UniResearch

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UniResearch Die Freie Universität Bozen und ihre Forschung Fare ricerca alla Libera Università di Bolzano



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Forschung sichert Zukunft La ricerca garantisce futuro Universität bedeutet Arbeiten in der Forschung und Vermittlung von forschungsbasierter Lehre. Ohne eigene Forschung gibt es keine Universität – aber ohne universitäre Vernetzung gibt es auch kaum nachhaltige Forschung. Für die Freie Universität Bozen ist die Forschung ein zentraler Aspekt. Die Universität arbeitet in vielen Teilbereichen bereits aktiv in der Forschung und entwickelt ein international verankertes wissenschaftliches Netzwerk. Als junge Universität hat sie dem akademischen Personal die Chance gegeben, ihre jeweiligen Forschungsschwerpunkte zu entwickeln, jedoch mit einer klaren Tendenz zur regionalen und internationalen Vernetzung. Ziel ist es, in Bälde einzelne Schwerpunkte zu definieren und diese interdisziplinär auf hohem wissenschaftlichem Niveau klar erkennbar zu machen. Dabei soll die Freie Universität Bozen die Schaltstelle für die Vermittlung aktuellsten Wissens im Verband mit den benachbarten Universitäten, den Forschungseinrichtungen des Landes und den privaten Betrieben werden. Die Universität will einen eigenständigen Beitrag in der regionalen Forschungslandschaft leisten. Dabei ist sie bemüht, sowohl Grundlagenforschung von internationaler Bedeutung als auch Forschung zu Themen von unmittelbarer Relevanz für das Territorium zu betreiben. La ricerca funge da fondamento all’insegnamento, ma un buon insegnamento porta anche nuovi impulsi per la ricerca (principio humboldtiano). L’insegnamento è l’obiettivo principale della Libera Università di Bolzano. Avendo la fortuna di avere una Facoltà di Scienze della Formazione, i processi d’insegnamento, dalle prime materie universitarie fino al dottorato di ricerca, vengono perfezionati continuamente ponendo particolare attenzione al multilinguismo ed alla multiculturalità. Urun ti dè ai nosc studenc la poscibilitè de na bona istruziun, de pudei valorisè al miù le gran capital di lingac y de nosta cultura y de pudei insciö arjunje na maturité interantionala de ecelenza!


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Modern approach to university teaching implies early involvement of students in independent research. as a new institution, the Free University of Bozen- Bolzano has been using rigorous standards for grading the students. in several studies, the regulation for the final exam requires that, for assigning the maximum grade, a bachelor thesis has to be evaluated by two professors. a partire dal 1997, anno di Fondazione dell’ateneo, ben 1830 studenti si sono laureati presso la libera Università di Bolzano. Per l’anno accademico 2010-2011 le 5 Facoltà offrono 16 corsi di studio: 5 corsi di laurea magistrale, 10 di laurea triennale e un corso quadriennale. ci sono inoltre due corsi di dottorato di ricerca e diversi corsi di life-long learning. l’attività di ricerca è portata avanti da 89 docenti universitari, di cui 23 professori ordinari, 28 associati e 38 ricercatori. l’Università è attualmente impegnata in 6 progetti finanziati dall’Unione europea per un totale di 2,1 milioni di euro, in 5 progetti finanziati dallo stato (€ 0,6 milioni) ed in 17 progetti di ricerca sostenuti dalla Provincia autonoma di Bolzano (€ 2,1 milioni). la presente pubblicazione riguarda la ricerca delle cinque Facoltà; sono stati coinvolti docenti di tutti tre i livelli accademici (professori ordinari, professori associati e ricercatori), ma anche alcuni studenti che raccontano l’esperienza di ricerca acquisita durante la stesura della tesi di laurea. Wir hoffen, dass diese veröffentlichung etwas von der Begeisterung vermittelt, mit der an der Freien Universität Bozen Forschung betrieben wird. Damit kann die Bevölkerung unmittelbarer wahrnehmen, was an unserer Universität geforscht wird, was Forschung auf Universitätsebene auszeichnet und welchen Wert dies für die gesellschaft und deren zukünftige entwicklung hat.

Prof. Yuriy Kaniovskyi Prorektor für Forschung

Prof. Walter lorenz rettore

Prof. Konrad Bergmeister President


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iMPressUM Redaktion / Redazione Bereich Presse, Kommunikation und Marketing / Ufficio stampa, comunicazione e marketing: stefan stabler, cornelia Dell’eva, vicky rabensteiner Koordination / Coordinamento cornelia Dell’eva Autoren / Autori cornelia Dell’eva, Paolo Mazzucato, susanne Pitro, vicky rabensteiner, luisa righi, stefan stabler, nicole Dominik steiner, astrid steinmair, luca sticcotti Grafi k / Grafi ca helios.bz Fotografi e isabella voltolini außer anders angeführt / se non diversamente specificato Haftung / Responsabilità sämtliche texte wurden sorgfältig verfasst und redigiert. Dessen ungeachtet kann keine garantie für die richtigkeit, vollständigkeit und aktualität der angaben übernommen werden. eine haftung der Freien Universität Bozen wird daher ausgeschlossen. tutti i testi sono stati accuratamente scritti e redatti. ciò nondimeno la libera Università di Bolzano non si assume alcuna responsabilità riguardo all’esattezza, alla completezza ed all’attualità delle affermazioni riportate. Kontakt und Anregungen / Contatto e suggerimenti press@unibz.it


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Inhalt InDICE

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FAKULTÄT FÜR WIRTSCHAFTS- WISSENSCHAFTEN FACOLTÀ DI ECONOMIA

10 Crac Parmalat: analisi economica partita da Bolzano

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FAKULTÄT FÜR DESIGN UND KÜNSTE Facoltà di Design e Arti

40 Didaktische Spurensuche 42 Arte e identità del territorio

12 Im Reich der tausend Gleichungen 14 Turismo in Alto Adige, esempio di innovazione

44 Type | Motion | Perception

16 Erwachender Forschergeist

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FAKULTÄT FÜR BILDUNGSWISSENSCHAFTEN Facoltà di Scienze della Formazione

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FAKULTÄT FÜR NATURWISSENSCHAFTEN UND TECHNIK Facoltà di Scienze e Tecnologie Forschen in Kastanienwäldern und auf Lärchenwiesen

50 Acque inquiete in Val Venosta 20 L‘inclusione, una risorsa per tutti 52 Canneti cinesi come il legno trentino 22

Das Ladinische gekonnt verkörpern

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Wie teilen Kinder?

26 Lo spettro della “erre”

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FAKULTÄT FÜR INFORMATIK Facoltà di Scienze e Tecnologie informatiche

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MAGIK oder Das Management der Vollständigkeit

32 L’informatica “intelligente” aiuta i bambini con difficoltá di lettura 34 Open source: certificazione di qualità made in Bolzano 36 Internet soll „verstehen“ lernen


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FAKULTÄT FÜR WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN FACOLTÀ DI ECONOMIA

Bozen und Bruneck Bachelor in Wirtschaftswissenschaften und Betriebsführung Bachelor in Ökonomie und Sozialwissenschaften Bachelor in Tourismus-, Sport- und Eventmanagement Master in Ökonomie und Management des öffentlichen Sektors Master in Unternehmensführung und Innovation 832 Studierende Kompetenzzentren CRELE – Centre of Research in Law and Economics TOMTE – Competence Centre in Tourism Management and Tourism Economics Auszeichnungen 3. Platz in der Kategorie kleine Universitäten im gesamtstaatlichen Ranking des CIVR (Comitato di Indirizzo per la Valutazione della Ricerca), Fachbereich Wirtschaftswissenschaften und Statistik Lehrkörper 6 Professoren 1. Ebene, 8 Professoren 2. Ebene, 8 Forscher auf Planstelle

Bolzano e Brunico Corso di laurea in Economia e Management Corso di laurea in Scienze Economiche e Sociali Corso di laurea in Management del Turismo, dello Sport e degli Eventi Corso di laurea magistrale in Imprenditorialità e Innovazione Corso di laurea magistrale in Economia e Management del Settore pubblico 832 studenti Centri di competenza CRELE – Centre of Research in Law and Economics TOMTE – Competence Centre in Tourism Management and Tourism Economics Riconoscimenti 3° posto tra le piccole strutture nel ranking nazionale pubblicato dal CIVR (Comitato di Indirizzo per la Valutazione della Ricerca), Area Scienze economiche e statistiche

Corpo docenti 6 professori ordinari, 8 professori associati, 8 ricercatori di ruolo


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Im Reich der tausend Gleichungen Ein flüchtiger Blick in das Büro von Burkhard Heer zeigt den typischen Arbeitsplatz eines Universitätsprofessors: eine breite Bücherwand voll ökonomischer Fachliteratur, ein mit Papieren übersäter Schreibtisch, ein Computer. Ein genauerer Blick auf die Papiere nährt das Vorurteil, dass Ökonomen weltfremde Theoretiker sind: Seiten über Seiten, angefüllt mit vollkommen unverständlichen Formeln. Was das Auge nicht erfassen kann, ist die Tatsache, dass dieser Raum im dritten Stock des Bozner Universitätsgebäudes so etwas wie die lokale Zweigstelle einer internationalen Denkfabrik ist. Eine Denkfabrik, deren Arbeitsergebnisse indirekt Einfluss auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank oder der US-amerikanischen Federal Reserve haben. Und die somit mitbestimmen, wie sich Vermögen und Einkommen verschiedener Bevölkerungsgruppen in Zukunft entwickeln. Grundlagenforschung ist ein wesentlicher Pfeiler

der Bozner Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Burkhard Heer ist einer der vielen Professoren, die hier neben der Lehre als Mitglied internationaler Forschungsgruppen in ihren jeweiligen Fachgebieten wissenschaftliche Modelle weiterentwickeln und neue Stoßrichtungen vorgeben. Im Fall des gebürtigen Hamburgers heißt das Fachgebiet Wachstum, Konjunktur und Einkommensverteilung; die Forschungsgruppe, der er angehört, ist das in München ansässige CESifo-Institut, das größte europäische Forscher-Netzwerk in diesem Bereich.


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Inflation und Einkommensverteilung Innerhalb dieser Gruppe hat sich Heer zuletzt auf eine noch wenig beackerte Nische konzentriert: den Themenkomplex Inflation und Einkommensverteilung. Wer gewinnt und wer verliert, wenn Preise unerwartet steigen, welche Effekte hat die Inflation auf Ersparnis und Vermögen? Antworten auf solche auch für Laien hochaktuelle Fragestellungen erhält der Ökonom in Gleichgewichtsmodellen, mit denen auch Zentralbanken arbeiten. Um das komplexe und dynamische Zusammenspiel von Märkten und ihrer Akteure zu erforschen, gilt es in solchen Modellen parallel mehrere 1000 Gleichungen zu lösen. Eine Aufgabe, für die selbst der schnellste Computer oft Tage braucht. „Ohne moderne Informationstechnologie gäbe es meine Arbeit nicht“, sagt Heer. „10% Ökonomie, 90% Mathematik und Programmierarbeit“ lautet denn auch die Formel, mit der er seine Tätigkeit beschreibt. Dementsprechend hängen an jeder seiner Veröffentlichungen gut 40 Seiten voll mathematischer Formeln und bis zu 200 Seiten mit Computerprogrammen. Grundlagen für Entscheidungen in der Politik Doch dank solch komplexer Computerprogramme können Ökonomen Zentralbanken heute neue Entscheidungsgrundlagen für ihre Politik liefern. Darauf zielt auch Burkhard Heers aktuelles Forschungsprojekt ab, in dem er mit seinem Augsburger Kollegen Alfred Maußner die Auswirkungen der Inflation auf Aktien- oder Immobilienpreise erforscht. „Bisher haben Zentralbanken in ihrer Geldpolitik fast ausschließlich auf Preisentwicklungen von Konsum- oder Investitionsgütern reagiert“, sagt er. Übertriebene Kurssteigerungen an den

Börsen wurden dagegen bei Zinsentscheidung mangels geeigneter Beurteilungsgrundlagen nicht berücksichtigt. Mit ihrer Forschung hoffen Heer und Maußner nun solche Grundlagen zu liefern – und dazu beizutragen, dass die Geldpolitik AktienBlasen künftig besser entgegenwirken kann als in der Vergangenheit. Abgeschlossen werden soll das Forschungsprojekt erst in drei bis vier Jahren. Doch die Zwischenergebnisse werden laufend in Arbeitspapieren oder auf Konferenzen und Seminaren der weit verzweigten Forschungs-Community vorgestellt.

Im „Handeslblatt“ top gerankt Mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in Bozen hat all das auf den ersten Blick wenig zu tun. Tatsächlich aber trägt die Forschung an der Wirtschaftsfakultät wesentlich dazu bei, begabte Studenten nach Bozen zu holen. Denn wer wie Burkhard Heer aufgrund seiner Veröffentlichungen in einem Ranking des deutschen „Handelsblatt“ unter den 100 besten deutschen Auslandsökonomen gehandelt wird, steigert auch das Renommee seiner Fakultät enorm. Und das ist die wichtigste Voraussetzung, um hier die Top-Forscher von morgen auszubilden.

Burkard Heer (*1966) ist seit 2004 Professor 1. Ebene an der Freien Universität Bozen, wo er derzeit als designierter Direktor ein PhD-Programm in „Economics and Management“ aufbaut. Davor war der gebürtige Hamburger Ordinarius an der Universität Bamberg und verbrachte Forschungsaufenthalte in Stanford, Montreal und Barcelona sowie beim Internationalen Währungsfonds in Washington. Heer ist Co-Autor des Lehrbuchs „Dynamic General Equilibrium Modeling“, das in international führenden PhD-Programmen eingesetzt wird.


