G 12054 Nr. 3/2012 www.unicef.de
Nachrichten Hungerkrise in der Sahelzone Syrien – Hilfe für Kinder im Krieg Reiche Länder – arme Kinder
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UNICEF
Schauspielerin Christiane Paul beim Weltkindertag 2011 am Brandenburger Tor in Berlin
© Eventpress Herrmann
UNICEF-Ehrenbotschafter Joachim Fuchsberger in seinem eindringlichen Appell unter: www.unicef.de/ostafrika
Nachhaltigkeit – den Kindern zuliebe Eigentlich klingt es total kitschig. Aber wenn man Kinder hat, entdeckt man plötzlich eine große Ehrfurcht vor dem Leben. Man möchte eigentlich nicht so gefühlig werden, aber das Bedürfnis ist eindeutig da, diese Schöpfung oder zumindest diese Geschöpfe zu bewahren. Und das steht gegen das deprimierende Gefühl, dass das Leben und die Umwelt sukzessive zerstört werden. Von uns selbst. Für die Ausbeutung des Planeten und die Folgen der Umweltzerstörung zahlen die ärmsten Menschen den höchsten Preis. Diejenigen, die am wenigsten dazu beitragen, leiden am härtesten unter den Folgen des Klimawandels und der globalen Wasserkrise – die Kinder in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Weltweit sind jedes Jahr 375 Millionen Menschen von Überschwemmungen, Dürren oder Stürmen bedroht. Allein am Horn von Afrika und in der Sahelzone werden beispielsweise die Dürre- und Hungerkrisen immer häufiger. Zur UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung im brasilianischen Rio de Janeiro hat UNICEF dazu aufgerufen, mehr in das Wohlergehen der ärmsten Kinder zu investieren. Denn für Stabilität und Nachhaltigkeit müssen die Kinder an erster Stelle stehen. Sicher ist: Das muss in erster Linie die Politik hinbekommen. Aber auch wir können viel dazu beitragen, wenn wir dazu bereit sind, unsere Lebensgewohnheiten zu ändern. Ich bin sicher: Die kleinen Schritte, die wir tagtäglich gehen, sind für die Gesellschaft wichtig. All das ist Grundlage dafür, dass eine Bewegung, ein kultureller Wandel in unserer Gesellschaft in Gang kommt, in dem der Gedanke der Nachhaltigkeit fest verankert ist – seien es der bewusstere Einkauf, das Energiesparen, die Diskussion über so genannte Ökothemen. Er ist Ausdruck der Verantwortung für eine sichere, gesunde und gerechte Zukunft für alle Kinder, die heute leben – und für die Generationen nach ihnen.
Christiane Paul Schauspielerin und UNICEF-Patin
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©UNICEF DT/2012/Gebhardt
Liebe Leserinnen, liebe Leser, 2.200mal „Herzlich willkommen bei UNICEF!“ So viele neue UNICEF-Paten sind im Aktionsmonat Juni zu uns gekommen – viele davon über das Internet. Danke für Ihre Anmeldung! So wächst die Gemeinschaft der UNICEF-Paten weiter. Und das bedeutet: Verlässliche Hilfe für Kinder, die darauf dringend angewiesen sind. Jedes Kind braucht die Chance gesund aufzuwachsen, zu lernen, etwas aus seinem Leben zu machen – selbst wenn die Herausforderungen noch so groß sind. So sind in der Sahelzone aktuell Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. „Wir können die Kinder retten – dank einfacher, aber hoch effizienter Therapiemethoden“, sagt UNICEF-Ernährungsexperte Dr.Roland Kupka. Gemeinsam mit Ihnen kann UNICEF die Lage der Kinder nachhaltig verbessern. So ist es im Sahel-Land Niger durch Aufklärung gelungen, dass heute deutlich mehr Mütter ihre Kinder stillen als noch vor zwei Jahren. Für Neugeborene ist das der beste Schutz vor gefährlichem Durchfall und Mangelernährung.
In der Ukraine hilft UNICEF Kindern wie dem zwölfjährigen Anton. Für ihn war „Familienleben“ lange Zeit ein einziger Albtraum. Die Eltern waren alkoholkrank, der Stiefvater schlug und misshandelte Anton. Mit Hilfe von UNICEF fand er endlich Hilfe. Heute geht Anton zur Schule und träumt davon, wie Cristiano Ronaldo Fußballprofi zu werden. Ronaldo ist sein großes Vorbild – denn auch er wuchs in einer armen Familie auf. Um Ihnen die UNICEF-Hilfe für Kinder noch näher zu bringen, finden Sie ab jetzt übrigens auch in den UNICEFNachrichten schwarz-weiße QRCodes. Mit einem Handy mit Kamera können Sie so zum Beispiel direkt Filme aus den Projekten aufrufen und sehen, wie Ihre Hilfe wirkt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Kerstin Bücker Leiterin Kommunikation und Kinderrechte
Inhalt UNICEF aktuell
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„Wir können die Kinder retten“ Hungerkrise in der Sahelzone
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Ein syrischer Albtraum Hilfe für Kinder im Krieg
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Mehr Paten für UNICEF UNICEF-Geschäftsbericht 2011
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Reiche Länder – arme Kinder Neue UNICEF-Vergleichsstudie
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„Rote Karte“ gegen Benachteiligung Kinderrechte in der Ukraine
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„Geschüttelt, nicht gerührt“ UNICEF-Spot zur Wasserkampagne
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Unterwegs in Madagaskar Projektreise mit Unterstützern
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Aktiv für UNICEF
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Menschen für UNICEF
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UNICEF/NYHQ2011-2174/Esteve Ein mangelernährter Junge in Mao, der Hauptstadt der Kanem-Region in Tschad, bekommt von UNICEF nährstoffreiche Erdnusspaste. Sie hilft ihm schnell wieder auf die Beine.
In Syrien braucht UNICEF alle Kraft, um den vom Bürgerkrieg betroffenen Kindern zu helfen. Auf Seite 8 bis 9 lesen Sie mehr.
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© UNICEF/NYHQ2010-3058/Pirozzi
Ein Junge im Ernährungszentrum im Dorf Guidan Roumdji/Niger. Liegt der Oberarmumfang im roten Bereich, ist das ein Zeichen akuter Mangelernährung.
UNICEF/Britta Demmer
Zur Lage von Jugendlichen In den Entwicklungs- und Schwellenländern werden den meisten Jugendlichen wichtige Rechte vorenthalten – so ein neuer UNICEF-Bericht. So können in den ärmsten Ländern der Erde viele junge Leute nicht lesen und schreiben. 75 Millionen junge Erwachsene weltweit sind arbeitslos – und
von sozialen Fortschritten und wirtschaftlicher Entwicklung abgeschnitten. „Notwendig ist eine eigenständige Entwicklungs- und Sozialpolitik für Jugendliche, die deren Rechte endlich ernst nimmt“, forderte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.
Wie verbringt Ihr Eure Zeit?
UNICEF aktuell UNICEF-Report 2012 Wasser ist ein Menschenrecht und einer der wesentlichen Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung. Doch gerade Kinder aus den ärmsten Familien vom Land sind von Fortschritten bisher oft ausgenommen. Der Klimawandel bringt die Menschen in vielen Ländern zusätzlich in Gefahr. Mit dem Report 2012 zeigt UNICEF die Folgen des Wassermangels für Kinder auf und fordert: Das Recht auf sauberes Wasser muss endlich Wirklichkeit werden – für jedes Kind, weltweit. Das Taschenbuch enthält beispielsweise Textbeiträge von Mickey Chopra, Leiter der UNICEFGesundheitsprogramme, UN-Sonderberichterstatterin Catarina de Albuquerque und Tom Koenigs, Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe. „Wasser ist kostbarer als Gold. Ohne Wasser gibt es
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Nachrichten 3 • 2012
kein Überleben und keine Entwicklung. Aber gemeinsam können wir es schaffen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen“, so UNICEF-Botschafter Ewan McGregor im Vorwort. UNICEF-Report 2012 – Mein Recht auf Wasser, Fischer-Verlag, 10,99 Euro www.wasser-wirkt.de
Unter dem Weltkindertags-Motto „Kinder brauchen Zeit!“ starten das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland eine Online-Umfrage unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Die Kinderrechtsorganisationen wollen wissen: „Wie verbringt ihr eure Zeit?“ Kinder und Jugendliche sollen so motiviert werden, sich mit ihrer persönlichen Zeitgestaltung auseinander zu setzen. Die Erfahrungen fließen in die kinderpolitische Arbeit der Organisationen ein. Die Daten werden ausschließlich anonym erfasst und ausgewertet. Jeder Teilnehmer erhält eine Auswertung und auf seine Angaben zugeschnittene Tipps. Zum Weltkindertag am 20. September werden die Ergebnisse veröffentlicht.
