UNICUM Beruf: 05.2018 | ING

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ENERGIEWIR

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POWER TO THE PEOPLE NSKULTUR D E M H E N R E T N UN DER ROCKBA L E R N E N VO N

» BLOSS KEIN RISIKO Was die Generation „Y“ will » NEUE ENERGIEN Wann kommt das Jobwunder? » DEUTSCHE E-TECHNIK Immer noch Weltklasse?

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Nr. 05/2018 www.karriere. unicum.de


Manuel Braun, Entwicklungsingenieur

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KARRIEREZENTRUM 04 News Karrierezentrum/Timer

12 Safety first! Die Generation „Y“ mag’s gar nicht aufregend

06 Doch – du hast Kontakte

Fotos » privat, Getty Images/phive2015, Mimadeo

Titelbilder » Getty Images/Thomas-Soellner, XXX

Kolumne: Job Hacks für den Berufseinstieg

Ganz schön viel Spannung! Hey – was ist los mit euch?! Stimmt etwa, was die „Studentenstudie 2018“ der Unternehmensberatung Ernst & Young zutage gefördert hat? Nämlich, dass ihr gar nicht mehr erpicht seid auf Kohle und Karriere, sondern lieber bei Vater Staat Unterschlupf sucht? Von wegen Work-LifeBalance und Sicherheit, Familienglück und Kollegialität? Puhhhh – zum Glück nicht ganz. Das Streben in den öffentlichen Dienst ist besonders stark bei angehenden Geistes- und Gesellschaftswissenschaftlern zu spüren, ergab die Studie (Seite 12 in diesem Heft). Oder anders gesagt: Künftige Ingenieure und Ingenieurinnen wollen sich auch in Zukunft den ach so rauen Wind der Wirtschaft um die Ohren wehen lassen. Das ist gut so, denn von Linguisten und Sozialpädagogen – so wichtig diese und andere Geistes- und Sozialwissenschaftler fürs Funktionieren unserer Gesellschaft auch sein mögen – sind kaum exportfähige Beiträge zu Wachstum und Wohlstand zu erwarten (empörte Leserbriefe bitte an heinrich@ unicum.com!). Damit die Neigung, kräftig am wirtschaftlichen Erfolg des Landes zu arbeiten, erhalten bleibt, haben wir uns in diesem Heft einem besonders spannenden Ingenieurthema gewidmet. Dem Tätigkeitsfeld der Elektro- und Energie-Ingenieure. Wir fragen: Steht Deutschlands Elektrotechnik weiterhin unter Strom oder geht sie den Weg von „Die Mannschaft“? Und hat die Energiewende tatsächlich so viele Jobs im Gepäck wie versprochen? Themen, in denen viel Spannung steckt! Viel Spaß beim Lesen und Entdecken neuer Chancen wünscht

14 Let Science entertain You! 08 Von Co-Working zu Co-Living Gemeinsam Quartier beziehen ist im Trend für Berufseinsteiger

Wie Wissenschaftler ihr Publikum unterhalten wollen

16 Vorsicht Falle? 10 Lernen von der Rockband Manche Musik-Combo taugt zum Vorbild für Unternehmenskultur

Welche Stolperdrähte in Karrierenetzwerken lauern

ING 17 Ingenieur-News 18 Der Innovationsmotor Branchenreport Ingenieure

26 Elektrisch über den Wolken Setzt das Fliegen demnächst auch auf Strom?

28 Chancen für Windmacher Die Energiewirtschaft braucht Ingenieure

20 Wann kommt das Jobwunder?

30 „Ingenieur-Perspektiven? Ausgezeichnet!“

Halten erneuerbare Energietechniken, was sie versprachen?

Sven Carsten Lange, der Professor des Jahres 2017, im Interview

22 Immer noch Weltklasse?

31 Die UNICUM BERUF Wegweiser

Elektrotechnik in Deutschland

34 Warum nicht mal Abstieg statt Aufstieg? 24 „Kein Arbeitstag wie der andere.“

Die Kolumne von Martin Wehrle

Interview mit Lena Abt, Ingenieurin beim Stadtwerkeverbund Trianel

Uwe Heinrich

KARRIEREZENTRUM

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NEWS // KARRIEREZENTRUM TIMER Text » Marvin Kesper Foto » Getty Images/Wavebreakmedia

POWERNAP - DEUTSCHE ARBEITGEBER BLEIBEN SKEPTISCH

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as in der Bibliothek, manchmal sogar in der Vorlesung kein Problem ist, stellt im Job sehr wohl eines dar: der Powernap, das kurze Wegdösen zum Kraft- und Konzentrationssammeln. Dabei möchten jede dritte Frau und jeder vierte Mann nach einer Umfrage der TechnikerKrankenkasse Mittagsschlaf halten. Obwohl der Kurzzeitschlummer am Arbeitsplatz in anderen Kulturen verbreitet ist und amerikanische Tech-Konzerne das Thema für sich entdeckt haben, bleiben deutsche Arbeitgeber skeptisch. So heißt es bei der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände: „Es gibt keine belastbaren Erkenntnisse, dass ein Mittagsschlaf die Arbeitsfähigkeit oder das Wohlbefinden fördert.“ Sie betonen aber auch: Jeder Arbeitnehmer kann seine Ruhepause gestalten, wie er will. „Wenn er in der Zeit ein Nickerchen machen will, ist er darin frei.“ Grundsätzlich halten viele Forscher die deutsche Gesellschaft für eine übermüdete. Sechs Stunden, 49 Minuten und 48 Sekunden schlafen Arbeitnehmer durchschnittlich, ermittelten das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

EINSTIEGSGEHÄLTER: GROSSE UNTERNEHMEN ZAHLEN NEUN PROZENT MEHR

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in möglichst hohes Einstiegsgehalt? Ginge es allein darum, sollten junge Leute Ingenieurwesen studieren, einen Masterabschluss machen und anschließend eine Stelle bei einem Konzern für Fahrzeugbau in Baden-Württemberg antreten. Unter diesen Umständen können sie mit einem Einstiegsgehalt von gut 56.000 Euro rechnen. Laut dem neuen StepStone Gehaltsreport für Absolventen, der auf Gehaltsdaten von mehr als 200.000 Fachkräften basiert, sind das ganze 28 Prozent mehr, als der deutsche Durchschnittsabsolvent im ersten Job verdient (44.300 Euro).

BEWERBUNGSANGABEN: NICHT ALLE WOLLEN ALLES WISSEN

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ie 50 größten Unternehmen Deutschlands fordern von ihren Bewerbern eine unterschiedliche Anzahl von Angaben. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Recruitment-Plattform Taledo (www.taledo.de). Demnach verlangt die Deutsche Post DHL Group nur zwei Informationen während des Online-Bewerbungsprozesses, die Continental AG hingegen zehnmal so viel. Zwei Angaben mehr als bei der Deutschen Post DHL Group müssen Bewerber bei Bosch machen. Damit erfragt das Traditionsunternehmen am zweitwenigsten Bewerbungs-Informationen aller 50 größten deutschen Unternehmen. VW, BASF, Ford-Werke GmbH und MAN SE liegen mit je fünf geforderten Angaben auf Platz drei des Rankings. Dabei bestehen all diese Unternehmen – außer der Ford-Werke GmbH – auf einen Lebenslauf. Insgesamt 20 Angaben müssen Jobsuchende bei dem Online-Bewerbungsformular der Continental AG machen. Dazu gehören Informationen über die eigene Person und berufliche Laufbahn sowie ein Lebenslauf. Bei Bayer müssen Bewerber für einen Abschluss der Bewerbung eine Angabe weniger machen, jedoch zusätzlich zum Lebenslauf auch ihr Anschreiben hochladen. Die Shell Deutschland Oil GmbH fordert mit insgesamt 17 zwingend auszufüllenden Feldern von seinen Bewerbern die drittmeisten Angaben aller 50 umsatzstärksten deutschen Unternehmen. Überraschend: Informationen zu beruflichen Erfahrungen und Ausbildung sollen Bewerber bei lediglich 14 Jobportalen aufführen. Eine Gehaltsvorstellung wünschen sich zudem nur elf der befragten Unternehmen, Angaben über den frühesten Starttermin bzw. über Kündigungsfristen bei der bisherigen Stelle müssen bei immerhin 18 Unternehmen gemacht werden.

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KARRIEREZENTRUM

September 2018

JOBMESSEN: 20. September: Karrieretag Düsseldorf – Fachkräfte aus der Region. www.karrieretag.org 22./23. September: HORZION Hamburg – für Studenten und Abiturienten. www.horizon-messe.de 22. September: Jobmesse Leipzig – Messe zu Job, Aus- und Weiterbildung. www.jobmesse-leipzig.de 27. September: Jobmesse Chemnitz – gleiches Format wie in Leipzig. www.jobmesse-chemnitz.de 6./7. Oktober: HORIZON, Bochum – für Studenten und Abiturienten. www.horizon-messe.de 9. Oktober: Automotive TopCareer, Stuttgart – für Automobilbegeisterte. www.automotive-topcareer.de 11./12. Oktober: herCAREER, München – umfassende Karrieremesse für Frauen. www.hercareer.de Weitere Termine unter karriere.unicum.de

VERLOSUNG: 3X A QUIET PLACE PLUS SILENT-DISCO-EVENT!

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ie Welt ist von rätselhaften, scheinbar unverwundbaren Kreaturen eingenommen worden, die durch jedes noch so kleine Geräusch angelockt werden und sich auf die Jagd begeben. Einer einzigen Familie gelang es bisher zu überleben. Der Preis hierfür ist jedoch hoch: Ihr gesamter Alltag ist Lautlosigkeit, denn das kleinste Geräusch könnte ihr Ende bedeuten ... A QUIET PLACE ist ein verstörend packendes ThrillerErlebnis mit Golden-Globe-Preisträgerin Emily Blunt und John Krasinski in den Hauptrollen, produziert von Michael Bay („Transformers“, „13 Hours“). Für dich und deine Freunde verlosen wir zum Film drei Mal ein Silent-Disco-Event von SILENT EVENTS. Eine Partybox beinhaltet 50 Kopfhörer für deine private Silent-Disco Party. Ob im Club oder im Park – eine Kopfhörerparty kann überall stattfinden. Mit bestem Sound, zuverlässigen Kopfhörern, bis zu drei Kanälen, begeisterten Partygästen und dem besonderen Silent-Disco-Gefühl. Mehr Infos unter www.silent.events. Mitmachen? Klaro! Dann nix wie hin zu www.unicum.de/ gewinnspiele


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Text » Dr. Simone Cardoso de Oliveira Fotos » Getty Images/anyaberkut

JOB HACKS FÜR DEN BERUFSEINSTIEG

DOCH – DU HAST KONTAKTE Bald fertig mit der Uni und keine Ahnung, wie das mit dem Berufseinstieg klappen soll? In dieser Serie zeigen wir euch, wie ihr die größten Hindernisse bei der Jobsuche knackt.

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ir wissen es alle: Kontakte sind das A und O. Ein persönlicher Draht hat schon so manche Karrieretür geöffnet. Aber was, wenn man keinen solchen Draht hat? Nicht jeder ist schließlich mit einer Familie von Stararchitekten oder Filmproduzenten gesegnet.

SIND SOCIAL MEDIA DER SCHLÜSSEL? Dir fallen vielleicht spontan zuerst die üblichen sozialen Netzwerke ein. Klar, noch nie war es so leicht, mit einer beliebigen Person auf dem Globus in Kontakt zu treten. Aber, mal ehrlich: Wie oft ist eine Kontaktanfrage von dir schon ins Leere gelaufen, wenn du die entsprechende Person vorher nicht persönlich kanntest? Und wenn sie doch angenommen wurde: Bist du so tatsächlich schon mal in ein intensiveres Gespräch mit jemandem gekommen? Gemeinsam in ein und demselben Raum zu sitzen, hat eben doch eine ganz andere Qualität als eine Web-Offensive.

MACH’S DIR LEICHT Also, dann auf ins „echte Leben“. Jetzt sagst du vielleicht: Himmel, da ist es ja noch viel schwieriger, jemanden zu kontaktieren? Wirklich? Denk mal kurz nach: Bei welchen Gelegenheiten fällt es dir leicht, neue Kontakte zu knüpfen und auf Menschen zuzugehen? Bei gemeinsamen Unternehmungen? Beim Fachsimpeln über dein Lieblingshobby? Im Urlaub? Oder auf Partys? Cool! Da haben wir ja schon mal eine Menge Optionen.

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KARRIEREZENTRUM

SEI DA, WO DEINE WUNSCHKONTAKTE SIND Jetzt der zweite Schritt: Bei welchen dieser Gelegenheiten könnte sich auch jemand aus deiner Traumbranche rumtreiben? Schwere Frage? Dann hilft vielleicht dieser bewährte Trick: Fake it til you make it. Nein, damit ist jetzt nicht gemeint, dass du ein Staatsexamen fälschen und lustig drauflosoperieren sollst. Sondern, dass du dir einfach mal ganz intensiv vorstellst, wie es denn wäre, wenn du schon jetzt in deiner Traumbranche arbeiten würdest. Wie würdest du deinen Tag verbringen? Wo wärst du in deiner Freizeit anzutreffen? Wo würdest du deinen Urlaub verbringen? So kommst du vielleicht doch auf eine Menge Möglichkeiten. Den passionierten Koch könntest du vielleicht bei einer FoodieEventparty treffen. Den Game Developer bei der Gamescom. Oder den Klimaforscher auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Klimawandel. Einfach mal hingehen! Dann gilt es einfach nur, du selbst zu sein. Wenn du die richtige Person kennenlernst, stell die Fragen, die dir schon immer auf der Seele brannten, und lass dich überraschen, was dabei rauskommt. Kleiner Tipp: Irgendein Kärtchen mit deinen Kontaktdaten dabeizuhaben wäre schon cool. Für den Fall der Fälle. Wie heißt es so schön: Luck favors the prepared.