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Crac Parmalat: analisi economica partita da Bolzano Quello del diritto bancario e dei mercati finanziari è un settore di studi estremamente attuale, nel quale la Libera Università di Bolzano è riuscita a ritagliarsi un ruolo davvero significativo, frutto di un‘intuizione del professor Paolo Giudici e del suo collega Guido Ferrarini di Genova. Questa collaborazione ha dato luogo nel 2006 alla pubblicazione di un articolo scientifico divenuto presto una sorta di pietra miliare nell‘analisi del caso Parmalat e pubblicato su un volume cui hanno contribuito autori delle principali università del mondo (Cambridge, Harvard, Columbia, per fare alcuni nomi).

Da ben 4 anni l‘articolo in questione, reperibile su internet, è tra i più scaricati dalla comunità scientifica internazionale perché affronta un problema chiave: cosa non ha funzionato nel vigente sistema di dissuasione degli illeciti finanziari. Nell‘articolo allo studio della vicenda Parmalat gli autori hanno combinato un raffronto con le analoghe analisi già condotte negli Stati Uniti sugli eventuali correttivi da introdurre per rendere più efficace la regolazione dei bilanci delle società, fino a quel momento prevalentemente incentrate sulla cosiddetta “corporate governance”. Uno dei principali meriti di questo lavoro è stato quello di introdurre una specificità europea nello studio di queste tematiche, influenzando di fatto il successivo dibattito avvenuto in Italia a proposito delle class actions, fortemente promosse nell‘articolo. Ed anche una recente legge sulla responsabilità dei revisori ha pagato un suo tributo all‘articolo firmato da Giudici e Ferrarini.

Conflitto d’interessi all’italiana Ma il lavoro non si è arrestato qui. In successivi studi scaturiti dal filone principale sono state infatti evidenziate le caratteristiche peculiari del sistema italiano, eccessivamente sbilanciato sulla dissuasione nominale perché scarsamente effettivo in quella reale. In definitiva le regole in Italia sono durissime, più rigide di quelle americane, ma sostanzialmente disapplicate, perché la loro applicazione è esclusivamente affidata alle autorità pubbliche e cioè ad organi di controllo ampiamente influenzabili dal potere politico e dagli stessi soggetti controllati dall‘autorità. E‘ l‘eterno tema del conflitto d‘interessi o, per meglio dire, di un sistema basato su un‘economia costituita da un insieme di operatori che, di fatto, rappresentano un network. Che una società come la Parmalat potesse nascondere sorprese lo tutti sospettavano in molti, ben


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prima dello scandalo. Rispetto ai suoi competitors l‘azienda scontava un 20% in meno nel valore delle azioni, non attribuibile a fattori di business ma all‘opaca corporate governance dell‘azienda. Insomma: nonostante i sospetti il sistema di controllo non ha funzionato, anche perché la pubblica autorità preposta, dotata di pochi fondi, aveva un atteggiamento timido e vi era il grosso timore che un grosso scandalo finanziario avrebbe messo in pericolo l‘intera reputazione del mercato italiano (come poi è effettivamente avvenuto).

Attori meno influenzabili e certezza della pena Nell‘articolo di Giudici e Ferrarini – realizzato con l‘importate supporto di una serie di assistenti di ricerca dell‘Università di Bolzano – si metteva in evidenza la necessità di affidare anche in Europa un importante ruolo di dissuasione ad attori privati come, ad esempio, proprio ai soggetti danneggiati, molto meno controllabili ed influenzabili. A questo proposito veniva portato ad esempio il sistema

americano, molto più efficace in questo senso e altrettanto vulnerabile per quanto riguarda l‘azione preventiva degli organismi di controllo pubblici, come ha successivamente evidenziato il caso Madoff. I successivi articoli scientifici degli autori hanno evidenziato che il sistema europeo si è inoltre rivelato peggiore nella capacità di punire i responsabili delle frodi: negli Stati Uniti i processi si sono infatti conclusi con delle condanne esemplari, mentre in Italia i procedimenti penali sono ancora in corso. In definitiva il lavoro di ricerca del gruppo coordinato dal professor Paolo Giudici si è distinto per l‘importante contributo dato nella prospettiva dello sviluppo di una forma di regolamentazione che sia anche “economicamente vantaggiosa” ed anche per l‘uso di metodologie di analisi economica fortemente interdisciplinari.

Paolo Giudici (*1964), 110 e lode in giurisprudenza, Università di Genova (1987). Avvocato (1991). Professore associato di diritto dell’economia (2001). Research Associate di European Corporate Governance Institut (2006). Direttore del Centro di Diritto ed Economia (crele) presso l’Università di Bolzano (2007), Fellow Professor del Tilburg Law and Economics Center (2007) e probiviro della società TLX (2009). Svolge tuttora, nelle materie oggetto di insegnamento, attività professionale come avvocato e consulente.


© Andreas Agne | pixelio.de

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Turismo in Alto Adige, esempio unico di innovazione Il turismo in Alto Adige è in grado di produrre ricchezza ma è anche un interessantissimo “oggetto di studio” per le discipline economiche. Parola di Juan Gabriel Brida, ricercatore nato in Uruguay da una famiglia trentina, attivo presso la facoltà di Economia della Libera Università di Bolzano. A Brida capita spesso di presentare il modello del turismo altoatesino nell‘ambito di convegni di studio e simposi internazionale. Quando apre bocca in quei contesti per prima cosa cita i dati del turismo altoatesino che parlano da soli. Quella di Bolzano è la prima provincia italiana in quanto a vendita di posti letto. Non sono dunque gli arrivi, 5 milioni, ma le presenze a fare colpo, dopo aver totalizzato intorno ai 28 milioni nel 2009. Una marea di ospiti in Alto Adige per fare vere e proprie vacanze, essendo la permanenza media pro capite di 5,6 giorni.

E‘ stato proprio il ricercatore Gabriel Brida cinque anni fa ad iniziare la ricerca volta ad identificare i punti di forza del sistema turistico altoatesino e ad analizzarne i dettagli. Lo ha fatto partendo dal suo ramo scientifico d‘origine, e cioè quello dell‘elaborazione di modelli formali per l‘analisi dei dati economici. Fin da subito la ricerca è stata quindi


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indirizzata allo studio di alcuni aspetti specifici della vita turistica in regione. I primi tre lavori sono stati dedicati in particolare ai modelli di previsione della quantità di arrivi del turismo internazionale, all‘andamento della domanda e all‘impatto del turismo sulla crescita economica della provincia di Bolzano.

Imprese turistiche concorrenti e cooperanti Tutti questi lavori hanno come punto di riferimento il corso di laurea in Management del Turismo, dello Sport e degli Eventi che ha sede a Brunico. E‘ infatti lì che è ubicato il TOMTE (Competence Centre in Tourism Management and Tourism Economics) del quale il professor Brida è membro fondatore.

Decenni di vacanze altoatesine Dopo il lavoro sui modelli il professor Brida ed un ristretto numero di suoi collaboratori sono passati ad una fase empirica basata sulla banca dati messa a disposizione dall‘Astat, che si è rivelata una fonte di grandissimo valore, addirittura unica a livello internazionale. I ricercatori hanno infatti potuto lavorare su un archivio dettagliato di informazioni avviato negli anni Cinquanta ed in grado di fornire dati sugli arrivi internazionali in tutti i comuni altoatesini fin dagli anni Ottanta. Brida ed ai suoi collaboratori hanno quindi potuto subito concentrare la propria attenzione sullo specifico dei mercatini di Natale di Bolzano, Brunico e Trento. Il fenomeno è stato indagato a fondo ed in particolare recentemente è stato avviato uno studio sulla relazione esistente tra percezione di “autenticità dei mercatini” da parte degli ospiti e l‘impatto economico dei mercatini stessi.

La ricerca economica sul turismo è un fenomeno recentissimo, di grande attualità e che presenta grandissimi margini di sviluppo scientifico e di sinergia con le istituzioni del territorio. Il turismo altoatesino ha le carte in regola per proporsi a livello internazionale come un “modello” modernissimo, con fortissima propensione all‘innovazione. Un modello fatto di piccole imprese, al contempo concorrenti e cooperanti. Si tratta in definitiva di un caso abbastanza unico in cui il contesto oggetto di studio è così “avanti” che la ricerca lo deve quasi “rincorrere”. Ma i prossimi anni finalmente potrebbero essere maturi affinché studi scientifici sul turismo possano interagire reciprocamente con il sistema economico. E‘ per questo che il gruppo di ricercatori coordinato dal professor Brida spera di potersi presto rafforzare, accogliendo molti altri contributi da parte degli studenti, come è già abbondantemente avvenuto per le ricerche avviate di recente ed ancora in corso.

Un altro lavoro è stato effettuato ad Anterselva, la piccolissima località altoatesina che vive economicamente dell‘impatto economico derivato dal mondiale di biathlon che ha lì sede per soli due giorni all‘anno.

Juan Gabriel Brida (*1963) é ricercatore in Metodi Matematici dell‘Economia e delle Scienze Attuariali e Finanziarie presso la Facoltà di Economia. Ha conseguito il dottorato di ricerca in Economia a Siena e si è laureato in Matematica presso l’Universidad de la Repùblica e in Educazione Matematica presso l’Instituto de Profesores “Artigas” (Uruguay). I suoi interessi di ricerca sono l’Economia Matematica, la Dinamica Economica, la Teoria della Crescita Economica, l’Econofisica e l’Economia del Turismo.


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Erwachender Forschergeist Wo beginnt universitäre Forschung interessant zu werden? Im Professorenkämmerchen, auf PhD-Level oder auch schon bei der einfachen Laureatsarbeit? Der Bozner Oliver Larcher beweist, dass Forschergeist auch nach drei Jahren Grundstudium fruchtbare Resultate hervorbringen kann. „Event Correlation and the Numerical Valutation of CDOs“ – unter diesem Titel hat der Absolvent des Bachelors „Wirtschaft und Management“ ein Modell anhand eines aktuellen Themas weiterentwickelt: den Collateralized Debt Obligations (CDO).

Kaum eine Wertpapierform ist mit der Finanzkrise so eng verbunden wie diese Kreditderivate, an denen sich Banken und Anleger in aller Welt die Finger verbrannt haben. Das Grundschema ist bekannt: Forderungen aus Krediten oder Anleihen werden in Pools gebündelt und in Tranchen mit unterschiedlicher Bonität geteilt, die an Investoren wie Hedgefonds oder Pensionsfonds verkauft werden. Damit wird das Risiko von den Kreditgebern an Investoren weitergegeben, die dafür neben den Zinsen eine entsprechende Risikoprämie erhalten. Dieser Spread ist umso höher, je größer das Ausfallrisiko der entsprechenden Tranche ist.

Spekulationsblase Kreditderivate Was in der Theorie ein gutes Geschäft für beide Seiten sein kann, hat sich in der Praxis zu einer riesigen Spekulationsblase entwickelt, die mit milliardenschweren Schäden geplatzt ist. Das Grundproblem dabei war der Ausgangspunkt für Oliver Larchers Arbeit: Vor allem aufgrund der Bündelung von Forderungen unterschiedlicher Qualität sind CDOs sehr intransparent – mit der Konsequenz, dass letztlich niemand den Wert der Papiere mit Sicherheit zu bestimmen wusste. Der Ansatz Larchers war es also, ein Modell zu entwickeln, mit dem ein fairer Preis für CDOs gefunden

werden kann. Sprich: Ein Wert der Risikoprämie für die einzelnen Tranchen, der tatsächlich deren Ausfallrisiko entspricht.

Korrelationen von Wertpapieren in Portfolios Um dafür eine Berechnungsmethode zu finden, konnte Oliver Larcher auf ein Modell seines Professors Yuriy Kaniovskyi zurückgreifen, das er gemeinsam mit Georg Pflug (Universität Wien) entwickelt und 2007 unter dem Titel „Risk Assessment for credit portfolios: a coupled Markov chain model“ veröffentlicht hat. Darin belegten die beiden Forscher, dass sich die Elemente eines Kreditportfolios nicht unabhängig voneinander entwickeln. Vielmehr erhöhen bestimmte Faktoren die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Aktien oder Kredite in Portfolios einen ähnlichen Verlauf nehmen. Gründe für eine solche Korrelation können die Zugehörigkeit zum selben Industriesektor, zur selben Ratingklasse und eine ähnliche Sensibilität gegenüber bestimmten makroökonomischen Faktoren wie konjunkturellen Entwicklungen sein. Während das Modell in seiner ursprünglichen Form ermöglichte, die Zahl der Ausfälle innerhalb von Portfolios zu simulieren, ging Oliver Larcher in seiner Laureatsarbeit einen Schritt weiter. Durch ein Umschreiben des Programmes gelang es ihm, den Wert der


© Elke Hannmann | pixelio.de

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einzelnen Tranchen von CDOs im Zeitverlauf darzustellen. Damit hatte er auch eine Grundlage, um einen je nach Entwicklung fairen Risikoaufschlag zu berechnen. Eine Arbeit, die nicht nur einen Computer mehrere Wochen lang am Laufen hält, sondern auch den Studenten selbst „ein wenig Kopfweh und einen ganzen Sommer“ gekostet hat. Doch das Endergebnis machte den Aufwand wert: In einem Vergleich mit realen Indizes von CDOs zeigte sich, dass die so errechneten Spreads weitgehend den tatsächlichen Marktwerten entsprechen. Der Lohn? Eine Bestnote für Larchers Arbeit, die bereits auf einer Konferenz des European University Institutes präsentiert wurde. Ob das Programm eines Tages auch vermarktet werden kann, um Banken besser vor schmerzhaften Verlusten durch

CDOs zu schützen, ist noch offen. Fest steht, dass Oliver Larcher auch nach Abschluss seines Laureatsstudiums daran weitergearbeitet hat – und unter anderem seine Anwendbarkeit verbessert hat. Wen der Forschergeist erst einmal gepackt hat, den lässt er nicht mehr los.

