Vielfalt der Welt Eggenberger Landschaften 17. Mai bis 18. Oktober 2015 Schloss Eggenberg, Park, Alte Galerie, M체nzkabinett & Arch채ologiemuseum
Impressum Herausgeber: Universalmuseum Joanneum GmbH, Mariahilferstraße 2 - 4, 8020 Graz Für den Inhalt verantwortlich: Elfriede Haslauer, Helga Hensle-Wlasak, Barbara Kaiser, Marko Mele, Daniel Modl, Karl Peitler, Barbara Porod, Christine Rabensteiner, Paul Schuster Konzept: Christa Gamperl Grafische Konzeption, Gestaltung und Layout: Michael Posch Redaktion: Claudia Ertl, Lisa Kollmann Lektorat: Jörg Eipper-Kaiser Abbildungen wenn nicht anders angeführt: Nicolas Lackner, u. a. /UMJ Herstellung: Medienfabrik Graz Abbildung Umschlag: Herri met de Bles (Dinant oder Bouvignes, 1485/1510 – Antwerpen, 1550/1555) Landschaft mit Bergwerk (Detail), um 1550 Alte Galerie Kurzfristige Terminänderungen vorbehalten. Es gilt die Hausordnung.
Mehr zum Jahresthema „Landschaft“ des Universalmuseums Joanneum: www.landschaft.com
Vielfalt der Welt Eggenberger Landschaften 17. Mai bis 18. Oktober 2015 Schloss Eggenberg Park Alte Galerie M체nzkabinett Arch채ologiemuseum
Vielfalt der Welt Eggenberger Landschaften 2015 dreht sich im Joanneum alles um das Thema „Landschaft“. Auch Schloss Eggenberg stellt die vielfältigen Landschaften in seinen kostbaren Sammlungen in den Mittelpunkt und fällt dabei gleich mit der Tür ins Haus. Hier muss man schon eine Ideale Landschaft durchqueren, um überhaupt ins Schloss zu gelangen. Unsere Sammlungen reichen von der Urzeit bis ins 18. Jh., von der Antike bis zur Aufklärung. Sie erzählen vom Paradies und dessen Verlust, von der mühsamen Kultivierung der bedrohlichen Wildnis und von der Wiederentdeckung und Idealisierung der unberührten Natur. Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies zeigt Ihnen Landschaften als Sehnsuchtsorte, Bilder und Metaphern für einen ewigen Traum. „Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Morgen und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.“ Mit der Vorstellung eines paradiesischen Ortes hat der biblische Text eine ewige Sehnsucht in die Herzen der Menschen gepflanzt. Er schließt jedoch nur an ältere, nichtchristliche Vorstellungen vom Goldenen Zeitalter und Elysischen Feldern an. Von Anbeginn formt die gestaltende Fantasie Vorstellungen von paradiesischen Orten und Welten. Diese können auf Erden oder in einem besseren Jenseits angesiedelt sein, immer jedoch sind es Orte, an denen die irdische Mühsal aufgehoben ist und ewiger Frühling herrscht. Vertrieben von diesem idealen Ort muss der Mensch sich unter Mühen und Plagen die Wildnis kultivieren. Die archäologischen Sammlungen geben einen Einblick in die Techniken des agrarischen und zivilisatorischen Fortschritts, von der langsamen Überwindung der Wildnis und Entwicklung der Kulturlandschaften. Inbegriff der Sehnsucht nach dem vollkommenen Ort ist der Garten, der einen flüchtigen Schimmer des Paradieses auf Erden sichtbar macht. Er ist ein Ausdruck unserer Fähigkeit, Natur in Kunst zu verwandeln.
Unterwegs erlaubt einen Einblick in die Vielzahl von Landschaften in unseren Sammlungen, zu Wasser und zu Lande, in dicht bevölkerte Städte und raue Gebirgszüge. Sie erzählen vom Durchqueren dieser Landschaften, von der Mühsal und den Gefahren des Reisens durch ganz Europa und den Begegnungen, die den Reisenden, Händlern oder Pilgern dabei widerfahren. Sie erzählen von den Abenteuern einer Seereise und den Schrecken des Krieges mit seinen Heereszügen, die sich über den Kontinent wälzen. Vielfalt der Welt – Die Kunst findet erst im Spätmittelalter zur Land-
schaft, die sich in der Folge vom Bildhintergrund zu einer autonomen, vielfältigen Gattung entwickelt. Die reichen Sammlungen der Alten Galerie spannen einen weiten Bogen vom 16. bis ins 18. Jahrhundert. Die anfangs fiktiven Weltlandschaften, voller symbolischer Details und religiöser Inhalte, mehr Gotteslob als exakte Abbildung, entwickeln sich im Zeitalter von Entdeckungen neuer Welten und Naturwissenschaften immer mehr zu realistischen Darstellungen und umfassenden Landschaftspanoramen, die alle Bereiche der Welt – Wald und Gebirge, Fluss und Meer, Pastorale und Ruinen – zu eigenen Gattungen weiter entwickeln. Weltlandschaften - Besonders in den Niederlanden bleiben die ebenso virtuos wie detailliert gemalten Landschaftsgemälde lange Zeit eng mit einer religiös-moralischen Aussage verknüpft. Weltbeobachtung ist immer gleichbedeutend mit Weltdeutung. Diese komplexen symbolischen Welten für heutige Besucher/innen wieder lesbar zu machen ist ein besonderes Ziel unserer vielfältigen Bilderreisen.
Park Schloss Eggenberg. Paradies
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Blicke in den herbstlichen Landschaftsgarten mit dem goldenen Laub der Tulpenbäume (oben) und Teich.
Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies Die klassische Landschaftsmalerei des 17. Jhs. inspirierte ein neues Ideal, das im Garten nicht mehr die Überwindung der als bedrohlich empfundenen Wildnis sah. In der idealisierten Schönheit einer freien, nicht von Kultur überformten Natur erkannte man vielmehr die Allegorie der ursprünglichen Reinheit menschlichen Empfindens. Mitte des 18. Jhs. im georgianischen England entstanden, begann der neue „Englische Garten“ nach der Französischen Revolution seinen Siegeszug durch Europa: ein poetisches Konzept, das tief in klassischer Mythologie und Literatur verwurzelt war, nicht Natur, sondern Form gewordene Poesie. Er machte die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies sichtbar und den Traum von einer liberaleren und humaneren Gesellschaft. Die Gärten bargen Erinnerungen an die sonnige römische Campagna der „Grand Tour“, die jeder junge Aristokrat absolvierte. Man pilgerte nach Italien und sammelte Gemälde, die die klassische Schönheit seiner Landschaft festhielten. Inspiriert von römischen Hirtenidyllen, den Eklogen Vergils, machte die Malerei die pastorale Landschaft um Rom zum Idealbild Arkadiens, das auch im Garten nachgeformt werden sollte.
Landschaftsgemälde Das poetische Konzept einer vollkommenen Landschaft, deren Schönheit und Reinheit die Besucher/innen inspirieren und verwandeln sollte, war für eine Generation von Gutsherren, die die Schreckensjahre der Französischen Revolution und Napoleonischen Kriege überlebt hatte, von großem Reiz. Dieser Traum inspirierte auch Jérome Graf Herberstein, der nach 1828 begann, in Eggenberg „eine neue Welt“ zu erschaffen, ... ein vollkommenes, der Mannigfaltigkeit der Natur nachgebildetes Landschafts=Gemälde“, das in seinem Auftrag unter den geschickten Händen des schlesischen Obergärtners Franz Matern entstehen sollte.
15. August, 17. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Die malerischen Szenerien des Parks mit seinen mannigfachen Lichtstimmungen zeugen heute noch von einer Gartenpoesie, die nur noch selten so ursprünglich erhalten geblieben ist, wie sie im 19. Jh. gedacht war.