Infoveranstaltungen „Vorsorge im Alter“
Fatima und der Traumdieb
Ingolstadt löst Nürnberg als 19. UNICEFStädtepartner ab und wird sich ein Jahr lang intensiv für die Rechte von Kindern einsetzen. Mit kreativen Projekten und zahlreichen Veranstaltungen werden die Bürger, Unternehmen, Schulen, Vereine
Im Herbst geht die UNICEF-Veranstaltungsreihe „Die wichtigen Vorsorgemaßnahmen im Alter“ in die nächste Runde. Unabhängige Fachanwälte für Erbrecht informieren beispielsweise in Bielefeld, Stuttgart, München und Berlin umfassend und verständlich über gesetzliche Regelungen rund um Themen wie Vorsorgevollmachten, Erbrecht und die richtige Testamentsgestaltung. Die Veranstaltungen sind selbstverständlich kostenlos und unverbindlich. Wenn Sie sich über die Termine informieren oder direkt anmelden möchten, rufen Sie Ulrike Struck unter 0221-93650252 an oder gehen Sie ins Internet unter www.unicef.de/vorsorgeimalter Wir freuen uns auf Sie!
„Fatima und der Traumdieb“ von Rafik Schami ist der Auftakt einer neuen Bilderbuch-Reihe zu den Kinderrechten. Der NordSüd-Verlag unterstützt mit 1,50 Euro pro Buch die Arbeit von UNICEF. „UNICEF gibt den Kindern dieser Welt eine Stimme und schützende Hand“, erklärt Rafik Schami. Seine neu aufgelegte Geschichte „Fatima und der Traumdieb“ erzählt von einem Mädchen und ihrem Bruder. Sie müssen arbeiten, um ihre Familie über Wasser zu halten. „Wer Kindern die Träume – und damit die Hoffnung auf eine bessere Zukunft stiehlt, ist nicht nur einfach ein Dieb, sondern ein Verbrecher“, sagt Schami. Rafik Schami: Fatima und der Traumdieb, NordSüd-Verlag Reihe UNICEF, 40 Seiten. 16,95 Euro, ab 5 Jahren.
© UNICEF DT/2012/Bredel
UNICEF-Kinderstadt Ingolstadt
und Institutionen während des Partnerjahres Spenden für UNICEF sammeln. Startschuss war bei einem großen Kinderfest. Die UNICEF-Paten Nina Ruge und Willi Weitzel (siehe Foto) freuten sich über eine Anschub-Spende von Audi in Höhe von 100.000 Euro. Der Erlös aus dem Partnerjahr kommt UNICEF-Bildungsprojekten in Burkina Faso zugute. Mit den Spenden sollen zum Beispiel neue Grundschulen und Kindergärten gebaut werden. Auch die Lehrerfortbildung wird unterstützt. www.unicef.de/aktionen/kinderstadt-ingolstadt
spenden
statt schenken
Alle Jahre wieder zeigen Unternehmen ihr soziales Engagement und unterstützen in der Weihnachtszeit die UNICEF-Aktion „spenden statt schenken“. Der Verzicht auf Geschenke an Geschäftspartner spart nicht nur wertvolle Zeit, sondern signalisiert durch Aufkleber, Einlegeblätter, Webbanner oder Eindrucke in UNICEF-Grußkarten den Einsatz für Kinder. In diesem Jahr wird ein „Überlebenspaket“ für Mütter und Neugeborene in Sierra Leone und weiteren Ländern geschnürt. Es besteht aus einfachen, kostengünstigen Maßnahmen gegen leicht vermeidbare Krankheiten wie Durchfall, Masern, Malaria oder Atemwegserkrankungen. Eine bessere Versorgung während und nach der Geburt, Moskitonetze und Medikamente helfen Babys, die kritischen ersten Wochen zu überstehen. Flo
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Hungerkrise in der Sahelzone
UNICEF/Video
„Wir können die Kin
In der Sahelzone läuft die UNICEFHilfe auf Hochtouren. Wegen Dürre und schlechter Ernten sowie hoher Lebensmittelpreise sind dort Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Chronische Mangelernährung und Krankheiten bedrohen besonders die ärmsten Kinder. Erschwert wird die Arbeit der Hilfsorganisationen durch politische Instabilität und Gewalt. Ein Gespräch mit Dr. Roland Kupka, dem Ernährungsspezialisten im UNICEF-Regionalbüro für West- und Zentralafrika.
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Wie erleben Sie persönlich die Lage der Kinder in den Sahelländern? Es ist sehr traurig anzusehen, wie viele stark unterernährte Kinder in den Ernährungszentren eintreffen. Diese Kinder ringen um ihr Überleben. Aber es gibt Hoffnung. Mit spezieller therapeutischer Nahrung und einfachen Medikamenten kann UNICEF die Kinder retten. Und es ist wunderbar zu sehen, wie ein Kind innerhalb weniger Tage wieder zu Kräften kommt.
Was hat UNICEF unternommen als klar wurde, dass eine Krise näher rückt? Bereits vergangenen Herbst hat UNICEF vor der Verschärfung der Situation gewarnt und damit begonnen, seine Hilfsmaßnahmen auszuweiten. Die Krise ist kein plötzliches Ereignis wie ein Erdbeben. Sie kommt langsam. Wir können Hunderttausende Kinder retten, wenn rechtzeitig die benötigten finanziellen Mittel zusammenkommen.
Warum ist die Lage in diesem Jahr so besonders schwierig? Die alljährliche Hungerperiode trifft die Menschen in der Sahelzone dieses Jahr früher und härter als sonst. Selbst in normalen Zeiten überleben viele Kinder die ersten Lebensjahre nicht: Eins von acht Kindern stirbt vor seinem fünften Geburtstag. Die aktuelle Krise kann zu einer noch viel höheren Sterberate führen.
Wo ist die Situation am schlimmsten? Allein in Niger werden UNICEF und seine Partner dieses Jahr mehr als 330.000 Kinder mit starker Mangelernährung behandeln müssen. Das ist eine sehr hohe Zahl. Aber es gilt natürlich, jedes einzelne Kind in allen acht betroffenen Ländern vor den schlimmen Folgen der Mangelernährung zu schützen.
© UNICEF/NYHQ2012-0180/Asselin
© UNICEF/NYHQ2010-1587/Holtz
Eine Mutter gibt ihrer Tochter im Ernährungszentrum Routgouna in Mirriah/Niger nahrhafte Erdnusspaste von UNICEF
Mauretanien Mali Senegal
der retten“ Welche Folgen hat schwere Mangelernährung für Kinder? Schwere Mangelernährung ist gerade auch in Krisensituationen eine der häufigsten Todesursachen von Kindern. Sie schwächt die inneren Organe und das Immunsystem. Deshalb treten bei unterernährten Kindern häufig Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung oder Durchfall auf. Die Kinder, die überleben, tragen vielfach bleibende Schäden davon. Kann man denn eine Katastrophe noch abwenden? Dank einfacher aber hocheffizienter Therapiemethoden ist es möglich, den Großteil der insgesamt eine Million von Mangelernährung betroffenen Kinder in der Sahelzone erfolgreich zu behandeln. Diese Möglichkeit bestand vor wenigen Jahren noch nicht.
Tschad Niger
Burkina Nigeria Kamerun Faso
Wie hilft UNICEF jetzt und langfristig? Im Moment gilt es, die mangelernährten Kinder mit therapeutischer Zusatznahrung zu behandeln und ihr Leben zu retten. Parallel dazu unterstützt UNICEF Vorsorgemaßnahmen, um Kinder und Mütter vor künftigen Krisen zu schützen. UNICEF setzt sich dabei besonders für das Stillen, eine ausgewogene Ernährung sowie die Vorbeugung und Behandlung von Infektionskrankheiten bei Kindern ein. Dr. Roland Kupka (36) arbeitet seit drei Jahren als Ernährungsspezialist für die Sahel-Länder im UNICEF-Regionalbüro in Dakar, Senegal. Er wuchs im hessischen Fritzlar auf und promovierte in den USA in Ernährungswissenschaften.
