05 Georg Friedrich Haas. Poetisches für Cleveland
08 Cristóbal Halffter. Kampf gegen Windmühlen in Kiel
14 Mauricio Sotelo. Dulcinea für Kinder in Madrid
25 Kurt Weill. Neue Caspar-Neher-Entwürfe entdeckt. Die Dreigroschenoper am Broadway.
Georg Friedrich Haas
newsletter 02/06 • frühling 2006
Inhalt
AKTUELLES Caspar Neher-Entwürfe — 4 Alles heiße Luft? — 4 KOMPONISTEN Haas — 5 Halffter — 8 Rihm — 9 Staud — 11 Cerha — 13 Sotelo — 14 Pärt — 15 Berio — 17 Baltakas — 17 Birtwistle — 18 Lentz — 18 Boulez — 19 Borisova-Ollas — 20 Stockhausen — 20 Sawer — 21 Kagel — 21 Furrer — 22 Schwartz — 22 Kurtág — 23 Kupkovic — 23 Burt — 24 Bennett — 24 Weill — 25 Janácek — 28 Mahler — 29 Zemlinsky — 30 Alma Mahler — 30 Berg — 31 Schönberg — 31 Bartók — 32 Kodály — 33 Krenek — 34 Schreker — 34
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inhalt 02/2006
Casella — 35 Foerster — 35 Szymanowski — 36 Martin — 37 Mozart — 38
GEDENKTAGE — 39 - 40 URAUFFÜHRUNGEN — 41 NEUERSCHEINUNGEN — 42 -43 NEU AUF CD — 44 - 45 WERKLISTE Burt — 46 IMPRESSUM — 48
Liebe Leserin, lieber Leser Uraufführungen stehen hoch im Kurs. Mit Recht. Sie sind attraktiv. Doch was kommt danach? Was überlebt? Ein neues Werk, vor allem Musiktheater, braucht die zweite Chance, den anderen Blick. Auch für die Komponisten ist die zweite Aufführung ebenso wichtig wie die erste, denn nach den Erfahrungen der Uraufführung können kleinere Mängel behoben und die Dramaturgie verbessert werden. Erst die zweite Aufführung erlaubt vorsichtige Prophezeiungen hinsichtlich der Lebensfähigkeit einer neuen Oper. Die Heidelberger Oper hat Berenice, die erste Oper des jungen Komponisten Johannes Maria Staud in einer neuen Produktion einer zweiten Prüfung unterzogen, die zu einem Triumph für den Komponisten und für die Heidelberger 'Politik der zweiten Aufführung' wurde. Im Katalog der Universal Edition harren noch einige Bühnenwerke ihrer zweiten Chance, um ihre Kraft entfalten zu können. Die Redaktion
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Zeitgeist der 20er und 30er Jahre. Die UE bietet ab sofort diese Entwürfe von bestechender Expressivität an, um sie in Bühnen- oder Konzertproduktionen als attraktives Bühnenbild zu verwenden oder sie einfach im Programmheft abzudrucken. Die zur Verfügung stehenden Entwürfe sind auf der Website der UE unter www.universaledition.com/neher zu finden.
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Caspar NeherEntwürfe online In einem Privatarchiv in Wien hat die Universal Edition 16 Skizzen von bislang unbekannten und unveröffentlichten Bühnenentwürfen von Caspar Neher, einem der bedeutendsten Bühnengestalter des 20. Jahrhunderts gefunden. Neher war durch seine Freundschaft mit Bertolt Brecht und Kurt Weill bei fast allen wichtigen Aufführungen für die Gestaltung der Bühnenbilder zuständig. Unvergleichlich transportieren seine Entwürfe den
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aktuelles
Mit ausgewählte Leckerbissen für Klassiker, Zeitgenossen, Jazzer und World Musiker hat es der neue UE „Bläser – Alles heiße Luft?“-Katalog in sich. Ein musikalischer Blick lohnt sich selten klang heiße Luft besser! Wer zum guten Klang noch das richtige Instrument sucht, sollte seine Chance auf ein Yamaha Saxophon YAS-275 beim großen UE und YAMAHA Gewinnspiel nutzen. Teilnahme und weitere Infos unter: www.universaledition.com
HAAS
Linien und Räume Für Franz Welser-Möst und das Cleveland Orchestra hat Georg Friedrich Haas sein neuestes Orchesterwerk Poème komponiert, das am 23. März 2006 in Cleveland uraufgeführt wird. Thematisch bewegt es sich im Bereich der Wechselwirkung von solistischen Linien und großen Klangräumen. Haas verzichtet in diesem Werk weitgehend auf notierte Mikrotonalität. Der Tonraum wird durch langsame Glissandi und dichte Klangballungen erweitert. Haas selbst beschreibt sein Werk auf sehr poetische Weise: Ein Vierteltonschritt in der Melodie der Soloklarinette als Initiale... Flächen, aus den Nachklängen von Gesängen geboren, entgleiten... Endloses Steigen, endloses Fallen... Linien und Räume... Vibrierender Stillstand... Nachklänge... (Das Stück ist meiner Frau Yasuko gewidmet.)
In Basel interpretiert das SO Basel unter Bernhard Wulff mit Nicolas Altstaedt am Cello das Konzert für Violoncello und Orchester (2004) (Schweizer Erstaufführung am 31. Mai 2006). Das Stück wurde beim Festival musica viva 2004 in München uraufgeführt.
Torso (1999/2001) für Orchester, nach der unvollendeten Klaviersonate in C-Dur D840 von Franz Schubert erfährt beim Borealis Festival in Bergen/N seine norwegische Erstaufführung mit dem Bergen Filharmoniske Orkester unter Reinbert de Leeuw (16. März 2006).
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400 Jahre Don Quijote | Deutsche Erstaufführung
Don Quijote Deutsche Erstaufführung: 30. April 2006
Oper in einem Akt über den Mythos des Miguel de Cervantes Musik von Cristóbal Halffter
Text von Andrés Amorós nach Miguel de Cervantes und anderen spanischen Dichtern nach einer szenischen Idee von Cristóbal Halffter
Musikalische Leitung: Johannes Willig Regie: Alexander Schulin
Ausstattung: Stefanie Pasterkamp
theater
oper
philharmonisches
orchester ballett
schauspiel
theater im
werftpark
www.theater-kiel.de
HALFFTER
Gewaltige Klangsprache Der Blick auf Cristóbal Halffters Musik ist stets auch ein Blick in seine Biographie. Deutlich wird dies bei der Betrachtung seiner Oper Don Quijote. Halffter wählte den Stoff eines Autors, der sich, wie er selbst, ständig im Spannungsfeld von künstlerischer Freiheit und politischer Tyrannei bewegte. Dennoch verpflichten sich beide in ihrer Kunst ausschließlich der Menschlichkeit. Cervantes wurde mit Don Quijote zum spanischen Nationalhelden. Halffter wuchs durch seine künstlerische Autonomie unter Francos Diktatur zu einer moralischen Instanz, zum Leitbild für das neue, dem Humanismus verpflichtete Spanien. Halffters Oper basiert auf den zentralen Szenen der literarischen Vorlage, wird aber nicht zuletzt im fiktiven Gespräch Cervantes’ mit seinem ritterlichen Helden zu einem grandiosen Diskurs über den politischen Gehalt mythischen Träumens. Diesen utopischen Stoff kleidet Halffter in eine gewaltige
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halffter
Cristóbal Halffter Don Quijote Madrid 2000
Klangsprache, die fast alle emotionalen Stufen durchschreitet: vom ätherischen Liebesflüstern Dulcineas und Aldonzas bis zur brachialen Lust der fanatisierten Menge, die das Werk der großen Geister des Abendlandes im Feuer zu vernichten glaubt. In deutscher Erstaufführung erklingt Halffters Don Quijote am 30. April am Kieler Opernhaus. Unter der musikalischen Leitung von Johannes Willig wird die Inszenierung von Alexander Schullin, einem der viel versprechendsten Musiktheaterregisseure seiner Generation, bis zum 29. Juni 2006 zu erleben sein.
RIHM
Reiche Ernte Schon eine einfache Auflistung der im nächsten Quartal anfallenden Aufführungen von Wolfgang Rihms Werken würde den Rahmen dieses Newsletters sprengen. Am beeindruckendsten ist wohl die Tournee der Kammeroper Jakob Lenz, eine Gemeinschaftsproduktion des Muziektheaters Transparant, des Centro de Experimentación Teatro Colón, deSingel und deMunt. Dirigent: Alejo Perez, Regie: Caroline Petrick, Titelrolle: Hagen Matzeit. Die Premiere findet am 7. März im deSingel, Antwerpen statt; die drauffolgenden 15 Aufführungen reisen nach Rotterdam, Brüssel, Paris, Utrecht, Brügge und Kopenhagen. Mit Jakob Lenz hat der 25-jährige Rihm wohl das erfolgreichste Musiktheaterwerk der letzten Jahrzehnte geschaffen.