In der Tat wurzelt die Landschaftsgärtnerei in der klassischen Malerei des Grand Siècle, also des 17. Jahrhunderts, die das optische Ideal einer vollkommenen, friedvollen und oft mit antiken Elementen und Ruinen bestückten Szenerie vorgab. Dieser malerische Zugang des Landschaftsgärtners lässt sich auch heute noch in den verschiedenen Lichtstimmungen des Parks wiederfinden. Auch die pittoreske Verteilung der Bäume, Sträucher und Staffagen über die Rasenflächen folgt malerischen Gesichtspunkten, schafft Sichtachsen, Blickpunkte und optische Balance. Unterschiedliche Niveaus, Wasserflächen, offene Wiesen und dunkle Wäldchen sollten für Abwechslung und Überraschung der Spazierenden sorgen.
Vielfalt lt der We
Park Schloss Eggenberg. Vielfalt der Welt
Die Landschaften des Eggenberger Parks und seine Pflanzen Im Laufe der Jahrhunderte hat der Eggenberger Garten viele Metamorphosen durchlebt. Die formalen Anlagen mit ihren künstlichen „Wildnussen“ und barocken Heckenarchitekturen verwandelten sich nach 1800 zur scheinbar natürlich gewachsenen, romantischen Landschaft. Immer waren es aufwendige symbolträchtige Kunstwerke: zuerst rational geordnetes Refugium gegen den bedrohlichen Wildwuchs der Natur, später poetisch überhöhtes Landschaftsgemälde, das durch seinen vollkommenen Anblick der seelischen Erziehung des Menschen dienen sollte.
Viele der Baumarten des Gartens wurden wegen ihrer dekorativen Eigenschaften ausgewählt. Platanen (unten) beeindrucken durch ihre auffällige Rinde, Tulpenbäume (oben) durch ihre großen und attraktiven Blüten. Andere wiederum zeigen eine fulminante Herbstfärbung.
Auch heute noch können Besucherinnen und Besucher die zahlreichen „Landschaften“ dieses Parks – Spuren des Barockgartens und Herrschaftsgartel, Rosenhügel und Planetengarten – in unterschiedlichen Spaziergängen erkunden. Vertraute und exotische Blüten, heimische und fremdländische Bäume, Frühlingsboten und herbstliche Farbenpracht lassen sich hier entdecken und verleihen jeder Jahreszeit ihren besonderen Reiz. Historische Rosen und ihre tausendjährige Geschichte bilden im Frühsommer den Höhepunkt des Gartenjahres.
Der Rosenhügel Als Jérome Herberstein 1828 begann, in Eggenberg „eine neue Welt“ zu erschaffen, gelang es seinem schlesischen Obergärtner Franz Matern in wenigen Jahren, die schlossnahe Hälfte des Parks zur englischen Landschaft umzuformen. Nach 1833 sollte sein Meisterstück entstehen: der „Rosenberg“, ein Aussichtpunkt, der gleichzeitig auch ein Rosengarten war. Die Liebe zu Rosen kam aus Frankreich, wo Kaiserin Joséphine nach der Trennung von Napoleon in Malmaison die prächtigste Rosensammlung ihrer Zeit anlegte. Ein Kreis von Gärtnern, Botanikern und Künstlern half ihr, diese „Rosomanie“ in ganz Europa zu verbreiten. Mit der Einführung der Chinarose erfuhr die Rosenzucht damals einen enormen Aufschwung. Großen Züchtern gelang es, die Pracht der einmalblühenden alten Sorten mit dem remontierenden Gen der Chinarose zu verbinden und so eine Vielzahl von öfter blühenden, neuen Sorten zu schaffen. Rosengärten wurden eine große Liebe des Biedermeiers, die in Herbersteins Eggenberger Schöpfung eine höchst individuelle Form gefunden hat.
18. Juli: Themenführung → s. Kalendarium im Anhang Eggenberger Rosenwochen von 31.05. bis 19.06.2015 Rosenführungen mittwochs und freitags um 15.30 Uhr, sonntags um 10.30 Uhr
Rose gallica „Versicolor“ (oben) wurde erstmals 1601 beschrieben. Sie war jahrhundertelang die einzige gestreifte Rose und damit unverwechselbar. Die Damaszenerrose „Marie Louise“ (Hardy 1811) trägt den Namen einer Kaiserin, Napoleons zweiter Frau, Marie Louise von Österreich. Höhepunkt der Rosenblüte im Juni (rechts).
Dunkle Koniferen und Stauden bilden hier den kontrastierenden Rahmen für rund 400 Rosen, alle vor 1835 eingeführt, deren Namen sich wie ein „Who is Who“ des frühen 19. Jhs. lesen mit all ihren Königinnen, Herzoginnen und Prinzessinnen, eine glanzvolle Mischung aus längst vergessenen Raritäten und einigen der bekanntesten Rosenschönheiten aller Zeiten.
Prunkräume. Unterwegs
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Die „Grand Tour“ Auslandssemester einmal anders In der Barockzeit unternahmen viele junge Adelige eine Kavaliersreise – die „Grand Tour“. Das war keine Vergnügungsreise, sondern der traditionelle Abschluss des Studiums und schloss zumeist längere Universitätsaufenthalte ein. Man könnte sie also auch als Auslandssemester bezeichnen, auch wenn die Reisen – je nach finanziellen Möglichkeiten – oft mehrere Jahre dauerten. Die jungen Herren sollten dabei fremde Länder und deren Sehenswürdigkeiten kennenlernen, etwas zu deren Geschichte und Wirtschaft erfahren, sie sollten ihr soziales Netzwerk ausbauen, v. a. aber die wichtigsten Sprachen Europas erlernen. Daneben mussten sie ihre höfischen Fertigkeiten vervollkommnen, und so kam zur Universitätsausbildung jener unerlässliche Unterricht, der den eleganten Kavalier erst ausmachte. Die berühmtesten Reit-, Fecht-, Musik- und Tanzlehrer der anderen Nationen, vorzugsweise die viel gerühmten Franzosen oder Italiener, wurden engagiert, um sich zu perfektionieren. Auch die Eggenberger Prinzen Johann Christian und Johann Seyfried reisten zwischen 1660 und 1663 durch die Niederlande, Frankreich und Italien. Ihre Reise zum Studium in Löwen, Orléans und Pisa, durch gefährliches Kriegsgebiet, prosperierende oder wilde Landschaften, ihre Erfahrungen in den großen Residenzen des barocken Europa kann man wie einen Abenteuerroman lesen, der auch in den Friesbildern der Prunkräume seine Spuren hinterlassen hat.
Winter in Paris
06. Juni, 10. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Gegenüber Oben: Reisende im Garten von Fontainebleau Mitte: Der große Wasserfall von Tivoli Unten: Venezianische Damen besteigen eine Gondel Abb. Oben: Blick auf den Thuilerien-Garten und den alten Louvre von der Porte de la Conference in Paris. (Alle: Eggenberger Prunkräume Friesbilder)
Nach langen Studienaufenthalten in Löwen und Orléans kommen die beiden jungen Fürsten Eggenberg im November 1661 endlich nach Paris, wo die strengen akademischen Fesseln von ihnen abfallen und das Abenteuer Weltstadt beginnt. Ein französischer und ein „welscher“ Sprachmeister werden engagiert, ein Monatsabo in der Reitschule erworben, Tanz- und Fechtmeister sollen ihrem Auftritt in der Gesellschaft den letzten Schliff geben. Unsummen fließen in den Erwerb modischer Accessoires wie „schmeckhete handschuech“ und ihre Garderobe wird nun Pariser Standards angepasst. Vor allem jedoch erweckt Paris in ihnen eine große Liebe, die ihr Leben lang anhalten wird – die „Comedie“, das Theater, in dem sie diesen Winter beinah jeden Abend verbringen. Sie treffen auch genau den Moment des ersten Triumphs von Molière mit seinen „Facheux“ im Palais Royale, was sich in einer begeisterten Schilderung im Reisejournal niederschlägt. Sie sind überwältigt von Größe und Möglichkeiten des Theaters, den schnellen Szenenwechseln und Maschinen, „also daß man in gantz Europa kein theatrum finten khan, welhes mit diesen zuvergleichen wäre“. Sie besuchen die königlichen Apartments im Louvre und die Éscuries, vor allem die Gärten der Tuilerien mit ihren „wäldl , galerien, wasser werkh und andere recreierende schene sachen“ hinterlassen großen Eindruck bei den jungen Reisenden. Darstellungen des Louvre, der Éscuries und Tuilerien finden sich in den Friesbildern von Fürst Seyfrieds Prunkräumen wieder.