Bei der Behandlung von schwerer Mangelernährung wird auch therapeutische Milch eingesetzt
So hilft UNICEF: UNICEF setzt in der Sahelzone auf preiswerte, wirksame Maßnahmen. Dazu gehören nahrhafte Erdnusspaste und therapeutische Spezialmilch für Kinder, Moskitonetze, Medikamente gegen Malaria und Durchfall, Impfkampagnen sowie eine nachhaltige Wasserversorgung. Auch Aufklärungskampagnen über Hygiene und Gesundheit tragen dazu bei, die Situation langfristig zu verbessern. In Niger unterstützt UNICEF 823 Ernährungszentren. Über 37.000 mangelernährte Kinder unter fünf Jahren werden dort behandelt. Über 530.000 Kleinkinder und 97.000 schwangere Frauen und stillende Mütter erhalten Zusatznahrung. Im Tschad liefert UNICEF Spezialmilch und Erdnusspaste für 283 Ernährungszentren. 70.000 mangelernährte Kinder wurden erfolgreich behandelt. Wegen der politischen Unruhen in Mali musste UNICEF eine Impfkampagne im Norden des Landes aus Sicherheitsgründen verschieben. Trotzdem haben UNICEF und seine Partner schon 10.000 Menschen mit Wasser- und Hygienesets versorgen können. UNICEF Deutschland konnte die Nothilfe in der Sahelzone bisher mit 900.000 Euro unterstützen. Vielen Dank! Aktuelle Infos unter www.unicef.de
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Hilfe für Kinder im Krieg
Ein syrischer Albtraum
I
n einer solchen provisorischen Flüchtlingsunterkunft in Damaskus traf die UNICEF-Mitarbeiterin Razan Rashidi eine Mutter und ihre neunjährige Tochter. Sie ist endlich auf einer dünnen Matratze am Boden eingeschlafen. „Wir haben die letzten drei Nächte nicht geschlafen, weil der Lärm der Schüsse und der Hubschrauber so laut war, als wären sie in unserem Haus.“ Trotz aller Appelle an die Konfliktparteien, Zivilisten zu 8
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schützen, sterben jeden Tag Unbeteiligte, darunter viele Kinder. Viele Kinder stehen unter Schock, weil sie Angehörige verloren haben oder Schreckliches mit ansehen mussten. Anfang August waren bereits rund 130.000 Menschen in die Nachbarländer Jordanien, Libanon, Irak und Türkei geflohen, meist Frauen und Kinder, wie UNICEF-Helfer berichten. Da die meisten von ihnen nur noch
Seit vielen Monaten leben syrische Kinder in einem Albtraum. Das Leben, das sie vor Beginn des Bürgerkriegs geführt haben, gibt es nicht mehr. Hunderttausende Menschen mussten aus Angst um ihr Leben ihre Häuser verlassen – mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder und Jugendliche. In Damaskus, Aleppo und anderen umkämpften Orten suchen Familien Schutz in Schulen, Moscheen oder anderen öffentlichen Plätzen. Freiwillige haben Hilfe organisiert – unterstützt von UNICEF und seinen Partnern.
besitzen, was sie am Leib tragen, fehlt ihnen fast alles: Nahrung, Kleidung, Matratzen, Medikamente. UNICEF verteilt lebenswichtige Hilfsgüter und hilft bei der Versorgung mit sauberem Wasser und sanitären Anlagen – zum Beispiel im Lager Za’atari in Jordanien. Außerdem richtet UNICEF kinderfreundliche Zonen ein, in denen Kinder spielen können, psychosoziale
Für die Sommercamps an sieben Schulen im Norden Libanons wurden mit der Unterstützung von UNICEF eigens Lehrer geschult, um auf die besonderen Bedürfnisse der Flüchtlingskinder eingehen zu können. Über 400 Kinder haben so die Möglichkeit bekommen, mit anderen Kindern zusammen zu lernen und zu spielen. Hier können sie auch anfangen, die schrecklichen Erlebnisse aus ihrer Heimat zu verarbeiten. Cha
UNICEF hilft trotz Gefahr Von Januar bis August 2012 hat UNICEF in Syrien trotz der Gefahr – auch für die eigenen Helfer – rund 250.000 Menschen unterstützt, darunter 185.000 Kinder. Allein im Juli 2012 wurden Nahrungsmittel für 11.000 Kinder verteilt. 40.000 Kinder erhielten Hilfsgüter wie Hygiene-Sets, Kinderkleidung, Schultaschen und Baby-Bedarf. In über 100 Schulen in den Regionen Damaskus, Homs, Deraa, Tarous und Latakia erhalten mehr als 20.000 Kinder psychosoziale Hilfe und ErsatzUnterricht und können in sicherer Umgebung spielen.
© UNICEF/NYHQ2012-0213/Romenzi
Zusammen mit dem Syrischen Roten Halbmond hat UNICEF kindersichere Spielzonen eingerichtet und unterstützt vier Gesundheitszentren für monatlich rund 2.000 Kinder.
Hilfe erhalten und seit Monaten endlich wieder zur Schule gehen können. Besonders in Krisensituationen ist Unterricht für die Kinder wichtig – und sei er noch so provisorisch. So kommen sie auf andere Gedanken und erfahren ein Stück Normalität – zum Beispiel im Sommercamp in der Bar Elias Schule in Libanon.
Die Wände des Klassenraums sind mit Bildern und englischen Wörtern beklebt. „Ich war schon um 7 Uhr heute Morgen hier, damit ich nichts verpasse“, sagt die achtjährige Razan stolz. Sie ist eines von 84 Kindern, die am Sommercamp in der Bar Elias Schule teilnimmt. „Ich lese Geschichten, lerne neue Wörter und singe und tanze“, erzählt sie.
Auch in den Nachbarländern Jordanien, Libanon, Syrien, Irak und Türkei verstärkt UNICEF seine Hilfe für Flüchtlinge. Im jordanischen Flüchtlingslager Za´atari unterstützt UNICEF zusammen mit dem Deutschen Technischen Hilfswerk den Aufbau der Wasserversorgung und sanitärer Einrichtungen. Auch Spielzonen wurden eingerichtet. Mit Ihrer Spende kann UNICEF die Kinder in und außerhalb Syriens schnell mit dem Nötigsten versorgen – vielen Dank! Aktuelle Informationen zur Situation der syrischen Kinder und zur UNICEF-Hilfe finden Sie im Internet: www.unicef.de/syrien
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Geschäftsbericht 2011
Mehr Paten für UNICEF Genau 178.402 UNICEF-Paten haben Ende 2011 die Hilfe für Kinder mit einem regelmäßigen monatlichen Beitrag unterstützt. Fast 25 Millionen Euro sind allein dabei zusammengekommen. Die Unterstützung als UNICEF-Pate ist der effektivste Weg der Hilfe – herzlichen Dank! Zu dem guten Gesamtergebnis haben außerdem 1,73 Millionen Einzelspender, zahlreiche Unternehmen und Stiftungen beigetragen. Im neuen Geschäftsbericht erfahren Sie, wie UNICEF die Einnahmen aus 2011 verwendet. Hier ein kurzer Überblick:
UNICEF
© UNICEF/HTIA2010-00060/Ramoneda
Deutschland ist neben Japan eine der wichtigsten Stützen für die weltweite UNICEF-Arbeit. Dank der großen Hilfsbereitschaft während der Hungerkatastrophe in Ostafrika, der weiter steigenden Zahl der regelmäßigen Spenden durch UNICEF-Paten sowie vieler ehrenamtlichen Aktivitäten erzielte UNICEF Deutschland im Jahr 2011 wiederum ein sehr gutes Ergebnis. Insgesamt betrugen die Einnahmen aus Spenden und dem Verkauf von Grußkarten 93,3 Millionen Euro. Für die weltweite Programmarbeit konnten 76,7 Millionen Euro bereitgestellt werden.
Haiti: Nach dem schweren Erdbeben unterstützt UNICEF die Kinder der Saint-Gérard-Schule mit Schulmaterial
Beispiel nachhaltige Entwicklungsarbeit
Gezielt unterstützte UNICEF Deutschland 2011 Entwicklungsprogramme zu Wasser, Hygiene und Gesundheit mit 7,05 Millionen Euro, Bildungsprogramme für benachteiligte Kinder mit 8,3 Millionen Euro, Programme zum Schutz von Kindern vor Gewalt und Ausbeutung mit 2,8 Millionen Euro und zum Schutz vor Aids mit 639.000 Euro. Flexibel einsetzbare Mittel in Höhe von 36,1 Millionen Euro kamen der allgemeinen weltweiten Arbeit für Kinder zugute: So hat UNICEF 2011 rund 2,47 Milliarden Dosen Impfstoff gegen Krankheiten wie Masern, Polio und Tetanus beschafft – damit wird weltweit jedes zweite Kind erreicht. UNICEF trug so dazu bei, dass 2011 die Übertragung des Polio-Virus in Indien gestoppt wurde. In Ghana, Liberia, Senegal und Uganda wurde Tetanus bei Neugeborenen erfolgreich bekämpft. Um Malariaerkrankungen weiter zurückzudrängen, hat UNICEF rund 25 Millionen Moskitonetze bereitgestellt. UNICEF nutzte seinen weltweiten Einfluss auch, damit Impfstoffe und Basismedikamente für Kinder preisgünstiger werden.
