Baroque VOGUE Kleine Modeschule der Frühen Neuzeit Ein kurzer Überblick soll euch helfen, die Vielfalt modischer Kleidung, die ihr in dieser Ausstellung sehen könnt, etwas besser zu verstehen. Kleider machen bekanntlich Leute, aber sie prägen auch die jeweilige Zeit. Mode kann uns schnell und sicher weiterhelfen, wenn wir wissen möchten, wann ein Mensch gelebt oder wann ein Kunstwerk entstanden ist. Unser Überblick folgt in großen Zügen den wichtigsten Perioden, aus denen die hier ausgestellten Kunstwerke stammen. Er kann uns nur Grundmuster und die wichtigsten Trends aufzeigen. Selbstverständlich war die Mode auch in der Frühen Neuzeit sehr differenziert und regional verschieden. Noch stärker waren die Unterschiede der Bekleidung von Arm und Reich, von Adel, Bürgertum und Bauern. Die Materialien, die man zum Herstellen von Kleidung benötigte – Stoffe, Spitzen und Bänder, Leder und Pelze – waren im Verhältnis zu heute sehr viel teurer, sodass schon die Kosten aufwendiger Kleidung ihren Besitz stark einschränkte. Dazu kamen aber auch noch strenge gesetzliche Regeln – sogenannte Kleiderordnungen – die genau festlegten, wer was tragen durfte. Bestimmte kostbare Stoffe und Luxusgüter, ja sogar Farben, waren auf bestimmte Stände, also soziale Schichten, beschränkt. Die besonders prächtigen Kleidungsstücke, die ihr hier zumeist sehen könnt, waren nur den reichsten Schichten, dem Adel und sehr wohlhabenden Bürgern vorbehalten.
Ihr dürft auch nicht vergessen, dass Werkzeuge, die uns heute zur Verfügung stehen, wie die Nähmaschine, noch nicht existierten, alle Kleidungsstücke wurden Stich für Stich von Hand genäht, gestickt oder geklöppelt. Von Hand erfolgte natürlich auch die Reinigung, alles Waschbare wurde mühsam in ätzender Lauge gewaschen, wenn nötig gestärkt und mit kleinen, in Öfen erhitzten Eisen gebügelt , viel öfter jedoch in großen Mangeln gepresst. Wäsche- und Kleiderpflege war Schwerstarbeit. Viele der prächtigen und kostbaren Stoffe, die ihr hier seht, kann man jedoch überhaupt nicht waschen und da es noch keine chemischen Reinigung gab, wurden sie nur ausgebürstet und gelüftet. Gut gerochen dürften sie nach einiger Zeit wohl nicht mehr haben. Da Wasser gerade in der Frühen Neuzeit als besonders ungesund und verschmutzt galt, war auch die Körperhygiene der hier abgebildeten Menschen nicht mit der heutigen zu vergleichen. Man badete kaum. Oft war das Waschen auf Gesicht und Hände beschränkt, die mit parfümierten, feuchten Tüchern gereinigt wurden. Wir sollten beim Betrachten der Bilder nicht ganz vergessen, dass die Dargestellten wohl selten so perfekt ausgesehen haben, wie sie im Porträt erscheinen und ganz sicher unseren Geruchssinn auf eine harte Probe gestellt hätten.
Das 16. Jahrhundert – Mode zwischen 1520-1620
Männermode
Mode orientiert sich damals wie heute an Meinungsmachern und „Celebrities“. Das waren in der Frühen Neuzeit die Vertreter der wichtigsten Königshöfe. Politische Vormachtstellung bedeutete also auch Vormachtstellung auf dem Gebiet der Mode.
Wie in der Kunst zeigen sich auch in der Mode radikale Neuerungen gegenüber dem Mittelalter. Im Spätmittelalter trug man bodenlange, den Körper in weiten Falten lose umspielende Kleidung. Männer trugen unter diesen Roben und Mänteln keine Hosen im modernen Sinn, sondern über der Bruoch – einer leinenen Unterhose – nur lange Beinlinge, die Füße und Schenkel bedeckten und an der Taille befestigt waren. Sie waren in der Mitte, also im Schritt, nicht verbunden.
Im 16. Jahrhundert war das Königreich Spanien, das bis 1640 auch Portugal umfasste, das mächtigste Land Europas. Seine überseeischen Kolonien, die ganz Südamerika und Teile Nordamerikas, Afrikas und Ostasiens umfassten, umspannten den gesamten Globus. Es war ein Reich, in dem, wie man mit Stolz sagte, die Sonne nie unterging. Die enormen Schätze, die aus den Silber-, Gold- und Edelsteinminen dieser Kolonien gewonnen wurden, machten Spanien auch zum reichsten Land seiner Zeit, bis jahrzehntelange Kriege und Misswirtschaft dem Aufstieg Spaniens ein Ende bereiteten. In seiner Glanzzeit jedoch dominierte die sogenannte Spanische Mode mit ihrem strengen Schwarz und ihren starr modellierten Körpern den europäischen Geschmack. Wie die Kunst der Renaissance stellt auch die Mode dieser Zeit den Menschen in betonter Körperlichkeit in den Mittelpunkt. Sie formt jedoch den Menschen zu einem Idealbild, hinter dem der wahre, unvollkommene Körper verschwinden musste. Wams und Hose wurden eng um den Körper modelliert, was immer größere Fertigkeiten der Schneider und aufwendige neue Schnittmodelle nötig machte, die zu den bisherigen Künsten der Stoffherstellung, Nähen und Sticken hinzukamen. Plötzlich musste man dreidimensional denken. Die ersten Meister ihres Faches waren spanische Schneider, deren Künste in ganz Europa gefragt waren.
Das änderte sich in der Renaissance, als – zumindest für junge Männer - taillenkurze Jacken und Wämser modern wurden. Plötzlich waren die Beine, die unter den langen mittelalterlichen Gewändern versteckt blieben, weithin sichtbar. So begann die Entwicklung der Hose: die einzelnen Beinlinge wurden zusammengenäht und vorne verschließbar. Da die engen Beinlinge wenig Bewegungsfreiheit boten, trennte man sie über dem Knie, sodass Kniehose und Strümpfe entstanden. Die Kniehose wurde immer kürzer und schließlich zur dicht ausgestopften Pluderhose, der sogenannten Heerpauke, unter der die Beine nur in engen Seiden- oder Wollstrümpfen steckten. Darüber trug man ein taillenkurzes Wams. Das enge Wams wies im Schnitt große Ähnlichkeit mit weiblichen Miedern auf, war wie diese mit Draht verstärkt und ausgestopft, ebenso wie der zentrale Hosenlatz, die Braguette genannte Schamkapsel. Über dem Wams trug der spanische Kavalier die Capa, ein kurzes Cape, das auch pelzgefüttert sein konnte. Der schmalen und schlanken Silhouette folgten auch die Kopfbedeckungen: das Toque - hohe, kegelförmige Hüte, die eine sehr schmale oder gar keine Krempe hatten.
Erzherzog Karl (1540-1590) von Innerösterreich, 1587 Karl trägt die typisch schwarze spanische Mode, die sich durch akzentuierte Geometrie und hohe Kunst der Stoffbearbeitung auszeichnet. Daher war Schwarz auch die bevorzugte Farbe, weil sie nicht von den kunstvollen Schnitten ablenkt und den idealen Hintergrund für Juwelen und Posamenterien bot. Auch der Wechsel der stofflichen Texturen, von Samt und Seide, kommt in Schwarz besonders gut zur Geltung. Eine sogenannte Capa, der kurze, capeartige Mantel vervollständigt die Ausstattung. Die Hose war unsichtbar am Wams befestigt, da es noch keinen Gürtel gab. Am Saum des Wamses befand sich innen eine mit vielen Schlitzen versehene Nestelleiste, an der man die Hose anbinden konnte.