Anlässlich der Hamburger Uraufführung 1979 äußerte der Komponist: Eine Person wie Jakob Lenz auf der Bühne ist kompliziert allein dadurch, weil sie selbst mehrere Bühnen in sich birgt. Diese ständig präsenten Bühnen muss die Musik repräsentieren. Dass ihm dies glänzend gelungen ist, bezeugen Hunderte von Aufführungen während der seither verstrichenen 27 Jahre. Unter dem einfachen Titel Gütersloh 2006: Wolfgang Rihm hat Klaus Klein seine zweite dem Schaffen des Komponisten gewidmete Konzertreihe zusammengestellt. Am 18. 3. dirigiert Christoph Poppen das Münchener Kammerorchester in einem dem Ensemble seit Jahren vertrauten Programm, darunter die Musik für Klarinette und Orchester (Solist der Rihm-Schüler Jörg Widmann) und Aria/Ariadne, diesmal mit der Sopranistin Mojca Erdmann. Für das Minguet Quartett, das am 19.3. in
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rihm
Gütersloh gastiert, ist die Musik Rihms ebenfalls längst Teil seines Repertoires, zumal es im Begriff ist, sein gesamtes Streichquartettschaffen auf CD einzuspielen.
erklingt am 26. und 27. März auch in Weimar, wo Rihm diese Saison composer-in-residence ist (Staatskapelle Weimar / c. George Alexander Albrecht).
Mit beeindruckender Hingabe haben sich Musiker in Leipzig zusammengetan, um mit der finanziellen Unterstützung mehrerer Institutionen und der Hilfe von Christian Wolff, dem Pfarrer der Thomaskirche, eine Aufführung von Deus Passus zu ermöglichen. Sie findet am 18. März unter der Leitung von David Timm statt. Es singen Mitglieder des Universitätschores und das Leipziger Vocalensemble unter Mitwirkung des Mendelssohn-Orchesters Leipzig.
Pierre Boulez hat das Violinkonzert Gesungene Zeit wieder einmal auf sein Programm gesetzt (AnneSophie Mutter, Ensemble Intercontemporain, 28. April in Basel).
Ingo Metzmacher, seit über 15 Jahren ein intimer Kenner der Musik Rihms, dirigiert die nordamerikanische Erstaufführung von Verwandlung (San Francisco SO, 2., 3. und 4. März). Das 2002 entstandene Werk
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rihm
George Benjamin dirigiert das Trompetenkonzert Marsyas mit den Berliner Philharmonikern (Solist: Gábor Tarkövi) am 5., 6. und 7. Mai. Lothar Zagrosek tritt in Hannover mit Ins Offene II auf (23. und 24.3.) Über die Uraufführungen im April und Mai (s. S. 41) berichten wir in der nächsten Ausgabe.
STAUD
Schöpferische Freundschaft Seit dem Jahr 2000 steht der Komponist Johannes Maria Staud in schöpferisch fruchtbarem Kontakt mit dem Posaunisten Uwe Dierksen. Der Solist des Ensemble Modern hat das erste Incipit, für Altposaune und 5 Instrumente (im Auftrag des EM entstanden) uraufgeführt und seitdem immer wieder gespielt. Das zweite Ergebnis ihrer Zusammenarbeit, Esquisse retouchée (Incipit II) für Posaune solo mit Bass-Drum (2001/2002) ging auf das erste zurück, behandelte es als eine Art Skizze und entwickelte daraus ein ungeheuer dramatisches Zwiegespräch zwischen Dierksen und den beiden Instrumenten. Der Auftrag des WDR Köln hat nun eine erneute Auseinandersetzung mit Italo Calvinos Incipit-Idee ermöglicht (Incipit ... das sich über seine ganze Länge hin die Potentialität des Anfangs bewahrt). Incipit III (Esquisse retouchée II), Uwe Dierksen gewidmet, für Solo-Posaune, Streichorchester, 2 Hörner und 3 Schlagzeuger besetzt, wird am 10. März in der Kölner Philharmonie aus der Taufe gehoben, Lothar Zagrosek dirigiert das WDR Symphonie-Orchester.
A Map is Not the Territory, 2001 für großes Ensemble komponiert, erlebt am 19.3. seine tschechische Erstaufführung: Michel Swierczewski leitet die Prager Kammerphilharmonie im Rudolfinum in Prag. Ernst Kovacic verdanken wir die britische Erstaufführung des Violinstückes Towards a Brighter Hue: das Konzert findet am 2.4. in der Londoner Wigmore Hall statt.
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staud
CERHA
Virtuose Intensität Der österreichische Komponist Friedrich Cerha gehört zu jenen immer seltener werdenden schaffenden Künstlern, die sich in Schrift und Wort gerne über ihre eigenen Werke äußern. Cerhas Werkeinführungen sind hilfreiche Fremdenführer in die Welt seiner in regelmäßigen Abständen entstehenden neuen Kompositionen. Das wichtigste Ereignis der nächsten Monate ist ohne Zweifel die Uraufführung seines Konzertes für Sopransaxophon und Orchester. Solist ist der Widmungsträger, Johannes Ernst, der das Werk anregte. HK Gruber dirigiert am 9. März das Sjaellands Symphonieorchester in Frederiksvaerk, Dänemark. Über das Saxophon schreibt Cerha: Ich schätze seinen modulationsfähigen Ton, seine kantablen Möglichkeiten, seine Fähigkeit zu träumerischer Abgehobenheit und virtuoser Intensität.
Verhaltungsmuster und Reaktionsweisen zu überspitzen, ins Absurde zu überdrehen. Walter Raffeiner ist der Solist, mit Mitgliedern des Klangforums Wien (Schlagzeuger, Klavier, Kontrabass). Die auf Cerhas Brecht-Oper basierenden Baal-Gesänge, ein Höhepunkt seines Schaffens, gelangen am 23.5. im Wiener Konzerthaus zur Aufführung. (Rudolf Rosen, Bar, Wiener Symphoniker / Michael Boder).
Wer sein Eine Art Chansons am 18.5. in Salzburg erlebt, lernt einen ganz anderen Aspekt des Komponisten kennen. Hier habe er eine Gratwanderung gewagt, sich auf dem gefährlichen Terrain der ‚Kleinkunst’ zu bewegen und bei Wahrung des musikalischen Qualitätsanspruchs,
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cerha
SOTELO
Der Mensch ist, was er träumt Die Abenteuer des Don Quijote de la Mancha von Miguel de Cervantes haben Mauricio Sotelo zu einer bezaubernden Kinderoper inspiriert. Dulcinea erlebt am 18. Mai im Teatro Real in Madrid ihre Uraufführung, in Koproduktion mit Barcelona, Bilbao, Sevilla, Oviedo und Valencia. Es inszeniert Gustavo Tambascio, Joan Cerveró dirigiert das Orquesta Sinfónica de Madrid. Im Zentrum der Handlung steht der Traum eines Jungen, der über der Lektüre des alten und langweiligen Don Quijote eingeschlafen ist. Vor seinen Augen werden die Figuren des Don Quijote und Sancho Panza mit all ihren Abenteuern und Phantasien wieder lebendig, in der
Mauricio Sotelo Dulcinea Bühnenbildentwurf
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sotelo
auch Cervantes selbst als Weiser Freston und Dulcinea, die eingebildete Geliebte Don Quijotes, als Produkte der Phantasie erscheinen. Die Oper ist, unter anderem, so wie auch Cervantes Roman viele Lesarten zulässt, eine Reflexion über den Status des Fiktiven und eine über das Lesen, denn erst durch die Lektüre entstehen die Abenteuer im inneren Theater der Phantasie. (Sotelo). Das Instituto Cervantes und Radio Bremen haben am 24.4. ein Komponistenportrait mit mehreren Sotelo-Werken angesetzt. Beim Ensems Festival in Valencia kommt es am 13.5. zur Wiederaufnahme von Sonetos del amor oscuro, Sotelos Hommage an seinen Lehrer Luigi Nono in der Besetzung der Uraufführung von Granada (2005). Das Qatuor Diotima interpretiert am 11.5. beim gleichen Festival Audéeis (mit Cantaor Ancángel) und Degli Eroici Furori.
Psalm 121 - Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen - zu Grunde, den Pärt bereits 1984 in seinem Wallfahrtslied auf Deutsch vertont hat.
PÄRT
in der Dresdner Frauenkirche Die Staatskapelle Dresden leitet ihre 3 Konzerte am Palmwochenende mit der deutschen Erstaufführung von Arvo Pärts Cantique des degrés ein. Es singt der Chor der Sächsischen Staatsoper Dresden sowie der Sinfoniechor Dresden. Am Pult steht Asher Fischer. Die Konzerte am 9. und 10. April finden in der Semperoper statt, das Konzert am 11. April in der wieder aufgebauten Dresdner Frauenkirche.