Somalia: Nothilfe am Horn von Afrika – UNICEF versorgt Millionen Kinder
© UNICEF DT/2011/Zimmermann
Beispiel Nothilfe für Ostafrika
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Spenden aus Deutschland haben auch UNICEF-Nothilfeeinsätze in Ostafrika, Japan und Pakistan gezielt unterstützt. Während der Hungerkrise in Somalia, Äthiopien, Kenia und Dschibuti brachte UNICEF beispielsweise über 60.000 Tonnen Hilfsgüter in die Region. So konnte UNICEF 350.000 schwer mangelernährte Kinder mit Zusatznahrung therapieren. 3,2 Millionen Menschen wurden mit sauberem Trinkwasser versorgt, 7,9 Millionen Kinder gegen Masern geimpft. 600.000 Kinder erhielten Schulmaterial, 200.000 Mädchen und Jungen wurden in Kinderzentren betreut. Kun
Unterstützer der UNICEF-Arbeit Insgesamt hat UNICEF Deutschland im vergangenen Jahr 1,73 Millionen einzelne Spenden erhalten. Zahlreiche Unternehmen und Stiftungen trugen zu dem Ergebnis bei. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Grußkarten betrugen 15,68 Millionen Euro. Wie im Vorjahr wurden über die Hälfte der Karten über das ehrenamtliche Netzwerk verkauft. Allein in der Vorweihnachtszeit organisierten die UNICEF-Ehrenamtlichen 620 Verkaufsstände, unter anderem auf Weihnachtsmärkten. 8.000 ehrenamtliche Helfer in 150 UNICEF-Gruppen unterstützen die Arbeit in Städten und Gemeinden durch Informationsarbeit, Veranstaltungen, Spendenaktionen und den Verkauf von Grußkarten. 2011 organisierten sie allein 220 Ausstellungen in Schulen oder Bibliotheken. 37.500 Kinder und Jugendliche aus Deutschland haben sich 2011 an UNICEF-JuniorBotschafter-Aktionen beteiligt. Rund 2.695 Schüler und Lehrer wandten sich mit individuellen Anfragen zu Kinderrechtsthemen an UNICEF. Erstmals beteiligten sich auch 127 Bundestagsabgeordnete am „Aktionstag Kinderrechte“ am 20. November. Geschäftsbericht zum Herunterladen (PDF) und weitere Informationen unter www.unicef.de/transparenz
Eine Spende von 100 Euro hat UNICEF Deutschland 2011 so eingesetzt:
85,06 Euro für die weltweite UNICEF-Arbeit*
1,79 Euro für die Informations, Bildungs- und Kinderrechte-Arbeit in Deutschland 8,58 Euro für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung
4,57 Euro für Verwaltung
* inklusive der notwendigen internationalen Aufwendungen für Leitungsaufgaben und Programmentwicklung (2010: 6,5 % der Programmmittel)
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© UNICEF DT/2011/Zimmermann
Neue UNICEF-Vergleichsstudie
Reiche Länder – arme Kinder Rund 30 Millionen Kinder in den 35 reichsten Staaten der Welt wachsen in relativer Armut auf, fast 1,2 Millionen dieser Mädchen und Jungen leben in Deutschland. Die Ergebnisse der neuen UNICEF-Studie „Kinderarmut messen“ ergeben für Deutschland einmal mehr ein mittelmäßiges Bild – ähnlich wie in früheren UNICEF-Studien.
Die neue UNICEF-Untersuchung
zeigt mangelnde Fortschritte beim Kampf gegen Einkommensarmut in Haushalten mit Kindern sowie weitere Defizite auf. So vertritt UNICEF die Position, dass in reichen Industrieländern kein Kind Dinge entbehren sollte, die für sein Wohlbefinden und seine Entwicklung notwendig sind. In der Realität kommen einige Länder wie Schweden, Finnland oder die Niederlande diesem Ideal heute nahe. Deutschland aber ist davon leider noch weit entfernt. Bei uns liegt der Anteil der Mädchen und Jungen, die notwendige Dinge wie regelmäßige Mahlzeiten oder Bücher entbehren müssen, bei 8,8 Prozent – und ist damit in etwa ebenso hoch wie die Zahl der Kinder, die in Familien mit relativer Einkommensarmut aufwachsen. Dies zeigt der so genannte Deprivationsindex, mit dem UNICEF erstmals diese Mangelsituationen von Kindern dokumentiert.
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Einem von 20 Kindern fehlt eine tägliche warme Mahlzeit Der neue Index erfasst insgesamt 14 verschiedene Güter oder Angebote wie einen Platz für Hausaufgaben, Internetanschluss oder Freizeitaktivitäten zum Beispiel im Sportverein und bildet so die Lebenswirklichkeit der Kinder konkreter ab. Grundlage ist eine repräsentative Erhebung der Europäischen Union, für die 125.000 Haushalte erstmals nach Daten zu Kindern befragt wurden. Rund 13 Millionen Kinder in 29 Industrieländern entbehren danach mehr als zwei dieser grundlegenden Dinge. Dies wird als Hinweis auf eine besondere Mangelsituation bewertet. Beim Ländervergleich belegt Deutschland Platz 15 von 29 Ländern und schneidet deutlich schlechter ab als Dänemark (2,6 Prozent) oder Schweden (1,3 Prozent). Dabei liegen die Länder hinsichtlich des Pro-Kopf-
Einkommens und der wirtschaftlichen Entwicklung auf einem ähnlichen Niveau. Im Vergleich zu Schweden (das nach Island auf Platz 2 dieser Rangliste liegt) ist die Deprivationsrate hierzulande sogar fast sieben Mal höher. Nach dem neuen Index geht es auch den Kindern in Großbritannien offenbar besser, obwohl dort die Pro-Kopf-Einkommen im Schnitt niedriger liegen als bei uns. Die höchsten Deprivationsraten finden sich in den ärmeren Staaten Europas wie Rumänien, Bulgarien und Ungarn. Am häufigsten mangelt es Kindern hierzulande an regelmäßigen Freizeitaktivitäten (6,7 Prozent). Nahezu eins von 20 Kindern muss auf eine tägliche warme Mahlzeit verzichten (4,9 Prozent). 4,4 Prozent der Mädchen und Jungen haben keinen Platz, an dem sie ihre Hausaufgaben
Index der Entbehrungen von Kindern in 29 Industrieländern UNICEF nutzte für diese Rangliste die Daten einer EU-weiten Haushaltsbefragung, in der 2009 erstmals erfasst wurde, ob die folgenden 14 Aussagen für Kinder im Alter zwischen ein und 16 Jahren zutreffen:
0.9
Island
1.3
Schweden
1.9
Norwegen
2.5
Finnland
1. Drei Mahlzeiten am Tag
2.6
Dänemark
2. Eine warme Mahlzeit täglich (mit Fleisch, Fisch oder einem vegetarischen Äquivalent)
2.7
Niederlande
4.4
Luxemburg
4.9
Irland
3. Täglich frisches Obst und Gemüse
5.5
Großbritannien
4. Altersgerechte Bücher (nicht ausschließlich Schulbücher)
7.0
Zypern
5. Spielzeug für Aktivitäten im Freien (Fahrrad, Rollschuhe etc.)
8.1
Spanien
8.3
Slowenien
8.7
Österreich
8.8
Tschechien
8.8
Deutschland
8.9
Malta
9.1
Belgien
6. Regelmäßige Freizeitaktivitäten z.B. in Sportvereinen, Jugendorganisationen oder das Erlernen eines Musikinstruments 7. Mindestens ein altersgerechtes Spielzeug pro Kind – z.B. Bauklötze, Brett- oder Computerspiele 8. Geld, um an Schulausflügen oder Veranstaltungen teilzunehmen 9. Ein ruhiger Platz für Hausaufgaben 10. Ein Internetanschluss 11. Einige neue Kleidungsstücke (nicht ausschließlich bereits getragene Sachen) 12. Zwei Paar Schuhe, wenigstens eins davon wetterfest 13. Möglichkeit, ab und zu Freunde zum Spielen und Essen nach Hause einzuladen 14. Möglichkeit, Geburts- oder Namenstage sowie religiöse Feste zu feiern
0
10.1
Frankreich
12.4
Estland
13.3
Italien
17.2
Griechenland
19.2
Slowakei
19.8
Litauen
20.9
Polen
27.4
Portugal
31.8
Lettland
31.9
Ungarn
56.6
Bulgarien
72.6
Rumänien 10
20
30
Anteil der Kinder, die zwei oder mehr Elemente des Index entbehren müssen, in Prozent
machen können. 3,7 Prozent der Kinder besitzen höchstens ein einziges Paar Schuhe. 3,1 Prozent der unter 16-Jährigen erhalten nie neue Kleider und drei Prozent leben in einem Haushalt ohne Internetanschluss. Besonders häufig entbehren Kinder hierzulande wichtige Dinge, wenn die Eltern arbeitslos sind (42,2 %) und wenn die Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss haben (35,6 %). In Ein-Eltern-Haushalten sind 23,8 Prozent der Mädchen und Jungen betroffen.