Prunkräume. Unterwegs
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Oben: Verschneite Wege waren ideal für Schlitten. Damen konnten dabei warm eingepackt im Inneren Platz nehmen, während der Kavalier von einem unbequemen kleinen Außensitz den Schlitten lenken musste. Seegefecht zwischen christlichen und osmanischen Schiffen vor der italienischen Küste. Überfälle auf Handelsschiffe durch muslimische Korsaren waren im Mittelmeer an der Tagesordnung. Wurden sie aufgebracht, endeten die Passagiere oft auf den Sklavenmärkten von Tunis oder Algier.
On the road Reisen durch den Kontinent Reisen waren im Europa der frühen Neuzeit geprägt von Mühsal und Gefahren. So verblüfft es immer wieder, wie viele Menschen dennoch bereit waren, die Strapazen weiter Reisen auf sich zu nehmen. Die Friesbilder der Eggenberger Prunkräume bieten einen kaum beachteten Einblick in die vielseitigen Transportarten durch europäische Landschaften, die Reisen von Menschen aller sozialen Schichten oder den Transport von Waren. Ebenso zeigen sie, dass das Europa des 17. Jahrhunderts ein Ort des Krieges war. Bunte Hafenszenen, dicht bevölkerte, reiche Städte und Landsitze, aber auch Ruinen und elende Bauerndörfer, steile Saumwege durchs Gebirge oder bequemes Fortkommen auf Kanälen und Flüssen mit ihren Treidelpfaden vermitteln einen Eindruck von der bunten Vielfalt, aber auch von Mühen und Gefahren, die mit dem Reisen durch den Kontinent verbunden waren.
Im Hafen von Livorno
Trotz aller Gefahren und Strapazen scheint die lange Reise der Eggenberger ohne dramatische Zwischenfälle verlaufen zu sein. Die Transportmittel waren ganz unterschiedlich und passten sich den Bedingungen an. Im Zweifelsfall wählte man immer die sicherste Strecke. Man reiste zu Pferd oder Kutsche und benützte öffentliche Verkehrsmittel. So oft wie möglich reiste man zu Schiff, weil das im Allgemeinen die sicherste Variante war und es v. a. in den Niederlanden und Frankreich gut organisierten Linienschiffsverkehr gab. In Italien waren Schiffsreisen entlang der Küste wegen der allgegenwärtigen Piraten gefährlich, sodass sie hier die Ausnahme blieben.
06. Juni, 10. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Eine große Rudergaleere läuft in den Hafen von Livorno ein. Am Kai wird Frachtgut zur Beladung vorbereitet. (Alle: Eggenberger Prunkräume Friesbilder)
Die Prinzen besuchten jedoch zahlreiche Hafenstädte und waren besonders von Livorno und seinem internationalen Betrieb beeindruckt: „Alda zu sehen der scheene und überaus sichere toppelte haffen,….dieser haffen hat ordinari zimblich vill schiff, welche von allen orten herkombent, alda zuzog alle kauffleith, waß landts sie sein mechten …“ Das bunte Gewimmel vieler Nationen und Händler findet sich mehrfach in Eggenberg. Für Livorno zeigt man europäische und arabische Kaufleute beim Verhandeln am Hafen, in dem gerade eine große Rudergaleere anlegt. Von dem mit einem roten Sonnensegel überspannten Achterdeck wurde die Galeere kommandiert, während unter Deck die angeketteten Rudersklaven ihr qualvolles Dasein fristeten. Arbeiter bereiten die in Stoffballen und Holzfässer – die barocken Frachtcontainer – verpackten Waren vor, die verladen werden sollen
Prunkräume. Paradies
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Der fremde Blick. Ôsaka – Traum von der vollkommenen Stadt Seit die Portugiesen 1543 in Japan gelandet waren, fanden japanische Kunstgegenstände als vielbestaunte Exotika ihren Weg nach Europa. In Schloss Eggenberg hat sich als besondere Kostbarkeit ein achtteiliger Stellschirm erhalten, der seit Jahrhunderten unbeachtet als Wanddekoration des „Japanischen Kabinetts“ diente. Der Eggenberger Paravent ist eine Hommage auf die blühende Residenzstadt von Toyotomi Hideyoshi (1536–1598), der nach einem Jahrhundert von Krieg und Zerstörung die Einheit des japanischen Reiches wiederherstellte und in seiner kurzen Regentschaft für eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit des Landes sorgte. Hideyoshi ließ die Residenz des Hauses Toyotomi in Ôsaka errichten, das von ihm zu einer gewaltigen Burgstadt und prosperierenden Handelsmetropole ausgebaut wurde.
Ôsaka-zu-byôbu, um 1620/30. Dieser seit dem 17. Jh. im Besitz der Familie Eggenberg befindliche japanische Wandschirm zeigt Ôsaka, die legendäre Residenz des Reichseinigers Toyotomi Hideyoshi. Eine Reise durch diese goldene Stadt übt auch heute noch die gleiche Faszination aus wie auf die europäischen Missionare, die sie vor 400 Jahren staunend beschrieben haben.
Der Eggenberger Paravent (Anfang des 17. Jhs.) ist der älteste japanische Wandschirm, der sich in Europa in situ erhalten hat und zeigt das blühende Leben und die reiche höfische Kultur in der Burgstadt mit den Residenzen von Toyotomis Gefolgsleuten, ihren Teezeremonien, Falkenjagden und Bootsfahrten. Eine Vielzahl von Tempeln und Shinto-Schreinen umgibt wie ein Schutzwall die Stadt. Die kostbare Darstellung mit ihrem reichen Golddekor, die wie ein Luftbild die lebendige Stadtlandschaft im Detail porträtiert, ist als Vision einer idealen Stadt entstanden, in der es keinen Krieg gibt und Adelige wie Bürger in Frieden und Wohlstand zusammenleben.
Fürstliche Vergnügungen
Teehäuser in Hashimoto. Darüber Falkner mit ihren Beizvögeln und Hunden auf der Jagd.
15. August, 17. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Der Ôsaka-Paravent (Ôsaka-zu-byôbu) zeigt nicht nur die Stadt selbst, sondern erstreckt die Szenerie bis weit in deren Umgebung. Hier sind auf einem Hügel in Hashimoto nördlich von Ôsaka auf dem Weg nach Kyôto Falkner mit ihren Jagdvögeln und Hunden auf der Beize gezeigt. Die Falkenjagd war ein Vergnügen, bei dem sich der Regent Hideyoshi und sein Hofadel besonders gern unterhielten. An seinem Hof waren zeitweilig über 800 Personen für die Falkenbeize beschäftigt. Daneben zählten die Kirschblütenschau mit ihren Poesie-Wettbewerben, das Nôh-Theater oder Bootsfahrten zu den beliebtesten Unterhaltungen, vor allem anderen aber liebte Hideyoshi die Teekunst, deren besonderer Förderer er war. Neben den Falknern sieht man hier zwei Teehäuser im schlichten WabiStil, in dem ein Teemeister seinen Gast bewirtet.
Alte Galerie. Unterwegs
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Anonymer Meister (Köln?), Ankündigung des Todes Mariens Altartafel, um 1460/70 Tempera auf Eichenholz 44,8 x 30,2 cm Raum 7
Der Ledereinband eines Beutelbuches ragt über den unteren Schnitt hinaus. Damit konnte das Buch in der Hand getragen oder am Gürtel befestigt werden. Rechts: Die goldene Himmelszone hat sich gehoben und gibt den Blick auf eine kultivierte Hügellandschaft frei. Burg und Gotteshaus dürfen als Bastionen des festen christlichen Glaubens nicht fehlen.
