschäft hat so eine lange Leine wie das Quartett aus Brooklyn, niemand münzte seinen Kritiker-Erfolg ähnlich

Trotz des fortgeschrittenen Erfolges sieht er seine Band immer noch unter den Mutigsten, wenn es darum geht, die Industriekatze gegen den Strich zu streicheln. „Es ist eigentlich billig, da jetzt Britney Spears herauszupicken, aber die formelhaften Songs, die sie zu singen bekommt, inklusive des

obligatorischen Rap-Intros, würden vielleicht bei jemandem mit mehr Authentizität besser funktionieren“, sagt er. „So aber ist es wie Lego. Die Maschinerie ist überhaupt ziemlich zynisch geworden. Ich denke nicht, dass die Beteiligten von heute noch diese Begeisterung für Musik kennen, die es selbst bei ‘Motown’ immer gab. Was 20 Jahre später noch gilt, ist wirklich ausschlaggebend. Meine Kindeskinder werden noch Marvin Gaye hören, aber nicht Britney Spears.“ Vielleicht werden die Kindeskinder zwischendurch auch noch Opa hören, denn nach vier Alben und dem Sicherheitsabstand von ein paar Jahren kriegt der plötzlich selbst Anflüge von Stolz: „Ich habe erst neulich noch einen Song von ‘Return To Cookie Mountain‘ in einer Bar gehört und war sehr zufrieden damit.“ Text: Ralph Krüger Foto: Michael Lavine Heimat: tvontheradio.com


Yuck

Jung aussehen, alt klingen So igitt wie ihr Bandname sind Yuck gar nicht! Warum die plötzlich jedermanns Liebling sind? Weil Journalisten mit dem Namen so tolle Einleitungssätze basteln können... Das stimmt so natürlich nicht. Neben dem Angebot zur Wortspielerei wirft das Quintett mit seinem selbstbetitelten Debüt auch eine musikalische Perle auf den Markt, die Frühneunziger-sozialisierten Musikschreiberlingen – also eigentlich allen – nostalgische Verzückungszustände abnötigt. Große Namen aus der goldenen Ära des Alternative-Rock werden bemüht, wenn über Yuck gesprochen wird: Dinosaur Jr., Sonic Youth, Pavement. Hallo Neunziger-Revival, bleibst du eigentlich lange? Wie es sich für einen ordentlichen Revival-Zyklus gehört, lassen Bands wie Yuck aktuell den Backkatalog einer Dekade hoch leben, die sie durch die Gnade der späten Geburt eigentlich verpasst haben. Als 1988 Sonic Youths ‘Daydream Nation‘ erscheint, ist Yucks internationale Besetzung – buddhistisch gesehen – noch in vorigen Inkarnationen als Hering, Bergziege oder Wattwurm unterwegs. In dieser Zeit müssen Frontmann Daniel Blumberg, Gitarrist Max Bloom, ihr US-amerikanischer Schlagzeuger Jonny Rogoff und ihre japanische Bassistin Mariko Doi, die zeitweise von Daniels noch schulpflichtiger Schwester Ilana am Gesang unterstützt werden, allerdings einiges richtig gemacht haben – denn im nächsten Leben läuft es für sie bestens. Daniel und Max, die britische Hälfte der Band, können mit 20 Jahren bereits auf eine Karriere mit ihrer früheren Band Cajun Dance

Party zurück blicken. Und ihrer aktuellen Band-Inkarnation prophezeien Instanzen wie die BBC und der Guardian einen ähnlichen Durchbruch. Trotzdem ist diesmal alles anders, wie Klaus KinskiFan Daniel zwischen zwei Hustenanfällen erläutert: „Max und ich kennen uns seit wir vier sind, haben aber früher nie Songs gemeinsam geschrieben. Als wir es versucht haben, hat es auf Anhieb wunderbar funktioniert. Wir haben innerhalb eines Jahres so viele Songs produziert, dass sich die ersten von ihnen jetzt schon anfühlen, als seien sie steinalt.“ Es überrascht, in welchem Kontrast Blumbergs auskunftsfreudiges Wesen zur shoegazend-introvertierten Musik seiner Band steht. Um gefühlte Zeit geht es im Gespräch oft. „Ich habe keinen Bezug zu Zeit und erst recht nicht zum Alter. Ich kenne Leute vier, fünf Jahre und stelle dann entsetzt fest, dass sie demnächst 39 werden“, erklärt Daniel. Vielleicht ist es Blumbergs zeitliche Orientierungslosigkeit, der Revivalisten jene wohlig warme Nostalgie zu verdanken haben, die die Songs auf Yucks DebütAlbum wie verschwommene Erinnerungen an damals, als man der beschwipsten Julia per Gänseblümchenring ewige Treue geschworen hat, erscheinen lässt. Und wegen der Yuck jedermanns Liebling 2011 sind. Text: Timo Richard Heimat: myspace.com/yuckband


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MUSIK STORIES

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FLEET FOXES

Fünf Bärte auf einen Streich Selbst wenn die Fleet Foxes es nicht wahrhaben wollen: Ohne sie wäre der Folk-Hype der letzten drei Jahre kaum möglich gewesen - ‘Helplessness Blues’ heißt ihr zweites Album nach dem Durchbruch und darf als Probe aufs Exempel gewertet werden. „Nein!“, wehrt Robin Pecknold die Lobhuldigungen auf sich und seine Band ab. Es seien nicht die Fleet Foxes gewesen, die dem Folk im Hier & Jetzt neuen Glanz verliehen hätten, sondern ganz andere Kollegen: „Devendra Banhart oder CocoRosie - wenn du denen auf die Schulter klopfst, dann bist du bei den richtigen Leuten, oder Conor Oberst. Aber nie und nimmer wir! Sorry, echt nicht.“ So bescheiden und souverän der Chef der ehemaligen Senkrechtstarter aus Seattle auch reagiert, ein wenig taktisches Geplänkel schwingt unweigerlich mit. Drei Jahre nach dem allerorts hoch gelobten Debüt steht mit ‘Helplessness Blues’ nun der neue Longplayer der Fleet Foxes in den Starlöchern, und naturgemäß wird dieser mit zweierlei Maß gemessen. „Es wird einige geben, die uns dafür kritisieren, dass viele Songs zu vertraut klingen - andere wiederum bemerken hoffentlich, dass sich einiges getan hat.“ Zum Beispiel bei den Lyrics, die Pecknold als gereiften Songwriter zeigen, der nicht mehr allein Geschichten über Gott und die Welt singt, sondern sich erstaunlich versiert mit den eigenen Gefühlen ausein-

Neulich beim Friseur: Fleet Foxes aus Seattle.

andersetzt. Abgehoben ist hier zumindest niemand. „Einmal kam nach einer Show ein etwas in die Jahre gekommener Typ zu mir und ließ sich alles Mögliche signieren: CDs, Schallplatten, Singles. Drei Tage später entdeckte unser Drummer den ganzen Kram bei eBay, und was soll ich sagen: Bis auf ein Album hat der Typ nur Miese gemacht. Da hast du deine Shootingstars - wir sind nämlich keine!“ Gut, dann lassen wir in diesem Fall eine Onlinebörse als Beweisstück A gelten. ‘Helplessness Blues’ hingegen ist ein Indiz

gegen Pecknolds These vom Antistar. Mit dem zweiten Studiowerk wachsen die Fleet Foxes nicht über ihr Debüt hinaus, aber allein die Tatsache, dass sie das Niveau halten, macht sie dann eben doch zu einer Band mit Vorbildfunktion. So verrückt das für Robin Pecknold auch klingen mag. Text: Marcus Willfroth Foto: Autumn de Wilde Heimat: fleetfoxes.com

Radio Dead Ones

Was lange währt, wird endlich gut Frühling in Berlin. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen auf das noch bleiche Gesicht von Radio Dead Ones-Frontmann Beverly Crime. Die letzte freie Stelle auf seinem Körper, die nicht tätowiert ist. Ganze drei Jahre sind vergangen, seit die Radio Dead Ones mit ihrer ersten Platte die herunterhängenden Iros zurechtgestutzt haben. Jetzt gibt es mit ‘AAA‘ endlich wieder einen neuen Haarschnitt. Dass sich ein Kurswechsel anbahnen würde, war ja schon fast abzusehen. Wer einmal vom süßen Geschmack des Erfolgs gekostet hat, will sich nicht mehr mit Wochenendauftritten in dürftig besuchten Kaschemmen oder einem Dauer-Kater herumplagen müssen. „Wenn du eine Platte veröffentlichen willst, mit der du auch weiterkommst, musst du viel Energie reinstecken. Bei unserem ersten Album war alles noch sehr spontan. Für ‘AAA - Alive And Awake‘ haben wir versucht, perfektionistisch zu sein und auch auf Details zu achten“, erzählt Sänger Beverly, während er an einem Bier nippt. Nach fast zehn Jahren Bandgeschichte und Auftritten mit den Beatsteaks, Die Toten Hosen, Born To Lose und mehr als 300 eigenen Shows, sind die vier Chaoten von einst jetzt zu einer vorzeigbaren Punk-Truppe herangewachsen, was nicht zuletzt an der Reduzierung von diversen Betäubungsmitteln und hochprozentigen

So schmeckt Berlin: Radio Dead Ones.

Freuden liegen dürfte. Disziplin, Durchhaltevermögen und der ständig aufkommende KonzertDurst, der die Jungs dazu zwingt, ihre trockenen Kehlen regelmäßig mit gelungenen Live-Gigs zu bewässern, waren hierfür wohl maßgeblich. An den wenigen Tagen, an denen der Bandbus nicht auf europäischen Straßen rollt, geht man dann flexiblen Jobs in Hostels und Bars nach, um auch den heimischen Kühlschrank zu füllen. „Wir haben teilweise Abitur und abgeschlossene Berufsausbildungen als Bibliothekar oder Industriekaufmann. Ein normal-bürgerliches Leben wäre also drin gewesen.

Trotzdem stand für uns fest, dass wir nach der Schule zusammen nach Berlin gehen würden, um dort Musik zu machen und uns irgendwie durchzuschlagen. Unser erster richtiger Auftritt war dann 2002 im Kreuzberger Wild At Heart bei einem kleinen Festival. Am Anfang war unser Ansporn vor allem, mit den Bands zusammen zu spielen, die uns etwas bedeuten.“ Nach einer turbulenten, fast zehnjährigen Anfangsphase, sind sie es nun, mit denen sich aufkommende PunkKapellen die Bühne teilen wollen. Text: Natascha Siegert Heimat: radiodeadones.de


Young Legionnaire Der Schatten und sein Erbe

Wer einmal in einer öffentlichkeitswirksamen Beziehung steckt, dem fällt es fernab dieser freilich schwer, sich zu behaupten. Beim britischen Post-Hardcore-Trio Young Legionnaire trifft das auf alle drei Mitglieder zu. Ihr Debüt ‘Crisis Works‘ ist emanzipierende Urschrei-Therapie. Der eine, Gordon Moakes, ist noch Bassist bei Bloc Party, der andere, Paul Mullen, war in der nicht wirklich erfolgreichen, bei Kritikern aber durchaus geschätzten Band Yourcodenameis:milo und sprang 2007 bei der One-HitWonder-Kapelle The Automatic ein – genau: die mit dem unerträglichen ‘Monster‘. Dan Pearson, der Schlagzeuger, hat vorher bei La Roux getrommelt. Angst vor diesem Erbe haben die Renegaten nicht: „Wir können ohnehin keinen einzigen Bloc Party- oder The Automatic-Song zusammen spielen.“ Sie sind Schattengestalten, immer ein bisschen weiter hinten, keine Autogramme. „Ach, du hast bei Bloc Party gespielt?“, musste Gordon Moakes in letzter Zeit schon häufig hören. Der Vater zweier Kinder, zweieinhalb und sechs Jahre, gibt sich zurückhaltend aber bestimmt und schaut oft nach unten, wenn er spricht. Irgendwie gefällt ihm das aber auch, fernab des einstigen Rummels, zurück in die kleinen Clubs, dahin wo es noch nach Schweiß und Bier riecht: „Die Tour mit Les Savy Fav war wirklich toll. Keiner kennt deine Songs, man muss noch wirklich überzeugen.“ Stimmt. Bei der letzten Bloc Party-Tour gab es trotz der gelangweiltesten Band seit Oasis unverständlicherweise Applaus.

Young Legionnaire sei so eine Band zum Austoben, Post-Hardcore im Stile von Fugazi, The Mars Volta, At The Drive-In, „der ganze Kram, den man mit Anfang 20 abfeiert. Bei mir kam aber Bloc Party dazwischen“. Moakes steckt die Hände in die Hosentaschen - schwarze Röhre, selbstverständlich - ein rotes Karo-Hemd darüber, Hi-Tops an den Füßen. Paul Mullen gießt sich einen Schluck Wasser aus der grünen Flasche in ein Glas mit starken Kalkspuren. Er trägt Brille, ein bisschen Bart, ganz ruhige Stimme - der kleine Schüchterne eben. Man glaubt kaum, dass er es ist, der da auf ihrem gemeinsamen Debüt so schreit. In den ruhigeren Passagen von ‘Crisis Works‘ erinnert seine Stimme mehr an Brian Molko oder Robert Smith. „Robert Smith?! Von The Cure hab ich eine ‘Greatest Hits’, ihre wirklich beste Platte“, scherzt Mullen. Wenn er ein Idol habe, dann am ehesten Mike Patton von Faith No More. „Kennst du Moonchild?“ Und ob! Ein Neun-Minuten-Geräusch-Koloss, nur Pattons-Stimme und Atem: Gutturales Grunzen, Hauchen, Schreien, Kopulieren, Schmatzen. Computer-Zombies lieh er auch schon seine Stimme. In Mullens erster Band wurden die Red Hot Chili Peppers gecovert. „Es war zum Kotzen!“ Der erste Song: „Dumdidumdi Dumdidumdi“, imitiert er den Basslauf. „Around The World?“ Mullen nickt, ein wenig peinlich berührt. Um die Welt kommen wollen die drei. Raus aus dem Schatten, rein ins Licht! Vielleicht ja Autogramme geben. Text: Frédéric Schwilden

Foto: Stuart Leech

Heimat: younglegionnaire.com


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AUF ACHSE

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auf achse...

NGSSUCHE

F WOHNU MIT RETRO STEFSON AU

Text. Christine Stiller Fotos: Sebastian Gabsch Auch gut: „Kimbabwe“ das neue Album von Retro Stefson Dank an Robert und Andy für die Gastfreundschaft!

Wohnungssuche ist kein Spass. Das haben die sieben Freunde von Retro Stefson schnell gemerkt. Um die nächsten Monate fernab ihrer isländischen Heimat in Berlin verbringen zu können, wollen sie nun ein paar Zimmer anmieten. Wir möchten helfen und haben Robert und Andy ausfindig gemacht, die Zuwachs für ihre Jungs-WG suchen. Ob es passt, wird sich beim Casting herausstellen.

Bei der Anfahrt lässt sich gut die Infrastruktur prüfen. Nicht übel, denn wenn diese Spitzenlage eines zu bieten hat, dann S-Bahn satt, aber hallo.

Sänger Haraldur Ari und Keyboarderin Thorbjörg können mit ihren rudimentären Deutschkenntnissen noch nicht ahnen, dass diese kleine Notiz an die Mieter keine Partyeinladung ist. Zum Glück.


Vielleicht wären sie sonst gleich wieder umgekehrt, statt sich mit Gastgeschenken für Jungen (Bier) und eventuell Mädchen (Blumen) beliebt zu machen.

Wie wir alle wissen, wird in Island über den Duschkopf telefoniert. So ist Drummer Gylfi nun auch ein wenig frustriert, als er seine Mutter nicht erreichen kann.

Andy und Robert freuen sich über beides. Erste Pluspunkte sind der Band sicher.

Dann setzt er (sich) lieber auf Altbekanntes...

...und studiert die siffige Klolektüre der WG. …hat Gitarrist Thordur den ersten gravierenden Kritikpunkt entdeckt. Denn er weiss, selbst wenn alle Einwohner Reykjavíks ihren Hausstaub zusammen schmeissen würden, sähe die Schicht noch wesentlich dünner aus, als das, was die Jungs hier über die Jahre angesammelt haben.

Während sich Pianist Jon Ingvi und Basser Logi Pedro über Roberts CD-Sammlung freuen... Ungeachtet dessen hat der flinke Gylfi schon das Einzugsteam gerufen und lässt die vorsorglich mitgebrachten Habseligkeiten hoch transportieren. Ahnt aber nicht...

…dass die Herren niemanden einziehen lassen, der nicht den Karaoke-Test bestanden hat. Und offensichtlich läuft es nicht besonders gut.

Dennoch sind Robert und Andy dem Septett durchaus zugetan. Um allerdings bei der grossen Bewerberschar, die noch ansteht, den Überblick zu behalten, macht Andy ein Foto zur Wiedererkennung. Möge Retro Stefson der WG-Gott (gibt’s in der nordischen Mythologie sicher) hold sein...


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MUSIK STORIES

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LOW

Wahlverwandtschaften Das tiefe Tal ist durchschritten. LowFrontmann Alan Sparhawk will sich den schönen Dingen des Lebens zuwenden und trotzdem klingt das neue Album seiner Band mit dem auffordernden Titel ‘C’mon’ nicht wirklich beschwingt - aus gutem Grund, wie er meint. Der Sommer klopft dieser Tage bereits heftig an die Tür und Alan Sparhawk scheint zumindest von seiner Kleidung her sagen zu wollen: Komm rein alter Freund, passt schon. Neben einem großen Koffer sitzend, trägt der Chefdenker von Low Jeans und TShirt, wirkt erstaunlich gut aufgelegt und freut sich, nach vier Jahren Bandpause endlich wieder da zu sein: „Meine Frau Mimi hat sich etwas bitten lassen, aber das Theaterstück, an dem wir zuletzt gemeinsam arbeiteten, kostete viel Zeit“, erklärt er mit Blick in die halbvolle Teetasse und grinst verschmitzt. Zudem seien da ja noch die gemeinsamen Kinder, die nie unter den Aktivitäten von Low leiden sollen: „Wenn man nicht nur beruflich zusammenarbeitet, sondern auch privat alles miteinander teilt, muss man vorsichtig sein, dass andere Menschen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.“ So wie etwa 2007 geschehen, als Sparhawks psychischer Zustand beim letzten Album ‘Drums And Guns’ alles andere als stabil war und viele von der letzten Platte der Combo sprachen: „Das ist ein wenig übertrieben, aber stimmt schon: Mir ging es damals nicht gut, und weil sich das über die Jahre änderte, wollte ich ein-

How low can you go: Alan Sparhawk und seine Gang.

fach, dass die neuen Songs dies widerspiegeln.“ Was sie zweifelsohne tun, obschon ‘C’mon’ viele düstere Momente zwischen Slow-Core und sanftem Gitarren-Pop bereithält: „So ganz kann ich halt nicht aus meiner Haut heraus und will auch niemanden etwas vormachen - Musiker zu sein hat all die Schattenseiten, die andere Jobs auch haben.“ Wird es daher nichts mit der Idee, dass demnächst die Sprösslinge im Hause Low mit ins Bandgeschehen eingreifen? „Das machen die beiden teilweise schon, doch wenn ich die Wahl hätte, würde ich ihnen empfehlen, etwas

Anständiges zu lernen - als Lebensversicherung, falls es mit der Karriere nicht klappen sollte.“ Wobei Mama und Papa mit ‘C’mon’ eindrucksvoll zeigen, dass Probleme dazu da sind, gelöst zu werden: Selbst wenn die Songs einen melancholischen Charakter haben - die Erleichterung, die Krise überstanden zu haben, ist ihnen deutlich anzuhören. Low sind zurück, zurück zum Glück. Text: Marcus Willfroth Foto: Sara Kiesling Heimat: chairkickers.com

WILD BEASTS

„Warum macht Lady Gaga das?“ Die Wild Beasts wollen es 2011 ruhiger angehen lassen und präsentieren sich von ihrer nachdenklichen Seite - was den Jungs dabei alles durch die Köpfe schießt, ist indessen erstaunlich genug. „Warum in der Presse nie etwas über unser Privatleben steht“, rätselt Hayden Thrope, „kann ich dir nicht sagen. Es fragt halt niemand danach.“ Der Wild Beats-Frontmann ist irritiert, weiß nicht so recht, was er antworten soll und überlegt, ob er und seine Mitstreiter wirklich so einschüchternd wirken. Vermutlich schon, möchte man entgegnen, denn sonst käme dieser Tatbestand nicht schon zu Beginn des Gesprächs auf den Tisch - welches eigentlich dazu gedacht war, das neue, dritte Album ‘Smother’ zu thematisieren und doch, einmal ausgesprochen, sind die zwei Abgesandten der kleinen feinen britischen Band wie angefixt von der Thematik. Kollege Tom Fleming rubbelt verzweifelt an seiner Fellmütze und glaubt nach reifer Überlegung doch eine Antwort gefunden zu haben: „Als wir letztes Jahr in Los Angeles Halt machten, fiel mir eine örtliche Klatschzeitung in die Hände und dort war Lady Gaga abgebildet, wie sie in privater Runde ein Café besuchte. Das Verrückte daran: Sie sah aus, wie man sie kannte und ich fragte mich, warum macht sie das? Sie kann doch ohne perfektes Styling durch die Gegend laufen, dann fällt sie niemanden auf und hat ihre Ruhe.“ Hayden Thrope nickt ver-

Auf der Pirsch: Wild Beasts aus England.

ständnisvoll und meint, es sei eben besser, die Dinger ruhiger anzugehen und nicht permanent auf dicke Hose zu machen. Ein Leitmotiv, dem auch ‘Smother’ folgt. Das Album glänzt noch mehr durch Atmosphäre und pulsierenden Pop als es schon die Vorgängeralben der Wild Beasts taten. „Da hast du es“, freuen sich die beiden wie aus heiterem Himmel. „Wir sind, wer wir sind. Ich meine, klar lässt man hinter der Bühne die Korken knallen und trinkt ab und zu einen zu viel. Es

ist aber besser, wenn du die Musik für dich und deine Person sprechen lässt, als irgendein Image.“ Schön gesagt, und deswegen gönnen wir den Wild Beasts ihre Zurückgezogenheit - die in den kommenden Monaten jedoch unter diversen Tourneen leiden wird, denn ‘Smother’ soll - im Gegensatz zur Band selbst - für jeden ein Gesprächsthema sein. Text: Marcus Willfroth Foto: Paul Phung Heimat: wild-beasts.co.uk


Metronomy Wer Möwen mag...

... wird die neue Metronomy-Platte lieben. Denn die dreisten Seevögel sind passenderweise die Stargäste auf ‘The English Riviera’ und sorgen mit den typischen Kreischlauten für eine Stimmung, die kein Computer generieren kann. Für Joseph Mount, Metronomy-Mastermind und zuletzt ebenfalls gefeierter Remixer von GenreLieblingen wie den Klaxons, Lykke Li oder Goldfrapp, war es nach zwei Jahren Fremdbastelei wieder an der Zeit, den Fokus auf seine Hauptband zu legen. Es folgte die Arbeit an ‘The English Riviera’

Nach der miesen, durchzechten Nacht des letzten Albums scheint der Rausch vergangen, die Last der Welt scheinbar ins Nichts verflüchtigt und die Altlasten abgestreift. Hier mag man vielleicht eine Parallele zur Bandgeschichte ziehen; verließ nach ‘Night’s Out’ doch der langjährige Freund

- einem Album, das das perfekte Gegenstück zum textlich recht düsteren ‘Nights Out’ bildet: „Die Idee war es, die Platte atmosphärischer zu gestalten als den Vorgänger. Sie klingt auch irgendwie simpler als alles, was wir davor gemacht haben, insgesamt relaxter.“

und Bassist Gabriel Stebbing die Band, um Platz zu machen für Anna Prior und Gbenga Adelekan. Wobei sie Letzteren „genau genommen einer anderen befreundeten Band gestohlen haben“. Zum Glück, möchte man meinen.

Beim mittlerweile dritten Werk ließ sich Mount hörbar von der eigenen Jugend und Kindheit inspirieren, die er in Totnes, einem 7.000-SeelenStädtchen an der englischen Küste verbrachte. „Ich wuchs nahe der Englischen Riviera auf. Als ich älter wurde, habe ich mir das Nachtleben in diesen Städten vorgestellt. Es schienen so glamouröse Orte zu sein - direkt in meiner Nähe. Ich habe versucht, das positive und aufregende Gefühl einzufangen, wie es war, dort aufzuwachsen. Ich wollte ebendiese Stimmung wiedergeben und verdeutlichen, dass die Englische Riviera eigentlich alles hat, was man braucht.“

Als Ein-Mann-Projekt mit ausrangiertem Computer gestartet und nun zum Quartett gewachsen, liebäugelten Metronomy immer schon mit Veränderung, ließen dabei die Vergangenheit allerdings selten aus dem Blickfeld. Stichwort Seemöven. „Wenn irgendwer das neue Album hört, sagen wir jemand aus L.A. oder so, dann denkt derjenige nicht automatisch an verstaubte englische Küstenstädte, sondern an die eigenen Strände und die damit verbundenen Erinnerungen. Ich mag diesen Gedanken.“ Wir auch. Text: Franziska Schuh Foto: Gregoier Alexandre Heimat: metronomy.co.uk


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sagt Will und sieht plötzlich vor seiner Nase einen Papierballen vorbeisausen: „Alter, was soll das?“, ermahnt er den mitgereisten Bandkollegen Pat Pestorius, der gerade versucht, den Mülleimer des Raumes zu treffen. „Du musst ihn entschuldigen, das ist ein blödes Hobby unsererseits.“ Was genau: Mülleimerweitwurf? „Nein, immer wenn wir irgendwo sitzen und warten, fangen manche Leute aus der Band an, bestimmte Dinge mit herumliegenden Sachen treffen zu wollen - was wahrscheinlich daran liegt, dass man mit mir nicht besonders gut Sport treiben kann.“ Kurzerhand interveniert Pestorius und erklärt, dass Sheff auch nie versuchen würde, Basketball oder ähnliches auf Tour zum Stressausgleich zu spielen. „Keine zwei Minuten auf dem Platz und schon wäre meine Brille vollkommen im Arsch - ich kenne mich lange genug, um das so sicher sagen zu können.“

OKKERVIL RIVER

Sehr weit weg: Okkervil River aus Austin, Texas.

Brille mit Durchblick

Vier Jahre können eine verdammt lange Zeit sein, und doch haben Okkervil River wieder zueinander gefunden. Mehr noch, das neue Album ‘I Am Very Far’ ist das bislang beste ihrer gesamten Karriere und führt die Band dorthin zurück, wo einst alles begann. Musik und Text sollten „miteinander verschmelzen und außerhalb der eigenen Kontrolle liegen“, erklärt Okkervil River-Chefdenker Will Sheff.

„Ich versuchte das ganze Album aus Sicht einer anderen Person zu schreiben und mich in die Situation eines kindlichen Beobachters zu versetzen“,

Und wir seine Band, um felsenfest zu behaupten, dass das neue Okkervil River-Album ‘I Am Very Far’ ganz großes Tennis ist und einfach mehr von allem bietet: Angefangen bei klassischem Americana über zackigen Indie-Rock bis hin zu sanftem Akustik-Pop haben die Songs so ziemlich jede Stilrichtung im Angebot, für die die Jungs seit jeher berühmt sind. „Die Sache war für mich klar: Alles auf eine Karte setzen, wie damals, als wir Ende der Neunziger bei Null anfingen.“ Ganz so ist es nicht. Okkervil River legen aber einmal mehr ein außergewöhnliches Studiowerk vor und egal, was sie damit erreichen: Ins Schwarze getroffen haben sie ohne Frage. Sprichwörtlich, versteht sich. Text: Marcus Willfroth Foto: Alexandra Valenti Heimat: okkervilriver.com

Twin Atlantic This is not America

Bisher war die musikalische Verteilung auf beiden Seiten des Atlantik recht klar. Quirliger Indie-Pop schien mehr eine europäische oder britische Sache, dynamischer Alternative-Rock dagegen die Domäne von US-Bands zu sein. Die Globalisierung sorgt aber dafür, dass man den Fokus zumindest bei letzterem öfter mal auf Schottland legen sollte. Genauer gesagt auf Twin Atlantic, die mit ihrem MiniAlbum ’Vivarium’ und Support Gigs für die Smashing Pumpkins und Blink 182 schon vor zwei Jahren Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. Mit ’Free’ liegt nun das erste „richtige“ Album der Schotten vor und dafür hat Sänger Sam McTrusty schon mal im eigenen Tourleben nach Inspiration gefischt. Waren seine ersten Texte nach eigener Angabe noch „ziemlich merkwürdig“, versucht er inzwischen größere Zusammenhänge zu skizzieren, wie die Uniformierung der Jugend oder Manipulation der Medien etwa, verzichtet aber bewusst darauf, verbal mit erhobenem Zeigefinger herumzufuchteln. Doch der beste Refrain funktioniert nicht, wenn der Rest nicht stimmt, weiß er und bekennt sich zu seinen Wurzeln. Musikalisch erinnern Twin Atlantic zwar vor allem an Bands, die nicht von der gleichen Insel wie sie selbst kommen – der Rock-

Malen geht immer: Twin Atlantic aus Glasgow.

Sound der Foo Fighters und die Melodien von Weezer und Sunny Day Real Estate haben seine Band freilich beeinflusst, „ich will aber nicht so tun, als wäre ich Amerikaner“, bekräftigt Sänger Sam McTrusty. „Ich singe mit schottischem Akzent.“ Bevor es mit Twin Atlantic auf große Fahrt ging, war Sam bisher auch noch auf einem anderen Feld künst-

lerisch tätig, hat aber rechtzeitig andere Prioritäten gesetzt. „Ich war auf der Glasgow School of Arts, um Malerei zu studieren, aber dann ging’s mit der Band ein bisschen mehr ab. Ich sehe es eher so: Malen kann ich immer noch jahrelang, wenn ich in Rente gehe, aber in einer Rock-Band kann ich nur sein, wenn ich jung bin.“ Text: Tim Kegler

Heimat: twinatlantic.com


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The Airborne Toxic Event

Songbuch für Romantiker Im Erfolgszuge ihres grandiosen Singlehits ‘Sometime Around Midnigh’ feierten The Airborne Toxic Event vor gut zwei Jahren den DebütDurchbruch. Ihr exzellent eklektisches zweites Album ‘All At Once’ ist noch mehr als die Summe seiner Einzelkapitel. Schon seit Beginn die etwas andere Indie-Band, schweift der songschreiberisch sympathisch von den drei Säulenheiligen Cohen, Dylan und Springsteen geschulte Blick über den stilistischen Tellerrand nun noch weiter und nimmt dabei den Albumtitel wortwörtlich: Alles auf einmal. Nicht weniger wollen Airborne Toxic Event diesmal. Und liefern ab. Von Folk über Rock bis zu Elektronika und schwelgerisch-schwermütigem NewWave-Pop reicht die Palette der vom Schubladendenken befreiten Amerikaner, deren eigene, aber auch dezent britische Note unüberhörbar bleibt. „Uns haben schon viele Leute gefragt, warum wir so englisch klingen. Ich glaube, das liegt daran, dass ich als Jugendlicher ziemlich anglophil war. Während alle anderen Classic-Rock gehört haben, waren meine Lieblingsbands The Smiths und The Cure“, so der Sänger, Gitarrist, Keyboarder und kreativer Kopf der Band Mikel Jollett. „Sie haben ausgedrückt, wie ich mich gefühlt habe: ein bisschen schlauer, ein bisschen scheuer und irgendwie ein Loser, der aber den Glauben an das Leben noch nicht ganz verloren hat.“ Mittlerweile packt Mikel, der eigentlich Schriftsteller werden wollte und als Tagelöhner auf einer Pferdefarm seine ersten Romancier-Sporen verdiente, seine romantisierten Versager-Vorstellungen in die emotionale Kurzform des Songs - wenn auch nicht minder episch und emotional bewegend. Dabei gelingt der Band diesmal noch stärker das größere Gesamtbild - auch auf inhaltlicher Ebene. „Man sagt ja immer, dass das erste Buch, das ein Schriftsteller verfasst, meist eine Autobiografie ist. Das lässt sich auch auf die Musik und unser Debüt übertragen. Unsere Touren und die ganzen Konzerte haben unseren Blickwinkel schon verändert. Wenn man sich mit den Leuten bei

Irgendwie schlau, scheu und verloren: Airborne Toxic Event aus Los Angeles.

den Shows so unterhält, merkt man schnell, dass sich die Geschichten, die sie zu erzählen haben, gar nicht so sehr von deinen persönlichen Erlebnissen unterscheiden. Es scheint so etwas wie eine größere menschliche Narration zu geben. Das hatte einen Einfluss auf die Platte“, sagt Mikel, und man merkt, dass der Mann immer noch gern in prosaischen Parallelen denkt. „Ich hatte ursprünglich nie die Ambition, Musiker zu werden“, erklärt Mikel unumwunden seine persönliche Jungfrau-zumKinde-Geschichte. „Wenn das mit der Musik nichts wird, werde ich wahrscheinlich wieder schreiben.“ Angesichts begeisterter und stetig steigender Zu-

schauerzahlen und einem Nachfolgealbum wie diesem, dürfte Mikels erste Buchmessen-Vorstellung allerdings noch länger auf sich warten lassen. „Insgesamt haben wir mit dem ersten Album schon über 150 Gigs absolviert. Man muss sich sein Publikum ehrlich erspielen und darf sich nicht darauf ausruhen, dass dein Song im Radio läuft oder jemand einen Artikel über dich verfasst“, weiß auch (Song)Schreiber Mikel. Am besten ist natürlich alles auf einmal. Text. Frank Thiessies Heimat: theairbornetoxicevent.com


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Schmalztolle und Lederjacke, große Fresse und laute Gitarren – Mona wirken zwar, als wären sie aus einem Fünfziger-Film gefallen, sind aber eigentlich die Zukunft des Rock. 1953, ein dunkler Kinosaal. Die Reihen sind gut gefüllt mit Jungs, die sich permanent durch die in Pomade getränkten Haare fahren, und mit Mädchen, die kichernd versuchen, sich den plumpen Annäherungsversuchen der Tollenträger zu entziehen. Es riecht nach Popcorn, über das die Dame in der Lobby eimerweise heiße Butter gekippt hat. Fast jeder hier raucht. Fast jeder wird nach dem Kinobesuch betrunken nach Hause fahren. „What do you rebel against?“ fragt plötzlich einer von der Leinwand herunter und ein Typ in Lederjacke, der zwanzig Jahre später einen Oscar als bester Hauptdarsteller aus politischen Gründen ablehnen wird, antwortet: „Whaddya got?“. Fast 60 Jahre später greift ein kleiner, mit bockiger Präsenz gesegneter Sänger, schön lässig auf ein Sofa im Herzen Berlins drapiert, die entscheidende Frage des Marlon Brando-Klassikers ’The Wild One’ auf: „Überall ist doch diese Apathie zu spüren, diese Faulheit, Falschheit, der Zynismus. Nenn es wie du willst, aber dieser langweilige, übersättigte Markt da draußen kann ein paar Typen gebrauchen, die sich selbst treu sind und meinen was sie sagen.“ Und dann schiebt er die Sonnenbrille hoch, klemmt die Zigarette in den Mundwinkel und legt nach, nur für den Fall, dass jemand nicht verstanden hat, dass er wirklich glaubt, was er da sagt: „Wir versuchen einen Traum wahr werden zu lassen. Unsere Band ist ein großes ’Fuck You’! für all diese Typen im College und Lehrer in der High School, die dir erzählen wollen, wie man schön Männchen macht, um ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werden. Die Gesellschaft braucht Menschen, die wissen, wer sie sind, die etwas zu sagen haben und keinen Haufen verschissener Roboter!“ Manchmal wirkt Mona-Frontmann Nick Brown, als wäre er ein Relikt aus einer anderen Zeit. Machismo und Bravado quillen ihm aus jeder Pore, wenn er sich über den Zustand der Welt auslässt, wenn er seinen Kaffee trinkt und wahrscheinlich sogar dann, wenn seine sorgsam gepflegte Tolle morgens im Bad noch schlaff in die Stirn hängt. Als habe er nicht mitbekommen, dass die Fünfziger mit ihrer Schwarz-Weiß-Romantik vorbei sind. Dass den Brando-Dean-Lookalike-Rebellen spätestens in den Achtzigern von der Postmoderne endgültig der Hahn zugedreht wurde. Dass HalbstarkenKrawalle in der jugendkulturellen Körpersprache von leicht beleidigter Duldungsstarre abgelöst worden sind. Dass verständnisvolle Eltern und anonymisierter Schulbetrieb es Jugendlichen immer schwerer machen, eine Zielscheibe für ihre Wut zu finden.

Brown ignoriert diese Einwände nicht, aber der nostalgische Blick auf eine Welt, in der Gut und Böse noch festere Größen waren als heute, ist für ihn auch der Schlüssel zur Lösung aktueller Probleme: „Es gibt für mich keine coolere Zeit als die goldene Ära der amerikanischen Popkultur. Auch wenn sie 60 Jahre her ist, vermittelt so viel von damals noch heute gültige Werte. Die Fünfziger hatten eine andere Moral. Es geht gar nicht darum, ein tougher Typ zu sein, sondern um Loyalität, Freundschaft. Um diese Idee, dass man gerne ein guter Mensch wäre, die in den Fünfzigern irgendwie präsenter erscheint.“ Manchmal wirkt Nick Brown so, als würde er allen ernstes im nächsten Moment die Ärmel aufkrempeln, eine Flasche an der Theke zerschlagen und mit dem Anführer der rivalisierenden Motorradgang um die Ehre der schönen Peggy Sue kämpfen. Herrlich ist das!

Jim: „Nobody talks to children.“ Judy: „No, they just tell them.“ (Rebel Without A Cause)

Dabei hat für Brown und seine Mitstreiter Vince Gard (Schlagzeug), Zach Lindsey (Bass) und Jordan Young (Gitarre) alles ganz harmlos angefangen – im Kirchenchor. Nick und Vince verbringen ihre Kindheit in einem streng religiösen, provinziellen Umfeld in Dayton, Ohio. Sie lernen sich in der örtlichen Kirchenband kennen, als sie noch stolz ihre ersten Zahnlücken auftragen, damals bestimmt nicht durch eine Kneipenschlägerei verursacht. Ihre Eltern engagieren sich in der Gemeinde, Nicks Vater und Großvater sind Pastoren, seine Großmutter Mona, nach der die Band benannt ist, ist Kirchemusikerin. Säkulare Musik ist zu Hause verboten, aber Mama Brown spielt dem kleinen Nick gern heimlich ihre Lieblingsplatten von Creedence Clearwater Revival und The Police vor, wenn Paps gerade seine sonntägliche Predigt vorbereitet. Ein paar hundert Kilometer entfernt, in Bowling Green, Kentucky, wächst Bassist Zach unter ähnlichen Umständen auf und trifft im Alter von 16 auf Gitarrist Jordan. Die religiöse Erziehung weicht in dieser Zeit langsam einer Faszination für Rock’n’Roll und Bier. Der Schritt vom guten Christenmenschen zum ehrlichen Rocker ist aber sowieso kein großer, wie Nick einräumt. Ist eine Rock-Band für euch ein Mittel, um die Geister eurer religiösen Erziehung etwas im Zaum zu halten? Nick: Nein, bestimmt nicht. Mein Vater ist auf seinem Gebiet auch ein verdammter Rock-Star. Auch

wenn wir ein anderes Format gewählt haben, geht es doch bei dem, was er tut, und bei unserer Band um dieselben Ideale. Rock’n’Roll bedeutet für mich Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit – und darum sollte es auch in der Religion gehen. Die Kirche wird immer mit konservativen Regeln in Verbindung gebracht, aber in unserem Fall war das nicht so. Alles was wir über Musik wissen, haben wir in der Kirche gelernt. Wie man ein Publikum unterhält, wie man improvisiert, wie man die großen Momente von Musik genießt. Wir müssen nicht gegen unsere Eltern rebellieren. Wir sind einem sehr freien, kreativen Umfeld aufgewachsen. Ich habe in meiner Gemeinde vor allem gelernt, an Ideale zu Glauben – und ich denke das ist etwas, das auch unserer Musik anzumerken ist. Muss man denn echten Glauben aufbringen, um auf dem Weg nach oben nicht einzuknicken? Nick: Man muss einen starken Willen haben. Wir glauben an uns, an uns selbst und an uns gegenseitig. Im Endeffekt geht es doch darum, sich selbst einen Platz zu schaffen, an dem du zelebriert und nicht nur toleriert wirst. Egal ob als Politiker, als religiöser Mensch oder als Künstler – du musst dahin, wo du gefeiert wirst. Ich glaube in Mona haben wir ein Ventil gefunden, um uns ohne Kompromisse selbst zu verwirklichen. Nick, wie war deine Großmutter? Nicht jede RockBand benennt sich nach Familienmitgliedern. Nick: Jeder in meiner Familie ist sehr stur, sehr eigensinnig und sehr willensstark, da ist sie keine Ausnahme. Aber gleichzeitig konnten sie und mein Großvater unglaublich viel Liebe aufbringen. Sie hatten fünf Kinder und konnten jedem einzelnen das Gefühl geben, eine erfüllte Existenz zu haben. Man konnte sich an ihnen aufrichten. Meine Eltern sind heute ganz ähnlich. Vince: Definitiv. Deshalb ist Dayton das emotionale Zentrum der Band, auch wenn wir mittlerweile in Nashville wohnen.

