G 12054 Nr. 4/2012 www.unicef.de
Nachrichten Syrien – Bringt die Kinder durch den Winter! Weltkindertag 2012 – Kinder brauchen Zeit
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UNICEF-Weihnachtsaktion 2012
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weil Babys unsere Hilfe brauchen
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Es ist
Eventpress Herrmann
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weil Babys unsere Hilfe brauchen
Wenn ein Baby auf die Welt kommt, wird es von vielen guten
Wünschen begleitet. Alle Mütter und Väter weltweit – egal ob sie in Europa, Asien oder Afrika leben – wollen das Gleiche für ihre Babys: Dass sie gesund groß werden können. Dass sie vor Krankheiten geschützt sind und an einem sicheren Ort leben und spielen können. Was für uns selbstverständlich klingt, ist in den Entwicklungsländern eine große Herausforderung. Wenn ich dort unterwegs bin, muss ich oft daran denken, dass über das Schicksal meiner Tochter auch ihr Geburtsort entschieden hat: Sie ist in Deutschland, also einem der reichsten Industrieländer, aufgewachsen. Es ist doch ungerecht, dass der Geburtsort über den gesamten Lebensweg eines Menschen entscheidet. Wenn Kinder in einem der ärmsten Länder der Welt geboren werden, wie zum Beispiel in West- und Zentralafrika, bedeuten die ersten Tage und Wochen die gefährlichste Zeit ihres Lebens. In Sierra Leone stirbt fast jedes fünfte Kind noch vor seinem fünften Geburtstag – fast die Hälfte dieser Kinder überlebt nicht einmal einen Monat. UNICEF will das ändern: Mit seiner traditionellen Weihnachtsaktion unter dem Motto „Zeit zu teilen – weil Babys unsere Hilfe brauchen“ ruft UNICEF in diesem Jahr zu Spenden für das Überleben von Neugeborenen und Müttern auf. Ich wünsche jedem Baby, dass es in einem sicheren, gesunden und liebevollen Umfeld aufwächst – egal, wo auf der Welt es geboren wird. Helfen Sie mit! Es ist Zeit zu teilen. Herzlichen Dank! Ihre
Katja Riemann Schauspielerin und UNICEF-Patin
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Nachrichten 4 • 2012
Syrien
Kinder © UNICEF/NYHQ2012-0222/Brooks
Bringt die durch den Winter !
©UNICEF DT/2012/Gebhardt
Dieser syrische Flüchtlingsjunge aus Syrien überlebte verletzt einen Angriff
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Inhalt
in Syrien geht der Bürgerkrieg mit ganzer Härte weiter. Mehr als 2,5 Millionen Menschen sind betroffen, rund die Hälfte davon Kinder – Kinder wie der Junge auf dem Foto oben, der bei einem Angriff verletzt wurde. Die wenigen Fernsehbeiträge lassen das Grauen des Kriegs gerade einmal erahnen – so wie die Berichte unserer UNICEF-Kollegen in Damaskus. Sie schreiben uns von Bombeneinschlägen, von zerstörten Häusern – und von den Alpträumen ihrer eigenen Kinder.
Ihre Hilfe wirkt – in Syrien, aber auch in Ländern wie Sierra Leone oder Burundi. Hier überleben Neugeborene oft nicht einmal ihre ersten Lebenswochen – nur weil ihre Mütter keine Unterstützung erhalten und es an medizinischer Hilfe fehlt. Mit der Weihnachtsaktion „Zeit zu teilen“ rufen wir gezielt dazu auf, Babys einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
UNICEF aktuell
Willkommen im Leben! UNICEF in Sierra Leone
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In diesem Heft erfahren Sie außerdem, wie Kinder in Deutschland ihre Zeit verbringen – und warum Sir Roger Moore vor über 20 Jahren UNICEF-Botschafter wurde: „Ich wollte Namen und Gesichter finden, keine Statistiken“, so der engagierte Weltstar.
Gespräch mit Angela Griep
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Fünf Länder im Fokus der Hilfe
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Kinder brauchen Zeit Weltkindertag 2012
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Eine lokale Agenda für Kinder Kinderfreundliche Kommunen
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UNICEF war bereits vor dem Konflikt in Syrien und den Nachbarländern vor Ort – und tut seit Monaten alles dafür, um die Kinder mit Medikamenten, Trinkwasser und Schulmaterial zu versorgen. Besonders dringend ist es jetzt, die Kinder vor dem herannahenden Winter zu schützen. Auch in Syrien und Jordanien kann es jetzt nachts frieren oder schneien, und viele Flüchtlingskinder besitzen nicht einmal Schuhe, von warmen Jacken oder Mützen ganz zu schweigen. „Bringt die Kinder durch den Winter!“, appelliert UNICEF – vielen Dank, wenn auch Sie als UNICEFPate einen zusätzlichen Beitrag erübrigen können.
Herzlichen Dank, dass Sie so verlässlich für Kinder da sind! Im Namen des gesamten UNICEF-Teams wünsche ich Ihnen schöne Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr.
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Bringt die Kinder durch den Winter! UNICEF-Nothilfe Syrien 6 Zeit zu teilen UNICEF-Weihnachtsaktion 2012
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Mein afghanisches Tagebuch Maria von Welser über Frauenrechte 18 Aktiv für UNICEF
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Menschen für UNICEF
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Kerstin Bücker Leiterin Kommunikation und Kinderrechte Titelbild: UNICEF DT/2012/Julia Zimmermann Sierra Leone, Kenema-Hospital: Diese junge Mutter freut sich, dass ihr Kind gesund zur Welt gekommen ist. Mit der traditionellen Weihnachtsaktion „Zeit zu teilen“ ruft UNICEF zu Spenden für das Überleben von Neugeborenen auf.
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Bericht zur Kindersterblichkeit Die Zahl der Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren hat sich in den letzten 20 Jahren fast halbiert – von mehr als 12 Millionen in 1990 auf 6,9 Millionen in 2011. Das geht aus einem neuen Bericht zur weltweiten Kindersterblichkeit hervor, den UNICEF gemeinsam mit
anderen UN-Organisationen veröffentlicht hat. Doch die Fortschritte sind sehr ungleich verteilt – die ärmsten Kinder und Kleinkinder tragen das höchste Risiko. Besonders kritisch ist die Phase rund um die Geburt: Zusammen genommen sind Komplikationen
während der Schwangerschaft und der Geburt die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren. 40 Prozent der Todesfälle ereignen sich in den ersten 28 Tagen des jungen Lebens – 2011 überlebten rund drei Millionen Babys diesen kritischen Zeitraum nicht.
Internationale Aids-Konferenz
UNICEF aktuell
Anlässlich der Internationalen Aids-Konferenz in Washington hat UNICEF dazu aufgerufen, alle Kräfte zu bündeln, um die Übertragung des HI-Virus von Müttern auf ihre Kinder zu stoppen. Immer noch werden täglich rund 1.000 Kinder infiziert, weil es in betroffenen Ländern an Behandlungsmöglichkeiten und Aufklärung fehlt. Allein 2010 starben weltweit 250.000 Kinder unter 15 Jahren an Krankheiten in Verbindung mit Aids.
Das neue Online-Spiel zur UNICEF-Wasserkampagne: www.wasser-wirkt.de
Weltwasserwoche Verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene gehören zu den Hauptursachen für Mangel- und Unterernährung bei Kindern. Darauf hat UNICEF anlässlich der Weltwasserwoche in Stockholm hingewiesen. Millionen Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern leiden an Durchfallerkrankungen, die fast immer durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene verursacht werden. Kinder mit häufigen Darmerkrankungen
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Nachrichten 4 • 2012
können Nahrung nur noch unzureichend aufnehmen. Die Folge ist oft chronische Mangelernährung. Sie ist für viele Todesfälle bei Kindern mitverantwortlich. Mangelernährung beeinträchtigt außerdem die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern. Sauberes Wasser und Hygiene schützen die Kinder – unter www.wasser-wirkt.de kann jeder die UNICEF-Kampagne unterstützen.
„Das Ende von Aids beginnt mit dem Schutz von Kindern“, sagte UNICEFGeschäftsführer Christian Schneider. In 2010 infizierten sich weltweit bereits um 30 Prozent weniger Kinder als 2002. UNICEF hat zu diesen Fortschritten beigetragen – mit vereinfachten Diagnoseverfahren und SMS-Übermittlung der Testergebnisse. So können HIV-positive Mütter ihre Neugeborenen vor einer Ansteckung schützen.