Oliver Larcher (*1987) gehörte zu jenen Studenten, über die Professoren anerkennend sagen, dass sie „ihren Weg machen werden“. Oliver Larcher hat nach dem Realgymnasium samt Austauschjahr in den USA an der Freien Universität Bozen 2009 seinen Bachelor in Economics and Management gemacht. Während seiner Ausbildung verbrachte er ein Semester an der National Sun Yat-Sen University in Taiwan und absolvierte ein Praktikum in der Finanzabteilung der Südtiroler Sparkasse. Derzeit bewirbt sich er sich an mehreren namhaften internationalen Universitäten für ein Masterstudium.


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FAKULTÄT FÜR BILDUNGSWISSENSCHAFTEN FACOLTÀ DI SCIENZE DELLA FORMAZIONE

BRIXEN Laureatsstudium Bildungswissenschaften für den Primarbereich Bachelor Sozialarbeit Bachelor Sozialpädagogik Bachelor Kommunikationswissenschaft im mehrsprachigen Kontext Master Innovation in Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit Doktoratsstudium in Allgemeiner Pädagogik, Sozialpädagogik und Allgemeiner Didaktik 1.718 Studierende Auszeichnungen Spitzenplätze im nationalen Ranking der Fakultäten für Bildungswissenschaften nicht-staatlicher Universitäten in “La Grande Guida – Università” (La Repubblica)

Lehrkörper 8 Professoren 1. Ebene, 8 Professoren 2. Ebene, 19 Forscher auf Planstelle

BRESSANONE Corso di laurea in Scienze della Formazione primaria Corso di laurea in Servizio sociale Corso di laurea per Educatore sociale Corso di laurea in Scienze della Comunicazione plurilingue Corso di laurea magistrale in Innovaizone e Ricerca per gli Interventi socio-assistenzialieducativi Dottorato di ricerca in Pedagogia generale, Pedagogia sociale e Didattica generale 1.718 studenti Riconoscimenti Ai primi posti nei ranking delle Università non statali di “La Grande Guida – Università” (La Repubblica) COrpo docenti 8 professori ordinari, 8 professori associati, 19 ricercatori di ruolo


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L‘inclusione, una risorsa per tutti „Meglio una testa ben fatta, che una piena“. Il professore Dario Ianes della Facoltà di Scienze della Formazione condivide la massima del filosofo francese Michel de Montaigne. Il suo progetto sull‘inclusione scolastica intende valorizzare le diversità degli alunni, come quelli con disabilità e disturbi dell‘apprendimento, affinché le scuole arrivino ad essere davvero per tutti. L‘inclusione considera la diversità una preziosa risorsa da sfruttare per avere maggiori competenze. In un ambiente eterogeneo i ragazzi imparano a ragionare e a confrontarsi: le teste di un alunno creativo e di uno bravo a scrivere messe insieme diventano migliori grazie alla collaborazione e allo scambio. A differenza dell’integrazione, che si limita agli alunni con disabilità, con l‘inclusione l’attenzione viene posta su tutti gli alunni della scuola: da quelli definiti “normali” a quelli che soffrono di dislessia, da quelli dotati a quelli che hanno disturbi della concentrazione. Intende infatti recuperare l’insieme delle potenzialità di ogni scolaro. In un contesto di diversità, imparando ad affrontare stress e problemi, gli alunni non vengono solo riempiti di nozioni, ma si formano per la vita.

Index per l’Inclusione: la scuola si autovaluta Il progetto di inclusione scolastica consente appunto di progettare la propria realtà scolastica come ambiente in cui le diversità siano motore per il progresso della scuola. L’Università mette a disposizione delle istituzioni scolastiche un sistema di autoanalisi e autoprogettazione, chiamato Index per l’Inclusione, che fornisce strumenti concreti affinché la scuola riesca a migliorarsi. Il professore Ianes ha trovato una notevole disponibilità nelle istituzioni che hanno aderito al suo pro-

getto: sono, per il momento, una decina di scuole di tutti gli ordini, italiane, tedesche e ladine, per un totale di circa tre mila alunni. La ricerca triennale, iniziata l‘anno scorso, è nel pieno svolgimento ed è condotta dal gruppo di ricerca composto da Heidrun Demo, Vanessa Macchia, Edith Brugger Paggi e Franziska Garber. Uno degli aspetti interessanti del progetto è che l‘Università collabora strettamente con le istituzioni scolastiche del territorio, accompagnate in questo percorso. La ricerca prevede un dare e avere reciproci: l’Università propone uno strumento e un metodo, la scuola un modo di applicarlo nel proprio contesto. Il progetto si basa sull’autovalutazione della parte attiva della ricerca: le scuole che vi hanno liberamente aderito. L’Index è come un radar che serve per leggere la propria realtà, per guardarsi e darsi degli obiettivi di ottimizzazione. Una sorta di cruscotto di controllo che prevede l’applicazione di un complesso di indicatori e parametri. Quando in una scuola gli insegnanti prendono atto di un problema, come nel caso di un insulto razzista, questo sistema permette di compiere un percorso di miglioramento, perché racchiude una mappa di punti critici su cui riflettere: strategie per individuare un modo di lavorare per affrontare un problema concreto.


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Strumento internazionale per la realtà locale Uno degli obiettivi finali della ricerca è l’adattamento locale di questo strumento internazionale per crearne un’edizione altoatesina. Inoltre si intende lasciare anche un’eredità tangibile per il territorio, avendo testato quali siano i modi migliori per usarlo. Questo strumento non è stato solo messo a punto linguisticamente, ma la ricerca consentirà di stilare un catalogo delle esperienze fatte.

rompere eventuali resistenze ad adottare un simile sistema internazionale, partendo dal presupposto del “qui da noi è diverso”. Con la ricerca il risultato è dimostrato: si può vedere che il sistema è fattibile e anche come è stato adottato concretamente. Il professore Ianes consiglia ai suoi studenti, i maestri di domani, di considerare tutti gli alunni una risorsa: “Sono come il petrolio – è solito dire – bisogna solo imparare a estrarlo nel modo migliore”.

A progetto concluso, con la sperimentazione del sistema Index in Alto Adige, sarà anche possibile consigliare alle istituzioni scolastiche un certo approccio, adatto alle specifiche esigenze di questa realtà locale. In questo modo si potrebbero

Dario Ianes (*1955) si è laureato in psicologia a Padova nel 1978. Ha fondato il centro studi Erickson nel 1980 e per anni è stato presidente e volontario della cooperativa sociale “La Rete”. In ambito universitario ha insegnato nei corsi per educatori, poi nel corso di laurea in Servizio sociale presso la Facoltà di Sociologia di Trento ed in quello di Scienze della Formazione a Padova e Bressanone. Attualmente è professore associato ed insegna Pedagogia speciale 2, Didattica speciale 1 e 2 e Pedagogia dell’inclusione nel corso di laurea in Scienze della Formazione primaria della Libera Università di Bolzano.


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Das Ladinische gekonnt verkörpern Wenn eine Sprachminderheit ihre Schriftproduktion erfassen und Wörterbücher auflegen will, benötigt sie als Grundlage dazu „Korpora“, also Textdatenbanken. Digitale Textkorpora sind heutzutage die unerlässliche Grundlage für alle Arbeiten, die eine Sprache beschreiben oder – wie für das Ladinische – eine Sprache „normieren“ wollen. Ein solches Korpus für das Ladinische entsteht an der Repartizion Ladina/Ladinische Abteilung der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen. Für eine Reihe von Minderheitensprachen (etwa für das Katalanische, Baskische, Irische, Walisische und nicht zuletzt auch für das Deutsche in Südtirol) existieren bereits ansehnliche Korpora, die breit angelegte empirische Sprachstudien ermöglichen. Die rätoromanischen Varietäten hinken in diesem Bereich hingegen noch hinterher. Für das Friaulische ist uns keine einschlägige Initiative bekannt. Für das Bündnerromanische wurde vor kurzem mit der Digitalisierung der Rätoromanischen Chrestomathie von Caspar Decurtins begonnen (Erlangen 1896-1919), die als Grundstock eines zukünftigen, breiter angelegten Korpus dienen soll.

Korpus für das Ladinische Die Dolomitenladinia ist diesbezüglich etwas weiter: es laufen derzeit zwei Projekte, die sich gegenseitig ergänzen und als Endziel die digitale Erfassung eines Großteils der ladinischen Schriftproduktion anstreben: das Corpus general dl Ladin (http://corpuslad.ladintal.it) mit dem Schwerpunkt auf die administrative-journalistische Sprache sowie das Corpus dl Ladin leterar (http://vll.ladintal. it) mit dem Schwerpunkt auf die ladinische

Literaturproduktion. Ersteres steht unter der Federführung des Ladinischen Kulturinstituts von Vich/Vigo di Fassa und enthält derzeit ca. 13500 Texte mit ca. 8.700.000 Wörtern. Das zweite entsteht an der Repartizion Ladina/Ladinische Abteilung der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen. Es enthält derzeit (ein Jahr nach Projektbeginn) ca. 1000 Texte mit ca. 50.000 Wörtern. Von jedem literarischen Text werden drei Versionen archiviert: eine pdf-Version als Dokumentation, eine Word (plain text)-Version in der Originalorthographie und eine in der aktuell gültigen ladinischen Schulorthographie. Damit soll das Corpus dl Ladin leterar sowohl für philologische Studien, welche an den Originaltexten interessiert sind, als auch für deskriptive und normative Zwecke des heutigen Ladinischen als Arbeitsgrundlage zur Verfügung stehen. Die Bevorzugung von literarischen Texten beruht darauf, dass ein Großteil der Ladiner diese als linguistisch beispielhaft betrachtet.

Textausschnitt in Originalversion

Text in der aktuellen Schulorthographie

Dai crëp d˘ e Pu ˚z la Gána vëgn’

Dai crëp de Pöz la Gana vëgn

J’a Longiaru ˙ per se˘ scialdé;

J’a Longiarü per se scialdè;

Pasé da n pèz è l tëmp del fëgn,

Passè da n pez é l’ tëmp del fëgn,

L’altòn só régne˘ a scomencé

L’altonn so rëgn à scomencè.


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Mangel an Daten ist eine Hürde Derzeit ist die Menge an digital zugänglicher ladinischer Sprache (Internetseiten, digitale Zeitungen, digitalisierte Bücher und Texte usw.) minimal, selbst im Vergleich zu anderen Minderheitensprachen. Dieser Mangel an Daten stellt für die Sprachbeschreibung des Ladinischen eine große Hürde dar und führt unter anderem dazu, dass sich selbst Autoren von normativen Schulgrammatiken bei der Formulierung von Regeln auf ihr eigenes Sprachgefühl verlassen oder sich ihre Beispiele mühsam aus gedruckten Werken zusammentragen müssen, ohne sich sicher sein zu können, ob es sich dabei um ein Hapax legomenon (ein nur einmal vorkommendes Wort) eines einzelnen Autors, um einen Druckfehler oder um eine bisher nicht beschriebene, aber korrekte Ausdrucksweise handelt.

Ein ladinisches literarisches Korpus erfüllt zudem eine eminent „sprachkonservierende“ Funktion: Nachdem ladinische Texte bis weit in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts in sehr kleinen Auflagen gedruckt wurden, sind viele von ihnen nur unter erschwerten Bedingungen (Antiquariat) zugänglich. Durch ihre Digitalisierung werden sie nun wieder uneingeschränkt zugänglich gemacht. Mittelfristig werden sowohl das Corpus general dl Ladin als auch das Corpus dl Ladin leterar die Basis für einsprachige ladinische Wörterbücher sowie für Spezialwörterbücher (z.B. Synonyme/Antonyme, Redewendungen) darstellen.

Paul Videsott, (*1971) in Al Plan de Mareo/St. Vigil in Enneberg (Ladinien/Südtirol) geboren; Studium der Romanistik und der Politikwissenschaften in Innsbruck und Eichstätt, Promotion 1998, Habilitation für Romanische Philologie 2004, 2005-06 Schrödinger-Stipendiat an der Ecole des Chartes in Paris, seit 2006 Professor für Romanische Philologie an der Freien Universität Bozen. Forschungsschwerpunkte: Italienische und rätoromanische Sprachwissenschaft, Skriptologie und Skriptometrie, Corpuslinguistik. Letzte Publikation: Padania scrittologica. Analisi scrittologiche e scrittometriche di testi in italiano settentrionale antico dalle origini al 1525. Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, 343, Tübingen (2009).


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Wie teilen Kinder? Wem geben wir mehr? Dem, der bedürftiger ist, dem, der mehr geleistet hat, oder ist nur „halbe-halbe“ für uns wirklich gerecht? Wie entwickeln wir Gerechtigkeitssinn und spielt das Alter dabei eine Rolle? Aber vor allem: Wie handeln Kinder im Schulalter, wenn es darum geht, gerecht untereinander aufzuteilen? Diese Frage will Jutta Kienbaum, Professorin an der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Freien Universität Bozen, in einer länderübergreifenden Studie Deutschland/ Südtirol beantworten.