Jim: „They think I can make friends if we move. Just move, everything will be roses and sunshine.“ (Rebel Without A Cause)

Es werden einige Messen gesungen, bis die MonaGang steht. Die vier Landeier finden erst in Nashville, Tennessee zueinander. Da ist es Anfang 2010, lange nachdem Nick und Vince in Dayton ihre Zelte abgebrochen haben und hierher gezogen sind,


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Vince Gard

Nick Brown

kurz nachdem Nick mal wieder einen Gitarristen verschlissen und per Fausthieb auf die Nase aus dem Proberaum verabschiedet hat. Auch seine Kommunikationsmethoden sind manchmal ziemlich Fünfziger. „Als es für uns Zeit war mit der Band ernst zu machen, standen eigentlich nur New York, Los Angeles oder Nashville als neue Heimat zur Auswahl. Wir waren zu dem Zeitpunkt dermaßen pleite, dass wir uns für die billigste Alternative entschieden haben. Außerdem war es die kürzeste Autofahrt“, erinnert sich Schlagzeug-Schrank Vince grinsend. Nashville erweist sich für Mona als Glücksgriff, denn hier treffen jene Größen, die das Image der Band bestimmen, zusammen – Nostalgie und Innovation. Auch wenn der „Music City“ als Hauptstadt christlicher Musik und Country-Metropole ein eher muffiges Image anhaftet – hier in Tennessee hat die goldene Ära, von der sich Nick so gerne inspirieren lässt, tatsächlich stattgefunden. Hier hat das ’Million Dollar Quartett’, bestehend aus Johnny Cash, Elvis Presley, Jerry Lee Lewis und Carl Perkins, 1956 gejamt, sind Hits wie ’Blue Suede Shoes’, ’I Walk The Line’ und ’Great Balls Of Fire’ entstanden. Den Mona-Boys laufen bei ihrer Ankunft wahrscheinlich nostalgische Freudentränen über die geröteten Wangen. Und gleichzeitig tobt die Rock-Renaissance durch die 600.000-Einwohner Stadt. Rund um die berühmte Music Row und ’The District’, die musikalischen Nervenknoten Nashvilles mit ihren Honky Tonk-Bars, altehrwürdigen Studios, Plattenfirmensitzen und Verlagen hat im Fahrwasser des Erfolgs von Jack Whites diversen Bands, der Black Keys und der Kings Of Leon eine blühende Indie-Szene ihre Heimat gefunden. Es ist kein Wunder, dass Mona bald in den Dunstkreis der stadionrockenden Priestersöhne Fol-

lowill geraten. In Nathan und Jared finden Mona Förderer von höheren Weihen, zwischen den Kings Of Leon und Mona bestehen eben nicht nur musikalische, sondern auch biographische Ähnlichkeiten. Die Karriere nimmt Fahrt auf, wie weiland James Deans 1949er Mercury im ikonographischen „Chickie Run“ aus ’Rebel Without A Cause’. Aber im Gegensatz zu Dean gilt es für Mona nicht mehr, im richtigen Moment auf die Bremse zu treten, sondern unbeirrt auf den Rand der Klippe zuzusteuern, hinter dem entweder Ruhm und Ehre warten, oder eben ein tiefer Abgrund. Nick gibt, wie immer, auch verbal Vollgas: „Natürlich wollen wir es ganz nach oben schaffen. Alles andere wäre doch bescheuert. Wir haben vorher so viel Mist gemacht, um hierher zu kommen. Toiletten putzen, Fenster putzen, Kellnern, Müllentsorgung – das volle Programm. Deshalb ist Scheitern keine Option für uns.“ Nick, Vince, Zach und Jordan schwören sich in langen Gesprächen auf die gemeinsame Mission ein, in denen Bandkopf Brown detailiert seine über lange Jahre gewachsene Vision von Mona als Gesamtkunstwerk erklärt. Diese Momente kann man sich gerne wie eine Szene in einem Hollywood-Klassiker vorstellen, vielleicht sogar in schwarz-weiß: zwei Typen in Jeans und weißen T-Shirts, die sich in einer Kneipe gegenüber sitzen und sich die Köpfe heiß reden. Für die Pathetik sorgt Nick mit seinem Text von ganz alleine: „Bevor wir nach Nashville gegangen sind, habe ich zu Vince gesagt: ’Der einzige Grund, warum wir es nicht schaffen sollten ist, dass wir aufgeben.’ Mit Zach und Jordan hatte ich ähnliche Gespräche, in denen ich ihnen versichert habe, dass wir es schaffen werden, wenn wir nur gemeinsam daran glauben. Manchmal kann ich sehr überzeugend sein.“ Ein schiefes Grinsen folgt. In diesen Momenten des angedeuteten Größenwahns lässt sich erahnen, wie unterhaltsam es ist, Nick Brown und seine Kumpels auf der Bühne zu sehen. In einem Keller in Nashville schrauben Nick, Vin-

Johnny: „You think you’re too good for me. Nobody’s too good for me! Anybody thinks they’re too good for me, I make sure I knock ’em over sometime.“ (The Wild One)

ce, Jordan und Zach in den nächsten Monaten in Eigenregie an einem Debüt, das die Massen umhauen soll. Mona sind keine Band, die sich hinter schicker Indie-Bescheidenheit versteckt – und genauso wollen sie auch klingen. „Wir sind absichtlich nicht in ein riesiges Studio gegangen, weil wir das Gefühl hatten, dass sich viele Bands darin einfach verlieren. Es war deshalb richtig in unserem Keller zu bleiben und dort aufzunehmen. Das Album fasst, glaube ich, gut zusammen, was Mona ist“, meldet sich auch Gitarrist Jordan zu Wort. „Wir haben uns gefragt, was wir von einer Band wie Mona erwarten würden. Das klingt erstmal komisch, aber ich glaube wir sind ganz gut damit gefahren. Wir hätten uns sicher keinen Gefallen damit getan, das Album in einem megaprofessionellen Studio künstlich aufzupusten“, assistiert Nick. ’Mona’ – das Album – ist ein epischer Brocken Stadion-Rock im Vintage-Look, dem es kaum anzumerken ist, dass Rock’n’Roll in der Kindheit von drei Vierteln der Band ein eher heimliches Vergnügen war. Musikalisch werfen Mona darauf einen wehmütigen Blick zurück in die goldenen Fünfziger, klingen gleichzeitig reif und zeitgemäß und preschen nicht zuletzt mit voller Energie in eine ungewisse Zukunft. Auch bei ihrer DeutschlandPremiere in einem kleinen Berliner Club wirbelt ein Hauch von Stadion durch die verrauchte Luft, als die Band Breitwand-Hits wie ’Teenager’ und ’Listen To Your Love’ durch die Boxen jagt, Hits, die dafür gemacht sind, von tausend heiseren Kehlen mitgesungen zu werden. Die BBC traut dem


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Zach Lindsey

Jordan Young

Quartett aus Nashville für 2011 den Durchbruch zu. Glaubt man Nicks großer Fresse, ist der sowieso vorprogrammiert. Das Märchen von den vier Freunden, die ausziehen, um Rock-Stars zu werden, ist genauso alt wie die des rebellischen Teenagers. Und könnte genauso ausgenudelt sein, wenn es nicht Bands wie Mona geben würde, Typen wie Nick Brown, die

sich standhaft gegen die Entzauberung der Welt wehren. Vielleicht wird es Zeit für eine neue RockRevolution, vielleicht muss ein Son of a Preacherman mit großer Fresse daherkommen, um sie zu verkünden. So wie die Rock’n’Roll-Ära der Fünfziger den nächsten paar Jahrzehnten Popkultur passende Klamotten und die notwendig angepisste Attitüde, um der verkrusteten, in falschem Zahnweiß gebadeten Nachkriegswelt ordentlich in den

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Arsch zu treten, beschert hat. Klingt aufregend? Mona finden: „Ja!“

Jim: „You can wake up now, the universe has ended.“ (Rebel Without A Cause)

Text: Timo Richard Fotos: Sebastian Gabsch Heimat: monatheband.com

Dagegen – eine kurze Geschichte der Pop-Rebellion Das Wort des Jahres 2010 ist „Wutbürger“. Schön ist das, lässt die Wahl der Gesellschaft für deutsche Sprache doch erahnen, dass eine Spezies, die wir eigentlich schon für ausgestorben hielten, vielleicht in Kürze wieder aufersteht: der Rebell. Bei genauerer Betrachtung hat der Wutbürger, der seit einiger Zeit durch die Feuilletons spukt, aber wenig mit den Rebellen aus den Anfangstagen der kommerziellen Jugendkultur zu tun, denn er wird ja etwas diffamierend als Mensch aus der Mitte der Gesellschaft beschrieben, den hauptsächlich die Angst um den eigenen Wohlstand auf die Straße treibt. Die Rebellenfiguren von damals, dieser von Mona-Frontmann Nick Brown als „goldene Ära amerikanischer Kultur“ bezeichneten Zeit, sind das genaue Gegenteil – sie sind gesellschaftliche Außenseiter. Sie sind jung, wild, verwegen und von einer seltsamen Verzweiflung getrieben, die sich gegen die beengten und verkrusteten Verhältnisse der ewig grinsenden Zahnweiß-Gesellschaft der Nachkriegszeit richtet. Der Graben zwischen Jung und Alt in den westlichen Gesellschaften dieser Zeit ist tief. In einem weiteren popkulturellen Rahmen kann der Beginn der Fünfzigerjahre auch als die Ge-

burtsstunde der rebellischen Jugendkultur gesehen werden. Immerhin betreten mit Holden Caulfield, dem Protagonisten aus J.D. Salingers „Catcher In The Rye“, den oben genannten Johnny Strabler (Marlon Brando in „The Wild One“) und Jim Stark (James Dean in „Rebel Without A Cause“) gleich zu Beginn des Jahrzehnts drei Prototypen des jugendlichen Rebellen die mediale Bühne und etablieren Lederjacke, Jeans und Schmalztolle als Insignien unangepasster Teenager. Und natürlich zieht auch die Musik bald nach, immerhin bricht auch für Künstler wie Elvis Presley, deren Stil von der Elterngeneration als Angriff auf gesellschaftliche Werte und Moral verstanden wird, eine Ära immenser Popularität und kommerziellen Erfolges an. Und so setzt sich die Geschichte des Rebellen über den „Sommer der Liebe“ und Punk, wenn auch unter etwas veränderten Vorzeichen, bis in die Achtzigerjahre fort. Aber dann ist irgendwie Schluss, als hätten die Rebellen den Kampf gegen das Establishment in einer offiziellen letzten Schlacht verloren. Die Slacker der 1990er verwalten das rebellische Erbe nur noch mit müdem Zynismus: „Ändert sich ja sowieso nichts“. Ach ja, eine Gemeinsamkeit haben der „Wutbürger“ und der „Rebell“ doch, denn ihre Anliegen werden

marginalisiert: Während das Problem der jugendlichen Rebellen darin besteht, dass sie vom Establishment nicht ernst genommen werden, wird der Protest des Wutbürgers auf den Wunsch nach Besitzstandwahrung zurückgeführt. Dabei ging es in letzter Zeit doch hauptsächlich darum, Dinge loszuwerden: Bahnhöfe oder Atomkraftwerke.


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PLATTEN/10 GEBOTE

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DIE 10 GEBOTE

The Airborne Toxic Event All At Once

(Island/Universal) Böse Zungen mögen The Airborne Toxic Event sicherlich auch weiterhin unterstellen, dass sie wie eine zweite Auflage von Arcade Fire klingen. Da böse Zungen aber meist auch keine guten Lieder (er)kennen und eine Frau an der Violine hier nicht die erste Geige spielen sollte, lassen wir die Kommerz-Ketzer mal in ihrem IndieIrrglauben und ergötzen uns an „All At Once“. Auf ihrer zweiten Platte bedarf es für TATE keines stemmenden Single-Hits mehr. Hier ist noch viel stärker das gesamte Album Aushängeschild eines stilistischen Selbstverständnisses, das von britischem New Wave bis Springsteen reicht. Ehrensache der emotionalen Eingängigkeit, dass dabei das große Songherz immer am rechten Fleck im Pop-Takt pumpt. So muss sich Vollbedienung für melancholische Melodiker anhören.

Text: Frank Thiessies

Beastie Boys Hot Sauce Committee Part 2

(EMI) Wer seit 1982 so ziemlich jeden Kritiker und Musik-Freund von sich überzeugt hat, darf auch mal eine Weile weg sein. Eigentlich war das siebte Beastie BoysAlbum „Hot Sauce Committee Part 1“ für 2009 angekündigt, doch die Krebserkrankung von MCA änderte die Dinge. Nun ist der Krebs besiegt und die Beasties kämpfen auf „Hot Sauce Committee Part 2“ abermals für unser aller Recht zu feiern. An ihrer soundästhetischen Formel haben die drei älteren Herren freilich nichts geändert. Schrille Gitarrenriffs, satte Live-Drums, Delays allerorten, verzerrte Stimmen und die Beastie Boystypischen Mic-Wechsel bestimmen das Soundbild. Inhaltlich geben sich MCA, Mike D und Ad-Rock durchgeknalltpartyfreudig wie eh und je, und mit Nas und Santigold als Featurepartnern ist die Bandbreite des 16 Songs starken Albums auch perfekt abgesteckt. Eine großartige Platte zwischen klassischem Rap und avantgardistischem Rock.

Text: Julian Gupta

Okkervil River I Am Very Far

Retro Stefson Kimbabwe

Text: Kati Weilhammer

Text: Fabian Soethof

(Jagjaguwar/Cargo) Okkervil River sind zurück. Nach dem 2008 veröffentlichten „The Stand Ins“ erscheint jetzt ihr sechstes Studioalbum „I Am Very Far“. Nach einem Gastauftritt auf dem The New Pornographers-Album „Together“ und als Produzent für Roky Erikson war es nun an der Zeit, dass sich Will Sheff, der Hemingway unter den Songwritern, wieder seiner eigentlichen Aufgabe widmet. Sein lyrisches Talent hat er schon mehrfach bewiesen, und er zeigt es erneut. Aber das neue Album hat noch mehr zu bieten als die exzellente Schreibkunst des Frontmanns. „I Am Very Far“ überrascht mit experimentierfreudigen Streich- und Bläserarrangements, die die Dramatik und die explosiven Momente hemmungslosen Glücks des Albums auf ein Äußerstes steigern und in Sheffs lamentierenden Gesang einen ebenbürtigen Gegenspieler treffen.

(Vertigo/Universal) Den Hypefaktor haben Retro Stefson längst auf ihrer Seite: Erstens kommen sie aus Island, zweitens sind sie gerade nach Berlin gezogen und drittens klingt ihr kunterbuntes zweites Album „Kimbabwe“ nach nichts von dem. Da trifft Afro-Pop auf käsige Synthie-Sounds der Achtzigerjahre, da klatschen sich Phoenix (auf Speed), Vampire Weekend und Manu Chao High Fives zu, da machen sich sechs Jungs und ein Mädchen mit Umhängekeyboards, Percussions, Funk- und Rock-Gitarren und zu vielen Ideen auf, sich und der so genannten Weltmusik das Tanzen neu zu lehren. Sie singen auf Englisch, Isländisch, Französisch oder Portugiesisch, und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn „Kimba“, „Mama Angola“ oder „Karamba“ dieses Frühjahr nicht zu veritablen Hits avancierten in den Blogs taten sie das bereits. Sehr schwer in Ordnung, diese Kids.

Cat’s Eyes Cat’s Eyes

(Loog/Cooperative/Universal) Coole Tiere sind entweder wild oder scheu, weshalb Katzen auch unendlich besser sind als blöde Hunde. Wild und scheu ist auch Cat’s Eyes, das Feierabendprojekt von The HorrorsSänger Faris Badwan und Opernsopranistin Rachel Zeffira, das man sich ungefähr wie schwarze Zuckerwatte auf einem Untoten-Jahrmarkt vorstellen kann. Ein schummriges Orchester, unterschwellige sexuelle Spannung und leicht morbide Girl Group-Extravaganzen - alles sehr nah am dunklen Herzen und überromantisch wie ein Samtsarg. Dass es gerade 2011 ist, hört man den zehn kurzen Songs nun wirklich nicht an, aber auch die überkandidelte Tim BurtonNummer geht ihnen glücklicherweise ab. „Cat’s Eyes“ kennt keine Worte für Steuerklärung und Kassenschlange, hat aber dafür jede Menge Ahnung von Masochismus und geknickten Mauerblümchen. Lechz.

Fleet Foxes Helplessness Blues

(Bella Union/Cooperative/Universal) Die zweite Platte des Quintetts aus Seattle springt niemanden an und zeigt genau das, was man von ihnen nach ihrem bahnbrechenden Debüt erwarten würde. Keiner macht es derzeit wie sie: Mehrstimmigkeit, barocker Folk-Pop oder ausschweifende Jams. „Bedouin Dress“ zaubert mit seinem kurzen Geigeneinsatz ein Lächeln aufs Gesicht, „The Plainsbitter Dancer“ spielt mit Flötentönen: Kurze Ausflüchte aus dem bekannten Liedschema werden dezent aber wirkungsvoll verwoben. Wenn etwa Robin Pecknold ein weiteres Mal zu gesanglichen Höhenflügen ansetzt, ist das genauso „überraschend“ wie seine Folk-Uniform: Baumwollhemd und Bart. Doch sein Charisma in der Musik erreichen die optischen Genossen schlichtweg nicht.

Miles Kane Colour Of The Trap

Text: Volker Bernhard

(Sony) So ein hübscher Junge! Und eine Stimme, als hätten die Sechziger nie geendet. Aber Moment mal, das Gesicht, das kennt man doch? Gut aufgepasst: Miles Kane stand bei The Last Shadow Puppets im Schatten des tatsächlich noch attraktiveren, noch gründlicher in Sixties-Nostalgia gebadeten Alex Turner. Der versteckt sich auch auf „Colour Of The Trap“ in den Credits (neben Clémence Poésy, Gruff Rhys und Noel Gallagher übrigens), überlässt die Bühne aber Kane, der denn also zeigen darf, was er auf dem Kasten hat. Und das ist gar nicht mal wenig, denn das Songwriting erweist sich als vielfältig und steckt voller Überraschungen, ohne je nach Aufmerksamkeit heischend Kapriolen zu schlagen. Das macht die Platte bunt und schlüssig zugleich - und zu einem echten Geheimtipp.

Title Tracks In Blank

TV On The Radio Nine Types Of Light

Text: Friedrich Reip

Text: Michael Haacken

Smith Westerns Dye It Blonde

(Domino/Good To Go) Es wird gerade gerne über Sound geblubbert, über Distortion und Hall und Garage. „Dye It Blonde“, das Zweitwerk der blutjungen Smith Westerns, bestätigt den lang gehegten Verdacht, dass meist mikroskopisch kleine Budgets verantwortlich sind, wenn ein Album an allen Enden quietscht und kracht. „Dye It Blonde“ wurde entgegen dem Trend und anders als noch das Debüt der Smith Westerns in einem echten Studio aufgenommen. Um das Album zu kapieren, muss man deshalb nicht mehr über Sounddesign blubbern, sondern nur noch Songs wie „Weekend“, „Imagine Pt. 3“ oder „All Die Young“ in all ihrer Glamrockenden, MGMT-poppigen Pracht auf sich wirken lassen. Das ist schön, voll fuzzy Gitarren nebst perlender Melodien und immer noch schräg genug, um nicht in die R&B-Clubcharts einzusteigen. Und die Angst, dass eine gute Produktion Bands den Garaus machen könnte, ist prätentiöser Mist.

Text: Timo Richard

(Gunner/Broken Silence) Nach dem Split der legendären PostHardcore-Band Q And Not U gingen die drei Mitglieder getrennte Wege. Während sich der einstige Frontmann Christopher Richards mit seinem Projekt Ris Paul Ric an der Fusion von Funk und Elektronik versuchte, campiert Schlagzeuger John Davis in den endlosen Weiten der Power-Pop-Prärie, in die er unter dem Namen Title Tracks ein starkes Blümlein gepflanzt hat. Nach dem Debüt „It Was Easy“, auf dem Davis unter anderem Bruce Springsteen und den Byrds anhand zweier Coversongs huldigte, erscheint nun huckepack auch das brandneue Title Tracks-Album „In Blank“ über das in Bremen ansässige ’Gunner’-Label. Auch auf „In Blank“ frönt Davis Pop-Punk und hemdsärmeligen Singer/Songwriter-Hymnen, stets angetrieben von Weltschmerz und der Hoffnung auf ein Happy-End. Wenn nicht schon im richtigen Leben, dann wenigstens in seinem eigenen Film.

Text: Flo Hayler

(Universal) Wer nicht als berufsjugendlicher Onkel enden möchte, der seine Teenie-Jahre per Crossover-Bandshirt aufträgt, kann sich bedenkenlos in die Arme der Alleskönner/Nichtsmüsser TV On The Radio begeben. Denn wie schon seine Vorgänger ist „Nine Types Of Light“ zum Soundtrack einer biographischen Momentaufnahme geworden, sind der jugendliche Furor von „Return To Cookie Mountain“ und die nerdige Studententanz-Attitüde von „Dear Science“ auf „Nine Types Of Light“ einer milden Zufriedenheit gewichen, die der Band gut steht. TV On The Radio haben sich auf einen Lovers-Rock zurückgezogen, der vielleicht sogar Sade gefallen würde. Die Innovation an „Nine Types Of Light“ besteht darin, dass die vor Innovation fast außerirdisch wirkenden TV On The Radio nahbar geworden sind. Die Band findet einfach immer wieder Zugriff auf den unsichtbaren Nasenring, an dem der Hörer willenlos mitgeschleift werden kann. Text: Timo Richard


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PLATTEN/OFFENBARUNG

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DIE OFFENBARUNG Mona Mona

(Island/Universal) Wer Eltern dieser Tage nach ihren Blagen rufen hört, wird feststellen: Es ist schwer hip, dem eigenen Nachwuchs die Vornamen der lieben Großeltern zu schenken, weshalb sich in rund 18 Jahren mehr Luises und Gustavs mit dem Auto um die Bäume der Landstraßen wickeln werden als Olivers oder Susannes. Auch Mona-Frontmann Nick Brown dachte bei der Taufe seiner Band in traditionellen Mustern, weshalb in rund 18 Monaten der Name seiner Omi von den Leuchtreklamen der O2-Worlds leuchten dürfte, daran besteht kaum ein Zweifel. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis das Quartett aus Nashville auf Grund ihrer gnadenlos eingängigen Songs in der Liga von U2 oder den Kings Of Leon kicken und dabei wesentlich besser aussehen wird - den weißen V-Neck-Shirts und den

Knieschoner-verstärkten Rohrhosen sei Dank. Aber auch ohne die optischen Reize haben Mona einiges zu bieten. Ihr Punk-veredelter und hymnisch hallender Indie-Rock wirft sein Netz quer in die Fan-Lager der derzeitigen Hit-Combos aus. So dürfen die befreundeten Kings Of Leon genauso als maßgebliches Fangrevier herhalten wie die stillen Gewässer des zukünftigen Tourvaters Morrissey oder die räudigen Flussläufe von The Gaslight Anthem. Mona legen mit ihrem Debütalbum ein derart ambitioniertes und komplett stimmiges und stimmungsvolles Werk vor, dass man ihnen getrost eine glückliche Zukunft prognostizieren darf - es sei denn, sie enden vor lauter jugendlichem Übermut am gleichen Baum wie Luise, Gustav und Co. Text: Flo Hayler

1 hoffnungslos ** 2 üben ** 3 bemüht ** 4 egal ** 5 kann man machen ** 6 vorn dabei ** 7 gut ** 8 wichtig ** 9 grandios ** 10 Klassiker 31Knots Trump Harm

(Polyvinyl/Cargo) Man muss sich ja schon mal fragen, wie dieser Joe Haege das macht: Da steigt er bei Menomena ein, tourt unermüdlich mit den fantastischen Tu Fawning und ganz nebenbei nimmt er dann noch mit seiner Stammformation 31Knots ein siebtes Album auf. Okay, damit sich seine Projekte nicht gegenseitig ins Gehege kommen, darf es im Falle der gut eingespielten 31Knots auch mal schneller gehen. Aufgenommen in zwei je viertägigen Sessions ist auf „Trump Harm“ Spontaneität Programm. Alles geht, nichts muss: jazzige Improvisationen, Rock-Riffs, wildes Songteil-Scrabble und übermütige Spielereien in der Effektkette. Eine Schublade dürfen andere dafür finden. Nicht immer der große Wurf, aber spannend und authentisch allemal. Da verzeiht man auch das bislang hässlichste Albumcover des Jahres. 6 Text: Robert Goldbach

About Group Start & Complete

(Domino/Good To Go) Es gibt Nebenprojekte von Bandleadern, die klingen, als wäre nicht der Sound, sondern nur die Kollegenschar ausgetauscht worden - immer gleich. Hinter About Group versteckt sich Hot Chips Alexis Taylor und natürlich unterläuft dem pfiffigen Kerlchen dieser Fehler nicht. Obschon viele Songs auf „Start & Complete“ an die eher sanften Töne seines Brötchengebers erinnern, wurde die Elektronik fast vollständig ausgeklammert: Den lässigen „Crooner in Love“ gibt Taylor stattdessen und lässt lupenreinen Soul-Pop erklingen - der aber selten auf der Höhe des Geschehens stattfindet, sondern eher selbstzufrieden dahin schwelgt. Mittendrin kommt jedoch der Endlos-Track „You’re No Good“ und Jazz der Marke Frühsiebziger-Miles - das eigentliche Highlight eines durchwachsenen Soloausflugs. 4 Text: Marcus Willfroth

Aggrolites Rugged Road

(Grover/Cargo) Was sind schon warme, sonnige Tage ohne die passende Hintergrundmusik?! Diesmal haben die netten Herren von The Aggrolites den Job übernommen. Gewohnt entspannter Ska trifft hier auf Motown-Soul, Funk und abgefahre-

ne Orgel-Riffs. Um sich klanglich soweit wie möglich ihren Vorbildern, wie etwa Prince Buster zu nähern, hat die Combo aus Los Angeles auch für die fünfte Platte wieder auf altbewährte Aufnahmetechniken aus den Sechzigern und Siebzigern zurückgegriffen. Hier wurde nicht herumgedoktert oder zurechtgezupft. Alles klingt kantiger, authentisch eben. Die Allstar-Reggae-Band, bestehend aus Mitgliedern von The Vessels und den Rhythm Doctors, macht den „Dirty-Sound“ aus Jamaika seit fast einem Jahrzehnt wieder salonfähig. Wir bedanken uns dafür und drehen die Lautsprecher auf Anschlag. 7 Text: Natascha Siegert

An Horse Walls

(Grand Hotel Van Cleef/ Indigo) Normalerweise möchte man den Sound einer Band nicht mit dem anderer Künstler vergleichen, weil man damit weder der einen noch der anderen Seite gerecht wird. Also bemühen wir an dieser Stelle keinen Vergleich, sondern weisen darauf hin, dass unter anderem Death Cab For Cutie oder Tegan And Sara in der ersten Reihe der Fangemeinde von An Horse stehen. Was nicht die schlechteste Referenz ist. Das Duo aus dem Hause ’Grand Hotel Van Cleef’ klingt auch auf dem zweiten Album namens „Walls“ wieder nach aufregend Pop-getränktem Indie-Rock, der alles andere als Schubladenmusik ist. Ein kleiner Vergleich muss allerdings doch erlaubt sein, denn der Stimme von Sängerin Kate Cooper kann man vor allem die besonderen Nuancen abgewinnen, die man schon bei Mieze von MIA. zu schätzen wusste. Wirklich wahr! 6 Text: Sarah Gulinski

Austra Feel It Break

(Domino/Good To Go) Ein bisschen spät dran die Gute. Auch wenn es unfair ist, aber Florence And The Machine, Fever Ray, Glasser oder Zola Jesus waren schon vor Katie Stelmanis alias Austra, die zu High School-Zeiten mal auf klassischen Operngesang trainiert wurde, am Start. Somit klänge das Debüt der Amerikanerin tatsächlich speziell, hätte man

diesen pathetischen, computergesteuerten Gefühls-Pop nicht in der letzten Zeit schon öfter mal gehört. Abwerten soll das die Arbeit der Künstlerin nicht, sich einer gewissen akustischen Übersäuerung zu erwehren fällt trotzdem schwer. Apropos, Platten müssen ja immer auch den Alltagstest bestehen. Wie der Titel „Feel It Break“ ungewollt andeuten könnte, sollte das Album nicht in nervenüberspanntem Zustand konsumiert werden, etwa bei prämenstrueller Überreiztheit, während man im Stau feststeckt oder mit einer Kindergruppe töpfert, einem ADS-Flash und Ähnlichem. Nur eine gut gemeinte Warnung. 5 Text: Christine Stiller

Bayside Killing Time

(Wind-Up/EMI) Bayside waren unter den unzähligen Emo-Pop-PunkBands, die um die Jahrtausendwende wie Pilze aus dem Boden schossen, immer eine der sympathischeren, weil sie sich selten auf schmierige Teenie-Disco-Experimente eingelassen haben. „Killing Time“ unterstreicht das und bescheinigt den vier Herren aus Long Island darüber hinaus ein ähnlich treffsicheres Gespür für infektiöse Melodien wie es die artverwandten Alkaline Trio oder Motion City Soundtrack aufweisen. „Killing Time“ lebt von Punkrock-Energie und erdigen Hard-Rock-Momenten, die Bayside angenehm vom Gros der um übertriebenes Pathos bemühten Genrekollegen abheben. Gitarrero (und hier stimmt dieser Ausdruck) Jack O’Shea streut gerne mal amtliche Gitarrensoli ein und hilft seiner Band damit ungemein, die unbequeme Schublade zu verlassen. 7 Text: Timo Richard

Bohren & Der Club Of Gore Beileid

(PIAS/Rough Trade) Freilich ist es bis heute schwer, eine geeignete Umschreibung für die Musik von Bohren & Der Club Of Gore zu finden – „Drone Doom“ empfiehlt Alleswisser Internet, und doch sind es auf dem nunmehr siebenten Album „Beileid“ die jazzigen Slowcore-Passagen, die in den Ohren des geneigten Hörers hängen bleiben. Mit erstaunlich langen Songs ist die neue Platte stockdüster gefärbt, entledigt sich meist jeder Aussicht auf Hoffnung und suhlt sich dort, wo die Sonne nie zu scheinen wagt: Auf der dunklen Seite der Macht. Wie gut, dass das Cover mit dem Bild einer Beerdigung ver-

ziert wurde - passt, weil: So melancholisch „Beileid“ auch sein mag, es ist vor allem menschlich, nicht mechanisch kalt. Folgt Erkenntnis anno 2011: Bohren & Der Club Of Gore bleiben einfach wer sie sind, schlicht anders. 5 Text: Marcus Willfroth

Box Codax Hellabuster

(Gomma/Groove Attack) Viereinhalb Jahre ist es bereits her, dass sich Franz Ferdinand-Gitarrist Nick McCarthy und sein langjähriger Freund Alex Ragnew erstmals unter dem Namen Box Codax austobten. „Only An Orchard Away“ vollführte dabei eine Gratwanderung zwischen grandiosdada und grauenhaft-gaga. Von der latent Nerven strapazierenden Lo-Fi-Ästhetik des Debüts ist auf „Hellabuster“ allerdings (fast) nichts mehr zu spüren. Die beißende Ironie durfte bleiben und der um einige Instrumente gereifte Sound trägt zum ansprechenderen Gesamtbild bei. Abgerundet scheint „Hellabuster“ schließlich, wenn der Bogen vom FalsettstimmenDisco-Track „Seven Silvers“ zur akustischen Version desselben geschlagen wird. Den KunstStudenten-Habitus konnten sie mit der neuen Platte nicht ablegen - das sei ihnen angesichts der tanzbaren Exzentrik aber verziehen. 7 Text: Franziska Schuh

Cargo City Dance/Sleep

(Rebecca & Nathan/Intergroove) Beim Durchskippen der Radiokanäle könnte man durchaus hängen bleiben, wenn Cargo City läuft. Einerseits, weil das nett gemachte Songs von fähigen Musikern sind. Andererseits, weil die beißende Frage bliebe: Woher kenn’ ich das noch mal? Der wohlfühlige Pop-Rock mit Künstlerattitüde und Stadionambitionen zitiert so gut wie alles, was in den letzten Jahren in den oberen Regionen der Indie-Charts rumkletterte. Zwischen all den treibenden Beatpassagen, der folkigen Schmusemelancholie und den schunkelnden Refrains mit höchstmöglicher Gänsehautdichte findet sich zwar viel musikalische und technische Virtuosität, aber kaum Eigenständigkeit. „Dance/Sleep“ ist sicherlich kein schlecht gemachtes Album, klingt jedoch mehr nach einer Compilation von gefälligen Smash-Hits - da kann man glatt stattdessen das Radio laufen lassen… 4 Text: Kristoffer Cornils


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PLATTEN

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Cass McCombs Wit’s End

(Domino/Good To Go) „Wit’s End“ ist das fünfte Album des kalifornischen Singer/Songwriters Cass McCombs und kommt ohne große Gesten und überschwängliches Layering aus. Die acht Songs, einer sparsamer als der andere instrumentiert und in sich repetitiv, entfalten so eine seltsam entrückte Wirkung. In ihrem Zentrum steht die Stimme McCombs’, um die sich die lichten Arrangements von Piano, Harmonium oder Gitarre mit wenig Perkussion und Bass schmiegen. Die Songs entwickeln sich langsam, geben vor, ihren Hörer innig einlullen zu wollen und bringen ihn doch immer wieder mit unerwarteten Melodienverläufen auf Distanz. Und auch die bildstarken, mindestens so kryptischen wie poetischen Texte bestärken den Eindruck, dass sich dieses Album selbst einem achtsamen Hörer nur langsam preisgeben möchte. 7 Text: Maritta Seitz

Clare Maguire Light After Dark

(Polydor/Universal) Wer sich im Internet auf den richtigen Seiten herumtreibt, ist in den vergangenen Monaten vielleicht schon das eine oder andere Mal an einem Remix eines Songs von Clare Maguire hängen geblieben - teils großartige, stets spannende Pop-Dekonstruktionen einer irren Stimme, der man erst einmal alles zutraut. „Light After Dark“ kompiliert jetzt quasi das Basismaterial - und macht garstig schnell schlapp. Das lose Taumeln zwischen den Genres wirkt eher unentschlossen denn vielfältig, die Vocals wirken in der beliebigen Produktion der Platte allzu oft kraftlos, oder anders gesagt: auf den breiten Kanälen kommt das noch ganz groß raus. Dennoch enttäuschend. 3 Text: Friedrich Reip

Crystal Stilts In Love With Oblivion

(Fortuna Pop/Cargo) Wer hat denen denn Aufputschmittel in den Kaffee getan? Immerhin wurden Crystal Stilts 2008 für ihren zeitlupenartigen The Jesus And Mary Chain-Pop überall gefeiert und doch wollen sie diesen nun um alles in der Welt hinter sich lassen - so legt ihre neue Platte „In Love With Oblivion“ einen kräftigen Zahn zu, lässt die dichten Gitarrenwände nicht nur hallen, sondern oftmals rocken. Doch wie sagt man so schön: auf Albumlänge funktioniert das nur suboptimal. Die Band aus dem dauerangesagten Brooklyn verzettelt sich zu oft in immer gleichen Melodieläufen und selbst wenn man ein Faible für brachial, aber strikt roh produzierten Wall-OfSound-Rock hat – „In Love With Oblivian“ ist zu aufgeblasen, um nachhaltig hängen zu bleiben. Hoffentlich nur eine Momentaufnahme der einst so angesagten Senkrechtstarter. 4 Text: Marcus Willfroth

The Dodos No Color

(Wichita/Cooperative/ Universal) Der Dodo war schon ein seltsamer Vogel. Flugunfähig und etwas plump, wenn es ums Überleben ging. Das war’s aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten zwischen dem Duo aus Portland und der Tierwelt. Auf dem mittlerweile vierten Album perfektionieren Meric Long und Logan Kroeber ihre Mischung aus Folk und Neunzigerjahre IndieRock. Dabei bringen sie so viele Ideen und Spielfreude zum Ausdruck, dass man fast vergisst, dass hier nur Gitarre und Schlagzeug am Werk sind. Diese klangliche Vielfalt verdanken die beiden auch der Mithilfe von Produzent John Askew, denn er sorgt, wie schon auf den ersten beiden Alben, für einen ebenso transparenten und doch vollen Sound. Aber auch

Blackmail Anima Now! (45/Soulfood)

PRO

Wahrscheinlich wird es nach diesem Album immer noch Leute geben, für die Blackmail ohne Aydo Abay nicht denkbar ist. Doch selbst wenn sein Nachfolger Matthias Reetz nicht ganz dessen stimmliches Charisma mitbringt - die frisch verjüngte Band unterstreicht auch auf ihrem siebten Album, dass sie in der deutschen Musiklandschaft eine absolute Ausnahmeerscheinung darstellt. „Anima Now!“ nimmt den musikalischen Faden genau da auf, wo er beim Sängerwechsel lag. Zwar lassen sich auch vereinzelte Experimente wie „Santa Rosalia“ finden, aber eben auch reichlich typische Blackmail-Kracher wie „Bugs“ oder „Rocket Soul“. Und im Nachhinein stellen sich alle Zweifel als unberechtigt heraus: Bevor Kurt Ebelhäuser auch nur einen schlechten Song abliefert, wird wohl noch viel Wasser die Mosel hinabfließen. Text: Robert Goldbach

CONTRA

Es ist und bleibt eine schwierige Angelegenheit, und auch wenn man sich ganz stark vorgenommen hatte, die erste Blackmail-Platte mit neuem Sänger relativ unbefangen anzugehen, zieht man doch Vergleiche. Klar war von Anfang an, dass es nicht leicht werden würde, eine Lücke wie die von Ex-Sänger Aydo Abay zu füllen. Doch „Anima Now!“ ruft weder Liebe noch Hass hervor, schlimmer: Sie ist so belanglos. Statt eines neuen Kapitels schlagen Blackmail gleich ein komplett neues Buch auf, was allerdings mit dem alten absolut nichts mehr zu tun hat. Auch wenn sie keine prinzipiell schlechte Musik machen, klingen sie jetzt glatt und beliebig mit einer zwar guten, doch austauschbaren Stimme und ohne den Weltschmerz, den man doch so schätzte. Manchmal wäre es besser, die Dinge beim anderen Namen zu nennen, statt das Verfallsdatum lediglich neu zu etikettieren. Text: Sarah Gulinski

abseits des gut produzierten Klangbilds zeigt sich, dass diese beiden musikalischen Vögel sich sehr gut auf einfallsreiches Songwriting verstehen und dabei gar nicht so unbeholfen wie ihr ornithologischer Namensvetter rüberkommen. 6 Text: Tim Kegler

Explosions In The Sky Take Care, Take Care, Take Care

(Bella Unio/Cooperative/ Universal) Wenn jemand für diese klassischen verwinkelten Instrumentalpassagen steht, sind es die vier Texaner. Das letzte Lebenszeichen liegt vier Jahre zurück, seitdem haben sich viele Bands in ihren konturenlosen Hallfiguren verloren, der gerade so gefeierte Shoegaze scheint der Ausweg. Die Post-Rock-Heroen Explosions In The Sky scheinen auf ihrem fünften Album jedoch keine Angst zu haben. Dass sie nicht panisch Gesang integrieren oder Pop-Strukturen wählen, kann man als konsequent werten. Doch nicht nur „Human Qualities“ bedient trotzdem zu sehr die alten ausgeleierten Spielregeln, die man genauso auch erwartet hat. Dass sie auch anders können, zeigt das wundervolle „Trembling Hands“: gestaucht auf Pop-Song-Länge und voller Dynamik und Dringlichkeit. Das klingt eher nach Zukunft. 5 Text: Volker Bernhard

Finn. I Wish I Was Someone Else

(Sunday Service/Indigo) Cover(-alben) beschränken sich oft auf kreativitätsarmes Nachspielen der Vorlage. Patrick Zimmer alias Finn. begeht jedoch nicht den Fehler, sich an bekannten Klassikern hochzuziehen. Er bricht mit bekannten Mustern zugunsten einer wahren Interpretation der Stücke, die neue Wege sucht. Unerklärlich bleibt indes, warum er sich überwiegend auf Gitarre und seine süßliche Stimme beschränkt und das Tempo ausschließlich drosselt. Noch auf den Vorgängern umspielten elektronische Soundspielereien die wundervoll-warmen Arrangements. Die neue Reduktion lässt Zimmer nun etwas beliebig klingen, er verliert an Kontur. „Crying In The Rain“ enthält ein bezauberndes Duett mit Dirk von Lowtzow, dessen tiefes Raunen in diesem betont sanften Kontext aufhorchen lässt. Sonst lässt Zimmer, man möchte sagen: „betont“ nicht aufhorchen. Immerhin: Der Titel ist konsequent für ein Coveralbum. 5 Text: Volker Bernhard

French Horn Rebellion The Infinite Music Of French Horn Rebellion

(One Upon A Time/Rough Trade) Eigentlich wollte Robert Perlick-Molinars professioneller Hornbläser werden, doch der immer gleiche Trott als Orchestermitglied und die fehlende kreative Herausforderung waren Grund genug, das Ganze noch mal zu überdenken. Gemeinsam mit seinem Bruder David, der sich zwischenzeitlich als Produzent von MGMTs „Time To Pretend EP“ verdient gemacht hatte, gründete er French Horn Rebellion, stellte das Blasinstrument in den Schrank und klemmte sich hinter den Computer, um alles übereinander zu mischen, was zusammenpasst, aber nicht immer zusammengehört. Auch wenn man nicht leugnen kann, dass Synthie-Pop-Tracks wie „Up All Night“ oder „The Body Electric“ Selbstläufer sind, schon nach der Hälfte geht „The Infinite Music Of French Horn Rebellion“ leider die Luft aus. Schade eigentlich, es hatte so gut angefangen. 5 Text: Natascha Siegert

Glacier (Of Maine) Above And Beside Me

(glacierofmaine.bigcartel. com/Eigenvertrieb) Tocotronic-Gitarrist Rick McPhail ist unter die Verleger gegangen. Wer das neue Album seiner Band Glacier (Of Maine) besitzen möchte, kann es bei ihm persönlich bestellen - neue Vertriebswege also, und doch ist vieles im Hause der Band beim Alten geblieben: „Above And Beside Me“ setzt dort an, wo der Erstling „A Sunny Place For Shady People“ vor vier Jahren aufhörte - bei dicht und atmosphärisch eingespieltem Gitarren-Pop, Texten mit melancholischer Schlagseite und natürlich dem feinen Handwerk des nimmermüden McPhail. Letzterer bringt inzwischen wohl auch beim Songwriting Tocotronics mehr und mehr seine Hand ins Spiel, denn nicht umsonst erinnern einige Stücke an die Elegien des letztjährigen Meisterwerks „Schall Und Wahn“. Geht in Ordnung, selbst wenn er ein besserer Gitarrist als Texter ist - der Rick McPhail. 5 Text: Marcus Willfroth

Golden Kanine Oh Woe!

(Glitterhouse/Indigo) Nach dem Durchbruch von Arcade Fire und Bon Iver müssten sich die großen Plattenfirmen auf solche Bands stürzen. Ein Glück für Golden Kanine, dass sie es nicht tun. Diese Zurückhaltung ist es, die die Musik des immer noch vergleichsweise unentdeckten Quintetts aus Malmö mit der gebotenen Vorsicht erwachsen lässt - und die sich entsprechend auch auf ihrem zweiten Album „Oh Woe!“ wiederfindet. Zwischen Songwriter-Blues und osteuropäischer Folkore versammeln Golden Kanine ein traditionelles Indie-Instrumentarium mit Streichern, Trompeten, Mandolinen, Glockenspielen und tieftraurigen Gesangsstimmen, erzählen von Arkham, dem Teufel, davon, dass alles sterben muss und erklären die Nacht zu dem, was sie ist: dunkel. Ihr Debüt „Scissors & Happiness“ hatte die besseren Songs, ist aber nicht das bessere Album. 7 Text: Fabian Soethof

The The The The

Head And Heart Head And Heart

(Cooperative/Universal) Seattle? Kamen von dort nicht auch die Folk-Barden Fleet Foxes, die dieses Genre erst jüngst salonfähig machten? Und in ihrer Heimat bereits mit Lorbeeren überhäuft wurden – das muss einfach gut sein. In der Tat, böse überrascht wird keiner. Mit Folk-Gitarre, dezent-rumpelndem Schlagzeug und einem muffigen Bass wird wirklich kein Merkmal des Genres ausgenommen. Mit der wahrlich nicht dezent zur Schau getragenen Mehrstimmigkeit sowie Falsettgesang erinnert man hier im positiven Sinne sehr an die Überraschung aus 2008. Doch spätestens ab „Honey Come Home“ beschränkt sich das Sextett zu sehr auf gezupfte Schwerfälligkeit, auch in den Arrangements potenziert sich die Vorhersehbarkeit. Und das oft vor Leben strotzende Klavier verkommt mit getragenen Akkorden zum stiefmütterlich gepflegten Beiwerk. Doch trotz mancher Nichtüberraschung: Solch ein Debüt gelingt wenigen. 6 Text: Volker Bernhard

The High Llamas Talahomi Way

(Drag City/Rough Trade) „Gideon Gaye“ bleibt unvergessen - doch abseits ihres Meisterwerks gingen The High Llamas nicht nur kommerziell ein wenig unter, sondern schafften auch musikalisch kaum mehr den Anschluss. Fast 20 Jahre sind seitdem ins Land gegangen und Frontmann Sean


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O’Hagan müht sich weiter am zuckersüßen Pop mit butterweichen Streichern: „Talahomi Way“ ist Werk Nummer Zehn, klingt erwartungsgemäß stringent und doch hadert es mit der eigenen Gleichförmigkeit. Die Platte wirkt wie ein lang gezogener Track, und weil die vielen Instrumentals sie unnötig in die Breite ziehen, fehlt es schlicht an Highlights. Natürlich ist „Talahomi Way“ kein schlechtes Album geworden, doch gemessen an „Gideon Gaye“ maximal Durchschnitt im Katalog der High Llamas. Sean O’Hagan muss sich weiter mühen. Jetzt nur nicht aufgeben. 4 Text: Marcus Willfroth

Holly Golightly & The Brokeoffs No Help Coming

(Transdreamer/Soulfood) Bei Holly Golightly scheint Beständigkeit einzuziehen. Nachdem sie in den letzten 20 Jahren über 30 Platten in verschiedenen Bands veröffentlicht hat, steht mit Lawyer Dane schon die vierte Veröffentlichung an. Das Zusammenspiel zwischen der D.I.Y-Ikone und dem Texaner ist nicht nur andauernd, sondern funktioniert auch musikalisch bestens. Auf dem fruchtbaren Feld von knarztrocknenem Rockabilly, Swamp-Rock und Blues präsentieren sie neben diversen Eigenkompositionen auch eine Handvoll Coverversionen wie das wundervolle „L.S.D. Made A Wreck Of Me“, deren Originale wohl nur sehr eingefleischte Musikliebhaber kennen dürften. Natürlich ist das nicht ansatzweise massentauglich, aber eine Platte von zwei grundsympathischen Individuen, die ihre eigenen musikalischen Wurzeln auf liebevollste Art und Weise ausloten und konsequent ihren Sound verfolgen, hat definitiv ihre Daseinsberechtigung. 7 Text: Tim Kegler

Holy Ghost! Holy Ghost!