Symbolische Wege durch die Landschaft Die Wege sind ein wichtiger Aspekt der mittelalterlichen Symbolik, sie beziehen sich auf die Mühen des irdischen Daseins. Nach christlichem Verständnis war der Mensch stets als Wanderer unterwegs, der dem Tode zueilt – egal was er tut. Aus diesem Grund musste er sich zeit seines Lebens mit guten Eigenschaften, etwa jenen eines frommen Pilgers, ausstatten, die seine Einkehr ins Paradies garantierten. Auch biblische Figuren wie die Apostel mussten beschwerliche Wege auf sich nehmen. Der besonders steinige, aber tugendhafte Lebensweg der Gottesmutter Maria geht mit der Ankündigung des Todes zu Ende. Dieses seltene Bildthema ergänzt exklusiv in dieser Saison den Landschaftsschwerpunkt in der Alten Galerie. Maria erfährt von dem kummervoll heranschreitenden Johannes, dass ihre Todesstunde naht. Der Weg führt in Kurven aus der Tiefe der hügeligen Landschaft und mündet unvermittelt in die Kammer Mariens. Demütig wie bei der Verkündigung der Geburt Christi durch den Erzengel Gabriel nimmt Maria auch diese Botschaft, die Abberufung aus dem Leben, an. Nur das aus ihrer Hand gefallene Beutelbuch lässt erkennen, dass sie über die Nachricht erschrocken ist.
Danielsmeister Apostelaussendung Laut Bibel (Markus 6, 7–12) wurden die Apostel von Jesus ausgesandt, um seine Lehren zu verkünden. Betrachtende können ihren Weg durch ein idealisiertes Landschaftsambiente mitverfolgen: Während sich vier Apostel (sie sind an den Säumen namentlich genannt) im Vordergrund auf ihre Reise vorbereiten, schreiten andere schon kräftig aus oder befinden sich auf der Rast. Alle legen den gewundenen Weg als Pilger zurück, was aus ihrer charakteristischen Kleidung mit Mantel, Hut, Stab und Tasche für die Reiseutensilien hervorgeht.
Danielsmeister, Apostelaussendung Tafel eines großen Flügelaltars, um 1495 Tempera auf Fichtenholz 195 x 164 cm Raum 7
6. Juni, 10. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Die Boote sind mit Viereckssegeln ausgestattet und erscheinen aufgrund ihres breiten Hecks schwerfällig und kaum steuerbar.
In der farblich abgestuften Ferne erwartet die Apostel eine Hafenstadt, die nach den Regeln einer Idealen Stadt gebaut ist. Es drängt sich der Vergleich mit dem Himmlischen Jerusalem auf, das in der Apokalypse beschrieben wird. Allerdings sind Details zu erkennen, die an das tatsächliche mittelalterliche Jerusalem denken lassen wie der Salomonische Tempel im Zentrum oder der hoch aufragende Davidsturm. Von dort segeln die Jünger hinaus auf das offene, glatte Meer. Die idyllische Küstenlandschaft am hoch liegenden Horizont sagt nichts über die Bedrohung aus, die vom Meer damals ausging. Seine Größe konnte im Mittelalter nicht ermessen werden und stellte eine permanente Herausforderung für Reisende dar. Die Schiffe, die hier als Symbol der Kirche zu verstehen sind, segelten meist dicht an den Inseln und Küsten entlang. Diese waren befestigt und boten Schutz vor Überfällen und Unwettern.
Alte Galerie. Paradies
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Geburt Christi mit Verkündigung an die Hirten (Detail): Raum 4 Der Wald war im Mittelalter wichtiger Lebensraum für Mensch und Tier. Er wurde wirtschaftlich genutzt und diente den frei laufenden Tieren als Weideland.
Teodoro Ghisi Schöpfungsgeschichte (Detail) siehe gegenüberliegende Seite
Anonymer Meister (Kärntner Maler?) Geburt Christi mit Verkündigung an die Hirten Altartafel, um 1425/30 Tempera auf Fichtenholz, 75 x 72 cm Raum 4
Paradiesische Landschaften Im ersten und zweiten Buch Moses, der Genesis, ist die Erschaffung der Welt als Siebentagewerk Gottes beschrieben. Die Welt wird mit dem Paradies bzw. dem Garten Eden (d. h. „Wonneland“) gleichgesetzt. Dieses Thema findet sich variantenreich in zahlreichen Werken der Kunstgeschichte wieder. Schon im Mittelalter war der Lebensraum Wald stark mit dem Denken an das Paradies verbunden. Auf den gotischen Tafelbildern hatten Bäume noch kein naturalistisches Aussehen, sondern wurden als kleine pilz- oder schirmähnliche Gewächse auf Erdschollen oder Felskuppen dargestellt. Treten mehrere solcher loser Bäumchen in lockerer Gruppierung auf wie im Falle der Hirtenverkündigung, dann kann man von einer standardisierten Walddarstellung im Sinne des Mittelalters sprechen. Im 16. Jahrhundert hingegen schilderte Teodoro Ghisi eine solche (Paradies-)Landschaft wesentlich ausführlicher. Jahrhundertelang sollte sich die Suche nach dem erlösenden Paradies in vielfältigen Kunstwerken des Abendlandes manifestieren, besonders in idyllischen Landschaftsbildern.
Teodoro Ghisi Schöpfungsgeschichte
Teodoro Ghisi (Mantua, 1536–Mantua, 1601) Apostolisches Glaubensbekenntnis, dat. 1588 Öl auf Leinwand 221,5 x 177 cm Raum 9
15. August, 17. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Unten links (Gesamtbild), rechts (Detail): Schöpfungsgeschichte Öl auf Leinwand, 125 x 98 cm Aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis
Das Apostolische Glaubensbekenntnis oder Symbolum Apostolorum wurde von Erzherzog Karl II. für die Grazer Burg bestellt. Das bildlich festgehaltene Glaubensbekenntnis war in der Zeit der Konflikte zwischen evangelischer und katholischer Konfession ein bewusst eingesetztes Thema. Jedem Glaubenssatz entspricht ein Teilbild. Am Beginn steht die Schöpfungsgeschichte, („Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde …“). Es ist das größte Bild in der Mitte und zeigt Gott als älteren Mann mit Nimbus und Bart in antikischem Gewand, der Adam und Eva segnet. Er hat gerade Eva aus dem Körper des schlafend an den Baum der Erkenntnis gelehnten Adam erstehen lassen. Sie sind Vordergrundfiguren einer weiten Landschaft. Auf grüner Wiese leben die unterschiedlichsten Tiere, meist paarweise. Die paradiesische Eintracht wird dadurch ausgedrückt, dass die Löwen mitten unter den Tieren ruhen, die sie eigentlich fressen (Jesaja 11,6 f.). Bedeutsam für die Schöpfung ist jedoch auch der Hintergrund: Deutlich hat sich Ghisi an die Genesis gehalten und Licht und Finsternis am Himmel voneinander geschieden. Sonne, Mond und Sterne bestücken in dramatischer Stimmung den Himmel. Die Trennung von Land und Wasser zeigt sich rechts im Ausschnitt mit dem Meer. Der paradiesische Zustand ändert sich, als Adam und Eva die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis essen – dies kündigt sich links unten in der züngelnden Schlange an, die sich selbst umwindet.