Klassische entwicklungspsychologische Studien wie jene von Jean Piaget (1932) oder William Damon (1990) gehen davon aus, dass für das Handeln eines Kindes sein Alter, und somit sein kognitiver Entwicklungsstand, entscheidend ist. Mit zunehmendem Alter ändert sich laut diesen Autoren der Gerechtigkeitssinn eines Kindes: Während anfangs noch kognitiv einfachere Aufteilungsprinzipien wie die Gleichaufteilung bevorzugt werden, wird im Laufe der Grundschulzeit zunächst auch der Beitrag (Leistung, Anstrengung, Fähigkeit) und dann die Bedürftigkeit einer Person berücksichtigt. Mit anderen Worten: Die Werte, an denen sich Kinder orientieren, wenn sie gerecht aufteilen, ändern sich mit dem Alter. Und die Situation? Macht es einen Unterschied, ob im Rahmen der Familie, der Arbeit oder Schule aufgeteilt wird? Sozialpsychologische Autoren (z.B. Hogg & Vaughan, 2008; Törnblom, 1992) bejahen und gehen davon aus, dass bei Aufteilungen innerhalb der Familie vor allem die Bedürftigkeit, im Kontext der Arbeit oder Schule vor allem die Leistung ausschlaggebend dafür sein sollte, wer wie viel bekommt. Kurzum: Alle Kinder und Jugendlichen orientieren sich innerhalb einer bestimmten Situation am gleichen Kriterium – unabhängig vom Alter. Beide Ansätze gehen davon aus, dass Kinder einer Altersgruppe in einer bestimmten Situation alle nach dem gleichen Prinzip aufteilen sollten: Entweder, weil ihr kognitiver Entwicklungsstand, oder, weil die Situation das entsprechende Prinzip nahe legt.

Vergleichsstudie Deutschland/Südtirol Prof. Kienbaum ortete eine Lücke in den bisher genannten Forschungsthesen: Wie entstehen Unterschiede zwischen gleichaltrigen Kindern? Sie stellt deshalb die Frage, welche Rolle der soziale Kontext Schule spiele, in dem sich Schüler/innen eines bestimmten Alters befänden? Antworten darauf gibt eine Studie in Deutschland und Südtirol mit Kindern aus zwei gänzlich unterschiedlichen Schulsystemen. Während in Deutschland bereits sehr früh (nach vier bis sechs Schuljahren) eine Auslese über Noten stattfindet und diese darüber entscheidet, wer ins Gymnasium kommt und somit Abitur machen und später eine Uni besuchen darf, ist das italienische Schulsystem bis zum Abschluss der Mittelschule (also acht Jahre lang) keinen leistungsbasierten Kriterien unterworfen. Deshalb ist es interessant, dass die Aufteilungsentscheidungen der zwölfjährigen Mittelschüler in Südtirol jenen der Gleichaltrigen in den auf Leistung basierten Gymnasien in Deutschland ähneln. Dem Leistungsgedanken wird gegenüber dem Bedürftigkeitskriterium deutlich der Vorrang gegeben. Die gleichaltrigen Hauptschüler in Deutschland (also jene, die aufgrund ihres Notendurchschnitts nicht ins Gymnasium gehen dürfen) tendieren hingegen dazu, Anstrengung weniger zu schätzen, was wiederum den kausalen Schluss nahe legt, dass ihre Aufteilungsgerechtigkeit stark von ihren sozialen Erfahrungen abhängt.


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Methodische Herangehensweise Methodisch wird die Aufteilungsgerechtigkeit bei den Schülern und Schülerinnen durch das Erzählen kurzer Geschichten über Schulkinder erhoben, die den Pausenhof aufgeräumt haben. Beispiel: Kind A hat – je nach Situation – eine kleine, mittlere oder große Menge Müll gesammelt. Die Kinder B, C und D haben gar nichts gesammelt und haben zuhause mehr, gleich viel oder weniger Süßigkeiten als A. Am Ende sollen die Schülerinnen und Schüler jeweils entscheiden, welchen Anteil einer Ressource sie jedem der Protagonisten zuteilen wollen – in Abhängigkeit von der Anstrengungsbereitschaft (Müll) und der Bedürftigkeit (Süßigkeiten). Die Ressource sind 20 Bonbons, die durch Holzringe auf einem Zählrahmen symbolisiert werden. Die Instruktion beim Verteilen lautet immer: „Verteile sie bitte so, wie Du es gerecht findest!“ Die Ergebnisse

zeigen, dass die Südtiroler SchülerInnen mit zunehmendem Alter (9, 12 und 15 Jahre) die Leistung immer stärker belohnen. Bei den deutschen Kindern ist die Schulform entscheidend: Während sich bei den GymnasiastInnen der gleiche Trend wie bei den Südtiroler SchülerInnen zeigt, berücksichtigen die HauptschülerInnen wie die GrundschülerInnen eher das Bedürftigkeitskriterium.

Studie wird fortgeführt Die in Südtirol durchgeführte Studie geht nun in eine weitere Runde: mit Fokus Lehrkräfte und angehende Lehrkräfte (die ja in Brixen an der Fakultät für Bildungswissenschaften ausgebildet werden) sowie Schülern der italienischsprachigen Schulen.

Jutta Kienbaum (*1962) ist Professorin der 2. Ebene an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen. Zuvor war sie an den Universitäten Konstanz, Augsburg und Zürich tätig. Als Professorin für Allgemeine- und Entwicklungspsychologie forscht sie insbesondere in den Bereichen Aufteilungsgerechtigkeit und Entwicklung von Mitgefühl in der Kindheit. Zahlreiche Veröffentlichungen in nationalen wie internationalen Zeitschriften und Büchern. Jüngste Publikation: Das Lehrbuch „Entwicklungspsychologie der Kindheit“, gemeinsam mit Bettina Schuhrke und veröffentlicht im Kohlhammer-Verlag.


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Lo spettro della “erre” “Trentatre Trentini entrarono a Trento, tutti e trentatre trotterellando”. Questa innocua prova di abilità, suona certamente in modo particolare alle orecchie di Alessandro Vietti e Lorenzo Spreafico, ricercatori presso il Centro di Competenza Lingue della Libera Università di Bolzano. In gioco c’è ovviamente la lettera “r”, o, come direbbero loro da linguisti, il fenomeno del rotacismo, il modo cioè in cui viene pronunciato, e quindi suona, il fonema /r/. Negli studi di fonetica il rotacismo risulta particolarmente interessante se indagato con la lente del multilinguismo o, per limitare il campo, del bilinguismo. La compresenza nel nostro territorio di (almeno) due lingue determina una reciproca influenza che non investe soltanto i prestiti di vocaboli, ma anche e soprattutto la pronuncia. E poiché la /r/ è un fonema variabile, che si fissa nella sua modalità di articolazione piuttosto tardi nel corso dello sviluppo della nostra capacità di parlare, è probabile che, proprio in virtù di questa sua complessità, sia anche uno dei suoni più esposti all’influenza dell’altra lingua e quindi più fecondo di informazioni sul nostro mondo linguistico.

Vedere il suono La domanda che sta alla base del progetto di ricerca in corso alla Libera Università di Bolzano è: in che modo si influenzano l’italiano e il tedesco in una terra come l’Alto Adige? Poiché è chiaro che la questione è complessa, i ricercatori hanno deciso di focalizzarsi sulla già citata e malleabile /r/, facendone il loro fenomeno bersaglio. Anche perché chiunque abbia un minimo di familiarità con la

nostra terra avverte subito che il grande discrimine sta proprio nel modo in cui la pronunciamo, la /r/: all’italiana (ovvero il tipo apico-alveolare o anteriore, perché il suono si ottiene nella parte anteriore del cavo orale) o alla tedesca (ovvero uvulare o posteriore, perché il suono si articola nella parte posteriore del cavo orale, con il contributo dell’ugola: provare per credere). Dopo aver contattato ed intervistato una trentina di persone bilingui, reclutate nel ricco ambiente multilingue dell’università stessa tra studenti ed impiegati, sono state realizzate registrazioni audio successivamente elaborate in spettrogrammi per visualizzare le onde sonore delle rispettive /r/. Si sono individuate alcune strategie messe in atto dai diversi tipi di parlanti bilingui: da una parte, si nota una maggiore influenza di una lingua su un’altra, come nel caso della “tedeschizzazione” della /r/ in italiano; dall’altra, in alcuni rari casi, si rileva la capacità di differenziare l’uso della /r/ a seconda della lingua usata, in modo del tutto spontaneo e non intenzionale.


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Un ecografo guarda nascere la /r/ E’ emerso che la semplice analisi dello spettro del suono risulta talvolta ambigua: a suoni percepiti all’orecchio come diversi non corrisponde un’analoga diversità grafica. La seconda fase della ricerca prevede non soltanto di monitorare i soggetti a seconda del loro grado di bilinguismo, distinguendoli a seconda del fatto che abbiano appreso le due lingue in famiglie mistilingui, o frequentando la scuole nella seconda lingua o infine tramite lo studio, ma prevede anche l’uso di una strumentazione più raffinata di controllo dei movimenti della lingua nell’atto della pronuncia di /r/: l’ecografo. L’ecografo in questione viene applicato sotto il mento in modo da poter “vedere” le articolazioni della lingua. Un software speciale, fornito dallo Speech Science Research Centre (SSRC) dell’Università Queen Margareth di Edimburgo, elabora poi le informazioni video, creando modelli riconoscibili e probabilmente riconducibili in modo univoco a

determinati tipi di pronuncia. Questo tipo di osservazioni hanno un grande interesse scientifico e possono fornire anche preziosi strumenti in campo sia terapeutico (nella logopedia), sia didattico. Per la lingua inglese, già oggi è possibile, mediante l’uso di un ecografo, “allenarsi” nella pronuncia, consentendo livelli inattesi di sofisticazione nell’insegnamento. Che poi l’Alto Adige sia un fantastico terreno di caccia per questo tipo di ricerche lo dimostra un episodio che il prof. Vietti racconta: ad un convegno internazionale in Nuova Zelanda, il suo studio sulle varietà di /r/ in uso in Alto Adige ne presentava una quindicina di tipi diversi: i colleghi delle altre università, pur avvezzi questo tipo di studi, non credevano ai loro occhi, pensando all’esiguità della superficie geografica dell’esoticissimo SüdtirolAltoAdige-South Tyrol.

Alessandro Vietti (*1974) si è laureato in Scienze della Comunicazione presso l’Università di Torino, con una tesi di laurea in Linguistica applicata. Ha conseguito il dottorato di ricerca all’Università di Pavia. Dal 2006 è ricercatore di ruolo in Glottologia e linguistica presso la Libera Università di Bolzano, e si occupa attualmente di selezioni di codice in Alto Adige, multilinguismo nel contesto universitario (progetto europeo DYLAN – Language Dynamics and Managment of Diversity), fonetica e fonologia dell’italiano di Bolzano, bilinguismo e reti sociali nell’area della Bassa Atesina (Laives).


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FAKULTÄT FÜR INFORMATIK FACOLTÀ DI SCIENZE E TECNOLOGIE INFORMATICHE

BOZEN Bachelor in Informatik und Informatik-Ingenieurwesen (auch in Kombination Studium/Arbeit) Master in Informatik (u.a. European Master) Doktoratsstudium in Informatik 291 Studierende Kompetenzzentren CASE – Centre for Applied Software Engineering DIS – Centre for Database and Information KRDB – Research Centre for Knowledge and Data Auszeichnungen 2. Platz in der Kategorie kleine Universitäten im gesamtstaatlichen Ranking des CIVR (Comitato di Indirizzo per la Valutazione della Ricerca), Fachbereich Wissenschaften und Technologien für eine Informations- und Kommunikationsgesellschaft Lehrkörper 3 Professoren 1. Ebene, 5 Professoren 2. Ebene, 4 Forscher auf Planstelle

Bolzano Corso di laurea Scienze e Ingegneria dell’Informazione (anche in combinazione studio/lavoro) Corso di laurea magistrale in Informatica Dottorato di ricerca in Informatica 291 studenti Centri di ricerca CASE – Centre for Applied Software Engineering DIS – Centre for Database and Information KRDB – Research Centre for Knowledge and Data Riconoscimenti 2° posto tra le piccole strutture nel ranking nazionale pubblicato dal CIVR (Comitato di Indirizzo per la Valutazione della Ricerca), Area Scienze e tecnologie per una società dell‘informazione e della Comunicazione Corpo docenti 3 professori ordinari, 5 professori associati, 4 ricercatori di ruolo


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MAGIK oder Das Management der Vollständigkeit Markus Mustermann, ledig und kinderlos. Der Computer im Melde- und Standesamt irrt sich nie. Oder doch? Hat dieser Herr wirklich weder Frau noch Kind oder sind diese nur nicht bekannt? In Datenbanken gibt es Widersprüche, oft fehlen wichtige Informationen. Da nützt auch das Reklamieren beim zuständigen Beamten nichts. Doch wie kann ein Informationssystem die Vollständigkeit der Daten gewährleisten und steuern? Im Rahmen des MAGIK-Projektes beschäftigen sich Forscher und Studenten der Fakultät für Informatik mit dieser theoretischen Frage.