Die Heerpauke genannte Hose bestand aus zwei Lagen Stoff, deren oberste mit typischen Schlitzen versehen war, sodass in der Bewegung der darunterliegende Stoffe sichtbar wurde. Die schwarzen, gestrickten Seidenstrümpfe wurden unsichtbar unter der Hose mit strapsartigen Strumpfhaltern befestigt und waren wohl selten so glatt, wie sie auf Bildern gezeigt sind. Es gab ja noch kein elastisches Material, sodass die Strümpfe nach kurzem Gebrauch wohl eher „ziehharmonika-artig“ ausgesehen haben dürften.
Zur spanische Mode gehört ein weicher, krempenloser Hut, das Toque, das oft mit Juwelen oder Federn verziert wurde. Die schmale spanische Krause war noch Teil des Hemds, dessen weite Bahnen am Hals zusammengerafft wurden. Das Schwarz bot den idealen Hintergrund für Juwelen und Ehrenzeichen aller Art. Karl trägt hier die höchste Auszeichnung des Hauses Habsburg, den Orden vom Goldenen Vlies. Karl trägt ein enges, über der Mitte ausgestopftes Samtwams, darunter seidene Unterärmel mit plastischen Stickereien. Sie korrespondieren mit dem Stoff der Hose. Unentbehrliches Accessoire für den adeligen Kavalier war eine prunkvolle Waffe, die an einem reichgeschmückten Wehrgehänge getragen wurde.
Zu den Strümpfen trug man bei Hof weiche, flache Schuhe, niemals Stiefel, die dem Außenbereich vorbehalten waren.
Damenmode In der Damenmode bestand die große Neuerung des 16.Jahrhunderts in der Trennung von Rock und Mieder, die es zuvor nicht gegeben hatte. Die Trennung in der Taille ermöglichte eine große Veränderung der losen mittelalterlichen Kleider und die Möglichkeit, die Röcke durch vielfache Drapierungen, Falten, Unter- und Reifröcke mit einem eng geschnürten Mieder zu kombinieren. Die Stoffbahnen wurden in mehrfachen Schichten übereinander getragen. Das bot besseren Schutz vor Kälte in einer Welt, in der es noch wenig Heizmöglichkeiten gab und die Menschen gewohnt waren, monatelang zu frieren. Nach etwa 1550 trugen Frauen höherer Klassen fast immer Unterkleid, Korsett, Unterrock, Reifrock und Überrock, dazu ein Mieder, Ärmel, Krause oder Koller. Die vielen Schichten sorgten auch für Schicklichkeit in einer Zeit, die noch keine Unterwäsche kannte.
Da man sich in Kleidern dieser Art kaum bewegen und schon gar nicht arbeiten konnte, waren sie auf höchste Gesellschaftsschichten beschränkt. Arbeitende Frauen trugen zwar auch viele Schichten übereinander und meist ein geschnürtes Mieder, jedoch keine Versteifungen und keinen Reifrock, der schon damals Gegenstand des Spotts sein konnte. Die Spanier nannten ihn Guardinfante, als ob man kleine Kinder darunter verstecken könnte, im Französischen hieß er Vertugarde - „Tugendwächter“.
Höfische Kleidung zeigt eine charakteristische V-Form, die durch die eng geschnürte Taille und einen kegelförmigen Rock erzielt wird. Die Überröcke sind dabei wie ein Lampenschirm über das Metallgestänge des Reifrocks gespannt. Auch der Oberkörper wird starr in ein Korsett modelliert, das kaum Bewegung ermöglicht. Breite Nähte, die mit Werg, Wolle oder Drähten (nach 1600 auch mit Walbein) verstärkt sind, formen den Körper zur idealen Silhouette. Das Kleid ist hochgeschlossen und endet in engen Krägen, über denen noch Halskrausen sichtbar sind, die auch die Bewegung des Kopfes verhindern. Die Kleider wirken außerordentlich prächtig, sind mit Juwelen, Borten und Posamenterien übersäht, ähneln aber eher Rüstungen als Roben. Außer Gesicht und Händen ist kein Zentimeter Haut sichtbar. Damen, die nach spanischer Mode gekleidet sind. Kupferstich von Bartolomeo Grassi, 1585
Königin Margaretha von Spanien (1584-1611), um 1600/05
Margaretha trägt eine besonders feine, doppellagige Krause aus Batist und feinster Nadelspitze. Solche steif gestärkten Krausen wurden durch Drahtgestelle, die unter dem Kragen befestigt waren, in Position gehalten.
Unter den losen Überärmeln, die unter den Picadilllos eingehakt waren, sind die weißen Unterärmel sichtbar, die mit plastischen Metallstickereien verziert sind.
Von besonderer Qualität sind auch die kleineren Krausen an den Ärmeln.
Auf der Brust das kostbare Staatsjuwel Joyel Rico de los Austrias, das aus der damals kostbarsten Perle der Welt La Peregrina und dem flachen Diamanten El Estanque bestand.
Der Oberkörper ist ganz flach modelliert. Wie in der Männerkleidung sind die Schultern durch angesetzte und verstärkte Stoffstreifen (Picadillos) betont. Das Mieder hat angesetzte Schöße, die auf den Hüftpolstern des Reifrocks aufliegen. Die Taille wird durch einen Schmuckgürtel mit Emailarbeiten, Perlen und Diamanten betont. Die Robe aus schwarzem Samt ist mit vielen Bahnen schwarzer Seidenborten besetzt, die Schrägen und Schöße des Mieders und die Ärmelsäume betonen. Ein unentbehrliches Luxusaccessoire war das Fazzoletto, ein feines Taschentuch mit Spitzenbesatz, das auch ein beliebtes Geschenk für Damen war.
Königin Margarethe, um 1605/08
Die Königin trägt ein Diadem und eine Schmuckagraffe mit Juwelen und weißen Reiherfedern. Die Kragenstütze ist hier vergoldet und am Rand mit tropfenförmigen Perlen besetzt.
Die Säume des kegelförmigen Rocks sind mit Doppelbahnen von gestickten Borten besetzt, der Überrock ist vorne geschlossen und wird von dekorativen Puntas (Seidenschleifen, deren Enden in metallenen Schmuckhülsen stecken) zusammengehalten.
Auffallendstes Detail dieser Robe ist jedoch der „politische“ Stoff, ein Brokat, der eigens für die spanische Königin gewoben wurde und zahlreiche Symbole enthält, die wichtige Botschaften enthalten. Man sieht die verschlungenen Initialen ihres Mannes PHILIPPUS unter der Krone und zahlreiche Wappensymbole: den Turm von Kastilien, den Löwen von Leon, den habsburgischen Doppeladler mit dem Bindenschild auf der Brust, dazu die spanische Krone und die Muschel des Santiago-Ordens.
Die Königin trägt ein Kleid von gleichem Schnitt wie das vorhergehende, die Überärmel sind jedoch länger und tiefer geschlitzt, sodass mehr von den Unterärmeln sichtbar ist.
Das 17. Jahrhundert – Mode zwischen 1620-1710
Männermode
Im 17.Jahrhundert verliert Spanien langsam seine Vormachtstellung auf politischem Gebiet. Nach der Jahrhundertmitte und dem Ende des 30jährigen Krieges 1648 steigt Frankreich unter seinem Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638-1715) zur führenden Großmacht Europas auf. Danach bestimmt der Geschmack des französischen Hofs auch den Rest Europas, wenn es auch im spanischen Einflussbereich der großen habsburgischen Territorien deutlich länger braucht als in Westeuropa bis sich die französische Vormachtstellung durchsetzt. Im 17. Jahrhundert gelangt auch der französische Begriff „Mode“ in die deutsche Sprache, nämlich für die ganz aktuelle „à la mode“ Kleidung des dandyhaft stylischen Kavaliers, des „Monsieur à la mode“ der 1630/40 er Jahre.