PRAKTISCH GEHT’S AM BESTEN Wenn es dir wirklich wichtig ist, dann wäre es noch toller, wenn du etwas mehr Zeit inves-

tieren könntest, um ganz praktisch in deine Wunschbranche hineinzuschnuppern. Wie wäre es, wenn du an einem Workshop zum Thema teilnähmst? Manchmal geben selbst bekannte Profis Kurse für jedermann in öffentlichen Bildungseinrichtungen. Gibt es ein Projekt in deiner Gegend, das sich mit deinem Wunschthema beschäftigt und bei dem du dich engagieren könntest? Vielleicht geht auch ein Praktikum? Ob bezahlt oder unbezahlt, das sollte erst mal nicht die große Rolle spielen. Schließlich investierst du in deine Zukunft und hast im besten Fall auch noch richtig Spaß. Ob als Komparse am Filmset, als Freiwilliger bei einer archäologischen Ausgrabung oder auf einer Robbenschutzfarm an der Nordsee. Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es (Erich Kästner)!

Dr. Simone Cardoso de Oliveira

ÜBER DIE AUTORIN: Dr. Simone Cardoso de Oliveira hat langjährige Berufserfahrung als Neurowissenschaftlerin und Managerin. Als „Solopreneurin“ (www.sciedo.de) hilft sie anderen Akademikern, ihre Ambitionen umzusetzen.


MACH, WAS WIRKLICH ZÄHLT.

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FOLGE DEINER BERUFUNG. ehr w s e d n u b de karriere.


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se wohnen? Die ch zusammen au t h ic n m u ar Team sein. W nals. Wir haben nd ein gutes u n te ei b s für Professio ar G en W m es m t ib sa g zu rt tlich nur der M arkt. Do Warum eigen ßstadt einfach ro G en ch ts eu er d ortet in manch Frage beantw angeschaut. -Zukunft näher n h o W ie d s n Text & Foto » Dirk Engelhardt u

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ietwohnungen, selbst WG-Zimmer sind in deutschen Großstädten Mangelware. Als eine Agentur vor zwei Jahren ankündigte, WG-Zimmer als Fullservice-Angebot auf den Berliner Markt zu bringen, war das Geschrei riesig: Man fürchtete, dass enorme Provisionen für den Abschluss eines Mietvertrages zu zahlen wären und Berlin nur noch Wohnraum für Besserverdienende bereithalten würde. Ganz so wild kam es dann doch nicht: Medici Living, die sich selbst als der „erste und größte professionelle WG-Anbieter“ in Deutschland betitelt, verlangt nur wenig mehr als den marktüblichen Preis. Ein 9 Quadratmeter großes Zimmer an der lauten Hauptstraße in Schöneberg kostet 469 Euro pro Monat inklusive Nebenkosten – voll möbliert. Küche und Bad teilt man sich mit anderen WG-Bewohnern, wie in jeder anderen WG auch. Man arbeitet mit möglichst geringem Personalaufwand: „Die Anmietung erfolgt schnell und unkompliziert online“, erklärt Anne Weimann, PR-Sprecherin der Agentur. Medici Living ist eine Agentur der virtuellen Generation: „Eine vorherige Besichtigung des Zimmers vor Ort ist nicht notwendig, was den Mietinteressenten Zeit und Kosten erspart“, so Weimann. Doch was ist mit den Mitbewohnern – der Knackpunkt jeder ordentlichen Studenten-WG?

der Wohnung kann man bei jeder WG die Facebook-Profile der künftigen Mitbewohner sehen – und natürlich auch mit ihnen Kontakt aufnehmen. „Das Wohnkonzept richtet sich vorwiegend an Studenten und Praktikanten, die neu und oft für einen begrenzten Zeitraum in die Stadt kommen“, heißt es in der Broschüre. Die Agentur bietet Zimmer in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und München an, weltweit zurzeit rund 1182. Über mangelnde Auslastung kann sich Anne Weimann nicht beklagen: Aktuell betrage sie durchschnittlich 96%. In Berlin sind Medici-Living-WGs über die ganze Stadt verstreut. Zusätzlich zur Miete ist eine Kaution von 750 Euro und eine saftige Bearbeitungsgebühr in Höhe von 149 Euro zu zahlen. Eine gewisse Standardisierung der Wohngemeinschaften bleibt bei diesem Modell nicht aus: So sind fast alle Wohnungen weiß gestrichen und mit einfachen Ikea-Möbeln ausgestattet. Die Fotos, das muss man der Agentur zugutehalten, zeigen nicht nur Hochglanzansichten der Wohnungen, sondern WGs in Benutzung, in denen Küchenablagen voll mit ungespültem Geschirr gestapelt sind – authentisch eben. Die Immobilien werden von Medici langfristig angemietet – dadurch bleiben dem Vermieter lästige Gespräche mit WG-Interessenten erspart, und die Mieteinnahmen sind gesichert.

Denn niemand möchte täglich mit uncoolen Mitwohnis zusammen sein.

Neben den WG-Zimmern hat Medici Living noch ein anderes Modell, das sich eher an Berufsanfänger richtet: Quarters. „Diese Marke der Medici Living Group ist ein communityorientiertes Co-Living-Konzept für Kreative, Young Professionals und Gründer“, wirbt Weimann. Das Haus dafür an der Moabiter Stromstraße ist in modernem Design gestaltet. Es gibt Gemeinschaftsflächen, in denen man gemeinsam arbeiten kann – Co-Working eben.

FACEBOOK SAGT, WER ZUEINANDER PASST Die Antwort: Man sollte als Mieter bei Medici Living ein Profil bei Facebook haben, denn zusammen mit den Fotos, Grundriss und den Daten

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KARRIEREZENTRUM


CO-WORKING: ETABLIERT, ABER WEIT WEG VOM BOOM Beim Co-Working indes, in Deutschland ein mittlerweile etabliertes Arbeitsmodell, zeigen die Kennzahlen zurzeit nach unten. Die Mitglieder werden weniger, die Räume immer seltener profitabel.* Ein Pionier, was das Co-Working betrifft, ist das Betahaus mit Standorten in Berlin und Hamburg. In Berlin hat Betahaus ein ganzes Bürohaus in Kreuzberg, hier sind rund 500 Mitglieder eingetragen. Es gibt flexible Plätze für Freelancer, offene Team-Tische und Büros. Die Preise beginnen bei 99 Euro pro Monat, dazu gibt es Events wie den „Tupperware Tuesday“, bei dem jeder Essensreste in Tupperware-Dosen mitbringen kann, um dann ein gemeinsames Schmausen zu veranstalten. Auch für Reisende oder Geschäftsreisende ist Platz vorhanden. „Flexible Plätze sind jederzeit buchbar, da wir ausreichend Platz haben, auch wenn es gut besucht ist“, sagt Linda vom Betahaus. Die Auslastung der Team-Tische beträgt momentan rund 80%, Büros liegen bei 95%. Die Zielgruppe des Betahauses ist bunt gemischt: „Freelancer, Start-ups, Kreativ-Abteilungen von großen Unternehmen bilden das Gros der Mieter“, so Linda. Mit besonderen Angeboten sollen Mieter bei der Stange gehalten werden. Wenn die Laptop-Arbeiter im Betahaus müde sind vom Navigieren mit der Maus, können sie sich handwerklich verausgaben: nämlich in der „woodwork academy“ von Lluis Mateu, der eine vollausgerüstete Tischlerei im Betahaus betreibt. Er zeigt den Kursteilnehmern, wie man einen Hocker baut, den man als Sitz, Tisch oder Regal verwenden kann, oder ein chinesisches Holzpuzzle, das ausschließlich unter der Verwendung handwerklicher Geräte hergestellt wird. Google, SAP und airbnb stehen beim Betahaus in der Kundenliste.

SOGAR AIRBNB MACHT MIT Diese Firmen sind auch Kunden beim weltweit größten Anbieter, was Co-Working betrifft, wework. Hier sind allerdings weit höhere Mietpreise zu zahlen. „Es gibt aber auch eine On-Demand-Mitgliedschaft, die

bei 45 Dollar pro Monat liegt“, relativiert Sprecherin Henni Wiedemann. In Deutschland bietet wework Arbeitsplätze in Berlin, Frankfurt und Hamburg an, in München ist man in der Vorbereitung. „Wir erreichen fast an allen Standorten innerhalb eines Jahres eine Auslastung von 90%“, sagt Wiedemann. Man ist flexibel und gestaltet Flächen, wenn sie von Großkunden längerfristig angemietet werden, auch individuell. So hat airbnb in Berlin-Mitte eine ganze Etage angemietet, einen Großteil nimmt dabei der Gemeinschaftsraum mit Bar, Sitzecken und Tischtennisplatte ein. Mitglieder können, wenn sie auf Geschäftsreise sind, jede der weltweit über 200 wework-Orte nutzen – und sich gleichzeitig wie zuhause fühlen, denn alle haben ein ähnliches Design. In New York und Virginia bietet wework auch Unterkünfte an, die sich passenderweise „welive“ nennen. Insgesamt sind es momentan 400 Apartments. „Wir halten permanent nach neuen Orten für Unterkünfte Ausschau, können aber für Deutschland im Moment nicht Konkretes sagen“, so Wiedemann. Bereits beim Ausbau der Apartments ist man dagegen bei Rent24, die in Berlin an zwei Standorten vertreten ist. An der Potsdamer Straße in Schöneberg und an der Oberwallstraße in Mitte hat man hier ein umfassendes Angebot für die neue Generation mobiler Arbeitskräfte geschaffen. An der Potsdamer Straße hat die Agentur 1.500 Quadratmeter Fläche in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Berliner Verkehrsbetriebe aus den 1930er Jahren angemietet. Hier gibt es abgetrennte Büros zu mieten, einzelne Schreibtische in größeren Büros sowie Konferenzräume. Mietpreise beginnen bei 99 Euro pro Monat. So viel kostet ein sogenannter „free desk“, den man sich täglich neu aussuchen muss. Im Haus gibt es einen Fitnessraum, eine Bar, eine Bibliothek, einen Kinosaal für Filmpräsentationen und ein Kinderspielzimmer, für das auch Babysitter parat stehen. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich das Restaurant „Urban Supply“, das Getränke, frisch gepresste Säfte, Smoothies und gesunde Schnellgerichte wie Salate, Sandwiches und Suppen anbietet.

MANCHAML GIBT'S AUCH LUXUS An der Oberwallstraße sitzt rent24 in einem prächtigen historischen Gebäude eines alten Kaufhauses, das Ambiente wirkt hier ungleich luxuriöser. Dafür seien die Mietpreise für die Mitglieder hier etwas höher, erklärt Pressesprecherin Selina Zehden. Die Auslastung der Arbeitsplätze in beiden Berliner Filialen sei sehr gut, man erreiche fast eine Vollauslastung, so Zehden. Im Laufe dieses Jahres wird man im Haus an der Potsdamer Straße auch übernachten können, sprich: „Co-Living“. Mehr als 100 Zimmer wird es geben, verrät Zehden, wobei ein Teil auf Mehrbettzimmer, ein Teil auf Einzelzimmer entfällt. „Die Einzelzimmer haben jeweils ein eigenes Bad, die Küche wird aber mit anderen Bewohnern geteilt“, so Zehden. Alle Zimmer sind vollständig möbliert, müssen aber selbst gereinigt werden. „Menschen, die zu uns kommen, bleiben fast immer hier“, behauptet Zehden. Denn rent24 sei flexibel. Wachse die Firma, so können im Haus größere Büroflächen gemietet werden. Events wie Kinoabende, gemeinschaftliches Frühstück oder Massagen sollen Mitglieder sozial zusammenkitten. Auch große Firmen mieten sich bei rent24 ein, wenn sie beispielsweise eine Projektgruppe auslagern. Zu diesen Firmen gehören die Fitnessstudiokette FitX, der Essenslieferdienst deliveroo, die Helios Kliniken und die Deutsche Bundesbahn. *(Quelle: Global Co-WorkingSurvey 2017 in Zusammenarbeit mit Social Workplaces, unterstützt von Nexudus Space, Essensys und Communities) KARRIEREZENTRUM

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ockmusiker zertrümmern Hotelmobiliar. Sie betrinken sich hemmungslos, vergnügen sich ungeniert mit Groupies und sind auch bewusstseinserweiternden Substanzen nicht abgeneigt. Rockmusiker nehmen alles mit: Sex, Drugs, Rock ’n’ Roll. Von wegen! Von der Wahrheit ist das so weit entfernt wie China von der Demokratie, glaubt man Ståle Økland. „Da ist nichts los. Also wirklich nichts“, erinnert er sich an die Zeit hinter der Bühne. Keine Partys, keine Ausschweifungen, gar nichts. „Das war eine Enttäuschung“, grinst er. Der Norweger ist Trendforscher und Autor. Er hat die Rockszene aus nächster Nähe kennengelernt, wenngleich nur die norwegische.

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KARRIEREZENTRUM

DIESE 5 WESENSMERKMALE SIND ENTSCHEIDEND Acht norwegische Bands hat Økland im Laufe von zwei Jahren auf ihren Tourneen begleitet. Sie sollten ihm Stoff für ein Buch liefern. In Deutschland kennt Oslo Ess, Kaizers Orchestra oder Katzenjammer kaum jemand, in Oslo füllen diese Combos sogar die Rockefeller Music Hall, das musikalische Mekka Norwegens. Oslo Ess brachte es innerhalb eines einzigen Jahres sogar auf 215 Konzerte. Eine Ochsentour, für die auch eine Punkband Disziplin und Durchhaltevermögen braucht, unentwegt von Stadt zu Stadt fahren muss. Nach einer BackstageParty betrunken in den Nightliner steigen? „Das macht man nur einmal“, lacht Økland.