Eine weitere deutsche Erstaufführung findet am 18. Mai in Leipzig statt: Das Gewandhausorchester Leipzig unter der Leitung von Jiri Belohlavek bringt Pärts Como cierva sedienta in der Fassung für Frauenchor und Orchester. Es singen Damen des MDR Rundfunkchores. Como cierva sedienta entstand ursprünglich für Sopran und Orchester als Auftragswerk des 15° Festival de Música de Canarias 1999 (mit Patricia Rozario als Solistin). Im Juni 2000 folgte die Uraufführung der Fassung des Werkes mit Frauenchor durch das Schwedische RSO und dem Schwedischen Rundfunkchor, die daraufhin das Werk auch auf CD bei ECM (New Series 1795) einspielten.
Cantique des degrés für Chor und Orchester entstand 1999 auf Anregung der Prinzessin Caroline von Monaco/Hannover für ihren Vater, Prinz Rainier III, aus Anlass seines 50-jährigen Regierungsjubiläums. Dem feierlichen, 10-minütigen Werk liegt der lateinisch gesungene
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pärt
BERIO
An einem Samstag in Amsterdam... ZaterdagMatinee (SamstagsMatinée) ist in der Musikwelt mittlerweile auch über die Niederlande hinaus ein Begriff. Bezeichnet es doch eine der am längsten laufenden Konzertserien des öffentlichrechtlichen niederländischen Rundfunks. Wie ein roter Faden zieht sich in dieser Konzertsaison der Name Luciano Berio durch das Programm der ZaterdagMatinee. Die Hommage an Berio begann mit der niederländischen EA von Stanze am 3.9.2005, gefolgt von der EA von Epiphanies am 17.12.2005. Zwei weitere Schlüsselwerke Berios stehen nun am Programm: Coro und Laborinthus II. Coro ist für 4.3.2006 unter Reinbert de Leeuw angesetzt. Es singt der Groot Omroep-
koor, es spielen das Schönberg und das Asko Ensemble. Laborinthus II folgt am 8.4.2006 mit Emilio Pomárico als Dirigenten des Asko Ensembles. Alle Konzerte finden im Concertgebouw Amsterdam statt. BALTAKAS
Poussla revidiert Das Berliner Festival MaerzMusik hat Vykintas Baltakas die revidierte Fassung von Poussla für Ensemble (Oboe, Klarinette, Sopransaxophon, Tuba, Akkordeon, Klavier, Violine) und Orchester in Auftrag gegeben. Sylvain Cambreling, der 2002 die Kölner Premiere dirigierte, leitet die UA mit seinem SWR SO Baden-Baden und Freiburg (25.3.). Die MusikFabrik NRW unter Etienne Siebens spielt (co)ro(na) (2005) zweimal im März: am 3.3. in Köln und am 24.3. in Brüssel.
Luciano Berio
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berio / baltakas
BIRTWISTLE
Musik für einen Hügel Das Remix Ensemble unter Matthias Pintscher gab am 21.3. die belgische Erstaufführung von Harrison Birtwistles Silbury Air. Das Kammerensemblewerk entstand anlässlich des 100. Geburtstages von Serge Koussevitzsky und wurde 1977 von der London Sinfonietta uraufgeführt. Die Inspiration dazu kam von Silbury Hill, einem riesigen, von Menschenhand geschaffenen prähistorischen Hügel in Südengland. Die University of Manchester bringt am 23.3. eine neue Produktion von Birtwistles Bow Down auf die Bühne. Dieses Frühwerk erfährt seine verdiente Neuinszenierung durch Garth Bardsley in Zusammenarbeit mit dem Psappha Ensemble und Studenten der Uni-
versität. Der Text von Tony Harrison basiert auf der Erzählung Ballad of the Two Sisters. LENTZ
Sternenhimmel Markus Stenz interpretierte am 3.12. mit dem Hallé Orchester die britische EA von Guyuhmgan gleich zweimal! Die Klänge und Effekte, die Georges Lentz darin den Interpreten entlockt, sind derart faszinierend, dass Stenz den Zuhörern das Stück nach dem Konzert in einem workshop erläuterte, was sehr freudig aufgenommen wurde. Das Publikum wurde eingeladen, zwischen den Spielern Platz und am Geschehen teilzunehmen. So wurde Schritt für Schritt bewusst gemacht, wieviele Spielarten von Musik es in diesem Grenzbereich geben kann.
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birtwistle / lentz
BOULEZ
Printemps des Arts Die nächsten Monate sind, wie immer, reich an Aufführungen Boulez’scher Werke von Frankreich über Italien und die Schweiz bis in die Tschechische Republik. Das Festival Printemps des Arts de Monte-Carlo widmet dem Werk des Komponisten zwei Konzerte: am 14. April spielt Jean-Marie Conquer Anthèmes 2 und Alain Damiens Dialogue de l’ombre double; das Ensemble Intercontemporain tritt unter der Leitung von Pierre Boulez mit sur Incises auf. Zwei Tage später kommen Répons und ...explosante-fixe... zur Aufführung, ebenfalls mit Boulez am Pult. Letzteres erfährt auch eine Aufführung in Turin mit Mitgliedern des Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI unter Pascal Rophé am 24.3. sowie in Genf am 28.4. mit dem Nieuw Ensemble und Contrechamps unter Jurjen Hempel. Ed Spanjaard dirigiert das Nieuw Ensemble mit Éclat auf dem Programm am 6.5. in Amsterdam und am 24.5. in Utrecht. Das EIC spielt viermal Marteau sans maître mit Hilary Summers und Ursula Hesse von den Steinen, unter Valade, Kawka und Eötvös. Wir können auch über ein kurzes alt-neues Stück berichten: 1969
komponierte Boulez Pour le Docteur Kalmus für den 80. Geburtstag von Alfred Kalmus, den langjährigen Direktor der UE: 2005, anlässlich der Drucklegung des Stückes, hat er Tempi präzisiert, Dynamik vermerkt und das Ende geringfügig ergänzt; Improvisé - pour le Dr. K. ist für Klavier und vier Instrumente (Flöte, Klarinette, Viola und Violoncello) besetzt und hat eine Dauer von etwa 4 Minuten.
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BORISOVA-OLLAS
Poesie der Klänge Soundstreams Canada vergibt Kompositionsaufträge, präsentiert kanadische und internationale Neue Musik und schafft Voraussetzungen für dynamische Begegnungen zwischen Komponisten, Interpreten und dem Publikum. Lawrence Cherney, dessen Gründer und künstlerischer Direktor, etablierte Soundstreams Canada im Jahr 1982, um den Zuhörern die Musik von lebenden kanadischen und internationalen Komponisten durch Konzerte, Festivals und damit verknüpften Fortbildungs-
projekten näherzubringen. Victoria Borisova-Ollas wurde als Featured Composer nach Kanada eingeladen, um drei ihrer Werke dem kanadischen Publikum vorzustellen: Seven Singing Butterflies für Klarinette und Streichquartett, „ ...im Klosterhofe“ für Violoncello, Klavier und Zuspielband sowie die Erstaufführung der revidierten Fassung von Creation of the Hymn für Streichquartett. 18.4.2006 Glenn Gould Studio, Toronto Info: www.soundstreams.ca STOCKHAUSEN
Bahnbrechende Meisterwerke In der Londoner Queen Elizabeth Hall gibt es am 24. April 2006 die seltene Gelegenheit, eines von Karlheinz Stockhausens bahnbrechenden Meisterwerken aus den 60er Jahren zu erleben. Die London Sinfonietta interpretiert Mixtur (1964/1967) für Orchester, Sinus-generatoren und Ringmodulatoren in der kleinen Besetzung unter Pierre André Valade. Miglieder des Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI Torino präsentieren am 27. März in Turin Kreuzspiel (1951) und Kontra-Punkte (1952), ebenfalls Meilensteine seiner Klangwelten.
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borisova-ollas / stockhausen
SAWER
Hollywood Extra Die MusikFabrik NRW wird am 21. Mai 2006 neuerlich David Sawers Hollywood Extra aufführen (in Donaueschingen). Das 15-minütige Werk für 8 Spieler entstand 1996, im Auftrag des Matrix Ensembles als Begleitmusik zum Stummfilm ‘Life & Death of 9413 – A Hollywood Extra’ (ein Schwarzweißfilm, der 1928 unter der Regie von Robert Florey entstand). Die Musik ist so konzipiert, dass sie sowohl als soundtrack für einen Film als auch als eigenständiges Werk aufgeführt werden kann. In Gent kam es am 21. Jänner 2006 zur belgischen Erstaufführung der Stramm Gedichte durch das Goeyvaerts Consort unter Marc Smets.
KAGEL
Metacollage Das Bergen Festival hat im Mai 2006 einen der Klassiker von Mauricio Kagel am Programm, die 'Metacollage' Ludwig van. Hommage à Beethoven (1969) für beliebige Besetzung. Der Komponist meinte damals, die Musik der Vergangenheit soll auch als Musik der Gegenwart dargeboten werden. Die Partitur besteht aus Abbildungen einer Inneneinrichtung, die mit Beethoven-Notenblättern beklebt sind. Was die Interpreten spielen, beruht auf deren subjektiver Wahrnehmung. Kagel wirkt am 30.5. selbst beim Konzert mit.