© UNICEF/NYHQ2012-0156/Quarmyne
Niger: Nach einer Untersuchung im BoukokiErnährungszentrum in Niamey freut sich diese Mutter, dass ihr Sohn gesund ist.
Kinderrechte
ins Grundgesetz !
Ich bin dafür. www.kinderrechte-ins-grundgesetz.de
in Kooperation mit
unterstützt durch
© IKEA
Aktionsbündnis Kinderrechte
Kinderrechte ins Grundgesetz
Geschenke in letzter Minute
IKEA für UNICEF
Mit „Erstaunen und Empörung“ haben das Aktionsbündnis Kinderrechte – UNICEF Deutschland, Deutsches Kinderhilfswerk und Deutscher Kinderschutzbund in Kooperation mit der Deutschen Liga für das Kind – auf eine Stellungnahme von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger reagiert. Sie hat die vom Bundesrat explizit geforderte Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz abgelehnt, da die Rechte der Kinder nach ihrer Ansicht schon jetzt genügend berücksichtigt seien. Die Kinderrechtsorganisationen haben in einem Offenen Brief an die Ministerin deutlich widersprochen. In der heutigen Fassung des Grundgesetzes „komme nicht ausreichend zum Ausdruck, dass Kindern in Bezug auf den Schutz, die Beteiligung und die Förderung eigene, von denen der Erwachsenen zu unterscheidende Rechte zustehen.“
Alle Jahre wieder die Frage nach dem passenden Geschenk zu Weihnachten… auch Geschenke in letzter Minute können begeistern, wenn sie sinnvoll sind! Der UNICEF-Spendenshop bietet Ihnen die Möglichkeit, rund um die Uhr Hilfsgüter auszusuchen und online zu spenden – vom Moskitonetz für drei Euro bis zum Geländefahrzeug für 28.552 Euro. Diese Geschenke kommen garantiert gut an: Die gespendeten Schulhefte, Fußbälle oder Wasserpumpen schickt UNICEF genau in das Land, wo sie gerade am dringendsten gebraucht werden. Auch eine UNICEFPatenschaft macht sich gut unterm Weihnachtsbaum. Eine Geschenkurkunde mit dem Namen des Spenders und des Beschenkten lässt sich unter www.unicef.de/spendenshop direkt ausdrucken oder auch per Mail verschicken.
Seit zehn Jahren arbeiten UNICEF und die IKEA Foundation jetzt „gemeinsam für Kinder“. Ziel ist es, die Lebenssituation von Kindern und ihren Familien in Indien nachhaltig zu verbessern. Mit Investitionen in Bildung und Gesundheit wollen die Partner die Ursachen von Kinderarbeit bekämpfen und Kindern in indischen Baumwollgebieten den Schulbesuch ermöglichen. Inzwischen hilft die IKEA Foundation UNICEF dabei, das Überleben und die Entwicklung von Kindern in 15 indischen Staaten zu sichern. Mit Spenden in Höhe von 190 Millionen Dollar bis 2015 ist IKEA international der größte Unternehmenspartner von UNICEF. Neben der UNICEF-Arbeit in Indien unterstützt die IKEA Foundation mit der „Stofftieraktion“ auch die UNICEF-Kampagnen „Schulen für Afrika“ und „Schulen für Asien“. Außerdem werden seit Winter 2011 in allen deutschen IKEA Filialen auch UNICEFGrußkarten verkauft. Flo
UNICEF sagt Danke!
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UNICEF-Nothilfe
Syrien
Ein syrischer Junge auf einer Trauerfeier
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© UNICEF/NYHQ2012-0206/Romenzi
Kinder
Bringt die durch den Winter !
Wie geht es den Kindern, die Sie getroffen haben? Die meisten Kinder konnten nicht viel mehr mitnehmen als das, was sie am Leib tragen. Aber sie alle haben doch ein schweres Gepäck: Geschichten voller Sorge, Angst und Gewalt. „Meine Mutter ist noch zu Hause, sie ist jetzt in Gefahr, weil zu Hause gekämpft wird“, „unsere Schule wurde angegriffen“, „als wir flohen, wurde geschossen und meine Eltern mussten zurückbleiben“, „sieben Stunden sind wir gelaufen und dann nachts über die Grenze“ – so sind die Erlebnisse einer Gruppe von elf- oder zwölfjährigen Mädchen auf mich eingeprasselt, die das große Bedürfnis hatten, zu reden. Wie kann UNICEF helfen? Die Kinder brauchen vor allem einen geregelten Alltag mit Sicherheit, mit klaren Abläufen und Angeboten, die ihre Erlebnisse der Flucht und der Gewalt wieder in den Hintergrund rücken lassen. Und so ist die Bedeutung der Zeltschule, die UNICEF Anfang Oktober eröffnet hat, nicht hoch genug einzuschätzen. UNICEF greift außerdem auf das in vielen Notsituationen bewährte Konzept der „kinderfreundlichen Zonen“ zurück. Die Jungen und Mädchen wie die siebenjährige Malak dürfen hier schreien, toben, singen, malen – Kind sein. In der Nähe des Haupteingangs zum Lager Za’atari unterhält UNICEF mit einer Partnerorganisation zwei Zelte für unbegleitete Kinder. Als ich in Jordanien war, waren in der letzten Nacht gerade zehn Kinder angekommen – ganz allein. Das Jüngste war erst wenige Monate alt und gemeinsam mit den Geschwistern mitten in der Nacht geflohen. UNICEF hilft, die Kinder zu registrieren und nach Angehörigen zu suchen.
So hilft UNICEF: UNICEF koordiniert im Za‘atari Camp in Jordanien die gesamte Wasserversorgung, Müllentsorgung und den Aufbau und Betrieb der sanitären Einrichtungen. Jeden Tag werden mit Lastwagen rund eine Million Liter Wasser geliefert. Zusammen mit dem deutschen technischen Hilfswerk THW wurden 450 Latrinen und 450 einfache Duschen aufgebaut. In Jugendclubs an 103 Schulen in Syrien erhalten Kinder provisorischen Unterricht und psychosoziale Hilfe. Acht mobile Gesundheitsteams unterstützen die Gesundheitsversorgung für 175.000 Menschen in besonders umkämpften Gebieten.
© UNICEF 2012
Auch im Libanon mobilisiert UNICEF psychosoziale Hilfe in kinderfreundlichen Spielzonen und sorgt dafür, dass Flüchtlingskinder in die Schule gehen können. In Zelten müssen die Familien den Winter überstehen
UNICEF will jetzt gezielt 500.000 Frauen und Kindern helfen, den Winter zu überstehen – wir freuen uns sehr, wenn Sie mit einer zusätzlichen Spende mithelfen!
© UNICEF 2012/Ismail
Für 28 € kann UNICEF ein syrisches Flüchtlingskind mit warmer Kleidung versorgen. UNICEF versorgt Flüchtlingskinder mit Schulmaterial
53 € kosten eine große Decke, eine Babydecke, warme Kinderkleidung und ein Kocher für eine Familie. Für 18 € erhält eine Familie von UNICEF ein Hygienepaket mit Seife, Waschpulver und mehr.
© UNICEF Jordan/2012/Malkawi
Worauf stellt sich UNICEF für die nächsten Monate ein? Die größte Sorge der Mütter – und die der UNICEF-Helfer – ist jetzt der beginnende Winter. In Syrien, aber auch im nördlichen Jordanien kann es bald auf Temperaturen zwischen 7 und 12 Grad abkühlen, nachts auch bis auf den Gefrierpunkt oder darunter. Es kann auch schneien in dieser unwirtlichen Gegend. Eine Frau aus Damaskus erzählte mir, dass sie seit drei Monaten im Camp ist. Die Hilfsrationen im Lager reichen aus, damit sie mit ihren Kindern nicht hungern muss, dass sie überleben. Aber immer wieder zeigte sie auf die Füße ihres jüngsten Kindes. Sie waren nackt. Die meisten Flüchtlinge konnten kaum etwas mitnehmen, es fehlt an Decken, Schlafunterlagen, aber auch schlicht an wärmender Kleidung für den Winter. Ich kann nur dringend an alle Menschen in Deutschland appellieren: Wir brauchen eine Welle der Solidarität, um die syrischen Kinder durch den Winter zu bringen. Cha
© UNICEF 2012
Der anhaltende Syrien-Konflikt trifft die Kinder mit besonderer Härte. Viele wurden verletzt, haben Angehörige verloren. Jetzt zieht der Winter auf, und er ist gerade für die jüngsten Kinder eine besondere Gefahr. Mehr als eine Million Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht vor der Gewalt. Über 300.000 haben Zuflucht in Jordanien und den anderen Nachbarländern gefunden. Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland (s. Foto rechts), hat das Flüchtlingslager Za’atari in Jordanien besucht. Im Interview erzählt er von seinen Eindrücken.