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Gillis III van Coninxloo (Antwerpen, 1544 – Amsterdam, 1606) Waldlandschaft mit Jägern, dat. 1600 Öl auf Holz, 52, 5 x 94 cm Raum 11
Unten links: Maximilian Joseph Schinnagl (Burghausen, 1697 – Wien, 1762) Ruinenlandschaft (Detail) Öl auf Leinwand, 61 x 80 cm Raum 15 Unten rechts: Bonaventura I Peeters zugeschrieben (Antwerpen, 1614 – Hoboken, 1652) Schiffbruch an felsiger Küste Öl auf Leinwand, 62 x 95 cm Raum 13
Alte Galerie. Vielfalt der Welt
Das facettenreiche Antlitz von Wasser und Land Die niederländischen Maler des 16. Jahrhunderts, vor allem die im südlichen Flandern tätigen Joachim Patinir, Herri met de Bles und Pieter Bruegel d. Ä. entwickelten das Thema Landschaft zu einer hervorragenden Bildgattung. Für diese wurden sie weltberühmt, sodass selbst bei zeitgenössischen italienischen Sammlern das Landschaftsbild aus Flandern sehr gefragt war. Niederländische Künstler haben häufig Marinen gemalt. Die bewegten Gemälde des Meeres von Anthonissen, Peeters und van Kessel können als Sinnbilder für das menschliche Leben gesehen werden. Einerseits verspricht die Seefahrt große Möglichkeiten: Exotische Waren aller Art werden herbeigeschafft, der Handel bringt Reichtum und Macht. Doch ist das Meer unberechenbar. Jederzeit können Stürme und Fluten die Schiffe bedrohen, ja in den Untergang schicken. Der Schiffbruch in Bonaventura I. Peeters Gemälde verdeutlicht dies zum Beispiel. Dunkle Waldbilder, wie jene von Coninxloo, zeichnen sich durch eine besonders geheimnisvolle, ja angstbeladene Stimmung aus, während idyllische Landschaftsgemälde von Schinnagl und anderen Meistern des 18. Jahrhunderts den lieblichen Charakter der Natur betonen. Von ihr erhält der Mensch scheinbar unbegrenzt die lebensnotwenige Nahrung. Im 18. Jahrhundert, besonders in der Kunst der Wiener Künstlerakademie, thematisierte man zunehmend die Veränderlichkeit der Landschaft.
Josse de Momper d. J. Gebirgslandschaft mit Reisenden Josse de Momper d. J. (Antwerpen, 1564 – Antwerpen, 1635) Gebirgslandschaft mit Reisenden um 1595 Öl auf Holz, 69 x 104 cm Raum 10
29. August: Themenführung → s. Kalendarium im Anhang
Josse de Momper d. J. war einer der flämischen Meister, die sich auf die Landschaftsmalerei spezialisierten. Über 500 Stück sind in seinem Œuvre nachweisbar. In diese fügten andere Meister – hier wird Sebastiaen Vrancx (1573–1647) angenommen – die Staffage ein.
Momper und seine Zeitgenossen kannten noch keine Malerei im Freien. Nach Skizzen, die er in der Natur anfertigte, oder auch nach Motiven aus Radierungen von Pieter Bruegel d. Ä. komponierte er derlei Landschaftsgemälde im Atelier.
Mompers Gebirgslandschaft demonstriert den tiefen Eindruck, den die Berge auf Reisende aus den flachen Niederlanden machten. Meist führte sie die Pilgerfahrt nach Rom und ins Heilige Land über die Alpen, oder nach Santiago de Compostela über das französische Zentralmassiv und die Pyrenäen. Künstler wanderten aus beruflichen Gründen nach Italien, so auch Momper in den 1580er Jahren. Die Vorstellung, die er vom Hochgebirge gibt, ist äußerst lebensfeindlich: Schroffe, kahle Felsen, bedrohliche Schluchten und beschwerliche Wege machen das Reisen für Reiter, Säumer und Lasttiere mühevoll. Das Auf und Ab gibt ein Sinnbild für den unvorhersehbaren Lebensweg des Menschen. Darin ist die Ermahnung zur Hinwendung zu guten Taten verschlüsselt: Der Reiter wird um ein Almosen gebeten, der Hirte mit Schafherde erinnert an Christus als Guten Hirten und rechts beginnt die Überquerung einer besonders gefährlichen Schlucht mit einem Kreuz.
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Herman III Saftleven (Rotterdam, 1609 – Utrecht, 1685) Zwei Gebirgslandschaften Öl auf Leinwand, 56,2 x 80,7 cm bzw. 57 x 82 cm Raum 11
5. September: Themenführung → s. Kalendarium im Anhang
Jan Brueghel d. Ä. (Brüssel, 1568 – Antwerpen, 1625) Triumph des Todes (Detail), dat. 1597 Öl auf Leinwand, ursprünglich auf Holz 119 x 164 cm Raum 10
Alte Galerie. Weltlandschaften
Bedeutend und anmutig – Gottes Schöpfung Mit der Verschiedenheit und Vielheit sowie der sich möglichst weit in den Hintergrund erstreckenden Landschaft wollte man die gesamte Erde und damit die gesamte Schöpfung Gottes visualisieren. So gestaltete zum Beispiel Jan Brueghel im Triumph des Todes die Erde als Überschaulandschaft, in der auch der Tod präsent ist: Kahle, knochenfarbige Erde mit abgestorbenen Bäumen verdeutlicht, dass alles Lebendige sterblich ist. Das Meer ist von katastrophaler Gewitterstimmung beherrscht. Mit den winzigen Details wie brennenden Häusern am Horizont versucht der Künstler, die Unendlichkeit der Welt darzustellen. Die Zwei Gebirgslandschaften von Herman III Saftleven führen den Typus der Weltlandschaft im Geschmack des 17. Jahrhunderts weiter. Der Ausblick in Gebirge, die von gewundenen Flüssen und Wegen zum Horizont erschlossen werden, ist nun festes Repertoire des niederländischen Landschaftsgenres. Einer der bedeutendsten flämischen Landschaftsmaler des frühen 16. Jahrhunderts war Herri met de Bles, der eine kleine Gruppe von Bergwerksbildern schuf. Er konnte die Förderung von Erz in seiner Heimat in der Maasregion beobachten, erhielt aber auch Anregungen von theoretischen Schriften über den Bergbau.
Herri met de Bles Landschaft mit Bergwerk
Herri met de Bles (Dinant oder Bouvignes, 1485/1510 – Antwerpen, 1550/1555) Landschaft mit Bergwerk, um 1550 Öl auf Holz, 39,5 x 73 cm Raum 11
Die Hl. Familie ist als Angebot an den Sünder, den christlichen Weg zu wählen, zu verstehen.
In der Landschaft mit Bergwerk sind rechts Schächte zu sehen, aus denen Erz gefördert wird, sowie ein Hochofen. Links vorne wird in einer Schmiede das Eisen verarbeitet. Die Landschaft ist in mehreren Gründen aufgebaut, wobei dem Vordergrund braune Erdtöne zukommen. Im Mittelgrund bauen sich besonders bizarre, hohe Felsen auf, die im Hintergrund zu blaugrauen Bergen überleiten. Dort finden sich auch Übergänge in sanftere Ebenen. Diese Art von Farb- oder Luftperspektive war in flämischen Bildern der Zeit üblich. Dem Gemälde liegt ein tieferer Sinn zugrunde: Das mühevolle Erarbeiten von Metallen versetzt den Menschen in das Eiserne Zeitalter (Hesiod), in dem Krieg und Not herrschen. Eisen diente ja vor allem zur Erzeugung von Waffen, aber auch von Münzen, die den Menschen zur Sünde der Habgier verleiten. Im Gegensatz zu diesen negativen Aspekten steht die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten, die rechts in sehr kleinem Format zu entdecken ist. Sie wird vom Heer des Königs Herodes verfolgt, das sich vor dem Rundtempel links im Mittelgrund aufgemacht hat. Während die Heilige Familie flieht, stürzen an ihrem Weg die heidnischen Götzenbilder (Pseudo Matthäusevangelium), wie an der hohen Säule auf dem Tempel zu beobachten ist.
Münzkabinett. Unterwegs
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„Taler, Taler, du musst wandern“ Der Weg des Geldes Die Steiermark war immer schon Teil eines überregionalen und internationalen Wirtschaftsraumes mit mannigfaltigen Verflechtungen und Beziehungen. Dementsprechend bunt präsentiert sich auch der Münzumlauf dieses Landes seit der Zeit der Kelten bis heute. In unserem Gebiet waren die Kelten die ersten, die Münzgeld verwendeten. Mit der Annexion Noricums und vor allem mit der Umwandlung in eine römische Provinz unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) war die heutige Steiermark Teil der römischen Reichsmünze geworden. So finden sich in der Steiermark römische Münzen aus allen bedeutenden Prägestätten des Imperium Romanum.