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Text » Sebastian Wolking Fotos » Getty Images/Onradio

Er glaubt, dass viele Rockbands eine Erfolgsformel gefunden haben, von der sich auch andere Organisationen ein Scheibchen abschneiden könnten. Fünf Merkmale hat Økland in allen Bands, die er begleitet hat, ausgemacht: Toleranz, Integrität, eine gemeinsame Vision, informelle Umgangsweisen und eine Do-it-yourself-Mentalität.

Ståle Økland


„Toleranz ist eine Grundvoraussetzung“, sagt er. Allerdings nicht die Toleranz, wie sie in Sonntagspredigten beschworen wird. Ob jemand wahrhaftig tolerant ist, zeigt sich, wenn er oder sie wochenlang einen Tourbus mit anderen teilen, deren Gerüche und Marotten ertragen muss, Dreck, Enge, üble Gerüche, schlechte Laune. Einmal habe eine Band die Regel aufgestellt: Im Bus darf sich niemand entschuldigen, niemals! Auch dann nicht, wenn man mal wieder jemanden umgerempelt oder unfein angerülpst hat. Gelebte Toleranz.

EXOTISCH: ORCHESTER OHNE DIRIGENTEN Auch kennen Rockbands keine Hierarchien, glaubt Økland. Es sei keinesfalls so, dass der vermeintlich berühmte Leadsänger die Hackordnung dominiere. Im Gegenteil, Økland hat erlebt, dass Busfahrer und Tontechniker am Buffet wie selbstverständlich vor dem Superstar zulangten. Weil der Gesamterfolg der Band von diesen beiden genauso abhänge und das auch jedem bewusst sei. Allerdings gibt es sogar in der Musik selbst Gegenbeispiele. Kein klassisches Orchester

von über 100 Musikern verzichtet auf klare Hierarchien. Erst kommt der Dirigent, dann die Stimmführer, Vorspieler und zum Schluss der große Rest. Nur so kann die Koordination untereinander gewährleistet werden. Das vermutlich einzige Musikorchester weltweit, das einen anderen Weg geht, ist das 1972 gegründete Orpheus Chamber Orchestra in New York. Hier wird demokratisch gespielt, ganz ohne Dirigenten. Für jede Produktion wählt man vorab pro Instrumentengruppe ein Mitglied. Das gewählte Team spricht das Stück intern ab und stellt sein Übereinkommen schließlich dem gesamten Orchester vor. Ein aufwändiger Prozess, aber offenbar erfolgreich.

Musikbands nämlich Vorteile, die Firmen oft nicht haben. Zum Beispiel den, dass sie vorwiegend in Projekten arbeiten: Alben, Tourneen, Konzerte. Die Verantwortlichkeiten können dabei rotieren und immer wieder neu vergeben werden. Dann sind die Rollen klar verteilt. Jeder Musiker weiß, was er zu tun hat. Drummer, Gitarrist, Sänger. Alle brennen für die gemeinsame Sache, sie alle eint ihre Leidenschaft Musik. Und ganz wichtig: Nur wenn das Team erfolgreich ist, ist auch der Einzelne erfolgreich. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu Unternehmen, in denen man vom schlechten Abschneiden des eigenen Teamkollegen oftmals sogar profitiert.

ROCKBANDS: VISION À LA AMAZON

„Kein Rockmusiker zählt Arbeitsstunden“, meint Økland noch. Um Geld gehe es ihnen nicht, sondern um die gemeinsame Vision. So hätten schließlich auch große Tech-Unternehmen wie Apple, Amazon oder Microsoft angefangen. Sie hatten eine Garage und ihre Idee, nicht den Traum vom dicken Dollar. Klar ist aber, gesteht Økland, irgendwann müsse man damit anfangen, Geld zu verdienen.

Aber ist das Konzept wirklich auf Unternehmen übertragbar? Grundsätzlich besitzen

Sonst funktioniert auch das mit der Rockband nicht.

Die New Yorker geben seit Jahren Management-Seminare, in denen sie ihre Erfahrungen an Unternehmen weitergeben. Zu den Kunden zählen laut Referenzliste IBM, Goldman Sachs, Kraft Foods und Morgan Stanley.

ZUKUNFTSPIONIER „Wenn wir so innovativ denken, dass aus unseren Produkten neue Geschäftsfelder entstehen, haben wir einen guten Job gemacht.“ RUBÉN ORTIZ CORTÉS Design Engineer New Products bei der KS KOLBENSCHMIDT GMBH IN NECKARSULM

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MOBILIT Y. SECURITY. PASSION.


Text » Rita Martens-Baentsch

Vor zwei Jahren noch der Renner, aber jetzt streben deutlich weniger

Fotos » Getty Images/RainerPlendl

Jungingenieure einen Job in der Automobilindustrie an.

GENERATION „Y“ UND IHRE WÜNSCHE

SAFETY FIRST! In welche Branchen zieht es Absolventen in Deutschland? Die neue Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young kommt in dieser Frage zu überraschenden Ergebnissen.

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er Arbeitsmarkt für Akademiker könnte kaum besser sein. Dennoch ist jungen Studenten ein sicherer Job besonders wichtig – zum beliebtesten Arbeitgeber ist mittlerweile gar Vater Staat geworden. Gut vier von zehn Studenten finden eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst sehr attraktiv, ergab die neue Studentenstudie von Ernst & Young. Besonders für Frauen ist der öffentliche Dienst der mit Abstand beliebteste Arbeitgeber (48%, Männer: 32%), gefolgt von Kultureinrichtungen (28%), der Wissenschaft (21%) und Beratung/Prüfung (13%). Bei Männern rangiert auf Platz zwei die Wissenschaft (19%), sonstige Industrien (18%) sowie IT/Software und Kultureinrichtungen (beide 17%).

„DER ÖFFENTLICHE DIENST VERMITTELT EIN STARKES SICHERHEITSGEFÜHL“ Unter allen Branchen und Bereichen gewinnt damit der öffentliche Dienst am stärksten an Zustimmung. Woran liegt das? „Auf der einen Seite vermittelt der öffentliche Dienst ein sehr starkes Sicherheitsgefühl“, ordnet Oliver Simon als Sprecher der Studie von Ernst & Young aus München das Ergebnis für UNICUM BERUF ein: „Auf der anderen Seite steht die Frage: Wie sieht das Unternehmen der Zukunft aus?“ Die digitale Transformation und der Umbruch von Geschäftsmodellen, die in Unternehmen außerhalb des öffentlichen Dienstes eine Rolle spielen, könnte junge Leute verunsichern, so Simon. „Ein Grund für die Verschiebung ist vermutlich, dass deutsche Studenten sehr sicherheitsorientiert sind.“ Das spiegelt sich auch darin wider, dass Geisteswissenschaftler, deren

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KARRIEREZENTRUM

Berufsperspektiven wenig konkret sind, mit 61 Prozent am liebsten in den öffentlichen Dienst gehen möchten. Bei Ingenieuren, die auf dem aktuellen Markt praktisch eine Jobgarantie haben, spielt der öffentliche Dienst hingegen keine Rolle. Als wichtigsten Faktor für die Wahl des künftigen Arbeitgebers geben 57 Prozent die Jobsicherheit an, gefolgt von Gehalt und möglichen Gehaltssteigerungen (44%), flache Hierarchien und Kollegialität (41%) sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (40%), die allerdings mehrheitlich Frauen (62%) für wichtig halten.

„DIE AUTOMOBILINDUSTRIE LEIDET UNTER DER NEGATIVEN PRESSE“ Doch auch bei den Ingenieuren ist ein Richtungswechsel erkennbar: Sie haben der Automobilindustrie den Rücken gekehrt. Wollten hier vor zwei Jahren noch 58 Prozent einen Job finden, sind es nun nur noch 19 Prozent. Mittlerweile strebt eine Mehrheit (53%) der Ingenieure in die IT- und Software-Branche. Insgesamt verbucht die Automobilindustrie die größten Attraktivitätseinbußen. Von allen Befragten gaben nur noch acht Prozent an, die Autoindustrie sei besonders attraktiv. Vor zwei Jahren lag sie noch mit 22 Prozent auf Platz zwei direkt hinter den Kultureinrichtungen. Was ist in dieser Zeit passiert? „Die Automobilindustrie leidet unter der negativen Presse“, erklärt Oliver Simon. „Ein zweiter Faktor ist, dass IT-Studenten, die bei der Automobilindustrie sehr stark gefragt sind, stärker zu klassischen IT-Unternehmen wie IBM etc. gehen und es viel mehr

Oliver Simon

IT-Start-up-Unternehmen gibt als früher.“ Es sind also gleich zwei Faktoren, die die Automobilindustrie weniger attraktiv erscheinen lassen: auf der einen Seite der negative Reputationseffekt wegen des Abgasskandals, in den zahlreiche Autohersteller involviert sind, und auf der anderen Seite der positive Abwerbungseffekt von anderen Branchen, der besonders IT-Ingenieure betrifft. „Das Irrationale an unserer Studie ist, dass der Arbeitsmarkt für Akademiker so gut wie nie ist und auch die Wechselbereitschaft der Generation Y sehr groß ist: Wem ein Unternehmen nicht gefällt, der geht woanders hin“, sagt Oliver Simon. „Schlussfolgernd könnte man dann auch in der Karriereplanung ein Stück weit risikofreudiger sein. Doch offensichtlich ist auch in der digitalisierten Ökonomie unter den Studenten trotzdem das Sicherheitsstreben sehr stark ausgeprägt.“

DIE STUDIE Das Beratungsunternehmen Ernst & Young befragte für seine „EY Studentenstudie 2018“ 2.000 Studenten in 27 Universitätsstädten. Etwas mehr als die Hälfte (52%) der Befragten waren weiblich.


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VON WEGEN TROCKENE WISSENSCHAFT

Endlich geht der Wissenschaft ein Licht auf: Die Vermittlung muss stimmen, sonst funzt es nicht …

LET SCIENCE ENTERTAIN YOU Wissenschaftler galten früher oft als humorlose Zeitgenossen, deren steife Theorien niemand außer ihnen selbst verstand. Ein neuer Trend könnte das verstaubte Bild der MINT-Fächer nun aufpolieren: Science-Slams. Doch es gibt auch Kritik an

Text » Christina Scholten

Foto » Getty Images/phive2015

den populärwissenschaftlichen Formaten.

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ie eine gewaltige Welle flutet der Applaus den Saal. Die Zuschauer jubeln, pfeifen, trampeln mit den Füßen auf den Boden vor Begeisterung. Nein, das hier ist kein Konzert eines Popstars – sondern ein Vortrag über die Physik von Zweiteilchenanregungen. Zu sehen sind diese Szenen auf Youtube, es ist eine Aufnahme eines „Science-Slams“ in Hannover aus dem vergangenen Jahr. Auf der Bühne steht der junge PhysikDoktorand Jens Wehner, der in humoriger Weise seine Forschungsergebnisse darstellt: Genau wie sein bester Kumpel und dessen neue Freundin seien die Teilchen seiner Forschung eine nur schwer trennbare Einheit. Wie also bekommt man diese Paare auseinander, fragt der Wissenschaftler mit einem Augenzwinkern. Das Publikum lacht, Jens Wehner ist in seinem Element.

Diese Art der Wissenschaftskommunikation ist allerdings nicht bei allen so beliebt. Kritiker meinen: Die Vortragenden seien nur eitle Selbstdarsteller, Wissenschaft dürfe nicht so populistisch und verkürzt dargestellt werden. Sogar als „geistesfeindlich“ bezeichnet der Wissenschaftler Magnus Klaue die Slams in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Veranstaltungen seien nur ein „Symptom der Torschlusspanik, mit der insbesondere Nachwuchswissenschaftler auf ihre prekären Zukunftsaussichten reagieren.“

WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION SUCHT NEUE KANÄLE

„SCIENCE-SLAMS SIND NICHT PERFEKT – ABER WAS IST DIE ALTERNATIVE?“

Mit seinem Auftritt schafft der 32-Jährige etwas, was Wissenschaft lange verpasst hat: Menschen zu begeistern. Langweilige Vorträge über trockene Theorien blieben meist im universitären Raum stecken, eher selten drang etwas davon an die Öffentlichkeit. Doch seit ein paar Jahren versucht Wissenschaftskommunikation neue Kanäle zu finden. Mit Erfolg: So ist das Online-Format „Ted Talks“ inzwischen auf der ganzen Welt bekannt. Hier halten Wissenschaftler und Experten ansprechende Vorträge über Themenbereiche von Psychologie bis hin zur Astrologie, die Clips wurden schon Millionen Male aufgerufen. In Deutschland erfreuen sich Science-Slams inzwischen einer großen Beliebtheit, in Analogie zu den beliebten „Poetry-Slams“. Wissenschaftler haben hier drei bis zehn Minuten Zeit, ihre Forschungsergebnisse innerhalb eines Wettbewerbs auf der Bühne zu präsentieren. Das Publikum entscheidet per Applaus, was ihm am besten gefallen hat.

Jens Wehner kann der ganzen Kritik nichts abgewinnen. Die Slams sind seiner Meinung nach nur eine andere Art und Weise, Wissenschaft darzustellen. „Science-Slams sind nicht perfekt, das Format hat definitiv seine Fehler: Es deckt kein Forschungsgebiet komplett ab, es stellt nicht verschiedene Meinungen dar, es ist letztendlich sehr unreflektiert – aber was ist die Alternative? Es ist doch immer noch besser, als die Wissenschaft überhaupt nicht zu präsentieren“, sagt er.