UNICEF-Helfer kümmern sich um die traumatisierten Kinder
Aktuelle Informationen unter www.unicef.de/syrien
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UNICEF-Weihnachtsaktion 2012
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weil Babys unsere Hilfe brauchen
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Mit der traditionellen Weihnachtsaktion „Zeit zu teilen“ ruft UNICEF in diesem Jahr zu Spenden für das Überleben von Neugeborenen auf. Mit Hilfe vieler UNICEF-Freunde sollen 150.000 Babys einen gesunden Start ins Leben bekommen und ihre Mütter die Betreuung erhalten, die sie brauchen – vor, während und nach der Entbindung. Unterstützt werden ganz gezielt fünf Länder mit besonders hoher Neugeborenensterblichkeit: Afghanistan, Burundi, Sierra Leone, Südsudan und Zentralafrikanische Republik.
weil Babys unsere Hilfe brauchen Die Geburt eines Kindes bedeutet
überall auf der Welt Freude über ein neues Leben. Die Eltern wollen dem kleinen Menschen, der völlig hilflos geboren wird, mit ihrer Liebe und Fürsorge einen guten Start ins Leben geben. Doch in vielen Entwicklungsländern birgt jede Schwangerschaft
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auch ein tödliches Risiko für Mutter und Kind: Weltweit sterben 6,9 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag – 40 Prozent von ihnen werden nicht einmal einen Monat alt. Rund 287.000 Mütter überleben jedes Jahr die Geburt ihres Kindes nicht.
© UNICEF/NYHQ2010-0988/Asselin © UNICEF DT/2012/Julia Zimmermann
Kinderkrankenschwester Safie Lusainie untersucht eine werdende Mutter
Regelmäßiges Wiegen ermöglicht es, Kinder vor Mangelernährung zu schützen
Zeit zu teilen – machen Sie mit!
In der Joru-Gesundheitsstation lernen Mütter, dass Muttermilch die beste Nahrung für ihr Baby ist
Die meisten Neugeborenen in Sierra Leone sterben aus vermeidbaren Gründen. Vor allem in den ländlichen Gebieten entbinden die Frauen in der Regel zu Hause – oft unter unhygienischen Bedingungen und ohne fachlichen Beistand. Die wenigsten haben Zugang zu einer angemessenen Schwangerschaftsvorsorge. Die Gesundheitseinrichtungen sind zu weit entfernt und schlecht ausgestattet. Es fehlt an ausgebildeten Hebammen, an medizini-schem Gerät und Medikamenten. Treten während Schwangerschaft oder Geburt Komplikationen auf, kommt oft jede Hilfe für Mutter und Kind zu spät. Auch nach der Geburt gibt es große Herausforderungen: Nur wenige Mütter wissen, wie sie ihr Neugeborenes richtig ernähren und vor Krankheiten schützen können.
Mit den Spenden aus der Weihnachtsaktion möchte UNICEF Gesundheitsstationen in besonders entlegenen Gebieten renovieren und ausstatten. Hebammen werden darin geschult, schwangere Frauen zu betreuen und ihnen bei einer hygienischen, sicheren Geburt zu helfen. Freiwillige in den Dörfern unterstützen die Betreuung der Familien während der Schwangerschaft und nach der Entbindung. Sie achten auf Warnsignale für Komplikationen nach der Geburt und behandeln einfache Kinderkrankheiten direkt. Die Helferinnen und Helfer organisieren außerdem Impfkampagnen und verteilen Moskitonetze in den Dörfern. Cha
© UNICEF DT/2012/Julia Zimmermann
„Ich teile, weil ich dankbar bin, dass es meiner Familie gut geht. Das wünsche ich anderen auch!“ sagt zum Beispiel UNICEFSpenderin Monika Six aus Riemerling. Seien auch Sie dabei! Helfen Sie mit Ihrer Spende Kindern in Not. Es ist Zeit, zu teilen. 26 € kostet die Schulung einer Gesundheitshelferin in Afghanistan. Mit 48 € können zwei Kinder in der Zentralafrikanischen Republik gegen die gefährlichsten Kinderkrankheiten geimpft werden. 120 € kostet es, eine Frau in der Zentralafrikanischen Republik während Schwangerschaft und Geburt medizinisch zu betreuen. Für 300 € kann UNICEF in Burundi ein Entbindungsbett bereitstellen. Für 5.400 € erhält eine Gesundheitsstation in Sierra Leone einen großen Solarkühlschrank. Was wünschen Sie jedem Baby? Sagen Sie es allen auf www.unicef.de/ zeit-zu-teilen. Hier finden Sie auch aktuelle Informationen, Fotos und Videos zur Weihnachtsaktion. Spendenkonto 300 000, BLZ 370 205 00, Bank für Sozialwirtschaft Köln, Stichwort „Weihnachtsaktion“ Vielen Dank fürs Mitmachen!
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UNICEF-Weihnachtsaktion 2012
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weil Babys unsere Hilfe brauchen
„A
llein eine desinfizierte Schere kann Leben retten“, sagt Julia Zimmermann nach ihrer Rückkehr aus Sierra Leone – einem der Schwerpunktländer der UNICEF-Weihnachtsaktion. Die erfahrene Fotografin hat UNICEF-Projekte in der Provinz Kenema im Osten des Landes dokumentiert. Bei fünf Geburten in von UNICEF unterstützten Gesundheitszentren war sie hautnah mit dabei. Bei dreien davon gab es Komplikationen – wahrscheinlich hätte keines der Kinder ohne die Unterstützung einer fachkundigen Hebamme überlebt. Julia Zimmermann begleitete einige der jungen Mütter mit nach Hause und erlebte sehr intensiv die schwierige Situation von schwangeren Frauen, Krankenschwestern und Hebammen in Kenema. Besonders beeindruckt hat sie dabei die Ruhe und Stärke der Frauen – und ihre Dankbarkeit für die Unterstützung von UNICEF: „Hawai Samai hat mich besonders berührt. Ein Bündel auf dem Kopf und das neugeborene Kind auf dem Arm…so lief sie nach der Entbindung im Gesundheitszentrum einen ganzen Tagesmarsch weit nach Hause. Hier war sie während der Schwangerschaft und Entbindung betreut worden und hatte gelernt, wie sie ihr Baby richtig ernährt und vor Krankheiten schützen kann. Sie schien so stolz, in sich ruhend und dankbar.“ Julia Zimmermann (37) ist freie Fotografin und lebt in Berlin. Für UNICEF hat sie schon viele Kinder und Familien besucht, unter anderem in Angola, Sierra Leone, Senegal und Kenia. Sth
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Alle Fotos: © UNICEF DT/2012/Julia Zimmermann
Sierra Leone: Willkommen im Leben!
Geduldig wartet Hawai Samai auf die Abschlussuntersuchung ihres Neugeborenen.
Dazu gehört die Impfung gegen Polio und ebenso der kleine Pieks...
... gegen andere gefährliche Kinderkrankheiten wie Masern und Tetanus.
Auf dem mühsamen Weg nach Hause trägt sie ihre Tochter im Arm und das Gepäck auf dem Kopf.
Stürmisch wird sie von ihrer Familie und den Verwandten empfangen.
Erschöpft lässt Hawai Samai der Freude der Verwandten freien Lauf.
Alle Kinder wollen den neuen Erdenbürger begrüßen – und das ganze Dorf. Nachrichten 4 • 2012
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© UNICEF DT/2012/Julia Zimmermann
UNICEF-Weihnachtsaktion 2012
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© UNICEF DT/2012/Julia Zimmermann
weil Babys unsere Hilfe brauchen
„Die Überlebenschancen steigen“ Gespräch mit Angela Griep, UNICEF Sierra Leone Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung, wenn es um das Überleben von Neugeborenen geht? Ganz klar – die Qualität der medizinischen Versorgung. Während des Bürgerkriegs wurden viele Gesundheitsstationen und Kliniken zerstört oder schwer beschädigt. Sie müssen wieder aufgebaut und neu ausgestattet werden. Dazu kommt, dass ein Großteil des medizinischen Fachpersonals während des Krieges das Land verlassen hat. Also müssen viele neue Ärzte, Hebammen und Gesundheitshelfer ausgebildet werden und Berufserfahrung sammeln.