MAGIK hat nichts mit Zauberei zu tun, sondern steht für Managing Incomplete Knowledge. Die Studierenden nehmen Datenbanken genauer unter die Lupe, deren Teile unabhängig voneinander verwaltet werden – mit dem Nebeneffekt, dass es sich dabei meist um unvollständige Informationen handelt. „Die Vollständigkeit einer Datenbank ist ein Aspekt von Datenqualität, dem bislang nicht viel Beachtung geschenkt wurde. Dies mag daran liegen, dass in der Vergangenheit viele Informationssysteme eng mit den Abläufen des Betriebes oder der Institution, über die sie Daten halten, verknüpft waren“, erklärt Werner Nutt, Professor an der Fakultät für Informatik und gemeinsam mit Professor Diego Calvanese Leiter des MAGIK-Projektes an der Uni Bozen. Sie befassen sich mit der theoretischen Frage, wie ein System Datenvollständigkeit gewährleisten und Anfragen bei unvollständiger Information behandeln kann. MAGIK wird speziell dann zum Einsatz kommen, wenn Datenqualität und insbesondere Vollständigkeit der Daten von Bedeutung sind, etwa für die Erstellung von Statistiken. Dabei handelt es sich keinesfalls um Spielereien von Informatikprofis. Vielmehr reagieren die Forscher auf ein verbreitetes Problem der öffentlichen Hand: die Verwaltung von Schuldaten.

Keine Zehn für Schuldatenbanken Schuldaten werden in Südtirol über eine verteilte Datenbank verwaltet. Für die Kerndaten ist die Datenabteilung der Provinz verantwortlich. Die Daten der einzelnen Schulen werden von diesen selbst verwaltet und sind mehr oder weniger unvollständig. „Die Daten sind nicht auf dem neuesten Stand oder es fehlen Informationen über Schüler und Schülerinnen, Klassen oder den Unterrichtsstoff. Diese Daten sollen aber zu einem bestimmten Zeitpunkt – also sobald eine Anfrage kommt – vollständig sein, etwa für die jährliche Schulstatistik des ASTAT oder wenn Schüler um Stipendien oder andere Beihilfen anfragen. Das System muss verstehen, welcher Teil der Datenbank relevant ist und die Information enthält, die benötigt wird“, erklärt Nutt. Wie aber kann ein Informationssystem diese Anforderung bewältigen, vor allem wenn es sich um unvollständige Daten handelt? Wenn A dann B: von Regeln und Zusicherungen Damit ein System erkennen kann, ob Daten vollständig oder unvollständig sind, werden so genannte Geschäftsregeln (Business Rules) implementiert. „Bei einer Anfrage überprüfen diese Regeln die gegebenen Daten, um von den bestehenden


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informationen auf fehlende zu schließen, beispielsweise dass jeder schüler in eine Klasse geht. vollständigkeit kann aber nicht allein durch Überprüfung vorhandener Daten abgefragt werden. es bedarf weiterer zusicherungen, so genannte garantierte Daten, die von einer kompetenten instanz gegeben werden müssen: sachbearbeiter, verwalter oder informationsquellen, die Daten vom Melde- und standesamt entnehmen und garantieren, dass dies die gesamtanzahl der schüler ist“, führt nutt aus. zusicherungen und geschäftsregeln

können in Wechselwirkung stehen: zusicherungen können logische Konsequenzen aus anderen zusicherungen und geschäftsregeln sein. „Das informationssystem kann herausfinden, welche Daten garantiert sein müssen und dann mithilfe der geschäftsregeln Daten vervollständigen“, spezifiziert nutt. Bei einer anfrage wird MagiK sagen können, ob ausreichende informationen vorhanden sind, ob Daten fehlen, oder ob es noch weitere garantien braucht. etwas Magisches hat die arbeit der informatiker wohl doch an sich …

Werner Nutt (*1956) ist seit 2005 Professor 1. ebene für informatik. von 2006 bis 2008 war er Prorektor für Forschung und von 2007 bis 2009 vizedekan. zuvor lehrte und forschte er an der heriot-Watt University in edinburgh, an der Universität Jerusalem und am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche intelligenz in saarbrücken. nutt hat über 80 aufsätze in zeitschriften und Konferenzbänden veröffentlicht. er forscht über Datenbanken und Wissensrepräsentation. Derzeit befasst sich er damit, wie sich unsichere und unvollständige informationen handhaben lassen und wie man den zugang zu wissenschaftlichen Daten leichter machen kann.

Diego Calvanese (*1966) ist seit 2003 Professor 2. ebene im Forschungszentrum KrDB (research centre for Knowledge and Data) der Fakultät für informatik, wo er vorlesungen über Data Management und theoretische informatik hält. seine Forschungsinteressen reichen von logiken für die Wissensrepräsentation, Datenmodellierung und Datenintegration über das Management von Web-Daten bis hin zu Web-services. er hat über 200 peer-begutachtete wissenschaftliche artikel publiziert, u.a. in den besten internationalen zeitschriften und Konferenzen in den Bereichen Datenbanken und Künstliche intelligenz. calvanese zählt zu den 1500 weltweit meistzitierten autoren in der informatik.


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L’informatica “intelligente” aiuta i bambini con difficoltà di lettura Il progetto TERENCE (An adapTivE leaRning systEm for reasoNing about stories with poor Comprehenders and their Educators) è coordinato alla Libera Università di Bolzano dalla ricercatrice Rosella Gennari ed è volto a sviluppare e valutare l‘efficacia di un sistema informatico adattivo di apprendimento. Si tratta di un sistema web che aiutare i bambini a migliorare la comprensione del testo scritto, sviluppando la capacità di ragionare sulle relazioni fra eventi narrati. TERENCE si prefigge anche lo scopo di assistere gli educatori, fornendo in maniera “intelligente” ad ogni singolo bambino esercizi, sotto forma di gioco, adatti alle loro attitudini e abilità. Il punto di partenza di questo lavoro è la constatazione che la capacità di leggere e comprendere il testo scritto in maniera approfondita si sviluppa progressivamente a partire dai 7–8 anni di età fino agli 11 anni, quando i bambini incominciano a diventare lettori indipendenti. Oggi però accade che un numero sempre maggiore di bambini di questa fascia d‘età abbia serie difficoltà di comprensione del testo scritto. In paesi quali Gran Bretagna, Francia e Italia, la percentuale di bambini senza handicap che denotano tali difficoltà si aggira attorno al 10%. Se poi si restringe l’analisi alla popolazione sorda di tutte le età, secondo uno studio del 2006, meno del 20% del campione raggiunge livelli di comprensione superiori a quelle di un lettore di otto anni.

Testi avvincenti per creare lettori indipendenti Recenti studi di psicologia hanno ricondotto le difficoltà di lettura dei bambini ad un mancato sviluppo di ben precise strategie di lettura. I bambini ad esempio tendono a non porre in relazione eventi narrati in parti distanti di una storia scritta, e quindi a non saper ricostruire e riassumere l’ordine degli eventi narrati.

In anni recenti sono state sperimentate varie tipologie d‘interventi, in seguito raccolte in linee guida, volte a stimolare le capacità di lettura approfondita del testo. Ad esempio attraverso la somministrazione di domande atte a far ragionare il bambino sugli eventi narrati nella storia e a porli in relazioni fra di loro. Eppure oggi per ogni educatore risulta difficile riuscire ad individuare storie ed esercizi formulati seguendo queste linee guida, che rispondano alle capacità cognitive ed ai gusti dei bambini di 7-11 anni che presentano difficoltà di comprensione del testo. Pochi sistemi cosiddetti adattivi (ovvero, con materiale che si adatta intelligentemente al tipo di utente che li usa) tengono in considerazione queste linee guida. O, se lo fanno, sono pensati per ragazzi delle superiori o universitari, che si relazionano con libri di testo quale materiale di lettura. E‘ questo deficit che Terence sta cercando di colmare.

Team multidisciplinare TERENCE si propone proprio di studiare e possibilmente migliorare gli attuali modelli cognitivi e pedagogici relativi alle strategie e ai processi inferenziali che intervengono nella comprensione approfondita di storie scritte. Per raggiungere questo scopo prevede la stretta collaborazione fra esperti di campi molto diversi: stiamo parlando di logici della cosiddetta area della “rappresenta-


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zione della conoscenza” della Facoltà di Scienze e Tecnologie informatiche della Libera Università di Bolzano, linguisti, psicologi cognitivi, esperti di metodologie di sviluppo software centrate sull’utente e della cosiddetta medicina evidence-based, e poi ancora esperti d‘arte e design. Questa collaborazione si svolge sul doppio versante linguistico inglese/italiano. Il partner capofila è l’Università degli Studi dell’ Aquila, mentre la Facoltà di Scienze e Tecnologie Informatiche della Libera Università di Bolzano ha il ruolo di coordinamento scientifico del progetto e del suo consorzio multidisciplinare. Per i suoi tre anni di svolgimento il progetto prevede un finanziamento complessivo da parte della Comunità Europea di oltre 2 milioni di euro. Tra gli altri partner europei coinvolti vi sono le università di Hannover, Sussex, Salamanca, Lovanio, Padova, Verona e la Fondazione Bruno Kessler di Trento.

Rosella Gennari (*1970) ha una formazione scientifica, interessi e lavori interdisciplinari. Dal 2005 è ricercatrice nel centro di ricerca KRDB (Research Centre for Knowledge and Data), che si occupa dei fondamenti e delle tecnologie per l’elaborazione dell’informazione e la rappresentazione della conoscenza. Dal 2007, Rosella Gennari si dedica alle applicazioni “intelligenti” nel settore educativo. In quest’ambito, è responsabile per la Libera Università di Bolzano del progetto LODE (Logic Based Web Tool for Deaf Children), finanziato da Caritro, ed è la principale autrice del progetto europeo TERENCE.


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Open Source: certificazione di qualità made in Bolzano Le attività di ricerca alla Facoltà di Scienze e Tecnologie informatiche della Libera Università di Bolzano sono suddivise in tre centri distinti. Uno di questi, il Centro di Ricerca per l‘Ingegneria del Software Applicata (CASE), è l‘entità di riferimento all‘interno della Libera Università di Bolzano per il Centro di Competenza Open Source Italia. In particolare i ricercatori che fanno capo al professor Giancarlo Succi sono coinvolti nel progetto QualiPSo che riunisce i principali attori del panorama europeo in termini di sviluppo, ricerca e domanda di soluzioni e sistemi software, allo scopo di innalzare la qualità e l’affidabilità delle soluzioni e dei prodotti open source ai livelli richiesti dagli standard industriali.


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Il progetto è finanziato dall‘Unione Europea con un budget di 17 milioni di euro ed è diviso in 12 attività. Quella di cui si occupa la Libera Università di Bolzano è focalizzata sulla qualità del processo di produzione del software. La metodologia che è stata sviluppata dai ricercatori Etiel Petrinja e Alberto Sillitti e dai loro collaboratori si chiama QualiPSo OpenSource Maturity Model (OMM) ed è ispirata al modello CMMI (Capability Maturity Model Integration), molto utilizzato in ambito industriale. Si tratta in sostanza di una certificazione di qualità, requisito indispensabile per le industrie che producono sistemi che hanno la necessità di essere particolarmente affidabili.

Più qualità senza ulteriori spese OMM è stato sviluppato grazie alla collaborazione di una serie di partner europei, in particolare la Siemens, ed è basato su un‘analisi di quali sono i fattori importanti di qualità per un‘azienda o per una comunità open source che producono software con codice aperto. Nello sviluppo di OMM i ricercatori si sono ispirati ai principi base del CMMI, senza però realizzarne un adattamento, bensì mettendo a disposizione delle aziende ed alle comunità open source un sistema compatibile che permetta in aggiunta una certificazione di qualità. Molte aziende infatti sono già certificate CMMI perché devono presentare determinati requisiti, a volte persino per legge, per poter produrre un certo tipo di software. Ora con OMM le medesime aziende possono dotarsi di uno strumento che aumenta la loro qualità di produzione senza dover per questo costringerle a sostenere grandi costi economici nella formazione del personale. Per questo OMM è adottabile anche da piccole e medie imprese e ovviamente anche da comunità open source, sempre che siano in grado di mantenere specifiche caratteristiche strutturali. Il progetto legato a OMM si esaurirà nel 2011, ma è stato realizzato un gruppo di lavoro volto a seguire gli ulteriori sviluppi di questa metodologia. Al gruppo di lavoro partecipano numerose altre aziende e realtà universitarie, sparse per tutto il mondo. Il team del CASE presso la Facoltà di Scienze e

Tecnologie informatiche della Libera Università di Bolzano è costituito da due professori ordinari, un associato, due ricercatori fissi, 5/6 ricercatori a tempo determinato e altrettanti dottorandi. Nel progetto vengono periodicamente inseriti anche laureandi.

Obiettivo: seminare il sapere Un altro sviluppo futuro del progetto QualiPSo sono i centri di competenza (competence center) che mano a mano si stanno realizzando a livello internazionale per seguire queste tematiche. Al momento sono funzionanti già in Italia, in Brasile, in Germania, in Cina, in Francia e in Polonia. In breve tempo ne verrà realizzato uno anche in Giappone e in Belgio, due Paesi che non hanno partecipato direttamente al progetto ma che si sono detti interessati a seguirne gli sviluppi. In particolare il centro di competenza italiano è stato realizzato recentemente grazie all‘importante contributo dei ricercatori dell‘ateneo bolzanino. La sfida dei centri è di riuscire a disseminare tutto il sapere scientifico accumulato durante lo sviluppo del progetto per far crescere una vera e propria “comunità” che si occupi di questi aspetti. E‘ anche in questo senso che recentemente sono state avviate attività di training su OMM e su altre tecnologie legate ad esso, messe a disposizione dai vari partner di QualiPSo.