Vorrang für Kinder auch in Zeiten der Finanzkrise Die Vergleichsstudie belegt den klaren Zusammenhang zwischen finanziellen Aufwendungen für Kinder und den positiven Wirkungen einer solchen Politik. Deshalb dürfen die Haushaltskonsolidierungen im Zuge der Finanzkrise keinesfalls dazu führen, dass auf Kosten der Kinder gespart wird. Im Gegenteil: In Zeiten wie diesen tut es besonders Not, gezielt die am meisten benachteiligten Kinder und ihre Familien zu unterstützen.
Zum zweiten hat UNICEF bereits anlässlich früherer Studien zur Lage der Kinder in Deutschland einen umfassenden Aktionsplan gefordert, um Kinderarmut zu senken. Bund, Länder und Kommunen müssen sich gemeinsam klare Ziele mit Zeitangaben setzen, um Armut und Ausgrenzung Schritt für Schritt abzubauen. Die komplette Studie „Kinderarmut messen“ und eine Zusammenfassung der Ergebnisse unter www.unicef.de Kun
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Kinderrechte in der Ukraine
„Rote Karte“ gegen Benachteiligung Zur Fußball-Europameisterschaft hat UNICEF auf die schwierige Lage benachteiligter Kinder und Jugendlicher in der Ukraine hingewiesen. Sie leiden besonders unter den großen sozialen Gegensätzen. UNICEF hat genau für diese Kinder ein Turnier in Kiew ausgerichtet. UNICEF-Mitarbeiter Rudi Luchmann berichtet.
Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ist die Stadt herausgeputzt wie noch nie: Der Asphalt der meisten Straßen ist frisch. An jeder Straßenlaterne hängen Blumenkästen. Der Fußball bringt wohlhabende Gäste aus aller Welt. Da will man sich von der besten Seite zeigen. Obwohl ich kein ausgeprägter Fußball-Fan bin, habe ich mich heute zu einem ganz besonderen Turnier aufgemacht. Keines, in dem hochbezahlte Profis mit hochversicherten Kniegelenken sich die Ehre geben. Und auch keines, was so recht zu der neuen Pracht passen mag. Das Turnier ist nur für Kinder und trägt den Namen „UNICEF-Pokal”. Die sechs Teams kommen aus fünf großen Städten aus der ganzen Ukraine. Auf den ersten Blick sehen die 60 Jungen und Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren nicht anders aus als die Mitschüler meines Sohnes. Und doch: Jedes dieser Kinder hat schon mehr gesehen und durchlebt, als alle seine Klassenkameraden zusammen.
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Ihre Geschichten gleichen sich so wie ihre Begeisterung für Fußball: Eine Kindheit im Heim, alkoholsüchtige Eltern oder Gewalt auf der Straße. Auf einmal verstehe ich, wie wichtig dieser Sport für die Kinder ist: Wochenlang haben sie sich vorbereitet für den „UNICEF-Pokal” im Schatten des gewaltigen Nationalstadions in Kiew. Teamgeist ist gefragt. Jeder ist wichtig, auf jeden kommt es an. Die Kids stehen an erster Stelle. Niemand fragt nach der belastenden Vergangenheit oder, ob jemand HIV-positiv ist. Die Bindungen im Team bleiben weit über das Turnier bestehen. Nicht wenige träumen von einer professionellen Fußball-Karriere. Aber auch wenn daraus nichts werden sollte, hat der Fußball für die meisten der Jungen und Mädchen mittlerweile einen wichtigen Platz in ihrem Leben erobert. Die Arbeit, die UNICEF für diese Kinder leistet, ist nicht mit Gold, Silber oder Bronze aufzuwiegen.
UNICEF unterstützt nicht nur Aktivitäten, um Straßenkinder in die Normalität zu holen. Ihnen in gemeinsamen Unterkünften ein Dach über dem Kopf geben. Einfach nur da zu sein, wenn es gar nicht mehr weiter geht. UNICEF ist auch maßgeblich beteiligt an der Entwicklung einer neuen staatlichen Sozialfürsorgestruktur. Sie soll in Zukunft dafür sorgen, dass Kinder nicht die Leidtragenden sind, wenn Familien straucheln oder auseinanderbrechen. Damit alle Kinder eine Zukunft haben.
UNICEF/UKRAINE/2012/V.Musiienko;
Eine Woche vor Anpfiff der Fußball-
©UNICEF/Ukraine/2012/M.Koryshov
A
nton, 12 „Familienleben“ ist für den heute zwölfjährigen Anton aus Odessa ein Albtraum, seit er denken kann: Seine Eltern trinken, sein Stiefvater schlägt und misshandelt ihn. Als die Familie ihre Wohnung verliert, müssen Anton und seine Eltern ihren Lebensunterhalt auf der Straße erbetteln. Der Sozialarbeiter Oleh Vannyk lädt Anton ein, an einem Sommercamp teilzunehmen. Das verändert sein Leben. Anton hat heute ein Zimmer bei der Hilfsorganisation „Way Home“, die von UNICEF unterstützt wird. Er besucht die Schule, hat viele Freunde und spielt fast jeden Tag Fußball. Antons Vorbild ist Cristiano Ronaldo, der auch in einer armen Familie groß geworden ist. „Ich möchte auch Fußballprofi sein – wie Cristiano!“ sagt Anton.
©UNICEF Ukraine/2012/Ivanenko
asha, 15 Die 15-jährige Masha liebt das Risiko und steckt voller Energie. Früher ist sie manchmal ganz knapp vor einem Auto über die Straße gelaufen. Das war wie ein Kick, Nervenkitzel pur – aber auch ein Hilfeschrei. Masha hat sieben Geschwister. Oft musste sie die schlechte Laune und die Schläge ihres Vaters ertragen. Deshalb ist sie schon viele Male von zu Hause weggelaufen. Heute arbeiten Sozialarbeiter intensiv mit dem jungen Mädchen. Fußball ist Mashas große Leidenschaft geworden. Beim Sport kann sie sich austoben. Als Kapitän des Teams übernimmt sie Verantwortung. „Fußball spielen ist für mich wie neu geboren werden“, sagt Masha.
©UNICEF/Ukraine/2012/M.Koryshov
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©Privat
UNICEF/UKRAINE/2012/V.Musiienko;
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lina, 19 Real Madrid und Dynamo Kiew findet sie gut. Aber am liebsten steht Alina, 19 Jahre, selbst auf dem Platz. Das war nicht immer so. Alina und ihre Zwillingsschwester Oksana wurden kurz nach ihrer Geburt in ein Heim für behinderte Kinder gegeben. Wie ihre Mutter sind auch beide Mädchen hörgeschädigt. Während einer Sommerfreizeit lernten die Schwestern die Organisation „Way Home“ kennen, die jetzt ihr Zuhause ist. Hier finden sie ein sicheres Umfeld und Unterstützung. Momentan denkt Alina über ein Studium an der Sporthochschule nach. Eines weiß sie sicher: Fußball wird auch in Zukunft ein wichtiger Teil ihres Lebens bleiben. Im Jahr 2011 konnte UNICEF Deutschland das Programm in der Ukraine mit 150.431,50 Euro unterstützen. Vielen Dank!
Rüdiger Luchmann (43) ist stellvertretender Programmleiter von UNICEF in der Ukraine. Für UNICEF war der studierte Mediziner vorher im Nordkaukasus, den besetzten Palästinensischen Gebieten, Malaysia und Guyana in Südamerika tätig. Warum er von UNICEF überzeugt ist? „Diese Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen, motiviert mich jeden Tag aufs Neue.“
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Wasser wirkt
„Geschüttelt, nicht gerührt” Der Internationale UNICEF-Botschafter Sir Roger Moore ist für die UNICEF-Kampagne „Wasser wirkt“ noch einmal in seine Rolle als Geheimagent und Weltretter James Bond geschlüpft. In einem Videospot wirbt der britische Schauspieler mit unnachahmlichem Charme für die Verwirklichung des Menschenrechts auf sauberes Trinkwasser. Im Gespräch erklärt er, warum. Sir Roger, wie genießen Sie Ihren Drink? „Geschüttelt, nicht gerührt“, wie James Bond? Ich bin nicht so wählerisch. Hauptsache, sie schmecken. Übrigens habe ich in meinem Leben als Bond niemals selbst einen Martini mit diesen Worten bestellt. Im neuen UNICEF-Spot mache ich das zum ersten Mal – ganz exklusiv sozusagen. Ich persönlich rühre nur meinen Tee. Aber ich weiß, das ist nicht wirklich spannend. Laut amerikanischem Filminstitut ist der Spruch „Geschüttelt, nicht gerührt“ einer der besten Filmzitate der vergangenen 100 Jahre. Haben Sie dafür eine Erklärung? Wir alle lieben doch Smalltalk, wenn er pfiffig ist. Er bricht das Eis zwischen zwei Menschen. Heute ist der Satz zum geflügelten Wort geworden. Jedes Kind kennt ihn.