Barocke Mode ist Männermode. Kaum eine Periode der Modegeschichte lässt Männer in so aufsehenerregenden, geradezu schrillen Outfits erscheinen wie das 17.Jahrhundert. Die strenge, unveränderliche Silhouette der spanischen Mode weicht etwas sehr Theatralischem, schnell Veränderlichem und überaus Luxuriösem. Die überladenen Oberflächen der Outfits sind nur mit den bewegten Konturen barocker Stuckdecken oder geschnitzten Möbeldekors vergleichbar. Bei Betrachtung der Gemälde kann man sich nur schwer vorstellen, wie solche Kostüme im Alltag – selbst im ritualisierten Alltag eines fürstlichen Hofes – funktioniert haben können.
In der ersten Jahrhunderthälfte setzen auch die aufstrebenden Niederlande in ihrem Kampf gegen die spanischen Herren bestimmende modische Akzente. Eine blühende Leinen- und Seidenproduktion ließ die junge Nation mit den einflussreichen Kaufmannsgeschlechtern sehr schnell außerordentlich reich werden, ein Reichtum, der auch gezeigt werden wollte. Die Holländer sind die ersten, die den strengen spanischen Geschmack gegen größere Opulenz und üppigeren Materialeinsatz aufgeben. Vor allem die als Inbegriff von Reichtum und Luxus geltenden Halskrausen, die hier auf Mühlsteingröße anwachsen, prägen den „holländischen Barock“ des frühen 17.Jahrhunderts.
Spitzen, Rüschen, Seidenschleifen, Bandschluppen, Knöpfe und Juwelen wetteifern mit Borten, Volants, Federn und Lockentürmen um die Vorherrschaft über die kostbaren Brokat- und Seidenstoffe. Die Pflege und das Anlegen solcher Zirkuskostüme muss nicht nur Unsummen verschlungen, sondern auch Stunden erfordert haben. Aber niemals wieder wird man so spektakuläre Feste und Einritte erlebt haben wie in der Barockzeit, in der die ganze Welt zur Bühne wurde. Sehr schnell verändern sich die Hosenformen. Aus der kurzen spanischen Pluderhose, der Heerpauke, wurden um 1630/40 wieder schmale gerade Hosenbeine. Schuld sind die Zwänge des Krieges, der Europa seit 1618 bestimmte. Da es noch keine Uniformen gab, musste die Alltagsmode kriegstauglich gemacht werden. In engen Hosen kann man besser reiten. Auch das Ende der steifen und kaum zu pflegenden Halskrausen kommt in dieser Zeit. Sie werden durch weiche, breite Umlegkrägen ersetzt, die jedoch ebenfalls mit üppigen Spitzenbesätzen luxuriös ausgestattet sind. Das Wams bleibt hochtailliert, wird aber durch lange Schöße bis auf Hüfthöhe verlängert.
Prinz Hartmann von Liechtenstein (1613-1686), um 1630 Hartmann erscheint in einem mondänen à la mode Outfit der frühen 1630er Jahre. Auffällig ist das Zusammenspiel der unterschiedlichen Brokatmuster, deren Metallfäden v.a. im abendlichen Kerzenlicht gut zur Geltung gekommen sein müssen.
Prächtiges Bandelier (Wehrgehänge) mit Reliefstickerei in Silber, an dem der Degen befestigt ist. Tailliertes Wams mit langen, versteiften Schößen und geschlitzten Ärmeln. Die Taille ist mit angesetzten Bandrosetten versehen, ebenso wie der Verschluss der Hose.
Röhrenhose, deren Saum mit einer auffälligen Borte mit losen Metallstiften besetzt ist, die bei jeder Bewegung geklappert haben müssen.
Umgeklappte Stulpenstiefel, in denen der breite Spitzenbesatz des Strumpfes (canons) sichtbar wird. Die Strümpfe konnten unter dem Knie mit einem Strumpfband gehalten oder unter dem Saum der Hose angenestelt werden.
Breiter Umlegkragen aus Nadelspitze Das Haar wird modisch lang und offen getragen, eine Strähne bleibt deutlich länger. Sie wird gern dazu verwendet, sogenannte Favori (kleine Schleifen, die auch Perlen oder einen Edelstein tragen können) zu befestigen, die häufig Geschenke von Damen waren. Doppelte Tätzel, übereinander liegende Manschetten, die ebenso wie der Kragen abnehmbar und nicht am Hemd festgenäht waren. Dadurch waren sie leichter zu reinigen und zu stärken. Reiche Kavaliere besaßen im allgemeinen mehrere Dutzend Paare davon.
In den 1640/50 Jahren werden die Ausstattungen, v.a. die Hosenform noch ungewöhnlicher. In Anlehnung an die Kindermode des jungen französischen Königs Ludwig, der 1643 schon im Alter von fünf Jahren an die Regierung kam, wurden in den 1650er Jahren kurze Jacken mit Halbärmeln bei Hofe modern, sodass unter einer Art Kinderjäckchen viel vom Hemd sichtbar blieb. Dazu passte gut die eine sehr weite, auf den Hüften sitzende Rockhose, die Rhingrave oder Rheingrafenhose, die sich aus weiten holländischen Modellen entwickelt hatte. Dekoriert mit einer Überfülle an Maschen, Schlaufendekor und Spitzen machen diese Outfits die Materialmanie der Barockzeit augenscheinlich. Die Haare wurden lang, wallend und offen getragen.
Kavalier in ausladender Rhingrave Kupferstich von Romeyn de Hooghe, nach 1670
Erzherzog Karl Joseph (1649-1664), 1653/54. Diese extrem verspielte Mode wurde auch am Wiener Hof getragen. Der kleine Erzherzog Karl Joseph, ein Sohn Kaiser Ferdinands III., führt sie hier im Alter von etwa fünf Jahren vor.
Die kurze Jacke mit geschlitzten Halbärmeln wird vorne offen getragen, sodass überall das weite, gebauschte Hemd sichtbar wird, dessen Manschetten von roten Schleifen gehalten werden. Alle Kanten und Säume sind mit breiten Silberborten besetzt. Zum Gesamtauftritt gehört auch ein großer Hut, der ebenfalls mit Bandrosetten und Straußenfedern garniert ist..
Ein breites Bandelier mit aufgesetzter Maschenrosette hält den Degen. Die überweite Rhingrave sitzt tief auf den Hüften, Bund und Verschluss sind ebenso wie die Seitennähte mit üppigen Bandrosetten geschmückt. Dieselben Bandrosetten (schuechrosn) finden sich auch auf den weiten Stulpenstiefeln, in deren Bechern die Spitzenbesätze der Strümpfe liegen.
Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol (1628-1662), um 1645/48 Was bei einem kleinen Kind schon überladen wirkt, erscheint bei einem erwachsenen Mann an der Grenze zur Lächerlichkeit, obwohl der Erzherzog eine gemäßigte Form dieser an Materialaufwand und Verspieltheit kaum zu überbietenden Mode träg: Eine dreiteilige Garnitur aus rotem Stoff, die aus Rheingrafenhose, Jacke und Umhang besteht. Alle Säume sind mit breiten Silberborten besetzt.
Die Jackenärmel sind vorne geschlitzt, um das Hemd zu zeigen.
Capeartiger weiter Umhang, mit losen Vorderbahnen, um das Durchgreifen zu erleichtern.
Das lange Haar wird offen getragen. An zwei Strähnen sind kleine schwarze Schleifen (Favori oder Faveurs) gebunden, die eine besondere modische Finesse darstellten. Die Jacke ist noch altmodisch eng und hochgeschlossen, der Umlegkragen des Hemds ist schmal und ebenso wie die Manschetten mit einer Spitzenbahn gesäumt.