UNTERHALTUNG ALS POSITIVER LERNEFFEKT Jens Wehner hat mit seinem Vortrag schon viele Slams gewonnen. Das Schwierigste sei anfänglich gewesen, das Thema so zu verpacken, dass auch

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Fachfremde es verstehen. „Man muss alles auf einen Punkt reduzieren. Aber wenn ich über Physik nachdenke, denke ich selbst auch in Bildern“, erklärt er. Dass er in seinem Vortrag über seine Freunde rede, komme beim Publikum immer gut an, weil es ihnen einen leichteren Zugang zum abstrakten Inhalt verschaffe. „Wenn ich jemandem etwas beibringen möchte, ist es viel einfacher, wenn ich ihn dabei unterhalte“, meint der sympathische Physiker.

KARRIEREZENTRUM

Allen, die selbst mal auf die Bühne gehen wollen, gibt Jens Wehner den Tipp: einfach mal anmelden. Selbst, wenn es schiefgehen würde, sei das eine gute Übung. „Ich habe gemerkt: Es muss auch gar nicht lustig sein. Die Zuschauer sind nicht da, weil sie Comedy erwarten, sondern weil sie etwas lernen wollen.“ Denn die Menschen sind interessiert an dem, was an den Universitäten geforscht wird. Dabei müssen sie vielleicht keine Details verstehen – schließlich gibt es dafür Fachtagungen und –kongresse, auf denen die Experten unter sich sind. Doch Wissenschaft arbeitet schließlich auch im Auftrag der Öffentlichkeit. Da wäre es doch schade, dieser keinen Zugang zu diesem großen Wissen zu ermöglichen.


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as haben Headhunterin Rachel Li, Corporate Relations Manager Jason Wang und HR-Managerin Eva Han gemeinsam? Es sind Kunstfiguren, die nur in der virtuellen Welt existieren. Ihre Hinterleute aber verfolgen höchst irdische Ziele. Immer häufiger treten Mitarbeiter chinesischer Unternehmen oder Einrichtungen über LinkedIn an deutsche Mitglieder heran, auch an Studierende. Per Kontaktanfrage geben sie vor, Interesse am Arbeitsgebiet des Gegenübers zu haben.

GEFAHR 1: SPIONAGE Springt der Angeflirtete an, bitten sie um einen Lebenslauf, manchmal sogar um eine Probearbeit – gegen Geld. In der Folge gibt es immer weitere Angebote, gegen Vergütung Berichte zu schreiben oder sensible Informationen weiterzugeben. 2017 machte der Verfassungsschutz auch öffentlich auf das Phänomen aufmerksam. Die Verfassungshüter richteten sogar eine eigene Hotline ein, an die sich Betroffene bei Verdachtsfällen wenden sollen. „Im hohen zweistelligen Bereich“ liege die Zahl der Meldungen, die seitdem in Köln eingegangen seien, so eine Sprecherin des Verfassungschutzes gegenüber UNICUM BERUF. Ins Visier der Chinesen geraten vor allem Personen, die beruflich mit relevanten Themen betraut sind: Außenpolitik, Wirtschaft, Tibet

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KARRIEREZENTRUM

oder Terrorismus. Das können auch Studenten sein, die Sinologie studieren oder Mandarin sprechen. Karrierenetzwerke wie LinkedIn und Xing bieten ausländischen Nachrichtendiensten Recherchematerial in Hülle und Fülle – kostenlos, üppig, einfach. Warum Geheimagenten um den Globus schicken, wenn man die Infos auch mit zwei, drei Klicks zusammenbekommt? Nicht ausgeschlossen übrigens, dass auch die Geheimdienste anderer Länder im Netz auf Schnitzeljagd gehen. Laut Verfassungsschutz sind aber bis dato nur die Chinesen diesbezüglich aufgefallen.

GEFAHR 2: IDENTITÄTSDIEBSTAHL Ohnehin sind Karrierenetzwerke Einfallstore für Gauner, die Kontakte so bearbeiten und manipulieren, dass sie Informationen preisgeben. Der neudeutsche Fachbegriff dafür lautet: Social Engineering. Schon Name, Geburtsdatum und Telefonnummer reichen aus, um maximalen Schaden anzurichten. So warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ausdrücklich vor den Folgen eines Identitätsdiebstahls. Ein Szenario: Betrüger bestellen in fremdem Namen übers Internet Waren und lassen sie an eine Paketstation liefern. Die Rechnung dagegen geht an die Adresse des Opfers und wegen Unzustellbarkeit wieder an den Händler zurück. Der gehörnte Kunde weiß von alldem nichts – bis ein Inkassounternehmen vor der Tür steht, die

Kreditkarte gesperrt wird oder gar ein Haftbefehl ins Haus flattert. Die Möglichkeiten sind schier endlos. So berichten die Verbraucherzentralen von Fällen, in denen Streaming-Dienste wie Netflix mit gestohlenen Daten gebucht, Abos für DatingPortale abgeschlossen oder Handy-Rechnungen abgebucht wurden.

GEFAHR 3: CEO-FRAUD Stark im Kommen ist auch der sogenannte CEO-Betrug. „Hier sind hochprofessionelle Kriminelle am Werk, die gut geschult sind, psychologische Tricks kennen und Wochen, wenn nicht Monate darauf verwenden, ihre Opfer auszuspionieren“, sagt Ronny Wolf, der sich für die Commerzbank mit der Prävention solcher Verbrechen befasst. Kriminelle verschaffen sich zunächst ein genaues Bild von den Strukturen, Zuständigkeiten und Kommunikationswegen eines Unternehmens. Danach treten sie an einen Mitarbeiter heran, der Zugriff auf Firmenkonten hat, und bitten ihn, eine vertrauliche Überweisung auf ein ausländisches Konto vorzunehmen. Dabei geben sie sich als CEO oder Vorgesetzter des Mitarbeiters aus. Wer das ist, konnten sie zuvor ganz leicht im Karriere-Netzwerk recherchieren. Das Geld ist meist futsch. Fazit: Business-Netzwerke können der Karriere auf die Sprünge helfen, aber leider auch den Ganoven dieser Welt.

Sicherheit: 6 Tipps für Karrierenetzwerke • Wählerisch bei Kontaktanfragen sein • Persönliche Informationen zurückhalten • Verdächtige oder Stalker dem Betreiber melden • Nicht wahllos auf Links klicken • Personen außerhalb des Netzwerks recherchieren • Verschiedene E-Mail-Adressen und Passwörter benutzen


NEWS // ING

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GUTE AUSSICHTEN FÜR INGENIEURE IM LEHRAMT

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anchem dämmert’s erst im Job: Das Labor ist gar nicht so toll wie gedacht, die Arbeit an kleinsten Teilaspekten einer Entwicklung wird schnell Routine. Ingenieure, denen der Kontakt zu Menschen fehlt, sehen plötzlich neue Perspektiven: Lehrer werden. Der bundesweite Mangel an Lehrern in Naturwissenschaften und Mathematik zwingt die Länder dazu, den Beruf für Quereinsteiger zu öffnen. Mathe, Physik, Technik – diese Fächer stehen Ingenieuren in vielen Bundesländern offen. Unterschiedlich ist die pädagogische Ausbildung: Während im einen Land ein zweiwöchiger Crashkurs fit fürs Unterrichten machen soll, fordern andere Dienstherren ein berufsbegleitendes Referendariat, zahlen dafür aber schon recht ordentliche Gehälter, meldete jüngst die Bild-Zeitung. Kurz gesagt: Wer sein Pädagogen-Gen entdeckt, hat heute bessere Chancen umzusatteln als je zuvor.

EIN VIERTEL ALLER EXAMEN VON INGENIEUREN ABGELEGT

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m Prüfungsjahr 2017 (Wintersemester 2016/2017 und Sommersemester 2017) erwarben rund 502.000 Absolventinnen und Absolventen einen Hochschulabschluss an deutschen Hochschulen. Damit ist deren Zahl seit 2001 kontinuierlich angestiegen, im Vergleich zu 2016 um zwei Prozent. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, wurden 40 Prozent der Examen in der Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften abgelegt. Gut

jeder vierte Abschluss (26%) entfiel auf die Fächergruppe Ingenieurwissenschaften.

GAMER ALS TECHNIKTREIBER

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as wäre moderne Ingenieurarbeit ohne die Sucht der Gamer nach mehr Power und Geschwindigkeit? Fast nichts, könnte man meinen, wenn man die Erklärung von Felix Falk, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Spielebranche „Game“, akzeptiert: „Computerund Videospiele sind ein ganz entscheidender Technologietreiber in sehr vielen Bereichen.“ Schnelle Grafikkarten, Superprozessoren, knackscharfe Monitore, rasante Solid-State-Festplatten würde es nicht geben, wenn die Spielefans nicht nach realistischer Darstellung und immer mehr Geschwindigkeit gierten. Besonders deutlich werde dies bei 3-D-Technologien, Virtual-Reality-Techniken und Grafikprozessoren. So kämen Innovationen, die eigentlich für Gamer entwickelt wurden, auch bei typischen Ingenieuraufgaben zum Zuge: etwa bei der Grafikgestützten Entwicklung künstlicher Intelligenz, beim maschinellen Lernen und sogar bei selbstfahrenden Autos. 3-D-Maschinen würden dagegen verstärkt für Simulationen in klassischen Ingenieurbereichen eingesetzt, etwa im Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau.

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ie Lage der Elektroindustrie könnte man auf den ersten Blick als rosig bezeichnen. Nicht nur die Umsätze, auch die Beschäftigtenzahlen steigen immer weiter: zuletzt auf 868.000 Mitarbeiter. Das ist der höchste Stand seit 16 Jahren. Zukunftsängste brauchen Elektrotechnik-Absolventen daher keine zu hegen. „Sie bewerben sich kaum noch von sich aus, sondern nehmen bereits vor dem Abschluss Kontakt zum potenziellen Arbeitgeber auf“, sagt Diplom-Ingenieur Michael Schanz vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e. V. (VDE). „Das hängt natürlich auch von der Bekanntheit oder Beliebtheit des jeweiligen Unternehmens ab.“ Ein beliebter Arbeitgeber bei Studierenden ist die Robert Bosch GmbH, wo Vera Winter verantwortlich ist für Nachwuchsgewinnung und Talentbindung. Ihre Lageeinschätzung teilen viele der Unternehmen: „Wir haben einen hohen Bedarf insbesondere an hochqualifizierten Fach- und Führungskräften mit IT- oder Software-Know-how. Bereits heute arbeiten mehr als 25.000 Softwareexperten gemeinsam mit Maschinenbauern, Elektrotechnikern und Physikern an Lösungen für die vernetzte Welt.“

ARBEITEN FÜR DIE VERNETZTE WELT Auf den zweiten Blick kann die Branche mit Fachbereichen wie Automation, Bauelemente, Medizintechnik und Energietechnik nur weiterhin erfolgreich sein, wenn sie die entscheidenden Mitarbeiter findet. Das ist aber derzeit nicht der Fall: Der deutschen Elektroindustrie fehlen, nach Einschätzung des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. (ZVEI), bereits heute 50.000 qualifizierte Mitarbeiter. Knapp 93 Prozent der Unternehmen mit bis zu 5.000 Mitarbeitern dieser Branche fürchten, in Zukunft nicht genügend Ingenieure zu finden. Michael Schanz schlägt Alarm: „Wir bilden im eigenen Lande jährlich etwa 8.000 Ingenieure weniger aus, als wir für Ersatz und Nachwuchs brauchen. Diese holen sich die Unternehmen vorzugsweise aus dem europäischen Ausland.“ Der ZVEI setzt sich dafür ein, gezielter Frauen anzusprechen, insbesondere in frühen Jahren, wenn es um die Berufswahl geht. Einen kleinen positiven Trend gibt es bereits, so Schanz vom VDE: „Der Frauenanteil an den Studienanfängern

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beträgt mittlerweile 17%. Dieser Anstieg hat aber noch nicht in den Arbeitsmarkt hineingewirkt, wo der Frauenanteil noch bei rund zehn Prozent liegt.“

DER MANGEL BREMST DAS WACHSTUM Ausgerechnet die neuesten Trends wie Elektromobilität, Industrie 4.0, Smart Grids und Smart Cities erhöhen noch den Bedarf an Elektroingenieuren. Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft kann ohne Experten der Elektro- und Informationstechnik nicht vorangehen. „Nicht nur die typischen Berufsbilder für Elektroingenieurinnen und -ingenieure befinden sich in der Entwicklung“, erklärt Michael Schanz. „Aufgaben in der Field Application, im Produkt Marketing, Vertrieb und Management werden ebenfalls durch Ingenieure abgedeckt. Sie finden zunehmend auch in nichteinschlägigen Branchen, wie dem Maschinenbau, eine Menge interessanter Stellen.“ Auch bei Bosch sind die Aufgaben vielfältig, wie Vera Winter sagt: „Junge Ingenieure arbeiten vom ersten Tag an in den Projekten mit. Dabei lösen sie die Parkplatzprobleme in den Städten, reduzieren die Anzahl an Unfällen im Straßenverkehr oder entlasten Fertigungsmitarbeiter mit ihren Lösungen von monotonen und anstrengenden Tätigkeiten.“ Eine beachtenswerte Rolle spielt auch der Wunsch nach Nachhaltigkeit. „Durch den verstärkten Einsatz von regenerativen Energien im Rahmen der Energiewende, durch Forderungen nach mehr Energieeffizienz und durch die Digitalisierung der Landwirtschaft wird natürlich auch viel Elektronik für diese Bereiche benötigt“, so Michael Schanz. Je mehr Berufsfelder und Branchen Ingenieure für sich beanspruchen, desto stärker spürt die Branche den Fachkräftemangel. Die Befürchtung: Deutschland kann im internationalen Vergleich, etwa im Digitalisierungswettlauf, nicht mit Amerika und Asien mithalten.