(DFA/Cooperative/Universal) Vorhang auf und Bühne frei für ein weiteres Label-Mitglied im Elektro-Pop-Zirkus der ’DFA’-Familie. Die Geschwister Hot Chip, LCD-Soundsystem und Juan MacLean dürfen sich über Neuankömmling Holy Ghost! freuen. Nach der im letzten Jahr erschienenen EP „Static On The Wire“, die ordentlich Lob einheimsen konnte und zusätzliche Remixe der Plattenfirmen-Familie, die ebenfalls gefeiert wurden, kann endlich auch das Albumdebüt mit ähnlicher Euphorie empfangen werden. Gemeinsam in der New Yorker Upper West Side

aufgewachsen und ursprünglich im HipHop beheimatet, zeigen Alex Frankel und Nick Millhiser darauf, was sie mit technischen Spielereien so anstellen können. Der perfekte Soundtrack für einen Abend in der Rollschuh-Disco! 6 Text: Natascha Siegert

The Horror The Horror Wilderness

(Tapete/Indigo) Oktober 2006, ein Club im mittelfränkischen Erlangen. Angeschickert vom Kitzmann-Bier bewegen sich die Gäste der Provinz-Disco zu schwedischem Garagen-Pop. Und der hat es in sich. Cool wie die Strokes, aber Gott sei Dank nicht so narzisstisch. The Horror The Horror hätten damals mit ihrem selbstbetitelten Debüt das nächste große Ding werden können - hätten. 2008 folgt die zweite Platte „Wired Boy Child“, melodiös, ganz okay, aber keiner will sie haben. Chance verpasst? Bleibt Anlauf Nummer Drei. „Wilderness“ ist irgendwie Achtzigerjahre mit Synthies im Hintergrund, dem Wummer-Bass ganz gerade raus, aber die Gitarren schrammeln noch wie eh und je. Aber was die Burschen sich wohl bei „Submission“ gedacht haben? Das GameboyGedudel nervt im Gegensatz zum Rest des Albums ganz schön. Ansonsten tolle Platte für den Frühlingsflirt im Park! 7 Text: Frédéric Schwilden

Hunx And His Punx Too Young To Be In Love

(Hardly Art/Sub Pop/ Cargo) Bei dieser Band muss man wirklich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ein paar Anläufe nötig sind, um ihre wahre Qualität zu erkennen. Der extrovertierte Kleidungsstil und das Gay-PunkImage von Frontmann Seth Bogart können im ersten Moment schon von den großartigen Songs ablenken, die sich auf dem zweiten Werk der Kalifornier verstecken. Befreit man „Too Young To Be In Love“ aber von den funkelnden Pailletten und dem Rouge, steht plötzlich eine berauschende Schönheit vor einem, die Geschichten von wahrhaftiger Liebe und herzbrecherischen Bad Boys offenbart. Retro-Punk, der vom SixtiesPop-Chor der weiblichen Backing Band mit der Styling-Note 1 unterlegt wird - großartig skurrile Band, großartiges Album! 8 Text: Natascha Siegert

I Had Plans The Perception Of Beauty Is A Moral Test

(Unterm Durchschnitt/ Broken Silence) Man muss es so sagen, wie es ist, Portugal ist nicht gerade für seine Post-Rock-Bands mit PunkAnleihen bekannt. Und auch I Had Plans werden daran sehr wahrscheinlich nicht allzu viel ändern. Obwohl die Basis ihrer Musik beste Voraussetzung wäre, um den Hörer zu packen und tiefgründige Gefühle zu erwecken, bleibt das Quintett doch nur eine Band, die durchschnittliche Musik macht ohne dabei besonders schlecht oder eben überhaupt besonders zu sein. Vielleicht hätte es ihnen gut getan, wenn während der Tour mit Adorno etwas von deren Emotionalität auf sie abgefärbt wäre. Auch wenn man in dieser Band gerne mehr hören würde, ist es am Ende eben doch nur eine solide Truppe, die eventuell einfach ein paar Jahre zu spät das Licht der Welt erblickt hat, um noch als innovativ wahrgenommen zu werden. 4 Text: Katja Taft

Kreisky Trouble

(Buback/Indigo) Eines muss man Kreisky lassen: Ihre Hausaufgaben in Melodie und Rhythmus haben die Österreicher gemacht und türmen auch auf dem dritten Album „Trouble“ die Gitarrenbretter so hoch, dass es kein Entkommen gibt. Doch so wunderbar die Songs musikalisch auch lärmen, so rätselhaft ist der textliche Ansatz von Sänger Franz Adrian Wenzl: Einige würden vermutlich von Gebrauchslyrik sprechen, denn bewusst geht es ihm um das Einfache und Klare - was allerdings so stark herunter gebrochen ist, dass einen nicht selten das gemischt fragwürdige Gefühl beschleicht, die Inhalte seien erst fünf Minuten vor der Angst entstanden. Machen die Landeskollegen von Ja, Panik wesentlich geschickter, Kreisky geraten mit „Trouble“ hingegen leicht ins Schleudern, und das nicht im positiven Sinne. 4 Text: Marcus Willfroth

The Leisure Society Into The Murky Water

(Full Time Hobby/Rough Trade) Melancholie und die Leichtigkeit der Liebe in Noten: The Leisure Society bannt das bittersüße Gefühlswirrwarr in emotionale Folk-PopSongs, die wie filigrane Seifenblasen im Raum

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schweben, aber doch nicht zerplatzen wollen. Von der nationalen und internationalen Presse bis jetzt leider verkannt, versucht die britische Combo um Mastermind Nick Hemming nun mit dem zweiten Streich einen weiteren Anlauf. Bands wie Arcade Fire oder Fleet Foxes dürften ihnen hierfür den Weg geebnet haben. Mit „Into The Leisure Society“ wagt sich The Leisure Society, entgegen ihrem noch sehr optimistischen Erstling „The Sleeper“, diesmal auch in die düstere Gefühlswelten, um dann aber mit zuversichtlichen Songs, wie „Although We All Are Lost“ wieder positiv in die Zukunft zu blicken. Hymnen an das Leben, die glaubwürdiger kaum sein könnten. 8 Text: Natascha Siegert

Low C’Mon

(Sub Pop/Rough Trade) Die unbestrittenen Großmeister des Slowcore bringen sich mit einem neuem Album zurück ins Tagesgespräch. „C’Mon“, aufgenommen wie schon das 2002er-Werk „Trust“ im Sacred Heart Studio, einer ehemaligen Kirche in Minnesota, in der auch die Crash Test Dummies einst einen ihrer Auftritte mitschneiden ließen, ist dabei ausgesprochen zugänglich ausgefallen: Die Strukturen sind nachvollziehbar, der Sound ist warm, die Atmosphäre gediegen. Ebenso offen tritt das Problem, das mit all dem einhergeht, zu Tage: Abseits der grundsätzlichen Überraschung lässt die Platte nur selten aufhorchen und wird so schnell beiläufig. Wer alle Ablenkungen ausschaltet und sich voll auf „C’Mon“ konzentrieren mag und kann, wird aber vielleicht das eine oder andere spannende Detail entdecken. 5 Text: Friedrich Reip

Manchester Orchestra Simple Math

(Sony) Als Manchester Orchestra vor zwei Jahren ihr Debüt „Everything To Nothing“ unters Emo-Volk brachten, glich das einem kleinen Befreiungsschlag für eine bis dahin angestaubte Rock-Musik: Ja, auch das Quartett um Sänger Andy Hull hörte in der Pubertät Nirvana. Vielmehr aber hörte man ihnen und ihren dynamischen, ja, Modern-Post-Rock-


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MUSIK STORIES

Epen ihre jüngere Sozialisation unter Aereogramme, Biffy Clyro oder den Bright Eyes sowie unter Freunden wie Kevin Devine und Brand New an. „Simple Math“, der Nachfolger, wartet leider nicht mit derart orchestralen Crossover-Indie-Hits auf und zerbricht fast am Versuch, als zeitloseres Gesamtkunstwerk durchzugehen. Eingängig und zwischen dem Besten aus Sixties-Rock und Singer/ Songwriting verortet sind Ideen und Instrumentierung von Hull und Co. natürlich immer noch. 6 Text: Fabian Soethof

Meat Puppets Lollipop

(Megaforce/Soulfood) Der Phönix aus der Asche, die Meat Puppets aus Phoenix, Arizona (zumindest ursprünglich mal) – zwei gute Beispiele dafür, dass selbst nach dem schlimmsten Schlamassel noch nicht alles verloren sein muss. Zweitgenannte waren in den Neunzigern mal drauf und dran, in Lebensabend-absichernde Erfolgssphären vorzudringen, scheiterten aber leider an sich selbst, erlebten und fabrizierten einiges an Tragik und fanden erst 2006 wieder zusammen. Aber hey – so oder so ist das Leben, und statt in der ersten spielen die Meat Puppets im 32. Jahr ihres Bestehens eben wieder in ihrer eigenen Liga, in Clubs statt Hallen. Na und? Auf diesem Album, dem dritten seit der Reunion, gibt’s zwölf Songs von majestätischer Lässigkeit; melancholisch-souveränen Gitarren-Rock voller brillanter großer kleiner Momente und inklusive der unaufgeregten Erkenntnis, im Grunde wohl überhaupt gar nichts zu wissen („Damn Thing“) – und das nicht weiter schlimm zu finden. Große Band, tolle Platte! 8 Text: Torsten Hempelt

Metronomy The English Riviera

(Warner) Den sinnlosen, aber allerorts obligatorisch scheinenden Seufzer, dass das neue Album der Band nicht so klingt, wie man es von der Kapelle gewöhnt sein mag, sparen wir uns. Wir brauchen ihn nicht und gehen einfach direkt dazu über,

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zu sagen, was das für eine schicke Platte geworden ist. Kein Track klingt hier wie ein Hit geschweige denn ein Floormagnet – und das ist gut. Mit seinem dritten Album hat Mastermind Joseph Mount eine homogene Einheit aus feinsinnigen ElektroPop-Songs komponiert, bei denen man gern auf die zarten Zwischentöne hört. „Everything Goes My Way“ mit weiblicher Gesangsstimme ist niedlich, ohne süß zu sein, „Trouble“ sinniert über Junge/Mädchen-Situationen und klingt dabei wie die schwelgerische Untermalung an einem Sonntagnachmittag im Garten, wenn alles blüht. Ja, „The English Riviera“ ist ein perfektes Frühlingsalbum. 7 Text: Christine Stiller

Mick Harvey Songs From The Book Of The Dead

(Mute/Good To Go) Frust muss sich nicht immer in Staccatogitarren und Geschrei entladen, wie jeder weiß, der vor ein paar Jahren Mick Harveys Soloshow hier in Berlin erleben durfte. Wie dieser jähzornige Wüterich solch traurige Schönheit darbot, das hatte etwas Gespenstisches. Gleiches gilt für seine neue Platte „Songs From The Book Of The Dead“, die anders als die Vorgänger komplett mit Eigenkompositionen bestückt wurde. Sehr minimalistisch ist es geworden: Gesang, eine durch das Effektgerät geschickte Gitarre, ein wenig Piano und viel in Schwermut gebadete Wut, fertig. Der weitgehende Verzicht auf das Schlagzeug verleiht den Songs etwas sehr Sphärisches - auf Dauer allerdings auch Austauschbares, so wie ein Song in den nächsten schwebt. Nicht falsch verstehen: Das hier ist großes Songwriterhandwerk, aber die beiden Vorgängeralben waren doch etwas abwechslungsreicher. 7 Text: Moritz Honert

Motorpsycho Roadwork Vol. 4: Intrepid Skronk

(Stickman/Indigo) „I feel a bit jammy today, so this is gonna take a little while“: Seitdem Motorpsycho durch den Einstieg von Drum-Wunderkind Kenneth Kapstadt ihren dritten Frühling erleben, wird Bent diese Ansage wohl schon ein paar Mal gemacht haben. Schließlich geht es bei dieser Inkarnation der norwegischen Rock-Heroen genau darum: sich in monströsen Jams gegenseitig die Bälle zuzuspielen und dabei den Abpfiff auch mal überhören. Sechs Songs aus der ganzen Karrierespanne haben auf einer vollgepackten CD Platz gefunden, der kürzeste dauert siebeneinhalb Minuten. Livealbum heißt bei Motorpsycho nicht einfach „Song plus Applaus“, sondern dass liebgewonnene Stücke im Spielen komplett neu erfunden werden. Sechs Momentaufnahmen für Fans mit langer Aufmerksamkeitsspanne. 7 Text: Robert Goldbach

Powersolo Buzz Human

(Crunchy Frog/Soulfood) Fünf Alben in zehn Jahren sind kein schlechter Schnitt. Den verrückten Brüdern von Powersolo gehen die Ideen also noch lange nicht aus, auch wenn die Band seit dem letzten Album vom Trio zum Duo geschrumpft ist. Umso erstaunlicher, dass sich die meisten ihrer Songs nur mit zwei, drei Akkorden abgeben und damit den gleichen trashigen RockabillyAcker umpflügen, den schon Ikonen wie Hasil Adkins oder die Cramps bearbeitet haben. Kim Kix und sein Bruder The Atomic Child schaffen es aber dennoch, diesem trockenen, reduzierten Billig-Garagen-Sound durch exzentrische Instrumentierung ein paar neue Facetten hinzuzufügen. Glücklicherweise schafft es ihr Produzentenbuddie The Great Nalna von der Surfcombo Tremolo Beer Guts, den Ideen-Irrsinn der beiden in hörbare Strukturen zu lenken. So ist „Buzz Human“ zwar kein revolutionäres Album geworden, aber eins für die lustigen, abgedrehten Abende mit deinen Rock’n’Roll-Kumpeln. 5 Text: Tim Kegler

Prefuse 73 The Only She Chapters

SPLASH!-MAG KOLUMNE VS. UNCLESALLY*S Wenn Atmosphere im Juli zum wiederholten Mal auf der splash!-Bühne stehen, können wir uns live von der hohen Qualität des neuen Albums der Jungs aus Minnesota überzeugen. „The Family Sign“ knüpft nämlich nahtlos an das letzte Studioalbum des kongenialen Duos an. Slugs lebensnahe Geschichten finden in Ants homogen-organischer Instrumentierung wieder den passenden Nährboden, um die Songs zu kleinen Meisterwerken gedeihen zu lassen. Gut 1000 Meilen südlich hat derweil Big K.R.I.T. mit „Return of 4Eva“ ein neues Mixtape für umme lanciert. Bun B und Scarface muss um den Südstaaten-Nachwuchs nicht bange sein, denn der Kerl kann was. Bossshit! Wer Strong Arm Steady den rigorosen Zielgruppenwechsel vorgeschlagen hat, bleibt schleierhaft, bedient „Arms & Hammers“ doch eher die Straßenjungs, als rotäugiges Rucksack-Klientel. Das nächste Mal bitte wieder durch Madlibs Beat-CDs graben, wie zuletzt auf dem gelungenen „In Search of Stoney Jackson“! Dem D.I.T.C.-Produzenten Showbiz hat KRS-One einen seiner größten Hits zu verdanken („Sound Of Da Police“), doch hitverdächtig endet die erneute Zusammenarbeit auf Albumebene gut 20 Jahre später leider nicht. Ein dröger Tranquilizer dieses „Godsville“. Völlig gegensätzlich dazu Pharoahe Monch, der den schwierigen Spagat zwischen kritisch-kunstvollem Avantgarde-Ansatz und stilsicherer Traditionalismus-Folkore in beeindruckender Weise meistert und mit „W.A.R.“ das inhaltlich und musikalisch beste Werk des noch jungen Jahres, wenn nicht sogar der letzten Jahre, abliefert. DJ Exile, der auf „W.A.R.“ auch als Produzent in Erscheinung tritt, bringt gemeinsam mit Free The Robots dieser Tage die essentielle Instrumentalreihe „L.A. Series“ zu einem Ende. Die Macher von ’All City Records’ haben in den vergangenen 15 Monaten auf zehn 10“ das Who’s who der momentan so omnipräsenten und vitalen Beat-Szene der Westküsten-Metropole aufgefahren und ein weiteres Collectors item kreiert! Apropos Beatstuff: der Londoner Eric Lau haut uns mit „Quadrivium“ ein 20 Track tiefes Album um die Ohren, auf dem er die Referenzpunkte Dilla, Spinna und Pete Rock nie ganz aus den Augen verliert, das Ganze dennoch mit einer eigenen Note würzt. Komisch, dass ob des großen Talents des Beatschmieds bis dato kaum einer der größeren MCs zum Shoppen vorbei kam. Nicht lau, sondern Hitze! Wir bleiben kurz noch in London, denn das Phantom ist zurück. „Street Halo“ heiß das lang ersehnte Lebenszeichen von Hyperdubs Vorzeigeburschen Burial. Kann man blind kaufen, denn die drei Tracks stehen den bisherigen Releases des Dub-/2-Step/Ambient Künstlers in keinster Weise nach. Vor allem „NYC“ weiß zu berühren. Herr Bevan, Album Nummer Drei darf dann langsam mal kommen! Text: Benjamin Mächler

(Warp/Rough Trade) Guillermo Scott Herren ist einer dieser umtriebigen Weirdos, die in unzähligen Projekten die Grenzen von elektronischer (Populär-) Musik hinter sich lassen. Auf seiner bekanntesten Spielwiese verabschiedet er sich nun in Richtung weiterer Klangspiele. Zwar mögen alle Stücke mit oft unterschwelligem Gesang versehen sein, doch selbst Beiträge von Zola Jesus oder Niki Randa von School Of Seven Bells werden unprätentiös verarbeitet, Namedropping ist für andere. Das ist nicht nur sympathisch, sondern zeigt auch die Unaufgeregtheit, in der hier Ebenen miteinander verwoben, Klick-Klack-Samples behutsam aufgebaut oder Feldaufnahmen wie im eröffnenden „The Only Recollection Of Where Life Stopped“ minutenlang stehen gelassen werden. Sicherlich, Ambient kann nur noch selten überraschen, doch wenn dafür derart ästhetische Spielereien auf einen warten, ist das herzlich egal. 7 Text: Volker Bernhard

Rubik Solar

(Fullsteam/PIAS) Finnland ist popmusikalisch gesehen ein unbeschriebenes Blatt. Wenn es das finnische Quartett Rubik dann auch noch auf vordere Ränge der Heavy Metal Charts geschafft hat, ist die Skepsis endgültig geweckt. Doch dann die Erleichterung: das erhabene

Blechbläser-Intro wird von einer konsequenten Math-Rhythmusgruppe abgelöst, kratzende Synthesizer wabern durch Lücken, die die Gitarre oder ungeläufiges Instrumentarium offen lassen. Dies schafft bezaubernde Räume, die im gängigen Pop-Einerlei kaum zu finden wären. Sänger Arturi Taira singt darüber in beschwingt-hohen Gefilden, irgendwo zwischen Death Cabs Benjamin Gibbard und Jónsi von Sigur Rós, vermeidet aber weitestgehend gefühlsgetränkte Fettnäpfchen. „Storm In A Glass Of Water“ ist ein wahrlich epischer Siebenminüter mit einigen Brüchen, der sich letztendlich mit einer knarzig-verspielten Akustikgitarre ins Warme rettet. Wundervoll. 8 Text: Volker Bernhard

Silverstein Rescue

(Hopeless/Soulfood) Bands behaupten in Interviews immer gerne, auf ihrem neuen Album gleichzeitig härter UND eingängiger zu klingen! Silverstein sind allerdings eine der ganz wenigen Kapellen, wo aus dieser Floskel tatsächlich eine treffende Beschreibung wird. „Rescue“, ihre fünfte Scheibe, vereint die Stärken der Vergangenheit und erfindet sich trotzdem neu. Großartige Post-Hardcore/Screamo-Nummern wie „Medication“, „Sacrifice“ oder „Intervention“ bollern und knuddeln gleichermaßen, mit „The Artist“ üben sich die Kanadier erst im Metal-Core, bei „Darling Harbour“ dann im Stadion-Rock. „Rescue“ taugt dadurch ebenso als hymnisches Punkrock-Album wie als Herzschmerz- und Balladen-Spender. So Hit-verdächtig und mitreißend bekommen den Spagat nicht viele hin. 8 Text: Tito Wiesner

Sir Simon Goodnight, Dear Mind...

(Strange Ways Records/ Indigo) Nachts, wenn der Großteil der Menschheit damit beschäftigt ist, sich die Augenlider von innen anzuschauen, ist genau der Zeitpunkt, an dem Sir Simon Frontzek durch die Hauptstadt in sein Studio huscht, um seine Ideen in Musik zu packen und aufzunehmen. Genau das merkt man seinem zweiten Album „Good Night, Dear Mind...“ auch an, auf dem er die besondere Stimmung der nächtlichen Stunden in zehn Liedern einfängt und konserviert. Es sind Stücke, die der perfekte Soundtrack für die Euphorie und Nähe der ersten Verliebtheit sein könnten, aber gleichzeitig auch der Kitt für den Herzschmerz nach gescheiterten Beziehungen. Musik zum ver- und entlieben. In manchen Situationen hilft es eben nur, dem Verstand einfach mal Gute Nacht zu sagen. 6 Text: Sarah Gulinski

Slaves To Gravity Underwaterouterspace

(Steamhammer/SPV) Slaves To Gravity gibt es zwar erst seit fünf Jahren, zudem kann sich die Band rühmen, zuletzt diverse „Best Newcomer“Awards in ihrer Heimat Großbritannien gewonnen zu haben. Musikalisch gehört das Trio trotzdem eher der „Früher war alles besser!“Fraktion an - die meiste Zeit wird den Grunge-, Alternative- und Classic-Rock-Helden der Neunziger gehuldigt. Alice In Chains und Stone Temple Pilots hört man immer wieder durch, Nickelback und Alter Bridge ebenso - und in den härteren oder melodischeren Momenten auch mal Stone Sour oder die Foo Fighters. Musik für Grill-Partys und langhaariges FormatRadio also - aber so abwechslungsreich und eingängig, dass bald wohl noch ein paar Auszeichnungen für die Band-Vitrine mehr hinzukommen dürften. 6 Text: Tito Wiesner


The Tellers Close The Evil Eye

(PIAS/Rough Trade) Eine Weile war nicht sicher, ob es jemals ein zweites Album von The Tellers geben würde. Nach zwei Jahren Tourstress hatten drei Viertel der Band das Handtuch geworfen. Sänger Ben BailleuxBeynon blieb allein zurück und machte sich daran neue Lieder zu schreiben. Inzwischen hat er alle Instrumente neu besetzt und das zweite Album ist auch fertig. „Close The Evil Eye“ kommt ziemlich poppig daher und erinnert, wie auch „Like I Say“, der größte Hit der Platte, an eine unbeschwertere Version der Libertines. Obwohl die Belgier noch nicht so richtig ihren eigenen Stil gefunden haben und auch beim Texteschreiben noch ein bisschen Übung vertragen könnten ist „Close The Evil Eye“ ein hübsches IndieRock Album für verträumte Sommertage. 6 Text: Luise Krispin

This Will Destroy You Tunnel Blanket

(Monotreme/Cargo) 2011 könnte man bereits nach nicht einmal sechs Monaten zum wichtigsten Post-Rock-Jahr seit langem küren, denn nach Mogwai und Explosions In The Sky bringen jetzt This Will Destroy You mit „Tunnel Blanket“ das dritte bedeutende Album des Genres auf den Markt. Da fragt man sich ernsthaft, wie man verdammt noch mal so viel Emotionalität in nicht mal einem halben Jahr aushalten soll? Denn, wie sollte es anders sein, der Nachfolger des selbst betitelten Debüts ist nicht minder überwältigend. Wenn man bei Post-Rock überhaupt das Wort Zugänglichkeit verwenden darf, scheint „Tunnel Blanket“ noch ein Stück weit verkapselter und düsterer und lässt sich nicht auf den ersten Durchlauf entschlüsseln. Über eine gute Stunde Dramatik in nur acht Stücken, das schaffen eben wirklich nur This Will Destroy You. 7 Text: Sarah Gulinski

Times New Viking Dancer Equired

(Wichita/Cooperative/ Universal) Times New Viking aus Ohio existieren nun schon stolze sechs Jahre und waren in dieser Zeit unheimlich produktiv, denn mit „Dancer Equired“ veröffentlichen sie ihr fünftes Album. Das klingt jedoch immer noch so, als wäre es ihr erstes Demo, denn sie sind noisy, Lo-Fi und drehen die Lautstärke so nach oben, dass musikalische Finessen schnell im Soundbrei untergehen und die Songs sich beim oberflächlichen Hören sehr ähneln. Kaum einer bleibt da im Kopf hängen und das Album rauscht eher an einem vorbei. Dabei finden Times New Viking immer die Mitte zwischen Lärm und kleinen Kompositionen, sogar zarte Melodiebögen, die man beim genauen Hinhören ausmachen kann. Fazit: Geschrammel, das unterhalten kann, aber keine Begeisterungsstürme auslöst. 5 Text: Christoph Koch

Torpedo We

((Assembly Line/Rough Trade) Schon verrückt: Bei all dem apokalyptischen Überbau, mit dem Torpedo hausieren gehen, könnte ungehört der Eindruck entstehen, dass es sich bei den Schweden um depressive Kuttenträger handelt, die das Ende der Welt herbeiklagen. Weit gefehlt. Zwar halten Torpedo nicht mit ihrem Pessimismus hinter dem Berg, klingen auf ihrem Zweitwerk aber auch nicht, wie man sich den Abgesang auf eine Welt, die in den letzten Zügen liegt, so vorstellt. Tote Körper so kalt wie Morgenluft sind nun nicht die Kopfkino-Vorlage, die man als weichgespülter Konsument gern selbst bebildert,

doch auch das textlich ungemütliche „Corridors“ läuft wie der Rest ihrer Krautrock-Elektro-PopMelange so glatt durch, dass es eine Freude ist. Da kann man den nahenden Weltuntergang gern mal kurz beiseite lassen. 7 Text: Lena Kinnt

Twin Atlantic Free

(Redbull/EMI) Vier Typen aus Glasgow proben den Spagat zwischen sympathischem Indie und Stadion-füllendem Rock - und klingen dabei, als wäre das neue Jahrtausend noch nicht angebrochen. „Free“ hätte problemlos auch in den späten Neunzigern erscheinen können und wäre damals wahrscheinlich „With Arms Wide Open“ aufgenommen worden. Creed und Live werden von Twin Atlantic mehr als einmal zitiert; um nicht zu sehr ins Pathos-artige Breitwand-Format zu verfallen, wird von Zeit zu Zeit aber bei Tempo und Härte nachgelegt - da hört man dann abwechselnd die Foo Fighters, Biffy Clyro und Ash durch. „Free“ wirkt allerdings so professionell und kalkuliert, dass der Spaß auf der Strecke bleibt. Diese Form von Alternative-Rock bietet zwar kaum Angriffspunkte, aber auch keine Passagen oder Melodien, für die sich Herz und Ohr längere Zeit erwärmen. 6 Text: Tito Wiesner

V8 Wankers Iron Crossroads

(Steamhammer/SPV) Neues Label, neuer Produzent, neues Line-Up - aber kein wirklich neuer Sound: Die V8 Wankers bleiben trotz aller Veränderungen in ihrem Umfeld dem PS-lastigen, dicken und auch immer leicht prolligen Rock’n‘Roll verpflichtet. Allerdings ist diesmal etwas mehr cruisen und Fäuste recken als Gaspedal durchtreten und aus dem Fenster rotzen angesagt: Schnelle kickende MotörheadZitate wie in „Your Name“ sind in der Unterzahl, abwechslungsreiche Groove-, Sleaze- und GlamPassagen wie in „Winner“ werden dominanter. Der Party-, Tattoo- und Pomade-Fraktion wird das allerdings egal sein - dieses Poser-Monster rockt auch mit weniger PS, dafür breiteren Reifen und dickerem Auspuff durchschlagskräftig wie eh und je. 6 Text: Tito Wiesner

V/A Oh, dieser Sound!

(Tapete/Indigo) Mit Tributesamplern verhält es sich oft wie mit Geburtstagsgeschenken: das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Bei der Cover-Compilation für Superpunk hat man allerdings den Vorteil, daß schon die Originale so großartig sind, daß sie nicht kaputtzukriegen sind. Was allerdings nichts über die vertretenen Stars auf diesem Sampler sagt, denn den Titel kann man fast wörtlich nehmen: Fettes Brot, Die Sterne, Click Click Decker, Tele, Das Bierbeben, Thees Uhlmann und Jasmin Wagner aka Blümchen sind nur die bekanntesten der Superpunk-Buddies, die hier angetreten sind, um Hamburgs beste Mod-Sixties-SoulBand angemessen zu würdigen und natürlich fehlt kein Superpunk-Hit. Passt alles. 7 Text: Tim Kegler

Veto Everything is amplified

(RCA/Sony) „Am I Awake Or Should I Wake Up“ erinnert ein wenig an diesen Ikea-Werbeslogan. Der Titel des Songs ist, traurig aber wahr, Programm. Wo ist die ganze Energie der Jungspunde abgeblieben, vor der die beiden ersten Alben nur so strotzten? Aufgekratzt


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spritzige, spielwütige Riffs sind einem minimalen, beinahe sphärischen Klangteppich gewichen, der voller Staub steckt. Es zischt nicht mehr in den Ecken, und der Sound wirkt glatt und speckig. Hört man sich aber Veto-Mastermind Troels Abrahamsens kaum zu bremsenden kreativen Output an, der in der Wartezeit seit der letzten LP gleich zwei Soloalben aus dem Ärmel schüttelte, ergibt sich plötzlich eine ganz neue Sichtweise auf „Everything Is Amplified“. Schade eigentlich, denn für Veto als Band wäre mehr drin gewesen. 5 Text: Marc Philipps

Vivian Girls Share The Joy

(Polyvinyl/Cargo) Vivian Girls haben sich nach den merkwürdigen Kreaturen eines exzentrischen Einsiedlers benannt, der in seiner vollgestopften Wohnung blutrünstig-naive Bilderbücher für ein unsichtbares Publikum malte. Wahre Geschichte. Die Doppelbödigkeit hat es auch der Band angetan, die sich hier mit verschrobenen Girl Group-Sounds und Amateur-Soli an postironische Plattensammler ranschmeißt. „Share The Joy“ klingt im Vergleich zu früheren Alben fast schon aufgeräumt, dabei aber auch ungefähr so retro wie erwachsene Frauen auf Pyjama-Parties, nachdem Kim Deal den Eierlikör weggeschädelt hat. Das ist ja sowieso ein Dilemma mit der Mädchen-Mode: Um bei dieser Art Musik Hommage, Subversion und Spaß unter einen Hut zu kriegen, braucht man einen ziemlich dicken Kopf. Und den haben Vivian Girls so vielleicht nicht. 6 Text: Michael Haacken

We Are The Ocean Go Now And Live

(Hassle/Soulfood) Sobald die ersten Unsicherheiten abgelegt sind, werden viele Bands mit dem zweiten Album mutiger. Da machen We Are The Ocean keine Ausnahme und man wird das Gefühl nicht los, als wollten sie nach dem Debüt direkt von jetzt auf gleich erwachsen werden. Ihr Post-Hardcore kommt in der herangewachsenen Version mit viel weniger Geschrei und mehr Melodien aus, doch direkte Vergleiche mit Alexisonfire müssen sie sich auch mit dem zweiten Werk gefallen lassen, denn We Are The Ocean haben sich zwar weiterentwickelt, klingen nun allerdings wie ihre neuen alten Helden auf Valium. Bei solch großen Schritten fragt man sich, in welche Phase des Lebens sie dann mit dem dritten Album einsteigen wollen. Holt auf jeden Fall schon mal den Wein und die Käseschnittchen raus, von nun an wird gesitteter Post-Hardcore gemacht. 4 Text: Sarah Gulinski

Wild Beasts Smother

(Domino/Good To Go) Wo könnte diese Band stehen, wenn die Welt eine gerechtere wäre?! Leider wird Mut zum Schrägen ja nur selten belohnt. Und seinen tollen Indie-Pop mit einem Falsettgesang irgendwo zwischen Antony Hegarty und

Elektronische Internationalität Zuletzt war viel von Frankreich oder auch Skandinavien die Rede, wenn es darum ging, wo die aktuellen Meister elektronischer Musik - und nicht zuletzt deren poppiger Varianten - sitzen. Deutschsprachige Gefilde spielten eher eine Nebenrolle, doch damit soll nun mal Schluss sein. Bester Grund für den Blick auf hiesige Gefilde ist der Österreicher Wolfram (ehemals Diskokaine), der mit seinem fantastischen Debüt „Wolfram“ (Permanent Vacation/Groove Attack) die Autoscooter-Dudel-Spielereien in ganz neue Dimensionen katapultiert. Unterstützt von einem beneidenswerten Freundeskreis aus Hercules & Love Affair, Holy Ghost oder Patrick Pulsinger sowie von Eurodance-Ikone Haddaway haut er neun grandiose Songs raus, die auch ohne Disco-Kugel funkeln bis zum Geht-nicht-mehr. Ganz groß ist auch die EP „030 / 577 07 886“ (The Music Agents/Soulfood) vom Berliner Projekt Laing um Frontfrau Nicola Rost. Ein ungewöhnlicher, hoch kreativer Einstand, der schon wegen des zwischen Chicks On Speed und Jens Friebe flirrenden Trude Herr-Covers „Morgens Immer Müde“ ein Muss ist. Ebenfalls ein bisschen neben der Spur und deswegen gerade gut: das süddeutsche Duo Pollyester mit seinen Krautdisco-Spielereien auf „Earthly Powers“ (Permanent Vacation/ Groove Attack). Und wer es ein bisschen ruhiger mag: die Berliner Märtini Brös. sind mit „Moved By Mountains“ (Mole Listening Pearls/Intergroove) inzwischen auf angenehme Weise entspannt und chillig geworden. In Paris gibt man sich trotzdem nicht geschlagen, vor allem das Duo Nôze nicht. Auf dem neuen Album „Dring“ (Get Physical Music/Rough Trade) wirbeln die beiden weiter aufs furioseste durch alles, was ihren House-Beats in die Quere kommt - und wem Klezmer-Trompeten oder Reggae-Sounds auf die Nerven gehen, der hat eben Pech gehabt. Wobei es natürlich auch Alternativen gibt, „Challenging Nature“ (Disque Primeur/EMI) von der Band Adam Kesher etwa, der die Zusammenarbeit mit Dave von Chromeo schon von Minute eins an anzuhören ist. Oder natürlich der Dauerbrenner in Fortsetzung „Kitsuné Maison 11“ (Kitsuné/Rough Trade), der dieses Mal auf Indie-Disco macht. Und wer schon mal wissen will, aus welcher Ecke der Elektro-Wind morgen weht: aus Neuseeland. Daher kommt das Album-Kleinod „Forever Dolphin Love“ des Weirdos Connan Mockasin, der noch origineller, wenn auch nicht ganz so eingängig ist, wie zuletzt Darwin Deez.

Text: Patrick Heidmann

Jimmy Sommerville zu glasieren, das musste auch schon zu Zeiten des Debüts der vier nordenglischen Provinzler anno 2008 als mutig bewertet werden. Der Qualität des verträumt bis tanzbaren und trotzdem fast pathosneutralen Zwitters aus Achtzigerjahre-Pop und zeitgenössischem Insel-Indie schadete dies freilich nicht, im Gegenteil. „Smother“ transferiert diese Trademarks nun auf eine neue minimalistische Ebene und zitiert in Sachen Songaufbau und Atmosphäre die künstlerisch wertvolle Spätphase der großen Idole Talk Talk. Ein Konzeptwerk über das Universalthema Liebe ist es geworden anmutig, eigen und unpeinlich. Massentauglich aber wieder nicht. 8 Text: Thomas Müller

The Wombats This Modern Glitch

(14th Floor/ADA/Warner) Es ist schon beeindruckend, wie offenbar mühelos The Wombats einen catchy Hit nach dem anderen schreiben. Dementsprechend hat man auch spätestens beim dritten Durchlauf ihres Zweitlings „This Modern Glitch“ das Gefühl, dass man diese zehn Songs bereits bestens kennt. In Sachen Songwriting macht das Trio aus Liverpool also genau da weiter, wo es 2008 mit „A Guide To Love, Loss And Desperation“ aufgehört hat: „This Modern Glitch“ ist durchweg eingängig, mitreißend und atemlos, ohne ein Abklatsch des Debüts zu sein. Vielmehr klingt die Platte dunkler, die Gitarren härter und der Sound elektronischer. Die Songs sind facettenreicher und experimenteller, so hat sich in „Anti-D“ beispielsweise ein ganzer Streichersatz eingeschlichen - vertraut klingt es trotzdem. 7 Text: Maritta Seitz

The World/ Inferno Friendship Society The Anarchy And The Ecstasy

(Chunksaah/Gunner/Broken Silence) Anarchie? Ekstase? Hört sich nach einem amtlich gesetzlosen Trip durch verklüftete Sound-Landschaften an, was die World/Inferno Friendship Society da anzubieten hat. Und tatsächlich: Das Musiker-Kollektiv aus Brooklyn ist ein zügelloses Punk-Ensemble und kredenzt beschwingt/beschwipsten Tanz-Punk, ein Feuerwerk der guten Laune, irgendwo zwischen Gogol Bordello, Mighty Mighty Bosstones und Panic! At The Disco. Was sich für den einen anhört wie ein in Noten übersetzter Würgereflex, ist für andere die Party des Jahrhunderts, vor allem live. Konzerte der World/Inferno Friendship Society sind inszenierter Wahnsinn, die Grenzen zwischen Band und Zuschauern werden bei diesem Punk-Zirkus, diesem Kostümball, diesem blutspritzenden Swing-Monster genauso eingerissen wie die zwischen Stilen, Genres oder Konventionen. Sucht man im Lexikon nach der richtigen Übersetzung von Freigeist und Chaos, dann steht da The World/ Inferno Friendship Society. 6 Text: Flo Hayler

Young Legionnaire Crisis Work

(Wichita/Cooperative/ Universal) Aus alt mach neu: Paul Mullen, der bereits bei The Automatic und Yourcodenameis:milo am Mikro stand und Bloc Party-Bassist Gordon Moakes gründeten gemeinsam mit Dean Pearson die Band Young Legionnaire. Was schließlich kurze Zeit im britischen Untergrund brodelte, tritt letztlich in Form des Debüts „Crisis Work“ an die Oberfläche. Musikalisch zwischen Noise-Rock und

Post-Hardcore, kontrastiert Mullens Stimme, die bei „Numbers“ oder „A Hole In The World“ erstaunlich an Brian Molkos markantes Organ erinnert, die breiten Hüsker Dü-Gitarrenwände. Letztere dünnen gegen Ende der Platte zwar aus - allerdings ohne die Dringlichkeit zu zerstören, die „Crisis Work“ insgesamt durchzieht. Neuorientierung scheint angesichts der pausierenden Hauptbands kein unkluger Schachzug, obwohl Young Legionnaire alles in allem nicht gerade neu klingen. Doch warum auch? 7 Text: Franziska Schuh

Young The Giant Young The Giant

(Roadrunner/Warner) Wer gedacht hat, dass sich die Stadion-Indie-Welle mit Acts wie Kings Of Leon bereits auf ihrem Höhepunkt befindet, der sollte ruhig Blut bewahren und dem Debüt der fünf Mannen von Young The Giant lauschen, denn was diese Band abliefert, ist aller Ehren wert. Die Stimme von Sänger Sameer Gadhia, der wie der jugendliche Sting klingt, thront über einer musikalisch abgespeckten Kings Of Leon-Version, deren Melodie-Sensibilität ebenso berauscht, wie der fortwährende laut-leise Kontrast. Sowohl die erste Single „Apartment“ wie auch der folgende Song „The Body“ rechtfertigen jeden in das Debüt investierten Cent. Guter Mainstream Indie-Rock mit Stadionpotenzial, der sich vor keinem großen Namen zu verstecken braucht. 7 Text: Kai Butterweck

Yuck Yuck

(Pharmacy/Cooperative/ Universal) Ein Debütalbum, das zu einer Reise in die Vergangenheit einlädt! Zurück zu „Freak Scene“ von Dinosaur Jr oder „Teenage Riot“ von Sonic Youth. In diesen Gefilden zu wildern kann schnell nach hinten losgehen, nicht aber im Falle von Yuck. Auch, wenn man kein Freund von Vergleichen ist, beim Hören des unbetitelten Albums drängen sich unweigerlich Pavement-Melodien in den Kopf, dennoch klingen die Songs nicht wie billige Kopien großer Helden ihrer Jugend, vielmehr gelingt es den Engländer eine alte Ära wiederbeleben und sie mit neuem Glanz versehen. Ob man jetzt die neuen, unverbrauchten Yuck den alten Hasen vorzieht, bleibt jedem selbst überlassen, eine Chance sollte man ihnen aber dennoch geben! 7 Text: Kati Weilhammer

Gentleman Diversity Live

(Island/Universal) Fast acht Jahre ist es her, dass Gentleman mit „... And The Far East Band Live“ zeigte, wie viel Energie er auf Konzerten freisetzt. Folglich beschränkt sich „Diversity Live“ nicht nur auf das letzte Album, sondern präsentiert seine wichtigsten Hits inklusive „Dem Gone“, „Leave Us Alone“ und „Different Places“. Fehlen dürfen natürlich auch nicht die neuen Singles „It No Pretty“ und „To The Top“. Für diesen Partytrack holt er sogar Christopher Martin auf die Bühne, um erstmals das Ganze als Duett live zu singen. Weitere Gäste sind die US-Band SOJA sowie die Backgroundsängerinnen Tamika und Mamadee mit jeweils eigenen Liedern. Zur „Summerjam 2010“-Show kommt dann noch diverses BonusMaterial, so dass die Doppel-DVD ihrem Namen alle Ehre macht und die ganze Vielfalt des Reggae-Stars aufzeigt. 8 Text: Holger Muster


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DEMODESASTER

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Demodesaster PLUG IT IN

In der lustigen Welt des Rock’n’Roll waren es oft die kleinen Dinge, die Großes entfachten. Wer kann sich heute noch die Empörung vorstellen, die der junge Robert Zimmerman auslöste, als er 1965 auf dem Newport-Folk-Festival plötzlich seine Songs auf der E-Gitarre spielte? Kollege Pete Seeger brachte das sogar so in Rage, dass er die Kabel mit einer Axt kappen wollte. Was Zimmerman alias Bob Dylan mit dieser kleinen Geste aber auslöste, war nicht weniger als ein Grundstein des Rock. Der Rebell von einst wird diesen Monat 70 Jahre alt. Zeit, ihm zu huldigen. CONFUZIO IN 1000 FARBEN

Mit Musikgenres ist das so eine Sache. Confuzio machen laut eigener Aussage Indie, was zunächst so schwammig wie unbestimmt bleibt, höchstens einen schielenden Blick Richtung Großbritannien vermuten lässt. Zwischendurch driften die Dresdner Jungs zwar auch in diese ausgetretenen Indie/Synthie-PopPfade ab, vordergründig bleibt aber jener gewisse philosophische Liedermacheranspruch, wie ihn einst Unikate wie etwa Klaus der Geiger oder Gundermann vertraten. Soviel zum Namedropping. Zwar wirken die drei noch roh und ungeschliffen, aber wie sagte einst schon deren fernöstlicher Namenspatron: „Einen Edelstein kann man nicht blank machen, ohne ihn zu reiben.“ Reibungspunkte sind sicherlich noch vorhanden, ebenso jedoch auch ein Potenzial für wahrhaft gutes Songwriting. 5 Klinkenstecker Heimat: myspace.de/confuzioband

CROW OF THE CLOUD CROW OF THE CLOUD

Verträumt lauschen wir der Anlage. Hach, die Neunziger. Das waren noch Zeiten! Crow Of The Cloud zehren eifrig vom Bombast vergangener Tage und naschen begierig vom Ambrosia des Alternative-Rock-Schreins. Mit ihrem australischen Sänger Leigh lassen die Hamburger ein Ungetüm erwachsen, das eingefleischte Bühnenschweine auch nicht besser hinbekommen hätten. Die markante Goldkehle, die dank Wandlungsfähigkeit schon mal an olle Ed Kowalczyk von Live erinnert, ist seit Mitte 2010 dabei und willkommene Krone auf ein durchweg tightes Rockerhaupt. Mit der ersten EP sind auch gleich derart fette Anheizer-Briketts im Feuer, dass der COTC-Ofen so einige zum Schwitzen bringen wird. 8 Klinkenstecker Heimat: myspace.com/crowofthecloud Live: 27.5. Twistringen (Niedersachsen) - Alte Ziegelei *** 28.5. Hartensbergsee, Goldenstedt - Theater of Rock Festival

IF WE LAST ID VS. SUPEREGO

If We Last setzen in der Hauptstadt zum Sprung nach oben an. Die Berliner wollen zeigen, dass deutscher Alternative Rock auch heute ohne angestaubte Crossover/Nu-Metal-Schielerei auskommen kann, um noch gut zu sein. IWL realisieren zudem schon jetzt Kristina Schröders abverlangte Flexi-Quote und wuchten Diva Delphi in die Führungsetage. Das sorgt für die nötige Frischzellenkur und den Mitreißfaktor des doch schon betagten Genres. Mit ein wenig Liebe für eingängige Pop-Melodien und kraftstrotzende Hymnen probt der Fünfer den

Aufstand. Nur, wenn dann allzu vordergründig Zitate aus Tyler Durdens „Fight Club“-Monolog stibitzt werden, wird’s dann doch zu plakativ und unglaubwürdig. 6 Klinkenstecker Heimat: myspace.com/ifwelast

MASKULINI PUSSYMUSIK

Dass Funk sich oft um Beziehungskisten, Frauen oder schlicht um Sex dreht, haben die Kerle mit Diminutiv begriffen - und machen daher auch ordentlich auf dicke Hose. Wenn daheim in Berlin an allen Ecken der Pantoffel wie ein Damoklesschwert über dem Männerhaupt lauert, dann heißt es: Band gründen und mit Gleichgesinnten Herrenabende einläuten, um die wunde Seele zu trösten. Die Schicksalsgemeinschaft philosophiert dann auch konsequent „tiefgründig“ über zwischengeschlechtlichen Smalltalk, Diskomäuse und darüber, dass Shoppen mit der Liebsten weniger Freizeitbeschäftigung als Bestrafung und Nötigung ist. Das ist plakativ und klischeebeladen, klar, durch seinen Witz und das ironisch zwinkernde Auge dahinter aber enorm unterhaltsam. 6 Klinkenstecker Heimat: maskulini.de

MEXICOLA DISTANT LIGHTS

Die Greifswalder klingen wie ein CD-Regal voll gutsortierter Gniedelkunst. Während eben noch postrockender Nebel aus den Boxen schlängelt, prasselt uns im Folgenden gleich ein „QOTSA“ hauchender Wüstenwind entgegen. Aber auch der verharrt nicht, sondern lässt sich von leicht zahnlosen Tool-Versatzstücken ablösen. Dieses Hopsen zwischen den Stilen scheint das ganze Credo zu sein und zieht sich daher auch beständig durch Mexicolas erstes Studioalbum. Je ein Stil pro Song als Paradekür, um das eigene Repertoire zu zeigen. Das ist zwar musikalisch imposant, wir nicken auch beeindruckt, eingängiger wird’s dadurch aber nicht. Die Experimentierfreude der Vier in Ehren, bewahrt sie euch, aber ein leicht unausgegorener Beigeschmack bleibt. Unsere Empfehlung: Weniger ist manchmal mehr! 5 Klinkenstecker Heimat: mexicolamusic.de Live: 13.5. Greifswald - T.A.K.T.