Auch hier gehört ein großer, breitkrempiger Hut zur Ausstattung, der mit Maschen und Federn dekoriert ist.
Mäßig weite Rhingrave, die am Hosenbund und den Seitennähten mit mehrfachen Bahnen üppiger Silberschlaufen besetzt ist.
Überbreite, spitze Stulpenstiefel, in denen mehrlagige canons liegen. Darunter sieht man die weißen Seidenstrümpfe, die hier realistischer und sehr lose gezeigt sind.
Wieder war es der Krieg, der Veränderung in die Männermode brachte. Der in vielfache kriegerische Ereignisse verwickelte französische Hof konnte nicht lange bei einer so verspielten und unpraktischen Mode verbleiben. Im Felde bevorzugte man engere Hosen, in denen man reiten konnte und einen langen, warmen Rock. König Ludwig XIV. brachte diese praktische Kleidung aus seinen Kampagnen zurück an den Hof und legte sie auch nicht mehr ab. So etablierte sich nach 1660 eine neue Form des Männeranzugs, der aus Kniehose, Weste und langem Überrock bestand. Sie wurde bald in ganz Europa gebräuchlich. Die breiten Umschlagkrägen kamen auch aus der Mode und die Hemden wurden vorne mit einem Schalkragen mit spitzenbesetzten Enden verschlossen, die geknotet und durch eine farbige Masche gezogen wurden. Nach dem kroatischen Reiterregiment der französischen Armee, das ähnliche Krägen zuerst getragen hatte, bekam er seinen heute noch gebräuchlichen Namen, Cravatte.
Wilhelm III. von Oranien in einem typischen Outfit mit Kniehose, Weste und langem Überrock Kupferstich von Robert Bonnart, nach 1688
Carl Cajetan Graf Leslie zeigt eine kostbare Spitzenkrawatte mit persรถnlichem Wappen an der rechten Kante
Johann Christian Fürst von Eggenberg (1641-1710), um 1670 Johann Christian zeigt uns ein charakteristisches Outfit nach neuester französischer Mode. Es ist zwar formal sehr entschärft, farbig aber noch immer alles andere als dezent.
Hochmodische Cravatte, die durch eine grüne Schleife gezogen ist.
Das Haar wird sehr lange und offen getragen. Ältere Herren benötigen schon bald Perücken, weil die eigene Haarpracht nicht mehr ausreicht.
Wadenlanger Überrock mit typischen halblangen Ärmeln, die mit der zeitgleichen Damenmode korrespondieren. Er ist aus auffälliger, hellroter Seide gefertigt und mit kontrastierendem Hellgrün gefüttert. Die Säume sind mit breiten Goldborten akzentuiert. Die Hemdsärmel mit den Spitzenbesätzen bleiben sichtbar.
Bequeme Kniehose mit seitlichem Bortenbesatz, die unter dem Knie von einem Band fixiert wird. Zum Rockfutter passende hüftlange Weste, die mit goldenen Borten besetzt ist. Auffallende hellgrüne Seidenstrümpfe, die von den gleichfärbigen Seidenbändern der Hose gehalten werden. Auch die Schuhe sind farblich darauf abgestimmt.
Johann Seyfried Fürst von Eggenberg (1644-1713), um 1670 Fürst Eggenbergs jüngerer Bruder Johann Seyfried erscheint hier in der „Sport- und Freizeitvariante“ eines solchen Outfits. Er ist mit seinen Hunden auf der Jagd dargestellt. Bis auf das weiße Hemd ist die Kleidung dafür ganz in Grün gehalten. Hochmodische Cravatte, ebenfalls von grüner Schleife gehalten. Darunter ein einfaches weißes Hemd, die Ärmel hier ohne Spitzenmanschetten, dafür am Handgelenk mit grünen Maschen zusammengebunden. Elegante, bortenbesetzte Jagdtasche, die an einem Riemen über der Schulter getragen wird.
Auch Seyfried trägt das blonde Haar sehr lange und offen. Bei jungen Männern war diese anspruchsvolle Mode noch manchmal mit eigenem Haar zu erreichen, die meisten älteren Herren mussten jedoch auf Perücken zurückgreifen, die damals noch nicht gepudert wurden.
Überweiter, fast knielanger Jagdrock, der vorne mit einer Knopfleiste verschlossen ist und tiefe Seitentaschen hat. Auch der Jagdrock besitzt die modischen halblangen Ärmel. Die Manschette sitzt über der Armbeuge und kann aufgeknöpft werden, um Bewegung zu ermöglichen.
Weite, bequeme Kniehose, die von breiten Bändern gehalten wird, darunter grüne Seidenstrümpfe, passend zu den Maschen der weichen Lederschuhe.
Damenmode Die Damenmode des frühen 17.Jahrhunderts zeigt parallele Entwicklungen, weg von spanischer Strenge und steifer Enge, hin zu einer weicheren, mehr natürlichen Silhouette. Das ausgesteifte Korsett konnte daher entfallen und wurde durch ein verstärktes Mieder des Oberkleides ersetzt. Die Kleider sind nun tiefer ausgeschnitten und zeigen Dekolleté, die Ärmel werden sehr weit, oft ausgestopft und mehrlagig mit geschlitzten Schnitten. Sie werden gerafft und mit Bändern und Maschen fixiert. Die steifen Krausen werden wie bei den Männern durch weiche, spitzenbesetzte Umlegkrägen ersetzt. Nach 1625 wandert die Taille weit nach oben und sitzt nun unter der Brust. Die Outfits bestehen nach wie vor aus mehreren Teilen und Stofflagen übereinander. Ein üppiger, stark kontrastierender Materialmix erzeugt ein kostbares Erscheinungsbild, das jedoch nicht an die verspielte Extravaganz der Männerkleidung herankommt.
Dame in einem charakteristisch hochtaillierten Kleid der 1630er Jahre. Kupferstich von Abraham Bosse, 1633
Erzherzogin Cäcilia Renata, Königin von Polen (1611-1644) Cäcilia Renata war eine Tochter Kaiser Ferdinands II und damit eine Nichte der Margaretha. Wie schon deren Schwester in der Generation zuvor, war sie für eine Ehe mit dem polnischen König bestimmt.
Das mit Fischbein verstärkte Mieder ist vorne sehr lang, der Eindruck der modischen hohen Taille wird eher vom Gürtel suggeriert.
Über Rock und Mieder trägt Cäcilia Renata ein weites ärmelloses Überkleid aus schwarzer Seide, das von einem schmalen Gürtel gehalten wird.
Das Haar ist über Drahtunterbauten in breite seitliche Lockentuffs gekämmt, aus denen links, wie in der Herrenmode, eine einzelne, längere Locke auf die Schulter fällt. Ein großes Juwel mit einer einzelnen Perle dient als Haarschmuck. Der weiche und lose Eindruck der Kleidung wird von dem schweren, konservativen Schmuck beeinträchtigt, der auf dieser Oberfläche nicht mehr so ungestört zur Geltung kommt wie auf dem spanischen Schwarz. Die üppig gebauschten Ärmel des Unterkleides sind gerafft und enden in dreilagigen, gestärkte Spitzenmanschetten, die mit dem breiten Umlegkragen korrespondieren.
In der Linken hält sie einen geschlossenen Fächer, der mit einem Seidenband um das Handgelenk getragen werden kann.
Nach der Jahrhundertmitte werden die Mieder wieder länger und stärker ausgesteift. Der Rock kommt jetzt ohne Verstärkung und Drahtgestell aus, über einen einfachen Hüftpolster kann er natürlich fallen und schwingen. Dadurch kommen glänzende und dekorierte Oberflächen bei Kerzenlicht besonders gut zur Geltung. Die zunehmende Verwendung von Hafteln erleichtert nun die Fixierung der Kleidung, die zuvor mühsam gebunden werden musste. Die Ärmel bleiben weit und tief gefältelt, werden nach den 70er Jahren immer kürzer, sodass die Ärmel des Unterkleides sichtbar bleiben. Die Dekolletés sitzen tief und präsentieren viel Haut, die jedoch oft mit Spitzen oder feinen Tüchern bedeckt wird. Bis gegen Ende des Jahrhunderts bleiben die dreiteiligen Outfits aus Mieder, Unter- und Überrock gebräuchlich, bevor einteilige Roben modern werden, die das kommende Jahrhundert prägen sollten.