Seit 2010 ist die medizinische Versorgung für schwangere Frauen und ihre Kinder kostenlos… Ja, der Präsident von Sierra Leone hatte sich dafür sehr eingesetzt. Denn die Kosten waren früher die größte Barriere zu medizinischer Versorgung in Sierra Leone: 67 Prozent der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Die meisten haben nicht einmal die vier Euro, die eine durchschnittliche Untersuchung kostet – von genug Geld für Medikamente ganz zu schweigen. Seit 2010 müssen schwangere Frauen, stillende Mütter und Kinder unter fünf Jahen nichts mehr bezahlen. Damit ist die erste Hürde genommen. Jetzt unterstützt UNICEF die Regierung dabei, dass auch bald alle Gesundheitsstationen im Land vernünftig ausgestattet sind.
Können Sie ein Beispiel für Fortschritte geben? Ja, für Fortschritte gibt es unzählige Beispiele. Ich habe schon so viele Frauen getroffen, die ein oder mehrere Kinder verloren haben, weil sie sie zu Hause und ohne medizinische Hilfe geboren haben. Da sie nun nicht mehr bezahlen müssen, kommen sie zur Geburt in die Gesundheitsstationen, die UNCEF unterstützt. So kommen die Kinder unter hygienischen Bedingungen zur Welt und bei Komplikationen kann sofort eingegriffen werden. Die Überlebenschancen sind dadurch gestiegen. Die Krankenschwestern erklären den Müttern auch alles über wichtige Impfungen, über Nachuntersuchungen und richtige Ernährung. Immer mehr Mütter kommen auch später wieder, wenn ihre Kinder krank sind und Hilfe brauchen.
Angela Griep (41) kommt aus Hamburg und arbeitet seit zweieinhalb Jahren für UNICEF. Vor ihrem Einsatz in Sierra Leone war sie unter anderem sechs Jahre lang für die Vereinten Nationen in Kosovo tätig.
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Sierra Leone: UNICEF stellt Medikamente bereit – und Schränke, um sie aufzubewahren
UNICEF-Weihnachtsaktion
Afghanistan
In Afghanistan ist die Säuglings- und Müttersterblichkeit hoch. Vor allem in entlegenen Gebieten fehlt es an geschulten Ärztinnen und Hebammen – eine Folge der Talibanherrschaft der neunziger Jahre. UNICEF möchte gezielt die Versorgung in vier besonders betroffenen Provinzen Afghanistans verbessern. So sollen 7.000 Gesundheitshelfer ausgebildet werden, um werdende Mütter gut zu betreuen. UNICEF stattet sie mit einfachen medizinischen Geräten und Medikamenten aus. Abgelegene Gemeinden sollen durch mobile Gesundheitsteams versorgt werden.
Laghman Bamyan Daikundi PAKISTAN
Kandahar
ASIEN IRAN
Kivusee RWANDA
Kirundo
Cibitoke
Muyinga
KONGO
TANSANIA
Muramvya BUJUMBURA
BURUNDI
see yika gan Tan
© UNICEF/BRDA2012-00011/Krzysiek
© UNICEF/NYHQ2007-1431/Khemka
Fünf Länder im Fokus der Hilfe
Bururi
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Sierra Leone
SIERRA LEONE AFRIKA
© UNICEF/SRLA2011-0279/Asselin
GUINEA
SIERRA LEONE FREETOWN Kailahun
Atlantischer Ozean
Kenema o
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AFRIKA 0
150
km
© UNICEF/NYHQ2011-2460/Sokol
Upper Nile Malakal
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Nasir ÄTHIOPIEN
SÜDSUDAN Bur Dschuba
KENIA AFRIKA
200 km
DEM. REP. KONGO
UGANDA
AFRIKA © UNICEF/NYHQ2007-0119/Pirozzi
Jedes vierte Neugeborene in Sierra Leone überlebt seinen ersten Lebensmonat nicht. Besonders schwierig ist die Situation in der Provinz Kenema im Osten des Landes. In der abgelegenen ländlichen Provinz wollen wir mit Spenden aus Deutschland Gesundheitshelfer ausbilden, die sich um Schwangere kümmern. UNICEF möchte auch 24 Gesundheitsstationen mit solarbetriebenen Kühlschränken ausstatten, damit Impfstoffe und Medikamente sicher gelagert werden können. Damit die Gesundheitshelfer auch entlegene Dörfer erreichen können, sollen zehn Motorräder angeschafft werden.
Südsudan
SUDAN
AFRIKA
Waw
Burundi
In Burundi erlebt jedes fünfte Kind seinen fünften Geburtstag nicht, ein Drittel von ihnen wird nicht mal einen Monat alt. UNICEF möchte mit Spenden aus der Weihnachtsaktion rund 160 Gesundheitsstationen so ausbauen und ausstatten, dass dort auch komplizierte Schwangerschaften und Frühgeburten betreut werden können. Insgesamt 2.000 Gesundheitshelfer und Hebammen sowie freiwillige Dorfhelfer sollen geschult werden. Mit einer umfassenden Impfkampagne möchte UNICEF rund 500.000 Kinder in ihrem ersten Lebensjahr BURUNDI vor den gefährlichsten Kinderkrankheiten schützen.
SUDAN
TSCHAD
Z.A.R.
KAMERUN
ZENTRALAFRIKANISCHE REP. Ombella Mpoko BANGUI Lobaye 0
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DEMOK. REP. KONGO KONGO
Jedes zehnte Kind in Südsudan stirbt vor seinem fünften Geburtstag – meist an vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall und Malaria. Jährlich sterben über 5.800 Mütter an schwangerschaftsbedingten Komplikationen. UNICEF möchte mit Hilfe der Spenden aus Deutschland die Gesundheitsversorgung in Nasir im Bundesstaat Upper Nile im Nordosten des Landes gezielt verbessern. Dort möchte UNICEF ein Referenzkrankenhaus renovieren und mit medizinischem Gerät und Medikamenten ausstatten. So können auch komplizierte Geburten betreut und zu früh geborene Babys gut versorgt werden.
Zentralafrikanische Republik
Die Zentralafrikanische Republik gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. UNICEF möchte die gesundheitliche Versorgung von schwangeren Frauen und Babys in den besonders benachteiligten Provinzen Lobaye und Ombella Mpoko ermöglichen. Für eine sichere Geburt stellt UNICEF zum Beispiel Scheren und Metallklemmen zum hygienischen Abtrennen der Nabelschnur zur Verfügung. UNICEF hilft bei der Organisation groß angelegter Impfkampagnen und bildet freiwillige Helfer aus. Sth
Spenden aus Deutschland kommen gezielt Kindern in den hervorgehobenen Provinzen zugute
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20. September – Weltkindertag
© UNICEF DT/2011/Zimmermann
Aktion zum Weltkindertag auf dem Berliner Alexanderplatz: Mit Pappkartons hatten die Kinder einen typischen Wochenplan aufgebaut
„Wie verbringt ihr eure Zeit?“ Auf diese Frage antworteten Kinder und Jugendlichen aus ganz Deutschland – UNICEF und Deutsches Kinderhilfswerk hatten zum Weltkindertag eine Online-Umfrage gestartet. Die Ergebnisse präsentierten Berliner Kinder vor der Weltzeituhr am Alexanderplatz.
Einsatz für Kinderrechte kann ganz
schön durchpusten: Mit so viel Wind auf dem Alexanderplatz hatten die Sechstklässler der Mühlenau-Grundschule aus Berlin nicht gerechnet: Zum Weltkindertag stellten sie hier das Ergebnis einer Online-Umfrage von UNICEF und Deutschem Kinderhilfswerk vor – mit Hilfe vieler aufgestapelter Pappkartons, die den Windböen nur mühsam trotzten. Unter dem Motto „Kinder brauchen Zeit“ präsentierten die Mädchen und Jungen hier einen vollen Stundenplan: Im Schnitt verbringen Kinder und Jugendliche in Deutschland 38,5 Stunden mit Schule und Hausaufgaben, ganz links ragt dafür ein besonders hoher Stapel grauer Pappkartons in den Berliner Himmel. Das ist ähnlich viel wie ein Erwachsener mit Vollzeitjob aufwendet.
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Rechts daneben türmen sich rote und blaue Kartons für „Familie“, „Chillen“ und „Zocken und Fernsehen“. Rund 2.000 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland hatten für die nicht repräsentative Umfrage im Internet einen „Wochenplan“ ausgefüllt und so Einblick in ihren Alltag gegeben. Mit zunehmendem Alter steigt die Beanspruchung durch die Schule bis zur 45-Stunden-Woche in den Klassen 9 bis 13.