Etiel Petrinja (*1978) è ricercatore della Facoltà di Scienze e Tecnologie informatiche della Libera Università di Bolzano. Ha ottenuto il dottorato di ricerca nell‘area della gestione delle informazioni nell‘ambito dell‘ingegneria nel 2007 dall‘Università di Ljubljana (Slovenia). Precedentemente e stato assistente professore all‘Università di Ljubljana. Le sue principali aree di ricerca sono lo sviluppo di codice open source, l‘ingegneria del software, l‘interoperabilità del software e la gestione del sapere.


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Internet soll „verstehen“ lernen Haben Sie schon mal „Wie viele 3-Sterne-Hotels gibt es in Bozen?“ in eine Suchmaschine eingegeben? Sie erhalten alle möglichen Ergebnisse, nur nicht die richtige Antwort auf Ihre Suchanfrage. Für Google & Co. sprechen wir Menschen nämlich immer noch in Rätseln. Aber auch Datenbanken machen Anfragen in Form von (Frage)Sätzen oder Begriffsfolgen zu schaffen. Der Grund dafür liegt in der Mehrdeutigkeit der natürlichen Sprache. Der Forschungsstipendiat Camilo Thorne untersucht eine Sprache, die für den Computer verständlich ist.

Was tun, wenn die gewünschte Information nicht bei der Hand ist? Keine Frage: Internet stellt uns jegliche Art von Daten in Sekundenschnelle bereit. Es genügt, eine Suchanfrage in Google, Yahoo! oder Bing einzugeben. Die Ergebnisse sind jedoch häufig irrelevant oder zu umfangreich, und so mancher nicht geübte Nutzer kehrt der Internet-Gemeinde verärgert den Rücken. Woran liegt es, dass Automaten die richtige Antwort auf eine präzise gestellte Frage nicht finden? „Ein Merkmal der natürlichen Sprache ist die Ambiguität. Dies bedeutet, dass ein Satz oder eine Wortgruppe zwei oder mehrere Interpretationen haben kann. Ein klassisches Beispiel hierfür ist ‘John beobachtet den Mann mit dem Fernglas.’ Aber auch ein Wort kann mehrere Bedeutungen haben: Meint der User mit Bank eine Sitzgelegenheit oder ein Kreditinstitut?“, bringt Camilo Thorne das Problem auf den Punkt. Im Rahmen seines Forschungsdoktorates in Informatik und darüber hinaus beschäftigt sich der Peruaner seit Jahren mit dem Problem der Mehrdeutigkeit der Sprache bei der Abfrage von Informationen in Wissensdatenbanken, so genannten Ontologien. Bei dieser Art von Informationssystemen ist eine eindeutige Interpretation von Aussagen besonders wichtig, da die Suchergebnisse sehr genau auf die Anfrage eingehen müssen.

Exakte Ergebnisse durch eindeutige Interpretation Suchmaschinen suchen Daten aus unterschiedlichen Quellen im weltweiten Web: Dokumente, Texte, Webseiten, Bilder, Grafiken, Audio, Video oder Chat. Diese Daten liegen größtenteils in unstrukturierter Form vor. „Die semantische Bedeutung spielt hier eine untergeordnete Rolle. Suchmaschinen sind nicht in der Lage, die gespeicherten Informationen zu interpretieren. Sie picken aus den Aussagen bestimmte Wörter – Namenwörter, Verben und Eigenschaftswörter – heraus und listen als Ergebnis Webseiten auf, in denen diese Wörter enthalten sind. Bei Eingabe der Frage ‚Wie viele 3-Sterne-Hotels gibt es in Bozen?’ wird Google Webseiten auflisten, welche die Wörter ,3-Sterne’, ,Hotels’ und ,Bozen‘ enthalten“, sagt Thorne. Da Suchmaschinen Anfragen schnell weiterleiten müssen, spielt die semantische Bedeutung eines Satzes eine geringere Rolle. Anders verhält es sich bei Ontologien. Diese speichern strukturierte Daten. Sie sind in einer Form aufbereitet, welche es Computern ermöglicht, Informationen inhaltlich miteinander zu verknüpfen und zu interpretieren. „Solche Systeme sind in der Lage zu erfassen, dass 3-Sterne-Hotels ein Schwimmbad haben, 2-Sterne-Hotels hingegen keines. Die semantische Ebene


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ist hier sehr wichtig, da eine Suchanfrage exakte Ergebnisse liefern muss. Der Computer muss verstehen, was genau der User mit einer Aussage meint“, erläutert Thorne. Wie aber können mehrdeutige Interpretationen eingeschränkt werden?

Klartext sprechen für den Computer Um eine Aussage besser zu verstehen, können wir auf unser Grundwissen zurückgreifen, rückfragen oder in Büchern nachschlagen. Diese Möglichkeiten stehen einer Maschine nicht zur Verfügung. „Damit der Computer versteht, was der Mensch meint, muss Mehrdeutigkeit reduziert werden. Dies lässt sich mit kontrollierten Sprachen erreichen. Eine kontrollierte Sprache ist ein Fragment der natürlichen Sprache mit kontrolliertem Vokabular und wenigen einfachen grammatikalischen Regeln“, erklärt Thorne. Wie in der natürlichen Sprache gibt es in der kontrollierten Sprache Namenwörter, Eigenschaftswörter, Verben, Bindewörter und Fürwörter, um nur einige zu nennen. Ebenso ist es möglich, Sätze zu bilden. Nur sind grammatikalische Regeln und Begriffe stark vereinfacht und sehr detailliert und eindeutig beschrieben. „Das System wird anhand von kontrollierten Fragmenten so programmiert, dass es nur natürliche Sprache akzeptiert“, meint Thorne. Seine Forschung konzentriert sich vor allem auf die mathematischen

Grundlagen kontrollierter Sprachen, wobei ihm die Dozenten Diego Calvanese und Raffaella Bernardi zur Seite stehen. Das Ergebnis dieser Arbeit sind mathematische Theoreme, die das Wissen um die Komplexität kontrollierter Sprachen bereichern. Es wurden auch verschiedene kontrollierte Sprachen definiert, die besonders gut geeignet sind, um Datenbanken mittels Ontologien abzufragen. Diese sind die Grundlage für die Entwicklung von Systemen, mit denen man Datenbanken in natürlicher Sprache abfragen kann.

Camilo Thorne (*1975) schloss sein Studium an der Pontificia Universidad Católica in Peru als Jahrgangsbester ab. Seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Philosophie an der Privatuniversität Ricardo Palma in Lima folgte 2003 ein Master in Logik und 2004 ein Master in „Artificial Intelligence and Optimization”, beide in Paris. Nach Studienaufhalten in Trient, am LOA (Laboratory of Applied Ontology), in Milton Keynes (GB) und am KMI (Knowledge Media Institute) schrieb er sich 2005 in ein PhD-Programm für Informatik an der Freien Universität Bozen ein, wo er derzeit als Forscher tätig ist.


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FAKULTÄT FÜR DESIGN UND KÜNSTE FACOLTÀ DI DESIGN E ARTI

Bozen Bachelor Design 193 Studierende Auszeichnungen 13 Preise und 26 internationale Anerkennungen für Projekte von Studierenden und Absolventen der Fakultät in den vergangenen drei Jahren Lehrkörper 2 Professoren 1. Ebene, 5 Professoren 2. Ebene

Bolzano Corso di laurea in Design 193 studenti Riconoscimenti 13 premi e 26 riconoscimenti internazionali per porgetti di studenti e laureati della Facoltà negli ultimi 3 anni CORPO DOCENTI 2 professori ordinari, 5 professori associati


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Didaktische Spurensuche Eine Lehrbibliothek zum Produktdesign, eine Art didaktische Spurensuche bestehend aus Artefakten, die Geschichte geschrieben haben. Dazu eine umfassende Datenbank mit Informationen über die Notwendigkeiten, die Verfahren, die Materialien. Nicht geordnet nach Epochen oder nach herausragenden Designern, sondern nach dem Prinzip der Entwicklung. „Die Idee ist an sich supereinfach, setzt aber eine superkomplizierte Denkarbeit voraus.“ So charakterisiert Gerhard Glüher, ordentlicher Professor für Ausdrucksformen des Design an der Fakultät für Design und Künste, sein Projekt, an dem er seit eineinhalb Jahren gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Dr. Alessandro Titone, arbeitet.

Helfershelfer, die Geschichte geschrieben haben Ein umfassendes Recherche-Werkzeug für Produktdesign bestehend aus Archetypen, die Geschichte geschrieben haben. Glüher: „Mich interessieren dabei nicht die Stars, d. h. das Design der Superlative, sondern das Phänomen. Die Helfershelfer, d. h. die kleinen anonymen Dinge, die effektiv das Leben der Menschen erleichtert, die eine Entwicklung in Gang gesetzt haben.“ Das tägliche Brot des Produktdesigners.

Die Idee entstand aus der Lehre. Aus der Erfahrung eines Theoretikers im Bereich Produktdesign, der, wie Glüher betont, allerdings auch über praktische Erfahrung als (Ex)Designer verfügt. „Ein Entwurfsprozess verläuft im Prinzip immer nach dem gleichen Schema“, erklärt Glüher. Der Designer ist mit einem Problem konfrontiert. Er generiert Ideen. Entwirft ein Grob-Konzept. „Bis zu diesem Punkt läuft alles im Kopf ab.“

Ein grundlegendes Recherche-Werkzeug Der nächste Schritt: Zeichnungen, Entwürfe, Skizzen, Modelle, Halbrealisierungen. Dann: Ein Materialiensystem zusammenstellen. „In diesem Prozess ein grundlegendes Recherche-Werkzeug zur Verfügung zu haben, das aus einem Mix aus Text, Bildinformation und realer Welt, d. h. konkreten Beispielen besteht, wäre eine wertvolle Hilfe.“ Datenbank und Materialsammlung sollten in einer


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Art Bibliothek oder – zu einem späteren Zeitpunkt durchaus denkbar – in einem Designmuseum zugängig sein. Für Designer, Designwissenschaftler, Designstudenten, aber auch für Zielgruppen wie Historiker, Handwerker, Architekten und Ingenieure oder einfach an Design Interessierte. Das auf drei Jahre ausgelegte Projekt wird vom Land Südtirol gefördert. Ziel ist eine von Anfang an vernetzte, zweibahnig nach historischen und typologischen Gesichtspunkten organisierte Struktur. Projektleiter Glüher hat deshalb bereits intensiv daran gearbeitet, ein Netzwerk aufzustellen und Kontakte angebahnt mit wichtigen Institutionen wie z. B. der Neuen Design-Sammlung München, dem Vitradesign-Museum in Weil am Rhein, dem ehemaligen Werkbundmuseum in Berlin, heute Museum der Dinge, der Material Library Mailand oder der Materialbibliothek Winterthur sowie dem Thonetmuseum in Frankenberg.

Sammlung von Artefakten ab 1850 Grundstock dieses Forschungsprojektes wird anfänglich eine wohlüberlegte Sammlung von 100 bis 150 Gebrauchsgegenständen aus dem Zeitraum 1850 bis in die Gegenwart sein. Objekte des täglichen Lebens, wie Kochutensilien, Kommunikationsgeräte, Lampen etc. geordnet nach objekttypologischen Kategorien, um verschiedene Vergleichsmöglichkeiten der Artefakte zu gewährleisten. Für den Aufbau der begleitenden Datenbank, die das kulturhistorische, technische und anthropologische Hintergrundwissen bereitstellt, sind Glüher und sein Mitarbeiter noch auf der Suche nach einem geeigneten Softwareprogramm. „Die Sammlung soll auch Aufschluss geben über Herstellungsmodalitäten und Materialien, soll Kontexte und Funktionen erklären.“ Neben Objekten und elektronischen Daten werden auch Bildmaterialien und dokumentarisches Filmmaterial gesammelt.

Gerhard Glüher (*1958) ist Kulturwissenschaftler, Kunstvermittler und Publizist und Professor 1. Ebene für Theorien und Ausdrucksformen an der Fakultät für Design und Künste in Bozen. Nach dem Studium des Designs an der Fachhochschule Würzburg studierte er Kunstgeschichte, Philosophie und Slawistik an der Philipps-Universität Marburg (Promotion zum Dr. phil.). 2007 Habilitation zum Thema Untersuchungen zu Bildsprachen und Ausdrucksformen neuer Medien in der zeitgenössischen Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar. Vertretungsprofessuren und Hochschuldozenturen u. a. in Koblenz, Wiesbaden, Saarbrücken, Schwäbisch Hall, Würzburg, Innsbruck und Weimar.


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Arte e identità del territorio Il rapporto tra arte contemporanea e identità del territorio è al centro della ricerca “Pratiche artistiche contemporanee e contesti” della professoressa Emanuela De Cecco della Facoltà di Design e Arti. L’obiettivo è quello di definire una sorta di campionatura di casi significativi. Il filo rosso è indagare la relazione fra l’arte contemporanea e i suoi contesti sociali: dove e come vive, viene prodotta, esposta, veicolata e recepita.