SKILLER FOLLOW THE SIREN

Was ist nur mit den Schweden los? Seit Jahrzehnten produzieren die Nordlichter einen Heavy-Hochkaräter nach dem anderen. Vielleicht aus Protest, sich international noch immer vorrangig durch ABBA, Ace Of Base und Roxette peinlich vertreten zu fühlen? Inzwischen

ist Schweden-Metal aber schon ein eingetragenes Warenzeichen und fester Garant für extra harte Stahllegierung. Die Melodic-Death-Metaller von Skiller aus Schwedens Hauptstadt machen da keine Ausnahme und läuten mit „Follow The Siren“ das erste Kapitel ihrer diesjährigen Quadrologie ein. Durch den Einstiegstrack „The Crowning“ wird dann auch gleich emphatisch die eigene Krönung angekündigt und ein neues Zeitalter beschworen. Bescheiden ist das nicht, müssen die fünf Jungs aber auch nicht sein. Fettes Brett! 8 Klinkenstecker Heimat: skiller.se

SPRING OFFENSIVE A STUTTER AND A START

Die Jungs aus Oxford starten wortwörtlich offensiv in den Frühling. In ihrem Heimatland scheinen sie schon jetzt kein Geheimtipp mehr zu sein. Kaum sind die EPs draußen, sind sie auch schon ausverkauft. Wenn etwas wie geschnitten Brot weggeht, heißt es: Lauscher aufsperren, ein potenzieller Hochkaräter ist auf dem Weg! Und Recht haben die Fans. An ihre kürzlich erschienene Valentins-EP „Between Me And You“ wird mit „A Stutter And A Start“ nahtlos angeknüpft und Feinstes aus dem Hause Indie-Pop auf Silberling kredenzt. Dabei überzeugen die Engländer erneut damit, nicht nur verträumte Tanzhymnen nach bekanntem Rezept

zu zwirbeln, sondern vielmehr mit wirr vertrackten wie genialen Ausbrüchen fern der gängigen Standards ein überraschend gutes Scheibchen zusammen zu schnipseln. 7 Klinkenstecker Heimat: springoffensive.co.uk

WIGHT WIGHT WEEDY WIGHT

In Zeiten, in denen Ozzy Osbourne trotz schwarzem Pe n t a g r a m m - C a t s u i t s eher wie der nette Grußonkel als wie der „Prince of Darkness“ wirkt, treten drei Darmstädter dazu an, Großmeister Ozz das Zepter zu mopsen, um den schwarzen Sabbat aus Doom und Psychedelic-Rock ins Hier und Jetzt zu wuppen. Das Gute an diesem neuzeitlichen Entthronungs-Putsch: Wight gelingt es, frisch zu klingen, ohne dabei diesen schön dreckigen Garagensound gegen klinische Brillanz zu tauschen. Sphärisch wabernde Wände aus Hall und donnergrollendem Bass, dezent vermischt mit sandknarzenden Wüstenrock-Verbeugungen vor Kyuss. Hier wird zwar bereitwillig von altem Wein gekostet, Wight schaffen aber weit mehr, als ihn nur auf neue Schläuche zu ziehen. 9 Klinkenstecker Heimat: wightism.com Texte: Maik Werther

Demodesaster Spielregeln Schickt euer Demo inklusive Bandinfos an: unclesally*s Demodesaster Waldemarstr. 37 10999 Berlin Wir benötigen Informationen zu eurer Band, die Termine bevorstehender Live-Auftritte, eure Homepage und die Postadresse, um euch eventuelle Belegexemplare zusenden zu können. Wer Fragen hat, stellt diese am besten per E-Mail an demodesaster@googlemail.com.


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MUSIK STORIES

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Fehlende Glieder, fliegende Kotze und falsche Schädel (Part II) Die drei New Yorker waren von jeher in so mancher Hinsicht unkonventionell, und das ändert sich auch in einem Alter nicht, wo andernorts die Midlife-Crisis an die Tür klopft. Dass jetzt aber der zweite Teil eines für Herbst 2009 angekündigten Albums erscheint, ohne dass der erste je herausgekommen wäre, dafür aber mit überaus ähnlichem Songinhalt wie jener, das ist selbst in diesem Kontext ein dickes Ding. Verwirrend gar. Und wer hilft natürlich kein Stück beim Entwirren mit? Genau: die Beatsie Boys. Als vor etwa anderthalb Jahren die Veröffentlichung von ’Hot Sauce Committee Part I’ anstand, grätschte den Scherzbolden das Leben mit einer ernsten Ansage dazwischen: Bei Adam Yauch alias MCA wurde Ohrspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Im frühen und deshalb behandelbaren Stadium zwar, aber dennoch – das Album sowie die dazugehörigen Tourpläne wurden auf Eis gelegt und dem Buddhisten des Trios Ruhe verordnet. Die scheint dem 46-Jährigen bekommen zu sein, und auch der Humor scheint nicht gelitten zu haben. So erklärten er und seine Heimchen Adam Horovitz (Ad-Rock) und Michael Diamond (Mike D) bereits 2009 in Interviews, die Aufteilung des Musik gewordenen Heißsoßenexpertenausschusses in zwei Longplayer sei notwendig, da sie nach den ersten Aufnahmedurchläufen festgestellt hätten, für ein Album zu viele Songs angesammelt zu haben – und statt zu kürzen einfach beschlossen wurde, lieber weitere Tracks zu produzieren und die „schrägeren“ auf den zweiten Teil zu verfrachten. Das ist auch 2011 der Tenor; warum allerdings nun, wie gesagt, nahezu komplett die bereits für die erste Hälfte geplanten Titel auf den vorgezogenen zweiten Part verpflanzt wurden oder wann und in welcher Gestalt der übersprungene erste jemals kommen wird, bleibt trotz der „Erklärungsversuche“ des Bassisten und Freundes scharfer Saucen Yauch eher schleierhaft: „Was es mit diesem Album auf sich hat? Nun, es ist wie bei einer Achterbahnfahrt. Man erreicht den ersten Höhepunkt, und in dem Moment, wo die Bahn bei der ersten Bergabfahrt die erste hohe Geschwindigkeit aufnimmt, übergibt sich der Typ im ersten Wagen und die Kotze fliegt hinter ihn, den Leuten im letzten Wagen entgegen. Wir sind gewissermaßen die Leute im ersten Wagen, und die Zuhörer sind… die im hinteren. Wofür ich mich schon am Eingangstor entschuldigen möchte – aber ist das nicht Teil der Sache?“ Ein „schönes“ Bild. Aber erhellend? Eher nicht, wie auch die Behauptung, ’Hot Sauce Committee Part II’ sei eigentlich als nachträgliches „Prequel“ für das 1986 erschienene HipHop-Debüt ’Licensed To Ill’ gedacht, sozusagen als fingiertes, bislang fehlendes Bindeglied zwischen dem HardcorePunk der ersten Platten und den Beastly Brothers, wie wir sie heute kennen. „Es ist eine Art ’Historienkunstwerk’, ein nachgereichtes Verbindungsstück. Als wäre man ein Archäologe oder Anthropologe, auf der verzweifelten Suche nach dem EINEN entscheidenden Schädel, der halb Affe, halb Mensch gewesen sein muss. Und wenn man den nicht findet, man ihn aber so gerne hätte, um ihn den Leuten zu zeigen, und zu sagen: ’Yo, das ist der Schädel der diese Sache beweist, von der ich euch vor einer Weile erzählt habe!’, dann, äh, erschafft man sich den Schädel eben vielleicht selber… Und das ist dieses Album – der gefälschte Schädel!“ Unterlassen wir an dieser Stelle lieber mal die hirnverknotende Frage, welche historisch-anatomische Position dann der erste Teil des ’Hot Sauce Committee’-Doppels einnimmt, schmunzeln stattdessen ein wenig ob der Vermutung, dass wir es hier vielleicht schlicht und ergreifend mit einem Update ebendieses eigentlich geplanten Albums zu tun haben könnten und die drei sich einfach einen Spaß daraus machen, die verdutzte Öffentlichkeit zu narren – und freuen uns am besten darüber, dass es endlich mal wieder was Neues von den Beastie Boys gibt. Text: Torsten Hempelt Fotos: Erik Weiss Heimat: beastieboys.com


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MUSIK STORIES

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Foto: Erik Weiss


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MUSIK STORIES

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Adam „The King Ad-Rock“ Horovitz ist der jüngste der drei Beastie Boys. Sein Vater ist der Theater-Autor Israel Horovitz, und auch Ad-Rock versuchte sich diverse Male als Schauspieler: An der Seite von John Doe (Bassist der legendären Punkband X) spielte er beispielsweise 1992 in dem ulkigen Roadmovie „Asphalt Propheten“ („Roadside Prophets“); drei Jahre zuvor verkörperte er die ernsthaftere Rolle eines problembeladenen Jugendlichen in „Road Home“ („Lost Angels“). Er ist mit der ehemaligen Bikini Killund jetzigen Le Tigre-Sängerin Kathleen Hanna verheiratet.

Michael „Mike D“ Diamond ist mit seinen 45 Jahren der „mittelalte“ Beatsie Boy, zugleich der Geschäftsmann der Truppe: Er leitete die Geschicke des 1992 gegründeten (und 2001 pleite gegangenen) bandeigenen Plattenlabels ’Grand Royal’, das Platten so unterschiedlicher Bands und Künstler wie At The Drive-In, Ben Lee und sogar Atari Teenage Riot veröffentlichte. Seine Frau, die Regisseurin Tamra Davis übrigens ist nicht nur für den einen oder anderen Beastie Boys-Clip oder Folgen von „My Name Is Earl“, sondern auch für Hansons „MMMBop“-Video sowie den Britney SpearsFilm „Crossroads“ verantwortlich.

Was bisher geschah Ein Auszug

Noch ohne Adam Horovitz, dafür aber mit der späteren Luscious Jackson-Schlagzeugerin Kate Schellenbach und trotzdem unter dem Namen Beastie Boys erscheint 1982 die erste EP „Polly Wog Stew“ – darauf acht Songs in gut zehn Minuten. Statt HipHop gibt’s Hardcore-Punk, wie ihn die Beastie Boys auch in späteren Jahren immer mal wieder auf ihren regulären Studio-Alben einstreuen werden. Erste krude Rap-Versuche finden sich auf der 1983 veröffentlichten EP „Cooky Puss“ – die Beastie Boys samplen nicht nur den Komiker Steve Martin, sondern auch sich selbst (aus einem Song von ihrer ersten EP). Ad-Rock stößt zur Band, die wiederum kurz darauf eine Fluggesellschaft verklagt, weil diese unbefugt den Song „Beastie Revolution“ für einen Werbespot verwendet hatte – mit dem Schadensersatzgeld finanzieren sich Mike D und MCA eine Wohnung in Chinatown, direkt unter einem Sweat-Shop. Dort proben die inzwischen zum Trio in der endgültigen Besetzung geschrumpften Beastie Boys zu allen Tages- und Nachtszeiten für ihre Auftritte, bei denen ein gewisser Rick Rubin alias DJ Double R für sie die Plattenspieler bedient.

Der produziert dann 1986 das Durchbruchsalbum „Licensed To Ill“ – zuvor allerdings gehen die drei noch schnell als Vorgruppe von Madonna mit auf deren „Like A Virgin“-Tour. Dank „(You Gotta) Fight For Your Right (To Party)“ und „No Sleep Till Brooklyn“ werden die Beastie Boys Megastars, lassen sich aber drei Jahre Zeit mit dem nächsten Album, wechseln Produzenten (Dust Brothers statt Rick Rubin) und Wohnsitz (Los Angeles statt New York) - und landen mit der eigentlich brillanten „Paul’s Boutique“-LP einen vermeintlichen Flop. 1992 beweisen sie aber mit „Check Your Head“, dass sie endgültig nach eigenen Regeln spielen – trotz Potpourri-artiger Stilmixereien fahren alle Alben*, die sie veröffentlichen (rückwirkend inklusive des verfrüht geschmähten „Paul’s Boutique“), Platin-Auszeichnungen ein, vier davon erreichen sogar die Nummer 1 der US-Charts - egal ob mit zwei („Ill Communication“, 1994), vier („Hello Nasty“, 1998) oder gar sechs („To The 5 Boroughs“, 2004) Jahren Pause dazwischen.


Adam „MCA“ Yauch ist der auf den ersten Blick zurückhaltendste der drei. Enge Freunde unterstellen ihm einen sagenhaften, Monty Python’esken Humor, sowie die Fähigkeit, ein begnadeter Stimmen-Imitator zu sein. Unter dem Pseudonym Nathanial Hörnblowér führte er Regie bei mehreren Videos seiner Band, zudem veröffentlicht er mit seiner Firma ’Oscilloscope’ sowohl Filme (u.a. den Banksy-Streifen ’Exit Through The Gift Shop’) als auch Musik (wie das 2007er Comeback-Album „Build a Nation“ seiner Jugendhelden, der Bad Brains, das er auch produzierte). Er beschäftigt sich mit dem Buddhismus und organisierte mehrere Konzerte, die auf die Situation in Tibet aufmerksam machen sollten.

Anlässlich des letztgenannten wird das Trio backstage bei einer FernsehAufzeichnung von einem sichtlich beeindruckten Eminem mit den erstaunt-aufmunternden Worten „Still doin’ it, huh?“ begrüßt – sehr zu ihrem Amüsement, aber nicht ohne Wahrheitsgehalt. Denn die einstige Partyband „ohne Wissen und Gewissen“ ist irgendwie doch erwachsen geworden, distanziert sich von sexistischen, allzu plumpen und Gewalt-Ph(r)asen der eigenen Vergangenheit, setzt sich für diverse gute Zwecke ein – und lässt sich aber doch bei allen sprießenden grauen Haaren den Spaß an der eigenen Wunderlichkeit nicht nehmen. Mal gucken, wie’s mit dem achten(!) Album so läuft… * Einzige Ausnahme: das 2007er Instrumental-Werk „The Mix-Up“ – aber, so Mike D: „Da waren die Erfolgs-Messgeräte wohl kaputt – eigentlich war die Platte ein Hit!“ Und tatsächlich: Zwar kein Platin, aber „immerhin“ ein Grammy war dafür drin!


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Wiz Khalifa

Ein Zug auf Lunge und an die Spitze Ein hagerer, über und über tätowierter 23-Jähriger erobert die Billboard-Charts – und das Ganze mit wenig mehr als einer entspannten Stimme, einem sympathischen Lachen, Luxusproblemen im Themengepäck und einer unerlaubt großen Menge an Mary-Jane. „Im Westen nichts Neues“ könnte das Motto des in Pittsburgh aufgewachsenen und angeblich seit dem achten Lebensjahr rappenden Mannes sein. Cameron Ermias Thomas, wie Wiz mit bürgerlichem Namen heißt, macht thematisch nichts, was nicht auch vor rund 20 Jahren gut funktioniert hat. Damals hieß der dürre Typ Snoop Doggy Dogg, und auch der rappte mit einer markanten melodischen Stimme über Partys, Frauen und Drogen. Heutzutage nehmen die beiden Musiker Songs zusammen auf, aber Wiz Khalifa hat seinen Wegbereiter längst überrundet, zumindest was die aktuellen Verkaufszahlen angeht. Direkt auf Platz Zwei der US-Charts steigt er mit seinem dritten Album ‘Rolling Papers‘ ein und verkauft in der ersten Woche fast 200.000 Exemplare - Snoop Dogg erreicht mit seinem gleichzeitig veröffentlichten Album ‘The Doggumentary‘ gerade mal ein Viertel davon. Dabei ist Wiz Khalifa ganz und gar nicht neu im Geschäft. Seit 2005 hat er eine schier unübersichtliche Zahl kostenloser Mixtapes ins Netz gestellt und ein Jahr später mit ‘Show And Prove’ ein vergleichsweise mittelmäßiges Debüt vorgelegt. Der

Nachfolger ‘Deal Or No Deal’ war da schon überzeugender und nun sorgt ‘Rolling Papers‘ für den Durchbruch. Mit seichten Einflüssen aus R’n’B, Soul und Rock werfen die Beats, die Wiz heutzutage pickt, immer einen offensichtlichen Blick auf den verpönten aber lukrativen Gevatter Pop. Sein Sound schafft es derweil ins Radio und auf jede Highschool- und Collegeparty. Bei ‘Rolling Papers‘ glaubt man sogar musikalische Ähnlichkeiten mit ehemaligen Pop-Punk-Größen erkennen zu können – der ‘American Pie’-Soundtrack lässt grüßen. Ist das Sellout? Wohl kaum. Mit dem Mainstream hat Wiz seit Ewigkeiten geliebäugelt, das kann man ihm nicht übelnehmen. Die Themen haben sich ebenfalls kaum geändert. „I was always rapping about weed!“, sagt Wiz und nicht erst seit ‘Rolling Papers‘ sind auch die Beats und die Singsang-Hooks charttauglich genug. Der passionierte Kiffer weiß genau, wie er sich zu verkaufen hat. „I know […] what I’m doin’ as far as imagewise and marketingwise“, sagte er bei einem Interview Ende 2010 über öffentlichen Marihuana-Konsum. Ob das jemanden stört? Eigentlich nicht. Dafür ist sein Sound einfach eine Spur zu entspannt, einen

Hauch zu frech und einen Berg zu einprägsam. Und wie heißt es doch so schön: Haters gonna hate. Wir lernen also: Manchmal zählt Delivery, nicht der Inhalt. Das machen Kollegen wie Drake oder Kid Cudi ja schon länger erfolgreich vor: In den Strophen geht es um Luxusprobleme, im Refrain trällert man selbst ein bisschen. Klappt das? Offensichtlich. Macht das Spaß? Aber hallo. Ist das noch „real HipHop“? Darüber lässt sich sicherlich streiten. Mit anderen Rappern wie dem jungen Curren$y, dem nicht mehr so jungen Rick Ross oder halt dem alten Snoop Dogg bekommt der Rap-Kosmos derzeit jedenfalls ein wirklich gutes Angebot an Stoner-Musik geboten. Und wenn sogar bekennende Nichtraucher (wie der Autor) jede Zeile mitsingen und –rappen, ja dann scheint doch mehr dahinter zu sein als nur blauer Dunst. Text: Axel Genz Heimat: wizkhalifa.com Mit und auf Empfehlung von: splash-mag.com


FESTIVAL-SPEZIAL 2011

Sonderaktion : unclesally*s und Jack Daniel's bringen dich zum Roskilde-Festival!

T N N I W GE TS! TICKE


8 -15 August Budapest Meetingpoint Europe


© KLAVS BO CHRISTENSEN

Liebe Freunde des Freiluft-Entertainments! Die beste Jahreszeit steht vor der Tür. Die Festivalsaison 2011 lockt mit tollen Bands und noch viel tollerer Atmosphäre: Sonne, Regen, Massencamping, Gruppenduschen und zentnerweise gutem, alten Festivalstaub. Wer kann da widerstehen? Ihr nicht. Deshalb gibt es hier die besten Orte und Line-Ups des Sommers in der Übersicht. Ob ihr nackt oder mit einem Rollkoffer voller Oberhemden anreist, am Ende eines klassischen Festivalwochenendes ist jeder dreckig, durch und wieder einmal voll und ganz glückselig.

DIE QUAL DER WAHL Bevor ihr euch bei der Fülle des Angebots auf den nachfolgenden Seiten verliert, hier ein paar Entscheidungsfragen, die euch bei der Wahl des passenden Festivals nützlich sein könnten: 1. 2. 3.

4. 5.

Die Größe: Wie groß sollte das Festival sein. Familiäre Gemütlichkeit vs. Massenparty. Das Publikum: Wer nicht so gut auf Modepuppen klarkommt, sollte sich besser an die Veranstaltungen für normalgestylte Menschen und ausgebeulte Jogginghosen halten. Lage: Während auf manchen Festivals die je nach Wetter variierende Konsistenz des Staubbodens das einzige optische Highlight bleibt, sind andere Locations richtig was fürs Auge und Urlaubsgefühl. Musikstil: Das klingt natürlich logisch, aber bedenkt: die vorherig genannten Fragen stehen zumeist in direktem Zusammenhang mit diesem Punkt. Preis: Auch wenn man über Geld nicht sprechen soll: Leider gilt es jeden Festivalsommer aufs Neue abzuwägen, welches Line-Up einen Ticketkauf wert ist. Mit etwas Glück könnt ihr via E-Mail an verlosung@sallys.net auch Karten für die von uns präsentierten Festivals gewinnen, die wir nachfolgend mit unserem Logo und dem Ticket versehen haben:


© LADO ALEXI

MAI/JUNI

DIGITALISM

PASCOW

WILWARIN

MELT!KLUB WEEKENDER 19. bis 21.5. Berlin – Astra Kulturhaus

3. & 4.6. Ellerdorf

Line-Up: Animal Collective, Azari & III, Digitalism, DJ Shadow, Gold Panda, Hudson MoHawke, Jazzanova, Planningtorock, Sizarr, WhoMadeWho u.a. Tickets (jeweils zzgl. Gebühren): 3-Tageticket 49 Euro Tagesticket Donnerstag 20 Euro Tagesticket Freitag 22 Euro Tagesticket Samstag 18 Euro Hingehen, weil: Keiner leitet die kommende FestivalSaison passender ein als Animal Collective oder DJ Shadow und bereitet uns seelisch sowie musikalisch gleich noch aufs Melt! vor. Unbedingt mitnehmen: Acne Boots (um trendgerecht den Überblick zu behalten) und alte Vintage-Roben, um dabei nicht zu sehr aufzufallen. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Bei WhoMadeWho beinahe im Konfetti-Hagel erstickt.“ meltklub.de

Line-Up: Affenmesserkampf, Arrested Development, Bondage Fairies, Bullensack, Eisenpimmel, Featuring Yourself, Flixx'n'Hooch, Frittenbude, The Great Bertholinis, The Grit, Guts Pie Earshot, Herr Bösel, HGich.t, How To Loot Brazil, Kamara To Burn, Kotzreiz, Le Fly, Maxim, Mega!Mega!, The Movement, Nomeansno, No Te Va Gustar, Oferta Especial, Pascow, Pandoras.Box, Rockaway Beachboys, Soulfire HiHi, Stumbling Pins, Talco, U-Cee u.a. Tickets: 49 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Freunde von Bands, deren Namen das Line-Up wie eine Schimpfwort-Tirade klingen lassen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Alle anderen entdecken hier sicher ebenfalls so einige Punkrock-Perlen. Unbedingt mitnehmen: Trinkspiel-Utensilien, einen großen Grill und ein standfestes Zelt. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Trotz erheblicher Gedächtnislücken: Schön war's.“ wilwarin.de

INTO THE BLUE 14. & 15.5. Hamburg - Kaiserkeller Line-Up: Bakkushan, Don't Eat All The Humans, Please!, Fehlfarben, Jimmy Kafka, Kleinstadthelden, Kafkas, Vierkanttretlager, Käfer K u.a. Tickets: (jeweils zzgl. Gebühren) Tagesticket Samstag 10 Euro Tagesticket Sonntag 15 Euro 2-Tageticket 20 Euro myspace.com/intothebluefestival

ELECTRONIC BEATS 19.5. Köln - E-Werk Line-Up: Animal Collective, Holy Ghost, Nouvelle Vague, Planningtorock u.a. Tickets: 17 Euro zzgl. Gebühren electronicbeats.net

WARSTEINER VILLAGE Festivalluxus bei Rock am Ring Rock am Ring ist ein großer Spaß. Doch wer richtig feiern will, muss auch entspannen können. Unter 90.000 anderen Gästen gibt es allerdings nur wenige Oasen der Ruhe. Deshalb wird Warsteiner als exklusiver Bierpartner auch in diesem Jahr das Warsteiner Village eröffnen. Hier campieren 120 Gewinner im Festivalluxus. Auf sallys.net verlosen wir ein Rock am Ring-Paket für zwei Personen inklusive der Festivaltickets und der Übernachtung auf komfortablen Matratzen in einem Deluxe-Zelt in allerbester Lage gegenüber vom Haupteingang. Natürlich werdet ihr auch stets mit einem gut gekühlten Warsteiner versorgt. Wir warten auf eure Bewerbung, doch vergesst nicht: Alle Teilnehmer müssen über 18 sein. Viel Glück! warsteiner.de

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IMMERGUT 27. & 28.5. Neustrelitz Line-Up: Balthazar, Darwin Deez, Frank Spilker, Hans Unstern & Band, Herrenmagazin, Jason Collett, Jürgen Kuttner, Mogwai, Nagel, Ra Ra Riot, Retro Stefson, Station 17, Those Dancing Days, Tino Hanekamp, Touchy Mob, Who Knew u.a. Tickets: 60 Euro zzgl. Gebühren immergutrocken.de


© PATRICK WAMSGANZ

JUNI

BOSSE

ASTA SOMMERFESTIVAL 9.6. Paderborn - Universität Line-Up: Bosse, Broilers, Culcha Candela, Irie Révoltés, Lissi Dancefloor Disaster, Marie Fisker, Mega! Mega!, Mr. Irish Bastard, Sondaschule, Transmitter u.a. Hingehen, weil: Ich bin intellektuell, bitte helfen sie mir auf die Party. Aber gerne doch. Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Paderborn befördert mit dem selbstorganisierten Sommerfest eifrige Hochschüler von den staubigen Bücherregalen vor die Festival-Bühne. Unbedingt mitnehmen: Sonnenschutz und schicke Kommilitonen zum Eincremen. Eintrag fürs Tagebuch: "All das Gerede vom akademischen Habitus und der Kunst im Elfenbeiturm: Studentenalltag geht auch in lustig." Tickets: 17 Euro zzgl. Gebühren das-sommerfestival.de

ROCK AM RING

HURRICANE

3. bis 5.6. Nürburgring

17. bis 19.6. Scheeßel

ROCK IM PARK

SOUTHSIDE

3. bis 5.6. Nürnberg – Zeppelinfeld

17. bis 19.6. Neuhausen Ob Eck Line-Up: A-Trak, An Horse, Arcade Fire, Arctic Monkeys, The Asteroids Galaxy Tour, Band Of Horses, Blood Red Shoes, Bright Eyes, The Chemical Brothers, Cloud Control, Clueso, Crookers, Darwin Deez, Digitalism, Eels, Foo Fighters, Friendly Fires, Hercules And Love Affair, I Am Kloot, I Blame Coco, Incubus, Kasabian, The Kills, Portishead, Sick Of It All, Suede, Tame Impala, Trentemøller, Two Door Cinema Club, The Vaccines, Warpaint, William Fitzsimmons, The Wombats, Young Rebel Set, You Me At Six u.a. Tickets: 125 Euro zzgl. Gebühren hurricane.de, southside.de

Line-Up: 3 Doors Down, Alesana, All That Remains, Alter Bridge, Architects, Ash, Asking Alexandria, August Burns Red, Beatsteaks, Black Veil Brides, Bonaparte, Bring Me The Horizon, Coldplay, Danzig, Disturbed, Dredg, Escape The Fate, Frank Turner, Funeral For A Friend, Hurts, Interpol, In Extremo, In Flames, Jamaica, Kings Of Leon, Korn, Madsen, Mando Diao, Mastodon, Pete Yorn, Royal Republic, Selig, Sevendust, Silverstein, Simple Plan, Social Distortion, Söhne Mannheims, Stereo MCs, System Of A Down, Thees Uhlmann & Band, The Gaslight Anthem, The Kooks, The Naked And Famous, The Pretty Reckless, Tom Beck, Versaemerge, Volbeat, Wayne Static, We Are Scientists, White Lies, Wolfmother u.a. Tickets: 170 Euro zzgl. Gebühren rock-am-ring.com, rock-im-park.de

C/O POP 22. bis 26.6. Köln Staatenhaus am Rheinpark Line-Up: Andreas Dorau, Brandt Brauer Frick Ensemble, Chuckamuck, Das Hutwerk, Janelle Monae, Kreidler, Owen Pallett, Pantherklub, Paul Kalkbrenner, Philipp Poisel, Rich Aucoin, Sizarr, Tellavision, Touchy Mob, Wir Sind Helden u.a. Tickets (jeweils zzgl. Gebühren): 5-Tagesticket 80 Euro Tagestickets ab 15 Euro c-o-pop.de

PFINGST-OPENAIR 10. bis 12.6. Hauzenberg Line-Up: 17 Hippies, Boysetsfire, Casper, Crystal Fighters, Dubioza Kolektiv, Egotronic, Flogging Molly, Gisbert zu Knyphausen, Herrenmagazin, Johnossi u.a. Tickets: 49 Euro zzgl. Gebühren pfingstopenair.de

Welcome: Aloe Blacc » Atmosphere

Black Star [Mos Def and Talib Kweli] Casper » Cool Kids » Curren$y CunninLynguists » Cypress Hill Dendemann » Dexter & Maniac Die Funkverteidiger » Die Orsons Diplo » ESKEI83 » Fard » Floh Mega » Flying Lotus » Foreign Beggars » Janelle Monáe » JAW Jay Electronica » K.I.Z. » KraftKlub Looptroop Rockers » Marteria Megaloh » Nate57 feat. Telly Tellz Prinz Pi » Public Enemy » RAF Camora Rockstah » Samy Deluxe Schlachthofbronx » SickGirls feat. That Fucking Sara » Spank Rock Tears 4 Beers » The Cypher [ENTBS x Morlockk Dilemma x Mädness x Kamp] » Wiley » Yelawolf and many more 8.–10. July 2011 ··············· Ferropolis | Germany | www.splash-festival.com

Sponsoren:

5

Partner:


JUNI/JULI

CASPER

KRAFTKLUB

VAINSTREAM ROCKFEST

SPLASH!

11.6. Münster - Festivalgelände am Hawerkamp

8. bis 10.7. Gräfenhainichen – Ferropolis

Line-Up: Adept, All Shall Perish, Alesana, Boysetsfire, Callejón, Casper, Comeback Kid, Deez Nuts, Flogging Molly, The Gaslight Anthem, Kraftklub, Kvelertak, Madball, Motörhead, Parkway Drive, Protest The Hero, The Sounds, Suicide Silence u.a. Tickets: 40 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Ziemlich wenig Geld für ziemlich große Namen! Soll heißen: schwingt euch aufs Fahrrad, strampelt in die alternative Kulturzone der Münsteraner Innenstadt und genießt die Sause. Unbedingt mitnehmen: Eine Sonnenbrille passend zu Holzfällerhemd und Mehrtagebart. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Ich habe Lemmy Kilmisters Schweiß gerochen.“ vainstream.com

Line-Up: Atmosphere, Black Star, Casper, The Cypher, Cypress Hill, Damion Davis, Dendemann, Die Orsons, Flying Lotus, Janelle Monáe, K.I.Z., Kraftklub, Marteria, Prinz Pi, Public Enemy, Samy Deluxe & Tsunami Band, Schlachthof Bronx, Yelawolf u.a. Tickets: 89 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Da braucht ihr euch nicht unter Kapuzenhoodie und Sonnenbrille zu verstecken. Hier feiern tausende Gleichgesinnte das Beste, was HipHop, Funk und Soul zurzeit zu bieten haben. Unbedingt mitnehmen: Quietschbunte Klamotten, damit ihr der atemberaubenden Kulisse vielleicht ein bisschen die Show stehlt. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Mit Casper und Kraftklub auf dem Kohlebagger – darauf ein dreifaches HipHopHurra!“ splash-festival.de

SONNENROT

APPLE TREE GARDEN

WITH FULL FORCE

RHEINKULTUR

1. bis 3.7. Löbnitz Flugplatz Roitzschjora

2.7. Bonn - Rheinaue

15. & 16.7. Eching

22. & 23.7. Diepholz - Bürgerpark

Line-Up: Akua Naru, Blumentopf, Dick Brave & The Backbeats, Fard, Favorite, Friska Viljor, F.R., Gallows, Haftbefehl, The Inspector Cluzo, Jupiter Jones, Itchy Poopzkid, The Inspector Cluzo, Kraftklub, Monsters Of Liedermaching, Razorlight, Royal Republic, The Subways, The Twilight Singers, u.a. Tickets: kostenlos rheinkultur.com

Line-Up: Balkan Beat Box, Bonaparte, Cypress Hill, FM Belfast, Jennifer Rostock, Kele, Keller Steff Band, Kettcar, Marteria, Mono & Nikitaman, Motorpsycho, Russkaja, Slut, The Ting Tings, Triggerfinger, Turbostaat, The Unwinding Hours, The Young Gods, We Have Band u.a. Tickets: 79 Euro zzgl. Gebühren sonnenrot.com

Line-Up: Bodi Bill, Bye Bye Bicycle, Future Islands, Go Back To The Zoo, Hundreds, Isbells, Johnossi, Junip, Kat Frankie, Metronomy, The Black Atlantic, Tim Neuhaus, Who Knew u.a. Tickets (jeweils zzgl. Gebühren): 2-Tagesticket 36 Euro Tagesticket Freitag 22 Euro Tagesticket Samstag 26 Euro appletreegarden.de

Line-Up: Agnostic Front, Blood For Blood, Bring Me The Horizon, Bullet For My Valentine, Cancer Bats, Die Apokalyptischen Reiter, Emil Bulls, First Blood, Gallows, Hatebreed, Ill Niño, Knorkator, Madball, Mad Sin, Parkway Drive, Peter Pan Speedrock, Radio Dead Ones, Six Feet Under, Skindred, Suicide Silence, Terror, Title Fight, Volbeat u.a. Tickets: 80 Euro zzgl. Gebühren withfullforce.de


JULI

AGNOSTIC FRONT

JAMIE WOON

MELT!

SERENGETI

15. bis 17.7. Gräfenhainichen – Ferropolis

22. & 23.7. Schloss Holte-Stukenbrock Gelände am Freibad

Line-Up: Âme, Anstam, Atari Teenage Riot, A.T.O.L., Beady Eye, Ben Klock, Bodi Bill, Boys Noize, Crystal Castles, Crystal Fighters, Cut Copy, Digitalism, DJ Koze, Ellen Allien, Everything Everything, FM Belfast, Jamie Woon, Junip, Marcel Dettmann, Metronomy, Miss Kittin, Nicolas Jaar, Oliver Hafenbauer, Paul Kalkbrenner, Planningtorock, Pulp, Robyn, Sizarr, Swans, The Drums, The Koletzkis, The Naked And Famous, The Streets, Totally Enormous Extinct Dinosaurs, White Lies u.a. Tickets: 120 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Wirklich sehenswert sind vor allem die hochkarätigen Acts, die Elektro-Fans und Indie-Kids schlaflose Nächte bereiten werden. Unbedingt mitnehmen: Alles, was wach hält, Club Mate, Cola, Kaffee, Grüner Tee etc. pp. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Traurig, aber wahr: Jarvis Cocker hat meinen Antrag abgelehnt.“ meltfestival.de

ELECTRIC CIRCLE

Line-Up: Agnostic Front, Bad Religion, Boy Hits Car, Bullet For My Valentine, Caliban, House Of Pain, In Extremo, K.I.Z., Kraftklub, Letzte Instanz, Mad Sin, Pascow, Pennywise, Rotfront, Skindred, War From A Harlots Mouth, Wizo, Your Demise u.a. Tickets: 60 Euro (ohne Camping) zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Vergesst alles, was euch das Privatfernsehen über Benimmregeln gelehrt hat, auch in Schlossnähe dürft ihr an diesen beiden Tagen müffeln wie die Büffel und saufen wie die Lamas. Unbedingt mitnehmen: Gern trotzdem Deo, Wasser und festes Schuhwerk. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Bräute, Bier, Buletten aus der Dose und 48 Stunden nicht geduscht.“ serengeti-festival.de


JULI

FORCE ATTACK 29. bis 31.7. Klingendorf Line-Up: Atemnot, Auweia!, Die Art, Boxhamsters, Brixton Cats, The Casualties, Citizen Fish, Deadline (UK), Daily Terroristen, Eight Balls, Fahnenflucht, Feine Sahne Fischfilet, Frei Schnauze, Gewapend Beton, Gleichlaufschwankung, Goldblade, The Grit, Guitar Gangsters, Gumbles, Klingonz, Kotzreiz, Kumpelbasis, Lost Lyrics, Mad Monks, Missbrauch, Montreal, The Movement, Nonstop Stereo, Normahl, The Offenders, The Pokes, Produzenten der Froide, Rantanplan, The Real McKenzies, Volxsturm, Zaunpfahl u.a. Tickets: 40 Euro zzgl. Gebühren forceattack.de

OMAS TEICH 28. bis 30.7. Großefehn Line-Up: Adolar, And So I Watch You From Afar, Blackmail, The Blackout Argument, Bratze, Casper, The Cads, Does It Offend You, Yeah?, Editors, Findus, Frank Turner, The Go! Team, Herrenmagazin, Madsen, Molotov Jive, Royal Republic, Station 17, The Skatoons, The Thermals, Three Chord Society, Timid Tiger, Turbostaat, Wir Sind Helden u.a. Tickets: 65 Euro zzgl. Gebühren omas-teich.de

ROCKEN AM BROCKEN 29 bis 30.7. Elend bei Sorge Line-Up: Adolar, Art Brut, Beat! Beat! Beat!, The Cads, FM Belfast, Fotos, The Drakes, Good Shoes, Herrenmagazin, Kraftklub, Minni The Moocher, Molotov Jive, Neon Pingu Pussys, Schluck den Druck, u.a. Tickets (aktuelle Frühbucherphase): 27 Euro zzgl. Gebühren rocken-am-brocken.de

JÄGERMEISTER HOCHSITZ Flugschein fürs Festival Schwindelfreiheit garantiert ein sehr außergewöhnliches Festival-Erlebnis. Wer kurzzeitig mal nicht in der Masse untergehen und (viel) mehr als nur die Hinterköpfe der anderen Besucher sehen will, sollte sich eine Fahrt auf dem Jägermeister Hochsitz gönnen. Eine Spitzenaussicht und ein kühles Getränk sind bei diesem Höhenflug selbstverständlich inklusive. In den Genuss des Perspektivwechsels kann jeder kommen, der seinen 18. Geburtstag bereits gefeiert hat. Weitere Infos gibt es unter jaegermeister.de. Auf sallys.net verlosen wir gemeinsam mit Jägermeister je zwei Freikarten für Rock am Ring und das Highfield Festival, natürlich inklusive einer Runde Hochsitzfliegen. jaegermeister.de

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CULCHA CANDELA BROILERS BR BROI ROI O LE LERS RS RS

BOSSE, BOSS SSE, IRIE IRIE R E RÉVOLTÉS, RÉVO ÉVO OLTÉS LTÉ , SONDASCHULE, SO S NDAS NDA A CHUL HUL ULE, E, MR MR IRISH IRISH H BASTARD, BAST AST STARD, ARD,, MEGA MEGA! EGA! GA! ME MEGA!, M GA! GA GA!, A!, TRANSMITTER, TRANSMI TRA SM SMI MITTER ER R, LISSI LIS LISS ISSI DANC D DAN DANCEFLOOR A ANC EFLOOR EFLO OR D O DISASTER, ISA ISAS SAS ASTER, TER R GO O BACK BACK AC C TO TO THE THE E ZOO, ZOO, O MARIE MARI MAR ARI ARIE RIIE FISKER, FI F SKER SK KER ER R, U.V.A. U U.V V.A. V. V.A .A A Aftershowparty A Aft Afte After e showp howp party art bis in in die i früh ffrühen fr en n Mo Morgens Morgenstunden, rgenstunde rgen rgens tunde d n,, mit mi m t mehreren me mehreren eren e ren n DJ-Areas DJ-A DJJ Arreas eas e und nd M Musiks Musikstyles usi usiks usikstyles siiks siks ksty ks tyle tyles ty yles yle l

Einlass: E Ei inl n as nl ass: s: 15:00 15::00 00 Uhr Uhr hr | B Beginn: egin eg nn: n 16:00 16: 6:00 0 Uhr Uh hrr

Preis: Pr Pre is Vo is is: V Vorve Vorverkauf: rv rve ve v erka rkauf: u 17,00 uf uf: 17,00 0 €* 00 € / Abe Abendk Abendkasse: nd ndk dk kas asse ass e:: 2 20, 20,00 0 00 0, 00 € *zzgl. *zzg zzgll.. Vorverkaufsgebühr Vo orr rkau orve kau a fsgebühr fss bühr fsge büh ü | Tickets Ticke ickets ketss & Informationen Inf nfforma n ormation orm tion ti tio iionen n zum zum m Festival, Fe essstival, esti va , etc. e . et etc unter: un r: www.das-sommerfestival.de unte www.d das-s s o om omme m erfes rfestiva tival.de tiva l.de e ie e Eintrittskarte E rit Ein Eint ritt iitt t skar ska a te te ist ist st auch auch c ein 10% 10% % Titus-Einkaufsgutschein. Titu t s-Ei s-E -Einkau nk fsgu fsg sg g tsc tsch ch hein. ein. ein in Die

Veranstalter: AStA AS A der de der Uni Paderborn rn n / BVE GmbH & Co C KG K | E-Mail: E sommerfestival@bve-gmbh.com sommerfesti somme estiva tival@b ti iva @b bve--gmb bh.com bh.c bh.co m


JULI

© ANDREAS HORNOFF

DEATH BY STEREO

KETTCAR

DEICHBRAND 22. bis 24.7. Cuxhaven - Seeflughafen Line-Up: Bad Religion, The BossHoss, Bosse, Boy Hits Car, Broilers, Bullet For My Valentine, Die Fantastischen Vier, Die Happy, Donots, Emil Bulls, Guano Apes, In Extremo, Jennifer Rostock, Juli, Kettcar, Pennywise, Skunk Anansie, Wirtz u.a. Tickets: 65 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Nordlichter gelten gemeinhin als verschlossen und reserviert. Das Deichbrand-Festival bietet unterdessen die Möglichkeit, all diese Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Unbedingt mitnehmen: Badehose. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Die Schnecke von Jennifer Rostock hat mich mit einem Fischbrötchen gefüttert.“ deichbrand.de

UMSONST UND DRAUSSEN 23.7. Lindau - Toskanapark Line-Up: Burnout Syndrom, Death By Stereo, Fiva Mc, Frittenbude, Jaya The Cat, Johnny Crash, La Boum, Mama's Boys, Monkey Beach, The New Black, Oh My Darling, The Peacocks, Pornophonique, Phrasenmäher, V8 Wankers u.a. Tickets: kostenlos Hingehen, weil: Umsonst und draußen halt. Unbedingt mitnehmen: beste Freunde, beste Laune und einen prall gefüllten Picknickkorb. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Festival gut. Alles gut.“ ud-lindau.de

SHARE THE FEELING

ARCTIC MONKEYS(UK) BEATSTEAKS(DE) IRON MAIDEN (UK) KINGS OF LEON (US) MASTODON (US) M.I.A. (UK) PJ HARVEY(UK) THE STROKES(US) AFROCUBISM (INT) AUTOPSY(US) BAD RELIGION(US) BATTLES(US) BIG BOI (US) BRIGHT EYES (US) CHRIS CUNNINGHAM (UK) DEADMAU5 (CAN) FOALS (UK) KILLING JOKE (UK) FEMI KUTI & POSITIVE FORCE (NGA) SEUN ANIKULAPO KUTI & EGYPT 80 (NGA) L.O.C. (DK) LYKKE LI (S) MAGNETIC MAN with Special Guests KATY B and SBTRKT DJ Set (UK)ROB ZOMBIE (US) SWANS (US) TIMBUKTU & DAMN!(S) VETO (DK) - UND VIELE ANDERE... 4 TAGE WARM-UP 4 TAGE MUSIK 8 TAGE FREIRAUM 170 BANDS AUF 7 BÜHNEN GRATIS KINO, BADESEE, SKATERANLAGE U.A. JEDER ÜBERSCHUSS WIRD FÜR WOHLTÄTIGKEITSZWECKE GESPONSERT DAS NEUESTE ERFÄHRST DU UNTER:

ROSKILDE-FESTIVAL.COM


© MYRIAM SANTOS

© BEN MORSE

AUGUST

FRANK TURNER

TAUBERTAL

GOOD CHARLOTTE

12. bis 14.8. Rothenburg o.d. Tauber Line-Up: Blumentopf, Boy Hits Car, Bullet For My Valentine, Die Fantastischen Vier, Disco Ensemble, Donots, Dropkick Murphys, Eläkeläiset, Eli Paperboy Reed, Frank Turner, Grossstadtgefluester, Iggy & The Stooges, Itchy Poopzkid, Johnossi, Jupiter Jones, K.I.Z., Klimmstein, La Vela Puerca, The Locos, Monsters Of Liedermaching, NOFX, Normahl, Ohrbooten, Pendulum, Reste von Gestern, Rise Against, Schandmaul, The Subways, Talco, Wirtz u.a. Tickets: 88 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Komprimierte Abwechslung. Unbedingt mitnehmen: Campingkocher (die billige Alternative zum Döner auf dem Festivalgelände), Pavillion (als ultimativer Sonnenschutz mitten im August), Fotoapparat (für die grüne Taubertal-Kulisse). Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Iggy. Iggy. Iggy. Iggy. Iggy. Iggy. Iggy.“ taubertal-festival.de

BIG DAY OUT 5. & 6.8. Anröchte Line-Up: Boy Hits Car, Die Fantastischen Vier, Donots, Good Charlotte, HBlockx, Henchman, Itchy Poopzkid, Jupiter Jones, Kraftklub, Montreal, The Subways, The Mighty Stef, Talco, This Is The Arrival, Wirtz, Zebrahead u.a. Tickets: 55 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Man sonst nicht nach Anröchte fahren würde... Unbedingt mitnehmen: Ein Navigationssystem. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Ein Wochenende voll mit ausgelassenem Grundschulspaß ganz ohne Notendruck.“ jzi.de

ROCCO DEL SCHLACKO 12. & 13.8. Püttlingen

THE SUBWAYS

Line-Up: Boy Hits Car, Broilers, Bullet For My Valentine, Die Fantastischen Vier, Dropkick Murphys, Eläkeläiset, El Mago Masin, Frank Turner, Frittenbude, K.I.Z., Monsters Of Liedermaching, NOFX, Pendulum, The Subways, Wirtz u.a. Tickets: 47 Euro (ohne Camping) zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Im beschaulichen Püttlingen steht man gemeinschaftlich Kopf, wenn einmal im Jahr die Musiker einrollen. Unbedingt mitnehmen: Die große Enzyklopädie der Rock-Musik, um vor den Einheimischen mit eurem vermeintlichen Wissen angeben zu können. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Nette Leute, gute Luft und 100 begeisterte Fans – von mir und meinem vermeintlichen Wissen.“ rocco-del-schlacko.de

arrested development - hiphop / us no means no - happy hardcore / can the movement frittenbude

- revolutionary mod-punks / dk

talco - combat ska-punk / i the grit - 2nd-best haitcut from london karma to burn - stonerrock-thrash / us HGich.T - zerravter e-punk / hh eisenpimmel - gut gebaute punkband / pott kotzreiz - d-punk / hauptstadt pascow - powerpop-punk / süd-dt le fly - st. pauli tanzmusik / (...) bondage fairies - e-punk / se oferta especial - skapunk / sp no te va gustar - gefällt dir eh nich / uy - elektropunk-band / s-dt

how to loot brazil - post punk-new wave / d+uk maxim - akustik indie-reggae / köln the great bertholinis- indie-pop / hu featuring yourself - waviger punkrock / ki affenmesserkampf - die abkürzung von nofx nach hh (-punk) / ki rockaway beachboys - wilwarins finest flippers cover / ki bullensack - cämpingplatz-punker / ki ... and lots of more spass to come at :

+ dj´s + reggae-stage + electro-stage + sk8board fun-ramp !!