„Wünschenswert ist keine Welt, die sich doppelt so schnell dreht, sondern eine, die sich vernünftig dreht und zwar möglichst lange“, sagt Axel Pape, Schauspieler und Botschafter des Deutschen Kinderhilfswerks. „Und das fängt bei den Kindern und der Zeit, die man ihnen widmet, an.“ Die Prominenten unterstrichen so das Recht auf Spiel und Freizeit, das in der Kinderrechtskonvention für jedes Kind festgeschrieben ist.
In Berlin berichten Nils (12), Ayla (13) und Luigi (11) per Mikrophon über ihren Alltag – der ganz schön voll ist. Die Kinder wünschen sich mehr Zeit für Familie und Hobbys, Luigi sagt „Sechs Stunden Schule reichen!“ „Schule und Hausaufgaben sind wichtig, klar!“, sagt auch UNICEFPate Ben. „Aber Kinder brauchen auch Freiraum für sich selbst.“
„Kinder brauchen Zeit“ – dieses Motto stand 2012 über allen Veranstaltungen zum Weltkindertag. Mehr über das Fest in Köln lesen Sie auf den Seiten 20-21. Bue
Fotos: © www.Photo-Berlin.com
Berliner Grundschüler berichten von ihrem Alltag
Die Ergebnisse der Online-Umfrage Bei Mädchen wie Jungen aller Altersgruppen nehmen Schule und Hausaufgaben den größten Raum ein. Mädchen widmen der Schule in der Regel noch deutlich mehr Zeit, nämlich gut 40 Wochenstunden, bei den Jungen sind es rund 37 Wochenstunden.
Mit Abstand am meisten Zeit verbringen Kinder mit Schule und Hausaufgaben
Mit zunehmendem Alter steigt der Zeitaufwand für Schule und Hausaufgaben: Bei der Altersgruppe bis einschließlich 6 Jahre liegt er bei rund 31 Wochenstunden; bei den 7-12-Jährigen sind es schon mehr als 37 Stunden für. Ab 13 Jahre arbeiten die Jugendlichen fast 44 Wochenstunden in oder für die Schule, in den Klassen 9 bis 13 wird sogar die 45-Stunden-Woche im Schnitt noch übertroffen. Nach der Schule folgt – mit großem Abstand als zweitgrößter Block – die mit der Familie verbrachte Zeit mit durchschnittlich 18 Stunden pro Woche. An dritter Stelle steht „Chillen“ (Faulenzen, Vor-sich-Hinträumen, Musik hören, Lesen, Basteln oder Malen) mit gut 15 Wochenstunden. Auf Platz vier kommen „Zocken und Fernsehen“ mit fast 14 Stunden. Dabei liegen Jungen deutlich vorn; sie spielen nach eigener Einschätzung mehr als 17 Stunden pro Woche am PC oder sitzen vor dem Fernseher. Mädchen wenden dafür nur rund zehn Stunden auf – und haben offenbar deshalb mehr Zeit für Hausaufgaben. Aber auch „Chillen“ ist bei ihnen beliebter als unter Jungen (Jungen: fast 14 Wochenstunden, Mädchen: gut 16 Stunden).
Auch Schauspieler Axel Pape nahm sich Zeit für Kinder
Mädchen wie Jungen verbringen im Schnitt zwischen elf und zwölf Stunden wöchentlich bei Aktivitäten mit Freunden, zum Beispiel beim gemeinsamen Spielen oder Einkaufen gehen. Am kürzesten kommen bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen „Hobbys“ wie Sport im Verein, Musik machen, Haustiere oder Nebenjobs, mit insgesamt nur rund acht Stunden pro Woche.
Nachrichten 4 • 2012
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Kinderfreundliche Kommune
Eine lokale Agenda für Kinder Hanau und Wolfsburg sind die ersten beiden deutschen Städte, die sich um das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ bewerben. Mit einem Aktionsplan machen sie sich für den besonderen Schutz, die Förderung und die Beteiligung von jungen Menschen stark. Der Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ wurde vom Deutschen Komitee für UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk gegründet.
Habe ich genug Platz zum Spielen?
Ist ein gepflegter und sicherer Spielplatz in der Nähe? Hören mir die Erwachsenen zu oder sind sie nur mit sich selbst beschäftigt? Gibt es einen Zebrastreifen über die große Straße auf dem Weg zu meiner Schule? Gibt es auf den Schultoiletten genug Papier? Ist das Essen in der Ganztagsschule gesund und schmeckt es? Ob Kinderrechte wirklich beachtet werden, entscheidet sich im unmittelbaren Lebensumfeld von Kindern. Städte und Gemeinden sind deshalb Schlüsselpartner bei der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention.
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Nachrichten 4 • 2012
Die Herausforderungen, vor denen Kinder in Deutschland stehen, sind nicht zu vergleichen mit denen vieler Altersgenossen in den Schwellenund Entwicklungsländern. Aber auch in einem reichen mitteleuropäischen Land gibt es zahlreiche Verbesserungspunkte. Einige zentrale Schwachstellen bei der Verwirklichung der Kinderrechte benennen die UNICEF-Vergleichsstudien. Deutschland schneidet beim Punkt „Wohlbefinden von Kindern“ seit Jahren nur mittelmäßig ab, obwohl kaum ein anderes Land für seine Familien mehr Geld ausgibt.
Einen Rahmen für die kommunale Verankerung der Kinderrechte bildet die Child-friendly Cities Initiative. UNICEF rief die Initiative nach der UN-Habitat-Konferenz 1996 ins Leben und erarbeitete neun Bausteine für eine kinderfreundliche Stadt. Diese sind auch das Fundament der deutschen Initiative „Kinderfreundliche Kommunen“. Mit der Gründung des Vereins „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ im Februar 2012 bieten UNICEF und das Deutsche Kinderhilfswerk ersten ausgewählten Kommunen die Möglichkeit, an einer mehrjährigen Pilotphase teilzunehmen. Als erste
Die neun Bausteine machen eine Kinderfreundliche Kommune aus: 1. Beteiligung von Kindern Kinder werden an allen sie betreffenden Angelegenheiten und Entscheidungen beteiligt.
2. Kinderfreundliche Rahmengebung Kommunale Rahmenprozesse und Richtlinien bauen beständig den Schutz und die Rechte von Kindern aus.
3. Übergreifender Aktionsplan Eine abgestimmte Strategie (Aktionsplan) verbessert die Kinderfreundlichkeit in der Kommune.
4. Interessenvertretung für Kinder
5. Vorrang für das Kindeswohl © UNICEF
© UNICEF DT/2012/Liesa Johannssen
Die Kommune entwickelt dauerhafte Strukturen, um Kinderinteressen zu berücksichtigen.
hinten v. l.: Anne-Dorothea Stübing, Vorsitzende Präventionsrat; Axel Weiss-Thiel, Stadtrat; Andrea Pillmann, Stabsstelle Prävention; Torsten Hitzel, Kathinka-Platzhoff-Stiftung; vorne v.l.: Claus Kaminsky, Oberbürgermeister; Dr. Jürgen Heraeus, UNICEF Deutschland; Dr. Heide-Rose Brückner, Kinderfreundliche Kommunen e.V.
unterzeichnete Hanau am 30. August 2012 die offizielle Vereinbarung. „Die Kinderrechte sind seit mehr als 20 Jahren auf internationaler Ebene verankert. Auf lokaler Ebene werden sie in Deutschland aber bislang noch nicht systematisch umgesetzt. Es ist höchste Zeit, dass wir damit jetzt ernst machen“, sagte der UNICEF-Vorsitzende Jürgen Heraeus. „Ich freue mich sehr, dass meine Heimatstadt Hanau von Anfang an dabei ist und ich wünsche mir vor allem, dass Kinder und Jugendliche sich engagieren.“ Dass der aktuelle Prozess des Stadtumbaus Chance und Aufgabe gleichermaßen ist, den besonderen Bedürfnissen von Kindern mehr Bedeutung einzuräumen, davon ist auch Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky überzeugt. „Das klare Bekenntnis zur Kinderfreundlichkeit ist
die logische Konsequenz aus unserem bisherigen Kurs“, sagte er. Trotz angespannter Finanzlage seien umfassende Investitionen im Bildungsbereich und in der Kinderbetreuung ermöglicht worden. „Wir müssen jede Gelegenheit nutzen, um unseren Kindern den Weg in eine vielversprechende Zukunft zu ebnen.“ Auch der Wolfsburger Oberbürgermeister Klaus Mohrs freut sich, dabei zu sein. „Wolfsburg ist eine familienfreundliche Stadt“, erklärte er. „Es ist uns besonders wichtig, auch die Rechte unserer jüngsten Bürger zu stärken und ihre Bedürfnisse und Interessen immer im Blick zu behalten.“ Weitere Kandidaten für die Pilotphase sind Weil am Rhein, Regensburg, Halle/ Saale und Köln. Se
Bei Kinder und Jugendliche betreffenden Entscheidungen in Politik und Verwaltung werden ihre Interessen vorrangig berücksichtigt.