Elegante Dame in einem hochmodischen Outfit der 1670er Jahre Kupferstich von Robert Bonnart, nach 1688
Maria Ernestine Fürstin Eggenberg (1649-1719), um 1675 Maria Ernestine trägt eine kostbare Robe aus hochmodischem, gestreiftem Brokat, der mit abwechselnd bunten und goldenen Blumen gestaltet ist.
Der ganze Körper wird hier zur Schmuckfläche. Die zu dieser Zeit besonders beliebten einfachen Perlschnüre sind um beide Arme, den Hals und in das Haar geschlungen.
Der Überrock verbirgt hier die schmalen Schößchen des Mieders, während sein Verschluss unter dem Schmuckgürtel unsichtbar bleibt. Er fällt schon ganz natürlich, nur über eine um die Hüften getragene wattierte Rolle – den viel belächelten Weiberspeck – drapiert.
Die modische Frisur der 1660-80er Jahre war ausladend breit und über seitliche Drahthalterungen gesteckt. Die Haare wurden mit dem Brenneisen dicht gelockt. Einzelne längere Strähnen fallen bis auf die Schultern. Das ausgesteifte Mieder hat ganz kurze Ärmel, die noch zusätzlich gerafft und von Broschen gehalten sind. Das sichtbare Unterkleid besteht hier zur Gänze aus kostbarer Spitze, die ebenfalls von Goldkettchen fixiert wird. Erstmals bleiben die Unterarme sichtbar, was lange Zeit als besonders gewagt galt.
Der Überrock mit einer kurzen Schleppe ist vorne geöffnet und mit Diamantbroschen an den Säumen kaskadenartig zurückgesteckt. Darunter trägt Maria Ernestine gleich zwei Unterröcke, einen weißen, glatten Seidenrock, den sie elegant mit der Linken hochzieht, um den zweiten aus blauem Damast mit breiten Goldborten, zu zeigen.
Eleonora Maria Rosalia Fürstin Eggenberg im Jagdkleid, um 1670 Ihre Schwägerin Eleonora, eine geb. Prinzessin Liechtenstein, erscheint hier in einfacher „Sportkleidung“, die mit dem Jagdoutfit ihres Mannes Johann Seyfried korrespondiert.
Auch Eleonora trägt die modischen Perlschnüre um Handgelenke, Hals und im Haar, das am Oberkopf glatt zurückgekämmt und seitlich zu losen Tuffs gesteckt ist. Ein zweiter, loser Schal ist dekorativ über die Schulter drapiert. Die Halslinie sitzt sehr tief auf den Schultern, ist hier aber nicht mit Spitze, sondern einem Chiffonstreifen besetzt, der in der Mitte durch eine Schlaufe unter der zentralen Masche geschlungen ist.
Eleonora stützt sich auf einen eleganten Stock, der ebenfalls mit einer grünen Quaste dekoriert ist.
Unter dem offenen grünen Rock wird wieder der weiße, seidene Unterrock sichtbar sowie passende grüne Schuhe.
Das Mieder hat kurze, innen geschlitzte Ärmel, unter denen die weißen Ärmel des Unterkleides sichtbar bleiben. Sie sind mit breiten Spitzenbahnen besetzt.
Das grüne Kleid besteht aus zwei Teilen, einem vorne lanzettförmig auslaufenden, versteiften Mieder und einem dazugehörigen Rock, dessen Ansatz unter dem Mieder verschwindet.
Kaiserin Eleonora Magdalena (1655-1720), um 1690/95 Kaiserin Eleonora, die dritte Frau Kaiser Leopolds I., zeigt uns ein eher konservatives Outfit aus den 1690er Jahren, das immer noch aus drei Hauptelementen besteht.
Die Kaiserin präsentiert einen passenden Fächer, der mit einer dekorativen blauen Seidenschleife um das Handgelenk getragen wird.
Das modischste Element an diesem sehr konservativen Outfit ist die hohe schmale Frisur, die in den 1690er Jahren die breiten Lockentuffs ablöste. Die Haare wurden nun straff nach oben getürmt und oft mit einer versteiften Spitzenhaube, der Fontange, noch zusätzlich erhöht. Das lanzettförmig nach unter gezogene Mieder hat, dem konservativen Wiener Geschmack entsprechend, eine hohe Schulterlinie, die weniger Dekolleté sichtbar lässt. Es ist mit einem breiten Spitzenband besetzt. Kurze, ebenfalls spitzengesäumte Ärmel über dem obligaten Unterkleid Am Rückenausschnitt ist eine glatt herabfallende Schleppe fixiert.
Mit breiten Bahnen von Goldspitze besetzter Unterrock
Der Überrock der Robe aus weiß-goldenem Brokat ist zurückgeschlagen und an den Säumen mit Broschen fixiert. Er ist an der Taille in tiefe Falten gelegt und läuft in eine Schleppe aus.
Das 18. Jahrhundert Mode zwischen 1710 und 1790
Männermode
Das Europa des 18. Jahrhunderts wurde mehr denn je vom modischen Geschmack des Französischen Hofes geprägt. Die Sprache der Mode ist nun definitiv französisch geworden und wohl auch bis heute geblieben. Während sich ein Großteil der europäischen Höfe in Zeremoniell und Mode sehr stark an Frankreich anlehnt, spielt England eine deutliche Sonderrolle. Hier entwickelte sich eine spezifisch englische Formensprache der Kleidung, die schlichter, aber auch variabler und differenzierter war. England kannte schon früh praktische Sonderformen der Kleidung für Stadt und Land, Gala und Freizeit, Unterschiede in der Kleidung von Kindern und Erwachsenen. In Frankreich unterschied man lange Zeit nur zwischen höfischer Gala und sogenannter Negligé-Kleidung, die jedoch nichts mit einem Negligé im heutigen Sinne zu tun hat. Es bedeutete einfach nur „Nicht-Gala-Kleidung“. Erst unter dem Einfluss von Philosophie und Kunst der Aufklärung, die eine Rückkehr zum einfacheren, natürlicheren Leben forderte, kam gegen Ende des Jahrhunderts auch Bewegung in die Mode. Der auf die Spitze getriebene Kult luxuriöser Schneiderkunst und Verzerrung der menschlichen Silhouette veränderte sich hin zu einfacheren Formen und natürlichem Umriss, zu Verwendung von schlichteren Materialien. Modische Schäferromane zeichneten eine ländliche Idylle abseits des höfischen Zwanges, dem auch die Mode mit ländlichen Details, mit Schürzen, Strohhüten und kürzeren, schmaleren Röcken, entsprach.
Die schrille und auffällige Männermode des 17.Jhs. wurde im Laufe des 18. zunehmend zurückhaltender und praktischer. Die Damen übernahmen wieder das modische Glanzlicht. Aus dem weiten Männer-Überrock der Barockzeit entwickelt sich nach 1690 der sog. Justeaucorps, der – wie sein Name schon sagt – enger am Körper getragene lange Rock. Mit Weste und Kniehose (culotte) formt er bis zur Revolution das gängige männliche Outfit. Weite Rückenfalten ermöglichen bequemes Sitzen und leichtere Fortbewegung. Die ehemals kurzen Halbärmel werden durch riesige Manschetten bis zum Handgelenk verlängert. Diese sind daher um 1700 so groß und breit, dass sie mit Knöpfen am Ärmel festgehalten werden müssen. Nach 1730 werden die Manschetten allmählich schmäler. Das Hemd ist bis auf eine Spitzensaum nun nicht mehr sichtbar.