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Sie brechen für UNICEF die Tradition und bestellen im neuen UNICEF-Spot einen Drink mit den Worten „Geschüttelt, nicht gerührt” – warum? Mir hat die Rolle als James Bond sehr viel Spaß gemacht – aber es war eben nur eine Rolle. Bei UNICEF geht es um das wirkliche Leben. Wir wollen den am meisten benachteiligten Kindern ein besseres Leben ermöglichen. Im UNICEF-Spot bestelle ich einen Drink und bekomme schmutziges Wasser. Für Millionen Kinder in den Entwicklungsländern ist das Alltag. Sie müssen Wasser aus dreckigen Pfützen und Teichen trinken – sie haben keine andere Wahl. Dabei braucht man keine Geheimwissenschaft, um diesen Kindern zu helfen. Die Lösung ist ganz einfach. ChlorTabletten, Handpumpen und das Händewaschen mit Seife retten Leben. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen! Jeder sollte das tun!
Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Botschaft Jugendliche erreichen? Kinder und Jugendliche haben ein ausgeprägtes Gefühl für Gerechtigkeit. Sie suchen nach Wegen, um ihre Solidarität mit den Kindern auf der „Schattenseite“ des Lebens auszudrücken. Sie haben vor kurzem gesagt, James Bond sei überflüssig geworden. Welches Skript wäre denn heute zeitgemäß? Heute funktioniert das Schwarz-WeißDenken, das in vielen James BondFilmen dargestellt wird, nicht mehr. Gut gegen Böse – das ist nicht mehr so einfach. Die Welt und ihre Herausforderungen sind komplexer geworden. Es wäre schön, wenn in Filmen mehr damit gespielt werden würde. Die Probleme der Welt müssen genauer beleuchtet werden, und man sollte nach Lösungen suchen. Übrigens: Ich persönlich verabscheue Gewalt in Filmen. Schon als Bond habe ich den Lärm bei der ganzen Ballerei gehasst. Br
Fotos: ©UNICEF DT/2012/Buhr
Die UNICEF-Kampagne „Wasser wirkt“
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Sir Roger Moore während der Produktion des UNICEF-Spots zur Kampagne „Wasser wirkt“ in Dresden
it der aktuellen Kampagne „Wasser wirkt“ will UNICEF sauberes Trinkwasser, sanitäre Anlagen und Informationen über Hygiene für 500.000 Kinder in sechs Länder sicherstellen – Äthiopien, Bangladesch, Kambodscha, Sambia, Somalia und Südsudan. Denn sauberes Trinkwasser und hygienische Lebensverhältnisse sind überlebenswichtig und die Voraussetzung dafür, dass Kinder gesund und in Würde aufwachsen können. Mit „Wasser wirkt“ ruft UNICEF Deutschland bundesweit zu Mitmach- und Spendenaktionen auf. Zum UNICEF-Nachrichten-Sonderheft „Wasser wirkt“ haben sich viele Leser zu Wort gemeldet. „Ohne die vorausgegangenen Hefte herabsetzen zu wollen, möchte ich Ihnen doch sagen, dass mir dieses Heft sowohl inhaltlich wie auch in der Gestaltung besonders gut gefällt. Herzlich danke ich den Autoren“, schrieb Otto Bitter
aus Münster. „Sehr beeindruckende Bilder“, twitterte Stephan. Das fand auch Elke Schmidt-Ranke aus Prien: „Die sprechenden Großfotos laden zu genauer und wiederholter Betrachtung ein.“ Viele Leser haben Hefte nachbestellt – teils ganze Klassensätze. Es kam aber auch Kritik an den vermuteten Kosten für eine „so aufwendige Zeitschrift“. Doch: trotz mehr Seiten und etwas festerem Papier hat das Sonderheft 17 Cent mehr als ein normales Heft gekostet – insgesamt inklusive Druck und Porto 71 Cent. Herzlichen Dank für alle Rückmeldungen! Mehr zur Kampagne auch auf den Seiten 20-21 und unter www.wasser-wirkt.de.
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Projektreise
Unterwegs in Madagaskar UNICEF baut in Madagaskar kinderfreundliche Schulen
Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Eine kleine Gruppe von Mitarbeiterinnen des Unternehmenspartners ING-DiBa, Spendern und UNICEF-Mitarbeitern hat sich vor Ort über die Lage der Kinder informiert – und darüber, wie UNICEF ihnen wirksam hilft.
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ie École Premiere Publique Soanierana im Süden Madagaskars ist alt und nicht jedes Kind findet dort Platz. Deshalb soll die Grundschule mit der Hilfe von UNICEF um drei neue Klassenräume erweitert und kinderfreundlich werden. Das bedeutet, dass es zum Beispiel getrennte Toiletten für Mädchen und Jungen gibt. Fehlende Toiletten sind meist der Grund, dass Mädchen im Pubertätsalter nicht mehr zur Schule gehen. Insgesamt brechen ein Drittel der eingeschulten Kinder in Madagaskar die Schule ab – häufig, weil die Eltern ihre Arbeitskraft benötigen, um zu überleben.
Kinder sind mangelernährt und krank. Bildung kann die Zukunft der Kinder und die Entwicklung des Landes langfristig und nachhaltig verändern. In der Grundschule École Premiere Publique Ankilimanitsy hat die Hilfe bereits begonnen: UNICEF konnte hier dank der Spenden aus Deutschland zwei neue Klassenräume, Toiletten und eine Zisterne bauen. Jetzt haben in der Schule 212 Schüler Platz – statt vorher nur 57 Kinder.
Die Situation der Familien in Madagaskar ist schwierig: Seit 2009 gibt es keine offiziell anerkannte Regierung. Drei Viertel der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Viele
Ein ausführliches Reisetagebuch von UNICEF-Mitarbeiterin Karina Hövener finden Sie unter www.unicef.de
Im Jahr 2011 konnte UNICEF Deutschland Bildungsprogramme in Madagaskar mit 1,3 Millionen Euro unterstützen. Vielen Dank!
Die mitreisende UNICEF-Spenderin Dr. Dorothea Halstenberg im Interview:
Fotos © UNICEF DT/2012/Hövener
Frau Dr. Halstenberg, welche Gedanken gehen Ihnen heute durch den Kopf, wenn Sie an Madagaskar denken? Ich denke z.B. an die unvorstellbare Armut und die fehlende Infrastruktur. Kinder haben keinen besonders guten Stand in der Gesellschaft. Man begegnet ihnen mit Gewalt. Viele hungern und sind unterernährt. Oft werden Mädchen bereits in jungen Jahren selbst zu Müttern. Die Sterblichkeit ist hoch, die medizinische Versorgung mangelhaft. Die Regierung des Landes lässt ihr Volk im Stich. Gleichzeitig ist Madagaskar ein wunderschönes Land. Dieses harte Nebeneinander von Schönem und Schrecklichem tut weh. Ich bin selbst Ärztin und war zutiefst beeindruckt von den Ärzten hier. Sie zeigen hohe Professionalität, Mut und höchsten persönlichen Einsatz unter Arbeitsbedingungen, die man sich hier nicht vorstellen kann. Was hat sie am meisten auf Ihrer Reise beeindruckt? Die Einstellung der Menschen vor Ort. Ich bewundere ihren Mut, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Lebensfreude. Wie haben Sie die Arbeit von UNICEF erlebt? UNICEF zeichnet sich durch die gemeinsame Arbeit mit den Menschen vor Ort aus. Die Gebäude, Latrinen, Zisternen – alles wirkt so einfach und ist gleichzeitig absolut genial. UNICEF leistet eine großartige Arbeit!