6. Ausgewiesener Kinder und Jugendetat Die Kommune stellt für Kinder- und Jugendaufgaben ein angemessenes Budget zur Verfügung.
7. Regelmäßiger Bericht der „Kinderfreundlichen Kommune“ Die Situation von Kindern und Jugendlichen und die Umsetzung von Kinderrechten in der Kommune werden ausreichend und regelmäßig dokumentiert und überprüft.
8. Information über Kinderrechte Kinderrechte werden bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ausreichend bekannt gemacht.
9. Unterstützung von Kinderrechtsorganisationen Die Kommune unterstützt Organisationen und Träger, die sich für Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte von Kindern einsetzen.
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Frauenrechte
Mein afghanisches Tagebuch Die Situation von Mädchen und Frauen in Afghanistan ist nach wie vor dramatisch. Maria von Welser, Journalistin und stellvertretende Vorsitzende von UNICEF, war vor Ort. Hier berichtet sie über ihre Eindrücke – und die UNICEF-Hilfe.
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nflug über karge Berglandschaften, tiefe dunkle Schluchten, vereinzelt noch Schnee auf den Nordhängen. In dreißig Minuten werde ich in Kabul landen. In der Tasche ein hüftlanges Hemd mit langen Armen und das obligatorische Tuch, das die Haare bedecken soll. Ende 2014 wollen die internationalen Truppen das Land am Hindukusch verlassen. Was wird dann mit den Frauen und Kinder geschehen? So vieles war zu lesen. Jetzt will ich selbst genau hinsehen. Schätzungen zu Folge werden drei von vier Frauen zwangsverheiratet, meist sind sie noch keine 16 Jahre alt. Frauen sind eine Handelsware. Sie gehören den Vätern, den Ehemän-
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nern. Nicht sich selbst. In kaum einem Land der Welt sterben so viele Kinder und Frauen bei der Geburt. Das liegt unter anderem auch daran, dass männliche Ärzte afghanische Frauen nicht behandeln dürfen. Aber Frauen können als Ärztinnen wiederum nicht ohne die Begleitung eines männlichen Mitgliedes der Familie auf die Straße oder gar an ihren Arbeitsplatz gehen. Das ist der Teufelskreis, warum die Lebenserwartung einer afghanischen Frau bei 47 Jahren und damit unter der der Männer liegt. Immer mehr junge Afghaninnen verlassen ihr Land. Es findet ein regelrechter „brain drain“ statt, ein Weggang vor allem der gut ausgebildeten Frauen.
Fotos: © Peter Müller/Bild
Afghanistan: Bildung ist der Schlüssel für ein besseres Leben
Kampf gegen Mangelernährung Wir fahren nach Norden, in eine Klinik in der Provinz Parwan. Die winzige Chausa mit den übergroßen dunklen Augen ist schon vier Monate alt. Aber sie wiegt nur ganze zwei Kilogramm. Das Mädchen gehört zu den über 50 Prozent afghanischer Kinder, die nicht richtig wachsen. Weil sie zu wenig zu essen bekommen. Weil die Mütter keine Milch haben. Weil sie „mangelernährt“ sind. Chausas Mutter ist seit sieben Tagen mit der Kleinen im Krankenhaus. Die Ärzte füttern das winzige Baby mit sogenannter „therapeutischer Spezialnahrung“. Finanziert
Jedes zweite Kind in Afghanistan ist für sein Alter zu klein
Farchunda Nesjatu kümmert sich um mangelernährte Kinder
Diese Jungen suchen im Müll nach Verwertbarem
Maria von Welser im Gespräch mit jungen Frauen
von UNICEF. 20 Tage dauert im Durchschnitt so eine Notfalltherapie. Chausa wird überleben. Sagen zumindest die Ärzte. Das hofft auch ihre Mutter Amina. Sie erzählt mir aber auch: „Ich mache mir große Sorgen um meine anderen fünf Kinder.“ Die werden jetzt zu Hause von der 14-jährigen Tochter versorgt. Es ist in Afghanistan immer noch normal, dass 14-jährige Mädchen nicht mehr in die Schule gehen, sondern der Mutter zu Hause helfen. Wenn sie nicht schon vom Vater früh verheiratet wurden. Doch immer mehr junge Frauen wehren sich. Die 23-jährige Physiotherapeutin Farchunda Nesjatu hat Glück. Ihre Eltern haben sie ermutigt, einen Beruf zu
erlernen. Ihr Vater würde sie nie gegen ihren Willen verheiraten. „Aber es ist schwer, in Afghanistan einen Mann zu finden, der eine berufstätige Frau akzeptiert“, fügt sie hinzu. Sie kümmert sich liebevoll um die Babys in der Klinik. Aber vor allem unterstützt sie die Mütter. Die zusammen mit ihren Kindern Tage und Wochen in einem einzigen Bett liegen. Die ihre Babys trösten, sie stillen, wenn sie genug Milch haben und die verzweifelt hoffen, dass ihre Kinder durchkommen.
Eine Impfung rettet Leben In Guldara, nördlich von Kabul, hockt die 39-jährige Rogol mit 18 anderen Frauen auf einem verschlissenen blauen Teppichboden in einem kleinen Haus. Acht Fehlgeburten hat sie durchlitten. Aber ihre Familie hat sie nie zum Arzt gehen lassen. Erst als das Frauenprojekt in der DehNowKlinik mit Hilfe von UNICEF eingerichtet wurde, stellten die Ärzte dort fest, dass eine einfache Tetanus-Impfung helfen könnte. Ihre fünf folgenden Kinder kamen daraufhin alle ohne Komplikationen zur Welt. Zu Hause, wie bei über 80 Prozent aller Frauen in Afghanistan. Die Hausgeburt mit meist folgenden Infektionen ist einer
Viele Frauen in Afghanistan sind immer noch von Bildung ausgeschlossen
Im Frauenzentrum sucht diese Mutter Hilfe
der Hauptgründe, warum so viele Frauen wie sonst nirgendwo auf der Welt bei einer Geburt sterben. „Meine Schwiegermutter hat mich in das dunkelste Eck im Stall gesteckt, damit niemand meine Schreie hören sollte.“ Rogol lächelt zwar bei ihrer Erzählung, aber ihre Not, ihre Angst sind immer noch spürbar. Damit es anderen Müttern nicht so geht wie ihr, arbeitet sie im Frauenzentrum. Manches ist seit dem Sieg über die Taliban vor nun elf Jahren für sie alle besser geworden. Ihre Töchter können in die Schule gehen, sie selbst dürfen aus dem Haus. Das empfinden sie schon als Fortschritt. Die 31-jährige Farzana Maruf Sadat, die für UNICEF die Frauenprojekte betreut, will noch mehr: „Wenn dann keine mehr von ihnen bei einer Geburt sterben muss, dann ist schon viel gewonnen.“ Im Jahr 2011 konnte UNICEF Deutschland das BildungsProgramm in Afghanistan mit 100.000 Euro unterstützen. Vielen Dank!
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Aktiv für UNICEF
Weltkindertag – Was für ein Fest!