Dukatenwaage mit Holzschatulle und Gewichten, 17. Jh., Nürnberg; Leopold I., Dukat 1676, Graz
Taler aus verschiedenen Prägestätten, die im Heiligen Römischen Reich um 1575 in Umlauf waren, aus einer in Leipzig im Jahr 1572 erschienenen Zusammenstellung Fotos: UMJ / Archiv AArchMk
Das steirische Münzwesen und der Münzumlauf der Steiermark vom 12. bis zum 17. Jh. war von einer großen Vielfalt und Differenziertheit der Münzsorten geprägt. Zwar achtete der Landesfürst darauf, dass in seinem Territorium in erster Linie eigene Prägungen im Umlauf waren, aber durch die zunehmende Bedeutung des Handels konnte nicht verhindert werden, dass vor allem im Bereich der Goldprägung immer wieder auch Münzen aus fremden Münzlandschaften in die Steiermark gelangten. Münzwagen und Münzgewichte wurden für Händler und Geldwechsler zu unentbehrlichen Hilfsmitteln, um die verschiedenen Goldmünzen zu identifizieren.
Goldmünzen aus dem Schatz von Scheifling, verborgen nach 1590 Am 9. September 1936 stieß man im obersteirischen Ort Scheifling bei Umbauarbeiten in der ehemaligen Taverne des Schlosses auf einen Leinensack, der hinter einem Türsturz verborgen war. Im Sack befanden sich über 400 Goldmünzen und goldene Ringe, Ketten und Gürtel. 118 dieser Münzen gelangten in die Münzensammlung des Universalmuseums Joanneum und stellen einen Höhepunkt des Münzkabinetts in Schloss Eggenberg dar.
Münzen aus dem Schatz von Scheifling, verborgen nach 1590
Abbildungen unten: Einzelne Münzen aus dem Schatz von Scheifling (v. l. n. r. ): Lucca, Scudo d´oro, 1552, Rückseite Florenz, Cosimo I. de Medici (1536–1574), Scudo d´oro del sole, Vorderseite Mirandola, Galeotto III. Pico (1568–1590), Scudo d´oro, Vorderseite Neapel-Sizilien, Karl V. (1516–1556), Scudo d´oro, Vorderseite Fotos: UMJ / Archiv AArchMk
1. August, 10. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Ein besonderes Merkmal des Scheiflinger Schatzes ist seine Internationalität. Die Prägestätten der Münzen verteilen sich über halb Europa. Dies lässt sich nicht allein daraus erklären, dass damals die Grenzen eines politischen Raums nicht unbedingt mit den Grenzen eines Währungsbezirkes zusammenfallen mussten und auch in der Steiermark – gerade, was Goldmünzen betrifft – immer auch fremde Münzen im Umlauf waren. Der Umstand, dass sich die Prägestätte der im Scheiflinger Schatz versammelten Münzen von Polen über Frankreich, Italien und Spanien bis nach Portugal erstrecken, hat seinen Grund wohl auch darin, dass sein nicht mehr bestimmbarer Besitzer über weitreichende Geldverbindungen verfügt haben muss. Die meisten der 118 Münzen sind gut erhalten und waren demgemäß zum Zeitpunkt ihrer Verbergung nicht lange im Umlauf. Nur die spanischen Münzen und das portugiesische Stück weisen starke Zirkulationsspuren auf und sind teilweise beschnitten. Die meisten Stücke stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Münzen mit dem jüngsten Prägedatum sind ein Dukat Erzherzog Karls II. von Innerösterreich aus Kärnten und ein Dukat König Rudolfs II. aus Prag, die im Jahr 1590 hergestellt wurden. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Schatz bald nach 1590 verborgen wurde.
Münzkabinett. Paradies
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Galenit (Bleiglanz), Bergbau Oberzeiring, Sammlung Mineralogie Foto: UMJ / H.-P. Bojar
Der Stoff, aus dem die Münzen sind Seit rund 7000 Jahren ist die Menschheit von den beiden Edelmetallen Gold und Silber fasziniert. Nach der Erfindung der Münze im 7. Jh. v. Chr. in Kleinasien wurde das Münzwesen mehr als 2000 Jahre lang von diesen beiden Metallen beherrscht. Die Aufsuchung, Erschließung, Gewinnung und Aufbereitung dieser Bodenschätze ist mit sehr großen Anstrengungen verbunden. Trotzdem werden keine Kosten und Mühen gescheut, um an die wertvollen Edelmetalle zu gelangen. Vor rund 500 Jahren gehörten die Gold- und Silberbergwerke auf dem Gebiet des heutigen Österreich weltweit zu den ergiebigsten, ehe sie von der Konkurrenz aus Amerika überflügelt wurden. So galt das Silberbergwerk von Schwaz in Tirol als „Mutter aller Bergwerke“. Nicht weit davon entfernt wurde die Münzstätte Hall errichtet, die mit dem Guldiner die erste Großsilbermünze der Geschichte herstellte und wo auch erstmals Prägemaschinen zum Einsatz kamen. Seit der Antike war das Tauerngold ebenso begehrt wie legendenumwoben. Noch heute werden in den Hohen Tauern große Vorkommen des gelben Metalls vermutet.
4. Juli, 17. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Herri met de Bles (Dinant oder Bouvignes, 1485/1510 – Antwerpen, 1550/1555) Landschaft mit Bergwerk, um 1550 Öl auf Holz, 39,5 x 73 cm
Steirische Pfennige aus Graz und Oberzeiring
Albrecht I. (1282–1298), 10 Pfennige, Münzstätte Graz oder Oberzeiring Vs. Hirsch mit aus dem Maul hängendem Kleeblatt nach links
In der Steiermark wurden Jahrtausende hindurch Rohstoffvorkommen und Lagerstätten abgebaut. Zentrum der steirischen Silbergewinnung im Mittelalter war der Ort Oberzeiring in den Wölzer Tauern. Das Silberbergwerk von Oberzeiring wurde seit dem 13. Jh. ausgebeutet. Lange Zeit nahm man an, dass das Bergwerk im Jahr 1361 überflutet worden sei. In Wirklichkeit werden es aber wirtschaftliche Gründe gewesen sein, vor allem die Erschöpfung der Lagerstätte, die um 1400 zur Einstellung des Bergbaus führten. Vom angeblichen Wassereinbruch wird eine Sage erzählt, die vom Übermut der reichen Bergknappen handelt. Diese hätten einem kleinen blonden Knaben mit einem Schwert den Kopf abgeschlagen und als Kugel beim Kegeln zu ihren silbernen Kegeln verwendet. Die Großmutter des Knaben hätte sie verflucht, indem sie aus einem Krug Mohnkörner schüttete und sagte: „Soviele Mohnkörner hier liegen, solange soll es in Zeiring keinen Silbersegen mehr geben.“ Am nächsten Tag wäre Wasser in das Silberbergwerk eingebrochen und hätte 1400 Bergleute das Leben gekostet.
Grazer Pfennig, ca. 1325–1360, Münzstätte Oberzeiring Brustbild eines Bergmannes mit Hämmern in den erhobenen Händen nach rechts Foto: UMJ / Archiv AArchMk
Ab den ersten Jahrzehnten des 13. Jhs. bis in das Jahr 1408 hatte das Herzogtum Steiermark eine eigene Landeswährung: den Grazer Pfennig. Der Landesherr ließ ihn in mindestens zwei Münzstätten prägen: in Graz und Oberzeiring, das bis in die Mitte des 14. Jhs. über die bedeutendsten Silbervorkommen des Landes verfügte. Vielleicht wurden darüber hinaus Grazer Pfennige eine Zeit lang auch in der Stadt Judenburg hergestellt.
Archäologiemuseum. Unterwegs
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Ideen, Menschen und Güter auf Wanderschaft Wanderbewegungen von Ideen und Menschen sind wie der Handel wichtige Faktoren für die Bevölkerungsentwicklung und den Kulturtransfer. Zu den bedeutendsten kulturellen Errungenschaften in der Geschichte des modernen Menschen zählt die Landwirtschaft, die in der Jungsteinzeit vom „Fruchtbaren Halbmond“ entlang der Ostküste des Mittelmeerraums nach Europa gelangte. Es ist strittig, ob diese Ausbreitung durch die Mitteilung von Ideen und Fertigkeiten erfolgte oder durch die Wanderungen der Bauern selbst, die aus dem Nahen Osten nach Europa kamen und ihr Wissen – das sogenannte neolithische Paket, bestehend aus geschliffenen Steingeräten, Ackerbau, Viehzucht, Sesshaftigkeit und Keramik – mitbrachten.