Mauricio Kagel Ludwig van
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SCHWARTZ
Lassen wir uns verführen...
Beat Furrer FURRER
Ein Asteroid in Düsseldorf In Gaspra (1988) für Ensemble arbeitet Beat Furrer mit Geräuschklängen und rhythmischen Mustern. Er fasst die Instrumente zu kleinen Gruppen innerhalb des Ensembles zusammen und lässt sie mehrere Geschichten gleichzeitig erzählen, die einander ablösen. Gaspra ist nach einem Asteroiden von 5 km Durchmesser benannt, ein Felsblock, Trümmer eines explodierten Sternes, der in den Gravitationsfeldern unseres Sonnensystems irrt. (notabu ensemble, 5.5. Düsseldorf)
Die Uraufführung von Jay Schwartz’ Music for Orchestra liegt erst wenige Monate zurück (6/2005). Im Programmheft schrieb Schwartz noch über die positiv manipulative Kraft, die er seinen Werken bewusst verleiht, und die eine gewollte Sogwirkung auf den Zuhörer (und offensichtlich auch auf Programmgestalter) ausübt: Music for Orchestra wurde am 20.1. kurzfristig und erfolgreich auf das Programm des Berliner Sinfonieorchesters unter Fabrice Bollon gesetzt. Weitere Aufführungen für 2006 sind bereits in Planung. Jay Schwartz’ 2003 entstandene, einstündige Kammeroper Narcissus & Echo (nach Ovid) ist ab sofort ebenfalls im Katalog der UE zu finden. Die Besetzung ist ebenso reduziert wie exzentrisch: Countertenor, Viola und Schlagzeug. In seiner Arbeit mit dem musikalischen Material folgt Schwartz einer Ästhetik des "In-den-KlangHörens". Lassen wir uns verführen...
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furrer / schwartz
KURTÁG
Altes und Neues György Kurtágs Die Sprüche des Péter Bornemisza, op. 7 (1963-1968), ein Concerto für Sopran und Klavier, das am 11.3. bei den Römerbader Musiktagen in Badenweiler aufgeführt wird, ist immer noch eine formidable musikalische und technische Herausforderung für die Sängerin (Elena Wassilieva) und den Pianisten (Pierre-Laurent Aimard). Die Uraufführung in Darmstadt 1968 machte einen engeren Kreis von Fachleuten auf den 42-jährigen, damals noch unbekannten Komponisten aufmerksam; die Partitur, die Jahre später in die Hände von Pierre Boulez gelangte, führte zum Auftrag der Troussowa-Lieder, die ihm zum internationalen Durchbruch verhalfen. Solisten des Ensemble Contrechamps führen Rückblick, Altes und Neues für vier Spieler, am 21.5. in Genf auf. Die abendfüllende Hommage à Stockhausen ist für Trompete, Tasteninstrumente und Kontrabass besetzt. KUPKOVIC
70. Geburtstag Der slowakische Komponist und Dirigent Ladislav Kupkovic, am
Ladislav Kupkovic
17. März 1936 in Bratislava geboren, galt jahrelang als der führende Vertreter und Verfechter der neuen Musik in seiner Heimat. Er gründete ein Ensemble und ein Festival, die internationale Anerkennungen fanden. Seit über 30 Jahren lebt Kupkovic in Deutschland, eine zeitlang als Professor für Komposition in Hannover. Seine Werke der späten 60er und der 70er Jahre sind bei der UE verlegt. Souvenir für Violine und Streicher ist ein Paradestück von Gidon Kremer.
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kurtág / kupkovic
BURT
Francis Burt wird 80 Er war gerade erst 22 Jahre alt, als Francis Burt nach seiner Rückkehr aus Afrika, wo er 15 für seine Entwicklung wichtige Monate als Soldat stationiert war, sich entschloss, Komponist zu werden. Das Studium führte ihn von der Royal Academy of Music in London zu Boris Blacher nach Berlin, der drei Jahre lang sein Lehrer wurde. Es folgten einige Monate in Rom und London, um 1956 in Wien zu landen und zu bleiben. Von Wien aus wirkt er seitdem als hochgeschätzter Komponist und Lehrer zahlreicher junger Komponistenpersönlichkeiten. Die Beschäftigung mit seinem Werk offenbart eine faszinierende, stilistische Entwicklung. Er beschreibt seinen Stil selbst als schwebend, mit nur wenig spürbarem Puls, jedoch mit Klangbändern, -flächen und einer zunehmenden Überlagerung von Linien zu einem polylinearen Gefüge. Im Anhang (S. 46) das komplette Werkverzeichnis. Happy Birthday!
Francis Burt BENNETT
70. Geburtstag Sir Richard ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Musikszene. Als Komponist und Pianist besticht er durch die Vielfalt und Bandbreite seiner Tätigkeit, von dodekaphonischen Opern und Orchesterwerken (er studierte mit Boulez in Paris 1957-59) über Jazz (etwa das Ballett Jazz Calendar) bis Filmmusik. Sein erstes Bühnenwerk, The Mines of Sulphur feierte gerade ein fulminantes, vom Publikum und der Presse begeistert aufgenommenes Comeback an der New York City Opera.
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WEILL
Neue Caspar Neher-Entwürfe entdeckt! Der Faszination, die von Caspar Nehers Bühnenentwürfen ausgeht, kann sich niemand entziehen. Unvergleichlich transportieren sie den Zeitgeist der 20er und 30er Jahre. Caspar Neher war durch seine Freundschaft mit Bertolt Brecht und Kurt Weill bei fast allen wichtigen Aufführungen für die Gestaltung der Bühnenbilder zuständig. Er trug wesentlich zur szenischen Formulierung des epischen Theaters bei. Sein vielseitiges Wirken auch jenseits der Zusammenarbeit mit Brecht macht ihn zu einem der bedeutendsten Bühnengestalter des 20. Jahrhunderts. Seine Entwürfe sind
von bestechender Expressivität. In einem Privatarchiv in Wien hat die UE 16 Skizzen gefunden, die bislang unbekannt und unveröffentlicht waren. Die UE bietet ab sofort diese Entwürfe an, um sie in Bühnen- oder Konzertproduktionen als attraktives Bühnenbild zu verwenden oder sie einfach im Programmheft abzudrucken. Die zur Verfügung stehenden Entwürfe sind auf der Website der UE unter www.universaledition.com/neher zu finden. Diese bislang unveröffentlichten Entwürfe kommen erstmals in der Produktion des Mahagonny-Songspiels beim KurtWeill-Fest in Dessau als projiziertes Bühnenbild am 25.2. zum Einsatz. Dreigroschenoper wieder am Broadway Eine neue Produktion der Dreigroschenoper ist ab 24.3. im Roundabout Theatre am Broadway in New York zu sehen. Das gesamte Team dieser Produktion liest sich
Caspar Neher Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
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LIMITED ENGAGEMENT PREVIEWS BEGIN MARCH 24 ALAN CUMMING JIM DALE ANA GASTEYER CYNDI LAUPER NELLIE McKAY
By BERTOLT and
KURT BRECHT WEILL
In a New Translation by WALLACE
SHAWN
Directed by SCOTT Photo: Josh Lehrer
ELLIOTT roundabouttheatre.org
Lead support provided by our Musical Theatre Fund partners: The Kaplen Foundation, John and Gilda McGarry, Tom and Diane Tuft. Major support for this production provided by The Blanche and Irving Laurie Foundation.
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E A S O N
ROUNDABOUTTHEATRECOMPANY AT STUDIO 54 254 West 54th Street • NEW YORK CITY • www.roundabouttheatre.org • 212.719.1300 Roundabout Theatre Company is a not-for-profit organization.
wie das Who’s Who des Show- undFilmbusiness. Die neue, freche englische Übersetzung stammt von Wallace Shawn, der vielen als Filmschauspieler seit My Dinner with André ein Begriff ist. Schauspieler Alan Cumming ist Macheath, Jim Dale ist Mr. Peachum (seine Stimme als Sprecher der Harry Potter Hörbücher kennt jedes Kind im angelsächsischen Raum), Filmschauspielerin Ana Gasteyer ist Mrs. Peachum, Cyndi Lauper ist Jenny (ihr Hit Girls Just Want To Have Fun machte sie 1984 über Nacht zum Star). Die Sängerin und Song-Schreiberin Nellie McKay ist Polly. Die Regie führt Scott Elliott. Die Aufführungen sind für 24.3.11.6. angesetzt. www.3pennyonbroadway.com Der Protagonist – neu in der Kurt Weill Edition Im Frühjahr 2006 erscheint der nächste Band der Kurt Weill Edition mit Kurt Weills erster Oper Der Protagonist (komponiert 1924-25). Mit dem Erscheinen der kritischen Ausgabe geht natürlich auch eine komplette Neuherstellung des Aufführungsmaterials einher. Die kritische Ausgabe des Protagonisten ist dem Andenken von Lys Symonette gewidmet, die am 27.11.2005 in New York im 90. Lebensjahr verstarb. Lys Symonette war die letzte künstlerische Verbindung zu Kurt Weill und Lotte Lenya. Sie war von 1945 bis 1950 Weills musikalische Assistentin am Broadway und
Caspar Neher Mahagonny Songspiel
stand Lotte Lenya von 1950-81 als musikalische Beraterin zur Seite. Zum Zeitpunkt ihres Ablebens war sie noch immer aktive Vize-Präsidentin der Kurt Weill Foundation for Music, sowie entsprechend dem letzen Willen von Lotte Lenya auch deren „musical executive“.