Alexandra (8) und Daliyah (6) hätten gern mehr Zeit für Familie und Freunde
„Kinder brauchen Zeit“ – was das
Motto des diesjährigen Weltkindertages bedeutet, konnten die kleinen und großen Besucher des Kölner Festes erleben. Zwischen Dom und Schokoladenmuseum gab es von Klettertürmen über Kreatives, Theateraufführungen bis hin zu Wasserspielen so vieles zu entdecken – einfach weitergehen ging da gar nicht. Mehr als 80 Mitmachangebote von Kinderund Jugendinitiativen, Sponsoren und Veranstaltern boten jede Menge Spaß und Unterhaltung rund um das Recht auf Spiel und Freizeit. Am UNICEFStand gegenüber der WDR-Bühne lockte die Kölner Hochschulgruppe mit einem Glücksrad. Zu gewinnen gab es Zeit mit den Eltern – zum Vorlesen, für einen Spieleabend, zum Schlittenfahren oder für ein Lieblingsessen. „Zeit kann man nicht kaufen – das ist das schönste Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen können“, erläuterte
Hochschulgruppen-Leiterin Sandra Kascha die Aktion. Sie freute sich über den regen Zulauf – ob beim Torwandschießen oder beim Kinderschminken. Wenn sie nicht gerade Farbe von Kinderfingern wusch oder Tattoos klebte, schnappte sie sich ihre Kommilitonen Jens und Luc und verteilte Infos zur aktuellen UNICEFWasserkampagne. Auf einem Bettlaken konnten Kinder mit Fingerfarben markieren, für was sie gern mehr Zeit hätten. Daliyah (6) und Alexandra (8) aus Köln mussten nicht lange überlegen – „Familie und Freunde“ fanden beide, der Junge nach ihnen hinterließ seinen Klecks beim Sport. Fußballprofi Hans Sarpei, UNICEFPate und Ex-Schalker, nahm sich gern Zeit für die Rechte der Kinder. Er kickte am UNICEF-Stand ausgiebig mit den Kids, drehte das Glücksrad oder schaute Studentin Shara Fatheyan zu, wie sie ein Mädchen in einen
Am Weltkindertag haben sich unter dem gemeinsamen Motto
„Kinder brauchen Zeit“ rund 50 UNICEF-Gruppen beteiligt. In 55 Städten starteten die Ehrenamtlichen rund um den 20. September zahlreiche lokale Aktionen. Die beiden größten Kinderfeste mit jeweils rund 100.000 Besuchern stiegen am 23. September auf dem Potsdamer Platz in Berlin und im Kölner Rheingarten. Der Weltkindertag wurde 1954 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Heute wird er von 145 Nationen an unterschiedlichen Terminen gefeiert.
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Fotos: © UNICEF DT/2012/Hyou Vielz
Fußballprofi Hans Sarpei am Schminkstand
Die traditionelle Kölner Weltkindertags-Torte
Die „Wasser-wirkt“-Tattoos waren gefragt
Schmetterling verwandelte. „Die Kinder heutzutage sind viel zu verplant – Schule, Freizeit, Freunde – alles wird vorgegeben. Kinder sollten mehr Zeit haben zum Spielen, etwas auszuprobieren und die Welt zu entdecken“, meinte Hans. Er selbst findet es schade, dass seine Eltern so wenig Zeit für ihn hatten. Das will er selbst einmal besser machen. UNICEF-Vorstandsmitglied Anne Lütkes bedauerte nur eins – an diesem Wochenende keine Zeit zu haben, um mit ihren Nachbarskindern frühstücken zu können. Marlies Enk von der UNICEFGruppe Köln findet es das Größte, Kindern zu helfen. „Alles was man gibt, bekommt man doppelt zurück“, sagte sie. Mit acht weiteren Damen hielt sie die Stellung, sammelte Spenden und beantwortete unermüdlich Fragen rund um die UNICEFArbeit.
© UNICEF Duisburg
© UNICEF/MLWB2006-00057/Pirozzi
UNICEF-Grußkarten
Entdecken Sie die Hilfe dahinter. UNICEF-Gruppen feiern Jubiläum
Mit einer Hafenrundfahrt hat die UNICEF-Gruppe Duisburg ihr Jubiläum gefeiert. Mit ihren 55 Jahren zählt sie mit zu den ältesten in Deutschland. 1957 von engagierten Frauen gegründet, steht heute die Zusammenarbeit mit Schulen, Vereinen und Jugendgruppen im Mittelpunkt. Auf 50 Jahre erfolgreiche Arbeit kann die UNICEF-Gruppe Dortmund zurückblicken, auf 40 die Koblenzer. Seit 25 Jahren ist die UNICEF-Gruppe Hagen aktiv für UNICEF, Lörrach seit zehn Jahren. Im Osten feierten gleich drei Gruppen ihren 20. Geburtstag: Chemnitz, Leipzig und Potsdam. Ehrenamtliches Engagement sollte selbstverständlich für jeden sein, findet Yolna Grimm. „Jeder kann der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagte der Leiter der UNICEF-Gruppe Leipzig. „Dass unsere Arbeit auf fruchtbaren Boden fällt, beweisen die vielen Schulveranstaltungen zugunsten von UNICEF“, freute sich die Leiterin der Chemnitzer Gruppe, Heidrun Katzorke. Sehr aktiv ist auch die Hochschulgruppe der TU Chemnitz. Im Rahmen der „6. Chemnitzer Lauf-Kultour“ starteten zwölf Studentinnen und Studenten zu einem Lauf zugunsten von „Schulen für Afrika“. Er führte sie in 16 Tagen 4.000 Kilometer quer durch Deutschland in 150 Städte.
Verunreinigtes Wasser und mangelnde Hygiene zählen zu den Hauptursachen für die in vielen Ländern nach wie vor sehr hohe Kindersterblichkeit. Fast 3.000 Kinder unter fünf Jahren sterben täglich an Durchfallerkrankungen, fast immer verursacht durch verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene. Sauberes Trinkwasser ist der erste Schritt, damit Kinder gesund bleiben. UNICEF erschließt neue Wasserquellen für Dörfer und Armenviertel, baut Brunnen und rüstet sie mit Handpumpen aus. In Schulen und Gemeinden informiert UNICEF über die tägliche Hygiene und unterstützt den Bau einfacher Latrinen. Eine einfache Toilette und Grundkenntnisse über Hygiene schützen vor gefährlichen Krankheiten. Mit jeder UNICEF-Grußkarte unterstützen Sie die Arbeit von UNICEF und ermöglichen so Kindern ein gesundes Aufwachsen. Denn 75% des Kaufpreises sind Spende für Gesundheits-, Bildungs- und Kinderschutzprogramme. Neun Grußkarten = Schulung eines Dorfbewohners, der für die Wartung und Instandhaltung des Brunnens sorgt 23 Grußkarten = Hygienepaket mit Wasserreinigungstabletten, Kanistern und Seife für eine Flüchtlingsfamilie Neun Grußkarten = Keramik-Wasserfilter für eine Familie
Cover card © Kim Mar Cover photo © UNIC tin EF/NYHQ2009-1243/Pir ozzi
Im nächsten Jahr feiert der JuniorBotschafter-Wettbewerb seinen zehnten Geburtstag. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind aufgerufen, sich zu bewerben. Schickt uns bis zum 31. März 2013 einen Bericht über Eure Aktion, gerne mit Fotos, Basteleien oder CDs/DVDs. Erstmals werden 2013 vier Jugendliche die Gelegenheit haben, von Kindern in Sambia und die Arbeit von UNICEF dort einige Tage lang hautnah zu erleben. Sie werden darüber bei der Preisverleihung am 10. Juni in der Frankfurter Paulskirche berichten. Direkt im Anschluss ist ein JuniorBotschafter-Gipfel geplant. Kinder und Jugendliche aus allen Bundesländern präsentieren hier ihre Projekte. Mehr Infos und Anmeldung: www.younicef.de Flo
© Linda Edwards
JuniorBotschafter gesucht!
Alle UNICEF-Grußkarten gibt es hier: Im Internet-Shop www.unicef.de/karten, im aktuellen Grußkarten-Katalog, den Sie über das Service-Telefon 0221-93650603 oder bei der lokalen Arbeitsgruppe bestellen können
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Vanessa Redgrave,
britische Theater- und Filmschauspielerin, ist von UNICEF Deutschland mit dem „Ehrenpreis für Kinderrechte“ geehrt worden. Mit der Auszeichnung würdigt UNICEF Deutschland Persönlichkeiten, die ihre Bekanntheit und ihren Einfluss für die Verwirklichung der Kinderrechte einsetzen. Die internationale UNICEF-Botschafterin und OscarPreisträgerin hat in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag gefeiert. Vanessa Redgrave ist bekannt als Streiterin für Frieden, Gerechtigkeit und die Kinder- und Menschenrechte. Seit den 1990er Jahren setzt sie sich besonders für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten ein. Vanessa Redgrave verstand sich nie ausschließlich als Künstlerin. Sie hat sich immer auch politisch engagiert. So protestierte die Schauspielerin gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in Ungarn genauso wie gegen den VietnamKrieg und die Apartheid in Südafrika. Seit 1991 arbeitet sie mit UNICEF zusammen und wurde 1995 internationale Botschafterin. Seither hat sie viele Krisenländer besucht und Hilfe mobilisiert – immer wieder auch gemeinsam mit UNICEF Deutschland.