Vera Winter, Bosch GmbH


ZAHLEN, DATEN, FAKTEN STUDIUM UND ABSCHLUSS Im Wintersemester 2016/17 waren 69.500 Studierende für ein Elektrotechnik-/Elektronikstudium an deutschen Hochschulen eingeschrieben (Quelle: Statistisches Bundesamt). 16% der Young Professionals in der Elektrotechnik und Informationstechnik legten ein Auslands-Semester ein (Quelle: VDE). Im Jahr 2016 besaßen 20% der beschäftigten Ingenieure im deutschen Maschinenbau ein abgeschlossenes Studium der Elektrotechnik (Quelle: VDMA).

GEHÄLTER 50.000 Euro ist das durchschnittliche Bruttoeinstiegsgehalt für Hochschulabsolventen der Ingenieurwissenschaften in Deutschland im Jahr 2018 (Quelle: gehaltsreporter.de; Korn/Ferry). Verteilung der Young Professionals in der Elektrotechnik nach Branche der ersten Anstellung (Männer und Frauen):

Elektroindustrie

29% aller Forschung-und-Entwicklung-Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland sind in der Elektroindustrie tätig (Quelle: ZVEI).

UMSATZ, INNOVATION UND ALLGEMEINES 12.000 Patentanmeldungen pro Jahr gibt es in der Elektroindustrie (Quelle: ZVEI). 17,2 Milliarden Euro wurden in Forschungs- und Entwicklungsausgaben in der Elektroindustrie 2017 gesteckt. 26 Milliarden Euro wurde für Investitionen zur Energieeffizienzsteigerung in der Elektroindustrie 2015 getätigt (Quelle: Statistisches Bundesamt). Für 61% der Unternehmen und Hochschulen ist die Elektromobilität wichtigster Innovationstreiber (Quelle: VDE).

INNOVATIONSERFOLGE Die Elektroindustrie zählt zur Wirtschaftsbranche mit dem größten Anteil der Innovationsaufwendungen am Gesamtumsatz in Deutschland. Fünf Prozent (deutsche Wirtschaft gesamt: 2,9%) des gesamten Elektrotechnikumsatzes werden mit Marktneuheiten bestritten. Knapp ein Drittel mit Nachahmerinnovationen (deutsche Wirtschaft gesamt: 10,7%). (Quelle: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, Branchenreport Innovationen, Januar 2018)

Hochschule/Forschungsinstitut

Umsatz der Elektrotechnik nach Segment im Jahr 2017 in Milliarden Euro (in Klammern: Anzahl der Beschäftigten in der Elektroindustrie nach Segment):

Energiewirtschaft

Automation

Automobilindustrie

Bauelemente

Informations- und Kommunikationstechnologie

Energietechnik

Maschinenbau

Medizintechnik

Medizintechnik

Fahrzeugelektrik

Unternehmensberatung

Elektrohausgeräte

Luft- und Raumfahrt

Schienenfahrzeuge

Behörde, Verwaltungen, Städtebau

Licht

Sonstige Branchen

Elektroinstallationssysteme

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Text » Sebastian Wolking Fotos » Getty Images/Mimadeo

ERNEUERBARE ENERGIE

WANN KOMMT DAS JOBWUNDER? Energietechnik gilt als Wachstumsbranche, die erneuerbaren Energien als Stromquelle der Zukunft. Aber wo bleiben die Jobs?

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on 2000 bis 2016 ging die Zahl der Arbeitsplätze in allen traditionellen Energiebereichen zurück: am stärksten im Kohlebergbau, aber auch in der Mineralölverarbeitung, der Gas- und Elektrizitätsversorgung. Waren im Jahr 2000 noch über 63.000 Menschen im Steinkohlebergbau beschäftigt (über- und unter Tage), lag ihre Zahl 2016 nur noch bei knapp 8.000. Insgesamt sank die Beschäftigung im klassischen Energiesektor – ohne Einbeziehung der erneuerbaren Energien – seit der Jahrtausendwende von etwa 348.300 Personen auf 217.500 Personen im Jahr 2016. Das ist ein Rückgang um 38 Prozent. Diese Zahlen liefert eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi). Und die erneuerbaren Energien? Sie können den Rückgang zwar kompensieren, aber kein neues Jobwunder herbeizaubern. Nimmt man Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse mit in die Rechnung, dann gab es 2016 genau 358.200 Arbeitnehmer in der Energiebranche. 2000 waren es aber bereits 372.200 gewesen. Diese Zahl hatte sich dann bis 2012 dezent auf 377.200 erhöht, um danach wieder abzufallen. Dabei kann niemand mit Gewissheit sagen, um welche Jobs es sich genau handelt, wie viele davon zum Beispiel in die Kategorie „hochqualifiziert“ fallen. Job-Boom durch die Energiewende? Nicht wirklich.

VOLLE WINDKRAFT VORAUS? Die besten Perspektiven scheint aktuell die Windkraft zu bieten. Vor allem die Offshore-Windparks leuchten hell am Horizont. Potenzial, um noch mehr Energie aus den Windrädern auf See herauszupressen, ist vorhanden. Dafür sind vor allem findige Ingenieure vonnöten. „Die Windenergie bleibt

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mittelfristig die stärkste Technologie in Deutschland, was die Beschäftigung anbetrifft“, sagt auch Ulrike Lehr von der GWS, Co-Autorin der BMWiStudie. Ein Indiz: Im Juni 2018 weihte Siemens Gamesa in Cuxhaven ein gigantisches Offshore-Werk ein – die erste Fabrik seit 20 Jahren, die das Industrie-Urgestein auf deutschem Boden errichtet hat. 850 neue Jobs entstehen hier. Das deutsch-spanische Unternehmen produziert in Cuxhaven Maschinenhäuser für Offshore-Windenergieanlagen – und heuert dafür momentan Einkäufer, Qualitätsingenieure, Fertigungsplaner und Prüffeldmonteure an. „In der Fertigung gibt es weiterhin viele Möglichkeiten“, sagt Lehr. „Ingenieure sind immer bei der Planung und beim Design von solchen Anlagen beteiligt.“ Engergieanlagen müssen aber nicht nur konzipiert und anschließend in den Boden gerammt, sondern regelmäßig gewartet und repariert werden. Tatsächlich machen das in Deutschland immer mehr Menschen hauptberuflich. Ihre Zahl stieg von 17.000 im Jahr 2000 auf 75.500 im Jahr 2016. 33 Prozent davon warten Windanlagen an Land, dahinter liegen Biogas-, Photovoltaik- und Offshore-Windenergieanlagen. Dabei handelt es sich vorwiegend um Technikerjobs, für die eine akademische Ausbildung nicht notwendig ist.

WACHSTUMSFELD: SOLARMODULE MIT BATTERIESPEICHER Zudem rückt der Ausbau der Energienetze auf der Agenda nach oben. Darauf deutete schon 2016 eine Umfrage der Universität Hohenheim und des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) unter 11.084 Gemeinden hin. 68,3 Prozent der befragten Bürgermeister glauben demnach, dass der Ausbau intelligenter Energienetze und Energiespeicher im Jahre 2030 von größerer Bedeutung sein wird. Energie avanciert für die Kommunen zum


Top-Thema, könnte in Zukunft sogar den Wohnungsbau oder öffentlichen Nahverkehr in den Schatten stellen. Erste Lösungen werden schon jetzt realisiert, Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden platziert. Immer mehr Solaranlagen verfügen dabei über einen Batteriespeicher. Womit wir beim nächsten Wachstumsmarkt wären: Batterietechnik. Im Gewerbegebiet Erfurter Kreuz in Thüringen zieht der chinesische Konzern CATL bis 2022 eine gigantische Batteriefabrik hoch. Bis zu 1.000 Jobs sollen entstehen, nicht nur in der Produktion, auch in der Forschung. Vom Erfurter Kreuz aus können die Chinesen die deutschen Automobilzentren von Wolfsburg bis Ingolstadt flott beliefern. Die deutsche Photovoltaik-Branche wird so schnell allerdings nicht wieder konkurrenzfähig, zu billig die Konkurrenz aus Fernost. Deutsche Arbeitsplätze in der Produktion von Solarmodulen schmelzen wie ein Eis in der Sonne. Und dennoch könnte auch die Sonnenenergie durchaus für neue Beschäftigung sorgen. Je mehr Dächer mit Solarzellen bestückt werden, desto mehr Monteure und Techniker werden benötigt. Solarparks auf der grünen Wiese dagegen können mit weitaus weniger Manpower hochgezogen werden. Das Beispiel zeigt, wie schwierig es ist, Jobprognosen im Energiesektor zu treffen.

MASCHINENBAUER UND ELEKTROINGENIEURE GEFRAGT Klar scheint, dass die Energiebranche so stark von politischen Entscheidungen – und Subventionen – abhängig ist wie kaum eine andere. Ein

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weiteres Beispiel ist die energetische Gebäudesanierung, mit deren Hilfe die Haushalte weniger Energie für Heizung, Warmwasser und Beleuchtung aufwenden. Nach Angaben der Bundesregierung hat die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) seit 2006 über 1,6 Billionen Euro bewilligt und Investitionen von 118 Milliarden angestoßen. Über drei Millionen Wohnungen sollen so saniert worden sein. Kaum verwunderlich, dass die Förderung gleichzeitig eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist. Nach Schätzungen von DIW und des Centers für Wirtschaftspolitische Studien (CWS) der Uni Hannover waren 544.000 Personen im Jahr 2016 mit energetischer Sanierung beschäftigt, vor allem im Bausektor. Der Jobaufbau geht sogar weit darüber hinaus. Energieberatung, Energie-Contracting, Energiemanagement und Informationsdienstleistungen sind weitere Betätigungsfelder, in denen nach Schätzungen des Wirtschaftsministeriums mindestens 44.000 Menschen beschäftigt sind. Die Agentur für Erneuerbare Energien rechnet damit, dass in den kommenden Jahren vor allem in Produktion, Planung, Vertrieb und Beratung neue Jobs entstehen. „Unternehmen suchen unter anderem nach Maschinenbau-, Wirtschafts- und Elektroingenieuren, aber auch nach qualifizierten Fachkräften aus dem Handwerk“, sagt Sprecher Alexander Knebel. Auch Servicetechniker und Monteure könnten sich auf viele neue Aufträge einstellen. „Häufig sind Ingenieure und Fachleute mit technischer Ausbildung gefragt“, sagt er. Ulrike Lehr hat noch einen Tipp für Talente: „Ich würde einem Studenten auf jeden Fall raten, seine Fremdsprachenkenntnisse zu stärken.“ Denn die Musik der Erneuerbaren spielt im Ausland noch viel lauter.


ELEKTROTECHNIK IN DEUTSCHLAND

IMMER NOCH WELTKLASSE? Der weltweite Wettbewerb in der Elektrotechnik scheint hart wie lange nicht. Hat Deutschland Chancen, seine Stellung zu behaupten und verlorenes Terrain zurückzugewinnen?

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MP3 – eine deutsche Erfindung

Text » André Gärisch Fotos » Getty Images/Pinkypills, DHBW, VDE

as MP3-Format, vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen und der Universität NürnbergErlangen in den späten achtziger Jahren erfunden, ist zum weltweiten kulturellen Phänomen avanciert. Durch die zehnfache Komprimierung des Originals konnten Musikliebhaber auf mobilen Playern, kaum größer als eine Streichholzschachtel, fortan unendlich viele Songs speichern. Doch seit dem Welterfolg ist es still geworden um die deutsche Elektrotechnik. Global durchschlagende Patente? Fehlanzeige. Trügt der Eindruck oder hat Deutschland im internationalen Vergleich an Boden verloren?

„Besonders in der klassischen Elektrotechnik sowie in der Robotik und Sensorik sind wir immer noch weltweit führend, das zeigt sich anhand der Exportwerte“, sagt Dr. Walter Börmann vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE). Auf den Einkaufszetteln großer chinesischer Player stehen die Roboter von KUKA, Tesla und Apple nutzen deutsche Elektrotechnik, die

Dr. Walter Börmann, VDE

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Produkte von ABB und Siemens sind ohnehin seit Jahrzehnten anerkannt und nachgefragt. Trotzdem befindet sich die Branche im Klammergriff, denn die Konkurrenz aus dem Reich der Mitte und den Vereinigten Staaten übt enormen Druck aus: „China wird alleine schon durch die schiere Masse an gut ausgebildeten Ingenieuren immer stärker. Es gibt dort mehrere Unternehmen, die über eine halbe Million Mitarbeiter beschäftigen“, erläutert Börmann.

del sein; „wirklich neue Inhalte wie Cybersicherheit oder Data Science müssen auf der Agenda stehen“, sagt Kuhn.

Prof. Christian Kuhn, DHBW Mosbach

WELTMACHT USA – AUCH IN DER ELEKTROTECHNIK

bestätigt: „Es wird darauf ankommen, Know-how aus Maschinenbau, Elektro- und Softwaretechnik zu bündeln, um mechatronische Systeme – eine der wichtigsten Kompetenzen deutscher Firmen – entwickeln zu können.“

In den USA habe sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung eine Kernkompetenz herauskristallisiert, der Deutschland kaum gewachsen sei: „Das Silicon Valley ist eine Innovationsschmiede par excellence. Die dort entstandenen Unternehmen würden bei uns alleine schon am Datenschutz scheitern“, sagt Börmann. Das Rennen um die IT haben wir also verloren – zu groß die Macht von globalen Playern wie Amazon, Apple oder Google. Zur Ausrichtung moderner Ingenieure hat Börmann eine klare Meinung: „Die Zeiten der Bastler sind vorbei.“ Immer wichtiger sei es, systemisch zu denken. Christian Kuhn, Professor für Elektrotechnik an der DHBW Mosbach,

Wer heute sein Elektrotechnik-Studium abschließt, den wird der Arbeitsmarkt mit offenen Armen empfangen. Die „Babyboomer“ gehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Rente, außerdem spitzt sich die Digitalisierung von Industrie, Verkehr, Arbeit und Strom zu, sodass laut VDE bis 2023 ein Zusatzbedarf von 100.000 Elektroingenieuren entstehen wird. Schon 2013 machten aus dem Ausland stammende Fachleute fast elf Prozent aller hier arbeitenden Elektroingenieure aus. Hochschulen reagieren, indem sie modern klingende Studiengänge wie „Internet of Things“ oder „Industrie 4.0“ ins Leben rufen. Natürlich sollte das nicht bloß Etikettenschwin-

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IN DEUTSCHLAND DER ZUKUNFT AUF DER SPUR Trendthemen sind etwa das Auto als vernetztes, intelligentes System, das verschiedene Zusatzleistungen anbietet und autonom fährt, sowie die sensorengestützte Sammlung von Daten und der damit einhergehenden Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. In Deutschland entstehen Visionen; Ingenieure mit dem Drang, die Zukunft täglich einzuatmen, sind etwa bei Pepperl und Fuchs, Weltmarktführer in der Sensorik, oder der Harting Technology Group, in der Branche für Elektronikbauelemente spitze, gut aufgehoben. Bei beiden Firmen werden Berufseinsteiger mit herausfordernden Projekten betraut, etwa dem Bau von 3-D-Druckern, der Programmierung von Gesichtserkennungs-Software oder der Entwicklung von Systemen, die Schäden an Beförderungsmitteln erkennen und dem Fahrzeugführer unverzüglich online melden. Diese wenigen, allerdings beliebig erweiterbaren Beispiele zeigen: Auch in der langfristigen Perspektive scheint die deutsche Elektrotechnik nicht gerade chancenlos.