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weill
Leos Janácek Die Ausflüge des Herrn Broucek, Volksoper Wien 2006 JANÁCEK
Das Fenster der Seele Eine Kunst ist es, zu verstehen, was einer sagen will – eine noch größere Kunst ist es, zu spielen, was einer hören will! Beide Künste muss jeder Musiker beherrschen, wagt er sich an die Musik von Leos Janácek, einem Komponisten, dessen Musiksprache sich so gar nicht an die Regeln seiner Zeit hält, die traditionelle Formmuster umgeht und dem konventionellen Besetzungskanon ihre eigene Instrumentierung entgegensetzt. Einem mährischen Musiker, der seine Muttersprache zur Musik erhöht, die Wort und Melodie seiner Kompositionen zum ‘Fenster der Seele’ werden lässt. Dieses Fenster der Seele hörbar zu machen, das ist das Vermächtnis Janáceks an jeden Inter-
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janácek
preten seiner Musik. Ein Vermächtnis, dessen musikalischer Wert von Formalisten und Musikern immer wieder in Frage gestellt wurde und dennoch heute mehr denn je seine richtungsweisende Originalität für die Entwicklungen des 20. Jahrhunderts behauptet. Mit Janácek selbst einmal hörend in dieses Fenster der Seele zu blicken kann man dieses Frühjahr bei einigen Gelegenheiten: Während die Wiener Volksoper Die Ausflüge des Herrn Broucek in einer Neuinszenierung unter Julia Jones zeigt (vom 2.-27.3.), nimmt Graeme Jenkins an der Wiener Staatsoper David Pountneys Jenufa - Inszenierung wieder auf (vom 29.4.-13.5.). Ein Janacek-Event gestalten am 11. und 12.3. die Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott mit der Glagolitischen Messe und der Suite zur Oper Aus einem Totenhaus.
MAHLER
Im Banne Mahlers Legenden geschehen. Ein erfolgreicher Verleger und Herausgeber einer Wirtschaftszeitschrift folgt seiner Liebe zur Musik und begegnet einem Werk, das ihn nicht mehr loslässt. Er tut alles, um es nach seinen Vorstellungen hörbar zu machen. "Alles" heißt: die Partitur und ihre Geschichte studieren, sich in den Sinn des Werkes vertiefen, Probenmethodik erlernen, eine Aufführung mit einem exzellenten Orchester organisieren und verantworten. Gilbert Kaplan geriet 1982 zur Sensation des Jahres, versetzte auch die Fachwelt in Erstaunen. Seitdem dirigierte er über sechzig Aufführungen und mehrere Einspielungen von Gustav Mahlers 2. Symphonie, dem szenelosen Musikdrama in zwei Akten. Seit mehreren Jahren ist Gilbert Kaplan auch aktiv in die Erarbeitung der Kritischen Gesamtausgabe der 2. Symphonie eingebunden. Mit der Veröffentlichung ist im Herbst 2006 zu rechnen. Kaplan dirigiert „seine“ 2. Mahler ein weiteres Mal (natürlich bereits nach der Kritischen Gesamtausgabe) am 16. April in München. Es musizieren das Symphonieorchester und der Chor des Bayerischen Rundfunks, die Solistinnen sind Ruth Ziesak und Lioba Braun.
Zu einem internationalen Erfolg hat sich auch Mahlers 10. Symphonie in der Rekonstruktion und Orchestrierung durch Rudolf Barshai entwickelt. Rudolf Barshai ist bereits zum drittenmal innerhalb kürzester Zeit eingeladen, das Werk in Japan aufzuführen. Diesmal dirigiert er das Yomiuri Nippon Symphony Orchestra in der Suntory Hall in Tokyo (27.4.2006).
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mahler
ZEMLINSKY
Zu konservativ und zu modern Alexander Zemlinsky bewegte sich sein Leben lang zwischen den Fronten. Für die Fortschrittlichen war seine Musik zu konservativ und für die Konservativen war sie zu modern. Misserfolge bei Uraufführungen veranlassten den Selbstzweifler Zemlinsky immer wieder, Werke auch zurückzuziehen, so auch Die Seejungfrau, Fantasie für Orchester. Die Kritiken der Uraufführung am 25.1.1905 in Wien waren desaströs und Zemlinsky zog daraufhin das Werk zurück. Heute gehört Die Seejungfrau zu den schönsten und brillantesten
Konzertstücken, das die Meisterschaft Zemlinskys als Komponist in beeindruckender Weise unter Beweis stellt. Zu hören: am 2.3. in Sevilla (Real Orquesta Sinfónica de Sevilla, c. Christian Arming), am 29.3. in Heidelberg (Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg c. Cornelius Meister) und am 28.5. in Wuppertal (SO Wuppertal, c. Toshiyuki Kamioka). ALMA MAHLER
Sieben Lieder in München 1995 gaben die Komponisten Colin und David Matthews die 7 Lieder von Alma Mahler für Stimme und Orchester heraus. Die 17-minütigen Lieder, in denen Gedichte von Dehmel, Bierbaum, Hartleben, Rilke und Falke vertont sind, waren bereits in Deutschland, USA und Frankreich zu hören. Demnächst stehen sie mit Steven Sloane, dem Münchner Rundfunkorchester und Ann Murray in München (8.3.) am Programm. Alma Mahler, die zunehmend als eigenständige Komponistin anerkannt ist, hat hier einen äußerst mitfühlenden Beitrag zum Thema "Lied" geleistet.
Alexander Zemlinsky
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zemlinsky / alma mahler
SCHÖNBERG
Erwartung
Alban Berg Wozzeck Salzburger Festspiele 1971 BERG
Wozzeck reduziert Der UE Katalog enthält neben der Urfassung 3 weitere Fassungen von Alban Bergs Wozzeck (1914/1921), der meistgespielten Oper des modernen Musiktheaters: 1930 legte Erwin Stein im Auftrag Bergs eine Neubearbeitung für geänderte Orchesterbesetzung vor, die in einer Inszenierung von Jean Bauer unter Marc Adam am Lübekker Theater (ab 22.4.) zu sehen ist. John Rea schuf 1995 eine reduzierte Fassung für 21 Instrumente. Die neueste Fassung für kleines Orchester (2004) stammt von Eberhard Kloke (alle Aufführungsmateriale jeweils leihweise).
Im Herbst 1909 schuf Arnold Schönberg innerhalb weniger Tage das Monodram Erwartung op. 17, für Sopran und Orchester, die Vertonung einer expressiven Dichtung von Marie Pappenheim. Dargestellt und psychologisch seziert wird jener Moment, in dem ‘Die Frau’, die einzige handelnde Person des Stückes, im Wald auf die Leiche ihres Mannes trifft. Schönberg orchestriert mit großer Imaginationskraft, und im verschwenderischen Variantenreichtum der Partitur spiegeln sich jäh und unreflektiert herausgestoßene Verzweiflungs- oder Angstlaute und Traumvisionen. (Besetzung: 4 4 5 4 - 4 3 4 1 - Pk, Schl(3), Xyl, Glsp, Hf, Cel, Str). Der aserbaidschanische Komponist Faraj Karaev schuf 2004 eine gelungene Kammerorchesterfassung (1 1 2 1 - 2 1 1 1 - Schl(3), Hf, Cel, Str Quint) des Monodrams, die man am 15. Mai im Wiener Musikverein, interpretiert vom Ensemble Kontrapunkte unter Peter Keuschnig mit Michaela Lucas erleben kann.