A questo proposito è emblematica la controversia scaturita a Bolzano per l’esposizione della rana crocifissa di Martin Kippenberger. Si tratta di uno dei casi esaminati dal progetto di De Cecco che hanno mostrato il nervo scoperto di questa terra: la spinta ad entrare in una rete culturale internazionale che coesiste con un altrettanto forte radicamento locale. C’è una sorta di timore difensivo, di paura nei confronti della globalizzazione, di esserne coinvolti e di non riuscire più a ritrovarsi. Questa situazione che a tratti è stata sottovalutata o ridicolizzata come fatto di folklore, De Cecco la considera piuttosto come un caso sintomatico sul quale lavorare. Il tentativo è cercare di comprendere il funzionamento di una macchina complessa come un museo d’arte contemporanea e la rete di relazioni della quale queste istituzioni devono tenere conto.

Le relazioni tra i “casi isolati” Il progetto triennale a cui De Cecco sta lavorando è iniziato nel 2008 e studia i fenomeni artistici del presente, individuando in quale ambito l’arte si produce come sfera pubblica. Presupposto della ricerca è considerare il mondo dell’arte un microcosmo

che consente di cogliere dinamiche che riflettono il macrocosmo. Le parti coinvolte, le istituzioni politiche, i media e il pubblico, oltre agli artisti e ai vari soggetti del mondo dell’arte, si incrociano fra loro come vettori in un campo di forze. Nel suo lavoro Emanuela De Cecco cerca di osservare i fenomeni partendo sempre da una prospettiva di tipo relazionale: ovvero non considerando i fatti come casi isolati ma cercando di cogliere le connessioni da cui essi derivano e le conseguenze che provocano. Raccoglie anche voci non specializzate, come per esempio quelle dei blog, che concepisce come una sorta di termometro di ciò che l’oggetto culturale ha prodotto.

In bilico tra provincialismo e internazionalità Ad esempio, sempre restando sulla parte della ricerca dedicata al contesto locale, una riflessione necessaria è dedicata all’investimento occorso dalla Regione Trentino Alto Adige dove nel 2008 si è tenuta Manifesta 7, biennale europea di arte contemporanea, in concomitanza con l’apertura del Museion nella nuova sede. Nell’ospitare – e sostenere – un evento di questo tipo sono stati infatti effettuati investimenti di


© emanuela De cecco

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rilievo a tutti i livelli da parte del mondo politicoeconomico-culturale. Una città piccola come Bolzano, investendo su un’espressione culturale contemporanea quale l’arte di oggi, ha compiuto un gesto coraggioso che, sommato alla presenza dell’edificio nuovo del Museion, faceva pensare ci fosse un interesse serio a dare all’arte una posizione di primo piano. Ma questo processo sembra abbia avuto una battuta d’arresto, come se fosse venuta a mancare la consapevolezza che le novità hanno bisogno di tempo per essere metabolizzate e i conflitti in questo ambito possano essere una risorsa per fare emergere problematiche presenti nel tessuto sociale.

Quando le posizioni delle parti in causa si irrigidiscono, il rischio è che una spinta di grande apertura si trasformi in una spinta di altrettanta forza nella direzione opposta, come avvenuto nello specifico con il “terremoto” della rana di Kippenberger, del quale si è preferito tacere anziché raccoglierne l’eredità. emanuela De cecco è convinta che il mondo dell‘arte, con tutti i suoi limiti e difetti, rappresenti un importante terreno di discussione, a patto che non ci si ritragga di fronte ai possibili conflitti. se prevalgono le scelte difensive si rinuncia di fatto a una risorsa come l’arte, preziosa proprio in quanto interrogante.

Emanuela De Cecco (*1965) è critica d’arte e curatrice, dal 2007 professore associato di storia dell’arte contemporanea presso la Facoltà di Design e arti di Bolzano. laureata in lettere a genova, dal 1990 al 1998 lavora nella redazione di Flash art, dal 1996 come capo redattore. Dal 2002 al 2005 è responsabile dei Progetti di formazione presso la Fondazione sandretto di torino, dal 2001 al 2006 insegna cultura visuale all’Università di Ferrara, dove nel 2004-05 riceve un assegno di ricerca presso il Dipartimento di scienze storiche.


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Type | Motion | Perception Wie weit sind Zufallsprogramme und generative Prozesse im Bereich der visuellen Kommunikation steuerbar? Welches sind die Nutzungsmöglichkeiten? Bis wohin ist der Gestalter noch Gestalter? Mit diesen Fragen befasst sich das Projekt Type | Motion | Perception von Antonino Benincasa, Professor für visuelle Kommunikation an der Fakultät für Design und Künste.

Schrift, die sich bewegt. Buchstaben, die ein Eigenleben entwickeln, aus dem Nichts erscheinen, über den Bildschirm tanzen. Farben, Muster und Bilder in unendlichen Variationen und Dimensionen. Die Wechselwirkung zwischen Typographie und Bewegung und ihre Wahrnehmung – das ist das Forschungsgebiet von Antonino Benincasa. Bilder und Schrift, erklärt Benincasa, „sind ein wesentlicher Bestandteil der visuellen Kommunikation.“ Im klassischen Anwendungsbereich ist Schrift statisches Gestaltungselement. Ein Informationsträger. „Mein Projekt untersucht, was passiert, wenn ich Typographie in Bewegung setze. Welche visuelle Wirkung hat das? Welche Wahrnehmungsprozesse werden ausgelöst? Was passiert, wenn ich die Bewegung mit Musik, mit Rhythmus verbinde?“

Generative Gestaltung Benincasa nutzt generative Gestaltung als eine Entwurfsmethode für die visuelle Kommunikation. „Dabei setze ich als Gestalter einen Formfindungsprozess in Gang.“ Über eine programmiergesteuerte Software werden unendlich viele Formenvarianten generiert. „Diese sind immer anders, weil sie in einem Zufallsprogramm ablaufen. Ein Beispiel: Wenn ich ein Blatt Papier in der Hand zusammenknülle, ist das Endprodukt immer ein Ball. Aber nie der gleiche!“ Neue visuelle Ausdrucksformen entstehen über einen Evolutionsprozess. Dabei sind interessante, innovative Formen – wie in der biologischen Evolution – nicht exakt planbar, sondern das Nebenprodukt des Schöpfungs- und Gestaltungsprozesses.

Wenn analoge und digitale Techniken, analoge und digitale Gestaltungsformen gemixt werden, wenn man sie miteinander spielen lässt, was ergibt sich dann? Auf der einen Seite die traditionelle, komplett gesteuerte Typographie, die über 500 Jahre alten Regeln folgt, auf der anderen Seite eine unendliche Variation von Bewegung. Benincasa versteht sich als Grenzgänger. „Bis wohin kann ich diese generative Gestaltung pushen. Welchen Nutzen kann ich als Gestalter daraus ziehen?“

Lehre als gemeinsame Suche Die Einheit von Lehre und Forschung ist für Benincasa fundamental. „In einer Universität gleichen sich Lehrer und Schüler, beide suchen, sind der Wissenschaft, oder besser, der Gestaltung verpflichtet. Stellen sich Fragen, die zuvor noch nicht gestellt wurden. Stellen sich selbst in Frage.“ Die Lehre wird Hilfsmittel zum Studium des Forschers. Das so erarbeitete Wissen wird über kurz oder lang aktuell, nutzbar sein. Benincasa: „Möglicherweise aber auch nie. Es gibt nicht nur die Figur des unwissenden Schülers, sondern auch die des unwissenden Lehrmeisters.“ Mit Hilfe der open-sourcing-software wie Processing, NodeBox oder Scriptographer lässt Benincasa beispielsweise seine Studenten mittels eines Soundgraphers Musik in Bilder übersetzen. Ein an ein Laptop angeschlossenes K-Board ersetzt dabei die Mouse. „Mit Tönen werden Patterns, Graphik und Bilder erzeugt.“ Ein zweidimensionaler Formfindungsprozess, der einmal in Gang gesetzt nicht steuerbar ist. „Ich erzeuge damit kein grafisch gestaltetes Endprodukt, sondern ein Metadesign.“


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Metadesign anstelle von fertigen Produkten Über solche Zufallsprozesse entwirft Benincasa Strick- oder Stickmuster. „Generative Formfindungsprozesse können in der Mode eingesetzt werden. Ich erreiche eine unerschöpfliche Vielfalt an Mustern. Kein Stück gleicht dem anderen.“ Diese generativen Formfindungsprozesse sind evolutionär, folgen Mendel´schen Gesetzen. „Per Knopfdruck kann ich immer andere Parameter eingeben, z. B. Skalierung, Wiederholung, Farbe … Irgendwann kommt durch Kreuzung, Serie, Wiederholung etwas ganz Tolles heraus, was du als Gestalter nicht allein geschafft hättest.“ Genau hier aber sind auch wieder die Grenzen, an denen sich Benincasa so gerne stößt. „Ich muss den Prozess so weit beeinflussen, dass ich als Gestalter aktiv bleibe.“

Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten Aber Antonino Benincasa geht noch weiter. „Was passiert, wenn ich die räumliche Wahrnehmung durch generative Prozesse verändere? Wenn ich zweidimensionale Darstellungen auf dreidimensionale Objekte projiziere – in Bewegung?“ Gemeinsam mit seinen Studenten hat er auf einen dreidimensionalen Würfel Bilder projiziert. Je nach Objekt, ändert sich komplett die Wahrnehmung. Benincasa: „Das hat mit Emotionen, mit Vorstellung, mit Illusion zu tun.“ Das gleiche lässt sich mit Lautstärken oder sogar mit Gesichtsausdrücken machen. Laut dunkel, leise hell. Fröhlich helle Farben, verärgert dunkle Farben. „Wenn man das weiterdenkt, ergeben sich eine unendliche Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten. Entsprechend programmierte Videokameras können allein durch Geräusche einen Einbrecher melden. Oder ich kann Lärmbelastung optisch darstellen.“

Antonino Benincasa, (*1967) Gestalter, Designer, geboren in Siersburg, Deutschland. 1993 Diplom für Visuelle Kommunikation an der HfG Schwäbisch Gmünd. 1996 Übersiedlung von Deutschland nach Mailand, wo er das Büro für Gestaltung „72 dpi“ gründet. Zwischen 1997 und 2005 unterrichtet er visuelle Kommunikation und Motion Design am Politecnico di Milano, Facoltà di Disegno Industriale. 1999 gründet er in Mailand mit Nicole Husmann das Büro für Gestaltung „HusmannBenincasa Corporate & Brand Design“. 2001 erhält er den Auftrag vom TOROC (Turin Organizing Committee), das Corporate Identity der XX Olympischen Winterspiele Turin 2006 zu entwerfen. 2005 wird er Professor 2. Ebene an der Fakultät für Design und Künste.


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FAKULTÄT FÜR NATURWISSENSCHAFTEN UND TECHNIK FACOLTÀ DI SCIENZE E TECNOLOGIE

Bozen Bachelor Logistik- und Produktionsingenieurwesen Bachelor Agrarwissenschaften und Agrartechnologie Master KlimaHaus Executive Master in Innovation Engineering Master Fruit Science Doktoratsstudium in Management of Mountain Environment 161 Studierende Lehrkörper 4 Professoren 1. Ebene, 2 Professoren 2. Ebene, 7 Forscher auf Planstelle

Bolzano Corso di laurea in Ingegneria logistica e della Produzione Corso di laurea in Scienze e Tecnologie agrarie Corso di laurea magistrale in Fruit Science Executive Master in Innovation Engineering Master di II livello CasaClima Dottorato di ricerca in Management of Mountain Environment 161 studenti Corpo docenti 4 professori ordinari, 2 professori associati, 7 ricercatori di ruolo


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Forschen in Kastanienwäldern und auf Lärchenwiesen Vielen mögen sie als ungleiches Paar erscheinen. Doch Naturschutz und Ökonomie können sehr wohl im Einklang sein. Wie sich mit gut durchdachten Konzepten wirtschaftliche Vorteile erzielen lassen, prüfen junge Nachwuchswissenschaftler an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik. Unter der Leitung des Botanikers und Landschaftsökologen Stefan Zerbe entwickeln sie neue Strategien für die nachhaltige Entwicklung von Südtirols Kastanienwäldern und Lärchenwiesen und gehen der Frage nach, inwieweit der Erhalt dieser Landnutzungssysteme ökonomisch tragfähig ist.

Die Kastanienwälder am Kalterer Mitterberg und an den Hängen des Etschtales, die Lärchenwiesen am Tschögglberg oder auf Kohlern sind vielen von uns als beliebte Erholungsgebiete bekannt. Als traditionelle Nutzungssysteme prägen sie aber auch die Kulturlandschaft und erbringen wichtige Ökosystemleistungen. Ausgehend von diesem Leitgedanken arbeiten Wissenschaftler und Studierende der Universitäten Bozen, Innsbruck und Bologna im Rahmen des Projektes „Ökosystemleistungen und Renaturierung traditioneller Landnutzungssysteme in Südtirol (EcoRAlps)“ zusammen. Gemeinsam mit Landschaftsökologen, Agrarökonomen, Landwirten, Forstverwaltung und Vertretern des Naturschutzes erarbeitet das Forscherteam Vorschläge für eine langfristige Entwicklung der Kastanienwälder und Lärchenwiesen aus ökologischer und ökonomischer Sicht. „Diese Nutzungssysteme bieten neben der Ressourcengewinnung auch eine biologische Vielfalt, die indirekt zur Erholung und Umweltbildung beiträgt und die es zu erhalten gilt. Wir beschäftigen uns mit der nachhaltigen Bewahrung dieser Ökosysteme, prüfen aber auch, ob sie ökonomisch tragfähig sind“, erklärt Stefan Zerbe, der gemeinsam mit Ulrike Tappeiner vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck das Projekt leitet.