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Interview » Rita Martens-Baentsch Fotos » Trianel

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„KEIN ARBEITSTAG IST WIE DER ANDERE“ Lena Abt ist als junge Ingenieurabsolventin bei der Trianel GmbH eingestiegen, wo sie für die Vermarktung von Regelenergieleistung und die flexible Steuerung von Stromverbrauchern und Stromerzeugungsanlagen in einem virtuellen Kraftwerk zuständig ist. An dem Job der 28-Jährigen zeigt sich der Wandel in der Energiewirtschaft, die immer mehr automatisiert wird und voller IT steckt.

Lena Abt

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NICUM BERUF: Sie arbeiten seit September letzten Jahres bei Trianel, einer Kooperation von Stadtwerken in Europa. Mit dem Team Flex Pool betreuen Sie ein virtuelles Kraftwerk. Was ist denn das? Lena Abt: Darunter versteht man den virtuellen Zusammenschluss von mehreren kleinen oder auch größeren Energieerzeugungsanlagen, wie Biogasanlagen, Kraftwerken, Notstromaggregaten etc. Manche dieser Anlagen eignen sich für die Bereitstellung von Regelenergie, die wir vermarkten. Regelenergie wird benötigt, um das Stromnetz stabil zu halten. Dafür muss die Netzfrequenz stabil bei 50 Hertz gehalten werden. Das virtuelle Kraftwerk dient dazu, Regelenergie bereitzustellen, wenn beispielsweise ein großes Kraftwerk ausfällt oder der Stromverbrauch sprunghaft ansteigt und ein Absinken oder Übersteigen der Frequenz von 50 Hertz droht. Dann muss zusätzlich Regelenergie erzeugt und auch reduziert werden. Und was sind Ihre Aufgaben? Ich kümmere mich mit meinem Team technisch darum, dass Anlagen in das virtuelle Kraftwerk integriert werden können.

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Unsere Hardware muss konfiguriert, mit dem Telekommunikationsanschluss verbunden und zum Kunden vor Ort geschickt werden, damit wir die Anlage auch anwählen können, um sie hoch- und runterzufahren. Und wenn die Anlage so weit integriert ist, dass die Signale fehlerfrei laufen, müssen wir verschiedene Testfahrten mit der Anlage machen. Gleichzeitig machen wir in Aachen das Monitoring für alle zusammengeschalteten Anlagen und prüfen dabei beispielsweise, ob die Anlagen bei Abrufen richtig reagiert haben.

POSTFACH CHECKEN, DAS MUSS SEIN Wie sieht ein klassischer Arbeitstag aus? Es kommt immer ein bisschen auf den Tag an. An manchen Tagen habe ich viele Termine. Morgens checke ich zuerst mein Postfach. Es gibt regelmäßig Kundenanfragen, die ich beantworte. Zum täglichen Monitoring gehört es zu prüfen, ob die Anlagen die Abrufe bekommen und ausgeführt haben. Daraus ergeben sich meist andere Arbeitsprozesse: Wenn beispielsweise Fehler in der Kommunikation der Anlage aufgetreten sind, müssen wir im Telefonat mit den Kunden auf Problemlösung gehen. Welche Skills haben Sie für den Job bereits im Studium gelernt und was ist eher Learning by Doing? Die energietechnischen Basics und das Grundverständnis kommen aus dem Bachelor in Umwelttechnik und regenerative Energien, den ich in Berlin gemacht habe. Den Master habe

ich an der RWTH Aachen im Nischenstudium Nachhaltige Energieversorgung gemacht, in dem ich die energiewirtschaftlichen Aspekte kennenlernen durfte. Der technische Hintergrund hilft mir jetzt. Wie man mit Kunden zusammen arbeitet, ist hingegen Learning by Doing Welche Entwicklungs-Chancen sehen Sie bei Trianel für die nächsten Jahre? Ich habe noch eine Junior-Stelle. Je nachdem, wie gut ich mich bewähre oder wie die Stellenentwicklung im Unternehmen ist, gelange ich in eine Senior-Stelle. Danach kann man zum Abteilungsleiter werden. Wir haben sehr flache Hierarchien: Ich habe ein sehr kollegiales und freundschaftliches Verhältnis mit dem jungen Team sowie dem Team- und Bereichsleiter.

ERFOLGREICHER KUNDENKONTAKT DURCH LEARNING BY DOING Was mögen Sie an Ihrem Beruf am meisten? Mir gefällt am besten, dass der Job sehr vielschichtig ist. Ich habe viel Kundenkontakt, dennoch sind die Aufgaben technisch. In meinem Team arbeiten immer drei bis fünf Studenten, bei deren Bewerbungsgesprächen ich dabei bin, und ich helfe ihnen bei der Einarbeitung, was mir Spaß macht. Dadurch, dass wir die ganze Wertschöpfungskette der Regelenergie betreuen, hat man viele Einblicke in die Teilprozesse, die zur Regelenergievermarktung gehören. Die Zusammenarbeit mit dem Vertrieb oder mit dem Handel ist auch sehr interessant. Es ist kein Tag wie der andere.


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Fotos » Christian Tille, Siemens Text » André Gärisch

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en Traum vom Fliegen hat sich die Menschheit längst erfüllt: Vor etwa hundert Jahren fand der erste internationale Linienflug der Geschichte statt. Im August 1919 brauste eine D.H.16 von Hounslow Heath bei London nach Paris Le Bourget. Mittlerweile sprechen allerdings viele von einem Alptraum. Sie weisen auf den hohen Abgasausstoß hin: Beim Verbrennen von Kerosin entstehen klimaschädliche Abgase, die überwiegend aus Wasserdampf, Kohlendioxid und Stickoxiden bestehen. Mehrere Jahrzehnte bleiben die Stoffe in der Atmosphäre, der Umwelt fügen sie Schaden zu. Ist der Elektroantrieb die Rettung in äußerster Not? „Kleine Flugzeuge der allgemeinen Luftfahrt können rein elektrisch betrieben werden, sie fliegen dann bis zu 500 Kilometer weit, bei Energiekosten unter 30 Euro“, sagt Professor Andreas Strohmayer, der den Bereich Flugzeugentwurf am Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart leitet. Dem Piloten werde per Batteriemanagementsystem die verbleibende Power angezeigt. „In China sind derartige Flugzeuge bereits zugelassen.“ Allerdings ändere man damit die Welt nicht, denn es gehe vorrangig darum, die großen Maschinen, von denen es mehr gibt und

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die häufiger am Himmel zirkulieren, umweltverträglicher zu bauen. Eine rein elektrische Lösung sei hier nicht in Sicht, „da den Batterien nach heutigem Kenntnisstand chemische Grenzen gesetzt sind.“

AUSSICHTSREICHE KOMPROMISSLÖSUNG Trotzdem gibt es einen Ausweg: die Umrüstung der Maschinen auf den hybrid-elektrischen Antrieb. Bei Siemens ist man drauf und dran, entscheidende Fortschritte zu erzielen, wie Olaf Otto, Head of Sales and Business Development bei Siemens Electric Aircraft, berichtet: „Wir glauben, dass die Zukunft für mittlere Entfernungen hybridelektrisch aussieht – das heißt, dass es neben der Batterie auch andere Energiequellen im Flugzeug geben wird. Aber auch rein batterieelektrisch angetriebene Flugzeuge bieten sich schon heute an, etwa bei Kurzstrecken oder Flugschulen.“ Hybrid-elektrische Antriebe können effizienter,

Olaf Otto, Siemens


leiser und umweltfreundlicher sein. Außerdem ermöglichen sie völlig neue Flugzeugdesigns: „Die Energieerzeugung wandert in den Rumpf und die leichten, kleineren Elektromotoren können an Stellen montiert werden, die mit heutigen Antriebssystemen gar nicht oder nur schwer umzusetzen sind – etwa an den Tragflächenenden.“ Bis 2035 erwartet Otto erste Passagierflugzeuge mit hybrid-elektrischem Antrieb, die fünfzig bis hundert Passagiere bis zu tausend Kilometer weit befördern können, Strecken wie München–Paris oder Frankfurt–Barcelona. Derzeit toben sich viele Start-ups im Bereich des nachhaltigen Flugzeugbaus aus, die meisten kommen aus China und den Vereinigten Staaten. Doch auch in München wird getüftelt; so sammelte das Jung-Unternehmen Lilium zuletzt 90 Millionen Dollar, um ein fünfsitziges Elektro-Flugzeug entwickeln zu können. Für nächstes Jahr sind die ersten Testflüge geplant. Ein wichtiger Spieler im Gefecht um ökologische Flugmeilen ist die Politik. Zwar gibt es die Vorgabe der Europäischen Kommission, in der Luftfahrt den CO²-Ausstoß bis 2050 um 75 Prozent zu senken, doch derzeit hält sich Deutschland zurück, den Himmel mit elektrischen Flugzeugen auszufüllen. Norwegen hingegen handelt. Dort werden aktuell Pläne für den Umstieg auf Elektroflugzeuge ausgearbeitet und der Einsatz von Biokraftstoff gefördert – ein erster wichtiger Markt für Riesen wie „Airbus“ oder „Boeing“, die an Elektroflugzeugen arbeiten und sich über positive Signale freuen. Strohmayer warnt, dass der derzeitige Boom buchstäblich in heißer Luft aufgehen könnte: „Es wird viel investiert – hoffentlich wird man in zwei Jahren nicht erkennen, dass es sich in manchen Fällen um leere Versprechungen handelte. Insbesondere bei Konzepten des Senkrechtstartens bin ich sehr kritisch eingestellt, da Fragen der Energiebilanz hier nicht zu Ende gedacht

werden.“ Allgemein sieht er besonders unter jungen Menschen eine große Akzeptanz und Neugier, elektrisch zu fliegen: „Wenn wir Leute in unseren Konstruktionen mitfliegen lassen, dann steigen sie mit einem Strahlen im Gesicht wieder aus – und staunen, wie unfassbar leise Fliegen sein kann.“

IN EINER DROHNE PLATZ NEHMEN Bei Siemens zeigt man sich ambitioniert, was ein anderes Trendthema angeht: „Wir arbeiten zusammen mit Airbus an der Entwicklung eines Flugtaxis. Der City-Airbus erinnert an eine Drohne, ist mit acht Elektroantrieben ausgestattet und wird hybrid-elektrisch versorgt. Der Erstflug ist Ende des Jahres geplant“, erklärt Otto. Weitere Hersteller hoffen noch diesen Sommer auf Zulassungen. Dennoch bremst Strohmayer die Euphorie: „Es macht keinen Sinn, den Stau von der Straße in die Luft zu überführen. Technisch ist das zwar machbar, aber gerade wenn es in Richtung Stadtmitte geht, kann ich mir nicht vorstellen, wie ein geordnet ablaufender Verkehr möglich sein soll.“ Am ehesten sei ein „Gondelsystem“, bei dem sich die Maschinen alle fünfzig Meter einfädeln und zu bestimmten Absetzplätzen fliegen, praktisch umzusetzen. Eine weitere realistische Vision ist das Fliegen von Hochhaus-Plattform zu Hochhaus-Plattform per „Personal Aerial Vehicle“. Besonders in Megacitys wie Mexiko-Stadt, São Paulo oder Lagos, wo die „Boden-Kriminalität“ immer gewaltigere Ausmaße annimmt und der Verkehr nur schwerlich zu bewältigen ist, würden sich wohlhabendere Menschen eine Prof. Andreas Strohmayer, Uni Stuttgart solche Technik sicherlich leisten.