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berg / schönberg
BARTÓK
125. Geburtstag Geboren am 25. März 1881, ist Béla Bartók einer der wenigen Komponisten kompromissloser Musik des 20. Jahrhunderts, deren Oeuvre ein integraler Teil des Kernrepertoires geworden ist, sowohl im Konzertbereich als auch im Musiktheater und im Ballett. Für Ungarn ist er, gemeinsam mit seinem Freund und Mitstreiter Zoltán Kodály, die erste wahrhaft internationale Persönlichkeit in der Musik, die das Land hervorgebracht hat. Sein Oeuvre besitzt auch eine symbolische Bedeutung: in einer von Nationalismus geprägten Zeit ließ er sich von rumänischer und
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bartók
und slowakischer, aber auch von türkischer und arabischer Musik inspirieren. Er trat unmissverständlich für die Idee der Völkerverständigung ein und nahm dafür die Missachtung des offiziellen Ungarn in Kauf. Als die Drohung des Rechtsextremismus für ihn unerträglich wurde, verließ er 1940 das Land und startete mit 59 Jahren eine neue und höchst unsichere Existenz in den USA. Als er 1945 starb, nahm er, wie er auf seinem Totenbett sagte, ein volles Gepäck mit. Die musikalische Welt gedenkt eines bedeutenden Komponisten und großen Menschen. Die Aufführungsliste der nächsten Monate spiegelt seinen Stellenwert wider: die Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta etwa erklingt in Edinburgh, Basel, Oviedo, Madrid, San Sebastian, Budapest, Biel, Helsinki und Moskau, die Tanz-Suite in Köln, Stuttgart und Esslingen, Der wunderbare Mandarin in Paris, Leipzig und Berlin, das 4. Streichquartett in Wien, Frankfurt und Hohenems...
KODÁLY
Psalmus Hungaricus Es ist Zoltán Kodály gelungen, eine zutiefst ungarische, in der genuinen ungarischen Volksmusik wurzelnde Musik zu schreiben und damit ein internationales Publikum anzusprechen. Nicht nur die Orchesterwerke, die ja frei jeglicher Sprachgebundenheit sind, sondern auch die vokalen Kompositionen
haben den Weg ins Repertoire und in die Herzen der Menschen überall auf der Welt gefunden. Das Archiv der UE besitzt das Programmheft einer Wiener Aufführung des Psalmus Hungaricus: am 21.10.1934 dirigierte Arturo Toscanini die Wiener Philharmoniker. Die Einführung C. Schneiders findet treffende Worte für dieses Phänomen, verstärkt durch die politische Situation in Europa : ... doch die Sprache dieser Musik ist allgemein verständlich, so dass sie über diese Grenzen hinaus, auf die ganze Menschheit übergreift und zum erschütterten Ausdruck unserer Zeit und ihrer Not wird – ja zu ihrem Schicksalslied. Am 20. und 21. April dirigiert Mariss Jansons den Psalmus Hungaricus in München (Solist: John Daszak), mit dem SO und Chor des Bayerischen Rundfunks. Am 26. und 27. April singt Corby Welch den Psalm des Königs David, die Duisburger Sinfoniker und der Philharmonische Chor Duisburg werden von Jonathan Darlington geleitet. Das Te Deum, im Andenken an die Befreiung Ungarns 1686 aus der 150-jährigen türkischen Herrschaft entstanden, erklingt am 17.3. in München: Lothar Zagrosek dirigiert den Chor des BR und das Münchner Rundfunkorchester.
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kodály
KRENEK
Neues von und über Krenek In Zusammenarbeit mit dem ErnstKrenek-Institut entsteht derzeit erstmals die Partitur und das Orchestermaterial der 4. Symphonie, die Ernst Krenek 1947 in den USA komponierte und die im November des selben Jahres in New York uraufgeführt wurde. Seit seiner 3. Symphonie waren 25 Jahre vergangen, in denen Krenek zwischen traditionell romantischen Ausdrucksmitteln und Atonalität nach neuen stilistischen Möglichkeiten suchte, die seinen Ansprüchen an eine Symphonie gerecht würden. Mittels einer
Stilsynthese wird die Thematik der Integration eines von der Realität abgekoppelten Ideals ins „Hier und Jetzt“ ausgedrückt. Im Frühjahr 2006 ist bereits die CD-Ersteinspielung geplant. Soeben erschienen ist auch der Band 1 der Schriftenreihe des Krenek-Institutes: Ernst Krenek, Oskar Kokoschka und die Geschichte von Orpheus und Eurydike (Edition Argus). SCHREKER
GeheimnisvollSeelisches Franz Schrekers populärstes Werk, seine Kammersymphonie für 23 Soloinstrumente aus 1916, hat den Charakter einer zu Kunst gewordenen freien Assoziation: ... meine Einfälle haben wenig ‚Literarisches’. Geheimnisvoll-Seelisches ringt nach musikalischem Ausdruck, schreibt Schreker über seine Musik. Die Kammersymphonie ist am 23.3. in Zagreb zu hören (Symphonic Orchestra of Croatian Radiotelevision unter Mladen Tarbuk) und am 17.5. im Brucknerhaus in Linz (Heinrich Schiff dirigiert das Bruckner Orchester).
Ernst Krenek
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krenek / schreker
CASELLA
Neoromantisches
FOERSTER
Violinkonzert
Stabat mater
Das 1928 entstandene, halbstündige Violinkonzert ist das neoromantischste unter Alfredo Casellas größeren Werken. Dem bedeutenden ungarischen Geiger Joseph Szigeti gewidmet, fand die Uraufführung 1928 in Moskau statt, allerdings ohne Dirigenten, den Statuten des Persymphans Orchesters entsprechend. Den weiteren wichtigen Aufführungen mit Szigeti, Krasner (der die nordamerikanische Erstaufführung spielte), Ida Haendel und anderen bekannten Geigern und Dirigenten wie Casella selbst oder Celibidache zum Trotz ist das Werk weitgehend in Vergessenheit geraten. Wie ein begeisterter Kritiker einer Aufführung in der Schweiz meinte, sei der Grund dafür die Faulheit der Interpreten und die Vorsicht der Veranstalter... Das Konzert erklingt am 11. Mai 2006 in Sao Paulo, mit Emmanuele Baldini und dem Symphony Orchestra von Sao Paulo unter Ronald Zollmann.
Der tschechische Komponist Joseph Bohuslav Foerster (18591951) ließ sich von drei Themen inspirieren: der Natur (etwa in der symphonischen Dichtung In den Bergen), der Liebe (in der Oper Eva, beim Wexford Festival 2004 wiederentdeckt, oder in den 5 Liebesliedern für Stimme und Orchester) und Gott. Sein selten gespieltes Stabat Mater (1891/1892) für gemischten Chor und Orchester kommt demnächst in Prag zur Aufführung. Zdenek Macal dirigiert die Tschechische Philharmonie und den Prager Philharmonischen Chor am 13. und 14.4.2006.
Alfredo Casella
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casella / foerster
SZYMANOWSKI
Erotische Verlockung Im Jahr 1913 vollendete Karol Szymanowski seine erste Oper: die einaktige Hagith wurde 1922 in Warschau uraufgeführt und behandelt die biblische Geschichte (nach einem Libretto von Felix Dörmann) über den Konflikt zwischen König David und seinem Sohn. Der Streit dreht sich um die Krone und ein Mädchen namens Hagith. Die Priester von König David behaupten, die Liebe der jungen Hagith diene dazu, die Lebensdauer des alten Königs zu verlängern. Hagith liebt jedoch den jungen König, der ihre Gefühle erwidert, und sie weigert sich, am rituellen Opfer teilzunehmen. Nach einer wundervollen Szene voll erotischer Verlockung, beleidigtem Stolz, Wut, Verachtung
und Furcht stirbt der alte König. Hagith wird zu Tode gesteinigt. Szymanowski steht hier klar unter dem Einfluss von Richard Strauss, Hagith kann von der Musik und der Thematik her zwischen Puccinis Tosca und der Strauss' Salome eingeordnet werden. Nichtsdestoweniger ist sein frühes Werk, wenn auch etwas eklektisch, als ein Beispiel eines expressionistischen Dramas einzigartig in der Musik Polens. Die Oper Wroclaw hat sich der Oper angenommen und zeigt sie seit dem 24. Februar 2006 in einer erfolgreichen Inszenierung von Michael Znaniecki. Szymanowskis Stabat Mater (1926) ist in vertanzter Form Teil des Balletts Requiem, das in der Choreografie von Tim Rushton ab dem 24. März 2006 am Königlichen Theater in Kopenhagen auf dem Programm steht.
Karol Szymanowski Hagith Kostümentwürfe Oper Wroclaw 2006
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szymanowski
entnahm der Oper 3 Fragmente: die Ouvertüre sowie zwei Arien (in Schegels Übersetzung) von Prospero aus dem 3. Akt: Mein Ariel! und Hin sind meine Zauberei’n.