Nach 1789 schließlich führte der Ausbruch der Französische Revolution ein Ende des glanzvollen, aber in höchstem Maße ausbeuterischen Ancien Régime herbei. Eine blutige Periode großer europäischer Kriege und gesellschaftlicher Umschichtungen beendete auch die sogenannte Frühe Neuzeit, jene alte barocke Welt, wie man sie bis dahin gekannt hatte.
Zu Kniehose und Weste trägt der Kavalier wie im Jahrhundert davor farbige Seidenstrümpfe und elegante Stöckelschuhe. Nach 1690 sind auch hohe, zu üppigen Locken getürmte Allongeperücken für vornehme Männer Pflicht. Dazu trägt man große dreispitzige Hüte, die mit Straußenfedern dekoriert sind. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte werden die Perückenformen immer vielfältiger und kleiner, junge Herrn tragen das Haar am Hinterkopf zum Zopf gebunden.
Erzherzog Karl, später Kaiser Karl VI. (1685-1740), um 1707 Der junge Herrscher ist hier in seiner kurzzeitigen Rolle als spanischer Thronfolger gezeigt, einen Rang, den er im Spanischen Erbfolgekrieg bald verlor. Wichtig für uns ist aber seine für die Zeit nach der Jahrhundertwende sehr typische Kleidung.
Wallende, à la lion - also in Löwenform - frisierte Allongeperücke, die noch nicht gepudert ist.
Ein Dreispitz mit passendem roten Federbesatz in der Krempe vervollständigt das Outfit.
Einfaches Hemd mit lose gebundener Krawatte. Schaustück des Outfits ist ganz klar der mit reicher Goldstickerei versehene Justeaucorps aus rotem Samt, der den Oberkörper bis zu den Knien bedeckt.
Typische nach unten trompetenförmig verbreiterte Ärmel mit übergroßen Manschetten.
Der Justeaucorps ist hinten in tiefe Falten gelegt, was die Bewegung erleichtert
Dominantes Zierelement sind die stark betonten Knopflöcher, die die gesamte Vorderkante, aber auch Manschetten und aufgesetzten Taschen bedecken. Kniehose mit farbig passenden Seidenstrümpfen, die unter dem Knie mit einem Hosenband befestigt sind. Der bestickte Strumpfrand ist als canon über das Knie gezogen und verdeckt den Verschluss des Hosenbeins.
Franz Dismas Graf Attems (1688-1750), um 1715 In einer sehr ähnlichen Aufmachung erscheint hier der junge Franz Dismas Attems aus einer sehr wohlhabenden italienisch-steirischen Familie, der sich sichtlich an kaiserlichen Vorbildern orientiert.
Allongeperücke mit den für die Zeit um 1710 typischen „Höckern“ beidseits des Scheitels, die als besonders elegant galten.
Die einfache Cravatte verschwindet unter dem Harnisch. Der kragenlose Justeaucorps mit der betonten Knopfleiste wird offen über einem Brustharnisch getragen.
Auch hier erweitern sich die Ärmel nach unten und schließen in überbreiten Manschetten.
In der Hand hält Franz Dismas weiche Lederhandschuhe, die man beim Reiten brauchte.
Anton Joseph Graf Leslie (1734-1802), um 1740/42 Der kleine Anton Joseph ist ein Sohn des Hofmarschalls Carl Cajetan Leslie und der letzten Fürstin Eggenberg.
Die Perücke mit dichten Lockenreihen ist bereits kleiner und am Hinterkopf zu einem Zopf frisiert, der von einer schwarzen Schleife gehalten wird. Eleganter Justeaucorps aus blauem Samt, dessen Kanten mit silberner Reliefstickerei und silbernen Knöpfen akzentuiert sind.
Passend zur Silberstickerei des Justeaucorps ist die Weste in Silberbrokat geschneidert.
Weit ausladende, versteifte Manschetten, die aber nicht mehr so breit sind wie zu Jahrhundertbeginn.
Höfische Paare im Garten, Johann Baptist Raunacher, 1763 Die Wandgemälde Raunachers in Schloss Eggenberg zeigen Szenen aus dem Leben der aristokratischen Gesellschaft seiner Zeit. Sie sind auch eine wunderbare Quelle für die zeitgenössische Mode. Die beiden Kavaliere, die sich hier so angeregt mit den Damen unterhalten, sind der Inbegriff modischer Eleganz in der Zeit um 1750/60.
Das Haar ist zu seitlichen Locken gedreht und hinten zu einem Zopf verbunden, der in einem seidenen Haarbeutel, der Bourse, verschwindet. Die Enden der Bourse werden hier als besonderer Akzent nach vorne gelegt – beim Herrn im Hintergrund sogar drapiert – und unter der Krawatte verknotet. Man nannte diese modische Finesse Solitaire.
Justeaucorps und Weste sind zwar farbig unterschieden, jedoch durch den gleichartigen Besatz mit breiten Goldborten optisch zusammengefasst.
Die enge Kniehose ist in schlichtem Schwarz gehalten – es ist ja ein Tagesanzug – und endet schon knapp über dem Knie, um das Abbiegen zu erleichtern. Darunter trägt man lange Seidenstrümpfe, die am Oberschenkel von Strumpfbändern gehalten wurden.
Die Weste ist hochgeschlossen und lässt das Hemd kaum sichtbar. Ihre betonte Wölbung zeigt auch, dass das männliche Schönheitsideal der RokokoZeit keinesfalls als schlank bezeichnet werden kann.
Damenmode Die wichtigste Veränderung in der Damenmode besteht aus dem Siegeszug der einteiligen Robe, die nun die davor üblichen Kombinationen von Mieder, Rock und Überrock ergänzt. Sie erscheint in zwei unterschiedlichen Stilen als Robe à la française und Robe à la polonaise. Die klassische Robe à la française oder Contouche („Französischer Sack“) war ein über einem breit ausladenden Reifrock getragenes Kleid, dessen weiter Rückenteil zwischen den Schultern in tiefe Falten gelegt wurde und von dort lose zu Boden fiel. Anfangs als Negligékleid auch im Vorderteil lose, wurden die Kleider ab 1730/40 formeller und strukturierter. Sie hatten nun ein vorn eng geschnürtes Oberteil mit Dreiviertel-Ärmeln, die üblicherweise mit abnehmbaren Spitzen oder Volants gesäumt waren, den sogenannten Engageantes. Der Reifrock lag auf seitlichen Hüftpolstern mit Metallgestängen auf, die an einem Ledergürtel unter dem Rock getragen wurden, Seine Silhouette wurde im Laufe der Jahrzehnte immer breiter, bis die extremsten Formen kaum noch alltagstauglich waren und die Damen nur noch seitlich durch offene Doppeltüren gehen konnten oder ein Sofa zum Sitzen brauchten. Die Robe à la polonaise bestand aus einem engen Mieder sowie einem Rock und einem vorn geteilte Überrock, der dekorativ zurückgeschlagen wurde. An der Rückseite konnte man ihn durch raffinierte Zugbänder wie einen Vorhang raffen und damit sogar fußfrei gehen.
Blatt aus einem Modejournal des späten Rokoko Kolorierte Radierung von Nicolas Dupin, 1787
Kaiserin Elisabeth Christine (1691-1750), um 1730/35 Die Kaiserin erscheint in diesem Repräsentationsporträt in einer Galarobe von größtmöglicher Kostbarkeit und konservativem Schnitt ohne Rückenfalten. Das Haar ist gelockt, gepudert und zu einem einfachen Knoten am Hinterkopf frisiert, aus dem einzelne Strähnen auf die Schultern fallen. Das enge Mieder und der angeschnittene Überrock sind aus blauem Samt und mit üppigster Reliefstickerei aus Goldfäden dekoriert. Die weiten Halbärmel sind ebenfalls mit Goldspitze besetzt und vorne mit einem Diamantknopf und Schlaufe nach oben geknöpft, sodass dass goldfarbene Innenfutter sichtbar wird. Darunter erkennt man wieder den spitzengesäumten Ärmel des Unterkleids.