AUGUST

DISCO ENSEMBLE

OPEN FLAIR 11. bis 14.8. Eschwege Line-Up: Bonaparte, Boy Hits Car, Breed 77, Bullet For My Valentine, Culcha Candela, Disco Ensemble, Donots, Frank Turner, Good Charlotte, Iggy & The Stooges, Itchy Poopzkid, Jupiter Jones, Kraftklub, Monsters Of Liedermaching, Montreal, Pendulum, Rise Against, Royal Republic, The Sounds, The Subways, Transmitter, We Butter The Bread With Butter, Wirtz u.a. Tickets: 75 Euro (ohne Camping) zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Das familientauglichste unter den Festivals kann dieses Jahr nicht nur mit Kinder-Entertainment und Kleinkunst, sondern wie immer auch mit großen Bandnamen locken. Unbedingt mitnehmen: Sippe und Suppe. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Vier Tage zum Liebhaben.“ open-flair.de

THE NATIONAL

HIGHFIELD 19. bis 21.8. Großpösna – Störmthaler See Line-Up: 30 Seconds To Mars, The Bouncing Souls, Boysetsfire, Deftones, Dendemann, Disco Ensemble, Donots, Dropkick Murphys, Flogging Molly, Foo Fighters, Hot Water Music, Interpol, Jimmy Eat World, Katzenjammer, The Kooks, The Mighty Mighty Bosstones, Mona, The National, No Use For A Name, Panic At The Disco, Rise Against, Seeed, Skindred, Skunk Anansie, Turbostaat, Tusq, White Lies, Yellowcard, Zebrahead u.a. Tickets: 110 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Das Festival, bei dem Indie-Chicks auf Bierpunks treffen und von da an glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage leben. Versprochen. Unbedingt mitnehmen: Handtücher und Shampoo, so oft wie ihr an diesem Wochenende mit Bier übergossen werdet – dies basiert auf Erfahrungsberichten. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Als mein Haarreifen runterfiel, hat ihn Keule für mich aufgehoben... Jetzt ist es Liebe.“ highfield.de

11

TROPFEN FUR TROPFEN, EINDEUTIG JACK. MEHR ÜBER JACK AUF JACK-LIVES-HERE.DE


AUG./SEPT.

© STEVE GULLICK

FOO FIGHTERS

CHIEMSEE ROCKS 24.8. Übersee Line-Up: Foo Fighters Tickets: 48 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Auch wenn das Line-Up bisher quantitativ gesehen nicht mehr hergibt als - ja - eine Band, so kommt es hier doch eindeutig auf die Qualität an. Mal ehrlich, alle lieben Dave Grohl, alle lieben die Foo Fighters. Oft lassen sie sich nicht bei uns blicken, schon gar nicht mit Seekulisse. Also nichts wie ab an den wunderschönen Chiemsee und mitfeiern. Unbedingt mitnehmen: Nirvana-T-Shirt – äh – nein. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Geil, Foo Fighters.“ chiemsee-rocks.de

DOCKVILLE

AREA 4

12. bis 14.8. Hamburg Reiherstieg-Hauptdeich Line-Up: Alessi’s Ark, Andreas Dorau, The Black Atlantic, The Bloody Beetroots Death Crew 77, Bodi Bill, Casiokids, Chuckamuck, Crystal Castles, Die Goldenen Zitronen, Editors, Fuck Art, Fukkk Offf, Gold Panda, Hundreds, Isbells, I Heart Sharks, Johnossi, Kakkmaddafakka, Kele, Kollektiv Turmstrasse, Marteria, The Pollywogs, Spaceman Spiff, Star Slinger, Supershirt, Those Dancing Days, Vinnie Who, Wild Beasts, Yuck u.a. Tickets: 60 Euro (ohne Camping) zzgl. Gebühren msdockville.de

19. bis 21.8. Lüdinghausen Flugplatz Brokenberge Line-Up: 30 Seconds To Mars, The Bouncing Souls, Danko Jones, Deftones, Disco Ensemble, Dropkick Murphys, Jimmy Eat World, Jupiter Jones, Madsen, The National, NOFX, No Use For A Name, Skindred, Turbostaat, White Lies, Yellowcard, Zebrahead u.a. Tickets: 100 Euro zzgl. Gebühren area4.de

BOOTBOOHOOK

© LINA SCHEYNIUS

19. bis 21.8. Hannover

PHILIPP POISEL

Line-Up: Art Brut, Christian Kjellvander, Die Goldenen Zitronen, Frittenbude, Gary, Get Well Soon, The Grand Opening, Junip, New Young Pony Club, Sophie Hunger, Taxi Taxi!, Thees Uhlmann & Band, Timber Timbre, Tusq, Wir sind Helden u.a. Tickets: 46 Euro (ohne Camping) zzgl. Gebühren bootboohook.com

ACKERFESTIVAL 16. & 17.9. Kummerfeld Line-Up: Adolar, Are Those Your Friends, Casper, Eskimo Callboy, Findus, Say Okay, Tempt Your Fate, Wohnraumhelden u.a. Tickes (zzgl. Gebühren): 1-Tagesticket 12 Euro 2-Tagesticket 16 Euro, ackerfestival.de

REEPERBAHN FESTIVAL FRITZ - DIE NEUEN DEUTSCH-POETEN 3.9. Berlin - IFA Sommergarten Line-Up: Bourani, Clueso, Kraftklub, Max Prosa, Philipp Poisel, Wir Sind Helden u.a. Tickets: 40 Euro zzgl. Gebühren fourartists.com/fritz-die-neuen-deutschpoeten

22. bis 24.9. Hamburg Line-Up: Herrenmagazin, Honningbarna, I Am Oak, Kraftklub, Moss, Pascow, Station 17, Touchy Mob, Turbostaat u.a. Tickets (jeweils zzgl. Gebühren): 1-Tagesticket 30 Euro 2-Tagesticket 45 Euro 3-Tagesticket 60 Euro reeperbahnfestival.com

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ROSKILDE 30.6. bis 3.7. Roskilde, Dänemark Line-Up: Anna Calvi, Arctic Monkeys, Autopsy, Bad Religion, Beatsteaks, Big Boi, Bright Eyes, Deadmau5, Destroyer, Eyehategod, Foals, How To Dress Well, Iceage, Iron Maiden, I Was A King, Janelle Monáe, Killing Joke, Kings Of Leon, Kloster, Kurt Vile & The Violators, Kylesa, Little Dragon, Lukestar, Lykke Li, Mastodon, Matthew Dear, M.I.A., OFWGKTA, Parkway Drive, PJ Harvey, Spids Nøgenhat, The Strokes, Tame Impala, Terror, The Tallest Man On Earth, Veto, Weekend, Yemen Blues u.a. Tickets: 232 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Eine Möglichkeit, etwas Gutes zu tun, bekommt ihr im Altenheim um die Ecke. Allerdings könnt ihr schon mit dem Kauf einer RoskildeKarte diverse Hilfs-Projekte unterstützen. Zugegeben, das ist nicht gerade uneigennützig, doch alten Menschen könnt ihr noch weitere 361 Tage im Jahr aus Büchern vorlesen. Unbedingt mitnehmen: Bier und andere Spirituosen, denn Nachschub ist in skandinavischen Ländern bekanntlich teuer. Ein Eintrag fürs Tagebuch: „Ich habe mein Herz in Dänemark verloren.“ roskilde-festival.dk

©SVEN SINDT

EUROPA

BEATSTEAKS

Jack Daniel's und unclesally*s bringen dich zum Roskilde 2011! Roskilde ist kein Festival, Roskilde ist ein kleines Paralleluniversum. Unüberschaubare Massen an Menschen, fast genauso viele Bühnen und Künstler und das nicht unweit von Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen. Wer bisher noch nicht auf diesem Klassiker der Festivalkultur gastiert hat, sollte das Projekt schnellstmöglich in Angriff nehmen. Wir helfen auch dabei. Jack Daniel's und unclesally*s schicken euch zum Roskilde 2011. Bewerbt euch jetzt auf facebook „Jack Daniel's lives here Deutschland“ oder schreibt eine E-Mail an roskilde@sallys.net und gewinnt das Rundum-glücklich-Paket. Darin ist die An- und Abreise in unserem Festivalbus sowie die Übernachtung im Zelt enthalten, außerdem gibt’s für jeden Gewinner natürlich zwei Tickets für das Roskilde Festival. Doch bitte beachtet: Alle Teilnehmer müssen über 18 sein.


EUROPA

saarbrücken > püttlingen

11. - 13. august

REPTILE & RETARD

DONNERSTAG

FRITTENBUDE

EL MAGO MASIN • u.v.m.

FREITAG

PENDULUM

DROPKICK MURPHYS BULLET FOR MY VALENTINE IRIE RÉVOLTÉS • K.I.Z. WIRTZ • AIRSHIP • ELÄKELÄISET • u.v.m.

SAMSTAG

FANTA 4

NOFX THE SUBWAYS BROILERS • FRANK TURNER BOY HITS CAR • MONSTERS OF LIEDERMACHING GROSSSTADGEFLÜSTER • u.v.m.

THE GASLIGHT ANTHEM

SPOT 27. & 28.5. Aarhus, Dänemark

www.rocco-del-schlacko.de

Line-Up: 4 Guys From The Future, Alcoholic Faith Mission, Andreas Kleerup, Asbjorn And The Strange Ears, Bon Homme, Dad Rocks, Fallulah, Fastpoholmen, Fatma Zidan, Giana Factory, Girls in Airports, Hess Is More, Iceage, Jenny Wilson, Kynnes Kabale, lves, The Malpractice, Marie Fisker, Me And My Army, Our Broken Garden, Raised Among Wo, Rasmus Zwicki, Some Speak Of The Future, Thulebasen, Thus Owls, Vinnie Who u.a. Tickets (jeweils zzgl. Gebühren): 1-Tagesticket 40 Euro 2-Tagesticket 70 Euro spotfestival.dk

PINK POP 11. bis 13.6. Landgraaf, Niederlande Line-Up: All Time Low, Alter Bridge, Avenged Sevenfold, Ash, Band Of Horses, Beatsteaks, Coldplay, De Staat, Elbow, Foo Fighters, The Gaslight Anthem, Kaiser Chiefs, Kings Of Leon, Lifehouse, Manic Street Preachers, Plain White T`s, Scouting For Girls, Simple Plan, Volbeat, White Lies, Wolfmother u.a. Tickets: 168 Euro zzgl. Gebühren pinkpop.nl

OPEN AIR ST. GALLEN 30.6. bis 3.7. St.Gallen, Schweiz

OPEN FLAIR 11.-14.08.11 ESCHWEGE

RISE AGAINST DIE FANTASTISCHEN VIER IGGY & THE STOOGES BULLET FOR MY VALENTINE DROPKICK MURPHYS PENDULUM•THE SUBWAYS GOOD CHARLOTTE H-BLOCKX•SCHANDMAUL•DONOTS•THE LOCOS THE BOSSHOSS•THE SOUNDS•JUPITER JONES LA VELA PUERCA•CULCHA CANDELA•BONAPARTE MONSTERS OF LIEDERMACHING•U.V.A.

www.open-flair.de Tickets auf der Homepage | Ticket-Hotline 05651 96163

Line-Up: Alvin Zealot, Beatsteaks, Beirut, Blumentopf, Boys Noize, Culcha Candela, Digitalism, Dizzee Rascal, Elbow, FM Belfast, Friendly Fires, Friska Viljor, Jamaica, Janelle Monáe, Johnossi, John Butler Trio, Linkin Park, Mogwai, Mona, Queens Of The Stone Age, Round Table Knights, Solange La Frange, The National, The Young Gods, Turbostaat, TV On The Radio, The Vaccines, Warpaint, Wir Sind Helden u.a. Tickets (jeweils zzgl. Gebühren): Nachtschwärmer (Do-So) 150 Euro 3-Tagesticket (Fr-So) 140 Euro 2-Tagesticket (Sa/So) 110 Euro 1-Tagesticket (nur So) 69 Euro openairsg.ch

PRAG CITY FESTIVAL 23.6. & 24.6. Prag, Tschechien Line-Up: 30 Seconds To Mars, Flogging Molly, The Gaslight Anthem, Gogol Bordello, Hadouken, The Hives, House Of Pain, Indy-KMBL, Skindred, Superhiks, Support Lesbiens, Tleskac u.a. Tickets: Ab 40 Euro zzgl. Gebühren Hingehen, weil: Unabhängig vom Line-Up soll Prag ja immer eine Reise wert sein, unter anderem aufgrund niedriger Bierpreise. Unbedingt mitnehmen: Na dann alles, nur kein Bier. Ein Eintrag fürs Tagebuch: "Ich bin jetzt zum Mainstream-Punker aufgestiegen..." cityfestival.cz

EXIT 7. bis 10.7. Novi Sad, Serbien Line-Up: Arcade Fire, Beirut, Carl Craig, Deadmau5, Digitalism, DJ Sneak, Fedde Le Grand, Gramophonedzie, Grinderman, Hadouken, James Zabiela, Joachim Garraud, Joris Voorn, Magnetic Man, Marco Carola, Paul Kalkbrenner, Portishead, Pulp, Steve Aoki, Tiga, Tini, Underworld u.a. Tickets: 105 Euro (ohne Camping) zzgl. Gebühren exitfest.org

OXEGEN 7. bis 11.7. Naas, Irland Line-Up: All Time Low, Arctic Monkeys, Beady Eye, The Black Eyed Peas, Brandon Flowers, Bright Eyes, Bruno Mars, Calvin Harris, Chase & Status, Coldplay, Crystal Castles, Deadmau5, Eels, Fight Like Apes, Foo Fighters, Friendly Fires, House Of Pain, Imelda May, Jessie J., Jimmy Eat World, My Chemical Romance, Noah And The Whale, The National, Paolo Nutini, Pendulum, Plan B, Primal Scream, Swedisch House Mafia, The Script, The Strokes, Tinie Tempah, Two Door Cinema Club, The Vaccines, Weezer u.a. Tickets (jeweils zzgl. Gebühren): 4-Tagesticket 245 Euro 3-Tagesticket 225 Euro oxegen.ie

BENICÀSSIM 14. bis 17.7. Benicàssim, Spanien Line-Up: And So I Watch You From Afar, Arcade Fire, Arctic Monkeys, Beirut, Dynamite, Bombay Bicycle Club,

14

Brandon Flowers, Crystal Fighters, Deerhoof, Friendly Fires, The Go! Team, Jack Beats, Juana Molina, Layabouts, Mumford & Sons, Noah And The Whale, Paolo Nutini, Pendulum, Portishead, Primal Scream, The Streets, The Strokes, Tame Impala, Tinie Tempah, Zombie Zombie u.a. Tickets (jeweils zzgl. Gebühren): 3-Tagesticket 145 Euro 4-Tagesticket 175 Euro fiberfib.com

HALTESTELLE WOODSTOCK 4. bis 6.8. Kostrzyn, Polen Line-Up: Airbourne, Dog Eat Dog, Donots, Kontrust, Gentleman, Gogol Bordello, H-Blockx, Heaven Shall Burn, Helloween, Kumka Olik, Riverside u.a. Tickets: kostenlos haltestelle-woodstock.de

OFF 5. bis 7.8. Katowice, Polen Line-Up: Actress, Ariel Pink's Haunted Graffiti, Deerhoof, Destroyer, Gang Of Four, Glasser, Mogwai, The Jon Spencer Blues Explosion, Low, Liars, Matthew Dear, Meshuggah, Neon Indian, Primal Scream playing "Screamadelica", Warpaint, Xiu Xiu, Twin Shadow u.a. Tickets: 45 - 55 Euro zzgl. Gebühren off-festival.pl


EUROPA

ØYA FESTIVAL Line-Up: Aphex Twin, Bring Me The Horizon, Comeback Kid, Crystal Fighters, Explosions In The Sky, Fjorden Baby, Fleet Foxes, Ghost, Håkan Hellström, James Blake, Jamie XX, Janelle Monáe, Kaizers Orchestra, Kanye West, Kvelertak, Kyuss Lives, Lykke Li, Matthew Dear, Pulp, The Avett Brothers, The Pains Of Being Pure At Heart, Twin Shadow, Warpaint, Wiz Khalifa, Wolves Like Us u.a. Tickets (zzgl. Gebühren): Tagesticket ab 100 Euro 5-Tagesticket 260 Euro oyafestivalen.com

FM4 FREQUENCY

MIGHTY SOUNDS FESTIVAL

18. bis 20.8. St. Pölten, Österreich

15.7. bis 17.7. Tabor, Tschechien Line-Up: The Beatdown, Benuts, The Casualties, The Creepshow, Demented Are Go, Desorden Publico, The Dreadnoughts, Dub Pistols, Hotknives, Karamelo Santo, Los Fastidios, Madball, The Movement, Pipes and Pints, Random Hand, The Toasters, Total Chaos Tickets: 33 Euro zzgl. Gebühren mightysounds.cz

HURTS

9. bis 13.8. Oslo, Norwegen

Line-Up: A-Trak, Apocalyptica, Beady Eye, Boys Noize, Carl Barat, Crystal Fighters, Deichkind, Dropkick Murphys, Fertig, Los!, Foo Fighters, Friendly Fires, Friska Viljor, Good Charlotte, Hadouken, The Hundred In The Hands, Hurts, Interpol, Jamie Woon, Jochen Distelmeyer, Kaiser Chiefs, Kasabian, Kele, The Kooks, Mono & Nikitaman, Moonbootica, Panic! At The Disco, Rise Against, Seeed, Simple Plan, Stereo MCs, Two Door Cinema Club, The Vaccines, Yodelice u.a. Tickets: 120 Euro zzgl. Gebühren frequency.at

© LAURENCE ELLIS

THE CREEPSHOW

SZIGET 8. bis 15.8. Budapest, Ungarn Line-Up: Amy Winehouse, The Bloody Beetroots Death Crew 77, The Chemical Brothers, Crystal Castles, Deftones, Dizzee Rascal, Flogging Molly, Gogol Bordello, Good Charlotte, Hadouken, Hurts, Interpol, Judas Priest, Kasabian, Lostprophets, The Maccabees, Marina And The Diamonds, Motörhead, The National, Peter Bjorn And John, Pulp, Rise Against, Skunk Anansie, Within Temptation u.a. Tickets: 140 Euro (ohne Camping) zzgl. Gebühren sziget.hu

THIRTY SECONDS TO MARS DROPKICK MURPHYS NOFX · THE KOOKS THE NATIONAL · WHITE LIES THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES JIMMY EAT WORLD · DEFTONES DANKO JONES · FACE TO FACE · MADSEN · JUPITER JONES HOT WATER MUSIC · TURBOSTAAT · NO USE FOR A NAME ZEBRAHEAD · THE BRONX · KARNIVOOL · YELLOWCARD THE BOUNCING SOULS · SKINDRED · DISCO ENSEMBLE ... UND VIELE ANDERE WWW.AREA4.DE

lenz


DO. 19.5. LIVE FROM THE SHADOWSPHERE

DJ SHADOW

HUDSON MOHAWKE · JAZZANOVA DJ-SET · GOLD PANDA U.A. EINZELTICKETS: VVK € 20 AK € 25 · EINLASS: 20.00 UHR · BEGINN: 21.00 UHR FR. 20.5.

ANIMAL COLLECTIVE

CURATED BY

SIZARR · PLANNINGTOROCK EINZELTICKETS: VVK € 22 / AK € 27 EINLASS: 20.00 UHR · BEGINN: 21.00 UHR SA. 21.5.

DIGITALISM LIVE

WHOMADEWHO · AZARI & III U.A. EINZELTICKETS: VVK € 18 / AK € 23 EINLASS & BEGINN: 22.00 UHR

19.–21.5. ASTRA KULTURHAUS · BERLIN 3-TAGETICKETS GÜLTIG FÜR DONNERSTAG, FREITAG UND SAMSTAG: € 49 ZZGL. VVK-GEBÜHREN (NUR IM VVK ERHÄLTLICH) TICKETS SIND ÜBER WWW.MELTFESTIVAL.DE/TICKETS UND WWW.EVENTIM.DE SOWIE AN ALLEN CTS VVK-STELLEN ERHÄLTLICH.

PRESENTED BY

EROL ALKAN · TIGA · DJEDJOTRONIC LONE · CONNAN MOCKASIN JAN DRIVER U.A. SO. 05. JUNI 2011, FERROPOLIS € 21 VVK / € 25 AK · TICKETS UNTER: WWW.MELTPICKNICK.DE PR ÄSENTIERT VON



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TEST

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TEST

MANCHESTER ORCHESTRA Im großen Mathe- und Physiktest

Den ersten Fehler haben Sänger Andy Hull und sein Manchester Orchestra schon bei der Namensgebung ihrer neuen Platte gemacht: „Simple Math“ passte thematisch leider nicht zum lustigen Musikinstrumenteraten, das wir ursprünglich mit dem Indie-Rock-Ensemble geplant hatten. Jetzt muss sich der arme Andy aus Atlanta ganz auf seine Highschool-Bildung und einen Telefon- und 50/50-Joker verlassen, mit denen er der Wahrscheinlichkeit etwas auf die Sprünge helfen kann.

Frage 1 Das Wort „Mathematik“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie:

A „Die Kunst des Lernens“ B „Mit Zahlen umgehen“ C „Die Natur verstehen“ D „Gesetze finden“ Andy: Ich habe ja eigentlich keine Ahnung von Mathe, aber ich denke, es ist entweder Antwort B oder D. Ich rate: „Gesetze finden“, mein letztes Wort.

Korrekte Antwort: A

Frage 2 Was hat Isaac Newton der Legende nach zu seinem Gravitationsgesetz inspiriert?

A Ein Butterbrot, das ihm beim Frühstück

versehentlich vom Tisch fiel B Ein loser Ziegelstein, der ihn beim Vorbeigehen fast am Kopf getroffen hätte C Ein Apfel, den er von einem Baum fallen sah

D Ein zu großer Hut, der ihm ständig

vom Kopf fiel

Andy: Es ist der Apfel. Das weiß ich. Ich hätte so nicht genau sagen können, ob die Apfelsache mit Newton zu tun hatte, aber wenn ich die Antworten höre, sage ich C.

Korrekte Antwort: C

Frage 3 Marie Curie ist nicht nur eine der lediglich zwei Frauen, die bis heute den Nobelpreis für Physik erhalten haben, auch eine andere Besonderheit verbindet sie mit der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung, die ihr 1903 verliehen wurde. Welche?

A Sie ist der bislang einzige Preisträger,

der die Auszeichnung nicht angenommen hat B Auch ihre Tochter und ihr Ehemann sind mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden C Der Preis wurde ihr wegen einer Affäre mit einem Mitglied der Nobelstiftung letztlich aberkannt

D Sie verlor den Koffer mit dem Preisgeld

auf der Heimreise von Stockholm nach Paris Andy: Vielleicht ist das eine wirklich kluge Familie. Aber ich denke, Antwort A stimmt. Das ist aber nur geraten. Ich weiß nichts darüber und muss meiner Intuition folgen.

Korrekte Antwort: B

Frage 4 Der größte bekannte Stern ist der VY Canis Majoris. Wie lange würde es in etwas dauern, den Stern mit einem Flugzeug zu umrunden, das mit einer Geschwindigkeit von 800 km/h fliegt?

A 40 Minuten B 72 Stunden C 200 Tage D 356 Jahre Andy: Ich sage 356 Jahre. Der größte Stern, von dem ich weiß, ist die Sonne und wenn das Ding noch riesiger ist, dann dürfte es ewig dauern, es zu umrunden.

Korrekte Antwort: D


Frage 5 Welche Theorie versuchten Muse mit ihrem Song „Butterflies And Hurricanes“ zu vertonen?

A Relativitätstheorie B Stringtheorie C Chaostheorie D Modelltheorie Andy: Oh Gott. Ich meine, ich weiß, was der Schmetterlingseffekt besagt: Wenn irgendwo eine kleine Abweichung auftritt, verändert sich andernorts ein ganzes System. Dann ist es die Chaostheorie?

Korrekte Antwort: C

Frage 6 1952 bekam Albert Einstein das Angebot, Staatspräsident welches Landes zu werden?

A Norwegen B Schweiz C Polen D Israel Andy: Ich hätte jetzt Deutschland gesagt. Aber so muss es entweder Polen oder die Schweiz sein und ich nehme: Die Schweiz. Ist die Schweiz nicht der neutrale Ort, wo ganz besonders nette Leute leben? Albert Einstein würde doch niemals so ein Angebot von Israel bekommen.

Korrekte Antwort: D

Frage 7 Bis zum 19. Jahrhundert wurde der Begriff „pythagoreische Diät“ gebraucht, doch was war damit gemeint?

A Wenn jemand komplett auf Hülsenfrüchte

verzichtete B Wenn jemand keinen Alkohol trank C Wenn jemand gezielt zwischen 16.00 Uhr und 4.00 Uhr morgens auf Nahrung verzichtete D Wenn sich jemand weder von Fleisch noch Fisch ernährte

atland“ sein. Ich ziehe den 50/50-Joker, das ist eine gute Idee.

A Flatland: A Romance of

Many Dimensions

World We See

B Small Land: A History of the Andy: Da Flatland schon stehen bleibt, ändere ich meine Meinung und nehme es einfach doch.

Korrekte Antwort: A

Frage 9 Die amerikanische Sitcom „The Big Bang Theory“ handelt von jungen Physikern. Raj ist ein indischstämmiger Astrophysiker, der sich mit einem der folgenden Probleme herumschlagen muss...

A Er kann nicht sprechen,

wenn Frauen anwesend sind

Zustand arbeiten

Fernsehen die Nachrichten ansieht

er hochgradig allergisch dagegen ist

B Er kann nur nachts und in angetrunkenem C Er heult regelmäßig, wenn er im

D Er muss ständig Schokolade essen, obwohl Andy: Das weiß ich! Ich sehe mir ja jede Folge der Serie an. Das ist richtig lustig und die einzige dieser Sitcoms mit Lachmaschine, die gut ist. Der Typ kann nicht mit Frauen reden, wenn er nüchtern ist.

Korrekte Antwort: A

Frage 10 1927 startete der englische Wissenschaftler Thomas Parnell ein berühmtes, aber sehr langweiliges Experiment. Worum ging es?

A Den räumlichen Orientierungssinn

von Schnecken

in Cornwall

B Die Geschwindigkeit von Küstenerosion C Die Flugeigenschaften von Hausstaub D Die Zähflüssigkeit von Pech Andy: Es muss der Hausstaub sein. Das klingt nach absolutem Quatsch und wird demnach sicher von irgendeinem durchgeknallten Wissenschaftler untersucht worden sein.

Andy: Der Begriff sagt mir jetzt nichts. Das mit den Hülsenfrüchten klingt aber zu absurd, ich wähle jetzt einfach mal: Antwort D, kein Fleisch und kein Fisch.

Korrekte Antwort: D

Korrekte Antwort: D

FAZIT

Frage 8 Wie heißt eine 1884 von Edwin Abbott Abbotts verfasse Novelle, die sich zum einen mit mehreren Dimensionen befasst und so später bei Science Fiction- und Cyberpunk-Fans populär wurde, gleichzeitig aber auch eine mathematische Satire auf die Viktorianische Gesellschaft darstellt?

A Flatland: A Romance of Many Dimensions B Small Land: A History of the World We See C Wonderland:

A World of Different Dimensions

D Cyberland: Scientific Dimensions Andy: Science Fiction- und Cyberpunk-Fans sind natürlich absolut meine Hood. Es kann nicht „Fl-

Andy Hull mag keine klassische Leuchte in den naturwissenschaftlichen Fächern sein, aber wer ordentlich rät, kann auch im Mathe- und PhysikTest ein paar Treffer landen. Mit mehr Glück als Verstand bringt es der gute Andy somit auf sechs richtige Antworten, das haben andere Experten schon bei wesentlich simpleren Testthemen nicht geschafft. Vielleicht macht euch der Sänger nachhaltig sogar ein bisschen Hoffnung, dass ihr die nächste schwere Prüfung auch ohne Ahnung vom Thema bestehen könnt. Text: Christine Stiller Heimat: themanchesterorchestra.com Auch gut: „Simple Math“, das neue Album von Manchester Orchestra


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MUSIK STORIES

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experimentelle Musik“, erklärt Coxon im Interview. „Man kommt zusammen, um mit fremden Menschen Musik zu machen.“ Inzwischen kennen sich die vier von About Group ganz gut, schreckten jedoch nicht davor zurück, ein zweites Album herauszubringen. Der Auftrag von ‘Start And Complete‘ war wieder die spontane Gruppenarbeit: Keiner außer dem Songschreiber Taylor sollte die Stücke vor ihrer Aufnahme gut kennen, damit die Kreativität wieder freie Bahn hatte. Das Ergebnis der Spontan-Session ist eine Sammlung gefühlvoller, verspielter Songs und mittendrin eine funkige Neuinterpretation von Terry Rileys ‘You’re No Good‘ aus dem Jahr 1967. Die Stücke haben nichts mit den Tanzflächenfüllern von Hot Chip gemein - bis auf die unverkennbare Stimme von Alexis Taylor, die irgendwo zwischen Terence Trent D’Arby und Elton John anzusiedeln ist. Worüber könnte man damit besser singen als über die Liebe, und das tut er auch ziemlich herzzerreißend.

About Group

Going underground: Alexis Taylor.

Brillen und andere Experimente Rot, grün, klein oder riesengroß: Die ausgefallenen Brillenmodelle von Hot ChipSänger Alexis Taylor haben schon für viel Gesprächsstoff gesorgt. Und eine Brille war es auch, die ihn 2006 dazu bewegte, John Coxon auf einem Konzert anzusprechen. Inzwischen sind aus dem Austausch über Brillen eine Männerfreundschaft und eine neue Band geworden. Coxon, der Mitglied bei Spiritualized ist, veröffentlichte auf seinem Label ‘Treaders‘ Alexis Taylors Soloalbum ‘Rubbed Out‘. Danach schlug er ihm vor,

eine komplett improvisierte Platte aufzunehmen. Die restlichen Bandmitglieder - Pat Thomas und Charles Hayward, ehemaliger Teil der Siebziger-Experimental-Band This Heat - fanden sich im Londoner Szene-Café Oto. „Die Leute dort interessieren sich für

Wenn einer ein so erfolgreiches Bandprojekt hat wie Hot Chip, warum dann aber noch eine zweite Band? „Weil ich spontane, freie Musik machen wollte“, sagt Taylor im Interview. „Und ich wollte auch mal mit anderen Leuten arbeiten.“ Kein Wunder - Hot Chip hat er immerhin im zarten Alter von 16 Jahren gegründet. „Wir haben in der Mittagspause in der Aula unserer Schule gespielt. Außerdem geht mir bei Hot Chip alles zu langsam“, fährt Taylor fort. „Ich kann nicht still sitzen und keine Stücke schreiben. Natürlich möchte ich, dass die Lieder dann auch veröffentlicht werden.“ Irgendwie wirkt er dabei schon wieder so, als wären seine Gedanken bei einem neuen Song. Text: Silvia Weber Heimat: hotchip.co.uk

Blackmail Frischzellenkur

„Blackmail ohne Aydo sind nicht mehr Blackmail. Ihr solltet euch entweder umbenennen oder es ganz sein lassen.“ Na, lieber Internetkommentator - wenn das mal nicht etwas vorschnell war. Tatsächlich schien es für nicht wenige Fans unvorstellbar, dass das mit der deutschen Rock-Institution noch was werden könnte, nachdem sie sich auf laufender Tour von ihrem charismatischen Sänger Aydo Abay trennten. Auch die verbleibenden Mitglieder, Kurt und Carlos Ebelhäuser und Drummer Mario Mathias waren sich zunächst nicht sicher, ob es das nun war mit dem langjährig großgezogenen Baby. Doch jetzt erscheint, allen Unkenrufen zum Trotz, mit ‘Anima Now!‘ eine siebte Blackmail-Platte, die - wie gewohnt - mal wieder richtig klasse ist. Und mit Matthias Reetz einen Sänger aufbietet, der wie ein aus dem Ärmel gezogenes Ass wirkt: stimmlich seinem Vorgänger nicht unähnlich, ergänzt er die eingeschworene Gemeinschaft so stimmig, als hätte er nie etwas anderes getan. Matthias, der sich zuvor mit Junias schon einen gewissen Namen in der deutschen Musiklandschaft gemacht hat, wurde ganz unverbindlich von Kurt ins bandeigene Tonstudio 45 eingeladen, um zu sehen, ob man nicht miteinander könne. Und während sie noch dabei waren, festzustellen, dass es sogar ziemlich gut miteinander klappt, war auch schon fast ein neues Album fertig. „Wir haben an drei Tagen hin-

Ein Bad im Jungbrunnen: Blackmail aus Koblenz.

tereinander je drei Songs komponiert, arrangiert und aufgenommen“, berichtet ein sichtlich stolzer Carlos. „Die neue Platte ist quasi in einer Woche entstanden.“ Dass mit Reetz nun ein weiterer Songwriter wie auch ziemlich guter Gitarrist an Bord ist, verlieh der Kreativität einen erheblichen Aufschwung. Mehr denn je ist ‘Anima Now!‘ eine echte Team-Platte. Und auch wenn manche Gesangslinie klingt, als hätte sie Aydo nicht anders geschrieben, gab es kein Anbiedern an die Bandtradition. „Ich muss was Eigenes machen, was ich fühle. Ich kann

nichts adaptieren.“ Dafür habe er sich der Band schon seit jeher verbunden gefühlt. „Mich hat die Musik schon immer berührt und ich fand die Stücke immer toll. Deswegen singe ich auch die alten Songs sehr gerne.“ Der eigenen Vergangenheit treu und trotzdem authentisch im Hier und Jetzt zu sein - dieses Kunststück haben nach einem Sängerwechsel zuletzt nur Alice In Chains geschafft. Text: Robert Goldbach Foto: Andreas Hornoff Heimat: blackmail.de


WAS HÖREN EIGENTLICH... SMITH WESTERNS

Smith Westerns aus Chicago sind drei blutjunge Typen mit der leicht unheimlichen Fähigkeit, ihre kurzen Biographien schon in haltlos romantische Songs überführen zu können. Pubertät ist normalerweise schwierig, hier klingt sie perfekt. Auch der Sound der Band macht neidisch: GlamRock trifft Glücksbärchi, und obendrauf noch eine Stimme wie Erdbeerparfüm. Fragen nach dem Liebesleben sind für Sänger Cullen Omori damit gewissermaßen Pflicht. Was ist der beste Song, um sich dazu zu verlieben? Es gibt einen Song, bei dem ich immer weinen muss, wenn ich ihn höre: „Many Rivers To Cross“ in der Version von Harry Nilsson. Oder auch „Do You Love Me Now?“ von den Breeders. Ich mag die Stimme von Kim Deal extrem. Das wären jetzt Songs über Liebe im weitesten Sinne. Songs übers Verlieben selbst stehen nicht ganz oben auf meiner Liste. Ich mag mehr die Songs über Herzschmerz oder die, zu denen man sich nach jemandem so richtig verzehrt. Die Art Musik, die man anmacht, wenn man Liebeskummer hat. Songs, bei denen jemand glücklich verliebt ist und es auch bleibt, sind ja eher selten. „Baby I Love You“ in der Version der Ramones ist eine rare Ausnahme. Oder auch „The KKK Took My Baby Away“, ein super Liebeslied. Was ist dann der perfekte Song zum romantischen Tagträumen, so wie du es gerade beschrieben hast? „I Want You Around“, auch von den Ramones. Oder dieser eine Song von Menswear: „Being Brave“. Dann noch „The Chemistry Between Us“ von Suede und „Playground Love“ von Air. Oder auch „Real Love“ von den Beatles, aus den „Anthology“Sessions. Wirklich? Sind diese nachträglich

vervollständigten Beatles-Songs nicht tabu? Und das ist euer Lieblingssong von den Beatles? Nein, mein Lieblingssong von den Beatles ist „The Continuing Story Of Bungalow Bill“. Vor allem der Teil, wo der Song für den Refrain immer schneller wird und anschließend wieder langsamer. Der ist echt gut.

Na gut - was ist denn dann der perfekte Song, um an sich rumzuspielen? Das ist schwer. Man hört dann ja eigentlich keine Musik. Aber es müsste wohl so etwas wie Hardcore-Punk sein. Oder Grindcore. Am besten Straight Egde! Ja, ich glaube, es müssten Fugazi sein.

Okay. Was wäre der ideale Song um auszureißen, die Brücken abzubrechen und die Stadt zu verlassen? „Going To California“ von Led Zeppelin, wahlweise auch „Out On The Weekend“ von Neil Young. Ich denke sowohl an das Ausreißen als auch an diese Songs die ganze Zeit. Das sind so Stücke, die einem auf seinem iPod oder Computer immer wieder begegnen und die regelmäßig etwas in dir auslösen. Plus: „Going To California“ hat genau die passende Textzeile: „Made up my mind to make a new start.“

Text: Michael Haacken Heimat: myspace.com/smithwesterns Auch gut: „Dye It Blond“ - das neue Album von Smith Westerns

Apropos ausreißen: Was wäre dann der perfekte Song für euch, um nachts im Bett zu liegen und euch vorzustellen, ihr wärt Rockstars, Filmhelden oder Fußballidole? Keine Ahnung, den Song habe ich noch nicht gehört. Außerdem spielen wir wahrscheinlich auch lieber an uns rum, wenn wir nachts nicht schlafen können.

Das Mixtape Nilsson - Many Rivers To Cross The Ramones - I Want You Around Menswear - Being Brave The Breeders Do You Love Me Now? Suede The Chemistry Between Us Air - Playground Love The Beatles The Continuing Story of Bungalow Bill Led Zeppelin Going To California Fugazi - alles


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MUSIK STORIES

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An Horse

Die Sprache des Rock’n’Roll

Kate Cooper und Damon Cox sehen aus wie Geschwister. Im Geiste sind sie das auch. Als die beiden in einem Plattenladen in Brisbane arbeiteten, sprang sofort der Funke über. Cooper und Cox fachsimpelten über Musik - man kann sich das seit der Verfilmung von Nick Hornbys ‘High Fidelity‘ bildlich vorstellen - und beklagten sich gegenseitig über ihre damaligen Bands. Wenn sie mal nicht zusammen rumhingen, schrieben sie sich betrunken Textnachrichten, in denen stand: „Hey, lass uns eine Band gründen.“ Doch es brauchte ein ganzes Jahr voller alkoholisierter SMS, bis es endlich die Zwei-Mann-Gruppe An Horse gab. Mit dem unbemühten Leitspruch „Wir wollen nur Spaß haben“ im Gepäck verließ das Duo die Stadt. Und zeigte der Welt, dass die Vergangenheit musikalisch noch lange nicht vorbei sein muss. „Wenn ich an die Neunzigerjahre denke, sehe ich mich als Teenie vor meiner Stereoanlage sitzen und eine Gitarre in der Hand halten“, sagt Cooper im Interview. „Ich wuss-

te nicht, was ich damit anstellen sollte, aber ich hielt sie fest.“ Aus der Anlage kam diese neue „Grunge“Musik, es gab Nirvana, Hole, Sleater-Kinney und Fugazi. Man hört An Horse ihre musikalische Sozialisation an, auch auf ihrem zweiten Album ‘Walls‘ und offenbar hat die Welt von ehrlicher Gitarrenmusik mit emotionalen Texten noch lange nicht genug. Auch US-Talkshowlegende David Letterman nicht, der Cooper und Cox nach Erscheinen ihres Debüts in seine Sendung einlud. Der Grund für diese kurze aber beeindruckende Erfolgsgeschichte ist ganz einfach: „Wir sprechen die Sprache des Rock’n’Roll“, erklärt Cooper achselzuckend. Text: Silvia Weber Heimat: anhorse.com

CAT’S EYES

Der Horror auf Solopfaden

Kein Freund großer Worte, konzentriert sich The Horrors-Frontmann Faris Badwan lieber auf die Musik und findet nun auch noch Zeit für ein Seitenprojekt namens Cat’s Eyes. Zu diesem gibt es allerdings kaum etwas zu sagen - von seiner Seite aus. Interviews mit ihm seien wie ein Besuch beim Zahnarzt, meinte einmal das renommierte ‘Mojo’-Magazin über Faris Badwan: Der Horrors-Frontmann will zwar niemandem etwas Böses, aber Entspannen geht anders. Und tatsächlich, auch am Tag des Gesprächs zum neu ins Leben gerufenen Nebenprojekt Cat’s Eyes scheint Reden Silber und Schweigen Gold bei ihm: „Die Band besteht aus mir und der kanadischen Sängerin Rachel Zeffira“, erklärt er einsilbig und ist sich bewusst, dass sein Gegenüber diese Information sicher schon vorher gesteckt bekommen hat. Also, ein wenig mehr bitte: „Wir lernten uns in London kennen“, folgt das nächste Häppchen und damit dies nicht so weitergeht, überspringen wir an dieser Stelle das Geplänkel und klären auf: Vor gut zwei Jahren trafen sich die beiden in der britischen Metropole,

als Zeffira gerade mit einer Aufführung am örtlichen Theater beschäftigt war. Schnell kamen sie ins Gespräch und bemerkten, dass der jeweils andere auf genau dieselbe Musik steht. „Allerdings“, lockert Badwan die Situation auf, „musste ich ihr schon meine Lieblingslieder per MP3 zukommen lassen. Damit Rachel ganz sicher sein konnte, worauf sie sich einlässt.“ Das gleichnamige Debüt ‘Cat’s Eyes’ ist in Folge dessen ein Mix aus Sixties-Girl-Pop und allerhand akustischen Klangflächen - „wir durften damit bereits im Vatikan spielen, aber was soll ich sagen? War auch nur ein Gig.“ Genau, und die Highlights davon gibt’s bei YouTube. Sagt mehr als tausend Worte. Text: Marcus Willfroth

Heimat: catseyesmusic.com

Torpedo

Justin Timberlake und der unaufhaltbare Untergang der Welt

Man kann von Justin Timberlakes Musik halten, was man möchte, die Vorstellung, dass „Sexy Back“ auf den „Soundtrack zur Apokalypse“ der schwedischen Band Torpedo trifft, ist fast ebenso unheimlich wie das Endzeitszenario der Schweden. Torpedo sehen schwarz für die Zukunft. Zu real sind die aktuellen Krisen und Probleme, als dass die Menschen sie bewältigen könnten. Die moderne Zivilisation steht vor ihrem Untergang – ein pessimistischer Ausblick, der sich auch auf ihr zweites Album niedergeschlagen hat. ’We’ ist deutlich düsterer ausgefallen als ihr Debüt ’In The Assembly Line’ aus dem Jahr 2008. Zwei Mitglieder des Stockholmer Quintetts frönten immerhin mal bei Tiger Lou dem seichten Indie-Pop. Jetzt sind sie trübseliger unterwegs. Bei der Produktion der Platte half einer, der weiß, wie man Stimmungen zu Musik verdichtet: Produzent Christoffer Berg, der unter anderem den Sound von Fever Ray und Massive Attack ebenso wie das Klanggewebe von treibenden Gitarren und

Synthie-Klängen auf ’We’ geschärft und dafür gesorgt hat, dass dem großen Finale dann doch wieder irgendwie entgegen getanzt werden kann. Am Ende steht ein Lichtblick, zumindest musikalisch, denn ’We’ entlässt seine Hörer mit einem positiven Song. Vielleicht ist er dem Grundoptimismus von Justin Timberlake geschuldet, aus dessen Feder ’Crystal Patterns’ immerhin zur Hälfte stammt. Zu der ungewöhnlichen Zusammenarbeit kam es im Rahmen der Produktion eines Werbetracks für einen großen Autohersteller. ‘An Invention‘, der zweite Song aus der gemeinsamen Session, hat es indes nicht auf das Album geschafft. Er war dann wohl doch zu fröhlich. Text: Britta Arent Foto: Mathias Sterner Heimat: torpedoband.com


FÜHRER E IS E R L L O 'R 'N K C O R

Mit DEN WOMBATS nach LIVERPOOL Das Tanzen zu Joy Division haben die Wombats in Liverpool gelernt. Wenn Matthew Murphy (Gesang/Gitarre), Dan Haggis (Schlagzeug) und Bassist Tord Øverland-Knudsen mit ihren Reisetipps fertig sind, werdet ihr wissen, wo eure nächste Partytour hingehen wird! Was ist die schönste Gegend in Liverpools? Dan: Die Liverpool Anglican Cathedral (St James Mount) ist unglaublich eindrucksvoll. Dort auf der Hope Street gibt es nette Restaurants und die älteste Bar in Liverpool, den Philharmonic Pub. Tord: In der Lark Lane trifft man auf viele Künstler, es gibt nette Galerien, schöne Häuser, Pubs und den Sefton Park. Die Docks sind auch nett, aber dort ist es sehr touristisch. Was ist der beste Club oder die beste Bar? Tord: Es gibt ein paar gute neuere Bars wie Santa Chupitos (41 Slater St), ein kleines Lokal mit guter Stimmung. Wer Cocktails trinken möchte, sollte in die ehemalige St. Peter’s Kirche gehen, wo sich jetzt die Bar Alma de Cuba (St. Peters Church, Seel Street) befindet. Es ist wirklich schön dort und ihr könnt auf dem Altar sitzen und Cocktails trinken. Getanzt wird auch und um Mitternacht lassen sie Blumen von der Decke regnen. Matthew: Heebie Jeebies (80 Seel Street) ist ganz gut, aber mehr so ein Standard-Club. Wo geht ihr euch Live-Bands ansehen? Tord: Im Shipping Forecast (15 Slater Street) spielen viele Bands oder in der Academy (11-13 Hotham Street).