MARTIN
Wiederentdeckt Dank des Mozart-Jahres besinnt man sich auf Frank Martins Ouverture en hommage à Mozart, die, zum 150. Geburtstag Mozarts entstanden, für lange Jahre aus dem Blickfeld von Dirigenten und Orchestern verschwunden war. Es ist kein Gelegenheitswerk und kein Mozart-Pastiche, sondern der Tribut eines bedeutenden Musikers an sein großes Vorbild. In den nächsten Monaten finden sieben Aufführungen in deutschen und Schweizer Städten statt. Als Wiederentdeckung gilt auch die Suite aus der Oper Der Sturm (ebenfalls 1956 uraufgeführt) für Bariton und Orchester. Uri Segal und das Orchestre Symphonique de Mulhouse haben sich des Werks angenommen, Solist ist Thomas Oliemans (26. und 27. Mai). Martin
Am 9.4. wird in New York Et la vie l'emporta, das letzte Werk Martins, vom Ensemble Cantori New York und der Leitung Marc Shapiros aufgeführt. Seit langer Zeit fühle ich mit der Musik und dem Geist Frank Martins sehr verbunden, sagt Shapiro. Am Beispiel des Le vin herbé erfuhr ich, welche Techniken hervorragende Komponisten anwenden, mit welchen genialen Kunstgriffen sie den Strom von Emotionen, Stimmungen oder Aktionen ins Fließen bringen. In der strahlenden Kantate Et la vie l'emporta folgt dem schmerzerfüllten Schrei nach dem Warum eine Aussöhnung von unvergleichlicher Leuchtkraft. Es ist die quälende Konfrontation eines sterbenden Komponisten mit der Gottheit, die er verehrt und mit dem Zweck, dem er sein Leben gewidmet hatte. Martin scheut die Wahrheit nicht, sein Kampf ist intensiv. Dass das "Leben" daraus schlussendlich siegreich hervorgeht, ist ein letzter, tiefer Ausdruck seines großen kompositorischen Mutes, Talentes und seiner Menschlichkeit.
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martin
MOZART JAHR 2006
Noch mehr Mozart! Das Mozartjahr 2006 bietet die wunderbare Gelegenheit, Werke jener Komponisten unserer Zeit aufzuführen, die über die Jahrzehnte immer wieder Stücke hervorgebracht haben, die sich in unterschiedlichster Form mit dem Phänomen Wolfgang Amadeus Mozart auseinander setzen. Den Katalog dieser Werke (mit Mozartbezug) des 20. und 21. Jhs. finden Sie auch auf unserer Website (www.universaledition.com). Am 5. und 6.1.2006 brachte zB. die Anhaltische Philharmonie Dessau unter Golo Berg alle 12 kurzen, heiteren Aspekte des Divertimento für Mozart für Soli und Orchester auf die Bühne, ein Kollektivwerk von 12 Komponisten aus dem Jahr 1956 (von Einem, Berio, Erbse, Frikker, Bentzon, Hauenstock-Ramati, Klebe, Wimberger, le Roux, Wildberger, Jarre, Henze), das sich in mit der Arie Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich aus der Zauberflöte befasst. Das Berliner Sinfonie Orchester unter Eliahu Inbal hat am 12. und 13.5.2006 im Berliner Konzerthaus einen dieser Aspekte programmiert: Giselher Klebes Espressioni liriche für Horn, Trompete, Posaune und Orchester.
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mozart
Das neueste Werk mit Mozartbezug, 7 Klangräume für Chor und Orchester, hat Georg Friedrich Haas für die Stiftung Mozarteum geschrieben (UA 4.12.2005): die Besetzung dieses Stücks ist identisch mit Mozarts Requiem, allerdings ohne Solisten. Haas hat es so konzipiert, dass die von Mozart hinterlassenen Skizzen in unveränderter Weise (quasi als Skelett der Musik) realisiert und die 7 Klangräume dann als Nach- und Zwischenklang dazu interpretiert werden.
2006 70. 125. 70. 50. 80. 80. 80. 10. 60. 80. 75. 70. 80. 250. 70. 100. 20. 125. 70.
Geburtstag Geburtstag Geburtstag Todestag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Todestag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Todestag Geburtstag Geburtstag
Gilbert Amy * 29.08.1936 Béla Bartók * 25.03.1881 Richard Rodney Bennett * 29.03.1936 Bertolt Brecht † 14.08.1956 Earle Brown * 26.12.1926 Francis Burt * 28.04.1926 Friedrich Cerha * 17.02.1926 Gottfried von Einem † 12.07.1996 Michael Finnissy * 17.03.1946 Morton Feldman * 12.01.1926 Mauricio Kagel * 24.12.1931 Ladislav Kupkovic * 17.03.1936 György Kurtág * 19.02.1926 Wolfgang Amadeus Mozart * 27.01.1756 Steve Reich * 03.10.1936 Dmitri Schostakowitsch * 25.09.1906 Alexandre Tansman † 15.11.1986 Karl Weigl * 06.02.1881 Hans Zender * 22.11.1936
2007 75. 70. 20. 80. 125. 125. 125. 70. 60. 50. 50. 125.
Todestag Geburtstag Todestag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Todestag Geburtstag
Eugen d'Albert † 03.03.1932 David Bedford * 04.08.1937 Morton Feldman † 03.09.1987 Michael Gielen * 20.07.1927 Zoltán Kodály * 16.12.1882 Gian Francesco Malipiero * 18.03.1882 Joseph Marx * 11.05.1882 Gösta Neuwirth * 06.01.1937 Paul Patterson * 15.06.1947 Thomas Daniel Schlee * 26.10.1957 Othmar Schoeck † 08.03.1957 Karol Szymanowski * 06.10.1882
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gedenktage
70. Todestag 50. Geburtstag
Karol Szymanowski † 29.03.1937 Julian Yu * 02.09.1957
2008 25. Todestag 90. Geburtstag 70. Geburtstag 80. Geburtstag 100. Geburtstag 60. Geburtstag 60. Geburtstag 70. Geburtstag 75. Todestag 80. Geburtstag 100. Geburtstag
Cathy Berberian † 06.03.1983 Gottfried von Einem * 24.01.1918 Zygmunt Krauze * 19.09.1938 Gerhard Lampersberg * 05.07.1928 Olivier Messiaen * 10.12.1908 Nigel Osborne * 23.06.1948 Peter Ruzicka * 03.07.1948 Tona Scherchen * 12.03.1938 Max von Schillings † 24.07.1933 Karlheinz Stockhausen * 22.08.1928 Eugen Suchon * 25.09.1908
2009 50. 75. 75. 80. 90. 50. 50. 80. 75. 100. 75. 75. 100. 90. 50.
Todestag Geburtstag Todestag Geburtstag Geburtstag Todestag Todestag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Geburtstag Todestag Geburtstag Geburtstag Todestag
George Antheil † 12.02.1959 Harrison Birtwistle * 15.07.1934 Frederick Delius † 10.06.1934 Edison W. Denisow * 06.04.1929 Roman Haubenstock-Ramati * 27.02.1919 Josef Matthias Hauer † 22.09.1959 Bohuslav Martinu † 28.08.1959 Henri Pousseur * 23.06.1929 Bernard Rands * 02.03.1934 Karl Scheit * 21.04.1909 Alfred Schnittke * 24.11.1934 Franz Schreker † 21.03.1934 Alfred Uhl * 05.06.1909 Roman Vlad * 29.12.1919 Eric Zeisl † 18.02.1959
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gedenktage
VYKINTAS BALTAKAS Poussla für Ensemble und Orchester SWR-SO Baden-Baden und Freiburg, c. Sylvain Cambreling 25. 03. 2006 · Maerz Musik Berlin/D FRIEDRICH CERHA Konzert für Sopransaxophon und Orchester Sjaellands SO, c. HK Gruber, Johannes Ernst, sax 09. 03. 2006 · Frederiksvaerk/DK GEORG FRIEDRICH HAAS Poème für großes Orchester Cleveland Orchestra, c. Franz Welser-Möst 23. 03. 2006 · Cleveland/USA WOLFGANG RIHM Das Namenlose für Sopran, Klarinette und Klavier Mojca Erdmann, S, Jörg Widmann, clar, Axel Bauni, pn 09. 04. 2006 · Heidelberger Frühling/D Stück für Sopran und Streichquartett Claron McFaddon, S, Arditti Quartet 21. 05. 2006 · Muziekgebouw Amsterdam/NL MAURICIO SOTELO Dulcinea Kinderoper Orquesta Sinfónica de Madrid, Arantxa Armentia (Dulcinea), c. Joan Cerveró, dir. Gustavo Tambascio 18. 05. 2006 · Teatro Real Madrid/E Raíz del aire für Stimme und Ensemble und Wall of light sky für Ensemble Antonio Vélez, cantaor Grup Instrumental de Valencia, c. Joan Cerveró 24. 04. 2006 · Radio Bremen/D JOHANNES MARIA STAUD Incipit III (Esquisse retouchée ll) für Posaune solo, Streichorchester, 2 Hörner, Schlagzeug WDR SO Köln, c. Lothar Zagrosek, Uwe Dierksen, trb 10. 03. 2006 · Philharmonie Köln/D
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uraufführungen
ALBAN BERG Sonate op.1 für Klavier UE 33070 FLORIAN BRAMBÖCK Afro-Latin Saxophone Duets für 2 Alt- oder Tenorsaxophone UE 333060 MIKE CORNICK Blue Baroque – Contemporary arrangements of Baroque keyboard classics für Klavier UE 21315 MARY KAREN CLARDY Classic Solos for Flute mit CD für Flöte solo UE 70079 FRANK MARTIN Ballade für Posaune (Tenorsaxophon) und Klavier UE 32359 WOLFGANG AMADEUS MOZART Klavierstücke Band 1: Frühere Werke UT 50229 Band 2: Spätere Werke UT 50230 ARVO PÄRT Summa für Blockflötenquartett S(T)A(B)A(B)T(B) UE 33030 JOHANNES MARIA STAUD Towards a Brighter Hue für Violine UE 32977 KURT WEILL Streichquartett Nr.1 op.8 Studienpartitur UE 33304
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neuerscheinungen
JAMES RAE
Centre Stage 3 Mozart / Der Vogelfänger bin ich ja Puccini / O mio babbino caro UE 21318
Wenn Gianni Schicchi auf Papageno trifft Hier wird der Traum vieler Dirigenten wahr - bei der Besetzung ihrer Ensembles flexibel bleiben und dennoch die großen Klassiker der Musik ins Repertoire nehmen zu können. Nach Dvoráks Symphonie aus der Neuen Welt, Mussorgskis Bilder einer Ausstellung, Kurt Weills Dreigroschenoper und Bizets Carmen werden nun auch die bekanntesten Stücke aus Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte und Giacomo Puccinis Gianni Schicchi aufs Kammermusik-Podium gebracht. Die einfachen Arrangements für variables Ensemble mit einem Solisten und optionaler Klavierunterstützung machen junge Instrumentalisten mit den musikalischen Standardwerken bekannt und eignen sich ideal zum Vortrag bei Konzerten und Musikfestivals.