Unterrock aus weißem Taft, der ebenfalls mit großflächiger kostbarer Goldstickerei belegt ist.
Das Ensemble wird von einem weiten Mantel aus Goldbrokat vervollständigt, der als besonderes Hoheitszeichen mit Hermelin (dem weißen Winterfell des großen Wiesels) gefüttert ist. Das Tragen von Hermelin war nur regierenden Häusern vorbehalten. Der Mantel wird von einem diamantbesetzten Band gehalten.
Dame beim Tanz im Garten, Johann Baptist Raunacher, 1763 Raunacher zeigt uns hier eine Dame in einer fließenden Robe à la française beim Tanz im Garten. Charakteristisch für die 1750/60er Jahre ist der im Verhältnis zum Körper sehr kleine Kopf. Die Frisuren sind einfach und das Haar wird eng an den Kopf gesteckt. Es ist mit Stoffblumen, Spitzen, kleinen Federgestecken oder Perlen verziert.
Die Dame trägt kostbare Accessoires aus schwarzer Klöppelspitze wie Handschuhe oder eine Stola um den Hals.
Rückenausschnitt und Dekolleté sind ebenfalls mit Spitzenvolants gesäumt.
Geschnürtes Mieder mit Dreiviertelärmeln, die in abnehmbare Spitzenvolants (engageantes) auslaufen.
Breite Rückenfalten erzeugen mit großer Materialfülle eine voluminöse Schleppe.
Dame im Garten, Johann Baptist Raunacher, 1763 Ebenso luxuriös wie die kostbaren Früchte, die unsere Dame hier vom Orangenbäumchen eines barocken Gartenparterres pflückt, ist auch ihre blaue Taftrobe.
Das Haar ist nur leicht toupiert nach hinten gekämmt, diesmal auch gepudert und mit einem Schmuck aus Goldborten und einer kleinen Feder dekoriert. Wohl als Sonnenschutz im Freien trägt die junge Dame eine weiße Mantille mit fließenden Volants um die Schultern.
Dreiviertelärmel mit abnehmbaren Spitzen engageantes.
Contouche aus blauem Taft, die in weiten Stoffbahnen zu Boden fließt. Durch die Raffung an der Vorderseite wird der weiße Unterrock sichtbar. diamantbesetzten Band gehalten.
Robe à la française, um 1760 Broschierte Seide, Gold- und Silberspitze, Kulturhistorische Sammlung am UMJ
Die prächtige Robe zeigt wieder die beiden tiefen Falten am Rücken. Halbärmel mit kaskadenartig fallenden engageantes
Der Rock ist vorne geteilt und wurde über einem andersfarbigen Unterrock getragen. Durch eine feine Modellierung an der Taille ist der Rock kunstvoll über den breiten Reifrock drapiert.
Robe à la polonaise, um 1780 Bestickte Seide, Kulturhistorische Sammlung am UMJ
Dreieckige Spitzenfichus waren beliebte modische Accessoires, die einen zusätzlichen Blickfang in der Rückenansicht bildeten. Gleichzeitig konnte das Dekolleté der Trägerin solch tief ausgeschnittener Kleider züchtig bedeckt werden. Schmales, vorne lanzettförmig zulaufendes Mieder mit schlanken Dreiviertel-Ärmeln.
Der Überrock setzt sehr weit seitlich an und ist an der Rückseite mit gezogenen Kordeln zu dekorativen Poufes gerafft.
Fast gerade verlaufender Rock, der an den Hüften nur mäßig unterlegt ist.
Glossar Agraffe Brosche, Anstecknadel (besonders bei Verwendung als Schmuck einer Kopfbedeckung) Allongeperücke von franz. allonger – verlängern, auch Staatsperücke. Extrem hochgetürmte und rückenlange, gelockte Männerperücke. Lange Zeit unentbehrliches Requisit der Hofkleidung. Bandelier auch Ohrpandt, Wehrgehänge. Quer über die Brust getragenes breites Degenband aus Seide oder Leder, das reich verziert sein konnte. Band
Schmalgewebe mit beidseitig festen Kanten, das vom Schnürmacher erzeugt wurde. Spielt bei Verzierung der barocken Mode eine große Rolle, v.a. in Form von Band schluppen und Schleifen.
Barett
flache, runde Kappe aus Samt, Seide oder Tuch
Batist
dünn gewebter Leinen- oder Baumwollstoff
Beinling
Strumpf oder einzelnes Hosenbein
Borte
Dichtgewebtes Band für Säume und zur Dekoration von Kleidern
Bourse (franz. Beutel) Haarbeutel aus Seide für Männer, die das lange Nackenhaar mit einer Schleife zusammenhielten. Das lange Schleifen band wurde über Hemdkragen und Halstuch nach vorn gezogen und zu einer weiteren Schleife, der → Solitaire gebunden. Der Zopf ver schwand im Haarbeutel, der auch als Schutz des Rocks gegen das Puder diente. Brokat
Seidenstoff mit kunstvoll eingewebten erhabenen Mustern
Bruch
auch bruoch, geknotete oder geschlungene kurze Leinenhose, die im Mittelalter als Unterhose oder Badekleidung diente.
Canons
(franz. Kanone, großes Rohr) Kniemanschetten oder Stiefelstrümpfe, oft Kniestrümpfe mit breitem Spitzenüberschlag, der über den weiten Stiefelschaft drapiert wurde. Nach 1655 Spitzenvolant, der unter dem Verschluss der Kniehose befestigt wurde.
Capa
kurzer Umhängmantel im spanischen Stil, der kreisrund geschnitten war. Mit Kapuze Spanische Kappe genannt
Chiffon
Feiner, transparenter Stoff aus Seidengarn
Contouche
siehe → Robe à la française
Culotte
Kniebundhose des späten 17. und 18. Jhs. Wurde in der Französischen Revolution zum Inbegriff aristokratischer Kleidung. Revolutionäre erhielten den Spottnamen Sansculotten (die, ohne Kniehosen).
Dekolleté
Halsausschnitt der Frauenkleidung
Deshabillé
(franz. nicht angezogen) Hauskleid, Morgenkleidung
Dormeuse
(franz. Langschläferin) ursprünglich Schlafhaube zum Schutz der Frisur, nach 1775 modisch elegante Morgenhaube für Damen. Aus feinem Batist mit Rüschen und Schleifen verziert
Dreispitz Hut mit an drei Seiten hochgeschlagener Krempe, sodass eine Dreieckform entsteht Engageantes
(franz. Verlockungen) Als Abschluss an die Ärmel von Damenkleidern angesetzte, abnehmbare Volants aus Spitze oder Batist
Favori
Faveurs (ital./franz. Gunst) modischer Anstecker, Schmuckband oder Schleife mit einer Perle. Oft Geschenk einer Dame an den Herren, der sie an einer seitlichen Haarsträhne (Cadenet) befestigte. Zierschleifen an Damenkleidern als Geschenk eines Kavaliers.
Fazzoletto
(ital. Taschentuch), auch Facelet, Facilettlein. Kostbares, mit Spitzen oder Stickereien versehenes Ziertuch, das stets in der Hand präsentiert wurde. Oft Geschenk für Damen. War Damen der Oberschicht vorbehalten und Bürgerlichen verboten.
Fichu
Schal oder Halstuch aus feinem Material oder Spitze. Um die Schultern getragen oder über der Brust gebunden
Fischbein
biegsame Stäbe aus den Barten von Walen, die zur Aussteifung von Miedern, Reifröcken und Korsetts verwendet wurden.