Was fehlt den Kindern und Jugendlichen in Madagaskar Ihrer Meinung nach am meisten? Es fehlt ihnen an ganz grundlegenden Dingen wie sauberem Wasser und genügend Nahrung. Aber es fehlt ihnen auch jegliche Perspektive. Sie haben keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, und damit keine Chance, ihre Zukunft zu gestalten. Wenn in Europa ein Kind davon träumt, Astronaut, Pilot, Arzt oder was auch immer zu werden, sagt man ihm: Strenge dich an, lerne, arbeite, dann kannst du es schaffen. Als ich in Madagaskar Schüler nach ihren Zukunftsplänen fragte, unterschieden sie sich nicht von denen deutscher Gleichaltriger – ich musste wirklich schlucken… Wenn doch die Träume aller Kinder in der Welt Wirklichkeit werden könnten! Warum liegt Ihnen die Unterstützung von UNICEF besonders am Herzen? Es darf nicht sein, dass die Chancen eines Kindes davon abhängen, in welchem Land es geboren wurde. UNICEF arbeitet mit aller Kraft daran, dies zu ändern und tritt für die Rechte von Kindern weltweit ein. Und das unterstütze ich gerne. Auch wenn man denkt, zu unbedeutend zu sein, um etwas zu bewegen, darf niemand sich der Verantwortung im Rahmen seiner Möglichkeiten entziehen! Br
Dr. Dorothea Halstenberg informiert sich über die Situation der Schulkinder
Auf dem Weg zum Dorf Zavimahavory in Madagaskar – Paradies und eines der ärmsten Länder der Welt
Die UNICEF-Reisegruppe vor Ort in Madagaskar – mit dem 16-jährigen Manjo, der dank UNICEF zur Schule gehen kann
Welche Begegnung werden Sie ganz besonders in Erinnerung behalten? Mir fallen viele bewegende Menschen ein, z.B. der würdevolle Dorfvorsteher oder die begeisterte Lehrerin. Aber ich muss auch an eine junge Ärztin denken, die jeden Tag Unglaubliches leistet. Sie arbeitet in einer Gesundheitsstation auf dem Land und lebt deshalb viele Kilometer entfernt von ihrer Familie und ihrem Kind. Sie ist ganz auf sich alleine gestellt – eine beeindruckende Frau. Die Schüler der Grundschule Ankilimanitsy freuen sich über zwei neue Klassenräume, Toiletten und eine Zisterne von UNICEF Nachrichten 3 • 2012
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Aktiv für UNICEF
UNICEF-Aktionstag „Wasser wirkt!“ H
In Augsburg wurde für sauberes Wasser getrommelt
Kinder in Karlsruhe schmückten sich mit Wasser-wirkt-Tattoos
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© UNICEF Dortmund © UNICEF Düsseldorf
In Düsseldorf konnten sich Besucher die Hände an einer selbstgebauten Waschstation waschen
© UNICEF DT/2012/ Zimmermann
Auf dem Bonner Münsterplatz lockte ein Wasser-Parcours
© UNICEF DT/2012/Grass
UNICEF-Patin Marie-Luise Marjan war beim Kölner Aktionstag dabei
In Dortmund trommeln die Stift-Grundschüler für das Recht auf sauberes Wasser
© UNICEF DT/2012/Leyendecker
Die Kinder der Neheimer Grundschule gestalten eine Wasserwelle
© UNICEF DT/2012/Bredel
Erfrischend! In Lüdenscheid gab es Wasser aus den UNICEF-Faltbechern
Die Kinder der Riederberg-Schule in Wiesbaden animierten zum Händewasch-Tanz
© UNICEF Sauerland
© UNICEF Lüdenscheid
In Paderborn servierten Schüler den Passanten Wasser
© UNICEF Wiesbaden
© UNICEF Augsburg
© UNICEF Paderborn
aben Sie schon einmal zum Händewaschen getanzt, Leitungswasser aus UNICEF-Bechern getrunken und erfahren, woher die 13-jährige Fernus aus Äthiopien ihr Wasser holt? Dann müssen Sie irgendwo zwischen Sylt und Ravensburg, Düren und Dresden einer von rund 100 UNICEF-Gruppen begegnet sein. Gemeinsam mit Schwimmbädern, Sportvereinen und Firmen haben sie sich rund um den 24. Mai am Aktionstag zur aktuellen UNICEF-Wasserkampagne beteiligt. Auf Stadtfesten und in Fußgängerzonen luden sie mit Wunschbrunnen und Händewaschstationen, mit Trinkwasserbars und Menschenketten zum Mitmachen ein. Hier einige Beispiele aus ganz Deutschland:
Schüler der Lietzensee-Schule in Berlin präsentierten ihre Wasseraktion in Schloss Bellevue
Weitere bunte Impressionen unter www.wasser-wirkt.de
© UNICEF/NYHQ2010-1159/Gangale
© UNICEF/Hyou Vielz
UNICEF JuniorBotschafter 2012 Linn Marie Schütze aus Buchholz in der Nordheide und Kira Lena Zerwer aus Rosengarten (beide 16) sind die UNICEFJuniorBotschafterinnen 2012. Bereits zum neunten Mal verlieh UNICEF den begehrten Kinderrechte-Preis bei einer großen Feier mit 600 Kindern in der Frankfurter Paulskirche. 59 einzelne Kinder oder Gruppen, 80 Schulen, vier Chöre sowie sieben Vereine und Organisationen hatten sich beworben. Insgesamt waren rund 40.000 Kinder und Jugendliche an JuniorBotschafter-Aktionen beteiligt – noch mehr als im Vorjahr. Sie beschäftigten sich dabei unter anderem mit dem Recht auf Bildung, der UNICEF-Nothilfe in Ostafrika, Pakistan und Japan sowie dem Thema Kinder im Krieg. Alle Gewinner im Überblick: 1. Preis: Linn Marie Schütze und Kira Lena Zerwer aus der Nordheide (NI) für ihren Einsatz für das Recht auf Bildung 2. Preis: Don-Bosco-Schule in Lippstadt (NRW) für ihr Engagement für behinderte Kinder 3. Preis: „Zirkus der Kulturen“ aus Alfhausen (NI) für ihre interkulturellen Veranstaltungen 4. Preis: Klasse 3a der Grundschule Atter (NI) für ihre Malawi-Aktion 5. Preis: Die „Elfenbande“ aus Donaueschingen (BW) für eine Aktion für Kinder im Krieg Sonderpreis „Kinderrechte in der Schule“: Albert-SchweitzerSchule in Langen (HE) mit ihrem Koffer voller Kinderrechte Sonderpreis „wir laufen für UNICEF“: Gemeinschaftsgrundschule „Am Höfling“ in Aachen (NRW) Sonderpreis „ganz Chor für UNICEF“: Kinderchor Känguruh vom Kinder- und Jugendchor Abbesbüttel (NI) younicef-Preis: Anne Hilden (12) aus Langerwehe (NRW) mit ihrer Wasser-Aktion
UNICEF-Grußkarten
Entdecken Sie die Hilfe dahinter. In den Entwicklungsländern ist jedes dritte Kind unter fünf Jahren in seiner Entwicklung zurückgeblieben – weil es mangelernährt ist. Die Kinder erhalten zu wenig Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente und werden so schnell lebensbedrohlich krank. UNICEF informiert die Familien, wie sie ihre Kinder schützen können – zum Beispiel durch gute Hygiene und regelmäßige Gewichtskontrollen. UNICEF stellt dafür Waagen bereit und bildet Helfer aus. Schwer mangelernährte Kinder erhalten in speziellen Ernährungszentren therapeutische Zusatznahrung. Allein in Äthiopien konnte UNICEF so im vergangenen Jahr lebensrettende Hilfe für 221.000 mangelernährte Mädchen und Jungen leisten. Mit jeder Karte helfen Sie UNICEF, das Überleben von Kindern zu sichern. Denn 75% des Kaufpreises sind Spende für Gesundheits-, Bildungs- und Kinderschutzprogramme. 10 Grußkarten = 12 Packungen hoch proteinhaltiger Kekse für mangelernährte Kinder
Mehr Infos unter www.younicef.de
Cover card © Kim Mar Cover photo © UNIC tin EF/NYHQ2009-1243/Pir ozzi
© Emma
1962, vor genau 50 Jahren, gründete Dorothea Warburg die UNICEF-Gruppe Hamburg. Das 50. Jubiläum wurde am 30. Mai mit einem Festakt in der Bucerius Law School gefeiert. Gastgeberin und Leiterin der UNICEF-Gruppe Dorothee von Unruh begrüßte ihre Vorgängerin Irmgard von Lehsten, die stellvertretende UNICEF-Vorsitzende Maria von Welser, Michael Klaus, UNICEF-Kommunikationschef für das östliche und südliche Afrika in Nairobi/Kenia sowie UNICEFGeschäftsführer Christian Schneider. Moderiert wurde die Veranstaltung von Rolf Seelmann-Eggebert. Mit heute 480 ehrenamtlichen Helfern und durchschnittlichen Gesamteinnahmen pro Jahr von rund einer Million Euro ist Hamburg eine der großen Stützen von UNICEF Deutschland. Auch Musiklegende Udo Lindenberg gratulierte: „Ich sehe in der UNO die einzige umfassende Perspektive für `ne fairere Welt von morgen und setze voll auf das Kinderhilfswerk der United Nations, die UNICEF.“ Flo