Dan: The Zanzibar (43 Seel St) ist ein Laden, in dem ALLE Bands aus Liverpool einmal spielen. Jede Combo hat da ihren ersten Gig, wir auch. Sie lassen jeden spielen, deshalb ist die Qualität der Musik nicht immer so prächtig. Matthew: Studio 2 (33-45 Parr Street) ist ein zur Bar umfunktioniertes Tonstudio. Coldplay haben dort damals ihre ersten beiden Alben aufgenommen. Wo können wir Platten kaufen? Matthew: Probe Records (The Bluecoat School Lane) ist der einzige Laden für Independent-Kram. Hairy Records (124 Bold St) hat SecondHand-Platten, Vinyl und so. Wer seine Plattensammlung mit alten Scheiben aufmotzen möchte, sollte dort stöbern gehen. Welches Gericht ist typisch für Liverpool? Was sollten wir mal probieren? Dan: Scouse ist ein Eintopfgericht mit Lamm- oder Rindfleisch. Man isst es mit Rote Beete und Brot. Das ist lecker, aber... Tord: Ich würde es nicht essen. The Quarter (7 Falkner St) ist ein guter Ort, um günstig sehr gutes Essen serviert zu bekommen. Die haben italienische Gerichte wie Pizza und Pasta. Dan: Nebenan gibt es ein gutes Thai Restaurant, das nicht so teuer ist.

Kimo’s (Mount Pleasant, Liverpool L1) bietet sich an, wenn man die Nacht durchgefeiert hat und sich am Morgen nach einem leichten, mediterranen Frühstück sehnt. Shoppen können wir...? Tord: ...in der Flashback Boutique (54 Whitechapel), die haben VintageZeug, ebenso wie Bulletproof (41 Hardman St), da gibt es mehr Sachen für Mädchen. Im neuen Shopping Center Liverpool One findet sich ein großes Angebot für Modeinteressierte, die früher immer extra nach Manchester fahren mussten. Apropos wegfahren: Was sind nette Orte außerhalb Liverpools, die einen Besuch wert wären? Matthew: In Formby gibt es ein Schutzgebiet für rote Eichhörnchen. Die sterben langsam aus, weil sie von den grauen verdrängt werden. Tord: Chester ist nicht weit weg, eine Fahrt kostet nur etwa vier Pfund. Dan: Man kann am Strand spazieren gehen und etwa 15 bis 20 Minuten außerhalb am Crosby Beach gibt es eine riesige Installation des Künstlers Antony Gormley. Er hat 100 Statuen aus Gusseisen am Strand aufgestellt, die aufs Meer hinausblicken. Das ist sehr beeindruckend. Text: Christine Stiller Heimat: thewombats.co.uk Aktuelles Album: „This Modern Glitch“


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SPEED DATING

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SPEED DATING

Golden Kanine

The Head And The Heart

Suchen: Nach dem Reagenzglas, wo sie Friska Viljor und Mumford & Sons kreuzen wollten. Der erste Eindruck: Indie-Folk mit Heulsusen-Garantie. Wer eher auf den praktischen Typ abfährt, hat hier schlechte Karten. Wer sich gern anhört, welch melancholische Stimmung das graue Wetter und/oder die Ex-Freundin bei dem Kerl auslösen, der ist hier gut besetzt. Darin bin ich gar nicht eigen: Ein Phänomen der heutigen Zeit dürfte aufmerksamen Daterinnen nicht entgangen sein: Jammerlappen in der Sinnkrise – Jungs, die immer zu viel mit dem eigenen Seelenleben beschäftigt sind, um euch echtes Interesse zu schenken, klarzumachen oder wenigstens mal ein Regal anzubauen. Hochzeit oder kurze Affäre: Ach, mit den Nebenwirkungen gerne nicht.

Suchen: Aufgeschlossene Leute für Spielabende, Marshmallow-Grillen und Lagerfeuerkonzerte am Strand. Der erste Eindruck: Hier gibt’s einen – der Stimme nach! – attraktiven jungen Mann, der neben seiner künstlerischen Ader ganz sicher auch genug Testosteron besitzt, um im Holzfällerhemd (mindestens) eure Balkonpflanzen zu stutzen. Das größte Kompliment: Wie bei jedem Date müsste man doch eigentlich auch hier irgendeine Kröte schlucken. Doch bei diesem niedlichen Indie-Rock mit Schellenring und Fidel werden die Augen der Datepartner (zumindest) bis zum Ende dieses kurzen Kennenlernens interessiert weiter leuchten. Hochzeit oder kurze Affäre: Noch jung und unverbraucht, doch trotz der gerade einmal eineinhalb Jahre Bandgeschichte eine sehr annehmbare Partie.

Heimat: myspace.com/goldenkanine Aktuelles Album: „O Woe“

Heimat: theheadandtheheart.com Aktuelles Album: „The Head And The Heart“

Holy Ghost!

Austra

Suchen: Frühreife Früchtchen zum Zweite-Geige-spielen. Der erste Eindruck: War offenbar ein HipHop-Projekt, das damals schon von LCD Soundsystems James Murphy unterstützt wurde. Jetzt ist das Duo auf Elektro-Pop umgestiegen, steht ihm auch ganz gut. Das werden die Schwiegereltern sagen: Denk mal logisch: Wenn Nick und Alex schon seit der Grundschule zusammenkleben, wo genau wird dann dein Platz sein? Im Hundekorb? Hochzeit oder kurze Affäre: Ach wie schön ist Elektroland: Nicht viel denken, einfach abzappeln. Im Gegensatz zu anderen aktuellen Kandidaten wird hier nicht zu viel gegrübelt, sondern gehandelt. Einen Nagel

Versuchte sich als junges Mädchen an einer Opernkarriere... Der erste Eindruck: ...was auch heute noch zu hören ist. Auch wenn sich die gute Katie Stelmanis in die computergestützte Populärmusik geflüchtet hat. Darin bin ich gar nicht so eigen: Hätte man Austra vor ein paar Jahren kennen gelernt, man hätte ihr eine eigene kleine Ecke in seinem zeitgenössischen Musikmuseum eingerichtet. Heute teilt sie sich ein schon leicht angestaubtes Regal mit Glasser, Florence And The Machine, Zola Jesus und anderen, während sie wie eine bunte Mischung aus den Genen dieser Damen klingt. Hochzeit oder kurze Affäre: Konsequent, unnahbar und leidenschaftlich – das klingt nach einer Spitzenkan-

gerade in die Wand hauen auch diese beiden nicht, aber dafür versuchen sie es wenigstens direkt früh um 8.30 Uhr, wenn sie nach dem Club mit zu dir nach Hause kommen.

Heimat: austramusic.com Aktuelles Album: „Feel It Break“

Foto: Steve Martinez

Heimat: holyghostnyc.com Aktuelles Album: "Holy Ghost!"

didatin für das Beziehungsmodell „Friends with benefits“. Doch um es der Illusion vorweg zu nehmen: Das klappt so ohnehin nie wie gewünscht.

Vivian Girls (Ver)suchen: Best Coasts Bethany wie eine lahme Tante aussehen zu lassen. Der erste Eindruck: Optisch eher durchschnittlich sind diese Damen charaktertechnisch ganz weit vorne. Mit ihrem monotonen Säuseln wickeln euch die Perlen ganz schnell um den Finger. Das größte Kompliment: Mit dieser Biene im trendy Brooklyn-Chic an eurer Seite seid ihr immer richtig an-

Young The Giant gezogen, ob es euch nun in die IndieDisco oder zum Indie-Punk-Konzert verschlägt. Hochzeit oder kurze Affäre: Wer schon immer in den Indie-Rock einheiraten wollte, hat hier eine mehr als solide Chance dazu. Heimat: myspace.com/viviangirlsnyc Aktuelles Album: „Share The Joy“

Suchen: Das sind endlich mal welche, die nicht so verzweifelt wirken, als würden sie gierig nach Liebe lechzen. Der erste Eindruck: Männlicher IndieAlternative-Hybride ohne lästige klangliche (süß) und optische (Style-Nerd) Begleiterscheinungen. Das größte Kompliment: Diese Typen haben Romantik verstanden. Nicht zu dick aufgetragen, nicht zu selbstverliebt stiefeln die Songs geradewegs bis

zum Herzen durch. Also, das jetzt aber nicht so pathetisch auffassen... Hochzeit oder kurze Affäre: ...wir flirten hier schließlich nur. Young The Giant bieten euch (wahrscheinlich) kein X für ein U, sondern sind wirklich sehr junge Albumdebütanten, das Geheimnis um die Größe von Young The Giant müsst ihr dann allerdings eigenhändig lüften. Heimat: youngthegiant.com Aktuelles Album: „Young The Giant“



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PRÄSENTIERT

unclesally*s magazine

Präsentiert TOUR DES MONATS. Friska Viljor Friska Viljor machen aus Melancholie ein echtes Vergnügen. Die schwedische Combo um Joakim Sveningsson und Daniel Johansson wurde lange Zeit ständig mit dem Etikett „ein bisschen versoffen“ versehen, da ihre früheren Songs laut eigener Aussage in betrunkenem Zustand mit akut gebrochenem Herzen entstanden sind. Das Gute ist, dass die beiden Frontmänner aber keine klassischen Heulsusen sind. So wird jeder, der angeschwipst und mit Liebeskummer bei ihren Konzerten erscheint, zumindest für wenige Minuten den Stress beiseite schieben und sich von ihren unglaublich eingängigen Folk-, Pop- und Rock-Stücken bestens unterhalten lassen. Kein Fuß bleibt ungewippt, keine Hand ungeklatscht und am Ende wisst ihr sicher gar nicht mehr, welcher unangenehme Umstand euch den Tag zunächst vermiesen konnte. Ach so, alle, die von vornherein gut aufgelegt sind, dürfen selbstverständlich auch erschei-

nen. Deren Glück wird sich bei den folgenden Shows noch potenzieren. Mittlerweile haben die Herren ihr viertes Album „The Beginning Of The Beginning Of The End“ herausgebracht und demnach einiges an Material für einen rundum guten Abend zu bieten.

Auf Tour 2.5. Frankfurt - Batschkapp *** 3.5. München - Feierwerk *** 4.5. Erlangen - E-Werk *** 5.5. Berlin - Lido

Mit einer E-Mail an verlosung@sallys.net habt ihr die Möglichkeit, für sämtliche von uns präsentierten Shows den ein oder anderen Gästelistenplatz zu ergattern. Bitte schreibt den Namen eurer Wunschkonzert-Combo in den „Betreff“ und gebt eure Adresse an! Atlantic/Pacific

13.05. Berlin – Ramones Museum (akustisch) 29.05. Köln – Underground 30.05. Dresden – Groove 31.05. Berlin – Monarch

19.05. Berlin – Astra@Melt!Klub Weekender 20.05. München – Muffathalle 21.05. Köln – Live Music Hall

Beatsteaks

10.06. Berlin – Kindl-Bühne Wuhlheide 11.06. Berlin – Kindl-Bühne Wuhlheide 02.07. Dresden – Elbufer

British Sea Power 09.10. Köln – Luxor 10.10. Berlin – Lido 11.10. München – 59to1

Black Lips

Cat’s Eyes

21.05. Köln – Gebäude 9 24.05. Berlin – Magnet 25.05. München – 59to1

Was ist denn so toll an denen? Live ist die Kapelle recht unkonventionell unterwegs. Da gibt es wohl auch schon mal Sachen zu sehen, die gern verborgen bleiben sollten, Magen- und Blaseninhalt zum Beispiel.

Clueso & Band

13.10. Freiburg – Rothaus Arena 14.10. Würzburg – Posthalle 15.10. Kempten – Big Box 17.10. Saarbrücken – E-Werk 18.10. Koblenz – Sporthalle Oberwerth 19.10. Hannover – AWD Hall 21.10. Mannheim – Rosengarten Mozartsaal 23.10. Magdeburg – Stadthalle 24.10. Kassel – Kongress Palais

DJ Shadow

14.05. Mannheim – Alte Feuerwache 15.05. Hamburg – Uebel & Gefährlich

Geht da außer mir noch wer hin? So lange ihr nicht in der ersten Reihe steht, wenn’s spritzt, eigentlich egal, oder? Evening Hymns

14.05. Darmstadt – 603qm 15.05. München – Hauskonzert 16.05. Dresden – Thalia 17.05. Erfurt – Franz Mehlhose 18.05. Duisburg – Steinbruch 19.05. Berlin – Levee 20.05. Leipzig – Noch Besser Leben 21.05. Hamburg – Hasenschaukel 22.05. Köln – Aetherblissement

So wird’s enden: Wer clever ist, stellt sich allerdings, wenn es eklig wird, schützend vor ein holdes Mädchen und dann endet das Ganze vielleicht mit einem tollen Date.

AUF TOUR 12.5. Hamburg – Grünspan *** 13.5. Berlin – Festsaal Kreuzberg *** 14.5. München – Hansa 39 @ Feierwerk


Fat Freddy’s Drop

27.06. Offenbach – Capitol 28.06. München – Tonhalle 29.06. Berlin – Columbiahalle

05.07. Berlin – Postbahnhof 07.07. Dortmund – FZW 09.07. Köln – Luxor 13.07. Bremen – Lagerhaus

The Sounds

10.06. Rostock – Mau Club 12.06. Würzburg – Posthalle 14.06. Leipzig – Conne Island

The Tallest Man On Earth Favez

01.05. Saarbrücken – Garage 02.05. Berlin – Comet 03.05. Hamburg – Hafenklang 04.05. Stuttgart – Schocken 05.05. Osnabrück – Kleine Freiheit 06.05. Kassel – Schlachthof 07.05. München – Feierwerk

Foo Fighters

18.06. Berlin – Wuhlheide 23.08. Köln – Lanxess Arena

Good Charlotte

17.05. Hamburg – Uebel & Gefährlich 22.05. Köln – Essigfabrik 23.05. Berlin – Postbahnhof 24.05. München – Muffathalle

Torpedo

30.05. Stuttgart – Keller Klub 31.05. München – Ampere 01.06. Frankfurt – Nachtleben 02.06. Hamburg – Molotow 03.06. Berlin – Levee

Turbostaat

29.05. Kassel – A.R.M. 03.07. Heidelberg – Häll

15.08. Erlangen – E-Werk 16.08. Karlsruhe – Substage 18.05. München – Rote Sonne 19.05. Karlsruhe – Substage

Jamie Woon

03.05. Berlin – Magnet 05.05. Köln – Club Bahnhof Ehrenfeld Foto: Patrick Wamsganz 06.05. Hamburg – Molotow 09.05. München – The Atomic Café 09.05. Hamburg – Gruenspan 10.05. Berlin – Magnet 11.05. Köln – Underground 12.05. Münster – Sputnikhalle

Pascow

21.05. Mühlheim – AZ 02.06. Berlin – Comet Club

Sir Simon

06.05. Hamburg – Michelle Records (akustisch) 07.05. Berlin – Ramones Museum (akustisch) 03.06. Regensburg – W1 04.06. Frankfurt – Yellowstage 08.06. Oberhausen – Druckluft 09.06. Hamburg – Zentrale 10.06. Berlin – HBC 07.08. München – Theatron

Tusq

06.05. Dortmund – FZW 07.05. Leer – Juze 18.05. Kassel – A.R.M. 19.05. Leipzig – NaTo 20.05. Brandenburg – Haus der Offiziere 21.05. Jülich – Kulturbahnhof Jülich

Das Vollplaybacktheater Die Drei ??? und der Karpatenhund 01.05. Frankfurt-Ginnheim – Festzelt auf der Woogwiese 11.05. Wuppertal – Villa Media 12.05. Wuppertal – Villa Media

splash! KICK OFF Party

13.05. Münster – Skaters Palace 14.05. Köln – Arty Farty Gallery 20.05. Hamburg – Uebel & Gefährlich 27.05. Berlin – Rosi’s 28.05. Stuttgart – Zwölfzehn

Thee Attacks

06.05. Hamburg – Molotow 07.05. Berlin – Magnet

The Dodos

07.05. München – 59to1 09.05. Berlin – Magnet 10.05. Hamburg – Prinzenbar 11.05. Köln – Blue Shell

The Pains Of Being Pure At Heart 29.06. München – Backstage 04.07. Dresden – Groove Station

Was ist denn so toll an denen? Sie sind wie das bandgewordene Kindchenschema mit verpunkten Rock-Hymnen zum Liebhaben. Geht da außer mir noch wer hin? Mittlerweile findet sich ein abwechslungsreich gemischtes Publikum ein. Niemand muss sich also irgendwie im ChuckRagan-Style kostümieren. So wird’s enden: Mit einem Kinderwunsch mit eurem/eurer Liebsten oder einem neuen Tattoo am Kehlkopf.

AUF TOUR 6./7.6. Hamburg- Docks *** 22.6. Berlin - Astra *** 28.6. Dresden – Alter Schlachthof *** 29.6. Hannover – Capitol

Holy Ghost!

Mayday Parade

The Gaslight Anthem

und die schwarze Katze 03.12. Köln – E-Werk 04.12. Lüneburg – Vamos! Kulturhalle 05.12. Hamburg – Grosse Freiheit 36 06.12. Hamburg – Grosse Freiheit 36 07.12. Kiel – Kieler Schloss 08.12. Oldenburg – Weser-Ems-Halle 09.12. Bremen – Pier 2 10.12. Fulda - Kreuz 11.12. Frankfurt - Batschkapp 12.12. Frankfurt - Batschkapp


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PRÄSENTIERT

unclesally*s magazine

so war’s

Foto: Jacob Martini

Monster Bash

24.4. Berlin - Columbiahalle/-Club Mit: NOFX, Descendents, Millencolin, Jingo De Lunch, Teenage Bottlerocket, Thursday, Saves The Day, Cute Is What We Aim For, The Blackout, Veara, Radio Dead Ones, Bottrops, Radio Havanna, Findus u.a.

Egal, wen man im Vorfeld dieses PunkSpektakels am heiligen Ostersonntag befragte, sie alle wollten nur eines: Die Descendents sehen! Knapp 14 Jahre hatten sich Milo Aukerman und seine Legendenbande aus Stephen Egerton, Karl Alvarez und Bill Stevenson nicht mehr in Europa blicken lassen, entsprechend heiß war ihre drei Generationen umfassende Fanschar auf die LiveVersion von Skate-Punk-Hymnen wie „I’m The One“, „Clean Sheets“ oder „When I Get Old“. Eingebettet war dieser einzige Deutschland-Gig der Descendents in ein osterbuntes Line-Up aus 17 Combos, darunter natürlich die nicht minder legendären NOFX, Jingo De Lunch und Millencolin sowie die derzeit extrem angesagten Teenage Bottlerocket oder der Punk-Nachwuchs um Veara und The Blackout. Die Zuschauer pendelten also im

Ping-Pong-Modus von Halle zu Club und zurück, um die maximale Dosis an melodiösem Punk vor die Stirn zu bekommen. Nach den Auftritten der Radio Dead Ones und Millencolin scharrten die knapp 3.500 anwesenden Fans also erwartungsfroh mit den Gummisohlen

ihrer Vans, als die Descendents endlich die Bühne betraten. 27 Songs quetschten Milo und Co. in ihr rund 90-minütiges Set, präsentierten sich in bester Verfassung und spürbarer Spiellaune und gaben den frei drehenden Fans das, was die sich schon immer wünschten: Die Descendents sehen - live, laut und besser denn je.

KONZERTFOTOS OF DEATH Ihr geht doch alle auf Konzerte. Und macht dabei - Fotos? Die wollen wir sehen. Und prämieren. Denn an dieser Stelle küren wir die „Konzertfotos Of Death“ - egal, ob mit Handy oder der Digitalen geschossen. Schickt uns euer Konzertfoto inklusive Namen der geknipsten Band/Person, Ort, Datum und zwei Sätzen dazu, wie’s so war, auf dem Konzert. Entweder per Mail an sallys@sallys.net oder aber ihr ladet euer Foto ganz einfach auf sallys.net hoch. Da könnt ihr dann auch die Fotos der anderen bestaunen und euren Senf dazugeben. Die besten, schrägsten und lustigsten aus den letzten Wochen zeigen wir euch hier:

Disco Ensemble 28.3. Achen - Musikbunker Geknipst von: IdeeMensch

Wow, war das ein Abend! Im kleinen Musikbunker rockten die Jungs von Disco Ensemble das Publikum. Vor allem Miikka, der Sänger der finnischen Band, begeisterte uns Musikfans!

Madsen 8.4. Magdeburg - Altes Theater Geknipst von: Annez

Auf Grund von Krankheit musste das Konzert verschoben werden. Und genau deshalb hatten sie einiges wieder gut zu machen, was sie natürlich geschafft haben! Mit Eternal Tango spielte ein gelungener Opening Act. Doch Madsen selbst waren natürlich um Klassen besser und niemand ging ohne zu schwitzen wieder nach Hause.

Jamiroquai 8.4. Berlin - o2 World Geknipst von: fotographics

Rival Schools 12.4. München - Muffathalle Geknipst von: Samiam

Endlich Walter mal wieder rocken sehen, nach alle den Solo- und Akustiksachen!

Beady Eye 15.3. Köln - E-Werk Geknipst von: Vali

Auch mit Beady Eye kann Liam Gallagher noch ganz gut auf der Bühne schwitzen und seine übliche arrogante, coole Show abziehen! Top!

Dear Lament 1.4. Dortmund - FZW Geknipst von: sgnlkrg

Bei der SabotageParty! Ein Fest!! Die werden nochmal ganz groß!

Frank Turner 4.4. Berlin - White Trash Fast Food Geknipst von: fotographics

Itchy Poopzkid 31.3. Köln - Luxor Geknipst von: IdeeMensch

Toller Club, super Vorband, geile Stimmung! Itchy Poopzkid rockten nicht nur die Bühne!


Im Tourbus mit:

The Death Set

Beatsteaks 22.3. Hamburg – Sporthalle Geknipst von: Lia Donot

„Wollen wir das? Na? Na?“ Bernd Kurtzke ließ es sich nicht nehmen, die Massen zum Rocken und seine Bandmitglieder zum Grinsen zu bringen.

Trail Of Dead 8.4. Hamburg – Uebel und Gefährlich Geknipst von: Leones

Für die drei australischen Elektro-Clowns von The Death Set gibt es auf Tor nur eine Regel: Schaff es bis zum nächsten Konzert! Alles andere ist ihnen ziemlich egal. Von bewaffneten Polizeieinsätzen bis hin zu Groupie-Orgien steht schon so ziemlich alles im zerfledderten Band-Tagebuch von The Death Set-Sänger Johnny Siera. Seid ihr auf Tour jemals mit dem Gesetz in Berührung gekommen? Ja. Wir waren gerade in den USA unterwegs und machten Rast an einer Tankstelle. Irgendeiner von uns kaufte sich ein paar dieser Spielzeug-Pistolen und alberte damit herum. Plötzlich hörten wir von weitem ein lautes Sirenengeheul. Etwa acht Polizeiwagen tauchten wie aus dem Nichts auf und zielten mit ihren Waffen auf uns. Wir mussten aus dem Auto aussteigen und wurden einer Leibesvisitation unterzogen. Danach war unser Van dran. Dummerweise hatte unser Drummer sein Gras darin liegen gelassen. Die Nacht verbrachten wir dann im Knast. Die ungewöhnlichste Begegnung auf Tour hatten wir mit... ...Bill Murray. Das war in Austin, Texas. Er sah aus wie ein alter Sultan, stand einfach nur da, sah uns zu und hat nicht getanzt. Trotzdem glaube ich, dass er unsere Musik mochte.

Nevershoutnever 14.3. Hamburg – Grünspan Geknipst von: Sunché

Man nehme: Einen Sänger, der nur auf Tour nicht vegan lebt; einen Fan, der sein Essen mit reingeschmuggelt hat und dieses auf die Bühne wirft; und ein Publikum, welches dem Sänger verspricht, dass Schokobrötchen gut schmecken. Aktionen wie diese machen Chris Drew einfach unglaublich sympathisch.

Welche Verhaltensweisen sollte man nach einer Tour unbedingt ablegen, um noch gesellschaftsfähig zu sein? Wenn du dich nach einer Tour genauso bekloppt benimmst, als wärst du immer noch unterwegs, kommt das im Allgemeinen nicht so gut an. Wir sind einfach eine total durchgeknallte Truppe. Nach unserem letzten Konzert in München haben wir die Party von ein paar 18-jährigen Kids gecrasht und ihren Schnaps gestohlen. An dieser Stelle möchte ich mich für unser zweifelhaftes Benehmen nochmal herzlich entschuldigen. Was war das Widerlichste, das du je unter einem Sitz im Tourbus gefunden hast? Das war ein Stück französischer Weichkäse, der in Wodka getränkt und mit Schokolade besprenkelt unter dem Beifahrersitz schon einige Wochen vor sich hin gegammelt hatte. Dieser Geruch in Kombination mit den Ausdünstungen unserer getragenen Klamotten war echt das Widerlichste, das jemals durch meine Nase ging.

Young Rebel Set 30.3. Berlin – Festsaal Kreuzberg Geknipst von: bfuturec

Auch wenn noch keiner textsicher mitsingen kann, die Musik ist klasse und der Band steht Großes bevor!

Wie ist es mit Frauenbesuch im Tourbus? Lass mich mal kurz nachdenken, ob die Freundinnen meiner Bandkollegen Deutsch verstehen... Nein, ich glaube nicht. Gestern haben wir mit ein paar Mädels rumgeknutscht, die so betrunken waren, dass sie sich gleich danach übergeben haben. So was will man nicht noch mal erleben. Heimat: thedeathset.com Auch gut: „Michel Poiccard“ - das aktuelle Album von The Death Set


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MIX

unclesally*s magazine

Das Trio-Harmonie der „Berlin Live“-Folge im Mai setzt sich aus niemand Geringerem als den schwedischen Retro-Rockern von Mando Diao, ihren Landsmännern Johnossi und der international besetzten Trash-Punk-Truppe Bonaparte zusammen. Durch die 90 Sendeminuten führen Silke Super und Gordon Raphael. Um 21.00 Uhr startet die Show bei ZDF Kultur. Im Juni könnt ihr euch dann auf ein etwas anderes, sprich wilderes Programm freuen. Am 4. Juni wird die Show mit K.I.Z., den legendären Atari Teenage Riot sowie PlanningToRock ausgestrahlt.

Berlin Live - die Sendetermine: 7.5. - 21.00 Uhr ZDF Kultur: Mando Diao, Johnossi, Bonaparte 4.6. - 21.00 Uhr ZDF Kultur: K.I.Z., Atari Teenage Riot, PlanningToRock

ZDF Kultur

Drei Daumen hoch für „Berlin Live“

Ein Paket, aus dem die Träume sind: Die neue Sendung „Berlin Live“ wartet am 7. Mai in der beeindruckenden Beton-Kathedrale des Tresor Clubs mit einem ganz besonderen Musik-Spektakel auf. Das Konzept: drei Bands, die eine Gemeinsamkeit vereint und die abwechselnd ihre großen Hits zum Besten geben.

Madsen lassen euch nachsitzen Gewinnt ein Konzert im Klassenzimmer

Ein Rock-Konzert in eurer Schule? Madsen kommen gern. Unter dem Motto „Nachsitzen mit Madsen“ ruft die Band alle Schüler auf, Beiträge zum Thema Sicherheit im Straßenverkehr zu kreieren. Dabei ist es egal, ob ihr singt, malt, filmt, fotografiert oder was euch sonst noch Kreatives einfällt. Bis zum 23. Mai solltet ihr euren Beitrag unter schuelervz.net/nachsitzenmitmadsen einreichen. Hier werden sich die Jungs, die ihr von Songs wie „Du schreibst Geschichte“ und „Nachtbaden“ kennt, dann ihren Lieblingsbeitrag herauspicken und diesen mit einem Spitzenpreis belohnen: Die Band spielt ein exklusives Unplugged-Konzert für den Gewinner und dessen Klasse. Besser geht’s ja fast nicht. Also Köpfe zusammengesteckt und das Kreativzentrum angeschmissen. Es lohnt sich!

Heineken Green Sphere Lädt von der Großstadt ins Grüne

Passend zu den ersten warmen Sonnenstrahlen, die den Sommer einleiten, zieht es die Großstädter scharenweise in belebte Stadtparks, auf große Wiesen, aufs freie Land und überall dorthin, wo sich der urbane Dschungel in ein sattes Grün oder buntes Blumenmeer verwandelt. Da sich die Hauptstadt-Einwohner aber bekanntlich nicht nur an Wald und Wiese, sondern besonders an guter Musik erfreuen, lockt am 29. Mai eine außergewöhnliche Veranstaltung auf die Insel Berlin im Treptower Park. Im Rahmen der Eventreihe „Heineken Green Sphere“ könnt ihr an diesem Sonntag einen Ausflug ins Grüne planen, für dessen musikalische Untermalung sich bekannte Indie-Bands und Elektro-Acts verantwortlich zeigen. Erwartet werden 700 Gleichgesinnte, die das grandiose Line-Up mit Künstlern wie FM Belfast, Foals (DJ Set), Hunee, Hugo Capablanca und Remmidemmi feiern werden. Die Tickets für den sonntäglichen Ausflug gibt es unter Tickets unter: heineken.de/greensphere

Heineken Green Sphere 29.5. Berlin - Insel Berlin im Treptower Park Live: FM Belfast DJs: Foals, Hunee, Hugo Capablanca, Remmidemmi

Und wieso das Ganze? „Augen auf im Straßenverkehr!“ Das ist nicht nur eine gern gebrauchte Floskel, sondern in Anbetracht der 55.000 Kinder und Jugendlichen, die jährlich hierzulande auf dem Schulweg im Straßenverkehr verunglücken, eine ernstzunehmende Warnung, sich aufmerksam und vorsichtig durch den Alltag zu bewegen. Im Rahmen der bundesweiten Präventionskampagne „Risiko raus!“ möchte die gesetzliche Unfallversicherung junge Leute für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren und hat mit der Band Madsen einen engagierten Partner für ihr aktuelles Projekt gefunden. Alle weiteren Infos zur Aktion und der gesamten Kampagne gibt es im Netz: schuelervz.net/nachsitzenmitmadsen * risiko-raus.de * facebook.de/risikoraus


O’Neill Wake The Line

Wakeboard-WM im Kölner Stadionbad

Wasserratten sind wir im Sommer ja alle irgendwie. Doch nur die wenigsten von uns können sich so geschickt auf der Wasseroberfläche bewegen wie die besten internationalen Wakeskater, Boot- und Cable-Wakeboarder, die ihr beim „O’Neill Wake The Line Contest“ zu sehen bekommt. Am 18. Juni treten die besten Fahrer im legendären Kölner Stadionbad bei dieser Freestyle Weltmeisterschaft gegeneinander an. Das heißt, ihr erlebt die Athleten und ihre sportlichen Kunststücke mit etwa 12.000 anderen Zuschauern auf der Tribüne so nah, dass sich wasserfeste Kleidung durchaus als nützliches Accessoire erweisen könnte.

O’Neill Wake The Line

Foto: Casper by Maggie Herker

18.6. 16.00 Uhr Köln - Stadionbad

splash!

DIE KICK OFF PARTY

Ihr wollt mehr vom splash!-Festival? Dann seht mal her. Bevor euch vom 8. bis 10. Juli die Elite in Sachen HipHop-Beats und Sprechgesang in Ferropolis in Empfang nimmt, könnt ihr bei diversen Kick-Off-Partys schon mal akustisch vorglühen. An den Plattentellern stehen dann unter anderem Abgesandte von K.I.Z., Kraftklub sowie Caspar mit seinem DJ-Set. Alle Infos zum jeweiligen Line-Up finden sich unter splash-festival.de

13.5. Münster - Skaters Palace *** 14.5. Köln - Arty Farty Gallery *** 20.5. Hamburg - Uebel und Gefährlich *** 27.5. Berlin - Rosi’s *** 28.5. Stuttgart - Zwölfzehn *** 1.6. München - Rote Sonne *** 10.6. Wien Luftbad *** 17.6. Chemnitz - Atomino


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KINO

unclesally*s magazine

Der KinoSommer 2011 Wenn diese Ausgabe des unclesally*s erscheint, mag es draußen noch frühlingshaft sein, doch im Kino hat der Sommer spätestens mit dem Start von „Thor“ und „Fast & Furious Five“ längst begonnen. Bis zum Ende der großen Ferien im September wird nun beinahe im Wochentakt eine teure Mega-Produktion nach der nächsten über die Leinwände gejagt, in der Hoffnung, dass trotz Sonnenschein und Frauen-Fußball-WM das Publikum wieder in die kühlen Multiplexe strömt. Was wir dort genau zu sehen bekommen, bleibt abzuwarten, denn die heiß begehrten Sommer-Blockbuster enthält man auch der Presse möglichst bis zum letzten Moment vor. Allzu geheimnisvoll ist die Angelegenheit allerdings auch wieder nicht. Denn fast alle Filme der kommenden Wochen lassen sich einem (oder mehreren) bewährten Erfolgsrezept(en) zuordnen, wie unsere kleine Vorschau verdeutlicht.

Die Remakes Eigentlich ein noch simpleres Prinzip als das der Sequels: Statt eine Geschichte fortzusetzen, erzählt man die gleiche einfach noch mal. Das zahlt sich nicht immer („Wolfman“), aber meistens („Karate Kid“, „Clash of the Titans“) aus – und lässt sich mit Actionfilmen ebenso umsetzen wie Komödien. Letzteres beweist nun Russell Brand, der in „Arthur“ (ab 5.5.) an der Seite von Helen Mirren und Jennifer Garner in die Fußstapfen des etwas in Vergessenheit geratenen Achtziger-Komikers Dudley Moore steigt. Außerdem laufen an: „Die drei Musketiere“ (ab 1.9.), „Conan the Barbarian“ (ab 8.9.)

Die Fortsetzungen Sequels sind Hollywoods liebster Versuch, an alte Erfolge anzuknüpfen. Und wenn es einmal geklappt hat, eine Geschichte leicht variiert erneut an den Mann zu bringen, warum dann nicht auch noch mal und noch mal? Kein Wunder also, dass Captain Jack Sparrow in „Pirates of the Carribean – Fremde Gezeiten“ (ab 19.5.) - unterstützt von Penélope Cruz - schon in die vierte Runde geht. Immerhin ist beim britischen Zauberlehrling mit „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2“ (ab 14.7.) nach dem achten Film dann endgültig Schluss.

Außerdem laufen an: „Scream 4“ (ab 5.5.), „Hangover 2“ (ab 2.6.), „Kung Fu Panda 2“ (ab 16.6.), „Honey 2“ (ab 23.6.),„Transformers: Dark of the Moon“ (30.6.), „Cars 2“ (ab 28.7.), „Final Destination 5“ (ab 25.8.)

Die Comic-Verfilmungen Alle Comics und Graphic Novels, die auch einer breiten Masse jenseits der Nerds und Spezialisten ein Begriff sind, sind längst verfilmt. Und eine sichere Bank stellen solche Adaptionen ohnehin nicht dar. Da muss man nur an „Watchmen“ denken. Aber solange die großen Verlage die Archive noch mit Vorlagen wie „Green Lantern“ (ab 4.8.) voll haben, die sich mit prominenten Schauspielern wie Ryan Reynolds und jeder Menge Special Effects zum Event aufblasen lassen, wird uns dieses Phänomen sicher erhalten bleiben. Außerdem laufen an: „Priest“ (ab 12.5.), „X-Men: Erste Entscheidung“ (ab 9.6.), „Die Schlümpfe“ (ab 4.8.), „Captain America“ (ab 18.8.), „Cowboys & Aliens“ (ab 1.9.)

Die Reboots Der Begriff „Reboot“ macht erst seit geraumer Zeit die Runde in der Filmbranche, und man könnte ihn auch problemlos als Unterkategorie den Remakes einordnen. Aber ganz das Gleiche ist es eben nicht, wie zuletzt etwa „Batman Begins“ und demnächst ein neuer „Spider-Man“-Film zeigen. Denn man verfilmt nicht einfach einen früheren Hit noch einmal, sondern tut so, als hätte der nie existiert und beginnt noch einmal von vorne. Was im Falle von „X-Men: Erste Entscheidung“ (ab 9.6.) sogar dazu führt, dass man erfährt, wie es mit Professor X und Magneto überhaupt seinen Anfang nahm. Außerdem läuft an: „Rise of the Planet of the Apes“ (ab 11.8.)


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KINO

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Die Animationsfilme Es ist noch gar nicht so lange her, da kam pro Jahr kaum mehr als ein Zeichentrickfilm ins Kino – und der kam dann aus dem Hause Disney. Pixar und Dreamworks sei Dank hat sich das längst geändert, so dass man nun oft das Gefühl hat, es sei pro Woche ein neuer. Und weil es auch bei gezeichneten Helden leichter ist, einfach etablierte Geschichten fortzuführen, boomen mittlerweile vor allem Animations-Sequels wie „Kung Fu Panda 2“ (ab 16.6.).

Außerdem laufen an: „Milo und Mars“ (ab 2.6.), „Werner – Eiskalt“ (ab 30.6.), „Das Rotkäppchen-Ultimatum 3D“ (ab 21.7.), „Cars 2“ (ab 28.7.)

Die Originellen Hin und wieder kommt es auch im Sommer vor, dass sich ein Film auf die Leinwand verirrt, dessen Geschichte nicht auf irgendeiner bereits etablierten Marke, sondern auf einem echten Original-Drehbuch basiert. Weil niemand weiß, was zu erwarten ist, sind diese Filme oft die mit am meisten Spannung erwarteten. 2010 war das „Inception“, in diesem Jahr J.J. Abrams SciFiAbenteuer „Super 8“ (ab 4.8.), das nur auf den ersten Blick so aussieht, als hätte ihn Steven Spielberg schon in den frühen Achtzigern gedreht. Außerdem laufen an: „Source Code“ (ab 2.6.), „Larry Crowne“ (ab 30.6.), „Der Zoowärter“ (ab 7.7.)

Die Literaturverfilmungen Das Genre der Computerspielverfilmung hat sich nie zu 100% durchgesetzt, doch Roman-Adaptionen bleiben Dauerbrenner. Normalerweise findet man sie eher im Herbst- und Winterprogramm, wenn mit hochkarätigen Literatur-Vorlagen um die Gunst der Oscar-Wähler geworben wird. Doch Ausnahmen wie „Mr. Poppers Pinguine“ (ab 23.6.) bestätigen die Regel. Die Hauptrolle spielt (neben allerlei Pinguinen) Jim Carrey, so dass sich quasi von selbst versteht, dass es sich um eine Komödie handelt. Außerdem laufen an: „Wasser für die Elefanten“ (ab 28.4.), „Der Mandant“ (ab 23.6.), „Die Einsamkeit der Primzahlen“ (ab 11.8.), „Resturlaub“ (ab 11.8.), „Jane Eyre“ (ab 8.9.)

Die Cineasten-Favoriten Selbst wenn hier der Eindruck entstehen könnte: Auch anspruchsvolle Cineasten müssen während der Sommermonate nicht völlig aufs Kino verzichten. Der Oscar-Saison können sie zwar nicht das Wasser reichen. Aber nicht zuletzt dank des Festivals in Cannes verirren sich auch neue Werke von Regie-Legenden wie Woody Allen oder Terrence Malick („The Tree of Life“, ab 16.6.) zwischen die Effekt-Spektakel. Außerdem laufen an: „Metropolis (restaurierte Fassung)“ (ab 12.5.), „Midnight in Paris“ (ab 25.8.)

Die Frauen-Komödien Dass es doch nicht nur Jungs um die 20 sind, die für Kinokarten Geld ausgeben, spricht sich in Hollywood nur langsam rum. Neben den romantischen Komödien zu Frühjahr und Herbst finden mittlerweile aber auch im Sommer ein paar Filme ins Programm, die sich in erster Linie an ein weibliches Publikum richten. 2011 ist da keine Ausnahme, selbst wenn die „Sex and the City“-Girls, Meryl Streep und Sandra Bullock Pause machen. Sogar vor deftigen Schenkelklopfern scheuen die Damen nicht mehr zurück. Zumindest gilt „Brautjungfern“ (ab 21.7.) schon jetzt als Frauen-„Hangover“. Außerdem laufen an: „Fremd fischen“ (ab 16.6.), „Bad Teacher“ (ab 23.6.), „Larry Crowne“ (ab 30.6.)

Die Europäer Auch im Sommer bitte nicht vergessen: Es muss sich nicht immer alles um Hollywood drehen. Das gilt auch für Mainstream-Filme, die sich an das ganz große Publikum richten. Bestes Beispiel dafür ist „Nichts zu verzollen“ (ab 28.7.) von Danny Boon, der schon mit „Willkommen bei den Sch’tis“ gezeigt hat, dass er auch jenseits der französischen Grenzen Millionen zum Lachen bringen kann. Außerdem laufen an: „Willkommen im Süden“ (ab 5.5.), „Eine Insel namens Udo“ (ab 16.6.), „Kleine wahre Lügen“ (ab 7.7.), „Resturlaub“ (ab 11.8.), „What a Man“ (ab 8.9.) Text: Patrick Heidmann


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ner Karriere hin und wieder mal Momente, wo ich in eine solche Schublade gesteckt wurde. Aber alles in allem war die Rolle für mich immer ein Geschenk und hat mir einen Erfolg beschert, von dem ich nie zu träumen gewagt hätte. Ich habe Sidney deswegen immer als Segen, nie als Fluch empfunden. Also ungeteilte Freude, als Sie dann eines Tages wieder neben Courteney Cox und David Arquette am Set standen, ganz wie in alten Zeiten? Absolut! Das war schon bei den ersten drei Filmen so: Wann immer das ganze Team wieder aufeinander traf, stellte sich sofort das Ferienlager-Gefühl ein. Die Arbeit mit Wes, Kevin und den Kollegen hat immer so unglaublich viel Spaß gemacht – und daran hatte sich auch dieses Mal nichts geändert. Nach 15 Jahren kennt man sich einfach enorm gut, das erleichtert das Drehen sehr. Und nun kam noch dazu, dass wir ständig nostalgisch wurden und irgendwelche Erinnerungen von früher austauschten. Klingt ganz danach, als würde weiteren „Scream“Filmen nichts im Weg stehen? Das kann ziemlich gut sein. Ich kann natürlich nichts über Verträge oder ähnliches verraten. Aber ich weiß, dass Wes und Kevin die Rückkehr eigentlich als neue Trilogie angelegt haben. Vermutlich hängt das ein bisschen vom Erfolg von „Scream 4“ ab. Solange aber die Fans uns weiter sehen wollen, geht es vermutlich weiter. Womit ich jetzt aber selbstverständlich nichts darüber aussagen will, ob Sidney nicht vielleicht doch schon in diesem Film das Zeitliche segnet. Interview: Patrick Heidmann

Neve Campbell im Interview Hallo Sidney!