Lang Lang,
chinesischer Starpianist und internationaler UNICEF-Botschafter, wirbt im neuen Spot zur UNICEF-Kampagne „Wasser wirkt“ für das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser. Der Spot zeigt den Weltstar beim Klavierspiel in seinem Hotelzimmer. „Klavier spielen ist wie Hochleistungssport“, erklärt Lang Lang dazu in einem Interview mit UNICEF. Während seiner Konzerte verliere er so viel Gewicht wie ein Fußballer während des Spiels. Im Film bestellt Lang Lang, durstig vom leidenschaftlichen Üben, Wasser bei einem Hotelangestellten und erhält einen UNICEFKanister mit sauberem Trinkwasser. „In den ärmsten Ländern versorgt UNICEF die Kinder mit dem Nötigsten. Mit dem Spot möchte ich UNICEF dabei unterstützen, dass alle Kinder Zugang zu sauberem Wasser haben. Das ist ihr Recht“, sagt Lang Lang. Den Spot zur „Wasser wirkt“-Kampagne hat Lang Lang für UNICEF honorarfrei gedreht. Fernsehsender strahlen den Spot pro bono aus.
Beyoncé,
© Pampers
© UNICEF DT/Mariane Doest
© UNICEF/HQ04-0244/ Susan Markisz
Menschen für UNICEF
Barbara und Noah Becker,
unterstützen UNICEF und Pampers im gemeinsamen Kampf gegen Tetanus. Im Juni sind die UNICEF-Patin und ihr Sohn gemeinsam nach Laos gereist. Hier sind besonders viele Neugeborene von der Infektionskrankheit betroffen. Barbara und Noah Becker setzen sich für die gemeinsame Aktion von UNICEF und Pampers „1 Packung = 1 lebensrettende Impfdosis“ ein. Weltweit sind noch immer 130 Millionen Frauen und ihre Neugeborenen in 33 der ärmsten Länder von Tetanus bedroht. Sie leben meist in entlegenen Gebieten und haben keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung. „Tetanus ist bei Neugeborenen in den Entwicklungsländern immer noch ein großes Problem. Jedes Jahr sterben 58.000 Kinder an dieser schrecklichen Infektionskrankheit“, sagt Barbara Becker. Alle neun Minuten stirbt ein Baby an Tetanus. Seit dem Start der Kampagne im Jahr 2006 konnte Tetanus bei Neugeborenen bereits in acht Ländern endgültig besiegt werden. „Und dieses Jahr kommen hoffentlich noch neun Länder dazu“, sagt Barbara Becker.
US-Sängerin, hat zum „Internationalen Tag der humanitären Hilfe“ dazu aufgerufen, sich für andere einzusetzen und ihnen zu helfen. Es sei Zeit „einen Fingerabdruck auf dieser Welt zu hinterlassen“ – so die Sängerin. Mit ihrem Musikvideo “I Was Here” unterstützt Beyoncé die UN-Kampagne für mehr humanitäres Engagement. Der Clip wurde im Sitzungsraum der UN-Vollversammlung in New York vor Publikum gedreht. Vor vier Jahren haben die Vereinten Nationen den 19. August zum Welttag der humanitären Hilfe erklärt, um öffentlich und international auf die Not der Menschen in Krisengebieten aufmerksam zu machen. Der Tag ist auch den Hilfskräften gewidmet, die weltweit ihr Leben riskieren, um anderen Menschen zu helfen. 22
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Topmodel und Sängerin, ist zur UNICEFBotschafterin ernannt worden. Damit würdigt UNICEF Deutschland ihren Einsatz für Kinder. Als erste Aktion hat Padberg zum Weltmädchentag gemeinsam mit der langjährigen UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen auf die anhaltende Diskriminierung und Benachteiligung von Mädchen in weiten Teilen der Welt aufmerksam gemacht. Seit 2006 hat das Model die Aktionen „Schulen für Afrika“ sowie „Laufen für UNICEF“ besonders unterstützt und unter anderem UNICEF-Programme in Ruanda und Burkina Faso besucht. Darüber hinaus war sie zu Gast bei zahlreichen Benefizveranstaltungen und hat den Startschuss für Städtepartnerschaften und die Grußkartenkampagne gegeben.
Impressum: UNICEF-Nachrichten: Zeitschrift des Deutschen Komitees für UNICEF. Nr. 4/2012, Auflage 145.000. Erscheint vierteljährlich; 2,50 Euro. Für Mitglieder und Förderer ist der Bezug im Förderbetrag/Spende enthalten. Spendenkonto 300 000 bei der Bank für Sozialwirtschaft in Köln, BLZ 370 205 00. Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF e.V., Höninger Weg 104, 50969 Köln, Telefon: 0221/936500, Internet: www.unicef.de, E-Mail: redaktion@unicef.de. Redaktion: Kerstin Bücker (Bue), verantwortlich, Simone Bredel (Br), Ninja Charbonneau (Cha), Andrea Floß, freie Mitarbeiterin (Flo), Sebastian Sedlmayr (Se), Anna Stechert (Sth). Redaktionschluss: 12.11.2012, Gestaltung: Günter Kreß, Druckvorstufe: www.dbs-gruppe.de, Warstein; Druck: Henke, Brühl.
© UNICEF DT/2012/Wolfgang Langenstrassen
© Andreas Müller
© UNICEF DT/209/Kerstin Bücker
Eva Padberg,
Sir Roger Moore,
Internationaler UNICEF-Botschafter, hat seinen 85. Geburtstag gefeiert. Zu UNICEF gebracht hat ihn 1991 seine Schauspieler-Kollegin Audrey Hepburn. Seitdem richtet Moore die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die wenig sichtbare, alltägliche Not der ärmsten Kinder in den Entwicklungsländern. Der Sohn eines Londoner Polizisten wurde durch seine Rolle als Geheimagent „James Bond“ zum Weltstar. Doch ebenso wichtig wie seine Karriere war Moore sein soziales Engagement. Wer den Geruch der Armut gerochen habe, so sagte er einmal, werde dies nie vergessen. Oft hob er hervor, dass täglich zehntausende Kinder „ohne Namen und ohne Gesicht“ an Hunger oder Krankheiten sterben. Auch aus diesem Grund sei er damals UNICEF-Botschafter geworden: „Ich wollte Namen und Gesichter finden, keine Statistiken.“ Moore nutzte deshalb jede Möglichkeit, UNICEF-Projekte bekannt zu machen und Spenden zu sammeln. Für sein soziales Engagement wurde er 2003 in Großbritannien zum Ritter geschlagen.
Udo Lindenberg,
Kult-Rocker und UNICEF-Pate, hat am Weltmusiktag eine neue Online-Aktion für UNICEF gestartet. In einem Video fordert der Musiker dazu auf, virtuelle Bands zu gründen und damit online Spenden für die UNICEF-Kampagne „Wasser wirkt“ zu sammeln. „Wir suchen Leute, die `ne Band gründen, ganz aktuell, ganz virtuell – für Kinder, für sauberes Wasser. Da gibt es ein Tool im Netz zum Musikmachen und zum Spenden“, erklärt Udo. „Mach mit und rock das Netz für sauberes Wasser. Wir gründen `ne Band – geile Idee von UNICEF.“ Auf www.wasser-wirkt.de kann man online eine individuelle Band zusammenstellen und seine eigene „Wassermusik“ komponieren. Mit dem neuartigen Webtool kann die virtuelle Band Songs ganz nach eigenem Geschmack aufnehmen – auch ohne musikalische Vorkenntnisse und vorzugsweise mit Wassergeräuschen. Im sozialen Netzwerk facebook ruft jede Band zum Spenden auf und lädt ihre Freunde dazu ein, eigene Bands zu gründen. Die ersten Gruppen sind schon am Start und liefern sich einen Wettbewerb um die Spitzenposition als erfolgreichster Spendensammler. Br
Vorschau zum neuen Heft
Ein besonderer Dank
Im Heft 1/2013 (erscheint Ende Februar) starten wir ins Geburtstagsjahr „60 Jahre UNICEF Deutschland“. – darin kommen auch viele UNICEFUnterstützer zu Wort.
allen Unternehmen, die uns in der Weihnachtszeit mit tollen Aktionen und Veranstaltungen unterstützen – gemeinsam für Kinder!
Das DZI Spenden-Siegel bescheinigt UNICEF eine seriöse und vertrauenswürdige Mittelverwendung. Nachrichten 4 • 2012
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G 12054 Postvertriebsstück • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt UNICEF • Höninger Weg 104 • 50969 Köln