Wir gestalten die Mobilität für morgen Schaeffler – das ist die Faszination eines internationalen Technologie-Konzerns mit mehr als 90.000 Mitarbeitern, verbunden mit der Kultur eines Familienunternehmens. Als Partner aller bedeutenden Automobilhersteller sowie zahlreicher Kunden im Industriebereich bieten wir Ihnen viel Raum für Ihre persönliche Entfaltung. Gestalten Sie mit uns die Zukunft. Spannende Aufgaben und hervorragende Entwicklungsperspektiven warten auf Sie. Informieren Sie sich über die vielseitigen Karrierechancen bei Schaeffler unter www.schaeffler.de/career Jetzt kennenlernen unter: facebook.com/SchaefflerDeutschland

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aum ein Wirtschaftszeig ist zurzeit so spannend wie die Energiebranche. Auch wenn der Energieverbrauch in Deutschland dank des Einsatzes immer sparsamerer Technologien seit Jahrzehnten leicht sinkt, bleibt die in Deutschland verbrauchte Energiemenge mit knapp 14.000 Petajoule hoch. Deutschland ist ein Industrieland und 80 Millionen Menschen benötigen Energie, um in ihren Häusern und Wohnungen komfortabel zu leben, zur Arbeit zu kommen oder sich an der Spielkonsole zu amüsieren. Was sich hingegen in den vergangenen Jahrzehnten Jahren stark verändert hat, sind die Technologien, mit denen Strom erzeugt wird, und die Bodenschätze, die zu seiner Produktion genutzt werden. Auch wenn der Mineralölverbrauch gesunken ist, decken Benzin, Diesel und Heizöl nach wie vor ein Drittel des deutschen Energiebedarfs. Der Anteil des Stroms, der aus Kernenergie gewonnen wird, ist hingegen seit 1990 fast

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um die Hälfte zurückgegangen, der Anteil der erneuerbaren Energien hat sich verachtfacht. Auch wenn Stein- und Braunkohle immer noch wichtige Energieträger sind, haben sie stark an Bedeutung verloren.

DIE POLITIK MISCHT ORDENTLICH MIT Die Energiebranche wird so stark wie kaum eine zweite von politischen Vorgaben bestimmt: Der Ausstieg aus der Kernenergie, das Wachstum der erneuerbaren Energien und das geplante Ende der Kohleverstromung sind die Folge von politischen Beschlüssen. Und am Ende müssen Ingenieure und Ingenieurinnen die technischen Grundlagen dafür schaffen, dass die Ideen der Politiker umgesetzt werden können: An ihnen ist es, neue Technologien für die Energieerzeugung, Speicherung und die Netzwerktechnik zu entwickeln. Sie sind es, die dafür sorgen, dass in Deutschland das Licht nicht ausgeht. Umbruchzeiten sind gerade für Ingenieure

und Ingenieurinnen spannende Zeiten mit großen Chancen. Neue Technologien müssen entwickelt werden, alte verbessert – der Fortschritt verläuft in solchen Phasen nicht ruhig nach Plan, sondern macht Sprünge. Kreativität, die wichtigste Eigenschaft eines Ingenieurs, ist gefragt. Dabei ist das Spektrum der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge, mit denen man in die Energiebranche einsteigen kann, groß. RWE, nach E.on der zweitgrößteEnergieversorger Deutschlands, stellt Absolventen ein, die Maschinenbau. Energie- und Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen, Bergbauingenieurwesen, Rohstoffingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen, Geowissenschaften, regenerative Energietechnik, Umweltingenieurwesen und Naturwissenschaften wie Chemieingenieurwesen und Wasserwirtschaft studiert haben. RWE produziert Strom mit den unterschiedlichsten Technologien – das Spektrum reicht vom Kernkraft- und Braunkohlekraftwerk bis zum Windpark. Und so vielfältig, wie die eingesetzten Technologien sind, so vielfältig sind auch die Anforderungen an Ingenieure.


Wendelstein 7-X eine Experimentieranlage zur Erforschung der Kernfusionstechnik. Unternehmen wie ThyssenKrupp arbeiten an Konzepten, Windenergie durch Elektrolyse zur Herstellung von Wasserstoff zu nutzen und so zu speichern. Power-to-gas, so heißt der Ansatz. Andere Unternehmen arbeiten an der Entwicklung synthetischer Kraftstoffe, das Zentrum für Sonnenenergieund Wasserstoff-Forschung in BadenWürttemberg forscht im Bereich LithiumIonen-Batterien, Brennstoffzellen und Solarzellen.

AUCH WENN KEINER WEISS, WOHIN DIE REISE GEHT: INGENIEURE FAHREN MIT …

RWE und die anderen Energieversorger sind dabei nur ein kleiner Teil möglicher Arbeitgeber. Die Unternehmen, die im Bereich der Energiewirtschaft aktiv sind, reichen von

FREIWERDENDE STELLEN SCHNELL NACHBESETZEN Großunternehmen wie Siemens bis zu Start-ups wie Adaptive Balancing Power, die kinetische Schwungmassespeicher zur Netzstabilisierung entwickeln. Was sie alle eint, ist ein großer Bedarf an Ingenieuren – vor allem an solchen, die neue Technologien entwickeln, wie RWE auf Anfrage von UNICUM BERUF mitteilt: „In der konventionellen Stromerzeugung geht es vorranging um die Nachbesetzung von freiwerdenden Stellen. Damit wollen wir auch eine Verjüngung der Belegschaft erreichen und neue Digitalkompetenzen ins Unternehmen bringen. Insgesamt gehen wir hier von einem gleichbleibenden Personalbedarf aus. Für den Bereich erneuerbare Energien erwarten wir perspektivisch einen steigenden Personalbedarf.“

den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen. Um hier nachhaltig erfolgreich zu sein, reicht Hochschulwissen alleine nicht aus. Die Nutzung der digitalen Möglichkeiten und vernetztes Denken sind zusätzlich erforderlich. Darüber hinaus die Bereitschaft, bestehende Technologien in Frage zu stellen und neue Wege zu gehen.“ Nebenan bei der Steag werden „konzernweit vorrangig Ingenieure aus den Fachbereichen Maschinenbau und Elektrotechnik eingestellt – Schwerpunkte sind unter anderem Verfahrenstechnik, Prozess-/Leittechnik, Energietechnik, Versorgungstechnik.“ Zunehmend seien auch inhaltliche Schwerpunkte im Bereich der erneuerbaren Technologien gefragt. Auch die Steag sieht für die Zukunft vor allem die Digitalisierung als große Herausforderung an, teilt das Unternehmen auf Nachfrage von UNICUM BERUF mit. Die Stichworte seien „Digitalisierung (‚smart‛), intelligenter Messstellenbetrieb, Cybersecurity in der Prozessindustrie, künstliche Intelligenz für optimierte Regelung, Vernetzung und ‚Maschine learning‛.“

Die ganz große Herausforderung sieht der Konzern aus Essen in der anstehenden Digi-

Doch auch in der Forschung gibt es attraktive

talisierung: „Technische Herausforderungen der kommenden Jahre werden neben der Digitalisierung vor allem die Dezentralisierung der Stromerzeugung und die Weiterentwicklung der erneuerbaren Energien sein. Auch das Thema Energie-Speicher wird in

Arbeitsmöglichkeiten, denn Deutschland ist auch eines der wichtigsten weltweiten Zentren für Energieforschung. Und auch in diesem Bereich ist das Spektrum groß: In Greifswald betreibt das Max-PlanckInstitut für Plasmaphysik (IPP) mit

Für zukünftige Ingenieure bieten die Umbrüche in der Energiebranche gute Möglichkeiten. Nicht nur die großen Namen wie Siemens, ThyssenKrupp oder RWE arbeiten mit Hochdruck an neuen Technologien, auch viele Start-ups sind dabei, mit neuen Ideen den Markt aufzumischen. Und in den Forschungsinstituten werden die Grundlagen für diese Entwicklungen erarbeitet. Eine Gründerzeit ist angebrochen, die Technologien der kommenden Jahrzehnte, ja vielleicht der kommenden hundert Jahre werden zurzeit entwickelt. Hier mitarbeiten und mitgestalten zu können, lässt Ingenieurträume wahr werden. So groß die Chancen auch sind, so groß sind allerdings die Risiken: Wer sich auf eine Technologie spezialisiert, die sich vielleicht in fünf oder zehn Jahren als Sackgasse erweist, wird sich viel Mühe geben müssen, um in einem anderen Bereich wieder Fuß zu fassen. Das Rennen um die Technologien der Zukunft ist offen – es wird Gewinner, aber auch Verlierer geben. Doch auch wer auf eine unterlegene Technik gesetzt hat, konnte sich als Ingenieur bewähren, hat Erfahrungen im Bereichen wie Organisation und Teamwork gesammelt, die wertvoll sind. Nur sollte man keine Scheuklappen tragen und mit einem Auge andere technologische Entwicklungen im Blick behalten. Niemand kann heute auch nur halbwegs zuverlässig voraussagen, mit welchen Technologien wir in der Mitte des Jahrhunderts unsere Energie gewinnen. Klar ist: Vieles wird sich sehr schnell ändern. Und auch klar ist: Es wird die Arbeit der Ingenieure und Ingenieurinnen sein, die Zukunft zu gestalten. ING

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SVEN CARSTEN LANGE, PROFESSOR DES JAHRES 2017

„INGENIEUR-PERSPEKTIVEN? AUSGEZEICHNET!“ Wer das Glück hat, bei einem „Professor des Jahres“ zu lernen, der braucht sich um seinen Start ins Berufsleben keine Sorgen zu machen. Aber: Dieses Glück hat nicht jeder. Schön, dass wir Sven Carsten Lange, der im vergangenen Jahr den Titel „Professor des Jahres“ in der Kategorie Ingenieurwissenschaften gewann, für diese Ausgabe von UNICUM BERUF nach Tipps, Tricks und Taktiken für den Berufseinstieg fragen konnten.

NICUM BERUF: Professor Lange, nach jüngsten Umfragen wollen immer weniger Ingenieurabsolventen – Stichwort Dieselskandal – bei den großen Autobauern anfangen. Tun die Absolventen gut daran, sich von der Autoindustrie abzuwenden? Prof. Sven Carsten Lange: Ich glaube nicht an einen nachhaltigen Trend weg von der Automobilindustrie. In Emden und Leer haben wir mehrere große Automobilwerke direkt vor der Haustür – der Wunsch meiner Absolventinnen und Absolventen nach einem Berufseinstieg dort ist ungebrochen. Sicherlich beeinflusst die aktuelle Berichterstattung. Gleichzeitig sorgt das sehr gute Stellenangebot in alternativen Industrien wie dem Maschinenund Anlagenbau dafür, dass diese Branchen mit der Automobilindustrie um Absolventinnen und Absolventen konkurrieren. Die sind oft mittelständisch geprägt und bieten häufig sogar einen Arbeitsplatz nahe dem Wunsch-Wohnort.

Erfahrung, die Passung zum Jobprofil und eigene Entwicklungsziele müssen für den Zielarbeitgeber relevant und eindeutig sein.

Wie beurteilen Sie den Arbeitsmarkt für Ingenieure insgesamt: Gibt es den drängenden Fachkräftemangel wirklich? Natürlich gibt es den Fachkräftemangel. Für die Studierenden der Ingenieurwissenschaften oder diejenigen, die sich mit dieser Studienrichtungswahl beschäftigen, will ich das mit einer Positivbotschaft ausdrücken: Alle meine Absolventen finden zurzeit ihre Wunschanstellung und erhalten Angebote hierzu bereits lange vor ihrem eigentlichen Studienabschluss.

Insgesamt betrachtet: Können junge Ingenieure beruhigt in die Zukunft blicken, oder sehen Sie Gefahren für diesen Arbeitsmarkt? Beruhigung macht mir bei frischgebackenen Ingenieurinnen und Ingenieuren eher Angst: Ein gespannter Blick in die Zukunft würde mich freuen. Die Perspektiven sind auf jeden Fall ausgezeichnet!

Wie beurteilen Sie die Sparte „Erneuerbare Energien“: Läuft die den „alten“

Woran sollten Jungingenieure arbeiten, wenn sie nicht auf Anhieb eine Stelle finden? An ihrer Gelassenheit oder den Qualifikationen? Ich sehe zwei wesentliche Elemente. Zum einen relevante Praxiserfahrung durch Praktika. Wir halten nach wie vor am Praxissemester im Ingenieurstudium fest – ich halte das für einen echten Wettbewerbsvorteil für unsere

Industrien in Sachen Ingenieurbeschäftigung nun doch langsam den Rang ab?

Studierenden. Zum anderen an der Stimmigkeit der Bewerbung: Studienschwerpunkte, (Praxis-)

Unter Schirmherrschaft von:

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Natürlich sind die „Erneuerbaren Energien“ Schlüsseltechnologien und wir beobachten zunehmendes Interesse – von Studienbewerbern für unsere Studiengänge, aber auch gerade aus dem Industrienetzwerk meiner Hochschule auf der Suche nach dualen Studiengängen sowie unseren Absolventinnen und Absolventen. Hier läuft keine Branche der anderen den Rang ab. Die Elektromobilität zeigt vielmehr den Bedarf an interdisziplinärer Ingenieurbeschäftigung: Die gewünschte Umweltbilanz eines Elektro-PKW erreichen wir nur über erneuerbare Energien.

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By the way: Sie raten doch dazu, unbedingt den Master zu machen, oder? Generell schon. Natürlich gibt es Alternativen, z. B. Trainee-Programme. Wer sein Bachelor-Studium aber schnell und mit gutem Ergebnis abgeschlossen hat, sollte sich nicht um diese Chance für eventuelle spätere Karriereoptionen bringen.

ENDSPURT: JETZT DEINEN LIEBLINGS-PROF NOMINIEREN! Der „Professor des Jahres 2018“ geht in die heiße Phase. Am 20. September endet der Nominierungszeitraum für den Wettbewerb. Noch bleibt also genug Zeit, deinen ganz persönlichen Karrierewegbereiter zu nominieren. Mit etwas Glück springt dabei sogar ein Apple iPad für dich raus! Jetzt abstimmen auf: www.professordesjahres.de

Gefördert von:

Fotos » Capgemini, Hays, Apple

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Die Fragen stellte Marvin Kesper.


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UNSERE WELT IST HEUTE OHNE KUNSTSTOFF NICHT DENKBAR Es gibt keinen anderen Werkstoff, der sich in derartig vielen Eigenschaften modifizieren lässt. Es sind die mechanischen Eigenschaften, die Isolierung, Oberflächenstruktur und eine Vielzahl mehr. In der Diskussion über Energie, Ressourcenschonung und Klimaschutz haben Kunststoffe daher viel Positives einzubringen, denn die Reduktion von Emissionen, Energie oder Gewicht sind entscheidende Faktoren. Einen Kaffee trinken, Kontaktlinsen reinigen, auf den Spielplatz gehen, in den Pool springen, mit dem Auto fahren, in den Zug steigen, eine Reise machen, von Grönland bis Südafrika. Egal in welchem Lebensbereich: Röchling ist immer mit dabei. Vor über 90 Jahren begann Röchling mit der Kunststoffverarbeitung. Seitdem begleitet dieser Werkstoff die Geschichte des Unternehmens.