Damit es so wird wie es einst war Ein Schwerpunkt der Forschungstätigkeit von Stefan Zerbe liegt in der Renaturierung. Darunter ist die Wiederherstellung von Ökosystemleistungen zu verstehen, die durch intensive, nicht ressourcenschonende Nutzung beeinträchtigt worden oder gänzlich verloren gegangen sind. „Leistungen des Kastanienwaldes sind beispielsweise die Fruchtgewinnung und Holznutzung. Daraus hat der Mensch jahrzehntelang Gewinne erzielt – das System war tragfähig. Heute hingegen können die Landwirte die Kulturlandschaft ohne Fördermittel nicht erhalten. Wenn man alle Ökosystemleistungen ins Blickfeld zieht, würde das Nutzungssystem möglicherweise auch heute noch ökonomisch tragfähig sein“, erläutert Zerbe und verdeutlicht dies am Beispiel der Lärchenwiesen. „Lärchenwiesen werden in Südtirol größtenteils aufgelassen, da sie die Grenzen der Tragfähigkeit erreicht haben. Werden sie nicht mehr bewirtschaftet, dringen andere Holzarten in das System ein. Diese müssen entfernt werden, wenn das System wieder hergestellt werden soll. Die entnommene Holzbiomasse könnte zur Energieerzeugung genutzt werden.“ Solche und andere nachhaltige Entwicklungskonzepte auszuarbeiten, ist Aufgabe der jungen Forscher in den nächsten drei Jahren. Erste Ergebnisse sollen bereits im nächsten Jahr bei einem Workshop mit den Kooperationspartnern vorgestellt werden.


© Rainer Sturm | pixelio.de

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Nachwuchsförderung durch externe Finanzierung Für die Finanzierung des Projektes konnte Stefan Zerbe den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gewinnen. „Mit dem Verband besteht eine langjährige Zusammenarbeit in Projekten, die die Vernetzung zwischen Universitäten, die Einbindung der Studierenden in internationale und interdisziplinäre Forschungsprojekte und die Promotionsförderung zum Ziel haben“, so Zerbe. Bereits jetzt können Studierende des dreijährigen Bachelorstudiengangs Agrarwissenschaften und Agrartechnologie an der Uni Bozen ihre Abschlussarbeit im

Rahmen dieser Forschungsarbeiten machen. An der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik ist aber auch ein neues Doktoratsprogramm Management of Mountain Environment geplant, das 2011 starten soll, und ein neues internationales Masterprogramm der Landschaftsökologie und Landschaftsarchitektur in Zusammenarbeit mit den Universitäten Trient und Innsbruck.

Stefan Zerbe (*1961) studierte Biologie an der Universität Würzburg und Stuttgart-Hohenheim. Promotion Dr. rer. nat. und Post-Doc am Institut für Ökologie, Technische Universität Berlin. Habilitation in Botanik. Forschungsschwerpunkte Landschaftsgeschichte, Renaturierungs-, Waldund Stadtökologie. Er ist Gründer und Leiter des Internationalen Master-Programms Landscape Ecology and Nature Conservation am Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald, Professor für Umwelt und Angewandte Botanik an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik, Bozen, wo er den Studiengang Agrarwissenschaften und Agrartechnologie leitet. Autor von wissenschaftlichen Artikeln, Monographien und eines Lehrbuchs zur Renaturierung.


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Acque inquiete in Val Venosta Chi non ricorda il disastro di Sarno, quando nel maggio del ‘98 il paese campano fu travolto da quella che in gergo tecnico si chiama colata detritica, ovvero un miscuglio di acqua, fango e massi, che ha causato 137 vittime? Per predisporre un sistema di allerta efficace ed affidabile e scongiurare pericoli di questo genere, nel 2009 è partito Monitor II, progetto europeo transfrontaliero che coinvolge Italia, Austria, Serbia, Bulgaria, Slovenia, Grecia e Romania.

Monitor II prevede l’installazione di vari sistemi di monitoraggio in una zona in cui le colate detritiche sono all’ordine del giorno: la Val Venosta. “Nel bacino idrografico chiamato Gadria, che si trova tra Silandro e Lasa, abbiamo una situazione particolare: le rocce sono molto erodibili, le pendenze dei versanti sono molto elevate e c’è un’aridità tale per cui la vegetazione non ha stabilizzato il terreno. In sostanza è il luogo ideale per il nostro progetto”, spiega Francesco Comiti, ricercatore presso la Facoltà di Scienze e Tecnologie. I tentativi per mettere in sicurezza la zona sono cominciati nel 1400. Negli anni Settanta del secolo scorso è stata costruita una briglia di tipo filtrante che ha risolto il problema della pericolosità trattenendo i detriti nella cosiddetta “piazza di deposito”, che tuttavia deve essere periodicamente svuotata per evitare la tracimazione alla piena successiva. Sul Gadria si verificano uno o due eventi di colata l’anno. Se si pensa che nella maggior parte dei siti le colate avvengono una volta ogni 50 anni, è presto spiegato perché la Val Venosta è un luogo prezioso per il monitoraggio. “Attualmente il rischio connesso alle colate in questa zona è molto basso – precisa Comiti – quindi possiamo testare efficacemente gli strumenti di allerta da installare in altri bacini meno sistemati”.

Monitorare a monte e a valle Gli strumenti che saranno impiegati sono diversi e saranno posti all’interno del bacino idrografico; confrontando i dati che ne derivano si ambisce a raggiungere una valutazione attendibile e veritiera della situazione. Si misura innanzitutto il livello del flusso di acqua e detriti nel punto i cui si raccoglie il materiale proveniente dall’intero bacino, in modo da capire con quanta acqua si attiva la colata. E’ un’informazione importante e molto attendibile, ma rischia di essere troppo tardi per evacuare la zona sottostante. Per questo è importante lavorare anche a monte: grazie ai pluviometri si misura in tempo reale la pioggia che sta cadendo in modo da determinare la quantità di acqua che scenderà a valle e quindi la probabilità che si verifichi la colata. Più a monte si vanno a prendere i dati, più tempo si guadagna per l’evacuazione. Ma nello stesso tempo ci si allontana dal luogo in cui la colata si attiva e si perde quindi la sicurezza che questo avverrà. Volendo, grazie ai radar meteorologici come quello del Macaiòn, è possibile prevedere le precipitazioni, ma allertare la popolazione troppo presto ha le sue controindicazioni: è importante non creare falsi allarmi, altrimenti all’allarme successivo la gente non reagirà più con prontezza.


© Francesco comiti

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Per studiare le dinamiche delle colate il progetto prevede anche l’installazione di un sistema di videocamere. insieme ai geofoni, che misurano le vibrazioni del terreno, ed ai cavetti a strappo che si aprono al passaggio della colata, le videocamere forniranno ulteriori dati importanti per la ricerca.

Chi lancia l’allarme? anche l’organizzazione della rete decisionale in caso di allarme fa parte del progetto Monitor ii (Practical Use of Monitoring in natural Disaster Management). si tratta di capire chi sarà allertato dagli strumenti, chi avrà il compito di decidere se dare l’allarme e far partire l’evacuazione. Per questo sono coinvolti la ripartizione Protezione antincendi e civile, l’Ufficio geologia e prove materiali

e la ripartizione opere idrauliche della Provincia autonoma di Bolzano, che collaborano al progetto portato avanti da un consorzio di ricerca composto dalla Facoltà di scienze e tecnologie della libera Università di Bolzano, dal cnr-irPi (sedi di Padova e torino), dal Dipartimento territorio e sistemi agroforestali dell’Università di Padova e dal Dipartimento scienze geologiche e geotecnologiche dell’Università di Milano-Bicocca. il progetto è partito nel settembre del 2009 e terminerà nel 2012.

Francesco Comiti (*1975) dal 2009 è ricercatore presso la Facoltà di scienze e tecnologie della libera Università di Bolzano. ha conseguito laurea e dottorato di ricerca all’Università di Padova, svolgendo poi attività post-dottorato a Padova e presso la colorado state University (Usa). si occupa di geomorfologia ed idraulica dei corsi d’acqua montani, con particolare attenzione per i problemi di gestione del sedimento e del materiale legnoso.


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Canneti cinesi come il legno trentino Sulla parete a destra della scrivania del dr. Marco Baratieri è appesa una lavagna coperta da linee colorate che oscillano su assi cartesiani. “Sono per impressionare chi entra” scherza il ricercatore, ma in effetti quei grafici sono un buon inizio per immaginare cosa colleghi questa piccola stanza della facoltà di Scienze e Tecnologie ad una zona remota della Mongolia interna, in Cina. Il progetto di riqualificazione ambientale di Baratieri, che coinvolge molte aree disciplinari, ha come principale teatro proprio un territorio ecologicamente delicato situato nel cuore della grande superpotenza economica cinese che, da quando la sua enorme produttività ha cominciato a crescere macinando tutti i record dell’economia mondiale, deve fare i conti con le conseguenze del suo supersviluppo anche in termini di sostenibilità ambientale.

Canneti per l’autonomia energetica In collaborazione con la Stifter Verband tedesca, che finanzia ricerca intorno al tema della responsabilità nell’impresa, la Facoltà di Scienze e Tecnologie partecipa al progetto di riqualificazione di un area che, per le sue caratteristiche naturali, potrebbe trovare proprio nel suo isolamento e nella sua ricchezza di aree umide le risorse per costruire una sua futura autonomia energetica. Nella prima fase del progetto si tratterà di valutare quale e quanta biomassa sia disponibile in loco. Nel caso specifico la biomassa è costituita da canneti, che crescono spontaneamente in quelle zone, ma che, non venendo utilizzati, tendono a marcire e fermentare, contribuendo in modo consistente alla produzione, paradossalmente “naturale”, della temuta CO2.

In tale contesto riuscire a stabilire se, invece, l’impiego di questa sovrapproduzione naturale di biomassa non solo limiti il problema dell’immissione in atmosfera di anidride carbonica ma anzi ne renda possibile lo sfruttamento in termini energetici, potrebbe rappresentare una sorta di “quadratura del cerchio” che avrebbe ricadute benefiche sia sul bilancio di CO2 sia sulla qualità della vita della popolazione del luogo. Scopo finale del lavoro è infatti la costruzione di piccole centrali energetiche a biomassa sparse sul territorio, in grado di garantire, senza un grosso impatto ambientale, la copertura del fabbisogno locale.

Biologia, botanica e sociologia vanno a braccetto Prima di arrivare a questo ambizioso risultato però occorre stabilire anche che tipo di “potere calorifico” possa assicurare la biomassa disponibile, ed in che misura essa possa venire appositamente “coltivata” in funzione dello sfruttamento energetico. In questa fase lo studio dei botanici risulta fondamentale per le informazioni sulle piante, così come indispensabili saranno le competenze dei microbiologi per fornire indicazioni sulla qualità dell´ambiente e su eventuali processi di trasformazione delle biomasse ad opera di batteri ed organismi simili. In tale direzione vanno anche le valutazioni in merito alla scelta del tipo più adatto di processo di con-


© Susanne Schmich | pixelio.de

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versione energetica delle biomasse: combustione o gassificazione? In questo genere di intervento non va poi trascurato neppure il fattore “sociologico”: è necessario valutare ad esempio la domanda di energia che effettivamente la popolazione locale pone. L’insieme di tutti questi fattori rappresenta una sfida che lascerà nei ricercatori un patrimonio duraturo.

Studiare globale per agire nel locale Se infatti le decisioni finali sulla realizzabilità di questa serie di piccole centrali energetiche a biomasse saranno ovviamente orientate alle condizioni ambientali e sociali di questa sperduta zona della Mongolia Interna, l’impianto della ricerca, ovvero l’aver dovuto porre sul tavolo le questioni giuste per

affrontare le diverse problematiche, entrerà a far parte di uno strumentario che troverà applicazione anche altrove. Ad esempio in Trentino, dove, in un altro progetto in corso alla Facoltà di Scienze e Tecnologie, si stanno prendendo in esame i diversi aspetti connessi alla futura costruzione di una scuola interamente in legno (la “biomassa” della Valle del Chiese dove l’edificio si realizzerà, come erano “biomassa” i canneti in Mongolia) che risponda ai più severi criteri di efficienza energetica. In questo caso il dr. Marco Baratieri ed i suoi collaboratori dovranno suggerire quale potrebbe essere il miglior modo per rendere le pareti ed il tetto di questa futura scuola capaci di proteggere l’interno dal freddo invernale e dal calore estivo. Con metodologia altoatesina, trentina e cinese insieme.

Marco Baratieri, (*1975) Laureato in Ingegneria Ambientale all‘Università di Trento nel 2001; dottorato di ricerca in Ingegneria Ambientale presso l‘Università di Trento nel 2007; Assegnista Post-Doc, Università di Trento, 2007–2009. Ricercatore, Libera Università di Bolzano, 2009. Le sue linee di ricerca riguardano i processi di conversione termochimica delle biomasse e l‘efficienza energetica negli edifici.




Freie Universität Bozen Libera Università di Bolzano Bozen – Bolzano Universitätsplatz 1 piazza Università, 1

www.unibz.it

Brixen – Bressanone Regensburger Allee 16 viale Ratisbona, 16

Bruneck – Brunico Universitätsplatz 1 Piazzetta dell‘Università, 1


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