„Keine Fragen zu ihrer Scheidung“ sagt die Presseagentin noch vor dem Interview mit Neve Campbell, und man stutzt erst einmal, schließlich war man sich kaum bewusst, mit wem sie überhaupt verheirat war (mit dem britischen Schauspieler John Light!). Untrügliches Zeichen dafür, wie sehr die 37-jährige Kanadierin, die in den Neunzigerjahren mit der TV-Serie „Party of Five“ und vor allem der „Scream“-Trilogie“ zum Star wurde, zuletzt von der Bildfläche verschwunden war. Doch in „Scream 4“ kehrt sie nun als Sidney Prescott zurück – und sprach mit uns über die Rolle ihres Lebens. Neve, der letzte „Scream“-Film ist über zehn Jahre her. Ahnten Sie damals schon, dass es irgendwann einen weiteren geben würde? Natürlich war damit zu rechnen, dass der Produzent Bob Weinstein irgendwann diese Idee haben würde, schließlich war ja selbst der dritte Teil noch enorm erfolgreich. Aber ich selbst schwor mir damals eigentlich, dass ich keinen weiteren drehen würde. Nach meinem Gefühl hatten wir schon enormes Glück, überhaupt eine so gute und erfolgreiche Trilogie zu schaffen. Das schaffen ja die wenigsten. Also fiel die Entscheidung schwer, als schließlich das Angebot für den neuen Film kam? Oh ja, ich habe sieben Monate gebraucht, bis ich wirklich zugesagt habe. Aber als Kevin Williamson mir ausführlich das Konzept für sein neues Drehbuch erläuterte, war es dann doch um mich geschehen. Wie er das Thema modernisiert und unserer

heutigen Welt zehn Jahre später angepasst hat, aber trotzdem dem Original und den Figuren derart treu geblieben ist, hat mir einfach imponiert. Aber gezögert haben Sie, weil... Na ja, mit Fortsetzungen ist das doch immer so eine Sache. Man sucht als Schauspieler eigentlich lieber neue Herausforderungen als sich zu wiederholen. Und abgesehen davon konnte ich mir erst einmal nicht vorstellen, dass das Publikum überhaupt Interesse an mehr haben würde. Aber da lag ich wohl ziemlich falsch, denn als überhaupt nur die Möglichkeit eines neuen Films bekannt wurde, ging eine Welle der Euphorie durchs Netz. So verkehrt können wir also mit der „Scream 4“ nicht liegen. War es vielleicht auch das Gefühl, ohnehin schon seit 15 Jahren fast ausschließlich mit der Rolle der Sidney Prescott assoziiert zu werden? Nein, nicht wirklich. Natürlich gab es im Laufe mei-

Scream 4 Über zehn Jahre nach dem eigentlichen Ende der „Scream“-Trilogie ist der Ghostface-Killer zurück, doch anders als bei den meisten Horror-Neuauflagen der letzten Zeit funktioniert die Sache richtig gut. Als Sidney (Neve Campbell) nach Jahren wieder in ihre Heimatstadt zurückkehrt, löst das prompt eine neue Mordreihe aus, die nicht nur Sheriff Dewey (David Arquette) und Reporterin Gale Weathers (Courteney Cox) auf den Plan ruft, sondern auch eine Reihe High School-Kids (darunter Emma Roberts und Hayden Panettiere) in Gefahr bringt. Auch weil das Genre zwischen „Twilight“-Schmonz und Torture Porn à la „Saw“ wie lange nicht in Routine erstarrt ist, erweist sich die Mischung aus (mäßig blutigen) Schreckmomenten und selbstironischem Humor noch immer als erfreulich effektiv. Das bewährte Team aus Regisseur Wes Craven und Autor Kevin Williamson orientiert sich eng am Original von 1996 – und überrascht und unterhält auch deswegen, weil die Mischung aus alten Hasen und einer neuen, an Livestreams und Facebook geschulten Generation clever umgesetzt wird. Text: Patrick Heidmann Kinostart: 5. Mai 2011


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Wer ist Hanna? Bonds Märchen

Joe Wright, Regisseur von „Stolz und Vorurteil“ und „Abbitte“, kann sich in seinem ersten Actionfilm auf seine Schauspieler, den Soundtrack der Chemical Brothers und ein großartiges Setund Kostümdesign verlassen. Im ewigen Winter Finnlands führen Ex-Agent Erik Heller (Eric Bana) und seine Tochter Hanna (Saoirse Ronan) ein eigenwilliges, völlig abgeschiedenes Leben. Es besteht aus Jagen, Schusstraining, Kampfsport und abendlichem Unterricht vor dem Kamin. Bis auf ihren Vater kennt Hanna keinen Menschen. Eriks alter Arbeitgeber, die CIA, ahnt nichts vom Aufenthaltsort der beiden – und sie wissen, was kommt, sollte sich das ändern. Hanna jedoch wird langsam erwachsen und des Versteckens müde. Für ihre Rückkehr in die Welt gibt es einen Plan. Bevor Erik und Hanna zurück können, muss Marissa Wiegler (Cate Blanchett) sterben. Die Agentin hütet ein schmutziges Geheimnis und wird nicht aufgeben, bis Vater und Tochter zur Strecke gebracht sind. Obwohl aus Hanna ein erschreckend effektiver Killer geworden ist, erweist sich Wiegler als ebenbürtige und ruchlose Gegnerin. „Wer ist Hanna?“ ist zum einen ein klassischer Agententhriller: Spektakuläre Schauplätze rund um den halben Erdball, üble Bösewichte und hervorragend ausgebildete Helden. Gleichzeitig ist der Film auch ganz eindeutig ein Märchen: Eine so schöne wie

grausame Herrscherin, die in einer geheimnisvollen und gefährlichen Welt einem jüngeren und schöneren Mädchen nach dem Leben trachtet. Diabolisch wie solch eine märchenhafte, kalte Königin ist Cate Blanchett als Macht besessene, gewissenlose CIAOffizierin. Eric Bana gibt einen sorgenden Vater. Sobald er als Agent auftritt, sieht man, warum auch er für die Rolle des berühmten Doppel-Null Agenten im Gespräch war. Das Meiste aber trägt Saoirse Ronan bei. Staunend, verunsichert, angriffslustig und bedrohlich - die unwahrscheinliche Figur der Hanna wird von Ronan so facettenreich und glaubhaft gespielt, dass man nicht müde wird, sie zu begleiten.

Die Jagd über Kontinente wird, durch ihre Augen betrachtet, zu einer spannenden, rührenden, komischen und tödlichen Entdeckungsreise. So originell das Drehbuch ist, es hat Schwächen. Die Auflösung des Agentenplots gerät sehr konventionell und dem Märchen fehlt zum Schluss eine eindeutige Moral. Trotzdem funktioniert die ungewöhnliche Kombination sehr gut, vor allem dank der drei Hauptdarsteller. Insgesamt und insbesondere visuell ist „Wer ist Hanna?“ absolut ein Ereignis. Text: Christian Stein Kinostart: 26. Mai 2011

distanz aus seiner bewegten Vita, in der sich bedeutsame Momente aneinanderreihen wie Perlen auf der Schnur: Kindheit in der katholischen Provinz, frühe Flucht ins wilde Frankfurt, politischer Aktivismus zur Blütezeit der APO, später frustrierte Abkehr von den eigenen Idealen im Angesicht des RAF-Terrors, Rückzug und Selbstfindung als Taxifahrer in Frankfurt, und schließlich die legendäre Vereidigung als erster grüner Minister in Hessen mit dem legendären, dem feierlichen Anlass spottenden Paar Billigtretern an den Füßen. Fischer kommentiert das so: „Ich hätte lieber andere Schuhe angezogen. Aber es musste sein, das wurde im Vorfeld ausführlich diskutiert.“

Joschka und Herr Fischer Erklär mir Deutschland, Opa!

Der Name Joschka Fischer löst beim durchschnittlichen Deutschen etwa folgende Assoziationskette aus: Mutiges „Nein“ zum Irak-Krieg, zwanghaftes Joggen, JojoEffekt, und – ewiger Spitzenreiter – ausgelatschte weiße Turnschuhe. Deutschlands bester Dokumentarfilmer Pepe Danquart, in etwa Fischers Jahrgang, hat jetzt einen Film über diese schillernde Figur der deutschen Nachkriegsgeschichte gedreht. Als geschickter Kunstgriff erweist sich Danquarts Idee, den Ex-Außenminister in eine Video-Installation zu platzieren. Auf im Raum hängende Glaswände werden, während Fischer seine Biographie erläutert, Bilder seines bewegten Lebens projiziert, so dass er

beim Sprechen quasi von seinen Erinnerungen umzingelt ist. Der ausgezehrte Marathon-Mann Fischer ist passé: Äußerlich ein wenig an einen pummeligen, immerfort listig mit den Äuglein zwinkernden Waschbären erinnernd, berichtet er mit viel Selbst-

Fischers kurvenreicher Lebensweg vom Revoluzzer zum allseits geachteten rot-grünen Außenminister wirkt wie der Gegenentwurf zu einer geradlinigen Politikerkarriere à la Westerwelle. Ergänzt werden Onkel Joschkas Berichte durch in den Film eingestreute „Side-Stories“, in denen Weggefährten und Zeitgenossen wie Katharina Thalbach, Daniel Cohn-Bendit oder die Band Fehlfarben ihre eigene Sicht auf den Lauf der Historie darlegen. Joschka-Kritiker kommen in diesem Film nicht zu Wort. Aber Danquarts Ziel war auch nicht die kritische Bespiegelung des Politikers und Machtmenschen Fischer. Mit „Joschka und Herr Fischer“ (ab 19. Mai) ist ihm vielmehr eine erhellende Zeitreise durch 60 Jahre bundesdeutsche Geschichte gelungen, bei der im Kopf jedes Zuschauers der persönliche Erinnerungsfilm parallel mitläuft. Wenn man aus dem Kino kommt, weiß man ein bisschen mehr darüber, wie die große Maschine namens Deutschland funktioniert. Text: Calle Claus Kinostart: 19. Mai 2011


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Benda Bilili

Sehr, sehr laut und sehr, sehr stark

Kaum eine Band kann wohl von sich sagen, dass ihr Probenraum ein kongolesischer Zoo ist. Benda Bilili schon. Der bunte Haufen an körperlich behinderten Straßenmusikern macht aus der Not eine Tugend und nimmt sogar das erste Album an diesem außergewöhnlichen Ort auf. Aber nicht nur dieses kleine Detail ist so liebenswert und ergreifend an dem Projekt, das die französischen Filmer Renaud Barret und Florent de La Tullaye über ganze fünf Jahre begleiten. Das besondere an „Benda Bilili“ ist, dass es sich nicht um eine typische Dokumentation handelt. Die Macher halten den objektiven Abstand nicht ein, sondern kommentieren, vermitteln und geben sogar finanzielle Starthilfe bei der Aufnahme des Debütalbums. So werden sie Teil des Projekts, über das sie berichten. Zudem geht es niemals nur um ein kleines Straßenprojekt, in dem behinderte und in Armut lebende Menschen ein Forum finden. Immer wird auch der Rah-

men mit skizziert, in dem sie sich bewegen: der vom Bürgerkrieg geprägte Kongo mit besonderem Fokus auf seiner Hauptstadt Kinshasa. Das Album mit dem Titel „Très très fort“ verspricht viel und hält alles. Immer lauter und selbstbewusster werden die Mitglieder von Benda Bilili im Prozess der Entstehens, sprechen lachend vom „Sound der Welt“, den sie da erschaffen, und sagen, was sie zu sagen haben, ohne den Spaß an der Musik zu verlieren. Die hat dadurch eine schier unglaubliche Kraft und bekommt zum Ende hin immer mehr Raum, wenn Szenen der Europatour und stimmungsvolle Konzertimpressionen gezeigt werden. Ausgelassene Laune und zuckende Tanzbeine im Kinosessel sind da auf jeden Fall vorprogrammiert. Text: Vanessa Pape Kinostart: 19. Mai 2011

Der Biber

Wenn die Depression an dir nagt

Zumindest im deutschsprachigen Raum wird „Der Biber“ so einige Steilvorlagen auf Kosten des kanadischen Kreischmagneten namens Justin geben. Warum der allerdings auch hier so oft als Witzvorlage (Gruß an den freudschen Leser) dient, ist ehrlich gesagt schleierhaft, bekommt man doch seine Musik und seine Auftritte so gut wie gar nicht mit. Und das Problem mit seinen Haaren ist eher hanebüchen, ist es doch eine (fast) klassische Brit-Pop-Frise – so sahen schon Jarvis, Brett & Co. aus. Oder Jodie Foster auf dem Plakat von „Die Fremde in Dir“. Und die kehrt nach gut 16 Jahren wieder auf den Regiestuhl zurück. Walter Black (Mel Gibson) leidet an schweren Depressionen, lässt sich gehen. Eines Tages setzt ihn seine Frau (Jodie Foster) vor die Tür, ein Selbstmordversuch im Suff scheitert. Walter erkennt, dass er sein Leben ändern muss; doch tut er dies auf sehr spezielle Weise. Eine Biber-Handpuppe wird zu seinem Vermittler zur Außenwelt, ab sofort spricht nur noch der Biber.

Anfangs funktioniert diese Taktik sehr gut, doch bald dominiert der Biber das Leben aller Beteiligten. Die Geschichte klingt zunächst nach Mr. Zylinder, und doch schafft es Foster, dass man die alberne Handpuppe ernst nimmt. Sie erzählt ihren Film nicht als Komödie, sondern zieht, visuell und dramaturgisch, alle Register eines klassischen Familiendramas. In großer Hollywood-Manier wird hier auf das rührselige Finale hingearbeitet, das Thema der eigenen Problembewältigung auf mehreren Ebenen durchgespielt. Dies ist auch die Schwachstelle des Films, denn durch die Nebenstränge verliert das Drama um Walter an Intensität, so bekommt man bloß eine Idee, wie emotional berührend es hätte sein können. Trotz Biber. Text: Cornelis Hähnel Kinostart: 19. Mai 2011

Geliebtes Leben

Südafrika abseits des Klischees

Kino macht immer dann am meisten Freude, wenn Erwartungen – was selten genug vorkommt – mal nicht erfüllt werden. Insofern ist „Geliebtes Leben“, das lässt sich gleich vorweg sagen, ein echter Glücksgriff. Zwar handelt es sich hier um eine deutsche Produktion, die in Südafrika spielt, doch von Veronica Ferres oder Iris Berben vor Safari-Kulisse fehlt glücklicherweise jede Spur. Einerseits ist eines der Hauptthemen dieses Films die auf dem Schwarzen Kontinent wie nirgends sonst wütende Seuche AIDS. Aber andererseits ist „Geliebtes Leben“ trotzdem ein sonnendurchfluteter, lebensbejahender Film, der hoffnungsvoller kaum sein könnte. Im Zentrum der Geschichte über Selbstbestimmung und das Aufbrechen des Schweigens steht die zwölfjährige Chanda (Khomot Manyaka) so. Deren Leben im Township ist alles andere als ein leichtes: der trinkende Vater ist quasi nicht präsent, das jüngste Geschwisterchen gerade gestorben, die Mutter wird zusehends

kranker. Doch das tapfere Mädchen lässt sich in der Rolle des Quasi-Familienoberhaupts auch nicht unterkriegen, als ihre beste Freundin auf Abwege gerät und die Nachbarschaft zusehends ablehnend reagiert. Oliver Schmitz, deutschstämmiger Regisseur aus Südafrika, hat viel Gespür für eine authentische Atmosphäre; er drehte in der lokalen Pedi-Sprache und größtenteils mit Laiendarstellern. Vor allem aber liegen die Stärken seines Films in den eindrucksvollen, Intimität herstellenden Bildern der Handkamera sowie den heraufbeschworenen Emotionen, die ernsthaft rühren, ohne in Kitsch abzugleiten, und der universell relevanten Geschichte absolut angemessen sind. Text: Patrick Heidmann Kinostart: 12. Mai 2011


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Bad Boy Kummer Tom Kummer war mal ein Journalist. Das ist lange her, denn als Kummer in den späten Neunzigern mit seltenen Hollywood-Interviews für Furore in der deutschen Magazinlandschaft sorgte, war er bereits der Betrüger, als der er bald auffliegen musste. Mit Pamela Anderson, Brad Pitt, Sean Penn oder Quentin Tarantino hatte er nie gesprochen, sondern sich alle Antworten ausgedacht. „Ich wollte nur unterhalten“, sagt ein reueloser Kummer im Dokumentarfilm „Bad Boy Kummer“ (ab 5.5.). Regisseur Miklos Gimes, seinerzeit ebenfalls gelinkter Redakteur beim Magazin des Schweizer Tagesanzeigers, geht der Frage nach, wer dieser Kummer wirklich ist. Er befragt betroffene Redakteure von damals, trifft den Begründer des hiesigen Borderline-Journalismus mit Frau und Kind in L.A., wo er heute Tennislehrer ist – und bläst seinen Protagonisten dadurch so sehr auf, dass „Bad Boy Kummer“ bloß ein Film von, über (naja) und für Journalisten geworden ist. Für alle anderen ist es eine Lehrstunde über die Selbstverliebtheit von Medienmachern. Text: Fabian Soethof

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Barfuss auf Nacktschnecken

Die Relativitätstheorie der Liebe

Nach dem Tod ihrer Mutter übernimmt Clara (Diane Kruger) die Aufgabe, sich um ihre jüngere Schwester Lily (Ludivine Sagnier) zu kümmern. Die naturverbundene und freiheitsliebende Lily lebte bei Mama auf dem Land, während die verheiratete Clara in Paris als Anwältin arbeitet. Doch Lily kommt auf sich allein gestellt mit ihrem Leben nicht zurecht, sodass Clara zu ihr in die Provinz zieht. Dort müssen die beiden so gegensätzlichen Schwestern sich erst wieder aneinander gewöhnen, was nicht ohne Reibungen über die Bühne geht. Die Kameraführung pendelt in „Barfuss auf Nacktschnecken“ (ab 5.5.) souverän zwischen ausgeglichener Gelassenheit und hektischer Aufgeregtheit hin und her und spiegelt damit den Gemütszustand der Protagonistinnen wider. Leicht sprödes, dennoch eingängig-unterhaltsames Schwestern-Drama aus Frankreich, in dem Diane Kruger auch einmal jenseits der hollywoodschen Traumfabrik zeigen kann, dass sie schauspielerisch durchaus etwas drauf hat.

Ein bisschen kompliziert klingt der Titel des Films ja schon. Dabei ist eigentlich alles ganz einfach: Zehn Personen durchleben das theoretische Relativitätsprinzip der Liebe in der Praxis. Da verliebt sich zum Beispiel eine gewissenhafte graue Maus von der Lebensmittelkontrolle in einen libanesischen Restaurantbesitzer, ein beziehungsgestörtes Soap-Sternchen in einen Samen spendenden Musikhallodri und ein gestresster Agenturchef in die Schwester seiner Frau. Der Clou des Ganzen: Die zehn Hauptcharaktere werden lediglich von zwei Schauspielern verkörpert, nämlich Katja Riemann und Olli Dittrich. Und man muss sagen, dass das wandlungsfähige Spiel der beiden durchaus zum Schmunzeln anregt. Leider hinkt die Story in ihrer inhaltlichen Umsetzung dem schönen Ansatz ein wenig hinterher, sodass die erzählerische Rechnung nicht ganz aufgeht. Text: Daniel Schieferdecker

Text: Dirk Lüneberg

Secretariat – Ein Pferd Senna Utopia Ltd. wird zur Legende Vielen gilt Ayrton Senna bis heute als der beste Mit „Hamburg brennt“ landeten 1000 Robota ihren Im Jahr 1973 übernimmt die Hausfrau Penny Chenery (Diane Lane) den Rennstall ihres kranken Vaters, obwohl sie vom Pferderennsport keine Ahnung hat. Dank ihres ungemeinen Ehrgeizes und ihres freundlichen Wesens gelingt es ihr jedoch, fähige Mitstreiter um sich zu scharen, um sich in der Männerdomäne durchzusetzen – und damit dem Ausnahmerennpferd Secretariat zum Legendenstatus zu verhelfen. Die Disney-Produktion ist genau das, was man von einer Disney-Produktion erwartet. Sympathisch erzählt, glatt inszeniert und pädagogisch wertvoll. Es gibt keinerlei Ecken oder Kanten, die Geschichte ist moralisch unangreifbar, emotional und natürlich auch lustig. Im Endeffekt führt das aber leider zu einem vorhersehbar-faden Familienfilm. Für regelmäßige Wendy-Leserinnen ist „Secretariat“ (ab 19.5.) sicherlich Pflicht, alle anderen können sich das Ganze getrost sparen. Text: Daniel Schieferdecker

Motorsportler aller Zeiten. Zehn Jahre lang dominierte er die Formel Eins mit Begabung, Ehrgeiz und Charisma, seit seinem ersten Rennen 1984. Regisseur Asif Kapadia portraitiert diese Dekade des brasilianischen Rennfahrers – die Duelle mit seinem schärfsten Konkurrenten Alain Prost, den Aufstieg zum Nationalhelden und weltweiten Sportidol sowie sein tragisches Ende. Der Film verwendet dabei ausschließlich Bildmaterial aus dem Archiv und lässt im Off die Familie und andere Weggefährten zu Wort kommen. Das macht „Senna“ (ab 12.5.) zu einem mitreißenden Sog in eine jüngere (und erstaunlich weit entfernt wirkende) Vergangenheit. Wer davon gelangweilt ist, dass Schumi immer noch Runden dreht oder Marmelade kauft, oder wen der Altherrenzirkus um Ecclestone & Co irritiert, der erfährt hier einen schön montierten Blick auf den wohl schillerndsten Athleten einer im Grunde so simplen wie faszinierenden Sportart. Text: Christian Stein

ersten Hit, mittlerweile scheint der Song zur „Fiesta Mexicana“ der Band zu werden: Alle wollen es hören, die Jungs es aber nicht mehr spielen. Überhaupt scheinen die Hamburger immer etwas anderes zu denken und vor allem zu sagen, und so polarisieren sie wie kaum eine andere Nachwuchsband. Regisseurin Sandra Trostel hat die drei Delinquenten vom Dienst mit der Kamera begleitet. Warum eine Doku über 1000 Robota wird man sich fragen, was haben die schon groß geleistet? Doch genau um diesen Zwischenzustand geht es bei „Utopia Ltd.“ (ab 12.5.). Die Band zwischen Anfängen und Größenwahn, zwischen kleinen Erfolgen und großem Hype, zwischen Spaß und harter Arbeit. Und letztlich ist der Film mehr als eine Doku über 1000 Robota und eine Ego-Show von Sänger Anton Spielmann, sondern vielmehr ein Einblick in die harten Strukturen des Musikbusiness, die verzerrte Wahrnehmung durch die Medien und den Kampf für den eigenen Traum. Text: Cornelis Hähnel


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KINO DVD

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DVD DES MONATS Einfach zu haben (Sony)

Die Achtziger waren bekannt für ihre Highschool-Komödien mit Kultstatus. Verantwortlich für Filme wie „Breakfast Club“ oder „Ferris macht blau“ war John Hughes. Regisseur Will Gluck hat es nun geschafft, über 30 Jahre später eine Schulkomödie zu drehen, die als liebevolle Hommage an Hughes durchgehen kann und damit sogar geschickt zu spielen weiß. Erzählt wird der Kinospaß aus der Perspektive von Olive (Emma Stone). Die 17-Jährige ist unter der Schülerschaft ihrer Highschool nie sonderlich hervorgetreten. Dies ändert sich,

als das (falsche) Gerücht die Runde macht, Olive sei eine Granate im Bett. Während sie unter ihren Geschlechtsgenossinnen damit als Schlampe verschrien ist, löst das Gerücht bei dem männlichen Teil der Schülerschaft einen ganz anderen Effekt aus: Die Jungs wollen mit ihrer plötzlich scheinbar so verruchten Mitschülerin eine Affäre haben – und sind sogar bereit, dafür zu zahlen. Wenn sich solch hochkarätige Namen wie Patricia Clarkson, Stanley Tucci oder Malcolm McDowell auf der Besetzungsliste einer Teenie-Komödie fin-

den, dann ist dies ein unzweifelhafter Hinweis darauf, dass man hier auch als Erwachsener seinen Spaß hat. Dazu kommt Neuentdeckung Emma Stone, die als High School-FemmeFatale schlichtweg eine Wucht ist und zudem mit ihrer sexy-rauchigen Stimme besticht. Diese kann man auf der DVD glücklicherweise auch im Original hören. Darüber hinaus finden sich hier als Extras noch diverse Outtakes, eine Featurette sowie ein Audiokommentar. Text: Dirk Lüneberg

Spurlos – Die Entführung der Alice Creed

Die Beschissenheit der Dinge

Gigantisch

Text: Kathleen Prüstel

(Ascot Elite) Der Vater von Alice (Gemma Arterton) ist bereit, zwei Millionen Pfund Lösegeld für das Leben seiner Tochter zu zahlen. Demnach läuft für die beiden Kidnapper Vic (Eddie Marsan) und Danny (Martin Compston) alles nach Plan - bis ein Geheimnis aufgedeckt wird, das die Lage erheblich verkompliziert. Lässt man sich auf die sehr konstruiert wirkenden Überraschungsmomente ein, kann man an diesem kurzweiligen und teilweise spannenden EntführungsThriller durchaus Spaß haben. Das Bonusmaterial der DVD umfasst Interviews, ein Making Of, Trailer und ein Behind the Scenes.

(EuroVideo) „Die Beschissenheit der Dinge“ ist kein schöner Film. Aber ein richtig guter. In hässlichen Bildern erzählt Felix van Groeningen eine hässliche Geschichte von hässlichen Menschen, die hässlich miteinander umgehen. Basierend auf Dimitri Verhulsts autobiographischem Roman, gewährt er einen ungeschönten persönlichen Blick auf eine verkorkste Jugend. Ohne verklärende Sozialromantik, aber mit viel Herz und einer guten Portion ehrlichderben Humors. Diese Mischung entfaltet irgendwann ihre ganz eigene Magie. Und wer wissen will, woraus des Vaters Schnurrbart tatsächlich bestand, darüber gibt das Bonusmaterial Aufschluss.

Text: Christian Stein

Text: Sebastian Gosmann

Burlesque

Dog Pound

(Sony) Nein, allzu ernst darf man dieses Musical nicht nehmen. Aber wenn man offen für Kitsch und schmissige Show-Nummern an die Sache herangeht und obendrein etwas übrig hat für glitzernde Pailletten, halbnackte Männer mit schwarzem Kajal, Eifersuchts-Zickereien, die Stimme von Christina Aguilera und die Grandezza von Cher, fühlt man sich mit dieser Geschichte vom Provinz-Mädel in der Glamour-Welt prächtig unterhalten. Auf DVD und Blu-ray wird das Ganze dann noch abgerundet durch eine alternative Szene, Outtakes, Behind the Scenes und einen Audiokommentar von Regisseur Steve Antin.

(Alamode/Alive) Drogendealer David, Autodieb Angel und Schläger Butch sind Neulinge in der JVA. Dort werden sie mit den Gefängnisgesetzen konfrontiert – einer Hafthierarchie, die sie aus der realen Welt nicht kennen. Als Butch beginnt, sich gegen die Angriffe seiner Mitinsassen zur Wehr setzt, fängt der Terror jedoch erst richtig an. Der Film von Kim Chapiron ist ein Remake von Alan Clarkes Knastklassiker „Scum“. Chapiron schafft es allerdings, neue Akzente zu setzen und seine Version ein wenig humanistischer zu gestalten. Dem Gesamtwerk kommt das auf jeden Fall zugute. Als Extras gibt es zudem Interviews mit den Beteiligten.

Text: Patrick Heidmann

Text: Daniel Schieferdecker

Der letzte Gentleman

Fair Game

Text: Sebastian Gosmann

Text: Elisabeth Nagy

(Sunfilm) Ein schüchterner, sexuell verwirrter Jüngling zieht zum Zwecke der Selbstfindung nach Manhattan und quartiert sich ausgerechnet bei einem alternden Gigolo ein, der ihn unter seine Fittiche nimmt. Mit ihrem einfallsreichen, rundum stimmigen Biopic „American Splendor“ gelang Shari S. Berman und Robert Pulcini 2003 ein wahrer Geniestreich. Und auch wenn der Plot ihres nunmehr dritten Spielfilms ein wenig ziellos wirkt, so ist es doch eine Freude, Paul Dano und Kevin Kline bei der Arbeit zuzuschauen. Deren Charaktere stehen sich in Sachen Kauzigkeit in nichts nach und sorgen für so manchen urkomischen Moment.

(Universal) Die USA marschierten 2003 in den Irak ein. Es hieß, Saddam Hussein besäße Massenvernichtungswaffen. Joseph Wilson, einst Diplomat, erbrachte die Gegenbeweise und veröffentlichte sie in der New York Times. Darauf folgte, was man heute „Plamegate“ nennt. Seine Frau Valerie Plame wurde öffentlich als CIA-Agentin enttarnt: ein mediale Ablenkung aus höchsten Kreisen. Doug Liman inszeniert einen politischen Verschwörungsthriller, der den Idealen der Figuren gerecht wird und ihre Zerrissenheit unter dem Druck, auch gegen das Scheitern ihrer Ehe ankämpfen zu müssen, bezeugt. Audiokommentare, Making Of und Interviews sowie eine B-Roll gibt es als Bonus.

(Donau Film/ Alive) Im Mittelpunkt der in New York spielenden Liebesgeschichte steht der schüchterne Bettenverkäufer Brian (Paul Dano), der davon träumt, ein Baby aus China zu adoptieren. Eines Tages lernt er Happy kennen (schön anzusehen: Zooey Deschanel). Die Tochter eines Kunstsammlers (John Goodman) gibt sich sexy und spleenig, beide beginnen eine Affäre. Nach und nach stellt sich heraus, dass ihr Leben zwar jenseits materieller Sorgen verläuft, aber auch alles andere als perfekt ist. Dano und Deschanel sind zweifellos die Stärken dieses sehenswerten Debütfilms, der zum Leidwesen des Zuschauers Liebesszenen ausspart.

Happy Ever Afters

(Senator/Universum) Hochzeiten haben bekanntlich nicht nur märchenhaftes, sondern auch allerlei komisches Potenzial. An dem versucht sich der irische Regisseur Stephen Burke und lässt zwei vollkommen unverliebte Ehepaare (unter anderem als Braut: Sally Hawkins) vor den Altar treten. Warum da wer wen trotz mangelnder romantischer Gefühle heiraten möchte, wird mit ungestümer Rasanz in Szene gesetzt, was oft recht unterhaltsam ist. Manchmal möchte man zwar gern „weniger ist mehr“ in irgendein Ohr lästern, aber als guter Hochzeitsgast lächelt man natürlich höflich und hält bis zum Ende durch. Das etwas dürftige Extra ist ein Trailer.

Text: Vanessa Pape

BEST OF THE REST Wie immer reicht auch diesen Monat der Platz nicht aus, um alle wichtigen Neuerscheinungen in Sachen Heimkino vorzustellen. Aber auf ein paar weitere sei noch schnell hingewiesen, die zwischen „Yogi Bär“ und dem „Forsthaus Falkenau“ sonst unterzugehen drohen. Vor allem natürlich all jene Filme, die es bei uns gar nicht erst ins Kino geschafft haben, so wie die beeindruckende Dokumentation „Inside Job“ (Sony), in der Oscar-Gewinner Charles Ferguson umfangreiche, erschreckende Einblicke in die Wirtschaftskrise von 2008 gibt. Nicht ganz so gelungen, aber durchaus der Rede wert, ist das Comeback von John Landis, der mit „Burke & Hare“ (Ascot Elite) die Geschichte zweier britischer Mörder im 19. Jahrhundert als Komödie mit Simon Pegg und Andy Serkis erzählt. Ebenfalls blutig, aber ganz als klassischer Horror-Thriller kommt dagegen das Mädchenhändler-Remake „And soon the darkness“ (Kinowelt) daher. Auf der Leinwand nicht die verdiente Aufmerksamkeit bekommen haben derweil andere Filme. Besonders erwähnenswert ist in dieser Kategorie das italienische Liebesdrama „Was will ich mehr“ (Alamode/Alive), das schon allein wegen der grandiosen Hauptdarstellerin Alba Rohrwacher („I am love“) sehenswert ist, von der wir noch viel hören werden. Aber auch die deutsche Endzeit-Geschichte „Die kommenden Tage“ (Universal) mit August Diehl, Daniel Brühl und Bernadette Heerwagen ist – trotz einiger Schwächen – eine hoch interessante Angelegenheit. Und schließlich sind da noch einige echte Meisterwerke, die endlich auf DVD und/oder Blu-ray zu haben und unbedingt Pflichtprogramm sind. Als da wären: Fritz Langs Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (Universum), zum 80. Geburtstag neu restauriert und umfangreich mit Bonusmaterial ausgestattet; die zweite Staffel der atemberaubend guten, am besten im Original mit Untertiteln zu sehenden Gangsterserie „The Wire“ (Warner); sowie das erstmals erhältliche Früh- und Kunstwerk „Ich kann nicht schlafen“ (Salzgeber) der bemerkenswerten französischen Regisseurin Claire Denis.

Text: Patrick Heidmann


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Ich sehe den Mann deiner Träume

(Concorde) Woody Allen hat in über 40 Filmen sein eigenes Genre erschaffen, in dem fast jeder Film eine Variation der vorherigen ist: Er betreibt Beziehungskistenforschung unter neurotischen Intellektuellen und spürt dabei mit funkelndem Wortwitz den Unerklärlichkeiten der Liebe nach. Hier ist das trotz einer gewissen Selbstgenügsamkeit nicht anders. Leichtfüßig, komisch und mit einem All-StarEnsemble (Naomi Watts, Josh Brolin, Anthony Hopkins) setzt er die Beziehungsrotationen in Gang, um seine Überlegungen über den menschlichen Hang zur Selbstillusion zu illustrieren. Die DVD bietet wie so oft keine nennenswerten Specials.

Text: Sascha Rettig

Kinatay

(Rapid Eye Movies/ Alive) Manila, die Hauptstadt der Philippinen: Der junge Vater Peping (Coco Martin) heiratet, feiert bescheiden, besucht den Unterricht der Polizeischule und wird nach Einbruch der Nacht an einem schrecklichen Verbrechen beteiligt sein. Der philippinische Regisseur Brillante Mendoza hat ein großartiges Drama realisiert, das diesen Namen verdient – so authentisch, dass es ohne sein schwer erträgliches Ende banal wäre. Ein sehr sehenswerter, düsterer und facettenreicher Blick auf den Konflikt von Moral und Verantwortung vor dem Hintergrund materieller Zwänge. Mit einem umfangreichen Booklet und dem Kinotrailer als Extras.

Love Ranch

(Ascot Elite) Helen Mirren als Puffmutter in den Siebzigerjahren, die Gina Gershon und Bai Ling zu ihren Mädels zählt, mit dem lange verschwundenen Joe Pesci verheiratet ist und sich in einen jungen Boxer verliebt – das klingt erst mal nach einem grandiosen Filmkonzept. Leider hinkt das Resultat der Idee ein wenig hinterher, auch weil die Gradwanderung zwischen Drama, Komödie und purem Trash eine ist, die Regisseur und Mirren-Gatte Taylor Hackford nicht immer beherrscht. Spaß macht die Sache aber dennoch, zumal das Bonusmaterial mit entfallenen Szenen, Behind the Scenes und Interviews durchaus ansprechend ausfällt.

Text: Jonathan Fink

(Sony) Mit „Machete“ macht Regisseur Robert Rodriguez dort weiter, wo er mit seinem Kumpel Quentin Tarantino beim gemeinsamen „Grindhouse“Projekt aufgehört hat. Zur kultigen Huldigung ans Trashkino der Siebziger gehörten damals auch ein paar derbe Trailer fiktiver Machwerke, darunter die von Narbengesicht Danny Trejo verkörperte Ein-Mann-Armee Machete. Bei den Fans kam gerade der prima an und so entschloss sich Rodriguez kurzerhand, den Film zum FakeTrailer nachzuliefern. Der fröhlich schlechte, ironisch inszenierte Action-Exzess ist mit Robert DeNiro, Lindsay Lohan und Jessica Alba prominent besetzt, auf DVD aber leider nur mit mageren Extras ausgestattet.

Text: Peter Meisterhans

Spurlos

Text: Jonathan Fink

(Sunfilm) Etienne (Benoît Magimel) ist beruflich erfolgreich und soll demnächst zum Geschäftsführer befördert werden. Doch die erste Stufe auf der Karriereleiter hat er auf Kosten eines anderen erklommen, sein schlechtes Gewissen plagt ihn immer noch. Als er nach Jahren des Schweigens die Aussprache sucht, wird ein Dominoeffekt in Gang gesetzt, der plötzlich keinen Stein mehr auf dem anderen lässt. Komplett hinterfragen sollte man den psychologischen Thriller von Grégoire Vigneron zwar nicht, aber insgesamt ist „Spurlos“ ein durchaus gelungenes und kurzweiliges Werk über Zufall, Erfolg und Moral.

Love & Other Drugs

The Killer Inside Me

(Senator/Universum) Einen Film fast ausschließlich im Inneren eines Panzers spielen zu lassen, mag man manipulativ finden, konsequent und beklemmend ist es aber in jedem Fall, wie dieser Film des israelischen Regisseurs Samuel Maoz beweist. Seine im ersten Libanonkrieg 1982 angesiedelte Geschichte über vier junge Soldaten in der Falle beeindruckt auf emotionaler wie erzähltechnischer Ebene absolut und wurde beim Festival in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Ein Audiokommentar und ein Making Of runden die Veröffentlichung ab.

(20th Century Fox) Eigentlich sind sie wie geschaffen füreinander, doch als Paar zum Scheitern verurteilt: Jamie und Maggie lieben beide ihre Unabhängigkeit und den schnellen Sex mit wechselnden Partnern. Doch als Liebe ins Spiel kommt, wird es kompliziert. Jake Gyllenhaal und Anne Hathaway zeigen viel Haut und spielen das sexuell aufgeladene Paar mit sichtlichem Spaß. Der Film jedoch wirkt unentschlossen: Will er von dem Paar erzählen, von Maggies ParkinsonKrankheit oder doch lieber von Jamies unaufhaltsamen Aufstieg als Viagra-Vertreter? Auf der DVD finden sich entfallene Szenen, ein Audiokommentar, Interviews und Trailer.

Text: Dirk Lüneberg

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Kult Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben (Lighthouse)

Boonmee begibt sich in ein Haus am Dschungel, um dort zu sterben. Während seiner letzten Stunden begegnet er den Seelen seiner verstorbenen Verwandten. Mehr Handlung braucht der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul nicht, um einen der wunderbarsten Filme des letzten Jahres zu realisieren. Wie selbstverständlich flicht er das Übersinnliche in das Geschehen ein und schafft eine magisch-poetische Meditation über Leben und Tod. Der Kauf der DVD könnte aber teuer werden, denn man ist sofort gewillt, sich einen Beamer und ein Soundsystem zu kaufen, um den Film angemessen zu würdigen. Großes Kino halt. Text: Cornelis Hähnel

Machete

Text: Christian Stein

Lebanon

KINO DVD

Text: Daniel Schieferdecker

(Universum) Eine texanische Kleinstadt in den Fünfzigern. Lou Ford (Casey Affleck) ist ihr Sheriff mit doppeltem Gesicht. Aufrecht und engelsgleich wirkt er auf die Bürger, was auch daran liegen kann, dass der Killer in ihm ausgeglichener Natur ist. Er wirkt naiv, aber in ihm steckt ein Psychopath, der Frauen (Kate Hudson & Jessica Alba) schon mal so behandelt, dass der Film nur mit FSK 18 in die Läden kommt. Michael Winterbottom zeichnet nach der Vorlage von Jim Thompsons Roman eine mit Pulp-Elementen versetzte Sozialstudie, die sich mit Satire paart. Bonusmaterial gibt es leider nicht.

Text: Elisabeth Nagy

Win a Lot Auch in diesem Monat könnt ihr wieder zahlreiche der hier vorgestellten DVDs (und Blu-rays) gewinnen. Schickt uns einfach eine Postkarte oder E-Mail (verlosung@sallys.net) mit dem Kennwort „DVD-Verlosung“ und eurem Wunschtitel. Altersnachweis nicht vergessen! Zu gewinnen gibt es: Einfach zu haben – 2x DVD, 1x BD, Uncle Boonmee – 3x DVD, Dog Pound – 5x DVD, The Tourist – 3x DVD, Kugelschreiber & Kulturbeutel, Die Beschissenheit der Dinge – 3x BD & Roman, Umständlich verliebt – 3x DVD, Gigantisch – 3x DVD, Love Ranch – 3x DVD, Spurlos – Die Entführung der Alice Creed – 3x DVD, Der letzte Gentleman – 3x DVD, Spurlos – 3x DVD, Kinatay – 3x DVD, The Killer Inside Me – 3x DVD, Love and Other Drugs – 3x DVD, Unverblümt – 3x DVD, Ich sehe den Mann deiner Träume – 3x DVD, And soon the darkness – 3x DVD, Burke & Hare – 3x DVD, Was will ich mehr – 2x DVD, 2x BD, Burlesque – 2x DVD, 1x BD, Machete – 2x DVD, 1x BD , Fair Game – 2x DVD & Poster, Lebanon – 2x DVD, Happy Ever Afters – 2x DVD, Inside Job – 1x DVD, 1x BD.

The Tourist

(Kinowelt) Elise setzt sich im Zug zu Frank, flirtet und nimmt ihn sogar mit ins Hotel. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden und ihm sind Killer auf den Fersen, die ihn für einen gesuchten Verbrecher halten. Das Remake des französischen Krimis „Anthony Zimmer“ wartet mit Angelina Jolie und Johnny Depp auf. Es ist ein Thriller, der absichtlich in die Irre leitet, inszeniert von Florian Henckel von Donnersmarck (Audiokommentar und Interview gibt’s als Bonus) in seinem Hollywood-Debüt. Das Vorbild in „Über den Dächern von Nizza“ ist unübersehbar, bleibt aber wie auch die Vorlage unerreicht.

Text: Elisabeth Nagy

Umständlich verliebt

(Constantin/Highlight/ Paramount) Eine unabhängige Frau wie Kassie (Jennifer Aniston) benötigt keinen Mann? Selbst als sie den Wunsch nach einem Kind verspürt, will sie keine Beziehung, sondern einen Samenspender. Hoffnung auf diese Rolle macht sich ihr bester Freund

Wally (Jason Bateman), wird jedoch enttäuscht. Als er betrunken auf Kassies Toilette die Samenspende eines anderen entdeckt, passiert ein Missgeschick mit weitreichenden Folgen. Aniston ist charmant wie immer und sogar die Story dieser romantischen Komödie ist originell ausgefallen. Die DVD bietet noch ein Making Of, ein Gag Reel, Interviews, eine Featurette und mehr.

Text: Dirk Lüneberg

Unverblümt

(Delphi/EuroVideo) Was Alan Ball mit dieser Coming of Age-Geschichte über das sexuelle Erwachen der 13-jährigen Jasira (Summer Bishil), die von ihrem libanesischen Vater unterdrückt, von den Mitschülern gehänselt und vom erwachsenen Nachbarn angemacht wird, wollte, ist offensichtlich: provozieren und Tabus brechen, verstören und unterhalten. Das gelingt mal besser, mal schlechter und kann nie ganz mit Balls TV-Meisterwerken wie „Six Feet Under“ mithalten. Doch uninteressant ist die DVD-Premiere, auch dank Nebendarstellern wie Aaron Eckhart, Toni Collette oder Maria Bello, nie.

Text: Jonathan Fink


Seite 58

COMPUTERSPIELE

unclesally*s magazine

Kinect Mit Kinect hat Microsoft eine kleine Videospiel-Revolution im Wohnzimmer losgetreten - erstmals braucht man zum Zocken keinen Controller mehr, alles wird direkt über die Bewegungen des eigenen Körpers gesteuert. Auf dem Erfolg der Hardware ruht man sich aber nicht aus: Zahllose Events, neue Spiele und Ideen sorgen dafür, dass an Langeweile auf absehbare Zeit nicht zu denken ist.

Kinect im Guiness Buch

Kinect Sports Schon wenige Tage nach Erscheinen von Kinect für die Xbox 360 war klar: Kinect Sports ist das ultimative Partyspiel. Wer sich die neue Hardware für seine Konsole holt, kann auf den Titel einfach nicht verzichten - zu vielseitig, spaßig und vor allem auch Mehrspieler-tauglich ist das Ganze geworden. Egal ob Fußball, Tischtennis, Bowling, Boxen oder Hürdenlauf, beim Ball in der Luft halten oder auf der Party beim Elfmeterschießen: Wer wissen will, zu was für unterschiedlichen Aktionen Kinect alles taugt, trifft mit Sports die perfekte Wahl.

Nicht nur die Kritiker waren begeistert, auch die Kunden haben die Läden gestürmt: Anfang März wurde bekannt gegeben, dass Kinect das schnellstverkaufte Konsum-Elektronik Produkt aller Zeiten ist und sich damit einen Platz im Guiness Buch der Rekorde gesichert hat. Innerhalb der ersten 60 Tage nach dem Launch im November 2010 wurden über acht Millionen Kinect Sensoren verkauft - das sind mehr als 133.333 Geräte täglich. Der Erfolg hört damit aber nicht auf: Mittlerweile haben sowohl Kinect selbst als auch die passenden Spiele längst die Zehn-Millionen-Grenze hinter sich gelassen.

Kinect Dance Central Tanzspiele sind nichts Neues mehr - seit Jahren wird vor dem Fernseher gegroovt und sich mehr oder weniger Disco-tauglich bewegt. Mit Dance Central ist aber das erste Spiel erhältlich, bei dem Tanzen ganz ohne Controller oder Matte möglich ist. Die Kinect-Sensoren erfassen die Körperbewegungen und lassen so deutlich lässigere und realistischere Moves zu. Mehr als 30 Songs von Bands wie No Doubt und M.I.A., aber auch Lady Gaga sind dabei, dazu gibt es zahlreiche Bühnen, Extras und Online-Ranglisten. Unterhaltsam, partytauglich - und ganz schön schweißtreibend.

KINECT Carnival in Aktion!

Sensation auf der E3?

Von der Carnival Games-Reihe wurden weltweit schon mehr als sieben Millionen Spiele verkauft, jetzt dürften noch so einige dazu kommen - der neueste Teil der Serie erscheint nämlich exklusiv für Kinect. Das Jahrmarkt-Szenario ist das altbekannte geblieben, allerdings sind auf dem Rummel jetzt ganz neue Spiele und Aktionen möglich - rasante Achterbahnfahrten, ein Ausflug im Heißluftballon, ein Tanzwettbewerb mit einem Affen oder ein Blick in die Zukunft beim Wahrsager. Zudem darf der eigene Xbox Live-Avatar ins Spiel integriert werden und kann dann gegen Familie und Freunde antreten. Da steht dem Rummelplatz im Wohnzimmer nichts mehr im Wege.