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zieren, entwickeln und verarbeiten wir jeden Tag innovative Kunststoffteile oder -anwendungen für funktionale Lösungen. Und wir verschicken sie in die ganze Welt: Röchling ist auf dem europäischen, asiatischen und amerikanischen Markt vertreten, mit einem Jahresumsatz von rund 1,7 Milliarden Euro. Gemeinsam gestalten wir die Welt von Morgen.

INNOVATIVES FAMILIENUNTERNEHMEN Für ein Familienunternehmen wie Röchling ist Beständigkeit kennzeichnend. Sie zeigt sich in der langfristigen Planung und dem steten Wachstum über die vergangenen Jahrzehnte. Sie ist zudem die Grundlage für Innovationen. Denn es braucht genau diese zuverlässige Basis, die solide Planung im Unternehmen, um sich mit Neugier, Kompetenz und Mut der Entwicklung von Neuem widmen zu können. Innovation entsteht auf Dauer nur da, wo sich die Mitarbeiter sicher und wertgeschätzt fühlen.

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Branche Kunststoffverarbeitung Firmenschwerpunkte Von der Windkraftanlage bis zur Motorkapsel. Vom Smartphone bis zu medizinischen Endoskopen. Überall finden sich unsere Hochleistungskunststoffe wieder. Und wir verschicken sie in die ganze Welt: Röchling ist auf dem europäischen, asiatischen und amerikanischen Markt vertreten. Standorte Inland Brensbach, Haren (Ems), Lahnstein, Mannheim, Neuhaus am Rennweg, Peine, Troisdorf, Worms, u.v.m. Standorte weltweit knapp 80 Standorte auf 4 Kontinenten Umsatz weltweit Ca. 1,7 Mrd. EUR WIR SUCHEN Studenten und Absolventen unterschiedlicher Fachrichtungen: Kunststofftechnik , Allgemeiner Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Luft- und Raumfahrt, Verfahrenstechnik, Materialwissenschaften, Chemie, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen (Maschinenbau), BWL, u.v.m. Einstiegsmöglichkeiten Ob Praktikum, Werkstudententätigkeit, Abschlussarbeit, Direkteinstieg oder Traineeprogramm – wir finden die passende Einstiegsmöglichkeit für Sie! Kontakt: Alle Möglichkeiten und Ansprechpartner finden Sie auf jobs.roechling.com


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Anzeige Mitra Ariatabar: Stieg nach Elektrotechnik-Studium als Ingenieurin bei TenneT in die Netzplanung ein.

„DAS NETZ DER ZUKUNFT ENTWICKELN“ Elektrische Energie ist für unsere moderne Gesellschaft unabdingbar. TenneT sorgt für eine sichere Stromversorgung, rund um die Uhr. Etwa 41 Millionen Endverbraucher werden in den Niederlanden und Deutschland von dem ersten grenzüberschreitenden Übertragungsnetzbetreiber in Europa versorgt. Eine in Zeiten der Energiewende herausfordernde Aufgabe, an der jeder einzelne TenneT-Mitarbeiter aktiv mitwirkt. So auch Ingenieurin Mitra Ariatabar, Absolventin der RWTH Aachen, die gemeinsam mit ihren Kollegen aus der Netzplanung am Stromnetz der Zukunft arbeitet. Was ist Ihre Aufgabe bei TenneT und mit welchen künftigen Herausforderungen ist zu rechnen? In der Netzplanung beschäftige ich mich mit stationären Netzberechnungen und -analysen. Wir identifizieren Engpässe, die in Zukunft auftreten könnten, und überlegen uns Lösungen. Im aktuellen Netzentwicklungsplan geht es um die Energieversorgung der nächsten zwölf bis siebzehn Jahre – mit diversen Unwägbarkeiten, die bereits heute zu berücksichtigen sind. Unsere zentrale Aufgabe ist die Gestaltung der Energiewende, also eines Erzeugungsschwerpunkts, der sich immer mehr in Richtung regenerativer Energien bewegt. Weniger Kraftwerke, mehr Windparks und Photovoltaikanlagen. Wann der Wind weht und die Sonne scheint ist jedoch schwer planbar, weshalb alle Innovationskraft gefragt ist. Wenn wir das umgesetzt haben, werden wir die ersten weltweit sein, die eine Transformation von konventionellen zu erneuerbaren Energien in dieser Dimension vollbracht haben.

Sie sind Elektro-Ingenieurin, immer noch kein typischer Frauenberuf … Nein, sicher nicht. Ich glaube aber, dass man von klein auf Begeisterung wecken kann. Ich hatte zuhause mit meinem Bruder ein kleines Chemielabor und in meiner Schule lag der Fokus auf Mathe und Physik. Irgendwie war schnell klar, dass ich etwas Technisches studieren werde. Warum haben Sie sich danach für TenneT entschieden und können Sie das Unternehmen anderen MINT-Absolventen weiterempfehlen? Ich hatte mich als studentische Hilfskraft bereits intensiver mit dem Thema Stromnetze beschäftigt und mein Praxissemester bei TenneT geleistet. Das Praktikum fand ich so interessant, dass ich mich nach meinem Abschluss gleich in der TenneT-Netzplanung beworben habe. Generell sind Offenheit und Spaß an neuen Herausforderungen bei TenneT wichtig, denn wir leisten hier Pionierarbeit. Wer das mitbringt, trifft hier auf ein gutes Klima und ein sehr dynamisches Unternehmen mit vielen Möglichkeiten.

KONTAKT TenneT TSO GmbH Bernecker Str. 70 | D-95448 Bayreuth Alexandra Regensburger Talent Management | Recruiting Tel.: +49 921 50740-0 Sie wollen mehr über TenneT erfahren? Weitere Informationen sowie aktuelle Stellenangebote finden Sie unter www.tennet.eu.

UNTERNEHMENSSTECKBRIEF Arbeitsgebiet: TenneT ist einer der führenden Übertragungsnetzbetreiber für Strom in Europa mit knapp 23.000 Kilometern Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Einsatzbereiche: Kernaufgaben von TenneT sind Übertragungsdienstleistungen, Systemdienstleistungen und die Förderung des europäischen Strommarktes. Im Rahmen der Energiewende ist TenneT federführend beim Ausbau des Stromnetzes, dem Anschluss von OffshoreWindparks an das Stromnetz und in zahlreichen Projekten zur Integration erneuerbarer Energien. Standorte: Als grenzüberschreitendes Unternehmen verfügt TenneT über Standorte in Deutschland (Bayreuth/Unternehmensleitung, Dachau und Lehrte) und den Niederlanden (Arnheim/ Unternehmensleitung, Hoogeveen, Weert und Waddinxveen). Mitarbeitende: 4.000 in Deutschland und den Niederlanden Fachrichtungen: Gesucht werden Absolventen der Fachbereiche Elektro-/Energietechnik, Ingenieurwissenschaften, Projektmanagement und IT Einstieg: Internationales Traineeprogramm oder Direkteinstieg Herausforderungen: Die Energiewende mitgestalten. Für 41 Millionen Endverbraucher Versorgungssicherheit garantieren. In vielen technischen Bereichen Pionierarbeit leisten.


DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT AM 15.10.2018

ABSTIEG STATT AUFSTIEG Heißt Karriere immer nur Aufstieg? Nein, sagt unser Karriereberater Martin Wehrle – immer mehr Menschen ziehen einen geregelten Abstieg vor.

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er von „Karriere“ spricht, meint gewöhnlich den Aufstieg: Jemand stürmt so hoch wie möglich auf die Gipfel der Hierarchie. Mit jedem neuen „Karriereschritt“ steht ein noch beeindruckenderer Titel auf seiner Visitenkarte. Das Martin Wehrle Gehalt wächst, die Zahl der Chefprivilegien steigt. Und es ist wahr, über Jahrzehnte war die Karriereleiter wie eine Einbahnstraße: Es musste aufwärtsgehen. Wer „etwas sein“ wollte, brauchte einen Titel auf der Visitenkarte, je höher, desto besser. Der Abteilungsmitarbeiter wollte zum Teamleiter aufsteigen, der Teamleiter griff nach der Position des Abteilungsleiters, und der Abteilungsleiter streckte sich nach dem Job des Bereichsleiters. Als wäre es ein Naturgesetz. Doch immer häufiger kommen Menschen zu mir in die Karriereberatung, die nicht aufsteigen, sondern absteigen wollen. Da ist der Bereichsleiter, der nach ein paar Jahren sagt: „Eigentlich war ich in meiner Fachaufgabe viel glücklicher als jetzt im Management. Ich sitze nur noch in Meetings und komme jeden Tag ausgebrannt nach Hause.“ Oder der Abteilungsleiter, dem die Erkenntnis kommt: „Ich will keine Arbeit delegieren, sondern sie selbst möglichst gut machen.“ Oder die Vertriebsleiterin, der auffällt: „Seit ich nicht mehr jeden Tag zu den Kunden fahre, habe ich nur noch den halben Spaß an der Arbeit.“ Doch wie gelingt es diesen Menschen, auf der Karriereleiter abzusteigen, ohne als gefallene Engel zu gelten? Denn schnell kommt der Verdacht auf, sie seien mit dem Führen überfordert gewesen und hätten ihre Aufgabe nicht gepackt. Kaum ein Beobachter kommt auf die Idee, es könnte ein Zeichen für Willensstärke, Reife und Flexibilität sein, dass ein Mitarbeiter nicht zwanghaft nach oben, sondern freiwillig nach unten strebt. Die Arbeitswelt der Vergangenheit prägt das Denken. Die Wirtschaftswunder-Generation entschied sich für einen

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Text » Martin Wehrle, Fotos » André Heeger, Getty Images/Gearstd

Beruf, um ihn lebenslang auszuüben, für einen Arbeitgeber, um ihm Jahrzehnte treu zu sein, und für eine Führungsposition, um bis zur Rente zu führen. Der Berufsweg war eine gradlinige Einbahnstraße, die idealerweise immer weiter nach oben führte, von der Ausbildung bis zur Rente. Heute jedoch ist die Arbeitswelt ein reißender Fluss, der sich täglich wandelt. Berufe verschwinden, Firmen werden zerschlagen, Märkte von der Globalisierung verwirbelt. Mitarbeiter müssen in kürzester Zeit wichtige Entscheidungen fällen, neue Dinge lernen, sich auf wechselnde Chefs und Kunden einstellen. Dass man sich umstellt, sich wandelt, ja neu erfindet, ist zur Kernkompetenz avanciert. Veränderungen und Wechsel prägen das moderne Berufsleben. Dass ein Angestellter als Führungskraft arbeitet, um diese Erfahrungen später wieder als Fachkraft zu nutzen, wird in Zukunft ganz normal sein. Was einem Menschen liegt und was nicht – niemand weiß es besser als er selbst. Wer als Führungskraft merkt, dass ihn eine Fachaufgabe mehr reizt, hilft seiner Firma durch ein ehrliches Feedback. Zumal ihn die Erfahrungen aus der Führungsaufgabe befähigen, als Fachkraft effektiver zu sein. Wer so für seinen Abstieg argumentiert, erhöht die Chance, würdevoll eine Sprosse nach unten zu kommen. Eine ehemalige Führungskraft versteht Zusammenhänge, sieht übergeordnete Ziele und kann als Fachkraft bei ihren Kollegen um Verständnis für die Sicht der Führungsetage werben. Davon profitiert die Firma genauso wie der Mitarbeiter. Eine Leiter hat immer zwei Richtungen – aus gutem Grund! Martin Wehrle ist Bestseller-Autor, Karrierecoach und Coaching-Ausbilder (www.karriereberater-akademie.de). Seit dem 17. September ist sein neues Buch „Noch so ein Arbeitstag, und ich dreh durch – Was Mitarbeiter in den Wahnsinn treibt“ (Mosaik) erhältlich. Es enthüllt den Aberwitz der modernen Arbeitswelt, liefert Stoff zum Schmunzeln und versorgt die Leser mit nützlichen Tipps für ein besseres Arbeitsleben.

IMPRESSUM UNICUM BERUF – Das bundesweite Karrieremagazin erscheint sieben Mal im Jahr. (Verbreitete Auflage UNICUM BERUF: 77.058 IVW Quartal 2/18) HERAUSGEBER UNICUM Stiftung www.unicum-stiftung.de REDAKTION Uwe Heinrich (V.i.S.d.P.), Anna Lenja Hartfiel, Marvin Kesper, Sandra Ruppel, Elena Weber VERLAG UNICUM GmbH & Co. KG, Ferdinandstraße 13, 44789 Bochum, Tel.: 0234 96151-0, Fax: 0234 96151-11, E-Mail: redaktion@unicum.com MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Dr. Simone Cardoso de Oliveira, Janna Degener-Storr, André Gärisch, Rita MartensBaentsch, Manfred Kolkmann (Korrektorat), Stefan Laurin, Christina Scholten, Jennifer Schreder, Martin Wehrle, Sebastian Wolking GRAFIK Bianca Mensch (verantw.), Martin Kampschulte ANZEIGENLEITUNG Joachim Senk, Björn Schumbrutzki (stellv.) DISTRIBUTION Unicum Marketing GmbH DRUCK Sattler Media Press, Barleben Für alle Gewinnspiele im Heft und auf UNICUM.de gilt: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Zeichnungen und Fotos wird keine Haftung übernommen.

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Foto: BartekSzewczyk/Thinkstock

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