Freeman
50 Jahre UNICEF Hamburg
Alle UNICEF-Grußkarten gibt es hier: Im Internet-Shop www.unicef.de/karten, im aktuellen Grußkarten-Katalog, den Sie über das Service-Telefon 0221-93650603 oder bei der lokalen Arbeitsgruppe bestellen können
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Burda Live
© Monika Rittershaus
Menschen für UNICEF
© UNICEF/Julia Zimmermann
Sir Christopher Lee,
Daniela Schadt,
Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck, ist seit dem 24. Mai neue Schirmherrin von UNICEF Deutschland. Bettina Wulff, die die Schirmherrschaft seit 1. Dezember 2010 wahrgenommen hatte, übergab ihr das Ehrenamt anlässlich des bundesweiten UNICEF-Aktionstags „Wasser wirkt“ in Schloss Bellevue. Bei ihrem Amtsantritt betonte Frau Schadt, wie wichtig lokales Engagement für die Lösung globaler Probleme ist: „Es sind die ärmsten Kinder, die die Probleme der Gegenwart am härtesten zu spüren bekommen – wie etwa den Klimawandel, die Finanzkrise, Nahrungsmittelknappheit oder Wassermangel“, sagte sie. „UNICEF verbindet konkrete Hilfe mit nachhaltigen Verbesserungen für die Kinder. Diese Arbeit unterstütze ich sehr gern.“
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Schauspielerlegende, ist von UNICEF Deutschland in Aachen zum Ehrenbotschafter ernannt worden. Am 27. Mai feierte der in London geborene Sohn eines englischen Offiziers und einer italienischen Gräfin seinen 90. Geburtstag. Trotz seines Alters setzt sich Sir Christopher weiter für UNICEF ein: Im Rahmen von „Cinema for Peace“ rief er zur Unterstützung für UNICEF- Hilfspro gramme für Kinder im Krieg auf. 2009 startete er gemeinsam mit dem BurdaVerlag einen Aufruf für die UNICEFKampagne gegen Kindersterblichkeit. Im „Guinness-Buch der Rekorde“ wird Christopher Lee als Schauspieler mit den meisten Filmauftritten genannt. Weltberühmt wurde er durch seine Darstellung des Grafen Dracula. Lee prägte seitdem viele weitere unvergessliche Charaktere, darunter Dr. Fu Man Chu in den gleichnamigen Krimis, Rochefort in „Die drei Musketiere“, Scaramanga im Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Zum Kult wurde er auch für eine jüngere Generation als Count Dooku in „StarWars Episode II & III“, als böser Zauberer Saruman in „Herr der Ringe“ und als Dr. Wonka in „Charlie und die Schokoladenfabrik“. „Mit UNICEF habe ich meine wirkliche Lieblingsrolle gefunden. Es gibt nichts Schöneres als mitzuhelfen, dass Kinder eine Zukunft haben“, sagt Sir Christopher.
Die Berliner Philharmoniker,
Internationale UNICEF-Botschafter, haben während ihres diesjährigen Tages der offenen Tür in der Philharmonie den Flügel „Steinway & Sons D-524780“ zugunsten der UNICEF-Nothilfe in Ostafrika versteigert. Kein Pianist hat darauf so häufig gespielt wie Alfred Brendel (siehe Foto). Aber auch andere Künstler wie Pierre-Laurent Aimard, Daniel Barenboim oder Martha Argerich nutzten dieses Instrument, wenn sie in der Philharmonie auftraten. Der Flügel wurde 1992 in Hamburg hergestellt und zeichnet sich durch eine überdurchschnittliche Klangschönheit aus. Bei der Auktion am Pfingstmontag waren Alfred Brendel selbst sowie Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker dabei. Musikproduzent Siegfried Loch ersteigerte das Instrument für 80.000 Euro und ließ es Anfang Juni beim Sommerfest seines Musiklabels ACT vom Jazzpianisten Michael Wollny einweihen. Das Auktionshaus Christie’s führte die Auktion für UNICEF provisionsfrei durch. Aus einer Tombola und Spenden kamen zusätzlich mehr als 7.000 Euro der Hilfe für mangelernährte Kinder am Horn von Afrika zugute.
Rocksänger, leiht UNICEF seine Stimme und setzt sich dafür ein, dass Kinder Zugang zu Trinkwasser und einer besseren Sanitärversorgung bekommen. „Ich bin in New York City geboren und für mich war sauberes Trinkwasser immer selbstverständlich“, sagte der vierfache Grammy-Gewinner und Songwriter. „Die Tatsache, dass jeden Tag Tausende Kinder unter fünf Jahren sterben, weil sie kein sauberes Wasser und keine angemessene Sanitärversorgung haben, ist schlicht nicht akzeptabel.“ Kravitz wirbt auch im Internet über Twitter und Facebook um Unterstützung für UNICEF-Wasserprojekte.
Impressum: UNICEF-Nachrichten: Zeitschrift des Deutschen Komitees für UNICEF. Nr. 3/2012, Auflage 145.000. Erscheint vierteljährlich; 2,50 Euro. Für Mitglieder und Förderer ist der Bezug im Förderbetrag/Spende enthalten. Spendenkonto 300 000 bei der Bank für Sozialwirtschaft in Köln, BLZ 370 205 00. Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF e.V., Höninger Weg 104, 50969 Köln, Telefon: 0221/936500, Internet: www.unicef.de, E-Mail: redaktion@unicef.de. Redaktion: Kerstin Bücker (Bue), verantwortlich, Simone Bredel (Br), Andrea Floß, freie Mitarbeiterin (Flo), Helga Kuhn (Kun), Rudi Tarneden (Tar). Redaktionsschluss: 15.08.2012, Gestaltung: Günter Kreß, Druckvorstufe: www.dbsgruppe.de, Warstein; Druck: Henke, Brühl.
Robbie Williams,
Popstar und UNICEF-Botschafter, hat mit Take-That Sänger Mark Owen beim Benefizturnier „Soccer Aid“ in Manchester Fußball im Team „England gegen den Rest der Welt“ gespielt. Das Spektakel lässt Schauspieler wie Mike Myers, Edward Norton, Will Ferrell und Michael Sheen auf Profifußballer wie Clarence Seedorf, Arsenal-Star Martin Keown, den Argentinier Hernan Crespo und den niederländischen Torwart Edwin van der Sar treffen. Alle gegeneinander und doch mit einem Ziel – den am meisten benachteiligten Kindern zu helfen. Das Spiel mit 70.000 Zuschauern wurde live im Fernsehen übertragen. In Spots riefen Schauspielerin Keira Knightley und Rennfahrer Lewis Hamilton zu SMS-Spenden auf. Insgesamt kamen vier Millionen Pfund – umgerechnet über fünf Millionen Euro – für die UNICEF-Arbeit zusammen.
In der nächsten Ausgabe lesen Sie mehr – zum Beispiel über die neue UNICEF-Weihnachtsaktion für das Überleben von Kindern
Das DZI Spenden-Siegel bescheinigt UNICEF eine seriöse und vertrauenswürdige Mittelverwendung.
© UNICEF DT/2012/Vielz
Sean Gleason/UNICEF/Idols
© UNICEF/NYHQ2012-0154/Bitton
Lenny Kravitz,
Ishmael Beah,
ehemaliger Kindersoldat und Buchautor aus Sierra Leone, war Ehrengast der UNICEF-JuniorBotschafter-Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche. Ishmael, Jahrgang 1980, war zwölf Jahre alt, als der Bürgerkrieg in seiner Heimat ausbrach. Er verlor seine Eltern und seinen Bruder und musste selbst als Kindersoldat kämpfen. Heute lebt er in New York und hat ein Buch über seine „Rückkehr ins Leben“ geschrieben. Mit seiner Stiftung setzt er sich für Kinder im Krieg ein. „UNICEF hat mir ein neues Leben geschenkt und ist immer da, wo Kinder am nötigsten Hilfe brauchen. Ich freue mich, dass so viele Menschen in Deutschland diese Arbeit unterstützen“, sagte er in der Paulskirche. Im anschließenden Online-Chat beantwortete er Kinder und Jugendlichen viele Fragen, zum Beispiel was ihm damals am meisten geholfen habe. „Musik – unsere Betreuer halfen uns, einen Anknüpfungspunkt zu unserem früheren Leben zu finden.“ Wie man Kindersoldaten helfen kann? „UNICEF unterstützen! – Jeder kann dazu beitragen, die Welt zu verändern.“ (Ishmael Beah: Rückkehr ins Leben, Piper, 276 Seiten, 9,95 Euro). Flo Hier geht es zum Blogbeitrag zu Ismaels Besuch mit Fotos, Videos und Chat:
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G 12054 Postvertriebsstück • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt UNICEF • Höninger Weg 104 • 50969 Köln
© UNICEF/Pakistan/2011/Asad Zaidi
Wasser wirkt
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