Fontange
Hoher, steifer Haarschmuck für Damen, oft aus gestärktem Batist, der mit Draht verstärkt wurde. Mit Spitzen und Bändern verziert. Benannt nach der Herzogin von Fontange, einer Geliebten Ludwigs XIV.
Hängeärmel auch falscher oder Überärmel. Langer, am Rückenteil des Gewands angenähter, vorne offener Ärmel, der den Blick auf den Unterärmel ermöglicht Hermelin
weißes Winterfell des großen Wiesels. Das Tragen des kostbaren und dekorativen Fells war nur regierenden Häusern vorbehalten.
Hüftpolster auch Steißrolle oder Weiberspeck. Dicke, mit Werg ausgestopfte kreisförmige Rolle, die um die Hüften gebunden wurde. Ersetzte in der bürgerlichen Mode den Reifrock. Nach 1630 auch in der höfischen Mode üblich.
Manschette Tätzel (franz. manchette, kleiner Ärmel) Abschluss des Herren- Hemdärmels. Später auch breiter Abschluss der Ärmel des → Justaucorps. Mantille
Umhang, breiter Langschal, der auch aus kostbarem Material oder Spitze bestehen konnte und über dem Kleid getragen wurde.
Negligékleidung auch Deshabillé (von franz. negligé, vernachlässigt, ungepflegt) Seit Ende des 17.Jhs. als Gegensatz zur formellen Galakleidung verwendet, eigentlich Haus und Reisekleidung. In Österreich auch „halber Anzug“ genannt. Nestelleiste
von (Nestel, Schnur Binde, schmales Band) Nesteln waren die seit dem Mittelalter gebräuchlichste Art des Verschlusses und der Befestigung von Kleidung. Beinlinge oder Strümpfe waren oft innen, an der Taille eines Wamses angenestelt.
Patte
Taschenklappe Dekorativer und gepolsterter Besatz an der Schulter, betont den oberen Ärmelrand in der Spanischen Mode.
Jabot
Hemdkrause. Rüsche oder Überfall aus feinem Stoff oder Spitze, der die Brustöffnung eines Hemdes verdeckt
Picadillo
Justaucorps
(franz. eng am Körper), Knielanger taillierter Rock, der sich aus dem weiteren, davor modischen Casack entwickelte. Nach 1660 allgemeine Oberbekleidung für Männer
Pluderhose oder Heerpauke. Kurze gepuffte Hose, die mit Wolle oder Werg ausgestopft war. Sehr oft zweilagig mit einer geschlitzten Oberschicht, unter der die zweite Lage sichtbar war.
Korsett
Schnürbrust. Engsitzendes Untermieder zur Formung des weiblichen Oberkörpers, das an Vorderseite mit Hafteln oder an der Rückseite mit Schnüren geschlossen werden kann. Als zusätzliche Versteifung sind Metall- oder Fischbeinstäbe eingenäht
Posamente Textiler Besatz wie Schnüre, Borten oder Litzen, die als Verzierung von Kleidung dienen. Im Barock stellte sie der sogenannte Schnürmacher her.
Krause Auch Kröse oder Fräse. Rundkragen aus steif gestärktem Batist oder Leinen, der oft mit Spitze gesäumt ist. Er kann auf unterschiedliche Art gefaltet und drapiert werden. Muss mit Weizenstärke versteift und mit kleinen Walzen heiß in Form getrimmt werden. Liegt auf Stützgestell (Supportasse) auf. Konnte in den Niederlanden Mühlsteingröße erreichen. Krawatte (franz. cravate) Halsbinde aus feinem Stoff oder Spitze, die anfangs, M. des 17.Jhs., durch eine farbige Masche gezogen wurde. Benannt nach kroatischen Söldnern der französischen Armee, die diese Form der Halsbinde trugen.
Puntas (span. Spitz) Dekorative Metallhülsen als „Spitzen“ (Abschlüsse) von Bändern oder Schleifen, mit denen Kleidung der Spanischen Mode zusammengehalten wird. Rhingrave
Rheingrafenhose oder Petticoathose. Weite, rockartige Herrenhose, die tief auf den Hüften getragen wird. Sie wird am Knie nicht gebunden, sondern mit Rüschen oder Bändern geziert
Rebato
Metallene Kragenstütze für Halskrausen oder breite Umlegkrägen
Reifrock
(Span Guardinfante, franz. Vertugarde) Rock über einem Gestell aus Korb- oder Drahtgeflecht, ursprünglich trichterförmig geschnitten, später an den Seiten breit ausladend, flach an Vorder- und Rückseite.
Robe à la française
(Kleid nach französischer Art) Auch: Contouche, Adrienne, Französischer Sack. Nach 1720 getragene elegante Robe, deren Rückenteil in weite Falten gelegt ist und von den Schultern lose zu Boden fällt. („Watteau-Falten“)
Robe à la polonaise
(Kleid nach polnischer Art) Schmales Kleid mit einem Überrock, der an dekorativen Kordeln oder Bändern hinten hochgezogen und gerafft werden kann.
Spitze
Nach kunstvollen Motiven durchbrochen gemustertes, textiles Erzeugnis. Dient als dekorativer Besatz, der den Stoffrand vor dem Ausfransen sichern sollte. Man unterscheidet zwei Arten: Nadelspitze, nach 1500 als „Reticella“ (ital. Netzchen) in Oberitalien entstanden, wird durch Schlingstiche mit der Nähnadel hergestellt und Klöppelspitze, die durch Verflechten, Verkreuzen und Verweben von Fäden mit Klöppeln angefertigt wird. Erstes Zentrum dafür lag in den südlichen Niederlanden („Brüsseler Spitze“).
Strumpfbänder Stoffstreifen oder Riemen zum Befestigen von Kniestrümpfen oder Beinlingen (auch in der Männermode) Supportasse
Kragengestell aus Metall
Taft
Fester Seidenstoff mit glatter Webung und einem Schimmer
Textur
Oberflächenbeschaffenheit, Struktur eines Stoffs
Toque
Kopfbedeckung der Spanischen Mode, deshalb auch Spanischer Hut genannt. Krempenloser oder sehr schmalkrempiger Hut mit einem bauschigen oder steifen zylindrischen Kopf.
Umlegkragen
Breiter, oft mit Spitzen besetzter Kragen, der als luxuriöses Element über Männerwams oder Damenkleid getragen wurde und um 1635/40 die steifen Halskrausen ablöste. Lose, nicht mit dem Hemd verbundene Krägen, die damit leichter zu pflegen waren.
Schamkapsel auch Braguette. Kapselförmiger Latz und Verschluss von Pluderhosen, der mit Werg oder Wolle ausgestopft war und so ein dekoratives Element bildete.
Volants
(von franz. voler, fliegen) Lose hängender, rund geschnittener Besatz von Kleidern aus feinem Stoff.
Schaube Weite, mantelartige Jacke, die über dem Wams getragen wurde, fast knielang
Wams
Kurze, oft gepolsterte Jacke für Männer, die über dem Hemd getragen wird, mit oder ohne Ärmel und Schoss.
Rosette Zu einem runden Fächer gefaltetes oder zu einem Kreis geschlungenes Band, das an eine runde Blütenform erinnert. Als Bandrosetten (schuechrosen) oft auf barocken Schuhen zu finden. Rüsche Fein plissierter oder geraffter Stoffbesatz, oft aus Spitze, der aus einem geraden Band geschnitten ist. Oft als Dekoration von Säumen verwendet Samt Stoff mit dicht gewebtem, erhabenen Flor, dessen Schlaufen zumeist aufgeschnitten sind Satin
Solitaire
Seidenstoff mit glänzender Oberfläche
siehe → Bourse, Haarbeutelfrisur