Graziella, Keramik, Pfauengarten in Graz, erstes Drittel des 4. Jts. v. Chr.
Flache Hammeraxt mit ovalem Nackenquerschnitt, Graz, 4300–2200 v. Chr.
1. August, 10. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Die Anfänge der Bernsteinstraße, auf der wohl auch Ideen, sicher aber Güter transportiert wurden, reichen wahrscheinlich bis in die Bronzezeit zurück. Auf diesem Handelsweg gelangte der wertvolle Bernstein von der Ostsee nach Süden in den Mittelmeerraum. Für die römische Zeit ist der Verlauf dieses Weges zwischen Carnuntum und Aquileia weitgehend bekannt.
Bernsteinobjekte aus der Hallstattzeit und der römischen Kaiserzeit
Tierkopfprotomenperlen aus dem Kröllkogel, erstes Drittel des 6. Jhs. v. Chr.
Bernsteinschmuck aus der römischen Kaiserzeit, Poetovio, 1.-2. Jh. n. Chr.
Bei einer Nachgrabung im Kröllkogel, dem reichsten der vier größten Grabhügel des hallstattzeitlichen Gräberfeldes von Kleinklein (Gemeinde Großklein), wurden auch zwei Bernsteinperlen gefunden, die die Form von zwei Tierköpfen aufweisen. Diese kleinen Köpfe lassen sich nur schwer deuten, es scheint aber, dass es sich um kleine Pferdeköpfe handelt. Bernstein mit seiner rot-orangen Farbe war in der Bronze- und Eisenzeit ein beliebter Rohstoff für die Schmuckherstellung. Besonders die Fundstellen in der Nähe der Bernsteinstraße bieten eine große Fülle an Bernsteinperlen, die oft zusammen mit Glasperlen in Frauengräbern gefunden werden. Die zwei Perlen gehörten wahrscheinlich zu einer Kette, die ein typischer Bestandteil der eisenzeitlichen Frauentracht war. Die Entdeckung der Perlen war auch ein Nachweis, dass sich unter den drei Bestatteten dieses reichen Grabhügels eine Frau befand. Unter dem Schmuck, den wir aus der römischen Kaiserzeit kennen, stellen Anhänger und Fingerringe aus Bernstein eine Besonderheit dar. Aus einem Stück Bernstein geschnitzt, treten sie sowohl in unverzierter Form als auch mit in Relief wiedergegebener Darstellung – etwa einer weiblichen Büste oder einem schlafenden Amor – auf. Bernsteinfunde kommen häufig in Frauen- und Kindergräbern vor.
Archäologiemuseum. Paradies
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Die Zähmung der Landschaft Zahlreiche archäologische Funde legen Zeugnis von den Bemühungen des Menschen ab, die Landschaft seit urgeschichtlicher Zeit zu zähmen. Besonders zahlreiche Kulturreste aus der mittleren und jüngeren Altsteinzeit konnten in Höhlen des Mittleren Murtals gefunden werden. Im Neolithikum fand der Übergang vom Jäger- und Sammlertum in eine sesshafte Lebensweise mit Viehzucht und Ackerbau statt. Für die nun entstehenden Ansiedlungen waren neben den Waldgebieten, die das benötigte Bau-, Werk- und Brennholz lieferten, vor allem fruchtbare Böden und Weideflächen wichtig. Ab diesem Zeitpunkt veränderte die Landwirtschaft über Jahrtausende die einstige Natur- in die heutige Kulturlandschaft. Mit der Entdeckung der Eisenverarbeitung in der Hallstattzeit konnten die Menschen neuartige Werkzeuge anfertigen, mit denen sie in der Lage waren, die Landschaft grundsätzlich zu verändern. In weiterer Folge entstanden in der Steiermark die ersten protourbanen Zentren wie die Siedlungen auf dem Burstallkogel bei Großklein, dem Bubenberg bei Spielfeld oder dem Falkenberg bei Judenburg. Die römische Besiedelung und Einrichtung der Provinz Noricum in der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. führte zu einschneidenden Eingriffen in das Landschaftsbild der Steiermark: Straßen wurden gebaut, um 70 n. Chr. gründete Kaiser Vespasian mit Flavia Solva die erste Stadt auf dem Gebiet der heutigen Steiermark, zur Versorgung der Stadtbevölkerung wurde ein Netz von landwirtschaftlichen Gutshöfen angelegt.
Abbildung oben: Repliken verschiedener prähistorischer Werkzeuge Foto: UMJ / D. Modl Abbildung Mitte: Replik eines Tüllenbeils bei der Holzbearbeitung Foto: UMJ / D. Modl Abbildung rechts: Der Pommerkogel bei Großklein, ein Landschaftsmonument aus der älteren Eisenzeit Foto: UMJ / M. Mele
Über Äxte und Beile
Spitznackiges Flachbeil, Bad Gleichenberg, 4500–4300 v. Chr.
4. Juli, 17. Oktober: Themenführungen → s. Kalendarium im Anhang
Abbildung unten links: Rundnackenaxt aus Serpentin, Graz, Puntigam, 4300–2200 v. Chr. Abbildung unten Mitte: Lappenbeil, Typ Bad Goisern, Variante Bad Aussee, Pichl-Kainisch bei Bad Aussee, Ödensee, 11.–10. Jh. v. Chr. Abbildung unten rechts: Tüllenbeil mit Y-Ornament und Öse, Hoče, Slowenien, 11.–9. Jh. v. Chr.
Für die Rodungs- und Bauarbeiten standen den neolithischen Siedlern geschliffene Äxte und Beile aus widerstandsfähigen Gesteinsarten wie Basalt oder Serpentin zur Verfügung. Die Unterscheidung von Axt und Beil erfolgt anhand der Form der Schäftung. Während die Axt über ein senkrechtes Loch im Klingenkörper verfügt, durch das der hölzerne Stiel geschoben werden konnte, besitzt das Beil kein Schaftloch und musste quer zum Schaft befestigt werden. Äxte und Beile waren nicht nur Werkzeuge, sondern auch Waffen und Zeremonialgeräte. In vielen Fällen sind die Funde von Äxten und Beilen die einzigen Belege für die Begehung und Erschließung weiträumiger Gebiete durch den Menschen. In der mittleren Bronzezeit kamen Beile mit schmalen Randleisten auf, die zur besseren Befestigung am Holzschaft später zu Lappen verbreitert wurden. Nahezu parallel mit den Lappenbeilen entwickelten sich die Tüllenbeile, die über eine konische Tülle verfügten. Sowohl die Lappenals auch die Tüllenbeile wurden an rechtwinkelig gebogenen Kniehölzern befestigt, für deren Herstellung ein Astansatz und Teile des Stammholzes verwendet wurden. Zum Einstemmen der Mittelschlitze in den Kniehölzern – über die dann ein Lappenbeil eingeschoben und mit Lederbändern oder Sehnen befestigt werden konnte – kamen lanzettförmige Meißel zum Einsatz.
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Ushebtis, Arbeiterfiguren als Stellvertreter für den Verstorbenen im Jenseits, Ägypten, 14.–3. Jh. v. Chr.
Abbildung unten links: Votivstatuetten aus Zypern, 6.–1. Jh. v. Chr. Abbildung unten rechts: Ausstellungsansicht Archäologiemuseum
Archäologiemuseum. Vielfalt der Welt
Die Vielfalt der Alten Welt Das Universalmuseum Joanneum verfügt über die zweitgrößte archäologische Sammlung Österreichs. Die umfangreichen, durch Schenkung, Ankauf und Grabungstätigkeit gewachsenen Bestände umfassen neben archäologischen Funden zur Geschichte der Steiermark und Sloweniens auch Objekte der klassischen griechisch-römischen Antike, des Alten Orients und Ägyptens. Die Buntheit der Sammlung, in der sich die Vielfalt der Alten Welt widerspiegelt, findet in der Präsentation des Archäologiemuseums ihre Entsprechung. Die Ausstellung ist in sechs Bereiche gegliedert, die sich mit Grundfragen des Mensch-Seins befassen. Innerhalb jedes einzelnen Bereichs sind Objekte aus den verschiedensten Epochen und Regionen zusammengestellt. So sind im Abschnitt „Ist mein Wesen abbildbar?“ unter anderem die hallstattzeitliche Bronzemaske aus dem Kröllkogel in der Steiermark, die Mumie des Amun-Priesters Anch-pa-chrad aus dem ägyptischen Memphis und die römische Replik eines Porträtkopfs des Demosthenes als mögliche Antworten auf diese Frage präsentiert. 29. August: Themenführung → s. Kalendarium im Anhang
Die Maske aus dem Kröllkogel, die Mumie des Anch-pa-chrad und der Kopf des Demosthenes
Maske aus dem Kröllkogel, Steiermark, erstes Drittel 6. Jh. v. Chr.