Kinect-Besitzer sollten in diesem Jahr besonders gespannt auf die Videospielmesse E3 in Los Angeles schauen. Neben den zu erwartenden zahlreichen neuen Titeln wird es unter Umständen auch eine wirklich überraschende Ankündigung seitens Harmonix geben - also von dem Team, das mit Rock Band und zuletzt Dance Central schon MusikVideospiel-Geschichte geschrieben hat. Konkrete Infos gibt es zwar noch nicht - wenn Harmonix kurz und knapp von einer "großen und überraschenden Ankündigung" spricht und man zudem noch weiß, dass die Entwickler derzeit ganz neue Konzepte im Bereich der Bewegungssteuerung erproben, darf man sich aber durchaus schon auf den Juni freuen. Text: Tito Wiesner


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COMPUTERSPIELE

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Portal 2 Eingesperrt in einer Irrenanstalt - zusammen mit albernen Robotern, einem rachsüchtigen Computersystem und zynischen Fallen: Das Szenario von Portal 2 ist ebenso außergewöhnlich wie der Gameplay-Mix aus Shooter und Puzzle. Menschliches Versuchskaninchen in einer Forschungsanstalt zu sein, ist an sich ja bereits keine angenehme Ausgangsposition. In Portal 2 kommt es für den Spieler aber noch dicker: Als er nach einem viel zu langen Tiefschlaf aufwacht, hat sich offensichtlich irgendeine Katastrophe ereignet - das zunächst ganz komfortable Zimmer in der Anstalt ist eine Bruchbude, die Forschungseinrichtung weitgehend zerstört. Gut, dass zumindest der zuständige Begleit-Roboter es mit Humor nimmt und dem Spieler gleich zu verstehen gibt, dass er trotz der hoffnungslosen und eigentlich völlig ausweglosen Situation doch bitte gleich mit der ersten Aufgabe anfangen möge. Die Eingangs-Level erinnern zunächst an das erste Portal: In überschaubaren Räumen gibt es einen Ausgang, der erreicht werden muss - was auf direktem Wege aber nie möglich ist. Da muss etwa erst ein Würfel aufgehoben und auf einem Schalter abgelegt werden, bevor sich eine Treppenkonstruktion öffnet und Zugang zur nächsten Plattform gibt. Schon nach wenigen Minuten bekommt der Spieler zudem die Portal-Kanone in die Hand gedrückt, das eigentliche Herzstück des Spiels. Mit der schießt er Dimensionstore in Wände, Boden oder Decke und kommt nach Durchschreiten des Tores an einem zweiten wieder heraus. Bald steigt der Schwierigkeitsgrad aber steil an - Portal 2 verlangt unglaublich viel Gehirnschmalz-Einsatz. Die Bereiche werden immer komplexer, die Interaktionsmöglichkei-

ten größer. Da gilt es dann, mehrere Schalter gleichzeitig zu drücken, diverse Konstruktionen zu aktivieren, mit möglichst viel Schwung oder möglichst steil durch die Portale zu springen, Strahlen durch Spiegel zu beeinflussen, Katapulte, Barrieren oder Flüssigkeiten zu nutzen und vieles mehr - immer wieder kommt es so zu

Neben dem Einzelspieler-Modus ist aber auch eine Koop-Kampagne für zwei Spieler auswählbar. Die wird mit zwei sympathischen und manchmal ganz schön albernen Robotern namens Atlas und P-body gespielt und ist keine einfache Ergänzung der Solo-Kampagne, sondern eine komplett eigenständige Spielerfahrung - dank doppelt so viel Portalen und zahllosen Möglichkeiten der Spieler, sich zu unterstützen, Tipps zu geben und die immer kniffliger werdenden Aufträge zu vollenden. War der erste Teil noch ein außergewöhnliches, aber viel zu kurzes Experiment, ist Portal 2 ein herausragend gutes Spiel geworden - der teils antiquierten Optik zum Trotz. Bedienung, Rätseldesign und Lernkurve sind vorbildlich, die Story ist gelungen, der Humor grandios; trotz manchmal frustrierend schwieriger Aufgaben wird es kaum einen Spieler geben, der hier nicht bis zum Ende durchhalten will. Text: Tito Wiesner

den mal motivierenden, mal frustrierenden „Das kann doch gar nicht gehen!“-Momenten. Gut, dass viel Humor im Spiel steckt: Während andere Titel krampfhaft versuchen, witzig zu sein, gibt es hier andauernd wirklich Grund zu lachen - egal ob die Lautsprecheransagen in der Anstalt oder die Balgereien der Roboter, der Spieler bekommt das Grinsen kaum aus dem Gesicht.

Genre: Action/Puzzle Publisher: Valve Plattform: PC, Xbox360, PS3


Seite 60

COMPUTERSPIELE

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gestaltet - was vor allem am neuen, Rollenspiel-artigen Quest-System liegt. Zwar gab es ähnliches Aufgaben-Abarbeiten schon in der Vergangenheit. Die Sims Mittelalter geht allerdings noch einen Schritt weiter und gibt dem Spieler in praktisch jeder Situation vor, was als nächstes zu tun ist. Egal ob Gespräche mit dem Schloss-Innenausstatter, das Sammeln von Kräutern, ein Kampf mit einer Bestie oder das Schmieden eines Schwertes ansteht, immer ist offensichtlich, was getan werden muss: Besuchen des jeweiligen Ortes, Anklicken von Person oder Gegenständen, Auswählen der Aktion - und dann meist eine gewisse Wartezeit, bis die Aufgabe gelöst ist. Die häufigen Wartezeiten sorgen dafür, dass immer wieder der schnelle Vorlauf gewählt wird - weil oft zwischen den einzelnen Aufgaben nichts zu tun ist. Natürlich können neue Freunde gewonnen und Sympathie- oder Erfahrungspunkte gesammelt werden, die Stimmung des eigenen Sims muss immer im Blick behalten werden, zudem unterscheiden sich die Lösungsmöglichkeiten je nachdem, mit was für einer Art Held der Spieler unterwegs ist. Ein paar Minispiele strecken zusätzlich die Spielzeit. Das ändert allerdings nichts daran, dass sich schnell Wiederholungen einschleichen - und mit zunehmendem Spielverlauf immer mehr Monotonie einstellt.

Die Sims Mittelalter Burgen und Schwerter statt WGs und Couchtische: Electronic Arts schickt die Sims ins Mittelalter - wo sich Spieler mit ähnlichen Bedürfnissen, aber neuen Aufgaben herumschlagen müssen. Neustart für die erfolgreiche Spielereihe-Sims - nach zahllosen Erweiterungen für den letzten Titel Die Sims 3 wollten die Entwickler ein neues Szenario kreieren und drehten die Zeit ein paar hundert Jahre zurück. Die Sims Mittelalter ist allerdings kein AddOn, sondern ein eigenes Hauptprogramm und somit alleine lauffähig. Die Nähe zu Die Sims 3 kann der Titel trotzdem nie verbergen: Zwar ist der Schauplatz diesmal ein Königreich mit angrenzenden Wäldern, Höhlen und Friedhöfen. Auch die Berufe sind angepasst und reichen von König über Ritter bis Barde

und Hufschmied - jeder natürlich inklusive passender Gewänder, Fähigkeiten und Schwächen. Im Grunde sind das alles aber nur optische Veränderungen für die bekannte Spielmechanik. Auffälliger ist da schon, dass die Entwickler diesmal die Möglichkeiten stark eingeschränkt haben. Das beginnt bei den reduzierten Bedürfnissen der Sims - im Grunde muss nur sichergestellt werden, dass sie ausreichend Essen und Schlaf bekommen. Aber auch die Spielaufgaben sind diesmal einfacher

Immerhin haben die Entwickler Humor bewiesen: Die Quests sind oft sehr amüsant formuliert, die Interaktionen und Animationen putzig, die Charaktere sympathisch überzeichnet - hier nimmt sich niemand zu ernst, das Mittelalter der Sims ist eher heiter als düster. Viel Humor und ein stimmungsvolles Szenario machen alleine aber noch kein gutes Spiel aus - Die Sims Mittelalter bieten inhaltlich zu wenig, um längerfristig zu motivieren. Das Quest-System vereinfacht die Spielmechanik so sehr, dass meist nur mehrfach geklickt und dann gewartet werden muss; die Faszination anderer Sims-Titel stellt sich hier auf Grund mangelnder Aktionsmöglichkeiten leider nie wirklich ein. Text: Tito Wiesner

Genre: Simulation Publisher: Electronic Arts Plattform: PC, Mac

UFC Personal Trainer Sport- und Fitness-Software liegen im Trend. Laut der Entwickler von THQ sind die ganzen Konsolen-Workout-Programme aber nichts für echte Männer - die wollen auch im Wohnzimmer lieber durch Kickboxen und Ringen fit werden. Der Spielehersteller kündigt daher unter dem Titel UFC Personal Trainer einen Ableger seiner KampfsportReihe an, bei dem diesmal auch vor dem Bildschirm Schweiß fließen soll - die Bewegungssteuerungen Playstation Move, Xbox Kinect oder Nintendo Wii sind daher Voraussetzung, um mitzumachen. Das Trainingsprogramm wurde von der US-amerikanischen National Academy of Sports Medicine (NASM) mit der Unterstützung von Mixed-Martial-Arts-Experten entworfen. Spieler lernen über 70 Übungen aus dem MMA-Bereich in Disziplinen wie Ringen, Kickboxen und Muay Thai, die Kraft, Ausdauer und Kondition verbessern sollen. In Rhythmus- und Timing-basierten Aufgaben kommen außerdem Schlag- und Trittsequenzen zum Einsatz. Ab

Juli ist das Ganze erhältlich - Familienangehörige und teure Einrichtungsgegenstände sollten allerdings aus dem Weg geräumt werden. Tito Wiesner

Genre: Workout Publisher: THQ Plattform: PS3 Move, Xbox Kinect, wii


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Shift 2 Unleashed Teure Zeiten für Rennspiel-Fans: Hot Pursuit ist noch nicht mal ein halbes Jahr alt, trotzdem legt Electronic Arts mit Shift 2 Unleashed schon den nächsten Titel in der Need For Speed-Reihe vor. Auf den ersten Blick setzt Unleashed komplett auf die Vorzüge von Need For Speed Shift. Ziel der Entwickler war es somit wieder, den Rennalltag auf berühmten Kursen etwa in Tokyo, Donington oder Oschersleben so authentisch wie möglich auf PC und Konsole zu reproduzieren. Dem Spieler verlangt das einiges an Einsatz ab - wo in Hot Pursuit noch schnelle Reaktionen am wichtigsten waren, sind jetzt wieder fahrerisches Können und viel Feingefühl gefragt. Die größte Neuerung wird offensichtlich, sobald zwischen den einzelnen Perspektiven hin- und hergeschaltet wird. Zu den bekannten Modi wie der Verfolger-Ansicht oder dem Blick über die Motorhaube wurde jetzt auch eine Helm-Kamera hinzugefügt. Die minimiert nicht nur die Bildschirmanzeigen und schränkt das Sichtfeld ganz so ein, als hätte der Spieler tatsächlich ein Helmvisier vor sich. Gleichzeitig wird alles noch etwas realistischer, da sich der simulierte Fahrerkopf mitbewegt. Mehr Übersicht bringt diese Option allerdings nicht - und dem einen oder anderen Spieler dürfte vor lauter Gewackel auch schnell schlecht werden.

Andere Verbesserungen sind dezenter - so ist das Schadensmodell komplexer und hinterlässt sichtlich Spuren und Teile auf der Fahrbahn. Der Karrieremodus wurde weiter ausgebaut und durch zusätzliche Events wie Langstreckenrennen und Disziplinen etwa in Auto-Klassikern oder Muscle Cars aufgewertet, die Tuning-Möglichkeiten ausgebaut. Dadurch ist Shift 2 dem Vorgänger zwar sehr ähnlich, setzt aber an vielen Stellen neue Akzente - wer sich am realistischen Anspruch und dem hohen Schwierigkeits-

Atari’s Greatest Hits

Genre: Rennspiel Publisher: Electronic Arts Plattform: PC, Xbox 360, PS3

Kommt die Wii 2?

Ankündigungen für die nächste Konsolen-Generation lassen im Moment noch auf sich warten - derzeit versuchen Sony, Microsoft und Nintendo weiter mit voller Kraft, ihre aktuellen Geräte Playstation3, Xbox360 und Wii zu verkaufen. Die Zeichen verdichten sich allerdings, dass Nintendo jetzt nach vorne prescht.

Unter dem Titel Atari’s Greatest Hits ist eine Sammlung mit 92 Spielen der Atari-2600-Konsole und 18 Titeln von Arcade-Automaten für iPhone, iPad und iPod Touch erschienen. Im Angebot befinden sich berühmte Namen wie Missile Command, Astroids und Battlezone. Ataris Entwickler haben sie mal mehr, mal weniger aufwendig an die Steuerung über Touchpad-Displays angepasst. Nett: Einige lassen sich im Multiplayermodus per Bluetooth spielen.

Tito Wiesner

Text: Tito Wiesner

Gerüchteküche:

Geschichtsunterricht für Videospieler: Atari hat 100 Klassiker der Games-Geschichte für iPhone und iPad wiederveröffentlicht - ob ältere Zocker da eine Träne vor lauter Wiedersehensfreude vergießen, bleibt allerdings abzuwarten.

Spieler haben diverse Kaufoptionen und können entweder rund 80 Cent teure Pakete im App-Store mit jeweils vier Spielen erwerben oder gleich zum Gesamtpaket für rund 12 Euro greifen. Allerdings sollten alle, die sich selbst nicht als bedingungslose Retro-Gamer bezeichnen würden, nicht zu voreilig in die „Früher war alles besser“-Litanei einstimmen: Die Spiele sind fast unverändert übertragen, was zu allerlei heutzutage ungewohnten Problemen führt - im berühmten Pong etwa ist es schon eine gewisse Herausforderung, den pixelkleinen Spielball von einem Krümel auf dem Display zu unterscheiden.

grad nicht stört und schon den Vorgänger mochte, kann mit Shift 2 nichts falsch machen.

Genre: Retro Arcade Publisher: Atari Plattform: iPhone, iPad, iPod touch

Gerüchte über einen Nachfolger für die Wii gibt es schon seit Langem – da die Konsole von Nintendo trotz der weiten Verbreitung von HD-Fernsehern keine hochauflösende Grafik beherrscht, sehen viele Marktbeobachter dringenden Nachbesserungsbedarf. Diverse US-Medien wollen nun Infos darüber erhalten haben, denen zufolge die kommende Konsole spätestens Anfang Juni 2011 auf der Spielemesse E3 in Los Angeles vorgestellt wird und Ende 2012 erscheint. Angeblich ist das Gerät leistungsfähiger als Xbox 360 und Playstation 3, trägt vermutlich einen neuen Namen und soll den Hardcorespielermarkt wieder für Nintendo zurückerobern - zuletzt hatte man den zugunsten von Familien- und Casual-Titeln eher vernachlässigt. Eine Webseite will gar wissen, dass die neuen Controller über eingebaute HD-Displays verfügen. Sollten die Gerüchte stimmen, wird das die großen Spielehersteller freuen - Unternehmen wie Ubisoft und Epic Games fordern schon länger neue Geräte, um dem Markt Impulse zu geben und eine bessere Spielerfahrung zu ermöglichen. Tito Wiesner


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COMIX, HÖR-/BÜCHER

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Smith/Flanagan Batman: Der Teufelskreis

(Panini Comics) Batman und die Frauen: Wenn man als maskierter Rächer seine Nächte verbrecherjagend in den Gossen von Gotham City verbringt, bleibt nicht viel Zeit, eine Beziehung zu pflegen. Zusätzlich muss Bruce Wayne tagsüber - für sein Image als frauenverschlingender Playboy - die langbeinigsten Damen der High Society daten. Dazwischen gibt es Liebesstress mit ungeklärten Affären wie der Katzendame Selina Kyle („Habe zwei meiner dämlichsten Kostüme für dich getragen! Zwei! Arsch!“). Obwohl der gestresste Held nun Augenringe bis zu den Füßen hat, winkt sich eine blonde Bekannte in Bruce Batmans Leben und startet mit ihm eine Liebesbeziehung wie aus einem Frauenroman. Gut, dass ihm zur nächtlichen Entlastung ein neuer Vigilant mit einer bescheuerten Ziegenmaske tatkräftig unter die Arme greift. Nur auf die Superheldenumgangsformen versteht sich dieser noch nicht so richtig und nimmt nach einem erfolgreichen Streifzug einfach so die Maske ab. Batman („Ich kenne Superman seit Jahren und nehme trotzdem meine Maske nicht vor ihm ab.“) ist peinlich berührt und verschwindet. Aber mit dem Optimismus einer neuen Liebe im Rücken sagt er sich: Man muss auch mal vertrauen können, verlobt sich und lädt den Ziegenkopf zu sich in die Bathöhle ein. Und bevor das Buch wirklich als Seifenroman für Strumpfhosenfetischisten endet, lässt Autor und Regisseur Kevin Smith die Bombe platzen.

Text: A. Hartung Heimat: paninicomics.de Preis: 19,95 Euro

5 Fragen an Geier Gibt es etwas Besonderes, was Comic allen anderen Medien voraus hat? Man kann alleine genau die Kopffilme machen, die man will, ohne sich um Millionen-Etats, zickige Schauspieler und nervige Produzenten scheren zu müssen. Welche Musik hörst du (momentan) am liebsten beim Zeichnen? Musik weniger, die lenkt mich nur ab. Meist laufen bei mir Hörbücher, aktuell Perry Rhodan, oder (Grusel-)Hörspiele. Wenn überhaupt Musik, dann meist Filmsoundtracks und -Scores, momentan ist „Collateral“ wieder mein Liebling. Welcher ist dein aktueller Lieblingscomic? So viele Comics lese ich nicht mehr, und wenn dann alte Sachen oder Webcomics - in letzter Zeit war’s wohl „Kick Ass“ vom Millar/Romita, „WormworldSaga“ von Daniel Lieske, und „Ewiger Himmel“ von David Boller. Was empfiehlst du jungen Nachwuchskünstlern? Geduld & Üben bis es wehtut! Die eigenen Fähigkeiten nicht zu überschätzen und nicht alles glauben, was man irgendwo in Tutorials liest. Aus dem Bauch heraus zeichnen und erzählen, damit man nicht die Lust verliert - und sich informieren, wie die Branche wirklich ist, ehe man alle Brücken hinter sich abbricht, um als Comiczeichner reich und berühmt zu werden. Welche Musik soll bei deiner Beerdigung laufen? „Far Far Away“ von Slade! Aber eigentlich ist mir das egal, ich höre es ja eh nicht mehr, und bis ich in die Grube fahre, ist es - glaube ich - noch eine Weile hin. Die Zeichner-Legende Geier zeichnete (unter anderem) für die deutsche Ausgabe des ErwachsenenComic-Magazins Schwermetall die berührende Serie “Cassandra“, für den Schwarzen Turm die Hardcore-Serie “Arsinoe“ und die funny-erotische Serie “Horst“ (Text bei allen: Robi). In dieser versucht das sexsüchtige und latent depressive Langohr mit verschiedensten Methoden Herr seiner sexuellen Gelüste zu werden, und wenn das schon nicht klappt, diese wenigstens befriedigend auszuleben. Am 17. Mai erscheint bei Panini der abschließende und neu colorierte vierte Sammelband. Heimat: paninicomics.de, geierheim.de

Schwarwel Seelenfresser 1 – Liebe

(Glücklicher Montag) Am Silvesterabend 2009 ist es soweit: Dinge, die Comiczeichner Schwarwel schon ewig im Kopf herum spuken, müssen raus. Er setzt sich an seinen Tisch und beginnt mit der ersten Skizze von “Seelenfresser“. Seitdem zeichnet er jede Woche eine Seite, die im Forum der Internetseite comiccombo.de als wöchentlicher Cliffhanger veröffentlicht wird. Nun sind die 72 Seiten unter dem Titel “Erstes Buch: Liebe“ als Sammelband erschienen. Die nachfolgenden Bände werden die Titel “Glaube“, “Hoffnung“ und “Barmherzigkeit“ tragen. Wie die wuchtigen Namen bereits verraten, handelt es sich hierbei um eine ernste Angelegenheit, und entsprechend düster sind Schwarwels Zeichnungen. Seine lustigen Funny-Figuren existieren in dieser Welt nur als Tassenaufdrucke. In “Liebe“ liegt im Wald ein seltsames rundes Ding, aus dem etwas ausbricht, und wir lernen ein ungleiches Paar kennen. Ob “Seelenfresser“ ein schwülstig kitschiges Gothic-Epos oder eine Lyncheske Achterbahn in den Abgrund wird, ist nach dem ersten Band noch völlig offen. Aber spannend ist die Sache allemal. Bereits jetzt kann man auf comiccombo.de die Entstehung des zweiten Bandes mitverfolgen, der spätestens im März des nächsten Jahres erscheinen soll. Damit man dann noch neun Monate Zeit hat, um ihn zu lesen. Vor dem Weltuntergang. Schwarwel signiert am Gratis-Comic-Tag in der Comiccombo Leipzig.

Text: A. Hartung Heimat: seelenfresser.net, comiccombo.de Preis: 12,80 Euro

Am 14. Mai ist Gratis-ComicTag! Einmal ist keinmal. Zweimal ist eine Tradition! Am 14. Mai ist es wieder soweit: Es ist Gratis-Comic-Tag! Nach amerikanischem Vorbild werden in den (teilnehmenden) Comicläden eurer Stadt exklusiv für diesen Tag produzierte Comichefte verschenkt. Alle namhaften Verlage sind beteiligt und insgesamt stehen 44 Hefte zur Auswahl. Zu ergattern gibt es Comic-Klassiker wie „Die Schlümpfe“, „Die Peanuts“ oder „Donald Duck“. Aber auch Superhelden wie „Green Latern“, „Thor“ und, ähem, „Star Wars“ geben sich die Ehre. Reprodukt lässt sich nicht lumpen und spendiert ein komplettes Herr Hase-Album, Cross-Cult glänzt mit einem The Goon-Sonderheft und beim Weissblech Verlag gibt es eine Gratis Gruselstunde. Einzusehen ist das komplette Programm unter gratiscomictag.de. Auf Grund der großen Nachfrage geben viele Händler nur eine sehr limitierte Anzahl von Heften pro Kunde heraus. Also am besten vorher Erkundigungen einziehen. Hier habt ihr jetzt jedoch die Möglichkeit, eines von drei Komplettpaketen zu gewinnen. Schreibt dazu eine E-Mail an comix@sallys.net. Das Kennwort ist: Gratis-Comic-Tag

HÖREN RAYMOND CHANDLER DAS GESETZ DER STRASSE

(SWR/WDR/NDR/Der Audio Verlag) Raymond Chandler hat eine Weile gebraucht, seine Bestimmung zu finden. Er scheiterte als Journalist, als Dichter, als Buchhalter und schließlich als Direktor einer Ölfirma, bevor er jenseits seines 40. Geburtstags maßgeblich daran mitwirkte, den Kriminalroman vom Unterhaltungsschmöker zur Literatur zu erheben. Die Box „Das Gesetz der Straße“ versammelt fünf alte Hörspielproduktionen aus den Jahren 1973 bis 1999, die auf seinen Kurzgeschichten „Straßenbekanntschaften“, „Der Mann der Hunde liebte“, „Der Bleistift“, „Gesteuertes Spiel“ beziehungsweise dem Roman „Die Tote im See“ basieren. Qualitativ sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkproduktionen mit Sprechern wie Ulrich Pleitgen, Hans Peter Hallwachs oder auch Marius Müller-Westernhagen solides Material - auch wenn man manchen ihr Alter anhört - und bieten einen schönen Einstieg in Chandlers Welt, in der Verbrechen nicht die Ausnahme, sondern die die Gesellschaft definierende Regel ist. (5 CDs/rund 279 Minuten)

Text: Moritz Honert

BERND INGMAR GUTBERLET DIE GRÖSSTEN LÜGEN UND LEGENDEN DER WELTGESCHICHTE

(Auditorium Maximum) Waren die Amerikaner auf dem Mond? Wo liegt Atlantis? Gab es Robin Hood? Und was ist mit Graf Dracula? Solchen Fragen ging der Historiker Bernd Ingmar Gutberlet in seinem Buch „Die 50 größten Lügen und Legenden der Weltgeschichte“ nach. Bei der vorliegenden Hörfassung handelt es sich um ein gekürztes Best Of. Wer sich ein wenig für Geschichte und Verschwörungsblödsinn interessiert, wird hier viel Freude haben - auch wenn natürlich wenig enthüllt, sondern nur referiert


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wird. Den Kennedy-Mord klärt Herr Gutberlet genauso wenig auf wie das Ableben von Marilyn Monroe. Gelegentlich ist der Autor ausführlicher, als es er hätte sein müssen, interessant bleibt die Produktion trotzdem. Einziges Manko ist der bierernste und ein wenig schleppende Ton des Vorlesers Wolfgang Schmidt, seines Zeichens Schauspieler und Moderator, der wenig mitzureißen vermag. (2 CDs/rund 144 Minuten)

LESEN

DEPECHE MODE DIE AUDIOSTORY

Text: Moritz Honert

FJODOR DOSTOJEWSKIJ DER SPIELER

(SWR/Der Audio Verlag) Erst kürzlich wurde auf diesen Seiten eine klassische Hörspielfassung von Dostojewskijs „Spieler“ verhandelt, da kommt die komplette Lesung von Swetlana Geiers Neuübersetzung bereits hinterher. Angesichts dessen können wir es kurz machen: Was Dostojewskij da in nur 26 Tagen diktierte, nachdem er selbst ein Vermögen in Wiesbaden verzockt hatte, ist auch mehr als 150 Jahre nach seiner Entstehung noch immer eine der besten Abhandlungen über Abhängigkeiten und Innenansicht eines Süchtigen. So weit, so bekannt. Zum Erlebnis wird die Produktion allerdings durch den österreichischen Schauspieler Michael Rotschopf, der den Text nicht liest wie ein Buch, sondern wie das, was es auch ist – ein langes trauriges Gedicht. (5 CDs/393 Minuten)

Text: Moritz Honert

Seite 63

All Time Best Wer kennt sie nicht: Die kleinen gelben Heftchen der Reclam Universal-Bibliothek, an deren Literatur-Klassikern sich Generationen von Schülern abgearbeitet haben.

Text: Moritz Honert

(Lübbe Audio) Bis heute vergeht in unserem Land kein Wochenende, in dem nicht in irgendeiner Disco eine Depeche-Mode-Party gefeiert wird. Warum das so ist, versucht diese Audiobiographie zu erklären. Auf zwei CDs erzählt der Journalist Thomas Bleskin die Geschichte von den Anfängen der Band in der englischen Kleinstadt bis zum weltweiten Superstardom im Hier und Heute. Klatsch und Tratsch über Sex, Drogen und zerbrochene Freundschaften inklusive. Der Blick auf die Band ist trotzdem der eines treuen Fans. Dauernd wird pseudovertraulich von „den Modes“ geredet und diverse Male ihrer musikalischen „Genialität“ gehuldigt. Soviel Hingabe hat gelegentlich absurde Folgen, wenn beispielsweise Texte, von denen gerade gesagt wurde, sie bedeuteten nichts, anschließend in voller Länge übersetzt werden. Sei’s drum. Schlussendlich bleibt eine nette Zusammenfassung, die einen tatsächlich nochmal neugierig auf die Band macht, die man inzwischen mehr als musikalisches Möbelstück und weniger als Kunstgegenstand wahrgenommen hatte. (2 CDs/rund 138 Minuten)

HÖR-/BÜCHER

Bud Spencer mit Lorenzo de Luca & David de Filippi Mein Leben, meine Filme – Die Autobiographie

(Schwarzkopf & Schwarzkopf) Millionen Väter haben an Millionen Samstagnachmittagen Millionen Stunden damit verbracht, ihre Kinder mit den Millionen Schlägen des Bud Spencer vertraut zu machen. Das hat genügt, um ihn für immer in unser kollektives Gedächtnis einzubrennen. Aber wer könnte uns besser etwas über Kloppe-Onkel Bud erzählen, als Bud selbst?! Und so legt der mittlerweile 82-jährige Carlo Pedersoli, wie Spencer wirklich heißt, nun eine Autobiographie vor, die an Unterhaltungswert ihresgleichen sucht. Das hat nicht nur damit zu tun, dass Pedersoli jedes nostalgische Gefühl befriedigen kann, das der Leser mit den samstäglichen Treffen mit seinem filmischen Alter Ego verbindet, sondern vor allem damit, dass er ein sehr interessanter Zeitgenosse ist. Anekdoten über seine Olympiateilnahmen im italienischen Schwimmteam, seine Arbeit als Musikproduzent, sein Jurastudium und die Filmkarriere machen dieses Buch zu einem großen Spaß und auch für diejenigen, die Terence Hill immer cooler fanden, unbedingt lesenswert.

Text: Timo Richard

Michel Houellebecq Karte und Gebiet

(DuMont) Normalerweise steht zur Veröffentlichung eines neuen Houellebecq-Romans auch ein ordentlicher Skandal ins Haus, wedeln Kritiker aufgeregt mit den Armen und unterstellen dem Autor so ziemlich jede politische Inkorrektheit, die sich ersinnen lässt. Nun erscheint mit „Karte und Gebiet“ Houellebecqs

Zu den geschriebenen Standardwerken gesellt sich jetzt die Reclam Musik Edition mit den Klassikern der modernen U-Musik. Heißt: Die wichtigsten Songs von unter anderem Johnny Cash, Bob Dylan, Simon & Garfunkel und Elvis Presley in überschaubare Best Of-Versionen gepresst. Die sind in den meisten Fällen zwar bereits mit ähnlicher Tracklist erhältlich, aber wer genau die noch nicht sein Eigen nennt, kann ruhig zugreifen. Im Sommer soll dann die nächste Reihe mit Must Haves der Musikgeschichte folgen. Text: Lena Kinnt

fünfter Roman nach Aufregern wie „Elementarteilchen“ oder „Ausweitung der Kampfzone“ und ist wenig dazu angetan, Krach zu schlagen. Nachdem alle seine vorherigen Veröffentlichungen früher oder später in misanthropische Dystopien gekippt sind, hat Houellebcq seinen neuen Roman äußerst heiter, geradezu fluffig gestaltet. Und das, obwohl ein bestialischer Mord, der fast wie die Karikatur eines Schwedenkrimi-Gemetzels wirkt, sogar sein literarisches Alter Ego hinwegrafft. Eigentlich geht es aber um Jed Martin, der vom kleinen Fotografen zu Frankreichs bestbezahltem Künstler wird und – wie es sich für einen Houellebecq-Roman gehört – natürlich um die großen Themen unserer Zeit, um Entfremdung und die Frage, wie sich Postkapitalismus anfühlen könnte. Im Gegensatz zu den Vorgängern zieht „Karte und Gebiete“ allerdings ein durchaus positives Fazit und zeigt einen Autor in Bestform.

Text: Timo Richard

Hilmar Bender Violent Evolution – Die Geschichte von Kreator

(Ubooks) Hilmar Bender dürfte dem einen oder anderen bereits begegnet sein, zum Beispiel als reisender Autorensidekick von Thees Uhlmann und Nagel oder im Fanblock des 1. FC Köln (oder wahlweise Werder Bremen). Dass der Kollege allerdings Fan, Freund und ein mit allen Details bestückter Kreator-Insider ist, wussten nur die wenigsten, und für die hat Hilmar nun auf 221 Seiten abgeliefert. Seine angenehm den Charakter der Prota-

gonisten offenbarende Band-Biographie ist nicht nur eine zitat- und anekdotenreiche Abhandlung der Bandgeschichte, sondern ein in Bild und Texte festgehaltenes Zeitzeugnis aus dem Ruhrpott der Achtziger, als die Schornsteine der Zeche Carl genauso rauchten wie das HB-Männchen und drei Typen namens Mille, Rob Fioretti, und Jürgen „Ventor“ Reil dem ThrashGenre eine hässliche Visage modellierten. Knapp 30 Jahre später sind Kreator noch immer die glaubwürdigen, bodenständigen Typen von einst, und darüber hinaus natürlich MetalLegenden. Bender würdigt in „Violent Evolution“ das musikalische Gesamtwerk von Kreator genauso wie deren unkaputtbaren Glauben an sich selbst und schafft es, der Achterbahnkarriere der Thrash-Ikonen zusätzlichen Schwung zu verleihen. Im Mai liest er aus seinem Werk. Freut euch auf einen literarischen Abend zum Headbangen.

Hilmar Bender Lesetour:

17.5. Stuttgart - Zwölfzehn *** 18.5. Erlangen - E-Werk *** 19.5. Wiesbaden - Schlachthof ***20.5. Solingen - Cobra *** 21.5. Münster Amp *** 22.5. Köln - Gebäude 9 *** 24.5. Osnabrück - Kleine Freiheit *** 25.5. Berlin - Roter Salon *** 26.5. Hannover - Faust *** 28.5. Flensburg - Volksbad *** 29.5. Bremen - Tower *** 30.5. Hamburg - Uebel & Gefährlich


X-Wort

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QUERGEFRAGT Einfach die Antworten auf die Fragen in die dazugehörigen Kästchen kritzeln, und somit im besten Fall das richtige Lösungswort ermitteln. Das könnt ihr dann per Postkarte oder E-Mail an uns schicken und nehmt damit automatisch teil an der Verlosung des neuen Mona-Albums „Mona“. Einsendeschluss ist der 15. Mai 2011. [Sämtliche Umlaute (also ä, ö, ü) werden zu Vokalen (ae, oe, ue) und alle Begriffe werden ohne Leerzeichen geschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.]

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2. Sollte man mit den Beastie Boys nicht fahren 3. Bekannt für seine Wutausbrüche, beliebt bei Yuck-Sänger Daniel 5. Ein Schwimmbecken voll Leber? Heimat der Wombats 6. Nasenfahrrad. Laut Alexis Taylor in Nerd-Kreisen auch ein guter Gesprächseinstieg 7. Eigentlich was für Liebhaber von Schafshorntute und vorderasiatischem Dudelsack, bei Retro Stefson aber hype 8. Könnte in Doofenglisch Briefträger sein, ist aber Talkmaster 9. Eigentlich eher unenglisch, wenn schon, dann in Frankreich, Italien oder im Weltraum zu finden. Metronomy ist das egal 10. Britisches Igitt mit super Songs 12. Mit dem Krachmacher aus der Zahnpastawerbung verwandt, gibt es bald wahrscheinlich nicht mehr in rot 18. Nichts für Will Sheff, reimt sich auf Mord 21. ... lien. Halbe Heimat von An Horse und jetzt nicht mehr in der Oper 22. Da kann man mit den Fleet Foxes kein Geld verdienen. Online-Paradies für Sammelwütige 23. Bei Mona die Fünfziger, bei Yuck die Neunziger. Popkulturelles Deja Vu 24. Kirchenstaat. Cat’s Eyes seltsamer Auftrittsort 26. Pleite, voller Elfen, kalt. Wäre ich Retro Stefson, würde ich da auch wegziehen

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1. Rebell ohne Grund 4. Verursacht bei Newton Beulen, in der Werbung lautes Krachen 7. Erster Teil des Unworts des Jahres 2010, im Hardcore essentiell 9. Billig-Cola, englisch für Fluss 11. Ihre Welt sind die Berge, jetzt Keyboarderin bei Cloud Control 13. Davon kennen TV On The Rdaio neun Sorten, Grottenolme gar keine 14. Im Kinderzimmer angebracht, um kreativ zu werden. Laut Jaleel Bunton aber Gift für Musik 15. Bei Neil Young Ort politischer Skandale, emotionale Heimat von Mona 16. Wiz Khalifas Lieblingsthema. Kann man in der Pfeife rauchen 17. In der DDR Kaffee, in Italien Schweinkram, bei uns auf dem Titel 19. Bei Nick Brown groß, beim Filmdreh oft eingesetzt 20. Einfach titelgebend bei Manchester Orchestra, auf Postkarten ein Arschloch, in der Schule unvermeidlich 25. In Kombination mit Toten aus Berlin, mit TV aus Brooklyn 27. Macht in der Zahnpastawerbung auch Krach, als Sänger auch, im Kino mit Gibsons Hand im Hintern 28. Bekommt von Asterix aufs Dach, von Gordon Moakes Lieder geschrieben 29. Schreibt man in neuer Rechtschreibung bestimmt nicht mehr so. Schmeckt den Beastie Boys trotzdem 30. Früher Hauptbeschäftigung von Mikel Jollett, des Cowboys und der Pubertierenden bester Freund

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Das Lösungswort der letzten Ausgabe war übrigens „MORATORIUM“

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SCREENSHOTS/VORSCHAU/IMPRESSUM

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IMPRESSUM

SCREENSHOTs

Grazia

Von allen Zeitschriften, die ich nicht lese, lese ich die GRAZIA am häufigsten nicht.

Herausgeberin:

Laut Wikipedia bezeichnet Journalismus „die periodische publizistische Arbeit bei der Presse.“ Besonders periodisch wird natürlich bei FrauenMagazinen gearbeitet. Und wie der Name dezent andeutet, ist die GRAZIA eine Frauenzeitschrift. Frauen kaufen keine Zeitschriften mit Männernamen. Männer sind oft doof zu Frauen und deshalb trauen Frauen Männern nicht. Kein Mädchen würde die JÜRGEN, die JOCHEN oder die NORBERT kaufen. Die BRIGITTE dagegen kaufen Lisa und Petra gern.

Chefredaktion: Caroline Frey Stellvertr. Chefredaktion: Ina Göritz Redaktionsleitung: Christine Stiller, Timo Richard

Wie keine andere ihrer Kolleginnen greift die GRAZIA in die heißen Glätteisen von Life and Style: Schminken. Schuhe kaufen. Schleife binden. Haare kämmen, Horrormone und Hodensäcke - alles wird hier schonungslos und reich bebildert für das kürzere Geschlecht aufbereitet. Glanzvoller Höhepunkt und journalistischer Meilenstein dieses Jahres: Die Ausgabe 10 mit einem entlarvenden Nachbericht der Oscar-Verleihung: „Eine Oscar-Verleihung ohne falsche Wimpern? Ist wie Schnee im Sommer – einfach undenkbar!“ Gut, dass das mal raus ist!

VORSCHAU INTERVIEWS Die Arctic Monkeys waren fleißig und werden pünktlich zum Erscheinen unserer Juniausgabe ihr viertes Album „Suck It And See“ veröffentlichen. Die Fun Facts dazu haben wir Sänger Alex Turner beim Interview in Berlin entlockt und auch unser Lieblings-Troubadour Fank Turner musste beim Ortstermin zum Gespräch antreten. Wie er sich in unserem „Test“ geschlagen hat, lest ihr ab dem 27. Mai. Dann außerdem mit an Bord: Death Cab For Cutie, Art Brut, Danger Mouse, Fucked Up, Flogging Molly und Friendly Fires uvm.

IM KINO Passend zum Bade-Wetter ist auf der Leinwand die Zeit der schönen Menschen angesagt. Drei von ihnen haben wir zum Interview getroffen: Jake Gyllenhaal anlässlich des Science Fiction-Films „Source Code“, Zoe Kravitz zum Comic-Reboot „X-Men: Erste Entscheidung“ sowie Ryan Phillippe, der mit „Der Mandant“ und „The Bang Bang Club“ gleich in zwei Filmen zu sehen sein wird.

unclesally*s GmbH & Co. KG Waldemarstr. 37, 10999 Berlin Tel.: 030 - 694 09 663, Fax: 030 - 691 31 37 mailto: sallys@sallys.net * online: www.sallys.net

Anzeigenkoordination & Marketing: Eric Landmann 030 - 694 09 661 Frank Straessner 030 - 694 09 662

Online-Marketing: Netpoint Media

Heimat: sallys.net Legal Affairs:

Josef Limper (www.kanzlei-limper.de) Marc Zibirre, LL.M. (info@merribiz.de)

Ressorts:

OK. Schnee im Sommer. Das wäre schon was! Gerade in L.A. oder in Libyen. Es gäbe Millionen Menschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee sähen. Und Streusalz! Es wäre das einzige Thema in den Nachrichten und der Titel jeder Zeitung dieser Erde. Es wäre ein Wunder. Es wäre romantischer als „Pretty Woman“ und die halbe Menschheit würde auf der Straße tanzen. Kinder und andere kleine Menschen würden verloren gehen und nach Tagen aus dem Nichts wieder auftauchen. Es wäre ein Feiertag. Für immer. Weltweit! Jährlich würden schwule Paraden um den ganzen Globus den „Snowday“ feiern. Es würden neue Spezies entstehen, Hunde umlackiert (weiß!), Speisen aus Schnee gekocht und Obamba würde als Snowbama wieder und wieder gewählt. Es wäre einfach UNBESCHREIBLICH. Aber es wäre natürlich ein FUCK gegen eine Oscar-Verleihung ohne falsche Wimpern! Hallo? Ohne falsche Wimpern gäbe es nämlich keine Oscars. Es gäbe kein Hollywood, keine amerikanische Filmindustrie und keine USA! Anne Hathaway: Falsche Wimpern! Shrek: Falsche Wimpern! E.T.? Falsche Wimpern! Kermit? Komplett aus falschen Wimpern gestrickt! Ronald McDonald hat als Gründer der USA seit seiner Geburt künstliche Permanent-Wimpern! Meisterwerke wie „Toy Story“, „Monster AG“ und „Findet Nemo“ hätten ohne den Einsatz von Kunstwimpern nie entstehen können. Auch die Wimpern des Haupt-Darstellers in „Der weiße Hai“ sind nicht echt! Der Verschleiß von falschen Wimpern, alleine bei Chewbacca, hat die Produktion von „Star Wars“ so viel Geld gekostet, dass R2D2 und C3PO erst gar keine Wimpern bekommen haben. Bei „Das Dschungelbuch“, so heißt es sogar, sollen alle Wimpern nur gemalt sein! Und Bambi war gar kein Reh, sondern der umtätowierte Schauspieler, der 1941 schon Dumbo zu einem Welterfolg gemacht hatte. Diesmal mit Eyelash Extensions. Freue mich schon auf nächstes Jahr, wenn es in der GRAZIA dann heißt: „Eine Oscar-Verleihung ohne falsche Titten? Ist wie Fuckochina ohne Atombusenkraft – einfach undenkbar!“ Yessica Yeti

Bücher: Timo Richard *** Comics: Andreas Hartung *** Comicstrip: aha *** Computerspiele: Tito Wiesner *** Demodesaster: Roy Fabian, Maik Werther *** Hörspiele: Moritz Honert *** Kino: Patrick Heidmann *** Neuigkeiten: Robby Steuding *** Platten: Ina Göritz *** Sport: Christine Stiller *** Lektorat: Torsten Hempelt *** Online: Ina Göritz, Christine Stiller

Abo: 15 Euro/Jahr

Bestellung an: abo@sallys.net

Autoren:

Frank Abel, Jochen Barthel, Elmar Bassen, Volker Bernhard, Kai Butterweck, Ben Foitzik, Jens Fritze, Gordon Gernand, Robert Goldbach, Sebastian Gosmann, Alexander Grigutsch, Sarah Gulinski, Michael Haacken, Cornelis Hähnel, Florian Hayler, Lasse Holler, Leon Ilsen, Stephanie Johne, Tim Kegler, Aiko Kempen, Philipp Kohl, Eric Landmann, Arne Lieb, Dirk Lüneberg, Peter Meisterhans, Nina Meyer, Boris Mischke, Christopher Mühlig, Johannes Musial, Holger Muster, Elisabeth Nagy, Vanessa Pape, Marc Phillips, Friedrich Reip, Sascha Rettig, Verena Reygers, Timo Richard, Daniel Schieferdecker, Natascha Siegert, Kristin Sperling, Steffen Sydow, Maritta Seitz, Natascha Siegert, Fabian Soethof, Samuel Stein, Frank Straessner, Frédéric Schwilden, Katharina Schulze-Geißler, Frank Thießies, Nina Töllner, Hans-Christian Vortisch, Marek Weber, Silvia Weber, Kati Weilhammer, Marcus Willfroth, Yessica Yeti

Praktikanten: Franziska Schuh

Auszubildende: Mandy Scholz

Fotografen:

Titelfoto Mona: Sebastian Gabsch Fotografen: Frank Abel, David Biene, Birte Filmer, Sebastian Gabsch, Ali Ghandtschi, Tim Klöcker, Oliver Schümers, Jan Umpfenbach, Erik Weiss, Jan Windszus, Ben Wolf, Stephan Mühlau

Layout:

Caroline Frey, Mario Krenz Editorial Design & Konzept: Bijan Latif * www.bijanlatif.com

Druck:

Frank Druck GmbH & Co. KG

Vertriebsleitung: Florian Hayler Vertriebsleitung Berlin: Roland Köppel Vertriebspartner:

unclesally*s Distribution: Berlin, Potsdam CartelX GmbH & Co. KG: Hamburg, Bremen, Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Frankfurt/Main, Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, Kiel, Flensburg u.a. PMS Köln: Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, Dortmund, Wuppertal, Oberhausen, Bonn, Krefeld, Duisburg u.a. Primeline Dresden: Dresden, Halle, Chemnitz Blanda Promotions: München Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es wird keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Tonträger und Fotos übernommen. Diese gehen in den Besitz des unclesally*s über. Nachdruck, auch auszugsweise nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der unclesally*s GmbH & Co.KG. Für alle Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2011




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