jungen Musiker gestärkt. Der Spaß am Musizieren lässt bei dieser Kombination sicher nicht auf sich warten! Bereits erschienen: Centre Stage 1 UE 21172 Centre Stage 2 UE 21266
Ganz nebenbei werden dabei nicht nur Zusammenspiel und aufmerksames Zuhören geschult, sondern auch das Selbstvertrauen der
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neuerscheinungen
PIERRE BOULEZ Notations & Piano Sonatas Pi-Hsien Chen, pn hat(now) ART 162 WALTER BRAUNFELS Prinzessin Brambilla Wexford Festival Opera Chorus, Cracow PO, c. Daniele Belardinelli Naxos 8.225312-13 JOSEPH BOHUSLAV FOERSTER Eva Eva Depoltova, S, Prague Radio SO, Prague Radio Chorus, c. F. Vajnar Supraphon SU 3001-2 612 BEAT FURRER Voicelessness. The Snow Has No Voice Nicolas Hodges, pn KAIROS/HM CD 0012382 CLYTUS GOTTWALD Bearbeitungen für Chor a cappella nach Mahler, Berg, Webern ua. Kammerchor Saarbrücken, c. Georg Grün BMG Ariola LC 00316 GEORG FRIEDRICH HAAS Finale Denis Bouriakov, fl WOLFGANG RIHM Quartettstudie Quatuor Ebène DAVID SAWER Parthenope Antoine Tamestit, vla Oehms Classics OC 533 FRANZ LISZT Orgelwerke Martin Haselböck, org (Herausgeber der UE Orgel Edition) New Classical Adventure NCA 5 CDs (60157-215, 60144-210, 60146-215, 60151-215, 60154-215) FRANK MARTIN In terra pax, Pilate, Golgotha Münchner Rundfunkorchester, c. Marcello Viotti, c. Ulf Schirmer Profil/Naxos 3CDs 04037 FRANK MARTIN Konzert für Violoncello und Orchester, Ballade für Violoncello und kleines Orchester, Passacaille Netherlands Radio Chamber Orchestra, Quirine Viersen, vlc, c. Kenneth Montgomery KTC 1290 / Codaex BOHUSLAV MARTINU Concerto Gürzenich-Orchester Köln, c. James Conlon Capriccio 71053 ARNOLD SCHÖNBERG / EDUARD STEUERMANN Verklärte Nacht Trio Jean Paul Ars Musici AM 1383-2 FRANZ SCHREKER UND AUSDRUCKSTANZ Der Geburtstag der Infantin, Valse Lente, Festwalzer und Walzerintermezzo, Der Wind, Ein Tanzspiel, Passacaille Luzerner Sinfonieorchester, c. John Axelrod Nimbus NI 5753 FRANZ SCHREKER Die Gezeichneten Arnold-Schönberg-Chor Wien, RSO Wien, c. Gerd Albrecht Orfeo C 5840221 (Salzburger Festspiele 1984)
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neu auf cd
A. CASELLA Scarlattiana G. MALIPIERO Ricercari Kammerorchester Basel, c. Christopher Hogwood, Arte Nova 74321 92765 2
WOLFGANG RIHM Sphäre um Sphäre, Frage Ensemble Recherche, Salome Kammer, S c. Lucas Vis WERGO WER 6677 2
JOHANNES MARIA STAUD Configuration/ Reflet Ensemble XX. Jahrhundert, c. Peter Burwik Gramola 98783
W.A. MOZART / A. ZEMLINSKY Die Zauberflöte für Klavier zu vier Händen Dennis Russell Davies, Maki Namekawa, pn Edition KlavierFestival Ruhr 2006 (2CDs)
JOHANNES MARIA STAUD Peras Anika Vavic, pn Edition Klavier-Festival Ruhr 2005 ANTON WEBERN Symphonie, 6 Stücke, Konzert, Variationen, 3 Lieder, Quartett etc. Twentieth Century Classics Ensemble, Philharmonia Orchestra, c. Robert Craft Naxos 8.557530 KURT WEILL The Eternal Road (highlights) Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, C. Gerard Schwarz Naxos 8.559402 KURT WEILL Le Grand Lustucru Lars Duppler Trio spielt Kurt Weill Edition Collage/Radio Bremen EC 536-2
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neu auf cd
Werkliste FRANCIS BURT Bavarian Gentians 13’ 1956/2001 für Kammerchor und 6 Instrumentalisten Blind Visions 17’ 1995 für Oboe und kleines Orchester Duo 1954 für Klarinette und Klavier Echoes 10’ 1988-1989 für 9 Spieler Espressione Orchestrale op. 10 13’ 1958-1959 für Orchester Fantasmagoria op. 12 14’ 1963 für Orchester For William 5’ 1988 für 9 Spieler Für Alfred Schlee Ein postmoderner Geburtstagsgruß 1’ 1991 für Streichquartett Der Golem op. 11 Ballett in 1 Bild 35’ 1959/1963 Text: Francis Burt; Erika Hanka Hommage à Jean-Henri Fabre Eine bukolische Fantasie 15’ 1993/1994 für 5 Spieler 3 Little Piano Pieces for J. J. 3’ 1949 für Klavier Morgana 5 Bilder 15’ 1985/1986 für Orchester The Skull — Der Schädel op. 6 10’ 1955 Kantate für Tenor und Klavier, Text: Cyril Tourneur The Skull — Der Schädel op. 6 10’ 1955/2001 Kantate für Tenor und Orchester, Text: Cyril Tourneur 2. Streichquartett 14’ 1993-1994 Und GOtt der HErr sprach 40’ 1983 Betrachtungen nach einer goldenen Hochzeit für Mezzosopran, Bariton, Bass, 2 gemischte Chöre und großes Orchester Unter der blanken Hacke des Monds 17’ 1974/1976 für Bariton und Orchester, Text: Peter Huchel Volpone op. 9 120’ 1952/1958 Oper in 4 Akten, Text: Ben Jonson
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werkliste burt
IMPRESSUM Universal Edition Austria: A-1015 Wien, Postfach 3, Austria Tel +43-1-337 23 - 0, Fax +43-1-337 23 - 400 Großbritannien: 48 Great Marlborough Street, London W1F 7BB Tel +44-20-7437-6880, Fax +44-20-7292-9173. USA: European American Music Distributors LLC 35 East 21st Street, 8th Floor, New York, NY 10010 Tel +1-212-871-0230, Fax +1-212-871-0237. Web: www.universaledition.com Chefredaktion: Angelika Dworak und Eric Marinitsch Beiträge: Bálint András Varga, Angelika Dworak, Eric Marinitsch, Rebecca Dawson, Marion Hermann, Pippa Patterson, Norman Ryan Design: Egger & Lerch, Wien Fotonachweis: Yasuko Haas-Ueda, Caspar Neher (3), Eric Marinitsch (10), Teatro Real Madrid / Javier de Real u. Ricardo Sánchez- Cuerda, Helmut Wiederin, Friedrich Cerha, UE Archiv, Georges Lentz, Roundabout Theatre, Wiener Volksoper / Dimo Dimov, ÖNB, Salzburger Festspiele, Charlotte Till-Borchardt, Opera Wroclaw / Ryszard Kaja, OEW; CDs: BMG Ariola, Wergo, Gramola, Klavier-Festival Ruhr.