Abbildung unten links: Mumie des Priesters Anch-pachrad, Detail, Memphis, Ägypten, 10. Jh. v. Chr. Abbildung unten rechts Porträtkopf des Demosthenes, unbekannter Fundort, 1. Jh. n. Chr.
Im Hügelgräberfeld der hallstattzeitlichen Siedlung auf dem Burgstallkogel bei Großklein wurden vom Ende des 9. Jhs. v. Chr. bis in die erste Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. Menschen bestattet. Das am reichsten ausgestattete Grab ist der Kröllkogel, der mit drei anderen Grabhügeln zu einer separaten Nekropole am Fuße des Burgstallkogels gehört. Aus dem Kröllkogel stammt unter anderem eine Maske, die aus einem Stück Bronzeblech in Treibtechnik angefertigt wurde. Die Augen, die Nase und der Mund sind schematisch wiedergegeben. Am Rand der Maske angebrachte Nägel zeigen, dass sie wahrscheinlich auf einem Träger aus Holz befestigt war. Die ebenfalls im Grab gefundenen, aus Bronzeblechen gefertigten Hände schmücken reiche Verzierungen, die in Punzbuckeltechnik ausgeführt sind. Die Bemalung der Kartonage der Mumie des Priesters Anchpa-chrad aus dem 10. Jh. v. Chr. zeigt Darstellungen zum Schutz der Mumie. Geierflügel umrahmen das Gesicht. Amulettbänder und ein Pektoral mit Skarabäus liegen auf dem Blütenkragen. In der Schriftkolumne wird Osiris für den Amun-Priester Anch-pa-chrad angerufen. Am Fußende umschließt eine Kartusche den Namen Osiris-Herr-der-Ewigkeit. Vom kanonischen Porträttyp des Demosthenes weicht die Grazer Replik, die im 1. Jh. n. Chr. nach einem griechischen Original angefertigt wurde, in der Gestaltung der Haare und der Augen ab. Anders als das lockige Haar anderer Kopien liegt beim Grazer Kopf das Haar in langen, flachen Strähnen auf einer Stirnglatze auf, die Augen sind groß und blank.
MAI
JUNI
JULI
17.05. Sonntag
06.06. Samstag
04.07. Samstag
Internationaler Museumstag Vielfalt der Welt. Eggenberger Landschaften Schloss Eggenberg 10–17 Uhr
Themenführung: Unterwegs Prunkräume & Alte Galerie 15 Uhr
Themenführung: Paradies Archäologiemuseum & Münzkabinett 15:00 Uhr
Führungen/ Fokusstationen: Alte Galerie 11 Uhr, 15 Uhr Schlosspark 12 Uhr Münzkabinett 13 Uhr
Führung: Tränen der Götter – Bernsteinobjekte im Archäologiemuseum Archäologiemuseum 15:30 Uhr
14.06. Sonntag
Archäologiemuseum 14 Uhr Prunkräume 16 Uhr Kinderprogramm 14–17 Uhr
07.06. Sonntag
THEME N TAG
Bilderreisen: Fokus Landschaft – Über Entstehung und Entwicklung der Landschaftsmalerei Alte Galerie 14:30 Uhr
18.06. Donnerstag Tag der offenen Tür Archäologielandschaft Steiermark Archäologiemuseum
THEME N TAG
MAI/JUNI Eggenberger Rosenwochen von 31.05. bis 19.06.2015 Rosenführungen mittwochs und freitags um 15.30 Uhr, sonntags um 10.30 Uhr
20.06. Samstag Themenführung: Park 15 Uhr
Vielfalt der Welt Eggenberger Landschaften
Kalendarium: 17. Mai – 18. Oktober
12.07. Sonntag Bilderreisen: Fokus Landschaft – Von den Gefahren in der Natur Alte Galerie 14:30 Uhr
18.07. Samstag Themenführung: Vielfalt Park & Prunkräume 15 Uhr
19.07. Sonntag Führung: Vom Erz zur Münze Münzkabinett 15:30 Uhr
AUGUST
SEPTEMBER
OKTOBER
01.08. Samstag
05.09. Samstag
10.10. Samstag
Themenführung: Unterwegs Archäologiemuseum & Münzkabinet 15 Uhr
Themenführung: Weltlandschaft Alte Galerie 15 Uhr
Themenführung: Unterwegs Prunkräume, Alte Galerie, Archäologiemuseum & Münzkabinett 15 Uhr
19.09. Samstag
02.08. Sonntag Führung: Tieropfer und fremde Götter – Kulte in der Steiermark Archäologiemuseum 15:30 Uhr
Themenführung: Park 15 Uhr
20.09. Sonntag Bilderreisen: Fokus Landschaft – Symbolhaft und mitfühlend Alte Galerie 14:30 Uhr
09.08. Sonntag OPEN HOUSE Schloss Eggenberg THEME N TAG
11.10. Sonntag Bilderreisen: Fokus Landschaft – Unendliche Weite Alte Galerie 14:30 Uhr
17.10. Samstag Themenführung: Paradies Park, Alte Galerie, Archäologiemuseum & Münzkabinett 15 Uhr
18.10. Sonntag 15.08. Samstag
Thementag Alte Galerie
Themenführung: Paradies Park, Prunkräume & Alte Galerie 15 Uhr
THEME N TAG
29.08. Samstag Themenführung: Vielfalt Alte Galerie & Archäologiemuseum 15 Uhr
Thementag Unterwegs Paradies Vielfalt der Welt Weltlandschaften
Schlosspark ße stra Berg
Schlosspark
Baiernstraße
B A I
ße tra ns ier a B
H Shop
G
Schlossstraße
Georgigasse
A Schloss Eggenberg Prunkräume Alte Galerie Münzkabinett Veranstaltungsraum Laternen-G‘wölb
Eggenberger Allee
Lageplan
traße Weissenkirchers
traße ergers Grasb
steinstraße Herber
B Archäologiemuseum I Infopoint, Startpunkt aller Führungen G Cafepavillon H Kinderspielplatz
Erste Hilfe
WC
Shop
Parkplatz
Ihr Besuch in Schloss Eggenberg Schloss Eggenberg, Alte Galerie, Archäologiemuseum, Münzkabinett Eggenberger Allee 90, 8020 Graz T +43-316/8017-9560 www.welterbe-eggenberg.at www.altegalerie.at www.archaeologiemuseum.at www.muenzkabinett.at
Öffnungszeiten Schlosspark und Gärten April bis Oktober: täglich 8-19 Uhr November bis März: täglich 8-17 Uhr Prunkräume Nur im Rahmen einer Führung zugänglich. Führungen: April bis Oktober, Di–So, Feiertag um 10, 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr. Alte Galerie, Archäologiemuseum und Münzkabinett April bis Oktober: Mi–So, Feiertag 10-17 Uhr November bis 6. Jänner (2016): nur sonntags und feiertags im Rahmen einer Führung zugänglich. 7. Jänner bis 31. März: geschlossen
Führungen und Veranstaltung: Termine zu Themenführungen und Thementagen finden Sie im Kalendarium im Anhang. Weitere Führungen nach Voranmeldung. T +43-316/8017-9560 info-eggenberg@museum-joanneum.at
Eintrittspreise Eintrittskarte: 9 € Führungsaufschlag: 2,50 €/Person
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